Museum der Geschichte der polnischen Juden
Das Museum der Geschichte der polnischen Juden (poln. Muzeum Historii Żydów Polskich, POLIN) ist ein Museum in der polnischen Hauptstadt Warschau, neben dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos. Der Grundstein wurde am 26. Juni 2007 gelegt. Das Museum wurde am 19. April 2013 mit einer Feier anlässlich des 70. Jahrestages des Beginns des Warschauer Ghettoaufstandes teileröffnet.[1] Die komplette Fertigstellung und feierliche Eröffnung fand am 28. Oktober 2014 statt.[2][3] Gründungsdirektor des Museums war Jerzy Halbersztadt, 2011 abgelöst durch Agnieszka Rudzińska-Rytel (vorläufig).
Geschichte
Die Idee eines der Geschichte der polnischen Juden gewidmeten Museums kam 1997 auf. Im selben Jahr gab die Stadt Warschau für diesen Zweck das einzige noch unverbaute Grundstück im ehemaligen jüdischen Viertel Warschaus frei.
Im Jahr 2005 wurde das Museum offiziell gegründet, und 2006 wurde auf dem Baugrund eine begehbare Installation errichtet, der Ohel (hebräisch für Zelt), in dem das Museum Ausstellungen und Veranstaltungen durchgeführt hat. Im April 2007 nahm das Bildungszentrum des Museums, das sich mit der Organisation von Schulungen, Workshops u. a. in ganz Polen befasst, seine Arbeit auf. Im Juni 2007 kam es zur feierlichen Grundsteinlegung, an der der polnische Präsident Lech Kaczyński, der Kulturminister Kazimierz Michał Ujazdowski, die Warschauer Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz, der Vorsitzende der Vereinigung für das Jüdische Historische Institut in Polen Marian Turski sowie der erste Förderer aus den USA, Victor Markowicz, teilnahmen.
Deutschland hat Warschau beim Bau des neuen Museums für Jüdische Geschichte in Polen 2006/07 mit fünf Millionen Euro unterstützt. Das teilte die Bundesregierung 2006 in Berlin mit. Am 9. April 2016 wurde dem Museum im spanischen Donostia-San Sebastián vom Europäischen Museums-Forum (EMF) der European Museum of the Year Award 2016 verliehen.
Bezeichnung POLIN
Das hebräische Wort für Polen (פּוֹלִין) wird auf Hebräisch als Polania oder Polin ausgesprochen. Wie ins Hebräische übersetzt, wurden diese Namen für Polen als „gute Vorzeichen“ interpretiert, da „Polania“ in drei hebräische Wörter unterteilt werden kann: po („hier“), lan („wohnt“), ia („Gott“) und „Polin“ in zwei Wörter von: po („hier“) lin („[du solltest] wohnen“). Die darin enthaltene Botschaft bedeute, dass Polen ein guter Ort für die Juden sei und bezieht sich auf eine Legende über die Ankunft der ersten Juden in Polen.[4]
Ausstellungskonzept
Im Museum befinden sich Räume für wechselnde Ausstellungen (1300 m²) und eine ständige Ausstellung (4300 m²) über die Geschichte der polnischen Juden vom Mittelalter bis heute, das Bildungszentrum und Konferenzräume. Derzeit bildet es die größte kulturelle Investition der polnischen Hauptstadt. Im Museum wurde das polychromierte hölzerne Gewölbe der 1942 zerstörten Synagoge in Hwisdez rekonstruiert. Im Freigelände um den Baukörper sind ebenfalls Schicksale von Juden dargestellt.
Architektur
Im internationalen Wettbewerb wurde das Projekt des finnischen Architektenteams Lahdelma & Mahlamäki Oy, Helsinki gewählt.[5] Das Museumsgebäude wurde auf dem Grundriss eines Quadrates entworfen. Die gläsernen zweischichtigen Außenwände werden durch eine unregelmäßig geformte Spalte zerrissen, die den gebogenen Galerien mit gewellten Betonwänden im Inneren des Museumsgebäudes entsprechen. Der Spalt steht für den Weg der Juden durch das Meer. Die Außenwelt und das Museumsinnere werden dadurch zugleich miteinander verbunden. Die Glaswände stellen in der zweiten Außenschicht das Wort Polin in lateinischer und hebräischer Schrift dar, das die Kurzbezeichnung für dieses Museum ist.
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Website des Museums der Geschichte der polnischen Juden (polnisch/englisch)
- Virtuelles Schtetl Internetprojekt des Museums der Geschichte der polnischen Juden (polnisch/englisch/hebräisch)
- POLIN Museum of the History of Polish Jews bei Google Cultural Institute
Einzelnachweise
- Julia Michalska: Jewish history museum opens in Warsaw on anniversary of ghetto uprising. (Nicht mehr online verfügbar.) In: TheArtNewspaper.com. 19. April 2013, archiviert vom Original am 7. November 2013; abgerufen am 18. März 2014 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Polen trägt sein neues Selbstbild nach Europa. In: Die Welt, 23. Oktober 2014.
- Tausend Jahre Leben in FAZ vom 25. Oktober 2014, S. 11.
- A 1000-Year History of Polish Jews. POLIN Museum of the History of Polish Jews. Abgerufen am 22. September 2020.
- Museum of the History of Polish Jews, Warsaw, Poland. (Nicht mehr online verfügbar.) Lahdelma & Mahlamäki Oy, Helsinki, archiviert vom Original am 20. Februar 2015; abgerufen am 25. Oktober 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.