Fronleichnam
Das Fronleichnamsfest (lateinisch Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi ‚Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi‘[1]) ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.
Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich von mittelhochdeutsch vrône lîcham für ‚des Herrn Leib‘ ab, von vrôn‚ ‚was den Herrn betrifft‘ (siehe auch Fron) und lîcham (‚der Leib‘). In der Liturgie heißt das Fest Hochfest des Leibes und Blutes Christi. In anderen Sprachen ist die lateinische Bezeichnung des Hochfestes, Corpus Christi, geläufig.
Liturgie
Der Festtermin und das Anliegen des Fronleichnamstages, eines Ideenfestes, stehen in enger Verbindung zum Gründonnerstag und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus selbst beim letzten Abendmahl. Wegen des stillen Charakters der Karwoche erlaubt der Gründonnerstag keine prunkvolle Entfaltung der Festlichkeit. Aus diesem Grund wurde das Fest Fronleichnam bei seiner Einführung auf den ersten Donnerstag nach der Oktav des Pfingstfestes gelegt. In Ländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, kann das Hochfest auch an einem der darauffolgenden Sonntage nachgefeiert werden.[2]
Der wichtigste Teil des Fronleichnamsfestes ist die heilige Messe, deren liturgische Texte (Gen 14,18–20 , 1 Kor 11,23–26 und Lk 9,11–17 ) sich unmittelbar auf das Mahl mit Jesus und die Einsetzung der Eucharistie und des Priestertums beziehen. Die Festliturgie hat eine Sequenz, nämlich Lauda Sion Salvatorem. Vielerorts wird der Gottesdienst zu Fronleichnam im Freien gefeiert.
An die heilige Messe schließt sich in der Regel die Prozession an, regional auch „Gottestracht“ (von mhd. trahte, Substantiv zu „tragen“)[3] genannt, bei der die Gläubigen die vom Priester oder Diakon getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten (einer konsekrierten Hostie) in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen begleiten („theophore“ Prozession). Die Monstranz wird dabei von einem „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt. Mit einer Statio an bis zu vier Außenaltären (Segensaltären) werden Elemente eines Flurumgangs aufgenommen; bei jeder Statio wird ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen, es werden Fürbitten gesprochen und der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen, über den Ort und die Flur erteilt. Die Prozession schließt meist in der Pfarrkirche mit dem Tantum ergo und dem Te Deum.
Die heutige Sinngebung der Prozession geht in der Regel vom Bild des wandernden Gottesvolks aus,[4] dessen Mitte Christus, „das Brot des Lebens“, ist. Die Verbindung von Prozession und heiliger Messe wird stärker betont.
Bis 1955 hatte das Fronleichnamsfest eine Oktav, die nach einer Liturgiereform durch Papst Pius XII. entfiel. Am Tag nach dieser Oktav, dem dritten Freitag nach Pfingsten, wird das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu begangen, das in enger thematischer Beziehung zum Festgeheimnis von Fronleichnam steht.
Geschichte
Das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie wurde erstmals 1247 im Bistum Lüttich in der Basilika St. Martin gefeiert[5] und 1264 von Papst Urban IV. durch die Bulle Transiturus de hoc mundo zum Fest der Gesamtkirche erhoben. Auslöser dieser Entscheidung war das Blutwunder von Bolsena, das von ihm im Jahre 1263 als echtes Wunder anerkannt worden war. Unter anderem schrieb Urban IV.:
„Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen.“[6]
Die Anregung zu der Schaffung dieses Festes geht auf eine Vision der heiligen Juliana von Lüttich, einer Augustinerchorfrau, im Jahre 1209 zurück, die berichtete, sie habe in einer Vision den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt war. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Altarsakraments. Das mit der Bulle Transiturus de hoc mundo in der lateinischen Kirche eingeführte Fest war das erste, das von einem Papst in den liturgischen Kalender der Gesamtkirche aufgenommen wurde.
Das Vierte Laterankonzil hatte 1215 die Wandlung der eucharistischen Gestalten mit der Transsubstantiationslehre präzisiert und zu einem Dogma erhoben. Die katholische Kirche lehrt, dass in der heiligen Messe die eucharistischen Gestalten durch Wesensverwandlung wahrhaft zum Leib und Blut Christi werden und Christus darin gegenwärtig ist und bleibt.
Für das Fest entstand ein eigenes Proprium für Stundengebet und Messe, das Thomas von Aquin schuf. Die Hymnen haben den Charakter des Fests entscheidend geprägt: Panis angelicus, Pange lingua, Adoro te devote, Verbum supernum prodiens und die Sequenz Lauda Sion.
Die erste Sakramentsprozession in Bayern fand 1273 in Benediktbeuern statt, in Köln wurde das Fest erstmals 1279 mit einer Prozession begangen. Ihren Höhepunkt an festlicher Gestaltung erreichte die Fronleichnamsprozession im 17. und 18. Jahrhundert. In München zog die Prozession zwischen den Stadtmauern hin, und die vier Evangelien wurden an den vier Stadttoren Schwabinger Tor, Isartor, Sendlinger Tor und Karlstor verlesen.
Die Reformation stand dem Fronleichnamsfest ablehnend gegenüber, da es sich biblisch nicht begründen lasse. Martin Luther sagte 1530:
„Ich bin keinem Fest mehr feind … als diesem. Denn es ist das allerschändlichste Fest. An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet. Es streitet mit seiner Schmink und erdicht’en Heiligkeit wider Christi Ordnung und Einsetzung. Denn er es nicht befohlen hat also umherumtragen. Darum hütet euch vor solchem Gottesdienst!“[7]
Das Konzil von Trient (1545–1563) bestätigte das Fronleichnamsfest und wertete es gleichsam zu einer gegenreformatorischen Demonstration auf[8]:
„Außerdem erklärt der heilige Kirchenrat, es sei eine vorzügliche fromme und erbauliche Sitte …, daß alle Jahr dieses erhabene und ehrwürdige Sakrament … durch die Straßen und öffentlichen Plätze herumgetragen werde.“
Als Reaktion darauf wurde es in manchen gemischtkonfessionellen Gebieten (etwa der Schweiz) üblich, dass die protestantischen Bauern als Provokation den Mist gerade an Fronleichnam auf die Felder ausbrachten; die katholischen Bauern antworteten dann am Karfreitag mit gleicher Münze.
Im Zeitalter der Aufklärung wurde die Fronleichnamsprozession erneut kritisiert. Angemahnt wurde unter anderem das massenhafte Abholzen von Birken und Abbrechen von Reisern derselben, das Abschießen von Salven und der nun als unziemlich empfundene Pomp. Im Kurfürstentum Bayern wurden 1781 Maskierungen und lebende Bilder bei Fronleichnamsprozessionen verboten, wenig später untersagte man das Schießen. 1803 untersagte man Pferdeumritte, das Aufstellen von Bäumchen und das Anlegen von Blumenteppichen.[9]
In Landshut nahm die dortige besonders prunkvolle Fronleichnamsprozession 1807 ein jähes Ende. In einem königlichen Befehl wurde die bisherige Praxis, wonach neun geharnischte Männer auf geharnischten Pferden die Prozession eröffneten und 24 Spanier (Höflinge) mit zwölf Edelknaben das Allerheiligste begleiteten, ausdrücklich verboten, da dies die „reine Jesusreligion“ entehre. Nur die drei Geharnischten, die das Stadtwappen symbolisierten, durften bleiben.[10]
In Preußen wurde im 19. Jahrhundert an verschiedenen Orten (Breslau, Essen) die Fronleichnamsprozession, in Münster die „Große Prozession“ im Juli, zu einer bewussten Protesthaltung der katholischen Bevölkerung gegenüber der preußischen Politik und bewirkte in manchen Städten eine Neubelebung, in Spandau sogar zur Neuentstehung der Prozession. Die Spandauer Prozession zog ab den 1830er Jahren tausende Katholiken aus Berlin und Charlottenburg an und gilt als wichtigste Feier des Diasporakatholizismus in der preußischen Hauptstadt. Von den Protestanten wurden die Prozessionen im öffentlichen Straßenraum als Provokation seitens des kleinen Bevölkerungsanteils der Katholiken gegenüber der nichtkatholischen Bevölkerungsmehrheit empfunden, und es kam zu Störungen. Von liberaler Seite wurde ein Verbot gefordert und mit „Straßenterrorismus“ begründet. Die Konflikte wurden von der kirchlichen und der säkularen Presse aufgegriffen. 1875, auf dem Höhepunkt des Kulturkampfs, wurde sie in Spandau nicht mehr genehmigt. In Münster erhielten 1876 die Schüler keinen schulfreien Tag, aber bis zu 75 % der Schüler fehlten im Unterricht. In den Folgejahren durften die Schüler nicht geschlossen unter Führung ihrer Lehrer teilnehmen.[11]
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Fronleichnamsprozession von vielen als Demonstration ihres Glaubens gegen die nationalsozialistische Weltanschauung und die Diktatur verstanden.[12][13] In Köln war ab 1936 die geschlossene Teilnahme von Schulgruppen an Fronleichnamsprozessionen, die teilweise mit dem Banner der Schule und mit Schulmützen mitgegangen waren, verboten, da die Nationalsozialisten dies als Provokation verstanden.[14]
1959 erklärte die Ritenkongregation: Die Fronleichnamsprozession ist keine Liturgie, sondern sie fällt als fromme Übung in die Zuständigkeit der Bischöfe.
In der orthodoxen Kirche ist die Verehrung des zur Anbetung ausgesetzten Allerheiligsten unbekannt. Hier lautet ein Grundsatz: Wir verehren die heiligen Gaben, weil wir sie – etwa zur Krankenkommunion – aufbewahren, aber wir bewahren sie nicht auf, um sie zu verehren. Ebenso wie die scholastisch-rationalistische Transsubstantiationslehre wird das Fronleichnamsfest abgelehnt.
Heutige Praxis in Deutschland, in Österreich und der Schweiz
Der eucharistische Christus wird außer mit Weihrauch und Altarschellen oft auch mit gestreuten Blumen, mancherorts mit Salutschüssen gegrüßt.
Das Schmücken ganzer Straßenzüge (in Österreich vor allem mit Birkenzweigen) für die Prozession ist bis heute verbreitet. Vielerorts werden zusätzlich zu den Prozessionsfähnchen am Wegesrand traditionell auch Bilder, Ornamente und Schriften aus vielen einzelnen Blütenteilen als Blumenteppich vor Stationsaltäre und auf den Prozessionsweg gelegt. Bekannt für ihre Blumenteppiche zu Fronleichnam sind in Deutschland besonders die Stadt Hüfingen und die Gemeinde Mühlenbach im Schwarzwald.
Regional gibt es die Fronleichnamsprozession auch als „Prozession zu Pferd“ (Antlassritt) oder als Schiffsprozession. Eine der bekanntesten und ältesten Schiffsprozessionen ist die Mülheimer Gottestracht auf dem Rhein in Köln-Mülheim.[15] Dort fährt ein „Sakramentsschiff“, begleitet von kleinen und großen Schiffen, von der ehemals selbständigen Stadt Mülheim bis an die alte Stadtgrenze von Köln. In Österreich finden im Salzkammergut in Hallstatt und Traunkirchen Seeprozessionen statt. Von Seehausen am Staffelsee aus führt die Prozession mit Booten über den Staffelsee zur Insel Wörth. Diese Tradition geht bis auf das Jahr 1936 zurück.
Im Mainzer Dom gibt es mit dem Mainzer Segen am Fronleichnamsfest eine Besonderheit. Bereits zu Beginn der Vesper wird der Segen mit der Monstranz gespendet und zum Abschluss ein weiteres Mal.
Im nordhessischen Fritzlar wird nach alter Tradition das Fronleichnamsfest am Vorabend mit dem „Katzenkoppschießen“ eröffnet.[16] Bevor diese Kanonen abgeschossen werden, erklingen alle acht Glocken des Fritzlarer Doms. Diese Prozedur wird dreimal wiederholt. Auch in den anderen ehemals kurmainzischen Enklaven in Hessen wird ein vergleichsweise reichhaltiges Brauchtum zu Fronleichnam gepflegt, wobei Amöneburg-Mardorf mit mehreren Triumphbögen besonders beachtenswert ist.[17]
- Prozessionsfähnchen am Straßenrand.
- In Oberbayern schmücken statt Fahnenreihen rote Fenstertücher die Häuser am Prozessionsweg.
- Sterne aus den Blättern der Schwertlilie. Traditionell werden Pfingstrosen mit den Blütenständen des Geißbartes für den Blumenschmuck der Segensaltäre verwendet, aber auch Jasmin und Glockenblumen.
- Farn wird oft als Basis für bildliche Blumenteppiche genommen, aber auch sternförmig ausgelegt.
- Fronleichnamsprozession in Rom, Lithographie um 1830.
Termin
Das Datum des Fronleichnamsfestes ist vom beweglichen Osterfestkreis abhängig. Das Fest wird am Donnerstag nach dem ersten Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitsfest, begangen (am 60. Tag nach dem Ostersonntag) und fällt somit frühestens auf den 21. Mai und spätestens auf den 24. Juni.
Da der Feiertag auf einen Donnerstag fällt, löst er im Falle der Arbeitsfreiheit einen sogenannten Brückentag aus, der für Schüler und Arbeitnehmer in vielen Ländern ein verlängertes Wochenende bedeutet.
Fronleichnam in den Jahren von 2017 bis 2027:
- 2017: 15. Juni
- 2018: 31. Mai
- 2019: 20. Juni
- 2020: 11. Juni
- 2021: 3. Juni
- 2022: 16. Juni
- 2023: 8. Juni
- 2024: 30. Mai
- 2025: 19. Juni
- 2026: 4. Juni
- 2027: 27. Mai
Feiertagsregelungen
Deutschland
In Deutschland ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland sowie in einigen Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung in den Ländern Sachsen (sorbische Gemeinden; genauer bestimmt durch die Fronleichnamsverordnung)[18] und Thüringen (im gesamten Landkreis Eichsfeld, den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainich-Kreises und Teilen des Wartburgkreises).[19] In den übrigen Ländern und Regionen gibt es Sonderregelungen, wie für katholische Arbeitnehmer Anspruch auf unbezahlte Freistellung und für katholische Schüler Anspruch auf Unterrichtsbefreiung. Katholische Träger, etwa die Caritas, regeln in ihren jeweiligen Bereichen ganztägige Arbeitsbefreiung für alle Beschäftigten.
Schweiz
In der Schweiz ist Fronleichnam regional ein gesetzlicher Feiertag in den überwiegend katholisch bevölkerten Kantonen Appenzell Innerrhoden, Jura, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Tessin, Uri, Wallis und Zug sowie in bestimmten Gemeinden der Kantone Aargau, Freiburg, Graubünden, Neuenburg und Solothurn.
Österreich und Liechtenstein
In ganz Österreich und Liechtenstein ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag.
Belgien, Frankreich, Luxemburg und Niederlande
In Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg ist Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag, das Fest wird dort am ersten Sonntag nach dem Fronleichnamstag nachgefeiert.
Italien, San Marino und Monaco
In Italien, wo Corpus Domini 1977 als gesetzlicher Feiertag abgeschafft wurde, wird das Fest gemäß Kirchenrecht am darauffolgenden Sonntag begangen (vgl. Christi Himmelfahrt). Bis 2016 zogen die Bürger Roms weiterhin in den Abendstunden des Fronleichnamstages gemeinsam mit dem Papst nach der Feier der Messe vom Vorplatz der Lateranbasilika zum Vorplatz der Basilika Santa Maria Maggiore, wo der sakramentale Segen erteilt wird. 2017 fand die Prozession mit dem Papst erstmals am Sonntag statt, „damit so viele Römer wie möglich daran teilnehmen konnten.“[20] Man versucht aber bereits seit einigen Jahren, Fronleichnam in Italien wieder als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Dazu wurden bereits mehrere Gesetzesentwürfe in das Abgeordnetenhaus und in den Senat eingebracht.
Eine große Prozession findet in Orvieto statt, wo das Altartuch mit den Flecken des Blutwunders von Bolsena von 1263 im Dom aufbewahrt wird.
In San Marino (Corpus Domini) und Monaco (Fête de Dieu) ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag.
Ungarn
In Ungarn wird Fronleichnam am darauffolgenden Sonntag nachgefeiert.
Kroatien
In Kroatien ist Fronleichnam ebenfalls gesetzlicher Feiertag.
Spanien
In Spanien hat die Feier des Fronleichnamsfestes (Corpus Christi) mit feierlichen Prozessionen und vielfältigem Brauchtum vielerorts eine sehr lange Tradition, die ähnlich ausgiebig wie die Karwoche auf den Straßen gefeiert wird. Der Tag gehört aber schon seit 1989 nicht mehr zu den landesweit arbeitsfreien Feiertagen. Nur sechs Feiertage werden im ganzen Land einheitlich begangen, während die Festlegung der übrigen vorgeschriebenen Feiertage (deren gesetzliche Anzahl insgesamt 14 beträgt) den autonomen Gemeinschaften überlassen bleibt, die auch innerhalb ihres Zuständigkeitsgebietes viele lokal abweichende Regelungen zulassen. Gegenwärtig gilt Fronleichnam in keiner der spanischen Autonomien als genereller gesetzlicher Feiertag, ist allerdings mancherorts als örtlicher oder regionaler Feiertag arbeitsfrei (speziell in Sevilla und Toledo, wo der Tag traditionell einen besonders hohen Stellenwert besitzt und ausgiebig gefeiert wird, und im katalanischen Berga, wo an diesem Tage das Volksfest La Patum begangen wird). In den übrigen Gebieten Spaniens gilt das kirchliche Fest als beweglicher Feiertag und wird an dem auf den eigentlichen Termin folgenden Sonntag begangen.
Portugal
In Portugal ist Fronleichnam ein Feiertag. In den Jahren 2013 bis 2015 war Fronleichnam als arbeitsfreier Feiertag ausgesetzt.
Außerhalb Europas
Fronleichnam ist außerdem ein gesetzlicher Feiertag in Bolivien, Brasilien, Chile, der Dominikanischen Republik, Kolumbien, Osttimor, Saint Lucia und Trinidad und Tobago.
Fronleichnamsspiele
Das späte Mittelalter brachte geistliche Prozessionsspiele hervor, die zu Fronleichnam aufgeführt wurden. Dabei nahm man als Inhalt der Spiele auch Gespräche der Apostel und Propheten oder Bilder aus der Heilsgeschichte. Die Spiele entstanden in England im 14. Jahrhundert, das älteste im deutschen Sprachraum nachzuweisende Spiel fand 1391 im Stubaital in Tirol statt. Spätere Spielorte sind Bozen (1472, 1543),[21] Künzelsau (1479) und Freiburg (1516). Besonders prunkvoll wird das Fest in Italien begangen, z. B. in Viterbo (seit 1462), wobei der Text gegenüber dem szenischen Gepränge stark zurücktritt. Eine literaturgeschichtlich wichtige Ausformung haben die Fronleichnamsspiele in Spanien erfahren (Auto sacramental oder Auto del Corpus Christi), wo sie bis weit in die Neuzeit lebendig waren.
Die Samsonumzüge am Nachmittag des Fronleichnamstags im österreichischen Lungau und in der benachbarten Steiermark werden als Reste barocker Prachtprozessionen gedeutet. Nachdem im Zuge der Aufklärung das Mitführen des Samsons und anderer biblischer Figuren verboten worden war, wurden die Samsonumzüge auf den Nachmittag des Fronleichnamstags verlegt.
Regionale Bezeichnungen
Im Alpenraum wird volkstümlich gelegentlich der Begriff Blutstag (bzw. Seligblutstag oder Heiligblutstag) verwendet, der auch als Bezeichnung für den Gründonnerstag belegt ist. Daneben ist die Bezeichnung Prangertag gebräuchlich[22], die andernorts auch das Patronatsfest einer Pfarre bezeichnen kann.
Trivia
Hin und wieder findet sich der Ausdruck „Happy Kadaver“ als Verballhornung des Wortes Fronleichnam, die als Dysphemismus und gelegentlich als Provokation benutzt wird.[23][24]
Siehe auch
- Feiertage in Deutschland – Österreich – Schweiz
- Termine der beweglichen Feiertage in Deutschland
Literatur
- Guido Fuchs: Fronleichnam. Ein Fest in Bewegung. Pustet, Regensburg 2006, ISBN 3-7917-1992-0.
Weblinks
- festjahr.de: Fronleichnam (Memento vom 5. April 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Calendarium Romanum. Abgerufen am 24. September 2019 (Latein).
- „Wenn in einer Gemeinde keine Fronleichnamsprozession sein kann, empfiehlt es sich, dass sie gemeinsam mit einer ihrer Nachbargemeinden das Fronleichnamsfest feiert. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Fronleichnamsprozession an einem der auf das Fest folgenden Sonntage nachzuholen, wenn in dem betreffenden Ort die Sonntagsmesse gefeiert wird.“ In: Zum gemeinsamen Dienst berufen. Die Leitung gottesdienstlicher Feiern. Rahmenordnung für die Zusammenarbeit von Priestern, Diakonen und Laien im Bereich der Liturgie; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 8. Januar 1999. 7. Auflage. Bonn 2007.
- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23., erweiterte Auflage, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016392-6, S. 830.
- „Die Kirche als pilgerndes Gottesvolk könnte ein gültiges Motiv der Gestaltung [sc. der Fronleichnamsprozession] sein.“ (Karl Suso Frank: Fronleichnam. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995.)
- Holger Guster: Die Hostienmonstranzen des 13. und 14. Jahrhunderts in Europa. Dissertation. Heidelberg 2006, S. 26, doi:10.11588/heidok.00010179 (online [PDF; abgerufen am 16. September 2020]).
- Papst Urban IV.: Bulle zur Einführung des Fronleichnamsfestes, 11. August 1264. Übersetzung von Georg Ott. In: Georg Ott: Eucharisticum. Pustet, Regensburg 1869
- Martin Luther: Auslegung von Joh 6. 1530, Kirchenpostille 1521, Tischreden
- Hans Grassl, Alfons Beckenbauer: Der „Gala-Tag des Herrn“. In: Herbert Schindler (Hrsg.): Bayern im Rokoko. Süddeutscher Verlag, München 1989, ISBN 3-7991-6434-0, S. 142.
- Josef Pfennigmann: „Wie viel wunderthätige Kirchfahrten …“. Volksfrömmigkeit und Aufklärung in Altbayern. In: Herbert Schindler (Hrsg.): Bayern im Rokoko. Süddeutscher Verlag, München 1989, ISBN 3-7991-6434-0, S. 132.
- Hans Grassl, Alfons Beckenbauer, S. 145–146.
- Lena Krull: Prozessionen in Preußen. Katholisches Leben in Berlin, Breslau, Essen und Münster im 19. Jahrhundert. Würzburg 2013, hier besonders S. 251ff. und 303; Fundort für „Straßen-Terrorismus“ S. 253 Anm. 754; Münster: S. 162–172.
- Hans Michael Ehl, Willi Keller, Martin Koch, Jörg Vins: Feiertage oder freie Tage? Pfingsten, Fronleichnam und die Taube. Wenn bekannte Symbole zum Rätsel werden. SWR cont.ra, 21. Mai 2010, archiviert vom Original am 13. Januar 2012; abgerufen am 1. Januar 2017.
- Bernd Distelkamp: Ein Haus voll Glorie schauet. Der Siegburger Kirchenlieddichter Joseph Mohr. (PDF; 418 kB) In: Siegburger Blätter, Nr. 21,. Februar 2009, S. 7, abgerufen am 24. September 2019.
- Franz Schnellbächer: Schüler der Anstalt von 1933 bis 1941. In: Städtisches Hölderlin-Gymnasium, Köln (80)-Mülheim (Hrsg.): 75 Jahre Städtisches Hölderlin-Gymnasium Köln-Mülheim. Köln 1987, S. 74–82, hier S. 80 f.
- Gottestracht. Informationen über die Mülheimer Gottestracht (Köln) mit Fotogalerie. In: clemens-mauritius.de. Katholischen Pfarrgemeinde St. Clemens und Mauritius, abgerufen am 24. September 2019.
- Katholische Kirche – Domgemeinde St. Peter, Fritzlar – Fronleichnam in Fritzlar – Katzenkoppschießen. In: www.katholische-kirche-fritzlar.de. Abgerufen am 2. Juni 2016.
- Fotoserie über Fronleichnam in Amöneburg-Mardorf (Hessen) 2009. www.myheimat.de, abgerufen am 19. Mai 2018.
- Sächsische FronleichnamsVO in der rechtsbereinigten Fassung vom 10. Juni 1995. (PDF; 6 kB) Abgerufen am 24. September 2019.
- Erläuterung zur Fronleichnamsregelung des Thüringer Feiertagsgesetzes mit Gemeindeliste
- Fronleichnam in Rom: „Gottes Liebesgeschichte mit uns“ (Memento vom 16. November 2017 im Internet Archive). In: Radio Vatikan, 18. Juni 2017. Abgerufen am 18. Juni 2017.
- Bernd Neumann, Hannes Obermair: Tiroler Spiele. In: Wilhelm Kühlmann et al. (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Band 11. Berlin-New York: Walter De Gruyter 2011. ISBN 978-3-11-022040-7. S. 546–548, hier: S. 547.
- von mittelniederdeutsch prangen, zu prank ‚Prahlerei, Prunk‘, so Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23., erweiterte Auflage, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016392-6, S. 644; vgl. auch „Gepränge“.
- aci: Fronleichnam - was wird da eigentlich gefeiert? In: Spiegel online. 14. Juni 2017, abgerufen am 15. September 2019.
- Dorothea Backovic: Warum wird Fronleichnam immer an einem Donnerstag gefeiert? In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 30. Mai 2018, abgerufen am 15. September 2019.