Władysław II. Jagiełło
Jogaila (belarussisch Ягайла; * vor 1362; † 1. Juni 1434 in Gródek) war 1377 Fürst von Kiew,[1] regierte als Nachfolger seines Vaters Algirdas mit seinem (heidnischen) Namen Jogaila als Großfürst von Litauen von Mai 1377 bis August 1381 und von 3./15. August 1382 bis zum 1. Juni 1434. Nach seiner Taufe und der am 18. Februar 1386 erfolgten Eheschließung mit Hedwig von Anjou (genannt Jadwiga) – die seit 16. Oktober 1384 gekrönter „König“ von Polen war – wurde er am 4. März 1386 als Władysław II. Jagiełło (), zum König von Polen gekrönt, regierte gemeinsam mit seiner Gemahlin bis zu deren Ableben am 17. Juli 1399 und nachher bis zu seinem Tod alleine.[2]
Zusammen mit seinem Vetter Vytautas (polnisch Witold, belarussisch Вітаўт / Witaut), dem neuen litauischen Großfürsten (1401–1430),[3] begründete er die Polnisch-Litauische Union.
Leben
Jogaila war der Sohn des Großfürsten Algirdas († 1377) und dessen zweiter Ehefrau Uljana von Twer. Sein Vater hatte sich als Großfürst mit seinem Bruder Kęstutis (poln. Kiejstut) die Regierung geteilt. Jogaila überwarf sich nach 1379 in einem bewaffneten Konflikt mit seinem Onkel Kęstutis, schloss im Mai 1380 den geheimen Vertrag von Daudisken mit dem langjährigen litauischen Kriegsgegner, dem Deutschen Orden, der einen gegen Kęstutis gerichteten Nichtangriffspakt darstellte, wurde aber 1381 gefangen genommen und abgesetzt. Er kam wieder frei und konnte 1382 seinen Onkel bei einem persönlichen Treffen gefangen nehmen. Kęstutis wurde im Gefängnis getötet, während dessen Sohn Vytautas fliehen konnte.
1384 einigte sich Jogaila mit Vytautas und konnte sich um die Hand der jungen Königin Jadwiga (dt. Hedwig) von Polen und damit auch um die polnische Krone bewerben. Er heiratete Hedwig am 18. Februar 1386 und am 4. März 1386 wurde Jogaila in Krakau als Władysław II. Jagiełło zum König gekrönt und damit seiner Gattin rechtlich gleichgestellt. In der Folge musste er allerdings die Macht in Litauen teilweise an Vytautas abgeben, wobei Vytautas zugutekam, dass insbesondere die orthodoxe belarussische Bevölkerung die Annahme des katholischen Glaubens durch Jogaila im Zuge seiner Königswahl ablehnte.
Ungeachtet dieser familiären Rivalität entstand die polnisch-litauische Union, da auch Vytautas ihre Vorteile erkannte und sie im Vertrag von Horodło am Bug im Oktober 1413 akzeptierte. In Zukunft sollten die Großfürsten von Litauen und die Könige von Polen nur mit Zustimmung beider Unionspartner gewählt werden. Der litauische Adel wurde in den polnischen Adel aufgenommen und schickte seine Söhne zur Ausbildung dorthin. In Litauen begann sich die polnische Kultur zu verbreiten.
Man betrieb eine gemeinsame Außenpolitik, die beachtliche Erfolge erzielte. Sie richtete sich in erster Linie gegen den Deutschen Orden und gipfelte in der Schlacht bei Tannenberg 1410, in der sich Jogailas taktisches Geschick mit Vytautas’ Mut paarte. Der Orden verlor den Nimbus der Unbesiegbarkeit, konnte sich jedoch noch einige Zeit halten. Erst 1422 kam es im Friede vom Melnosee zu einer dauerhaften Regelung.
In der Folge versuchte besonders der spätere deutsche Kaiser Sigismund die polnisch-litauische Union zu spalten, woraufhin 1423 und 1429 zwei große Fürstentreffen stattfanden. Sigismund versprach Vytautas sogar die Königskrone, was in Polen auf heftigen Widerspruch stieß.
Im Jahr 1430 erreichte Władysław II. Jagiełło die Anerkennung seiner Söhne aus einer späteren Ehe (Jadwiga war bereits 1399 kinderlos gestorben) als seine Nachfolger auf dem polnischen Thron. Im Privileg von Jedlno gewährte der König dem Adel die Mitsprache bei der Steuerfestsetzung und die Rechtssicherheit, ausschließlich aufgrund eines ordentlichen Gerichtsverfahren und ‑urteils bestraft zu werden (damit war Polen das erste Land mit gesetzlich verankerten Bürgerrechten). Nach dem Tod von Vytautas 1430 setzte Jogaila in Litauen seinen jüngsten Bruder Švitrigaila als den neuen Großfürsten ein. Da dieser sich jedoch gegen die polnisch-litauische Union aussprach und die Rückgabe von Vytautas’ persönlichen Lehen verweigerte, geriet er in Konflikt mit dem König. Nach einer kriegerischen Auseinandersetzung wurde Švitrigaila durch Vytautas’ Bruder Zygimantas ersetzt und die Union erneuert.
Die sterblichen Überreste des Königs wurden in der Wawel-Kathedrale zu Krakau beigesetzt, wo das Grabmal von König Władysław II. Jagiełło an ihn erinnert.
Ehen und Nachkommen
In der 1386 geschlossenen Ehe mit Königin Jadwiga wurde nur eine Tochter geboren, die jedoch kurz nach der Geburt starb. Die Mutter verstarb im Wochenbett.
Zum zweiten Mal vermählte sich Władysław II. Jagiełło 1402 mit Anna von Cilli, mit der er eine Tochter Hedwig Jagiellonica (1408–1431) hatte.
Seine dritte Ehe mit Elisabeth von Pilitza blieb kinderlos.
Aus der vierten, 1422 geschlossenen Ehe mit Sophie Holszańska gingen drei Söhne hervor:
- Władysław III. von Warna (1424–1444), ab 1434 König von Polen, ab 1440 König von Ungarn
- Kazimierz († als Kleinkind)
- Kasimir IV. Andreas (1427–1492), ab 1444 Großfürst von Litauen, ab 1447 König von Polen
Weblinks
- Publikationen über Władysław II. Jagiełło im Bibliotheks- und Bibliographieportal / Herder-Institut (Marburg)
Einzelnachweise
- Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge, Band 2: Die außerdeutschen Staaten. Die regierenden Häuser der übrigen Staaten Europas. J. A. Stargardt, Marburg 1984, Tafel 126.
- Jarosław Krawczyk: On Poland and Poles. A Historical Tale. Bellona, Warszawa 2004, ISBN 83-11-10048-9, S. 44–45.
- Unter Jogailas Suzeränität.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Algirdas | Großfürst von Litauen 1377–1381 | Kęstutis |
Kęstutis | Großfürst von Litauen 1382–1401 | Vytautas |
Jadwiga | König von Polen 1386–1434 | Władysław III. |