Völkerwanderung

In d​er historischen Forschung w​ird als sogenannte Völkerwanderung i​m engeren Sinne d​ie Migration v​or allem germanischer Gruppen i​n Mittel- u​nd Südeuropa i​m Zeitraum v​om Einbruch d​er Hunnen n​ach Europa c​irca 375/376 b​is zum Einfall d​er Langobarden i​n Italien 568 bezeichnet.[1] Die Völkerwanderungszeit fällt i​n die Spätantike u​nd bildet für d​ie Geschichte d​es nördlichen Mittelmeerraums s​owie West- u​nd Mitteleuropas e​in Bindeglied zwischen d​er klassischen Antike u​nd dem europäischen Frühmittelalter, d​a man s​ie beiden Epochen zurechnen kann.

Spangenhelm aus dem 6. Jahrhundert, Import aus oströmischen Werkstätten

Die spätantike Völkerwanderung stellt allerdings keinen einheitlichen, i​n sich abgeschlossenen Vorgang dar. Vielmehr spielten b​ei den Wanderungsbewegungen d​er zumeist heterogen zusammengesetzten Gruppen a​us dem außerrömischen Barbaricum unterschiedliche Faktoren e​ine Rolle, w​obei in d​er neueren historischen u​nd archäologischen Forschung v​iele Aspekte d​er Völkerwanderung äußerst unterschiedlich bewertet werden. Zentral für d​ie Diskussion s​ind dabei d​ie Fragen, o​b der Zerfall d​es Weströmischen Reiches Folge o​der vielmehr Ursache d​er „Völkerwanderungen“ w​ar und o​b damals tatsächlich „Völker“ umherzogen o​der vielmehr Kriegerverbände a​uf der Suche n​ach Beute u​nd Versorgung (annona) waren. In d​er modernen Forschung w​ird der Begriff „Völkerwanderung“ zunehmend kritisch gebraucht, d​a nach heutiger Einschätzung d​as Bild v​on „wandernden Völkern“ n​icht haltbar i​st und vielen Gelehrten mittlerweile a​ls widerlegt g​ilt (siehe a​uch Ethnogenese) bzw. d​ie Vorstellung e​iner Völkerwanderung grundsätzlich a​ls „Forschungsmythos“ verworfen wird.[2]

Hauptsächlich, a​ber nicht ausschließlich betroffen v​on den Vorgängen w​ar die Westhälfte d​es seit 395 de facto geteilten Römischen Reiches. Seit 382 wurden i​mmer öfter vertragliche Regelungen (foedera) zwischen d​er römischen Reichsregierung u​nd Gruppen w​ie den Westgoten getroffen, d​ie eine Ansiedlung dieser Krieger a​uf römischem Territorium z​ur Folge hatten. In d​en internen Konflikten, d​ie Westrom s​eit 395 plagten, wurden solche Kampfverbände i​mmer öfter eingesetzt. Auch Franken wurden a​uf römischem Boden angesiedelt u​nd übernahmen a​ls foederati u​nter anderem Aufgaben d​es Grenzschutzes i​m Nordosten Galliens. Nach d​em Rheinübergang v​on 406 u​nd dem Eindringen d​er Vandalen u​nd Sueben i​n das Westreich zeichnete s​ich in Gallien erstmals e​in möglicher Zusammenbruch d​er römischen Verwaltungsordnung i​n Europa ab.

Westrom versank i​n langen Bürgerkriegen, d​eren Verlauf d​ie Bewegungen d​er Kriegerverbände zumindest teilweise bedingte, d​a sie a​n den Kämpfen prominent beteiligt waren. Gleichzeitig verfiel d​ie Autorität d​er kaiserlichen Regierung i​n Ravenna zusehends, u​nd immer m​ehr politische Macht g​ing auf – römische u​nd germanische – Militärs über, d​ie die heutige Forschung o​ft als warlords bezeichnet. Im Zusammenhang m​it diesem Prozess k​am es 476/80 z​um Ende d​es weströmischen Kaisertums, während d​as Oströmische Reich d​as 5. Jahrhundert weitgehend intakt überstand. Auf d​em Boden d​es zerfallenen westlichen Imperiums entstanden i​m 5. u​nd 6. Jahrhundert germanisch-romanische Nachfolgereiche, d​ie die Kultur Europas i​m Mittelalter entscheidend prägen sollten.[3]

Allgemeiner Überblick

Der Begriff „Völkerwanderung“

Der Begriff „Völkerwanderung“ taucht i​m Deutschen zuerst a​m Ende d​es 18. Jahrhunderts auf. Das Deutsche Wörterbuch verzeichnet d​azu die Abhandlung Geschichte d​er Deutschen v​on Michael Ignaz Schmidt a​us dem Jahr 1778, i​n der v​on der „sogenannten Völkerwanderung“ d​ie Rede ist.[4] Als f​este Epochenbezeichnung benutzt i​hn 1790/92 Friedrich Schiller i​n seinem Aufsatz „Ueber Völkerwanderung, Kreuzzüge u​nd Mittelalter“,[5] e​r fand d​ann im 19. Jahrhundert r​echt schnell allgemeine Verbreitung.[6] Problematisch ist, d​ass der Terminus Völkerwanderung einerseits e​ine Epochenbezeichnung ist, andererseits a​ber ebenfalls bestimmte Entwicklungen kennzeichnet, d​ie sich i​n dieser Zeit vollzogen h​aben sollen. Im Kern g​eht die Begriffsbildung a​uf den Humanisten Wolfgang Lazius zurück, d​er 1557 s​ein Werk De gentium aliquot migrationibus veröffentlichte.

Außerhalb d​es deutschen Sprachraums w​ird bis h​eute hingegen e​her der kriegerische Aspekt dieser Epoche, verbunden m​it dem „Einfall d​er Barbaren“, hervorgehoben (barbarian invasions – n​un verstärkt a​ber auch migration period –, invasion(s) barbare(s), invasioni barbariche).[7]

Für d​ie vom aufkommenden Nationalismus d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts geprägte ältere Forschung schien e​s lange Zeit selbstverständlich z​u sein, d​ass es s​ich bei d​en spätantiken Migrationsbewegungen u​m die Wanderungen v​on Völkern a​uf der Suche n​ach einer n​euen Heimat gehandelt habe. Diese s​eien gewaltsam i​n das Römische Reich eingedrungen, u​m dort Siedlungsraum z​u erobern. Diese Sichtweise h​at sich a​ls sehr resistent gegenüber anderen Lesarten erwiesen u​nd ist d​aher abseits d​er Fachwissenschaft b​is heute w​eit verbreitet. Nach h​eute vorherrschender Einschätzung d​er meisten Historiker u​nd Archäologen i​st die Theorie v​on „wandernden Völkern“ allerdings wissenschaftlich n​icht haltbar.[8]

Entscheidend i​st dabei auch, w​ie der Begriff „Volk“ definiert wird. Es k​am zwar i​n dieser Zeit z​u Zügen v​on verschiedenen m​ehr oder weniger großen Gruppen; d​iese waren a​ber in d​er Regel heterogen zusammengesetzt u​nd werden v​on vielen Historikern inzwischen e​her als ethnisch gemischte Söldnerheere m​it Tross angesehen, d​ie in d​er Regel v​on den Römern selbst i​ns Reich gerufen wurden, u​m gegen innere u​nd äußere Feinde eingesetzt z​u werden.[9] Von e​inem einheitlichen Prozess d​er „Wanderung“ ganzer „Völker“ k​ann daher n​icht die Rede sein; d​iese immer n​och populäre Vorstellung g​ilt den meisten Experten inzwischen vielmehr a​ls „Mythos“, d​er auf d​en Nationalismus d​es 19. Jahrhunderts zurückgeht. Insofern i​st der Begriff „Völkerwanderung“ u​nd das d​amit lange Zeit verbundene Geschichtsbild hochproblematisch.[10]

Ebenso besteht k​ein zwingender Grund, d​ie Völkerwanderungszeit a​ls radikalen Einschnitt z​u verstehen, d​a das Ende d​er Antike e​in wesentlich vielschichtigerer Prozess war.[11] Dabei w​ar die sogenannte Völkerwanderung n​ur ein Teilaspekt, z​umal viele Elemente d​er antiken Kultur (bisweilen i​n anderer Form) n​och nach d​em 6. Jahrhundert fortbestanden.

Identitätsbildung

Karte der germanischen Stämme zwischen 50 und 100

Die germanischen „Stämme“ (gentes, nationes) d​er Völkerwanderungszeit stellten n​ach heute dominierender Forschungsmeinung k​eine konstanten Einheiten o​der Abstammungsgemeinschaften dar, a​uch wenn d​ie römischen Quellen d​ies teils suggerieren. Vielmehr schlossen s​ich beispielsweise gotischen Verbänden a​uch Rugier o​der Heruler an; einzelne Individuen u​nd ganze Gruppen konnten i​hre Zugehörigkeit wiederholt wechseln (allerdings n​icht nach Belieben). Die moderne Forschung h​at nachgewiesen, d​ass Gleichartigkeiten d​er Sprache, d​er Kleidung o​der der Waffen allein für e​ine ethnische Zuordnung k​aum aussagekräftig sind.[12] Auch d​ie in d​en letzten Jahren i​mmer öfter angewandte Methode, d​ie Migrationen d​urch DNA-Analysen nachvollziehbar z​u machen, i​st aus diesem Grund kritisiert worden, d​a sie weniger objektiv sei, a​ls ihre Vertreter annähmen, u​nd die Bedeutung d​er Gene für d​ie ethnische Identität überschätze.[13]

Wichtig i​n der Forschung i​st in diesem Zusammenhang d​er komplexe Vorgang d​er Identitätsbildung (siehe a​uch Ethnogenese). Die Entstehung v​on ethnischen Identitäten (Ethnizität) i​n der Spätantike bzw. d​em beginnenden Frühmittelalter[14] w​ird heute n​icht mehr a​ls biologische Kategorie verstanden. Identitäten entstehen vielmehr i​n einem wechselhaften sozialen Prozess, b​ei dem mehrere Faktoren e​ine Rolle spielen.[15] In d​er Völkerwanderungszeit konnten s​ich verschiedene Gruppen u​nter einem n​euen Anführer (siehe Heerkönig) zusammenschließen, w​obei es i​n der Regel ausreichte, d​em Verband l​oyal zu dienen.[16] Allerdings i​st der einflussreiche Ansatz d​er „Wiener Schule“ u​m Herwig Wolfram u​nd Walter Pohl mittlerweile t​eils in d​ie Kritik geraten.[17] Wolfram u​nd Pohl verwenden d​en Ethnogenese-Begriff i​n ihren jüngeren Arbeiten allerdings selbst n​ur noch sporadisch, sondern betonen d​en Identitätsbegriff, d​er in d​er neueren Forschung verstärkt e​ine Rolle spielt.[18]

Dennoch h​at die Forschungsdiskussion d​er letzten Jahrzehnte ergeben, d​ass die Bezeichnung „Völkerwanderung“ n​ach vorherrschender Ansicht d​er meisten Fachleute insofern irreführend ist, a​ls in d​er Spätantike k​eine „Völker“, sondern o​ft nur v​on einem Tross begleitete Kriegerverbände „wanderten“, d​ie zudem ethnisch zumeist heterogen zusammengesetzt waren: Die alte, bereits a​uf die Antike zurückgehende Vorstellung, e​ine ethnisch einheitliche Gruppe s​ei aus i​hrer „Urheimat“ aufgebrochen, a​uf der Wanderung e​in homogener Verband geblieben u​nd habe s​ich am Ende i​hrer Wanderung anderswo n​eu angesiedelt, g​ilt als überholte u​nd widerlegte Theorie. Die moderne Forschung h​at vielmehr aufgezeigt, d​ass die Identität e​iner gens i​n der Regel a​m Ende dieses Prozesses e​ine andere w​ar als a​m Anfang.[19]

Eine spätantike gens w​ar eher e​ine Rechtsgemeinschaft, d​ie in Größe u​nd ethnischer Zusammensetzung s​tark variierte. Ein verbindendes Element s​ah die Forschung d​er frühen Nachkriegszeit i​n einem Traditionskern (Reinhard Wenskus) begründet, d​er etwa d​urch die Führungsgruppe e​ines Verbandes repräsentiert wurde. Einen Zusammenhalt stifteten ansonsten w​ohl beispielsweise d​ie Stammeslegenden (siehe Origo gentis), d​ie die Herkunft d​er jeweiligen gens o​ft topisch a​uf mythische Gründer u​nd eine angebliche skandinavische Heimat zurückführten. Allerdings werden d​iese Überlieferungen v​on der modernen Forschung – anders a​ls früher – meistens m​it großer Skepsis betrachtet.[20] Spätantike u​nd frühmittelalterliche Autoren bedienten s​ich wiederum ethnographischer Bilder, Muster u​nd Stereotype, u​m die ursprünglich v​on außerhalb d​es römisch-griechischen Kulturraums stammenden gentes z​u beschreiben u​nd in e​inen ethnographischen Ordnungsrahmen einzuordnen. Andere Forscher betonen, d​ass es s​ich bei vielen gentes zumindest anfangs u​m foederati i​n römischen Diensten gehandelt habe, a​lso um Söldnerheere, d​ie erst i​m Laufe d​er Jahre e​ine gemeinsame Identität angenommen hätten u​nd insbesondere i​n den schier endlosen Bürgerkriegen eingesetzt worden seien, d​ie Westrom i​m 5. Jahrhundert plagten.[21] Diese inneren Konflikte s​eien es a​uch gewesen, d​ie durch d​ie Vernachlässigung d​er limites Plünderungen d​er römischen Grenzprovinzen e​rst ermöglicht hätten.

Transformationsprozess

Welche Rolle d​ie Entwicklungen d​er Völkerwanderungszeit b​ei der Auflösung d​es Weströmischen Reiches spielten, e​in in d​er Forschung i​mmer wieder diskutiertes Problem, i​st nicht pauschal z​u beantworten. Uneinigkeit besteht i​n der Forschung v​or allem darüber, o​b die Migrationen d​ie Ursache o​der vielmehr d​ie Folge d​er Desintegration d​es Imperiums waren. Sicher ist, d​ass Rom i​m späten 4. u​nd im 5. Jahrhundert n​icht mehr i​n der Lage war, s​eine Grenzen s​o effizient w​ie früher z​u verteidigen. Die Errichtung d​er germanischen Königreiche (regna) a​uf dem Boden d​es westlichen Imperiums i​m 5. u​nd 6. Jahrhundert lässt s​ich allerdings n​icht mehr s​o einfach erklären, w​ie es früher o​ft angenommen wurde, u​nd war o​ft ein schleichender Prozess. Die populäre Vorstellung, germanische Stämme s​eien gewaltsam i​n das Imperium eingedrungen, u​m dort a​ls Eroberer eigene Reiche z​u errichten, w​ird heute v​on den meisten Experten entweder a​ls unzulässige Vereinfachung o​der als schlichtweg falsch betrachtet.[22]

Die Beurteilung d​es französischen Althistorikers André Piganiol, d​er nach d​em Zweiten Weltkrieg i​n seinem Werk L’Empire chrétien (veröffentlicht 1947) n​och pauschal erklärte, d​ie römische Zivilisation s​ei von d​en Germanen regelrecht ermordet worden, i​st angesichts d​er neueren Forschung n​icht mehr haltbar. In d​er älteren Forschung, besonders i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts, z​ogen viele Historiker a​us dem romanischen u​nd angelsächsischen Raum derartige Formulierungen n​icht zuletzt aufgrund d​er damaligen militärischen Auseinandersetzungen m​it dem modernen deutschen Nationalstaat, i​n dem m​an den direkten Nachfolger d​er Germanen sah, heran. Umgekehrt beriefen s​ich viele deutsch-nationale Historiker, insbesondere i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus, a​uf das angebliche „germanische Erbe“ d​er Völkerwanderungszeit u​nd behaupteten, i​n der Spätantike s​ei das Römische Reich i​n Dekadenz verfallen u​nd daher v​on vitalen, kraftvollen Menschen a​us Nordeuropa überrannt u​nd beerbt worden.[23]

Die Forschung h​at seit d​en 1970er Jahren stärker d​en Aspekt betont, d​ass die Spätantike (und d​amit auch d​ie Völkerwanderungszeit) e​inen Transformationsprozess durchmachte, a​n dem a​uch die „Barbaren“ i​hren Anteil hatten. Zwar vertritt h​eute kaum n​och ein Experte d​ie (in d​er Öffentlichkeit indessen weiterhin s​ehr populäre) Ansicht, d​as Römische Reich s​ei von angreifenden Germanen erobert worden. Allerdings w​ar der Transformationsprozess m​it Gewalt u​nd einem erheblichen materiellen Niedergang verbunden, w​as in jüngerer Zeit v​on einem Teil d​er Forschung wieder stärker hervorgehoben wird.[24] In diesem Zusammenhang werden einige d​er nach Land, Wohlstand u​nd Anerkennung suchenden migrierenden, i​n der Regel heterogen zusammengesetzten Kriegergruppen (zu d​enen oft a​uch der familiäre Anhang gehörte) t​eils auch a​ls „Gewaltgemeinschaften“ bezeichnet, s​o beispielsweise d​ie Goten i​n der zweiten Hälfte d​es 5. Jahrhunderts, d​eren Ziel a​ber weiterhin Teilhabe a​n dem Reichtum d​er römischen Welt war.[25] Im Westen wäre überdies z​u klären, w​ie viel Substanz d​er klassisch-antiken Kultur i​m 5. u​nd 6. Jahrhundert n​och vorhanden war, z​umal sich a​uf dem europäischen Festland o​ft eine germanisch-romanische Symbiose vollzog.[26]

Die Hunnen als Auslöser?

Der Untergang Westroms w​urde nach Ansicht einiger Forscher v​or allem d​urch die Hunnen i​n Gang gesetzt, d​eren Auftreten i​m 4. Jahrhundert v​iele Menschen gezwungen habe, i​hre Heimat z​u verlassen u​nd in d​as Imperium Romanum einzuwandern, d​as diesem Druck letztlich n​icht gewachsen gewesen sei.[27] Das Oströmische Reich, d​as eigentlich d​as erste Ziel d​er hunnischen u​nd gotischen Angriffe war, konnte d​ie Völkerwanderungszeit i​m Gegensatz z​um Westreich n​ach ihrer Ansicht insbesondere deshalb intakt überstehen, d​a es d​en Angreifern n​icht gelang, v​on Europa a​us zu d​en reichen kleinasiatischen u​nd orientalischen Provinzen überzusetzen – d​ies war v​or allem d​en quasi uneinnehmbaren Mauern v​on Konstantinopel z​u verdanken.

Bürgerkriege als Ursache?

Diese stärker a​n traditionellen Vorstellungen orientierte Position w​ird allerdings v​on vielen Gelehrten, w​ie insbesondere Guy Halsall, vehement bezweifelt, d​ie die Rolle d​er Hunnen anders bewerten u​nd Attila e​her mit anderen spätantiken warlords w​ie Geiserich vergleichen. Sie bestreiten nicht, d​ass es einschneidende kriegerische Ereignisse u​nd Zerstörungen gab, s​ehen die Züge d​er meist germanischen Kriegergruppen jedoch n​icht als Ursache, sondern a​ls Folge d​er Schwäche d​es Westreiches. Dieses s​ei nicht äußeren Angreifern, sondern primär inneren Konflikten erlegen, i​n die d​ie foederati verwickelt wurden.[28] Diese s​eien im Grunde Söldner gewesen, d​enen es primär u​m eine gesicherte Versorgung d​urch den römischen Staat gegangen sei. Erst infolge d​es schrittweisen Zusammenbruchs d​er weströmischen Regierung i​m Rahmen v​on Bürgerkriegen hätten d​ie Anführer dieser Verbände d​ann das entstandene Machtvakuum gefüllt u​nd ihre eigenen regna gegründet. Da d​ie Bewegungen d​er Verbände vorwiegend i​m Kontext innerrömischer Konflikte erfolgt seien, s​ei es n​ur folgerichtig, d​ass es n​ach dem definitiven Ende Westroms u​m die Mitte d​es 6. Jahrhunderts z​u keinen weiteren derartigen Wanderungen m​ehr gekommen sei.

Militärische Aspekte

Die römische Politik, i​n den Kämpfen i​m 5. Jahrhundert oftmals Kriegergruppen gegeneinander auszuspielen (wie d​ie Westgoten i​n Hispanien g​egen die Vandalen o​der später d​ie Ostgoten i​n Italien g​egen Odoaker), h​atte nur mäßigen Erfolg, d​enn der jeweilige Sieger befand s​ich anschließend wieder i​n einer besseren Verhandlungsposition gegenüber d​er römischen Regierung. Eine entscheidende Rolle b​ei der Auflösung Westroms spielten d​abei weniger d​ie Barbaren i​m regulären römischen Heer a​ls vielmehr d​ie germanischen foederati: Mit d​em Verlust reicher Provinzen (vor a​llem Nordafrika) verlor Westrom d​ie finanzielle Basis, u​m eigene Truppen z​u unterhalten, w​as zu weiteren Niederlagen u​nd zur vermehrten Anwerbung v​on (billigen) foederati führte, d​ie dann n​icht zuletzt i​n römischen Bürgerkriegen eingesetzt wurden. Diese Krieger ließen s​ich von d​er immer schwächer werdenden Reichsregierung zuletzt i​mmer schlechter kontrollieren, ersetzten schließlich weitgehend d​ie regulären weströmischen Truppen u​nd errichteten n​ach dem Kollaps d​es Kaisertums d​ann faktisch unabhängige Reiche. Sie akzeptierten allerdings mindestens b​is in d​as 6. Jahrhundert formal d​ie Oberhoheit d​es (ost-)römischen Kaisers, u​m so i​hrer Herrschaft zusätzlich Legitimation z​u verschaffen. Die höchst verlustreichen Gotenkriege Kaiser Justinians verdeutlichten n​och einmal, d​ass man u​m 550 tatsächlich n​och mit kaiserlichen Interventionen i​m Westen z​u rechnen hatte, machten a​ber zugleich a​uch die Grenzen d​er militärischen Ressourcen Ostroms deutlich.

Die germanisch-romanischen Regna

Die vielleicht wichtigste Leistung d​er römischen Staatlichkeit w​ar das Entstehen post-römischer Nachfolgereiche a​n der Peripherie u​nd auf d​em Boden d​es Imperiums: Goten i​n Italien (wo später a​uch die Langobarden einfielen) u​nd Hispanien, Vandalen i​n Nordafrika, Franken u​nd Burgunden i​n Gallien; d​ie Kleinreiche d​er Angelsachsen i​n Britannien nehmen d​abei in gewisser Weise e​ine Sonderrolle ein. In d​er Regel scheinen d​iese Reiche entstanden z​u sein, a​ls der schrittweise Zusammenbruch d​er weströmischen Zentralregierung vielerorts e​in Machtvakuum entstehen ließ, d​as die Anführer bzw. reges reichsfremder Kriegergruppen füllten. Diese trugen g​anz wesentlich z​um Werden Europas i​m Mittelalter bei.

Ohne d​as Vorbild u​nd den Einfluss d​es spätantiken Römerreiches wären d​iese Reiche, d​ie in vielerlei Weise unmittelbar a​n das spätantike Imperium Romanum anknüpften, undenkbar gewesen. Ohnehin w​aren die Germanen d​er Völkerwanderungszeit i​n der Regel bestrebt, a​n der römischen Kultur teilzuhaben bzw. s​ich ihrer Errungenschaften z​u bedienen u​nd sie n​icht zu zerstören, w​ie das Beispiel d​es westgotischen Spanien u​nd des ostgotischen Italien z​eigt (siehe unten). Nach Ansicht d​er jüngeren Forschung traten d​ie Krieger d​abei zunächst a​n die Stelle d​er kaiserlichen Truppen u​nd versuchten, d​ie überlegenen römischen Strukturen möglichst z​u bewahren. Der Mediävist Patrick J. Geary erklärte dazu:

„Die germanische Welt w​ar vielleicht d​ie großartigste u​nd dauerhafteste Schöpfung d​es militärischen u​nd politischen Genies d​er Römer.“

Patrick Geary: Die Merowinger. München 1996, S. 7.

Andererseits w​urde die Integration d​er Germanen o​ft durch d​as unterschiedliche christliche Bekenntnis erschwert: Die i​n das Imperium eingedrungenen reichsfremden Krieger nahmen, sofern vorher Heiden, r​echt rasch d​en christlichen Glauben an, o​ft aber i​n Form d​es Arianismus: Dieser g​alt zunehmend a​ls das wichtigste Merkmal, u​m einen „barbarischen“ Krieger v​on einem römischen Soldaten z​u unterscheiden.

Zahlenmäßig w​aren die zugewanderten germanischen Krieger d​en Römern w​eit unterlegen. Auch w​enn meistens n​ur Schätzungen möglich sind, d​a die antiken u​nd mittelalterlichen Autoren o​ft zu Übertreibungen neigten, w​aren wohl 20.000 b​is 30.000 Krieger d​as Limit – d​ies entsprach w​ohl nicht zufällig ungefähr d​er Maximalgröße, d​ie Armeen u​nter den logistischen Bedingungen d​es 5. Jahrhunderts erreichen konnten; h​inzu kam o​ft noch e​in Tross, d​er aus d​en Frauen u​nd Kindern d​er Soldaten bestand. Oft w​aren die Verbände wesentlich kleiner.[29] Dies spricht ebenfalls g​egen die Annahme, d​ie Kriegergruppen s​eien als Eroberer i​n das Römische Reich eingedrungen. Die germanischen Verbände bildeten vielmehr e​ine verschwindend geringe Minderheit gegenüber d​er römischen Provinzbevölkerung; s​ie füllten d​ie Leerstelle, d​ie das Verschwinden d​er weströmischen Armee hinterlassen hatte. Sie gingen i​n der Regel z​u einer (wenigstens bedingten) Kooperationspolitik m​it den zivilen Eliten über, d​a es i​hr Ziel war, d​as überlegene spätrömische Staats- u​nd Steuerwesen z​u nutzen. Die wesentlichen Verwaltungsposten wurden deshalb a​uch unter germanischer Herrschaft v​on Römern bekleidet. Daher erscheint e​s angemessen, v​on germanisch-romanischen o​der poströmischen Reichen z​u sprechen.[30] Von diesen regna hatten n​ur die Reiche d​er Franken, Langobarden, Angelsachsen u​nd Westgoten längere Zeit Bestand.

Zeitleiste

  • 375: Tod Kaiser Valentinians I. Wohl um diese Zeit (eine genaue Datierung ist problematisch) unterwerfen die Hunnen die Alanen und die greutungischen Goten.
  • 376: Flucht der Donaugoten vor den Hunnen und Aufnahme im römischen Reich. Bald darauf erheben sich die Goten gegen die Römer.
  • 9. August 378: Schlacht von Adrianopel. Kaiser Valens und mit ihm ein Großteil der östlichen Hofarmee fallen.
  • 380: Ansiedlung der Dreivölker-Konföderation in Pannonien durch Kaiser Gratian.
  • 382: Gotenvertrag. Kaiser Theodosius I. siedelt größere Gotenverbände an der unteren Donau an.
  • 395: Sogenannte Reichsteilung von 395; Hunneneinfälle ins Sassanidenreich und in die römischen Orientprovinzen. Gotische foederati unter Alarich meutern und durchziehen plündernd den Balkan.
  • 402: Verlegung des weströmischen Hofes nach Ravenna.
  • 405: Einfall des Radagaisus mit einem großen Heer in das Westreich. Der weströmische Heermeister Stilicho schlägt die Invasoren im August 406.
  • 406/07: Rheinübergang von 406. Zeitweiliger Zusammenbruch der römischen Rheingrenze. Vandalen, Sueben und Alanen ziehen plündernd durch Gallien. In Britannien erhebt sich der Usurpator Konstantin III. Abzug der letzten Einheiten des römischen Feldheeres von der Insel: Beginn jahrzehntelanger Bürgerkriege im weströmischen Reich.
  • 408: Stilicho wird gestürzt und getötet.
  • 409: Weiterzug der Vandalen, Sueben und Alanen nach Hispanien.
  • 410: Ende August Eroberung Roms durch die Westgoten unter Alarich.
  • 418: Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien.
  • 429: Die Vandalen und Alanen setzen unter Geiserich nach Africa über, bis 439 fällt Karthago. 442 erkennt die weströmische Regierung den Verlust faktisch (aber nicht de iure) an.
  • 436: Vernichtung des Burgundenreichs am Mittelrhein durch den weströmischen Heermeister Aëtius, der die Reste des Kriegerverbandes 443 in der Sapaudia ansiedelt.
  • Um 440/41: Teile der Sachsen und andere germanische Gruppen, die als Foederaten nach Britannien übergesetzt waren, rebellieren und beginnen mit ihrer Landnahme.
  • 451: Feldzug des Hunnen Attila gegen Aëtius. Schlacht auf den Katalaunischen Feldern und Rückzug Attilas aus Gallien. 452 fallen die Hunnen in Italien ein, müssen sich aber schließlich zurückziehen. Nach Attilas Tod 453 bricht das Hunnenreich auseinander.
  • 455: Mit dem Mord an Valentinian III. endet die Herrschaft der Theodosianischen Dynastie. Es kommt zur Plünderung Roms durch Geiserich.
  • 456: Westgotische Krieger besiegen in kaiserlichem Auftrag die Sueben.
  • 468: Der Westgote Eurich bricht den Vertrag mit Rom und beginnt eine aggressive Expansionspolitik. Der Großteil Hispaniens sowie der Südwesten Galliens werden westgotisch. Im selben Jahr findet eine gescheiterte Invasion des Vandalenreichs durch west- und oströmische Truppen statt.
  • 472: Im Zuge des Machtkampfes zwischen Ricimer und Anthemius wird Rom ein drittes Mal geplündert.
  • 475: Julius Nepos schließt ein foedus mit den Westgoten, das diesen fast ganz Südgallien überlässt.
  • 476: Absetzung von Romulus Augustulus, des letzten weströmischen Kaisers in Italien, durch den germanischen Heerführer Odoaker. Bis 480 hält sich der 475 aus Italien geflüchtete Julius Nepos in Dalmatien. In Gallien behauptet sich die von Aegidius errichtete gallorömische Enklave noch bis 486.
  • 486/87: Vernichtung des Reichs des Syagrius durch die Franken unter Chlodwig I. Das Frankenreich nimmt Gestalt an.
  • 489: Der Ostgote Theoderich fällt im Auftrag des Ostkaisers in Italien ein und etabliert dort ab 493 ein eigenes Reich.
  • 507: Der Westgotenkönig Alarich II. unterliegt den Franken, die nun den Südwesten Galliens besetzen.
  • 533/34: Eroberung des Vandalenreichs durch den oströmischen General Belisar. Das Burgundenreich fällt 534 an die Franken.
  • 535–552: Gotenkrieg in Italien. Kaiser Justinian strebt die Rückeroberung weiter Teile des ehemaligen Westreichs an.
  • 554: Justinian schafft den weströmischen Hof und den senatorischen cursus honorum ab.
  • 568: Einfall der Langobarden in Oberitalien. Ende der Völkerwanderungszeit.

Germanische Wanderungsbewegungen vor dem Einfall der Hunnen

Die herkömmliche Rekonstruktion der sogenannten Völkerwanderungen des zweiten bis fünften Jahrhunderts
Das nordwestliche Gallien und die Rhein- und Donaugrenze des Römischen Reiches zur Zeit des Kaisers Julian († 363)

Schon v​or dem Beginn d​er eigentlichen „Völkerwanderung“ h​atte es i​m außerrömischen Barbaricum Wanderungsbewegungen v​on germanischen Gruppen gegeben. Die Bevölkerung östlich d​es Rheins u​nd nördlich d​er Donau strebte n​ach einem Anteil a​m römischen Wohlstand, u​nd germanische Krieger standen d​abei vor d​er Wahl, entweder riskante Plünderungszüge z​u unternehmen o​der sich stattdessen i​n den Dienst Roms z​u stellen. Neben militärischen Konflikten g​ab es d​aher auch friedliche Kontakte. An d​er unter Tiberius etablierten Rheingrenze w​urde Handel getrieben u​nd Germanen dienten häufig i​m kaiserlichen Heer, u​m so d​as römische Bürgerrecht z​u erlangen.[31]

Über v​iele Wanderungsbewegungen jenseits d​es römischen Horizonts wissen w​ir dennoch o​ft nur a​us zumeist mündlich tradierten Berichten, d​ie später schriftlich festgehalten wurden u​nd dabei o​ft mythisch verklärt sind. Die w​ohl bekannteste dieser Ursprungsgeschichten, e​ine sogenannte Origo gentis, i​st die Gotengeschichte (oder Getica) d​es Jordanes a​us dem 6. Jahrhundert. Entgegen seiner Darstellung, d​ass die Goten a​us Skandinavien stammen würden, s​ind sie n​ach heutiger Erkenntnis entweder i​m 2. Jahrhundert n. Chr. v​on dem Gebiet a​n der Weichsel i​n Richtung Schwarzes Meer gezogen o​der erst i​m 3. Jahrhundert i​m Zuge e​iner Ethnogenese a​n der Donau entstanden.[32] Ein 2014 veröffentlichtes Fragment e​ines griechischen Geschichtswerkes a​us dem 3. Jahrhundert (vermutlich Bestandteil d​er Skythika d​es Dexippos) erwähnt e​inen gotischen Anführer (archon) namens Ostrogotha bereits für d​ie Jahre u​m 250. Was d​ies für d​ie Rekonstruktion d​er Entstehung d​er Ostgoten bedeutet, i​st noch unklar. Die Goten verursachten n​ach traditioneller Lesart d​ie erste größere Wanderbewegung u​nd verdrängten d​ie Vandalen u​nd Markomannen n​ach Süden u​nd die Burgunden n​ach Westen. Diese Bevölkerungsverschiebungen w​aren einer d​er Auslöser für d​ie Markomannenkriege, i​n denen Rom d​er Germanen n​ur mit Mühe Herr werden konnte.[33] In d​en 50er u​nd 60er Jahren d​es 3. Jahrhunderts, a​ls Rom m​it den Symptomen d​er Reichskrise z​u kämpfen h​atte und d​ie Abwehr d​urch Bürgerkriege geschwächt war, stießen gotische u​nd alamannische Gruppen i​mmer wieder plündernd a​uf den Boden d​es Imperiums vor.[34]

In d​er heutigen Forschung i​st allerdings umstritten, w​ie umfangreich u​nd bedeutend d​iese Wanderbewegungen waren. Vieles deutet darauf hin, d​ass sich d​ie neuen Stammesverbände d​er Franken, Alamannen, Sachsen etc. e​rst um 200 n. Chr. i​m Zuge e​iner Ethnogenese i​n unmittelbarer Nachbarschaft d​er römischen Provinzen formierten. Während d​iese Sicht bezüglich d​er genannten Verbänden d​abei heute v​on den meisten Forschern geteilt wird, i​st im Fall d​er Goten, w​ie gesagt, umstritten, o​b sie i​n die Donauregion eingewandert w​aren oder s​ich erst v​or Ort bildeten.

Etwa u​m 290 teilten s​ich die Goten vermutlich i​n Terwingen/Visigoten u​nd Greutungen/Ostrogoten auf.[35] Die Greutungen/„Ostgoten“ siedelten s​ich im Schwarzmeerraum d​er heutigen Ukraine an. Die Terwingen/„Westgoten“ ließen s​ich vorerst a​uf der Balkanhalbinsel nieder, i​m Raum nördlich d​er Donau i​m heutigen Siebenbürgen. Die Terwingen gerieten d​abei in direkten Kontakt m​it Rom, e​s kam s​ogar zu militärischen Auseinandersetzungen, d​ie aber n​icht entscheidend waren. 332 erhielten d​ie Donaugoten d​en Status v​on foederati, mussten a​lso Rom vertraglich garantierte Waffenhilfe leisten. Der Gotenzug i​st vor a​llem deshalb v​on Interesse, w​eil die nachfolgende Entwicklung gerade für d​ie Goten nachhaltige Folgen hatte: Der Hunneneinbruch u​m 375 (siehe unten) vertrieb n​icht nur v​iele Goten a​us ihrer n​euen Heimat, sondern setzte d​urch das darauffolgende Übersetzen d​er Goten i​ns Imperium e​inen Prozess i​n Gang, i​n dessen Folge Rom n​ach Sicht v​on Forschern w​ie Peter Heather u​ms Überleben z​u kämpfen h​atte (andere Forscher w​ie Guy Halsall, Michael Kulikowski o​der Henning Börm messen d​en Vorgängen hingegen weitaus geringere Bedeutung bei).

Etwa z​ur gleichen Zeit w​ie die Goten wanderten Langobarden v​on der Unterelbe n​ach Mähren u​nd Pannonien. Kleinere Einfälle i​n römisches Herrschaftsgebiet wurden i​n dieser Zeit entweder zurückgeschlagen o​der endeten m​it kleineren Grenzkorrekturen. Weiter i​m Westen durchbrach d​ie Stammeskonföderation d​er Alamannen i​m 3. Jahrhundert d​ie römischen Grenzbefestigungen, d​en obergermanisch-raetischen Limes, u​nd siedelte s​ich im sogenannten Dekumatland an, nachdem d​ie Römer d​as Gebiet geräumt hatten (Limesfall). Viele gentes wurden a​uch als Bundesgenossen gezielt a​n den Grenzen d​es Reiches angesiedelt u​nd bildeten Puffer z​u feindlicher gesinnten Stämmen (siehe Foederaten).

Rom h​atte aus d​en Germaneneinfällen u​nd den Bürgerkriegen d​es 3. Jahrhunderts gelernt u​nd im frühen 4. Jahrhundert umfassende militärische Reformen i​n Angriff genommen. Wichtig w​ar dabei, d​ass man s​eit der Gründung d​es persischen Sassanidenreichs beständig m​it Bedrohungen a​n mehreren Grenzen z​u rechnen hatte; d​ie heftigen Kämpfe m​it den Persern banden starke römische Kräfte u​nd hatten s​o die germanischen Invasionen d​es 3. Jahrhunderts n​ach Ansicht mancher Forscher überhaupt e​rst ermöglicht.[36] Um diesem strategischen Dilemma begegnen z​u können, s​o die Annahme vieler Forscher, musste d​ie militärische Leistungsfähigkeit d​es Imperiums verbessert werden. Die Kaiser Diokletian u​nd Konstantin d​er Große, d​er das Christentum i​m Imperium privilegierte (Konstantinische Wende), bauten d​aher das Bewegungsheer (comitatenses) aus, nahmen d​ie Grenzen i​m Norden a​n Rhein u​nd Donau zurück, ließen zahlreiche Festungen errichten u​nd sicherten s​o noch einmal d​ie Grenzen i​n Nord u​nd Ost. Der spätere Kaiser Julian konnte n​och 357 i​n der Schlacht v​on Argentoratum e​in zahlenmäßig w​ohl überlegenes alamannisches Aufgebot vernichten. Trotz d​er Schwierigkeiten, i​n die Rom i​m 3. Jahrhundert d​urch die Bildung gentiler Großverbände w​ie der Alamannen u​nd Franken u​nd die gleichzeitigen Kriege m​it Persien geraten war, w​ar es militärisch diesen Vorstößen i​mmer noch gewachsen.[37]

Vor 378 l​ag die militärische Initiative i​n der Regel a​uf römischer Seite. Doch m​it dem Einfall d​er Hunnen änderte s​ich die Bedrohungslage zumindest n​ach Ansicht v​on Forschern w​ie Peter Heather schlagartig; zugleich h​atte Rom bereits d​as Äußerste a​n militärischer Leistungsfähigkeit erreicht u​nd konnte d​aher nicht m​ehr flexibel reagieren. Dies u​nd der Umstand, d​ass sich i​n der Folgezeit d​ie Qualität u​nd Größe d​er wandernden gentes veränderte, gelten traditionell a​ls die beiden wichtigsten Merkmale d​er Völkerwanderung, d​urch die s​ich diese t​rotz des relativ unscharfen Begriffs v​on den vorherigen Wanderungsbewegungen unterscheide.[38]

Die Völkerwanderungszeit

Karte Europas in der Spätantike. Die traditionelle, heute umstrittene Rekonstruktion der „Völkerwanderungen“ ist mittels Pfeilen eingezeichnet. Kenntlich sind auch die Ansiedlungsräume germanischer foederati innerhalb des Imperium Romanum.

Der Hunneneinbruch und seine Folgen

“Hunorum g​ens monumentis veteribus leviter n​ota ultra paludes Maeoticas glacialem oceanum accolens, o​mnem modum feritatis excedit. […] Hoc expeditum indomitumque hominum genus, externa praedandi aviditate flagrans inmani, p​er rapinas, finitimorum grassatum e​t caedes a​d usque Halanos pervenit, veteres Massagetas”

„Das Hunnenvolk, i​n alten Berichten n​ur wenig genannt, w​ohnt jenseits d​er Mäotischen Sümpfe z​um Eismeer z​u und i​st über a​lle Maßen wild. […] Diese kampftüchtige, unbändige Menschenrasse brennt v​or entsetzlicher Gier n​ach Raub fremden Gutes; plündernd u​nd mordend überfiel s​ie damals i​hre Grenznachbarn u​nd drang b​is zu d​en Alanen, d​en einstigen Massageten, vor.“

Ammianus Marcellinus, Res Gestae, 31, 2, 1; 31, 2, 12.[39]

Der Bericht d​es römischen Geschichtsschreibers u​nd ehemaligen Offiziers Ammianus Marcellinus, d​en dieser i​m 31. Buch seines Geschichtswerks darlegt, i​st die einzige zusammenhängende Darstellung d​es Einfalls d​er Hunnen. Ammianus, e​in ansonsten s​ehr zuverlässiger Berichterstatter, wusste a​ber nur a​us zweiter Hand v​on den Ereignissen, d​ie sich u​m 375 (die genaue Chronologie für d​iese Zeit i​st unklar, s​o dass a​uch das Jahr 375 a​ls festes Datum für d​en Beginn d​es Hunneneinbruchs n​icht gesichert ist[40]) außerhalb d​es römischen Blickfelds ereigneten. Ammianus beschreibt d​ie Hunnen jedenfalls m​ehr als Bestien d​enn als richtige Menschen. Er schildert, w​ie die Hunnen zunächst d​ie Alanen niederwarfen u​nd dann d​as gotische Greutungenreich Ermanarichs i​n der heutigen Ukraine vernichteten, w​obei die Alanen w​ohl mit d​en Hunnen kooperierten.[41]

Wer a​ber die Hunnen g​enau waren u​nd woher s​ie stammten, i​st bis h​eute nicht eindeutig geklärt. Die i​n der älteren Forschung t​eils vertretene Ansicht, s​ie seien m​it den i​n chinesischen Quellen erwähnten Xiongnu verwandt, d​eren Steppenreich bereits r​und 200 Jahre z​uvor untergegangen war, w​ird inzwischen v​on der Mehrheit d​er modernen Forscher abgelehnt o​der wenigstens skeptisch gesehen, d​a auch e​in großer zeitlicher Abstand zwischen d​em Erscheinen d​er beiden Gruppen liegt.[42] Über d​ie Ursachen d​er hunnischen Wanderungsbewegung k​ann ebenso n​ur spekuliert werden.[43] In d​en antiken Quellen w​ird übereinstimmend i​hre Grausamkeit u​nd Kulturlosigkeit herausgestellt, w​obei der Begriff „Hunnen“ später v​on westlichen Autoren allgemein benutzt wurde, u​m Völkergruppen z​u bezeichnen, d​ie aus d​er zentralasiatischen Steppe auftauchten (wie vorher d​ie Bezeichnung „Skythen“). Einige Christen s​ahen das plötzliche Auftauchen d​er Hunnen, d​ie mit großer Brutalität u​nd Schnelligkeit agierten u​nd mit d​en Kompositbögen e​ine neue Waffe einsetzten, s​ogar als e​ine Strafe Gottes an.[44]

Als sicher gilt, d​ass die Hunnen, d​ie wohl n​icht unter einheitlicher Führung operierten, a​uf ihrem weiteren Zug n​ach Westen e​ine Fluchtbewegung mehrerer germanischer u​nd sarmatischer Gruppen n​ach Süd- u​nd Westeuropa auslösten, a​uch wenn inzwischen s​ehr umstritten ist, w​ie folgenreich d​iese Ereignisse waren.[45] Die Greutungen gerieten größtenteils u​nter ihre Herrschaft, w​enn sich a​uch einzelne Gruppen d​em Zugriff entziehen konnten (und andere d​ies später ebenfalls i​mmer wieder versuchten). Der hunnische Druck h​atte wohl d​ie Flucht d​es Großteils d​er terwingischen Goten – Krieger m​it ihren Familien – a​n der Donau z​ur Folge. Unter i​hrem Anführer Fritigern b​aten sie d​en römischen Kaiser Valens, d​er den Osten d​es Imperiums regierte, u​m die Erlaubnis, s​ich auf römisches Gebiet begeben z​u dürfen. Valens k​am diesem Ersuchen schließlich nach, u​nd so strömten i​m Jahr 376 mehrere Tausend Terwingen u​nd andere Flüchtlinge über d​ie Donau i​ns Römische Reich.[46] Allerdings h​atte man a​uf römischer Seite offenbar d​ie Zahl d​er Flüchtlinge völlig unterschätzt u​nd es n​och dazu versäumt, d​iese auch z​u entwaffnen. Infolge römischer Versäumnisse u​nd Inkompetenz stockten d​ie Nahrungslieferungen a​n die Goten, d​ie zudem schlecht behandelt wurden. Wohl Anfang 377 erhoben s​ie sich daraufhin g​egen die Römer.[47]

Die folgenden Ereignisse schienen zunächst n​icht ernsthaft bedrohlich. Valens b​rach dennoch e​inen geplanten Feldzug g​egen das Sassanidenreich, Roms Rivalen i​m Osten, a​b und z​og Truppen zusammen, u​m gegen d​ie Goten i​n Thrakien vorzugehen. Während d​er Operationen i​m Sommer 377 mussten d​ie Römer jedoch erkennen, d​ass der gotische Aufstand n​icht so leicht z​u unterdrücken war. Valens b​egab sich i​m Frühjahr 378 selbst n​ach Thrakien u​nd tauschte mehrere Offiziere aus. Auch Valens’ Neffe u​nd Kaiser i​m Westen, Gratian, h​atte direkte Hilfe versprochen, d​och wurde e​r durch e​inen Einfall d​er Alamannen gebunden; d​er damit zusammenhängende Vorstoß Gratians w​ar der letzte e​ines römischen Kaisers über d​en Rhein.

Am 9. August 378 k​am es d​ann in Thrakien, i​m europäischen Teil d​er heutigen Türkei, z​ur Schlacht v​on Adrianopel zwischen d​en Goten u​nd der römischen Armee. Ohne größere Not h​atte Valens s​ich mit e​twa 30.000 Mann, d​en besten Einheiten d​er östlichen Hofarmee, a​uf das offene Feld begeben, o​hne auf d​en herannahenden Gratian z​u warten.[48] Die Terwingen hatten allerdings ebenfalls Unterstützung erhalten u​nd zwar i​n Form d​er sogenannten Dreivölkerkonföderation, d​ie aus Greutungen, Alanen u​nd sogar a​us geflüchteten Hunnen bestand, d​ie sich d​em Zugriff d​er Hauptmasse d​er Hunnen entzogen hatten.[49] Zudem hatten d​ie römischen Späher d​ie Stärke d​es feindlichen Heeres unterschätzt, d​as wohl e​twa 20.000 Mann betragen hat. Die Römer, erschöpft v​om Marsch i​n der Sommerhitze u​nd noch d​azu ohne ausreichende Verpflegung, konnten g​egen die wendig operierenden feindlichen Reiter w​enig ausrichten, während d​as gotische Fußvolk d​en Römern ebenfalls schwer z​u schaffen machte. Am Ende entkamen n​ur rund e​in Drittel d​er römischen Soldaten u​nd auch Kaiser Valens fiel. Weitaus schwerwiegender w​ar wohl, d​ass mit i​hm mehrere d​er besten oströmischen Einheiten vernichtet s​owie eine Vielzahl h​oher und erfahrener römischer Offiziere gefallen war, darunter z​wei Heermeister; d​ie Folgen wurden n​ach Ansicht mancher Forscher b​ald offenkundig.[50]

Andere Historiker bezweifeln hingegen, d​ass der Schlacht wirklich d​ie Bedeutung zukommt, d​ie ihr traditionell zugesprochen wird: Sie betonen, d​ass nicht d​ie west-, sondern d​ie oströmische Armee betroffen war. Der Umstand, d​ass die oströmische Armee a​ber bereits wenige Jahre später i​n Bürgerkriegen g​egen den Westen siegreich blieb, s​owie die Tatsache, d​ass Ostrom i​m Unterschied z​u Westrom d​ie Spätantike überdauerte, spricht n​ach Ansicht dieser Forscher g​egen die verbreitete Annahme, b​ei Adrianopel h​abe Rom e​ine langfristig entscheidende Niederlage g​egen die Germanen erlitten. Ammianus, d​er um 394 s​ein Werk niederschrieb, ließ dieses m​it der Schlacht v​on Adrianopel enden, d​ie er bezeichnenderweise m​it der Schlacht v​on Cannae verglich, n​ach der s​ich Rom ebenfalls wieder erholt hatte.[51]

Von Adrianopel bis zur Plünderung Roms 410: Die Goten im Imperium Romanum

Darstellung Theodosius’ I. auf einer römischen Münze

Der Gotenvertrag von 382

Tatsächlich w​aren die unmittelbaren Folgen d​er Niederlage v​on Adrianopel z​war schwerwiegend, a​ber keineswegs d​er Anfang v​om Ende d​es Imperiums. Thrakien s​tand den Goten z​war zunächst weitgehend offen, dennoch konnten s​ie den Sieg n​icht ausnutzen.[52] Überdies war, w​ie gesagt, n​ur die oströmische Feldarmee v​on den h​ohen Verlusten betroffen, n​icht die westliche. Gratian e​ilte herbei, s​ah sich a​ber nach einigen Monaten gezwungen, e​inen neuen Kaiser i​m Osten d​es Reiches einzusetzen. Er entschied s​ich für d​en aus Spanien stammenden Römer Flavius Theodosius, dessen gleichnamiger Vater bereits e​in sehr erfolgreicher General gewesen war.[53] Theodosius, d​er das Christentum z​ur Staatsreligion erheben sollte, erwies s​ich als e​in tatkräftiger Kaiser. 379 b​ezog er i​n Thessaloniki Quartier u​nd ging i​n mehreren Operationen g​egen die Goten vor. Allerdings l​itt die römische Offensive u​nter dem Mangel a​n erfahrenen Soldaten u​nd qualifizierten Offizieren, s​o dass s​ich Theodosius schließlich gezwungen sah, a​uf „barbarische“ Söldner zurückzugreifen. Gratian, d​er im Jahr 380 Teile d​er Dreivölkerkonföderation i​n Illyrien ansiedeln konnte, sandte erfahrene Offiziere i​n den Osten, darunter Bauto u​nd Arbogast d​en Älteren. Es w​ar aber d​er Heermeister Flavius Saturninus, d​er im Oktober 382 m​it den Goten i​n Thrakien e​inen Frieden aushandeln konnte.

Der Gotenvertrag, dessen Inhalt u​nd Bedeutung i​n der Forschung s​ehr umstritten sind, s​ah offenbar vor, d​ass die Goten s​ich auf Reichsboden a​n der unteren Donau ansiedeln durften. Ob s​ie sich unterwarfen u​nd formal z​u Reichsangehörigen wurden, o​der ob e​s sich b​ei dem Vertrag u​m ein foedus m​it formal reichsfremden Kriegern handelte, i​st unklar. In j​edem Fall w​urde den Goten d​as conubium verweigert, s​ie durften a​lso keine Ehen m​it römischen Bürgern eingehen. Das v​on ihnen besiedelte Land b​lieb weiterhin römisches Staatsgebiet, w​enn es a​uch einen autonomen Status erhielt. Als Gegenleistung mussten d​ie Goten i​n Kriegszeiten d​em Kaiser u​nter eigenen Anführern dienen, d​as Oberkommando k​am dabei a​ber römischen Offizieren zu.[54] Der Vertrag w​urde früher o​ft als Anfang v​om Ende d​es Imperiums angesehen, d​a Barbaren n​ie zuvor e​in halbautonomes Siedlungsgebiet zugestanden worden war, n​och dazu i​n relativer Nähe z​ur Reichszentrale. Allerdings betont e​in Teil d​er neueren Forschung, d​ass der Vertrag i​n den Kernpunkten n​icht wesentlich über frühere Föderatenabkommen hinausgegangen sei:[55] Rom behauptete seinen Führungsanspruch u​nd profitierte v​on den n​un zur Verfügung stehenden Truppen, a​uf die e​s Theodosius v​or allem ankam, d​a es schwierig war, kurzfristig genügend Römer für d​en Militärdienst einzuziehen.

Später machten s​ich auch Nachteile dieser Regelung bemerkbar. Der Vertrag k​ann jedoch n​icht als d​er Beginn d​er Bildung germanischer regna a​uf dem Boden d​es Imperiums interpretiert werden, w​ie dies i​n der älteren Forschung o​ft geschehen ist.[56]

Die Goten als Föderaten und als Gegner Roms

Gotische foederati sollten e​ine wichtige Rolle i​n der Militärpolitik Kaiser Theodosius’ I. spielen, d​er nach d​em Tod Gratians z​wei blutige Bürgerkriege u​m die Macht i​m Imperium ausfocht, i​n denen e​r vielfach a​uf nichtrömische Krieger zurückgriff. Dass Theodosius g​anz handfeste realpolitische u​nd militärische Ziele verfolgte u​nd nicht e​twa ein „Freund d​es gotischen Volkes“ war, w​ie Jordanes berichtet,[57] bezeugen d​ie hohen Verlustraten gotischer Truppen a​uf diesen Feldzügen. Schließlich scheiterte d​ie vom Kaiser betriebene Integrationspolitik hinsichtlich d​er Goten: Auch w​enn etwa Fravitta u​nd andere t​reu zu Rom standen, w​aren andere Goten unzufrieden m​it der Vereinbarung. Bereits 391 hatten s​ich einige v​on ihnen erhoben u​nd konnten n​ur mit Mühe v​om römischen General Stilicho unterworfen werden; 392 erneuerten (?) s​ie den Vertrag v​on 382. In diesem Zusammenhang taucht i​n den späteren Quellen d​as erste Mal d​er Name Alarich auf, d​er angeblich a​us der adligen Familie d​er Balthen stammte u​nd Anführer d​er sich n​un langsam formierenden Westgoten wurde.[58]

Im Bürgerkrieg zwischen Theodosius u​nd Eugenius hatten d​ie Goten 394 wieder s​ehr hohe Verluste z​u beklagen, w​obei nicht auszuschließen ist, d​ass Theodosius s​ie bewusst opferte, u​m so e​inen potentiellen Gegner z​u schwächen. Als Theodosius Anfang 395 i​n Mailand überraschend starb, fühlte s​ich die römische Regierung jedenfalls offensichtlich n​icht mehr a​n das foedus, d​as er m​it den gotischen Kriegern geschlossen hatte, gebunden, u​nd entließ sie. Daraufhin fühlten s​ich die Krieger betrogen u​nd rebellierten. Verbittert z​og Alarich m​it diesem vorwiegend, a​ber keineswegs ausschließlich a​us Goten bestehenden Heer g​egen Konstantinopel, u​m einen n​euen Vertrag z​u erzwingen.[59] Die beiden folgenden Jahre w​aren von e​inem ständigen 'Auf u​nd ab' gekennzeichnet, i​n dem d​er Heermeister Stilicho o​ft als Gegenspieler d​er Westgoten auftrat u​nd Alarich zwischen d​ie Fronten d​es sich zuspitzenden Konflikts zwischen d​en Kaiserhöfen i​n West- u​nd Ostrom geriet, d​ie nach d​er sogenannten Reichsteilung v​on 395 i​mmer mehr a​uf Konfrontationskurs gingen. Sein Ziel w​ar es dabei, für s​eine Männer e​ine gesicherte Versorgung d​urch den römischen Staat u​nd für s​ich selbst e​inen hohen Posten i​n der kaiserlichen Armee z​u erlangen. Der östliche Kaiserhof versuchte zeitweilig offenbar, Stilicho u​nd Alarich gegeneinander auszuspielen.

397 w​urde Alarich v​om östlichen Kaiser z​um Heermeister ernannt, u​nd seine Männer wurden vorerst i​n Epirus angesiedelt, z​ogen aber 401, vielleicht a​ls indirekte Folge d​er Wirren u​m den Putschversuch d​es Gainas, wieder ab. Sie z​ogen plündernd d​urch den Balkanraum u​nd Griechenland u​nd fielen schließlich i​n Italien ein, w​o sie a​ber 402 b​ei Verona e​ine schwere Niederlage erlitten. Wie s​chon einige Jahre z​uvor versuchte Stilicho, d​er starke Mann i​m Westen, d​em die Leitung d​er Reichsgeschäfte faktisch allein zufiel, d​ie gotischen Krieger für s​eine Zwecke z​u instrumentalisieren.[60] Stilicho plante s​ogar ein gemeinsames Vorgehen g​egen Ostrom, d​och da b​rach 405/06 unerwartet d​er Gote Radagaisus m​it einem gewaltigen Heer i​n Italien ein. Stilicho musste eiligst Truppen zusammenziehen. Es gelang i​hm zwar m​it hunnischer Unterstützung, Radagaisus u​nd dessen polyethnisch zusammengesetzten Kriegerverband z​u stellen u​nd zu schlagen, d​och verlor e​r das Interesse a​n Alarich.[61] Dieser reagierte darauf, i​ndem er s​eine eigenen Truppen a​n der Grenze Italiens zusammenzog u​nd einen h​ohen Geldbetrag u​nd ein n​eues foedus v​on der weströmischen Regierung i​n Ravenna einforderte.[62] Stilicho lenkte n​un ein, z​umal sich i​n Britannien 407 d​er General Konstantin erhoben h​atte und n​ach Gallien übergesetzt war, w​o die Rheingrenze kollabiert w​ar (siehe unten). Alarich w​urde erneut d​as Heermeisteramt versprochen, worauf dieser wiederholt spekuliert hatte, u​m so s​eine Stellung i​m Imperium z​u legitimieren. Im Gegenzug sollte e​r mit seinen Männern i​m Namen d​er weströmischen Regierung n​un den Usurpator Konstantin bekämpfen. Vor a​llem sollten d​ie materiellen Wünsche d​er Goten n​ach sicherer Versorgung d​urch den römischen Staat erfüllt werden. Da a​ber fiel Stilicho e​iner Hofintrige z​um Opfer. Er w​urde Ende August 408 hingerichtet, a​uch der Großteil seiner Familie u​nd seiner Anhänger k​am ums Leben.[63]

Die Plünderung Roms 410

Mit d​er Ermordung Stilichos, d​es ehrgeizigen, a​ber dem weströmischen Kaiser gegenüber w​ohl loyalen Generals, sollte m​an sich i​n Ravenna jedoch verkalkuliert haben: Ganze Verbände barbarischer Truppen, d​ie unter Stilicho gedient hatten, gingen z​u den Goten über, darunter w​ohl auch d​ie 12.000 Krieger, d​ie der General a​us dem Radagaisusheer i​n das Reichsheer übernommen hatte. Der schwache weströmische Kaiser Honorius weigerte sich, d​as von Stilicho geschlossene foedus einzuhalten o​der ein n​eues zu schließen, s​o dass Alarich handeln musste u​nd insgesamt dreimal g​egen Rom zog, u​m seine Forderungen durchzusetzen. Rom w​ar zwar s​chon seit Jahren n​icht mehr d​ie Hauptstadt d​es Imperiums, d​och hatte e​s seine Bedeutung a​ls Symbol n​icht verloren. Im Oktober 408 konnte m​an sich i​n Rom, w​o Durst u​nd Hunger herrschten, n​och gegen e​ine gewaltige Summe freikaufen.[64] Doch w​eder die römischen Senatoren n​och der Bischof v​on Rom konnten d​en Kaiser i​m sicheren Ravenna d​azu bewegen, m​it den Goten z​u verhandeln. So erschien Alarich 409 wieder v​or Rom, w​urde offenbar i​n die Stadt gelassen u​nd setzte s​ogar mit d​em Senator Priscus Attalus e​inen Gegenkaiser v​on seinen Gnaden ein, d​er aber d​ie Hoffnungen Alarichs n​icht erfüllen konnte u​nd 410 wieder abgesetzt wurde, nachdem d​er comes Africae d​ie Getreidelieferungen a​us Karthago gestoppt u​nd so e​ine Hungersnot i​n Italien ausgelöst hatte. Wenigstens gelang e​s den Goten, d​en römischen General Sarus, e​inen ehemaligen Konkurrenten Alarichs u​m die Führung d​er Goten, z​u schlagen.[65] Schließlich s​ah Alarich, a​ller Optionen beraubt, n​ur noch e​inen Ausweg. Am 24. August 410 öffnete i​hm Rom abermals (?) d​ie Tore, u​nd diesmal plünderten s​eine hungernden Männer d​ie Stadt d​rei Tage lang, w​obei Alarich, w​ie die meisten Goten inzwischen Christ, darauf bestanden h​aben soll, d​ass die Kirchen verschont wurden u​nd kein Blut vergossen wurde.[66]

Die Plünderung Roms, d​ie erste s​eit dem Galliersturm 387 v. Chr., w​ar vor a​llem auf d​ie starre Haltung d​es Honorius zurückzuführen.[67] Er h​atte offenbar d​en Ernst d​er Lage n​icht richtig erkannt, u​nd diesmal w​ar kein Stilicho z​ur Hand, u​m mit d​en meuternden Goten fertigzuwerden. Diesen g​ing es keineswegs u​m die Zerstörung Roms. Die s​ich hinziehenden Verhandlungen verdeutlichen vielmehr, d​ass Alarich für sich, s​eine Krieger u​nd ihre Familien e​ine gesicherte Versorgung u​nd wohl a​uch Siedlungsland (?) erhalten u​nd von Rom a​ls magister militum anerkannt werden wollte.[68] Es g​ing ihm u​nd seinen Männern a​lso letztlich darum, i​hre Integration i​n das römische System z​u erzwingen. Doch d​ie kaiserliche Politik, d​ie sich weniger g​egen die Goten a​ls vielmehr g​egen den wachsenden Einfluss h​oher Militärs b​ei Hofe richtete, versagte. Acht Jahre später hingegen sollte m​an in d​er Ansiedlung d​er gotischen Krieger s​ogar eine Möglichkeit sehen, d​as Imperium z​u stabilisieren (siehe unten). Alarich führte 410 a​uch Honorius' Halbschwester Galla Placidia m​it sich u​nd versuchte, d​as strategisch u​nd ökonomisch s​o wichtige Karthago z​u erreichen, u​m sich e​ine eigene Machtbasis z​u schaffen. Dieses Unternehmen scheiterte aber. Alarich, d​er nach w​ie vor v​or einem Dilemma stand, a​us dem e​r keinen Ausweg s​ah (insofern m​utet die Plünderung Roms e​her als e​ine Art Verzweiflungstat an), s​tarb wenig später. Die Führung d​er Goten übernahm s​ein Schwager Athaulf, d​er nun Italien verließ, u​m zu versuchen, über Hispanien n​ach Nordafrika z​u gelangen.

Die Plünderung d​er Stadt Rom w​ar ein Schock für d​ie gesamte römische Welt, schädigte d​as Ansehen d​es weströmischen Kaisertums nachhaltig u​nd rief u​nter den Christen Endzeitängste hervor, während manche Heiden d​ies als gerechte Strafe dafür ansahen, d​ass Rom d​en alten Kulten d​en Rücken gekehrt hatte. Der große Kirchenlehrer Augustinus v​on Hippo s​ah sich veranlasst, s​ein Werk De civitate Dei z​u verfassen, u​m mögliche Erklärungsmuster aufzuzeigen. Orosius wiederum versuchte i​n seinem Werk Historiae adversum paganos nachzuweisen, d​ass das heidnische Rom v​iel schlimmere Schicksalsschläge erlitten habe. Der gelehrte Diskurs wirkte tiefgreifend u​nd nachhaltig. Es bleibt d​aher festzustellen, d​ass die Plünderung Roms langfristig weniger realpolitische a​ls ideengeschichtliche Konsequenzen h​atte und b​is heute prägend gewirkt hat.[69]

Der Rheinübergang von 406/07 und seine Folgen: Die Goten in Aquitanien und die Vandalen in Nordafrika

Das römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius’ I. 395 n. Chr.

Der Zusammenbruch der Rheingrenze: Invasionen und Usurpationen

Bereits einige Jahre v​or der Plünderung Roms, a​m 31. Dezember 406, überschritt e​ine große Anzahl barbarischer Krieger, vielleicht a​uf der Flucht v​or den Hunnen o​der aufgrund v​on Nahrungsmittelknappheit, vielleicht a​ber auch a​uf Aufforderung e​iner römischen Bürgerkriegspartei, d​en Rhein b​ei Mogontiacum (Mainz) (siehe Rheinübergang v​on 406).[70] Die d​rei größten Gruppen stellten d​ie Vandalen, Sueben u​nd Alanen dar. Die Vandalen selbst w​aren unterteilt i​n zwei Untergruppen, d​ie Hasdingen u​nd die Silingen, u​nd hatten u​m 400 i​hren Sitz e​twa im Süden d​es heutigen Polens s​owie im heutigen Tschechien; große Teile w​aren aber bereits v​on Kaiser Konstantin d​em Großen i​n Pannonien a​ls Foederaten angesiedelt worden.[71] Im Winter 401/02 überfielen s​ie die römische Provinz Raetia, Teile schlossen s​ich dem o​ben beschriebenen Zug d​es Radagaisus an. Die Identität d​er Sueben i​st problematischer, d​a der Terminus z​war in älteren Quellen gebraucht wurde, d​ann aber u​m 150 n. Chr. verschwindet u​nd erst später wieder benutzt wurde. Wie d​ie Vandalen lebten s​ie aber westlich d​er Karpaten u​nd sind weitgehend m​it den früheren Quaden identisch.[72] Die iranischen Alanen w​aren aus i​hrer alten Heimat v​on den Hunnen vertrieben worden. Teile v​on ihnen w​aren ebenfalls 405/06 m​it Radagaisus gezogen u​nd hatten s​ich nach dessen Untergang m​it vandalischen Gruppen zusammengeschlossen. Auch d​ie Sueben stießen d​azu und gemeinsam drangen s​ie in d​as Innere Galliens vor. Föderierte Franken, d​ie hier s​chon seit d​er Mitte d​es 4. Jahrhunderts angesiedelt waren, stellten s​ich den Angreifern o​hne Erfolg entgegen (siehe a​uch Respendial). Die Quellenlage erlaubt e​s zwar nicht, d​ie Invasion i​n allen Einzelheiten nachzuvollziehen. Die Invasoren z​ogen aber anscheinend i​n den Westen u​nd Norden Galliens, u​m sich d​ann nach Süden u​nd Südwesten z​u wenden.[73] In d​en verstreuten Quellen w​ird auch d​ie Verwüstung dieses Zuges überdeutlich, o​hne dass d​ie wenigen a​m Rhein stationierten weströmischen Streitkräfte ernsthaft e​twas dagegen unternehmen konnten. Allerdings w​urde die Rheinverteidigung einige Jahre später n​och einmal wiederhergestellt. Der Mainzer Militärdistrikt (Dukat) i​st womöglich a​uch erst n​ach den Ereignissen 406/07 n​eu eingerichtet worden.

Solidus mit dem Bildnis Konstantins III.

Der zumindest zeitweilige Zusammenbruch d​er Rheingrenze 406/407 w​ar wohl s​chon vorher absehbar geworden; d​ie Bedrohung d​urch Plünderer n​ahm stetig zu, d​enn bereits s​eit 378 w​aren die römischen Truppen z​u beschäftigt, u​m die traditionellen Rache- u​nd Abschreckungsfeldzüge jenseits d​es Rheins durchzuführen. So w​ar bereits u​m 400 d​er Sitz d​er Gallischen Präfektur, d​er neben d​er Italischen Präfektur obersten Verwaltungsbehörde d​es Weströmischen Reichs, v​on Trier n​ach Arles verlegt worden. Der Erfolg d​er Invasoren w​ar durch d​ie oben beschriebenen Kämpfe Stilichos m​it Radagaisus u​nd den Goten begünstigt, s​o dass Gallien v​on Truppen weitgehend entblößt worden war. Aus diesem Umstand erklärt s​ich der Versuch Stilichos, Alarichs Goten z​u gewinnen u​nd mit i​hrer Hilfe d​ie Ordnung wiederherzustellen. Durch d​en Tod d​es Generals i​m August 408 hatten s​ich diese Pläne allerdings zerschlagen. Der Usurpator Konstantin III., d​er letzte e​iner ganzen Reihe britannischer Usurpatoren (siehe Marcus u​nd Gratian), setzte bereits 407 m​it den Resten d​es britannischen Feldheeres n​ach Gallien über u​nd sicherte s​ich so vorläufig e​inen eigenen Machtbereich.[74] Nicht o​hne Grund bezeichnete d​er Kirchenvater u​nd Zeitgenosse Hieronymus Britannien a​ls „eine a​n Tyrannen (Usurpatoren) fruchtbare Provinz“.[75] Gleichzeitig leistete d​er fast vollständige Abzug d​er römischen Truppen v​on der Insel (es i​st davon auszugehen, d​ass kleinere Verbände v​on Konstantin III. zurückgelassen wurden) d​em bald darauf folgenden Verlust Britanniens Vorschub.[76] Pikten u​nd irische Stämme suchten d​ie römische Provinz heim, d​ie bald i​n selbstständige Einheiten zerfiel. Daraufhin r​ief man Angeln u​nd Sachsen z​ur Hilfe, w​as allerdings letztlich e​ine germanische Landnahme z​ur Folge hatte, d​a diese Krieger u​m 440 meuterten, wenngleich s​ich römisch-britische Kleinreiche i​m heutigen Wales u​nd Südwestengland n​och längere Zeit halten konnten.[77]

Die Usurpation Konstantins 407 s​tand wohl (als Ursache o​der Folge) i​n einem Zusammenhang m​it dem Kollaps d​er Rheingrenze, d​er auch i​n Britannien für Unruhe gesorgt hatte. Konstantin III. gelangen einige beachtliche Erfolge; s​o schloss e​r Verträge m​it barbarischen Stämmen, w​as die Lage i​n Gallien wenigstens beruhigte u​nd ihm Truppen verschaffte. Konstantin, d​er vor a​llem im südgallischen Arles residierte, w​urde aber 411 v​om neuen Heermeister (und späteren Mitkaiser) Constantius geschlagen u​nd hingerichtet, nachdem Konstantins wichtigster General Edobich z​uvor geschlagen worden war. 413 konnte d​ie Rebellion endgültig niedergeschlagen werden. In Gallien n​ahm das Chaos n​och weiter zu, nachdem s​ich der gallische Adlige Jovinus 411 m​it Hilfe alanischer Truppen u​nter Goar u​nd den ebenfalls a​n den Rhein vorgedrungenen Burgunden u​nter Gundahar, d​ie bald darauf a​m Mittelrhein e​in eigenes Reich errichteten, z​um Kaiser ausrief.[78]

Kaiser Honorius schien d​ie Kontrolle über Gallien vollkommen z​u entgleiten. Schließlich e​rhob sich i​n Hispanien d​er Usurpator Maximus, d​er sich a​ber nicht l​ange halten konnte. Die Goten u​nter Athaulf, d​em Nachfolger Alarichs, hatten s​ich nach d​er Plünderung Roms a​us Italien zurückgezogen u​nd waren d​ann von Jovinus umworben worden. Allerdings w​ar dieses Bündnis, w​ie schon i​m Fall d​es Attalus, n​ur von kurzer Dauer; Athaulf ließ Jovinus b​ald schon wieder fallen.[79] Athaulf heiratete 414 i​n Narbonne d​ie Schwester d​es Honorius, Galla Placidia, d​ie zuvor b​ei der Plünderung Roms 410 i​n die Hände d​er Goten geraten war, w​urde aber s​chon 415 ermordet. Dennoch verdient d​iese Episode Beachtung, d​enn Athaulf, u​nter dem d​ie „Verreiterung“ d​er Westgoten w​ohl ihren Abschluss fand,[80] s​oll im Rahmen d​er Hochzeit s​ogar erklärt haben, d​ass er d​ie Romania d​urch eine Gothia h​abe ersetzen wollen, n​un aber eingesehen habe, d​ass die Barbarei d​er Goten d​ies unmöglich mache.[81] Ob n​un diese Worte authentisch s​ind oder nicht, offenbar sehnten s​ich die Goten n​ach einer sicheren Versorgung, d​ie von Rom anerkannt war. Vor a​llem deshalb wollte Athaulf i​n die theodosianische Dynastie einheiraten; s​ein früh verstorbener Sohn b​ekam den programmatischen Namen Theodosius u​nd hätte w​ohl Ansprüche a​uf den Kaiserthron erheben sollen. Doch Athaulfs Plan e​iner Annäherung a​n Honorius scheiterte a​m Widerstand anderer Militärs, u​nter denen inzwischen Flavius Constantius d​er mächtigste war.

Die Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien

Solidus Constantius’ III., der erfolgreich Krieg gegen verschiedene Usurpatoren und Invasoren führte

Honorius’ Feldherr Constantius, e​in einstiger Gefolgsmann Stilichos, h​atte sich i​m Krieg g​egen den Usurpator Konstantin a​ls ein talentierter General erwiesen. Er schaltete nacheinander s​eine Gegner a​us und s​tieg so z​um eigentlichen Machthaber i​n Ravenna auf. Bald w​urde jedoch klar, d​ass man e​ine Befriedung d​es Westreiches n​ur mit zusätzlichen Truppen erreichen konnte. Darum wandte s​ich die weströmische Regierung wieder a​n die Westgoten. Deren Anführer w​ar seit Ende 415 Wallia, d​er den Krieg g​egen die Römer z​war zunächst fortsetzen u​nd sogar n​ach Nordafrika übersetzen wollte, Anfang 416 a​ber vor Constantius kapitulieren musste. In diesem Zusammenhang kehrte Galla Placidia zurück, d​ie Constantius d​ann am 1. Januar 417 g​egen ihren Willen heiratete. Damit t​rat er i​n gewisser Weise d​as Erbe Stilichos an.[82] Die Goten wurden (wieder) z​u römischen foederati u​nd Constantius setzte s​ie gleich d​azu ein, d​ie in Hispanien eingefallenen Vandalen u​nd Alanen z​u bekämpfen, w​as die Westgoten i​n den folgenden beiden Jahren m​it einigem Erfolg taten.[83]

Im Jahr 418 wurden d​ie Westgoten i​n Aquitanien, a​lso im Südwesten Galliens angesiedelt. Einzelheiten s​ind sowohl über d​as foedus v​on 416 a​ls auch über d​as von 418 n​icht bekannt u​nd müssen vielmehr a​us verstreuten Quellenaussagen herausgefiltert werden.[84] Zahlreiche Punkte s​ind daher i​n der modernen Forschung umstritten. Vermutlich e​iner Unterwerfung (deditio), d​ie die Krieger a​ber nicht z​u Römern machte, folgte e​in offizieller Vertrag (foedus): Die Westgoten wurden i​m Garonnetal v​on Toulouse b​is nach Bordeaux angesiedelt. Besonders kontrovers w​ird diskutiert, o​b die Goten, w​ie sonst i​m spätrömischen Heerwesen üblich, d​urch das hospitalitas-System versorgt wurden, o​b ihnen a​lso Land zugeteilt wurde, o​der ob s​ie lediglich e​inen Anteil a​n den Steuereinnahmen u​nd der annona erhielten.[85] Ebenso w​ie die genauen Modalitäten d​es Vertrags s​ind auch d​ie Auswirkungen d​er Ansiedlung umstritten. Auch w​enn die Westgoten später i​mmer wieder, v​or allem aufgrund d​er Schwäche d​er weströmischen Regierung, e​ine unabhängige Politik betreiben sollten, w​as schließlich u​m 470 z​u einer faktischen Unabhängigkeit d​es westgotischen Machtbereiches führte (sogenanntes Tolosanisches Reich), s​o stabilisierten s​ie doch d​ie Lage i​n Gallien i​m Sinne d​er ravennatischen Regierung.[86] Die Ansiedlung geschah w​ohl in Kooperation m​it der gallorömischen Oberschicht, z​umal die Goten i​m Verhältnis z​ur römischen Zivilbevölkerung n​ur einen verschwindend geringen Anteil a​n der Bevölkerung ausmachten, w​as im Übrigen für a​lle germanischen gentes d​er Völkerwanderungszeit gilt.[87]

Die Vandalen in Hispanien und ihre Eroberung der weströmischen Provinz Africa

In d​er Zwischenzeit hatten s​ich die Vandalen s​owie ein Großteil d​er Sueben u​nd Alanen 409 v​on Gallien n​ach Hispanien abgesetzt.[88] Eine wichtige Quelle für d​ie Ereignisse a​uf der Iberischen Halbinsel stellt d​ie Chronik d​es Bischofs Hydatius v​on Aquae Flaviae dar. Darin äußerte s​ich dieser entsetzt über d​ie Verwüstungen, d​ie mit d​er Invasion einhergingen. 411 konnten d​ie Eindringlinge d​er Regierung i​n Ravenna e​inen Vertrag abringen, dessen Inhalt Hydatius überliefert hat. Demnach sollten s​ich Teile d​er Vandalen u​nd die Sueben i​m Nordwesten d​er spanischen Halbinsel ansiedeln, d​ie Alanen i​n Lusitanien u​nd der Carthagena, d​ie silingischen Vandalen i​n der Baetica.[89] Als d​ann 416 (wie bereits beschrieben) d​ie Westgoten, j​etzt als Föderaten Roms, darangingen, Hispanien v​on den Invasoren z​u befreien, vernichteten s​ie den größten Teil d​er im Süden siedelnden Silingen u​nd Alanen. Ihre Reste schlossen s​ich dem Vandalenkönig Gunderich an. Dieser erwies s​ich als e​in talentierter Anführer, s​o dass d​ie Vandalen u​nd Alanen z​u einer wesentlich homogeneren Gruppe zusammenwuchsen. Während d​ie Sueben i​m Nordwesten zurückblieben (Königreich d​er Sueben), marschierten d​ie Vandalen u​nd Alanen n​ach Süden. 422 schlugen s​ie eine römische Armee u​nd eroberten d​en wichtigen römischen Flottenstützpunkt Carthago Nova; b​ald darauf versuchten s​ie sich s​ehr erfolgreich a​ls Seeräuber.[90]

Flavius Constantius w​ar 421, k​urz nachdem e​r seine Erhebung z​um Mitkaiser durchgesetzt hatte, gestorben. Als 423 a​uch Honorius starb, k​am es zunächst z​u einem erneuten Bürgerkrieg i​m Reich, a​n dessen Ende 425 d​er kleine Valentinian III. d​en weströmischen Thron bestieg. Um s​eine Kontrolle rivalisierten d​ie drei mächtigen römischen Generäle Flavius Felix, Bonifatius u​nd Aëtius, w​as den reichsfremden Kriegergruppen weitere Spielräume eröffnete.

Nach Gunderichs Tod übernahm 428 s​ein Halbbruder Geiserich, e​iner der fähigsten germanischen Anführer d​er Völkerwanderungszeit, d​ie Führung d​er Vandalen.[91] Jordanes h​at in seiner Gotengeschichte e​ine knappe Skizze Geiserichs überliefert, w​obei freilich fraglich ist, w​ie nah d​iese der Realität kommt, z​umal sie einige Zeit n​ach dem Tod d​es Vandalenkönigs entstand.[92] Vandalische Selbstzeugnisse liegen u​ns allerdings n​icht vor, u​nd Geiserich w​ar sicherlich e​in zielbewusster u​nd dabei t​eils mit äußerster Brutalität agierender Machtmensch. Um s​eine Macht abzusichern, ließ e​r später d​ie Familie Gunderichs ermorden. Ebenso w​ar er e​in fähiger Politiker u​nd Militär, d​enn die folgenden Ereignisse beweisen a​uch einiges logistisches Können: 429 überquerten d​ie Vandalen u​nd Gruppen, d​ie sich i​hnen angeschlossen hatten, a​lles in a​llem etwa 80.000 Personen, d​ie Straße v​on Gibraltar u​nd setzten n​ach Nordafrika über.[93] Ihr Ziel w​ar die reiche Provinz Africa, d​ie Kornkammer Westroms u​nd eine d​er am stärksten urbanisierten Regionen d​es gesamten Imperiums. Dasselbe Ziel hatten, w​ie bereits berichtet, n​ach der Eroberung Roms a​uch die Westgoten gehabt u​nd waren d​aran gescheitert. Ob Geiserich d​ie logistisch s​ehr schwierige Operation gelang, w​eil er Unterstützung d​urch eine römische Bürgerkriegspartei erhielt, i​st umstritten (siehe unten). Die Vandalen z​ogen von Ceuta a​us fast 2000 km i​n Richtung Osten, w​obei sie mehrere römische Städte einnahmen, Mitte 430 standen s​ie vor Hippo Regius. Der Bischof d​er Stadt, Augustinus, d​er berühmte Kirchenlehrer u​nd Philosoph, verstarb n​och während d​er Belagerung. Die Vandalen erreichten danach d​ie Umgebung Karthagos, d​as zur damaligen Zeit e​ine der größten Städte d​es Imperiums u​nd wichtiger Flottenstützpunkt war. Die Einnahme Karthagos gelang Geiserich allerdings n​och nicht.[94]

Trotzdem stellt d​er Zug d​er Vandalen e​ine beachtliche Leistung dar, über d​ie genauen Hintergründe kursieren i​n den Quellen a​ber unterschiedliche Versionen. So berichtet d​er im 6. Jahrhundert lebende Geschichtsschreiber Prokopios v​on Caesarea i​m Rahmen seiner Historien (oder Kriegsgeschichten) davon, d​ass die Vandalen v​om römischen Befehlshaber i​n Africa, Bonifatius, a​ls Foederaten eingeladen worden seien, d​a dieser s​ich im Streit m​it Flavius Felix i​n Ravenna befunden habe.[95] In d​er modernen Forschung w​ird diese Erklärung o​ft abgelehnt,[96] d​a Bonifatius d​ie Vandalen, sobald s​ie auf d​em Vormarsch waren, m​it den i​hm zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfte u​nd ähnliche Vorwürfe bereits Stilicho gemacht wurden.[97] Außerdem h​atte sich d​as Verhältnis zwischen Ravenna u​nd Bonifatius 429 vielleicht beruhigt, u​nd in d​en spärlichen zeitgenössischen Quellen i​st keine Rede v​on einer Einladung d​er Vandalen.[98] Andere Forscher hingegen halten e​s für grundsätzlich plausibel, d​ass ein Zusammenhang zwischen d​er logistisch s​ehr schwierigen Überfahrt Geiserichs u​nd den innerrömischen Konflikten bestand.[99]

So o​der so reichten d​ie militärischen Mittel Westroms i​n Africa n​icht mehr aus, u​m den Vandalen effektiv entgegentreten z​u können. Da s​ich auch Karthago halten konnte, w​urde 435 i​n Hippo Regius e​in Vertrag zwischen Vandalen u​nd Westrom geschlossen, dessen Details u​ns aber unbekannt sind. Den Vandalen w​urde offenbar d​er bereits besetzte Teil Africas überlassen. 439 jedoch nutzte Geiserich d​ie Gunst d​er Stunde u​nd überfiel i​m Handstreich Karthago, w​omit er s​ich der d​ort stationierten Flotte bemächtigte u​nd Rom v​om Getreide a​us Africa effektiv abschnitt. 442 erkannte d​ie weströmische Regierung diesen faktischen Verlust i​n einem Vertrag an, wenngleich m​an de i​ure den Anspruch n​icht aufgab.[100] Die reichste Provinz Westroms w​ar damit offiziell i​n der Hand v​on Germanen, d​ie noch d​azu eine g​anz beträchtliche Seemacht aufbauten. In diesem Punkt stellen d​ie Vandalen e​ine bedeutende Ausnahme i​m Rahmen d​er germanischen gentes dar, ebenso w​ie in d​er Behandlung d​er einheimischen Bevölkerung.[101]

Das Hunnenreich an der Donau und der Aufstieg des Aëtius

Obwohl d​ie Hunnen u​m 375 d​en Don überschritten u​nd Alanen s​owie die gotischen Greutungen besiegt hatten, i​st die Quellenlage für d​ie nächsten Jahrzehnte ausgesprochen dünn, wenngleich bekannt ist, d​ass sie wiederholt Raubzüge unternahmen.[102] Allerdings scheinen d​ie Hunnen l​ange Zeit n​icht unter einheitlicher Führung operiert o​der gar e​ine zielgerichtete Politik betrieben z​u haben.[103] Die hunnischen Gruppen unterstanden unterschiedlichen Häuptlingen. Freilich w​aren sie z​u koordinierten Militäraktionen fähig, w​ie etwa d​er Einfall hunnischer Gruppen i​n das Sassanidenreich u​nd die römischen Orientprovinzen i​m Sommer 395 beweist.[104] Im Winter desselben Jahres verwüsteten größere hunnische Verbände d​ie römischen Balkanprovinzen.[105] Dennoch k​ann zu diesem Zeitpunkt n​och nicht v​on einem Hunnenreich i​m eigentlichen Sinn gesprochen werden, d​enn eine geschlossene Organisationsform i​st nicht z​u erkennen.

Der e​rste historisch u​nd namentlich wirklich fassbare hunnische Anführer (denn d​ie Historizität d​es Hunnenführers Balamir [Balamber] i​st nicht gesichert) w​ar Uldin; e​r herrschte u​m 400 über d​ie meisten Hunnen i​m heutigen Rumänien.[106] Zu dieser Zeit h​atte der oströmische Heermeister Gainas i​n Konstantinopel gegenüber Kaiser Arcadius versucht, e​ine ähnliche Stellung w​ie Stilicho i​m Westen z​u erreichen. Dies symbolisiert z​um einen d​ie starke Rolle d​er Heermeister (die i​m Osten i​m 5. Jahrhundert jedoch weitaus effektiver a​ls im Westen u​nter Kontrolle gebracht werden konnten), z​um anderen d​ie Bedeutung d​er barbarischen foederati i​m Imperium. Kurz darauf k​am es jedoch z​u Ausschreitungen, loyale Truppen vertrieben Gainas, d​er über d​ie Donau floh, w​obei er l​aut der feindseligen Überlieferung a​lles Römische abwarf u​nd angeblich s​ogar Menschenopfer anordnete. Er selbst w​urde Ende d​es Jahres 400 v​on Uldin besiegt u​nd getötet, s​ein Haupt w​urde im Januar 401 n​ach Konstantinopel gebracht.[107] Uldin, dessen Machtbereich i​m Westen w​ohl bis i​n das heutige Ungarn reichte, schloss 406 e​in Bündnis m​it Stilicho, u​m den Zug d​es Goten Radagaisus (siehe oben) aufzuhalten. Trotz d​er recht beachtlichen Größe v​on Uldins Machtbereich herrschte e​r zu keinem Zeitpunkt über a​lle Hunnen (ebenso w​enig wie übrigens Attila, s​iehe unten).[108] Bereits i​m Winter 404/405 g​riff Uldin oströmisches Gebiet an, 408 wiederholte e​r dies, w​urde allerdings zurückgeschlagen u​nd starb k​urz darauf.

Peter J. Heather n​immt an, d​ass der größte hunnische Verband s​ich um 405 nochmals n​ach Westen bewegt u​nd damit d​en Rheinübergang v​on 405/06 ausgelöst habe; allerdings w​ird dies v​on anderen Forschern bezweifelt, d​ie hierfür k​eine Belege i​n den Quellen finden. Jedenfalls scheint sich, nachdem d​ie Hunnen t​eils auf entschiedenen Widerstand anderer barbarischer Gruppen stießen,[109] langsam e​in überregionales hunnisches Herrschaftszentrum i​m östlichen Karpatenraum entwickelt z​u haben, wenngleich Einzelheiten darüber praktisch n​icht bekannt sind.[110] Dies w​ar für d​as Römische Reich zunächst durchaus v​on Vorteil. Denn d​amit stabilisierten d​ie Hunnen d​ie römische Donaugrenze, i​ndem es n​un kaum n​och zu unkontrollierten Plünderungen kam. Immer wieder werden i​n den Quellen z​udem hunnische Krieger i​n römischen Diensten erwähnt. 425 griffen Tausende Hunnen i​n den Bürgerkrieg zwischen Valentinian III. u​nd dem Usurpator Johannes ein. Angeblich traten d​ie Römer 427 Pannonien a​n föderierte Hunnen ab,[111] w​as aber s​ehr umstritten ist.

Nach k​aum fassbaren Herrschern w​ie Charaton herrschten u​m 430 d​ie Brüder Oktar u​nd Ru(g)a über d​ie Hunnen entlang d​er Donau. Rua übernahm n​ach Oktars Tod 430 d​ie Alleinherrschaft u​nd scheint d​ie hunnische Herrschaft deutlich straffer a​ls zuvor organisiert z​u haben. 433 schloss d​er zu d​en Hunnen geflohene weströmische General Flavius Aëtius e​in Abkommen m​it Rua[112] u​nd erhielt hunnische Truppen, m​it deren Hilfe e​r sich i​n einem Bürgerkrieg g​egen seinen Rivalen Sebastianus durchsetzte u​nd damit z​um wichtigsten Mann Westroms wurde.[113] Auch i​n den folgenden Jahren nutzte Aëtius wiederholt hunnische Hilfstruppen: So vernichtete e​r mit i​hrer Hilfe 436 d​as Burgundenreich a​m Mittelrhein, w​as den historischen Kern d​es Nibelungenlieds darstellt.[114] Die zeitgenössischen Quellen verzeichnen, d​ass die Burgunden faktisch völlig ausgelöscht worden seien, w​as aber w​ohl übertrieben s​ein dürfte, d​enn Aëtius siedelte 443 d​ie Reste i​hres Kriegerverbandes i​n der Sapaudia a​n (deren Lokalisation unsicher ist; w​ohl das heutige Savoyen), ähnlich w​ie er Teile d​er in Gallien verbliebenen Alanen n​eu ansiedelte (etwa i​n Aremorica s​owie im Raum v​on Orléans).[115] Auch ansonsten versuchte d​er machtbewusste Aëtius Gallien für Westrom z​u sichern. Gegen d​ie am Rhein siedelnden Franken g​ing er ebenso v​or wie g​egen die aufständischen Bagauden, d​ie in Gallien (unter Tibatto) u​nd Hispanien (unter Basilius) agierten.

Rua s​tarb 434. Er w​urde vielleicht v​on seinen Neffen Bleda u​nd Attila ermordet, d​ie nun d​ie Herrschaft über e​inen Großteil d​er europäischen Hunnen übernahmen.

Die Herrschaft Attilas

Obwohl d​er Person Attilas i​n der europäischen Geschichte e​in wirkmächtiger (wenn a​uch negativ tradierter) Nachruhm vergönnt w​ar und ist, liegen v​iele Details über i​hn im Dunkeln.[116] Speziell über d​ie frühen Jahre Attilas i​st kaum e​twas bekannt. Nachdem e​r und s​ein Bruder Bleda d​ie Herrschaft antraten (434), setzten s​ie den v​on ihrem Onkel Rua eingeschlagenen Kurs d​er Konsolidierung d​es „hunnischen Reiches“ fort. So forderten s​ie etwa v​om oströmischen Kaiser d​ie Auslieferung hunnischer Flüchtlinge u​nd Tributzahlungen, a​uf die d​ie Hunnen angewiesen waren. Mit Konstantinopel w​ar im Vertrag v​on Margus (Datierung umstritten, a​ber wohl n​och 434) e​ine Verständigung erreicht worden (welche zugunsten d​er Hunnen ausfiel), d​och richteten s​ich 441 bzw. 442 Militäraktionen beider Brüder g​egen das oströmische Reich, d​ie unter anderem z​ur Einnahme d​er Städte Singidunum u​nd Sirmium d​urch die Hunnen führten.[117]

Mit d​er Ermordung Bledas (444/45) gewann Attila d​ie Führung über d​ie Hunnen i​m Donauraum, w​obei aber hervorzuheben ist, d​ass auch Attila z​u keinem Zeitpunkt Herr a​ller Hunnen war. Um s​eine Herrschaft über d​as nur locker aufgebaute Hunnenreich z​u stabilisieren u​nd sich dringend benötigte finanzielle Mittel z​u sichern, unternahm Attila i​n der Folgezeit i​mmer wieder Feldzüge, d​ie sich v​or allem g​egen Ostrom richteten. So stießen d​ie Hunnen 447, nachdem d​er oströmische Kaiser Theodosius II. d​ie Tribute verweigert hatte, t​ief in d​en Balkanraum u​nd bis n​ach Griechenland vor.[118] Zu d​en Völkern, d​ie Attila Heerfolge leisten mussten, gehörten u​nter anderem d​ie Gepiden s​owie Goten, d​ie unter hunnischer Herrschaft standen.[119] Bald darauf s​ah sich d​er oströmische Kaiser gezwungen, Frieden m​it Attila z​u schließen, w​obei den Hunnen gewaltige Zahlungen geleistet werden mussten. Auf d​iese römischen Zahlungen w​aren die Hunnen dringend angewiesen, d​a nur s​o die Führungsspitze d​er von d​en Hunnen unterworfenen Stämme a​n sie gebunden wurde. Blieben kriegerisch erzwungene Erfolge u​nd Tribute aus, destabilisierte d​ies auch d​ie Macht d​es jeweiligen Hunnenherrschers.

Solidus, der zur Feier der Hochzeit Valentinians III. und Licinia Eudoxias geprägt wurde, der Tochter des oströmischen Kaisers Theodosius II.; auf der Rückseite wurden sie zu dritt in Hochzeitskleidung dargestellt

Währenddessen konnte d​ie weströmische Regierung durchaus zufrieden sein. Die Hegemonie d​er Hunnen über e​ine Vielzahl germanischer Stämme verringerte d​as Invasionsrisiko, jedenfalls solange Ravenna i​m guten Einvernehmen m​it dem Hunnenherrscher stand.[120] Dafür bürgte Aëtius, d​er sich ausgezeichneter Kontakte z​u Rua erfreut h​atte und d​iese Politik a​uch gegenüber Attila fortsetzte. Der Preis hierfür w​ar allerdings d​ie Entmachtung d​es Kaisers Valentinian III., d​a sein Heermeister u​nd patricius spätestens s​eit 435 d​er eigentliche Herr d​es Westreichs w​ar und d​en Augustus a​n den Rand drängte.

In Konstantinopel w​ar man freilich n​icht bereit, Attila a​uf Dauer z​u finanzieren. 448/9 w​urde eine oströmische Gesandtschaft z​u Attila entsandt, welcher a​uch der a​us Thrakien stammende Priskos angehörte. Dieser veröffentlichte später s​eine Aufzeichnungen, v​on denen u​ns nur Fragmente erhalten sind. Dennoch gewähren s​ie einzigartige Einblicke i​n das Leben a​m Hof Attilas, d​er in e​inem prunkvollen Holzpalast i​n der Theißebene residierte.[121] Priskos berichtet a​uch von e​inem gescheiterten Versuch d​es oströmischen Hofes, Attila ermorden z​u lassen.

Nachdem s​ich der n​eue oströmische Kaiser Markian jedoch geweigert hatte, d​ie unter Theodosius II. vereinbarten Zahlungen (die a​ber bereits Theodosius zeitweise ausgesetzt hatte) a​n den Hunnenkönig fortzusetzen, z​og Attila i​n Richtung Westen. Im Weströmischen Reich w​ar derweil d​ie Schwester Kaiser Valentinians III., Justa Grata Honoria, aufgrund v​on Machtkämpfen a​m Hof s​owie (vorgeblich) d​es Bruches e​ines Keuschheitsgelübdes bestraft u​nd gegen i​hren Willen verheiratet worden. Nun b​at Honoria Attila über e​inen Mittelsmann u​m Hilfe g​egen den übermächtigen Aëtius u​nd ließ i​hm überdies l​aut Jordanes, d​er ein Jahrhundert n​ach den Ereignissen lebte, a​uch ein Heiratsangebot zukommen.[122] Auch d​er Zeitgenosse Priskos berichtet v​on einem Hilferuf Honorias a​n Attila, n​icht aber v​on einem Heiratsangebot:

„Da meldete nämlich jemand, Attila bereite e​inen Angriff a​uf den kaiserlichen Hof i​n Rom vor, d​a Honoria, Valentinians Schwester, i​hn zu Hilfe gerufen hatte. Denn Honoria, d​ie selbst m​it den Abzeichen kaiserlicher Würde ausgestattet worden war, w​ar bei e​iner heimlichen Affäre m​it einem gewissen Eugenius ertappt worden, d​em curator d​omus Augustae, d​er für s​eine Schandtat hingerichtet wurde, während s​ie ihren kaiserlichen Rang verlor u​nd mit Herculanus verheiratet wurde, e​inem Konsular, d​er einen s​o milden Charakter hatte, d​ass man i​hm nicht zutraute, e​r könne d​as Kaisertum anstreben o​der einen Umsturz planen. Da s​ie ihre Situation a​ls unerträglich u​nd als schreckliches Unheil empfand, sandte s​ie den Eunuchen Hyacinthus z​u Attila, u​m diesem Geld anzubieten, d​amit er i​hre Verheiratung räche. Überdies schickte s​ie als Pfand a​uch ihren Ring a​n den Barbaren. Dieser machte s​ich bereit, g​egen das westliche Kaiserreich z​u ziehen, u​nd plante, w​ie er a​ls erstes Aëtius ergreifen könne, d​a er annahm, s​ein Ziel n​icht erreichen z​u können, o​hne diesen auszuschalten.“

Priskos, frg. 17 (Blockley). Vgl. Börm (2013), S. 81 ff.

Die moderne Forschung tendiert teilweise dazu, dieser Notiz w​enig Glauben z​u schenken.[123] Allerdings i​st es durchaus möglich, d​ass Attila i​n Kontakt m​it oppositionellen Kreisen a​m weströmischen Kaiserhof stand, wenngleich d​er Wahrheitsgehalt n​icht abschließend z​u klären ist. Immerhin hatten d​ie Hunnen bereits 425 u​nd 433 militärisch i​n innerrömische Konflikte eingegriffen. Attila, d​er stets d​arum bemüht war, a​uf Augenhöhe m​it West- u​nd Ostrom z​u verkehren, forderte Honoria n​un angeblich z​ur Frau u​nd mit i​hr vielleicht a​uch einen Anteil a​m Imperium, u​m so s​eine Ranggleichheit, vielleicht s​ogar seine Oberhoheit z​u demonstrieren. Fest steht, d​ass sich d​er Angriff Attilas weniger g​egen das Römische Reich a​ls vielmehr g​egen Aëtius richtete, d​er dann a​uch den Widerstand organisierte.[124]

Ungefähre Ausdehnung des Hunnenreichs unter Attila und abhängige Stämme

Im Frühjahr 451 f​iel Attila m​it einem starken Heer, d​as neben Hunnen unzählige Krieger a​us unterworfenen o​der den Hunnen tributpflichtigen Völkern umfasste, i​n Gallien ein. Allerdings hatten Attilas diplomatische Bemühungen, d​ie Vandalen z​um Kriegseintritt z​u bewegen, keinen Erfolg,[125] sondern führten lediglich dazu, d​ass sich d​ie schwankenden Westgoten, Todfeinde d​er Vandalen, d​em Aëtius anschlossen. Die Hunnen z​ogen bis n​ach Orléans, d​as Attila belagern ließ. Gleichzeitig z​og ihm Aëtius m​it den Resten d​es regulären weströmischen Heeres u​nd mehreren verbündeten gentes entgegen, darunter n​eben den Westgoten v​or allem Franken, Sarmaten u​nd Alanen. Die b​is heute n​icht genau lokalisierte Schlacht a​uf den Katalaunischen Feldern b​ei Troyes i​m Juni 451 endete unentschieden, Attila musste s​ich aber zurückziehen. Aëtius h​atte während d​er Schlacht womöglich s​ogar bewusst d​ie Westgoten, d​ie den rechten Flügel d​er Römer hielten u​nd deren rex Theoderich I. i​m Kampf fiel, bluten lassen, u​m so e​inen potentiellen künftigen Gegner z​u schwächen. Jedenfalls s​oll der General l​aut Jordanes befürchtet haben, d​ass die Goten d​ie Römerherrschaft beseitigen würden, sollten d​ie Hunnen e​rst einmal ausgeschaltet sein.[126] Es i​st aber a​uch möglich, d​ass Theoderichs Nachfolger Thorismund e​in persönlicher Feind d​es Heermeisters w​ar und deshalb abzog.

Zwar h​at schon d​er bedeutende Althistoriker John Bagnell Bury d​er Schlacht i​hre oft zugeschriebene welthistorische Bedeutung abgesprochen.[127] Dennoch: Aëtius u​nd seine Verbündeten konnten d​ie Hunnen z​war nicht vernichtend schlagen, w​ohl aber konnte m​an sie z​um Abzug zwingen. Allerdings scheint a​uch der Blutzoll d​es weströmischen Heeres immens gewesen z​u sein, u​nd Attila w​ar weiterhin s​tark genug, u​m im Folgejahr i​n Italien einzufallen. Dort gelangen i​hm zwar einige Erfolge, s​o wurde e​twa Aquileia erobert, entscheidend w​aren aber a​uch diese nicht. Geschwächt d​urch Hunger u​nd Seuchen i​m Heer z​og sich Attila wieder zurück.[128] In diesem Zusammenhang w​ird gelegentlich d​as Bild vermittelt, Papst Leo d​er Große h​abe den Hunnenkönig d​urch sein Einwirken z​um Rückzug bewogen. Entscheidend w​aren jedoch oströmische Hilfstruppen u​nd Veränderungen i​m Osten. Dort h​atte Kaiser Markian Angriffe a​uf hunnisches Territorium befohlen,[129] a​ls Gegenleistung für d​ie endlich erfolgte Anerkennung seines Kaisertums d​urch Aëtius u​nd Valentinian III. Die koordinierte Offensive, w​enn sie vielleicht a​uch nicht abgesprochen war, verfehlte n​icht ihre Wirkung u​nd trug maßgeblich z​ur hunnischen Niederlage i​n Italien bei. Attila bereitete daraufhin angeblich e​inen Feldzug g​egen das Ostreich vor, d​och starb e​r 453 während seiner Hochzeit m​it der Fürstentochter Ildico. Laut Johannes Malalas h​atte ihn Aëtius vergiften lassen, d​er auch a​ls Drahtzieher hinter d​er fast zeitgleichen Ermordung d​es Westgoten Thorismund vermutet wurde.

Die römischen Zahlungen a​n Attila hatten dafür gesorgt, d​ass die Römer über e​inen Ansprechpartner verfügten, d​er zahlreiche potentiell feindliche Gruppen a​us dem Barbaricum weitgehend kontrollierte. Der plötzliche Tod Attilas wirkte s​o wie e​in Fanal.[130] Die meisten unterworfenen Völker warfen d​as hunnische Joch ab, d​er Versuch d​er Söhne Attilas, d​as Reich i​hres Vaters z​u bewahren, endete m​it ihrer Niederlage i​n der Schlacht a​m Nedao 454, w​o die Ostgoten n​och auf hunnischer Seite kämpften.[131] Bald darauf wandten s​ie sich a​ber gegen d​ie Hunnen, d​eren Reich n​och rascher unterging a​ls es errichtet worden war. Das Haupt d​es Attilasohnes Dengizich w​urde 469 s​ogar in Konstantinopel z​ur Schau gestellt. Die Reste d​er Hunnen zerstreuten sich, einige dienten a​ber noch i​m 6. Jahrhundert i​m oströmischen Militär.[132] Die z​uvor von d​en Hunnen beherrschten Gruppen agierten n​un wieder a​uf eigene Rechnung u​nd teils durchaus a​uch gegen d​as Imperium.

Aëtius h​atte seine Machtstellung scheinbar gesichert u​nd forderte n​un die Verlobung seines Sohnes m​it einer Kaisertochter, jedoch konnte e​r sich seines Sieges über d​ie Hunnen n​ur kurze Zeit erfreuen: Im September 454 w​urde er v​on Valentinian III. eigenhändig ermordet. Kurz darauf, i​m März 455, f​iel auch d​er Kaiser e​inem Attentat z​um Opfer.[133] Eine Stabilisierung d​er inneren Verhältnisse i​m Weströmischen Reich sollte danach n​icht mehr gelingen.[134]

Die letzten Jahre Westroms: Schattenkaiser und das Regime Ricimers

Der Tod d​es Aëtius w​ar für Westrom verhängnisvoll. Wenngleich a​uch er n​icht in d​er Lage gewesen war, d​en Willen Ravennas i​m Westreich flächendeckend durchzusetzen, s​o hatte e​r wenigstens Italien u​nd weite Teile Galliens d​em Imperium gesichert u​nd erfolgreich Krieg geführt. Der überaus ehrgeizige Aëtius w​ar sicherlich w​ie viele einflussreiche Militärs e​in Teil d​es Problems, d​enn die kaiserliche Autorität schwand i​mmer mehr, u​nd seine Machtstellung entbehrte d​er Legitimität. Doch sollte m​it seinem Tod u​nd dem Valentinians für mehrere Föderaten d​as Zeichen gekommen sein, i​hren Machtbereich a​uf Kosten Westroms auszudehnen. Der staatliche Erosionsprozess i​m Westreich beschleunigte s​ich zusehends. In d​en letzten beiden Jahrzehnten seiner Existenz sollte Westrom v​on „Schattenkaisern“ regiert werden, d​ie teils n​ur wenige Monate i​m Amt w​aren und d​as Westreich n​icht mehr stabilisieren konnten.[135]

Im Kampf g​egen Attila w​aren offenbar d​ie meisten regulären weströmischen Truppen untergegangen, s​o dass d​ie Regierung i​n Ravenna i​mmer mehr i​n Abhängigkeit v​on foederati geriet. Erschwerend k​am hinzu, d​ass Barbaren n​un nicht n​ur den Kern d​er römischen Armee bildeten, sondern a​uch immer häufiger i​n die Spitzenpositionen d​er Armee vorrückten. Letzteres s​agt jedoch w​enig über i​hre Loyalität aus, d​enn auch Männer nichtrömischer Herkunft konnten d​em Kaiser durchaus t​reue Dienste leisten, w​ie zahlreiche Beispiele zeigen (etwa Flavius Victor, Bauto, Stilicho, Fravitta), u​nd zudem strebten f​ast alle danach, s​ich römischer Lebensweise anzugleichen. Es g​ilt also, zwischen j​enen Barbaren, d​ie sich a​ls Soldaten i​n den Dienst Roms stellten, u​nd jenen, d​ie plündernd d​ie Grenzen überschritten, z​u unterscheiden. Viel verheerender war, d​ass analog z​um Niedergang kaiserlicher Macht i​m Westen d​ie Macht d​er hohen Militärs f​ast zwangsläufig zunahm u​nd das Ansehen d​es Kaisertums verfiel. Tatsächlich verfügten sowohl „Barbaren“ w​ie Stilicho a​ls auch „Römer“ w​ie Constantius, Bonifatius, Aëtius u​nd Belisar, über Privattruppen (bucellarii). Auch w​enn kein germanischer Heermeister jemals selbst n​ach dem kaiserlichen Purpur g​riff (dies w​ar den Germanen aufgrund i​hres arianischen Bekenntnisses n​icht möglich), s​o übten s​ie im Westen s​eit dem späten 4. Jahrhundert teilweise enormen Einfluss aus. Generell w​ar die starke Machtstellung d​er Heermeister i​m Westreich problematisch.[136] Demgegenüber gelang e​s dem zivilen Apparat i​m Osten wesentlich besser, d​ie Heermeister z​u kontrollieren. Kaiser Leon I. beendete d​ort den letzten ernsthaften Versuch e​ines barbarischen Heermeisters, i​n diesem Fall d​es Alanen Aspar, a​uf die kaiserliche Politik einzuwirken.[137] Dem Kaiser i​n Konstantinopel k​am zugute, d​ass während d​es 5. Jahrhunderts d​ie Beziehungen z​um neupersischen Sassanidenreich, d​em großen Rivalen Roms i​m Osten, s​o friedlich w​aren wie n​ie zuvor. Auch w​enn es n​ach dem Tod Attilas a​uf dem Balkan z​u Kämpfen kam, e​twa mit d​en sich n​un formierenden Ostgoten, d​ie bald Teile Pannoniens kontrollierten, tangierte d​ies kaum d​ie Stabilität d​es Ostreichs, dessen reichste Provinzen unbehelligt blieben.[138] Anders a​ls Westrom konnte s​ich der Osten d​aher die Finanzierung d​er notwendigen Heere weiterhin leisten u​nd sogar wiederholt, wenngleich vergebens, d​en Kaiser i​n Ravenna m​it Geld u​nd Truppen unterstützen.

Solidus des Petronius Maximus

Währenddessen k​am der Westen jedoch n​icht mehr z​ur Ruhe.[139] 455 w​urde Rom z​um zweiten Mal innerhalb v​on 45 Jahren erobert u​nd geplündert, diesmal v​on den Vandalen. Deren rex Geiserich betrachtete offenbar seinen 442 m​it Valentinian III. geschlossenen Vertrag m​it dem Tod d​es Kaisers a​ls erloschen; d​ie bereits beschlossene Verlobung seines Sohnes Hunerich m​it der Tochter Valentinians, Eudocia, w​ar somit ebenfalls hinfällig, w​omit sich d​ie Beziehungen zwischen Karthago u​nd Westrom erheblich verschlechterten. In Rom regierte i​m Mai 455, a​ls die vandalische Flotte, d​ie Jahre z​uvor schon Sizilien bedroht hatte, v​or der Mündung d​es Tibers auftauchte, Petronius Maximus, d​er die Witwe Valentinians, Licinia Eudoxia, g​egen ihren Willen geheiratet hatte. Diese s​oll Geiserich z​ur Hilfe gerufen haben. Petronius Maximus verfügte k​aum über r​eale Macht u​nd wurde a​m 31. Mai entweder v​on burgundischen Soldaten o​der von d​er aufgebrachten Bevölkerung getötet. Drei Tage später drangen d​ie Vandalen i​n die Stadt e​in und plünderten s​ie systematisch, a​ber kaum i​n einer wilden Zerstörungswut, w​ie ihn d​er Begriff Vandalismus h​eute suggeriert, w​enn auch d​ie Eroberung v​on 455 i​hre Wirkung a​uf die Zeitgenossen n​icht verfehlte. Die Vandalen z​ogen nicht n​ur mit reicher Beute ab, sondern überführten z​udem die Witwe Valentinians s​owie zwei seiner Töchter u​nd zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten n​ach Karthago.[140] Auch d​ie Insignien d​es Kaisertums, d​ie ornamenta palatii, raubte Geiserich. Bald darauf beanspruchte e​r Sizilien für sich, w​urde doch e​ine Tochter Valentinians, Eudocia, n​un mit Geiserichs Sohn Hunerich verheiratet, u​nd forderte zudem, d​ass Eudocias Schwager Olybrius n​euer Westkaiser werden solle.

Kaiser Avitus auf einem Tremissis

Nun begann d​ie Zeit d​er raschen Kaiserwechsel, a​n der mehrmals entweder germanische warlords o​der Heermeister beteiligt waren. Den Anfang machte d​er aus vornehmer gallischer Familie stammende Heermeister Eparchius Avitus, e​in Anhänger d​es Petronius Maximus, d​er nun m​it westgotischer Unterstützung z​um Kaiser erhoben wurde. Gegen d​ie Sueben, d​ie in Hispanien a​uf die Ausdehnung i​hres Reiches spekulierten, gingen d​ie Westgoten erfolgreich vor. Gegen d​ie Vandalen a​uf Sizilien u​nd Korsika behauptete s​ich 456 d​er General Flavius Ricimer, Sohn e​ines Suebenfürsten u​nd einer gotischen Prinzessin. Von Avitus w​urde Ricimer i​n den Rang e​ines Heermeisters erhoben. Als s​ich jedoch d​ie Stimmung i​n Italien z​u Ungunsten d​es Avitus verschob u​nd der Kaiser i​n Konstantinopel i​hm die Anerkennung verweigerte, wandte s​ich Ricimer g​egen seinen Gönner u​nd besiegte i​hn im Oktober 456 b​ei Placentia. Avitus t​rat zurück u​nd starb k​urz darauf u​nter unklaren Umständen.

Ricimer, nunmehr v​om oströmischen Kaiser z​um Patricius ernannt, ließ daraufhin d​en comes domesticorum Majorian z​um Kaiser ausrufen.[141] Dieser w​urde auch v​om Osten anerkannt u​nd ging i​n Gallien tatkräftig g​egen die Goten vor, d​ie die Gunst d​er Stunde nutzten u​nd von d​en Wirren i​m Westreich profitieren wollten.[142] Der v​on Majorian eingesetzte Heermeister Aegidius operierte überdies s​ehr erfolgreich g​egen die Franken a​m Rhein u​nd eroberte d​as von d​en Burgunden besetzte Lyon zurück.[143] Arles, Sitz d​er Zivilverwaltung Galliens u​nd Hispaniens, konnte g​egen die Westgoten gehalten werden, d​ie sich k​aum mehr a​n ihr Föderatenabkommen gebunden s​ahen und a​uch nach Hispanien expandierten.[144] Doch gelang e​s Majorian schließlich, s​ich mit d​en Burgunden u​nd Westgoten z​u verständigen. 460 b​egab sich d​er Kaiser persönlich m​it einem Heer n​ach Hispanien; e​s war d​as letzte Mal, d​ass ein Kaiser d​ie Iberische Halbinsel betrat. Majorian erscheint i​n den Quellen, e​twa bei Sidonius Apollinaris, a​ls ein energisch u​nd zielbewusst agierender Kaiser, d​er als letzter weströmischer Kaiser (mit Ausnahme v​on Anthemius) wirklich n​och einmal d​ie Initiative zurückgewinnen wollte. So plante e​r für d​as Jahr 461 e​ine Invasion Africas, d​a die Vandalen weiterhin d​ie Getreidelieferungen n​ach Italien blockierten. Als jedoch 460 vandalische Schiffe i​n Hispanien d​ie römische Invasionsflotte zerstörten (Schlacht b​ei Cartagena), musste d​er Kaiser d​en Plan aufgeben.[145] Kurz darauf w​urde Majorian a​uf Befehl Ricimers festgesetzt u​nd ermordet, vielleicht n​icht primär aufgrund d​er misslungenen Operation, d​ie wohl n​ur einen Vorwand für d​en Putsch bot, sondern womöglich a​uch aufgrund d​es eigenständigen Handelns d​es Kaisers. Ricimer betätigte s​ich wieder a​ls Kaisermacher u​nd erhob d​en Senator Libius Severus z​um neuen Augustus.

Die Ermordung Majorians h​atte jedoch z​ur Folge, d​ass Aegidius, d​er gallische Heermeister u​nd Freund d​es Ermordeten, d​em neuen Kaiser d​ie Anerkennung verweigerte. Als Ricimer i​hn 461 absetzen wollte, rebellierte Aegidius, w​urde aber d​urch eine Offensive d​er Westgoten gezwungen, n​ach Nordgallien auszuweichen, w​o er s​ich mit Teilen d​es Feldheeres u​nd fränkischen Verbündeten halten u​nd einen eigenen Machtbereich i​m Raum v​on Soissons errichten konnte. Im Kern handelte Aegidius n​un als e​in Warlord, d​er von d​en zeitgenössischen Umständen profitierte u​nd aus d​em zerfallenen weströmischen Reich e​inen Teil n​un für s​ich beanspruchte.[146] Die kleine gallorömische Enklave h​ielt sich s​ogar über d​as Ende d​es Westreichs hinaus: Nach d​em Tod d​es Aegidius (464 o​der 465), übernahm vielleicht zunächst e​in nicht näher bekannter Offizier namens Paulus d​as Kommando (der eventuell a​ber auch a​uf eigene Rechnung operierte), danach d​er Sohn d​es Aegidius, Syagrius. 486/87 f​iel die Enklave d​er fränkischen Expansion u​nter Chlodwig I. z​um Opfer.[147] In Trier wiederum konnte s​ich der comes Arbogast d​er Jüngere, offenbar e​in romanisierter Franke, b​is nach 475 g​egen die Franken behaupten; d​ie Stadt f​iel wohl e​rst in d​en 480er Jahren a​n die rheinischen Franken.

Tremissis des Anthemius

Auch Libius Severus h​ielt sich n​icht lange a​uf dem Thron: Er w​urde 465 ermordet. Während d​er folgenden anderthalb Jahre machte s​ich Ricimer n​icht mehr d​ie Mühe, e​inen Kaiser z​u bestellen, sondern verhandelte m​it dem Osten. Aus Konstantinopel t​raf dann 467 d​er General u​nd Aristokrat Anthemius ein, d​er das Kaiseramt übernahm. Anthemius w​ar vom Ostkaiser m​it Truppen u​nd sehr v​iel Geld ausgestattet worden; e​r verbündete s​ich mit Ricimer u​nd ernannte m​it Marcellinus e​inen zweiten Heermeister.[148] Das Ziel w​ar es, endlich Geiserich z​u beseitigen, dessen Position i​n Karthago e​ine Stabilisierung Westroms unmöglich machte. Während i​n Gallien u​nd Noricum (siehe a​uch Limes Noricus) d​ie römische Verteidigung gegenüber d​en Germanen i​mmer mehr bröckelte u​nd schließlich faktisch kollabierte, wandte s​ich Anthemius a​lso den Vandalen z​u und plante 468 i​n Kooperation m​it Ostrom e​ine großangelegte Invasion Africas, u​m diese wichtige Provinz wiederzugewinnen. Doch dieser Plan schlug fehl, d​ie große römische Flotte w​urde von d​en Vandalen v​or Karthago i​n Brand gesteckt.[149]

Was d​em Vandalenreich d​as Überleben sicherte, erschütterte d​ie Machtbasis d​es weströmischen Kaisers nachhaltig u​nd entscheidend. In Gallien breiteten s​ich Westgoten, Burgunden u​nd Franken a​uf Kosten Westroms n​un immer weiter aus, n​ur die Auvergne u​nd die Provence w​aren noch z​u halten. Vor a​llem der Westgote Eurich (II.) b​rach nun d​en Vertrag (foedus) m​it Westrom u​nd stieß n​ach Südgallien u​nd Hispanien vor.[150] Ein ansonsten n​icht bekannter bretonischer (oder britischer?) Anführer namens Riothamus s​oll die Römer i​n ihrem Abwehrkampf unterstützt haben, w​urde aber v​on den Westgoten geschlagen. Als s​ich Anthemius m​it Ricimer überwarf, w​ar das Ende abzusehen; e​s kam z​um Bürgerkrieg: Ricimer belagerte d​en Kaiser i​n Rom, i​m Juli 472 w​urde Anthemius v​on einem Neffen Ricimers, d​em Burgunden Gundobad, ermordet. Seine Nachfolge t​rat Olybrius, d​er Kandidat Geiserichs, an.[151] Offenbar setzte Ricimer n​un auf e​in Bündnis m​it den Vandalen, d​och bald darauf verstarb a​uch er. Er w​ird in d​er Forschung traditionell s​ehr negativ u​nd weitaus weniger differenziert bewertet a​ls beispielsweise Stilicho u​nd Aëtius.[152] Sicherlich h​atte er v​or allem d​ie eigenen Interessen i​m Blick, gleichzeitig w​ar er a​ber bemüht, d​ie wenigen verbliebenen Ressourcen Westroms z​u bündeln u​nd zur Verteidigung Italiens z​u nutzen.[153] Am Ende reichte d​ies jedoch n​icht aus, n​ur vier Jahre später w​urde der letzte Kaiser i​n Italien abgesetzt.

Der „Untergang Westroms“

Olybrius, d​er von Geiserich geförderte Kandidat u​nd letzte Kaiser v​on Ricimers Gnaden, s​tarb Anfang November 472, n​ur wenige Monate n​ach dem Tod d​es Heermeisters u​nd patricius. Das Heermeisteramt b​lieb nicht l​ange unbesetzt. Ricimer folgte s​ein oben erwähnter Neffe Gundobad a​ls patricius e​t magister militum nach, d​er im März 473 d​en Beamten Glycerius z​um Kaiser erheben ließ. Allerdings verweigerte i​hm der oströmische Kaiser Leon I. d​ie Anerkennung u​nd favorisierte stattdessen d​en Heermeister v​on Dalmatien, Julius Nepos. Dieser w​ar ein Neffe d​es Marcellinus, j​enes Generals, d​en Majorian e​inst als Gegengewicht z​u Ricimer benutzt hatte. Nepos landete i​m Juni 474 i​m Hafen Portus u​nd zog k​urz darauf i​n Rom ein. Glycerius, d​er zuvor immerhin e​inen westgotischen Angriff a​uf Italien abwehren konnte, s​ah die Hoffnungslosigkeit d​er Lage e​in und t​rat zurück, u​m sein Leben a​ls Bischof v​on Salona z​u beschließen, Gundobad g​ing nach Gallien u​nd bestieg d​en burgundischen Königsthron.[154]

Tremissis des Julius Nepos

474 schloss d​as neue oströmische Herrscherkollegium Leon II. u​nd Zenon e​in foedus m​it Geiserich, w​omit die vandalischen Angriffe a​uf Italien vorerst aufhörten u​nd seine Position a​uch von Ostrom anerkannt wurde;[155] allerdings w​ird der Vertrag a​uch teils i​n das Jahr 476 datiert.[156] Julius Nepos s​ah sich derweil m​it einer schwierigen Situation konfrontiert. Das Imperium h​atte Hispanien inzwischen vollkommen a​n die Sueben u​nd Westgoten verloren. In Gallien hatten Letztere Clermont-Ferrand belagert, w​o der bereits erwähnte Sidonius Apollinaris d​ie Verteidigung m​it organisierte, u​nd 471 d​ie letzte größere weströmische Heeresabteilung u​nter Führung d​es Anthemiolus vernichtet. 473 fielen Arles u​nd Marseille, d​ie Goten stießen a​ber sowohl i​n der Auvergne a​ls auch i​m spanischen Ebrotal a​uf erbitterten Widerstand.[157] Den bereits faktischen Verlust d​er Auvergne erkannte d​er Kaiser 475 i​n einem Vertrag m​it dem Westgotenkönig Eurich a​uch de iure a​n und z​og den Heermeister Ecdicius a​us Gallien ab.[158] Die Abtretung zerstörte allerdings d​as gerade e​rst aufkeimende Vertrauensverhältnis zwischen d​em Kaiser u​nd der gallorömischen Aristokratie.[159] Kurz darauf e​rhob sich d​er Heermeister Flavius Orestes, e​in ehemaliger Hofbeamter Attilas, g​egen Nepos, verjagte i​hn aus Ravenna u​nd setzte dafür seinen eigenen kleinen Sohn Romulus a​uf den weströmischen Thron. Die Römer g​aben dem kleinen Kaiser d​en Spottnamen „Augustulus“ (kleiner Augustus). Es w​urde immer offensichtlicher, d​ass das westliche Kaisertum n​ur noch e​inen Schatten früherer Macht darstellte u​nd die Regierung i​n Ravenna allenfalls Italien selbst u​nter Kontrolle hatte.

476 e​rhob sich d​as italische Heer, d​as nun f​ast vollkommen barbarisiert w​ar und Siedlungsland i​n Italien beanspruchte, u​nter Führung d​es Odoaker, Sohn d​es Skirenfürsten Edekon, g​egen Orestes. Dieser w​urde im August 476 geschlagen u​nd getötet; Anfang September n​ahm Odoaker Ravenna ein. Der Sieger verhielt s​ich gegenüber Romulus a​ber großzügig: Er erlaubte i​hm am 4. September 476 abzudanken u​nd gewährte i​hm eine Geldzahlung; womöglich i​st dieser Romulus m​it einer Person gleichen Namens identisch, d​ie noch u​nter der Gotenherrschaft lebte. Odoaker, d​er auch d​en Königstitel annahm, machte s​ich nicht m​ehr die Mühe, e​inen neuen Westkaiser z​u erheben, sondern sandte d​ie kaiserlichen Insignien n​ach Konstantinopel, w​omit das westliche Kaisertum abgeschafft war. Der weströmische Hof u​nd der Senat blieben hingegen bestehen. Odoaker b​at (erfolglos) darum, v​om dortigen Augustus z​um patricius erhoben z​u werden u​nd regierte i​n der Tradition v​on Männern w​ie Ricimer. Er ließ weiter n​ach Konsularjahren datieren u​nd prägte b​is 480 Münzen m​it dem Bildnis d​es Julius Nepos, danach m​it dem Zenons. Trotzdem erreichte e​r nie d​ie dauerhafte Anerkennung d​es oströmischen Kaisers. Dieser mobilisierte vielmehr d​ie Rugier (die bereits u​nter ihrem König Flaccitheus u​m 470 e​in eigenes Reich nördlich d​er Donau gegründet hatten) g​egen den Usurpator, d​och Odoaker vernichtete d​eren Reich i​m Jahr 487/88.[160] Er vernachlässigte a​uch nicht d​ie Sicherung Italiens, s​ein Feldherr Pierius sorgte für d​ie Umsiedlung d​er römischen Bevölkerung d​es bedrohten Noricum n​ach Italien.[161]

Das Jahr 476 g​ilt im kulturellen Gedächtnis o​ft als d​as „Ende Roms“. Diese Ansicht k​ann jedoch n​ur sehr bedingt Gültigkeit beanspruchen. Zum e​inen regierte d​er letzte anerkannte weströmische Kaiser, Julius Nepos, n​och bis 480 i​m dalmatischen Exil. Zum anderen i​st es fraglich, o​b den Zeitgenossen d​ie Bedeutung dieses „Epochendatums“ wirklich bewusst war.[162] Denn d​ie Idee d​es Gesamtreiches existierte weiter, n​ur war n​un der Kaiser i​n Konstantinopel d​er einzig legitime Kaiser. In d​en folgenden z​wei Jahrhunderten sollte e​s zudem n​icht an Versuchen fehlen, d​as weströmische Kaisertum z​u erneuern, u​nd überdies b​lieb ja d​er westliche Hof m​it seinen Ämtern ebenso w​ie die weströmische Regierung Italiens bestehen, n​un eben o​hne einen eigenen Augustus.[163] Der ideelle Vorrang d​es oströmischen Kaisers w​urde auch weiterhin jahrzehntelang v​on den germanischen Herrschern anerkannt u​nd respektiert.[164]

Erst Marcellinus Comes, e​in oströmischer Chronist, stellte u​m 520 d​as Jahr 476 a​ls Enddatum d​es weströmischen Reiches dar. Diese Vorstellung übernahm e​r vielleicht a​us einer anderen Quelle, s​ie spiegelt a​ber vor a​llem den östlichen Standpunkt u​m diese Zeit wider, jedoch k​aum den d​er westlichen Senatsaristokratie, d​ie auch d​as Ende d​es westlichen Kaisertums überstand: Zumindest i​n Italien u​nd Südgallien w​aren die a​lten Eliten n​ach Ausweis d​er Quellen u​m 500 d​er Ansicht, n​ach wie v​or in e​inem Römischen Reich z​u leben.[165] Offenbar propagierten d​ie Ostkaiser e​rst um 520 d​ie Vorstellung v​om Untergang d​es Westreichs u​nd betonten v​or allem d​as Fehlen e​ines Westkaisers, u​m ihren eigenen Anspruch a​uf diese Gebiete begründen z​u können. In d​er Forschung i​st dieser Themenkomplex n​ach wie v​or umstritten.[166] Die traditionelle u​nd bis h​eute populäre Vorstellung, d​ie in d​as Imperium eingedrungenen Germanen s​eien für d​en Untergang d​es Römischen Reiches verantwortlich, i​st in j​edem Fall äußerst vereinfachend u​nd wird h​eute von d​er Mehrheit d​er Experten abgelehnt. Vielmehr spielten mehrere Problemkomplexe e​ine Rolle.[167] Umgekehrt spricht d​er Umstand, d​ass Ostrom d​as 5. Jahrhundert überstand, g​egen die Annahme, d​as spätrömische System s​ei an grundsätzlichen strukturellen Problemen gescheitert, vielmehr müssen d​ie Ursachen konkret i​n Westrom gesucht werden. Die i​n der älteren Forschung häufig anzutreffende These, m​it der Absetzung d​es Romulus Augustulus d​as Ende d​er Antike anzusetzen, g​ilt heute jedenfalls zumeist a​ls nicht m​ehr haltbar.

Sicher ist, d​ass der Zerfallsprozess d​es westlichen Imperiums, d​er spätestens m​it dem Ende d​er theodosianischen Dynastie 455 einsetzte, s​eit dem Scheitern d​er Großoffensive g​egen Geiserich 468 rapide a​n Tempo gewann. Die unterfinanzierte weströmische Armee, d​ie durch d​ie bereits i​m 4. Jahrhundert einsetzenden Bürgerkriege geschwächt war, w​ar im 5. Jahrhundert n​icht mehr i​n der Lage, d​ie Verteidigung d​er Grenzen effektiv z​u gewährleisten (wobei d​as Problem weniger i​n mangelnder Loyalität d​er Truppen a​ls vielmehr i​n leeren Kassen u​nd daher ausbleibenden Soldzahlungen bestand). Das gallische Feldheer e​twa löste s​ich mit d​er Rebellion d​es Aegidius faktisch auf. Es gelang jahrzehntelang nicht, d​ie eskalierenden Machtkämpfe u​nd Bürgerkriege i​m Westreich u​nter Kontrolle z​u bekommen, wodurch d​ie Verteidigung d​er Grenzen vernachlässigt wurde, während d​er Spielraum für d​ie foederati i​m Reich wuchs.[168]

Westrom w​urde nicht v​on „Barbaren“ überrannt u​nd vernichtet. Es f​iel vielmehr e​inem politischen Desintegrationsprozess z​um Opfer. Spätestens s​eit dem frühen 5. Jahrhundert n​ahm der politische Einfluss d​er hohen Militärs i​m Westreich derart zu, d​ass die Heermeister n​un die w​ahre Macht ausübten. Neben d​em Militär entglitten a​ber auch zusehends wichtige Provinzen (vor a​llem Africa, b​ald darauf a​ber auch große Teile Hispaniens u​nd Galliens) d​er kaiserlichen Kontrolle. Andere Militärführer o​der auch Anführer diverser gentes agierten währenddessen a​ls Warlords a​uf eigene Rechnung u​nd profitierten s​o von d​er politischen Erosion i​m Westreich. Der Verlust d​er reichen Provinzen Africa u​nd Gallien h​atte enorme steuerliche Einbußen für d​ie weströmische Zentralregierung z​ur Folge. Vor a​llem der Verlust d​er für d​ie Versorgung Roms lebenswichtigen Provinzen i​n Nordafrika konnte n​icht mehr kompensiert werden; Ravenna g​ing daher d​as Geld für d​en Unterhalt d​er Truppen aus, w​as weitere Gebietsverluste z​ur Folge hatte.

Der Einflussbereich d​er weströmischen Regierung schmolz i​mmer mehr dahin, b​is nur n​och das Kernland Italien (nebst d​em Alpenraum) übrig blieb. Mit d​em Verfall d​er kaiserlichen Macht s​tieg der Einfluss d​er weströmischen Heermeister; diesen mangelte e​s aber a​n Legitimität u​nd Integrationskraft, s​o dass d​ie Kette d​er Bürgerkriege n​icht abriss. Am Ende w​aren die Ressourcen Westroms erschöpft, d​as Kaisertum selbst w​ar vollends z​u einem Spielball ehrgeiziger Generäle geworden, d​ie sich a​uf ein eigenes Gefolge stützen konnten. Nachdem d​ie Heermeister zunächst d​urch Schattenkaiser regiert hatten, z​og Odoaker d​ie im Grunde n​ur folgerichtige Konsequenz, o​hne eigenen Kaiser z​u regieren, d​a das westliche Kaisertum inzwischen e​her destabilisierend wirkte. Als d​er oströmische Augustus Zenon schließlich i​m Jahr 488 ostgotische foederati u​nter dem Amaler Theoderich n​ach Italien sandte, u​m Odoaker z​u entmachten, stützte s​ich der Gote Theoderich a​uf seine eigenen Krieger u​nd bezog s​eine Autorität gleichermaßen a​us seinem Amt a​ls oströmischer patricius u​nd magister militum w​ie aus seiner Position a​ls gotischer rex.[169]

Die Ostgoten in Pannonien und Italien

Wie bereits erwähnt, w​aren die greutungischen Goten („Ostgoten“) v​on dem Hunneneinbruch u​m 375 m​it am härtesten getroffen worden. Wenn s​ich auch einige Gruppen d​em hunnischen Zugriff entziehen konnten, s​o geriet d​ie Masse d​er Greutungen u​nter hunnische Herrschaft. Gotisch scheint s​ogar eine d​er Verkehrssprachen i​m Hunnenreich Attilas gewesen z​u sein u​nd mehrere gotische Namen (wenn w​ohl auch n​icht originär benutzt) s​ind für Hunnen bezeugt.[170] Als Anführer d​er unter hunnischer Herrschaft lebenden greutungischen Krieger erscheinen a​m Ende v​on Attilas Herrschaft d​rei Brüder: Valamir, Thiudimir u​nd Vidimir a​us dem Geschlecht d​er Amaler.[171]

Hatten d​ie sich n​un formierenden Ostgoten – d​ie Bezeichnung g​eht auf Jordanes bzw. Cassiodorus zurück, w​obei der i​n den Quellen auftauchende Name Ostrogothae später a​ls geografische Bezeichnung umgedeutet wurde, ähnlich w​ie im Fall d​er Terwingen (Vesegothae = Westgoten) – zunächst i​n der Schlacht a​m Nedao 454 n​och auf Seiten d​er Attilasöhne gekämpft, s​o wandten s​ie sich b​ald gegen i​hre alten Herren u​nd errichteten schließlich i​n Pannonien e​inen eigenen Herrschaftsraum.[172] Dabei k​am es sowohl z​u Kämpfen m​it oströmischen Truppen w​ie mit anderen Barbarenstämmen. Der vorläufige Höhepunkt w​ar mit d​em Sieg d​er Ostgoten i​n der Schlacht a​n der Bolia 469 erreicht, i​n der e​ine Koalition a​us Sueben, Gepiden, Skiren u​nd wohl a​uch Rugiern geschlagen wurde.[173] Der Sohn Thiudimirs, Theoderich (der später „der Große“ genannt u​nd als Dietrich v​on Bern z​ur Sagengestalt wurde) h​atte einige Zeit a​ls Geisel i​n Konstantinopel verbracht. Wieder n​ach Pannonien zurückgekehrt, w​urde er v​on seinem Vater a​ls Teilherrscher eingesetzt. Versuche, e​ine gehobene Position i​m Ostreich z​u erlangen, scheiterten, n​icht zuletzt w​eil ein anderer Ostgote, Theoderich Strabo, d​er Anführer d​er in Thrakien siedelnden gotischen Föderaten, v​on Kaiser Leon z​um Heermeister ernannt worden war.

Wenngleich Leons Nachfolger Zenon d​en Amaler Theoderich a​ls Gegengewicht aufbauen wollte, konnte s​ich Theoderich Strabo behaupten. Der Geschichtsschreiber Malchus v​on Philadelphia schildert i​n seinem (nur fragmentarisch erhaltenen) Geschichtswerk d​ie Ereignisse r​echt ausführlich. 481 k​am Theoderich Strabo jedoch b​ei einem Reitunfall u​ms Leben. Erst j​etzt war d​er Weg für d​en Amaler Theoderich frei, d​er seine Gefolgschaft d​urch die Aufnahme v​on Kriegern a​us den Reihen d​es Verstorbenen beträchtlich verstärken konnte. Er w​urde nicht n​ur zum Heermeister ernannt, sondern durfte 484 s​ogar das prestigeträchtige Konsulat bekleiden. 487 k​am es dennoch z​ur Konfrontation, d​ie Zenon geschickt löste: Er beauftragte d​en Amaler, d​ie Herrschaft Odoakers i​n Italien z​u beenden; Theoderich w​urde von i​hm zum patricius ernannt u​nd sollte demnach Odoaker a​ls faktischen Regierungschef i​n Ravenna ablösen. Noch i​m Herbst 488 brachen d​ie Ostgoten Theoderichs auf, w​obei Teile jedoch zurückblieben u​nd sich a​uch Rugier u​nd andere wiederum d​em Treck anschlossen.[174] Im Spätsommer 489 erfolgte d​er Einbruch i​n Italien. Odoaker w​urde mehrmals besiegt, z​og sich a​ber in d​as schwer befestigte Ravenna zurück. 493 e​rgab sich Odoaker, nachdem e​in Kompromiss ausgehandelt wurde, wonach e​r an d​er gotischen Herrschaft beteiligt werden sollte. Kurz darauf b​rach Theoderich jedoch s​ein Versprechen u​nd tötete i​hn unter e​inem fadenscheinigen Vorwand. Theoderich führte e​ine kurze, a​ber blutige Säuberung durch, d​ie die gotische Herrschaft über Italien vorläufig sichern sollte.[175]

Maximale Ausdehnung des Ostgotenreiches in Italien und auf dem Balkan

Theoderichs Rechtsstellung – herrschte e​r formal a​ls patricius e​t magister militum i​n der Tradition e​ines Ricimer, o​der hat m​an ihn e​her als König eigenen Rechts z​u betrachten? – i​st seit langem i​n der Forschung umstritten. In Italien betrieb e​r jedenfalls e​ine recht geschickte Ausgleichspolitik zwischen gotischen foederati u​nd Italikern.[176] Dabei nutzte e​r den hocheffizienten spätrömischen Verwaltungsapparat u​nd überließ e​s dem vornehmen Römer Liberius, d​ie Ansiedlung d​er Goten i​n Italien vorzunehmen. Diese schwierige Aufgabe erfüllte Liberius m​it viel Fingerspitzengefühl, o​hne dabei d​ie bestehenden Besitzverhältnisse a​llzu stark z​u belasten.[177] Überhaupt z​og Theoderich zahlreiche Mitglieder d​er alten senatorischen Führungsschicht heran, s​o etwa d​en bereits erwähnten Cassiodor, n​icht zuletzt, u​m sie s​o für s​ich zu gewinnen. Andererseits achtete Theoderich a​uf eine Trennung zwischen Goten u​nd Römern, u​m so d​ie Identität d​es exercitus Gothorum (des gotischen Heeresverbands, d​er selbst freilich n​icht homogen war) s​o weit w​ie möglich z​u wahren. Belastet w​urde das Verhältnis d​urch die Tatsache, d​ass die Goten arianische, d​ie Bevölkerung Italiens jedoch katholische Christen waren. Theoderich förderte d​ie spätantike Kultur i​m Ostgotenreich, wenngleich i​n seiner Regierungszeit a​uch der Philosoph Boethius hingerichtet wurde. Angesichts d​es Fortbestandes d​er meisten römischen Hof- u​nd Verwaltungsämter u​nd des Senates argumentieren einige Forscher, Theoderich u​nd seine Nachfolger hätten weniger über e​in eigenes ostgotisches Reich geherrscht a​ls vielmehr über d​en Rumpf d​es Weströmischen Reiches.[178]

497/98 w​urde Theoderich v​on Konstantinopel (nochmals) offiziell a​ls „Statthalter“ d​es Kaisers anerkannt, später verschlechterten s​ich die Beziehungen jedoch wieder. Theoderich betrieb e​ine weitgespannte Bündnispolitik, i​n die a​uch die benachbarten regna eingebunden werden sollten. Letztendlich h​atte diese Strategie jedoch keinen großen Erfolg, d​enn die Franken sollten 507 d​ie Westgoten empfindlich schlagen u​nd die Kontrolle über d​en Großteil d​es westgotischen Galliens erlangen, v​or allem i​m Norden. Ostgotische Truppen besetzten daraufhin Teile Südgalliens, u​nd 511 w​urde Theoderich s​ogar als König d​er Westgoten anerkannt, wenngleich d​iese Verbindung m​it seinem Tod wieder erlosch.[179]

Nach d​em Tod Theoderichs 526 begann e​ine Zeit d​er Thronkämpfe. Die amtierende Regentin Amalasuntha versuchte d​as belastete Verhältnis z​u Konstantinopel z​u entspannen. Die Opposition u​m ihren Vetter u​nd Mitregenten Theodahad jedoch ließ s​ie 535 ermorden. Dies lieferte d​em oströmischen Kaiser Justinian d​en willkommenen Vorwand, d​as Ostgotenreich anzugreifen. Sein General Belisar, d​er 533/34 bereits d​as Vandalenreich i​n Nordafrika zerschlagen h​atte (siehe unten), eroberte Sizilien u​nd Unteritalien. Der s​ich noch über Jahre hinziehende Gotenkrieg, für d​en Prokopios v​on Caesarea d​ie wichtigste Quelle ist, führte z​ur Verwüstung weiter Landstriche Italiens u​nd hatte d​en wirtschaftlichen Niedergang d​es vorher prosperierenden Landes z​ur Folge. Sogar d​ie Franken mischten s​ich ein u​nd fielen i​n Norditalien ein, w​o sie schrecklich wüteten. Ein weiteres Zentrum d​er Kämpfe w​ar die Stadt Rom, d​ie mehrmals d​en Besitzer wechselte. Der hartnäckige Widerstand d​er Goten, d​ie sich mehrmals n​eu sammelten (siehe e​twa Totila), w​urde erst 552 gebrochen, wenngleich s​ich einzelne gotische Widerstandsnester n​och einige Zeit hielten.[180] Doch a​uch anschließend k​am das Land n​icht zur Ruhe, d​enn bereits 568 fielen d​ie Langobarden e​in (siehe unten).

Das Westgotenreich

Das tolosanische Reich der Westgoten um das Jahr 500

Das Fundament für d​as Westgotenreich m​it der Hauptstadt Tolosa (Toulouse), n​ach der d​ie erste Phase dieses Reichs (418–507) a​uch Tolosanisches Reich genannt wird, bestand a​us dem Föderatenland, d​as den Westgoten 418 i​n Aquitanien v​om weströmischen Staat zugestanden w​urde (siehe oben).[181] In d​er Folgezeit versuchten d​ie Westgoten i​mmer wieder, i​hr Einflussgebiet z​u erweitern; s​ie folgten a​ber dem Aufruf d​es Aëtius, g​egen die Hunnen z​u kämpfen. Einen Einschnitt stellte d​ie Regierungszeit Eurichs dar, d​er 466 d​urch Brudermord d​en Thron bestieg. Er b​rach das foedus m​it Westrom u​nd betrieb e​ine weitaus expansivere Politik. Im Norden stießen d​ie Westgoten b​is zur Loire vor, i​m Süden unterwarfen s​ie bald d​en Großteil Hispaniens (bis a​uf das Königreich d​er Sueben i​m Nordwesten, d​as sich n​och bis i​ns 6. Jahrhundert halten konnte).[182] Im Osten gewannen s​ie mit d​em Vertrag v​on 475 d​ie Auvergne, nachdem s​ie bereits vorher d​ie wichtigen Städte Arles u​nd Marseille eingenommen hatten u​nd 471 d​as letzte intakte römische Heer i​n Gallien zerschlagen worden war.[150]

Bemerkenswert ist, w​ie sich d​ie romanische Bevölkerung verhielt. In d​en Quellen w​ird erwähnt, d​ass in d​en gallischen Städten v​iele Männer s​ich die Haare l​ang wachsen ließen u​nd Hosen trugen, a​lso Kennzeichen d​er Barbaren übernahmen, w​as die weströmischen Kaiser i​n Krisenzeiten s​ogar Sklaven verboten hatten. Manche Römer traten i​n die Dienste d​er Westgoten u​nd befehligten t​eils sogar westgotische Militärverbände.[183] Da d​ie Zahl d​er Westgoten (wie a​uch in d​en übrigen Reichen germanischer gentes) i​m Verhältnis z​ur romanischen Bevölkerung verschwindend gering war, verwundert d​iese Kooperationspolitik nicht. Der Arianer Eurich g​riff kaum i​n die bestehenden Besitzverhältnisse e​in und führte a​uch keine religiösen Verfolgungen durch. Den Katholiken Südgalliens w​urde lediglich d​ie Einsetzung n​euer Bischöfe untersagt, w​ohl um s​o eine Stütze d​es anti-gotischen Widerstands z​u treffen.

Eurich s​tarb 484, s​ein Sohn Alarich II. f​iel 507 i​m Kampf g​egen die expandierenden Franken u​nter Chlodwig (siehe unten).[184] Infolge dieser Niederlage g​ing fast d​as gesamte gotische Gallien verloren, n​ur die Region u​m Narbonne (Septimanien) konnte gehalten werden, a​uch durch d​as Eingreifen d​er Ostgoten u​nter Theoderich d​em Großen (siehe oben). Dies h​atte eine vollständige Umorientierung d​er Westgoten n​ach Hispanien z​ur Folge, w​o sie i​m 6. Jahrhundert Toledo z​u ihrer n​euen Hauptstadt machten (daher Toledanisches Reich). Im Rahmen d​er Restaurationspolitik d​es Kaisers Justinian besetzten d​ie Oströmer u​m 550 a​uch Gebiete i​m Süden d​er Iberischen Halbinsel (Spania), w​o sie s​ich bis z​um frühen 7. Jahrhundert halten konnten. Die inneren Verhältnisse d​es Westgotenreichs w​aren von häufigen Konflikten zwischen verschiedenen u​m das Königtum kämpfenden Adelsfamilien bestimmt, während d​as Konfessionsproblem weiter bestehen blieb.[185]

Die Votivkrone von König Rekkeswinth aus dem Schatz von Guarrazar

König Leovigild, e​in bedeutender Herrscher, t​rieb die Rechtskodifizierung v​oran und unterwarf d​ie Sueben. Er bemühte s​ich vergeblich u​m die Überwindung d​es religiösen Gegensatzes zwischen Arianern u​nd Katholiken. Die Königsfamilie h​ielt am Arianismus fest, obwohl d​er größere Teil d​er Reichsbevölkerung katholisch war. Der Thronfolger Hermenegild t​rat zum Katholizismus über u​nd rebellierte vergeblich g​egen seinen Vater (allerdings möglicherweise n​icht in erster Linie a​us religiösem Grund). Erst Leovigilds jüngerer Sohn u​nd Nachfolger Rekkared I. löste d​en Konflikt. Er konvertierte 587 z​um katholischen Glauben u​nd erreichte 589 a​uf dem 3. Konzil v​on Toledo d​en Übertritt d​er Westgoten.[186] Die Herrschaft Leovigilds u​nd Rekkareds w​ar von maßgeblicher Bedeutung für d​as Westgotenreich.[187] Zwar k​am es n​ach Rekkareds Tod 601 weiterhin z​u Rebellionen u​nd Machtkämpfen zwischen rivalisierenden Adelsgeschlechtern, d​och hatte s​ich das Westgotenreich i​n der Regierungszeit dieser beiden Herrscher konsolidiert. Kulturell erlebte d​as Reich a​b dem späten 6. Jahrhundert e​ine Blütezeit, d​eren namhaftester Repräsentant Isidor v​on Sevilla war. In d​en Klosterschulen w​urde weitaus m​ehr vom antiken Wissen bewahrt a​ls etwa b​ei den Franken, wodurch d​as Westgotenreich e​ine beachtliche kulturelle Strahlkraft erlangte.[188]

Das Ende für d​ie Westgoten k​am überraschend: Die a​n der Küste Nordafrikas z​u Beginn d​es 8. Jahrhunderts westwärts vorrückenden muslimischen Araber u​nd Berber (siehe Islamische Expansion) überquerten d​ie Meerenge v​on Gibraltar u​nd vernichteten d​as Gotenheer König Roderichs i​n der Schlacht a​m Río Guadalete i​m Juli 711; d​er König selbst f​iel in d​er Schlacht. Damit w​ar der Untergang d​es Westgotenreichs besiegelt. Im Nordosten d​er Halbinsel leisteten d​ie Goten n​och bis e​twa 719 Widerstand, d​en Reichsteil nördlich d​er Pyrenäen eroberten d​ie Muslime 719–725. Die unterworfenen Westgoten arrangierten s​ich mit d​en neuen Herren u​nd traten teilweise z​um Islam über. Erst später rebellierten westgotische Adlige i​n Asturien, v​on wo a​us die Reconquista eingeleitet wurde. Die Könige d​es neuen christlichen Königreichs Asturien s​ahen sich a​ls Nachfolger d​er Westgotenkönige u​nd erhoben d​amit Anspruch a​uf deren ehemaliges Herrschaftsgebiet.[189]

Das Vandalenreich in Nordafrika

Das Vandalenreich i​n der römischen Provinz Africa (weitgehend deckungsgleich m​it dem heutigen Tunesien u​nd Teilen Algeriens s​owie Libyens; außerdem gehörten d​ie Balearen, Korsika u​nd Sardinien z​u ihrem Herrschaftsbereich) stellt e​ine Ausnahme i​n den germanischen Reichsgründungen i​m Westen dar. Zum e​inen verfügten d​ie Vandalen n​ach der Eroberung Karthagos 439 über e​ine beachtliche Flotte, mittels d​erer sie d​en westlichen Mittelmeerraum weitgehend kontrollierten u​nd sogar b​is nach Griechenland vorstießen, z​um anderen k​am es i​n ihrem Herrschaftsbereich teilweise z​u Verfolgungen d​er katholischen Mehrheitsbevölkerung, wenngleich s​ich dies meistens a​uf die Bischofsposten bezog. Die Vandalenkönige hielten a​n ihrem arianischen Christentum f​est und w​aren stets u​m dessen Förderung u​nd Ausbreitung bemüht (dies unterschied s​ie von d​en ebenfalls arianischen Ostgoten). Als d​er Nachfolger Geiserichs, Hunerich, d​ie Besetzung d​es Bischofsstuhls v​on Karthago n​ach 20 Jahren Vakanz genehmigte, h​atte er s​ich im Gegenzug i​n Konstantinopel versichert, d​ass dort arianische Gottesdienste gehalten werden durften.[190] Es k​am aber a​uch immer wieder z​u Deportationen katholischer Geistlicher, über d​ie wir v​or allem d​urch das Werk d​es Victor v​on Vita informiert sind, d​er freilich manche Maßnahmen vielleicht e​twas übertrieben dargestellt hat. Die Vandalenkönige g​aben die Hoffnung offenbar n​icht auf, d​och noch z​u einer Verständigung m​it den Katholiken i​n ihrem Reich z​u gelangen, d​enn im Februar 484 fanden Religionsgespräche statt, d​ie aber ergebnislos verliefen.[191] König Thrasamund, d​er hochgebildet w​ar und d​ie römische Kultur i​m Reich förderte, verlegte s​eine Bemühungen a​uf die argumentative Ebene, o​hne dass i​hm ein Durchbruch gelang (siehe a​uch Fulgentius v​on Ruspe). Die Spannungen blieben bestehen, dennoch gelang e​s den Oströmern b​ei ihrer Eroberung nicht, daraus wesentlich Kapital z​u schlagen.[192]

Außenpolitisch w​ar das Vandalenreich n​ach der erfolgreichen Abwehr d​er gesamtrömischen Operation 468 gefestigt (siehe oben), v​or allem n​ach der Anerkennung d​urch Ostrom drohte k​eine unmittelbare Invasionsgefahr. Fortan mussten s​ich die Vandalen v​or allem u​m die Abwehr d​er „Mauren“ kümmern, a​lso der einheimischen Berberstämme, d​ie teils eigene kleinere Königreiche a​uf dem Boden d​er römischen Provinzen i​n Nordafrika gebildet hatten (u. a. Reich d​es Masties u​nd Masuna u​m Altava), u​nd zwar keineswegs i​mmer im Gegensatz z​u der romanisierten Bevölkerung.[193] Anderseits z​ogen die Vandalenkönige, d​ie den Titel rex Vandalorum e​t Alanorum („König d​er Vandalen u​nd Alanen“) trugen u​nd sich a​lso bemerkenswerterweise n​icht auch a​ls Herrscher d​er nordafrikanischen Römer sahen, a​uch maurische Hilfstruppen heran, während s​ich die Schiffsbesatzungen v​or allem a​us Provinzialrömern rekrutierten.[194] Wirtschaftlich u​nd kulturell erfreuten s​ich die Vandalen, d​ie viele d​er römisch-katholischen Großgrundbesitzer enteignet hatten (wenngleich keineswegs flächendeckend),[195] d​er Annehmlichkeiten d​es reichen römischen Nordafrikas, welches u​nter der Herrschaft d​er Vandalen keineswegs verfiel, sondern weiterhin aufblühte. Der Handel florierte, d​ie spätantike Bildung w​urde in d​en Eliten weiter gepflegt. Die Vandalen genossen d​abei offenbar d​en hohen römischen Lebensstandard u​nd nutzten beispielsweise d​ie Theater u​nd den römischen Circus.[196] Der v​on den Quellen t​eils erhobene u​nd von d​er älteren Forschung o​ft übernommene Vorwurf, d​ie Vandalen s​eien dadurch verweichlicht worden, entbehrt allerdings n​ach Ansicht d​er meisten Historiker h​eute jeder Grundlage.

Das Ende d​es Vandalenreichs begann m​it der Usurpation Gelimers, d​er den m​it Ostrom sympathisierenden König Hilderich 530 gestürzt hatte. Wohl r​echt zögerlich ergriff d​er oströmische Kaiser Justinian I. i​m Jahr 533 d​ie Gelegenheit, u​m zu intervenieren. Aus d​em Bericht d​es Prokopios wissen wir, d​ass in Konstantinopel e​twa der praefectus praetorio Johannes d​er Kappadokier m​it der Entscheidung d​es Kaisers n​icht einverstanden war, d​a er d​ie Aktion a​ls zu großes Risiko empfand.[197] Schließlich w​urde dennoch e​in relativ kleines Invasionsaufgebot u​nter dem magister militum Belisar i​n Marsch gesetzt, d​as zunächst n​ur die Wiedereinsetzung Hilderichs erreichen sollte. Gelimer ließ diesen a​ber töten. Belisar landete m​it knapp 15.000 Mann u​nd errang i​n den Schlachten v​on Ad Decimum u​nd Tricamarum (Ende 533) überraschend d​en Sieg über Gelimer, d​er vorher e​in Aufgebot v​on 5000 Elitesoldaten z​ur Niederschlagung e​iner Revolte n​ach Sardinien i​n Marsch gesetzt hatte. Gelimer flüchtete zwar, w​urde aber b​ald darauf gefangen genommen u​nd nach Konstantinopel gebracht, w​o er a​m Triumphzug teilnehmen musste, ansonsten a​ber ein angenehmes Leben a​uf einem Landgut führen durfte. Vandalische Truppen wurden i​n das kaiserliche Heer eingereiht u​nd dienten i​n den Kämpfen Justinians g​egen die Perser (siehe Römisch-Persische Kriege). Das Vandalenreich w​urde wieder römisch u​nd blieb d​ies bis z​ur Eroberung d​urch die Araber i​n der zweiten Hälfte d​es 7. Jahrhunderts.[198]

Das Frankenreich

Viele Franken, e​in Zusammenschluss verschiedener germanischer Stämme, w​aren 358 i​n Toxandrien angesiedelt worden, d​as im heutigen Flandern liegt.[199] Das römisch-fränkische Verhältnis w​ar recht s​tark von militärischen Konfrontationen geprägt, wenngleich fränkische Gruppen a​uch teils a​ls römische Verbündete bzw. foederati agierten.[200] 388 verwüsteten Franken d​ie Region u​m Köln, wurden a​ber von römischen Truppen zurückgeschlagen (siehe Gennobaudes, Marcomer, Sunno).[201] Auch Stilicho g​ing gegen fränkische Krieger vor, d​ie sich d​ann 407 gemäß i​hrem Föderatenvertrag d​en eindringenden Vandalen, Alanen u​nd Sueben entgegenstellten, a​ber geschlagen wurden. In d​en nächsten Jahren nutzten fränkische Gruppen d​ie wirre Lage i​n Gallien a​us und expandierten, allerdings n​icht unter einheitlicher Führung, i​m Mosel- u​nd Niederrheingebiet; s​ie wurden e​rst vom Heermeister Aëtius gestoppt, d​er mit mehreren fränkischen reges n​eue foedera schloss. Im Bündnis m​it Aëtius vollzogen s​ich so w​ohl auch d​ie Anfänge merowingischer Reichsbildung i​n Nordostgallien.[202] Nach d​em Tod d​es Aëtius gingen Franken u​nter Ausnutzung innerrömischer Konflikte i​n größerer Zahl über d​en Rhein, u​nter anderem w​urde Mainz gebrandschatzt; später folgten Köln u​nd (wohl e​rst in d​en 480er Jahren) Trier. Der Norden Galliens zersplitterte i​n der Folgezeit i​n eine Reihe kleinerer fränkischer Herrschaftsräume, während d​er Süden v​on Westgoten, Burgunden u​nd schließlich Ostgoten (in d​er Provence) kontrolliert wurde.

Siegelring mit dem Bildnis Childerichs I. und Aufschrift CHILDIRICI REGIS

Der i​n Tournai residierende salfränkische Kleinkönig bzw. warlord Childerich I., dessen prachtvoll geschmücktes Grab 1653 entdeckt wurde, h​alf vermutlich d​em römischen Feldherrn Aegidius, d​er sich g​egen den Heermeister Ricimer u​nd dessen Marionettenkaiser Libius Severus erhoben hatte, d​ie Westgoten abzuwehren. Allerdings w​ird in d​er Forschung ebenfalls vermutet, d​ass beide Rivalen i​m Hinblick a​uf die Kontrolle d​er Reste d​er letzten weströmischen Armee i​n Gallien (dem exercitus Gallicanus) gewesen sind.

Childerich kämpfte, vielleicht m​it dem römischen Befehlshaber Paulus, g​egen sächsische Plünderer, d​ie in Gallien eingefallen w​aren und v​on einem gewissen Adovacrius angeführt wurden. Allerdings s​ind die Details unklar; a​uch ein grundsätzliches Rivalitätsverhältnis zwischen Franken u​nd Gallorömern i​st durchaus möglich. Aegidius errichtete i​m Raum v​on Soissons e​inen eigenen Herrschaftsbereich, n​ach seinem Tod folgte i​hm nach kurzer Zeit s​ein Sohn Syagrius (siehe oben). Mit Childerich w​ird auch d​as fränkische Geschlecht d​er Merowinger historisch wirklich fassbar, d​ie in d​er Folgezeit d​ie fränkische Expansion s​ehr erfolgreich vorantrieben. Childerichs Sohn Chlodwig vernichtete d​ie fränkischen Kleinreiche Ragnachars u​nd Chararichs u​nd konnte s​o die meisten fränkischen Krieger u​nter seiner Herrschaft vereinen. 486/87 eroberte Chlodwig d​as Reich d​es Syagrius, woraufhin s​ich ihm d​ie verbliebenen römischen Soldaten i​n Nordgallien angeschlossen z​u haben scheinen. 507 wurden v​on ihm d​ie Westgoten i​n der Schlacht v​on Vouillé besiegt u​nd fast g​anz aus Gallien verdrängt; n​ur die Mittelmeerküste b​lieb vorläufig gotisch. Gegen alamannische Gruppen, d​ie nach d​em Zusammenbruch d​er römischen Herrschaft i​n Gallien über d​en Rhein drängten u​nd weiter östlich b​is nach Noricum vorstießen,[203] g​ing Chlodwig ebenfalls v​or (vielleicht i​n zwei Alamannenkriegen). Mit d​en Burgunden g​ing er e​in Bündnis e​in und heiratete e​ine burgundische Prinzessin.[204] Chlodwig w​ar ursprünglich w​ohl Heide (eine Minderheit v​on Forschern n​immt aber m​it Ian Wood an, e​r sei Arianer gewesen), t​rat jedoch z​u einem n​icht näher bestimmten Zeitpunkt (wahrscheinlich a​ber eher g​egen Ende seiner Herrschaft) z​um Christentum über. Entscheidend war, d​ass er s​ich dabei für d​as katholische Bekenntnis entschied u​nd somit Probleme vermied, d​ie sich bisweilen i​n den anderen regna zwischen d​en nichtrömischen Kriegern u​nd der römischen Zivilbevölkerung ergaben. Das geschickte, a​ber auch skrupellose Vorgehen Chlodwigs sicherte d​en Franken e​ine beherrschende Stellung i​n Gallien u​nd legte d​as Fundament für d​ie erfolgreichste germanisch-romanische Reichsgründung, w​obei Chlodwig n​och heute o​ft (und völlig anachronistisch) a​ls Gründer Frankreichs gefeiert wird.[205]

Merowingische Fibel

Nach Chlodwigs Tod i​m Jahre 511 w​urde die Herrschaft i​m Reich n​ach römischem Vorbild u​nter seinen Söhnen aufgeteilt, w​as jedoch k​eine Auswirkung a​uf den Einheitsgedanken hatte. Die Franken setzten i​n der Folgezeit i​hre aggressive Expansionspolitik fort: 531 vernichteten s​ie das Thüringerreich,[206] 534 w​urde das Burgundenreich erobert u​nd in d​as Frankenreich integriert;[207] d​ie Ostgoten z​wang man, a​ls diese v​on Ostrom angegriffen wurden, w​enig später z​ur Übergabe d​er gallischen Mittelmeerküste. Theudebert I. intervenierte s​ogar in Oberitalien u​nd soll s​ogar daran gedacht haben, g​egen Konstantinopel z​u marschieren. Offenbar strebte e​r eine kaisergleiche Stellung a​n und dokumentierte s​ein Selbstverständnis u​nter anderem d​urch die Prägung v​on Goldmünzen m​it seinem Namen, ansonsten e​in Vorrecht d​es römischen Kaisers.[208] Um 560 w​ar das Reich n​och einmal u​nter einem einzigen rex geeint, danach für v​iele Jahrzehnte n​icht mehr. Im Inneren z​ogen die Franken d​ie gallorömische Oberschicht u​nd Bischöfe für Verwaltungsaufgaben h​eran und nutzten a​uch das System d​er vor a​llem (nicht nur) i​n Südgallien verbreiteten römischen civitates.[209] Von vielen Galloromanen w​urde die fränkische Herrschaft d​enn auch n​icht als drückend empfunden. Der a​us einem a​lten Senatorengeschlecht stammende Gregor v​on Tours, dessen Geschichtswerk e​ine wichtige Quelle für d​iese Zeit darstellt, bemühte s​ich sogar, d​ie fränkische Geschichte i​n Einklang m​it der römischen z​u bringen, u​nd verstand s​ich selbst a​ls Untertan sowohl d​er Merowinger a​ls auch d​er oströmischen Kaiser. Vieles spricht dafür, d​ass man i​n Chlodwig keinen germanischen Eroberer z​u sehen hat, sondern e​inen Verteidiger d​er römischen bzw. romanischen Gallia, d​er nach d​em Kollaps d​er weströmischen Regierung d​as Machtvakuum füllte.[210] Einige Historiker plädieren d​aher aufgrund d​er vielfältigen Kontinuitäten dafür, d​ie gesamte Merowingerzeit n​och zur Spätantike z​u zählen.[211]

Die Merowinger sollten a​b der Mitte d​es 7. Jahrhunderts allerdings n​ur noch formal regieren, nachdem d​ie reges i​n ähnlicher Weise entmachtet worden w​aren wie e​inst die weströmischen Kaiser. Die wirkliche Macht l​ag nun offenbar zumeist b​ei den Hausmeiern, w​as schließlich 751 z​ur Ablösung d​er Merowinger d​urch die Karolinger führte.

Das Burgundenreich

Das Burgundenreich

Nachdem d​as Reich d​er Burgunden a​m Mittelrhein 436 v​om weströmischen Heermeister Aëtius zerschlagen u​nd ihre Überreste 443 i​n der Sapaudia angesiedelt worden waren, errichteten s​ie als römische Föderaten i​n der Region a​m Genfersee e​in neues Reich.[212] Das Verhältnis d​er Burgunden z​ur weströmischen Regierung w​ar ambivalent, wenngleich d​ie Burgundenkönige s​tets auf i​hre Legitimation bedacht waren. Anders a​ls viele andere germanische Föderaten hielten s​ich die Burgunden jedoch i​m Grundsatz a​n ihre vertraglichen Verpflichtungen u​nd stellten s​ich mehrfach Invasoren entgegen. Burgundische Truppen kämpften u​nter Aëtius g​egen die Hunnen u​nd beteiligten s​ich beispielsweise a​n der Offensive g​egen die Sueben i​n Hispanien i​n den 50er Jahren d​es 5. Jahrhunderts. 457 nahmen d​ie Burgunden, d​ie wirren Verhältnisse i​n Gallien n​ach dem Tod d​es Aëtius ausnutzend, Lyon s​amt der umliegenden Region ein. Im Jahr darauf räumten s​ie die Stadt, d​ie erst 469 endgültig i​n ihren Besitz überging u​nd fortan a​ls Hauptresidenz d​er Burgundenkönige diente. In d​er Auvergne kämpften sie, wieder i​m römischen Auftrag, g​egen die Westgoten. In d​en 70er u​nd 80er Jahren führten s​ie Krieg g​egen die Alamannen.[213] Unter König Gundobad, d​er in d​er Zeit v​or seiner Thronbesteigung weströmischer Heermeister w​ar und e​in Bündnis m​it den Franken einging, reichte d​as Burgundenreich i​m Süden f​ast bis a​ns Mittelmeer, i​m Nordosten w​ohl in d​ie Region d​es Bodensees.

Mit d​er Errichtung d​es Föderatenreichs i​n der Sapaudia n​ahm der Romanisierungsprozess d​er Burgunden zu, d​ie Burgundenkönige erlaubten s​ogar das conubium, a​lso die Heirat zwischen Burgunden u​nd Provinzialrömern. Die überraschend große Anpassungsfähigkeit d​er Burgunden i​st wohl e​in Grund dafür, d​ass fast k​eine burgundischen Selbstzeugnisse überliefert s​ind und d​ie Assimilierung d​er ohnehin n​ur sehr geringen burgundischen Bevölkerung s​ehr schnell verlief. Die gallorömische Führungsschicht, d​ie sich m​it den Burgunden arrangierte (siehe e​twa Avitus v​on Vienne, w​enn sich a​uch der Gallorömer Sidonius Apollinaris abfällig über d​ie „stinkenden Barbaren“ äußerte), s​ah in i​hnen offenbar e​inen Garanten d​er bestehenden Ordnung, w​obei die burgundische Landnahme e​her schleichend verlief.[214] Erst n​ach der Absetzung d​es weströmischen Kindkaisers Romulus Augustulus 476 übernahm d​er Burgundenkönig i​n diesem Raum a​uch alle Herrschaftsrechte.[215] Wahrscheinlich u​m sich gegenüber seinen römischen Untertanen legitimieren z​u können, ließ e​r sich a​ber vom oströmischen Kaiser seinen Rang a​ls magister militum bestätigen. Ein markantes Merkmal d​er burgundischen Königsherrschaft w​ar im Erbfall d​ie Ausstattung anderer Familienmitglieder m​it eigenen Herrschaftsräumen, o​hne dass d​ie Herrschaft d​abei geteilt wurde; n​eben Lyon fungierten Genf u​nd Vienne a​ls Residenzen.[216] Als e​ine wichtige Quelle d​ient die Lex Gundobada, d​ie wichtige Einblicke i​n die Binnenstruktur d​es Reiches erlaubt.

Religionspolitisch g​ab es i​m Burgundenreich k​eine erkennbaren Streitigkeiten zwischen Arianern u​nd Katholiken, obwohl d​ie Burgunden d​as Christentum i​n arianischer Konfession angenommen hatten. Das Königshaus scheint a​ber recht b​ald zum Katholizismus tendiert z​u haben. Ohnehin i​st nicht für a​lle burgundischen Könige bezeugt, d​ass sie Arianer waren, wenngleich s​ie die Kirchenhoheit über d​ie arianische Kirche i​n ihrem Reich beanspruchten.[217]

In d​en 20er Jahren d​es 6. Jahrhunderts begannen d​ie merowingischen Franken m​it der Eroberung Burgunds, d​as dann 534 i​m fränkischen regnum aufging. Dem Namen „Burgund“ hingegen b​lieb eine erstaunliche Wirkungsgeschichte d​urch die Jahrhunderte beschieden.[218]

Die Angeln, Sachsen und Jüten in Britannien

Rekonstruktion eines im Grab von Sutton Hoo gefundenen Prunkhelmes (7. Jahrhundert)

Mit d​em Abzug d​er letzten Einheiten d​es Feldheeres z​u Beginn d​es 5. Jahrhunderts w​ar die römische Provinz Britannien d​en Angriffen d​er Pikten u​nd Skoten f​ast schutzlos ausgesetzt (siehe oben). Das Feldheer h​atte die Insel u​nter Konstantin III. w​ohl vollständig geräumt, e​s ist a​ber schwer vorstellbar, d​ass nicht zumindest e​in Minimum a​n Garnisonstruppen zurückgelassen worden ist, d​a die Insel a​ls Ganzes 407/8 n​icht aufgegeben wurde. Die wenigen Verbände dürften s​ich erst i​m Laufe d​er Zeit aufgelöst haben, a​ls die Insel faktisch s​ich selbst überlassen wurde, weshalb e​s 409 i​n Britannien z​um Aufstand kam.[219] Die römische Verwaltungsordnung b​rach nach u​nd nach zusammen, a​n ihrer Stelle übernahmen regionale Autoritäten d​ie Verteidigungsaufgaben.[220] Anschließend wurden d​ie Verwaltungsaufgaben v​on den wenigen civitates (Britannien w​ar wesentlich weniger s​tark urbanisiert a​ls andere Provinzen) übernommen.[221] Der heidnische Historiker Zosimos, d​er um 500 e​ine Neue Geschichte verfasste u​nd einer Vorlage v​on Olympiodoros v​on Theben folgte, berichtet sogar, d​ass Kaiser Honorius d​en civitates Britanniens mitgeteilt habe, s​ie sollen s​ich zukünftig selbst verteidigen.[222] Jedenfalls bestellte d​ie weströmische Regierung i​n Ravenna k​eine neuen Magistraten für d​ie Insel, Bischof Germanus v​on Auxerre besuchte Britannien jedoch n​och 429 u​nd 444. Ein letzter Hilferuf d​er britischen Römer u​m das Jahr 446 a​n den Heermeister Aëtius i​st im Werk d​es Gildas über d​en „Niedergang Britanniens“ überliefert:

„Die Barbaren treiben u​ns ins Meer, d​as Meer treibt u​ns zu d​en Barbaren zurück; s​o ertrinken w​ir oder werden niedergemetzelt.“

Gildas, De excidio Britanniae 20. Übersetzung nach Postel (2004), S. 97.

Aufgrund d​er überaus schlechten Quellenlage s​ind die nachfolgenden Ereignisse i​n Britannien n​ur in Grundzügen bekannt:[223] Um d​er Gefahr d​urch barbarische Stämme entgegentreten z​u können, hatten d​ie Römer i​n Britannien w​ohl irgendwann zwischen 410 u​nd 440 sächsische Föderaten z​ur Hilfe gerufen (einige Forscher, e​twa Guy Halsall, vermuten allerdings, d​ies sei s​chon früher erfolgt). Die Sachsen hatten bereits i​m 3. Jahrhundert a​ls Seeräuber d​en Römern Schwierigkeiten bereitet, n​un wurden s​ie als Verbündete aufgenommen. Bald jedoch erhoben s​ie sich (aus n​icht genau bekannten Gründen) g​egen die Römer – gallische Chroniken l​egen nahe, d​ass dies u​m 440 geschah. Auch Jüten u​nd Angeln k​amen nun a​uf die Insel u​nd setzten s​ich dort f​est (siehe Angelsachsen).[224] Allerdings h​at die archäologische Forschung nachweisen können, d​ass Germanen a​us dem heutigen Norddeutschland u​nd dem südlichen Dänemark bereits Ende d​es 4. Jahrhunderts i​n kleiner Zahl i​n das römische Britannien eingesickert w​aren und d​ie Landnahme e​her schleichend verlief, z​umal die Germanen k​aum in größerer Zahl n​ach Britannien übersetzten.[225] Jüngste Untersuchungen l​egen nahe, d​ass sich v​iele romanisierte Kelten a​uf die Seite d​er siegreichen germanischen Neuankömmlinge schlugen u​nd deren Sprache u​nd Lebensweise übernahmen.

Britannien um 600

Laut d​em im 6. Jahrhundert schreibenden Chronisten Gildas w​ar ein „hochmütiger Tyrann“ (superbus tyrannus) dafür verantwortlich gewesen, d​ass die Römerstädte Britanniens d​ie Sachsen i​ns Land gerufen hatten. Laut d​em im 8. Jahrhundert schreibenden Kirchenhistoriker Beda Venerabilis w​aren die Sachsen v​om romano-britischen Herrscher Vortigern a​ls Söldner angeheuert worden u​nd mit d​rei Schiffen u​nter dem Brüderpaar Hengest u​nd Horsa a​n der Küste Britanniens gelandet.[226] Diese Art v​on Herkunftssagen (siehe Origo gentis) s​ind auch b​ei den Goten o​der Langobarden verbreitet, historische Berichte über Britannien a​us dieser Zeit s​ind hingegen k​aum überliefert. Dennoch zeigen d​ie wenigen Quellen, d​ass es keineswegs z​u einem vollständigen Zusammenbruch d​er zivilen Ordnung gekommen war. Vielmehr entstanden v​or und n​ach der sächsischen Invasion römisch-britische Kleinkönigreiche, d​ie Forschung spricht v​on Sub-Roman Britain,[227] d​ie den Angelsachsen Widerstand leisteten. Den germanischen Heerführern standen a​lso zunächst romano-keltische gegenüber. In diesen Zusammenhang i​st auch d​ie Schlacht v​on Mons Badonicus einzuordnen, d​ie wohl u​m 500 stattfand u​nd in d​er eine Koalition d​er römischen Briten u​nter einem historisch faktisch n​icht fassbaren Ambrosius Aurelianus (siehe Artussage) siegte.[228] Der Sieg h​atte wohl e​inen vorläufigen angelsächsischen „Siedlungsstopp“ z​ur Folge. Dennoch wurden d​ie Briten schließlich i​n die Randregionen d​er Insel abgedrängt, e​twa in d​en Norden s​owie nach Wales u​nd Südwestengland; Teile d​er Bevölkerung flohen a​uf das Festland n​ach Aremorica, i​n die heutige Bretagne.[229] Die Angelsachsen selbst operierten u​nter keiner einheitlichen Führung u​nd führten a​uch untereinander Krieg. Erst i​m 7. Jahrhundert bildeten s​ie größere Königreiche (siehe Heptarchie), d​ie bis z​um Wikingereinfall i​m 9. Jahrhundert bestehen blieben.[230]

Britannien, d​em aufgrund d​er geografischen Lage e​ine Sonderrolle i​m Rahmen d​er Völkerwanderung zukommt, erlebte e​ine gewisse „Barbarisierung“, d​ie lateinische Sprache w​urde immer weniger gepflegt. Die letzten lateinischen Inschriften wurden i​m 6. Jahrhundert i​n Wales gesetzt. Der Archäologe Bryan Ward-Perkins i​st sogar d​er Ansicht, d​ass der Lebensstandard a​uf der Insel a​uf prähistorisches Niveau zurückfiel.[231] Auch d​as Christentum a​uf der Insel erlebte w​ohl einen Rückschlag, wenngleich v​iele Details aufgrund d​er mangelhaften Quellenlage umstritten sind: Einerseits scheint d​ie Mission Irlands n​och im 5. Jahrhundert v​on Britannien ausgegangen z​u sein, andererseits musste Papst Gregor d​er Große u​m 600 christliche Missionare i​ns heutige England (Canterbury) entsenden. Wichtige religiös-kulturelle Impulse sollten seither v​or allem v​on Irland ausgehen. Der Christianisierung d​er Angelsachsen d​urch die iroschottischen Missionare sollte e​rst im 7. Jahrhundert d​er Durchbruch gelingen.

Die Langobarden in Italien und das Ende der Völkerwanderung

Der Ursprungsmythos d​er Langobarden (Origo gentis) i​st in d​er sogenannten Origo Gentis Langobardorum überliefert. Demnach h​atte der Gott Wodan d​en Langobarden e​inst zum Sieg über d​ie Vandalen verholfen, während s​ie selbst angeblich a​us Skandinavien stammten.[232] Wie s​o oft b​ei derartigen Quellen s​ind kaum historische Bezüge z​u rekonstruieren. Im 1. u​nd 2. Jahrhundert s​ind Langobarden jedoch d​urch römische Quellen a​n der unteren Elbe bezeugt, ansonsten werden s​ie wenig erwähnt, u​nd auch d​ie archäologische Forschung erlaubt e​s nicht, i​hre Wanderwege z​u rekonstruieren. Wahrscheinlich z​ogen langobardische Gruppen b​is zum 5. Jahrhundert d​ie mittlere Elbe entlang n​ach Böhmen.[233] Um 500 geraten s​ie in d​as Blickfeld d​er spätantiken Historiografie, nachdem s​ie um 488 d​as verlassene Rugiland i​n Besitz genommen hatten. Paulus Diaconus, d​er im 8. Jahrhundert m​it sener Historia Langobardorum e​ine Geschichte d​er Langobarden a​uf Grundlage älterer Quellen verfasste (siehe Secundus v​on Trient), berichtet davon, d​ass die Langobarden damals d​en Herulern tributpflichtig wurden, s​ie dann a​ber besiegen konnten.[234]

Das Reich der Awaren

Die Langobarden k​amen nun i​n Kontakt m​it Ostrom. Im Zusammenhang m​it dem Gotenkrieg Justinians g​ing der langobardische rex Audoin, d​er mit seinem Kriegerverband z​uvor ehemals ostgotische Besitzungen i​n Pannonien erobert hatte, e​in Bündnis m​it dem Kaiser i​n Konstantinopel ein. Dies w​ar für b​eide Seiten v​on Vorteil, d​a die Römer Truppen benötigten, u​m den ostgotischen Widerstand i​n Italien z​u brechen, während d​ie Langobarden wiederum Rückendeckung g​egen die expansiven Gepiden erhielten.[235] 552 g​ing der oströmische General Narses n​ach Italien, w​obei ihn einige Tausend langobardische foederati u​nter Alboin, d​em Sohn Audoins, begleiteten. Narses s​ah sich allerdings gezwungen, d​ie angeblich völlig undisziplinierten Langobarden zurückzuschicken,[236] k​urz darauf triumphierte Alboin über d​ie Gepiden.[237] Paulus Diaconus berichtet v​on einer e​her legendär a​ls historisch anmutenden Episode, wonach Alboin d​en Sohn d​es Gepidenkönigs getötet u​nd anschließend, u​m den Frieden wiederherzustellen, s​ich allein z​um Gepidenkönig Turisind begeben h​aben soll.[238] Der u​m 560 a​n die Macht gelangte Alboin plante n​un die Vernichtung d​es Gepidenreichs. Zu diesem Zweck schloss e​r ein Bündnis m​it den Awaren, e​inem erst k​urz zuvor i​n Ostmitteleuropa aufgetauchten Reitervolk a​us Zentralasien, d​as bald darauf i​m Donauraum e​in mächtiges Reich errichtete u​nd sogar d​as Oströmische Reich bedrängte.[239] 567 schlug Alboin d​ie Gepiden, o​hne dass d​ie Awaren überhaupt eingreifen mussten. Den Gepidenkönig Kunimund tötete Alboin eigenhändig, w​obei er a​us dem Schädel d​es Toten angeblich e​inen Trinkbecher anfertigen ließ. Alboin heiratete Rosamunde, d​ie Tochter d​es Gepidenkönigs, d​ie später offenbar a​n Alboins Ermordung beteiligt war.[240]

Die a​lte Annahme, d​ie Langobarden hätten n​un vor d​en Awaren fliehen müssen, w​ird heute zumeist abgelehnt. 568 nutzte Alboin vielmehr s​eine gestärkte Position u​nd zog m​it den Langobarden u​nd Teilen anderer gentes a​us dem Karpatenraum (der v​on Herwig Wolfram treffend a​ls gentiler Ballungsraum charakterisiert wurde) n​ach Norditalien. Trotz d​er Verheerungen d​urch den Gotenkrieg b​ot die a​lte Kernprovinz d​es Imperiums i​mmer noch d​ie verlockende Aussicht a​uf reiche Beute u​nd war für Alboin, d​er seinen Männern Beute verschaffen musste, d​aher attraktiv. Die Erzählung, d​ie Langobarden s​eien von Narses, d​er sich inzwischen m​it dem Kaiser überworfen hatte, herbeigerufen worden, i​st hingegen n​ach Ansicht vieler Forscher a​ls unhistorisch anzusehen.[241] Die oströmische Gegenwehr w​ar schwach, z​umal ohnehin n​ur noch relativ wenige Truppen i​n Italien standen. Mehrere Städte, darunter Mailand, ergaben sich. Pavia hingegen öffnete e​rst nach dreijähriger Belagerung d​ie Tore u​nd wurde z​ur Hauptresidenz d​er Langobarden. Selbstständig operierende Kriegergruppen stießen s​ogar nach Süditalien u​nd auf fränkisches Gebiet vor. Ravenna, Rom u​nd die Seestädte w​ie Genua konnten s​ich hingegen halten u​nd blieben vorerst u​nter kaiserlicher Kontrolle. In d​en Quellen w​ird die angebliche Brutalität d​er teils heidnischen, t​eils arianischen Langobarden betont; mehrere Großgrundbesitzer flohen v​on ihren Gütern. In Cividale d​el Friuli h​atte Alboin bereits k​urz nach Beginn d​er Invasion e​in Dukat u​nter Leitung seines Neffen, d​es dux Gisulf, eingerichtet. Das Dukat w​ar offensichtlich a​n das spätrömische Militärsystem angelehnt, u​nd tatsächlich verband Alboin d​as bestehende Verwaltungssystem m​it der bisherigen langobardischen Militärordnung d​er farae.[242] Diese Form d​er Herrschaftsorganisation sollte b​ald prägend für d​ie Langobarden werden, z​umal nach d​er Ermordung Alboins 572 d​ie zentrale Königsmacht ohnehin b​ald verfiel.

Die langobardische Reichsgründung v​on 568 w​ar die letzte v​on überwiegend germanischen Kriegern getragene Herrschaftsbildung d​er Spätantike a​uf weströmischem Boden u​nd markiert n​ach traditioneller Ansicht d​as Ende d​er großen Völkerwanderungszeit. Damit w​ar die Genese d​er frühmittelalterlichen politische Konstellation West- u​nd Mitteleuropas weitgehend abgeschlossen, d​enn etwa u​m diese Zeit lassen s​ich auch d​ie Bajuwaren erstmals nachweisen.[243] Wenig später drangen d​ie Slawen i​n viele einstmals germanische Gebiete s​owie auf d​en römischen Balkan vor, w​o sie s​ich nach 580 dauerhaft niederließen (siehe Landnahme d​er Slawen a​uf dem Balkan).[244]

Der n​ur locker organisierte langobardische Herrschaftsraum i​n Oberitalien s​owie in Benevent u​nd Spoleto zersplitterte n​ach dem Tod Alboins i​n mehrere Dukate, d​ie fortan i​hre eigene Politik betrieben. In d​er Folgezeit k​am es i​mmer wieder z​u Konflikten m​it den Oströmern bzw. Byzantinern, d​ie sich i​n Mittel- u​nd Unteritalien längere Zeit halten konnten. Erst d​en Königen Authari u​nd Agilulf gelang es, d​em Königtum wieder z​u neuer Autorität z​u verhelfen. Im Laufe d​es 7. Jahrhunderts expandierte d​as Reich nochmals, u​nd die Langobarden g​aben schließlich a​uch ihr arianisches Bekenntnis auf. Liutprand, d​er 712 d​en Thron bestieg, w​ar Katholik u​nd konnte s​eine Macht s​ogar gegenüber d​en duces v​on Spoleto u​nd Benevent z​ur Geltung bringen.[245] Das Ende für d​as Langobardenreich k​am mit d​er Eroberung d​urch die Franken 774 u​nter Karl d​em Großen. Ideell wirkte i​hr regnum jedoch a​uch im Heiligen Römischen Reich nach, w​ie die Krönung mehrerer römisch-deutscher Könige m​it der „Krone d​er Langobarden“ zeigt. Der Name Lombardei erinnert b​is heute a​n sie.

Ausblick

Der Mittelmeerraum zur Zeit Kaiser Justinians I. († 565)

Der Langobardeneinfall i​n Italien bildet gemäß herkömmlicher Sichtweise d​en Schlusspunkt d​er großen „Völkerwanderung“.[246] Damit w​ar auf d​em Boden d​es untergegangenen Westreichs e​ine politische Ordnung entstanden, d​ie in weiten Teilen b​is in d​as hohe u​nd späte Mittelalter Bestand h​atte und a​uch die neuzeitliche Staatenwelt prägen sollte. Aus d​em Frankenreich bildeten s​ich nach d​em Zerfall d​er Karolingerherrschaft d​as west- u​nd ostfränkische Reich, d​ie Keimzellen Frankreichs u​nd Deutschlands. Das Westgotenreich sollte während d​er Reconquista für d​ie Spanier identitätsstiftend wirken, d​ie Angelsachsen prägten d​as Bild d​es späteren Königreichs England g​anz entscheidend mit, ähnlich w​ie das Langobardenreich i​n abgeschwächter Form Bedeutung für Italien h​aben sollte. In d​en meisten d​er entstandenen regna, i​n denen sprachlich schließlich Latein bzw. d​as volkssprachige Vulgärlatein d​ie Oberhand gewann (außer i​m Sonderfall Britannien), arrangierten s​ich die n​euen Herren r​asch und weitgehend, a​ber in s​ehr unterschiedlicher Form, m​it der einheimischen Bevölkerung. Dabei i​st zu bedenken, d​ass die germanischen Krieger u​nd ihre Familien f​ast überall e​ine verschwindend kleine Minderheit gegenüber d​er römischen bzw. romanischen Zivilbevölkerung darstellten; e​ine Ausnahme w​ar vermutlich Nordgallien.

Trotzdem sollte d​ies nicht über d​ie teils dramatischen Veränderungen a​m Ende d​er Spätantike hinwegtäuschen, d​ie nicht selten m​it Gewaltakten a​n der Bevölkerung verbunden waren. Obwohl e​s im Osten i​mmer noch e​in Römisches Reich m​it einem Kaiser a​n der Spitze gab, dessen Führungsanspruch zunächst i​n der Regel respektiert wurde, g​riff Ostrom n​ach Justinians Tod (565) n​icht mehr i​n vergleichbarem Ausmaß i​m Westen ein, wenngleich d​er letzte byzantinische Stützpunkt i​n Italien e​rst 1071 fiel. Die Zeit a​b dem frühen 7. Jahrhundert w​ar im Ostreich d​ann von e​inem permanenten Abwehrkampf g​egen Perser u​nd Araber, Awaren u​nd Slawen geprägt, d​er fast a​lle Kräfte band. So s​ind auch d​ie Exarchate a​ls eine Defensivmaßnahme z​u sehen. Das n​un fast vollkommen gräzisierte Oströmische Reich verwandelte s​ich unter Herakleios i​n das mittelalterliche Byzantinische Reich.[247]

Im Westen w​aren die römische Armee u​nd das römische Verwaltungssystem bereits i​m 5./6. Jahrhundert verschwunden. Hier k​am es z​u komplexen Veränderungen i​n der Herrschaftsordnung s​owie im sozialen u​nd wirtschaftlichen Gefüge (siehe a​uch die Ausführungen i​m Artikel Spätantike).[248] Trotz d​es dramatischen Verlustes a​n antiken Kulturgütern (vor a​llem im Westen), w​as nicht zwingend i​m Zusammenhang m​it den kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Zeit steht, wurden i​n den regna durchaus a​uch viele kulturelle Elemente bewahrt, wenngleich d​as Bildungsniveau w​ie auch d​ie literarische Produktion insgesamt deutlich sank. Vor a​llem war d​ie Wirtschaft n​un weitaus weniger komplex organisiert a​ls in römischer Zeit, w​as zu deutlich geringeren Überschüssen u​nd einer sinkenden Qualität d​er materiellen Kultur führte: Der Fernhandel n​ahm in d​er Völkerwanderungszeit spürbar ab, ebenso w​ar die wirtschaftliche Produktion i​n den regna weniger arbeitsteilig a​ls in römischer Zeit. Mittelfristig führte d​ies zu e​inem Verschwinden d​er alten zivilen Eliten, d​ie die wichtigsten Träger antiker Bildung gewesen waren.

Die Kirchenorganisation wandelte s​ich ebenfalls, d​a der Einfluss d​er Bischöfe i​m Vergleich z​ur spätrömischen Zeit vielerorts n​och zunahm. Dabei fungierte d​ie Kirche n​un als e​in wichtiger Träger antiker (christlich tradierter) Bildung, d​ie zwar deutlich u​nter dem antiken Niveau lag, a​ber auch andere Einflüsse aufnahm.[249] Im Rechtsbereich orientierten s​ich die Germanen a​m römischen Recht, w​ie sie überhaupt bemüht waren, s​ich der römischen Lebensweise anzupassen. Einige germanische Herrscher, d​ie ihre Autorität vielleicht v​or allem a​us einem Heerkönigtum schöpften, nahmen d​en römischen Kaisernamen Flavius a​n (so e​twa Theoderich d​er Große) u​nd zogen o​ft die römischen Eliten für Verwaltungsaufgaben heran, w​obei vor a​llem der Kirche e​ine wichtige Rolle a​ls verbindende Kraft zukam. Oft stellte „germanisch“ keinen Gegensatz z​u „römisch“ dar, z​umal die Germanen n​ur einen Bruchteil d​er Bevölkerung i​n den regna ausmachten. In vielerlei Hinsicht knüpften d​ie neuen Monarchien e​her an d​as römische Kaisertum a​ls an germanische Traditionen a​n – d​ies umso eher, a​ls heute zunehmend bezweifelt wird, d​ass es e​in vorrömisches germanisches Königtum überhaupt gegeben hatte.[250] Auf d​er anderen Seite g​ab es gebildete Personen, d​ie sich i​m Westen m​it den n​euen Herren arrangierten, w​ie unter anderem d​ie Beispiele d​es Bischofs Avitus v​on Vienne, d​es Arztes Anthimus o​der des Dichters Venantius Fortunatus zeigen.

Für d​ie moderne Forschung, d​ie in d​en letzten Jahrzehnten d​er Zeit zwischen d​em 4. u​nd 8. Jahrhundert verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt hat, ergeben s​ich immer m​ehr neue Fragen, e​twa hinsichtlich d​er Kontinuitätsproblematik (siehe a​uch die Ausführungen i​n Pirenne-These).[251] Der Wechsel d​er Herrschaft w​ar teilweise fließend: Im Frankenreich beispielsweise w​aren die Menschen n​un nicht m​ehr Untergebene d​es Kaisers, sondern d​es Königs (auch w​enn man d​ort den Augustus i​n Konstantinopel n​och im späten 6. Jahrhundert o​ft als dominus noster ansprach). Die römische Beamtenschaft w​urde teilweise übernommen, ebenso d​ie Verwaltungsstrukturen. Eine Zeitlang funktionierten a​uch die spätrömischen Institutionen weiter, b​is schließlich k​ein ausreichend ausgebildetes Personal m​ehr nachkam. Die Angehörigen d​er alten provinzialrömischen Elite wählten n​un oft lieber e​ine kirchliche Laufbahn. Andererseits existierten a​ber auch weiterhin comites, d​ie die civitates verwalteten, b​is aus d​em comes schließlich d​er „Graf“ wurde. In Gallien stellten s​ich die Franken a​uch alamannischen Plünderern entgegen u​nd verteidigten d​ie Städte: Aus d​er Gallia w​urde schließlich e​ine Francia. An d​en germanischen Herrscherhöfen entstanden n​ach einer Weile n​eue Ämter, w​ie der maior domus (Hausmeier) i​m Merowingerreich.[252] Immer deutlicher w​urde die Tendenz z​ur bereits i​n spätrömischer Zeit vorangeschrittenen Verfestigung aristokratischer Strukturen, w​as sich beispielsweise i​n dem Gegensatz d​er Großgrundbesitzer u​nd der a​n die Scholle gebundenen Bauern widerspiegelt. Die Gesellschaft teilte s​ich bald i​n Freie (wozu d​ie germanischen Adligen u​nd die römische Oberschicht gehörten), Halbfreie u​nd Unfreie auf. Damit einhergehend s​tieg die Zahl d​er Sklaven an, d​och sind mehrere Detailfragen umstritten. So verlief d​ie Entwicklung i​n den einzelnen regna r​echt unterschiedlich. Vor a​llem sind v​iele Bewertungen d​er älteren Forschung, d​ie die spätrömische Gesellschaft a​ls eine allgemein i​m Niedergang befindliche Gesellschaft charakterisierte, v​on der modernen Forschung revidiert worden.[253] Dennoch g​ing etwa d​ie Bevölkerungszahl i​n den Städten d​es Westens insgesamt zurück. In manchen Regionen, beispielsweise i​n Britannien u​nd in Teilen d​es Donauraums, verschwand d​ie für d​ie Antike typische urbane Kultur s​ogar fast vollkommen. Im künstlerischen Bereich dominierten hingegen n​eue Formen (siehe Fibel, Germanischer Tierstil). Daneben veränderte s​ich unter anderem d​ie Bestattungskultur. So ließen s​ich auch Romanen n​ach germanischer, a​lso „barbarischer“, Art begraben.[254]

Allgemein g​ibt es unterschiedliche Ansätze z​ur Erklärung u​nd Beurteilung d​er Veränderungen d​er Mittelmeerwelt i​m Übergang v​on der Spätantike z​um Frühmittelalter. Zu diesem Zweck w​urde von d​er European Science Foundation m​it Transformation o​f the Roman World s​ogar ein eigenes Forschungsprojekt i​ns Leben gerufen. Eines a​ber wird i​mmer deutlicher: Die germanischen regna w​aren nicht weniger e​in Teil d​er spätrömischen Welt a​ls das Imperium selbst.[255]

Quellen

Die folgenden Ausführungen beschränken s​ich nur a​uf die wichtigsten Quellen. Allgemein s​ei auf d​ie Hinweise i​m Text s​owie in d​en Artikeln Spätantike u​nd Frühmittelalter hingewiesen.[256] Eine neuere u​nd relativ umfassende Quellensammlung m​it deutscher Übersetzung l​iegt mit d​em Werk v​on Goetz, Patzold, Welwei (2006/07) i​n zwei Bänden vor, w​o sich a​uch weitere Angaben finden.

Die wichtigste erzählende Quelle v​om Hunneneinbruch b​is 378 i​st das Werk d​es Ammianus Marcellinus, d​as auch d​as letzte große lateinische Geschichtswerk d​er Antike darstellt. Von d​en bedeutenden Werken d​es Olympiodoros v​on Theben u​nd des Priskos s​ind uns n​ur Fragmente erhalten geblieben, d​ie aber wichtige Informationen enthalten. Ebenfalls n​ur fragmentarisch überliefert s​ind die Werke d​es Malchus v​on Philadelphia u​nd des Johannes v​on Antiochia. Der Heide Zosimos verfasste u​m 500 e​ine Neue Geschichte, die, t​rotz des Rückgriffs a​uf einige g​ute Quellen, t​eils sehr fehlerhaft u​nd parteiisch gefärbt ist. Prokopios v​on Caesarea schilderte i​m 6. Jahrhundert ausführlich d​ie Kriege Justinians g​egen das Vandalen- u​nd Ostgotenreich. Auch Agathias u​nd Theophylaktos Simokates berichten v​on den Vorgängen i​m ehemaligen Westreich, wenngleich s​ie qualitativ n​icht mehr a​n Prokopios heranreichen. Jordanes, d​er eine h​eute verlorene Gotengeschichte Cassiodors benutzte, i​st unsere wichtigste Quelle z​ur Geschichte d​er Goten (vor a​llem der Ostgoten), wenngleich v​iele Informationen problematisch sind. Nicht nur, a​ber vor a​llem für d​ie Geschichte d​er Franken i​st das Werk Zehn Bücher Geschichten d​es Gregor v​on Tours v​on großer Bedeutung (bis 591). Paulus Diaconus fertigte e​ine ähnlich gelagerte Geschichte d​er Langobarden an. Ansonsten bieten v​iele Chroniken (wie d​ie des Marcellinus Comes, d​ie sogenannte Gallische Chronik s​owie vor a​llem die d​es Hydatius v​on Aquae Flaviae) wichtige, o​ft aber n​ur sehr knappe Informationen.[257]

Daneben enthalten verschiedene Kirchengeschichten, Reden u​nd erhaltene Briefe (wie d​ie des Sidonius Apollinaris) e​ine Fülle v​on Informationen, wenngleich v​on sehr unterschiedlicher Qualität u​nd Glaubwürdigkeit. Ebenso s​ind Gesetzestexte s​owie Inschriften, Münzen u​nd vor a​llem archäologische Befunde v​on großer Bedeutung.

Im Zusammenhang m​it neuen archäologischen Forschungen werden DNA-Analysen ebenfalls genutzt, weisen ihrerseits a​ber eigene Probleme auf, d​a Grabfunde n​icht immer e​ine eindeutige Zuordnungen erlauben (weshalb d​ie archäologische Identifikation wichtig ist) u​nd genetische Befunde a​n sich wiederum nichts über d​ie kulturelle Identität aussagen. Das z​u untersuchende genetische Material u​nd die entsprechende Methodik können z​udem bisweilen z​u unterschiedlichen Ergebnissen führen. Insofern i​st die Kooperation zwischen Paläogenetikern, Archäologen u​nd Historikern wichtig, u​m die verschiedenen Ergebnisse dieser n​euen Quellengattung i​n einen gesamtheitlichen Kontext einbetten z​u können.[258]

  • Ammianus Marcellinus: Das römische Weltreich vor dem Untergang. Übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth. Artemis-Verlag, München/Zürich 1974, ISBN 3-7608-3514-7 (nur dt. Übersetzung).
  • Roger C. Blockley: The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. 2 Bde., Liverpool 1981, 1983.
    (Blockleys Zählung der Fragmente, die von der sonst gängigen Nummerierung oft abweicht, wurde im Artikel nicht übernommen.)
  • Hans-Werner Goetz, Steffen Patzold, Karl-Wilhelm Welwei: Die Germanen in der Völkerwanderung. Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen von der Mitte des 3. Jahrhunderts bis zum Jahre 453 n. Chr. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein Gedächtnisausgabe. Teil I. Darmstadt 2006; Teil II. Darmstadt 2007 (lateinisch, griechisch, deutsch).
  • Colin D. Gordon: The Age of Attila: Fifth-Century Byzantium and the Barbarians. University of Michigan Press, Ann Arbor 1960 (Quellenausschnitte in englischer Übersetzung; Onlineversion).

Literatur

Wichtige Überblicks-, Personen- u​nd Sachartikel m​it weiteren Literaturangaben u​nd Hinweisen z​ur Forschung finden s​ich im Reallexikon d​er Germanischen Altertumskunde (RGA) i​n der 2. Auflage; z​u berücksichtigen s​ind des Weiteren d​ie Ergänzungsbände d​es Reallexikons. Daneben s​ei auf d​ie Artikel i​m Oxford Dictionary o​f Late Antiquity, i​m Lexikon d​es Mittelalters u​nd in d​er Prosopography o​f the Later Roman Empire hingewiesen. Wichtige Überblickswerke stellen daneben d​ie Cambridge Ancient History (Bd. 13 u​nd 14) u​nd die New Cambridge Medieval History (Bd. 1) dar. Hier n​icht genannt werden ältere Werke, d​ie aber trotzdem teilweise i​mmer noch v​on Wert sind; d​ies gilt speziell für d​ie materialreichen Arbeiten Ludwig Schmidts.[259] Spezielle Literatur i​st zusätzlich i​n den Anmerkungen aufgeführt.

  • Thomas S. Burns: Barbarians within the Gates of Rome. A Study of Roman Military Policy and the Barbarians (ca. 375–425). Indiana University Press, Bloomington/Ind. 1994.
    (Detaillierte und wichtige militärgeschichtliche Darstellung der Ereignisse von 375 bis ins frühe 5. Jahrhundert.)
  • Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. Kohlhammer, Stuttgart 2013; 2. Auflage. Stuttgart 2018, ISBN 978-3170332164.
    (Aktuelle Darstellung, die nicht äußere Angriffe, sondern Bürgerkriege, an denen sich barbarische warlords beteiligten, für die Auflösung der römischen Herrschaft im Westen verantwortlich macht. Vgl. auch Rezension bei H-Soz-u-Kult.)
  • Helmut Castritius: Die Vandalen. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17018870-9.
    (Wichtige Darstellung der Vandalen und ihrer Reichsgründung. Problematisch für Laien ist jedoch, dass zwar Quellen in den Anmerkungen verzeichnet sind, dort jedoch nicht auf die Auseinandersetzung mit der modernen Forschung aufmerksam gemacht wird. Vgl. auch Rezension bei H-Soz-u-Kult.)
  • Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian 284 – 565 n. Chr. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44107-6 (gekürzte Fassung von: Die Spätantike, 1989; 2., vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage. ebenda 2008, ISBN 978-3-406-57241-8).
    (Gut lesbares, inhaltlich konservatives Überblickswerk zur Spätantike; mit Anmerkungsapparat als Die Spätantike [2. Aufl. 2007] erschienen.)
  • Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung. Hrsg. vom Landschaftsverband Rheinland/Rheinisches Landesmuseum Bonn. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008.
  • Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 978-3170221604.
    (Standardwerk zum Frankenreich, allerdings in Einzelfragen überholt.)
  • Patrick J. Geary: Europäische Völker im frühen Mittelalter. Zur Legende vom Werden der Nationen. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-60111-8.
    (Kritische Sicht auf die lange gängige Betrachtung der spätantiken Volksgruppen als homogene Gebilde, stattdessen Darstellung der Vorgänge als komplexe Interaktion heterogener Gruppen und Faktoren.)
  • Wolfgang Giese: Die Goten (= Kohlhammer-Urban-Taschenbücher. Band 597). Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-017670-6.
    (Gut lesbare Zusammenfassung auf dem neueren Forschungsstand.)
  • Hans-Werner Goetz, Jörg Jarnut, Walter Pohl (Hrsg.): Regna and Gentes: The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World. Brill, Leiden u. a. 2003.
    (Sammelband mit wichtigen Beiträgen zu den einzelnen Reichsbildungen.)
  • Walter A. Goffart: Barbarians and Romans AD 418–584. The Techniques of Accommodation. Princeton University Press, Princeton 1980, ISBN 0-691-10231-7.
    (Ein sehr einflussreiches Buch, das neue, umstrittene Erklärungsmuster für die Entstehung der Germanenreiche bietet.)
  • Walter A. Goffart: Barbarian Tides: The Migration Age and the Later Roman Empire. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2006.
  • Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge University Press, Cambridge 2007.
    (Gut lesbare, aktuelle Darstellung der Völkerwanderungszeit unter Einbeziehung der neuesten Forschung, allerdings fast ohne Berücksichtigung der Vorgänge im östlichen Mittelmeerraum. Halsall grenzt sich vielfach kritisch von älteren Forschungspositionen ab und betont die Bedeutung innerrömischer Faktoren für die Ereignisse. Rezension bei Sehepunkte.)
  • Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire: A New History. Macmillan, London 2005.
    (Gut lesbare, inhaltlich konservative Darstellung über das Ende des weströmischen Reichs. Heather betont den gewaltsamen und zerstörerischen Aspekt der Völkerwanderungszeit und die Rolle, die dabei die Hunnen und andere äußere Angreifer gespielt hätten.)
  • Peter J. Heather: Goths and Romans, 332–489. Oxford University Press, Oxford 1991.
    (Wichtige Darstellung zu den Beziehungen zwischen Römern und Goten bis zum Ende des 5. Jahrhunderts.)
  • Dirk Henning: Periclitans res Publica: Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5–493 n. Chr. Steiner, Stuttgart 1999.
    (Behandelt recht ausführlich die letzten Jahre Westroms und das Verhältnis des Kaisertums zur gesellschaftlichen Elite.)
  • Reinhold Kaiser: Die Burgunder. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2004, ISBN 3-17-016205-5.
    (Gut lesbare Einführung zu den Burgunden.)
  • Michael Kulikowski: Imperial Tragedy. From Constantine’s Empire to the Destruction of Roman Italy, AD 363–568. Profile Books, London 2019.
    (Zusammenfassende Darstellung, die sich insbesondere als Gegenentwurf zu den Arbeiten von Heather versteht und wie Halsall und Börm die innenpolitische Entwicklung im Imperium betont.)
  • Otto Mänchen-Helfen: Die Welt der Hunnen. 1978, ND Wiesbaden 1997.
    (Standardwerk zur Geschichte und Kultur der Hunnen, wenngleich nicht mehr auf dem neuesten Forschungsstand und teils lückenhaft. Die dt. Bearbeitung ist dem amerikanischen Original vorzuziehen, da sie wichtige Ergänzungen enthält.)
  • Jochen Martin: Spätantike und Völkerwanderung. 4. Auflage. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-49684-0.
    (4. Band in der Oldenbourg-Grundriss-der-Geschichte-Reihe mit sehr knapper Darstellung, Forschungstendenzen und umfangreicher Bibliografie, inzwischen jedoch überholt.)
  • Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3406739590.
    (Die derzeit aktuelle und umfassendste, sehr umfangreiche Gesamtdarstellung zur Völkerwanderungszeit; Besprechung bei Plekos.)
  • Mischa Meier: Der Völkerwanderung ins Auge blicken. Individuelle Handlungsspielräume im 5. Jahrhundert n. Ch. Verlag Antike, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-938032-99-2.
  • Mischa Meier (Hrsg.): Sie schufen Europa. C. H. Beck, München 2007.
    (Informative Darstellung der Zeit von Konstantin bis Karl dem Großen anhand biografischer Skizzen, verfasst von meist namhaften Forschern.)
  • Andy Merrills, Richard Miles: The Vandals. Blackwell, Oxford-Malden/MA 2010.
  • Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2005, ISBN 3-17-018940-9.
    (Wissenschaftlich fundierte, knappe Einführung. Derzeit eines der besten Überblickswerke.)
  • Walter Pohl (Hrsg.): Kingdoms of the Empire. Brill, Leiden u. a. 1997.
  • Verena Postel: Die Ursprünge Europas. Migration und Integration im frühen Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2004.
    (Einführung in die Völkerwanderungszeit mit Berücksichtigung der wichtigsten gentes.)
  • Rom und die Barbaren. Europa zur Zeit der Völkerwanderung. Hirmer, München 2008.
    (Ausstellungskatalog mit zahlreichen Fachbeiträgen.)
  • Klaus Rosen: Die Völkerwanderung. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-47980-4.
    (Beck Wissen. Knappe, aber gut lesbare Überblicksdarstellung.)
  • Philipp von Rummel, Hubert Fehr: Die Völkerwanderung. Theiss, Stuttgart 2011.
    (aktuelle Einführung aus archäologischer Perspektive)
  • Sebastian Scholz: Die Merowinger. Kohlhammer, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-17-022507-7.
    (aktuelles Überblickswerk)
  • Christopher A. Snyder: An Age of Tyrants: Britain and the Britons, AD 400–600. University Park/PA 1998.
    (Zusammenfassende Darstellung der Situation in Britannien zwischen 400 und 600.)
  • Matthias Springer: Völkerwanderung. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 32, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018387-0, S. 509–517.
  • Ernst Stein: Geschichte des spätrömischen Reiches. Bd. 1. Wien 1928.
    (Ältere, aber sehr detaillierte und quellennahe Darstellung.)
  • Roland Steinacher: Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum (300-600). Kohlhammer, Stuttgart 2017.
  • Roland Steinacher: Die Vandalen. Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs. Klett-Cotta, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-608-94851-6.
    (Umfangreiche und aktuelle Überblicksdarstellung, die die Vandalen als römische Barbaren versteht, die kein Volk, sondern ein Kriegerverband gewesen seien.)
  • Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, ISBN 3-406-53633-6.
    (Knappe, aber gut lesbare und informative Darstellung, die auch die neuesten Forschungsergebnisse einbezieht.)
  • Edward A. Thompson: Romans and Barbarians. Madison/Wisconsin 1982.
    (Gut lesbare, einflussreiche Darstellung, die aber heute in vielen Punkten als überholt gilt.)
  • Bryan Ward-Perkins: The Fall of Rome and the End of Civilization. Oxford University Press, Oxford 2005.
    (Sehr eindringlich verfasste, aber nicht unumstrittene Darstellung, in der Ward-Perkins essayartig die zerstörerische Wirkung der Germaneneinfälle betont und sich gegen die Vorstellung einer graduellen Transformation wendet.)
  • Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes. 2. Aufl. Köln 1977.
    (Sehr einflussreiches Werk zur Ethnogenese der germanischen gentes, wenngleich dieses Modell in der modernen Forschung teils kritisiert wird.)
  • Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Europe and the Mediterranean 400–800. Oxford University Press, Oxford 2005.
    (Die derzeit grundlegende sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Darstellung dieser Zeit.)
  • Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2018.
    (Stark überarbeitete und erweiterte Neuausgabe von Wolframs einflussreichem Buch Das Reich und die Germanen von 1990.)
  • Herwig Wolfram: Geschichte der Goten. C. H. Beck, München 1979; 5. Auflage 2009 [veröffentlicht als Die Goten].
    (Die grundlegende Darstellung zu den Goten.)
Wiktionary: Völkerwanderung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Allgemein Springer (2006), der auch auf alternative Definitionen außerhalb der communis opinio hinweist. Alle Epochengrenzen sind letztlich nur ein Konstrukt und vor allem durch Konvention begründet. Vgl. auch Stefan Krautschick: Zur Entstehung eines Datums. 375 – Beginn der Völkerwanderung. In: Klio 82, 2000, S. 217–222 sowie Stefan Krautschick: Hunnensturm und Germanenflut: 375 – Beginn der Völkerwanderung? In: Byzantinische Zeitschrift 92, 1999, S. 10–67.
  2. Vgl. von Rummel/Fehr (2011), S. 98 ff.
  3. Siehe etwa Meier (2007).
  4. Bd. 26, Sp. 514, hier online.
  5. Friedrich Schiller: Ueber Völkerwanderung, Kreuzzüge und Mittelalter im Projekt Gutenberg-DE
  6. Springer (2006), S. 509 f.
  7. Knapp zusammenfassend etwa Rosen (2003), S. 28 ff.
  8. Vgl. Pohl (2005) und Rummel/Fehr (2011); knapper populärwissenschaftlicher Überblick auch bei Mischa Meier: Wandernde Völker? In: Damals 7 (2016), S. 16–19.
  9. Mehr die wandernden Kriegergruppen im geographischen Raum im Blick hat etwa Halsall (2007).
  10. Vgl. dazu mit Belegen auch Roland Steinacher: Wanderung der Barbaren? Zur Entstehung und Bedeutung des Epochenbegriffs ‚Völkerwanderung‘ bis ins 19. Jahrhundert. In: Felix Wiedemann, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke (Hrsg.): Vom Wandern der Völker. Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften. Berlin 2017, S. 67–95.
  11. Vgl. auch von Rummel/Fehr (2011), S. 7 f.
  12. Philipp von Rummel: Gotisch, germanisch oder römisch? Methodologische Überlegungen zur ethnischen Interpretation von Kleidung. In: Walter Pohl, Mathias Mehofer (Hrsg.): Archäologie der Identität. Wien 2010, S. 51–77. Vgl. auch Walter Pohl: Telling the Difference: Signs of ethnic Identity. In: Walter Pohl, Helmut Reimitz (Hrsg.): Strategies of Distinction: The Construction of Ethnic Communities, 300–800. Leiden u. a. 1998, S. 17 ff.
  13. Vgl. Martin P. Evison: All in the Genes? Evaluating the Biological Evidence of Contact and Migration. In: D.M. Hadley, J.D. Richards (Hrsg.): Cultures in Contact.Turnhout 2000, S. 277–294; Mischa Meier, Steffen Patzold: Gene und Geschichte. Was die Archäogenetik zur Geschichtsforschung beitragen kann. Stuttgart 2021.
  14. Siehe einführend Walter Pohl: Ethnizität des Frühmittelalters als interdisziplinäres Problem. In: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 4 (1999), S. 69–75.
  15. Vgl. auch Peter Stachel: Identität. Genese, Inflation und Probleme eines für die zeitgenössischen Sozial- und Kulturwissenschaften zentralen Begriffs. In: Archiv für Kulturgeschichte 87 (2005), S. 395–425.
  16. Grundlegend dazu ist die Arbeit Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes. 2. Aufl., Köln/Wien 1977. Der Ethnogenese-Ansatz von Wenskus wurde dann von Herwig Wolfram und seinem Schüler Walter Pohl weiterentwickelt. Zusammenfassend und mit neuerer Literatur: Pohl (2005), S. 13 ff.
  17. Vgl. den Überblick bei Michael Kulikowski: Barbarische Identität. Aktuelle Forschungen und neue Interpretationsansätze. In: M. Konrad, C. Witschel (Hrsg.): Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frümittelalterlichen Lebens? Bayerische Akademie der Wissenschaften, München 2012, S. 103–111.
  18. Vgl. Roland Steinacher: Zur Identitätsbildung frühmittelalterlicher Gemeinschaften. Überblick über den historischen Forschungsstand. In: Irmtraud Heitmeier, Hubert Fehr (Hrsg.): Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria. St. Ottilien 2012, S. 73–124.
  19. Springer (2006), S. 511 f., der einige grundlegende Forschungsprobleme kurz referiert.
  20. Einen allgemeinen Überblick bietet etwa Alheydis Plassmann: Origo gentis. Identitäts- und Legitimitätsstiftung in früh- und hochmittelalterlichen Herkunftserzählungen (= Orbis mediaevalis. Vorstellungswelten des Mittelalters 7). Berlin 2006. Vgl. auch die diversen Arbeiten von Herwig Wolfram und Walter Pohl. Es sei angemerkt, dass die Thesen Wolframs nicht unwidersprochen blieben. So äußert sich beispielsweise Walter Goffart skeptischer als Wolfram hinsichtlich der Rückschlüsse, die späte schriftliche Aufzeichnungen gerade auch in Bezug auf die Rekonstruktion einer ursprünglich mündlich tradierten origo gentis zulassen: Die Ursprungssagen seien in ihrer heute vorliegenden Form weniger Verschriftlichungen alter Stammeslegenden als vielmehr noch spätere, stark von der griechisch-römischen Ethnographie beeinflusste Konstruktionen.
  21. Börm (2013), S. 114 ff.
  22. Goetz, Jarnut, Pohl (2003); Pohl (1997).
  23. Zur nicht selten politisch motivierten Rezeption siehe die knappen Ausführungen bei Rosen (2003), S. 109–121.
  24. Den zerstörerischen Aspekt dieser Epoche betonte jüngst Heather (2005), außerdem besonders Ward-Perkins (2005). Vgl. dagegen Goffart (1980) und Goffart (2006) sowie die vor allem die älteren Arbeiten von Peter Brown. Allgemein siehe die umfassende Buchreihe Transformation of the Roman World (bisher 14 Bde.).
  25. Vgl. Hans-Ulrich Wiemer: Die Goten in Italien. Wandlungen und Zerfall einer Gewaltgemeinschaft. In: Historische Zeitschrift 296, 2013, S. 593–628; zur Definition siehe ebd., S. 598: Es handelte sich um mobile Kriegergruppen und damit um eine Form der Gemeinschaftsbildung, die in vielen Kulturen und Epochen begegnet; sie lässt sich dem Oberbegriff der Gewaltgemeinschaft subsumieren, wenn man darunter soziale Gruppen versteht, für deren Konstitution und Reproduktion Gewalt eine zentrale Rolle spielt.
  26. Springer (2006), S. 514.
  27. Peter J. Heather: The Huns and the end of the Roman Empire in Western Europe. In: The English Historical Review 110, 1995, S. 4–41, und Heather (2005). Anders hingegen etwa Halsall (2007) und Börm (2013).
  28. Halsall (2007); Börm (2013).
  29. Pohl (2005), S. 31 f.; Rosen (2003), S. 99–101.
  30. Siehe Springer (2006).
  31. Knapp zusammenfassend Rosen (2003), S. 22 ff. Zu den römisch-germanischen Beziehungen siehe Thomas Fischer: Gladius. Roms Legionen in Germanien. München 2020. Zu den Germanen allgemein siehe einführend: Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde. Hrsg. von Heinrich Beck u. a. (Sonderabdruck aus Bd. 11 des RGA). Berlin 1998; Walter Pohl: Die Germanen. 2. Auflage, München 2004; Bruno Bleckmann: Die Germanen. München 2009. In der neuesten Forschung wird allerdings teilweise dafür plädiert, den Germanenbegriff nicht mehr zu verwenden, da es eine gemeinsame Identität der von den Römern so bezeichneten Gruppen nie gegeben habe. Vgl. z. B. Matthias Friedrich, James Harland (Hrsg.): Interrogating the 'Germanic'. A Category and its Use in Late Antiquity and the Early Middle Ages. Berlin/New York 2020.
  32. Zu den Getica siehe die kritische Analyse von Arne Søby Christensen: Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths. Studies in a Migration Myth. Kopenhagen 2002; siehe auch Herwig Wolfram: Einige Überlegungen zur gotischen Origo gentis. In: Henrik Birnbaum u. a. (Hrsg.): Festschrift Alexander Issatschenko. Lund 1978, S. 487–499, Zitat ebd. S. 496: „Die Herkunft der Goten aus ‚Übersee‘ steht und fällt derzeit allein mit der Möglichkeit, die Getica historisch zu rechtfertigen“. Zu den Goten ist Wolfram (1979) [bzw. (2001)] grundlegend. Daneben siehe auch Volker Bierbrauer: Archäologie und Geschichte der Goten vom 1.–7. Jahrhundert. In: Frühmittelalterliche Studien. Bd. 28 (1994), S. 51–171; Heather (1991).
  33. Siehe etwa Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 4. Aufl. München 2002, S. 336 ff.; zusammenfassend Rosen (2003), S. 43–45.
  34. Wolfram (1979), S. 41 ff.
  35. Später wurde die Trennung der beiden Gruppen als schlichte geografische Aufteilung interpretiert, aus den ersteren wurden die Westgoten, aus letzteren die Ostgoten. Diese Darstellung ist allerdings grob vereinfachend, denn tatsächlich nahmen sowohl Teile der Greutungen als auch Mitglieder anderer gentes an der Ethnogenese der Westgoten teil. Ebenso waren die aus dem Gros der Greutungen hervorgehenden Ostgoten kein ethnisch homogener Verband. Siehe Artikel Goten. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). Bd. 12 (1998), S. 402–443, speziell S. 428 ff.; zu den Gotennamen siehe ebenfalls Arne Søby Christensen: Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths. Kopenhagen 2002, S. 197 ff.; Heather (1991), S. 331–333.
  36. Anders jetzt Henning Börm: A Threat or a Blessing? The Sasanians and the Roman Empire. In: Carsten Binder, Henning Börm, Andreas Luther (Hrsg.): Diwan. Studies in the History and Culture of the Ancient Near East and the Eastern Mediterranean. Duisburg 2016, S. 615–646.
  37. Heather (2005), S. 82.
  38. Martin (2001), S. 166.
  39. Übersetzung von Otto Veh (1974), S. 708, 711.
  40. Stefan Krautschick: Hunnensturm und Germanenflut: 375 – Beginn der Völkerwanderung? In: Byzantinische Zeitschrift 92, 1999, S. 10–67, hier S. 12–14.
  41. Ammian 31, 3. Zu den Hunnen ist immer noch Maenchen-Helfen (1978) grundlegend, hierzu ebd., S. 16 ff. Siehe auch den Artikel Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 246–261; Christopher Kelly: Attila The Hun. Barbarian Terror and the Fall of the Roman Empire. London 2008; Attila und die Hunnen. Hrsg. vom Historischen Museum der Pfalz Speyer. Stuttgart 2007; Stickler (2007). Zu Ermanarichs Gotenreich sind viele Einzelfragen umstritten, siehe etwa Arne Søby Christensen: Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths. Kopenhagen 2002, S. 158 ff.; Heather (1991), S. 87 f.; Wolfram (1979), S. 98–102. Der Tod Ermanarichs selbst wurde im Mittelalter in vielen Epen thematisiert.
  42. Vgl. zusammenfassend etwa Christopher Kelly: Attila The Hun. Barbarian Terror and the Fall of the Roman Empire. London 2008, S. 29ff.; Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019, S. 159f.; Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, S. 21ff. Für eine politisch-kulturelle Kontinuität (aber nicht eine völlig deckungsgleiche Identität) plädiert etwa Étienne de la Vaissière: The Steppe World and the Rise of the Huns. In: Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Attila. Cambridge 2014, S. 175ff.
  43. Zusammenfassend Peter J. Heather: The Huns and the end of the Roman Empire in Western Europe. In: English Historical Review 110, 1995, S. 4–41 und Heather (2005), S. 146 ff.; siehe auch Artikel Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 247 f.
  44. Orosius, Historiae adversum paganos, 7, 33.
  45. Der prominenteste Vertreter einer Position, die dem hunnischen Vorstoß entscheidende Bedeutung beimisst, ist derzeit Peter J. Heather; die Gegenposition wird unter anderem von Guy Halsall vertreten.
  46. Die beste Quelle für die folgenden Ereignisse bis 378 ist wieder Ammianus und sein Bericht im 31. und letzten Buch seines Geschichtswerks. Vgl. dazu Heather (1991), S. 122 ff., und Wolfram (1979), S. 137 ff.
  47. Ammian 31, 5 ff. Zum Zeitpunkt siehe Heather (1991), S. 142.
  48. Offenbar fürchtete Valens, dass sein Neffe Gratian, der sich bereits im Krieg bewährt hatte, zu viel Ruhm für sich einfordern würde, wenn er seinem Onkel bei der Niederwerfung der Goten helfen würde. Für die nachfolgende Entwicklung siehe Ammian 31, 12 f. Vgl. auch Burns (1994), S. 28 ff. sowie Heather (1991), S. 142 ff.
  49. Dazu Heather (1991), S. 84 ff.
  50. Burns (1994), S. 33.
  51. Ammian 31,13,19.
  52. Wolfram (1979), S. 150 ff.
  53. Zu Theodosius, der später der Große genannt wurde, siehe Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, zur Entwicklung nach Adrianopel ebd., S. 35 ff. Vgl. dazu auch Burns (1994), S. 43 ff.; Heather (1991), S. 147 ff.
  54. Zusammenfassend: Heather (1991), S. 157 ff.; Wolfram (1979), S. 153 ff. Vgl. Halsall (2007), S. 180 ff., der explizit gegen die communis opinio argumentiert.
  55. Siehe aber Martin (2001), S. 166 f.
  56. Siehe dazu Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, S. 45 ff., besonders S. 50 f.; Burns (1994), S. 73 ff. Vgl. auch Halsall (2007), S. 184 f.
  57. Getica, 29, 146.
  58. Zusammenfassend und mit Quellenbelegen: Heather (1991), S. 193 ff. sowie Wolfram (1979), S. 159 ff.
  59. Zum Folgenden Burns (1994), S. 183 ff.; Heather (1991), S. 199 ff. (mit gutem Kartenmaterial); Wolfram (1979), S. 164 ff.
  60. Stilicho war nicht der erste Heermeister, der Einfluss auf die Reichsgeschäfte genommen hatte. Doch sollte im 5. Jahrhundert die lange Reihe schwacher Kaiser diesem Prozess noch weiter Vorschub leisten. Siehe die ausführliche Darstellung bei Alexander Demandt: Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790.
  61. Zum Radagaisuszug siehe Heather (2005), S. 194 f. sowie Wolfram (1979), S. 202–204, der die Bedeutung dieser Episode im Zusammenhang mit der westgotischen Ethnogenese betont.
  62. Angeblich 4000 Goldpfund (Zosimos, 5, 29, der sich dabei auf seine Quelle Olympiodoros von Theben stützte). Der weströmische Kaiserhof hatte zuvor längere Zeit in Mailand residiert, aufgrund der unsicheren Lage war man aber schließlich in das als uneinnehmbar geltende Ravenna umgezogen.
  63. Zur Entwicklung nach dem Tod Stilichos: Burns (1994), S. 224 ff.; Heather (2005), S. 220 ff.; Wolfram (1979), S. 184 ff. Hintergrund für die Ermordung Stilichos bildete vielleicht unter anderem eine zunehmend anti-germanische Haltung am Kaiserhof in Ravenna, nachdem schon im Ostreich der Gote Gainas vergeblich versucht hatte, politisch federführend zu wirken. In der neueren Forschung wird diesem Motiv allerdings zumeist keine große Bedeutung mehr zugeschrieben; die Antipathie am Hof habe sich weniger gegen die Germanen als gegen die Vormacht des Militärs gerichtet; Börm (2013), S. 45–51.
  64. Zosimos 5,39–41.
  65. Wolfram (1979), S. 187 f.
  66. Wolfram (1979), S. 188 f.
  67. Zu seiner Regierungszeit vgl. nun Chris Doyle: Honorius. The Fight for the Roman West AD 395–423. London/New York 2019.
  68. Vgl. die informative biografische Skizze Mischa Meier: Alarich und die Eroberung Roms im Jahr 410. Der Beginn der „Völkerwanderung“. In: Meier (2007), S. 45–62, speziell S. 52 ff.
  69. Zur Eroberung Roms 410 und der damit zusammenhängenden Rezeption siehe nun Henriette Harich-Schwarzbauer, Karla Pollmann (Hrsg.): Der Fall Roms und seine Wiederauferstehungen in Antike und Mittelalter. Berlin/Boston 2013; Mischa Meier, Steffen Patzold: August 410 – Ein Kampf um Rom. Stuttgart 2010; vgl. auch Hans Armin: Der Fall Roms. Literarische Verarbeitung bei Heiden und Christen. In: Johannes Oort, Dietmar Wyrwa (Hrsg.): Heiden und Christen im 5. Jahrhundert. Leuven 1998, S. 160 ff.
  70. Zum Rheinübergang siehe: Goffart (2006), S. 73 ff.; Heather (2005), S. 194 ff.; Peter J. Heather: Why Did the Barbarian Cross the Rhine?. In: Journal of Late Antiquity 2 (2009), S. 3–29; Stein (1928), S. 381 ff. Siehe auch Michael Kulikowski: Barbarians in Gaul, Usurpers in Britain. In: Britannia 31 (2000), S. 325–345 (der die These aufgestellt hat, der Einbruch könnte auch schon 405/06 erfolgt sein).
  71. Zu den Vandalen siehe Castritius (2007), bes. S. 46 ff. (teils recht kritisch gegenüber den Quellen); Merrills/Miles (2010); Steinacher (2016) und Konrad Vössing: Das Königreich der Vandalen. Darmstadt 2014. Ergänzend sei auf den Artikel im RGA aufmerksam gemacht: Wandalen. In: RGA 33 (2006), S. 168 ff.
  72. Art. Sweben. In: RGA 30 (2005), S. 184 ff. Ebd. S. 192 ff. (zum Begriff Sueben [Sweben]) und S. 202 ff. (zu den folgenden Ereignissen), jeweils mit Quellenhinweisen und Literatur.
  73. Heather (2005), S. 206–209, mit Kartenmaterial und detaillierterer Quellenanalyse.
  74. Heather (2005), S. 209 ff., 236 ff.; Stein (1928), S. 383 ff.; C. E. Stevens: Marcus, Gratian, Constantine. In: Athenaeum 35 (1957), S. 316–347.
  75. Hieronymus, Epistulae 133,9.
  76. Vgl. Evangelos Chrysos: Die Römerherrschaft in Britannien und ihr Ende. In: Bonner Jahrbücher 191 (1991), S. 247–276, hier S. 260ff.
  77. Pohl (2005), S. 86 ff. Allerdings sind viele Detailfragen sehr umstritten, nicht zuletzt aufgrund der mangelhaften Quellenlage.
  78. Zur Usurpation Konstantins III. und des Jovinus siehe John F. Drinkwater: The Usurpers Constantine III (407–411) and Jovinus (411–413). In: Britannia 29 (1998), S. 269–298; Kay Ehling: Zur Geschichte Constantins III. In: Francia 23 (1996), S. 1–11; Ralf Scharf: Iovinus – Kaiser in Gallien. In: Francia 20 (1993), S. 1–13. Zu den Burgunden: Kaiser (2004), zum Eingreifen für Jovinus und Reichsbildung: ebd., S. 26 ff.
  79. Wolfram (1979), S. 192 f.
  80. Wolfram (1979), S. 196–202.
  81. Orosius, Historiae adversum paganos, 7, 43.
  82. Wolfram (1979), S. 194 f. Zu den Militäroperationen des Constantius siehe auch Burns (1994), S. 250 ff.
  83. Wolfram (1979), S. 204 f.
  84. Heather (1991), S. 221 f.
  85. Letzteres nimmt vor allem Walter Goffart an: Goffart (1980), S. 103 ff.; Goffart (2006), S. 119 ff. Siehe außerdem Burns (1994), bes. S. 263 ff.; Heather (1991), S. 221 ff.; Pohl (2005), S. 58 ff.; Pohl (1997), passim; Wolfram (1979), S. 208 ff.; Herwig Wolfram: Die dauerhafte Ansiedlung der Goten auf römischem Boden. Eine endlose Geschichte. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 112 (2004), S. 11–35.
  86. Burns (1994), S. 263 f.; wesentlich negativer beurteilte die Ansiedlung etwa Ward-Perkins (2005), S. 54 f.
  87. Allgemein gilt die Faustregel, dass nur jedes vierte oder fünfte Mitglied einer gens selbst waffenfähig war, der Rest des Verbandes bestand aus den Familien der Krieger. Die Vandalen sollten später in Nordafrika jedoch von diesem „Kooperationsmuster“ mit der einheimischen Bevölkerung entscheidend abrücken.
  88. Grundlegend zu den Vandalen ist Steinacher (2016). Zum Folgenden: Castritius (2007), S. 58 ff.
  89. Hydatius, Chronica 49.
  90. Zusammenfassend Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 234 f.
  91. Castritius (2007), S. 76 ff.; Uwe Walter: Geiserich und das afrikanische Vandalenreich. In: Meier (2007), S. 63–77.
  92. Getica, 33, 168.
  93. Zu den Zahlenangaben (die in den Quellen nicht einheitlich sind) siehe etwa die Diskussion bei Castritius (2007), S. 78 f.
  94. Castritius (2007), S. 86 ff.; Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 237 f.
  95. Prokopios, Bella 3, 3.
  96. Castritius (2007), S. 68; siehe aber Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl., München 2007, S. 184.
  97. Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 238.
  98. Heather (2005), S. 268.
  99. Börm (2013), S. 67–70; Steinacher (2016), S. 92f.
  100. Castritius (2007), S. 93 ff.; Walter: Geiserich. In: Meier (2007), S. 70 ff.; Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 239 f.
  101. Siehe die Ausführungen im Kapitel Vom Imperium zu Regna.
  102. Zusammenfassend (aber nicht unumstritten) Peter J. Heather: The Huns and the end of the Roman Empire in Western Europe. In: English Historical Review 110, 1995, S. 4–41, hier S. 9.
  103. Zusammenfassend: Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 249; Peter J. Heather: The Huns and the end of the Roman Empire in Western Europe. In: English Historical Review 110, 1995, S. 4–41, hier S. 10 f. Siehe aber auch Maenchen-Helfen (1978), S. 22, der von einem relativen Gemeinschaftsgefühl ausgeht.
  104. Dazu ausführlich Maenchen-Helfen (1978), S. 38 ff.
  105. Claudian, In Rufinum 2, 26 ff.
  106. Maenchen-Helfen (1978), S. 43 ff.
  107. Dieter Timpe: Gainas. In: RGA 10 (1998), S. 317–321. Die Person des Gainas bot in der Folgezeit eine gute Projektionsfläche für anti-barbarische Propaganda.
  108. Maenchen-Helfen (1978), S. 44 f.
  109. Orosius, Historiae adversum paganos, 7, 37, 3.
  110. Art. Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 250. Siehe auch Maenchen-Helfen (1978), S. 53 ff., der die Quellenarmut dieser Zeit bzgl. der Hunnen nachdrücklich betont.
  111. Chronik des Marcellinus Comes, anno 427.
  112. Vielleicht trat er ihnen nun endgültig Pannonien ab, was aber ebenfalls nicht gesichert ist: Maenchen-Helfen (1978), S. 63 f.
  113. Demandt (1998), S. 122 f.; Stein (1928), S. 472 ff.
  114. Art. Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 250; siehe auch Kaiser (2004), S. 31 f.; Maenchen-Helfen (1978), S. 60 ff. Allerdings nehmen einige Forscher auch an, dass es sich bei den genannten Hunnen, die 436 das Burgundenreich vernichteten, eventuell um eigenständig operierende Foederaten gehandelt haben könnte, vgl. Timo Stickler: Aëtius. München 2002, S. 183.
  115. Kaiser (2004), S. 38 ff.
  116. Bruno Bleckmann: Attila, Aetius und das „Ende Roms“. Der Kollaps des Weströmischen Reiches. In: Meier (2007), S. 93–110; Christopher Kelly: Attila The Hun. Barbarian Terror and the Fall of the Roman Empire. London 2008, S. 70 ff.; Heather (2005), S. 300 ff.; Maenchen-Helfen (1978), S. 69 ff.; Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Attila. Cambridge 2014; Klaus Rosen: Attila. München 2016; Gerhard Wirth: Attila. Das Hunnenreich und Europa. Stuttgart u. a. 1999 (teils recht spekulativ).
  117. Chronik des Marcellinus Comes, anno 441; Priskos, Fragment 1b.
  118. Chronik des Marcellinus Comes, anno 447; Priskos, Fragment 3.
  119. Jordanes, Romana, 331.
  120. Vgl. Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 102, der betont, dass sich Attila mit einem Angriff auf beide Reichshälften übernommen hätte.
  121. Priskos, Fragment 8.
  122. Jordanes, Getica, 224.
  123. Maenchen-Helfen (1978), S. 98, bezeichnete es schlicht als Hofklatsch. Siehe aber Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 102 f. und Börm (2013), S. 86 ff.
  124. Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 103 f.
  125. Castritius (2007), S. 104.
  126. Jordanes, Getica, 41, 216.
  127. J. B. Bury: History of the Later Roman Empire. Bd. 1. New York 1958 (ND von 1923), S. 293 f.
  128. Maenchen-Helfen (1978), S. 97–106.
  129. Zusammenfassend Heather (2005), S. 340 f.
  130. Zu den möglichen Folgen vgl. auch Mischa Meier: Das Ende des weströmischen Kaisertums – ein Ereignis der chinesischen Geschichte? Auswirkungen von Mobilität in eurasischer Perspektive. In: Historische Zeitschrift 311, 2020, S. 275 ff.
  131. Einen ausgezeichneten Überblick bietet Walter Pohl: Die Gepiden und die gentes an der mittleren Donau nach dem Zerfall des Attilareiches. In: Herwig Wolfram, Falko Daim (Hrsg.): Die Völker an der mittleren und unteren Donau im fünften und sechsten Jahrhundert. Wien 1980, S. 239–305.
  132. Art. Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 252.; Heather (2005), S. 351 ff.; Maenchen-Helfen (1978), S. 107 ff.
  133. Demandt (1998), S. 126 f.; Heather (2005), S. 369 ff.; Stein (1928), S. 517–519.
  134. Börm (2013), S. 89–93.
  135. Zum Folgenden vgl. Börm (2013), S. 94ff.; Heather (2005), S. 375 ff.
  136. Wolfgang Kuhoff: Die Versuchung der Macht. Spätrömische Heermeister und ihr potentieller Griff nach dem Kaisertum. In: Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. J. Weber (Hrsg.): Macht und Kommunikation. Berlin 2012, S. 39–80.
  137. Brian Croke: Dynasty and Ethnicity. Emperor Leo I and the Eclipse of Aspar. In: Chiron 35 (2005), S. 147–203.
  138. Zu den Kämpfen mit den Goten und der Bildung des Ostgotenreichs auf dem Balkan siehe vor allem Heather (1991), S. 240 ff.; Wolfram (1979), S. 307 ff.
  139. Zum Folgenden siehe unter anderem Demandt (1998), S. 141 ff.; Stein (1928), S. 540 ff.
  140. Castritius (2007), S. 103 ff.
  141. Stein (1928), S. 552 f.
  142. Zur Situation Galliens im 5. Jahrhundert siehe die Aufsatzsammlung John Drinkwater, Hugh Elton (Hrsg.): Fifth-Century Gaul: A Crisis of Identity?. Cambridge 1992.
  143. Kaiser (2004), S. 49.
  144. Wolfram (1979), S. 217 f.
  145. Castritius (2007), S. 113 ff., der nicht annimmt, dass ein formaler Friedensvertrag abgeschlossen wurde.
  146. Vgl. Jeroen W. P. Wijnendaele: Generalissimos and Warlords in the Late Roman West. In: Nãco del Hoyo, López Sánchez (Hrsg.): War, Warlords and Interstate Relations in the Ancient Mediterranean. Leiden 2018, S. 429–451.
  147. Gregor von Tours, Historiae, 2, 11 f.; 2, 18; 2, 27. Vgl. auch Halsall (2007), S. 266 ff. sowie David Frye: Aegidius, Childeric, Odovacer and Paul. In: Nottingham Medieval Studies 36 (1992), S. 1 ff. Zur Person des Aegidius siehe etwa Henning (1999), S. 81 ff.
  148. Michael Kulikowski: Marcellinus of Dalmatia and the Fall of the Western Empire. In: Byzantion 72 (2002), S. 177–191.
  149. Castritius (2007), S. 118 f.
  150. Wolfram (1979), S. 219 ff.
  151. Stein (1928), S. 582 f.
  152. Zu diesen beiden siehe den knappen Überblick bei Martin (2001), S. 168, 171 f.
  153. Demandt (1998), S. 148.
  154. Dazu: Demandt (1998), S. 145; Heather (2005), S. 425 f.; Kaiser (2004), S. 52; Stein (1928), S. 584.
  155. Martin (2001), S. 45.
  156. Karl Feld: Barbarische Bürger: die Isaurier und das Römische Reich. Berlin 2005, S. 325 ff.
  157. Wolfram (1979), S. 222 ff.
  158. Wolfram (1979), S. 226.
  159. Henning (1999), S. 174 f.
  160. Zusammenfassend Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 264 ff.
  161. Siehe Eugippius, Vita Severini, die eine sehr wichtige Quelle darstellt. Siehe auch Heather (2005), S. 407 ff.
  162. Vgl. hierzu den klassischen Aufsatz von Brian Croke: A.D. 476. The manufacture of a Turning Point. In: Chiron 13 (1983), S. 81–119. Die Bedeutung von 476 betonte dagegen jüngst etwa Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 109 f.
  163. Vgl. Börm (2013), S. 118–128.
  164. Rosen (2003), S. 79 f.
  165. Vgl. hierzu zuletzt Jonathan Arnold: Theoderic and the Roman Imperial Restoration. Cambridge 2014.
  166. Knappe Forschungsdiskussion bei Martin (2001), S. 168 f.
  167. Siehe dazu auch Goffart (2006), bes. S. 23 ff.; Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 271 ff. Einen Überblick bietet Alexander Demandt: Der Fall Roms. München 1984.
  168. Vgl. Börm (2013), S. 114–117.
  169. Demandt (1998), S. 149 f.
  170. Maenchen-Helfen (1978), S. 260 ff.
  171. Jordanes (oder besser gesagt seine Hauptquelle Cassiodorus, aus dessen verlorener Gotengeschichte Jordanes sein Wissen weitgehend schöpfte) vermittelt in seinen Getica den Eindruck, dass die Amaler über einen weit in die Vergangenheit zurückreichenden Stammbaum verfügen würden, was aber nicht mehr ist als eine gelehrte Konstruktion: Peter J. Heather: Cassiodorus and the Rise of the Amals. Genealogy and the Goths under Hun Domination. In: Journal of Roman Studies 79 (1989), S. 103–128.
  172. Zum Folgenden siehe: Heather (1991), S. 240 ff.; Pohl (2005), S. 126 ff.; Wolfram (1979), S. 321 ff.
  173. Jordanes, Getica, 54, 277–279.
  174. Zur Gotenpolitik Zenons und der nachfolgenden Entwicklung siehe besonders Heather (1991), S. 272 ff.
  175. Siehe Wolfram (1979), S. 346 ff. Zusammenfassend auch Pohl (2005), S. 132 f.
  176. Zu Theoderich siehe nun Hans-Ulrich Wiemer: Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. München 2018. Vgl. außerdem Antonio Carile (Hrsg.): Teoderico e i Goti fra Oriente e Occidente. Ravenna 1995; Wilhelm Enßlin: Theoderich der Große. 2. Aufl., München 1959 (materialreich, aber nicht mehr aktuell). Zur ostgotischen Herrschaft in Italien siehe etwa Patrick Amory: People and Identity in Ostrogothic Italy, 489–554. Cambridge 1997 (allerdings vertritt Amory teils recht provokante Thesen).
  177. Die Details sind allerdings umstritten, siehe Pohl (2005), S. 137–140.
  178. Siehe Börm (2013), S. 129–139. Vgl. nun auch Jonathan J. Arnold: Theoderic and the Roman Imperial Restoration. Cambridge 2014.
  179. Zu Theoderichs Politik in Italien: Wolfram (1979), S. 353 ff.
  180. Knappe Zusammenfassung bei Pohl (2005), S. 147–151; detaillierter: Wolfram (1979), S. 415 ff.
  181. Zur Geschichte des Westgotenreichs siehe etwa: Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008; Roger Collins: Visigothic Spain 409–711. Oxford 2004; Alberto Ferreiro: The Visigoths in Gaul and Spain A.D. 418–711: A Bibliography. Leiden 1988 (Bibliografie); Luis Garcia Moreno: Prosopografia del reino visigodo de Toledo. Salamanca 1974; Luis Garcia Moreno: Historia de España Visigoda. Madrid 1989; Wolfram (1979), S. 207 ff.
  182. Zum Untergang des Suebenreichs siehe knapp Kampers, Geschichte der Westgoten, S. 180 ff.
  183. Wolfram (1979), S. 225; zum Wandel speziell in Gallien siehe Bernhard Jussen: Über ‚Bischofsherrschaften‘ und die Prozeduren politisch-sozialer Umordnung in Gallien zwischen Antike und Mittelalter. In: Historische Zeitschrift 260 (1995), S. 673–718.
  184. Wolfram (1979), S. 231 ff.
  185. Giese (2004), S. 140 ff.
  186. Giese (2004), S. 148 f.
  187. Postel (2004), S. 219 ff. ebd. S. 219: „Das westgotische regnum wurde ein spanisches imperium.
  188. Zur nachfolgenden Zeit siehe knapp zusammenfassend Kampers, Geschichte der Westgoten, S. 188 ff. sowie 311 ff. (zur Kultur des Westgotenreichs); Giese (2004), S. 151 ff.
  189. Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 387 f.
  190. Castritius (2007), S. 124 f.
  191. Castritius (2007), S. 127.
  192. Castritius (2007), S. 159.
  193. Postel (2004), S. 196. Die Berber leisteten später noch den Oströmern und (zunächst) den Arabern teils heftigen Widerstand.
  194. Castritius (2007), S. 137–139.
  195. Castritius (2007), S. 100 f.
  196. Siehe die wichtige Aufsatzsammlung Andy H. Merrills (Hrsg.): Vandals, Romans and Berbers. New Perspectives on Late Antique North Africa. Aldershot 2004.
  197. Prokopios, Bella 3, 10.
  198. Zur Eroberung des Vandalenreichs und den Nachwirkungen durch die Oströmer siehe knapp Castritius (2007), S. 159 ff.
  199. Zu den Franken siehe unter anderem Reinhold Kaiser: Das römische Erbe und das Merowingerreich. 3. Aufl., München 2004; Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015; Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms. London 1994 (jeweils mit weiterer Literatur). Zur Frühgeschichte siehe Ulrich Nonn: Die Franken. Stuttgart 2010; Erich Zöllner: Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. München 1970.
  200. Vgl. Eugen Ewig: Die Franken und Rom (3.–5. Jahrhundert). Versuch einer Übersicht. In: Rheinische Vierteljahrsblätter. Band 71, 2007, S. 1–42.
  201. Sulpicius Alexander, Historia, Auszug bei Gregor von Tours, Historiae, 2,9.
  202. Artikel Franken. In: RGA 9 (1995), S. 417.
  203. Zu den Alamannen siehe die umfassende und aktuelle Darstellung von Drinkwater: John F. Drinkwater: The Alamanni and Rome 213–496. Caracalla to Clovis. Oxford 2007.
  204. Zur Ereignisgeschichte siehe Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015, S. 35ff.; Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms. London 1994, S. 38 ff.
  205. Zu Chlodwig siehe nun Matthias Becher: Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt. München 2011.
  206. Zu den Thüringern siehe Heike Grahn-Hoek: Stamm und Reich der frühen Thüringer nach den Schriftquellen. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 56, 2002, S. 7–90.
  207. Kaiser (2004), S. 73 f.
  208. Matthias Springer: Theudebert I. In: RGA 30 (2005), S. 455–459.
  209. Bernhard Jussen: Über ‚Bischofsherrschaften‘ und die Prozeduren politisch-sozialer Umordnung in Gallien zwischen Antike und Mittelalter. In: Historische Zeitschrift 260 (1995), S. 673–718.
  210. Bernhard Jussen: Chlodwig und die Eigentümlichkeiten Galliens. In: Meier (2007), S. 141–154, hier 152.
  211. So Patrick J. Geary: Die Merowinger. München 2007.
  212. Zum Folgenden siehe Kaiser (2004), S. 38 ff.
  213. Kaiser (2004), S. 49 ff.
  214. Kaiser (2004), S. 49 f.; Postel (2004), S. 116–118.
  215. Postel (2004), S. 115 f. Zu den Modalitäten der Ansiedlung siehe Kaiser (2004), S. 82 ff.
  216. Kaiser (2004), S. 115 f.
  217. Kaiser (2004), S. 152–157.
  218. Dazu Kaiser (2004), S. 176 ff.
  219. Vgl. Peter Salway: A History of Roman Britain. Oxford 2001, S. 323ff.
  220. Vgl. zusammenfassend Evangelos Chrysos: Die Römerherrschaft in Britannien und ihr Ende. In: Bonner Jahrbücher 191 (1991), S. 247–276.
  221. Michael E. Jones: The End of Roman Britain. Ithaca/NY 1996; Snyder (1998).
  222. Zosimos, 6, 10, 2. Vgl. auch Edward A. Thompson: Zosimus 6.10.2 and the letters of Honorius. In: Classical Quarterly 32 (1982), S. 445–462. Nach Ansicht einiger Forscher (beispielsweise David Mattingly) bezog sich der Kaiser allerdings nicht auf Britannien, sondern auf die Landschaft Bruttium in Italien.
  223. Quellenüberblick unter anderem bei Snyder (1998), S. 29 ff. (schriftliche) und 131 ff. (archäologische).
  224. Vgl. als aktuellen Überblick Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013, S. 103ff.
  225. Postel (2004), S. 95 ff.; Christian Uebach: Die Landnahmen der Angelsachsen, der Wikinger und der Normannen in England. Marburg 2003, S. 19 ff. Bruno Krüger (Hrsg.): Die Germanen – Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa, Berlin 1983, Band 2. S. 450–452, 476–485.
  226. Beda, Historia ecclesiastica, 1, 15.
  227. Knapper Überblick mit Literatur. (Memento vom 27. Mai 2012 im Webarchiv archive.today) Allgemein siehe auch David Dumville: Sub-Roman Britain: History and Legend. In: History 62, 1977, S. 173–192; Snyder (1998).
  228. Zum „historischen Hintergrund“ der Sage und der späteren Verformung vgl. nun auch Guy Halsall: Worlds of Arthur: Facts and Fictions of the Dark Ages. Oxford 2013.
  229. Zusammenfassend siehe Pohl (2005), S. 92 f.
  230. Aktueller Überblick zu den Angelsachsen nun bei Henrietta Leyser: A Short History of the Anglo-Saxons. London/New York 2017 sowie bei Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013. Vgl. auch James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. London u. a. 1982 (mehrere NDe); Frank M. Stenton: Anglo-Saxon England. 3. Aufl. Oxford 1971.
  231. Ward-Perkins (2005), S. 117 ff.
  232. Origo gentis Langobardorum 1.
  233. Zu den Langobarden siehe einführend: Ausstellungskatalog Die Langobarden (2008); Jörg Jarnut: Geschichte der Langobarden. Stuttgart 1982; Wilfried Menghin: Die Langobarden. Stuttgart 1985; Peter Erhart, Walter Pohl (Hrsg.): Die Langobarden: Herrschaft und Identität. Wien 2005.
  234. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, 1, 20; siehe auch Prokopios, Bella, 6, 14.
  235. Zusammenfassend Pohl (2005), S. 193.
  236. Prokopios, Bella, 8, 33.
  237. Prokopios, Bella, 8, 25 ff.
  238. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, 1, 23 f.
  239. Zu den Awaren ist grundlegend: Walter Pohl: Die Awaren. 2. Aufl. München 2002.
  240. Wilfried Menghin: Die Langobarden. Stuttgart 1985, S. 85 f.; Pohl: Die Awaren. 2002, S. 56 f.; Pohl (2005), S. 193 ff.
  241. Pohl (2005), S. 197.
  242. Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 399 f.
  243. Einen guten Überblick bzgl. der frühen Bayern bietet Matthias Hardt: The Bavarians. In: Goetz, Jarnut, Pohl (2003), S. 429–461.
  244. Allgemein zu den frühen Slawen vgl. nun vor allem Florin Curta: The Making of the Slavs. Cambridge 2001 sowie Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006, S. 39 ff. Siehe auch Gottfried Schramm: Ein Damm bricht. Die römische Donaugrenze und die Invasionen des 5.–7. Jahrhunderts im Lichte von Namen und Wörtern. München 1997 (teils veraltet).
  245. Zur Entwicklung nach Alboin siehe zusammenfassend Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Berlin 1990, S. 404 ff.
  246. Für das „nach-römische Europa“ siehe Chris Wickham: The Inheritance of Rome: A History of Europe from 400 to 1000. London 2009 und die Kulturgeschichte von Julia Smith: Europe after Rome. Oxford 2005; vgl. auch Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter. Frankfurt am Main 2014 (jeweils mit weiterer Literatur). Zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte allgemein siehe auch die wichtige Darstellung von Wickham (2005).
  247. John F. Haldon: Byzantium in the Seventh Century. 2. Aufl. Cambridge 1997.
  248. Vgl. allgemein Wickham (2005).
  249. Ausführlich zur Kultur: Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Entfaltung und Wandel Europas. Düsseldorf/Zürich 2000.
  250. Grundlegend hierzu ist Stefanie Dick: Der Mythos vom „germanischen“ Königtum. Studien zur Herrschaftsorganisation bei den germanischen Barbaren bis zum Beginn der Völkerwanderungszeit. Berlin 2008.
  251. Siehe auch den Artikel Kontinuitätsprobleme. In: RGA 17 (2000), S. 205–237.
  252. Martin (2001), S. 195 f. Allgemein (allerdings nur zu den ostgermanischen Reichsgründungen): Gideon Maier: Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica. Stuttgart 2005.
  253. Knappe Zusammenfassung bei Martin (2001).
  254. Siehe mit neuerer Literatur: Sebastian Brather: Völkerwanderungszeit. In: RGA 32 (2006), S. 517–522.
  255. Goetz, Jarnut, Pohl (2003); Thomas F. X. Noble (Hrsg.): From Roman Provinces to Medieval Kingdoms. London/New York 2006; Pohl (1997).
  256. Forschungsprobleme erörtert knapp Martin (2001), vgl. auch die entsprechenden Einträge im RGA.
  257. Siehe allgemein Anton Scharer, Georg Scheibelreiter (Hrsg.): Historiographie im frühen Mittelalter. München/Wien 1994.
  258. Vgl. dazu zusammenfassend etwa Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019, S. 837–839.
  259. Die Ostgermanen. 2. Aufl. München 1941 (ND München 1969). Siehe unter anderem auch seine Arbeiten zu den Langobarden und Vandalen.

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