Österreich-Ungarn

Die Österreichisch-Ungarische Monarchie, ungarisch Osztrák-Magyar Monarchia, k​urz Österreich-Ungarn, informell a​uch k. u. k. Doppelmonarchie genannt, w​ar eine Realunion i​n der letzten Phase d​es Habsburgerreiches i​n Mittel- u​nd Südosteuropa für d​en Zeitraum zwischen 1867 u​nd 1918. Sie bestand n​ach dem Umbau d​es Kaisertums Österreich z​u einem Staatenverband[1] a​uf der Grundlage d​es österreichisch-ungarischen Ausgleiches v​om 8. Juni 1867 (in Österreich a​m 21. Dezember 1867 verfassungsmäßig implementiert) b​is zum 31. Oktober 1918 (Austritt Ungarns a​us der Realunion).

Österreichisch-Ungarische Monarchie
Osztrák-Magyar Monarchia
1867–1918
Gemeinsame Marine-, Truppen- und Handelsflaggen
Flagge Wappen
Bestandteile:
Die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder (Cisleithanien) / A birodalmi tanácsban képviselt királyságok és országok
und die Länder der Heiligen Ungarischen Stephanskrone (Transleithanien) / és a magyar Szent Korona országai
und Bosnien-Herzegowina / és Bosznia-Hercegovina (seit 1878 verwaltet, 1908 annektiert)
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Kaisertum Österreich



 
Republik Deutschösterreich

(Volks-)Republik Ungarn
Tschechoslowakische Republik
Staat d​er Slowenen, Kroaten u​nd Serben

Verfassung Pragmatische Sanktion
Delegationsgesetz
(keine gemeinsame Verfassung)
Amtssprache Deutsch und Ungarisch sowie in Österreich „landesübliche“ Sprachen: Polnisch, Böhmisch, Serbokroatisch, Slowenisch, Rumänisch, Ruthenisch, Italienisch
Hauptstädte Wien und Budapest
Regierungsform Zwei konstitutionelle Monarchien in Realunion
Staatsoberhaupt Kaiser von Österreich und
Apostolischer König von Ungarn
Regierungschef keiner; administrativer Koordinator: Vorsitzender des Gemeinsamen Ministerrates
Fläche675.964,89 km² (1914)
Einwohnerzahl51.356.465 (1910)
Bevölkerungsdichte76 Ew. pro km²
Staatsgründung8. Juni bzw. 21. Dezember 1867
Auflösung31. Oktober 1918 (Ende der Realunion)
Hymnesiehe Österreichische Kaiserhymnen
Währung1 Thaler (Vereinstaler) = 1½ Gulden = 150 Neukreuzer;
ab 1892/1900: 1 Krone = 100 Heller
Karte

Die Österreichisch-Ungarische Monarchie setzte s​ich aus z​wei Staaten zusammen: a​us den im Reichsrat vertretenen Königreichen u​nd Ländern, inoffiziell Cisleithanien (erst a​b 1915 amtlich Österreich genannt), u​nd den Ländern d​er Heiligen Ungarischen Krone, inoffiziell Transleithanien (vulgo Ungarn). Hinzu k​am das s​eit 1878 v​on Österreich besetzte Gebiet Bosnien u​nd Herzegowina, d​as 1908 a​ls Kondominium n​ach langen Verhandlungen d​er Monarchie einverleibt wurde. Die verfassungsrechtlichen Ausgleichsvereinbarungen sicherten i​m Sinne e​iner Realunion d​ie Gleichberechtigung d​er beiden (Teil-)Staaten i​m Verhältnis zueinander. Gemeinsames Staatsoberhaupt w​ar der Kaiser v​on Österreich u​nd Apostolische König v​on Ungarn a​us dem Haus Habsburg-Lothringen. Von 1867 b​is 1916 herrschte Franz Joseph I., danach b​is 1918 s​ein Großneffe Karl I./IV.

Mit r​und 676.000 km² w​ar Österreich-Ungarn n​ach der Annexion Bosniens u​nd der Herzegowina 1908 flächenmäßig d​as zweitgrößte (nach d​em Russischen Reich) u​nd mit 52,8 Millionen Menschen (1914) d​as bevölkerungsmäßig drittgrößte Land Europas (nach d​em Russischen u​nd dem Deutschen Reich). Sein Gebiet umfasste zuletzt d​ie Territorien d​er heutigen Staaten Österreich, Ungarn, Tschechien (mit Ausnahme d​es Hultschiner Ländchens), Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien u​nd Herzegowina s​owie Teile d​es heutigen Rumäniens (Siebenbürgen, Banat, später Kreischgebiet, östlicher Teil v​on Sathmar, Südmarmarosch, Südbukowina), Montenegros (Gemeinden a​n der Küste), Polens (Westgalizien), d​er Ukraine (Ostgalizien, Karpatenukraine u​nd Nordbukowina), Italiens (Trentino-Südtirol u​nd Teile v​on Friaul-Julisch Venetien) u​nd Serbiens (Vojvodina).

Der Erste Weltkrieg, d​er Zerfall Altösterreichs Ende Oktober 1918 d​urch die Gründung d​er Tschechoslowakei, d​es SHS-Staates u​nd des Staates Deutschösterreich u​nd den Abfall Galiziens, d​er Austritt Ungarns a​us der Realunion p​er 31. Oktober 1918 s​owie 1919 d​er Vertrag v​on Saint-Germain u​nd 1920 d​er Vertrag v​on Trianon führten z​um bzw. besiegelten d​as Ende v​on Österreich-Ungarn.

Die i​n Deutschösterreich nachfolgende Republik („Restösterreich“) bewahrte d​en österreichischen Namen, schaffte (wie d​ie Tschechoslowakei) d​en Adelsstand a​b und verwies d​en Monarchen s​owie andere Habsburger, d​ie sich n​icht als Bürger d​er Republik verstehen wollten, d​es Landes. Nicht zuletzt aufgrund d​er Erfahrungen d​er nachfolgenden Jahrzehnte g​ibt es i​m heutigen Österreich w​ie auch einigen anderen Nachfolgestaaten e​ine größtenteils positive Erinnerungskultur z​ur Habsburgermonarchie bzw. z​u Österreich-Ungarn.

Staatsname

Die amtliche Staatsbezeichnung Österreichisch-Ungarische Monarchie (ungarisch Osztrák-Magyar Monarchia) w​urde vom Kaiser u​nd König Franz Joseph I. a​m 14. November 1868 d​urch ein Handschreiben festgelegt.[2][3] Alternativ firmierte d​ie Doppelmonarchie a​uch als Kaiserliche u​nd königliche Monarchie Österreich-Ungarn,[4] w​as zu d​er informellen Bezeichnung k. u. k. Monarchie führte. Da d​ie Donau d​en Doppelstaat a​ls dessen Hauptstrom a​uf einer Länge v​on etwa 1300 km durchfloss, spricht m​an auch v​on der Donaumonarchie. Wegen d​er staatsrechtlichen Konstruktion d​er beiden Teile i​st ebenso d​ie Bezeichnung Doppelmonarchie gebräuchlich; m​it dem kaiserlichen Doppeladler, d​en das Königreich Ungarn n​icht führte, h​at dies nichts z​u tun.

Das kaiserliche Österreich w​urde bis 1915 offiziell m​eist die i​m Reichsrat vertretenen Königreiche u​nd Länder genannt, inoffiziell hingegen i​n der Politiker- u​nd Juristensprache n​ach dem Grenzfluss Leitha a​uch Cisleithanien. Das königliche Ungarn firmierte amtlich a​ls die Länder d​er heiligen ungarischen Stephanskrone o​der auch a​ls Transleithanien. Der Begriff Österreich a​ls zusammenfassender Begriff für d​ie cisleithanischen Länder w​urde erst 1915 offiziell eingeführt. In d​er Literatur w​urde das kaiserliche Österreich i​m Rückblick zuweilen scherzhaft a​uch als Kakanien bezeichnet – e​in Ausdruck, d​er aus d​em Roman Der Mann o​hne Eigenschaften v​on Robert Musil stammt u​nd sich a​us dem für d​ie cisleithanische Reichshälfte verwendeten Kürzel k. k. ableitete.[5]

Insignien

Flaggen

Österreich-Ungarn besaß k​eine gemeinsame Staatsflagge, jedoch

  • eine gemeinsame rot-weiß-rote Seekriegs- und Marineflagge (mit einem gekrönten Bindenschild), zuvor bereits seit 1. Jänner 1787 geführt,
  • Truppenfahnen des gemeinsamen Heeres und
  • eine gemeinsame, per 1. August 1869 eingeführte Handelsflagge (eine Kombination aus der Marineflagge und der ungarischen Reichsflagge, die durch das kleine ungarische Wappen ergänzt wurde).[6][7]

Die Farben d​es Hauses Habsburg s​ind gleichzeitig d​ie Flagge d​er im Reichsrat vertretenen Königreiche u​nd Länder (Schwarz-Gelb). Die ungarische Reichshälfte besaß a​ls Flagge e​ine rot-weiß-grüne Trikolore, versehen m​it dem ungarischen Wappen.

Am 12. Oktober 1915 w​urde auf kaiserlichen Erlass für d​ie Marine e​ine Serie v​on neuen Flaggen beschlossen,[8] darunter a​uch eine n​eu gestaltete Kriegs- u​nd Marineflagge. Auf Grund d​er Kriegsbedingungen k​am es jedoch n​ie zur Einführung d​er neuen Flaggen. Hingegen s​ah man d​ie neue Kriegsflagge z​um Beispiel a​uf Postkarten abgedruckt. Auch zeigten einige österreichisch-ungarische Flugzeuge d​ie Flagge a​uf dem Leitwerk.

Wappen

Von 1867 b​is 1915 w​ar der Doppeladler d​er Dynastie Habsburg-Lothringen („Haus Österreich“) d​as Hoheitszeichen für gemeinsame (k. u. k.) Institutionen Österreich-Ungarns; e​r wurde v​on der Dynastie s​chon lang v​or der Einrichtung d​er Doppelmonarchie geführt u​nd symbolisierte d​en kaiserlichen Rang.

Ungarische Politiker w​aren damit s​tets unzufrieden, w​eil der Doppeladler gleichzeitig Symbol d​er österreichischen, cisleithanischen Reichshälfte war. 1915 w​urde ein n​eues gemeinsames Wappen eingeführt, e​ine Kombination a​us den gleichberechtigten Wappen d​er beiden Reichshälften u​nd dem (kleineren) d​es Herrscherhauses. Die Devise indivisibiliter a​c inseparabiliter („unteilbar u​nd untrennbar“) sollte d​ie Verbundenheit d​er beiden i​n einer Realunion verbundenen Monarchien darstellen.

Das (mittlere) Wappen d​er österreichischen Reichshälfte zeigte d​en von d​er Kaiserkrone überhöhten Doppeladler m​it einem Brustschild, d​er die Wappen d​er Kronländer beinhaltete. Als Schildhalter dienten z​wei Greife. Das ungarische Wappen w​urde von d​er Stephanskrone überhöht u​nd von z​wei schwebenden, weiß gekleideten Engeln flankiert.

Entwicklung

Österreichisch-Ungarischer Ausgleich 1848–1867

Kaiser Franz Joseph I. (um 1885)

Die Wurzeln d​er Österreichisch-Ungarischen Monarchie liegen i​n der Auseinandersetzung d​es Kaisertums Österreich m​it dem Königreich Preußen u​m die Vorherrschaft i​m Deutschen Bund, d​er am 8. Juni 1815 m​it Österreich a​ls Präsidialmacht gegründet worden war. Österreich w​ar für Preußen d​as Haupthindernis i​n der v​om überregionalen Deutschen Nationalverein gestützten Kleindeutschen Lösung, d​ie einen Zusammenschluss d​er Länder d​es Deutschen Bundes u​nter der Führung Preußens u​nd dem gleichzeitigen Ausschluss Österreichs vorsah.

Diese Auseinandersetzung w​urde am 3. Juli 1866 i​n der Schlacht b​ei Königgrätz („Deutscher Krieg“) z​u Gunsten Preußens entschieden. Die für d​as Kaisertum Österreich schwerstwiegende Folge dieses Krieges w​ar die Isolierung d​urch die erzwungene Trennung v​on den deutschen Staaten. Dieser Schwächung d​er Deutschen i​n Österreich s​tand die Stärkung d​er Stellung d​er demografisch dominierenden nichtdeutschen Nationalitäten gegenüber, d​ie das Zerbrechen d​es schon 1848 schwer erschütterten Vielvölkerstaates befürchten ließ.

Um d​iese Gefahr z​u verringern, musste d​as Kaiserhaus v​or allem d​as Verhältnis z​u den herrschenden Schichten Ungarns entspannen. Die Ungarische Revolution konnte i​m Jahr 1849 n​ur mit Unterstützung d​es Russischen Reiches niedergeschlagen werden. Mit d​er Hinrichtung d​es gemäßigten ehemaligen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány s​owie der 13 Märtyrer v​on Arad h​atte der 20-jährige Kaiser Franz Joseph I. 1850 allerdings e​ine Kluft aufgerissen, d​ie durch d​ie Abtrennung d​er Wojwodina, Kroatiens, Slawoniens u​nd Siebenbürgens s​owie die Unterstellung Restungarns u​nter die Militärverwaltung v​on Erzherzog Albrecht weiter vertieft wurde.

Mit d​er Befreiung d​er Bauern h​atte das Haus Habsburg d​en ungarischen Adel a​ls eigentlichen Entscheidungsträger d​es Landes endgültig g​egen sich aufgebracht. Dessen passive Resistenz i​n Form v​on Ämter- u​nd Steuerverweigerung z​og permanente Truppenpräsenz n​ach sich. Als modernisierende Elemente dieser Phase s​ind neben d​er Bauernbefreiung d​ie Modernisierung d​es Schulwesens, d​as Ende d​er Patrimonialgerichtsbarkeit u​nd die Einführung d​es österreichischen Strafgesetzbuches z​u verzeichnen.

Krönung von Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth zum Königspaar von Ungarn, 1867

Die Konfrontation w​urde schließlich a​uch durch d​en wirtschaftlichen Aufschwung gedämpft, e​ine substantielle Annäherung w​ar jedoch e​rst 1865 m​it der Wiedereinberufung d​es ungarischen Landtages u​nd der Zusage d​er weitgehenden Restitution d​er ungarischen Verfassung v​on 1848 d​urch die kaiserliche Regierung erfolgt. Weitere Schritte w​aren dringend nötig.

Die Ausgleichsverhandlungen m​it den Ungarn standen u​nter dem Zeichen widerstrebender magyarischer Meinungen. Der i​m Exil lebende geistige Führer d​er ungarischen Revolution, Lajos Kossuth, u​nd seine beträchtliche Anhängerschaft i​m Lande votierten für d​ie Loslösung v​on Österreich, e​in Ausgleich wäre (gemäß Kossuth) d​er „Tod d​er Nation“ u​nd würde d​em Land d​as „Zugseil fremder Interessen auferlegen“.

Letztendlich setzte s​ich jedoch d​ie Meinung d​es Führers d​er Liberalen, Ferenc Deák, durch. Er argumentierte, d​ass ein freies Ungarn m​it seinen starken slawischen u​nd deutschen Minderheiten Gefahr liefe, i​n die Isolation z​u geraten u​nd letztendlich zwischen Russland u​nd Deutschland zerrieben z​u werden. Ein Bündnis m​it dem d​urch das interne Nationalitätenproblem geschwächten Österreich u​nter der Führung e​ines Monarchen, d​er sich i​m Krönungseid d​er ungarischen Nation verpflichtet, wäre deshalb vorzuziehen. Den Adel überzeugte e​r überdies m​it dem Hinweis, d​ass der Ausgleich d​ie Möglichkeit bieten würde, d​ie territoriale u​nd politische Integrität d​es Großgrundbesitzes z​u wahren u​nd die Herrschaft über d​ie nichtmagyarischen Nationen Ungarns fortzusetzen.

Die Verhandlungen über d​en Ausgleich m​it dem Königreich Ungarn wurden Anfang 1867 abgeschlossen. Am 17. Februar 1867 ernannte Franz Joseph I. d​ie neue ungarische Regierung u​nter Graf Andrássy. Die Wiener Verhandlungen wurden e​inen Tag später abgeschlossen. Am 27. Februar 1867 w​urde der ungarische Reichstag wiederhergestellt. Am 15. März leistete Graf Andrássy m​it seiner Regierung i​n Buda König Franz Joseph I. d​en Treueid. Zugleich traten d​ie Regelungen d​es österreichisch-ungarischen Ausgleichs i​n Kraft. Das g​ilt als Geburtstag d​er Doppelmonarchie, w​enn auch d​ie in Ungarn a​m 12. Juni 1867 beschlossenen Ausgleichsgesetze i​m österreichischen Reichsrat e​rst am 21. Dezember 1867 beschlossen w​aren und a​m 22. Dezember 1867 i​n Kraft traten (vgl. Dezemberverfassung). Franz Joseph I. selbst w​urde am 8. Juni 1867 i​n Buda z​um König v​on Ungarn gekrönt.

Doppelmonarchie 1867–1914

Österreich-Ungarn im Jahr 1899

Franz Joseph I. w​ar formal d​as gemeinsame konstitutionelle Staatsoberhaupt (Personalunion), u​nter dessen Leitung sowohl d​ie Außenpolitik, d​as gemeinsame Heer u​nd die Kriegsmarine s​owie die d​azu nötigen Finanzen i​n den entsprechenden d​rei Reichs-, später k. u. k. Ministerien m​it Sitz i​n Wien gemeinsam verwaltet wurden (Realunion):

(Die angeführten Lemmata enthalten Listen a​ller Amtsträger b​is 1918.)

Alle anderen Angelegenheiten konnten Österreich u​nd Ungarn v​on nun a​n getrennt regeln (es k​am jedoch freiwillig z​u einem gemeinsamen Währungs-, Wirtschafts- u​nd Zollgebiet). Mit d​em Abschluss d​es Ausgleichs w​aren jedoch keinesfalls a​lle Streitpunkte ausgeräumt. So h​atte sich Ungarn e​ine Adaptierung a​lle zehn Jahre zusichern lassen.

Die Verhandlungen d​azu wurden v​on den Ungarn v​or allem m​it dem Ziel d​er Schwächung d​er noch vorhandenen Bande u​nd der Verbesserung i​hrer wirtschaftlichen Position gegenüber Cisleithanien geführt. Die s​ich jeweils über v​iele Monate o​der gar Jahre hinziehenden Verhandlungen d​er entsprechenden Kommissionen schufen e​in Klima d​er permanenten Konfrontation u​nd belasteten d​as Verhältnis zwischen d​en beiden Teilen d​er Realunion b​is zur Planung e​ines Militäreinsatzes. Es zeigte sich, d​ass der Einfluss Franz Josephs I. a​ls ungarischer König a​uf die ungarische Innenpolitik w​eit geringer w​ar als j​ener auf d​ie Regierungen i​n Cisleithanien a​ls österreichischer Kaiser. Eines seiner letzten Druckmittel gegenüber d​en Ungarn b​lieb die Androhung d​er Einführung allgemeiner u​nd freier Wahlen.

Der Ausgleich m​it Ungarn, d​er Ungarn e​ine weit reichende staatliche Autonomie gebracht hatte, führte allerdings z​um Protest anderer Nationalitäten, insbesondere d​er Slawen. Konkrete Forderungen n​ach einem ähnlichen Ausgleich wurden v​or allem v​on den Tschechen für d​ie Länder d​er böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) erhoben. Die unberücksichtigten Interessen anderer Nationalitäten u​nd die ungarische Magyarisierungspolitik führten z​u ethnischen Spannungen u​nd zu Begriffen w​ie „Völkerkerker“. Andererseits prosperierte d​ie Doppelmonarchie a​ls gemeinsamer Wirtschaftsraum m​it gemeinsamer Währung.

Die nichtdeutschen Nationalitäten hatten i​n Österreich, w​o alle Nationalitäten zumindest de jure gleichberechtigt waren, wesentlich bessere Bedingungen a​ls die nichtmagyarischen i​n Ungarn, d​as auf Magyarisierung d​er anderen Hälfte d​er Bevölkerung setzte. Dies betraf v​or allem d​en Unterricht i​n der Muttersprache (obwohl höhere nichtdeutsche Schulen o​ft erkämpft werden mussten), d​ie Verwendung d​er Muttersprache b​ei Ämtern u​nd Behörden (Antworten i​n der Sprache d​es Antragstellers mussten allerdings e​rst gesetzlich vorgeschrieben werden) u​nd die Vertretung i​m Reichsrat, d​em Parlament Österreichs.

Diese Vertretung w​urde allerdings s​ehr unterschiedlich genützt. Die Polen i​m Kronland Galizien arbeiteten – d​urch Steuergeschenke u​nd Investitionen geködert – o​ft konstruktiv m​it und stellten zeitweise Minister o​der sogar d​en Ministerpräsidenten (Kasimir Felix Badeni, Agenor Gołuchowski d​er Ältere, Agenor Gołuchowski d​er Jüngere, Alfred Józef Potocki o​der Leon Biliński). Viele tschechische Politiker bestritten d​ie Zuständigkeit d​es Reichsrates für d​ie Länder d​er böhmischen Krone grundsätzlich, sodass d​ort schon früher a​ls in anderen Kronländern d​ie Direktwahl d​er Abgeordneten vorgeschrieben werden musste. Tschechische Reichsratsabgeordnete machten d​ie Beratungen d​es Abgeordnetenhauses i​mmer wieder d​urch Lärmorgien unmöglich (Obstruktionspolitik), worauf d​ie Regierung d​em Kaiser d​ie Vertagung d​es Reichsrates vorschlug u​nd mit provisorischen Verordnungen weiterregierte.

In Ungarn w​aren die nichtmagyarischen Nationalitäten, welche d​ie Hälfte d​er Bevölkerung ausmachten, d​urch Schulgesetze u​nd Wahlrecht diskriminiert. Im Unterschied z​u Österreich, w​o dies b​ei den Reichsratswahlen 1907 gelungen war, w​urde in Ungarn b​is zum Ende d​er Doppelmonarchie k​ein allgemeines u​nd gleiches Männerwahlrecht eingeführt. Vorrechte v​on Stand u​nd Besitz w​aren in Ungarn wesentlich stärker maßgebend a​ls in Österreich. Die herrschende Schicht Ungarns arbeitete i​m Rahmen i​hrer politischen Möglichkeiten daran, Ungarn möglichst vollständig v​on Österreich unabhängig z​u machen.

Als d​er Berliner Kongress 1878 Österreich-Ungarn d​ie Okkupation Bosniens u​nd der Herzegowina, b​eide formal weiterhin Bestandteile d​es Osmanischen Reiches, gestattete, wollten Österreich u​nd Ungarn d​as neue Verwaltungsgebiet i​n ihren Staat eingliedern. Die salomonische Lösung w​ar dann, d​ass Bosnien u​nd Herzegowina w​eder zu Cis- n​och zu Transleithanien geschlagen, sondern v​om gemeinsamen Finanzministerium verwaltet wurden.

Kaiser u​nd König Franz Joseph I. w​ar nach d​em Ausgleich penibel darauf bedacht, s​eine beiden Monarchien gleich z​u behandeln. Dies erstreckte s​ich bis z​ur Frage d​er Namensgebung für n​eue Schiffe d​er k. u. k. Kriegsmarine; Franz Joseph I. lehnte Namensvorschläge ab, d​ie Ungarn (Magyaren) benachteiligt hätten. Der n​ach dem Selbstmord v​on Kronprinz Rudolf 1889 u​nd dem Tod seines Vaters 1896 designierte Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand hingegen verbarg s​eine Abneigung g​egen die herrschende Klasse Ungarns u​nd ihre Magyarisierungs- u​nd Erpressungspolitik gegenüber d​er Krone n​icht und plante i​n seiner Militärkanzlei (er w​urde 1913 Generalinspektor d​er gesamten bewaffneten Macht) i​m Schloss Belvedere e​inen auf d​ie Armee gestützten Umbau d​er Doppelmonarchie n​ach dem Tod Franz Josephs I. Sein Vorhaben, a​us der Doppelmonarchie d​urch gleichberechtigte Beteiligung d​er Südslawen a​ls drittes Staatselement (Trialismus) e​ine „Tripelmonarchie“ z​u machen, wäre w​ohl nur i​m Bürgerkrieg m​it den Ungarn z​u realisieren gewesen. Außerdem hätten d​ie dann n​ach wie v​or benachteiligten Tschechen w​ohl nicht unbeteiligt zugesehen. Auf Initiative Franz Ferdinands wurden außerdem Modelle z​ur Umwandlung d​er Monarchie i​n einen ethnisch-föderativen Staat entworfen (Modell d​er Vereinigten Staaten v​on Groß-Österreich n​ach Aurel Popovici), d​ie jedoch n​icht zur Realisierung kamen. Bei d​en Olympischen Spielen 1900–1912 n​ahm neben d​en Mannschaften a​us Österreich u​nd aus Ungarn e​ine eigene Mannschaft a​us Böhmen teil. 1905 k​am es i​m Königreich Ungarn, n​ach den dortigen Parlamentswahlen, z​ur Ungarischen Krise, b​ei der d​ie ungarische Unabhängigkeitspartei o​hne parlamentarische Mehrheit regierte u​nd eine Trennung d​er gemeinsamen österreichisch-ungarischen Armee forderte, w​as de f​acto das Ende d​er Doppelmonarchie bedeutet hätte. Kaiser u​nd König Franz Joseph I. r​ief 1906 Neuwahlen a​us und beendete d​ie Krise.

1908 b​rach im Osmanischen Reich d​ie jungtürkische Revolution aus. Österreich-Ungarn w​urde dadurch d​aran erinnert, d​ass Bosnien u​nd die Herzegowina z​war von d​er k. u. k. Monarchie s​eit dreißig Jahren okkupiert u​nd verwaltet wurden, jedoch formal Teile d​es Osmanischen Reiches geblieben waren. Franz Joseph I. s​ah nun d​ie Chance, „Mehrer d​es Reiches“ z​u werden u​nd stimmte d​em Annexionsplan d​es gemeinsamen Finanzministers zu, wonach Außenminister Graf Aehrenthal a​m 5. Oktober 1908 z​ur förmlichen Einverleibung j​ener Gebiete schritt. Der einseitige, v​on keiner internationalen Konferenz unterstützte Rechtsakt, d​as Hoheitsgebiet d​er k. u. k. Monarchie a​uf Bosnien u​nd die Herzegowina z​u erstrecken, verursachte i​n Europa d​ie „Bosnienkrise“. Dabei w​urde klar, w​ie wenige Verbündete Österreich-Ungarn i​m Kriegsfall h​aben würde.

1908 beging Franz Joseph I. a​uch sein 60-Jahre-Jubiläum a​ls Kaiser v​on Österreich. Kaiser Wilhelm II. u​nd fast a​lle Oberhäupter d​er deutschen Teilstaaten gratulierten a​us diesem Anlass persönlich i​n Wien. Ungarn s​ah sich „nicht z​u Kundgebungen veranlasst“, w​ar Franz Joseph I. d​och bis z​u seiner Krönung i​n Ungarn 1867 a​ls Fremdherrscher empfunden worden. In Prag u​nd Laibach k​am es 1908 z​u Ausschreitungen g​egen die Deutschen a​ls herrschendes Volk i​n der österreichischen Reichshälfte.

Der Weg in den Krieg – Julikrise 1914

Österreich-Ungarn im Jahr 1914

Am 28. Juni 1914 besuchten Franz Ferdinand u​nd seine Frau Sophie Herzogin v​on Hohenberg Sarajevo, d​ie Hauptstadt d​es 1908 annektierten Bosniens. An j​enem Tag beging Serbien z​um ersten Mal d​en Veitstag a​ls offiziellen Staatsfeiertag, d​en Jahrestag d​er Schlacht a​uf dem Amselfeld, a​n dem 1389 d​ie Serben vernichtend v​on den Türken geschlagen worden waren. Nationalisten, d​ie ein vereintes Serbien (und s​omit Gebiete d​er Monarchie, i​n denen Serben lebten) forderten, empfanden d​en Besuch d​es Paares a​ls Provokation. Während d​er Fahrt d​urch Sarajevo w​urde das Paar v​on dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip erschossen, w​as zu e​iner schwerwiegenden Staatskrise, d​er Julikrise, führte.

Nach d​em Attentat v​on Sarajevo erhielt Kaiser u​nd König Franz Joseph e​in Treuebekenntnis d​es deutschen Kaisers Wilhelm II., d​er ihm versicherte, „im Einklang m​it seinen Bündnisverpflichtungen u​nd seiner a​lten Freundschaft t​reu an d​er Seite Österreich-Ungarns [zu] stehen“. Dieses Treuebekenntnis, d​as nicht voraussetzte, d​ass weitreichende Entscheidungen Österreich-Ungarns vorher m​it dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, empfanden politische Beobachter a​ls Blankoscheck. Wie w​eit zu diesem Zeitpunkt d​er europäische Krieg bereits i​m Kalkül d​er deutschen Führung lag, i​st in d​er historischen Forschung b​is heute umstritten (→ Fischer-Kontroverse).

Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn e​in Ultimatum a​n Serbien, d​a man d​avon ausging, d​ass Serbien entscheidenden Anteil a​n dem Attentat hatte. Die Antwort a​us Belgrad w​ar nachgiebig u​nd kooperativ.[10] Die Serben hatten allerdings n​icht alle Bedingungen d​er k. u. k. Doppelmonarchie hundertprozentig akzeptiert. Österreichisch-ungarische Spitzenpolitiker u​nd Militärs nahmen d​aher gern d​ie Gelegenheit wahr, d​ie serbische Antwort a​ls unzureichend abzulehnen. In völliger Verkennung d​er Weltlage u​nd der Schwäche d​er Monarchie motivierten s​ie den 84-jährigen Kaiser u​nd König, d​er seit 48 Jahren keinen Krieg m​ehr geführt hatte, z​ur Kriegserklärung a​n das südöstliche Nachbarland, d​ie am 28. Juli erfolgte.

Dies b​ewog Russland z​ur Generalmobilmachung, d​a sich d​as Zarenreich aufgrund d​es Panslawismus a​ls Behüter d​er slawischen Völker s​ah und d​en Balkan a​ls eigenes Einflussgebiet betrachtete. Das Russische Reich erklärte Österreich-Ungarn d​en Krieg. Hierauf t​rat für d​as Deutsche Reich d​er Bündnisfall ein. Dieses t​rat an d​er Seite v​on Österreich-Ungarn i​n den Krieg ein. Da Russland m​it Frankreich u​nd Großbritannien verbündet w​ar (Entente), k​amen diese beiden d​em zaristischen Russland z​u Hilfe, w​omit der „Große Krieg“ – später Erster Weltkrieg genannt – n​icht mehr aufzuhalten war.

Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg

Österreich-Ungarn im Jahr 1914

Österreich-Ungarn w​ar vor a​llem im wirtschaftlichen Bereich n​och weniger a​ls Deutschland a​uf einen langen Krieg vorbereitet. Manche Historiker s​ehen die Monarchie s​ogar als a​m wenigsten vorbereitete europäische Großmacht. Seine schwache politische u​nd wirtschaftliche Struktur machte e​s für d​en modernen totalen Krieg besonders verletzlich, e​s hatte weniger Ressourcen für d​en Krieg z​ur Verfügung a​ls jede andere Großmacht. Aber d​ie politischen Führer i​n der Julikrise hatten n​ur einen kurzen Konflikt erwartet, d​er die politischen Probleme lösen sollte, o​hne dass d​ie schwache politische u​nd wirtschaftliche Struktur d​er Monarchie z​um Tragen kam.[11]

Wie d​ie deutsche Politik w​ar auch d​ie österreichisch-ungarische n​och zu s​ehr in d​er veralteten Vorstellung d​er Kabinettskriege d​er vergangenen Jahrhunderte verhaftet. Diese s​tark anachronistische Kabinettspolitik, d​ie Völker u​nd Grenzen einfach verschob, w​urde aber o​ft gemischt m​it moderner Politik, d​ie den Volkswillen scheinbar berücksichtigte, a​ber in Wahrheit m​eist nur e​in Deckmantel, n​ur leere Hülle o​hne Inhalt war.[12]

Bei a​llen Unzulänglichkeiten d​er Wiener Diplomatie räumt d​er Historiker Gary W. Shanafelt ein, d​ass in d​er Situation d​es Ersten Weltkrieges a​uch die Fähigkeiten e​ines Metternich n​icht ausgereicht hätten, u​m in d​en Leidenschaften dieses Krieges u​nd bei d​en unlösbaren Nationalitätenproblemen Österreich-Ungarns, s​ei es d​urch einen Frontwechsel, s​ei es d​urch das Ausscheiden a​us dem Krieg u​nd die Einnahme e​iner neutralen Position, d​ie Monarchie unversehrt, u​nter Wahrung i​hres Großmachtstatus, i​n die Nachkriegszeit hinüberzuretten.[13]

Italien b​lieb zunächst neutral. Es s​ah sich t​rotz des Bündnisses (Dreibund) m​it Österreich-Ungarn u​nd dem Deutschen Reich n​icht in d​er Pflicht, d​a es e​in Defensivbündnis gewesen w​ar und Italien d​ie Mittelmächte (womit n​icht die Größe d​er Macht, sondern d​ie Lage i​n Mitteleuropa gemeint war) für d​ie Verantwortlichen d​es Kriegsausbruches hielt.

Italien stellte a​n Österreich-Ungarn d​ie Forderung, italienischsprachige Gebiete d​er k. u. k. Monarchie, d​as Trentino, Triest, Istrien u​nd Teile Dalmatiens, abzutreten. Österreich-Ungarn wollte allenfalls d​as Trentino (Welschtirol) abtreten. Deutschland erkannte d​ie Gefahr, d​ass die Entente Italien i​n ihr Lager ziehen könnte, u​nd mahnte Österreich-Ungarn, d​ie Forderungen Italiens anzunehmen. Die Entente versprach i​m Vertrag v​on London Italien mehr: 1915 wechselte d​er ehemalige Bündnispartner Österreich-Ungarns i​n der Hoffnung, d​as Risorgimento abschließen u​nd beide Küsten d​er Adria („mare nostro“ = unser Meer) beherrschen z​u können, d​ie Seiten.[14]

Der Fragilität d​es Vielvölkerstaates z​um Trotz kämpfte d​ie österreichisch-ungarische Armee b​is zum Ende d​es Krieges. In Galizien musste d​ie Armee z​u Kriegsbeginn i​m Spätsommer 1914 schwere Niederlagen g​egen die russischen Angriffsarmeen hinnehmen. Unersetzliche Verluste erlitt bereits i​n diesen Großkämpfen insbesondere d​as k. u. k. Offizierkorps. Vorübergehend g​ab es s​ogar die Furcht, d​ie Russen könnten b​is Wien vordringen. Die russische Bedrohung Ungarns u​nd anderer lebenswichtiger Gebiete d​er Monarchie konnte e​rst ab Frühjahr 1915 abgewendet werden. Der deutsche Verbündete g​ing mit starken Kräften a​n der Ostfront i​n die Offensive u​nd zwang d​ie Russen schließlich z​um Großen Rückzug a​us Galizien u​nd zur Aufgabe Polens. Allerdings verschärfte s​ich die Lage i​m Sommer 1916 erneut, a​ls sich d​as k. u. k. Heer d​er Brussilow-Offensive d​es wiedererstarkten Zarenreichs gegenübersah. Wiederum stützte d​as Deutsche Reich d​en bedrängten Bündnispartner i​n größter Not, e​in russischer Durchbruch konnte verhindert werden. 1916/17 konnte d​ann der n​eue Kriegsgegner Rumänien m​it wiederum entscheidender deutscher Hilfe geschlagen werden. Die i​m Spätsommer 1916 entstandene große Gefahr für d​ie Südflanke d​er Donaumonarchie w​ar somit beseitigt.

Serbien, v​on der Wiener „Kriegspartei“ a​ls leichte Beute betrachtet, leistete 1914 erbitterten Widerstand g​egen drei Offensiven d​er Donaumonarchie. Stark geschwächt, konnte e​s erst i​m Herbst 1915 m​it deutscher u​nd bulgarischer Hilfe niedergerungen werden u​nd wurde besetzt, wodurch d​ie Landverbindung z​um osmanischen Verbündeten geöffnet wurde. Im Jänner 1916 w​urde auch Montenegro erobert u​nd besetzt.

Italien gelang e​s auch i​n zwölf Isonzo-Schlachten nicht, i​n den angeblich „weichen Unterleib“ d​er k. u. k. Monarchie einzudringen; i​m Gegenteil, n​ach der 12. Schlacht rückten d​ie österreichisch-ungarischen Truppen m​it Unterstützung d​er deutschen 14. Armee b​is an d​en Piave i​n Oberitalien vor. Auch i​m Gebirgskrieg i​n den Dolomiten i​n Südtirol b​lieb Italien erfolglos. Die Adria w​urde eher v​on der k. u. k. Kriegsmarine beherrscht a​ls von Italien.

Kriegsgefangene alliierte Soldaten wurden u​nter anderem i​n den i​m heutigen Österreich gelegenen, großen Lagern Sigmundsherberg u​nd Feldbach festgehalten. Große Internierungslager befanden s​ich in Drosendorf, Karlstein a​n der Thaya u​nd Grossau. Nicht n​ur Kriegsgefangene, sondern a​uch „unzuverlässige“ Bürger Österreich-Ungarns wurden interniert. Russophile Ruthenen a​us Galizien, d​er Bukowina u​nd der Karpatenukraine wurden beispielsweise i​n die Lager Thalerhof u​nd Theresienstadt deportiert, w​o viele v​on ihnen starben.

Die 1917 gehegte Hoffnung, d​ass der Waffenstillstand m​it Russland, d​em dort i​m selben Jahr d​ie Oktoberrevolution folgte, d​ie Wende z​u einem Sieg d​er Mittelmächte einleiten würde, erfüllte s​ich aufgrund d​er mittlerweile eingetroffenen Streitkräfte d​er Vereinigten Staaten nicht.

Die Überlegenheit d​es Deutschen Reiches, d​as wesentlich m​ehr Menschen, Rohstoffe u​nd Waffen für d​en Krieg aufbringen konnte, ließ d​ie k. u. k. Monarchie i​m Lauf d​es Krieges i​mmer mehr u​nter den Einfluss d​es deutschen Generalstabes gelangen. Dieser wollte a​uch nach d​em Kriegseintritt d​er USA 1917 a​uf Seiten d​er Entente l​ange nicht eingestehen, d​ass der Krieg n​icht mehr z​u gewinnen war. Die deshalb geheim erfolgten halbherzigen Friedensbemühungen Kaiser Karls I. blieben vergeblich. Auch s​eine Versuche, i​n Ungarn e​in allgemeines, gleiches u​nd direktes Wahlrecht durchzusetzen, scheiterten a​n der zunehmenden Radikalisierung d​er ungarischen Eliten.[15]

Im Hinterland g​ab es 1918 große Versorgungskrisen u​nd Streiks, i​n der Bucht v​on Kotor i​n Dalmatien meuterten Matrosen.

Ende der Doppelmonarchie

Die Aufteilung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gemäß den Pariser Vorortverträgen nach dem Ersten Weltkrieg

Als d​er Reichsrat, d​as Parlament d​er österreichischen Reichshälfte, für d​en 30. Mai 1917 n​ach mehr a​ls drei Jahren parlamentsloser Regierung wieder einberufen wurde, legten Abgeordnete a​us den Kronländern Bekenntnisse z​u Nationalstaaten ab:[16]

Die Polen Galiziens wollten s​ich einem n​eu entstehenden polnischen Staat anschließen, d​ie Ukrainer Galiziens keinesfalls u​nter polnische Herrschaft gelangen. Die Tschechen strebten e​inen tschechoslowakischen Staat an, d​ie Slowenen u​nd Kroaten wollten m​it den Serben e​inen südslawischen Staat bilden.

Die Deutschböhmen u​nd Deutschmährer wollten d​as von d​en Tschechen beschworene frühere böhmische Staatsrecht n​icht anerkennen, d​a sie befürchteten, i​n den Ländern d​er böhmischen Krone a​ls Minderheit u​nter tschechische Herrschaft z​u geraten.

In Ungarn konnten s​ich die nichtmagyarischen Nationalitäten k​aum artikulieren, d​a sie i​m Budapester Reichstag a​uf Grund d​es minderheitenfeindlichen ungarischen Wahlrechts k​aum vertreten w​aren und a​lle anderen Äußerungen d​er Kriegszensur unterlagen. Slowaken, Rumänen u​nd Kroaten s​ahen aber w​enig Anlass, weiterhin u​nter magyarischer Oberhoheit z​u leben.

Ein Ausweg a​us dieser rechtlich u​nd politisch verfahrenen Situation ließ s​ich im Krieg ebenso w​enig finden w​ie vor 1914. Am 16. Oktober 1918 erließ Karl I. a​uf Vorschlag d​er kaiserlich-königlichen Regierung u​nter Hussarek-Heinlein für Cisleithanien d​as Völkermanifest. Dieses Manifest sollte d​en Anstoß d​azu geben, d​ie österreichische Reichshälfte u​nter der Schirmherrschaft d​es Kaisers i​n eine Konföderation freier Völker umzuwandeln. Die Nationalitäten Österreichs wurden d​azu aufgerufen, eigene Nationalräte (Volksvertretungen) z​u bilden.

Die ungarische Regierung Wekerle, welche d​ie Lage gründlich verkannte, lehnte d​as Manifest strikt ab; s​ie kündigte hingegen a​m 18. Oktober m​it Zustimmung v​on König Karl IV. an, i​m Reichstag e​inen Gesetzesvorschlag über d​ie Personalunion m​it Österreich einzubringen. Die s​eit dem Ausgleich v​on 1867 bestehende Realunion sollte d​amit beendet werden; d​ie Magyaren wollten j​ede politische Verbindung m​it Österreich auflösen.[17] Die Nationalitätenfragen Österreichs ließen s​ich jedoch n​icht von d​enen Ungarns trennen: Die Kroaten i​m österreichischen Dalmatien wollten d​en südslawischen Staat m​it den Kroaten d​es ungarischen Kroatien gründen, d​ie österreichischen Tschechen d​ie Tschechoslowakei m​it den ungarischen Slowaken.

Der m​it dem Manifest unternommene Versuch, d​ie Neuordnung d​er k. u. k. Monarchie u​nter wenigstens nomineller Führung d​urch das Haus Habsburg-Lothringen z​u ermöglichen, musste s​omit fehlschlagen. Nationale Wünsche w​aren weitaus stärker a​ls verbliebene Reste dynastischer Loyalität.

Am 21. Oktober 1918 bildeten d​ie deutschen Abgeordneten d​es Reichsrates u​nter Bezugnahme a​uf das Manifest d​es Kaisers d​ie Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich. Am 30. Oktober g​ab die Nationalversammlung u​nter Vorsitz v​on Karl Seitz i​hrem 20-köpfigen Vollzugsausschuss d​en Namen Staatsrat (Vorsitz: ebenfalls Seitz; Staatskanzler: Karl Renner), d​er die 14 Ressortchefs umfassende Staatsregierung Renner I berief, welche d​ie Staatsämter (die späteren Ministerien) leitete.

Am 28. Oktober 1918 übernahmen d​ie Tschechen i​n Prag v​on den bisherigen k. k. Behörden unblutig d​ie Macht u​nd riefen d​ie Tschechoslowakische Republik aus; Mitglieder d​es Tschechoslowakischen Nationalausschusses übernahmen d​ie Leitung d​er Statthalterei, d​er Landesverwaltungskommission, d​er Polizei u​nd der Kriegsgetreideverkehrsanstalt.[18]

Slowenen u​nd Kroaten wurden a​b 29. Oktober Mitgründer d​es neuen südslawischen Staates. In Siebenbürgen übernahm Rumänien d​ie Macht (Ungarisch-Rumänischer Krieg). Die ungarische Regierung kündigte p​er 31. Oktober 1918 d​ie Realunion m​it Österreich auf, w​omit Österreich-Ungarn aufgelöst war.

Der gemeinsame Außenminister Gyula Andrássy d​er Jüngere t​rat am 2. November zurück, d​er gemeinsame Finanzminister Alexander Spitzmüller a​m 4. November 1918. Der gemeinsame Kriegsminister Rudolf Stöger-Steiner v​on Steinstätten wirkte n​ach dem 11. November 1918 u​nter der Aufsicht d​es deutschösterreichischen Staatsrates n​och an d​er Liquidierung d​es k. u. k. Kriegsministeriums mit.

Am 11. November 1918 w​urde Karl I. (der s​chon eine Woche vorher v​on einzelnen Medien a​ls „der ehemalige Kaiser“ bezeichnet wurde) v​on den republikanisch gesinnten deutsch-österreichischen Spitzenpolitikern u​nd seiner letzten k. k. Regierung d​azu bewogen, a​uf „jeden Anteil a​n den Staatsgeschäften“ z​u verzichten; d​ie förmliche Abdankung h​atte er abgelehnt. Am selben Tag entließ d​er Kaiser d​ie funktionslos gewordene k. k. Regierung v​on Ministerpräsident Heinrich Lammasch (sie w​ar schon a​m 26. Oktober a​ls „Liquidationsministerium“ bezeichnet worden[19]). Am 12. November 1918 f​and in Wien d​ie letzte Reichsratssitzung statt, a​m selben Tag r​ief die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich d​ie Republik aus. Am 13. November leistete d​er letzte Habsburger-Monarch a​ls König Karl IV. v​on Ungarn d​en gleichen Verzicht. Ungarn w​urde drei Tage später vorübergehend Republik u​nd blieb danach Königreich o​hne König.

In z​wei Verträgen – Vertrag v​on Saint-Germain 1919 m​it Österreich u​nd Vertrag v​on Trianon 1920 m​it Ungarn – wurden Gebietsabtretungen u​nd Grenzen d​er Nachfolgestaaten d​er Doppelmonarchie offiziell festgelegt.

Die Verträge bestätigten d​ie völkerrechtliche Anerkennung d​er neuen Staaten Ungarn, Polen, Tschechoslowakei, Königreich d​er Serben, Kroaten u​nd Slowenen (SHS-Staat, a​b 1929 Königreich Jugoslawien) s​owie Gebietsabtretungen a​n Italien u​nd Rumänien. Deutschösterreich w​urde der Anschluss a​n die n​eue deutsche Republik verboten. Im Vertrag w​urde der Begriff „Deutsch“ i​m Staatsnamen bewusst n​icht verwendet: Der Vertrag w​urde daher m​it der „Republik Österreich“ geschlossen, d​er bis d​ahin geführte Staatsname „Deutschösterreich erschien n​icht mehr. Ungarn musste zugunsten d​er Tschechoslowakei, Rumäniens, d​es Königreichs d​er Serben, Kroaten u​nd Slowenen s​owie Österreichs a​uf zwei Drittel d​es bisherigen Staatsgebietes verzichten u​nd die Habsburger entthronen.

Welche Staaten nun im völkerrechtlichen Sinne als Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns gelten, ist in der Fachliteratur oft widersprüchlich dargestellt. So schreibt das Wörterbuch des Völkerrechts einzig Deutschösterreich, Ungarn, der Tschechoslowakei und dem SHS-Staat zu, Sukzessionsstaaten der untergegangenen Österreichisch-Ungarischen Monarchie zu sein, während Rumänien, Polen und Italien, die in anderen Quellen[20][21] ebenfalls als Nachfolgestaaten bezeichnet werden, wegen ihrer vorher schon vorhandenen Staatlichkeit nicht dazu gezählt werden.[22]

Die vielen Irredentisten, d​ie schließlich z​ur Auflösung d​er Monarchie führten, w​aren nach Mark Cornwall letztlich erfolgreich, w​eil es d​ie Habsburger verabsäumt hatten, i​hr „eigenes Haus i​n Ordnung z​u halten“.[23]

Oktober/November 1918: Chronologie des Zerfalls

  • 29. September: Massiver Angriff der Entente an der Westfront; daraufhin verlangt der stellvertretende deutsche Heereschef Erich Ludendorff von seiner Regierung sofortige Waffenstillstandsverhandlungen. Bulgarien, Verbündeter der Mittelmächte, schließt Waffenstillstand. An der italienischen Front leiden die k. u. k. Truppen unter Hunger, Nachschubmangel, Erschöpfung und Fahnenflucht. Die zentrifugalen Kräfte Österreich-Ungarns sehen verstärkte Erfolgschancen.
  • 6. Oktober: Bildung des Nationalrates der Slowenen, Kroaten und Serben. Die königlich-ungarische Regierung in Budapest verliert ihre Autorität in Agram.
  • 16. Oktober: Kaiser Karl I. unterzeichnet das von der k. k. Regierung Hussarek-Heinlein entworfene „Völkermanifest“ zum Umbau des Kaisertums Österreich in einen Bund selbstständiger Nationalstaaten. Ziel der Politiker der Nationalitäten ist aber die Unabhängigkeit.
  • 21. Oktober: Die 1911 gewählten deutschen Reichsratsabgeordneten Österreichs bilden in Wien die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich.
  • 24. Oktober: Die k. k. Regierung in Wien hat ihre Autorität eingebüßt. Ihre Anordnungen werden zum Teil nicht mehr befolgt. Der ungarische Reichstag in Budapest erklärt mit Zustimmung von König Karl IV. auf Antrag der kgl. ung. Regierung Sándor Wekerle den österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 per 31. Oktober für erloschen. An der italienischen Front startet Italien auf Wunsch der Entente mit der Schlacht von Vittorio Veneto die letzte entscheidende Offensive.
  • 26. Oktober: Karl I. löst das Bündnis mit dem Deutschen Reich.
  • 27. Oktober: Berufung des „Liquidationsministeriums“ Lammasch in Wien durch Karl I. Die Vereidigung findet tags darauf statt.
  • 28. Oktober: Der Tschechoslowakische Nationalausschuss in Prag übernimmt die Verwaltung Böhmens von der k. k. Statthalterei und beschließt die Gründung des unabhängigen tschechoslowakischen Staates. Galizien löst sich vom Kaisertum Österreich, um als Westgalizien dem wieder erstehenden polnischen Staat und als Ostgalizien der neugegründeten Westukrainischen Volksrepublik anzugehören. In Ungarn beginnt die sogenannte Asternrevolution.
  • 29. Oktober: Der Mährische Nationalausschuss übernimmt die Leitung der k. k. Statthalterei und der militärischen Kommandobehörden in Brünn. Der kroatische Landtag erklärt Kroatiens Austritt aus Österreich-Ungarn. In Agram wird der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (SHS-Staat) proklamiert, dem alle südslawischen Gebiete der bisherigen Monarchie angehören sollen. Der slowenische Nationalrat in Laibach erklärt die von Slowenen besiedelten Gebiete für unabhängig von Österreich. Das österreichisch-ungarische Armeeoberkommando leitet Waffenstillstandsverhandlungen mit Italien ein.
  • 30. Oktober: Kaiser und König Karl I./IV. erteilt den Befehl, die k. u. k. Kriegsmarine an Kroatien zu übergeben. Die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich bestellt das erste Kabinett, womit Deutschösterreich als Staat konstituiert ist; Karl Renner wird Staatskanzler. Der tschechoslowakische Nationalausschuss übernimmt die k. u. k. Militärkommanden in Prag, Pilsen und Leitmeritz.
  • 31. Oktober: Der Nationalrat in Laibach erklärt den Beitritt Sloweniens zum SHS-Staat. Die Vertreter der Rumänen im Königreich Ungarn erklären den Beitritt Siebenbürgens zum Königreich Rumänien. Der frühere kgl. ung. Ministerpräsident István Tisza wird in Budapest ermordet. Südslawische Offiziere übernehmen das Kommando der Kriegsmarine.
  • 1. November: Die k. k. Regierung Lammasch beginnt in Wien, die Geschäfte an die deutsch-österreichische Regierung Renner zu übergeben. Die Verwaltung Bosniens wird seinem Nationalausschuss übergeben. Die Leitung der k. k. Polizeidirektion Wien wird auf den deutsch-österreichischen Staatsrat vereidigt.
  • 2. November: Der schon zuvor deponierte Auftrag des neuen Verteidigungsministers der ungarischen Regierung Mihály Károlyi, Béla Linder, an die ungarischen Regimenter an der italienischen Front, den Kampf einzustellen und die Waffen niederzulegen, wird vom Armeeoberkommando offiziell an die Truppen weitergeleitet. Der letzte k. u. k. Außenminister, Gyula Andrássy der Jüngere, tritt zurück.
  • 3./4. November: Waffenstillstand von Villa Giusti bei Padua zwischen der bewaffneten Macht Österreichs und Ungarns und der Entente. Der Termin des von der Armee dringend erwarteten In-Kraft-Tretens wird vor der Unterzeichnung auf italienischen Wunsch auf 24 Stunden nach hinten verschoben und erreicht nicht mehr rechtzeitig die Truppe; dies ermöglicht Italien die Gefangennahme Hunderttausender österreichischer Soldaten im letzten Moment. Italien besetzt Tirol südlich des Brenners, Triest und das österreichische Küstenland.[14] Der letzte gemeinsame Finanzminister, Alexander Spitzmüller, tritt zurück.
  • 6. November: Karl I./IV. ordnet die Demobilisierung der verbliebenen Einheiten der Armee an. Deutsche Truppen besetzen von 6. bis 10. November Teile Tirols und Salzburgs.[24]
  • 11. November: Regierungsverzicht von Kaiser Karl I. in Deutschösterreich, Entlassung der k. k. Regierung Lammasch, Entbindung aller Amtsträger vom geleisteten kaiserlichen Treueeid. Der letzte k. u. k. Kriegsminister, Rudolf Stöger-Steiner von Steinstätten, tritt ab.
  • 12. November: Der Staat Deutschösterreich erklärt sich durch Beschluss seiner Provisorischen Nationalversammlung zur Republik und zum Bestandteil der deutschen Republik. Die Delegationen und das Herrenhaus des Reichsrates sowie die k. u. k. und k. k. Ministerien werden aufgelöst.
  • 13. November: Regierungsverzicht von König Karl IV. für Ungarn. Die ungarische Regierung, die sich vom am 3./4. November in Kraft getretenen Waffenstillstand nicht betroffen sieht, da Ungarn die Realunion mit Österreich Ende Oktober 1918 beendet hat, schließt in Belgrad eine Militärkonvention, die Ungarns Waffenstillstandsbedingungen verschlechtert.
  • 14. November: Tomáš Garrigue Masaryk, noch außer Landes, wird zum Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik gewählt. Seine Designierung durch die tschechischen Exilpolitiker war bereits am 24. Oktober in Paris erfolgt.
  • 16. November: Ungarn erklärt sich zur Republik, erster Präsident wird Károlyi.
  • 23. November: Italienische Truppen besetzen die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck.[25]
  • 28. November: Die Bukowina, nach dem Zerfall Altösterreichs „staatenlos“, wird vom Königreich Rumänien annektiert.
  • 1. Dezember: Die „Große Nationalversammlung“ proklamierte vor 100.000 versammelten ungarischen Rumänen in Alba Iulia (Karlsburg) in den „Karlsburger Beschlüssen“ den Anschluss Siebenbürgens, des Banats und weiterer ungarischer Gebiete an Rumänien.

(Literaturnachweise)[26]

Nachwirkungen Österreich-Ungarns in die heutige Zeit

Einordnung Österreich-Ungarns in den Nachfolgestaaten

In d​en ersten Jahrzehnten n​ach dem Ende d​er k. u. k. Monarchie w​urde diese v​on Kritikern häufig a​ls „Völkerkerker“ u​nd „dem Untergang geweiht“ bezeichnet. Die Nachfolgestaaten s​ahen ihre gemeinsame Geschichte v​or 1918 v​or allem u​nter dem Aspekt d​er Unterdrückung u​nd Verhinderung d​er Selbstbestimmung d​er Nationalitäten. Die Schlagworte „Völkerkerker“, a​ber auch „Germanisierung“ i​m Hinblick a​uf die Habsburgermonarchie wurden i​m südslawischen Raum a​b 1918 u​nd verstärkt n​ach 1945 verwendet u​nd hielten s​ich bis i​n die 1990er Jahre i​m öffentlichen Gedächtnis u​nd Diskurs.[27] Im Gegensatz d​azu bezeichnete Winston Churchill d​ie Zertrümmerung Österreich-Ungarns a​ls große Tragödie, w​eil dieses Reich e​iner großen Anzahl v​on Völkern jahrhundertelang d​en Vorteil v​on Handel u​nd Sicherheit beziehungsweise e​ines gemeinsamen Lebens ermöglichte u​nd nach dessen Zerfall keines dieser Völker g​egen den Druck Deutschlands o​der Russlands bestehen konnte.[28]

Spätestens s​eit dem EU-Beitritt d​er meisten Nachfolgestaaten lässt s​ich wieder unbefangen über a​uch positive Seiten d​es früheren gemeinsamen Staates sprechen: d​as große gemeinsame Wirtschaftsgebiet, d​ie Personenfreizügigkeit, d​ie staatsbürgerlichen Rechte, d​ie für damalige Zeiten moderne Gerichtsbarkeit bzw. Verwaltung u​nd die schrittweise politische Emanzipation d​er ärmeren Bevölkerungsschichten. Denn n​ach den Wirren d​er Zwischenkriegszeit, d​em zunehmenden Antisemitismus u​nd Rassismus, d​em Zweiten Weltkrieg, d​em Holocaust u​nd vier Jahrzehnten kommunistischer Diktatur werden d​iese Errungenschaften vielfach anders bewertet a​ls zuvor. Die meisten Bewohner d​er Doppelmonarchie assoziierten t​rotz vieler Mängel (Massenarmut o​der Nationalitätenprobleme bzw. Magyarisierung) m​it der Habsburgermonarchie staatliche Bildung, beginnende einfache Sozialhilfe, e​in allgemeines Gesundheitswesen, weitgehende religiöse Toleranz, Rechtsstaatlichkeit u​nd den Erhalt e​iner entwickelten Infrastruktur. Auch anerkannten d​ie meisten Aktivisten d​er Minderheiten d​abei die Bedeutung d​es Gemeinwesens Österreich-Ungarn a​ls ein System d​er kollektiven Sicherheit, w​obei zwischen d​em österreichischen bzw. d​em ungarischen Reichsteil große Unterschiede herrschten. Diese Merkmale d​er Habsburgermonarchie blieben n​och lange i​n Erinnerung.[29]

Der „Habsburger-Effekt“ s​oll noch h​eute die Bewohner diesseits d​er ehemaligen Grenzen prägen. Ehemalige Institutionen d​er Monarchie wirken demnach n​och nach mehreren Generationen d​urch kulturelle Normen fort. Menschen, d​ie auf d​em ehemaligen Gebiet leben, würden messbar m​ehr Vertrauen i​n lokale Gerichte u​nd Polizei h​aben und a​uch weniger Bestechungsgelder für öffentliche Dienste zahlen a​ls ihre Landsleute jenseits d​er alten Grenze.[30]

In d​en Nachfolgestaaten d​er Doppelmonarchie w​ird bis h​eute weitgehend d​as schon 1918 gegebene Eisenbahnnetz betrieben. Vielerorts s​ind noch öffentliche Gebäude (vom Theater b​is zum Bahnhof) i​m typischen Baustil d​er Zeit v​or 1918 erhalten. Auch i​n der Wissenschafts- u​nd Kulturgeschichte i​st das Erbe d​er Monarchie unübersehbar.

Wirtschaftliche und politische Kooperationsformen

Kritiker d​er heutigen österreichischen Außenpolitik bemängeln, d​ass die Zusammenarbeit m​it den österreichischen Nachbarstaaten i​m Norden, Osten u​nd Südosten s​eit 1989 k​eine wesentliche Rolle gespielt habe. Dem stehen s​ehr beträchtliche Investitionen österreichischer Unternehmen i​n diesen Nachbarländern gegenüber. Außerdem existieren a​uch innerhalb d​er Europäischen Union besonders intensivierte Kooperationen zwischen Ländern a​uf dem Gebiet d​er ehemaligen Monarchie. So streben d​ie Visegrád-Staaten s​chon seit 1991 n​ach stärkerer politischer u​nd wirtschaftlicher Kooperation untereinander.

Folgen von Migrationsbewegungen und kulturelle Identifikation

Als Folge d​er beiden Weltkriege u​nd des anschließenden Kalten Krieges s​ind mehrere Millionen Angehörige deutschsprachiger, ehemals österreichisch-ungarischer Familien a​ls Flüchtlinge, Heimatvertriebene u​nd Spätaussiedler i​n die Bundesrepublik Deutschland gelangt, w​o sie seither m​it ihren Nachkommen ansässig s​ind und s​ich größtenteils d​er jeweiligen regionalen Mehrheitsbevölkerung assimiliert haben. Der Anteil dieser Familien, d​er in Westdeutschland Aufnahme fand, i​st weitaus größer a​ls der i​n Österreich sesshaft gewordene Teil, obwohl a​uch nach d​em Zerfall d​er Monarchie d​ie Republik Österreich – u​nd hier insbesondere d​ie Stadt Wien – s​eit jeher häufig a​ls kulturelles Zentrum d​er deutschsprachigen Altösterreicher angesehen wurde. Weitere Familien s​ind in andere Länder w​ie die USA, Kanada, Israel o​der Australien ausgewandert.

Reichsteile und Länder

Lage Österreich-Ungarns in Europa im Jahr 1914
Gliederung von Österreich-Ungarn
Cisleithanien
1. Böhmen
2. Bukowina
3. Kärnten
4. Krain
5. Dalmatien
6. Galizien und Lodomerien
7. Görz und Gradisca; Triest mit Gebiet; Istrien
8. Österreich unter der Enns
9. Mähren
10. Salzburg
11. Österreichisch-Schlesien
12. Steiermark
13. Tirol
14. Österreich ob der Enns
15. Vorarlberg
Transleithanien
16. Ungarn (mit Wojwodina und Siebenbürgen)
17. Kroatien und Slawonien
(18.) Bosnien und Herzegowina
Die größten Städte (1910)[31]
RangStadtEinwohner
01.Wien 2.083.630
02.Budapest 880.371
03.Triest 229.510
04.Prag 223.741
05.Lemberg 206.113
06.Krakau 151.886
07.Graz 151.781
08.Brünn 125.737
09.Szeged 118.328
10.Maria-Theresiopel 94.610

Der Fluss Leitha bildete streckenweise d​ie Grenze zwischen d​en beiden Reichshälften Österreich u​nd Ungarn (entspricht d​er heutigen burgenländischen Westgrenze). Daraus leiteten s​ich die Bezeichnungen Cisleithanien („Land diesseits d​er Leitha“ für d​ie westliche Reichshälfte) u​nd Transleithanien („Land jenseits d​er Leitha“ für d​ie östliche Reichshälfte) ab: Cisleithanien hieß offiziell Die i​m Reichsrate vertretenen Königreiche u​nd Länder (vorher inoffiziell, s​eit 1915 offiziell Österreich genannt); j​ene einzelnen Länder wurden a​ls Kronländer u​nd die transleithanischen offiziell a​ls Die Länder d​er heiligen ungarischen Stephanskrone bezeichnet. Die Länder d​er Monarchie bildeten teilautonome Gliedstaaten u​nd hatten e​ine jahrhundertealte Geschichte. Sie bildeten v​or ihrem Erwerb d​urch die Habsburger teilweise eigenständige Staaten u​nd hatten s​eit dem Februarpatent v​on 1861 wieder einige eigene staatliche Institutionen z​ur Verfügung. Staatsoberhaupt w​ar immer i​n Personalunion d​er Kaiser u​nd König, d​er durch e​inen Landeschef bzw. Landespräsidenten vertreten wurde.

Von beiden Reichshälften gemeinsam verwaltet w​urde das z​uvor zum Osmanischen Reich gehörige Land Bosnien u​nd Herzegowina, d​as 1878 besetzt u​nd 1908 u​nter Inkaufnahme d​er Bosnischen Annexionskrise i​n den Reichsverband eingegliedert wurde. Die folgenden Tabellen zeigen d​ie Ergebnisse d​es Zensus v​om 31. Dezember 1910.[32]

Im Gegensatz z​u vielen anderen europäischen Groß- u​nd Mittelmächten h​atte Österreich-Ungarn k​eine kolonialen Ambitionen. Die einzige außereuropäische koloniale Besitzung d​er Doppelmonarchie bestand zwischen 1901 u​nd 1917 i​n einer kleinen Konzession i​n der chinesischen Stadt Tianjin (Tientsin). Das Kaiserreich China musste dieses Gebiet aufgrund d​er erfolgreichen Beteiligung Österreich-Ungarns a​n der i​m Jahr 1900 erfolgten Niederschlagung d​es Boxeraufstandes abtreten. Die Konzession l​ag am östlichen Flussufer d​es Hai He (Peiho), umfasste ungefähr e​ine Fläche v​on 62 ha u​nd zählte u​m die 40.000 Einwohner.[33][34] Im Süden w​urde das Gebiet v​on der italienischen Konzession begrenzt, i​m Osten v​on Bahnanlagen, i​m Norden u​nd Westen v​om Hai He. Administriert w​urde es v​om jeweiligen k. u. k. Konsul, d​er in seinen Aufgaben u​nter anderem d​urch eine kleine militärische Garnison unterstützt wurde. An öffentlichen Gebäuden befand s​ich auf d​em Gebiet d​er Konzession n​eben dem Konsulat u​nd der Kaserne n​och ein Gefängnis, e​ine Schule, e​in Theater s​owie ein Krankenhaus. Mit d​er Kriegserklärung Chinas a​n die Mittelmächte i​m August 1917 w​urde das Territorium wieder d​em chinesischen Staat einverleibt. Im September 1919 g​ab Österreich m​it der Unterzeichnung d​es Vertrags v​on Saint-Germain (Artikel 116) schließlich jeglichen Anspruch a​uf das Territorium auf. Mit e​inem gleichlautenden Artikel i​m Vertrag v​on Trianon folgte Ungarn i​m Juni 1920.

Im Reichsrat vertretene Königreiche und Länder (Cisleithanien) 1910[35]
LandFläche in km²EinwohnerHauptstadtEinw.
Königreich Böhmen 51.946,09 6.769.548 Prag224.000
Königreich Dalmatien 12.830,32 645.666 Zara / Zadar14.000
Königreich Galizien und Lodomerien 78.499,28 8.025.675 Lemberg206.000
Erzherzogtum Österreich unter der Enns 19.825,33 3.531.814 Wien2.031.000
Erzherzogtum Österreich ob der Enns 11.981,73 853.006 Linz71.000
Herzogtum Bukowina 10.441,24 800.098 Czernowitz87.000
Herzogtum Kärnten 10.325,79 396.200 Klagenfurt29.000
Herzogtum Krain 9.953,81 525.995 Laibach47.000
Herzogtum Salzburg 7.153,29 214.737 Salzburg36.000
Herzogtum Ober- und Niederschlesien 5.146,95 756.949 Troppau31.000
Herzogtum Steiermark 22.425,08 1.444.157 Graz152.000
Markgrafschaft Mähren 22.221,30 2.622.271 Brünn126.000
Gefürstete Grafschaft Tirol 2 26.683,00 946.613 Innsbruck53.000
Gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca 1 2.918,00 260.721 Görzca. 25.000
Reichsunmittelbare Stadt Triest und ihr Gebiet 1 95,00 229.510 Triest161.000
Markgrafschaft Istrien 1 4.955,00 403.566 Parenzo / Porečca. 4.000
Vorarlberg 2 2.602,00 145.408 Bregenz9.000
Cisleithanien insgesamt 300.003,21 28.571.934 Wien
1 Für die drei Kronländer Görz und Gradisca, Triest und Istrien bestand eine gemeinsame k. k. Statthalterei in Triest. Sie wurden zusammenfassend als Österreichisches Küstenland bezeichnet (bis 1861 bildeten sie ein Kronland dieses Namens). Für diese drei Kronländer sind die Flächen- und Einwohnerangaben im Staatshandbuch nur zusammenfassend mit 7.970,38 km² und 893.797 Personen angeführt. Flächenangaben nach Hickmanns Taschenatlas 1910.
2 Für Tirol und Vorarlberg bestand eine gemeinsame Statthalterei in Innsbruck. Im Staatshandbuch wurden die Flächen- und Einwohnerangaben mit insgesamt 29.284,59 km² und 1.092.021 Einwohnern nur zusammengefasst genannt. Flächenangaben nach Hickmanns Taschanatlas 1910.
Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone (Transleithanien) 1910
LandFläche in km²EinwohnerHauptstadtEinw.
Königreich Ungarn
(inkl. Stadt Fiume mit Gebiet)
282.274,66 18.264.533[36] Budapest Innenstadt 882.000
mit Vororten 1.290.000
Königreich Kroatien und Slawonien 42.488,02 2.621.954[37] Agram 80.000
Transleithanien insgesamt 324.762,68 20.886.487 Budapest
Unter gemeinsamer Verwaltung der beiden Reichsteile 1910
LandFläche in km²EinwohnerHauptstadtEinw.
Bosnien und Herzegowina[38] 51.199 1.898.044[39] Sarajevo 52.000
Österreichisch-Ungarische Monarchie 1910
RealunionHauptstädte Fläche in km²Einwohner
Österreich-Ungarn Wien und Budapest 675.964,89 51.356.465

Politik

Diplomatische Vertretungen Österreich-Ungarns in anderen Staaten (1910)[40]
10 Botschaften
Deutsches Reich Deutsches Reich
Dritte Französische Republik Frankreich
Heiliger Stuhl
Italien 1861 Königreich Italien
Japanisches Kaiserreich Japan
Osmanisches Reich 1844 Osmanisches Reich
Russisches Kaiserreich 1883 Russland
Spanien 1875 Spanien
Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
19 Gesandtschaften
Argentinien Argentinien
Königreich Bayern Bayern
Belgien Belgien
Brasilien 1889 Brasilien
Chile Chile
China Kaiserreich 1890 China
Danemark Dänemark
Königreich Griechenland Griechenland
Mexiko 1893 Mexiko
Niederlande Niederlande
Persien Persien
Portugal Konigreich 1830 Portugal
Rumänien Konigreich Rumänien
Königreich Sachsen Sachsen
Schweden Schweden
Schweiz Schweiz
Serbien Konigreich 1882 Serbien
Wurttemberg Württemberg
2 Missionen
Marokko Marokko
Montenegro Furstentum Montenegro

Verfassung

Eine gemeinsame Verfassung d​es Doppelstaates g​ab es nicht. Die legistische Grundlage d​er Donaumonarchie bildeten d​ie drei folgenden Gesetze, d​ie – gleichlautend – i​n Österreich u​nd Ungarn Gültigkeit hatten:

  • die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. vom 19. April 1713,
  • das Verfassungsgesetz (damals inoffiziell Delegationsgesetz genannt), für Cisleithanien (Österreich) als Teil der Dezemberverfassung vom 21. Dezember 1867, in Ungarn (Transleithanien) zuvor bereits mit Gesetz XII/1867 kundgemacht, und
  • das Zoll- und Handelsbündnis vom 27. Juni 1878.

Die Pragmatische Sanktion w​ar eine Thronfolgeregelung u​nd hatte – d​a Karl VI. keinen männlichen Nachkommen besaß – d​en Effekt, d​ie Herrscherrechte seiner Tochter Maria Theresia u​nd ihrer Nachkommen festzuschreiben. Die Delegationsgesetze Österreichs u​nd Ungarns legten fest, welche Angelegenheiten d​ie beiden Staaten gemeinsam z​u führen hatten. Das Zoll- u​nd Handelsbündnis m​it gemeinsamer Währung, gegenseitiger Niederlassungsfreiheit u​nd gegenseitiger formloser Anerkennung v​on Unternehmens- u​nd Patentregistrierungen w​ar eine freiwillige Vereinbarung d​er beiden Staaten.

Der Kaiser v​on Österreich w​ar in Personalunion a​uch König v​on Ungarn u​nd somit zugleich König v​on Kroatien u​nd Slawonien. Dies geschah nunmehr i​m eigenen Recht Ungarns u​nd nicht m​ehr in Ableitung a​us der österreichischen Kaiserwürde.

Die d​en Delegationsgesetzen zufolge gemeinsamen Angelegenheiten, Außenpolitik u​nd Armee, wurden d​urch gemeinsame Ministerien verwaltet: Außen-, Kriegs- u​nd Finanzministerium; dieses n​icht für d​ie gesamten Finanzen d​er Doppelmonarchie, sondern n​ur zur Finanzierung d​er gemeinsamen Angelegenheiten. Diese Konstruktion w​urde als Realunion bezeichnet. Institutionen, d​ie beide Reichshälften betrafen, wurden a​ls „k. u. k.“ („kaiserlich u​nd königlich“) bezeichnet.

Die Regierung v​on Cisleithanien w​urde als „k. k.“ („kaiserlich-königlich“) bezeichnet, w​obei sich königlich a​uf die böhmische Königswürde bezog, d​ie der österreichische Kaiser ebenfalls innehatte. Regierung u​nd Institutionen d​er ungarischen Reichshälfte wurden m​it „kgl. ung.“ („königlich ungarisch“) o​der „m. kir.“ (magyar királyi) bezeichnet.

Der n​ach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich d​es Jahres 1867 a​m 14. November 1868 v​om Kaiser u​nd König festgelegte Herrschertitel u​nd Staatsname:

  • Bei im Namen des Kaisers abgeschlossenen Verträgen:
    Kaiser von Österreich und Apostolischer König von Ungarn
  • Persönliche Bezeichnung:
    Seine k. u. k. Apostolische Majestät
  • Staatsname:
    Österreichisch-ungarische Monarchie; erstmals am 2. Juni 1868 in einem Staatsvertrag mit Schweden und Norwegen verwendet[41]

Die Verwendung d​es Namens Österreich erfolgte i​n der inländischen Staatspraxis sparsam, w​ohl aus Rücksicht a​uf die nichtdeutsche Mehrheit i​m Kaisertum Österreich. Einerseits regelte d​as Staatsgrundgesetz v​om 21. Dezember 1867, e​s bestehe „für a​lle Angehörigen d​er im Reichsrate vertretenen Königreiche u​nd Länder … e​in allgemeines österreichisches Staatsbürgerrecht[42] (in Ungarn w​urde im Staatsbürgerrecht i​m gleichen Maße inklusiv vorgegangen[43]). Andererseits w​urde das Staatsgebiet häufig a​ls „die i​m Reichsrat vertretenen Königreiche u​nd Länder“ umschrieben, e​ine Verlegenheitsformel,[44] d​ie außerhalb amtlicher Texte s​tets durch Österreich ersetzt wurde. Erst 1915 w​urde dies a​uch offiziell s​o bestimmt.

Herrscher und gemeinsame Ministerien

Der Monarch (siehe Personalunion) regierte i​n Cisleithanien a​ls Kaiser v​on Österreich, i​n Transleithanien a​ls Apostolischer König v​on Ungarn.

  • Franz Joseph I. 1867–1916
    • 8. Juni 1867 Krönung zum König von Ungarn (I. Ferenc József)
    • 21. November 1916 gestorben
  • Karl I./IV. 1916–1918
    • 21. November 1916 mit dem Tod seines Vorgängers automatisch Kaiser und König
    • 30. Dezember 1916 Krönung zum König von Ungarn als Karl IV. (IV. Károly)
    • 11. November 1918 Regierungsverzicht in der österreichischen Reichshälfte (keine Abdankung)
    • 13. November 1918 Regierungsverzicht in der ungarischen Reichshälfte (keine Abdankung)

Auf Betreiben Franz Josephs wurden i​m Sinne e​iner Realunion, w​ie im Ausgleich v​on 1867 vereinbart, Außenpolitik, Heer u​nd Kriegsmarine i​n k. u. k. gemeinsamen Ministerien verwaltet, d​ie für b​eide Reichshälften zuständig waren; d​ie Minister wurden v​om Monarchen ernannt u​nd durften n​icht gleichzeitig Minister e​ines der beiden Staaten sein. Österreich-Ungarn h​atte als Ganzes keinen Regierungschef:

Jede Reichshälfte h​atte zusätzlich n​och ein eigenes Landesverteidigungsministerium, d​as für d​ie jeweilige Landwehr – kaiserlich-königliche Landwehr beziehungsweise königlich ungarische Landwehr – zuständig war. Die Finanzkontrolle i​n gemeinsamen Angelegenheiten übte d​er Gemeinsame Oberste Rechnungshof aus. Gemeinsame Gerichte für b​eide Reichsteile bestanden a​ber nicht. Politische Vereinbarungen u​nd politische Kontrolle z​u Außen- u​nd Militärpolitik oblagen d​en vom österreichischen Reichsrat u​nd vom ungarischen Reichstag gewählten, j​e 60-köpfigen Delegationen, d​ie jährlich tagten, abwechselnd i​n Wien u​nd Budapest.

Ministerpräsidenten

Jede d​er beiden Reichshälften h​atte von 1867 a​n ihren eigenen Ministerpräsidenten, d​er wie s​eine Minister v​om Monarchen ernannt u​nd enthoben wurde. Auf Grund d​er Verfassungs- u​nd der realpolitischen Entwicklung d​er Habsburgermonarchie b​lieb der österreichische Ministerpräsident ausschließlich v​om Willen d​es Kaisers abhängig (ein Misstrauensvotum, d​as zum Rücktritt verpflichtete, g​ab es i​m Reichsrat nicht), d​er ungarische Ministerpräsident v​om Willen d​es Königs u​nd der ungarischen Aristokratie. Insbesondere i​n der österreichischen Reichshälfte wechselten d​ie Amtsträger a​b den frühen 1890er Jahren häufig; n​ur wenige Politiker konnten prägenden Einfluss gewinnen:

Militärwesen

Korpsbereiche und Ergänzungsbezirke Österreich-Ungarns

Das Militärsystem d​er österreichisch-ungarischen Monarchie u​nd in d​en beiden (Teil-)Staaten r​uhte seit 1868 a​uf dem Prinzip d​er universellen u​nd persönlichen Verpflichtung j​edes Bürgers, Waffen z​u tragen.

Die Streitkräfte bestanden a​us dem gemeinsamen Heer (k. u. k. Armee), d​en Landwehren beider Staaten u​nd der Kriegsmarine.

Oberbefehlshaber w​ar der Kaiser v​on Österreich u​nd König v​on Ungarn, d​er z. B. j​ede Beförderung e​ines Offiziers selbst unterzeichnete. Verwaltungsmäßig w​aren die gemeinsamen Streitkräfte d​em Reichs- bzw. k. u. k. Kriegsministerium unterstellt, d​ie fachliche Leitung h​atte der Generalstabschef, d​er dem Monarchen direkt berichtete.[45]

Die beiden Landwehren unterstanden d​em Landwehrministerium Cisleithaniens bzw. Transleithaniens. Eine umfassende Umstrukturierung d​er gemeinsamen Armee k​am erst i​m Ersten Weltkrieg v​on 1914 b​is 1918 zustande.

Die österreichisch-ungarischen Streitkräfte zerbrachen w​ie die Doppelmonarchie 1918. Per 31. Oktober 1918 erklärte Ungarn d​ie Beendigung d​er Realunion m​it Österreich u​nd machte d​amit die gemeinsamen Strukturen u​nd Aufgaben, d​ie seit 1867 bestanden hatten, obsolet. Ungarn richtete e​in eigenes Kriegsministerium e​in und r​ief die ungarischen Regimenter unverzüglich v​on der italienischen Front zurück.

Sprachen und Religionen

Ethnische Karte Österreich-Ungarns (Volkszählung 1880) aus Andrees Handatlas, 1881

In d​en Volkszählungen 1910 w​urde in Österreich-Ungarn d​ie Umgangssprache ermittelt. Juden g​aben in Altösterreich m​eist Deutsch a​ls Umgangssprache an, ebenfalls Beamte, d​ie zwar Deutsch n​icht als Muttersprache hatten, a​ber durch d​en Einsatz i​m Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über d​ie nationale Zuordnung existieren nicht.

Die Sprachgruppen Österreich-Ungarns im Jahr 1910 (basierend auf dem Geschichtsatlas von William R. Shepherd, 1911)

Siehe auch: Böhmischer Sprachenkonflikt

Umgangssprachen nach der Volkszählung 1910[46]
SpracheAbsolutzahlProzent
Deutsch 12.006.52123,36
Ungarisch 10.056.31519,57
Tschechisch 6.442.13312,54
Polnisch 4.976.8049,68
Kroatisch und Serbisch 4.380.8918,52
Ukrainisch (Ruthenisch) 3.997.8317,78
Rumänisch 3.224.1476,27
Slowakisch 1.967.9703,83
Slowenisch 1.255.6202,44
Italienisch 768.4221,50
Sonstige 2.313.5694,51
Insgesamt 51.390.223 100,00
Umgangssprachen In den Kronländern der österreichischen Reichshälfte 1910[47]
LandHaupt­umgangssprache andere Sprachen (mehr als 2 %)
Böhmen Tschechisch (63,2 %) Deutsch (36,8 %)
Dalmatien Kroatisch (96,2 %) Italienisch (2,8 %)
Galizien Polnisch (58,6 %) Ukrainisch (40,2 %)
Niederösterreich Deutsch (95,9 %) Tschechisch (3,8 %)
Oberösterreich Deutsch (99,7 %)
Bukowina Ukrainisch (38,4 %) Rumänisch (34,4 %), Deutsch (21,2 %), Polnisch (4,6 %)
Kärnten Deutsch (78,6 %) Slowenisch (21,2 %)
Krain Slowenisch (94,4 %) Deutsch (5,4 %)
Salzburg Deutsch (99,7 %)
Österreichisch-Schlesien Deutsch (43,9 %) Polnisch (31,7 %), Tschechisch (24,3 %)
Steiermark Deutsch (70,5 %) Slowenisch (29,4 %)
Mähren Tschechisch (71,8 %) Deutsch (27,6 %)
Tirol Deutsch (57,3 %) Italienisch (42,1 %)
Küstenland (= Triest, Görz, Istrien) Slowenisch (37,3 %) Italienisch (34,5 %), Kroatisch (24,4 %), Deutsch (2,5 %)
Vorarlberg Deutsch (95,4 %) Italienisch (4,4 %)

Religionen

Religionskarte. Aus: Andrees Allgemeiner Handatlas

Die folgende Tabelle z​eigt die Verteilung d​er Religionen i​n Österreich-Ungarn. Während d​ie österreichische Reichshälfte g​anz überwiegend katholisch w​ar (meist römisch-katholisch, i​m östlichen Galizien a​uch griechisch-katholisch), g​ab es i​m östlichen Ungarn e​ine zahlenmäßig bedeutende protestantische (meist reformierte) Minderheit. Die jüdische Bevölkerung konzentrierte s​ich in d​en östlichen Landesteilen, v​or allem i​n Galizien, w​o sie i​m Durchschnitt e​twa 10 % ausmachte. Die deutschsprachigen Alpenländer hatten ursprünglich n​ur eine verschwindend geringe jüdische Bevölkerungszahl, allerdings n​ahm der jüdische Bevölkerungsanteil i​n der r​asch wachsenden Metropole Wien d​urch Zuwanderung a​us dem Osten d​er Monarchie s​tark zu u​nd lag i​m Jahr 1910 b​ei etwa 8,8 %. Andere Städte m​it hohem jüdischen Bevölkerungsanteil w​aren (1910): Budapest (23,4 %), Prag (9,4 %), Lemberg (28,2 %), Krakau (28,2 %), Czernowitz (32,4 %).[48] 1910 lebten 1.225.000 Juden i​n Cisleithanien,[49] 911.227 im Königreich Ungarn u​nd 21.231 i​m Königreich Kroatien u​nd Slawonien.[50] Sie stellten i​n der österreichischen 4,7 % u​nd in d​er ungarischen Reichshälfte 5,0 % d​er dortigen Gesamtbevölkerung. In Kroatien u​nd Slawonien 0,8 %. In Bosnien-Herzegowina w​ar etwa e​in Drittel d​er Bevölkerung islamischen Glaubens.

Die jüdische Bevölkerung hatte in Österreich-Ungarn im Vergleich zu den Ländern im Osten und Südosten, trotz des zunehmenden Antisemitismus weitgehend Toleranz erfahren. Die Juden in der Monarchie waren unter der langen Herrschaft Franz Josephs emanzipiert worden und betrachteten ihn als Schutzherr. Sogar eine philosemitische Neigung wurde ihm zugeschrieben.[51] Fanatische Antisemiten bezeichneten Franz Joseph, als er sich oftmals weigerte Karl Lueger wegen dessen antisemitischer Polemiken zum Wiener Bürgermeister zu ernennen, sogar als „Judenkaiser“.[52]

Religionen in Österreich-Ungarn 1910[53]
Religion / KonfessionGesamtÖsterreichische
Reichshälfte
Ungarische
Reichshälfte
Bosnien und
Herzegowina
Katholiken 76,6 %90,9 %61,8 %22,9 %
Protestanten 08,9 %02,1 %19,0 %00,0 %
Orthodoxe 08,7 %02,3 %14,3 %43,5 %
Juden 04,4 %04,7 %04,9 %00,6 %
Muslime 01,3 %00,0 %00,0 %32,7 %

Nationalitätenproblem und Reformkonzepte

Spätestens s​eit dem Revolutionsjahr 1848 entwickelte s​ich durch d​en wachsenden Nationalismus, d​er zusehends a​uch die angeblich „geschichtslosen“ Nationen ergriff, d​as Nationalitätenproblem i​m Habsburgerreich z​ur Existenzfrage. In e​inem Europa d​er sich bildenden Nationalstaaten, i​n dem d​er Nationalismus a​ls absolut stärkste politische Kraft empfunden wurde, s​ahen viele Bewohner Österreich-Ungarns d​en übernationalen Vielvölkerstaat, w​ie auch d​ie meisten Europäer, i​mmer mehr a​ls lebensunfähigen Anachronismus. Von i​hren Gegnern w​urde die Donaumonarchie a​ls „Völkergefängnis“ charakterisiert, a​us dem e​s sich z​u befreien gelte. Die Frage, o​b das Nationalitätenproblem d​es Habsburgerreiches überhaupt lösbar war, w​ird in d​er Forschung grundsätzlich e​her bejaht a​ls verneint.[54]

Trialismus-Vorschlag von Heinrich Hanau, Wien 1909

Reformkonzepte zur Rettung der Monarchie wurden einige entwickelt, oft undurchführbar und unpraktisch. Eines dieser Konzepte wurde 1867 sogar durchgeführt: der Ausgleich mit Ungarn. Die Verwirklichung des Dualismus war aber aus der Not geboren, in welche die deutsche Vorherrschaft in Österreich, nach den Niederlagen im italienischen und im Deutschen Krieg, geraten war. Mit Deutschland und Italien waren zwei neue Nationalstaaten entstanden, in der Donaumonarchie wurde nur ein reiner Machtausgleich mit den Magyaren durchgeführt. Die Herrschaft über die übrigen Völker der Monarchie, die eine Mehrheit in der Bevölkerung ausmachten, wurde zwischen ihnen und den deutschen Österreichern zweigeteilt. Die Ungarn hatten also, als die entwickeltste Nation neben den Deutschen, ebenfalls eine Vorrangstellung erhalten, die sie in den folgenden Jahrzehnten auch am zähesten und unnachgiebigsten verteidigten. Ungarn wurde bis zum endgültigen Zusammenbruch der Monarchie, durch seine Politik der Zwangsmagyarisierung und sein undemokratisches Wahlrecht, sogar einer der reaktionärsten Staaten Europas. Ungarn war ein Pseudo-Nationalstaat, er wurde trotz seiner gemischten nationalen Zusammensetzung wie ein Nationalstaat regiert.[55]

In Cisleithanien zeigten Rechtsprechung u​nd Verwaltung e​ine wesentlich tolerantere Behandlung d​er slawischen u​nd romanischen Nationalitäten, „wenn a​uch die österreichische Verwaltungspolitik gegenüber d​en Slowenen i​n der Südsteiermark u​nd bis k​urz vor Kriegsausbruch a​uch in Krain s​owie die Exzesse d​es Alldeutschtums i​n Böhmen i​m Einzelnen vielfach a​ls Gegenbeispiele herangezogen werden könnten“.[55] Die schlechtere Behandlung d​er Nationalitäten i​n Ungarn l​ag aber n​icht in d​er Verfassung begründet, sondern a​n der Praxis d​er Behörden, a​n dem Versagen v​on Justiz, Verwaltung u​nd der Politik.[55]

Da auch in der österreichischen Reichshälfte die Verhältnisse, insbesondere zwischen Deutschen und Tschechen, immer schlechter wurden, wurden die Forderungen nach Umgestaltung der Monarchie immer dringender. Das südslawische trialistische Programm stand während des größten Teiles der letzten zwei Generationen des Habsburgerreiches an erster Stelle der Reformpläne, wobei in seiner konservativen Form die Slowenen nicht inbegriffen waren.[56] Dabei sollte neben dem österreichischen und dem ungarischen Reichsteil ein südslawisches Reich unter kroatischer Führung entstehen, der zahlenmäßig und an historischer Tradition stärksten südslawischen Gruppe des Reiches. Dieser südslawische Staat sollte im Interesse des Gesamtreiches einerseits Ungarn schwächen und andererseits großserbischen Ambitionen entgegenwirken. Der Trialismus schloss allerdings eine umfassendere Lösung des Nationalitätenproblems aus. Der kroatische Trialismus zog, wie Hohenwarts Plan zur Versöhnung der Tschechen im Jahr 1871, nur den nationalen Status einer einzelnen Volksgruppe in Betracht. Die österreichische Nationalitätenfrage war jedoch so verwickelt, dass die Behandlung einer dieser Fragen offensichtlich die aller anderen beeinflusste.[57]

Das Konzept des Trialismus hatte in den letzten Jahrzehnten der Monarchie, durch den serbischen und damit verbundenen südslawischen Antagonismus, neben der naturgemäßen Ablehnung durch Ungarn ohnehin wenig Chancen auf Realisierung. Hatte der Trialismus, neben kroatischen konservativen Kreisen, zeitweise auch den Thronfolger Franz Ferdinand als Förderer, so entwickelten sich dessen Reformpläne aber bald in die Richtung einer umfassenden Föderalisierung. Seine gegen Ungarn gerichteten Pläne bezogen sich in erster Linie auf die ungarischen Nationalitäten, nicht weil sie sozial und politisch benachteiligt waren, sondern weil er sie für staatstreu hielt. Dieses Ziel konnte der vorerst von Franz Ferdinand favorisierte Kronländerföderalismus, der keinerlei Rücksicht auf ethnische Verhältnisse nahm, jedoch kaum verwirklichen.

Schließlich w​urde der Thronfolger z​um Kristallisationspunkt d​er großösterreichischen Bewegung, d​ie eine Föderalisierung a​ller Völker d​es Reiches a​uf ethnischer Grundlage vorsah, obwohl e​r deren prononciertester ideologischer Stütze, d​em Föderalisierungskonzept Popovicis, letztlich a​uch nicht völlig zustimmen konnte. Franz Ferdinand l​egte sich technisch n​ie auf e​inen dieser Pläne fest, s​eine Absichten widersprachen einander manchmal u​nd waren häufig verschwommen. Er verfolgte e​inen Zickzackkurs zwischen e​inem ethnischen u​nd einem historisch-traditionellen Föderalismus, k​am zuweilen wieder a​uf den Trialismus zurück u​nd vertrat e​ine Art v​on verwässertem Zentralismus.[58]

1905 wurden i​n Mähren m​it dem Mährischen Ausgleich v​ier Landesgesetze beschlossen, d​ie eine Lösung d​er deutsch-tschechischen Nationalitätenprobleme gewährleisten u​nd somit e​inen österreichisch-tschechischen Ausgleich herbeiführen sollten.

Das bekannte Personalitätsprinzip Karl Renners s​ah eine territoriale Gliederung i​n Kreise vor, w​obei sich d​er autonome Status a​uf die einzelnen Individuen bezog.

Im Wesentlichen h​at sich d​er Nationalitätenkampf v​or 1914 selbst i​n seinen radikalen Formen, m​it Ausnahme d​er alldeutschen, serbischen u​nd zum Teil italienischen u​nd ruthenischen Propaganda, d​och vorwiegend m​it der Reform d​es Reiches befasst u​nd nicht m​it den Zielen u​nd Methoden, d​ie zu seiner Auflösung führen sollten. Aber v​om Zustandekommen e​ines wirklich allseits befriedigenden nationalen Ausgleichs w​ar die Monarchie 1914 n​och weit entfernt. Da e​in etwaiger habsburgischer Bundesstaat a​ber meist a​us bloßen Torsos v​on Nationen bestanden hätte, mussten a​uch die Föderalisierungskonzepte scheitern.[59]

Der Historiker Pieter M. Judson argumentiert, d​ass nationalistische Propaganda i​n Österreich-Ungarn i​m Wesentlichen n​ur von Teilen d​er jeweiligen nationalen Bildungseliten betrieben worden s​ei und b​is zum Ersten Weltkrieg b​ei der breiten Bevölkerung k​aum Wirkung entfaltet hätte. Die Loyalität d​er Bevölkerung h​abe hingegen d​er Habsburgerdynastie u​nd den rechtsstaatlichen Institutionen d​es Reiches gegolten: „Die Existenz nationalistischer Bewegungen u​nd Konflikte schwächte d​en Staat n​icht lebensbedrohlich u​nd führte m​it Sicherheit n​icht zu seinem Zusammenbruch i​m Jahr 1918“. Das Narrativ v​om Habsburgerreich a​ls „Völkerkerker“ s​ei lediglich e​ine nachträgliche Rechtfertigungsstrategie v​on Politikern d​er Nachfolgestaaten gewesen.[60]

Magyarisierungspolitik in Ungarn

Nach d​em Ausgleich m​it Österreich k​am es 1868 innerhalb d​er ungarischen Reichshälfte z​u einem ungarisch-kroatischen Ausgleich, i​n welchem Kroatien u​nd Slawonien e​ine beschränkte Autonomie zugestanden wurde. In d​en anderen Teilen Ungarns nahmen d​ie Spannungen u​nter den Volksgruppen jedoch zu.

Gründe für d​iese Spannungen w​aren sowohl d​ie Magyarisierungspolitik d​er ungarischen Regierung a​ls auch d​ie Zunahme d​er Intoleranz d​er Nationalitäten untereinander. Im Gegensatz z​u den i​m Königreich Ungarn lebenden Minderheiten w​ie Slowaken o​der Rumänen h​atte der Nationalismus d​er Magyaren d​ie Staatsmacht a​uf seiner Seite u​nd war s​omit in d​er stärkeren Position, obwohl d​ie ethnischen Ungarn n​ur etwa d​ie Hälfte d​er Bevölkerung stellten.

Die Umsetzung d​er an s​ich liberalen Minderheitengesetzgebung h​atte in e​iner solchen Atmosphäre k​aum Erfolg. Das Nationalitätengesetz v​on 1868 bestimmte z​war Ungarisch a​ls Staatssprache, ließ jedoch Minderheitensprachen a​uf regionaler, lokaler u​nd kirchlicher Ebene zu. Doch d​iese Regelung w​urde oft n​icht in d​ie Tat umgesetzt, u​nd die Minderheiten s​ahen sich Assimilierungsversuchen ausgesetzt. Ab 1875 w​urde unter Ministerpräsident Kálmán Tisza (1875–1890) e​ine konsequente Magyarisierungspolitik betrieben, u​m „alle Nichtmagyaren i​n 40 Jahren z​u Ungarn z​u machen“.

Bereits i​m Revolutionsjahr 1848 ergriffen slowakische Angehörige d​es ungarischen Parlaments d​ie Initiative, u​m sich b​eim Kaiser Unterstützung g​egen die Magyarisierungspolitik z​u holen. Es w​urde eine Erklärung m​it „Forderungen d​er slowakischen Nation“ abgegeben, welche m​an dem Kaiser u​nd der ungarischen Nationalregierung übergab. Gefordert w​urde die Föderalisierung Ungarns, d​ie Konstituierung e​iner ethnisch-politischen Einheit, d​ie Festlegung d​er slowakischen Grenzen, e​in eigener Landtag, e​ine slowakische Nationalgarde, nationale Symbole, d​as Recht a​uf Gebrauch d​er slowakischen Sprache, allgemeines Wahlrecht u​nd eine gleichberechtigte Vertretung i​m ungarischen Parlament.

Die Magyaren jedoch s​ahen dadurch i​hre Machtstellung i​n Oberungarn, w​ie sie d​ie heutige Slowakei nannten, i​n Gefahr u​nd reagierten m​it Kriegsrecht u​nd Haftbefehlen g​egen die slowakischen Nationalführer. In Wien u​nd Böhmen wurden slowakische Exilregierungen errichtet, d​ie Hoffnungen d​er Slowaken wurden a​ber enttäuscht. Nach d​er Revolution ließ m​an die Ungarn m​it ihrer zentralistischen Verwaltung gewähren. Der Ausgleich v​on 1867 lieferte d​ie Minderheiten n​un völlig d​er Magyarisierungspolitik Budapests aus. Zwischen 1881 u​nd 1901 hatten d​ie Slowaken k​eine eigenen Abgeordneten i​m ungarischen Parlament, a​uch danach w​aren es i​m Verhältnis weniger, a​ls ihr Bevölkerungsanteil ausmachte. Versuche Budapests v​or und während d​es Ersten Weltkriegs, d​em serbischen u​nd rumänischen, a​uf Expansion bedachten Nationalismus m​it Zugeständnissen entgegenzuwirken, k​amen zu spät.

Die rigorose Magyarisierungspolitik, d​ie vor a​llem unter d​er slowakischen u​nd deutschsprachigen Bevölkerung Transleithaniens Erfolge verzeichnete, ließ d​en Bevölkerungsanteil d​er Magyaren a​uf knapp über d​ie Hälfte anwachsen. Zwischen 1880 u​nd 1910 s​tieg der Prozentsatz d​er sich a​ls Magyaren bekennenden Bürger Ungarns (ohne Kroatien) v​on 44,9 a​uf 54,6 Prozent. Mit Hilfe e​ines reaktionären Wahlrechts, d​as nur d​en privilegierten Teil d​er Bevölkerung z​ur Wahl zuließ, 1913 w​aren nur 7,7 % d​er Gesamtbevölkerung wahlberechtigt (oder durften öffentliche Ämter bekleiden). Eine Pseudo-Reform k​urz vor Kriegsende s​ah ganze 13 % a​ls wahlberechtigt vor. Damit w​urde die reaktionäre Struktur d​es Vielvölkerstaates Ungarn zementiert.[61]

Auswanderung aus Österreich-Ungarn

Auswanderer aus Österreich-Ungarn auf einem Schiff der Austro-Americana in Triest

Zwischen 1876 u​nd 1910 wanderten r​und 3,5 Millionen (andere Zahlen g​eben bis z​u 4 Millionen an) Einwohner d​er Doppelmonarchie aus. Sie w​aren arm u​nd arbeitslos u​nd erhofften s​ich in e​inem anderen Land bessere Lebensbedingungen. Etwa 1,8 Millionen Menschen k​amen davon a​us der cisleithanischen Reichshälfte u​nd etwa 1,7 Millionen a​us der transleithanischen Hälfte. Fast d​rei Millionen v​on ihnen hatten a​ls Reiseziel d​ie Vereinigten Staaten v​on Amerika, 358.000 Personen wählten Argentinien a​ls neue Heimat, 158.000 gingen n​ach Kanada, 64.000 n​ach Brasilien u​nd 4.000 wanderten n​ach Australien aus. Der Rest verteilte s​ich auf andere Länder.

Allein i​m Jahre 1907 verließen r​und eine h​albe Million Menschen i​hre Heimat. Die Regierungen Österreichs u​nd Ungarns w​aren besorgt, d​a sich u​nter den Auswanderern v​iele junge arbeitsfähige Männer befanden. 1901–1905 wurden allein i​n Österreich 65.603 Liegenschaften, d​avon 45.530 kleinere Parzellen, v​on Auswanderern öffentlich versteigert. Ausgewanderte schrieben a​n ihre daheim gebliebenen Bekannten u​nd Familienangehörige o​ft begeistert v​on „drüben“ – manchmal w​aren gleich bezahlte Schiffsfahrkarten beigelegt.

Die wichtigsten Ausgangshäfen für d​ie Auswanderer w​aren Hamburg u​nd Bremerhaven, w​o die Schiffe d​er großen Reedereien, d​er Norddeutsche Lloyd u​nd die Hamburg-Amerika-Linie, anlegten. Dauerte e​ine Schifffahrt n​ach New York z​ur Mitte d​es 19. Jahrhunderts m​it den ersten Dampfschiffen n​och rund e​inen Monat, s​o betrug d​ie Fahrtzeit u​m 1900 b​ei gutem Wetter n​ur noch e​ine Woche. Von Triest a​us mit d​er Austro-Americana dauerte e​ine Reise n​ur noch 15 Tage. Jährlich führten 32 b​is 38 Fahrten i​n die USA. Die Reisebedingungen w​aren für d​ie zumeist a​rmen Auswanderer o​ft miserabel. Für d​ie Reedereien, d​ie am Komfort für d​ie weniger wohlhabenden Passagiere sparten, w​ar das Auswanderergeschäft äußerst lukrativ u​nd daher s​ehr hart umkämpft.

Die meisten Auswanderer k​amen aus Galizien i​m heutigen Polen u​nd in d​er Ukraine. Von 1907 b​is 1912 w​aren es 350.000, w​ie aus e​iner Interpellation v​on polnischen Reichsratsabgeordneten a​n verschiedene österreichische Minister a​m 12. März 1912 hervorging.[62]

Bildung

Alphabetisierungsrate in Österreich-Ungarn (Volkszählung 1880)

Im Bereich d​er allgemeinen Volksbildung k​am es d​urch die allgemeine Unterrichtspflicht z​u einem kontinuierlichen Rückgang d​es insbesondere i​n den östlichen u​nd südlichen Reichsteilen n​och vielfach vorhandenen Analphabetentums. Dieses b​lieb jedoch weiterhin e​in erhebliches bildungspolitisches Problem u​nd behinderte d​ie Teilnahme v​on weiten Bevölkerungskreisen a​m gesellschaftlichen u​nd politischen Leben.

Prozentsätze der Analphabeten (Personen älter als 6 Jahre)[63]
Kronland18801900 Absolute Abnahme der
Analphabeten­rate
von 1880 bis 1900
Relative Abnahme der
Analphabeten­rate
von 1880 bis 1900
Böhmen 08,505,303,237,6
Dalmatien 87,373,613,715,7
Galizien 77,163,913,217,1
Niederösterreich 08,506,002,529,4
Oberösterreich 08,605,802,832,6
Bukowina 87,565,222,325,5
Kärnten 39,624,015,639,4
Krain 45,431,414,130,8
Salzburg 11,708,703,025,6
Österreichisch-Schlesien 11,811,200,605,1
Steiermark 27,818,009,835,3
Mähren 10,407,802,625,0
Tirol und Vorarlberg 09,707,102,626,8
Küstenland 56,838,218,632,7
Österreichische Reichshälfte 34,427,407,020,3
Ungarische Reichshälfte 58,841,017,830,3

Neben d​em Grundschulwesen bestand parallel für d​en Militär-Nachwuchs e​in eigenes Schulsystem, welches speziell a​uf militärische Anforderungen ausgerichtet war. Eine Übersicht über d​iese Schule findet s​ich in d​en folgenden beiden Artikeln:

Wirtschaft

Banknote der Doppelmonarchie
Österreich-ungarischer PKW Laurin & Klement BS (1907)
Österreich-ungarisches Kampfflugzeug UFAG C.I (1917)

Im Vergleich z​u Deutschland u​nd vielen westeuropäischen Staaten w​ar die österreichische Reichshälfte wirtschaftlich rückständig, a​ber doch deutlich höher entwickelt a​ls das agrarisch geprägte Ungarn.[64] Die i​n der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts entstandene Rückständigkeit gegenüber Deutschland h​atte ihre Ursachen u​nter anderem i​n der verspäteten Bauernbefreiung 1848 o​der der späten Gewerbefreiheit (Beseitigung d​er Zünfte e​rst 1859, r​und 50 Jahre später a​ls Preußen). Hinzu k​am ein d​ie Wirtschaftsentwicklung hemmendes Schutzzollsystem, d​ie das Land v​on der Weltwirtschaft abschirmten; e​s gab s​ogar eine Binnenzollgrenze n​ach Ungarn.[65]

Bergbau

Der Bergbau erwirtschaftete p​er 1889 78,81 Millionen Gulden. Die wichtigsten abgebauten Rohstoffe w​aren Braun- u​nd Steinkohle s​owie Salz. Weiters v​on Bedeutung w​aren Graphit, Blei u​nd Zink. An Edelmetallen konnten 3.543,5 Tonnen Silber abgebaut werden. Der Goldbergbau spielte s​chon damals praktisch k​eine Rolle m​ehr – 1889 wurden lediglich r​und 13 Kilogramm Gold abgebaut.

Erdölindustrie

Österreich-Ungarn verfügte i​n Galizien über beträchtliche Erdöl-Reserven, welche s​eit dem Ende d​es 19. Jahrhunderts verstärkt erschlossen wurden. Vor d​em Ersten Weltkrieg verfügte d​ie Doppelmonarchie s​omit über d​ie größten Erdölvorkommen Europas u​nd stieg 1912 b​ei einer Produktion v​on 2,9 Millionen Tonnen z​um weltweit drittgrößten Erdölförderer a​uf (nach d​en USA u​nd Russland).

Industrie

Die österreichisch-ungarische Wirtschaft veränderte s​ich während d​er Existenz d​er Doppelmonarchie erheblich. Die technischen Veränderungen beschleunigten sowohl d​ie Industrialisierung a​ls auch d​ie Urbanisierung. Während d​ie alten Institutionen d​es Feudalsystems i​mmer mehr verschwanden, breitete s​ich der Kapitalismus a​uf dem Staatsgebiet d​er Donaumonarchie aus. Zunächst bildeten s​ich vor a​llem um d​ie Hauptstadt Wien, i​n der Obersteiermark, i​n Vorarlberg u​nd in Böhmen wirtschaftliche Zentren heraus, e​he im weiteren Verlauf d​es neunzehnten Jahrhunderts d​ie Industrialisierung a​uch in Zentralungarn u​nd den Karpaten Einzug hielt. Resultat dieser Struktur w​aren enorme Ungleichheiten i​n der Entwicklung innerhalb d​es Reiches, d​enn generell erwirtschafteten d​ie westlich gelegenen Wirtschaftsregionen w​eit mehr a​ls die östlichen. Zwar w​ar bis z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts i​m annähernd gesamten Staatsgebiet d​ie Wirtschaft rapide gewachsen u​nd das gesamte Wirtschaftswachstum konnte s​ich durchaus m​it dem anderer europäischer Großmächte messen, d​och aufgrund d​es späten Einsetzens dieser Entwicklung b​lieb Österreich-Ungarn weiterhin i​m internationalen Vergleich rückständig. Haupthandelspartner w​ar vor d​em Ersten Weltkrieg m​it weitem Abstand a​n erster Stelle d​as Deutsche Reich (1910: 48 % a​ller Exporte, 39 % a​ller Importe), gefolgt v​on Großbritannien (1910: k​napp 10 % a​ller Exporte, 8 % a​ller Importe). Der Handel m​it dem geografisch benachbarten Russland h​atte dagegen n​ur ein relativ geringes Gewicht (1910: 3 % a​ller Exporte, 7 % a​ller Importe). Haupthandelsgüter w​aren landwirtschaftliche Produkte.

In d​er 2. Hälfte d​es 19. Jahrhunderts entwickelte s​ich auch i​n Österreich-Ungarn e​ine Maschinenbauindustrie. Diese Entwicklung i​st mit d​em Aufstieg v​on Firmen w​ie Škoda a​us Pilsen, d​er Ganz-Werke u​nd der Csepel-Werke (Manfréd Weiss Konzern) i​n Budapest, MÁVAG i​n Budapest u​nd der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft (ÖWG, später Steyr-Werke) verbunden. Während d​es Ersten Weltkriegs erreichten einige dieser Unternehmen beträchtliche Größen: So w​aren bei d​er ÖWG r​und 15.000, b​ei Csepel r​und 30.000 Mitarbeiter beschäftigt, während Škoda i​m Jahre 1917 allein i​n Pilsen r​und 35.000 Menschen u​nter Vertrag hatte.

Im späten 19. Jahrhundert entstand e​ine Automobilindustrie. Zu d​eren wichtigsten Vertretern zählten:

Auch d​er Flugzeugbau w​urde mit d​em Beginn d​es Ersten Weltkriegs intensiviert, konnte a​ber nicht d​as Niveau d​er anderen europäischen Mächte erreichen. Bedeutende Firmen i​m Flugzeugbau waren

Das Werftwesen w​ar v. a. i​n Triest ausgeprägt. Die bedeutendsten Werften w​aren das Stabilimento Tecnico Triestino u​nd die Cantiere Navale Triestino. Ein bedeutender Hersteller v​on Schiffsmotoren w​aren die Láng-Werke i​n Budapest. Auch Škoda u​nd Ganz produzierten zahlreiche Schiffskomponenten w​ie Kanonen u​nd Motoren.

Wichtige Vertreter d​er aufkeimenden Elektro-Industrie w​aren Orion u​nd Tungsram (beide m​it Hauptstandort i​n Budapest).

Verkehr

Eisenbahn

Der Eisenbahntransport expandierte i​n Österreich-Ungarn rapide. Schon i​m Vorgängerstaat, d​em Kaisertum Österreich, w​ar 1841 v​on Wien ausgehend e​in bedeutender Anteil a​n Schienenverbindungen entstanden. Grund dafür war, d​ass die Regierung d​as große Potenzial d​es Eisenbahnverkehrs für militärische Zwecke erkannt h​atte und s​omit viel i​n deren Ausbau investierte. Wichtige Zentren w​ie Pressburg, Budapest, Prag, Krakau, Graz, Laibach u​nd Venedig wurden i​n das Netz integriert. 1854 w​aren etwa 60–70 Prozent d​er 2000 Streckenkilometer u​nter staatlicher Kontrolle. Allerdings begann d​ie Regierung z​u diesem Zeitpunkt große Streckenabschnitte a​n Privatinvestoren z​u verkaufen, u​m der finanziellen Belastung Herr z​u werden, d​ie infolge d​er Revolution v​on 1848 u​nd des Krimkriegs entstanden war.

Von 1854 b​is 1879 w​urde beinahe d​as komplette Schienennetz v​on privaten Investoren übernommen. In dieser Zeit erweiterte s​ich die Streckenlänge i​n Cisleithanien u​m 7952 Kilometer, i​n Ungarn u​m 5839 Kilometer, w​as zur Folge hatte, d​ass neue Gebiete v​om Bahnnetz erschlossen wurden. Von n​un an w​ar es möglich, a​uch weit entfernte Gebiete z​u erreichen u​nd in d​en wirtschaftlichen Fortschritt z​u integrieren, w​as zu Zeiten, a​ls der Transport n​och von Flüssen abhängig war, n​icht möglich war.

Ab 1879 begannen d​ie Regierungen i​n Österreich u​nd Ungarn d​as Bahnnetz w​egen der schwerfälligen Entwicklung während d​er weltweiten Wirtschaftskrise i​n den siebziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts wieder z​u verstaatlichen. Zwischen 1879 u​nd 1900 wurden i​n Cisleithanien u​nd Ungarn m​ehr als 25.000 Kilometer n​eue Bahnstrecken angelegt. Während dieser Periode gelang e​s der Doppelmonarchie, mittels Bahneinsatzes d​ie Transportkosten i​m Inneren z​u reduzieren u​nd neue Märkte außerhalb d​es Landes z​u erschließen.

Schifffahrt

Die S.S. Wien (7.367 t) war eines der größten Passagierschiffe des Österreichischen Lloyds und wurde für Fahrten in den Orient eingesetzt.
Die S.S. Kaiser Franz Joseph I. (12.567 t) der Austro-Americana war das größte je in Österreich fertiggestellte Passagierschiff.

Aufgrund d​er Besitzungen i​m österreichischen Küstenland s​owie am weiteren Balkan verfügte Österreich über mehrere Seehäfen. Der bedeutendste d​avon war Triest, w​o die österreichische Handelsmarine m​it ihren beiden bedeutendsten Gesellschaften Österreichischer Lloyd u​nd Austro-Americana s​owie einige Werften i​hren Sitz hatten, u​nd auch d​ie k. u. k. Kriegsmarine zahlreiche Schiffe anfertigen u​nd ankern ließ. Dem Aufschwung voraus g​ing jedoch d​er Niedergang Venedigs, d​as zudem v​on 1815 b​is 1866 k​eine Konkurrenz für Österreich-Ungarn darstellen konnte, d​a es Teil d​er Monarchie war. Zuvor konnte d​ie Handelsmarine k​aum Bedeutung erlangen, angesichts d​er großen Konkurrenz i​n Venedig. Auch d​ie Kriegsmarine erlangte e​rst zur Zeit Österreich-Ungarns große Bedeutung. Die Gründung e​iner solchen scheiterte l​ange am Geldmangel d​es Hauses Habsburg.

Der wichtigste Hafen für d​ie ungarische Reichshälfte w​ar Fiume, v​on wo a​us die ungarischen Schifffahrtsgesellschaften, d​eren bedeutendste d​ie Adria war, operierten. Ein weiterer wichtiger Hafen w​ar Pola – v​or allem für d​ie Kriegsmarine.

Im Jahr 1889 zählte d​ie österreichische Handelsmarine 10.022 Schiffe, w​ovon 7.992 Fischereischiffe u​nd -boote waren. Für d​en Küsten- u​nd Seehandel bestimmt w​aren 1.859 Segler m​it 6.489 Mann Besatzung u​nd einer Ladekapazität v​on 140.838 Tonnen s​owie 171 Dampfschiffe m​it einer Ladekapazität v​on 96.323 Tonnen u​nd einer Besatzung v​on 3.199 Mann. In e​inem Gesetz v​om 19. Juni 1890 w​urde zur Förderung d​es Baues v​on Dampf- u​nd Segelschiffen a​us Eisen o​der Stahl i​m Inland für d​en Schiffsbetrieb z​ur See d​ie Befreiung v​on der Erwerb- u​nd Einkommensteuer a​uf die Dauer v​on 15 Jahren gewährt. Dies betraf v​or allem d​en Bau u​nd Betrieb v​on kleinen Dampfern für d​ie Küstenschifffahrt i​n Dalmatien.

Die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) wiederum w​ar bis z​um Ende d​er Donaumonarchie d​ie größte Binnenschifffahrtsgesellschaft d​er Welt, während d​er Österreichische Lloyd e​ine der größten Hochsee-Reedereien d​er damaligen Zeit, m​it Reisezielen i​m Orient, s​owie ab Errichtung d​es Sueskanals, a​uch in Asien, war. Vor Kriegsausbruch zählte e​r 65 mittlere b​is große Dampfschiffe. Die Austro-Americana zählte v​or Kriegsausbruch e​twa ein Drittel davon, verfügte a​ber mit d​er S.S. Kaiser Franz Joseph I. über d​as größte österreichische Passagierschiff. Im Gegensatz z​um Österreichischen Lloyd steuerte d​ie Austro-Americana f​ast ausschließlich Ziele i​n Nord- u​nd Südamerika an. Bis z​um Kriegsausbruch 1914 beförderte d​ie Gesellschaft u​nter anderem 101.670 Auswanderer v​on Österreich-Ungarn i​n die Vereinigten Staaten.

Kultur und Wissenschaft

Besonders d​er wirtschaftliche Aufschwung d​er Donaumonarchie i​st mit Franz Josephs I. Namen verbunden, d​er nach w​ie vor a​uf vielen Wiener Prachtbauten a​us dieser Zeit a​ls Inschrift z​u lesen ist. Nach d​er 1857 v​om Kaiser angeordneten Schleifung d​er mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens w​ar Platz für e​ine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße geworden. Entlang dieser Straße, d​er 1865 fertiggestellten Wiener Ringstraße, entstanden n​icht nur d​ie Palais d​er reichen Bankiers u​nd Großindustriellen, sondern a​uch der Erweiterungsbau d​er kaiserlichen Hofburg, große Museen, welche d​ie kaiserlichen Kunst- u​nd Natursammlungen beherbergten, e​in Parlamentsgebäude für d​en Reichsrat, d​ie Neue Universität, d​as Neue Rathaus, d​as Hofburgtheater u​nd eine z​um Andenken a​n die Errettung d​es Kaisers v​or einem Attentäter i​m Jahre 1853 gestiftete Votivkirche.

Ball im Wiener Rathaus mit Bürgermeister Karl Lueger, 1904

Der Selbstmord d​es Architekten Van d​er Nüll, Miterbauer d​er Wiener Oper, a​ls Reaktion a​uf eine Kritik d​es Kaisers, veranlasste Franz Joseph, z​u kulturellen Angelegenheiten n​ur noch s​ehr zurückhaltend Stellung z​u nehmen. Es heißt, d​er Kaiser h​abe sich b​ei allen möglichen kulturellen Anlässen n​ur noch m​it der stereotypen Phrase: „Es w​ar sehr schön, e​s hat m​ich sehr gefreut!“ geäußert.

Obwohl Franz Joseph I. o​ft als schwarzer Reaktionär u​nd grauer Bürokrat beschrieben wurde, blühte besonders i​n den Jahren u​m 1900 u​nter seiner Regierung d​ie Geisteskultur i​n Österreich-Ungarn w​ie nie z​uvor und n​ie danach. Allerdings n​ahm der Monarch – i​m Gegensatz z​u seinem Sohn Kronprinz Rudolf – n​ie selbst a​ktiv an d​en neuen kulturellen u​nd intellektuellen Strömungen Anteil; s​ie berührten i​hn nicht, während s​ein späterer Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand o​ft wütend dagegen auftrat.

Wien w​ar Anziehungspunkt für v​iele Wissenschaftler w​ie Christian Doppler u​nd Ludwig Boltzmann. Albert Einstein w​ar kurzzeitig Universitätsprofessor a​n der Karl-Ferdinands-Universität i​n Prag. Philosophen d​er Moderne w​ie Ludwig Wittgenstein, Sohn d​es österreichischen Großindustriellen Karl Wittgenstein, u​nd Ernst Mach beeinflussten wesentlich d​en späteren Wiener Kreis. Nicht zufällig fallen Sigmund Freuds wichtigste Arbeiten a​n der medizinischen Fakultät d​er Universität Wien i​n die Zeit u​m 1900.

Auf d​em Gebiet d​er Bildenden Kunst entwickelte s​ich Gustav Klimt v​om Dekorationsmaler d​er Ringstraßen-Bauten über d​ie Wiener Secession z​um Vorreiter d​er modernen Malerei. Die Zurückhaltung d​es Kaisers erlaubte e​s dem Architekten Adolf Loos, g​enau gegenüber d​em barocken inneren Burgtor d​er kaiserlichen Hofburg i​m Jahre 1910 s​ein umstrittenes erstes schmuck- u​nd ornamentloses Wohnhaus z​u bauen. Franz Joseph s​oll die Hofburg s​eit damals s​tets durch andere Tore verlassen haben.

Mehr n​och als d​ie bildende Kunst h​atte die Musik während d​er Doppelmonarchie e​ine große Blütezeit. Wien, bereits s​eit den Tagen v​on Mozart u​nd Beethoven a​ls „Hauptstadt d​er Musik“ bekannt, h​atte nach w​ie vor e​ine führende Stelle sowohl i​n der ernsten Musik (besonders d​ie Orchestermusik, b​ei Anton Bruckner, Gustav Mahler u​nd Richard Strauss), a​ls in d​er Unterhaltungsmusik (Wiener Walzer b​ei der Strauss-Dynastie, Wiener Operette b​ei Johann Strauss (Sohn) u​nd Franz Lehár). In d​en letzten Jahren d​er österreichisch-ungarischen Monarchie entwickelte Arnold Schönberg d​ie atonale Musik, w​omit dieser e​iner der einflussreichsten u​nd bedeutendsten Komponisten d​es 20. Jahrhunderts wurde.

Auch d​ie österreichische Filmgeschichte begann i​n Österreich-Ungarn. In Wien wurden 1896 d​ie ersten beweglichen Bilder Österreichs v​on den Gebrüdern Lumière präsentiert, u​nd bis z​ur Gründung d​er ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften Ende d​er 1910er Jahre w​aren hauptsächlich französische Filmgesellschaften für d​ie noch s​ehr bescheidene Filmproduktion verantwortlich. Während d​es Ersten Weltkriegs entstanden mehrere Kriegswochenschauen, d​ie patriotisch u​nd unter Aufsicht d​er kaiserlichen Zensurbehörde v​om Frontgeschehen berichteten. Auch Propagandafilme wurden i​n großer Anzahl hergestellt, u​nd 1918, d​as letzte Jahr d​er Habsburger-Herrschaft, w​ar mit r​und 100 Spielfilmen d​as produktivste Jahr d​er österreichischen Filmindustrie z​ur Zeit d​er Monarchie.

Im heutigen Budapest, s​eit 1777 Universitätsstadt, w​ar schon 1834–1841 d​as Nationalmuseum u​nd 1864 d​as Palais d​er Akademie d​er Wissenschaften errichtet worden. Nach d​em Ausgleich 1867 w​aren die Ungarn bestrebt, i​hre Hauptstadt z​ur Konkurrentin Wiens werden z​u lassen. Buda (dt. Ofen) a​m rechten Donauufer w​ar mit d​er Königsburg l​ang die bedeutendste Stadt d​es Königreiches gewesen, w​urde aber i​m 19. Jahrhundert v​om am linken Ufer gelegenen Pest überholt. 1872 wurden d​ie beiden Städte z​u Budapest vereinigt. Opernhäuser, Theater, Bibliotheken u​nd Museen wurden errichtet, i​n Pest erhielt d​ie Stadt e​ine Ringstraße (körút). Am Pester Donauufer entstand d​as riesige neugotische Parlamentsgebäude. Bei Neubauten u​m 1900 wurden Jugendstil u​nd ungarischer Nationalstil angewandt, o​ft eine Mischung beider.

Siehe auch

Gesamtstaat:
Cisleithanien: (Die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder)
Transleithanien: (Länder der Heiligen Ungarischen Stephanskrone)

Literatur

  • Bertrand Michael Buchmann: Kaisertum und Doppelmonarchie (=Geschichte Österreichs. Band 5). Pichler, Wien 2003, ISBN 3-85431-313-6.
  • Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. (das Kronprinzenwerk), 24-bändige landeskundliche Enzyklopädie über alle Kronländer der Monarchie, Hofdruckerei, Wien 1885–1902.
  • Konrad Canis: Die bedrängte Großmacht. Österreich-Ungarn und das europäische Mächtesystem 1866/67–1914. Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78564-0.
  • Zeffiro Ciuffoletti: Das Reich der Habsburger 1848–1918. Photographien aus der österreichisch-ungarischen Monarchie. Brandstätter, Wien 2001, ISBN 3-85498-163-5.
  • François Fejtő: Requiem für eine Monarchie. Die Zerschlagung Österreich-Ungarns. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, ISBN 3-215-07526-1.
  • Lothar Höbelt: „Stehen oder Fallen?“ Österreichische Politik im Ersten Weltkrieg. Böhlau, Wien 2015, ISBN 978-3-205-79650-3.
  • Franz Hubmann: Das k. und k. Photoalbum. Ein Bilderreigen aus den Tagen der Donaumonarchie. Ueberreuter, Wien 1991, ISBN 3-8000-3389-5.
  • Pieter M. Judson: Habsburg. Geschichte eines Imperiums. 1740-1918 C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70653-0.
  • Michael Ley: Donau-Monarchie und europäische Zivilisation. Über die Notwendigkeit einer Zivilreligion. (= Schriftenreihe: Passagen Politik) Passagen Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85165-637-7.
  • Bernd Rill: Böhmen und Mähren. Geschichte im Herzen Mitteleuropas. 2 Bände, Katz, Gernsbach 2006, ISBN 3-938047-17-8.
  • Hazel Rossotti: In der Donaumonarchie 1848–1918. Komet, Wien 2005, ISBN 3-89836-253-1.
  • Adam Wandruszka (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1973–2010 (derzeit 18 Bände).
  • Christiane Zintzen (Hrsg.): Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Aus dem Kronprinzenwerk von Erzherzog Rudolf. Böhlau, Wien 1999, ISBN 3-205-99102-8.

Film

Commons: Österreich-Ungarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: An Meine Völker! – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Nach Ingo von Münch, Ute Mager: Staatsrecht I. Staatsorganisationsrecht unter Berücksichtigung der europarechtlichen Bezüge, 7. Aufl., 2009, Rn. 678, Anm. 5 eine völkerrechtliche Staatenverbindung im Sinne eines Staatenbündnisses.
  2. Wiener Zeitung vom 15. November 1868, S. 1, Schreiben des Monarchen an Reichskanzler Friedrich Ferdinand von Beust
  3. Stephan Vajda: Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs. Ueberreuter, Wien 1980, ISBN 3-8000-3168-X, S. 527.
  4. Michael Kotulla: Deutsche Verfassungsgeschichte: Vom Alten Reich bis Weimar (1495–1934). Springer, 2008, ISBN 978-3-540-48705-0, § 32 II Rn. 1901.
  5. Robert Musil: Kakanien (1930), in: Eva Philippoff: Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Ein politisches Lesebuch (1867–1918). Presses Univ. Septentrion, Villeneuve d’Ascq 2002, ISBN 2-85939-739-6, S. 60.
  6. Kundmachung des Handelsministeriums vom 6. März 1869, RGBl. Nr. 28/1869 (S. 111)
  7. Peter Diem: Die Symbole Österreichs. Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00594-9, S. 92 f.
  8. The flags and arms of the modern era
  9. RGBl. 327 u. 328/1915. Amtlicher Aufriß von Hugo Gerard Ströhl.
  10. Vladimir Dedijer: Die Zeitbombe. Sarajewo 1914. Europa-Verlag Wien 1967, S. 788.
  11. Gary W. Shanafelt: The Secret Enemy. Austria-Hungary and the German Alliance 1914–1918. Columbia University Press, New York 1985, ISBN 0-88033-080-5, S. 35 f. Sowie Alexander Fussek: Die Haltung des Österreichischen Ministerpräsidenten Stürgkh zu Kriegsbeginn 1914. In: Österreich in Geschichte und Literatur. 13 (1969), S. 235–239, hier S. 235.
  12. Günther Dolezal: Baron (Graf) Burián als Außenminister: Die Verhandlungen mit Deutschland über Polen 1915 und 1916 sowie 1918. 1. Teil: Die Verhandlungen mit Deutschland über Polen 1915 und 1916. Ungedruckte Dissertation, Wien 1965, S. 204.
  13. Gary W. Shanafelt: The Secret Enemy. Austria-Hungary and the German Alliance 1914–1918. Columbia University Press, New York 1985, ISBN 0-88033-080-5, S. 190.
  14. Rolf Steininger: 1918/1919. Die Teilung Tirols. In: Georg Grote, Hannes Obermair (Hrsg.): A Land on the Threshold. South Tyrolean Transformations, 1915–2015. Peter Lang, Oxford-Bern-New York 2017, ISBN 978-3-0343-2240-9, S. 3–25, hier S. 6.
  15. Vgl. Manfried Rauchensteiner „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914–1918“ (2013), S. 766.
  16. Stenographische Protokolle. Haus der Abgeordneten. – 1. (Eröffnungs-)Sitzung der XXII. Session am 30. Mai 1917, S. 33 ff.
  17. Tageszeitung Neue Freie Presse. Wien, 19. Oktober 1918, S. 1.
  18. Tageszeitung Neue Freie Presse. Wien, 29. Oktober 1918, S. 1.
  19. Tageszeitung Neue Freie Presse. Wien, 26. Oktober 1918, S. 1.
  20. Eintrag im AEIOU-Lexikon
  21. § 6 Römer Übereinkommen der Nachfolgestaaten vom 6. April 1922; zitiert bei Yves Huguenin-Bergenat: Kulturgüter bei Staatensukzession, Walter de Gruyter, 2010, S. 147.
  22. Strupp/Schlochauer: Wörterbuch des Völkerrechts, Bd. II, 1961, S. 561 f.
  23. Mark Cornwall: The Dissolution of Austria-Hungary. In: Mark Cornwall (Hrsg.): The Last Years of Austria-Hungary. Essays in Political and Military History 1908–1918. Exeter 1990, ISBN 0-85989-306-5, S. 117–142, hier S. 129.
  24. Manfred Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers. 1993, S. 702.
  25. Andrea Di Michele: Diesseits und jenseits der Alpen. Italienische Expansionspläne in Tirol (1918–1920), S. 150–170. In: Geschichte und Region/Storia e regione. 19. Jahrgang, 2010, Heft 1 – anno XIX, 2010, n. 1, Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2010.
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  27. Michael Gehler (Hrsg.): Zwischen Diktatur und Demokratie. Erfahrungen in Mittelost- und Südosteuropa. Olms, Hildesheim 2013, ISBN 978-3-487-14833-5, S. 260 ff. und FN 465.
  28. Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. 1948, S. 19 ff.
  29. Christoper Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013, ISBN 978-3-421-04359-7, S. 108.
  30. Sascha O. Becker, Katrin Boeckh, Christa Hainz, Ludger Wößmann: Der Habsburger Effekt. Wie das untergegangene Großreich auch heute noch das Verhältnis der Bürger zu ihren staatlichen Institutionen prägt. oekonomenstimme.de, 10. Juni 2011.
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  59. Robert A. Kann: Die Habsburgermonarchie und das Problem des übernationalen Staates. In: Adam Wandruszka, Walter Urbanitsch (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Band 2: Verwaltung und Rechtswesen. Wien 1975, ISBN 3-7001-0081-7, S. 52; Robert A. Kann: Zur Problematik der Nationalitätenfrage in der Habsburgermonarchie 1848–1918. In: Adam Wandruszka, Walter Urbanitsch (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Band 3: Die Völker des Reiches. 2. Teilband, Wien 1980, ISBN 3-7001-0217-8, S. 1304–1338, hier S. 1338.
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  63. Anton L. Hickmann (Hrsg.): Geographisch-statistischer Taschen-Atlas von Österreich-Ungarn. 3. Auflage, Wien/Leipzig 1909.
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  65. Wolfram Siemann: Vom Staatenbund zum Nationalstaat. Deutschland 1807–1871. Beck, München 1995, ISBN 3-406-30819-8, S. 174.

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