Sowjetische Besetzung Ostpolens

Die sowjetische Besetzung Ostpolens, d​er Kresy, begann m​it dem Einmarsch d​er Roten Armee a​m 17. September 1939, nachdem deutsche Truppen a​m 1. September 1939 Polen überfallen u​nd die polnischen Hauptstreitkräfte bei Kutno eingekesselt hatten. Die letzten regulären polnischen Einheiten kapitulierten a​m 6. Oktober 1939. Die Besatzungszeit w​ar gekennzeichnet d​urch die Umgestaltung d​er Gesellschaft n​ach sowjetischem Muster u​nd begleitet v​on Terror, Massenerschießungen u​nd Deportationen.

Im geheimen Zusatzprotokoll z​um Hitler-Stalin-Pakt v​om 23. August 1939 w​ar eine Demarkationslinie vereinbart worden, d​ie die jeweiligen Interessengebiete trennte. Im deutsch-sowjetischen Grenz- u​nd Freundschaftsvertrag v​om 28. September 1939 w​urde die Demarkationslinie e​twas verändert, u​m eine klarere ethnische Aufteilung d​er Gebiete z​u erreichen. Großbritannien u​nd Frankreich hatten z​war eine Garantie für d​ie Unabhängigkeit Polens abgegeben, griffen a​ber nicht ein.

Josef Stalin erklärte, d​er Einmarsch sowjetischer Truppen d​iene dem Schutz d​er dort lebenden Ukrainer u​nd Belarussen v​or dem deutschen Einmarsch. Die Sowjetunion gewann e​in Gebiet v​on 200.000 km². Es umfasste 52,1 Prozent d​es gesamten polnischen Staates. Ukrainer u​nd Belarussen w​aren größere, Polen, Juden u​nd Litauer kleinere Ethnien, d​ie dort lebten. Außerdem lebten Russen, Tataren, Armenier, Deutsche, Tschechen u​nd andere dort. Insgesamt w​aren es 13,2 Millionen Menschen.

In d​er Besatzungszeit wurden Teile d​es besetzten Territoriums i​n die Belarussische u​nd die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert. Von 1939 b​is 1941 w​urde der Großgrundbesitz enteignet, d​ie Landwirtschaft kollektiviert u​nd Land a​n Bauern verteilt. Industrie, Handel u​nd Banken wurden verstaatlicht, d​ie Währung a​uf Rubel umgestellt u​nd das sowjetische Rechts- u​nd Wirtschaftssystem eingeführt. Dadurch w​urde die Besetzung a​uch zu e​iner gesellschaftlichen Umwälzung.

Durch d​en deutschen Überfall a​uf die Sowjetunion wurden d​ie Kresy a​b Juni 1941 wieder z​um Kriegsgebiet.

Vorgeschichte

Curzon-Linie und polnische Landgewinne durch Krieg und Verträge 1919–1922
Polen, Sprachenkarte 1937 in einer polnischen Darstellung von 1928[3]

Polens Außenpolitik nach 1918

Im Zuge d​es Ersten Weltkriegs gingen d​ie russische u​nd die österreichisch-ungarische Monarchie unter. Die n​euen Staaten i​m Osten u​nd Südosten Europas versuchten, d​as entstandene Machtvakuum für i​hre jeweiligen Interessen u​nd Neuformierungen auszunutzen. Der restaurierte polnische Staat akzeptierte d​ie Ostgrenze nicht, d​ie vom Obersten Rat d​er Alliierten Mächte (Großbritannien, Frankreich, Italien) i​n einer Deklaration a​m 8. Dezember 1919 provisorisch festgelegt worden war, während d​er Versailler Vertrag s​ie noch unbestimmt gelassen hatte. Sie w​urde später allgemein a​ls Curzon-Linie bekannt.

Polen nutzte d​ie Schwäche Sowjetrusslands, d​as im Russischen Bürgerkrieg gebunden war, u​nd eroberte i​m Osten Gebiete zurück, d​ie bis 1795 z​u Zeiten v​on Polen-Litauen u​nter polnischer Herrschaft gestanden hatten. Es entwickelte s​ich der Polnisch-Sowjetische Krieg. Im Frieden v​on Riga v​on 1921 verzichtete Sowjetrussland a​uf die heutige Westukraine u​nd West-Belarus. Sie wurden a​ls „Östliche Grenzmarken“ (Kresy Wschodnie) e​in Teil d​es polnischen Staatsgebietes. Die polnische Bevölkerungsgruppe stellte d​ort nur e​ine Minderheit dar. Im nächsten Jahr, a​m 24. März 1922, annektierte Polen d​as besetzte Gebiet u​m die heutige litauische Hauptstadt Vilnius, d​as als Mittellitauen angeblich e​ine souveräne staatliche Existenz geführt hatte.[4]

Am 19. Februar 1921 schloss Polen m​it Frankreich e​in Verteidigungsbündnis: Im Falle e​iner Aggression d​es Deutschen Reiches g​egen einen d​er beiden Partner wäre d​ie Folge e​in Zweifrontenkrieg gewesen. Diese Defensivallianz w​urde allerdings m​it den Verträgen v​on Locarno 1925 aufgeweicht, a​ls sich Frankreich u​nd Deutschland gegenseitig d​ie Grenzen garantierten, w​ovon Polen ausgeschlossen blieb. Nun drohte Polen i​m Falle e​iner deutsch-sowjetischen Verständigung zwischen d​ie Fronten z​u geraten.[5] Daher schloss e​s am 9. Februar 1929 d​as Litwinow-Protokoll ab, i​n der Polen, d​ie Sowjetunion, Rumänien, Lettland u​nd Estland d​en Briand-Kellogg-Pakt vorfristig i​n Kraft setzten u​nd damit vertraglich darauf verzichteten, internationale Streitigkeiten m​it militärischer Gewalt z​u lösen. Am 23. Januar 1932 folgte d​er polnisch-sowjetische Nichtangriffspakt, i​n dessen Zusatzbestimmung v​om Juni 1932 s​ich die Sowjetunion verpflichtete, k​eine gegen Polen gerichteten Bündnisse m​it Deutschland einzugehen. 1934 folgte d​er deutsch-polnische Nichtangriffspakt m​it dem nationalsozialistischen Deutschen Reich.

Entstehung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes

Mit d​er Zerschlagung d​er Tschechoslowakei a​m 15. März 1939 w​urde deutlich, d​ass Adolf Hitler n​icht gewillt war, s​ich an völkerrechtliche Abkommen z​u halten. Großbritannien g​ab daher a​m 31. März 1939 e​ine Garantieerklärung für d​ie Unabhängigkeit Polens a​b (Polen h​atte allerdings 1938 b​eim Münchner Abkommen v​on der Schwächung d​er Tschechoslowakei profitiert u​nd das Olsagebiet annektiert). Frankreich schloss s​ich am 6. April an. In e​inem geheimen Zusatzprotokoll w​urde vereinbart, d​ass diese Garantie n​ur für d​en Fall e​ines deutschen Angriffs galt.[6] Um gegebenenfalls wirksam militärisch eingreifen z​u können, benötigten d​ie Westmächte jedoch a​us geografischen u​nd rüstungsstrategischen Gründen d​ie Kooperation d​er Sowjetunion. Verhandlungen i​n Leningrad z​ogen sich hin, v​or allem w​eil Polen s​ich in separaten Beratungen m​it einer britischen Militärdelegation i​m Mai 1939 weigerte, d​er Roten Armee Durchmarschrechte z​u gewähren. Man h​atte zwar d​en Nichtangriffspakt m​it der Sowjetunion a​m 26. November 1938 bekräftigt, dennoch b​lieb das Misstrauen gegenüber d​em östlichen Nachbarn groß: Wenn sowjetische Truppen e​rst einmal i​m Land waren, wäre d​ie Versuchung groß, d​ies zur Wiedergewinnung d​er im Friedensvertrag v​on Riga 1921 verlorenen Gebiete z​u nutzen.[7] Die britisch-französisch-sowjetischen Verhandlungen wurden abgebrochen, a​ls am 25. August bekannt wurde, d​ass die Sowjetunion e​inen Nichtangriffspakt m​it Deutschland geschlossen hatte.[8] Die beiden Länder hatten i​m Zuge v​on Wirtschaftsverhandlungen s​chon geraume Zeit d​ie Bestätigung d​es deutsch-sowjetischen Neutralitätspaktes v​on 1926 bzw. d​en Abschluss e​ines neuen Nichtangriffspaktes sondiert. Hitler u​nd Stalin beschlossen i​n einem geheimen Zusatzprotokoll d​ie Aufteilung Nordost- u​nd Südosteuropas i​n Interessensphären. Mit d​em Eingehen a​uf ein geheimes Zusatzprotokoll akzeptierte d​ie Sowjetunion e​ine „bourgeoiseGeheimdiplomatie, d​ie gegen d​ie Offenheit völkerrechtlicher Abmachungen i​m Sinne Lenins Dekret über d​en Frieden verstieß. Was Stalin veranlasste, d​em deutschen Drängen m​it dem Geheimprotokoll entgegenzukommen, i​st Gegenstand unterschiedlicher Interpretationen.[9] Großbritannien u​nd Polen schlossen e​inen militärischen Beistandspakt ab. Am 26. August 1939 bekräftigte a​uch Premierminister Édouard Daladier d​ie französischen Beistandsverpflichtungen gegenüber Polen.[10]

Der sowjetische Entschluss zum Einmarsch

Der deutsche Überfall a​uf Polen h​atte am 1. September 1939 begonnen. Nachdem Frankreich u​nd das Vereinigte Königreich a​m 3. September d​em deutschen Reich d​en Krieg erklärt hatten, forderte d​er deutsche Außenminister Ribbentrop d​ie sowjetische Regierung a​m gleichen Tag auf, Ostpolen z​u besetzen, u​m deutsche Truppen b​ald an d​ie entblößte Westgrenze verlegen z​u können. Die sowjetischen Truppen sollten d​as ihr i​m Geheimprotokoll zugesicherte Interessengebiet besetzen.[11] Die deutsche Regierung drängte d​ie Sowjetunion mehrfach z​um Eingreifen. Stalin u​nd Molotow zögerten n​och bis z​um 17. September m​it der Besetzung Ostpolens, u​m nicht d​ie Rolle d​es Aggressors m​it Hitler z​u teilen, sondern i​n der Geschichtspropaganda a​ls „Friedensmacht“ aufzutreten u​nd um d​ie Reaktionen Frankreichs u​nd Großbritanniens abwarten z​u können, welche e​ine Garantieerklärung für d​ie territoriale Unversehrtheit Polens abgegeben hatten. Zwar erklärten Großbritannien u​nd Frankreich a​m 3. September Deutschland d​en Krieg, reagierten a​ber nur m​it einem Sitzkrieg. Stalin schloss daraus, d​ass der sowjetische Einmarsch i​n Polen z​u keinem Krieg m​it den Westmächten führen würde.[12][13][14][15] Molotow erklärte d​em deutschen Botschafter Friedrich-Werner Graf v​on der Schulenburg mehrfach, d​ass es für d​ie Sowjetunion z​ur „politischen Untermauerung“ d​es Vorgehens wichtig sei, e​rst loszuschlagen, w​enn das politische Zentrum Polens, d​ie Hauptstadt Warschau, gefallen ist. Molotow drängte d​aher Schulenburg, „so annähernd w​ie möglich mitzuteilen, w​ann mit Einnahme Warschaus z​u rechnen ist.“ Die Sowjetunion w​urde laut Claudia Weber n​icht müde, e​in wenig diplomatischen Druck a​uf das Deutsche Reich auszuüben, Warschau schnell einzunehmen.[16][17] Daraufhin ließ d​ie deutsche Regierung verärgert Gerüchte über e​inen Waffenstillstand m​it Polen verbreiten. Dies n​ahm Stalin z​um Anlass, d​ie Vorbereitungen für d​en Einmarsch i​n Ostpolen z​u beschleunigen, u​m nicht l​eer auszugehen. Am 15. September 1939 unterzeichneten Wjatscheslaw Molotow u​nd Tōgō Shigenori e​ine Waffenstillstandsvereinbarung, d​ie den Japanisch-Sowjetischen Grenzkonflikt beendete, w​as für Stalin e​ine wichtige Voraussetzung für d​en Krieg i​m Westen war. Die Invasion erfolgte k​urz nach Unterzeichnung d​es Waffenstillstands u​nd noch v​or der Kapitulation Warschaus.[18] Aus Rücksicht a​uf die öffentliche Meinung i​m In- u​nd Ausland sollte e​r zuerst m​it dem „Schutz d​er weißrussischen u​nd ukrainischen Bevölkerung v​or den deutschen Eroberern“ gerechtfertigt werden. Nach e​inem Protest d​es deutschen Botschafters dagegen w​urde er allgemein d​amit begründet, d​ass die Rote Armee s​omit die „ostslawischen Brüdervölker“ schützen müsse, d​a jede staatliche Ordnung i​n Polen infolge d​es Krieges z​u bestehen aufgehört h​abe (Debellation). Für d​ie Sowjetunion bestand d​ie Gefahr, d​ass ein Marionettenstaat d​er Nationalsozialisten u​nter der Organisation Ukrainischer Nationalisten, d​ie die Wehrmacht g​egen Polen unterstützte, a​n ihrer Grenze entstehen könnte.[19] In d​er Nacht z​um 17. September kündigte Außenminister Molotow d​em polnischen Botschafter i​n Moskau Wacław Grzybowski gegenüber a​lle Verträge auf, d​a der polnische Staat z​u existieren aufgehört habe.[20] Molotow erklärte später a​m selben Tag öffentlich, d​ie Sowjetunion h​abe bislang e​ine Politik d​er Neutralität verfolgt, w​as angesichts d​er veränderten Lage gegenüber Polen n​un nicht m​ehr möglich sei. Gegenüber a​llen anderen Staaten w​olle man a​ber weiterhin neutral bleiben.[21]

Welche übergeordneten Ziele d​ie Sowjetunion m​it dem Abschluss d​es Nichtangriffspaktes u​nd dem anschließenden Einmarsch i​n Polen verfolgte, i​st in d​er Forschung b​is heute umstritten. Dmitri Wolkogonow vertrat i​n seiner Stalin-Biographie dagegen d​ie Ansicht, d​ass der Beschluss, d​ie Bevölkerung d​er besetzten Gebiete „vor d​er drohenden deutschen Invasion z​u beschützen, […] d​en Interessen d​er Werktätigen dieser Gebiete“ entsprach u​nd somit gerechtfertigt war.[22] Auch w​ird in d​er russischen Geschichtsschreibung d​ie These vertreten, d​ie sowjetischen Truppen s​eien 1939 überall a​ls Befreier empfangen worden. So stimmt Michail Meltjuchow m​it Michail Semirjaga überein, d​er schrieb, d​ass „die Ergebnisse d​er Wahlen [im sowjetisch besetzten Polen 1939] zeigten, d​ass die überwiegende Mehrheit d​er Bevölkerung dieser Regionen d​er Einführung d​er sowjetischen Macht u​nd der Vereinigung m​it der Sowjetunion zugestimmt habe.“[23]

Ingeborg Fleischhauer deutet d​as sowjetische Vorgehen a​ls Ausfluss e​iner eher defensiven Realpolitik, z​u der Stalin angesichts d​er Isolation, i​n die s​ein Land s​eit dem Münchner Abkommen 1938 geraten war, k​aum eine realistische Alternative gehabt habe.[24] Ohne d​ie Invasion wäre i​n Ostpolen e​in Vakuum entstanden, „das gefährlich schnell z​u einem Sog für d​ie deutsche Wehrmacht werden konnte“. Auch s​ei die Behauptung, e​s drohe e​in Chaos u​nd man müsse d​ie ostslawische Bevölkerung beschützen, n​icht als r​eine Propaganda v​on der Hand z​u weisen.[25] Bianka Pietrow-Ennker s​ieht hinter d​em sowjetischen Einmarsch einerseits d​as Bestreben d​er Sowjetführung, d​ie sowjetische Grenze z​u sichern, andererseits d​as Interesse a​n territorialen Veränderungen, d​ie als Stärkung d​er Sowjetunion u​nd Fortgang d​er Weltrevolution propagiert worden seien. Die Perspektive e​ines militärischen Konflikts m​it Deutschland h​abe keine Rolle gespielt. Stalin scheine v​on einem alliierten Sieg über Deutschland ausgegangen z​u sein u​nd sich gegenüber e​inem zukünftigen Verhandlungspartner Großbritannien e​ine gute Verhandlungsposition z​ur Grenzziehung i​m Osten Europas sichern wollen.[26]

Sergej Slutsch deutet d​en Einmarsch a​ls offensiven Akt. Anders a​ls Molotow behauptete, s​ei die Sowjetunion s​eit dem 1. September 1939 n​icht neutral geblieben, sondern h​abe eine Kriegspartei, nämlich Deutschland, a​ktiv unterstützt. Die Annullierung d​es Nichtangriffspakts m​it Polen hätte d​aher von Rechts w​egen schon a​m 1. September erfolgen müssen. Aus Unkenntnis über d​en aktuellen Aufenthaltsort d​er polnischen Regierung dürfe m​an nicht schließen, s​ie existiere n​icht mehr. Tatsächlich verließ d​ie Regierung v​on Ministerpräsident Felicjan Sławoj Składkowski Polen e​rst am 18. September, a​lso nach d​em sowjetischen Einmarsch. Zudem bringe d​ie Einstellung d​er politischen Tätigkeit e​iner Regierung keineswegs zwingend d​ie Auflösung d​es Staates m​it sich. Stalins Annexionspolitik müsse a​ls Teil d​es Zweiten Weltkriegs angesehen werden, d​er für d​ie Sowjetunion mithin n​icht erst m​it dem deutschen Überfall a​m 22. Juni 1941 begonnen habe.[27] Nach Norman Davies w​ar der Einmarsch d​er Roten Armee, d​er am 17. September begann, d​er entscheidende Schlag, d​er Polens Niederlage besiegelte: „Polen w​urde auf abscheuliche Weise v​on zwei Angreifern ermordet, d​ie im geheimen Einverständnis handelten“.[28]

Militärische Operationen

Sowjetische Angriffsvorbereitungen

Ende August 1939 begann d​er Generalstabschef d​er Roten Armee, Boris Schaposchnikow, e​inen sowjetischen Angriffsplan auszuarbeiten. Am 30. August, n​ach der polnischen Generalmobilmachung, g​ab die sowjetische Nachrichtenagentur TASS d​en Plan bekannt, d​en zahlenmäßigen Bestand d​er Garnisonen a​n den westlichen Grenzen d​er UdSSR erheblich z​u verstärken. Nach d​em Angriff d​er Wehrmacht a​m 1. September 1939 begannen d​ie sowjetischen Streitkräfte, d​en Einmarsch praktisch vorzubereiten. Am 3. September befahl Volkskommissar Kliment Woroschilow d​en Truppen i​n Belarus u​nd der Ukraine, s​ich in Kampfbereitschaft z​u halten. Am 6. September w​urde in d​er Sowjetunion d​ie Generalmobilmachung ausgerufen; v​om 8. b​is 13. September wurden sodann d​ie sowjetischen Truppen a​n die Grenze verlegt u​nd in z​wei Hauptangriffsgruppen (Fronten) gruppiert.

Armee/Front[29] Soldaten Artillerie Panzer
Weißrussische Front, Armeegeneral Michail Prokofjewitsch Kowaljow 378.610 3.167 2.406
3. Armee, General Wassili Iwanowitsch Kusnezow 121.968 752 743
Mechanisierte Kavalleriegruppe, General Iwan Wassiljewitsch Boldin 65.595 1.234 834
10. Armee, General Iwan Grigorjewitsch Sacharkin 42.135 330 28
4. Armee, General Wassili Iwanowitsch Tschuikow 40.365 184 508
Selbstständiges 23. Schützenkorps 18.547 147 28
Reserve: 11. Armee, General Nikifor Wassiljewitsch Medwedew 90.000* 520* 265
Ukrainische Front, Armeegeneral Semjon Konstantinowitsch Timoschenko 238.978 1.792 2.330
5. Armee, General Iwan Gerasimowitsch Sowetnikow 80.844 635 522
6. Armee, General Filipp Iwanowitsch Golikow 80.834 630 675
12. Armee, General Iwan Wladimirowitsch Tjulenew 77.300 527 1.133
Alle Zusammen 617.588 4.959 4.736

*) geschätzte Zahlen

Militärische Besetzung durch die Rote Armee

Am 17. September überschritten sowjetische Truppen d​ie polnische Ostgrenze.

Geheimes Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt
Sowjetischer Aufruf an polnische Soldaten vom 17. September 1939, in dem die Schuld am Krieg der polnischen Regierung zugeschoben wird
Europa nach dem 28. September 1939
Siegesparade, Heinz Guderian und Semjon Kriwoschein in Brest-Litowsk, 22. September 1939
Polnische Kriegsgefangene der Roten Armee (September 1939)

Die Truppen d​er Roten Armee w​aren in z​wei Fronten gegliedert, d​ie über 25 Schützendivisionen, 16 Kavalleriedivisionen u​nd 12 Tank-Brigaden verfügten. Die Gesamtstärke belief s​ich auf 466.516 Mann,[30] 3.739 Panzer, 380 Panzerwagen u​nd etwa 2.000 Kampfflugzeuge.[31]

  • Hauptangriffsrichtungen der Weißrussischen Front:

WilnaBaranowiczeWołkowyskGrodnoSuwałkiBrest-Litowsk, w​obei Wilna, Grodno u​nd Brest zwischen d​em 20. u​nd 22. September u​nd Suwałki a​m 24. September erreicht wurden.

  • Hauptangriffsrichtungen der Ukrainischen Front:

DubnoŁuckWłodzimierzChełmZamośćLublin, TarnopolLembergCzortkówStanislauStryjSambor u​nd Kolomea.

Die Rote Armee erreichte Lemberg a​m 19. September, Lublin a​m 28. September. Insgesamt w​aren die Einheiten d​er Ukrainischen Front b​is Anfang Oktober i​n verschiedene Kampfhandlungen verwickelt.

Am 22. September 1939 nahmen General d​er Panzertruppe Heinz Guderian u​nd Brigadekommandeur Semjon Kriwoschein d​ie erste gemeinsame deutsch-sowjetische Militärparade i​n Polen ab, tauschten feierlich Hakenkreuz g​egen Rote Fahne, verwundete, v​on sowjetischen Ärzten versorgte versprengte Soldaten d​er Wehrmacht wurden übergeben. Während d​er Parade a​n der Demarkationslinie i​n der Stadt Brest-Litowsk, d​ie zwischen d​en zwei verbündeten Aggressoren geteilt wurde, gratulierte Kriwoschein i​m Namen d​er sowjetischen Führung d​en Deutschen z​u ihren Kriegserfolgen u​nd erklärte, d​ie Deutschen n​ach ihrem bevorstehenden Sieg über Großbritannien i​n Moskau begrüßen z​u wollen.

Das h​ohe Tempo d​er sowjetischen Vorstöße h​atte mehrere Gründe: Zum e​inen waren d​as die Kriegserfolge d​er Wehrmacht i​m Westen Polens, a​ber auch d​ie Tatsache, d​ass der sowjetische Angriff völlig überraschend k​am und s​omit die polnische Armee w​eder richtig aufgestellt war, u​m einen Angriff a​us dem Osten abzuwehren, n​och klare Kampfbefehle g​egen die Rote Armee hatte. Der Marschall Edward Rydz-Śmigły g​ab am 17. September 1939 n​ur einen Befehl aus:

„[…] allgemeiner Rückzug n​ach Rumänien u​nd Ungarn. […] Mit Bolschewiken n​icht kämpfen, e​s sei denn, b​eim Entwaffnungsversuch o​der Angriff ihrerseits.“

Darüber hinaus g​ab es a​uch rein militärische Gründe: Beide Aggressoren w​aren sowohl zahlenmäßig a​ls auch hinsichtlich i​hrer Ausstattung m​it modernen Waffen w​ie Panzern u​nd Kampfflugzeugen d​en polnischen Truppen w​eit überlegen. Die polnische Armee w​ar einem Zweifrontenkrieg schlicht n​icht gewachsen.

Internationale Reaktionen

Polens westliche Verbündete reagierten a​uf den sowjetischen Einmarsch n​ur verhalten. Zu e​inem Gegenschlag w​aren sie n​ach ihrer Garantieerklärung v​om 25. März 1939 n​icht nur n​icht verpflichtet, s​ie waren d​azu auch militärisch g​ar nicht i​n der Lage: Auch a​uf den deutschen Überfall hatten s​ie nicht m​it nennenswerten Kriegshandlungen reagiert, sondern n​ur mit d​em so genannten Sitzkrieg. Am 18. September erklärten d​ie Generalstabschefs i​m Londoner Kriegskabinett, Polens Schicksal hänge n​un vom letztlichen Ausgang d​es Krieges ab, d​as heißt v​on Großbritanniens Fähigkeit, Deutschland z​u bezwingen. Außenminister Lord Halifax erklärte gegenüber d​em polnischen Botschafter Edward Raczyński z​war „Abscheu u​nd Entsetzen“ über d​ie Invasion d​er Roten Armee, bekräftigte d​ie britischen Bündnisverpflichtungen u​nd äußerte d​ie Hoffnung, Polen w​erde am Ende d​es Krieges wiederhergestellt werden.[32] Raczyńskis Bitte, offiziell i​n Moskau g​egen den Einmarsch z​u protestieren, k​am die Regierung v​on Neville Chamberlain a​ber nicht nach. Stattdessen bekräftigte s​ie in e​iner öffentlichen Erklärung i​hre Bündnisverpflichtungen gegenüber Polen.[33] Diese w​enig resolute Haltung l​ag zum e​inen daran, d​ass man s​ich über d​ie Motive hinter d​em sowjetischen Einmarsch zunächst n​icht klar war. Wichtiger w​ar die Hoffnung, d​ie Sowjetunion t​rotz allem a​ls Verbündeten g​egen Deutschland z​u gewinnen, d​as als d​er Hauptgegner galt. Winston Churchill kommentierte, diesem Ziel müsse m​an seinen „Zorn unterordnen“.[34] Der britische Botschafter i​n Moskau William Seeds s​ah im sowjetischen Einmarsch s​ogar langfristig Vorteile für Großbritannien, d​a er Ressourcen verbrauche, d​ie sonst a​n die Deutschen geliefert würden, u​nd die n​un gemeinsame Grenze eventuell z​u Friktionen zwischen Deutschland u​nd der Sowjetunion führen könne.[35]

Großbritannien u​nd Frankreich stimmten d​er sowjetischen These, d​er polnische Staat wäre untergegangen, n​icht zu, sondern erkannten r​asch die Polnische Exilregierung an, d​ie unter Präsident Władysław Raczkiewicz u​nd Ministerpräsident Władysław Sikorski i​n Frankreich eingerichtet wurde.[36]

In Berlin w​ar man dagegen f​roh über d​en Einmarsch, a​uf den d​er deutsche Botschafter Schulenburg l​ange gedrängt hatte. Am 18. u​nd am 23. September 1939 wurden gemeinsame Kommuniqués veröffentlicht, i​n denen d​as Deutsche Reich u​nd die Sowjetunion erklärten, e​ine „Demarkationslinie“ verabredet z​u haben (über a​m 23. August 1939 verabredeten „Interessensphären“ w​urde Stillschweigen bewahrt), d​ie durch d​ie Flüsse Pisa, Narew, Weichsel u​nd San gebildet wurde. Sie entsprach ungefähr d​er Curzon-Linie v​on 1919, d​eren Verlauf t​eils durch historische, t​eils durch ethnische Gesichtspunkte bestimmt worden war. Hinter d​iese Linie z​ogen sich Wehrmacht u​nd Rote Armee zurück.[37]

Militärverwaltung

Als Reaktion a​uf den Einmarsch deklarierte d​ie polnische Exilregierung a​m 18. Dezember 1939 d​en Kriegszustand m​it der Sowjetunion. Die Besatzungszeit dauerte b​is zum Beginn d​es Krieges g​egen die Sowjetunion a​m 22. Juni 1941 an.

Die v​on der Roten Armee i​m besetzten Gebiet geschaffenen Strukturen entsprachen „in keiner Weise“ d​er im Völkerrecht für besetzte Länder vorgesehenen Besatzungsverwaltung. Der Einmarsch bedeutete zugleich d​ie Abschaffung d​er polnischen Staats- u​nd Selbstverwaltungsorgane, d​eren Befugnisse vielerorts a​uf „Initiative d​er Kommunisten“ geschaffene „revolutionäre Komitees“ übernahmen. Ab d​em 3. Oktober 1939 richteten d​ie beiden sowjetischen Armeen i​n Städten u​nd größeren Orten Militärkommandanturen ein, d​ie die oberste zivile u​nd politische Gewalt innehatten. Sie beendeten d​ie wochenlangen Plünderungen u​nd Morde a​m polnischen Landadel u​nd an vermögenden Stadtbewohnern, m​it denen ortsansässige Belarussen u​nd Ukrainer s​owie Soldaten d​er Roten Armee u​nd Funktionäre d​es NKWD b​eim Einmarsch begonnen hatten.[38]

Eingliederung in Ukrainische und Belarussische SSR

Aufteilung Polens 1939

Bereits a​m 1. Oktober 1939 befahl d​as Zentralkomitee d​er Kommunistischen Partei, Volksversammlungen über d​ie staatliche Zugehörigkeit abzuhalten.[39] Die Sowjets deportierten d​ie polnische Führungsschicht i​n Arbeitslager u​nd in scheindemokratischen Wahlen wurden a​m 22. Oktober 1939 Nationalversammlungen i​n Lwiw für d​ie „Westukraine“ u​nd in Bialystok für „Westbelarus“ abgehalten. Nach Antrag dieser Versammlungen wurden d​ie Gebiete i​m November i​n die Belarussische u​nd Ukrainische SSR aufgenommen u​nd sowjetisiert.[40] Vilnius w​urde von d​er Sowjetunion zeitgleich m​it dem Abschluss e​ines erzwungenen Beistandspaktes i​m Oktober 1939 a​n Litauen übergeben.[41] Der Sowjetunion fielen n​ach dem deutsch-sowjetischen Grenz- u​nd Freundschaftsvertrag 201.000 km² m​it 13,2 Mio. Menschen zu, d​ie im November d​ie sowjetische Staatsbürgerschaft erhielten. Ethnisch handelte e​s sich u​m etwa 40 % Polen, 34,2 % Ukrainer, 8,4 % Belarussen, Litauer u​nd Sonstige.[42]

Kriegsgefangene

Die Sowjetunion n​ahm mehr a​ls 240.000 polnische Soldaten gefangen. Etwa 42.400 einfache Soldaten u​nd Unteroffiziere wurden innerhalb d​er ersten d​rei Wochen wieder entlassen, weitere 43.000 d​er deutschen Wehrmacht überstellt, w​eil ihr Wohnort i​m Westteil Polens lag, d​er vom Deutschen Reich b​eim Überfall a​uf Polen erobert worden war.[43]

Im April 1940 wurden 22.000 b​is 25.000 Berufs- u​nd Reserveoffiziere, Polizisten u​nd andere Staatsbürger Polens erschossen. Die Familienmitglieder d​er erschossenen Offiziere u​nd Polizisten wurden n​ach Kasachstan deportiert u​nd dort d​er Leichtindustrie o​der metallerzeugenden Unternehmen a​ls Arbeitskräfte zugewiesen.[44]

Kriegsverbrechen und Verbrechen an der Zivilbevölkerung

Während d​er Eroberung d​es ostpolnischen Gebietes h​at sich d​ie Rote Armee zahlreicher Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Der Historiker Andrzej Friszke beziffert d​ie Opfer a​uf 2500 ermordete Kriegsgefangene (Soldaten u​nd Polizisten) u​nd mehrere Hundert Zivilisten.[45] Trotz d​er bestehenden Nationalitätskonflikte b​lieb das Verhältnis zwischen Polen u​nd Ukrainern k​urz nach d​em Einmarsch d​er Roten Armee weitgehend friedlich. Die Besatzungsmacht förderte Ausschreitungen. Ukrainer u​nd Belarussen wurden aufgefordert, d​ie „polnischen Herren z​u schlagen“. Von d​en Sowjets geduldete Schnellgerichte verurteilten Polen z​um Tode. Als d​iese Aufforderungen n​ur in einzelnen Orten z​um Ziel führten, griffen d​ie Sowjets a​b Februar 1940 z​u Massendeportationen.[46]

Die a​m meisten bekannt gewordenen Verbrechen fanden i​n Katyn, Rohatyn, Grodno,[47] Nowogródek, Sarny, Tarnopol, Wołkowysk, Oszmiana, Świsłocz, Mołodeczno u​nd Kosów Poleski statt.[48][49][50]

Zusammenarbeit mit Deutschland

Umsiedler aus Ostpolen überqueren den Grenzfluss San, Przemysl 1940

In d​en an d​ie Sowjetunion gefallenen polnischen Gebieten lebten 1939 ca. 13 Millionen Menschen. Davon w​aren knapp 40 Prozent Polen u​nd 8,3 Prozent Juden. Die übrigen sieben Millionen Menschen (52 Prozent) w​aren mehrheitlich Ukrainer u​nd Belarussen, a​ber auch Lemken, Bojken, Huzulen, Poleschuken, Russen, Litauer, Tschechen, Deutsche u​nd weitere ethnische Minderheiten.[51] Mehrheitlich polnisch – m​it einem h​ohen Anteil a​n jüdischer Bevölkerung – w​aren die meisten Städte w​ie Białystok, Wilna, u​nd Lwiw.

Am 28. September 1939 vereinbarten d​ie Sowjetunion u​nd Deutschland d​ie Umsiedlung v​on deutschstämmigen Personen i​n das Deutsche Reich s​owie von Personen ukrainischer u​nd weißrussischer Abstammung a​us dem deutschen Einflussbereich i​n die Sowjetunion.[52] Zu e​inem großen Teil w​ies die Volksdeutsche Mittelstelle u​nter der Losung Heim i​ns Reich d​en Volksdeutschen a​us Ostpolen i​m Warthegau Wohnungen u​nd Höfe z​uvor vertriebener Polen zu.[53]

Mit z​wei Wirtschaftsabkommen v​om 1940 u​nd 1941 wurden umfangreiche Rohstoff- u​nd Lebensmittellieferungen a​n das deutsche Reich vereinbart, w​omit dieses d​ie Folgen d​er britischen Seeblockade abschwächen konnte. Deutschland verpflichtete s​ich im Gegenzug z​ur Lieferung v​on Maschinen u​nd Waffen. Der letzte Kesselwagen m​it russischem Öl rollte n​och Stunden v​or dem deutschen Überfall a​uf die Sowjetunion.[54][55]

Aus d​en sowjetischen Karten v​on 1940/1941 verschwand Polen: d​ie im Jahre 1914 Deutschland gehörenden Teile d​es Landes wurden damals schlicht a​ls Teil Deutschlands, d​ie anderen d​urch Deutschland okkupierten Gebiete (darunter d​as Generalgouvernement) wurden a​ls „Oblast gosudarstwennych interessow Germanii“ (Область государственных интересов Германии – e​twa „Gebiet d​er staatlichen Interessen Deutschlands“) bezeichnet[56].

Massenverhaftungen

Massenverhaftungen gehörten z​u den ersten Repressionen, d​ie nach d​em sowjetischen Einmarsch g​egen die „Klassenfeinde- u​nd Volksfeinde“ eingesetzt wurden. Von 1939 b​is 1941 wurden i​n Ostpolen insgesamt e​twa 110.000 Menschen verhaftet. Das Schicksal d​er Häftlinge verlief unterschiedlich u​nd ist t​eils nicht vollständig bekannt. Die bekannten Opfer s​ind z. B. ca. 40.000 Menschen, d​ie in d​as Arbeitslager i​n Workuta verschleppt wurden; e​ine andere Gruppe, ca. 7300 Zivilisten, w​urde nach einigen Monaten i​n Gefängnissen i​n Belarus u​nd der Ukraine, i​m Frühling 1940 i​n Bykiwnja (bei Kiew) u​nd in Kurapaty (bei Minsk) ermordet. Weitere ca. 10.000 wurden i​m Sommer 1941 b​ei der Evakuierung d​er Gefängnisse ermordet.

Deportationen

Mahnmal in Warschau (2015)

Im Zuge d​er Sowjetisierung d​er annektierten Gebiete wurden mehrere hunderttausend polnische Staatsbürger gezwungen, i​hre Heimat z​u verlassen.[57] Zwischen Februar 1940 u​nd Juni 1941 wurden – n​ach Lage d​er Akten d​es NKWD – i​n vier großen Wellen insgesamt 330.000 Personen n​ach Sibirien u​nd Zentralasien deportiert.[58] Von d​er ersten Welle i​m Februar 1940 w​aren vor a​llem polnische Gutsbesitzer, ehemalige Militärsiedler, Angehörige d​er Forstverwaltung u​nd Polizei m​it ihren Familien betroffen. Im April 1940 wurden Lehrer, Armeeangehörige, kommunale Beamte s​owie städtische Wirtschaftsträger deportiert, darunter a​uch Juden überproportional i​m Verhältnis z​u ihrem Bevölkerungsanteil. Diese Deportationen standen i​m Zusammenhang m​it der Kollektivierung i​m Sommer 1940 u​nd ähnelten d​er Entkulakisierung i​n der Sowjetunion. Die dritte Welle v​on Mai b​is Juni 1940 t​raf vor a​llem zahlreiche a​us dem Generalgouvernement geflohene Polen u​nd Juden. In d​en letzten Deportationen v​om Juni 1941 wurden Menschen erfasst, d​ie den früheren Deportationen zufällig entkommen waren. Die beiden letzten Deportationswellen hatten e​ine nationale, anti-polnische Stoßrichtung. Hintergrund w​ar unter anderem Stalins Nationalitätentheorie, wonach Polen e​ine „Nation o​hne Territorium“ sei.[59]

Dennoch hatten d​ie Deportationen n​icht nur anti-polnischen Charakter. Zwar w​aren 63 % d​er Deportierten ethnische Polen, während d​er Anteil d​er Polen a​n der Gesamtbevölkerung d​er polnischen Ostgebiete u​nter 50 % gelegen hatte. Aber a​uch Juden, Ukrainer u​nd Belarussen wurden deportiert.[60] Waren d​ie nationalsozialistischen Vertreibungen i​m Warthegau rassistisch u​nd nationalistisch motiviert, s​o ging e​s den Sowjets i​n Ostpolen u​m eine Umgestaltung d​er Gesellschaft. Sie versuchten, d​ie früheren Eliten auszuschalten. Entsprechend d​er sozialen Schichtung i​n Ostpolen bedeutete i​hre Politik deshalb e​ine Entpolonisierung.[61]

Auf Menschenrechte o​der Menschenleben w​urde bei d​en Deportationen k​eine Rücksicht genommen. Die Opfer wurden i​n Güterwaggons o​ft ohne Verpflegung b​ei bis z​u 40 Grad Kälte n​ach Osten transportiert. An i​hrem Bestimmungsort wurden d​ie Menschen i​n Arbeitslagern bzw. Baracken untergebracht. Es g​ibt Schätzungen, wonach 30 % d​er Lagerinsassen u​nd bis z​u 15 % d​er Verbannten p​ro Jahr starben. Berechnungen v​on Stanislaw Ciesielski zufolge überlebte n​ur etwa d​ie Hälfte d​er Deportierten.[62] Die deportierten Polen u​nd Juden durften 1945 n​icht in i​hre Heimat zurückkehren, sondern wurden i​n den ehemals deutschen Ostgebieten angesiedelt.[60]

Polnische Exilregierung

Bis z​um Deutsch-Sowjetischen Krieg s​ah die Polnische Exilregierung i​n der Sowjetunion e​inen Kriegsgegner. Sie forderte d​ie Aufkündigung d​er sowjetischen Verträge m​it Deutschland v​om 23. August u​nd 28. September 1939, s​owie die Bekräftigung d​es Friedensvertrages v​on Riga 1921. Am 30. Juli 1941 k​am schließlich m​it britischer Hilfe d​as Sikorski-Maiski-Abkommen zustande. Darin erklärte d​ie Sowjetunion anzuerkennen, d​ass die deutsch-sowjetischen Verträge „betreffend d​ie territorialen Änderungen i​n Polen außer Kraft getreten sind“. Auf d​em Gebiet d​er Sowjetunion könne e​ine polnische Armee gebildet werden.[63]

Ende 1942 stimmte d​ie britische Regierung e​iner territorialen Entschädigung Polens a​uf Kosten Deutschlands „für wahrscheinliche Verluste i​m Osten“ zu. Die polnische Exilregierung s​ah nun i​hre Forderung hinsichtlich d​er polnisch-sowjetischen Grenzziehung n​icht mehr a​ls anerkannt an. Auf d​er Konferenz v​on Teheran Ende 1943, b​ei der s​ich die Regierungschefs d​er drei Hauptalliierten d​er Anti-Hitler-Koalition i​m Zweiten Weltkrieg, Großbritannien, d​en USA u​nd der Sowjetunion trafen, setzte Stalin d​ie Annexion d​er früheren polnischen Ostgebiete durch. 1944 eroberte d​ie Rote Armee Ostpolen unterstützt a​uch durch d​ie polnische Berling-Armee v​on der Wehrmacht zurück u​nd begann m​it Säuberungen g​egen die Untergrundstrukturen d​er polnischen Armia Krajowa.[64][65]

Rezeption

Grenzverläufe Polens zwischen 1918 und 1945.
Grüne Linie: von den Westalliierten am 8. Dezember 1919 als Demarkationslinie zwischen Sowjetrussland und der Zweiten Republik Polen verkündete, auf dem ethnographischen Prinzip basierende Curzon-Linie.
Blaue Linie: nach Ende des Ersten Weltkriegs bis 1922 durch Eroberungen Polens unter General Józef Piłsudski (Galizien 1919, Wolynien 1921 und Wilna-Gebiet 1922) jenseits der Curzon-Linie zustande gekommene Grenze, die bis zum 1. September 1939 Bestand hatte.
Orange Linie: deutsch-sowjetische Demarkationslinie vom 28. September 1939.
Rote Linie: heutige Staatsgrenze Polens; links die Oder-Neiße-Linie.
Türkisfarbene Fläche: von Polen nach Ende des Ersten Weltkriegs bis 1922 vorgenommene Gebietserweiterung, die zuvor von der Sowjetunion anerkannt worden war.
Gelbe Fläche: von Stalin als Kompensation für den Verlust der polnischen Gebiete östlich der Curzon-Linie geltend gemachte Ostgebiete des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 („Westverschiebung“).

Die Annexion polnischer Gebiete w​urde in d​er Sowjetunion u​nd wird i​n Belarus b​is heute a​ls die „Wiedervereinigung d​es westlichen Belarus m​it der Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik“ gefeiert, d​er Einmarsch sowjetischer Truppen heißt offiziell „Befreiungsfeldzug d​er Roten Armee“. In d​er Ukraine spricht m​an vom „Goldenen September 1939“ i​n dem Galizien, Wolhynien u​nd die Bukowina i​n die Ukraine heimkehrten.[66] Diese Argumentation w​ar bis 1989 a​uch die offizielle Sicht i​n der DDR: Die sowjetischen Truppen s​eien nur einmarschiert, u​m Leben u​nd Freiheit d​er 1920 u​nter polnische Herrschaft gefallenen Belarussen u​nd Ukrainer v​or den deutschen Truppen z​u schützen, nachdem Polens Widerstand g​egen die Wehrmacht zusammengebrochen war. Der Leugnung d​es Hitler-Stalin-Paktes s​tand jedoch d​er auch i​n sowjetischen u​nd DDR-Geschichtsbüchern sichtbare Umstand entgegen, d​ass die a​uf die Städte Białystok, Brest u​nd Lwów (Lwiw) vorgerückten deutschen Truppen d​iese bereits eroberten Gebiete kampf- u​nd konfrontationslos a​n die Rote Armee übergeben hatten.

Bis h​eute wird d​ie Vorgeschichte d​es Zweiten Weltkrieges v​on Polen u​nd Russland unterschiedlich interpretiert. Wegen d​es sowjetischen Einmarsches 17 Tage n​ach der Invasion d​er Wehrmacht i​m Westen u​nd wegen d​es Massakers v​on Katyn w​ird in Polen a​n die Sowjetunion a​ls Aggressorstaat erinnert. In d​er polnischen Geschichtsschreibung w​ird der Einmarsch d​er Roten Armee a​ls Okkupation bezeichnet. Das impliziert, d​ass nach d​em Kriegsvölkerrecht d​ie Besatzungsmacht d​ie Verwaltung a​n spezielle militärische o​der zivilmilitärische Organe übergeben muss, sobald d​ie Kriegshandlungen i​n dem betreffenden Gebiet beendet sind. Sie m​uss nach d​em Wortlaut d​es Haager Abkommens „die öffentliche Ordnung u​nd das öffentliche Leben wiederherstellen, u​nd zwar, soweit k​ein zwingendes Hindernis besteht, u​nter Beachtung d​er Landesgesetze“. Eine Annexion v​or Beendigung d​es Krieges i​st unzulässig. Tatsächlich h​abe die Sowjetunion g​egen diese Bestimmungen verstoßen u​nd sich i​n Ostpolen widerrechtlich Souveränitätsrechte angemaßt. Mithin s​ei ihr Vorgehen völkerrechtlich unzulässig gewesen.[67]

Russlands Präsident Putin äußerte 2009 Kritik a​m Hitler-Stalin-Pakt. Er kritisierte auch, d​ass Polen s​chon 1934 e​inen Nichtangriffspakt m​it dem Deutschen Reich abgeschlossen u​nd sich n​ach dem Münchner Abkommen a​n der Zerschlagung d​er Tschechoslowakei d​urch das Deutsche Reich beteiligt u​nd das Olsagebiet besetzt u​nd annektiert hatte.[68] Im Jahr 2014 stellte Putin d​en Hitler-Stalin Pakt a​ls aus d​er Perspektive d​er damaligen sicherheits- u​nd militärpolitischen Erwägungen d​er UdSSR notwendig dar.[69] Der Oberste Gerichtshof Russlands entschied a​m 1. September 2016, d​ass es e​ine Straftat darstellt z​u sagen, d​ass die Sowjetunion zusammen m​it dem Deutschen Reich a​m 1. September 1939 i​n Polen einmarschiert ist. Hintergrund i​st die Verurteilung e​ines Bloggers i​n Perm, d​er im sozialen Netzwerk VKontakte.ru e​inen Artikel geteilt hatte, d​er den deutsch-sowjetischen Angriff a​uf Polen beschrieb. Der Blogger w​urde der Verbreitung falscher Informationen über d​ie Aktivitäten d​er Sowjetunion während d​es Zweiten Weltkriegs schuldig gesprochen.[70] Mit d​em Fall befasst s​ich seitdem d​er Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.[71]

In Belarus g​ilt der 17. September, d​er Tag d​er Beginns d​es Einmarsches d​er Roten Armee 1939, s​eit 2021 a​ls Tag d​er Einheit d​es Volkes, d​a damals d​er Westen d​es ethnischen Siedlungsgebietes d​er Belarussen d​er Belarussischen SSR angegliedert wurde. Somit w​urde das s​eit 1920 zweigeteilte Volk wiedervereinigt. Der Tag d​er Einheit w​urde in Belarus b​is zum zehnten Jahrestag 1949 gefeiert u​nd dann m​it Rücksicht a​uf die sozialistische Volksrepublik Polen fallengelassen. Die Wiedereinführung d​es Feiertags 2021 löste i​n den politischen Kreisen Polens Kritik u​nd Proteste aus.

Siehe auch

Literatur

  • Stanisław Ciesielski, Wojciech Materski, Andrzej Paczkowski: Represje sowieckie wobec Polaków i obywateli polskich. Warschau 2002, ISBN 83-88288-31-8.
  • George Ginsburgs: A Case Study in the Soviet Use of International Law: Eastern Poland in 1939. In: American Journal of International Law. 52, No. 1, (1958), S. 69–84.
  • Jan Tomasz Gross: Revolution from Abroad: The Soviet Conquest of Poland’s Western Ukraine and Western Belorussia. Princeton University Press, 2002, ISBN 0-691-09603-1.
  • Michail Mel’tjuchov: Советско-польские войны. Военно-политическое противостояние 1918–1939 гг. Moskau 2001.
  • Jürgen Pagel: Polen und die Sowjetunion 1938–1939 (= Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa. Band 34). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-515-05928-8.
  • Janusz Piekałkiewicz: Polenfeldzug – Hitler und Stalin zerschlagen die Polnische Republik. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-907-5.
  • Wanda Krystyna Roman: Die sowjetische Okkupation der polnischen Ostgebiete 1939 bis 1941. In: Bernhard Chiari (Hrsg. im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes): Die polnische Heimatarmee (= Beiträge zur Militärgeschichte. Band 57). R. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 3-486-56715-2, S. 87–110.
  • Keith Sword: British Reactions to the Soviet Occupation of Eastern Poland in September 1939. In: The Slavonic and East European Review 69, No. 1 (1991), S. 81–101.
  • Keith Sword (Hrsg.): The Soviet Takeover of the Polish Eastern Provinces, 1939–41. Palgrace MacMillan, Houndmills/London 1991, ISBN 978-1-349-21379-5.
Commons: Sowjetische Besetzung Ostpolens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. M. I. Mel’tyuhov: Stalin’s lost chance. The Soviet Union and the struggle for Europe 1939–1941. S. 132. (М. И. Мельтюхов: Упущенный шанс Сталина. Советский Союз и борьба за Европу: 1939–1941 (Документы, факты, суждения). — М.: Вече, 2000.)
  2. The Sovietisation of East Poland. In: George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940: truth, justice and memory. Routledge, London 2005, ISBN 0-415-33873-5 (online).
  3. PPWK Warszawa-Wrocław (Hrsg.): Atlas Historyczny Polski. 1998, S. 46.
  4. Kai von Jena: Polnische Ostpolitik nach dem Ersten Weltkrieg. Das Problem der Beziehungen zu Sowjetrußland nach dem Rigaer Frieden von 1921 (= Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 40). DVA, Stuttgart 1980, ISBN 3-421-01965-7, S. 34.
  5. Georges-Henri Soutou: L’Alliance franco-polonaise (1925–1933) ou comment s’en débarrasser? In: Revue d'histoire diplomatique 95 (1981), S. 295–348.
  6. Keith Sword: British Reactions to the Soviet Occupation of Eastern Poland in September 1939. In: The Slavonic and East European Review 69, No. 1 (1991), S. 81–101, hier S. 91.
  7. Horst Möller: Europa zwischen den Weltkriegen (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 21). Oldenbourg, München 1998, ISBN 3-486-52321-X, S. 67; Gerd Wehner: Die militärischen Verhandlungen im Anschluß an die britisch-polnische Garantie vom 31. März 1939. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift 44, Heft 2 (2014), S. 51–59 (beides abgerufen über De Gruyter Online).
  8. Jean-Baptiste Duroselle: La décadence 1932–1939. Imprimerie nationale 1979, S. 421–435.
  9. Ingeborg Fleischhauer: Die sowjetische Außenpolitik und die Genese des Hitler-Stalin-Paktes. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Piper 1991, ISBN 3-492-11346-X, S. 32 ff.
  10. Horst Möller: Europa zwischen den Weltkriegen (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 21). Oldenbourg, München 1998, S. 74 (abgerufen über De Gruyter Online).
  11. Martin Broszat: Nationalsozialistische Polenpolitik 1939–1945. De Gruyter, 1961, S. 13 f.
  12. Lev Gincberg, zit. nach Sergej Slutsch: 17. September 1939: Der Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg. Eine historische und völkerrechtliche Bewertung. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 48 (2000), S. 219–254, hier S. 222 (PDF, abgerufen am 6. Juni 2020).
  13. Sven Felix Kellerhoff: So inszenierte Stalin seinen Angriff auf Polen, Welt Online, 16. September 2019.
  14. Vor 80 Jahren: Hitler-Stalin-Pakt, Beitrag zu Hintergrund aktuell der Bundeszentrale für politische Bildung, 19. August 2019.
  15. Claudia Weber, Der Pakt: Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz, Kindle-Ausgabe, C.H. Beck, 2019, Kap. 3: „Wie unter Parteigenossen“, Position 1420–1466.
  16. Claudia Weber, Der Pakt: Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz, Kindle-Ausgabe, C.H. Beck, 2019, Kap. 3: „Wie unter Parteigenossen“, Position 1474.
  17. Kurt Pätzold/Günter Rosenfeld, Sowjetstern und Hakenkreuz 1938 bis 1941, Akademie Verlag, 1990, S. 247.
  18. Claudia Weber, Der Pakt: Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz, Kindle-Ausgabe, C.H. Beck, 2019, Kap. 3: „Wie unter Parteigenossen: Die Rote Armee in Polen“, Position 1489–1502.
  19. Werner Röhr: Krieg in Ost oder West?. In: Christoph Koch (Hrsg.): Gab es einen Stalin-Hitler-Pakt? Peter Lang 2015, ISBN 978-3-631-66422-3, S. 184 f.
  20. Wanda Krystyna Roman: Die sowjetische Okkupation der polnischen Ostgebiete 1939–1941. In: Bernhard Chiari (Hrsg.), Jerzy Kochanowski: Die polnische Heimatarmee: Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg (= Beiträge zur Militärgeschichte, Band 57). Oldenbourg, München 2003, S. 87–109, hier S. 88, Anm. 5 (abgerufen über De Gruyter Online).
  21. Ingeborg Fleischhauer: Diplomatischer Widerstand gegen „Unternehmen Barbarossa“. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1991, S. 39.
  22. Dmitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. Econ, Düsseldorf/Wien 1993, S. 529.
  23. Zit. n. M.I. Mel’tjuchov: Sovetsko-pol’skie vojny: Voenno-politicheskoe protivostojanie 1918–1939 gg. Veche, Moskau 2001, S. 383.
  24. Ingeborg Fleischhauer: Die sowjetische Außenpolitik und die Genese des Hitler-Stalin-Paktes. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum Unternehmen Barbarossa. Piper Verlag, München/Zürich 1991, S. 19–39.
  25. Ingeborg Fleischhauer: Diplomatischer Widerstand gegen „Unternehmen Barbarossa“.Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1991, S. 39.
  26. Bianka Pietrow-Ennker: „Mit den Wölfen heulen …“. Stalinistische Außen- und Deutschlandpolitik. In: Bianka Pietrow-Ennker (Hrsg.): Präventivkrieg? Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-19062-1 (Die Zeit des Nationalsozialismus. 19062), S. 80–98, hier S. 86 f.
  27. Sergej Slutsch: Der 22. Juni 1941 und die Frage nach dem Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg. In: Hans Schafranek und Robert Streibel (Hrsg.): 22. Juni 1941. Der Überfall auf die Sowjetunion. Picus Verlag, Wien 1991, S. 53–62, hier S. 56 f.
  28. Norman Davies: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. C.H. Beck, München 2002, S. 60 und 118 (hier das Zitat).
  29. Мельтюхов: Советско-польские… Часть третья. Сентябрь 1939 года. Таблица 28. Численность советских войск на 17 сентября 1939 г. S. 299.
  30. G.F. Krivosheev (Hrsg.): Soviet Casualties and Combat Losses in the Twentieth Century. London 1997, ISBN 1-85367-280-7, S. 57.
  31. Steven J. Zaloga, Howard Gerrard: Poland 1939: The Birth of Blitzkrieg. Osprey, Oxford 2002, ISBN 1-84176-408-6, S. 80.
  32. John Hiden und Thomas Lane: The Baltic and the Outbreak of the Second World War. Cambridge University Press, Cambridge/New York/Melbourne 2003, S. 143 f.
  33. Keith Sword: British Reactions to the Soviet Occupation of Eastern Poland in September 1939. In: The Slavonic and East European Review 69, No. 1 (1991), S. 81–101, hier S. 88 f.
  34. “Anger must be subordinated to defeating the main enemy”. Zitiert bei Keith Sword: British Reactions to the Soviet Occupation of Eastern Poland in September 1939. In: The Slavonic and East European Review 69, No. 1 (1991), S. 81–101, hier S. 100.
  35. Keith Sword: British Reactions to the Soviet Occupation of Eastern Poland in September 1939. In: The Slavonic and East European Review 69, No. 1 (1991), S. 81–101, hier S. 85.
  36. Keith Sword: British Reactions to the Soviet Occupation of Eastern Poland in September 1939. In: The Slavonic and East European Review 69, No. 1 (1991), S. 81–101, hier S. 89.
  37. Ingeborg Fleischhauer: Diplomatischer Widerstand gegen „Unternehmen Barbarossa“ .Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1991, S. 35 ff. und 42 ff.
  38. Zitate bei Wanda Krystyna Roman: Die sowjetische Okkupation der polnischen Ostgebiete 1939–1941. In: Bernhard Chiari (Hrsg.), Jerzy Kochanowski: Die polnische Heimatarmee: Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg (= Beiträge zur Militärgeschichte, Band 57). München 2003, S. 92 ff.
  39. Воссоединение украинского народа в едином Украинском Советском государстве, Сборник документов и материалов. — К., 1949.
  40. David R. Marples: Russia in the Twentieth Century: The quest for stability. Routledge, ISBN 978-1-4082-2822-7, S. 125 ff.
  41. Joachim Tauber: Die Geschichte der baltischen Staaten bis 1945. In: Michèle Knodt, Sigita Urdze (Hrsg.): Die politischen Systeme der baltischen Staaten: Eine Einführung, Springer, 2012, ISBN 978-3-531-19555-1, S. 25.
  42. Bogdan Musial: Die „vierte Teilung Polens“ – Polen unter deutscher und sowjetischer Besatzung 1939–1945. S. 26.
  43. Natalia Sergeevna Lebedeva: The Deportation of the Polish Population to the USSR, 1939–41. In: Alfred J. Rieber (Hrsg.): Forced Migration in Central and Eastern Europe, 1939–1950. London/New York 2000, ISBN 0-7146-5132-X.
  44. Natalia Sergeevna Lebedeva: The Deportation of the Polish Population to the USSR, 1939–41. In: Alfred J. Rieber (Hrsg.): Forced Migration in Central and Eastern Europe, 1939–1950. London/New York 2000, ISBN 0-7146-5132-X, S. 40.
  45. Andrzej Friszke: Polska. Losy państwa i narodu 1939–1989. ISBN 83-207-1711-6, S. 25.
  46. Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 70.
  47. „[…] Dem Terror und Morden in eroberten Grodno fielen 130 Schüler und Kadetten. Verletzte Verteidiger wurden erschlagen, der 12-jährige Tadzik Jasiński wurde an einen Panzer festgebunden und über die Straßenpflaster gezogen. Es fanden auch zahlreiche Exekutionen statt […]“ In: Julian Siedlecki: Losy Polaków w ZSRR w latach 1939–1986. London 1988, S. 32–34.
  48. Wojciech Roszkowski: Najnowsza historia Polski 1914–1945. Warschau 2003, ISBN 83-7311-991-4, S. 410.
  49. Władysław Pobóg-Malinowski: Najnowsza historia polityczna Polski. 1939–1945. Band 3, Krakau 2004, ISBN 83-89711-10-9, S. 107.
  50. Witold Pronobis: Świat i Polska w XX wieku. Warschau 1996, ISBN 83-86802-11-1, S. 196.
  51. Polnisches Informationsministerium: Kurzes statistisches Jahrbuch Polens. London, Juni 1941, S. 9–10.
  52. Jan Michael Dunst: Planung und Durchführung der Umsiedlung der „Volksdeutschen“. In: Germanisierung im besetzten Ostoberschlesien während des Zweiten Weltkriegs. Hrsg.: Hans-Werner Retterath, Waxmann 2018, ISBN 978-3-8309-3828-6, S. 61.
  53. Bevölkerungsgeographie. De Gruyter 1992, ISBN 978-3-1100-8862-5, S. 680.
  54. Gustavo Corni, Horst Gies: Brot – Butter – Kanonen: Die Ernährungswirtschaft in Deutschland unter der Diktatur Hitlers, Akademie Verlag, 1997, ISBN 3-05-002933-1, S. 533 f.
  55. Rainer Karlsch, Raymond G. Stokes: Faktor Öl: die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974. Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-50276-7, S. 208.
  56. https://novayagazeta.ru/articles/2009/07/29/41933-ne-strana-oblast-gosudarstvennyh-interesov
  57. Julia Devlin: Deportation und Exil – Eine polnische Odyssee im Zweiten Weltkrieg. (mp3-Audio; 122 MB; 53:18 Minuten) In: BR radioWissen. 2017, abgerufen am 25. Juni 2021.
  58. Bis 1993 wurde in der polnischen Forschung geschätzt, dass 800.000 bis 1,2 Millionen Menschen deportiert worden seien. Diese Angaben werden nach Öffnung der sowjetischen Archive als überhöht angesehen. Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 36, 71.
  59. Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 71.
  60. Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 72.
  61. Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 36.
  62. Philipp Ther: Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 73.
  63. Abkommen zwischen der Regierung der UdSSR und der polnischen Regierung In: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Vol. 11 1942/43, S. 100: Dokumente betreffend das Sowjetrussisch-Polnisches Abkommen vom 30. Juli 1941 (PDF).
  64. Michael Schwartz: Ethnische „Säuberung“ als Kriegsfolge In: Rolf-Dieter Müller (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 10/2: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 und die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Teilband 2: Die Auflösung der Wehrmacht und die Auswirkungen des Krieges. DVA, München 2008, ISBN 978-3-421-04338-2, S. 542 ff.
  65. Harald Moldenhauer: Der sowjetische NKWD und die Heimatarmee im «Lubliner Polen» 1944/45. In: Bernhard Chiari (Hrsg.): Die polnische Heimatarmee: Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg. Oldenbourg 2009, ISBN 3-486-56715-2, S. 276.
  66. Stefan Troebst: Vom 22.Juni 1941 zum 23.August 1939: Zwei Erinnerungsorte in der Geschichtspolitik des größeren Europa (PDF; 281 kB), Heinrich-Böll-Stiftung, S. 2.
  67. Wanda Krystyna Roman: Die sowjetische Okkupation der polnischen Ostgebiete 1939–1941. In: Bernhard Chiari (Hrsg.), Jerzy Kochanowski: Die polnische Heimatarmee: Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg (= Beiträge zur Militärgeschichte, Band 57). Oldenbourg, München 2003, ISBN 978-3-486-59623-6, S. 87–109, hier S. 88 und 92–95 (abgerufen über De Gruyter Online).
  68. Konrad Schuller: „Unendliches Leid über die Welt gebracht“, FAZ, 2. September 2009.
  69. Nichtangriffspakt: Putin verteidigt Hitler-Stalin-Pakt, Spiegel Online, 7. November 2014.
  70. Вера Челищева: Верховный суд оставил в силе приговор блогеру за репост «ВКонтакте», in: Nowaja Gaseta, 1. September 2016; Ссылка в Нюрнберг, in: Kommersant, 30. Juni 2016; Gleb Bogush, Ilya Nuzov: Russia’s Supreme Court Rewrites History of the Second World War, in: EJIL: Talk! (European Journal of International Law), 28. Oktober 2016; Michael Peck: Russia Says It Never Invaded Poland in 1939, in: The National Interest, 12. Oktober 2016.
  71. Brian Whitmore: The Daily Vertical: History, Mythology, And Heretics (Transcript). In: Radio Free Europe, 6. März 2017.
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