Chełmża
Chełmża ([ˈxɛwmʒa], deutsch bis 1940 Culmsee, 19. Jahrhundert & 1940–45 Kulmsee[2]) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern in Polen.
Chełmża | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Kujawien-Pommern | ||
Powiat: | Toruński | ||
Fläche: | 7,83 km² | ||
Geographische Lage: | 53° 11′ N, 18° 37′ O | ||
Höhe: | 92 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 14.362 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Postleitzahl: | 87-140 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 56 | ||
Kfz-Kennzeichen: | CTR | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | Danzig–Toruń | ||
Eisenbahn: | Toruń–Grudziądz | ||
Chełmża–Bydgoszcz | |||
Nächster int. Flughafen: | Danzig | ||
Gmina | |||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | ||
Fläche: | 7,83 km² | ||
Einwohner: | 14.362 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 1834 Einw./km² | ||
Gemeindenummer (GUS): | 0415011 | ||
Verwaltung (Stand: 2006) | |||
Bürgermeister: | Jerzy Czerwiński | ||
Adresse: | ul. Gen. Hallera 2 87-140 Chełmża | ||
Webpräsenz: | www.chelmza.pl |
Geographische Lage
Die Kleinstadt liegt in der historischen Landschaft Kulmerland, östlich der Weichsel an einem kleinen See, etwa vierzig Kilometer östlich von Bydgoszcz (Bromberg) und zwanzig Kilometer nördlich von Toruń (Thorn).
Die Stadt Chełmża liegt am Jezioro Chełmżyńskie, einem See mit 2,7 km² Fläche. Dieser, ehemals Culmsee, wurde 1251 zum Namensgeber der Stadt.
Geschichte
Ältere Ortsbezeichnungen sind Loza (1222), Culmense, Culmensehe und Culmsehe (1251), Colmensehe (1299), Colminsê und Colmensê, Colmesey, Colmenzee, Kolmense (1438), Culmenze (1531), polnisch Chelmza, deutsch Kolmentz und früher Antiqua Łozia.[4]
Im 13. Jahrhundert bestand in der Gegend der heutigen Stadt eine erste Befestigungsanlage. 1222 unter Bischof Christian von Preußen wurde Kulmsee erstmals erwähnt, der Name des Ortes war zu der Zeit Loza. Seit 1243 im Besitz der Bischöfe von Kulm, erhielt der Ort Culmsehe 1251 das Stadtrecht von Heidenreich, Bischof von Kulm und wurde Sitz eines eigenen Bistums.[5] Am 22. Juli 1251 gründete Bischof Heidenreich die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (Kathedrale), welche bis 1400 erbaut wurde. (Siehe auch: Franziskanerkloster Kulmsee). Die Mystikerin Jutta von Sangerhausen begründete 1256 das St.-Georgs-Hospital. Ein Stadtbrand zerstörte Kulmsee 1286 völlig.
1625 gründeten die Franziskaner (OFM) ein Kloster. Im 18. Jahrhundert lebte die Stadt Kulmsee vom Ackerbau und der Brauerei.
Durch die Erste polnische Teilung kam Kulmsee 1772 an Preußen. Die Bedeutung der Stadt stieg im Jahre 1781 mit der Verlegung des Sitzes der Kulmer Bischöfe von Löbau nach Kulmsee. Nachdem 1824 Pelplin zum Bischofssitz geworden war, verlor Kulmsee an Bedeutung.
Als 1881 eine Zuckerfabrik errichtet wurde, prägte diese bald das Leben in der Stadt. 1904 brannte die Fabrik ab und wurde zur größten europäischen Zuckerfabrik wieder aufgebaut. 1882 erhielt die Stadt einen Anschluss an die Eisenbahn. Die Einwohnerzahl wuchs rapide, eine neue Vorstadt, das Fabrikviertel entstand. Aus dem Ackerbürgerstädtchen Kulmsee war eine Stadt geworden, in der die Fabrikarbeiterschaft die Mehrheit der Bevölkerung stellte. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Kulmsee eine schöne katholische Domkirche (1251 erbaut, 1422 erneuert, nachdem sie von den Litauern eingeäschert worden war)[6], eine evangelische Kirche, eine Synagoge und ein Amtsgericht.[3] Die Einwohner waren überwiegend katholisch und sprachen zu über 50 Prozent polnisch.[7]
Bis 1919 gehörte die Stadt zum Landkreis Thorn im Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland Kulmsee aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abtreten. Im Jahr 1934 kündigte die polnische Staatsregierung den in Versailles am 28. Juni 1919 abgeschlossenen Minderheitenschutzvertrag zwischen den Alliierten und Assoziierten Hauptmächten und Polen einseitig auf. Mit dem Überfall auf Polen wurde 1939 das Territorium des Polnischen Korridors vom Deutschen Reich völkerrechtswidrig annektiert. Kulmsee gehörte nun bis 1945 dem Kreis Thorn des Regierungsbezirks Bromberg im Reichsgau Danzig-Westpreußen an.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eroberte im Februar 1945 die Rote Armee die Region und übergab sie der Volksrepublik Polen. Die deutsche Bevölkerungsgruppe wurde in der Folgezeit aus Kulmsee vertrieben.
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1773 | 359 | in 52 Wohngebäuden |
1802 | 741 | [8] |
1816 | 820 | davon 274 Evangelische, 490 Katholiken und 56 Juden[8] |
1821 | 862 | [8] |
1831 | 1185 | meist Katholiken[6] |
1852 | 1997 | [9] |
1864 | 2378 | darunter 800 Evangelische und 1321 Katholiken[2] |
1871 | 2986 | davon 950 Evangelische und 1600 Katholiken (1560 Polen)[10] |
1875 | 3153 | [11] |
1880 | 3429 | [11] |
1890 | 6327 | davon 4165 Katholiken, 1890 Evangelische, 269 Juden (1800 Polen)[11] |
1895 | 7579 | darunter 2073 Evangelische und 279 Israeliten[12] |
1900 | 8987 | davon 2164 Evangelische und 327 Juden[3] |
1905 | 10.007 | |
1910 | 10.612 | am 1. Dezember, davon 2263 Evangelische, 7861 Katholiken, 238 Juden, 21 Sonstige (2868 mit deutscher, 7623 mit polnischer Muttersprache, 72 Einwohner benutzen die deutsche und eine andere Sprache)[13] |
1943 | 12.277 |
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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2007 | 15.229 | [14] |
Sehenswürdigkeiten
- Gotische Dreifaltigkeitsbasilika mit barockem Turm, 1251 angelegt, 1422 erneuert[3]
- St.-Nikolaus-Kirche, bis 1945 evangelische Stadtkirche
- Wasserturm (denkmalgeschützt) von 1900/01[15]
Verkehr
Der Bahnhof Chełmża liegt an der Kreuzung der Bahnstrecke Toruń–Malbork mit der östlich Chełmżas stillgelegten Bahnstrecke Brodnica–Bydgoszcz. Früher begann hier auch die Kleinbahn Culmsee–Melno.
Die Droga krajowa 91 umfährt Chełmża westlich.
Landgemeinde Chełmża
Die Landgemeinde Chełmża, zu der die Stadt selbst nicht gehört, hat eine Fläche von 178,7 km², auf der 9811 Menschen leben (Stand: 31. Dezember 2020).
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Lothar Treuge (1877–1920), Lyriker
- Kurt Vespermann (1887–1957), Schauspieler
- Amalie Loewenberg (1889–nach 1942), deutsche Studienrätin
- Kurt Hellwig (1890–1966), deutscher Politiker (DNVP)
- Eberhard Thunert (1899–1964), deutscher Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg
- Gerhard Goldbaum (1903–1944), deutscher Tontechniker
- Gisela Wenz-Hartmann (1904–1979), deutsche Schriftstellerin
- Stefan Wincenty Frelichowski (1913–1945), katholischer Priester und Seliger
- Andrzej Mierzejewski (* 1960), polnischer Radrennfahrer
- Michał Kwiatkowski (* 1990), polnischer Radrennfahrer
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Jutta von Sangerhausen (1200–1260), Wohltäterin und Heilige
Literatur
- Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil, welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Kantersche Hofdruckerei, Marienwerder 1789, S. 35–36, Nr. 3.).
- August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 438–439, Nr. 50.
- Georg Maximilian Franz von Steinmann: Der Kreis Thorn. Statistische Beschreibung. Thorn 1866, S. 260–261.
- Hans Maercker: Geschichte der ländlichen Ortschaften und der drei kleineren Städte des Kreises Thorn in seiner früheren Ausdehnung vor der Abzweigung des Kreises Briesen im Jahr 1888. Danzig 1899–1900, S. 133–251 (eingeschränkte Vorschau).
Weblinks
- Restaurierung um 1884, Im Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 39, 27. September 1884, S. 401.
- Website der Stadt (polnisch)
- Website der Landgemeinde (polnisch)
Einzelnachweise
- Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder, Danzig 1868, S. 208–209, Nr. 121.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig und Wien 1907, S. 786–787.
- Hans Maercker: Geschichte der ländlichen Ortschaften und der drei kleineren Städte des Kreises Thorn in seiner früheren Ausdehnung vor der Abzweigung des Kreises Briesen im Jahr 1888. Danzig 1899–1900, S. 133–251.
- Preussische Regesten Preussische Regesten: Ann. Thor. Chron. terre Pruss. Ds.r.Pr. III 59, 468
- August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 438–439, Nr. 50.
- Sprachenkarte von Posen und Westpreußen In: Ergänzungsband in 62 Kartenseiten zu den früheren Auflagen von Andrees Handatlas. Velhagen Klasing, Bielefeld 1922, S. 11.
- Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 314–315, Ziffer 349.
- http://www.westpreussen.de/cms/ct/ortsverzeichnis/details.php?ID=3729
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 51–52, Ziffer 6.
- Michael Rademacher: Dan_thorn. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Auflage, Band 4, Berlin und Wien 1898, S. 625.
- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 76–77, Ziffer 1: Culmsee.
- Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007 (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive)
- Object of Cultural Heritage inscribed in registry of the Kuyavian-Pomeranian Voivodeship, no A/1329. (PDF; 468 kB) Abgerufen am 6. Februar 2018 (polnisch).