Agnieszka Holland
Agnieszka Holland (* 28. November 1948 in Warschau) ist eine polnische Filmregisseurin und Drehbuchautorin.
Leben und Werk
Holland studierte Filmregie an der Prager Filmfakultät. Ihre Karriere begann sie als Regieassistentin von Krzysztof Zanussi und Andrzej Wajda. Für Wajda schrieb sie einige Drehbücher, unter anderem nach der gleichnamigen Novelle von Rolf Hochhuth für Eine Liebe in Deutschland, und arbeitete mit Jean-Claude Carrière an Wajdas Film Danton.
Mit ihrer Regiearbeit Fieber (Gorączka) gewann sie 1981 den Hauptpreis beim Polnischen Filmfestival und war sie im Wettbewerb der Berlinale 1981 vertreten. Ihre Hauptdarstellerin Barbara Grabowska gewann den Silbernen Bären als beste Darstellerin. Kurz vor der Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 emigrierte Agnieszka Holland nach Paris, wo sie bis heute lebt. Ihre erste Regiearbeit nach der Emigration, die deutsche Produktion Bittere Ernte mit Armin Mueller-Stahl in der Hauptrolle, war 1986 als bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. Ihr in Deutschland wohl bekanntester Film ist Hitlerjunge Salomon, der ihr einen Golden Globe als bester fremdsprachiger Film sowie eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch einbrachte. Als die Jury, die die deutschen Nominierungen für den Oscar vornimmt, sich weigerte, den Film zu nominieren, löste dies in Deutschland eine Kontroverse aus; sie wurde vom Produzenten Artur Brauner sogar des Antisemitismus bezichtigt.
1993 gelang Holland der Sprung in die USA, als Francis Ford Coppola ihren Film Der geheime Garten nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Frances Hodgson Burnett produzierte. Seitdem dreht sie dort mit amerikanischen Schauspielern, aber wie bei The Healer mit europäischem Produktionskapital.
2014 inszenierte sie mit Rosemary’s Baby eine Fernsehneuverfilmung des Filmklassikers Rosemaries Baby.
Für den Spielfilm Die Spur, eine Verfilmung des Romans Der Gesang der Fledermäuse von Olga Tokarczuk, erhielt Holland 2017 eine Einladung in den Wettbewerb der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Der Film stellt eine frühere Ingenieurin und passionierte Astrologin (dargestellt von Agnieszka Mandat) in den Mittelpunkt, die in ihrem Dorf in den Sudeten eigenständig Nachforschungen zu einer Mordserie an lokalen Jägern anstellt.[1] Holland erhielt dafür auf der Berlinale den Alfred-Bauer-Preis zuerkannt.
Agnieszka Holland ist die Schwester der Regisseurin Magdalena Łazarkiewicz. Ihr Vater Henryk Holland war ein sozialistischer Soziologe und Publizist. Sie ist verheiratet mit dem slowakischen Film- und Theaterregisseur Laco Adamík. Ihre gemeinsame Tochter Katarzyna Adamik (* 1972) ist ebenfalls Filmregisseurin.
Filmografie (Auswahl)
B = Drehbuch, R = Regie, D = Darsteller
- 1977: Probeaufnahmen (Zdjecia probne) (R, B)
- 1977: Der Weg einer Frau (Cos za cos) (B, R)
- 1978: Christinas Abschied (Okruch lustra) (B)
- 1978: Provinzschauspieler (Aktorzy prowincjonalni) (R, B)
- 1978: Ohne Betäubung (Bez Znieczulenia) – Regie: Andrzej Wajda (B)
- 1981: Eine alleinstehende Frau (Kobieta samotna) (R, B)
- 1981: Die Bitternis der Liebe (Mezczyzna niepotrzebny) (B)
- 1981: Fieber (Gorączka) (R)
- 1982: Verhör einer Frau (Przesluchanie) – Regie: Ryzsard Bugajski (D)
- 1982: Danton (L’Affaire Danton) – Regie: Andrzej Wajda (B)
- 1983: Eine Liebe in Deutschland (Un amour en Allemagne) – Regie: Andrzej Wajda (B)
- 1985: Bittere Ernte (R, B)
- 1986: Anna… Exil New York (Anna) – Regie: Yurek Bogayevicz (B)
- 1987: Die Dämonen (Les possèdes) – Regie: Andrzej Wajda (B)
- 1988: Der Priestermord (To Kill a Priest) (R, B)
- 1988: La Amiga – Die Freundin (La amiga) – Regie: Jeanine Meerapfel (B: Mitarbeit)
- 1990: Korczak – Regie: Andrzej Wajda (B)
- 1990: Hitlerjunge Salomon (R, B)
- 1992: Olivier (Olivier, Olivier) (B, R)
- 1993: Drei Farben: Blau (Trois couleurs: Bleu) – Regie: Krzysztof Kieślowski (B)
- 1993: Der geheime Garten (The Secret Garden) (R)
- 1995: Perfect Crimes (R, 1. Episode)
- 1995: Total Eclipse – Die Affäre von Rimbaud und Verlaine (Total Eclipse) (R)
- 1997: Washington Square (R)
- 1999: Das dritte Wunder (The Third Miracle) (R)
- 2001: Schuss ins Herz (Shot in the heart) (R)
- 2002: Julia Walking Home (R, B)
- 2006: Klang der Stille (Copying Beethoven) (R)
- 2009: Janosik, Historia prawdziwa (R)
- 2010–2011, 2013: Treme (Fernsehserie, 5 Folgen) (R)
- 2011: In Darkness (W ciemności) (R)
- 2013: Burning Bush – Die Helden von Prag (Hořící keř) (R)
- 2014: Rosemary’s Baby (Miniserie) (R)
- 2015: House of Cards (Fernsehserie, 2 Folgen) (R)
- 2017: Die Spur (Pokot) (R, B)
- 2018: 1983 (Fernsehserie, 2 Folgen) (R)
- 2019: Red Secrets – Im Fadenkreuz Stalins (Mr. Jones) (R)
- 2020: Charlatan (R)
Auszeichnungen
- Am 21. März 2011 wurde Agnieszka Holland mit dem Komtur mit Stern (Krzyż Komandorski z Gwiazdą) des Ordens Polonia Restituta geehrt.[2]
- Am 24. Februar 2017 wurde Agnieszka Holland mit dem Silbernen Bär - Alfred Bauer Preis für den Film Die Spur (Pokot/Spoor) auf der 67. Berlinale ausgezeichnet. Der Preis würdigt einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet.[3]
- 2019: Viadrina-Preis der Europa-Universität Viadrina
Weblinks
- Literatur von und über Agnieszka Holland im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Agnieszka Holland in der Internet Movie Database (englisch)
- Agnieszka Holland bei filmportal.de
- Agnieszka Holland in der Internet-Datenbank des polnischen Films FilmPolski.pl (polnisch)
Einzelnachweise
- Filmbeschreibung bei filmweb.pl (polnisch; abgerufen am 16. Dezember 2016).
- Andrzej Wajda odznaczony Orderem Orła Białego. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Gazeta.pl, 21. März 2011.
- Berlinale Archiv 2017. Abgerufen am 17. Januar 2020.