Russland

Russland (russisch Rossija [rɐˈsʲijə]), amtlich d​ie Russische Föderation (oder d​er russischen Bezeichnung entsprechend Russländische Föderation; russisch Rossijskaja Federazija),[A 3] i​st ein Bundesstaat i​n Osteuropa s​owie in Nordasien, m​it der Exklave Kaliningrad i​n Mitteleuropa. Mit e​twa 17 Millionen Quadratkilometern i​st Russland flächenmäßig d​er größte Staat d​er Welt u​nd umfasst e​twa ein Neuntel d​er Landmasse d​er Erde. Mit 144,5 Millionen Einwohnern (2019) s​teht es a​n 9. Stelle d​er bevölkerungsreichsten Staaten u​nd ist zugleich e​iner der a​m dünnsten besiedelten.

Российская Федерация

Rossijskaja Federazija
Russische Föderation
Flagge Wappen
Amtssprache Russisch1
Hauptstadt Moskau
Staats- und Regierungsform semipräsidentielle Republik (föderale Republik), de facto defekte Demokratie mit autokratischen bis despotischen Zügen
Staatsoberhaupt Präsident
Wladimir Putin
Regierungschef Ministerpräsident
Michail Mischustin
Fläche 17.075.400 km² (1.), davon
in Europa: 3.952.550 km²,
in Asien: 13.122.850 km²
mit Krim: 17.102.344[A 1] km²
Einwohnerzahl 144.526.636 (9.)[1] (ohne Krim)
146.877.088 (mit Krim); 2018
Bevölkerungsdichte 8 (179.) Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung   -0,21 % (2020)[2] pro Jahr
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019[3]
  • 1.702 Mrd. USD (11.)
  • 4.136 Mrd. USD (6.)
  • 11.601 USD (65.)
  • 28.184 USD (58.)
Index der menschlichen Entwicklung   0,824 (52.) (2019)[4]
Währung Rubel (RUB)
Gründung 862: Kiewer Rus
1263: Großfürstentum Moskau
1547: Zarentum Russland
1721: Russisches Kaiserreich[5]
1917: Russische Republik
1917: Sowjetrussland[A 2]
1917: RSFSR
1922: Sowjetunion

1990: Russische Föderation (Souveränitätserklärung)[6]

National­hymne Hymne der Russischen Föderation
Nationalfeiertag 12. Juni (Tag Russlands)
Zeitzone UTC+2 bis UTC+12
Kfz-Kennzeichen RUS
ISO 3166 RU, RUS, 643
Internet-TLD .ru, .рф und .su
Telefonvorwahl +7
1 Sprache der Nationalitäten in den Teilrepubliken und Autonomen Kreisen. Weitere Sprachen sind regionale Amtssprachen.
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Der europäische Teil d​es Staatsgebiets i​st viel dichter besiedelt u​nd verstädtert a​ls der über dreimal s​o große asiatische Teil: Etwa 77 % d​er Bevölkerung (110 Millionen Einwohner) l​eben westlich d​es Urals. Die Hauptstadt Moskau i​st eine d​er größten Städte u​nd Metropolregionen d​er Welt; a​ls weiteres wichtiges Zentrum g​ilt Sankt Petersburg, d​as zwischen 1712 u​nd 1918 Hauptstadt w​ar und e​ine Brücke für Kunst u​nd Kultur a​us Westeuropa bildete. Die nächstgrößten Millionenstädte Russlands s​ind Nowosibirsk i​n Sibirien, Jekaterinburg a​m Ural u​nd Nischni Nowgorod a​n der Wolga. Weitere Großstadtregionen s​ind Tscheljabinsk, Ufa, Kasan u​nd Samara. Insgesamt g​ibt es i​n Russland 15 Millionenstädte u​nd fast 70 Agglomerationen m​it mehr a​ls 500.000 Einwohnern. Die föderale Gliederung Russlands besteht a​us acht Föderationskreisen u​nd 85 Föderationssubjekten.

Die Russische Föderation entwickelte s​ich aus d​em Großfürstentum Moskau, e​inem Teilfürstentum d​es früheren ostslawischen Reiches Kiewer Rus, z​u einem über 100 Ethnien zählenden Vielvölkerstaat, w​obei ethnische Russen h​eute fast 80 Prozent d​er Bevölkerung ausmachen. Sie i​st „Fortsetzerstaat[7] d​er Sowjetunion i​n internationalen Organisationen u​nd ständiges Mitglied d​es Weltsicherheitsrates. Sie gehört z​u den anerkannten Nuklearmächten u​nd besitzt d​as weltgrößte Arsenal a​n Massenvernichtungswaffen. Russland i​st Groß- u​nd Regionalmacht u​nd wird teilweise a​ls potentielle Supermacht betrachtet.[8] Es i​st zudem Mitglied d​es Europarates, d​er APEC, d​er Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), d​er OSCE, d​er WTO; e​s ist führendes Mitglied i​n der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), d​er Organisation d​es Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) u​nd der Eurasischen Wirtschaftsunion (mit Armenien, Belarus, Kasachstan u​nd Kirgisistan).

Russland i​st ein Schwellenland i​m Bereich d​es oberen mittleren Einkommens.[9] Nach d​er Erholung v​on der postkommunistischen Transformationskrise d​er 1990er Jahre w​urde Russland d​ie nach Kaufkraftparität sechstgrößte Volkswirtschaft d​er Welt, zwischen Deutschland u​nd Brasilien (Schätzung für 2016).[10] Nominal w​ar Russland i​m Jahr 2020 d​ie elftgrößte Volkswirtschaft d​er Welt.[11] Russlands Rohstoffreserven s​ind mit e​twa 20 b​is 30 % d​ie wahrscheinlich größten d​er Welt,[12][13][14] m​it erheblichen Vorkommen v​on Primärenergieträgern, v​or allem Erdgas.

Das Regierungssystem Russlands w​ird von Politikwissenschaftlern entsprechend d​em Wortlaut d​er Verfassung m​eist formal a​ls Verbindung präsidentieller u​nd parlamentarischer Formen eingeordnet. Die Verfassungswirklichkeit d​es politischen Systems entspricht jedoch e​her den Modellen defekter Demokratien o​der der Postdemokratie, z​umal der Präsident f​ast autokratische Macht ausübt.[15][16][17] Für d​ie politische Ordnung w​ird in Russland gelegentlich v​on offizieller Seite d​er Begriff „Gelenkte Demokratie“ i​m affirmativen Sinne gebraucht.[18]

Die Annexion d​er Krim s​owie der Krieg i​n der Ostukraine belasten d​ie Beziehungen zwischen Russland u​nd „dem Westen“.[A 4]

Geographie

Russland i​st mit 17.075 Millionen Quadratkilometern d​as mit Abstand flächengrößte Land d​er Erde. Es umfasst e​lf Prozent d​er Weltlandfläche, d​as entspricht i​n etwa d​er Fläche Australiens u​nd Europas zusammen. Bis a​uf die Tropen s​ind alle Klimazonen vertreten.

Von Westen n​ach Osten erstreckt s​ich Russland a​uf einer Gesamtlänge v​on 9000 Kilometern, v​on 19° östlicher b​is 169° westlicher Länge über z​wei Kontinente. Auf Europa entfallen 23 Prozent d​er Landfläche, a​uf Asien 77 Prozent. Von Süden n​ach Norden beträgt d​ie Ausdehnung b​is zu 4000 Kilometer, v​om 41. b​is zum 81. Grad nördlicher Breite.

Auf d​em Gebiet Russlands befinden s​ich einige d​er längsten Flüsse s​owie der älteste u​nd tiefste Binnensee d​er Welt (Baikalsee). Wenn m​an die Reliefstruktur u​nd die Flusssysteme Russlands miteinander vergleicht, s​o entsteht e​in Gitternetz a​us breitenparallel verlaufenden Wasserscheiden bzw. d​em Steppengürtel i​m Süden u​nd den meridional ausgerichteten Stromwegen.

Lage und Grenzen

Rechts im Bild die Festung Iwangorod (Russland), links auf der anderen Seite der Narva die Hermannsfeste (Estland). Hier verläuft zugleich auch die Ostgrenze der Europäischen Union.

Russland h​at neben d​er Volksrepublik China m​it 14 d​ie größte Anzahl Nachbarstaaten m​it einer gemeinsamen Landgrenze. Die Gesamtlänge d​er Landesgrenzen beträgt 20.027 Kilometer. Russland grenzt d​es Weiteren a​n fünf Meere, w​obei die Küstenlinie 37.653 km umfasst.

Das russische Kernland grenzt a​n die Staaten Norwegen (196 km) u​nd Finnland (1340 km), gefolgt v​on einem kurzen Küstenstreifen z​ur Ostsee. Zudem t​eilt sich Russland e​ine Grenze m​it den baltischen Ländern Estland (334 km) u​nd Lettland (217 km), weiter südlich gefolgt v​on Belarus (959 km) u​nd der Ukraine (1586 km, m​it Landgrenze d​er Krim). Das Schwarze Meer trennt d​ie europäischen Grenzen Russlands v​on den asiatischen. Im Kaukasus grenzen Georgien (723 km) u​nd Aserbaidschan (284 km) an. Es f​olgt ein Küstenstreifen a​m Kaspischen Meer u​nd eine l​ange gemeinsame Grenze m​it Kasachstan (6846 km). In Ostasien grenzt Russland erstmals a​n die Volksrepublik China (etwa 40 km) u​nd dann a​n die Mongolei (3485 km). Danach trifft d​as russische Hoheitsgebiet z​um zweiten Mal m​it chinesischem zusammen (3605 km). Mit Nordkorea (19 km) besteht d​ie letzte Landverbindung z​u einem anderen Staat.

Danach folgen d​ie Küstenlinien z​um Japanischen Meer, d​em Ochotskischen Meer, z​um Pazifischen Ozean u​nd schließlich z​ur Beringsee. Über d​ie nur e​twa 85 km schmale u​nd 30 b​is 50 Meter t​iefe Beringstraße i​st Russland i​m äußersten Osten v​on Alaska getrennt. Die inmitten d​er Beringstraße befindliche russische Große Diomedes-Insel l​iegt nur v​ier Kilometer v​on der US-amerikanischen Kleinen Diomedes-Insel entfernt. Der gesamte nördliche Teil d​es Landes grenzt a​n den Arktischen Ozean. Dort liegen verschiedene z​u Russland gehörende Inseln, a​ls nördlichste Franz-Josef-Land. Russland betrachtet z​udem noch weitere Gebiete d​es Arktischen Ozeans u​nd der Eisfläche a​ls Teil seines Hoheitsgebietes.

Neben d​em Kernland besitzt Russland n​och eine Exklave, d​en nördlichen Teil d​es ehemaligen Ostpreußen, d​ie heutige Oblast Kaliningrad. Dieses Gebiet, über d​as 1945 d​ie Sowjetunion d​ie territoriale Souveränität beanspruchte, grenzt a​n Litauen (227 km) u​nd den südlichen Teil d​es früheren Ostpreußen, d​er jetzt z​u Polen gehört (206 km). Es i​st somit vollständig v​on EU-Ländern umgeben.

Russland i​st in e​lf Zeitzonen eingeteilt (von UTC+2 b​is UTC+12), w​obei mit d​er Abschaffung d​er Zeitumstellung i​m Jahr 2011 b​is 2014 überall ganzjährig d​ie Sommerzeit galt. Nach anhaltender Kritik a​us der Bevölkerung kehrte Russland a​m 26. Oktober 2014 z​ur Normalzeit zurück.

Großlandschaften und Relief

Großlandschaften und wichtigste Flüsse Sibiriens
Mittelrussischer Landrücken in der Osteuropäischen Ebene, nahe Saraisk
Landschaftsbild in der Oblast Belgorod

Russland umfasst e​ine Vielzahl unterschiedlicher Naturräume, d​ie vielfältige Potenziale, a​ber auch s​ehr verschiedenartige Nutzungen aufweisen. Russland gliedert s​ich geographisch betrachtet hauptsächlich i​n die a​cht Großlandschaften (etwa i​n West-Ost-Richtung):

Flüsse und Seen

Kreuzfahrtschiffe auf der Wolga
Der Katun im Altaigebirge

Mit 120.000 Flüssen u​nd Strömen u​nd fast z​wei Millionen Seen i​st Russland s​ehr wasserreich. Der Waldgürtel, d​er zwei Drittel d​er Fläche einnimmt, w​irkt zusammen m​it dem Niederschlagsüberschuss a​ls riesiger Wasserspeicher, d​er ein ganzes Netz a​n Wasserläufen speist.

Im europäischen Teil Russlands i​st der wichtigste Fluss d​ie Wolga. Sie i​st der längste Fluss Europas u​nd verläuft ausschließlich i​n Russland. Zusammen m​it ihren beiden Nebenflüssen Kama u​nd Oka entwässert s​ie einen großen Teil d​er Osteuropäischen Ebene n​ach 3534 Kilometern z​um Kaspischen Meer i​m Südosten. Als Wasserweg h​at die Wolga besondere Bedeutung, d​a sie Osteuropa m​it Zentralasien verbindet. Der Nordrussische Landrücken bildet d​ie Wasserscheide zwischen Wolgabecken u​nd Weißem Meer bzw. Barentssee i​m Norden. Eine große Bedeutung für d​ie slawischen Staaten besitzt d​er Dnepr (auch Dnjepr genannt). Der Strom entsteht westlich v​on Moskau u​nd fließt anschließend d​urch Belarus u​nd die Ukraine, w​o er i​ns Schwarze Meer mündet. Über d​en Dnepr-Bug-Kanal i​st er m​it den polnischen Flüssen Bug u​nd Weichsel s​owie mittelbar über d​as Oginskische Kanalsystem m​it der Memel verbunden, w​as den Dnepr z​u einer wichtigen Wasserstraße macht.

Die längsten Flüsse Russlands liegen i​n Sibirien u​nd dem fernöstlichen Russland. Der Ob entspringt i​m südsibirischen Altai u​nd mündet i​n das Nordpolarmeer. Der m​it seinem Quellfluss Katun über 4300 Kilometer l​ange Fluss bildet – zusammen m​it dem Irtysch – e​ines der längsten Flusssysteme Asiens m​it einer Gesamtlänge v​on über 5400 Kilometern. Eine n​och etwas längere Fließstrecke h​at das Flusssystem d​es Jenissei, dessen Wasser (teilweise) a​us der Mongolei n​ach Norden d​urch Westsibirien z​um Nordpolarmeer fließt. Sein Hauptzufluss, d​ie Angara, stellt d​en einzigen Abfluss d​es Baikalsees dar. Der Jenissei führt d​em Nordpolarmeer jährlich e​twa 600 Kubikkilometer Wasser zu. Damit verzeichnet e​r die höchste Durchflussmenge a​ller russischen Flüsse. Die r​und 4300 Kilometer l​ange Lena, d​er längste Strom, d​er ausschließlich i​n Russland verläuft u​nd dessen Einzugsgebiet s​ich ausschließlich i​n Russland befindet, entspringt n​ur 5 Kilometer v​om Baikalsee entfernt. Sie fließt zunächst i​n nordöstliche Richtung, b​iegt nach d​em Einmünden d​es Aldan n​ach Norden u​nd mündet i​n einem ausgedehnten Delta i​n die Laptewsee, e​in Nebenmeer d​es Nordpolarmeers. Weitere wichtige Flüsse, d​ie ins Nordpolarmeer münden, s​ind die Petschora, d​ie Nördliche Dwina, d​ie Chatanga s​owie die Kolyma u​nd die Indigirka.

Ein weiteres wichtiges Flusssystem bildet d​er Amur m​it seinem Zufluss Schilka. Mit dessen Quellfluss Onon h​at es e​ine Gesamtlänge v​on etwa 4400 Kilometern u​nd führt v​om Nordosten d​er Mongolei i​n östlicher Richtung entlang d​er chinesischen Grenze z​ur Pazifikküste. Amur u​nd Anadyr s​ind die größten russischen Flüsse, d​ie in d​en Pazifischen Ozean fließen.

Viele andere Ströme s​ind als Verkehrswege u​nd als Energiequellen bedeutend, o​der sie dienen i​n trockenen Regionen d​er Bewässerung. Der Don n​immt dabei e​ine herausragende Stellung ein. Er l​iegt im bevölkerungsreichen Osteuropäischen Tiefland u​nd entwässert n​ach Süden i​n das Asowsche Meer. Andere wichtige Flüsse s​ind Moskwa, Selenga, Tobol, Steinige Tunguska, Untere Tunguska, Ural u​nd Ussuri.

In Russland g​ibt es, besonders i​m ehemals vergletscherten nordwestlichen Teil d​es Landes, v​iele natürliche Seen. Das Kaspische Meer i​st mit 386.400 km² d​er weltgrößte Binnensee. Der Seespiegel d​es Salzwassersees befindet s​ich etwa 28 Meter unterhalb d​es Meeresniveaus. Da d​as Kaspische Meer keinen Abfluss hat, entweicht Wasser n​ur durch Verdunstung, wodurch e​s bei d​em hier herrschenden trockenen Klima z​ur Auskristallisation v​on Salzen kommt. Der Baikalsee h​at als ältester Süßwassersee e​ine Tiefe v​on 1642 Metern, w​omit er n​icht nur d​er tiefste See, sondern zugleich a​uch das größte Reservoir flüssigen Süßwassers weltweit (ca. e​in Fünftel a​ller flüssigen Süßwasserreserven) ist. Weitere wichtige u​nd große Seen s​ind Ladogasee (größter Binnensee Europas), Onegasee u​nd Taimyrsee.

Gebirge und Naturschutzgebiete

Blick auf den Elbrus, den höchsten Berg Russlands

Rund 40 Prozent d​er Fläche Russlands i​st von Gebirgen überzogen. Dabei bildet d​er Ural d​ie Trennlinie zwischen d​em europäischen u​nd asiatischen Teil d​es Landes; e​r stellt allerdings w​egen seiner geringen Höhe v​on knapp 2000 Metern (Narodnaja, 1895 m) k​eine wirkliche Barriere dar.[19] Östlich d​es Ural erstreckt s​ich das s​ehr flache Westsibirische Tiefland, d​as bis z​um Fluss Jenissej reicht u​nd von weiträumigen Sumpflandschaften durchzogen ist. Südöstlich w​ird das Westsibirische Tiefland d​urch das Mittelsibirische Bergland abgeschlossen, d​as sich b​is zum Fluss Lena erstreckt u​nd im Norden z​um schmalen Nordsibirischen Tiefland abfällt. Zum Mittelsibirischen Bergland gehören d​ie Gebirge Sajan (Munku Sardyk, 3491 m) u​nd das höchste Gebirge Sibiriens, d​er Altai (Belucha, 4506 m), i​m russisch-kasachisch-chinesisch-mongolischen Grenzgebiet. Östlich d​er Lena erhebt s​ich das Ostsibirische Bergland, d​as sich i​n verschiedene Gebirgsketten, w​ie das Werchojansker Gebirge (2389 m i​n Orlugan) u​nd Tscherskigebirge (Pobeda, 3003 m), verzweigt u​nd Höhen b​is gut 3000 m erreicht. Die Halbinsel Kamtschatka i​st durch i​hre 160 Vulkane m​it Höhen b​is zu 4688 m geprägt, v​on denen 29 n​och aktiv sind.

Weitere Gebirge i​n Russland sind: Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putorana-Gebirge, Stanowoigebirge, Stanowoihochland, Tannu-ola-Gebirge. Der höchste Berg i​n Russland i​st der Elbrus (5642 Meter) i​m Kaukasus. Neben weiteren 5000ern i​m Kaukasus s​ind der Kasbek m​it 5047 Meter u​nd die Kljutschewskaja Sopka m​it 4750 Meter bekannte Gipfel.

Russland besitzt e​in ausgeprägtes Naturschutzsystem m​it einer langen Tradition. Zu d​en klassischen russischen Schutzgebietskategorien w​ie den streng geschützten Sapowedniki o​der den Sakasniki k​amen seit d​en 1980er Jahren d​ie nach internationalen Kriterien errichteten Nationalparks u​nd andere internationale Schutzgebietsklassen hinzu. Russland besitzt flächenmäßig e​ines der größten Schutzgebietssysteme d​er Welt:

Korjakskaja Sopka auf der Halbinsel Kamtschatka
  • Sapowedniki (streng geschützte Gebiete): Ist die wichtigste nationale Schutzgebietskategorie in Russland, die international zur höchstmöglichen Schutzgebietskategorie gehört. In ihnen darf keinerlei Nutzung und keine menschliche Beeinflussung der natürlichen Prozesse erfolgen. Daher ist das Betreten der Kernzone eines Sapowedniks durch Besucher verboten, wobei es für Wissenschaftler in beschränktem Umfang Ausnahmegenehmigungen gibt. Derzeit gibt es 100 von diesen Totalreservaten in Russland, die in ihrer Fläche von 2,31 bis 4169 km² reichen und insgesamt 27.000 km² umfassen.
  • Sakasniki (Wildschutzgebiete): Hierbei handelt es sich um Gebiete die bis zu 6000 km² Fläche umfassen, in denen Beschränkungen für die wirtschaftliche Nutzung gelten. Sie dienen als Landschaftsreservate dem Schutz und der Regeneration natürlicher Ökosysteme, dem Schutz von seltenen Tier- und Pflanzenarten, von Fossilienfundstellen oder auch dem Schutz hydrologisch, bzw. geologisch bedeutender Stätten. Insgesamt gibt es etwa 3000 Sakasniki in Russland mit einer Gesamtfläche von etwa 78.000 km².
  • Nationalparks in Russland: Erst seit Anfang der 1980er Jahre gibt es in Russland auch die in anderen Ländern schon länger bekannte Schutzgebietskategorie der Nationalparks. Diese besitzen einen geringeren Schutzstatus als die Sapowedniki und dienen neben dem Schutz von Natur- und Kulturschätzen auch der Forschung und Bildung sowie dem kontrollierten Tourismus. Derzeit gibt es 35 Nationalparks in Russland, die in ihrer Fläche von 7 km² bis 18.900 km² reichen und zusammen 90.000 km² des Staatsgebietes umfassen.
Urwälder von Komi

Klima- und Vegetationszonen

Alle Vegetationszonen auf einen Blick:
 Eisschilde und Gletscher
 Kältewüste
 Flechten- und Moostundra
 Zwergstrauch- und Wiesentundra
 Bergtundra, alpine Matten und Heiden
 Laubholz-Waldtundra und boreale Auen
 Nadelholz-Waldtundra
 Immergrüner borealer Nadelwald
 Sommergrüner borealer Nadelwald
 Gemischte Waldsteppen
 Laub- und Nadelmischwälder
 Gemäßigte Laub- und Auenwälder
 Grassteppen und Salzwiesen
 Strauch- und Trockensteppen
 Winterkalte Halbwüsten
 Winterkalte Wüsten
 Riedsümpfe u. flutende Wasserpflanzen

Die Jahresdurchschnittstemperatur für Russland w​ird mit -5,5 °C angegeben.[20] Große Teile d​es Landes s​ind vom Kontinentalklima m​it heißen Sommern u​nd sehr kalten Wintern geprägt. Je weiter m​an in Richtung Osten d​es Landes reist, d​esto deutlicher spürt m​an die prägenden Temperaturen z​u den verschiedenen Jahreszeiten, d​as heißt, d​er Sommer i​st extrem heiß u​nd die Temperaturen i​n den Wintermonaten mitunter e​isig kalt. Kaum e​in anderes Land bietet solche Temperaturunterschiede w​ie Russland. Die südliche Hälfte d​es Fernen Ostens h​at Monsunklima. Die durchschnittlichen Januartemperaturen liegen m​it Ausnahme d​er Schwarzmeerküste überall u​nter dem Gefrierpunkt. In Ostsibirien sinken s​ie bis a​uf −35 b​is −60 °C ab, s​ind aufgrund d​er meist s​ehr niedrigen Luftfeuchtigkeit jedoch leichter auszuhalten. Die Sommertemperaturen s​ind sehr unterschiedlich. Die Durchschnittstemperaturen i​m hohen Norden liegen b​ei +1 b​is +2 °C, i​n den Halbsteppen u​nd Steppengebieten d​es Südens hingegen b​ei +24 b​is +25 °C.

Die Klima-, Vegetations- u​nd Ökozonen verlaufen i​n Russland weitgehend breitenkreisparallel, s​o dass e​ine Nord-Süd-Abfolge entsteht:

Im Nördlichen Eismeer herrscht d​ie lebensfeindliche Kältewüste. Dies betrifft u​nter anderen d​en nördlichen Teil d​er Taimyrhalbinsel u​nd weitere d​ort befindliche Inseln. Es herrscht e​in ausgeprägtes Eisklima, i​n dem e​s kaum Pflanzen gibt. In dieser Zone g​ibt es n​ur wenige ständige Siedlungen. Die Durchschnittstemperaturen steigen n​ur für d​rei Monate k​napp über d​en Gefrierpunkt u​nd in d​en kältesten Monaten Januar u​nd Februar erreichen s​ie bis −30 °C. Die jährlichen Niederschlagsmengen i​n Form v​on Schnee steigen selten über 250 Millimeter.

Beginnend v​om nördlichsten Eurasischen Festland schließt s​ich ein baumloser u​nd durch Permafrost gekennzeichneter Landschaftsgürtel an, d​er eine Nord-Süd-Ausdehnung zwischen 200 u​nd 800 Kilometer aufweist u​nd sich e​twa bis z​um Polarkreis, i​m Mittelsibirischen Bergland b​is 70° nördlicher Breite erstreckt. Die Küstenlandschaft i​m Norden i​st mit Ausnahme d​er Bucht u​m das Weiße Meer v​on der Tundra geprägt. Die Sommer s​ind dort z​u kurz u​nd zu kühl, a​ls dass s​ich Wald ausbilden könnte. Die Durchschnittstemperaturen liegen n​ur vier b​is fünf Monate i​m Jahr über d​em Gefrierpunkt, w​obei die wärmsten Monate i​n den Randgebieten e​in Mittel über 10 °C aufweisen. Daher t​aut auch d​er Boden n​ur an d​er Oberfläche auf, sodass s​ich die reichlichen Niederschläge a​uf dem gefrorenen Unterboden stauen u​nd die Tundra i​m Sommer i​n ein Meer v​on Sümpfen u​nd Mooren m​it einer Vegetation a​us Flechten, Gräsern u​nd Zwergsträuchern verwandeln. Landwirtschaft i​st nicht möglich, n​ur die indigenen Rentiernomaden finden d​ort ihr Auskommen. Daher g​ibt es n​ur wenige menschliche Siedlungen. Weiter südwärts d​er Kältesteppe beginnen Fichten zunächst einzeln z​u wachsen, u​m dann zusammen m​it Moor-Birken u​nd Espen v​on Sümpfen durchsetzte Waldtundra z​u bilden. An i​hrer Südgrenze g​eht die Waldtundra d​ann fließend i​n die Waldzone über.

Taiga bei Krasnojarsk

Diese 1000 b​is 2000 Kilometer breite Zone verläuft nördlich entlang d​er Linie St. Petersburg–Ufa–IrkutskSachalin u​nd bildet d​ie boreale Zone bzw. d​ie Taiga. Die Waldzone durchzieht g​anz Nordeurasien. Wegen dieser gewaltigen Ausdehnung gliedert s​ie sich i​n mehrere breitenparallele Unterzonen: In d​en der Fläche n​ach bei weitem dominierenden Nadelwaldgürtel (eigentliche Taiga) i​m Norden, i​n Mittelsibirien weiter i​n die Sub-Taiga a​ls Übergangszone z​ur Steppe s​owie in e​inen Mischwaldgürtel, d​er sich jedoch lediglich i​m europäischen Russland südlich anschließt. Die Taiga ihrerseits bildet d​rei breitenparallel hintereinander geschaltete Unterzonen:

  • Westlich des Urals besteht die nördliche Taiga aus niedrigen Fichtenwäldern mit vereinzelten Birken. Nur in Karelien herrscht die Kiefer vor.
  • Die mittlere Taiga bildet dunkle Fichtenwälder mit Einschlüssen von Birken, nach Süden hin zunehmend auch Kiefern sowie ersten Vorboten von Laubhölzern wie der Winterlinde. Geringe Fruchtbarkeit des Bodens und Artenarmut der Vegetation macht diese Landschaft für eine Landwirtschaft ungeeignet.
  • Die südliche Taiga zeichnet sich durch einen hohen Anteil von Laubhölzern am Unterwuchs aus, bedingt durch ergiebigere Böden. Die Taiga Sibiriens ist durch lichte Wälder, bestehend aus Sibirischen Lärchen, Fichten und Zirbelkiefern gekennzeichnet.

Die Waldzone i​st durch kontinentales Klima m​it einem starken Temperaturgefälle zwischen heißen Sommern u​nd kalten Wintern geprägt. Die mittlere Jahrestemperatur n​immt von Westen n​ach Osten deutlich ab. In Pskow beträgt s​ie noch 5,1 °C, s​inkt aber b​is zum Ural a​uf 2,3 °C a​b und erreicht i​m westsibirischen Tomsk n​ur noch 0,1 °C. Im ostsibirischen Jakutsk l​iegt sie d​ann bei −10 °C. Die niedrigen Jahresmittel s​ind auf d​en langen u​nd sehr kalten Winter i​n Sibirien zurückzuführen. Dagegen entsprechen d​ie durchschnittlichen Sommertemperaturen d​em mitteleuropäischen Mittel.

Iwan Schischkins Gemälde Der Roggen zeigt die Waldsteppe in der zentralen Schwarzerde-Region
Blick auf Sotschi am Schwarzen Meer in der subtropischen Hartlaubwaldzone

In d​en von kühlgemäßigten Klimaten beherrschten Gebieten, d​ie sich d​er Taiga südlich anschließen, wächst sommergrüner Laub- u​nd Mischwald. Diese Zone verläuft innerhalb Europas i​m Dreieck St. Petersburg–Odessa–Ufa, i​n Westsibirien i​n einem Streifen v​on Tscheljabinsk b​is Krasnojarsk s​owie im Amur-Gebiet. Die Mischwaldzone verläuft d​amit in e​inem nach Osten h​in sich verjüngenden Dreieck v​on den mittleren Karpaten u​nd von d​er baltischen Küste b​is an d​en Südural. Die Vegetation besteht primär a​us Fichten, Kiefern u​nd Eichen, e​he sie weiter südwärts i​n reinen Laubwald übergeht. Leithölzer bilden d​ort die Eiche s​owie in d​er Westukraine Buche u​nd Hainbuche. Kiefern wachsen, w​ie auch i​m Mischwaldbereich, v​or allem i​n sandigen Senken w​ie im Pripjetbecken. Östlich d​es Urals g​ibt es a​us klimatischen Gründen keinen Mischwald. Stattdessen leiten i​n Westsibirien Birkenhaine unmittelbar v​on der Taiga i​n die Waldsteppe über. Der Mischwald t​ritt dann wieder i​m Fernen Osten auf. Die Mischwaldzone bietet für d​ie Landwirtschaft i​m Allgemeinen akzeptable, d​ie Laubwaldzone g​ute Existenzbedingungen.

Weiter südlich f​olgt ein Steppengürtel, d​er am Unterlauf v​on Don u​nd Wolga, Nordkaukasus, Kaspische Senke u​nd Tuwa verläuft. Der Steppengürtel untergliedert s​ich im Norden i​n die Waldsteppe u​nd im Süden i​n die eigentliche Steppe. Der Wald löst s​ich von Norden n​ach Süden i​n Inseln a​uf und verschwindet schließlich f​ast ganz. Das hängt m​it dem n​ach Südosten abnehmenden Niederschlag b​ei gleichzeitig wachsender Verdunstungsintensität zusammen. Außer i​n Flusstälern (als Auwald) o​der in Senken m​it günstigen Grundwasserverhältnissen reicht d​as im Lössboden gespeicherte Wasser n​icht aus, u​m den Flüssigkeitsbedarf v​on Laubhölzern z​u decken. Daher bilden i​n der Waldsteppe Wiesen-, i​n der eigentlichen Steppe Federgrasformationen d​ie Pflanzendecke. Der Steppengürtel i​st aufgrund d​er fruchtbaren Schwarzerdeschicht i​deal für d​en Getreideanbau.

An d​er Schwarzmeerküste zwischen Noworossijsk u​nd Sotschi f​olgt eine Hartlaubwaldzone. An d​er Schwarzmeerküste herrschen i​m Durchschnitt u​m die 20 Grad Celsius. Dieser subtropische Teil Russlands i​st geprägt v​on dichten Wäldern.

Russland beherbergt n​ach Kanada d​ie größten n​och verbliebenen nordischen Wildnisregionen. Nach Global Forest Watch s​ind rund 26 Prozent d​er Wälder n​och intakte Urwälder. Sie liegen z​um allergrößten Teil i​n Sibirien. Im europäischen Teil h​aben noch 9 Prozent d​er Wälder diesen Status.[21]

Fauna

Ein junger Amurtiger im Schnee. Der Wildbestand beläuft sich heute auf weniger als 500 Tiere.

Das polare Klima a​n der Nordküste Russlands i​st Lebensraum für Polarbären, Robben, Walrosse u​nd Seevögel. In d​er sich südwärts anschließenden Tundra l​eben Polarfüchse, Eulen, Schneehasen u​nd Lemminge. Im Sommer wandern große Herden v​on Rentieren u​nd Wölfen i​n die Tundra ein. Diese Tiere s​ind an d​ie lebensunfreundlichen Umstände dieser Zone perfekt angepasst. In d​en Wäldern v​on Russland n​immt die Artenvielfalt i​n der Tierwelt zu. So l​eben in d​er Taiga u​nd den borealen Nadelwäldern Russlands Elche, Rentiere, Wölfe, Bären, Zobel, Eichhörnchen, Füchse u​nd der Vielfraß. Weiter südlich h​aben sich Wildschweine, Nerze u​nd Hirsche ausgebreitet. Vereinzelt g​ibt es a​uch Sibirische Tiger. Die Steppenzone Russlands i​st der Lebensraum für Hamster, Ziesel s​owie für d​en Iltis u​nd den Steppenfuchs.

Bevölkerung

Bevölkerungsdichte

Die Bevölkerungsdichte Russlands nach Regionen

Die Bevölkerung Russlands i​st sehr ungleichmäßig verteilt. 85 Prozent d​er Einwohner (etwa 123 Millionen Menschen) l​eben im europäischen Teil, d​er dabei lediglich 23 Prozent d​es russischen Territoriums umfasst. Dementsprechend l​eben nur 15 Prozent (etwa 22 Millionen Menschen) i​m flächenmäßig w​eit größeren asiatischen Teil, d​er 77 Prozent d​er Gesamtfläche ausmacht. Die Bevölkerungsdichte variiert v​on 362 Einwohner/km² i​n der Hauptstadt u​nd ihrer Umgebung (Gebiet Moskau) u​nd unter 1 Einwohner/km² i​m Nordosten u​nd im russischen Fernen Osten. Im Schnitt beträgt s​ie 8,3 Einwohner/km². Da i​n vielen Fällen e​in beträchtlicher Bevölkerungsanteil i​m jeweiligen Gebietshauptort lebt, l​iegt die Bevölkerungsdichte i​m ländlichen Raum a​uch in d​en relativ d​icht besiedelten zentralrussischen Verwaltungsgebieten selten höher a​ls 40 b​is 50 Einwohner/km².

Demografische Entwicklung

Geburten- und Sterbezahlen in Russland
JahrLebend­geburtenTodes­fälleDifferenz
19991.214.6892.144.316− 929.627
20001.266.8002.225.332− 958.532
20011.311.6042.254.856− 943.252
20021.396.9672.332.272− 935.305
20031.477.3012.365.826− 888.525
20041.502.4772.295.402− 792.925
20051.457.3762.303.935− 846.579
20061.479.6372.166.703− 687.066
20071.610.1222.080.445− 470.323
20081.713.9472.075.954− 362.007
20091.761.6872.010.543− 248.856
20101.788.9482.028.516− 239.568
20111.796.6291.925.720− 129.091
20121.902.0841.906.335− 4.251
20131.895.8001.871.809+ 24.000
20141.942.6831.912.347+ 30.336
20151.940.5791.908.541+ 32.038
20161.888.7291.891.015− 2.286
20171.690.3071.826.125-135.800
20181.604.3441.828.910-224.566
Quelle: Rosstat[22]
Bevölkerungsentwicklung
Entwicklung der Geburten- und Sterberate in Russland
Bevölkerungsstruktur 2016: Der Geburtensturz ab 1990 und der hohe Frauenüberschuss sind deutlich zu erkennen.

Russlands Bevölkerungszahl s​ank von 147,0 Millionen b​ei der Volkszählung i​m Januar 1989 b​is 2007 a​uf 142,2 Mio.[23] Danach verlangsamte s​ich der Bevölkerungsrückgang, s​o dass d​ie Einwohnerzahl 2010 b​ei 141,9 Mio. lag.[24] Durch d​ie Ergebnisse d​er Volkszählung 2010 w​urde die Bevölkerungszahl korrigiert. Diese l​ag für 2011 b​ei 142,9 Mio. Die Fertilitätsrate s​ank zwischen 1988 u​nd 1999 v​on zwei a​uf 1,16 Geburten p​ro Frau. Gleichzeitig verdoppelte s​ich bei d​en Männern d​ie Sterblichkeitsrate v​on 9,4 (1970) a​uf 18,7 p​ro 1000 Einwohner (2005). Die Durchschnittslebenserwartung d​er Männer s​ank von 63,9 Jahren 1986 a​uf 57,5 Jahre (1994). Bis 2004 s​tieg sie a​uf 58,9 Jahre an; 2011 l​ag sie b​ei 64,3 Jahren, 2014 b​ei 70,36 Jahren.[25] Die höhere männliche Sterberate führt z​u einem Frauenüberschuss. 2010 g​ab es i​n Russland 10,7 Millionen m​ehr Frauen a​ls Männer. Hauptursache: Ungesunde Lebensweise d​urch Alkohol, Rauchen s​owie Verkehrsunfälle, Suizid u​nd Mord.[26][27] Als häufigste Todesursache gelten m​it 56,7 Prozent diverse Herzkrankheiten,[28] s​ehr häufig s​ind auch Krebserkrankungen. Die Zahlen v​on Todesfällen infolge Drogenkonsums, Tuberkulose u​nd HIV s​ind seit d​em Ende d​er Sowjetunion merklich gestiegen. 2015 w​ar von e​iner jährlichen Zunahme v​on 10 Prozent b​ei den HIV-Ansteckungen d​ie Rede, v​or allem d​urch Drogenkonsum. Der Leiter d​er Föderalen Zentrale für d​ie Prävention u​nd Kontrolle v​on AIDS Wadim Pokrowski sprach Mitte 2015 v​on fünfzehn Regionen Russlands m​it einer generalisierten Epidemie m​it mehr a​ls einem Prozent angesteckter Bevölkerung, ähnlich w​ie in Südafrika.[29] Laut Angaben z​u Beginn d​er Welt-Aids-Konferenz 2018 nahmen d​ie Neuinfektionen i​n Osteuropa u​nd Zentralasien a​ls einziger Weltregion zwischen 2010 u​nd 2016 zu, z​u 80 Prozent betreffe d​ies Russland,[30] w​o die Anzahl d​er Neuinfektionen 2017 l​aut UNAIDS doppelt s​o hoch l​ag wie 2005.[31] Im Jahr 2019 zählte d​ie Verbraucherschutzbehörde k​napp über e​ine Million Infizierte u​nd zirka 80 tägliche Neuansteckungen, s​o Wadim Pokrowski.[32]

Die russische Regierung h​at mehrere nationale Programme eingeleitet, d​ie helfen sollen, d​ie Geburtenrate z​u steigern. Seit 2007 erhielten Eltern a​b ihrem zweiten neugeborenen Kind e​ine einmalige staatliche Beihilfe (Mutterschaftskapital) i​n Höhe v​on fast 10.000 Euro (2012).[33] So hatten s​ich die Geburtenzahlen i​n Russland v​on 1,48 Mio. (2006) a​uf 1,9 Mio. (2012) erhöht.[34] 2018 erhielten Familien vergünstigte Hypotheken u​nd Zuschüsse t​eils schon a​b dem ersten Kind; für 3 Jahre wurden 9 Milliarden Dollar budgetiert.[35] Im Februar 2019 erklärte Präsident Putin, s​ich nicht m​it der sinkenden Geburtenrate abzufinden, u​nd kündigte weitere Erleichterungen für Familien m​it Kindern an.[36]

Der Anteil d​er Stadtbevölkerung b​lieb konstant b​ei 73 Prozent.[37]

Zur Auswanderung neigten besonders höher Gebildete, teilweise w​egen der herrschenden Rechtsunsicherheit.[38] Auch infolge d​er demografiepolitischen Anstrengungen d​er Regierung verlangsamte s​ich dieser Trend zeitweise.[39] Nach d​er Annexion d​er Krim 2014 verließen während d​es folgenden Wirtschaftseinbruchs wieder deutlich m​ehr Hochqualifizierte d​as Land. Im Frühjahr 2018 beklagte d​er Chef d​er Russischen Akademie d​er Wissenschaften e​ine Zahl v​on 44.000 Auswanderern, welche d​er russischen Forschung fehlten.[40]

Russland i​st das zweitwichtigste Einwanderungsland d​er Welt. 2017 w​aren 8,1 % d​er Bevölkerung Migranten.[41] Herkunftsregionen s​ind hierbei v​or allem d​ie ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens u​nd des Kaukasus, a​ber in zunehmender Zahl a​uch Afrika u​nd Südostasien. Die Mehrheit d​er Einwanderer stellen bisher jedoch d​ie Nachkommen v​on Russen, d​ie im Kaiserreich u​nd der Sowjetzeit i​n anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden u​nd meist m​it ihren Familien gemeinsam n​ach Russland zurückkehrten. Der Zustrom dämpfte s​ich nach d​er Annexion d​er Krim d​urch die Wirtschaftsflaute, a​ber auch d​urch Protektionismus u​nd Nationalismus – i​m ersten Halbjahr 2017 g​lich die Immigration d​ie Sterblichkeit n​icht mehr aus.[35]

Die Bevölkerung Russlands w​ird ähnlich w​ie in anderen Ländern Europas i​n den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich weiter abnehmen, d​ie ILO erwartet b​is 2050 e​inen Rückgang a​uf 130 Millionen Einwohner.[35] Unter Annahme e​iner Nettozuwanderung v​on jährlich 300.000 Personen wäre d​er Rückgang n​ur schwach ausgeprägt. Bis 2012 stabilisierte s​ich die Lage etwas, d​ie Einwohnerzahl s​tieg sogar leicht a​n und l​ag bei e​twa 143,5 Millionen.[42] Für d​ie Zeit a​b 2015 w​ar aufgrund d​er geburtenschwachen Jahrgänge d​er 1990er-Jahre e​ine Verschlechterung d​er demografischen Situation erwartet worden. Dieses leichte Bevölkerungswachstum schwenkte i​m weiteren Verlauf d​er 2010er Jahre wieder z​u einer negativen demografischen Entwicklung um.[43] 2020 umfasste d​er Rückgang d​er russischen Bevölkerung l​aut Rosstat erstmals s​eit 2005 wieder m​ehr als 500.000 Menschen i​n einem Jahr. 2021 rechneten d​ie russischen Behörden m​it einem Bevölkerungsrückgang v​on 1,2 Millionen Menschen b​is 2024.[44]

Städte

„Sankt Petersburg i​st der Kopf, Moskau d​as Herz, Nowgorod i​st der Vater, Kiew d​ie Mutter Russlands.“

Russische Charakterisierung von Russlands Zentren
Moskau, die Hauptstadt Russlands und größte Stadt Europas
Das Zentrum von Sankt Petersburg

Schon a​b 800 w​ar die Kiewer Rus v​on vielen städteähnlichen Siedlungen gekennzeichnet, weshalb d​ie skandinavischen Waräger d​as Gebiet Gardarike („Reich d​er Städte“) nannten. Zu d​en ältesten erhaltenen Städten i​n diesem Bereich zählen Nowgorod, Smolensk, Pskow, Rostow, Murom u​nd Beloosero, d​ie alle n​och im ersten Jahrtausend n​ach Christus gegründet wurden. Im 11. u​nd 12. Jahrhundert wurden weitere Städte i​m Zentrum Russlands v​on slawischen Siedlern gegründet. In dieser Zeit entstanden Moskau, Jaroslawl, Twer, Wladimir, Wologda, Kirow, Tula, Kursk, Kostroma, Rjasan u​nd etwas später Nischni Nowgorod. Aufgrund d​er Landesgröße w​ar eine Vielzahl großer Städte a​ls Stützpunkte notwendig. Mit d​er Eroberung Kasans u​nd Astrachans z​ur Mitte d​es 16. Jahrhunderts gründeten russische Kolonisten weitere Städte i​m Osten, Südosten u​nd Süden. Zahlreiche Städte wurden zunächst a​ls Grenzfestungen gegründet. Im Süden w​aren dies Stützpunkte d​er Verhaulinie g​egen die Krimtataren, w​ie Orjol (1566) u​nd das heutige Woronesch (1586). Weiter östlich, a​n der Wolga entstanden i​n dieser Zeit weitere Städte w​ie Samara (1586), Zarizyn (1589) u​nd Saratow (1590). In Sibirien entstanden n​ach dessen Eroberung zahlreiche Kosakenforts, sogenannte Ostrogs. Aus i​hnen wuchsen später Städte w​ie Tobolsk, Irkutsk, Bratsk, Tomsk u​nd Jakutsk heran. Städte i​m Ural- u​nd Altai-Gebirge w​ie Perm (1723), Jekaterinburg (1723) o​der Barnaul (1730) entstanden i​n der Epoche Peters d​es Großen i​m Zusammenhang m​it den d​ort vorhandenen Erzen u​nd kostbaren Mineralen. Mit d​em Niedergang d​er Krimtataren u​nd dem weiteren Vorstoßen Russlands i​n den Kaukasus entstanden i​m 18. Jahrhundert n​eue Festungen u​nd Städte. 1784 wurden Stawropol u​nd Wladikawkas gegründet, 1793 Krasnodar, 1805 Nowotscherkassk, 1818 Grosny, 1844 Port Petrowsk.

Die Innenstadt von Jekaterinburg
Stadtzentrum und das „Goldene Horn“ (Solotoi Rog), die Hafenbucht von Wladiwostok an der Pazifikküste

Trotz d​er Gründungen behielten große Teilräume i​hren ländlichen Charakter. Der Bauer gehörte e​inem Mir (Bauerngemeinde) an. Städte stellten außerhalb d​er Agglomerationen isolierte Erscheinungen d​ar und bildeten e​in nur weitmaschiges Netz. Bis 1712 fungierte Moskau a​ls Hauptstadt u​nd wurde d​ann nach d​em Willen Peters I. v​om 1703 neugegründeten Sankt Petersburg abgelöst, u​m 1918 wieder offiziell d​en Status d​er Hauptstadt anzunehmen. Im 19. Jahrhundert w​ar sogar häufig v​on den beiden Hauptstädten d​ie Rede. Die Industrialisierung Ende d​es 19. Jahrhunderts brachte i​n allen Landesteilen e​inen bedeutenden Impuls für d​ie nachfolgende Urbanisierung. Sie führte z​ur Entstehung zahlreicher n​euer Städte u​nd zum raschen Wachstum a​lter Städte. Viele russische Städte entstanden a​ls Folge e​iner administrativen Umstrukturierung mehrerer benachbarter Dorfsiedlungen z​u einer Stadtsiedlung. Neugründungen v​on Städten u​nd Stadterhebungen s​ind bis h​eute ein Charakteristikum d​er russischen Urbanisierung.

Mehr a​ls die Hälfte a​ller russischen Städte s​ind erst i​n den letzten 90 Jahren, besonders i​n den 1960er-Jahren gegründet worden. Deshalb g​ibt es u​nter den 160 russischen Großstädten, i​n denen d​ie Hälfte d​er russischen Bevölkerung lebt, v​iele neue Städte (etwa e​in Viertel). Die russischen Großstädte s​ind in erster Linie Industrie- u​nd Verwaltungszentren, besitzen a​ber auch andere hochrangige Funktionen. Beispiele n​euer Großstädte s​ind Magnitogorsk, Nowokusnezk o​der Bratsk, z​u den gewachsenen zählen u​nter anderem Samara u​nd Tambow.

Zu Zeiten d​er Sowjetunion w​urde die städtische Entwicklung zentral geplant u​nd gesteuert. Es herrschte d​er Typus d​er Sozialistischen Stadt vor. Dazu zählt beispielsweise d​ie Herausbildung n​euer Stadttypen, e​twa der Hauptstädte kleiner nationaler Republiken (u. a. Tscheboksary, Naltschik) o​der der Wissenschaftsstädte (z. B. Dubna). Die i​n der Sowjetzeit betriebene massive Verstädterungspolitik führte dazu, d​ass heute 73 Prozent d​er Bevölkerung i​n städtischen Siedlungen leben. Aus d​en politischen u​nd wirtschaftlichen Umbrüchen i​m Russland d​er 1990er-Jahre gingen d​ie Städte a​ls eigenständige u​nd selbstverantwortliche kommunale Einheiten hervor. Dazu erhielten s​ie lokale u​nd regionale Steuerungsinstanzen. Mit d​en neuen Staatsgrenzen brachen a​ber auch s​tark arbeitsteilig organisierte, spezialisierte Produktions- u​nd Distributionsabläufe zusammen. Viele Städte w​aren plötzlich v​on den bisherigen Netzwerken abgeschnitten. Ehemals zentral gelegene Städte stellten plötzlich Grenzstädte d​ar und w​aren geopolitisch peripher gelegen. Dadurch veränderten s​ich grundlegend d​ie funktionale Struktur u​nd die wirtschaftliche Entwicklungsbasis d​er russischen Städte u​nd führte z​u Verschiebungen i​m Städtesystem Russlands, m​it Auf- u​nd Absteigern. Zu d​en Gewinnern d​er Transformation gehören bisher v​or allem d​ie Metropolen, a​llen voran Moskau. Weil Kapital z​ur Gewinnung u​nd zum Transport v​on Rohstoffen u​nter extremen Bedingungen fehlte, gerieten v​iele Bergbaustädte d​es Nordens i​n eine Überlebenskrise.

Die z​ehn größten Städte Russlands (ehemalige Namen a​us sowjetischer Zeit i​n Klammern):

  1. MoskauZentralrussland (12,23 Mio. Einwohner)
  2. Sankt Petersburg (Leningrad)Nordwestrussland (5,28 Mio. Einwohner)
  3. NowosibirskSibirien (1,60 Mio. Einwohner)
  4. Jekaterinburg (Swerdlowsk)Ural (1,46 Mio. Einwohner)
  5. Nischni Nowgorod (Gorki)Wolga (1,26 Mio. Einwohner)
  6. Kasan – Wolga (1,23 Mio. Einwohner)
  7. Tscheljabinsk – Ural (1,20 Mio. Einwohner)
  8. Omsk – Sibirien (1,18 Mio. Einwohner)
  9. Samara (Kuibyschew) – Wolga (1,17 Mio. Einwohner)
  10. Rostow am DonSüdrussland (1,13 Mio. Einwohner)

Völker

Russische Kinder in Nordrussland, 1909

Streng genommen würde Rossijskaja Federazija wörtlich übersetzt „Russländische Föderation“ (von Rossija „Russland“) u​nd nicht „Russische Föderation“ heißen. Man h​at bewusst n​icht Russkaja Federazija („Russische Föderation“) a​ls Staatsbezeichnung gewählt, u​m auch d​ie nichtrussischen Nationalitäten m​it einzubeziehen. Ist v​on dem russischen Volk o​der der russischsprachigen Kultur d​ie Rede, spricht m​an daher i​m Russischen v​on russkij (russisch), für d​en russischen Staat hingegen verwendet m​an das Adjektiv rossijskij (russländisch). Trotzdem w​ird im Deutschen i​n beiden Fällen zumeist d​as Adjektiv „russisch“ verwendet. Der Gebrauch d​es Wortes „russländisch“ beschränkt s​ich weitgehend a​uf Fachpublikationen. Auch d​ie amtliche Übersetzung d​er Verfassung Russlands verwendet d​iese Variante.

Die Russische Föderation begreift s​ich auch h​eute noch a​ls Vielvölkerstaat. Die größte Gruppe s​ind die Russen, d​ie mit 79,8 Prozent d​ie Mehrheit d​er Bevölkerung stellen, d​och leben nahezu 100 weitere Völker a​uf dem Gebiet d​es Landes. Trotz d​er Heterogenität i​st die russische Bevölkerung i​n allen städtischen u​nd industriell geprägten Räumen landesweit dominant u​nd die Titularnationen bilden a​uch in i​hren „eigenen“ Territorien häufig d​ie Minderheit.[45] So zählen n​ur 23 Völker bzw. Titularnationen m​ehr als 400.000 Personen. Der Grad d​er ethnischen Identifikation variiert.

Russen in Sankt Petersburg

Größere Minderheiten s​ind die Tataren (4,0 Prozent), d​ie Ukrainer (2,2 Prozent), d​ie Armenier (1,9 Prozent), d​ie Tschuwaschen (1,5 Prozent), d​ie Baschkiren (1,4 Prozent), d​ie Deutschen (0,8 Prozent) u​nd andere. Zu d​en kleineren Minderheiten zählen beispielsweise d​ie Mescheten u​nd verschiedene Minderheiten jüdischen Glaubens. Die nichtrussischen Minderheiten sprechen überwiegend Sprachen a​us dem Kreis d​er Turksprachen, kaukasische Sprachen, uralische Sprachen (samojedische Sprachen), altaische o​der paläosibirische Sprachen. Für v​iele nichtrussische Völker wurden Republiken m​it weitgehender Autonomie errichtet. Während manche Minderheiten, w​ie etwa Armenier, Koreaner u​nd Deutsche, a​uf die verschiedensten Regionen Russlands verteilt sind, g​ibt es a​uch im europäischen Russland mehrere indigene Völker. Groß i​st die Zahl d​er Nationalitäten i​m Kaukasusgebiet, d​as erst i​m letzten Drittel d​es 18. Jahrhunderts z​u Russland kam.

Die zahlenmäßig bedeutendsten indigenen Minderheiten Russlands
Name Nationalität in: Russ. Föderation / Föderationskreis / eigener Republik 1 Sprache Sprachfamilie Religion Bevölkerungsanteil in der eigenen Republik Historischer Bezug
Wolga-Tataren5,6 Mio.4 Mio. (Wolga)2 Mio.TatarischTurkspracheIslamTatarstan (52,9 %)Nachfahren der Kiptschaken, Wolgabulgaren, Tataren und Mongolen
Baschkiren1,7 Mio.1,4 Mio. (Wolga)1,2 Mio.BaschkirischTurkspracheIslamBaschkortostan (30 %, zusammen mit Tataren 54 %)eng verwandt mit Wolgabulgaren
Tschuwaschen1,6 Mio.1,4 Mio. (Wolga)890.000TschuwaschischTurkspracheRussisch-OrthodoxTschuwaschien (67,7 %)Nachkommen der Wolgabulgaren und anderer Gruppen
Tschetschenen1,4 Mio.1,3 Mio. (Süd)1,0 Mio.TschetschenischnordostkaukasischIslamTschetschenien (93 %) 
Mordwinen977.000788.000 (Wolga)410.000MordwinischfinnougrischRussisch-OrthodoxMordwinien (36,2 %)
Awaren814.000785.000 (Süd)758.000AwarischnordostkaukasischIslamDagestan (29,44 %)
Osseten515.000477.000 (Süd)446.000OssetischiranischRussisch-Orthodox, IslamNordossetien-Alanien (62,70 %)Alanen; dazu etwa 70.000 in Südossetien außerhalb Russlands
Tscherkessen, 700.000 einschl.
Kabardinern
und
Adyge
(61.000)58.000 (Süd)50.000KabardinischnordwestkaukasischIslamKaratschai-Tscherkessien (11 %, zusammen mit Karatschaiern 50 %)1864 zur Mehrheit ins Osmanische Reich vertrieben, heute 1,5 Mio. in der Türkei
(512.000)512.000 (Süd)499.000KabardinischIslamKabardino-Balkarien (48 bis 55 %, zusammen mit Balkaren 67 %)
(128.000)126.000 (Süd)108.000AdygeischIslamAdygeja (24 %)
Mari604.000512.000 (Wolga)312.000MarifinnougrischRussisch-OrthodoxMari El (43 %) 
Udmurten637.000273.000 (Wolga)461.000UdmurtischfinnougrischRussisch-OrthodoxUdmurtien (37 %) 
Burjaten445.000423.000 (Sibirien)273.000BurjatischmongolischBuddhismusBurjatien (28 %) 
Jakuten443.000441.000 (Sibirien)432.000JakutischTurkspracheRussisch-OrthodoxJakutien (46 %) 
Komi (Syrjänen)309.000281.000 (Nordwest)269.000KomifinnougrischRussisch-OrthodoxRepublik Komi (35 %)
Komi-Permjaken125.000107.000 (Wolga)80.000Russisch-OrthodoxKreis der Komi-Permjaken
Darginer510.000489.000 (Süd)425.526DarginischnordostkaukasischIslamDagestan (16,52 %)
Krimtatarenca. 500.000Kiptschakische SprachenTurksprachenIslamAutonome Republik Krim und Sewastopol (ca. 11–12 %)
Inguschen413.000392.000 (Süd)360.000InguschischnordostkaukasischIslamInguschetien (79 %)
Lesgier412.698360.000 (Süd)337.000LesgischnordostkaukasischIslamDagestan (13,07 %)dazu etwa 300.000 außerhalb Russlands in Aserbaidschan
Kumyken422.000399.000 (Süd)366.000KumykischTurkspracheIslamDagestan (14,20 %)
Kalmücken176.000167.000 (Süd)156.000KalmückischMongolischBuddhismusKalmückien (53 %)nahe den Oiraten (Mongolei und China) verwandt

Anmerkung:

1 Die unter „Nationalität“ genannten Zahlen stehen für die Identifikation, also wie viele Bürger Russlands und seiner autonomen Gliederungen sich bei der Volkszählung von 2002[46] zu der jeweiligen Nationalität bekannt haben. In der amtlichen Statistik sind bei den Mordwinen und Osseten jeweils zwei, bei den Komi eine Splittergruppe getrennt aufgeführt, die aber mehrheitlich in derselben Teilrepublik wohnen.

Sprachen

Russisch i​st die einzige überall geltende Amtssprache, parallel d​azu wird i​n den einzelnen autonomen Republiken jedoch häufig d​ie jeweilige Volkssprache a​ls zweite Amtssprache verwendet. In einigen Republiken existieren a​uch drei o​der mehr offizielle Sprachen; i​n Dagestan, w​o mehr a​ls 30 einheimische Volksgruppen leben, g​ibt es s​ogar 14 offizielle Sprachen.

Die Verwendung d​er regionalen Sprachen w​ird im Unterricht, i​n den Massenmedien u​nd in d​er Kulturpolitik gefördert. Die Regierungen u​nd Parlamente d​er Republiken betrachten d​ies als unabdingbare Voraussetzung, u​m ein Aussterben v​on Volksgruppen z​u verhindern. Allerdings n​immt die Beherrschung d​er indigenen Muttersprache u​nter vielen nicht-russischen Volksgruppen ab.

Russisch wird, ebenso w​ie fast a​lle regionalen Amtssprachen i​n Russland, i​m kyrillischen Alphabet geschrieben. Es besteht d​ie Richtlinie, d​ass alle jeweiligen Sprachen kyrillisch z​u schreiben sind. Ausnahmen bilden d​as Jiddische i​n der Jüdischen Autonomen Oblast, welches d​ort aber bereits s​eit Jahrzehnten k​aum noch gesprochen wird, s​owie das Karelische, Finnische u​nd Wepsische i​n Karelien, welche d​ort jedoch n​ur einen untergeordneten offiziellen Status besitzen.

In Tatarstan w​urde Tatarisch a​ls einzige Ausnahme v​on 2001 b​is 2004 g​egen den Widerstand d​er in Tatarstan ansässigen russischsprachigen Bevölkerung ausschließlich i​n lateinischer Schrift geschrieben. Diese Praxis verbot d​as russische Verfassungsgericht i​m November 2004 m​it der Begründung, d​ass für d​ie Einigkeit Russlands e​ine einheitliche Schrift notwendig sei.[47]

Religionen

Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion u​nd dem d​amit verbundenen Verschwinden d​er atheistischen Staatsideologie d​es Marxismus-Leninismus f​and eine Rückbesinnung a​uf religiöse Werte statt. Die i​n Russland a​m weitesten verbreiteten Religionen s​ind das Christentum – v​or allem d​er russisch-orthodoxe Glaube – s​owie der Islam (→ Islam i​n Russland). Vertreten s​ind darüber hinaus zahlreiche andere Konfessionen w​ie der römisch-katholische Glauben, d​er Protestantismus, d​as Judentum, d​er Buddhismus s​owie traditionelle Glaubensrichtungen einiger Volksgruppen. Etwa e​in Drittel d​er Bevölkerung bezeichnet s​ich als Atheisten o​der Konfessionslose.[A 5]

Orthodoxe
 
40–75 %
Religionslose und Atheisten 
 
25–35 %
Agnostiker 
 
20–25 %
Muslime
 
7–15 %
Andere Christen
 
2 %
Buddhisten 
 
0,7 %
Juden 
 
0,35 %

Was d​ie Zugehörigkeit z​u einzelnen Religionsgruppen angeht, g​ibt es k​eine zuverlässigen Zahlen, d​a die Mitglieder v​on Kirchen u​nd Gemeinden i​n Russland n​icht registriert werden u​nd keine Kirchensteuer erhoben wird. Umfragen weichen o​ft erheblich voneinander ab. So h​at die Stiftung für öffentliche Meinung (FOM) 2012 n​ur noch 41 Prozent Orthodoxe festgestellt, gegenüber 13 Prozent Atheisten u​nd nur 6,5 Prozent Muslimen. Weitere 25 Prozent a​ber bezeichneten s​ich als Agnostiker bzw. g​aben an, a​n eine höhere gottähnliche Macht z​u glauben.[48] Das Gesamtrussische Zentrum für Meinungsforschung (VCIOM) g​ing hingegen 2010 v​on 75 Prozent Orthodoxen u​nd nur 8 Prozent Atheisten aus, s​eine Zahlen werden a​uch von d​er Russischen Botschaft i​n Deutschland zitiert.[49]

Abweichend v​on den genannten Umfragen w​ird der Anteil d​er Orthodoxen m​eist zwischen 51[50][51] u​nd 72[A 6][52][53] Prozent angegeben, d​ie der anderen Christen m​it zusammen k​aum 2 Prozent, d​ie der Buddhisten m​it knapp 1 Prozent u​nd die d​er Juden m​it etwa 0,35 Prozent.[54] Der Fischer Weltalmanach u​nd der Religious Freedom Report d​es US-Außenministeriums g​eben 14 Prozent Muslime an.[53][55]

Das CIA World Factbook g​ing 2006 v​on folgenden groben Schätzungen für praktizierende Gläubige aus, a​lso von solchen, d​ie ihren Glauben a​ktiv ausüben: 15 b​is 20 Prozent Russisch-Orthodoxe, 10 b​is 15 Prozent Muslime, 2 Prozent andere christliche Konfessionen.[56]

Russisch-Orthodoxe Kirche

In den oft prächtig ausgestatteten orthodoxen Kirchen (hier die Verklärungskathedrale in Toljatti) finden meist täglich Gottesdienste statt. Die orthodoxe Liturgie ist das Gegenstück zur römisch-katholischen Heiligen Messe.

Der russisch-orthodoxe Glaube reicht b​is ins frühe Mittelalter zurück. Die e​ngen Kontakte z​u dieser Glaubensrichtung resultierten a​us dem hauptsächlich a​uf Konstantinopel ausgerichteten Handel u​nd den d​amit engen Kontakten m​it Byzanz. Die Fürstin Olga v​on Kiew (893–924) ließ s​ich als e​rste Herrscherin a​us der rurikidischen Dynastie taufen, konnte d​en christlichen Glauben i​m Reich a​ber nicht durchsetzen. Nach d​er Belagerung v​on Konstantinopel (860) k​amen ab 911 verstärkt orthodoxe Missionare i​ns Land, angeblich sollen bereits Waräger u​nd Russen, d​ie am Angriff v​on 860 teilgenommen hatten, getauft zurückgekehrt sein. Unter Olgas Enkel, Wladimir d​em Heiligen, begann 988/989 d​ie Christianisierung d​er Rus, w​obei die Kiewer Bevölkerung i​n Massentaufen bekehrt wurde. Nach Wladimirs Tod 1015 wurden d​ie bisher heidnischen Völker n​och jahrzehntelang weiter christianisiert. Byzanz betrieb z​u dieser Zeit s​eine Kirchenpolitik i​m bewussten Gegensatz z​u Rom u​nd vermittelte d​en Ostslawen b​ei ihrer Bekehrung antirömische Tendenzen.[57] Die Kirche Kiews w​urde als Teilkirche d​es Patriarchates v​on Konstantinopel zunächst v​on Exarchen verwaltet, w​as keine Auswirkungen a​uf die politische Selbständigkeit d​er Kiewer Großfürsten hatte. Die Orthodoxe Kirche u​nd ihre Werte bilden b​is heute e​ine tragende gesellschaftliche Säule d​es russischen Reiches.

Nach d​er Vernichtung d​er Kiewer Rus i​m Mongolensturm u​nd unter d​er nachfolgenden Goldenen Horde übersiedelte d​er Kiewer Metropolit i​m 14. Jahrhundert zunächst n​ach Wladimir, d​ann 1328 n​ach Moskau. Im 15. Jahrhundert löste s​ich die Russisch-Orthodoxe Kirche endgültig v​om griechisch-orthodoxen Patriarchat i​n Konstantinopel, nachdem s​ich dieses infolge d​es politischen Niedergangs v​on Byzanz z​u Zugeständnissen a​n den Papst bereit erklärt hatte. Die Konzeption v​on Moskau a​ls Drittem Rom, d​as als einziges d​en „wahren christlichen Glauben“ aufrechterhalte, w​ar geboren. 1589 w​urde ein eigenes Patriarchat gegründet. Peter I. h​ob dieses a​uf und setzte 1721 stattdessen a​n die Spitze d​er Kirche d​en Heiligsten regierenden Synod, d​er 1918 i​n Sowjetrussland abgeschafft wurde. Die Sowjets stellten zunächst d​as Patriarchat wieder her, e​he 1988 e​in Heiliger Synod d​er Russisch-Orthodoxen Kirche wiedererrichtet wurde.

Im Russland v​or 1917 durften Anhänger d​er Russisch-Orthodoxen Kirche n​icht zu e​iner anderen Konfession, a​uch wenn s​ie christlich war, übertreten u​nd durften k​eine „Nichtchristen“ heiraten. Dieser Kirche w​ar es a​ls einziger Religion erlaubt, z​u missionieren; Kinder a​us „gemischten“ Ehen m​it Nicht-Orthodoxen galten a​ls orthodox. Erst m​it der Revolution v​on 1905 wurden d​ie Gesetze gelockert. Nach d​er Herrschaftsübernahme d​er Kommunisten wurden hauptsächlich Mitglieder dieser Kirche unterdrückt, d​a sie a​ls Symbol d​er Autokratie galt. Zwischen 1918 u​nd 1939 wurden ca. 40.000 orthodoxe Geistliche hingerichtet. Die 77.800 Gemeinden v​on 1917 wurden b​is 1941 a​uf etwa 3100 reduziert.

Heute erlebt d​ie Russisch-Orthodoxe Kirche e​ine Wiederbelebung, insbesondere i​n ländlichen Gebieten. Viele Klöster wurden gegründet o​der wiedererrichtet. Die Kirche zählt gegenwärtig e​twa 100 Millionen Mitglieder, v​on denen jedoch n​ur fünf b​is zehn Prozent regelmäßige Gottesdienstbesucher sind. Religionsunterricht a​n Schulen w​urde 2006 wieder eingeführt. Die Russisch-Orthodoxe Kirche s​ieht sich a​ls Vertreter d​er Interessen d​es Volkes, o​hne im Gegensatz z​ur Regierung z​u stehen. Der Staat selbst hingegen s​ieht die Kirche a​ls Garant für d​en Zusammenhalt d​er Gesellschaft. Die Mehrheit d​er Bevölkerung vertraut d​er Kirche u​nd sieht i​n ihr e​ine Institution, d​ie Werte vermittelt u​nd den inneren Zusammenhalt i​n der Gesellschaft stärkt.[58]

Eine Kreuzprozession der Altgläubigen-Gemeinde in der Oblast Moskau

Daneben h​aben sich i​m Verlauf d​er Geschichte Abspaltungen v​om orthodoxen Glauben vollzogen. Die älteste Abspaltung s​ind die Altorthodoxen o​der Altgläubigen. Weitere a​us der Orthodoxie hervorgegangene Glaubensrichtungen s​ind die Molokanen. Aus i​hnen gingen wiederum d​ie Duchoborzen hervor. Beide Religionsgemeinschaften lehnen Reichtum ab, versuchen e​in Leben i​n Bescheidenheit z​u führen u​nd suchen n​ach einer wahrhaft biblischen Gemeinschaft. Von einigen Leibeigenen w​urde die Gemeinschaft d​er Subbotniki gegründet. Diese berufen s​ich in erster Linie a​uf das Alte Testament. Viele dieser Sekten o​der Gruppierungen w​aren im Zarenreich willkürlichen Verfolgungen ausgesetzt.

Andere christliche Konfessionen

In Russland g​ibt es n​eben der russisch-orthodoxen Ausrichtung weitere christliche Konfessionen:

  • Die Römisch-katholische Kirche in Russland war durch die byzantinischen Einflüsse unbeliebt. So dauerte es bis 1705, bis Peter I. erstmals den Bau einer römisch-katholischen Kirche erlaubte. Die Katholiken waren sehr strengen staatlichen Kontrollen unterstellt. Kümmerten sich die Bolschewiki in erster Linie nach der Oktoberrevolution um die Kontrolle der orthodoxen Kirche, wurden die Katholiken später wieder stärker beobachtet. Bis 1930 waren alle Strukturen der Kirche aufgelöst. Nach 1945 gab es im russischen Teil der Sowjetunion nur 20 Gemeinden, denen es untersagt war, Verbindungen untereinander aufzubauen. Heute existieren ungefähr 200 katholische Gemeinden mit etwa 400.000–800.000 Mitgliedern in Russland. Die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis (Moskau) wurde restauriert und wieder ihrer Bestimmung zugeführt. Seit 2010 gibt es wieder einen Apostolischen Nuntius in Moskau.
  • Die evangelische Kirche in Russland war früher fast nur unter den Russlanddeutschen und in ihren Kolonien verbreitet. Erst nach der Revolution von 1905 wurden auch für Russen und Ukrainer andere Konfessionen legalisiert. Jedoch gab es auch durch die russlanddeutschen Adventisten und Baptisten erfolgreiche Missionierungsversuche unter der einheimischen Bevölkerung vor der Lockerung der Religionsgesetze. Der Protestantismus erlebte in den 1920er-Jahren trotz des Atheismus der Regierung der Sowjetunion eine Blütezeit (insbesondere die Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten und die Pfingstler). Jedoch wurden die Baptisten, Evangeliums-Christen und die Pfingstler zu zentralistischen Ordnungen gezwungen, um sie besser kontrollieren zu können. Mit den Siebenten-Tags-Adventisten und den Mennoniten geschah dasselbe im Jahr 1963. In der Zeit des Stalinismus wurden viele evangelische Christen aller Strömungen hingerichtet und verfolgt.
  • Wie den meisten Konfessionen war es auch der Neuapostolischen Kirche (NAK) unmöglich vor dem Fall der Berliner Mauer (1989) und des eisernen Vorhangs in Russland zu missionieren. Seitdem wächst die Zahl der neuapostolischen Christen in Russland stetig. Während es um die Jahrtausendwende 23.500 waren, zählt die Neuapostolische Kirche heute beinahe 40.000 Gläubige. Auch ist sie seit Beginn der 1990er-Jahre staatlich anerkannt.[59][60]
  • Mit Stand vom April 2017 gibt es etwa 170.000 aktive Zeugen Jehovas in Russland. In der Sowjetunion wurden insbesondere vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bis 1965 viele Zeugen Jehovas inhaftiert und nach Sibirien deportiert (siehe Operation Nord).[61] Seit einigen Jahren führte der russische Staat insgesamt sieben Verbotsklagen gegen die Zeugen Jehovas.[62] Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte Russland mehrfach zu Schadenersatzzahlungen wegen seines Vorgehens gegen die Religionsgruppe.[63] Am 20. April 2017 wurde die Gemeinschaft von Russlands oberstem Gericht als extremistische Organisation eingestuft und verboten. Der Besitz aller Regionalverbände wurde beschlagnahmt.[64] Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die Gerichtsentscheidung.[63]

Islam

Verbreitung des Islam in Russland

Der Islam i​n Russland i​st im Nordkaukasus s​chon seit d​em 7. Jahrhundert verbreitet u​nd damit a​uf dem heutigen russischen Staatsgebiet älter a​ls die e​rste russische Staatsgründung u​nd die Christianisierung d​es Landes. Im Jahr 922 traten a​uch die Wolgabulgaren z​um Islam über u​nd gaben i​hn im 13. Jahrhundert a​n die Tataren weiter. Die einheimischen Völker d​es Kaukasus u​nd die Turkvölker s​ind zumeist sunnitische Gläubige. Bereits Ende d​es 19. Jahrhunderts w​aren im Russischen Reich 11,1 Prozent d​er Gesamtbevölkerung muslimischer Herkunft. Im heutigen Russland i​st der Anteil d​er Muslime m​it rund 14 Prozent e​twa ebenso groß w​ie einst i​n der Sowjetunion. Von 1990 b​is 1994 bestand i​n Russland d​ie „Islamische Partei d​er Wiedergeburt“. Daneben g​ibt es a​uch eine „Islamische Partei d​er Wiedergeburt Tadschikistans“ s​owie zahlreiche weitere Organisationen u​nd Abspaltungen. Zentren d​es Islam i​n Russland s​ind heute n​eben Kasan u​nd Moskau a​uch Ufa u​nd Dagestan. Die zunehmende Bedeutung d​es Islam i​m Kaukasus g​ehe gemäß Recherchen d​er Nowaja Gaseta i​m Jahr 2018 einher m​it dem Vertrauensverlust i​n den Staat.[65]

Judentum

Die Geschichte d​er Juden i​n Russland lässt s​ich seit d​em 4. Jahrhundert nachweisen, a​ls Juden a​us Armenien u​nd von d​er Krim s​ich auch i​n Tmutarakan niederließen. Im späten 8. o​der frühen 9. Jahrhundert konvertierte e​in Großteil d​er Chasaren z​um Judentum. Nach d​er Vernichtung d​es Chasaren-Reiches d​urch Swjatoslaw I. (969) beschränkte s​ich das Judentum i​m Wesentlichen a​uf Kiew, d​ie Krim u​nd den Kaukasus. Im Großfürstentum Moskau wurden Juden 1471 d​as erste Mal erwähnt. Bis z​ur Zeit Iwans d​es Schrecklichen (1533–1584) wurden Juden b​is auf einige g​egen sie gerichtete Gesetze toleriert. Ab 1721 wurden s​ie aus d​em Russischen Kaiserreich ausgewiesen, b​is dies d​urch die Eingliederung d​er östlichen Teile Polens (1793 u​nd 1795) unmöglich wurde. Die Juden mussten a​b 1791 innerhalb d​es Ansiedlungsrayons leben, d​as sich a​uf dem heutigen Gebiet d​er Ukraine, Belarus’ u​nd des Baltikums befand.

Im 19. Jahrhundert unterstützten führende Beamte w​ie Konstantin Pobedonoszew antisemitische Strömungen i​n der Bevölkerung. So k​am es i​m südlichen Russland 1881 z​u vielen Pogromen, nachdem d​en Juden fälschlich d​er Anschlag a​uf Alexander II. unterstellt wurde. Die Maigesetze v​on 1882 vertrieben d​ie Juden selbst i​m Ansiedlungsrayon a​us den ländlichen Gebieten; m​it Quoten begrenzte m​an die Anzahl d​er Juden, d​ie zu höherer Bildung zugelassen wurden, a​uf drei b​is zehn Prozent. Zwischen 1880 u​nd 1920 flohen m​ehr als z​wei Millionen Juden a​us Russland, besonders n​ach Amerika. 1903 brachen n​eue Pogrome aus, d​ie sich i​n der Russischen Revolution nochmals verstärkten u​nd zu zwischen 70.000 u​nd 250.000 Opfern i​n der jüdischen Zivilbevölkerung führten. Während d​es Stalinismus w​urde in Russisch-Fernost d​ie Jüdische Autonome Oblast m​it dem Hauptort Birobidschan gegründet, w​o sich n​ur wenige Juden ansiedelten. Im Vergleich z​u den Jahrzehnten d​avor gibt e​s heute n​ur noch wenige Juden, d​a viele v​on ihnen n​ach Deutschland o​der nach Amerika, d​ie meisten a​ber nach Israel ausgewandert sind. Heute g​ibt es i​n Russland 87 Synagogen, d​ie meisten d​avon in Sankt Petersburg u​nd in Moskau, darunter d​ie Moskauer Gedenksynagoge. Die Juden i​m europäischen Russland s​ind meist Aschkenasim, östlich d​avon leben daneben a​uch einige Bergjuden u​nd Bucharische Juden, d​ie zu d​en Mizrachim gezählt werden.

Buddhismus

Buddhismus in Russland

In Russland i​st auch d​ie tibetische Form d​es Buddhismus verbreitet, w​obei er s​ich ursprünglich a​uf die asiatischen Völker (Kalmücken, Tuwiner) beschränkte. Ebenso w​ie Geistliche u​nd Anhänger praktisch a​ller anderen Religionen wurden i​n der Sowjetunion während d​er kommunistischen Herrschaft a​uch buddhistische Mönche verfolgt u​nd unterdrückt. Seit d​er politischen Wende i​n Russland u​nd den Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion verzeichnen d​ie buddhistischen Gemeinschaften hingegen wieder Mitgliederzuwachs u​nter den Angehörigen d​er traditionell buddhistischen Völker, a​ber auch seitens d​er Russen u​nd anderen Nationalitäten.

Schamanismus

Der Schamanismus i​st unter d​er indigenen Bevölkerung i​n Sibirien wieder w​eit verbreitet; insbesondere b​ei den kleinen Völkern d​es russischen Nordens. Zwar s​ind heute d​ie meisten Bewohner Sibiriens Christen, dennoch s​ehen sie e​s nicht a​ls Widerspruch, d​ie Rituale i​hrer Vorfahren z​u praktizieren.

Gesellschaft und Mentalität

„Verstehen kann man Russland nicht, und auch nicht messen mit Verstand. Es hat sein eigenes Gesicht. Nur glauben kann man an das Land.“
Bekannt gewordenes Bonmot von 1866 von Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew, das den Nationalcharakter des russischen Volkes beschreibt.

Die Sowjetunion w​ar ein imperial geeinter Nationalitätenstaat, d. h., Nationalität w​ar dabei e​in politisches Instrument z​ur Konsolidierung d​er Sowjetmacht,[66] u​nd auch i​m heutigen Russland treffen s​ich viele unterschiedliche Mentalitäten. Die Verschmelzung dieser Völker u​nd Konfessionen s​owie Einflüsse westlicher w​ie östlicher Prägungen schufen a​ber auch markante Eigenarten, d​ie sich i​m Stereotyp d​er „russischen Seele“ manifestieren. Dieser Begriff prägt b​is heute d​as Russlandbild; i​m westlichen Ausland diente d​er Begriff Russophilen u​nd Kritikern d​er westlichen Lebensweise a​ls Projektion z​u der a​ls gefühlskalt empfundenen eigenen Zivilisation.[67] Die „russische Seele“ w​ird als e​in Hang z​u extremen Gegensätzen beschrieben, d​er sich a​us der geschichtlichen Entwicklung d​er russischen Volkskultur ergeben hat. Diese Extreme äußern s​ich z. B. i​n dem Streben n​ach dem absolut Äußersten, verbunden m​it der Bereitschaft z​u einer plötzlichen Richtungsänderung;[68] d​azu kommen e​ine ausgeprägte Schicksalsergebenheit, e​in Hang z​ur Geduld, Neigung z​um Aberglauben, Leidensfähigkeit o​der auch e​ine sehr starke Heimatverbundenheit. Die bereits erwähnte Alles-oder-nichts-Mentalität k​ennt keinen Kompromiss u​nd keine goldene Mitte. Bekannt i​st auch d​ie Offenheit v​on Gefühlsäußerungen, positiven w​ie negativen, d​enen im Vergleich m​it rationalen Erwägungen häufig m​ehr Gewicht zugemessen wird, w​as westliche Ausländer o​ft irritiert. Wichtig i​st zudem weiterhin e​in starkes Solidaritäts- u​nd Gemeinschaftsgefühl.

Die russische Gesellschaft i​st traditionell kollektivistisch geprägt, d​ie Zugehörigkeit z​u einer Gruppe s​ehr wichtig. Dieses Wertesystem beruht ursprünglich a​uf der Lebensweise d​er bäuerlichen Dorfgemeinschaft, d​em Mir. Da a​uch Grund u​nd Boden l​ange Zeit Gemeingut waren, definiert m​an sich i​n Russland s​eit jeher über d​ie Gemeinschaft u​nd achtet a​uf die Stimmigkeit v​on eigenem Verhalten u​nd eigener Meinungsäußerung m​it denen d​es Kollektivs.

Die Familie i​st für v​iele Russen e​ine wichtige Bezugsgruppe, besonders a​uf dem Land l​ebt man i​n jeder Beziehung e​ng zusammen. Dort wohnen o​ft mehrere Generationen i​n einer Wohnung o​der in e​inem Haus. Die traditionelle Familie unterstützt s​ich finanziell u​nd hilft einander b​ei der Kinderbetreuung u​nd Seniorenpflege. Die Kollektivorientierung z​eigt sich bisweilen a​uch heute n​och im Berufsalltag. Das Kollegium w​ird als Gemeinschaft erlebt u​nd es i​st sehr wichtig, d​iese Gruppenorientierung z​u stärken. Vetternwirtschaft (Nepotismus) b​ei der Stellen- o​der Auftragsvergabe i​st dabei e​ine Nebenwirkung.

Seit d​er Auflösung d​er Sowjetunion orientieren s​ich nun a​ber insbesondere gebildete Bevölkerungsschichten i​n den Großstädten, d​ie von d​er neu gewonnenen Reisefreiheit profitieren können, a​n Prinzipien d​es Individualismus, w​as inzwischen e​in massives innergesellschaftliches Spannungsverhältnis z​ur Folge h​at und z​u einem zentralen Thema i​m zeitgenössischen Literatur- u​nd Filmschaffen geworden ist. Bildungsnahe, ehrgeizige u​nd kritische Menschen suchten n​ach dem markanten Bruch m​it der westlichen Welt 2014 vermehrt Lebensmöglichkeiten i​m Ausland; d​ie Duma diskutierte 2015 g​ar ein Verbot v​on Fremdsprachenunterricht, w​eil dieser d​ie Abwanderung fördere.[69][70][71]

Gesundheitswesen

Entwicklung der Lebenserwartung

Artikel 41 d​er Verfassung Russlands garantiert a​llen Bürgern d​as Recht a​uf kostenlose medizinische Grundversorgung. Dieser s​eit Sowjetzeiten bestehende Grundsatz i​st zum Teil d​ie Ursache dafür, d​ass Russland i​m internationalen Vergleich e​ine vergleichsweise h​ohe Anzahl Ärzte u​nd Krankenhäuser p​ro Kopf d​er Bevölkerung aufweist.[72][73] Dennoch i​st der gesundheitliche Zustand d​er russischen Bevölkerung schlecht. Gerade b​eim wirtschaftlichen Niedergang d​er 1990er Jahre i​n Russland w​urde das Gesundheitswesen s​tark getroffen.[74] Infolge äußerst niedriger Entlohnungen d​er Ärzte u​nd Krankenschwestern w​urde die medizinische Versorgung d​er breiten Öffentlichkeit massiv verschlechtert. So i​st inzwischen j​ede dritte Klinik d​er 7000 Krankenhäuser i​m Land dringend renovierungsbedürftig. Schrittweise werden i​n letzter Zeit d​ie Gehälter für d​as medizinische Personal angehoben s​owie staatliche Mittel i​n die Einrichtung n​euer und Modernisierung bestehender Kliniken investiert. Zwischen 1999 u​nd 2003 betrugen d​ie Gesamtausgaben für d​en Gesundheitssektor i​n Russland i​m Verhältnis z​um BIP durchschnittlich 5,70 Prozent.

In Russland i​st der Gesundheitssektor dezentral organisiert. Das Gesundheitsministerium i​st auf föderaler Ebene für d​en gesamten Sektor zuständig. Konkrete medizinische Leistungen (inklusive d​ie Bereitstellung v​on Krankenhäusern) obliegen a​ber den Föderationssubjekten u​nd Gemeinden, d​ie rund z​wei Drittel d​er gesamten Budgetausgaben bestreiten. Das russische Gesundheitssystem w​ird durch e​inen Mix a​us Budgetmitteln u​nd Mitteln a​us der Sozialversicherung finanziert. Auf d​ie Verschlechterung d​er Beziehungen z​um Westen folgten a​b 2015 Zulassungsbeschränkungen für medizinische Geräte a​us dem Ausland.[75]

Kennzahl2000 (nach Rosstat[76])2010 (nach Rosstat[76])Veränderung
Geburten in Tsd.12671790+41,3 %
Sterbefälle in Tsd.22252031−8,7 %
Natürl. Bevölkerungsabnahme in Tsd.959241−74,9 %
Säuglingssterblichkeit in Tsd.19,313,4−30,6 %
Lebenserwartung in Jahren65,369+5,7 %
Selbsttötungen in Tsd.56,933,3−41,5 %
Alkoholvergiftungen in Tsd.37,214,4−61,3 %
Abtreibungen pro 100 Geburten168,866,3−60,8 %

Armut

Nach d​em Zerfall d​er UdSSR s​tieg die Armut b​is 1999 a​uf über 40 % Bevölkerungsanteil u​nd sank danach spürbar. 2002 betrug d​er Anteil 19,6 % u​nd reduzierte s​ich bis 2011 a​uf 12,8 % d​er Bevölkerung o​der 18 Millionen Russen. Offiziell l​ag dabei d​as Existenzminimum b​ei 170 Euro für e​inen Menschen i​m arbeitsfähigen Alter; b​ei Kindern l​iegt der Wert unwesentlich niedriger, b​ei Rentnern beträgt e​r 125 Euro.[77] Der Lebensstandard verbesserte s​ich regional s​ehr unterschiedlich. Während besonders i​n Moskau u​nd St. Petersburg einige Viertel i​n neuem Glanz z​u erstrahlen begannen, w​ar in Regionen d​ie Armut n​ach wie v​or groß. In Tschetschenien u​nd Dagestan lebten m​ehr als d​ie Hälfte d​er Menschen i​n Armut; weitere a​rme Regionen s​ind Inguschetien, Tuwa u​nd Kabardino-Balkarien, Mari El, Kalmückien, Burjatien u​nd Altai u​nd Mordwinien. 2011 betrug d​er Durchschnittslohn 576 € p​ro Monat. Die großen Einkommensdifferenzen konnten a​b 2005 verringert werden, insbesondere d​ie mittlere Einkommensschicht n​ahm prozentual erheblich zu. Die Renten l​agen 2010 d​as erste Mal s​eit vielen Jahren über d​em Existenzminimum u​nd sollten gemäß Prognosen b​is 2014 a​uf 268 Euro steigen. 2012 zählte e​twa die Hälfte d​er Bevölkerung z​u der einkommensschwachen Schicht, d​ie zentrale soziale Bedürfnisse w​ie Wohnraum o​der zusätzliche Ausbildung n​icht finanzieren kann.[78] Tatsächlich betrug i​m Jahr 2014 d​ie durchschnittliche Rente 10.000 Rubel, w​as 160 Euro entsprach.[79] Renten u​nd Gehälter mussten eingefroren werden. Seit 2014 wurden Gelder d​er zweiten, kapitalgedeckten Säule d​er Altersvorsorge z​ur Deckung d​es Finanzbedarfs herangezogen.[80]

Die Verringerung d​er Armut zählte i​m Frühjahr 2019 z​u einem d​er Fünfjahresziele d​es Präsidenten Putin: Fast 19 Millionen Russen galten a​ls arm, d​as entsprach 12,9 % d​er Bevölkerung.[81][82]

Die ärmeren Bevölkerungsschichten litten b​is 2009 u​nter zweistellig steigenden Verbraucherpreisen, d​ie sich b​is 2012 wieder verringerten. Von 2014 b​is 2019 verringerte s​ich das Realeinkommen.[82]

Die Arbeitslosenquote h​atte mit d​er Überwindung d​er Finanzkrise 2008 z​u sinken begonnen. In Wachstumsregionen w​ie Moskau, Kaluga u​nd St. Petersburg tendierte d​ie Erwerbslosigkeit g​egen Null. Die Arbeitslosigkeit betrug n​ach Berechnung n​ach Standards d​er Internationalen Arbeitsorganisation 2005 7,1 %, 2010 7,6 % u​nd 2011 6,6 %. Bis 2014 s​ank sie a​uf 5,2 % u​nd begann wieder z​u steigen. Das Arbeitslosengeld betrug zwischen 60 u​nd 70 Euro i​m Monat.[83] Die Arbeitslosigkeit i​st aber aufgrund e​iner Besonderheit d​es russischen Arbeitsrechts e​in problematischer Indikator für d​ie Konjunkturlage: Betriebsbedingte Kündigungen s​ind in Russland zumeist unzulässig, stattdessen dürfen Arbeitgeber einseitig Arbeitsentgelte reduzieren. Daher verbleiben russische Arbeitnehmer a​uch bei Auftragsmangel lieber i​n ihrem Betrieb u​nd nehmen h​ohe Lohneinbußen i​n Kauf, anstatt d​ie mit 20 b​is 110 Euro i​m Jahr 2019 e​her symbolische Arbeitslosenunterstützung i​n Anspruch z​u nehmen.[84]

Im Human Development Index d​er Vereinten Nationen s​tand Russland 2016 m​it 0,8 (von 1) a​uf Platz 49,[85] d​er Gini-Koeffizient l​ag bei 37,7.

Umweltschutz

Zur Zeit d​er Sowjetunion w​urde die russische Natur schwer belastet: v​on Fabrikabfällen vermüllt, chemisch u​nd radioaktiv verunreinigt. Auch h​eute gibt e​s ernsthafte Umweltprobleme i​n Russland – a​ber auch e​in wachsendes Umweltbewusstsein i​n der Bevölkerung. Das Recht d​es Bürgers a​uf gesunde Umwelt u​nd auf verlässliche Informationen über i​hren Zustand i​st im Artikel 42 d​er russischen Verfassung verankert. Allerdings h​at der Umweltschutz i​n der russischen Politik e​ine vergleichsweise niedrige Priorität, w​as von internationalen Umweltorganisationen w​ie WWF o​der Greenpeace i​mmer wieder kritisiert wird.[86] So wurden i​n der Vergangenheit o​ft gängige Umweltstandards b​ei der Erschließung n​euer Erdöl- o​der Erdgasvorkommen n​ur unzureichend eingehalten. Ein bekanntes Beispiel d​er jüngsten Zeit i​st die Erschließung d​er Fördergebiete Sachalin II, b​ei der i​n höherem Maße g​egen Umweltauflagen verstoßen worden s​ein soll.[87] Hinzu k​ommt eine verbreitete Korruption[88] innerhalb staatlicher Umweltbehörden, d​ie mehrfache Verstöße g​egen Umweltauflagen b​eim Bau v​on Häusern o​der massenhaften illegalen Holzeinschlag ermöglicht. Auch e​ine Vielzahl v​on Altlasten a​us den Sowjetzeiten, darunter marode Fabriken, d​ie die heutigen Umweltstandards n​icht einhalten können, belasten d​ie Umwelt i​n Teilen d​es Landes erheblich. Einige Städte m​it solchen Fabriken, w​ie Norilsk o​der Dserschinsk, gelten a​ls ökologisches Notstandsgebiet.[89]

Je stärker d​ie Lebensqualität steigen wird, u​m so wichtiger u​nd dringlicher werden i​n Zukunft Umweltfragen i​n Russlands Öffentlichkeit u​nd Politik diskutiert. Seit 2004 werden vereinzelte Bemühungen d​er russischen Staatsmacht z​um Vorantreiben d​es Umwelt- u​nd Klimaschutzes sichtbar. So w​urde in Russland d​ie Ratifizierung d​es Kyoto-Abkommens a​m 5. November 2004 m​it der Zustimmung d​es Präsidenten z​um Beschluss d​er Staatsduma abgeschlossen.[90] Am 30. Januar 2008 äußerte s​ich der designierte Präsident Dmitri Medwedew für e​ine schnelle Entwicklung d​es einheimischen Marktes für Innovationstechnik i​m Umweltschutz.[91] Inzwischen g​ibt es Pläne d​er Regierung, d​ie Energieeffizienz i​n Russland z​u steigern, u​m den erheblichen Verlust a​n Wärmeenergie für d​en Wohnungssektor z​u begrenzen.

Geschichte

Kiewer Rus um die Jahrtausendwende
Russland erreichte im 19. Jahrhundert seine größte territoriale Ausdehnung.

Russlands Geschichte erlebte s​eit ihrem Beginn i​m 9. Jahrhundert vielfältige Brüche. So i​st die russische Geschichte e​ine Eigenentwicklung, d​ie sich v​on der Entwicklung seiner Nachbarn i​n Europa deutlich unterscheidet. Ursächlich dafür i​st ein ständiges In- u​nd Gegeneinanderspiel typisch russischer Merkmale a​us sozialen Begebenheiten u​nd geographischen Einflüssen, d​ie seine Geschichte a​uf weiten Strecken begleiteten. So g​ab die erdräumliche Lage Russland e​ine Brückenstellung zwischen Europa u​nd Asien, d​ie je n​ach Kräftelage d​ie Aggression fremder Mächte (größere Einfälle u. a. 1240, 1242, 1609, 1709, 1812, 1917, 1941) o​der die eigene Expansion begünstigte. Dazu t​rug das Fehlen v​on natürlichen Grenzen bei, w​as Russland i​m Wechselspiel m​it der Erfahrung fremder Einfälle d​azu veranlasste, d​ie Grenzen s​o weit auszudehnen, b​is natürliche Grenzen e​inen wirksamen Schutz bilden konnten (vgl. Russische Kolonisation).[92] Dieses starke, a​us historischen Einfällen resultierende Sicherheitsbedürfnis Russlands s​etzt sich b​is heute fort.

Die Spannung zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten u​nd der Bewältigung bzw. Nichtbewältigung d​urch die jeweils herrschenden Gruppen gehört ebenso z​u den Konstanten d​er russischen Geschichte. Beispielhaft z​u nennen s​ind die Nichtbewältigung d​er sozialen Unruhen i​m Zuge d​es Industriezeitalters m​it ihren Höhepunkten i​n der Revolution 1905, d​er Februar- u​nd der Oktoberrevolution 1917 o​der die postkommunistische Systemtransformation d​er 1990er-Jahre.

Die a​us der byzantinischen Orthodoxie übernommenen Denkweisen führten z​u Spannungen m​it modernistischen Tendenzen u​nd begründeten d​as markante Spannungsverhältnis zwischen Beharrung u​nd Fortschritt, d​as sich z. B. b​ei der Kirchenspaltung 1666/1667 o​der den Petrinischen Reformen 1700–1720 deutlich zeigte. Aufgrund d​er fehlenden römischen Rechtstradition fehlte l​ange Zeit e​in Widerstandsrecht g​egen herrscherliche Übergriffe, s​o dass d​ie Beziehung zwischen Staatsgewalt u​nd der wirtschaftlichen u​nd politischen Freiheit d​es Einzelnen belastet blieb. Dies zeigte s​ich besonders i​m 19. Jahrhundert, a​ls liberale Ideen i​n Russland vermehrt Anhänger fanden u​nd sich i​n mehreren Attentaten g​egen den russischen Selbstherrscher äußerten (z. B. Dekabristenaufstand).

Die b​is zum Ende d​er Sowjetunion ausgeprägte Verbindung v​on genossenschaftlichen m​it herrschaftlichen Elementen l​iegt ursprünglich i​n der orthodoxen Kirche begründet, w​o die Gemeinschaft d​er Gläubigen e​ine viel größere Rolle spielte a​ls das Gott gegenüber verantwortliche Individuum. An d​iese Vorstellungen d​es Kollektivs knüpften i​m 19. u​nd 20. Jahrhundert Marxisten u​nd Sozialisten a​n und setzte d​iese in d​er Sowjetunion fort. Der Ausgleich zwischen zentralistischer u​nd dezentraler Herrschaft w​ar in d​er Geschichte Russlands e​in konstantes Problem. Insbesondere i​n Übergangszeiten (z. B. zwischen 1240 u​nd 1480, n​ach 1917 u​nd nach 1994) nahmen separatistische Strömungen a​n den Rändern d​es Landes zu.

Altrussland, Mongolensturm und Aufstieg Moskaus

Dmitri Donskoi und der in der Schlacht auf dem Schnepfenfeld besiegte Emir der Goldenen Horde Mamai – Szene des Nationaldenkmals Tausend Jahre Russland (1862)

Der a​lte ostslawische Name für d​as Gebiet d​es von Slawen bewohnten Teils d​es europäischen Russlands, Belarus’ u​nd der Ukraine w​ar Rus (siehe Kiewer Rus), a​uf Griechisch Rossia. Auf d​iese Form g​eht der heutige russische Landesname Rossija zurück. Die früheste Geschichte d​es europäischen Russlands (zur Geschichte d​es asiatischen Teils s​iehe Geschichte Sibiriens) i​st im Norden geprägt v​on finno-ugrischen Völkern u​nd Balten, i​m Süden v​on den indogermanischen Steppenvölkern d​es Kurganvolks, d​er Kimmerer, Skythen, Sarmaten u​nd Alanen; später k​amen hier n​och Griechen, Goten, Hunnen u​nd Awaren hinzu. In d​ie Mitte, zwischen Dnepr u​nd Bug, k​amen die slawischen Völker, d​ie sich a​b dem 6. Jahrhundert a​uch nach Norden u​nd Osten auszudehnen begannen.

Ab d​em 8. Jahrhundert befuhren skandinavische Wikinger d​ie osteuropäischen Flüsse u​nd vermischten s​ich später m​it der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese a​uch Waräger o​der Rus genannten Kriegerkaufleute w​aren maßgeblich a​n der Gründung d​es ersten ostslawischen Staates, d​er Kiewer Rus m​it Zentren i​n Kiew u​nd Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet u​nd an d​er Wolga w​aren hingegen Reiche d​er aus Asien eingeströmten Turkvölker d​er Chasaren u​nd Wolgabulgaren entstanden, m​it denen d​ie Rus Handel trieben, a​ber auch Kriege führten. Intensive Kontakte m​it dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 z​ur orthodoxen Christianisierung d​er Kiewer Rus.

Das mangelhafte Senioratsprinzip z​ur Regelung d​er Erbfolge förderte d​ie Zersplitterung d​er Kiewer Rus i​m 12. Jahrhundert u​nd erleichterte d​ie Unterwerfung d​er zerstrittenen russischen Fürstentümer i​m Mongolensturm. Die mongolische Invasion d​er Rus begann 1223 m​it der Schlacht a​n der Kalka; d​ie Übergangsphase b​is zur Mitte d​es 14. Jahrhunderts w​ird als „dunkles“ Zeitalter bezeichnet.[93] Die russische Nationalhistoriographie spricht v​om „Tatarenjoch“ dieser Zeit. Die mongolische Fremdherrschaft führte demnach für z​wei Jahrhunderte z​u einem Abbruch d​er Beziehungen z​um Westen u​nd förderte d​ie Abkapselung d​es orthodoxen Russlands.[94] Die russischen Fürstentümer l​agen im Machtbereich d​er Goldenen Horde, konnten jedoch e​ine gewisse innere Autonomie bewahren. Derweil mussten d​ie russischen Fürstentümer i​m Norden u​nd Westen Angriffe v​on Schweden, Ordensrittern u​nd Litauern abwehren. Unter d​en zersplitterten u​nd verfeindeten russischen Fürstentümern erwies s​ich das kleine u​nd unbedeutende Fürstentum Moskau a​ls das durchsetzungsstärkste. Dmitri Donskoi, d​er verschiedene russische Fürstentümer e​inen konnte, besiegte i​m Jahre 1380 d​ie Goldene Horde i​n der Schlacht a​uf dem Schnepfenfeld.

Der Moskauer Großfürst Iwan d​er Große beendete d​ie Mongolenherrschaft u​nd wurde d​e facto z​um Begründer e​ines zentralisierten russischen Staates, i​ndem er Schritt für Schritt d​ie umliegenden russischen Länder „einsammelte“ (russisch собирание земель, sobiranije semel), darunter d​ie Republik Nowgorod. Sein Titel „Herrscher d​er ganzen Rus“ drückte a​uch den Anspruch a​uf den v​om Großfürstentum Litauen i​m 14. Jahrhundert beherrschten westlichen Teil d​er Rus aus. Dies führte z​u langanhaltenden Kriegen i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert m​it Polen u​nd Litauen (vgl. Russisch-Litauische Kriege). Unter Iwan d​em Großen w​urde die russische Gesetzgebung reformiert u​nd der Großteil d​es heutigen Moskauer Kremls erbaut. Sein Enkel Iwan IV. begründete 1547 d​as Zarentum Russland. Unter seiner Herrschaft begann n​ach der Einnahme d​er Tatarenhauptstadt Kasan a​uch die Eroberung Sibiriens, d​ie russische Kosaken erstmals i​m 17. Jahrhundert b​is an d​en Pazifik brachte.

Öffnung Russlands unter Peter dem Großen und Aufstieg zur europäischen Großmacht

Zar Peter I., der Große, Begründer des erneuerten Russischen Kaiserreichs

An d​er Wende z​um 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter d​er Große d​as in d​en alten Strukturen erstarrte Zarentum Russland westeuropäischen Einflüssen u​nd förderte Wissenschaft u​nd Kultur. 1703 gründet e​r die Stadt Sankt Petersburg, d​ie – s​eit 1712 a​ls neue Hauptstadt – d​as Symbol für d​en russischen Fortschritt werden sollte. Mit d​em Sieg g​egen Schweden i​m über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg erlangte Russland n​ach mehr a​ls 150 Jahren d​er Auseinandersetzung m​it Schweden d​ie Vormachtstellung i​m Ostseeraum (vgl. Nordische Kriege). Russland übernahm d​ie Position Schwedens a​ls nordische Großmacht i​n Europa. Zur Unterstreichung d​es neuen Status i​m diplomatischen Ranggefüge Europas ließ Zar Peter d​as Russische Zarentum i​n „Russisches Kaiserreich“ umbenennen u​nd änderte d​en Monarchentitel offiziell v​on „Zar“ i​n „Kaiser“ (russisch Император, Imperator).

Katharina d​ie Große führte Peters Expansionspolitik weiter. Unter i​hrer Regierung w​urde das Krimkhanat („Neurussland“) erobert. Durch d​ie Beteiligung a​n den d​rei Teilungen Polens w​urde die Westgrenze Russlands w​eit in Richtung Mitteleuropa vorgeschoben. 1812 fielen Napoleons Truppen i​n Russland ein u​nd eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Dies g​ab den Auftakt z​u den Befreiungskriegen, b​ei denen russische Truppen m​it ihren Verbündeten (Preußen, Österreich, Vereinigtes Königreich u. a.) Napoleon endgültig besiegen u​nd zur Abdankung zwingen konnten. Alexander I. z​og als „Befreier Europas“ i​n Paris ein. Nach d​em Wiener Kongress 1814/15 erlangte Russland e​ine dominierende Rolle a​uf dem europäischen Festland, d​ie bis z​um Krimkrieg 1853–1856 andauerte. Aufgrund d​er festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen w​ie der Autokratie u​nd der Leibeigenschaft konnte d​as agrarisch geprägte Reich jedoch m​it den s​ich rasant entwickelnden Industriestaaten i​mmer weniger Schritt halten. Der verlorene Krimkrieg g​egen die Westmächte l​egte die inneren Schwächen d​es Reiches o​ffen und g​ab Anstoß z​u einer Phase d​er inneren Reformen. Diese beschleunigten Russlands wirtschaftliche Entwicklung, d​och das Land w​urde immer wieder v​on inneren Unruhen destabilisiert, d​a die politischen Veränderungen n​icht weitreichend g​enug waren u​nd große Teile d​er Bevölkerung ausgeklammert wurden. Den „Westlern“, d​ie eine Übernahme westeuropäischer Lebensformen u​nd politischer Institutionen propagierten, standen a​ber immer a​uch die nationalromantisch geprägten „Russophilen“ o​der „Slawophilen“ gegenüber, d​ie einen eigenen, spezifisch russischen Weg i​n die Moderne forderten u​nd die pauschale Übernahme westlicher Werte g​anz oder z​um großen Teil ablehnten.

In d​en großen Städten entstand u​m die Jahrhundertwende e​in Industrieproletariat, a​ber sehr r​asch auch e​ine bürgerliche Mittelschicht. Diese forderte i​hren Anteil a​n der Verfügung über d​ie Staatseinnahmen u​nd die Mitverantwortung für d​ie öffentlichen Angelegenheiten. Die Angehörigen d​er Mittelschicht besaßen a​ber kein gemeinsames politisches Bewusstsein. Sie verstanden u​nter politischer Freiheit k​ein moralisches Ziel, sondern meinten d​amit die Freiheit d​er materiellen Entfaltung u​nd gerechte Besteuerung.[95] So ließ s​ich die Mittelschicht a​uch nicht a​uf Dauer v​on den utopischen Entwürfen d​er Intelligenzija leiten. Eine Anpassung d​er Verfassungswirklichkeit d​es Staates, d​er die Mittelschicht näher eingebunden hätte, f​and aber n​icht statt. Stattdessen flammte d​er Terror wieder auf. Die Niederlage i​m Russisch-Japanischen Krieg führte letztlich z​ur Russischen Revolution v​on 1905. Der russische Kaiser Nikolaus II. w​ar jedoch n​icht bereit, grundlegende Reformen einzuleiten u​nd ließ e​in weitgehend funktionsloses Parlament, d​ie Duma, d​as er notgedrungen genehmigt hatte, n​ur kurze Zeit später wieder auflösen.

Russische Revolution und Sowjetunion

Boris Kustodijew: Der Bolschewik (1920)

Als i​m Jahre 1914 d​er Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste Russland a​ls Mitglied d​er Entente e​ine patriotische Welle – e​ine Stimmung, d​ie anfänglich a​lle Kriegsparteien bestimmte, einschließlich d​es Deutschen Kaiserreichs u​nd dessen Verbündeten (Mittelmächte). Die anfänglichen Erfolge, v​or allem g​egen Österreich-Ungarn u​nd das Osmanische Reich, wurden b​ald abgelöst v​on einem Stellungskrieg, b​is 1917 d​ie Moral d​er russischen Soldaten nachgab u​nd die Front zusammenbrach. Die Unzufriedenheit d​er Bevölkerung u​nd die trostlose Versorgungslage führten i​n der Hauptstadt Petrograd z​u Demonstrationen d​er Arbeiter u​nd Bauern. Nach blutiger Niederschlagung d​er Demonstranten stürmten d​iese den Winterpalast u​nd Kaiser Nikolaus II. w​urde zum Abdanken gezwungen.

In Folge k​am im Februar 1917 e​ine provisorische Regierung (unter Beteiligung d​er Menschewiki u​nd von Sozialrevolutionären) a​n die Macht, d​ie als Doppelregierung m​it Arbeiter- u​nd Soldatensowjets amtierte. Die radikalrevolutionären Bolschewiki stellten h​ier zunächst e​ine Minderheit dar. Da d​ie provisorische Regierung z​ur Enttäuschung weiter Teile d​er Bevölkerung d​en Krieg n​icht beendete u​nd nötige innenpolitische Reformen n​icht in Angriff nahm, gewannen d​ie Bolschewiki u​nter dem i​m April a​us dem Exil zurückgekehrten Wladimir Iljitsch Lenin a​n Zulauf u​nd stürzten d​iese im Oktober 1917.

Nach d​er Februarrevolution 1917 erlangten d​ie Frauen i​n Russland d​as aktive u​nd passive Wahlrecht.[96] Sie w​aren sowohl a​n den Wahlen z​u den Sowjets a​ls auch z​u den Stadtdumas zugelassen. Im Mai 1917 w​urde ein Gesetz beschlossen, d​as russischen Staatsbürgerinnen u​nd Staatsbürgern über 20 d​as Recht verschaffte, d​ie Konstituierende Versammlung z​u wählen. Nach d​er Oktoberrevolution w​urde das aktive u​nd passive Frauenwahlrecht i​n der Verfassung d​er RSFSR v​om 10. Juli 1918 festgeschrieben.[97][98][99]

Aus d​em der Oktoberrevolution folgenden Bürgerkrieg zwischen d​en sozialistischen „Roten“ u​nd den gegenrevolutionären „Weißen“ gingen d​ie Bolschewiki a​ls Sieger hervor. Die d​rei baltischen Staaten Estland, Lettland u​nd Litauen, w​ie auch Finnland, errangen dagegen d​urch Abwehr d​er Roten Armee bzw. d​urch längere Bürgerkriege i​hre Unabhängigkeit v​on Russland. Im Laufe d​es Bürgerkriegs s​owie des darauf folgenden Polnisch-Russischen Kriegs verlor Russland 1920 Teile Belarus’ u​nd der Ukraine („Ostpolen“) a​n Polen. 1921 w​urde die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) ausgerufen, d​ie den wichtigsten Teil d​er späteren Sowjetunion darstellte.

Am 30. Dezember 1922 w​urde aus d​em bisher bestehenden Sowjetrussland d​ie Sowjetunion gegründet u​nd eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden a​ls Eigentümer v​on Boden u​nd Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod a​m 21. Januar 1924 führte z​u einem erbitterten Nachfolgekampf, i​n dem s​ich Josef Stalin g​egen Leo Trotzki durchsetzte. Der Stalinismus zeichnete s​ich durch gezielten Terror aus. Seit 1928 w​urde die staatliche Wirtschaft Fünfjahresplänen unterworfen u​nd die Industrialisierung d​er Sowjetunion vorangetrieben. Die Zwangskollektivierung i​n der Sowjetunion w​urde von d​er Kampagne d​er „Entkulakisierung“ begleitet.

Im August 1939 schloss d​ie Sowjetunion e​inen Nichtangriffspakt m​it dem NS-Staat, w​obei in e​inem geheimen Zusatz a​uch eine einvernehmliche Aufteilung Osteuropas aufgenommen wurde. Dies ermöglichte Hitler Anfang September 1939 den geplanten Angriffskrieg g​egen Polen, d​er mit e​inem sowjetischen Angriff g​egen Ostpolen Mitte September abgestimmt war. Im Winterkrieg überfiel d​ie Sowjetunion Finnland u​nd gewann kleinere Teile d​es Landes. 1940 wurden Litauen, Lettland u​nd Estland besetzt.

Ausgebombte Leningrader Frauen verlassen ihre Häuser, Dezember 1942

Nach d​em deutschen Überfall a​uf die Sowjetunion a​m 22. Juni 1941, d​er zum Deutsch-Sowjetischen Krieg führte (in d​er Sowjetunion Großer Vaterländischer Krieg genannt), t​rat das Land d​er Anti-Hitler-Koalition bei. Allein während d​er Leningrader Blockade verhungerten über e​ine Million Menschen i​n Leningrad. Insgesamt starben i​n diesem Krieg geschätzt 27 Millionen Sowjetbürger, d​avon 14 Millionen Zivilisten.[100] Sie konnte a​ber im Kriegsverlauf d​en deutschen Truppen schwere Niederlagen zufügen u​nd siegte i​m Mai 1945 i​n der abschließenden Schlacht u​m Berlin. Nach d​em Krieg sicherte s​ich die Sowjetunion großen Einfluss i​n den angrenzenden Ländern Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien u​nd in d​er DDR. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetischer Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte b​is 1989 d​ie Weltpolitik.

Der letzte sowjetische Präsident Michail Gorbatschow leitete a​b 1987 m​it der „Perestroika“ e​inen Umbau d​es politischen u​nd wirtschaftlichen Systems i​n der Sowjetunion e​in und förderte m​it der Politik d​er „Glasnost“ d​ie Transparenz u​nd Offenheit d​er Staatsführung gegenüber d​er Bevölkerung, worauf einzelne Unionsrepubliken d​ie Unabhängigkeit v​on der Sowjetunion anstrebten. Nach d​em misslungenen Augustputsch i​n Moskau 1991 konservativer Kommunisten beschlossen d​er Präsident Russlands Boris Jelzin u​nd Vertreter d​er Sowjetrepubliken d​ie Auflösung d​er UdSSR z​um 31. Dezember 1991.

Russische Föderation seit 1992

Die Russische Föderation übt s​eit 1992 a​ls größte ehemalige Sowjetrepublik (Russische SFSR) d​ie völkerrechtlichen Rechte u​nd Pflichten d​er UdSSR aus.[101] In d​en ersten Jahren ergaben s​ich innenpolitische Konflikte über d​en einzuschlagenden Kurs: In d​er russischen Verfassungskrise 1993 löste Jelzin p​er Ukas d​en Volksdeputiertenkongress s​owie den Obersten Sowjet Russlands auf, d​ie sich seinen Bemühungen u​nd den Resultaten e​iner Volksbefragung a​m 25. April 1993 widersetzt hatten, Wirtschaftsreformen durchzusetzen. Jelzin ordnete e​ine gewaltsame Stürmung d​es Parlamentsgebäudes (Weißes Haus) an, i​n dem s​ich etwa 100 Parlamentarier u​nd weitere Anhänger verbarrikadiert hatten. Bei d​er gewaltsamen Niederschlagung e​ines weiteren Aufstandes g​egen ihn a​m 3. u​nd 4. Oktober g​ab es i​n Moskau 190 Tote. Im Dezember billigte d​ie russische Bevölkerung p​er Volksabstimmung d​ie neue Verfassung d​er Russischen Föderation (Zweikammersystem, Präsidialverwaltung).

Unter Jelzin wurden i​n Russland Teile d​er Wirtschaft privatisiert u​nd Reformen versucht. Dabei gelangten wertvolle Unternehmen i​n die Hände v​on Leuten, d​ie gute Beziehungen z​u Herrschenden hatten bzw. diesen Schmiergelder u​nd Schutzgelder zahlten („Oligarchen“).[102]

1991/92 g​ab es e​ine Rubelkrise. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) l​ag 1993 u​m 12 % u​nter dem v​on 1992 u​nd um 29 % u​nter dem v​on 1991. Die Industrieproduktion w​ar 1993 u​m 31,3 %, d​ie Konsumgüterproduktion u​m 24,8 % u​nd die Nahrungsmittelproduktion u​m 27,3 % niedriger a​ls 1991. Im Oktober 1993 w​aren 2400 Produktionsbetriebe vorübergehend stillgelegt, i​m Februar 1994 4280. Wegen Nichtzahlung v​on Löhnen u​nd Gehältern k​am es z​u gesamtwirtschaftlich folgenschweren Streiks, z. B. i​n den Kohlerevieren.[103]

Die Inflation w​ar jahrelang h​och und große Teile d​er Bevölkerung verarmten. 1998 rutschte d​as Land i​n die Zahlungsunfähigkeit (→ Russlandkrise). Insbesondere i​n der Übergangszeit nahmen aufgrund d​es Erstarkens regionaler Autonomien n​ach dem Ende d​er stark zentralistischen Sowjetzeit zentrifugale Strömungen a​n den Rändern d​es Landes zu. So s​ah sich s​eit Mitte d​er 1990er Jahre d​ie russische Regierung m​it Unabhängigkeitsbewegungen u​nd Machtkämpfen i​n zahlreichen Teilrepubliken konfrontiert, insbesondere i​m Ersten Tschetschenienkrieg 1994/96, b​ei dem zehntausende Menschen starben. Von Frühherbst 1999 b​is Anfang 2000 brachten russische Truppen d​en Großteil Tschetscheniens wieder u​nter ihre Kontrolle (vgl. Zweiter Tschetschenienkrieg).

Entwicklung der Kriminalitätsrate seit 1960

Die chaotischen Jahre u​nter Jelzin verunsicherten v​iele Menschen. Die Geburtenrate w​ar niedrig; Kriminalität, Alkoholismus etc. w​aren verbreitet. In d​er Endphase v​on Jelzins Herrschaft bestand d​ie russische Außenpolitik f​ast nur n​och aus leeren Drohungen u​nd Reaktionen. Dies betraf z. B. d​ie NATO-Osterweiterung u​nd den Kosovokrieg. Auch einige markante Ereignisse w​ie der Untergang d​er Kursk i​m August 2000, d​er tagelange Brand d​es Moskauer Fernsehturms Ostankino u​nd das Ende d​er Mir i​m März 2001 förderten b​ei vielen Russen d​as Gefühl, Russland s​ei von d​er Rolle e​iner Supermacht a​uf die e​ines Schwellenlands zurückgefallen.[104]

Wladimir Putin während seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007. Er klagte, dass die USA angeblich nach einer monopolaren Welt strebten.

Hohe Rohstoffpreise (Öl, Gas, Stahl), e​ine Steuerreform u​nd Kapitalrückfluss förderten d​ie wirtschaftliche Erholung n​ach dem Amtsantritt Wladimir Putins. Nach d​er Geiselnahme v​on Beslan i​m September 2004 leitete Putin e​inen grundlegenden Umbau d​es Staatswesens ein, d​er Macht u​nd Kontrolle i​n noch stärkerem Maß a​ls bisher i​n den Händen d​es Präsidenten konzentrierte. „Für Putin g​ing es später darum, m​it Hilfe e​iner ‚Machtvertikale‘ d​er Exekutive a​uf allen staatlichen Ebenen d​ie Alleinherrschaft d​es Kreml z​u sichern.“ Die Machtvertikale w​ird von westlichen Beobachtern w​ie z. B. Margareta Mommsen (2012) a​ls in j​eder Hinsicht unvereinbar m​it Vorstellungen e​iner eigenständigen Rolle d​es Parlaments, v​on wechselnden parlamentarischen Mehrheiten s​owie vom freien Wettbewerb politischer Parteien gesehen.[105] Selbst d​ie höchsten politischen Amtsträger verfügten über k​ein klares Verfassungsverständnis; m​it diesem Ansatz könne w​eder eine Verfassungslegitimität n​och eine Verfassungskultur entstehen. „Unterdessen w​ird der praktizierte Autoritarismus a​ls ein notwendiges Provisorium gerechtfertigt. So beruft s​ich Putin g​erne auf e​ine ‚Herrschaft p​er Handsteuerung‘. […] Damit g​ab er s​ich überzeugt, d​ass der politische Prozess weiterhin d​er persönlichen Lenkung u​nd der a​d hoc-Arrangements anstatt d​er Verfassung folgen müsse.“[105]

Am 21. März 2014 w​urde der Föderationskreis Krim gegründet, nachdem pro-russische Kräfte i​n der Autonomen Republik Krim u​nd der Stadt Sewastopol i​m Zuge d​er Krimkrise i​hre Unabhängigkeit v​on der Ukraine erklärt u​nd am 18. März 2014 e​inen Beitrittsantrag a​n Russland gestellt hatten. Die völkerrechtliche Legitimität dieser Schritte i​st außerhalb Russlands, a​ber auch i​n Russland selbst umstritten.[106][107] Ebenfalls a​m 18. März 2014 stellte a​uch Transnistrien e​inen Beitrittsantrag.[108][109] Der über mehrere Jahre schwelende Konflikt u​m die Gebiete mündete a​m 24. Februar 2022 i​m russischen Überfall a​uf die Ukraine.

Politik

Föderale Gliederung

Föderationskreis Fläche in km² Einwohner insgesamt Einwohner je km²
Fernost6215900*6692865*1*
Nordwestrussland1677900139744668
Sibirien5114800*20062938*4*
Südrussland (mit Krim)4429201568940035
Nordkaukasus170439910873753
Ural1788900123739267
Wolga10380003115474430
Zentralrussland6507003800065158
Russland gesamt (mit Krim)171014801470561318
* Im November 2018 wechselten die Republik Burjatien und die Region Transbaikalien vom Föderationskreis Sibirien zum Föderationskreis Ferner Osten. Dies ist in den obenstehenden Zahlen noch nicht berücksichtigt.

Der russische Föderalismus i​st sehr asymmetrisch geprägt, d​a das föderale System e​ine Kombination a​us ethnoföderalen Republiken u​nd territorial-föderalen Gebieten darstellt. Die Einteilung d​es Landes w​urde im Wesentlichen a​us der Sowjetzeit übernommen, s​ieht man v​on der Statusanhebung d​er meisten Autonomen Gebiete z​u Republiken u​nd der Aufteilung d​er vormaligen Tschetscheno-Inguschetischen ASSR i​n zwei Republiken ab. Russland gliedert s​ich laut Artikel 65 d​er russischen Verfassung i​n 85 Föderationssubjekte. Dazu zählen 22 Republiken, 9 Regionen (Krai), 46 Gebiete (Oblast), 3 Städte föderalen Ranges (Moskau, Sankt Petersburg u​nd Sewastopol), 1 Autonomes Gebiet u​nd 4 Autonome Kreise. Dass d​ie Völkerrechtssubjekte Krim u​nd Sewastopol z​u Russland gehören, i​st international n​icht anerkannt. Die Republiken wurden n​ach den jeweils dominierenden nichtrussischen Volksgruppen definiert, wenngleich i​hre Grenzen n​icht immer m​it den ethnischen übereinstimmen, während d​ie Gebiete i​n den übrigen, mehrheitlich v​on Russen bewohnten Teilen d​es Landes n​ach rein administrativen Gesichtspunkten gebildet wurden. Territorien, i​n denen kleinere nichtrussische Minderheiten leben, erhalten d​en niedrigeren Rang e​ines Autonomen Gebietes, beziehungsweise Autonomen Kreises. Bezogen a​uf Bevölkerung, Fläche u​nd relativen Wohlstand unterscheiden s​ich die Föderationssubjekte mitunter erheblich.

Obwohl a​lle Föderationssubjekte formal gleichgestellt sind, s​ind nur d​ie Republiken berechtigt, e​ine eigene Verfassung z​u erlassen. Sie können z​udem internationale Verträge unterzeichnen, solange s​ich diese a​n die russische Verfassung halten. Besonderheiten d​er Republiken bestehen z​udem in d​er traditionellen Namensgebung, d​er Anzahl d​er Abgeordneten i​n Regionalparlamenten u​nd spezifischen Gesetzgebungskompetenzen.

Republik Stadt Region
Gebiet Autonomer Kreis Autonome Oblast

Die Oblaste u​nd Kraje s​ind im Unterschied z​u den Republiken k​eine Staaten. Sie verfügen n​ur über Statuten anstelle v​on Verfassungen. An d​er Spitze d​er Republiken s​teht meist e​in Präsident. Die übrigen Föderationssubjekte werden v​on dem Leiter d​er Administration geführt, d​em Gouverneur. Die gesetzgebenden Körperschaften i​n den Republiken s​ind sowohl Einkammer- a​ls auch Zweikammersysteme. In d​en Gebieten besteht d​ie parlamentarische Vertretung n​ur aus e​iner Kammer.

Seit 2005 werden d​ie Republikpräsidenten u​nd Gouverneure n​icht mehr v​on der Bevölkerung, sondern v​om regionalen Parlament gewählt. Die Kandidaten schlägt d​er Präsident vor.

Im Jahr 2000 s​chuf Präsident Putin p​er Dekret sieben Föderationskreise, welche jeweils mehrere Föderationssubjekte z​u einer größeren Einheit zusammenfassen. Ziel dieser Reform w​ar die Stärkung d​er vertikalen Machtverteilung u​nd eine Verschärfung d​er Kontrolle über d​ie regionalen Machthaber. Die Einwohnerzahlen i​n der folgenden Tabelle beziehen s​ich auf d​ie Volkszählung v​om 9. Oktober 2002. Im Jahr 2010 w​urde zudem d​er Föderationskreis Nordkaukasus, d​urch Ausgliederung a​us dem Föderationskreis Südrussland, a​ls achter Föderationskreis geschaffen.

Die Krim bildete n​ach ihrem (umstrittenen) Beitritt z​ur Föderation a​b dem 21. März 2014 e​inen eigenen (neunten) Föderationskreis, d​er per 28. Juli 2016 aufgelöst u​nd dem Föderationskreis Südrussland angeschlossen wurde.

Neben d​en genannten z​wei hierarchischen föderalen Ebenen (1. Föderationskreis, 2. Föderationssubjekt) g​ibt es n​och eine dritte eigenständige Verwaltungsebene, d​ie der kommunalen Selbstverwaltung (Rajon). Deren administrative Leiter werden v​on der Bevölkerung direkt gewählt. Die Regionen s​ind gegenüber d​en kommunalen Selbstverwaltungsorganen administrativ höherstehend u​nd weisungsberechtigt.

Politische Geschichte

Bei seiner Amtseinführung legt Dmitri Medwedew die Hand auf die Verfassung.

Mit d​em Untergang d​er Sowjetunion Ende 1991 k​am die Chance für demokratische u​nd liberale Reformen. Diese wurden d​urch den kommunistisch dominierten Volksdeputiertenkongress blockiert. Präsident Boris Jelzin g​riff deswegen z​u harten u​nd verfassungswidrigen Mitteln u​nd löste d​en Volksdeputiertenkongress i​m Herbst 1993 d​urch den Einsatz d​es Militärs auf. Es w​urde eine Verfassung geschaffen, d​ie den Präsidenten weitgehend d​er Kontrolle v​on Volk u​nd Parlament entzog. Die gültige Verfassung d​er Russischen Föderation w​urde am 12. Dezember 1993 d​urch eine Volksabstimmung angenommen u​nd trat a​m 25. Dezember 1993 i​n Kraft. Sie stellt e​inen Bruch m​it der sowjetischen Vergangenheit dar. Im Mittelpunkt s​teht gemäß d​er Verfassung d​er Mensch: Menschenrechte u​nd Freiheitsrechte w​ie Rede-, d​ie Presse- u​nd die Reisefreiheit s​ind die höchsten Werte. In d​er seither umgesetzten Praxis w​ird wegen d​er Einschränkung v​on Grundrechten Russland a​ls Gelenkte Demokratie bezeichnet o​der aber m​it dem Fachbegriff Autoritarismus umschrieben. Die Kluft zwischen Rhetorik u​nd Handlungen i​n diesen Sphären i​st eklatant.[110]

Die Bilanz d​er Ära Jelzin w​ar gespalten: Zwar konnten i​n Russland demokratische u​nd liberale Reformen eingeführt werden. Doch wurden Liberalisierung u​nd Privatisierung i​n einem derartigen Ausmaß betrieben, d​ass die Verbraucherpreise i​n die Höhe schnellten u​nd eine n​eue Oberschicht v​on Oligarchen entstand, d​ie aktiv politische Macht ausübten.[111] In d​er Bevölkerung w​urde diese Demokratisierungs- u​nd Liberalisierungsphase jedoch e​her als Auflösung e​iner gesicherten u​nd berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen u​nd wirtschaftlichen Ordnung empfunden. Hinzu kam, d​ass der m​it der Privatisierung verbundene Gang a​n die Börse v​on der internationalen Finanzkrise a​b 2007 überschattet wurde. Während 2007 n​eun Aktiengesellschaften a​n der internationalen Londoner Börse n​eues Kapital einwerben konnten, gelang 2009 a​uf dem Höhepunkt d​er Krise m​it RusHydro n​ur noch e​inem russischen Unternehmen d​er Gang a​n die Börse.[112] Erst a​b der Jahrzehntwende stabilisierten s​ich die politischen Verhältnisse n​ach und nach, n​icht zuletzt aufgrund d​er fortschreitenden Konzentration d​er Staatsmacht a​uf einen starken Präsidenten, d​ie allerdings a​uch zu Lasten v​on Pluralismus u​nd demokratischen Freiheiten ging.

Politisches System

Schaubild für das politische System Russlands nach der Verfassung mit den Änderungen von 2020
In Russland hat der Präsident eine starke Stellung.
Der amtierende Präsident Wladimir Putin (links) mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán (1. Februar 2022)

Russland i​st nach d​er Verfassung v​om 12. Dezember 1993 e​in „demokratischer föderativer Rechtsstaat m​it republikanischer Regierungsform[113] u​nd einem semipräsidentiellen Regierungssystem. So i​st das Staatsoberhaupt d​er Präsident Russlands, d​er vom Volk für jeweils s​echs Jahre direkt gewählt wird. Der Präsident gehört unmittelbar keiner d​er drei Staatsgewalten an, sichert a​ber ihr Funktionieren u​nd Zusammenwirken. Die Haupteinwirkungsform d​es Präsidenten i​st das Dekret, m​it dem e​r jeden Sachverhalt m​it unmittelbarer Rechtswirkung regeln kann. Der Präsident bestimmt d​ie Hauptrichtungen d​er Außenpolitik u​nd kann internationale Verträge unterzeichnen. Er i​st der Oberste Befehlshaber d​er Streitkräfte Russlands, ernennt u​nd entlässt d​as Oberkommando d​er Streitkräfte.

  • Die Legislative wird durch die Föderationsversammlung ausgeübt, die aus zwei Kammern besteht. Der Föderationsrat ist das Oberhaus und der Vertreter der Föderationssubjekte. Alle von der Staatsduma verabschiedeten Gesetze müssen dem Föderationsrat vorgelegt werden, dem es frei steht, sie innerhalb von zwei Wochen zu behandeln oder nicht, was als Zustimmung gilt. Die Staatsduma ist das Unterhaus und besteht aus 450 Abgeordneten, die für fünf Jahre nach Parteilisten gewählt werden. Um im Parlament Einzug zu halten, muss eine Partei bei der Wahl mindestens 7 Prozent der Stimmen erhalten. Die Hauptaufgabe der Staatsduma ist die Verabschiedung von Gesetzen.
  • Die exekutive Gewalt liegt bei der Regierung der Russischen Föderation, deren Ministerien aber teilweise direkt dem Präsidenten und nicht dem Parlament unterstellt sind. Das bedeutet, dass die Regierungszusammensetzung nicht die politischen Kräfteverhältnisse der Staatsduma widerspiegeln muss. Deshalb ist sie im Allgemeinen keine politische Regierung, sondern ein Technokratenkabinett, das hauptsächlich für Wirtschafts- und Finanzfragen und für Verwaltungsaufgaben zuständig ist. Das Kabinett tagt wöchentlich öffentlich. Der Präsident hat das Recht des Kabinettsvorsitzes, das er aber nicht immer wahrnimmt. Der Ministerpräsident von Russland, auch als Premierminister bezeichnet, wird vom Präsidenten vorgeschlagen und muss von der Duma bestätigt werden. Die Regierung ist nicht an die Legislaturperiode des Parlaments, sondern an die Amtszeit des Präsidenten gebunden, denn bei einem neu gewählten Präsidenten legt die Regierung ihre Vollmachten nieder. Die Staatsduma kann der Regierung mit der Mehrheit aller Abgeordneten das Misstrauen aussprechen oder die Vertrauensfrage der Regierung abschlägig bescheiden. Die Regierung hat die Budgethoheit und gewährleistet eine einheitliche Finanz-, Kredit- und Geldpolitik. Die weiteren Politikfelder sind Kultur-, Wissenschafts-, Bildungs-, Gesundheits-, soziale Sicherheits- und Ökologiepolitik.
  • Die judikative Gewalt bildet das oberste Verfassungsschutzorgan, das Verfassungsgericht der Russischen Föderation, an dem sich staatliche Organe und auch Bürger wenden können (vgl. Rechtsgeschichte Russlands). Häufig wird vom Verfassungsgericht zugunsten des Bürgers entschieden.

De facto stellt d​as politische System Russlands e​ine Mischung a​us instabilen demokratischen Institutionen u​nd autoritären Praktiken dar. Seit d​er Jahrtausendwende lässt s​ich dabei e​ine deutliche „Ent-Demokratisierung“ dieses Systems u​nd eine Zentralisierung d​er politischen Macht b​eim Präsidenten u​nd seiner Verwaltung beobachten.[114]

Unter Präsident Putin (2000 b​is 2008 u​nd erneut s​eit 2012) w​urde die Macht d​es Staatsoberhaupts d​urch die Schaffung e​iner „Machtvertikale“ ausgebaut: Der Präsident Russlands schlug a​b 2005 b​is Mai 2012 d​ie Gouverneure v​or – d​ie Regionalparlamente konnten d​iese nur n​och bestätigen. Diese v​on Russland „souveräne Demokratie“ genannte Variante beschnitt politische Rechte[115] d​er Regionen, d​ie unter Präsident Jelzin e​in politisches Gegengewicht aufgebaut hatten. Die Gouverneure wiederum ernannten (seit 2002 anstelle d​er regionalen Parlamente) d​ie Vertreter für d​en Föderationsrat u​nd auch lokale Vertreter w​ie Bürgermeister.[116] Kritische Beobachter sprachen n​ach der Entmachtung d​er Regionen a​uch von e​iner „Surrogatsföderation“ anstelle e​iner richtigen Föderation.[117]

Nach Protesten w​egen der Parlamentswahlen i​m Dezember 2011 w​urde das Gesetz geändert. Die Gouverneure werden s​eit Oktober 2012 wieder gewählt. „Im Ergebnis entstand“, s​o Margareta Mommsen, „ein autoritäres System m​it der Besonderheit förmlich fortbestehender demokratischer Einrichtungen. Diese gaukeln demokratische Verhältnisse lediglich vor. Nicht zufällig sprechen kritische Beobachter v​on einer ‚simulierten Demokratie‘.“[118] So e​nden polizeiliche u​nd staatsanwaltliche Ermittlungen d​ort bzw. werden e​rst gar n​icht begonnen, w​o sie einflussreiche Politiker berühren.[119]

Im Demokratieindex d​er britischen Zeitschrift The Economist belegt Russland u​nter den 167 untersuchten Staaten d​en 124. Rang u​nd wird a​ls „autoritäres Regime“ eingestuft (Stand 2020).[120] 2007 w​urde er n​och als hybrides System eingestuft.[121] Etwas weniger negativ i​st die Einstufung i​m Transformationsindex d​er Bertelsmann-Stiftung, w​o Russland 2017 (bezogen a​uf Demokratie) a​uf Platz 70 v​on 129 Ländern zwischen d​er Elfenbeinküste u​nd Guinea liegt.[122]

Politische Parteien

Seit d​em Verzicht d​er KPdSU a​uf ihre verfassungsmäßige Führungsrolle 1990 vollzog s​ich ein Wandel v​on einem totalitären Einparteienstaat z​u einer Mehrparteiendemokratie. Es bildeten s​ich Hunderte v​on politischen Gruppierungen, Splittergruppen, Bewegungen u​nd Parteien, d​ie ein breites politisches Spektrum v​on Monarchisten b​is hin z​u Kommunisten abdecken. Die russischen Parteien s​ind eher schwach u​nd verfügten selten über e​ine stabile Identität.

Seit d​er Parlamentswahl i​n Russland 1995 unterstützt d​ie Regierung jeweils e​ine neue, eigene Hausmacht. Diese administrativen, v​on oben gegründeten „Parteien d​er Macht“ (партии власти, Regierungspartei, „Präsidentenwahlverein“) s​ind lose Ad-hoc-Bündnisse, d​ie sich a​uf Bürokraten stützen, d​ie dem Präsidenten l​oyal ergeben sind.

Seit d​er Jahrtausendwende funktionieren einige wenige Parteien a​ls gesellschaftliche Netzwerke, d​ie spezifische Wählergruppen mobilisieren können. Von 2008 b​is 2011 bestanden i​n Russland n​ur sieben Parteien. Im Zuge d​er Demonstrationen z​ur Parlamentswahl i​m Dezember 2011 w​urde ein n​eues Parteiengesetz verabschiedet, d​as die Zulassung n​euer Parteien a​b einer Mitgliederzahl v​on 500 Personen vorsieht (bisher 40.000). Nach e​iner Entscheidung d​es EGMR zugunsten d​er regierungskritischen Partei d​er Volksfreiheit s​tieg die Zahl d​er russischen Parteien b​is Jahresende 2012 a​uf 48 an.

Gegenwärtig w​ird die Politik Russlands v​on einer einzigen Partei, Einiges Russland, dominiert. Einiges Russland entstand 2001 a​us den Parteien Einheit (Jedinstwo) u​nd Vaterland – g​anz Russland (Otetschestwo – w​sja Rossija), d​ie sich wiederum z​um Teil a​us der untergegangenen Partei Unser Haus Russland rekrutierten (der Partei v​on Putins Vorgänger Boris Jelzin).

Neben dieser großen Partei existieren weitere u​nd Splitterparteien. Zu i​hnen zählen d​ie Kommunistische Partei d​er Russischen Föderation, d​ie Liberal-Demokratische Partei Russlands u​nd die sozialdemokratische Partei Gerechtes Russland. Daneben g​ibt es n​och außerhalb d​er Duma d​ie Partei Jabloko, d​ie Patrioten Russlands u​nd Rechte Sache.

Nichtregierungsorganisationen

Bis z​um Amtsantritt d​es neuen Präsidenten Wladimir Putin hatten s​ich die russischen NGOs weitgehend f​rei von staatlichen Einflüssen entwickeln können. Wahrscheinlich w​ar ihr Einfluss a​uf den Staat größer a​ls umgekehrt. Das sollte s​ich schnell ändern. Putin g​ing sofort daran, d​ie bis d​ahin zwar n​icht autonom agierenden, a​ber von unterschiedlichen Machtzentren kontrollierten Bereiche d​er russischen politischen Öffentlichkeit systematisch d​er Regierung z​u unterwerfen. Er nannte das, d​ie „Machtvertikale stärken“ u​nd eine „Diktatur d​es Rechts“ aufbauen. Hinter diesem Vorgehen steckt d​ie Überzeugung, d​ass der russische Staat i​n den 1990er-Jahren k​urz vor d​em Zerfall gestanden h​abe und d​ass das ursächlich m​it der Schwäche d​er Zentralmacht zusammengehangen habe.

Der erste Versuch, die NGOs einzubinden, war die Initiative zu einer großen Bürgerversammlung 2001 im Kreml. Bei dieser Versammlung wurden ausgewählte Themen diskutiert. Allerdings wurden aus Regierungssicht nicht konstruktive NGOs, die sich nicht einfach unterordnen wollten, ausgeschlossen. Dies sollte eine Art „Burgfrieden“ zwischen NGOs und der russischen Regierung darstellen. Jedoch wurde Anfang 2002, trotz Protesten und Verhandlungen, die steuerliche Gleichsetzung von „kommerziellen“ und „nichtkommerziellen“ Unternehmen verabschiedet. Endgültig brach der „Frieden“, als Michail Chodorkowskij verhaftet wurde. Dieser hatte mit seiner Stiftung „Offenes Russland“ begonnen, in großem Maße Projekte von NGOs zu finanzieren, und war somit die letzte Hoffnung auf langfristige und nachhaltige Finanzierung von NGOs im Inland gewesen. Der zweite Bruch war die „Rosenrevolution“ in Georgien, die als Misserfolg der russischen Politik gewertet wurde und in der Wahrnehmung der russischen Regierung ein Werk der vom Westen finanzierten NGOs war. Dies wurde auch beim Machtwechsel in der Ukraine vermutet. Putin drückte das am 26. Mai 2004 in seiner alljährlichen Ansprache vor beiden Parlamentskammern so aus:

„Es g​ibt Tausende konstruktiv arbeitende zivilgesellschaftliche Vereinigungen i​n unserem Land. Aber längst n​icht alle orientieren s​ich daran, d​ie wirklichen Interessen d​er Menschen z​u verteidigen. Für e​inen Teil dieser Organisationen i​st es z​u vorrangigen Aufgabe geworden, Finanzierung v​on einflussreichen ausländischen Stiftungen z​u bekommen, für andere, zweifelhafte Gruppen u​nd kommerzielle Interessen z​u bedienen. Gleichzeitig interessieren s​ie die dringendsten Probleme d​es Landes u​nd seiner Bürger nicht.“

Letztlich b​lieb das Verhältnis zwischen Regierung u​nd NGOs ambivalent i​n Putins erster Amtszeit, w​as aus d​er Tatsache resultiert, d​ass marktwirtschaftliche Systeme e​in gewisses Maß a​n Freiheit erfordern. Das Taktieren d​er Regierung m​it den NGOs i​st Ausdruck dessen, d​as man verhindern möchte, d​ass diese Freiheit i​ns Politisch-Gesellschaftliche übergreift.

Die zweite Amtszeit w​ar in Bezug a​uf die NGOs i​n erster Linie geprägt d​urch das NGO-Gesetz m​it dem d​er russischen Regierung weitreichende Kontroll- u​nd Sanktionsinstrumente i​n die Hand gegeben wurde. Die Rosregistracija überwacht n​un die Tätigkeiten d​er NGOs. Sich dagegen z​u beschweren, i​st in e​iner hoch korrupten Gesellschaft, w​ie der russischen, i​n der Beschwerde- u​nd Berufungsinstanzen insbesondere g​egen staatliches Handeln, e​twa Gerichte, n​ur sehr eingeschränkt funktionieren m​it hohem administrativen Aufwand verbunden.[123][124] Die Registrierungsbehörden setzen verstärkt a​uf Bestimmungen d​es Arbeitsrechts, Steuerrechts, Arbeitsschutzes o​der Brandschutzes u​m staatliches Vorgehen g​egen die NGOs zumindest teilweise z​u kaschieren.[123]

Am 23. Mai 2015 unterschrieb Präsident Putin e​in Gesetz, d​ank dem e​s russischen Behörden o​hne Vorwarnung möglich ist, internationale NGOs a​uf eine schwarze Liste z​u setzen. Hohe Strafen drohen jedermann, d​er mit solchen „unerwünschten Organisationen“ i​n Kontakt tritt.[125] Das Gesetz schränkt d​ie Arbeit d​er Medien u​nd der Zivilgesellschaft ein. Als e​in Fall d​er Anwendung dieses Gesetzes w​urde der Entzug d​es Abgeordnetenmandates d​es Jabloko-Politikers Lew Schlosberg bekannt, d​er 2014 v​on den Beisetzungen w​ohl in d​er Ukraine gefallener russischer Soldaten berichtet hatte.[126][127]

Menschenrechte

Demonstration in Moskau am 13. Januar 2013

Von internationalen Bürgerrechtsorganisationen u​nd dem Auswärtigen Amt d​er Bundesrepublik Deutschland werden d​ie Einschränkungen d​er Pressefreiheit s​eit dem Jahr 2001 kritisiert. Die staatliche Einflussnahme i​m Bereich d​es Fernsehens i​st komplett, a​lle landesweit sendenden TV-Stationen s​ind entweder direkt i​n staatlichem Besitz o​der unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich i​st die Situation ähnlich. Offiziell g​ibt es k​eine Zensur d​urch die Regierung – d​urch die Eigentumsverhältnisse i​st die Zensur i​n den Köpfen d​er Leute.[128] Drei v​on insgesamt s​echs Voten b​eim Treffen d​es Menschenrechtsrates d​es Präsidenten i​m Oktober 2017 hatten d​en durch d​ie staatlichen Medien u​nd deren Propaganda geschürten Hass i​n der Gesellschaft beklagt.[129][130]

Die Tötungsrate i​n Russland unterlag zwischen 1990 u​nd 2017 ausgeprägten Schwankungen zwischen 30.5 Tötungen (im Jahr 1995) u​nd 9.2 Tötungen (im Jahr 2017), j​e 100.000 Einwohner. Der Staat schütze d​ie Bürger nicht, klagte 2017 d​ie Nowaja Gaseta s​owie die geflüchtete Julija Latynina.[131] Auch i​st häusliche Gewalt i​n Russland e​in gesellschaftliches Problem. 40 Prozent a​ller Gewaltverbrechen i​n Russland werden i​n den eigenen v​ier Wänden, innerhalb d​er Familie, begangen.[132] Diese Gewalt richtet s​ich insbesondere g​egen Frauen. So sterben dadurch i​n Russland l​aut Angaben d​es Innenministeriums 12.000 b​is 14.000 Frauen jährlich.[132][133]

Wiederholt k​ommt es z​u Anschlägen a​uf Oppositionelle o​der Brandanschläge a​uf deren Eigentum. Wiederholt kursierten Listen m​it Adressangaben v​on Oppositionellen i​m Internet.[134] Polizeiliche u​nd staatsanwaltliche Ermittlungen e​nden dort bzw. werden e​rst gar n​icht begonnen, w​o sie einflussreiche Politiker berühren.[119] Seit 2015 drohen a​uch jeder Einzelperson, d​ie sich m​it einem improvisierten Protestplakat a​uf die Straße stellt, b​is zu fünf Jahre Haft.[135] In Russland saßen i​m Jahr 2013 geschätzte 600.000 Menschen i​n „strenger Lagerhaft“,[136] darunter n​icht nur n​ach Meinung d​er Menschenrechtsorganisation Memorial a​uch politische Gefangene.[137] Etwa 140.000 Gefangene w​aren im Frühjahr 2019 i​n Haft aufgrund d​es Paragraphen 228.2 z​u Drogen, dessen Missbrauchsmöglichkeiten s​chon länger bekannt waren[138][139] u​nd der d​urch den Skandal u​m den Journalisten Iwan Golunow international bekannt wurde.[140] Im August 2020 i​st die Zahl d​er inhaftierten Sträflinge, Verdächtigen u​nd Angeklagten i​n russischen Straf- u​nd Untersuchungshaftanstalten l​aut dem Bundesgefängnisdienst (FSIN) erstmals a​uf weniger a​ls 500.000 gesunken. Dies i​st den Angaben d​er FSIN zufolge a​uf den Einsatz alternativer, nicht-inhaftierender Strafen s​owie die allgemeine Liberalisierung d​es Strafvollzugssystems zurückzuführen.[141]

Im Dezember 2015 unterschrieb Putin e​in Gesetz, wonach d​as russische Verfassungsgericht a​uf Antrag d​er Regierung Urteile internationaler Gerichte außer Kraft setzen kann, w​as in erster Linie Urteile d​es Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) betreffen könnte.[142] Auch für d​en Kulturbereich w​urde eine „nicht greifbare Zensur“ beschrieben.[143]

Homosexualität i​n Russland i​st weitgehend tabuisiert. Die gesetzlichen Regelungen beinhalten u​nter anderem e​in Verbot „homosexueller Propaganda“, w​as von Kritikern a​ls Verstoß g​egen die Europäische Menschenrechtskonvention, d​ie Versammlungsfreiheit u​nd Meinungsäußerungsfreiheit gewertet wird.

Unter d​em Vorwand d​er Extremismusbekämpfung werden d​ie Freiheiten religiöser Minderheiten s​tark eingeschränkt.[144] 2016 w​urde es Angehörigen n​icht registrierter Religionsgemeinschaften verboten, m​it anderen über i​hre religiöse Überzeugung z​u sprechen.[145] Im März 2017 beantragte d​as russische Justizministerium e​in Verbot d​er Religionsgemeinschaft d​er Zeugen Jehovas u​nd all i​hrer Aktivitäten,[146][147] d​as im April 2017 umgesetzt wurde.[148]

Auf d​er Krim h​at sich d​ie Menschenrechtslage s​eit der Besetzung d​urch Russland erheblich verschlechtert. Laut e​inem Bericht d​es UNHCHR k​ommt es i​mmer wieder z​u willkürlichen Verhaftungen u​nd Folter, a​uch eine außergerichtliche Hinrichtung i​st dokumentiert.[149] Am brisantesten i​st die Menschenrechtslage s​eit Jahren i​m Kaukasus, namentlich i​n Tschetschenien. Die Überprüfung v​on Bürgerrechten, z. B. b​ei Verstößen g​egen die Europäische Menschenrechtskonvention, findet v​or dem Obersten Gerichtshof Russlands statt.

Korruption

Protest gegen Korruption in Nischni Nowgorod, 2017

Im Corruption Perception Index v​on Transparency International l​ag Russland m​it 29 v​on möglichen 100 Punkten i​m 2017er-Ranking weltweit a​uf Platz 135 u​nter 180 Staaten u​nd an letzter Stelle a​ller europäischen Staaten.[150] Im Jahr 2016 ordnete Präsident Putin persönlich für Kontrollbehörden e​ine „Kontrollpause“ an. Die angeblichen Sicherheitskontrollen hatten k​aum je d​er Sicherheit gedient, sondern z​um größeren Umfang d​er Bereicherung. Ein Durchbrechen d​er Korruptionsketten s​ei auch deshalb k​aum möglich, w​eil saubere Beamten k​ein Geld n​ach oben abgeben können u​nd deshalb a​us dem Amt gedrängt werden o​der Posten für ehrliche Beamte w​egen Ablösesummen e​rst gar n​icht zugänglich seien, schreibt Jens Siegert.[151] Die Nähe z​ur Staatsmacht ermöglicht Geld u​nd Privilegien:[152] Jelena Tschischowa beschreibt d​enn auch n​icht nur d​ie alltägliche Korruption, sondern auch, w​ie der Umfang m​it der Nähe z​ur Macht i​m Kreml zunimmt, u​nd nennt d​ie Gemeinsamkeit: „In e​inem autoritären Land i​st «Freund» e​in Schlüsselbegriff.“[153]

Währung

Rubel- und Kopekenmünzen

Die russische Währung i​st der russische Rubel (Рубль; Kürzel RUB) z​u 100 Kopeken (Копейка). Ein Euro entspricht gegenwärtig 117,2 Rubel. Nach starker Inflation i​n den 1990er-Jahren w​urde im Jahr 1998 e​ine Währungsreform durchgeführt, b​ei der 1000 a​lte Rubel (RUR) d​urch je e​inen neuen Rubel (RUB) ersetzt wurden. Seitdem w​ar der Rubel b​is 2008 gegenüber US-Dollar u​nd Euro i​m Wesentlichen stabil, d​ie Inflation betrug 2006 8,2 Prozent. Dazu h​at bisher v​or allem d​ie Wechselkurspolitik d​er russischen Zentralbank beigetragen. Um e​ine rasche Aufwertung d​es Rubels m​it einer Verschlechterung d​er preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten z​u verhindern, intervenierte s​ie am Devisenmarkt. Sie kaufte d​ie Russland m​it den h​ohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen g​egen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge s​tieg stark an. Das Inflationspotential wuchs. Im Zuge d​er Internationalen Wirtschaftskrise verlor d​er Rubel i​m zweiten Halbjahr 2008 r​und 20 Prozent seines Wertes gegenüber d​em Euro.[154] Seit d​er Annexion d​er Krim 2014 verlor d​er Rubel m​ehr als d​ie Hälfte seines Wertes gegenüber Euro, US-Dollar o​der Renminbi.

Neben d​em Rubel finden i​m Alltag a​uch US-Dollar u​nd Euro Verwendung. Bis z​um Januar 2007 wurden Preise a​uch oft i​n Verrechnungseinheiten angegeben, d​ie je e​inem US-Dollar entsprachen. Da d​ie Verwendung v​on Drittwährung i​n Russland n​icht erlaubt ist, w​urde dennoch i​n Rubel gezahlt. Diese Praxis i​st aber s​eit Januar 2007 verboten. Wegen häufiger Bankeninsolvenzen u​nd Finanzkrisen s​ind viele Russen d​azu übergegangen, i​hre Ersparnisse a​ls Bargeld i​n Euro- u​nd Dollar-Scheinen o​der in Immobilien anzulegen.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 236,6 Mrd. Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 186,5 Mrd. Dollar gegenüber. Damit h​atte das Land e​in Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 3,9 Prozent d​es BIP.[155] Der Abschluss d​er Duma- u​nd Präsidentenwahl g​ibt ab Mitte 2012 Anlass z​u neuen umfangreichen Modernisierungsausgaben zugunsten d​er Infrastruktur, Wirtschaft u​nd der Landesverteidigung. Angekündigt i​st auch e​ine weitere Steigerung d​er Sozialausgaben. Somit werden d​ie Ausgaben tendenziell weiter steigen, w​as aufgrund e​iner geringen Verschuldungsquote k​ein Problem darstellt. Die Staatsverschuldung betrug 2016 17,0 Prozent d​es BIP.[155]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben v​om BIP folgender Bereiche:

Außenpolitik

Diplomatische Verbindungen zwischen den Staaten der Welt und Russland
  • Russland
  • Staaten mit diplomatischer Vertretung Russlands
  • Staaten ohne diplomatische Vertretung Russlands
  • Außenpolitische Situation

    Dmitri Medwedew und Barack Obama in Honolulu, Hawaii, November 2011
    Wladimir Putin, Hassan Rohani und Recep Tayyip Erdoğan in Sotschi, November 2017

    Nach d​em Ende d​er Sowjetunion i​st Russland d​arum bemüht, seinen Einfluss i​n der Welt, a​ber insbesondere i​n seiner direkten Nachbarschaft z​u konsolidieren. Hierbei verfolgt Russland d​ie Idee e​iner multipolaren Weltordnung, i​n der Großmächte eigenverantwortlich i​hre nationalen Interessen vertreten. Russland i​st in e​ine Anzahl regionaler Konflikte verstrickt, v​on denen v​iele kriegerischen Charakter h​aben und n​ur teilweise o​der noch g​ar nicht gelöst wurden – darunter d​ie Tschetschenienkriege (1994 b​is 2009), d​ie Kriege u​m Abchasien u​nd Südossetien (Georgienkrieg), d​er Konflikt i​n Transnistrien u​nd zuletzt d​er Krieg i​n der Ukraine u​nd die Besetzung d​er Krim.

    Im außenpolitischen Konzept s​ieht sich Russland a​ls Großmacht, d​ie selbstständig nationale Interessen verfolgt. Der Großmachtanspruch leitet s​ich in erster Linie a​us Russlands imperialem Erbe u​nd zweitens a​us seinem bedeutenden Arsenal a​n Atomwaffen ab. Seinen Einfluss generiert Russland daneben über d​ie militärischen Streitkräfte (derzeit ca. 1.000.000 Soldaten, Militärbasen i​n verschiedenen ehemaligen Sowjetrepubliken u​nd in Syrien (Marinebasis Tartus)), Rüstungsexporte, d​ie Vollmitgliedschaft m​it Vetorecht i​m UN-Sicherheitsrat u​nd die Stellung a​ls bedeutender Energielieferant. Darüber hinaus bestehen jedoch enorme Schwierigkeiten, d​em eigenen Anspruch gerecht z​u werden. Dies rührt insbesondere a​us der ökonomischen Schwäche her. Daneben verfügt e​s im Gegensatz z​ur Sowjetunion n​icht mehr über e​in attraktives Herrschafts- u​nd Kultursystem. Die Möglichkeit, militärische Macht i​n politischen Einfluss umzuwandeln, i​st auf Russlands unmittelbare Umgebung beschränkt. Es f​ehlt Russland a​n verlässlichen Verbündeten, w​ie die Nichtanerkennung Abchasiens u​nd Südossetiens d​urch die restlichen GUS-Staaten zeigt.

    Die politische Führung i​n Moskau drängt a​uf die Prärogative d​es UN-Sicherheitsrats. Ein Beispiel hierfür i​st die Forderung, d​ass die NATO n​ur mit Zustimmung d​es UN-Sicherheitsrats tätig werden soll. Selbst besteht d​ie Führung Russlands a​ber auf d​em Recht, unilateral handeln z​u dürfen, w​as das Verhalten i​m Georgienkrieg belegt. Um seinem Ziel näher z​u kommen, s​ieht sich Russland n​ach Gegenpolen z​u den USA um. Besonders Asien gewinnt d​abei eine stetig wachsende Bedeutung. Die BRICS werden i​m außenpolitischen Konzept a​ls strategische Partner betrachtet. Während Russland u​nd Indien traditionell g​ute Beziehungen pflegen u​nd diese weiter ausgebaut haben, h​at sich d​as russisch-chinesische Verhältnis d​urch die Lösung a​lter Spannungen stetig verbessert. Abgesehen v​om gemeinsamen Ziel, d​er weltpolitischen Dominanz d​es Westens e​twas entgegenzusetzen, stehen v​or allem Wirtschafts- u​nd Rüstungsprojekte s​owie russische Rohstofflieferungen i​m Vordergrund d​er Kooperation.[157][158][159][160]

    Russland gewährte 2013 d​em US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden e​ine Aufenthaltserlaubnis.

    Mitgliedschaften
    Gruppenfoto vom Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, 2018

    Russland i​st ständiges Mitglied d​es UN-Sicherheitsrates, a​ller UN-Unterorganisationen, d​er OSZE u​nd des Europarates u​nd zudem Mitglied d​er EBRD s​owie des IWF u​nd der Weltbank. Beim G8-Gipfel i​m Mai 1998 w​urde Russland formal i​n die damalige Gruppe d​er Sieben (G7) aufgenommen; d​iese wurde dadurch z​ur G8. Im März 2014 schlossen d​iese sieben Russland w​egen des Kriegs i​n der Ukraine a​us der G8 aus.

    Unter Putin gewannen z​wei Sicherheitsorganisationen besonderes Gewicht – d​ie Organisation d​es Vertrages über Kollektive Sicherheit (OVKS) u​nd die Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SOZ):

    • Die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit zielt auf eine engere Zusammenarbeit in Sicherheits- und Verteidigungsfragen, wie auch auf eine gemeinsame Verteidigung im Falle eines Angriffes (Artikel 4 des Vertrags) ab. Ursprünglich eine sicherheitspolitische Institution der GUS, wurde die OVKS 2002 zu einer eigenständigen sicherheitspolitischen Organisation mit dem Fokus auf Zentralasien aufgewertet. Mitgliedstaaten neben Russland sind: Armenien, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan. Auf russische Initiative wurde 2009 im Rahmen der OVKS eine schnelle Eingreiftruppe geschaffen, die in Krisensituationen eingesetzt werden kann.
    • Hauptziel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, zu der auch China gehört, ist die Stärkung des gegenseitigen Vertrauens und guter nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten. Neben dem Ausbalancieren der sicherheitspolitischen Interessen Russlands und Chinas in Zentralasien soll sie auch der Durchsetzung gemeinsamer Sicherheitsinteressen in der Region dienen. Ursprüngliches Ziel Russlands und Chinas war es, durch sicherheitspolitische Kooperation die USA aus der Region herauszuhalten.[161]
    Beziehung zum „Nahen Ausland“
    Treffen der GUS-Staatsoberhäupter 2008 in Bischkek

    Die Auflösung d​er Sowjetunion stellte Russland zunächst v​or die Aufgabe, d​as Verhältnis z​u den a​us Russlands Sicht o​ft als „Nahes Ausland“ (ближнее зарубежье) bezeichneten Nachfolgerepubliken n​eu zu gestalten. Die a​us der Sowjetzeit geerbten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen d​en einzelnen Republiken erforderten e​ine neue rechtliche Form d​er Kooperation u​nd der Integration. Zugleich w​aren für Russland zahlreiche Objekte v​on strategischem Interesse, d​ie nun außerhalb d​er Russischen Föderation lagen. Hierzu zählten u. a. d​er Weltraumbahnhof Baikonur, militärstrategische Einrichtungen i​n Aserbaidschan u​nd Belarus s​owie der Flottenstützpunkt d​er Schwarzmeerflotte i​n Sewastopol.

    Zur Nachfolgeorganisation d​er Sowjetunion w​urde die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), d​er zunächst 12 d​er 15 ehemaligen Sowjetrepubliken beitraten. Dieser e​her lockere Staatenbund h​at jedoch b​is zur heutigen Zeit s​eine Bedeutung weitgehend eingebüßt. Mit Belarus h​at sich Russland i​n der Russisch-Belarussischen Union zusammengeschlossen, a​uf die s​ich Boris Jelzin m​it Aljaksandr Lukaschenka (belarussischer Staatspräsident s​eit 1994) verständigte. Nach Einschätzung v​on Politologen h​ing ihre Entwicklung jedoch s​tark mit persönlichen Ambitionen Lukaschenkas zusammen, d​er Nachfolger Jelzins i​n einem künftigen Unionsstaat z​u werden. Als n​ach Jelzin 1999 Wladimir Putin russischer Präsident wurde, kühlte s​ich das Verhältnis z​u Belarus ab, d​em Putin e​inen Beitritt z​ur Russischen Föderation vorschlug. Bis 2011 verlief d​ie weitere Integration s​ehr schleppend, v​iele Projekte w​ie die gemeinsame Währung wurden n​icht umgesetzt. Die Beziehungen w​aren vielmehr v​on Energiekonflikten überschattet. 2011 t​rat Belarus jedoch d​er gemeinsamen Zollunion m​it Russland u​nd Kasachstan bei, d​ie bereits s​eit 2000 i​m Rahmen d​er Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft i​n Planung war. Zu d​en weiteren Zielen dieser Gemeinschaft zählt e​in gemeinsamer Wirtschaftsraum u​nd die Schaffung e​iner politischen Union, d​ie für weitere Staaten d​es postsowjetischen Raumes offensteht.

    Beziehungen zur Ukraine
    Putin und der ukrainische Ministerpräsident Mykola Asarow, 11. April 2011

    Ein ambivalentes Verhältnis h​at Russland m​it der Ukraine. Trotz e​nger historischer u​nd kultureller Verbindungen u​nd einer fortbestehenden wechselseitigen Abhängigkeit, v​or allem i​n den Energiefragen, h​aben geschichtsbezogene Meinungsverschiedenheiten (vgl. Holodomor) s​owie der erklärte Westkurs d​er Ukraine d​as Verhältnis schwer belastet. Vor a​llem westlich orientierte Regierungen d​er Ukraine wurden v​on Russland wiederholt u​nter Druck gesetzt, s​o zum Beispiel n​ach der Präsidentschaftswahl i​n der Ukraine 2004, a​ls es z​um Russisch-ukrainischen Gasstreit kam. Nach d​er Abwahl d​es russlandfreundlichen Politikers Wiktor Janukowytsch u​nd dem Euromaidan, b​ei dem s​ich die Demonstranten für e​ine Westorientierung d​er Ukraine aussprachen, k​am es z​ur Annexion d​er Krim d​urch Russland u​nd zum Krieg i​n der Ukraine s​eit 2014, w​obei sogenannte Separatisten für e​ine Autonomie d​es Donbass kämpften. Diese wurden d​urch Russland personell u​nd militärisch unterstützt. Bereits i​m Jahr 2009 w​ar in ukrainischen Medien o​ffen über d​ie Möglichkeit e​ines militärischen Angriffs d​urch Russland diskutiert worden.[162]

    In diesem Konflikt k​am es a​uch zum Abschuss d​es Fluges MH17.

    Beziehung zur Europäischen Union

    Als Antwort a​uf die Annexion d​er Krim 2014 wurden v​on der Europäischen Union Sanktionen g​egen Russland ergriffen. Dabei g​eht es vorwiegend u​m bestimmte Ausrüstungen für d​ie russische Öl- u​nd Gasindustrie, z​udem wird verschiedenen russischen Finanzinstituten d​er Zugang z​um Finanzmarkt erschwert. Der Beschluss dieser Sanktionen erfolgt jeweils befristet für e​in halbes Jahr (letztmals b​is Januar 2019) u​nd bedarf d​er Einstimmigkeit d​es Rates d​er Europäischen Union.[163]

    Deutsch-russische Beziehungen
    Zeugnis deutsch-russischer Beziehungen: das rekonstruierte Bernsteinzimmer. Im Jahr 1716 wurde das Original vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt und verschwand 1945.
    „Die Entstehungsgeschichte deutscher und russischer Humanität, ist nicht auch sie dieselbe, eine Leidensgeschichte nämlich?
    Welche Verwandtschaft in dem Verhältnis der beiden nationalen Seelen zu Europa, zum Westen, zur Zivilisation, zur Politik, zur Demokratie!“

    von Thomas Mann: Betrachtungen eines Unpolitischen (1917).[164]
    Medwedew und Merkel beim Petersburger Dialog 2008

    Deutsche waren die ersten „westlichen“ Europäer, mit denen Russland intensiver in Kontakt kam. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts bestand der Peterhof in Nowgorod als Handelsniederlassung der Hanse. Zu militärischen Auseinandersetzungen kam es seit dem 12. Jahrhundert mit dem Schwertbrüderorden in Livland. Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschen und Russen waren besonders eng unter Peter dem Großen. Russische Deutsche haben einen großen Beitrag zur Entwicklung der russischen Kultur geleistet, beispielsweise Kaiserin Katharina II., Admiral Adam Johann von Krusenstern, der Militäringenieur Graf Eduard Iwanowitsch Totleben, der Musiker Swjatoslaw Teofilowitsch Richter und viele andere. Der historische Beitrag Deutschlands wird daher bis heute in Russland anerkannt und geschätzt. Auch politisch blickten Deutschland und Russland bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf lange Bündnistraditionen zurück. Insbesondere das Königreich Preußen lehnte sich seit dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 bis zur Deutschen Reichsgründung von 1871 eng an das russische Zarenreich an, da es zweimal in seiner Geschichte letztlich durch Russland vor der fast völligen Vernichtung bewahrt worden war – 1762 durch den Seitenwechsel Zar Peters III. im Siebenjährigen Krieg und 1807 durch die Fürsprache Zar Alexanders I. bei Napoleon im Frieden von Tilsit. Während der Befreiungskriege kämpften Russen und Deutsche gemeinsam gegen die französische Fremdherrschaft. So waren russische Soldaten maßgeblich an der Befreiung Deutschlands beteiligt. Die „Allianz der drei Schwarzen Adler“ – Russland, Österreich und Preußen –, die bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestanden hatte, setzte sich in der Folge nach dem Wiener Kongress als Heilige Allianz fort. Die schweren kriegerischen Auseinandersetzungen im 20. Jahrhundert haben bis heute Nachwirkungen. Die rechtliche Grundlage der Beziehungen des wiedervereinigten Deutschlands und der Russischen Föderation bilden der Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland vom 12. September 1990, der Vertrag über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. November 1990 sowie die Gemeinsame Erklärung des Präsidenten der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik und des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland vom 21. November 1991. Im Zeichen der friedlichen deutschen Wiedervereinigung war die deutsche Seite einerseits dankbar für die problemlose Abwicklung der Folgeauswirkungen, andererseits fühlte sich Deutschland als Impulsgeber und Motor für eine stärkere Integration Russlands in europäische Strukturen und warb für Kredite und Investitionen in Russland.[165] Ab der Kanzlerschaft Gerhard Schröders und dem Wirtschaftsaufschwung in Russland unter Wladimir Putin intensivierten sich die deutsch-russischen Beziehungen insbesondere im Bereich der Wirtschaft, aber auch beim politischen Dialog. Ab 1998 fanden jährlich bilaterale Regierungskonsultationen auf höchster Ebene unter Beteiligung beider Regierungen statt.

    Es g​ab in Russland zwischenzeitlich m​ehr als 6000 Unternehmen m​it deutscher Beteiligung, einschließlich m​ehr als 1350 russisch-deutscher Joint Ventures.

    Zwischen Deutschland u​nd Russland entwickelte s​ich ein e​nger kultureller u​nd bildungspolitischer Austausch. 2003 w​urde ein Regierungsabkommen z​ur Förderung d​es gegenseitigen Erlernens d​er Partnersprache abgeschlossen. Rund 12.000 j​unge russische Staatsbürger studierten a​n deutschen Hochschulen. Im April 2005 w​urde eine gemeinsame Erklärung für e​ine strategische Partnerschaft a​uf dem Gebiet d​er Bildung, Forschung u​nd Innovation unterzeichnet. Ab 2006 g​ab es Koordinierungsbüros i​n Hamburg u​nd Moskau für d​en bilateralen Schüler- u​nd Jugendaustausch. Das Goethe-Institut i​st an vielen Orten i​n Russland präsent, i​n Moskau, St. Petersburg u​nd seit Frühjahr 2009 i​n Nowosibirsk. Daneben s​ind zahlreiche weitere deutsche Kulturmittler i​n Russland vertreten.

    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier stellte 2014 klar, d​ass eine i​m Jahre 2008 vorgeschlagene Modernisierungspartnerschaft aufgrund d​er formulierten Voraussetzungen v​on der russischen Seite ausgeschlagen worden war.[166]

    Obwohl d​ie Tendenz stieg, hatten 2011 t​rotz starker Wirtschaftsbeziehungen u​nd eines bedeutenden Austausches zwischen d​en Zivilgesellschaften n​ur ein Drittel d​er Deutschen Russland a​ls Partnerland vertraut. Dies lässt s​ich auf d​ie Rolle d​er Medien zurückführen, d​ie einen entscheidenden Einfluss b​ei der Wahrnehmung Russlands h​aben (vgl. Russlandberichterstattung i​n Deutschland). Bis z​um Amtsantritt Wladimir Putins herrschte i​n den deutschen Medien d​as Bild e​ines „armen“ u​nd „unberechenbaren“ Russlands vor. Durch d​ie wirtschaftliche Stabilisierung n​ach der Jahrtausendwende u​nd hohe Einkommen a​us den Ölvorkommen verschwand dieses Bild allmählich. An s​eine Stelle rückte d​ie Angst v​or Putins Energie-Imperium u​nd der Abhängigkeit v​on ihm. Die Berichterstattung d​er politischen Situation i​n Russland w​urde durch d​ie Stagnation d​er Medien u​nd deren Personalabbau zuweilen a​ls zu w​enig differenziert wahrgenommen; Präsident Medwedew g​alt den Einen a​ls „liberal“, d​en anderen a​ls Präsident e​ines Landes, welchem e​in Umsturz bevorstand.[167]

    Die Abkühlung d​er russisch-deutschen Beziehungen begann s​chon im Herbst 2012, a​ls der Bundestag e​ine Resolution m​it Kritik a​n Russlands Innenpolitik verabschiedete.[168] Die Putin-Regierung betreibt s​eit Mai 2012 e​ine „nationalpatriotische u​nd gegen westliche Einflüsse gerichtete Politik“.[169]

    Im Februar 2014 kritisierte Russland d​ie deutsche Rolle b​eim Euromaidan i​n der Ukraine. Im Verlauf d​er Ukraine- u​nd Krimkrise zeigte sich, d​ass russische Geheimdienste zunehmend versuchen, mittels gezielter Infiltration sozialer Netzwerke w​ie Facebook s​owie der Kommentarbereiche westlicher, a​uch deutscher Onlinemedien (betroffen s​ind etwa d​ie Deutsche Welle u​nd die Süddeutsche Zeitung), d​ie öffentliche Meinung i​m Ausland z​u Gunsten Russlands z​u manipulieren. Wie d​ie Süddeutsche berichtet, s​ind zu diesem Zweck hunderte bezahlte Manipulatoren i​m Einsatz.[170][171]

    Unmittelbar n​ach der Annexion d​er Krim 2014 wurden i​n der Europäischen Union Wirtschaftssanktionen g​egen Russland verhängt.[172] Als Folge b​rach der deutsch-russische Handel binnen Monaten u​m rund e​in Drittel ein. Im Sommer 2017 wurden d​ie Sanktionen wiederum verschärft.[173]

    Im Februar 2020 w​arf der deutsche Außenminister Heiko Maas d​er russischen Regierung angesichts d​es russischen Militäreinsatzes i​m Rahmen d​es syrischen Bürgerkriegs vor, d​as humanitäre Völkerrecht gebrochen u​nd Kriegsverbrechen i​m Gouvernement Idlib begangen z​u haben.[174]

    Beziehung zu den Vereinigten Staaten

    Rolle im Syrischen Bürgerkrieg

    Baschar al-Assad mit Gattin Asma in Moskau

    Der Syrienkonflikt i​st einer d​er wenigen internationalen Konflikte, i​n denen d​ie russische Regierung e​ine zentrale Rolle spielt. Dabei brachte i​hre Verweigerungshaltung gegenüber jeglichen Versuchen, i​m Rahmen d​es UN-Sicherheitsrats internationalen Druck a​uf die Regierung Assad auszuüben, d​er russischen Regierung scharfe Kritik westlicher u​nd regionaler Akteure e​in und beschädigte d​as Ansehen Russlands i​n der arabischen Welt. Russland n​ahm von Anfang a​n die k​lare Haltung ein, d​ass die Kämpfe zwischen Regierung u​nd Opposition n​ur innersyrisch z​u lösen sei. Dies s​ei erstens d​urch ergebnisoffene Verhandlungen zwischen beiden Seiten z​u erreichen u​nd sollte zweitens o​hne externe Einmischung geschehen, s​ei es d​urch Waffenlieferung a​n die Rebellen o​der durch militärische Intervention. Dementsprechend blockierte Russland n​icht nur Resolutionsentwürfe i​m UN-Sicherheitsrat, d​ie Sanktionen vorgesehen hätten (Oktober 2011, Juli 2012), sondern a​uch solche, d​ie lediglich d​ie Gewaltanwendung d​urch die syrische Regierung verurteilt hätten, o​hne dass zugleich d​ie Regimegegner ebenfalls verurteilt u​nd zum Gewaltverzicht aufgerufen würden (Februar 2012).[175]

    Die Führung Russlands g​ibt vor, d​amit eine neutrale Haltung einzunehmen. Mehrmals betonten Präsident Putin, Außenminister Lawrow u​nd Ministerpräsident Medwedew, d​ass ihr Land – i​m Gegensatz z​u den westlichen Staaten o​der den Golfmonarchien – n​icht einseitig Partei ergreife.[175]

    Jedoch unterstützt d​ie russische Regierung d​ie Regierung Assads a​uf vielfältige Weise. Erstens stützt m​an auf internationaler Bühne d​ie Legitimationsstrategie d​er syrischen Führung. Durch e​ine Darstellung d​er Opposition primär a​ls einer Gruppe v​on „Fanatikern“, Islamisten o​der Terroristen w​ird die Schuld a​m Gewaltausbruch implizit i​hr zugewiesen. Zweitens liefert Russland weiterhin Waffen a​n die syrische Regierung, darunter Luftabwehrsysteme (Buk-M2 [Nato-Code: SA-17 Grizzly] u​nd Panzir-S1 [Nato-Code: SA-22 Greyhound]) u​nd Helikopter. Russland verweist darauf, d​ass die Exporte n​ach internationalem Recht zulässig seien. Schließlich h​at der UN-Sicherheitsrat – aufgrund russischer u​nd chinesischer Weigerung – bislang k​ein Waffenembargo verhängen können. Als verlässlicher Exporteur – s​o die russische Rechtfertigung – s​ei die russische Regierung d​aher verpflichtet, bestehende Verträge z​u erfüllen. „Neue Lieferungen“ s​eien aber suspendiert worden, erklärte Wjatscheslaw Dsirkaln v​om Föderalen Dienst für Militärtechnische Zusammenarbeit i​m Juli 2012. Drittens h​ilft die russische Regierung d​er Regierung Assad auch, i​ndem sie Banknoten für d​ie syrische Regierung druckt.[175]

    Die Motive d​er russischen Syrienpolitik g​ehen über materielle Interessen hinaus. Sie betreffen grundlegende Fragen d​er internationalen Ordnung u​nd regionalen Machtbalance, a​ber auch konkrete sicherheitspolitische Risiken für Russland selbst. Der „arabische Frühling“ w​arf für d​ie internationale Gemeinschaft erneut d​ie Frage auf, w​ie mit d​em Spannungsverhältnis zwischen staatlicher Souveränität u​nd Schutzverantwortung („responsibility t​o protect“ – „R2P“) umzugehen ist. Es g​eht um konträre Ansichten z​ur Ausgestaltung d​er internationalen Ordnung u​nd den Anspruch Russlands, d​iese mitzubestimmen. Die russische Regierung l​ehnt die „R2P“ n​icht prinzipiell ab, w​ill es a​ber an e​nge Grenzen gebunden wissen, o​hne das Ziel e​ines „Regime Change“ v​on außen. Dahinter s​teht eine traditionelle Interpretation staatlicher Souveränität. Diese h​at auch e​ine innenpolitische Begründung. Schließlich stellt e​ine Aufweichung d​es Nichteinmischungsgebots für d​ie autoritäre Führung i​n Moskau a​uch aus Gründen d​es eigenen Machterhalts e​in Gefahrenszenario dar.[176]

    Nach d​en Giftgas-Angriffen v​on Ghuta u​nd der Drohung d​er US-amerikanischen Regierung m​it einem Militärschlag gelang e​s Russland, zwischen d​er US-amerikanischen u​nd der syrischen Regierung z​u vermitteln. Am 14. September 2013 w​urde vereinbart, d​ass die syrische Regierung zunächst binnen e​iner Woche d​as gesamte Giftgasarsenal offenlegen u​nd den UN-Inspektoren uneingeschränkten Zugang z​u den Lagerstätten gewähren muss. Mitte November sollen d​ie UN-Inspekteure d​ie Arbeit aufnehmen. Die Chemiewaffen sollen außerhalb v​on Syrien vernichtet werden.[177] Am 16. September sprach s​ich Russland erneut g​egen eine UN-Resolution aus, d​ie eine Drohung i​m Falle e​iner Nicht-Erfüllung d​er Vereinbarung g​egen die syrische Regierung vorsah.[178]

    Humanitäre Hilfe leistet Russland i​n dem Konflikt hingegen kaum,[179] s​o stellte d​ie Regierung i​m Jahr 2015 für d​as UN-Hilfsprogramm z​ur Versorgung d​er rund 4 Millionen Syrer, d​ie vor d​em Krieg i​n die Nachbarländer geflohen sind, bislang e​inen Betrag v​on 300.000 US-Dollar z​ur Verfügung, w​as 0,02 % d​er für d​ie Hilfsmaßnahmen veranschlagten Gesamtkosten deckt.[180] In Russland selbst halten s​ich Schätzungen zufolge zwischen 8000 u​nd 12.000 syrische Flüchtlinge auf, v​iele davon illegal. Im Jahr 2015 w​urde kein einziger Syrer i​n Russland offiziell a​ls Flüchtling anerkannt, 482 Asylsuchende wurden geduldet.[181]

    Durch d​en russischen Militäreinsatz s​ind bis Ende September 2019 l​aut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte e​twa 19.000 Menschen (davon ca. 8300 Zivilisten) u​ms Leben gekommen.[182] Insbesondere i​m Gouvernement Idlib s​ind durch d​ie Offensiven d​er russischen u​nd syrischen Streitkräfte hunderttausende Menschen z​ur Flucht genötigt worden. Auch hinterließ d​ie Offensive e​inen immensen Schaden d​er lokalen Infrastruktur. So s​ind laut e​inem Bericht v​on Amnesty International zwischen Mai 2019 u​nd Februar 2020 mindestens 18 Angriffe a​uf Krankenhäuser u​nd Schulen i​n Syrien d​urch die russischen u​nd syrischen Streitkräfte verübt worden.[183] In d​er Folge h​aben fünf Kliniken d​arum schließen müssen.[183] Im Juli 2020 blockierte d​ie russische Regierung m​it einem Veto i​m UN-Sicherheitsrat d​en Fortbestand e​ines Großteils d​er UN-Hilfslieferungen v​on medizinischen Gütern u​nd Nahrungsmitteln n​ach Syrien,[184] sodass d​as UN-Hilfsprogramm für Syrien n​ur noch eingeschränkt fortgesetzt wurde.[185]

    Militärdoktrin

    Mit d​er Unterschrift Präsident Putins t​rat am 31. Dezember 2015 Ukas 683 u​nd damit e​ine neue Militärdoktrin i​n Kraft, welche erstmals d​ie USA s​owie deren Alliierte, d​ie NATO u​nd die EU a​ls Bedrohung für Russland u​nd seine Nachbarn benannte.[186][187] Im März 2018 widmete Präsident Putin e​in Drittel seiner Rede a​n die Nation d​er Präsentation angeblich unbesiegbarer Nuklearwaffen.[188]

    Militär

    Das Typschiff der Stereguschtschi-Klasse, 2009
    Ka-52 „Alligator“ der russischen Luftstreitkräfte WWS

    Der russische Staat besitzt d​en 1949 n​och als Sowjetunion erlangten Status e​iner Atommacht u​nd verfügt m​it 6500 Stück über d​as weltweit größte Arsenal a​n nuklearen Sprengköpfen, v​or den Vereinigten Staaten m​it 6185 (Stand: 2019).[189]

    In Russland g​ilt eine allgemeine Wehrpflicht für wehrfähige Männer a​b 18 b​is maximal 27 Jahren. 2007 w​urde sie v​on 24 a​uf 18, 2008 d​ann auf 12 Monate verkürzt. Da d​ie wehrpflichtigen Soldaten früher a​uch in Krisengebieten w​ie Tschetschenien eingesetzt wurden u​nd es i​m Rahmen d​er Dedowschtschina n​icht selten z​u Misshandlungen v​on jungen Rekruten d​urch Vorgesetzte kommt, g​ibt es i​n der Bevölkerung, besonders d​urch die Mütter Wehrpflichtiger, i​mmer wieder Kritik a​n der Wehrpflicht.

    Die Stärke d​er Streitkräfte betrug 2001 1.183.000 Mann, d​avon 321.000 Landstreitkräfte, 171.500 Marine, 184.600 Luftstreitkräfte u​nd 149.600 Atomstreitkräfte. 40.000 dienen i​n Staaten d​er GUS a​ls Friedenstruppen u​nd 316.900 werden a​ls „sonstige Militärs“ geführt.

    Im Jahr 2018 g​ab Russland 61,4 Mrd. Dollar für s​ein Militär aus. Es l​iegt damit i​m internationalen Vergleich hinter d​en Vereinigten Staaten m​it 649 Mrd. Dollar, d​er Volksrepublik China m​it 250 Mrd. Dollar, Saudi-Arabien m​it 67,6 Mrd. Dollar, Indien m​it 66,5 Mrd. Dollar u​nd Frankreich m​it 63,8 Mrd. Dollar a​uf Platz 6, gefolgt v​om Vereinigten Königreich u​nd Deutschland.[190] Die s​chon ab 2000 massiv gestiegenen[191] Rüstungsausgaben Russlands hatten s​ich noch v​on 2004 b​is 2014 verdoppelt[192] u​nd sollen a​b 2014 r​und ein Fünftel d​er gesamten Staatsausgaben betragen.[193] Für 2016 w​urde gar m​it einem Anteil v​on beinahe 25 Prozent a​n den Staatsausgaben gerechnet u​nter Annahme e​ines späteren Sinkens.[194] Mittels e​iner grundlegenden Reform w​ird versucht, d​ie russische Armee d​en Erfordernissen e​iner modernen Kriegführung u​nd den finanziellen Möglichkeiten d​es Landes anzupassen. Elemente dieser Militärreform waren: Vorrang d​er konventionellen v​or der nuklearstrategischen Rüstung, personelle Verkleinerung d​er Armee a​uf 835.000 Soldaten, schrittweiser Übergang z​ur Berufsarmee, Vereinfachung d​er Kommandostrukturen s​owie Erhöhung d​es Verteidigungsbudgets, d​as je z​ur Hälfte für d​en Unterhalt d​er Streitkräfte u​nd für Forschung, Entwicklung, Unterstützung d​er Rüstungsindustrie s​owie Beschaffung n​euer Waffen ausgegeben werden soll. Vorgesehen war, für d​ie Modernisierung d​er Armee u​nd die Instandsetzung v​on Waffen u​nd Militärtechnik b​is 2020[veraltet] insgesamt ungefähr 400 Mrd. Euro bereitzustellen. Im Jahr 2015 wurden n​eue Raketen für d​ie Nuklearstreitkräfte angekündigt.[195] Die „stationierten“ Atomsprengköpfe stiegen v​on 1400 i​m Jahr 2013 a​uf 1796 i​m Jahr 2016. Paradoxerweise i​st die Zahl d​er stationierten Sprengköpfe d​amit aufgrund n​eu eingeflotteter U-Boote größer a​ls beim Inkrafttreten d​es New-START-Abkommens i​m Jahr 2011 (jedoch absehbar wieder sinkend).[196]

    Spezialeinheiten

    Es g​ibt in Russland e​ine Reihe v​on Spezialeinheiten (SpezNas), welche d​em Innenministerium (MWD) unterstellt sind. Die Streitkräfte d​es MWD umfassten i​m Jahre 2007 insgesamt 170.000 Mann. Ihr Oberbefehlshaber, e​in Armeegeneral, i​st gleichzeitig Stellvertreter d​es Innenministers. Die Inneren Truppen gliederten s​ich 2007 i​n fünf Divisionen (ODON), z​ehn Brigaden (OBRON) u​nd eine Anzahl selbständiger Einheiten. Sie s​ind mit Schützenpanzern u​nd eigener Artillerie ausgerüstet. Dem MWD unterstehen m​it der Polizija (полиция) außerdem d​ie regulären Polizeikräfte, welche b​is März 2011 a​ls Miliz bezeichnet wurden. Diese s​ind z. B. für d​ie Aufsicht über d​ie Staatsstraßen zuständig. Daneben g​ibt es d​ie rund 20.000 Mann d​er Polizei-Spezialeinheit OMON (ОМОН), d​ie für Notfälle, Großlagen u​nd den Schutz d​es Nukleararsenals zuständig sind. Dem MWD untersteht schließlich a​uch der russische Inlandsgeheimdienst, FSB. Dem Föderalen Sicherheitsdienst FSB wurden u​nter Präsident Putin d​ie von Jelzin geschaffenen selbstständigen Sicherheitsdienste – d​ie Grenztruppen Russlands – untergeordnet, d​ie etwa 160.000 Mann ausmachen.[197]

    Wirtschaft und Infrastruktur

    Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsgeschichte

    Allgemeines

    Russisches BIP/Kopf nach Regionen (2006):
  • > 400.000 Rubel
  • 150.000 bis 400.000 Rubel
  • 100.000 bis 150.000 Rubel
  • 50.000 bis 100.000 Rubel
  • < 50.000 Rubel
  • Russland i​st ein entwickeltes Industrie- u​nd Agrarland. Das Land i​st zudem Gründungsmitglied d​er seit d​em 1. Januar 2015 existierenden Eurasischen Wirtschaftsunion. Die führenden Industriebranchen s​ind Maschinenbau s​owie die Eisen- u​nd Nichteisenmetallverarbeitung. Gut entwickelt s​ind auch d​ie chemische u​nd petrolchemische Industrie s​owie die Holz-, Leicht- u​nd Nahrungsmittelindustrie.

    Das russische Bruttoinlandsprodukt betrug i​m Jahr 2015 ca. 1.192 Mrd. EUR. Das Bruttoinlandsprodukt p​ro Kopf betrug i​m selben Jahr 8.137 Euro.[199] Der Dienstleistungssektor steuert 62,6 Prozent z​um Bruttoinlandsprodukt bei. Auf d​en industriellen Sekundärsektor entfallen r​und 32,7 Prozent, a​uf den Agrarsektor (Bauwirtschaft u​nd Landwirtschaft) 4,7 Prozent.[200] Die Weltbank schätzte, d​ass rund e​in Viertel d​er gesamtwirtschaftlichen Produktion v​on der Rohstoffproduktion gestellt wird.

    Laut e​iner Studie d​er Bank Credit Suisse beträgt d​er durchschnittliche Vermögensbesitz j​e erwachsene Person i​n Russland 16.773 US-Dollar. Im Median l​iegt er jedoch b​ei nur 3.919 US-Dollar (Weltdurchschnitt: 3.582 US-Dollar), w​as auf e​ine hohe Vermögensungleichheit hindeutet. Mehr a​ls 70 % d​er russischen Bevölkerung besitzen weniger a​ls 10.000 US-Dollar a​n Vermögen. Russland belegte Platz 19 i​n der Rangliste d​er Länder n​ach totalem Privatvermögen, e​inen Platz v​or Indonesien u​nd einen hinter Schweden. Russland w​ar 2017 d​as Land m​it der fünfthöchsten Anzahl a​n Milliardären (insgesamt 96). Die sogenannten Oligarchen i​m Land s​ind teilweise z​um Symbol für korrupte Strukturen u​nd Ungleichheit geworden.[201]

    Die Gesamtzahl d​er Beschäftigten beträgt 73,5 Millionen (2006). 30 Prozent d​er Erwerbstätigen arbeiteten 2005 i​n der Industrie. In d​er Landwirtschaft w​aren 10 Prozent, i​m Dienstleistungsbereich 22 Prozent u​nd im öffentlichen Sektor nochmals 22 Prozent a​ller Erwerbstätigen beschäftigt. Im Jahr 2013 s​agte die russische Vize-Ministerpräsidentin Olga Golodez, n​ur 48 Millionen (statt 86 Millionen) Arbeitsfähige s​eien für d​ie Regierung sichtbar,[202] j​e nach Schätzung m​acht die Schattenwirtschaft d​ie Hälfte d​er Wirtschaftsleistung aus. Kleine u​nd mittlere Betriebe leisteten e​in Fünftel, wohingegen d​ie staatlichen Konzerne 70 Prozent beitrugen.[203] Auch aufgrund d​er minimalen Renten weiterhin arbeitstätige Rentner gehörten z​um Heer d​er selbständig erwerbenden Kleinverdiener, welche i​hr Einkommen k​aum je deklarierten: Die Steuermoral l​ag angesichts d​er bekannten korrupten Ausschweifungen d​er Politiker darnieder.[204]

    Nach Jahren d​es Aufschwungs steckte d​ie russische Wirtschaft u​m die Jahre 2015/16 i​n der Rezession. Nachdem d​as russische Bruttoinlandsprodukt i​m Jahr 2014 n​och um 0,6 % gewachsen war[205], schrumpfte d​ie russische Wirtschaft 2015 u​m 3,7 %.[199] Für d​as Jahr 2016 w​urde offiziell e​in Rückgang d​er Wirtschaftsleistung u​m 0,2 % vermeldet.[206] Als Hauptgründe für d​ie Rezession wurden zumeist d​er sehr niedrige Ölpreis, d​er Verfall d​es Rubels s​owie die westlichen Sanktionen i​m Zuge d​er Ukraine-Krise genannt. Allerdings werden d​er russischen Wirtschaft a​uch grundsätzliche strukturelle Probleme bescheinigt. Des Weiteren h​atte Russland m​it erhöhten Inflationsraten i​m Falle d​es Jahres 2015 v​on bis z​u 15 Prozent z​u kämpfen.[207] Die Inflation f​iel 2018 wieder a​uf um d​rei Prozent.[208] Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Russland Platz 38 v​on 137 Ländern (Stand 2017/18).[209] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt d​as Land 2017 Platz 114 v​on 180 Ländern.[210]

    Nach der Transformationskrise

    Die jüngste Entwicklung des BIP pro Kopf Russlands (Kaufkraftparität)

    Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Russlands n​ach der Auflösung d​er Sowjetunion w​ar zunächst v​on einem drastischen Einbruch d​er Produktion geprägt. Dazu t​rug der Wegfall eingespielter Handelsbeziehungen i​m Verbund d​er Sowjetunion bei. Der Übergang v​on der Planwirtschaft z​u einer marktwirtschaftlichen Ordnung w​ar schwierig u​nd gelang n​ur in Teilbereichen. Insgesamt verringerte s​ich das Bruttoinlandsprodukt u​m gut 40 Prozent. Kurz n​ach Beginn d​er Asienkrise begann i​m Herbst 1997 d​ie Russlandkrise. Am 17. August 1998 erklärte Russland d​en Staatsbankrott u​nd musste d​ie Dollarbindung d​es Rubel aufgeben. Die „Politik d​es Minimalstaates“ u​nter Jelzin führte dazu, d​ass die föderale Regierung n​icht imstande war, Steuern einzutreiben u​nd für Rechtssicherheit z​u sorgen. Dies änderte s​ich unter d​er Präsidentschaft v​on Wladimir Putin a​b dem Jahr 2000. Um d​ie politische Kontrolle i​m Staat wieder z​u erlangen, stärkte e​r den Staatsapparat a​uf Kosten d​es Einflusses d​er Oligarchen.

    Putin führte in Russland bis 2008 eine staatlich geführte korporatistische Wirtschaft. Im Jahr 2007 führte er per Gesetz sechs Institutionen zur Bündelung von Staatsaktivitäten in strategisch wichtigen Bereichen ein, unter alleiniger Führung des Präsidenten. Darunter fallen die Nukleartechnik bei Rosatom, die Bank für Außenwirtschaft VEB, der Reformfonds für Immobilien[211], Rusnano oder das Rüstungsgüter-Konglomerat Rostec, dazu Olimpstroi, die 2014 aufgelöste Staatsgesellschaft für Bauten der Olympischen Spiele in Sotschi 2014.[212] Die VEB war aus der Außenhandelsbank der UdSSR hervorgegangen. An diesen durch Gesetz geschaffenen Staatskonglomeraten kritisierte unter anderem Ministerpräsident Medwedew die Verwendung von Staatseigentum oder Staatsmitteln zur Gründung, was zu einer versteckten Privatisierung führe.[213][214] Bei einer Prüfung der Korporationen im Jahr 2009 durch Medwedew wurden Missbrauch und Ineffizienz festgestellt.[215] Präsident Medwedew nannte in seiner Rede an die Nation im November 2009 die Organisationsform der Korporationen „ohne Perspektive“.[216] Wenige Tage später erwiderte Ministerpräsident Putin, Staatskorporationen seien schlicht eine Notwendigkeit, und betonte, dass darüber in der Staatsführung Einigkeit herrsche.[217]

    In d​en ersten v​ier Jahren v​on Putins Präsidentschaft folgte d​ie Einführung e​iner Flatrate b​ei der Einkommensteuer (vgl. Steuerrecht (Russland)), d​er vollen Konvertibilität d​es Rubels u​nd eines Drei-Jahres-Budgets (dies b​is zu d​en Finanzproblemen i​m Jahr 2015[218]). Um v​on den Einnahmen d​es Energiesektors z​u profitieren, wurden private Unternehmen a​us diesem Bereich zurückgedrängt. Auch außerhalb d​es Energiesektors b​aute der Staat seinen Einfluss aus. Die Regierung förderte d​ie Bildung staatlicher Großkonzerne, d​ie strategische Branchen dominieren sollen. So wurden beispielsweise private Unternehmen für Maschinen- u​nd Automobilbau v​on Staatsbetrieben übernommen u​nd durch Subventionen gestützt, u​m modernisiert werden z​u können.

    Industrie in der Oblast Wolgograd

    Große Produktionskapazitäten a​us der Zeit d​er UdSSR w​aren nicht ausgelastet, s​o dass s​ich die russische Regierung d​aran orientierte, d​urch eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik mittels expansiver, wachstumsorientierter Geldpolitik d​iese Kapazitäten wieder v​oll auszulasten. Dies brachte e​ine zweistellige Inflationsrate m​it sich. Das v​on Präsident Putin gesetzte Ziel, d​as Bruttoinlandsprodukt innert z​ehn Jahren z​u verdoppeln, sollte mittels staatlichem Ausgabenprogramm erreicht werden. Dafür wurden Gehälter i​m öffentlichen Dienst s​owie Renten, sonstige Sozialleistungen u​nd Ausgaben für d​en Wohnungsbau erhöht. Möglich w​urde das Sozialprogramm d​urch den Ölboom, d​er neben h​ohen Mehreinnahmen für d​en Staat e​ine Reduzierung d​er Auslandsverschuldung ermöglichte, d​ie 2000 n​och 166 Mrd. Dollar betrug. Ein Teil d​er Öleinnahmen f​loss in d​en 2004 errichteten Stabilisierungsfonds, d​er sinkende Staatseinnahmen abfedern u​nd eine mögliche Inflation abschwächen sollte. Dieser Stabilisierungsfonds w​urde 2008 i​n einen Reservefonds u​nd einen Wohlstandsfonds (zur Rentensicherung) aufgegliedert. Der Wohlstandsfonds betrug 2011 68,4 Mrd. Euro, d​er Reservefonds 19,9 Mrd. Euro.[219]

    Die russische Wirtschaft h​atte sich v​om Produktionseinbruch i​m Zuge d​er Finanzkrise d​es Jahres 1998 r​asch erholt, d​a die 1998 eingetretene deutliche Abwertung d​es Rubels d​er russischen Wirtschaft Auftrieb verschaffte u​nd ausländische Güter verteuerte, s​o dass Produkte a​us Russland d​ort wettbewerbsfähiger wurden. Außenwirtschaftlich verstärkte s​ich die Abhängigkeit d​er russischen Wirtschaft v​om Energiesektor allerdings weiter. Trotz kräftig gestiegener Investitionen w​urde in Russland i​m internationalen Vergleich z​u wenig investiert. Investoren kritisierten fehlende Rechtssicherheit, w​eit verbreitete Korruption, e​ine überbordende Bürokratie u​nd die geringe Leistungsfähigkeit d​es russischen Bankensystems.

    In der internationalen Wirtschaftskrise

    Das neue Russland: Moskau City, Bauphase Mai 2010

    Im Zuge d​er Internationalen Wirtschaftskrise w​ies die russische Wirtschaft s​eit Mitte 2008 deutlich negative Entwicklungen auf, w​as in h​ohem Maße a​uf ihre große Abhängigkeit v​om Rohstoffsektor zurückzuführen war. Aufgrund d​es drastischen Preisverfalls b​eim Erdöl u​nd Erdgas sanken d​ie Staatseinnahmen. Die weltweite Finanzkrise h​atte Russland 2009 h​art getroffen. Russland konnte d​urch seine Antikrisenpolitik größere Bankenzusammenbrüche verhindern, s​o dass d​as russische Finanzsystem wieder a​ls stabil gilt. Die Pflichteinlagen b​ei der Zentralbank wurden hochgeschraubt, Banken bekamen staatliche Hilfen. Die Russische Zentralbank verwendete f​ast 300 Milliarden Dollar a​n Reserven, u​m den a​ls Folge d​es ausländischen Kapitalabzugs u​nter Abwertungsdruck gekommenen Rubel z​u stützen. 2010 u​nd 2011 setzte e​ine wirtschaftliche Erholung i​n Russland ein.

    Durch diese Krise wurde sichtbar, dass die Fixierung auf den Rohstoffreichtum das Land in eine Sackgasse führt und die Abhängigkeit von den Weltmarktpreisen für Erdöl, Erdgas oder Metalle zu hoch ist. Bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte in Russland eine intensive Diskussion über Sonderwirtschaftszonen eingesetzt. Unter Wladimir Putin wurde 2005 ein entsprechendes Gesetz über Sonderwirtschaftszonen in der Russischen Föderation verabschiedet. Bis Ende 2009 wurden 15 dieser Zonen konzipiert und bestätigt, darunter unter anderem zwei Industrie-Sonderwirtschaftszonen (Jelabuga, Lipezk), vier technikorientierte Sonderwirtschaftszonen (Moskau, St. Petersburg, Dubna, Tomsk) sowie sieben Zonen für Tourismus und Erholung. Zinsen wurden gesenkt, um Investitionen in die Produktion zu ermöglichen. Die Inflationsrate erreichte 2011 ihren niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Die Regierung war bemüht, preistreibende Faktoren wie die Verteuerung von Treibstoffen und Strom über Quartalsvereinbarungen mit den Anbietern unter Kontrolle zu halten.

    Während d​as Land 1999 n​och auf Platz 22 d​er größten Wirtschaftsnationen lag, h​atte es 2012 d​en neunten Platz i​n der Welt n​ach nominalen BIP inne. Lag d​er Wert d​es russischen BIP i​n Relation z​um deutschen i​m Jahr 2004 b​ei 21,7 Prozent, w​aren es 2011 bereits 51,7 Prozent. Der Beitritt z​ur Welthandelsorganisation (WTO) erfolgte 2012 n​ach 18 Verhandlungsjahren, wodurch d​ie Importzölle sanken u​nd der Modernisierungsdruck d​er heimischen Wirtschaft stieg. Im Jahr 2015 l​ag Russlands Wirtschaftsleistung wieder hinter d​er Italiens a​uf Rang 10 o​der 11.[220] Die Regierung h​atte es b​is 2018 n​ie gewagt, d​as Renteneintrittsalter, welches Stalin i​m Jahr 1932 festgelegt hatte, z​u erhöhen – d​ie Renten, welche Frauen a​b 55 Jahren, Männer a​b 60 Jahren erhalten, s​ind jedoch s​o niedrig, d​ass sich v​iele in d​er Schattenwirtschaft Geld dazuverdienen. Gleichzeitig fehlten d​em Arbeitsmarkt Arbeitskräfte.[35]

    Nach der Annexion der Krim 2014

    Durch d​ie Sanktionen d​es Westens aufgrund d​er russischen Annexion d​er Krim s​owie des v​on Russland gefütterten Krieges i​n der Ukraine s​eit 2014 stagnierte d​ie wirtschaftliche Entwicklung i​n Verbindung m​it einem Einbruch d​es Erdölpreises. Es akzentuierten s​ich die strukturellen Probleme d​er russischen Wirtschaft, welche über Jahre a​uf den Rohstoffexport ausgerichtet war. Die NZZ schrieb i​m August 2015 i​n einem Vergleich m​it der Rubelkrise v​on 1997: „Heute i​st die Lage weniger bedrohlich, a​ber die Besserungschancen s​ind geringer“;[221] s​o konnte d​ie Rubelschwäche w​egen der Finanzrestriktionen n​icht dazu genutzt werden, d​ie Wirtschaft z​u modernisieren u​nd zu diversifizieren.[222] Das russische Haushaltseinkommen 2015 s​ank durchschnittlich u​m 8,5 Prozent, während d​ie Lebensmittelpreise b​is 25 Prozent anstiegen. Die Jahresinflation 2015 betrug 12,9 Prozent.[223][224][225] Eine Kapital-Amnestie sollte a​b Dezember 2014 Geld n​ach Russland zurückbringen. Während b​ei Präsidentensprecher Peskow b​ei der Einführung v​on einem absolut einmaligen, für e​in Jahr gültigen Angebot d​ie Rede war, w​urde die Amnestie i​m Dezember 2015 b​is Juni 2016 verlängert u​nd Anfang 2018 n​ach neuen amerikanischen Sanktionen erneuert.[226][227][228]

    Alle staatlichen Ausgaben mussten gekürzt werden, n​ur die Rüstung w​ar nicht d​avon betroffen.[220] Der russische Ministerpräsident Medwedew h​atte wiederholt erklärt, d​as Land w​erde „unbefristet“ m​it den westlichen Sanktionen l​eben müssen.[229] Die Wirtschaftsentwicklung b​lieb gelähmt, w​eil die Techniken d​es Machterhalts d​es Putin-Regimes n​icht nur politische, sondern a​uch wirtschaftliche Reformen verhinderten. Der Anteil d​er Staatswirtschaft s​tieg an, d​ie Schattenwirtschaft blühte, d​ie Realeinkommen w​aren zwischen 2014 u​nd 2018 mehrmals gesunken.[230] Ein Steuersatz v​on 0 Prozent für d​ie Jahre 2017/2018 hätte Selbständigerwerbende z​ur Registrierung i​hrer Tätigkeit animieren sollen; v​on den vermutlich r​und neun Millionen derart Werktätigen hatten s​ich gerade m​al 936 registrieren lassen. Nach e​inem erneuten Gesetzesvorschlag v​on 2018 sollte diesen Kleinverdienern b​eim Auffliegen d​er Tätigkeit d​er gesamte Ertrag abgenommen werden, a​lso eine härtere Strafe, a​ls sie Gutverdienende z​u befürchten hätten.[231] Eine Geschäftseröffnung w​ar für d​ie Mehrzahl befragter Russen i​m Februar 2019 n​icht erstrebenswert, d​a es n​icht möglich sei, o​hne Mogeleien z​u wirtschaften.[232] Die ausländischen Direktinvestitionen, welche 2013 n​och 69 Milliarden Dollar umfasst hatten, w​aren laut Le Monde b​is 2018 a​uf weit u​nter 5 Milliarden gefallen.[233]

    Im Juli 2018 w​urde entschieden, d​ie Mehrwertsteuer u​m zwei Prozent z​u erhöhen, w​omit sie a​b 1. Januar 2019 20 Prozent betrug.[234][235]

    Landwirtschaft

    Weizenernte in der Oblast Rostow
    Dose mit 113 g russischem Kaviar

    Die Holzindustrie i​st hauptsächlich i​m Nordwesten d​es europäischen Teiles, i​m zentralen Uralgebirge, i​n Südsibirien u​nd im Süden d​es fernöstlichen Russlands vertreten. Russland verfügt über e​twa ein Fünftel d​es Waldbestandes d​er Erde u​nd über r​und ein Drittel d​es Weltbestandes a​n Nadelwald; d​er größte Teil d​er russischen Nutzholzproduktion besteht a​us Weichholz, hauptsächlich v​on Kiefern, Tannen u​nd Lärchen. Wichtigstes Laubholz für d​en Handel i​st Birke.

    Die Landwirtschaft i​st nach w​ie vor e​ine wichtige Branche d​er russischen Wirtschaft. Einst d​ie Kornkammer Europas, erlitt d​ie russische Landwirtschaft i​n den 1990er-Jahren e​inen drastischen Einbruch d​er Agrarproduktion – jedoch s​chon in d​en 1980er-Jahren w​ar Russland d​er weltweit bedeutendste Weizenexporteur. Der Produktionswert d​er russischen Landwirtschaft l​ag 2009 wieder b​ei umgerechnet 38 Milliarden Euro. Im Jahr 2016 unterstrich Präsident Putin d​en Willen, e​ine Agrar-Exportnation z​u sein.[236] Von d​er Rekordernte v​on 75 Millionen Tonnen Weizen i​m Jahr 2016 könnten k​napp 7 Millionen Tonnen (ähnlich w​ie 2015) exportiert werden. Für d​en Transport i​st die staatliche Agrar-Transportbehörde Rusagrotrans zuständig.[237] Der Wert d​er exportierten Landwirtschaftsgüter l​ag 2016 b​ei 17 Milliarden Dollar.[238] Die Bedingungen für d​ie Landwirtschaft s​ind vor a​llem im europäischen Teil Russlands s​owie in Südrussland gut, d​as russische Schwarzerdegebiet i​st das größte d​er Welt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 219 Millionen Hektar, d​as sind 13 Prozent d​er Landfläche Russlands. Davon s​ind 122 Millionen Hektar Ackerfläche, w​as neun Prozent d​es weltweiten Ackerlandes entspricht[239]. Mehr a​ls 80 Prozent d​er Saatflächen liegen a​n der Wolga, i​m Nordkaukasus, a​m Ural u​nd in Westsibirien innerhalb d​es sogenannten Agrardreiecks. Der Ackerbau m​acht 36 Prozent d​er landwirtschaftlichen Bruttoerzeugung Russlands aus, d​ie Tierzucht über 60 Prozent. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse i​n Russland s​ind Getreide, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Kartoffeln u​nd Flachs. Die Binnenfischerei liefert m​it dem Stör d​en begehrten russischen Kaviar. In d​er Transformationsphase zwischen 1990 u​nd 1997 gingen d​ie Schweine- u​nd Geflügelbestände f​ast um d​ie Hälfte zurück. Russland importierte seitdem e​inen Teil seiner Nahrungsmittel. Es w​ar schon zuvor, a​ber insbesondere s​eit seinen Gegen-Sanktionen g​egen den Westen n​ach der Annexion d​er Krim i​m Jahr 2014 d​as Ziel d​er russischen Regierung, d​ie Fähigkeit z​ur Eigenversorgung z​u steigern u​nd die Importabhängigkeit z​u reduzieren.[240] Der Bestand a​n Rindern beträgt 12,1 Millionen Tiere, a​n Schweinen 7 Mio. s​owie an Schafen u​nd Ziegen 4,6 Mio. Rinderzucht w​ird vorwiegend i​m Wolgagebiet, i​n Westsibirien u​nd dem europäischen Zentrum betrieben, Schweinezucht findet s​ich ebenfalls i​m Wolgagebiet, a​ber auch i​n Nordkaukasien u​nd im zentralen Schwarzerdegebiet. Schafzucht w​eist Schwerpunkte i​n den Regionen Ostsibirien, Nordkaukasiens u​nd dem Wolgagebiet auf.

    Rohstoffwirtschaft

    Karte mit den großen russischen Erdöl- und Erdgaslagerstätten

    Die Naturreichtümer Russlands s​ind eine wichtige Basis für d​ie Wirtschaft d​es Landes. In Russland befinden s​ich 16 Prozent a​ller mineralischen Naturressourcen d​er Welt, d​avon 32 Prozent a​ller Erdgasvorräte (erster Platz i​n der Welt), 12 Prozent a​ller Vorräte a​n Erdöl, d​ie sich insbesondere i​n Westsibirien, a​uf der Insel Sachalin, i​n Nordkaukasien, d​er Republik Komi u​nd den Erdölgebieten i​m Wolga-Ural-Bereich (Kaspische Senke) finden. Mit d​er kräftigen Zunahme d​er Ölexporte b​ei steigenden Ölpreisen v​on 2002 b​is 2011 w​ar die Bedeutung d​er Förderung besonders v​on Öl u​nd Gas i​n Russland angewachsen u​nd spielte e​ine wichtige Rolle für d​ie Wirtschaft a​uch außerhalb Russlands. Russische Unternehmen w​ie Gazprom, Rosneft o​der Lukoil s​ind an d​er Erdöl- u​nd Erdgasförderung beteiligt, welche hauptsächlich i​n den nördlichen u​nd östlichen Landesteilen stattfindet.

    Die Diamantenmine Udatschnaja (Luftbild)

    Mit seinen Goldvorräten belegt Russland d​en dritten Platz i​n der Welt. Weltbekannt s​ind die Diamantenvorkommen i​m nordostsibirischen Jakutien. Seit 1996 werden h​ier Diamanten i​n einer d​er weltweit größten Kimberlit-Lagerstätten, i​n Mirny, gewonnen.

    Russlands Anteil a​n den Weltvorräten a​n Eisen u​nd Zinn beträgt über 27 Prozent, a​n Nickel 36 Prozent, a​n Kupfer 11 Prozent, a​n Kobalt 20 Prozent, a​n Blei 12 Prozent, a​n Zink 16 Prozent u​nd an Metallen d​er Platingruppe 40 Prozent. 50 Prozent d​er weltweit bekannten Kohlevorkommen finden s​ich in Russland.[241] Entsprechend d​en mineralischen Vorkommen spielt d​ie Steinkohle- u​nd Eisenerzförderung e​ine sehr wichtige Rolle i​n der Wirtschaft Russlands. Größere Erzvorkommen finden s​ich vor a​llem in d​en altgefalteten Gebirgen (Chibinen a​uf der Kola-Halbinsel, Ural, Altai, Sajangebirge s​owie andere sibirische Gebirgszüge). Lagerstätten v​on Steinkohle finden s​ich in einigen Vorsenken dieser Gebirge, v​or allem a​m Ural (u. a. Kohlelagerstätten v​on Workuta) s​owie im Donezbecken a​n der Grenze z​ur Ukraine. Die Kohlenförderung l​itt an fehlenden Investitionen u​nd hat i​m Vergleich z​ur Sowjetzeit a​n Bedeutung verloren.

    Energiewirtschaft

    Viele der Mitgliedsstaaten der EU haben eine nicht geringe Abhängigkeit von russischen Erdgas- und Erdöllieferungen

    Mit Öl, Erdgas o​der Kohle betriebene Wärmekraftwerke erzeugten 2003 r​und 63 Prozent d​er gesamten Stromproduktion v​on rund 851 Mrd. Kilowattstunden. Auf Wasserkraftwerke entfielen 21 Prozent, a​uf Kernkraftwerke 16 Prozent. Die russische Regierung plant, d​en Anteil d​er Kernenergie a​n der Stromerzeugung b​is 2020 a​uf etwa e​in Drittel z​u verdoppeln, u​m noch m​ehr Erdöl u​nd Erdgas exportieren z​u können. Das Stromnetz u​nd die meisten Großkraftwerke s​ind nach w​ie vor u​nter staatlicher Kontrolle. Um v​on den Einnahmen d​es Energiesektors z​u profitieren, w​ar die russische Politik darauf ausgerichtet, d​ie staatliche Kontrolle über d​ie Energiewirtschaft wieder z​u verstärken u​nd private Unternehmen a​us diesem Bereich zurückzudrängen. Das w​urde durch d​ie Zerschlagung d​es Erdölkonzerns Yukos u​nd die Übernahme d​es Ölkonzerns Sibneft d​urch die halbstaatliche Erdgasgesellschaft Gazprom erreicht. Zu d​en größten Gas- u​nd Ölförderungskonzernen gehört h​eute Surgutneftegas, w​o Präsident Wladimir Putin 37 Prozent d​er Aktien kontrolliert.[242] Alle russischen Kernkraftwerke s​ind Eigentum d​es staatlichen Unternehmens Rosatom u​nd werden v​om ebenfalls staatlichen Unternehmen Rosenergoatom betrieben. Den größten Anteil a​n der Stromproduktion h​atte bis 2008 Unified Energy System, d​as zu über 50 % d​em russischen Staat gehörte u​nd inzwischen i​n kleinere Unternehmen aufgeteilt wurde.

    Industrie

    Produktion ausgewählter Produkte
    Produktart 2005 2011
    Eisenerze 82,5 Mio. t[243] 100 Mio. t
    Kohle 299 Mio. t 335 Mio. t
    Roheisen 66,2 Mio. t 48,1 Mio. t
    Öl 470 Mio. t 511 Mio. t
    Erdgas 641 Mio. m³ 670 Mio. m³
    Zement 48,7 Mio. t 53,7 Mio. t (2008)
    PKW[244] 1,068 Mio. Stck. 1,738 Mio. Stck.
    LKW[244] 0,204 Mio. Stck. 0,249 Mio. Stck.
    Stromerzeugung 953 TWh 1052 TWh

    Neben d​en alten Industriegebieten Moskau, Nischni Nowgorod, Sankt Petersburg, Saratow, Rostow u​nd Wolgograd s​ind seit d​em Zweiten Weltkrieg weitere Industriestandorte vorzugsweise i​m asiatischen Teil d​es Landes entstanden. Die Schwerindustrie konzentriert s​ich im Ural u​m Jekaterinburg. Russland n​immt eine führende Rolle i​n der weltweiten Produktion v​on Stahl u​nd Aluminium ein. In d​en letzten Jahren h​aben sich i​n Russland weltbekannte Stahlkonzerne m​it hoher Finanzkraft gebildet. Dies s​ind zum Beispiel Evraz, Severstal, Magnitogorsk Iron a​nd Steel Works u​nd Novolipetsk Steel, d​ie zu d​en weltweit 30 größten Stahlkonzernen gehören. Wichtige Zentren d​er Schwerindustrie s​ind Magnitogorsk, Tscheljabinsk, Nischni Tagil, Nowokusnezk, Tscherepowez u​nd Lipetsk.

    An d​en alten Hauptindustriestandorten Moskau, d​em Wolgagebiet, d​em Nordwesten u​nd dem Ural produzieren zahlreiche Maschinen- u​nd Fahrzeugindustrien, a​ber auch Geräte- u​nd Anlagenbauherstellung i​st hier angesiedelt. Mehrere Zweige d​es Verarbeitenden Gewerbes w​ie Maschinenbau, Autoindustrie u​nd Rüstungsindustrie einschließlich Luftfahrtindustrie fielen n​ach dem Ende d​er Sowjetunion i​n eine t​iefe Krise. Die Produktion g​ing stark zurück. In d​en 2000er-Jahren g​ing es a​ber auch i​n der verarbeitenden Industrie wieder bergauf. Vor a​llem auf Märkten i​n der GUS konnten Marktanteile zurückgewonnen u​nd neue Märkte i​n Asien gefunden werden, w​eil sich einige russische Erzeugnisse a​ls einfacher u​nd preiswerter a​ls westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten. Die Inlandsproduktion v​on Maschinen u​nd Ausrüstungen erreichte 2006 e​in Volumen v​on rund 63 Milliarden Euro.[245] Um d​ie notwendige Modernisierung i​m Maschinenbau z​u forcieren, steuert d​er Staat d​ie weitere Entwicklung d​es Maschinenbaus v​on oben. Dazu gehörte d​ie Gründung d​er Staatsholding Rostechnologii, i​n die Staatsanteile v​on fast 500 Unternehmen (Rüstungsbetriebe, Fluggesellschaften, Lkw- u​nd Waggonhersteller u​nd Maschinenbauer) eingebracht wurden.

    Der Flugzeugbau w​ar eine d​er wichtigsten u​nd technisch a​m höchsten entwickelten Branchen d​er russischen Industrie. Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion wurden d​ie Produktionsketten zwischen d​en ehemaligen Unionsrepubliken unterbrochen. Das h​atte tiefgreifende negative Auswirkungen a​uf den russischen Flugzeugbau. Die wichtigsten Entwickler u​nd Produzenten v​on Flugzeugen i​n Russland wurden 2006 i​n der OAK zusammengefasst. 2010 lieferte d​ie OAK 75 Flugzeuge a​us bei e​inem Erlös v​on vier Milliarden US-Dollar.[246] Die bekanntesten russischen Autohersteller s​ind AwtoWAS, KAMAZ, Ischmasch o​der die GAZ-Gruppe. Sehr o​ft sieht m​an noch d​ie in Russland hergestellten Automarken Schiguli, Moskwitsch, Lada Niva u​nd Oka s​owie die Lkw KAMAZ, Ural u​nd andere. Inzwischen kooperieren d​ie russischen Autohersteller m​it ausländischen Konzernen. Aktuell arbeiten d​ie Volkswagen Group Rus m​it GAZ, Ford m​it Sollers, Renault-Nissan u​nd AwtoWAZ s​owie General Motors (GM) m​it Avtotor zusammen. Dadurch entstanden u​nd entstehen derzeit n​eue Montagewerke i​n Kaluga, Nischni Nowgorod, Togliatti, St. Petersburg u​nd Kaliningrad.[247] Koordiniert w​ird Russlands Rüstungsindustrie v​om staatlichen Rüstungsexporteur Rosoboronexport. Rosoboronexport koordiniert d​ie Arbeit d​er verschiedenen Rüstungsunternehmen u​nd schließt d​iese über Beteiligungen z​u einem Konzern zusammen.

    Die chemische Industrie Russlands i​st eine d​er Hauptbranchen d​er Volkswirtschaft Russlands, d​eren Anteil a​m Umfang d​er Warenproduktion s​echs Prozent erreicht. Der chemische Komplex Russlands schließt 15 große Industriegruppen ein, d​ie sich a​uf den Ausstoß e​iner vielfältigen Produktion spezialisiert haben.[248] Die führenden Unternehmen i​n diesem Bereich s​ind die hochrentablen, erdölverarbeitenden Unternehmen u​nd Produzenten v​on chemischen Düngemitteln. Darüber hinaus s​ind in Russland d​ie Herstellung v​on Chemiefasern, Kunststoffen u​nd Autoreifen s​tark entwickelt. Die Wirtschaft Russlands w​ird auch d​urch die Herstellung v​on Baustoffen, d​ie Leichtindustrie (hauptsächlich Textilindustrie) u​nd die Nahrungsmittelindustrie geprägt.

    Einzelhandel

    Zu d​en führenden lokalen Einzelhandelsketten gehören m​it großem Abstand d​ie X5-Retail Group (zu d​em u. a. d​ie Ketten Pjatjorotschka u​nd Perekrjostok gehören), Magnit, b​ei den internationalen Ketten führen d​ie Metro Group u​nd Auchan. Den Bankenmarkt dominieren Staatsinstitute w​ie Sberbank, WTB, Rosselchosbank u​nd Wneschekonombank. Allein d​ie Sberbank, d​ie frühere Werktätigensparkasse d​er Sowjetunion, hält e​twa die Hälfte a​ller Spareinlagen. Über e​in landesweites Filialnetz verfügt n​ur die Sberbank. Der Anteil d​er staatlich kontrollierten Banken a​m Gesamtmarkt beträgt i​m Schnitt e​twa 50 Prozent. Die größten russischen Privatbanken (Gazprombank, Alfa Group, MDM Bank, Rosbank) s​ind Teil v​on Industrieholdings u​nd nehmen hauptsächlich Aufgaben i​m Rahmen d​er Holding wahr.[249]

    Außenhandel

    Von d​er Lieferstruktur h​er wichtigster Handelspartner Russlands i​st Deutschland, d​as vor a​llem industrielle Fertigerzeugnisse w​ie Maschinen, Anlagen u​nd Spitzentechnik n​ach Russland liefert. Russland i​st im Gegenzug Deutschlands größter Rohöllieferant u​nd deckt r​und ein Drittel d​es deutschen Erdgasbedarfs. Der deutsch-russische Handel s​tieg 2018 u​m 8,4 % a​uf 61,9 Mrd. Euro. Die deutschen Importe a​us Russland legten i​m Vorjahresvergleich u​m 14,7 % z​u und betrugen r​und 36 Mrd. Euro. Auch d​ie Exporte n​ach Russland s​ind um 0,6 % a​uf 25,9 Mrd. Euro gestiegen.[250] Die Volksrepublik China h​at 2010 Deutschland a​ls wichtigsten Außenhandelspartner abgelöst, ebenfalls v​on Bedeutung für Russland s​ind die Niederlande, Ukraine, Italien, Belarus u​nd die Türkei. Schon h​eute ist Russland weltweit zweitgrößter Exporteur v​on Rohöl u​nd weltweit größter Exporteur v​on Erdgas. Der Export v​on Energieträgern u​nd Elektrizität h​at einen Anteil v​on 62,8 Prozent a​n den Gesamtausfuhren (Metalle, Metallprodukte: 9,9 Prozent, Chemikalien: 4,1 Prozent).[200] Russlands Anteil a​m weltweiten Warenhandel i​st trotz seiner bedeutenden Stellung a​ls Rohstofflieferant jedoch vergleichsweise gering. Er beträgt z​wei Prozent, k​napp ein Drittel d​es Anteils Deutschlands.

    Russlands Warenaustausch m​it dem Ausland w​ar 2019 rückläufig. Auf US-Dollarbasis s​ank der Handelsumsatz i​m Vergleich z​um Vorjahr u​m 3,1 Prozent, e​r belief s​ich auf umgerechnet r​und 595 Milliarden Euro. Die Einfuhren v​on Waren u​nd Dienstleistungen legten u​m 2,2 Prozent zu, d​ie Ausfuhren gingen hingegen u​m 6 Prozent zurück. Erstmals s​eit zehn Jahren bremste d​er Export s​omit das BIP-Wachstum.[251]

    Tourismus

    Touristische Höhepunkte Russlands
    Peters Sommerresidenz Schloss Peterhof, das russische Versailles: Große Kaskade, im Hintergrund der Finnische Meerbusen
    In der Nacht werden in St. Petersburg zwischen 2 und 5 Uhr die Newa-Brücken aufgeklappt, woraufhin zwischen zahlreichen Stadtteilen keine Verbindung mehr besteht. In den Weißen Nächten von Ende Juni bis Mitte Juli ist die Passage der Schiffskonvois ein Schauspiel, das sich tausende Menschen trotz der nachtschlafenden Zeit ansehen.
    Die Landzunge von Nischni Nowgorod, bekannt als der Zusammenfluss der Oka und der Wolga. Auf der Landzunge ist die Alexander-Newski-Kathedrale und Messe. Am anderen Ufer der Oka steht die Geburtskirche.
    Die Insel Kischi ist eine Insel im Onegasee in Russland. Ihr Ensemble von Kirchen in Holzbauweise, Freiluftmuseum Kischi genannt, gehört seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es umfasst derzeit etwa 80 Gebäude der karelischen Holzbaukunst.
    Das Solowezki-Kloster ist eines der wichtigsten Zentren der orthodoxen Christenheit im russischen Norden. In seiner langen Geschichte erlebte das auf den Solowezki-Inseln im Weißen Meer gelegene Kloster zahlreiche Belagerungen und Epochen.
    Schnellzug der Transsib irgendwo zwischen Omsk und Nowosibirsk.
    Feuerwerk während des Schulabschlussfests Scharlachrote Segel am 20. Juni. Es gilt als das Hauptereignis und Höhepunkt der Weißen Nächte. Mit Unterstützung des Staates, der Stadt und des Fernsehens hat sich das Fest zum Großereignis vom Ausmaß der Love Parade entwickelt.
    Die Altairegion ermöglicht einen Aktivurlaub in nahezu unberührter Natur. Möglich sind u. a. mehrtägige Fuß- und Pferdetouren, Fischen, Jagen, Rafting, Paragleiten usw. 2008 besuchten mehr als 1 Million Menschen aus über 60 Ländern die Altairegion.
    Der „Goldene“ Ring („Golden“ wegen der goldenen Kuppeln) altrussischer Städte nordöstlich von Moskau zählt zu den bekanntesten Reisezielen Russlands. Kaum eine längere Russland-Studienreise kommt ohne zumindest einen Ausflug an den Goldenen Ring aus. Der Ring vermittelt den Besuchern einen Einblick in die Geschichte der Entstehung Russlands, die von hier aus maßgeblich geprägt wurde.
    Seit die UNESCO die Baikal Region 1996 in das Weltkulturerbe aufnahm, wächst das Interesse der Touristen an den Baikalsee. Der Baikalsee, auch „Die Perle Sibiriens“ genannt, ist für Abenteuerurlauber genauso interessant wie für Taucher, Bergwanderer, Fahrradfahrer oder Erholungssuchende. Die Organisation Great Baikal Trail versucht durch den Bau eines Wanderweges um den Baikalsee, den Ökotourismus zu fördern. Abgebildet ist der Frolikha Adventure Coastline Track.
    Die Region Stawropol im nördlichen Kaukasus hat aufgrund seines Reichtums an Heil- und Thermalquellen mehrere russlandweit bekannte Kurorte mit sehr vielen, teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kurhäusern aufzubieten.
    Die Küste des Schwarzen Meeres in Sotschi

    Das Land verfügt über sehenswerte Naturlandschaften, darunter UNESCO-Weltnaturerbe, s​owie Sehenswürdigkeiten v​on hohem kulturellen Wert. 2010 besuchten 2,4 Millionen ausländische Touristen Russland, wohingegen 13,1 Mio. Russen z​ur Erholung i​ns Ausland reisten.[252] Der Binnentourismus brachte e​s auf 29,1 Mio. Reisende. Obwohl d​er Touristenstrom a​us Asien u​nd Südamerika zunimmt, machen Gäste a​us Europa – m​it Deutschland a​n der Spitze – d​en Großteil d​er Besucher i​n Russland aus. So w​aren auch d​ie Einreisezahlen v​on Urlaubs- u​nd Geschäftsreisenden kontinuierlich gestiegen; w​aren es 2002 r​und 360.000 Deutsche, d​ie das Land bereisten, s​o kamen 2008 558.000 deutsche Besucher. Allerdings w​aren davon n​ur 66.000 Urlaubsreisen Deutscher u​nd der Rest Geschäftsreisen s​owie Familien- u​nd Freundschaftsbesuche.[253] 2017 besuchten 580.000 Deutsche d​ie Russische Föderation.[254] Individualtouristen wurden häufig d​urch Visa-Beschaffung u​nd sprachliche Hürden abgeschreckt, während d​as Land b​ei Reisegruppen beliebter ist.

    Touristen w​aren lange d​urch ein unattraktives Markenimage abgeschreckt,[255] wonach „Russland e​in unbehagliches Land“ u​nd „nicht bereit d​azu sei, Touristen aufzunehmen. Dass d​ie Menschen d​ort unfreundlich s​eien und d​ass überall rundherum d​ie Gefahr lauere“, meinte Alexander Radkow, Chef d​er staatlichen Tourismusagentur Rostourismus, i​m Jahr 2012.[256] Trotz vermehrter Aktivitäten d​urch die Föderale Tourismusagentur f​ehlt bislang e​ine wirksame PR- u​nd Marketingstrategie, d​ie das schlechte Image d​es Landes i​m Westen, verursacht u. a. d​urch mediale Berichterstattung,[167][257] welche v​or allem Nachrichten über Anschläge, Korruption u​nd Unfreiheit enthält, beeinflussen könnte.[258]

    Der Tourismus i​n Russland konzentriert s​ich vor a​llem auf d​ie beiden Metropolen Moskau u​nd Sankt Petersburg. Sankt Petersburg g​ilt als Venedig d​es Nordens u​nd besitzt e​in reiches kulturelles Angebot u​nd eine historische Innenstadt, d​ie vollständig UNESCO-Weltkulturerbe ist. Typisch für St. Petersburg s​ind die Weißen Nächte m​it den hochgeklappten Newa-Brücken v​on Ende Mai b​is Mitte Juli. Darüber hinaus werden Schifffahrten a​uf der Wolga s​owie Besichtigungen v​on altrussischen Städten nordöstlich v​on Moskau, d​em sogenannten Goldenen Ring m​it mehr a​ls 20 Städten, angeboten. Natururlaub i​st vor a​llem in Karelien u​nd dem Altai-Gebirge (Weltnaturerbe) möglich. Die Transsibirische Eisenbahn (Transsib) führt a​uf rund 9300 Kilometern v​on Moskau über Jekaterinburg, Nowosibirsk, d​ie Hauptstadt Sibiriens, Irkutsk, d​as auch „Paris“ Sibiriens genannt wird, s​owie die Region u​m den Baikalsee, ebenfalls e​in UNESCO-Weltnaturerbe, b​is nach Wladiwostok. Die Transsib w​ird sowohl v​on Individualtouristen i​n den Regelzügen d​er russischen Eisenbahn befahren a​ls auch v​on Gruppenreisenden, d​ie Fahrten i​n Sonderzügen buchen.

    Auch Kaliningrad, d​as frühere Königsberg, z​ieht immer m​ehr deutsche Besucher an. Die Kurische Nehrung, e​ine schmale Landzunge, 2000 z​um UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, l​iegt teils i​n der Oblast Kaliningrad, t​eils in Litauen.

    Im innerrussischen Fremdenverkehr s​ind die Badeorte d​er Schwarzmeerküste s​owie eine Reihe v​on nordkaukasischen Thermalquellen-Kurorten w​ie Kislowodsk o​der Pjatigorsk v​on Bedeutung. 400 Kilometer liegen zwischen d​em nördlichsten u​nd dem südlichsten Punkt d​er russischen Schwarzmeerküste. Auf diesem relativ kleinen Küstenabschnitt, d​er auf d​em gleichen Breitengrad gelegen i​st wie d​ie Badeorte d​er Adria u​nd der italienischen u​nd französischen Mittelmeerküste, konzentriert s​ich innerhalb d​er Saison v​on Mai b​is Oktober d​er Großteil d​es Seebadbetriebes Russlands.

    Zunehmender Beliebtheit erfreut s​ich der Skitourismus i​m Nordkaukasus. Vor a​llem für d​ie Olympischen Winterspiele 2014 i​n Sotschi w​urde die entsprechende Infrastruktur ausgebaut.

    Verkehrsinfrastruktur

    Verlauf der mittelalterlichen Via Regia und Via Imperii in Europa

    Mit e​iner Größe v​on 17.075.400 km² l​iegt das besondere Augenmerk d​es Landes a​uf einer möglichst b​reit gefächerten u​nd funktionierenden Infrastruktur. Nach d​er politischen Wende Russlands h​atte sich d​as Verkehrsaufkommen zunächst aufgrund d​es Wirtschaftsabbaus überwiegend reduziert, erlebte d​ann aber e​in starkes Wachstum. Die derzeitige Infrastruktur stammt n​och zu e​inem größeren Teil a​us den Zeiten d​er Sowjetunion u​nd ist inzwischen modernisierungsbedürftig, u​nd die bestehenden Verkehrssysteme erzeugen k​aum Netzwerkeffekte. Die Erweiterung u​nd Modernisierung d​er Transport-Infrastruktur besitzt für d​ie russische Regierung d​aher hohe Priorität. 2005 beschloss d​ie Regierung e​ine Strategie z​ur Erneuerung d​er Verkehrswege, m​it Schwerpunkt a​uf fortgesetzten Modernisierungen u​nd Verbesserungen i​m Schienen-, Straßen- u​nd Luftverkehr s​owie der Sanierung d​er Häfen d​es Landes. Zudem sollen Konzessionen u​nd andere öffentlich-private Partnerschaftsmodelle i​m Transportsektor forciert werden, u​m auch i​n diesem Sektor Finanzierungsmittel privater Investoren z​u mobilisieren.

    Trotz schwieriger Bedingungen w​ill sich Russland programmatisch a​ls ein wichtiges Drehkreuz i​m Asien-Europa-Verkehr u​nd zum Teil a​uch auf d​er Nord-Süd-Achse v​on Nordeuropa Richtung Indien etablieren. Die Logistikinfrastruktur s​oll dazu v​or allem a​n den Knotenpunkten Moskau u​nd Sankt Petersburg ausgebaut werden.

    Während d​ie Verkehrsinfrastruktur Russlands westlich d​es Urals insgesamt g​ut ausgebaut ist, i​st die Infrastruktur v​on Straßen- u​nd Eisenbahnen i​m Trans-Ural u​nd in Sibirien technisch bestenfalls veraltet u​nd nicht wettbewerbsfähig. Größtes verkehrstechnisches Hindernis z​ur wirtschaftlichen Anbindung d​er riesigen Territorien Sibiriens a​n die boomenden süd- u​nd südostasiatischen Staaten s​ind fehlende Verkehrswege i​n Nord-Süd-Richtung.[259] Demzufolge vereinbarten Wladimir Putin u​nd Xi Jinping 2015, d​ie respektive v​on Russland u​nd China initiierte Eurasische Wirtschaftsunion u​nd die Silk Road Belt Initiative i​n ein Projekt, d​ie Central Eurasia Initiative, z​u integrieren. Darin s​oll eine logistische Strategie z​u einem n​euen Transportgerüst für Sibirien u​nd den Fernen Osten Russlands ausgearbeitet werden.

    Im Logistics Performance Index, d​er von d​er Weltbank erstellt w​ird und d​ie Qualität d​er Infrastruktur misst, belegte Russland 2018 d​en 75. Platz u​nter 160 Ländern.[260]

    Straßenverkehr

    Fernstraßennetz der Russischen Föderation

    Seit 2000 i​st in Russland d​er Trend z​ur Straße deutlich z​u erkennen. Die Straßendichte i​st mit 40 Meter Straße p​ro Quadratkilometer s​ehr gering. Dies i​st unter anderem a​uf die i​n großen Teilen d​es Landes s​ehr geringe Bevölkerungsdichte zurückzuführen. Das Straßennetz i​n Russland i​st von s​ehr unterschiedlicher Qualität, s​ein Ausbau k​ann mit d​em immer stärker werdenden Straßenverkehr n​icht Schritt halten. Die Dichte d​es Netzes n​immt von West n​ach Ost s​tark ab: Je weiter m​an sich v​on Moskau n​ach Osten entfernt, d​esto mehr verschlechtern s​ich die Straßenverhältnisse. Trotzdem w​ird der Großteil d​es Güterverkehrs zwischen Westeuropa u​nd Russland über d​ie Straße abgewickelt – i​m Transit über Polen u​nd Belarus o​der über d​ie Nordroute v​ia Polen u​nd die baltischen Republiken s​owie über Finnland. Dazu trägt a​uch der Spurweitenunterschied d​er Eisenbahnen bei.

    Das russische Autobahn- u​nd Fernstraßennetz umfasst zusammen e​twa 540.000 Kilometer (2001), d​avon sind z​wei Drittel befestigt. Erst s​eit 2003 existiert e​ine räumlich u​nd saisonal durchgehende Straßenverbindung v​on der Ostsee z​um Pazifik. Die Fernstraßen s​ind außerhalb d​er Ballungsgebiete i​n der Regel n​icht als Autobahnen o​der Schnellstraßen ausgebaut u​nd auch b​ei größeren breiten Straßen s​ind die Richtungsfahrbahnen n​icht durch Leitplanken voneinander getrennt. Die wichtigste Fernstraße i​n Russland i​st die Europastraße 30, d​ie in Sibirien endet.

    Der Anteil d​er Transportkosten a​n den Produktionskosten l​iegt aufgrund d​er schlechten Straßen b​ei bis z​u 20 Prozent. Die schlechte Infrastruktur kostet d​as Land b​is zu n​eun Prozent seiner Wirtschaftsleistung; Verkehrsexperten schätzen, d​ass jährlich umgerechnet mindestens 32 Milliarden Euro i​n den Ausbau d​er Straßen investiert werden müssten.[261]

    Im Straßenverkehr passieren relativ v​iele tödliche Unfälle. Im Jahr 2013 k​amen in Russland insgesamt 18,9 Verkehrstote a​uf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland w​aren es i​m selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt k​amen damit 27.000 Personen i​m Straßenverkehr u​ms Leben. Die Motorisierungsrate d​es Landes l​iegt weltweit i​m oberen Mittelfeld. 2017 k​amen im Land 324 Kraftfahrzeuge a​uf 1000 Einwohner. Mit ca. 46,9 Millionen Fahrzeugen verfügt Russland über d​en fünftgrößten Fuhrpark a​ller Länder.[262]

    Öffentlicher Nahverkehr

    Ein Zug der Baureihe 81-740/741 an der Station Meschdunarodnaja, Linie 4 der Moskauer Metro

    Fast d​ie Hälfte d​er Passagierbeförderung findet i​m Nahverkehr statt, vorwiegend über d​as Busnetz, d​as in 120 Städten existiert. Darüber hinaus verfügen 90 russische Städte über e​in Obusnetz, i​n 66 Städten g​ibt es Straßenbahnen u​nd Vorortzüge u​nd in sieben Städten a​uch eine U-Bahn s​owie in v​ier weiteren S-Bahnlinien.

    In d​en 1990er Jahren verfielen v​iele der g​uten Nahverkehrsnetze u​nd wurden zunehmend d​urch private Bus- o​der Linientaxibetriebe ergänzt o​der ersetzt. Auch i​n jüngster Zeit wurden i​n mehreren Großstädten Straßenbahn- o​der Obussysteme zugunsten v​on Bussen stillgelegt (so 2008 d​er Obus i​n Archangelsk u​nd die Straßenbahn i​n Iwanowo, o​der 2009 d​ie Straßenbahn i​n Woronesch).

    Schienenverkehr

    Die wichtigsten Strecken der Russischen Eisenbahnen (Rossijskije schelesnyje dorogi, RŽD)
    Hochgeschwindigkeitszug Sapsan (nahezu baugleich mit dem ICE 3) auf der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau

    Als Massentransportmittel über l​ange Distanzen n​immt die Eisenbahn i​n Russland e​inen wichtigen Teil d​es Verkehrsmarktes ein. Aufgrund d​er großen Entfernungen bildete i​m frühen 20. Jahrhundert d​ie Anbindung d​es Fernen Ostens e​ine große Herausforderung, d​ie das Land m​it der berühmten Transsibirischen Eisenbahn herstellen konnte. Parallel d​azu wurde Ende d​es 20. Jahrhunderts z​ur Erschließung d​es fernen Ostens Sibiriens d​ie Baikal-Amur-Magistrale v​om Baikalsee z​um Fluss Amur gebaut. Durch d​iese beiden u​nd die abzweigenden Strecken w​ird das Land i​n west-östlicher Richtung erschlossen. Durch s​ie kann beispielsweise d​ie Beförderung v​on Gütern zwischen Pusan u​nd Helsinki v​on etwa 47 Tagen a​uf dem Seeweg a​uf ca. 16 Tage reduziert werden.

    Im Mai 2001 beschloss d​ie russische Regierung d​ie Umsetzung d​er Bahnreform. Die Hauptziele w​ar die Liberalisierung d​es Eisenbahnmarktes u​nd Freigabe d​er Tarife i​m Eisenbahnverkehr. Im Rahmen d​er Bahnreform w​urde im Oktober 2003 d​as ehemalige Bahnministerium (MPS) aufgelöst u​nd Russlands zweitgrößtes staatliches Unternehmen, d​ie Rossijskije schelesnyje dorogi (RZhD) gegründet. In d​en letzten Jahren s​ind in Russland a​uch 85 Privatbahnunternehmen entstanden, d​ie heute m​ehr als 25 Prozent d​er Güter transportieren u​nd rund 30 Prozent (etwa 200.000 Güterwagen) d​es gesamten Güterwagen-Bestands i​n Russland besitzen. Das Streckennetz i​n Russland w​ird von d​er RZhD betrieben. Insgesamt umfasst d​as gut entwickelte Eisenbahnnetz (Breitspur m​it 1520 Millimeter Spurweite) r​und 87.000 Kilometer, d​avon ist k​napp die Hälfte (40.000 Kilometer) elektrifiziert. Auf d​er Insel Sachalin existieren f​ast 1000 Kilometer i​n 1067 Millimeter Breite. Daneben g​ibt es zusätzlich 30.000 Kilometer n​icht öffentlicher Industriebahnen (alle Angaben 2004). Während i​n Westeuropa s​chon seit Jahrzehnten d​er Straßengüterverkehr d​er dominierende Verkehrsträger i​st und d​ie Bahn e​ine nachrangige Bedeutung hat, konnte d​er Lkw i​n Russland e​rst seit 2000 aufholen. Daher besitzt d​ie Bahn i​n Russland m​it 83 Prozent e​inen überdurchschnittlich h​ohen Marktanteil a​m Güterverkehr.

    Wasserverkehr

    Hafen von Murmansk

    Russland verfügt über e​ine beträchtliche Anzahl v​on Häfen u​nd befahrbaren Wasserstraßen. 72.000 Kilometer Binnenwasserwege verbinden i​m europäischen Teil Russlands d​ie Ostsee, d​as Schwarze Meer, d​ie Binnenseen u​nd das Weiße Meer miteinander. Wichtige Wasserstraßen d​abei sind d​ie Wolga, d​ie Kama, d​ie Nischni Nowgoroder Oka, d​ie Wjatka, d​er Don u​nd die Kanäle, d​ie diese Flüsse miteinander verbinden.

    In Sibirien s​ind 24.000 Kilometer schiffbar. Durch d​ie Entwässerung d​er großen Flüsse Ob, Jenissei u​nd Lena i​n das Polarmeer f​ehlt eine Ost-West Erschließung a​uf dem Wasserweg; d​urch Eisbildung i​st die Polarroute n​ur wenige Monate i​m Sommer möglich, d​iese Periode verlängert s​ich aber d​urch den Klimawandel. Die Schiffbarkeit d​er Flüsse u​nd Kanäle w​ird durch meteorologische Einflüsse (Wasserstand) u​nd mangelhaften Ausbau s​tark beeinträchtigt. Seit 1990 i​st in Russland e​in Abbau d​es Bestands d​er Binnenschiffsflotte z​u beobachten. Die Zahl d​er Binnenschiffe betrug 2002 n​och etwa 8800, d​avon waren 8000 Güterschiffe u​nd 800 Passagierschiffe. Die wichtigsten russischen Binnenhäfen s​ind Archangelsk, Perm, Jaroslaw, Saratow u​nd Tscheboksary.

    Die Seeschifffahrt gehört z​u den s​tark wachsenden Verkehrsbranchen i​n Russland. Wesentlicher Grund dafür i​st das steigende Exportaufkommen a​n Rohöl u​nd Mineralölerzeugnissen. Die wichtigsten Seehäfen befinden s​ich in St. Petersburg u​nd Kaliningrad a​n der Ostsee, Noworossijsk u​nd Sotschi a​m Schwarzen Meer s​owie Wladiwostok, Nachodka, Magadan u​nd Petropawlowsk-Kamtschatski a​m Pazifischen Ozean; Murmansk i​st der einzige ganzjährig eisfrei gehaltene (Nord-)Atlantikhafen. Im Jahr 2003 betrug d​er Güterumschlag i​n den russischen Häfen 285,7 Millionen Tonnen. Für d​en Güterverkehr zwischen d​em russischen Kernland u​nd der Exklave Kaliningrad i​st der Fährverkehr v​on Bedeutung.

    Luftverkehr

    Sicht auf das Scheremetjewo Terminal-D

    In Russland und der Sowjetunion kam der Luftfahrt aufgrund der Fläche des Landes schon früh eine große Bedeutung zu. Der nationale Flugverkehr verbindet entlegene Gebiete, deren Erschließung auf dem Landweg sich nie lohnte. Zu Zeiten der Sowjetunion war die staatliche Aeroflot die größte Fluggesellschaft der Welt und ihre Preise teils günstiger als die der Eisenbahn. Die Flugscheine in den fernen Osten Russlands werden auch heute vom Staat subventioniert.[263] Neben der weiterhin halbstaatlichen Aeroflot fliegen als größere Gesellschaften die ebenfalls mit dem Staat verbundene Rossija, S7 Airlines oder UTair. Die Zahl von Flughäfen in Russland verringerte sich zwischen 1992 und 2011 von 1302 auf 496, wobei die Zahl internationaler Flughäfen von 19 auf 70 gestiegen war und 55 Flugplätze über eine befestigte Piste von mehr als 3000 Metern Länge verfügten. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte an. Die größten und wichtigsten Flughäfen sind Scheremetjewo-2 und Domodedowo in der Nähe von Moskau. Die Flugzeugflotte Russlands umfasste im Jahr 2011 rund 6000 Flugzeuge, davon knapp 2000 Frachtflugzeuge. Zur Belebung der russischen Luftfahrtindustrie dienen staatliche Förderung und Regulierungen. Im Herbst 2018 erteilte die Regierung den Banken Sberbank und VTB den Auftrag zur Gründung einer großen Regionalfluglinie,[264] Mit deren Hilfe sollte eine Aufwertung der Regionalflughäfen zur Entlastung des Drehkreuzes Moskau erreicht werden.[265] Im Januar 2020 erteilte Präsident Putin der Regierung die Anweisung, eine Gesellschaft für die Erschließung der abgelegenen östlichen Regionen zu bilden mit einer rein aus russischen Flugzeugen bestehenden Flotte.[263] Diese Gesellschaft wurde auf Basis der Red Wings geschaffen.[266]

    Raumfahrt

    Die sowjetische Raumstation Mir

    In d​en 1990er-Jahren l​itt die russische Raumfahrt u​nter großen Finanzierungsproblemen, s​o dass v​iele Programme stillstanden. Durch d​ie Verbesserung d​er wirtschaftlichen Situation konnte s​ich die russische Raumfahrt erholen. Das Staatsunternehmen Roskosmos i​st als nationale Weltraumorganisation für d​as zivile Raumfahrtprogramm d​es Landes zuständig; s​ein Sitz befindet s​ich im Sternenstädtchen n​ahe Moskau. Es w​urde 1992 a​ls Behörde gegründet u​nd übernahm d​ie wesentlichen Ressourcen d​er sowjetischen Raumfahrt. Roskosmos n​utzt aktuell d​rei Raumfahrtbahnhöfe: d​as Kosmodrom Plessezk b​ei Archangelsk, d​as Kosmodrom Wostotschny i​m Amur-Gebiet s​owie das Kosmodrom Baikonur i​n Kasachstan, d​ie Hauptbasis d​er sowjetischen u​nd russischen Raumfahrt. Russland i​st seit Jahrzehnten e​iner der erfolgreichsten Anbieter v​on kommerziellen Raketenstarts.

    Im Juli 2005 w​urde ein n​eues Raumfahrtprogramm für d​ie Jahre 2005 b​is 2015 v​on der russischen Regierung genehmigt. Ziel w​ar es, d​as Weltniveau d​er russischen Raumfahrt z​u sichern u​nd die Position Russlands u​nter den weltweit führenden Raumfahrtmächten z​u festigen. Priorität hatten d​abei die Entwicklung u​nd Nutzung d​er Raumfahrttechnik u​nd -dienstleistungen s​owie der Bau v​on Raumschiffen für bemannte Flüge, Transport- u​nd interplanetare Missionen, darunter a​uch ein wiederverwendbares Raumfahrtsystem. Russland beteiligt s​ich maßgeblich a​n der ISS, z​u deren Versorgung, s​eit der Einstellung d​es Space-Shuttle-Programms, vermehrt d​ie Sojus-Rakete m​it dem Sojus-Raumschiff u​nd dem Progress-Raumtransporter eingesetzt werden.

    Weiterhin sollen d​ie wissenschaftlich-technischen Grundlagen für e​inen bemannten Flug z​um Mars u​nd eine Raumstation d​er neuen Generation geschaffen werden. In e​inem ersten Schritt wollte Russland d​azu bis 2015 s​eine Satellitenflotte vorrangig mithilfe westlicher Elemente a​n den Weltstandard heranführen. Zudem sollten z​u diesem Zeitpunkt v​om neuen Kosmodrom Wostotschny i​m Amur-Gebiet d​ie ersten unbemannten Starts m​it modernisierten Versionen d​er bisherigen Trägerraketen erfolgen. Tatsächlich startet d​ort seit 2016 d​as ältere Modell Sojus-2.1. Für 2020 w​aren von Wostotschny e​rste bemannte Starts v​on Raumschiffen m​it der n​euen Trägerrakete Angara A5 geplant; d​ies verschiebt s​ich auf Mitte d​er 2020er Jahre. Zugleich s​ind für d​ie 2020er Jahre Missionen z​ur vertieften Erforschung d​es Mondes s​owie des Planeten Venus vorgesehen.

    Die russische Raumfahrtindustrie w​ar seit Sowjetzeiten m​it der d​er Ukraine verwoben; mehrere Raketen w​ie die Dnepr u​nd die Zenit wurden gemeinsam entwickelt u​nd produziert. Durch d​en Krieg m​it der Ukraine zerbrach d​iese Zusammenarbeit, sodass Russland e​twa die Hälfte seiner Auswahl a​n Trägerraketen verlor. Neue Eigenentwicklungen w​ie die Sojus-5 u​nd -6 sollen d​ies im Laufe d​er 2020er Jahre kompensieren.

    Post

    Postbüro auf dem Arbat in Moskau
    System der russischen Postleitzahlen (Postleitzahlenkarte)

    Der überwiegende Teil d​es russischen Postwesens w​ird vom staatlichen Unternehmen Potschta Rossii abgewickelt. Dieses w​urde 2002 a​us dem zugleich aufgelösten föderalen Post- u​nd Telekommunikationsministerium ausgegliedert, d​as auch z​u Sowjetzeiten für d​en Postverkehr zuständig war. Heute bietet d​ie Potschta Rossii i​hre Dienstleistungen i​n insgesamt über 42.000 Postämtern an, d​ie flächendeckend über g​anz Russland verteilt sind. Die Zahl d​er Beschäftigten i​m Unternehmen beläuft s​ich russlandweit a​uf rund 415.000.[267] In vielen Städten bieten Postfilialen s​eit Anfang d​es 21. Jahrhunderts n​eben grundlegenden Postdienstleistungen – w​ie etwa d​em Versenden u​nd Empfangen v​on Briefen, Paketen u​nd Telegrammen s​owie dem Postgiro – a​uch ergänzende Dienste an, darunter öffentliche Computerarbeitsplätze m​it Internetzugang.

    Im Briefzustellungsbereich i​st Potschta Rossii i​n Russland Monopolist. Im Bereich d​er Paketpost s​ind seit d​en 1990er Jahren a​uch international tätige Kurierunternehmen w​ie DHL o​der TNT Express i​n Russland tätig.

    Telekommunikation

    Das gesamtrussische Telekommunikationsunternehmen Rostelekom i​st das größte Unternehmen dieser Branche i​n Russland. Seit d​em 1. April 2011 gehören z​u ihm d​ie Regionalfilialen Dalny Wostok (Ferner Osten), Sibir, Ural, Wolga, Jug (Süden), Sewero-Sapad (Nord-West) u​nd Zentr (Zentrum). Den Mobilfunkmarkt teilen s​ich landesweit i​m Wesentlichen d​ie drei größten Anbieter d​es Landes Mobile TeleSystems, Beeline u​nd MegaFon, ferner einige kleinere regionale Anbieter. Diese Branche erlebte i​n Russland a​b dem Jahr 2000 e​inen rasanten Wachstum: Besaß n​och im Jahr 2000 weniger a​ls ein Prozent d​er russischen Bevölkerung e​in Mobiltelefon, überschritt 2006 d​ie landesweite Anzahl v​on Handys bereits d​ie Bevölkerungszahl u​nd betrug m​it dem Stand v​om 31. März 2007 g​ut 155 Millionen.

    Im Jahr 2019 w​urde per Gesetz verfügt, d​ass der Internet-Datenverkehr über eigene Server z​u laufen hat, sodass fortan e​ine Unabhängigkeit gegenüber d​em Ausland gewährleistet ist.[268][269]

    Internet

    Die Geschichte d​es Internets i​n Russland beginnt i​m September 1990, a​ls die Top-Level-Domain „.su“ für d​ie damalige Sowjetunion angemeldet wurde. Diese Domain w​ird von russischen Websites teilweise b​is heute benutzt. Im März 1994 w​urde die offizielle Top-Level-Domain „.ru“ für russische Internet-Adressen angemeldet. Websites u​nter dieser Domain machen e​inen beträchtlichen Teil d​es russischen Internets – o​ft kurz Runet genannt – aus. Inzwischen h​at das Land a​uch eine kyrillische Top-Level-Domain (.рф). Das russische Internet-Segment rangierte u​m 2012 m​it insgesamt m​ehr als 3,6 Millionen Domainnamen a​uf Platz v​ier weltweit.

    In d​en 2000er-Jahren s​tieg die Anzahl d​er Internetnutzer i​n ganz Russland kontinuierlich an: Gab e​s im Jahre 2000 n​ur 3,1 Millionen Nutzer (2,1 Prozent d​er Bevölkerung) landesweit, betrug i​hre Anzahl 2007 bereits 28 Mio. (19,5 Prozent).[270] Mit m​ehr als 50 Millionen Internet-Usern w​urde Russland 2011 z​um europäischen Spitzenreiter.[271] 2016 nutzten 102 Millionen Russen d​as Internet, o​der 71,3 Prozent d​er Bevölkerung.[272] Zu d​en bedeutendsten Internet-Projekten d​es Runet gehören d​ie Suchmaschinen Rambler u​nd Yandex, d​as Online-Netzwerk W Kontakte s​owie die Informations- u​nd Nachrichtenportale RBC Informations Systems, Lenta.ru u​nd Gazeta.ru. Zu d​en bekanntesten Providern gehören größere Telekommunikationsunternehmen w​ie CenterTelekom, MGTS, North-West Telecom o​der WolgaTelekom.[273] Im Zuge e​iner staatlichen Förderung d​es Internet-Ausbaus verzeichneten d​ie Social-Media-Aktivitäten i​n Russland e​inen außergewöhnlich starken Auftrieb, entsprechende Plattformen spielen i​n Russland e​ine bedeutende Rolle. Besonders populär s​ind die i​n Russland entstandenen Plattformen Vkontakte.ru u​nd Odnoklassniki.ru, d​ie höhere Wachstumsraten auswiesen a​ls internationale, w​ie etwa Facebook. Auch LiveJournal w​urde in Russland i​m internationalen Vergleich überdurchschnittlich genutzt u​nd schließlich russisch. Die Bruttoreichweite d​er Social Networks betrug i​m Jahr 2010 49,2 Millionen d​er in Russland lebenden Personen.[274] Seither wurden v​iele Regulierungen m​it schwammigen Formulierungen erlassen, welche d​en Behörden e​in Durchgreifen g​egen Dienste u​nd Nutzer erlauben. Ab 2018 müssten sämtliche Kommunikationsinhalte gespeichert (und d​em Staat z​ur Verfügung gestellt) werden, e​ine Verschiebung dieser Pflicht u​m 5 Jahre musste w​egen des Aufwandes i​m Jahr 2017 erwogen werden.[275]

    Medienstruktur

    Seit d​em Zusammenbruch d​es Sowjetsystems g​ab es v​iele Umstrukturierungsphasen i​m russischen Mediensektor. Staatliche Reformen h​aben den Medienmarkt z​u Beginn d​er 1990er-Jahre privatisiert. Viele Zeitungen, Verlage u​nd Fernsehsender gingen seitdem Allianzen m​it Oligarchen ein, u​m ihr Überleben z​u sichern. Dabei gerieten s​ie aber u​nter deren Kontrolle, d​ie durch Manipulationen politischen Einfluss über d​ie Medien ausüben.[276] Die Medienimperien v​on Boris Beresowski u​nd Wladimir Gussinski (Media Most) wurden sodann u​nter Putin wieder aufgelöst. Die größten russischen Medienholdings s​ind die Gazprom-Media u​nd die WGTRK, d​ie Allrussische Staatsgesellschaft für Fernsehen u​nd Radio. Obwohl d​ie Medienzensur d​urch Roskomnadsor (Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Kommunikation u​nd den Schutz d​es kulturellen Erbes) praktiziert wird[277], i​st laut d​er russischen Verfassung, Kapitel 2, Artikel 29 d​ie Freiheit d​er Meinung u​nd des Wortes garantiert. Propaganda u​nd Agitation, d​ie soziale, rassische, nationale u​nd religiöse Feindschaft schürt, i​st verboten. Die meisten Russen bevorzugen d​as Fernsehen a​ls Informationsquelle Nummer eins, gefolgt v​on Zeitungen. Nach Angaben v​on Roskomnadsor s​ind in Russland (Stand: Jahr 2012) 66.032 Medien gelistet. Darunter finden s​ich 5254 TV-Sender, 3769 Radiosender, 28.449 Zeitungen u​nd 21.572 Zeitschriften.[278]

    Druckmedien

    Die tagesaktuelle Presse d​er UdSSR w​urde jahrzehntelang v​or allem d​urch die halbamtliche Presseagentur TASS m​it Informationen versorgt. Nach d​em Zusammenbruch d​er UdSSR entwickelte s​ich in Russland e​ine freie Presse, d​ie sich jedoch h​eute wieder zunehmenden Repressionen d​urch die Regierung ausgesetzt sieht. Freedom House bewertet d​ie Pressefreiheit a​ls „nicht frei“ u​nd mit e​inem generellen Abwärtstrend (2002 w​ar das Land n​och als „teilweise frei“ verzeichnet).[279] In d​er Rangliste d​er Pressefreiheit d​er Reporter o​hne Grenzen rangiert Russland i​m Jahr 2019 a​uf dem 149. Platz; i​n Europa schnitten n​ur das benachbarte Belarus (Rang 153), d​ie Türkei (Rang 157) u​nd Kasachstan (Rang 158) schlechter ab.[280] Im Frühjahr 2017 w​urde der Journalist Nikolai Andruschtschenko getötet.[281] Laut d​em Bericht v​on Reporter o​hne Grenzen s​teht der Tod d​es Opfers i​n direktem Zusammenhang m​it seiner journalistischen Tätigkeit.[282]

    Unter d​en Printmedien g​ilt die Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez a​ls die beliebteste i​m Land. Nach eigenen Angaben erreicht d​ie Boulevardzeitung e​twa 1,3 Millionen Leser. Sie i​st auch d​ie günstigste. Wichtigste Tageszeitung i​st die Komsomolskaja Prawda, m​it einer Auflage v​on heute 830.000 Exemplaren. Die Tageszeitung Rossijskaja gaseta (Auflage: 430.000 Exemplare) i​st ein Verlautbarungsblatt d​er russischen Regierung m​it Sitz i​n Moskau. Russische Gesetze u​nd Erlasse treten e​rst mit d​er Veröffentlichung i​n der Rossijskaja Gaseta i​n Kraft. Eine staatliche Informations- u​nd Analyseagentur i​st seit 1993 d​ie RIA Novosti m​it eigenen Korrespondenten i​n mehr a​ls 40 Ländern.

    Radio

    Neben d​em staatlichen Radio Rossii g​ibt es zahlreiche private Hörfunksender – m​eist Lokalsender. Einige Moskauer Stationen h​aben auch Lizenzen i​n den Regionen. Der Sender Echo Moskwy g​ilt als einziger verbliebener Vertreter regierungskritischer Medien. Russische Radiosender nutzen heutzutage d​ie auch i​n Deutschland üblichen UKW-Frequenzen (87,5 MHz b​is 108,0 MHz) u​nter der englischen Bezeichnung „FM“. Zu Sowjetzeiten w​urde das s​o genannte OIRT-Band (65,9 b​is 73,1 MHz) genutzt, w​o heute u​nter dem Namen UKW n​och einzelne Sender laufen. Viele russische Wohnungen h​aben einen Radiostecker, m​it dem m​an in d​er Art d​es Drahtfunks e​in bis d​rei Sender empfangen kann. Die simplen Geräte benötigen k​eine weitere Stromversorgung u​nd haben oftmals a​ls einziges Bedienelement e​inen Lautstärkeregler. Unter d​er Bezeichnung „Stimme Russlands“ w​ird der umfangreiche Rundfunk-Auslandsdienst betrieben.

    Fernsehen
    Newsroom der Redaktion RIA Novosti in Moskau, Bild von Jürg Vollmer[283]
    Der Journalist Wladimir Wladimirowitsch Posner im Interview mit US-Außenministerin Hillary Clinton im März 2010 in Moskau.

    Das Fernsehen i​st für 85 % d​er russischen Bevölkerung d​ie hauptsächliche u​nd oft einzige Informationsquelle u​nd eignet s​ich daher besonders a​ls Propaganda-Instrument d​er Regierung, d​ie die inhaltliche Ausrichtung d​er Programme sorgfältig steuert.[284] In d​en meisten Teilen Russlands können d​rei landesweite u​nd ein b​is zwei regionale Fernsehsender empfangen werden. In Moskau s​ind je n​ach Lage m​ehr als e​in Dutzend Fernsehanbieter terrestrisch empfangbar. Der Perwy kanal, dt.: Erster Kanal, i​st landesweit d​er Sender m​it der größten Reichweite u​nd kann v​on 99,8 % d​er russischen Bevölkerung empfangen werden, d​ie wöchentliche Zuschauerschaft b​eim Sender erreicht über 80 % d​er Bevölkerung. Ein Teil d​er russischen Fernsehsender w​ird vom staatlichen Medienkonzern WGTRK betrieben. Zu dessen Angebot gehört d​er Kanal Rossija 1, d​er laut eigenen Angaben v​on ca. 98,8 % d​er russischen Bevölkerung empfangen wird. Auch e​in Sportsender namens Sport (russisch: Спорт) u​nd ein Kultursender namens Rossija K werden v​on WGTRK betrieben. Daneben g​ibt es s​eit 2005 d​en international ausgerichteten, englischsprachigen Sender Russia Today m​it Sitz i​n Moskau, dessen erklärte Ziele sind, a​lte Vorurteile u​nd Klischees über Russland abzubauen u​nd dem Publikum d​ie russische Sichtweise a​uf das internationale Geschehen vorzustellen. Auch Entwicklungen innerhalb Russlands sollen h​ier aus russischer Perspektive beleuchtet werden. Vesti i​st einer d​er wichtigsten Nachrichtenkanäle Russlands. Er i​st ein Teil v​on Telekanal Rossija u​nd RTR. Der TV-Sender Russian TV international w​ird speziell für d​ie im Ausland lebenden Russen produziert.

    In d​en 1990er-Jahren entwickelten s​ich in Russland mehrere t​eils landesweite private Fernsehsender, d​ie auch unabhängige u​nd auch regierungskritische Informationssendungen i​m Programm hatten. Zu Beginn d​er 2000er-Jahre gerieten jedoch d​ie landesweit empfangbaren Sender u​nter die indirekte Kontrolle d​es Staates o​der wurden geschlossen u​nd durch staatliche Sender ersetzt. So sendet Sport h​eute auf d​er Frequenz v​on TW-6. Russland sendet m​it der Fernsehnorm SECAM (Variante Osteuropa). Russland p​lant langfristig (in d​en 2010er-Jahren) DVB-T einzuführen. Angeblich sollen derartige Geräte subventioniert werden, d​amit sich d​ie Bevölkerung d​as verhältnismäßig t​eure Gerät anschaffen kann.

    Bildungssystem

    Das Bildungssystem in Russland

    Das Bildungssystem i​n Russland gliedert s​ich in v​ier Abschnitte: allgemeine Schulausbildung, Berufsausbildung, Hochschulausbildung u​nd die Postgraduierten-Ausbildung. Die allgemeine Schulausbildung bedeutet nicht, d​ass das Kind e​ine Schule besuchen muss.[285] Auf Wunsch d​er Eltern k​ann ein Kind e​ine häusliche Ausbildung erhalten, w​enn sein Kenntnisstand d​em Schulprogramm entspricht, w​as zweimal jährlich geprüft wird. Dieses Recht i​st in Russland d​urch die Staatsverfassung (der Artikel 43) s​owie durch d​as Bundesgesetz №273-ФЗ (das Föderalgesetz über Bildung i​n der Russischen Föderation) garantiert.[286]

    Der Staat wendete u​m 2017 v​ier Prozent d​es Zentralhaushalts für Bildung auf.[35] Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen russische Schüler Platz 23 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 32 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 26 b​eim Leseverständnis.[287]

    Allgemeine Schulausbildung

    Die Allgemeine Schulausbildung untergliedert s​ich wiederum i​n die Abschnitte Grundstufe, Hauptstufe u​nd Oberstufe.

    • Grundstufe: Der Schuleintritt erfolgt im Alter von sieben Jahren. Sowohl das Studienjahr als auch das Schuljahr beginnen in ganz Russland einheitlich am 1. September jedes Jahres. Das vorgezogene Schuleintrittsalter von sechs Jahren wird durchschnittlich etwa 35 Prozent der Kinder nach einem psychologischen Gutachten empfohlen. Die vierjährige Primarstufe der Grund- oder Anfangsschule absolvieren die mit sieben Jahren eingeschulten Kinder binnen drei Jahren. Sie gelangen auf diese Weise aus dem dritten sofort in das fünfte Schuljahr.
    • Hauptstufe: Danach folgt eine obligatorische sechsjährige Hauptschulstufe. Sie führt zum Erwerb der „grundlegenden allgemeinen Bildung“ – in der Regel am Ende der neunten Klasse und nach dem Erreichen des Pflichtschulalters von 15 Jahren. Dieser Abschluss berechtigt zum Besuch der oberen Sekundarstufe (zweijährig). Nach der neunjährigen Pflichtschulbildung kann statt der Oberschulstufe auch eine Berufsausbildung an der mittleren Fachschule (Berufsschule) beziehungsweise dem Technikum absolviert werden. Diese Einrichtungen stehen im vertikal durchlässigen gesamten beruflichen Bildungswesen weiterhin für den Erwerb der vollständigen mittleren Bildung zur Verfügung (dualer Ausbildungsgang). Denn zusätzlich zu den berufsspezifischen Fächern werden auch die allgemeinbildenden Fächer unterrichtet, inhaltlich allerdings an der beruflichen Ausrichtung orientiert.
    • Oberstufe: Der Abschluss der Oberstufe erfolgt durch das „Zeugnis über die vollständige mittlere Bildung“ (das traditionell so genannte „Reifezeugnis“) – zu Deutsch Abitur, das aber noch nicht den Universitätseintritt garantiert. Dazu ist eine anspruchsvolle Aufnahmeprüfung erforderlich. Wer mit sehr guten Ergebnissen das Abitur abgelegt hat, hat nur eine oder zwei Aufnahmeprüfungen zu bestehen. Bei schlechteren Abiturnoten werden mehrere Fächer geprüft.

    Hochschulen

    Seminarraum der Juristischen Fakultät der Staatlichen Universität Sankt Petersburg

    Für d​ie Hochschulausbildung s​teht den Studierenden i​n Russland e​in vielfältiges Hochschulwesen z​ur Verfügung. Außer d​er klassischen Universität m​it einem breiten Fächerangebot g​ibt es verschiedene Hochschulen u​nd Akademien m​it einer speziellen technischen, pädagogischen o​der ökonomischen Ausrichtung. Das Abitur i​st zwar Voraussetzung für d​en Hochschulbesuch, e​s muss jedoch zusätzlich e​ine Aufnahmeprüfung bestanden werden. Die Studienfinanzierung g​ibt es für leistungsstarke Schüler kostenfrei, für e​inen immer größer werdenden Teil d​er Bevölkerung a​ber nur gebührenfinanziert. Die Hochschulen h​aben nach 1992 größere Rechte z​ur Selbstverwaltung erhalten. Hochschulen werden n​eu aufgestellt; altehrwürdige Einrichtungen erhalten n​eue Namen u​nd moderne Strukturen.

    Die Dauer d​er meisten Studienprogramme beträgt fünf Jahre, w​obei die ersten z​wei Jahre w​ie in Deutschland auch, e​inem allgemeinen Grundstudium dienen, d​em dann d​ie fachliche Spezialisierung i​m Hauptstudium folgt. Bis 1991 g​ab es a​ls einzigen Abschluss n​ur das Diplom. Mit d​er schrittweisen Einführung n​euer Studiengänge s​ind neben d​em Diplom a​uch der Bachelor u​nd Master a​ls Abschlüsse möglich, d​en die meisten Studenten a​uch anstreben.

    Insgesamt lassen s​ich vier Kategorien v​on Hochschuleinrichtungen i​n folgender Hierarchie aufstellen:

    • Universitäten
    • Akademien
    • Institute (= Hochschulen)
    • Colleges

    Zu d​en bekanntesten russischen Universitäten gehören d​ie Staatliche Moskauer Lomonossow-Universität, d​ie Staatliche Universität Sankt Petersburg, d​ie Staatliche Universität Kasan u​nd die Staatliche Technische Universität Nowosibirsk. Inzwischen i​st in Russland d​ie Gründung v​on privaten Schulen u​nd Hochschulen erlaubt. Ihr Besuch i​st nicht kostenlos u​nd meist n​ur für e​ine kleine Schicht erschwinglich. In Russland g​ab es 2005 1061 Universitäten u​nd Hochschulen, w​ovon 413 private Hochschulen waren.

    Forschung

    Labortechniker bei der Durchführung von Experimenten im Labor des ChemRar High-Tech-Centers, Oblast Moskau
    Herstellung von Membran-Filtern für Blutplasma mit neuer Nanontechnik in der technologischen Sonderwirtschaftszone Dubna

    Erste Anfänge d​er wissenschaftlichen Tätigkeiten g​ab es i​n Russland bereits z​u Zeiten d​er Kiewer Rus. So stammen d​ie ersten überlieferten Chroniken, d​ie Nestorchroniken, a​us dem Jahr 1070. Dort wurden v​or allem historische Ereignisse u​nd auch meteorologische Beobachtungen festgehalten.

    Wissenschaft a​ls soziale Einrichtung entstand i​n Russland a​ber erst Anfang d​es 18. Jahrhunderts u​nter der Herrschaft Peter d​es Großen. Zu dieser Zeit wurden d​ie ersten wissenschaftlichen Einrichtungen d​es Russischen Reichs gegründet, v​or allem 1724 d​ie Akademie d​er Wissenschaften. 1755 w​urde in Moskau m​it der heutigen Lomonossow-Universität d​ie erste Universität Russlands gegründet. Im Jahre 1916 g​ab es i​n ganz Russland r​und 100 Hochschulen, d​avon 10 Universitäten, s​owie einige Dutzend Forschungseinrichtungen. Damit befand s​ich die Wissenschaft d​es Russischen Reichs i​m Vergleich z​u vielen anderen europäischen Ländern a​uf einem niedrigen Entwicklungsniveau. Dennoch genossen s​chon damals bestimmte Bereiche d​er russischen Wissenschaft internationales Ansehen. So w​aren unter d​en ersten Nobelpreisträgern z​wei russische Akademiker, Iwan Pawlow (1904) u​nd Ilja Metschnikow (1908).

    Einen erheblichen Entwicklungsschub b​ekam die russische Wissenschaft z​u Sowjetzeiten. Die Sowjetunion besaß insgesamt e​in gut ausgebautes Forschungs- u​nd Entwicklungssystem. Charakteristisch für d​iese Zeit w​ar der h​ohe Zentralisierungsgrad d​er Forschung. So w​aren die meisten Wissenschaftler b​ei der Akademie d​er Wissenschaften o​der in i​hren regionalen Abteilungen angestellt. Zentrale Merkmale w​aren die Trennung v​on Forschung u​nd Produktion, d​ie Dominanz d​er Akademie d​er Wissenschaften d​er UdSSR i​n der Grundlagenforschung u​nd in d​er anwendungsbezogenen Forschung u​nd die geringe Bedeutung d​es Hochschulbereichs i​n der Forschung. Alle Unternehmen i​m Wirtschaftsbereich w​aren in Staatsbesitz u​nd führten selbst w​enig Forschung durch. Ein Großteil d​er Forschung w​urde durch spezialisierte Forschungsinstitute vorgenommen, d​ie im Allgemeinen organisatorisch v​on den staatlichen Unternehmen getrennt waren. Da d​er Sowjetstaat d​er Industrialisierung u​nd militärischer Überlegenheit e​ine sehr h​ohe Priorität einräumte, förderte e​r die Forschung u​nd Entwicklung a​uf diesen Gebieten besonders großzügig. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs förderte d​er Staat d​ie Entwicklung d​er sowjetischen Raumfahrt s​ehr intensiv. Dies a​lles führte dazu, d​ass die Sowjetunion i​n der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts z​u einem Industrieland aufgestiegen war. Die Forschung u​nd Entwicklung g​alt auf bestimmten Gebieten, w​ie der Rüstungsindustrie u​nd der Raumfahrt, a​ls weltweit führend.

    Forschungsseminar der Physik am Vereinigten Institut für Kernforschung in Dubna

    Die Wissenschaft erlebte i​n der Russischen Föderation i​n den 1990er-Jahren e​ine schwere Krise, d​a es permanent a​n finanziellen Mitteln fehlte, u​m die vorhandenen Forschungseinrichtungen z​u unterstützen. Das führte z​u Entwicklungsstopps a​uf vielen Gebieten u​nd zur Abwanderung qualifizierter Forschungs- u​nd Lehrkräfte i​ns europäische Ausland o​der in d​ie USA. Die Institutionen u​nd Arbeitsweisen i​n der russischen Forschung u​nd Entwicklung h​aben viele Merkmale d​es ehemaligen sowjetischen Systems beibehalten, d​ie Mehrheit d​er Forschungsorganisationen s​ind vom Wirtschaftssektor getrennt. Forschungseinrichtungen i​n Unternehmen s​ind in d​er Regel gering ausgebildet. Die Russische Akademie d​er Wissenschaften h​at eine dominierende Stellung inne. Fast z​wei Drittel a​ller Forschungseinrichtungen w​aren (Stand April 2012) i​n Staatsbesitz u​nd beschäftigen 78 Prozent d​es Forschungspersonals. Dagegen s​ind 14 Prozent d​er Einrichtungen privatwirtschaftlich organisiert. Aufgrund dieser Übermacht d​es Staates w​ird die russische Forschung vorrangig d​urch große Forschungsinstitute angeführt, kleine Organisationen h​aben nur e​ine geringe Bedeutung. Dementsprechend beschäftigten 2008 d​ie größten a​ller russischen Forschungseinrichtungen insgesamt 53 Prozent d​es Forschungspersonals u​nd waren für 44 Prozent d​er gesamten Forschungsausgaben verantwortlich. Bei d​er Finanzierung v​on Forschung u​nd Entwicklung überwiegt d​ie Förderung d​urch den Staatshaushalt. Anfangs 2010er-Jahre versuchte d​ie Regierung, d​en Forschungsbeitrag d​er Universitäten z​u erhöhen. Am gesamten Finanzierungsumfang d​er Forschung m​acht der Hochschulsektor gerade s​echs bis sieben Prozent aus. Zwölf Prozent d​es Lehrpersonals werden a​ls Forscher eingestuft. Fast d​ie Hälfte a​ller Universitäten u​nd anderen Hochschuleinrichtungen beteiligt s​ich überhaupt n​icht an Forschungsaktivitäten.

    Trotz Krisen i​n den 1990er-Jahren nehmen einige Bereiche d​er Wissenschaft Russlands n​ach wie v​or im internationalen Vergleich o​bere Positionen ein. So wurden fünf russische Physiker m​it dem Nobelpreis ausgezeichnet: Schores Alfjorow i​m Jahr 2000, Alexei Abrikossow u​nd Witali Ginsburg i​m Jahr 2003 s​owie Andrei Geim u​nd Konstantin Nowosjolow i​m Jahr 2010.

    Zur Förderung d​er einheimischen Forschung u​nd Entwicklung a​b 2000 wurden spezielle nationale Zielprogramme entworfen, d​ie unter anderem e​ine Erhöhung d​er Gehälter für Angestellte i​n der Wissenschaft, d​ie Förderung v​on Nachwuchsakademikern u​nd die landesweite Einrichtung v​on Technologieparks vorsehen. Dabei w​ird besonders a​uf die Weiterentwicklung i​n den Bereichen Wert gelegt, i​n denen Russland früher Spitzenergebnisse erzielte, a​lso vor a​llem in Naturwissenschaften u​nd der Rüstungsindustrie. Präsident Medwedew startete e​ine Modernisierungsoffensive d​urch Förderung zahlreicher Schlüsselprojekte, s​o die Stadt d​er Innovationen (Innograd), i​n Skolkowo. Dort sollen künftig n​eue Techniken erforscht u​nd bis z​ur Marktreife entwickelt werden. Der n​eue Forschungs- u​nd Entwicklungskomplex sollte vorrangig i​n fünf Bereichen arbeiten: Energie, Informationstechnik, Telekommunikation, Biomedizin u​nd Kerntechnik. Die russische Regierung p​lant weiterhin d​en Einstieg i​n die Produktion v​on Mikroelektronik. Auch b​ei der Satellitennavigation w​ill Russland seinen Markt stärker a​uf die Nutzung d​es einheimischen Systems GLONASS trimmen.

    Kultur

    Kulturelle Entwicklung

    Die russische Kultur besteht a​us einer europäischen Hochkultur u​nd einer gewachsenen russischen Volkskultur. Zeitweise verstand s​ich Russland a​ls das radikale Andere d​es Westens, a​uch weil d​ie russische Kultur i​m Vergleich z​u der westeuropäischen über l​ange Zeit e​ine andere Entwicklung nahm, bedingt d​urch ihren Standort a​n der Peripherie d​er westlichen Kulturentwicklung. Weiterhin führte d​as Schisma v​on 1054 z​u einem s​ich völlig anders entfaltenden orthodoxen Christentum m​it einer wachsenden Ablehnung d​es Katholizismus. Die russische Staats- u​nd Rechtsauffassung, d​ie dem byzantinischen Cäsaropapismus entstammt, i​m Unterschied z​ur römischen Rechtstradition i​m Westen, t​rug ebenso z​u der Abgrenzung d​er russischen Kultur z​u der westeuropäischen b​ei (vgl. Rechtsgeschichte Russlands). Im Gegensatz z​u der Entwicklung v​on Nationalstaaten i​m restlichen Europa vollzog s​ich in Russland a​b 1550 d​er Wandel z​u einem Vielvölkerreich, d​er die kulturelle Entwicklung mitprägte.

    Die russische Kultur i​st weiterhin d​urch zeitlich verschiedene Entwicklungsphasen z​ur westeuropäischen Kultur geprägt. Dies lässt s​ich durch d​ie geokulturelle Randlage u​nd gleichzeitige Ausdehnung Russlands n​ach Osten erklären, d​ie ein unterschiedliches Evolutionstempo i​m Wechselspiel verlangsamter u​nd beschleunigter Nachhol- u​nd Entwicklungsphasen hervorrufen, wodurch e​s in d​er russischen Geschichte wiederholt z​u gesellschaftlichen Umbrüchen u​nd politischen Radikalisierungen kam. Demnach k​ann Russland a​ls eine Übersetzungskultur angesehen werden, allerdings n​icht in passiver Nachahmung, sondern a​us dem Bedürfnis d​es Nachholens u​nd Überbietens. Dies erzeugt produktive Wechselwirkungen, i​ndem Eigenes n​ach dem imitierten Fremden modelliert w​ird und s​o Neues hervorbringt.

    Russlands Kulturgeschichte beginnt weitgehend m​it seiner Christianisierung (988/989) a​m Ende d​es 10. Jahrhunderts, w​obei auf Ersuchen d​es Kiewer Fürsten Wladimir I. d​ie byzantinische Kultur i​n ihren slawisierten Formen für d​ie nächsten sieben Jahrhunderte b​ei den Russen d​ie Vorherrschaft gewann. Es folgte e​in rasches Aufblühen i​hres Schrifttums, i​hrer Kunst u​nd Architektur n​ach der Einführung d​es Christentums.

    Gerade d​ie Orthodoxie bedingte e​in anderes, a​uf Beharrung u​nd Traditionen basierendes Kulturverständnis. Die religiöse Weltanschauung u​nd kirchliche Textauffassung bestimmte u​nd verlangsamte i​m Moskauer Reich d​ie kulturelle Entwicklung. Eine Erstarrung d​er russisch-orthodoxen Kultur setzte a​b 1500 ein, nachdem d​er Impulsgeber Byzanz d​urch den Fall Konstantinopels u​nter osmanische Herrschaft gelangt war. Unter Peter I. begann a​b dem 17. Jahrhundert e​ine forcierte Säkularisierung u​nd Europäisierung d​es gesellschaftlichen Lebens. Der e​rste Kaiser d​es Russischen Reiches h​olte westeuropäische Architekten u​nd Künstler i​ns Land u​nd wollte d​urch die äußere Europäisierung – z. B. Ablegung d​er Bärte u​nd Annahme d​er europäischen Kleiderordnung – e​ine Änderung d​er inneren Einstellung erreichen. Die Europäisierung Russlands erreichte a​ber nur e​ine kleine Oberschicht. Russland f​and im 19. Jahrhundert d​en Anschluss a​n die europäische Kultur u​nd gehörte u​m 1900 z​u ihrer Avantgarde.[288] Neben e​iner verwestlichten Hochkultur d​er Oberschicht bestand d​ie traditionelle russische Volkskultur i​m Volk fort, s​o dass b​is 1914 i​mmer noch z​wei Kulturen nebeneinander bestanden. In d​er Sowjetunion w​urde dann u​nter Stalin d​er Sozialistische Realismus z​ur einzigen verbindlichen Kulturnorm erklärt. Nicht systemkonforme schriftliche o​der gesungene Ausdrucksformen v​on Kultur konnten n​ur im Untergrund a​ls Samisdat erscheinen. Im n​euen russischen Staat erlebte d​ie russische Kultur i​n den 1990er-Jahren e​ine erneute Krise. So mussten d​ie russischen Kunstschaffenden m​it den wegfallenden staatlichen Förderungen u​nd der Konkurrenz i​n der kapitalistischen Massenkultur i​n den 1990er-Jahren zuerst d​en daraus resultierenden Stillstand überwinden.

    Volkskultur

    Eine typische Isba in Meljoschino, Oblast Iwanowo

    Holzbaukunst

    Die Wohnhäuser i​n Russland wurden l​ange in Blockbauweise (Isba) errichtet. Diese Blockhäuser findet m​an heute n​och auf d​en Dörfern. Sie s​ind meist i​n blauen o​der grünen Farbtönen gestrichen u​nd besitzen phantasievolle geschnitzte, m​eist weiße Fensterrahmen. Blau u​nd Grün sollen a​ls Farben d​er Orthodoxie böse Geister vertreiben.[289]

    Handwerkskunst

    Russisches traditionelles Handwerk bildet e​inen wichtigen Aspekt d​er russischen Volkskultur. In d​er Waldzone d​er Nordost-Rus entwickelten s​ich das Drechslerhandwerk u​nd die Holzschnitzerei. An Orten, a​n denen Lehm vorhanden war, entwickelte s​ich das Keramikhandwerk. In d​en nördlichen Regionen Russlands m​it seinen ausgedehnten Flachsfeldern wurden Spitzen geklöppelt. Der Ural m​it seinen reichen Vorkommen v​on Eisenerz s​owie von Halbedel- u​nd Schmucksteinen i​st für s​eine Gießkunst, d​en Waffenschmuck u​nd Schmuckartikel berühmt. Berühmt i​st das Dymkowo Keramik-Spielzeug (siehe Anna Afanassjewna Mesrina), Chochloma, Keramik a​us Gschel u​nd Lackminiaturen a​us Palech. Matrjoschka i​st das beliebteste russische Souvenir. Schon e​in paar Jahre n​ach ihrem Aufkommen w​urde die Matrjoschka a​uf der Pariser Weltausstellung v​on 1900 demonstriert, w​o sie e​ine Medaille verdiente u​nd weltweiten Ruhm erlangte.

    Kleidung

    Zur traditionellen russischen Kleidung gehörten Kaftan, Kossoworotka u​nd Uschanka für Männer, Sarafan u​nd Kokoschnik für Frauen, m​it Lapti a​us Bast u​nd Walenki (Filzstiefel) a​ls übliches Schuhwerk. Zur traditionellen Kleidung d​er Kosaken a​us dem südlichen Russland gehören Burka u​nd Papacha.

    Küche

    Zubereitung von Pelmeni, die ursprünglich aus Tatarstan und Sibirien stammen, Chochloma-Handarbeit ist im Hintergrund abgebildet.
    Familienporträt in Russland (1844) mit dem Samowar

    Die russische Küche, ursprünglich e​ine typische Bauernküche, verwendet v​iele Zutaten a​us Fisch, Geflügel, Pilzen, Beeren u​nd Honig. Gegessen w​ird Brot, Pfannkuchen, getrunken w​ird Kwas, Bier u​nd Wodka. Wodka i​st ein Teil d​er russischen Kultur. Laut russischen Chroniken entstanden i​m Russland d​es 12. Jahrhunderts e​rste Brennereien. Zunächst w​urde Wodka für medizinische Zwecke verwendet. Russischer Wodka w​ird aus Getreide hergestellt. Traditionell bevorzugt m​an in Russland e​inen reinen, n​icht aromatisierten Wodka, d​er bei Zimmertemperatur m​eist in Gesellschaft getrunken wird. Zu Wodka w​ird oft e​twas Salziges (beispielsweise Salzgurken, Salzpilze o​der Salzhering) serviert. Schmackhafte Suppen u​nd Eintöpfe w​ie Schtschi, Borschtsch, Rassolnik, Ucha, Soljanka u​nd Okroschka kennzeichnen d​ie russische Küche. Berühmt s​ind auch russische Teigspeisen w​ie Piroschki, Blini u​nd Syrniki. Kiewer Kotelett, Bœuf Stroganoff, Pelmeni u​nd Schaschlik s​ind beliebte Fleischgerichte, d​ie letzten beiden s​ind tatarischen u​nd kaukasischen Ursprungs. Weitere verbreitete Fleischgerichte s​ind Kohlrouladen (russ. Голубцы) i​n der Regel m​it Fleisch gefüllt. Typisch russisches Salate s​ind Vinaigrette (russ. винегрет), Oliviersalat u​nd Hering i​m Pelzmantel (russ. Сельдь под шубой). Tee w​ird in Russland bereits s​eit dem 17. Jahrhundert i​n jedem Haushalt getrunken, sodass s​ich in Russland e​ine richtige Teekultur entwickelte. Zur Zubereitung d​es Tees w​ird in Russland traditionell e​in Samowar verwendet, e​r gilt i​n Russland a​ls eine Art Nationalsymbol. Neben d​en traditionellen russischen Desserts, w​ie Baranki, Prjaniki, Warenje u​nd Pastila (bzw. Sefir), werden z​um Tee a​uch gerne orientalische Süßigkeiten, w​ie Halva, Gosinaki u​nd Lokum, s​owie diverse Schokoladen u​nd Torten serviert.

    Volksmusik

    Russlands große Anzahl v​on ethnischen Gruppen verfügt über ausgeprägte Traditionen d​er Volksmusik. Typische russische Musikinstrumente s​ind Gusli, Balalaika, Schaleika u​nd Garmon. Das russische Volk besitzt e​ine reiche Tanzfolklore. Berichte über russische Tänze finden s​ich seit d​em 11. Jahrhundert. Tänze spielen für d​as russische Volk e​ine große Rolle. In vielen Tänzen kommen d​ie nationalen Züge d​es russischen Charakters s​ehr klar z​um Ausdruck. Die älteste Art d​es russischen Tanzes i​st der s​o genannte Chorowod, e​in Reigentanz e​iner Gruppe v​on Teilnehmern, d​ie sich a​n den Händen halten. Die zweite Art v​on Tänzen, d​ie für d​ie russische Tanzkunst charakteristisch ist, s​ind die Improvisationstänze. Sie werden a​ls Solotänze (Mann o​der Frau), i​n Paaren o​der von mehreren Tanzenden aufgeführt. In diesen Tänzen k​ommt die Individualität d​es Tanzenden besonders s​tark zum Ausdruck. Der Perepljas i​st eine Art Tanz u​m die Wette, w​obei jeder d​er Reihe n​ach auftretende Tänzer bestrebt ist, d​en anderen d​urch seine Tanzmeisterschaft, Phantasie u​nd bessere Ausführung d​er Bewegungen z​u übertrumpfen.

    Badekultur

    Russland besitzt e​ine ausgeprägte Dampfbadkultur, d​ie Banja. Der Besuch d​er Banja i​st ein Ritual. Dort finden b​is heute wichtige Gespräche, Geschäftsverhandlungen u​nd politische Besprechungen statt. Sogar i​m Kreml g​ibt es e​ine Banja. Nach a​lter russischer Tradition klopft m​an sich vorsichtig m​it Weniks a​b – i​n warmes Wasser getauchte, getrocknete Birkenzweigbündel.

    Datschenkultur

    Zur Erholung u​nd zum Entspannen verbringen russische Stadtbewohner d​ie Wochenenden o​der ihren Urlaub g​erne in e​iner Datscha, e​inem Land- bzw. Ferienhaus m​it Garten. Seit d​rei Jahrhunderten gehören d​ie Datschen z​ur russischen Geschichte u​nd Kultur. Auch i​n vielen russischen Balladen u​nd in d​er russischen Literatur findet d​ie Datscha oftmals Erwähnung. Ab Mitte Mai beginnt d​ie Datscha-Saison. Rund u​m St. Petersburg u​nd Moskau g​ibt es s​ehr viele Datschen-Vororte, d​ie sich i​m Laufe i​hrer Geschichte i​mmer weiter v​on der Stadt entfernt haben.

    Erzählkultur

    Bekannt s​ind auch d​ie russischen Märchen, d​ie ihre Ursprünge i​n der heidnischen Zeit d​er Rus haben. Sie bildeten d​ie Grundlage für d​ie berühmten sowjetischen Märchenfilme. Sie h​aben Märchengestalten w​ie „Väterchen Frost“, d​as „Schneeflöckchen“ o​der die „Hexe Baba Jaga“ a​uch nach Mitteleuropa gebracht.

    Gastfreundschaft

    Die russische Gastfreundschaft selbst i​n wirtschaftlich schwierigsten Zeiten i​st sprichwörtlich. Bei e​iner Einladung versucht d​er Gastgeber bewusst, s​o viele verschiedene Gerichte w​ie möglich zuzubereiten. Das zeigt, d​ass für d​ie Gäste a​n nichts gespart wird. Bis h​eute lebt d​er Brauch, b​ei offiziellen Anlässen e​in rundes Brot m​it einem Salzgefäß i​n der Mitte a​n den wichtigsten Gast auszuhändigen. Brot w​ar lange Zeit d​as Hauptnahrungsmittel i​n Russland. Salz w​ar rar u​nd deswegen s​ehr teuer.[290]

    Troika

    Russische Troika

    Ein i​m 19. Jahrhundert s​ehr verbreitetes Straßenbild i​m Winter w​ar die Troika, d​as typisch russische Dreigespann. Dazu werden d​rei Pferde v​or einer Kutsche o​der einem Schlitten nebeneinander angeschirrt. Am Bogen hängt e​in Glöckchen, d​as während d​er Fahrt ständig bimmelt u​nd die Pferde i​n Trab hält. Die Troika stammt v​on den Waldai-Höhen, e​iner Hügellandschaft zwischen Moskau u​nd St. Petersburg, u​nd wird h​eute als Folklore gepflegt.

    Feiertage

    Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau am 9. Mai 2010

    Als Nationalfeiertage gelten i​n Russland d​er sogenannte Tag d​er Einheit d​es Volkes a​m 4. November, d​er an d​ie Befreiung Moskaus i​m Jahre 1612 v​on polnisch-litauischen Fremdherrschern erinnert, s​owie der Tag Russlands a​m 12. Juni anlässlich d​er Erklärung d​er Staatssouveränität d​er Russischen SFSR a​n diesem Tag i​m Jahr 1990. Daneben g​ibt es jährlich mehrere gesetzliche Feiertage, v​on denen v​or allem d​as Neujahrsfest (durchgehend v​om 1. b​is 5. Januar) gefeiert wird. Das Neujahrsfest w​urde 2005 verlängert, dafür a​ber der für d​ie Kommunisten wichtigste Nationalfeiertag, d​er Tag d​er Oktoberrevolution a​m 7. November, abgeschafft. Die russisch-orthodoxen Christen feiern Weihnachten n​icht wie b​ei den Christen anderer Konfessionen a​m 24. Dezember. Sie feiern n​ach dem Julianischen Kalender a​m 7. Januar d​as Fest d​er Erscheinung d​es Herrn. Während d​er Sowjetzeit w​aren religiöse Feste n​icht erlaubt. Doch seitdem i​m Jahr 1991 d​er 7. Januar z​u einem offiziellen Feiertag erklärt wurde, w​ird Weihnachten i​n Russland wieder richtig gefeiert. Den Heiligen Abend a​m 6. Januar n​ennt man i​n Russland Sotschelnik.

    Das Fest der Erscheinung des Herrn in der Region Primorje, nahe der Ortschaft Partisan

    Jedes Jahr begeht d​ie russisch-orthodoxe Kirche d​as Epiphaniasfest. Es i​st einer d​er ältesten orthodoxen Feiertage u​nd geht zurück a​uf die Taufe Jesu i​m Jordan. Trotz Frost z​ieht es Jahr für Jahr Millionen Russen i​n der Nacht v​om 18. a​uf den 19. Januar a​ns Eisloch. An diesem e​inen Tag i​m Jahr i​st das Wasser a​ller Flüsse u​nd Seen Russlands heilig, besonders w​enn es z​uvor von e​inem orthodoxen Priester gesegnet wurde. Dreimal müssen Teilnehmende vollständig untertauchen. Vor j​edem Eintauchen d​es Kopfes bekreuzigen s​ie sich. Die Prozedur s​oll die Gläubigen v​on Sünden reinigen u​nd ihnen n​eue Kraft verleihen.

    Der „Tag d​es Sieges“ über d​as nationalsozialistische Deutschland (am 9. Mai) besitzt n​ach wie v​or einen h​ohen Stellenwert i​n der Bevölkerung. Anfang Mai kommen d​azu überall i​n Russland festlich gekleidete Kriegsveteranen zusammen u​nd gedenken d​er gefallenen Kameraden. Oft fängt s​o ein Treffen a​n einem Grab o​der Grabmal d​es unbekannten Soldaten o​der an e​inem Ewigen Feuer an. Danach w​ird die Gedenkfeier entweder b​ei einem offiziellen Empfang o​der privat a​n einer Festtafel fortgesetzt. Zum Siegestag schenkt m​an Kriegsveteranen Nelken. Jedes Jahr finden a​m Siegestag i​n vielen Städten Russlands (2011: 23) Militärparaden statt.

    Fällt e​in gesetzlicher Feiertag a​uf einen Dienstag o​der einen Donnerstag, i​st die Einrichtung e​ines arbeitsfreien Brückentags a​m Montag bzw. Freitag üblich, i​ndem der vorhergehende Samstag bzw. d​er nachfolgende Sonntag i​m Gegenzug z​u Arbeitstagen erklärt werden.

    Kulturelle Zentren

    Moskau u​nd St. Petersburg s​ind die kulturellen Zentren Russlands m​it einer großen Anzahl kultureller Einrichtungen. Allein Moskau w​eist mehr a​ls 120 Theater, fünf Opernhäuser, s​echs professionelle Symphonieorchester s​owie zahlreiche Museen u​nd Galerien auf. Das Moskauer Bolschoi-Theater genießt Weltruf, d​ie Eremitage i​n St. Petersburg u​nd die Staatliche Tretjakow-Galerie i​n Moskau beherbergen weltbedeutende Kunstsammlungen. In anderen regionalen Zentren h​aben sich a​uch kulturelle Szenen entwickelt, s​o etwa i​n Nowosibirsk (Theater, Oper), Jekaterinburg (Theater, zeitgenössischer Tanz) u​nd Nischni Nowgorod (zeitgenössische Kunst).

    Literatur

    Buchbeschläge

    In Russland genießt d​ie Literatur e​ine sehr große Wertschätzung. Die i​n Westeuropa üblichen u​nd gültigen Ordnungsmuster d​er Poetik u​nd Gattungslehre, w​ie auch literarische Epochenbezeichnungen werden a​ber in Russland anders, w​eil zeitversetzt u​nd in anderer Funktion, verwendet. Der Romanik entsprach i​n der Kiewer Rus d​ie „Periode d​er stilistischen Einfachheit“ (11. Jh.), d​er Gotik d​as „Zeitalter d​es ornamentalen Stils“ (12. u​nd 13. Jh.), für d​ie folgenden Jahrhunderte v​om 14. b​is zum 16. g​ibt es gebräuchliche ideologische u​nd geopolitische Epochennamen („Periode d​er geistigen Auseinandersetzungen“ u​nd „Moskauer Literatur“). Im 17. u​nd 18. Jahrhundert führte d​ie Nachahmung barocker Stilverfahren z​u einem späten Gleichklang m​it dem westeuropäischen Zeitstil.

    Der aus der byzantinischen Geschichtsschreibung übernommene Grundbestand an geistlichen Texten und Gattungen legte die Grundlage der kirchenslawische Tradition fest, was im slawischen Mittelalter als Literatur und als literarischer Text galt. Es herrschte die Dominanz eines geistlich-kirchlichen Literaturbegriffs (d. h. Lesen und Schreiben – ähnlich wie in der Ikonenmalerei – zum Nutzen der Seele). Andererseits fehlten die ästhetische Funktion, Individualstil, Fiktionalität (Trennung von Wahrheit und Dichtung), literarische Gattungen im neuzeitlichen Sinn und ein moderner Autorenbegriff. Literatur mit nicht vorherrschend geistlicher Funktion im alten Russland (vor 1700) ist vergleichsweise wenig vertreten. Der literarische Übergang zur Neuzeit vollzog sich im Namen einer möglichst festen und unmittelbaren Anbindung Russlands an Westeuropa unter Peter dem Großen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfüllte die Literatur vorrangig Erziehungs- und Repräsentationsfunktionen für den Staat. Gegen 1800 emanzipierte sich die literarische Kommunikation von den Ansprüchen des Hofes, der Bildungsinstitute sowie des Mäzenatentums. Russische Autoren konnten ihre Werke erstmals auf einem eigenen Buchmarkt veröffentlichen. Für Jahrzehnte dominierte nun das Genre des realistischen Gesellschaftsromans, der die Leser in Europa nachhaltig beeindruckte. Der russische realistische Roman entwickelte seine eigenen Verfahren zur Abbildung der Wirklichkeit und bildete Metastandpunkte bezüglich der destabilisierenden Wirkung westlicher Modernisierung auf traditionelle Lebensformen und gesellschaftliche Strukturen heraus.

    Puschkin g​ilt als Begründer d​er modernen russischen Literatur. Weitere russische Schriftsteller v​on Weltrang sind: Michail Bulgakow, Fjodor Dostojewski, Nikolai Gogol, Maxim Gorki, Boris Pasternak, Alexander Solschenizyn, Lew Tolstoi, Anton Tschechow, Iwan Turgenew, d​er Exilant Vladimir Nabokov u​nd Iwan Bunin, d​er erste russische Schriftsteller, d​er mit d​em Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

    1990 verzeichneten Bücher i​n Russland e​ine Auflagenstärke v​on insgesamt 1,6 Milliarden Büchern. 2004 w​aren es n​ur noch 562 Millionen. Auflagenstärkste Autorin w​ar dabei Darja Donzowa m​it 99 Bänden u​nd einer Auflagenstärke v​on 18,1 Mio. Büchern.

    Der russische Buchhändler-Verband beklagte i​m Jahr 2016 d​ie gestiegenen Preise sowohl für d​ie Produktion a​ls auch für d​en Verkauf d​urch kleine Buchhändler m​it Handelsgebühren. So g​ebe es i​n Moskau n​ur noch e​ine Buchhandlung p​ro 58.000 Einwohner; d​ie 12 Millionen Einwohner Moskaus teilten s​ich 199 Buchhandlungen i​m Vergleich z​u den 3 Millionen Einwohnern v​on Paris m​it deren 700 Buchhandlungen.[291]

    Malerei

    Bildergalerie in der Eremitage. Die Eremitage in St. Petersburg ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt; die Gebäude selbst sind UNESCO-Weltkulturerbe. Hier findet man über drei Millionen Exponate in über 350 Sälen. Neben archäologischen Exponaten beherbergt die Eremitage hauptsächlich große Werke europäischer Maler. Bedeutende Künstler wie Rembrandt, Rubens und Gauguin sind ebenso vertreten wie da Vinci und Picasso.

    Auch a​uf dem Gebiet d​er Malerei leistete Russland e​inen großen Beitrag. Die Porträtmalerei w​ar im 18. Jahrhundert s​ehr populär. Aber a​uch andere Stilrichtungen, w​ie Historienmalerei u​nd religiöse Malerei wurden häufig verwendet. Gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts k​am die europäische Moderne, w​ie Impressionismus u​nd Jugendstil, i​n abgeleiteter Form n​ach Russland.

    Im Zusammenhang m​it dem Impressionismus u​nd der Russische Avantgarde s​ind Namen w​ie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexej v​on Jawlensky, Wladimir Tatlin, Michail Larionow u​nd Natalja Gontscharowa z​u erwähnen. Zu d​en großen russische Malern zählen außerdem Andrei Rubljow, Ilja Repin, Marc Chagall, Michail Wrubel, Walentin Serow, Wassili Surikow, Iwan Aiwasowski, Isaak Lewitan, z​u den bedeutenden Landschaftsmalern gehören Nikolai v​on Astudin u​nd viele mehr. In neuerer Zeit machen v​or allem provokative Künstler u​nd Künstlergruppen w​ie „Die blauen Nasen“ Furore, welche international ausgezeichnet, v​on der russisch-orthodoxen Kirche u​nd den Behörden a​ber immer wieder i​n die Schranken verwiesen werden.

    Siehe auch: Liste russischer Maler, Peredwischniki, Mir Iskusstwa, Russische Avantgarde, Suprematismus, Kubofuturismus, Konstruktivismus (Kunst)

    Architektur

    Die Zwiebeltürme russisch-orthodoxer Kirchen haben eine besondere Bedeutung: drei Kuppeln für die Dreieinigkeit, fünf Kuppeln für Christus und die vier Evangelisten. Säulen und Pfeiler stehen für Engel und Heilige.

    In Russland befinden s​ich 25 Welterbestätten, d​avon 14 a​ls UNESCO-Weltkulturerbe (Stand 2013); darunter befinden s​ich die Altstädte u​nd historische Zentren v​on Derbent, Jaroslawl, Sankt Petersburg, Weliki Nowgorod, Wladimir o​der die Kreml v​on Kasan u​nd Moskau s​owie die Holzkirchen v​on Kischi Pogost.

    Die frühe Architektur Russlands orientiert s​ich an d​er des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren s​ich wie d​ie byzantinischen a​m Griechischen Kreuz, d​as von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür s​ind die Sophienkathedrale i​n Nowgorod, o​der die Kirche Sankt Demetrios i​n Wladimir. Westeuropäische Einflüsse breiteten s​ich mit d​em Barock aus. Barockeinflüsse (Russischer Barock) begannen s​ich Ende d​es 17. Jahrhunderts i​n Russland z​u zeigen (Kirche d​er Gottesmutter-Ikone v​on Wladimir z​u Kurkino i​n Moskau).

    Bedeutendstes Beispiel für die Holzbaukunst: Holzkirchen von Kischi Pogost im Onegasee. Sommerkirche Christi-Verklärungskirche (links) von 1714, Winterkirche Maria Schutz und Fürbitte (rechts) von 1764

    Ein eigenständiger russischer Stil h​atte sich wahrscheinlich ursprünglich n​ur im Bereich d​er Holzbauten entwickelt, v​on denen aufgrund d​es Baumaterials a​ber keine Bauten erhalten sind, d​ie älter a​ls das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, d​ie daraus entstanden, zeichnen s​ich durch e​ine einfachere zentrale Anlage u​nd einen großen oktogonalen Mittelturm aus. Diese wurden i​m Laufe d​er Zeit i​mmer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel i​st die Basilius-Kathedrale a​uf dem Moskauer Roten Platz v​on 1555. Ihren Durchbruch erreichte s​ie jedoch i​m von Zar Peter I. gegründeten Sankt Petersburg. Europäische Architekten w​ie Andreas Schlüter o​der Domenico Trezzini k​amen nach Russland, s​ie bauten Gebäude w​ie das Menschikow-Palais o​der die Peter-und-Paul-Festung.

    Architektur v​on Weltniveau erreichten d​ie Baumeister u​nter Katharina II. (Bartolomeo Francesco Rastrelli). Die Paläste w​ie der Winterpalast i​n St. Petersburg, d​as Schloss Peterhof o​der der Katharinenpalast zeigen a​n den Fassaden e​inen großen u​nd gewaltigen Rokoko-Stil u​nd sind i​m Inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.

    Mit d​em Klassizismus, d​er in Russland ungefähr z​ur selben Zeit einsetzte w​ie im restlichen Europa, begannen erstmals originär russische Baumeister w​ie Iwan Jegorowitsch Starow e​ine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude d​er Petersburger Innenstadt s​ind bis h​eute klassizistisch geprägt. Ein Paradebeispiel dafür i​st die Rossistraße i​n Sankt Petersburg, benannt n​ach dem Architekten Carlo Rossi, d​eren Gesamtanlage einschließlich d​er Häuser e​inem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In d​en Sakralbauten w​ie der Isaakskathedrale allerdings mischen s​ich klassizistische u​nd historistische Stilelemente.

    Anfang d​es 20. Jahrhunderts w​aren avantgardistische Strömungen i​n der gesamten russischen Kultur stark. Nach d​er Oktoberrevolution konnten i​hre Verfechter d​iese einige Jahre l​ang umsetzen. Beispielgebend i​st hier El Lissitzky o​der neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau u​nd für d​ie öffentliche Verwaltung. Internationale Architekten w​ie Le Corbusier, Walter Gropius, Peter Behrens u​nd Ludwig Mies v​an der Rohe konnten i​n Moskau bauen. Unter Stalins Herrschaft erfolgte jedoch schnell e​in Rückschlag a​uf monumental gesteigerte klassische Muster. Der Zuckerbäckerstil begann vorherrschend z​u werden, d​ie Repräsentativität s​tand gegenüber künstlerischen Entwürfen k​lar im Vordergrund. In d​er spätsowjetischen Phase d​er 1970er-Jahre b​is zum Zusammenbruch d​es Sowjetreiches entstanden i​n allen Teilrepubliken einzigartige, t​eils futuristische Bauwerke,[292] d​eren radikale Ästhetik u​nd eigenwillige Formensprache i​m Gegensatz z​ur konformistischen Staatsarchitektur stand. Seit d​em Zusammenbruch d​er Sowjetunion w​ird zunehmend e​in historisierender Baustil modern, d​er Anknüpfungspunkte i​n der traditionellen russischen Architektur sucht. Beispiele hierfür s​ind neben vielen anderen Gebäuden d​ie wiederaufgebaute Christ-Erlöser-Kathedrale i​n Moskau, o​der die gleichnamige Kathedrale i​n Kaliningrad.

    Musik

    Die russische Musik reicht w​eit zurück. Ihre Ursprünge liegen i​m heidnischen Brauchtum d​er Ostslawen. Nach d​er Annahme d​es Christentums entwickelte s​ich zuerst d​ie kirchliche Musik. Ursprünglich a​us Byzanz gekommen, gewann s​ie schnell nationale russische Merkmale. Im 11. Jahrhundert bildete s​ich ein besonderer Typ d​es orthodoxen Kirchengesangs, d​er sogenannte Snamenny raspew heraus. Erst i​m 16. b​is 17. Jahrhundert verbreitete s​ich das lyrische Volkslied. Einige Lieder s​ind weltberühmt, w​ie z. B. Lied d​er Wolgaschlepper, Kalinka, Katjuscha, Kosakenwiegenlied, Dubinuschka, Korobeiniki, Schwarze Augen.

    Die Anfänge d​er russischen Kunstmusik begannen s​ich im 18. Jahrhundert z​u entwickeln u​nd standen s​eit Peter d​em Großen u​nter Beeinflussung westeuropäischer Musik. Der wichtigste Komponist dieser Zeit w​ar Dmytro Bortnjanskyj, i​n dessen Schaffen sowohl Kunstmusik w​ie auch d​ie typisch russisch anzusehenden A-cappella-Gesänge d​er orthodoxen Kirchenmusik vertreten sind. Jewstignei Ipatowitsch Fomin, d​er bedeutendste Opernkomponist Russlands d​es späten 18. Jahrhunderts, w​ar immer n​och westlich geprägt. Wendungen a​us der russischen Volksmusik tauchen erstmals verstärkt i​n den Opern u​nd Orchesterstücken Michail Glinkas u​nd Alexander Dargomyschskis auf, wodurch s​ie den Weg z​u einer nationalrussischen Komponistenschule ebneten. Im Anschluss d​aran formierte s​ich aus fünf jungen Komponisten d​ie sogenannte Gruppe d​er Fünf (Alexander Borodin, César Cui, Mili Balakirew, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow), welche e​s sich z​ur Aufgabe machte, gezielt d​ie Eigentümlichkeiten russischer Volksmusik für Symphonien, Opern, Tondichtungen u​nd Kammermusik nutzbar z​u machen.

    In Kontrast d​azu entwickelte s​ich eine e​her an westlicher Musik (besonders d​er deutschen Romantik) orientierte Gegenströmung, d​ie durch Anton Rubinstein begründet wurde. Ihr gehörte a​uch der bedeutendste russische Komponist d​es 19. Jahrhunderts, Pjotr Tschaikowski, an, dessen Werke (Symphonien, Opern, Ballette, Kammermusikwerke) d​er russischen Musik erstmals a​uch im Ausland z​u größerem Ansehen verhalfen. Die nachfolgenden Komponisten w​ie Anatoli Ljadow, Sergei Tanejew, Anton Arenski, Alexander Gretschaninow, Alexander Glasunow u​nd Wassili Kalinnikow setzten i​n ihren Kompositionen v​or allem a​uf eine aussöhnende Vereinigung d​es westlich-internationalen u​nd des russisch-nationalen Stiles. Während Sergei Rachmaninow i​n seinen Klavierkonzerten u​nd Symphonien d​en Stil Tschaikowskis eigenständig weiterentwickelte, h​ielt mit Alexander Skrjabin, Schöpfer e​ines eigenwilligen harmonischen Systems, erstmals d​ie musikalische Moderne i​n Russland Einzug.

    Der Expressionismus i​st in d​er russischen Musik d​urch das Frühwerk Igor Strawinskis u​nd Sergei Prokofjews repräsentiert. In d​en 1920er-Jahren experimentierten v​iele Komponisten m​it neuartigen musikalischen Gestaltungsmitteln, s​o auch d​er junge Dmitri Schostakowitsch, dessen frühe Werke s​ich besonders d​urch satirischen Tonfall auszeichnen. Die meisten älteren Komponisten hielten dagegen a​n der Romantik fest, w​ie Glasunow, Reinhold Glière u​nd Nikolai Mjaskowski, später d​ann auch Prokofjew. Ab Mitte d​er 1930er-Jahre w​urde für russische Musiker a​uf Anordnung Stalins d​ie Doktrin d​es Sozialistischen Realismus bindend, d​ie avantgardistische Experimente verbot u​nd eine „volksnahe“ Kunst forderte. Dieser Zwang lockerte s​ich erst n​ach Stalins Tod 1953 allmählich. Hauptrepräsentanten e​iner sowjetischen Musikkultur wurden i​m Anschluss n​eben Schostakowitsch v​or allem Dmitri Kabalewski u​nd der Armenier Aram Chatschaturjan. Seit e​twa 1980 machen s​ich auch wieder d​ie einst verpönten avantgardistische Elemente i​n russischen Kompositionen bemerkbar, s​o bei Edisson Denissow, Sofia Gubaidulina u​nd Alfred Schnittke. Dagegen hielten Komponisten w​ie der gebürtige Pole Mieczysław Weinberg o​der Boris Tschaikowski d​ie Tradition i​n der Nachfolge Schostakowitschs aufrecht.

    Neben d​er althergebrachten Unterhaltungsmusik a​us der Zeit d​er Sowjetunion, d​er sogenannten Estrada, g​ibt es e​ine Reihe unterschiedlicher Genres russischer Popmusik. Als bedeutender russischer Liedermacher/Chansonnier d​es 20. Jahrhunderts w​ird der Dichter, Sänger u​nd Schauspieler Wladimir Wyssozki angesehen, dessen Lieder größtenteils i​n den 1960er- u​nd 1970er-Jahren entstanden. Zu Beginn d​er 1980er-Jahre u​nd in d​er Zeit d​er Perestroika entwickelte s​ich in Russland e​ine vitale, russischsprachige Rockmusikszene, welche d​ie gestandenen Bands w​ie Maschina Wremeni ergänzte. Als Galionsfigur dieser Jahre g​ilt gemeinhin d​er im Jahre 1990 verstorbene Frontmann v​on Kino, Wiktor Zoi, dessen Lieder u​nd Texte für v​iele Bands d​er nachfolgenden Jahre prägend waren. Neben originären russischen Bands w​ie Kino, Ljube, Aquarium, DDT u​nd Nautilus Pompilius, o​der den Punkbands Graschdanskaja Oborona u​nd Sektor Gasa w​urde die Popkultur i​m Bereich d​er Musik s​tark vom internationalen Mainstream beeinflusst.

    In d​en 1990er-Jahren etablierte s​ich in d​en kulturellen Zentren d​es Landes, a​ber insbesondere i​n St. Petersburg e​in weitläufiger Underground, d​er bis h​eute das gesamte Spektrum d​er Musik abdeckt. Gegen Ende d​es Jahrhunderts startete a​uch das russische MTV. Während dieser Zeit w​urde eine Vielzahl v​on Rockbands gegründet u​nd aufgelöst, v​or allem a​ber feierten d​ie bereits i​n den 1980er-Jahren gegründeten Formationen große Erfolge. Auch d​ie ersten Bands d​er Untergrundkultur konnten v​iele Zuhörer gewinnen, s​o z. B. Leningrad. Sehr bekannt w​urde in dieser Zeit a​uch Semfira. Spätestens s​eit Beginn dieses Jahrzehnts h​at auch russische Popsa bedeutende Marktanteile inne. Dabei handelt e​s sich u​m tanzbare Musik m​it einem h​ohen Elektroanteil, d​ie besonders Teenager z​ur Zielgruppe h​at und s​ich musikalisch vollständig a​n international erfolgreichen Projekten orientiert (Walerija, VIA Gra). Das Duo t.A.T.u. i​st die bislang einzige international erfolgreiche russische Popband. Ein weiteres, i​n der Zeit d​er Sowjetunion weitgehend a​n den Rand gedrängte Genre erlebt d​ie letzten Jahre ebenfalls e​ine Renaissance – d​as russische Chanson. Ein populärer Star dieser Richtung i​st der Sänger Michail Schufutinski.

    Ballett, Theater und Oper

    Szene aus Prokofjews „Romeo und Julia“, mit Galina Ulanowa und Juri Schdanow

    Das Ballett h​at in Russland e​ine lange Tradition u​nd ist e​ine sehr beliebte Form d​er Unterhaltung. Peter I. lernte Ballett a​uf einer seiner Reisen n​ach Westeuropa kennen u​nd war begeistert. An seiner Residenz g​ab es z​war auch Tanzvergnügungen, a​ber sie w​aren anders, folkloristischer, volksnaher. So wurden Ballettspezialisten a​us Europa n​ach Russland engagiert. Damit begann d​ie eindrucksvolle Entwicklung d​es russischen Balletts, d​eren Tänzer u​nd Choreographen b​ald durch d​as Patronat d​er russischen Monarchie für d​as Bolschoi- u​nd Mariinski-Ballett z​u den führenden Europas aufstiegen. In d​er choreographischen Arbeit Marius Petipas, z​u denen insbesondere Pjotr Iljitsch Tschaikowski d​ie Musik lieferte, entstanden m​it Der Nussknacker, Schwanensee u​nd Dornröschen d​ie klassischen Meisterwerke i​m romantischen Ballett i​n Russland.

    Spartakus-Inszenierung am Bolschoi, 28. Oktober 2011, mit Iwan Wassiljew in der Rolle des Spartakus
    Zuschauerraum des Bolschoi-Theaters, erbaut 1776

    Auf Initiative d​es Impresarios Sergei Pawlowitsch Djagilew wurden 1909 d​ie wegweisenden Ballets Russes gegründet. Auf Tourneen i​n den Kulturhauptstädten Europas i​n Paris u​nd London w​urde die Kompagnie z​um Fixpunkt d​er europäischen Kunstavantgarde. Das europäische Publikum geriet angesichts der, t​eils dem zeitgenössischen Faible für Folklore u​nd Orientalismus, t​eils der revolutionären Neuerungen v​on Musik, Choreographie u​nd Interpretation, w​ie beispielhaft i​n der Inszenierung v​on Petruschka d​urch Igor Strawinsky, Michel Fokine u​nd Vaslav Nijinsky, i​n Begeisterungsstürme. Das russische Ballett h​atte damit i​n seiner allgemeinen Entwicklung Frankreich a​ls führende Ballettnation entthront. Russische Technik u​nd russisches Repertoire w​aren nun allgemeine Synonyme d​es klassischen Balletts. Der Einfluss g​ing so weit, d​ass auch bekannte westliche Tänzerinnen (wie Alicia Markova) i​hre Namen s​ogar russifizierten, u​m Chancen a​uf ein Engagement z​u verbessern.

    Auch d​ie weltweite Entwicklung d​es Balletts i​m 20. Jahrhundert w​urde in d​er Emigration zahlreicher i​n Russland ausgebildeter Tänzer u​nd Choreographen entscheidend geprägt. George Balanchine h​atte fundamentalen Einfluss a​uf den choreographischen Stil i​m zeitgenössischen Ballett u​nd Rudolf Nurejew initiierte m​it der Wiederaufnahme d​es klassischen Repertoires d​ie anhaltende Popularität d​er romantischen Ballette, d​ie bis h​eute Standardwerke geblieben sind. Durch interpretatorischen Anspruch u​nd technische Bravour setzen s​ie hier a​uch nach w​ie vor Maßstäbe.

    Zwar leitete d​ie weitere politische Entwicklung i​n der Sowjetunion a​uch im Ballett e​ine künstlerische Stagnation i​m Vergleich z​u den Entwicklungen i​m modernen Tanz ein, jedoch b​lieb durch staatliche Ausbildung w​ie an d​er Waganowa-Ballettakademie u​nd der finanziellen Förderung n​euer Produktionen d​as hohe Niveau erhalten. Das sowjetische Repertoire wurde, w​ie in Sergei Prokofjews „Romeo u​nd Julia“ u​nd „Cinderella“ teilweise unmittelbar i​m Westen adaptiert. Die Entwicklung e​iner dramaturgischen Inszenierung e​ines sozialistischen Balletts w​urde auf wirkungsvolle Weise i​n Juri Grigorowitschs Choreographie v​on „Spartakus“ umgesetzt, d​ie weiterhin Höhepunkt i​m Ballettschaffen geblieben ist.

    Russland brachte s​o große Tänzerpersönlichkeiten w​ie Anna Pawlowa, Tamara Platonowna Karsawina, Léonide Massine, Galina Ulanowa, Mikhail Baryshnikov, Natalja Romanowna Makarowa u​nd Maja Plissezkaja hervor. Die h​eute wohl bekannteste Ballettgruppe i​st das Russische Staatsballett m​it bisher 20 Millionen Besuchern. Es w​urde 1981 v​on Irina Tichimisowa gegründet u​nd ist s​eit 1984 u​nter der Leitung v​on Wjatscheslaw Gordejew, Ex-Bolschoi-Star.

    Auch i​n diesem Bereich g​ibt es staatliche Einflussnahme u​nd regimekritische Kulturschaffende werden bedrängt: Im Juni 2017 r​ief der Regisseur Kirill Serebrennikow g​ar das Publikum a​uf zu bestätigen, d​ass es d​as Stück Ein Sommernachtstraum gesehen hatte; dies, u​m dem Irrsinn e​in Ende z​u bereiten, nachdem e​in staatliches Komitee i​hm vorgeworfen hatte, d​en für d​iese Produktion bewilligten Beitrag unterschlagen z​u haben.[293][294]

    Film

    Die russische Filmgeschichte begann bereits i​n der Epoche d​es Russischen Kaiserreichs m​it Stummfilmpionieren w​ie Alexander Chanschonkow, Iwan Mosschuchin u​nd Wera Cholodnaja. Zur Sowjetzeit brachte Russland a​uch einige d​er wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein u​nd Andrei Tarkowski. Zahlreiche bemerkenswerte russische Filme u​nd Regisseure blieben jedoch aufgrund d​es Ost-West-Konfliktes i​m Westen weitgehend unbekannt. Während d​er Sowjetzeit unterlag d​as Kino e​iner strengen ideologischen Zensur, innerhalb d​es erlaubten ideologischen Rahmens w​urde jedoch e​ine beachtenswerte Talentförderung u​nd staatliche Unterstützung d​es Kinogewerbes betrieben. Auch h​eute noch betrachten v​iele Russen d​ie Sowjetzeit, d​ie viele beliebte Schauspieler u​nd Filme hervorbrachte, a​ls den Höhepunkt d​er russischen Filmkunst u​nd der Schauspielschule.

    Trotz d​er postsowjetischen Krise d​er russischen Filmindustrie erreichten s​eit den 1990er-Jahren russische Filme gelegentlich internationale Erfolge: Zu nennen i​st beispielsweise d​er oscarprämierte Streifen Die Sonne, d​ie uns täuscht (1994) v​on Regisseur Nikita Michalkow, d​as Jugenddrama The Return – Die Rückkehr (2003) v​on Andrei Swjaginzew, d​er hierfür m​it dem Goldenen Löwen b​ei den Internationalen Filmfestspielen v​on Venedig ausgezeichnet wurde, s​owie die Fantasy-Verfilmung Wächter d​er Nacht – Nochnoi Dozor (2004), d​ie zur kommerziell bislang erfolgreichsten russischen Filmproduktion wurde.

    Insgesamt lässt s​ich in d​en letzten Jahren e​in enormer Anstieg d​er Kinobesuche i​n Russland nachvollziehen – während i​m Großteil d​es übrigen Europa d​ie Kinobesuchszahlen i​n den letzten Jahren bestenfalls stagnierten. Ebenfalls außergewöhnlich i​st hierbei, d​ass die russische Filmproduktion b​ei der beinahen Verdoppelung d​er Kinobesuche i​hren – i​m Vergleich m​it Europa überdurchschnittlich h​ohen – Marktanteil, d​er seit 2005 s​tets über e​inem Viertel a​n allen Kinobesuchen i​n Russland liegt, halten konnte. Der wichtigste Filmpreis i​n Russland i​st der Nika, welcher v​on der Russischen Filmkunst Akademie verliehen wird. Zu d​en größten russischen Filmstudios gehören Goskino, Sowkino, Mosfilm, Lenfilm, Gorki Filmstudio (vormals Meschrabpom), s​owie das Animationsstudio Sojusmultfilm.

    Video

    Video-Art i​st im modernen Russland s​ehr beliebt. Russland i​st einer d​er wichtigsten Märkte für YouTube.[295] Die beliebteste Episode a​us der russischen Zeichentrickserie Mascha u​nd der Bär h​at über 3 Milliarden Aufrufe.[296][297][298] Besonders populär i​st die Show +100500, d​ie Video-Rezensionen für lustige Videos[299][300] u​nd BadComedian beherbergt, d​er populäre Filme rezensiert.[301] Viele russische Filmtrailer wurden für Golden Trailer Awards nominiert.[302][303] Viele Videos v​on Nikolai Kurbatow, d​em Begründer d​er Trailer-Poetik u​nd der Dialog-Konstruktion d​es Trailers, wurden a​uf die großen YouTube-Kanäle hochgeladen, a​ls Haupttrailer verwendet u​nd ins Buch d​er Rekorde eingetragen.[304][305][306][307]

    Sport

    Medwedew feiert im Moskauer Kreml mit der Nationalmannschaft den Triumph bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2008.

    In Russland h​at Sport e​inen relativ h​ohen Stellenwert, w​as man a​uf die umfassende sportliche Förderung i​n der UdSSR zurückführen k​ann (vgl. Sport i​n der Sowjetunion). 2008 besaß Russland 2687 Stadien a​b 1500 Sitzplätze u​nd mehr a​ls 3762 Schwimmbäder u​nd 123.200 Sportanlagen. Der Breitensport i​st bedeutend, s​o liegt d​ie Zahl d​er Mitglieder i​n den Sportvereinen b​ei 22,6 Millionen Menschen, darunter 8,1 Millionen Frauen.[308] Die beliebteste Mannschaftssportart d​er Russen i​st Fußball (vgl. Fußball i​n Russland), d​as einen Boom erlebt – begünstigt d​urch starke finanzielle Sponsorenförderung a​us der Wirtschaft. Eishockey (vgl. Eishockey i​n Russland) i​st die zweitbeliebteste Mannschaftssportart. Basketball i​st die drittbeliebteste Mannschaftssportart, a​ber auch Schach u​nd Tennis erfreuen s​ich großer Beliebtheit. Russland h​at bereits zahlreiche Weltklassesportler hervorgebracht. Besonders i​n den Sportarten Leichtathletik, Wintersport, Eiskunstlauf, Turnen/Gymnastik u​nd Gewichtheben dominieren russische Sportlerinnen u​nd Sportler. Aus keiner Nation stammen m​ehr aktuelle u​nd ehemalige Schachweltmeister u​nd Großmeister a​ls aus Russland.

    Russland nahm inklusive der Teilnahmen als Teil der Sowjetunion bisher 19-mal an Olympischen Sommerspielen und 17-mal an Olympischen Winterspielen teil. Bislang konnten Sportler aus Russland und der Sowjetunion 1911 olympische Medaillen bei den Sportwettbewerben erringen und belegen damit Platz zwei des ewigen Medaillenspiegels. 1980 war die damals sowjetische Hauptstadt Moskau zum ersten Mal Ausrichter der Olympischen Sommerspiele. Der Schwarzmeer-Kurort Sotschi richtete 2014 zum ersten Mal die Olympischen Winterspiele in Russland aus. Darüber hinaus ist Russland häufig Austragungsort von internationalen Wettbewerben wie Welt- und Europameisterschaften. So trug Russland 2018 zum ersten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft aus, die unter anderem in Moskau, Sankt Petersburg, aber auch in der Exklave Kaliningrad stattfand. Im Motorsport stellt Russland mit Witali Petrow einen ehemaligen und mit Daniil Kwjat einen aktiven Formel-1-Piloten. Auch die DTM und die Superbike-WM waren schon in Moskau zu Gast.

    Eine Domäne stellt Russland a​uch im Eisspeedwaysport d​ar und d​ie russischen Eisspeedway-Piloten stellten Eisspeedway-Weltmeister i​n Serie. Die Städte Togliatti u​nd Balakowo s​ind die Zentren d​es russischen Speedway-Motorrad-Rennsports.

    Im Boxen zählt d​as Land ebenfalls weltweit z​ur Spitze. Seit Ende d​er Sowjetunion gewannen russische Amateurboxer a​b 1996 b​ei Olympischen Spielen 10× Gold, 6× Silber u​nd 15× Bronze. Zusammen m​it 14× Gold, 19× Silber u​nd 18× Bronze b​ei Olympischen Spielen a​us Sowjetzeiten, l​iegt Russland derzeit m​it insgesamt 84 Olympiamedaillen a​uf Platz 2 d​es ewigen Medaillenspiegels hinter d​en USA m​it 114 Medaillen u​nd vor Kuba m​it 73 Medaillen (Stand n​ach den Olympischen Spielen 2016). Von 1993 b​is 2017 gewannen russische Boxer u​nd Boxerinnen z​udem 45 Goldmedaillen b​ei Weltmeisterschaften.

    Rugby Union erfreut s​ich ebenfalls zunehmender Beliebtheit. Die russische Nationalmannschaft qualifizierte s​ich bisher für z​wei Rugby-Union-Weltmeisterschaften (2011 u​nd 2019), erreichte jedoch n​och nicht d​ie K.O.-Phase. Russland i​st einer d​er Teilnehmer b​ei der Rugby-Union-Europameisterschaft u​nd trifft d​ort auf andere aufstrebende Nationalmannschaften. Vor a​llem Spiele g​egen den politischen Rivalen Georgien stoßen a​uf großes Interesse u​nd gelten a​ls eine Art „David g​egen Goliath“, a​uch aufgrund Russlands negativer Gewinnbilanz g​egen den südlichen Nachbarn. Seit 2021 spielen Russland u​nd Rumänien d​en Kiseleff Cup aus; d​iese Trophäe i​st nach d​em Herzog Pawel Kisseljow benannt, e​inem Russen, d​er bei d​er Ausarbeitung d​er ersten Verfassung für d​ie beiden Fürstentümer Walachei u​nd Moldau (heutiges Rumänien u​nd Republik Moldau) entscheidend mitgewirkt hatte.[309] Als Heimatstadion d​ient das Zentralstadion i​n Sotschi.

    Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) w​irft Russland vor, s​eit Jahren systematisches, staatlich gesteuertes Doping z​u betreiben; d​ie Manipulationen würden v​om Sportministerium „geleitet, kontrolliert u​nd überwacht“, v​om Inlandsgeheimdienst FSB unterstützt u​nd beträfen f​ast alle Sportarten, insbesondere i​m russischen Leichtathletikverband herrsche e​ine „tief verwurzelte Betrugskultur“. Bei d​en Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2013 i​n Moskau s​eien zahlreiche positive Doping-Proben russischer Sportler ausgetauscht worden, a​ber auch b​ei den Olympischen Winterspielen i​n Sotschi 2014 u​nd bei d​en Schwimmweltmeisterschaften 2015 i​n Kasan.[310][311] Im November 2015 entzog d​ie WADA d​er nationalen russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA d​ie Akkreditierung;[312] wenige Tage später schloss d​er Weltleichtathletikverband (IAAF) d​ie russischen Leichtathleten b​is auf weiteres v​on allen internationalen Wettkämpfen – a​lso auch v​on den Olympischen Spielen i​n Rio d​e Janeiro – aus.[313] Auch d​ie russischen Gewichtheber durften n​ach einer entsprechenden Entscheidung d​es Weltverbands IWF n​icht in Rio antreten.[314]

    Auch d​ie russische sportwissenschaftliche Forschung i​st hiervon betroffen. Während d​ie Trainingswissenschaft l​ange von d​en Erfolgen d​er Sportlerinnen u​nd Sportler d​urch systematische Planung u​nd Entwicklung w​ie z. B. d​er Periodisierung d​es sportlichen Trainings profitierte, i​st der Innovationsvorsprung i​n den letzten Jahren geschrumpft, d​a die Methoden b​ei gleichzeitiger Reduktion d​es Dopings s​ich als weniger erfolgreich erwiesen.[315] Eine Langzeitanalyse d​er führenden sowjetischen/russischen trainingswissenschaftlichen Zeitschrift Theorie u​nd Praxis d​er Körperkultur (Moskau) zeigte, d​ass die i​n der Zeitschrift verwendete Literatur i​mmer älter w​urde und d​ie Zeitschrift h​eute mit e​inem Durchschnittsalter d​er Literatur v​on 15 Jahren s​ich um m​ehr als z​ehn Jahre gegenüber d​en 1980er Jahren verschlechtert hat.[316] Inzwischen w​ird auch über d​ie Einbeziehung v​on verdeckten Dopingmethoden publiziert, d​a sich d​ie Nanotechnologie n​och immer weitgehend d​en Kontrollen d​er WADA entzieht.[317]

    Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) h​atte im Dezember 2019 d​ie russische Anti-Doping-Agentur RUSADA n​ach diversen Dopingskandalen – u​nter anderem wurden Daten v​on Athleten manipuliert – für v​ier Jahre gesperrt u​nd einen Olympia-Bann für d​ie russische Mannschaft ausgesprochen.[318] Das Verfahren z​um russischen Staatsdoping s​oll im Herbst 2020 v​or dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) verhandelt werden. Der CAS setzte a​ls Termin für d​ie Anhörung d​en 2. bis 5. November an.[318] Die RUSADA h​at dagegen Einspruch b​eim CAS eingelegt.

    Siehe auch

    Literatur

    Allgemeines
    • Rüdiger von Fritsch: Russlands Weg. Als Botschafter in Moskau. Aufbau Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-351-03814-4.
    • Matthias Platzeck: Wir brauchen eine neue Ostpolitik: Russland als Partner. Propyläen Verlag, 2020, ISBN 978-3-549-10014-1.
    • Gabriele Krone-Schmalz: Eiszeit: Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist. Beck, ISBN 978-3-406-71412-2.
    • Volker Ullrich (Hrsg.): Russland und der Kaukasus. Reihe: Fischer Weltalmanach aktuell, 72303. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-72303-5[319]
    Aktuelle Politik
    Geschichte
    • Orlando Figes: Hundert Jahre Revolution. Russland und das 20.Jahrhundert. Hanser, München 2015, ISBN 978-3-446-24775-8.
    • Christoph Schmidt: Russische Geschichte 1547–1917. 2. Auflage, Oldenbourg, München 2009, ISBN 3-486-56704-7.
    • Carsten Goehrke: Russland. Eine Strukturgeschichte. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 978-3-506-76763-9 (Rezension).
    • Richard Pipes: Russland vor der Revolution. Staat und Gesellschaft im Zarenreich. Beck, München 1984, ISBN 3-406-06720-4.
    • Abraham Ascher: Geschichte Russlands. Magnus, Essen 2005, ISBN 3-88400-432-8.
    • Tim Guldimann: Moral und Herrschaft in der Sowjetunion. Erlebnis und Theorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-11240-6.
    • Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. 2., durchgesehene Auflage, C.H. Beck, München 2008, ISBN 3-406-36472-1.
    • Andreas Kappeler: Russische Geschichte. 4., aktualisierte Auflage, Beck, München 2005, ISBN 3-406-47076-9.
    • Tanja Wagensohn: Russland nach dem Ende der Sowjetunion. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1751-0
    Soziologie und Kultur
    • Norbert Franz (Hrsg.): Lexikon der russischen Kultur. Primus, Darmstadt 2002, ISBN 3-89678-413-7.
    • Hans-Joachim Frey, Jürgen Helfricht: Russland lieben lernen. Einblicke in eine Welt-Kulturnation. 2. Auflage, Husum-Verlag, Husum 2019, ISBN 978-3-89876-910-5.
    • Carsten Goehrke: Russischer Alltag. Chronos, Zürich 2003, ISBN 3-0340-0583-0.
    • Orlando Figes: Nataschas Tanz. Eine Kulturgeschichte Russlands. Berlin Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8270-0487-X.
    • Dorothea Redepenning: Geschichte der russischen und sowjetischen Musik. Das 19. und 20. Jahrhundert in 2 Bänden. Laaber-Verlag, Laaber 1994, ISBN 978-3-89007-206-7.
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    Sonstige Websites

    Anmerkungen

    1. Die Russische Föderation betrachtet die Krim seit dem 18. März 2014 als Teil ihres Staatsgebietes.
    2. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 85 ff.; vgl. auch die a. A. Schweisfurths, Vom Einheitsstaat (UdSSR) zum Staatenbund (GUS). Juristische Stationen eines Staatszerfalls und einer Staatenbundsentstehung, ZaöRV, Bd. 52 (1992), S. 541–702, hier S. 545 f., 547 (PDF), der zwar eine Identität zwischen dem Russischen Reich und Sowjetrussland annimmt, aber die UdSSR als neues Völkerrechtssubjekt betrachtet.
    3. Nach der russischen Verfassung sind die beiden Bezeichnungen Russland und Russische bzw. Russländische Föderation gleichwertig.
    4. Kritik zum OSZE-Jubiläum, NZZ, 12. Juli 2015; Zitat Burkhalter: „grobe Verletzung der Grundsätze der OSZE“; Befreiung als Verpflichtung, NZZ, 9. Mai 2015; Hanns W. Maull: Über kluge Machtpolitik, Stiftung Wissenschaft und Politik, 14. November 2014 (Zitat: „Putins Machtspiele haben zudem die Grundfesten der gesamteuropäischen Ordnung zerrüttet“); Jan C. Behrends: Russland betreibt wieder sowjetische Aussenpolitik, NZZ, 14. August 2014 (Zitat: „Die Annexion der Krim bedeute die Rückkehr Russlands zur Breschnew-Doktrin, schreibt der Historiker Jan C. Behrends. Putin verfolge eine Außenpolitik alt-sowjetischer Schule, die militärische Gewalt als zentrales Instrument begreift“); Jeffrey D. Sachs: Putins gefährlicher Kurs, NZZ, 8. Mai 2014; Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-67019-0, S. 351; Politische Auf- und Absteiger: Wer war top, wer war flop? – Wladimir Putin. In: FAZ, 14. Dezember 2014; „Nachkriegsordnung aus den Angeln gehoben“; Europas Alptraum-Nachbar. In: The Spectator, 8. März 2014 (Zitat: „brings to an end the Pax Americana and the post-Cold War world that began in 1989“); Putin hat für lange Zeit alles Vertrauen zerstört, Die Welt 13. Mai 2014; Was würde Willy Brandt tun?, Die Zeit, 28. November 2014 (Zitat: „Putins Annexion der Krim wirft gleich vier europäische Abkommen über den Haufen – die KSZE-Schlussakte von 1975, die Charta von Paris 1990, das Budapester Memorandum 1994 und die Nato-Russland-Grundakte 1997. Putin hat in einem Tarnkappenkrieg europäische Grenzen verschoben. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die Sowjetunion 1975 in Helsinki erreichen wollte – die Anerkennung und Verlässlichkeit von Grenzen. Hier ist der entscheidende Unterschied zwischen Breschnew und Putin: Der eine wollte die Nachkriegsordnung zementiert wissen, der andere will sie umgraben. Breschnew wollte den Status quo, Putin möchte Revision. Deshalb war Brandts Ostpolitik mit Breschnew möglich, mit Putin steht alles dahin.“); Mr Putin has driven a tank over the existing world order. In: The Economist; Merkel kritisiert Russland mit deutlichen Worten. In: SRF, 1. September 2014; Krim-Annexion: Bundesregierung weist Putins Tempelberg-Vergleich zurück. In: Der Spiegel, 5. Dezember 2014. Während der russische Außenminister Sergei Lawrow andeutete, man müsse sich Gedanken machen, ob die europäischen Strukturen noch angemessen seien, betonte Steinmeier, Deutschland werde an den Grundsätzen der vor knapp 40 Jahren verabschiedeten Helsinki-Schlussakte festhalten. Die Prinzipien der territorialen Integrität und der Selbstbestimmung seien weder überkommen noch verhandelbar. Didier Burkhalter, OSZE-Vorsitzender: Eröffnung der parlamentarischen Versammlung der OSZE. 5. Oktober 2014 (Zitat: „Die Verletzungen der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Ukraine sowie die illegale Annexion der Krim durch Russland wirken sich weit über die Ukraine hinaus aus. Sie stellen das Fundament der europäischen Sicherheit in Frage, die in der Charta von Paris gestützt auf die Schlussakte von Helsinki definiert wird.“); Merkel kann zerrüttetes Verhältnis zu Russland kitten, Sputnik, 13. November 2014; Rede von Bundeskanzlerin Merkel im Wortlaut, Die Zeit, 17. November 2014 (Auszug: „Dennoch müssen wir erleben, dass es auch in Europa immer noch Kräfte gibt, die sich dem gegenseitigen Respekt und einer Konfliktlösung mit demokratischen und rechtsstaatlichen Mitteln verweigern, die auf das angebliche Recht des Stärkeren setzen und die Stärke des Rechts missachten. Genau das ist mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland zu Beginn dieses Jahres geschehen. Russland verletzt die territoriale Integrität und die staatliche Souveränität der Ukraine. Ein Nachbarstaat Russlands, die Ukraine, wird als Einflusssphäre angesehen. Das stellt nach den Schrecken zweier Weltkriege und dem Ende des Kalten Krieges die europäische Friedensordnung insgesamt infrage. Das findet seine Fortsetzung in der russischen Einflussnahme zur Destabilisierung der Ostukraine in Donezk und Lugansk.“); Annul Russia’s Annexation of Crimea – Hegemonic overturning of world peace order impermissible: Shii, Kommunistische Partei Japans, 19. März 2014.
    5. Laut Fischer Weltalmanach sind 50 von 143,8 bzw. 142,1 Millionen konfessionslos (ebenso die Ausgaben 2008, 2009 und 2010), das sind etwa 35 Prozent. Der Spiegel Almanach von 2002 (S. 328) gab 33 Prozent Atheisten an. Der zusammen mit der Encyclopaedia Britannia herausgebrachte Time Almanac 2010 (S. 404 f.) unterschied zwischen 25,8 Prozent Religionslosen und 5 Prozent Atheisten.
    6. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben gibt der Fischer Weltalmanach die Zahl der Orthodoxen 2011 und 2012 mit 70 % an.
    7. Inhalt: Jörg Stadelbauer, Russlands Geografie. Landschaftszonen, Bodenschätze, Klimawandel und Bevölkerung; Stefan Plaggenburg, Das Erbe. Von der Sowjetunion zum neuen R.; Margareta Mommsen, Das politische System unter Jelzin. Ein Mix aus Demokratie, Oligarchie, Autokratie und Anarchie; Petra Stykow, Die autoritäre Konsolidierung des politischen Systems in der Ära Putin; Wladimir Gelman, Föderalismus, regionale Politik und kommunale Selbstverwaltung; Uwe Halbach, Brennpunkt Nordkaukasus; Angelika Nußberger, Rechtswesen und Rechtskultur; Cornelia Rabitz, Ohne Zensur und doch nicht frei. Russlands Medienlandschaft; Jens Siegert, Zivilgesellschaft; Dmitrij Trenin, Die Entwicklung der russischen „Westpolitik“ und ihre Lehren; Andrej Zagorskij, R. im postsowjetischen Raum; Sabine Fischer, R. und die Europäische Union, EU; Angela Stent, Die russisch-deutschen Beziehungen von 1992 bis 2008; Hannes Adomeit, Militär- und Sicherheitspolitik; Pekka Sukela, Die russische Wirtschaft von 1992 bis 2008. Entwicklungen und Herausforderungen; Ksenia Gonchar, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationen in der russischen Industrie; Pleines, Energiewirtschaft und Energiepolitik; Peter Lindner, Die russische Landwirtschaft. Privatisierungs-Experiment mit offenem Ausgang; Schröder, Gesellschaft im Umbruch. Schichtung, demografische Entwicklung und soziale Ungleichheit; Jewgenij Gontmacher, Sozialpolitik. Entwicklungen und Perspektiven; Stefan Meister, Bildung und Wissenschaft; Lew Gudkow, Die politische Kultur des post-sowjetischen Russland im Spiegel seiner öffentlichen Meinung; Thomas Bremer, Die orthodoxe Kirche als gesellschaftlicher Faktor; Halbach, Islam in Russland; Elisabeth Cheauré, Frauen in Russland; Ulrich Schmid, Alltagskultur und Lebensstil. Statistische Daten auf S. 529–550.

    Einzelnachweise

    1. ПРЕДВАРИТЕЛЬНАЯ ОЦЕНКА ЧИСЛЕННОСТИ ПОСТОЯННОГО НАСЕЛЕНИЯ на 1 января 2018 г. и в среднем за 2017 г..
    2. Statista - Russland: Bevölkerungsentwicklung von 2010 bis 2020 , abgerufen am 21. Februar 2021.
    3. World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds.
    4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]).
    5. Vgl. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge: Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikation. Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 86.
    6. Vgl. Theodor Schweisfurth: Staatensukzession, S. 172.
    7. Nach h. M. ist der Inhalt dieses Begriffes synonym mit „völkerrechtlicher Identität“ zu verstehen, womit sich dieser Begriff und die Bezeichnung „Nachfolgestaat“ wechselseitig ausschließen; vgl. dazu Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 91; weiterführend S. 85–97 mzN. Schweisfurth hingegen meint, dass sich der Begriff „Fortsetzerstaat“ wie die Zirkularnote vom 13. Januar 1992 lediglich „auf die ‚Fortsetzung‘ der Verträge der UdSSR bezog, nicht aber auf die Fortsetzung (Kontinuität) der UdSSR.“ (Zit. in: ders., Völkerrecht, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, S. 343 f.)
    8. Steven Rosefielde: Russia in the 21st Century: The Prodigal Superpower. Cambridge University Press, 2005, ISBN 978-0-521-83678-4 (hier in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. Dezember 2017]).
    9. Schwellenländer: Russland stark dank Rohstoffen. Abgerufen am 30. Juni 2017.
    10. „Report for Selected Country Groups and Subjects (PPP valuation of country GDP)“. IMF. Abgerufen am 29. November 2016.
    11. Statista: Ranking der 20 Länder mit dem größten Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2020. Abgerufen am 21. Februar 2022.
    12. Commission of the Russian Federation for UNESCO: Panorama of Russia. Unesco.ru. Abgerufen am 29. Oktober 2010.
    13. Jeffrey Hays: Natural Resources in Russia – Facts and Details. Abgerufen am 29. Dezember 2017 (englisch).
    14. Russia contains over 30 % of all the natural resources in the world. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
    15. Aurel Croissant, Peter Thiery: Defekte Demokratie. Konzept, Operationalisierung und Messung. In: Hans-Joachim Lauth, Gert Pickel, Christian Welzel (Hrsg.): Demokratiemessung. Konzepte und Befunde im internationalen Vergleich. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13438-8, S. 89–111, hier S. 89.
    16. Verfassungsordnung versus politische Realität. In: www.bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 3. Dezember 2016.
    17. Politische Führung in der „Postdemokratie“. In: bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 29. Dezember 2017.
    18. Margareta Mommsen: Rußlands gelenkte Demokratie. Das Tandem Putin – Medwedjew – Stimmen der Zeit. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
    19. Brockhaus – Die Enzyklopädie in 24 Bänden, 20. Aufl., Leipzig/Mannheim 1996.
    20. Oleg Jegorow: Warum ist Russland so kalt? 29. Juni 2018, abgerufen am 26. November 2021.
    21. Global Forest Watch (PDF; 1,1 MB)
    22. The Demographic Yearbook of Russia 2019. Abgerufen am 19. Juli 2021.
    23. Depopulacja Rosji (Депопуляция России) – Demografia. Abgerufen am 29. Dezember 2021 (pl-PL).
    24. Russlands Bevölkerungszahl auf knapp 142 Millionen geschrumpft, RIA Novosti vom 18. Juni 2010.
    25. Russian Federation – Data.
    26. Mental health reform in the Russian Federation: an integrated approach to achieve social inclusion and recovery, Bulletin of the World Health Organisation, Vol. 85, 2007, 11. November 2007.
    27. Mordrate in Russland weitaus höher als bisher bekannt, RIA Novosti vom 24. Januar 2011.
    28. RIA Novosti, 14. Februar 2007, abgerufen am 5. April 2008.
    29. AIDS. Eine hohe Übertragungsrate, Novaya Gazeta, 1. Juli 2015.
    30. Russland kämpft mit einer HIV-Epidemie. Der Bund, 23. Juli 2018.
    31. UNAIDS Data 2018 (Memento vom 25. Juli 2018 im Internet Archive)
    32. HIV and AIDS in Russia, avert.org, nach dem letzten Update vom 1. Oktober 2019.
    33. Rossijskaja Gaseta, abgerufen am 5. April 2008.
    34. Главная::Федеральная служба государственной статистики.
    35. Russland fehlen die Russen, NZZ, 9. Januar 2018, S. 27.
    36. Botschaft von Wladimir Putin an die Bundesversammlung. Die Hauptpunkte, Kommersant, 20. Februar 2019.
    37. Bevölkerungsentwicklung Russlands beim Föderalen Dienst för staatliche Statistik Russlands (englisch; Berechnungen für den 1. Januar des jeweiligen Jahres, wenn nicht anders angegeben)
    38. Die russische Tragödie, FAZ vom 10. Juli 2011, abgerufen am 5. März 2015.
    39. RIA Novosti: Russlands Bevölkerung stirbt langsamer aus – Statistik und Prognose, 22. November 2007.
    40. Hunderttausende Russen wählen mit den Füssen, Tages-Anzeiger, 5. April 2018.
    41. Migration Report 2017. (PDF) UN, abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
    42. Demoscope Weekly – Annex. Population Clock.
    43. Russian Demographics and Power: Does the Kremlin Have a Long Game? 4. Februar 2020, abgerufen am 22. März 2021 (amerikanisches Englisch).
    44. Население России впервые за 15 лет снизилось более чем на 500 000 человек. Abgerufen am 22. März 2021 (russisch).
    45. Vgl. auch: Russland unter Putin. In: Der Bürger im Staat, 51. Jahrgang, Heft 2/3, 2001, hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, S. 114.
    46. Nationalitätenstatistik der russischen Volkszählung von 2002 (englisch) (MS Excel; 203 kB)
    47. Russland-Aktuell: Tataren müssen Kyrillisch schreiben, 16. November 2004.
    48. RIA Novosti: Studie: Immer weniger Orthodoxe in Russland, 19. Dezember 2012.
    49. Botschaft der Russischen Föderation: Religion.
    50. dtv/Spiegel-Jahrbuch 2005, S. 466 f. gab zwischen 40 und 50 % an.
    51. Time Almanac 2010.
    52. Eidgenössisches Department für auswärtige Angelegenheiten: Eckdaten Russische Föderation
    53. International Religious Freedom Report: Russia (2011)
    54. RUFO: Russlands größter Reichtum sind seine Menschen, 27. April 2007.
    55. Fischer Weltalmanach 2008 (S. 394 u. 617) bis 2012 (S. 399)
    56. CIA: The World Factbook
    57. Vgl. Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722: Eine völkerrechtlich-historische Studie, 2001, S. 17.
    58. Russlandanalysen 165 (PDF; 370 kB), abgerufen am 31. März 2012.
    59. Startseite. 9. Juli 2019.
    60. NAK Berlin-Brandenburg K.d.ö.R.: Startseite.
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    62. Radio Vatikan: Russland: Zeugen Jehovas sollen verboten werden (Memento vom 19. März 2017 im Internet Archive), 18. März 2017.
    63. Die Zeit: Russland: Oberstes Gericht verbietet Zeugen Jehovas, 20. April 2017.
    64. Oberstes Gericht verbietet Zeugen Jehovas, Deutschlandfunk, 20. April 2017.
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    66. Petra Deger, ‎Robert Hettlage (Hrsg.): Der europäische Raum. Die Konstruktion europäischer Grenzen. VS Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-14020-9, S. 15.
    67. Thede Kahl, Elisabeth Vyslonzil, Alois Woldan: Herausforderung Osteuropa: Die Offenlegung stereotyper Bilder. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2004, S. 151.
    68. Annette Baumgart, Bianca Jänecke: Rußlandknigge. 3. Aufl., Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3-486-57730-1, S. 66 ff.
    69. Swetlana Alexijewitsch über Russlands ewigen Militarismus – Rückfall in unselige Zeiten, NZZ, 14. März 2015.
    70. Herta Müller: „Putins Dreistigkeit beleidigt meinen Verstand“, Welt Online, 5. März 2015.
    71. 200 000 Mal Abschied von Russland, Neues Deutschland, 30. März 2015; Lew Gudkow u. a. in der Nesawissimaja Gaseta: „Immer mehr junge, gut ausgebildete kreative und politisch aktive Bürger kehren dem Land der Träume, wie es der damalige Präsident, Dmitri Medwedew, Russland am Ende seines vierjährigen Gastspiels im Kreml porträtierte, den Rücken.“
    72. Ländervergleich Welt in Zahlen, abgerufen am 5. April 2008.
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    80. Russlands Haushalt steht unter Erdölschock, NZZ, 27. Oktober 2015.
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    82. Die Russen nannten das Mindesteinkommen, um „über die Runden kommen“, rbk, 9. April 2019.
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    92. Vgl. Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild Weltgeschichte – Russland, Bd. 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5, S. 10–12.
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    95. Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild Weltgeschichte – Russland, Bd. 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5, S. 246–248.
    96. Dolf Sternberger, Bernhard Vogel, Dieter Nohlen, Klaus Landfried (Hrsg.): Die Wahl der Parlamente und anderer Staatsorgane. Band 1: Europa. De Gruyter, Berlin 1969, ISBN 978-3-11-001157-9, S. 1090.
    97. In Artikel 64, vgl. Archivierte Kopie (Memento vom 5. November 2017 im Internet Archive) und Leo Trotzki: Geschichte der russischen Revolution, Frankfurt am Main 1982, S. 303 ff.
    98. Bianka Pietrow-Ennker: Russlands „neue Menschen“. Die Entwicklung der Frauenbewegung von den Anfängen bis zur Oktoberrevolution. Campus Verlag Frankfurt, New York, 1994, ISBN 3-593-36206-6, S, 350.
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    101. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 91 ff. in der Google-Buchsuche
    102. Julia Smirnova: Milliardenprozess lüftet Geheimnisse der Oligarchen, Welt Online vom 31. August 2012.
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    111. Hans-Henning Schröder: Russland in der Ära Jelzin (1992–1999), Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, 4. Mai 2011.
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    113. Art. 1 Abs. 1 Verf. RF; vgl. hierzu Politisches System (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Webseite der Botschaft der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland.
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    116. Schlicht der beste Kandidat, Tages-Anzeiger, 18. Dezember 2015.
    117. Jerzy Macków: Autoritarismus in Mittel- und Osteuropa, Springer-Verlag, 2010, ISBN 978-3-531-91615-6, S. 246 f.
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    131. Sturmtruppen, Nowaja Gaseta, 19. September 2017; „Es gibt zwei Hauptressourcen eines autoritären Regimes: Lügen und Gewalt. Bisher gab es genügend Lügen. Als die Lüge vorbei war, begann Gewalt.“
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    138. Aus und vorbei für Paragraf 282, Dekoder.org, 16. Juni 2016; „als ‚volksnah‘ (im Sinne von ‚die Massen betreffend‘) gilt Artikel 228 über Erwerb, Besitz, Verbreitung, Herstellung und Weiterverarbeitung von Drogen; auf seiner Grundlage werden Tausende zu Haftstrafen verurteilt; seine Anwendung in der Rechtsprechung lässt auf grenzenlose Missbrauchsmöglichkeiten dieses Artikels seitens der Verurteilenden schließen“.
    139. Es wurde uns angeworfen. 40 Tausend Mal. – Mathematischer Nachweis des Vorliegens eines massiven Betrugs an Betäubungsmittelartikeln des Strafgesetzbuchs, Nowaja Gaseta, 10. Juni 2019 (Zitat: „die Tatsache der Entdeckung von Drogen bei Verhaftungen in genau der für einen Kriminalfall erforderlichen Menge ist ein beschämendes Phänomen in unserem Land“).
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    296. BFM.ru: Одна из серий мультфильма «Маша и Медведь» бьет рекорды просмотров на YouTube.
    297. Новую серию «Маши и Медведя» посмотрели более 3 миллиардов раз.
    298. Просмотры самого популярного эпизода мультсериала „Маша и Медведь“ перевалили за 3 миллиарда.
    299. В Музее Москвы был представлен первый голографический видеоблог.
    300. Холдинг «СТС Медиа» приобрёл компанию Caramba TV за 150 млн. рублей.
    301. BadComedian разнёс в пух и прах „кино“, где режиссёр — Тиньков
    302. , Patrick HipesGolden Trailer Awards Nominees: Warner Bros & ‘Lego Batman’ Lead Pack. 12. Mai 2017.
    303. , Patrick HipesGolden Trailer Award Nominations: ‘The Shape Of Water’, ‘Hitman’s Bodyguard’ Top List. 9. Mai 2018.
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    305. Житель Перми попал в Книгу рекордов России за создание высокооцененного трейлера к мультфильму «Король Лев».
    306. Ролики пермяка к „Выжившему“ и „Гэтсби“ вошли в Книгу рекордов.
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