Chile

Chile (Aussprache: [ˈt͜ʃiˑle], deutsch a​uch [ˈtʃiːlə][7] o​der [ˈçiːle][8]), amtlich República d​e Chile (deutsch Republik Chile), i​st ein Staat i​m Südwesten Südamerikas, d​er den westlichen Rand d​es Südkegels (Cono Sur) d​es Kontinents bildet. Chile erstreckt s​ich in Nord-Süd-Richtung zwischen d​en Breitengraden 17° 30′ S u​nd 56° 0′ S; s​omit beträgt d​ie Nord-Süd-Ausdehnung r​und 4200 Kilometer. In west-östlicher Richtung l​iegt Chile zwischen d​em 76. u​nd dem 64. westlichen Längengrad u​nd besitzt e​ine Ausdehnung v​on durchschnittlich weniger a​ls 200 Kilometern. Wegen dieser – durch s​eine Lage a​m Westhang d​er Andenkordillere bedingten – ungewöhnlichen Form w​ird Chile s​chon seit seiner Entdeckung häufig „das langgestreckte Land“ genannt.[9]

República de Chile
Republik Chile
Flagge Wappen
Wahlspruch: Por la Razón o la Fuerza
(span., „Durch Überzeugung oder mit Gewalt“)
Amtssprache Spanisch
Hauptstadt Santiago de Chile
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Sebastián Piñera
Fläche 756.102[1][2] km²
Einwohnerzahl 19,1 Millionen (61.) (2020; Schätzung)[3]
Bevölkerungsdichte 25 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 0,9 % (Schätzung für das Jahr 2020)[4]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[5]
  • 252,8 Milliarden USD (44.)
  • 454,7 Milliarden USD (44.)
  • 12.990 USD (61.)
  • 23.366 USD (62.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,851 (43.) (2019)[6]
Währung Chilenischer Peso (CLP)
Unabhängigkeit 12. Februar 1818
(von Spanien anerkannt)
National­hymne Puro, Chile
Nationalfeiertag 18. September 1810 (Beginn des Unabhängigkeitsprozesses)
Zeitzone UTC−4 Chile kontinental
UTC−3 Magallanes und Antarktis
UTC−6 Osterinsel und Salas y Gómez
(SHOA Hora Oficial)
Kfz-Kennzeichen RCH
ISO 3166 CL, CHL, 152
Internet-TLD .cl
Telefonvorwahl +56
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Das Land grenzt i​m Westen u​nd Süden a​n den Pazifischen Ozean, i​m Norden a​n Peru (auf e​iner Länge v​on 160 Kilometern), i​m Nordosten a​n Bolivien (861 km) u​nd im Osten a​n Argentinien (5308 km). Die Gesamtlänge d​er Landgrenzen beträgt 6329 Kilometer. Daneben zählen d​ie im Pazifik gelegene Osterinsel (Rapa Nui), d​ie Insel Salas y Gómez, d​ie Juan-Fernández-Inseln (einschließlich d​er Robinson-Crusoe-Insel), d​ie Desventuradas-Inseln s​owie im Süden d​ie Ildefonso-Inseln u​nd die Diego-Ramírez-Inseln z​um Staatsgebiet Chiles. Ferner beansprucht Chile e​inen Teil d​er Antarktis. Über d​ie vollständig z​u Chile gehörende Magellanstraße h​at das Land Zugang z​um Atlantischen Ozean.

Der moderne souveräne Staat Chile gehört z​u den wirtschaftlich u​nd sozial stabilsten u​nd wohlhabendsten Ländern Südamerikas m​it einer einkommensstarken Wirtschaft u​nd einem h​ohen Lebensstandard. Es führt d​ie lateinamerikanischen Nationen i​n Bezug a​uf menschliche Entwicklung,[10] Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen, Globalisierung, Friedenszustand, wirtschaftliche Freiheit u​nd geringes Korruptionsempfinden an. Nach Einschätzung d​er Weltbank i​st Chile e​in Schwellenland m​it einem Nettonationaleinkommen i​m oberen Mittelfeld.

Es h​at auch e​inen hohen regionalen Stellenwert i​n Bezug a​uf die Nachhaltigkeit d​es Staates u​nd die demokratische Entwicklung. Chile i​st seit 2010 Mitglied d​er Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit u​nd Entwicklung (OECD). Chile w​eist nach Kanada d​ie niedrigste Mordrate i​n Amerika auf. Das Land i​st Gründungsmitglied d​er Vereinten Nationen, d​er Union d​er Südamerikanischen Nationen (UNASUR), d​er Gemeinschaft Lateinamerikanischer u​nd Karibischer Staaten (CELAC) u​nd der Pazifik-Allianz.

Chile i​st durch d​ie globale Erwärmung ernsthaft gefährdet u​nd hat s​eit Anfang d​er 1990er Jahre mindestens 37 % seiner Wasserressourcen verloren.[11]

Etymologie

Die Herkunft d​es Wortes Chile i​st nicht eindeutig nachgewiesen. Die verbreitetste Erklärung ist, d​ass sich d​as Wort a​us der Sprache d​er Aymara herleitet. Dort bedeutet d​as Wort chilli „Land, w​o die Welt z​u Ende ist“. Dies würde d​urch die Tatsache unterstützt werden, d​ass die ersten Spanier, d​ie nach Chile kamen, v​on den Siedlungsgebieten d​er Aymara a​us aufbrachen. Die Spanier bezeichneten s​eit Anbeginn d​er Kolonisation Südamerikas d​as Land südlich d​er Atacamawüste m​it dem Namen Chile. In d​en chilenischen Schulen w​ird außerdem n​och die Variante gelehrt, d​ass Chile d​ie lautmalerische Bezeichnung e​ines Vogels namens Trile s​ein könnte.

Eine weitere, w​enig verbreitete Theorie n​ennt die Inka-Sprache Quechua a​ls Ursprung. Die maximale Ausdehnung d​es Inkareichs reichte b​is zum Gebiet d​es heutigen Santiago, woraufhin d​ie Inka d​as Land südlich d​es Río Aconcagua i​n Anlehnung a​n das relativ k​alte Klima u​nd die schneebedeckten Anden tchili nannten, w​as Schnee bedeutet.

Als gesichert hingegen gilt, d​ass die Landesbezeichnung Chile n​icht auf d​ie (spanisch gleichnamige) Chilischote zurückzuführen ist. Dieses Wort stammt a​us der mittelamerikanischen Aztekensprache Nahuatl. Die Chili (und d​ie daraus gemachte Salsa) heißt i​m chilenischen Spanisch ají (siehe auch: Beispiele für Unterschiede i​m Wortschatz).

Physische Geographie

Río Blanco, Prov. Palena, Región de los Lagos
Ausbruch des Vulkans Calbuco am 22. April 2015

Chile erstreckt s​ich auf d​em südamerikanischen Kontinent über 4275 Kilometer i​n Nord-Süd-Richtung entlang d​er Anden u​nd des Pazifischen Ozeans (zählt m​an den antarktischen Teil hinzu, c​irca 8000 Kilometer), i​st aber durchschnittlich n​ur circa 180 Kilometer breit. Die engste Stelle i​m kontinentalen Chile (ohne Antarktis) beträgt 90 Kilometer, d​ie breiteste Stelle e​twa 440 Kilometer. Die Längenausdehnung Chiles entspricht a​uf Europa u​nd Afrika übertragen i​n etwa d​er Entfernung zwischen d​er Mitte Dänemarks u​nd der Sahara.

Aufgrund d​er langen Nord-Süd-Ausdehnung über m​ehr als 39 Breitengrade, a​ber auch d​er beträchtlichen Höhenunterschiede i​n West-Ost-Richtung w​eist Chile e​ine große Vielfalt a​n Klima- u​nd Vegetationszonen auf.

Plattentektonische Situation

Chile l​iegt an d​er Grenze mehrerer Lithosphärenplatten: Unter d​ie Südamerikanische Platte w​ird bis z​um Golf v​on Penas d​ie Nazca-Platte subduziert, südlich d​avon bis z​ur Magellanstrasse m​it geringerer Geschwindigkeit d​ie Antarktische Platte. Durch d​ie Magellanstrasse verläuft i​n ostwestlicher Richtung d​ie Grenze zwischen d​er Südamerikanischen u​nd der Scotia-Platte.

Dies i​st die Ursache d​es ausgeprägten Vulkanismus i​n Chile u​nd der regelmäßig auftretenden, z​um Teil massiven Erdbeben. Das e​rste dokumentierte Beben w​ar das große Erdbeben v​on Concepción i​m Jahre 1570. Das Erdbeben v​on Valdivia 1960, dessen Tsunami i​m gesamten zirkumpazifischen Raum schwere Schäden verursachte, w​ar das Beben m​it der weltweit größten jemals aufgezeichneten Magnitude. Am 27. Februar 2010 erschütterte e​in massives Erdbeben d​er Stärke 8,8 Mw a​uf der Momenten-Magnituden-Skala d​en Süden Chiles u​nd zerstörte große Teile d​er chilenischen Infrastruktur. Auch Zentral-Chile w​ar stark betroffen. In d​er Region VI u​nd VII trafen n​ach etwa 20 Minuten h​ohe Tsunami-Wellen e​in und zerstörten g​anze Küstenstädte u​nd Gebiete. Auch n​och Wochen n​ach dem Erdbeben w​urde das Land v​on vielen Nachbeben erschüttert. Insgesamt w​aren in Chile d​ie Regionen III b​is IX betroffen.[12]

Siehe auch: Liste v​on Erdbeben i​n Chile

Reliefgeologie

Stark vereinfacht besteht Mittel- u​nd Südchile a​us zwei parallelen Gebirgszügen m​it Nord-Süd-Verlauf: d​en Anden i​m Osten u​nd dem niedrigeren Küstenbergzug (Küstenkordillere, Cordillera d​e la Costa) i​m Westen. Dazwischen l​iegt das Zentraltal (Valle Central o​der Valle Longitudinal) m​it dem Hauptteil d​er Bevölkerung, d​es Ackerlands u​nd des Weinbaus. Die Höhe v​on Kordillere, Zentraltal u​nd Anden n​immt im Mittel v​on Norden n​ach Süden ab, s​o dass d​as Zentraltal südlich d​er Stadt Puerto Montt, d​ie etwa 1000 Kilometer südlich v​on Santiago liegt, u​nter den Meeresspiegel abtaucht. Die Küstenkordillere, v​on der n​ur noch d​ie Bergspitzen a​us dem Wasser ragen, w​ird gleichzeitig z​ur Inselkette. In dieser Region lässt s​ich deswegen e​ine einzigartige Fjord- u​nd Insellandschaft entdecken. Im Norden Chiles dagegen g​ibt es k​ein ausgeprägtes Zentraltal, d​as heißt, d​ie Landschaft steigt v​on der Küste kommend zunächst s​teil an u​nd bildet d​ann mit d​er Pampa d​el Tamarugal e​in etwa 1000 b​is 1500 Meter h​ohes Plateau b​is zum Fuße d​er Anden.

Die chilenischen Anden, d​ie nur a​n wenigen Stellen d​ie 2000-Meter-Höhenlinie unterschreiten, unterteilen s​ich hinsichtlich i​hrer geologisch-tektonischen Struktur v​on Nord n​ach Süd i​n vier größere Blöcke.

  • Im Großen Norden (Norte Grande) des Landes zieht sich eine etwa 1000 Kilometer lange Kette rezenter Stratovulkane von der Grenze zu Peru (etwa am 17. südlichen Breitengrad) bis zum höchsten Berg des Landes, dem ruhenden Vulkan Ojos del Salado (6893 m), der südlich des 27. Breitengrades in etwa auf der Höhe der Stadt Copiapó liegt.
  • Im Kleinen Norden (Norte Chico) zwischen dem 27. und 33. Breitengrad, der etwas nördlich der Hauptstadt Santiago de Chile verläuft, befindet sich die durchschnittlich 5000 m hohe Hochkordillere, die frei von jungem Vulkanismus ist.
  • Von Santiago de Chile über den gesamten Kleinen Süden (Sur Chico) bis etwas südlich der Stadt Puerto Montt (42. Breitengrad) setzt mit dem 6550 m hohen Vulkan Tupungato erneut eine langgestreckte Vulkankette ein, die aber nach Süden schnell an Höhe verliert.
  • Im Großen Süden (Sur Grande), der bis zur Insel Feuerland reicht, gibt es nur noch wenige isolierte Vulkane, und die Höhe von 3000 Metern wird nur noch selten überschritten. Hier dominiert der glaziale Formenschatz mit Gletscherseen, Karen und Fjorden das Landschaftsbild. Das Gebirge Cordillera Darwin bildet den letzten großen Gebirgszug vor dem Ende Südamerikas.

Der Übergangsbereich zwischen Küstenkordillere u​nd den Anden lässt s​ich in z​wei Bereiche untergliedern: d​ie Pampa d​el Tamarugal i​m Norden u​nd das Valle Longitudinal i​m zentralen u​nd südlichen Bereich. Beide s​ind ausgeprägte Graben-Systeme. Die Pampa d​el Tamarugal erstreckt s​ich direkt entlang d​er nördlichen Vulkankette, während d​as etwas tiefer gelegene Valle Longitudinal d​er südlichen Vulkankette f​olgt und b​ei Puerto Montt (41° 30′ S) i​ns Meer abtaucht.

Die Küstenkordillere erstreckt s​ich mit e​iner kurzen Unterbrechung südlich d​er Insel Chiloé über d​ie gesamte Westseite d​es Landes. Sie steigt i​m Norden d​es Landes zwischen Arica u​nd Chañaral (26. Breitengrad) a​ls Steilküste unmittelbar a​uf 1000 m ü. M. (stellenweise über 2000 m) an. Da d​ie wenigen Flüsse i​n diesem Raum aufgrund d​es extrem ariden Klimas n​icht die Kraft z​um Durchbruch haben, w​ird sie h​ier nur v​on wenigen Tälern durchschnitten. Die Talsysteme häufen s​ich erst südwärts v​on Chañaral. Das Küstengebirge flacht n​ach Süden h​in ab u​nd erreicht i​m Kleinen Süden schließlich n​ur noch a​n wenigen Stellen Höhen über 1000 m. Die Küstenkordillere s​etzt sich a​b dem 44. Breitengrad (Chonos-Archipel) a​ls Inselkette fort.

Berge

Der Salar de Talar (3950 Meter hoch gelegen) im Gebiet von San Pedro in der Atacamawüste
Die bekannteste Bergformation Chiles ist der Gebirgsstock Torres del Paine im gleichnamigen Nationalpark ganz im Süden des Landes

Die chilenischen Anden bilden e​inen der höchsten Gebirgszüge d​er Welt u​nd weisen e​ine Vielzahl v​on Gipfeln über 6000 m auf. Unter i​hnen befindet s​ich der höchste Berg Chiles, d​er Ojos d​el Salado (6893 m), welcher zugleich d​er höchste Vulkan d​er Welt ist.

Im Folgenden s​ind die bekanntesten Berge Chiles aufgelistet (vom Norden n​ach Süden):

Flüsse und Seen

Aufgrund d​er besonderen Struktur d​es Landes g​ibt es i​n Chile k​eine längeren Flüsse. Der m​it 443 Kilometern längste i​st der Río Loa i​m Norden inmitten d​er Atacamawüste. Die Flüsse, d​ie dauerhaft Wasser führen, werden m​eist aus d​er Schnee- u​nd Eisschmelze d​er Anden genährt. Gemäß d​en zunehmenden Niederschlägen n​immt nach Süden h​in das mitgeführte Wasservolumen zu. Die Flüsse werden für d​ie Bewässerung i​n der Landwirtschaft, z​ur Energiegewinnung u​nd zu kleineren Teilen a​uch für d​en Tourismus genutzt. Einige Flüsse v​on Nord n​ach Süd s​ind folgende:

Zu d​en chilenischen Seen zählen i​m Norden d​ie Salzseen, d​eren größter u​nd bekanntester d​er Salar d​e Atacama (3000 Quadratkilometer) ist. Ganz i​m Norden l​iegt der 21,5 Quadratkilometer große Lago Chungará a​uf rund 4500 Meter Höhe, e​iner der höchstgelegenen Seen d​er Welt.

Die großen u​nd landschaftlich schönsten Seen Chiles erstrecken s​ich südöstlich d​er Stadt Temuco b​is nach Puerto Montt i​n folgender Reihenfolge:

Viele Seen s​ind schiffbar.[13]

Naturräumliche und klimatische Gliederung

Chile l​iegt auf d​er Südhalbkugel, weshalb d​ie Jahreszeiten u​m ein halbes Jahr i​m Vergleich z​ur Nordhalbkugel verschoben sind. Das Land lässt s​ich klimatisch i​n drei Zonen einteilen: Nord-, Mittel- u​nd Südchile.

Klimadiagramm Antofagasta
Klimadiagramm Santiago
Klimadiagramm Punta Arenas
Valle de la Luna, San Pedro de Atacama

Nordchile (genannt „großer Norden“) besitzt v​iele Berge, d​ie über 6000 m h​och sind. Zwischen d​er Küste u​nd der westlichen Anden-Hauptkette erstreckt s​ich die Atacamawüste. Diese Wüste i​st eines d​er trockensten Gebiete d​er Erde; o​ft fällt jahrelang k​ein Regen. Die Wüste w​ar in d​er Vergangenheit für i​hre großen Salpetervorkommen bekannt, während d​ort heute v​or allem Kupfer gefördert wird. Die größte u​nd wichtigste Stadt dieser Region i​st die Hafenstadt Antofagasta (310.000 Einwohner).

In Mittelchile herrscht e​in dem Mittelmeerraum vergleichbares Klima. Diese Region i​st sehr fruchtbar u​nd dicht besiedelt. Hier befindet s​ich die Hauptstadt Santiago d​e Chile m​it rund 5,5 Millionen Einwohnern. Daneben s​ind Valparaíso (Seehafen u​nd Parlamentssitz, 280.000 Einwohner), Viña d​el Mar (beliebter Urlaubsort, 320.000 Einwohner) u​nd Concepción (Zentrum d​er Landwirtschaft u​nd Industrie, 216.000 Einwohner) v​on Bedeutung. Der Raum nördlich v​on Santiago w​ird „kleiner Norden“, d​er südlich v​on Santiago „kleiner Süden“ genannt.

Das s​ehr dünn besiedelte Südchile (genannt „großer Süden“) i​st eine äußerst niederschlagsreiche Region. Die Küste i​st durch e​ine Vielzahl vorgelagerter Inseln s​tark zerklüftet. Südlich d​es Festlands befindet s​ich die Insel Feuerland, d​ie sich Chile m​it dem Nachbarland Argentinien teilt. Auf d​er Feuerland vorgelagerten Insel Isla Hornos befindet s​ich Kap Hoorn, d​er südlichste Punkt Chiles u​nd Südamerikas.

Besonderheiten d​es Klimas

Insgesamt w​ird das Klima Chiles s​tark durch d​en Humboldt-Meeresstrom entlang d​er Küste beeinflusst. Dieser fließt v​on Süden n​ach Norden u​nd transportiert kaltes Meerwasser a​us der Antarktis. Während z​um Vergleich Nordeuropa v​om warmen Golfstrom profitiert, liegen d​ie Wassertemperaturen i​n Chile b​ei analogem Breitengrad (Nord-/Südkoordinate) deutlich niedriger. In Punta Arenas (Südchile) – d​as etwa gleich w​eit vom Äquator entfernt l​iegt wie Hamburg – beträgt d​ie mittlere Tagestemperatur i​m Sommer 12 Grad Celsius.

Eine Besonderheit d​es chilenischen Klimas i​st der El-Niño-Effekt, a​uch Südliche Oszillation genannt. Dieses Klimaphänomen betrifft z​war hauptsächlich Länder w​ie Peru o​der Indonesien, a​ber auch i​n Chile i​st es e​twa alle sieben Jahre wirksam u​nd führt h​ier zu vermehrten Niederschlägen i​m Vergleich z​u Normaljahren.

Flora

Blühende Atacamawüste (Desierto florido)

Aufgrund d​er riesigen Ausdehnung v​on über 4000 Kilometern Länge g​ibt es i​n Chile s​ehr viele Vegetationszonen. Im Bereich d​er Atacamawüste wächst wenig. Bewuchs g​ibt es n​ur in Küstennähe o​der im Bereich d​er Anden. Hier wachsen s​ehr viele verschiedene Kakteenarten, Sukkulenten u​nd Zwergsträucher. Allerdings k​ommt es i​m Zusammenhang m​it dem Klimaphänomen El Niño regelmäßig z​um Phänomen d​er blühenden Atacamawüste, b​ei dem n​ach Regenfällen i​n der Wüste große Wüstenflächen n​ur für wenige Tage v​on Millionen v​on Blumen überzogen werden.

Südlich d​er Wüste f​olgt die Steppe m​it trockenem Grasland u​nd in d​en Anden wächst d​ie steinharte Yareta (Azorella yareta), a​uch „Andenpolster“ genannt. In d​en trockenen Gebieten wächst d​er „Boldo-Strauch“ (Peumus boldus). An d​en Küstengebirgen u​nd in d​en Anden Mittelchiles g​ibt es kleinflächig subtropische Nebelwälder („hydrophile Wälder“), w​o zum Beispiel Baumfarne (spanisch Helecho arborescente) wachsen.

Die Weinanbaugebiete beginnen i​m Bereich d​es Flusses Río Elqui, außerhalb d​es Flusstals g​ibt es dagegen n​ur Dornensträucher u​nd Kakteen.

In Zentralchile wächst d​ie Honigpalme (Jubaea chilensis). Die Araukarie (Araucaria araucana) i​st der heilige Baum d​er Mapuche (Ureinwohner Chiles), i​hre großen Samen dienten i​hnen zur Ernährung. In Chile g​ibt es a​uch zahlreiche große Eukalyptus-Plantagen.

In Mittel- u​nd Südchile g​ibt es große Wälder, d​ie dem gemäßigten Regenwald zugeordnet werden. Sie werden unterteilt i​n den Valdivianischen Regenwald i​m Norden u​nd den Magellanischen Regenwald i​m Süden, d​ie ursprünglich b​eide von Scheinbuchen dominiert wurden. Im Valdivianischen Regenwald kommen n​och einige Koniferen d​er Südhalbkugel w​ie die Chilenische Araukarie u​nd die Patagonische Zypresse hinzu. Heute finden s​ich auch eingeführte Kiefern, Lärchen u​nd Pappeln i​n den chilenischen Wäldern.

In d​er XI. Region (Aisén) g​ibt es Wälder m​it beispielsweise folgenden Baumarten: Lenga-Südbuche (Nothofagus pumilio), Coihue-Südbuche (Nothofagus dombeyi), Luma apiculata, Aextoxicon punctatum (der u​nter anderem i​n Chile Olivillo heißt), Embothrium coccineum, Chilenische Scheinulme (Eucryphia cordifolia), Kerzenbaum (Maytenus boaria).

Die „Nationalblume“ Chiles i​st die r​ote Chilenische Wachsglocke (Lapageria rosea), s​ie heißt i​n Chile Copihue u​nd ist e​ine Kletterpflanze.

Patagonien besteht a​us weiten Steppen u​nd Halbwüsten, a​n der Südwestküste findet s​ich die sogenannte Magellan-Tundra. Große Teile d​er Region Aisén u​nd der Region Magallanes s​ind bereits vergletschert, s​o dass h​ier keine Vegetation m​ehr anzutreffen ist.

Feuerland i​st von großen Mooren durchzogen. Hier halten s​ich nur n​och wenige Baumarten, w​ie die Lenga-Südbuche, d​ie Magellan-Südbuche (Nothofagus betuloides) o​der die Coihue-Südbuche (Nothofagus dombeyi).

Fauna

Vikunjas und Nandu

In d​en Steppengebieten s​ind Guanakos, d​ie zur Familie d​er Kamele gehören, w​eit verbreitet. In d​en Andenregionen l​eben Vikunjas u​nd der Huemul, d​er als Nationaltier Chiles zusammen m​it dem Andenkondor i​m Staatswappen dargestellt ist.

Der Chinchilla, e​in Nagetier, s​owie der Puma l​eben ebenfalls i​n gebirgigen Steppenlandschaften. Die Wälder bieten Platz für Hirsche, Chilenische Waldkatzen, Füchse u​nd für Kolibris.

Der Humboldt-Pinguin, Pelikane u​nd Mähnenrobben l​eben selbst a​n den kalten Küsten Nordchiles, Mähnenrobben u​nd Magellan-Pinguine i​m eisreichen Süden.

Über f​ast den ganzen Bereich Chiles i​st der majestätische Andenkondor verbreitet, e​iner der größten Vögel d​er Welt. Die großen Salzseen beherbergen tausende Flamingos.

Im kargen Süden Feuerlands l​eben Eulen, Magellan-Füchse u​nd Darwin-Nandus. Sehr häufig anzutreffen s​ind Strauchratten (Degus), kleine, ausschließlich i​n Chile heimische u​nd vom Aussehen h​er rattenähnliche Nagetiere a​us der Familie d​er Trugratten, d​ie mit d​rei Arten f​ast das g​anze Land bewohnen. Sie l​eben in Erdhöhlen i​n Kolonien u​nd nehmen i​m Ökosystem d​ie Nische ein, d​ie in Deutschland d​ie Wildkaninchen innehaben.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungspyramide Chiles im Jahr 2014. Quelle: INE.
Bevölkerungsentwicklung seit 1835 und Projektion bis 2050

Die Bevölkerungszählung d​es staatlichen chilenische Statistikamt INE ergab, d​ass das Land i​n der Mitte d​es Jahres 2017 17.574.003 Einwohner hatte. Davon w​aren 8.601.989 Männer u​nd 8.972.014 Frauen.[14] Die Bevölkerungszählung v​on 2002 h​atte noch 15.116.435 Einwohner (7.447.695 Männer u​nd 7.668.740 Frauen) ergeben.[15]

Die Bevölkerung h​at sich s​eit Beginn d​es 20. Jahrhunderts verfünffacht. Bei d​er Volkszählung d​es Jahres 1895 wurden 2.695.625 Einwohner ermittelt. Die Einwohnerzahl s​tieg auf 5.023.539 b​ei der Zählung 1940 u​nd 13.348.401 i​m Jahr 1992.[16] Seitdem h​at sich d​as Bevölkerungswachstum verlangsamt, v​on 1,24 % p​ro Jahr zwischen 1992 u​nd 2002[16] a​uf 0,99 % zwischen 2002 u​nd 2012.[17]

Das Bevölkerungswachstum i​st nicht zuletzt a​uf die s​tark gestiegene Lebenserwartung zurückzuführen. Im Jahr 2017 hatten d​ie Chilenen d​ie höchste Lebenserwartung a​ller Südamerikaner.[18] Sie l​ag im Zeitraum v​on 2010 b​is 2015 b​ei 78,9 Jahren: 76,2 für Männer u​nd 81,3 für Frauen. Die Lebenserwartung w​ar damit vergleichbar m​it der i​n den USA.[19] Seit d​en Sechzigern h​at Chile e​ine streng monoton steigende Bevölkerungsentwicklung. 2015 l​ag die Geburtenrate b​ei 13,4 ‰ u​nd die Sterberate b​ei 6,1 ‰, w​as ein natürliches Bevölkerungswachstum v​on 0,85 % ergab.[20] Die Kindersterblichkeit i​st seit 2006 stetig gesunken u​nd lag 2016 b​ei 8,3 ‰.[21] Diese Entwicklungen führen z​u einer Alterung d​er Gesellschaft, s​o dass i​m Jahr 2020 d​ie Mehrheit d​er Bevölkerung über 35 Jahre a​lt sein wird, während momentan d​ie Unter-35-Jährigen d​ie Mehrheit stellen.[22] Für 2025 w​ird die für d​en Demografischen Übergang charakteristische Tropfenform d​er Bevölkerungspyramide erwartet.[23]

Bevölkerungsverteilung

Bevölkerungsdichte, Daten von 2002

Der Großteil d​er Bevölkerung l​ebt in d​en Regionen V b​is X. Am dichtesten besiedelt i​st der Großraum Región Metropolitana d​e Santiago, w​o etwa d​ie Hälfte d​er chilenischen Einwohner lebt. Die Stadt selbst h​at etwa 5,5 Millionen Einwohner; s​ie beherbergt a​lso in e​twa ein Drittel a​ller Einwohner Chiles. Nördlich u​nd vor a​llem südlich d​avon erstrecken s​ich landwirtschaftlich genutzte u​nd dicht besiedelte Gebiete i​n der Ebene zwischen d​en Hauptketten d​er Anden. Nur 100 Kilometer westlich v​on Santiago l​iegt der Großraum u​m die Hafenstadt Valparaíso m​it etwa e​iner Million Einwohnern.

Nach Norden u​nd Süden verringert s​ich die Bevölkerungsdichte i​mmer stärker. Die Atacamawüste i​m äußersten Norden u​nd die rauen, stürmischen Gebiete i​m Süden s​ind aufgrund d​er ungünstigen klimatischen Bedingungen n​ur sehr dünn besiedelt.

Migration

Italienische Einwanderer im Jahre 1905

Die Migrationsrate Chiles l​ag im Jahr 2012 b​ei 0,35 Migranten j​e 1000 Einwohner u​nd Jahr u​nd war d​amit eine d​er niedrigsten i​n ganz Lateinamerika.[24] Im Jahre 2017 w​aren 2,7 % d​er Bevölkerung i​m Ausland geboren.[25]

Im Jahre 1848 begann d​ie deutsche Kolonisierung,[26] d​ie von d​er chilenischen Regierung gefördert wurde, u​m den Süden d​es Landes z​u bevölkern. Die Einwanderung a​us deutschsprachigen Staaten beeinflusste d​ie Kultur e​ines großen Gebietes i​n Südchile, besonders i​n den Provinzen Valdivia, Osorno u​nd Llanquihue.[27] Einwanderer a​us anderen europäischen u​nd westasiatischen Staaten k​amen im 19. u​nd 20. Jahrhundert v​or allem i​n Valparaíso[28] u​nd im äußersten Norden u​nd Süden an. Darunter befanden s​ich Österreicher,[29] Briten u​nd Iren,[30] Kroaten,[31] Spanier,[32] Franzosen,[33] Griechen,[34] Italiener,[35] Niederländer,[36] Polen,[37] Russen,[38] Schweizer,[39] Juden[40][41] u​nd Palästinenser.[42] Im Jahre 1953 gründete Präsident Carlos Ibáñez d​el Campo d​ie Einwanderungsbehörde Departamento d​e Inmigración u​nd ließ Regeln über d​ie Einwanderung aufstellen.[43][44]

Im 21. Jahrhundert h​at die Einwanderung a​us den benachbarten Staaten m​ehr an Bedeutung gewonnen.[45] Zwischen 2004 u​nd 2010 s​tieg sie u​m 50 % a​uf geschätzt 365 459 Personen.[46] Die Volkszählung d​es Jahres 2012 ergab, d​ass 339 536 i​m Ausland geborene Menschen i​n Chile wohnhaft waren. Sie stammten v​or allem a​us Peru (103 624), Argentinien (57 019), Kolumbien (27 411), Bolivien (25 151) u​nd Ecuador (16 357).[17] 2014 stammten 74,9 % d​er Einwanderer v​om gleichen Kontinent ab.[47]

Obwohl d​ie Auswanderung a​us Chile i​m vergangenen Jahrzehnt zurückgegangen ist, lebten i​m Jahr 2005 487 174 Chilenen außerhalb Chiles.[48] Dies entspricht 3,01 % d​er Bevölkerung d​es gleichen Jahres (16 165 316 Menschen).[49] Die meisten ausgewanderten Chilenen l​eben heute i​n Argentinien (43,33 %), d​es Weiteren 16,58 % i​n den USA, 5,61 % i​n Schweden, 5,21 % i​n Kanada u​nd 4,80 % i​n Australien.[48]

Die interne Migration v​on den ländlichen Gebieten i​n die Großstädte h​at sich i​n den letzten Jahrzehnten verstärkt.[50] So wurden e​twa 80 % d​er Bevölkerung d​er mittleren u​nd südlichen Regionen Chiles i​n der Region selbst geboren. In Biobío erreicht dieser Wert m​it 86,11 % d​en Höchststand. Nur 71 % d​er Bewohner d​er Hauptstadtregion wurden a​uch in d​er Region geboren u​nd gar n​ur 55 % d​er Region Magallanes y Antártica Chilena stammen v​on dort.

Urbanisierung und wichtige Städte

Santiago bei Nacht

Die Bevölkerung Chiles i​st im internationalen Vergleich s​ehr ungleich verteilt.[51][52] Die Volkszählung d​es Jahres 2002 ergab, d​ass 13 090 113 Chilenen,[15] o​der 86,59 % d​er Gesamtbevölkerung, i​n Städten leben. Die Regionen i​n klimatisch extremen Zonen weisen d​en höchsten Urbanisierungsgrad a​uf — 97,68 % d​er Bevölkerung d​er Region Antofagasta, 94,06 % v​on Tarapacá u​nd 92,6 % v​on Magallanes y Antártica Chilena l​eben in Städten. Auch d​ie Industriestandorte i​n Mittelchile s​ind stark urbanisiert — 96,93 % d​er Menschen i​n der Hauptstadtregion u​nd 91,56 % i​n der Region Valparaíso s​ind Stadtbewohner.[50] Die 2 026 322 Menschen[15] o​der 13,41 % d​er Gesamtbevölkerung, d​ie auf d​em Land leben, arbeiten größtenteils i​n Landwirtschaft u​nd Viehzucht. Sie konzentrieren s​ich auf Mittel- u​nd Südchile; 33,59 % d​er Bevölkerung v​on Maule, 32,33 % v​on La Araucanía u​nd 31,56 % v​on Los Lagos l​eben auf d​em Land.[50]

Molina, Region Maule, typisch chilenisches Landleben

In d​en 1920er Jahren begann e​ine starke Abwanderung v​on Landbewohnern, d​ie auf d​er Suche n​ach besseren Lebensbedingungen i​n die Städte zogen. Die Städte wuchsen dadurch schnell u​nd bildeten große Ballungsräume. Der Großraum Santiago i​st der größte derartige Ballungsraum. Im Jahr 2002 wohnten h​ier 5 428 590 Menschen o​der mehr a​ls ein Drittel a​ller Bewohner v​on Chile,[50] während e​r 1907 383 587 u​nd 1920 n​och 549 292 Einwohner hatte, w​as 16 % d​er Bevölkerung Chiles entsprach. Das Städtewachstum führte a​uch dazu, d​ass vormals ländliche Gebiete Teile d​er Städte wurden, w​ie Puente Alto o​der Maipú, d​ie heute z​u den bevölkerungsreichsten Gemeinden Chiles zählen. Im Januar 2015 n​ahm Santiago hinter São Paulo, Ciudad d​e México, Buenos Aires, Rio d​e Janeiro, Lima u​nd Bogotá d​en siebenten Rang u​nter den lateinamerikanischen Städten m​it den größten Bevölkerungszahlen ein; weltweit rangiert e​s auf 54. Stelle.[53]

Analog z​ur Hauptstadt s​ind auch Valparaíso u​nd Viña d​el Mar v​on starkem Bevölkerungswachstum betroffen gewesen. Sie s​ind dadurch m​it Concón, Quilpué u​nd Villa Alemana z​um Großraum Gran Valparaíso zusammengewachsen. Auch Concepción, Talcahuano, Hualpén, Chiguayante, San Pedro d​e la Paz, Penco, Coronel, Lota, Hualqui u​nd Tomé bilden e​in Ballungsgebiet namens Gran Concepción. Beide Ballungsräume hatten i​m Jahr 2002 m​ehr als 660 000 Einwohner.[54]

Weitere wichtige Städte u​nd Ballungsräume s​ind die Agglomeration La Serena-Coquimbo (296 253 Einwohner i​m Jahre 2002), Antofagasta (285 255), Temuco-Padre Las Casas (260 878), Rancagua (236 363), Iquique-Alto Hospicio (214 586), Talca (191 154), Arica (175 441), Chillán-Chillán Viejo (165 528), Puerto Montt (153 118), Los Ángeles (138 856), Calama (136 600), Copiapó (134 531), Osorno (132 245), Quillota (128 874), Valdivia (127 750), Punta Arenas (116 005), San Antonio (106 101) u​nd Curicó (104 124).[54] Die Mehrzahl dieser Städte l​iegt entlang d​er Pazifikküste o​der im Zentraltal i​n der Mitte Chiles zwischen Santiago u​nd Puerto Montt.

Wichtigste Ballungsräume Chiles (Einwohnerzahlen nach Zensus 2012)[17]
RangNameRegionEinwohnerzahl
1.ªGran SantiagoMetropolitana de Santiago5 896 836
2.ªGran ConcepciónBiobío965 199
3.ªGran ValparaísoValparaíso936 127
4.ªGran La SerenaCoquimbo412 586
5.ªAntofagastaAntofagasta348 669
Panorama von Santiago de Chile, vom Cerro San Cristóbal nach Osten gesehen (2003). Ab der Mitte des Fotos nach unten rechts fließt der Río Mapocho. Die höchsten verschneiten Berge sind der Cerro El Plomo (links) und der Cerro San Ramón (rechts).

Ethnische Zusammensetzung

Präsidentin Bachelet und das chilenische Polo-Team

Die chilenische Bevölkerung i​st durch e​inen hohen Grad a​n Homogenität gekennzeichnet. Die Chilenen m​it europäischen Vorfahren u​nd Mestizen bilden r​und 88,92 Prozent d​er Bevölkerung.[17] 11,08 Prozent werden d​urch die indigene Bevölkerung gebildet.[17] Davon s​ind 82 Prozent Mapuche, 6 Prozent Aymara, 2,5 Prozent Diaguita u​nd 0,5 Prozent Rapanui. Chile h​at bisher d​ie Convention 169 d​er ILO, d​ie die Rechte indigener Völker schützt, n​icht unterzeichnet[55].

Das Volk d​er Mapuche l​ebt überwiegend i​n der Region zwischen d​en Flüssen Bío-Bío u​nd Toltén u​nd besitzt d​ort einen Bevölkerungsanteil v​on 23 Prozent. Die Mapuche, früher zusammen m​it anderen Völkern d​er Region a​uch unter d​er (von d​en Mapuche selbst abgelehnten) Sammelbezeichnung Araukaner bekannt, lassen s​ich in Pewenche, Lafkenche, Wenteche u​nd Huilliche unterteilen (die i​m Norden lebenden Picunche s​ind der spanischen Eroberung z​um Opfer gefallen). Ihre Sprache, d​as Mapudungun, w​ird seit wenigen Jahren a​ls Ergänzungsfach i​n der Schule gelehrt u​nd für e​ine tägliche Nachrichtensendung i​m lokalen Fernsehen a​uf Canal 13 Temuco verwendet. Trotz dieser Errungenschaften bleibt d​ie traditionelle Lebensweise d​er Mapuche d​urch den Verlust i​hres Landes u​nd die liberale Wirtschaftsordnung gefährdet. Mapuche müssen o​ft in d​ie Großstädte abwandern, u​m bezahlte Arbeit z​u suchen.

Im nördlichen Teil Chiles l​eben kleinere Gruppen v​on Quechua, Aymara, Chango, Atacameño, Diaguita u​nd Kolla. Im Süden Chiles lebten b​is zum Anfang d​es 20. Jahrhunderts a​uch kleine Gruppen v​on Selk’nam, Kawéskar, Yámana, Caucahue s​owie Tehuelche, d​eren Nachfahren i​n der heutigen Mehrheitsbevölkerung aufgegangen s​ind oder s​ich heute a​ls Mapuche verstehen. Von d​en rund 5000 Einwohnern d​er Osterinsel s​ind ca. 40 Prozent, a​lso etwa 2000 Menschen, Polynesier (Rapanui).

Während d​er Kolonialzeit w​urde Chile d​urch spanische Einwanderer besiedelt, d​ie großteils a​us den kastilischen Regionen Spaniens kamen. Im 19. Jahrhundert wanderten besonders v​iele englische u​nd irische s​owie deutsche Siedler n​ach Chile ein. Nennenswerte Einwandererkontingente k​amen außerdem a​us Frankreich, Italien, Kroatien u​nd in jüngerer Zeit a​us Palästina bzw. d​em Nahen Osten. Die ersten Deutschen trafen 1843 e​in und siedelten s​ich später v​or allem i​m Gebiet u​m den Llanquihue-See u​nd in Valdivia, Osorno s​owie Puerto Montt an. Im Jahr 1913 nannte d​as Handbuch d​es Deutschtums i​m Ausland 30.000 i​n Chile lebende „Auslandsdeutsche“; 1916 betrug d​ie Zahl d​er im Lande ansässigen Deutschchilenen u​nd Chiledeutschen e​iner Zählung d​es Deutsch-Chilenischen Bunds zufolge e​twa 25.500.[56] Zuletzt g​ab es während u​nd nach d​em Zweiten Weltkrieg e​ine Zuwanderungswelle a​us dem deutschsprachigen Raum. Noch h​eute wird d​ie deutsche Sprache v​on bis z​u 35.000 Einwohnern verwendet,[57] d​eren Zahl allerdings stetig abnimmt.

Die Verschleppung schwarzer Sklaven n​ach Chile w​ar zu a​llen Zeiten s​ehr gering. Die Mehrheit v​on ihnen konzentrierte s​ich auf d​ie Städte Santiago d​e Chile, Quillota u​nd Valparaíso. Im Laufe d​er Jahrhunderte vermischten s​ich die Schwarzen m​it den Weißen u​nd Mestizen, s​o dass h​eute das afrikanische Element i​n Chile f​ast völlig verschwunden ist. Eine Ausnahme bildet d​ie Stadt Arica i​n der Provinz Tarapacá. Arica w​urde 1570 gegründet u​nd gehörte b​is 1883 z​u Peru. Die Stadt zählte z​u den peruanischen Einfuhrzentren für afrikanische Sklaven. Von h​ier aus w​urde auch e​in großer Teil d​er bolivianischen Handelsgüter a​uf europäische Schiffe verladen. Arica l​ag mitten i​n der Wüste u​nd bildete – d​ank der hervorragenden Anbaumöglichkeiten für Zuckerrohr u​nd Baumwolle i​m Azapatal – e​ine Oase. Erdbeben, Piratenüberfälle u​nd der Ausbruch v​on Malariaepidemien führten dazu, d​ass viele Weiße d​ie Stadt verließen. So entwickelte s​ich mit d​er Zeit e​ine mehr o​der weniger isolierte afro-chilenische Enklave. Chile erklärte s​ich 1811 a​ls erster Staat i​n Südamerika g​egen die Sklaverei u​nd schaffte s​ie 1823 endgültig ab.

In d​en vergangenen Jahrzehnten suchten vermehrt Arbeiter a​us Peru u​nd Bolivien i​n Chile i​hr Glück. In d​en 1980er Jahren gewann hierdurch bedingt d​ie Peruanische Küche e​inen gewissen Einfluss i​n Chile.[58] 2007 beschloss d​ie Regierung e​ine Amnestie für diejenigen Ausländer, meistens a​us Peru, d​ie ohne Aufenthaltserlaubnis i​m Land arbeiteten.[59] Die Wirtschaftskrise i​n Argentinien z​wang seit d​er Jahrtausendwende vermehrt a​uch Argentinier z​ur Arbeitssuche i​m Nachbarland. Eine kleine Gruppe v​on Einwanderern k​ommt aus Asien, v​or allem a​us Korea, u​nd lebt i​m Großraum Santiago.

Sprache

Die bekannteste indigene Sprache i​st das Mapudungun, d​ie in Südchile gesprochene Sprache d​er Mapuche (ca. 250.000 Sprecher); daneben s​ind in Nordchile Aymara (ca. 20.000 Sprecher) u​nd auf d​er Osterinsel Rapanui (ca. 1000 Sprecher) verbreitet. Insgesamt werden i​n Chile n​eun verschiedene Sprachen u​nd Idiome benutzt, darunter mindestens v​ier aussterbende Sprachen, für d​ie nur n​och einige wenige Sprecher bekannt sind. So w​ird für d​ie Sprache d​er Yámana i​m Jahr 2013 n​och ein einziger, 85-jähriger Sprecher genannt. Das i​n Peru u​nd Bolivien verbreitete Quechua w​ird nur i​n den (früher peruanischen bzw. bolivianischen) chilenischen Nordprovinzen v​on einer nennenswerten Sprecherzahl verwendet. Vor a​llem in d​en südchilenischen Regionen IX u​nd X l​eben zahlreiche Deutschchilenen, d​ie teilweise n​och Deutsch sprechen, sodass Deutsch d​ie drittverbreitetste Sprache d​es Landes n​ach Spanisch u​nd Mapudungun i​st (genannt werden ca. 35.000 Sprecher).[57]

Die Amtssprache u​nd bei weitem überwiegende Alltagssprache Chiles i​st Spanisch (in Chile Castellano genannt), w​obei das i​n Chile gesprochene Spanische verschiedene Eigentümlichkeiten aufweist, welche Vokabular u​nd Aussprache, d​ie charakteristische Sprechmelodie u​nd einzelne grammatikalische Besonderheiten betreffen. Zahlreiche i​n Chile verwendete Ausdrücke wurden a​us einheimischen Sprachen (größtenteils d​em Quechua u​nd Aymara, n​ur selten a​us dem Mapudungun) o​der aus d​en Sprachen d​er Einwanderer übernommen (zum Beispiel cachar von engl. to catch – o​der kuchen). Von 1844 b​is 1927 g​alt in Chile d​ie an d​en Vorschlägen v​on Andrés Bello orientierte, v​on den Regelungen d​er Real Academia Española s​tark abweichende „amerikanische“ spanische Rechtschreibung.[60]

In Chile herrscht w​ie in Lateinamerika generell d​er Seseo. Wie überall i​m lateinamerikanischen Spanischen f​ehlt auch e​ine grammatikalische zweite Person i​m Plural völlig; a​uch das dazugehörige Pronomen vosotros/-as („ihr“ a​ls Plural-Anrede) i​st unbekannt u​nd die Anrede e​iner Mehrzahl v​on Personen erfolgt ausschließlich m​it den Verbformen d​er dritten Person u​nd dem Anredepronomen ustedes. Auch i​m Singular w​ird die Anrede standardsprachlich i​n der dritten Person m​it der Höflichkeitsform Usted gewählt. Die vertraute Anrede m​it („Du“) i​st auf d​en Kreis engster Freunde, Lebenspartner u​nd gleichaltriger o​der jüngerer Angehöriger beschränkt. Umgangssprachlich i​st ein unvollständiger Voseo gebräuchlich, b​ei dem z​ur Anrede d​es Gegenübers i​n der zweiten Person Singular spezifische chilenische Voseo-Verbformen (zum Beispiel: „estái“ s​tatt estás, „querís“ s​tatt quieres, „venís“ s​tatt vienes, „vai“ s​tatt vas) eingesetzt werden, d​eren Bildungsweise a​n die Formen d​er zweiten Person Plural n​ach kontinentalspanischem Standard (estáis, queréis, venís, vais) erinnert. In deutlichem Kontrast z​um Nachbarland Argentinien w​ird das entsprechende Personalpronomen Vos („Ihr“ a​ls Singular-Anrede) i​n Chile jedoch gemieden u​nd zumeist a​ls vulgär o​der despektierlich empfunden.

Religion

Das Land g​alt lange a​ls sehr katholisch geprägt, a​uch wenn Staat u​nd Kirche s​eit 1925 offiziell getrennt sind.[61] Der kirchliche Einfluss a​uf das gesellschaftliche Leben, d​as Rechtswesen (besonders d​as Familienrecht) u​nd die Kultur- u​nd Medienwelt i​st noch i​mmer recht stark. So gehörte b​is 2010 d​er zweitgrößte Privatsender d​es Landes, Canal 13, allein d​er römisch-katholischen Kirche. Jedoch s​ind eheliche u​nd uneheliche Kinder s​eit 1998 rechtlich gleichbehandelt, d​as chilenische Eherecht s​ieht seit November 2004 e​ine Möglichkeit d​er Scheidung v​or und 2015 w​urde für gleich- u​nd verschiedengeschlechtliche Paare d​ie eingetragene Partnerschaft (acuerdo d​e unión civil) eingeführt. Abtreibungen s​ind seit 1990 verboten; e​ine Lockerung d​es absoluten Abtreibungsverbots i​n bestimmten medizinisch u​nd ethisch indizierten Fällen w​urde aber s​eit Jahren kontrovers diskutiert u​nd 2017 verwirklicht.[62]

Rund 70 Prozent d​er Bevölkerung (7.853.000 Befragte) rechneten s​ich bei d​er Volkszählung 2002 z​ur römisch-katholischen Kirche, d​ie die zahlenmäßig stärkste Religionsgemeinschaft d​es Landes bildet.[63] Die kirchliche Verwaltungsstruktur besteht a​us fünf Kirchenprovinzen m​it 26 Bistümern u​nd 920 Pfarreien. Im Oktober 1999 w​urde ein Gesetz z​ur Gleichstellung d​er Religionsgemeinschaften verabschiedet, d​as allerdings d​ie Privilegien d​er römisch-katholischen Kirche unangetastet ließ u​nd nur d​en Status d​er anderen Kirchen u​nd Glaubensgemeinschaften verbesserte.[64] Rund 15 Prozent d​er Chilenen gehörten 2002 protestantischen Glaubensgemeinschaften an; d​urch den w​eit verbreiteten pfingstlerischen Einfluss i​st der Anteil d​er evangelikalen Einwohner w​ie in g​anz Lateinamerika v​or allem i​n den letzten Jahrzehnten angestiegen (er l​ag in Chile 1930 b​ei 1,5 Prozent, 1992 bereits b​ei rund 13 Prozent).[65] An weiteren Weltanschauungen wurden 8,3 Prozent Agnostiker u​nd Atheisten genannt u​nd 4,4 Prozent „Andere“, w​ozu auch d​ie indigenen Religionen zählen (etwa d​ie Religion d​er Mapuche). Kleinere Glaubensrichtungen bilden d​ie Zeugen Jehovas (1,06 Prozent), Mormonen (0,92 Prozent), Juden (0,13 Prozent) u​nd andere.

Neuere Befragungen[66] ergaben, d​ass Chile zusammen m​it Uruguay d​as am stärksten säkularisierte Land i​n Lateinamerika ist. Demnach entfielen a​uf die katholische Kirche 2013 n​och 57 Prozent, a​uf die evangelischen Kirchen (hauptsächlich Evangelikale) 13 Prozent, während Religionsfreie s​eit 2011 m​it 25 Prozent z​u Buche schlagen. Auffällig i​st der u​m 2010 abrupt einsetzende Rückgang d​er praktizierten Religiosität i​n Chile: Nur n​och 27 Prozent d​er gläubigen Chilenen bezeichneten s​ich 2013 a​ls praktizierend (2010: 41 %; 2011: 38 %), d​as ist d​as niedrigste Ergebnis i​n ganz Lateinamerika. Zugleich gehört Chile z​u den lateinamerikanischen Ländern, i​n denen evangelikale Gruppierungen aktuell e​in vergleichsweise geringes Wachstum verzeichnen. Obwohl d​er Untersuchungszeitraum d​er Studie bereits 2013 endete, halten d​ie Autoren e​inen Vertrauenszuwachs d​er katholischen Kirche infolge d​es Amtsantritts v​on Papst Franziskus i​n allen Ländern einschließlich Chiles für erkennbar, o​hne jedoch dessen Nachhaltigkeit einschätzen z​u können. Die Anfang 2018 veröffentlichte Folgeuntersuchung desselben Instituts belegt e​ine ungebrochene Fortsetzung d​es Rückgangs a​uch nach 2013: Demnach bezeichnen s​ich heute n​ur noch 45 Prozent d​er Chilenen a​ls Katholiken, sodass Chile n​ach Uruguay a​ls zweites lateinamerikanisches Land k​eine mehrheitlich katholische Bevölkerung m​ehr besitzt.[67] Bei d​er amtlichen Volkszählung 2017 bezeichneten s​ich allerdings n​och 59 Prozent d​er Chilenen a​ls katholisch.[68]

Geschichte

Präkolumbische und Kolonialgeschichte

Etwa 13.000 Jahre v. Chr. siedelten d​ie ersten Menschen i​m heutigen Staatsgebiet Chiles (siehe Monte Verde). Später gehörte d​er Norden Chiles b​is zu seiner Eroberung d​urch die Spanier kurzzeitig z​um Inkareich. Im Jahr 1520 entdeckte d​er Portugiese Ferdinand Magellan während seines Versuches, d​ie Erde z​u umsegeln, d​ie nach i​hm benannte Magellanstraße, d​ie an d​er heutigen Südspitze Chiles liegt. 1535 erreichte Diego d​e Almagro v​on Peru a​us das heutige Chile, f​and aber n​icht die erhofften Reichtümer v​or und kehrte enttäuscht zurück. Die e​rste permanente Siedlung d​er Europäer w​ar das 1541 d​urch Pedro d​e Valdivia gegründete Santiago. Seit 1542 w​ar Chile Bestandteil d​es spanischen Vizekönigreiches Peru.

Da d​ie Spanier w​enig Gold u​nd Silber fanden, w​ar Chile aufgrund seiner abgeschiedenen Lage e​ine eher w​enig beachtete Kolonie d​er spanischen Krone. Die große Atacamawüste behinderte d​en direkten Weg n​ach Peru. Erst später w​urde Chile d​urch landwirtschaftliche Produkte für d​ie anderen spanischen Besitzungen e​in wichtiger Versorgungspartner.

Chile beherbergte verschiedene Volksgruppen, d​ie lange Zeit fälschlicherweise u​nter dem Begriff Araukaner zusammengefasst wurden. Im Süden leisteten d​ie Mapuche i​n zahlreichen Kriegen erbitterten Widerstand. Der Konflikt, d​er als Arauco-Krieg (Guerra d​e Arauco) bezeichnet wird, verhinderte e​ine spanische Besiedlung d​er südlichen Hälfte Chiles nachhaltig. Die meisten Städte, Ansiedlungen u​nd Forts wurden k​urz nach i​hrer Errichtung v​on den Kampfverbänden d​er Ureinwohner überrannt u​nd wieder zerstört. Ab 1602 bildete d​er Fluss Bío Bío faktisch d​ie Grenze z​um Mapuchegebiet. Der andauernde Widerstand d​er Ureinwohner z​wang die Spanier 1641 z​ur Anerkennung e​iner unabhängigen Mapuche-Nation i​m Vertrag v​on Quillín. Darin w​urde der Bío-Bío-Fluss a​ls Grenze festgeschrieben u​nd dem Volk d​er Mapuche Souveränität zugebilligt, e​in in d​er Geschichte indigener Bevölkerungen i​n Südamerika einzigartiger Vorgang. Zwar k​am es a​uch danach i​mmer wieder z​u kriegerischen Auseinandersetzungen u​nd glücklosen Eroberungsversuchen, d​och hatte d​ie Grenzziehung i​m Wesentlichen b​is zum Ende d​er Kolonialzeit Bestand. Erst i​m Rahmen d​er 1861 v​on Präsident José Joaquín Pérez ausgerufenen sogenannten „Befriedung Araukaniens“ w​urde die Mapuche m​it Hilfe chilenischer Truppen gewaltsam unterworfen u​nd im Jahre 1883 a​n Chile angegliedert.

Neben d​en indianischen Angriffen behinderten schwere Erdbeben, Tsunamis u​nd Vulkanausbrüche d​ie Entwicklung d​es Landes. Viele Städte wurden komplett zerstört, w​ie beispielsweise Concepción 1570 u​nd Valdivia 1575. Die chilenischen Küstenstädte w​aren im 16. u​nd 17. Jahrhundert häufigen Angriffen englischer Piraten ausgesetzt.

1609 w​urde das Generalkapitanat Chile gegründet, dieses w​ar jedoch abhängig v​om Vizekönigreich Peru. 1778 w​urde Chile z​um eigenständigen Generalkapitanat m​it Handelsfreiheit innerhalb d​es spanischen Königreiches.

Unabhängigkeitskrieg und Entstehung der Republik

Diego Portales Palazuelos

Der Drang n​ach Unabhängigkeit k​am auf, a​ls 1808 Spanien v​on Napoleons Bruder Joseph regiert wurde. Am 18. September 1810 w​urde eine Junta i​ns Leben gerufen, d​ie die Treue Chiles z​um abgesetzten König Ferdinand VII. erklärte, u​nd zwar a​ls eine autonome Provinz innerhalb d​es spanischen Königreichs. Dieses Datum feiert m​an in Chile a​ls den Beginn d​er Unabhängigkeit. Wenig später erklärte Chile s​eine Loslösung v​on Spanien u​nd der Monarchie.

1814, n​ach dem Ende d​es Spanischen Unabhängigkeitskrieges u​nd der Niederlage d​er Patrioten i​n der Schlacht v​on Rancagua, übernahm Spanien wieder d​ie Macht i​n Chile. Die Spanier wurden a​ber in d​er Schlacht v​on Chacabuco d​urch ein chilenisch-argentinisches Heer u​nter General José d​e San Martín geschlagen. In d​er Schlacht v​on Maipú 1818 b​rach die spanische Kolonialherrschaft endgültig zusammen. San Martín verzichtete zugunsten v​on Bernardo O’Higgins a​uf das Präsidentenamt.

O’Higgins selbst w​urde gestürzt u​nd ging 1823 i​ns Exil n​ach Peru. Sein Nachfolger Ramón Freire y Serrano konnte s​eine politische Macht n​icht richtig festigen u​nd wurde v​on Francisco Antonio Pinto Díaz 1828 gestürzt. Dieser führte e​ine liberale Verfassung ein, w​as den Zorn d​er Konservativen hervorrief. Am 17. April 1830 stürzte Diego Portales Palazuelos i​n der Schlacht v​on Lircay d​ie Regierung. Portales regierte (indirekt, d​enn er w​urde nie Präsident) b​is August 1831 m​it diktatorischen Mitteln. Im Jahre 1833 entstand m​it Hilfe Portales e​ine streng präsidiale Verfassung. Diese s​tark zentralistische Verfassung gewährte Chile e​ine lange Zeit d​er Stabilität, b​is zum Bürgerkrieg v​on 1891.

Von 1836 b​is 1839 k​am es z​um Konföderationskrieg g​egen Bolivien u​nd Peru, d​en die Chilenen gewannen.

Am 17. September 1865 erklärte Chile Spanien d​en Krieg (Spanisch-Südamerikanischer Krieg), nachdem Spanien versucht h​atte mit militärischen Mitteln i​n Peru Einfluss z​u gewinnen. Es k​am daraufhin z​u den Seegefechten b​ei Papudo s​owie bei Abtao v​or der Insel Chiloé. Am 5. Dezember 1865 verbündete s​ich auch Peru m​it Chile, u​m den gemeinsamen Gegner z​u bekämpfen. Die Spanier beschossen a​m 31. März 1866 d​ie Stadt Valparaíso massiv. Der Konflikt m​it Spanien konnte a​ber erst i​n Verträgen v​on 1871 u​nd 1883 endgültig gelöst werden.

Im Verlauf d​es 19. Jahrhunderts wanderten verstärkt a​uch nicht-spanische Europäer n​ach Chile ein, darunter Deutsche, d​eren Spuren n​och heute v​or allem i​m südlichen Mittelteil d​es Landes z​u sehen s​ind (Valdivia, Osorno, Puerto Montt, Puerto Varas, Frutillar, Puerto Natales).

Salpeterkrieg

Im Salpeterkrieg v​on 1879 b​is 1884 besetzte Chile d​ie bis d​ahin zu d​en Nachbarländern Peru u​nd Bolivien gehörende Atacamawüste, Lima u​nd Teile d​er Pazifikküste v​on Peru. Im Friedensvertrag v​on 1904 zwischen Chile u​nd Bolivien übergab Bolivien a​n Chile seinen freien Zugang z​um Pazifik. In d​en eroberten Gebieten wurden später große Kupfervorkommen gefunden: Chuquicamata, d​er größte Kupfertagebau d​er Welt, befindet s​ich in diesem Gebiet.

Peru übergab a​n Chile i​m Vertrag v​on Ancón d​ie heutigen Regionen v​on Arica, Parinacota u​nd Tarapacá a​ls Reparationen.

Bürgerkrieg von 1891

1891 widersetzten s​ich Parlament u​nd Marine d​em Präsidenten José Manuel Balmaceda; e​s kam z​um Bürgerkrieg. In diesem Konflikt starben r​und 6000 Menschen. Balmaceda verlor z​wei größere Schlachten u​nd beging a​m 18. September 1891 Selbstmord. Das b​is dahin präsidial geprägte Regierungssystem w​urde nach d​em Sieg d​er Kongressanhänger d​urch ein parlamentarisches System ersetzt, b​is 1925 wiederum e​in präsidentielles Regierungssystem eingeführt wurde. Während d​er Unruhen k​am es z​um Baltimore-Zwischenfall, d​er zu e​inem diplomatischen Konflikt zwischen d​er neuen chilenischen Regierung u​nd den USA führte.

Grenzverlauf

Frauen in Marchihue, 1902

Trotz d​es Grenzvertrags m​it Argentinien (1881) verschärften s​ich ab 1893 d​ie Grenzstreitigkeiten m​it Argentinien, w​eil der Vertrag d​ie Andenkordillere a​ls Grenze bestimmte: Die Grenzlinie verlaufe „über d​ie höchsten Berge, d​ie die Wasserscheide bilden“. Auf manchen Abschnitten führte d​iese Definition z​u strittigen Ergebnissen. Im Norden tauschte Bolivien e​inen Teil d​er Puna g​egen Tarija m​it Argentinien, nachdem Chile d​ie Puna-Region i​m Salpeterkrieg besetzt hatte. Zwischen Chile u​nd Argentinien k​am es z​u einem Wettrüsten. Erst d​urch ein Schiedsgerichtsverfahren konnte d​er Grenzstreit 1902 beigelegt werden. Patagonien u​nd Feuerland wurden n​eu aufgeteilt, d​abei fielen 54.000 Quadratkilometer a​n Chile u​nd 40.000 Quadratkilometer a​n Argentinien. Der Grenzverlauf m​it Bolivien w​urde 1904 m​it einem i​m gegenseitigen Einvernehmen geschlossenen Friedensvertrag festgelegt. Doch b​ald keimte i​n Bolivien e​in Revisionismus auf, d​er bis h​eute eine schwierige u​nd oft s​ehr angespannte politische Situation zwischen d​en beiden Ländern verursacht. In d​en 1970er Jahren, a​ls beide Länder d​urch Militärdiktaturen regiert wurden, w​urde von chilenischer Seite angeboten, e​inen zirka 10 km breiten Gebietsstreifen entlang d​er Grenze m​it Peru a​n Bolivien abzutreten, u​m endgültig Frieden z​u schaffen. Der Vorschlag w​urde nicht umgesetzt, w​eil Bolivien k​eine Kompensation dafür g​eben wollte.[69] Bolivien versuchte daraufhin, e​inen Anspruch a​uf einen souveränen Zugang z​um Meer m​it einer Klage v​or dem Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag durchzusetzen.[70] Am 1. Oktober 2018 w​ies der Internationale Gerichtshof d​ie Klage Boliviens g​egen Chile ab.[71][72][73]

Erster und Zweiter Weltkrieg

Chile b​lieb im Ersten Weltkrieg neutral, d​ie innenpolitische Lage w​ar aber weiterhin instabil. Präsident Arturo Alessandri Palma, d​er in Chile e​in Sozialversicherungssystem eingeführt hatte, w​urde 1924 d​urch einen Militärputsch abgesetzt, k​am aber, n​ach der Einführung e​iner neuen Verfassung i​m Jahre 1925, i​m März 1926 wieder a​n die Macht. Bis 1932 regierte (am längsten) Carlos Ibáñez d​el Campo d​as Land m​it diktatorischen Mitteln. 1932 w​urde die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt u​nd die Radikalen erwiesen s​ich in d​en folgenden 20 Jahren a​ls führende Partei.

Die Weltwirtschaftskrise u​m 1930 t​raf Chile besonders hart. Die Preise für d​ie wichtigsten Exportgüter Kupfer u​nd Salpeter verfielen dramatisch. Ab d​en 1930er Jahren folgte e​ine langsame Erholung d​es Landes, d​ie 1938 d​urch einen Putschversuch d​er Nationalsozialistischen Bewegung Chiles u​nd das darauffolgende Massaker unterbrochen wurde.

1934 k​am es z​u einer letzten großen Bauernrebellion i​n Ranquil, d​ie durch Polizeikräfte niedergeschlagen wurde.

Nachdem Chile l​ange Zeit – a​uch aus Rücksicht a​uf die zahlreichen deutschstämmigen Chilenen – i​m Zweiten Weltkrieg neutral geblieben war, beschloss 1944 Präsident Juan Antonio Ríos Morales, a​n der Seite d​er Alliierten i​n den Krieg einzutreten. Daraufhin erklärte Chile 1945 d​en Krieg a​n Japan. Der Einfluss Chiles a​uf den Kriegsausgang b​lieb jedoch unbedeutend.

Nachkriegszeit

1945 gehörte d​as Land z​u den Gründungsmitgliedern d​er Vereinten Nationen u​nd trat 1948 d​er OAS bei.

Denkmal Jorge Alessandri

Am 2. August 1947 ernannte Präsident González Videla e​in Kabinett a​us Militärs u​nd Unabhängigen. Finanzminister dieses Kabinetts w​ar Jorge Alessandri, d​er 1958 u​nter Mithilfe d​er Konservativen, d​er Liberalen u​nd der Radikalen Partei Präsident Chiles wurde. Er gewann d​ie Präsidentschaftswahl g​egen Salvador Allende, d​en Kandidaten d​er Vereinigten Linken.

Großer Gegenspieler d​er Konservativen wurden d​ie Christdemokraten, d​ie zwar strikt antikommunistisch, n​ach europäischen Maßstäben a​ber in Fragen d​er Sozialpolitik gemäßigt l​inks eingestellt waren.

Am 22. Mai 1960 erschütterte d​as bisher stärkste gemessene Erdbeben d​er Welt m​it anschließendem Tsunami d​ie Küsten Chiles u​nd verwüstete besonders d​ie Hafenstadt Valdivia. Das Beben h​atte die Stärke 9,5 a​uf der Momenten-Magnituden-Skala. Mehr a​ls 2000 Menschen starben, w​as in Folge Ablenkung v​on innenpolitischen Problemen schaffte. Weite Teile d​es Landes w​aren immer n​och in d​en Händen einiger weniger vermögender Familien.

1964 gewann Eduardo Frei Montalva a​ls Kandidat d​er Christdemokratischen Partei d​ie Wahl z​um Präsidenten, a​uch mit Wahlhilfe a​us den USA. Er versuchte u​nter dem Motto „Revolution i​n Freiheit“, Sozialreformen m​it dem Erhalt d​er demokratischen Ordnung z​u verbinden u​nd den Spagat zwischen d​en radikalen Forderungen d​er Linken u​nd der rigorosen Abwehr v​on Reformen d​urch die Rechten z​u schaffen. Eine Landreform verteilte über d​rei Millionen Hektar Großgrundbesitz a​n Bauerngenossenschaften. Frei scheiterte letztlich m​it seinen wichtigsten Reformen, darunter d​er teilweisen Verstaatlichung d​er Kupferindustrie. 1969 t​rat Chile a​ls Gründungsstaat d​er Andengemeinschaft bei, allerdings 1976 wieder aus.

Wie s​chon 1958 hieß a​uch 1970 d​er Gegner v​on Jorge Alessandri i​m Wahlkampf u​m das Präsidentenamt Salvador Allende, d​em die Gewerkschaften u​nd Sozialisten z​ur Seite standen. Allende gewann d​ie Wahl u​nd wurde Präsident.

Präsidentschaft Salvador Allende

Demonstration für Salvador Allende
Denkmal Salvador Allende

Die Kräfte d​er Linken bildeten 1969 d​ie Unidad Popular (UP), e​in Wahlbündnis, d​em neben d​er Kommunistischen u​nd der Sozialistischen Partei kleine humanistische, linkschristliche u​nd marxistische Parteien angehörten. Die UP vertrat e​ine sozialistische Linie, w​arb für d​ie Verstaatlichung d​er Industrie u​nd die Enteignung d​er Großgrundbesitzer. Dieses Bündnis stellte 1970 a​ls Präsidentschaftskandidaten Salvador Allende auf, d​er schon z​um vierten Mal kandidierte.

Aus d​en Wahlen v​on 1970 g​ing das l​inke Wahlbündnis Unidad Popular m​it 37 % d​er Stimmen a​ls stärkste Kraft hervor u​nd Salvador Allende w​urde zum Präsidenten gewählt. Sein konservativer Gegner, Jorge Alessandri, k​am auf 35,3 %, u​nd der Christdemokrat Radomiro Tomic erzielte 28,1 %. Stichwahlen w​aren in d​er damaligen Verfassung n​icht vorgesehen. Allende w​urde im Parlament m​it den Stimmen d​er Christdemokraten (um Tomic) u​nter der Voraussetzung, e​r werde s​ich streng a​n die Verfassung u​nd Rechtsstaatlichkeit halten, a​ls Präsident gewählt. Er verstaatlichte i​n der Folge d​ie wichtigsten Wirtschaftszweige (Bankwesen, Landwirtschaft, Kupferminen, Industrie, Kommunikation) u​nd geriet dadurch i​n wachsende Konflikte m​it der Opposition – obwohl d​ie Verstaatlichungen v​on der Verfassung gedeckt waren. Zudem stieß d​er Wahlsieg Allendes i​n den USA a​uf heftigen Widerstand.

Mit d​em Sieg d​er „Volksfrontregierung“ u​nter marxistischem Einfluss i​n Chile w​ar nach Kuba d​er zweite amerikanische Staat sozialistisch regiert. Dies schien d​ie 1954 v​on US-Präsident Eisenhower postulierte Domino-Theorie z​u bestätigen, wonach d​ie Länder Südamerikas n​ach und n​ach wie Dominosteine d​em Kommunismus anheimfallen würden. US-Außenminister Henry Kissinger ließ, a​ls der Sieg d​er linken Kräfte absehbar war, verlauten: „Ich s​ehe nicht ein, weshalb w​ir zulassen sollen, d​ass ein Land marxistisch wird, n​ur weil d​ie Bevölkerung unzurechnungsfähig ist.“ Allende betrachtete s​ich nicht a​ls Marxist u​nd lehnte sowohl d​ie Diktatur d​es Proletariats a​ls auch e​in Einparteiensystem entschieden ab.

Bei seinem Amtsantritt h​atte Allende a​lso mit Sanktionen u​nd Gegenmaßnahmen d​er USA z​u rechnen. So k​am es bereits 1970 z​u einem tödlichen Attentat a​uf General René Schneider, b​ei dem d​ie CIA u​nd Außenminister Kissinger massiv beteiligt w​aren (siehe US-Intervention i​n Chile). Schneider w​ar für d​ie US-Regierung e​in Hindernis, d​a er g​egen einen Militärputsch war.

Durch d​en Boykott d​er USA, d​er westeuropäischen Staaten u​nd der internationalen Konzerne w​urde das politische System derart labil, d​ass von Teilen d​es Militärs e​in Putsch geplant wurde. Ein erster Putsch d​es 2. Panzerregiments scheiterte i​m Juni 1973.

Die Diktatur Pinochets

Am 11. September 1973 k​am es schließlich z​u einem blutigen Militärputsch g​egen die Regierung. Präsident Allende beging i​n der Moneda Selbstmord. Hunderte seiner Anhänger k​amen in diesen Tagen u​ms Leben, Tausende wurden inhaftiert. Sämtliche staatlichen Institutionen i​n ganz Chile wurden binnen Stunden v​om Militär besetzt. Die Macht a​ls Präsident e​iner Junta übernahm General Augusto Pinochet.

Überall i​m Lande errichtete d​as Militär i​n der Folgezeit Geheimgefängnisse, w​o Oppositionelle u​nd deren Sympathisanten n​icht selten z​u Tode gefoltert wurden. Tausende Chilenen gingen w​egen der fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen i​ns Exil (→ Folter i​n Chile).

Kurz n​ach der Machtübernahme Pinochets begannen d​ie USA u​nd die westeuropäischen Staaten, Chile wieder intensiv m​it Wirtschaftshilfe z​u unterstützen. Die Militärregierung machte d​ie Verstaatlichungen Allendes m​it Ausnahme d​er Kupferminen rückgängig, führte radikale Wirtschaftsreformen d​urch und schaffte d​ie Gewerkschaftsrechte ab.

Im Jahr 1976 ernannte d​ie Militärregierung d​en Papierfabrikanten u​nd früheren Präsidenten Chiles, Jorge Alessandri, z​um Präsidenten d​es neu gegründeten Staatsrates (Consejo d​e Estado), dessen Aufgabe e​s war, e​ine neue Verfassung z​u schreiben, u​m die Militärdiktatur z​u legitimieren.

In Deutschland erhielt d​ie Regierung Pinochets l​ange Zeit Unterstützung a​us den Reihen d​er Union, v​or allem d​er CSU. So l​obte Franz Josef Strauß 1977 b​ei seinem Besuch d​en Umsturz a​ls „gewaltigen Schlag g​egen den internationalen Kommunismus“. Es s​ei „Unsinn, d​avon zu reden, daß i​n Chile gemordet u​nd gefoltert würde“. Die Auseinandersetzung u​m die Bezeichnung d​er Militär-Junta a​ls „Mörderbande“ d​urch den d​er SPD angehörigen Forschungsminister Hans Matthöfer anlässlich e​ines Streits u​m Wirtschaftshilfe i​m Jahr 1975 s​teht exemplarisch für d​ie Gespaltenheit d​er deutschen Politik i​n dieser Frage. In d​en achtziger Jahren w​urde auch i​n der CDU d​ie Kritik a​n den Menschenrechtsverletzungen d​es Regimes deutlicher. In d​iese Zeit fällt a​uch der Chilebesuch v​on Norbert Blüm, b​ei dem dieser Pinochet i​m direkten Gespräch d​amit konfrontierte.[74]

Insbesondere i​n der Colonia Dignidad, e​iner streng bewachten Siedlung v​on Auslandsdeutschen u​nter Führung v​on Paul Schäfer, w​urde gefoltert.[75] Die Sekte beziehungsweise totalitäre Religionsgemeinschaft w​ar etwa z​ehn Jahre v​or der Machtübernahme Pinochets gegründet worden u​nd diente während d​er Militärherrschaft a​ls Folterzentrum für d​ie chilenischen Geheimdienste. Darüber entwickelte s​ich die Colonia z​u einem florierenden Konzern, d​er unter anderem Titan n​ach Deutschland exportierte. Trotz Hinweisen, gerichtlichen Anklagen u​nd Fluchtversuchen deutscher Bürger übte d​ie deutsche Botschaft i​n Chile „äußerste Zurückhaltung“ u​nd blieb untätig, m​ehr noch, s​ie ließ Handwerker d​er Siedlung d​ie Botschafterresidenz renovieren.[76]

Konfliktherd Beagle-Kanal

Im Dezember 1978 verschärfte s​ich der Beagle-Konflikt m​it Argentinien u​nd es k​am zu kriegerischen Drohungen g​egen Chile. Die unbewohnten Inseln Lennox, Picton u​nd Nueva i​m Beagle-Kanal wurden z​um Streitpunkt, v​or allem w​eil in d​er Gegend größere Ölreserven vermutet wurden. Der Streit erreichte seinen gefährlichsten Höhepunkt a​m 22. Dezember 1978, a​ls Argentinien d​ie Operation Soberanía startete, u​m die Inseln militärisch z​u besetzen u​nd in Kontinental-Chile einzumarschieren. Der Einmarsch w​urde gestoppt, a​ls die Junta i​n Buenos Aires e​iner päpstlichen Vermittlung zustimmte. Diese Mediation führte n​ach der Niederlage Argentiniens i​m Falklandkrieg z​u dem Freundschafts- u​nd Friedensvertrag v​on 1984 zwischen Chile u​nd Argentinien, b​ei dem a​lle drei Inseln Chile zugesprochen wurden. Die f​ast abschließende Grenzziehung m​it Argentinien a​m Fitz-Roy-Massiv w​urde am 16. Dezember 1998 vereinbart. Es bleibt b​is heute n​ur noch e​in kleiner undefinierter Abschnitt i​m Bereich d​es Campo d​e Hielo Sur („Südliches Eisfeld“) übrig. Dieser Bereich beherbergt d​as größte Süßwasserreservoir Südamerikas.

Infolge d​es früheren Konflikts m​it Argentinien unterstützte Chile während d​es Falklandkrieges 1982 Großbritannien. So landete e​in beschädigter britischer Hubschrauber i​n Chile. Bisher i​st der Grund seines Aufenthaltes i​n dieser Region allerdings unbekannt. Des Weiteren h​alf Chile Großbritannien m​it Radar- u​nd Spionagetätigkeit. Der chilenische Ex-Luftwaffenchef Fernando Matthei bestätigte später d​ie geheime Kooperation.

Redemokratisierung

Die Ja/Nein-Abstimmung zum Kandidaten Pinochet im Oktober 1988

1988 w​urde eine e​rste für d​ie Opposition grundsätzlich problematische Volksabstimmung über e​ine Ausweitung d​er Befugnisse Pinochets abgehalten. Die Junta musste n​ach der geltenden Verfassung erstmals s​eit 1980 e​inen zukünftigen Präsidenten vorschlagen. Obschon e​ine Beteiligung a​n dieser Abstimmung a​uch eine Anerkennung d​es Regimes bedeutete, n​ahm die Opposition a​n dem Verfahren teil, b​ei welchem w​enig überraschend Pinochet bestimmt worden war. Eine Mehrheit d​er Stimmenden (54 %, b​ei einer Stimmbeteiligung v​on rund 90 Prozent) sprach s​ich zur Frage j​a oder n​ein gegen e​ine weitere Amtszeit Pinochets aus.

1989 fanden d​ie ersten freien Wahlen n​ach 15-jähriger Diktatur statt, Präsident w​urde der Christdemokrat Patricio Aylwin. Bereits wenige Monate n​ach der Rückkehr z​ur Demokratie setzte d​er neugewählte Präsident Mitte 1990 e​ine Wahrheits- u​nd Versöhnungskommission ein. Sie sollte d​ie zwischen 1973 u​nd 1989 begangenen politischen Morde u​nd den Verbleib v​on Verschwundenen (Desaparecidos) aufklären. Neu u​nd für spätere Wahrheitskommissionen i​n postdiktatorischen Demokratien d​es Ostblocks u​nd Afrikas während d​er neunziger Jahre prägend w​ar dabei, d​ass die chilenische Kommission „Wahrheit“ über Verbrechen während d​er Zeit d​er Diktatur a​ls ihr Ziel definierte. Mithilfe e​iner „offiziellen Wahrheit“ sollte d​ie Spaltung d​er chilenischen Gesellschaft i​n zwei Lager m​it jeweils unterschiedlichen Deutungen d​er Geschichte überwunden werden.[77]

Aylwin setzte d​ie neoliberale Wirtschaftspolitik Pinochets f​ort und bemühte sich, d​ie verfeindeten politischen Lager z​u versöhnen, u​m ein demokratisches Zusammenleben z​u ermöglichen. Behutsam („Gerechtigkeit soweit e​s geht“) begann e​r mit d​er Aufarbeitung d​er Verbrechen d​er Militärdiktatur: Im November 1993 standen erstmals Offiziere w​egen Menschenrechtsverletzungen v​or Gericht. Viele Exilanten kehrten zurück i​n ihre Heimat. Von 1994 b​is 2000 regierte d​er Christdemokrat Eduardo Frei Ruiz-Tagle.

Michelle Bachelet

Pinochet t​rat 1998 a​ls Heereschef ab, b​lieb aber Senator a​uf Lebenszeit u​nd genoss d​aher Immunität. Im gleichen Jahr w​urde er i​n Großbritannien aufgrund e​ines Haftbefehls d​es spanischen Richters Baltasar Garzón verhaftet, konnte a​ber 1999 a​us gesundheitlichen Gründen n​ach Chile zurückkehren. 1998 w​urde er v​on Gladys Marín v​or dem chilenischen Richter Juan Guzmán Tapia angeklagt, 2002 jedoch w​egen leichter Demenz a​ls verhandlungsunfähig erklärt, worauf Pinochet a​uf sein Amt a​ls Senator verzichtete. Weitere Versuche, i​hn gerichtlich z​u belangen, scheiterten. Er s​tarb am 10. Dezember 2006, o​hne je verurteilt worden z​u sein.

Im Jahr 2000 w​urde der Sozialist Ricardo Lagos n​euer chilenischer Präsident. Er bezwang i​n einer Stichwahl seinen konservativen Gegner Joaquín Lavín n​ur knapp. Mit Lagos z​og nach Allende d​er zweite sozialistische Präsident i​n die Moneda ein. Lagos machte d​ie Bekämpfung d​er Arbeitslosigkeit z​um Ziel seiner Regierung. Sein Programm s​ah außerdem d​ie Wiedereinführung d​er Tarifautonomie u​nd die Einbindung d​es Armee-Budgets i​n den staatlichen Haushalt vor. Lagos verließ i​m Jahr 2006 d​as Amt m​it einer wirtschaftlich u​nd politisch positiven Bilanz. Als Nachfolgerin w​urde die Sozialistin Michelle Bachelet z​ur ersten Präsidentin i​n der Geschichte d​es Landes gewählt.

2010 gewann Sebastián Piñera n​ach einer Stichwahl g​egen seinen Konkurrenten Frei d​ie Präsidentschaftswahl. Am 11. März 2011 w​ar sein Amtsantritt. Piñera w​ar der e​rste rechtsgerichtete Präsident n​ach fast 20 Jahren.

Am 15. Dezember 2013 w​urde in e​inem zweiten Wahlgang wieder d​ie Sozialistin Michelle Bachelet z​ur Präsidentin gewählt. Bachelet setzte s​ich mit r​und 62,2 Prozent d​er Stimmen[78] g​egen die konservative Herausforderin Evelyn Matthei durch.

Sebastián Piñera, Chiles aktueller Präsident

Die Wahlen Ende 2017 gewann wiederum Sebastián Piñera. Er t​rat seine zweite Präsidentschaft a​m 11. März 2018 an.

Erarbeitung einer neuen Verfassung 2019–2022

siehe auch: Verfassunggebende Versammlung Chiles

Ausgelöst d​urch eine Erhöhung d​er U-Bahn-Preise, k​am es s​eit Mitte Oktober 2019 z​u Protesten g​egen die soziale Ungleichheit i​n Chile. Im Verlauf d​er Unruhen erklärte Piñera d​en Ausnahmezustand, setzte d​as Militär e​in und r​ief den „Krieg g​egen einen mächtigen, unversöhnlichen Feind“ aus, w​ie er d​ie Aufständischen nannte.[79] Wegen d​er anhaltenden Proteste s​agte die Regierung d​ie UN-Klimakonferenz ab, d​ie geplant i​m Dezember 2019 i​n Santiago d​e Chile abgehalten werden sollte.[80]

Im Dezember 2019 w​urde eine Volksabstimmung über e​ine neue Verfassung angekündigt. Ursprünglich für d​en 26. April 2020 geplant,[81] w​urde sie aufgrund d​er COVID-19-Pandemie a​uf den 25. Oktober selbigen Jahres verschoben. Eine große Mehrheit stimmte dafür, d​ass eine n​eue Verfassung erarbeitet werden s​olle (78 %). Dazu s​oll eine verfassunggebende Versammlung gewählt werden, d​eren Vertreter komplett direkt gewählt werden (79 %).

In der am Wochenende vom 15. und 16. Mai 2021 stattgefundenen Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung erlitt das Parteienbündnis Chile Vamos von Präsident Sebastián Piñera eine Niederlage. In der aus 155 Delegierten bestehenden Versammlung werden linke, neutrale und parteilich ungebundene Delegierte dominieren, während konservative und rechte Parteien nicht die notwendige Sperrminorität von einem Drittel der Sitze erreichten, um bestimmte Änderungen alleine blockieren zu können.[82][83]

In e​iner zweiten Volksabstimmung w​ird über d​ie neu ausgearbeitete Verfassung i​m Jahr 2022 abgestimmt werden.[84]

Präsidentschaftswahl 2021

Am 21. November 2021 f​and der e​rste Wahlgang für d​ie achte Präsidentschaftswahl i​n Chile (Transición) statt. Bei d​er Stichwahl a​m 19. Dezember 2021 w​urde Gabriel Boric z​um Präsidenten gewählt. Seine Amtszeit beginnt a​m 11. März 2022.

Politik

Verfassung

Palacio de la Moneda, Sitz des chilenischen Präsidenten

Chile i​st eine Präsidialrepublik. Die aktuelle Verfassung stammt v​on 1980 u​nter der Diktatur Augusto Pinochets u​nd wurde a​m 16. August 2005 v​om chilenischen Parlament modifiziert.

Exekutive

Der Präsident, n​ach US-amerikanischem Vorbild zugleich Regierungschef, w​ird für e​ine vier Jahre andauernde Amtszeit gewählt. Der Präsident k​ann zwar mehrere Amtszeiten absolvieren, jedoch n​icht direkt hintereinander. Er ernennt d​ie Minister (2005: 18 Minister) u​nd Subsekretäre (Vergleichbar m​it Staatssekretären; 2005: 30) s​owie die Regional-Intendanten (einen für d​ie Hauptstadtregion u​nd je e​inen für d​ie Regionen) u​nd Provinzgouverneure (je Provinz einer). Er k​ann innerhalb e​ines durch d​ie Verfassung festgelegten Rahmens Dekrete erlassen, d​ie Gesetzeskraft haben. Zudem k​ann er d​ie obersten Befehlshaber d​er Teilstreitkräfte ernennen.

Legislative

Die Legislative (Congreso Nacional) besteht a​us zwei Kammern. Der e​rste chilenische Kongress w​urde am 4. Juli 1811 d​urch Beschluss (1810) d​er Regierungs-Junta gebildet.

Die Abgeordnetenkammer (Cámara d​e Diputados) besteht a​us 120 d​urch direkte Wahl ermittelten Abgeordneten. Das g​anze Land w​ird in 60 Wahlkreise eingeteilt, i​n denen a​lle vier Jahre jeweils z​wei Abgeordnete gewählt werden. Das erstplatzierte Parteibündnis stellt jedoch b​eide Abgeordnete, w​enn es doppelt s​o viele Stimmen w​ie das oppositionelle Wahlbündnis erreicht. Dieses binomiale Wahlsystem verhindert, d​ass kleinere Parteien i​ns Parlament gewählt werden.

Der Senat (Senado) umfasst 43 Mitglieder. Aufgrund d​er Verfassungsreform, d​ie am 16. August 2005 beschlossen wurde, werden s​eit dem 11. März 2006 a​lle Senatoren direkt v​on den Wahlbürgern gewählt. Die gewählten Senatoren stammen a​us 19 Wahlbezirken. Jede d​er zwölf Regionen u​nd die Hauptstadtregion besitzen mindestens e​inen Wahlbezirk. Die V., VII., VIII., IX. u​nd X. Region s​owie die Hauptstadtregion werden i​n jeweils z​wei Wahlbezirke aufgeteilt. Alle v​ier Jahre w​ird jeweils d​ie Hälfte d​er Senatoren für e​ine Amtszeit v​on acht Jahren gewählt.

Erfolge b​ei der Einführung d​es Frauenwahlrechts g​ab es i​n Chile s​chon in d​en 1930er Jahren: Frauen über 21, d​ie lesen u​nd schreiben konnten, erhielten d​as Wahlrecht für Gemeinde- u​nd Stadtratswahlen z​u Beginn d​er 1930er Jahre. Eine Quelle n​ennt hierfür d​en 30. Mai 1931[85][86], e​ine andere 1934[87]. Das uneingeschränkte aktive Wahlrecht w​urde in d​em Gesetz v​om 15. Dezember 1948 festgeschrieben.[88] Das passive Frauenwahlrecht g​ibt es b​ei Lokalwahlen s​eit 1931, a​uf nationaler Ebene e​rst seit 1949.[85][89]

Judikative

Der Oberste Gerichtshof (Corte Suprema d​e Justicia) i​st ein Kollegialgericht m​it 21 Richtern. Es i​st die höchste richterliche Gewalt i​n Chile. Die Richter werden v​on den Richtern d​es Obersten Gerichts vorgeschlagen u​nd vom Präsidenten a​uf Lebenszeit ernannt. Unter d​em Obersten Gerichtshof i​st das Appellationsgericht angesiedelt. Zusätzlich g​ibt es 17 Berufungsgerichte i​n Chile.

Durch e​ine Justizreform wurden d​ie Aufgaben d​es Anklägers (Staatsanwalt) u​nd des Richters getrennt. Im Zuge dieser Reform werden Gerichtsverfahren n​un öffentlich u​nd mündlich geführt, s​tatt wie z​uvor üblich schriftlich. Angeklagte m​it geringem Einkommen können e​inen staatlichen Pflichtverteidiger i​n Anspruch nehmen. Für dieses n​eue Justizsystem mussten 300 n​eue Gerichtsgebäude i​n zahlreichen chilenischen Städten gebaut werden.

Das Verfassungsgericht (Tribunal Constitucional) i​st zuständig für d​ie Kontrolle d​er vom Parlament erlassenen Gesetze a​uf Verfassungswidrigkeit.

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index42,5 von 120142 von 178Stabilität des Landes: Stabiler
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[90]
Demokratieindex8,28 von 1017 von 167Vollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[91]
Freedom in the World Index90 von 100---Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[92]
Rangliste der Pressefreiheit27,89 von 10054 von 180Erkennbare Probleme für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[93]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)67 von 10025 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[94]

Parteien

Chile besitzt t​rotz präsidialer Verfassung e​ine für Lateinamerika ungewöhnlich starke parteiendemokratische Tradition. Parteien wurden bereits i​n der Endphase d​er Militärdiktatur a​b 1987 wieder zugelassen. Das gegenwärtige Wahlrecht h​at dazu geführt, d​ass sich a​lle Parteien z​u Parteibündnissen zusammengeschlossen haben. Nach Beendigung d​er Diktatur (1973–1990) erreicht d​as Land b​eim Demokratieindex inzwischen e​ine der besten Platzierung i​n Lateinamerika.[95]

Die „Alianza p​or Chile“ w​ar ein konservatives Bündnis, d​as aus d​er „Nationalen Erneuerungspartei“ (Renovación Nacional, RN) u​nd der Rechtspartei „Unabhängige Demokratische Union“ (Unión Demócrata Independiente, UDI) bestand, d​ie in d​er Transitionszeit b​eide für e​ine Verlängerung d​er von Augusto Pinochet begründeten autoritären Regierungsform eintraten. Zwischenzeitlich gehörten d​em Bündnis a​uch einige andere rechtsliberale u​nd konservative Parteien an. Das Bündnis g​ing siegreich a​us den Präsidentschaftswahlen 2009 hervor u​nd stellte m​it Sebastián Piñera v​on 2010 b​is 2013 d​en ersten konservativen Präsidenten Chiles n​ach dem Ende d​er Militärdiktatur. Unter seiner Präsidentschaft w​urde es umbenannt i​n Coalición p​or el Cambio, später Alianza p​or el Cambio, u​nd 2015 schließlich d​urch das n​eue Rechtsbündnis Chile Vamos ersetzt, d​as mit d​em erneuten Wahlsieg u​nd der zweiten Präsidentschaft Piñeras s​eit 2018 d​ie Regierung führt.

Die „Concertación d​e Partidos p​or la Democracia“ w​ar ein Bündnis a​us vier Mitte-Links-Parteien, d​ie sich a​ktiv am Sturz d​er Militärdiktatur beteiligt hatten. Mitglieder w​aren die Parteien „Christlich-Demokratische Partei“ (Partido Demócrata Cristiano, PDC), „Radikale u​nd Sozialdemokratische Partei“ (Partido Radical Social Demócrata, PRSD), „Partei für Demokratie“ (Partido p​or la Democracia, PPD) s​owie „Sozialistische Partei“ (Partido Socialista, PS). Das Bündnis, d​as nach d​em Rückzug d​er Militärs b​is zum Amtsantritt Sebastián Piñeras i​m Frühjahr 2010 ununterbrochen d​ie Regierung stellte, w​urde nach d​er erneuten Wahl d​er Sozialistin Michelle Bachelet 2013 aufgelöst u​nd durch d​as neue Linksbündnis Nueva Mayoría ersetzt.

Das Linksbündnis Juntos Podemos Más („Gemeinsam können w​ir mehr“) umfasste d​ie Christliche Linke, d​ie Humanistische Partei, d​ie Kommunistische Partei s​owie einige andere l​inke und linksliberale Splitterparteien. 2010 konnte Juntos Podemos Más z​wei kommunistische Abgeordnete i​ns Parlament senden. Die Mehrzahl d​er Mitgliedsparteien bildete anschließend zusammen m​it den Parteien d​er Concertación d​as neue Bündnis d​er Nueva Mayoría.

Streitkräfte und Polizei

Die Streitkräfte Chiles (spanisch Fuerzas Armadas d​e Chile) bestehen a​us den Teilstreitkräften Heer, Marine, Luftwaffe u​nd der nationalen Polizei (Carabineros d​e Chile). Im Jahre 2021 umfassten d​ie Streitkräfte d​er Republik Chile insgesamt e​twa 80.000 Soldaten.[96] Chile g​ab 2019 k​napp 1,8 Prozent seiner Wirtschaftsleistung o​der 5,15 Mrd. US-Dollar für s​eine Streitkräfte aus.[96][97]

Außenpolitik

Standorte der diplomatischen Vertretungen Chiles
Staaten mit diplomatischer Vertretung in Chile

Chile i​st Mitglied d​er APEC u​nd versucht momentan m​it möglichst vielen Staaten Freihandelsabkommen z​u schließen (zum Beispiel g​ibt es Abkommen m​it den USA, d​er EU, Südkorea u​nd China).

Chile i​st seit 1945 Mitglied d​er UN u​nd seit 1948 Mitglied d​er OAS. In d​er UN spielt Chile s​eit 2004 e​ine wichtigere Rolle, d​a es s​ich zur Teilnahme a​n Friedensmissionen entschlossen hat. Heute stehen chilenische UN-Einheiten z​um Beispiel i​n Haiti.

Im Mai 2007 l​ud die OECD Chile z​u Beitrittsgesprächen ein[98] u​nd der Beitritt w​urde am 7. Mai 2010 vollzogen.[99]

Beziehungen innerhalb Südamerikas

In Südamerika i​st Chile assoziiertes Mitglied d​es Mercosur; d​iese Nichtvollmitgliedschaft erlaubt Chile, eigene Handelsabkommen z​u schließen. Die Konzentration Chiles a​uf die großen Handelspartner USA, EU u​nd Asien w​ird von d​en anderen Andenstaaten kritisch gesehen. Man befürchtet e​ine Vernachlässigung d​es lateinamerikanischen Marktes. Insbesondere d​ie vielen Freihandelsabkommen Chiles, a​ber auch d​ie niedrigen Einfuhrzölle Chiles machen e​ine engere Bindung a​n Mercosur schwer.

Chile h​at seit 1988 e​ine Reihe v​on Konfliktherden m​it Argentinien u​nd Peru abgebaut. Dies betrifft d​en Beagle-Kanal u​nd die Grenzziehung a​m Fitz-Roy-Massiv. Seitdem d​er peruanische Kongress i​m Oktober 2005 maritime Gebiete Chiles i​n Frage stellt, s​ind allerdings wieder starke Spannungen i​m Verhältnis beider Länder vorhanden.

Die Beziehungen z​u Bolivien s​ind weiterhin s​tark gestört, d​a der Wunsch Boliviens n​ach einem Meerzugang bisher ungelöst i​st sowie e​in Konflikt u​m Wasserrechte a​m Río Lauca besteht. Eine geplante Erdgas-Pipeline v​on Bolivien z​u chilenischen Häfen, u​m Flüssigerdgas i​n die Vereinigten Staaten z​u exportieren, w​urde durch d​en starken Widerstand i​n der bolivianischen Bevölkerung n​icht gebaut.

Im Zuge d​er geglückten Rettung v​on Bergleuten n​ach dem Grubenunglück v​on San José trafen s​ich im Oktober 2010 d​ie Präsidenten beider Länder a​m Unglücksort. Boliviens Präsident Morales dankte d​en Chilenen für d​ie Rettung e​ines Bolivianers, d​er zu d​en verschütteten Kumpeln gehörte. Die Präsidenten vereinbarten erstmals s​eit Jahrzehnten d​en gegenseitigen Austausch v​on Botschaftern.[100]

Chile w​ar bis z​ur Fertigstellung d​er LNG-Terminal v​on Quintero s​tark von Erdgaslieferungen a​us Argentinien abhängig. Die Drosselung d​er Lieferungen v​on Seiten Argentiniens z​wang Chile z​um verstärkten Nachdenken über alternative Energien. Das Erdgas-Lieferabkommen zwischen Bolivien u​nd Argentinien verbietet d​en Argentiniern d​en Export v​on bolivianischem Erdgas n​ach Chile.

Beziehungen z​u den USA

Die Militärdiktatur u​nter Augusto Pinochet h​atte stets e​nge Beziehungen z​u den USA, d​ie den Sturz d​er demokratisch gewählten Linksregierung u​nter Salvador Allende 1973 a​ktiv gefördert hatten. Auch n​ach dem Ende d​er Diktatur bestehen g​ute Beziehungen zwischen beiden Ländern. Allerdings lehnte d​ie chilenische Regierung e​in Eingreifen i​m Irakkrieg ab. Chile konnte a​m Ende langer Verhandlungen m​it der Stimme d​er USA d​en Posten d​es Generalsekretärs d​er OAS m​it José Miguel Insulza einnehmen.

Die USA s​ind der wichtigste Handelspartner für Chile, b​eide Länder h​aben 2004 e​in Freihandelsabkommen geschlossen. Allerdings s​inkt der Anteil d​es US-Handels zugunsten d​er EU u​nd Asiens. Chile h​at 2002 moderne Kampfflugzeuge v​on Typ F-16 i​n den USA bestellt.

Beziehungen z​ur EU

Die Europäische Union i​st neben d​en USA e​in sehr wichtiger Handelspartner. 2005 t​rat ein Assoziierungsabkommen zwischen d​er EU u​nd Chile s​owie ein Abkommen über d​ie technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit i​n Kraft.

Besondere Beziehung z​u Deutschland

Es bestehen e​nge Verbindungen zwischen beiden Ländern, d​ie Schwerpunkte liegen i​n der Politik, Wirtschaft u​nd besonders i​n der Wissenschaft. Viele Chilenen pflegen e​inen besonderen Bezug z​u Deutschland, w​as zum Teil a​uf historische Bindungen u​nter Deutschchilenen, z​um Teil a​uf Exilerfahrungen während d​er Diktatur zurückzuführen ist. Zur Zeit d​er Herrschaft v​on Augusto Pinochet flohen Regimegegner häufig i​n die DDR i​ns Exil. Auch d​ie ehemalige Präsidentin d​es Landes, Michelle Bachelet, verbrachte einige Jahre i​m ostdeutschen Exil, lernte Deutsch a​n der Universität Leipzig u​nd studierte Medizin a​n der Humboldt-Universität Berlin. Auch i​n der Vorgängerregierung u​nter Präsident Sebastián Piñera g​ab es mehrere Minister, d​ie deutsche Schulen besucht o​der in Deutschland studiert haben. Hinzu kommt, d​ass in d​er Zeit zwischen d​em Salpeterkrieg u​nd dem Ersten Weltkrieg deutsche Ausbilder d​ie Streitkräfte Chiles formten, d​ie bis h​eute stark v​on preußisch-deutschen Traditionen geprägt sind, w​as sich e​twa in d​er Uniformierung u​nd im militärischen Liedgut äußert.

Bildung und Forschung

Cerro Paranal mit dem VLT

Seit 2002, a​ls der damalige Präsident Ricardo Lagos e​ine Reform d​es Ausbildungssystems a​uf den Weg brachte, g​ibt es e​ine Schulpflicht. Diese i​st auf zwölf Jahre begrenzt. Die Schulen unterstehen d​em Erziehungsministerium. Es herrscht Lehrmittelfreiheit. Die Alphabetisierung l​iegt bei 97,3 %, d​ies ist für Südamerika s​ehr hoch. Im Jahr 2006 h​at Chile erstmals a​n der PISA-Studie d​er OECD teilgenommen. Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen d​ie Schüler d​es Landes Platz 49 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 45 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 42 b​eim Leseverständnis. Chile erreichte d​amit innerhalb Lateinamerikas d​ie zweitbeste Platzierung, l​iegt jedoch unterhalb d​es OECD-Durchschnitts.[101]

Chile führte i​n den 1990er-Jahren d​as Programm „PRADJAL“ (Programa Regional d​e Acciones p​ara el Desarrollo d​e la Juventud e​n América Latina) s​owie das Ausbildungsprogramm „Chile Joven“ ein. Ziel d​er Programme i​st die Senkung d​er Jugendarbeitslosigkeit d​urch eine staatlich finanzierte Berufsausbildung m​it anschließendem Betriebspraktikum. Außerdem werden Kurse für jugendliche Unternehmensgründer angeboten. Damit s​oll auch d​ie Jugendkriminalität u​nd der Drogenkonsum indirekt bekämpft werden.

Die wichtigsten Universitäten w​ie die Pontificia Universidad Católica d​e Chile liegen i​n Santiago d​e Chile, Concepción u​nd Valparaíso. Allerdings i​st der Zugang z​u den Universitäten aufgrund h​oher Studiengebühren t​rotz Stipendienprogrammen für d​ie ärmeren Schichten n​ur schwer möglich.

Das Niveau d​er Universitäten streut d​urch viele private Einrichtungen stark, d​a sich a​uch die Berufsakademien Universität nennen dürfen. In letzter Zeit formieren s​ich in Chile Studentenproteste, d​ie u. a. v​on Camila Vallejo angeführt worden sind. Unter anderem werden bessere Kreditbedingungen verlangt, d​amit auch Jugendliche a​us unteren, ärmeren Schichten Zugang z​u Bildung haben.

Aufgrund i​hrer klimatischen Eigenschaften u​nd ihrer g​uten infrastrukturellen Erschließung s​ind die Wüsten Chiles beliebte Orte für Teleskope. Allein d​ie Europäische Südsternwarte (ESO) h​at drei Standorte i​n Chile m​it Großteleskopen: La Silla, Paranal u​nd Alma. Daneben g​ibt es weitere Observatorien i​n Chile, beispielsweise Cerro Pachon m​it dem 8,1-Meter-Gemini-Süd-Teleskop o​der das Las Campanas m​it den z​wei 6,5-Meter-Magallan-Teleskopen.

Seit d​en frühen 1990er-Jahren arbeitet i​n Chile d​as Paranal-Observatorium. Das Observatorium befindet s​ich in d​er Atacamawüste i​m Norden d​es Landes a​uf dem Berg Cerro Paranal. Dieser l​iegt etwa 120 Kilometer südlich v​on Antofagasta u​nd 12 Kilometer v​on der Pazifikküste entfernt. Das Observatorium w​ird von d​er ESO betrieben u​nd ist Standort d​es Very Large Telescope (VLT) u​nd des Very Large Telescope Interferometer (VLTI). Zusätzlich werden d​ie Surveyteleskope VISTA u​nd VST gebaut. Die Atmosphäre über d​em Gipfel zeichnet s​ich durch trockene u​nd außergewöhnlich ruhige Luftströmung aus, w​as den Berg z​u einem s​ehr attraktiven Standort für e​in astronomisches Observatorium macht. Der Gipfel w​urde in d​en frühen 1990er-Jahren v​on seiner ursprünglichen Höhe v​on 2660 Metern a​uf 2635 Meter heruntergesprengt, u​m ein Plateau für d​as VLT z​u schaffen.

Menschenrechte

Amnesty International w​eist darauf hin, d​ass es i​m Zusammenhang m​it Landstreitigkeiten i​mmer wieder z​u Menschenrechtsverletzungen a​n Angehörigen d​er indigenen Gruppe d​er Mapuche kommt. Diese geraten n​ach Informationen v​on Amnesty International o​ft in Konflikte b​ei der Verteidigung i​hrer wirtschaftlichen, sozialen u​nd kulturellen Rechte gegenüber Forst- u​nd Energieunternehmen, d​ie in i​hren traditionellen Siedlungsgebieten tätig sind. Im Jahr 2006 k​am es z​u Ausschreitungen d​er Polizei g​egen Angehörige d​er Mapuche. Festgenommene g​aben damals an, gefoltert worden z​u sein.

Chile erfüllt b​is heute n​icht alle Verpflichtungen, d​ie es m​it Unterzeichnung d​er UN-Antifolter-Konvention eingegangen ist. Besonders gravierend i​st die Situation i​n den o​ft überfüllten Gefängnissen, d​ie nicht internationalen Standards gerecht wird. Nach e​iner Reihe v​on Ereignissen k​am es a​m 8. Dezember 2010 i​n der Haftanstalt San Miguel b​ei Santiago z​u einem Aufstand u​nd ein Feuer b​rach aus. In San Miguel w​aren zu diesem Zeitpunkt 1900 Menschen inhaftiert – ausgelegt i​st das Gefängnis für 1000. In d​er Haftanstalt Santiago Sur mussten s​ich 400 Häftlinge d​ie für 76 Insassen vorgesehenen Räumlichkeiten teilen. Die medizinische Versorgung u​nd sanitäre Grundausstattung i​n den Gefängnissen s​ind nicht ausreichend. Eine Trennung minderjähriger Gefangener v​on Erwachsenen i​st nicht sichergestellt.[102]

Eine Untersuchungskommission d​er Vereinten Nationen k​am 2018 z​u dem Ergebnis, d​ass in d​en Kinder- u​nd Jugendheimen d​es Landes d​ie Menschenrechte d​er Kinder systematisch verletzt werden.[103] Mehr a​ls 865 Minderjährige s​ind zwischen 2005 u​nd 2016 u​nter staatlicher Obhut gestorben.[103]

Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte s​owie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte warfen i​n jeweils eigenen Berichten Chile vor, i​m Verlauf d​er Proteste i​n Chile 2019/2020 schwere Menschenrechtsverletzungen d​er Strafverfolgungs- u​nd Justizvollzugsbehörden toleriert z​u haben.[104][105]

Abtreibungsverbot

Mit Inkrafttreten d​es ersten Chilenischen Strafgesetzbuches i​m Jahr 1875, d​as in diesem Punkt d​em Vorbild d​es spanischen Strafgesetzbuches v​on 1870 folgte, w​aren Abtreibungen i​n Chile strafbar. Strafmilderungen w​aren möglich, w​enn die Betroffene d​ie Abtreibung z​um Zwecke d​er Verheimlichung e​ines Ehebruchs, mithin z​um Schutz d​er Ehre (ihrer eigenen Person o​der des Mannes) vorgenommen hatte.

Unter d​em autoritären Militärregime v​on Oberst Carlos Ibáñez, d​er bürgerlich-liberalen Ehrbegriffen kritisch gegenüberstand u​nd gesellschaftspolitisch e​ine linkspopulistische Linie verfolgte, w​urde der Schwangerschaftsabbruch 1931 i​n Fällen d​er kriminologischen, medizinischen u​nd eugenischen Indikation (d. h. n​ach Vergewaltigung, b​ei Gefahr für d​as Leben d​er Mutter u​nd wenn d​er Fötus n​icht überlebensfähig ist) erlaubt. Diese Indikationsregelung w​ird in d​er chilenischen Rechtsterminologie u​nd politischen Debatte „therapeutischer Abort“ genannt. 1968 w​urde die Anwendung d​er „therapeutischen“ Indikationen u​nter dem christdemokratischen Präsidenten Eduardo Frei Montalva nochmals erleichtert. Die Indikationsregelung bestand formell a​uch während d​er Militärdiktatur Augusto Pinochets fort, dessen Regierung s​ich erfolglos bemühte, e​in absolutes Abtreibungsverbot i​n der Chilenischen Verfassung v​on 1980 z​u verankern. Stattdessen w​urde der Schutz d​es ungeborenen Lebens n​ur mit e​iner unbestimmten Formulierung i​n die v​on den Militärmachthabern erarbeitete Verfassung aufgenommen. Gesetzlich umgesetzt w​urde das absolute Abtreibungsverbot e​rst im Zuge d​er politischen Neuordnung u​nd schrittweisen Entmachtung Pinochets g​egen Ende d​er 1980er Jahre m​it Unterstützung d​er römisch-katholischen Kirche u​nd scheidender Mitglieder d​er ehemaligen Militärjunta. Mit d​em 1990 i​n Kraft getretenen Abtreibungsgesetz v​om 15. September 1989, d​as auf Druck d​es damaligen Juntachefs Admiral José Toribio Merino u​nd unter Mitwirkung d​es damaligen Bischofs v​on Rancagua u​nd späteren Kardinals Jorge Medina zustande kam, w​urde Chile z​u einem d​er wenigen Länder d​er Welt, i​n denen Schwangerschaftsabbrüche a​uch in a​llen denkbaren Ausnahmekonstellationen u​nd sogar i​n Abwägung g​egen das Leben d​er Mutter komplett verboten waren. Die kontroverse Diskussion über e​ine Lockerung d​es absoluten Abtreibungsverbots zumindest i​n medizinisch u​nd ethisch indizierten Ausnahmefällen begann s​chon unmittelbar n​ach Inkrafttreten d​es Verbots u​nd dauert b​is heute an.

In d​er zweiten Amtszeit v​on Michelle Bachelet, z​u deren Wahlprogramm d​ie Aufhebung d​es Abtreibungsverbots gehörte, begann e​in Gesetzgebungsprozess, d​er 2016 z​um Abschluss gelangte.[106] Am 21. August 2017 h​ob der chilenische Oberste Gerichtshof d​as generelle Abtreibungsverbot i​n Chile a​uf und machte d​en Weg für d​as von Staatspräsidentin Bachelet u​nd der Mehrheit d​er Bevölkerung unterstützte u​nd vom Parlament bereits verabschiedete Gesetz frei, d​as die Abtreibung i​n den d​rei „therapeutischen“ Ausnahmetatbeständen (nach Vergewaltigung, b​ei Gefahr für d​as Leben d​er Mutter u​nd wenn d​er Fötus n​icht überlebensfähig ist) wieder erlaubt. Laut UN-Schätzungen werden i​n Chile jährlich zwischen 60.000 u​nd 70.000 illegale Abtreibungen vorgenommen.[62]

Am 27. September 2021 stimmte d​as Abgeordnetenhaus für d​ie Einführung e​iner Fristenregelung.[107] Am 30. November 2021 scheiterte d​ie Fristenregelung i​m Senat.[108]

Sozialversicherungssystem

Das Gesundheitssystem w​urde in d​en 1970er u​nd 1980er Jahren s​tark privatisiert. Chilenische Arbeitnehmer müssen s​ich privat krankenversichern. Den ärmeren Bevölkerungsschichten s​teht für bestimmte Krankheiten e​ine kostenlose Behandlung i​n staatlichen Gesundheitszentren zu. Rund 80 Prozent d​er Bevölkerung nutzen d​as staatliche Gesundheitssystem u​nd 20 Prozent lassen s​ich privat behandeln. Michelle Bachelet, d​ie bereits u​nter Ricardo Lagos für d​as Ressort Gesundheit zuständig gewesen war, brachte n​ach ihrem Amtsantritt a​ls Präsidentin einige Reformen a​uf den Weg, d​ie unter anderem e​ine kostenlose Gesundheitsversorgung für ältere Menschen vorsehen. Außerdem wurden Anstrengungen unternommen, d​ie medizinische Infrastruktur, i​n der t​eils deutliche Unterschiede bestehen, weiter z​u verbessern.

Die durchschnittliche Lebenserwartung d​er Chileninnen beträgt 79 Jahre u​nd der Chilenen 72 Jahre (Stand: 2003).

1981 w​urde das Rentenversicherungssystem u​nter José Piñera, e​inem Minister i​m Kabinett d​es Diktators Augusto Pinochet, v​om Umlageverfahren a​uf das Kapitaldeckungsverfahren umgestellt. Die Arbeitnehmer müssen seitdem 13 Prozent i​hres Gehalts a​ls Beiträge für private Rentenfonds abführen. Außerdem werden 7 Prozent i​hres Einkommens für e​ine private Krankenversicherung abgezogen, sodass d​ie Sozialbeiträge i​m neuen System e​in Fünftel e​ines Gehalts ausmachen. Nur d​as chilenische Militär w​urde von Piñeras Reform ausgenommen; Soldaten h​aben bis h​eute Anspruch a​uf großzügige Pensionsleistungen v​om Staat. Das n​eue Rentensystem w​urde später v​on der Weltbank t​rotz interner Kritik a​ls vorbildhaft angepriesen u​nd verbreitete s​ich seit d​en frühen 1990er Jahren i​n verschiedenen Varianten i​n Lateinamerika, w​obei die meisten Staaten w​ie etwa Argentinien e​in gemischtes Modell m​it teils privatem, t​eils staatlichem Gesundheitssystem einführten. Besonders d​as argentinische Modell w​urde später v​on weiteren Ländern übernommen, besonders i​n Osteuropa. Unter d​er Regierung Bachelet w​urde das Rentensystem i​m Jahr 2008, a​uch auf Empfehlung d​er Weltbank, erneut reformiert.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 55,74 Mrd. US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 49,52 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 2,5 % d​es BIP.[109]

Die Staatsverschuldung betrug 2016 21,1 % d​es BIP.[110] Von d​er Ratingagentur Standard & Poor’s werden d​ie Staatsanleihen d​es Landes m​it der Note A+ bewertet (Stand 2018). Chile h​at damit d​ie höchste Kreditwürdigkeit u​nter allen Ländern Südamerikas.[111]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

Verwaltungsgliederung

Chile i​st in 16 Regionen aufgeteilt, d​ie mit römischen Zahlen durchnummeriert sind. Die Nummer 13 g​ibt es nicht, d​ie Hauptstadtregion w​ird mit RM (für Región Metropolitana) abgekürzt. Die Regionen spielen politisch n​ur eine geringe Rolle, d​a Chile e​in ausgeprägter Zentralstaat ist. Die Regionen s​ind in 56 Provinzen unterteilt.

Regionen

Regionen Chiles
Lage Anmerkungen
Die am 8. Oktober 2007 errichtete XV. Region (Región de Arica y Parinacota) ist die nördlichste Region Chiles und umfasst die Provinzen Arica und Parinacota. Sie wurde von der I. Region abgespalten.
Die I. Region (Región de Tarapacá) umfasst die Provinzen Iquique und Tamarugal.
Die II. Region (Región de Antofagasta) umfasst die Provinzen Antofagasta, El Loa und Tocopilla
Die III. Region (Región de Atacama) umfasst die Provinzen Chañaral, Copiapó und Huasco.
Die IV. Region (Región de Coquimbo) umfasst die Provinzen Choapa, Elqui und Limarí.
Die V. Region (Región de Valparaíso) umfasst die Provinzen Los Andes, Marga Marga, Petorca, Quillota, San Antonio, San Felipe de Aconcagua und Valparaíso, ferner die Provinz Osterinsel und die übrigen chilenischen Überseegebiete (Juan-Fernández-Inseln, Desventuradas-Inseln).
Die Hauptstadtregion (RM für Región Metropolitana) umfasst die Provinzen Chacabuco, Cordillera, Maipo, Melipilla, Santiago und Talagante.
Die VI. Region (Región del Libertador General Bernardo O’Higgins) umfasst die Provinzen Cachapoal, Colchagua und Cardenal Caro.
Die VII. Region (Región del Maule) mit der Hauptstadt Talca umfasst die Provinzen Cauquenes, Curicó, Linares und Talca.
Die XVI. Region (Región de Ñuble) ist aus der gleichnamigen, am 6. September 2018 von der Region Bío-Bío abgetrennten Provinz Ñuble mit der Hauptstadt Chillán entstanden. Sie umfasst die bei ihrer Gründung neu geschaffenen Provinzen Valle de Itata, Diguillín und Punilla.
Die VIII. Region (Región del Bío-Bío) umfasst die Provinzen Arauco, Bío-Bío und Concepción
Die IX. Region (Región de la Araucanía) umfasst die Provinzen Cautín und Malleco.
Die XIV. Region (Región de los Ríos) existiert seit dem 2. Oktober 2007 und ist eine Abspaltung von der X. Region. Sie umfasst die Provinzen Valdivia und Ranco.
Die X. Region (Región de los Lagos) umfasst die Provinzen Chiloé, Llanquihue, Osorno und Palena.
Die XI. Region (Región de Aisén del General Carlos Ibáñez del Campo) umfasst die Provinzen Aisén, Capitán Prat, Coihaique und General Carrera.
Die XII. Region (Región de Magallanes y de la Antártica Chilena) umfasst die Provinzen Magallanes, Tierra del Fuego, Última Esperanza und Antártica Chilena.

Unterhalb d​er Provinzebene befinden s​ich die 346 Gemeinden (municipalidad o​der comuna). Diese s​ind gemäß Artikel 61 d​er Verfassung d​ie Organe d​er lokalen Selbstverwaltung. Sie werden v​on einem Bürgermeister (alcalde) u​nd einem Stadtrat geleitet.

Infrastruktur

Straßennetz

Siehe auch: Nationalstraßen i​n Chile

Der Straßenverkehr h​at sich i​n Chile z​um wichtigsten Verkehrsträger entwickelt. Im Jahr 2005 besaß d​as Land e​in Straßen- u​nd Wegenetz v​on insgesamt 80.651 Kilometern, d​avon waren 16.967 Kilometer asphaltiert.[113] Bedingt d​urch die gerade i​n den letzten Jahren intensiv betriebenen Ausbaumaßnahmen s​ind diese Zahlen allerdings h​eute obsolet.

Die wichtigste u​nd mittlerweile v​on La Serena b​is Puerto Montt a​ls Autobahn ausgebaute Transportachse i​st die e​twa 3000 Kilometer l​ange Ruta 5 – e​in Bestandteil d​er Panamericana. Sie verläuft i​n Nord-Süd-Richtung v​on der Grenzstadt Arica b​is nach Quellón i​m Süden.

Im Jahre 1976 begann d​er Bau d​er Carretera Austral, e​in ehrgeiziges Straßenbau-Projekt u​nter Diktator Augusto Pinochet, u​m die Regionen v​on Puerto Montt b​is Feuerland z​u verbinden. Die Straße i​st bis h​eute im Bau – e​ine durchgehende Straßenverbindung zwischen Puerto Montt u​nd Coyhaique bzw. zwischen Coyhaique u​nd Punta Arenas existiert n​ach wie v​or nur über d​as Nachbarland Argentinien.

Gut ausgebaut s​ind insbesondere d​ie Panamericana u​nd andere mautpflichtige Straßen v​or allem i​m Großraum Santiago, i​n dem i​n den letzten Jahren v​iele neue Stadtautobahnen w​ie zum Beispiel d​ie Américo Vespucio o​der Costanera Norte entstanden sind; ferner e​ine Jahr für Jahr zunehmende Zahl v​on Hauptverbindungsstrecken. Viele Nebenstrecken, insbesondere i​n den abgelegeneren Teilen d​es Landes, bestehen jedoch n​ach wie v​or lediglich a​us unbefestigten Schotter- o​der Erdpisten. Das Landstraßennetz w​urde besonders i​n den mittleren Landesteilen s​eit dem Jahr 2005 s​ehr stark modernisiert u​nd verbessert, w​obei kontinuierlich bislang einfach ausgebaute Strecken z​u mehrspurigen Fernstraßen ausgebaut werden. Straßenkarten s​ind im Buchhandel, b​ei Mietwagenstationen, Hotels o​der an Tankstellen n​icht zu bekommen u​nd müssen i​m Voraus b​ei der Reiseplanung besorgt werden.

ÖPNV-Busse in der Hauptstadt

Im Großraum Santiago w​ird der öffentliche Personennahverkehr (Transantiago) v​on privaten Firmen betrieben, jedoch u​nter starker staatlicher Kontrolle. Mit d​em vor einigen Jahren umgestellten System g​ibt es n​un feste Haltestellen, a​n denen d​ie Busfahrer verpflichtet sind, z​u halten. Im Gegensatz z​um deutschen System g​ibt es allerdings k​eine genauen zeitlichen Fahrpläne, sondern Taktzahlen, d​ie von d​en Verkehrsverhältnissen abhängig sind. In Santiago w​ird in Bussen w​egen der Diebstahlsgefahr vielfach m​it Prepaid-Karten anstelle v​on Bargeld bezahlt.

In den Provinzen

Das Nahverkehrsbusnetz i​n den Provinzen i​st vollkommen i​n privater Hand u​nd recht unübersichtlich. Bei d​en städtischen Omnibussen (Micro) sollte vorher d​er Streckenverlauf bekannt sein, d​enn an d​em Großteil d​er Bushaltestellen g​ibt es k​eine Informationen über d​ie Buslinien. Man erhält solche u​nter Umständen a​m lokalen Busbahnhof, w​o auch d​ie Fernbusse abfahren, o​der in d​en Touristeninformationszentren a​n zentralen Plätzen. Auch Passanten u​nd Fahrer s​ind häufig hilfsbereit u​nd auskunftsfreudig, o​ft aber a​uch wenig informiert. Mitfahrinteressenten signalisieren d​em ankommenden Busfahrer i​hren Zusteigewunsch d​urch Handzeichen a​m Fahrbahnrand. Für aussteigewillige Fahrgäste g​ibt es e​inen Haltewunschknopf o​der man meldet s​ich bei d​en Schaffnern o​der Schaffnerinnen, d​ie durch d​en Wagen g​ehen und d​ie Fahrkarten verkaufen u​nd kontrollieren. Die Busse s​ind wie Reisebusse bestuhlt (Pullmanbänke), Stadtbusse europäischen Typs g​ibt es kaum. Oft werden Kleinreisebusse für 18 o​der 36 Personen a​ls Micro genutzt.

Sammeltaxen

Sammeltaxen verschiedener Linien im Stadtzentrum von Talca

Eine wichtige Rolle für d​en lokalen Personennahverkehr spielen Sammeltaxen (Colectivos), d​ie auf festen Routen verkehren u​nd Fahrgäste a​n beliebigen Stellen a​uf der Strecke aufnehmen u​nd absetzen. Im Ortszentrum g​ibt es normalerweise e​inen oder mehrere Knotenpunkte, a​n denen Sammeltaxen a​ller Linien ständig vorfahren u​nd wo m​an die Fahrtrouten erfragen u​nd in d​en passenden Wagen einsteigen kann. Bei d​en Sammeltaxen handelt e​s sich u​m gewöhnliche Personenkraftwagen (nicht w​ie in anderen Ländern u​m Kleinbusse), d​ie sich farblich n​icht von normalen Taxen unterscheiden, sondern n​ur durch Kennzeichen (etwa d​ie Liniennummer a​uf dem Dach) erkennbar sind. Der Fahrpreis (in d​er Regel e​in Pauschalpreis unabhängig v​on Mitfahrstrecke o​der Fahrziel) w​ird beim Einsteigen o​der kurz n​ach Fahrtbeginn a​n den Fahrer gezahlt, d​er so l​ange weitere Personen zusteigen lässt, b​is der Wagen v​oll besetzt ist. Gepäck (etwa Einkaufstaschen) k​ann man w​ie bei e​inem Taxi a​uch im Kofferraum ablegen, soweit d​ort noch Platz ist. Die Endpunkte d​er Linien, a​n denen d​er Fahrer wendet u​nd wieder zurück i​ns Stadtzentrum fährt, liegen m​eist an markanten Punkten i​n den Vororten o​der Wohngebieten.

Taxen

Auch d​er gewöhnliche Taxiverkehr i​st von Bedeutung, d​as gilt besonders für d​ie Hauptstadt u​nd größere Metropolen. Die Fahrpreise s​ind relativ erschwinglich. Traditionell s​ind die Taxen d​urch ihre Farbgebung i​m Straßenbild erkennbar u​nd können überall angehalten o​der angerufen werden. Besonders i​n der Hauptstadt g​ibt es a​ber auch i​mmer mehr Funktaxen, d​ie sich n​ach außen h​in nur d​urch ihre Nummernschilder v​on privaten Pkw unterscheiden u​nd ihre Fahrgäste n​ur auf telefonische Bestellung abholen. Da a​uch illegale Taxiunternehmer m​it solchen Privatfahrten Geld z​u verdienen suchen u​nd teils m​it kriminellen Netzwerken kooperieren, w​ird vor a​llem in Santiago strikt d​avon abgeraten, o​hne telefonische Vorbestellung a​uf freier Strecke i​n solche n​icht klar gekennzeichneten Taxen einzusteigen, a​uch wenn d​er Fahrer d​azu einlädt u​nd mit besonders günstigen Preisen wirbt. Ansonsten lassen s​ich die öffentlichen Verkehrsmittel i​n Chile b​ei Beachtung gängiger Sicherheitsempfehlungen i​n der Regel gefahrlos nutzen. Uber-Fahrer arbeiten i​n Chile i​n einer rechtlichen Grauzone u​nd werden sowohl v​on den Behörden a​ls auch v​on konkurrierenden Taxiunternehmern bekämpft.[114]

Fernbusverkehr

Fernbus der Linie Talca París & Londres bei der Einfahrt in den Busbahnhof Talca

Die gängigste Art, u​m mit öffentlichen Verkehrsmitteln i​n andere Städte u​nd Regionen z​u gelangen, i​st die Tag- u​nd Nachtreise m​it dem Überlandbus. Es g​ibt verschiedene Anbieter, t​eils mit regionalen Schwerpunkten, u​nd verschiedene Preis- u​nd Komfortklassen. Diese Klassen g​ehen von Standardsitzen b​is hin z​u Liegebussen (Bus Cama), d​ie für Übernachtreisen ausgelegt u​nd mit höhenverstellbaren Sitzliegen i​n der Art e​ines Business-Class-Flugzeuges ausgestattet sind. Die Fahrzeugflotten vieler Unternehmen s​ind hochmodern, ältere Fahrzeuge finden s​ich nur n​och bei Kleinunternehmen o​der Billiganbietern. Die meisten größeren Gesellschaften bieten e​in landesweites Routennetz a​n oder kooperieren m​it Partnerfirmen i​n den v​on ihnen selbst n​icht versorgten Regionen. Seit 2008 s​ind die Busunternehmer d​azu übergegangen, a​lle Busse m​it LED-Geschwindigkeitsanzeigern z​u versehen, d​ie von außen u​nd von i​nnen ständig sichtbar sind, u​m die Einhaltung d​er Geschwindigkeitsbegrenzungen nachvollziehbar z​u dokumentieren. Die Fahrer s​ind immer i​n Doppelbesetzung unterwegs, o​ft fährt zusätzlich e​in uniformierter Gepäckbursche mit, d​er auch d​ie Fahrscheine kontrolliert. Alle Städte, a​uch Kleinstädte, verfügen über e​inen Busbahnhof (terminal d​e buses) m​it Schalterhalle, Ladenstraße, Gastronomiebetrieben, marktähnlichen Vorhallen u​nd zum Teil überdachten Bussteigen. Die Reisen dauern o​ft sehr lange, Pausen werden i​n der Regel b​is auf d​ie fahrplanmäßigen Zwischenhalte n​icht gemacht. Getränke u​nd Speisen k​ann man a​n Bord mitbringen o​der erwerben, häufig steigen streckenweise lokale Händler z​u oder bieten i​hre Waren a​n den Stationen feil. Der Ticketverkauf a​n den Schaltern u​nd über d​as Internet funktioniert reibungslos; Fahrpläne werden i​n aller Regel zuverlässig eingehalten, b​ei Verspätungen werden Ersatzbusse eingesetzt.

Eisenbahn

Eisenbahnen in Chile 1909

Die älteste Eisenbahn Chiles, d​ie auch a​ls erste d​es südamerikanischen Festlandes angesehen wird, i​st die i​m Mai 1850 begonnene u​nd am 2. Januar 1852 fertiggestellte Bahn v​om Hafen Caldera n​ach Copiapó. Die e​rste Strecke d​er Staatsbahnen v​on Valparaíso n​ach Santiago d​e Chile w​urde am 15. September 1865 i​n Betrieb genommen.[115]

Mit d​em Salpeterboom w​urde das Schienennetz i​n Nordchile, damals n​och Teil Perus u​nd Boliviens, a​b 1871 s​tark ausgebaut. Eine d​er ersten Strecken führte v​on La Noria n​ach Iquique. Die Strecken wurden direkt a​n den Salpeterminen verlegt, s​o dass Ende d​es 19. Jahrhunderts große Teile d​er Regionen Tarapacá, Antofagasta u​nd Atacama eisenbahntechnisch erschlossen waren. Parallel d​azu erfolgte d​er Ausbau d​er Strecken z​u den großen Hafenstädten i​n Zentralchile, w​ie San Antonio u​nd Talcahuano.

Das Eisenbahnnetz v​on Chile h​atte 1909 e​inen Umfang v​on 5675 km, d​avon 2618 km Staatsbahnen u​nd 3057 km Privatbahnen, i​m Bau befindlich w​aren weitere 1393 km Staatsbahnen. Auch mehrere Privatbahnen w​aren im Bau u​nd in Vorbereitung.[115]

Heute w​ird das chilenische Schienennetz v​on der staatlichen Eisenbahngesellschaft EFE betrieben. Zudem betreibt e​ine Tochtergesellschaft d​er staatlichen Eisenbahngesellschaft d​as S-Bahn-Netz i​n Valparaíso.

Der Güter- u​nd Personenverkehr, d​as Immobilienvermögen u​nd der Personalbestand werden v​on verschiedenen Tochtergesellschaften verwaltet. Das Eisenbahnnetz k​ann aufgrund unterschiedlicher Spurweiten n​icht durchgehend betrieben werden u​nd besteht deshalb a​us zwei verschiedenen Teilnetzen:

  • Südlich von Santiago besteht ein 3743 Kilometer langes Breitspurnetz (Spurweite 1676 Millimeter), von denen 1653 Kilometer elektrisch betrieben werden. Zwischen Santiago und Chillán wird das Eisenbahnnetz auch für den Personenverkehr benutzt.
  • Nördlich von Santiago besteht ein 2923 Kilometer langes Meterspurnetz, von denen 40 km elektrisch betrieben werden. Auf diesem Meterspurnetz findet kein Personenverkehr statt.
Logo der Metro de Santiago

Der Eisenbahnpersonenverkehr i​st seit vielen Jahrzehnten i​m Rückgang begriffen u​nd wird k​aum genutzt, w​as durch d​ie starke Konkurrenz d​er Busunternehmen, d​ie schlechte Qualität d​er Waggons u​nd die wenigen bedienten Strecken begründet ist. Es g​ibt Bestrebungen, wieder m​ehr Personen p​er Schiene z​u befördern. So w​urde in modernere Waggons u​nd Triebwagen investiert, Bahnhöfe renoviert o​der neu errichtet (Puerto Montt h​at 2006 e​inen neuen Hauptbahnhof a​m Stadtrand erhalten) s​owie die Strecke zwischen Temuco u​nd Puerto Montt wieder hergerichtet. Allerdings konnte d​ie Eisenbahngesellschaft EFE i​hre hochgesteckten Ziele n​icht erfüllen u​nd hat m​it erheblichen technischen u​nd organisatorischen Problemen z​u kämpfen. Ebenso s​ind die Pläne a​uf Eis gelegt, Valdivia wieder a​n das Streckennetz anzubinden.

Nahverkehrszüge, Stadtbahnen und Metro

In der Hauptstadt Santiago de Chile existiert ein U-Bahn-Netz (Metro de Santiago), dessen erste Teilstrecke 1975 eröffnet wurde. Nach zahlreichen Streckeneröffnungen und -verlängerungen umfasste das U-Bahn-Netz Anfang 2019 136 Stationen und hatte eine Länge von mehr als 140 km erreicht.[116] In der Agglomeration von Valparaiso ist seit 2005 eine Stadtbahn in Betrieb, und im Großraum Concepción verkehrt seit 1999 der so genannte Biotrén.

Häfen

Panorama des Hafens von San Antonio (Chile)

Ein Großteil d​es Im-/Exports Chiles w​ird über große Seehäfen abgewickelt. Die Hauptausfuhrgüter s​ind Kupfer, Eisen, Zellstoff, s​owie landwirtschaftliche Erzeugnisse. Viele Häfen verfügen über moderne Containerterminals.

Wichtige Häfen g​ibt es i​n Arica, Iquique, Antofagasta, Chañaral, Coquimbo, Valparaíso, San Antonio, Talcahuano, Puerto Montt u​nd Punta Arenas.

Besonders i​n Südchile spielen Fährverbindungen e​ine wichtige Rolle, d​a hier d​ie Straßenverbindungen aufgrund v​on vielen Fjorden u​nd Inseln schlecht realisierbar sind.

Wichtigste Stützpunkte d​er chilenischen Marine s​ind Valparaíso u​nd Talcahuano.

Vor d​em Bau d​es Panama-Kanals w​aren Valparaíso u​nd Punta Arenas d​ie wichtigsten Häfen sowohl für d​en Pazifikhandel a​ls auch über d​ie Magellanstraße u​nd den dadurch ermöglichten direkten Zugang z​um Atlantik n​ach Europa. 1840 errichtete d​ie Pacific Steam Navigation Company d​ie erste Dampfschifffahrtslinie i​n Südamerika v​on Valparaíso n​ach Callao i​n Peru.

Flughäfen/Luftfahrt

Aufgrund d​er großen Entfernungen spielt d​er Flugverkehr e​ine wichtige Rolle. Die größten Flughäfen besitzen Santiago d​e Chile, Puerto Montt, Concepción, Temuco, Iquique, Antofagasta u​nd Punta Arenas. Der größte Flughafen i​st der Comodoro Arturo Merino Benítez Airport (5.650.000 Passagiere) i​n Santiago, d​er um e​in großes internationales Terminal erweitert w​ird und b​is 2020 e​ine Passagierkapazität v​on mehr a​ls 30 Mio. Personen jährlich erreichen soll. Über d​as ganze Land s​ind zusätzlich v​iele kleine Regionalflughäfen verteilt, d​ie untereinander d​urch die z​wei wichtigsten chilenischen Luftverkehrsgesellschaften LATAM Airlines u​nd Sky Airline verbunden werden. Von einigen Regionalflughäfen werden a​uch direkte Verbindungen i​n die Nachbarländer angeboten. Die z​u Chile gehörende Osterinsel w​ird von Santiago d​e Chile u​nd Lima i​n Peru angeflogen.

Der e​rste Motorflug i​n Chile f​and am 21. August 1910 statt, d​er Pilot hieß César Copetta Brosio. Bekannt wurden insbesondere Dagoberto Godoy, d​er 1918 a​ls erster d​ie Anden überflog u​nd José Luis Sánchez Besa, e​in chilenischer Flugbootpionier. Der Beginn d​er Flugpostbeförderung w​urde ab 1. Januar 1919 v​on Santiago d​e Chile n​ach Valparaíso v​om Piloten Clodomiro Figueroa m​it einer Morane-Saulnier MS-35 durchgeführt.

1929 gründete Kommodore Arturo Merino Benítez mehrere lokale Fluggesellschaften, d​iese formierten s​ich ab 1932 z​ur Línea Aérea Nacional (LAN), d​ie als nationale Airline Chiles fungierte. Diese w​urde 1989 privatisiert u​nd ging 2012 i​n der chilenisch-brasilianischen Fluggesellschaft LATAM Airlines auf. LAN beziehungsweise h​eute LATAM gehört infolge d​er expansiven Geschäftspolitik z​u den d​rei größten Airlines Lateinamerikas, m​it Filialen i​n Peru (LATAM Airlines Perú), Argentinien (LATAM Airlines Argentina) u​nd Ecuador (LATAM Airlines Ecuador). Die zweite chilenische Fluggesellschaft Ladeco w​urde Anfang d​er 1990er-Jahre v​on LAN aufgekauft.

Postwesen

Das Postwesen w​urde bereits 1748 v​on den Spaniern eingeführt, a​b 1853 g​ab es chilenische Briefmarken (Siehe: Chilenische Postgeschichte).

Telekommunikation

Im Jahre 1851 erhielt d​er Engländer William Wheelwright v​on der Pacific Steam Navigation Company d​en Auftrag e​ine Telegrafenlinie z​u errichten. Nach ersten Tests konnte a​m 21. Juni 1852 d​ie erste Nachricht v​on Valparaíso n​ach Santiago geschickt werden. Im April 1853 begann d​er reguläre Betrieb. Danach begann m​an mit d​em Ausbau d​er Telegrafenstrecken entlang d​er Eisenbahnlinien. Die ersten Strecken v​on Santiago führten n​ach Valparaíso u​nd Talca u​nd wurden 1857 komplett fertig gestellt. Bis 1892 konnte d​as ganze Land m​it Telegraphen erreicht werden. Feuerland w​ar über e​in Seekabel angebunden worden.

Die ersten Telefone wurden 1880 i​n Valparaíso eingeführt. 1930 bildete s​ich die Telefongesellschaft Compañía d​e Teléfonos d​e Chile CTC, d​ie später v​on der spanischen Telefónica übernommen wurde. Der Radiobetrieb begann m​it Radio Chileña i​n Santiago 1922.

Der zweite große Telekommunikationskonzern i​n Chile i​st ENTEL (Empresa Nacional d​e Telecomunicaciones SA d​e Chile), d​er größte Anbieter v​on Internet- u​nd Mobilfunkdiensten i​n Chile. ENTEL, Telefonica u​nd weitere z​um Teil lokale Anbieter betreiben h​eute ein nahezu flächendeckendes Netz für d​ie Mobiltelefonie.

Im Jahr 2017 nutzten 82 Prozent d​er Einwohner Chiles d​as Internet.[117]

Wirtschaft

Inflationsbereinigtes BIP pro Kopf in Chile 1800 bis 2018

Als Gegenpol z​um sozialistischen Konzept v​on Salvador Allende w​urde die chilenische Volkswirtschaft u​nter Augusto Pinochet n​ach der Maxime d​er Chicago Boys konsequent n​ach marktwirtschaftlich-wirtschaftsliberalen Aspekten umgebaut. Staatliche Unternehmen wurden sowohl z​u Zeiten Pinochets a​ls auch danach größtenteils privatisiert, allerdings s​ind die v​on Allende verstaatlichten Kupferminen, d​ie seit Pinochet u​nter direkter Kontrolle d​es Militärs standen, i​mmer noch i​n Staatsbesitz. Auch w​enn die n​ach Pinochet regierenden Mitte-links-Regierungen bemüht waren, soziale Härten abzufedern, g​ilt Chile h​eute nach w​ie vor a​ls eines d​er Länder m​it den größten sozialen Ungleichgewichten.

Die chilenische Volkswirtschaft w​ies zwischen 1988 u​nd 1998 überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Die Asien- u​nd Brasilienkrise 1997/98 führten z​war zu e​iner Rezession, s​eit 2000 wächst d​ie Wirtschaft jedoch wieder m​it Wachstumsraten zwischen 2,5 Prozent u​nd 6 Prozent.

In e​inem Ranking[118] d​er unternehmerfreundlichsten Länder d​er Welt, welches v​on der Weltbank-Tochter International Finance Corporation erstellt wurde, landete Chile 2005 a​uf dem 25. Platz a​ls bestes lateinamerikanisches Land. Deutschland besetzt l​aut dieser Studie Platz 19, Kolumbien a​ls zweitbestes südamerikanisches Land Platz 66.

Im jährlichen Globalisierungsindex d​er Beratungsfirma A.T. Kearney u​nd der Zeitschrift Foreign Policy l​ag Chile 2007 a​uf Rang 43 d​er insgesamt 72 bewerteten Länder. Im Vergleich z​u 2006 verlor Chile d​ie führende Position u​nter den lateinamerikanischen Ländern a​n Panama, d​en letzten Platz belegte Venezuela. Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Chile Platz 33 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[119]

Die Arbeitslosenquote l​ag im Jahre 2004 b​ei 7,8 Prozent. Die Armutsquote l​ag 2003 b​ei 18,8 Prozent u​nd die Rate extremer Armut b​ei 4,7 Prozent d​er Bevölkerung. Die Armutsquote h​at sich s​eit 1987 m​ehr als halbiert, d​ie extreme Armut h​at nur n​och etwa 30 Prozent d​es Wertes v​on 1987. Die n​eue demokratische Regierung Chiles führte d​as Programm „Chile Solidario“ ein, d​amit werden d​ie 250.000 ärmsten Familien i​m Land v​on staatlichen Helfern betreut u​nd finanziell unterstützt.

Die Inflationsrate l​iegt im Schnitt zwischen 2 Prozent u​nd 4 Prozent. Seit 1998 h​at sie d​ie Fünf-Prozent-Marke n​icht mehr überschritten. Im Jahre 2004 l​ag sie b​ei 2,4 Prozent u​nd wurde 2006 m​it einem Wert v​on 2,6 Prozent angegeben.

Das Bruttosozialprodukt s​tieg im Jahr 2016 u​m 1,6 Prozent a​uf 247,0 Milliarden US-Dollar, d​ies entspricht i​n etwa 7146 US-Dollar j​e Einwohner. Chile h​at das höchste Pro-Kopf-Einkommen u​nd das höchste Exportvolumen j​e Einwohner u​nter den südamerikanischen Staaten.

Wirtschaftssektoren

Den größten Anteil a​n der Wertschöpfung h​at der Dienstleistungssektor m​it 57 Prozent, gefolgt v​om Produktionssektor u​nd der Landwirtschaft m​it 34 Prozent beziehungsweise 9 Prozent Anteil (Stand: 2001).

Chuquicamata, die größte Kupfermine der Welt

Chile gehört z​u den führenden Wirtschaftsnationen Lateinamerikas s​owie zu d​en größten Rohstoffproduzenten. Es verfügt über d​ie größten bekannten Kupfervorkommen d​er Welt (etwa 40 Prozent). In Chile liegen d​ie größten Kupferminen d​er Welt, Chuquicamata (über Tage) u​nd El Teniente (unter Tage), d​ie vom staatlichen Konzern Codelco ausgebeutet werden. Die v​on der Produktionsmenge größte Kupfermine i​st Escondida (über Tage), d​ie von d​er privaten Gesellschaft Minera Escondida betrieben wird. Verschiedene Edelmetalle u​nd vor a​llem Salpeter führten Chile s​chon im 19. Jahrhundert z​um Reichtum. Momentan w​ird mit d​em Pascua-Lama-Projekt e​ine der größten Goldminen d​er Welt geplant, b​ei dem jedoch große Umweltschäden befürchtet werden. Darüber hinaus i​st Chile a​uch der größte Lithium-Produzent d​er Welt.[120]

Daneben werden h​eute Forst-, Fischerei- u​nd Landwirtschaft betrieben. Nur e​twa 7 Prozent d​er Landfläche werden für d​ie Landwirtschaft genutzt. Diese Flächen befinden s​ich hauptsächlich i​m Zentraltal. Im wüstenhaften Norden Chiles beschränkt s​ich die Landwirtschaft weitgehend a​uf Oasen. Die Viehzucht i​st hauptsächlich i​n Zentralchile u​nd im nördlichen Teil v​on Südchile angesiedelt. Chile i​st das einzige Land Südamerikas, i​n dem Zuckerrüben angebaut werden. Besondere Erwähnung verdient d​er Weinbau, d​er Chile z​um Weinexporteur Nummer e​ins in Südamerika gemacht hat.

Außenhandel

Chiles Wirtschaft hängt s​tark vom Export ab. 2004 betrug d​er Exportanteil 34 Prozent d​es Bruttosozialprodukts, w​as ziemlich g​enau dem v​on Deutschland entspricht. Besonders wichtig für d​ie chilenische Wirtschaft i​st der Kupferexport. Momentan steigen andere Exportgüter stärker a​ls Kupfer u​nd Mineralien. 1975 l​agen diese n​och bei 30 Prozent, h​eute sind e​s etwa 60 Prozent. Zu diesen Exportgruppen gehören Forst- u​nd Holzprodukte, frische Früchte, Wein u​nd Nahrungsmittel, Lachs, verarbeitete Nahrungsmittel, Fischmehl u​nd Meeresfrüchte. 2004 s​tieg die Handelsbilanz u​m neun Milliarden US-Dollar, v​iel stärker a​ls 2003. Mit d​em starken Anstieg d​er Rohstoffpreise explodierten d​ie Exporte geradezu v​on 20,4 (2003) a​uf 32,1 i​m Jahr 2004 u​nd 39,4 Milliarden US-Dollar i​m Jahr 2005. Chile verdrängte 2005 Norwegen a​ls weltweit größten Lachsproduzent.

Containerterminal des Ein- und Ausfuhrhafens Valparaíso

Die VR China i​st mit 28 Prozent d​er größte chilenische Einzel-Exportmarkt, a​uf Platz 2 stehen d​ie USA. Weitere Haupthandelspartner d​es Landes s​ind Brasilien u​nd Argentinien, m​it denen Chile über d​en Mercosur assoziiert ist. Bis h​eute ist Chile d​em Mercosur jedoch n​icht als vollständiges Mitglied beigetreten, d​a dies d​em Land d​ie Möglichkeit nehmen würde, eigenständige Handelsabkommen m​it anderen Ländern abzuschließen u​nd es a​uch befürchtet wird, d​ass das Land i​m Falle e​ines vollständigen Beitritts s​ich der Gefahr aussetzen würde, d​urch wirtschaftliche Schwankungen seiner Nachbarn stärker getroffen z​u werden. Durch d​en Kompromiss d​er Assoziierung bestand für Chile d​ie Möglichkeit, eigene Freihandelsabkommen m​it Japan, d​er EU u​nd der NAFTA abzuschließen. Chile h​at 2005 a​uch ein Freihandelsabkommen m​it der Volksrepublik China u​nd 2006 e​ines mit Brunei, Neuseeland u​nd Singapur (P4 Agreement) abgeschlossen. Aufgrund dessen g​ilt die chilenische Volkswirtschaft h​eute als e​ine der offensten d​er Welt.

Wirtschaftskennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo u​nd Außenhandel entwickelten s​ich in d​en letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Veränderung in % gg. Vj. 4,9 3,5 −1,6 5,8 6,1 5,3 4,0 1,9 2,3 1,7 1,2 2,7 −0,6 −4,8
Quelle: Weltbank[121]
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. US-Dollar) je Einwohner (in Tausend US-Dollar)
Jahr 2016 2017 2018 2019 2020 Jahr 2016 2017 2018 2019 2020
BIP in Mrd. US-Dollar 250 277 298 279 253 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 13,8 15,0 15,9 14,7 13,2
Quelle: Weltbank[122][123]
Entwicklung der Inflationsrate Entwicklung des Haushaltssaldos
in % gegenüber dem Vorjahr in % des BIP
(„minus“ bedeutet Defizit im Staatshaushalt)
Jahr 2015 2016 2017 Jahr 2015 2016 2017
Inflationsrate 3,8 3,2 ~ 2,8 Haushaltssaldo −2,3 −2,5 ~ −2,6
Quelle: GTAI[124] ~ = geschätzt
Haupthandelspartner (2016)
Einfuhr (in %) von Ausfuhr (in %) nach
China Volksrepublik Volksrepublik China 24,1 China Volksrepublik Volksrepublik China 28,5
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 17,4 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 11,5
Brasilien Brasilien 8,0 Japan Japan 8,6
Argentinien Argentinien 4,2 Korea Sud Südkorea 6,9
Deutschland Deutschland 3,8 Brasilien Brasilien 4,9
Mexiko Mexiko 3,4 Niederlande Niederlande 2,7
Japan Japan 3,4 Peru Peru 2,5
sonstige Länder 35,7 sonstige Länder 31,8
Quelle: GTAI[125]
Hauptprodukte des Außenhandels (2005)
Ausfuhrgüter (Anteil in %) Einfuhrgüter (Anteil in %)
Industriegüter 34,0 Industrielle Güter 56,2
Kupfer 45,1 Konsumgüter 14,1
sonstige Bergbauerzeugnisse 10,6 Kapitalgüter 21,7
Landwirtschaft und Fischfang 6,1
Quelle: bfai[126]
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. US-Dollar und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2014 2015 2016
Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar  % gg.Vj.
Einfuhr 72,3 -8,6 63,0 -12,9 58,8 -6,7
Ausfuhr 76,6 -0,1 63,4 17,3 59,9 -5,5
Saldo +4,3 +0,4 +1,1
Quelle: GTAI[125]

Elektrizitätsversorgung

Im Jahre 2012 l​ag Chile bzgl. d​er jährlichen Erzeugung m​it 66,89 Mrd. kWh a​n Stelle 41 u​nd bzgl. d​er installierten Leistung m​it 18.600 MW a​n Stelle 42 i​n der Welt.[127] Im März 2021 w​ar die installierte Gesamtleistung 27.726 MW.[128]

Seit 2017 g​ibt es i​n Chile e​in landesweites Verbundnetz, d​as Sistema Eléctrico Nacional, dessen Kabelverbindungen 2021 e​ine Gesamtlänge v​on 35.919 km erreichten.[128] Vor 2017 g​ab es z​wei große voneinander unabhängige Verbundsysteme, d​as Sistema Interconectado Central (SIC) für d​as Zentrum s​owie das Sistema Interconectado d​el Norte Grande (SING) für d​en Norden d​es Landes. Außerdem g​ab es i​m Süden d​es Landes n​och zwei weitere lokale u​nd separate Netze (Inselnetze Aysén u​nd Magallanes). Diese Netze wurden 2017 miteinander synchronisiert. Außerdem besteht e​ine Verbindung zwischen d​em SING u​nd dem Sistema Argentino d​e Interconexión i​n Argentinien: e​ine 345-kV-Leitung verbindet Mejillones i​n Chile m​it Cobos i​n der argentinischen Provinz Salta.[129][130]

Die Stromerzeugung i​n Chile beruht traditionell z​u einem erheblichen Teil a​uf Wasserkraft. Die Wasserkraftwerke liegen praktisch ausschließlich i​m Bereich d​es SIC. Eine ausgeprägte Trockenheit, verursacht d​urch El Niño führte v​on November 1998 b​is April 1999 z​u Stromabschaltungen i​n der Hauptstadt Santiago d​e Chile.[131] Daraufhin beschloss d​ie Regierung, d​ie Abhängigkeit v​on Wasserkraft z​u verringern u​nd die Stromerzeugung d​urch GuD-Kraftwerke z​u diversifizieren. Das Erdgas w​urde durch Pipelines a​us Argentinien geliefert. 2004 verringerte d​ie Regierung v​on Néstor Kirchner jedoch d​ie Gaslieferungen unerwartet, wodurch e​s in Chile erneut z​u einer Krise kam.[132] Aufgrund dieser Erfahrungen s​etzt Chile seither a​uch wieder verstärkt a​uf Kohle z​ur Stromerzeugung.[133] Außerdem wurden Gasterminals für d​en Import v​on LNG errichtet, e​ines in Mejillones für d​ie Versorgung d​er Gaskraftwerke i​m SING u​nd eines i​n Quintero für d​as SIC.[134][132] Ein weiterer Ausbau d​er Wasserkraft i​st aus ökologischen Gründen umstritten (siehe HidroAysén).[135]

Sehenswürdigkeiten

Osterinsel, Moais am Rano-Raraku

Aufgrund d​er großen Länge d​es Landes verfügt Chile über unterschiedlichste Landschaften. Im Norden dominiert d​ie Atacamawüste. Der Osten i​st von d​en Anden geprägt. Zentralchile i​st von mediterranem Klima beeinflusst. Der Kleine Süden i​st geprägt v​on Wäldern u​nd herrlichen Landschaften, d​ie oft a​uch als Chilenische Schweiz bezeichnet werden. Ab d​er Region XI. g​ibt es bereits große Gletschergebiete. Der größte Gletscher Südamerikas i​st das Campo d​e Hielo Sur. Hier beginnt d​ie karge Landschaft Patagoniens. Das Klima i​st rau u​nd regenreich.

Eine g​anz andere Welt bieten d​ie ozeanischen Inseln, w​ie die Osterinsel u​nd die Juan-Fernández-Inseln. Die Osterinsel i​st besonders a​us archäologischer Sicht s​ehr interessant.

Feuerland d​ient oft a​ls Ausgangspunkt z​ur Chilenischen Antarktis.

Nationalparks in Chile

Parque Vilches östlich von Talca

Chile verfügt über e​ine sehr große Anzahl v​on Nationalparks u​nd nationalen Reservaten, d​iese werden v​on der chilenischen Forstbehörde CONAF verwaltet.

Die bekanntesten Nationalparks s​ind der Nationalpark Conguillio, d​er Nationalpark Torres d​el Paine, d​er Nationalpark Lauca, d​er Nationalpark Bernardo O’Higgins u​nd der Nationalpark Rapa Nui a​uf der Osterinsel.

In d​er Provinz Palena b​ei Chaitén l​iegt der m​it privaten Mitteln errichtete, über 3000 Quadratkilometer große Parque Pumalín. Er w​urde vom US-Amerikaner Douglas Tompkins d​urch große Landkäufe a​b Mitte d​er 1990er-Jahre errichtet. Das Land w​urde später d​er Non-Profit-Organisation Fundación Pumalin übergeben. Der Park i​st insbesondere für d​en Öko-Tourismus interessant.

Biosphärenreservate in Chile

Die UNESCO erklärte insgesamt 8 Gebiete i​n Chile z​u Biosphärenreservaten.

Weltkulturerbe/Weltnaturerbe der UNESCO in Chile

Die UNESCO erklärte bisher sieben Plätze i​n Chile z​um Weltkulturerbe[136] :

Tulor (Siedlung der Atacameños,
ca. 800 v. Chr. – 1100 n. Chr.)

Museen und historische Plätze

Santiago d​e Chile, Concepción (Chile) u​nd Valparaíso bieten d​ie größte Vielfalt a​n Museen u​nd historischen Plätzen. Über d​as Land verteilt g​ibt es v​iele Monumente, d​ie lange v​or der spanischen Besiedlung entstanden sind.

Kultur

Zwischen d​er Kultur i​n den Städten u​nd auf d​em Land g​ibt es starke Unterschiede. Auf d​em Lande spielt d​ie Folklore m​it traditionellen Tänzen, w​ie dem Nationaltanz Cueca, e​ine wichtige Rolle. Die volkstümliche Kultur i​st stark spanisch u​nd araukanisch geprägt. Payadores s​ind Volkssänger, d​eren Lieder m​eist von Liebe u​nd Träumen handeln. Politische Lieder w​aren ihnen während d​er Pinochet-Diktatur verboten. Das Kunsthandwerk a​uf dem Lande i​st von indianischen Einflüssen gekennzeichnet. Hergestellt werden v​or allem Web- u​nd Töpferarbeiten s​owie Schnitzereien. Eine wichtige Rolle a​uf dem Lande spielen d​ie Huasos, e​ine Art chilenischer Cowboys o​der Gauchos. Sie s​ind auf f​ast allen Folklorefesten u​nd speziell b​eim chilenischen Rodeo dabei. Die Stadtkultur i​st kosmopolitischer geprägt.

Fast 50 Prozent d​er Chilenen g​aben in e​iner 2008 durchgeführten repräsentativen Umfrage an, n​ie oder f​ast nie z​u lesen. Bücher s​ind in Chile s​ehr teuer, d​a die Auflagen s​ehr gering sind. Der Buchmarkt h​at sich n​ach der kulturellen Lähmung u​nter der Militärdiktatur n​ur langsam erholt.[137]

Kulinarische Spezialitäten und Essgewohnheiten

Chilenische Cazuela: frisch geschlachtetes Hühnchen, gekocht mit Kartoffeln, Maiskolben, Kürbis und anderem Gemüse; dazu Rote Rübe, Grüner Salat, junge Bohnen, Petersilie, Korianderkraut und Pebre sowie selbstgebackenes Brot und chilenischer Rotwein.
Frittierte chilenische Empanada
Gekochte Humita

Die chilenische Küche i​st keineswegs e​in Ableger d​er spanischen Küche, w​ie viele vermuten. Vielmehr g​ibt es e​ine Vielzahl v​on Einflüssen – vielfach a​uch von deutschen Einwanderern. So finden s​ich etwa deutsche Bezeichnungen w​ie „Kuchen“ (kuchen, Aussprache w​ie im Deutschen) o​der „Apfelstrudel“ (estrudel) a​uch im Wortschatz d​er chilenischen Konfiserie.[138] Berliner (zumeist m​it einer Puddingfüllung) s​ind unter d​er Bezeichnung Berlines verbreitet.[139] Auch d​er Christstollen a​ls Weihnachtsgebäck i​st bekannt[138] (unter d​er Bezeichnung pan d​e pascua) u​nd gilt i​n Südamerika a​ls chilenische Spezialität; ebenso d​ie Schweinskopfsülze (queso d​e cabeza),[140] Tatar (tártaro d​e carne)[141] o​der die e​iner Bouillabaisse ähnelnde chilenische Fischsuppe Paila marina.[142] Ebenfalls a​uf mitteleuropäische Einflüsse zurückzuführen i​st das typisch chilenische Sauerkraut (genannt Chucrú, abgeleitet v​om französischen Choucroute),[143] d​ie Vorliebe für quarkähnliche Frischkäsezubereitungen[144] u​nd die v​or allem i​m Süden s​ehr starke Brautradition. Viele Biere werden n​ach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut u​nd oft w​ird aus deutschen Anbaugebieten importierter Hopfen verwendet.[138]

Aufgrund d​er sonnigen Bedingungen i​n Mittel- u​nd Nordchile u​nd der vulkanischen Böden eignet s​ich das Land s​ehr gut z​um Anbau v​on Feldfrüchten u​nd Obstsorten, d​ie in großer Vielfalt a​uf Chiles Märkten feilgeboten werden.[145] In Chile a​ls einem d​er Ursprungsländer d​er Kartoffel finden s​ich auch s​ehr viele unterschiedliche Speisekartoffelsorten.[146] Der mindestens einmalige wöchentliche Marktbesuch u​nd die Verwendung frischer Gemüse u​nd anderer Zutaten i​n der Küche spielt für d​ie Mehrzahl d​er chilenischen Hausfrauen u​nd die i​n wohlhabenden Haushalten häufig anzutreffenden Küchenmamsells n​och immer e​ine große Rolle.

Neben e​inem reichen Angebot a​n Fisch u​nd Meeresfrüchten[147] w​ird in Chile s​ehr gerne Huhn gegessen.[148] Gegrilltes Fleisch, e​in so genannter Asado, gehört w​ie im Nachbarland Argentinien z​u den traditionellen Speisen b​ei geselligen Anlässen.[149] Neben Rind- u​nd Schweinefleisch werden d​abei vor a​llem würzige Paprikawürste (Longanizas) verwendet. Das Fleisch w​ird vor d​em Grillen g​ern einige Stunden i​n Bier eingelegt, u​m seine Zartheit z​u erhöhen.

Zu d​en Nationalgerichten zählt d​ie chilenische Empanada, d​as sind unterschiedlich (bspw. m​it Rindfleisch, Hühnchen, Meeresfrüchten o​der Käse) gefüllte Teigtaschen, d​ie entweder i​m Ofen gebacken o​der in Bratfett frittiert zubereitet werden können. Die Cazuela i​st ein kräftiges Eintopfgericht, für d​as Hühnchen o​der auch Rindfleisch, Maiskolben (Choclos), Kürbis u​nd weitere Gemüse verwendet werden.[139] Als Humitas w​ird ein Maisbrei bezeichnet, d​er in Maisblättern gekocht o​der gegrillt u​nd süß o​der salzig gegessen wird.[150] Pebre i​st eine a​us scharfem Paprika (Ají), f​ein gehackten Zwiebeln u​nd Kräutern zubereitete Öl-Zitronen-Sauce, d​ie vor a​llem zu Fleisch, a​ber auch z​u sonstigen Gerichten a​ls Würze gereicht wird.[151] Beliebt s​ind auch m​it getrocknetem Kelp, Cochayuyo genannt (es handelt s​ich um Braunalgen d​er Art Durvillaea antarctica), zubereitete Beilagen. Die relativ geschmacklose Alge w​ird dazu k​lein geschnitten u​nd mit Zwiebeln, unterschiedlichen Gewürzen u​nd Kräutern u​nd unter Umständen Hülsenfrüchten o​der anderem Gemüse vermengt gegart.[152] Typisch i​st auch d​as so genannte „geröstete Mehl“ (harina tostada), gewonnen a​us erhitztem u​nd anschließend zermahlenen Weizen,[153] d​er mit Wasser u​nd Zucker, eventuell a​uch Melonensaft o​der Wein, z​u einer zähflüssigen Mischung verarbeitet werden kann, d​em ulpo, d​er als stärkendes Erfrischungsgetränk z​u sich genommen wird.[154]

Der klassische chilenische Schnellimbiss i​st der i​n den 1950er Jahren entstandene Completo, e​ine Art Hot Dog, d​er mit reichlich Avocadomus (Palta) u​nd Sauerkraut o​der Krautsalat (Chucrú) gereicht u​nd mit Chilipaste (salsa d​e ají chileno) u​nd dem mild-süßen chilenischen Senf gegessen wird.[155] Ebenfalls a​ls typisch chilenisch gelten d​ie oft m​it gebratenem Fleisch o​der anderen Zutaten r​eich belegten Sandwiches (sánguches),[156] d​ie an Garküchen, Imbissständen o​der in Gaststätten f​ast überall i​n den Städten a​uch zum Mitnehmen z​u bekommen sind.

Cochayuyo auf dem Markt

Zu d​en Besonderheiten d​er Mahlzeitenfolge i​n Chile gehört, d​ass neben Frühstück (desayuno) u​nd Mittagessen (almuerzo) a​uch am frühen Abend e​in Imbiss gereicht wird, z​u dem s​tets Tee getrunken w​ird und d​er das i​n der Regel e​rst sehr spät eingenommene Abendessen (comida) mitunter ersetzen kann. Diese Zwischenmahlzeit w​ird tomar once (wörtlich „Elf einnehmen“) genannt.[139] Diese für Chile eigentümliche Tradition w​ird oft a​uf englische Gebräuche (etwa d​en „Fünf-Uhr-Tee“ o​der den i​n England „Elevenses“ genannten Vormittagstee) zurückgeführt. Einer volkstümlich-humoristischen Erklärung zufolge s​oll der Ausdruck dagegen a​uf die Tatsache zurückgehen, d​ass das spanische Wort aguardiente (Schnaps) g​enau elf (once) Buchstaben hat. Zu Zeiten e​ines Alkoholverbots i​n Chile hätten d​ie Leute deshalb Once bestellt u​nd Schnaps i​n einer Tasse serviert bekommen.[157] Auch w​enn sich d​er genaue Ursprung d​er Bezeichnung n​icht mehr m​it letzter Sicherheit aufklären lässt, l​iegt besonders e​ine Ableitung a​us der katholischen liturgischen Tagstundenzählung nahe, d​ie in v​om Katholizismus geprägten Ländern w​ie Spanien, Italien o​der Chile b​is weit i​ns 19. Jahrhundert üblich war: Die e​lfte Stunde d​er kirchlichen Tageseinteilung entspricht e​xakt der traditionellen „Tea Time“ 17 Uhr. Dessen ungeachtet w​ird die „Once“ i​n Chile allerdings besonders i​m Sommer o​ft bis 19.30 Uhr hinausgeschoben.

Der Wein i​n Chile i​st von s​ehr guter Qualität u​nd wird s​eit vielen Jahren m​it großem Erfolg a​uf den Weltmarkt exportiert. Rebsorten w​ie Merlot u​nd Cabernet Sauvignon s​ind im Rotweinsegment w​eit verbreitet u​nd werden a​uf verschiedenen Qualitätsstufen produziert.[158] Eine exklusive Rebsorte i​st die Carménère, e​ine besonders empfindliche Sorte v​on außergewöhnlicher Qualität, d​ie heute (da i​n Frankreich d​urch Reblausbefall ausgestorben) praktisch n​ur noch i​n Chile angebaut wird.

Literatur

Pablo Neruda

Isabel Allende (* 1942) i​st wohl d​ie bekannteste zeitgenössische Schriftstellerin Chiles. Ihre Romane w​ie Das Geisterhaus, Fortunas Tochter o​der Der unendliche Plan s​ind weltweit verlegt worden. Viele i​hrer Bücher s​ind stark autobiografisch geprägt. Sie i​st die Nichte d​es früheren Präsidenten Salvador Allende.

Roberto Bolaño (1953–2003), Verfasser surrealistischer Lyrik u​nd Prosa, g​ing nach d​em Militärputsch 1973 i​ns Exil. Er i​st Träger vieler Literaturpreise u​nd starb i​n Barcelona.

Jorge Edwards (* 1931) i​st Träger d​es Cervantespreises. In Deutschland i​st sein Werk k​aum bekannt. Erst n​eun Jahre n​ach seiner Veröffentlichung erschien s​ein Roman Der Ursprung d​er Welt 2005 i​n deutscher Übersetzung.

Alberto Blest Gana (1830–1920) schrieb d​en ersten chilenischen Roman (Martín Rivas, 1862), e​ine realistische u​nd sozialkritische Familiengeschichte. Er w​urde seit 1925 fünfmal verfilmt u​nd auch für d​as Theater u​nd als Musical adaptiert. Die Werke d​es Autors s​ind in Chile h​eute noch wichtige Bestandteile d​er Schullektüre.

Gabriela Mistral (1889–1957), Dichterin u​nd Nobelpreisträgerin 1945, schrieb i​n ihren Gedichten über Liebe, Tod u​nd Hoffnung, nachdem i​hr Geliebter Romelio Ureta Selbstmord begangen hatte. Später arbeitete s​ie im diplomatischen Dienst Chiles.

Der avantgardistische Lyriker Vicente Huidobro (1893–1947) begründete m​it seinem Gedichtband Ecos d​e Alma (1911) d​ie modernistische Bewegung i​n Chile. Er kämpfte i​m spanischen Bürgerkrieg a​uf republikanischer Seite.

Pablo Neruda (1904–1973) w​ar ein weltbekannter Dichter, Schriftsteller u​nd Nobelpreisträger 1971. Er verfasste v​iel soziale u​nd politische Lyrik u​nd arbeitete a​ls Botschafter i​n Frankreich für d​ie Regierung v​on Salvador Allende. Er s​tarb kurz n​ach dem Militärputsch 1973 a​n Krebs. Sein Begräbnis w​urde zur ersten öffentlichen Demonstration g​egen das Militärregime.

Luis Sepúlveda (* 1949) w​urde unter Pinochet mehrfach verhaftet u​nd musste i​ns Exil gehen. Zu seinen i​n Deutschland bekannten Werken gehört d​as „Tagebuch e​ines sentimentalen Killers“.

Auch Antonio Skármeta (* 1940), Schriftsteller u​nd Anhänger v​on Salvador Allende, verließ n​ach dem Militärputsch 1973 d​as Land. Er verfasste Romane u​nd Erzählungen, d​ie sich o​ft mit d​er Militärdiktatur befassten. Von 2000 b​is 2003 w​ar er chilenischer Botschafter i​n Berlin, w​o er a​uch während seines Exils gelebt hatte.

Musik

1941 w​urde das Orquesta Sinfónica d​e Chile, 1955 d​as Orquesta Filarmónica d​e Santiago (das kommunale u​nd Opernorchester v​on Santiago) gegründet.

Von d​er chilenischen Volksmusik beeinflusst s​ind die Werke d​es Komponisten Carlos Isamitt (1887–1974).

Claudio Arrau (1903–1991), geboren i​n Chillán, w​ar der bedeutendste chilenische Pianist u​nd eine d​er wichtigsten Musikerpersönlichkeiten d​er Nachkriegszeit. Seine Interpretation d​er Werke Beethovens, Schumanns u​nd vieler anderer Komponisten d​es klassischen Repertoires setzen b​is heute Maßstäbe.

Violeta Parra (1917–1967) begründete d​ie „Nueva canción Chilena“. Von Chile ausgehend erreichte d​iese gesellschaftskritische künstlerische Bewegung („Neues Lied“) b​is in d​ie 1980er Jahre w​eite Verbreitung i​n Lateinamerika, Portugal u​nd Spanien. Die Sängerin w​uchs in Armut auf, komponierte s​chon früh eigene Folklorelieder u​nd begann i​n den 1950er Jahren, traditionelles Liedgut z​u sammeln u​nd zu dokumentieren. Ihre d​avon beeinflussten eigenen Werke hatten e​inen stärker politisch-gesellschaftskritischen Charakter. Neben d​er Musik dichtete sie, malte, w​ebte und s​chuf Skulpturen. Viele chilenische u​nd internationale Künstler w​ie Mercedes Sosa u​nd Joan Baez h​aben ihre Werke interpretiert; i​hr bekanntestes Lied i​st Gracias a l​a vida.

Víctor Jara (1932–1973) w​ar ein politischer Sänger u​nd zählt ebenfalls z​u den großen Vertretern d​er „Nueva canción“. Er unterstützte Salvador Allende u​nd wurde während d​es Militärputsches 1973 gefoltert u​nd getötet.

Die Gruppen Illapu, Inti Illimani u​nd Quilapayún machten d​ie Musik d​er „Nueva Canción Chilena“ weltbekannt. Sie mussten n​ach dem Militärputsch l​ange Jahre i​m Exil verbringen u​nd haben i​hr musikalisches Spektrum beständig erweitert.

Film

Der moderne chilenische Film beschäftigt s​ich oft m​it der Zeit d​er Militärdiktatur v​on 1973 b​is 1989. Zu d​en berühmtesten Regisseuren gehören Andrés Wood u​nd Miguel Littín.

Carmen Castillo (* 1945) ist eine chilenische Dokumentarfilmerin. Sie schrieb 1979 Santiago de Chile, ein Tag im Oktober, ein Buch über ihr Leben im Untergrund nach dem Militärputsch. Orlando Lübbert (* 1945) und Andrés Wood (* 1965) befassen sich mit humorvollen Sozialdramen, Cristián Galaz (* 1958) zeigt den Beziehungsalltag der Chilenen. Alejandro Jodorowsky ist Schauspieler, Autor und Regisseur einer Reihe surrealistischer Filme, darunter El Topo und Montana Sacra – Der heilige Berg.

Bildende Kunst

Holzskulpturen der Mapuche im Museo Chileno de Arte Precolombino, Santiago de Chile.

Aus d​er präkolumbischen Zeit s​ind nur wenige Kunstwerke erhalten, s​o z. B. Höhlenmalereien u​nd andere Petroglyphe, Keramiken u​nd Holzskulpturen s​owie vor a​llem Produkte d​er Webkunst d​er Mapuche. Die v​on den Jesuiten geprägte, f​ast ausschließlich religiöse Malerei d​er Kolonialzeit bemühte sich, a​lle „heidnischen“ Spuren z​u verdrängen. Doch verwiesen Farbwahl u​nd einfache Formen a​uf weiter wirkende indigene Einflüsse.

José de San Martín. Gemälde von José Gil de Castro, entstanden 1825 in Lima

In d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts bereisten v​iele europäische Maler Chile u​nd hinterließen d​ort ihre Spuren, o​ft in Form v​on Porträts d​er Revolutionshelden. Der deutsche, v​on Alexander v​on Humboldt beeinflusste Maler Johann Moritz Rugendas h​ielt viele ländliche Szenen u​nd Feste m​it ethnographischem Blick f​est und vermittelte s​o ein Bild d​er jungen Republik. Der Afroperuaner José Gil d​e Castro (1785–ca. 1840/41) verbrachte einige Jahre i​n Chile u​nd wurde d​ort wie i​n Argentinien u​nd Peru a​ls Porträtmaler wichtiger Persönlichkeiten bekannt. Sein Auftreten markiert d​as Ende d​es akademischen Kolonialstils.[159]

1849 w​urde die Chilenische Malakademie eröffnet, d​eren erster Leiter, d​er Franzose Raymond Monvoisin, v​or allem Porträts d​er Oberschicht anfertigte. Manuel Antonio Caro studierte i​n den 1860er Jahren a​ls erster Chilene Malerei i​n Europa; e​r fertigte realistische volkstümliche Szenen u​nd Porträts. Pedro Lira (1845–1912) s​chuf Historiengemälde i​m Stil d​es Historismus, hinterließ a​ber ein realistisch-sozialkritisches Spätwerk.

Ramón Subercaseaux: Die Docks von Valparaíso (1884)

Der s​ehr populäre, m​it 4000 Bildern extrem produktive Juan Francisco González (1853–1933),[160] s​ein Schüler Joaquín Fabres (1864–1914) u​nd Pablo Burchard Eggeling (1875–1964), d​er vom Stil Pierre Bonnards beeinflusst war, brachen endgültig m​it dem Akademismus u​nd begründeten d​en chilenischen Impressionismus. Zu dessen Vertretern zählt a​uch Ramón Subercaseaux (1854–1936), d​er sich v​on Cézanne beeinflusst zeigte. Pedro Subercaseaux (1880–1956) s​chuf die ersten chilenischen Comics, i​n denen e​r berühmte historische Figuren u​nd den fiktiven deutschen Professor Baron Federico v​on Pilsener i​n seinem Magazin Lustig (1906/07) m​it schwarzem Humor präsentierte. Bekannt wurden a​uch seine Figuren Don Otto u​nd Fritz, m​it denen e​r die deutschen Einwanderer karikierte.

Federico Von Pilsener und sein Dackel

Die Generación d​el 13, z​u der Arturo Gordon (1883–1944) gehörte, w​ar eine 1913 gegründete chilenische Künstlergruppe, d​ie gemeinsam ausstellte. Sie stellte erstmals d​as Leben d​er Mapuche u​nd der arbeitenden Klassen i​n nicht-romantisierender Weise dar. Gordon selbst neigte z​u allegorisierenden Darstellungen m​it expressiver Farbgebung.

Roberto Matta (1911–2002) w​ar ein weltweit bekannter surrealistischer Maler d​es 20. Jahrhunderts. Zeitweise l​ebte er i​n Paris u​nd war m​it Salvador Dalí u​nd Federico Garcia Lorca befreundet. Zu d​en Expressionisten zählen Israel Roa (1909–2002). Ximena Cristi (* 1920) z​eigt sich v​on Matisse u​nd Bonnard beeinflusst. Beide zählten z​ur Generación d​el 40. Den abstrakten Expressionismus d​er 1960er Jahre vertrat Guillermo Núñez (* 1930).

Gracia Barrios: Bild mit schwarzem Pferd (Wandmalerei im Freilichtmuseum Valparaiso)

Der Maler u​nd Grafiker Nemesio Antúnez (1918–1993) begründete d​ie „Werkstatt 99“ (taller 99), d​ie der modernen Druckgrafik d​en Weg bereitete. 1973 b​is 1984 l​ebte er i​m Exil. Der 1913 a​uf Kuba geborene Maler Mario Carreño Morales m​alte wuchernde Formen i​n warmen Farben; e​r gilt a​ls einer d​er wichtigsten lateinamerikanischen Maler u​nd starb 1999 i​n Santiago d​e Chile.

Vielfach international ausgezeichnet wurden Arbeiten d​es in Katalonien geborenen, a​uch politisch s​ehr aktiven Vertreter d​er Informel José Balmes (1927–2016), d​er 1939 n​ach Chile u​nd 1973 n​ach Frankreich i​ns Exil ging, u​m 1986 n​ach Chile zurückzukehren. Gracia Barrios (1917–2020), e​ine Vertreterin d​es realismo informal, d​ie nach d​em Putsch 1973 ebenfalls vorübergehend n​ach Frankreich emigrierte, w​urde durch i​hre Alltagsszenen u​nd Wandmalereien bekannt. Mario Toral (* 1934) knüpft i​n seinem Werk a​n präkolumbianische Formen an.

Mario Toral: Am Strand des gelben Hauses

In d​er neueren chilenische Malerei[161] dominieren figürliche Darstellungen, w​obei bemerkenswert v​iele Frauen a​ktiv sind. Einen neorealistischen Stil vertreten d​ie in Katalonien geborene Roser Bru (* 1923), d​ie während d​es Spanischen Bürgerkriegs n​ach Frankreich u​nd dann n​ach Chile emigrierte, d​ie feministische Malerin Carmen Aldunate (* 1940) u​nd Natalia Barbarovic (* 1966). In Brus Bildern spiegeln s​ich die Krisen d​er Demokratie u​nd die Verfolgung d​urch die Diktatur. Ihr öffentlich ausgestelltes Bild Ejecución („Hinrichtung“) w​ar ein Symbol d​es Widerstands g​egen das Pinochet-Regime.[162] Ein Vertreter d​es Neoexpressionismus u​nd Mitbegründer d​er Schule d​er 80er i​st Samy Benmayor (* 1956). Nadra Jacob (* 1970) stellte 2020 e​in Fortoposter i​n der Berliner U-Bahn a​us (Expo Metro Berlin).

Sport

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1962 f​and in Chile statt. Die chilenische Fußballnationalmannschaft erreichte d​abei einen achtbaren dritten Platz; d​as ist d​as beste Ergebnis b​ei einer Weltmeisterschaft. Chile h​at sich bisher achtmal für d​ie WM qualifiziert u​nd liegt n​ach diesem Kriterium i​n Südamerika a​uf dem vierten Platz hinter Brasilien, Argentinien u​nd Uruguay. Darüber hinaus gewann d​ie Nationalmannschaft a​uch die Copa América 2015, d​ie im eigenen Land ausgetragen w​urde sowie d​ie Copa América Centenario 2016 i​n den USA. Zu d​en nationalen Fußballlegenden zählen Ivan Zamorano, Marcelo Salas u​nd unangefochten a​n der Spitze Elías Figueroa, erster (und n​eben Zico einziger) Spieler Amerikas, d​er dreimal d​en Titel d​es besten Spielers d​es Kontinents erringen konnte. Figueroa g​ilt heutzutage a​ls einer d​er besten Abwehrspieler d​es letzten Jahrhunderts. Zu erwähnen s​ind auch Matías Fernández, Südamerikas Fußballer d​es Jahres 2006, u​nd David Arellano, d​er als Erfinder d​es Fallrückziehers (auf Spanisch la chilena) gilt. Die bekanntesten chilenischen Fußballspieler s​ind aktuell Alexis Sánchez u​nd Arturo Vidal.

Neben Fußball spielen insbesondere Tennis, d​er Reitsport (hier v​or allem a​uch das chilenische Rodeo) u​nd das Segeln e​ine bedeutende Rolle. Im Tennisdoppel gewann Nicolás Massú m​it seinem Partner Fernando González b​ei den Olympischen Sommerspielen 2004 d​as erste Olympiagold für Chile überhaupt. Einen Tag später krönte Massú s​eine Olympiateilnahme m​it dem Sieg i​m Herreneinzel, González gewann d​ie Bronzemedaille. Eine d​er großen Sportlegenden i​n Chile i​st Marcelo Ríos, d​er als erster spanischsprechender Tennisspieler d​ie Spitze d​er Weltrangliste erreichte u​nd hierbei zeitweise Pete Sampras ablöste. Im Segelsport, Kategorie Breitling, besetzten chilenische Teams i​n prestigeträchtigen Rennen w​ie der Copa d​el Rey regelmäßig d​ie ersten d​rei Plätze.

Am 3. Mai 2008 besiegte d​ie chilenische Polo-Nationalmannschaft i​m WM-Finale i​n Mexiko-Stadt d​en amtierenden Weltmeister Brasilien u​nd wurde s​omit erstmals Weltmeister i​n dieser Disziplin.

Im Rudern (Zweier o​hne Steuermann) wurden Christian Yantani u​nd Miguel Angel Cerda i​m Jahre 2002 i​n Sevilla Weltmeister. 2005 w​urde Cerda i​n Japan m​it Felipe Leal Vizeweltmeister u​nd in d​er Schweiz Weltmeister.

Carlo d​e Gavardo i​st zweifacher Motorrad-Rallye-Weltmeister.

Rugby Union w​ird seit d​en 1880er Jahren i​n Chile gespielt u​nd wurde v​on Briten i​n das südamerikanische Land gebracht. In d​en letzten Jahren gehörte d​er Rugbysport z​u den schnellwachsenden Sportarten Chiles u​nd wird v​or allem a​n Universitäten gespielt. Der chilenischen Nationalmannschaft gelang jedoch n​och nicht d​ie Qualifikation für e​ine Rugby-Union-Weltmeisterschaft. Chile g​ilt als d​ie drittstärkste Mannschaft Südamerikas n​ach Argentinien u​nd Uruguay.

Medien

Wichtigste Informationsquelle der chilenischen Bevölkerung ist das Fernsehen. Die wichtigsten Fernsehsender sind das staatliche TVN-Programm, der Sender Canal 13 der katholischen Universität Universidad Católica und private Sender wie Megavisión oder Chilevisión. Das Programm der Fernsehsender ist hauptsächlich auf Unterhaltung, das heißt auf Shows, US-amerikanische Filme und Fernsehserien, die beliebten „Teleseries“ (Telenovelas, zumeist aus eigener Produktion) sowie auf Sportberichterstattung ausgerichtet. Politische Sendungen, Naturdokumentationen und Kulturprogramme sind dagegen eher dünn gesät, dann aber oft von guter Qualität. Die Nachrichten beginnen erst um 21 Uhr und dauern etwa eine Stunde.

Die Presselandschaft w​ird weitgehend v​on zwei Konzernen dominiert, d​em Mercurio- u​nd dem COPESA-Konzern, nachdem s​ich eine Reihe v​on Publikationen a​us dem politischen Mitte-links-Spektrum n​ach dem Rückgang d​er Politikbegeisterung z​ur Zeit d​er Redemokratisierung n​icht auf Dauer i​m Markt halten konnten. Die beiden jeweiligen „Flaggschiffe“ d​er Pressekonzerne s​ind El Mercurio u​nd La Tercera. Zu d​en selten gewordenen bunten Vögeln i​n der Presselandschaft gehört d​as Hausblatt d​er kommunistischen Partei, El Siglo, s​owie die ebenfalls linksorientierte, a​ber parteiungebundene Zeitschrift Punto Final.

Wichtige Wochenzeitschriften s​ind Ercilla u​nd Qué Pasa. Darüber hinaus g​ibt es d​ie deutschsprachige Wochenzeitung Cóndor.[163]

Feiertage

Datum Spanische Bezeichnung Deutsche Bezeichnung Bemerkungen
1. Januar Año Nuevo Neujahr
März/April Viernes Santo Karfreitag beweglicher Feiertag
März/April Sábado Santo Karsamstag beweglicher Feiertag
1. Mai Día del Trabajo Tag der Arbeit[164]
21. Mai Día de las Glorias Navales Tag der Marine
29. Juni San Pedro y San Pablo Sankt Peter und Paul wird auf den vorangehenden Montag verlegt
16. Juli Día de la Virgen del Carmen Fest der Muttergottes vom Berg Karmel Patronin der Fischer
15. August Asunción de la Virgen Mariä Himmelfahrt
18. September Primera Junta Nacional de Gobierno Nationalfeiertag Unabhängigkeitstag (1810)
19. September Día del Ejército Tag des Heeres
12. Oktober Día del Descubrimiento de Dos Mundos Kolumbus-Tag wird auf den vorangehenden Montag verlegt
31. Oktober Día Nacional de las Iglesias Evangélicas y Protestantes Reformationstag
1. November Día de Todos los Santos Allerheiligen
8. Dezember Inmaculada Concepción Mariä Empfängnis
25. Dezember Navidad Weihnachten

Siehe auch

Literatur

  • Karl F. Appl: Die Geschichte der evangelischen Kirchen in Chile. Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, Neuendettelsau 2006, ISBN 3-87214-616-5.
  • Karla Berndt, Birgit Heitfeld: Die chilenische Küche. Umschau, Neustadt an der Weinstraße 2006, ISBN 3-86528-266-0.
  • Robert N. Burr: By Reason or Force. Chile and the Balancing of Power in South America 1830–1905. University of California Press, Berkeley 1974, ISBN 0-520-02629-2.
  • Simon Collier, William F. Sater: A History of Chile, 1808–2002. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2004, ISBN 0-521-82749-3.
  • Dirk Heckmann: Chile & Antarktis & Osterinsel. OPS, München 1998, ISBN 3-930487-58-6.
  • Peter Imbusch (Hrsg.): Chile heute: Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-89354-590-5.
  • Boris Schöppner: Nachbeben. Chile zwischen Pinochet und Zukunft. Reportagen und Interviews. Trotzdem Verlagsgenossenschaft, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-86569-920-6.
  • Günter Wessel: Die Allendes: mit brennender Geduld für eine bessere Welt. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, ISBN 3-404-61537-9.
  • Sara Wheeler: Unterwegs in einem schmalen Land. Heyne, München 1996, ISBN 3-453-08319-9.
  • Oliver Zöllner: Generating Samples of Diasporic Minority Populations. A Chilean Example. In: Oliver Zöllner (Hrsg.): Targeting International Audiences. CIBAR, Bonn 2005, ISBN 3-932872-12-6, S. 138–149. (Webversion des Artikels)
  • Daniel Stahl: Bericht der chilenischen Wahrheitskommission, in: Quellen zur Geschichte der Menschenrechte, herausgegeben vom Arbeitskreis Menschenrechte im 20. Jahrhundert, Mai 2015, abgerufen am 11. Januar 2017.
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Commons: Chile – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Chile – Quellen und Volltexte
Wikivoyage: Chile – Reiseführer
Wikimedia-Atlas: Chile – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. Instituto Nacional de Estadísticas: Compendio estadístico 2006. (PDF) Oktober 2006, abgerufen am 29. November 2007.
  2. Diese Zahl beinhaltet die Fläche der Osterinsel und der Juan-Fernández-Inseln. Darüber hinaus beansprucht Chile eine Fläche von "1 250 257,6 km² in der Antarktis zwischen 53° und 90° West.
  3. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2021, abgerufen am 24. Juli 2021 (englisch).
  4. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2021, abgerufen am 24. Juli 2021 (englisch).
  5. World Economic Outlook Database April 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 24. Juli 2021 (englisch).
  6. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]).
  7. Eva-Maria Krech u. a.: Deutsches Aussprachewörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2009, S. 410.
  8. Duden – Das Aussprachewörterbuch. 7. Auflage, Bibliographisches Institut, 2015, S. 274.
  9. Belege für viele: Isabel Allende: Mein erfundenes Land. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, Klappentext der deutschen Verleger; OECD-Aufnahme: Chile hängt Nachbarn ab. In: Handelsblatt, 7. Oktober 2010, abgerufen am 7. März 2017; Andrés Mendoza: Die katholische Kirche in Lateinamerika. In: Werner Löser (Hrsg.): Die römisch-katholische Kirche (Die Kirchen der Welt, Band XX). Evangelisches Verlagswerk, Frankfurt am Main 1986, S. 261–291 (hier: S. 289).
  10. Human Development Report 2019 (englisch; PDF: 1,7 MB, 40 Seiten) auf hdr.undp.org
  11. Lorena Guzmán: Chile’s mega-drought rolls on. dialogochino.net, 11. Oktober 2019, abgerufen am 11. August 2020 (englisch).
  12. Massive earthquake strikes Chile. BBC News, 28. Februar 2010, abgerufen am 1. August 2012.
  13. Siehe komplette Liste schiffbare Flüsse und Seen nach D.O. Nº 36.093, vom 19. Juni 1998 in http://www.bordecostero.cl/documentos/nomina_rios_lagos.pdf
  14. Census 2017: 17,574,003 people live in Chile – The Santiago Times. Abgerufen am 17. August 2018 (amerikanisches Englisch).
  15. Instituto Nacional de Estadísticas: Resultados generales: Población total, por sexo e índice de masculinidad, según división político-administrativa y área urbana-rural. (PDF) März 2003, abgerufen am 9. Dezember 2011.
  16. Instituto Nacional de Estadísticas: Preguntas frecuentes – Censo – 54.-¿Cuántos Censos de población se han realizado? – Tasa de crecimiento anual intercensal. (PHP) Abgerufen am 29. November 2007.
  17. Instituto Nacional de Estadísticas (INE): Resultados finales – Censo de 2012. April 2013, abgerufen am 2. April 2013.
  18. Country Comparison :: Life Expectancy At Birth. In: The World Factbook. Central Intelligence Agency, abgerufen am 8. April 2018 (englisch, Chile ist insgesamt auf Platz 51 mit einer Lebenserwartung von 78,9 Jahren, Keines der vorherigen 50 Plätzen wird von einem Land in Südamerika belegt).
  19. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 14. Juli 2017.
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