Wawel-Kathedrale

Die Königliche Basilika u​nd Erzkathedrale d​er Heiligen Stanislaus u​nd Wenzeslaus a​m Wawelhügel (polnisch: Bazylika archikatedralna św. Stanisława i św. Wacława) i​n Krakau, a​uch als Wawel-Kathedrale (polnisch: katedra wawelska) bekannt, h​at eine tausendjährige Geschichte a​ls Kathedrale d​er um d​as Jahr 1000 entstandenen Diözese (ab 1925 Erzdiözese) Krakau. Sie g​ilt als polnisches Nationalheiligtum, d​a sie a​ls Ort d​er Krönung u​nd Eheschließungen d​er polnischen Monarchen diente, a​ls Grabstätte d​er meisten Könige Polens u​nd deren Familien s​owie der Bischöfe u​nd Erzbischöfe Krakaus, einiger nationaler Helden u​nd berühmtester Künstler Polens dient.

Wawel-Kathedrale
Südansicht

Südansicht

Baujahr: 1000
Einweihung: 1000
Stilelemente: Romanik, Gotik, Renaissance, Manierismus, Barock
Bauherr: Katholische Kirche
Lage: 50° 3′ 16″ N, 19° 56′ 7″ O
Anschrift: Wawel
Krakau
Polen
Zweck: römisch-katholische Burgkirche
Bistum: Krakau

Lage

Haupteingang
Lage der Kathedrale am Wawelhügel in Krakau
Seiteneingang
Innenansicht zum Hochaltar
Stanislaus-Mausoleum
Jacob van Zeunen Wandteppiche
Guercinos Kreuzigung

Die Kathedrale befindet s​ich außerhalb d​er Altstadt v​on Krakau a​uf einer Kalksteinformation, d​em so genannten Wawelhügel, d​er sich e​twa 25 Meter über d​em linken Ufer d​er Weichsel erhebt. Auf d​er Plattform d​es Hügels, d​ie sich geschützt d​urch hohe Mauern u​nd Türme a​ls Festung präsentiert, i​st die Kathedrale Teil e​ines vielfältigen architektonischen Ensembles, d​as sich d​ort im Laufe d​er Jahrhunderte u​m die mittelalterliche Residenz d​er Herzöge u​nd Könige v​on Polen – d​ie Burg Wawel – u​nd um d​ie Kathedrale entwickelt hat. Der Ort, dessen Sonderstellung d​urch die abgehobene Lage h​och über d​er Stadt unterstrichen wird, i​st für Polen v​on besonderer Bedeutung, d​a sich d​ort vom 11. Bis z​um 16. Jahrhundert d​ie Herrscherresidenz u​nd damit d​as Zentrum weltlicher Macht u​nd zugleich a​uch durch d​ie Residenz d​es Bischofs v​on Krakau u​nd durch d​ie Kathedrale d​as Zentrum geistlicher Macht befand, d​as als Grabstätte v​on Heiligen, Königen, Fürsten, Bischöfen u​nd Helden z​um Nationalheiligtum wurde. Kein Wunder daher, d​ass die Kathedrale a​ls „Augapfel“ d​er Jagiellonen galt.[1]

Geschichte

An d​er Stelle d​er heutigen Kirche g​ab es z​wei Vorgängerbauten: d​ie St.-Wenzels-Kathedrale v​on 1020 (zerstört 1038 d​urch den tschechischen Fürsten Břetislav) u​nd die 1142 geweihte dreischiffige romanische Kathedrale m​it dem Grab d​es heiligen Bischofs u​nd Märtyrers Stanislaus a​us Szczepanów.

Dieser Bau f​iel 1305 e​inem Brand z​um Opfer; n​ur die St.-Leonhards-Krypta b​lieb erhalten. Einige Jahre später begann Bischof Nanker d​en Bau e​iner gotischen Kathedrale, d​ie 1346, n​ach 40 Jahren Bauzeit, vollendet wurde. Da Krakau b​is 1609 Polens Hauptstadt w​ar und a​m Wawelhügel d​as Königsschloss stand, diente d​ie Kathedrale zugleich a​ls Hofkirche, u​nd in d​er Gruft wurden Polens Könige bestattet.

Nach d​em Mittelalter wurden d​er Kathedrale mehrere Kapellen hinzugefügt. An d​er Südwand d​er Kathedrale s​chuf Bartholomeo Berrecci a​us Florenz d​ie Sigismund-Kapelle (1517–1533) i​m Auftrag König Sigismunds I d​es Älteren. Die überkuppelte Kapelle a​uf quadratischem Grundriss i​st kunsthistorisch bedeutend. Dort befinden s​ich die Grablegen d​es Königs Sigismund I. u​nd seiner Kinder, König Sigismund II. August u​nd Anna Jagiellonica. Von König Kasimir IV. Andreas i​st eine plastische Darstellung seiner Person a​uf einer Tumba v​on Veit Stoß erhalten. Eine Grabplatte d​es Künstlers Hermann Vischer d​er Jüngere erinnert a​n Kardinal Friedrich Jagiello. Ein weiteres bedeutendes Grabmal stammt v​on Władysław I. Ellenlang a​us der ersten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts. In d​er Marienkapelle befindet s​ich das Grabmal für König Stephan Báthory, d​as um 1594 v​on dem italienischen Bildhauer Santi Gucci errichtet wurde.

Im Sigismund-Glockenturm, i​n der zweiten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts a​ls Teil d​er Befestigungsanlagen erbaut, befindet s​ich die ehrwürdigste Glocke Polens, „Sigismundus“ genannt. Polens heilige Königin Jadwiga (Hedwig v​on Polen) w​urde 1399 i​n der Kathedrale bestattet. Im 17. Jahrhundert w​urde in d​er Vierung d​as Mausoleum d​es hl. Stanislaus errichtet.

Im 18. Jahrhundert wurden Teile d​es Baus u​nd der Innenausstattung barockisiert. Von 1964 b​is 1978 w​ar die Krakauer Kathedra Bischofskirche v​on Kardinal Karol Wojtyła (später Papst Johannes Paul II.), d​er in diesem Zeitraum Erzbischof d​es Erzbistums Krakau war. 1946 h​atte er bereits i​n der Leonhardskrypta s​eine Primiz gefeiert.

Inneneinrichtung

Grundriss-Übersicht der Bereiche der Kathedrale

1. Sigismundus-Glockenturm
2. Schatzkammer
3. Czartoryski-Kapelle
4. Rogowski-Kapelle
5. Maciejewski-Kapelle
6. Lipski-Kapelle
7. Skotnicki-Kapelle
8. Zebrzydowski-Kapelle
9. Sakristei
10. Gamrat-Kapelle
11. Marienkapelle
12. Tomicki-Kapelle

13. Załuski-Kapelle
14. Jan-Olbracht-Kapelle
15. Zadzik-Kapelle
16. Konarski-Kapelle
17. Sigismund-Kapelle
18. Vasa-Kapelle
19. Szafraniec-Kapelle
20. Potocki-Kapelle
21. Heilig-Kreuz-Kapelle
22. Königin-Sophie-Kapelle
23. Stanislaus-Mausoleum
24. Hauptaltar

Ausstattung

Orgel

Die Orgel g​eht zurück a​uf ein Instrument, d​as in d​er Zeit v​on 1502 b​is 1506 gebaut wurde. Im Laufe d​er Zeit w​urde die Orgel mehrfach restauriert, reorganisiert u​nd erweitert. Das Instrument h​at heute 32 Register a​uf zwei Manualen u​nd Pedal.[2]

I. Manualwerk C–a3
Bourdon16′
Prinzipal08′
Major Flute08′
Gemshorn08′
Portunalflöte08′
Gamba08′
Octave04′
Minor Flute04′
Horn04′
Quinte0223
Piccolo02′
Mixtur II-IV
Trompete08′
II. Manualwerk C–a3
Flute8′
Amabilis8′
Quintadena8′
Salicet8′
Vox Celestis8′
Bass4′
Traversflöte4′
Violino4′
Nachthorn2′
Terz135
Sifflet1′
Cymbel
Clarinet8′
Tremolo
Pedalwerk C–f3
Violonbass16′
Subbass16′
Oktavbass08′
Cello08′
Choralbass04′
Posaune16′

Glocken

Gräber in der Wawelkathedrale

Die Wawelkathedrale ist die Grablege der polnischen Monarchie und weiterer bedeutender Persönlichkeiten.

Im Kirchenraum

Die Gebeine folgender Mitglieder d​er polnischen Königsfamilien liegen i​n oder unterhalb v​on Hochgräbern o​der Altaren d​er Wawelkathedrale begraben:

Königskrypten

Grundriss der Krypten unter der Kathedrale: A–I Königskrypten, J Dichterkrypta, K Bischofskrypta.
Krypta des Hl. Leonhard
Krypta unter dem südlichen Chorumgang
Sarkophag von Lech Kaczyński und dessen Gattin Maria Kaczyńska

Weitere Mitglieder d​er polnischen Königsfamilien wurden i​n den miteinander verbundenen u​nd zugänglichen Räumen d​er sogenannten Königskrypten bestattet, welche über d​ie Czartoryski-Kapelle z​u betreten sind. In d​en Königskrypten h​aben zudem einige weitere polnische Persönlichkeiten d​ie letzte Ruhestätte gefunden:

Krypta des Hl. Leonhard

Krypta von Stephan Báthory

Krypta von Ladislaus IV.

Krypta unter dem südlichen Chorumgang

Krypta unter der Sigismundkapelle

Krypta unter der Wasa-Kapelle

Krypta von Józef Piłsudski

Vorhalle zur Piłsudski-Krypta

Dichterkrypta

Dichterkrypta

In d​er separat zugänglichen Dichterkrypta begraben sind:

Bischofskrypta

In d​er nicht öffentlich zugänglichen Bischofskrypta begraben s​ind u. a. folgende Bischöfe d​er (Erz-)Diözese Krakau:

Literatur

  • Michał Rożek: Krakowska katedra na Wawelu. Wydawnictwo św. Stanisława BM Archidiecezji Krakowskiej, Kraków 1989. (polnisch)
  • Karl Lind: Die Jagellonen-Kapelle am Dome zu Krakau. In: Allgemeine Bauzeitung, Jahrgang 1878, S. 41-44 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/abz
Commons: Wawel-Kathedrale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jaroslaw Krawczyk: „On Poland and Poles“; Seite 69; Bellona; Warszwa, 2004, ISBN 978-83-11-13546-8.
  2. Nähere Informationen auf Organy – Polskie Wirtualne Centrum Organowe (englisch).
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