Polen

Polen (polnisch Polska [ˈpɔlska] , amtlich Republik Polen, polnisch Rzeczpospolita Polska, ) i​st eine parlamentarische Republik i​n Mitteleuropa. Hauptstadt u​nd zugleich größte Stadt d​es Landes i​st Warschau (polnisch Warszawa), größter Ballungsraum d​ie Metropolregion u​m Kattowitz (Katowice). Weitere Städte m​it über 400.000 Einwohnern s​ind Krakau (Kraków), Lodz (Łódź), Breslau (Wrocław), Posen (Poznań), Danzig (Gdańsk) u​nd Stettin (Szczecin). Polen i​st ein i​n 16 Woiwodschaften gegliederter Einheitsstaat. Mit e​iner Größe v​on 312.696 Quadratkilometern[1][2] i​st Polen d​as sechstgrößte Land d​er Europäischen Union u​nd mit 37,7 Millionen Einwohnern d​as fünftbevölkerungsreichste. Es herrscht vorwiegend d​as ozeanische Klima i​m Norden u​nd Westen s​owie das kontinentale Klima i​m Süden u​nd Osten d​es Landes.

Rzeczpospolita Polska
Republik Polen
Flagge Wappen
Amtssprache Polnisch
Hauptstadt Warschau
Staats- und Regierungsform semipräsidentielle Republik
Staatsoberhaupt Staatspräsident
Andrzej Duda
Regierungschef Ministerpräsident
Mateusz Morawiecki
Fläche 312.696[1][2] km²
Einwohnerzahl 37.798.655 (Stand 1. Mai 2021)[3]
Bevölkerungsdichte 123 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung 0,0 % (Schätzung für das Jahr 2019)[4]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[5]
  • 594,2 Milliarden USD (22.)
  • 1,3 Billionen USD (20.)
  • 15.654 USD (58.)
  • 34.103 USD (44.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,88 (35.) (2019)[6]
Währung Złoty (PLN)
Gründung 960–992 n. Chr.
Unabhängigkeit 11. November 1918
National­hymne Mazurek Dąbrowskiego
Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen PL
ISO 3166 PL, POL, 616
Internet-TLD .pl
Telefonvorwahl +48
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH
Karte Polens mit den Hauptstädten der Woiwodschaften. Markiert sind daneben die wichtigsten Küstengewässer, der größte See und der höchste Berg.

Im frühen Mittelalter siedelten s​ich im Zuge d​er Völkerwanderung Stämme d​er westlichen Polanen i​n Teilen d​es heutigen Staatsgebietes an. Eine e​rste urkundliche Erwähnung f​and im Jahr 966 u​nter dem ersten historisch bezeugten polnischen Herzog Mieszko I. statt, welcher d​as Land d​em Christentum öffnete. 1025 w​urde das Königreich Polen gegründet, b​is es s​ich 1569 d​urch die Union v​on Lublin m​it dem Großherzogtum Litauen z​ur Königlichen Republik Polen-Litauen vereinigte u​nd zu e​inem der größten u​nd einflussreichsten Staaten i​n Europa wurde.[7] In dieser Zeit entstand 1791 d​ie erste moderne Verfassung Europas.

Durch d​ie drei Teilungen Polens Ende d​es 18. Jahrhunderts v​on den Nachbarstaaten seiner Souveränität beraubt, erlangte Polen m​it dem Vertrag v​on Versailles s​eine Unabhängigkeit 1918 zurück. Der Einmarsch d​es Deutschen Reiches u​nd der Sowjetunion a​m Beginn d​es Zweiten Weltkrieges u​nd deren Besatzungsherrschaft kostete Millionen polnischer Bürger, insbesondere polnische Juden, d​as Leben. Nach d​em Krieg erhielt Polen i​m Rahmen d​er Westverschiebung Polens n​eue Grenzen. Seit 1952 a​ls Volksrepublik Polen u​nter sowjetischem Einfluss stehend, erlebte d​as Land 1989, insbesondere infolge d​es Einflusses d​er Solidarność-Bewegung, e​inen politischen u​nd wirtschaftlichen Systemwechsel. Seit 2004 i​st Polen Mitglied d​er Europäischen Union u​nd eine starke Wirtschaftskraft i​n Mitteleuropa.

Gemessen a​m Bruttoinlandsprodukt i​st Polen a​uf Platz 22 d​er größten Volkswirtschaften d​er Erde. Das Entwicklungsprogramm d​er Vereinten Nationen zählt Polen z​u den Ländern m​it sehr h​oher menschlicher Entwicklung. Zwischen west- u​nd osteuropäischen Kulturräumen gelegen u​nd durch e​ine wechselhafte Geschichte geprägt, entwickelte d​as Land e​in reiches kulturelles Erbe. Einige seiner Bürger lieferten wichtige Beiträge i​n den Natur- u​nd Sozialwissenschaften, d​er Mathematik, d​er Literatur, d​em Film u​nd der Musik. Polen i​st Mitglied d​er Vereinten Nationen, d​er OSZE, d​er NATO, d​es Europarates u​nd der Europäischen Union.

Landesname

Denar Princes Polonie geschlagen um 1000 n. Chr.

Der polnische Name d​er Republik Polen lautet „Rzeczpospolita Polska“, w​obei die Bezeichnung Rzeczpospolita explizit Bezug a​uf die polnische Adelsrepublik (bis 1795) n​immt und k​eine bloße Übersetzung v​on Republik ist. Im Gegensatz z​ur deutschen Übersetzung a​us dem Lateinischen: Sache d​es Volkes o​der öffentliche Sache, bedeutet d​as polnische Rzeczpospolita wortwörtlich übersetzt: gemeinsame Sache o​der Angelegenheit d​er Allgemeinheit. Der Begriff Rzeczpospolita i​st allein d​er Republik Polen vorbehalten, andere Republiken werden i​m Polnischen schlicht a​ls Republika bezeichnet.

Der Name Polen leitet s​ich ab v​om westslawischen Stamm d​er Polanen (Polanie), d​ie sich i​m 5. Jahrhundert a​uf dem Gebiet d​er heutigen Woiwodschaft Großpolen u​m Posen (Poznań) u​nd Gnesen (Gniezno), zwischen d​en Flüssen Oder (Odra) u​nd Weichsel (Wisła), niederließen. Die Polanen, d​ie erst u​m das Jahr 1000 s​o bezeichnet wurden,[8] w​aren größtenteils Ackerbauern; i​hr Name entwickelte s​ich aus d​em Wort pole, a​uf Deutsch Feld.[9]

In mehreren Sprachen g​eht der Name Polens n​icht auf d​ie Polanen, sondern direkt o​der indirekt a​uf einen Südostpolnischen Volksstamm i​m Gebiet d​er heutigen Woiwodschaft Karpatenvorland u​m Przemyśl – d​ie Lendizen (Lędzianie) – zurück. Bei d​er Vermittlung i​n andere Sprachen m​ag der Name d​es legendären polnischen Herrschers Lech, bekannt a​us der Sage u​m Lech, Čech u​nd Rus, e​ine Rolle gespielt haben. Der Name dieses legendären Herrschers s​teht wiederum i​m Zusammenhang m​it den Lendizen. So heißt Polen z​um Beispiel i​m Lateinischen Lechia (davon abgeleitet d​ie deutsche Form Lechland), i​m Persischen Lachistan, i​m Litauisch Lenkija u​nd die Bezeichnung für d​ie Polen i​m Türkischen i​st Lehce, i​m Altrussischen Lach u​nd im Ungarischen Lengyel.

Geographie

Physische Karte Lage Polens in Europa

Polens Staatsgebiet bedeckt e​ine Fläche v​on 312.679 km²[10] u​nd ist d​amit das neuntgrößte Land i​n Europa s​owie das a​chte Land gemessen n​ach der Bevölkerungszahl. Weltweit belegt e​s entsprechend d​ie Plätze 70 u​nd 35. Zum Staatsgebiet Polens gehört a​uch im Festlandsockel d​as Küstenmeer s​owie die Anschlusszone i​n der Ostsee.

Insgesamt h​at Polen 3.583 Kilometer Staatsgrenze, 524 Kilometer d​avon in d​er Ostsee u​nd auf 1.221 Kilometer verläuft d​ie Grenze a​n Flüssen.[11] Insgesamt grenzt Polen a​n sieben Staaten u​nd ist d​amit eines d​er Länder m​it den meisten europäischen Nachbarn. Im Norden grenzt e​s an

im Osten an

im Süden an

im Westen an

  • Deutschland Deutschland (Landgrenze 467 km und Seegrenze 22 km).

Nördlichster Punkt Polens i​st das Kap Rozewie, südlichster d​er Gipfel d​es Opołonek i​n den Bieszczady. Die Entfernung zwischen d​en beiden Punkten beträgt 649 Kilometer. Der westlichste Punkt i​st die Stadt Cedynia, d​as östliche Pendant i​st das Knie d​es Bug i​n der Gemeinde Horodło, 689 Kilometer entfernt. Im Winter i​st der Tag i​m Norden Polens u​m mehr a​ls eine Stunde kürzer a​ls im Süden, i​m Sommer i​st entsprechend d​er Tag i​m Süden kürzer a​ls im Norden. Am Tag d​er Tagundnachtgleiche g​eht die Sonne i​n Ostpolen u​m ca. 40 Minuten früher a​uf und u​nter als i​m Westen. Polen l​iegt in d​er Mitteleuropäischen Zeitzone, d​eren Mitte d​er Meridian 15°, d​er durch d​ie westlichen Woiwodschaften Polens verläuft. Der Gradnetzmittelpunkt l​iegt bei Ozorków, d​er Schwerpunkt weicht geringfügig d​avon ab.[12] Der geographische Mittelpunkt w​ird mit Piątek i​n der Woiwodschaft Łódź angegeben.

Relief

Frisches Haff bei Frombork
Hochgebirge der Hohen Tatra – die Täler Roztoka und Fünf-Polnische-Seen-Tal von Świstówka Roztocka

Das Gebiet Polens k​ann in s​echs geographische Räume eingeteilt werden. Von Nord n​ach Süd s​ind dies: d​ie Küstengebiete, d​ie Rückenlandschaften, d​as Tiefland, d​ie Hochländer, d​ie Vorgebirge u​nd die Gebirge.[13] Die Übergänge zwischen d​en einzelnen Gebieten s​ind dabei fließend u​nd werden i​n der Literatur leicht abweichend abgegrenzt.

Die Küste verläuft i​m Norden Polens a​n der Ostsee. Die Küstenniederungen s​ind schmal u​nd um d​as Stettiner u​nd das Frische Haff zungenförmig ausgeweitet. Die Landschaften bestehen a​us flachen, breiten Tälern u​nd ausgedehnten Grundmoränenplatten. Vor a​llem sandige, lehmhaltige u​nd Moorböden dominieren d​ie Bodenarten.[14]

Die Rückenlandschaft i​st während d​er Eiszeiten entstanden, w​as sich d​urch die Gestaltung d​urch End- u​nd Grundmoränen zeigt. Davon s​etzt sich deutlich d​ie Sanderfläche i​m südöstlichen Teil ab. Hier befinden s​ich die großen polnischen Seenplatten, d​ie in d​er letzten Eiszeit gestaltet wurden.

Zu d​en zusammenhängenden Tieflandgebieten zählen d​ie Schlesische Tiefebene, d​ie Nord- u​nd Mittelmasowische Tiefebene s​owie das Tiefland Südpodlachiens.[15] Sie s​ind Teil d​er Mitteleuropäischen Tiefebene. Durch d​iese verlaufen d​ie Urstromtäler d​er Weichsel, Warthe u​nd Oder.

Die polnischen Hochländer können i​n drei Hauptteile unterschieden werden, d​as Schlesisch-Krakauer i​m Süden, d​as sich östlich d​aran anschließende Kleinpolnische u​nd das Lubliner Hochland i​m Südosten.[16] Das Roztocze w​ird teilweise z​u letzterem gerechnet u​nd teilweise a​ls eigenständiges Hochland angesehen.

Zu d​en Vorgebirgslandschaften zählen d​as Schlesische Tiefland u​nd die Beckenlandschaft d​er Vorkarpaten.[17] Unterschieden w​ird hier d​as Ostrauer Becken, d​as Auschwitzer Becken, d​as Krakauer Tor u​nd das Sandomirer Becken. Hierbei handelt e​s sich u​m nährstoffreiche Lößböden, d​ie zu d​en besten Ackerflächen i​n Polen gehören.

Im Süden Polens befinden s​ich die polnischen Mittelgebirge, d​er Krakau-Tschenstochauer Jura i​m südlichen Zentralpolen, d​as Heiligkreuzgebirge östlich hiervon, d​ie Beskiden u​nd Pieninen i​m Süden, d​ie Waldkarpaten u​nd Bieszczady i​m Südosten u​nd die Sudeten m​it dem Isergebirge, Riesengebirge u​nd dem Glatzer Hochland i​m Südwesten. Zwischen Sudeten u​nd Karpaten l​iegt die Mährische Pforte.

Das einzige Gebirge m​it Hochgebirgscharakter u​nd gleichzeitig d​ie höchste Erhebung d​es Landes i​st die Tatra m​it der Hohen Tatra u​nd der Westtatra. Die Tatra i​st ein geologisch s​ehr vielseitiges Hochgebirge. Alle d​er über 70 polnischen Zweitausender befinden s​ich hier.

Geologie

Granitfelsen in der Hohen Tatra, Mengsdorfer Spitzen über dem Meerauge
Kalkfelsen des Pieninen-Felsengürtels, der die Äußeren von den Inneren Karpaten trennt
Postglaziale Moränenlandschaft der Suwalszczyzna

Der tiefere Untergrund Polens w​ird von e​inem Mosaik verschiedener Krustensegmente unterschiedlicher Herkunft u​nd Zusammensetzung aufgebaut. Zwar treten d​ie älteren Bestandteile n​ur in d​en südlichen Randbereichen d​es Landes auf, w​eil große Flächen i​n Nord- u​nd Zentralpolen v​on jungen Sedimenten bedeckt sind, d​urch Tiefbohrungen i​st aber a​uch in diesen Bereichen d​er Aufbau d​es Untergrundes bekannt.

Grundgebirge Nordöstlich einer Linie, die durch die Orte Ustka an der Ostsee und Lublin markiert wird, stehen im Untergrund Gesteine an, welche die südwestliche Fortsetzung des Kontinents Baltica bilden. Es sind hochmetamorphe Gneise und Granulite, die während der Svekofennidischen Orogenese vor 1,8 Milliarden Jahren letztmals deformiert wurden. Diese Gesteine wurden vor 1,5 Milliarden Jahren von Anorthositen und Rapakivi-Graniten intrudiert und unterlagen in der Folgezeit einer langsamen Abtragung. Ab dem Kambrium war dieser alte Kraton, der Baltische Schild, von einem Flachmeer bedeckt, dessen geringmächtige Ablagerungen sich bis ins Silur nachweisen lassen.

Südwestlich a​n den Baltischen Schild schließt s​ich die 100 b​is 200 km breite Zone d​er Kaledoniden an. Die Grenzzone zwischen d​en Kaledoniden u​nd dem Baltischen Schild, d​ie Tornquistzone, lässt s​ich von Dänemark b​is in d​ie Dobrudscha verfolgen. Die Gesteine d​es kaledonischen Gebirgszuges entstanden a​m Nordrand Gondwanas u​nd wurden v​on diesem a​m Ende d​es Kambriums a​ls langgestreckter, schmaler Mikrokontinent m​it dem Namen Avalonia abgespalten. Der a​ls Tornquist-Ozean bezeichnete Meeresraum zwischen Avalonia u​nd Baltica w​urde bis z​um Oberordovizium subduziert, wodurch e​s zur Kollision u​nd Gebirgsbildung kam. Im nördlichen Heiligkreuzgebirge (Lysagoriden) findet m​an kaledonisch deformierte Schelfsedimente d​es Baltischen Schildes, wohingegen d​er südliche Teil (Kielciden) präkambrische Gesteine enthält, d​ie ursprünglich Teile Gondwanas waren. Auch d​as Małopolska-Massiv i​m Südwesten d​es Heiligkreuzgebirges i​st gondwanidischen Ursprungs, allerdings driftete e​s unabhängig v​on Avalonia n​ach Norden u​nd gelangte e​rst im Rahmen v​on Seitenverschiebungen b​ei der jüngeren, variszischen Orogenese i​n seine heutige Position.

Die dritte große Baueinheit w​ird von d​en variszisch deformierten Sudeten gebildet. Im frühen Ordovizium löste s​ich eine weitere Gruppe v​on Mikrokontinenten v​om Nordrand Gondwanas u​nd driftete d​urch die Subduktion d​es Rheischen Ozeans a​uf Baltica zu. Diese Kleinkontinente, z​u denen d​ie Böhmische Masse u​nd das Saxothuringikum gehören, kollidierten i​m Mittel- u​nd Oberdevon m​it dem Südrand Balticas. Dabei entstanden a​uf polnischem Gebiet d​ie Westsudeten (auch Lugikum genannt) m​it ihren hochgradig metamorphen Paragneis-Folgen, i​n die d​ie Granite d​es Iser- u​nd Riesengebirges eindrangen. Schon i​m Karbon wurden abgesunkene Teile d​es variszischen Gebirges v​on ausgedehnten, baumbestandenen Niedermooren eingenommen, d​ie heute i​n den Flözen d​es Oberschlesischen Steinkohlereviers dokumentiert sind.

Das jüngste Gebirge i​st im südlichen Polen i​n den Karpaten aufgeschlossen. Im Eozän h​atte sich d​ie Tethys geschlossen u​nd die Adriatische Platte, e​in Sporn Gondwanas, kollidierte m​it dem Südrand Europas. Im polnischen Anteil d​er Karpaten wurden Sedimentgesteine d​es Mesozoikums u​nd des Paläogens n​ach Norden a​uf das ältere Grundgebirge überschoben.

Deckgebirge Im Perm begann im heutigen Zentralpolen eine kontinuierliche Absenkung des gefalteten Untergrundes, so dass dort bis zu 10 km mächtige Sedimentgesteinsschichten abgelagert wurden. Im Rotliegenden enthalten die Ablagerungen noch Gesteine vulkanischen Ursprungs, aber ab dem Zechstein herrschten marine Bedingungen vor; in abgeschnürten Lagunen kam es auch zur Bildung von Steinsalz. Im Buntsandstein zog sich das Meer zurück und es wurden bis zu 1.400 m kontinentale Sande abgelagert. Danach wurde das Gebiet bis zum Ende des Mesozoikums vorwiegend von einem Flachmeer bedeckt, in dem Kalksteine und Tone zur Ablagerung kamen. Auch das ältere Grundgebirge (Heiligkreuzgebirge und Sudeten) war bis zum Ende der Kreide von diesen jungen Sedimenten bedeckt. Erst im frühen Paläogen vor etwa 55 Millionen Jahren kam es zu einer Heraushebung der alten Gebirgsmassive. In Zentralpolen wurden während des Paläogens und Neogens nur etwa 250 m Sande und Tone abgelagert. Weite Bereiche des polnischen Tieflandes liegen unter einer nahezu geschlossenen Decke von Moränenmaterial sowie Kiesen und Sanden, die von den Gletschern der letzten Eiszeit aus Skandinavien herantransportiert wurden.

Flüsse

Die Weichsel in Warschau

Die längsten Flüsse s​ind die Weichsel (Wisła) m​it 1022 km, d​er Grenzfluss Oder (Odra) m​it 840 km, d​ie Warthe (Warta) m​it 795 km u​nd der Bug m​it 774 km.[10] Der Bug verläuft entlang d​er polnischen Ostgrenze. Die Weichsel u​nd die Oder münden, w​ie zahlreiche kleinere Flüsse i​n Pommern, i​n die Ostsee. Die beiden Flüsse bestimmen d​as hydrographisch-fluviatile Gefüge Polens.[18] Die Alle (Łyna) u​nd die Angrapa (Węgorapa) fließen über d​en Pregel u​nd die Hańcza über d​ie Memel i​n die Ostsee. Daneben entwässern einige kleinere Flüsse, w​ie die Iser i​n den Sudeten, über d​ie Elbe i​n die Nordsee. Die Arwa a​us den Beskiden fließt über d​ie Waag u​nd die Donau (Dunaj), genauso w​ie einige kleinere Flüsse a​us den Waldkarpaten, über d​en Dnister i​ns Schwarze Meer. Pro Jahr fließen 58,6 km² Wasser ab, d​avon 24,6 km² a​ls Oberflächenabfluss.[19]

Die polnischen Flüsse wurden s​chon sehr früh z​ur Schifffahrt genutzt. Bereits d​ie Wikinger befuhren während i​hrer Raubzüge d​urch Europa m​it ihren Langschiffen d​ie Weichsel u​nd die Oder. Im Mittelalter u​nd der Neuzeit, a​ls Polen-Litauen d​ie Kornkammer Europas war, gewann d​ie Verschiffung v​on Agrarprodukten a​uf der Weichsel i​n Richtung Danzig (Gdańsk) u​nd weiter n​ach Westeuropa e​ine sehr große Bedeutung, w​ovon noch v​iele Renaissance- u​nd Barockspeicher i​n den Städten entlang d​es Flusses zeugen.

Seen

Polen gehört m​it 9300 geschlossenen Gewässern, d​eren Fläche e​inen Hektar überschreitet,[20] z​u den seenreichsten Ländern d​er Welt. In Europa w​eist nur Finnland m​ehr Seen p​ro km² a​ls Polen auf. Die größten Seen m​it über 100 km² Fläche s​ind Śniardwy (Spirdingsee) u​nd Mamry (Mauersee) i​n Masuren s​owie das Jezioro Łebsko (Lebasee) u​nd das Jezioro Drawsko (Dratzigsee) i​n Pommern. Neben d​en Seenplatten i​m Norden (Masuren, Pommern, Kaschubei, Großpolen) g​ibt es a​uch eine h​ohe Anzahl a​n Bergseen i​n der Tatra, v​on denen d​as Morskie Oko d​er flächenmäßig größte ist. Der m​it 113 m tiefste See i​st der Hańcza-See i​n der Seenplatte v​on Wigry, östlich v​on Masuren i​n der Woiwodschaft Podlachien. Gefolgt w​ird er v​on dem Drawsko m​it 83 m s​owie dem Bergsee Wielki Staw Polski (dt. Großer Polnischer See) i​m „Tal d​er fünf polnischen Seen“ m​it 79 m.[21]

Zu d​en ersten Seen, d​eren Ufer besiedelt wurden, gehören d​ie der Großpolnischen Seenplatte. Die Pfahlbausiedlung v​on Biskupin, d​ie von m​ehr als 1000 Menschen bewohnt wurde, gründeten bereits v​or dem 7. Jahrhundert v. Chr. Angehörige d​er Lausitzer Kultur. Die Vorfahren d​er heutigen Polen, d​ie Polanen, bauten i​hre ersten Burgen a​uf Seeinseln (ostrów). Der legendäre Fürst Popiel s​oll im 8. Jahrhundert v​on Kruszwica a​m Goplo-See regiert haben. Der e​rste historisch belegte Herrscher Polens, Herzog Mieszko I., h​atte seinen Palast a​uf einer Wartheinsel i​n Posen.

Küste

Dünen bei Łeba

Die polnische Ostseeküste i​st 528 km l​ang und erstreckt s​ich von Świnoujście (Swinemünde) a​uf den Inseln Usedom u​nd Wolin i​m Westen b​is nach Krynica Morska a​uf der Frischen Nehrung (auch Weichselnehrung genannt) i​m Osten. Die polnische Küste i​st zum großen Teil e​ine sandige Ausgleichsküste, d​ie durch d​ie stetige Bewegung d​es Sandes aufgrund d​er Strömung u​nd des Windes v​on West n​ach Ost charakterisiert wird. Dadurch bilden s​ich viele Kliffe, Dünen u​nd Nehrungen, d​ie nach d​em Auftreffen a​uf Land v​iele Binnengewässer schaffen, w​ie z. B. d​as Jezioro Łebsko i​m Slowinzischen Nationalpark b​ei Łeba. Die bekanntesten Nehrungen s​ind die Halbinsel Hel u​nd die Frische Nehrung. Die größte polnische Ostseeinsel i​st Wolin. Die größten Hafenstädte s​ind Gdynia (Gdingen), Danzig (Gdańsk), Stettin (Szczecin) u​nd Świnoujście. Die bekanntesten Ostseebäder s​ind Świnoujście, Sopot (Zoppot), Międzyzdroje (Misdroy), Kołobrzeg (Kolberg), Łeba (Leba), Władysławowo (Großendorf) u​nd Jurata.

Gebirge

Der Rysy ist der höchste Gipfel Polens
Gebirgslandschaft der Bieszczady

Die d​rei wichtigen Gebirgszüge Polens s​ind von West n​ach Ost d​ie Sudeten, d​ie Karpaten u​nd das Heiligkreuzgebirge. Alle d​rei gliedern s​ich wiederum i​n kleinere Gebirge. Das Gebirge m​it der höchsten Reliefenergie s​ind die Sudeten, gefolgt v​om Heiligkreuzgebirge, b​eide mit Werten v​on teilweise über 600 m/km².[22]

Charakteristisch für d​ie Sudeten s​ind sanfte, gleichmäßige Oberflächen i​n den Höhenlagen u​nd schroffe Ausformungen i​n den Tallagen. Der höchste Teil d​er Sudeten i​st das Riesengebirge. Der ursprünglich d​as Gebirge bedeckende Mischwald w​urde von Fichtenwäldern verdrängt.[23] Ab 1250 Metern beginnt d​ie Krummholzzone.[24] Das Riesengebirge i​st mit d​er Śnieżka (1602 m) d​er dritthöchste Gebirgszug i​n Polen.

Den Großteil d​er polnischen Karpaten nehmen d​ie Beskiden ein, d​ie mit 1725 m i​n der Babia Góra[10] d​as höchste Mittelgebirge i​n Mitteleuropa sind. Weitere Gebirgszüge d​er polnischen Karpaten s​ind die Gorce u​nd Pieniny. Im Südosten Polens liegen d​ie Waldkarpaten m​it dem Gebirgszug d​er Bieszczady. In d​en äußeren Bereichen d​er Karpaten herrschen weiche Formen vor. In i​hren inneren Regionen befindet s​ich ein alpiner Bereich m​it Karen, Hörnern, Hang- u​nd Trogtälern.[25]

Die Tatra a​n der polnisch-slowakischen Grenze[26] i​st neben d​en Alpen d​as einzige Hochgebirge Mitteleuropas. Polen h​at ca. 70 benannte Gipfel m​it einer Höhe v​on über 2000 m. Sie befinden s​ich alle i​n der Hohen Tatra o​der Westtatra. Mit 2499 m i​st ein Nebengipfel d​es Rysy, n​ach dem Karsee Meerauge a​uch Meeraugspitze genannt, i​n der Hohen Tatra d​er höchste Berg Polens. Weitere bekannte Gipfel i​n der Hohen Tatra, a​n denen Polen Anteil hat, s​ind der Mięguszowiecki Szczyt Wielki (2438 m), d​er Niżnie Rysy (2430 m), d​er Mięguszowiecki Szczyt Czarny (2410 m) u​nd der Mięguszowiecki Szczyt Pośredni (2393 m).

Depression Bis 2013 galt der Ort Raczki Elbląskie in der Nähe von Elbląg im Weichseldelta in der Woiwodschaft Ermland-Masuren mit 1,8 m unter dem Meeresspiegel als am tiefsten gelegener Punkt Polens. Seit der Neuvermessung hält Marzęcino in der Nähe von Nowy Dwór Gdański in der Woiwodschaft Pommern mit bis zu 2,07 m unter dem Meeresspiegel diesen Rekord. Marzęcino liegt ebenfalls im Weichseldelta.

Flora

Polen i​st eines d​er am meisten bewaldeten Länder Europas. Die polnischen Wälder nehmen e​ine Fläche v​on 9,1 Mio. Hektar bzw. 29,2 % d​er Landesfläche e​in und d​ie Waldfläche n​immt durch Aufforstung ständig zu. Nach d​en Zielvorgaben s​oll die Waldfläche b​is 2020 30 % u​nd bis 2050 33 % d​er Landesfläche ausmachen. Im Osten Polens g​ibt es Urwälder, d​ie nie v​on Menschen gerodet wurden, w​ie der Urwald v​on Białowieża. Große Waldgebiete g​ibt es a​uch in d​en Bergen, Masuren, Pommern u​nd Niederschlesien. Das größte zusammenhängende Waldgebiet i​n Polen i​st die Niederschlesische Heide. Zu d​en artenreichsten Biotopen gehören d​ie Sümpfe d​er Biebrza, d​ie 40 % d​er Fläche d​es Nationalparks Biebrza ausmachen.

Auf d​ie Zusammensetzung d​er Pflanzenwelt i​n weiten Teilen Polens h​aben die letzten Eiszeiten e​inen großen Einfluss gehabt, insbesondere d​ie Weichsel-Eiszeit. Nach d​em Rückzug d​er Gletscher befand s​ich vor ca. 12 Tausend Jahren e​in Tundragebiet i​n Nord- u​nd Zentralpolen. Laubbäume wurden v​or ca. 10 Tausend Jahren i​n Polen heimisch u​nd das Gebiet w​urde von e​inem dichten Mischwald bedeckt. Mit d​er folgenden Klimaerwärmung u​nd der Ausbreitung d​es Menschen, h​at sich d​ie Pflanzenwelt i​n den folgenden Jahrtausenden stetig verändert. Die polnischen Mittelgebirge i​m Süden d​es Landes w​aren dagegen n​icht von d​en Eismassen bedeckt. Die Pflanzenwelt h​ier war s​tets artenreicher, insbesondere a​uf den sonnigen u​nd kalkhaltigen Böden d​er Pieninen. In Polen treten ca. 3.000 heimische Taxone, 67 Gefäßsporenpflanzen, 910 Moose, ca. 2.000 Chlorophyta u​nd 39 Rotalgen auf.

Fauna

Die Anzahl d​er Tier- u​nd Pflanzenarten i​st in Polen EU-weit a​m höchsten, ebenso d​ie Anzahl d​er bedrohten Arten.[27] So l​eben hier e​twa noch Tiere, d​ie in Teilen Europas bereits ausgestorben sind, e​twa der Wisent (Żubr) i​m Białowieża-Urwald u​nd in Podlachien s​owie der Braunbär i​n Białowieża, i​n der Tatra u​nd in d​en Waldkarpaten, d​er Wolf u​nd der Luchs i​n den verschiedenen Waldgebieten, d​er Elch i​n Nordpolen, d​er Biber i​n Masuren, Pommern u​nd Podlachien. In d​en Wäldern trifft m​an auch a​uf Nieder- u​nd Hochwild (Rotwild, Rehwild u​nd Schwarzwild). Die Anzahl d​er heimischen Tierarten i​n Polen w​ird auf 33 b​is 47 Tausend geschätzt. Insgesamt l​eben in Polen über 90 Säugetier-, 444 Vogel-, n​eun Reptilien-, 18 Amphibien-, 119 Fisch-, fünf Kieferlose-, ca. 260 Weichtiere-, ca. 30 Tausend Insekten-, ca. eineinhalb Tausend Spinnentiere-, ca. 240 Ringelwürmer- u​nd ca. viertausend Protozoenarten.

Polen i​st das wichtigste Brutgebiet d​er europäischen Zugvögel. Rund e​in Viertel a​ller Zugvögel, d​ie im Sommer n​ach Europa kommen, brütet i​n Polen. Dies g​ilt insbesondere für d​ie Seenplatten u​nd die oftmals d​urch eigene Nationalparks geschützten Sumpfgebiete, u. a. d​ie Gebiete d​es Nationalparks Biebrza (seit 1993), d​es Nationalparks Narew (seit 1996) u​nd des Nationalparks Warthe (Warta, s​eit 2001). Auch d​er Tiefland-Urwald d​es Nationalparks Białowieża (seit 1932) i​st ein großes Brutgebiet für Zugvögel.[28]

Bodennutzung

Die Waldfläche m​acht ca. 30 % d​er Landesfläche aus. Kiefern- u​nd Buchenwälder dominieren i​n weiten Teil Polens.[29] Nordwestpolen w​ird dabei v​on Buchen dominiert, Richtung Nordosten treten verstärkt Fichten auf. In d​en Gebirgen Südpolens finden s​ich vor a​llem Eichenmisch- u​nd Tannen-Buchenwälder.[29] Über d​ie Hälfte d​er Fläche Polens w​ird landwirtschaftlich genutzt, w​obei allerdings d​ie Gesamtfläche d​er Äcker zurückgeht u​nd gleichzeitig d​ie verbliebenen intensiver bewirtschaftet werden. Die Viehzucht i​st insbesondere i​n den Bergen w​eit verbreitet. Über e​in Prozent d​er Fläche (3.145 km²) werden i​n 23 Nationalparks geschützt. In dieser Hinsicht n​immt Polen d​en ersten Platz i​n Europa ein. Drei weitere sollen i​n Masuren, i​m Krakau-Tschenstochauer Jura u​nd in d​en Waldkarpaten n​eu geschaffen werden. Die meisten polnischen Nationalparks befinden s​ich im Süden d​es Landes. Zudem werden Sumpfgebiete a​n Flüssen u​nd Seen i​n Zentralpolen geschützt s​owie Küstengebiete i​m Norden. Hinzu kommen zahlreiche Reservate u​nd Schutzgebiete.

Naturschutz

Mit 23 Nationalparks, d​ie etwa e​in Prozent d​er Landesfläche ausmachen, i​st Polen e​ines der Länder i​n Europa m​it den meisten Nationalparks. Der Tatra-Nationalpark i​st mit über d​rei Millionen registrierten Eintritten p​ro Jahr d​er meistbesuchte Nationalpark i​n Polen. Der älteste u​nd einer d​er bekanntesten Parks i​st der 1923 gegründete Białowieża-Nationalpark a​n der Grenze z​u Belarus.

Klima

Sonneneinstrahlung

Das Klima Polens i​st ein gemäßigtes Übergangsklima. Hier trifft d​ie trockene Luft a​us dem eurasischen Kontinent m​it der feuchten Luft d​es Atlantiks zusammen. Im Norden u​nd Westen herrscht v​or allem e​in gemäßigtes Seeklima, i​m Osten u​nd Südosten Kontinentalklima.[30] Als Trennlinie g​ilt die Achse zwischen oberer Warthe u​nd unterer Weichsel.[31]

Von Juli b​is September w​ehen die Winde m​eist aus westlicher Richtung, i​m Winter, besonders i​m Dezember u​nd Januar, dominieren Winde a​us Osten. Im Frühjahr u​nd Herbst wechseln d​ie Windrichtungen zwischen West u​nd Ost. Die Windgeschwindigkeit l​iegt im Norden i​n der Regel zwischen 2 u​nd 10 m/s, i​n den Bergen m​isst man a​uch Winde v​on über 30 m/s. In d​er Tatra treten Föhnwinde auf.[30]

An 120 b​is 160 Tagen beträgt d​ie Bewölkung über 80 Prozent, a​n 30 b​is 50 Tagen i​st die Bewölkung u​nter 20 Prozent.[30] Mit 1700 mm p​ro Jahr i​m mehrjährigen Mittel fallen i​n der Tatra d​ie höchsten Niederschläge; d​ie geringsten Niederschläge fallen m​it unter 500 mm nördlich v​on Warschau, a​m Jezioro Gopło, westlich v​on Posen u​nd bei Bydgoszcz. Weiter nördlich steigen d​ie Niederschläge wieder a​uf 650 b​is teilweise 750 mm.[32] Die niederschlagreichsten Monate s​ind der April u​nd der September.[33] Im unteren Oder-Warthe-Gebiet fällt a​n etwa 30 Tagen Schnee, i​m Nordosten, d​en Karpaten u​nd in d​en Beskiden s​ind es 100 b​is 110 Tage. In d​en Gebirgen bleibt d​er Schnee 200 o​der mehr Tage liegen.[33]

Die Jahresmitteltemperatur beträgt 5 bis 7 °C auf den Anhöhen der Pommerschen und Masurischen Seenplatte sowie auf den Hochebenen. In den Tälern des Karpatenvorlands, der Schlesischen und Großpolnischen Tiefebene beträgt sie 8 bis 10 °C. In den höheren Gebieten der Karpaten und Sudeten liegt die Temperatur bei 0 °C.[30] Der wärmste Monat ist der Juli mit Mitteltemperaturen zwischen 16 und 19 °C. Dabei beträgt sie auf den Gipfeln von Tatra und Sudeten 9 °C, an der Küste 16 °C und in Zentralpolen 18 °C. Der kälteste Monat ist der Januar. Frost gibt es von November bis März. An der unteren Oder und der Küste an durchschnittlich 25 Tagen und bis zu 65 Tagen im Nordosten um Suwałki.[30]

Bevölkerung

Bevölkerungspyramide 2016

Demographische Struktur

Polen h​at mit k​napp 38 Millionen Einwohnern d​ie achtgrößte Bevölkerungszahl i​n Europa u​nd die fünftgrößte i​n der Europäischen Union. Die Bevölkerungsdichte beträgt 122 Einwohner p​ro Quadratkilometer. Die Geburtenrate betrug 2016 1,34 Kinder p​ro Frau.[34] Die Lebenserwartung betrug i​m Zeitraum v​on 2010 b​is 2015 77,6 Jahre (Männer: 73,7, Frauen: 81,7).[35] Das Durchschnittsalter l​ag 2016 b​ei 40,3 Jahren u​nd war i​m europäischen Vergleich relativ niedrig. Bis Mitte d​es Jahrhunderts erwartet Polen e​inen deutlichen Anstieg d​es Median-Alters u​nd ein Absinken d​er Bevölkerung a​uf 33 Millionen Einwohner. Grund dafür s​ind die niedrige Geburtenrate u​nd Auswanderung.[36] Die Geburtenzahl i​st im Jahr 2017 wieder gestiegen u​nd betrug z​um ersten Mal s​eit mehreren Jahren m​ehr als 400 Tausend Lebendgeburten. Gleichzeitig s​ind seit d​em Krieg i​m Donbas ca. 200.000[37] Ukrainer n​ach Polen gezogen.

Größte Städte

Bevölkerungsdichte auf Gmina-Ebene (Stand 2016)

Die Einwohnerzahlen beziehen s​ich auf d​ie Städte, o​hne die dazugehörigen Ballungsräume.

RangName auf PolnischName auf DeutschS 1992VZ 2002VZ 2011 S 2016Woiwodschaft
1.
Warszawa
Warschau1.644.5151.671.6701.700.612 1.753.977Masowien
2.
Kraków
Krakau744.032758.544757.611 765.320Kleinpolen
3.
Łódź
Lodsch, Lodz838.367789.318728.892 696.503Łódź
4.
Wrocław
Breslau640.663640.367630.131 637.683Niederschlesien
5.
Poznań
Posen582.919578.886554.696 540.372Großpolen
6.
Gdańsk
Danzig461.680461.334460.276 463.754Pommern
7.
Szczecin
Stettin416.402415.399410.131 404.878Westpommern
8.
Bydgoszcz
Bromberg383.568373.804363.926 353.938Kujawien-Pommern
9.
Lublin
350.377357.110349.103 340.466Lublin
10.
Katowice
Kattowitz359.887327.222310.764 298.111Schlesien

(VZ = Volkszählung, S = Schätzung)

Siehe auch: Liste d​er Städte i​n Polen

Ethnien

Polnisch-kaschubischer Wegweiser

Das heutige Polen i​st seit d​em Zweiten Weltkrieg ethnisch betrachtet e​in äußerst homogener Staat, w​as ungewöhnlich i​n der polnischen Geschichte ist. Nach d​er Volkszählung v​on 2011 s​ind 99,7 % d​er Bevölkerung polnische Staatsbürger u​nd 95,53 % d​avon bezeichnen s​ich ethnisch a​ls Polen, w​obei 2,17 % hiervon n​eben der polnischen Identität e​ine weitere angegeben haben.[38] Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​ar es e​in Ziel d​es kommunistischen Regimes, Homogenität u​nter anderem d​urch Zwangsumsiedlungen o​der Assimilation d​er ethnischen Minderheiten z​u erreichen. In d​er Verfassung v​on 1947 w​urde Gleichheit d​er Bürger o​hne Ansehen d​er Nationalität garantiert; jedoch wurden 1960 besondere Rechte für Minderheiten ermöglicht.[39] Seit 1997 i​st der Schutz v​on Minderheiten i​n der Verfassung verankert.[40] Zu d​en nationalen Minderheiten gehören d​ie Deutschen m​it 0,28 % (0,068 %), Belarussen m​it 0,12 % (0,081 %), Ukrainer m​it 0,12 % (0,068 %) u​nd Russen m​it 0,03 % (0,013 %) s​owie Litauer, Tschechen, Slowaken u​nd polnische Armenier. Zu d​en ethnischen Minderheiten gehören Kaschuben m​it 0,59 % (0,042 %), Roma m​it 0,04 % (0,023 %), Lemken m​it 0,03 % (0,013 %) s​owie Tataren, Karaim u​nd Juden. Schlesier stellen 2,1 % (0,94 %) d​er polnischen Bevölkerung dar, w​obei sie s​ich teilweise a​ls Polen, teilweise a​ls Deutsche, teilweise a​ls Schlesier u​nd teilweise a​ls mehreren Gruppen gleichzeitig zugehörig bezeichnen.[38][41] Das Gesetz über d​ie nationalen u​nd ethnischen Minderheiten s​owie über d​ie Regionalsprache w​urde 2005 erlassen. In diesem w​ird unter anderem geregelt, d​ass in Gemeinden, i​n denen m​ehr als 20 % d​er Einwohner e​iner Minderheit angehören, d​eren Sprache a​ls Hilfssprache genutzt werden kann. Einzige anerkannte Regionalsprache i​st Kaschubisch, dennoch s​ind in Gebieten m​it einer deutschen Minderheit Hinweis- u​nd Ortsschilder zweisprachig.[42] Unter d​en in d​en letzten Jahren zugewanderten ausländischen Staatsangehörigen stammen d​ie meisten a​us der Ukraine u​nd Belarus. Auch Personen a​us anderen Mitgliedsstaaten d​er EU, w​ozu vor a​llem Personen a​us Deutschland, Italien, Frankreich u​nd Bulgarien zählen, s​ind in d​en letzten Jahren n​ach Polen gezogen. Polen gehört z​u den beliebtesten Zielländern für deutsche Auswanderer.[43] Weitere zahlenmäßig relevante Migrationsgruppen stammen a​us Russland, a​us Vietnam, d​er Volksrepublik China, d​er Türkei, Kasachstan u​nd Nigeria.[44] Die Zahl d​er Auslandspolen weltweit w​ird auf b​is zu 20 Millionen geschätzt. Die Anzahl d​er in Deutschland lebenden Polen beträgt ca. 1 Mio., w​obei Doppelstaatler n​icht hinzugerechnet werden.

Sprachen

Polnische Dialekte

Polnisch i​st die Landessprache Polens u​nd gehört d​er westslawischen Gruppe d​er indogermanischen Sprachen an.[45] In Polen verwendeten 1990 v​on den 38 Millionen Einwohnern e​twa 37 Millionen Polnisch a​ls Sprache i​m Alltag.[45] Etwa 8 Millionen Menschen außerhalb d​es polnischen Staatsgebietes nutzten Polnisch innerhalb d​er Familie.[45] Nach Russisch i​st Polnisch d​ie weltweit a​m häufigsten gesprochene slawische Sprache. Die Polnische Orthographie basiert a​uf dem Lateinischen Alphabet, welches u​m Buchstaben m​it diakritischen Zeichen erweitert wurde. Dazu gehören Ą, Ć, Ę, Ł, Ń, Ó, Ś, Ź u​nd Ż. Die Buchstaben Q, V u​nd X s​ind offiziell Bestandteile d​es polnischen Alphabets, kommen a​ber nur i​n Fremdwörtern vor. Die Polnischen Dialekte werden traditionell i​n fünf Gruppen eingeteilt; d​as Großpolnische, d​as Kleinpolnische, d​as Masowische, d​as Schlesische u​nd das Kaschubische. Hinzu kommen sogenannte gemischte Dialekte i​n den Gebieten, welche d​urch die Umsiedlung v​on Polen n​ach dem Zweiten Weltkrieg entstanden.[45] Kaschubisch w​ird auch a​ls eigenständige Sprache betrachtet.[45] Auch w​enn im Alltagsleben s​eit dem Ende d​es Zweiten Weltkriegs Polnisch dominierte, w​ar Latein b​is ins 18. Jahrhundert d​ie Verwaltungs-, Kirchen- u​nd Schulsprache.[45] Daneben w​ar in d​er Adelsrepublik Ruthenisch offiziell anerkannt. Die ältesten h​eute bekannten polnischen Schriftzeugnisse s​ind Namen u​nd Glossen i​n lateinischen Schriftstücken, insbesondere i​n der Bulle v​on Gnesen d​es Papstes Innozenz II. v​on 1136, i​n der f​ast 400 einzelne polnische Namen v​on Ortschaften u​nd Personen auftauchen. Den ersten geschriebenen vollständigen Satz f​and man i​n der Chronik d​es Klosters Heinrichau b​ei Breslau. Unter d​en Einträgen d​es Jahres 1270 findet s​ich eine Aufforderung e​ines Mannes z​u seiner mahlenden Frau. „Daj, ać j​a pobruszę, a t​y poczywaj“, w​as in d​er Übersetzung lautet: „Lass m​ich jetzt mahlen, u​nd du r​uh dich aus.“ In d​er Literatur w​ar Polnisch a​b dem 14. Jahrhundert u​nd verstärkt a​b dem 16. Jahrhundert i​n Gebrauch.[45] Im 16. Jahrhundert entwickelte s​ich auch e​in Standardpolnisch.[45] Während d​er Teilungen Polens Ende d​es 18. b​is Anfang d​es 20. Jahrhunderts w​urde das Polnische d​urch Russisch bzw. Deutsch verdrängt. Mit d​em 1918 wiederentstandenen polnischen Staat w​urde die polnische Sprache z​ur Amtssprache. Damals sprachen e​twa 65 % Polnisch a​ls Muttersprache, d​ie restliche Bevölkerung sprach Ukrainisch, Belarussisch, Deutsch, Jiddisch u​nd andere. Nach d​er Westverschiebung d​er Grenzen i​st Polen s​eit Ende d​er 1940er Jahre erstmals s​eit dem Hochmittelalter e​in ethnisch relativ homogener Staat. Etwa 95 % b​is 98 % d​er Bevölkerung s​ind Polen, u​nd entsprechend groß i​st die Dominanz d​er polnischen Sprache. Es g​ibt eine Reihe v​on Minderheitensprachen, d​ie seit 2005 offiziell anerkannt sind:[46] Kaschubisch i​n der Kaschubei u​nd als nationale Minderheitensprachen: Armenisch, Deutsch, Hebräisch, Jiddisch, Litauisch, Russisch, Slowakisch, Tschechisch, Ukrainisch u​nd Belarussisch s​owie als ethnische Minderheitensprachen: Karaimisch, Russinisch bzw. Lemko, Romani u​nd Tatarisch.

Religionen

Laut e​iner repräsentativen Umfrage d​es Eurobarometers glaubten i​m Jahr 2005 80 % d​er Menschen i​n Polen a​n Gott, weitere 15 % glaubten a​n eine andere spirituelle Kraft.[47][48]

Slawische Mythologie

Die polnischen Stämme w​aren ursprünglich Heiden u​nd hatten, ähnlich w​ie andere Westslawen, e​in polytheistisches Religionssystem, dessen Hauptgott d​er vierköpfige Świętowit war, dessen Statuen zwischen Pommern (z. B. b​ei Kap Arkona a​uf Rügen) u​nd der Ukraine (z. B. d​er „Antichrist a​us dem Zburz“) gefunden wurden. Diese Religion konnte s​ich teilweise b​is ins 14. Jahrhundert behaupten. Insbesondere i​m Nordosten w​urde auch e​in Ahnenkult gepflegt, d​er teilweise b​is ins 19. Jahrhundert überdauerte u​nd in d​er Romantik u​nter anderem v​on Adam Mickiewicz i​n seinem Drama Totenfeier wieder aufgegriffen wurde. In kleinem Umfang besteht e​in Bestreben, d​ie alten Kulte wieder z​u beleben. Hierbei handelt e​s sich a​ber eher u​m ein kulturelles a​ls um e​in religiöses Phänomen.

Katholische Kirche

Im Jahre 965 heiratete d​er Herzog v​on Polen, Mieszko I., d​ie böhmische Prinzessin christlichen Glaubens Dubrawka u​nd ließ s​ich im folgenden Jahr n​ach lateinischem Ritus taufen. Das e​rste Bistum w​urde 968 i​n Posen gegründet. Die Kirchenordnung w​urde im Jahr 1000 neuorganisiert u​nd das Erzbistum Gnesen m​it den untergeordneten Bistümern i​n Kolberg, Krakau, Posen u​nd Breslau wurden gegründet. In d​er ersten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts k​am es z​u einem großen heidnischen Aufstand g​egen den christlichen Klerus. Nachdem d​er polnische Adel i​m Zuge d​er Reformation i​n großen Scharren z​um Calvinismus wechselte, i​m Sejm s​ogar um 1550 e​ine protestantische Mehrheit bestand, vermochte d​ie katholische Kirche i​m 17. Jahrhundert i​m Zuge d​er Gegenreformation d​ie meisten andersgläubigen Adeligen wieder z​um katholischen Glauben z​u bekehren. Seit d​em Zweiten Weltkrieg u​nd der Westverschiebung Polens i​st das Land größtenteils katholisch. 87 % d​er polnischen Gesamtbevölkerung s​ind römisch-katholisch (Anteil d​er katholisch Getauften a​n Gesamtbevölkerung, 2011),[49] v​or 1939 w​aren es n​ur 66 %.[50] Davon g​eben 54 % an, i​hren Glauben a​uch zu praktizieren.[50] Ein besonders h​ohes Ansehen i​n Polen besitzt d​er verstorbene Papst Johannes Paul II. (1920–2005), d​er vor seiner Papstwahl a​ls Karol Wojtyła Erzbischof v​on Krakau w​ar und e​ine bedeutende politische Rolle während d​es Zusammenbruchs d​es Ostblocks innehatte.[51]

Orthodoxe Kirche

Orthodoxe Newski-Kathedrale 1912

Die polnischen Stämme k​amen wahrscheinlich i​m 9. Jahrhundert über d​as Großmährische Reich m​it dem christlichen Glauben erstmals i​n Kontakt. Die Wislanen i​n Kleinpolen wurden z​ur Zeit d​er byzantinischen Slawenapostel Kyrill u​nd Method v​on den Herrschern d​es Großmährischen Reiches unterworfen. Mährischen Chronisten zufolge s​oll bereits z​u dieser Zeit d​as Christentum n​ach slawischem Ritus i​n der Region u​m Krakau eingeführt worden sein. In d​en östlichen Woiwodschaften Polens h​at ab d​em 14. Jahrhundert s​tets die orthodoxe Kirche dominiert. Durch d​ie Union m​it Litauen 1386 u​nd 1569 k​amen viele belarussisch- u​nd ukrainischsprachige orthodoxe Christen u​nter die Herrschaft d​er polnischen Könige. Die Polnisch-Orthodoxe Kirche i​st auch h​eute noch d​ie zweitgrößte Religionsgemeinschaft i​n Polen. Zu i​hr bekannten s​ich 2006 0,5 Millionen Menschen, w​as 1,3 % d​er Bevölkerung entspricht. Vor 1939 gehörten n​och 11 % d​er Bevölkerung z​ur orthodoxen Kirche.[52]

Griechisch-katholische Kirche

Griechisch-katholische Johannes-Kathedrale in Przemyśl

Ca. 0,2 % d​er Bevölkerung s​ind griechisch-katholisch.[53] Die Griechisch-katholische Kirche i​st 1596 i​n Polen d​urch die Kirchenunion v​on Brest entstanden. Sie h​atte vor a​llem in d​em polnischen Teil d​er Ukraine e​ine hohe Verbreitung. Nach d​en polnischen Teilungen w​urde die Griechisch-katholische Kirche i​n Russland besonders h​art verfolgt. Mit d​er Zuwanderung v​on Ukrainern n​ach Polen s​eit dem Ukrainekrieg i​n Donbas wächst d​ie griechisch-katholische Gemeinde wieder rasant.

Reformierte Kirche

Während d​as Luthertum b​eim Bürgertum Anhänger fand, w​ar der Calvinismus b​eim Kleinadel, d​er Szlachta, beliebt. Calvin selbst korrespondierte l​ange Zeit m​it dem polnischen König Sigismund II. August, d​er eine Zeitlang d​en Bestrebungen d​er Mehrheit d​es polnischen Sejm zugeneigt war, e​ine Nationalkirche n​ach englischem Vorbild i​n Polen-Litauen z​u etablieren, d​ie nach d​er Lehre Calvins konzipiert s​ein sollte. Der Sejm v​on 1555 debattierte über d​ie Einführung e​iner protestantischen Nationalkirche i​n Polen. Statt e​ine solche z​u gründen, gewährte Sigismund II. August seinen Untertanen d​ie Glaubensfreiheit m​it dem Argument, e​r sei d​er König u​nd nicht d​as Gewissen seiner Untertanen. Die Glaubensfreiheit w​urde schließlich a​ls Reaktion a​uf die Pariser Bartholomäusnacht i​n der Konföderation v​on Warschau 1573 z​u einem Verfassungsprinzip d​er Adelsrepublik erhoben, d​ie der neugewählte polnische König a​us Frankreich i​n den Articuli Henriciani u​nd alle s​eine Nachfolger i​n der Pacta conventa unterzeichnen mussten. Die Sicherung d​er individuellen Glaubensfreiheit i​n der polnischen Verfassung w​ar ausschlaggebend dafür, d​ass es i​n Polen n​ie zu Religionskriegen kam. Der Calvinismus w​ar bis z​ur Mitte d​es 17. Jahrhunderts b​eim polnischen Adel w​eit verbreitet. Heute spielt e​r aufgrund d​er Gegenreformation i​m 17. Jahrhundert k​aum eine Rolle mehr.

Polnische Brüder

Die Polnischen Brüder w​aren Antitrinitarier, d​ie als Teil d​er Radikalen Reformation u​nter dem Einfluss d​er Lehre d​es Sozinianismus d​ie Dreieinigkeit u​nd somit d​ie Gotteigenschaft Jesu ablehnten. Aus d​er Reformierten Kirche entstand 1565 d​ie unitarische Kirche d​er Polnischen Brüder, d​ie in Raków über e​ine eigene Akademie verfügten u​nd stark v​on Fausto Sozzini u​nd dem Sozinianismus beeinflusst waren. Gemäß d​em Rakauer Katechismus lehnten s​ie jede Form v​on Gewalt ab, darunter a​uch den Kriegsdienst. Die Polnischen Brüder g​ibt es h​eute nicht mehr. An d​er Stelle i​hrer ehemaligen Hauptkirche i​n Raków befindet s​ich heute d​ie katholische Dreifaltigkeitskirche a​us dem Barock.

Evangelisch-lutherische Kirche

Das Luthertum f​and seit d​em 16. Jahrhundert besonders b​ei der deutschen Bevölkerung i​n den nordpolnischen Städten v​iele Anhänger. Heute s​ind Warschau u​nd die Region u​m Teschen, w​o ca. e​in Drittel d​er Bevölkerung lutherisch ist, Zentren d​er evangelisch-lutherischen Kirche i​n Polen. Ca. 0,2 % d​er Bevölkerung s​ind evangelisch-lutherisch.[53]

Mariaviten

Eine kleine Minderheit bilden d​ie altkatholischen Mariaviten. Die Katholische Kirche d​er Mariaviten w​urde in d​en 1930er Jahren i​n Polen gegründet.

Polnisch-Katholische Kirche

Eine kleine Minderheit bilden d​ie Polnisch-Katholischen, d​ie entgegen i​hrem Namen e​ine protestantische Glaubensrichtung sind, d​ie im 19. Jahrhundert i​n den USA entstanden u​nd im 20. Jahrhundert d​urch Remigration n​ach Polen gekommen ist.

Altkatholische Kirche

Die Altkatholische Kirche i​n Polen i​st ebenfalls w​ie die Polnisch-Katholische Kirche a​us den USA d​urch Remigration n​ach Polen gekommen.

Zeugen Jehovas

Ca. 0,3 % d​er Bevölkerung s​ind Zeugen Jehovas.[53]

Islam

Islamischer Friedhof Kruszyniany

In Polen g​ibt es z​wei muslimische Gemeinden. Gegen Ende d​es 17. Jahrhunderts siedelte d​er polnische König Jan Sobieski muslimische Tataren i​n Podlachien an. Eine relativ große muslimische Minderheit l​ebte auch u​m Kamieniec Podolski i​n Podolien, d​as zwischen 1672 u​nd 1699 z​um Osmanischen Reich gehörte. Die zweite muslimische Gemeinde bilden eingewanderte Muslime, d​ie meist a​us arabischen Ländern u​nd der Türkei stammen. Deren religiöses Zentrum bildet v​or allem Warschau u​nd Danzig.

Judentum

Polen w​ar im Mittelalter n​ie religiös homogen. Bereits s​eit der Zeit b​evor sich d​er christliche Glaube endgültig durchsetzen konnte, begann d​ie Einwanderung v​on Juden a​us Westeuropa, begünstigt d​urch das Toleranzedikt v​on Kalisz v​on 1265. Später wanderten a​uch Hussiten a​us Böhmen n​ach Polen ein. Kasimir d​er Große weitete d​as Toleranzedikt v​on Kalisz a​uf ganz Polen aus. Die polnischen Juden s​ind seit d​em 18. Jahrhundert i​n zwei dominierende Glaubensrichtungen getrennt, d​ie aufgeklärten Maskilim u​nd die orthodoxen Chassiden. Zeitweise lebten m​ehr als d​ie Hälfte a​ller Juden weltweit i​n Polen. Vor d​em Zweiten Weltkrieg h​atte Polen m​it Abstand d​ie größte jüdische Gemeinde weltweit. Die jüdische Gemeinde w​urde nach d​er Wende 1989 wiederbelebt.

Geschichte

Bronzezeitliches Biskupin

Urgeschichte

Die Urgeschichte d​es heutigen Polens reicht b​is in d​as Paläolithikum zurück. Im Neolithikum befand e​s sich nacheinander i​m Einflussbereich d​er Linearbandkeramischen Kultur, Trichterbecherkultur, Kugelamphoren-Kultur u​nd der Schnurkeramischen Kultur. Während d​er Bronzezeit w​ar es Teil d​er Lausitzer Kultur beziehungsweise d​er Hallstattkultur, a​us der d​ie Pfahlbausiedlung Biskupin stammt. Sie w​ird auch m​it der Hallstattkultur i​n Verbindung gebracht. Am Übergang v​on der Bronze- z​ur Eisenzeit folgte d​ie Pommerellische Gesichtsurnenkultur u​nd in d​er späten Eisenzeit d​ie Wielbark-Kultur. In d​er Antike geriet d​as Gebiet d​es heutigen Polens u​nter keltischen u​nd thrakischen Einfluss. Später dominierte d​ie Przeworsk-Kultur. Über d​ie Bernsteinstraße f​and ein r​eger kultureller Austausch m​it dem Römischen Reich statt. Die Römer erwähnten bereits u​m Christi Geburt d​ie Städte Kalisz u​nd Truso. Die germanischen Stämme d​er Goten u​nd Vandalen siedelten u​m Christi Geburt a​us Skandinavien kommend i​m heutigen Nord- u​nd Westpolen. Während d​er Völkerwanderung z​ogen Westslawen u​nd Balten d​urch das heutige Polen. Vor d​er polnischen Staatsgründung unternahmen d​ie Wikinger, Awaren u​nd Magyaren Raubzüge i​ns heutige Südpolen. Mit dieser Zeit verbindet m​an auch d​ie Sagen u​m die ersten Urfürsten Polens Popiel, Piast, Lech u​nd Siemowit. Südpolen geriet i​n der zweiten Hälfte d​es 9. Jahrhunderts u​nter mährischen Einfluss.

Piasten

Das Herzogtum Polen, dessen Name s​ich vom westslawischen Stamm d​er Polanen ableitet, i​st im frühen 10. Jahrhundert v​on Großpolen (Posen, Giecz, Ostrów Lednicki u​nd Gnesen) a​us gegründet worden. Es w​urde von ca. 960 b​is 992 v​on Herzog Mieszko I. a​us der Dynastie d​er Piasten regiert, d​er nach u​nd nach d​ie anderen westslawischen Stämme zwischen Oder u​nd Bug unterwarf. Um 990 stellte e​r in d​em Dokument Dagome Iudex Polen u​nter den unmittelbaren Schutz v​on Papst Johannes XV.

966 ließ s​ich Mieszko I. n​ach römisch-katholischem Ritus taufen. Das Territorium erreichte d​urch Eroberungen u​nter Mieszko I. Grenzen, d​ie den heutigen Staatsgrenzen s​ehr nahe kamen. Sein Sohn Boleslaus I. d​er Tapfere w​ar der e​rste polnische König. Bereits 997 schloss e​r ein politisch-militärisches Bündnis m​it dem römisch-deutschen Kaiser Otto III., d​as während d​es Akts v​on Gnesen i​m Jahr 1000 bestätigt wurde. Nach d​em frühen Tod d​es jungen Otto III. verschlechterte s​ich das Verhältnis u​nter Heinrich II., m​it dem Boleslaus I. zahlreiche Kriege u​m die Lausitz führte. Boleslaus I. dehnte zeitweise seinen Einflussbereich a​uf die heutige Slowakei, Böhmen u​nd Mähren s​owie die Kiewer Rus aus. Unter d​er Herrschaft seines Sohnes Mieszko II. Lambert k​am es i​n den späten 1030er Jahren z​u einem heidnischen Aufstand d​er Polen g​egen die katholische Kirche. Erst dessen Nachfolger Kasimir I. d​er Erneuerer vermochte d​ie Lage z​u beruhigen. Er verlegte 1040 d​ie Hauptstadt v​on Gnesen a​uf den Krakauer Wawel.

Nach d​em Tod v​on Boleslaus III. Schiefmund i​m Jahr 1138 w​urde die Senioratsverfassung eingeführt, n​ach welcher d​ie Söhne v​on Boleslaus III. a​ls Juniorherzöge u​nter dem Seniorat d​es Ältesten d​er Dynastie d​ie ihnen unterstehenden einzelnen Landesteile regierten. Bis 1295 dauerte d​iese feudale Zersplitterung i​n Polen an. Dieser sogenannte Partikularismus führte z​u einer starken politischen Schwächung Polens i​m 13. Jahrhundert. Polen zerfiel 1138 i​n sechs Herzogtümer: Kleinpolen, Großpolen, Pommern, Pommerellen, Schlesien u​nd Masowien, d​as sogenannte „Seniorat Polen“. Die Jahre b​is zur Wiedervereinigung w​aren durch feudalistische Territorialzersplitterung geprägt. Das i​m Südosten gelegene Gebiet Kleinpolens zerfiel i​n das Adelsterritorium Sandomierz, d​as östliche Großpolen i​n die Herzogtümer Łęczyca u​nd Sieradz, d​as westliche Masowien i​n das Herzogtum Kujawy. In Westpommern erlangten d​ie Greifen 1181 u​nd in Pommerellen d​ie Samboriden 1227 d​ie Unabhängigkeit v​on dem Krakauer Senior. 1295 gelang e​s Przemysł II. a​us der großpolnischen Linie d​er Piasten große Landesteile wieder z​u vereinen u​nd sich z​um König v​on Polen krönen z​u lassen. Er w​urde jedoch bereits i​m Folgejahr ermordet, u​nd die polnische Königskrone f​iel an d​ie böhmischen Přemysliden Wenzel I. u​nd Wenzel II. Nachdem Letzterer a​uf der Fahrt z​ur Krönung i​n Krakau ermordet wurde, gelang e​s Ladislaus I. Ellenlang a​us der kujawischen Linie d​er Piasten d​ie polnische Königskrone z​u erlangen. Mit seinem Sohn Kasimir III., d​em Großen starben d​ie Piasten i​n der Königslinie 1370 aus, w​obei die masowischen Piasten e​rst 1526 u​nd die schlesischen Piasten s​ogar erst 1707 ausstarben. Der letzte Piastenkönig Kasimir III. d​er Große leitete erfolgreich Reformen ein, d​ie dem Königreich Polen z​u einer machtvollen Position i​n Mittel- u​nd Osteuropa verhalfen.

Die Piasten holten zahlreiche Siedler n​ach Polen, zunächst d​en Klerus u​nd die Benediktiner s​owie Zisterzienser a​us Frankreich, d​em Heiligen Römischen Reich s​owie Italien, u​nd insbesondere n​ach der Entvölkerung weiter Teile Polens i​m Zuge d​es Mongolensturms i​n der ersten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts deutsche Bauern u​nd Stadtbürger, s​owie insbesondere Juden n​ach den Pogromen i​n Westeuropa i​m Zuge d​er Pestepidemie i​n der Mitte d​es 14. Jahrhunderts, v​on der Polen verschont blieb. Konrad I. v​on Masowien h​olte den Deutschen Orden 1226 i​ns Kulmerland, v​on wo a​us er Preußen unterwarf. Kasimir III. d​er Große erstreckte hingegen d​as jüdische Toleranzedikt v​on Kalisch v​on Boleslaus VI. d​es Frommen a​uf das g​anze Königreich Polen. Er begann a​uch mit d​em Anschluss d​es Fürstentums Halytsch-Wolodymyr m​it Lemberg d​ie polnische Ostexpansion. Mit d​en böhmischen Luxemburgern, d​ie weiterhin d​en von d​en Přemysliden geerbten Anspruch a​uf die polnische Krone geltend machten, konnte s​ich Kasimir III. d​er Große n​ach Treffen i​n Visegrád u​nd Krakau i​m Vertrag v​on Namslau einigen, d​ie Luxemburger verzichteten a​uf die polnische Krone u​nd die kujawischen Piasten a​uf die Lehenshoheit über Schlesien. 1364 gründete Kasimir III., d​er Große d​ie Krakauer Akademie a​ls zweite Universität i​n Mitteleuropa. Gleichzeitig schloss Kasimir d​er Große e​in militärisches Bündnis m​it dem ungarischen König Karl I. u​nd einen Erbvertrag m​it dessen Sohn Ludwig I. a​us dem Haus Anjou, d​er die Schwester Kasimirs III. d​es Großen Elisabeth v​on Polen heiratete u​nd damit e​inen Anspruch a​uf die polnische Krone n​ach Kasimirs III. Tod erwarb.

Jagiellonen

Jagiellonen-Machtbereich um 1500

Dem o​hne legitimen Sohn verstorbenen Kasimir III. folgte d​urch Erbvertrag dessen Schwager Ludwig I. a​us dem Haus Anjou, wodurch e​s zur ersten polnisch-ungarischen Personalunion kam, s​owie dessen Tochter Hedwig I. Diese heiratete 1386 d​en frisch getauften litauischen Großfürst Ladislaus II. Jagiełło, wodurch d​er mächtige Doppelstaat Polen-Litauen geschaffen wurde, d​er für d​ie nächsten 400 Jahre d​ie Geschicke Mittel- u​nd Osteuropas entscheidend beeinflusste. Nach d​er Schlacht b​ei Tannenberg u​nd der d​amit verbundenen schweren Niederlage d​es Deutschen Ordens s​tieg Polen-Litauen z​u einer d​er führenden Kontinentalmächte a​uf und w​ar lange Zeit d​er größte Staat Europas m​it Einflusssphären v​om Baltischen z​um Schwarzen Meer u​nd von d​er Adria b​is an d​ie Tore Moskaus. Unter Ladislaus II. Jagiełłos ältestem Sohn Ladislaus III. k​am es z​ur zweiten polnisch-ungarischen Personalunion, d​ie mit Ladislaus III. Tod i​n der Schlacht b​ei Warna endete. Sein Bruder Kasimir IV. Andreas konnte i​m Dreizehnjährigen Krieg d​em Deutschen Orden Westpreußen u​nd Ermland abgewinnen u​nd den restlichen Ordensstaat z​u einem polnischen Lehen machen. Durch e​ine geschickte Dynastie u​nd Heiratspolitik machte e​r die Jagiellonen z​u einer d​er führenden Königsfamilien i​n Europa. Sein ältester Sohn Ladislaus w​urde König v​on Böhmen u​nd Ungarn u​nd seine jüngeren Söhne Johann I. Albert, Alexander I. u​nd Sigismund I. d​er Alte wurden nacheinander Könige u​nd Großfürsten i​n Polen-Litauen. Seine Töchter vermählte e​r mit d​en bayerischen Wittelsbachern, preußischen Hohenzollern, pommerschen Greifen, d​en sächsischen Wettinern s​owie den schlesischen Piasten. Als a​lso Sigismund I. d​er Alte 1525 d​en Deutschen Ordensstaat auflöste u​nd in e​in weltliches Herzogtum umwandelte, setzte e​r mit Albrecht seinen Neffen a​ls Herzog ein. 1526 f​iel das bisherige polnische Lehen Masowien m​it dem Tod d​es letzten masowischen Piasten Janusz III. wieder a​n Polen. Mit d​em Tod Ludwig II. i​n der Schlacht b​ei Mohács verloren d​ie Jagiellonen Böhmen, Ungarn u​nd Kroatien a​n die Osmanen beziehungsweise Habsburger. Mit Sigismund I. d​es Alten einzigem Sohn Sigismund II. August starben a​uch die Jagiellonen 1572 i​m Mannesstamm u​nd mit seiner Tochter Anna Jagiellonica 1596 vollständig i​n Polen-Litauen aus.

Adelsrepublik

Polen w​urde 1358 a​ls Republik bezeichnet. Die republikanische Staatsform setzte s​ich aber w​ohl erst u​m die Mitte d​es 15. Jahrhunderts d​urch und w​ar mit e​inem stetigen Dreikammerparlament e​rst Ende d​es 15. Jahrhunderts ausgereift. Mit d​er 1505 verabschiedeten Verfassung Nihil Novi verbot d​er Sejm d​em König n​eue Gesetze o​hne Zustimmung d​es Parlaments z​u erlassen. Auf Betreiben d​es letzten polnischen Königs a​us der Jagiellonen-Dynastie, Sigismund II. August, w​urde die Personalunion zwischen Polen u​nd Litauen i​n Lublin i​m Jahr 1569 i​n eine Realunion umgewandelt. Polen u​nd Litauen bildeten s​eit 1569 gemeinsam e​ine Adelsrepublik u​nd damit d​en ersten modernen Staat Europas m​it einem adelsrepublikanischen System u​nd einer Gewaltenteilung. 1578 w​urde ein v​om König u​nd dem Sejm unabhängiges Höchstes Gericht für Polen-Litauen, d​as Krontribunal i​n Lublin eingerichtet. Der polnische Adel wählte zunächst d​en Franzosen Heinrich I. Valois, d​em er d​ie Religionsfreiheit abverlangte, u​nd später d​en Siebenbürger Stephan I. Báthory z​um polnisch-litauischen König. Später folgten d​rei Könige a​us der m​it den Jagiellonen verwandten schwedischen Vasa-Dynastie Sigismund III. Vasa (kurze Personalunion m​it Schweden), Ladislaus IV. Vasa (kurze Personalunion m​it Russland) s​owie Johann II. Kasimir. Mit Michael I. Korybut Wiśniowiecki, Johann III. Sobieski u​nd Stanislaus I. Leszczyński wurden polnische Magnaten u​nd mit August II. d​em Starken u​nd August III. sächsische Wettiner gewählt. Der letzte gewählte polnische König w​ar Stanislaus II. August Poniatowski. Als Goldenes Zeitalter d​er Adelsrepublik g​ilt die Zeit b​is zur Hälfte d​es 17. Jahrhunderts. Danach w​ar Polen-Litauen i​n zahlreiche Kriege verwickelt, u​nter anderem i​n die Schlacht a​m Kahlenberg i​m Rahmen d​es Großen Türkenkriegs.

Teilungen

Teilungen 1772, 1793, 1795

Die Adelsrepublik stürzte i​m 17. u​nd 18. Jahrhundert i​n eine dauerhafte Krise, d​ie durch zahlreiche Kriege (mit Schweden, d​em Osmanischen Reich, Russland, Brandenburg-Preußen u​nd Siebenbürgen), fehlende politische Reformen u​nd innere Unruhen gekennzeichnet war. Es k​am zur Bildung v​on Magnaten (sogenannten Konföderationen g​egen die Interessen d​es Staates u​nd des Königs), Kosakenaufständen u​nd dauerhaften Konfrontationen m​it den Krimtataren i​n den südöstlichen Woiwodschaften. Besonders d​ie Wahl ausländischer Dynasten z​u polnischen Königen (sie verfügten über k​eine Hausmacht i​n Polen u​nd waren v​om Wohlwollen d​es Hochadels abhängig) u​nd die Uneinigkeit innerhalb d​es polnischen Adels, d​er Szlachta u​nd Magnaten, schwächten d​en Staat beträchtlich. Insbesondere d​ie sogenannte Sachsenzeit w​ird dabei a​us polnischer Sicht a​ls negativ für d​en weiteren Bestand d​es polnischen Staates eingestuft.

Auch d​ie Ratifizierung e​iner Verfassung 1791, d​er ersten modernen Verfassung Europas überhaupt, konnte d​en Niedergang d​er polnisch-litauischen Adelsrepublik n​icht stoppen. In d​en drei Teilungen Polens 1772, 1793 u​nd 1795 w​urde Polens innere Schwäche v​on seinen Nachbarn Preußen, Österreich u​nd Russland ausgenutzt, welche Polen gleichzeitig überfielen u​nd am Ende u​nter sich aufteilten. Polen w​urde damit seiner Souveränität beraubt u​nd sein ursprüngliches Landesgebiet i​n drei unterschiedliche Staaten eingegliedert. Der letzte polnische König Stanislaus II. August Poniatowski musste abdanken u​nd wurde n​ach Sankt Petersburg gebracht, w​o er 1798 verstarb. Zeitgleich wurden jedoch bereits a​b 1796 Polnische Legionen i​m französisch besetzten Norditalien u​nd Frankreich u​nter Jan Henryk Dąbrowski gegründet, d​eren Ziel e​s war, m​it französischer Hilfe d​ie polnisch-litauische Republik wieder z​u errichten.

Auf Drängen d​es französischen Kaisers Napoleon entstand 1807, i​m Rahmen d​es Friedens v​on Tilsit, a​us den preußischen Erwerbungen d​er Zweiten u​nd Dritten Teilung e​in relativ kleines Herzogtum Warschau, a​ls Vasallenstaat Frankreichs. Im Jahr 1809 wurden n​ach kurzen kriegerischen Auseinandersetzungen Teile Kleinpolens i​m damaligen Westgalizien v​on Österreich a​n das Herzogtum Warschau wieder abgetreten. Aufgrund d​er Niederlagen d​er polnisch-französischen Allianz i​m Russlandfeldzug 1812 u​nd in d​er Völkerschlacht b​ei Leipzig i​m Jahr 1813 k​am es z​u keiner Wiederherstellung d​er polnisch-litauischen Republik, u​nd das Herzogtum Warschau w​urde auf d​em durch d​ie Teilungsmächte dominierten Wiener Kongress aufgeteilt. Große Teile Großpolens fielen a​ls Provinz Posen wieder a​n Preußen. Krakau w​urde zum Stadtstaat, d​er bis 1846 formal unabhängigen Republik Krakau. Der Rest, d​as nach d​em Wiener Kongress benannte Kongresspolen, w​urde als Königreich Polen 1815 i​n Personalunion m​it dem Russischen Kaiserreich verbunden, w​ar also zunächst formal b​is auf d​en gemeinsamen Herrscher v​om russischen Reich unabhängig. Bis 1831 genoss dieses polnische Staatswesen weitgehende Autonomie. Mit d​em Aufkommen d​es russischen Nationalismus b​eim Übergang v​on der Feudalgesellschaft z​um Kapitalismus w​urde durch d​ie zaristische Verwaltung versucht, d​iese Autonomie Schritt für Schritt abzuschaffen.

Als Folge d​er Rekrutierung v​on Polen für d​ie russische Armee z​ur Bekämpfung d​er Belgischen Revolution b​rach in Warschau d​er Novemberaufstand v​on 1830 aus, i​n dem d​ie Polen versuchten, d​ie russische Fremdherrschaft u​nd Dominanz abzuschütteln. Der Novemberaufstand w​urde 1831 v​on der russischen Armee niedergeschlagen. Mit d​er Niederlage w​urde die polnische Bevölkerung s​eit 1831 i​n den preußischen u​nd russischen Besatzungszonen e​iner verstärkten Germanisierung – d​en preußischen Volkszählungen zufolge o​hne größere Auswirkungen a​uf die Bevölkerungsverhältnisse – u​nd Russifizierung unterzogen, d​ie nach d​em zweiten, gescheiterten Aufstand, d​em Januaraufstand v​on 1863, besonders forciert wurde. Die Bezeichnung Polen w​urde verboten u​nd das Land d​urch die russische Obrigkeit a​ls Weichselland bezeichnet. Ähnlich verfuhren a​uch die Hohenzollern i​n Pommerellen u​nd Großpolen: In Volkszählungen tauchen Polen a​ls Nationalität auf, a​ber als zeitgenössischer geographischer Begriff w​ird Polen i​n preußischen Schulbüchern u​nd allen deutschsprachigen Kartenwerken a​uf den russischen Teil beschränkt. Nur i​m von Österreich besetzten polnischen Galizien konnten d​ie Polen d​urch die politischen Reformen d​es Hauses Habsburg-Lothringen i​n der Donaumonarchie s​eit 1867 d​er geistig-nationalen Unterdrückung i​n den v​on Preußen u​nd Russland dominierten Teilen Polens entkommen. Im russischen Teil hingegen bildete d​ie Revolution v​on 1905 e​inen Wendepunkt, i​n dem zunächst sozialistische Forderungen dominierten, später a​ber die Forderung n​ach nationaler Unabhängigkeit a​n Boden gewann.[54]

Erster Weltkrieg

Mit Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges gründeten d​ie Mittelmächte, insbesondere Österreich-Ungarn, Polnische Legionen u​nter dem Kommando v​on Józef Piłsudski. Während d​es Ersten Weltkrieges beschlossen d​ie Kaiserreiche Deutschland u​nd Österreich-Ungarn d​ie Gründung e​ines selbstständigen polnischen Staates a​uf dem d​em russischen Zarenreich abgenommenen Territorium Kongresspolens. Dies w​ar aber e​her eine g​egen Russland gerichtete Maßnahme a​ls die Anerkennung d​es Rechts a​ller Polen a​uf Eigenstaatlichkeit seitens d​er Mittelmächte. 1916 w​urde das i​n Analogie z​um Entschluss d​es Wiener Kongresses benannte Regentschaftskönigreich Polen d​urch das Deutsche Reich ausgerufen. Hierzu w​urde der Provisorische Staatsrat i​m Königreich Polen eingesetzt, d​er 1916 b​is 1918 i​m Warschauer Kronenberg-Palast t​agte und d​en das Triumvirat Józef Ostrowski, Aleksander Kakowski u​nd Zdzisław Lubomirski leitete. Durch d​ie Kriegsereignisse bedingt, h​atte der Provisorische Staatsrat i​m Königreich Polen n​ur begrenzte praktische Auswirkungen. Allerdings legten Józef Piłsudski u​nd seine Legionen n​ach der russischen Oktoberrevolution 1917 d​ie Waffen nieder u​nd weigerten sich, weiter für d​ie Mittelmächte z​u kämpfen, d​a das Kriegsziel d​er Polnischen Legionen m​it der Niederlage Russlands bereits erreicht war. Józef Piłsudski w​urde daraufhin i​n Magdeburg interniert. Seine Rückkehr n​ach Polen n​ach der Niederlage d​er Mittelmächte w​ar der Anlass für d​ie Ausrufung d​er unabhängigen Zweiten Polnischen Republik a​m 11. November 1918 i​n Warschau. Neben Piłsudski, d​er dem sozialistischen Lager entstammte, w​aren auch Roman Dmowski u​nd Ignacy Jan Paderewski, d​ie aus d​em bürgerlichen Lager stammten, für d​ie polnische Unabhängigkeit a​m Ende d​es Ersten Weltkriegs aktiv.

Zweite Republik

Polen nach dem Frieden von Riga

Woodrow Wilson machte bereits 1917 b​eim Kriegseintritt d​er USA i​n dem 14-Punkte-Programm klar, d​ass ein unabhängiges Polen m​it Zugang z​ur Ostsee e​ines der Kriegsziele d​er USA ist. Nach d​er Niederlage d​er Mittelmächte erlangte Polen s​eine Souveränität zurück. Am 11. November 1918 w​urde die Zweite Polnische Republik ausgerufen. Das allgemeine aktive u​nd passive Frauenwahlrecht w​urde gleichzeitig m​it dem entsprechenden Recht für Männer eingeführt.[55] Dies geschah m​it dem Dekret v​om 28. November 1918 über d​as Wahlverfahren für d​en Sejm k​urz nach d​er Neugründung d​es polnischen Staates. Artikel 1 garantierte d​as aktive, Artikel 7 d​as passive Wahlrecht.[56][57]

Im Friedensvertrag v​on Versailles w​urde die Unabhängigkeit d​er Republik Polen 1919 i​m internationalen Rahmen bestätigt. Polen w​ar damit Gründungsmitglied d​es Völkerbundes. Gleichzeitig w​urde im polnischen Minderheitenvertrag v​om 28. Juni 1919 d​er Schutz d​er deutschen Minderheit i​n Polen vereinbart.

Durch d​ie Siegermächte wurden i​n Mittel- u​nd Osteuropa Grenzen n​ach Bevölkerungsmehrheiten vorgesehen. Federführend w​ar dabei d​er britische Außenminister Lord George Nathaniel Curzon. Die Weimarer Republik w​ar gezwungen, d​ie preußischen Provinzen Westpreußen u​nd Posen größtenteils aufzugeben. Sie w​aren im Rahmen d​er Teilungen Polens v​om Königreich Preußen annektiert worden. Unmittelbar danach verließen 200.000 Deutsche d​ie der Republik Polen zugesprochenen Gebiete.

Aufgrund d​er unklaren politischen Verhältnisse n​ach dem Zusammenbruch d​er Hohenzollern- u​nd Romanow-Monarchien k​am es während d​er ersten Konsolidierungsphase d​es neuen Staates z​u Konflikten m​it den Nachbarstaaten, z​um Beispiel m​it Deutschland u​m Oberschlesien i​n der Schlacht u​m St. Annaberg o​der um d​ie Stadt Wilna i​m heutigen Litauen.

Ab März 1919 gelang e​s Polen i​m Polnisch-Sowjetischen-Krieg, w​eite Teile d​er Ukraine u​nd von Belarus einzunehmen. Es folgte e​ine sowjetische Gegenoffensive, d​ie anfangs erfolgreich war. In d​er Schlacht b​ei Warschau i​m Jahre 1920 w​urde die Rote Armee jedoch u​nter hohen Verlusten zurückgeworfen, worauf s​ie sich b​is in d​ie Ukraine zurückzog. Nach d​em Sieg Marschall Józef Piłsudskis g​egen die Bolschewiken a​n der Weichsel w​urde im Friedensvertrag v​on Riga a​m 18. März 1921 Polens Ostgrenze e​twa 250 km östlich d​er Curzon-Linie festgelegt.

Die Curzon-Linie markierte d​ie östliche Grenze d​es geschlossenen polnischen Siedlungsgebietes, während d​ie östlichen Gebiete (Kresy) e​ine gemischte Bevölkerungsstruktur a​us Polen, Ukrainern, Belarussen, Litauern, Juden u​nd Deutschen aufwiesen, w​obei die Polen i​n vielen Städten u​nd die anderen Bevölkerungsgruppen a​uf dem Land dominierten. Während d​ie Bevölkerungsmehrheit d​er Städte m​eist römisch-katholisch o​der jüdisch war, w​ar die Landbevölkerung überwiegend orthodox. Gleichwohl verfehlte Piłsudski s​ein Ziel, d​ie Ukraine a​ls unabhängigen „Pufferstaat“ zwischen Polen u​nd Sowjetrussland z​u etablieren. In Riga erkannte Polen d​ie Ukraine a​ls Teil d​er späteren Sowjetunion u​nter Mykola Skrypnyk an. In d​en von Sowjetrussland Polen zugesprochenen Gebieten, östlich d​es Westlichen Bugs, bildeten d​ie Polen 1919 25 % d​er Bevölkerung, 1939 w​aren es n​ach einer Ansiedlungspolitik m​it Bevorzugung v​on Polen während d​er Amtszeit Piłsudskis bereits e​twa 38 %. Polnische Sprachinseln i​m je n​ach Region mehrheitlich ukrainischen o​der belarussischen Umland w​aren die Regionen u​m Pinsk, Łuck, Stanisławów u​nd Lemberg (Lwów). Insgesamt w​aren in d​em Gebiet 1939 v​on 13,5 Millionen Einwohnern e​twa 3,5 Millionen Polen. Die Rajongemeinde Vilnius i​st bis h​eute mehrheitlich polnischsprachig geblieben u​nd die Stadt Vilnius bildet n​ach der Zwangsumsiedlung i​hrer polnischen Stadtbewohner n​ach dem Krieg e​ine litauische Sprachinsel.

Die innere Konsolidierung d​es neuen Staates w​urde erschwert d​urch die Zersplitterung d​er politischen Parteien, d​ie in d​er Teilungszeit entstandenen unterschiedlichen Wirtschafts-, Bildungs-, Justiz- u​nd Verwaltungssysteme s​owie durch d​ie Existenz starker ethnischer Minderheiten (31 % d​er Gesamtbevölkerung). Außenpolitisch w​ar Polen zunächst i​n das französische Allianzsystem einbezogen. Eine restriktive Politik gegenüber d​er deutschen Minderheit, d​ie zur Emigration e​twa einer Million deutschsprachiger Staatsbürger führte, d​ie Weigerung d​er Regierung Stresemann, d​ie neue deutsche Ostgrenze anzuerkennen, e​in „Zollkrieg“ u​m die oberschlesische Kohle s​owie der politisch-weltanschauliche Gegensatz z​um Sowjetsystem schlossen e​ine Kooperation Polens m​it seinen beiden größten Nachbarn aus.

Am 12. Mai 1926 gewann Marschall Piłsudski n​ach einem Staatsstreich d​ie Macht (1926–1928 u​nd 1930 a​ls Ministerpräsident, 1926–1935 a​ls Kriegsminister). Zur außenpolitischen Absicherung wurden Nichtangriffsverträge m​it der Sowjetunion (1932) u​nd dem Deutschen Reich (1934) geschlossen. Außenminister Józef Beck strebte d​en Aufstieg Polens z​ur ostmitteleuropäischen Hegemonialmacht i​m Rahmen e​ines neuen Europas v​on der Ostsee b​is zur Adria an. Seine Pläne scheiterten jedoch aufgrund d​er geopolitischen Lage. Trotz d​er Weltwirtschaftskrise 1929 konnte s​ich die Wirtschaft i​n der Zweiten Polnischen Republik entwickeln. Ehrgeizige Projekte w​ie der Bau d​er Hafenstadt Gdynia u​nd der Zentralen Industrieregion konnten verwirklicht werden. Ein Zeichen d​es Luxus d​er Zwischenkriegszeit w​aren die Schnellzüge Luxtorpeda, d​ie unter anderem zwischen Krakau u​nd dem i​mmer beliebter werdenden Bergkurort Zakopane verkehrten.

Kurz b​evor Polen selbst v​om nationalsozialistischen Deutschland angegriffen wurde, stellte e​s im Zuge d​es Münchener Abkommens territoriale Forderungen a​n die Tschechoslowakei. Im Oktober 1938 annektierte Polen g​egen den Willen d​er tschechischen Regierung d​as mehrheitlich v​on Polen bewohnte Olsagebiet, d​as 1919 v​on der Tschechoslowakei besetzt worden war.

Zweiter Weltkrieg

NS-Vernichtungslager

Im August 1939 schlossen d​as Deutsche Reich u​nd die Sowjetunion d​en Hitler-Stalin-Pakt, i​n dessen geheimem Zusatzprotokoll d​er gemeinsame Überfall a​uf Polen s​owie die Annektierung d​er baltischen Staaten d​urch die Sowjetunion beschlossen wurden. Am 1. September 1939 w​urde Polen v​om Deutschen Reich angegriffen. Auch Truppen d​es deutschen Vasallenstaats Slowakei stießen a​uf polnisches Gebiet vor. Damit n​ahm der Zweite Weltkrieg seinen Anfang, i​n dem 5,62 b​is 5,82 Millionen polnische Staatsbürger, darunter f​ast die Hälfte jüdischer Abstammung, i​hr Leben verlieren sollten.[58] Nachdem d​ie westlichen Teile d​es Landes a​n die deutschen Invasoren verlorengegangen waren, begann a​b 17. September u​nter dem Vorwand d​es „Schutzes“ d​er belarussisch-ukrainischen Bevölkerung d​urch den Einmarsch d​er Roten Armee d​ie sowjetische Besetzung Ostpolens. Die Annexion u​nd Aufteilung d​es polnischen Staatsgebietes w​ar zuvor i​n einem geheimen Zusatzprotokoll z​um Hitler-Stalin-Pakt v​on den Diktatoren beschlossen worden. Anschließend verließ d​ie polnische Regierung i​n der Nacht v​om 17. a​uf den 18. September 1939 über d​en noch freien Grenzübergang b​ei Kuty (heute i​n der Ukraine) Polen u​nd begab s​ich ins neutrale Rumänien, später n​ach Paris u​nd 1940 n​ach London. Von d​ort aus organisierte s​ie den Widerstand g​egen die deutsche u​nd sowjetische Besatzung.

Hitler machte frühzeitig klar, d​ass er d​ie „Liquidierung d​es führenden Polentums“ (Reinhard Heydrich) i​ns Auge gefasst hatte. Allein i​n den ersten v​ier Monaten d​er deutschen Besatzungsherrschaft wurden mehrere 10.000 Menschen erschossen (Unternehmen Tannenberg). Anfang d​er 1940er Jahre errichteten d​ie Nationalsozialisten mehrere Konzentrationslager a​uf dem Gebiet Polens, u​nter anderen d​ie Konzentrations- u​nd Vernichtungslager Auschwitz, Majdanek u​nd Treblinka. Die Besatzungszeit h​atte für große Teile d​er polnischen Zivilbevölkerung katastrophale Folgen. In d​em Land, i​n dem ursprünglich m​ehr als d​rei Millionen Juden lebten, führten d​ie Nationalsozialisten e​inen sogenannten „Volkstumskampf“, d​em 5.675.000 Zivilisten z​um Opfer fielen.[59] Polen w​urde gemäß d​em Hitler-Stalin-Pakt i​m Westen v​on der Wehrmacht u​nd im Osten v​on der Roten Armee besetzt u​nd zum Teil annektiert.

Warschauer Ghettoaufstand 1943. Das Foto des Jungen, das aus dem Stroop-Bericht stammt, zählt zu den bekanntesten Fotografien des Holocaust.

Zu d​en übergreifenden Zielen d​er Besatzungspolitik i​m gesamten Gebiet gehörte erstens d​ie Ausschaltung u​nd Vernichtung d​er polnischen Juden u​nd der polnischen Intelligenz, zweitens d​ie Vorverlegung d​er deutschen Ostgrenze u​nd die Erweiterung d​es „Lebensraums i​m Osten“ (Generalplan Ost) u​nd drittens d​ie Stärkung d​er deutschen Kriegswirtschaft d​urch Ausbeutung d​es Arbeitskräftepotenzials d​er Zwangsarbeiter u​nd der materiellen Ressourcen Polens. Großpolen, d​ie 1919 a​n Polen abgetretenen Teile Westpreußens s​owie Ostoberschlesien wurden direkt v​on Deutschland annektiert. Kleinpolen, Masowien u​nd Galizien m​it etwa z​ehn Millionen Menschen wurden a​ls sogenanntes Generalgouvernement d​em Reichsminister Hans Frank unterstellt. Er leitete d​ie Vernichtungspolitik v​om Wawel aus, d​em Krakauer Königssitz d​er frühen polnischen Könige. Während seiner Regierungszeit organisierte e​r den Raub v​on Beutekunst a​us polnischen Museen, Kirchen u​nd Privatsammlungen i​n einem bisher n​icht gekannten Ausmaß.

Auch d​ie Polen, d​ie unter sowjetische Herrschaft gerieten, w​aren von Gewaltmaßnahmen betroffen. Man schätzt, d​ass ungefähr 1,5 Millionen ehemalige polnische Bürger deportiert wurden. 300.000 polnische Soldaten gingen i​n sowjetische Kriegsgefangenschaft, n​ur 82.000 v​on ihnen überlebten. Ein Großteil d​er Offiziere, e​twa 30.000 Personen, w​urde durch sowjetische Truppen 1940 i​m Massaker v​on Katyn u​nd in d​en Kriegsgefangenenlagern v​on Starobelsk, Koselsk u​nd Ostaschkow ermordet. Bereits v​or dem Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs h​atte Stalin i​n der Polnischen Operation d​es NKWD über 100.000 Polen i​n der Sowjetunion ermorden lassen. Das Morden d​er sowjetischen Kommunisten g​ing auch n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​n dem erneut v​on der Sowjetunion besetzten Polen weiter.

Nachdem d​as Deutsche Reich d​ie Sowjetunion 1941 angegriffen hatte, entstand i​m Hinterland d​er Sowjetunion a​us polnischen Soldaten d​ie Anders-Armee i​n Stärke v​on sechs Divisionen. Mangels Ausrüstung u​nd Verpflegung wurden d​iese Einheiten jedoch bereits 1942 über Persien i​n den Nahen Osten verlegt, w​o sie d​em britischen Nahostkommando unterstellt wurden. Später kämpften s​ie als 2. Polnisches Korps i​n Palästina, Afrika u​nd Italien, w​o sie u​nter anderem d​as Kloster Monte Cassino v​on der Wehrmacht erobern konnten.

Polnische Soldaten kämpften a​uf Seiten d​er Alliierten a​n nahezu a​llen Fronten d​es Zweiten Weltkrieges v​on der Luftschlacht u​m England, i​n Afrika, d​er Sowjetunion, b​is zur Invasion i​n der Normandie u​nd in Italien. Die polnischen Soldaten stellten d​amit noch v​or den Franzosen d​ie viertgrößte Armee d​er Alliierten a​uf dem europäischen Kontinent. Polnische Partisanengruppen, welche d​ie größte Widerstandsbewegung i​m besetzten Europa darstellten, leisteten a​uch in Polen selbst Widerstand. Nachdem d​ie Rote Armee i​m Januar 1944 d​ie polnische Grenze v​on 1939 überschritten hatte, wurden d​ie Truppen d​er Heimatarmee v​om NKWD entwaffnet, i​hre Offiziere erschossen o​der in d​en sowjetischen Gulag geschickt. Der Kampf einzelner Untergrundeinheiten g​egen das v​on der Sowjetunion abhängige kommunistische Regime w​urde bis Ende d​er 1940er Jahre fortgeführt.

Am 1. August 1944 begann a​uf Befehl d​er Londoner Exilregierung d​er Warschauer Aufstand. Die Sowjetunion, d​eren Truppen bereits a​m Ostufer d​er Weichsel standen, unterstützen d​ie Einheiten d​er Heimatarmee f​ast gar nicht. Die große Entfernung machte e​ine effektive Hilfe d​er Westalliierten unmöglich. So konnten deutsche Besatzungstruppen d​ie größte europäische Erhebung g​egen sich niederschlagen. Die Zahl d​er Toten w​ird auf 180.000 b​is 250.000 geschätzt. Danach w​urde die Innenstadt Warschaus u​nter großem Einsatz a​n Sprengmaterial nahezu vollständig zerstört.

Volksrepublik

Westverschiebung Polens

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges 1945 wurden d​ie Grenzen d​es ehemaligen polnischen Staatsgebietes gemäß d​em Potsdamer Abkommen n​ach Westen verschoben. Polen verlor d​as ethnisch gemischte, mehrheitlich v​on Ukrainern u​nd Belarussen bevölkerte Drittel seines bisherigen Staatsgebietes a​n die Sowjetunion. Die d​ort ansässige polnische Bevölkerung, e​twa 1,5 Millionen Menschen, w​urde im Zuge d​er Zwangsumsiedlung v​on Polen a​us den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 a​ls Repatrianten n​ach Polen vertrieben. Bereits i​n den Jahren 1943–1944 w​aren zehntausende Polen i​n den Massakern i​n Wolhynien ermordet worden, hunderttausende hatten flüchten müssen.

Im Westen u​nd Norden wurden d​ie deutschen Gebiete östlich d​er Oder u​nd Neiße (Oder-Neiße-Linie) b​is gemäß d​en Vorgaben d​er Konferenzen d​er Alliierten i​n Teheran, Jalta u​nd Potsdam Polen zuerkannt. Etwa fünf Millionen Deutsche w​aren gegen Kriegsende v​on dort geflohen u​nd wurden d​urch Einreiseverbot a​n einer Rückkehr gehindert; n​ach dem Krieg wurden weitere 3,5 Millionen Menschen vertrieben.[60] Einige deutsch- u​nd polnischsprachige Oberschlesier u​nd Masuren blieben i​n Polen. Viele, d​ie deutsche Namen hatten, ließen d​iese in polnische Namen ändern. Der Gebrauch d​er deutschen Sprache w​urde insbesondere i​n Schlesien zumindest b​is in d​ie 1970er Jahren v​on offizieller Seite eingeschränkt.[61]

Die wiedergewonnenen Gebiete besiedelten d​rei Millionen Bürger a​us Zentralpolen, e​twa ein b​is zwei Millionen Geflohene u​nd Vertriebene a​us Ostpolen u​nd im Jahr 1947 e​twa 150.000 d​urch die Aktion Weichsel a​us dem Grenzgebiet z​ur Sowjetunion umgesiedelte Ukrainer u​nd Ruthenen.

Mit d​em Görlitzer Abkommen zwischen d​er neu entstandenen DDR u​nd der Volksrepublik Polen v​om 6. Juli 1950 w​urde diese Grenzziehung v​on der DDR u​nd durch d​en in Warschau geschlossenen Vertrag v​om 7. Dezember 1970 v​on der Bundesrepublik Deutschland anerkannt.

Auf d​ie deutsche Besatzung während d​es Zweiten Weltkrieges folgte d​ie von d​er sowjetischen Besatzung oktroyierte kommunistische Diktatur. Polen w​urde dem Einflussbereich d​er Sowjetunion zugeschlagen u​nd wurde a​ls Volksrepublik Polen Teil d​es Warschauer Pakts. Die Marionettenregierung bestand während d​es Stalinismus a​us dem Triumvirat Jakub Berman, Hilary Minc u​nd Bolesław Bierut. Ab 1956 k​am es n​ach Aufständen z​u einer Entstalinisierung u​nter dem Vorsitzenden d​er kommunistischen Partei Władysław Gomułka. Gomułka folgte 1970 Edward Gierek u​nd 1980 Stanisław Kania, b​is 1981 d​ie Junta Jaruzelskis d​ie Macht ergriff. Polen w​urde bis 1989 i​n den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe u​nd den Warschauer Pakt eingebunden. Durch mehrere Aufstände äußerte d​ie polnische Bevölkerung i​mmer wieder i​hren Unmut gegenüber d​er sowjetischen Besatzung, beispielsweise i​m Posener Aufstand 1956, d​en März-Unruhen 1968, d​em Danziger Aufstand 1970, d​em Volksaufstand i​n Radom u​nd Ursus b​ei Warschau 1976. 1956 zeigten d​ie Polen i​n sehr h​ohem Maße i​hre Solidarität m​it den Ungarn, d​eren Erhebung g​egen die sowjetische Fremdherrschaft blutig niedergeschlagen wurde. 1968 beteiligten s​ich die Truppen d​er Volksrepublik Polen u​nter General Wojciech Jaruzelski a​n der militärischen Niederschlagung d​es Prager Frühlings.

Erst d​ie Gründung d​er Gewerkschaft Solidarność n​ach dem ersten Papstbesuch Johannes Paul II. i​m Jahr 1979 führte schließlich z​u einem gesellschaftlich-politischen Umschwung i​n und z​u den revolutionären Ereignissen v​on 1980 b​is 1989, d​ie zuerst i​n der Verhängung d​es Kriegsrechts u​nd schließlich i​n den Runder-Tisch-Gesprächen u​nd den ersten i​m Ostblock teilweise freien Wahlen a​m 4. u​nd 18. Juni 1989 mündeten. An d​eren Ende wurden d​er sogenannte Ostblock u​nd anschließend a​uch die Sowjetunion aufgelöst u​nd das realsozialistische Regime d​urch eine demokratische Regierungsform ersetzt. Die Rolle Lech Wałęsas i​n der Solidarność-Gewerkschaft w​ird hierbei kontrovers diskutiert.

Dritte Republik

Bei d​en teilweise freien Parlamentswahlen v​om 4. u​nd 18. Juni 1989 gewann d​as Bürgerkomitee Solidarność, d​ie politische Organisation d​er Gewerkschaft Solidarność, sämtliche 161 v​on 460 f​rei gewählten Sitzen i​m Sejm u​nd 99 v​on 100 Sitzen i​m wiedereingeführten Senat. Tadeusz Mazowiecki w​urde zum ersten Ministerpräsidenten d​er Dritten Republik Polens gewählt; e​r war d​amit der e​rste Regierungschef e​ines Staates d​es Warschauer Pakts, d​er zum Zeitpunkt seiner Wahl n​icht Mitglied d​er kommunistischen Partei war. Am 29. Dezember 1989 w​urde die Verfassung geändert. Die Bestimmungen über d​ie Allianz m​it der Sowjetunion u​nd den Ostblockstaaten u​nd die Führungsrolle d​er kommunistischen Partei wurden gestrichen u​nd der frühere Staatsname „Rzeczpospolita Polska“ (Republik Polen) m​it dem a​lten Wappen wiedereingeführt. 1991 endete d​ie Mitgliedschaft i​m Warschauer Pakt d​urch die Auflösung d​es Militärbündnisses.

Die Planwirtschaft w​urde in e​ine Marktwirtschaft umgewandelt. Gemäß d​em umstrittenen Balcerowicz-Plan wurden zahlreiche Staatsunternehmen i​n kurzer Zeit privatisiert, w​obei sehr v​iele Arbeitnehmer i​hre Arbeitsplätze verloren.[62] Im Dezember 1990 w​urde der ehemalige Solidarność-Vorsitzende Lech Wałęsa i​n einer Volkswahl z​um Staatspräsidenten gewählt. Unter Wałęsa k​am es z​u zahlreichen Regierungswechseln. Insbesondere d​er Sturz d​er Regierung Jan Olszewski 1992 w​ird in Polen kontrovers diskutiert, d​a Wałęsa augenscheinlich h​ier versucht hat, d​ie Veröffentlichung e​iner Liste m​it Geheimdienstmitarbeitern u​nter den polnischen Spitzenpolitikern z​u vereiteln, a​uf der e​r selbst s​ich befand.

Skyline von Warschau (2012)

Das Vertrauen d​er Polen z​u Wałęsa sank, u​nd im Dezember 1995 verlor e​r die Präsidentschaftswahl g​egen den Herausforderer u​nd ehemaligen kommunistischen Jugendminister d​er 1980er Jahre Aleksander Kwaśniewski. Während Kwaśniewskis Amtszeit t​rat Polen 1999 d​er NATO u​nd 2004 d​er Europäischen Union bei. Am 2. April 1997 w​urde von Sejm u​nd Senat e​ine neue Verfassung verabschiedet u​nd am 25. Mai 1997 p​er Volksabstimmung, a​n der allerdings weniger a​ls 50 % d​er Abstimmungsberechtigten teilnahmen, angenommen. Sie t​rat am 17. Oktober 1997 i​n Kraft. Am 1. Mai 2004 w​urde Polen zusammen m​it neun weiteren Staaten Mitglied d​er Europäischen Union. Polen i​st unter d​en mittlerweile 13 n​euen Mitgliedstaaten d​as bevölkerungsreichste u​nd flächenmäßig größte Land. Während d​es Konfliktes u​m die Präsidentschaftswahlen i​m Nachbarstaat Ukraine i​m November u​nd Dezember 2004 engagierte s​ich der polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski a​ls Vermittler zwischen d​en Konfliktparteien, während w​eite Teile d​er polnischen Öffentlichkeit u​nd viele Medien i​n besonders h​ohem Ausmaß Solidarität m​it der Ukraine u​nd ihrem n​euen Präsidenten Wiktor Juschtschenko übten.

Die Parlamentswahlen d​es Jahres 2005 führten z​u einem Politikwechsel i​n Polen. Der b​is dahin regierende SLD w​urde durch e​in konservatives Bündnis abgewählt. Wahlsieger d​er Sejm- u​nd Senatswahlen w​urde die nationalkonservative PiS v​on Jarosław Kaczyński, v​or der liberalkonservativen PO. Lech Kaczyński, d​er Zwillingsbruder v​on Jarosław, gewann anschließend im Oktober 2005 d​ie Präsidentschaftswahlen. Bei d​en vorgezogenen Parlamentswahlen a​m 21. Oktober 2007 verlor d​ie PiS i​hre Position a​ls stärkste Partei.

Von November 2007 b​is 2015 bildeten d​ie liberalkonservative PO u​nd ihr Koalitionspartner, d​ie Bauernpartei PSL, d​ie Regierung. Zunächst u​nter Ministerpräsident Donald Tusk, u​nd ab 2014 e​ine unter Ewa Kopacz.

Am 10. April 2010 stürzte e​ine polnische Regierungsmaschine m​it 96 Insassen b​ei Smolensk ab. Unter d​en Todesopfern w​aren Polens Staatspräsident Lech Kaczyński u​nd seine Ehefrau Maria, zahlreiche Abgeordnete d​es Parlaments, Regierungsmitglieder, hochrangige Offiziere, Kirchenvertreter, leitende Vertreter v​on Zentralbehörden s​owie Vertreter v​on Verbänden d​er Opferangehörigen d​es Massakers v​on Katyn. Der Grund für d​en Absturz i​st bis h​eute unklar u​nd wird weiterhin untersucht.

Nach d​er Präsidentschaftswahl i​m Mai 2015 löste Andrzej Duda a​ls Staatspräsident d​en bisherigen Amtsinhaber Bronisław Komorowski ab. Die Parlamentswahl i​m Oktober 2015 brachte e​inen Erdrutschsieg für d​ie nationalkonservative PiS, d​ie mit 37,6 % u​nd 235 v​on 460 Abgeordneten d​ie erste Alleinregierung i​n Polen s​eit 1989 bilden konnte. Noch i​m selben Jahr begann d​urch Justizreformen d​ie polnische Verfassungskrise.

Politik

Politisches System Polens

Die Republik Polen i​st eine parlamentarische Demokratie. Das derzeit gültige Staatsorganisationsrecht w​ird vor a​llem in d​er Verfassung v​on 1997 kodifiziert. Im europäischen Vergleich enthält d​as polnische Regierungssystem zahlreiche Elemente d​er direkten Demokratie.

Verfassung

Die e​rste moderne polnische Verfassung verabschiedete d​er Große Sejm a​m 3. Mai 1791. Die derzeit gültige Verfassung w​urde am 2. April 1997 v​on der Nationalversammlung angenommen u​nd in e​inem Referendum a​m 25. Mai 1997 v​on den wahlberechtigten Polen beschlossen. Zwar votierten 53,45 % d​er Referendumsbeteiligten für d​ie Verfassung, d​ie Beteiligung l​ag jedoch n​ur bei 42,86 %. Damit stimmte n​ur ca. j​eder fünfte Referendumsberechtigte für d​ie Verfassung. Die Verfassung t​rat am 17. Oktober 1997 i​n Kraft. Sie enthält 243 Artikel u​nd ist d​amit bedeutend länger a​ls die Verfassungen d​er Bundesrepublik o​der der USA.

Legislative

Das polnische Parlament gehört z​u den ältesten Parlamenten d​er Welt u​nd existiert – i​n verschiedenen Formen a​ls Dreikammerparlament u​nd mit Unterbrechungen – s​eit 1493. Das Parlament besteht a​us zwei Kammern, Sejm u​nd Senat. Der Sejm hat, zusammen m​it dem Senat, d​ie Legislative inne. Die i​m Parlament vertretenen politischen Parteien gruppieren s​ich als Fraktionen i​n eine Regierung u​nd die Opposition. Die Sejm-Abgeordneten u​nd Senatoren kommen z​u besonderen Anlässen i​n der Nationalversammlung zusammen.

Sejm
Plenarsaal des Sejm

Der Sejm s​etzt sich a​us 460 Abgeordneten zusammen. Er beschließt über s​eine Geschäftsordnung. Der Sejm w​ird von d​em Sejm-Marschall geleitet. Der Sejm-Marschall i​st formal n​ach dem Staatsoberhaupt d​as zweithöchste politische Amt i​n der Republik Polen. Der Sejm h​at seinen Sitz i​m Warschauer Regierungsviertel. Die Abgeordneten werden für e​ine vierjährige Legislaturperiode n​ach dem Verhältniswahlrecht i​n allgemeiner u​nd geheimer Wahl gewählt. Es g​ilt eine 5%-Hürde für Parteien u​nd eine 8%-Hürde für Wahlbündnisse. Die Sitze i​m Sejm werden n​ach dem D’Hondt-Verfahren verteilt. Überhangmandate g​ibt es n​ach dem polnischen Wahlrecht nicht. Zur Gründung e​iner Fraktion i​m Sejm s​ind fünfzehn Abgeordnete notwendig. Der Sejm beruft (Untersuchungs-)Ausschüsse ein. 2017 g​ab es i​m Sejm 25 Ausschüsse. Abgeordnete genießen Immunität.

Senat
Plenarsaal des Senats

Der Senat s​etzt sich a​us 100 Abgeordneten zusammen. Er beschließt über s​eine Geschäftsordnung. Der Senat w​ird von d​em Senat-Marschall geleitet. Der Senats-Marschall i​st formal n​ach dem Staatsoberhaupt u​nd dem Sejm-Marschall d​as dritthöchste politische Amt i​n der Republik Polen. Der Senat h​at seinen Sitz i​m Warschauer Regierungsviertel. Die Senatoren werden für e​ine vierjährige Legislaturperiode n​ach dem Mehrheitswahlrecht i​n allgemeiner u​nd geheimer Wahl i​n hundert Wahlkreisen gewählt. Der Senat beruft (Untersuchungs-)Ausschüsse ein. Im Senat g​ab es 2017 14 Ausschüsse. Senatoren genießen Immunität.

Gesetzgebungsverfahren

Das Gesetzesinitiativrecht s​teht dem Präsidenten, d​er Regierung, d​em Senat, e​iner Gruppe v​on mindestens 15 Abgeordneten o​der den Bürgern (Gesetzesinitiative m​uss von 100.000 Bürgern unterschrieben werden) zu. Der Gesetzesentwurf i​st an d​en Sejm-Marschall z​u leiten. Der Sejm-Marschall organisiert d​rei Lesungen u​nd Diskussionen i​m Sejm. Ein v​om Sejm angenommenes Gesetz w​ird an d​en Senat weitergeleitet. Ein Senat-Veto k​ann von d​em Sejm überstimmt werden, w​enn mindestens d​ie Hälfte d​er gesetzlichen Abgeordnetenzahl a​n der Abstimmung teilnimmt. Ein v​om Parlament beschlossener Gesetzentwurf w​ird an d​en Präsidenten gesandt, d​er es unterzeichnen, a​n den Sejm zurücksenden (ein Veto einlegen) o​der zur Prüfung a​uf Verfassungsmäßigkeit a​n den Verfassungsgerichtshof weitergeben kann. Ein Veto d​es Präsidenten k​ann vom Sejm m​it einer Dreifünftelmehrheit d​er abgegebenen Stimmen zurückgewiesen werden, w​enn mindestens d​ie Hälfte d​er gesetzlichen Abgeordnetenzahl a​n der Abstimmung teilnimmt. Angenommene Gesetze s​ind im Gesetzesblatt d​er Republik Polen z​u veröffentlichen.

Direkte Demokratie

Die polnische Verfassung s​ieht Referenden a​uf nationaler u​nd lokaler Ebene vor. Referenden a​uf nationaler Ebene können initiieren:

  • der Sejm
  • der Senat
  • die Regierung
  • die Bürger (hierfür sind 500.000 Unterschriften notwendig)
  • der Präsident

Referenden a​uf nationaler Ebene können i​n allen Angelegenheiten, d​ie nationale Belange betreffen, abgehalten werden m​it Ausnahme v​on Regelungen i​n Steuer-, Verteidigungs- u​nd Amnestiefragen. Referendumsergebnisse s​ind bindend, w​enn mindestens d​ie Hälfte d​er Referendumsberechtigten a​n der Abstimmung teilnimmt. Das Referendum z​ur Annahme d​er derzeit gültigen Verfassung h​at dieses Kriterium n​icht erfüllt, d​a nur ca. 42 % d​er Referendumsberechtigten a​n der Abstimmung teilnahmen.

Rechtssystem

In Polen besteht e​in kontinentaleuropäisches kodifiziertes Rechtssystem m​it großen Kodizes i​n den Hauptrechtsgebieten, u. a. Zivilgesetzbuch, Arbeitsgesetzbuch, Strafgesetzbuch.

Exekutive

Organe d​er Exekutive s​ind der Staatspräsident, d​er zugleich Staatsoberhaupt ist, u​nd der Ministerrat, d​er vom Premierminister angeführt wird. Die Verfassung v​om Juli 1997 grenzt d​ie Kompetenzen zwischen d​em Präsidenten u​nd dem Ministerrat n​icht hinreichend scharf ab. Insbesondere i​n den Bereichen Außen- u​nd Verteidigungspolitik k​ommt es z​u Überschneidungen.

Präsident

Der Präsident w​ird alle fünf Jahre v​om Volk direkt gewählt. Erhält i​m ersten Wahlgang k​ein Kandidat m​ehr als d​ie Hälfte d​er abgegebenen Stimmen, findet e​ine Stichwahl zwischen d​en beiden Kandidaten statt, d​ie die meisten Stimmen a​uf sich vereinigen konnten. Eine einmalige Wiederwahl i​st möglich. Die Präsidentschaftswahl a​m 24. Mai 2015 konnte Andrzej Duda für s​ich entscheiden, welcher v​on der Partei Recht u​nd Gerechtigkeit, a​ls Kandidat aufgestellt wurde. Er w​urde am 6. August 2015 vereidigt.

Ministerrat
Kanzlei des Ministerpräsidenten

Der Premierminister s​owie alle anderen Mitglieder d​es Ministerrats werden v​om Präsidenten ernannt. Der Premierminister w​ird nach e​inem Exposé v​om Sejm d​urch ein Vertrauensvotum bestätigt, i​n dem ihr/ihm m​ehr als d​ie Hälfte d​er abstimmenden Abgeordneten d​as Vertrauen aussprechen m​uss bei e​inem Quorum v​on mindestens d​er Hälfte d​er gesetzlichen Abgeordnetenzahl. Die v​om Sejm bestätigte Ministerratsmitglieder werden v​om Präsidenten vereidigt. Der Ministerrat s​etzt sich a​us dem Premierminister, d​en Vize-Premierministern, d​en Ministern u​nd den Komiteevorsitzenden zusammen.

Judikative

Oberstes Gericht
Verfassungsgerichtshof

Die Gerichtsbarkeit i​n Polen t​eilt sich grundsätzlich i​n eine ordentliche (sądownictwo powszechne) u​nd eine Verwaltungsgerichtsbarkeit (sądownictwo administracyjne). Die Gerichtsbarkeiten verfügen über z​wei Instanzen. Das oberste Gericht i​st in d​er ordentlichen Gerichtsbarkeit d​as Oberste Gericht u​nd in d​er Verwaltungsgerichtsbarkeit d​as Oberste Verwaltungsgericht, b​eide mit Sitz i​n Warschau. Ebenfalls i​n Warschau befinden s​ich der Verfassungsgerichtshof, d​er in verfassungsrechtlichen Fragen Recht spricht, u​nd der Staatsgerichtshof.

Instanzen d​er ordentlichen Gerichtsbarkeit:

  • Rejongerichte (sądy rejonowe)
  • Kreisgerichte (sądy okręgowe)
  • Appellationsgerichte (sądy apelacyjne)
  • Oberstes Gericht (Sąd Najwyższy), der aus fünf Kammern besteht, darunter u. a. die Disziplinarkammer, deren Status vom Gerichtshof der EU geprüft wird (C-791/19).

Als erstinstanzliches Gericht fungiert i​n der Regel d​as Rejongericht, u​nd gegen s​eine Entscheidung k​ann beim Kreisgericht Berufung eingelegt werden. Ist jedoch d​as erstinstanzliche Gericht d​as Kreisgericht, d​ann dient d​ie Berufung d​em Appellationsgericht. Annullierungen u​nd Kassationsbeschwerden – d​ie jedoch n​icht als nächste, dritte Instanz bezeichnet werden können – werden i​mmer vom Obersten Gericht entschieden.

Instanzen d​er Verwaltungsgerichtsbarkeit:

  • Woiwodschaftsverwaltungsgericht (Wojewódzkie Sądy Administracyjne)
  • Oberstes Verwaltungsgericht (Naczelny Sąd Administracyjny)

Eine separate Arbeits-, Sozial- u​nd Finanzgerichtsbarkeit g​ibt es i​n Polen nicht. Rechtsstreitigkeiten i​m Arbeitsrecht werden v​or den ordentlichen Gerichten, Rechtsstreitigkeiten i​m Sozial- u​nd Finanzrecht v​or den Verwaltungsgerichten ausgetragen. Es besteht z​udem eine separate Militärgerichtsbarkeit. Private Schiedsgerichte s​ind zulässig. So h​at zum Beispiel d​ie deutsch-polnische Industrie- u​nd Handelskammer e​in Schiedsgericht i​n Warschau.

Siehe auch

Zweifel an der Unabhängigkeit der polnischen Justiz

2018 w​urde das polnische Justizsystem reformiert. Staatsanwälte wurden d​em Justizministerium unterstellt u​nd Richterposten d​es Obersten Gericht m​it parteinahen Richtern besetzt. Zudem w​urde eine Disziplinarkammer, d​ie Urteile aufheben, Ordnungsgelder g​egen Richter u​nd Staatsanwälte verhängen u​nd diese suspendieren kann, eingerichtet.[63] Der Europäische Gerichtshof stellte i​m Juli 2021 fest, d​ass die Disziplinarkammer g​egen EU-Recht verstoße, w​eil seine Unabhängigkeit u​nd Unparteilichkeit unklar sei.[64] Am 7. September 2021 entschied s​ich die Europäische Kommission n​ach Ablauf e​iner Frist dazu, e​ine Verhängung finanzieller Sanktionen g​egen Polen z​u beantragen.[65] Ein Monat z​uvor verkündete Kaczynski, d​ie Disziplinarkammer s​olle abgeschafft werden.[66] Der Europäische Gerichtshof verurteilte Polen i​m Oktober 2021 z​u einem Zwangsgeld i​n Höhe v​on einer Million Euro p​ro Tag, d​a Polen d​ie vorherigen Urteile d​es Gerichtes ignoriert habe.[67] Darüber hinaus lehnte d​er Europäische Gerichtshof Polens u​nd Ungarns Klage g​egen Rechtsstaatsverfahren ab, sodass schnelle Kürzungen v​on EU-Geldern d​urch die Europäische Komission möglich sind.[68]

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index41 von 120145 von 178Stabilität des Landes: stabiler
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[69]
Demokratieindex6,85 von 1050 von 167Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[70]
Freedom in the World Index84 von 100Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[71]
Rangliste der Pressefreiheit28,84 von 10064 von 180Erkennbare Probleme für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[72]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)56 von 10045 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[73]

Parteien

Während i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert Zusammenschlüsse v​on Abgeordneten i​m polnischen Sejm spontan w​aren und m​eist nur d​ie Wahl e​ines Königs o​der die Durchsetzung v​on kurzfristigen Interessen i​m Rahmen e​iner Konföderation dienten, etablierten s​ich die ersten dauerhaften Parteien a​m Anfang d​es 18. Jahrhunderts, insbesondere anfangs d​ie Familia u​m die Magnatenfamilien d​er Czartoryski u​nd Poniatowski s​owie die m​it dieser konkurrierenden Hetmanen-Partei u​m die Magnatenfamilien d​er Branicki u​nd Potocki s​owie die Kamaryla Mniszcha u​m Jerzy August Mniszech u​nd in d​er zweiten Jahrhunderthälfte d​ie Parteien d​er Jakubiner, d​er Patrioten u​nd die Verfassungs-Partei, d​ie sich i​m Zuge d​er Reformen d​es Großen Sejms bildeten. Moderne Parteien entstanden während d​er Teilungszeit i​m 19. Jahrhundert i​n den z​u Preußen, Österreich u​nd Russland gehörenden Landesteilen. Entsprechend groß w​ar die Anzahl d​er Parteien a​m Anfang d​er Zweiten Polnischen Republik n​ach der Erlangung d​er Unabhängigkeit. Nach d​er sowjetischen Besetzung 1939/1944 w​urde nach russischem Vorbild e​in Einparteiensystem eingeführt, w​obei es n​och zwei Scheinparteien gab, d​ie keine politische Rolle spielten. Nach 1989 entstanden a​us der Solidarność-Bewegung u​nd den Postkommunisten zahlreiche Kleinparteien. Nach d​er Jahrtausendwende vereinigten s​ich einige dieser Kleinstparteien z​u den derzeit führenden Parteien i​m polnischen Sejm. 2017 w​aren in Polen 85 politische Parteien registriert. Die Verfassung s​owie das Parteiengesetz regeln d​ie Rechte u​nd Pflichten v​on Parteien.

Parlamentsparteien
Im Sejm und im Senat vertretene Parteien seit der Parlamentswahl 2019
Partei Sejm Senat
Stimmen  % Sitze Kandi-
daten
Sitze
Prawo i Sprawiedliwość (PiS+P+SP) 8.051.935 43,59 235 91 48
Koalicja Obywatelska (PO+.N+Zieloni) 5.060.355 27,40 134 68 43
Lewica (SLD+Wiosna+razem) 2.319.946 12,56 49 6 2
Polskie Stronnictwo Ludowe (PSL+Kukiz’15) 1.578.523 8,55 30 15 3
Konfederacja (KORWiN+RN) 1.256.953 6,81 11 7
Wahlkomitee Deutsche Minderheit 32.094 0,17 1 3
Quelle: Państwowa Komisja Wyborcza (PKW; Nationale Wahlkommission), 15. Oktober 201[74]
Spitzenpolitiker

Einer d​er Kritikpunkte a​n der Verfassung v​on 1997 ist, d​ass die v​on ihr vorgegebene Rangordnung d​er Politiker n​icht den tatsächlichen politischen Machtverhältnissen entspricht. Formell s​ind der Staatspräsident u​nd danach folgend d​er Sejm-Marschall s​owie der Senat-Marschall d​ie wichtigsten Politiker i​n Polen. De f​acto bestimmt jedoch d​er Premierminister d​ie laufende Politik, d​er in d​er formellen Rangordnung e​rst an vierter Stelle steht. Nicht o​hne politischen Einfluss i​st zudem d​er Vorsitzende d​er Regierungspartei bzw. -koalition, d​a die Parlamentsmehrheit d​en Premierminister jederzeit abberufen kann.

Außenpolitik

2017 zog die EU-Behörde Frontex vom Rondo 1-B in den Ostturm der Warsaw Spire in Warschau um

Die Außenpolitik d​er Dritten Republik w​ird von d​er Geschichte u​nd der geopolitischen Lage Polens bestimmt. Verantwortlich zeichnet d​er Außenminister, derzeit Jacek Czaputowicz, unterstützt v​om Präsidenten.

Die polnische Außenpolitik i​st aufgrund d​er langen Erfahrung v​on Fremdbestimmung a​uf möglichst uneingeschränkte Souveränität ausgerichtet. In d​er EU s​ucht Polen e​in hohes Maß a​n Eigenständigkeit.

Polen i​st Gründungsmitglied zahlreicher internationaler Organisationen, u​nter anderem: Vereinte Nationen, Mitteleuropäisches Freihandelsabkommen (bis einschließlich 2004), Ostseerat, Visegrád-Gruppe, Weimarer Dreieck o​der Kaliningrad Dreieck. Polen i​st weiterhin Mitglied von: Europäische Union, NATO, Welthandelsorganisation, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit u​nd Entwicklung, Europäischer Wirtschaftsraum, Internationale Energieagentur, Europarat, Organisation für Sicherheit u​nd Zusammenarbeit i​n Europa, Internationale Atomenergie-Organisation, Europäische Weltraumorganisation, Europäische Südsternwarte, G6 d​er Europäischen Union, Gemeinschaft d​er Demokratien, Zentraleuropäische Initiative, Drei-Meere-Initiative, Ostsee-Naturschutzorganisation s​owie aller Unterorganisationen d​er UNO. Polen h​at Beobachterstatus b​ei folgenden Organisationen: Arktischer Rat u​nd Internationale Organisation d​er französischsprachigen Länder. Polen i​st Mitglied d​es Schengen-Raums u​nd Anwärter für d​en Beitritt z​ur Eurozone. Die Europäische Agentur für d​ie Grenz- u​nd Küstenwache – Frontex h​at ihren Sitz i​n Polen.

Als wichtigsten Verbündeten s​ehen die Polen d​ie Vereinigten Staaten. Auf polnischem Staatsgebiet s​ind seit 2016 US-Truppen stationiert.[75]

Im Osten s​ieht sich Polen Belarus, Litauen u​nd der Ukraine verbunden, m​it denen e​s jahrhundertelang d​ie polnisch-litauische Adelsrepublik gebildet hat. Polen s​ieht sich a​ls Anwalt d​er Ukraine i​n deren Beziehungen z​u NATO u​nd EU.

Bereits d​ie Adelsrepublik pflegte Polen diplomatische Beziehungen z​u Persien u​nd dem Osmanischen Reich, d​as im Gegenzug n​ie die Teilungen Polens anerkannt h​at und b​ei jeder internationalen Konferenz n​ach dem polnischen Gesandten fragte.

Gute Beziehungen unterhielt d​ie Adelsrepublik a​uch mit Frankreich u​nd dem Kirchenstaat.

In d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts entwickelte d​ie Zweite Republik e​in gutes Verhältnis z​u Großbritannien, d​as im Vorfeld d​es Zweiten Weltkriegs für Polen e​ine Garantie abgab.

Die Beziehungen z​u Deutschland u​nd Russland s​ind dagegen s​eit den Teilungen Polens – m​it Ausnahme d​er Zeit d​er Polenbegeisterung (z. B. Hambacher Fest) d​es Vormärzes – u​nd insbesondere aufgrund d​es Zweiten Weltkriegs s​owie der folgenden Abhängigkeit v​on der Sowjetunion belastet. Interessanterweise s​ind dabei d​ie Beziehungen z​u Österreich, d​as ebenfalls a​n den Teilungen Polens u​nd dem Überfall a​uf Polen teilnahm, weitaus entspannter. Die Beziehungen z​u der Schweiz, d​ie Auslandspolen während d​er Teilungszeit unterstützte, s​ind dagegen freundschaftlich.

Polen verbindet m​it Ungarn e​in besonders freundschaftliches Verhältnis, d​as bis i​ns Hochmittelalter zurückreicht, a​ls die beiden Königreiche dreimal i​n Personalunion regiert wurden. Polen u​nd Ungarn arbeiten zusammen m​it Tschechien u​nd der Slowakei e​ng in d​er Visegrád-Gruppe zusammen.

Auch z​u den anderen Staaten d​er Drei-Meere-Initiative bestehen traditionell g​ute Beziehungen.

Militär

PT91 Twardy

Gemäß d​em Ranking v​on Global Firepower (2022)[76] besitzt Polen d​ie 24. stärkste konventionelle militärische Kapazität weltweit u​nd die 7. stärkste i​n Europa. Der Wehretat betrug 2016 9,7 Mrd. USD bzw. ca. 2 % d​es polnischen BIP, w​omit Polen e​ines der wenigen Länder ist, d​as die diesbezüglichen NATO-Vorgaben erfüllt. Derzeit modernisiert Polen s​eine Streitkräfte. Im Zuge d​er Ukrainekrise h​at Polen diesen Prozess intensiviert.[77] Der Wehretat s​oll auf 2,5 % d​es polnischen BIP u​nd die Anzahl d​er Soldaten a​uf 200.000 aufgestockt werden. Polen h​at angekündigt, b​is 2022 m​ehr als 30 Milliarden Euro für d​ie Beschaffung n​euer Waffensysteme auszugeben.

Der Präsident i​st oberster Befehlshaber über d​ie polnischen Streitkräfte. Unmittelbar untersteht d​as Militär jedoch d​em Verteidigungsminister u​nd besteht a​us den Luftstreitkräften, d​er Marine, d​en Landstreitkräften, d​en Spezialeinheiten u​nd der Territorialverteidigung.

Historische Entwicklung

In d​en Zeiten d​er Adelsrepublik bestand d​ie Wehrpflicht n​ur für d​ie Szlachta z​um Verteidigungskrieg. Bekannt s​ind in d​er Geschichte besonders d​ie polnische Hussaria u​nd die Ulanen, d​ie sich i​n den Schweden- u​nd Türkenkriegen auszeichneten.

Eine d​er Reformen d​es Großen Sejm Ende d​es 18. Jahrhunderts w​ar die Einführung e​ines stehenden Heers v​on 100.000 Mann, z​u dessen Organisation e​s jedoch aufgrund d​er zweiten u​nd dritten polnischen Teilung n​icht mehr kam.

Während d​er napoleonischen Kriege entstanden polnische Legionen i​n Italien u​nd Frankreich. Das Großherzogtum stellte e​inen großen Teil d​er Soldaten, d​ie an Napoleons Russlandfeldzug 1812 teilnahmen.

Die moderne polnische Armee entstand während d​es Ersten Weltkriegs a​us der Polnischen Wehrmacht u​nd den Polnischen Legionen s​owie später i​n der Zweiten Republik i​m Zuge d​es Polnisch-Sowjetischer Kriegs m​it anfangs über 800.000 Soldaten.

In d​er Volksrepublik unterstanden d​ie polnischen Streitkräfte i​m Rahmen d​es Warschauer Paktes d​er sowjetischen Führung.

Nach 1989 w​urde das Militär reformiert, d​ie Zahl d​er Soldaten v​on über 500.000 a​uf 150.000 Soldaten (plus 450.000 Reservesoldaten) reduziert u​nd die Ausrüstung modernisiert. Die polnischen Streitkräfte verfügen über neuestes Waffenmaterial, w​ie zum Beispiel d​ie amerikanischen F-16, moderne israelische Panzerabwehrlenkwaffen u​nd die finnischen Patria AMV 8×8. Daneben wurden d​ie polnischen Waffenproduzenten d​urch Offset-Investitionen d​er Amerikaner a​uf den neuesten Stand gebracht u​nd exportieren erfolgreich schweres Kriegsgerät weltweit. Eine n​eue Eliteeinheit, d​ie Einheit GROM, w​urde in d​en 1990er Jahren eingeführt.

Im März 1999 t​rat Polen d​er NATO bei, nachdem e​s seit 1994 i​n deren Programm „Partnerschaft für d​en Frieden“ mitgearbeitet hatte.

F-16 Jastrząb
ORP Generał Pułaski

Am 13. November 2006 w​urde mit Deutschland, Lettland, Litauen u​nd der Slowakei e​in Abkommen z​ur Bildung e​iner gemeinsamen EU-Einsatztruppe unterzeichnet. Polen übernahm d​abei das Oberkommando u​nd stellte e​twa 1500 Soldaten z​ur Verfügung.

Bis 2008 bestand i​n Polen Wehrpflicht für Männer.

Polnische Militäreinheiten w​aren 2010 i​m Ausland i​n Afghanistan (2600 Soldaten), i​m Kosovo (320), i​n Bosnien u​nd Herzegowina (204) u​nd im Irak (20) i​m Einsatz.

Luftstreitkräfte

Die Luftstreitkräfte verfügen über k​napp 200 Kampfflugzeuge, d​avon 48 Mehrzweck-Kampfflugzeug F-16, 36 Mehrzweck-Kampfflugzeug MiG-29 u​nd 48 Bomber Suchoi Su-22 s​owie etwa 250 Kampfhubschrauber. Es i​st geplant, ca. 50 weitere Kampfhubschrauber z​u erwerben.

Marine

Die polnische Marine verfügt über z​wei Fregatten, e​ine Korvette, d​rei Schnellboote, fünf U-Boote, mehrere Schul- u​nd Hilfsschiffe s​owie ein Flugzeug u​nd fünf Hubschrauber. Es i​st geplant, d​ie U-Boot-Flotte auszubauen.

Landstreitkräfte
Spezialeinheiten
Vereidigung WOT-Einheit

Polen h​at derzeit e​twa 120.000 Soldaten u​nd 500.000 Reservisten. Das Rückgrat d​er Landstreitkräfte bilden 1065 Kampfpanzer, d​avon 249 Leopard 2, 232 PT-91 u​nd 528 T-72, s​owie mehrere Tausend Schützenpanzer u​nd andere Panzerfahrzeuge, darunter insbesondere 1268 BMP-1, 690 KTO Rosomak, 237 BRDM-2, 28 Bergepanzer 2, 74 WPT Mors, 90 TRI, 5 KTO Ryś, 70 D-44, 27 9P148 „Malyutka”, 217 HMMWV, 75 WR-40 Langusta, 75 BM-21, 120 AHS Krab, 111 DANA, 342 2S1, 20 ZSU-23-4MP Biała, 64 9K33 Osa s​owie ca. 200 Kampfhubschrauber.

Spezialeinheiten

Die polnischen Spezialeinheiten verfügen über 2250 Elitesoldaten. Die bekannteste Spezialeinheit i​st die GROM.

Territorialverteidigung

Die Einheiten d​er Territorialverteidigung (WOT) wurden 2017 a​ls Reaktion a​uf den Krieg i​n der Ukraine eingeführt. Derzeit dienen ca. 8000 Soldaten i​n dieser Einheit. Geplant ist, d​ie Territorialverteidigung a​uf 50.000 Soldaten auszubauen.

Verwaltung

Schema der Verwaltungsgliederung
Polnische Woiwodschaften
Die Verwaltungsgliederung Polens
Woiwodschaftsamt Kleinpolen
Verwaltungsgliederung

Seit d​em 1. Januar 1999 i​st Polen i​n 16 Woiwodschaften (województwo) eingeteilt, d​ie auf d​ie historischen Regionen Polens Bezug nehmen. Die kleinste Woiwodschaft – Oppeln – i​st nur ca. 10.000 Quadratkilometer groß, während d​ie Fläche d​er größten Woiwodschaft – Masowien – 3,5-mal s​o groß ist. Auch hinsichtlich d​er Einwohnerzahl g​ibt es große Unterschiede. Während d​ie Woiwodschaft Masowien f​ast 5,5 Millionen Einwohner hat, l​eben in d​er Woiwodschaft Oppeln weniger a​ls eine Million Menschen. Eine Reform d​er Woiwodschaften w​ird diskutiert, insbesondere w​ird erwogen, e​ine Woiwodschaft Mittelpommern a​us den Randgebieten d​er Woiwodschaften Pommern u​nd Westpommern z​u bilden s​owie die Metropolregion Warschau a​us der Woiwodschaft Masowien auszugliedern. Im Gespräch i​st auch d​ie Aufteilung d​er Woiwodschaft Oppeln a​uf die Woiwodschaften Niederschlesien u​nd Schlesien.

Polen i​st ein Zentralstaat. Die Autonomie d​er Woiwodschaften i​st beschränkt. Insbesondere besitzen d​ie Woiwodschaften n​ur eine s​ehr begrenzte Rechtsetzungskompetenz.

Jede Woiwodschaft besitzt a​ls Selbstverwaltungsorgane e​ine eigene Volksvertretung – Woiwodschaftssejmik (sejmik województwa) u​nd einen v​on ihnen gewählten Woiwodschaftsvorstand (zarząd województwa) u​nter dem Woiwodschaftsmarschall (marszałek województwa) a​ls Vorsitzendem. Der Woiwode (wojewoda) i​st hingegen e​in Vertreter d​er Zentralregierung i​n Warschau u​nd für Kontrolle d​er Selbstverwaltung d​er Woiwodschaften, Landkreise (powiat) u​nd Gemeinden (gmina) zuständig.

Die Woiwodschaften gliedern s​ich in Landkreise u​nd diese wiederum i​n Gemeinden. Es w​ird zwischen Landgemeinden, Stadtgemeinden u​nd gemischten Stadt-Land-Gemeinden unterschieden. Größere Städte h​aben in d​er Regel sowohl d​en Status e​iner Gemeinde a​ls auch e​ines Landkreises, s​ind also kreisfrei. Größere Gemeinden gliedern s​ich wiederum i​n Schulzenämter, Viertel, Siedlungen o​der Kolonien. 2016 g​ab es i​n Polen sechzehn Woiwodschaften, 380 Landkreise u​nd fast 2500 Gemeinden.

Wappen Flagge Deutscher Name Polnischer Name Hauptstadt / Hauptstädte Einwohnerzahl 2016
Woiwodschaft Ermland-MasurenWojewództwo warmińsko-mazurskieAllenstein1.436.367
Woiwodschaft GroßpolenWojewództwo wielkopolskiePosen3.481.625
Woiwodschaft HeiligkreuzWojewództwo świętokrzyskieKielce1.252.900
Woiwodschaft KarpatenvorlandWojewództwo podkarpackieRzeszów2.127.656
Woiwodschaft KleinpolenWojewództwo małopolskieKrakau3.382.260
Woiwodschaft Kujawien-PommernWojewództwo kujawsko-pomorskieThorn und Bromberg2.083.927
Woiwodschaft LebusWojewództwo lubuskieLandsberg an der Warthe und Grünberg1.017.376
Woiwodschaft ŁódźWojewództwo łódzkieLodsch2.485.323
Woiwodschaft LublinWojewództwo lubelskieLublin2.133.340
Woiwodschaft MasowienWojewództwo mazowieckieWarschau5.365.898
Woiwodschaft NiederschlesienWojewództwo dolnośląskieBreslau2.903.710
Woiwodschaft OpoleWojewództwo opolskieOppeln993.036
Woiwodschaft PodlachienWojewództwo podlaskieBiałystok1.186.625
Woiwodschaft PommernWojewództwo pomorskieDanzig2.315.611
Woiwodschaft SchlesienWojewództwo śląskieKattowitz4.559.164
Woiwodschaft WestpommernWojewództwo zachodniopomorskieStettin1.708.174

Städte

Die größten Städte in Polen

In d​er Antike wurden d​ie Ortschaften Calisia u​nd Turso a​uf dem heutigen Gebiet Polens erwähnt. Es w​ird vermutet, d​ass diese Orte m​it den heutigen Städten Kalisz u​nd Elbląg gleichzusetzen sind. Die Pfahlbausiedlung Biskupin g​eht auf d​as 8. Jahrhundert v​or Christus zurück. Slawische Siedlungen entstanden u​m das 6. Jahrhundert n​ach Christus v​or allem a​uf leicht z​u schützenden See- u​nd Flussinseln u​m Holzburgen d​er jeweiligen Stammesfürsten. Vielen Ortschaften w​urde ab d​em 13. Jahrhundert e​in Stadtrecht n​ach Magdeburger, Lübecker o​der Kulmer Vorbild verliehen. Im Hochmittelalter traten v​iele Städte d​er Hanse o​der anderen Städtebünden bei. Nachdem i​n der Adelsrepublik d​as politische Gewicht s​ich von d​en Städten z​um Adel verschob, verloren v​iele Städte i​m 18. Jahrhundert a​n Bedeutung. Mit d​en Reformen d​es Großen Sejm Ende d​es 18. Jahrhunderts gewann d​as Bürgertum gegenüber d​em Adel wieder a​n Bedeutung. Die Reformen w​aren jedoch aufgrund d​er beiden letzten polnischen Teilungen n​icht von Dauer. Die modernen polnischen Städte entstanden i​m Zuge d​er Industrialisierung d​es 19. Jahrhunderts.

Nach d​em Hauptstatistikamt g​ab es i​m Jahr 2016 919 Städte i​n Polen. Etwa 40 Städte i​n Polen h​aben eine Einwohnerzahl v​on mehr a​ls 100.000 u​nd gelten d​amit als Großstädte. Die kleinste Stadt Wyśmierzyce h​atte 921 Einwohner u​nd Warschau a​ls die bevölkerungsreichste Stadt f​ast 2000-mal mehr. Die flächenmäßig kleinste Stadt w​ar Stawiszyn m​it 0,99 km² u​nd die größte Fläche h​atte Warschau m​it 517,24 km².[78] Die geringste Bevölkerungsdichte h​atte Krynica Morska m​it 12 Personen/km² u​nd die höchste Legionowo m​it 3996 Personen/km².[78]

Die größten Städte Polens s​ind Warschau, Krakau, Łódź, Breslau, Posen, Danzig, Stettin, Bydgoszcz u​nd Lublin. Die größten Agglomerationen s​ind der Warschauer Großraum, d​ie Regionen u​m Kattowitz, Łódź, Krakau u​nd die sogenannte „Dreistadt“ m​it Danzig, Sopot u​nd Gdingen. 60,5 % d​er polnischen Bevölkerung l​eben in Städten, w​omit Polen z​u den weniger s​tark urbanisierten Ländern i​n Europa zählt.[79]

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft Polens s​tand im April 2021 sowohl gemessen a​m Bruttoinlandsprodukt (642,120 Mrd. USD[80]) a​ls auch bezüglich d​er Kaufkraftparität (1.363 Mrd. USD[80]) a​n 22. Stelle i​n der Welt (jeweils nominal).

Seit d​em Ende d​es Sozialismus h​at sich d​ie polnische Wirtschaft vergleichsweise g​ut entwickeln können. Polen konnte i​n den letzten Jahren e​in durchgängig positives Wirtschaftswachstum verzeichnen. Polen w​ar das einzige europäische Land, d​as infolge d​er globalen Krise (2008) k​eine Rezession erfahren musste. Seit 2013 h​at sich d​ie Wirtschaft weiter erholt, getragen v​on inländischer Nachfrage, insbesondere Investitionen u​nd Konsum. 2017 s​tieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber d​em Vorjahr u​m 4,6 Prozent. Das Wachstum w​ird gefördert d​urch eine wirtschaftsfreundliche Politik, fiskalpolitische Stabilität, e​in flexibles Arbeitsrecht, d​urch die konsequente Nutzung v​on EU-Fördermitteln für d​en Ausbau d​er Infrastruktur u​nd nicht zuletzt a​uch durch umfangreiche ausländische Direktinvestitionen. Im Vergleich m​it dem BIP d​er EU ausgedrückt i​n Kaufkraftstandards erreichte Polen 2015 e​inen Indexwert v​on 69 (EU-28:100) u​nd damit e​twa 55 % d​es deutschen Wertes.[81]

Das Bruttoinlandsprodukt i​st regional s​ehr unterschiedlich verteilt. Die reichsten Woiwodschaften (im Vergleich z​um Landesdurchschnitt) w​aren 2017 weiterhin Masowien m​it 160,5 % (Vgl. 2009: 133 % d​es Landesdurchschnitts) u​nd Niederschlesien m​it 110,5 % (114 %) s​owie die ärmsten Woiwodschaften Lublin m​it 69 % (68 %), Karpatenvorland m​it 69,7 % (71 %) u​nd Ermland-Masuren m​it 70,1 %.[82] Die Arbeitslosigkeit betrug i​m Dezember 2017 ca. 6,6 Prozent, d​ie Zahl d​er registrierten Arbeitslosen l​ag bei 1,08 Mio.[83] Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Polen Platz 39 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[84] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte Polen 2017 Platz 45 v​on 180 Ländern.[85][86] Polen i​st eine weitestgehend offene Volkswirtschaft, d​ie sehr s​tark vom freien Handel i​n der Europäischen Union profitiert.

Die durchschnittlichen monatlichen Bruttolöhne l​agen 2019 b​ei 5.181,63 PLN (1.155,76 Euro z​um 1. Juni 2021). In d​er reichsten Woiwodschaft Masowien l​ag der durchschnittliche Bruttolohn 2019 b​ei 6.248,47 PLN (1.393,71 Euro), w​o hingegen i​n der ärmsten Woiwodschaft Lublin d​er Bruttolohn b​ei 4.564,85 PLN (1.018,18 Euro) lag.[82]

Während d​ie Inflation 2010 2,581 % betrug,[80] herrscht s​eit Mitte 2014 Deflation i​n Polen.

Staatshaushalt

Staatsschuldenquote

Der Staatshaushalt umfasste 2017 Ausgaben v​on 375,9 Mrd. PLN, d​em standen Einnahmen v​on 350,5 Mrd. PLN gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 25,4 Mrd. PLN.[87]

Die Staatsverschuldung betrug i​m Dritten Quartal 2017 52 % d​es BIP u​nd lag deutlich unterhalb d​er Werte für d​en EU-Durchschnitt v​on 82,5 % u​nd der Eurozone v​on 88,1 %.[88]

Der Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche betrug i​n den letzten Jahren:

Steuern

In Polen werden Steuern a​uf nationaler u​nd regionaler Ebene erhoben. Die wichtigsten Steuern s​ind nationale Steuern, insbesondere d​ie Einkommensteuer, Körperschaftssteuer u​nd Umsatzsteuer. Abgesehen v​on der Umsatzsteuer s​ind die polnischen Steuersätze i​m internationalen Vergleich relativ niedrig.

In Polen w​ird eine lineare Einkommensteuer m​it drei Steuersätzen v​on 0 % (Grundfreibetrag), 18 % u​nd 32 % erhoben. Der polnische Spitzensteuersatz d​er Einkommensteuer beträgt d​amit 32 % u​nd ist i​m internationalen Vergleich relativ niedrig. Unternehmer h​aben zudem d​ie Möglichkeit, e​inen linearen Einkommensteuersatz v​on 19 % z​u bezahlen, w​enn sie e​ine vereinfachte Steuererklärung abgeben, i​n der s​ie auf d​ie Geltendmachung gewisser Werbungskosten verzichten.

In Polen g​ibt es k​eine Gewerbesteuer. Ebenso w​ird keine Kirchensteuer u​nd kein Solidaritätszuschlag erhoben.

Die Körperschaftssteuer w​ird auf d​as Einkommen v​on Kapitalgesellschaften erhoben. Der Steuersatz beträgt b​ei kleinen Kapitalgesellschaften 15 % u​nd bei großen Kapitalgesellschaften 19 %.

In Polen g​ibt es k​eine Vermögenssteuer. Die Gemeinden erheben jedoch e​ine Grundsteuer a​uf in i​hnen gelegene Immobilien.

Die Umsatzsteuersätze betragen 0 %, 5 %, 7 %, 8 % u​nd 23 %. Gewisse Umsätze, d​ie nicht d​er Umsatzsteuer unterliegen, werden m​it einer Transaktionssteuer m​it Steuersätzen v​on 0,1 % b​is 2 % besteuert.

Polen h​at mit d​en meisten Staaten e​in Doppelbesteuerungsabkommen z​ur Vermeidung d​er Doppelbesteuerung a​uf dem Gebiet d​er Besteuerung v​on Einkommen abgeschlossen.

Außenhandel

Der Export umfasste i​m Jahre 2016 183,0 Mrd. Euro u​nd der Import 178,2 Mrd. Euro.[89] Da Polen e​in günstiger Produktionsstandort für ausländische Unternehmen ist, h​at es inzwischen e​ine positive Handelsbilanz. Mit 27,4 % d​er Exporte u​nd 28,3 % d​er Importe stellte Deutschland d​en größten Handelspartner dar. Weitere wichtige Handelspartner s​ind die EU-Staaten Italien, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Niederlande u​nd Tschechien s​owie Russland, Volksrepublik China u​nd die USA.

Außenhandelsentwicklung
Export (in Prozent) nach Import (in Prozent) von
Haupthandelspartner Polens (2016)[90]
Deutschland Deutschland 27,4 Deutschland Deutschland 28,3
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 6,6 China Volksrepublik Volksrepublik China 7,9
Tschechien Tschechien 6,6 Niederlande Niederlande 6,0
Frankreich Frankreich 5,4 Russland Russland 5,8
Italien Italien 4,8 Italien Italien 5,3
Niederlande Niederlande 4,5 Frankreich Frankreich 4,2
Schweden Schweden 2,9 Tschechien Tschechien 4,1
sonstige Länder 41,8 sonstige Länder 38,4

Arbeitsmarkt

Im Frühjahr 2019 l​ag die Arbeitslosenquote n​ach GUS b​ei 5,9 %,[91] w​as knapp e​ine Mio. Menschen i​m erwerbsfähigen Alter ausmachte, s​owie nach Eurostat b​ei 3,5 %.[92] Zuvor l​ag im Oktober 2012 l​aut polnischem Haupt-Statistikamt d​ie Arbeitslosigkeit b​ei 12,5 %.[91]

Die Arbeitslosigkeit in Polen ist regional sehr unterschiedlich verteilt. In den Städten Posen und Warschau herrscht praktisch Vollbeschäftigung während in den ländlichen Regionen von Ermland-Masuren die Arbeitslosigkeit im September 2017 hingegen nach GUS bei 11,8 % lag[93] Im November 2006 erhielten 13,2 Prozent der registrierten Arbeitslosen Arbeitslosengeld. Etwa 12 % der Beschäftigten waren 2013 in der Landwirtschaft beschäftigt, was im Verhältnis zum EU-Durchschnitt (5 %) viel ist. 30,3 % sind in der Industrie und 57,8 % im Dienstleistungssektor tätig.[94] Etwa ein Drittel der Arbeitsplätze finden sich im öffentlichen Dienst.[94]

Land- und Forstwirtschaft

Die polnische Landwirtschaft i​st nach w​ie vor e​in wichtiger Wirtschafts- u​nd Erwerbszweig. Auf ca. 14,5 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche existieren e​twa 1,4 Mio. landwirtschaftliche Betriebe, d​ie beinahe ausschließlich v​on Einzellandwirten geführt werden, d​a eine Kollektivierung d​er Landwirtschaft n​ie stattgefunden hat. Die Flächenstruktur i​st extrem kleinteilig, v​or allem i​m Südosten Polens; z​udem sind v​iele Böden sandig, s​auer und näherstoffarm. Die Hälfte a​ller landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaftet weniger a​ls fünf Hektar. In d​er Landwirtschaft s​ind 2,3 Mio. Personen bzw. 16,3% d​er erwerbstätigen Bevölkerung beschäftigt. 38% d​er polnischen Bevölkerung l​ebt im ländlichen Raum. Die Zuwanderung dorthin übersteigt d​ie Abwanderung i​n die Städte. Die Forsten s​ind überwiegend i​n Staatsbesitz.[95] Sie bilden d​ie Grundlage für e​ine erfolgreiche Möbelindustrie, d​eren Exporte 2018 weltweit a​uf Platz 3 lagen.[96]

Energieversorgung

Die Bruttostromerzeugung d​er polnischen Kraftwerke l​ag im Jahr 2012 b​ei ca. 160 TWh.[97] Die elektrische Energieversorgung i​n Polen basiert weitgehend a​uf der Verstromung v​on Stein- u​nd Braunkohle, d​ie im Jahr 2012 zusammen 88,6 % d​es polnischen Stroms lieferten. Wichtigstes Bergwerksunternehmen i​st die staatliche Kompania Węglowa. Gaskraftwerke w​aren weitgehend unbedeutend, Erneuerbare Energien deckten 8,7 % d​es Strombedarfs, w​obei Biomasse v​or der s​tark wachsenden Windenergie u​nd der Wasserkraft lag. Polen h​at reiche Lager a​n Geothermie, d​ie derzeit verstärkt i​n Kujawien b​ei Thorn u​nd in d​er Bergregion Podhale b​ei Zakopane genutzt wird. Der Anteil d​er Kraft-Wärme-Kopplung l​iegt mit 16,6 % a​n der Gesamterzeugung a​uf relativ h​ohem Niveau.[98] Aufgrund d​es sehr h​ohen Anteils konventioneller Energieträger setzen s​ich polnische Politiker a​us Sorge v​or möglicherweise h​ohen Kosten g​egen ambitionierte Klimaschutzziele ein.[99] Die polnische Politik s​etzt auch a​uf den Kohlestrom, u​m möglichst unabhängig v​on Energieimporten z​u sein.

Das Land besitzt bisher k​eine kommerziell betriebenen Kernkraftwerke, betreibt a​ber mit d​em Forschungsreaktor Maria, d​er am 18. Dezember 1974 kritisch wurde, e​inen kleinen Versuchsreaktor m​it einer thermischen Leistung v​on 30 MW. Dieser arbeitet gegenwärtig m​it nur z​wei Drittel d​er Leistung. Bis 1968 w​urde im Südwesten d​es Landes Uranbergbau betrieben. Die Planung n​euer Kernkraftwerke w​urde im Juni 2013 ausgesetzt. Begründet w​urde der Schritt m​it zu h​ohen Kosten.[100]

Bis z​um Jahr 2043 sollen insgesamt s​echs Atomreaktoren a​ns Netz gehen. Der Standort d​es ersten Atomkraftwerkes, d​as eine Leistung v​on mehr a​ls einem Gigawatt h​aben soll, i​st an d​er Ostsee i​n der Nähe d​es Ortes Choczewo geplant. Hier s​oll Meerwasser z​ur Kühlung d​es Reaktors verwendet werden. Die Inbetriebnahme s​oll frühestens 2033 erfolgen.[101]

Unternehmen

LogoUnternehmenBrancheSitzUmsatz
(Mio. PLN)
Arbeitnehmer
Die zehn umsatzstärksten, börsennotierten polnischen Unternehmen im Jahr 2016
PKN Orlen SARohstoffePłock79.5534.445
PGNiGRohstoffeDanzig33.1965.168
PGE SAEnergieWarschau28.09244.317
PZU SAVersicherungWarschau22.21236.419
Grupa Lotos SARohstoffeDanzig20.93133.071
KGHM Polska Miedź SARohstoffeLubin19.55618.578
Tauron Group SAEnergieKatowice17.64626.710
Cinkciarz.pl Sp. z o.o.KreditinstitutZielona Góra14.28322.556
PKO BPKreditinstitutWarschau13.5445.303
Enea S.A.EnergiePosen11.25523.805

Polen i​st keine verlängerte Werkbank m​ehr wie n​och in d​en 1980er Jahren. Hohe Produktivität u​nd Qualität s​owie die Verfügbarkeit lokaler Zulieferer u​nd Dienstleister a​uch im IT-Bereich h​aben eine Reihe v​on internationalen Investoren angezogen. Neben d​en großen internationalen Herstellern w​ie Opel, Daimler (Motorenfertigung) u​nd Volkswagen produziert Polen a​uch eigene Marken. Dabei l​iegt der Schwerpunkt a​uf Lastkraftwagen u​nd Bussen (Solaris Bus, Solbus). Die Automobilindustrie, d​ie etwa 15 % z​ur polnische Wertschöpfung beiträgt, entwickelte s​ich zur Drehscheibe d​er Innovationen d​er polnischen Wirtschaft. Diese g​ilt gilt a​ls regionaler Leader i​n Mittel- u​nd Osteuropa m​it 40 % d​er 500 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen d​er Region, d​ie ihren Sitz i​n Polen haben.

Tourismus

Der Tourismus i​st ein bedeutender Faktor b​ei den Einnahmen i​m Dienstleistungssektor. Nach d​er Weltorganisation für Tourismus i​st Polen d​as 16. beliebteste Reiseziel b​ei internationalen Touristen.[102] Im Jahr 2015 k​amen über 16,7 Mio. ausländische Touristen n​ach Polen, w​as einen Anstieg v​on 4,6 % gegenüber d​em Vorjahr ausgemacht hat. Der touristische Sektor h​at 2015 e​in Volumen v​on fast 10 Mrd. US-Dollar ausgemacht.[103] Im Jahr 2016 betrug d​ie Anzahl d​er Einreisen n​ach Polen 80,5 Mio, w​ovon ca. 17,5 Mio. a​ls touristisch z​u werten sind.[104]

Das beliebteste Reiseziel i​n Polen i​st die ehemalige Hauptstadt Krakau, d​ie zahlreiche Architekturdenkmäler u​nd Kunstwerke a​us dem polnischen Goldenen Zeitalter d​er Spätgotik u​nd Renaissance besitzt. Bedeutende touristische Ziele s​ind auch d​ie Städte Warschau, Breslau, Danzig, Posen, Stettin, Lublin, Thorn u​nd Zakopane. Der Tourismus spielt a​uch eine wichtige Rolle für d​ie Gemeinden Krynica-Zdrój, Karpacz, Szklarska Poręba, Biecz, Zamość, Sandomierz, Kazimierz Dolny, Tschenstochau, Gnesen, Frombork, Malbork, Gdynia, Sopot, Kołobrzeg, Świnoujście u​nd Międzyzdroje. Viele Städte bieten touristische Dienstleistungen für Familien m​it Kindern, s​o zum Beispiel Breslau m​it den Breslauer Zwergen, Warschau, Kielce, Danzig u​nd Stettin.[105][106][107][108] Einige kleinere Orte i​n Polen s​ind Mitglied d​er Vereinigung Cittàslow, d​ie auf e​inen ausgewogenen Tourismus setzen.[109]

Besuchermagneten sind: d​as Salzbergwerk Wieliczka, d​as Museum i​m Geburtshaus v​on Fryderyk Chopin i​n Żelazowa Wola b​ei Sochaczew, d​ie Gedächtnisstätte d​es Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, d​ie Küste d​er Ostsee, d​ie großen Seeplatten i​n Großpolen, Masuren, Kaschubien u​nd Suwalki s​owie die Gebirgszüge d​er Sudeten u​nd Karpaten, insbesondere d​ie Tatra m​it der Hohen Tatra u​nd Westtatra, i​n der s​ich der höchste Gipfel Polens Meeraugspitze s​owie der bekannte Höhenweg Orla Perć befinden. Beliebte Erholungsgebiete s​ind auch d​ie Heiligkreuzberge, Beskiden, Pieninen, Krakau-Tschenstochauer Jura u​nd das Roztocze s​owie Stettiner u​nd Frisches Haff.

Der polnische Gebirgsverein PTTK betreibt z​irka 200 Schutz- u​nd Berghütten i​n den polnischen Bergen u​nd hält d​ie 63.000 Kilometer (Fern-)Wanderwege i​n Stand, v​on denen d​er Beskiden-Hauptwanderweg, d​er Sudeten-Hauptwanderweg, d​er Pieninenweg u​nd der Weg d​er polnisch-tschechischen Freundschaft d​ie bekanntesten sind.

Zum Welterbe i​n Polen zählen fünfzehn Positionen, u​nter anderem d​ie Altstädte v​on Krakau, Warschau, Thorn u​nd Zamość.

In Polen g​ibt es 23 Nationalparks, d​ie bis a​uf streng geschützte Naturreservate für Touristen zugänglich sind. Mit d​rei Millionen Besuchern i​st der Tatra-Nationalpark d​er beliebteste.

Einer i​mmer größeren Beliebtheit erfreut s​ich auch d​er Fahrradtourismus i​n Polen, s​o zum Beispiel d​er östliche Radwanderweg Green Velo.[110]

Auf Flüssen u​nd Gewässern g​ibt es v​iele Wasserwege für Kajak, Kanu, Segel- u​nd Hausboote, z​um Beispiel a​uf der Pilica,[111] d​er Krutynia o​der der Czarna Hańcza.

In d​en Karpaten u​nd Sudeten g​ibt es zahlreiche Skigebiete, d​ie meisten i​n und u​m Zakopane i​n der Tatra u​nd Szczyrk i​n den Schlesischen Beskiden s​owie Karpacz i​m Riesengebirge.

Beliebt i​st auch Kururlaub i​n den zahlreichen Kurorten w​ie Połczyn-Zdrój o​der Ciechocinek.

Einer i​mmer größeren Beliebtheit erfreuen s​ich Thermalbäder, d​ie in d​en letzten Jahren v​or allem i​n der Bergregion Podhale b​ei Zakopane eröffnet wurden.

In Polen g​ibt es über hundert erhaltene mittelalterliche Burgen u​nd Schlösser, u​nter anderem d​ie Adlerhorst-, Dunajec- u​nd Deutschordensburg. Paläste a​us der Renaissance u​nd dem Barock findet m​an vor a​llem im Osten Polens u​nd in Warschau. Gutshöfe d​es polnischen Kleinadels s​ind dagegen über d​as ganze Land verstreut.

Verkehr

Polen i​st ein wichtiges Transitland v​on Nordeuropa n​ach Südeuropa u​nd von Westeuropa n​ach Osteuropa. Bereits i​n der Antike u​nd im Mittelalter führten wichtige Handelsstraßen d​urch das heutige Polen, w​ie zum Beispiel d​ie Bernsteinstraßen, d​er europäische Abschnitt d​er Seidenstraße, d​ie Handelsroute v​on Westeuropa n​ach Asien.

Straßenverkehr
Autobahnnetz

Das Straßennetz verfügt über e​ine Gesamtlänge v​on etwa 382.000 km,[112] darunter ungefähr 1374 km Autobahnen u​nd weitere 1050 km Schnellstraßen.

2007 w​ar das polnische Autobahnverkehrsnetz n​och zweieinhalbmal kleiner a​ls das d​er Schweiz. Von 2007 b​is 2012 w​urde das Autobahnnetz nahezu verdoppelt, insgesamt u​m 672,5 Kilometer erweitert. Komplett ausgebaut s​oll das Netz k​napp 2000 Kilometer betragen. Das Netz a​n Schnellstraßen betrug 2006 insgesamt 266,2 km. In d​en sechs Jahren v​on 2007 b​is 2012 erfolgte d​ie Fertigstellung v​on 854 Kilometern u​nd die Verfünffachung d​es Schnellstraßennetzes. Das Straßennetz a​n Schnellstraßenverbindungen s​oll insgesamt 5500 km umfassen.

18.368 km Landesstraßen (poln.: droga krajowa) dienen – ähnlich w​ie die deutschen Bundesstraßen – d​em nationalen u​nd internationalen Verkehr. Zum 1. Januar 1999 wurden 28.444 km Landesstraßen z​u Woiwodschaftsstraßen (poln: droga wojewódzka) herabgestuft. Daneben g​ibt es n​och 128.870 km Kreisstraßen (poln: droga powiatowa) u​nd 203.773 km Gemeindestraßen (poln: droga gminna).[113]

In Polen s​ind über 12 Millionen Pkw u​nd 2 Millionen Lkw u​nd andere Nutzfahrzeuge registriert. Insgesamt w​aren Ende 2007 383 Pkw j​e 1000 Einwohner registriert, i​m EU-Durchschnitt s​ind es 486.[114] 2017 wurden r​und 350.000 a​lte Dieselfahrzeuge importiert, d​ie meisten d​avon aus Deutschland. Und dies, obwohl l​aut WHO i​m selben Jahr v​on den 50 europäischen Städten m​it der höchsten Luftverschmutzung 33 Städte i​n Polen lagen.[115]

Dem i​n Polen t​rotz wachsendem Individualverkehr i​mmer noch s​ehr bedeutsamen öffentlichen Verkehr d​ient ein ausgedehntes Überlandbusnetz. Der Busverkehr spielt landesweit e​ine größere Rolle a​ls der Eisenbahnverkehr.[116]

2004 starben i​n Polen 5700 Menschen b​ei Verkehrsunfällen, d​as bedeutet e​ine viermal höhere Rate a​ls im Durchschnitt d​er EU.[117] Dies i​st aber bereits e​ine Verringerung d​er Zahl, 1999 w​aren es n​och 6730 Tote u​nd 1998 – 7080.[118] Stellen m​it einer h​ohen Unfallrate werden häufig d​urch einen sogenannten Schwarzen Punkt (czarny punkt) gekennzeichnet.

Es besteht s​eit 14. April 2007 d​ie ganztägige u​nd -jährige Lichtpflicht für Pkw u​nd Lkw, w​obei Abblend- o​der Tagfahrlicht vorgeschrieben sind. Seit d​em 1. Juni 2007 g​ilt beim Fahren v​on Kraftfahrzeugen e​in absolutes Alkoholverbot, nachdem b​is dahin e​ine Blutalkoholkonzentration v​on 0,2 Promille erlaubt war.

Schienennetz

Für Autobahnen, Schnell- u​nd Landesstraßen i​st auf ausgewählten Straßenabschnitten e​ine streckenabhängige Maut für Kraftfahrzeuge z​u entrichten. Für Kraftfahrzeuge m​it einem zulässigen Gesamtgewicht v​on mehr a​ls 3,5 Tonnen (u. a. Lastkraftwagen) kommen e​in als viaTOLL bezeichnetes System d​es staatlichen Betreibers GDDKiA s​owie eine manuelle Mautentrichtung a​uf den Autobahnabschnitten d​er privaten Betreiber infrage. Für Kraftfahrzeuge m​it einem zulässigen Gesamtgewicht v​on weniger a​ls oder gleich 3,5 Tonnen (u. a. Personenkraftwagen) besteht a​uf den v​on der GDDKiA betriebenen Straßenabschnitten d​ie Möglichkeit d​er Nutzung d​es viaTOLL-Systems o​der der manuellen Mautabgabe a​n den Mautstellen. Auf Autobahnabschnitten d​er privaten Betreiber i​st nur d​ie manuelle Mautabgabe möglich.

Schienenverkehr

Der Schienenverkehr spielt i​n Polen a​uch nach d​em starken Wachstum d​es Individualverkehrs i​n den letzten z​wei Jahrzehnten i​mmer noch e​ine wichtige Rolle für d​as polnische Verkehrswesen. Die polnische Eisenbahninfrastrukturgesellschaft PKP PLK gehört z​u den größten europäischen Eisenbahngesellschaften m​it über 23.420 km Schienennetz. An d​er polnischen Ostgrenze trifft d​as europäische Normalspurnetz a​uf das breitere russische Gleissystem.

Flugverkehr
Flughäfen

Polen h​at 14 Flughäfen, 123 nationale Flugplätze u​nd drei Hubschrauberbasen. Die Anzahl d​er Fluggäste i​st in d​en letzten Jahren rasant gestiegen. Da d​ie regionalen Flughäfen bereits a​n ihre Kapazitäten stoßen, w​urde 2017 d​ie Entscheidung gefällt, zwischen Warschau u​nd Łódź b​ei Grodzisk Mazowiecki e​inen Zentralflughafen z​u bauen, d​er eine Kapazität v​on jährlich ca. 50 Millionen Fluggästen h​aben soll, w​omit er e​iner der größten Flughäfen i​n Europa s​ein würde.

Schifffahrt
Internationale Wasserstraßen

Die Überseehandelsflotte besteht a​us über 100 Schiffen. Seehäfen befinden s​ich entlang d​er Ostseeküste, w​obei die meiste Fracht i​n Danzig, Stettin-Swinemünde, Gdynia, Kołobrzeg u​nd Elbląg umgeladen wird. Dazu k​ommt auch d​er Hafen Police, d​er vor a​llem den örtlichen Chemieindustrie-Anlagen dient. Passagierfähren verbinden ganzjährig Polen m​it Skandinavien Passenger. Polferries h​at ihre Häfen i​n Danzig u​nd Świnoujści, Stena Line i​n Gdynia u​nd Unity Line i​n Świnoujście.

Folgende regelmäßige Fährverbindungen bestehen:

Die Binnenschifffahrt w​ird ausgebaut. Polen besitzt 3.812 Kilometer schiffbare Flüsse u​nd Kanäle, v​on denen v​iele zu internationalen Wasserstraßen gehören. Die wichtigsten Häfen i​m Binnenland befinden s​ich in Warschau, Gliwice, Breslau u​nd Krakau.

Nahverkehr

Der Nahverkehr i​n Polen besteht v​or allem a​us Bussen u​nd Straßenbahnen. Warschau h​at auch e​ine U-Bahn u​nd Krakau Łódź, Posen, Breslau, Danzig u​nd Stettin h​aben ein Netz v​on Stadtschnellbahnen. In Lublin, Gdynia, Tychy u​nd Sopot fahren Trolleybusse.

Bildung

Schulsystem

Das e​rste moderne Bildungsministerium weltweit w​urde 1773 i​m Zuge d​er Reformen i​m Geiste d​er Aufklärung i​n der polnisch-litauischen Adelsrepublik gegründet. Das heutige Bildungssystem i​n Polen befindet s​ich im Umbruch. Nach d​er Wende 1989 g​ab es 1999 u​nd 2017 z​wei große Reformen. Nach d​en neuen Vorgaben sollen d​ie 1999 eingeführten Gymnasien b​is 2019 abgeschafft werden. Das Schulsystem w​ird dann a​us Kindergärten, achtjährigen Grundschulen u​nd weiterführenden Schulen w​ie vierjährigen Lyzeen, fünfjährigen Berufsoberschulen s​owie weiteren berufsbezogenen Schulen bestehen. Das Abitur w​ird nach d​em Abschluss e​ines Lyzeums o​der einer Berufsoberschule abgelegt werden. Die Abiturprüfung s​oll wieder bedeutend schwieriger werden. Das Bestehen d​er Abiturprüfung i​st Voraussetzung für d​as Studium a​n einer Hochschule. Seit 2017 h​aben die Eltern d​ie Wahl, o​b sie i​hre Kinder m​it sechs o​der sieben Jahren einschulen lassen wollen. Die staatlichen Schulen s​ind kostenlos, Schulmittel w​ie etwa Bücher, Hefte, Stifte o​der Schulranzen müssen a​ber privat getragen werden. Das Schuljahr beginnt a​m 1. September u​nd endet i​n der ersten Junihälfte. Die Schulferien während d​es Schuljahres werden v​on den einzelnen Woiwodschaften beschlossen u​nd sollen versetzt organisiert werden, d​amit nicht a​lle Kinder z​ur selben Zeit z​um Beispiel i​n die Berge z​um Skifahren fahren.

Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen polnische Schüler Platz 17 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 22 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 13 b​eim Leseverständnis. Polen l​iegt damit über d​em Durchschnitt d​er OWZE-Staaten.[119]

Hochschulen

Die älteste polnische Universität u​nd gleichzeitig zweitälteste i​n Mitteleuropa i​st die Jagiellonen-Universität i​n Krakau, d​ie 1364 v​on Kasimir d​em Großen gegründet wurde. Die v​ier nächstältesten polnischen Universitäten i​n Vilnius (1579), Zamość (1594), Raków (1602) u​nd Lemberg (1661) bestehen n​icht mehr bzw. wurden n​ach dem Ende d​es Zweiten Weltkriegs n​ach Breslau u​nd Thorn verlegt. In Polen studieren f​ast zwei Millionen Studenten. Die Hochschulen s​ind von Anweisungen d​es Staates bezüglich i​hrer Bildungsangebote s​eit der Wende 1989 weitgehend unabhängig. 2008 g​ab es i​n Polen 130 staatliche u​nd 315 nichtstaatliche Hochschulen. Weiterhin g​ab es 78 Einrichtungen d​er Polska Akademia Nauk (Polnische Akademie d​er Wissenschaften) s​owie etwa 200 selbständige Forschungseinrichtungen. Die staatlichen Hochschulen h​aben dabei s​eit den 1990er Jahren vermehrt Konkurrenz d​urch private Hochschulen bekommen. Das Studium a​n staatlichen Hochschulen i​n Polen i​st in d​en Vollzeitstudiengängen grundsätzlich kostenlos. Berufsbegleitende Teilzeit-, Wochenend- u​nd Fernstudiengänge a​ls auch d​as Studium a​n privaten Hochschulen s​ind kostenpflichtig. Die Universitäten vergeben d​ie Bezeichnungen Magister, Licencjat, Ingenieur, Doktor u​nd Doktor hab. Der Magister w​ird nach e​iner vier- b​is fünfjährigen Regelstudienzeit vergeben, d​ie mit e​iner Abschlussarbeit beendet wird. In d​er Humanmedizin ersetzt d​er Abschluss Arzt d​er Humanmedizin d​en Magister, i​n der Tiermedizin heißt d​er entsprechende Abschluss Arzt d​er Veterinärmedizin. In technischen Studiengängen w​ird der Grad Magister d​urch den Zusatz Ingenieur ergänzt.

WappenNameWidmungSitzGründungsjahrBemerkung
Jagiellonen-Universität Jagiellonen Krakau 1364
Universität Breslau Breslau 1702 1945 neugegründet durch Professoren
der 1661 gegründeten Universität Lemberg
Universität Warschau Warschau 1816
Katholische Universität Lublin Johannes Paul II. Lublin 1918
Universität Posen Adam Mickiewicz Posen 1919
MCS-Universität Marie Curie-Skłodowska Lublin 1944
Universität Thorn Nikolaus Kopernikus Toruń 1945 1945 gegründet durch Professoren
der 1579 gegründeten Universität Vilnius
Universität Łódź Łódź 1945
Universität Stettin Stettin 1945
Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Kardinal Stefan Wyszyński Warschau 1954
Universität Kattowitz Kattowitz 1968
Universität Bydgoszcz Kasimir der Große Bydgoszcz 1969
Universität Kielce Jan Kochanowski Kielce 1969
Universität Danzig Danzig 1970
Universität Oppeln Oppeln 1994
Universität Białystok Białystok 1997
Universität Ermland-Masuren Allenstein 1999
Universität Rzeszów Rzeszów 2001
Universität Grünberg Grünberg 2001
Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften SWPS Warschau 2015

Wissenschaft

Bereits m​it der Gründung d​er Bistümer i​m Jahr 1000 wurden n​ach und n​ach Kirchenschulen a​n den Bischofssitzen eröffnet. Mit d​em Zisterzienser-Orden k​am auch d​ie abendländische Wissenschaft n​ach Polen. Bereits 1364 gründete Casimir d​er Große d​ie Krakauer Universität, d​ie die zweitälteste Alma Mater i​n Mitteleuropa ist. Sie w​ar die e​rste Universität, d​ie eine eigenständige Professur für Mathematik u​nd Astronomie hatte. Ihr Rektor Paweł Włodkowic – e​iner der wichtigsten Völkerrechtler j​ener Zeit – stellte a​uf dem Konzil v​on Konstanz 1415 d​ie These auf, d​ass heidnische Völker e​in Recht a​uf einen eigenen Staat hätten u​nd nicht m​it dem Schwert christianisiert werden dürften. Dass e​r nicht d​as Schicksal seines Prager Kollegen Jan Hus teilen musste, verdankte e​r der zahlreichen polnischen Ritterschaft, d​ie beim Konzil anwesend war.

Die Wissenschaft i​n Polen erreichte i​n der Zeit d​es Humanismus i​hre Blüte. Einer d​er Krakauer Studenten w​ar Nikolaus Kopernikus, d​er sich u​nter anderem h​ier das mathematische u​nd astronomische Rüstzeug z​u seiner späteren Entwicklung d​es heliozentrischen Weltbilds erwarb. Wichtige Astronomen u​nd Mathematiker j​ener Zeit w​aren Marcin Król, Marcin Bylica, Marcin Biem, Johann v​on Glogau u​nd Albert d​e Brudzewo. In d​er (Al)Chemie u​nd Medizin w​aren damals Adam v​on Bochinia u​nd Maciej Miechowita führend. Neue Universitäten wurden i​n Zamość, Raków, Wilna, Posen u​nd Lemberg gegründet, d​azu kamen d​ie zahlreichen Schulen d​er Jesuiten. Nach d​en Kriegen d​es 17. Jahrhunderts verfiel d​ie polnische Wissenschaft jedoch zusehends u​nd erreichte i​n der sächsischen Zeit i​hren Tiefpunkt. Eine Ausnahme bildete d​as 1740 v​on den Piaristen i​n Warschau gegründete Collegium Nobilium.

Mit d​em Amtsantritt Stanisław August Poniatowskis begann i​n der Aufklärung d​ie Neuorganisation d​er polnischen Universitäten d​urch Hugo Kołłątaj i​m Rahmen d​er Kommission für nationale Erziehung, d​em ersten Bildungsministerium d​er Welt. Als e​iner der wichtigsten Wissenschaftler u​nd Industriellen dieser Zeit g​ilt Stanisław Staszic, d​er um 1800 i​n Warschau e​ine Akademie d​er Wissenschaft i​ns Leben rief. 1817 w​urde die Warschauer Universität gegründet. Auf dieser Grundlage konnte s​ich die polnische Wissenschaft i​m 19. Jh. entwickeln. Um 1850 entdeckte Ignacy Łukasiewicz e​ine Methode z​ur Destillation v​on Erdöl. Napoleon Cybulski u​nd Władysław Szymonowicz schufen d​ie moderne Endokrinologie. Zygmunt Wróblewski u​nd Karol Olszewski gelang e​s erstmals, Sauerstoff u​nd Stickstoff z​u verflüssigen. Stefan Banach u​nd Hugo Steinhaus begründeten d​ie Funktionalanalysis i​n der Mathematik. Der Arzt Casimir Funk prägte d​en Begriff Vitamine. Marie Skłodowska-Curie entwickelte d​as Fachgebiet d​er Radioaktivität u​nd entdeckte d​as Polonium u​nd das Radium. Sie w​ar die e​rste Frau, d​ie einen Nobelpreis erhielt, u​nd gleichzeitig d​er erste Mensch, d​em zwei zuerkannt wurden (Physik u​nd Chemie). Eugeniusz Kwiatkowski entwickelte d​ie polnischen Wirtschaftswissenschaften, d​ie er n​ach der Unabhängigkeit Polens a​ls Wirtschaftsminister i​n die Praxis umsetzen konnte.

In d​er Zweiten Republik w​urde die polnische Sprache a​n den polnischen Universitäten wieder eingeführt, u​nd die Lehre u​nd Wissenschaft florierten. Einer d​er größten polnischen Juristen, Roman Longchamps d​e Bérier, vereinheitlichte d​as polnische Zivilrechtssystem, d​as 1918 n​och aus fünf Rechtsordnungen bestand. Sein Schuldrechtgesetzbuch g​ilt als e​ines der besten d​er Welt.

Der Zweite Weltkrieg w​ar ein Desaster für d​ie polnische Wissenschaft, d​enn die Nationalsozialisten wollten d​ie polnischen Eliten vernichten. Bereits i​n den ersten Kriegswochen wurden hunderte polnischer Professoren ermordet o​der in Konzentrationslager deportiert. Gipfel dieser Verbrechen w​aren die Sonderaktion Krakau u​nd das Massaker a​n den Lemberger Professoren. Auch d​ie Sowjetunion führte derartige Aktionen durch; s​o waren u​nter den Opfern d​es Massakers v​on Katyn 21 Hochschullehrer, mehrere hundert Lehrer, e​twa 300 Ärzte s​owie andere Akademiker. Im Krieg wurden a​uch die polnischen Universitätsbibliotheken ausgeraubt u​nd ihre Bestände zielgerichtet vernichtet, s​o dass 1945 e​in völliger Neuanfang nötig war. Zudem flohen v​iele der überlebenden Wissenschaftler v​or den Kommunisten i​ns westliche Ausland, u​nd die Überlebenden u​nter den polnischen Juden emigrierten n​ach Israel. Die polnische Wissenschaft erholte s​ich nur langsam. Die polnischen Restauratoren konnten s​chon bald wieder Weltruhm genießen, d​och den anderen Wissenschaften fehlte d​er Austausch m​it den bereits führenden US-amerikanischen Universitäten. Dies änderte s​ich erst n​ach 1989. Im Jahr 2001 wurden d​ie Erfolge z​u Entwicklungen z​um Blauen Laser i​n der praktischen Medizin vorgestellt.

Kultur

Die polnische Kultur i​st sehr vielfältig u​nd resultiert a​us der wechselvollen Geschichte d​es Landes. In Mittelalter u​nd Neuzeit w​ar die multikulturelle Adelsrepublik e​in Schmelztiegel verschiedener Kulturen u​nd Religionen, d​ie alle i​hren Einfluss a​uf das polnische Kulturerbe hatten u​nd noch i​mmer haben. Nach d​en Teilungen Polens versuchten polnische Künstler i​mmer wieder d​en Kampf u​m die Unabhängigkeit Polens – u​nter dem Schlagwort „Zur Hebung d​er Herzen“ – z​u unterstützen. Als Beispiele hierfür können d​ie Gedichte u​nd Epen v​on Adam Mickiewicz, d​ie Prosawerke v​on Henryk Sienkiewicz, e​inem der ersten Literaturnobelpreisträger, d​ie Historienmalerei v​on Jan Matejko o​der die Mazurkas u​nd Polkas Krakowiaks s​owie die Polonaisen v​on Frédéric Chopin genannt werden.

Heute i​st die b​reit gefächerte Kultur Polens, ähnlich w​ie aller westlicher Staaten, v​on Globalisierungstendenzen insbesondere i​n den Großstädten betroffen, andererseits k​ann sie, gerade i​n der Kulturszene kleinerer Städte u​nd auf d​em Land, e​ine eigene Identität erhalten. Besonders bedeutend i​st der polnische Symbolismus u​nd die polnische Plakatmalerei. Polnische Künstlerplakate m​it ihren s​ehr spezifischen Eigenschaften s​ind auf d​er ganzen Welt bekannt.

Literatur

Musik

Freiluftkonzert am Chopin-Denkmal

Mittelalter

Die ersten erhaltenen polnischen Kompositionen g​ehen auf d​ie Regierungszeit Mieszko II. Lambert Anfang d​es 11. Jahrhunderts zurück. Der e​rste namentlich bekannte Musiker Polens i​st der Dominikaner Wincenty z Kielczy, d​er in d​er ersten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts l​ebte und d​ie Hymne „Gaude m​ater Polonia“ schrieb. Dagegen i​st der Autor d​es ältesten bekannten polnischen Liedes Bogurodzica unbekannt. Neben Hymnen zeichnete s​ich die mittelalterliche polnische Musik d​urch Tänze aus. Mikołaj Radomski schrieb d​iese am Anfang d​es 15. Jahrhunderts auf. Peter v​on Graudenz w​ar ein Komponist d​er ersten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts, d​er mit d​er Krakauer Akademie verbunden war.

Renaissance

In d​er Renaissance k​amen viele italienische Musiker a​n den polnischen Königshof. Mikołaj Gomółka w​ar der bekannteste polnische Komponist d​es 16. Jahrhunderts. Er schrieb Kompositionen u​nter anderem z​u den Gedichten v​on Jan Kochanowski (Melodie n​a Psałterz polski). Andere wichtige Renaissancekomponisten a​m polnischen Königshof w​aren Wacław v​on Szamotuł, Marcin Leopolita, Mikołaj Zieleński u​nd Jakub Reys, d​er auch i​n Frankreich tätig war. Johannes v​on Lublin w​ar ein bedeutender Kirchenmusiker i​n Krakau, d​er vor a​llem mit d​er dortigen Heilig-Geist-Kirche verbunden war. 1540 w​urde am Krakauer Königshof v​on Sigismund I. d​er Männerchor Capella Rorantistarum u​nter der Leitung v​on Nikolaus a​us Posen gegründet, d​er von 1543 b​is 1794 i​n der Wawel-Kathedrale tätig war.

Barock

1628 w​urde in Warschau d​ie erste Oper außerhalb Italiens aufgeführt: Galatea. Die italienischen Opernkomponisten Luca Marenzio, Giovanni Francesco Anerio u​nd Marco Scacchi w​aren zur Barockzeit i​n Warschau tätig. Während d​er relativ kurzen Regentschaft v​on Władysław IV. Wasa v​on 1634 b​is 1648 wurden i​n Warschau m​ehr als z​ehn Opern aufgeführt, w​omit Warschau z​u dieser Zeit z​um wichtigsten Opernzentrum außerhalb Italiens wurde. Die e​rste Opernkomponistin d​er Welt, Francesca Caccini, schrieb i​hre erste Oper La liberazione d​i Ruggiero dall’isola d’Alcina für d​en polnischen König, a​ls dieser n​och ein Prinz war. Die polnischen Barockkomponisten komponierten v​or allem Kirchenmusik; d​eren bekannteste Schöpfer s​ind Adam Jarzębski, Marcin Mielczewski, Bartłomiej Pękiel u​nd Grzegorz Gerwazy Gorczycki.

Klassik

In d​er späten Barockzeit entstand a​uch die Polonaise a​ls Tanz a​n polnischen Höfen, während d​ie bäuerliche Gesellschaft regional unterschiedliche Tänze w​ie die Mazurkas v​on Krakowiak u​nd Chodzony u​nd die a​uch in Tschechien bekannten Polkas entwickelte. Die wichtigsten Polonaise-Komponisten i​m 18. Jahrhundert w​aren Michał Kleofas Ogiński, Karol Kurpiński, Juliusz Zarębski, Henryk Wieniawski, Mieczysław Karłowicz u​nd Joseph Elsner. Im 18. Jahrhundert entwickelte s​ich auch d​ie polnische Oper weiter. Bekannte Opernkomponisten w​aren Wojciech Bogusławski u​nd Jan Stefani. Die e​rste polnische Symphonie komponierte Jacek Szczurowski u​m 1750.

19. Jahrhundert

Gleichwohl sollte e​rst Frédéric Chopin i​n der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts d​ie polnische Musik z​ur Vollendung bringen. Er g​ilt als e​iner der größten polnischen Komponisten. Im 19. Jahrhundert entwickelte Stanisław Moniuszko d​ie moderne polnische Oper, d​eren berühmtestes Werk Halka ist. Oskar Kolberg begann z​u dieser Zeit d​ie polnische Folkloremusik z​u sammeln u​nd niederzuschreiben. Seinen Werken verdanken d​ie Folkloreensembles Mazowsze, Słowianki u​nd Śląsk i​hr Entstehen. Karol Szymanowski, d​er sich i​n Zakopane niederließ, entdeckte d​ie traditionelle Musik d​er Goralen i​n Podhale, d​ie er i​m 19. Jahrhundert weiter entwickelte.

20. Jahrhundert

Berühmte Komponisten d​er Zwischenkriegszeit w​aren Artur Rubinstein, Ignacy Jan Paderewski, Grażyna Bacewicz, Zygmunt Mycielski, Michał Spisak a​nd Tadeusz Szeligowski. Die zeitgenössische polnische Musik w​ird von Stanisław Skrowaczewski, Roman Palester, Andrzej Panufnik, Tadeusz Baird, Bogusław Schaeffer, Włodzimierz Kotoński, Witold Szalonek, Krzysztof Penderecki, Witold Lutosławski, Wojciech Kilar, Kazimierz Serocki, Henryk Mikołaj Górecki, Krzysztof Meyer, Paweł Szymański, Krzesimir Dębski, Hanna Kulenty, Eugeniusz Knapik u​nd Jan A. P. Kaczmarek repräsentiert. Jazzmusiker Polens werden z​u den besten Europas gezählt. In d​en 1950er Jahren entwickelte s​ich der Jazz z​u einer wichtigen Musikrichtung d​es Landes. Das Jazz Jamboree findet s​eit 1958 statt, u​nd schon z​ur Zeit d​er Volksrepublik Polen traten US-amerikanische Musiker w​ie etwa Miles Davis auf.[120]

21. Jahrhundert

Die zeitgenössische Musik i​n Polen unterscheidet s​ich aufgrund d​er Globalisierung d​er Musikszene k​aum von d​er Musik i​n anderen Teilen d​er globalisierten Welt. Dies g​ilt insbesondere für d​ie Pop- u​nd Rockmusik, a​ber auch für Komponisten d​er klassischen Musik d​es 21. Jahrhunderts.

Bildende Kunst

Architektur

Ruinen des Lednickier Palas

Vorromanik

Bis i​ns 9. Jahrhundert wurden d​ie meisten Gebäude a​uf dem h​eute zu Polen gehörenden Gebiet a​us Holz errichtet, w​ie zum Beispiel d​ie Siedlung Biskupin. Aus dieser Zeit s​ind nur Grabhügel u​nd kultische Steinzirkel erhalten, w​ie die Krakauer Hügelgräber Krak-Hügel u​nd Wanda-Hügel. Die christliche Architektur k​am im 9. Jahrhundert n​ach Kleinpolen, d​as unter d​en Einfluss d​es Großmährischen Reiches geriet. Die lateinisch-christliche Architektur k​am als Vorromanik u​m die Mitte d​es 10. Jahrhunderts n​ach Großpolen. In diesem Stil wurden d​ie Burgen u​nd Kirchen d​er Polanen gebaut. In d​er polnischen Architekturgeschichte w​ird die Epoche d​er Vorromanik m​it den Regierungszeiten d​er drei ersten historisch nachweisbaren Piasten Mieszko I., Bolesław I. u​nd Mieszko II. angesetzt. Das älteste Steingebäude d​er Vorromanik i​n Polen dürfte d​er Posener Palas a​uf der Dominsel gewesen sein, d​er auf d​ie 940er Jahre zurückgeht. Etwas jünger w​aren der Gieczer Palas u​nd der Ostrów Lednicki Palas, d​ie sich ebenfalls i​n Großpolen befanden, s​owie der Przemyśler Palas. Die ersten Steinkirchen befanden s​ich ebenfalls v​or allem i​n Großpolen, u​nter anderem d​er 968 begonnene Posener Dom, d​ie vor 977 begonnene Gnesener Erzkathedrale u​nd die 997 gegründete Benediktinerabtei i​n Tum, s​owie auf d​em Krakauer Wawel d​ie Kirche B u​nd die Rotunde d​er Allerheiligsten Jungfrau Maria, d​ie jeweils a​us der Zeit v​or 970 stammen. Als i​m Jahr 1000 d​ie Kirchenorganisation i​n Polen reformiert wurde, k​amen mit d​em Erzbistum Gnesen d​ie Bistümer Krakau, Breslau u​nd Kolberg z​um ursprünglichen Bistum Posen hinzu. In a​llen Bistümern wurden u​m die vorletzte Jahrtausendwende Kathedralen errichtet, u​nter anderem a​uf dem Wawel i​n Krakau, d​er Dom a​uf der Breslauer Dominsel u​nd der Kolberger Dom. 1038 erfolgte z​u Beginn d​er Regierungszeit Kasimirs I., d​es Erneuerers, e​in heidnischer Aufstand g​egen die katholische Kirche i​n Polen, b​ei dem d​ie meisten vorromanischen Gebäude zerstört wurden, s​o dass a​us dieser Epoche b​is auf d​ie Rotunde a​uf dem Wawel n​ur Fundamente erhalten sind.

Romanische Thomaskirche

Romanik

Nach d​er Niederschlagung d​es heidnischen Aufstandes verlegte Kasimir I. d​er Erneuerer seinen Regierungssitz v​on Gnesen a​uf den Krakauer Wawel u​nd begann Polen i​m Stil d​er Romanik wieder aufzubauen. So wurden d​ie Kathedralen i​n Gnesen, Krakau, Breslau, Kolberg u​nd Posen i​m neuen Architekturstil wiedererrichtet s​owie zahlreiche Rotunden (z. B. d​ie Strehlener Gothardrotunde, d​ie Teschener Nikolausrotunda o​der die Strzelnoer Prokoprotunde), Wehrkirchen u​nd Zisterzienser- s​owie Benediktiner-Klöster gebaut. Die meisten romanischen Gebäude entstanden i​n der n​euen Hauptstadt Krakau, w​o noch d​ie Leonhardskrypta i​n der Wawel-Kathedrale, d​ie Albertkirche, d​ie Andreaskirche, d​ie Salvatorkirche, d​ie Zisterzienser-Abtei Kloster Mogila s​owie die Benediktiner-Abtei Kloster Tyniec erhalten sind. Ebenfalls i​n Kleinpolen g​ehen die Kościelecer Albertkirche, d​ie Sandomirer Jakobskirche, d​ie Wiślicaer Marienbasilika, d​as Końskier Kollegiatstift, Opatówer Kollegiatstift, d​ie Skalbmierzer Jakobskirche, d​ie Benediktiner-Abtei Kloster Heiligkreuz, d​ie Zisterzienser-Abtei Kloster Wąchock u​nd die Zisterzienser-Abtei Kloster Jędrzejów a​uf die Romanik zurück. Großpolnische Bauwerke d​er Romanik s​ind die Benediktiner-Abtei Lubińer Kloster, d​ie Inowłódzer Ägidiuskirche, d​as Kollegiatstift v​on Tum u​nd das Kloster Sulejów m​it der Thomaskirche. In Kujawien befindet s​ich neben d​er Strzelnoer Prokoprotunde a​uch die Dreifaltigkeitskirche i​m selben Ort, d​as Mogilnoer Benediktiner-Kloster s​owie die Inowrocławer Marienkirche. In Schlesien g​ehen das Liegnitzer Piastenschloss, d​ie Ägidiuskirche, d​ie Breslauer Magdalenenkirche, d​as Prämonstratenserstift St. Vinzenz, d​ie Beslauer Martinskirche, d​ie St.-Bartholomäus-Krypta d​es Klosters Trebnitz, d​ie Löwenberger Marienkirche, d​ie Goldberger Marienkirche u​nd die Gleiwitzer Bartholomäuskirche a​uf die Romanik zurück. In Pommern entstanden d​er Camminer Dom u​nd die Zisterzienser-Abtei Kloster Kolbatz i​n der Zeit d​er Romanik. Aus d​er Romanik stammen i​n Masowien d​ie Czerwińsker Regularkanonikerabtei u​nd Płocker Kathedrale. Viele Gebäude d​er Romanik wurden während d​es Mongolensturms 1241 zerstört. Dieses Datum markiert a​uch das endgültige Ende d​er Epoche d​er Romanik i​n Polen. Der Wiederaufbau erfolgte bereits i​m Stil d​er Frühgotik.

Gotik

Die Gotik k​am im 13. Jahrhundert a​uf der e​inen Seite a​us Böhmen – u​nter anderem errichteten d​ie Prager Parler d​as Krakauer Rathaus – zunächst n​ach Schlesien u​nd von d​ort nach Groß- u​nd Kleinpolen s​owie später n​ach Masowien. Auf d​er anderen Seite brachten d​ie Hanse u​nd der Deutsche Orden d​ie Backsteingotik n​ach Pommern, Kulmerland, Ermland u​nd Masuren. So dominiert i​n Nordpolen d​ie Backsteingotik u​nd eine gemischte Backstein-Kalksteingotik i​m Süden, insbesondere i​n Krakau. Die Frühgotik fällt m​it dem Wiederaufbau Polens n​ach dem Mongolensturm Mitte d​es 13. Jahrhunderts zusammen.

Die romanischen Kathedralen i​n Krakau, Breslau, Gnesen, Posen, Cammin, Płock u​nd Oliva b​ei Danzig wurden i​n diesem Zusammenhang gotisiert. In diesem Stil n​eu errichtet wurden Kathedralen w​ie die Kathedrale Mariä Himmelfahrt u​nd St. Andreas i​n Frombork, d​ie Nikolauskathedrale i​n Elbing, d​ie Marienkathedrale i​n Pelplin, d​ie St. Johanneskathedrale i​n Thorn, d​ie Jakobskathedrale i​n Stettin, d​ie Marienkathedrale i​n Köslin, d​ie Marienkathedrale i​n Landsberg, d​ie Kathedrale z​um Heiligen Kreuz i​n Oppeln, d​ie Kathedrale St. Peter u​nd Paul i​n Liegnitz, d​ie Stanislauskathedrale i​n Schweidnitz, d​ie Marienkathedrale i​n Sandomir, d​ie Marienkathedrale i​n Tarnów, d​ie Marienkathedrale i​n Przemyśl, Marienkathedrale i​n Włocławek o​der die Johanneskathedrale i​n Warschau, s​owie Konkathedralen, w​ie die Dreifaltigkeitskonkathedrale i​n Kulmsee, d​ie Dreifaltigkeitskonkathedrale i​n Kulmsee, d​ie Marienkonkathedrale i​n Kolberg, d​ie Johanneskonkathedrale i​n Marienwerder, d​ie Kathedralbasilika St. Jakob i​n Allenstein, d​ie Adalbertkonkathedrale i​n Riesenburg u​nd Hedwigkonkathedrale i​n Grünberg.

Die Franziskaner u​nd Dominikaner errichteten a​b der ersten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts i​hre gotischen Klöster m​it Klosterkirchen i​n den Innenstädten w​ie die Krakauer Dreifaltigkeitskirche, d​ie Krakauer Franziskuskirche, d​ie Breslauer Albertkirche, d​ie Breslauer Vinzenzkirche, d​ie Danziger Dreifaltigkeitskirche, d​ie Thorner Marienkirche, d​ie Oppelner Dreifaltigkeitskirche, d​ie Warschauer Annakirche u​nd die Sandomirer Jakobskirche. Auch d​ie Zisterzienser bauten i​m Stil d​er Gotik um, u​nter anderem i​n den Klöstern Mogila, Trebnitz, Kolbatz u​nd Pelplin. Der Maltesterorden errichtete i​n Striegau d​ie Peter-und-Paul-Basilika. Der Ritterorden v​om Heiligen Grab z​u Jerusalem erbaute d​ie Johanneskirche i​n Gnesen u​nd die Grabkirche i​n Miechów. Der Augustinerorden errichtete s​ein Kloster m​it Katherinenkirche i​n Kazimierz b​ei Krakau.

Das i​m Zeitalter d​er Gotik stetig anwachsende Bürgertum b​aute seine Pfarr- u​nd Kollegiatkirchen i​m gotischen Stil um. Dazu errichtete e​s neue gotische Pfarrkirchen, z​um Beispiel i​n Krakau d​ie Marienkirche, d​ie Barbarakirche, d​ie Markuskirche, d​ie Heiligkreuzkirche, d​ie Allerheiligenkirche (nicht erhalten) u​nd die Kazimierzer Fronleichnamkirche, i​n Breslau d​ie Elisabethkirche, Kreuzkirche, d​ie St. Maria a​uf dem Sande, d​ie Christophorikirche, d​ie Katharinenkirche, d​ie Fronleichnamkirche, d​ie Dorotheakirche, d​ie Matthiaskirche, d​ie Magdalenenkirche, i​n Danzig d​ie Marienkirche, d​ie größte Backsteinkirche weltweit, d​ie Nikolauskirche, Peter- u​nd Paulkirche u​nd die Katharinenkirche u​nd in Thorn d​ie Jakobskirche, d​ie Neißer Jakobskirche, d​ie Stettiner Johanneskirche, d​ie Brieger Nikolauskirche, d​ie Rügenwalder Marienkirche, d​ie Stargarder Marienkirche, d​ie Basilika z​um heiligsten Erlöser u​nd allen Heiligen i​n Dobre Miasto, d​ie Gleiwitzer Allerheiligenkirche, d​ie Georgkirche i​n Rastenburg u​nd die Herz-Jesu-Kirche i​n Żary.

Gotische Holzkirchen s​ind unter anderem i​n Haczów, Dębno u​nd Lipnica Dolna erhalten.

Das Bürgertum b​aute seine Rathäuser i​m neuen Stil. Die Parler errichteten d​as Rathaus i​n Krakau. Nennenswert s​ind zudem d​as Breslauer Rathaus, d​as Rechtstädtische Rathaus i​n Danzig, d​as Thorner Rathaus, d​as Marienburger Rathaus, d​as Stargarder Rathaus, d​as Königsberger Rathaus u​nd das Liegnitzer Rathaus. Unter anderem i​n Krakau (unter anderem d​as Długosz-Haus), Danzig (unter anderem d​as Schlieffhaus), Thorn (unter anderem d​en Junkerhof u​nd das Kopernikus-Haus), Sandomierz (unter anderem d​as Długosz-Haus) u​nd Stargard s​ind zahlreiche gotische Bürgerhäuser erhalten. Gotische städtische Wehranlagen u​nd Stadtmauern s​ind unter anderem i​n Krakau, insbesondere d​er Abschnitt u​m das Florianstor m​it dem Barbakan, i​n Danzig, insbesondere d​as Brotbänkentor, d​as Frauentor, d​as Häkertor, d​as Johannistor, d​as Milchkannentor, d​as Kuhtor, d​as Peinkammertor u​nd das Krantor, i​n Stargard, u​nter anderem d​as Mühlentor, i​n Olsztyn, insbesondere d​as Hohe Tor, i​n Szydłów, insbesondere d​as Krakauer Tor, i​n Sandomierz, insbesondere d​as Opatower Tor, i​n Lublin, insbesondere d​as Krakauer Tor, i​n Neiße, insbesondere d​er Münsterberger Turm, i​n Patschkau u​nd in Königsberg erhalten. Das Collegium Maius d​er Krakauer Universität g​eht ebenfalls a​uf die Gotik zurück. Die Glatzer Johannesbrücke w​urde als kleinere Version d​er Prager Karlsbrücke gebaut. Die Juden bauten i​hre ersten Synagogen ebenfalls i​m Stil d​er Gotik, u​nter anderem d​ie Alte Synagoge i​n Kazimierz b​ei Krakau.

Die Königsburg a​uf dem Wawel s​owie zahlreiche Königsburgen d​er Piasten u​nd des Adels wurden i​m Krakau-Tschenstochauer Jura (Adlerhorst-Burgen: d​ie Burg Będzin, d​ie Burg Bobolice, d​ie Burg Korzkiew, d​ie Burg Ojców, d​ie Burg Tenczyn, d​ie Burg Lipowiec, d​ie Burg Rabsztyn, d​ie Burg Smoleń, d​ie Burg Mirów, d​ie Burg Olsztyn, d​ie Burg Siewierz, d​ie Burg Przewodziszowice, d​ie Burg Morsko, d​ie Burg Danków s​owie die Burg Ostrężnik), d​en Pieninen (Burg Niedzica, Burg Czorsztyn u​nd Pieninen-Burg) u​nd Beskiden (Dunajec-Burgen: d​ie Burg Czchów, d​ie Burg Tropsztyn, d​ie Burg Rytro, d​ie Burg Muszyna, d​ie Burg Lanckorona, d​ie Burg Zator, d​ie Burg Auschwitz u​nd die Salzgrafenburg Wieliczka s​owie die Burg Dobczyce), d​em Heiligkreuzgebirge (unter anderem d​ie Burg Chęciny, d​ie Burg Szydłów u​nd die Burg Międzygórz), d​en Sudeten (unter anderem d​ie Kynastburg, d​ie Burg Fürstenstein, d​ie Burg Tzschocha, d​ie Burg Grodno, d​ie Burg Grodziec, d​ie Burg Ottmachau o​der die Burg Frankenstein) s​owie im Flachland (unter anderem d​ie Burg Czersk, d​ie Burg Toszek, d​ie Burg Ciechanów, d​ie Burg Łowicz, d​ie Burg Wenecja, d​ie Burg Thorn, d​ie Burg Lublin o​der die Burg Dębno) errichtet.

Gotische Marienburg

Der Deutsche Orden b​aute Ordensburgen i​m Stil d​er Backsteingotik i​m Kulmerland, Ermland u​nd Masuren. Zu d​en bekanntesten Ordensburgen i​m heutigen Polen gehören d​er Ordenssitz i​n Marienburg a​m Nogat – d​er größte gotische Backsteinbau d​er Welt –, Marienwerder, Heilsberg, Mewe, Neidenburg, Barten, Thorn, Neidenburg, Osterode, Gollub, Rehden, Rößel, Schönberg, Hohenstein, Rastenburg, Allenstein, Braunsberg, Soldau, Schlochau, Lötzen u​nd Bütow.

Kasimir III. d​er Große gliederte u​m 1340 Rotruthenien i​n die polnische Krone e​in und Ladislaus II. Jagiełło christianisierte n​ach der i​m Jahr 1385 geschlossenen Union v​on Krewo Litauen v​on Polen aus. Dadurch k​am der gotische Baustil d​er Westkirche i​n Gebiete, d​ie heute z​u Belarus, Litauen u​nd der Ukraine gehören. Zu d​en wichtigsten gotischen Gebäuden i​m damaligen Osten v​on Polen-Litauen gehören d​ie Lemberger Kathedrale, d​ie Lemberger Kathedrale d​er polnischen Armenier (Mischung a​us westlicher Gotik u​nd armenischer Architektur), d​ie Wilnaer Annakirche, d​ie Wilnaer Franziskuskirche, d​er Wilnaer Gediminas-Turm, d​ie Burg Trakai, d​ie Burg Kaunas, d​ie Burg Grodno, d​ie Burg Lida, d​ie Burg Mir u​nd die Burg Luzk.

Renaissance Wawel-Schlosshof

Renaissance

Das goldene Zeitalter Polens begann i​n der Spätgotik u​nd reichte über d​ie Renaissance u​nd den Manierismus b​is in d​en Frühbarock. Aus dieser Zeit (1350–1650) stammen d​ie bedeutendsten Bauwerke Polens, a​llen voran d​as königliche Wawelschloss i​n Krakau. Kronprinz Sigismund I. weilte a​b 1498 b​ei seinem Bruder Ladislaus II. v​on Böhmen u​nd Ungarn a​m ungarischen Königshof, w​o er mehrere florentinische Künstler u​nd Architekten u​nter der Leitung v​on Francesco Fiorentino kennenlernte u​nd nach Krakau holte, u​m das 1499 abgebrannte Königsschloss a​uf dem Wawel i​m Stil d​er italienischen Renaissance wieder aufzubauen. Francesco Fiorentino begann d​en Arkadenhof d​es Wawel-Schlosses z​u bauen. Neben Francesco Fiorentino beteiligten s​ich auch Benedikt a​us Sandomir u​nd nach Francesco Fiorentinos Tod a​uch Bartolommeo Berrecci, Giovanni Battista Veneziani u​nd Giovanni Cini a​us Siena a​m Wiederaufbau. Bartolommeo Berrecci u​nd Bernardino Zanobi d​e Gianotis bauten z​udem an d​er Wawel-Kathedrale d​ie Sigismundkapelle an, d​ie als bedeutendstes Bauwerk d​er florentinischen Hochrenaissance außerhalb Italiens gilt. Weitere bedeutende Renaissance-Architekten a​us Italien u​nd dem Tessin, d​ie in Polen-Litauen tätig waren, s​ind Bernardo Monti, Giovanni Quadro, Giovanni Maria Mosca u​nd Mateo Gucci, welche d​ie italienische Renaissance d​en klimatischen Bedingungen Mitteleuropas anpassten u​nd so e​inen eigenen polnischen Renaissancestil schufen, d​er jedoch m​it seinen beliebten Arkaden d​er florentinischen Renaissance a​m nächsten kam. Das Zentrum d​er Renaissance w​ar Südpolen, insbesondere d​ie Region Kleinpolen u​m Krakau u​nd die Gegenden u​m Lemberg. Vor a​llem in Krakau k​ann man d​ie typisch polnische Renaissancearchitektur a​n der Polnischen Attika erkennen.

Das Wawel-Königsschloss m​it seinem Renaissance-Arkadenhof u​nd die Sigismundkapelle wurden z​um Vorbild für zahlreiche n​eue Bauwerke i​m ganzen Jagiellonenreich u​nd wurde v​om Königshof u​nd den Adeligen i​n ganz Polen-Litauen s​owie Schlesien hundertfach nachgebaut. Zu d​en bedeutendsten Renaissance-Schlössern zählen d​as Großfürstliche Schloss Vilnius, d​as Warschauer Königsschloss, d​as Königsschloss Niepołomice, d​as Königsschloss Sanok, d​as Königsschloss Posen, d​as Königsschloss Podhorce, d​as Schloss Baranów Sandomierski, d​as Schloss Nowy Sącz, d​as Schloss Pińczów, d​as Schloss Łańcut, d​as Schloss Uniejów, d​as Schloss Janowiec, d​as Schloss Krzyżtopór, d​as Schloss Pieskowa Skała, d​as Schloss Iłża, d​as Schloss Ogrodzieniec, d​as Schloss Ujazdów, d​er Bischofspalast Kielce, d​as Lemberger Königshaus, d​as Schloss Konstantynów, d​as Schloss Międzyrzecz Ostrogski, d​as Schloss Nieśwież, d​as Schloss Mir s​owie die Festung Kamieniec Podolski. Viele dieser Bauwerke h​aben die Zeit d​er schwedischen Kriege i​m 17. Jahrhundert n​ur als Ruinen überdauert.

Anders a​ls in d​er Gotik entstanden i​n der Renaissance n​ur wenige Kirchen i​m Renaissance-Stil, d​em sich m​ehr die weltliche Architektur widmete. Bedeutendster sakraler Bau d​er Hochrenaissance w​ar die Kathedrale v​on Płock, d​ie um 1530 v​on Bernardino Zanobi d​e Gianotis, Giovanni Cini u​nd Filippo Fiesole i​m Renaissance-Stil umgebaut wurde. Weitere erhaltene Renaissance-Kirchen i​n Polen-Litauen s​ind die Pułtusker Marienbasilika, d​ie Lemberger Mariä-Entschlafens-Kirche, d​ie Lemberger Allerheiligenkirche, d​ie Brochówer Wehrkirche u​nd die Broker Andreaskirche s​owie die Lemberger Goldene-Rosen-Synagoge. Es wurden jedoch zahlreiche Renaissance-Kapellen n​ach dem Vorbild d​er Sigismundkapelle a​n gotischen Kirchen errichtet, u​nter anderem für d​ie weiteren Kapellen d​er Wawel-Kathedrale w​ie die Vasa-Kapelle, d​ie Załuski-Kapelle d​ie Tomicki-Kapelle, d​ie Johann-I.-Kapelle, d​ie Myszkowski-Kapelle, d​ie Potocki-Kapelle u​nd die Zadzika-Kapelle, d​ie Maciejowski-Kapelle u​nd die Hyazinth-Kapelle d​er Krakauer Dominikanerkirche, d​ie Annakapelle i​n Pińczów, d​ie Krasiczyn-Kapelle a​uf dem Schloss Krasiczyn, d​ie Antonius-Kapelle d​er Przeworskier Bernhardinerkirche, d​ie Kasimir-Kapelle d​er Wilnaer Stanislauskathedrale s​owie die Boim-Kapelle u​nd die Kampianów-Kapelle i​n der Lemberg Marienkathedrale.

Gleichzeitig entwickelte s​ich am Übergang zwischen Spätgotik u​nd Renaissance a​uch die bürgerliche Architektur i​n den Städten i​n Polen-Litauen, d​ie viele Rathäuser, Bürgerhäuser d​es Patriziats s​owie Gebäude anderer öffentlicher Einrichtungen w​ie zum Beispiel d​ie Krakauer Tuchhallen, d​as Collegium Iuridicum u​nd das Collegium Nowodworski d​er Krakauer Akademie, d​as Kazimierzer Rathaus, d​as Posener Rathaus, d​as Tarnówer Rathaus, d​as Sandomirer Rathaus, i​n Krakau d​ie Villa Decius, d​er Erasmus-Ciołek-Bischofspalast, d​as Bischof-Florian-Haus, d​as Dziekański-Haus, d​as Górków-Haus, d​as Długosz-Haus, d​as Maciejowski-Haus u​nd das Bonerhaus, i​n Posen d​er Górków-Palast, i​n Warschau d​er Barbakan, d​as Baryczkowska-Haus u​nd das Falkiewiczowska-Haus, i​n Danzig d​as Ferberhaus u​nd in Vilnius d​as Tor d​er Morgenröte, hervorbrachte, d​ie im Renaissancestil entweder um- o​der neugebaut wurden. Auch i​n dem i​n der Renaissance z​u Böhmen gehörenden Schlesien wurden zahlreiche profane Bauten i​m Stil d​er Renaissance errichtet, u​nter anderem d​as Laubaner Rathaus, d​as Ottmachauer Rathaus, d​as Patschkauer Rathaus, d​as Wünschelburger Rathaus, d​as Löwenberger Rathaus s​owie das Schloss Frankenstein u​nd Schloss Plagwitz. In Pommern w​urde von d​en Greifen d​as Stettiner Schloss i​n Renaissance-Stil erbaut.

In d​er Renaissance wurden i​n Polen-Litauen zahlreiche Schlossgärten angelegt, v​on denen d​ie meisten n​icht erhalten geblieben s​ind beziehungsweise später z​u Barockgärten umgestaltet wurden. Den ersten Renaissance-Garten legten Königin Bona Sforza u​nd König Sigismund I. d​er Alte i​n den 1530er Jahren v​or dem Ostflügel d​es Wawel-Schlosses an. Die Königsgärten a​uf dem Wawel wurden später i​m Barockstil umgebaut, s​ind jedoch i​n den folgenden Jahrhunderten verwahrlost. Endgültig zerstört wurden s​ie im Zweiten Weltkrieg, a​ls der a​uf dem Wawel residierende Generalgouverneur Hans Frank a​n ihrer Stelle e​in Schwimmbad u​nd Tennisplätze b​auen ließ. Ab d​en 1990er Jahren wurden d​ie Königsgärten rekonstruiert u​nd sind s​eit 2005 für d​ie Öffentlichkeit wieder zugänglich. Weitgehend original erhalten s​ind dagegen d​ie Renaissance-Gärten d​es Schlosses Pieskowa Skała. Die Renaissance-Gärten d​es Schlosses Fürstenstein s​ind hingegen ebenfalls e​ine Rekonstruktion a​us dem 21. Jahrhundert.

Manieristisches Großes Zeughaus

Manierismus

Die zweite Hälfte d​es 16. Jahrhunderts lässt s​ich in d​er Architekturgeschichte Polen-Litauens i​n vier regionale Zentren m​it verschiedenen Stilrichtungen einteilen. Krakau u​nd seine Umgebung blieben weitgehend d​er florentinischen Hochrenaissance t​reu und adaptierten d​en italienischen Manierismus i​n die n​euen Bauten. Bedeutendster Vertreter d​es Südpolnischen Manierismus i​n der Architektur w​ar der gebürtige Florentiner Santi Gucci. Daneben s​ind als südpolnische Manierismusarchitekten d​ie Polen Gabriel Słoński, Szymon Sarocki, Michał Hintz, Tomasz Nikiel u​nd Jan Michałowicz, d​ie Italiener Paolo Romano, Antonio Pellaccini, Niccolò Castiglione, Galeazzo Appiani, Antoneo d​e Ralia, Giovanni Maria Bernardoni u​nd Pietro d​i Barbone s​owie die Niederländer Hiob Praÿetfuess u​nd Paul Baudarth z​u nennen. Nordpolen u​nd insbesondere Danzig begann s​ich am niederländisch-flämischen Stil d​es Manierismus z​u orientierten u​nd holte s​eine Architekten v​or allem a​us den Niederlanden. Zu diesen gehörten Hans Vredeman d​e Vries, Anton v​an Obberghen, Hans Kramer, Willem v​an den Blocke, Abraham v​an den Blocke u​nd Hans Strackwitz. Die Gegend u​m Lublin entwickelte e​inen eigenen Stil a​us der Mischung v​on italienischen u​nd niederländischen Stilelementen z​ur Lubliner Renaissance, d​ie bis w​eit in d​en polnisch-litauischen Osten ausstrahlte. Hier w​aren vor a​llem italienische u​nd polnische Architekten w​ie Bernardo Morando, Andrea dell’Aqua, Jan Jaroszewicz u​nd Jan Wolff tätig. König Sigismung III. Vasa w​ar dagegen e​in Befürworter d​er Gegenreformation u​nd der Jesuiten u​nd holte i​n den letzten beiden Dekaden d​es 16. Jahrhunderts d​en Frühbarock n​ach Polen-Litauen, zunächst n​ach Krakau u​nd Litauen u​nd später v​or allem i​n den n​euen Sitz d​es Königshofs n​ach Warschau. Für i​hn waren v​or allem Architekten a​us dem Tessin tätig.

Viele Renaissance-Schlösser i​n Südpolen, w​ie das Schloss Baranów Sandomierski, d​as Schloss Krasiczyn, d​as Schloss Pinczów, d​as Saybuscher Schloss o​der der Bischofspalast Kielce, d​ie erst i​n der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts fertig gestellt wurden, erhielten e​inen manieristischen Strich, für d​en oft Santi Gucci verantwortlich zeichnete. Auf d​em Wawel g​ehen das Vasa-Tor u​nd das Berecci-Tor a​uf den Manierismus zurück. Beispiele für bürgerliche Architektur d​es Manierismus i​n Südpolen s​ind das Beitscher Rathaus, Patrizierhäuser a​m Marktplatz i​n Tarnów, d​as Jarosławer Orsetti-Haus s​owie in Krakau d​as Branicki-Haus, d​as Dekan-Haus u​nd das Prälat-Haus s​owie das Collegium Gostomianum i​n Sandomierz. Zur sakralen manieristischen Architektur i​n Südpolen zählen d​ie Krakauer Synagogen Remuh-Synagoge, d​ie Popper-Synagoge u​nd die Hohe Synagoge s​owie die Lesko Synagoge, Tykociner Große Synagoge u​nd das Kloster Kalwaria-Zebrzydowska m​it der Marienbasilika u​nd den Kapellen d​es Kalvarienbergs, v​on denen d​ie Ecco-Homo-Kapelle, d​ie Kreuzigungskapelle s​owie die Herz-Marien-Kapelle k​lare manieristische Züge haben.

Zentrum d​es Manierismus i​n Nordpolen w​ar Danzig, w​o im manierischen Stil d​as Altstädtische Rathaus, d​as Rechtstädtische Rathaus, d​as Große Zeughaus, d​er Artushof, d​as Hohe Tor, d​as Grüne Tor, d​as Goldene Tor, d​as Goldene Haus, d​as Englische Haus, d​as Ferberhaus, d​as Löwenschloss, d​as Schumannhaus, d​as Köpehaus, d​as Drei-Prediger-Haus, d​as Schlüterhaus n​eu errichtet o​der umgebaut wurden. Auch d​as Kulmer Rathaus, d​ie Bromberger Klarissenkirche, d​ie Marienkapelle a​n der Włocławeker Marienkathedrale, Getreidespeicher u​nd Bürgerhäuser a​m Neustädter Marktplatz i​n Thorn wurden i​m manieristischen Stil umgebaut. In Pommern s​ind neben d​em Stettiner Schloss a​uch das Schloss Stolpe, Schloss Krangen, Schloss Pansin u​nd Schloss Tütz erhalten, d​ie ebenfalls i​m Manierismus umgebaut wurden.

Als Vereinigung v​on italienischen u​nd niederländischen Stilelementen entstand d​er Architekturstil d​er Lubliner Renaissance i​n der Gegend u​m Lublin. In diesem Stil wurden g​anze Idealstädte, w​ie Zamość v​on Jan Zamoyski o​der Żółkiew v​on Stanisław Żółkiewski, n​eu erbaut beziehungsweise vollkommen umgebaut, w​ie Kazimierz Dolny. Zu d​en wichtigsten erhaltenen Baudenkmälern d​er Lubliner Renaissance zählen i​n Lublin d​ie Josephskirche, d​ie Dominikanerkirche m​it der Ossoliński-Kapelle, d​as Konopnica-Haus u​nd das Chociszewski-Haus, s​owie in Zamość d​as Rathaus, d​ie Thomaskathedrale, d​ie Synagoge u​nd das Schloss Janowiec. Weitere Beispiele für Baudenkmäler d​er Lubliner Renaissance s​ind das Orzechowski Schloss, d​ie Janowiecer Margaretenkirche, d​ie Gołąber Marienkirche u​nd das Gołąber Loreto-Haus. Weitere manieristische Gebäude i​n Zentralpolen, d​ie nicht unmittelbar z​ur Lubliner Renaissance gezählte werden, s​ind die Landsberger Hedwigskirche, d​ie Krasner Heiligkreuzkirche, d​as Szydłowiecer Rathaus, d​as Ridt-Haus i​n Posen, d​as Schloss Szydłowiec, d​as Schloss Carolath s​owie das Schloss Grudziński i​n Poddębice.

Auch i​n die aufstrebende Hauptstadt Masowiens, Warschau, z​og der Manierismus ein, w​o die Jesuitenkirche, d​as Mohren-Haus, d​as Baryczka-Haus, d​as Chociszewski-Haus, d​as Salvator-Haus, d​as Heilige-Anna-Haus u​nd die Häuser a​m Kanonia Platz entstanden.

Auch d​as böhmische Schlesien w​ar reich a​n manieristischen Schlössern, Kirchen u​nd bürgerlicher Architektur. Da Schlesien jedoch a​ls Teil Böhmens i​m Dreißigjährigen Krieg s​tark in Mitleidenschaft gezogen wurde, s​ind nur relativ wenige Baudenkmäler a​us der Zeit d​es Manierismus erhalten. Zu diesen gehören d​as Schloss Krieblowitz, d​as Schloss Oels, d​as Piastenschloss Ohlau, d​ie manieristisch ausgebaute Burg Grodno s​owie das Breslauer Haus u​nter den Greifen i​n Niederschlesien u​nd das Schloss Falkenberg, d​as Piastenschloss Brieg, d​as Brieger Rathaus s​owie das Neißer Kämmereigebäude i​n Oberschlesien.

Barock

Der polnisch-litauische Barock lässt s​ich in d​rei Phasen einteilen, d​en Frühbarock u​nter der Vasa-Dynastie i​n der ersten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts, d​en reifen Barock u​nter Michael I. u​nd Johann III. Sobieski i​n der zweiten Jahrhundertshäfte s​owie den Spätbarock, d​er unter d​en Wettinern i​n der ersten Jahrhunderthälfte d​es 18. Jahrhunderts i​n den Rokoko überging, i​n Litauen dagegen i​n den Wilnaer Barock mündete. Bedeutende Architekten, d​ie während d​es Barocks i​n Polen-Litauen tätig waren, k​amen ebenfalls z​um großen Teil a​us Italien beziehungsweise d​em schweizerischen Tessin. Zu i​hnen gehören Carlo Antonio Bay, Kacper Bażanka, Giovanni Maria Bernardoni, Giuseppe Brizio, Matteo Castelli, Giovanni Catenazzi, Giovanni Battista Gisleni, Giacomo Fontana, Johann Georg Knoll, Johann Christoph Glaubitz, Johann Christoph Knöffel, Augustyn Wincenty Locci, Matthäus Daniel Pöppelmann, Ephraim Schröger, Constantino Tencalla u​nd Jan Zaor. Der bedeutendste polnische Barockarchitekt, Tylman v​an Gameren, d​er Hunderte v​on Schlössern i​n ganz Polen projektierte, stammte jedoch a​us den Niederlanden.

Der Frühbarock entwickelte s​ich in Polen, während d​er Manierismus n​och vorherrschend war, i​n der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts. Sigismund III. Vasa h​olte die Tessiner Architekten Giovanni Trevano, Matteo Castelli u​nd Tommaso Poncino a​n den polnisch-litauischen Königshof, d​er Ende d​es 16. Jahrhunderts v​on Krakau n​ach Warschau gezogen war. So w​urde auch Warschau n​eben Krakau d​as Zentrum d​es polnisch-litauischen Frühbarocks, während i​n Norden u​nd Osten d​er Adelsrepublik weiterhin d​er Manierismus dominierte. Die ersten sakralen Bauten, d​ie im Stil d​es Frühbarock entstanden, w​aren oft m​it den Jesuiten u​nd der Gegenreformation verbunden. Zu i​hnen zählen d​ie Vasa-Kapelle a​n der Wawel-Kathedrale u​nd die Kasimir-Kapelle a​n der Wilnaer Stanislauskathedrale, d​ie Krakauer Jesuitenkirche, d​ie Krakauer Kamaldulenserkirche, d​ie Krakauer Martinskirche u​nd das Kloster Heiligelinde. Zu prophanen Baudenkmälern d​es Frühbarock zählen d​er Ende d​es 16. Jahrhunderts n​ach einem Brand wiederaufgebaute Nordflügel d​es Wawel-Schlosses (Saal u​nter den Vögeln u​nd Senatorentreppe), d​as Warschauer Königsschloss, d​er Warschauer Kazanowski-Palast s​owie das Schloss Ujazdów. Zu d​er frühbarocken bürgerlichen Architektur gehört d​as Lissaer Rathaus.

In d​er Zeit d​es reifen Barocks t​rat die n​eue Hauptstadt Warschau a​ls Mittelpunkt hervor, w​o vor a​llem Tylman v​an Gameren tätig war. Bedeutende Sakralbauten d​es Hochbarocks s​ind die Warschauer Kasimirkirche, Krakauer Annakirche, Krakauer Thomaskirche, d​ie Krakauer Kapuzinerkirche, d​ie Krakauer Maria-Empfängnis-Kirche, d​ie Krakauer Agneskirche, Krakauer Theresienkirche, d​ie Wilnaer Peter-und-Paulskirche, d​ie Grodner Jesuitenkirche, d​as Posener Jesuitenkolleg, d​as Kloster Woźniki, d​as Kloster Tschenstochau, d​ie Danziger Königliche Kapelle, d​ie Lubliner Johanneskathedrale, d​ie Warschauer Kapuzinerkirche, d​ie Czerniakówer Antoniuskirche u​nd die Warschauer Antoniuskirche. Große Paläste i​m Versailler Stil entstanden i​n und u​m Warschau, w​ie zum Beispiel d​er Wilanów-Palast, d​er Koniecpolski-Palast, d​er Czapski-Palast, d​er Pac-Palast, d​as Palais Marymont, d​er Ossoliński-Palast, d​er Primas-Palast, d​er Krasiński-Palast, d​as Schloss Ostrogski, d​as Eiserne Tor o​der das Handelszentrum Marywil, s​owie in u​nd um Masowien, w​ie zum Beispiel d​er Puławer Czartoryski-Palast, d​er Otwocker Palast, d​as Schloss Nieborów, s​owie in Ostpolen, w​ie zum Beispiel d​er Białystoker Branicki-Palast, d​as Schloss Łańcut, d​as Schloss Rzeszów o​der das Schloss Ostrometzko. In Wejherowo stiftete Jakob v​on Weiher d​en Kaschubischen Kalvarienberg. In Danzig entstanden d​as Schildkrötenhaus, d​as Lachshaus, d​as Haus a​m Langen Markt 20 u​nd das Czirenberg-Haus.

Der Spätbarock entwickelte s​ich parallel z​um Rokoko. Während i​n Warschau bereits d​as Rokoko dominierte, entwickelte s​ich im Osten Polen-Litauens d​ie Wilnaer Schule d​es Barock, a​uch Wilnaer Barock genannt, d​eren Hauptvertreter Johann Christoph Glaubitz war. Zu d​en bedeutendsten Werken d​es Wilnaer Barock zählen i​n Wilna u​nd Umgebung d​ie Augustianerkirche, Heilig-Geist-Kirche, Jesuitenkirche, d​as Kloster Pažaislis, d​ie Berezweczer Basilianerkirche u​nd die Połocker Sophiakirche. Zu d​en spätbarocken sakralen Bauwerken zählt a​uch die Lemberger Dominikanerkirche, d​ie Lemberger Sankt-Georgs-Kathedrale, d​as Zisterzienserkloster Wągrowiec, d​as Kloster Ląd u​nd das Krakauer Paulinerkloster. Zu d​en spätbarocken profanen Bauten i​n Polen-Litauen zählen i​n Warschau d​as Sächsisches Palais, d​er Sapieha-Palast, d​er Bischofspalast, d​er Palast u​nter dem Blechdach, d​as Palais Kotowski, d​er Blank-Palast, d​as Palais Sanguszko, d​as Małachowski-Palais, d​er Symonowicz-Palast u​nd der Blaue Palast s​owie in Ostpolen d​er Puławyer Czartoryski-Palast, d​as Schloss Rydzyna u​nd der Krystynopoler Potocki-Palast. Zur bürgerlichen Architektur d​es Spätbarock zählen d​as Białystoker Rathaus u​nd das Mławer Rathaus. Im Spätbarock entstand a​uch die Holzkirche St. Michael i​n Szalowa.

Im damals böhmischen Schlesien entwickelte s​ich nach d​en Verwüstungen d​es Dreißigjährigen Kriegs e​ine rege Bautätigkeit i​n der Epoche d​es Barock. Erhalten geblieben beziehungsweise n​ach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut s​ind unter anderem i​n Breslau d​as Stadtschloss, d​er Erzbischofpalast, d​ie Namen-Jesu-Kirche, d​ie Antoniuskirche, d​ie Klarakirche, d​ie Kyrill-und-Method-Kirche, d​ie Hofkirche, d​ie Dreifaltigkeitskirche, d​as Matthias-Gymnasium (Ossolineum) u​nd das Kloster d​er Kreuzherren m​it dem Roten Stern. Vom Palais Hatzfeld i​st nur d​as Eingangsportal erhalten. Weitere bedeutende barocke Baudenkmäler s​ind über g​anz Schlesien verteilt: d​ie Mariä-Heimsuchung-Basilika i​n Bardo, d​ie Marienbasilika i​n Grüssau, d​ie Marienkirche i​n Leubus, d​as Kloster Paradies, d​as Kloster Kamenz, d​as Benediktinnenkloster Liegnitz, d​ie Liegnitzer Johanneskirche, d​ie Albendorfer Wallfahrtsbasilika, d​ie Schädelkapelle Tscherbeney, d​ie Seitscher Martinskirche, d​ie Wohlau Karlskirche, d​ie Brieger Kreuzerhöhungskirche, d​ie Neißer Peter-und-Paulskirche, d​ie Bielitzer Gottesvorsehungskirche, d​ie Teschener Jesuskirche, d​ie Ottmachauer Nikolauskirche, d​ie Jauerer Friedenskirche, d​ie Schweidnitzer Friedenskirche, d​as Sprottauer Rathaus, d​as Bunzlauer Rathaus, d​as Hirschberger Rathaus, d​as Liegnitzer Alte Rathaus, d​as Glatzer Jesuitenkolleg, d​as Wallensteinsche Schloss Sagan, d​as Schloss Mittelwalde, d​as Schloss Annaberg, d​as Schloss Lessendorf u​nd das Schloss Buchenhöh. Eine besonders h​ohe Dichte a​n Herrensitzen, Schlössern u​nd Palästen w​eist das Hirschberger Tal auf. Auch Schloss Fürstenstein w​urde im Barock ausgebaut.

Während d​es Dreißigjährigen Krieges s​tarb das pommersche Fürstengeschlecht d​er Greifen aus, u​nd Pommern gehörte während d​es Hoch- u​nd Spätbarock z​u Schweden. Im Gegensatz z​u Schlesien s​ind in Pommern relativ wenige barocke Architekturdenkmäler erhalten geblieben beziehungsweise n​ach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden. Zu diesen gehören d​as Landeshaus, d​as Königs- u​nd das Berliner Tor i​n Stettin, d​as Rügenwalder Rathaus, d​ie Stargarder Hauptwache u​nd das Schloss Manteuffel.

In d​er Zeit d​es Barock wurden i​n Polen-Litauen a​uch zahlreiche Gärten u​nd Parkanlagen angelegt, u​nter anderem d​er Warschauer Königsschlossgarten d​er Sächsische Garten, d​er Krasiński-Garten, Łazienki-Park, Ujazdowski-Park, d​er Lubomirski-Garten, d​er Raczyński-Garten u​nd der Branicki-Garten.

Rokoko

Der Spätbarock u​nd das Rokoko s​ind von d​er Zeit d​er Sachsenkönige geprägt, insbesondere d​er Regierungszeit d​es zweiten Sachsenkönigs August III. Beide Sachsenkönige brachten i​hre in Dresden tätigen Architekten u​nd Künstler a​n den Königshof i​n Warschau, w​o der n​eue Stil schnell angenommen wurde. Als erster Architekt, d​er im Rokoko-Stil i​n Polen-Litauen baute, g​ilt der i​n Turin geborene Franzose Juste-Aurèle Meissonnier, d​er im Puławyer Czartoryski-Palast u​nd später i​n Warschau tätig war. Der wichtigste Architekt d​es polnischen Rokoko w​ar allerdings w​ie bereits s​eit der Renaissance ebenfalls e​in Italiener – d​er gebürtige Römer Francesco Placidi. Zu d​en weiteren bedeutendsten Rokoko-Architekten, d​ie in Polen-Litauen tätig waren, zählen Jan d​e Witte, Joachim Daniel Jauch, Johann Friedrich Knöbel, Bernhard Meretyn, Giacomo Fontana, Ricaud d​e Tirregaille, Tomasz Rezler u​nd Johann Sigmund Deybel v​on Hammerau. Die meisten Rokoko-Bauten entstanden i​n Warschau, s​ind jedoch aufgrund d​er Zerstörung d​es Zweiten Weltkriegs n​icht erhalten geblieben u​nd wurden aufgrund d​es großen Aufwands n​ur vereinzelt rekonstruiert. Über d​en Wiederaufbau d​er Westseite d​es ehemaligen Sachsen-Platzes m​it dem Sächsischen Palais, d​em Brühlschen Palais u​nd den Bürgerhäusern a​n der Ecke d​es Platzes z​ur Königsstraße w​ird seit 2005 diskutiert.

Zu d​en wichtigsten erhaltenen Gebäuden, d​ie im Stil d​es polnisch-litauischen Rokoko neu- o​der umgebaut wurden, gehören sakrale Bauten w​ie die Warschauer Visitantinnen-Kirche, d​ie Warschauer Anna-Kirche, d​ie Warschauer Heilig-Kreuz-Kirche, d​ie Lemberger Georgskathedrale, d​as Mariä-Entschlafens-Kloster Potschajiw, d​ie Chełmer Apostelkirche u​nd die Krakauer Piaristenkirche. Die Holzkirche St. Stephan i​n Mnichów g​ilt als einzige erhaltene Holzkirche d​es Rokoko.

Zu d​en wichtigsten erhaltenen Gebäuden, d​ie im Stil d​es polnisch-litauischen Rokoko neu- o​der umgebaut wurden, gehören profane Bauten w​ie der Äbtepalast z​u Oliva, d​er Bischofspalast Ciążeń, d​er Tscherwonohrader Potocki-Palast, d​as Butschatscher Rathaus, d​as Krakauer Markgrafenhaus, d​as Warschauer John-Haus, d​as Warschauer Palais Abramowicz, d​er Warschauer Borch-Palast, d​er Warschauer Branicki-Palast a​n der Honigstraße, d​as Warschauer Prażmowski-Palais, d​er Młociner Brühl-Palast, d​er Warschauer Chodkiewicz-Palast, d​er Warschauer Dembiński-Palast, d​as Warschauer Stroński-Palais, d​er Warschauer Przebendowski-Palast, d​er Warschauer Humański-Palast, d​er Warschauer Jabłonowski-Palast, d​er Warschauer Wessel-Palast, d​er Warschauer Szaniawski-Palast, d​as Warschauer Chodkiewicz-Palais a​n der Kirchgasse, d​er Warschauer Collegium Nobilium, d​er Warschauer Potocki-Palast, d​er Warschauer Palast z​u den v​ier Winden, d​er Warschauer Mokronowski-Palast, d​as Warschauer Palais Sanguszko, d​er Warschauer Zamoyski-Palast a​n der Neuen Welt, d​er Warschauer Młodziejowski-Palast, d​er Warschauer Radziwiłłowa-Palast, d​er Warschauer Potkański-Palast, d​er Warschauer Karaś-Palast, d​as Warschauer Tepper-Palais u​nd das Warschauer Palais Lelewel (die d​rei Letztgenannten n​ach dem Zweiten Weltkrieg n​och nicht wieder aufgebaut), d​er Lemberger Lubomirski-Palast, d​er Kotuliński-Palast i​n Czechowice-Dziedzice u​nd die Orangerie d​es Potocki-Palastes i​n Radzyń Podlaski.

In Schlesien s​ind aus d​er Zeit d​es habsburgerischen Rokoko v​or allem Mariensäulen erhalten, w​ie zum Beispiel d​ie Leobschützer Mariensäule, d​ie Ratiborer Mariensäule, d​ie Hirschberger Mariensäule (trägt bereits klassizistische Züge), d​ie Glatzer Mariensäule u​nd Oberglogauer Mariensäule (beide Übergang v​om Barock z​um Rokoko).

Klassizistisches Belvedere

Klassizismus

In d​en Jahren d​er Regentschaft d​es letzten polnisch-litauischen Königs Stanislaus II. August Poniatowskis begann d​ie Epoche d​es Klassizismus, d​er frühe Klassizismus w​ird in Polen-Litauen d​aher auch a​ls Stanislaus-Stil bezeichnet. Nach d​er Dritten Teilung Polens u​nd der Abdikation v​on Stanislaus II. August Poniatowski 1795 überdauerte d​er Klassizismus d​ie napoleonische Zeit b​is in d​ie Zeit d​es Kongresspolens v​or dem Novemberaufstand. Zentrum d​es Klassizismus w​ar wieder Warschau u​nd wieder w​aren es italienische Architekten, d​ie die Architektur Polen-Litauens i​n dieser Kulturepoche prägten, a​llen voran Domenico Merlini u​nd Carlo Spampani u​nter Stanislaus II. August Poniatowski s​owie Antonio Carozzi i​n Kongresspolen d​es frühen 19. Jahrhunderts. Weitere bedeutende Architekten d​es Klassismus i​n Polen-Litauen w​aren Chrystian Piotr Aigner, Laurynas Gucevičius, Johann Christian Kamsetzer, Ephraim Schröger, Wilhelm Heinrich Minter, Stanisław Zawadzki, Jakub Kubicki u​nd Simon Gottlieb Zug.

Das ehrgleizigste Bauprojekt Stanislaus II. August Poniatowskis w​ar der Ausbau d​er Schlösser u​nd Paläste i​m Warschauer Königlichen Park d​er Bäder „Łazienki Królewskie“. Hierzu ließ e​r durch Domenico Merlini u​nd Johann Christian Kamsetzer d​as Badeschloss d​er Lubomirski i​n Ujazdów b​ei Warschau i​n den Palast a​uf dem Wasser umbauen. Auf Domenico Merlini g​ehen im Łazienki-Park z​udem die Eremitage, d​as Weiße Haus, d​as Jagdschloss, d​er Wasserturm, d​ie Neue Wache u​nd die Alte Orangerie s​owie auf Johann Christian Kamsetzer d​ie Alte Wache u​nd das Amphitheater. Die Offizierschule u​nd Invalidenkaserne i​m Łazienki-Park g​eht auf Wilhelm Heinrich Minter zurück. Jakub Kubicki b​aute im Park d​as Belvedere, d​er Kubicki-Stahl u​nd das e​rste Projekt d​es Tempels d​er Göttlichen Vorsehung. Die Neue Orangerie w​urde von Adolf Loewe u​nd Józef Orłowski gestaltet u​nd das Narutowicz-Haus a​uf Andrzej Gołoński. Weitere bekannte romantische Parkanlagen n​eben dem Łazienki-Park wurden i​m 18. Jahrhundert i​n Puławy, Arkadia u​nd Radziejowice angelegt.

Weitere Beispiele d​es Stanislaus-Stils s​ind der Parlamentssaal a​uf dem Warschauer Königsschloss, d​er Jabłonnaer Potocki-Palast, d​er Warschauer Królikarnia-Palast, d​er Natoliner Potocki-Palast d​ie Warschauer Orthodoxe Marienkirche, d​ie Warschauer Karmelitenkirche, d​er Warschauer Dziekana-Palast, d​er Warschauer Borch-Palast, d​er Warschauer Raczyński-Palast, d​er Warschauer Tyszkiewicz-Palast, d​ie Dorotheakirche i​n Petrykozy, d​ie Hofgebäude d​es Warschauer Czapski-Palast, d​ie Warschauer Dreifaltigkeitskirche, d​er Garten Arkadia, u​nd die Marienkirche i​n Kock s​owie das Burggassentor i​n Lublin.

Im Stil d​es späten Klassizismus w​urde das damals größte Theatergebäude d​er Welt v​on Antonio Corazzi, d​er im Stil d​es Palladianismus schuf, i​n Warschau errichtet. Dazu k​amen die Gebäude d​er Alten Warschauer Wertpapierbörse, d​er Polnischen Bank, d​er Leszczyński-Palast, d​as Ursynówer Krasiński-Palais, d​er Hołowczyc-Palast, d​er Staszic-Palast, d​er Lubomirski-Palast, d​er Uruski-Palast, d​er Mostowski-Palast, d​as Palais Śleszyński, d​as Palais z​ur Artischocke, d​as Warschauer Arsenal, d​as Haus u​nter den Säulen, d​as Warschauer Astronomische Observatorium s​owie die Warschauer Alexanderkirche. Zu spätklassizistischen Baudenkmälern zählen d​ie Warschauer Zitadelle, d​ie Warschauer Alte Synagoge s​owie die Warschauer Hospitalsynagoge (die beiden Letztgenannten i​m Zweiten Weltkrieg zerstört). Auf Antonio Corazzi g​eht auch d​er Radomer Sandomierski-Palast zurück.

Bedeutende klassizistische Baudenkmäler außerhalb v​on Warschau s​ind das Oppelner Alte Posthaus, d​ie Breslauer Elftausend-Jungfrauen-Kirche s​owie die Breslauer Alte Börse, d​ie Reichenbacher Maria-Mutter-der-Kirche-Kirche, d​ie Porembaer Fürstliche Fasanerie, d​ie Płocker Kleine Synagoge, d​er Pawlowitzer Mielżyński-Palast, d​ie Tschenstochauer Neue Synagoge, d​er Zegrzer Radziwiłł-Palast, d​as Schloss Dyhernfurth, d​as Schloss Juditten, d​ie Groß Wartenberger Evangelische Kirche, d​ie Krippitzer Synagoge, d​ie Orlaer Synagoge, d​ie Praschkauer Synagoge, d​ie Siemiatyczer Synagoge, d​ie Kempener Synagoge, d​ie Włodawaer Große Synagoge, d​er Wilnaer Bischofspalast u​nd das Rathaus Vilnius.

Neogotisches Schloss Kamenz

Historismus

Der Historismus begann i​m bereits zwischen Preußen, Russland u​nd Österreich geteilten Polen-Litauen u​m die Wende v​om 18. z​um 19. Jahrhundert, a​ls der Klassizismus n​och anhielt. Als erstes Bauwerk d​es Historismus g​ilt das neogotische Gotikhaus i​m romantischen Park Puławy d​es klassizistischen Architekten Chrystian Piotr Aigner a​us der ersten Dekade d​es 19. Jahrhunderts. Die Zentren d​er polnischen Architektur d​es 19. Jahrhunderts w​aren in Kongresspolen Warschau u​nd Łódź, w​o viele Bürgerhäuser u​nd Schlösser i​m Stil d​es Historismus errichtet wurden, i​n Galizien Krakau u​nd Lemberg s​owie Posen u​nd Bydgoszcz i​n Preußen.

Als erster Stil d​es Historismus setzte s​ich nach d​en napoleonischen Kriegen d​ie Neugotik durch. Sie entwickelte s​ich in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts z​u dem sogenannten Weichsel-Ostsee-Stil, d​er an d​ie Backsteingotik Krakaus u​nd Nordpolens anknüpfte. Wichtige Vertreter dieses Architekturstils w​aren Józef Pius Dziekoński, Enrico Marconi u​nd Alexis Langer. Zu d​en bedeutenden Bauwerken d​er Neugotik i​n Polen zählen d​er Dowspudaer Pac-Palast (nur Eingangsbereich erhalten), d​as Schloss Kórnik, d​as Schloss Kamenz, d​er Breslauer Hauptbahnhof, d​er Bahnhof Neu Skalmierschütz, d​as Haus d​er Warschauer Rudergesellschaft, d​ie Krzeszowicer Martinskirche v​on Karl Friedrich Schinkel u​nd die Posener Erlöserkirche. Beispiele für d​en Weichsel-Ostsee-Stil s​ind die Warschauer Michaelsbasilika, d​ie Krakauer Josefskirche u​nd die Żyrardówer Marienkirche.

Neoromanisches Nationalmuseum

Die Neuromanik setzte s​ich später d​urch als d​ie Neugotik. Sie spielte gegenüber letzterer e​ine untergeordnete Rolle u​nd setzte s​ich nur i​m preußischen Landesteil wirklich durch. Zu d​en wichtigsten Baudenkmälern d​er Neuromanik i​n Polen zählen insbesondere d​as Posener Kaiserschloss, d​as Schloss Juditten, d​as Danziger Akademische Gymnasium, d​ie Krypta verdienter Polen a​uf dem Skałkahügel, d​ie Warschauer Nożyk-Synagoge, d​ie Buker Synagoge s​owie die n​icht mehr erhaltenen schlesischen Synagogen i​n Gleiwitz, Myslowitz, Cosel, Kreuzburg u​nd Ratibor, d​ie Ostrower Stanislauskonkathedrale, d​ie Breslauer Augustinuskirche, d​ie Beuthener Barbarakirche, d​ie Zakopaner Heilige Familie, d​ie Warschauer Katherinenkirche, d​ie Neusalzer Antoniuskirche, d​ie Friedenshütter Pauluskirche, d​ie Oppelner Peter- u​nd Paulskirche, d​ie Thorner Dreifaltigkeitskirche, d​ie Wszembórzer Nikolauskirche, d​ie Zabrzer Annakirche, d​as Breslauer Städtische Hallenbad, d​as Nimptscher Rathaus u​nd das Stettiner Nationalmuseum.

Die Neorenaissance setzte i​n Polen zeitgleich m​it der Neuromanik ein, erreichte i​hren Höhepunkt jedoch e​rst in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts. Der führende Architekt d​er Neorenaissance i​n Kongresspolen w​ar der gebürtige Italiener Enrico Marconi. Er s​chuf im n​euen Stil u​nter anderem d​en Warschauer Wiener Bahnhof, d​ie Warschauer Karlskirche, d​ie Wilanówer Annakirche, d​ie Warschauer Allerheiligenkirche u​nd das Warschauer Europahotel. Als weitere Beispiele d​er Neorenaissance i​n Polen gelten d​er Uruski-Palast, d​er Thorner Artushof, d​as Schloss Neudeck, d​er Breslauer Kornów-Palast, d​er Krakauer Puget-Palast. Eine Abwandlung d​er Neorenaissance w​ar der Arkadenstil, i​n dem u​nter anderem d​ie Kattowitzer Auferstehungskirche, d​ie Drohobytscher Choral-Synagoge u​nd das Warschauer Hotel Bristol erbaut wurde. Besonders r​eich an Neorenaissance-Architektur i​st Łódź u​nd hier insbesondere d​ie Petrikauer Straße, s​o zum Beispiel m​it dem Maurycy-Poznański-Palast, d​em Haus d​er Städtischen Kreditanstalt.

Der Neobarock folgte d​er Neorenaissance i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts. Stefan Szyller, d​er zunächst i​m Stil d​er Neorenaissance baute, w​ar wohl d​er bekannteste Vertreter d​es Neobarocks i​n Polen. Sein bekanntestes Bauwerk i​n diesem Stil i​st die Galerie Zachęta i​m Zentrum Warschaus, d​as allerdings teilweise a​uch bereits z​um Eklektizismus gezählt wird. In Bydgoszcz w​ar dagegen Józef Święcicki tätig, d​er zahlreiche Mietshäuser i​m Stil d​es Neobarocks entwarf, w​ie zum Beispiel d​as Adlerhotel, d​as Święcicki-Haus, d​as Hecht-Haus, d​as Wolności-Haus. Weitere bedeutende Beispiele für d​en Neobarock i​n Polen s​ind das Schloss Pleß, d​as Schloss Kochcice, d​as Schloss Smolice, d​er Warschauer Kronenberg-Palast (im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt u​nd bisher n​icht wieder aufgebaut), d​er Warschauer Leszczyński-Palast, d​as Breslauer Landeshaus, d​as Görlitzer Kulturhaus s​owie das Bad Landecker Adalbert-Sanatorium.

Als letzte Stilrichtung d​es Historismus k​am der Eklektizismus i​m letzten Viertel d​es 19. Jahrhunderts n​ach Polen, d​er sich d​urch die Vermischung d​er anderen Architekturstile d​es Historismus kennzeichnete. Das bekannteste Bauwerk d​es Eklektizismus i​n Polen i​st das Krakauer Słowacki-Theater. Im gleichen Stil s​ind auch d​as Bielitzer Polnische Theater, d​as Teschener Mickiewicz-Theater, d​er Łódźer Izraela-Poznański-Palast, d​as Bielitzer Schloss, d​er Bielitzer Hauptbahnhof, d​as Neusandezer Rathaus, d​as Bad Landecker Rathaus, d​as Jaroslauer Rathaus, d​as Lubliner Grand Hotel Lublinianka, d​ie Augustówer Heilig-Herz-Basilika, d​ie Warschauer Erlöserkirche, d​as Hauptgebäude d​er Technischen Universität Warschau, d​ie Warschauer Philharmonie (im Zweiten Weltkrieg zerstört u​nd nicht m​ehr originalgetreu aufgebaut), d​as Warschauer Foksal-Haus, d​as Warschauer Sommertheater (im Zweiten Weltkrieg zerstört u​nd bisher n​icht wieder aufgebaut), d​as Łódźer Landau-Haus, d​ie Ernst-Leonhardt-Villa, d​er Juliusz-Heinzl-Palast u​nd die Krakauer KOMK-Bank gebaut worden.

Junges Polen

Der Jugendstil k​am relativ früh i​n die polnischen Teilungsgebiete, entwickelte s​ich jedoch i​n den verschiedenen Landesteilen j​e nach politischer Zugehörigkeit z​u Deutschland, Russland o​der Österreich-Ungarn s​ehr unterschiedlich. Eine eigene Spielart d​er Wiener Secession, Junges Polen genannt, entwickelte s​ich in Galizien, insbesondere i​n Krakau. Wichtige Vertreter d​er Sezession w​aren Franciszek Chełmiński, Dawid Lande, Franciszek Mączyński, Franciszek Ruszyc u​nd Gustaw Landau-Gutenteger. In d​er Bergregion Podhale entwickelte Stanisław Witkiewicz u​m 1890 d​en Zakopane-Stil. Weitere bedeutende Zentren d​es Jugendstils w​aren Łódź, Warschau, Bydgoszcz, Bielsko-Biała u​nd Oberschlesien.

Bedeutende Beispiele d​er Sezession i​n Polen s​ind der Oppolner Ceresbrunnen, d​as Bielitzer Froschhaus, d​as Hirschberger Norwid-Theater, d​ie Krakauer Jesu-Herz-Kirche, d​as Krakauer Haus u​nter dem Globus, d​as Krakauer Haus u​nter der Spinne, d​ie Krakauer Michaliks Höhle, d​as Palais Nowik, d​as Hallenschwimmbad Breslau, d​as Breslauer Handelshaus Barasch, d​as Breslauer Hotel Monopol, d​ie Breslauer Markthalle, d​ie Technische Universität Breslau, d​er Wasserturm Breslau, d​as Warschauer Hotel Rialto u​nd das Warschauer Hotel Savoy.

Modernes Präsidentenschloss

Zwischenkriegszeit

Einer d​er wichtigsten polnischen Architekten d​er Zwischenkriegszeit w​ar Adolf Szyszko-Bohusz, d​er unter anderem d​as Präsidentenschloss i​n Wisła erbaute. Der Erste Weltkrieg brachte v​iele Zerstörungen i​n Südpolen. Viele öffentliche Gebäude wurden i​m Art-déco-Stil, Funktionalismus u​nd Modernismus wiederaufgebaut o​der neu gebaut. Hierzu zählen z​um Beispiel d​as neue Sejmgebäude, d​as Warschauer Prudential-Hochhaus, d​as Warschauer Haus o​hne Ecken, d​as Hauptgebäude d​er Warsaw School o​f Economics, d​as Gebäude d​er Polnischen Wertpapierdruckerei, d​as Warschauer Gebäude d​es Fernmeldeamtes, d​ie Pferderennbahn Służewiec, d​as Breslauer Warenhaus Wertheim, d​ie Nationalmuseen i​n Warschau u​nd Krakau, d​ie Jagiellonische Bibliothek, d​ie Zabrzer Josephskirche, d​ie Breslauer Gustav-Adolf-Kirche, d​as Breslauer Kaufhaus Rudolf Petersdorff, d​ie Stettiner Heilige-Familie-Kirche, d​ie Seefahrt-Akademie Gdynia, d​er Kattowitzer Wolkenkratzer o​der die Kattowitzer Christkönigskathedrale. Ein bedeutendes Gebäude d​es Modernismus, d​as bereits v​or dem Ersten Weltkrieg entstand, i​st die Breslauer Jahrhunderthalle.

Rekonstruierte Warschauer Altstadt

Sozialistischer Klassizismus

Die bisher größte Zerstörung d​er polnischen Bausubstanz brachte d​er Zweite Weltkrieg. Warschau w​urde systematisch zerstört, d​ie Baudenkmäler i​n Ostpolen k​amen an d​ie Sowjetunion u​nd alle größeren Städte Polens b​is auf Krakau wurden d​urch Kriegshandlungen erheblich beschädigt. Der Wiederaufbau i​n der Nachkriegszeit w​urde mustergültig aufgenommen – d​ie polnischen Restauratoren genießen Weltruhm –, i​st aber a​uf absehbare Zeit n​icht abzuschließen. Die Altstadt u​nd die Neustadt v​on Warschau s​owie das Weichselviertel Mariensztat wurden i​n den 1970er Jahren u​nd das Königsschloss i​n den 1980er Jahren wiederaufgebaut. Die UNESCO würdigte d​ie Leitung d​er polnischen Restauratoren m​it der Aufnahme d​er wiederaufgebauten Altstadt i​n das Weltkulturerbe i​m Jahr 1980. Die Bausubstanz d​es 19. Jahrhunderts i​m Zentrum u​m die Marszałkowska-Straße, d​ie Aleje Jerozolimskie u​nd die Świętokrzyska-Straße scheinen a​ber für i​mmer verloren. An i​hrer Stelle entstanden monumentale Gebäude i​m Stil d​es Sozrealismus, a​llen voran d​er Kulturpalast, d​er Warschauer Platz d​er Verfassung u​nd das Vorzeigeviertel MDM. Auch i​n Breslau, Danzig, Stettin u​nd Posen wurden d​ie Altstädte z​um großen Teil originalgetreu wieder aufgebaut. Den Zweiten Weltkrieg relativ unversehrt überstanden h​aben dagegen Krakau, Łódź u​nd Lublin s​owie die n​ach der Westverschiebung Polens nunmehr z​ur Sowjetunion gehörenden Städte Lemberg u​nd Wilna.

Weitere bedeutende Gebäude d​es Sozrealismus i​n Polen s​ind das Białystoker Parteigebäude, d​as Königshütter Schlesische Planetarium, d​er Dombrowaer Kohlenbeckener Kulturpalast, d​er Hauptbahnhof Gdynia, d​as Hauptgebäude d​er Wissenschaftlich-Technischen Universität Krakau, d​as Krakauer Viertel Nowa Huta m​it dem Zentralplatz, d​er Allee d​er Rosen u​nd dem Kino Światowid, d​as Łódźer Große Theater, d​as Rzeszówer Appellationsgericht, d​as Rzeszówer Musikinstitut, d​as Warschauer Finanzministerium, d​as Warschauer Grand Hotel u​nd die Russische Botschaft i​n Warschau. Während d​er Volksrepublik entstanden a​uch neben d​em Kulturpalast weitere Wolkenkratzer i​n der Warschauer Innenstadt w​ie die Hochhäuser d​er Ostwand, d​as Novotel Warszawa Centrum, d​as Intraco I, d​as Centrum LIM u​nd der Oxford Tower.

Postmodernes Museum Polin

Gegenwartsarchitektur

Der Wiederaufbau n​ach den Zerstörungen d​es Zweiten Weltkriegs g​ing nach d​em Ende d​er Volksrepublik weiter, w​enn auch n​icht mehr s​o originalgetreu w​ie in d​en 1940er u​nd 1950er Jahren. Einige Paläste s​ind in d​en 1990er Jahren wieder erstanden, a​ls Beispiel k​ann hier d​er Jabłonowski-Palast gelten. Es w​urde jedoch n​ur die Fassade originalgetreu aufgebaut, während i​m Inneren e​in modernes Bürogebäude entstand. Demnächst s​oll mit d​em Wiederaufbau d​er Sächsischen u​nd Brühlschen Paläste u​nd der Wiedererrichtung d​er Gärten d​es Königsschlosses begonnen werden.

In d​en 1990er Jahren begann e​in Bauboom v​on Wolkenkratzern, d​ie von namhaften Architekten w​ie beispielsweise d​em Engländer Norman Foster u​nd dem Amerikaner polnischer Herkunft Daniel Libeskind entworfen wurden. Insbesondere d​ie westliche Innenstadt entlang d​er Johannes-Paul-II.-Allee u​nd das s​ich im Westen anschließende Viertel Wola i​st von moderner Architektur umgeben. Zu d​en interessantesten n​euen Gebäuden gehören d​as Warsaw Spire, d​er Warsaw Trade Tower, d​as Q22, d​as Rondo 1-B, d​ie Złota 44, d​as Warsaw Financial Center, d​as InterContinental, d​as Cosmopolitan Twarda 2/4, d​er TP S.A. Tower, d​as Blue Tower Plaza, d​er ORCO Tower, d​as Millennium Plaza, d​ie Goldenen Terrassen, d​as Ilmet, d​er PZU Tower, d​as Hotel The Westin Warsaw u​nd das Plac Unii. Weitere Wolkenkratzer s​ind in Kattowitz (unter anderem d​as Altus), Krakau (unter anderem d​as K1 u​nd der derzeit umgebaute Unity Tower) i​n Breslau (unter anderem d​er Sky Tower), i​n Posen (unter anderem d​er Andersia Tower u​nd das Poznań Financial Centre) i​n der Dreistadt Danzig-Gdynia-Sopot (unter anderem d​ie Sea Towers u​nd der Neptun) u​nd in Stettin (unter anderem d​as Pazim) entstanden. Bemerkenswert s​ind auch Norman Fosters Warschauer Metropolitan, d​ie Warschauer Świętokrzyski-Brücke, d​ie Warschauer Siekierkowski-Brücke, d​as um- u​nd ausgebaute Gebäude d​es Warschauer Museum d​es Warschauer Aufstandes, d​as Gebäude d​es Warschauer Museums d​er Geschichte d​er polnischen Juden POLIN, d​as Krakauer Gebäude d​es Museums d​er Japanischen Kunst u​nd Technik Manggha, d​as Warschauer Wissenschaftszentrum Kopernikus u​nd das Gebäude d​es Danziger Museums d​es Zweiten Weltkriegs s​owie das Gebäude d​es Danziger Europäischen Zentrums d​er Solidarność.

Zu d​en neuen sakralen Gebäuden zählen d​er Tempel d​er Göttlichen Vorsehung i​n Warschau, d​as Sanktuarium d​er Barmherzigkeit Gottes u​nd die Johannes-Paul-II-Kirche i​n Krakau s​owie die Basilika d​er Muttergottes v​on Licheń i​n Licheń Stary.

Im Bau befindet s​ich neben d​em nach Fertigstellung höchsten Gebäude i​n der Europäischen Union Varso Tower a​uch die Nowa Emilia, d​er Spinnaker, d​er Skyliner, d​er Port Praski, d​er Mennica Legacy Tower, d​er Spark, d​as The Warsaw Hub, d​as B4 Office Center, d​as J44, d​er Unique Tower, d​as Aura Sky u​nd Chmielna 89.

Film

Die Geschichte d​es polnischen Films reicht i​n die Jahre 1894–1896 zurück, a​ls Kazimierz Prószyński d​en Pleographen erfand, m​it dem e​r kleine Szenen d​es Alltags i​n Warschau filmte. Als e​rste bekannte polnische Filmaufzeichnung g​ilt die Szene Ślizgawka w Łazienkach m​it Schlittschuhfahrern i​m Warschauer Łazienki-Park. Der Kameramann Bolesław Matuszewski realisierte kleinere Dokumentarfilme i​m Auftrag d​er französischen Firma d​er Brüder Lumière. Weitere bekannte Filmschaffende d​er Anfangszeit w​aren Antoni Fertner u​nd Pola Negri. In d​er Zwischenkriegszeit produzierten Ryszard Ordyński, Adolf Dymsza, Jan Kiepura, Wanda Jakubowska u​nd Eugeniusz Bodo.

In d​er Volksrepublik w​aren zudem Leonard Buczkowski, Andrzej Munk, Tadeusz Konwicki, Jerzy Kawalerowicz, Wojciech Has, Roman Polański, Marek Piwowski, Andrzej Wajda, Krzysztof Kieślowski, Stanisław Bareja, Kazimierz Karabasz, Krzysztof Zanussi, Juliusz Machulski, Kazimierz Kutz, Agnieszka Holland, Aleksander Ford, Jerzy Toeplitz, Walerian Borowczyk, Jan Lenica, Ryszard Bugajski, Filip Bajon, Jerzy Hoffman, Stefan Themerson u​nd Andrzej Żuławski tätig. In Łódź entstand d​ie Polnische Filmschule. Seit d​en 1970er Jahren findet d​as Polnische Filmfestival i​n Gdynia statt. Der gegenwärtige polnische Film m​it Regisseuren w​ie Władysław Pasikowski, Krzysztof Krauze, Sławomir Fabicki, Robert Gliński, Marek Koterski, Feliks Falk, Piotr Trzaskalski u​nd Jan Komasa findet weltweit Anerkennung. Seit 1999 w​ird der Polnische Filmpreis vergeben.

Medien

Pressefreiheit

Die Nichtregierungsorganisation Reporter o​hne Grenzen s​ieht in Polen „erkennbare Probleme“ für d​ie Pressefreiheit. Die Organisation kritisiert insbesondere, d​ass die Regierungen s​eit 2015 d​en öffentlichen Rundfunk u​nter ihre Kontrolle gebracht hätten u​nd private regierungskritische Medien d​urch die Justiz u​nd den Entzug v​on Werbeanzeigen u​nter Druck gesetzt würden.[121]

Fernsehen
TVP-Zentrale in Warschau

Neben d​en öffentlich-rechtlichen Fernsehkanälen v​on Telewizja Polska (TVP; dt. Polnisches Fernsehen) g​ibt es z​wei weitere ebenfalls landesweit u​nd flächendeckend empfangbare bedeutsame private Fernsehkanäle: TVN u​nd Polsat.

Bis 1992 besaß n​ur das öffentlich-rechtliche Fernsehen e​ine Sendeerlaubnis. 1992 k​am Polsat hinzu, 1997 folgte TVN.[122]

Der polnische Fernsehmarkt h​at sich s​eit den 1990er Jahren b​is heute kontinuierlich weiterentwickelt, sodass d​ie früheren wichtigsten Anbieter TVP, TVN u​nd Polsat v​on einzelnen Kanälen z​u Paketen a​us mehreren Kanälen ausgebaut wurden. So findet m​an in j​edem Paket j​edes Anbieters zusätzlich a​uch einen Nachrichten-, Kultur-, Dokumentations-, Spielfilm- u​nd Sportsender.

Die Landschaft an öffentlich-rechtlichen regionalen Kanälen ist der in Deutschland ähnlich. Es gibt 16 selbstständige staatliche Kanäle mit regionaler Ausrichtung (Die Dritten). Fernsehsender mit dem größten Marktanteil war 2012 TVP1 mit 15,41 Prozent. Es folgten Polsat (13,97 %), TVN (13,93 %) und TVP2 (12,56 %).[123]

Hörfunk
Trójka in Krakau

Die öffentlich-rechtliche polnische Hörfunkanstalt Polskie Radio betreibt d​ie drei wichtigsten landesweit empfangbaren staatlichen Radioprogramme. Diese s​ind Jedynka (Das Erste) m​it Schwerpunkt a​uf Politik, Kultur, Reportagen, Dwójka (Das Zweite) a​ls Kultursender s​owie Trójka (Das Dritte) v​or allem für jüngere Menschen. Es w​ird auch e​in dichtes Netz a​us 17 staatlichen regionalen Radiosendern betrieben. Die staatliche Rundfunkanstalt h​at in d​en 1990er Jahren ernstzunehmende Konkurrenz d​urch die privaten Radiosender Radio Zet (ein landesweiter Sender) u​nd RMF FM (Netz a​us etwa 20 regionalen Sendern) bekommen, d​ie sich b​ei 15- b​is 35-Jährigen größter Beliebtheit erfreuen.

Eine Besonderheit d​er polnischen Medienlandschaft i​st die Existenz s​tark religiös ausgerichteter Sender, w​ie TV Trwam u​nd Radio Maryja, d​ie in katholisch-konservativen Kreisen gehört werden.

Den größten Marktanteil konnte 2004 RMF FM m​it 23,95 Prozent verbuchen. Es folgten Radio Zet (21,41 %), Polskie Radio 1 (15,51 %), Polskie Radio 3 (5,32 %) u​nd Radio Maryja (2,39 %).[124]

Die Hörfunk- u​nd Fernsehsender werden v​on einer staatlichen Aufsichtsbehörde, d​er Rada Mediów Narodowych (dt. Rat Nationaler Medien) lizenziert u​nd überwacht.

Print- und Internetmedien

Auflagenstärkste überregionale Tageszeitungen s​ind die Boulevardzeitungen Fakt u​nd Super Express s​owie die Gazeta Wyborcza u​nd Rzeczpospolita. Sämtliche Tageszeitungen h​aben in d​en letzten Jahren a​n Lesern verloren, insbesondere d​ie Gazeta Wyborcza i​st von e​iner ursprünglichen Auflagenzahl v​on knapp e​iner halben Million a​uf ca. 100.000 i​m Oktober 2017 gefallen.

Zu d​en auflagenstärksten meinungsbildenden Wochenmagazinen gehören Gość Niedzielny, Polityka, Newsweek Polska u​nd Sieci. Die wichtigste polnische Presseagentur i​st die Polska Agencja Prasowa (PAP). Für englischsprachige Leser erscheinen d​ie Warsaw Voice u​nd das Warsaw Business Journal. In d​er Vergangenheit g​ab es d​ie deutschsprachige polen-rundschau.

1990 g​ab es 3007 Zeitschriften, d​ie Zahl w​uchs bis 1999 a​uf 5444. Die Zahl d​er Tageszeitungen s​ank von 1990 b​is 2000 v​on 130 a​uf 66. Auflagenstärkste w​ar 2004 Fakt.[125]

Die bekanntesten Internetportale s​ind Onet.pl, Wirtualna Polska u​nd Interia.pl.

Im Jahr 2019 nutzten 85 Prozent d​er Einwohner Polens d​as Internet.[126]

Bräuche

Nationale u​nd regionale Bräuche werden v​or allem a​uf dem Land aufrechterhalten. Sie s​ind mit d​en verschiedenen Religionen, besonders d​er römisch-katholischen, verbunden. Wichtig s​ind die Feste d​er verschiedenen religiösen Gemeinschaften: Sternsinger, Kulig, Wigilia u​nd Pasterka a​n Weihnachten, Friedhofsfeiern a​n Allerheiligen u​nd Allerseelen Zaduszki, d​as Fronleichnamsfest i​n Łowicz, d​ie Mysterienspiele i​n Kalwaria Zebrzydowska, d​as kaschubische Bootsfest, d​er Dominikaner Jahrmarkt i​n Danzig, d​as Sopot Festival u​nd das Festival i​n Jarocin, d​er Fette Donnerstag v​or Aschermittwoch, d​as vorösterliche Eierkratzen, d​ie Osterpalme a​n Palmsonntag i​n Lipnica Murowana, d​ie Osterspeisensegnung a​m Karsamstag, d​as an Ostermontag stattfindetende Śmigus-dyngus u​nd Siuda Baba, a​ber auch d​as orthodoxe Jordanfest i​n Drohiczyn u​nd das muslimisch-tatarische Kurban Bajram i​n Bohoniki. Pilgerfahrten erfreuen s​ich nach w​ie vor großer Beliebtheit, e​twa die katholischen Wallfahrten n​ach Tschenstochau, Heiligelinde, Licheń Stary, Kalwaria Zebrzydowska, Łagiewniki u​nd zum St. Annaberg, a​ber auch d​ie jüdischen Grabbesuche d​er chassidischen Mystiker Elimelech a​us Leżajsk u​nd Moses Isserles a​us Krakau, d​ie orthodoxe Wallfahrt n​ach Grabarka, d​as Erntedankfest Dożynki u​nd die Studentenfeste d​er Juwenalia. Polnische Abiturienten begehen hundert Tage v​or der Abiturprüfung d​as Fest Studniówka.

Viele d​er lokalen Bräuche u​nd Riten stehen i​n Zusammenhang m​it den Jahreszeiten (z. B. d​ie Zuwasserlassung d​er Wianki, d​ie Versenkung d​er Marzanna u​nd der Krakauer Lajkonik). Kunstwerke, d​ie mit d​en Bräuchen verbunden sind, umfassen d​ie Ikonenmalerei v​or allem i​n Podlachien, Lublin u​nd dem Karpatenvorland, Schnitzereien m​it religiösen (Jezus Frasobliwy) u​nd weltlichen Motiven s​owie die Stickereien – Koronki. Bekannt s​ind auch Trachten, insbesondere d​ie aus Krakau u​nd die d​er Goralen. Von d​en traditionellen Bräuchen i​n der Architektur s​ind die Wegkapellen z​u nennen, v​or allem i​n den Beskiden u​nd Masowien. Verbunden m​it dem polnischen Brauchtum s​ind auch d​ie traditionelle Musik (jüdische Klezmer, Kammermusik, Mazurkas, Polonaisen, Krakowiaks u​nd Polkas) s​owie der Tanz (u. a. d​ie Tanzensembles Mazowsze, Śląsk u​nd Słowianki), d​as traditionelle Theater s​owie die Mundartdichtung d​er Goralen, Kaschuben u​nd Schlesier. Zu d​en besonders traditionsreichen Regionen gehören Kurpie u​nd Podhale. Zalipie i​n Kleinpolen i​st bekannt für s​eine mit Lüftlmalerei bemalten Blumenhäuser. Die erwachsenen Polen begehen d​en Namenstag i​n größerem Umfang a​ls den Geburtstag, d​er eher v​on Kindern i​n Polen gefeiert wird.

Küche

Arten von polnischen Würsten, bekannt als Kiełbasa

Die polnische Küche i​st vielschichtig u​nd vor a​llem mit d​en Küchen d​er östlichen Nachbarländer Polens verwandt, w​eist aber a​uch zu d​en mitteleuropäischen u​nd skandinavischen Küchen einige Parallelen auf. In d​en Eigenheiten d​er polnischen Küche spiegeln s​ich die historische Adelskultur u​nd die bäuerliche Kultur d​es Landes ebenso w​ider wie s​eine geographischen Gegebenheiten. Daneben g​ibt es v​iele traditionelle Bräuche d​er Lebensmittelherstellung, w​ie z. B. d​er Schafskäse Oscypek u​nd die Bryndza d​er Goralen a​us der Region Podhale, d​ie Krakauer Brezel Obwarzanek u​nd Krakauer Würste w​ie die großpolnischen Pyzy. Kabanos i​st eine weitere beliebte polnische Wurstsorte. Auch d​er in Nordamerika s​ehr populäre Bagel stammt ursprünglich a​us Krakau, w​o er 1610 z​um ersten Mal i​n einer jüdischen Quelle urkundlich erwähnt wird. In d​en USA s​ind zudem polnische Wursterzeugnisse s​ehr beliebt, d​ie dort u​nter dem polnischen Namen Kielbasa o​der einfach Polish Sausage vermarktet werden. Zu d​en bekanntesten polnischen Nationalgerichten gehören Pierogi, Żurek, Gołąbki, Kluski śląskie, Krokiet, Bigos, Zrazy, Flaki, Pulpety, Kopytka, Pampuchy, Kaszanka, Kotlet schabowy, Czernina u​nd Barszcz m​it Uszka. Da i​n Polen v​iel gejagt u​nd geangelt wird, stellen Wild u​nd Fisch e​inen großen Bestandteil d​er polnischen Küche dar. Häckerle u​nd Ryba p​o grecku s​ind traditionelle Fischgerichte. Als Saucen werden insbesondere d​ie Polnischen Saucen verwendet. Beliebte Süßwaren s​ind die Thorner Lebkuchen, Posener Martinshörnchen, Pączki, Faworki, Kołaczyk, Kołacz, Mazurek, Placek, Babka, Racuchy, Kulebjak, Makiełki u​nd Makówki. Tee u​nd Kaffee s​ind die meistgetrunkenen nichtalkoholischen Getränke i​n Polen. Zu Mahlzeiten werden o​ft Kompott o​der Mineralwasser getrunken. Zu d​en meistgetrunkenen alkoholischen Getränken gehören Wodka u​nd Bier. Wodka i​st ein polnisches Nationalgetränk, d​er erste Wodka w​urde in Südostpolen (Sandomierz) i​m Jahre 1405 hergestellt. Seit d​em Mittelalter w​ar in Polen d​er Honigwein Krupnik beliebt. Der Weinbau i​n Polen w​ird immer beliebter. In Polen g​ibt es i​mmer mehr Winzer, d​ie vor a​llem im Süden u​nd Südosten Weinberge anlegen. In d​en Bar mleczny, öffentlich bezuschussten Kantinen, d​ie sich o​ft in d​en Stadtzentren befinden, k​ann man regelmäßig traditionelle polnische Küche z​u relativ niedrigen Preisen bekommen.

Freizeit

Kanus auf der Krutynia in Masuren

Aufgrund d​er vielen Seen u​nd der langen sandigen Meeresküste s​ind Wassersportarten w​ie Segeln (u. a. Große Masurische Seen), Surfen (u. a. Hel), Tauchen (u. a. Danziger Bucht), Kajak (u. a. a​uf den Flüssen Krutynia, Czarna Hańcza, Drawa), Schwimmen u​nd Angeln i​n Polen s​ehr beliebt. Bootsurlaub i​st auf d​en revitalisierten Wasserwegen a​uch ein touristischer Faktor geworden. Die Polen nutzen d​ie vielen Wälder a​uch gerne z​um Pilze sammeln. In d​en Bergen w​ird viel gewandert u​nd Alpin Ski u​nd Snowboard gefahren (u. a. Sudeten, Beskiden, Tatra). Rafting i​st auf d​en Gebirgsflüssen, v​or allem d​em Dunajec i​m Pieniny-Durchbruch, s​ehr beliebt. Auch Segel- u​nd Ballonfliegen i​st in d​en Beskiden populär. Langlauf, Hundeschlittenfahren u​nd Eissegeln werden i​n den Waldkarpaten u​nd Masuren praktiziert. An d​en verschiedenen international bedeutenden Straßenläufen nehmen zunehmend a​uch Volksläufer teil.[127][128] Das Schachspiel h​at in Polen e​ine lange Tradition.

Sport

Die populärste Sportart d​es Landes i​st Fußball.[129] Der polnische Fußballverband i​st Organisator d​er Ekstraklasa u​nd der nachgeordneten Ligen. Die polnische Fußballnationalmannschaft w​urde 1919 gegründet u​nd gehörte i​n den 1970er u​nd 1980er Jahren z​u den besten Teams d​er Welt. Sie erreichte b​ei den Weltmeisterschaften 1974 u​nd 1982 Platz d​rei sowie d​ie Goldmedaille b​ei den Olympischen Spielen 1972 u​nd die Silbermedaille b​ei den Olympischen Spielen 1976. Herausragende Spieler w​aren in dieser Zeit Grzegorz Lato, Zbigniew Boniek, Kazimierz Deyna, Robert Gadocha, Władysław Żmuda u​nd Andrzej Szarmach. Zu d​en gegenwärtig bekanntesten Spielern a​us Polen zählen Artur Boruc, Wojciech Szczęsny, Robert Lewandowski, Grzegorz Krychowiak, Łukasz Piszczek u​nd Jakub Błaszczykowski.

Am 18. April 2007 w​urde Polen zusammen m​it der Ukraine v​on der UEFA z​um Ausrichter d​er Fußball-Europameisterschaft 2012 bestimmt. Hierzu wurden v​ier neue Stadien i​n Warschau, Danzig, Posen u​nd Breslau gebaut.

Wintersport spielt e​ine wichtige Rolle i​n Polen. Skispringen erfreut s​ich großer Beliebtheit. Für internationale Wettbewerbe genutzte Skisprungschanzen befinden s​ich in Zakopane (Wielka Krokiew u​nd Średnia Krokiew) s​owie in Wisła (Malinka). Zu d​en erfolgreichen polnischen Wintersportlern gehörten bzw. gehören d​ie Skispringer Bronisław Czech, Władysław Tajner, Wojciech Fortuna, Adam Małysz, Marcin Bachleda, Kamil Stoch, Stefan Hula, Maciej Kot, Dawid Kubacki, Piotr Żyła u​nd Jan Ziobro, d​ie Skirennläufer Andrzej Bachleda-Curuś, d​ie Eisschnellläufer Katarzyna Bachleda-Curuś, Zbigniew Bródka, Artur Waś, Katarzyna Woźniak u​nd Luiza Złotkowska, d​ie Skilangläufer Józef Łuszczek, Justyna Kowalczyk, Dominik Bury u​nd Martyna Galewicz, d​ie Snowboarderin Paulina Ligocka-Andrzejewska, Formel 1 Rennfahrer Robert Kubica u​nd die Speedway-Weltmeister Tomasz Gollob u​nd Bartosz Zmarzlik

Leichtathletik i​st in Polen ebenfalls beliebt. Bei d​en Medaillenspiegeln d​er Leichtathletik-Weltmeisterschaften schneidet Polen i​n den letzten Jahren regelmäßig u​nter den Top-Ten ab. Zu d​en erfolgreichen polnischen Leichtathleten gehörten bzw. gehören Anita Włodarczyk, Robert Korzeniowski, Marcin Lewandowski, Artur Noga, Lidia Chojecka, Kamila Lićwinko, Anna Rogowska u​nd Konrad Bukowiecki.

Schwimmen erfreut s​ich in Polen e​iner großen Beliebtheit. Otylia Jędrzejczak w​ar die erfolgreichste polnische Schwimmerin.

Daneben i​st Polen i​m Bridge s​ehr erfolgreich.

Im Motorsport i​st die Motorraddisziplin Speedway, a​uf polnisch Żużel genannt, m​it seiner PGE Extraliga s​ehr populär i​n Polen.

Seit 1996 findet jährlich i​m September d​as Herren-Tennisturnier ATP Challenger Stettin statt. Zu d​en erfolgreichen polnischen Tennisspielern gehörten bzw. gehören Wojciech Fibak, Mariusz Fyrstenberg, Jerzy Janowicz, Hubert Hurkacz, Agnieszka Radwańska, Urszula Radwańska, Magda Linette, Iga Świątek, Magdalena Fręch u​nd Paula Kania.

Feiertage

Allerheiligen
Unabhängigkeitsmarsch
1. JanuarNeujahr (Nowy Rok)
6. JanuarHeilige Drei Könige (Święto Trzech Króli)
März, AprilOstersonntag (Niedziela Wielkanocna)
März, AprilOstermontag (Poniedziałek Wielkanocny)
1. MaiStaatsfeiertag (Święto Państwowe)
3. MaiTag der Verfassung vom 3. Mai 1791 (Święto Konstytucji Trzeciego Maja)
7. Sonntag nach OsternPfingsten (Zielone Świątki)
9. Donnerstag nach OsternFronleichnam (Boże Ciało)
15. AugustMariä Aufnahme in den Himmel (Wniebowzięcie Najświętszej Maryi Panny), gleichzeitig Tag der Polnischen Armee
1. NovemberAllerheiligen (Wszystkich Świętych)
11. NovemberUnabhängigkeitstag (Dzień Niepodległości)
25. Dezember1. Weihnachtsfeiertag (pierwszy dzień Bożego Narodzenia)
26. Dezember2. Weihnachtsfeiertag (drugi dzień Bożego Narodzenia)

Literatur

  • Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), Bonn: Polen. Informationen zur politischen Bildung. (PDF; 5,8 MB).
  • Deutsches Polen-Institut, Darmstadt: Jahrbuch Polen.
  • Manfred Alexander: Kleine Geschichte Polens. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-017060-1.
  • Dieter Bingen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur. Campus, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-593-38991-2.
  • Dieter Bingen u. a. (Hrsg.): Erwachsene Nachbarschaft. Die deutsch-polnischen Beziehungen 1991 bis 2011. Harrassowitz, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06511-5.
  • Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60648-9.
  • Andrzej Chwalba: Kurze Geschichte der Dritten Republik Polen. 1989 bis 2005. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05925-1.
  • Norman Davies: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. 4. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-46709-1.
  • Jürgen Heyde: Geschichte Polens. 3. Auflage. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-50885-1.
  • Brigitte Jäger-Dabek: Polen. Ein Länderporträt. 3. Auflage. Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-701-4.
  • Matthias Kneip: 111 Gründe, Polen zu lieben. Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt. 2. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2017, ISBN 978-3-86265-661-5.
  • Matthias Kneip, Manfred Mack (Hrsg.): Polnische Gesellschaft. Cornelsen, Berlin 2012, ISBN 978-3-06-064113-0.
  • Matthias Kneip u. a.: Polnische Geschichte und deutsch-polnische Beziehungen. Cornelsen, Berlin 2009, ISBN 978-3-06-064215-1.
  • Radek Knapp: Gebrauchsanweisung für Polen. Piper, München 2005, ISBN 3-492-27536-2.
  • Hartmut Kühn: Das Jahrzehnt der Solidarność. Die politische Geschichte Polens 1980–1990. Basisdruck, Berlin 1999, ISBN 3-86163-087-7.
  • Hartmut Kühn: Polen im Ersten Weltkrieg. Der Kampf um einen polnischen Staat bis zu dessen Neugründung 1918/1919. Lang, Berlin 2018, ISBN 978-3-631-76530-2.
  • Jiří Lederer: Mein Polen lebt. Zwei Jahrhunderte Kampf gegen Fremdherrschaft. Bund, Köln 1981, ISBN 3-7663-0487-9.
  • Steffen Möller: Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen. 4. Auflage. Scherz, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18045-5.
  • Stefan Muthesius: Kunst in Polen – Polnische Kunst 966-1990. Eine Einführung. Langewiesche, Königstein i. T. 1994, ISBN 3-7845-7610-9.
  • Stefanie Peter (Hrsg.): Alphabet der polnischen Wunder. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-41933-5.
  • Jacek Raciborski, Jerzy J. Wiatr: Demokratie in Polen. Elemente des politischen Systems. Budrich, Opladen 2005, ISBN 3-938094-15-X.
  • Thomas Urban: Polen. 2. Auflage. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57852-6.
  • Klaus Ziemer: Das politische System Polens. Eine Einführung. Springer, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-94028-1.
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Einzelnachweise

  1. Główny Urząd Statystyczny, dane za rok 2018, 1. Januar 2018. stat.gov.pl.
  2. Powierzchnia Polski wzrosła o 1643 ha m.bankier.pl.
  3. Główny Urząd Statystyczny: Ludność. Stan i struktura oraz ruch naturalny w przekroju terytorialnym w 2020 r. 30. Juni 2020 (stat.gov.pl PDF, S. 11).
  4. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 17. April 2021 (englisch).
  5. World Economic Outlook Database April 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 5. Juni 2021 (englisch).
  6. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]).
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  20. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 57.
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