Georg (Bayern)
Georg der Reiche (* 15. August 1455 in Burghausen; † 1. Dezember 1503 in Ingolstadt) war von 1479 bis zu seinem Tod Herzog von Bayern-Landshut. Er war der dritte und letzte der drei „reichen Herzöge“, die Bayern-Landshut im 15. Jahrhundert regierten. Bekannt ist er vor allem durch die Landshuter Hochzeit. Mit seinem Testament beschwor Georg den Landshuter Erbfolgekrieg herauf, der das Herzogtum Bayern schließlich unter territorialen Verlusten wiedervereinigen sollte.
Herkunft und Jugend
Georg wurde 1455 als Sohn Herzog Ludwigs IX. und Amalias von Sachsen geboren und wuchs in der Burg zu Burghausen auf. Seit seiner Ankunft in Landshut im Alter von 13 Jahren wurde er zu Regierungsgeschäften herangezogen. In der Landshuter Hochzeit heiratete er 1475 Hedwig, die Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. und dessen Frau Elisabeth von Habsburg. Schon vor seinem Regierungsantritt baute er das Schloss in Lauingen aus.
Herrschaft
Am 18. Januar 1479 trat Georg 23-jährig die Nachfolge seines Vaters als Herzog von Bayern-Landshut an. 1485 ließ er wegen Verletzung seines Territoriums ein starkes Heer vor der Reichsstadt Nördlingen aufmarschieren, dessen Abzug sie teuer bezahlen musste. Georges berühmter Reichtum beruhte ansonsten wie schon bei seinem Vater und Großvater hauptsächlich auf dem Besitz der Bergwerke in den Herrschaften um Kitzbühel und Reichenhall.
Er bemühte sich in den nächsten Jahren intensiv um den Erwerb von Ländereien in Vorderösterreich. 1486 kaufte er von Sigmund von Tirol für 52.011 Gulden die an den Bischof von Augsburg verpfändete Markgrafschaft Burgau einschließlich Günzburg. 1487 kaufte er zusammen mit seinem Vetter Albrecht IV. von Bayern-München für 50.000 Gulden von Herzog Sigmund für 10 Jahre die Verwaltung der vorderen Lande Tirols. Dies missfiel jedoch Kaiser Friedrich III. Gegen die Expansionsbestrebungen der beiden Wittelsbacher rief er den Schwäbischen Bund ins Leben. 1489 musste Georg als Preis für den Friedensschluss mit dem Kaiser nicht nur 36.000 Gulden bezahlen, sondern auch auf die Markgrafschaft Burgau verzichten. Am 10. Juli 1489 schloss er auch Frieden mit dem Schwäbischen Bund und trennte sich von Albrecht.
Danach war Georg eine wichtige Stütze König Maximilians I., dem er bei seinen Feldzügen in Schwaben, der Schweiz, Geldern und Ungarn beistand.
Georgs Kanzler war der gelehrte Altöttinger Propst Friedrich Mauerkircher, der spätere Bischof von Passau. Nach dessen Tod 1485 wurde Wolfgang Kolberger der wichtigste Berater des Herzogs. Mit seiner Hilfe setzte er das römische Recht in seinem Territorium durch. 1491 veränderte er die von seinem Vater geschaffene Landesordnung, worüber sich die Ritterschaft 1497 beschwerte, weil das bisher geltende Landrecht dadurch weitgehend aufgehoben wurde. Dennoch folgten 1501 weitere Reformen.
Georg ließ die Burg zu Burghausen zu einem festen Schloss ausbauen und das Ingolstädter Neue Schloss fast vollständig neu errichten.
Nachfolgefrage
Entgegen den Wittelsbacher Hausverträgen, die eine gegenseitige Erbfolge beim Fehlen von männlichen Nachkommen vorsahen, vererbte Georg am 19. September 1496 sein Herzogtum testamentarisch an seine Tochter Elisabeth, die bald darauf mit seinem Neffen Ruprecht aus der Kurpfälzer Linie der Wittelsbacher verheiratet wurde.
Trotz Geheimhaltung erfuhr der Münchener Vetter Albrecht von diesem Vertragsbruch. Georg bezichtigte seinen Kanzler Kolberger des Verrats und ließ ihn 1502 einkerkern. Er zog sich mit seinem Verhalten nicht nur die Gegnerschaft Albrechts und der meisten Reichsfürsten, sondern auch die des Kaisers zu.
Davon unbeeindruckt traf er ebenso wie seine Gegner Kriegsvorbereitungen. Im Herbst 1503 brach er zu einem Badaufenthalt in das württembergische Wildbad auf, musste aber in Lauingen umkehren und kehrte nach Ingolstadt zurück. Seinen Pfälzer Neffen und Schwiegersohn Ruprecht setzte er auf dem Totenbett als Statthalter ein und übergab ihm vorzeitig die Burgen in Landshut und Burghausen. Am 25. November bestellte er sämtliche Landstände für den 10. Dezember nach Landshut.
Georg starb am 1. Dezember 1503 in Ingolstadt, ohne einen legitimen männlichen Erben zu hinterlassen, und wurde am 9. Dezember im Kloster Seligenthal bestattet.[1] Da seine Tochter und sein Schwiegersohn seinen Kurs fortsetzten, kam es zum Landshuter Erbfolgekrieg (1504/1505), bei dem weite Teile Bayerns verheert wurden, und in der Folge zu einem Friedensschluss (Kölner Schiedsspruch), der mit schmerzhaften Gebietsverlusten für das Herzogtum verbunden war. Auch für sein Haus war Georgs Vertragsbruch fatal: Sowohl die Wittelsbacher in Bayern als auch diejenigen in der Pfalz hatten durch den Krieg umfangreiche Gebietseinbußen hinzunehmen, während die Habsburger profitierten und noch mehr an Macht gewannen.
Ehe und Nachkommen
Herzog Georg heiratete am 14. November 1475 in Landshut Prinzessin Hedwig von Polen (* 1457; † 1502), Tochter von Kasimir IV. Jagiełło (1427–1492), König von Polen. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor:
- Elisabeth (1478–1504) ∞ Ruprecht von der Pfalz (1481–1504), Sohn des Kurfürsten Philipp
- Margarete (1480–1531)
In späteren Quellen wird von weiteren Kindern berichtet, die zeitgenössischen Dokumente erwähnen sie allerdings nicht:[2]
- Ruprecht von Bayern († 1477)
- Wolfgang von Bayern († 1482)
Stammbaum
Friedrich der Weise Herzog von Bayern-Landshut | Maddalena Visconti | Albrecht IV. Herzog von Österreich | Johanna Sophie von Bayern | Friedrich I. Kurfürst von Sachsen | Katharina von Braunschweig-Lüneburg | Ernst I. Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain | Cimburgis von Masowien | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heinrich der Reiche Herzog von Bayern-Landshut | Margarete von Österreich | Friedrich II. Kurfürst von Sachsen | Margaretha von Österreich | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ludwig der Reiche Herzog von Bayern-Landshut | Amalia von Sachsen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Georg der Reiche Herzog von Bayern-Landshut | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ehrungen
Die Herzog-Georgen-Straße in Bad Reichenhall ist nach Georg dem Reichen benannt, der zwischen 1494 und 1501 die meisten Sudhäuser der Stadt aufkaufte und so den Grundstein für eine Monopolisierung der Salzherstellung auf der einen aber auch für eine Verbesserung der Produktion auf der anderen Seite legte. Die Herzog-Georgen-Straße beginnt unweit der historischen Solequellen der Alten Saline an der Salinenstraße und führt bogenförmig in nordwestlicher Richtung zur Kammerbotenstraße.
Literatur
- Irmgard Biersack: Die Hofhaltung der „reichen Herzöge“ von Bayern-Landshut (= Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte. Band 2). Edition Vulpes, Regensburg 2006, ISBN 3-939112-14-3, S. 61–78 (web.archive.org [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 4. November 2021] Zusammenfassung der Arbeit in den Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen).
- Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit 1347–1579. Vorbereitungen – Sterben – Trauerfeierlichkeiten – Grablegen – Memoria (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 146). C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-10742-7, S. 167–185 (zugleich Dissertation, Universität München 2004).
- Sebastian Hiereth: Georg der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 199 f. (Digitalisat).
- Gerald Huber: Die Reichen Herzöge. Bayerns goldenes Jahrhundert. Pustet, Regensburg 2013.
- Reinhard Stauber: Georg der Reiche. Vom Sterben und Leben eines Herzogs. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern. Band 129/130, 2004, S. 93–108.
- Reinhard Stauber: Herzog Georg von Bayern-Landshut und seine Reichspolitik. Möglichkeiten und Grenzen reichsfürstlicher Politik im wittelsbach-habsburgischen Spannungsfeld zwischen 1470 und 1505 (= Münchener historische Studien. Abteilung Bayerische Geschichte. Band 15). Lassleben, Kallmünz 1993, ISBN 3-7847-3015-9 (zugleich Dissertation, Universität München 1990).
- Sigmund von Riezler: Georg der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 600–602.
Weblinks
Anmerkungen
- Zu Georgs Tod und Begräbnis: Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit 1347–1579. Vorbereitungen – Sterben – Trauerfeierlichkeiten – Grablegen – Memoria (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 146). C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-10742-7, S. 176–184 (zugleich Dissertation, Universität München 2004).
- Johann Dorner: Herzogin Hedwig und ihr Hofstaat: das Alltagsleben auf der Burg Burghausen nach Originalquellen des 15. Jahrhunderts, Burghausen 2002
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Ludwig IX. | Herzog von Bayern-Landshut 1479–1503 | Albrecht IV. |