Adriatisches Meer
Das Adriatische Meer, kurz auch die Adria, (lateinisch Mare Adriaticum; italienisch Mare Adriatico; bosnisch kroatisch serbisch Jadransko more oder kurz Jadran; slowenisch Jadransko morje; albanisch Deti Adriatik oder kurz Adriatiku; griechisch στη Θάλασσα του Αδριανού/ romanisiert sti Thálassa tou Adrianoú) ist das lang gestreckte nördliche Seitenbecken des Mittelmeeres zwischen der Apenninhalbinsel und der Balkanhalbinsel. Das Adriatische Meer erstreckt sich Richtung Süden bis zur Straße von Otranto. Es ist nach der italienischen Stadt Adria in der Provinz Rovigo benannt.
Adria international: Adriatisches Meer | |
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![]() Adriatisches Meer (Ausschnitt aus Blue-Marble-Karte der NASA) (Ausschnitt aus Blue-Marble-Karte der NASA) | |
Lage | Südosteuropa, zwischen Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Albanien |
Wichtige Inseln | Inseln (Auswahl) |
Daten | |
Fläche | 132.000 km² |
Maximale Tiefe | 1260 m |
Mittlere Tiefe | 120 m |
Besonderheiten |
Ostküste stärker gegliedert |
![]() Adria (Mittelmeer) ![]()
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Lage des Adriatischen Meeres innerhalb des Mittelmeeres |
Geschichte
Antike
Die erste Siedlung in der Gegend war venezianischen Ursprungs vom 12. bis 9. Jahrhundert vor Christus. Sie bestanden aus Pfahlbauten im Feuchtgebiet, als diese noch am Meer lag. Zu dieser Zeit mündete die Adria, der Hauptfluss in dem Po, in das Meer in der Gegend. Die Villanovakultur wurde nach der archäologischen Stätte im Dorf Vilanova bei Bologna (etruskisch: Felsna) benannt und blühte in der Region vom 10. bis zum 6. Jahrhundert vor Christus auf. Die Gründung des klassischen Atriums reicht von 530 bis 520 v. Chr.
Nachdem der Kanal ausgetrocknet war, bauten die Etrusker Häfen und Siedlungen in Adria. Der Hafen gedieh im späten sechsten Jahrhundert vor Christus weiter. Das von den Etruskern von Pugu kontrollierte Gebiet wird gewöhnlich Padan Etruria genannt und konzentriert sich entlang des Tyrrhenischen Flusses bis zur Süd-Arno-Küste.
Von den Griechen von Ägina bis zu Dionysius I. von Syrakus kolonisierte Dionysius I. die Stadt und machte sie zu einem Handelszentrum. Die Griechen begannen mindestens im 6. Jahrhundert v. Chr., mit den Venezianern zu handeln. Besonders Bernstein, ursprünglich aus der Ostsee.
Die Kelten fielen häufig in die Poebene ein, was zu Reibereien zwischen Gallien und Etruskern und zu Mischehen führte, wie die epischen Inschriften mit etruskischen und keltischen Namen belegen. Die Stadt wurde von Etruskern, Venezianern, Griechen und Kelten besiedelt.
Der römische Schriftsteller und Marinekommandant Plinius der Ältere schrieb, dass das Kanalsystem der Atria ursprünglich von den Toskanern (das heißt Etruskern) eingerichtet wurde, um den Fluss in die sieben Meere zu unterteilen. An der Küste des Atriani-Sumpfes heißt der berühmte Hafen von Atria in der Toskana, der früher als Atriatic für das Meer bezeichnet wurde, jetzt Adria. Die „sieben Ozeane“ sind miteinander verbundene Küstenlagunen. Vom offenen Meer durch Sandgruben und Barriereinseln getrennt. Die Etrusker erweiterten diese natürliche Binnenwasserstraße mit dem neuen Kanal und erweiterten damit die Gezeitennavigationsfähigkeiten von Po, die sich nach Norden bis nach Atria erstreckten. Sogar während der Zeit von Kaiser Vespasian konnte die Asakusa-Küche von Ravenna in das Herz der Etrusker verlegt werden. Unter römischer Besatzung wurde die Stadt an die ehemalige griechische Kolonie Ravenna abgetreten, da das Große Delta weiterhin verschlammt war und die Küste weiter nach Osten zog. Das Meer ist jetzt etwa 22 Kilometer von der Adria entfernt.
Carlo Bocchi machte die erste Erkundung des alten Atria und veröffentlichte es als „Importanza di Adria la Veneta“. Die Sammlungen der Familie Bocchi wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und bilden einen großen Teil der Antiquitätensammlung des Stadtmuseums.
Es gibt einige Gedanken zur Etymologie des alten Ortsnamens Adria / Atria. Eine Theorie besagt, dass es aus dem Absichtswort „Wasser, Meer“ (venezianisch) stammt.[1]
Mittelalter und Moderne
Als das Weströmische Reich zerfiel, hatte der Hafen von Adria den größten Teil seiner Bedeutung verloren. Nachdem Diakon Paul die katastrophale Flut registriert hatte, wurde Adria zum Territorium der Erzdiözese Ravenna. Nachdem die lokale Hydrologie vollständig geändert worden war, ging die Flut im Jahre 589 schließlich zurück.
Nach einer Zeit unabhängiger Gemeinden war es im Besitz der Esten von Ferrara und im 16. Jahrhundert im Besitz der Republik Venedig. Zu dieser Zeit war Adria ein kleines Dorf, umgeben von Malaria-Sümpfen. Als Polesine im selben Jahrhundert zurückerobert wurde, gewann es wieder an Bedeutung. Während der Napoleonischen Kriege war es zuerst unter Frankreich, dann unter Österreich und wurde ihm 1815 als Teil von Venetien in der Lombardei nach dem Wiener Kongress zugeteilt.
Geografie
Lage
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Das Adriatische Meer ist von Nordwest bis Südost 820 km lang und durchschnittlich 160 km breit. Die größte Breite beträgt etwa 220 km. Es bedeckt eine Fläche von 132.000 km² und ist im Nordbecken (nördlich des Vorgebirges Monte Gargano) zwischen 40 und 200 m tief. Der südliche Teil ist bedeutend tiefer und erreicht zwischen Durrës und Bari mit 1260 m seine größte Tiefe. Den südlichen Abschluss des Meeres bildet die Straße von Otranto, wo der Abstand zwischen Italien und Albanien 71 km beträgt.
Anrainerstaaten sind Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Albanien.
Küsten
Der Nordwestteil, die obere Adria, ist flach mit einigen zum Teil großen Lagunen. Die größte ist die Lagune von Venedig. Danach wird die italienische Ostküste südlich von Gabicce Mare schlagartig gebirgig, wobei dort die gesamte Küstenlinie relativ geradlinig verläuft. Außer den Tremiti-Inseln gibt es keine vorgelagerten Inseln. Lediglich das in Apulien gelegene Gargano-Gebirge ragt als Halbinsel etwa 50 Kilometer nach Osten in die Adria hinein. Die Westküste der Adria endet am italienischen Stiefelabsatz bei Otranto.
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Die Ostküste des Meeres mit der Halbinsel Istrien an deren Nordende ist durchweg gebirgig. Einen Gutteil der Ostküste nimmt die kroatische Landschaft Dalmatien ein. Die Bucht von Kotor in Montenegro ist mit etwa 30 Kilometern Länge die größte Bucht der Adria. Der äußerste Südosten ist wiederum flach und sumpfig. Entlang der gesamten Ostküste befinden sich weit über tausend Inseln.
Südlich von Shkodra in Albanien erstreckt sich entlang der Küste des Drin-Golfs und auch weiter südlich ein breites Tiefland mit teils unberührten Sandstränden. An vielen Flussmündungen haben sich langgestreckte Lagunen gebildet. An der Bucht von Vlora endet die Adriaküste. Südlich der Stadt Vlora fängt die Albanische Riviera am Ionischen Meer an.
Inseln
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- Albanien: Sazan vor der Karaburun-Halbinsel in der Nähe der Straße von Otranto
- Bosnien-Herzegowina: Mali Školj und Veliki Školj
- Italien: Tremiti-Inseln, nördlich der Gargano-Halbinsel
- Kroatien: Brač, Cres, Čiovo, Dugi Otok, Hvar, Ilovik, Ist, Jabuka, Korčula, Krk, Lastovo, Lopud, Lošinj, Mljet, Pag, Premuda, Olib, Rab, Šipan, Susak, Vis, Unije und viele andere mehr. Insgesamt zählt man 1246 Inseln in der kroatischen Adria. Lediglich 47 davon sind bewohnt.
- Montenegro: Sveti Stefan, Sveti Nikola und die Gruppe von kleinen Inseln in der Bucht von Kotor: Mamula, Sveti Marko, Ostrvo Cvijeća („Insel der Blumen“), sowie Gospa od Škrpjela und Sveti Đorđe vor Perast (Liste der Inseln in Montenegro)
Zuflüsse
Bedeutende Adria-Zuflüsse (Auswahl):
Klima
Das Klima ist durch sehr warme, regenarme und trockene Sommer und milde, zum Teil regenreiche und feuchte Winter gekennzeichnet. Im Sommer herrschen beständige, schwach windige Wetterlagen vor. Im Winter steht das Adriagebiet unter dem Einfluss von Tiefdruckgebieten aus dem Atlantik. Dadurch kommt es gelegentlich zu warmen Südwinden (Scirocco) und kalten Nordwinden (Bora/Bura).
Pegel
Als „Meter über Adria“ wird die Höhe über dem Meeresspiegel mit drei möglichen Bezugshöhen angegeben. So wird die Angabe in den jugoslawischen Nachfolgestaaten auf den mittleren Pegelstand am Molo Sartorio aus dem Jahr 1900 (Pegel Triest 1900) bezogen, während eine gleichlautende Höhendefinition für Albanien auf den Pegel Durrës, den mittleren Pegelstand in der Stadt Durrës, bezogen ist. In Österreich wird der Pegel auf einen im Jahre 1875 festgelegten mittleren Pegelstand der Adria am Molo Sartorio von Triest (Pegel Triest 1875) verwendet.
Meereskunde
Meeresströmungen
Die Meeresströmung verläuft entlang der Ostküste in nördlicher und entlang der Westküste in südlicher Richtung. Auch sind im oberen, mittleren und unteren Drittel des Beckens oft drei etwa gleich große, ausgeprägte Wirbel gegen den Uhrzeigersinn zu beobachten, die jeweils die gesamte Breite der Adria ausfüllen. Die Adria ist ein lang gestrecktes Becken mit einer etwa 70 Kilometer schmalen Öffnung am südlichen Ende. Deshalb findet relativ wenig Wasseraustausch mit dem Rest des Mittelmeeres statt.
Salzgehalt
Der Salzgehalt beträgt im Mündungsgebiet der großen Flüsse je nach Jahreszeit und Niederschlag etwa 2,5 bis 3 % an der Oberfläche. Abseits von Flussmündungen beträgt der Salzgehalt im Norden um die 3,4 % und nimmt nach Süden hin bis auf 3,9 % zu. In zehn Metern Tiefe hat das Wasser nahezu den gleichen Salzgehalt wie das jeweilige Oberflächenwasser abseits von Flussmündungen.
Wassertemperatur
Die Wassertemperatur an der Oberfläche erreicht im August 23 bis 28 °C, in Buchten und im Süden kann sie auch über 30 °C erreichen, wobei die italienische Küste allgemein wärmeres Wasser aufweist. Im Februar sinkt die Temperatur im Norden bis auf etwa 7 °C und im Süden auf rund 15 °C.[2]
Tourismus
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Wirtschaftlich ist der Tourismus für die Anrainerstaaten von Bedeutung. Viele Badeorte an diesem Meer sind europaweit bekannt, einige weltweit. Dazu zählen in:
- Albanien: Durrës, Vlora, Golem, Velipoja und Shëngjin
- Bosnien und Herzegowina: Neum
- Italien: Triest, Bari, Venedig, Ravenna, Rimini, Chioggia, Eraclea Mare, Jesolo, Caorle, Bibione, Grado, Ancona, San Benedetto del Tronto, Giulianova, Pescara, Vasto, Termoli, Vieste, Trani und Otranto
- Kroatien: Dubrovnik, Rovinj, Poreč, Pula, Opatija, Zadar, Šibenik, Trogir, Split, die Makarska Riviera und die kroatischen Inseln
- Montenegro: Budva, Herceg Novi, Ulcinj, Bar
- Slowenien: Izola, Koper, Piran, Portorož
An der italienischen Küste führen mehrere Verkehrsadern am Meer entlang, zum Teil parallel nebeneinander. Entlang der Küste verlaufen die italienischen Staatsstraßen Strada Romea von Venedig bis Ravenna und danach die Strada Adriatica ab Ravenna bis ganz in den Süden. Weiters die Autobahn Autostrada Adriatica und die Eisenbahnstrecken Bologna-Ancona ab Rimini bis Ancona und danach die Ferrovia Adriatica bis ganz in den Süden.
Entlang der Ostküste verläuft von Slowenien bis Montenegro die Adriatische Küstenstraße (Jadranska Magistrala).
Hafenstädte
Ausgewählte Adriahäfen sind
- in Albanien: Durrës, Vlora
- in Bosnien und Herzegowina: Neum
- in Italien: Triest, Venedig inklusive Hafen von Chioggia, Ravenna, Ancona, Pescara, Ortona, Bari, Brindisi
- in Kroatien: Pula, Rijeka, Ploče, Zadar, Split, Dubrovnik
- in Montenegro: Kotor, Bar
- in Slowenien: Koper
- Häfen (Auswahl)
- Ancona
- Rijeka
- Koper
Umweltschutz und Klimawandel
Die Wasserqualität war im Jahr 2004 bei einem vom ADAC beauftragten Test abseits der Po-Mündung an der italienischen und an der kroatischen Küste weitestgehend gut bis sehr gut.[3] Die Adria ist durch verschiedene Abfälle der Anrainerstaaten belastet.[4]
Zunehmend gerät die Adria in den Blickpunkt des Umweltschutzes und des Klimawandels. Sichtbarste Zeichen sind die Zunahme an tropischem Fischbestand sowie zunehmende Algen- und Quallenplagen. Im Jahr 2007 warnte der damalige italienische Umweltminister Alfonso Pecoraro Scanio, dass Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung „die Adria zu einem geschlossenen Becken machen, in dem es bereits in 150 m Tiefe kein Leben mehr gibt“. Im September 2007 war die Adria ein Thema der ersten nationalen italienischen Konferenz zur Klimaerwärmung in Rom.[5]
Literatur
- Joseph Partsch: Adria. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 417–419.
- Adria. In: ADAC motorwelt. München 2005,3. ISSN 0007-2842
- Uwe Rada: Die Adria. Wiederentdeckung eines Sehnsuchtortes. Pantheon Verlag, München 2014, ISBN 978-3-570-55222-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Room, Adrian.: Brewer's dictionary of names. Helicon, Oxford 1999, ISBN 1-85986-323-X.
- Aktuelle grafische Darstellungen von Wind, Wellen, Salzgehalt, Temperatur der Adria; abgerufen am 11. Oktober 2016.
- ADAC auf adria-istrien.de: — (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) 2 (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
- Kroatiens Küste wird mit Müll überschwemmt diepresse.com
- Unser Meer kennt keinen Winter mehr. In: Süddeutsche Zeitung