Polnische Streitkräfte in der Sowjetunion
Die Polnischen Streitkräfte in der Sowjetunion (polnisch Polskie Siły Zbrojne w ZSRR) waren der größte reguläre militärische Verband, der im Zweiten Weltkrieg an der Seite der Roten Armee kämpfte. Zugleich waren sie der größte polnische Verband, der auf Seiten der Alliierten kämpfte.
Anders-Armee (1941–1942)
Im Sommer 1941, nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, stellte die sowjetische Regierung mit Einverständnis der in London residierenden polnischen Exilregierung – festgehalten u. a. im Sikorski-Maiski-Abkommen vom 30. Juli 1941 – aus den Polen, die in den Jahren 1939–1941 in die Sowjetunion deportiert worden waren, polnische Streitkräfte auf. Gemäß dem Abkommen wurden sie von einem polnischen General angeführt und unterstanden operativ dem sowjetischen Oberkommando.[1] Nach ihrem Befehlshaber, dem 1939 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geratenen General Władysław Anders, wurde sie als Anders-Armee bezeichnet. Bis Ende 1941 wurden bei Busuluk in der Oblast Orenburg drei Divisionen aufgestellt, nach der Verlegung nach Taschkent noch eine vierte.
Da die Sowjetunion sich nicht in der Lage sah, diese Einheiten ausreichend auszurüsten und zu verpflegen, wurden sie im März 1942 über Iran in den Nahen Osten verlegt, wo sie dem britischen Nahostkommando unterstellt wurden. Sie bildeten hier den Grundstock für die Aufstellung des 2. Polnischen Korps, das ab 1944 im Italienfeldzug eingesetzt wurde. Im Gefolge der Anders-Armee waren auch die später als Teheran-Kinder bekannt gewordenen polnisch-jüdischen (Waisen-)Kinder in den Iran gekommen, die zunächst Zuflucht in Teheran fanden und Anfang 1943 nach Palästina gebracht werden konnten.[2]
Berling-Armee (1943–1944)
Allgemeines
Nach der Aufdeckung des Massakers von Katyn und dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur polnischen Exilregierung beschloss Stalin, wiederum polnische Streitkräfte in der Sowjetunion aufzubauen. Im März 1943 unterzeichneten Stalin und die Vertreter des Bundes Polnischer Patrioten, Wanda Wasilewska und Zygmunt Berling, ein Abkommen über die Bildung dieser Streitkräfte. Oberbefehlshaber wurde Zygmunt Berling. Diese entstanden ohne Einverständnis der legalen polnischen Regierung im Exil.
1943 wurden die ersten beiden von später insgesamt zwölf Infanteriedivisionen aufgestellt. Im März 1944 entstand die 1. Polnische Armee, diese kämpfte als Teil der 1. Weißrussischen Front unter anderem bei Warschau (siehe Warschauer Aufstand). Gleichzeitig begann die Aufstellung der 2. und 3. Armee, die später gemeinsam mit der 1. Armee eine Polnische Front bilden sollten.
Am 21. Juli 1944 wurden die Polnischen Streitkräfte in der Sowjetunion mit der kommunistischen Untergrundarmee Armia Ludowa zusammengelegt und in Ludowe Wojsko Polskie („Polnische Volksarmee“) umbenannt. Im Mai 1945 betrug die Stärke dieser polnischen Streitkräfte 330.000 Soldaten.
Die Ludowe Wojsko Polskie war bis 1989 die Armee der Volksrepublik Polen.
Wichtigste Schlachten
- 1943: Schlacht bei Lenino
- 1944: Schlacht bei Studzianki
- 1945: Weichsel-Oder-Operation
- 1945: Schlacht um Ostpommern
- 1945: Schlacht um die Seelower Höhen
- 1945: Schlacht um Bautzen
- 1945: Schlacht um Berlin
- 1945: Prager Operation
Literatur
- Peter Gosztony: Stalins fremde Heere – Das Schicksal der nichtsowjetischen Truppen im Rahmen der Roten Armee 1941–1945. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1991, ISBN 3-7637-5889-5.
- Steven J. Zaloga: The Polish Army 1939–1945. Osprey Publishing, Oxford 2004, ISBN 0-85045-417-4.
Einzelnachweise
- Elizabeth M.F. Grasmeder: Leaning on Legionnaires: Why Modern States Recruit Foreign Soldiers. Abgerufen am 30. Juli 2021.
- USHMM Holocaust Encyclopedia: Tehran Children