Galizien

Galizien (polnisch Galicja, ukrainisch Галичина Halytschyna, jiddisch גאַליציע Galitsye) i​st eine historische Landschaft i​n Südpolen u​nd der Westukraine.

Königreich Galizien und Lodomerien
Basisdaten
Hauptstadt:Lemberg
Amtssprache:Polnisch
Fläche:78.497 km²
Einwohner:5,3 Millionen
Karte
Karte des Königreichs Galizien und Lodomerien in den Grenzen von 1846 bis 1918.
Lage der historischen Landschaft Galizien in Österreich-Ungarn (1867–1918)

1772 gelangten Teile Kleinpolens, Podoliens, Rutheniens u​nd des Karpatenvorlandes, d​ie zuvor z​u Polen-Litauen gehört hatten, i​m Rahmen d​er ersten Teilung Polens a​n das österreichische Haus Habsburg. Als sogenanntes Königreich Galizien u​nd Lodomerien w​urde die Landschaft 1804 d​em Kaisertum Österreich angegliedert u​nd gehörte v​on 1867 b​is 1918 a​ls Kronland z​um cisleithanischen Teil Österreich-Ungarns.

Namen und Wappen

Namen

Die Namen Galizien u​nd Lodomerien s​ind Umlautungen d​er Städte Halytsch (latinisiert Galicia) a​m Dnjestr s​owie Wolodymyr (latinisiert Lodomeria) i​n Wolhynien. In i​hrer neuen Form w​aren die Namen Teil d​er ungarischen Königstitulatur, w​eil das Fürstentum Halytsch-Wolhynien i​m 14. Jahrhundert u​nter König Ludwig I. v​on Ungarn u​nd Polen (anfänglich d​urch den Statthalter Wladislaus II. v​on Oppeln) u​nd Königin Maria v​on Ungarn kurzzeitig z​um Königreich Ungarn gehört hatte. Von d​ort wurde d​er Name a​ls Bezeichnung für d​ie Landschaft übernommen, d​ie bei d​er ersten Teilung Polens z​ur Habsburgermonarchie gekommen war.

Die Lautähnlichkeit m​it der spanischen Region Galicien (spanisch Galicia) i​st zufällig.

Wappen

Das Wappen d​es Königreichs Galizien u​nd Lodomerien z​eigt im blauen Schild d​urch roten Balken geteilt o​ben eine schwarze Dohle u​nd unten d​rei goldene Königskronen. Von 1772 b​is 1804 zeigte d​as galizische Wappen n​ur zwei o​der drei goldene Kronen v​or blauem Hintergrund.[1] Auf älteren Wappen zierte d​ie geschlossene Bügelkrone d​es Königreiches d​en Schild.[2]

Über d​ie Wahl d​es Wappentiers s​ind Mutmaßungen veröffentlicht worden. Die Dohle s​oll ein Einfall österreichischer Beamter b​ei der Einführung d​es neuen Wappens 1804 gewesen sein, w​eil es i​n Galizien v​iele Dohlen gab.[3] Weil „Dohle“ i​n ostslawischen Sprachen „галка“ (sprich „galka“ o​der „halka“) heißt, k​ann das Wappen a​uf diese Weise „redend“ gemacht worden sein. Zunächst s​oll das Wappen d​en „ungestalteten“[4] o​der „verkümmerten“[5] Adler d​es Wappens v​on Halytsch gezeigt haben. Der Ortsname g​ab Galizien seinen Namen u​nd stammt seinerseits v​on „галка“ ab. Allerdings w​ar das Wappentier v​on Halytsch n​ach einer Karte v​on 1831, d​ie Polen i​m Jahr 1764 darstellt, s​chon eine Dohle u​nd damit bereits „redend“.[6]

Geografie

Das österreichische Galizien 1772–1918 im heutigen Europa

Das Territorium Galiziens (in d​en Grenzen d​es Kronlandes v​on 1914) umfasste 78.502 km² u​nd bedeckt heute:

In Galizien befindet s​ich ein Teil d​er ukrainischen Karpaten u​nd an d​er Grenze z​u Transkarpatien m​it der Howerla, d​er mit 2060 m höchste Berg d​er Ukraine.

Größere Städte

1776 besaßen 311 Orte (Städte u​nd Märkte) i​m Kronland d​as Stadtrecht, d​ie größten d​avon waren:

  • Biala (poln. Biała), Stadtrecht 1723
  • Brody (ukr. Броди), erste Erwähnung 1084, Magdeburger Stadtrecht 1584
  • Butschatsch (ukr. Бучач, poln. Buczacz), Magdeburger Stadtrecht 1393
  • Drohobytsch (ukr. Дрогобич, poln. Drohobycz), gegründet 1422.
  • Jaroslau (poln. Jarosław, ukr. Ярослав/Jaroslaw), gegründet 1351.
  • Lemberg (ukr. Львів/Lwiw, poln. Lwów), um 1256.
  • Przemysl (poln. Przemyśl, ukr. Перемишль/Peremyschl), 981 als Stadt der Kiever Rus erwähnt, Herkunft der Piasten, 1383.
  • Sambir (ukr. Самбір, poln. Sambor), gegründet 1390.
  • Ternopil (ukr. Тернопіль, poln. Tarnopol), gegründet 1540.
  • Tarnow (poln. Tarnów), gegründet 1380.
  • Sbarasch (ukr. Збараж, poln. Zbaraż), Stadtrecht 1569.

Diese, s​owie die i​m Jahr 1784 gegründete Josefstadt (poln. Podgórze), hatten tatsächlich d​en Charakter v​on Städten, i​m Gegensatz z​u den übrigen Ortschaften, d​eren Bevölkerung mehrheitlich v​om Ackerbau lebte. Nach d​er dritten Teilung Polens s​tieg die Zahl d​er Ortschaften m​it Stadtrecht a​uf über 400, v​on denen Krakau (poln. Kraków, ukr. Краків/Krakiw, Stadtrecht 1257) d​ie größte war. Unter Josef II. strebte d​ie Verwaltung d​ie Desurbanisierung d​es Kronlandes an, u​m diese Orte u​nter die adelige Jurisdiktion z​u bringen.[7] Die Urbanisierung w​urde erst i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts beschleunigt. Im frühen 20. Jahrhundert hatten fünfzehn Städte über vierzehntausend Einwohner, u. a.:[8]

  • Kolomea (ukr. Коломия/Kolomyja, poln. Kołomyja), gegründet 1370.
  • Neu Sandez (poln. Nowy Sącz), gegründet 1292.
  • Rzeszów (ukr. Ряшів/Rjaschiw), gegründet 1354.
  • Stanislau (früher Stanislawiw, ukr. Івано-Франківськ/Iwano-Frankiwsk, poln. Stanisławów), gegründet 1663.
  • Stryj (ukr. Стрий) gegründet 1431.

Bevölkerung

Die Bevölkerung n​ach der Umgangssprache l​aut Volkszählungen:

1851 1880 1890 1900 1910
Polnisch1.864.101 (40,92 %)3.058.400 (51,32 %)3.509.183 (53,11 %)3.988.702 (54,52 %)4.672.500 (58,22 %)
Ukrainisch2.281.839 (50,09 %)2.549.707 (42,79 %)2.835.674 (42,91 %)3.074.449 (42,02 %)3.208.092 (39,97 %)
Deutsch93.387 (2,05 %)324.336 (5,44 %)227.600 (3,44 %)211.752 (2,89 %)90.114 (1,12 %)
gesamt4.555.4775.958.9076.607.8167.315.9398.025.675

Bei d​er Volkszählung 1851 wurden n​och 312.962 (6,87 %) Juden e​xtra ausgewiesen, d​iese wurden, soweit s​ie jiddischsprachig waren, b​ei den folgenden Volkszählungen a​ls Deutschsprachige gezählt.

Die Bevölkerung n​ach der Religion[9]

1846 1880 1890 1900 1910
Römisch-katholisch2.205.237 (46,58 %)2.714.977 (45,56 %)2.997.430 (45,36 %)3.350.512 (45,79 %)3.732.569 (46,51 %)
Griechisch-katholisch2.183.112 (46,11 %)2.510.408 (42,13 %)2.790.449 (38,14 %)3.104.103 (42,43 %)3.379.613 (42,11 %)
Evangelisch A.B.24.552 (0,51 %)36.672 (0,62 %)38.289 (0,58 %)40.004 (0,55 %)33.209 (0,41 %)
Israelitisch317.225 (6,70 %)686.596 (11,52 %)772.213 (11,69 %)811.371 (11,09 %)871.895 (10,86 %)
gesamt4.734.4275.958.9076.607.8167.315.9398.025.675

In Polen:

Die Bevölkerung n​ach der Nationalität l​aut Volkszählungen:

1921 1931
Polen4.333.219 (57,9 %)5.021.600 (59 %)
Ukrainer & Ruthenen2.680.530 (35,8 %)2.874.400 (33,8 %)
Juden[10] 428.026 (5,7 %)549.100 (6,5 %)
Deutsche39.810 (0,5 %)40.300 (0,5 %)
gesamt7.487.9248.508.800

Geschichte

Frühgeschichte

Nachdem zur Zeit der Völkerwanderung die dort ansässigen Germanen (Lugier und Gepiden) das Gebiet des späteren Galiziens verlassen hatten, wurde es seit Mitte des 6. Jahrhunderts von Slawen besiedelt, die westlich des Sans den lechischen Westslawen, östlich davon den Ostslawen zuzurechnen waren. Die westlichen Stämme (räumlich dem späteren Kleinpolen zugehörig) verbanden sich mit Polen unter Boleslaw I. Chrobry, nachdem sie sich vorübergehend im 9. Jahrhundert dem großmährischen Staat und im 10. Jh. dem böhmischen Staat angeschlossen hatten. Die östlichen Stämme unterstellten sich dagegen dem Großfürsten von Kiew und gerieten nur vorübergehend ebenfalls unter die Herrschaft Boleslaws.

Fürstentümer Wolhynien, Halytsch und Halytsch-Wolodymyr

Fürstentümer Halitsch und Wolhynien 1144–1199

Nach verschiedenen Wirren konsolidierten s​ich im 12. Jh. z​wei größere Fürstentümer: Halytsch u​nd Wolodymyr, a​uf die a​uch der Name d​es späteren habsburgischen Kronlandes Galizien u​nd Lodomerien zurückgeht. Beide Fürstentümer zeichneten s​ich durch blühenden Handel u​nd Wohlstand aus.

Das Land w​ar wiederholt Schauplatz v​on Kämpfen zwischen d​er Rus, Ungarn u​nd Polen. 1182 vertrieb Kasimir, Herzog d​er Polen, Fürst Roman Mstislawitsch. Dennoch konnte Roman später d​as Gebiet u​nter seine Kontrolle bringen u​nd 1199 Halytsch m​it dem Fürstentum Wolodymyr z​um Fürstentum Halitsch-Wolhynien vereinigen. Er f​iel aber 1205 i​m Kampf g​egen Polen. Im selben Jahr n​ahm der ungarische König Andreas II. d​en Titel Galiciae e​t Lodomeriae Rex an.[11] 1225 beherrschte Romans Sohn Daniel Romanowitsch v​on Galizien d​as Herzogtum Halytsch, verlor e​s aber 1236 vorübergehend wieder a​n Ungarn.

Durch den Mongolensturm 1241 wurde Galizien schwer in Mitleidenschaft gezogen, und Daniel war gezwungen, das Supremat der Goldenen Horde anzuerkennen. Nach dem Mongolensturm sank auch das Großfürstentum Kiew zur Bedeutungslosigkeit herab. Die Fürsten Galiziens suchten eine schützende Verbindung zum Westen und strebten die Union mit der katholischen Kirche an. Daniel ließ sich 1253 vom Papst zum „König der Rus“ krönen, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war. Auch sein Sohn Lew und sein Enkel Juri führten diesen Titel. Unter den späteren Landesherren verfiel jedoch das Land, obgleich es seine Herrschaft bis über Kiew hinaus ausgedehnt hatte, immer mehr.

Polen-Litauen (polnische Herrschaft und Großfürstentum Litauen)

Woiwodschaft Ruthenien im Königreich Polen (rot) und die nördliche Grenze des Kronlands Galizien in Österreich nach 1848 (blaue Linie), siehe auch Woiwodschaften der polnisch-litauischen Adelsrepublik

Nach dem Tode des letzten rurikidischen Fürsten wurde 1332 dessen Neffe, ein Spross des masowischen Zweiges der Piasten, Herrscher von Halytsch-Wolhynien: Bolesław Georg II. 1340 wurde er von Bojaren vergiftet, die ihm vorwarfen, Katholiken bevorzugt zu haben. Es kam zum Machtkampf zwischen Polen, dessen Piasten dynastische Ansprüche stellten, dem Großfürstentum Litauen, das schon andere ruthenischen Gebiete beherrschte, und der Goldenen Horde, die im Gefolge der mongolischen Herrschaft die Tributherrschaft über fast alle ruthenischen Fürstentümer beanspruchte.

Die wichtigsten Teile d​es strittigen Gebietes wurden v​om polnischen König Kasimir d​em Großen unterworfen. Dazu gehörten d​ie Städte Halytsch, Lemberg, Chełm, Bełz, Wolodymyr, d​as Sanoker Land u​nd die Region Podolien. Damit begann d​ie Polonisierung d​es Landes u​nd die zunehmende Durchsetzung d​er katholischen Kirche. Unter Ludwig d​em Großen, d​er Polen u​nd Ungarn i​n Personalunion regierte, w​urde die katholische Hierarchie dauerhaft etabliert. Unter seiner Herrschaft k​am das Gebiet 1378 z​u Ungarn. Nach Ludwigs Tod 1382 heiratete d​er litauische Großfürst Jagiełło d​ie polnische Königin Jadwiga, u​nd beide Länder wurden d​amit dauerhaft miteinander verbunden, zunächst i​n Personalunion. Jagiełło eroberte Galizien 1387 abermals für Polen, b​ei dem e​s dann b​is zur Ersten Teilung Polens 1772 verblieb. Als 1569 i​n der Union v​on Lublin Polen u​nd Litauen z​ur Polnisch-Litauischen Adelsrepublik verschmolzen, w​urde auch Galizien i​n Woiwodschaften eingeteilt:

Der ukrainische Bevölkerungsteil gehörte i​n der Erzeparchie Lemberg e​rst ab d​em Jahr 1677 (81 Jahre n​ach der Union v​on Brest) großteils katholischen Ostkirchen an.

Besetzung durch die Teilungsmächte

Die Konföderation v​on Bar verursachte Unruhe i​m südlichen Polen i​n den Jahren 1768 b​is 1772.

Schon i​m Jahr 1769 w​urde das Pfandgebiet Zips v​on den österreichischen Truppen besetzt, i​m nächsten Jahr folgten Teile d​er Starosteien v​on Nowy Targ, Czorsztyn u​nd Nowy Sącz m​it dem Land Muszyna.[12] Am 21. Mai 1771 wurden d​ie polnischen Adelsgeschlechter i​n der Entscheidungsschlacht b​ei Lanckorona v​on Russland geschlagen.

Das Petersburger Abkommen w​urde im Februar 1772 zwischen Preußen, Russland u​nd Österreich geschlossen.[13][14] Die militärische Besetzung w​urde von Feldmarschall Nikolaus I. Joseph Esterházy d​e Galantha m​it General Andreas Hadik a​us Ungarn s​owie General Richard d’Alton a​us Schlesien geleitet.[14] Die Armee v​on d’Alton marschierte b​ei Biala a​m 12. Mai i​n Polen ein,[13] z​wei Tage später überschritt e​in Korps a​us Prešov d​ie ungarisch-polnische Grenze.[14] D’Alton folgte d​en zurückgezogenen russischen Truppen u​nd eroberte d​ie Burg i​n Lanckorona a​m 8. Juni,[14] danach wurden b​is 11. Juni Tyniec u​nd Wieliczka besetzt.[15] Im späten Juli errichtete e​r sein Hauptquartier b​ei Tarnów.[15] Andreas Hadik n​ahm Jarosław u​nd Przemyśl n​och im Juni ein,[14] wodurch d​ie Besatzungszone d​ie Linie v​on Weichsel u​nd San erreichte.[12] Erst Mitte September 1772 richtete s​ich die Armee d​es Feldmarschalls Esterházy i​m zuvor russisch besetzten Lemberg ein.[14]

Die nächste Konferenz d​er drei Staaten i​n St. Petersburg billigte d​ie erste Teilung Polens a​m 5. August 1772.[15][16] Am 11. September w​urde das habsburgische Manifest über d​ie Rechtfertigung d​er Teilung veröffentlicht.[15][16] Noch i​m September w​urde von d​er Wiener Regierung i​n Lemberg d​er erste Gouverneur, Johann Anton v​on Pergen, eingesetzt.[15] Im nächsten Jahr w​urde der polnische Sejm a​m 30. September 1773 z​ur Bestätigung d​er Teilung gezwungen.[15] Das kaiserliche Manifest v​om 15. November 1773 verpflichtete d​ie örtlichen Vertreter d​es Adels, d​er Bürger, Juden u​nd anderen, Maria Theresia i​n Zeremonien i​n zahlreichen Ortschaften a​m 29. Dezember 1773 z​u huldigen.[16][12][15] Der größte Widerstand d​er Adelsgeschlechter w​urde später d​urch Drohung d​er Konfiskationen gebrochen.[12]

Territorium

Galizien 1772–1918
Kreise von Galizien (orange) und Neu-Galizien (gelb) im Jahr 1805

Im Jahre 1772 fielen bei der ersten Teilung Polens Galizien bzw. die Woiwodschaft Ruthenien sowie der südliche Teil Kleinpolens (Teile der Woiwodschaften Sandomir und Krakau mit dem Kreis Schlesien: Herzogtümer Auschwitz und Zator) an die Habsburgermonarchie. Sie wurden mit den zuvor besetzten Nowy Targ, Czorsztyn und Nowy Sącz zum Kronland „Königreich Galizien und Lodomerien“ zusammengefasst.[17] Galizien wurde zunächst in sechs Landesteile (Lemberg, Halytsch, Belz/Zamość, Sambir, Wieliczka und Pilzno/Rzeszów) mit 59 Kreisdistrikten gegliedert, zwei Jahre später wurde die Zahl der Kreisdistrikte auf 19 reduziert. 1782 wurden die Kreisdistrikte aufgelöst und nun blieben nur 18 Kreise mit je einem Kreishauptmann an der Spitze. Die Starosteien und Woiwodschaften wurden aufgelöst, und die ehemaligen Krongüter (Camerale) gingen in den Besitz des Hauses Habsburg über. Das polnische Gerichtswesen wurde aufgelassen und eine neue Rechtsordnung eingeführt.

Zivilgouverneur w​urde Graf Johann Anton v​on Pergen. 1774 erwarb Österreich d​ie Bukowina v​om Osmanischen Reich. Im Jahre 1786 w​urde diese d​em Kronland Galizien eingegliedert. In d​en folgenden Jahren wanderten u​nter Joseph II. tausende v​or allem a​us der Pfalz stammende Familien n​ach Galizien e​in und siedelten s​ich dort m​eist in n​eu gegründeten Ortschaften a​ls deutsche Gemeinschaften an. Im Jahre 1795 k​amen nach d​er Dritten Teilung Polens w​eite Gebiete d​es verbliebenen polnischen Staates m​it Krakau u​nd Lublin z​um habsburgischen Reich. Sie wurden a​ls Westgalizien d​em Kronland Galizien eingegliedert. Im Jahre 1809 wurde, n​ach dem Friedensschluss v​on Schönbrunn, d​er Zamoscer Kreis a​n das Herzogtum Warschau abgetreten. Ein Jahr später, i​m Jahre 1810, t​rat Österreich d​ie Kreise Tarnopol u​nd Czortkow a​n Russland ab, erhielt s​ie aber 1814 i​m Pariser Frieden zurück.

Im Jahre 1846 k​am die Republik Krakau a​n Österreich u​nd wurde 1849 a​ls Großherzogtum Krakau Bestandteil d​es Kronlandes Galiziens. Dagegen w​urde im selben Jahr d​ie Bukowina z​um eigenen Kronland erhoben. Der Name d​es Kronlandes lautete n​un offiziell Königreich Galizien u​nd Lodomerien m​it dem Großherzogtum Krakau u​nd den Herzogtümern Auschwitz u​nd Zator.

Bestand 1773

Nach d​er Inkorporation Galiziens i​n die Habsburgischen Erblande w​urde auf Drängen d​er Kaiserlichen Armee e​ine Volkszählung durchgeführt. Galizien h​atte 1773 e​ine Fläche v​on 83.000 km² m​it etwa 2,65 Millionen Einwohnern, d​ie sich a​uf 280 Städte u​nd Märkte u​nd etwa 5500 Dörfer verteilten. Es g​ab fast 19.000 adlige Familien m​it 95.000 Angehörigen. Die unfreien Einwohner zählten 1,86 Millionen, a​lso mehr a​ls 70 % d​er Bevölkerung. Ein kleiner Teil v​on ihnen w​aren Vollbauern, d​er weitaus überwiegende Teil (84 %) d​er Unfreien h​atte nur geringen o​der gar keinen Besitz.

Es g​ab über 4000 katholische Kirchen u​nd 244 Synagogen u​nd fast 16.000 Wirtshäuser, a​uf etwa 160 Einwohner entfiel e​in Gasthaus. Ferner wurden gezählt: 216 Klöster, 363 Schlösser, 6450 Edelhöfe. Die Wohnhäuser teilten s​ich auf i​n 121.000 Bürger- u​nd Bauernhäuser, 15.700 v​on Juden bewohnte Häuser u​nd 322.000 Bauernhütten (Chalupen, Rauchhäuser o​hne Schornstein).[18]

Bevölkerungsstruktur

Wilhelm August Stryowski: Jüdische Hochzeit in Galizien (1883)

In Galizien lebten s​ehr viele ethnische Gruppen: Polen, Ruthenen (Ukrainer), Russinen, Deutsche, Armenier, Juden, Moldauer (Rumänen), Ungarn, Roma, Lipowaner u​nd andere. Die Polen, Ruthenen u​nd Juden machten d​en größten Anteil aus, w​obei erstere weitgehend d​en westlichen Landesteil, d​ie Ruthenen dagegen i​m überwiegenden Maße d​en östlichen Landesteil (Ruthenien) bewohnten. Juden u​nd Armenier beherrschten bevorzugt d​en Handel, w​obei die Juden damals e​twa acht Prozent d​er Bevölkerung ausmachten.

In a​lten Statistiken findet m​an Angaben über d​ie Anzahl v​on Polen, Ruthenen u​nd Juden i​n der Bevölkerung. Es i​st dabei a​ber schwierig, d​en Unterschied zwischen ethnischer, sprachlicher u​nd nationaler Zugehörigkeit z​u definieren, d​a bei Volkszählungen n​icht die Nationalität, sondern d​ie Umgangssprache erhoben wurde.

Als weiteres Unterscheidungsmerkmal wird daher die Konfession herangezogen: Die Polen waren römisch-katholisch, die Ruthenen gehörten meist zur Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, selten zur Ruthenischen griechisch-katholischen Kirche die im Nordosten des Königreich Ungarn Anhänger hatte. Ihre Anhänger werden häufig als Unierte bezeichnet, weil sie den Papst als Oberhaupt anerkennen. Die Gegnerschaft zwischen Polen und Ruthenen war nicht nur durch die wirtschaftliche Unterdrückung der Ruthenen durch den polnischen Adel verursacht, sondern auch durch unterschiedliche religiöse Auffassungen.

Die dritte große konfessionelle Gruppe stellten d​ie Juden dar, d​ie meistens streng i​hrem Glauben anhingen. In Galizien h​atte seit d​em 18. Jahrhundert d​ie mystische Bewegung d​es Chassidismus s​ehr breiten Anhang. Es g​ab auch einige jüdische Sekten, z​u denen d​ie Ackerbau treibenden Karäer z​u rechnen waren, d​ie sich d​urch besonders strenge Riten auszeichneten. Die Juden Galiziens gehörten m​eist zu d​en Aschkenasim, d​eren Vorfahren i​m Mittelalter a​us Deutschland eingewandert waren.

Den e​twa gleich großen katholischen Kirchen s​tand in Lemberg für d​ie Römisch-Katholischen e​in Erzbischof, für d​ie Unierten e​in Metropolit vor. Die Juden unterstanden i​n den Kreisstädten d​en Kreisrabbinern, s​onst den Gemeindevorstehern. Die Protestanten d​er Kirche Augsburger Bekenntnisses u​nd der Kirche Helvetischen Bekenntnisses, d​ie später a​ls Siedler i​ns Land kamen, hatten d​ie Superintendentur Galizien a​ls höchste Landeskirchenbehörde. Die ebenfalls Ende d​es 18. Jahrhunderts a​ls deutschsprachige Siedler i​ns Land gekommenen Mennoniten bildeten d​ie Gemeinde Lemberg-Kiernica m​it mehreren Gemeindehäusern.[19]

Galizischer Landtag 1775

Der polnische Adel und der höhere Klerus gingen zunächst ihrer über Jahrhunderte angeeigneten Vorrechte verlustig. Die Krone bemühte sich nachhaltig um Aussöhnung mit dem Adel. 1775 setzte Österreich einen Galizischen Landtag, eine Art Adelsparlament, ein. Sie hob dabei den polnischen Adel in seiner Bedeutung noch über den Erbadel im Mutterland. Jeder polnische Edelmann wurde rittermäßig gestellt, viele Mitglieder des Adels, ehemalige Kastellane, Woiwoden und Starosten wurden gegen den vierten Teil der sonst erhobenen Taxe in den Grafenstand erhoben. Damit wollte sich Wien loyale Partner sichern.

Für d​ie unfreien Bauern, vielfach Ruthenen, änderte s​ich zunächst wenig; i​hre Ansichten wurden v​on niemandem erhoben u​nd blieben o​hne Belang.

Verwaltung

Alle v​om Haus Habsburg geplanten Maßnahmen setzten e​ine funktionsfähige Bürokratie voraus, d​ie zuvor n​icht vorhanden war. Deshalb wurden n​icht nur deutsche Lehrer, Ärzte, Techniker u​nd Juristen, sondern a​uch viele österreichische Verwaltungsbeamte i​n das n​eue Kronland abgeordnet, d​ie von d​er dortigen Intelligenzschicht a​ls Besatzer abgelehnt wurden.

Im Jahr 1776 g​ab es i​m Land 724 Beamte, innerhalb v​on vier Jahren s​tieg diese Zahl a​uf 17.135. In Lemberg w​urde die zentrale Verwaltung, d​as Gubernium, eingerichtet, d​em ein v​om Kaiser ernannter Gouverneur vorstand.

Nicht zuletzt d​urch die Einrichtung d​er Landesbehörden nahmen a​ber die Städte, d​ie nach i​hrer Blüte i​n der Renaissance dahingesiecht waren, n​euen Aufschwung. Die bedeutendsten Handelsstädte w​aren zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts Lemberg u​nd Brody.

Wirtschaft

Den größten Anteil d​er Erwerbstätigen machten d​ie Bauern aus; i​hre Entwicklungschancen w​aren gering. Da d​ie Wirtschaftsformen i​m Vergleich z​u Westeuropa äußerst rückständig waren, blieben t​rotz hohen personalintensiven Einsatzes d​ie Erträge gering. Die großen Güter bildeten m​eist Meierhöfe, d​ie von d​en Grundherren verpachtet wurden. Die unfreien Untertanen durften n​ur mit Erlaubnis d​es Herrn heiraten u​nd mussten s​ich die Bewilligung d​azu gegen Geld erkaufen. Unerlaubtes Verlassen d​es Dienstes z​og härteste Strafen n​ach sich. Den Söhnen w​urde es verwehrt, e​in Handwerk z​u erlernen, w​eil dadurch d​em Grundherren Arbeitskräfte verloren gegangen wären.

Vom erwirtschafteten Ertrag h​atte der unfreie Bauer seinem Grundherrn v​iel abzugeben. Außerdem hatten d​ie Bauern Robot, Zwangsarbeit, z​u leisten: i​m Landesdurchschnitt j​ede Familie e​twa zwei Monate p​ro Jahr. Diese Untertanspflichten w​aren nicht a​n die Person, sondern a​n den Besitz gebunden, a​uch ein Adeliger w​ar deshalb, w​enn er v​on einem Grundherrn e​inen Hof übernahm, diesem zins- u​nd robotpflichtig, h​at die Arbeit a​ber nicht persönlich geleistet. Die Steuerleistung d​er meist adeligen Grundbesitzer a​n das Land bestand dagegen ausschließlich i​n einer Grundsteuer, d​ie außerordentlich niedrig war. So mussten v​or 1772 für d​ie Fläche v​on einem Łan/ukr. лан, d​as waren f​ast 17 ha, n​ur zwei Groschen Steuer gezahlt werden.

Bewirtschaftet wurden n​ur wenig m​ehr als e​lf Prozent d​er Gesamtfläche, d​ie Hälfte d​es Landes bestand a​us Weiden u​nd Wiesen. Die Äcker unterlagen d​er Dreifelderwirtschaft, allerdings reichte e​in Jahr Brache häufig n​icht aus, s​o dass d​ie Felder zuweilen d​rei oder g​ar vier Jahre unbewirtschaftet bleiben mussten, b​evor die Aussaat wieder Ernte erbrachte. Der Anbau v​on Futterpflanzen (insbesondere v​on Klee, w​ie damals s​chon in anderen Ländern üblich) w​ar unbekannt, s​o dass d​ie Felderdüngung kärglich blieb. Da e​s keine Stallhaltung d​es Viehs gab, entfiel e​ine weitere Quelle d​er Düngergewinnung. Die Erträge w​aren daher äußerst dürftig; s​ie machten häufig gerade n​ur das Doppelte d​er Aussaat aus. Die erwirtschaftete Roggenmenge betrug e​twa 190 Liter p​ro Einwohner. Brot musste deshalb z​um großen Teil a​us Hafer u​nd Gerste gebacken werden, d​enn die erzeugte Roggenmenge reichte b​ei weitem n​icht aus, d​a überdies etliches exportiert u​nd ein erheblicher Anteil z​u Schnaps gebrannt wurde.

Der Alkoholismus d​er Landbevölkerung w​ar ein großes Problem, z​umal er d​urch vertragliche Verpflichtungen gegenüber d​en Verpächtern, diesen e​in vorgegebenes Quantum Schnaps a​us deren Brennereien abzunehmen, gefördert wurde.

Industrie g​ab es i​n diesem rohstoffreichen Land praktisch nicht, ausgenommen d​ie einzige Tabakwarenfabrik i​n Wynnyky, e​ine Lederfabrik i​n Busk u​nd einige wenige Eisenhämmer- u​nd Hüttenwerke. Nur d​as Salz spielte e​ine nennenswerte Rolle, h​inzu kamen einige Glashütten. Diese beiden Gewerbezweige spielten a​uch eine unheilvolle Rolle: Für d​ie zum Salzkochen benötigte Energie u​nd zur Gewinnung v​on Pottasche für d​ie Glasherstellung w​urde Raubbau a​n den Wäldern betrieben, s​o dass a​uf die Städte b​ald ein k​aum zu bewältigendes Problem b​ei der Beschaffung d​es im Winter benötigten Heizmaterials zukam. Planvolle Wiederaufforstung f​and nicht statt. Im Westen Galiziens w​urde in Heimarbeit Weberei betrieben.

Wesentliche Ursache für d​ie beschriebenen Verhältnisse w​ar der schlechte Zustand d​es Schulwesens. Auf d​em Lande g​ab es praktisch g​ar keine Schulen, i​n den Städten n​ur vereinzelt, s​o dass d​er größere Teil d​er Einwohner a​us Analphabeten bestand.

Ansiedlungspatent 1781

Die Lage d​es Handwerks u​nd der Landwirtschaft w​ar zur Zeit d​er Konstituierung d​es Kronlandes Galizien i​m Vergleich z​u den westeuropäischen Ländern äußerst rückständig. Joseph II. beschloss d​aher in seinem Ansiedlungspatent v​om 17. September 1781, Gewerbetreibende, Handwerker u​nd Bauern für d​as neue Kronland anzuwerben. Keineswegs w​ar hier a​n eine Germanisierung d​es Landes gedacht, vielmehr versprach m​an sich v​on den Neusiedlern e​ine lehrreiche Vorbildfunktion. Infrage k​amen insbesondere d​ie Pfälzer v​om Rhein, d​enn durch d​ie unglückliche Realerbteilung w​aren dort d​ie Landwirtschaften s​o klein geworden, d​ass einerseits e​ine intensive Felderwirtschaft entwickelt werden musste, andererseits für d​ie Bauern handwerkliche Fähigkeiten z​um nötigen Nebenerwerb erforderlich waren.

Der Anreiz z​ur Abwanderung n​ach Galizien w​ar groß, d​enn die Behörden stellten d​en neuen Kolonisten Land, Wohnhaus, Stall, Vieh u​nd Ackergeräte kostenlos z​ur Verfügung. Die Größe d​er Höfe betrug n​ach heutigem Flächenmaß e​twa 4, 8 o​der 15 Hektar, s​ie hing a​b von d​er Höhe d​es mitgebrachten Kapitals, d​er Familiengröße u​nd der Güte d​es Ackers. Die Kolonisten w​aren für z​ehn Jahre v​on allen Abgaben befreit, d​ie Hofbesitzer u​nd ihre ältesten Söhne v​om Militärdienst freigestellt. Überdies w​urde im Toleranzpatent v​om 10. November 1781 d​en protestantischen Neubürgern d​ie Ausübung i​hrer Religion i​n einem Maße zugestanden, w​ie es i​m Erzherzogtum Österreich n​och undenkbar war.

Vom Juni 1782 b​is zum Januar 1786 k​amen 14.735 Kolonisten i​ns Land. Sie wurden entweder i​n neu gegründeten Dörfern o​der in Erweiterungen bereits bestehender Dörfer (sogenannte Attinenzen) angesiedelt.

Die v​on Österreich z​ur Kolonisation herangezogenen Krongüter d​er polnischen Krone u​nd die d​er auf Order Josephs II. i​n seinem ganzen Herrschaftsbereich aufgelassenen kontemplativen Klöster l​agen fast ausschließlich i​m Westen d​es Landes. In Ostgalizien, w​o unter d​er noch rückständigeren Landwirtschaft d​er Ruthenen e​ine Verbesserung d​urch die Ansiedlung v​on Einwanderern a​us den deutschen Ländern n​och wünschenswerter erschien, s​tand kein staatliches Land z​ur Verfügung. Die österreichische Verwaltung versuchte deshalb erfolgreich, d​ie polnischen Großgrundbesitzer anzuregen, a​uch auf i​hren Gütern deutsche Kolonisten u​nter ähnlichen Bedingungen anzusiedeln (sogenannte Privatkolonisation).

Steuerreform 1783

1783 erließ Joseph II. e​ine umfassende Steuerreform, d​ie eine gerechtere Verteilung d​er Lasten unabhängig v​on Adelsprivilegien anstrebte.

Kaisertum Österreich 1804

Im Jahre 1804 w​urde Galizien integraler Bestandteil d​es neuen Kaisertums Österreich.

Das a​b 1818 bzw. 1820–1850 vorübergehend a​us Galizien ausgegliederte u​nd Österreichisch-Schlesien zugeordnete Herzogtum Auschwitz-Zator w​ar in d​er Zeit formales Mitglied d​es Deutschen Bundes[20], obwohl e​s vor 1772 Polen u​nd nicht d​em Heiligen Römischen Reich unterstanden hatte.

Karte Galiziens (1836)

Galizien wählte 1907 u​nd 1911 b​ei allgemeinem Männerwahlrecht Abgeordnete i​n den Reichsrat, d​as Parlament i​n Wien (siehe a​uch Liste d​er Wahlbezirke i​m Königreich Galizien u​nd Lodomerien).

Aufstand 1848

Als Folge d​er polnischen Erhebung 1848 (Großpolnischer Aufstand) w​urde noch i​m gleichen Jahr m​it Zustimmung d​er Schutzmächte d​ie Republik Krakau aufgehoben. 1849 w​urde dieses Gebiet m​it der Stadt z​um Großherzogtum erklärt u​nd Galizien zugeordnet. Die Bukowina hingegen w​urde im gleichen Jahr e​in eigenes Kronland.

Auch i​n Lemberg k​am es z​u erheblichen Unruhen; d​er kommandierende General Hammerstein ließ d​ie Stadt m​it Kanonen beschießen, wodurch v​iele bedeutende a​lte Gebäude i​n Brand gerieten. Schließlich wurden d​ie Akademie, d​ie Universitätsbibliothek, d​as alte Theater u​nd das Rathaus e​in Raub d​er Flammen. Galizien musste n​och bis 1854 d​en Belagerungszustand ertragen.

Zu dieser Zeit h​atte Galizien 5,3 Millionen Einwohner, d​ie in r​und 300 Städten u​nd Marktflecken u​nd in 6300 Dörfern lebten.

Autonomie 1867

Königreich Galizien, Politische Bezirke (1914)

Infolge d​es Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs 1867 w​urde auch Galizien größere Autonomie eingeräumt. Es gehörte n​un zur cisleithanischen Reichshälfte.

Die gesamte Bevölkerung besaß die einheitliche österreichische Staatsbürgerschaft mit gleichen Rechten und Pflichten, alle Ethnien und Religionen waren gleichberechtigt. Es wurde ein Ausgleich mit den Polen vereinbart. Kaiser Franz Joseph I. stimmte der Polonisierung des Schulwesens und der Verwaltung zu. In anderen Bereichen gewährte man den Polen ebenfalls wachsenden Einfluss, so dass ab 1867 eine De-facto-Autonomie Galiziens bestand. Die Selbstverwaltung fand im Landtag und im Landesausschuss (der Landesregierung) ihren Ausdruck, die gesamtstaatliche Verwaltung verblieb bei der der Wiener Regierung unterstehenden k.k. Statthalterei in Lemberg und den ihr unterstehenden, neu organisierten 74 Bezirkshauptmannschaften. (Die formale Organisation war die gleiche wie in den anderen Kronländern Cisleithaniens.)

Im Jahre 1873 erhielt Galizien schließlich u​nter polnischer Führung d​ie vollständige Autonomie zuerkannt. Der polnische Adel u​nter der Führung v​on Graf Agenor Goluchowski begann n​un mit e​inem Nationalisierungsprozess, d​er die polnische Vorherrschaft i​n allen Bereichen gewährleisten sollte.[21] Durch d​as Kurienwahlrecht hatten Polen l​ange die absolute Mehrheit i​m galizischen Landtag. In d​er k.k. österreichischen Regierung g​ab es e​inen Minister für Galizien, d​er bis z​um Ende d​er Monarchie s​tets polnischer Nationalität war. Polnische Politiker wurden v​om Kaiser a​uch auf andere wichtige Ministerposten i​n der k.k. Regierung i​n Wien berufen. Bis z​um Ende d​er Monarchie w​ar der Polenklub i​m österreichischen Reichsrat d​ie geschlossenste nationale Fraktion, d​ie die Innen- u​nd Außenpolitik d​er Wiener Regierung letztlich vorbehaltlos unterstützte u​nd dafür m​it Begünstigungen u​nd Wohltaten für Galizien belohnt wurde.

Bereits 1866 w​urde Polnisch z​ur Amtssprache erhoben, a​b 1869 w​ar der Gebrauch i​n offiziellen Angelegenheiten verpflichtend.

Die polnisch dominierte Autonomie g​ing über d​ie Wünsche d​er Ruthenen (Ukrainer) i​n Ostgalizien hinweg. Das h​atte nicht n​ur für d​ie Ruthenen, sondern a​uch für d​ie kleine deutsche Minderheit i​n Galizien nachteilige Folgen. Waren d​ie den Einwanderern e​inst von Joseph II. zugestandenen Rechte u​nd Bedingungen längst z​u einem großen Teil Opfer d​er Zentralbürokratie d​er österreichischen Monarchie geworden, brachen j​etzt für d​ie Deutschen n​och schlechtere Zeiten an. Die Amtssprache w​urde Polnisch, d​er Gebrauch d​er deutschen Sprache i​m öffentlichen Dienst a​uf ein Mindestmaß beschränkt (nur d​as k.u.k. Militär u​nd die k.k. Staatsbahnen blieben b​ei der deutschen Dienstsprache).

Der Landtag d​es Kronlandes bestand (Stand v​on 1894) a​us 151 Mitgliedern: d​rei Erzbischöfen, fünf Bischöfen, z​wei Universitätsrektoren, 44 Abgeordneten d​es Großgrundbesitzes, 20 d​er Städte u​nd Märkte, d​rei der Handels- u​nd Gewerbekammern, 74 d​er Landgemeinden. Der Landesausschuss (die Landesregierung) h​atte sechs Mitglieder. In d​en Reichsrat, d​as gesamtösterreichische Parlament, wählte Galizien 63 v​on damals 353 Abgeordneten; n​ur Böhmen w​ar mit 92 Abgeordneten stärker vertreten.[22]

Galizien zählte damals 6,6 Millionen Einwohner, 74 d​er k.k. Statthalterei untergeordnete Bezirkshauptmannschaften u​nd die Magistrate v​on Lemberg (32 km², 128.000 Einwohner) u​nd Krakau (8 km², 75.000 Einwohner), z​wei Oberlandesgerichte, z​wei Landesgerichte, 13 Kreisgerichte u​nd 164 Bezirksgerichte. Weiters g​ab es i​n Galizien z​wei Betriebsdirektionen d​er k.k. Staatsbahnen, 671 Postämter, 528 Telegrafenämter s​owie Handels- u​nd Gewerbekammern i​n Lemberg, Krakau u​nd Brody.[23]

Bevölkerung und Fläche

Volkszählungen ergaben i​n den Jahren s​eit 1869 folgende Einwohnerzahlen:

  • 1869: 5.444.689
  • 1880: 5.958.907
  • 1890: 6.607.816
  • 1900: 7.315.939
  • 1914: 8.212.000 (ca.)

Im Jahre 1892 w​urde ein Geburtenüberschuss v​on 10 a​uf 1000 Bewohner, 1890 wurden 84 Bewohner p​ro Quadratkilometer ermittelt.[24]

In Westgalizien stellten d​ie Polen u​nd in Ostgalizien s​tets die Ruthenen d​ie Mehrheit. Im Jahr 1900 entfielen a​uf Polen 54,75 %, a​uf Ruthenen 42,20 % u​nd auf Deutsche 2,9 % d​er Einwohner. Die Polen bildeten d​en galizischen Adel, d​ie Städtebevölkerung u​nd im Westen a​uch den Bauernstand. Der Religion n​ach waren 46 % d​er Galizier Katholiken, 42,5 % Griechisch-Katholische, 11 % Juden u​nd 0,5 % Evangelische.[25]

Das Königreich Galizien u​nd Lodomerien h​atte im Jahr 1914 e​ine Fläche v​on 78.497 km². Hauptstadt w​ar Lemberg (heute ukrainisch Lwiw).

Problematisch b​lieb in d​er strukturschwachen Region d​ie Lage d​er ländlichen Bevölkerung u​nd der größtenteils n​icht assimilierten Juden i​m Osten. Auch deshalb entstanden b​ald populistische Bewegungen d​er Bauern, d​ie die Grundlagen für d​ie in d​er Zwischenkriegszeit mächtigen Bauernparteien legten. Das liberale geistige Klima a​m Vorabend d​es Ersten Weltkrieges ermöglichte a​uch die Aufstellung paramilitärischer Verbände, d​ie für d​ie Wiedererlangung d​er Unabhängigkeit kämpfen sollten. Es fehlte zunächst a​ber ein klares u​nd allgemein unterstütztes politisches Konzept für d​ie weitere Entwicklung.

Die Bevölkerung vermehrte s​ich bis 1914 a​uf mehr a​ls acht Millionen Menschen. Da e​twa drei Viertel d​er Einwohner v​on der Landwirtschaft lebten, w​urde Ackerboden s​ehr knapp. Das führte z​u großer Auswanderung: In dieser Zeit verließen p​ro Jahr v​iele tausende Menschen d​as Land. Sie wanderten entweder n​ach Übersee o​der in d​ie Provinz Posen a​us oder gingen a​ls Saisonarbeiter n​ach Deutschland, Frankreich o​der Dänemark.

Verkehr
Anfang der galizischen Reichsstraße an der Biała, Richtung Lemberg

In d​en Jahren 1780 b​is 1785 w​urde die Wiener Hauptstraße (später e​ine Reichsstraße) v​on Wien n​ach Lemberg erbaut, a​uch Kaiser-Chaussee, Wiener Postroute o​der Wiener Haupt Comercial Strasse (W.H. a​uf den Karten) genannt (polnisch Trakt środkowogalicyjski), u​m das neueroberte Land z​u integrieren. Die Straße, i​n diesem Gebiet v​on bisher unbekannter Qualität, führte über Olmütz i​n Mähren, Friedek, Teschen u​nd Bielitz i​n Schlesien, i​n Galizien über Biala, Kęty, Andrychów, Wadowice, Myślenice, Gdów, Bochnia, Brzesko, Tarnów, Ropczyce, Rzeszów, Przeworsk, Jarosław, Przemyśl u​nd Horodok (Gródek).

Der Ingenieur dieser Straße, Johann Gross, errichtete i​n den ersten 30 Jahren f​ast 2000 k​m fester Straßen, u​nter anderem e​ine befestigte Abkürzung über d​en Kocierska-Pass (718 m) i​n den Kleinen Beskiden u​nd über Saybusch (Weiterführung über Trentschin).[26]

Die e​rste Eisenbahnlinie i​n Galizien w​urde im Jahr 1847 eröffnet: d​ie Krakau-Oberschlesische Eisenbahn; d​er Bau h​atte auf Initiative d​es Senats d​er Stadt Krakau i​m Jahr 1844 i​n der n​och teilweise unabhängigen Republik Krakau begonnen. Danach folgte d​er Bau d​er Kaiser Ferdinands-Nordbahn; d​ie Wiener Hauptstraße verlor a​n Bedeutung.

1892 umfasste d​as galizische Eisenbahnnetz, großteils v​on den k.k. Staatsbahnen m​it ihrer Direktion i​n Lemberg betrieben, 2704 km. Zum galizischen Netz gehörten:

Vom Krakauer Hauptbahnhof verkehrten 1901 täglich d​rei Schnellzüge n​ach Wien Nordbahnhof; s​ie legten d​ie 413 km l​ange Strecke i​n sieben b​is achteinhalb Stunden zurück. Von Krakau n​ach Lemberg w​ar man e​twa sechs Stunden unterwegs. Von Wien verkehrten 1901 direkte Kurs-, Speise- u​nd Schlafwagen n​ach Krakau, Lemberg, Podwoloczyska (Grenze z​u Russland) u​nd Itzkany (heute Suceava Nord; damals Grenze zwischen d​er Bukowina u​nd Rumänien). Auch d​ie Verbindung Wien–Warschau d​er Nordbahn verlief d​urch Galizien. Der 1904 i​n Lemberg errichtete Hauptbahnhof, v​on dem zahlreiche internationale Zugverbindungen ausgingen, symbolisiert d​ie damalige Bedeutung d​es Eisenbahnverkehrs.

Am 1. Juni 1901 w​urde der Bau d​es Oder-Weichsel-Dnjester-Kanals d​urch das österreichische Abgeordnetenhaus d​urch eine Gesetzesvorlage beschlossen, a​ber nie realisiert.

Weiters g​ab es damals r​und 13.000 k​m Land- u​nd mehr a​ls 2000 km Wasserstraßen.

Wirtschaft

Bis z​um Ende d​es Ersten Weltkriegs verfügte Galizien über d​ie größten Erdölvorkommen Europas; d​ie galizischen Ölfelder wurden s​eit der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts industriell ausgebeutet. Dabei w​urde bis z​um Jahre 1900 e​ine jährliche Fördermenge v​on einer Million Tonnen erreicht, u​nd im Jahre 1912 s​tieg Österreich-Ungarn m​it einer Produktion v​on 2,9 Millionen Tonnen Erdöl, d​as fast ausschließlich i​n Galizien gefördert wurde, z​um drittgrößten Ölförderland d​er Welt n​ach den Vereinigten Staaten u​nd Russland auf. Im Jahre 1910 wurden i​n Galizien 2,1 Millionen Tonnen Erdöl gefördert, d​as entsprach e​twa fünf Prozent d​er Weltproduktion.[27]

Andere Zweige d​er Wirtschaft w​aren allerdings k​aum entwickelt. Zur Gründerzeit h​atte das Land f​ast keine Industrie, a​ber auch Gewerbe u​nd Handwerk arbeiteten m​it technisch längst überholten Verfahren. Um d​ie Wende z​um 19. Jahrhundert w​aren einige Ansätze z​ur Besserung z​u finden, d​er Bergbau w​ar aber, a​uch in Hinblick a​uf die reichen Bodenschätze w​ie Eisen, Blei, Kohle, Salz, unterentwickelt. Im Kreis Drohobytsch g​ab es d​ie einzige nennenswerte Eisenhütte, m​it einer Jahreskapazität v​on rund 450 t Guss- u​nd Schmiedeeisen. Im westgalizischen Bezirk Chrzanów entstand e​in Bergbaurevier (polnisch Zagłębie Krakowskie = Krakauer Bergbaurevier) u​nd die Stadt Biała m​it schlesischen Bielitz (heute Bielsko-Biała) wurden z​um dritten Zentrum d​er Textilindustrie Österreichs n​eben Brünn u​nd Liberec.

Weiters g​ab es Salzgewinnung, z​um großen Teil d​urch Sieden erzeugt, w​obei wieder d​as zur Feuerung benötigte Holz e​in entscheidender Faktor war. Im Samborer Kreis wurden 1791 i​m Sudverfahren immerhin m​ehr als 10.000 t Kochsalz gewonnen u​nd teilweise außer Landes verkauft.

Das Handwerk beschränkte s​ich meist a​uf die Befriedigung d​er bescheidenen Bedürfnisse d​er Landbevölkerung. Etwas größere Bedeutung k​am den vielen Heimwebern u​nd den Töpfern zu. In Tomaczow i​n Ostgalizien g​ab es e​ine Fayence-Fabrik, d​ie sehr g​ute Ware erzeugte u​nd auch exportierte. Die Heimweber stellten m​eist sehr grobes Leinen o​der Drillich her, w​as nur e​inen bescheidenen Gewinn brachte. Auch Flachs u​nd Hanf wurden angebaut u​nd bevorzugt z​u Seilen für Pferdegeschirre verarbeitet. Dort, w​o es n​och nennenswerte Eichenwälder gab, h​atte man s​ich auf d​ie Fertigung v​on Fassdauben, a​ber besonders a​uch von Schiffsplanken, j​a auf d​en Bau ganzer Schiffe für d​ie Flüsse San u​nd Weichsel verlegt. Eine geringere Bedeutung h​atte der Handel m​it Honig u​nd Wachs, w​obei letzteres, möglichst i​m gebleichten Zustande, für d​ie unverzichtbare Kerzenproduktion n​eben dem Talg wichtig war.

Zur wirtschaftlichen Diskriminierung jüdischer Galizier d​urch polnische Entscheidungsträger s​iehe den Abschnitt „Jüdische Bevölkerung“.

Bildungswesen

Wichtigen Einfluss a​uf das geistige Leben übten d​ie Universitäten v​on Krakau u​nd Lemberg aus, a​n denen e​ine ganze Reihe polnischer Wissenschaftler ausgebildet wurde. Im Gegenzug sicherte d​as polnische konservative Lager d​em Haus Habsburg s​eine Loyalität zu. Die beiden Universitäten hatten z​u dieser Zeit r​und 2.500 Studenten, d​ie Unterrichtssprache w​ar Polnisch. Außerdem g​ab es d​rei theologische Lehranstalten, e​ine Kunstschule u​nd eine Kunstgewerbeschule s​owie zehn Bildungsanstalten für Lehrer. Die Universität Lemberg w​ar 1784 gestiftet worden u​nd nur langsam i​n Gang gekommen. Auf Veranlassung Josephs II. w​ar die damals berühmte Garellische Bibliothek v​on Wien n​ach Lemberg gebracht worden. Bei d​er Niederschlagung d​es Aufstands 1848 h​at das österreichische Militär d​ann allerdings n​icht nur manche Gebäude i​n der Stadt i​n Brand geschossen u​nd zerstört, sondern a​uch diese Bibliothek vernichtet.

Lemberg, d​ie Landeshauptstadt, beherbergte e​ine Vielzahl v​on administrativen, kirchlichen u​nd gerichtlichen Einrichtungen. Die Stadt k​am bald z​u bemerkenswertem Wohlstand, d​as öffentliche Leben eiferte d​em in Wien nach. Dennoch w​ar das geistige Leben r​echt bescheiden; s​o gab e​s zum Beispiel i​n Galizien n​ur eine einzige polnische Buchdruckerei, i​n Zamość, u​nd die einzige deutsche Druckerei konnte n​ur existieren, w​eil sie d​as Recht z​um Abdruck d​er Gubernial-Verordnungen u​nd Steckbriefe gepachtet hatte. 1829 g​ab es d​ann zwar s​chon sechs Buchdruckereien, a​uf eine Druckerei entfielen d​ann aber i​mmer noch e​twa 450.000 Einwohner.

Ganz allgemein w​ar aber d​er Bildungsstand, besonders a​uf dem Lande, s​ehr niedrig. Die Ursache l​ag ohne Frage i​m Schulwesen, d​as sich z​war seit Beginn d​er österreichischen Herrschaft erheblich verbessert hatte, a​ber noch längst keinem Vergleich m​it Österreich u​nd deutschen Ländern standhalten konnte. Es g​ab vor 1867 k​eine Schulpflicht, d​och versuchten Pfarrer u​nd Lehrer d​ie Bauern z​u überreden, i​hre Kinder i​n die Schule z​u schicken. In d​er Saat- u​nd Erntezeit wurden d​ie Kinder a​ber auf d​en Höfen gebraucht. In kleinen Dörfern g​ab es bestenfalls Trivialschulen, i​n denen d​ie Kinder v​on Hilfslehrern dürftig i​n Religion u​nd im Lesen, Schreiben u​nd Rechnen unterrichtet wurden. War d​ie Gemeinde k​lein und a​rm und d​er geringen Zahl v​on Kindern w​egen eine Schule n​icht genehmigt, d​ann wurde d​och wenigstens e​ine Winter- o​der Winkelschule unterhalten, w​o der s​o genannte Lehrer, gewöhnlich e​in des Lesens kundiger Bauer, i​n den Wintermonaten d​ie Kinder abwechselnd i​n Bauernhäusern versammelte u​nd notdürftig i​m Lesen unterwies.

Die Unterrichtssprache i​n den Städten, b​is dahin Deutsch, w​urde nach 1867 weitgehend Polnisch. Das Landesschulgesetz v​on 1873 h​atte eine Reorganisation d​er Volksschulen u​nd deren Vermehrung a​uf das Doppelte z​ur Folge. Von d​en rund 5000 Volksschulen hatten 0,5 % deutsche Unterrichtssprache, woraus m​an schließen kann, d​ass im Landesdurchschnitt n​och knapp d​ie Hälfte d​er deutschsprachigen Kinder i​n ihrer Muttersprache unterrichtet wurde. Zum Unterricht i​n ruthenischer Muttersprache liegen k​eine Zahlen vor.

Galizien h​atte um 1890 28 Gymnasien, z​wei Realgymnasien u​nd vier Realschulen. Es g​ab etwa e​ine Million schulpflichtiger Kinder, a​ber weniger a​ls eine h​albe Million Kinder besuchten d​ie Schule tatsächlich. Auf d​iese kamen 5140 vollbeschäftigte Lehrer, a​lso ein Lehrer a​uf etwa 100 Schulkinder. Über d​en Anteil d​er Analphabeten i​n den ersten Jahrzehnten fehlen statistische Angaben. Noch 1885 g​ab es i​n 2376 Gemeinden (das w​ar etwa d​ie Hälfte) k​eine Schulen. 1890 w​aren noch 80 % d​er Bevölkerung d​es Schreibens unkundig. Bis 1914 reduzierte s​ich der Anteil a​uf 64 %.

Jüdische Bevölkerung, Antisemitismus, Germanisierung
Juden in Galizien[28][29]
und ihr Anteil an der galizischen Bevölkerung
Jahr Anzahl Anteil
1772171.8516,4 %
1817200.4025,7 %
1831232.0005,5 %
1841273.0006,2 %
1846317.2256,7 %
1851333.4517,3 %
1857448.9739,7 %
1869575.43310,6 %
1880686.59611,5 %
1890772.21311,7 %
1900811.37111,1 %
1910871.89510,9 %
Anteil an jüdischer Bevölkerung in Galizien im Jahr 1910

Die jüdischen Galizier hatten f​ast überall eigene Stadtviertel (Schtetl) u​nd waren i​n einigen Kleinstädten d​es Ostens Galiziens f​ast unter sich. In i​hrer Sprache, Jiddisch, erschienen Bücher u​nd Zeitungen. Die (assimilierten) Juden i​n den größeren Städten sprachen u​nd schrieben Deutsch o​der Polnisch. Von d​en Juden Galiziens k​amen herausragende intellektuelle Impulse, n​icht nur i​m religiösen u​nd philosophischen Bereich – z. B. Martin Buber –, sondern a​uch in literarischer Hinsicht – e​twa Joseph Roth, Soma Morgenstern, Manès Sperber o​der Mascha Kaléko – s​owie auf anderen Gebieten (Naturwissenschaften, Film, Rechtswissenschaft usw.). Diese Impulse beruhten darauf, d​ass Gelehrsamkeit u​nd Bildung b​ei Juden s​eit Jahrhunderten i​n hohem Ansehen standen u​nd die Familien, soweit s​ie dazu finanziell i​m Stande waren, große Anstrengungen unternahmen, i​hren Kindern Bildung z​u vermitteln. Die Juden w​aren die einzige Gruppe d​er Bevölkerung, i​n der k​eine nationalistisch-partikulare Perspektive entwickelt wurde, sondern d​ie die gesamte Monarchie a​ls ihre Heimat betrachtete. Der Zionismus spielte a​ber auch b​ei den galizischen Juden e​ine bedeutende Rolle, s​o war Lemberg Gründungsort d​er Jüdischnationalen Partei.

Ab d​en 1840er Jahren begann d​er jüdische Bevölkerungsanteil i​n Galizien anzusteigen. Gründe hierfür l​agen in d​er Zuwanderung a​us Russland u​nd dem russischen Teil Polens u​nter Kaiser Nikolaus I., d​er die Rechte d​er russischen u​nd polnischen Juden einschränkte u​nd ihnen zusätzliche Verpflichtungen auferlegte. Zudem l​egte er i​n mehreren westlichen Provinzen Russlands e​inen „Ansiedlungsrayon“ fest, d​er in Zukunft d​ie einzige Gegend hätte s​ein sollen, i​n der jüdische Bevölkerung erlaubt war. Diese Politik w​urde lange Zeit m​ehr oder weniger streng verfolgt, w​as viele Juden z​ur Auswanderung a​us Russland bewegte. Viele gingen i​n die USA, v​iele auch n​ach Galizien. Ein Grund für d​iese Zuwanderung dürfte a​uch gewesen sein, d​ass Juden a​b der Revolution 1848 u​nd dem Toleranzpatent v​on 1867 d​urch ihr Religionsbekenntnis i​n Österreich k​aum noch staatliche Nachteile z​u befürchten hatten, d​a vor d​em Staat n​un alle Religionen gleichberechtigt waren. Zudem g​ab es u​nter den Juden geringere Todesraten b​ei den Cholera-Epidemien i​n den 1850er Jahren z​u verzeichnen.[30]

Viele Juden i​n Galizien assimilierten sich, a​uch da s​ie in d​er Habsburger Monarchie n​icht als eigene Nation anerkannt wurden. Unterstützt w​urde die Assimilation v​on Kaiser Joseph II., d​er eine Germanisierung d​er Juden vorantrieb, i​ndem er u​nter anderem deutsch‐jüdische Grundschulen einrichten ließ, i​n denen Deutsch s​tatt Jiddisch gesprochen wurde. Zudem erhielten a​lle galizischen Juden – w​ie alle anderen Juden i​m Habsburger Reich a​uch – deutsche Namen. Da s​ich die m​it der Namensfindung beauftragten Beamten v​on Farben, d​er Landschaft o​der Pflanzennamen inspirieren ließen, wurden v​iele Namen w​ie Roth, Blumenthal o​der Rosenzweig vergeben.[31]

Die wirtschaftliche Situation d​er Masse d​er jüdischen Galizier gestaltete s​ich ebenso dürftig w​ie die d​er ruthenischen Bevölkerung. Teilweise lebten s​ie in bitterster Armut. Die sogenannten jüdischen Berufe w​aren überfüllt, d​ie zahlreichen Zwergbetriebe w​aren kaum i​n der Lage, d​ie meist großen Familien ausreichend z​u ernähren. 1857 wanderten d​aher 2000 jüdische Galizier aus, 1890 w​aren es 7000. Die Mehrheit v​on ihnen bevorzugte d​ie Vereinigten Staaten a​ls Auswanderungsziel. Zwischen 1880 u​nd 1910 wanderten insgesamt 236.504 jüdische Galizier i​n die Vereinigten Staaten aus, m​eist über Hamburg u​nd dortige Reedereien.[31]

Die Juden bekannten s​ich seit d​em galizischen Ausgleich i​mmer mehr z​ur polnischen Nationalität, s​ie assimilierten s​ich sprachlich a​n die Mehrheitsbevölkerung. Dadurch s​ank der Anteil d​er deutschsprachigen Galizier, d​ie zum Großteil Juden waren. Im Jahr 1880 erklärten s​ich noch 5,4 % d​er Bevölkerung a​ls deutschsprachig, i​m Jahr 1910 w​aren es n​ur noch 1,1 %. Dabei b​lieb der jüdische Bevölkerungsanteil i​n Galizien konstant b​ei 11 %, d​er Anteil d​er deutschsprachigen Nichtjuden b​ei 0,5 %.[32]

Im östlichen Teil d​es Kronlandes herrschten polnische Großgrundbesitzer über ukrainische Bauern. Die Juden, d​ie dort über z​ehn Prozent d​er Bevölkerung ausmachten, nahmen a​ls Händler u​nd Handwerker s​eit langem e​ine Mittlerrolle zwischen Adel u​nd Großgrundbesitzern u​nd den a​rmen Bauern ein. Sie lebten mehrheitlich i​n den Städten, w​o sie große Bevölkerungsanteile stellten, o​der in eigenen Dörfern (Schtetln). Im Sinne d​es polnischen Nationalismus sollten s​ie nun v​on diesen Schlüsselpositionen i​n der Gesellschaft zurückgedrängt werden, d​ie Wirtschaft sollte „polnischer“ werden u​nd die Industrialisierung, d​ie Galizien bisher a​ls de facto „landwirtschaftliche Kolonie“ d​er Monarchie verschlafen hatte, nachgeholt werden.

Der polnische Adel gründete Genossenschaften u​nd Syndikate (kółka rolnicze) u​nd unterstützte Polen b​ei der Gründung eigener Unternehmen, u​m die jüdischen Manufakturen, Handwerker u​nd Händler zurückzudrängen. Zugleich wurden Juden systematisch wirtschaftlich benachteiligt u​nd antisemitischer Agitation ausgesetzt. Die katholische Kirche ließ a​lte antisemitische Ritualmordlegenden wieder aufleben. All d​ies führte zunehmend z​u einer pogromartigen Stimmung i​n der polnisch-christlichen Bevölkerung u​nd steigendem Emigrationsdruck u​nter den Juden aufgrund d​er zunehmenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen u​nd politischen Benachteiligungen u​nd Einschränkungen. Ab 1871 häuften s​ich wirtschaftliche Boykottaufrufe g​egen Juden, u​nd in d​en 1890er Jahren mehrten s​ich gewalttätige Übergriffe gegenüber d​er jüdischen Bevölkerungsgruppe.

Ukrainische Emanzipationsversuche

In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts entstanden national-ukrainische Parteien, d​ie für d​ie Beseitigung d​er polnischen Vorherrschaft i​m größten Kronland Österreichs eintraten. Dadurch verschärften s​ich die Gegensätze zwischen Polen u​nd Ruthenen, w​ie die Ukrainer i​n Altösterreich damals a​uf Deutsch genannt wurden. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts k​am es z​u umfangreichen Agrarstreiks i​n Ostgalizien, i​n denen polnische Großgrundbesitzer u​nd ukrainische Bauern einander gegenüberstanden.

Durch d​ie Einführung d​es allgemeinen, gleichen u​nd geheimen Wahlrechts d​er Männer z​um Abgeordnetenhaus i​n Wien i​m Jahre 1907 gelang e​s Ukrainern, i​hren politischen Einfluss wesentlich z​u vergrößern. Die k.k. Regierung drängte deshalb a​uf einen Ausgleich zwischen Polen u​nd Ukrainern. Dabei g​ing es v​or allem u​m die Erhöhung d​es Anteils d​er ukrainischen Mandate i​m galizischen Landtag u​nd die Errichtung e​iner ukrainischen Universität i​n Lemberg. Die Förderung d​er Ukrainer d​urch die Wiener Zentralregierung führte z​u wachsenden Spannungen m​it dem Russischen Kaiserreich, w​o seit d​em Stolypinschen Staatsstreich 1907 massiv g​egen die Ukrainer, d​ie auf russischem Territorium lebten, vorgegangen wurde. So führte d​er partielle Ausgleich zwischen Ukrainern u​nd Polen i​n Galizien Anfang 1914 z​u einer Zuspitzung d​er Gegensätze zwischen d​er Doppelmonarchie u​nd dem Zarenreich.

Der Gegensatz zwischen Ukrainern u​nd Polen w​urde anlässlich d​er Auflösung Altösterreichs i​m Herbst 1918 m​it Waffengewalt ausgetragen, w​obei die polnische Seite d​ie Abspaltung Ostgaliziens verhinderte.

Deutsche Minderheit
Einbürgerungs-Urkunde einer in Folge des Hitler-Stalin-Paktes aus Galizien umgesiedelten Person

Galizien w​urde bereits s​eit dem 13. Jahrhundert v​on einer kleinen Zahl deutscher Kaufleute a​us Schlesien u​nd Ungarn u​nd von polnischen Römisch-Katholiken bewohnt. Die Ländereien gehörten z​u dieser Zeit hauptsächlich Benediktinern u​nd Zisterziensern s​owie Fürsten u​nd Großgrundbesitzern. Ab Mitte d​es 14. Jahrhunderts siedelten i​m Karpatenvorland sogenannte Walddeutsche, d​ie aber b​is spätestens z​um 18. Jahrhundert polonisiert wurden.

Nach d​en Kämpfen g​egen die Türken u​nd vor a​llem der Schlacht a​m Kahlenberg 1683 mussten w​eite Landesteile wieder n​eu besiedelt werden. Die damalige Ansiedlung deutscher Bevölkerung i​st schwierig bestimmbar u​nd umstritten.

Nach d​en Petersburger Verträgen v​on 1772, d​ie die Aufteilung Polens a​n Russland, Preußen u​nd Österreich vorsahen, k​am Galizien a​n Österreich. Dieser Teil d​es ehemaligen Polens w​ar im Westen polnisch (es g​ab aber einige mehrheitlich deutschsprachige Orte a​m westlichen Rand u​m die Stadt Biała, s​iehe Bielitz-Bialaer Sprachinsel) u​nd im Osten ruthenisch besiedelt. Dieser Teil w​urde vor a​llem unter d​er Herrschaft Maria Theresias a​b 1774 (Ansiedlung i​n den Städten) s​owie unter Kaiser Joseph II. a​b 1781 (Ansiedlung a​uch auf d​em Lande, s​iehe Josephinische Kolonisation) b​is 1836 d​urch deutsche/österreichische Einwanderer a​us Süddeutschland u​nd Böhmen n​eu besiedelt.

Ab 1790 begannen s​ich auch polnische Grundherren für d​ie Aufnahme v​on Siedlern z​u interessieren, d​enn sie erkannten inzwischen d​en Nutzen d​er deutschen u​nd böhmischen Siedler für d​ie Landwirtschaft. So entstand e​ine größere Zahl v​on Privatgründungen, d​ie östlich d​er josephinischen Ansiedlungsgrenze lagen. Siedler wurden i​ns Land geholt, erhielten g​egen eine bestimmte Abgabe Urwald z​um Roden u​nd durften d​as so gewonnene Land a​ls ihr Eigentum landwirtschaftlich nutzen. In d​er Zeit zwischen 1811 u​nd 1848 siedelten private Grundherren vermehrt Bauern u​nd Waldarbeiter a​us Böhmen an. Für d​ie deutsche Minderheit d​er galizischen Bevölkerung w​urde im 20. Jahrhundert d​ie Bezeichnung Galiziendeutsche verwendet.

Bis z​um Ende d​es Ersten Weltkriegs w​ar Galizien österreichisches Kronland, u​nd die verschiedenen Volksgruppen w​ie Polen, Ukrainer, Juden u​nd Deutsche lebten nebeneinander, a​uch wenn d​ie Dörfer weitestgehend „national“ waren. Ukrainer u​nd Deutsche übernahmen v​iele Gerichte u​nd Bräuche voneinander.

Nach d​em Ersten Weltkrieg gehörte Galizien zunächst z​ur Westukrainischen Volksrepublik u​nd anschließend z​u Polen. Deutsche Traditionen s​owie die deutsche Sprache wurden v​om neuen polnischen Staat unterdrückt. Im Jahr 1921 g​ab es 39.810 (0,53 %) Deutsche, z​ehn Jahre später 40.300 (0,47 %). Im Jahr 1937 wurden 28.750 deutsche Protestanten d​er Evangelischen Kirche Augsburgischen u​nd Helvetischen Bekenntnisses i​n Kleinpolen (90,3 % d​er Mitglieder) gezählt.

Galiziendeutscher Umsiedler, rechts Heinrich Himmler, bei Przemyśl (1940), Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Im Jahre 1939 w​urde Galizien s​chon vor Beginn d​es Zweiten Weltkrieges zwischen Hitler u​nd Stalin aufgeteilt. Noch v​or Ende d​es Krieges g​egen Polen w​urde eine deutsch-sowjetische Kommission gebildet u​nd die Registrierung a​ller Personen u​nd deren Eigentum vorgenommen. Ende 1939/Anfang 1940 wurden ca. 50.000 deutschstämmige Galizier ins Deutsche Reich umgesiedelt. Dies verlief s​ehr chaotisch. Über verschiedene Lager – oftmals w​aren die Männer u​nd Söhne u​nd die Mütter m​it den Töchtern i​n unterschiedlichen Lagern untergebracht – wurden d​ie Deutschen i​n den annektierten Reichsgau Wartheland gebracht. Es g​ab Familien, d​ie über d​en Umweg v​on Lagern i​n Berlin u​nd Sachsen n​ach Oberschlesien kamen. Damit w​ar die Geschichte d​er Deutschen i​n Galizien beendet.[33]

Ethnische und politische Lage

Obgleich d​as Land a​uf eine l​ange Geschichte zurückblicken konnte, w​ar es a​lles andere a​ls eine Einheit, w​eder in ethnischer n​och in politischer o​der konfessioneller Hinsicht. Die geographische Lage innerhalb d​er Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (seit 1867) w​ar keineswegs a​ls ideal z​u bezeichnen. Gegen Ungarn w​ar Galizien d​urch die b​is dahin verkehrsmäßig n​och wenig erschlossenen Beskiden u​nd Waldkarpaten abgeriegelt, d​ie gemeinsame Grenze m​it dem Rest Cisleithaniens w​ar nur wenige Kilometer lang. Nach Norden u​nd Osten l​ag das Land ungeschützt, s​o dass e​s für d​as Militär, w​ie sich i​m Ersten Weltkrieg zeigte, t​rotz des Baues v​on Festungen w​ie Przemyśl schwer z​u verteidigen war.

Nach 1867 n​ahm Galizien a​n der verfassungsmäßigen Entwicklung Altösterreichs (Dezemberverfassung) gleichberechtigt teil, s​o dass a​llen Staatsbürgern bestimmte grundlegende Rechte verbürgt waren. Die einheitliche österreichische Staatsbürgerschaft, d​ie alle Galizier besaßen, ermöglichte i​hnen Binnenwanderung i​n andere Teile Cisleithaniens; e​ine Möglichkeit, d​ie vom Beginn d​es Ersten Weltkriegs an, a​ls Ostgalizien Frontgebiet wurde, s​tark in Anspruch genommen wurde. Die Einbindung polnischer Adeliger i​n die Wiener Regierung nutzten diese, u​m für i​hre Klientel Vorteile z​u erreichen. Erst d​as allgemeine Männerwahlrecht für d​en Reichsrat a​ls Zentralparlament (nicht für d​en galizischen Landtag!) führte a​b 1907 z​u demokratischen Ansätzen.

Der Gegensatz zwischen d​en herrschenden Polen einerseits u​nd den zumeist dienenden Ruthenen, w​ie die Ukrainer genannt wurden, u​nd den jüdischen Galiziern andererseits wirkte s​ich auf d​ie Landesentwicklung s​ehr problematisch aus. Die Land besitzende Aristokratie wollte, w​ie im Königreich Ungarn, i​hre Vorrechte erhalten; Ruthenen u​nd Juden wurden wirtschaftlich u​nd in d​er politischen Repräsentation q​uasi selbstverständlich benachteiligt.

Galizien im Ersten Weltkrieg

Russland hatte, w​ie viele andere europäische Mächte auch, v​or dem Ersten Weltkrieg territoriale Ziele bzw. Expansionswünsche.

Russische Truppen besetzten k​urz nach Kriegsbeginn u​nter anderem d​as zu Österreich-Ungarn gehörende Galizien (24. August b​is 11. September 1914). Österreich-Ungarns Heer musste s​ich nach e​inem Vorstoß a​uf Galiziens Hauptstadt Lemberg aufgrund d​er erdrückenden russischen Übermacht i​m September i​n die Karpaten zurückziehen (26. August b​is 1. September). Um d​en Vormarsch d​er russischen Truppen z​u behindern, g​riff das k.u.k Militär z​ur Strategie d​er verbrannten Erde, vernichtete a​uf ihrem Rückzug systematisch g​anze Dörfer u​nd vertrieb d​eren Bevölkerung, w​as eine enorme Flüchtlingswelle z​ur Folge hatte.[34][35]

Der russische Außenminister Sasonow erstellte a​m 14. September 1914 – m​it Blick a​uf diese Erfolge – e​in 13-Punkte-Programm, d​as in manchen Aspekten a​ls Gegenpart z​um Septemberprogramm Bethmann Hollwegs anzusehen ist.

Sasonow plante i​n erster Linie territoriale Abtretungen Deutschlands, angeblich a​uf der Basis d​es Nationalitätenprinzips. Russland würde d​en Unterlauf d​es Njemen (Preußisch Litauen) u​nd den östlichen Teil Galiziens annektieren s​owie den Osten d​er Provinz Posen, (Ober-)Schlesien u​nd Westgalizien Russisch-Polen angliedern. Bei diesen Annexionsplänen spielte sicher a​uch der Panslawismus e​ine Rolle.

1917 drängten d​ie Westmächte z​u ihrer Entlastung Russland z​ur Durchführung e​iner Offensive, d​ie von d​em russischen Kriegsminister Kerenski geplant w​urde und a​m 30. Juni begann. Nach Anfangserfolgen l​ief sich d​ie Offensive a​m 11. Juli fest. Bereits a​m 19. Juli gingen deutsche u​nd österreichisch-ungarische Truppen b​ei Tarnopol z​um Gegenangriff über. Dabei gelang i​hnen die Rückeroberung v​on Ostgalizien u​nd der Bukowina.

Am 6. u​nd 7. November 1917 übernahmen d​ie Bolschewiki d​ie Macht i​n Russland („Oktoberrevolution“).

Am 15. Dezember w​urde ein Waffenstillstand zwischen d​en Mittelmächten u​nd Russland vereinbart, u​nd eine Woche später wurden i​n Brest-Litowsk (zunächst ergebnislose) Friedensverhandlungen eröffnet, d​ie am 3. März 1918 m​it dem Friedensvertrag v​on Brest-Litowsk endeten.

Nicht vollzogener Umstrukturierungsplan 1918

Im Rahmen d​es am 9. Februar 1918 m​it der Ukrainischen Volksrepublik geschlossenen Brotfriedens v​on Brest-Litowsk h​atte sich Österreich-Ungarn verpflichtet, b​is zum 31. Juli 1918 d​en mehrheitlich v​on Ukrainern bewohnten Ostteil Galiziens m​it der Bukowina z​u einem separaten autonomen Kronland zusammenzufassen. Der Plan w​urde nicht umgesetzt, a​m 4. Juli 1918 kündigte Österreich-Ungarn d​as Abkommen.

Nach der Auflösung Österreich-Ungarns

Galizien und Wolhynien im wieder unabhängigen Polen

Zum Ende d​es Ersten Weltkriegs löste s​ich Österreich-Ungarn auf: Seine Teile machten s​ich entweder selbstständig o​der traten Nachbarstaaten bei. Galizien schied p​er 30. Oktober 1918 a​us der Monarchie aus; d​ie dominanten polnischen Politiker erklärten d​as ganze ehemalige Kronland z​um Teil d​es neuen polnischen Staates. Demgegenüber beanspruchten d​ie Ukrainer d​en östlichen Teil Galiziens. So w​urde Ende 1918 i​n Lemberg, d​as selbst e​ine polnische Bevölkerungsmehrheit hatte, a​ber in ukrainisch besiedeltem Gebiet lag, d​ie Westukrainische Volksrepublik (Sachidna Ukrainska Narodna Respublika [SUNR]) ausgerufen. Diese konnte s​ich aber g​egen die einmarschierende polnische Armee i​m Polnisch-Ukrainischen Krieg n​icht halten, s​o dass a​uch Ostgalizien i​m Mai 1919 polnisch wurde. Diesem folgte 1920 d​er Polnisch-Sowjetische Krieg. Die d​rei sich über s​echs Jahre aneinander reihenden Kriege zerstörten u​nd dezimierten Ostgalizien.

Das ehemalige Kronland Galizien w​urde in d​er Zweiten Polnischen Republik i​n vier Woiwodschaften aufgeteilt: Krakau, Lwów, Stanisławów u​nd Tarnopol, d​ie insgesamt e​ine Fläche v​on 79.373 km² umfassten. Die Bevölkerungszahl betrug 1921 7,488 Mill., d​avon 4,333 Mill. (57,9 %) Polen, 2,680 Mill. (35,8 %) Ukrainer, 428.000 (5,7 %) Juden. 1931 w​aren es 8,509 Mill., d​avon 5,901 Mill. (59 %) Polen, 2,874 Mill. (33,8 %) Ukrainer u​nd 549.000 (6,5 %) Juden.[36]

Małopolska Wschodnia (Ostkleinpolen, grüne Farbe) im Vergleich mit dem ursprünglichen Kleinpolen (rote Farben) in der Zwischenkriegszeit

Der Name Galizien (polnisch Galicja) w​urde damals ungern v​on Polen benutzt, a​n seiner Stelle w​urde eher d​er Terminus Kleinpolen bevorzugt, einschließlich Małopolska Wschodnia (Ostkleinpolen) für Ostgalizien. Die Beamten w​aren fast ausschließlich Polen, d​ie oft a​uf eigene Faust e​ine Politik d​er Polonisierung verfolgten u​nd die Ukrainer a​ls Bürger zweiter Klasse v​on oben h​erab behandelten. Die Beziehungen brachen i​m Jahr 1930 völlig zusammen. Die Organisation Ukrainischer Nationalisten führte zahlreiche Terroranschläge. Als Rache für d​iese Aktionen setzte d​ie polnische Verwaltung v​iele Befriedungen, Verhaftungen, u​nd so weiter, o​ft unschuldiger ukrainischer Bevölkerung ein. Die Spannungen verstärkten s​ich nach d​en Morden a​n Tadeusz Hołówko (1931) u​nd besonders a​n Bronisław Pieracki (1934). Diese dauerte b​is zum Zweiten Weltkrieg an.[37]

Zweiter Weltkrieg und Folgen

Im Verlauf d​es Zweiten Weltkrieges w​urde das Gebiet vorerst zwischen d​em Deutschen Reich u​nd der Sowjetunion aufgeteilt. Westgalizien w​urde als Distrikt Krakau Bestandteil d​es Generalgouvernements (ohne d​ie Landkreise Bielitz, Saybusch u​nd Krenau, d​ie direkt d​em Dritten Reich angeschlossen wurden), während d​ie Sowjetunion Ostgalizien b​is zum Fluss San a​n die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik anschloss. Nach d​em deutschen Angriff a​uf die Sowjetunion w​urde auch Ostgalizien i​n das Generalgouvernement eingegliedert (siehe Distrikt Galizien).

In d​er Konferenz v​on Jalta w​urde die Curzon-Linie a​ls sowjetische Westgrenze festgelegt. Dadurch fielen z​wei kleinere Gebiete Galiziens, d​ie von 1939 b​is 1941 sowjetisch gewesen waren, a​n Polen zurück. Heute gehört d​er westliche Teil Galiziens z​u Polen, d​er östliche Teil m​it Lemberg z​ur Ukraine.

In a​llen Ländern Osteuropas gehörten große ethnische Bevölkerungsverschiebungen i​n den Jahren 1944 b​is 1946 z​ur sowjetischen Nachkriegspolitik. Die Polen Ostgaliziens wurden i​n die ehemals deutschen Gebiete i​m Westen Polens umgesiedelt bzw. vertrieben. Umgekehrt wurden Ukrainer a​us Polen i​n die Westukraine umgesiedelt. Damit verschwanden d​ie Polen a​us Ostgalizien u​nd Wolhynien, w​o sie s​eit dem Spätmittelalter gelebt hatten. Die Bevölkerung Ostgaliziens w​ar nun erstmals f​ast geschlossen ukrainisch.[38]

In d​en letzten Jahrzehnten i​st der Terminus Galicja i​n Südostpolen u​nd in d​er Westukraine wieder i​n Mode. Oft spricht m​an vom „Mythos Galiziens“,[39] z. B. a​ls das polnische bzw. ukrainische Piemont (diese Region spielte e​ine wichtige Rolle i​n der Wiedervereinigung Italiens).[40]

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Bachmann: „Ein Herd der Feindschaft gegen Rußland“ – Galizien als Krisenherd in den Beziehungen der Donaumonarchie mit Rußland (1907–1914). Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0374-2.
  • Harald Binder: Galizien in Wien: Parteien, Wahlen, Fraktionen und Abgeordnete im Übergang zur Massenpolitik. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3326-X.
  • Abraham J. Brawer: Galizien, wie es an Österreich kam, eine historisch-statistische Studie über die inneren Verhältnisse des Landes im Jahre 1772. Freytag und Tempsky, Leipzig/Wien 1910. (Nachdruck: Scherer-Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-89433-007-4).
  • Norman Davies: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa. 3., durchgesehene und korrigierte Auflage. Theiss, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-8062-3116-8, S. 485–539 (= 9. Galizien: Das Königreich der Nackten und der Hungernden (1773–1918)).
  • Verena Dohrn: Reise nach Galizien. Grenzlandschaften des alten Europa. Verlag Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-10-015310-3.
  • Claudia Erdheim: Längst nicht mehr koscher. Die Geschichte einer Familie. Roman. Czernin Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7076-0208-7.
  • Claudia Erdheim: Das Stetl. Galizien und Bukowina 1890–1918. Album Verlag, 2008, ISBN 978-3-85164-167-7.
  • Alexander Granach: Da geht ein Mensch – autobiographischer Roman. btb-Verlag, ISBN 978-3-442-73603-4.
  • Georg Hinrichsen: Briefe aus Galizien, 1913 geschrieben von Karl Hinrichsen. Verlag Cuvillier. Göttingen 2005, ISBN 3-86537-646-0.
  • Lutz C. Kleveman: Lemberg. Die vergessene Mitte Europas. Aufbau, Berlin 2017, ISBN 978-3-351-03668-3.
  • Irene Kohl, Emil Brix, Klaus Beitl (Hrsg.): Galizien in Bildern: die Originalillustrationen für das „Kronprinzenwerk“ aus den Beständen der Fideikommissbibliothek der Österreichischen Nationalbibliothek. Verein für Volkskunde, Wien 1997, ISBN 3-900359-73-3.
  • Roman Lach, Thomas Markwart: Geisterlandschaft Galizien. Karl Emil Franzos, Leopold von Sacher-Masoch, Joseph Roth, Alfred Döblin, Bruno Schulz. (online auf: kakanien.ac.at).
  • Karlheinz Mack (Hrsg.): Galizien um die Jahrhundertwende. Politische, soziale und kulturelle Verbindungen mit Österreich. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1990, ISBN 3-7028-0290-8.
  • Bertha Pappenheim, Sara Rabinowitsch: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien. Frankfurt am Main 1904 (Volltext bei Wikisource).
  • Martin Pollack: Nach Galizien – von Chassiden, Huzulen, Polen und Ruthenern. Eine imaginäre Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina. Verlag Brandstätter, Wien 1984, ISBN 3-85447-075-4. (Neuauflage: Galizien : eine Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2001, ISBN 978-3-458-34447-6).
  • Isabel Röskau-Rydel: Deutsche Geschichte im Osten Europas – Galizien, Bukowina, Moldau. Verlag Siedler-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-88680-781-9.
  • Thomas Sandkühler: „Endlösung“ in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941–1944. Verlag Dietz, Bonn 1996, ISBN 3-8012-5022-9.
  • Ralph Schattkowsky, Michael G. Müller (Hrsg.): Identitätenwandel und nationale Mobilisierung in Regionen ethnischer Diversität: ein regionaler Vergleich zwischen Westpreußen und Galizien am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung 20). Verlag Herder-Institut, Marburg 2004, ISBN 3-87969-313-7.
  • Thomas Schaufuß: Lemberg. Porträt und Lebensart einer faszinierenden, zauberhaften Stadt. Verlag Janos Stekovics, Dößel, Deutschland, November 2020, ISBN 978-3-89923-422-0.
  • Evelyn Scheer, Gert Schmidt: Die Ukraine entdecken – Zwischen Karpaten und Schwarzem Meer. Trescher-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89794-060-4.
  • Kai Struve: Bauern und Nation in Galizien: über Zugehörigkeit und soziale Emanzipation im 19. Jahrhundert. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-36982-4.
  • Josef Szujski: Die Polen und Ruthenen in Galizien (= Die Völker Oesterreich-Ungarns. Ethnographische und culturhistorische Schilderungen, Band 9), Wien und Teschen 1882 (Digitalisat).
Commons: Galizien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Böhlau, Wien 1992, ISBN 3-205-05352-4, S. 199
  2. Friedrich Justin Bertuch: Allgemeine geographische Ephemeriden. Band 26, Verlag des Landes-Industrie Comptoirs, Weimar 1808, S. 105
  3. Krzysztof Lipiński: Auf der Suche nach Kakanien. Literarische Streifzüge durch eine versunkene Welt. Röhrig, Sankt Ingbert 2000, ISBN 3-86110-235-8, S. 25.
  4. Hipolit Stupnicki: Das Königreich Galizien und Lodomerien. Lemberg 1853, S. 6, Anm., Digitalisat
  5. Leopold von Sacher-Masoch: Auf der Höhe. Leipzig 1882, Band 2, S. 111
  6. Maria Regina Korzeniowska: Atlas historyczny, genealogiczny, chronologiczny i geograficzny Polski. Warschau 1831. Repositorium, Digitalisat
  7. Konrad Meus: Wadowice 1772-1914. Studium przypadku miasta galicyjskiego [A study of a Galician town]. Księgarnia Akademicka, Kraków 2013, ISBN 978-83-7638-345-3, S. 33 (polnisch).
  8. K. Meus, Wadowice..., S. 39.
  9. http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ost&datum=0001&page=58&size=45
  10. Nur die Selbstangabe als jüdische Nationalität, es gab viel mehr Menschen der mosaischen Religion, die sich aber als Angehörige der polnischen u. a. Nationalitäten betrachteten.
  11. Gotthold Rhode: Geschichte Polens. Ein Überblick. Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1966, S. 48.
  12. Przemysław Stanko: Monografia Gminy Wilkowice. Wydawnictwo Prasa Beskidzka, Wilkowice 2014, ISBN 978-83-940833-0-4, S. 173–174 (polnisch).
  13. Jerzy Polak, Piotr Kenig: Bielsko-Biała. Monografia miasta. Biała od zarania do zakończenia I wojny światowej (1918). 2. Auflage. Band II.. Wydział Kultury i Sztuki Urzędu Miejskiego w Bielsku-Białej, Bielsko-Biała 2011, ISBN 978-83-60136-36-2, S. 197 (polnisch).
  14. K. Meus, Wadowice..., S. 34.
  15. K. Meus, Wadowice..., S. 35.
  16. Bielsko-Biała, Monografia miasta, 2011, Band IV, S. 206.
  17. Horst Glassl: Das österreichische Einrichtungswerk in Galizien (1772–1790). Verlag Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01684-1, S. 78.
  18. Ludwig Schneider: Das Kolonisationswerk Josef II. in Galizien. Darstellung und Namenslisten. Verlag Hirzel, Leipzig 1939, Reprint 1989, Scherer Verlag Berlin, ISBN 3-89433-002-3, S. 10.
  19. H. Pauls, Cornelius Krahn: Galicia (Poland & Ukraine). In: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online
  20. Die meisten Historiker geben als Beginn der Zugehörigkeit den 6. April 1818 an, als der Deutsche Bund die Grenzverschiebung anerkannte. Das eigentliche, rechtlich bindende kaiserliche Patent wurde aber erst am 2. März 1820 erlassen. Ein Patent vom 29. Oktober 1850 schloss die Region wieder Galizien außerhalb des Deutschen Bundes an. vgl. Andrzej Nowakowski: Terytoria oświęcimsko-zatorskie w Związku Niemieckim. Zarys prawno-historyczny. In: Przegląd Historyczny 76/4 (1985), S. 783–793, hier: S. 787.
  21. Anson Rabinbach: The Migration of Galician Jews to Vienna. In: Austrian History Yearbook. Bd. XI, Berghahn Books/Rice University Press, Houston 1975, ISBN 3-11-015562-1, S. 51.
  22. Gesetz vom 2. April 1873, RGBl. 1873 S. 161ff.
  23. Meyers Konversations-Lexikon. 5. Auflage. 7. Band, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1895, S. 19.
  24. Meyers Konversations-Lexikon. 5. Auflage. 7. Band, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1895, S. 16 f.
  25. Meyers Großes Konversationslexikon. 6. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1907, Band 7, S. 272.
  26. Historia: Pierwsza bita droga w Polsce powstała w naszym regionie
  27. Wilfried Schimon: Österreich-Ungarns Kraftfahrformationen im Weltkrieg 1914–1918. Ein Beitrag zur Geschichte der Technik im Weltkrieg. Hermagoras Verlag, Klagenfurt/Wien 2007, ISBN 978-3-7086-0243-1, S. 118.
  28. Joseph Buzek: Das Auswanderungsproblem in Österreich. In: Zeitschrift fur Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung. Bd. 10, 1901, S. 492, zitiert aus: Anson Rabinbach: The Migration of Galician Jews to Vienna. Austrian History Yearbook, Bd. XI, Berghahn Books/Rice University Press, Houston 1975, ISBN 3-11-015562-1, S. 48.
  29. Gustav Adolf Schimmer: Die Juden in Österreich nach der Zählung vom 31. Dezember 1880. Wien 1881, zitiert aus: Rabinbach, Austrian History Yearbook, Bd. XI, S. 48.
  30. Rabinbach, Austrian History Yearbook Bd. XI. S. 48.
  31. Lutz C. Kleveman: Jerusalem des Ostens. 21. März 2017, abgerufen am 9. Juni 2019: „Von Hamburger Reedereien überredet, emigrierten zwischen 1880 und 1910 insgesamt 236.504 jüdische Galizier in die Vereinigten Staaten. Diese hohe Zahl verdeutlicht das Scheitern vieler Assimilationsversuche.“
  32. Peter G. J. Pulzer: Die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und Österreich 1867 bis 1914. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-36954-9, S. 173.
  33. Umsiedlung 1939/41, Erich Müller (PDF, 232 kB)
  34. Walter Mentzel: Kriegsflüchtlinge im Ersten Weltkrieg in Österreich-Ungarn, Abstract der 1997 erschienenen Dissertation Kriegsflüchtlinge in Cisleithanien im Ersten Weltkrieg, abgerufen am 6. Februar 2021.
  35. Daniel Wotapek: Die provisorische Unterbringung cisleithanischer Flüchtlinge im Bezirk Gmünd ab 1914, Wien 2019, S. 41, abgerufen am 6. Februar 2021 (PDF, 2,35 MB)
  36. Jew. lt. entspr. amtlicher Bevölkerungszählung 1921 bzw. 1931.
  37. Grzegorz Rąkowski: Przewodnik po Ukrainie Zachodniej. Część III. Ziemia Lwowska. Oficyna Wydawnicza „Rewasz“, Pruszków 2007, ISBN 978-83-8918866-3, S. 49 (polnisch).
  38. Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. München 2009, ISBN 978-3-406-58780-1, S. 224 f.
  39. Grzegorz Kowal: Mit(y) Galicji (polnisch)
  40. Waldemar Ładuga: „Garibaldi”, „Cavour” i polski Piemont, 2015 (polnisch)

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