Sigismund II. August
Sigismund II. August (polnisch Zygmunt II. August, litauisch Žygimantas Augustas; * 1. August 1520 in Krakau, Polen; † 7. Juli 1572 in Knyszyn, Polen) war ab 1529 Großfürst von Litauen, ab 1530 König von Polen und ab 1548, nach dem Tod seines Vaters, Alleinherrscher. Er war ab 1569 der erste Regent des Staates Polen-Litauen.
Das Mitglied des Ordens vom Goldenen Vlies blieb kinderlos, wodurch die Dynastie der Jagiellonen erlosch. Danach wurde die Wahlmonarchie eingeführt und ein französischer Prinz als Heinrich I. zum König und Großfürst von Polen-Litauen gekürt.
Familie und Ehen
Sigismund war Sohn von König Sigismund I. und dessen zweiter Ehefrau, Bona Sforza. Er war seit 1529 Großfürst von Litauen, übernahm aber erst ab 1544 selbständig Verantwortung von Staatsgeschäften. 1530 wurde er, vom polnischen Adel nur widerstrebend akzeptiert, zu Lebzeiten seines Vaters per Vivente Rege zum König von Polen gekrönt, trat die Königswürde aber erst nach dessen Tod 1548 an.
Sigismund II. blieb in seinen drei Ehen mit Elisabeth (1526–1545), Barbara Radziwiłł (1520–1551) und Katharina (1533–1572) kinderlos. Mit seinem Tod erlosch das Königsgeschlecht der Jagiellonen im Mannesstamm, daher wurde die Nachfolge in der Lubliner Union 1569 geregelt. Die sterblichen Überreste Sigismund II. Augusts wurden in der Wawel-Kathedrale zu Krakau beigesetzt.
Herrschaft
Noch zu Lebzeiten seines Vaters war Sigismund II. August 1529 vom polnischen Adel unter der Bedingung gewählt worden, dass er alles daran setzen würde, Litauen und Preußen der polnischen Krone völlig einzuverleiben. Dadurch entstanden in der Folge Konflikte mit Russland und den nordischen Ländern, sowie bedrohliche internationale Verwicklungen. Wie auch sein Vater setzte er während seiner Regierungszeit auf Zusammenarbeit mit dem Senat und Magnatentum, geriet aber in Konflikte mit dem niederen Adel.
1561 erwarb er das Gebiet der Livländischen Konföderation und schuf das Herzogtum Kurland und Semgallen unter polnischer Lehnshoheit. Er garantierte dem deutsch-baltischen Adel innere Autonomie (deutsches Recht, sozialer Stand) und die protestantische Konfession. Während des Livländischen Krieges verlor er 1563 große Teile Livlands und Polazk an Zar Iwan IV. von Russland.
Zu Beginn seiner Regentschaft war ihm bis etwa 1550 der Schlesier Bernhard von Prittwitz ein großer militärischer Helfer im Kampf gegen die Krimtataren. Erst ab 1550 änderte sich die politische Lage.
Im Gegensatz zu seinem Vater stand der gebildete und tolerante Herrscher der Reformation interessiert und nicht ablehnend gegenüber, wiewohl er zeit seines Lebens Katholik blieb. 1549 widmete ihm der Genfer Reformator Jean Calvin seinen Kommentar zum Hebräerbrief. Er schickte den Hofprediger und italienischen Reformator Francesco Lismanini 1553 bis 1556 nach Westeuropa, um Bücher für seine Bibliothek zu beschaffen, wozu auch evangelische Literatur gehörte. 1559 ließ er zu, dass Westpreussen die Confessio Augustana annehmen durfte. 1570 fand unter seiner Herrschaft der Consensus von Sandomir statt, wo sich Lutheraner, Calvinisten und Böhmische Brüder verständigten und damit die evangelische Position und Präsenz in Polen stärkten.[1]
Lubliner Union
Am 1. Juli 1569 beschloss das von Sigismund II. einberufene Parlament, der Sejm, die Lubliner Union:
- die Umwandlung der bis dahin in Personalunion miteinander verbundenen Staaten Königreich Polen, Großfürstentum Litauen, sowie Königliches Preußen in einen einheitlichen Staat durch eine Realunion, die so genannte Rzeczpospolita;
- einheitliche Gesetzgebung, Amtssprache (Polnisch und Latein) und Währung;
- ein Parlament und ein Monarch;
- Einführung der Wahlmonarchie;
Rezeption
Sigismund war Hauptfigur der Oper Il vincitor generoso (Venedig 1708) von Antonio Lotti und deren Bearbeitung Gismondo, re di Polonia (Rom 1727) von Leonardo Vinci.
Die ehemalige Warschauer Brücke Most Zygmunta Augusta war nach ihm benannt.
Siehe auch
Literatur
- Lorenz Hein: Italienische Protestanten und ihr Einfluß auf die Reformation in Polen während der beiden Jahrzehnte vor dem Sandomirer Konsens 1570, Brill, Leiden 1974, ISBN 978-9-00403-893-6
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 18, Leipzig 1909, S. 444–446. (Digitalisat)
Weblinks
Einzelnachweise
- Lorenz Hein: Italienische Protestanten und ihr Einfluß auf die Reformation in Polen während der beiden Jahrzehnte vor dem Sandomirer Konsens 1570, Brill, Leiden 1974, ISBN 978-9-00403-893-6, S. 13 ff.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Sigismund I./II. | König von Polen 1545–1572 | Heinrich I. |
Sigismund I./II. | Großfürst von Litauen 1545–1572 | Heinrich I. |