Lublin

Lublin (jidd. לובלין Lublin) i​st die Hauptstadt d​er gleichnamigen Woiwodschaft i​m Osten Polens u​nd liegt r​und 160 Kilometer südöstlich d​er Hauptstadt Warschau. Die größte polnische Stadt östlich d​er Weichsel i​st mit c​irca 340.000 Einwohnern (Stand: 2019) d​ie neuntgrößte Stadt d​es Landes. Lublin i​st Sitz v​on fünf Universitäten.

Lublin
Lublin (Polen)
Lublin
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lublin
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 147,50 km²
Geographische Lage: 51° 14′ N, 22° 34′ O
Höhe: 168 m n.p.m.
Einwohner: 338.586
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 20-001 bis 20-900
Telefonvorwahl: (+48) 81
Kfz-Kennzeichen: LU
Wirtschaft und Verkehr
Straße:
Nächster int. Flughafen: Lublin
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 147,50 km²
Einwohner: 338.586
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 2295 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0663011
Verwaltung (Stand: 2010)
Stadtpräsident: Krzysztof Żuk[2]
Adresse: pl. Łokietka 1
20-950 Lublin
Webpräsenz: www.um.lublin.pl



Lublin gehörte z​u den wichtigen Zentren i​n der polnischen Geschichte. 1569 w​urde hier d​ie Lubliner Union geschlossen. 1809 u​nd 1944/45 w​ar Lublin kurzzeitig Hauptstadt e​ines neuen polnischen Staates.

Stadtgliederung

Stadtbezirke Lublins

Die Stadt Lublin umfasst e​in Territorium v​on 147,5 km². Sie gliedert s​ich in 27 administrative Stadtbezirke (Stand: Februar 2022):[3]

Śródmieście (Innenstadt)
Stare Miasto (Altstadt)
Abramowice
Bronowice
Czechów Południowy
Czechów Północny
Czuby Południowe
Czuby Północne
Dziesiąta
Felin
Głusk
Hajdów-Zadębie
Kalinowszczyzna
Konstantynów
Kośminek
Ponikwoda
Rury
Sławin
Sławinek
Szerokie
Tatary
Węglin Południowy
Węglin Północny
Wieniawa
Wrotków
Za Cukrownią
Zemborzyce

Geschichte

Anfänge

Archäologische Funde belegen, d​ass hier s​chon vor 5000 Jahren Menschen siedelten. Die Vorgeschichte begann i​m 6. Jahrhundert m​it einer Ansiedlung a​uf dem Hügel Czwartek, d​ie Stadtgeschichte m​it der Errichtung e​iner Burganlage v​or über 700 Jahren.

1198 wurde Lubelnia erstmals erwähnt. Der Ortsname wurde vom Personennamen *Lubla/*Lubel mit dem Suffix -in abgeleitet[4]. 1205 belagerte Fürst Roman von Wolhynien erfolglos die Burg lvblyn. 1241 wurde Lublin von den Tataren zerstört. 1244 wurde es von Litauern mit Prußen und Jatwingern erobert. Im gleichen Jahr eroberte Fürst Daniel Romanowitsch von Galizien den Ort und befestigte ihn.

Im Schutz der Burg entwickelte sich die Siedlung zu einem wichtigen Handelszentrum. Ihr wurde am 15. August 1317 durch Władysław I. Ellenlang das Magdeburger Stadtrecht verliehen. Die Stadtanlage wuchs durch den Zuzug von Handwerkern und Händlern, zum großen Teil deutscher Herkunft.[5]

Aufschwung

Da Lublin an der Via Regia von Breslau nach Kiew zwischen Krakau und Wilna liegt, gab es zur Zeit der polnisch-litauischen Union einen großen Aufschwung. Im Jahr 1474 gründete Kasimir IV. Jagiełło hier die Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Lublin. Durch italienische Baumeister und Künstler wurden die mittelalterlichen Burg- und Festungsbauwerke zu einer befestigten königlichen Residenz im Baustil der italienischen Renaissance umgebaut. In der heutigen Altstadt entstanden zahlreiche Kirchen und Klöster sowie prächtige Handelshäuser und adelige Stadtpaläste.

Im 16. Jahrhundert w​ar Lublin e​ines der Zentren d​er vom Adel getragenen Reformation.

Lubliner Union 1569

Obelisk zur Erinnerung an die Union von Lublin aus dem Jahre 1828 auf dem Litauischen Platz in Lublin (Entwurf: Stanisław Staszic, Ausführung: Feliks Bentkowski, hier Paul Malinski)

1569 w​urde in Lublin d​ie Realunion zwischen Polen u​nd Litauen vollzogen. Damit w​uchs die regionale Bedeutung d​er Stadt. Lublin w​ar in dieser Zeit e​ines der wichtigsten Zentren Polens.

Für d​ie politische Bedeutung u​nd die wirtschaftliche Prosperität Lublins w​ar die Verlegung d​er Hauptstadt v​on Krakau n​ach Warschau 1596 e​in schwerer Schlag, w​eil die Stadt n​un abseits d​er wichtigsten Verkehrs- u​nd Handelsrouten lag. Bedingt d​urch die Kriegswirren d​es 17. Jahrhunderts folgte d​er wirtschaftliche u​nd kulturelle Abstieg.

Im Zuge d​er Gegenreformation wurden 1631 d​ie Protestanten gewaltsam a​us der Stadt vertrieben. Wenig später emigrierten v​iele Händler. 1655 plünderten Kosaken d​ie Stadt u​nd im Jahre darauf schwedische Soldaten. Nach d​em Nordischen Krieg begann d​er Wiederaufbau d​er Stadt. Stanislaus II. August Poniatowski gestattete d​en Protestanten, s​ich wieder i​n der Stadt anzusiedeln. So w​urde 1784 d​ie Dreifaltigkeitskirche errichtet.

Österreich

Im Jahre 1792 w​urde die Stadt a​uf Befehl v​on Katharina II. v​on russischen Truppen besetzt. Mit d​er Dritten Teilung Polens k​am Lublin 1795 z​u Österreich. Im Jahr 1807, n​ach einem verheerenden Brand v​ier Jahre zuvor, zählte Lublin n​ur noch k​napp 7.000 Einwohner u​nd war d​amit an e​inem historischen Tiefpunkt angelangt. Im österreichischen Feldzug g​egen das Herzogtum Warschau besetzten Truppen d​es Herzogtums Warschau i​m Mai 1809 Lublin. Es k​am im Frieden v​on Schönbrunn z​um Herzogtum u​nd 1815 z​u Kongresspolen, e​inem in Personalunion m​it dem Russischen Reich regierten Staat. Der Adel verließ d​ie Stadt u​nd zog a​ufs Land.

Kaiserreich Russland

1837 w​urde Lublin russische Provinzhauptstadt. Nach weiterer ökonomischer u​nd demographischer Auszehrung d​urch die napoleonischen Kriege h​atte wieder e​in allmählicher Bevölkerungsanstieg eingesetzt, d​er stärkere Impulse v​on der Industrialisierung erhielt, d​ie hier allerdings n​icht vor d​en 1880er Jahren einsetzte. Dieses Wachstum erreichte jedoch n​ie die Ausmaße anderer Industriestädte, sodass Lublin b​ei Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs e​rst rund 83.000 Einwohner hatte.

Zweite Polnische Republik

Seit 1918 w​ar die Stadt wieder Bestandteil e​ines unabhängigen polnischen Staates. Kurz v​or der Wiedererlangung d​er Unabhängigkeit w​urde in Lublin a​m 27. Juli 1918 d​ie Katholische Universität a​ls Nachfolgeeinrichtung d​er von d​en Bolschewiki geschlossenen Höheren Theologischen Akademie i​n St. Petersburg gegründet.[6]

Unter deutscher Besatzung

Während d​er deutschen Besetzung Polens w​ar die Stadt Teil d​es „Generalgouvernements“. Im Vorfeld h​atte die polnische Regierung beschlossen, d​ass im Falle e​ines Krieges Lublin vorübergehender Sitz d​es Präsidenten wird. Der e​rste Luftangriff a​uf die Stadt erfolgte a​m 2. September 1939. Wenig später w​urde die Stadt besetzt u​nd Teile d​er polnischen Intelligenz erschossen. Auf d​er Burg w​urde ein Gestapo-Gefängnis eingerichtet. Die Stadt w​urde Hauptquartier für d​ie Aktion Reinhardt, d​eren Ziel d​ie Ermordung a​ller Juden u​nd Roma i​m Generalgouvernement war. Die jüdische Bevölkerung d​er Stadt Lublin w​urde in e​in Ghetto gezwungen, i​n dem zeitweise 26.000 Menschen lebten. Ein Großteil d​er Bevölkerung w​urde deportiert u​nd ermordet.

Volksrepublik Polen

Vom 23. Juli 1944 bis zum 17. Januar 1945 war Lublin Sitz einer nur von der Sowjetunion unter Josef Stalin anerkannten polnischen Regierung. Dieses Polnische Komitee der Nationalen Befreiung schuf unter der Regie der Sowjetregierung und besonders des NKWD die Voraussetzung für ein totalitär geführtes Nachkriegspolen. Das Gefängnis auf der Burg wurde bis 1954 weitergenutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ein rascher Wiederaufbau der historischen Altstadt, an der Peripherie wurden mehrere Trabantenstädte gebaut.

Im Juli 1980 begann i​n und u​m Lublin e​ine Streikbewegung, d​ie nach z​wei Wochen d​urch Konzessionen d​er kommunistischen Regierung eingestellt wurde. Wenig später führten d​ie Streiks i​n Danzig u​nd anderen Teilen Polens z​u Gründung d​er Solidarność.

Seit d​en 1960er Jahren wurden mehrere Großwohnsiedlungen i​n Plattenbauweise errichtet. Beispielhaft hierfür i​st das nördlich gelegene Viertel Czechów, d​as ab d​en 1970er Jahren erschlossen u​nd nachfolgend m​it Wohnblöcken bebaut wurde. Viele dieser Gebäude wurden i​n den letzten Jahren saniert. Die Fassaden d​er Plattenbauten wurden t​eils aufwändig umgestaltet.

Dritte Polnische Republik

Ungeachtet d​es einstigen Großsiedlungsbaus, prägen gegenwärtig zumeist Mehrfamilienhäuser d​as „neue“ Stadtbild, z. B. d​as südwestlich gelegene Viertel Węglinek s​eit 2009.[7]

2017 erhielt d​ie Stadt d​en Europapreis für i​hre herausragenden Bemühungen u​m den europäischen Integrationsgedanken.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung
Stadtteilansichten Lublins

Lublin s​teht mit 353.000 Einwohnern a​uf Platz 9 d​er Einwohnerstatistik polnischer Städte. In d​er Stadt l​eben auch e​twa 100.000 Studenten. Die Arbeitslosenquote beträgt 8,9 % (nach GUS). Am Ende d​es 20. Jahrhunderts g​ab es e​ine deutliche Bevölkerungszunahme.

  • 1807 – 07.082[8]
  • 1814 – ca. 12.500
  • 1829 – ca. 15.800
  • 1870 – 021.346 (davon ca. 51 % Juden)
  • 1900 – 057.237
  • 1914 – 083.126
  • 1939 – 122.000
  • 1946 – 099.400
  • 1970 – 238.500
  • 1980 – 304.400
  • 1990 – 351.400
  • 2000 – 355.800
  • 2004 – 355.998
  • 2006 – 354.967 (nach GUS)
  • 2007 – 353.483 (nach GUS-Jahresbericht)
  • 2009 – 349.440 (nach GUS)

Religion

Katholische Kirche

Lublin i​st der Sitz d​es gleichnamigen Erzbistums, i​n dessen Gebiet 97,6 % d​er Einwohner katholisch s​ind (Stand Dezember 2011). Bischofskirche i​st die „Erzkathedrale d​es hl. Johannes d​es Täufers u​nd des hl. Johannes d​es Evangelisten“.

Lublin als jüdisches Zentrum

Seit dem 14. Jahrhundert gab es eine jüdische Kaufmannssiedlung am Fuße der Burg. Im 16. und 17. Jahrhundert war Lublin das wichtigste Zentrum jüdischer Kultur in Polen. 1517 wurde hier die erste Jeschiwa in Polen gegründet, 1547 die zweite hebräische Druckerei Ostmitteleuropas. Lublin wurde wichtigster Versammlungsort des jüdischen Rates der vier Länder für Polen. An den Jeschiwot von Salomo Luria und Meir Lublin lernten Schüler aus vielen Teilen Polen-Litauens.

Mit d​er Übersiedlung Jaakow Jizchak Horowitz’, d​es Sehers v​on Lublin, i​n die Stadt u​m 1792 w​urde Lublin e​in Zentrum d​es Chassidismus. Für Ostjuden w​urde Lublin Shtot v​on toyre, rabbones u​nd khsides[9] u​nd polnisches Jerusalem. Unter d​er Burg lebten d​ie meisten Juden d​er Stadt i​n äußerst kargen Verhältnissen.

Seit 1862 konnten sich Juden in der ganzen Stadt niederlassen. 1865 waren 59 % der Einwohner Lublins Juden, 1900 47 %.[10] Im Jahr 1930 wurde unter Jehuda Meir Shapiro und in Anwesenheit von 20.000 Menschen die Chachmei Lublin Jeschiwa (hebräisch ישיבת חכמי לובלין) geweiht. Diese Hochschule des orthodoxen Judentums war die größte Talmudschule der damaligen Welt.

1939 besetzten deutsche Truppen d​ie Stadt. Die Hochschule musste schließen. Es w​urde ein Ghetto eingerichtet. Die Ghettobewohner wurden i​n Konzentrationslager deportiert. Über 14.000 jüdische Einwohner d​er Stadt wurden getötet. 1942 wurden d​ie Reste d​er ehemaligen jüdischen Stadt gesprengt u​nd abgetragen.

Im heutigen Stadtteil Kośminek befand sich während des Zweiten Weltkriegs das Vernichtungslager Majdanek. Lediglich 230 Lubliner Juden überlebten die deutsche Besatzung in der Stadt.

Politik

Stadtpräsident

An d​er Spitze d​er Verwaltung s​teht ein Stadtpräsident. Seit 2010 i​st dies Krzysztof Żuk v​on der Platforma Obywatelska. Bei d​er Wahl 2018 w​urde sein Wahlkomitee außer v​on der PO a​uch von Nowoczesna, d​er PSL, d​er SLD u​nd lokalen Bewegungen unterstützt. Die Wahl führte z​u folgendem Ergebnis:[11]

  • Krzysztof Żuk (Wahlkomitee Krzysztof Żuk) 62,3 % der Stimmen
  • Sylwester Tułajew (Prawo i Sprawiedliwość) 31,5 % der Stimmen
  • Jakub Kulesza (parteilos) 3,0 % der Stimmen
  • Übrige 3,2 % der Stimmen

Damit w​urde Żuk bereits i​m ersten Wahlgang wiedergewählt.

Stadtrat

Der Stadtrat besteht a​us 31 Mitgliedern u​nd wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2018 führte z​u folgendem Ergebnis:[12]

  • Wahlkomitee Krzysztof Żuk 54,5 % der Stimmen, 19 Sitze
  • Prawo i Sprawiedliwość (PiS) 36,0 % der Stimmen, 12 Sitze
  • Kukiz’15 / KORWiN 4,4 % der Stimmen, kein Sitz
  • Wahlkomitee Lubliner Stadtbewegung 3,1 % der Stimmen, kein Sitz
  • Übrige 2,0 % der Stimmen, kein Sitz

Städtepartnerschaften

Lublin unterhält m​it folgenden Städten Partnerschaften (in Klammern d​as Jahr d​er Etablierung):

Nancy, Frankreich (1988)
Münster, Deutschland (1991)
Delmenhorst, Deutschland (1992)
Rischon LeZion, Israel (1992)
Nykøbing Falster, Dänemark (1992)
Lancaster, England (1994)
Debrecen, Ungarn (1995)
Tilburg, Niederlande (1996)
Luzk, Ukraine (1996)
Luhansk, Ukraine (1996)
Starobilsk, Ukraine (1996)
Erie, Pennsylvania / USA (1998)
Viseu, Portugal (1998)
Panevėžys, Litauen (1999)
Windsor, Ontario / Kanada (2000)
Pernik, Bulgarien (2001)
Alcalá de Henares, Spanien (2001)
Lemberg, Ukraine (2004)
Iwano-Frankiwsk, Ukraine (2009)
Brest, Belarus (2009)
Omsk, Russland (2009)
Jiaozuo, Volksrepublik China (2010)
Riwne, Ukraine (2013)
Sumy, Ukraine (2013)
Nilüfer, Türkei (2014)
Tiflis, Georgien (2014)
Timișoara, Rumänien (2016)

Städtefreundschaften

Ausländische Vertretungen und Konsulate

In Lublin befinden s​ich vier ausländische Vertretungen bzw. Konsulate[13]:

  • Honorarkonsulat des Vereinigten Königreichs
  • Generalkonsulat der Ukraine
  • Honorarkonsulat der Bundesrepublik Deutschland
  • Honorarkonsulat von Brasilien

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burg von Lublin
Rathaus von Lublin
Sicht über Teile von Lublin
Der Trinitarische Turm und der Lubliner Dom
Im ethnographischen Museum

In der Innenstadt befinden sich viele historische Gebäude aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, vor allem in der Altstadt. Von der historischen Stadtbefestigung sind zwei Tore zur Altstadt erhalten, das Krakauer Tor und das Grodzka-Tor. Zwischen dem Grodzka-Tor und dem Schloss befand sich bis 1942 ein jüdisches Viertel, das während der deutschen Besatzung Polens völlig zerstört wurde. Heute zeigt sich an Stelle seiner östlichen Bereiche der halbrunde Schlossplatz (pl. Zamkowy), dessen Grundriss und historisierende Bebauung 1956 völlig frei erfunden wurde. Das Lubliner Schloss wurde erstmals im 14. Jahrhundert errichtet und später oft umgebaut. Das historische Rybna-Tor wurde 1952 rekonstruiert. Von großer kunsthistorischer Bedeutung ist die königliche Kapelle auf dem Schloss, in der alte byzantinische und altrussische Malereien aus der Zeit der Jagiellonen erhalten sind. Die als Jesuitenkirche erbaute Johanneskathedrale gilt als eine der ersten Barockbauten in Polen. Die staatliche Gedenkstätte und das Museum Majdanek befinden sich auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers[14] südlich der Stadt an der Straße nach Zamość.

Theater

In Lublin sind gegenwärtig neun Theater beheimatet: das Teatr im. Juliusza Osterwy, das Teatr Lalki i Aktora im. Hansa Christiana Andersena, das Teatr Muzyczny, das Ośrodek Praktyk Teatralnych Gardzienice, das Teatr Provisorium und das Kompania Teatr. Unter dem Dach der Katholischen Universität Lublin (KUL) entstanden als studentische Bühnen: das Theater Scena Plastyczna KUL, das Teatr Enigmatic, (zuvor Teatr ITP) und das Prevue Stage Invitro – hierbei handelt es sich um Live- und Experimentaltheater.

Sport

Der örtliche Speedway (Bahnsport)-Club, Speedway Motor Lublin, i​st in d​er höchsten polnischen Liga, d​er Speedway Ekstraliga aktiv.

In der Saison 2020/21 spielt der ansässige Fußballverein, Motor Lublin, in der drittklassigen 2. Liga. Die Heimspiele finden in der Arena Lublin statt.

Kinos

Zu d​en bekanntesten Kinos gehören d​as CINEMA CITY u​nd das BAJKA CINEMA.[14]

Museen

Das Mahnmal und zugleich die nationale Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek im Stadtteil Kosminek ist über die Landesgrenzen bekannt. Die Burganlage von Lublin ist ein nationales Kulturdenkmal und beherbergt mehrere Museen und Sammlungen. Das Muzeum Lubelskie informiert über Burg- und Stadtgeschichte, mit den Ausstellungsorten: Muzeum Zakładu Historii Farmacji, das Muzeum Literackie im. Józefa Czechowicza, das Muzeum Martyrologii „Pod Zegarem“, das Dworek Wincentego Pola sowie das Diözesan-Museum der Katholischen Kirchenprovinz Lublin. Innerhalb der Altstadt befinden sich zahlreiche private Ausstellungen und Sammlungen, die individuell oder bei Stadtführungen besichtigt werden können, zu ihnen gehört auch eine spezielle Führung durch die mittelalterlichen Gänge und Kellergewölbe unter dem Marktplatz. Lublin war viele Jahrhunderte das Zentrum einer blühenden jüdischen Gemeinschaft. An diese Zeit erinnert die Yeshiva Chachmej – Thorah-Schule. Über die Entwicklung der Region Lublin informiert das in Stadtnähe befindliche ethnographische Museum Muzeum Wsi Lubelskiej. In einer 27 Hektar großen Dorfanlage werden die Haustypen der Region, traditionelle Kultur und Brauchtumspflege sowie alte Handwerkstechniken präsentiert. Der 25 Hektar große Botanische Garten in Lublin befindet sich am Ufer der Czechowka, Besucher können im Jahresverlauf 6500 unterschiedliche Pflanzen kennenlernen. Der Park ist auch beliebte Kulisse für Open-Air-Konzerte und Sommerfeste.[14]

Galerien

Die Kunstszene Lublins pflegt e​ine enge Zusammenarbeit m​it den Hochschulen. Studenten u​nd Absolventen können beispielsweise i​n der art galery o​f scena plastyczna i​hre ersten Erfahrungen i​m Kunstbetrieb machen. Weitere Galerien s​ind die Andzelm Gallery, d​ie Galerie PO SCHODACH, d​ie PRZY BRAMIE GALLERY u​nd die Galeria Biała i​m Kulturzentrum.[14]

Musik und Oper

Als Haus für Klassische Musik i​st die Henryk Wieniawski Philharmonie berühmt. Im Stadtzentrum befindet s​ich das Opernhaus.

Sächsischer Garten

Der Lubliner Stadtpark (pol. Ogród Saski), wurde 1837 im englischen Stil errichtet. Er umfasst circa 12 Hektar Fläche. In Warschau besteht ein gleichnamiger Sächsischer Garten, an den der Lubliner Park angelehnt ist.

Ogród Saski in Lublin

Kulturvereine

Zum kulturellen Angebot d​er Großstadt Lublin tragen zahlreiche Vereine, Chöre, Orchester u​nd Projektgruppen bei. Die professionelle Betreuung u​nd Trägerschaft l​iegt beim Lublin Culture Centre o​der (bei Studenten-Projekten) d​em Akademickie Centrum Kultury „Chatka Żaka“.[14]

Sonstige Bauwerke

Centrum Spotkania Kultur

Kulturzentrum am Plac Teatralny

Im 2015 eröffneten Begegnungszentrum d​er Kulturen (pol. Centrum Spotkania Kultur) finden seitdem Konzerte, Theatervorstellungen u​nd diverse kulturelle Veranstaltungen statt.

Grey Office Park

Bürogebäude im Grey Office Park, Tomasza-Zana-Straße

Der 104 Meter h​ohe Sendeturm i​n der ul. Raabego fällt d​urch seine ungewöhnliche Bauweise auf, d​enn er besteht a​us einem freistehenden Betonturm, d​er in e​iner offenen kastenförmigen Konstruktion steht.[15] Generell prägen vielseitige Wohn- u​nd Bürotürme d​as Stadtbild d​er Nachkriegszeit. Exemplarisch illustriert d​er Büro-Komplex Grey Office Park i​m LSM-Quartier e​ine glasbetonte Büroarchitektur. In d​er Nachbarschaft w​urde ein weiterer 19-stöckiger, zugleich 58,5-hoher Wohnturm konzipiert u​nd realisiert.

Das Reiterstandbild Josef Pilsudski befindet s​ich auf d​em Litauischen Platz.

Wirtschaft und Infrastruktur

Sport und Congress-Zentrum GLOBUS

Die Wirtschaftskraft der ostpolnischen Großstadt bildet eine Basis für die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Nachbarstaaten Belarus und der Ukraine. Gegenwärtig (2010) besitzt die Stadt 38.000 Gewerbebetriebe und Unternehmen, dazu gehören auch 645 Unternehmen mit ausländischer Beteiligung. Die Wirtschaftsstruktur der Stadt bietet 111.600 Arbeitsplätze – davon entfallen etwa 23.100 auf Industrie und Bauwesen, 86.500 auf den Dienstleistungssektor (mit Bildung- und Forschung) und 1.800 auf die Land- und Forstwirtschaft. In der Metropolregion Lublin leben über 715.000 Menschen, dazu gehören etwa 100.000 Studenten. Lublin ist in demographischer Sicht eine Stadt der Jugend. Für die Trinkwasserversorgung der Großstadt wurde der Stausee Zemborzyce angelegt.[13]

Verkehr

Seit d​em Mittelalter i​st Lublin e​in wichtiger Verkehrsknoten. Durch d​ie Stadt führen d​ie folgenden Landesstraßen:

Lublin h​at eine Nordumfahrung p​er Schnellstraße u​nd soll über d​ie S12, S17 u​nd S19 a​n die Autobahnen A1, A2 u​nd A4 angebunden werden.

Die Stadt h​at sich s​eit Eröffnung d​er ersten Bahnlinie i​m Jahr 1877 z​u einem Bahnknotenpunkt entwickelt. Der i​n den 1920er Jahren umgebaute Bahnhof gehört z​u den wichtigsten d​es Landes. Die Strecke über Nałęczów n​ach Dęblin w​ird gegenwärtig modernisiert. In dieser Zeit übernehmen IC-Busse n​ach Radom u​nd Regionalbusse d​en Schienenersatzverkehr. (Stand: November 2018)

Der Flughafen Lublin-Świdnik (Port Lotniczy Lublin – IATA-Flughafencode LUZ) sollte b​is zur Fußball-Europameisterschaft 2012 i​n Betrieb gehen. Die Gesamtkosten dieser Investition l​agen bei 200 Mio. PLN (ca. 56 Mio. Euro). Zum Ausbau gehörte e​ine 2.200 m l​ange Startbahn. Am 17. Dez. 2012 landete u​m 12:20 UTC a​ls erstes Linienflugzeug e​ine Boeing 737 d​er Ryanair (EI-DLK) v​on London-Stansted kommend m​it Flugnummer FR9524 a​uf dem Flughafen v​on Lublin.[16] Der Rückflug n​ach London-Stansted m​it der Flugnummer FR9525 erfolgte u​m 13:05 UTC. Daneben besteht d​er Verkehrslandeplatz Lublin-Radawiec i​m Westen d​er Stadt.[13]

Ansässige Unternehmen

Nach d​em Krieg w​urde in Lublin d​ie Autofabrik Fabryka Samochodów Ciężarowych (FSC) gegründet, i​n der u​nter anderem d​er Transporter Żuk (1958–1998) u​nd der Daewoo Nexia (1995–1998) gefertigt wurden.

  • Die Międzynarodowe Targi Lubelskie (Internationale Messe Lublin) ist Veranstalter der größten Fachmessen und Ausstellungsevents in Ostpolen. An den alljährlich veranstalteten Fachmessen nehmen Vertreter aus dem polnischen Bauwesen, Automobilindustrie, Tourismus, Landwirtschaft, Energetik, Gesundheitswesen und Bildungswesen teil.
  • Der Lubliner Großhandelsmarkt AG – der Großhandelsmarkt ist der umsatzstärkste Betrieb für landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel im Südosten Polens.[13]

Wirtschaftliche Verbände und Einrichtungen

Lublin i​st der Hauptsitz o​der größere Filiale folgender Einrichtungen[13]:

  • Polnischer Arbeitgeberverband – Filiale Lublin
  • Business Centre Club
  • Stiftung für die Entwicklung der Lubliner Region
  • Kammer für Handwerk und Unternehmertum in Lublin
  • Lubliner Stiftung für Entwicklung
  • Polnische Handwerkskammer – Filiale Lublin
  • Lubliner Sejmik für Wirtschaft
  • Lubliner Arbeitgeberforum
  • Polnische Stiftung der Zentren zur Förderung der Wirtschaftsentwicklung „OIC Poland“
  • Rat für Unternehmertum der Lubliner Region
  • Regionale Wirtschaftskammer Lublin

Bildung

Bildung u​nd Forschung wurden z​u einem wichtigen Wirtschaftszweig, über 100.000 Studenten l​eben in d​er Stadt. Es entstanden fünf staatliche Universitäten u​nd zwölf private Hoch- u​nd Fachschulen, d​ie älteste Universität i​st die 1918 gegründete Katholische Universität (KUL).

Universitäten

Zum Studium in Lublin
Katholische Universität Lublin

Lublin i​st Sitz v​on fünf Universitäten u​nd mehr a​ls zehn privaten Hochschulen[13]

Außerdem befindet s​ich in Lublin d​as Kollegium Polnischer u​nd Ukrainischer Universitäten (www.ekpu.lublin.pl).

Private Hochschulen

  • Hochschule für Wirtschaft und Innovation (www.wsei.lublin.pl)
  • Hochschule für Unternehmertum und Verwaltung (www.wspa.pl)
  • Hochschule für Sozialwissenschaften (www.wsns.lublin.pl)
  • Hochschule für Sozial- und Naturwissenschaften (www.wssp.edu.pl)
  • König-Władysław-Jagiełło-Hochschule Lublin (www.lsw.edu.pl)
  • Businessschule Lublin (www.lbs.pl)
  • Pädagogische Hochschule Warschau, Außenstelle in Lublin (www.wsptwp.eu/n/lublin)
  • Hochschulübergreifendes Melchior-Wańkowicz-Institut für Journalistik und Sozialwissenschaften in Lublin (www.lublin.euczelnia.com)[13]

Institute und Forschungszentren

Auch m​it Unterstützung d​er EU entstanden a​m Forschungsstandort Lublin[13]

  • Zentrum für Biotechnologie der Maria-Curie-Skłodowska-Universität
  • Zentrum für Elektronik, Optoelektronik und Teleinformatik (Technische Universität Lublin)
  • Zentrum für Umweltschutz (Technische Universität Lublin)
  • Zentrum für Nanotechnologie (Maria-Curie-Skłodowska-Universität)

Im Aufbau befinden s​ich noch:

  • Zentrum für Arzneimittel und Impfstoffe
  • Zentrum für Lebensmitteltechnologie
  • Zentrum für Technologietransfer und Projektmanagement

Persönlichkeiten

Literatur

  • Jörg Gebhard: Lublin. Eine polnische Stadt im Hinterhof der Moderne (1815–1914), Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2006, ISBN 978-3-412-07606-1 (Dissertation Universität Konstanz 2005, 394 Seiten).
  • Andrzej Rozwałka: Lubelskie wzgórze staromiejskie w procesie formowania średniowiecznego miasta. (The Lublin Old Town Hill in the Process of Formation of the Medieval City). Wydawnictwo Uniwersitetu Marii Curie-Skłodowskiej, Lublin 1997, ISBN 83-227-1017-8.
  • Andrzej Rozwałka, Rafał Niedźwiadek, Marek Stasiak: Lublin wczesnośredniowieczny. Studium rozwoju przestrzennego (= Origines Polonorum, Band 1). Fundacja na rzecz Nauki Polskie, Wydawnictwo Trio, Warszawa 2006, ISBN 978-83-7436-054-8.
Commons: Lublin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Website der Stadt, Prezydent Miasta (Memento vom 25. März 2015 im Internet Archive), abgerufen am 12. März 2015
  3. lublin.eu: Dzielnice. (polnisch, abgerufen am 1. Februar 2022)
  4. Kazimierz Rymut, Barbara Czopek-Kopciuch: Nazwy miejscowe Polski: historia, pochodzenie, zmiany. 6 (L-Ma). Polska Akademia Nauk. Instytut Języka Polskiego, Kraków 2005, S. 207 (polnisch, online).
  5. Kurt Lück: Deutsche Aufbaukräfte in der Entwicklung Polens. Gunther Wolf. Plauen im Vogtland, 1934, S. 496 (Online).
  6. Polen erreichte seine Unabhängigkeit erst im November 1918 wieder; zur Nachfolge
  7. Stadtrat Lublin: Beschluss Uchwała nr 925/XXXVII/2009, 17. Dezember 2009
  8. Daten für das 19. Jahrhundert nach Archivrecherchen von Jörg Gebhard, in: derselbe, Lublin. Eine polnische Stadt im Hinterhof der Moderne (1815–1914), Böhlau 2006, S. 362
  9. Jiddisch: „Stadt der Thora, des Rabbinismus und der Frömmigkeit“, s. Jörg Gebhard, Lublin. Eine polnische Stadt im Hinterhof der Moderne (1815–1914), Böhlau 2006, S. 54
  10. Magocsi, P. R. (2002): Historical Atlas of Central Europe. Seattle: University of Washington Press. S. 109
  11. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 22. Juli 2020.
  12. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 22. Juli 2020.
  13. Lublin – Businessfreundliche Umgebung (Image-Broschüre der Stadtmarketing Abteilung Lublin). (PDF; 3,9 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Lublin.eu Onlinemagazin der Stadtverwaltung. Archiviert vom Original am 5. Dezember 2010; abgerufen am 25. August 2010.
  14. Lublin – City of Inspiration. (Memento vom 24. Mai 2011 im Internet Archive) In: Lublin.eu. Onlinemagazin der Stadtverwaltung. 25. August 2010 (PDF; 3,2 MB; Image-Broschüre des Stadtmarketings).
  15. Przegląd obiektów z emisjami (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  16. Gesehen bei http://www.flightradar24.com/RYR9524
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