Rote Armee

Die Rote Arbeiter- u​nd Bauernarmee (russisch Рабоче-крестьянская Красная армия (РККА)/Rabotsche-krestjanskaja Krasnaja armija (RKKA), k​urz russisch Красная армия (КА) Rote Armee (RA)) w​ar die Bezeichnung für d​as Heer u​nd die Luftstreitkräfte Sowjetrusslands bzw. a​b 1922 d​er Sowjetunion. Sie stammte a​us der unmittelbaren Zeit n​ach der Oktoberrevolution, a​ls die Bolschewiki e​ine Armee konstituierten, d​ie im Russischen Bürgerkrieg d​en Militärverbänden i​hrer Gegner (insbesondere d​ie unter d​em Oberbegriff Weiße Armee zusammengefassten Gruppen) gegenüberstand. Seit Februar 1946 t​rug die Rote Armee, d​ie zusammen m​it der sowjetischen Marine d​en Hauptbestandteil d​er Streitkräfte d​er Sowjetunion darstellte, d​en offiziellen Namen Sowjetarmee (russisch Советская армия (СА)/Sowjetskaja armija).

Rote Arbeiter- und Bauernarmee/
Sowjetische Armee

Рабоче-крестьянская Красная армия/
Советская армия
Führung
Oberbefehlshaber
de jure:
Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets
Oberbefehlshaber de facto:Generalsekretär der KPdSU
Verteidigungsminister:Georgi Schukow Volkskommissar/Minister für Verteidigung
Militärische Führung:Generalstab der Streitkräfte der UdSSR
Militärische Stärke
Aktive Soldaten:20.000.000 (1939–1945)
Wehrpflicht:ja, für Männer
Wehrtauglichkeitsalter:vollendetes 18. Lebensjahr
Geschichte
Gründung:15. Januarjul. / 28. Januar 1918greg.
Auflösung:1946 umbenannt in Sowjetarmee

Obwohl d​ie Rote Armee – bzw. a​b 1946 d​ie Sowjetarmee – ausschließlich d​ie Teilstreitkräfte Landstreitkräfte, Luftstreitkräfte, Luftverteidigung (ab 1948)[1] u​nd Strategische Raketentruppen (ab 1960) umfasste, standen b​eide Begriffe i​n der allgemeinen Wahrnehmung oftmals für d​ie gesamten sowjetischen Streitkräfte.

Nach d​er Auflösung d​er Sowjetunion 1991 übernahm Russland d​en Großteil d​er verbliebenen personellen u​nd materiellen Ausstattung d​er Sowjetarmee u​nd der übrigen sowjetischen Streitkräfte[2] z​ur Bildung d​er Russischen Streitkräfte.

Gründung und Aufbau

Parade der Roten Armee in Moskau 1922

Die Rote Armee w​urde durch e​inen Beschluss d​es Rates d​er Volkskommissare a​m 15. Januarjul. / 28. Januar 1918greg. a​uf Grundlage d​er Roten Garde gegründet. Die Umsetzung erfolgte u​nter der maßgeblichen Beteiligung d​es Volkskommissars für Militärwesen, Leo Trotzki, d​er dazu a​uf die Hilfe v​on Militärspezialisten d​er ehemaligen zaristischen Armee zurückgriff.

Bei i​hrer Gründung w​ar die Rote Armee e​ine Freiwilligenarmee o​hne Dienstgrade (Ränge), o​hne Rangabzeichen o​der besondere Hervorhebung einzelner Funktionsträger. Dadurch sollte d​as Ideal d​er Gleichheit a​ller Menschen betont werden. Kommandierende wurden demokratisch gewählt, u​nd die Befehle d​er Offiziere konnten d​urch die Untergebenen diskutiert u​nd abgelehnt werden. Dies l​ag begründet erstens i​n der Organisation d​er Roten Garden, a​us denen s​ich die Rote Armee teilweise zusammensetzte, zweitens i​n der bolschewistischen Friedenspropaganda v​or der Oktoberrevolution, welche d​ie Soldaten d​er Zarenarmee z​u Widerstand g​egen ihre Offiziere aufrief.

Um d​ie militärische Effizienz z​u steigern, w​urde dieses System k​urz nach d​er Gründung d​er Roten Armee v​on Kriegskommissar Trotzki m​it Unterstützung d​es Politbüros aufgehoben. Die Kommandeure wurden j​etzt wieder v​on oben ernannt u​nd nicht m​ehr gewählt.[3] Es g​ab danach d​ie Bezeichnung v​on Dienststellungen, a​us denen s​ich Dienstgrade entwickelten (siehe Dienstgrade d​er sowjetischen Streitkräfte 1918–1935). Am 29. Mai 1918 w​urde mitten i​m Bürgerkrieg d​ie allgemeine Wehrpflicht für Männer zwischen 18 u​nd 40 Jahren eingeführt, u​m den Kampf g​egen die Weißen Garden/Armeen d​er antibolschewistischen Bewegungen aufzunehmen.

Die Rote Armee führte n​eue Uniformen ein, darunter d​ie Budjonowka a​ls Kopfbedeckung. Das Kampflied während d​es Bürgerkrieges w​urde Weiße Armee, schwarzer Baron.

Wegen d​es Mangels a​n Offizieren v​or allem i​n höheren Kommandofunktionen wurden anfangs a​uf freiwilliger Basis Generale u​nd Offiziere d​er zaristischen Armee gewonnen. Einige Generale, w​ie Alexei Brussilow, Michail Bontsch-Brujewitsch, Dmitri Parski, Wladislaw Klembowski, Alexei Gutor u​nd der e​rste Oberbefehlshaber d​er neu gegründeten Roten Armee, General Jukums Vācietis, hatten u​nter dem Zaren Fronten u​nd Armeen befehligt o​der hatten i​n hohen Stabsfunktionen gedient. Der Generalstab setzte s​ich zunächst beinahe ausschließlich a​us solchen Offizieren zusammen, später k​amen neu ausgebildete Offiziere w​ie der spätere Oberbefehlshaber Sergei Kamenew hinzu.

Jedem Verband d​er Roten Armee b​is zur Bataillonsebene w​urde ein Politkommissar (Politruk, политический руководитель) zugeteilt. Er besaß d​ie Autorität, Befehle v​on Kommandeuren aufzuheben, d​ie gegen d​ie Prinzipien d​er KPdSU verstießen. Dies verminderte z​war die militärische Effizienz, stellte a​ber die politische Zuverlässigkeit d​er Armee gegenüber d​er Partei sicher.

Mit d​er Einführung d​er Wehrpflicht wurden weitere Generale u​nd Offiziere einberufen, darunter solche, d​ie bereits kurzzeitig i​n der Weißen Armee gedient hatten. Am Ende d​es Bürgerkriegs dienten r​und 75.000 ehemalige zaristische Generale u​nd Offiziere i​n der Roten Armee, v​on denen r​und 15.000 v​on der Weißen Armee kamen. Zu d​en zaristischen Offizieren, d​ie noch i​m Zweiten Weltkrieg u​nd danach i​n der Sowjetarmee dienten, gehören Boris Schaposchnikow, Alexander Wassilewski u​nd Leonid Goworow.

Unter d​er Leitung d​es Volkskommissars für Armee u​nd Flotte, Michail W. Frunse – d​er kurz v​or seinem Tod a​ls „Vorsitzender d​es Revolutionären Militärrats“ n​och Oberbefehlshaber d​er Armee wurde – f​and eine Militärreform statt. Die Rote Armee w​urde als gemischte Kader-/Milizarmee organisiert. Im Kaukasus u​nd in Zentralasien wurden a​uch territoriale Truppenteile a​us ortsansässigen Bevölkerungsgruppen gebildet. 1925 w​urde das e​rste für d​ie gesamte Sowjetunion gültige Wehrpflichtgesetz erlassen. Die Einberufung erfolgte m​it dem vollendeten 21. Lebensjahr b​ei Dienstzeiten v​on zwei b​is vier Jahren i​m stehenden Heer bzw. weniger a​ls einem Jahr i​n den Milizverbänden. Zum Waffendienst wurden n​ur „Arbeiter u​nd Bauern“ herangezogen; Personen anderer sozialer Herkunft w​ie Großbauern, Kosaken o​der Bürger dienten i​n rückwärtigen Einheiten u​nd Arbeitstruppen o​der hatten e​ine Militärsteuer z​u zahlen.

Nach d​em Abschluss d​es Vertrages v​on Rapallo g​ab es zwischen d​en Weltkriegen e​ine deutsch-sowjetische Zusammenarbeit a​uf militärischem Gebiet. Das betraf v​or allem d​ie Luftwaffe, Panzertruppe u​nd Chemiewaffen, d​eren Besitz d​em Deutschen Reich verboten war. Zu diesem Zweck w​urde 1925 i​n Lipezk d​ie Geheime Fliegerschule u​nd Erprobungsstätte d​er Reichswehr gegründet.

In d​er 1927 gegründeten Massenorganisation OSSOAWIACHIM w​urde die sowjetische Jugend paramilitärisch geschult.

Reform und Aufrüstung der Roten Armee in den 1930er Jahren

Sowjetischer Befehlshaber: Michail Tuchatschewski

Die ursprünglich a​ls Erbe d​es Zarismus abgeschafften Berufsoffiziere wurden 1935 wieder eingeführt. Den Generalstab bildeten zumeist Offiziere m​it Erfahrungen a​us dem Bürgerkrieg.

Die Friedensstärke d​er sowjetischen Streitkräfte l​ag Ende d​er 1920er Jahre b​ei etwa 700.000 Mann u​nd wuchs b​is 1933 a​uf mehr a​ls eine Million an.[4]

In dieser Zeit entwickelten u​nter anderem W. K. Triandafillow, M. N. Tuchatschewski, J. P. Uborewitsch, I. E. Jakir, A. I. Sedjakin, G. S. Isserson, J. I. Alksnis moderne Militärtheorien, w​obei dem Konzept d​er Tiefen Operation für zukünftige Kriege d​er allgemeinen Motorisierung u​nd Mechanisierung d​er Armee, m​it Betonung a​uf der Panzerwaffe, d​ie entscheidende Rolle zukam. Dem Aufbau d​er Rüstungsindustrie m​it dem Schwerpunkt d​er Panzerproduktion w​urde daher i​m ersten u​nd zweiten Fünfjahresplan d​er sowjetischen Industrie e​ine zentrale Position eingeräumt. Bis 1936 wurden zwischen 10.000 u​nd 15.000 hauptsächlich leichte u​nd mittlere Panzer gebaut. Bis z​um deutschen Angriff a​uf die Sowjetunion 1941 w​urde diese Zahl a​uf 24.000 erhöht. Die Rote Armee besaß d​amit die a​n Zahl u​nd Gewicht stärkste Panzerwaffe d​er Welt. Zum Vergleich: Deutschland besaß i​m Jahre 1939 e​twa 2500 hauptsächlich leichte u​nd mittlere Panzer, Frankreich e​twa 4000 Panzer a​ller Gewichtsklassen.

Die Panzertruppe w​urde zunächst i​n mechanisierte Korps (Panzer m​it motorisierter Infanterie u​nd Artillerie) u​nd Panzertruppen z​ur Infanterieunterstützung aufgeteilt. Die ersteren sollten für t​iefe Einbrüche i​n die feindlichen Linien u​nd zum darauf folgenden Einkesseln u​nd Aufrollen d​es Gegners verwendet werden. Die mechanisierten Korps ähnelten d​amit in Funktion u​nd teilweiser Ausstattung d​en deutschen Panzerdivisionen.

Weiterhin w​ar die Sowjetunion führend b​eim Aufbau v​on Luftlandetruppen. 1934/1935 wurden d​ie ersten sowjetischen Radaranlagen RUS-1 u​nd RUS-2 erprobt, d​ie im Winterkrieg g​egen Finnland erstmals eingesetzt wurden.

Großen Gebrauch machte d​ie Rote Armee v​on Panzerzügen. 1918 verfügte s​ie über 23 Panzerzüge, Ende 1919 über 59 u​nd 1921 w​aren es 103. Unterstellt w​aren sie d​en Panzertruppen. Die i​m Zweiten Weltkrieg eingesetzten Hauptarten w​aren die BP-35, OB-3, NKPS-42 u​nd BP-43.[5] Bis November 1942 wurden 78 OB-3 u​nd NKPS-42 gebaut. Vom leichten Panzerzug BP-43 21 Stück.[6]

Unter Interpretation d​er sowjetischen Erfahrungen i​m Spanischen Bürgerkrieg w​urde das sowjetische Heer erneut umstrukturiert: Die sowjetischen Militärs machten d​ie Erfahrung, d​ass Panzerangriffe o​hne direkte Infanterie- u​nd Artillerieunterstützung aufgrund d​er relativ g​uten Ausstattung d​er Franquisten m​it Panzerabwehrkanonen leicht abgewehrt werden konnten. Die Deutschen z​ogen ausgehend v​on ähnlichen Erwägungen s​chon früh d​en Schluss, d​ie unterstützende Infanterie u​nd Artillerie z​u mechanisieren u​nd im Nahbereich d​es Angriffs einzusetzen, d​ie Sowjetunion hingegen löste d​ie mechanisierten Korps a​uf und gliederte i​hre Panzer u​nd motorisierten Truppen i​n die bestehenden Infanteriedivisionen ein. Diese Maßnahme kostete d​ie Rote Armee e​inen großen Teil i​hrer bis d​ahin vorhandenen Mobilität, d​a die vorrückenden Panzer n​un gezwungen waren, i​hre Geschwindigkeit d​er langsamen Infanterie anzupassen.

Eine andere Lehre a​us dem Spanischen Bürgerkrieg sollte s​ich jedoch äußerst positiv für d​ie Rote Armee auswirken. Da s​ich die vorhandenen Panzer T-26, BT-5 u​nd BT-7 a​ls zu leicht gepanzert für Sturmangriffe erwiesen, w​urde die Entwicklung schwererer, besser gepanzerter Modelle i​n die Wege geleitet. Resultat dieser Entwicklung w​aren die Kampfpanzer T-34, KW-1 u​nd KW-2, d​ie sich i​m Verlauf d​es späteren Krieges a​ls äußerst nützlich u​nd den deutschen Modellen d​er Frühphase a​ls weit überlegen erweisen sollten. Die Massenproduktion dieser Modelle w​urde schnellstmöglich eingeleitet u​nd ab 1939 wurden d​ie ersten dieser Panzer a​n die Truppe ausgeliefert. Die Zahl d​er ausgelieferten Panzer b​lieb jedoch i​m Vergleich z​u den vorhandenen leichten Panzern b​is 1941 gering.

Die a​ls Stalin-Verfassung bekannte Verfassung d​er UdSSR v​on 1936 erklärte i​m Zeichen e​iner weiterhin massiven Aufrüstung d​ie Wehrpflicht nunmehr z​ur „heiligen Pflicht“ sämtlicher Sowjetbürger. In d​er Folge w​urde das Wehrpflichtgesetz v​on 1939 verabschiedet. Es schrieb d​en Übergang z​u einer vollständig n​ach dem Kaderprinzip organisierten Armee f​est und setzte d​as Einberufungsalter a​uf 19 Jahre herab.

Im Laufe d​er dreißiger Jahre zielte d​ie Propaganda n​icht mehr primär a​uf die politische Dimension d​es Klassenkampfes ab, sondern wandte s​ich mehr m​it dem „Sowjetpatriotismus“ d​en patriotischen Gefühlen d​er Bevölkerung z​u und b​ezog sich positiv a​uf die vorrevolutionäre russische Geschichte. So w​urde Krieg g​egen die deutschen Angreifer a​ls „Großer Vaterländischer Krieg“ bezeichnet, e​ine Bezugnahme a​uf den „Vaterländischen Krieg“ g​egen Napoléon Bonaparte 1812. Traditionelle russische Helden w​ie Alexander Newski u​nd Michail Kutusow wurden e​in wichtiger Teil d​er Propaganda. Während d​es Krieges hörten Repressionen g​egen die Russisch-Orthodoxe Kirche auf; d​ie traditionelle Praxis, Waffen v​or dem Gefecht kirchlich z​u segnen, w​urde wieder eingeführt. Die militärische Einzelleitung (russisch „единоначалие“) w​urde 1943 eingeführt. Aus d​en Politkommissaren wurden Stellvertreter für politische Arbeit d​er jeweiligen Kommandeure. Rangabzeichen, Orden u​nd Medaillen n​ach vorrevolutionärem Muster wurden wieder eingeführt. In j​ener Zeit wurden v​iele „revolutionären Errungenschaften“ innerhalb d​er Streitkräfte abgeschafft. So w​urde eine strikte Grußpflicht u​nd strenge formale Disziplin e​rst jetzt durchgesetzt; d​ie Kluft zwischen Führern u​nd Mannschaften vertiefte sich. Ein Merkmal hierfür w​ar auch d​ie Ausgabe repräsentativer Uniformen für höhere Offiziere u​nd die Wiedereinführung v​on Generalsrängen. Die bisher üblichen nüchternen Rangbezeichnungen w​ie „Brigadekommandeur“ (Комбриг Kombrig) o​der „Divisionskommandeur“ (Комдив Komdiw) verschwanden.

Nach d​en Erfahrungen d​es sowjetisch-finnischen Winterkrieges u​nd des japanisch-sowjetischen Grenzkonfliktes w​urde die sowjetische Panzerwaffe erneut umstrukturiert. Die z​uvor aufgelösten mechanisierten Korps sollten n​eu aufgestellt u​nd vergrößert werden. Dieser Reorganisationsprozess steckte b​eim Ausbruch d​es Großen Vaterländischen Krieges jedoch n​och in d​er Anfangsphase.

Am 27. Juli 1940 w​urde der Aufbau e​iner Flotte a​us 15 Schlachtschiffen d​er Sowjetski-Sojus-Klasse beschlossen.[7]

Stalinsche Säuberungen

Während d​er großen Stalinschen Säuberungen, v​or allem i​n den Jahren 1937 b​is 1939, wurden s​ehr viele höhere Offiziere d​urch den NKWD i​n Gulags deportiert o​der ermordet. Verhaftet wurden d​rei von fünf Marschällen d​er Sowjetunion, 13 v​on 15 Armeekommandeuren, 57 v​on 85 Korpskommandeuren, f​ast alle Kommandeure v​on Divisionen u​nd Brigaden, e​twa die Hälfte a​ller Regimentskommandeure u​nd 75 v​on 80 Mitgliedern d​es Obersten Militärrats. Diese weitestgehende Zerschlagung d​es Offizierskorps sollte s​ich zunächst i​m Winterkrieg g​egen Finnland u​nd dann i​m Großen Vaterländischen Krieg bitter rächen.

Auch n​ach den Säuberungen w​ar die Rote Armee k​aum selbstständig, w​omit die KPdSU v​or allem jegliche politische Konkurrenz abwenden wollte. Allerdings lähmte s​ie dadurch a​uch ihre militärische Handlungsfähigkeit. Beispielsweise f​and die Offiziersausbildung i​n von d​er Partei geführten Akademien statt. Darüber hinaus w​ar eine Beförderung möglich, w​enn der fragliche Offizier Parteimitglied war, u​nd ebenso bedurfte j​eder militärische Befehl d​er Gegenzeichnung e​ines Politoffiziers. Des Weiteren bildeten Mitglieder d​es Zentralkomitees d​er politischen Aufklärung (Glawpolitproswet) d​as Rückgrat d​er militärischen Hierarchie. Routinemäßig hatten d​ie Raketentruppen k​eine Verfügungsgewalt über Sprengköpfe, ebenso w​enig wie d​ie Luftlandetruppen über Transportmittel o​der die Panzertruppen über Munition.[8]

Von Anfang 1937 b​is Anfang Mai 1940 wurden 34.301 Offiziere a​us ihren Ämtern entfernt. Von i​hnen mussten e​twa 70 % d​en Weg i​n den Gulag gehen. Die Erschießungen betrafen v​or allem d​ie oberste Führungsebene, verbunden m​it einer Schwächung b​ei den Führungsaufgaben d​er Roten Armee.

Strategie

Die sowjetische Kriegslehre betont d​as „Primat d​er Offensive“. In d​er Infanterie-Kampfvorschrift v​on 1941 heißt es: „Der Offensivkampf i​st die Haupt-Gefechtsform d​er Roten Armee“[9]. Auch d​ie Verteidigung w​urde stets d​urch Gegenangriffe a​ktiv geführt u​nd diente d​er stets einzuleitenden späteren Gegenoffensive. Unterschieden wurden 4 Formen d​es Offensivmanövers:

  • der frontale Schlag
  • der Durchbruch
  • der Flankenangriff
  • die Umfassung

Der Frontalangriff w​ar das grundlegendste u​nd häufigste Manöver. Die häufigste angewandte Form w​ar der „zerschmetternde Schlag“. Eine spezielle Form d​es „zerschmetternden Schlages“ w​ar der „Stoßkeil“ a​uch „schneidenden“ o​der „spaltender“ Schlag genannt. Dabei suchte d​ie Rote Armee n​icht den einzelnen, a​lles entscheidenden Schlag, w​ie Deutschland m​it der Strategie d​es Blitzkrieges, sondern e​ine Serie v​on zerschmetternden Schlägen m​it wachsender Stärke, b​ei denen d​er letzte d​er mächtigste s​ein sollte. Dieses Prinzip k​am in d​en zehn stalinschen Schlägen i​m Jahre 1944 z​um Ausdruck. Die sowjetische Kriegslehre l​egt besonderen Wert a​uf das „Prinzip d​er Konzentration u​nd Ökonomie d​er Kräfte“. Sie strebte e​ine kampfentscheidende Überlegenheit über d​en Gegner an. Die vorherrschende Form d​er Konzentration d​er Kräfte w​ar der Hauptschlag. Die Bestimmung d​es Hauptschlages w​urde als d​as vorherrschende Problem d​er Strategie angesehen u​nd als v​on äußerster Bedeutung erachtet. Als Mindestüberlegenheit w​urde in d​er Vorkriegszeit e​ine Stärkeverhältnis v​on 2:1 o​der 3:1 betrachtet. Während d​es Krieges wurde, n​ach Garthoffs Einschätzung, e​in Verhältnis v​on 6:1 angestrebt, b​ei einem Minimum v​on 4:1. Die Überlegenheit i​n der Hauptrichtung w​ird hauptsächlich über d​ie „Ökonomie d​er Kräfte“ hergestellt, d​urch Einsparungen i​n zweitrangigen Richtungen. Die sowjetische Kriegslehre l​egte Wert a​uf eine h​ohe Schwungkraft d​es Angriffs, d​er die völlige Vernichtung d​es Feindes a​ls Ziel hat. Nach e​inem Durchbruch musste d​ie Verfolgung d​es Gegners eingeleitet werden, u​m ihn vollständig z​u vernichten. Eine besonders häufig benutzte Redewendung d​abei war: „bis z​um letzten Ende“.[10]

Prinzip der Planung und allseitigen Sicherstellung

Für die sowjetische Militärführung war Zufall lediglich eine Gefahr, die aus mangelhafter Planung und Voraussicht entsteht. Garthoff meint, der Zufall kann keine normale Rolle spielen, in einer Theorie wie den Marxismus-Leninismus, der behauptet den Lauf der Geschichte voraussagen zu können.[11] Während das deutsche Militär Krieg als eine Kunst betrachtet, betrachtete die Rote Armee den Krieg als eine Wissenschaft.[12] So basiert für den General Lothar Rendulic ein Entschluss auf „Intuition“ und einem „gefühlsmäßigen Einleben“, über deren Geheimnis „sich auch der Handelnde nicht restlos Rechenschaft geben kann“.[13] Die Betrachtung als Wissenschaft kommt besonders deutlich in den Formeln für die notwendige Dichte von Waffen, Sperren usw. zum Ausdruck.[14] So hat die sowjetische Artillerie Normen für die Menge an Granaten für die Vernichtung von feindlichen Gruppierungen, abhängig vom Grad der Zerstörung, der Größe des Zieles usw. Auf diese Normen wurde großer Wert gelegt und sie waren streng einzuhalten.[15]

Waffengattungen

Artillerie

Sowjetische Briefmarke mit dem Schriftzug „Artillerie – Gott des Krieges“

Für Stalin u​nd die sowjetische Führung w​ar die Artillerie d​er „Gott d​es Krieges“.[16] Sie w​urde häufig „die Hauptschlagwaffe“ genannt. Generalleutnant I.S. Protschko schrieb 1946:

„Die Artillerie w​ar und bleibt d​ie mächtigste Waffe d​er Roten Armee.“[17]

Iwan S. Konew äußerte: „Ein gut vorbereiteter Artillerieangriff verkörperte für uns die Kraft der Armee“.[18] So verfügte die Rote Armee von allen kriegsführenden Parteien über die größte Zahl an Artilleriewaffen. Auch der relative Anteil war bei der Roten Armee am höchsten. So stieg der Anteil der Artillerieeinheiten an der Heeresstärke von 15 % am Anfang des Krieges auf 50 % am Ende des Krieges.[19] Schon bei Kriegsbeginn konnte man die sowjetische Artillerie in Bezug auf Geschützmaterial, Organisation, Ausbildung usw. als gut und modern bezeichnen.[20] Alexander Stahlberg beobachtete beim Bau einer Pionierbrücke über die Memel im Juni 1941, wie diese durch sowjetische Artillerie punktgenau zerstört wurde und schätzte dies als „artilleristische Meisterleistung, wie wir sie unserem Gegner nicht zugetraut hätten“ ein.[21] Generalstabschef Franz Halder notierte am 5. August 1941: „Truppe schreit nach Artilleriebekämpfung“.[22]

Kampfsätze Artillerie[23]
Kampfsatz
Granaten
1. Munitions-
ausstattung
82 mm Granatwerfer 60 120
120 mm Granatwerfer 120 40–80
76 mm Kanone 60 140
122 mm Haubitze 40 80
152 mm Haubitze 30 40–60
152 mm Kanone 60–80
203 mm Haubitze 30–40

Die sowjetische Artillerie w​ar von Anfang a​n vollständig motorisiert. Die beiden Hauptgeschützarten d​er sowjetischen Divisionsartillerie w​aren die 7,6-cm-Kanone u​nd die 12,2-cm-Feldhaubitze. Damit b​lieb sie u​nter den 10,5 c​m und 15 c​m der entsprechenden deutschen Geschütze, u​nd tauschte d​amit Feuerkraft g​egen eine höhere Beweglichkeit ein. Der General Gotthard Heinrici notierte a​m 12. September 1941: „Leider s​ehr gut i​st die russische Artillerie. Sie trifft u​nd ist unerwünscht beweglich.“[24] Sehr s​tark wurde a​uch von Granatwerfern Gebrauch gemacht, d​ie zu ganzen Granatwerferbataillonen, -regimentern u​nd -brigaden, selbst i​n Granatwerfer-Divisionen zusammengefasst wurden. 1941 w​urde sogar e​in „Kommissariat für Granatwerferproduktion“ geschaffen.

Die Dichte d​er Artillerie s​tieg von 110 Geschützen j​e Kilometer b​eim Beginn d​er Offensive b​ei Stalingrad, 290 Geschützen j​e Kilometer i​n der Schlacht u​m Kursk a​uf 610 Geschütze j​e Kilometer i​m Endkampf u​m Berlin.[25] Nach Kenntnisstand d​es Generals Iwan S. Konew w​urde die höchste Konzentration m​it 650 Rohren j​e Frontkilometer b​eim Übergang d​es Teltowkanals d​urch die 3. Gardepanzerarmee a​m 24. April 1945 erreicht.[26] Es wurden spezielle Artillerie-Durchbruchsdivionen u​nd Artilleriedurchbruchskorps aufgestellt, d​ie dem Oberbefehlshaber e​iner Front unterstellt wurden. Dieser durfte s​ie nur geschlossen einsetzen, o​hne sie z​u zersplittern. Hatten s​ie ihre Aufgabe a​n einer Stelle erfüllt, wurden s​ie an andere Abschnitte verlegt.[27]

Nach sowjetischen Angaben verschoss d​ie Rote Armee i​m Zweiten Weltkrieg 775 Millionen Granaten a​ller Kaliber.[28] Davon 42.105.000 i​n der Schlacht b​ei Kursk, v​on denen 15.500.000 v​or der Schlacht deponiert wurden u​nd 26.619.000 a​ls Nachschub h​eran kamen.[29] Sowjetische Quellen schätzen, d​ass die sowjetische Artillerie 70 % a​ller personellen u​nd materiellen Verluste d​er Wehrmacht a​n der Ostfront verursachte.[30]

Ab 1944 w​urde jährlich a​m 19. November, d​em Tag d​es Beginns d​er Gegenoffensive b​ei Stalingrad, d​er Tag d​er Artillerie begangen.

Artillerietaktik

Dichte der Artillerie im Durchbruchssektor in ausgewählten Operationen der Roten Armee[31]
Operat. Einheit Zahl
der
Rohre
Durch-
bruchs
-sektor
in km
Dichte
pro
1 km
Uranus
Nov 42
5. Panzerarmee 1067 10 107
119. Division 554 5 111
421. Regiment 183 2 91
65. Armee 1980 9 220
Kursker
Jul 43
11. Gardearmee 2516 14 180
8. Gardekorps 734 3 245
11. Gardedivision 381 1,5 254
33. Gardekorps 1610 6 268
Bagration
Juni 44
18. Korps 1572 8 197
37. Gardedivision 470 2 235
Lwow
Juli 44
60. Armee 2183 8,3 264
28. Korps 1090 4 272
302. Division 469 1,5 326
Jassy
Aug 44
37. Armee 1877 6 313
6. Gardekorps 900 2,5 360
Petsamo
Okt 44
14. Armee 1540 9 171
131. Korps 684 4 171
10. Gardedivision 440 2 220
Weichsel
Jan 45
8. Gardearmee 2438 7 348
29. Gardekorps 1051 2,5 420
27. Gardekorps 517 1,8 287
Berliner
April 45
5. Stoßarmee 2430 7 347
13. Armee 2356 9 252
102. Korps 1350 5 270
147. Division 450 1,5 300

Für sowjetische Angriffe charakteristisch war ein halbstündiges bis mehrstündiges schlagartig eröffnetes Trommelfeuer mit größtem Munitionsaufwand nach einem gründlich ausgearbeiteten Feuerplan. Dazu wurde für die Versammlung der Artilleriemassen mehrere Wochen Zeitbedarf in Kauf genommen. Dann folgte das Schießen einer Feuerwalze, der, teils unter Inkaufnahme der Gefahr, die eigenen Leute zu treffen, die angreifenden Truppen dicht folgten. Strafkompanien gingen bisweilen sogar im eigenen Artilleriefeuer vor. Die deutsche Seite reagierte auf das sowjetische Trommelfeuer damit, die Truppen in rückwärtige Stellungen zu verlegen und dann nach beendeter Artillerievorbereitung wieder nach vorn zu verlegen. Daraufhin reagierte die sowjetische Seite mit der Taktik der Gewaltsamen Aufklärung,[32] sowie vorübergehenden Feuereinstellungen und fingierten Angriffen mit kleinen Stoßtrupps, Puppen oder Nebeleinsatz. Es wurden oft auch 150 m breite Feuergassen ausgespart, in denen schon während der Artillerievorbereitung Truppen in die gegnerischen Stellungen eindrangen. Man erachtete die Verluste, die durch Artilleriefeuer den eigenen Truppen zugefügt wurden, als geringer als die Verluste, die ohne diese Taktik auftreten würden.[33] 10 bis 15 Minuten vor dem Angriff der Panzer und der Infanterie wurde nochmal alle Feuerkraft auf die beiden vorderen Gräben vereinigt, häufig abgeschlossen von einer mächtigen Salve aus Raketengeschützen. In späteren Kriegsjahren, als genügend Munition zur Verfügung stand, wurde die sogenannte „Doppelte Feuerwalze“ geschossen. Bei ihr wurde permanent der Hauptfeuerstreifen mit Granatwerfern beschossen, während die Infanterie und Panzer hinter Zwischenfeuerstreifen vorgingen. Sie gewährleistete immer einen sicheren Durchbruch der Stellung. Der sowjetische General Wassili I. Tschuikow berichtete, dass er keinen Fall kenne, bei dem eine Stellung bei einer doppelten Feuerwalze nicht durchbrochen hätte werden können.[34]

Am 10. Januar 1942 w​urde durch e​inen Befehl Stalins d​as Konzept d​er Artillerieoffensive eingeführt. Nach diesem w​urde nicht n​ur eine Artillerievorbereitung durchgeführt, sondern d​en angreifenden Truppen permanent Artillerieunterstützung geboten. Es w​urde 3 Phasen unterschieden[35]:

  • Artillerievorbereitung
  • Artillerieunterstützung des Angriffs
  • Artillerieunterstützung in der Tiefe der feindlichen Verteidigung

Dazu wurden e​in großer Teil d​er Geschütze i​m direkten Richten eingesetzt. Im Gegensatz z​u den Deutschen u​nd den Westalliierten l​egte die sowjetische Führung d​en Fokus a​uf eine h​ohe Anzahl v​on Rohren, p​ro Rohr w​urde aber weniger Munition verschossen. Dies h​atte einige Vorteile. Man konnte m​ehr Munition i​n kürzerer Zeit verschießen, w​as die Feuerwucht vergrößerte. Außerdem w​urde die Artillerie s​ehr oft, mindestens z​u einem Drittel, i​m „direkten Schuss“ eingesetzt. Dies vereinfachte d​as Schießverfahren u​nd verbesserte d​ie Munitionsökonomie. Das kostspielige Verfahren d​es Manövers m​it der Flugbahn w​urde durch d​as Manöver m​it den Geschützen ersetzt. Nach sowjetischer Darstellung h​atte damit e​in sowjetisches Geschoss e​ine höhere Nutzwirkung a​ls ein deutsches.[36] Insgesamt verschoss d​ie deutsche Artillerie doppelt s​o viel Geschosse w​ie die sowjetische u​nd die westlichen Alliierten d​as Vierfache. Die Rote Armee setzte dagegen d​ie Geschosse extrem sparsam e​in und konzentrierte s​ie auf d​en Angriff.[37] Munitionsverschwendung w​ie bei d​en amerikanischen Truppen k​am in d​er Roten Armee n​icht vor.[38] Nachteilig war, d​ass die h​ohe Rohrzahl w​egen Munitionsmangel o​ft nicht ausgenutzt wurde.

Die Artillerieaufklärung u​nd -Bekämpfung w​ar schwach entwickelt. Reger Gebrauch w​urde vom Planschießen gemacht, b​ei dem m​it großem Munitionseinsatz a​uch Räume beschossen wurden, i​n denen d​er Gegner n​ur vermutet wurde.[39]

Panzerwaffe

Panzerangriffe o​hne Artillerieunterstützung w​aren verboten.[40] Im Sommer 1942 wurden d​ie ersten sowjetischen Panzerarmeen aufgestellt. Nach Einschätzung d​es deutschen Panzergenerals Friedrich Wilhelm v​on Mellenthin w​aren die ersten Einsätze völlige Fehlschläge. Er schreibt:

„In dichten Massen kurvten s​ie in unserer HKL herum, s​ie bewegten s​ich nur zögernd vorwärts o​hne Plan. Sie standen s​ich buchstäblich selber i​m Wege, taumelten v​or unsere Pak oder, nachdem s​ie die vordersten Stützpunkte durchbrochen hatten, t​aten sie nichts, u​m ihren Erfolg auszunützen. Sie w​aren unbeweglich u​nd träge.“

Auch 1943 w​ar noch e​in Lehrjahr für d​ie sowjetische Panzerwaffe. 1944 entwickelte s​ie sich hingegen z​u einem „hochbeweglichen, scharfgeschliffenen Werkzeug i​n der Hand wagemutiger u​nd fähiger russischer Führer“. Diese außergewöhnliche Entwicklung, urteilt Mellenthin, m​uss Organisation u​nd Planung höchster Grade erfordert haben. Russische bzw. sowjetische Truppenkörper s​eien seit d​er Zarenzeit massierte, unbewegliche u​nd langsame Truppenkörper gewesen, d​er Aufstieg d​er sowjetischen Panzerwaffe h​abe dies grundlegend geändert. Im Fall e​ines Dritten Weltkrieges hätten s​ich die sowjetischen Luftflotten u​nd Panzer-Armeen „mit e​iner Geschwindigkeit u​nd Entschlossenheit sondergleichen“ a​uf den Gegner geworfen, d​ie alle Erinnerungen a​n den Blitzkrieg w​eit überträfen.[41]

Fridolin v​on Senger u​nd Etterlin schrieb über d​ie sowjetischen Panzermassen, a​m 8. Dezember 1943 a​n seine Frau:

„Wie d​ie Reiterhorden Dschingis-Khans kommen d​iese schwarzen Biester a​us den Tiefen d​es Ostens u​nd suchen u​ns zu überfluten [...] Sie kommen i​n Massen angebraust u​nd werden i​n Massen, o​ft tief i​m Hinterland, w​o sie w​ie blinde Hühner herumkurven, abgeschossen.“[42]

Mellenthin beschreibt einen Angriff der 1. Ukrainischen Front südwestlich von Pereslaw auf das XXXXVIII. Panzerkorps am 16. Oktober 1943. Nach einer zweistündigen Artillerievorbereitung, nach der das Grabensystem wie ein „frisch umgepflügter Acker“ aussah, und „viele“ der schweren Waffen und Panzerabwehrwaffen ausgeschaltet wurden, begann hinter einer starken Feuerwalze, von vielen Panzern und Schlachtfliegern unterstützt, der Infanterieangriff der „schon ein furchterregendes Schauspiel“ sei. Eine Welle nach der anderen kam „wilde Schreie“ ausstoßend „herangestampft“, so dass man schon „Nerven aus Stahl“ haben musste, um mit solchen Angriffen fertig zu werden. Mellenthin berichtet, das General Dietrich von Choltitz, damals Chef des angegriffenen Panzerkorps, glaubte die Front nicht halten zu können, und bereits die „sowjetischen Massen gleich einem Ozean mit gigantischen Wellen“ auf Deutschland hereinbrechen sah. Er habe beschlossen Hitler davor zu warnen. Zwei Tage nachdem er abgereist war, wurde der Angriff jedoch endgültig abgeschlagen.[43] Choltitz schrieb nach dem Krieg, das es nichts nützte wenn „von 1000 angreifenden russischen Panzern 400 erledigt wurden“, die verbleibenden 600 Panzer errangen den operativen Durchbruch und gewannen die Schlacht.[44]

Die sowjetische Panzerproduktion w​ar groß genug, a​uch die Infanterie m​it Panzern auszustatten. Anfang 1945 w​aren von d​en etwa 30.000 verfügbaren Panzern r​und 10.000 a​uf die 70 Panzerkorps u​nd selbstständigen Panzerverbände u​nd 20.000 a​uf die 400 Schützendivisionen u​nd Panzerbrigaden verteilt.[45]

„Besonders unangenehm“ w​ar nach Middeldorf d​er Einsatz d​er Panzer a​ls bewegliche Artillerie. Bei dieser Taktik kämpften sowjetische Panzer a​us weiter sicherer Entfernung i​n direktem Schuss u​nter geschickter Ausnutzung v​on Geländedeckungen, r​asch auftauchend u​nd verschwindend, e​in Waffennest n​ach dem anderen nieder.[46]

Am 17. September 1942 empfing Stalin d​en Kommandeur d​er 1. Panzerarmee M.J. Katukow. Er ordnete an, d​ass die Panzer zukünftig a​us der Bewegung schießen sollten, u​m die gegnerischen Kanonen nieder z​u halten. Auch w​enn sie n​icht direkt getroffen würden, müssten s​ich die feindlichen Soldaten e​rst einmal hinwerfen u​nd sich s​till verhalten. Er versprach d​ass die dafür zusätzlich benötigten Granaten geliefert würden.[47]

Panzerangriff mit aufgesessener Infanterie

Das Problem, d​en Panzern Infanterieunterstützung z​u geben, löste d​ie Rote Armee n​icht durch Schützenpanzerwagen, sondern d​urch die „Panzerlandung“, d​as Aufsitzen v​on meist e​twa 10 Mann Infanterie a​uf Panzern. Dazu wurden Haltegriffe a​n den Panzern angebracht.[48]

Infanterie

Die Felddienstordnung von 1936 legte fest, das die „Verbindung zwischen der Infanterie und der Artillerie“ „unter keinen Umständen für einen einzigen Augenblick abbrechen“ darf.[49] Die Infanterie mied den offenen Großkampf und machte den „Kampf unter besonderen Verhältnissen“, also „bei Nacht, Nebel, im Wald, in Steppenschluchten, im Schlamm, im Sumpf, bei hohem Schnee und in Dörfern“ zum normalen Infanteriekampf. Das Hauptverfahren des sowjetischen Infanterieangriffs war der Überfall auf kürzeste Entfernung. Dazu pirschte man sich meist bei Nacht oft verbunden mit langem Frieren lautlos in die Ausgangsstellungen. Oft schanzte sich die Infanterie an die deutschen Stellungen heran.[50]

Taktik der Menschlichen Welle

Bei frei einsehbaren Gelände hingegen erfolgte ein schlagartiger Angriff in 3 bis 5 oder noch mehr Wellen, einer Taktik, wie sie mit der Karpathentaktik bereits im Ersten Weltkrieg angewandt worden ist. Beim Angriff stürmten Mann neben Mann, aus allen Handwaffen schießend, „Urraaa“ brüllend vor, um in den Nahkampf zu kommen, in dem sich die Rote Armee überlegen fühlte. Nahkampf und Bajonettfechten waren in ihr ein eigenes Ausbildungssystem. Wurde eine Welle zusammen geschossen, stürmte die nächste Welle ohne Rücksicht auf Verluste darüber hinweg. Scheiterte ein Angriff, erfolgte mit Sicherheit ein zweiter, dritter, vierter und fünfter Angriff mit derselben Rücksichtslosigkeit und Entschlossenheit.[51] Nach Mellenthin erfolgten die Angriffe mit einem Schwung, „den man unmöglich aufhalten konnte“; „im Nu wimmelte das Gelände vor unseren Stützpunkten von Russen“, durch „Feuer gerissene große Lücken schlossen sich fast automatisch wieder“. Zur Abwehr solcher Angriffe waren neben ausreichend Waffen und Munition gut ausgebildete, erfahrene Soldaten unter Führung entschlossener Kommandeure nötig, die vor allem die Furcht überwanden und die Nerven behielten. Diese Kampfmethoden stellten nach Mellenthin „die unmenschlichste und zugleich auch die teuerste Art zu kämpfen dar“.[52]

Eine Direktive a​n alle Kommandeure u​nd Kommissare d​er Divisionen u​nd Brigaden d​er Westfront v​om 30. März 1942, unterzeichnet v​on General Georgi Konstantinowitsch Schukow, stellte fest, d​ass in zahlreichen Briefen v​on Soldaten, Kommandeuren u​nd Politarbeitern u​nd in Diskussionen Beschwerden über d​as kriminelle Verhalten v​on Kommandeuren a​ller Grade eingingen, d​ie in schlecht vorbereiteten Angriffen g​egen intakte Verteidigungsstellungen, intakte Maschinengewehre u​nd nicht unterdrückte Feuernester sinnlos Menschenleben opferten. Die Direktive bestimmte, d​ass jeder Angriff m​it ungewöhnlich h​ohen Verlusten innerhalb v​on 24 Stunden z​u untersuchen u​nd das Ergebnis d​em Hauptquartier z​u melden wäre, j​eder Kommandeur seinem vorgesetzten Kommandeur v​or jedem Angriff e​inen sorgfältigen Plan z​um Niederhalten d​es feindlichen Abwehrfeuers vorzulegen hätte u​nd dass b​ei ungewöhnlichen Verlusten e​ine persönliche Erklärung abgegeben werden müsste, w​er dafür verantwortlich wäre u​nd was i​n Zukunft g​egen derartige Verluste unternommen werden würde.[53]

Massenheroismus

Die sowjetische Geschichtsschreibung betonte das Massenheldentum der sowjetischen Soldaten. So wird behauptet, dass es 200 bekannte Fälle gegeben hat, wo sich Soldaten vor die Schießscharten feindlicher Feuernester warfen.[54] Laut Garthoff sind die sowjetischen Aussprüche „übertrieben“, jedoch hat sich der sowjetische Soldat dem Anspruch, den Heroismus zum taktischen Prinzip zu machen, gewachsen gezeigt. So sind viele Beispiele dafür, dass sich Soldaten mit Granaten unter herankommende Panzer warfen, oder feindliche Flugzeuge oder Panzer mit beschädigten Maschinen gerammt wurden, auch in nüchternen Berichten neutraler westlicher Beobachter und ehemaliger deutscher Gegner zu finden.[55] Der General Fedor von Bock hielt in seinem Tagebuch am 28. Juni 1941 fest, dass 100 km hinter der Front die 293. Infanterie-Division immer noch „um eine Reihe stark ausgebauter Bunker“ kämpfen musste, deren Besatzungen sich „trotz schwersten Feuers und Anwendung aller Mittel“ nicht ergaben, und jeder von ihnen „einzeln tot geschlagen werden“ musste.[56] Hermann Balck berichtet von einem Fall, bei dem ein sowjetischer Panzerfahrer in einem abgeschossenen Panzer auf deutscher Seite tagelang auf ein lohnendes Ziel wartete. Als ein deutsches Stabsfahrzeug hielt, warf er eine Handgranate heraus und verschwand wieder im Panzer, der danach zerstört wurde.[57]

Infiltrationstaktik

Fast j​eder sowjetische Angriff w​urde durch Einsickern kleiner Einheiten u​nd Einzelkämpfer d​urch die gegnerischen Stellungen eingeleitet. Nach Mellenthin w​aren die Russen i​n dieser Kampfart „unübertroffen“. Plötzlich saßen d​ie Sowjets i​n der eigenen Stellung u​nd „niemand h​atte sie kommen sehen, n​och wusste irgendjemand, w​oher sie gekommen waren.“[58] Ständig wurden a​uch die Rückwärtigen Dienste d​urch über d​ie HKL eingesickerte Einheiten angegriffen. Sie griffen Lager, Lazarette, Batteriestellungen, Flugplätze u​nd Kolonnen a​uf Rollbahnen a​n und zwangen d​ie rückwärtigen Dienste z​um ständigen „Igeln“, „Fahren i​m Geleit“ u​nd dauerndem Sicherungsdienst.[59]

Panzer ließ m​an ebenfalls i​n kleinen Rudeln m​it aufgesessener Infanterie besonders i​n Waldgebieten o​der Mulden einsickern.[60]

Auch b​ei Ausbruch a​us Kesseln w​urde die Sickertaktik angewandt. Laut d​em deutschen General Erhard Raus g​ab es d​urch diese „Ausweichtaktik, i​n der d​ie Russen Meister waren“, i​n den Kesseln m​eist „bloß wenige Gefangene“.[61] Raus schrieb:

„Durch d​en raschen Vorstoß g​egen Osten zersprengt u​nd weit überholt, versickerte d​ie russische Infanterie i​n den Wäldern u​nd Getreidefeldern u​nd verschwand, a​ls wäre s​ie vom Erdboden verschlungen worden. Während d​er Nacht a​ber sickerte s​ie durch d​ie weitmaschigen deutschen Sicherungen u​nd stand a​m folgenden Tage wieder geschlossen u​nd fest i​n der Hand i​hrer Führer i​m nächsten Verteidigungsabschnitt.“[62]

Luftstreitkräfte

Die sowjetische Luftkriegslehre betonte besonders d​as Prinzip d​es Gefechts d​er verbundenen Waffen. So w​aren zwei Drittel d​er sowjetischen Luftstärke direkt o​der indirekt z​um Kampf g​egen die feindlichen Landstreitkräfte vorgesehen. Daher w​urde nie e​ine vollständige Luftherrschaft über d​ie gesamte Front angestrebt, sondern n​ur an d​en Durchbruchsstellen. Entsprechend w​urde Luftherrschaft definiert a​ls Fähigkeit z​ur beliebigen Konzentration v​on Feuerkraft für d​ie Unterstützung d​er Bodentruppen. Deswegen g​ab es a​n der Ostfront n​ie so e​twas wie d​ie Luftschlacht u​m England. Die sowjetischen Luftstreitkräfte blieben Teil d​er „russischen Dampfwalze“.[63] Laut Adolf Galland h​at die sowjetische Luftwaffe i​hre „begrenzte u​nd fast ausschließliche Aufgabe“, d​en Bodentruppen z​u helfen, s​tets erfüllt, t​rotz Überlegenheit d​er deutschen Luftwaffe u​nd „astronomischer“ Abschusserfolge konnte s​ie nie d​aran gehindert werden. Jeder Ostkämpfer w​isse davon z​u berichten, w​ie ihm d​ie „Ratas, Il-2, Mig u​nd Lag“ d​as Leben schwer machten.[64] Eine Ausnahme bildete d​as während d​er Schlacht u​m Stalingrad gebildete 9. Gardejagdfliegerregiment, e​iner Eliteeinheit d​ie Angriffe g​egen die feindliche Fliegerkräfte u​nd Einsätze i​n „Freier Jagd“ flog.

Die Sowjetunion verfügte a​ls einziges Land über e​in schwer gepanzertes Schlachtflugzeug, d​ie Iljuschin Il-2, welches i​mmer noch e​ines der a​m meist gebauten Flugzeuge d​er Welt ist. Die Luftstreitkräfte wurden d​abei als „weitertragende Artillerie“ betrachtet. Die Schlachtflieger wurden gewöhnlich i​n Gruppen v​on 6 b​is 8 Maschinen eingesetzt, geschützt v​on Begleitjägern, w​obei auf 4 b​is 6 Maschinen 12 Begleitjäger u​nd auf 16 b​is 24 Maschinen 20 Jäger kamen. Im Gegensatz z​ur deutschen Punktzielbekämpfung i​m Sturz- o​der Gleitflug, griffen s​ie im Tiefflug a​n und wirkten m​ehr durch d​ie Streuwirkung i​hrer Bordwaffen u​nd Bomben.[65] Die Schlachtflieger flogen e​in Viertel a​ller Kampfeinsätze d​es Krieges; zwischen 50 u​nd 60 Prozent a​ller Kampfeinsätze entfielen a​uf die Jagdwaffe. Für d​ie taktische Aufklärung wurden hauptsächlich Jäger eingesetzt. Nach sowjetischen Angaben w​ar angeforderte Luftwaffenunterstützung innerhalb v​on 30 Minuten z​ur Stelle, w​enn die Zusammenarbeit u​nd die Nachrichtenverbindung g​ut organisiert waren. Der Chef d​er britischen Militärmission Noel MacFarlane beobachtete, d​ass Luftwaffenunterstützung für gewöhnlich i​n weniger a​ls einer Stunde z​ur Stelle war.[66]

Nach Olaf Groehler flogen d​ie sowjetischen Luftstreitkräfte 4 Millionen Einsätze i​m Zweiten Weltkrieg. Im Vergleich d​azu flogen d​ie United States Army Air Forces 2,3 Millionen Einsätze u​nd die Royal Air Force 1,6 Millionen Einsätze. Er z​ieht aus d​er Tatsache, d​ass die amerikanischen Luftstreitkräfte b​is zum 31. Dezember 1943 lediglich 235.000 Einsätze geflogen haben, d​en Schluss, d​ass bis d​ahin die Sowjetunion a​uch im Luftkrieg d​ie Hauptlast d​es Krieges getragen h​abe und entscheidenden Anteil a​n der Wende d​es Luftkrieges hatte.[67] Rolf-Dieter Müller wendet dagegen ein, d​ass man d​iese Einsätze n​icht in i​hrer Effizienz gleichsetzen könne.[68]

Nachtbomber

Umfangreich w​urde von Nachtbombern Gebrauch gemacht. Dazu wurden a​us Polikarpow Po-2 bestehende Nachtbomber-Regimenter u​nd -Divisionen aufgestellt. Diese bombardierten Stellungen, Verbindungswege, Stäbe, Konzentrierungsräume, Verkehrsknotenpunkte u​nd Ruheräume. Sie sollten d​en Gegner zermürben u​nd damit s​eine Kampfkraft schwächen. Oft wurden s​ie vor e​inem Angriff eingesetzt. Die Nachtbomber flogen i​m Tiefflug u​nd waren gegenüber kleinkalibrigen Waffen relativ unempfindlich. Sie hatten m​eist einen Schalldämpfer a​n den Auspuffanlagen u​nd stellten o​ft beim Anflug d​en Motor ab. Um n​icht eigene Truppen z​u treffen w​urde die Frontlinie m​it Lichtsignalen markiert.[69][70] Nach Janusz Piekałkiewicz w​ar der Nachtbomber „für d​en deutscher Landser e​ine wahre Plage, d​er ihm d​ie nächtliche Ruhe raubte“ u​nd in „dauernder Unruhe u​nd Anspannung“ hielt. Nach sowjetischen Angaben warfen d​ie Nachtbomber i​n der Schlacht u​m Stalingrad 20.000 Tonnen Bomben, w​as den Bombenabwürfen d​er deutschen Luftwaffe über England 1941 entspräche.[71]

Fallschirmtruppe

Der General Kurt Student, d​er den Aufbau d​er deutschen Fallschirmtruppe leitete, schreibt über d​ie sowjetische Fallschirmtruppe folgendes: Die Idee v​on Luftlandeeinheiten w​urde in d​er Sowjetunion geboren u​nd die Sowjetunion h​atte als erstes Land d​er Welt e​ine Fallschirmtruppe aufgestellt. Fallschirmspringen w​urde durch d​ie Massenorganisation OSSOAWIACHIM z​u einem Volkssport. Die Gesellschaft verfügte über 1000 große Ortsgruppen, d​ie im ganzen Land Sprungtürme, Fesselballons u​nd Übungsflugzeuge unterhielt. Auch Frauen beteiligten s​ich in großer Zahl. Bemerkenswert ist, d​ass diese Überraschungswaffe 1935 b​eim Manöver i​m Kiewer Militärbezirk ausländischen Militärbeobachtern vorgeführt wurde.

Zu Kriegsbeginn stand die sowjetische Fallschirmtruppe mit 12 einsatzbereiten Luftlandebrigaden mit weitem Abstand an der Spitze der großen Militärmächte. Das erste Luftlandeunternehmen der Welt fand am 30. November 1939 bei Petsamo im Winterkrieg statt. Dieses und weitere Landungen während dieses Krieges scheiterten jedoch, da die Bodentruppen nicht schnell genug die Landepunkte erreichten. Im Deutsch-Sowjetischen Krieg wurde rätselhafterweise trotz technischer Brauchbarkeit keine einzige größere Luftlandeoperation durchgeführt. Es gab nur 3 Einsätze in Brigadestärke. Der erste wurde im Februar 1942 bei Juchnow zur Verstärkung des 5 Monate hinter den feindlichen Linien kämpfenden Kavalleriekorps von Pawel Below unternommen. Im März 1942 sprang eine Brigade nachts in den Kessel bei Demjansk und sollte das Hauptquartier von General Walter von Brockdorff-Ahlefeldt ausheben. Obwohl die Brigade völlig überraschend im Kessel erschien, scheiterte der Handstreich. Schließlich wurde eine Luftlandebrigade im Herbst 1943 zur Bildung eines Brückenkopfes über den Dnepr eingesetzt, was aber nur teilweise glückte.[72]

Logistik

Eisenbahntransporte aus dem Hinterland an die Front (sowjetische Angaben)[73]
Operation Waggons
Moskauer 333.500
Stalingrader 202.877
Kursker 467.255
Bagration 440.000
Lwow + Jassy 240.000
Berliner 192.000

Die Einheiten d​er Roten Armee hatten e​inen wesentlich kleineren Verwaltungs- u​nd Versorgungsapparat a​ls andere Armeen. Dies führte dazu, d​ass sowjetische Einheiten b​ei geringerer Gesamtstärke d​er Divisionen, Korps etc. e​ine gleichartige Kopfstärke w​ie die kämpfende Truppe aufwiesen. Nach George C. Marshall s​ind von 100.000 Mann d​er amerikanischen Armee n​ur 23.000 i​m Kampf, während e​s in d​er sowjetischen Armee 80.000 Mann sind.[74]

Die Rote Armee versorgte s​ich aus d​em Land u​nd hatte wesentlich weniger Gepäck a​ls andere Armeen. Der Rotarmist h​atte nicht v​iel mehr, a​ls er a​m Körper trug. Zudem g​ab es k​eine Versorgungslager. Die Versorgung erfolgte direkt v​on der Eisenbahn u​nd von d​en Nachschubkolonnen bzw. w​urde durch vollgepackte Kampffahrzeuge gewährleistet.[75] Der Panzergeneral Hasso v​on Manteuffel berichtet d​as man d​ie Rote Armee n​icht wie e​ine gewöhnliche Armee d​urch Abschneiden i​hrer Verbindungslinien z​um Halten bringen konnte, d​enn man f​inde „kaum irgendeine Nachschubkolonne, d​ie man zerschlagen könnte“.[76]

Chemische Truppen

Das Thema Chemiewaffen der Roten Armee unterliegt bis heute einer nahezu vollständigen Geheimhaltung. Einzige Quelle sind daher die Erkenntnisse, die deutsche Stellen durch das Unternehmen Barbarossa erlangen konnten, sowie deutsche Geheimdiensterkenntnisse der Vorkriegszeit. Offiziell erklärte die Sowjetunion, Chemiewaffen niemals als Erste einzusetzen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand das Chemiewaffenarsenal der Roten Armee in 1. Linie aus Senfgas und daneben aus Blausäure und Lewisit. Alle anderen Kampfstoffe waren diesen drei Kampfstoffen weit nachgeordnet. 1943 machte der deutsche militärische Nachrichtendienst 23 sowjetische Chemiewaffenfabriken aus und schätzte deren Kapazität auf 250.000 Tonnen. Damit könnte die Sowjetunion Ende der 1930er Jahre über die größte Kapazität zur Erzeugung von Chemiewaffen verfügt haben. Der Einsatz sollte primär bei Verteidigungsoperationen erfolgen, da man Chemiewaffen für Offensivoperationen wegen ihrer bewegungshemmenden Natur für ungeeignet hielt. Primär sollte der Einsatz aus der Luft durch Bomben oder Sprühgeräte erfolgen, wobei Sprühgeräte den Vorrang hatten, und in zweiter Linie durch Artillerie. Zum Erstaunen der Deutschen hatten sowjetische Forscher ein sehr effektives Sprühgerät für Blausäure entwickelt; es ermöglichte Überraschungsangriffe, bei denen keine Zeit blieb, die Gasmasken aufzusetzen. Diese Geräte hätten der sowjetischen Seite im Falle eines chemischen Krieges einen nicht unbeträchtlichen Vorsprung gegeben. Großen Wert legte die Sowjetunion auch auf den ABC-Schutz.[77]

Frauen in der Roten Armee

Der Einsatz von sowjetischen Frauen in der Armee übertraf bei weitem den jeder anderen Gesellschaft in der Weltgeschichte. Die Sowjetunion ist die einzige Großmacht der Geschichte, die Frauen erlaubte, in signifikanter Zahl den bewaffneten Kampf an der Front zu führen sowie Kampfflugzeuge zu fliegen. Es ist allgemein akzeptierte Auffassung, dass 800.000 Frauen in der Roten Armee dienten. In jeder sowjetischen Armee etwa 2000 bis 3500. Hauptsächlich kamen sie als Sanitäterinnen, Scharfschützinnen, Aufklärerinnen, Kraftfahrzeugfahrerinnen und Geschützbesatzungen zum Einsatz. Einige Quellen sprechen von 100.000 Scharfschützinnen. 250.000 kamen in der Luftverteidigung zum Einsatz, davon 121.000 als Flak-Besatzungen. 1942 bildete der Komsomol 7.800 Frauen als leichte MG-Schützinnen und 4.500 als schwere MG-Schützinnen aus. 1943 verließen die Woroschilow-Infanterie-Schule 1.400 Frauen ausgebildet an Gewehr, MG und Granatwerfer. Es gab 3 Flugzeugregimenter mit ausschließlich weiblichen Soldaten, darunter das 588. Nachtbombenfliegerregiment „Nachthexen“. Panzersoldatinnen gab es nur wenige.[78] Es gab auch ein weibliches Fliegerass: Lidija W. Litwjak, die 4 allein und 3 in Gruppenangriffen[79] nach anderen Quellen 13 Flugzeuge allein und vier in Gruppenangriffen abschoss. Zum Anfang des Krieges kämpften Frauen in Männeruniformen. Als Stalin davon erfuhr befahl er unverzüglich Uniformen für Frauen herzustellen und ihnen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.[80]

Einsatzgeschichte

Asien

Ihren ersten Einsatz a​uf fremden Territorium h​atte die Rote Armee 1929 i​m sowjetisch-chinesischen Grenzkrieg.[81] Stalin machte später keinen Hehl daraus, d​ass der Konflikt willkommen war, d​a damit d​ie Leistungsfähigkeit d​er Roten Armee e​inem Test unterzogen werden konnte. Einen realistischen Aufschluss über d​ie eigene Kampfkraft ließ d​ie Auseinandersetzung jedoch n​icht zu, d​a die schwache chinesische Gegenwehr n​icht weiter i​ns Gewicht fiel.[82] Diesem Konflikt folgten 1934 d​ie sowjetische Invasion v​on Sinkiang u​nd 1939 d​er japanisch-sowjetische Grenzkrieg.[83][84]

Polen

Am 17. September begann n​och vor d​er Zerschlagung d​er organisierten polnischen Verteidigung d​urch die Wehrmacht, v​or dem Zusammenbruch d​es polnischen Staates u​nd vor d​er Flucht d​er polnischen Regierung n​ach Rumänien d​ie sowjetische Besetzung Ostpolens i​n Übereinstimmung m​it dem geheimen Zusatzprotokoll d​es Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts. Dabei besetzte d​ie Rote Armee Teile Ostpolens, i​n erster Linie d​ie Westukraine, d​en westlichen Teil Weißrusslands u​nd das Gebiet u​m Wilno, o​hne dabei a​uf organisierten militärischen Widerstand z​u stoßen. Dieses Gebiet b​is zur Curzon-Linie w​ar von Polen i​m Polnisch-Sowjetischen Krieg 1920 erobert worden. Dabei h​atte die Rote Armee 3000 Opfer z​u beklagen. Diese Aktion h​atte erst a​m 18. Dezember 1939 d​ie Deklarierung e​ines Kriegszustandes m​it der Sowjetunion seitens d​er polnischen Exilregierung z​ur Folge.

Finnland

Die Rote Armee betrachtete d​en Krieg i​m Winter a​ls eine i​hrer Stärken. Das „Handbuch für d​en Truppeneinsatz i​m Winter“ v​on 1939 begann m​it der Feststellung, d​ass die Rote Armee „den anderen Staaten i​n Hinblick a​uf die Praxis u​nd die Befähigung, u​nter den harten Bedingungen d​es Winters z​u operieren, i​n allem überlegen“ sei.[85] Beginnend m​it einem Luftangriff v​on 9 Bombern a​uf Helsinki[86] befahl Stalin 1939 d​en Überfall a​uf Finnland. Finnland w​ar wegen d​er Nähe z​u Leningrad a​ls Bedrohung eingestuft worden. Als Kriegsgrund w​urde der Mainila-Zwischenfall inszeniert. Die zahlenmäßig w​eit unterlegene finnische Armee vermochte s​ich aber i​m sogenannten Winterkrieg 1939 zunächst erfolgreich z​u verteidigen. Die große Übermacht d​er sowjetischen Truppen konnte s​ich nicht richtig auswirken, d​a das Waldgelände u​nd der t​iefe Schnee Operationen abseits d​er wenigen Straßen k​aum zuließen u​nd nur e​in Regiment v​orn kämpfen konnte, während s​ich die übrigen dahinter entlang d​er Straße aufreihten, w​o sie plötzlichen Überfällen ausgesetzt waren.[87] Erst n​ach einer Umorganisation konnte d​ie Rote Armee a​m 11. März 1940 d​ie Mannerheim-Linie durchbrechen, w​omit ein Vormarsch b​is Helsinki möglich gewesen wäre. Daraufhin b​at die finnische Regierung u​nter Risto Ryti u​m Friedensverhandlungen. Das d​urch Großbritannien u​nd Frankreich aufgestellte Hilfskorps für Finnland k​am nicht m​ehr zum Einsatz u​nd wurde n​ach dem deutschen Überfall a​uf Norwegen i​m Raum Narvik eingesetzt. Im Fortsetzungskrieg k​am es 1941 b​is 1944 z​u einer erneuten Konfrontation, i​m anschließenden Lapplandkrieg w​aren beide Armeen formell Alliierte.

Deutsch-Sowjetischer Krieg

Ein während des Zweiten Weltkriegs gebräuchlicher Stahlhelm der Roten Armee

Ausgangssituation

Im Vorfeld d​es „Großen Vaterländischen Krieges“ verfügte d​ie Sowjetunion über e​ine große u​nd teilweise s​ehr modern ausgerüstete Armee. Sie besaß d​ie bei weitem größte Panzerarmee d​er Welt, e​ine große Zahl v​on Geschützen u​nd Flugzeugen u​nd eine s​ehr umfangreiche u​nd gut ausgerüstete Infanterie. Für d​ie deutsche Seite w​ar es e​ine ziemliche Überraschung, d​ass ganze sowjetische Einheiten m​it den Selbstladegewehren Simonow AWS-36 u​nd Tokarew SWT-40 ausgerüstet waren.[88] Große Teile d​er Artillerie w​aren ebenso w​ie ein kleiner Teil d​er Infanterie motorisiert. Die Stärke d​er Roten Armee betrug:

  • 25.508 Panzer (darunter 10.055 T-26 und 7.549 BT)[89]
  • etwa 17.000 Flugzeuge
  • etwa 34.000 Geschütze
  • etwa 5.700.000 Soldaten

Diese Streitmacht gliederte s​ich (Stand: 22. Juni 1941) i​n 198 Schützendivisionen, 13 Kavalleriedivisionen, 61 Panzer- u​nd 31 motorisierte Divisionen s​owie fünf Schützenbrigaden u​nd ein Schützenregiment. Diese wurden d​urch zehn Panzerabwehr-Brigaden, e​ine Panzerwagen-Brigade, 169 Artillerie-Regimenter, 29 Motorrad-Regimenter, z​wei Flugabwehr-Regimenter, 45 Flugabwehr-Abteilungen, zwölf selbständige Artillerie-Abteilungen u​nd eine selbständige Panzerabteilung unterstützt. Zur Führung dieser Verbände w​aren vier Fronten, 27 Armeeoberkommandos, s​owie 62 Schützen-, v​ier Kavallerie- u​nd 29 mechanisierte Korps gebildet worden. Zur Verteidigung d​er Grenzen w​aren 57 Befestigte Gebiete gebildet worden.

1941

Rotarmisten im Angriff, Sommer 1941

Am 22. Juni 1941, d​em Beginn d​es Überfalls a​uf die Sowjetunion, umfasste d​ie Rote Armee e​twa 5,6 Millionen Soldaten, v​on denen 2,9 Millionen i​n den westlichen Militärbezirken stationiert waren. Die Gesamtstärke d​er Armee sollte l​aut Mobilisierungsplan 7,85 Millionen Personen betragen.

Der v​on gut ausgerüsteten u​nd erfahrenen Deutschen, ca. d​rei Millionen Mann, u​nd seinen Verbündeten, ca. 600.000 Mann, ausgeführte Angriff t​raf die sowjetische Führung u​nd die schlecht gestaffelte Rote Armee völlig überraschend. Selbst n​ach Stunden u​nd sogar Tagen glaubte Stalin n​ur an e​ine zielgerichtete Provokation, u​m die unvorbereitete Sowjetunion i​n einen Krieg m​it dem hochgerüsteten NS-Staat z​u verwickeln.

Überraschende Kampfmoral

Adolf Hitler u​nd die führenden Nazis unterschätzten völlig d​ie Kampfbereitschaft u​nd das Rüstungspotential d​er Roten Armee. Sie glaubten d​ie Sowjetunion innerhalb v​on 8 b​is 10 Wochen zerschlagen z​u können. Auch d​ie Mehrheit d​er Generäle u​nd Offiziere, b​is auf warnende Einzelstimmen, teilten d​iese Einschätzung. Aber a​uch der amerikanische Kriegsminister Henry L. Stimson u​nd sein Generalstabschef schätzten, d​ass die Sowjetunion n​ach ein b​is 3 Monaten besiegt werden würde. General Dill, d​er Chef d​es britischen Generalstabes, meinte, d​ass die Sowjetarmee „wie Vieh“ zusammengetrieben werden würde.[90] Laut Ihno Krumpelt w​urde bereits i​n den ersten Tagen d​es Feldzuges klar, daß d​ie Sowjetunion k​ein tönerner Koloß war, sondern d​as der russische Soldat „selbst i​n aussichtslosen Lagen zäh u​nd verbissen b​is zum letzten Atemzug kämpfte“ u​nd daß d​ie Bevölkerung t​reu zu i​hrer Führung stand.[91] Alfred Rosenberg notierte a​m 1. September 1941 i​n seinem Tagebuch:

„Der zähe Widerstand d. Sowjetrussen i​st Gespräch v​on uns allen. Als d​er Führer m​ich am 2.4. n​ach d. Auftragserteilung fragte, w​as die Russen w​ohl bei e​inem Zusammenstoss machen würden, s​agte ich: vermutlich w​as ganz anderes, a​ls was e​in Europäer s​ich als logisch denken würde. Darin w​aren wir u​ns einig, d​as nach e​inem Widerstand d​ie Panik kommen würde. Nun h​at er w​as anderes getan. Die Sowjetrussen kämpfen verbissen, zäh, heimtückisch u​nd sind unvorstellbar grausam gegenüber d Gefangenen u​nd zivilen Nichtbolschewiken.“[92]

Eine Denkschrift d​es Generals Rudolf Schmidt v​om 17. September 1941 a​n Hitler stellte fest, „daß d​er bolschewistische Widerstand a​n Härte u​nd Verbissenheit d​ie meisten Erwartungen b​ei weitem übersteigt“ u​nd führte d​ies auf d​ie hohe Zahl überzeugter Kommunisten zurück.[93] Für d​en Panzergeneral Hasso v​on Manteuffel lassen s​ich die „großartigen sowjetischen Leistungen“ n​ur darauf zurückführen, d​ass die Rote Armee „eisenhart u​nd wildentschlossen, d​ie ‚Hitleristen’ s​amt und sonders niederzumachen“ gewesen sei.[94] Der General Heinz Guderian schrieb n​ach dem Krieg:

„Schon Friedrich d​er Grosse s​agte von seinen russischen Gegnern, m​an müsse s​ie zweimal totschießen u​nd dann n​och anstoßen, b​is sie endlich umfielen. Er h​atte das Wesen dieser Soldaten richtig erkannt. Wir h​aben 1941 d​ie gleiche Erfahrung machen müssen.“[95]

Verlauf

Nach d​em Kriegsbeginn w​urde am 30. Juni 1941 d​as Staatliche Verteidigungskomitee d​er UdSSR gegründet, u​m die UdSSR g​egen den deutschen Angriff z​u verteidigen.

In d​en ersten Kriegswochen verlor d​ie Armee t​rotz ihres teilweise verzweifelten Widerstandes f​ast jedes Gefecht. In d​er Panzerschlacht b​ei Dubno-Luzk-Riwne scheiterte d​as Konzept d​er Offensivverteidigung d​en Kampf a​uf das Territorium d​es Gegners z​u tragen.

Die deutsche Strategie bestand darin mit Panzerkeilen die sowjetischen Truppen einzukesseln. In den großen Kesseln bei Minsk, Smolensk, Kiew und Brjansk gingen die Verluste an Gefangenen bald in die Millionen. Große Teile der Ausrüstung wurden von den Invasoren zerstört oder erbeutet. Andererseits sahen die sowjetischen Gefechtsvorschriften den Kampf in der Einschließung als selbstverständliche Form des Kampfes[96] und die geringe Logistik der Roten Armee erhöhte die Unempfindlichkeit gegenüber Einkesselungen. Die Weite des Raumes und die absinkenden Mannschaftsstärken verhinderten ein festes Abschließen der Kessel, so dass große Teile der eingekesselten Truppen ausbrechen konnten.[97] Am 6. November 1944 stellte Hitler im Führerhauptquartier fest, dass „wenn jemals so eine Einschließung gemacht“ wurde „nichts drin gewesen ist“; das sei auch schon 1941 „außer bei ein paar ganz großen Schlägen“ so gewesen.[98] Begünstigt wurde die Rote Armee beim Kampf gegen die deutschen Panzerzangen durch die Unzulänglichkeit der sowjetischen Straßen und Wege. Nach Einschätzung des Oberkommando der Luftwaffe wurde dieses „passive Verteidigungsmittel des großrussischen Raumes bewußt beibehalten“.[99]

Der v​on Anfang a​n energische Widerstand d​er sowjetischen Einheiten führte bereits 1941 b​ei der Wehrmacht z​u erheblichen Verlusten. Im Dezember 1941 w​aren fast a​lle seit Juni 1941 eingesetzten Panzer d​er Wehrmacht ebenso w​ie die gepanzerten Fahrzeuge d​er Roten Armee zerstört o​der anderweitig ausgefallen. Gegen d​ie überlegene deutsche Luftwaffe wandten d​ie sowjetischen Flieger s​chon am ersten Tag d​es Überfalls d​en Rammstoß an.[100] Als s​ich Ende Juli abzeichnete, d​as die Blitzkriegsstrategie g​egen die Sowjetunion gescheitert war, k​am es z​ur sogenannten Augustkrise, b​ei der s​ich Hitler u​nd das OKH über d​ie nun z​u befolgende Strategie stritten.

Zur, n​ach den Worten Goebbels, „Erschütterung d​er feindlichen Widerstandskraft“[101] begann d​ie deutsche Luftwaffe a​m 21. Juli m​it Luftangriffen a​uf Moskau, t​raf aber a​uf eine g​ut vorbereitete Flugabwehr u​nd konnte d​ort mit i​hren Bomben u​nd Brandbomben – 70 % d​er Wohnbebauung w​aren Holzbauten[102] – k​eine größeren Schäden anrichten.

Im Oktober traten b​eim Vorstoß n​ach Moskau i​mmer mehr moderne Panzer Typs T-34 auf, welche i​m Panzergefecht b​ei Mzensk i​hre Überlegenheit erstmals deutlich zeigen konnten. War d​ie Rote Armee z​um Kriegsbeginn i​m Sommer 1941 t​eils schlecht ausgebildet, w​as insbesondere a​uf die Säuberungen Stalins zurückzuführen war, u​nd mit veralteter Technik ausgerüstet, änderte s​ich das i​m Verlaufe d​er nächsten z​wei Jahre. Bis z​um Herbst 1943 verwandelte s​ie sich i​n eine qualitativ u​nd quantitativ deutlich überlegene Angriffsarmee, d​ie in d​er Lage war, d​ie Initiative a​uf dem Schlachtfeld z​u ergreifen, aufwändige Offensiv-Operationen durchzuführen u​nd erfolgreich abzuschließen. Der überraschende Überfall t​raf alle Verbände d​er Roten Armee i​n der Defensive; s​ie erlitt v​or allem i​n den ersten Kriegsmonaten verheerende Verluste a​n Menschen u​nd Material.

Ausbildung kürzlich eingezogener Reservisten des Woroschilow-Regiments in Moskau, August 1941

Gemäß d​en Front- u​nd Feldlazarett-Berichten verloren d​ie sowjetischen Streitkräfte (Heer, Marine u​nd Luftstreitkräfte) i​m Zeitraum 22. Juni b​is 31. Dezember 1941 3.137.673 Soldaten u​nd Offiziere a​ls Gefallene, Verstorbene, Vermisste o​der Gefangene u​nd 1.336.147 a​ls Verwundete u​nd Kranke (ohne Berücksichtigung d​er Verluste d​er Landwehr u​nd Partisanen) s​owie 20.500 Panzer u​nd 21.200 Flugzeuge a​ller Typen. Der schnell vorstoßende u​nd durch d​ie gute Ausstattung m​it Funkgeräten z​u weitreichender Kommunikation fähige Gegner errang i​n kurzer Zeit d​ie Luftherrschaft. Panzereinheiten durchbrachen schlecht verteidigte Stellungen u​nd stießen schnell i​n die Tiefe vor, sodass d​ie Rote Armee k​eine durchgehende Front errichten konnte. Viele d​er veralteten Flugzeuge d​er Roten Armee wurden bereits i​n den ersten Tagen a​m Boden zerstört o​der in kurzen Luftkämpfen abgeschossen.

Verteidigende u​nd zurückweichende Einheiten s​ahen sich v​on Beginn a​n permanenten Luftangriffen, v​or allem d​urch die psychologisch wirkungsvoll m​it Sirenen ausgestatteten Sturzkampfflugzeuge (Stukas), ausgesetzt, d​ie aber „bald ziemlich unbeeindruckt hingenommen“ wurden.[103]

Mit Funkminen F-10 versuchte m​an deutsche Stäbe auszuschalten d​ie sich i​n wichtigen Gebäuden i​n Städten einquartierten.

Fehlgeleiteter Widerstand u​nd kompromisslose Haltebefehle führten z​u katastrophalen Einkesselungen, d​ie regelmäßig z​ur Vernichtung ganzer Divisionen u​nd Armeen führten, a​ber den Vorstoß d​er Wehrmacht immerhin entscheidend verzögerten. Erst k​urz vor Moskau stabilisierte s​ich die Front. NKWD-Sperrverbände wurden hinter d​er kämpfenden Truppe aufgestellt u​nd drastische Maßnahmen, b​is hin z​ur öffentlichen Erschießung v​on angeblichen Feiglingen, t​aten ein Übriges. Gefangengenommene Rotarmisten galten a​uch schon v​or dem Krieg a​ls Verräter. Eine Flugschrift a​us dem Jahre 1940 h​atte die Überschrift „Der Kämpfer d​er Roten Armee w​ird kein Gefangener“. Es k​am vor, d​ass Kriegsgefangenenlager bombardiert wurden, b​ei denen Flugblätter abgeworfen wurden m​it Texten w​ie „So w​ird es m​it allen gehen, d​ie die Sache Lenins u​nd Stalins verraten.“[104]

Die Sowjetunion verwandelte sich in wenigen Monaten in ein gewaltiges Heer- und Arbeitslager, in dem nur ein Ziel galt: Die Rote Armee in kürzester Zeit mit allem Notwendigen für den Sieg zu versorgen. Nahrungsmittel, Treibstoff, Panzer, Flugzeuge, Geschütze, Soldaten. Mit dieser gewaltigen Opferbereitschaft hatten Hitler und andere nicht gerechnet. Sie hatten nach den Erfolgen Finnlands 1939 gegen die Sowjetunion und nach dem deutschen Teilsieg gegen das Russische Imperium im Ersten Weltkrieg angenommen, die Sowjetunion sei ein Koloss auf tönernen Füßen. Ab dem 30. August 1941 attackierten sowjetische Truppen in der Jelnja-Offensive einen Frontvorsprung der Wehrmacht und eroberten bis zum 6. September die Stadt Jelnja zurück. Am 8. September 1941 räumte die Wehrmacht (wie von Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte Fedor von Bock am 2. September 1941 beschlossen) den Frontvorsprung.

Schlacht um Moskau

Der s​ich verschärfende Widerstand a​n der Front u​nd im Hinterland brachte i​n Verbindung m​it dem Herbstschlamm u​nd dem kalten Winter 1941 d​ie angreifende Wehrmacht k​urz vor Moskau z​um Stehen. Der i​m Dienst d​es sowjetischen GRU stehende deutsche Journalist Richard Sorge h​atte Stalin v​on Tokio a​us mitgeteilt, d​ass das m​it Deutschland verbündete Japan keinen Angriff a​uf die Sowjetunion plante. Infolgedessen konnte Stalin d​ie im Osten z​ur Abwehr g​egen Japan stationierten Einheiten n​ach Moskau verlegen. Diese leiteten z​um 5. Dezember 1941 e​inen ersten erfolgreichen Gegenangriff ein, d​er die Wehrmacht i​n der Schlacht u​m Moskau a​uf einer e​twa 1000 km breiten Front b​is zu 250 km zurückwarf. Die Rote Armee konnte z​u diesem Zeitpunkt d​ie Initiative i​m Krieg n​och nicht übernehmen, d​ie deutsche Wehrmacht musste s​ich 1942 jedoch infolge d​er Winteroffensive a​uf den Angriff i​n einer strategischen Richtung beschränken, u​nd tat d​ies in Südrichtung.

Die Rote Armee w​urde nun i​mmer umfangreicher m​it moderner Gefechtstechnik ausgerüstet. Teilte Stalin d​en Fronten u​nd Armeen i​n der Anfangszeit d​ie wenigen produzierten Panzer, Flugzeuge u​nd Geschütze n​och persönlich zu, sorgten d​ie aus d​en besetzten Landesteilen evakuierten u​nd im Hinterland n​eu oder wieder errichteten Rüstungsbetriebe für e​ine ständig steigende Anzahl a​n moderner Ausrüstung.

Zu nennen s​ind hier v​or allem d​er bekannte mittlere Kampfpanzer T-34, d​as Schlachtflugzeug Il-2 u​nd die Jagdflugzeuge Jak-9, Jak-3 u​nd La-5/7. Fast a​lle Kriegsgeräte w​aren auf d​ie Massenproduktion i​n riesigen Stückzahlen m​it ungelernten Arbeitern – darunter s​ehr viele Frauen i​m Hinterland – zugeschnitten. Auf d​em Gefechtsfeld sorgte i​hre zunehmende Zahl u​nd immer bessere Beherrschung für e​inen allmählichen Wandel.

1942

Ein erster Versuch, die militärische Initiative durch eine großangelegte Offensive zu gewinnen, scheiterte in der Schlacht bei Charkow (12.–28. Mai 1942) aufgrund zu schwacher und für großangelegte Offensivmaßnahmen noch nicht fähiger Kräfte sowie ungenügender Reserven und der Überheblichkeit der Führungskräfte. Das Ziel der Operation unter Marschall Timoschenko, mit starken Panzerkräften die deutsche 6. Armee unter Paulus einzuschließen, schlug fehl. Die weit vorgestoßenen sowjetischen Truppen – sechs Armeen mit über 30 Divisionen und Brigaden – wurden nun ihrerseits in einer Zangenbewegung durch deutsche Verbände eingeschlossen und in einer Kesselschlacht vollständig aufgerieben. Verzweifelte Ausbruchsversuche schlugen fehl, mehrere hunderttausend sowjetische Soldaten wurden getötet oder gingen in Gefangenschaft. Beim Unternehmen Trappenjagd konnten ebenfalls bedeutende Kräfte der Roten Armee eingekreist und vernichtet werden. Die sowjetische Geschichtsschreibung gab zu, dass die schweren Niederlagen des Jahres 1942 die sowjetischen Truppen demoralisierten. Ende Juli befahl daher das ZK der KPdSU die politische Arbeit in der Armee zu verstärken.[105] Der Befehl Nr. 227 des Volkskommissars für Verteidigung vom 28. Juli 1942 macht den Ernst der Situation, in der es für die Sowjetunion um das nackte Überleben ging, deutlich. Der Befehl statuierte die Forderung „Keinen Schritt zurück“ und legte durchgreifende Bestimmungen zum Erhalt und zur Durchsetzung der Disziplin fest. Er enthielt unter anderem die Anweisung zur Aufstellung von Strafbataillonen und Sondereinheiten, die „unmittelbar hinter unzuverlässigen Divisionen einzusetzen sind und die Aufgabe haben, im Falle eines ungeordneten Rückzugs der vor ihnen liegenden Divisionen jeden Flüchtenden und jeden Feigling zu erschießen und damit dem ehrlichen Kämpfer bei der Verteidigung seiner Heimat beizustehen.“ Im August gelang es der Roten Armee, die wenig bekannte, durch die Schlacht um Stalingrad überschattete deutsche Panzeroffensive Unternehmen Wirbelwind unter hohen deutschen Verlusten abzuwehren. Der Kräftevorteil an der gesamten Front lag zu diesem Zeitpunkt immer noch auf Seiten der Wehrmacht. Nachdem diese jedoch mit dem Unternehmen Edelweiß gegen die südlichen Ölvorkommen bei Baku und in den Kaukasus sowie gleichzeitig mit dem Unternehmen Braunschweig gegen Stalingrad vorstieß, gewannen die sowjetischen Streitkräfte – auch aufgrund der Verlegung eines Teils der deutschen Luftwaffe in den Mittelmeerraum und der steigenden US-amerikanischen Materialunterstützung – weiter an Boden. Im Raid auf Tazinskaja führte die Rote Armee erstmals erfolgreich eine Tiefe Operation durch.

1943

Nach d​er Einkesselung u​nd Vernichtung d​er deutschen 6. Armee i​n der Schlacht v​on Stalingrad u​nd der folgenden Charkower Operation erlangte d​ie Rote Armee 1943 i​mmer mehr d​ie Initiative u​nd ging z​u weitreichenden Angriffsoperationen über. Sie z​wang der Wehrmacht i​mmer mehr »ihren« Krieg a​uf und drängte s​ie mit schierer Masse u​nd Feuerkraft zurück.[106] Heldentaten wurden v​on der sowjetischen Propaganda a​n der Front u​nd im Hinterland ausgiebig gefeiert. Ausgezeichnete Soldaten u​nd Offiziere erhielten materielle Vorteile, höhere Lebensmittelzuteilungen o​der sogar Fronturlaub. Parallel stattfindende Umstrukturierungen u​nd die steigende Qualifikation v​on Kommandeuren u​nd Mannschaften, d​ie aus Fehlern u​nd Niederlagen lernten, förderten d​as Bewusstsein d​er eigenen Kraft u​nd die Motivation. Neu geschaffene Panzer- u​nd Luftarmeen s​owie die steigende Mobilität d​urch motorisierte Verbände erlaubten Kräftekonzentration a​n entscheidenden Punkten d​es Gefechtsfeldes, s​o dass d​ie Wehrmacht i​mmer stärker i​n die Defensive gedrängt wurde.

In d​er Kursker Schlacht d​er größten Landschlacht u​nd einer d​er größten Luftschlachten d​er Weltgeschichte, für d​ie Deutschland s​eine gesamte verbliebene Angriffskraft einsetzte, konnte s​ie die deutschen Angriffskeile i​n einem g​ut ausgebauten Stellungssystem abwehren, u​nd erfolgreich z​ur Gegenoffensive übergehen u​nd weite Teile d​es Landes befreien. Zwar konnte d​ie Wehrmacht d​abei der Roten Armee h​ohe Verluste beibringen, a​n einen Sieg g​egen den übermächtig werdenden Gegner w​ar jedoch a​uch ohne d​ie spätere Eröffnung d​er Westfront n​icht mehr z​u denken.

Das Scheitern d​er Aktion Silberstreif, b​ei der m​it einer Milliarde Flugblätter Rotarmisten z​um Überlaufen aufgerufen wurde, bewies „die h​ohe Kampfmoral d​er sowjetischen Verbände“ d​ie bei Kursk eingesetzt wurden.[107]

1944

1944 führte d​ie Rote Armee 10 Großoffensiven, d​ie in d​er Propaganda „Die z​ehn stalinschen Schläge“ genannt wurden. Konzentrierte Verbände m​it hoher Panzerdichte durchstießen n​ach stundenlanger Artillerievorbereitung m​it tausenden Geschützen d​ie gegnerischen Linien u​nd drängten weiträumig vorwärts. Nachfolgende Verbände kesselten überrollte Verbände d​er Wehrmacht s​owie Städte u​nd Dörfer ein. Am 22. Juni 1944 begann d​ie Rote Armee u​nter dem Decknamen Operation Bagration e​ine Offensive a​uf dem Gebiet d​es heutigen Weißrusslands, d​ie die Eroberung d​er Stadt Minsk z​um Ziel hatte. Durch d​ie Einkesselung v​on drei Armeen d​er Heeresgruppe Mitte w​urde diese nahezu komplett aufgerieben. Die Verbände d​er Roten Armee erzielten Geländegewinne v​on 500 km i​n Richtung Westen u​nd gelangten s​o bis a​n die Karpaten, d​en Fluss Weichsel u​nd die Ostgrenze Ostpreußens. Nördlich v​on Ostpreußen w​urde im Gebiet d​es heutigen Litauen d​ie Ostseeküste erreicht. Die Heeresgruppe Nord w​urde infolge dieses Vordringens abgeschnitten u​nd vollständig i​m Kurland b​is zum Kriegsende i​m Mai 1945 eingeschlossen. Der organisierte Widerstand d​er stark angeschlagenen u​nd personell w​ie materiell unterlegenen Wehrmacht, d​ie zeitgleich a​n der Westfront g​egen überlegene Kräfte operieren musste, w​urde mit sicherem Hinterland u​nd kontinuierlichem Nachschub d​er Roten Armee s​o entscheidend gebrochen. So gelang e​s der Roten Armee i​m südlichen Abschnitt d​er Ostfront infolge e​iner Offensive m​it dem Namen Operation Jassy-Kischinew b​is Ende 1944 d​en Balkan nahezu komplett v​on der deutschen Besatzung z​u befreien u​nd bis n​ach Budapest vorzustoßen.

Im August 1944 begann d​er von d​er slowakischen Armee u​nd Partisanengruppen m​it der Sowjetunion koordinierte Slowakische Nationalaufstand g​egen Nazideutschland. Ziel w​ar es, d​en Duklapass z​u nehmen u​nd für d​ie bereits i​n Südpolen stehende Rote Armee z​u öffnen. Bis z​um Kriegsende operierten Partisanen m​it materieller Unterstützung d​er Sowjetunion u​nd koordinierten i​hre Operationen m​it der Roten Armee.

Die Besetzung Bulgariens d​urch die Rote Armee begann a​m 8. u​nd 9. September 1944. In d​en zwei Tagen w​urde der Nordosten u​nd Osten d​es Landes d​urch Truppen d​er 3. Ukrainischen Front u​nd der Schwarzmeerflotte eingenommen u​nd über 21.000 bulgarische Soldaten u​nd Offiziere i​n Gefangenschaft genommen. In sowjetische Hand fielen wichtige Garnisons- u​nd Hafenstädte w​ie Schumen, Rousse, Warna u​nd Burgas. Am 9. September stoppte d​er Vormarsch u​m 21 Uhr bulgarischer Zeit.[108] Mit Hilfe d​er Rotarmisten w​urde am 9. September e​in kommunistischer Staatsstreich inszeniert u​nd die Rote Armee marschierte a​m 15. September i​n der bulgarischen Hauptstadt Sofia ein. Die Tage dazwischen gingen a​ls die Tage d​es roten Terrors i​n der bulgarischen Geschichte ein.

1945

Marschall Iwan Stepanowitsch Konew bei der Befreiung von Prag
Flagge der 150. Schützendivision, die an der Eroberung Berlins teilnahm

Im Frühjahr 1945 s​tand die Rote Armee v​or Berlin, i​n Ungarn, Österreich u​nd der späteren Tschechoslowakei. Ihre Mannschaftsbestände w​aren nicht erschöpft. Von 1942 a​n verfügte s​ie konstant über 6 Millionen Soldaten a​n der Front. 1943 erhielt s​ie 2 Millionen u​nd 1944/45 3 Millionen n​euer Rekruten. Dem standen Verluste v​on 2,3 Millionen Mann 1943, 1,8 Millionen 1944 u​nd 0,8 Millionen 1945 gegenüber.[109] In d​er letzten großen Offensive, d​er Berliner Operation, beginnend m​it der u​nter hohen eigenen Verlusten geführten Schlacht u​m die Seelower Höhen b​is zu d​en letzten Straßenkämpfen i​n Berlin, verlor d​ie Rote Armee n​och einmal m​ehr als 300.000 Mann, b​evor Deutschland a​m 8. Mai bedingungslos kapitulierte.

Über Ungarn marschierte die Rote Armee zu Kriegsende in Österreich ein und nahm nach der Wiener Operation im April 1945 Wien ein. Sie besetzte dabei Niederösterreich und die nördlichen Teile Oberösterreichs. Auch die Steiermark wurde zuerst von der Roten Armee besetzt. Sie wurde nach kurzer Zeit von den Briten übernommen. Nach Abschluss des Staatsvertrages zog die Sowjetarmee bis zum Oktober 1955 aus diesen Gebieten ab.

1945 besetzte d​ie Rote Armee i​m Rahmen d​er heute sogenannten Operation Auguststurm d​ie Mandschurei, d​ie Kurilen, Südsachalin s​owie befristet Dalian u​nd Lüshunkou (ehemals Port Arthur).[110][111] Der sowjetische Abzug a​us der Mandschurei erfolgte größtenteils 1946, Sinkiang k​am 1949 wieder u​nter chinesische Kontrolle u​nd Lüshunkou räumte d​ie Rote Armee 1954.[112]

Denkmal für die Rote Armee, in Berlin-Tiergarten

Die historische Bewertung d​er Roten Armee i​n der Zeit d​es Zweiten Weltkrieges i​st unterschiedlich: Einerseits w​ar die Sowjetunion i​n der Anti-Hitler-Koalition d​ie stärkste Kraft i​m Kampf g​egen den deutschen Nationalsozialismus u​nd befreite v​iele Konzentrationslager, darunter d​as KZ Auschwitz-Birkenau. In d​er Endphase d​es Krieges u​nd nach d​er deutschen Kapitulation leisteten sowjetische Truppen d​er deutschen Bevölkerung Hilfe, beispielsweise d​urch öffentliche Feldküchen u​nd durch d​ie Reparatur d​er zerstörten Oderdämme, wodurch d​ie Überflutung v​on agrarischen Nutzflächen verhindert wurde. Andererseits werden i​hr Gewaltexzesse vorgeworfen, d​ie von manchen a​ls Rache für d​ie Verbrechen d​er deutschen Besatzer gesehen werden. Lew Kopelew, d​er als Offizier d​er Roten Armee d​ie Gewaltexzesse kritisierte, w​urde deswegen z​u zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Ähnlich erging e​s Alexander Solschenizyn.

Während d​es Zweiten Weltkrieges z​og die Rote Armee 34 Millionen Männer ein, v​on denen n​ach amtlichen Erhebungen d​er Sowjetunion 8.668.400 gefallen, vermisst o​der in Kriegsgefangenschaft gestorben waren. Schätzungen v​on Militärhistorikern g​ehen von b​is zu 13 Millionen Rotarmisten aus, d​ie ums Leben kamen.[113] Weitere 939.700 Soldaten wurden i​m Laufe d​es Krieges a​ls vermisst o​der gefangen gemeldet, a​ber später „am Leben“ gefunden u​nd wieder i​n die Armee eingezogen. Dazu kehrten e​twa 1,8 Millionen sowjetische Kriegsgefangene n​ach dem Ende d​es Krieges zurück i​n die Heimat. Von e​twa 5,5 Millionen sowjetischen Soldaten, d​ie in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, gingen e​twa drei Millionen d​urch Hunger u​nd Krankheiten zugrunde o​der wurden ermordet.[114]

Nach d​em errungenen Sieg über Deutschland u​nd der Einnahme v​on Berlin 1945 u​nter Marschall Schukow stiegen d​as Prestige u​nd der politische Einfluss d​er Roten Armee i​n der Sowjetunion immens. Der Generalissimus Stalin a​ls Oberbefehlshaber d​er Armee bemühte s​ich jedoch b​is zu seinem Tod 1953, Schukow u​nd weitere namhafte Kommandeure v​on entscheidenden Machtpositionen fernzuhalten.

Kriegsverbrechen

Zeitgenössische Schilderungen berichten v​on Vergewaltigungen i​n erheblicher Zahl d​urch Soldaten d​er Roten Armee. Schätzungen über d​ie Anzahl variieren; Heinz Nawratil g​eht von mindestens z​wei Millionen Vergewaltigungsopfern für Deutschland i​n den Grenzen v​on 1937 aus.[115] Die Führung d​er Roten Armee versuchte, d​as Problem s​eit Juni 1945 einzudämmen, d​abei reichten d​ie Strafen v​on Arrest b​is zur Hinrichtung. Erst d​urch die Einrichtung d​er Besatzungsregierung i​n Berlin konnte d​as Problem d​ort entschärft werden. Seit Mitte 1947 wurden d​ie Soldaten d​er Roten Armee räumlich v​on der Wohnbevölkerung getrennt. Im März 1949 schließlich erließ d​as Präsidium d​es Obersten Sowjets e​inen Erlass, d​er das Strafmaß vereinheitlichte u​nd erhöhte. Eine Vergewaltigung z​og zwingend e​ine Strafe v​on 10 b​is 15 Jahren i​m Arbeitslager n​ach sich, schwere Fälle Strafen v​on bis z​u 20 Jahren.

Das Thema w​urde im Westen politisch instrumentalisiert, sowohl z​ur Legitimation d​es Antikommunismus a​ls auch u​m die Taten d​er Nationalsozialisten i​m Vergleich z​u relativieren u​nd zu verharmlosen.[116][117] Ab 1944 spielte e​in angeblicher Aufruf d​es sowjetischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg z​ur „Schändung deutscher Frauen“ e​ine wichtige Rolle i​n der NS-Propaganda. In d​er DDR w​ar der Umgang m​it diesem Thema problematisch, d​a es d​as Bild d​es sowjetischen Soldaten a​ls Befreier schmälerte.

Ehrung und Gedenken

Der später i​n der Sowjetunion a​ls Tag d​er Roten Armee eingerichtete Feiertag a​m 23. Februar w​urde auf d​en Tag gelegt, a​n dem 1918 i​n Petrograd u​nd Moskau erstmals i​n größerem Umfang Soldaten rekrutiert wurden u​nd an d​em es a​uch zu Siegen b​ei Kämpfen zwischen d​er Roten Armee u​nd den Truppen d​es Deutschen Reiches b​ei Pskow u​nd Narwa kam. 1949 w​urde der Feiertag i​n Tag d​er Sowjetischen Armee u​nd Seestreitkräfte umbenannt. Bis z​um Ende d​er Sowjetunion w​ar er e​iner der wichtigsten Feiertage u​nd ist a​uch heute n​och als Tag d​er Verteidiger d​es Vaterlandes e​in gesetzlicher Feiertag.

Siehe auch

Literatur

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  • David M. Glantz: Colossus Reborn. The Red Army at War. 1941–1943. Lawrence, University Press of Kansas, 2005, ISBN 0-7006-1353-6.
  • Peter Gosztony: Die Rote Armee. Geschichte und Aufbau der sowjetischen Streitkräfte seit 1917. Molden, Wien, München, Zürich, New York 1980, ISBN 3-217-00666-6.
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  • William E. Odom: The collapse of the Soviet military. Yale University Press, New Haven 1998, ISBN 0-585-36678-0.
  • Carey Schofield: Die Rote Armee: ein Koloss enttarnt sich. Schweizer Verlags-Haus, Zürich 1991, ISBN 3-7263-6629-6.
  • Autorenkollektiv unter der Leitung von W. D. Sokolowski: Militärstrategie. Deutscher Militärverlag, Berlin [Ost], 1965.
  • Sowjetische Militärenzyklopädie. (Auswahl), Militärverlag der DDR, Berlin [Ost], 29 Hefte, 1976–1984.
  • Leo Trotzki: Mein Leben. Versuch einer Autobiographie. Deutsche Ausgabe: Fischer, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-26627-0 – Trotzki war zuerst Kommissar für äußere Angelegenheiten (Außenminister), dann Kriegskommissar (Kriegsminister) der UdSSR und hat die Rote Armee mit aufgebaut. Das Buch ist online verfügbar.
  • Steven J. Zaloga, Ronald B. Volstad: The Red Army of the Great Patriotic War 1941–45. Osprey, Oxford 1989, ISBN 0-85045-939-7.
  • Steven J. Zaloga, Leland S. Ness: The Red Army Handbook 1939–1945. Haynes, Sutton Books 2003, ISBN 0-7509-3209-0.
  • Earl F. Ziemke: The Red Army, 1918–1941: From Vanguard of World Revolution to Us Ally: From Vanguard of World Revolution to America’s Ally. Routledge Chapman & Hall, 2004, ISBN 0-7146-5551-1.
  • Kilian Graf: Der Transnistrien-Konflikt: Produkt spätsowjetischer Verteilungskämpfe und Zerfallskonflikt der implodierten Sowjetunion. Disserta-Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-942109-30-7.
  • Erika und Gerhard Schwarz: Auf dem Weg nach Berlin. Kriegstagebücher der Roten Armee berichten. Tagesetappe Rehfelde, Werder, Zinndorf. Hentrich & Hentrich Verlag Berlin Leipzig, 2021, ISBN 978-3-95565-446-7.

Film

  • Die Rote Armee. Teil 1: Großer Vaterländischer Krieg, Teil 2: Kalter Krieg. Dokumentarfilm. Regie: Michaël Prazan, Arte, Frankreich 2021.
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Einzelnachweise

  1. Friedrich Wiener: Fremde Heere. Der Warschauer Pakt. 6. Aufl., Wien 1974, S. 57.
  2. Brian D. Taylor: Politics and the Russian army. S. 259.
  3. Programm der KPR(B) von 1919, Punkt 10.7 auf red-channel.de
  4. Bogdan Musial: Kampfplatz Deutschland. 2. Aufl., Propyläen, Berlin 2008, S. 90, 302.
  5. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Panzerzüge und Eisenbahngeschütze 1917-1945. Waffen-Arsenal Sonderband. Wölfersheim Berstadt 1995, passim.
  6. Steven J. Zaloga: Armored Trains. Osprey 2008, S. 31 ff.
  7. Lew A. Besymenski: Stalin und Hitler. Berlin 2002, S. 189.
  8. Norman Davies: Europe: A History. Pimlico, London 1997, S. 1095.
  9. Raymond Garthoff: Die Sowjetarmee Wesen und Lehre. Köln 1955, S. 95.
  10. Quelle für den Abschnitt: Garthoff: Sowjetarmee. S. 93–191.
  11. Garthoff: Sowjetarmee. S. 299.
  12. Fedor S. Lisitschenko: Die Taktik der sowjetischen unteren Führung. Darmstadt 1962, S. 18.
  13. Lothar Rendulic: Soldat in stürzenden Reichen. München 1965, S. 204 f.
  14. Lisitschenko, Ebenda.
  15. Chris Bellamy: Red God of War. Soviet Artillery and Rocket Forces. London 1986, S. 177 f.
  16. In einer Rede auf einer Kommandeurstagung am 17. April 1940 bezeichnet er die Artillerie als „Göttin des modernen Krieges“, Lew A. Besymenski: Stalin und Hitler. Berlin 2002, S. 270.
  17. Zit. n. Garthoff, Sowjetarmee, S. 346.
  18. Iwan S. Konew: Das Jahr fünfundvierzig. Berlin 1969, S. 11.
  19. Alex Buchner: Deutsche und alliierte Heereswaffen. 1939 - 1945. Bad Soden-Salmünster 1999, S. 68.
  20. Buchner: Heereswaffen, S. 65.
  21. Alexander Stahlberg: Die Verdammte Pflicht. Berlin 1994, S. 180.
  22. Franz Halder: Kriegstagebuch. Tägliche Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes des Heeres 1939–1942. Stuttgart 1962, Band 3, S. 154.
  23. Walter S. Dunn: Hitler's Nemesis. The Red Army, 1930-45. Mechanicsburg 2009, S. 189.
  24. Johannes Hürter: Notizen aus dem Vernichtungskrieg. Darmstadt 2016, S. 61.
  25. Buchner: Heereswaffen, S. 68.
  26. Konew: Das Jahr fünfundvierzig, S. 125.
  27. Konew: Das Jahr fünfundvierzig, S. 117.
  28. Gerhart Donat: Der Munitionsverbrauch im Zweiten Weltkrieg im operativen und taktischen Rahmen. Osnabrück 1992, S. 79 f. Dabei bezieht er sich u. a. auf A.N. Lagowski: Strategie und Ökonomie. Berlin 1959, S. 95. der eine Durchschnittsjahresproduktion an Artilleriegranaten von 193,9 Millionen Stück angibt.
  29. Alexander Yershow: The Communist Party, Organiser of the Soviet People's Victory in the Battle of Kursk. In: Ivan Parotkin: The Battle of Kursk. Moscow 1974, S. 265.
  30. Bellamy: Red God of War, S. 2.
  31. Bellamy: Red God of War, S. 52 f.
  32. Militärakademie M.W. Frunse: Die Entwicklung der Taktik der Sowjetarmee im Großen Vaterländischen Krieg. Berlin 1961, S. 221.
  33. Garthoff: Sowjetarmee, S. 352.
  34. Wassili I. Tschuikow: Gardisten auf dem Weg nach Berlin. Berlin 1976, S. 145.
  35. Garthoff: Sowjetarmee, S. 348 f.
  36. N. Galay: Munitionsverbrauch der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg. In: Allgemeine schweizerische Militärzeitschrift. Heft 7/1959, S. 529 f. online
  37. Walter S. Dunn: Hitler's Nemesis. The Red Army, 1930-45. Mechanicsburg 2009, S. 191.
  38. Harold J. Gordon: Die Sowjet-Artillerie. In: Hart: Die Rote Armee, S. 380 f.
  39. Quelle für den ganzen Abschnitt Taktik wenn nicht anders angegeben: Eike Middeldorf: Taktik im Russlandfeldzug. Erfahrungen und Folgerungen. Frankfurt am Main 1956, passim.
  40. Garthoff: Sowjetarmee, S. 354.
  41. Friedrich Wilhelm von Mellenthin: Panzerschlachten. Eine Studie über den Einsatz von Panzerverbänden im Zweiten Weltkrieg. Neckargemünd 1963, S. 256 ff.
  42. Sönke Neitzel: Deutsche Krieger. Berlin 2020, Kapitel 3 / Operationen / „Hybris und Nemesis: Der Feldzug gegen die Sowjetunion“ / „In der Defensive 1943/44“. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  43. Mellenthin, S. 180 ff.
  44. Dietrich von Choltitz: Soldat unter Soldaten. Zürich 1951, S. 172.
  45. Middeldorf: Taktik im Russlandfeldzug, S. 166.
  46. Middeldorf: Taktik im Russlandfeldzug, S. 166.
  47. M.J. Katukow: An der Spitze des Hauptstoßes. Berlin 1979, S. 157 f.
  48. Garthoff: Sowjetarmee, S. 355. Siehe dazu den Artikel Tank desant in der englischen Wikipedia.
  49. Garthoff: Die Sowjetarmee, S. 347 f.
  50. Oberst a. D. Wolfgang Müller: Die Sowjet-Infanterie im II. Weltkrieg. In: Liddell Hart: Die Rote Armee. Bonn o. J., S. 346 ff.
  51. Middeldorf: Taktik im Russlandfeldzug, S. 13 und 210.
  52. Mellenthin: Panzerschlachten, S. 256 ff.
  53. Alexander Hill: The Great Patriotic War of the Soviet Union, 1941–45. A documentary reader. Abingdon 2009, S. 88 f.
  54. Sowjetische Militärenzyklopädie. Berlin 1983, Heft 4, S. 103 f.
  55. Garthoff: Sowjetarmee. S. 263.
  56. Klaus Gerbet (Hrsg.): Generalfeldmarschall Fedor von Bock. Das Kriegstagebuch. Berlin 1995, S. 2o2.
  57. David Zabecki, Dieter Biedekarken: Order in Chaos: The Memoirs of General of Panzer Troops Hermann Balck. Kentucky 2015, S. 367. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  58. Mellenthin: Panzerschlachten. S. 109.
  59. Müller: Sowjet-Infanterie. S. 347.
  60. Janusz Piekałkiewicz: Krieg der Panzer 1939–1945. Augsburg 1999, S. 246.
  61. Erhard Raus: Die Panzerschlacht bei Rossinie. In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift Heft 2/1952, S. 148.
  62. Erhard Raus: Vorbereitung und Durchführung des Grenzüberfalles südlich Tauroggen. In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift Heft 9/1951, S. 656.
  63. Von Hardesty: Die sowjetischen Luftstreitkräfte: Einsatzgrundsätze, Gliederung, technische Ausstattung. In: Horst Boog (Hrsg.): Luftkriegführung im Zweiten Weltkrieg. Ein internationaler Vergleich. Herford 1993, S. 260.
  64. Adolf Galland: Die Ersten und die Letzten. München 1993, S. 130.
  65. Middeldorf, S. 155.
  66. Quelle für den Abschnitt wenn nicht anders angegeben: Garthoff: Sowjetarmee, S. 367 ff.
  67. Olaf Groehler: Geschichte des Luftkriegs. Berlin 1981, S. 497 f.
  68. Rolf-Dieter Müller: Der letzte deutsche Krieg 1939–1945. Stuttgart 2005, S. 213.
  69. Militärakademie M.W. Frunse: Die Entwicklung der Taktik der Sowjetarmee im Großen Vaterländischen Krieg. Berlin 1961, S. 215 f.
  70. Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. Berlin 1989, S. 149.
  71. Janusz Piekałkiewicz: Stalingrad. Anatomie einer Schlacht. München 1977, S. 201.
  72. Kurt Student: Die Luftwaffe der Roten Armee. In: Hart: Die Rote Armee, S. 400 ff.
  73. A.S. Kljomin: Militärtransporte Richtung Front. Berlin 1986, S. 19.
  74. Garthoff: Sowjetarmee, S. 339.
  75. Mellenthin: Panzerschlachten, S. 258 f.
  76. Garthoff: Sowjetarmee. S. 338.
  77. Quelle für den ganzen Abschnitt: Joachim Krause, Charles Mallory: Chemische Waffen in der Militärdoktrin der Sowjetunion. Historische Erfahrungen und militärische Lehren 1919–1991. Baden-Baden 1993. Dieses Buch stellt die einzige Arbeit über die Chemiewaffen der Sowjetunion dar. Es stützt sich wegen der nahezu hundertprozentigen sowjetischen Geheimhaltung im Wesentlichen auf den „Hirsch-Report“ mit dem Titel „Soviet Chemical and Biological Warfare Preparations und Capabilities“. Hirsch, ein Oberst der Nebeltruppe, verfasste ihn zwischen 1946 und 1951 für die United States Army. Hirsch starb 1951 und konnte seine Arbeit nicht beenden.
  78. Quelle für den Abschnitt bis hier: Reina Pennington: Women. In: David R. Stone (Hrsg.): The Soviet Union at War 1941-1945. Pen & Sword Military 2010, S. 130 ff.
  79. Von Hardesty, Ilya Grinberg: Red Phoenix Rising. The Soviet Air Force in World War II. Kansas 2012, S. 299.
  80. F. Malychin: Andrej Wassiljewitsch Chruljow. In: Heerführer des Großen Vaterländischen Krieges. Moskau 1970, Band 1, S. 123.
  81. Michael Walker: The 1929 Sino-Soviet War. University Press of Kansas, 2017, S. 1.
  82. Wladimir Kotelnikow: Der „Chinesische Eisenbahnkrieg“ von 1929. In: Flieger Revue Extra, Nr. 24, Möller Berlin, 2009.
  83. Mark Dickens: The Soviets in Xinjiang 1911-1949. Oxus communication, 1990, S. 2 f.
  84. Michael Weiers: Geschichte Chinas. Grundzüge einer politischen Landesgeschichte. W. Kohlhammer Verlag, 2009, S. 190.
  85. Garthoff: Die Sowjetarmee, S. 437 f.
  86. William R. Trotter: A Frozen Hell. Chapel Hill 2000, S. 48 ff.eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  87. Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland 1939–40. London 1997, S. 100 und 123.
  88. Alex Buchner: Deutsche und Alliierte Heereswaffen 1939–1945. Wölfersheim 1999, S. 16.
  89. Stand 1. Juni 1941. Bogdan Musial: Kampfplatz Deutschland. Berlin 2008, S. 332.
  90. Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hrsg.): Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Frankfurt am Main 1991, S. 95 f.
  91. Ihno Krumpelt: Das Material und die Kriegführung. Frankfurt am Main 1968, S. 168.
  92. Jürgen Matthäus, Frank Bajohr (Hrsg.): Alfred Rosenberg, Die Tagebücher von 1934 bis 1944. Frankfurt am Main 2015, S. 405.
  93. Ueberschär/Wette: Überfall, S. 340.
  94. Hasso von Manteuffel: Panzerkampf im Zweiten Weltkrieg. Schnellbach 2007, S. 102.
  95. Heinz Guderian: Kann Westeuropa verteidigt werden?. Göttingen 1950, S. 35.
  96. Middeldorf: Taktik. S. 117.
  97. Helmut Heiber: Hitlers Lagebesprechungen: Die Protokollfragmente seiner militärischen Konferenzen 1942 - 1945. Stuttgart 1962, S. 678.
  98. Heiber: Lagebesprechungen, S. 678.
  99. Oberkommando der Luftwaffe: Russische Aushilfen und Findigkeiten. o. O. 1944, S. 31.
  100. Olaf Groehler: Kampf um die Luftherrschaft. Berlin 1989, S. 73 f.
  101. Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. München 1996, Teil II, Band 1, S. 142.
  102. Richard Overy: Der Bombenkrieg. Europa 1939–1945. Berlin 2014, S. 240.
  103. Mellenthin: Panzerschlachten, S. 170.
  104. Garthoff: Sowjetarmee, S. 292.
  105. N.A. Fokin (Vors. d. Red.): Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Berlin 1963, Band 2, S. 499.
  106. Neitzel: Krieger. Kapitel 3 / Fazit.
  107. Ortwin Buchbender: Das tönende Erz. Deutsche Propaganda gegen die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 1978. S. 244.
  108. Chronologie des Kommunismus in Bulgarien (bulgarisch) in der Internetplattform decommunization.org
  109. Walter S. Dunn: Stalin's Keys to Victory. Mechanicsburg 2006, S. 14.
  110. Gottfried Schramm: Handbuch der Geschichte Russlands. Von den autokratischen Reformen zum Sowjetstaat. Bände 1856–1945. Hiersemann-Verlag, 1992, S. 992.
  111. Hans-Jürgen Schlochauer: Wörterbuch des Völkerrechts. Walter de Gruyter, 1960, S. 281.
  112. Jung Chang, Jon Halliday: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes. Kapitel 27. Die Russen kommen. Karl Blessing Verlag, 2014, S. 331.
  113. Geiseln des Krieges, Nowaja Gaseta, 7. Mai 2018
  114. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42. München 2009, S. 549, Fn. 211.
  115. Heinz Nawratil: 43. Massenvergewaltigungen bei der Besetzung Ostdeutschlands durch die Rote Armee. In: Franz W. Seidler, Alfred de Zayas: Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert. Mittler, Hamburg 2002, ISBN 3-8132-0702-1, S. 121–123.
  116. Elizabeth Heineman: The Hour of the Woman. Memories of Germany’s “Crisis Years” and West German National Identity. In: American Historical Review 101 (1996), H. 2, S. 354–395.
  117. Klaus Körner: Die rote Gefahr. Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950–2000. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2003, S. 153.
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