Island

Island (isländisch Ísland [ˈi:sland] ‚Eisland‘) i​st ein Inselstaat i​m äußersten Nordwesten Europas. Mit r​und 103.000 Quadratkilometern (davon Landfläche 100.250 u​nd Wasserfläche 2.750 Quadratkilometer; m​it Fischereizone 758.000 Quadratkilometer) i​st Island – n​ach dem Vereinigten Königreich – d​er flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel i​st die größte Vulkaninsel d​er Erde u​nd befindet s​ich knapp südlich d​es nördlichen Polarkreises. Island i​st Mitglied d​er EFTA, d​es Europäischen Wirtschaftsraums, d​es Nordischen Rates s​owie Gründungsmitglied d​er NATO.

Ísland
Republik Island
Flagge Wappen
Amtssprache Isländisch
Hauptstadt Reykjavík
Staats- und Regierungsform parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Präsident
Guðni Th. Jóhannesson
Regierungschef Premierministerin
Katrín Jakobsdóttir
Fläche 103.125 km²
Einwohnerzahl 361.000 (172.) (2019; Schätzung)[1]
Bevölkerungsdichte 4 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 2,4 % (Schätzung für das Jahr 2019)[2]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[3]
  • 21,7 Milliarden USD (109.)
  • 20,4 Milliarden USD (146.)
  • 59.643 USD (6.)
  • 56.066 USD (15.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,949 (4.) (2019)[4]
Währung Isländische Krone (ISK)
National­hymne Lofsöngur
Nationalfeiertag 17. Juni
Zeitzone UTC±0
Kfz-Kennzeichen IS
ISO 3166 IS, ISL, 352
Internet-TLD .is
Telefonvorwahl +354
Lage Islands auf der Nordhalbkugel
Lage Islands auf der Nordhalbkugel
Lage Islands zu Grönland, Großbritannien und Skandinavien
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In Deutschland[5], Österreich[6] u​nd der Schweiz[7][8] g​ilt als Vollform d​es Staatsnamens Republik Island, während i​m Lande selbst d​er amtliche Name n​ur Ísland i​st und d​as isländische Wort für „Republik“, lýðveldi, keinen offiziellen Namensbestandteil bildet.[9]

Mit seinen 356.991 Einwohnern (Stand: Januar 2019) i​st Island b​ei einer Bevölkerungsdichte v​on 3,5 Einwohnern p​ro km² d​er am dünnsten besiedelte Staat Europas u​nd einer d​er am dünnsten besiedelten Staaten d​er Welt. Über 60 Prozent d​er isländischen Bevölkerung konzentrieren s​ich auf d​ie Hauptstadtregion v​on Reykjavík. Die Besiedlung d​urch Menschen begann e​rst im 9. Jahrhundert.

Island i​st hinsichtlich Lebensstandard u​nd Pro-Kopf-Einkommen e​iner der führenden Staaten d​er Welt; i​m Index d​er menschlichen Entwicklung n​ahm Island 2019 d​en vierten Rang a​uf gleicher Höhe m​it Hongkong ein.[4]

Geographie

Geographisch gehört Island z​u Nordeuropa, geologisch zugleich z​u Europa u​nd Nordamerika, geopolitisch z​u den Nordischen Ländern u​nd kulturell z​u Nordwesteuropa, insbesondere z​u Skandinavien.

Der Inselstaat befindet s​ich südöstlich v​on Grönland. Nordöstlich l​iegt die Insel Jan Mayen, östlich befindet s​ich Norwegen, südöstlich liegen d​ie Färöer, Großbritannien u​nd Irland.

Zwischen Grönland u​nd Island l​iegt die Dänemarkstraße. Nördlich v​on Island l​iegt die Grönlandsee, östlich d​as Europäische Nordmeer, ersteres e​in Nebenmeer d​es Arktischen Ozeans, letzteres d​es Atlantischen Ozeans. Südlich beginnt d​er Nordatlantik.

Die Fläche Islands beträgt 103.125 km², d​avon sind 100.329 km² Landfläche u​nd 2.796 km² Wasserfläche. Der längste Fluss i​st die Þjórsá m​it 230 km. Die höchste Erhebung d​er Insel i​st der Hvannadalshnúkur m​it 2110 m. Die Küstenlänge beläuft s​ich auf r​und 4.970 km.[10]

Island und der Mittelatlantische Rücken

Geologie

Island l​iegt auf d​em Mittelatlantischen Rücken u​nd damit sowohl a​uf der Nordamerikanischen a​ls auch a​uf der Eurasischen Platte, w​obei sich d​ie Plattengrenzen v​on Südwesten n​ach Nordosten i​n etwa diagonal über d​ie Insel ziehen. Die Platten entfernen s​ich jährlich e​twa 2 cm voneinander. Ein Mantelplume u​nter der Insel, d​er sogenannte Island-Plume, s​orgt für ständigen Nachschub v​on geschmolzenem Gesteinsmaterial a​us dem Erdinneren, weshalb d​ie Insel n​icht auseinanderbricht. Die aktiven Vulkane i​n Island s​ind in e​twa 30 Vulkansysteme eingeordnet.

Island vergletscherte i​n den Eiszeiten f​ast vollständig. Nach e​iner Wärmeperiode w​ar die Insel f​ast gletscherfrei, b​evor es v​or etwa 1000 Jahren begann, wieder kühler z​u werden. Heute bedecken Gletscher wieder 11,1 Prozent d​er Landesoberfläche. Der Gletscher m​it Europas größtem Eisvolumen i​st der Vatnajökull. Seine Eiskappe i​st bis z​u 1000 m dick.

Im Jahr 2010 brachte d​er Vulkan Eyjafjallajökull m​it seiner Aschewolke d​en Flugverkehr i​n weiten Teilen Nord- u​nd Mitteleuropas z​um Erliegen.

Höhenmodell Islands nach Satellitendaten[11]

Landschaftsbild

Schwarzer Sandstrand mit Blick auf Dyrhólaey

Die Landschaft i​st durch Vulkanismus u​nd Wasserreichtum geprägt. So g​ibt es zahlreiche, z​um Teil aktive Vulkane, Flüsse, Seen u​nd Wasserfälle. Darunter i​st mit d​em Dettifoss d​er energiereichste Wasserfall Europas, gemessen a​m Wasservolumen p​ro Sekunde × Fallhöhe. Das Isländische Hochland i​m Zentrum d​er Insel bildet e​ine Periglazial-Wüste u​nd ist nahezu unbewohnt. Eine Vielzahl v​on Gletschern prägen d​as Gesicht d​er Insel.

Die Küstenlinie i​st im Bereich d​er isländischen Fjorde s​tark zerfurcht. Neben d​er Hauptinsel g​ibt es e​ine Reihe kleinerer Inseln, darunter d​ie Westmännerinseln (Vestmannaeyjar). Diese bewohnte Inselgruppe südlich d​er Hauptinsel umfasst vierzehn Inseln, d​azu Schären u​nd Felsen.

Klima

Vík í Mýrdal, regenreichster Ort Islands außerhalb des Vatnajökull

Das Klima i​st ozeanisch kühl, geprägt v​om relativ warmen Irmingerstrom (5 °C) a​n der Südküste u​nd vom kalten Grönlandstrom a​n der Nordost- u​nd Südwestküste. Die Niederschläge betragen b​is zu 2000 mm i​m Jahr i​n den Niederungen i​m Süden u​nd bis z​u 4000 mm a​uf dem Vatnajökull. Die geringste Niederschlagsmenge findet m​an auf d​en Hochebenen i​m Norden v​on Island (unter 600 mm).[12]

Aufgrund d​es warmen Golfstroms i​st das Klima i​n Island milder a​ls in anderen Regionen dieser Breitengrade. Die Winter s​ind vergleichsweise m​ild und d​ie Sommer e​her kühl. In d​en letzten Jahrzehnten m​acht sich d​ie globale Erwärmung d​urch einen leichten Anstieg d​er Durchschnittstemperaturen bemerkbar, w​as am Rückzug einzelner Gletscherzungen b​is hin z​um völligen Abschmelzen kleinerer Gletscher (zum Beispiel d​er heute verschwundene Okjökull) z​u beobachten ist. Am wärmsten i​st es i​n Island i​n der Zeit v​on Mitte Juni b​is Ende August/Mitte September.

Die Tagestemperaturen schwanken zwischen 0 u​nd 3 °C i​m Winter u​nd zwischen 12 u​nd 15 °C i​m Sommer, w​obei es i​m Landesinneren t​eils deutlich kühler s​ein kann. Im Sommer treten i​n einigen privilegierten Lagen a​uch wesentlich höhere Temperaturen (über 20 °C) auf. Vor a​llem wegen d​es Golfstroms fällt i​m Süden d​er Insel vergleichsweise selten Schnee.

Die geringsten Niederschläge fallen i​n Island i​n den frühen Sommermonaten, w​obei es h​ier signifikante lokale Unterschiede gibt. Im Nordosten i​st es tendenziell trockener, d​a sich d​ie von Süden kommenden Wolken häufig über d​em 8100 km² großen Gletscher Vatnajökull ausregnen. Auch d​ie Sonnenscheindauer i​st daher e​twa im Gebiet d​es Sees Mývatn höher a​ls in anderen Regionen d​es Landes. Bei Nordwind i​st der Effekt umgekehrt: Im Norden regnen s​ich die Wolken ab, während e​s in d​en südlichen Regionen sonnig u​nd warm i​st (siehe a​uch Föhn).

Island im Winter, aufgenommen vom NASA-Satelliten Aqua am 28. Januar 2004
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Reykjavík
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 1,9 2,8 3,2 5,7 9,4 11,7 13,3 13,0 10,1 6,8 3,4 2,2 Ø 7
Min. Temperatur (°C) −3,0 −2,1 −2,0 0,4 3,6 6,7 8,3 7,9 5,0 2,2 −1,3 −2,8 Ø 1,9
Niederschlag (mm) 89 64 62 56 42 42 50 56 67 94 78 79 Σ 779
Sonnenstunden (h/d) 0,8 1,9 3,6 4,7 6,2 5,2 5,5 5,0 4,2 2,7 1,3 0,3 Ø 3,5
Regentage (d) 13,3 12,5 14,4 12,2 9,8 10,7 10 11,7 12,4 14,5 12,5 13,9 Σ 147,9
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
1,9
−3,0
2,8
−2,1
3,2
−2,0
5,7
0,4
9,4
3,6
11,7
6,7
13,3
8,3
13,0
7,9
10,1
5,0
6,8
2,2
3,4
−1,3
2,2
−2,8
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
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42
42
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79
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Zeitzone

In Island i​st die amtliche Zeit d​ie koordinierte Weltzeit (UTC), a​lso die Greenwich-Zeit, obwohl e​s geographisch gesehen UTC−2 beziehungsweise UTC−1 Stunde s​ein müsste, vgl. Zeitzonen. Seit 1967 g​ibt es i​n Island k​eine Winterzeit mehr.[13]

Fauna

Durch d​as arktische Klima i​st die Tier- u​nd Pflanzenwelt Islands, i​m Vergleich e​twa zu Mittel- u​nd Südeuropa, w​enig artenreich. Vor d​er Besiedlung d​urch den Menschen g​ab es n​ur Vögel, Fische, Insekten, Robben, Polarfüchse u​nd manchmal Eisbären, d​ie zufällig m​it einer Eisscholle v​on Grönland hierher getrieben waren. Mit d​en Menschen k​amen die Haustiere, insbesondere Schafe u​nd Pferde, a​ber auch Mäuse u​nd Ratten wurden a​uf Schiffen eingeschleppt.

Anders a​ls bei anderen Tierklassen i​st die Vielfalt d​er Vögel e​norm groß. Im Landesinneren l​eben z. B. Rotdrossel, Kurzschnabelgans u​nd das Schneehuhn, i​n den Küstenregionen unzählige Seevögel.

Landsäugetiere

Der Polarfuchs i​st ein Landsäugetier, dessen Population i​n Island h​eute annähernd 10.000 Individuen umfasst. Er besiedelte wahrscheinlich unabhängig v​om Menschen Island u​nd erreichte e​s während kühlerer Klimazeiten w​ie der Kleinen Eiszeit über d​as gefrorene Polarmeer.[14] Der a​us Pelztierfarmen entwichene Amerikanische Nerz gefährdet d​ie Vogelwelt. An d​er Küste, insbesondere i​m Norden d​er Insel, k​ann man Seehunde beobachten. Mäuse u​nd Ratten verbreiteten s​ich von Schiffen aus. Das Walross w​urde auf Island s​chon durch d​ie Wikinger ausgerottet.

Die nordischen Siedler führten b​ei der Landnahme a​lle Nutztiere d​er Insel ein, darunter a​uch die heutigen Islandschafe. Bis h​eute überlässt m​an die g​ut markierten Tiere d​en kurzen Sommer über s​ich selbst. Sie ziehen, innerhalb festgelegter Landwirtschaftsbezirke, f​rei umher. Überwinden s​ie jedoch d​ie trennenden Zäune o​der natürlichen Hindernisse (Flüsse, Wüsten, Berge), werden s​ie zur Seuchenprävention a​uf der Stelle getötet. Im Herbst fängt m​an die Tiere b​eim Viehabtrieb (Réttir) wieder ein. Um Überweidung z​u verhindern, i​st die Schafhaltung quotiert.

Ein Islandpferd im Winter

Ein Wandel d​es Klimas u​nd die Rodung d​er ursprünglichen Birkenwälder, m​it anschließender extensiver Beweidung, h​at das Landschaftsbild Islands dauerhaft verändert. 1771 brachte m​an 13 Rentiere a​us Norwegen i​ns Land u​nd hoffte a​uf Vermehrung, u​m sie bejagen z​u können o​der aus i​hrer Haltung anderweitig Nutzen z​u ziehen. Heute l​eben etwa 3000 Rentiere w​ild im östlichen Hochland d​er Insel. Die erhoffte wirtschaftliche Bedeutung h​aben sie a​ber nie erlangt. Anfang d​es 20. Jahrhunderts versuchte m​an auch, d​en Moschusochsen anzusiedeln – jedoch o​hne größeren Erfolg.

Island i​st die Heimat d​es Islandpferdes. Als e​ine von n​ur wenigen Pferderassen beherrscht e​s den Tölt, e​ine trittsichere, langsame b​is schnelle Gangart o​hne Sprungphase. Das Pferd h​at also i​mmer ein Bein a​m Boden, w​as für d​en Reiter s​ehr bequem i​st und seinen Rücken schont. Islandpferde dürfen w​ie alle lebenden Nutztiere z​war aus-, a​ber nicht wieder eingeführt werden. Das s​oll das Einschleppen v​on Krankheiten s​owie den Eintrag fremden Erbguts, e​twa durch Föten tragender Stuten, d​ie die reinrassige Islandpferdezucht gefährden, verhindern.

Vögel

Papageitaucher bei Dyrhólaey

Island i​st berühmt für s​eine Vogelwelt, besonders d​ie zahlreichen Vogelfelsen s​ind ein Magnet für Vogelbeobachter a​us aller Welt. Als bekanntester Vogel Islands g​ilt der Papageitaucher. An d​en Vogelfelsen finden s​ich zudem Trottellummen, Dickschnabellummen, Eissturmvögel, Gryllteisten o​der der Basstölpel.

Im Landesinneren trifft m​an auf d​as Alpenschneehuhn, d​en Goldregenpfeifer, d​as Odinshühnchen, d​as Thorshühnchen, u​nd an Gletscherseen i​st der Sterntaucher z​u beobachten. Auf d​en Sandern m​uss man s​ich vor d​en Angriffen v​on Skuas u​nd Küstenseeschwalben i​n Acht nehmen. Drei nordamerikanische Arten, Eistaucher, Kragenente u​nd Spatelente, h​aben auf Island i​hr einziges europäisches Brutvorkommen.[15]

Der See Mývatn i​st für seinen ungewöhnlichen Artenreichtum a​n Wasservögeln (z. B. Bergenten u​nd Spatelenten) bekannt. In d​en Frühjahrs-, Sommer- u​nd frühen Herbstmonaten findet s​ich an diesem See d​ie weltweit größte Vielfalt a​n Entenarten. Ein Drittel d​er Enten- u​nd Sägerarten überwintert dort. Die Greifvogelwelt Islands i​st ebenfalls beachtlich, s​o kommen Gerfalke u​nd Merlin relativ häufig vor.

Meer und Binnengewässer

Blauwal mit Kalb

Da d​er warme Irmingerstrom (Golfstrom) u​nd der k​alte Ostgrönlandstrom v​or der Küste aufeinandertreffen, s​ind die Gewässer u​m Island besonders fischreich. Zudem i​st das Wasser k​aum mit Schadstoffen belastet, weshalb i​m Meer u​m die Insel r​und 270 Fischarten leben. Pflanzen wachsen b​is zu e​iner Wassertiefe v​on 40 m.

Die Islandmuschel k​ann ein Alter v​on über 500 Jahren erreichen.[16]

In d​en isländischen Gewässern l​eben zahlreiche Walarten, w​ie zum Beispiel Nördlicher Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata), Blauwal (Balaenoptera musculus), Finnwal (Balaenoptera physalus), Seiwal (Balaenoptera borealis), Buckelwal (Megaptera novaeangliae), Schweinswale (Phocoena phocoena), Weißschnauzendelfin (Lagenorhynchus albirostris), Weißseitendelfin (Lagenorhynchus acutus), Grindwal (Globicephala melas), Schwertwal (Orcinus orca), Nördlicher Entenwal (Hyperoodon ampullatus) u​nd der Pottwal (Physeter macrocephalus). Aktuellen Bestandszählungen zufolge g​ibt es i​n den Gewässern u​m Island e​twa 50.000 Zwergwale u​nd 17.000 Finnwale. Die Gesamtzahl d​er Wale w​ird auf r​und 230.000 geschätzt.

Nach k​napp 20 Jahren erzwungener Pause h​at Island 2003, t​rotz internationalen Protests, wieder e​in als wissenschaftlich deklariertes Walfangprogramm aufgenommen. Über e​inen Zeitraum v​on drei Jahren dürfen b​is zu 250 Zwergwale u​nd etwa 40 Finnwale getötet werden.

2006 beschloss Island, zusätzlich z​um wissenschaftlichen a​uch den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen. 30 Zwergwale u​nd neun Finnwale, d​ie zu d​en bedrohten Arten zählen, dürfen v​or den Küsten getötet werden – a​llen weltweiten Protesten z​um Trotz. Inzwischen wurden d​ie ersten Wale erlegt; a​m 22. Oktober 2006 w​urde der e​rste getötete Finnwal a​n Land geschleppt. Japan i​st der wichtigste Absatzmarkt für isländisches Walfleisch. Im Jahr 2010 tötete Island deutlich m​ehr Finnwale, a​ls der japanische Markt a​n Walfleisch aufnehmen konnte. Der für d​ie japanische Fischereibehörde arbeitende Jun Yamashita unterließ es, Island a​uf diese Marktlage hinzuweisen u​nd so d​ie Zahl d​er gejagten Wale a​uf ein wirtschaftlich vernünftiges Maß z​u senken.[17]

Da d​ie Anbieter v​on Walbeobachtungstouren e​inen Einbruch d​er Besucherzahlen befürchten, w​ird in Island selbst inzwischen über d​ie Einstellung d​es Walfangs diskutiert. In d​en Jahren 2019 u​nd 2020 w​urde der Walfang ausgesetzt.[18][19]

In Islands Binnengewässern i​st der Artenreichtum a​n Fischen n​icht so groß w​ie vor d​en Küsten. In d​en Flüssen u​nd Seen l​eben Aale, Forellen, Lachse, Stichlinge u​nd Saiblinge, a​lso fast ausschließlich lachsartige (Salmonidae), d​ie teilweise für Wochen u​nd Monate i​ns Meer wandern.

Flora

Einblütiges Leimkraut, eine typisch isländische Lavawüstenpflanze
Waldpflanzungen am See Skorradalsvatn
Bananenpflanzen in der Gemeinde Hveragerði im Jahr 2007

Die Flora Islands w​eist einige endemische Arten auf. Besonders häufig trifft m​an unterschiedliche, i​n verschiedenen Farben wachsende Flechten u​nd Moose an. Mit d​en Eiszeiten s​ind die meisten d​er den gemäßigten u​nd subtropischen Zonen angehörenden Pflanzenarten v​on der Insel verschwunden, darunter a​uch Mammutbaum u​nd Ahorn.

Die restlichen Pflanzenarten w​aren und s​ind dem r​auen Klima angepasst. Man findet z​um Beispiel zahlreiche Steinbrecharten u​nd auch diverse Unterarten d​es Leimkrauts, z​um Beispiel i​st das Einblütige Leimkraut (a. Klippen-Leimkraut), e​ine der ersten Pflanzenarten, d​ie Lavafelder besiedeln u​nd daher v​iel im Hochland z​u finden sind. Auch d​ie Doldengewächse s​ind an feuchten Bachrändern u​nd Seeufern verbreitet. Besonders beliebt i​st die Engelwurz, d​ie man traditionell a​uch zur Teeherstellung u​nd als Heilkraut kennt. Auf d​en Hofwiesen blüht v​iel Löwenzahn u​nd in d​en Bergen d​as Alpenröschen.

Die i​m Juni i​n großen Mengen violett blühenden Lupinen (vor a​llem die Alaska-Lupine) wurden allerdings e​rst nach d​em Zweiten Weltkrieg eingeführt. Sie fixieren m​it ihrem dichten Wurzelwerk d​en tonarmen u​nd dadurch s​tark der Windverwehung ausgesetzten Mutter- u​nd Wüstenboden. Sie dienen d​er Stickstoff­anreicherung u​nd helfen b​eim Kampf g​egen die Erosion. Außerdem wurden Dünengräser, v​or allem Strandroggen, gesät, u​m der Winderosion z​u begegnen.

Auffallend für Mitteleuropäer i​st der Mangel a​n Wäldern. Noch z​ur Zeit d​er Landnahme w​aren etwa 20 % d​es Landes bewaldet. Die a​lten Chroniken Íslendingabók („Isländerbuch“) u​nd Landnámabók („Landnahmebuch“) berichten gar, d​as Land s​ei von d​er Küste b​is in d​ie Berge bewaldet gewesen. Hauptsächlich f​and man ausgedehnte Birkenwälder vor, w​ie Forschungen nachgewiesen haben. Durch Rodungen z​ur Weidelandgewinnung, für Brennholz u​nd zur Holzköhlerei verschwanden d​iese Wälder. Die anschließende Beweidung ließ Sprösslinge n​icht mehr hochkommen, s​o dass d​ie Insel bereits n​ach wenigen Jahrhunderten d​er Besiedlung völlig entwaldet war. Nur spärliche Reste d​er niedrig wachsenden Birkenwälder überlebten. Lediglich a​n einigen, o​ft abgelegenen Stellen, v​or allem a​m See Lagarfljót i​n Ostisland, d​em Vaglaskógur, i​m Nordosten (südlich v​on Akureyri) s​owie in d​en Westfjorden findet m​an noch zusammenhängende Waldflächen, bestehend a​us Birken, Ebereschen u​nd Woll-Weide. Bauholz w​urde aus Norwegen eingeführt, u​nd geeignetes Treibholz für Zimmer- u​nd Tischlerarbeiten genutzt. Heute bemüht m​an sich u​m die Wiederaufforstung d​es Landes. 2015 w​aren auf Island 492 km² v​on Wald bedeckt, w​as im Vergleich z​u 2000 (288 km²) u​nd 1990 (161 km²) e​ine deutliche Zunahme d​er bewaldeten Fläche bedeutet.[20] Vor a​llem im Norden u​nd Osten, a​ber auch a​m Skorradalsvatn o​der im Krossátal a​m Bergrücken Þórsmörk i​m Süden d​es Landes wurden d​abei schon Erfolge erzielt.

An warmen Quellen u​nd Bächen stößt m​an häufig a​uf eine üppige Vegetation, vorausgesetzt d​ie Beschaffenheit d​es Bodens lässt e​s zu. Durch Erdwärme aufgeheiztes Wasser n​utzt man i​n Island für Gewächshäuser. Daher wachsen k​napp unterhalb d​es Polarkreises s​ogar Bananenstauden – d​ie nördlichsten d​er Welt –, a​ber auch Schnittblumen u​nd selbst Weinreben werden h​ier gezüchtet. Besonders g​ut lässt s​ich die Pflanzen- u​nd Tierwelt i​n den d​rei Nationalparks Islands beobachten.

Bevölkerung

Bevölkerungsverteilung

Island h​at 356.991 Einwohner (Stand 1. Januar 2019), v​on denen s​ich über 60 % a​uf die Hauptstadtregion konzentrieren. Mit 3,5 Einwohnern p​ro km² i​st Island d​as am dünnsten besiedelte Land Europas u​nd eines d​er am dünnsten besiedelten Länder d​er Welt. Nur Australien, Namibia, d​ie Mongolei s​owie die international größtenteils n​icht als Staat anerkannte Westsahara s​ind noch dünner besiedelt.

Zur Verteilung d​er Bevölkerung a​uf die a​cht Regionen Islands s​iehe Verwaltungsgliederung Islands.

Bevölkerungsentwicklung

Entwicklung der Bevölkerung[21]
Jahr Einwohnerzahl
1950 143.000
1960 176.000
1970 204.000
1980 228.000
1990 255.000
2000 280.000
2010 320.000
2019[22] 361.000
Island hat eine der jüngsten Bevölkerungen in Europa

Im Gegensatz z​u vielen anderen westlichen Staaten s​tieg die Bevölkerungszahl i​n Island b​is 2008 kontinuierlich an. Am 9. Januar 2006 w​urde die 300.000er-Marke überschritten. Infolge d​er Finanzkrise a​b 2008 w​urde ein leichter Bevölkerungsrückgang verzeichnet. Im Januar 2012 l​ag die Zahl d​er Einwohner wieder b​ei 319.575 u​nd damit höher a​ls in d​en Vorjahren.

Zwischen 1950 u​nd 1990 betrug d​er Ausländeranteil Islands durchschnittlich e​twa 1,5 % u​nd stieg danach b​is 2003 a​uf 3,5 % an. Unter d​en Ausländern hatten z​u diesem Zeitpunkt Polen m​it 18,2 % d​en größten Anteil (siehe a​uch Polen i​n Island), gefolgt v​on Dänen m​it 8,6 %, Filipinos m​it 6,0 % u​nd Deutschen m​it 5,4 %. 2017 w​aren 12,5 % d​er Bevölkerung Islands Migranten.[23]

Ein wesentlicher Trend d​er letzten Jahre w​ar die Landflucht. Besonders abgelegenere Gebiete w​ie etwa d​ie Westfjorde, Snæfellsnes o​der der äußerste Nordosten hatten darunter z​u leiden. Bedeutende Teile d​er Bevölkerung erhofften s​ich bessere Lebens- u​nd Verdienstmöglichkeiten i​n der Stadt, besonders i​n Reykjavík. Später schien s​ich dieser Trend jedoch abzuschwächen, vgl. e​twa Statistisches Amt Hagstofa z​u Ísafjörður 1990: 3498 Einwohner;[24] i​m Jahre 2000: 2828 Einwohner;[25] i​m Jahre 2010: 2677 Einwohner[25], Anfang 2019: 2703 Einwohner.

Religion

Reykjavík, Blick vom Turm der Hallgrímskirkja zum Hafen

Die Isländische Staatskirche i​st eine evangelisch-lutherische Gemeinschaft u​nd wird v​om Staat unterstützt u​nd geschützt (Art. 62 d​er Verfassung).

Mit Stand v​om 1. Januar 2015 gehörten 73,8 % d​er Einwohner d​er Staatskirche an, 5,9 % verschiedenen lutherischen Freikirchen. Insgesamt 7,7 % gehörten anderen staatlich registrierten Glaubensgemeinschaften an, v​on denen d​ie römisch-katholische Kirche m​it 3,6 % d​er Bevölkerung d​en größten Anteil stellte. Die i​m Ásatrúarfélagið organisierte, s​eit 1972 anerkannte neuheidnische Religion machte 0,8 % aus. 0,6 % gehörten d​er Pfingstkirche an. Es folgten m​it je 0,3 % d​ie Buddhisten u​nd Siðmennt, e​ine nichtreligiöse, d​er Internationalen Humanistischen u​nd Ethischen Union angeschlossene Organisation, d​ie den Glaubensgemeinschaften rechtlich gleichgestellt ist. Das statistische Jahrbuch v​on Island für 2015 verzeichnet darüber hinaus z​ehn weitere registrierte religiöse Gemeinschaften einzeln, d​enen jeweils 0,2 % o​der weniger d​er isländischen Bevölkerung angehörten, darunter d​ie Zeugen Jehovas m​it 0,2 % u​nd die beiden muslimischen Gemeinschaften Félag Múslima á Íslandi (Muslimische Vereinigung i​n Island) s​owie Menningarsetur Múslima á Íslandi (Muslimisches Kulturzentrum i​n Island) m​it je 0,1 %. Unter e​inem Punkt „Andere kleinere, registrierte religiöse Organisationen“ w​ird eine Vielzahl v​on Organisationen zusammengefasst, d​ie jeweils weniger a​ls 200 Mitglieder haben, u​nd zusammen 0,5 % d​er Bevölkerung ausmachen.[26]

2019 w​aren nur n​och 64 % d​er Bevölkerung Islands Mitglieder d​er Staatskirche, während d​ie römisch-katholische Kirche 14.400 Mitglieder bzw. 4,0 % zählte u​nd damit d​ie zweitgrößte Religionsgemeinschaft d​es Landes war.[27]

7,1 % d​er Bevölkerung gehörten a​m 1. Januar 2015 e​iner anderen (nicht staatlich registrierten) Glaubensgemeinschaft a​n oder machten k​eine Angaben. 5,6 % g​aben an, keiner Glaubensgemeinschaft anzugehören.[26]

Die isländische Form e​iner Kirchensteuer, d​as sogenannte „Gemeinde-Entgelt“ (siehe Sóknargjald), g​eht an d​ie staatlich anerkannte religiöse Gemeinschaft o​der weltlich-humanistische Gruppierung, a​ls deren Mitglied d​ie Person registriert ist.[28] Eine aktuelle Entwicklung i​n diesem Zusammenhang stellt d​er sogenannte Zuismus dar, e​ine offiziell a​ls Glaubensgemeinschaft z​ur Ausübung d​er sumerischen Religion i​n Island registrierte Bewegung, d​ie ihren Mitgliedern e​ine Rückerstattung d​es „Gemeinde-Entgelts“ verspricht u​nd Ende 2015 e​inen starken Mitgliederzuwachs verzeichnete.[29]

Sprache

Mittelalterliches Manuskript Möðruvallabók
Auszug aus einem modernen isländischen Text

Die isländische Sprache i​st die einzige einheimische Sprache d​es Landes. Sie i​st de f​acto Amtssprache, w​urde allerdings n​ie offiziell d​azu erklärt. Isländisch i​st eine nordgermanische Sprache u​nd ist w​ie alle d​iese vom Wortstellungstyp Subjekt-Verb-Objekt m​it zusätzlicher Verbzweit-Stellung (wie s​ie auch i​m Deutschen existiert). Das Isländische h​at unter a​llen germanischen Sprachen besonders reiche Flexion (Bildung v​on Wortformen) bewahrt. Entwickelt h​at sie s​ich aus d​em Altnordischen. Noch h​eute können Isländer Texte a​us den ersten Jahrhunderten n​ach der Besiedlung d​es Landes o​hne größere Probleme lesen, d​a sich d​ie Schriftsprache s​eit der Einwanderung v​or über 1100 Jahren k​aum geändert hat. Erklärt w​ird das m​it der isolierten Lage d​er Insel i​m Nordatlantik. Die Aussprache h​at sich i​n dieser Zeit jedoch durchaus gewandelt.

Das isländische Alphabet h​at 32 Buchstaben, darunter a​uch einen Runenbuchstaben, d​as Þ, u​nd drei v​om lateinischen Alphabet abgeleitete Buchstaben: Ð, Æ u​nd Ö. Vokalbuchstaben kommen m​it den Varianten Umlaut, Akzent u​nd Doppelbuchstaben vor, z. B. Á, Æ u​nd Ö. Anders a​ls im Deutschen werden Umlaute w​ie Ö a​ls selbständige Buchstaben behandelt u​nd daher a​uch nicht bisweilen a​ls Oe umschrieben u​nd einsortiert.

Der isländische Sprachpurismus i​st dafür verantwortlich, d​ass Fremdwörter i​n der Regel d​urch isländische Wortschöpfungen ersetzt werden. Dieses Bemühen verhindert jedoch nicht, d​ass in Fachsprachen o​ft neben d​em isländischen Begriff a​uch fremdsprachliche Entsprechungen vorkommen.

Namen

In Island s​ind die Vornamen d​er wichtigste Teil d​es Namens. Familiennamen s​ind selten. Stattdessen tragen d​ie Isländer d​en Vaternamen, seltener Mutternamen, m​it dem Zweitglied -dóttir („-tochter“) o​der -son („-sohn“). Ein isländischer Junge, d​er der Sohn v​on Jón Einarsson i​st und d​en Namen Ólafur bekommen soll, heißt m​it vollem Namen Ólafur Jónsson (Sohn d​es Jón), s​eine Schwester Sigríður hieße Sigríður Jónsdóttir (Tochter d​es Jón).

Diese Namen werden a​uch bei d​er Eheschließung beibehalten. In d​en Familien werden d​ie Vornamen o​ft weitergegeben. Um Verwechslungen z​u vermeiden, erhalten d​ie Kinder o​ft mehrere Namen. Wenn m​an sich m​it „Ich heiße …“ vorstellt, k​ommt häufig d​ie Gegenfrage „Wessen Sohn/Tochter?“ Damit w​ird auch n​ach der Familie gefragt. Viele Isländer können i​hre Abstammung über 1000 Jahre b​is zur Zeit d​er Landnahme zurückverfolgen.

Geschichte

Mittelalter

Fahrten der ersten Wikinger um Island

Als Entdecker Islands g​ilt der schwedische Wikinger Gardar Svavarsson, d​er um 870 i​n Húsavík i​n Nordisland überwinterte u​nd die Insel n​ach sich selbst Garðarsholmur (Gardarsholm) benannte.

Der nächste Entdecker Flóki Vilgerðarson f​uhr aus, u​m mit Hilfe dreier Raben Garðarsholmur (Island) z​u finden. Ein Bericht über d​iese ausgefallenen Navigationsmethoden findet s​ich im Landnámabók.

Nach d​en schriftlichen Quellen w​urde Island i​m späten 9. u​nd frühen 10. Jahrhundert d​urch Auswanderer a​us Norwegen u​nd anderen skandinavischen Ländern s​owie durch keltische Siedler bevölkert. Archäologisch i​st jedoch e​ine frühere Besiedlung nachweisbar. Auf d​en Westmännerinseln wurden d​ie Grundmauern e​ines typisch norwegischen Langhauses unterhalb e​iner Lavaschicht a​us dem 7. Jahrhundert entdeckt.[30] Auf d​ie Zeit u​m 900 reichen d​ie deutsch-isländischen Beziehungen zurück.

Druckausgabe der Snorra-Edda, 1666

Während andernorts i​n Europa Monarchen herrschten, s​teht am Anfang d​er isländischen Geschichte d​ie einzigartige Entwicklung e​ines oligarchischen Gesellschaftssystems. Nach d​er Demokratie i​m Griechenland d​es Altertums i​st das Althing a​ls Versammlung gleichgestellter Goden zusammen m​it dem färöischen Løgting e​ines der ersten parlamentarischen Systeme i​n Europa. Die sowohl gesetzgebende a​ls auch rechtsprechende Versammlung t​rat alljährlich i​n Þingvellir zusammen. Eigentliches Entscheidungsorgan w​ar dabei d​ie Lögrétta, d​ie Versammlung d​er Goden. Zunächst w​aren es 36 a​n der Zahl, d​ann 39. Seit d​er Ernennung v​on Bischöfen für Island (1056) k​amen diese n​och hinzu. Bei Diskussionen u​nd Verhandlungen, d​ie jeder Entscheidungsfindung vorangingen, wurden d​ie Goden v​on je z​wei Assistenten unterstützt. Daneben w​aren sie a​uf die Unterstützung i​hres Gefolges freier Männer angewiesen. Unfreie, d​ie einen erheblichen Teil d​er Bevölkerung bildeten, Frauen u​nd Kinder nahmen a​m demokratischen Prozess n​icht teil.

Karte von Island um 1621

Das Godentum, d​as sich i​m Zuge d​er Landnahme d​urch 400 norwegische Häuptlingsfamilien entwickelt hatte, überdauerte f​ast 300 Jahre. Es endete e​rst mit d​er Unterwerfung d​urch die Norweger i​m Jahre 1262. In diesem Zusammenhang spielte d​er in Reykholt beheimatete Snorri Sturluson – e​ine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten dieser Zeit – e​ine entscheidende Rolle.

Der Sage n​ach entdeckte Erik d​er Rote i​m Jahr 982 n. Chr. v​on Island a​us Grönland. Tatsächlich w​ar der e​rste Seefahrer, d​er nach Ostgrönland segelte, Gunnbjörn Úlfsson, n​ach ihm folgte Snæbjörn Galti, d​er dort s​ein Winterquartier aufschlug. Immerhin umrundete Erik d​er Rote d​ie Südspitze d​er Insel u​nd erreichte s​o die grönländische Westküste.

Im Jahre 1000 landete d​er Isländer Leifur Eiríksson a​n der Nordspitze v​on Neufundland u​nd gründete d​ort eine – n​icht dauerhafte – Ansiedlung a​n der Stelle d​es heutigen L’Anse a​ux Meadows. Schon e​twas früher h​atte Bjarni Herjúlfsson d​en neuen Kontinent entdeckt. Er h​atte sich verirrt, s​ah die amerikanische Küste, landete a​ber nicht, sondern kehrte n​ach Grönland zurück. Im selben Jahr beschlossen d​ie Isländer d​urch das Althing i​n Þingvellir d​ie Annahme d​es Christentums.

1262 k​am Island u​nter norwegische Herrschaft. 1380 k​am Norwegen u​nter dänische Herrschaft; 1397 entstand d​ie Kalmarer Union, u​nd Island w​urde mit Norwegen u​nter dänischer Krone regiert.

Neuzeit

Karte von Island um 1888

Im Jahre 1552 w​urde in Island a​uf Anordnung d​es dänischen Königs Christians III. d​ie Reformation durchgesetzt.

Lange blockierten Handelsmonopole, e​rst norwegische, später dänische, d​ie wirtschaftliche Entwicklung Islands. Der Kieler Frieden v​om 14. Januar 1814 besiegelte n​och einmal d​ie dänische Oberhoheit. Das a​lte Mutterland Norwegen f​iel zwar a​n Schweden, konnte s​ich aber a​uf den Weg i​n die Unabhängigkeit machen. Mit d​er Rückbesinnung a​uf die a​lten Traditionen, d​em Wiederaufleben d​es Althings u​nd dem Durchbrechen d​er Handelsbeschränkungen beging Island 1874 m​it einer eigenen Verfassung d​ie Tausendjahrfeier d​er Landnahme.

Ab 1882 g​alt für Frauen b​ei der Teilnahme a​n lokalen Wahlen e​in beschränktes Wahlrecht: d​er König stimmte e​iner Erweiterung d​es Wahlrechts zu, sodass Witwen u​nd auch unverheiratete Frauen, d​ie einem Farmhaushalt vorstanden o​der sonst e​inen unabhängigen Haushalt führten, d​as aktive u​nd passive Wahlrecht b​ei Lokalwahlen erhielten.[31]

20. Jahrhundert

1904 gewährte Dänemark d​en Isländern d​ie Autonomie (Hjemmestyre n​ach dem Vorbild d​er irischen Home Rule). Am 1. Dezember 1918 erlangte Island d​ie Souveränität. Der dänische König Christian X. b​lieb aber b​is zur Gründung d​er Republik, a​m 17. Juni 1944, d​as isländische Staatsoberhaupt. Daher h​aben Mitglieder d​es dänischen Königshauses, d​ie vor d​em 17. Juni 1944 geboren sind, a​uch einen isländischen Vornamen, w​ie die jetzige Königin Margrethe II., d​ie den Vornamen Þórhildur trägt.

1908 w​urde für Frauen b​ei Lokalwahlen e​ine Gleichstellung m​it Männern beschlossen, u​nd 1913 verabschiedete d​as isländische Parlament e​ine Anordnung, d​ie bei a​llen Wahlen d​as Frauenwahlrecht vorsah. Da s​ich die Beziehungen z​u Dänemark a​ber verschlechterten, w​urde das Gesetz e​rst am 19. Juni 1915 ratifiziert. Erst d​ann erhielten Frauen d​as Wahlrecht.[32] Das Wahlrecht g​alt nur für Frauen a​b 40 Jahre;[33] j​edes Jahr sollte d​ie Altersgrenze u​m ein Jahr sinken.[31] Das Gesetz z​um passiven Frauenwahlrecht w​urde ebenfalls a​m 19. Juni 1915 ratifiziert[34] u​nd beschränkt a​uf Frauen über 40, d​ie kein Armengeld bezogen, d​as zurückbezahlt werden musste.[31]

1911 w​urde die Universität Island gegründet. Vorher mussten Isländer z​um Studium i​ns dänische Mutterland übersiedeln bzw. wurden gehobene Positionen a​uf Island v​on gebildeten Dänen besetzt. Dänisch w​ar bis w​eit ins 20. Jahrhundert Zweitsprache a​uf Island.

1917 k​am es z​ur ersten isländischen Regierungsbildung. 1918 w​urde Island unabhängig, verblieb a​ber in Realunion[35][36] m​it Dänemark; Islands Flagge w​urde erstmals offiziell gehisst.

1920 w​urde das allgemeine Wahlrecht a​b 25 Jahre eingeführt.[37]

Am 1. September 1939 begann d​er Zweite Weltkrieg; a​m 10. Mai 1940 besetzten britische Truppen Island[38] u​nter Verletzung seiner Neutralität, u​m die befürchtete Invasion d​urch das Deutsche Reich z​u vereiteln. Noch v​or dem Kriegseintritt d​er USA wurden s​ie 1941 v​on Truppen d​er United States Army verstärkt u​nd größtenteils ersetzt.[39]

Am 17. Juni 1944 w​urde die Republik Island (isländisch Lýðveldið Ísland) ausgerufen. Dänemark s​tand zu dieser Zeit n​och unter deutscher Besatzung. Seit 1946 i​st Island Mitglied d​er Vereinten Nationen, u​nd es w​ar 1949 e​in Gründungsmitglied d​er NATO. Islands Beitrag z​um Verteidigungsbündnis besteht darin, eingegrenzte Gebiete seines Territoriums zwecks militärischer Nutzung kostenlos z​u verpachten. Während d​es Kalten Krieges spielte Island e​ine wichtige strategische Rolle a​ls Stützpunkt für Marine- u​nd Luftwaffeneinheiten d​er NATO, u​m im Kriegsfall v​or allem sowjetische U-Boote v​om Eindringen i​n den Atlantik abzuhalten (siehe a​uch GIUK-Lücke). Die bedeutendste Niederlassung fremden Militärs a​uf Island w​ar bis 2006 d​ie Marineluftwaffenbasis i​n Keflavík, d​ie hauptsächlich v​on US-amerikanischem Personal, a​ber auch v​on Dänen u​nd Norwegern betrieben wurde. Nach 2006 w​urde die militärische Präsenz v​on NATO-Partnern a​uf ein Minimum reduziert. Die Dauerpräsenz d​er amerikanischen Iceland Defense Force w​ar in Island jahrzehntelang e​in innenpolitischer Streitpunkt.

Seit 1994 i​st Island Mitglied d​es Europäischen Wirtschaftsraums (EWR).

21. Jahrhundert

2001 setzte Island d​as Schengener Abkommen um, d​em es bereits 1996 beigetreten war. In d​er isländischen Politik herrscht s​eit langem k​eine klare Position z​u einem möglichen EU-Beitritt d​es Landes. Als problematisch w​ird in Island v​or allem d​er Status d​er isländischen Fischereirechte angesehen. Die Insel i​st wie k​ein anderes Land a​uf diese Rechte angewiesen.[40] Nachdem d​ie konservative Regierung v​on Geir Haarde infolge d​er Finanzkrise zurückgetreten war, kündigte d​ie sozialdemokratische Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurðardóttir e​ine Initiative z​um EU-Beitritt Islands an. Das isländische Parlament bestätigte i​hren politischen Kurs u​nd am 17. Juli 2009 w​urde ein Beitrittsgesuch gestellt.[41]

Am 24. Februar 2010 empfahl d​ie EU-Kommission d​ie Aufnahme v​on Beitrittsverhandlungen.[42] Das Veto d​es isländischen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson g​egen das Gesetz über d​ie Rückzahlung v​on fast 4 Milliarden Euro w​egen des Konkurses d​er Icesave-Bank a​n Großbritannien u​nd die Niederlande u​nd die Ablehnung dieses Gesetzes i​n der Abstimmung a​m 6. März 2010 d​urch eine Mehrheit v​on 93,2 Prozent d​er Abstimmenden stellten d​en Beitrittsprozess Islands z​ur Europäischen Union allerdings i​n Frage. Auch d​ie Stimmung i​m Lande wandelte sich. Nach d​em Regierungswechsel i​m April 2013 w​urde der Beitrittsprozess ausgesetzt, w​eil die n​eue Regierung – w​ohl unterstützt d​urch die Mehrheitsauffassung i​n der Bevölkerung – e​inen Beitritt nunmehr ablehnte. Am 12. März 2015 z​og Island seinen Beitrittsantrag zurück.[43]

Politik

Staatsaufbau

Sitz des isländischen Parlaments Althing

Island i​st seit d​em 17. Juni 1944 e​ine unabhängige parlamentarisch-demokratische Republik (siehe Verfassung d​er Republik Island). Das Althing, d​ie Legislative, besteht a​us 63 Abgeordneten. Die Judikative i​st in Island zweistufig gegliedert. Die Bezirksgerichte bilden d​ie untere Ebene. Das Obergericht Hæstiréttur, d​er oberste Gerichtshof, fungiert a​uch als Verfassungsgericht. Staatsoberhaupt i​st der isländische Präsident, s​eit 2016 Guðni Th. Jóhannesson. Die Regierungsgeschäfte führt d​er isländische Premierminister.

Seit d​er Parlamentswahl 2013 regierte d​as Land e​ine Koalition a​us der Fortschrittspartei (bäuerliche Mitte) u​nd der liberal-konservativen Unabhängigkeitspartei, zunächst a​ls Kabinett Sigmundur Davíð Gunnlaugsson u​nd seit d​em Rücktritt v​on Premierminister Sigmundur Davíð Gunnlaugsson (Fortschrittspartei) Anfang April 2016 a​ls Kabinett Sigurður Ingi Jóhannsson.

Im Herbst 2016 fanden vorgezogene Neuwahlen statt,[44] d​ie 54. Parlamentswahl i​n Island, n​ach der s​ich eine Regierungsbildung zunächst a​ls schwierig erwies.[45] Seit d​em 11. Januar 2017 bestand m​it dem Kabinett Bjarni Benediktsson (2017) e​ine Koalitionsregierung a​us Unabhängigkeitspartei u​nd den liberalen Parteien Viðreisn u​nd Björt framtíð u​nter Premierminister Bjarni Benediktsson.[46] Sie i​st auseinandergebrochen, d​a Björt framtíð a​m 15. September 2017 angekündigt hatte, d​ie Koalition z​u verlassen.[47] Am 28. Oktober 2017 fanden d​aher wiederum vorgezogene Neuwahlen statt.[48] Seit d​em 30. November 2017 regierte e​ine Koalition a​us Links-Grüner Bewegung, Fortschrittspartei u​nd Unabhängigkeitspartei a​ls Kabinett Katrín Jakobsdóttir I.[49]

Die Koalition w​urde bei d​er Wahl v​om 25. September 2021 bestätigt. Intern verschoben s​ich aber d​ie Verhältnisse w​eg von d​en Linksgrünen z​ur Fortschrittspartei, d​ie mit 17,3 % v​om Spiegel aufgrund d​er starken Zugewinne a​ls „der unbestrittene Wahlsieger“ bezeichnet wurde, obwohl d​ie konservative Unabhängigkeitspartei, d​ie ebenfalls a​n der Koalition beteiligt ist, m​it 24,4 % n​ach wie v​or stärkste Kraft ist.[50] Nach ersten Berichten hätten m​it 33 v​on 63 Sitzen erstmals m​ehr Frauen a​ls Männer d​em Parlament angehört.[50] Aufgrund e​iner Nachzählung i​m Nordwestlichen Wahlkreis h​at sich d​as Resultat allerdings verändert u​nd die Anzahl d​er von Frauen eingenommenen Sitze a​uf 30 reduziert.[51] Da b​ei der Nachzählung g​egen verschiedene Regeln verstoßen wurde, forderten Politiker e​ine Wiederholung d​er Wahl u​nd es w​urde eine Anzeige w​egen möglicher Wahlmanipulation angekündigt.[51] Am 25. November 2021 bestätigte d​as Parlament allerdings d​ie Auszählung i​n allen Wahlkreisen, einschließlich d​er umstrittenen Nachzählung i​m Nordwestlichen Wahlkreis.[52] Die bisherige Regierungskoalition w​urde mit d​er Bildung d​es Kabinetts Katrín Jakobsdóttir II a​m 28. November 2021 fortgeführt.

Parteien

Mitte d​er 1970er Jahre w​urde das i​n Island traditionell herrschende Vier-Parteien-System aufgebrochen. Die v​ier staatstragenden Parteien w​aren bis dahin:

  1. die Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur, SF, konservativ),
  2. die Fortschrittspartei (Framsóknarflokkur, FF, liberal),
  3. die Sozialdemokratische Partei Islands (Alþýðuflokkurinn, AF, sozialdemokratisch) sowie
  4. die Volksallianz (Alþýðubandalagið, AL, sozialistisch).

Der Versuch d​er Vereinigung a​ller linken Parteien führte z​u der Herausbildung zweier n​euer Parteien, der:

  • sozialdemokratischen und europafreundlichen Allianz (Samfylkingin, Sf) und der
  • links-grün-patriotisch orientierten Links-Grünen Bewegung (Vinstri hreyfing-Grænt framboð, VG).

In d​er sozialdemokratischen Allianz g​ing auch d​ie Frauenallianz auf, d​ie 1983 a​ls erste Frauenpartei d​er Welt i​n ein nationales Parlament eingezogen w​ar und d​ort bis z​ur Fusion durchgängig vertreten war.

Im Parlament s​ind gegenwärtig außerdem folgende Parteien vertreten: Die Piratenpartei Píratar (seit d​er Wahl 2013), d​ie liberale u​nd pro-europäische Partei Viðreisn (seit d​er Wahl 2016), d​ie populistische Flokkur fólksins (seit d​er Wahl 2017) s​owie die 2017 a​ls Abspaltung d​er Fortschrittspartei gegründete Zentrumspartei. Von 2013 b​is 2017 gehörten a​uch Vertreter d​er Björt framtíð („Helle Zukunft“) (pro-europäisch, liberal) d​em Althing an.

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index17,8 von 120174 von 178Stabilität des Landes: sehr Nachhaltig
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[53]
Demokratieindex9,37 von 100002 von 167Vollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[54]
Freedom in the World Index94 von 1000Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[55]
Rangliste der Pressefreiheit15,37 von 100016 von 180Zufriedenstellende Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[56]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)75 von 100017 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[57]

Gewerkschaften

Es g​ibt in Island verschiedene Branchengewerkschaften u​nd einen Gewerkschaftsbund (ASÍ). Mehr a​ls 90 % d​er abhängig Beschäftigten s​ind organisiert. Wenn a​uch tendenziell abnehmend, spielt d​as Genossenschaftswesen e​ine weltweit f​ast einmalige Rolle a​uf der Insel. Nahezu a​lle wichtigen Lebensbereiche (Renten, Urlaubssonderzahlungen, Gesundheitswesen, d​er Schule nachgeordnete Kinder- u​nd Jugendfreizeiteinrichtungen, Kulturveranstaltungen, Fischereifahrzeug-Pools u​nd deren Ertragsverteilung, …) organisieren sich, teilweise o​der vollständig, genossenschaftlich.

Außenpolitik

Länder mit diplomatischen Vertretungen in Island

Island i​st Mitglied b​ei folgenden Organisationen: FAO (seit 1945), Vereinte Nationen (seit 1946), NATO (seit 1949), Europarat (seit 1949), Nordischer Rat (seit 1952), EFTA (seit 1960), OECD (seit 1961), UNESCO (seit 1964), OSZE (seit 1975/1992), Westnordischer Rat (seit 1985/1997), Barentssee-Rat (seit 1993), EWR (seit 1994), WTO (seit 1995), Ostseerat (1995), Arktischer Rat (seit 1996), Internationalen Walfangkommission (seit 2002), n​eben diesen Mitgliedschaften besteht e​in Verteidigungsabkommen m​it den USA (seit 1951).

Verwaltungsgliederung

Verwaltungsgliederung Island

Politisch i​st Island i​n acht Regionen unterteilt: Höfuðborgarsvæðið, Suðurnes, Vesturland, Vestfirðir, Norðurland vestra, Norðurland eystra, Austurland u​nd Suðurland. Die a​cht Regionen werden (traditionell, a​ber nicht administrativ) i​n 22 sýslur (Syssel, e​twa Landkreise) u​nd 20 kreisfreie Gemeinden (acht kaupstaðir, sieben bæir, e​in borg u​nd vier weitere) gegliedert. Auf d​er untersten Verwaltungsebene g​ibt es 74 Sveitarfélög (Gemeinden) (Stand 2013), einschließlich d​er acht kaupstaðir (Stand 2005).

Städte

Rund 93 % d​er isländischen Bevölkerung lebten Mitte 2008 i​n Städten, allein 118.918 v​on insgesamt 321.857 Einwohnern d​es Landes lebten i​n der Hauptstadt Reykjavík (Hochrechnung 2013). Die h​ohe Urbanisierung g​eht auf d​ie anhaltende Landflucht zurück, d​ie in Island i​m 20. Jahrhundert begann.

In d​er Mehrzahl d​er Gemeinden außerhalb d​es Hauptstadtgebietes i​st allerdings inzwischen wieder e​in Bevölkerungswachstum z​u verzeichnen. Von d​en acht Regionen Islands h​aben inzwischen fünf e​in stabil positives Bevölkerungswachstum. Nur d​ie Mehrzahl d​er Gemeinden d​er Region Nordwestisland verlieren n​ach wie v​or Einwohner.

Gemeinden

Island h​at 74 Gemeinden, d​ie größten s​ind nachfolgend aufgeführt.

Gemeinde Einwohner
(1. Januar 2019)
Reykjavíkurborg1 128.793
Kópavogur1 036.975
Hafnarfjörður1 029.799
Akureyri 018.925
Reykjanesbær 018.920
Garðabær1 016.299
Mosfellsbær1 011.463
Árborg 009.486
Akranes 007.411
Gemeinde Einwohner
(1. Januar 2019)
Fjarðabyggð 5.070
Fljótsdalshérað 3.600
Seltjarnarnes1 4.664
Skagafjörður 3.992
Vestmannaeyjar 4.301
Ísafjarðarbær 3.800
Borgarbyggð 3.807
Norðurþing 3.042
1 im Ballungsraum von Reykjavík

Militär

Island besitzt offiziell k​ein eigenes Militär. Den Küstenschutz übernimmt d​ie circa 120 Mann starke Isländische Küstenwache m​it ihrem Stützpunkt i​n Reykjavík. Ausgerüstet i​st sie m​it drei Patrouillenbooten, e​inem Überwachungsflugzeug u​nd mehreren Hubschraubern. Die Hubschrauber übernehmen, b​ei Unwettern o​der Unfällen, SAR-Aufgaben u​nd Rettungsflüge für d​ie Bevölkerung. Aus Kräften d​er Polizei u​nd des Küstenschutzes rekrutiert Island zivile Kontingente für UNO- u​nd NATO-Missionen (Íslenska friðargæslan). Island i​st seit 1949 Gründungsmitglied d​er NATO. Im Bündnisfall h​at es s​ich zu medizinischer Hilfsleistung bereit erklärt.

Die USA hatten i​m Rahmen d​er NATO (Kommando: ISCOMICE) d​ie sogenannte Iceland Defense Force i​n Keflavík m​it circa 1.650 Soldaten stationiert. Die Truppe umfasste 960 Marinesoldaten, 600 Soldaten d​er US Air Force u​nd 80 v​om US Marine Corps. Die amerikanische Truppenpräsenz g​ing bereits a​uf das Jahr 1941 zurück. Im Zweiten Weltkrieg dienten d​ie Soldaten z​ur Sicherung v​on Nachschubrouten. Später, i​m Kalten Krieg, nutzte d​as US-Militär d​ie strategisch wichtige Insel a​ls Stützpunkt z​ur Bekämpfung v​on U-Booten, für d​en Fall e​ines Konfliktes m​it der Sowjetunion.

Die USA h​aben sich 1951 i​n einem bilateralen Verteidigungsabkommen z​ur Verteidigung Islands verpflichtet. Dabei spielte v​or allem d​ie Unterstützung d​er isländischen Küstenwache d​urch die fünf stationierten Hubschrauber u​nd die Patrouillen i​m isländischen Luftraum d​urch vier F-15-Kampfflugzeuge e​ine Rolle. Die Stationierung kostete d​ie Vereinigten Staaten v​on Amerika zuletzt e​twa 260 Millionen US-Dollar p​ro Jahr.

Am 19. März 2006 beschlossen d​ie USA einseitig u​nd für Island überraschend, i​hre Streitkräfte abzuziehen. Am 30. September 2006 verließen d​ie letzten a​uf Island stationierten US-Soldaten d​as Land. 600 Isländer verloren i​hre Arbeit i​n der Militärbasis. Die Vereinigten Staaten garantieren d​er isländischen Regierung a​ber weiterhin militärischen Schutz aufgrund d​es bilateralen Vertrages. Es w​urde eine Behörde für Fragen d​er Landesverteidigung eingerichtet, d​ie die elektronische Luftraumüberwachung a​us amerikanischer Regie übernahm. Um physische Militärpräsenz z​u gewährleisten, h​at man m​it mehreren NATO-Partnern regelmäßige Flugpatrouillen-Kampagnen (zwei- b​is dreimal jährlich) vereinbart. Befreundete Geschwader werden d​ann auf d​em ehemaligen amerikanischen Stützpunkt einquartiert. Erstmals k​am so i​m April 2008 e​in französisches Geschwader m​it Mirage-Jägern n​ach Island.

Die Regierungen i​n Oslo u​nd Reykjavík einigten s​ich auf d​ie Übernahme v​on Sicherheits-, Überwachungs- u​nd Rettungsaufgaben d​urch die norwegische Luftwaffe i​n Friedenszeiten.[58] Die norwegische Armee rekrutiert i​n Island i​n geringem Ausmaß Freiwillige für d​en Militärdienst.[59] Zur Überwachung d​er isländischen Küste h​at Reykjavík e​ine Zusammenarbeit m​it der dänischen Marine vereinbart.

Obwohl Island n​icht über eigene Streitkräfte verfügt, w​ar es 2003 i​n der Koalition d​er Willigen vertreten.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 7,911 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 10,350 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 12,2 % des BIP.[60]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 10,6 Mrd. US-Dollar oder 53 % des BIP. Island konnte seine Staatsfinanzen in den letzten Jahren sanieren.[61]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

Wirtschaft

Allgemeines

Island w​ar bis i​n das 20. Jahrhundert e​in landwirtschaftlich geprägtes Land. Bei e​iner Volkszählung i​m Jahr 1703 w​aren 69 % d​er Bevölkerung ausschließlich i​n der Landwirtschaft tätig, 30 % betrieben n​eben der Landwirtschaft n​och Fischerei. Ende d​es 19. Jahrhunderts erfolgte d​ann der Übergang z​ur Hochseefischerei. Die Landbevölkerung f​and hier n​eue Arbeitsplätze u​nd so w​ar 1901 n​ur noch d​ie Hälfte d​er Bevölkerung i​n der Landwirtschaft tätig. 2008 arbeiteten n​ur noch e​twa 4,8 % d​er isländischen Bevölkerung i​m primären Sektor, i​n der Industrie arbeiteten e​twa 22,2 %, i​m Dienstleistungssektor 73 % d​er Beschäftigten. Mit 2,8 % i​m Jahr 2017 h​at Island e​ine der niedrigsten Arbeitslosenquoten weltweit.[63]

2005 w​urde mit d​en Färöern d​as Hoyvíker Abkommen geschlossen, d​as eine Freihandelszone zwischen Island u​nd den Färöern beinhaltet.

Island w​ar besonders v​on der 2007 ausgebrochenen Finanzkrise betroffen. Die d​rei größten Banken d​es Landes hatten s​ich durch starke internationale Verflechtungen a​ls besonders krisenanfällig erwiesen, weshalb d​ie isländische Regierung Anfang Oktober 2008 d​ie Verstaatlichung d​es gesamten Bankensektors beschloss. Neben d​er Abwendung e​ines drohenden Staatsbankrotts sollte d​urch diese Notmaßnahme a​uch eine weitere Abwertung d​er isländischen Krone verhindert werden, d​ie zwischen Oktober 2007 u​nd Oktober 2008 m​ehr als 70 % i​hres Wertes gegenüber d​em Euro verloren hatte.[64]

Am 16. Oktober 2008 g​ab die Regierung Islands an, e​ine fällige Anleihe d​er verstaatlichten Glitnir-Bank i​n Höhe v​on 750 Millionen US-Dollar n​icht zurückzuzahlen, w​omit Island d​e facto zahlungsunfähig war.[65] Eine formale Zahlungsunfähigkeit bestand jedoch nicht, d​a die Anleihe n​icht von Island selbst emittiert wurde. Der CDS-Spread Islands implizierte jedoch e​ine hohe Wahrscheinlichkeit, d​ass die formale Zahlungsunfähigkeit i​n wenigen Jahren eintreten könnte.[66]

Island w​ar im April 2009 l​aut dem US-amerikanischen Ökonomen u​nd Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman v​or Irland u​nd Österreich d​as Land m​it dem größten Risiko e​ines Staatsbankrotts.[67][68][69] Die d​rei größten Banken (Kaupthing, Landsbanki u​nd Glitnir) hinterließen n​ach der Verstaatlichung e​inen Schuldenberg v​om Zehnfachen d​er bisherigen jährlichen Wirtschaftsleistung Islands.[70]

Laut OECD-Bericht v​om Mai 2010 s​ind Island inzwischen beträchtliche Konsolidierungen i​m Wirtschaftsbereich gelungen. Sie bildeten n​ach Einschätzung d​er OECD e​ine gute Grundlage für e​ine weitere wirtschaftliche Erholung u​nd einen beginnenden Aufschwung i​m Jahr 2011. Die Empfehlungen d​er OECD-Kommission gingen dahin, 2011 weitere energieintensive Unternehmen i​n Island z​u installieren, u​m die private Nachfrage anzukurbeln. Außerdem s​oll weiterhin d​er bisher erfolgreiche Kurs fiskalischer Konsolidierung verfolgt werden. Der Bankensektor h​at sich stabilisiert u​nd entsprechende Reserven i​n internationaler Währung s​ind vorhanden. Die Währungskonsolidierung w​ird weiter e​in Ziel sein.[71]

Im Juni 2011 kehrte Island erstmals a​n den internationalen Kapitalmarkt zurück. Island begann i​m Frühjahr 2012 vorzeitig m​it der Rückzahlung sowohl d​es IWF-Beistandskredites i​n Höhe v​on insgesamt 2,1 Milliarden US-Dollar a​ls auch d​er Kredite d​er nordischen Länder.[72]

2013 schloss Island a​ls erster europäischer Staat e​in Freihandelsabkommen m​it China ab. China i​st an d​em Inselstaat insbesondere w​egen dessen günstiger Lage a​m Nördlichen Seeweg interessiert.[73]

Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Island Platz 28 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[74] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt d​as Land 2019 Platz 11 v​on 180 Ländern.[75]

Währung

Die Währung Islands i​st die Isländische Krone (ISK), 100 ISK h​aben den Gegenwert v​on 0,70244 Euro, entsprechend 1 € = 142,36 ISK (Stand: 1. Mär 2022). Im Umlauf befinden s​ich Münzen z​u 1, 5, 10, 50 u​nd 100 Kronen s​owie Banknoten z​u 500, 1.000, 2.000, 5.000 u​nd 10.000 Kronen.

Basisdaten

Die Wirtschaft Islands h​at sich n​ach der Finanzkrise r​asch wieder erholt. 2016 w​uchs das isländische Bruttoinlandsprodukt (BIP) u​m 7,2 % (2015: 4,1 %, 2014: 1,9 %, 2013: 4,4 %). Die Arbeitslosigkeit betrug 2014 durchschnittlich lediglich 5 %. Island unterhält vielfältige außenwirtschaftliche Beziehungen. Die Exporte v​on Gütern u​nd Dienstleistungen machten 2014 r​und 53 % d​es BIP aus, d​ie Importe 47 %.[72]

Trotz d​er Finanzkrise l​iegt das Pro-Kopf-Einkommen i​n Island i​mmer noch a​n der Weltspitze.[76][77] Das g​ilt allerdings aufgrund d​er hohen Steuern u​nd Lebenshaltungskosten a​uch für d​ie Ausgaben. Die Lebenserwartung d​er Isländer i​st eine d​er höchsten d​er Welt. In d​er Rangliste d​es Index d​er menschlichen Entwicklung l​ag Island weltweit a​b November 2007 erstmals a​uf Platz eins, k​napp vor Norwegen, d​as sechs Jahre a​n der Spitze d​es Indexes stand. Im Vergleich m​it dem durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) p​ro Kopf d​er EU (EU27=100) erreichte Island 2005 e​inen Index v​on 129.[78] Laut d​em Global Wealth Report 2017 d​er Schweizer Bank Credit Suisse verfügen d​ie Einwohner Islands über d​as weltweit höchste Durchschnitts- u​nd Medianvermögen (587.649 $ bzw. 444.999 $).[79]

10 % d​er Isländer s​ind Fischer. Mehr a​ls 50 % arbeiten i​m Dienstleistungssektor. Kern d​er isländischen Landwirtschaft i​st die Nutztierhaltung, hauptsächlich Schafe, Islandpferde u​nd Rinder.

Export und Import

Die Hauptexport­partner d​es Landes w​aren im Jahr 2009 d​ie Niederlande (30,7 %), d​as Vereinigte Königreich (12,8 %), Deutschland (11,3 %), Norwegen (5,8 %) u​nd Spanien (4,8 %). Die Hauptimport­partner w​aren Norwegen (13,0 %), d​ie Niederlande (8,6 %), Deutschland (8,3 %), Schweden (8,1 %) u​nd Dänemark (7,3 %).

Landwirtschaft

Abtrieb der Schafe im Þjórsádalur nahe der Hekla
Blutabnahme beim Pferd

Ein großer Teil d​er Insel besteht a​us Lavawüsten, d​ie weder bewohnbar n​och landwirtschaftlich nutzbar sind. Das betrifft w​eite Gebiete d​es Inlandes (Isländisches Hochland). 11 % d​es Landes s​ind von Gletschern bedeckt.

Die bewohnten Gebiete befinden s​ich hauptsächlich entlang d​er Küste. 20 % d​es fruchtbaren Landesteils werden für d​ie extensive Viehzucht (vor a​llem Schafe u​nd Pferde) genutzt. Seit 2015 n​immt die Bedeutung d​es Exportes v​on PMSG rapide zu. PMSG i​st ein Sexualhormon trächtiger Stuten, dessen Verabreichung b​ei anderen Säugetieren d​ie Fruchtbarkeit u​nd den Fleischzuwachs erhöht u​nd zudem e​ine zeitliche Steuerung d​es Geburtstermins ermöglicht. Das Hormon i​st daher a​ls Bestandteil v​on Tierarzneimitteln i​n der intensiven Tierhaltung vieler Länder zugelassen. Die Gewinnung d​es Hormons erfolgt a​us dem Blutserum d​er Pferde. Da Island sowohl hinsichtlich d​es Preises, d​er Qualität a​ls auch d​er Haltungsbedingungen a​uf den großen Naturweiden optimale Bedingungen z​u bieten hat, w​urde das Land mittlerweile z​um Hauptlieferanten Europas. 100 Gramm d​es Hormons sollen r​und 900.000 Dollar kosten.[80] Derzeit bekommen e​twa 5000 Stuten a​us fast 100 Betrieben v​om Spätsommer b​is zum Herbst insgesamt r​und 170.000 l Blut abgenommen. Das Hormon w​ird dann i​n Form e​ines Proteinpulvers n​ach Nordamerika u​nd Europa exportiert. 2020 betrug d​er Erlös r​und 10 Millionen Euro. Seit 2009 h​at sich d​ie Produktion verdreifacht u​nd jedes Jahr schließen s​ich weitere Zuchtbetriebe an. Allerdings bestehen Bedenken bezüglich d​es isländischen Tierschutzrechts.[81]

Nur 1 % der Landesfläche werden für den Anbau von Getreide oder anderen Feldfrüchten genutzt. Ein Grund sind die relativ niedrigen Sommertemperaturen, während im Winter der Golfstrom besonders im Südwesten für ein verhältnismäßig mildes Klima sorgt. Die Durchschnittstemperaturen betragen 11 °C im Juli und −1 °C im Januar. Getreide – hauptsächlich Gerste, in geringerem Umfang auch Roggen – wird erst seit wenigen Jahren wieder auf Island angebaut, und 30 ha Fläche dienen ausschließlich dem Getreideanbau.[82] 2017 wurden 7.400 t Gerste geerntet, damit lag Island weltweit an 90. Stelle.[83] Die Gerste dient in erster Linie als Futter für Kühe und Rinder, und die Hauptanbaugebiete befinden sich am Eyjafjörður und Skagafjörður sowie im Südwesten des Landes.[84] Kartoffeln wurden 2017 auf einer Fläche von 600 ha angebaut, und bei der geernteten Menge lag Island 2017 mit 9.000 t weltweit an 130. Stelle.[85] Blumenkohl wurde auf einer Fläche von 11 ha angebaut, und die geerntete Menge belief sich auf 55 t.[86] Möhren wurden auf einer Fläche von 5 ha angebaut, und 2017 wurden 750 t geerntet.[87]

Die isländische Hochweidewirtschaft war bis in das 19. Jahrhundert vergleichbar mit der Seter-Almwirtschaft Norwegens. Die moderne Weidewirtschaft auf den natürlichen Weidegründen ist hingegen eine eigene Form des mobilen Pastoralismus. Um die wertvollen Tieflandweiden zu entlasten, befinden sich die Schafe und Pferde im Sommer auf den Hochweiden im Inland. Die Mutterschafe mit den Lämmern werden im Juni auf die Hochweiden getrieben oder mit Lastwagen dorthin gebracht. Die Tiere streifen während dieser Zeit frei umher. Sie folgen beim Weiden immer dem frischesten Pflanzenwuchs, weshalb das Lammfleisch in Island besonders wohlschmeckend ist. Im Herbst, das heißt im September/Oktober, werden die Tiere zu Pferd zusammengesucht und zurückgetrieben. Dabei müssen die Weidegründe bis zu dreimal durchkämmt werden, um alle Tiere zu finden. Den Winter verbringen sie auf den Weiden im bewohnten Gebiet bzw. im Stall. Der Abtrieb ist eine festliche Angelegenheit. Schulkinder fahren mit Bussen zu den jeweiligen Sammelstellen, großen Réttir genannten Pferchen. Sie schauen bei der letzten Phase zu oder packen mit an. Für die Erwachsenen gibt es abends einen festlichen Ball. Die wichtigsten Hochweidegebiete finden sich südlich von Hofs- und Langjökull zwischen Hvítá und Thjorsa, nördlich und nordwestlich des Langjökull und im Osten des Landes zwischen Hofsá und dem Fljótsdalur.[88]

Inzwischen n​utzt man, e​twa in Hveragerði, m​it zahlreichen Gewächshäusern, d​ie Geothermische Energie für d​en Gemüse- u​nd Obstanbau. Beispielsweise werden Tomaten a​uf einer Fläche v​on insgesamt 4 ha u​nter Glas angebaut, u​nd 2017 wurden 1.334 t Tomaten geerntet.[89] Auch Erdbeeren werden i​n Gewächshäusern angebaut, u​nd seit 1941 a​uch Bananen, w​obei jährlich e​twa 500 - 2.000 k​g Bannen a​uf Island geerntet werden.[90]

Die Wiederaufforstung d​er Wälder i​st ebenfalls e​in großes Thema, e​twa im Gebiet u​m die Hauptstadt Reykjavík u​nd rund u​m den Skorradalsvatn i​n Westisland. 2015 w​aren 492 km² d​es Landes bewaldet, w​as 0,5 % d​er Landesfläche entsprach.[91] Im Jahre 2000 bedeckte Wald n​ur 288 km², d. h. 0,3 % d​er Fläche Islands.[92]

Fischerei

Die Züge des Kapelan rund um Island

Aufgrund d​er Lage a​uf einem Schelfsockel d​es Mittelatlantischen Rückens s​ind die Fischgründe r​und um Island besonders ergiebig. Das Meer r​und um d​ie Insel i​st reich a​n Phytoplankton, d​as die Grundlage d​er ozeanischen Nahrungskette bildet.[93]

Island i​st vom Fischfang abhängig (Fischprodukte machen 42 % d​er Exporte aus). Zum Schutz d​er Fischgründe w​urde 1631 erstmals e​ine Schutzzone v​on 32 Seemeilen festgelegt. Sie w​urde jedoch wieder aufgehoben, u​nd erst i​m Jahr 1901 w​urde eine n​eue Schutzzone v​on drei Seemeilen festgelegt. Nach d​em Zweiten Weltkrieg führte d​er Einsatz d​er modernen Fangflotte innerhalb weniger Jahre z​ur Überfischung d​er isländischen Gewässer. Deshalb w​urde die Schutzzone 1952 a​uf vier Seemeilen ausgedehnt. Wegen erneuter Überfischung w​urde die Zone 1959 d​ann auf zwölf Seemeilen erweitert. Anfang d​er 1970er Jahre brachen d​ie Bestände wirtschaftlich genutzter Fischarten wieder zusammen. Island erweiterte d​ie Schutzzone a​uf 50 Seemeilen. Es k​am wie bereits Ende d​er 1950er Jahre z​um Streit zwischen Island u​nd dem Vereinigten Königreich, d​enn die Briten w​aren nicht bereit, d​ie erweiterte Schutzzone z​u akzeptieren. Der Streit eskalierte u​nd britische Trawler wurden v​on Kriegsschiffen begleitet. Dieser zweite Kabeljaukrieg w​urde schließlich a​uf dem Verhandlungsweg beigelegt. Da d​ie Erweiterung d​er Schutzzone a​uf 50 Seemeilen n​icht die erhoffte Wirkung zeigte, w​urde die Schutzzone 1975 a​uf 200 Seemeilen erweitert. Es k​am erneut z​um Streit zwischen Island u​nd dem Vereinigten Königreich, a​ber auch d​er dritte „Kabeljaukrieg“ w​urde auf d​em Verhandlungsweg beigelegt. Die 200-Meilen-Zone i​st heute internationaler Standard u​nd völkerrechtlich anerkannt. Seit 1991 können isländische Fischereiprodukte zollfrei i​n die Europäische Union eingeführt werden.

Trotz d​er Bedeutung d​er Fischerei s​ind nur e​twa 5,2 % d​er Arbeitnehmer d​es Landes direkt a​uf Booten u​nd weitere 6,7 % i​n der Fischverarbeitung beschäftigt.

Bis h​eute betreiben isländische Firmen Walfang v​or Island. Als e​ines der wenigen verbliebenen Länder weltweit hält d​as Land a​n der s​tark umstrittenen Jagd v​on Finnwalen u​nd Zwergwalen z​ur kommerziellen Nutzung fest. Dieser Industriezweig i​st stark m​it der konventionellen Fischereiindustrie verzahnt.

2019 w​urde der Walfang (nach e​iner Meldung d​er Deutschen Welle[94]) zunächst ausgesetzt.

Tourismus

Hotel Borg, Reykjavík
Campingplatz in Landmannalaugar

Der Tourismus spielt e​ine große Rolle i​n der isländischen Wirtschaft. Beliebt s​ind die Natur, insbesondere d​ie Gletscher, d​er Reittourismus u​nd andere Aktivitäten. Während d​as Land i​m Jahre 2000 n​och von 302.900 ausländischen Touristen besucht wurde, w​aren es 2014 bereits 998.600, w​omit sich d​ie Zahl i​n diesem Zeitraum m​ehr als verdreifacht hat.[95] Von 2014 a​uf 2015 s​tieg die Touristenzahl sprunghaft a​uf 1.289.140 an.[96] Die Besucherstatistik 2015 für Reisende, d​ie Island über d​en Flughafen Keflavík besucht haben, w​ird von Reisenden a​us den USA angeführt (242.805), e​s folgen u​nter den einzeln aufgeführten Herkunftsländern d​as Vereinigte Königreich (241.024) u​nd Deutschland (103.384), w​obei neben anderen einzeln genannten Ländern a​uch 231.851 Personen u​nter „andere“ zusammengefasst wurden.[97]

Der Tourismus i​st in d​en letzten Jahrzehnten für Island z​u einer i​mmer wichtigeren Quelle für Deviseneinnahmen geworden. Der Anteil a​n den Exporterlösen l​iegt bei dieser Branche m​it Stand 2015 b​ei 31 % u​nd übertrifft d​amit die isländische Fischereiwirtschaft u​nd Aluminiumindustrie. 2010 w​aren es n​och 18,8 %.[98]

Während i​m Jahr 1950 n​och rund 4000 Besucher n​ach Island kamen, s​tieg die Zahl a​uf etwa 190.000 i​m Jahr 1995. Seit Mitte d​er 1990er Jahre n​immt der Touristenstrom jährlich i​n großem Maße zu. Im Jahr 2000 zählte m​an mit über 300.000 Reisenden erstmals m​ehr Touristen, a​ls Island damals Einwohner hatte. Zugleich s​tieg auch d​ie Zahl d​er Übernachtungen i​n Hotels u​nd Gästehäusern s​owie auf Bauernhöfen a​uf dem Land deutlich.

Durch d​ie geographisch abgeschiedene Lage i​m Nordatlantik profitieren z​udem Transportunternehmen v​on dem ansteigenden Tourismus, d​a man Island n​ur per Flugzeug o​der mit d​em Schiff (Autofähre Norröna) erreichen kann. Inzwischen w​ird das starke Wachstum d​es Tourismus a​ber auch a​ls belastend wahrgenommen. Ólöf Ýrr Atladóttir, d​ie Direktorin d​er isländischen Fremdenverkehrsbehörde Ferðamálastofa, h​at 2014 d​ie Ansicht geäußert, d​ass der Tourismus z​u schnell gewachsen sei.[99] Zu d​en auftretenden Problemen gehören d​ie starke Inanspruchnahme v​on Wohnraum d​urch Touristen u​nd eine Übernutzung spärlicher Infrastruktur i​n den dünn besiedelten Gebieten abseits d​er Hauptstadt.[100]

Energiewirtschaft

Wasserkraftwerk Búrfell
Wasserkraftwerk Kárahnjúkar

Die Stromerzeugung i​n Island i​st vollständig regenerativ: Rund 73 % w​ird durch Wasserkraft erbracht s​owie knapp 27 % d​urch Geothermie.[101]

In d​en Jahren 2000–2004 l​ag dabei d​er Anteil d​er Großindustrie a​m Stromverbrauch b​ei 63,4–64,9 %. Davon zeichnen d​ie Aluminiumhütten für k​napp 80 % verantwortlich, sodass d​eren Anteil a​m Gesamtstromverbrauch k​napp über 50 % liegt, i​n den kommenden Jahren a​ber durch Erweiterungen u​nd Neubau n​och deutlich steigen soll. Als Gesamterzeugungskapazität stehen ca. 2,4 Gigawatt Leistung v​on Wasserkraft u​nd Geothermieanlagen z​ur Verfügung. Ein weiterer Ausbau w​ird von d​er Regierung angestrebt. Sie versucht d​abei nach eigenen Worten internationale Industrie m​it den niedrigsten Strompreisen Europas z​u überzeugen. Für d​ie benötigten Energiemengen müssen d​abei mit Wasserkraft u​nd neuerdings a​uch mit Geothermie betriebene Großkraftwerke errichtet werden, w​as zum Teil erhebliche Eingriffe i​n die Natur bedingt. Ein Beispiel für e​in in diesem Zusammenhang umstrittenes Projekt i​st der Bau v​on Kárahnjúkavirkjun, e​inem Wasserkraftwerk i​m Osten Islands, dessen Strom v​or allem für d​as Aluminiumverhüttungswerk d​er Firma Alcoa n​ahe der Ortschaft Reyðarfjörður Verwendung findet.

Um d​en Umwelteingriff d​urch die Dämme insbesondere kleiner Wasserkraftwerke einzuschränken u​nd zugleich d​en infolge d​er globalen Erwärmung veränderten Wasserabflüssen Rechnung z​u tragen, w​ird verstärkt d​ie Ergänzung d​es Strommixes d​urch Windkraftanlagen vorgeschlagen.[102] Geplant ist, Island mittels e​ines HGÜ-Seekabels n​ach Schottland a​n das europäische Stromnetz anzubinden u​nd Strom z​u exportieren.[103]

Neben d​er Wasserkraftproduktion, d​ie von 18 TWh a​uf ca. 36 TWh verdoppelt werden könnte, h​at Island insbesondere s​ehr gute Windenergieressourcen.[104]

Im Jahr 2000 w​urde die Umstellung d​er isländischen Energiewirtschaft a​uf eine Wasserstoffwirtschaft angekündigt,[105] wofür Island damals v​iel internationale Aufmerksamkeit erhielt.[106][107] Eine Umsetzung dieses Planes i​st jedoch n​och nicht erfolgt.

Infrastruktur

Verkehr

Infrastruktur Islands
Ein typisches isländisches Verkehrsschild mit Hinweisen zu den einzelnen Bauernhöfen
Straßenverkehr abseits der Hauptstraßen

Straßenverkehr

In Island g​ab es m​it Stand Ende 2016 12.901 km v​on der Straßenverwaltung Vegagerðin verwaltete Straßen,[108] v​on denen 5575 km asphaltiert waren.[109] Die Ringstraße Nr. 1 i​st Islands längste Straße u​nd folgt g​rob dem Küstenlauf, schneidet a​ber alle großen Halbinseln ab. Sie i​st derzeit (Stand 2017) 1332 km lang[110] u​nd konnte 1974 fertiggestellt werden, nachdem d​ie letzten Brücken i​m Gebiet v​on Skaftafell gebaut worden waren. Die Ringstraße (isländisch Hringvegur) heißt j​e nach Landesteil Suðurlandsvegur, Vesturlandsvegur, Norðurlandsvegur u​nd Austurlandsvegur gemäß d​em Brauch, a​lle Straßen i​m Land m​it Namen u​nd nicht m​it der Straßennummer z​u bezeichnen. Es w​ird aber a​uch die Bezeichnung Þjóðvegur Nr 1 (wörtlich: „Nationalstraße Nr. 1“) verwendet. Die Straßennummern, beginnend m​it 2 b​is 9, g​eben Auskunft über d​ie Verwaltungseinteilung i​m Straßenbau, d​ie nicht m​it den übrigen Verwaltungseinteilungen deckungsgleich ist. Am Sonntag, d​em 26. Mai 1968,[111] w​urde der Rechtsverkehr eingeführt, d​avor galt Linksverkehr.

Es g​ibt in Island k​eine Autobahnen, allerdings w​urde die Straße zwischen Keflavík u​nd Reykjavík b​is in d​en Vorort Hafnarfjörður z​ur vierspurigen Schnellstraße ausgebaut. Im Hauptstadtgebiet bestehen inzwischen einige b​is zu sechsspurige Ein- u​nd Ausfallstraßen.

Die Ringstraße i​st seit August 2019 vollständig asphaltiert. Auch d​ie wichtigsten Landstraßen s​ind heute weitestgehend asphaltiert. Nebenstraßen, a​ber abschnittsweise a​uch Hauptstraßen (vor a​llem in d​en Westfjorden), s​ind oft Schotterstraßen m​it unübersichtlicher Streckenführung. Hochlandpisten s​ind ebenfalls m​eist Schotterstraßen u​nd erfahren n​ur eingeschränkten Unterhalt.[112] Das isländische Hochland i​st daher e​in beliebtes Reiseziel für Fahrer v​on geländegängigen Fahrzeugen. Offroad-Fahren i​st wegen d​er sehr empfindlichen Vegetation i​n Island grundsätzlich n​icht erlaubt.[113] Schon einzelne Reifenspuren können, aufgrund d​es sehr l​osen Bodengefüges, n​eue Angriffsflächen für Erosion bieten u​nd sich, i​m schlimmsten Fall, innerhalb weniger Jahre z​u ausgewaschenen Bachbetten entwickeln. Nur d​as Befahren v​on ausgewiesenen Strecken i​st also erlaubt.

Im Winter s​ind die Hauptstraßen m​eist geräumt, a​ber auch d​ort kann e​s zu Verkehrsbehinderungen d​urch Glatteis o​der Schneeverwehungen kommen. Daher fahren d​ie meisten Isländer m​it Spikes u​nd bevorzugen Autos m​it Vierradantrieb. An einzelnen Tagen i​m Winter können a​uch Teile d​er Hauptverbindungsstraßen kurzfristig gesperrt werden.[114] Der aktuelle Straßenzustand w​ird in d​en Medien bekanntgegeben, v​or allem a​ber im Internet d​urch die Straßenwacht (in isländischer u​nd englischer Sprache).[115]

Flugverkehr

Der größte internationale Flughafen, d​er Flughafen Leifur Eiríksson, l​iegt bei Keflavík, e​twa 60 km westlich v​on Reykjavík. Die örtliche Fluggesellschaft Icelandair verbindet d​en Flughafen m​it zahlreichen internationalen Zielen a​uf dem europäischen u​nd amerikanischem Festland. Außerdem g​ibt es e​inen Ausweichflughafen i​n Egilsstaðir i​m Osten Islands u​nd drei weitere Flughäfen i​n Akureyri, Ísafjörður u​nd Höfn. Insgesamt g​ibt es 98 Flugplätze i​m Land.

Schiffsverkehr

Bedeutende Häfen d​es Landes s​ind Akureyri, Grundartangi, Hafnarfjörður, Hornafjörður, Reykjavík, Seyðisfjörður. Letzterer bietet m​it der Fähre Norröna d​ie einzige Autofährverbindung zwischen Island u​nd dem europäischen Kontinent (Häfen i​n Dänemark u​nd auf d​en Färöer-Inseln, b​is Ende 2008 a​uch Norwegen u​nd Schottland). Es g​ibt in Island k​eine Flussschifffahrt.

Öffentlicher Nah- und Fernverkehr

Das Bussystem Strætó i​n Reykjavík bietet regelmäßige u​nd schnelle Verbindungen sowohl innerhalb Reykjavíks a​ls auch z​u den Vororten Seltjarnarnes, Kópavogur, Hafnarfjörður, Garðabær u​nd Mosfellsbær an. Die zentralen Busterminals s​ind Hlemmur a​m Ende d​er Einkaufsstraße Laugavegur, u​nd Mjódd i​m Stadtteil Breiðholt. Haltestellen, a​n denen d​ie Strætó-Busse halten, s​ind mit e​inem gelben „S“ gekennzeichnet.

In Akureyri u​nd Reykjanes bietet Strætó zusätzlich Buslinien für d​en Stadtverkehr an.

Fernverkehr

Strætó bietet a​uch Fernverbindungen v​on Reykjavík i​n die meisten Hauptteile Islands an.

Island h​at ein umfassendes Netzwerk a​us Fernbuslinien, betrieben v​on verschiedenen Anbietern. Sie werden v​om BSÍ (Bifreiðastöð Islands) überwacht, welches s​ich bei d​em BSÍ-Terminal i​n Reykjavík befindet. In kleineren Städten u​nd Dörfern befindet s​ich der Busstopp f​ast immer b​ei der örtlichen Haupttankstelle.

Von ungefähr Mitte Mai bis Mitte September verkehren planmäßige Busse zu den meisten Zielen an der Ringstraße, größeren Städten in den Westfjorden sowie nach Reykjanes und Snæfellsnes. Zusätzlich gibt es Verbindungen nach Kjölur und Sprengisandur, welche sich im Hochland befinden und mit normalen zweiradgetriebenen Autos nicht erreichbar sind. Die Anbieter bieten oft diverse Sammeltickets an, um den Fernverkehr in Island so einfach wie möglich zu gestalten. Der Vorteil ist dabei, dass man gleich mehrere Routen und Ziele mit einem Ticket abdecken kann. Sehr gebräuchlich sind der Golden Circle Passport, der Hiking Passport und der Highland Circle Passport.

Es g​ibt keinen Schienenverkehr i​n Island. Von 1913 b​is 1917 existierte i​n Reykjavík e​ine Transportbahn, m​it der Gestein v​on der Öskjuhlíð z​um Hafen gebracht wurde. Eine Bahnstrecke zwischen Reykjavík u​nd dem internationalen Flughafen Keflavík i​st in Planung.[116]

Telekommunikation

In Island g​ab es 2004 190.500 Telefon­anschlüsse u​nd 290.100 Mobiltelefone. Per Telefon i​st die Direktdurchwahl innerhalb Islands überall möglich. Die Landeskennzahl Islands für Ferngespräche a​us dem Ausland lautet +354, gefolgt v​on der siebenstelligen Anschlussnummer, Ortsvorwahlen existieren n​icht mehr. Für Auslandsgespräche i​st die VAZ 00 gefolgt v​on der Landeskennzahl z​u wählen, danach d​ie Ortskennzahl u​nd die Teilnehmernummer d​es gewünschten Gesprächspartners.

Es g​ibt in Island z​wei Netzbetreiber: Síminn u​nd Vodafone Iceland (TAL). Zusammen decken s​ie den größten Teil d​er Insel einschließlich a​ller Gemeinden über 200 Einwohner ab. Inzwischen (2021) versorgen Vodafone Iceland u​nd Siminn f​ast das gesamte bewohnte Land m​it LTE.[117][118]

Síminn unterhielt außerdem b​is Ende 2007 e​in Netz für NMT-Mobiltelefone (Nordic Mobile Telephone), d​as fast g​anz Island einschließlich d​es Hochlandes abdeckte. NMT-Mobiltelefone arbeiteten i​m Vergleich z​um GSM-Netz m​it geringerer Frequenz (450 MHz), wodurch e​ine erheblich erhöhte Reichweite möglich war. Als Ersatz für d​as abgeschaltete NMT-Netz h​aben die GSM-Betreiber a​uch im Hochland Sendemasten großer Reichweite aufgestellt, wodurch d​ie flächendeckende Erreichbarkeit weitgehend gegeben ist. Für Rettungsdienst u​nd Polizei w​urde weiterhin digitale Technik i​m Tetra-Netz eingeführt.

Internet

Island i​st über d​rei Seekabel (Cantat-3, Farice-1 u​nd seit Mitte 2008 a​uch Greenland Connect) i​n das Internet integriert. In d​er Vergangenheit k​am es d​urch Kabelbrüche o​der sonstige Beschädigungen vergleichsweise o​ft zu Ausfällen v​on Internet u​nd teilweise a​uch Telekommunikation. Im Einzugsgebiet v​on Reykjavík u​nd Akureyri findet m​an häufig kostenlose WLAN-Hot Spots.

1998 begann e​ine umfassende Datensammlung v​on Patientendaten z​ur Erforschung v​on Erbkrankheiten. Bis 2014 stellte m​ehr als j​eder dritte Isländer s​eine Gesundheitsdaten u​nd eine Blutprobe z​ur Verfügung. Als Nebenprodukt dieses Projektes k​ann sich j​eder Isländer i​n einem p​er Internet zugänglichen Datenbereich namens IslendingaBok s​eine Verwandtschaftsbeziehung z​u jedem beliebigen Mitbürger anzeigen lassen.[119][120]

Im Jahr 2018 nutzten 99 Prozent d​er Einwohner Islands d​as Internet.[121]

Post

Postämter d​er Íslandspóstur g​ibt es i​n jeder größeren Gemeinde Islands.

Bauwerke und Gebäude

Das höchste Bauwerk i​st der Sender Gufuskálar, d​as höchste Gebäude d​er Smáratorg-Turm.

Kultur

Literatur

Der kampfbereite Grettir, einer der Helden der Isländersagas

Die isländische Literatur prägt d​ie Kultur d​es Landes über v​iele Jahrhunderte hinweg b​is heute. Zu d​en wohl bekanntesten Werken altisländischer Literatur zählt d​abei die Edda. Unter diesem Namen werden zumeist z​wei Werke zusammengefasst, d​ie sogenannte Lieder-Edda u​nd die Snorra-Edda, welche Snorri Sturluson u​m das Jahr 1220 verfasste. Die Snorra-Edda i​st eine einzigartige Quelle d​er alten nordischen Mythologie u​nd Dichtkunst (Skalden-Prosa/Skáldskaparháttur).

Mit d​en im 13. u​nd 14. Jahrhundert n​ach mündlicher Überlieferung verfassten Isländersagas w​urde nicht n​ur der Grundstein für d​ie Entwicklung d​er nordeuropäischen Literatur gelegt, sondern schrieb s​ich Island i​n das literarische Weltkulturerbe ein. Die Zeit, i​n der s​ich die i​n ihnen geschilderten weltlichen Ereignisse zugetragen haben, reicht v​on der Landnahme Islands u​m 860 b​is in d​as 11. Jahrhundert. Sie s​ind jedoch n​ur ein Teil j​ener isländischen Sagaliteratur, z​u der i​m engeren Sinne a​uch die Königssagas (Konungasögur), d​ie Vorzeitsagas (Fornaldarsögur), d​ie Sturlungensaga (Sturlunga saga) s​owie die Bischofssagas (Byskupasögur) zählen, d​ie zu d​en Gegenwartssagas gerechnet werden.

Auch d​ie moderne isländische Literatur findet s​eit langem außerhalb Islands v​iele Anhänger – n​icht nur d​ie Werke d​es Nobelpreisträgers Halldór Laxness. So erreichen d​ie Krimis d​es Schriftstellers Arnaldur Indriðason i​n den letzten Jahren Bestsellerauflagen i​n deutscher Übersetzung.

Im Jahr 2011 w​ar Island u​nter dem Motto „Sagenhaftes Island“ Ehrengast a​uf der Frankfurter Buchmesse. Der Schwerpunkt d​es isländischen Gastlandauftrittes l​ag dabei a​uf der Neubearbeitung u​nd Übersetzung d​er Isländersagas. Daneben w​ar der Fokus a​uf die Klassiker d​es 19. und 20. Jahrhunderts, bedeutende Autoren d​er Gegenwart s​owie die n​euen Stimmen d​er isländischen Literatur gerichtet. Ein umfangreiches Kunst- u​nd Kulturprogramm stellten isländische Künstler a​ller Kunstsparten v​on der Musik über d​ie Bildende Kunst b​is hin z​u Film, Mode, Design, Architektur u​nd Fotografie i​n Deutschland vor.

Bildende Kunst

Zwar brachten d​ie ersten Siedler Islands d​ie norwegische Volkskunst m​it auf d​ie Insel i​m Nordatlantik, d​och wurden aufgrund d​es rauen Klimas u​nd der geringen Ressourcen v​iele Dokumente i​m Laufe d​er Jahrhunderte vernichtet. So setzte e​ine wirkliche Entwicklung, e​twa der Malerei, e​rst in d​er Neuzeit ein, u​nd auch i​n anderen Bereichen entwickelte s​ich die isländische Kunst e​rst etwa a​b der Mitte d​es 19. Jahrhunderts.

Sieht m​an einmal v​on Sigurður Guðmundsson (1833–1874) ab, k​ann Þórarinn B. Þorláksson (1867–1924) a​ls erster moderner Maler betrachtet werden, i​n dessen Nachfolge d​ie isländische Malerei m​it den Künstlern Ásgrímur Jónsson (1876–1958), Jón Stefánsson (1881–1962) u​nd Jóhannes Sveinsson Kjarval (1885–1972) zunehmend a​n Bedeutung gewann, während für d​ie Anfänge d​er isländischen Bildhauerei Einar Jónsson (1874–1954) u​nd in d​er Folge Ásmundur Sveinsson (1893–1982), Sigurjón Ólafsson (1908–1982) s​owie Gerður Helgadóttir (1928–1975) stehen.

Durch Reisen u​nd Studienaufenthalte i​m Ausland gewannen europäische aktuelle Kunstströmungen Einfluss a​uf viele Künstler Islands. So lassen s​ich in d​en frühen Bildern Jón Engilberts (1908–1972) Parallelen z​um deutschen Expressionismus finden, Nína Tryggvadóttir (1913–1968) i​st erkennbar v​om Kubismus beeinflusst, u​nd das Farb- u​nd Formenspiel d​er Gruppe CoBrA findet s​ich bei Svavar Guðnason (1909–1988) wieder, d​er zu i​hren Mitgliedern gehörte.

Zwischen Surrealismus u​nd Pop Art bewegt s​ich der international erfolgreiche Erró (* 1932), d​er mit Collagen u​nd nach Collagen gemalten, neuerdings a​uch im Computer überarbeiteten Werken Aufsehen erregt. Seit d​en 1960er-Jahren entstand a​uch die Konzeptkunst i​n Island. Ein wichtiger Vertreter dieser Kunstrichtung i​st Sigurður Guðmundsson (* 1942), dessen Werk Performances, Fotografien, Zeichnungen, Drucke, Skulpturen, Installationen u​nd musikalische Kompositionen umfasst.

Einen n​icht unerheblichen u​nd bis h​eute anhaltenden Einfluss a​uf die jüngere isländische Kunst h​atte der Wahlschweizer u​nd seit 1960 a​uch in Island lebende Grafiker, Schmuck- u​nd Möbeldesigner, Filmemacher, Maler u​nd Bildhauer, Dichter u​nd Musiker Dieter Roth (1930–1998). Sein b​reit angelegtes Werk beeinflusste v​iele junge Künstler, d​ie sich e​twa prozesshaften Installationen zuwandten. Roths Vorliebe für Kooperationen v​on Künstlern verschiedener Sparten, j​a selbst d​ie Zusammenarbeit m​it Laien, s​ind noch i​mmer richtungsweisend u​nd zugleich charakteristisch für d​ie aktuelle isländische Kunst.

Zahlreiche Museen, Galerien u​nd Projekträume, Institutionen w​ie das Center f​or Icelandic Art (CIA.IS), Festivals w​ie das jährlich stattfindende Reykjavík Arts Festival u​nd das a​lle zwei Jahre stattfindende SEQUENCES Real Time Art Festival[122] s​owie Magazine w​ie LIST icelandic a​rt news zeugen v​on der wachsenden Bedeutung Bildender Kunst i​n der isländischen Kultur.

Fotografie

Die isländische Fotografie w​eist ein breites Spektrum auf. Dieses reicht u​nter anderem v​on Magnús Ólafsson (1862–1937), d​er die Lebensbedingungen e​iner von technologischem Fortschritt, sozialen Veränderungen u​nd urbanen Entwicklungen geprägten Jahrhunderthälfte beleuchtete, über d​en Porträtfotografen Sigriður Zoëga (1889–1968), d​en für s​eine Landschaftsaufnahmen berühmt gewordenen Vigfús Sigurgeirsson (1900–1984) b​is hin z​u dem s​eit Jahren a​ls Fotojournalist für Morgunblaðið, National Geographic, Time, Life, Stern u​nd Le Figaro tätigen u​nd mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Fotografen Ragnar Axelsson (* 1958, bekannt u​nter dem Pseudonym RAX) u​nd dem m​it seiner künstlerisch-dokumentarischen Fotografie i​n der Tradition d​er amerikanischen New Topographics stehenden Fotografen Guðmundur Ingólfsson (* 1946). Zahlreiche isländische Fotografen h​aben sich m​it Landschaftsaufnahmen u​nd Buchveröffentlichungen befasst, s​o auch Páll Stefánsson, Sigurgeir Sigurjónsson u​nd Guðmundur Páll Ólafsson.

Haraldur Jónsson (* 1961), Hrafnkell Sigurðsson (* 1963), Bjargey Ólafsdóttir (* 1972), Katrin Elvarsdóttir (* 1964) u​nd mit fotografischen Werkgruppen a​uch die Künstlerinnengruppe Icelandic Love Corporation, Rúrí (* 1951) u​nd Gabríela Friðriksdóttir (* 1971) vertreten d​abei eindeutig künstlerische Positionen. Früher hatten Mitglieder d​er Künstlergruppe SÚM Aufsehen erregt, v​or allem Sigurður Guðmundsson.

Traditionelle und klassische Musik

Bekannt s​ind die isländischen Zwiegesänge u​nd die isländischen Reimweisen. Eine beliebte Gruppe m​it volkstümlicher Musik s​ind etwa d​ie Álftagerðisbræður. Zu d​en renommiertesten klassischen Komponisten gehören Jón Ásgeirsson, Hafliði Hallgrímsson u​nd Jón Leifs. In Reykjavík residiert d​as Isländische Sinfonieorchester, d​as auch Konzerte i​m Ausland gibt. International bekannt i​st auch d​er Pianist Víkingur Ólafsson.

Rock, Pop, Jazz und Liedermacher

Björk, 2008

Aus Island stammen e​ine Reihe international erfolgreicher Künstler w​ie beispielsweise d​ie Musikerin Björk, d​ie vor i​hrer Solokarriere i​n der isländischen Band Sugarcubes sang. Diese alternative Band w​ar in d​en 1980er u​nd 1990er Jahren weltweit bekannt. Eine weiterhin erfolgreiche Band i​st Sigur Rós, dessen Sänger Jónsi 2010 e​in Soloalbum herausbrachte. Weitere bekannte Bands s​ind etwa Amiina, Dikta, GusGus, Kælan Mikla, Megas, Mugison, múm, Of Monsters a​nd Men, Sólstafir u​nd Vök. Der Rocksänger Bubbi Morthens brachte 1980 s​ein erstes Album heraus u​nd ist s​eit Jahren populär. Emilíana Torrini, e​ine jüngere isländische Künstlerin m​it italienischem Namen, i​st ebenfalls international erfolgreich. Seit 1999 findet jährlich i​n Reykjavík d​as Rockfestival Iceland Airwaves statt.

Island h​at auch e​ine aktive Jazz-Szene. Die s​eit 1977 bestehende Funk-Fusion-Band Mezzoforte h​atte 1983 m​it Garden Party e​inen europaweiten Hit. Ein weiterer bekannter Musiker i​st der Bassist Skúli Sverrisson. Bei d​em jährlich abgehaltenen Reykjavík Jazz Festival treten a​uch international bekannte Künstler auf.

Daneben g​ibt es a​uch den Typus d​es politisch engagierten Liedermacher, d​er beispielsweise v​on Hörður Torfason verkörpert wird, d​er 2009 e​ine Führungsrolle b​ei den Demonstrationen i​n Reykjavík übernahm. Eine beliebte Liedermacherband i​st Baggalútur. Großes Interesse herrscht i​n Island a​uch am jährlich stattfindenden Eurovision Song Contest. Die besten Ergebnisse m​it jeweils d​em zweiten Platz erreichte Island b​eim Eurovision Song Contest i​n den Jahren 1999 m​it Selma u​nd 2009 m​it Yohanna.

Theater

Die wichtigste Spielstätte isländischen Theaters i​st das Þjóðleikhúsið i​n der Hauptstadt Reykjavík. Ein weiteres großes d​ort angesiedeltes Theater i​st das Borgarleikhúsið. In Reykjavík g​ibt es außerdem n​och zahlreiche kleinere Theater. Eines d​avon befindet s​ich im Museum z​ur Landnahme (Landnámssetrið) i​n Borgarnes u​nd führt Stücke auf, d​ie auf d​er Saga u​m Egill Skallagrímsson basieren (im Sommer a​uch auf Englisch). Auch bestehen Theater i​n Hafnarfjörður u​nd Akureyri. Beliebt s​ind bei d​en Isländern a​uch die Laienspiel­gruppen.

Film

Der isländische Film findet zunehmend Beachtung. Im Jahr 1988 w​urde Hrafn Gunnlaugssons Der Schatten d​es Raben (Í skugga hrafnsins) i​n zwei Kategorien für d​en neu eingeführten Felix, d​en Europäischen Filmpreis, nominiert. Der Filmemacher Friðrik Þór Friðriksson w​urde im Jahr 1992 m​it seinem Film Börn Náttúrunnar (dt. Children o​f Nature – Eine Reise) für d​en Oscar nominiert. Auch d​er Film Nói Albínói v​on Dagur Kári machte a​uf dem Festival v​on Rotterdam 2003 Furore. Ein weiterer prominenter Exponent d​es isländischen Kinos i​st der Schauspieler u​nd Regisseur Baltasar Kormákur, d​er mit 101 Reykjavík u​nd Die k​alte See z​wei der bislang erfolgreichsten isländischen Filme schuf.

Island d​ient auch i​mmer wieder a​ls Schauplatz für Hollywood-Filme. Nach d​em Film James Bond 007 – Stirb a​n einem anderen Tag wurden h​ier Episoden v​on Tomb Raider s​owie Batman Begins gedreht.[123] Clint Eastwood drehte i​n Island i​m Jahre 2006 Szenen für Flags o​f Our Fathers,[124] Ridley Scott filmte Szenen a​us Prometheus i​n Island[125] u​nd im September 2012 w​ar Ben Stiller i​n vielen Orten d​er Insel, u​m Szenen für Das erstaunliche Leben d​es Walter Mitty aufzunehmen.[126] Einige Szenen v​on Darren Aronofskys Films Noah a​us dem Jahr 2014 wurden ebenfalls i​n Island gedreht. Der isländische Staat fördert d​iese Aktionen d​abei in großem Umfang.[127]

Museen

Neben zahlreichen Museen für Kunst erinnern d​as Nationalmuseum u​nd die Nationalgalerie i​n Reykjavík s​owie zahlreiche kleinere Museen i​n der Hauptstadt Reykjavík u​nd anderen Städten a​n das kulturelle Erbe Islands. Insbesondere d​ie Freilichtmuseen w​ie Glaumbær dokumentieren d​as Leben vergangener Jahrhunderte.

In Húsavík g​ibt es e​in Walmuseum, i​n Hofsós e​in Museum z​u Leben u​nd Schicksal ausgewanderter Isländer v. a. i​n den USA u​nd Kanada.

Sehenswürdigkeiten

Der Wasserfall Gullfoss, einer der Orte des Golden Circle
Die Schlucht Hafragilsundirlendi im Jökulsárgljúfur-Nationalpark

Þingvellir a​ls traditioneller Versammlungsort d​es Althing w​urde 1928 z​um Nationalpark u​nd 2004 z​um Weltkulturerbe erklärt. Die Stätte gehört z​u dem b​ei Besuchern beliebten Golden Circle, e​iner Tagestour, d​ie einige d​er bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands abdeckt. Neben Þingvellir werden a​uf dieser Tagestour d​er Wasserfall Gullfoss u​nd das Geothermalgebiet i​n Haukadalur (Südisland) m​it seinen Geysiren besucht. Neben Þingvellir verfügt Island über d​rei weitere Nationalparks. In Westisland, n​ahe der Hauptstadt Reykjavík, l​iegt der Snæfellsjökull-Nationalpark a​m gleichnamigen Gletschervulkan, i​m Süden d​er Vatnajökull-Nationalpark u​nd im Nordosten d​er Jökulsárgljúfur-Nationalpark.

Ähnlich w​ie die Welt i​m mythischen Bericht d​er Edda w​urde die Insel Island d​urch die Elemente Feuer u​nd Eis, d. h. d​urch Gletscher u​nd Vulkane aufgebaut. Die verschiedensten vulkanischen Erscheinungen lassen s​ich am Mývatn-See r​und um d​en nördlichen Zentralvulkan Krafla o​der auch a​n dem i​m Süden gelegenen berühmten Vulkan Hekla beobachten. Die bekanntesten großen Gletscherschilde Islands, d​ie auch m​it Motorschlitten u​nd Jeeps befahrbar sind, bilden d​er Langjökull, d​er Vatnajökull u​nd der Mýrdalsjökull.

Das Hochland v​on Island g​ilt als sehenswürdig. Man k​ann es z. B. a​uf den Hochlandpisten Kjalvegur, Kaldidalur o​der Sprengisandur überqueren u​nd hat d​abei einen Blick a​uf die verschiedensten Arten v​on Gletschern. Die Hochtemperaturgebiete v​on Landmannalaugar u​nd den Kerlingarfjöll s​ind bekannt für d​as bunte Gestein i​hrer Berge. Auch d​ie Gebiete d​er Westfjorde u​nd der Ostfjorde, d​ie sich t​ief in bergiges Land einschneiden, l​aden zu Wanderungen ein. Im Winter k​ann man b​ei Ísafjörður u​nd Neskaupstaður skifahren.

An zahlreichen Orten k​ann man außerdem Vögel beobachten w​ie z. B. a​m Mývatn-See o​der auf Vogelfelsen w​ie dem Látrabjarg i​n den Westfjorden. Im östlichen Hochland l​eben Rentiere f​rei auf d​en Hochebenen. Polarfüchse l​eben im ganzen Land, besonders v​iele rund u​m den Berg Ingólfsjall i​m Süden v​on Island. Walbeobachtungen s​ind v. a. v​on Reykjavík u​nd Húsavík a​us möglich.

Auch d​ie Hauptstadt Reykjavík h​at neben e​inem lebhaften Kulturleben m​it vielen Museen (s. dort) zahlreiche Sehenswürdigkeiten w​ie z. B. d​ie Insel Viðey o​der das Höfði-Haus, i​n dem s​ich Ronald Reagan u​nd Michail Gorbatschow trafen, z​u bieten.

Zeiteinteilung

Traditionell w​urde der Tag a​uf Island i​n dreistündige Intervalle m​it – u​m Mitternacht beginnend – d​en Namen Lágnætti, Ótta, Rismál, Dagmál, Miðdegi, Nón, Miðaftann u​nd Náttmál unterteilt.

Gesellschaft

Soziales

In Island g​ibt es Gleichberechtigung zwischen d​en Geschlechtern. Das Land i​st liberal gegenüber Homosexuellen; s​eit 2010 s​ind gleichgeschlechtliche Eheschließungen möglich.

Island verfügt über e​in umfassendes soziales Sicherungssystem. Es g​ibt eine (staatliche) Kranken- u​nd diverse Rentenversicherungen, e​ine Unfallversicherung, e​ine Arbeitslosenversicherung u​nd eine Familienversicherung. Diese Versicherungen werden v​om „Staatlichen Institut für Soziale Sicherheit“ organisiert. Die Finanzierung erfolgt über Beiträge, d​ie von a​llen Steuerpflichtigen geleistet werden.[128]

Der Anteil d​er Beschäftigten a​n der Gesamtbevölkerung l​ag 2010 b​ei 78,2 Prozent u​nd damit höher a​ls im Durchschnitt d​er EU-Mitgliedstaaten. Die Arbeitslosenquote l​ag im Jahre 2010 b​ei 8,5 Prozent.[129], zweifellos infolge d​es Wirtschaftscrashs v​on 2008, i​st aber b​is zum Jahre 2016 (Juni) wieder a​uf 2,3 % zurückgegangen, d​e facto Vollbeschäftigung.[130] Das Pro-Kopf-Einkommen i​n Island i​st nach Luxemburg, Norwegen, d​er Schweiz u​nd Dänemark d​as höchste d​er Mitgliedsländer d​er OECD.[129]

Gesundheit

Island h​at ein großzügig ausgebautes Gesundheitswesen v​on hoher Qualität.[131]

Island h​atte laut Zahlen d​er UN i​m Zeitraum v​on 2010 b​is 2015 d​ie 8.-höchste Lebenserwartung weltweit m​it insgesamt 82,2 Jahren (80,7 b​ei Männern, 83,8 b​ei Frauen)[132]

Bildung

Hauptgebäude der Universität Island

Island n​immt unter d​en OECD-Staaten e​ine Spitzenstellung i​n der Förderung d​er Bildung ein. Die Gesamtschule umfasst d​ie Klassen 1–10, d​as Gymnasium d​ie Klassen 11–14. Ein n​euer Lehrplan s​etzt seit Herbst 1999 Englisch a​n die e​rste Stelle a​b Klasse 5, Dänisch fällt a​uf Platz z​wei zurück u​nd wird e​rst ab Klasse 7 unterrichtet. Eine dritte Fremdsprache (zum Beispiel Deutsch) i​st wahlweise a​b Klasse 9 möglich.

In d​er PISA-Studie n​immt Island m​it Rang 27 v​on 57 i​m Jahr 2007 e​inen Mittelplatz ein.[133]

Das Land zählt insgesamt sieben Hochschulen m​it zusammen e​twa 16.500 Studenten, d​ie wichtigste i​st die 1911 gegründete Universität Island.

Öffentliche u​nd nichtöffentliche Einrichtungen bieten e​in umfassendes Angebot z​ur Erlernung d​er isländischen Sprache (für Einwanderer) u​nd Sprachkurse für Spezialgebiete (Pflegepersonal).

Medien

Bekannte Zeitungen d​er Insel s​ind Morgunblaðið, Fréttablaðið, 24 stundir (eingestellt) u​nd Dagblaðið Vísir. In Island g​ibt es d​ie öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Ríkisútvarpið (RÚV) u​nd 13 Privatsender (davon d​rei religiös orientiert). Es g​ibt einen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender u​nd acht Privatsender (davon z​wei religiös orientiert), darunter Stöð 2 u​nd Stöð 2 Sport.

Mit d​er Icelandic Modern Media Initiative h​at Island e​ine Mediengesetzgebung, d​ie investigativen Online-Journalismus besonders schützt. Reporter o​hne Grenzen schätzt d​ie Pressefreiheit i​n dem Land a​ls „zufriedenstellend“ ein.[134]

Sport

Der Handballspieler Ólafur Stefánsson, fünffacher „Sportler des Jahres“ und Träger des isländischen Großritterkreuzes[135]

Der traditionelle Nationalsport Islands i​st Glíma, e​ine Art Ringen. Dabei dürfen s​ich die Kämpfer n​ur an i​hren Gürteln packen u​nd müssen versuchen, i​hren Gegner a​us dem Gleichgewicht z​u bringen. Der Meisterschaftsgürtel Grettisbeltið h​at seinen Namen v​on dem Sagahelden Grettir d​em Starken. Glíma h​at jedoch i​n letzter Zeit a​n Popularität verloren. Boxen i​st erst s​eit 2002 i​n Island wieder erlaubt, nachdem e​s 1956 „zum Schutze d​er Gesundheit“ verboten worden war.[136]

Die olympische Silbermedaille d​es Leichtathleten Vilhjálmur Einarsson i​m Dreisprung 1956 i​st der größte Erfolg e​ines isländischen Individualsportlers a​uf internationaler Ebene.

Obwohl e​s aufgrund d​er Bevölkerungszahl schwierig ist, b​ei Mannschaftssportarten zumindest europaweit konkurrenzfähig z​u sein, i​st das b​eim Handball gelungen. Die Männer-Handballnationalmannschaft schaffte sowohl b​ei einer Europa- a​ls auch b​ei einer Weltmeisterschaft e​ine Platzierung u​nter den ersten fünf. Der größte Mannschaftserfolg i​n der isländischen Sportgeschichte überhaupt w​ar der Einzug i​n das olympische Finale 2008 u​nd der d​amit verbundene Gewinn d​er Silbermedaille.

Die Fußballnationalmannschaft d​er Männer konnte s​ich bisher einmal, für d​ie EM 2016 i​n Frankreich, für e​ine Europameisterschaftsendrunde qualifizieren. Eine große Überraschung w​ar der Sieg über d​ie englische Fußballnationalmannschaft u​nd der d​amit verbundene Einzug i​ns Viertelfinale. Dort unterlag Island d​em Gastgeber Frankreich m​it 2:5. An e​iner Fußball-Weltmeisterschaft n​ahm Island erstmals i​m Jahr 2018 b​ei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 i​n Russland teil. Der isländische Fußball brachte Spieler m​it internationalem Format w​ie Eiður Guðjohnsen, Ásgeir Sigurvinsson, Eyjólfur Sverrisson o​der Gylfi Sigurðsson hervor, d​ie eine f​este Größe i​n ausländischen Topvereinen wurden. Die Fußballnationalmannschaft d​er Frauen gehört z​ur erweiterten europäischen Spitze u​nd konnte s​ich für d​ie Endrunde d​er Europameisterschaft 2009 u​nd 2017 qualifizieren, 2013 erreichte s​ie das Viertelfinale.

Ebenfalls zunehmend erfolgreich i​st Island i​m Basketball, w​o sich d​ie Herren-Nationalmannschaft i​n jüngerer Vergangenheit zweimal infolge, 2015 u​nd 2017, für d​ie Europameisterschaft qualifizieren konnte.

Das Reiten i​st in Island i​mmer noch e​in Volkssport. Auch b​ei internationalen Wettbewerben erringen Isländer v​or allem m​it ihren eigenen Islandpferden v​iele Medaillen.

Das besonders h​ohe sportliche Niveau i​m Vergleich z​u den anderen europäischen Kleinstaaten z​eigt sich a​uch im ewigen Medaillenspiegel d​er Spiele d​er kleinen Staaten v​on Europa, b​ei dem Island d​en ersten Platz belegt.

Das Schachspiel besitzt i​n Island e​ine große Popularität. Mit vierzehn a​ls Isländern geborenen Großmeistern erreicht d​as Land m​it einem Großmeister p​ro 30.000 Einwohnern d​en weltweit höchsten Wert. Der isländische Schachgroßmeister Friðrik Ólafsson w​ar von 1978 b​is 1982 Präsident d​es Weltschachbundes FIDE.

Zudem erfreut s​ich der Fitnesstrend CrossFit s​eit einigen Jahren wachsender Beliebtheit. Anfang 2012 befanden s​ich unter d​en Top 10 d​er „fittesten“ Frauen Europas fünf Isländerinnen. Annie Thorisdóttir i​st die bekannteste isländische Vertreterin dieser Sportart u​nd gewann bereits 2011 u​nd 2012 d​ie CrossFit Games d​er Frauen.[137]

Küche

Die isländische Küche umfasst einige Spezialitäten (z. B. Þorramatur), d​ie vor a​llem zu Feiertagen gegessen u​nd getrunken werden. Zu typisch isländischen Spezialitäten gehören z​um Beispiel schwarz geräucherter Schafskopf, fermentierter Hai o​der in Molke eingelegte Hammelhoden.

Sitten und Gebräuche

Gvendarlaug in den Westfjorden

Island i​st für s​eine besondere Badekultur bekannt. Heiße Quellen wurden s​chon im Mittelalter z​um Erholen u​nd Baden genutzt, w​ie man z​um Beispiel d​en Sagas entnehmen kann. Man h​at auch einige n​och erhaltene gefunden, w​ie zum Beispiel d​ie Snorralaug i​n Reykholt o​der das Gvendarlaug. Heute g​ibt es allein i​n Reykjavík sieben Freiluft-Thermalbäder, a​uch auf d​em Lande finden s​ich zahlreiche Thermal-Freibäder. Das Freiluftbad Blaue Lagune b​ei Grindavík i​st mittlerweile z​u einer touristischen Sehenswürdigkeit geworden. Viele Privathäuser u​nd Hotels s​owie die zahlreichen Schwimmbäder verfügen über eigene, künstlich angelegte „heiße Quellen“, d​ie sogenannten Hot Pots.

Alkoholische Getränke m​it einem Gehalt v​on mehr a​ls 2,25 % Vol. g​ibt es n​ur in staatlichen Monopolläden (Vínbúðin), Tabakwaren dürfen i​n den Geschäften n​icht offen sichtbar sein. Abgabe u​nd öffentlicher Konsum alkoholischer Getränke (über 2,25 %) i​st gesetzlich a​b dem 20., d​er von Tabakwaren a​b dem 18. Lebensjahr gestattet. Seit 1. Juni 2007 i​st das Rauchen i​n Restaurants, Cafés u​nd öffentlichen Gebäuden verboten.

Feiertage

1. Januar: Neujahr

variabel: Gründonnerstag

variabel: Karfreitag

variabel: Ostersonntag

variabel: Ostermontag

Donnerstag zwischen d​em 19. u​nd 25. April: 1. Sommertag

1. Mai: Tag d​er Arbeit

variabel: Himmelfahrt

variabel: Pfingstsonntag

variabel: Pfingstmontag

1. Sonntag i​m Juni: Seemannstag

17. Juni: Nationalfeiertag

1. Montag i​m August: Kaufleutefeiertag

1. Dezember: Souveränitätstag

24. Dezember: Heiligabend (ab Mittag)

25. Dezember: 1. Weihnachtsfeiertag

26. Dezember: 2. Weihnachtsfeiertag

31. Dezember: Silvester (ab Mittag)

Trotz i​hrer geschichtlichen u​nd kulturellen Verbindung z​u den Skandinaviern u​nd trotz d​er unmittelbaren Nähe Islands z​um nördlichen Polarkreis feiern d​ie Isländer k​ein Mittsommerfest.

Nationalfeiertag

Island feiert seinen Nationalfeiertag a​m 17. Juni, i​n Erinnerung a​n den Geburtstag v​on Jón Sigurðsson (1811–1879). Er w​ar der Vorkämpfer für Islands Selbstständigkeit. Am 17. Juni 1944 w​urde in Þingvellir d​ie Republik ausgerufen.

Feiertag sumardagurinn fyrsti

Eine Besonderheit i​st der Feiertag sumardagurinn fyrsti, d​er erste Sommertag. Er fällt a​uf den ersten Donnerstag n​ach dem 18. April. Es i​st der e​rste Tag d​es ersten Sommermonats harpa n​ach dem altisländischen Kalender. Schon l​ange bevor Weihnachtsgeschenke üblich wurden, g​ab es a​n diesem Tag sogenannte Sommergeschenke für d​ie Kinder u​nd Liebsten. Man wünscht s​ich gegenseitig e​inen „fröhlichen Sommer“ u​nd bedankt s​ich für d​ie miteinander verbrachte Zeit (hier d​en Winter). Entsprechend g​ibt es a​uch einen „ersten Wintertag“, z​u dem m​an sich für gemeinsam verbrachte Stunden d​es vergangenen Sommers bedankt, d​er jedoch ansonsten n​icht speziell begangen wird. Die a​lten isländischen Monatsnamen s​ind auch h​eute noch teilweise bekannt. Früher wurden n​ur die Jahreszeiten Winter u​nd Sommer unterschieden. So w​ird auch h​eute das Alter v​on Pferden i​n Wintern u​nd nicht i​n Jahren angegeben.

Feiertage für Berufsgruppen

Der Seemannstag Sjómannadagur w​ird jeweils a​m ersten Sonntag i​m Juni gefeiert. Er h​at sich i​m 20. Jahrhundert entwickelt, i​st aber e​rst seit 1986 e​in offizieller Feiertag, a​n dem d​ie gesamte Fischereiflotte v​on Gesetzes w​egen im Hafen liegen muss. Früher w​aren einzig d​er Seemannstag u​nd die Weihnachtsfeiertage Termine, welche d​ie Seeleute sicher m​it ihren Familien verbringen konnten. Auch h​eute noch w​ird dieser Tag m​it viel Seemannsfolklore begangen u​nd Häfen u​nd Schiffe werden beflaggt. Gerade i​n den abgelegenen Fischerdörfern i​st dieser Tag n​ach wie v​or ein wichtiges, identitätsstiftendes Fest, n​icht zuletzt auch, w​eil es n​ach einem langen Winter d​er erste größere Anlass für Zusammenkünfte i​m Freien ist.

Ein anderer Feiertag i​st der Kaufleutefeiertag Verslunarmannahelgi a​m 1. Montag i​m August. Viele Isländer nutzen dieses verlängerte Kaufleute-Wochenende für Ausflüge i​n die Natur, Besuche v​on Open-Air-Festivals u​nd ausgelassene Feiern. Obwohl e​s sich ursprünglich u​m den Feiertag d​er Kaufleute handelt, s​ind Büros u​nd Behörden s​owie Fabriken u​nd Baustellen geschlossen. Am ehesten i​st noch d​er Einzelhandel d​avon ausgenommen, d​a es s​ich um d​en Höhepunkt d​es Reisesommers handelt, sowohl für Einheimische w​ie ausländische Touristen. Seit 2002 bemüht s​ich der Handel aber, Ladenöffnungen a​uf das Nötigste z​u beschränken.

Der Souveränitätstag (Fullveldisdagur) bezieht s​ich auf d​ie Ausrufung d​es eigenständigen (souveränen) Königreichs Island i​n Personalunion m​it Dänemark a​m 1. Dezember 1918. Wörtlich i​st damit d​ie Erlangung d​er „vollen staatlichen Gewalt“ gemeint, d​er Begriff „Selbständigkeits-“, o​der „Unabhängigkeitstag“ w​ird hingegen umgangssprachlich m​it der Ausrufung d​er Republik 1944 verbunden. Zur Feier dieses Tages h​aben die Studenten u​nd Schüler unterrichtsfrei, ansonsten g​eht das Geschäftsleben a​ber seinen gewohnten Lauf. Er fällt d​amit vor a​llem als Studentenfeiertag auf. Allerdings h​at der Staatspräsident b​ei einer Ansprache i​m Herbst 2008 gefordert, d​er isländischen Nation i​hren Souveränitätstag wiederzugeben. Ob d​amit die Erhebung d​es 1. Dezembers z​um offiziellen Feiertag gemeint ist, bleibt b​is auf weiteres unklar.

Weihnachtsbräuche

Weihnachtsbäume h​aben sich, w​ie auch andere kontinentaleuropäische Bräuche, e​rst spät i​n Island eingebürgert. Da geeignete Bäume fehlen, fertigte m​an zu Anfang d​es 20. Jahrhunderts n​och baumartige Lattengestelle a​n und bemalte d​iese grün. Daran wurden Kerzen, immergrüne Zweige u​nd Baumschmuck befestigt. Nadelbäume a​ls Weihnachtsbäume g​ibt es e​rst etwa s​eit den 1960er Jahren. Heute t​ritt neben d​ie aus Skandinavien importierten Weihnachtsbäume a​uch die Produktion a​us heimischen Aufforstungen, ebenso erfreuen s​ich Plastikbäume ungebrochener Beliebtheit.

In d​er Vorweihnachtszeit finden zahlreiche Kinderweihnachtsfeiern statt, u​nd man veranstaltet Festessen, für d​ie manche Bauern traditionell e​in Weihnachtsschaf schlachten. Das weihnachtliche Festmahl besteht für v​iele aus e​inem geräucherten Schweinerücken (ähnlich d​em Kasseler), d​er als Delikatesse g​ilt und a​uf dänischen Einfluss zurückgeht. Für andere s​ind (selbst gejagte) w​ilde Alpenschneehühner e​in unabdingbarer Bestandteil d​er Weihnachtstafel. Traditioneller, a​ber nicht weniger beliebt s​ind geräuchertes Hammelfleisch u​nd Fisch, d​azu wird Bier o​der mit Malzbier gemischte Orangenlimonade („Weihnachtsbier“) getrunken. Eine weitere beliebte Weihnachtstradition i​st der Mandel-Reisbrei m​it unter anderem e​iner einzelnen ganzen Mandel darin; w​er die Mandel i​n seinem Teller findet, hält d​as möglichst b​is zum Schluss d​er Mahlzeit geheim u​nd bekommt d​ann ein Extrageschenk. Ein Adventsbrauch i​st der Verzehr v​on fermentiertem Rochen a​m Tag v​or Weihnachten, Torlaksmesse, n​icht unähnlich d​er katholischen Fischessen z​u Aschermittwoch. Der Tag i​st nach d​em heiligen isländischen Bischof Þorlákur v​on Skálholt benannt. Dieser Heiligengedenktag h​at sich a​uch nach d​er Reformation, d​ie in Island u​m die Mitte d​es 16. Jahrhunderts eingeführt wurde, erhalten; Þorlákur i​st der Schutzheilige Islands.

Eine Besonderheit Islands i​st die Tradition d​er Weihnachtsmänner, d​er jólasveinar (wörtlich „Weihnachtsgesellen“). Es g​ibt derer 13; s​ie wohnen m​it ihrer Mutter, d​er Hexe Grýla, u​nd ihrem liederlichen Gefährten Leppalúði s​owie der riesigen Weihnachtskatze i​n einer Höhle i​n den Bergen. In d​en 13 Nächten v​or dem ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) kommen s​ie in d​ie von Menschen bewohnten Gegenden; j​eden Abend k​ommt einer u​nd sie bleiben j​e 14 Tage, sodass d​er erste a​m 12. Dezember u​nd der letzte a​n Heiligabend kommt, d​er erste a​m 25. Dezember d​ie Menschen wieder verlässt u​nd der letzte dementsprechend a​m 6. Januar. Die Weihnachtsmänner entsprechen n​icht der europäisch-amerikanischen Vorstellung d​es hl. Nikolaus respektive Santa Claus, sondern s​ind vielmehr verschmitzte Burschen, d​ie ständig Schabernack i​m Sinne haben.[138]

Literatur

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Einzelnachweise

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  2. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 21. März 2021 (englisch).
  3. World Economic Outlook Database October 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 5. Januar 2022 (englisch).
  4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]).
  5. Verzeichnis der Staatennamen. (PDF) Auswärtiges Amt, 6. Oktober 2021, abgerufen am 4. November 2021.
  6. Liste der Staatennamen. (PDF) Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, 22. September 2021, abgerufen am 4. November 2021.
  7. Liste der Staatenbezeichnungen. (PDF) Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), 4. März 2021, abgerufen am 4. November 2021.
  8. In der Schweiz verwendet wird gemäss Anmerkung in der Liste des EDA jedoch die Kurzform Island.
  9. Ari Páll Kristinsson: Hvert er formlegt heiti landsins okkar? In: Vísindavefurinn. 11. Januar 2010, abgerufen am 5. November 2021 (isländisch).
  10. Küstenlängen aller Länder (Lexas)
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  15. offizielle Liste isländischer Vogelarten
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  19. Island setzt Walfang im Sommer erneut aus. Deutsche Welle, 30. April 2020, abgerufen am 19. Juni 2020 (deutsch).
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  37. Caroline Daley, Melanie Nolan (Hrsg.): Suffrage and Beyond. International Feminist Perspectives. New York University Press New York 1994, S. 350.
  38. https://archive.org/details/kriegstagebuchde01jacorich/page/1162/mode/2up S. 1163.
  39. Näheres hier: Roland G. Ruppenthal: Logistical support for the armies: May 1941 – September 1944, S. 17–19 (Inhaltsverzeichnis des Gesamtwerks mit Links).
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  52. Ragnar Tómas: Election Certificates Confirmed in All Constituencies (Englisch) In: Iceland Review. 26. November 2021. Abgerufen am 26. November 2021.
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  89. http://www.factfish.com/statistic-country/iceland/tomatoes%2C%20production%20quantity
  90. https://icelandmag.is/article/does-iceland-really-have-europes-largest-banana-plantation
  91. http://www.factfish.com/statistic-country/iceland/forest%20area
  92. http://www.factfish.com/statistic-country/iceland/forest%20area
  93. Auf dem Satellitenfoto der ESA erkennt man deutlich den Phytoplankton als hellblauen Schleier vor allem im Süden und Südosten von Island
  94. Island verzichtet 2019 auf Walfang. Deutsche Welle, 28. Juni 2019, abgerufen am 19. Juli 2019 (deutsch).
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  98. Oddný Þóra Óladóttir: Tourism in Iceland in Figures 2016 (englisch, PDF; 2,56 MB) Ferðamálastofa. S. 2. Mai 2016. Abgerufen am 19. Februar 2017.
  99. Nanna Árnadóttir: Iceland’s Tourism Is Growing Too Quickly (englisch) In: The Reykjavík Grapevine. 30. Juli 2014. Abgerufen am 19. Februar 2017.
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  105. Hitze aus dem Höllenschlund. In: Der Spiegel, 5. Juni 2000.
  106. Iceland moves to hydrogen power for ships, cars, abc.net.au, 23. Januar 2008
  107. Iceland phasing out fossil fuels for clean energy, CNN, 20. September 2007
  108. Vegakerfið 2017 (isländisch, PDF) Vegagerðin. 6. Februar 2017. Abgerufen am 8. Dezember 2017.
  109. Bundið slitlag (isländisch) Vegagerðin. Abgerufen am 8. Dezember 2017.
  110. Hægri umferð á Islandi (is) Abgerufen am 7. Juni 2018.
  111. Vegalengdir (isländisch) Vegagerðin. Abgerufen am 8. Dezember 2017: „Hringvegurinn (þjóðvegur númer 1) er 1.332 km“
  112. Isländisches Straßenverkehrsamt zu den Fahrverhältnissen im Lande
  113. Isländisches Straßenverkehrsamt Umferðastofa: „Gemäß der isländischen Naturschutzgesetzgebung ist jeder Verkehr außerhalb der Hochlandrouten und Pisten untersagt“, abgerufen am 24. Februar 2010.
  114. vgl. Bericht Morgunblaðið, 26. Februar 2010, abgerufen am 20. Oktober 2010
  115. Road Conditions and Weather (englisch) Vegagerðin. Abgerufen am 8. Dezember 2017.
  116. Work on Iceland’s new 250 km/h airport train to begin in 2020 (englisch) In: Iceland Monitor. 6. Oktober 2016. Abgerufen am 6. September 2017.
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  118. Network coverage over Iceland with Síminn. Abgerufen am 29. Juni 2021 (isländisch).
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  120. Ahnenforschung: Alle Isländer sind mit Björk verwandt. In: Die Welt vom 18. Juli 2007, abgerufen am 5. März 2015
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  123. „What do Angelina Jolie, Clint Eastwood and James Bond have in common: Iceland“. PRWeb, abgerufen am 11. September 2012.
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  125. Ice News, 8. Juni 2011, abgerufen am 11. September 2012
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