Marienkirche (Stargard)
Die Marienkirche in Stargard, eigentlich Stiftskirche der heiligen Jungfrau Maria, Königin der Welt (polnisch Kolegiata Najświętszej Marii Panny Królowej Świata), ist eine gotische Backsteinkirche vom Typ der hanseatischen Bürgerbasilika und die ältere der beiden innerhalb der Mauern der Altstadt gebauten Kirchen Stargards. Die größte Backsteinkirche des Stettiner Pommerns steht am Marktplatz neben dem Rathaus und der Alten Wache.
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Baubeschreibung und -geschichte
Die Grundsteinlegung der zweitürmigen Kirche mit Kapellenkranz im Chorumgang erfolgte im Jahr 1292, die gegenwärtige Gestalt entstammt dem 14. und 15. Jahrhundert.[1] Sie wurde als Hallenkirche gebaut und 1350 vollendet. Im 15. Jahrhundert erst wurde die Kirche als Basilika erweitert. Das monumentale Westturmmassiv der Kirche zeigt als Besonderheit eine Stargarder Blende.[1] Den eindrucksvollen Umgangschor soll Hinrich Brunsberg geschaffen haben. Auffallend ist das Triforium zwischen den Chorarkaden und den Obergadenfenstern und gilt als beispiellos in der norddeutschen Backsteinarchitektur. Die Strebepfeiler wurden nach innen gezogen und boten Platz zur Errichtung von Kapellen und Emporen. Das Langhaus wurde um 1500 erweitert. Seine Höhe beträgt 30 Meter. Die Sterngewölbe erhielten nach einem Brand von 1635 eine Erneuerung. Die Doppelturmanlage erhielt im 15. und 16. Jahrhundert ihre mittleren Geschosse. Nur der Nordturm (Höhe: 84 Meter) bekam einen Zinnenkranz, Ecktürmchen und ein Achteckgeschoss, und er wurde 1723 mit einer durchbrochenen Barockhaube gekrönt.
Die Gewölbe, Kapellen und die Sakristei zieren spätgotische figürliche Fresken, darunter ein Schmerzensmann. Im Kircheninneren befinden sich ein Altar von 1663, Wandmalereien vom 15. bis 18. Jahrhundert, Epitaphien, Kapelleneingangsumrahmungen aus dem 18. Jahrhundert und Glasmalereien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Bemerkenswert ist die Renaissance-Kanzel von 1683.
1945 wurde die Kirche schwer beschädigt und wird seit 1960 wiederhergestellt. Zwei Glocken des Gießers Friedrich Gruhl aus dem Jahr 1862 mit den Schlagtönen g0 und c1 überstanden die beiden Weltkriege und wurden auf einem Glockenfriedhof entdeckt. Die größere Glocke befindet sich heute in der Nördlinger Georgskirche, die kleinere an St. Lukas zu München.
Marienkirchengemeinde
Kirchspiel
Erstmals wurde 1248 ein Gotteshaus in Stargard erwähnt, das sich aber bald für die schnell wachsende Stadt als zu klein erwies. Im Jahr 1524 hielt der vormalige Franziskaner Johannes Knipstro, der auf der Flucht von Pyritz nach Stralsund war, die erste lutherische Predigt in der Marienkirche. Bis 1945 war die Kirche dann ein evangelisches Gotteshaus, danach wurde sie wieder römisch-katholische Kirche in Polen.
Bis 1945 war die Marienkirchengemeinde neben der Johanniskirchengemeinde, der Heilig-Geist-Kirchengemeinde und der Reformierten Gemeinde die drittgrößte Gemeinde. Sie gehörte zum Kirchenkreis Stargard in der Kirchenprovinz Pommern der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1940 gehörten zur Marienkirchengemeinde 10.500 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat hatte der Magistrat der Stadt. Zwei Geistliche betreuten die Gläubigen. Mit der ersten Pfarrstelle war die Superintendentur des Kirchenkreises verbunden. Der Inhaber der zweiten Pfarrstelle hatte die Filialgemeinde Klempin mit 563 Gemeindegliedern mitzuversorgen.
Nachdem Stargard nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wurde und die zumeist protestantische deutsche Bevölkerung geflüchtet oder vertrieben war, übernahm das Dekanats Stargard-Wschód die Kirche. Seit 1995 ist sie Kollegiatkirche.
Die evangelischen Christen der heutigen Stadt gehören zur Diözese Breslau der polnischen evangelisch-augsburgischen Kirche. Das zuständige Pfarramt ist das der St. Trinitatiskirche in Stettin.
Pastor primarius
- bis 1556: Hermann Ricke
- bis 1584: Anton Remmelding (Nemling)
- 1585–1588: Otto Zander
- 1589–1612: Konrad Bredenbach
- 1613–1638: Petrus Regast
- 1652–1658: Anton Vivenest
- 1660–1683: Wilhelm Engelken
- 1684–1687: Franz Julius Lütcke
- 1687–1695: Georg Schwarz
- 1695–1713: Johann Georg Seld
- 1713–1731: Johann Wilhelm Zierold
- 1732–1736: Friedrich Wagner
- 1736–1782: Simon Heinrich Oldenbruch
- 1782–1786: Karl Tesmar
- 1786–1801: Martin Gottlieb Zollner
- 1801–1823: Friedrich Peter Adolf Tobias Stumpf
- 1825–1849: Johann Samuel Succow
- 1849–1881: Friedrich Gustav Höppner
- 1881–1899: Wilhelm Haupt
- 1900–?: Heinrich Brück
- 1926–1939: Johannes Rathke
Archidiakonus
- ?: Hermann Ricke
- bis 1557: Jakob Fuhrmann d. Ä.
- ?: Lukas Dannenberg
- ?: Christoph Habenicht
- 1574–1577: Jakob Faber
- bis 1613: Jakob Fuhrmann
- bis 1626: Friedrich Crüger
- 1626–1632: Christoph Bohm (Baum)
- 1632–1635: Urban Lehmann
- 1641–1652: Anton Vivenest
- 1658–1660: Wilhelm Engelken
- 1660–1686: Tobias Engelken
- 1687–1723: Johann Gerdes
- 1723–1746: Jodocus Andreas Hiltebrandt
- 1746–1757: Samuel Gottfried Rübner
- 1758–1771: Andreas Petrus Hecker
- 1771–1782: Karl Tesmar
- 1783–1786: Samuel Gottfried Sperling
- 1788–1813: Christian Gottfried Gerstmeyer
- 1824–1839: Wilhelm Christian Pökel
- 1839–1884: Heinrich Koser
- 1884–1899: Ulrich August Redlin
- 1899–?: Wilhelm Kiesow
- 1940–1945: Karl Boenke
Diakonus
- ?: Joachim Balke
- ?: Christian Kligge
- ?: Daniel Radebrecht
- 1600–1613: Petrus Regast
- 1614–1625: Adam Schacht
- 1626–1641: Anton Vivenest
- 1641–1652: Daniel Rüel (Rühl)
- 1652–1658: Wilhelm Engelken
- 1658–1660: Tobias Engelken
- 1688–1693: Christian Schmidt
- 1694–1723: Jodocus Andreas Hiltebrandt
- 1724–1737: Aegydius Bohm
- 1737–1746: Samuel Gottfried Rübner
- 1746–1758: Andreas Petrus Hecker
- 1758–1783: Samuel Gottfried Sperling
- 1783–1788: Christian Gottfried Gerstmeyer
- 1787–1801: Friedrich Peter Tobias Adolf Stumpf
- 1803–1812: Johann Samuel Succow
- 1812–1823: Karl David Krause (von 1823 bis 1856 waren die Stellen des Archidiakonus und des Diakonus zusammengelegt)
- 1856–1862: Johann Friedrich Bernhard Otto Vogel
- 1862–1866: Ernst Karl Otto Bindemann
- 1866–1872: Karl Ludwig Friedrich Theodor Möhring
- 1874–1882: Karl August Wilhelm Kober
- 1883–1884: Ulrich August Redlin
- 1885–1895: Franz Karl Onrad Polzenhagen
- 1896–1899: Wilhelm Heinrich Eduard Kiesow
- 1900–?: Konrad Sendke
Literatur
- Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 1. Paul Niekammer, Stettin 1903, S. 411–421.
- Johannes Hinz: Pommern. Lexikon, Würzburg 2001, ISBN 3-88189-394-6
Weblinks
Einzelnachweise
- Kristine Jaath, Mirko Kaupat: Reise Know-How Reiseführer Polen - Ostseeküste und Masuren. Reise Know-How Verlag Peter Rump, 2021, ISBN 978-3-8317-4186-1, S. 47 f.