Niederlande
Die Niederlande (im Deutschen Plural; niederländisch Nederland und friesisch Nederlân, Singular, informell Holland) sind eines der vier autonomen Länder des Königreiches der Niederlande. Das größtenteils im nördlichen Westeuropa liegende Land wird dort durch die Nordsee im Norden und Westen, Belgien im Süden und Deutschland im Osten begrenzt. Die Hauptstadt der Niederlande ist Amsterdam, der Regierungssitz ist Den Haag. Die offizielle Landesfarbe ist Orange (Oranje)[6][7].
Zu dem Gebiet der Niederlande, das in diesem Artikel dargestellt wird, gehören, neben den zwölf Provinzen des europäischen Teils, die Karibikinseln Bonaire, Sint Eustatius und Saba (einschließlich ihrer jeweiligen Nebeninseln), die Besondere Gemeinden des Landes sind. Weitere niederländische karibische Gebiete sind kein Teil des Landes Niederlande, sondern autonome Länder im Königreich der Niederlande. Dies sind die Länder Aruba, Curaçao und Sint Maarten.
Nach Zugehörigkeit zum Mittelreich, Ostfrankenreich und zum Heiligen Römischen Reich gilt das Jahr 1581 mit dem Plakkaat van Verlatinghe als Geburtsstunde der Vereinigten Niederlande, die 1648 mit dem Westfälischen Frieden endgültig anerkannt wurden. Die Niederlande wurden zu einer Handels-, Kolonial- und See-Großmacht. Das 17. Jahrhundert wird als Goldenes Zeitalter beschrieben. Die Verfassung der Niederlande geht auf die Zeit des Wiener Kongresses 1814/15 zurück.
Zusammen mit Belgien und Luxemburg bilden die Niederlande die Benelux-Union. Die Niederlande sind Gründungsmitglied der Montanunion von 1951, aus der sich mehrere Nachfolger und 1992 die Europäische Union (EU) entwickelten.
Landesname
Der offizielle Name des Landes heißt auf Niederländisch Nederland. Das ist auch der Name, der in der Umgangssprache für Niederländer selbstverständlich ist. Im Deutschen hingegen heißt das Land „Niederlande“ (Plural); in der deutschen Umgangssprache sagt man oft „Holland“. Der Name „Holland“ bezieht sich auf eine frühere Grafschaft im Westen der Niederlande.[8] 1815 wurde das Königreich der Niederlande gegründet. Holland war zunächst eine Provinz, bis es 1843 in die Provinzen Noord-Holland (Hauptstadt Haarlem) und Zuid-Holland (Hauptstadt Den Haag) aufgeteilt wurde.
Im Niederländischen ist der Ausdruck Holland oder holländisch durchaus üblich, wenn dies ironisch oder zur Betonung niederländischer Volksart gemeint ist. Auch beim Fußball lautet die Selbstbezeichnung Holland, zum Beispiel im Schlachtruf Hup Holland Hup. Für den Tourismus in den Niederlanden wird von der Branchen das international bekanntere Holland im Marketing auf Englisch, Deutsch und in anderen Sprachen genutzt. Der Internetauftritt ist daher unter holland.com erreichbar.
2019 hat ein runder Tisch von Regierung und Wirtschaft beschlossen, dass das Land sich als Niederlande präsentieren soll. Man befürchtet, dass der Ausdruck Holland mit Klischees wie Tulpen und Windmühlen verbunden wird, während das Land sich lieber als modern und weltoffen sieht. Man möchte auch die Besucherströme in die übrigen Gegenden ableiten und damit die Hauptstadt Amsterdam entlasten.[9]
Der Landesname Niederlande (im Plural) ergibt sich aus der Geschichte der Niederlande. Die Niederlande waren am Ende des Mittelalters ein Teil des Herrschaftsgebietes des Hauses Burgund. Deren Ländereien gliederten sich im 15. Jahrhundert unter Karl dem Kühnen in die oberen Lande (das Herzogtum sowie die Freigrafschaft Burgund und Nebenländer) und die niederen Lande (Flandern, Artois mit einem Teil der Picardie, Brabant, Holland, Luxemburg u. a. m.).[10] 1482 gelangte das burgundische Erbe an das Haus Habsburg. Dessen Erblande gliederten sich seinerzeit schon in Nieder-, Inner- und Oberösterreich (um Wien, Graz und Innsbruck), die Küstenlande (an der Adria) und die Vorlande (am Oberrhein). So ergab sich einigermaßen konsequent die Bezeichnung Niederlande, burgundische Niederlande bzw. habsburgische Niederlande (zunächst Spanische Niederlande, seit 1714 Österreichische Niederlande). (Das burgundische Oberland – das Herzogtum um Dijon, das schon immer außerhalb der Reichsgrenzen gelegen hatte, also die heutige Region Bourgogne – ging 1493 an Frankreich verloren, ebenso 1678 die Freigrafschaft um Besançon, die heutige Franche-Comté.)
Im Niederländischen sagt man zu den historischen Regionen auch de Lage Landen, also die tief oder niedrig liegenden Länder, da es in den Niederlanden kein Gebirge und nur wenige Erhöhungen gibt. Die nordniederländischen Provinzen der Utrechter Union (Holland, Zeeland, Utrecht, Gelderland, Overijssel, Groningen und Fryslân) erklärten sich am 26. Juli 1581 unabhängig vom Landesherrn Philipp II. von Spanien. In den Verträgen des Westfälischen Friedens 1648 wurde die Unabhängigkeit vom Heiligen Römischen Reich proklamiert, das Gebiet entsprach in etwa den späteren Niederlanden. Der südliche Teil des Gebietes, inklusive Flandern, verblieb hingegen beim Reich; später entstand daraus der Staat Belgien. Man sprach dann von den nördlichen und den südlichen Niederlanden.[11]
Der Wiener Kongress vereinigte Norden und Süden als unabhängigen Staat Koninkrijk der Nederlanden noch einmal für kurze Zeit. Jedoch schon 1830 erklärten sich die südlichen Niederlande unter der Bezeichnung Belgien für unabhängig. Belgica ist der Name einer alten römischen Provinz; seit der Renaissance wurde der Ausdruck als lateinischer Name der Niederlande, auch für deren nördliche Provinzen, verwendet.[11]
Im Mittelniederländischen bezeichneten die Adjektive dietsc (entsprechend dem deutschen deutsch) die Niederländische Sprache. Daraus entstand die englische Bezeichnung Dutch.
Batavia ist ein früherer lateinischer Name für die heutigen Niederlande und bezieht sich auf den beim Rheindelta siedelnden germanischen Stamm der Bataver. Die Niederländer nannten die heutige Hauptstadt Indonesiens, Jakarta, während ihrer Kolonialzeit ebenfalls Batavia.
Geographie
Landschaft
Ungefähr die Hälfte des Landes liegt weniger als einen Meter über, rund ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels (gemessen bei Amsterdam; siehe Bild rechts). Die flachen Gebiete werden in der Regel durch Deiche vor Sturmfluten geschützt, die insgesamt eine Länge von etwa 3.000 km haben. Der höchste Punkt der Niederlande ist mit 877 Metern der Mount Scenery auf der Karibikinsel Saba. Der höchste Punkt des Festlandes, der Vaalserberg im äußersten Süden, in der Provinz Limburg im Dreiländereck zu Deutschland und Belgien, befindet sich 322,5 m über dem Amsterdamer Pegel.
Teile der Niederlande, wie zum Beispiel fast die gesamte Provinz Flevoland, wurden durch Landgewinnung dem Meer abgewonnen. Sie werden als Polder (an der deutschen Nordseeküste Koog oder Groden) bezeichnet. Das größte Projekt der Landgewinnung ist mit den Zuiderzeewerken verbunden. Im Jahr 1932 wurde der 29 km lange Abschlussdeich fertig, der die Meeresbucht Zuiderzee von der Nordsee abgetrennt hat. Auf dem Gebiet der ehemaligen Meeresbucht entstanden mehrere Süßwasserseen, von denen das IJsselmeer den größten Teil ausmacht. Von den angelegten Poldern ist der Flevopolder am größten. Er ist (je nach Berechnungsweise) die größte künstliche Insel der Welt.
Die wichtigsten Flüsse der Niederlande (de grote rivieren – die großen Flüsse) sind Rhein, Maas und Schelde. Sie teilen das Land in einen Norden und einen Süden Der Rheinstrom kommt aus dem deutschen Nordrhein-Westfalen und ist für ein kurzes Stück Grenzfluss. Schon bald verzweigt er sich, auch dank Kanälen, die man zur besseren Verteilung der Wassermassen eingerichtet hat. Die Verzweigungen des Rheins verbinden sich schließlich mit der Maas, die von Belgien her kommt. Nur streckenweise heißen die Flüsse noch Rhein bzw. Nederrijn oder Oude Rijn. Die Flüsse prägen den Westen der Niederlande, das Rhein-Maas-Delta. Ein wichtiger Arm fließt durch Rotterdam und dann bei Hoek van Holland in die Nordsee, weitere Arme verbinden die Flüsse mit Amsterdam und dem IJsselmeer. Von der Schelde liegt lediglich ihr Mündungsbereich nördlich des belgischen Antwerpen in den Niederlanden.
Die Hauptwindrichtung ist Südwest, daraus resultiert ein gemäßigtes maritimes Klima mit kühlen Sommern und milden Wintern. Besonders im Westen des Landes, an der Nordseeküste, ist das Klima stärker atlantisch geprägt (milde Winter, kühle Sommer). Nach Osten hin nimmt der atlantische Einfluss etwas ab, sodass man in der Nähe der deutschen Grenze schon eher von subatlantischem Klima sprechen kann mit etwas kälteren Wintern (mild bis mäßig-kalt) und leicht wärmeren Sommern.
Natursehenswürdigkeiten
- De Hollandse Biesbosch, eine Fluss- und Sumpflandschaft
- Nationalpark Weerribben-Wieden
- Die Nationalparks Hoge Veluwe und Veluwezoom in der Veluwe
- Die Naturschutzgebiete auf Texel
- Oostvaardersplassen, ein Naturentwicklungsgebiet, das heute die größten Wildtierherden Europas beherbergt
- Reeuwijkse Plassen bei Gouda
- Nieuwkoopse Plassen
- Schiermonnikoog
- Die Deltawerke: Schutzwehre gegen Sturmfluten, gebaut nach der Sturmflut von 1953
- Der Nationalpark De Meinweg bei Roermond in der Provinz Limburg
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|
1900 | 5.104.000 |
1910 | 5.585.000 |
1920 | 6.754.000 |
1930 | 7.825.000 |
1940 | 8.834.000 |
1950 | 10.026.773 |
1960 | 11.417.254 |
1970 | 12.957.621 |
1980 | 14.091.014 |
1990 | 14.892.574 |
2000 | 15.863.950 |
2010 | 16.574.989 |
2017 | 17.132.911 |
2019 | 17.290.688 |
Rang | Staat | Bevölkerung (1. Januar 2016) |
---|---|---|
1. | Türkei | 397.000 |
2. | Marokko | 386.000 |
3. | Indonesien | 367.000 |
4. | Deutschland | 360.000 |
5. | Suriname | 349.000 |
6. | ehem. Niederländische Antillen | 151.000 |
7. | Polen | 150.000 |
8. | Belgien | 116.000 |
9. | ehem. Jugoslawien | 84.000 |
10. | Vereinigtes Königreich | 84.000 |
Die Niederlande gehören mit 17.196.180 Einwohnern und über 510 Einwohnern (5. Februar 2018) pro Quadratkilometer Landfläche (33.718 km²) zu den am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Welt (zum Vergleich: weltweiter Durchschnitt 48, Irland 60, Deutschland 231, Nordrhein-Westfalen 528, Namibia 2,4).[14] Am 28. Februar 2018 zählten die Niederlande 17.194.974 Einwohner,[2] davon wohnte ungefähr die Hälfte in der Randstad, dem dicht besiedelten Westen des Landes. 2016 lebten 91 Prozent der Bevölkerung in Städten oder städtischen Räumen, womit die Niederlande zu den am stärksten urbanisierten Ländern der Welt gehören.[15]
Die Niederländer sind statistisch das Volk mit den körperlich größten Menschen der Welt, im Durchschnitt 1,83 m (Männer) und 1,72 m (Frauen). Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug im Jahr 2015 79,4 Jahre für Männer und 83,1 Jahre für Frauen.[16]
In den Niederlanden leben zwischen 6.000 und 10.000 Sinti und Roma[17] sowie etwa 30.000 sogenannte woonwagenbewoners. Sie werden abschätzig auch kampers genannt, bevorzugen selbst die Bezeichnung reizigers. Sie leben ortsfest auf Standplätzen in stationären Caravans. Viele üben ambulante Erwerbstätigkeiten aus. Ganz überwiegend gehen sie auf verarmte niederländische Bauern, Landarbeiter und Torfstecher des 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Ihre Zahl ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Zusammenhang von Arbeitsmigration und Wohnkosten durch Zuzug aus der Mehrheitsbevölkerung erheblich angewachsen. Die gruppeninterne Sprache Bargoens ist eine niederländisch basierte Sondersprache, die mit dem deutschen Rotwelsch oder Jenisch vergleichbar ist.[18]
In die Niederlande sind Menschen aus der ganzen Welt eingewandert. Abgesehen von vielen Zugezogenen aus den Nachbarstaaten (u. a. aus Deutschland, Belgien und England) leben heute viele Menschen aus anderen Erdteilen hier, wie u. a. aus Marokko und der Türkei, aus den ehemaligen Kronkolonien Indonesien, Suriname und aus der Karibik.
Sprachen
Die Amtssprache im gesamten Staat ist die niederländische Sprache (Standardniederländisch), die aus niederfränkischen Mundarten in den Niederlanden (niederländische Dialekte) entstanden ist. In der Provinz Fryslân ist zusätzlich das verwandte Westfriesisch Verwaltungssprache.[19]
In der südwestlichen Hälfte des Landes werden niederfränkische Mundarten gesprochen. Die Ortsdialekte des Südostens gehören zum Ripuarischen und im Nordosten zum Niedersächsischen. Niederfränkische, ripuarische und niedersächsische Mundarten werden im Dialektkontinuum staatsübergreifend auch in Deutschland gesprochen, niederfränkische und ripuarische Dialekte auch in Belgien.
In den überseeischen Reichsteilen (in der Karibik) ist Niederländisch Amtssprache, neben entweder Papiamento oder Englisch. Eine Abzweigung des Niederländischen, die inzwischen eine eigene Standardsprache darstellt, ist das Afrikaans in Südafrika und Namibia.
Religion
Die niederländische Bevölkerung gilt in Europa inzwischen als eine der am wenigsten religiös bzw. kirchlich gebundenen. Im Jahr 2018 sank der Prozentsatz der konfessionell gebundenen niederländischen Bürger über 18 Jahren laut dem Niederländischen Zentralbüro für Statistik (CBS) auf 48 %. Die Zahl der Konfessionslosen stieg gleichzeitig erstmals auf 52 %. Die Hälfte der Niederländer, die aktuell Mitglied einer Religionsgemeinschaft sind, verteilen sich wie folgt auf die unterschiedlichen Religionen: 23 % römisch-katholisch, 15 % protestantisch, weitere 10 % gehören anderen Religionen wie Islam, Judentum, Hinduismus oder Buddhismus an.[20]
Hinsichtlich der Verteilung gibt es deutliche geographische Unterschiede. Während sich im urban geprägten Westen (zum Beispiel Noord-Holland 67 %, Zuid-Holland 52 %) und Norden (zum Beispiel Groningen 68 %, Drenthe 62 %)[21] vor allem Konfessionslose finden, gibt es im Süden den höchsten Anteil an Katholiken. Auch die Anzahl regelmäßiger Kirchgänger weist signifikante Unterschiede auf. Während im Landesdurchschnitt nur ein Sechstel regelmäßig Gottesdienste mitfeiert, liegt die Zahl im protestantischen Bibelgürtel, der sich quer durch die Niederlande zieht, deutlich höher.
Als religiös ungebunden betrachten sich laut der 2016 von der Radboud-Universität Nijmegen veröffentlichten Studie Gott in den Niederlanden nicht weniger als 67,8 %. Nur 11,7 % sehen sich als Katholiken, 8,6 % als Protestanten, 4,2 % als anderweitig christlich, 5,8 % als muslimisch, 2 % als hinduistisch oder buddhistisch. Was den Glauben an die Existenz Gottes betrifft, dominiert Skepsis: 24 % sagten, sie seien Atheisten, 34 % bezeichneten sich als Agnostiker, weitere 28 % glaubten zwar nicht an Götter, jedoch an eine undefinierte übernatürliche Kraft. Nur 14 % glaubten, dass es einen oder mehrere Götter gibt.[22]
Die traditionell größte Bevölkerungsgruppe war jene der Protestanten (1849 knapp 60 Prozent). Durch Entkirchlichung wurde sie jedoch im Laufe des 20. Jahrhunderts zahlenmäßig von den Konfessionslosen und auch den Katholiken (1849 rund 38 Prozent) übertroffen. Die Protestanten sind in den Niederlanden überwiegend Calvinisten, nach dem vor allem in Genf wirkenden französischen Reformator im 16. Jahrhundert, Johannes Calvin. Die Niederdeutsch-Reformierte Kirche (Nederduits Gereformeerde Kerk), die 1571 in Emden gegründet wurde, gilt als „Urkirche“ der Reformierten in den Niederlanden. Heute ist der Calvinismus institutionell mit den Lutheranern in der Protestantischen Kirche in den Niederlanden vereinigt (Unierte Kirche).
Im 19. Jahrhundert bildeten sich zwei unterschiedliche calvinistische Richtungen in den Niederlanden heraus, die gemäßigteren und zahlenmäßig stärkeren hervormden und die strenggläubigen gereformeerden. Beide Wörter bedeuten „reformiert“ und wurden ursprünglich unterschiedslos verwendet. Im Deutschen kann man den Unterschied nicht wiedergeben, daher liest man für die gereformeerden manchmal „altreformiert“ (obwohl es organisatorisch gesehen die jüngere Richtung ist, eine Abspaltung der Nederlands hervormde kerk) oder „streng-reformiert“ bzw. „streng-calvinistisch“.
Seit einer Neuorganisation von 2004 gibt es die Protestantische Kirche in den Niederlanden, die beide Richtungen vereinen soll. Einige Strenggläubige sind allerdings eigenständig geblieben, wie die „befreiten“ Reformierten, die zweitgrößte protestantische Kirchenvereinigung.
Kleinere christliche Kirchen haben jeweils weniger als ein Prozent der Gesamtbevölkerung als Mitglieder. Zu diesen gehören verschiedene evangelische Freikirchen wie die „befreiten“ Reformierten oder Baptisten und Mennoniten (Doopsgezinde). Während der Reformation waren die Niederlande eines der Zentren der Täuferbewegung (siehe Menno Simons). Weiterhin gibt es die im 18. Jahrhundert entstandene Altkatholische Kirche der Niederlande mit dem Sitz des Erzbischofs in Utrecht, von der die nach dem I. Vatikanischen Konzil entstandenen Alt-Katholischen Kirchen abstammen.
Der Norden und der Westen des Landes waren traditionell protestantisch, während im Süden und Osten die Katholiken die Bevölkerungsmehrheit stellten und teilweise noch stellen. In der Mitte des Landes gibt es einen sogenannten Bibelgürtel (Bijbelgordel) mit erhöhtem Anteil von gereformeerden. Noch immer (Stand 2018) stellen Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung in manchen Gebieten südlich dieses Bibelgürtels, zum Beispiel 54,7 % in Limburg (612.000 Katholiken bei einer Gesamtbevölkerung von in Limburg 2018).[23][24] Nördlich und westlich des Bibelgürtels sind die Konfessionslosen deutlich in der Mehrheit. Eine Kirchensteuer wird in den Niederlanden nicht erhoben.
Der König ist reformierter Konfession (hervormden). Wegen der synodalen Organisation calvinistischer Kirchen hat der Monarch allerdings keine formale Führungsrolle in der Niederländisch-reformierten Kirche inne, wie sie früher bei lutherischen Landesherren in Deutschland und Skandinavien anzutreffen war.
Gesundheit
Im Jahr 2016 haben die Niederlande ihren ersten Platz an der Spitze des jährlichen Euro Health Consumer Index (EHCI) behauptet, der die Gesundheitssysteme in Europa vergleicht und 916 von maximal 1.000 Punkten erzielte. Die Niederlande gehören in jedem der seit 2005 veröffentlichten Berichte zu den drei führenden Ländern. Bei 48 Indikatoren wie Patientenrechten,-Information, Zugänglichkeit, Prävention und Ergebnissen haben die Niederlande zum sechsten Mal in Folge ihre Spitzenposition unter den 37 europäischen Ländern erreicht.[25] Die Niederlande standen 2009 in einer Studie an erster Stelle, in der die Gesundheitssysteme der Vereinigten Staaten, Australiens, Kanadas, Deutschlands und Neuseelands verglichen wurden.[26][27] Das Gesundheitssystem ist im Vergleich zu anderen westlichen Ländern recht effektiv, aber nicht das kostengünstigste.[28]
Seit einer umfassenden Reform des Gesundheitssystems im Jahr 2006 erhielt das niederländische System jedes Jahr mehr Punkte im Index. Nach Angaben des HCP (Health Consumer Powerhouse) gibt es in den Niederlanden ein „Chaos-System“, was bedeutet, dass die Patienten weitgehend frei sind, wo sie ihre Krankenversicherung abschließen können und wo sie ihre medizinische Versorgung beziehen. Der Unterschied zwischen den Niederlanden und anderen Ländern besteht darin, dass das Chaos bewältigt wird.[29]
Die Krankenversicherung in den Niederlanden ist obligatorisch. Das Gesundheitswesen in den Niederlanden unterliegt zwei gesetzlichen Versicherungsformen:
- Zorgverzekeringswet (ZVW), häufig als „Grundversicherung“ bezeichnet, deckt die übliche medizinische Versorgung ab.
- Algemene Wet Bijzondere Ziektekosten (AWBZ) deckt langfristige Pflege und Pflege ab (Seit 2015 Wet Langdurige Zorg, WLZ).
Während niederländische Einwohner für die AWBZ automatisch von der Regierung versichert sind, muss jeder eine eigene Grundversicherung (Basisverzekering) abschließen, mit Ausnahme derjenigen unter 18 Jahren, die automatisch unter die Prämie ihrer Eltern fallen. Wer keine Versicherung abschließt, riskiert eine Geldstrafe. Versicherer müssen für alle über 18 Jahre ein universelles Paket anbieten, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand. Es ist verboten, einen Antrag abzulehnen oder besondere Bedingungen zu erlassen. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Systemen ist die niederländische Regierung für die Zugänglichkeit und Qualität des Gesundheitssystems in den Niederlanden verantwortlich, jedoch nicht für deren Verwaltung.
Die Gesundheitsfürsorge in den Niederlanden kann auf verschiedene Weise aufgeteilt werden: in drei Stufen, in somatische und psychische Gesundheitsfürsorge sowie in Kur (kurzzeitig) und Pflege (langfristig).
Das Gesundheitswesen in den Niederlanden wird durch ein duales System finanziert, das im Januar 2006 in Kraft getreten ist. Langzeitbehandlungen, insbesondere solche, bei denen ein halbpermanenter Krankenhausaufenthalt erforderlich ist, sowie Behinderungskosten unterliegen einer staatlich kontrollierten obligatorischen Versicherung. Dies ist in der Algemene Wet Bijzondere Ziektekosten ("Allgemeines Gesetz über außergewöhnliche Gesundheitskosten") niedergelegt, die erstmals im Jahr 1968 in Kraft trat. Im Jahr 2009 deckte diese Versicherung 27 % aller Gesundheitskosten. Zum 1. Januar 2015 wurde die AWBZ durch das Gesetz über die Langzeitpflege (die Wet Langdurige Zorg, WLZ) ersetzt.[30][31]
Für alle regulären (kurzfristigen) medizinischen Behandlungen gibt es eine obligatorische Krankenversicherung bei privaten Krankenversicherungen. Diese Versicherungsunternehmen sind verpflichtet, ein Paket mit einer bestimmten Anzahl versicherter Behandlungen bereitzustellen.[32] Diese Versicherung deckt 41 % aller Gesundheitsausgaben ab.[33]
Andere Quellen für die Gesundheitsfürsorge sind Steuern (14 %), Eigenkosten (9 %), zusätzliche optionale Krankenversicherungspakete (4 %) und eine Reihe anderer Quellen (4 %).[33] Die Finanzierung wird durch ein System von einkommensbezogenen Zulagen sowie von individuellen und vom Arbeitgeber gezahlten einkommensbezogenen Prämien gesichert.
In den Niederlanden kamen 2014 auf 1000 Einwohner ca. 3,35 Ärzte.[34] Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt knapp ein Jahr über der von Deutschland. 2016 waren 20,4 % der Bevölkerung stark übergewichtig, was unterhalb des europäischen Durchschnitts liegt.[35]
Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren |
Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren |
---|---|---|---|
1950–1955 | 71,9 | 1985–1990 | 76,7 |
1955–1960 | 72,9 | 1990–1995 | 77,3 |
1960–1965 | 73,5 | 1995–2000 | 77,9 |
1965–1970 | 73,6 | 2000–2005 | 78,7 |
1970–1975 | 74,1 | 2005–2010 | 80,2 |
1975–1980 | 75,2 | 2010–2015 | 81,3 |
1980–1985 | 76,1 |
Quelle: UN[16]
Bildung
In den Niederlanden ist die Schulpflicht im Alter zwischen 5 und 16 Jahren obligatorisch. In der Praxis jedoch befreiten die Gerichte nach längeren Verfahren schon häufiger einzelne Eltern von der Schulpflicht ihrer Kinder, um stattdessen Hausunterricht oder Unschooling zu ermöglichen.
Ein gewichtiger Unterschied zum Schulsystem in Deutschland besteht darin, dass es jedem in den Niederlanden freisteht, aufgrund seiner Religion oder auf Basis bestimmter pädagogischer Grundlagen eigene – allerdings vom Staat finanzierte – Schulen zu gründen. Daher verwundert es nicht, dass zwei Drittel aller Schüler in den Niederlanden eine private Schule besuchen. Die meisten Schulen sind entweder ''openbaar'' („öffentlich“), katholisch oder protestantisch, obgleich die Niederlande zu einem der am stärksten entkonfessionalisierten Länder der Welt zählen. Träger der „nichtöffentlichen“ Schulen sind in der Regel Stiftungen.
Die Wahl der Unterrichtsmethoden steht den Schulen frei. Die Inhalte sind allerdings in staatlichen Richtlinien formuliert und für alle Schulen verbindlich festgelegt. Ob die Schüler den darin bestimmten Leistungsanforderungen gerecht werden, wird mittels landesweiter, staatlicher Tests regelmäßig überprüft. Dies gilt auch für Schulen, die von Minderheiten besucht werden. Seit Mitte der 1980er Jahre können Eltern ihre Kinder etwa auf islamische oder hinduistische Grundschulen schicken.
Weiter können Eltern wählen, ob sie ihre Kinder auf eine Kategorialschule schicken, an der nur eine Schulform gilt, oder sich für eine Schulgemeinschaft entscheiden. Diese beherbergt mehrere Schularten. Die niederländischen Schulen sind in der Regel keine Gesamtschulen, allenfalls „kooperative Gesamtschulen“ mit mehreren Schulformen unter einem Dach. Seit Ende der 1990er Jahre haben viele Schulen aus finanziellen Gründen miteinander fusioniert, da so Direktorenstellen eingespart werden.
Die niederländische Grundschulen (basisschool) umfassen acht Klassen, die hier als groepen (Gruppen) bezeichnet werden. Groep 1 bezeichnet die Vierjährigen und groep 8 normalerweise die Zwölfjährigen. Diese groepen umfassen also sowohl den Vorschulbereich (Kindergarten) als auch die weiterführende Schule. Der Unterricht vom 4. bis zum 5. Lebensjahr (groep 1–2) kann inhaltlich mit der Kindergartenpädagogik in Deutschland verglichen werden. Allerdings ist er hier in der Regel verstärkt in den Grundschullehrplan integriert. Ab groep 3 fangen die Kinder an, das Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. In den beiden letzten Basisjahren beginnt der Englischunterricht; weitere Fremdsprachen werden allein in Schulversuchen angeboten.
Im letzten Grundschuljahr legen sie eine zentrale Prüfung ab. Mit Eingang des 8. Schuljahres findet eine Vorab-Prüfung (entreetoets) statt, mit deren Ergebnis eine Vorbereitung auf den eigentlichen Test (eindtoets) möglich ist. Anders als in Deutschland, wo nur das Gutachten eines Grundschulpädagogen bei der Wahl einer weiterführenden Schule zu Grunde liegt, wird in den Niederlanden anhand des Prüfungsergebnisses und eines Gutachtens durch die Grundschule, erstellt von den Klassenlehrern der letzten Schuljahre sowie eines nicht unterrichtenden Begleiters, eine bindende Empfehlung ausgesprochen, von der nur in begründeten Ausnahmen abgewichen werden kann. Auch die Anmeldung zur weiterführenden Schule erfolgt in der Grundschule, welche die Empfehlung und Testergebnisse direkt an die weiterführende Schule weiterreicht.
Im Anschluss an die Grundschule folgt eine weiterführende Schule für Schüler zwischen 12 und 18 Jahren. Die Sekundarbildung kann in folgenden Einrichtungen absolviert werden:
- Einrichtungen der „vor-universitären Bildung“ (vwo)
- Einrichtungen der allgemeinen Sekundarbildung (havo) und
- Einrichtungen der berufsbildenden Sekundarerziehung (vmbo).
Das erste Jahr der Sekundarschulen aller drei Formen ist die sogenannte Übergangsklasse („brugklas“). Sie dient vor allem der Orientierung des Schülers auf seine zukünftige Schullaufbahn.
Laut dem Times Higher Education Ranking 2018/19 sind die besten Hochschulen in den Niederlanden die Technische Universität Delft (Platz 58 weltweit), die Universität Wageningen (Platz 59), die Universität Amsterdam (Platz 62), die Universität Leiden (Platz 68) und die Erasmus-Universität in Rotterdam (Platz 70).[36]
Im PISA-Ranking von 2018 erreichen die niederländischen Schüler Platz 7 von 77 Ländern in Mathematik, Platz 12 in Naturwissenschaften und Platz 24 beim Leseverständnis und liegen damit über dem Durchschnitt der OECD-Staaten.[37]
Geschichte
Geschichte der Benelux-Staaten | ||
Fränkisches Reich ≈500–843 | ||
Mittelreich (Lotharii Regnum) 843–855 | ||
Lotharingien 855–977 | ||
verschiedene adlige Besitztümer 977–1384 |
Hochstift Lüttich 985–1795 | |
Burgundische Niederlande (Haus Burgund) 1384–1477 | ||
Burgundische Niederlande (Haus Habsburg) 1477–1556 | ||
Spanische Niederlande 1556–1581 | ||
Republik der Sieben Vereinigten Provinzen 1579/1581–1795 |
Spanische Niederlande 1581–1713 | |
Österreichische Niederlande 1713–1795 | ||
Batavische Republik 1795–1806 |
Frankreich (Erste Republik) 1795–1805 | |
Königreich Holland 1806–1810 | ||
Französisches Kaiserreich (Erstes Kaiserreich) 1805–1815 | ||
Vereinigtes Königreich der Niederlande (Haus Oranien-Nassau) 1815–1830 |
Großherzogtum Luxemburg (Haus Oranien-Nassau) 1815–1890 | |
Königreich der Niederlande (Haus Oranien-Nassau) ab 1830 |
Königreich Belgien (Haus Sachsen-Coburg und Gotha) ab 1830 | |
Großherzogtum Luxemburg (Haus Nassau-Weilburg) ab 1890 |
Mittelalter und frühe Neuzeit
Nach der Aufteilung des Frankenreiches gehörten die niederen Lande zum ostfränkischen Königreich (Regnum Teutonicum) und danach zum Heiligen Römischen Reich. Unter Kaiser Karl V., der zugleich spanischer König war, war das Land in siebzehn Provinzen aufgeteilt und umfasste auch das heutige Belgien (mit Ausnahme des Hochstifts Lüttich) und Teile Nordfrankreichs und Westdeutschlands. Unter dem Nachfolger Karls, Philipp II., kam es von 1566 an zu einer Serie von Aufständen. Diese hatten religiöse, politische und wirtschaftliche Ursachen.[38] Philipp II. entsandte den Herzog von Alba in die Niederlande und versuchte, den Aufstand zu unterdrücken. Doch diese harte Politik bewirkte das Gegenteil: 1572 schlugen sich fast alle Städte der Provinz Holland auf die Seite von Wilhelm von Oranien, der den Widerstand gegen Alba anführte. In den nächsten Jahren schlossen sich auch die anderen niederländischen Provinzen diesem Aufstand an.
Wilhelm von Oraniens Ideal einer friedlichen Koexistenz der Konfessionen zerbrach jedoch rasch an den Realitäten. Der Graben zwischen spanientreuen Katholiken und radikalen Calvinisten war zu tief aufgerissen und führte dazu, dass sich die calvinistischen Provinzen Holland, Zeeland und Utrecht 1579 zu einem Verteidigungsbündnis zusammenschlossen, der Utrechter Union. Dieser Vertrag wurde zur Gründungsurkunde eines neuen Staates, der Republik der Vereinigten Niederlande. 1581 taten die Generalstaaten – die allgemeine Ständeversammlung – den letzten Schritt und erklärten ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone. In dieser Abschwörungsakte wurde erstmals in der Geschichte überhaupt ein von Gott inthronisierter König für abgesetzt erklärt.[39] Erst nach einem Achtzigjährigen Krieg wurde die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien im Westfälischen Frieden am 15. Mai 1648 anerkannt. Dieses Datum gilt als Geburtstag der heutigen Niederlande, die sich gleichzeitig mit der Schweiz vom Reich trennten. Die südlichen Niederlande – das heutige Belgien – blieben hingegen bei Spanien, so dass die Niederlande fortan geteilt waren.
Goldenes Zeitalter
In der Folge wuchsen die Niederlande als Republik der Sieben Vereinigten Provinzen zur größten Handels- und Wirtschaftsmacht des 17. Jahrhunderts heran. Diese Epoche ist als Goldenes Zeitalter bekannt. Während dieser Zeit wurden Handelsposten auf der ganzen Welt errichtet. Dies ging jedoch nicht vom Staat aus, sondern von den beiden ersten Aktiengesellschaften der Geschichte, der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) und der Niederländischen Westindien-Kompanie (WIC).[40]
Bekannt ist die Gründung von Neu Amsterdam (Nieuw Amsterdam), welches später in New York umbenannt wurde. In Asien schufen die Niederländer ihr Kolonialreich Niederländisch-Indien (Nederlands-Indië), das heutige Indonesien, das im Dezember 1949 unabhängig wurde. Auch im Nordosten Südamerikas gewannen die Niederlande Kolonien. Suriname wurde 1975 unabhängig. Bei den Niederlanden verblieben nur noch wenige Inseln in der Karibik. Ein düsteres Kapitel des Goldenen Zeitalters war der Sklavenhandel, an dem die Niederländer maßgeblich beteiligt waren.[41]
In Europa waren die Niederlande im 17. Jahrhundert eine Großmacht, angeführt von bürgerlichen Politikern wie Johan van Oldenbarnevelt und Johan de Witt. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht behaupteten sie sich 1667 gegen England im Englisch-Niederländischen Krieg und hielten sogar die Expansion des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. auf.[42] Die Innenpolitik war von einem ständigen Abstimmungsprozess zwischen den Ständeversammlungen der einzelnen Provinzen geprägt. „Dies war ein gravierender Unterschied zu fast allen anderen europäischen Ländern, in denen die Macht stark zentralisiert war und sich in der Hand eines Monarchen konzentrierte“, urteilt der Historiker und Niederlande-Experte Christoph Driessen. Die „frühe Demokratisierung der Niederlande“ habe darin ihren Ursprung.[43]
Die Expansion des kleinen Landes ging einher mit einer kulturellen Blütezeit, die Maler wie Rembrandt van Rijn und Johannes Vermeer, Philosophen wie Baruch de Spinoza und Wissenschaftler wie Antoni van Leeuwenhoek und Christiaan Huygens hervorbrachte.
Weitere Seekriege mit England um die Vorherrschaft im 17./18. Jahrhundert prägten den Kampf auf See.
Napoleonische Zeit und 19. Jahrhundert
1795 wurde mit französischer Unterstützung die Batavische Republik gegründet (benannt nach dem germanischen Stamm der Bataver, der das Gebiet zwischen Rhein und Maas zuerst besiedelt hatte); 1806 machte der französische Kaiser Napoleon I. daraus das Königreich Holland. König wurde Louis-Napoléon Bonaparte, ein Bruder des Kaisers.
Kaiser Napoleon l. war nicht zufrieden damit, wie sein Bruder das neue Königreich verwaltete. Im Juli 1810 löste er deshalb das Königreich Holland auf. Die Niederlande wurden dem napoleonischen Frankreich einverleibt.
Die Niederlande erlangten ihre Unabhängigkeit im Jahre 1813 zurück. Wilhelm I. aus dem Haus Oranien-Nassau wurde souveräner Fürst der Niederlande; 1815 wurde er König. Der Wiener Kongress fügte 1815 die südlichen Niederlande, das heutige Belgien, dem Königreich hinzu. Man beabsichtigte damit, dass Frankreich in Zukunft im Norden von einem starken Staat begrenzt werde. Die damals verabschiedete Verfassung der Niederlande gilt heute noch, wenn auch mit zahlreichen Änderungen. Die wichtigste, von 1848, führte die Ministerverantwortlichkeit ein und ebnete damit den Weg zum parlamentarischen System.
Der Wiener Kongress erhob außerdem das Herzogtum Luxemburg zum Großherzogtum Luxemburg und sprach Luxemburg Wilhelm I. persönlich zu, als Entschädigung für den Verlust seiner Gebiete in Deutschland (Nassau-Dillenburg, Siegen, Hadamar und Diez). Die südlichen Niederlande erlangten nach der belgischen Revolution von 1830 ihre Unabhängigkeit, die allerdings erst 1839 von Wilhelm I. anerkannt wurde.
Der niederländische König war seit 1815 auch Großherzog von Luxemburg, wo die Lex Salica kein weibliches Staatsoberhaupt zuließ. Als Wilhelm III. bei seinem Tod 1890 nur eine Tochter (Königin Wilhelmina) hinterließ – seine Söhne waren verstorben –, ging der Luxemburger Thron auf eine andere Erbfolgelinie im Haus Nassau über und Wilhelms Vetter Adolf von Nassau übernahm dort die Regierung.
20. Jahrhundert
Die Niederlande blieben im Ersten Weltkrieg offiziell neutral und konnten sich auch aus dem Krieg heraushalten. Sie hielten ihre Truppen aber dennoch bis zum Kriegsende mobilisiert und hatten überdies mit einer großen Flüchtlingswelle aus dem von Deutschland besetzten Belgien zu tun. Nach dem Ersten Weltkrieg gewährten die Niederlande dem bisherigen Deutschen Kaiser Wilhelm II. Exil.
Auch beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs versuchte die niederländische Regierung zunächst, das Land aus dem Krieg herauszuhalten. Hitler jedoch befahl der Wehrmacht die Okkupation Belgiens und der Niederlande, u. a. damit Deutschland nach dem für wahrscheinlich erachteten Sieg gut gelegene Flugbasen für Luftangriffe auf Großbritannien hatte. Nach fünftägigem Kampf zwangen die deutschen Truppen am Abend des 14. Mai 1940 die Niederlande zur Aufgabe. Ausschlaggebend war hierfür das Bombardement von Rotterdam. Die königliche Familie war vorher nach England geflohen. Die Niederlande wurden von da an bis April 1945 von der Wehrmacht besetzt gehalten. Die Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) unter Anton Adriaan Mussert arbeitete mit den deutschen Besatzungstruppen zusammen, erlangte aber keinen relevanten Einfluss in der Bevölkerung und beim Besatzungsregime. Die Niederlande stellten das größte Kontingent ausländischer Freiwilliger in der Waffen-SS, seriöse Schätzungen reichen von etwa 25.000[44][45] bis 40.000[46] Niederländern, die sich im Verlauf des Krieges der SS anschlossen.
Nach der Invasion kam es zu Judenverfolgungen durch die deutschen Besatzer. Der Februarstreik 1941 gegen die Deportationen wurde blutig niedergeschlagen. Von den zu Beginn des Krieges 160.000 jüdischen Niederländern und 20.000 jüdischen Flüchtlingen lebten am Ende des Krieges nur noch etwa 30.000. Symbol für die Judenverfolgung ist der Fall der Anne Frank. Der Deportation in das KZ Auschwitz-Birkenau fielen auch Roma und Sinti (Manoesje) aus den Niederlanden zum Opfer. Der südliche Teil der Niederlande wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 von den vorrückenden Alliierten befreit; der Norden des Landes erst bei Kriegsende.
Am 11. Januar 1942 begann die japanische Invasion von Niederländisch-Indien. Die Niederländer kapitulierten am 1. März 1942. Sofort nach der japanischen Kapitulation riefen die indonesischen Nationalisten am 17. August 1945 die Unabhängigkeit aus. Erst nach Gewalt und militärischen Auseinandersetzungen, die als „Polizeiaktionen“[47] verharmlost wurden, wurde Indonesien am 27. Dezember 1949 formal in die Unabhängigkeit entlassen. Bis 1954 bestand noch eine lose Niederländisch-Indonesische Union. Bei den Niederlanden verblieb bis 1962 der Westteil der Insel Neu-Guinea.
Von 1949 bis 1963 waren im Rahmen der Niederländischen Annexionspläne nach dem Zweiten Weltkrieg westdeutsche Gemeinden aus dem Landkreis Geilenkirchen-Heinsberg (Selfkant) und die Gemeinde Elten (bei Emmerich) unter niederländische Verwaltung gestellt. Bestrebungen der niederländischen Regierung, Teile Niedersachsens sowie des westlichen Münster- und Rheinlandes an die Niederlande anzugliedern (Bakker-Schut-Plan), konnten sich nicht durchsetzen.
Die Erfahrung der Besatzungszeit bewirkte eine Neuorientierung der niederländischen Außenpolitik. Da die Neutralitätspolitik gescheitert war, schlossen sich die Niederlande der NATO an und gründeten 1952 zusammen mit Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Italien die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (und damit die spätere Europäische Union). Allerdings strebten sie dabei eine Wirtschaftsgemeinschaft an und keine politische Union. Zum einen fürchteten sie, die Politik eines so großen Staatengebildes als kleines Land nicht entscheidend mitbestimmen zu können, zum anderen betrachteten sie eine von Frankreich und Deutschland dominierte EU als potenzielle Bedrohung ihres engen Verhältnisses zu den Vereinigten Staaten.[48] Traditionell sind die Niederlande eher atlantisch als zum Kontinent hin orientiert. Die Niederlande waren auch Gründungsmitglied der Benelux-Wirtschaftsunion (seit 1944 geplant, am 3. Februar 1958 festgelegt und am 1. November 1960 in Kraft getreten).
Die ersten Jahrzehnte der Nachkriegszeit waren von einem ähnlichen Wirtschaftswunder geprägt wie in Deutschland. Schon 1950 lag das Nationaleinkommen höher als vor dem Zweiten Weltkrieg.[49] Die Niederlande zählten damals zu den zehn größten Wirtschaftsmächten der Welt mit international operierenden Konzernen wie Royal Dutch Shell, Unilever und Philips. Dies ermöglichte den Aufbau eines großzügigen Sozialstaates.
Gesellschaftspolitisch bildeten vor allem die 1960er Jahre eine tiefe Zäsur. Die „Versäulung“, also die strikte Trennung der gesellschaftlichen Milieus von Protestanten, Katholiken, Liberalen und Sozialisten, begann sich aufzulösen. Mitgliederstärke und Einfluss der Kirchen schwanden. Während dieser Umbruch in Ländern wie Deutschland und Frankreich mit schweren gesellschaftlichen Erschütterungen einherging, vollzog er sich in den Niederlanden fast geräuschlos. So gab es keine Studentenunruhen – schon 1970 verabschiedete das Parlament in Den Haag ein Hochschulgesetz, das den Studentenvertretern weitgehende Mitbestimmungsrechte einräumte.[50] Das Kabinett des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Joop den Uyl wählte sich von 1973 bis 1977 das Motto „Die Fantasie an die Macht“. „Die Art, wie die Vertreter der Obrigkeit mit diesen kulturellen Veränderungen umgegangen sind, nötigt Respekt ab“,[51] urteilt der Historiker James C. Kennedy. Das zuvor von sittenstrengem Calvinismus geprägte Land wurde nun zu einem Vorreiter von Liberalismus und gesellschaftlichem Pluralismus. So gehörten die Niederlande zu den ersten Staaten, die den Konsum kleiner Mengen von „weichen Drogen“ wie Haschisch tolerierten.[52] Das Verhältnis zwischen Regierung und Opposition, aber auch zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern war von einer Konsenskultur geprägt, die mit dem Begriff Poldermodell bezeichnet wird. Dieses Modell galt Ende der 1990er Jahre als niederländische Variante des von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem britischen Premierminister Tony Blair propagierten Dritten Weges.[53] Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete die Niederlande 1993 als „das fortschrittlichste Land Europas“.[54]
21. Jahrhundert
Trotz aller wirtschaftlicher Erfolge war in der niederländischen Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein „untergründiger Strom der Unzufriedenheit“ (Christoph Driessen) wahrnehmbar. Das Ausmaß der Unzufriedenheit wurde Ende 2001 unter dem Eindruck der Terroranschläge am 11. September mit dem Erfolg des Rechtspopulisten Pim Fortuyn sichtbar. Fortuyn wurde am 6. Mai 2002, neun Tage vor der Parlamentswahl, von einem fanatischen Tierschützer erschossen. Zwei Jahre später wurden die Niederlande von einem weiteren Mord erschüttert: Am 2. November 2004 schoss ein 26-jähriger gebürtiger Amsterdamer marokkanischer Herkunft den islamfeindlichen Regisseur Theo van Gogh nieder. Die Morde führten zu heftigen Debatten über das Selbstverständnis der niederländischen Gesellschaft. Insgesamt brachte das 21. Jahrhundert dem Land einen Rechtsruck, weil die Themen von Fortuyn und seinem rechtspopulistischen Nachfolger Geert Wilders auch von anderen Parteien aufgegriffen wurden.
Seit April 2001 sind in den Niederlanden gleichgeschlechtliche Ehen möglich. Damit waren die Niederlande der weltweit erste Staat, der über den Status der „eingetragenen Partnerschaft“ hinauskam und einen rechtlichen Rahmen für homosexuelle Beziehungen einrichtete.
Die Niederländer wiesen in einer Volksabstimmung am 1. Juni 2005 mit einer großen Mehrheit von 61,6 % den Vertrag über eine Verfassung für Europa zurück.
Staat
Verfassung und Politik
Die Niederlande sind eine parlamentarische Monarchie.[55][56] Das Staatsoberhaupt ist der Verfassung zufolge der König, zurzeit König Willem-Alexander. Er ernennt offiziell den Ministerpräsidenten und die Minister, zusammen formen sie die Regierung.
Das Parlament, die Generalstaaten (Staten-Generaal), besteht aus zwei Kammern. Die erste wird von den Abgeordneten der Provinzparlamente, die zweite von den niederländischen Bürgern nach Listen gewählt. Damit ist die Zweite Kammer (Tweede Kamer) die wichtigere; sie entspricht dem deutschen Bundestag oder dem Nationalrat in Österreich und der Schweiz. Formell hat das Parlament nicht über die Zusammensetzung der Regierung zu bestimmen, tatsächlich aber ernennt der König die Minister nach Konsultation der Fraktionen.
Die vier größten Fraktionen in der Zweiten Kammer stellen die rechtsliberale VVD, die rechtspopulistische PVV, der christdemokratische CDA und die linksliberale D66. Die Christdemokraten waren 2006 noch stärkste Kraft im Parlament geworden und stellten von 2002 bis 2010 mit Jan Peter Balkenende den Ministerpräsidenten. Bei der Wahl im Juni 2010 büßte diese Partei durch schwere Verluste ihre Führungsrolle ein. Nach fast viermonatigen Koalitionsgesprächen verständigten sich VVD und CDA auf die Bildung einer von der PVV gestützten Minderheitsregierung. Der Rechtspopulist[57] Geert Wilders bekam mit seiner Partei PVV dadurch Einfluss auf die niederländische Regierung, ohne ihr selbst anzugehören.[58] Der VVD-Fraktionsvorsitzende Mark Rutte wurde am 14. Oktober 2010 neuer Ministerpräsident.[59] Am 23. April 2012 trat er mit seinem Kabinett nach gescheiterten Verhandlungen zu Sparplänen zurück.[60] Ein neues Parlament wurde am 12. September 2012 gewählt. Mark Rutte, dessen VVD wieder als stärkste Kraft aus dieser Wahl hervorging, wurde erneut Ministerpräsident, sein Koalitionspartner war die PvdA. Bei der Parlamentswahl am 15. März 2017 verlor die PvdA massiv. Nach langen Verhandlungen trat am 26. Oktober 2017 eine erneut von Mark Rutte geführte Koalitionsregierung aus VVD, CDA, D66 und der protestantischen ChristenUnie ihr Amt an.
Politische Indizes
Name des Index | Indexwert | Weltweiter Rang | Interpretationshilfe | Jahr |
---|---|---|---|---|
Fragile States Index | 22,9 von 120 | 167 von 178 | Stabilität des Landes: nachhaltig 0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend |
2020[61] |
Demokratieindex | 8,96 von 10 | 9 von 167 | Vollständige Demokratie 0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie |
2020[62] |
Freedom in the World | 98 von 100 | --- | Freiheitsstatus: frei 0 = unfrei / 100 = frei |
2020[63] |
Rangliste der Pressefreiheit | 9,67 von 100 | 6 von 180 | Gute Lage für die Pressefreiheit 0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage | 2021[64] |
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) | 82 von 100 | 8 von 180 | 0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber | 2020[65] |
Parteien
Die Niederlande kennen keine umfassende gesetzliche Regelung über Parteien, wie es sie in Deutschland mit dem Parteiengesetz gibt. Ein Gesetz speziell für Parteien hat man erst seit 1997 mit dem Gesetz zur Subventionierung politischer Parteien beschlossen. Es definiert als Partei eine politische Vereinigung, die für die Wahl zur Zweiten Kammer im vom Wahlrat geführten Register aufgenommen wurde. Eine Partei mit weniger als 1000 Mitgliedern erhält jedoch grundsätzlich keine Staatssubvention, dafür ist sie allerdings auch nicht verpflichtet, die Herkunft ihrer Mittel wie zum Beispiel Spenden offenzulegen.[66] Die Staatssubvention sieht so aus, dass eine Partei pro Mitglied einen bestimmten Betrag erhält. In Wahljahren ist dieser Betrag höher.
In einer niederländischen Partei ist der Parteivorsitzende verantwortlich für das Funktionieren des Parteiapparats, er ist vergleichsweise wenig prominent. Der politische Führer (oder Parteiführer, politieke leider oder partijleider) wird gesondert gewählt und ist Spitzenkandidat bei Wahlen, also lijsttrekker.
Bei der Wahl 2021 kamen Abgeordnete der folgenden Parteien in die Zweite Kammer:
- Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) (rechtsliberal)
- Partei der Arbeit (PvdA) (sozialdemokratisch)
- Partei für die Freiheit (PVV) (rechtspopulistisch)
- Sozialistische Partei (SP) (demokratisch sozialistisch)
- Christlich-Demokratischer Appell (CDA) (christdemokratisch)
- Demokraten 66 (D66) (sozialliberal)
- Christen-Union (CU) (calvinistisch-sozial)
- Grüne Linke (GL) (ökologisch und sozialistisch)
- Reformierte Politische Partei (SGP) (calvinistisch-konservativ)
- Partei für die Tiere (PvdD) (Partei für Tierrechte)
- 50PLUS (50+) (Seniorenpartei)
- DENK (vertritt besonders Wähler mit türkischen Wurzeln)
- Forum voor Democratie (FvD) (rechtspopulistisch)
- JA21
- Volt Nederland
- BIJ1
- BoerBurgerBeweging
Ferner gibt es in der Ersten Kammer die Onafhankelijke Senaatsfractie (OSF): Es handelt sich um einen einzigen Abgeordneten, der vor allem kleinere Gruppierungen vertritt, die nur auf Provinzebene arbeiten. Bei der PVV handelt es sich nicht um eine Partei im Sinne der deutschen Mitgliedsparteien, da sie nur ein einziges Mitglied hat, nämlich Geert Wilders.[67]
Recht
Das niederländische Rechtssystem basiert auf dem französischen Zivilgesetzbuch mit Einflüssen aus dem römischen Recht und dem traditionellen niederländischen Gewohnheitsrecht.
Die Niederlande wenden Zivilrecht an. Seine Gesetze sind schriftlich und die Anwendung des Gewohnheitsrechts ist außergewöhnlich. Die Rolle der Rechtsprechung ist theoretisch gering, obwohl es in der Praxis in vielen Bereichen unmöglich ist, das Gesetz zu verstehen, ohne die einschlägige Rechtsprechung zu berücksichtigen.
Polizei
Die im europäischen Teil des Landes zentral organisierte Polizei (Nationale Politie) hat etwa 63.000 Bedienstete und unterteilt sich seit einer Reform im Jahr 2013 in eine landesweit eingesetzte nationale Einheit, ein Polizeidienstzentrum sowie in zehn regionale Polizeibezirke.
Für den karibischen Teil der Niederlande (Bonaire, Sint Eustatius, Saba) gibt es ein eigenständiges Polizeikorps, das Korps Politie Caribisch Nederland.
Die Koninklijke Marechaussee mit ungefähr 6.800 Mitarbeitern gehört organisatorisch als Teilstreitkraft zu den niederländischen Streitkräften. Sie hat Aufgaben wie den Grenzschutz, die Bewachung der Flughäfen und den Personenschutz für die Königsfamilie.
Militär
Die niederländischen Streitkräfte sind formell eine Institution des Königreichs der Niederlande, nicht des Landes Niederlande. Da aber laut Verfassung die Regierung der Niederlande den Oberbefehl über die Streitkräfte innehat, werden sie faktisch dem Land Niederlande zugerechnet. Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1996 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Niederlande verfügen damit über eine Berufsarmee. Die Streitkräfte umfassen insgesamt 53.130 Personen, davon entfallen auf das Heer 23.150, auf die Luftwaffe 11.050 und auf die Marine 12.130 Soldaten. Daneben existiert noch die Koninklijke Marechaussee, seit 1998 als eigenständiger Teil der Streitkräfte. Die Militärausgaben 2017 betragen 1,2 % des BIP (zum Vergleich: Deutschland 1,2 %, Vereinigte Staaten 3,1 %) oder knapp 10 Mrd. US-Dollar.[68] Das niederländische Heer (Koninklijke Landmacht) ist auch durch das 1. Deutsch-Niederländische Korps mit der deutschen Bundeswehr verbunden.
Internationales
Das Land stimulierte die Einführung des Euros im Jahre 1999 (Vertrag von Maastricht) als Währungseinheit der EU. Seit dem 1. Januar 2002 ist der Euro die offizielle Währungseinheit, welche den Holländischen Gulden ablöste.
In den Niederlanden haben unter anderem folgende internationale Institutionen ihren Sitz:
Provinzen und Gemeinden
Die Niederlande sind ein dezentralisierter Einheitsstaat. Unterhalb der nationalen Ebene gibt es die Provinzen (niederländisch provincies). 1579 gab es zunächst sieben Provinzen. Später kamen die sogenannten Generalitätslande (niederländisch Generaliteitslanden) als Provinzen Noord-Brabant und Limburg hinzu. Drenthe wurde ebenfalls eine eigene Provinz, und die dominierende Provinz Holland wurde 1840 in Noord-Holland und Zuid-Holland aufgespalten. Erst 1986 wurde Flevoland als jüngste Provinz gegründet, damit sind es jetzt zwölf.
Es gab wiederholt Pläne für eine Änderung der Provinzeinteilung, die alle aufgegeben wurden. Zuletzt wurde 2014 eine vom damaligen Innenminister Ronald Plasterk vorgeschlagene Reform auf Eis gelegt.[69]
Die Provinzen wiederum gliedern sich in 355 Gemeinden (gemeenten; Stand: 1. Januar 2019). Eine Einteilung in Landkreise unterhalb der Provinzebene gibt es nicht. Die 355 Gemeinden gehören jeweils einer der zwölf Provinzen an. Ferner gibt es noch die waterschappen, die sich mit Deichschutz und Wasserwirtschaft beschäftigen.
Die Provinzen haben jeweils ein Parlament (Provinciale Staten) und eine Regierung (Gedeputeerde Staten). Das College besteht aus dem Kommissar des Königs (Commissaris van de Koning) und vom Provinzparlament gewählten Deputierten. Ähnlich gibt es in den Gemeinden einen Gemeinderat und einen Magistrat (College van burgemeester en wethouders), der aus dem Bürgermeister und vom Rat gewählten Beisitzern (wethouders) besteht.
Die Kommissare des Königs und die Bürgermeister werden mit königlichem Beschluss von der Regierung ernannt, im Allgemeinen auf Vorschlag der Staten oder des Gemeinderates. Bei den Provinzen und großen Städten wird die politische Machtverteilung im nationalen Parlament berücksichtigt. Viele Bürgermeister machen eine Karriere im Bürgermeisterberuf, in der sie nacheinander in unterschiedlichen Gemeinden Dienst tun (für eine jeweils sechsjährige Periode, die erneuert werden kann). Ein Bürgermeister ist also nicht der gewählte Vertreter des Gemeinderates oder der lokalen Bevölkerung. Seit Jahren gibt es Diskussionen, einen gewählten Bürgermeister einzuführen. Eine Voraussetzung hierfür wurde 2018 durch eine Verfassungsänderung geschaffen, mit der die Ernennung des Bürgermeisters durch den König aus der Verfassung gestrichen wurde.[70]
Karibische Gebiete
Seit 1986 bestand das Königreich der Niederlande aus drei Ländern: den Niederlanden, den Niederländischen Antillen und Aruba. Das zuvor zu den Niederländischen Antillen gehörige Aruba hatte 1986 den Status eines einzelnen Landes erhalten. Mit der Auflösung der Niederländischen Antillen erhielten die Karibikinseln am 10. Oktober 2010 eine neue Einteilung:
- Aruba, Curaçao und Sint Maarten sind einzelne Länder im Königreich,
- Bonaire, Sint Eustatius und Saba sind „besondere Gemeinden“ der Niederlande, gehören aber keiner niederländischen Provinz an.
Wirtschaft
Allgemeines
Die Niederlande haben ein gut funktionierendes, eher liberales Wirtschaftssystem. Seit den 1980er Jahren hat die Regierung ihre ökonomischen Eingriffe weitgehend zurückgenommen. Mit Zustimmung von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Staat erfolgte im Land eine Lohnmäßigung. Lange vor seinen europäischen Nachbarn sorgte das Land für einen ausgewogenen Staatshaushalt und bekämpfte erfolgreich die Stagnation im Arbeitsmarkt.
Die Arbeitslosenquote betrug im Juni 2018 3,9 % und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt.[71] Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 8,8 %.[72] 2015 arbeiteten 1,2 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 17,2 % in der Industrie und 81,6 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 7,67 Millionen geschätzt; davon sind 46,1 % Frauen.[73]
Beim produzierenden Gewerbe dominieren Lebensmittel (Unilever, Heineken), chemische Industrie (AkzoNobel, DSM), Erdölraffinerie (Shell) und die Herstellung von Elektrogeräten (Philips, TomTom, Océ) sowie LKW (DAF). Dienstleistungen sind außergewöhnlich wichtig. Die großen Finanzdienstleister (ING, Fortis, AEGON), die Welthäfen Rotterdam und Amsterdam und der Flughafen Schiphol (Amsterdam Airport) gehören zu den fünf größten Dienstleistern in Europa.
Die hoch technologisierte Landwirtschaft ist außerordentlich produktiv: neben Getreide-, Gemüse-, Früchte- und Schnittblumenanbau – die Tulpenzüchtung beeinflusste sogar die Geschichte des Landes – gibt es noch Milchviehhaltung in großem Maßstab. Letztere liefert die Grundlage für Käse als wichtiges Exportprodukt. Die niederländische Landwirtschaft beschäftigt nur knapp über 1 % der Arbeitnehmer, trägt jedoch erheblich zum Export bei. Die Niederlande sind nach den USA der weltweit zweitgrößte Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse.[74]
Mit über 15,8 Millionen Touristen standen die Niederlande 2016 auf Platz 21 der meistbesuchten Länder der Welt. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich im selben Jahr auf 14 Mrd. US-Dollar. Wichtigstes Touristenziel in den Niederlanden ist die Stadt Amsterdam. Im Land gibt es insgesamt 10 UNESCO-Welterbestätten.[75]
Als Mitbegründer der Euro-Zone wurde in den Niederlanden für Bankgeschäfte am 1. Januar 1999 die vorherige Währung, der Gulden, durch den Euro ergänzt. Drei Jahre später, am 1. Januar 2002, ersetzten die Euromünzen und -banknoten für die Konsumenten den Gulden als Zahlungsmittel.
Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichen die Niederlande einen Index von 129 (EU-28: 100) im Jahr 2015.[76] Die Niederlande haben mehrere Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland abgeschlossen.
Die Niederlande standen, laut einer Studie der Bank Credit Suisse aus dem Jahre 2017, auf Rang 15 weltweit beim nationalen Gesamtvermögen. Der Gesamtbesitz der Niederländer an Immobilien, Aktien und Bargeld belief sich auf insgesamt 2.692 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen pro erwachsene Person beträgt 204.045 Dollar im Durchschnitt und 94.373 Dollar im Median (in Deutschland: 203.946 bzw. 47.091 Dollar). Der Gini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung lag 2016 bei 74,3, was auf eine mittlere Vermögensungleichheit hindeutet.[77]
Das Bruttoinlandsprodukt des Landes betrug im Jahr 2016 702,6 Mrd. Euro. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im selben Jahr 39.217 Euro.[78] Nach der Finanzkrise 2007 und dem damit verbundenen Rückgang der Wirtschaftsleistung wächst die Wirtschaft nunmehr wieder. 2016 wuchs die Wirtschaft mit 2,2 %, womit die niederländische Wirtschaft zum dritten Mal in Folge ein Wachstum verzeichnete.[79][80]
Die Niederlande haben eine der wettbewerbsfähigsten Exportwirtschaften der Welt. Trotz seiner verhältnismäßig geringen Einwohnerzahl war es 2016 der fünft-größte Exporteur von Waren und Dienstleistungen weltweit.[81] Die Niederlande zählen zu den am stärksten in den Welthandel integrierten Staaten der Welt. Größter Handelspartner war 2016 Deutschland.
Im Global Competitiveness Index belegen die Niederlande Platz 4 von 137 Ländern (Stand 2017/18).[82] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 15 von 180 Ländern.[83]
Rang | Provinz | BIP in Mio. € | BIP/Kopf, KKS, (EU27=100) |
BIP/Kopf in € |
---|---|---|---|---|
1 | Noord-Holland | 166.941 | 170 | 58.700 |
2 | Utrecht | 71.522 | 159 | 55.000 |
3 | Noord-Brabant | 116.090 | 132 | 45.800 |
– | Niederlande | 774.039 | 130 | 44.900 |
4 | Zuid-Holland | 163.805 | 128 | 44.300 |
5 | Groningen | 24.963 | 124 | 42.800 |
6 | Limburg | 44.503 | 115 | 39.800 |
7 | Gelderland | 78.265 | 110 | 37.900 |
8 | Overijssel | 43.219 | 108 | 37.500 |
9 | Zeeland | 13.579 | 102 | 35.500 |
– | EU-27 | 13.483.857 | 100 | 30.200 |
10 | Flevoland | 14.010 | 98 | 33.800 |
11 | Drenthe | 15.090 | 89 | 30.700 |
11 | Fryslân | 19.837 | 89 | 30.700 |
Naturressourcen
Die Niederlande verfügen über Erdgaslager, aus denen in großem Maßstab gefördert wird. Das wichtigste Gasfeld liegt in der Provinz Groningen. Gefördert wird auch in der Nordsee. 1996 betrug die niederländische Erdgasförderung 75,8 Mrd. m³ (nach BP) und stand im Ländervergleich auf Platz fünf, nach Russland (561,1 Mrd. m³), USA (546,9 Mrd. m³), Kanada (153,0 Mrd. m³) und Großbritannien (84,6 Mrd. m³). Die Förderung ist rückläufig und betrug 2016 noch 48,7 Mrd. m³.[85] Wegen durch die Erdgasförderung ausgelöster Erdbeben, die Schäden an Gebäuden verursachten, soll die Förderung im Groninger Gasfeld bis 2022 auf etwa 12 Mrd. m³ pro Jahr reduziert und bis 2030 eingestellt werden.[86][87]
Weiterhin gibt es kleinere Erdölreserven im Meer sowie in den Provinzen Drenthe und Zuid-Holland, außerdem größere Salzlagerstätten bei Delfzijl und Hengelo. Der Steinkohlenbergbau im südlichen Limburg in der Umgebung von Heerlen (Bergbaurevier „Oostelijke Mijnstreek“) wurde 1974 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.[88] Abgesehen von Torf (u. a. im Bourtanger Moor) verfügen die Niederlande über keine weiteren nennenswerten Bodenschätze.
Kennzahlen
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real Eurostat[89]
Jahr | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
Veränderung in % gg. Vj. |
3,5 | 3,7 | 1,7 | −3,8 | 1,7 | 1,4 | −1,1 | −0,2 | 1,4 | 2,3 | 2,2 | 2,9 |
Entwicklung des BIP (nominal), Eurostat[90]
absolut (in Mrd. Euro) | je Einwohner (in Tsd. Euro) | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 2014 | 2015 | 2016 | Jahr | 2015 | 2016 | 2017 |
BIP in Mrd. € | 690 | 708 | 737 | BIP je Einw. (in Tsd. €) |
40,4 | 41,3 | 43,0 |
Entwicklung des Außenhandels (GTAI)[91]
in Mrd. US-Dollar und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
2014 | 2015 | 2016 | ||||
Mrd. USD | % gg. Vj. | Mrd. USD | % gg. Vj. | Mrd. USD | % gg.Vj. | |
Einfuhr | 382,4 | −1,0 | 383,2 | +0,2 | 380,6 | −0,7 |
Ausfuhr | 433,4 | +0,1 | 427,3 | −1,4 | 432,3 | +1,2 |
Saldo | +51,0 | +44,1 | +51,7 |
Haupthandelspartner der Niederlande (2016), Quelle: GTAI[92]
Export (in Prozent) nach | Import (in Prozent) von | ||
---|---|---|---|
Deutschland | 24,4 | Deutschland | 15,4 |
Belgien | 10,8 | Volksrepublik China | 14,2 |
Vereinigtes Königreich | 9,5 | Belgien | 8,4 |
Frankreich | 8,9 | Vereinigte Staaten | 8,0 |
Italien | 4,3 | Vereinigtes Königreich | 5,3 |
Vereinigte Staaten | 3,6 | Russland | 4,1 |
Spanien | 3,2 | Frankreich | 3,5 |
sonstige Staaten | 35,3 | sonstige Staaten | 41,1 |
Staatsausgaben
Der Staatshaushalt 2016 umfasste Ausgaben von umgerechnet 333,5 Milliarden US-Dollar, ihnen standen Einnahmen von 322,0 Milliarden US-Dollar gegenüber; dies ergab ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,4 % des Bruttoinlandsprodukts.[93]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 482 Milliarden US-Dollar oder 62,6 % des Bruttoinlandsprodukts.[94]
Anteile der Staatsausgaben ausgewählter Bereiche am Bruttoinlandsprodukt:
Verkehrswesen
Die Niederlande besitzen ein gut ausgebautes Straßennetz mit einer Gesamtlänge von 116.500 Kilometern. Das Schienennetz ist mit einer Gesamtlänge von 2.808 Kilometern das dichtest befahrene in Europa. Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird, belegte das Land 2018 den sechsten Platz unter 160 Ländern. Besonders gut schnitten die Parameter für Infrastruktur und den logistischen Zeitaufwand ab.[96] Das wichtigste Verkehrsunternehmen ist die niederländische Eisenbahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen, kurz NS. Vom gesamten Transportaufkommen der Niederlande werden etwa 44 % auf der Straße und 30,5 % auf der Schiene verfrachtet. Die Niederländer nutzen meist Brücken vom Typ Holländerbrücke mit ihrem hoch aufgehängten Gegengewicht. Aber auch einige Schubbrücken, Drehbrücken und Hebebrücken sind noch in Betrieb und bei Kanal- und Grachtquerungen im Einsatz.
Die Flüsse Rhein, Maas und Schelde, welche aus dem europäischen Ausland durch die Niederlande in die Nordsee fließen, machen die Niederlande zu einem Knotenpunkt der europäischen Binnenschifffahrt. Der Hafen von Rotterdam war jahrzehntelang der größte Hafen der Welt. Diese Position verlor er jedoch im Jahre 2004 an den Hafen von Shanghai. Der Rotterdamer Hafen bleibt jedoch weiterhin der größte Hafen Europas. Weitere wichtige Hafenstädte innerhalb der Niederlande sind Amsterdam, Eemshaven, Vlissingen/Terneuzen.
Die Niederlande haben zwei internationale Flughäfen: Schiphol und Rotterdam-Den Haag. Schiphol, der größte Flughafen in den Niederlanden, spielt auch eine wichtige internationale Rolle. Er zählt zu den größten Flughäfen in Europa und rangiert, was die Anzahl der Passagiere betrifft, auf Platz 13 der größten Flughäfen weltweit.
In den Niederlanden haben drei Städte ein U-Bahn-System, nämlich Rotterdam, Den Haag und Amsterdam. Alle Straßenbahnen in den Niederlanden, etwa in Amsterdam, Den Haag-Zoetermeer (Zoetermeer: RandstadRail) oder Rotterdam, verwenden die Normalspur. Städtische Busse dürfen offiziell den Gleiskörper mit straßenähnlichem Belag mitbenutzen, um nicht im Verkehr steckenzubleiben.
In den Niederlanden ist das Fahrrad (fiets) weit verbreitet. Den Radlern stehen oft eigene Verkehrsstreifen oder ein gesondertes Radwegenetz zur Verfügung. Mit durchschnittlich 37 Verkehrstoten pro eine Million Einwohner im Jahr (2017) ist der Verkehr in den Niederlanden einer der sichersten im EU-Raum.[97] Deutschland kommt (Stand 2017) ebenfalls auf durchschnittlich 37 Verkehrstote pro eine Million Einwohner. Nordrhein-Westfalen, das neben der Einwohnerzahl auch bei der Bevölkerungsdichte mit den Niederlanden vergleichbar ist, kommt im Durchschnitt auf 25 Verkehrstote pro eine Million Einwohner.[98]
Kultur
Küche
Ursprünglich unterscheidet sich die niederländische Küche nicht sehr von der deutschen, in der auch Kartoffeln, Gemüse und Würste eine große Rolle spielen (zum Beispiel im stamppot). Am bekanntesten sind frieten oder patat, niederländisch für Pommes frites, mit verschiedenen Soßen, wobei die wohl bekannteste Kombination aus Mayonnaise und Erdnusssoße (mit Zwiebeln) besteht, das patatje oorlog. Andere Spezialitäten sind Goudse kaas (Goudakäse) und Hollandse Nieuwe; bei diesen Matjes handelt es sich um junge, noch nicht geschlechtsreife Heringe. Durch die Vergangenheit der Niederlande als Seemacht kamen kulinarische Einflüsse aus den ehemaligen Kolonien ins Land, zum Beispiel der nasibal oder bamibal. Dabei handelt es sich um Nasi Goreng oder Bami Goreng in Frikadellenform. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind auch der niederländische Pudding Vla und die Bratrollen, die frikandel genannt werden, wie auch die frittierten Fischhappen Kibbeling, deren Zubereitung der von Hähnchennuggets ähnelt. Typisch sind auch die süßen stroopwafels, eine Waffelspezialität.
Feiertage
In den Niederlanden wird der Koningsdag als Nationalfeiertag gefeiert. Im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Ländern ist der 1. Mai kein Feiertag. An das Ende des Zweiten Weltkriegs wird am 5. Mai (nicht am 8. Mai) erinnert, da die deutsche Wehrmacht in den Niederlanden gesondert kapitulierte. Ob Arbeitnehmer an einem niederländischen Feiertag einen arbeitsfreien Tag haben, wird nicht durch den Gesetzgeber, sondern durch Tarif- und Arbeitsverträge bestimmt.[99]
Datum | Name | Deutscher Name | Anmerkungen |
---|---|---|---|
1. Januar | Nieuwjaar(sdag) | Neujahr | |
Freitag vor Ostern | Goede Vrijdag | Karfreitag | für manche ein freier Tag |
Erster Sonntag und Montag nach dem Frühlingsvollmond | Pasen | Ostern | Ostersonntag und Ostermontag |
26. oder 27. April (ab 2014) | Koningsdag | Tag des Königs | Geburtstag des Königs Willem-Alexander; der eigentliche Koningsdag ist am 27. April; fällt dieser Tag auf einen Sonntag, wird er auf den Vortag verschoben (z. B. 2014) |
4. Mai | Nationale Dodenherdenking | Totengedenken | Gedenktag an die Toten der Kriege (kein freier Tag; um 20 Uhr zwei Schweigeminuten) |
5. Mai | Bevrijdingsdag | Befreiungstag | Gedenken anlässlich der Befreiung von der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg (kein freier Tag) |
39 Tage nach Ostersonntag | Hemelvaartsdag | Christi Himmelfahrt | |
49 und 50 Tage nach Ostersonntag | Pinksteren | Pfingsten | Pfingstsonntag und Pfingstmontag |
5. Dezember | Sinterklaasavond oder Pakjesavond | Nikolausabend | statt Weihnachten der Tag, an dem Kinder beschenkt werden (kein freier Tag) |
25. und 26. Dezember | Kerstmis | Weihnachten | 1. und 2. Weihnachtsfeiertag |
31. Dezember | Oudjaar, Oudejaarsdag oder Oud en Nieuw (Alt und Neu) | Silvester | (kein freier Tag) |
Musik
Eine hervorragende Strömung der Renaissance war die Niederländer Schule, die jedoch wesentlich von Flamen, Hennegauern und Franzosen getragen wurde. Der Organist und Komponist Jan Pieterszoon Sweelinck übte im 16. und 17. Jahrhundert von Amsterdam aus großen Einfluss auf die barocke Norddeutsche Orgelschule aus. Das niederländische Musikleben war im Bereich der klassischen Musik lange Zeit nicht auf dem Niveau anderer europäischer Staaten organisiert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts fand eine Professionalisierung statt und es bildeten sich zahlreiche Orchester und Kammerensembles. Bekanntester Violinist und Orchesterleiter ist seit etwa 1995 André Rieu.
Wichtige niederländische Komponisten um 1800 waren beispielsweise der gebürtige Deutsche Johann Wilhelm Wilms sowie Carel Anton Fodor, die sich beide an der Wiener Klassik orientierten. Im 19. Jahrhundert dominierten lange Zeit von der deutschen Romantik beeinflusste Strömungen das Musikleben, u. a. repräsentiert durch Richard Hol. Bernard Zweers versuchte als erster eine spezifisch niederländische Nationalmusik zu entwickeln. Ihm folgten Julius Röntgen und Alphons Diepenbrock, mit denen die niederländische Musik den Anschluss an die internationale Musikentwicklung fand. Wichtige Komponisten im 20. Jahrhundert sind Willem Pijper, Matthijs Vermeulen, Louis Andriessen, Otto Ketting, Ton de Leeuw, Theo Loevendie, Misha Mengelberg, Tristan Keuris und Klaas de Vries (Liste niederländischer Komponisten klassischer Musik).
Die wohl bekannteste niederländische Rockband Golden Earring hatte in den 1970er Jahren ihren größten Hit mit Radar Love. Ebenfalls weltbekannt waren in den 1970er Jahren die Classic-Rock-Bands Ekseption um Rick van der Linden und Focus sowie Shocking Blue mit ihrem Hit Venus. In den Niederlanden sind auch Eddie Van Halen und Alex Van Halen geboren, die Bandmitglieder der US-amerikanischen Hard-Rock-Band Van Halen sind.
International bekannte niederländische Musiker sind zum Beispiel Herman van Veen, Robert Long, Nits, Candy Dulfer, Anouk Teeuwe, Ellen ten Damme und Tiësto. Das jährlich veranstaltete North Sea Jazz Festival in Ahoy Rotterdam (vorher Den Haag) gehört zu den wichtigsten Jazz-Ereignissen weltweit.
Seit einigen Jahren ist nederlandstalige muziek, Musik in der Landessprache, sehr erfolgreich. Nestor dieser Gattung ist Peter Koelewijn, der schon seit 50 Jahren Rock ’n’ Roll in seiner Muttersprache singt. Später kam Liedermacher Boudewijn de Groot auf. Am Anfang der achtziger Jahre kam ein kurzfristiger Kult der niederländischen Popmusik auf, deren wichtigsten Vertreter Doe Maar, Het Goede Doel und Frank Boeijen waren. Nach 1984 ging die Popularität dieser Gattung stark zurück, um sich zehn Jahre später wieder zu erholen, diesmal aber nicht nur für einige Jahre.
Die berühmtesten Pop-/Rockbands der neuen Ära sind Bløf, die meistgespielte Band im niederländischen Radio der vergangenen Jahre, und Acda en de Munnik, ein Duo, das mit Kleinkunstprogrammen bekannt geworden ist. Noch höhere Plattenverkaufszahlen erzielen Schlagerkünstler, wie Marco Borsato, Jan Smit und Frans Bauer. Bekannte niederländische Rapper sind Ali B und Lange Frans. Darüber hinaus sind diverse Arten des Metals in den Niederlanden sehr beliebt. Bekannte niederländische Metalbands sind beispielsweise Heidevolk, Epica, Within Temptation, Delain, The Gathering oder After Forever.
Seit den Neunzigern ist eine neue Musikrichtung in den Niederlanden entstanden, die sich in ganz Europa und Amerika immer größerer Beliebtheit erfreut: Hardcore Techno oder Gabber entstand in Rotterdam, Trance wanderte von Deutschland in die Niederlande und hat dort seine weltweit größte Popularität. Bekannte Vertreter sind Angerfist, Neophyte oder DJ Buzz Fuzz. Seit einigen Jahren sind auch die erweiterten Musikrichtungen Jumpstyle, Hardstyle und Speedcore sehr beliebt.
Auch viele international erfolgreiche DJs kommen aus den Niederlanden, z. B. Armin van Buuren, Hardwell oder Martin Garrix.
Literatur
Im „Goldenen Zeitalter“ (De Gouden Eeuw) des 17. Jahrhunderts blühte neben der Malerei auch die Literatur, als bekannteste Vertreter wären Joost van den Vondel und Pieter Corneliszoon Hooft zu nennen.
Anne Frank verfasste 1942 bis 1944 ihr weltbekanntes Tagebuch, während sie und ihre Familie in Amsterdam untergetaucht waren, um der Festnahme bzw. der Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen.
Als die drei wichtigsten Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten Harry Mulisch (Das Attentat, Die Entdeckung des Himmels, beide auch verfilmt), Willem Frederik Hermans (Die Dunkelkammer des Damokles, auch verfilmt; Nie mehr schlafen) und Gerard Reve (Die Abende, Der vierte Mann, beide auch verfilmt). Zu den auch in Deutschland bekannteren zählen auch Maarten ’t Hart, Cees Nooteboom, Jan Wolkers und Hella Haasse.
Kabarett
Diese Kunstform hat einen sehr hohen Stellenwert bei den Bühnenkünsten in den Niederlanden und wird von der Bevölkerung sehr geschätzt (Redewendungen mit „grapje“ (Witzchen) durchsetzen vielfach die niederländische Konversation). Großmeister dieses Faches waren nach dem Zweiten Weltkrieg Wim Kan (politisches Kabarett), Wim Sonneveld, Toon Hermans („de grote drie“) und Jahrzehnte auch in Deutschland Rudi Carrell.
Malerei
Viele weltberühmte Maler waren Niederländer. Einer der bekanntesten frühen Künstler war Hieronymus Bosch. Die Blütezeit der Republik im 17. Jahrhundert, das sogenannte Goldene Zeitalter, brachte große Künstler wie Rembrandt van Rijn, Jan Vermeer, Frans Hals, Carel Fabritius, Gerard Dou, Paulus Potter, Jacob Izaaksoon van Ruisdael oder Jan Steen hervor. Im Goldenen Zeitalter arbeiteten in den Niederlanden circa 700 Maler, die jährlich etwa 70.000 Gemälde fertigstellten. Ein derartiger Gemäldeausstoß ist in der gesamten Kunstgeschichte beispiellos und wurde weder in der italienischen Renaissance noch im Frankreich zur Zeit des Impressionismus erreicht.[100] Berühmte Maler späterer Epochen waren Vincent van Gogh und Piet Mondrian. M. C. Escher und Otto Heinrich Treumann waren bekannte Graphiker.
Architektur
Niederländische Architekten gaben wichtige Impulse für die Architektur des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind vor allem Hendrik Petrus Berlage und die Architekten der De-Stijl-Gruppe (Robert van ’t Hoff, Jacobus Johannes Pieter Oud, Gerrit Rietveld). Johannes Duiker war ein Vertreter des Neuen Bauens. Mart Stam baute in Deutschland am Neuen Frankfurt und an der Weißenhofsiedlung. Die sogenannte Amsterdamer Schule (Michel de Klerk, Het Schip) leistete einen bemerkenswerten Beitrag zur expressionistischen Architektur.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg traten innovative niederländische Architekten hervor. Aldo van Eyck und Herman Hertzberger prägten die Architekturströmung Strukturalismus. Piet Blom wurde durch seine eigenwilligen Baumhäuser bekannt. Unter den Gegenwartsarchitekten zählt Rem Koolhaas mit seinem Büro Office for Metropolitan Architecture zu den einflussreichsten Vertretern einer zeitgenössischen, auf urbanistischen Erfahrungen beruhenden Architekturrichtung (zeitweise zum Dekonstruktivismus zugeordnet), die weitere weltweit bekannte Büros wie MVRDV, Mecanoo, Erick van Egeraat, Neutelings-Riedijk beeinflussten (großenteils Schüler oder ehem. Mitarbeiter bei OMA). Niederländische Architektur hat seit den 1990er Jahren und immer noch fortdauernd einen erheblichen Einfluss auf die weltweite Architekturentwicklung genommen.
Wissenschaft und Technologie
Aus den Niederlanden stammten bedeutende Wissenschaftler wie Erasmus von Rotterdam, Baruch Spinoza, Christiaan Huygens und Antoni van Leeuwenhoek. René Descartes verbrachte den Großteil seiner Schaffenszeit in den Niederlanden. Überhaupt fanden seit der frühen Neuzeit zahlreiche verfolgte Wissenschaftler in den Niederlanden Asyl und Wirkungsmöglichkeiten.
Die führenden Forschungsbereiche der Niederlande sind: Biomedizin, Kognitionswissenschaften, Global Studies, Sprachwissenschaften, Medizin, Nanotechnologie, Sozialpsychologie, Sozialwissenschaften und Wassermanagement.[101]
Die moderne Soziologie verdankt ihrem niederländischen Begründer S. Rudolf Steinmetz bedeutende Anregungen. Für die Medizin der frühen Neuzeit waren die Bildungseinrichtungen in der Stadt Leiden (insbesondere die Universitätsbibliothek Leiden) ein relevantes Zentrum, von dem wichtige Impulse ausgingen. Heute gibt es 14 staatliche Universitäten in den Niederlanden und zahlreiche Hochschulen. In Noordwijk ist die Europäische Weltraumorganisation angesiedelt.
Die Verwaltung der Top-Level-Domain der Niederlande, .nl, übernimmt die Stichting Internet Domeinregistratie Nederland (SIDN) seit 1996[102] als Nachfolger des Centrum Wiskunde & Informatica. Das RIPE NCC hat seinen Sitz in Amsterdam.
Die modernen Niederlande zählen zu den weltweit innovativsten Ländern und Volkswirtschaften. Im Global Innovation Index 2017, welcher die Innovationsfähigkeit einzelner Länder misst, belegt das Land Platz 3 unter 130 untersuchten Volkswirtschaften.[103]
Zeitungen und Zeitschriften
Die bedeutendsten Traditionszeitungen sind De Telegraaf, AD, de Volkskrant, NRC Handelsblad und Trouw. Eine historisch wichtige überregionale Tageszeitung war Het Parool, die später zu einer Amsterdamer Stadtzeitung umkonzipiert wurde. 1999 erschienen mit metro und Sp!ts die ersten Gratiszeitungen in den Niederlanden, mittlerweile sind DAG und De Pers hinzugekommen. Diese und das Internet haben den Traditionsblättern zum Teil erhebliche Marktanteile abgenommen. Mit De Groene Amsterdammer, Elsevier, HP/De Tijd, Vrij Nederland erscheinen vier politische Wochenzeitschriften.
Rundfunk
Niederländische Kinospielfilmproduktion[104] | ||
---|---|---|
Jahr | Anzahl | |
1975 | 16 | |
1985 | 13 | |
1995 | 18 | |
2005 | 24 |
Wie in vielen europäischen Ländern, unterscheidet man auch in den Niederlanden die Hörfunk- und Fernsehlandschaft in öffentlich-rechtliche und private Sender. Zu den öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen gehören die Programme des Nederlandse Publieke Omroep (NPO Radio 1, NPO Radio 2, NPO Radio 4 und NPO Radio 5). Öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme sind NPO 1, NPO 2 und NPO 3 sowie für Niederländer im Ausland BVN. Die Programme werden großteils über Steuern finanziert, teilweise jedoch auch durch das Mitgliedssystem. Denn ursprünglich waren die Rundfunksender von weltanschaulich orientierten Vereinen errichtet worden. So gab es das katholische oder das Arbeiterradio. Das meistgehörte Hörfunkprogramm ist NPO Radio 2.
In den Niederlanden gibt es auch einige private Hörfunk- und Fernsehsender, z. B. RTL 4, RTL 5, SBS 6, RTL 7, RTL 8, NET 5 und Veronica. Marktführer ist die RTL Group mit RTL 4.
Die ausländischen TV-Inhalte, wie amerikanische Produktionen, welche einen Großteil des niederländischen Fernsehens ausmachen, werden nicht wie in Deutschland synchronisiert, sondern in der Originalsprache ausgestrahlt und untertitelt. Sendungen für Kinder bilden durch ihre Synchronisationen eine Ausnahme.
Sport
Fußball in den Niederlanden gilt als Nationalsport. Der Vorläufer des Fußball-Verbands Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond (KNVB) wurde bereits im Jahr 1889 gegründet.
Die niederländische Frauen-Nationalmannschaft wird zu den besten Frauenmannschaften weltweit gezählt. Sie gewann im Jahr 2017 die Europameisterschaft und erreichte bei der WM 2019 den 2. Platz.[105]
Die Niederländische Fußballnationalmannschaft der Herren, kurz Nederlands elftal oder Oranje genannt, zählte viele Jahre zu den stärksten Nationalmannschaften der Welt. Trainer ist seit August 2021 Louis van Gaal. Die Nationalmannschaft hat seit 1976 an neun Fußball-Europameisterschaften teilgenommen und gewann 1988 den Titel. Bei Fußball-Weltmeisterschaften waren sie seit 1934 zehnmal vertreten und wurden 1974, 1978 und 2010 jeweils Zweiter, bei der WM 2014 Dritter. In der ewigen WM-Tabelle stehen die Niederlande auf Platz 8, in der ewigen EM-Tabelle auf Platz 6.
Cricket war früher eine beliebte Sportart, steht mittlerweile aber im Schatten des Fußballs, in den letzten Jahren wurde der Sport jedoch wieder beliebter. Die niederländische Cricket-Nationalmannschaft qualifizierte sich bisher für vier Cricket World Cup (1996, 2003, 2007 und 2011). Die Niederlande waren außerdem Co-Gastgeber beim Cricket World Cup 1999, nahmen jedoch selbst nicht daran teil. Ihnen gelang auch die Qualifikation für vier Twenty20 Cups (2009, 2014, 2016 und 2021). Dabei ist besonders der Sieg über England beim 2009-Turnier erwähnenswert.[106]
Die Niederländische Hockeynationalmannschaft der Damen ist die erfolgreichste Nationalmannschaft bei Hockey-Weltmeisterschaft und gewann dieses Turnier bisher achtmal (1974, 1978, 1983, 1986, 1990, 2006, 2014 und 2018). Die Niederländische Hockeynationalmannschaft der Herren gewann die Weltmeisterschaft bisher dreimal (1973, 1990 und 1998).
Rugby Union wird ebenfalls in den Niederlanden gespielt. Der niederländischen Nationalmannschaft gelang jedoch noch nicht die Qualifikation für eine Rugby-Union-Weltmeisterschaft. Die Niederlande sind einer der Teilnehmer bei der Rugby-Union-Europameisterschaft und treffen dort auf andere aufstrebende Nationalmannschaften.
Die Niederlande waren bereits Gastgeber großer Sportturniere wie den Olympischen Sommerspielen 1928 und der Fußball-Europameisterschaft 2000 (zusammen mit Belgien).
Im Motorsport sind die Motorrad-WM-Grand-Prix-Rennstrecke in Assen (Dutch TT), die Formel-1-Grand-Prix-Rennstrecke in Zandvoort und das Eisstadion De Bonte Wever in Assen mit seinen Eisspeedway-WM-Rennen weltweit ein Begriff.
Literatur
- Henning Radke, Christina Morina, Britta Bendieck: DAAD-Bildungssystemanalye Niederlande. Daten und Analysen zum Hochschul- und Wissenschaftsstandort 2017. 2017. (41 Seiten)
- Christoph Driessen: Geschichte der Niederlande. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2173-6.
- Michael North: Geschichte der Niederlande. C.H. Beck Verlag, München 2008, ISBN 978-3-406-41878-5.
- Christoph Meyer: Anpassung und Kontinuität. Die Außen- und Sicherheitspolitik der Niederlande von 1989 bis 1998. Waxmann, Münster 2007, ISBN 978-3-8309-1865-3.
- Friso Wielenga, Ilona Taute (Hrsg.): Länderbericht Niederlande. Geschichte – Wirtschaft – Gesellschaft. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2004, ISBN 3-89331-483-0.
- Ralf Kleinfeld, Dirk Koentopp, Jan Scheffler: Osnabrücker Bibliografie: Politik und Gesellschaft der Niederlande. Koentopp, Osnabrück 2003, ISBN 3-8330-0742-7.[107]
- Dik Linthout: Frau Antje und Herr Mustermann. Niederlande für Deutsche. Ch. Links, Berlin 2002, ISBN 3-86153-268-9.
- G. Moldenhauer, J. Vis (Hrsg.): Die Niederlande und Deutschland. Einander kennen und verstehen. Münster u. a. 2001.
- Horst Lademacher: Die Niederlande. Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung: Frankfurt am Main/ Berlin 1993.
- Norbert Lepszy, Wichard Woyke: Belgien Niederlande Luxemburg: Politik – Gesellschaft – Wirtschaft. Leske+Budrich, Opladen 1985, ISBN 978-3-8100-0377-5.
Weblinks
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- rijksoverheid.nl – Website der niederländischen Regierung für die niederländischsprachige Bevölkerung
- government.nl – Website der niederländischen Regierung für die nicht-niederländischsprachige Bevölkerung
- overheid.nl – Website mit allen Informationen zu den Behörden
- koninklijkhuis.nl – Website des niederländischen Königshauses
- Die offizielle Website des niederländischen Büros für Tourismus
- NiederlandeNet.de: Größtes Informationsportal über die Niederlande und die deutsch-niederländischen Beziehungen in deutscher Sprache
- Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in den Niederlanden
- Länderprofil des deutschen Statistischen Bundesamtes
- CIA World Factbook – Netherlands – Länderinformationen der CIA (englisch)
Einzelnachweise
- CIA: The World Factbook
- Bevolkingsontwikkeling; regio per maand – Centraal Bureau voor de Statistiek, Niederlande
- Google Public Data – Niederlande. Google Inc., abgerufen am 21. März 2016.
- World Economic Outlook Database October 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 5. Januar 2022 (englisch).
- Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]).
- WELT: Die Farbe des Könighauses Oranien-Nassau: Holland versinkt im Farbenmeer - warum ist alles Orange? In: DIE WELT. 30. April 2013 (welt.de [abgerufen am 7. August 2021]).
- Ulli Kulke: Diese Oranier : Wo ist nur das Orange der Oranjes geblieben? In: DIE WELT. 27. April 2013 (welt.de [abgerufen am 7. August 2021]).
- Der Unterschied zwischen Holland und den Niederlanden auf holland.com, abgerufen am 6. März 2022.
- Aybala Carlak: Vergeet Holland, in het buitenland is het voortaan The Netherlands, de Volkskrant, 3. Oktober 2019.
- Christina Lutter: Maximilian I. (1486–1519). In: Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters: Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519). C.H. Beck, 2003, ISBN 978-3-406-50958-2, S. 526 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- im 16. Jahrhundert findet sich noch „Belgien“, „Niederlande“ und Germania Inferior „Niederdeutschland“ synonym, etwa “Belgium alias Germaniam Inferiorem vocant, das Niederland […]” Johann Christoph Becmann: Historia Orbis Terrarum, Geographica et Civilis. Frankfurt/ Leipzig 1698, VI: S.I. de Belgio, S. 207 (webrepro, uni-mannheim.de).
- Quelle:CBS CBS StatLine – Population, households and population dynamics; from 1899. Abgerufen am 25. Juli 2017.
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- Der Fischer Weltalmanach 2006. Zahlen, Daten, Fakten. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-72006-0, S. 117, 126, 321, 325, 334.
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- Landelijke Sinti/Roma Organisatie, darin insbesondere: Sinti and Roma in the Netherlands
- Annemarie Cottaar: The Making of a Minority: the Case of Dutch Travellers. In: Leo Lucassen, Wim Willems, Annemarie Cottaar: Gypsies and Other Itinerant Groups. A Socio-Historical Approach. New York 1998, S. 114–132 und Annemarie Cottaar: Dutch Travellers: Dwellings, Origins and Occupations. S. 174–189.
- Das Grundgesetz des Königreichs der Niederlande bestimmt keine Amtssprachen. Bis 1992 war auch in anderen Gesetzen keine Amtssprache festgelegt. Seitdem bestimmt die Algemene wet bestuursrecht (Allgemeines Verwaltungsrechtsgesetz) in Artikel 2:6: „Bestuursorganen en onder hun verantwoordelijkheid werkzame personen gebruiken de Nederlandse taal, tenzij bij wettelijk voorschrift anders is bepaald“ (Verwaltungsorgane und unter ihrer Verantwortung tätige Personen benutzen die niederländische Sprache, es sei denn, eine gesetzliche Vorschrift bestimmt dies anders). Dieses Gesetz ordnet auch in Artikel 2:7 den amtlichen Gebrauch der westfriesischen Sprache innerhalb der Provinz Fryslân an.
- , abgerufen am 1. November 2020.
- De religieuze kaart van Nederland 2010 - 2015, CBS, Tabelle 3.2.1 Tijdsreeks van kerkelijken naar provincie, abgerufen am 1. November 2020
- https://hpd.de/artikel/niederlande-50-prozent-konfessionslose-13933
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- Müssen Sie eine Feststellung Ihrer Wlz-Versicherungssituation beantragen? (Nicht mehr online verfügbar.) Sociale Verzekeringsbank, archiviert vom Original am 1. Juli 2016; abgerufen am 2. Juni 2016.
- Wet langdurige zorg (Wlz). (Nicht mehr online verfügbar.) Rijksoverheid, archiviert vom Original am 17. Juni 2016; abgerufen am 2. Juni 2016 (niederländisch).
- Ministerie van Volksgezondheid, Welzijn en Sport: Ministerie van Volksgezondheid, Welzijn en Sport. In: minvws.nl. 18. Februar 2010, abgerufen am 26. August 2016.
- Zorgrekeningen; uitgaven (in lopende en constante prijzen) en financiering. Centraal Bureau voor de Statistiek: StatLine, 20. Mai 2010, abgerufen am 16. Mai 2011 (niederländisch).
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- Christoph Driessen: Geschichte der Niederlande, Von der Seemacht zum Trendland. Regensburg 2009, S. 65 ff.
- Christoph Driessen: Geschichte der Niederlande, Von der Seemacht zum Trendland. Regensburg 2016, S. 76.
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- Rolf-Dieter Müller: An der Seite der Wehrmacht – Hitlers ausländische Helfer beim »Kreuzzug gegen den Bolschewismus«. Ch. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-448-8, S. 143.
- Bericht zu Kampf, Gewalt und Folter
- Christoph Driessen: Geschichte der Niederlande, Von der Seemacht zum Trendland. Regensburg 2009, S. 230.
- Christoph Driessen: Geschichte der Niederlande, Von der Seemacht zum Trendland. Regensburg 2009, S. 233.
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- Christoph Driessen: Kleine Geschichte Amsterdams. Regensburg 2010, S. 118.
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- Friso Wielega: Geschichte der Niederlande. Stuttgart 2012, S. 417.
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- Norbert Lepszy: Das politische System der Niederlande. In: Wolfgang Ismayr (Hrsg.): Die politischen Systeme Westeuropas. UTB, 1997, S. 349–387 (springer.com).
- Arco Timmermans: Königreich der Niederlande. In: Winfried Steffani (Hrsg.): Regierungsmehrheit und Opposition in den Staaten der EG. Opladen, 1991, S. 283–314.
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- elsevier.nl
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