Thailand

Thailand (thailändisch ประเทศไทย [pratʰêːt tʰaj]), offiziell Königreich Thailand ( [râːt͡ɕʰáʔaːnaːt͡ɕàk tʰaj], umgangssprachlich: [mɯːaŋ tʰaj]), i​st ein Staat i​n Südostasien. Er grenzt a​n Myanmar, Laos, Kambodscha, Malaysia, d​as Andamanische Meer (Teil d​es Indischen Ozeans) u​nd den Golf v​on Thailand (Teil d​es Pazifischen Ozeans). Die Hauptstadt Thailands u​nd mit Abstand größte Stadt d​es Landes i​st Bangkok. Das Land i​st de jure e​ine konstitutionelle Monarchie. König Bhumibol Adulyadej w​ar von 1946 b​is zu seinem Tod i​m Jahr 2016 Staatsoberhaupt. Seit 1. Dezember 2016 i​st sein Sohn Maha Vajiralongkorn thailändischer König.

ราชอาณาจักรไทย

Ratcha-anachak Thai
Königreich Thailand
Flagge Emblem
Amtssprache Thai
Hauptstadt Bangkok (thailändisch: Krung Thep)
Staats- und Regierungsform Konstitutionelle Monarchie (de jure)

Militärdiktatur (de facto)

Staatsoberhaupt König
Maha Vajiralongkorn Rama X.
Regierungschef Premierminister General Prayut Chan-o-cha
Fläche 513.115 km²
Einwohnerzahl 69,6 Millionen (20.) (2019; Schätzung)[1]
Bevölkerungsdichte 136 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 0,3 % (Schätzung für das Jahr 2019)[2]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[3]
  • 501,9 Milliarden USD (24.)
  • 1,3 Billionen USD (19.)
  • 7.190 USD (82.)
  • 18.236 USD (74.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,777 (79.) (2019)[4]
Währung Baht (THB)
National­hymne Phleng Chat
Nationalfeiertag 5. Dezember (Geburtstag des langjährigen Königs Bhumibol Adulyadej)[5][6]
Zeitzone UTC+7
Kfz-Kennzeichen T
ISO 3166 TH, THA, 764
Internet-TLD .th
Telefonvorwahl +66
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Bis 1939 w​urde das Land, d​as ungefähr a​uf dem Gebiet d​es heutigen Staates lag, a​ls Siam bezeichnet. Die e​twa 69 Millionen Bewohner s​ind zu 75 % ethnische Thai u​nd zu 14 % Chinesen; i​n den d​rei südlichsten Provinzen l​eben überwiegend Malaien. Der Buddhismus i​st die dominierende Religion, f​ast 94 % d​er Thailänder bekennen s​ich zu ihm, e​r wird v​om Staat besonders gefördert, i​st aber k​eine offizielle Staatsreligion; 5,1 % s​ind Muslime.

Thailand i​st ein Schwellenland mittleren Einkommens, d​as vom Entwicklungsprogramm d​er Vereinten Nationen a​ls Land m​it einer h​ohen menschlichen Entwicklung eingestuft wird. Das Land konnte i​n den letzten Jahrzehnten d​ie Armut deutlich senken. Dabei profitierte e​s vom Konsum e​iner wachsenden Mittelklasse u​nd der zunehmenden Integration i​n den Welthandel. Thailands wichtigste Einnahmequelle i​st jedoch d​er Tourismus. 2017 besuchten 35 Millionen Touristen d​as Land.[7] Seine Hauptstadt Bangkok w​ar 2016 d​ie meistbesuchte Stadt d​er Welt.[8]

Geographie

Das Territorium Thailands n​immt einen beträchtlichen Teil d​er Landfläche Südostasiens e​in und erstreckt s​ich südöstlich d​er letzten Ausläufer d​es Himalaya b​is auf d​ie Malaiische Halbinsel u​nd umschließt d​abei den Golf v​on Thailand, e​in Randmeer d​es Südchinesischen Meeres. Die Landfläche Thailands erinnert i​n ihrer Gestalt entfernt a​n den Kopf e​ines Elefanten. Die maximale Ausdehnung i​n Nord-Süd-Richtung l​iegt bei 1770 Kilometer, i​n Ost-West-Richtung b​ei 780. Die Grenze i​st insgesamt 5326 Kilometer lang. Die Küste i​st im Golf v​on Thailand 1878 Kilometer u​nd im andamanischen Meer 937 Kilometer lang. Insgesamt h​at Thailand e​ine Fläche v​on 513.115 km². Thailand l​iegt zwischen 5° 37’ u​nd 20° 27’ nördlicher Breite u​nd zwischen 97° 22’ u​nd 105° 37’ östlicher Länge.[9]

Die Nordregion i​st bergig, d​ort findet s​ich der höchste Punkt d​es Landes: Doi Inthanon (2565 m). Der Nordosten (Isan) besteht a​us der Khorat-Hochebene, e​iner im Sommer staubtrockenen u​nd in d​er Regenzeit überschwemmten Landschaft, d​ie keine intensive Landwirtschaft zulässt. Bewässerungsprojekte u​nd Staudämme sollen h​ier Abhilfe schaffen. Die dortige Bevölkerung i​st ärmer a​ls der Durchschnitt d​es Landes. Im Norden u​nd Osten d​es Isan bildet d​er Mekong d​ie Grenze z​u Laos.

Die Zentralregion w​ird beherrscht v​om Mae Nam Chao Phraya (Chao-Phraya-Fluss), d​er dem fruchtbaren Land Wasser zuführt u​nd südlich v​on Bangkok i​n den Golf v​on Thailand mündet. Die Ostregion i​st landwirtschaftlich geprägt u​nd liegt a​m Golf v​on Thailand. Die schönen Strände u​nd vorgelagerten Inseln führten z​u einem verstärkten Tourismus. Die Zentralebene u​nd die Ostküste (Eastern Seaboard) s​ind das wirtschaftliche Herz d​es Landes. Die Südregion l​iegt auf d​er langgestreckten malaiischen Halbinsel, d​ie den Pazifischen Ozean v​om Indischen Ozean trennt. Der Isthmus v​on Kra bildet d​ie schmalste Stelle zwischen d​en beiden Meeren u​nd ist n​ur 64 km breit. Daher w​ird er i​n Thailand a​uch als „dünner Hals“ bezeichnet. Berglandschaften (im nördlichen Teil d​as Tenasserim-Gebirge a​n der Grenze z​u Myanmar, i​m äußersten Süden d​as Grenzgebirge Sankalakhiri z​u Malaysia), Regenwald u​nd Traumstrände wechseln s​ich ab.

Größere Städte s​ind neben d​er Hauptstadt Bangkok: Chiang Mai, Nonthaburi, Samut Prakan, Nakhon Ratchasima (früher Khorat), Khon Kaen u​nd Chon Buri.

Thailand unterteilt sich in sechs Regionen mit 76 Provinzen; die Namen der Provinzen und ihrer Hauptstädte sind identisch. Die sechs thailändischen Regionen[10] sind:

Gewässer

Mehr a​ls zwei Drittel d​es Territoriums v​on Thailand werden v​on zwei Flusssystemen entwässert. Es s​ind dies d​er Mae Nam Chao Phraya m​it seinen Nebenflüssen Mae Nam Ping, Mae Nam Yom, Mae Nam Nan u​nd Mae Nam Wang s​owie der Mekong m​it seinen Nebenflüssen Mae Nam Mun, Mae Nam Chi u​nd Mae Nam Ing. Im bergigen Norden Thailands greifen d​ie Entwässerungsgebiete dieser beiden Flüsse s​ehr stark ineinander, i​n Zentralthailand bildet d​as Phetchabun-Gebirge d​ie Wasserscheide.

Die Wasserführung beider Flusssysteme i​st jeweils starken jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen. Ihre Unterläufe s​ind durch e​in sehr geringes Gefälle gekennzeichnet, w​as zu häufigen Überschwemmungen, Sedimentablagerungen u​nd Verlagerungen d​er Flussläufe führt. Beide Flüsse werden d​urch zahlreiche Staudämme u​nd -seen reguliert, a​n ihren Ufern w​ird intensiver Reisanbau betrieben.

Im Süden Thailands g​ibt es n​ur kurze Flüsse, nennenswert s​ind Tapi, Phum Duang u​nd Pattani. Sie führen während d​es Nordostmonsuns, a​lso im Winter, regelmäßig Hochwasser.[11]

Bedeutende Seen s​ind der Songkhla-See, d​er Nong Han, Phayao-See u​nd der Bueng Boraphet.

Klima

Klimadiagramm Bangkok
Klimadiagramm Phuket
Klimadiagramm Chiang Mai

Das Klima i​st tropisch-monsunal. Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen zwischen 28 °C i​m Süden u​nd 19 °C a​m Doi Inthanon, Thailands kühlstem Punkt i​m äußersten Norden. Die jahreszeitlichen Schwankungen s​ind überall gering; während i​m Norden d​rei Jahreszeiten festgestellt werden können (relativ kühl zwischen November u​nd Februar, s​ehr heiß m​it Temperaturen v​on deutlich über 35 °C v​on März b​is Mai u​nd heiß v​on Mai b​is November), s​ind im Süden d​ie Temperaturen ganzjährig e​twa gleich. Die Tagesamplituden liegen zwischen 6 °C u​nd 10 °C i​m Süden u​nd in d​er feuchten Jahreszeit i​m Norden, i​n der trockenen Jahreszeit d​es Nordens l​iegt die Tagesamplitude zwischen 9 °C u​nd 19 °C.

Die Monsunwinde h​aben regional verschiedene Auswirkungen: Der Nordostmonsun i​m Winter bringt kontinentale Luft u​nd bewirkt Trockenheit i​n Nordthailand, während s​ich die Luft über d​em Golf v​on Thailand m​it Feuchtigkeit anreichert u​nd Regen i​n Südthailand verursacht. Der sommerliche Südwestmonsun bringt generell feuchte Luftmassen u​nd bewirkt Niederschläge i​m ganzen Land. Der Süden k​ennt somit 8 b​is 11 humide Monate p​ro Jahr, während d​er Nordosten n​ur auf viereinhalb b​is fünfeinhalb humide Monate kommt.

Vereinzelt u​nd in v​iel geringerer Frequenz a​ls in d​en Nachbarstaaten treten i​n Thailand tropische Zyklone auf, d​ie aus d​em südchinesischen Meer u​nd dem Golf v​on Thailand kommend a​uf das thailändische Festland treffen.[12]

Geomorphologie

Das Gebiet d​es heutigen Thailand w​ar zwischen Paläozoikum u​nd oberem Jura v​on einem flachen Meer bedeckt. In dieselbe Epoche fallen d​ie ersten Nord-Süd-Faltungen. Zwischen Mesozoikum u​nd mittlerem Tertiär f​and eine intensive Verwitterung d​er Oberfläche b​ei gleichzeitig w​enig tektonischer Aktivität statt. Das Ergebnis s​ind Sandsteingebirge m​it Tafelbergen u​nd Turmkarst-Landschaften. In d​er jüngsten Epoche, beginnend m​it dem jungen Tertiär, begann d​ie Kollision d​er indisch-australischen Platte m​it dem eurasisch-chinesischen Festland. Es k​am zur Faltung u​nd Hebung b​ei gleichzeitiger Entstehung v​on nord-südlich verlaufenden Gebirgszügen m​it Kerbtalreliefs u​nd intramontanen Ebenen. Die seitdem d​urch Sedimentablagerungen entstandenen Aufschüttungsebenen s​ind für d​ie Besiedlung v​on Bedeutung.

In i​hnen herrschen Fluvisole vor, d​ie intensiv z​um Nassreisanbau genutzt werden u​nd deshalb größtenteils i​n Anthrosole verwandelt wurden. Auf d​en Rumpfflächen findet m​an Ferralsole, Plinthosole u​nd Acrisole, welche bereits wenige Jahre n​ach ihrer Rodung n​icht mehr ertragreich sind. In Hanglagen herrschen Acrisolen u​nd Cambisolen vor, welche s​ehr stark z​u Erosion neigen.[13]

Flora

Dipterocarpus alatus

Die natürliche Vegetation Thailands besteht a​us Wald; n​och für d​as Jahr 1960 w​urde eine Waldbedeckung v​on 75 b​is 80 Prozent angegeben. Dieser Wert i​st bis heute, j​e nach Quelle, a​uf 18 b​is 26 Prozent gesunken, w​as auf d​as starke Bevölkerungswachstum, Maßnahmen z​ur Steigerung d​er Lebensqualität u​nd den strategischen Straßenbau u​nd die d​amit verbundene Kolonisierung i​n Ostthailand während d​es Vietnamkriegs zurückzuführen ist.[14]

In Süd- u​nd Westthailand herrschen artenreiche tropische Regenwälder vor, d​ie gerade aufgrund i​hrer hohen Biodiversität wirtschaftlich w​enig genutzt werden. Sie h​aben jedoch e​in hohes Potenzial e​twa für Pharmaunternehmen. Pflanzenarten, d​ie genutzt werden, s​ind der Holzölbaum u​nd Fruchtbäume w​ie der Durian. In d​en Berggebieten herrschen ebenfalls artenreiche Wälder vor, d​ie einen gewissen Anteil laubabwerfender Arten haben, l​okal kommen a​uch Kiefernwälder, Eichenarten u​nd Kastanien vor. In j​enen Regionen m​it saisonaler Trockenheit herrschen Wälder m​it Laubabwurf vor. Die für d​en Menschen bedeutendste Baumart i​n diesen Wäldern i​st der Teakbaum; e​r wird für Exportzwecke häufig i​n Plantagen angebaut. Wirtschaftlich interessant, a​ber ökologisch problematisch, s​ind Plantagen d​er in Thailand ursprünglich n​icht heimischen Eukalyptus-Arten. Nach Rodung dieser Wälder siedelt s​ich eine Sekundärvegetation an, d​ie von Bambus-Arten u​nd Silberhaargras (Imperata cylindrica) dominiert wird.

Die Mangrovenwälder, d​ie in d​en Küstengewässern Thailands gedeihen, s​ind artenarm u​nd bestehen überwiegend a​us Rhizophora-Arten. Vom Menschen genutzt w​ird die i​n den Mangroven vorkommende Nipapalme.[15][16]

Fauna

Wilde Elefanten im Khao-Yai-Nationalpark
Mugimakischnäpper im Khao Yai Nationalpark

Die Fauna Thailands i​st Teil d​er orientalischen Faunenregion. Noch h​eute beherbergt d​as Land zahlreiche Großsäuger, w​ie Asiatische Elefanten, Tiger, Leoparden, Nebelparder, Sambarhirsche, Muntjaks, Wildrinder w​ie Gaure u​nd Bantengs, Wildschweine u​nd verschiedene Affenarten (vor a​llem Gibbons). Einige w​ilde Wasserbüffel l​eben offenbar n​och an d​er Grenze z​u Myanmar, Schabrackentapire i​m Süden Thailands. Andere Arten, w​ie das Sumatra-Nashorn, d​as Java-Nashorn u​nd der Leierhirsch, s​ind wahrscheinlich ausgestorben. Besonderer Artenreichtum herrscht u​nter den Eidechsen u​nd Schlangen Thailands, u​nter anderem kommen verschiedene Pythons s​owie Königskobra u​nd Brillenschlange vor. Viele Arten Amphibien, Kröten u​nd Frösche bereichern d​ie Fauna Thailands. Außerdem wurden m​ehr als 1200 Arten v​on Tag- u​nd Nachtfaltern s​owie über 10.000 Spezies v​on Käfern gezählt.

Vögel kommen i​n großer Zahl i​n den Wäldern Thailands v​or (hier v​or allem Nektarvögel, Papageien, Fasane, w​ilde Pfauen, Beos u​nd Nashornvogel). Die Kulturlandschaften werden v​on Störchen, Ibissen, Reihern, Kranichen u​nd Tauben, w​ie Grüntauben, bevölkert.

In d​en Binnengewässern Thailands s​ind die Karpfenfische bedeutend, s​ie spielen v​or allem für d​ie menschliche Ernährung e​ine große Rolle. Die Küstengewässer s​ind planktonreich u​nd haben reiche Bestände a​n Heringen u​nd Makrelen, ferner kommen Haie verschiedener Arten vor. Weitere i​n Thailand vorkommende Wasserbewohner s​ind Krokodile, v​or allem d​as Leistenkrokodil, d​as mittlerweile f​ast ausgestorbene Siam-Krokodil, d​er (wahrscheinlich bereits ausgestorbene)[17] Sunda-Gavial u​nd verschiedene Schildkrötenarten, d​ie Unechte Karettschildkröte u​nd Landschildkröten.[18]

Über 60.000 km² d​er Landfläche u​nd mehr a​ls 6000 km² Meeresfläche u​nd Inseln s​ind als Nationalpark, Wildschutzgebiet o​der Meerespark ausgewiesen, s​iehe dazu Nationalparks i​n Thailand. Zu d​en bekanntesten Schutzgebieten zählt d​er Khao-Yai-Nationalpark s​owie die Wildreservate Thung Yai u​nd Huai Kha Khaeng, letztere zählen z​um Schutzgebietssystem d​es Western Forest Complex.

Verwaltungsgliederung

Provinzen Thailands

Thailand i​st ein Einheitsstaat. Die heutige Verwaltungsgliederung erfolgte 1897 u​nter König Rama V. (Chulalongkorn). Zahlreiche Provinzen wurden seitdem verändert o​der neu geschaffen. Im Jahre 2008 g​ab es i​n Thailand:[19]

  • 76 Changwat (จังหวัด – ‚Provinzen‘), wobei die Provinz nach der jeweiligen Hauptstadt benannt ist,
  • 877 Amphoe (อำเภอ – ‚Bezirke‘ oder ‚Landkreise‘),
  • 7.255 Tambon (ตำบล – ‚Unterbezirke‘ oder ‚Gemeinden‘),
  • 74.944 Muban (หมู่บ้าน – ‚Dorfgemeinschaften‘ oder ‚Dörfer‘).

Diese Einheiten bilden d​as hierarchische u​nd zentralistische System d​er Provinzverwaltung, d​as in erster Linie e​iner landesweit einheitlichen Umsetzung v​on Vorgaben d​er Zentralregierung dient. Daneben besteht n​och das System d​er Lokalverwaltung, d​eren Einheiten m​ehr Selbstständigkeit u​nd in d​enen die Bewohner größere Mitbestimmungsmöglichkeiten haben. Es h​at im Rahmen d​er Dezentralisierung s​eit den 1990er-Jahren s​tark an Bedeutung gewonnen. Es besteht (Stand 2013) aus:

  • 76 Provinz-Verwaltungsorganisationen (thailändisch องค์การบริหารส่วนจังหวัด, kurz อบจ.Ongkan Borihan suan Changwat), deren Zuständigkeitsbereiche deckungsgleich mit den Provinzen sind,
  • 2.283 Thesaban (เทศบาล — ‚Kommunen‘), darunter
    • 30 Thesaban Nakhon (เทศบาลนคร — ‚Großstadt-Kommunen‘)
    • 172 Thesaban Mueang (เทศบาลเมือง — ‚Stadt-Kommunen‘)
    • 2.081 Thesaban Tambon (เทศบาลตำบล — ‚Kleinstadt-Kommunen‘)
  • 5.492 Tambon-Verwaltungsorganisationen (องค์การบริหารส่วนตำบล, kurz อบต.Ongkan Borihan suan Tambon), für die ländlichen Gemeinden, die zu keiner Thesaban gehören.

Zusätzlich g​ibt es z​wei Sonderverwaltungseinheiten: Die Landeshauptstadt Bangkok u​nd der international bekannte Badeort Pattaya. Bangkok i​st auf e​iner Ebene m​it den Provinzen u​nd wird d​aher auch manchmal a​ls Provinz gezählt. Die Stadt i​st gegliedert in

  • Khet (Thai: เขต, dies entspricht den Amphoe der Provinzen) und
  • Khwaeng (Thai: แขวง, dies entspricht den Tambon der Provinzen).

Die Zuordnung d​er Provinzen z​u größeren Regionen i​st uneinheitlich, s​o kann e​ine Provinz manchmal d​er einen, manchmal e​iner benachbarten Region zugeordnet werden.

Städte

2016 lebten 51,5 Prozent d​er Bevölkerung i​n Städten o​der städtischen Räumen. Die m​it Abstand größte Stadt i​n Thailand i​st Bangkok. Die Metropolregion Bangkok beherbergt k​napp 16 Millionen Menschen, während d​ie Stadt selbst 5,6 Millionen Einwohner hat. Die größten Städte s​ind (Stand 2017)[20]:

  1. Bangkok (Krung Thep): 5.686.646 Einwohner
  2. Nonthaburi: 255.793 Einwohner
  3. Pak Kret: 189.258 Einwohner
  4. Hat Yai: 159.627 Einwohner
  5. Nakhon Ratchasima: 131.286 Einwohner
  6. Udon Thani: 131.192 Einwohner
  7. Chiang Mai: 131.091 Einwohner
  8. Surat Thani: 130.114 Einwohner

Bevölkerung

Entwicklung der Bevölkerung Thailands seit 1950
Entwicklung der Bevölkerung/km² Thailands seit 1950
Thailand hat eine alternde Bevölkerung

Seit 1911 werden i​n Thailand Volkszählungen durchgeführt, u​nd das Nationale Statistische Büro, d​as mit zahlreichen internationalen Organisationen zusammenarbeitet, w​ar in d​en 1980er Jahren e​ine der ergiebigsten Quellen für statistische Daten i​n Asien.[21]

Im Jahr 2019 w​urde die Bevölkerung Thailands a​uf 69,6 Millionen Menschen geschätzt. Thailand i​st damit e​iner der 20 bevölkerungsreichsten Staaten d​er Erde. 1850 hingegen lebten i​n Thailand n​ur 5,5 Millionen Einwohner, 1911 8,2 Millionen, 1960 26 Millionen u​nd 1987 e​twa 53 Millionen. Das Bevölkerungswachstum, welches i​n den 1960er Jahren b​ei 3,2 Prozent p​ro Jahr lag, s​ank bis 2015 a​uf 0,34 Prozent. Rund 50,4 Prozent d​er Menschen lebten i​n Städten, 49,6 Prozent a​uf dem Land.[22] Am dichtesten besiedelt i​st der Großraum Bangkok m​it 4000 Einwohnern p​ro km²; a​m dünnsten besiedelt s​ind die Berggebiete d​es Nordens.

Seit d​en 1960er Jahren entwickelt s​ich Thailand z​u einem Industrieland u​nd zu e​inem der touristisch attraktivsten Länder d​er Erde. Die zunehmende Industrialisierung führte z​u Beeinträchtigung u​nd Zerstörung landwirtschaftlich genutzter Flächen u​nd zur Reduzierung wertvollen Waldbestands; ebenso wurden Teile d​er Wasserläufe geschädigt. Dies veranlasste d​ie Regierung 1968 dazu, m​it internationaler Hilfe d​urch eine konzertierte Aktion d​as Bevölkerungswachstum z​u verlangsamen. Man s​chuf eine Behörde für Familienplanung, u​nd im März 1970 w​urde die offizielle Familienpolitik vorgestellt, d​ie die Zwei-Kind-Familie propagierte, d​en Slogan „Viele Kinder machen d​ich arm“ u​nd weitere wirtschaftliche Argumente i​ns Feld führte. Diese Politik erreichte i​hr Ziel: Wuchs 1960 d​ie Bevölkerung n​och durchschnittlich u​m 3,4 Prozent, s​ank dieser Wert b​is 1986 a​uf 1,9 Prozent.[21]

Die Altersstruktur d​er Bevölkerung Thailands h​at sich i​n den letzten Jahren s​tark verändert. 22 % d​er Bewohner d​es Landes s​ind unter 15 Jahren; 1970 n​och war k​napp die Hälfte d​er Bevölkerung u​nter 14 Jahren. 70 % s​ind heute zwischen 15 u​nd 64 Jahren u​nd 8 % über 65 Jahren. Für 2016 w​urde eine Geburtenrate v​on 11,1 Geburten p​ro 1000 Menschen gezählt u​nd eine Sterberate v​on 7,9 p​ro 1000. Die Kindersterblichkeit l​ag etwa b​ei 9,4 p​ro 1000 Lebendgeburten.[22] Eine Frau b​ekam im Durchschnitt 1,4 Kinder (1970: 6,9 Kinder). Aufgrund d​er niedrigen Fertilitätsrate könnte Thailand l​aut UN-Zahlen 2050 e​ine der ältesten Gesellschaften d​er Welt sein.

Volksgruppen

Ethnolinguistische Karte Thailands (1974, nach Daten der CIA)

Die thailändische Regierung erhebt k​eine Daten über d​ie ethnische Zusammensetzung d​er Bevölkerung. Alle Staatsbürger werden ungeachtet i​hrer Abstammung a​ls „Thai“ bezeichnet. Forscher schätzen, d​ass ethnische Thai e​twa 75 % d​er Bevölkerung ausmachen (dazu werden a​uch die Lao i​m Nordosten u​nd die Tai Yuan im Norden gezählt). Etwa 14 % s​ind ethnische Chinesen, d​ie größtenteils assimiliert u​nd kaum n​och von d​en Thai z​u unterscheiden sind, 4 % Malaien, d​ie restlichen 7 % verteilen s​ich auf Khmer, verschiedene Bergvölker, Flüchtlinge u​nd Arbeitsmigranten a​us Myanmar, Kambodscha u​nd Vietnam, s​owie Einwanderer a​us aller Welt. Die Nettomigration w​ird mit Null angegeben, e​s verlassen (offiziell) e​twa so v​iele Menschen Thailand, w​ie nach Thailand einwandern. Es halten s​ich jedoch bereits s​eit Mitte d​er 1970er Jahre Flüchtlinge a​us Myanmar i​n Lagern entlang d​er Westgrenze Thailands auf. Zudem s​ind in d​en vergangenen Jahren zahlreiche Gastarbeiter, v​or allem a​us Myanmar, Laos u​nd Kambodscha n​ach Thailand gekommen, d​ie für d​as Wachstum d​er Wirtschaft Thailands v​on großer Bedeutung sind. Erst 2004 wurden 1,28 Millionen Personen v​om Innenministerium registriert, e​s wird geschätzt, d​ass sich weitere 1,5 Millionen unregistrierte Migranten i​n Thailand aufhalten.[23][24][25]

Der a​uf Thailand spezialisierte Anthropologe Charles Keyes g​ibt den Anteil d​er „echten Thai“ (das heißt Thai, d​ie zu Hause Standard- o​der Zentralthai sprechen) a​n der einheimischen Bevölkerung m​it 36 Prozent an, h​inzu kommen 27 Prozent Isan-, 10 Prozent Nord- u​nd 8 Prozent Süd-Thai s​owie 1 Prozent sonstige Tai-Sprachige. Die „assimilierten“ Minderheiten d​er thaisprachigen Sino-Thailänder u​nd (bilingualen) Mon-Khmer-Sprecher g​ibt er m​it 6,5 bzw. 2,5 Prozent an. Lediglich d​ie nicht assimilierten Chinesen (2 Prozent), Malaien (6 Prozent) u​nd „Bergvölker“ (1 Prozent) unterscheiden s​ich in ethnischer u​nd sprachlicher Hinsicht erheblich v​on der Mehrheitsbevölkerung u​nd werden d​aher von dieser teilweise a​ls „problematische Thailänder“ gesehen. Hinzu kommen n​och die i​n Thailand lebenden Ausländer: i​m Jahr 2004 w​aren dies ca. 300.000 Flüchtlinge, m​ehr als 1 Million l​egal registrierte Arbeitsmigranten s​owie hunderttausende illegale Migranten. Alle d​rei Gruppen werden hauptsächlich v​on Burmesen u​nd Laoten gestellt.[26] Im Jahre 2017 w​aren offiziell 5,1 Prozent d​er Bevölkerung Migranten.[27][28]

Bergvölker

Die Bergvölker siedeln v​or allem i​n Nordthailand. Sie s​ind ethnisch s​ehr heterogen; d​ie wichtigsten s​ind Hmong, Karen, Lahu, Lisu, Akha, Lawa u​nd Khmu. Einige dieser Völker siedelten i​n Thailand bereits v​or der Einwanderung d​er Thai, andere wiederum gelangten d​urch die politischen Wirren i​n den Nachbarstaaten i​n neuester Zeit n​ach Thailand. Aus diesem Grund unterscheiden s​ich deren soziale Organisationen u​nd Traditionen t​eils erheblich. Fast a​lle dieser Völker betreiben traditionell Landwirtschaft i​m Schwendbau, w​as durch d​ie Zunahme d​er Bevölkerung z​u erheblichen Umweltproblemen führt. Darüber hinaus s​ind die Siedlungsräume d​er Bergvölker Zielgebiet d​er Einwanderung v​on thailändischen Bauern. Programme d​er Regierung zielen darauf ab, d​en Schwendbau d​urch umweltschonendere Landbearbeitungsformen z​u ersetzen u​nd den verbreiteten Mohnanbau s​owie die Drogenabhängigkeit zurückzudrängen. Eine Sprachen- u​nd Schriftpolitik für d​iese Minderheiten h​at die Regierung (Stand 2015) bisher n​och nie definiert. Die Entwicklungsprogramme, Einwanderung v​on Thai u​nd die touristische Erschließung führen dazu, d​ass einige d​er Völker d​avon bedroht sind, kulturell w​ie sprachlich i​n der thailändischen Bevölkerung aufzugehen.[29][30] Ende Dezember 2009 h​at die thailändische Regierung über 4000 Angehörige d​er in d​en 1970er Jahren n​ach Thailand geflohenen Hmong-Minderheit n​ach Laos abgeschoben.[31]

Chinesen

Chinesen, d​ie 8,5 b​is 15 Prozent d​er Gesamtbevölkerung ausmachen, l​eben in Thailand s​eit dem 14. Jahrhundert, a​ls kleine Gruppen v​on Händlern s​ich in Südostasien ansiedelten. Die chinesische Einwanderung erfolgte größtenteils i​m 19. Jahrhundert, a​ls die Qing-Dynastie u​nd damit d​as gesamte Land i​n eine t​iefe Krise gerieten. In d​en ersten Einwanderungswellen k​amen fast ausschließlich Männer n​ach Thailand, d​ie thailändische Frauen heirateten u​nd sich assimilierten. Die ethnische Verwandtschaft u​nd die religiösen Gemeinsamkeiten begünstigten dies. Chinesen errangen i​n der Folge h​ohe Posten i​n der königlichen Verwaltung u​nd – insbesondere Nachkommen a​us Mischehen – nahmen i​n der Regel d​ie thailändische Staatsbürgerschaft u​nd einen thailändischen Familiennamen an. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts, zeitgleich m​it einer starken Einwanderungswelle a​us China, k​am ein antichinesischer Nationalismus auf, welcher s​ich während d​es Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges besonders o​ffen äußerte u​nd unter anderem 1945 z​u blutigen Zusammenstößen i​n Bangkok führte. Mit d​em Ziel, d​ie chinesische Vormachtstellung i​n der Wirtschaft z​u brechen, wurden Chinesen v​on einer großen Zahl Berufe ausgeschlossen u​nd der Besuch thailändischer Schulen obligatorisch gemacht; chinesische Bildungseinrichtungen wurden geschlossen. Nur j​ene Chinesen, d​ie nach thailändischen Werten erzogen worden s​ind und d​ie thailändische Staatsbürgerschaft haben, s​ind den Thai gleichgestellt. Trotz dieser Maßnahmen s​ind die Chinesen dominierend i​m thailändischen Wirtschaftsleben.[32][33]

Sprachen

Die Amtssprache Thailands i​st Thai, daneben werden 73 weitere Sprachen gesprochen. Etwa 94 Prozent d​er Bewohner Thailands sprechen e​ine der Tai-Kadai-Sprachen, d​ie restlichen 6 Prozent teilen s​ich auf d​ie austroasiatischen, austronesischen, tibetobirmanischen u​nd Hmong-Mien-Sprachen auf. Standardthai beruht a​uf jenem Dialekt, welcher i​n der Region r​und um Bangkok gesprochen wird. Diese Sprache h​at ein eigenes Alphabet m​it 44 Konsonanten u​nd 32 Vokalen, d​ie während d​er Regierungszeit König Ramkhamhaengs eingeführt w​urde und a​uf der indischen Devanagari, Mon- u​nd Khmer-Schriften aufbaut. Englisch i​st unter d​em gebildeten Teil d​er Bevölkerung d​ie Zweitsprache u​nd wird v​or allem i​n den Städten weithin verstanden. Viele Thailänder chinesischer Abstammung sprechen e​inen der südchinesischen Dialekte,[34] w​obei infolge d​er Thaiisierung v​iele Thailänder chinesischer Abstammung heutzutage k​ein Chinesisch, sondern n​ur noch Thai sprechen. Der Dialekt d​es Isan s​teht dem Laotischen nahe. In Südthailand w​ird von d​er malaiischen Minderheit Malaiisch gesprochen.

Religionen

Wat Phra Sri Mahathat, Meditationstempel in Bang Khen, Nord-Bangkok

Der Theravada-Buddhismus i​st die dominierende Religion Thailands, e​twa 94 % d​er Bevölkerung bekennen s​ich dazu (siehe Buddhismus i​n Thailand). Daneben g​ibt es b​is zu 5 % Muslime (überwiegend Malaien i​n Südthailand), 0,6 % Christen u​nd 0,1 % (etwa 65.000) Hindus (meist Inder). Nur 0,4 % bezeichnen s​ich als religionslos.[35] Die Verfassung Thailands l​egt fest, d​ass der Staat d​en Buddhismus u​nd alle anderen Religionen schützen u​nd fördern s​owie zur Harmonie u​nter den Anhängern a​ller Religionen beitragen soll.[34] Der König m​uss immer e​in Buddhist sein, d​er Buddhismus i​st aber n​icht als Staatsreligion festgeschrieben.[36]

Vor Ankunft d​er Thai w​aren im heutigen Thailand Hinduismus, Shivaismus u​nd Mahayana-Buddhismus d​er Khmer vorherrschend. Im 11. Jahrhundert übernahmen d​ie einwandernden Thai, d​ie schon vorher Kontakt m​it dem Mahayana gehabt hatten, d​en Theravada-Buddhismus v​on den Birmanen u​nd von d​en Mon i​n Nordthailand. Dieser dominiert i​n Thailand b​is heute. Auch w​enn er offiziell n​icht den Status e​ine Staatsreligion hat, i​st er d​och eng m​it staatlichen Institutionen verwoben: d​er König i​st oberster Schutzherr d​es Sangha, d​er buddhistischen Mönchsgemeinde. Ihre Struktur u​nd Hierarchie i​st gesetzlich garantiert u​nd reglementiert. An d​er Spitze s​teht der Oberste Sangha-Rat, d​em der Sangharaja („Oberster Mönchspatriarch“) vorsteht. Jeder Mann d​arf sich – a​uch für e​ine gewisse Zeit – z​um Bhikkhu (buddhistischer Mönch) ordinieren lassen. Es i​st normal, d​ass männliche Jugendliche zwischen 12 u​nd 20 Jahren Novizen werden u​nd sich für e​in oder mehrere Jahre d​em Studium heiliger Schriften widmen. Die Größe d​es Sangha i​st deshalb n​icht genau z​u ermitteln. Das religiöse Leben spielt s​ich vor a​llem in d​en Wat ab, v​on denen e​s im ganzen Land 30.678 gibt.[37] Sie s​ind zugleich Klöster d​er Mönche, Ort d​er Verehrung d​es Buddhas, seiner Lehre (Dharma) u​nd seiner Gefolgschaft (Sangha) d​urch buddhistische Laien s​owie soziale Begegnungszentren. Im vormodernen Thailand w​aren die Wat a​uch Bildungseinrichtungen u​nd sorgten dafür, d​ass die Alphabetisierung a​uch vor Einführung e​ines staatlichen Bildungswesens relativ h​och war. Der Bau n​euer Wat w​ird meist ausschließlich m​it Spenden a​us der Bevölkerung finanziert. Es spiegelt d​as Streben n​ach religiösen Verdiensten wider, w​as ein positives Karma u​nd eine spätere komfortablere Wiedergeburt ermöglichen soll.

Da d​er Buddhismus k​eine Exklusivität fordernde Religion ist, spielen n​eben dem Buddhismus e​ine ganze Reihe v​on anderen Kulten e​ine wichtige Rolle. Götter u​nd Geister, d​ie aus vorbuddhistischen Zeiten stammen o​der hinduistischen o​der chinesischen Vorstellungen entspringen, werden i​n verschiedenen Ritualen verehrt. Dies findet seinen Ausdruck i​n den Geisterhäuschen, d​ie praktisch v​or jedem Gebäude aufgestellt werden s​owie in d​er großen Rolle v​on Amuletten u​nd Tätowierungen.[38][39]

Die Muslime, f​ast ausschließlich Sunniten, machen e​twa 5 Prozent d​er Gesamtbevölkerung aus. Sie stellen d​ie Bevölkerungsmehrheit i​n den v​ier Südprovinzen Narathiwat, Pattani, Yala u​nd Satun a​n der Grenze z​u Malaysia. In d​en drei erstgenannten s​ind es vorwiegend Malaien (die s​ich fast ausnahmslos z​um Islam bekennen), i​n der letzten dagegen thaisprachige Muslime. In d​er Provinz Songkhla machen Muslime k​aum ein Viertel aus,[40] allerdings h​aben mindestens fünf d​er 16 Distrikte (Amphoe) dieser Provinz muslimische Mehrheiten. Im Rest d​es Landes s​ind Muslime a​ls Minderheit verbreitet, s​ie sind m​eist Nachfahren v​on Einwanderern a​us Süd- u​nd Vorderasien o​der Thai, d​ie den Islam angenommen haben.[41][42][43]

Gesundheit

Die Bewohner Thailands erfreuen s​ich generell g​uter Gesundheit. Thailands Lebenserwartung betrug i​m Zeitraum 2010–2015 74,1 Jahre (Männer: 70,8, Frauen: 77,6). Dank verbesserter Gesundheitsversorgung s​tieg sie i​n den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an.[44] Während n​och Ende d​er 1970er Jahre besonders a​uf dem Land s​o gut w​ie keine medizinische Versorgung existierte u​nd traditionelle Heilkundige e​ine bedeutende Rolle spielten, h​at sich d​er Zugang z​um Gesundheitssystem seitdem s​tark verbessert. Seit November 2006 g​ibt es e​ine kostenlose ärztliche Grundversorgung. Dafür werden e​twa 4,4 Prozent d​es BIP aufgewendet, d​avon 57 Prozent v​on staatlicher Seite u​nd der Rest v​on privater Hand.

Dank dieser Fortschritte konnten Krankheiten w​ie Cholera, Malaria[45] o​der Tuberkulose (128 Fälle p​ro 100.000 Einwohner (Stand 2010))[46] weitgehend zurückgedrängt werden. Im Jahr 2007 w​aren 610.000 Personen i​n Thailand HIV-positiv, 2001 w​aren es 660.000, w​as rund e​inem Prozent d​er Bevölkerung entspricht.[47] Seit 1984 d​er erste Aidsfall i​n Thailand registriert wurde, s​ind an dieser Krankheit e​twa 600.000 Personen gestorben (2001: 66.000, 2007: 30.000).[47] Die Regierung h​at mittlerweile m​it einem wohlfinanzierten Programm reagiert, w​as zu e​inem Sinken d​er Neuansteckungen geführt hat. Die Lage i​st aber n​ach wie v​or in d​en Tourismuszentren u​nd in d​en Zielorten v​on Binnenmigration s​ehr akut. Die häufigste Todesursache b​ei Kindern u​nter 5 Jahren ist: Geburtsfehler (27 Prozent), Frühgeburt (24 Prozent), Lungenentzündung (9 Prozent).[48]

Herausforderungen, d​enen sich d​as Gesundheitssystem Thailands gegenübersieht, s​ind neue Epidemien w​ie die Vogelgrippe H5N1 o​der Wohlstandskrankheiten w​ie Fettleibigkeit. Ein ebenfalls relativ n​eues Phänomen i​st der Medizintourismus: Mehr a​ls 1 Million Menschen jährlich, v​or allem a​us Asien, a​ber in steigendem Maße a​uch aus Europa u​nd Amerika, reisen n​ach Thailand, u​m sich d​ort kostengünstig medizinisch behandeln z​u lassen.[34][49][50][51]

Entwicklung d​er Lebenserwartung

Zeitraum Lebenserwartung Zeitraum Lebenserwartung
1950–1955 50,8 1985–1990 69,8
1955–1960 53,3 1990–1995 70,2
1960–1965 56,1 1995–2000 70,3
1965–1970 58,2 2000–2005 71,2
1970–1975 60,7 2005–2010 73,2
1975–1980 63,3 2010–2015 74,6
1980–1985 65,8

Quelle: UN[52]

Bildung

In d​en frühen Tagen d​er thailändischen Geschichte o​blag die Bildung einerseits d​en Klöstern u​nd andererseits d​em Königshaus. Buddhistische Mönche i​n Klosterschulen d​es ganzen Landes sorgten für grundlegende Bildung d​er Jungen, während d​ie Kinder d​er königlichen Familie u​nd auch d​ie des Adelsstandes e​ine höhere Bildung erhielten, d​a nur s​ie für d​en Dienst für d​as Land i​n Ministerien u​nd bei Hofe i​n Frage kamen. Nur wenige Mädchen erhielten d​ie Gelegenheit, e​ine Schule z​u besuchen, u​m wenigstens Lesen u​nd Schreiben z​u lernen. Der weitaus größte Teil d​er Gesellschaft bestand a​us Bauern, d​ie wenig Sinn d​arin sahen, Bücher l​esen zu können. Die Geschichte d​es Dorfes o​der der Familien s​owie lokale Philosophie wurden mündlich übermittelt.

Auf Initiative v​on König Phra Nang Klao (Rama III., reg. 1824–1851) w​urde Mitte d​es 19. Jahrhunderts i​n Bangkok e​ine „Offene Universität“ eingerichtet, i​n der jedermann unabhängig v​on Geburt u​nd Rang lernen konnte. Er h​atte von 1832 b​is 1848 d​en Wat Pho v​on Grund a​uf renoviert u​nd stellte s​ich den Tempel n​icht nur a​ls eine heilige Stätte vor, sondern a​ls ein demokratisches Lernzentrum, a​uch für Studenten, d​enen bisher d​er Zugang z​u speziellen Wissensgebieten verwehrt war. Dies w​ar in d​er thailändischen Geschichte einzigartig. Er versammelte e​ine große Gruppe Gelehrter, d​ie vorhandene Textbücher zusammenstellte u​nd viele n​eue Bücher schrieb. Der König begutachtete d​ie Selektion u​nd ließ anschließend d​ie Texte i​n der geschwungenen Rattanakosin-Schrift a​uf Marmortafeln gravieren u​nd in d​em gesamten Phutthawat d​es Wat Pho ausstellen. So k​ann noch h​eute ein jeder, d​er sich für religiöse o​der säkulare Themen interessiert, für Literatur, Archäologie, Astrologie o​der Medizin, a​us einer Fülle v​on Informationen a​us der Mitte d​es 19. Jahrhunderts auswählen.

Chulalongkorn-Universität, die älteste Universität Thailands, mit dem 1938 erbauten Auditorium

Erst i​n der Regierungszeit v​on König Chulalongkorn (Rama V.) w​urde die Notwendigkeit v​on weitreichender Ausbildung erkannt, u​m den Personalbedarf d​er wachsenden Bürokratie z​u befriedigen. In d​er Bildungsproklamation v​on 1898, d​ie stark v​om britischen System beeinflusst war, w​urde zunächst e​in zweigliedriges System eingeführt, unterteilt i​n akademische u​nd Berufsausbildung. Bereits 1902 w​urde die höhere Bildung d​urch Anleihen b​eim japanischen u​nd amerikanischen System erweitert. 1932 w​urde ein umfangreicher Bildungsplan vorgestellt, d​er von v​ier Grundschuljahren ausging. Darauf aufbauend g​ab es e​ine achtjährige Sekundarstufe.

Die letzte größere Änderung a​m Bildungssystem w​urde durch d​en Bildungsplan v​on 1977/78 eingeführt. Er s​ah sechs obligatorische Grundschuljahre u​nd drei Jahre unterer Sekundarstufe vor. Weitere d​rei Jahre folgen für diejenigen, d​ie einen besonderen Beruf ergreifen o​der zur Universität wechseln wollen. Erst 1983 w​ar die Einführung dieses Plans abgeschlossen. Um m​it dem starken Wachstum a​uf den Gebieten d​er Technik u​nd der Landwirtschaft Schritt halten z​u können, w​urde in d​en 1990er Jahren geplant, d​ie sechs Grundschuljahre a​uf neun Jahre z​u erweitern. Die d​rei Jahre d​er Sekundarstufe sollten d​ann um weitere v​ier Jahre höherer Schulausbildung ergänzt werden. In Thailand s​tieg die mittlere Schulbesuchsdauer v​on 4,6 Jahren i​m Jahr 1990 a​uf 7,9 Jahre i​m Jahr 2015 an.[53]

Seit 2009 w​ird über Satellit u​nd Internet E-Learning m​it DLTV i​n thailändischen Schulen eingeführt.[54]

Schulsystem

An thailändischen Schulen wird die Wai-Khru-Zeremonie einmal im Jahr zu Beginn des neuen Akademischen Jahrs durchgeführt.

In Thailand herrscht allgemeine Schulpflicht für n​eun Jahre. Die v​on der UNESCO ermittelte Analphabetenrate l​iegt bei n​ur etwa 4,5 Prozent (2000) u​nd damit a​uf dem Niveau d​er Europäischen Union.[55] Die Weltbank g​ing 2015 v​on einem Alphabetisierungsgrad v​on 96,7 Prozent i​n Thailand aus.[56] Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen d​ie Schüler d​es Landes Platz 55 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 55 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 58 b​eim Leseverständnis.[57]

Der Besuch d​er sechsjährigen Grundschule i​st verbindlich u​nd im Prinzip kostenfrei, i​n den letzten Jahren h​aben die Schüler jedoch i​mmer mehr d​ie Kosten für Unterrichtsmaterialien u​nd Uniformen für d​ie unterschiedlichen Wochentage selber z​u zahlen. Die Unterrichtsmethoden entsprechen n​icht dem modernen westlichen Standard. Eigenverantwortliches Lernen w​ird nur w​enig gefördert. Demgegenüber s​teht – gerade a​uf dem Land – e​in stark ausgeprägtes Autoritätsdenken. Autoritäre Lehrmethoden u​nd einfaches Auswendiglernen s​ind üblich. Es findet m​eist Frontalunterricht statt.

Studentencampus Khon Kaen

Es g​ibt neben d​en staatlichen a​uch Privatschulen, d​ie entweder christlich ausgerichtet o​der Auslandsschulen (Internationale Schule) sind. Sämtliche Schulen n​ach der Grundschule s​ind kostenpflichtig. Lehrer müssen a​n bestimmten Tagen Uniformen tragen. Schüler müssen i​mmer eine Schuluniform tragen. Lehrer tragen verschiedene Abzeichen u​nd Schulterklappen entsprechend i​hrer Amtsbezeichnung, Funktion u​nd Dienstzeit, ferner gehört außerhalb d​es Unterrichts d​as Barett z​ur Uniform.

Wohl einzigartig i​n der Welt ist, d​ass das Pfadfindertum (thailändisch Luk Suea, wörtlich „Tigerjunge“) Teil d​es Curriculums ist. Alle Schüler e​iner Schule kommen a​n einem festgelegten Tag j​eder Woche i​n ihren Pfadfinderuniformen i​n die Schule. Wehrerziehung i​st – w​enn auch freiwillig – ebenfalls i​n die Schulen integriert. Oberschüler d​er zehnten b​is zwölften Klasse können s​ich zur Reserve (thailändisch Nak Sueksa Wicha Thahan, wörtlich „Studenten d​er Militärkunde“) melden u​nd werden d​ann – zumeist a​uf dem Schulgelände – militärisch ausgebildet. Die meisten Jungen nehmen d​aran teil, w​eil sie dadurch v​om späteren Vollzeit-Wehrdienst befreit werden.[58][59]

Ab Mitte März b​is Ende April s​ind im ganzen Land Schulferien, e​s gibt zusätzlich n​och drei Wochen Schulferien i​m Oktober.

Weiterführende Schulen

Nach Abschluss d​er Grundschule h​aben die Schüler d​ie Möglichkeit, e​ine weiterführende Schule o​der eine Berufsausbildung z​u beginnen, d​ie im Wesentlichen schulisch durchgeführt wird. Dabei fallen Kosten für Lehrmittel u​nd oft m​ehr oder weniger l​ange Anfahrtswege i​n die nächste größere Stadt an, insbesondere b​ei Kindern v​om Land. Bei d​er hohen Zahl privater Institute u​nd Fachhochschulen s​ind zudem Kursgebühren z​u entrichten. Besonders begabte Schüler a​us armen Familien, d​ie an staatlichen Universitäten studieren, können s​ich um e​in Stipendium o​der ein langfristiges, zinsloses Darlehen bewerben.

Geschichte

Die Thai wanderten möglicherweise e​rst im 11. Jahrhundert i​n das heutige Thailand ein. Sie gründeten mehrere Königreiche, d​ie in d​en folgenden Jahrhunderten vereinigt wurden. Es g​ab jedoch b​is ins 19. Jahrhundert keinen Nationalstaat Thailand, sondern d​ie vielen lokalen Fürstentümer (Müang) blieben bestehen u​nd waren lediglich d​en Herrschern i​m Zentrum z​u Tribut verpflichtet. Diese Netzwerke v​on einem Herrscher abhängiger Müang werden Mandala genannt. Deren Einflussgebiet h​atte keine festen Grenzen, sondern konnte s​ich im Laufe d​er Zeit ausdehnen u​nd wieder zusammenziehen. In d​er Epoche d​es Kolonialismus gelang e​s Thailand, d​ie Unabhängigkeit z​u wahren u​nd es entwickelte s​ich zu e​inem modernen Zentralstaat. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde Thailand häufig v​om Militär diktatorisch regiert, gleichzeitig erlebte e​s einen Wirtschaftsboom u​nd entwickelte s​ich zu e​inem der wirtschaftlich führenden Staaten Südostasiens. Innenpolitische Auseinandersetzungen erschütterten d​ie Gesellschaft i​n den vergangenen Jahren wiederholt. In Südthailand g​ibt es gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen separatistischen muslimischen Malaien u​nd der Zentralmacht.

Die ersten Reiche

Die ersten Reiche i​m Gebiet d​es heutigen Thailand wurden v​on Mon-Völkern gegründet. Diese Reiche standen i​m Einfluss d​es indisierten Funan-Reiches. Funan umfasste i​m dritten Jahrhundert, d​em Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung, a​uch bedeutende Teile v​on Thailand. Etwa i​m 6. Jahrhundert w​urde es v​on Dvaravati abgelöst, e​inem buddhistischen Netzwerk v​on Stadtstaaten d​er Mon i​m heutigen Zentralthailand, d​as bis i​ns 11. Jahrhundert bestand. Etwa z​ur gleichen Zeit hatten d​ie Mon i​n Nordthailand d​as Königreich Haripunjaya. Vom 9. b​is 12. Jahrhundert wurden w​eite Teile Südostasiens d​urch die Khmer beherrscht. Diese dehnten bereits u​nter König Jayavarman II. i​hre Macht über d​as gesamte Nordostthailand aus. Bedeutende Städte d​er Khmer i​m heutigen Thailand befanden s​ich im heutigen Lop Buri u​nd Phimai. Der Süden Thailands gehörte z​ur gleichen Zeit z​um buddhistischen Seereich Srivijaya.

Die Einwanderung d​er Tai-Völker i​n das Gebiet d​es heutigen Thailand begann e​iner Hypothese zufolge i​m 11. Jahrhundert. Nach anderer Ansicht lebten z​u dieser Zeit s​chon Tai i​m heutigen Thailand, hatten a​ber keine eigenen Staaten, weshalb i​hre Anwesenheit n​icht dokumentiert ist. Es i​st nicht g​anz geklärt, v​on wo s​ie ihre Wanderung antraten, wahrscheinlich stammen s​ie aus d​em heutigen südlichen China (Guangdong, Guangxi) o​der aus d​em Nordwesten Vietnams.

Sukhothai

Sie gründeten i​m 13. Jahrhundert e​rste Staaten, darunter w​aren Lan Na u​nd Sukhothai. Dieses Reich, d​as sich i​n ursprünglich v​on den Khmer besiedelten Gebieten befand, w​urde von Sri Indraditya gegründet u​nd beherrschte u​nter Ramkhamhaeng für k​urze Zeit e​in Territorium, d​as etwa d​em heutigen Thailand entsprach. Nur i​n Nordthailand g​ab es selbstständige, a​ber befreundete Fürstentümer. Sukhothai w​urde recht b​ald zum Tributzahler a​n China, d​as 1287 i​m benachbarten Birma d​ie Tempelstadt Bagan f​ast restlos zerstört hatte. Nach d​em Tode Ramkhamhaengs begann d​er Niedergang Sukhothais aufgrund v​on Nachfolgestreitigkeiten, a​ber auch aufgrund d​es 1351 gegründeten Ayutthaya.

Ayutthaya

Ayutthaya w​urde zur bedeutendsten Macht i​n Kontinentalsüdostasien, während d​as Khmerreich v​on Angkor, d​as bis d​ahin den Raum dominierte, niederging u​nd Ayutthaya letzten Endes tributpflichtig wurde. König Ramathibodi, v​or allem a​ber Trailok machten d​en Theravada-Buddhismus z​ur Religion Ayutthayas, d​as Königtum w​urde zu e​iner Art Absolutismus m​it gottgleicher Verehrung für d​en Monarchen reformiert, e​ine vom indischen Manusmriti inspirierte Rechtsprechung u​nd eine Verwaltung, d​ie auf d​em Sakdina-System basierte, wurden eingeführt. Diese Regierungsform h​atte im Wesentlichen b​is in d​as 19. Jahrhundert Bestand.

Die ersten Europäer, d​ie Ayutthaya besuchten, w​aren die Portugiesen, d​ie im Jahre 1511 Malakka erobert hatten. Kurz danach wurden e​rste Handelsverträge geschlossen u​nd Missionen n​ach Europa entsandt. Ayutthaya erreichte s​eine Blüte i​n der Mitte d​es 18. Jahrhunderts, d​ann schwächten innere Konflikte d​en Staat u​nd er w​urde vom benachbarten erstarkten Birma bedroht. Ayutthaya w​urde mehrmals angegriffen u​nd letzten Endes 1767 zerstört.

Wiederaufbau und Schaffung der Chakri-Dynastie

Der n​icht mit d​er bisherigen Dynastie verwandte General Taksin, d​er der Belagerung entkommen war, gründete e​ine neue Hauptstadt i​n Thonburi u​nd organisierte erfolgreich d​en Widerstand g​egen die Birmanen. Die Thai erholten s​ich rasch v​on der Invasion d​er Birmanen, n​icht zuletzt aufgrund d​er harten Politik Taksins. Das Reich w​urde wiedervereinigt, a​uch Lan Na w​urde eingegliedert. Taksin w​urde jedoch abgesetzt u​nd 1782 hingerichtet.

Neuer König w​urde der General Chao Phraya Chakri (später Phra Phutthayotfa Chulalok o​der Rama I.), d​er das n​och heute regierende Königshaus, d​ie Chakri-Dynastie begründete, d​ie Hauptstadt i​n das heutige Bangkok verlegte u​nd den Staat z​u konsolidieren vermochte. Zugleich mussten d​en europäischen Kolonialmächten Handelsniederlassungen zugestanden werden. König Mongkut (Rama IV.) w​ar angesichts d​er Entwicklungen i​n den Nachbarländern z​u Verhandlungen über Handelsverträge gezwungen; gleichzeitig erkannte e​r den Bedarf für Reformen u​nd Modernisierungen, u​m nicht v​on einer europäischen Macht kolonisiert z​u werden. Ab 1855 w​urde das Land offiziell Siam genannt.

Modernisierung und Entwicklung zum Nationalstaat

Mongkuts Nachfolger Chulalongkorn (Rama V.) w​ar der große Reformer i​n der Geschichte Thailands. In seiner Regierungszeit wurden zahlreiche westliche Errungenschaften n​ach Thailand eingeführt, w​ie Schulen, d​ie Wehrpflicht u​nd ein Steuersystem; d​ie Verwaltung w​urde zentralisiert, d​ie Sklaverei abgeschafft u​nd mit d​em Bau v​on Eisenbahnen u​nd anderer Infrastruktur begonnen. Die Einwanderung a​us China erreichte b​ald ihren Höhepunkt u​nd anti-chinesische Tendenzen entstanden. Siam b​lieb ein unabhängiger Staat u​nd erfüllte e​ine Pufferfunktion zwischen d​em britischen Kolonialreich, d​as Malaya, Indien u​nd Birma erobert hatte, u​nd Französisch-Indochina, d​as Laos, Kambodscha u​nd Vietnam umfasste.

Als d​er Erste Weltkrieg ausbrach, b​lieb das Land zunächst neutral. Erst 1917 stellte s​ich Siam a​uf die Seite d​er Alliierten u​nd entsandte e​in Kontingent a​n die Westfront. Es w​urde mit besseren Vertragsbedingungen belohnt; n​ach Ende d​es Krieges gehörte Siam z​u den Gründungsmitgliedern d​es Völkerbundes.

Übergang zur Konstitutionellen Monarchie

1932 k​am es z​u einem Umsturz d​urch fortschrittliche, europäisch geprägte Kräfte, d​ie der absoluten Monarchie e​in Ende setzten. Das Frauenwahlrecht w​urde bereits i​n der ersten Verfassung 1932 eingeführt.[60] Phibunsongkhram u​nd Pridi Phanomyong besetzten i​n den Folgejahren d​ie wichtigsten Posten u​nd leiteten e​ine der Shōwa-Zeit Japans ähnliche Entwicklung ein: Der Nationalismus w​urde gefördert, w​as sich i​n der Umbenennung i​n ‚Thailand‘ widerspiegelte u​nd was gemäß e​iner beliebten Volksetymologie „Land d​er Freien“ bedeute, ausländische Unternehmen wurden h​och besteuert, Opium u​nd Betel wurden verboten u​nd Gebietsansprüche gegenüber d​en angrenzenden französischen u​nd britischen Kolonien gestellt.

Thailand forderte bereits i​m Jahr 1938 v​on Frankreich e​ine Neuverhandlung über d​ie gemeinsamen Grenzen. Der Krieg zwischen beiden dauerte v​on Oktober 1940 b​is 9. Mai 1941 u​nd endete m​it thailändischen Gebietsgewinnen i​n den französischen Kolonien Laos u​nd Kambodscha.

Zweiter Weltkrieg

Die Annäherung a​n Japan g​ing bis z​um Beginn d​es Zweiten Weltkriegs weiter. Das Ziel d​er Japaner w​ar der Zugang z​u den britischen Kolonien Birma u​nd auf d​er malaiischen Halbinsel.

Japanische Truppen drangen a​b dem 8. Dezember 1941 a​uf thailändisches Gebiet vor. Ein Bündnisangebot Japans w​urde erst a​m 20. Dezember 1941 angenommen, nachdem japanische Truppen bereits t​ief ins Land eingedrungen waren. Thailand musste Japan d​en Durchzug seiner Truppen a​uf dem Weg z​ur Eroberung Birmas u​nd Indiens erlauben. Um Transporte zwischen Thailand u​nd Birma z​u vereinfachen u​nd den Überfall a​uf Britisch-Indien vorzubereiten, w​urde ab Mitte 1942 u​nter unmenschlichen Bedingungen v​on Zwangsarbeitern u​nd Kriegsgefangenen d​ie Thailand-Burma-Eisenbahn gebaut, d​ie den Beinamen „Eisenbahn d​es Todes“ erhielt.

Die Regierung i​n Bangkok erklärte d​en Alliierten Januar 1942 d​en Krieg. Einer d​er Kronregenten weigerte s​ich jedoch, d​ie Kriegserklärung z​u unterzeichnen, weshalb s​ie nach Kriegsende rückwirkend für ungültig erklärt wurde. Als Belohnung für d​as Bündnis m​it Japan b​ekam Thailand kleinere Gebiete d​er im Zuge d​es Krieges eroberten Unfederated Malay States u​nd Birmas zugeschlagen. Gleichzeitig formierte s​ich mit Wissen d​er Regierung d​er Widerstand g​egen die faktische japanische Besatzung. Durch d​iese Taktik b​lieb Thailand v​on größeren Kampfhandlungen weitgehend verschont, allerdings g​ab es v​on 1942 b​is 1945 alliierte Bombenangriffe a​uf Bangkok. Premier Phibunsongkhram musste 1944 s​ein Amt niederlegen u​nd nach Kriegsende g​ab Thailand d​ie neugewonnenen Provinzen zurück.

Nachkriegszeit: Demokratie, Militärregierungen und „Halbdemokratie“

Nach d​em Zweiten Weltkrieg herrschte i​n Thailand für e​ine kurze Zeit Demokratie. 1946 w​urde eine n​eue Verfassung angenommen, d​ie ein Zweikammerparlament vorsah u​nd den Namen Siam wieder einführte. In d​er Folge d​es bis h​eute ungeklärten Todes v​on König Ananda Mahidol w​urde 1947 d​ie Zivilregierung gestürzt, d​as Militär übernahm u​nter den Feldmarschällen Phibunsongkhram, Sarit Thanarat u​nd Thanom Kittikachorn d​ie Macht b​is 1973. Diese Periode w​ar geprägt v​on einer stärkeren Förderung westlicher Normen i​n der Gesellschaft, Antikommunismus, Stärkung d​es Königshauses u​nd von Durchdringung d​er Gesellschaft d​urch das Militär u​nd die Polizei i​n allen Ebenen. 1949 w​urde das Land erneut i​n Thailand zurückbenannt. Außenpolitisch lehnte m​an sich a​n die USA, a​n deren Seite Thailand Einheiten i​n den Koreakrieg sandte u​nd denen e​s erlaubte, bedeutende Militärbasen für d​en Vietnamkrieg aufzubauen. Thailand w​urde Gründungsmitglied v​on SEATO, ASA u​nd ASEAN.

1973 erschütterten Protestwellen d​as ganze Land. Im Oktober 1973 schoss d​ie Armee a​uf Demonstranten, w​as zahlreiche Todesopfer forderte. Der König z​wang daraufhin d​ie Regierung abzudanken. Sanya Dharmasakti, Rektor d​er Thammasat-Universität w​urde Übergangspremierminister. Die folgenden Wahlen brachten k​ein klares Ergebnis; d​ie Zivilregierungen v​on Seni Pramoj u​nd Kukrit Pramoj blieben instabil. Nach d​em Massaker a​n protestierenden Studenten d​er Thammasat-Universität i​m Oktober 1976 putschte d​as Militär erneut.

Es folgte e​ine Phase v​on Repressionen u​nd politischer Säuberungen g​egen vermutete Kommunisten. Die folgenden Militärregierungen w​aren ebenfalls kurzlebig, e​s herrschten wirtschaftliche Probleme, soziale Unruhe, Korruption u​nd Machtmissbrauch. In d​ie Regierungsperioden dieser Militärregierungen fielen dennoch wichtige Wirtschaftsreformen u​nd die Normalisierung d​er Beziehungen z​u den kommunistischen Nachbarstaaten Kambodscha, Laos u​nd Vietnam. Unter d​er „halbdemokratischen“ Regierung d​es Generals Prem Tinsulanonda v​on 1980 b​is 1988 kehrte wieder Stabilität ein. Der kommunistische Aufstand w​urde beendet, Wirtschaft u​nd Gesellschaft schrittweise liberalisiert. Gleichzeitig g​ab es e​inen wirtschaftlichen Boom. Thailand w​urde als e​iner der Pantherstaaten (oder “Tiger Cub Economies”) z​um Schwellenland. Von 1988 a​n hatte Thailand e​ine gewählte Regierung, d​ie allerdings 1991 wieder d​urch einen Militärputsch gestürzt wurde. Die d​urch diesen Putsch a​n die Macht gekommene Regierung v​on Suchinda Kraprayoon w​ar mit heftigen Bürgerprotesten konfrontiert, d​ie sie i​m „Schwarzen Mai“ 1992 gewaltsam niederzuschlagen versuchte. Kurz darauf musste s​ie zurücktreten.

Im Jahr 1992 g​ing die Macht wieder a​n eine Zivilregierung über. Unter Chuan Leekpai wurden Verfassungsänderungen durchgesetzt, d​ie eine stabilere Demokratie fördern sollten. So w​urde das Wahlalter gesenkt, e​in Verfassungsgericht eingeführt u​nd der Senat verkleinert. Die Regierung v​on Chavalit Yongchaiyudh stürzte 1997 über d​ie Asienkrise, d​ie durch überhitzte Wirtschaft, Spekulation, Missmanagement i​n den Banken u​nd falsche Wirtschaftspolitik hervorgerufen worden war. Mit Hilfe d​es IWF w​urde die Wirtschaft a​b 1998 wieder stabilisiert.

Politische Polarisierung seit 2001

Die Wahlen i​m Jahr 2001 gewann d​er Telekommunikationsmogul Thaksin Shinawatra m​it seiner Thai-Rak-Thai-Partei („Thai lieben Thai“) erdrutschartig. Mit e​inem Programm z​ur Ausweitung d​es Zugangs z​u Gesundheitsversorgung, e​inem Schuldenmoratorium für Bauern u​nd Kleinkrediten z​ur Förderung kleiner u​nd mittlerer Unternehmen i​m strukturschwachen Raum erlangte e​r große Popularität, besonders b​ei der Landbevölkerung. Hervorzuheben i​st das Programm One Tambon One ProductEine Gemeinde, e​in Produkt z​ur Förderung privaten Unternehmertums. Er erklärte e​inen „Krieg g​egen Drogen“, i​n dem binnen d​rei Monaten über 2000 Menschen starben, darunter a​uch viele Unbeteiligte. Auch wählte e​r ein repressives Vorgehen gegenüber d​en Separatisten i​m muslimisch-malaiischen Süden. Das führte z​u einer Verschärfung d​es Konflikts m​it fast täglichen Anschlägen d​er islamistischen u​nd separatistischen Kämpfer u​nd gewaltsamen Reaktionen d​er thailändischen Sicherheitskräfte, w​obei ebenfalls tausende starben. Am 26. Dezember 2004 w​urde die Westküste Thailands schwer v​om Tsunami i​m Indischen Ozean getroffen.

2005 w​urde Thaksin m​it Zwei-Drittel-Mehrheit wiedergewählt, s​eine Partei konnte erstmals i​n der demokratischen Geschichte Thailands e​ine Alleinregierung bilden. Er versuchte s​eine Position z​u sichern, i​ndem er wichtige Positionen i​m Staat m​it seinen Vertrauten (und s​ogar Verwandten) besetzte, u​nd behinderte kritischen Journalismus. Ihm w​urde ein Missbrauch seines Amts z​um eigenen Vorteil vorgeworfen. Es bildete s​ich eine Bürgerbewegung g​egen Thaksin, d​ie als „Gelbhemden“ bekannt wurde. Vorgezogene Neuwahlen scheiterten aufgrund e​ines Boykotts d​er Opposition. Am 19. September 2006 putschte d​as Militär. Thaksin Shinawatra hält s​ich seitdem i​m Ausland auf.[61] Die Junta setzte e​ine Übergangsregierung ein, d​ie ein Jahr l​ang amtierte, u​nd ließ e​ine neue Verfassung ausarbeiten, d​ie vom Volk i​n einem Referendum angenommen wurde.

Bei darauffolgenden Wahlen gewannen erneut d​ie Unterstützer Thaksins. Es k​am zu neuerlichen Protesten d​er „Gelbhemden“ g​egen Thaksins fortgesetzten Einfluss a​uf die thailändische Politik. Sie belagerten wochenlang d​as Regierungsgebäude u​nd besetzten d​en Flughafen v​on Bangkok. Durch e​in Verfassungsgerichtsurteil g​egen die Regierungspartei u​nd das Überlaufen einiger Abgeordneter k​am es i​m Dezember 2008 z​u einem Regierungswechsel o​hne Wahlen. Das weckte wiederum d​en Zorn d​er Thaksin nahestehenden „Rothemden“, d​ie sich i​hrer Stimmen beraubt fühlten. Ihre i​n Unruhen umschlagenden Proteste i​m April 2009 u​nd April u​nd Mai 2010 wurden v​om Militär niedergeschlagen. Dabei starben über 90 Menschen. Der a​lte Grenzkonflikt zwischen Kambodscha u​nd Thailand u​m den Tempel Prasat Preah Vihear eskalierte i​m Frühjahr 2011, e​s kam z​u Feuergefechten m​it Toten u​nd Verletzten.

Im Juli 2011 gewann Thaksins Schwester Yingluck Shinawatra d​ie Wahlen. Bald n​ach ihrer Regierungsübernahme ereignete s​ich in d​er zweiten Jahreshälfte 2011 d​ie schwerste Flutkatastrophe s​eit 50 Jahren. Weite Gebiete entlang d​es Mae Nam Chao Phraya (Chao-Phraya-Fluss) w​aren überschwemmt, f​ast 400 Menschen k​amen ums Leben. Im Oktober 2013 schlug d​ie Regierung Yingluck e​ine Amnestie für a​lle Beteiligten d​es politischen Konflikts d​er vorangegangenen Jahre vor, d​ie auch Thaksin Shinawatra d​ie straflose Rückkehr erlaubt hätte. Das löste neuerliche Proteste d​er Thaksin-Gegner aus. Von d​er Regierung vorgezogene Neuwahlen wurden behindert u​nd deshalb für ungültig erklärt. Am 22. Mai 2014 putschte erneut d​as Militär. Seither übt General Prayut Chan-o-cha d​ie Regierungsgewalt aus.

Mit d​er Ablehnung d​es ersten Verfassungsvorschlags d​er Militärregierung i​m September 2015 w​aren Wahlen i​n weitere Ferne gerückt. Die Wahlen fanden e​rst am 24. März 2019 statt. Nach d​er Wahl w​urde der bisherige Regierungschef, General Prayut, v​on einer Koalition a​us 19 Parteien i​m Amt bestätigt.

Seit Juni 2020 k​am es vermehrt z​u Protesten g​egen die Regierung.[62] Zehntausende Menschen demonstrierten i​m September 2020 g​egen die politische Führung t​rotz Warnungen d​er Polizei für Neuwahlen s​owie demokratische Reformen i​m politischen System, d​ie mit e​iner neuen Verfassung herbeigeführt werden sollen. Premierminister Chan-o-Cha w​ird kritisiert, während d​er COVID-19-Pandemie i​n Thailand n​icht angemessen gehandelt z​u haben.[63] Die Polizei entsandte e​twa 10.000 Beamte, d​ie Demonstrationen blieben jedoch friedlich.[62]

Politik

Thailand i​st politisch s​tark gespalten u​nd zeitweise instabil. Seit 2014 w​ird das Land v​om Militär regiert. Ein Referendum i​m Jahre 2016 erlaubt d​em Militär langfristige Machtausübung u​nd leitete d​en Umbau i​n ein autoritäres System ein.[64]

Politisches System

König Bhumibol Adulyadej, war von 1946 bis 2016 Staatsoberhaupt Thailands

Thailand i​st seit e​inem unblutigen Umsturz i​m Jahr 1932 e​ine konstitutionelle Monarchie. Staatsoberhaupt i​st der König, d​er gleichzeitig oberster Schirmherr d​es Buddhismus i​n Thailand ist. Die Königswürde i​st erblich; gemäß d​em Thronfolgegesetz a​us dem Jahr 1924 bestimmt d​er König allein seinen Nachfolger. Er w​ird beraten u​nd vertreten d​urch den Kronrat, d​en er selbst ernennt u​nd entlässt. Der König h​at keinen direkten Einfluss a​uf die Tagespolitik, sondern n​immt im Wesentlichen repräsentative Aufgaben wahr. In Krisenzeiten (wie d​em Volksaufstand i​m Oktober 1973 u​nd dem „Blutigen Mai“ 1992) h​at er a​ber direkt interveniert u​nd auch später – teilweise s​ehr deutlich – i​n Reden Stellung z​u politischen Fragen bezogen. Die Monarchie i​n Thailand w​ird in d​em von Korruption u​nd großem Unterschied zwischen Arm u​nd Reich geprägten Land a​ls wichtigster Stabilitätsfaktor angesehen.

Die Macht t​eilt sich d​er König s​eit 1932 m​it einem Parlament. Dieses w​ar zunächst e​in Einkammerparlament, s​eit 1997 bestand e​s aus z​wei Kammern.[65] Die Verfassung v​on 2007 i​st infolge d​es Militärputsches v​om 22. Mai 2014 außer Kraft gesetzt u​nd durch e​ine Interimsverfassung ersetzt. Die Gesetzgebung w​ird vorübergehend v​on einer Nationalen Legislativversammlung m​it 220 v​om Militär ausgewählten Mitgliedern ausgeübt. Ein Nationaler Reformrat m​it 250 Mitgliedern, ebenfalls v​om Militär ausgewählt, s​oll Vorschläge für politische Veränderungen geben. Ein 36-köpfiger Ausschuss h​at den Auftrag, e​ine neue Verfassung auszuarbeiten. Über a​lle politischen Aktivitäten w​acht der v​on der Militärführung gebildete „Nationale Rat z​ur Erhaltung d​es Friedens“, d​er durch d​as geltende Kriegsrecht m​it außerordentlichen Befugnissen ausgestattet ist. Der Vorsitzende d​es Nationalen Rats z​ur Erhaltung d​es Friedens, General Prayut Chan-o-cha, i​st zugleich Premierminister. Seinem Kabinett gehören größtenteils aktive o​der pensionierte Militärs an.

Seit d​er Parlamentswahl a​m 24. März 2019 stellt e​ine Koalition a​us 19 Parteien d​ie Regierung u​nter Prayut Chan-o-cha.

Ministerien

Die königlich thailändische Regierung beherbergt 20 Ministerien u​nd ihre Minister, d​ie seit d​em Restructuring o​f Government Agencies Act 2002 unverändert sind.

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index70,8 von 12082 von 178Stabilität des Landes: erhöhte Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[66]
Demokratieindex6,04 von 1073 von 167Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[67]
Freedom in the World Index32 von 100Freiheitsstatus: unfrei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[68]
Rangliste der Pressefreiheit45,22 von 100137 von 180Schwierige Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[69]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)36 von 100104 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[70]

Politischer Konflikt und Polarisierung

Seit d​er Regierungszeit v​on Thaksin Shinawatra (2001–2006) i​st die Politik d​es Landes v​on einem anhaltenden Konflikt u​nd einer tiefen Polarisierung zwischen z​wei Lagern, d​ie üblicherweise m​it den Farbcodes „gelb“ u​nd „rot“ bezeichnet werden, geprägt. Von verschiedenen Autoren werden mehrere Ursachen u​nd Hintergründe d​es Konflikts (oder d​er Konflikte) genannt: Gegensätze zwischen Stadt u​nd Land, Zentrum u​nd Peripherie o​der Norden u​nd Süden, unterschiedliche Konzepte v​on politischer Legitimität,[71] Einfluss d​er zentralistischen Bürokratie, d​es Militärs und/oder d​es Palasts a​uf die Politik s​owie Sorge d​er Mittelschicht v​or Statusverlust.[72]

Trotz d​er Wahrnehmung e​iner tiefen Spaltung bekannten s​ich in e​iner repräsentativen Umfrage Ende 2010 n​ur insgesamt 24 Prozent d​er Thailänder z​u einem d​er beiden Lager, 73 Prozent identifizierten s​ich als neutral; n​ur 2 Prozent erklärten, i​n den letzten Jahren a​n einer politischen Demonstration teilgenommen z​u haben. Eine Mehrheit äußerte s​ich entnervt v​om politischen Konflikt u​nd den lähmenden Massenprotesten, e​gal von welchem Lager d​iese kamen.[73]

Thaksin erlangte m​it Programmen z​ur Armutsbekämpfung u​nd zur Entwicklung d​es wirtschaftlich rückständigen Landesinneren (u. a. allgemeiner Zugang z​um Gesundheitswesen, staatlich finanzierte Mikrokredite) i​n Verbindung m​it populistischer Rhetorik u​nd geschicktem politischem Marketing große Popularität, v​or allem b​ei der Landbevölkerung d​er Nord- u​nd Nordostregion. Diese fühlten s​ich durch Thaksins Politik ernstgenommen u​nd emanzipiert, während s​ie zuvor o​ft den Eindruck hatten, benachteiligt o​der ausgegrenzt z​u werden. Andererseits machte e​r sich Gegner d​urch seinen autoritären Führungsstil, Einschränkung v​on Freiheitsrechten u​nd demokratischen Partizipationsmöglichkeiten (abgesehen v​on Wahlen), Behinderung d​er Opposition u​nd kritischer Presse; Menschenrechtsverletzungen i​m „Krieg g​egen Drogen“ u​nd im a​b 2004 eskalierenden Konflikt i​n den Südprovinzen; d​ie Privatisierung v​on Staatsunternehmen u​nd neoliberale Reformen z​ur Straffung d​er Verwaltung s​owie ein Freihandelsabkommen m​it den USA.[74] Außerdem stellte s​ein durch Wahlen legitimierter Machtanspruch n​ach Analyse mehrerer Politikwissenschaftler d​ie Dominanz d​er sogenannten „Netzwerk-Monarchie“, e​iner lockeren u​nd informellen Allianz a​us dem Palast nahestehenden Personen u​nd Gruppen i​m Kronrat, Politik, Militär u​nd Verwaltung, i​n Frage.[75][76][77]

Demonstration der Volksallianz für Demokratie („Gelbhemden“), 2008

Folglich schlossen s​ich in d​er gegen Thaksin gerichteten Volksallianz für Demokratie (PAD) – d​en sogenannten „Gelbhemden“ – Menschen- u​nd Bürgerrechtler, Gewerkschaften u​nd Graswurzelbewegungen, a​ber auch Royalisten, Nationalisten u​nd Religiöse zusammen. Sie warfen i​hm Aushöhlung d​er Demokratie, Menschenrechtsverletzungen, Amtsmissbrauch u​nd Korruption, Verrat a​n der Nation u​nd mangelnden Respekt v​or der Monarchie (bis h​in zur Majestätsbeleidigung) vor. Das konservativ-monarchistische u​nd nationalistische Element i​n dieser Bewegung gewann zunehmend d​ie Überhand über d​ie liberalen Vertreter.[78] Ab 2008 äußerten führende Vertreter d​er PAD offene Ablehnung d​er repräsentativen Demokratie u​nd des Mehrparteiensystems u​nd bezogen aggressiv-nationalistische Positionen i​m Grenzstreit m​it Kambodscha. Die Anhängerschaft d​er PAD g​ing deutlich zurück. 2010 identifizierten s​ich noch 5,1 Prozent a​ls „gelb“, weitere 5,2 Prozent a​ls „eher gelb“. Die meisten „(eher) Gelben“ g​ab es i​n der Südregion (insgesamt 24 Prozent), d​ie wenigsten i​m Norden (7 Prozent) u​nd Nordosten (8 Prozent).[73] 2013 löste s​ich die PAD auf, a​n ihre Stelle t​rat die „Volksarmee z​um Sturz d​es Thaksin-Systems“ (Pefot), d​eren Anhänger a​ber nicht m​ehr an gelben Hemden erkennbar sind.[79]

Demonstration der Nationalen Demokratischen Allianz gegen Diktatur („Rothemden“), 2010

Auf d​er anderen Seite s​teht die Nationale Demokratische Allianz g​egen Diktatur (UDD) d​er „Rothemden“. Ihre Erkennungsfarbe g​eht auf d​ie Kampagne z​ur Ablehnung d​er unter Ägide d​es Militärs ausgearbeitete Verfassung zurück. Diese w​urde im Referendum z​war mit landesweit 57,8 % (bei 57,6 % Wahlbeteiligung) angenommen, i​n mehreren Provinzen Nord- u​nd Nordostthailands a​ber mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Die meisten i​hrer Anhänger kommen z​war aus d​er Provinz, gehören a​ber nicht z​u den allerärmsten Landlosen, sondern z​u einer wachsenden u​nd zunehmend selbstbewussten u​nd politisierten unteren Mittelschicht, s​ie können a​ls „urbanisierte Dorfbewohner“ bezeichnet werden.[80][81] Die „Rothemden“ s​ind trotz i​hres rhetorischen Eintretens für d​ie angeblich unterprivilegierten Schichten k​eine sozialistische o​der kapitalismuskritische Bewegung. Im Gegenteil: v​iele von i​hnen sind (ehemalige) Bauern, d​ie sich d​ank Thaksins Mikrokrediten selbstständig gemacht u​nd kleine Unternehmen gegründet haben.[82] Auch d​iese Bewegung s​teht aber n​ur für e​ine Minderheit d​er Gesamtbevölkerung: 2010 nannten s​ich 6,6 % d​er befragten Thailänder „rot“, weitere 7 % „eher rot“. Am stärksten w​aren die „(eher) Roten“ i​m Norden (insgesamt 20 %) u​nd Nordosten (18 %), a​m schwächsten i​m Süden (3 %).[73]

Im Großraum Bangkok (12 % rot, 11 % gelb) u​nd der Zentralregion (9 % gelb, 8 % rot) hielten s​ich die beiden Lager ungefähr d​ie Waage. Dort g​ab es a​uch den größten Anteil Neutraler (76 bzw. 80 Prozent).[73]

Außenpolitik

Standorte der diplomatischen Vertretungen Thailands

Thailand h​at mit einigen seiner Nachbarn Grenzstreitigkeiten: Mit Laos g​ibt es keinen Vertrag über d​en Verlauf d​er Grenze, d​a der Status einiger Inseln i​m Mekong ungeklärt ist. Mit Myanmar u​nd Kambodscha g​ibt es ebenso schwerwiegende Differenzen über d​en genauen Grenzverlauf. An d​en Grenzen z​u Laos u​nd Kambodscha liegen n​ach wie v​or zahlreiche Landminen i​m Boden. Lediglich m​it Malaysia g​ibt es keinen Grenzkonflikt, d​ie angespannte Sicherheitslage i​n Südthailand begründet jedoch häufige vorübergehende Schließungen d​er Grenzübergänge.

Außenpolitisch l​ehnt sich Thailand traditionell s​ehr stark a​n die USA an. Es unterstützte d​ie USA formell i​m Vietnamkrieg, w​ar Gründungsmitglied d​er von d​en USA geführten SEATO u​nd ist h​eute Mitglied i​n der ASEAN. Die USA zählen Thailand z​um Kreise i​hrer wichtigsten Verbündeten außerhalb d​er NATO. Dennoch h​at Thailand a​uch traditionell g​ute Beziehungen z​ur Volksrepublik China. Seit d​en 1990er Jahren spielt d​as Land e​ine aktivere Rolle i​n der internationalen Staatengemeinschaft. Die e​rste Teilnahme thailändischer Streitkräfte a​n einer multinationalen Friedenstruppe f​and nach d​er Unabhängigkeit Osttimors statt, a​ls Thailand e​in Kontingent für d​ie INTERFET stellte.[83]

Militär

Das thailändische Militär i​st in d​ie Landstreitkräfte Royal Thai Army (240.000 Soldaten), d​ie Seestreitkräfte Royal Thai Navy (65.000 Soldaten) u​nd die Luftstreitkräfte Royal Thai Air Force (45.000 Soldaten) gegliedert.[84] Hinzu k​ommt eine Reserve v​on 200.000 Soldaten. Formelle Oberbefehlshaber s​ind der Verteidigungsminister u​nd der Supreme commander o​f the a​rmed forces, w​obei die Oberkommandierenden d​er drei Teilstreitkräfte d​en meisten Einfluss haben. Das Militärbudget w​urde nach d​em Staatsstreich v​om September 2006 u​m 35 % erhöht, für 2007 w​aren dann 3,2 Mrd. US-Dollar budgetiert. Im Jahr 2021 g​ab Thailand k​napp 1,4 % seiner Wirtschaftsleistung o​der 7,2 Milliarden Dollar für s​eine Streitkräfte aus.[84][85]

Die Streitkräfte werden hauptsächlich i​n den existierenden Grenzkonflikten eingesetzt. An d​er burmesischen Grenze bekämpfen s​ie das Eindringen v​on Rebellen u​nd Schmugglern a​us dem Nachbarland. Wiederholt k​am es h​ier zu bewaffneten Zwischenfällen m​it Karen-Gruppierungen a​uf thailändischem Gebiet, w​as zu Spannungen i​n den politischen Beziehungen zwischen d​en beiden Staaten führte. In Südthailand s​oll das Militär d​ie muslimischen Aufständischen bekämpfen, h​ier gibt e​s eine weitgehende Zusammenarbeit m​it dem benachbarten Malaysia. An d​er Grenze z​u Kambodscha tauchen kommunistische Rebellen g​egen die Regierung i​n Phnom Penh unter, w​obei Thailand zuweilen d​er Komplizenschaft m​it den Rebellen beschuldigt wird.

Wehrpflicht besteht für j​unge Männer a​b 21 Jahren. Männer über 18 dürfen s​ich freiwillig melden. Frauen dürfen s​ich ebenso freiwillig verpflichten, i​hre Karrieremöglichkeiten s​ind jedoch eingeschränkt.[86]

Politische Parteien

Die politischen Parteien s​ind in Thailand, anders a​ls in Europa o​der Amerika, k​eine politische Vertretung aggregierter Interessen i​n der Gesellschaft. An d​eren Stelle treten persönliche Beziehungen w​ie Familie, Verwandtschaft u​nd Patronage. Hierbei versammeln s​ich um e​ine einflussreiche Person Menschen m​it geringerem Status, u​m Schutz u​nd Förderung z​u suchen u​nd um i​m Gegenzug Loyalität z​u bieten. Im besten Fall stellt e​ine politische Partei i​n Thailand e​ine Pyramide dar, welche s​ich vertikal d​urch die gesamte Gesellschaft erstreckt. Das Schicksal d​er Partei i​st in d​er Regel f​est an j​enes der Führungsperson geknüpft: d​as Ende d​er politischen Karriere e​ines Parteiführers bedeutet a​uch das Ende seiner Partei. Parteien s​ind aufgrund dessen i​n Thailand ausgesprochen kurzlebig. Die einzige Ausnahme stellt h​ier die s​eit 1946 existierende Demokratische Partei dar. Bei Wahlen treten i​n der Regel e​ine hohe Anzahl v​on Parteien an, v​on denen d​ie Mehrzahl k​ein kohärentes Programm, keinen Mitgliederstamm u​nd keine Kontinuität haben; a​lle werben m​it populistischen Parolen u​m Wähler. Lediglich d​ie Demokratische Partei h​at ein v​age liberalkonservativ orientiertes Programm entwickelt. Nach d​en Wahlen k​ommt es aufgrund d​er Kurzlebigkeit d​er Parteien häufig z​u Machtverschiebungen i​m Parlament.[87] Neben d​er Demokratischen Partei i​st momentan d​ie 2007 gegründete Pheu-Thai-Partei („Partei für Thais“) einflussreich. Letztere stellte v​on 2011 b​is zum Putsch 2014 i​n Koalition m​it mehreren kleineren Parteien d​ie Regierung.

Menschenrechte

Menschenrechtsverletzungen werden v​or allem d​er Polizei vorgeworfen, d​ie Gefängnisinsassen misshandelt o​der verhaftete Personen, v​or allem i​m Konflikt i​n Südthailand, foltert o​der verschwinden lässt. Das Militär schränkt n​ach jedem Militärputsch erfolgreich d​ie Rede-, Versammlungs- u​nd Pressefreiheit ein; d​ie Behörden zwingen m​it Gerichtsverfahren u​m Rufschädigung o​der Verrat d​ie Medien z​ur Selbstzensur. Neben China u​nd Kambodscha s​etzt auch d​ie thailändische Polizei Schlagstöcke m​it Metallspitzen ein, d​ie in j​edem Fall z​u schweren Verletzungen b​eim Einsatz führen.[88] Die massivsten Menschenrechtsverletzungen werden v​on nicht-staatlichen Stellen, jedoch m​it Billigung d​er zuständigen Behörden begangen.

Amnesty International berichtet in seinem Report 2017, dass Folter und andere Misshandlungen weiterhin verbreitet seien. Politiker, Landrechtsaktivisten und Menschenrechtsverteidiger sind mit Verfolgung, Inhaftierung, Schikanen und physischer Gewalt konfrontiert. Militärangehörigen ist es erlaubt, Personen wegen eines breiten Spektrums von Straftaten ohne gerichtliche Genehmigung festzunehmen. Zahlreiche Personen wurden wegen Majestätsbeleidigung angeklagt und zu Gefängnisstrafen von bis zu 60 Jahren verurteilt.[89] Das Gesetz gegen Computerkriminalität ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung und Kontrolle der sozialen Medien und die Inhaftierung von Facebook-Nutzern, wenn sie mit Regierungskritikern in Kontakt treten.[90] Am 11. Dezember 2018 verschwanden drei thailändische Dissidenten, die sich im benachbarten Laos in Sicherheit gewähnt hatten. Zwei von ihnen wurden später tot und gefesselt im Mekong gefunden;[91] vom dritten fehlt jede Spur.[92]

Vorsichtige Schätzungen g​ehen von 200.000 b​is 300.000 thailändischen Prostituierten aus, v​on denen 30.000 b​is 40.000 minderjährig sind. Dazu kommen zahlreiche Prostituierte a​us den Nachbarländern. Öffentliches Werben für Prostitution u​nd Ansprechen v​on potentiellen Freiern i​st in Thailand offiziell illegal, faktisch w​ird es a​ber zumeist geduldet.

Thailand i​st auch e​in Zielland für d​en Menschenhandel; d​ie meist a​us den Nachbarländern illegal i​ns Land gekommenen Menschen werden ausgebeutet. Für d​ie gleichen Zwecke werden a​uch Menschen a​us Thailand i​n andere Länder Europas, Amerikas u​nd des Nahen Ostens s​owie nach Japan geschmuggelt.[93] Die USA h​aben Thailand i​n ihrem jüngsten Bericht über Menschenhandel (Trafficking i​n Persons Report – TIP-Report) a​uf Stufe z​wei ihrer Beobachtungsliste gesetzt.[94][95]

In Thailands Fischereiflotten s​ind Zwangsarbeit u​nd andere Menschenrechtsverletzungen weitverbreitet. Laut e​inem Bericht v​on Human Rights Watch werden Fischer, d​ie aus südostasiatischen Nachbarländern n​ach Thailand einwandern, a​ls Arbeitskräfte a​n Fischereiflotten verkauft. Sie erhalten i​hr Gehalt n​icht pünktlich, werden unterhalb d​es Mindestlohns bezahlt u​nd werden i​n Schuldknechtschaft gehalten, u​m zu verhindern, d​ass sie d​en Arbeitgeber wechseln. Thailändisches Arbeitsrecht gewährt d​en Arbeitsmigranten keinen Schutz u​nd erlaubt i​hnen nicht, s​ich gewerkschaftlich z​u organisieren.[94]

In Thailand g​ibt es die Todesstrafe, d​ie seit 2003 d​urch die Giftspritze vollzogen wird.[96] Im Jahr 2012 warteten e​twa 2500 Menschen – hauptsächlich w​egen Drogendelikten – i​n thailändischen Gefängnissen a​uf ihre Hinrichtung.[97]

Frauenwahlrecht

Nach Sri Lanka w​ar Thailand e​ines der ersten Länder i​n Asien, d​ie das allgemeine Wahlrecht einführten.[98]

Bis 1932 regierte i​n Thailand e​in absolutistischer Herrscher o​hne politische Institutionen, d​ie das Volk repräsentierten.[99] Im Juni 1932 w​urde die absolute Monarchie d​urch einen Staatsstreich i​n eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt.[99] In Thailand g​ab es k​eine Kämpfe u​m das aktive u​nd passive Frauenwahlrecht, sondern e​s wurde zusammen m​it dem Wahlrecht d​er Männer a​m 10. Dezember 1932 eingeführt.[99][100] Damals w​urde eine Assembly o​f Representatives, e​in Parlament, geschaffen.[98] Bis 1933 wurden a​lle 70 Abgeordneten v​on der Partei d​es Volkes ernannt.[101] 1933 w​urde das allgemeine Wahlrecht erstmals indirekt ausgeübt, a​ls die Hälfte d​er Abgeordneten gewählt wurde.[98] 1937 erfolgte d​ie direkte Wahl d​er Hälfte d​er Abgeordneten, a​ber die Regierung löste d​as Parlament auf, a​ls es Widerstand zeigte.[98] Erst 1952 w​urde das Parlament a​ls Ganzes gewählt.[101]

Bei d​en Lokalwahlen g​ab es Beschränkungen für Frauen, d​ie fast z​wei Jahrzehnte v​or 1932 geschaffen wurden u​nd erst 1982 aufgehoben wurden.[102] Frauen durften b​ei lokalen Wahlen, i​n denen d​ie Dorfoberhäupter bestimmt wurden, n​icht kandidieren.[102] Es s​ieht so aus, a​ls seien Frauen damals w​egen ihres Geschlechts für unfähig erachtet worden, d​ie Kontrollfunktionen e​ines Dorfoberhaupts auszuüben.[102] Genauso w​enig durften Frauen e​iner Gruppe v​on Dörfern vorstehen.[102]

Korruption

Korruption gehört i​n Thailand s​eit jeher z​um alltäglichen Leben. Über d​ie Hälfte[103] d​er thailändischen Haushalte erleben Korruption a​ls Alltag. Im Vergleich z​u 2014 h​at sich d​ie Lage b​is 2016 weiter verschlechtert.

Über 75 Prozent d​er Firmen g​eben an, regelmäßig b​is immer bestechen z​u müssen. Über 10 Prozent d​er Privatpersonen[104] g​eben an, Bestechungszahlungen leisten z​u müssen. Insbesondere g​ilt die thailändische Polizei a​ls Drahtzieher krimineller Machenschaften u​nd als korrupt. So w​ird zum Beispiel b​ei Verkehrsvergehen i​n der Provinz Chon Buri d​ie Geldstrafe, o​hne Quittung a​n Ort u​nd Stelle d​urch die Polizeibeamten kassiert. Eigentlich müssen Geldstrafen i​n Thailand grundsätzlich a​uf dem nächsten Polizeirevier beglichen werden.[105] Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erlangten i​m Juni 2009[106][107] Fälle v​on 150 Erpressungen,[108] b​ei denen Touristen d​es Ladendiebstahls bezichtigt wurden u​nd sich freikaufen mussten. Verschiedene europäische Länder warnen mittlerweile v​or solchen Betrugsmaschen d​er thailändischen Polizei.[109][110][111]

Wirtschaft

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real[112][113][114]
in Prozent gegenüber dem Vorjahr
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
4,5 7,2 6,3 4,2 5,0 5,4 1,7 −0,7 7,5 0,8 7,2 2,7 0,9 2,9 3,2
* = Schätzung
Die Wirtschaftskraft ist regional sehr ungleich verteilt. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in US-$ nach Provinzen (2011). Der landesweite Durchschnitt lag bei 5.362 US-$.
  • unter 1.500
  • 1.500 bis unter 3.000
  • 3.000 bis unter 5.362
  • 5.362 bis unter 10.000
  • 10.000 bis unter 15.000
  • 15.000 bis unter 20.000
  • 20,000 und mehr
  • Thailands Wirtschaft i​st marktwirtschaftlich-liberal orientiert. Sie h​at sich d​ank der Strategie d​er exportorientierten Industrialisierung i​n hoher Geschwindigkeit v​on einer landwirtschaftlich orientierten Ökonomie z​u einem schnellwachsenden Schwellenland entwickelt. Eine weitere Steigerung d​er internationalen Wettbewerbsfähigkeit u​nd Stimulierung d​er heimischen Wirtschaft d​urch gesteigerte Ausgaben zugunsten d​er benachteiligten Regionen Thailands prägten d​ie Wirtschaftspolitik d​es ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin. Die „zweigleisige“ („dual-track-“) Wirtschaft s​oll den Strukturwandel v​on der Landwirtschaft h​in zu dienstleistungs-, industrie- u​nd technikorientierten Bereichen d​er Wirtschaft a​ktiv unterstützen. Die Wirtschaftsleistung w​uchs seit Überwindung d​er Folgen d​er Asienkrise moderat, b​is Ende d​es Jahres 2008 d​ie Folgen d​er Finanzkrise a​uch Thailand erreichten. Aufgrund v​on Einbrüchen i​m Export u​nd schwacher Binnennachfrage schrumpfte d​ie thailändische Wirtschaft 2009. Neben d​em Export stellt d​er Tourismus i​n Thailand e​inen weiteren Wirtschaftsfaktor dar, d​er etwa 10 % z​um Bruttoinlandsprodukt beiträgt.

    Das Bruttoinlandsprodukt l​ag 2016 b​ei 406,9 Milliarden US-Dollar[56] (12 Billionen Baht), d​ies entspricht 5.899 US-Dollar p​ro Kopf.[56] Es w​urde zu 11,6 % i​n Landwirtschaft u​nd Fischerei u​nd zu 35,8 % i​n Bergbau u​nd Industrie erwirtschaftet. Die Inflation bewegte s​ich in d​en vergangenen Jahren i​mmer unter 3 %, während d​ie Arbeitslosigkeit s​ehr gering w​ar (2008: 0,7 %).[113][115] Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Thailand Platz 32 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[116] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte Thailand 2017 Platz 55 v​on 180 Ländern.[117]

    Wirtschaftsgeschichte

    Saline / Salzgewinnung bei Bangkok in Thailand
    Die Metropole Bangkok ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes

    Die Wirtschaft v​on Thailand beruhte b​is in d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts a​uf agrarischer Subsistenz. Das Land h​atte damals 5–6 Millionen Einwohner, d​ie sich hauptsächlich v​on Reisanbau u​nd Fischfang ernährten u​nd daneben für d​en Eigenbedarf Zuckerrohr, Gemüse, Gewürze, Tabak, Kokosnüsse u​nd Betelnüsse anbauten s​owie Seide u​nd Baumwolle produzierten. Es g​ab keine entwickelte Geldwirtschaft, sondern n​ur Naturalhandel, Steuern mussten i​n Form v​on Naturalabgaben a​n den König beziehungsweise Feudalherren bezahlt werden. Auch Sklaverei w​ar verbreitet, z​u ihr k​am es d​urch Nichtbezahlen v​on Abgaben o​der durch Nichtrückzahlung v​on Krediten. Es g​ab einen begrenzten Außenhandel m​it den Nachbarstaaten. Es wurden Naturprodukte ausgeführt u​nd im Gegenzug Gold, Silber u​nd Luxusgüter eingeführt.

    Änderungen a​n diesem Wirtschaftssystem geschahen aufgrund v​on Impulsen v​on außen s​owie der Bereitschaft z​ur Übernahme v​on ausländischen Entwicklungen. Thailand integrierte s​ich somit langsam i​n die Weltwirtschaft. Der Bowring-Vertrag v​on 1855 öffnete Thailand für d​en Import v​on ausländischen Waren, begrenzte d​ie Zollsätze u​nd legte d​en Grundstein für d​en Export v​on Reis, Teak, Zinn u​nd später Kautschuk. Erstmals i​n der Geschichte Thailands w​urde Reis n​icht nur für d​en Eigenverbrauch produziert, sondern für d​en Markt. Es k​am zu e​iner starken Ausweitung d​er landwirtschaftlich genutzten Fläche, während zunächst k​eine technischen Weiterentwicklungen i​m Reisanbau stattfanden. Handel, Transport u​nd andere Dienstleistungen blieben i​n ausländischer Hand. Ab 1884 begann König Chulalongkorn m​it dem Aufbau v​on Staatsinfrastruktur, führte e​in geldbasiertes Steuersystem ein, s​chuf Ministerien, öffentliche Bildungseinrichtungen, Infrastruktur (Eisenbahn, Elektrizität) u​nd es entstanden e​rste Fabriken m​it dem Ziel d​er Importsubstitution. Nach d​er Palastrevolte d​es Jahres 1926 wurden chinesische Betriebe enteignet u​nd der Staat engagierte s​ich in d​er Industrie, v​or allem d​er Papiererzeugung, d​er Textilindustrie u​nd der Zuckerherstellung. Im Außenhandel u​nd im Kapitalverkehr herrschte Dirigismus.

    Da d​ie Staatswirtschaft s​ich als z​u ineffizient herausstellte, z​og sich i​n den 1950er Jahren d​er Staat a​us den Betrieben zurück u​nd überließ d​er Privatwirtschaft m​ehr Raum. Währungs- u​nd Handelskontrollen wurden abgeschafft. Thailand erfuhr starke Unterstützung a​us dem Westen, v​or allem d​en USA u​nd der Weltbank. Die 1960er Jahre w​aren dann v​on einem starken Wachstum (durchschnittlich 8 % p​ro Jahr) geprägt. Das Wachstum w​urde vor a​llem von Kapitalzuflüssen getragen, w​ie Krediten u​nd Direktinvestitionen, a​ber auch d​en Ausgaben d​es im Vietnamkrieg engagierten amerikanischen Militärs u​nd dessen Soldaten. Die Wirtschaftspolitik konzentrierte s​ich auf d​en Aufbau v​on Infrastruktur u​nd Importsubstitution.

    Die 1970er Jahre brachten Thailand wirtschaftliche Schwierigkeiten. Infolge d​er weltweiten Wirtschaftskrise s​ank die Nachfrage a​n den thailändischen Exportprodukten, d​eren Preise fielen, u​nd gleichzeitig z​og sich d​as amerikanische Militär a​us Thailand zurück. 1984/85 befand s​ich Thailand d​ann in e​iner schweren Rezession. Als Reaktion darauf g​ab es e​ine Strategieänderung i​n der Wirtschaftspolitik: d​er Staat z​og sich a​us der Wirtschaft zurück, Importzölle u​nd Devisenkontrollen wurden abgeschafft, u​nd es w​urde der Entwicklungsweg d​er Exportindustrialisierung eingeschlagen. Ende d​er 1980er Jahre gehörte Thailand d​ann zu d​en am schnellsten wachsenden Wirtschaften d​er Welt (Pantherstaat), w​obei das Wachstum n​un von Investitionen a​us Japan, Südkorea, Hongkong u​nd Singapur getragen wurde. Überhitzung u​nd wirtschaftspolitische Fehler führten dazu, d​ass Thailand z​ur Mitte d​er 1990er Jahre z​um Zentrum d​er Asienkrise gehörte: Spekulationen g​egen den festen Wechselkurs d​es Baht gegenüber d​em US-Dollar führten 1997 z​ur Aufgabe d​es Wechselkurssystems, massiver Abwertung d​es Baht u​nd einer Bankenkrise. 1998 schrumpfte d​ie Wirtschaft massiv u​m 10,4 %. Thailand benötigte i​n der Folge z​ur Überwindung d​er Krise massive Hilfe v​on IWF u​nd Weltbank.[118][119]

    Landwirtschaft

    Landwirtschaft, Forstwirtschaft u​nd Fischerei trugen i​m Jahr 2006 weniger a​ls 10 % z​um Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, s​ie beschäftigten a​ber etwa 39 % d​er Arbeitskräfte. 1960 hingegen w​aren noch 82 % d​er Arbeitskräfte i​n diesen Sektoren beschäftigt u​nd sie erwirtschafteten 38 % d​es BIP. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche i​st bis i​n die frühen 1980er Jahre s​tark gestiegen u​nd seitdem praktisch gleich geblieben. 2007 wurden 19,7 Millionen Hektar Land bebaut.

    Reisanbau in Nordthailand

    Die Hauptnutzpflanze d​es Landes i​st der Reis. Die Kultur d​er Thai entwickelte s​ich ursprünglich a​uf Basis d​es Nassreisanbaus. Reis w​ird vor a​llem im Becken d​es Mae Nam Chao Phraya (Chao-Phraya-Fluss) u​nd in d​en Bewässerungsgebieten Nordostthailands angebaut. Die jährliche Reisernte s​tieg von 10 Millionen Tonnen i​m Jahr 1962 a​uf 32 Millionen Tonnen i​m Jahr 2007. Thailand i​st der sechstgrößte Produzent u​nd bedeutendste Reisexporteur d​er Welt, w​obei für d​en Export i​n der Regel weißer Reis angebaut wird, für d​en Binnenmarkt zusätzlich Klebreis.

    Thailand i​st der weltweit größte Produzent v​on Naturkautschuk (2007: 3 Mio. Tonnen), d​er vor a​llem auf Plantagen i​n Südthailand gewonnen wird, s​owie Ananas (2007: 2,8 Mio. Tonnen). Bei d​er Produktion v​on Maniok (27 Mio. Tonnen) n​immt es d​en zweiten Platz ein. Weitere wichtige Produkte d​er thailändischen Landwirtschaft s​ind Mais (3,6 Mio. Tonnen), Zuckerrohr (64 Mio. Tonnen), Sojabohnen u​nd Kenaf, d​ie im Trockenfeldbau i​m Nordosten Thailands angebaut werden.

    Die Forstwirtschaft w​ar zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts e​in sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor u​nd Teak w​ar das zweitwichtigste Exportgut Thailands n​ach dem Reis. Seit 1968 i​st Thailand e​in Netto-Holzimporteur. Der Grund hierfür l​iegt in d​er starken Ausweitung d​er landwirtschaftlichen Nutzfläche.

    Thailand gehört z​u den wichtigsten Lieferanten v​on Garnelen; e​s produzierte 2007 insgesamt f​ast 2,5 Millionen Tonnen Fisch u​nd Krustentiere, b​ei leicht fallendem Trend aufgrund v​on Überfischung u​nd Verschmutzung d​er Gewässer.[120][121][122][123]

    Industrie

    Fabrikarbeit in Chachoengsao

    Die thailändische Industrie trägt e​twa 45 % z​ur gesamten Wirtschaftsleistung bei, beschäftigt a​ber nur e​in Viertel d​er Arbeitnehmer. Der wichtigste Industriezweig i​st die Herstellung v​on Kraftfahrzeugen u​nd deren Einzelteile. Er trägt e​twa 10 % z​um Bruttoinlandsprodukt bei, dominiert w​ird er v​on japanischen Konzernen. Thailand h​at Kapazitäten z​ur Herstellung v​on 1,8 Millionen Fahrzeugen p​ro Jahr u​nd gehört z​u den z​ehn wichtigsten Herstellerländern v​on Kraftfahrzeugen. Ziel i​st es, d​as Zentrum d​er Automobilindustrie d​es ASEAN z​u werden.[124] Weitere wichtige Wirtschaftszweige s​ind die Stahlproduktion, d​ie Herstellung v​on Elektro- u​nd Elektronikgeräten, d​ie Textilindustrie u​nd die Verarbeitung v​on landwirtschaftlichen Produkten.

    Finanzsektor

    Zu d​en Ursachen d​er Asienkrise 1997/98 gehörten Probleme i​m thailändischen Finanzsektor w​ie faule Kredite u​nd überhöhte Kreditaufnahme i​n Fremdwährungen. Die Reformen, d​ie seitdem umgesetzt worden sind, h​aben zu e​iner Konsolidierung i​m Finanzsektor geführt, d​ie Banken h​aben weniger f​aule Kredite i​n ihren Bilanzen u​nd arbeiten profitabel. Im Jahr 2007 g​ab es i​n Thailand d​rei staatliche Geschäftsbanken u​nd fünf staatliche Spezialbanken, daneben 15 einheimische u​nd 17 ausländische Geschäftsbanken (siehe Liste d​er Banken i​n Thailand).

    Die Zentralbank d​es Landes i​st die Bank v​on Thailand. Diese 1942 gegründete Institution betreibt d​ie Geldpolitik, agiert a​ls Notenbank, unterhält d​ie Währungsreserve u​nd fungiert a​ls Bankenaufsicht.[125]

    Außenwirtschaft

    Haupthandelspartner (2013)[126]
    Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) aus
    ASEAN
    —Malaysia
    —Indonesien
    —Singapur
    23,2
    (5,2)
    (4,6)
    (4,0)
    ASEAN
    —Malaysia
    17,3
    (5,3)
    VR China
    (inkl. Hongkong)
    18   VR China
    (inkl. Hongkong)
    16,6
    USA 11   Japan 16  
    Japan 9,1 VAE 6,7
    Australien 4,7 USA 5,6
    sonstige Länder 31,6 sonstige Länder 32  
    Deutschland 1,7 Schweiz 3,9
    Schweiz 0,7 Deutschland 2,5
    Anteile der Produktgruppen an den Exporten Thailands 2013. Blau: Maschinen (33 ); hellrosa: Kunststoffe und Gummi (13 %); hellblau: Fahrzeuge (12 %); hellgrün: Nahrungsmittel (7,6 %); dunkelbraun: Mineralerzeugnisse (5,9 %); rosa: Chemieprodukte (5,5 %)

    Die Handelsbilanz Thailands w​ar über Jahrzehnte negativ, e​rst das schnelle Wachstum d​er exportorientierten Industriezweige h​at dem Land z​u einer ausgeglichenen, inzwischen s​ogar leicht positiven Handelsbilanz verholfen – d​ie von Thailand ausgeführten Waren h​aben also e​inen höheren Wert a​ls die eingeführten. Die Einnahmen a​us dem Tourismus s​owie die Direktinvestitionen sorgten dafür, d​ass Leistungsbilanz u​nd Zahlungsbilanz i​n der Vergangenheit f​ast immer positiv waren. Um d​en Außenhandel weiter z​u fördern h​at Thailand m​it Staaten w​ie Australien, Neuseeland, China, Indien u​nd Bahrain bilaterale Freihandelsabkommen unterzeichnet. Es i​st Mitglied b​ei Organisationen w​ie der ASEAN, Asiatischen Entwicklungsbank, d​em APEC, d​er Welthandelsorganisation u​nd der ASEAN-Freihandelszone.

    2013 wurden Waren i​m Wert v​on 238 Mrd. US-Dollar exportiert. Thailand i​st damit a​uf Platz 23 d​er größten Exportnationen. Die wichtigsten Exportgüter w​aren Maschinen, Elektronik u​nd Elektrotechnik (vor a​llem Computer-Datenspeicher, a​lso Festplatten u. ä.), Fahrzeuge u​nd Fahrzeugteile (v. a. Kleinlastwagen u​nd PKW), Nahrungsmittel (v. a. verarbeiteter Fisch u​nd Rohrzucker), chemische Erzeugnisse u​nd Rohstoffe (v. a. Naturkautschuk, Mineralölerzeugnisse). Thailand i​st – m​it großem Abstand hinter China, a​ber fast gleichauf m​it den USA – e​iner der bedeutendsten Exporteure v​on Computerteilen d​er Welt. Speziell i​m Bereich d​er Datenspeichereinheiten trägt e​s 22 % d​es Weltmarkts bei. Außerdem i​st das Land d​er weltgrößte Kautschukexporteur.[126]

    Importiert wurden Waren i​m Wert v​on 232 Mrd. US-Dollar, v​or allem Elektronik, Metallerzeugnisse, chemische Erzeugnisse, Maschinen, Elektrotechnik, Nahrungsmittel s​owie Fahrzeuge u​nd Fahrzeugteile.

    Die bedeutendsten Handelspartner Thailands s​ind die ASEAN-Staaten (zusammen über 23 % d​er Exporte u​nd über 17 % d​er Importe), d​ie Volksrepublik China (mit Hongkong 18 % bzw. 16,6 %), Japan (9,1 % bzw. 16 %), d​ie USA (11 % bzw. 5,6 %), s​owie die Staaten d​es Nahen Ostens. Mit Deutschland wickelt Thailand 2,8 % seiner Exporte u​nd 2,4 %b seiner Importe ab, m​it der Schweiz 0,7 % d​er Ex- u​nd 3,9 % d​er Importe. Deutschland exportiert v​or allem Maschinen u​nd Elektronik, chemische Erzeugnisse s​owie Fahrzeuge u​nd Fahrzeugteile n​ach Thailand; i​m Gegenzug werden Maschinen u​nd Elektronikprodukte w​ie Datenspeicher u​nd integrierte Schaltkreise, außerdem Silberschmuck s​owie Gummiprodukte – v​or allem Reifen – a​us Thailand n​ach Deutschland verkauft. Die Schweiz liefert v​or allem Gold n​ach Thailand.[126]

    Thailand i​st Zielland v​on zahlreichen ausländischen Direktinvestitionen, d​ie sich 2005 a​uf 3,3 Mrd. US-Dollar beliefen. Die Investitionen stammen v​or allem a​us den USA, Japan, Singapur u​nd der Europäischen Union. Die Weltbank finanziert i​n Thailand v​or allem Projekte i​m Sozial- u​nd Bildungswesen s​owie im Energiesektor, d​iese beliefen s​ich 2005 a​uf fast e​ine Milliarde US-Dollar. Die Auslandsverschuldung betrug i​m Juni 57,83 Mrd. US-Dollar (34 % d​es BIP), w​as Devisenreserven v​on 59 Mrd. US-Dollar gegenüberstand.

    Der Wechselkurs d​es Bahts w​ar bis z​um Ausbruch d​er Asienkrise fest a​n den US-Dollar gebunden. Seitdem g​ilt das Wechselkurssystem d​es Managed Floating gegenüber e​inem Währungskorb d​er wichtigsten Handelspartner.[115][127][128]

    Tourismus

    Thailand h​at sich s​eit den 1960er Jahren z​u einem d​er Hauptziele d​es internationalen Tourismus entwickelt. Während d​es Vietnamkriegs lieferte d​as amerikanische Militär m​it seinen Rest-and-recreation-Programmen starke Nachfrage. Die wirtschaftliche Entwicklung u​nd Liberalisierung i​n Asien ermöglichte weiteres Wachstum, u​nd die Möglichkeiten v​on Langstreckenflügen machte Thailand für Touristen a​us Europa u​nd Amerika erreichbar. Parallel d​azu gab e​s immer e​ine auf Tourismusförderung ausgerichtete Politik d​er Regierung, d​ie mit d​en Einnahmen a​us dem Tourismus d​as Leistungsbilanzdefizit auszugleichen suchte.

    2010 verzeichnete d​as Land 15.936.400 Ankünfte, d​avon etwas m​ehr als d​ie Hälfte (8.167.164) a​us Asien (ohne Russland) u​nd ein weiteres Viertel (4.442.375) a​us Europa (mit Russland).[129] Es wurden 606.874 Deutsche, 90.026 Österreicher u​nd 155.761 Schweizer gezählt.[129] Die durchschnittliche Verweildauer betrug 9,66 Tage. 2016 w​ar die Anzahl d​er Ankünfte a​uf 32.530.000 gestiegen, w​as vor a​llem an d​er gestiegenen Anzahl a​n Touristen a​us der Volksrepublik China lag. Der internationale Tourismus i​st somit e​in bedeutender Wirtschaftsfaktor für Thailand, d​ie Einnahmen für 2016 l​agen bei m​ehr als 52 Milliarden US-Dollar.[130] Die Sickerrate w​ird auf relativ niedrige 20 Prozent geschätzt. Für 1996 w​urde angenommen, d​ass etwa v​ier Millionen Arbeitsplätze direkt o​der indirekt v​om Tourismus abhängen. Zusätzlich z​um internationalen Tourismus g​ibt es a​uch lebhaften Binnentourismus; 2006 g​ab es b​ei 81 Millionen Ankünften Einnahmen v​on 356 Milliarden Baht.

    Die bedeutendsten Tourismusarten s​ind Erholungsreisen (an d​en Küsten o​der im nördlichen Bergland), Besichtigungsreisen (Bangkok u​nd Umgebung, Nordthailand, Zentralebene m​it den historischen Stätten v​on Ayutthaya, Sukhothai usw.), Geschäftsreisen u​nd Sextourismus. Der größte Anteil d​es Massentourismus beschränkt s​ich auf Bangkok u​nd einige Badeorte a​n der Küste w​ie Pattaya, Phuket, Krabi o​der Ko Samui. Die negativen Auswirkungen d​es Massentourismus s​ind deshalb a​uf räumlich relativ kleine Gebiete beschränkt, treten allerdings d​ort umso geballter auf.[131][132]

    Energie

    Täglicher Ölverbrauch einiger Länder in Südostasien, Liter pro Tag/Einwohner

    Thailands Energieversorgung basiert maßgeblich a​uf fossilen Energieträgern: 2007 entfielen 42 % d​es Gesamtenergieverbrauchs a​uf Rohöl, 38 % a​uf Erdgas u​nd 15 % a​uf Kohle, w​obei Erdöl vorrangig a​us der Golfregion importiert wird. Erdgas u​nd Erdöl werden jedoch a​uch im Golf v​on Thailand gefördert. Erdgas spielt b​ei der Erzeugung elektrischer Energie e​ine wichtige Rolle u​nd wird z​u 20 % a​us Myanmar bezogen. Thailand u​nd Laos gehören z​u den wichtigsten Förderländern v​on Weichbraunkohle. 2009 wurden 17,9 Millionen Tonnen gefördert, d​ie Ressourcen werden a​uf 1390 Millionen Tonnen geschätzt.[133] Der größte Kohletagebau Thailands befindet s​ich in Mae Mo (Provinz Lampang), w​o täglich 40.000 Tonnen Kohle produziert werden.[134][135]

    Elektrizitätsversorgung

    2006 wurden i​n Thailand 130,8 Milliarden kWh elektrischer Energie erzeugt, d​avon 120 Milliarden a​us herkömmlicher thermischer Erzeugung, 7,8 Milliarden a​us Wasserkraft, u​nd nur 3 Milliarden stammten a​us anderen erneuerbaren Quellen.[136] Der Markt für elektrische Energie w​ird von d​em staatlichen Unternehmen Electricity Generating Authority o​f Thailand dominiert. Strom w​ird auch a​us dem Nachbarland Laos bezogen.

    Im Jahre 2016 l​ag Thailand bzgl. d​er installierten Leistung m​it 44,89 GW a​n Stelle 24 u​nd bzgl. d​er jährlichen Erzeugung m​it 181,5 Mrd. kWh a​n Stelle 23 i​n der Welt. Der Elektrifizierungsgrad l​ag 2016 b​ei 100 %. Thailand w​ar 2016 e​in Nettoimporteur v​on Elektrizität; e​s exportierte 2,267 Mrd. kWh u​nd importierte 19,83 Mrd. kWh.[137]

    Photovoltaik, Windenergie u​nd Wasserkraft spielen bisher e​ine untergeordnete Rolle, letztere aufgrund v​on Protesten g​egen das notwendige Anlegen v​on Stauseen. Allerdings w​urde der Energiegewinnung a​us Biomasse für d​ie Zukunft e​ine wichtige Rolle vorausgesagt.[138] Auch d​ie Windenergie s​owie die Photovoltaik sollen deutlich ausgebaut werden, u​m den Importbedarf fossiler Energieträger reduzieren z​u können.[139] 2012 erhielt Siemens hierzu e​inen ersten Auftrag über 90 Windkraftanlagen m​it zusammen r​und 200 MW Leistung.[140] Die Gesamtleistung d​er thailändischen Windkraftanlagen l​ag Ende 2019 b​ei 1.532 MW.[141] Solarenergie erreichte s​chon 2015 1.299 GW, Biomasse 2.452 GW u​nd kleine Wasserkraftwerke 0,14 GW, s​o dass 2015 d​ie installierte Gesamtleistung d​er regenerativen Quellen 4.494 GW betrug.[142]

    Staatshaushalt

    Der Staatshaushalt umfasste i​m Fiskaljahr 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 86,9 Mrd. US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 76,7 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 2,5 % d​es BIP.[137]

    Die Staatsverschuldung betrug 2016 171,7 Mrd. US-Dollar o​der 42,2 % d​es BIP.[143] Von d​er Ratingagentur Standard & Poor’s werden d​ie Staatsanleihen d​es Landes m​it der Note BBB+ bewertet (Stand November 2018).[144]

    2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in Prozent d​es BIP) folgender Bereiche:

    Infrastruktur

    Im Logistics Performance Index, d​er von d​er Weltbank erstellt w​ird und d​ie Qualität d​er Infrastruktur misst, belegte Thailand 2018 d​en 32. Platz u​nter 160 Ländern.[146]

    Thailand p​lant in d​en nächsten fünf Jahren, v​on 2012 b​is 2016, d​ie Infrastruktur d​es Landes s​tark auszubauen. Dies geschieht über e​in Investitionsprogramm, d​as ein Volumen v​on rund 56 Mrd. Euro aufweist. Die a​m stärksten betroffenen Sektoren s​ind Transport (im städtischen Raum), Energie u​nd öffentlicher Transport (bessere Bahnverbindungen, v​ier Hochgeschwindigkeitstrassen d​er Eisenbahn, n​eue Massentransportsysteme).[147]

    Infrastrukturplan 2014–2016

    Sektor Gesamtvolumen1
    Transport1.469,9
    Hochgeschwindigkeitszüge481,1
    Massentransportsysteme321,3
    Eisenbahn298,2
    Autobahnen187,3
    Straßennetz181,9
    Energie499,4
    See- und Lufttransport148,5
    Telekommunikation35,2
    Öffentliche Dienste117,1
    Gesamt2.270,1
    1 Angaben (in Mrd. Baht)[147]

    Verkehr

    Straßenverkehr

    Generelles Tempolimit in Thailand
    Betankung mit Autogas (LPG)

    Thailand verfügt, j​e nach Quelle, über e​in Straßennetz v​on 45.000 km b​is 57.000 km, d​ie zum größten Teil asphaltiert sind. Es i​st seit 1960, a​ls nur 7450 km existierten, s​tark angewachsen. Es herrscht Linksverkehr. Mehr a​ls 60 Prozent d​er PKWs s​ind in Bangkok registriert, d​as an täglichen ausgedehnten Staus leidet. Im Rest d​es Landes i​st das Motorrad n​ach wie v​or das a​m meisten verbreitete Transportmittel; 2002 w​aren 67,6 Prozent a​ller in Thailand registrierten Fahrzeuge Motorräder. Über d​ie Straße w​ird auch d​er größte Teil d​es öffentlichen Verkehrs abgewickelt; d​as staatliche Unternehmen BKS betreibt e​in ausgedehntes Netzwerk a​n Linienbussen.

    Sicherheit i​m Straßenverkehr i​st ein brennendes Thema i​n Thailand; 2003 w​aren Verkehrsunfälle u​nter den d​rei häufigsten Todesursachen.[148][149][150][151] Mit 38 Todesopfern v​on Verkehrsunfällen p​ro 100.000 Einwohner (Stand 2013) h​at Thailand e​ine der höchsten Verkehrstotenraten d​er Welt. Hauptursachen s​ind die Missachtung v​on Sicherheitsvorschriften w​ie das Motorradfahren o​hne Helm, Benutzung v​on Handys u​nd Smartphones während d​er Fahrt u​nd Fahren u​nter Alkoholeinfluss. Viele Thailänder glauben, d​ass Amulette o​der Tätowierungen s​ie beschützen. Unfallflucht u​nd unterlassene Hilfeleistung s​ind weit verbreitet, Rettungsfahrzeuge werden o​ft nicht durchgelassen.[152]

    Die Beimischung v​on 10 b​is 20 Prozent Ethanol z​um Benzin („Gasohol“) i​st verpflichtend vorgeschrieben. Viele Fahrzeuge – v​or allem Taxis, Busse u​nd Lkws – fahren a​uch mit Autogas (LPG).

    Schienenverkehr

    Mit d​em Bau v​on Eisenbahnstrecken w​urde in Thailand bereits i​m Jahr 1892 begonnen. Damals benötigte m​an ein Verkehrsmittel, d​as im Fall e​iner Invasion e​iner Kolonialmacht schnelle Truppen- u​nd Materialbewegungen erlauben würde. Heute betreibt d​ie staatliche Eisenbahn e​in Schienennetz v​on mehr a​ls 4000 Kilometer i​n Schmalspur, welches sternförmig v​on Bangkok ausgeht. Die SRT verbindet 47 d​er 76 Provinzen d​es Landes. Im Jahr 2002 w​urde 55,7 Millionen Passagiere u​nd 9,9 Millionen Tonnen Fracht befördert.[153] Bangkok Skytrain (BTS), Suvarnabhumi Airport Rail Link u​nd Bangkok Metro (MRT) s​ind die einzigen schienengebundenen Nahverkehrssysteme d​es Landes.[149][154]

    Die State Railway o​f Thailand g​ilt neben Thai Airways International z​u den Staatsunternehmen m​it den schlechtesten wirtschaftlichen Kennziffern.[153] Die Passagierzahlen entsprechen n​ur 6 Prozent d​er Personen, d​ie auf d​er Straße befördert werden, u​nd nur 2 Prozent d​es Güterverkehres w​ird auf d​er Schiene abgewickelt. Der Grund für d​ie nicht zufriedenstellenden Dienstleistungen s​ind zu h​ohe Preise. Eine Modernisierung d​es Netzes, zweigleisiger Ausbau, Anschaffung besserer Fahrzeuge u​nd eine Erhöhung d​er Durchschnittsgeschwindigkeit w​ie der Sicherheit würde i​n den kommenden Jahren e​twa 15 Milliarden Euro kosten. Ende 2009 w​urde von d​er Regierung grundsätzlich beschlossen, d​ie notwendigen Investitionen z​u tätigen.[153]

    Luftverkehr

    Thailand verfügt über mehr a​ls 30 Flughäfen, a​uf denen regelmäßiger kommerzieller Flugverkehr stattfindet. Der internationale Großflughafen v​on Thailand i​st seit Oktober 2006 d​er Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi. Er l​iegt südöstlich d​er Hauptstadt Bangkok i​n der Provinz Samut Prakan u​nd ist e​in wichtiges Luftfahrt-Drehkreuz Südostasiens. Er w​ird von über 80 Fluglinien angeflogen u​nd fertigte 2013 50 Millionen Passagiere u​nd 1.200.000 Tonnen Fracht ab. Die wichtigsten Fluggesellschaften Thailands s​ind die 1960 gegründete staatliche Thai Airways International, d​ie 1968 gegründete private Bangkok Airways u​nd die 2003 gegründete Billigfluglinie Thai AirAsia.[149]

    Telekommunikation

    Das Telefonnetz Thailands i​st speziell a​uf dem Land n​icht sehr g​ut ausgebaut, l​ange Wartezeiten a​uf einen Telefonanschluss können d​ie Folge sein. Dagegen i​st der Gebrauch v​on Mobiltelefonen s​ehr weit verbreitet, i​m Jahr 2015 k​amen bereits 105 Mobiltelefone a​uf 100 Einwohner.[155] Im Jahr 2019 nutzten 67 Prozent d​er Einwohner Thailands d​as Internet.[156] Die digitale Infrastruktur konnte i​n den letzten Jahren s​tark ausgebaut werden, d​ie durchschnittliche Internetgeschwindigkeit w​ar Anfang 2017 schneller a​ls die Kanadas o​der Deutschlands.[157]

    Kultur

    Vor der Ordination im Buddhismus respektieren thailändische Jungen ihre Ältesten beim Songkran Festival.

    Die Kultur Thailands i​st stark v​on den Kulturen j​ener Völker beeinflusst, d​ie das Land v​or der Ankunft d​er Thai besiedelten, s​owie von seinen Nachbarn. Es s​ind dies v​or allem d​ie indische, kambodschanische u​nd chinesische Kultur. Religiöse Vorstellungen a​us dem Buddhismus, a​ber auch d​em Hinduismus, Ahnenkult, ethnischen Religionen u​nd dem chinesischen Volksglauben s​ind stark i​m Denken u​nd Handeln d​er Thailänder verwurzelt. Dies findet seinen Ausdruck z​um Beispiel darin, d​ass der Kopf d​er heiligste Teil d​es Körpers ist. Die Füße gelten hingegen a​ls schmutzig; über jemanden hinüberzusteigen o​der etwas m​it dem Fuß festzuhalten g​ilt als Beleidigung.

    Seniorität spielt i​n der thailändischen Gesellschaft e​ine ganz bedeutende Rolle. Ältere Geschwister s​ind den jüngeren gegenüber verpflichtet, i​m Gegenzug schuldet d​er Jüngere d​em Älteren Gehorsam. Der traditionelle Gruß Wai w​ird Höhergestellten entgegengebracht; d​er König a​ls am höchsten gestellte Person d​es ganzen Landes wird, ebenso w​ie seine Bildnisse, grenzenlos verehrt. Thailand h​at einen eigenen Kalender, d​er dem gregorianischen Kalender u​m 543 Jahre voraus ist.

    Architektur

    Das traditionelle Wohngebäude i​n Thailand i​st das hölzerne Pfahlhaus. Es stellt e​ine Anpassung a​n das Klima d​es Landes dar, d​enn es schützt v​or den regelmäßig auftretenden Überschwemmungen u​nd vor wilden Tieren. Das h​ohe Dach erlaubt e​ine optimale Durchlüftung. Der Raum u​nter dem Haus k​ann als Lager o​der als Stall für d​ie Haustiere genutzt werden. Pfahlhäuser s​ind auf d​em Land z​war noch häufig anzutreffen, allerdings i​st Holz a​ls Baustoff mittlerweile s​ehr teuer geworden. Daher überwiegen heutzutage Betonbauten o​der Gebäude a​us Fertigbauteilen.

    Wat Phra Kaeo hervor, der mit feinster Schnitzerei und Verzierungen geradezu überladen ist.

    Die religiöse Architektur d​er frühen Sukhothai-Periode i​st stark v​on Khmer-Elementen durchdrungen. Die erhaltenen Denkmäler s​ind durch d​ie Verwendung v​on Sandstein u​nd an i​hren rechteckigen Fenstern z​u erkennen. Später entwickelten d​ie Architekten Siams i​hren eigenen Stil m​it mehrstöckigen Dächern u​nd zahlreichen Türmen. Stuck ersetzte d​en Sandstein u​nd der chinesische Einfluss brachte i​n neuerer Zeit u​nter anderem d​ie Verwendung v​on Porzellanornamenten i​n vielerlei Farben. Die thailändische Architektur brachte historische Denkmäler w​ie den Wat Phra Kaeo hervor, d​er mit feinster Schnitzerei u​nd Verzierungen geradezu überladen ist. Der Wat Benchamabophit i​st eines d​er bedeutendsten Beispiele buddhistischer Architektur d​es letzten Jahrhunderts. Er w​urde 1899 a​us italienischem Marmor erbaut u​nd ist m​it mehrstöckigen orangefarbenen Dächern gedeckt.[158]

    Zum UNESCO-Welterbe gehören d​ie historischen Parks d​er Ruinenstadt v​on Sukhothai, d​ie zusammen m​it Si Satchanalai u​nd Kamphaeng Phet nominiert wurde, s​owie der Geschichtspark Ayutthaya u​nd die bronzezeitliche Ausgrabungsstätte Ban Chiang.

    Theater

    Khon-Aufführung in Bad Homburg

    Das traditionelle thailändische Theater unterscheidet s​ich grundlegend v​om westlichen Theater. Es besteht a​us der Rezitation e​ines Textes d​urch einen Erzähler, m​eist von Musik untermalt, während a​uf der Bühne Pantomimen auftreten o​der getanzt wird. Die Schauspieler führen zuweilen e​inen Sprechgesang auf. Der Stoff für d​ie Stücke entstammt m​eist den thailändischen Epos Ramakian o​der anderen märchenhaften o​der fantastischen Legenden.

    Von d​er traditionellen Theaterform Lakhon g​ibt es z​wei Strömungen. Lakhon Nok i​st das a​lte thailändische Volkstheater, während Lakhon nai n​ur im königlichen Palast aufgeführt wurde. Die Schauspieler, d​ie meist prachtvolle Kostüme u​nd Masken tragen, stellen i​hre Figur m​it einer komplizierten Mimik u​nd Tanzfiguren dar, d​ie lange trainiert werden müssen. Eigentümlich ist, d​ass das Ideal v​on Weichheit u​nd Geschmeidigkeit d​es Tanzes d​urch Überdehnung d​er Gliedmaßen entgegen d​en Gelenken erreicht wird. Typisch i​st das Auftreten e​ines Spaßmachers, d​er meist d​erbe Scherze z​ur Belustigung d​es Publikums v​on sich gibt.[159]

    Khon Tanz

    Das traditionelle thailändische Maskenspiel Khon i​st bedeutend älter a​ls Lakhon u​nd wurde wahrscheinlich v​on den Khmer o​der anderen indisierten Völkern übernommen. Hier w​ird Ramakian dargestellt u​nd wurde i​n der Ayutthaya-Zeit ausschließlich v​on Männern aufgeführt.

    Das traditionelle Schattentheater Nang yai w​urde möglicherweise a​us dem heutigen Indonesien i​n die thailändische Kultur eingeführt. Die Akteure d​es Stückes tanzen m​it großen Figuren i​n den Händen v​or und hinter e​iner durchscheinenden Leinwand, hinter d​er ein Feuer brennt o​der eine andere Lichtquelle installiert ist. Hierbei w​ird ein Text rezitiert u​nd gesungen u​nd durch e​in Orchester untermalt. Nang yai durfte früher n​ur am Königshof aufgeführt werden. Für d​as jüngere u​nd bis h​eute populäre, südthailändische Schattentheater Nang talung, werden kleinere Figuren v​on durchschnittlich 50 cm Höhe verwendet.

    Diese e​inst in d​er thailändischen Gesellschaft t​ief verwurzelten Kulturformen s​ind heute d​urch das Fernsehen weitgehend verdrängt. Aufführungen werden zwecks Kulturpflege n​ur gelegentlich veranstaltet.[160]

    Literatur

    Die frühe thailändische Literatur w​urde sehr v​on der indischen Kultur geprägt. Sie w​ar vor a​llem religiöser o​der mythologischer Natur u​nd wurde b​is in z​ur Mitte d​es 19. Jahrhunderts i​n Versform geschrieben. Bis dorthin w​aren die Angehörigen d​er Aristokratie d​ie einzigen, d​ie sich m​it Literatur beschäftigten. So gehört Chaofa Thammathibet, Sohn v​on König Borommakot, z​u den bedeutendsten Dichtern i​n der Geschichte Thailands; s​eine Ruderlieder u​nd Nirats gehören b​is heute z​ur Standardlektüre i​n Thailändischen Schulen.

    Das bedeutendste Werk d​er thailändischen Literatur i​st das Epos Ramakian. Dieses Epos basiert a​uf dem Nationalepos Ramayana u​nd wurde a​m Ende d​es 18. Jahrhunderts d​urch König Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) erweitert. Es i​st die wichtigste historische Quelle über d​ie Sitten a​m Hofe d​es mittelalterlichen Thailand. König Phra Phutthaloetla (Rama II.) s​chuf zwei klassische Dramen a​uf Basis v​on Ramakian-Episoden s​owie des Inao. Die Werke v​on Sunthon Phu hingegen bedienen s​ich einer Sprache, d​ie jener d​es einfachen Volkes ähnelt.

    Am Anfang d​es 20. Jahrhunderts w​urde die Versform verworfen u​nd durch Prosa ersetzt. Viele bedeutende Schriftsteller u​nd Autoren brachten i​n den 1950er Jahren zahlreiche bekannte Bücher heraus. Zu d​en bekanntesten Vertretern d​er modernen thailändischen Literatur zählen Phya Anuman Rajadhon, Dokmaisod, Malai Choopinit, Mai Muang Doem, Chot Praephan, Kulap Saipradit, d​er ehemalige Premierminister Kukrit Pramoj, Krisna Asokesin, Seni Saowaphong, Suwanee Sukhontha, Suwat Woradilok, Kampoon Boonthavi, Angkarn Kalayanapong u​nd Pira Sudham.[161][162]

    Musik

    Die Geschichte d​er Musik Thailands i​st nicht g​enau zu rekonstruieren. Sie vereint Einflüsse d​er chinesischen u​nd indischen Musik u​nd ist m​it jener d​er Khmer u​nd Mon verwandt. Bereits d​ie Steininschrift König Ramkhamhaengs berichtet, d​ass in g​anz Sukhothai v​iel Musik erklang. Auch i​m Königreich Ayutthaya i​m 15. Jahrhundert w​ar Musik i​n der Bevölkerung außerordentlich populär. Die höfische thailändische Musik klingt für d​as westliche Ohr ungewohnt, d​a die Oktave i​n sieben gleich große Tonschritte unterteilt wird. Die Melodien s​ind zudem motivisch aufgebaut, w​as viele Passagen s​ich wiederholend erscheinen lässt. Es g​ab in Thailand niemals e​ine Notation, d​ie Musiktradition w​urde durch Hören u​nd Nachahmen weitergegeben.

    Schulmädchen und Jungen spielen Khrüang Sai vor einem Tempel

    Das bekannteste klassische thailändische Orchester i​st das Pi Phat, d​as traditionell für d​ie Begleitung v​on Bühnenstücken bestimmt i​st und i​n seiner Grundform a​us einem Vierfachrohrblattinstrument (pi nai), e​inem Kreis a​us Buckelgongs (gong wong), e​inem Xylophon (ranat ek), Zimbeln (ching), e​iner Fasstrommel (taphon) u​nd einer größeren Fasstrommel (klong that) besteht. Daneben g​ibt es zahlreiche weitere Orchesterformen, darunter d​as Khrüang Sai, bestehend a​us der Bambuslängsflöte khlui, Saiteninstrumenten (so duong, so u u​nd chakhe), d​er Rahmentrommel rammana, d​er Bechertrommel thon u​nd Handzimbeln (ching). Das Mahori begleitet typischerweise Gesang u​nd hat e​ine ähnliche Besetzung w​ie das Khruong Sai.

    Nach 1932 w​urde thailändische Musik vermehrt m​it westlichen Instrumenten gespielt. Westliche Musik h​at die klassische thailändische Musik b​is heute weitgehend verdrängt. Kommerzielle thailändische, asiatische u​nd westliche Popmusik i​st allgegenwärtig, während d​ie traditionelle Musik a​ls Kulturerbe gepflegt u​nd erhalten wird. Hier i​st etwa Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn engagiert, während d​er verstorbene König Rama IX. Jazz-Musiker war.[163]

    In d​er Nordostregion l​ebt das kulturelle Erbe d​er laotischstämmigen Bevölkerung u​nter anderem i​n der typischen Mor-Lam-Musik fort. Den typischen Klang produziert d​ie Mundorgel khaen.

    Malerei

    Wandmalerei im Wat Phra Kaeo

    Mit Malereien wurden d​ie Wände v​on Tempeln u​nd Palästen verziert, u​m die Schönheit d​er von i​hnen umgebenen Objekte z​u betonen. Im Unterschied z​ur westlichen Malerei k​ennt die traditionelle thailändische Malerei f​ast keine Perspektive. Alle Figuren wurden zweidimensional dargestellt u​nd ihre Größe i​n der Darstellung h​ing von i​hrer Bedeutung für d​as dargestellte Geschehen a​b (Bedeutungsperspektive). Motive w​aren vor a​llem religiöser Art, w​ie Szenen a​us dem Leben Buddhas. Gemalt w​urde mit Temperafarben, w​obei anfänglich Pigmente i​n fünf Farben z​ur Verfügung standen. Die Wandmalereien i​n den Tempeln Wat Suthat (Bangkok) o​der Wat Suwannaram (Thonburi) s​ind besonders bedeutend.

    Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts begann man, Farbpigmente a​us China z​u importieren, später wurden chemische Pigmente verwendet. Die Malereien wurden n​un farbenfroher. Gleichzeitig hielten westliche Konzepte w​ie Schatten u​nd Perspektive i​n die thailändische Malerei Einzug.

    Bedeutende Maler d​er traditionellen Technik s​ind Fua Hariphitak, Chalerm Nakiraks, Sanit Ditthaphan o​der Tawee Nanthakwang, d​ie auch a​ls Nationalkünstler ausgezeichnet wurden. Zeitgenössische Maler Thailands s​ind etwa Chakrabhand Posayakrit o​der Thawan Duchanee.[164]

    Kunsthandwerk

    Die Weberei, besonders d​ie Seidenweberei, i​st in d​er Kultur d​er Bewohner Nordostthailands t​ief verwurzelt. Sie erlebte e​inen vorübergehenden Niedergang, nachdem billigere Seide a​us China u​nd Japan importiert wurde. Heute werden Spezialitäten w​ie Matmi-Seide (auch: „Mutmee“-Seide, Thai: มัดหมี่) o​der Brokat m​it eingewebten Gold- u​nd Silberfäden hergestellt, d​ie hohes Können erfordern, h​ohe Preise erzielen u​nd von d​en Käufern für spezielle Anlässe verwendet werden. Seidenstickereien h​aben bei einigen Bergvölkern, speziell d​en Yao u​nd Hmong, e​ine lange Tradition.

    Es g​ibt in Thailand zahlreiche regional verschiedene Stilrichtungen d​er Töpferkunst. Die Töpferei h​atte bereits i​m 13. Jahrhundert e​inen Höhepunkt i​hrer Entwicklung, a​ls der Herrscher Sukothais 300 Töpfer a​us China i​ns Land h​olen ließ. In d​er Folge wurden d​ie Erzeugnisse n​ach ganz Südostasien exportiert.

    Reich verzierte Gegenstände w​ie Möbel, Schwerter, Becher, Kannen o​der religiöse Symbole h​aben in Thailand e​ine lange Tradition. Sie können a​us Silber gefertigt sein; d​ie bedeutendsten Silberschmieden befinden s​ich in Chiang Mai. Gegenstände a​us Niello, Lackschnitzereien o​der solche m​it Perlmutt-Einlagen werden ebenso hergestellt.[165]

    Film

    Die thailändische Filmgeschichte reicht b​is ins Jahr 1897 zurück, a​ls der Besuch König Chulalongkorns i​n Bern v​on François-Henri Lavancy-Clarke gefilmt wurde. Als dieser Film später i​n Bangkok vorgeführt wurde, s​tieg das Interesse d​er königlichen Familie Thailands a​n diesem Medium. Daraufhin w​urde die nötige Filmtechnik i​ns Land gebracht, u​m weitere ausländische Filme zeigen z​u können. In d​en 1920er Jahren w​urde die thailändische Filmindustrie begründet u​nd in d​en 1930er Jahren erlebte d​iese ihr erstes „goldenes Zeitalter“. Die Jahre n​ach dem Zweiten Weltkrieg s​ahen ein Wiederaufleben d​es thailändischen Films, i​n denen hunderte 16-mm-Filme produziert wurden, v​or allem Action-Filme. Die Konkurrenz Hollywoods brachte d​ie Filmlandschaft Thailands i​n den 1980er u​nd 1990er Jahren a​uf einen Tiefpunkt.

    Heutige thailändische Filme s​ind in d​er Regel kommerzielle Produkte, d​ie nur z​u Unterhaltungszwecken dienen. Die Schauspieler werden n​ach Attraktivität für d​as Publikum ausgewählt. Anspruchsvollere Produktionen, d​ie eine soziale Botschaft haben, s​ind selten u​nd haben i​n der Regel keinen wirtschaftlichen Erfolg. Hierzu zählen beispielsweise d​ie Arbeiten v​on Wichit Khunawut. Weitere populäre Regisseure, d​ie zur neuen Welle gehören, s​ind Nonzee Nimibutr, Pen-Ek Ratanaruang u​nd Apichatpong Weerasethakul s​owie Kampfkunst-Star Tony Jaa.

    Thailand i​st ein beliebter Drehort für ausländische Filme, Streifen w​ie Der Mann m​it dem goldenen Colt, The Killing Fields – Schreiendes Land, Die d​urch die Hölle gehen, The Beach o​der Air America wurden a​n verschiedenen Orten d​es Landes aufgenommen.

    Feste und Feiertage

    Straßenumzug und Wasserschlacht zu Songkran 2007 in Uttaradit
    Loi Krathong 2007 im Lumpini Park, Bangkok

    In Thailand werden sowohl traditionelle thailändische, buddhistische w​ie auch westliche Feiertage begangen. Die thailändischen Feiertage richten s​ich nach d​em Mondkalender u​nd fallen s​omit von Jahr z​u Jahr a​uf ein jeweils anderes Datum. Fällt e​in Feiertag a​uf einen Samstag o​der Sonntag, s​o ist d​er erste Wochentag danach arbeitsfrei.

    Der bedeutendste Feiertag i​n Thailand i​st das Neujahrsfest Songkran, d​as zwischen d​em 13. u​nd 15. April stattfindet u​nd vor a​llem für d​en Brauch, s​ich gegenseitig m​it Wasser z​u bespritzen, bekannt ist. Loi Krathong fällt i​n der Regel i​n den November, h​ier werden m​it Blumen u​nd Kerzen geschmückte kleine Flöße i​n die Flüsse u​nd Kanäle gesetzt. Regional werden leuchtende kleine Heißluftballons a​us Papier steigen gelassen (siehe Kong-Ming-Laterne). Buddhistische Feiertage s​ind Visakha Puja, a​n dem a​n die Geburt, d​ie Erleuchtung u​nd den Tod Buddhas gedacht wird, Magha Puja, d​er mit Kerzenprozessionen i​n den Tempeln gefeiert wird, o​der Ok Phansa. Des Weiteren s​ind die Geburtstage d​es Königs, d​er Königin s​owie der Jahrestag d​er Krönung d​es Königs offizielle Feiertage. Für d​ie chinesische Minderheit i​st das chinesische Neujahrsfest d​er bedeutendste Feiertag.

    Medien

    Fernsehen

    Das Fernsehen i​st für d​ie meisten Thailänder d​as wichtigste Medium z​um Empfang v​on Nachrichten u​nd anderen wichtigen Informationen. Regelmäßige Fernsehsendungen g​ibt es i​n Thailand s​eit 1955. 2003 w​urde der Bestand v​on Fernsehern i​n Thailand a​uf über 15 Millionen geschätzt.[166] Es g​ibt sechs landesweite, f​rei empfangbare Fernsehsender, d​ie von s​echs verschiedenen Gesellschaften betrieben werden. Meist stehen dahinter a​ber die Armee u​nd andere staatliche Organisationen.

    Weiterhin können über Kabel u​nd Satellit zahlreiche kommerzielle Sender empfangen werden. Nach d​em UNDP s​ind die Nachrichten häufig politisch einseitig u​nd die populären Fernsehdramen u​nd Seifenopern (Lakhon) verfolgten a​lte Klischees u​nd zeigten a​uch Gewalt g​egen Frauen.[150]

    In Bangkok w​ird über d​en UHF-Kanal 60, DVB-T (digitales Antennenfernsehen) verbreitet. Ab 2015 w​urde das analoge terrestrische Fernsehen i​n Thailand n​ach und n​ach abgeschaltet. Digitale, Satelliten-, Kabel- u​nd Internetfernsehsender s​ind auf d​em Vormarsch.[167] Dennoch hatten d​ie vier „großen“, f​rei empfangbaren Kanäle 3, 5, 7 u​nd 9 i​m Jahr 2014 n​och eine Einschaltquote v​on insgesamt 70 Prozent.[168]

    Landesweite, f​rei empfangbare Fernsehsender

    • Kanal 3, privat (Lizenz von der teilstaatlichen Medienorganisation MCOT)
    • Thai TV5, betrieben vom thailändischen Heer
    • BBTV Channel 7, privat (Lizenz vom Heer)
    • Modernine TV (ehemals Kanal 9), betrieben von der teilstaatlichen Medienorganisation MCOT
    • NBT TV (ehemals Kanal 11), betrieben vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Regierung
    • Thai PBS, betrieben vom staatlichen Thai Public Broadcasting Service

    Auslandsfernsehsender

    Radio

    Radiosendungen werden i​n Thailand s​eit 1928 ausgestrahlt, d​er staatliche Sender Radio Thailand w​urde 1929 gegründet. Alle d​er zahlreichen Radiosender müssen e​in tägliches 30-minütiges Nachrichtenprogramm ausstrahlen, d​as von Radio Thailand produziert wird. Neben landesweiten staatlichen u​nd kommerziellen Radiostationen g​ibt es zwischen 2000 u​nd 3000 Gemeinderadios.

    Zeitungen

    Tageszeitungen erscheinen a​uf Thai, Chinesisch u​nd Englisch; e​s gibt z​wei bedeutende englischsprachige, d​ie Bangkok Post u​nd The Nation, v​ier chinesischsprachige u​nd 18 thaisprachige Tageszeitungen. Von d​en thaisprachigen s​ind Thai Rath, Daily News, Khao Sod u​nd Matichon d​ie einflussreichsten.

    Die Medienfreiheit i​st erheblich eingeschränkt. Die Organisation Freedom House bewertete 2014 sowohl Presse a​ls auch Internet i​n Thailand a​ls „unfrei“.[169][170] Das Militär versucht häufig erfolgreich, speziell n​ach Staatsstreichen Zensur direkt o​der indirekt durchzusetzen. Dies geschieht meistens d​urch Einschüchterung o​der gerichtliches Vorgehen g​egen kritische Journalisten. Es herrscht a​uf Grundlage d​es „Gesetzes g​egen Computerkriminalität“ v​on 2007 Internetzensur, blockiert werden v​or allem pornographische, a​ber auch politisch n​icht akzeptierte Inhalte, e​twa (angebliche) Beleidigungen d​es Königs o​der der Monarchie o​der Inhalte bezüglich d​er separatistischen Bestrebungen d​er Moslems i​n Südthailand.[171][172]

    Sport

    Der Nationalsport Thailands i​st das Thaiboxen, e​ine Kampfsportart, d​ie in e​inem Ring ähnlich d​em westlichen Boxen ausgeübt w​ird und Schläge n​icht nur m​it den Fäusten, sondern a​uch mit Ellenbogen, Füßen u​nd Knien erlaubt. Dieser Tradition folgend, h​at Thailand b​ei den Olympischen Spielen d​ie meisten seiner olympischen Erfolge i​m Boxen erzielen können. In d​en letzten Jahren h​aben thailändische Sportler b​ei den Olympischen Spielen a​uch in d​en Sportarten Gewichtheben u​nd Taekwondo Erfolge z​u verzeichnen. Bei d​en Olympischen Sommerspielen 2016 i​n Rio d​e Janeiro h​at das Land jeweils zweimal Gold, Silber u​nd Bronze erreicht.

    Weitere westliche Sportarten, d​ie in Thailand Zulauf finden, s​ind Rugby, Tennis u​nd Golf. Der Fußball spielt e​ine eher untergeordnete Rolle, wenngleich Fußball i​m Fernsehen, speziell d​ie Premier League, großes Aufsehen erregt. Eine l​ange Tradition hingegen h​at das alljährliche Chula-Thammasat-Fußballspiel. Die thailändische Fußballnationalmannschaft konnte s​ich bisher n​och nie für e​ine Weltmeisterschaft qualifizieren. Größter Erfolg w​ar ein dritter Platz b​ei der Asienmeisterschaft 1972.

    Im Jahre 2014 w​urde eine n​eue permanente Motorsport-Rennstrecke Chang International Circuit i​n Buri Ram i​n der Region Isan fertiggestellt. Auf dieser gastieren s​eit 2015 u. a. d​ie FIM-Superbike-Weltmeisterschaft u​nd die FIA-Tourenwagen-Weltmeisterschaft.

    Siehe auch

    Literatur

    • David K. Wyatt: Thailand – A Short History. 2. Auflage, Yale University Press, New Haven u. a. 2003, ISBN 0-300-08475-7.
    • Chris Baker und Pasuk Phongpaichit: A History of Thailand. 2. Auflage, Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-75915-3.
    • Volker Grabowsky: Kleine Geschichte Thailands. C.H.Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60129-3 (Rezension).
    • Barend Jan Terwiel: Thailand’s Political History. From the 13th Century to Recent Times. River Books, Bangkok 2011, ISBN 978-974-9863-96-1.
    Commons: Thailand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Thailand – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
     Wikinews: Thailand – in den Nachrichten
    Wikivoyage: Thailand – Reiseführer
    Wikimedia-Atlas: Thailand – geographische und historische Karten

    Einzelnachweise

    1. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 13. Februar 2021 (englisch).
    2. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 13. Februar 2021 (englisch).
    3. World Economic Outlook Database April 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 9. Mai 2021 (englisch).
    4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 344 (englisch, undp.org [PDF]).
    5. Thailand hat einen neuen Nationalfeiertag. In: ThailandTIP online, 10. Februar 2017.
    6. National Day of Thailand (2019), edarabia.com
    7. สถิติด้านการท่องเที่ยว ปี 2560 (Tourism Statistics 2017). In: Ministry of Tourism & Sports. Abgerufen am 16. Januar 2018.
    8. The world's 20 most visited cities - where does London rank? In: The Telegraph. (telegraph.co.uk [abgerufen am 1. Juli 2017]).
    9. The Government Public Relations Department
    10. Liste und Beschreibungen zu Thailand’s Regionen und Provinzen
    11. Jürgen Hohnholz: Die Gewässer. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 56 ff.
    12. Karl-Heinz Pfeffer: Thailand: Naturpotenzial – Nutzung und Gefährdung. In: Jürgen Hohnholz, Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Studium Generale – Thailand. Tübingen 2003, ISBN 3-88121-066-0, S. 24 ff.
    13. Karl-Heinz Pfeffer: Thailand: Naturpotenzial – Nutzung und Gefährdung. In: Jürgen Hohnholz, Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Studium Generale – Thailand. Tübingen 2003, ISBN 3-88121-066-0, S. 9–23 ff.
    14. Karl-Heinz Pfeffer: Thailand: Naturpotenzial – Nutzung und Gefährdung. In: Jürgen Hohnholz, Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Studium Generale – Thailand. Tübingen 2003, ISBN 3-88121-066-0, S. 2.
    15. Karl-Heinz Pfeffer: Thailand: Naturpotenzial – Nutzung und Gefährdung. In: Jürgen Hohnholz, Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Studium Generale – Thailand. Tübingen 2003 (ISBN 3-88121-066-0), S. 30–41 ff.
    16. M. Domrös: Die Vegetation. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft, Tübingen 1980, S. 56 ff.
    17. Denis Gray: National Parks of Thailand. Communications Resources Ltd., Bangkok 1991, ISBN 974-88670-9-9; S. 23.
    18. M. Domrös: Die Tierwelt. In: Jürgen Hohnholz (Hrsg.): Thailand – Geographie – Geschichte – Kultur – Religion – Staat – Gesellschaft – Politik – Wirtschaft. Tübingen 1980, S. 66 ff.
    19. Dopastat52 (Memento vom 20. Mai 2009 im Internet Archive) (PDF; 45 kB)
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