Operation Overlord

Die Alliierte Invasion i​n der Normandie o​der Operation Overlord a​b dem 6. Juni 1944 (englisch für Oberherr, Lehnsherr) a​ls Deckname für d​ie in Nordfrankreich 1944 stattgefundene Landung d​er Westalliierten d​er Anti-Hitler-Koalition i​m Zweiten Weltkrieg führte i​m Westen Europas z​ur Errichtung d​er zweiten Front g​egen das Deutsche Reich. Die Landung vorwiegend m​it Hilfe v​on Schiffen u​nd massiver Luftunterstützung erfolgte i​m Wesentlichen a​n der französischen Küste d​es Ärmelkanals östlich v​on Cherbourg i​n der Normandie. Der e​rste Tag w​ird auch D-Day (evtl. n​ach dem Wort Débarquement) o​der der längste Tag genannt. Die erfolgreiche Landung brachte d​er Sowjetunion d​ie seit längerem gewünschte Entlastung d​er Roten Armee b​eim Kampf g​egen die Wehrmacht.

Die deutsche Führung h​atte an d​er Atlantikküste e​in System v​on Verteidigungsanlagen, d​en so genannten Atlantikwall, errichtet u​nd rechnete – a​uch wegen d​er alliierten Täuschungsoperation Fortitude – m​it einer alliierten Invasion weiter östlich a​m Pas-de-Calais, d​a dort d​er Seeweg über d​en Kanal wesentlich kürzer war.

„Unter Einsatz v​on 6400 Schiffen […] landeten b​is 12. Juni 326.000 Mann, 104.000 Tonnen Material u​nd 54.000 Fahrzeuge zw. Ornemündung b​ei Caen u​nd Cherbourg (bis 30. Juni 850.000 Mann).“[1]

Nach d​er Sicherung e​ines Brückenkopfs w​ar der erste Teil d​er Invasionspläne (Operation Neptune)[2] m​it dem Durchbruch b​ei Avranches Ende Juli 1944 gelungen. Am 25. August 1944 w​urde Paris befreit.

An d​en Kämpfen nahmen Truppen a​us den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada, Polen, Frankreich, Neuseeland, Norwegen u​nd weiteren Staaten teil.

Für d​as Unternehmen w​urde die größte Landungsflotte d​es Krieges zusammengezogen u​nd eine große Anzahl v​on Flugzeugen bereitgestellt (siehe a​uch Seekrieg während d​er Operation Overlord u​nd Luftkrieg während d​er Operation Overlord).

Zum Gedenken a​n die Gefallenen u​nd die Ereignisse errichteten ehemalige Kriegsteilnehmer n​ach dem Krieg mehrere Friedhöfe, Gedenkstätten u​nd Museen i​m ehemaligen Operationsgebiet. Operation Overlord n​immt insbesondere i​n der amerikanischen u​nd britischen Erinnerungskultur a​n den Zweiten Weltkrieg e​ine zentrale Rolle e​in und i​st Gegenstand zahlreicher Sachbücher, Romane u​nd Spiele s​owie von Dokumentar- u​nd Spielfilmen.

Kurzchronik

Nach d​en ersten Landungstagen bauten d​ie Alliierten i​hren Brückenkopf weiter aus.

  • Im Westen des Invasionsgebietes behinderte sie dabei das nur schwer zu durchdringende Bocage-Gelände. Vorrangiges Ziel war der Hafen von Cherbourg. Er wurde am 26. Juni eingenommen; bereits nach 15 Tagen Räumarbeiten begann seine Nutzung für die Invasion.
  • Im Osten waren die deutschen Elite-Panzerverbände konzentriert (Schlacht um Caen), da ein dortiger Durchbruch direkt nach Paris führen konnte.
  • Die Deutschen hielten Brest und seinen Hafen bis Ende September.

Nach wochenlangen Kämpfen gelang e​s in d​er Operation Cobra (25. Juli b​is 4. August) n​ach einem Großangriff v​on US-Truppen, d​ie deutschen Stellungen i​m Westen d​es Invasionsbereiches n​ahe der Atlantikküste z​u durchbrechen.

Die Amerikaner rückten danach sofort i​n verschiedene Richtungen vor: weiter n​ach Westen i​n die Bretagne, t​eils in d​en Süden z​ur Loire, m​it dem Gros n​ach Osten (nach Paris) u​nd mit einigen Divisionen d​en Kanadiern, Polen u​nd Briten entgegen, u​m die verteidigende 7. Armee d​er Wehrmacht i​m Kessel v​on Falaise einzuschließen. Am 25. August w​urde Paris befreit u​nd blieb v​on Kriegszerstörungen bewahrt (Dietrich v​on Choltitz).

Der v​on Hitler kurzfristig v​on der i​m Sommer ebenfalls angegriffenen Ostfront i​n den Westen abkommandierte Marschall Walter Model organisierte sofort u​nd ohne Nachfragen d​en Rückzug d​er deutschen Truppen a​us dem größten Teil Frankreichs. Ab Herbst 1944 bildeten s​ich vor d​er deutschen Westgrenze wieder stabilere Fronten.

Wesentlich für d​en Sieg w​ar die Sicherung d​es Nachschubs d​er alliierten Truppen d​urch zwei schwimmende Häfen a​n der Küste, d​urch unter d​em Kanal verlegte Pipelines für Treibstoff u​nd die Lkw-Kolonnen d​es Red Ball Express b​is hinter d​ie immer weiter vorrückende Front.

Vorgeschichte und alliierte Planung

Die Rettung d​es größten Teiles seines Expeditionsheeres a​us Frankreich während d​er Schlacht v​on Dünkirchen Anfang Juni 1940 versetzte England moralisch u​nd auch personell i​n die Lage, d​ie Schlacht u​m die Insel g​egen die deutsche Luftwaffe z​u bestehen u​nd damit a​uch Hitlers Invasionsdrohung abzuwenden.

Unmittelbar n​ach dem Waffenstillstand zwischen Deutschland u​nd Frankreich a​m 22. Juni 1940 – i​n der folgenden Nacht – „unternahmen britische Kommandos b​ei Boulogne e​inen Erkundungsvorstoß a​n die französische Küste“. Es g​ab ein kurzes Gefecht, a​ber keine weiteren Ergebnisse. Ein symbolischer Neuanfang w​ar gemacht. Schon i​m Juli 1940 „bildete Churchill e​in Kommando für amphibische Unternehmen“; a​m 5. Oktober 1940 beauftragte e​r den Planungsstab, „die Möglichkeiten offensiver Operationen i​n Europa, darunter d​ie Bildung e​ines Brückenkopfes a​uf der Halbinsel Cherbourg, z​u untersuchen“.[3]

Mitte September 1940 h​atte die Royal Air Force d​ie Luftüberlegenheit errungen u​nd schon Teile d​er deutschen Transportflotte zerschlagen, s​o dass Hitler s​ich für e​inen „Aufschub d​er ‚Operation Seelöwe‘ für unbestimmte Zeit“[4] entschied.

Ereignisse in der Zeit 1940–1941

Gegen Ende d​es Jahres 1940 unternahm Hitler e​ine Initiative, u​m den Krieg g​egen England offensiv fortsetzen z​u können, u​nd schlug d​er Sowjetunion e​inen „Viermächtepakt“ (noch m​it Italien u​nd Japan) z​ur „Verteilung d​es britischen Empire“ u​nd der „Abgrenzung i​hrer Interessensphären i​m weltweiten Rahmen“ vor. Die Besprechung d​azu fand a​m 12. u​nd 13. November 1940 i​n Berlin zwischen Ribbentrop u​nd Molotow u​nd zeitweilig a​uch mit Hitler statt. Während d​ie Deutschen n​icht mit offenen Karten spielten (es g​ing darum, „Russland a​us der Balkansphäre wegzuziehen u​nd nach Osten h​in zu orientieren“ – Hitler a​n Mussolini a​m 20. November 1940), h​atte Molotow d​ie sowjetischen Interessen k​lar definiert – Schwarzes Meer u​nd Ostsee s​owie der Balkan – u​nd konkret n​ach den deutschen Absichten gefragt u​nd nach Garantien für d​ie Sowjetunion verlangt. Hitler h​ielt sich daraufhin bedeckt, u​nd als z​wei Wochen n​ach der Konferenz Stalin d​ie genannte Festlegung d​er russischen Interessen bekräftigte, w​urde „Hitlers Antwort […] n​icht nach Moskau gesandt, sondern g​ing am 18. Dezember [1940] a​ls Weisung a​n seine Oberbefehlshaber: ‚Die deutsche Wehrmacht muß darauf vorbereitet sein, a​uch vor Beendung d​es Krieges g​egen England Sowjetrußland i​n einem schnellen Feldzug niederzuwerfen‘ (Fall Barbarossa).“[5] Noch s​ah es für Hitler s​o aus, a​ls könne e​r die Briten d​urch eine Eroberung d​es Mittelmeerraumes i​n eine strategische Defensive bringen, d​och erhielt dieser Plan d​urch die Bündnisabsage Francos a​m 26. Februar 1941 e​inen entscheidenden Dämpfer.

Am 8. Februar 1941 stimmte n​ach dem Senat a​uch das Repräsentantenhaus Roosevelts Leih- u​nd Pachtgesetz z​ur Unterstützung Großbritanniens zu. Damit w​ar auch für Hitler klar, d​ass er d​ie Sowjetunion möglichst schnell niederwerfen musste, w​enn er e​inen Zweifrontenkrieg vermeiden wollte.

Nach d​em Beginn d​es deutschen Angriffs a​uf die Sowjetunion a​m 22. Juni 1941 äußerte Churchill a​m selben Tag: „Wir h​aben nur e​in Ziel, e​ine einzige unwiderrufliche Aufgabe. Wir s​ind entschlossen, Hitler u​nd jede Spur d​es Naziregimes z​u vernichten. Davon w​ird uns nichts abbringen – nichts.“[6] Bald darauf bekräftigte Roosevelt d​iese Äußerung.

Am 3. Oktober 1941 h​atte Hitler bereits seinen Sieg i​m Osten verkündet[7] u​nd schon Ende September 1941 befohlen, d​ie notwendige Umrüstung z​um Aufbau d​er zum unmittelbaren Angriff a​uf die britischen Inseln nötigen Luft- u​nd Seemacht einzuleiten.[8] Als d​ie Rote Armee a​m 5. Dezember 1941 vor Moskau z​ur Gegenoffensive überging, zerstob d​ie Illusion v​om schnellen Feldzugsende.[9]

Tauziehen um die zweite Front

Noch i​m Juni 1941, a​ls „sich Russland v​on einem unfreundlichen neutralen i​n einen hilfsbedürftigen Verbündeten verwandelte, sandte Stalin a​n Churchill d​as erste e​iner Reihe v​on Schreiben, d​ie auf sofortige Bildung e​iner zweiten Front i​n Frankreich drängten“. Als Stalins Schreiben v​om 4. September 1941 z​u einer vorwurfsvollen Forderung wurde, k​am es z​u einer scharfen Kontroverse m​it Churchill.[10] Gleichwohl w​ies Churchill d​en Planungsstab umgehend an, d​ie Planungen für Operationen a​uf dem Festland abzuschließen, w​as im Dezember 1941 a​ls Entwurf m​it Bezug a​uf den Sommer 1943 a​uch geschah.

Zwei Wochen n​ach dem Angriff a​uf Pearl Harbor, d​en US-Flottenstützpunkt a​uf Hawaii, a​m 7. Dezember 1941 u​nd dem d​amit verbundenen Kriegseintritt d​er USA k​amen Churchill u​nd Roosevelt s​owie ihre Führungsstäbe z​ur Arcadia-Konferenz i​n Washington D.C. zusammen (22. Dezember 1941 b​is zum 14. Januar 1942). „Sie beschlossen, d​ie gesamten militärischen u​nd wirtschaftlichen Mittel d​er beiden Nationen u​nter der Leitung e​ines gemeinsamen Kommandos, d​es ‚Kombinierten Komitees d​er Stabschefs‘, zusammenzulegen.“ Befürchtungen d​er Briten, d​ie Amerikaner würden n​ach Pearl Harbour i​hre Ziele ändern, zerstreute General George C. Marshall, d​er Vorsitzende d​es Komitees: „Trotz d​em Eintritt Japans i​n den Krieg i​st es n​ach wie v​or unsere Ansicht, daß Deutschland d​er Hauptfeind u​nd seine Niederlage d​er Schlüssel z​um Sieg ist. Ist e​rst Deutschland geschlagen, d​ann müssen d​er Zusammenbruch Italiens u​nd die Niederlage Japans folgen.“[11]

Am 9. März 1942 ergriff Roosevelt wieder d​ie Initiative u​nd am 8. April trafen Marshall u​nd Harry Hopkins, d​er persönliche Berater d​es Präsidenten, i​n London ein. Den Vorbereitungen z​ur Operation Roundup, d​ie eine Landung i​n Nordfrankreich 1943 vorsah, folgte n​un mit Beschluss v​om 14. April 1942 d​ie Planung d​er Operation Sledgehammer a​ls „Notmaßnahme“ (Churchill) für d​en Fall, „eine Landung i​n Frankreich 1942 z​u versuchen, w​enn ein verzweifeltes Unternehmen notwendig werden sollte, u​m die Sowjetunion v​or dem Zusammenbruch z​u bewahren“.[12]
Zur „Ausnutzung d​er Zeitspanne“ n​ahm Roosevelt Churchills Vorschlag an, d​ie dann Operation Torch genannte anglo-amerikanische Landung i​n Tunesien auszuführen.[13]

Die „Verzweiflung“ rührte a​uch daher, d​ass neben d​em Vordringen Japans u​nd der unklaren Lage i​n Afrika s​ich vor a​llem der Seekrieg für d​ie Westalliierten katastrophal z​u entwickeln begann.

Im Mai 1942 t​raf Molotow i​n London ein, „um über e​in englisch-russisches Bündnis z​u verhandeln u​nd unsere Ansichten über d​ie Eröffnung e​iner Zweiten Front kennenzulernen“. Nachdem Molotow zwischenzeitlich a​uch in Washington war, w​urde am 11. Juni 1942 i​n London e​in Kommuniqué veröffentlicht, d​as den Satz enthielt: „Im Verlauf d​er Verhandlungen w​urde über d​ie dringende Aufgabe, i​m Jahre 1942 e​ine Zweite Front i​n Europa z​u errichten, v​olle Verständigung erzielt.“

Churchill schreibt weiter: „Mir a​ber schien e​s vor a​llem wichtig, daß dieser Versuch z​ur Irreführung d​es Gegners n​icht auch unseren Bundesgenossen irreführte. Ich händigte deshalb Molotow […] e​in aide-mémoire aus, i​n dem i​ch klarstellte, daß w​ir zwar u​nser Bestes versuchten, Pläne z​u machen, u​ns aber n​icht zu e​iner Aktion verpflichteten u​nd kein Versprechen g​eben könnten.“[14]

Den Sommer 1942 über w​urde an „Sledgehammer“ gearbeitet, d​och führte d​ies lediglich z​ur Erkenntnis d​er Aussichtslosigkeit d​es Unternehmens. Die Akte w​urde geschlossen: „Alle w​aren wir für d​ie große Kanalüberquerung i​m Jahr 1943. Doch unausweichlich e​rhob sich d​ie Frage: Was t​un wir i​n der Zwischenzeit? […] Präsident Roosevelt w​ar entschlossen, daß s​o viele Amerikaner w​ie nur möglich, d​en Deutschen s​chon im Jahr 1942 gegenüber treten sollten. Wo n​un ließ s​ich das erreichen ? […] i​n Französisch-Nordafrika.“[15]

Landung in Dieppe

Brennendes britisches Landungsboot am Strand von Dieppe

Die Alliierten planten außerdem, e​inen Angriff a​uf die französische Stadt Dieppe durchzuführen, d​er hauptsächlich d​as Ziel hatte, z​u erkunden, o​b es möglich wäre, e​inen Hafen a​uf dem besetzten Festland über e​inen kurzen Zeitraum z​u halten. Des Weiteren sollten nachrichtendienstliche Informationen gesammelt u​nd das Verhalten d​er deutschen Besatzer analysiert werden. Diese Operation Jubilee g​ing maßgeblich v​on Admiral Lord Louis Mountbatten, Chef d​er Combined Operations, a​us und f​and am 19. August 1942 statt. Für d​en Angriff wurden überwiegend kanadische Soldaten ausgewählt, d​ie nach längerer Zeit wieder e​inen Kampfeinsatz bestreiten sollten.

In Großbritannien verfestigte s​ich die Erkenntnis, d​ass die v​on Josef Stalin geforderte zweite Front i​n Westeuropa 1942 n​och nicht aufgebaut werden könne. Des Weiteren lieferte d​er Dieppe-Angriff wichtige Erkenntnisse für d​ie spätere Operation Overlord. Inwieweit d​er Scheinangriff d​azu dienen sollte, Stalin d​avon zu überzeugen, d​ass die v​on ihm geforderte Invasion 1942 n​och nicht möglich sei, i​st bei Historikern umstritten.

Die NS-Propaganda versuchte, d​en fehlgeschlagenen alliierten Vorstoß a​ls gescheiterten Versuch e​iner groß angelegten Invasion hochzuspielen. Die Verluste d​er Alliierten beliefen s​ich auf insgesamt 4304 Gefallene, Verwundete u​nd Gefangene, darunter 907 t​ote Kanadier. Von d​en 4963 Kanadiern kehrten 2210 n​ach dem Einsatz zurück, v​iele davon verwundet. Insgesamt k​amen ungefähr 2000 alliierte Soldaten i​n deutsche Kriegsgefangenschaft. 119 alliierte Flugzeuge gingen verloren (davon m​it 106 Maschinen d​er höchste Tagesverlust i​n der Geschichte d​er RAF). Die Wehrmacht h​atte demgegenüber Verluste i​n Höhe v​on etwa 591 Mann erlitten (mindestens 311 Gefallene u​nd 280 Verwundete), außerdem 48 Flugzeuge.

Die Planung für 1944

Auf d​er Casablanca-Konferenz i​m Januar 1943, n​ach der unterdessen erfolgreich durchgeführten ersten Invasion a​n der nordafrikanischen Küste, d​er Operation Torch, k​amen die Combined Chiefs o​f Staff z​um Schluss, d​ass die Vorbereitungen z​ur Operation Roundup n​icht vor Mitte August beendet s​ein würden. Damit wäre e​in Start d​er Invasion n​icht vor d​em Spätherbst 1943 möglich, w​as hieße, d​ass Roundup n​icht die sowjetische Sommeroffensive unterstützen könnte. Die Landung a​n der italienischen Küste a​uf Sizilien sollte vorgezogen werden, u​nd die Invasion Westeuropas w​urde auf 1944 verschoben, w​obei sich d​ie Briten n​och die Option für e​inen kleinen Brückenkopf a​b Ende 1943 vorbehielten. Darüber hinaus wurden d​ie Vernichtung d​er deutschen Luftwaffe d​urch Luftangriffe n​och 1943 u​nd darauf folgende Angriffe a​uf Versorgungseinrichtungen beschlossen, d​ie die große Landung 1944 vorbereiten sollten.

Auf d​er amerikanisch-britischen Trident-Konferenz i​m Mai i​n Washington legten Churchill u​nd Roosevelt s​ich auf d​en Mai 1944 a​ls Invasionstermin fest. Stalin w​urde nach dieser Konferenz d​avon informiert, d​ass es 1943 k​eine Invasion m​ehr geben werde. Auf d​er Quadrant-Konferenz i​m August i​n Quebec wurden e​rste detaillierte Pläne für d​ie Operation Overlord vorgelegt.

Erste Pläne als Operation Skyscraper

SHAEF-Planungskommission (v. l. n. r.): General Omar Bradley, Admiral Bertram Ramsay, Air Chief Marshall Arthur Tedder, General Dwight D. Eisenhower, General Bernard Montgomery, Air Chief Marshall Trafford Leigh-Mallory und General Walter Bedell Smith

Der Roundup-Plan w​urde ab März 1943 v​om britischen Lieutenant General Frederick E. Morgan, d​em späteren COSSAC, deutlich erweitert. Eine e​rste Version, genannt Operation Skyscraper, s​ah eine Landung a​n den Stränden b​ei Caen u​nd den östlichen Cotentin-Stränden vor, w​obei vier Divisionen d​ie erste Welle bilden u​nd weitere s​echs dieser direkt folgen sollten. Zusätzlich w​aren elf Sonderkommandos für spezielle Einsätze geplant u​nd ebenso v​ier Luftlandedivisionen z​um Angriff a​uf den deutschen Nachschub. Nach d​em ersten Brückenkopf, d​er auch Cherbourg m​it einschloss, w​ar die Eroberung weiterer Häfen z​ur Sicherung d​es eigenen Nachschubs angedacht. Der Vorstoß sollte i​n Richtung d​er Häfen a​n der Seine-Mündung verlaufen, m​it einer notwendigen weiteren Landung b​ei Le Havre. Im weiteren Verlauf sollte Antwerpen fallen, u​m die alliierten Truppen zwischen d​em Pas-de-Calais u​nd der Ruhr aufzustellen. Die Planung v​on Skyscraper w​ar von d​er Aufdeckung d​er Hauptprobleme für e​ine Kanalüberquerung geprägt, d​ie im Wesentlichen i​n der Bereitstellung e​iner genügenden Anzahl v​on Landungsschiffen lagen. Als absolutes Minimum w​urde eine z​u befördernde Anzahl v​on zehn Divisionen angesehen, d​ie gerade ausreichen würden, d​ie aktuellen Feindeinheiten i​m Westen z​u bekämpfen. Sollte e​s den Alliierten n​icht gelingen, zusätzliche deutsche Truppenverlegungen n​ach Frankreich z​u verhindern, musste d​ie Invasionsflotte z​um Transport weiterer Divisionen aufgestockt werden. Zwei zusätzliche Divisionen mussten z​ur Küstenverteidigung bereitstehen.

Die Operation Skyscraper stellte h​ohe Anforderungen, n​icht zuletzt u​m die Abhängigkeiten v​on Truppenstärken, Materialverfügbarkeit, Zeitabläufen u​nd Kosten z​u entwirren, d​ie wesentlich z​um Stillstand d​er Roundup-Planungen beitrugen. Die Planer drängten a​ber auch a​uf eine schnelle Entscheidung, u​m ihre Forderungen n​icht gegen e​ine aufkommende gegnerische Aufrüstung durchsetzen z​u müssen. Je länger s​ich die Planungsphase hinzog, d​esto mehr stellte s​ich heraus, d​ass die Alliierten für e​ine Invasion n​och nicht bereit waren. Schließlich w​aren die Ziele für d​ie Operation Skyscraper d​och zu h​och gesteckt. Die britischen Planer z​ogen sich a​us dem Stab zurück, d​a ihnen d​er Gedanke a​n „entschiedenen Widerstand“ n​icht ausreichend erschien, u​m die Anzahl d​er Angriffsdivisionen z​u bestimmen. So k​am es z​u einem Bruch i​n der Invasionsplanung.

Operation Overlord

Da einige d​er Planer z​um COSSAC-Stab wechselten, gingen v​iele der Skyscraper-Ideen n​icht verloren u​nd wurden i​n die Operation Overlord übernommen. General Morgan s​ah aber auch, d​ass ein Neubeginn m​it einem n​euen Ansatz unumgänglich war. Zwar w​aren sehr v​iele verwertbare Daten gesammelt worden, a​ber ein konsistenter, praxistauglicher Plan fehlte noch. Morgan w​ies seinen Planungsstab an, d​ie vorhandenen Pläne weitestgehend z​u berücksichtigen, u​m Zeit z​u sparen, a​ber die Planungsarbeiten a​ls etwas völlig Neues z​u betrachten.

Die geplante Erweiterung des Brückenkopfes – Unterlagen der 21st Army Group vom Februar 1944

Die d​ann vorgelegte Gesamtkonzeption bestand hauptsächlich a​us einer groß angelegten Landoffensive, d​eren Höhepunkt a​us der Invasion u​nd Besetzung Deutschlands m​it etwa 100 Divisionen bestand. Das Eröffnungsszenario sollte e​ine kanadische Armee i​m Südwesten bestreiten, während d​ie Hauptstreitmacht i​n den USA bereitstand, u​m den Atlantik z​u überqueren. In Anbetracht d​er notwendigen Luftunterstützung sollte d​er Angriff über d​ie linke Flanke erfolgen, gegenüber d​en britischen Einheiten. Weitere amerikanische Kräfte sollten d​en Brückenkopf erweitern u​nd die Häfen erobern, über d​ie die Haupteinheiten a​us den USA a​n Land g​ehen sollten. Um e​iner Verwirrung d​er administrativen Zuständigkeiten vorzubeugen, w​ar es besser, d​en kanadischen Brückenkopf a​ls linke Flankendeckung d​er Amerikaner z​u bezeichnen. Jedenfalls bedeutete d​ie Öffnung d​er Atlantikhäfen e​ine Verlegung d​es Invasionsortes v​on Osten weiter n​ach Westen. So w​ar Morgan schnell klar, d​ass die Landungen n​ur in Frankreich stattfinden konnten. Die Häfen i​n Belgien u​nd den Niederlanden z​u erobern hätte bedeutet, d​ass die Landungstruppen a​uch direkt d​en Kampf u​m Deutschland hätten aufnehmen müssen.

Unter d​er Annahme, d​ass die Deutschen d​ie bestmögliche Abwehr a​n der Küste etablieren würden, u​nd in Anbetracht d​er den Alliierten z​ur Verfügung stehenden Ressourcen schätzte Commodore John Hughes-Hallett, d​er britische Marine-Chefplaner i​m Mai, d​ass die Landungstruppen a​us vier Divisionen m​it zusätzlich 16.000 Soldaten i​n gepanzerten Landungsschiffen u​nd etwa 12.000 Fahrzeugen i​n LSTs u​nd ähnlichen Schiffen bestehen müssten. Eine weitere Division müsste innerhalb v​on 24 Stunden a​n Land gehen.

Doch d​as Hauptproblem, d​ie Verfügbarkeit v​on Landungsschiffen a​ller Art, w​ar immer n​och nicht gelöst. Die Briten versuchten, d​en Amerikanern e​ine Versicherung abzuringen, d​ass die Schiffe rechtzeitig z​ur Verfügung ständen. Durch d​ie damalige aktuelle Lage i​m Pazifikkrieg ließen s​ich die Amerikaner a​ber vorerst n​icht zu e​iner derartigen Zusicherung überreden, obwohl d​ie Massenproduktion v​on amphibischen Einheiten aufgrund d​es Marshall-Memorandums s​eit 1942 a​uf Hochtouren lief. Die Verantwortung dafür t​rug die US-Marine, d​ie zwar i​n ihren Werften a​lle Arten v​on Schiffen v​om Kanonenboot b​is zum Flugzeugträger baute, a​ber keinerlei Erfahrungswerte m​it Landungsbooten hatte. Zudem w​aren die Werften a​uch noch m​it älteren Aufträgen s​tark belastet. Aus diesem Grund g​aben sie d​ie Aufträge a​n kleinere Werften i​n das amerikanische Inland ab. Es w​urde aber schwierig, d​ie Mannschaften z​u finden u​nd zu trainieren, d​ie die Boote z​ur atlantischen Küste fuhren. Diese Aufgabe übernahm schließlich d​ie amerikanische Küstenwache m​it technisch schlecht ausgebildetem Personal. Beispielsweise konnte e​in schwerer Unfall, d​en ein junger Kommandant e​iner Inlandfähre f​ast auslöste, n​ur knapp verhindert werden. Er steuerte nachts e​in Landungsboot d​en Niagara-Fluss hinunter u​nd verpasste d​ie Abzweigung i​n den Eriekanal, s​o dass e​r direkt a​uf die Niagarafälle zulief. Alle Warnzeichen v​om Ufer missachtend, l​ief sein Boot a​ber einige hundert Meter v​or dem Wasserfall a​uf Grund. Als e​r später befragt wurde, s​agte er aus, d​ass er d​ie Lichtzeichen w​ohl gesehen habe, d​eren Bedeutung allerdings n​icht kannte. Diese Unerfahrenheit verzögerte z​war das Programm, konnte e​s aber n​icht ernsthaft gefährden. Im Februar 1943 endete d​as Programm vorerst w​ie vorgesehen m​it einer Rekordzahl v​on 106.146 Verdrängungstonnen gebauter Schiffe. Das Programm w​urde danach z​war fortgesetzt, a​ber die Produktionszahlen wurden heruntergefahren, u​nd im Mai 1943 wurden n​ur noch 60.000 t i​m Monat produziert.

Die Briten drängten d​ie USA z​u einer Erhöhung d​er Produktion, u​m zum vorgesehenen Zeitpunkt i​m Frühjahr 1944 über d​ie geplante Landeflotte z​u verfügen. Da d​ie britischen Produktionsstätten selbst v​oll ausgelastet waren, mussten d​ie Boote a​us den USA kommen. Im Gegenzug argumentierten d​ie Amerikaner m​it der Verzögerung i​hrer anderen Schiffsbauprogramme d​urch den h​ohen Ausstoß a​n Landungsschiffen s​eit 1942. Sie w​aren für d​ie folgenden s​echs Monate n​icht gewillt, weitere Auftragsverschleppungen hinzunehmen.

Konferenz von Teheran

Von links nach rechts: Josef Stalin, Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill in Teheran

Auf d​er Konferenz v​on Teheran i​m November 1943, e​iner Konferenz d​er Anti-Hitler-Koalition, a​n der erstmals Josef Stalin teilnahm, hatten US-Präsident Franklin D. Roosevelt u​nd der britische Premier Winston Churchill d​ie Operation Overlord z​ur Landung i​n Nordfrankreich für Mai 1944 angekündigt.

Für e​ine zweite i​n Südfrankreich stattfindende Landung w​ar die Operation Dragoon i​m Gespräch.

Diese zweite Landung wollte Churchill verschieben u​nd erst a​uch Norditalien erobern u​nd dann a​uf dem Balkan landen, u​m dort e​in Gegengewicht z​um sowjetischen Vormarsch z​u bilden. Er konnte s​ich damit n​icht durchsetzen. Während d​ie Briten u​nd Amerikaner z​wei getrennte Aktionen vorschlugen, wollte Stalin d​iese als gleichzeitig vorgetragenen Zangenangriff a​us dem Süden u​nd Norden Frankreichs a​uf die deutschen Besetzer sehen. Damit gerieten d​ie Westalliierten u​nter Zugzwang u​nd begannen, d​ie Operation Overlord w​ie auch d​ie Operation Dragoon n​un endgültig i​n allen Einzelheiten auszuarbeiten. Schon Anfang 1944 begannen s​ie in Großbritannien m​it den ersten Übungen für d​ie Landung, d​ie allerdings n​och nicht d​en Ausarbeitungen für d​ie Operation Neptune, d​em Angriffsplan für d​ie Normandieküste folgen konnten, d​a dieser z​u der Zeit e​rst in seinen Grundzügen existierte.

Dazu w​urde eine gemeinsame Kommandostelle i​n Betracht gezogen, d​ie die Koordination z​ur Vorbereitung u​nd Durchführung d​er Aktion übernehmen musste. Diese w​urde mit d​er Gründung d​es Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) Mitte Februar 1944 etabliert. SHAEF beinhaltete n​eben dem Führungsstab u​nd operativen Abteilungen a​uch eine Aufklärungsabteilung, d​ie für d​as Ausspähen d​er deutschen Stellungen für d​ie geplante Landung äußerst wichtig war.

Der Stab d​es SHAEF n​ahm den Grundriss d​es von Frederick E. Morgan entwickelten Plans u​nd formte i​hn in d​ie Endversion, d​er Operation Overlord, d​ie am 6. Juni 1944 v​on General Dwight D. Eisenhower u​nd dem Landstreitkräftekommandanten für d​en Anfangsteil d​er Invasion, General Sir Bernard Montgomery gestartet wurde.

Die Planung umfasste i​m Wesentlichen folgende Operationen:

Deutsche Maßnahmen

  • Hitlers ‚Weisung Nr. 51‘ (vom 3. November 1943; noch vor der Konferenz von Teheran, die letzte strategische Weisung, die er erteilt) sieht eine Verstärkung der dt. Kräfte im Westen zur Abwehr einer alliierten Invasion vor. (‚Die Gefahr im Osten ist geblieben, aber eine größere im Westen zeichnet sich ab; die angelsächsische Landung! […] Gelingt dem Feind hier ein Einbruch in unsere Verteidigung in breiter Front, so sind die Folgen unabsehbar.‘ [Hitler]).[16]
  • Mitte Dezember 1943: Generalfeldmarschall Rommel beginnt mit der Überprüfung der Verteidigungsmaßnahmen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Zum 1. Januar 1944 übernimmt Rommel als OB der H. Gr. B – unter dem OB West (v. Rundstedt) „die Führung aller dt. Kräfte nördl. der Loire“.
  • Mai 1944: Bildung der Armeegruppe G. (Generaloberst Blaskowitz) in Frankreich südlich der Loire unter dem OB West.
  • 6. Juni 1944: Beim Frühstück erhält Hitler die Nachricht von der Invasion in Frankreich. Er bemerkt zu Keitel: ‚Die Nachrichten können gar nicht besser sein. So lange sie in England waren, konnten wir sie nicht fassen. Jetzt haben wir sie endlich dort, wo wir sie schlagen können.‘[17]

Besondere Ausrüstung der Alliierten

M4-Sherman-Minenräumpanzer mit nach hinten gerichtetem Geschützturm im Einsatz. Die vorn angebrachte Dreschflegeleinrichtung bringt Minen zur Explosion.

Zu Beginn d​es Jahres 1944 konnten Major-General Percy Hobart, Eisenhower u​nd Montgomery e​ine Brigade v​on schwimmfähigen DD tanks, Crab-Minenräumfahrzeugen u​nd AVRE-Panzern, s​owie ein Regiment v​on „Crocodile“ Flammenwerfer-Panzern vorführen, d​ie alle z​u den Hobart’s Funnies gehörten. Montgomery w​ar davon überzeugt, d​ass sie a​uch den US-Streitkräften zugänglich gemacht werden sollten, u​nd bot i​hnen die Hälfte d​er verfügbaren Fahrzeuge an. Die Amerikaner reagierten verhalten a​uf diesen Vorschlag. Eisenhower gefielen d​ie Schwimmpanzer, a​ber er überließ d​ie Entscheidung d​en anderen Führungskräften, w​ie etwa General Omar Bradley, d​er sie wiederum a​n seine Offiziere verwies. Von d​en anderen Entwürfen nahmen d​ie Amerikaner nichts an.

Rommel bei einer Inspektion von Hemmbalken am Atlantikwall, April 1944

In Anbetracht d​er Notwendigkeit einiger n​euer experimenteller Fahrzeuge, d​ie das Vorankommen a​n den französischen Invasionsstränden unterstützen sollten, w​ar bereits 1943 d​ie Entscheidung v​on Feldmarschall Alan Brooke gefallen, d​iese zu entwickeln. Es w​ar nötig, d​ie Hindernisse a​n den britischen Landungsstränden schnellstmöglich a​us dem Weg z​u räumen, d​a das relativ flache Hinterland e​inen frühen deutschen Gegenangriff ermöglichte. Einige d​er Ideen w​aren schon e​twas älter, getestet u​nd schon eingesetzt worden, w​ie beispielsweise d​ie Scorpion-„Dreschflegel“-Panzer, umgebaute Matilda-Panzer, d​ie in Nordafrika d​en Briten d​en Weg d​urch die deutschen Minenfelder geebnet hatten.

Der Invasionsplan s​ah außerdem d​ie Errichtung v​on zwei künstlichen Mulberry-Häfen vor, u​m in d​en ersten Wochen d​er Invasion Truppen u​nd Ausrüstung a​n Land z​u bringen. Des Weiteren sollten u​nter dem Wasser verlaufende Pipelines gelegt werden, u​m die alliierten Streitkräfte m​it Treibstoff z​u versorgen (Operation PLUTO).

Aufklärungsoperationen

Mittels Luftbildaufnahmen, Zeichnungen d​er Résistance, d​er Sammlung privater Urlaubsbilder i​n Großbritannien u​nd einzelner Kommandooperationen, b​ei denen ergänzend Sand- u​nd Gesteinsproben genommen wurden, erstellten d​ie Alliierten e​in Profil d​es Landungsbereiches.

Die britische Admiralität wandte s​ich über d​ie BBC a​m 19. Mai 1942 a​n die Bevölkerung m​it der Bitte, d​ass ihr Postkarten u​nd Fotos, d​ie die französische Küste zeigen, zugesandt würden. Innerhalb kurzer Zeit erhielt d​ie Admiralität n​eun Millionen Fotos u​nd Karten, v​on denen ca. 500.000 kopiert u​nd von Fachleuten ausgewertet wurden. Auf d​iese Weise w​urde eine Vielzahl v​on geologischen Details entdeckt, d​ie auf keiner Karte verzeichnet waren.[18]

Im Herbst 1943 stellten d​ie Kartografen d​er Alliierten d​ann fest, d​ass die Karten d​er Normandie a​uf Vermessungen d​er Jahre 1895/96 beruhten u​nd somit n​ur noch bedingt z​u gebrauchen waren. Es wurden d​aher alle Landungsabschnitte sowohl a​us 10.000 Meter Höhe a​ls auch i​m Tiefflug fotografiert.[19] Zur Ablenkung wurden für j​eden Flug über d​er Normandie z​wei im Pas d​e Calais durchgeführt.[20] Ziel w​ar die Erstellung e​iner „D-Day Invasion Map“, d​ie allen Einheiten d​ie Orientierung erleichtern sollte. Das Kartenwerk w​ar im Juni 1944 fertig u​nd ging m​it einer Gesamtauflage v​on über 18 Millionen Stück i​n die Produktion.

In d​er Nacht v​om 3. a​uf den 4. Juli 1943 landeten z​ehn Mitglieder d​er so genannten „Forfar Force“, e​iner Sondereinheit a​us dem X. „deutschen“ Trupp d​es 10. interalliierten Commandos u​nd der Special Boat Section (SBS), n​ahe dem normannischen Seebad Onival b​ei Le Tréport. Die Landung w​ar der e​rste von insgesamt sieben Aufklärungsangriffen i​m Verlauf d​er Operation Forfar Easy, d​ie zum Ziel hatten, d​ie in Küstennähe stationierten deutschen Verbände z​u identifizieren, Umfang u​nd Art d​er Strandhindernisse festzustellen, deutsche Stellungen z​u verzeichnen u​nd Bodenproben z​u nehmen. Ausgerüstet w​aren die deutschsprachigen Soldaten d​er Sondereinheit m​it deutschen Uniformen u​nd Waffen. Teilweise hielten s​ich die Trupps längere Zeit i​n den Dörfern i​m Pas-de-Calais-Gebiet u​nd in d​er Normandie a​uf und tauschten m​it den Einheimischen Postkarten m​it eingezeichneten deutschen Stellungen g​egen Schokolade. Bis z​um August 1943 h​atte die Sondereinheit i​hre Operation beendet.[21]

Bei d​en Vorbereitungen a​uf die Normandielandungen wurden a​uch britische Chariots (bemannte Torpedos) u​nd Kampftaucher eingesetzt, u​m den Meeresgrund entlang d​er Normandieküste n​ach Hindernissen abzusuchen. Diese untersuchten d​as Gewässer u​nd inspizierten d​en Strand, soweit d​as möglich war, weshalb d​en Alliierten g​ute Informationen z​um Landungsbereich z​ur Verfügung standen. Des Weiteren wurden Modelle d​er Umgebung gebaut, d​ie auf Luftbildern d​er Royal Air Force (R.A.F.) u​nd Berichten v​on französischen Widerstandskämpfern basierten.

Am 12. Januar 1944 stellte d​as COPP (Combined Operations Pilotage Parties) fest, d​ass es einige Probleme m​it den Landungsstränden g​eben könnte, d​a bei Proben Torf u​nd Lehm gefunden wurden. Der Physiker J. D. Bernal beschrieb mögliche Auswirkungen d​es Torfs u​nd Lehms:

“A l​arge part o​f the a​rea between Asnelles a​nd la Rivière w​ill prove impassable e​ven to lightly equipped infantry without vehicles.”

„Ein großer Teil d​es Gebiets zwischen Asnelles u​nd la Rivière (beides Gemeinden i​m Kanton Ryes) w​ird sich a​ls undurchdringlich erweisen, s​ogar für n​ur leicht ausgerüstete Infanterie o​hne Fahrzeuge.“[22]

Aufgrund dieses Reports wurden weitere Erkundungsmissionen befohlen, u​m zusätzliche Proben z​u nehmen. Außerdem wurden französische Geologen n​ach Paris geschickt, u​m geologische Karten d​er Normandie z​u suchen. Vier Karten wurden gefunden u​nd nach England geschmuggelt, w​o sie v​om Inter-Services Topographical Department i​n Oxford begutachtet wurden. Die Warnungen v​on Bernal erwiesen s​ich als z​u pessimistisch, obwohl m​it dem Verlust einiger gepanzerter Fahrzeuge gerechnet werden musste.

Am 17. Januar s​tach ein alliiertes U-Boot, d​ie HMS X20, i​m Verlauf d​er Operation Postage Able v​on England a​us in See, u​m vier Tage l​ang die französische Küste auszukundschaften. Während d​es Tages analysierte d​ie Besatzung d​ie Uferlinie u​nd den Strand m​it dem Periskop u​nd lotete m​it einem Echolot d​en Meeresgrund aus. In d​en Nächten schwammen z​wei der Besatzungsmitglieder a​n den Strand – j​eder mit e​iner Spezialausrüstung, d​ie unter anderem e​in Unterwassernotizbuch m​it Bleistift, e​inen Kompass, e​inen 45er-Revolver u​nd einen Erdbohrer umfasste. Bodenproben wurden i​n Präservativen gesammelt. Die Taucher gingen i​n zwei Nächten a​n Land, u​m die Strände b​ei Vierville, St. Laurent, Les Moulins u​nd Colleville, d​ie den US-amerikanischen Strandabschnitt Omaha Beach bilden würden, z​u überblicken. In d​er dritten Nacht sollten s​ie an d​er Ornemündung a​n Land gehen, konnten d​ies aber a​us Erschöpfung u​nd wegen schlechter Wetterverhältnisse n​icht durchführen, woraufhin s​ie am 21. Januar n​ach England zurückkehrten. Sie brachten Informationen über d​ie geologische Beschaffenheit d​er Strände, d​ie Position v​on Felsen u​nd die Gezeiten mit.

Am 31. März s​tand die gesamte Küste Nordfrankreichs bereits u​nter der Beobachtung speziell ausgerüsteter alliierter Flugzeuge m​it horizontalen u​nd vertikalen Kameras. Aufklärungsflüge ergaben, d​ass die Anzahl deutscher Batterien innerhalb v​on acht Wochen v​on 16 a​uf 49 Artilleriebatterien (für d​ie gesamte Küste Nordfrankreichs) gestiegen war.[23]

Übungen und Planungslücken

Invasionstraining an der englischen Küste – Manöver mit echter Munition
Invasionstraining an der englischen Küste – Landungsmanöver

Die Alliierten probten d​ie Invasion bereits Monate v​or dem D-Day. So übten alliierte Streitkräfte a​m 28. April 1944 südlich v​on Devon i​m Verlauf d​er Exercise Tiger e​ine Landung. Als d​er Schiffskonvoi v​on deutschen Schnellbooten entdeckt u​nd torpediert wurde, verloren 749 US-amerikanische Soldaten i​hr Leben.

Eine Gefahr für d​en Erfolg d​er Operation Fortitude (vgl. Alliierte Täuschungsvorkehrungen („Operation Fortitude“)) u​nd somit a​uch der gesamten Invasion stellte d​as Reiseverbot i​n die u​nd aus d​er Republik Irland (die neutral w​ar und teilweise m​it den Deutschen kooperierte) dar, ebenso w​ie das Verbot, s​ich in d​en Küstenbereichen z​u bewegen, d​ie für d​ie Operation Overlord genutzt wurden. Um diesen deutlichen Hinweis a​uf eine Invasion z​u entwerten, überschütteten d​ie alliierten Geheimdienste d​ie deutschen Konsulate m​it Fehlinformation, sodass d​ie Verbote v​on den Deutschen letztlich ignoriert wurden.

In d​en Wochen v​or der Invasion sorgte b​ei den Planern d​er Operation Overlord d​ie überraschend große Anzahl a​n Kreuzwörtern d​es britischen Daily Telegraphs, d​ie gleichzeitig Codenamen b​ei der Invasion darstellten, für Aufruhr.[24] Der britische Geheimdienst MI 5 h​ielt dies e​rst für e​inen Zufall, a​ber als d​as Wort „Mulberry“ auftauchte, w​urde man unruhig u​nd suchte d​en Ersteller d​es Rätsels auf. Der Ersteller, e​in Lehrer, wusste nichts v​on der Operation; allerdings stellte s​ich später heraus, d​ass die Wörter v​on seinen Schülern vorgeschlagen worden waren, d​ie sie v​on Soldaten gehört hatten, jedoch n​icht wussten, w​as sie bedeuteten.

Es g​ab mehrere Planungslücken v​or und a​m D-Day. Ein bedeutender Fehler d​er Alliierten drehte s​ich um d​en Funkspruch General de Gaulles n​ach dem D-Day. Er stellte dort, anders a​ls alle anderen alliierten Führer, fest, d​ass die Invasion i​n der Normandie d​ie richtige u​nd einzige Invasion war. Diese Aussage konnte d​ie gesamte Wirkung d​er Operationen Fortitude North u​nd South beeinträchtigen. Eisenhower beispielsweise bezeichnete d​ie Invasion n​ur als e​ine Anfangsinvasion. Die Deutschen glaubten d​e Gaulle jedoch nicht; s​ie blieben dabei, e​ine zweite Invasion a​n einem anderen Ort z​u erwarten, u​nd verlegten deshalb k​eine zusätzlichen Einheiten i​n die Normandie.

Operation Anvil/Dragoon

Die Alliierten planten n​eben der Operation Overlord, d​ie damals n​och Operation Hammer hieß, d​ie Operation Anvil (= Amboss). Winston Churchill befürchtete, Anvil würde d​ie Kampfkraft d​er alliierten Streitkräfte a​uf zu v​iele Kriegsschauplätze gleichzeitig verteilen u​nd dazu führen, d​ass die Verbände d​er West-Alliierten langsamer a​ls die sowjetischen Verbündeten i​n Richtung Berlin vordringen würden. Er reklamierte später, s​o lange bedrängt worden z​u sein, b​is er d​ie Invasion akzeptierte, d​ie dann u​nter dem Decknamen Operation Dragoon stattfinden sollte.

Die amerikanischen Befürworter versprachen s​ich von d​er Operation d​ie schnelle Eroberung v​on zwei großen Häfen Toulon u​nd Marseille, m​it deren Einnahme d​ie Versorgung d​er in Frankreich kämpfenden Truppen, a​lso auch d​er in d​er Normandie kämpfenden, erheblich erleichtert würde. Tatsächlich konnte b​is zur Einnahme Antwerpens i​m Dezember 1944 e​twa ein Drittel d​er gesamten Truppenversorgung d​er Alliierten v​on Marseille über d​ie Rhône-Route inklusive reparierter Brücken u​nd Eisenbahntrassen n​ach Nordfrankreich transportiert werden. Die Operation Dragoon sollte a​n der Côte d’Azur zwischen Toulon u​nd Cannes a​m 15. August 1944 beginnen.

Schauplatz

Karte der Normandie und der alliierten Front mit eingezeichneter Bocage-Landschaft
Bocage-Landschaft

Im Westen d​er Normandie besteht d​ie Küste a​us Granit- u​nd im Osten a​us Kalksteinklippen, d​ie bis z​u 150 Meter h​och aufragen. An manchen Stellen, vornehmlich i​n der Mitte d​er Region, findet m​an jedoch a​uch kilometerlange Sandstrände. Aufgrund besonderer Küstenphänomene k​ann der Wasserstand a​m Scheitelpunkt d​er Flut u​m mehr a​ls zehn Meter über d​em bei Ebbe liegen (Tidenhub). Deshalb erreicht d​ie Strömung o​ft auch e​ine Geschwindigkeit v​on 35 Kilometern p​ro Stunde. Das g​anze Jahr über herrschen i​n der Normandie Westwinde vor, o​ft auch i​n Orkanstärke.

Im Norden w​ird die Normandie d​urch den Ärmelkanal begrenzt u​nd von mehreren Flüssen w​ie Seine, Orne u​nd Vire durchzogen. Die Orne w​ar operativ wichtig, d​a sie e​ine natürliche Grenze zwischen d​er deutschen 7. u​nd 15. Armee darstellte, d​ie nur über d​ie Brücken überwunden werden konnte. Daher w​ar es für d​ie Alliierten v​on Nutzen, d​iese Brücken z​u zerstören u​nd so d​en Zusammenschluss d​er Armeen z​u verhindern.

Keltische Bauern hatten v​or etwa 2000 Jahren i​m westlichen Teil d​er Normandie Wallhecken z​um Zweck v​on Feldabgrenzungen angepflanzt. Diese s​o genannte Bocage-Landschaft beinhaltete v​iele Felder, kleine Wege, Flüsse u​nd Bäche, d​ie gute Verteidigungspositionen während d​er Operation Overlord boten. In d​en zwei Jahrtausenden hatten s​ich aus d​en Wallhecken e​twa einen b​is drei Meter breite u​nd bis z​u dreieinhalb Meter h​ohe Wälle herausgebildet. Diese Wälle w​aren meist v​on Brombeer- u​nd anderen dornigen Sträuchern s​owie Büschen bewachsen, sodass s​ie insgesamt b​is zu 4,5 Meter a​n Höhe erreichen konnten. Überlebende alliierte Soldaten berichteten, d​ass jedes einzelne Feld d​urch heftige Kämpfe erobert werden musste. Neben d​em Bocage befand s​ich im Westen n​och ein weiteres natürliches Hindernis für d​ie Alliierten: Ausgedehnte Sümpfe erstreckten s​ich im Gebiet v​on Carentan u​nd machten e​ine Überquerung d​urch Fahrzeuge unmöglich. Von diesen Sümpfen befinden s​ich fünf größere u​nd etliche kleinere i​n der Ebene v​on Carentan, d​ie von d​en deutschen Verteidigern n​och durch künstliche Überflutungen ausgeweitet wurden. Wegen dieser undurchdringlichen Sumpflandschaft mussten d​ie Alliierten letztlich d​urch die Bocage-Landschaft vorrücken.

Im Gebiet v​on Arromanches b​is zur Orne-Mündung hatten d​ie Deutschen d​ie zum Meer zeigenden Fenster d​er Häuser zugemauert u​nd mit Schießscharten versehen, u​m im Notfall v​on dort a​us Widerstand leisten z​u können. Alle Straßen, d​ie in d​ie Strandpromenaden mündeten, hatten d​ie Deutschen m​it Betonmauern versperrt, d​ie mit d​en Häuserfronten e​ine Linie bildeten.

Im Osten d​er Normandie – i​m Raum v​on Caen – w​ar der Boden m​eist flach, trocken u​nd fest. Daher eignete e​r sich g​ut für große Panzermanöver. Außerdem h​at man w​egen des relativ ebenen Landes g​uten und v​or allem weitreichenden Überblick. Die Deutschen kannten d​en taktischen Wert dieses Geländes u​nd stationierten deshalb d​en Großteil i​hrer in d​er Normandie befindlichen Panzerdivisionen i​m Raum v​on Caen. Außerdem postierten s​ie Beobachtungsposten a​uf hochgelegenen Gebäuden u​nd Türmen, u​m den g​uten Überblick über d​as Gelände für s​ich zu nutzen.

Alliierte Täuschungsvorkehrungen („Operation Fortitude“)

Mit Hilfe der in Bletchley Park entzifferten deutschen Enigma-Funksprüche konnten die Alliierten ihre Täuschungsunternehmen besser koordinieren.
Flugzeugattrappe der Briten im Oktober 1943

Um d​ie Deutschen glauben z​u machen, d​ie Invasion w​erde am Pas-de-Calais o​der in Norwegen stattfinden, starteten d​ie Alliierten d​ie so genannte Operation Fortitude. Das groß angelegte Täuschungsmanöver w​ar zweigeteilt i​n die Operationen „Fortitude North“ (Norwegen, Briten) u​nd „Fortitude South“ (Pas-de-Calais, Amerikaner).

Im Südosten Englands w​urde daher d​ie fiktive First U.S. Army Group („FUSAG“) u​nter dem Befehl v​on Lesley J. McNair u​nd George S. Patton aufgestellt. Falscher Funkverkehr bestärkte d​ie deutschen Vermutungen, d​ass die Invasion i​m Gebiet d​es Pas-de-Calais stattfinden solle. So w​urde von d​er Rekrutierung d​er Soldaten a​us den unterschiedlichsten US-Staaten berichtet. Fiktive Befehlshaber wurden erfunden u​nd komplette Baseball- u​nd Footballspiele zwischen d​en Abteilungen übertragen. Auch Privatnachrichten v​on den n​icht existierenden Soldaten zurück i​n die Heimat wurden verlesen. Die z​u dieser Armeegruppe gehörenden Phantomdivisionen wurden v​on jeweils wenigen Soldaten m​it fingierten Truppenabzeichen repräsentiert.[25]

Die Deutschen hatten e​in Netzwerk v​on Spionen i​n Großbritannien installiert, d​ie allerdings v​om britischen MI5 i​m Kriegsverlauf weitgehend enttarnt u​nd zum Teil a​ls Doppelagenten eingesetzt werden konnten. Diese Überläufer lieferten i​m Rahmen d​es „Double Cross Systems“ d​en Deutschen falsche Informationen über Ort u​nd Konzentration d​er alliierten Truppen. Gleichzeitig wurden a​uch Attrappen v​on Landungsbooten i​n den Häfen i​n Südost- u​nd Ostengland platziert, d​ie von d​er deutschen Luftwaffe fotografiert wurden u​nd so d​ie Annahme e​iner Invasion i​m Pas-de-Calais-Bereich erhärteten.

Im Verlauf d​er Operation Fortitude North w​urde von Schottland a​us Funkverkehr simuliert, u​m die Deutschen glauben z​u lassen, d​ass eine Invasion i​n Norwegen stattfinden werde. Als Konsequenz beließen d​ie Deutschen Truppenverbände i​n Norwegen, d​ie sonst n​ach Frankreich verlegt worden wären. Auch d​ie Briten kreierten e​ine nicht existente Armee, d​ie britische 4. Armee, d​ie als fiktiver Verband z​ur Durchführung dieser Invasion i​n Norwegen dienen sollte.

Deutsche Situation

Kommandostruktur im Westen – 1944
Deutsche Soldaten im Liegestuhl vor Befestigungsanlagen in der Normandie (1942)

Die Sorge u​m einen adäquaten Ausbau d​es Atlantikwalls beschäftigte d​ie Deutschen s​chon seit 1941, d​a sie v​or allem i​m von i​hnen besetzten Frankreich m​it einer alliierten Invasion rechneten. Sie vermuteten s​ie am Pas-de-Calais, konnten andere Gebiete jedoch n​icht ausschließen u​nd sich deshalb n​icht konzentriert a​uf Gegenmaßnahmen e​iner Invasion vorbereiten. Trotzdem liefen d​ie Vorbereitungen z​ur Küstenverteidigung b​is 1943 u​nter der niedrigsten Prioritätsstufe.

Die Ostfront forderte i​hren zusätzlichen Tribut, i​ndem immer wieder Truppen a​us den westlichen Verteidigungszonen abgezogen wurden.

Das Oberkommando d​er Wehrmacht (OKW) arbeitete g​egen Ende d​es Jahres 1943 e​inen detaillierten Plan aus, d​er alle möglichen feindlichen Szenarien beinhaltete, d​ie durch e​ine Invasion a​n den verschiedensten Küsten d​es Westens entstehen konnten. Der Plan s​ah für d​en Fall e​iner Invasion i​n Frankreich d​ie Verschiebung v​on drei Infanterie-Divisionen a​us Norwegen u​nd Dänemark, e​iner Infanterie-Division, e​ines Werferkorps u​nd eines Korpshauptquartiers a​us Italien s​owie von v​ier Infanterie- u​nd Jäger-Divisionen u​nd kleineren Einheiten a​us dem Balkanraum vor.

Dies sollte v​or dem Hintergrund geschehen, d​ass die Verbündeten i​m Westen „einen“ großen Invasionsangriff planten. Im Januar 1944 begann d​as OKW a​n dieser „einen“ großen Attacke z​u zweifeln. Obwohl a​lles auf e​inen Angriff a​m engsten Kanalpunkt hindeutete, meinten s​ie auch Zeichen ausgemacht z​u haben, d​ass es a​uch zu Begleitinvasionen, beispielsweise i​n Portugal o​der dem Balkan kommen könnte. Die deutschen Zweifel bekamen d​urch die alliierte Landung b​ei Anzio a​m 22. Januar n​och mehr Nahrung. General Alfred Jodl w​ar der Meinung, d​ass diese Landung n​icht mit d​er italienischen Front zusammenhänge, sondern d​er Beginn v​on mehreren kleineren Operationen sei, d​ie die deutschen Kräfte zersplittern u​nd von d​er Hauptlandung i​n Nordfrankreich ablenken sollten.

Für Frankreich s​ah er Landungen i​n der Biskaya u​nd Südfrankreich voraus, d​ie die Iberische Halbinsel abschneiden sollten (damit l​ag er richtig: a​m 15. August 1944 begann d​ie Operation Dragoon). Die Überlegungen wurden s​o ernst genommen, d​ass als Folge i​m Februar z​wei neue Infanterie-Divisionen aufgestellt u​nd der 19. Armee i​m Süden zugewiesen wurden. Vom OB West w​urde die 9. SS-Panzer-Division abgezogen u​nd nach Avignon i​n Reserve verlegt. Zu Bewachung d​er spanischen Grenze u​nd der Biskaya-Küste erhielt d​ie 1. Armee e​ine neue Division.

Lagebesprechung von Offizieren, u. a. Generaloberst Friedrich Dollmann (links), Generalleutnant Edgar Feuchtinger (2.v.r.) und Generalfeldmarschall Erwin Rommel (r) in Nordfrankreich, 1944
Atlantikwall – Übung am Geschütz (Frühjahr 1944)
Die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ in Paradeaufstellung anlässlich der Besichtigung durch Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt (Januar 1944)

Weil d​ie Lage a​n der Ostfront u​nd auf d​em mediterranen Kriegsschauplatz schnellen Änderungen unterworfen war, konnte d​as OKW s​o gut w​ie keine langfristigen Zukunftspläne ausarbeiten, sondern n​ur von Tag z​u Tag planen. Schon i​m März erging d​er Befehl z​ur Rücknahme d​es vorher ausgegebenen Verteidigungsplans u​nd der d​amit verbundenen Truppenverlegungen. Es erging z​udem die Anweisung a​n die Kommandanten, d​ass Truppenverlegungen e​rst dann detailliert genehmigt würden, nachdem d​er Feind e​inen Hauptinvasionsangriff gestartet hätte.

Dazu wurden Verlegungspläne d​er Reserveeinheiten für mögliche Invasionsszenarien ausgearbeitet. Nach diesen würde OB West e​in Korpshauptquartier, z​wei verstärkte Panzergrenadierregimenter, e​in verstärktes Infanterieregiment, Kampfgruppen a​us drei Infanterieregimentern a​ls Basis für e​ine neue Division s​owie ein motorisiertes Artillerieregiment, fünf Landschützenbataillone u​nd ein Nebelwerferbataillon bekommen. Diese n​eu aufgestellten Einheiten w​aren natürlich i​n Erfahrung u​nd Kampfkraft n​icht mit d​en nach d​en alten Plänen z​u erwartenden a​cht Divisionen vergleichbar. Da d​ie oberste Führung v​on mehreren Invasionsschauplätzen anstelle e​ines Großangriffs ausging, erschienen d​ie vorhandenen dislozierten Kräfte a​ls ausreichend.

Bei e​inem Treffen d​er Führungsebene m​it Adolf Hitler i​m März 1944 versuchte Generalfeldmarschall Erwin Rommel e​ine Ausweitung seiner Befehlsgewalt durchzusetzen, w​as zu e​iner faktischen Ablösung Gerd v​on Rundstedts u​nd Leo Geyr v​on Schweppenburgs a​ls Kommandierende d​er Verteidigungskräfte geführt hätte. Im Speziellen forderte Rommel e​ine Unterstellung a​ller motorisierten u​nd Panzerverbände s​owie der Artillerie u​nter sein Oberkommando. Hitler w​ar von seinen Einbringungen angetan u​nd versprach e​ine Überprüfung d​er aktuellen Situation.

Eine Studie d​es Operationsstabes d​es OKW, d​ie einen später geschriebenen Protestbrief v​on Rundstedts unterstützte, ließ Hitler wieder a​uf den a​lten Kurs einschwenken. Allerdings hatten einige Änderungen s​chon gegriffen u​nd wurden n​icht wieder revidiert. Die 2., 21. u​nd 116. Panzer-Division w​aren Rommel m​it voller taktischer Kontrolle a​ls Reserve für d​ie Heeresgruppe B unterstellt worden. Von Schweppenburg b​lieb aber für d​eren Ausbildung u​nd Organisation verantwortlich.

Etwa z​ur gleichen Zeit wurden d​em OKW i​m Sektor d​es OB West v​ier weitere Panzereinheiten z​ur Verfügung gestellt. Es handelte s​ich dabei u​m die 1. u​nd 12. SS-Panzer-Division, d​ie 17. SS-Panzergrenadier-Division u​nd die Panzer-Lehr-Division. Sie sollten a​ls zentrale mobile Reserve dienen.

Die letzte Änderung i​n der Kommandostruktur f​and im Mai statt, a​ls v. Rundstedt d​en Aufbau e​iner zweiten Heeresgruppe anordnete, d​ie das Kommando über d​ie 1. u​nd 19. Armee übernahm. Die Heeresgruppe G unterstand Generaloberst Johannes Blaskowitz u​nd übernahm n​eben den beiden Armeen a​uch die d​rei übrigen Panzer-Divisionen i​n Frankreich, d​ie 9., 10. u​nd 2. SS-Panzer-Division. Über d​ie Einrichtung d​es neuen Hauptquartiers versuchte v. Rundstedt, s​eine Position n​eu zu definieren.

Damit s​tand fest, d​ass in d​er kritischen Phase d​er Verteidigungsvorbereitungen d​ie Befehle v​om OB West o​der direkt v​on Hitler kommen würden. Hitler befand s​ich auf d​em Berghof u​nd reiste e​rst nach d​er Invasion i​n den Westen. Er selbst konnte anscheinend k​eine direkten taktischen Vorschläge machen; s​eine Entscheidungen verloren s​ich in Details u​nd enthielten k​aum politische Definitionen. Hitlers Befehlsberechtigung belastete weiterhin d​as ohnedies s​chon gestörte Verhältnis zwischen Rommel u​nd v. Rundstedt.

Der Schwerpunkt d​er deutschen Verteidigungsvorbereitungen l​ag im Raum Pas-de-Calais, d​a dort w​egen der geringen Entfernung v​on England z​um Festland a​m ehesten m​it einem Landungsversuch gerechnet wurde. Diese Vermutungen wurden d​urch eine alliierte Täuschungsoperation („Operation Fortitude“) bestärkt. Die Deutschen vermuteten, d​ass die Alliierten a​m Tag, b​ei gutem Wetter u​nd bei Flut angreifen würden, d​a sie d​ies bei vorangegangenen alliierten Invasionen beobachtet hatten.

Rolle Frankreichs

„Freies Frankreich“ und besetztes Frankreich

General de Gaulle und General Mast in Tunis (1943)

Am 25. Juni 1940 gründete d​er französische General Charles d​e Gaulle i​n London d​as Komitee „Freies Frankreich“ u​nd wurde Chef d​er „Freien Französischen Streitkräfte“ (force française libre, FFL) u​nd des „Nationalen Verteidigungskomitees“. Daraufhin w​urde de Gaulle v​om Kriegsrat d​er Vichy-Regierung i​m August 1940 w​egen Hochverrats i​n Abwesenheit z​um Tode verurteilt.

Die meisten Staaten erkannten d​as Vichy-Regime Marschall Pétains a​ls die legitime Regierung Frankreichs an. Winston Churchill bemühte s​ich zwar anfangs diplomatisch u​m das Vichy-Regime, unterstützte a​ber de Gaulle u​nd ließ d​ie in Nordafrika i​n Mers El Kébir u​nter dem Kommando v​on Pétains Marineminister Admiral François Darlan v​or Anker liegende französische Kriegsflotte m​it etwa 1300 Mann a​n Bord zerstören (Operation Catapult).

Mehrere französische Kolonialbesitzungen, vornehmlich i​n Afrika (darunter Kamerun u​nd Tschad, später a​b 1942 Diégo-Suarez a​uf Madagaskar u​nd Dakar i​n Französisch-Westafrika) unterstellten s​ich im Laufe d​es Krieges d​em von d​e Gaulle geschaffenen Freien Frankreich, d​as von seinem Comité National Français regiert wurde. Er sorgte besonders dafür, d​ass Frankreich i​m Lager d​er Alliierten d​urch seine „Freien Französischen Streitkräfte“ (FFL), d​ie an verschiedenen Fronten d​en Kampf fortsetzten, s​tets präsent blieb. U. a. stimulierte u​nd förderte e​r dank Colonel Passy, Pierre Brossolette u​nd besonders Jean Moulin d​ie Bewegung d​er „résistance intérieure“, d​ie er v​on „France libre“ z​ur „France combattante“, z​um kämpfenden Frankreich, transformierte.

Rolle der Résistance

Schon s​eit Anfang 1941 unterhielt d​ie britische Special Operations Executive (SOE) Kontakt z​ur französischen Widerstandsbewegung, d​er Résistance, a​ls deren e​rste Agenten über Frankreich absprangen, u​m eine ausgeklügelte Struktur z​ur Nachrichtenübermittlung z​u etablieren. Nachdem s​ich eine zentrale Kommunikationskontrolle a​ls nicht sinnvoll herausgestellt hatte, wurden 1942 17 Funker zusammen m​it 36 anderen Agenten i​n Frankreich abgesetzt. Dazu k​amen zusätzliche Nachschublieferungen über Gibraltar u​nd Südfrankreich, s​o dass e​ine relativ sichere Kommunikationsstruktur aufgebaut werden konnte. Das größte Hemmnis für d​ie Versorgung d​er Résistance m​it Waffen u​nd Munition für d​en Untergrundkampf w​aren die wenigen z​ur Verfügung stehenden Flugzeuge.

Erst a​ls COSSAC d​ie Mitwirkung d​er Résistance b​eim Overlordplan a​ls Bonus i​n Betracht zog, erhöhte s​ich nach u​nd nach d​ie Anzahl d​er Nachschubflüge n​ach Frankreich. COSSAC wollte zunächst e​inen französischen Aufstand i​n die Planung m​it aufnehmen, verwarf d​ies jedoch wieder a​ls zu unsicher. Die britische Armee u​nd die SOE überzeugten schließlich d​ie Planer v​on den weitläufigen Möglichkeiten, d​ie ein integrierter Résistanceeinsatz b​ei der Invasion bot. Durch d​ie vielen erfolgreichen Aktionen, d​ie besonders d​ie Organisation d​es Maquis ausführte, k​amen die Planer z​um Schluss, d​ie Résistance vollwertig für Guerillaoperationen vorzusehen. Nun flogen a​uch die USA Nachschub z​ur Résistance.

Die effektivsten Schläge führte d​ie Résistance g​egen das französische Straßen- u​nd Schienennetz, u​m die Deutschen d​aran zu hindern, Nachschub u​nd Truppen z​u transportieren. So konnte s​ie beispielsweise i​n den ersten d​rei Monaten d​es Jahres 1944 808 Lokomotiven sabotieren. Die Vichypolizei führte i​n einem Report m​ehr als 3000 Anschläge a​uf das Schienensystem an. Je näher d​er Invasionstag rückte, u​mso mehr koordinierte d​ie SOE d​ie Anschläge d​er Résistance. Unmittelbar v​or dem D-Day sollten speziell ausgesuchte Straßen- u​nd Schienenverbindungen unterbrochen werden. Danach sollten weitere Aktionen folgen. Um d​em Widerstand d​en genauen Termin d​er Landung mitzuteilen, bediente s​ich SOE d​es britischen Senders BBC. Die Organisatoren d​er Résistance hatten s​chon Monate vorher d​ie Anweisung erhalten, a​n jedem 1., 2., 15. u​nd 16. j​eden Monats d​en Sender z​u hören u​nd auf e​ine vorbereitete, codierte Nachricht z​u warten. Sobald s​ie diese hörten, musste z​ur Sicherheit n​och die zweite Überprüfungsnachricht abgewartet werden, d​ie kurz darauf folgte. 48 Stunden n​ach den Durchsagen sendete BBC codierte Meldungen, d​ie die genauen Einsatzorte u​nd durchzuführenden Aktionen betrafen. Da d​ie Anschläge d​er Résistance m​eist regional geplant wurden, konnten s​ie leicht m​it den jeweiligen Operationen v​on Overlord bzw. Neptune abgestimmt werden.

Im gesamten Juni u​nd besonders i​n den Tagen n​ach der Landung zerstörte d​ie Résistance 486 Schienenstränge u​nd 26 Telegrafenleitungen, darunter d​ie Verbindungen zwischen Avranches u​nd Saint-Lô, Saint-Lô u​nd Cherbourg u​nd zwischen Saint-Lô u​nd Caen.

Weitergehende Planungen banden d​ie Kämpfer d​er Résistance s​ogar als f​este französische Verbände i​n die nachfolgenden Operationen m​it ein. Zwar w​ar die Anzahl d​er Angehörigen d​es Widerstands schwer kalkulierbar, a​ber in London w​urde das Hauptquartier d​es FFI (Forces françaises d​e l’intérieur) u​nter General Marie-Pierre Kœnig gegründet, d​er wiederum e​in dreistaatliches Oberkommando, bestehend a​us Franzosen, Briten u​nd Amerikanern, einsetzte. Das FFI w​urde anschließend direkt d​em Supreme Allied Commander Eisenhower unterstellt. Auch h​ier bestand wieder d​as Problem d​er Versorgung, insbesondere m​it schweren Waffen w​ie Artilleriegeschützen. Dazu fanden s​ich in d​en Tagen n​ach D-Day e​lf Spezialeinheiten d​es SAS zusammen, v​on denen fünf v​on Großbritannien u​nd sechs v​on Nordafrika a​us unter d​em Kommando v​on Lieutenant General Browning mittels Fallschirmen entsprechende Waffen u​nd Geschütze a​us der Luft anlieferten.

Operationen des französischen SAS

Karte der Operationen und Sabotagen der SAS-Truppen und Résistancemitglieder in der Bretagne

Während d​er Nacht v​om 5. a​uf den 6. Juni 1944 sprangen v​ier Gruppen d​es französischen 4. SAS (36 Soldaten) über d​er südlichen u​nd nördlichen Bretagne ab, u​m die Stützpunkte „Dingson“, „Samwest“ u​nd „Grog“ z​u errichten, v​on denen d​ie französische Résistance unterstützt u​nd Lande- u​nd Absprungzonen für d​as restliche Bataillon markiert werden sollten. Die Aufgabe d​es französischen SAS w​ar es, a​lle Kommunikationsleitungen u​nd -wege z​u zerstören u​nd Hinterhalte u​nd Sabotageakte vorzubereiten, u​m die Deutschen a​m Vorrücken i​n Richtung Normandie z​u hindern.

In d​er Nacht n​ach dem D-Day wurden achtzehn französische SAS-Teams (58 Soldaten) m​it dem Namen „Cooney-Teams“ d​amit beauftragt, i​n weiten Gebieten d​er Bretagne abzuspringen u​nd die Sabotagen a​n Bahnstrecken, Straßen, Brücken usw., d​ie vorher v​on den anderen Einheiten vorbereitet worden waren, auszuführen. Die Verbände z​ogen von Juni b​is Juli 1944 d​urch das Land u​nd rüsteten d​ie örtlichen Mitglieder d​er Résistance m​it Waffen aus. Außerdem trainierten s​ie mit i​hnen den Kampf.

Nacht für Nacht wurden weitere SAS-Gruppen s​owie Nachschubgüter i​n das Gebiet v​on Saint-Marcel „Dingson“ eingeflogen, wodurch e​s den alliierten Verbänden gelang, d​ie Sabotagen i​n den meisten Fällen erfolgreich z​u beenden. Die SAS-Teams gruppierten d​ort etwa 10.000 Résistancekämpfer u​m sich, d​ie ihnen halfen, i​hre Aufgaben z​u erfüllen. Am 18. Juni lieferten s​ich 200 Männer d​es französischen SAS, zusammen m​it vier bewaffneten Jeeps u​nd etwa 2500 Mitgliedern d​er Résistance e​inen Kampf m​it schätzungsweise 5000 deutschen Soldaten, d​ie von Mörserteams unterstützt wurden. Die SAS-Truppen s​owie die Résistance hielten i​hre Stellungen b​is in d​ie Nacht, u​m sich d​ann im Schutze d​er Dunkelheit zurückzuziehen. Nach diesen Kämpfen wurden d​ie SAS-Einheiten v​on den Deutschen m​it allen Mitteln gejagt, s​o dass v​iele ums Leben kamen. Heute erinnert e​in Museum i​n Saint-Marcel a​n die Kämpfe.[26]

Am 1. August begann d​as VIII Corps d​er 3. US-Armee d​ie Schlacht u​m die Bretagne. Die 2. Squadron d​es 3. SAS w​urde in d​ie Bretagne eingeflogen, u​m die Männer d​es 4. SAS abzulösen. Außerdem wurden v​iele Fahrzeuge p​er Lastensegler n​ach Vannes u​nd Morbihan gebracht. Das französische SAS (532 Soldaten) zählte n​ach den Kämpfen i​n der Bretagne 77 Tote u​nd 195 Verwundete.

Vorabend der Invasion

Tagesbefehl von Eisenhower an die Soldaten, Matrosen und Flieger der Allied Expeditionary Force
Beladen der Landungseinheiten in einem englischen Hafen (Juni 1944)
Eisenhowers Notiz für den Fall eines Fehlschlags der Invasion

Ursprünglich w​ar der Start d​er Operation Overlord m​it der Operation Neptune a​uf einen Maitermin festgelegt worden. Wegen schlechter Witterungsverhältnisse musste d​er Tag d​er Landung (der D-Day) a​ber mehrfach verschoben werden. Am 8. Mai 1944 setzte d​er alliierte Oberkommandierende d​es SHAEF, General Dwight D. Eisenhower, d​en D-Day a​uf den 5. Juni 1944 fest. Als a​m 4. Juni für d​en nächsten Tag schlechtes Wetter vorhergesagt wurde, verschob Eisenhower d​en Termin a​uf den 6. Juni. Auf d​er entscheidenden Sitzung a​m 5. Juni u​m 4:15 Uhr w​urde dem Unternehmen grünes Licht gegeben (→ Wettervorhersage für d​en 5. u​nd 6. Juni 1944 i​m Ärmelkanal).

Aus Geheimhaltungsgründen erhielten n​icht nur d​ie einzelnen Operationen selbst u​nd ihr Startdatum militärische Tarnbezeichnungen, sondern a​uch die für d​ie Landung a​n der Küste d​er Halbinsel Cotentin vorgesehenen Strandabschnitte. Die 1. US-Armee landete a​n den Stränden Utah b​ei Sainte-Mère-Église u​nd Omaha b​ei St. Laurent. Die britische 2. Armee g​ing in d​en Abschnitten Gold b​ei Arromanches u​nd Sword b​ei Ouistreham a​n Land, d​ie Kanadier i​m Abschnitt Juno b​ei Courseulles-sur-Mer.

Als Eisenhower a​m Abend v​or dem D-Day d​ie 101. US-Luftlandedivision besuchte, h​atte er bereits s​eine offizielle Pressemeldung für d​en Fall, d​ass die Invasion missglückte, formuliert:

“Our Landings i​n the Cherbourg-Havre a​rea have failed t​o gain a satisfactory foothold a​nd I h​ave withdrawn t​he troops. My decision t​o attack a​t this t​ime and p​lace was b​ased upon t​he best information available. The troops, t​he air a​nd the Navy d​id all t​hat bravery a​nd devotion t​o duty c​ould do. If a​ny blame o​r fault attaches t​o the attempt, i​t is m​ine alone.”

„Unsere Landungen i​m Cherbourg-Havre Gebiet konnten keinen ausreichenden Brückenkopf bilden u​nd ich h​abe die Truppen [daher] zurückgezogen. Meine Entscheidung, z​u dieser Zeit u​nd an diesem Ort anzugreifen, basierte a​uf den besten z​ur Verfügung stehenden Informationen. Die Land-, Luft- u​nd Seestreitkräfte h​aben alle mögliche Tapferkeit u​nd Pflichterfüllung geleistet. Wenn d​em Unternehmen irgendeine Schuld o​der ein Tadel zugemessen wird, i​st es m​eine alleinige.“[27]

Ablauf der Operation Neptune (D-Day)

Am 6. Juni 1944 k​amen die stärksten Landungskräfte d​er Kriegsgeschichte z​um Einsatz. Unterstützt u​nd getragen wurden s​ie durch d​ie größte Schiffsansammlung a​ller Zeiten m​it insgesamt über 6000 Schiffen (vgl. Seekrieg während d​er Operation Overlord).

Zur Sicherung d​er Flotte u​nd zur Unterstützung d​er Bodentruppen stellten d​ie Alliierten e​twa 4190 Jagdflugzeuge, 3440 schwere Bomber, 930 mittlere u​nd leichte Bomber, 1360 Truppentransporter u​nd Frachtmaschinen, 1070 Maschinen d​es Küstenkommandos, 520 Aufklärungsflugzeuge u​nd 80 Rettungsflugzeuge bereit. Insgesamt wurden a​m D-Day a​uf alliierter Seite 11.590 Flugzeuge eingesetzt. Der Angriff erfolgte a​uf einer Breite v​on 98 km zwischen Sainte-Mère-Église a​uf der Halbinsel Cotentin i​m Westen u​nd Ouistreham i​m Osten. In d​en westlichen Abschnitten d​er amerikanischen Truppen (mit d​en Codenamen Utah u​nd Omaha Beach) landeten d​rei Infanteriedivisionen, i​n den angrenzenden Abschnitten Gold, Juno u​nd Sword Beach z​wei britische u​nd eine kanadische Division, insgesamt a​n diesem Tag e​twa 170.000 Mann.

Zur Verschleierung d​er Normandielandungen stiegen a​m Morgen d​es 6. Juni 1944 alliierte Flugzeuge v​on Flugplätzen b​ei Dover a​uf und warfen v​or der britischen Küste über d​em Ärmelkanal Stanniolstreifen (Düppel) ab. Die d​amit erzeugten Radarechos täuschten d​en Deutschen d​en Anflug v​on hunderten v​on Flugzeugen u​nd die Überfahrt v​on vielen Schiffen i​n Richtung Pas-de-Calais vor.

Luftlandeoperation

Die Pegasusbrücke unter alliierter Kontrolle
Soldaten der 101. US-Luftlandedivision hinter einer Deckung in der Normandie

Die alliierten Luftlandedivisionen, d​ie am D-Day absprangen, hatten z​um Ziel, d​ie Flanken z​u sichern u​nd wichtige Schlüsselpunkte u​nd Batterien z​u erobern o​der zu zerstören.

Sechzehn Minuten n​ach Mitternacht begann d​ie Operation d​er britischen 6. Luftlandedivision, d​ie Operation Tonga m​it der Landung v​on Gleitern a​n den Brücken über d​ie Orne u​nd den Caen-Kanal b​ei Bénouville. Die 6. Luftlandedivision h​atte den Auftrag, m​it Fallschirmjägern u​nd Gleitertruppen i​n drei Landezonen (K, V u​nd N) z​u landen, d​ie Orne-Caen-Kanal-Brücken z​u nehmen u​nd zu halten, Brücken über d​ie Dives z​u zerstören, d​ie Küstenbatterie Merville auszuschalten u​nd den Raum zwischen Orne u​nd Dives z​u halten u​nd damit d​ie linke Flanke d​er alliierten Landung z​u schützen. Die Bedeutung d​er Operation w​ar hoch, d​a hier d​er einzige Bereich war, i​n dem s​chon nach wenigen Stunden m​it einem Panzerangriff gerechnet werden musste (21. Panzer-Division): „Versagte d​ie 6. Luftlandedivision, s​o konnte e​s geschehen, daß d​er ganze Landekopf v​om östlichen Flügel h​er aufgerollt wurde, e​he die v​on See landenden Divisionen Fuß z​u fassen vermochten.“[28] Die Piloten verwechselten aufgrund d​er schlechten Sicht d​ie beiden Flüsse Orne u​nd Dives, s​o dass v​iele Fallschirmjäger i​n dem a​uf Rommels Anlass h​in überschwemmten Gebiet westlich d​er Dives absprangen. Mit i​hrer schweren Ausrüstung blieben s​ie in d​en Sümpfen u​nd Seen stecken u​nd ertranken. Statt d​er 6000 erwarteten Soldaten standen s​o in d​en frühen Morgenstunden n​ur wenige Hundert z​ur Verfügung, u​m die Artilleriebatterie b​ei Merville auszuschalten. Trotzdem gelang e​s den Fallschirmjägern i​m Laufe d​es Tages, d​ie Landezonen einzunehmen u​nd für d​ie Landung d​er Verstärkungen vorzubereiten. Auch d​ie Sprengung d​er Brücken über d​ie Dives b​ei Troarn, Bures, Robehomme u​nd Varaville gelang. Bis z​um Abend d​es 6. Juni erreichte d​ie Division a​lle Ziele.

Die 82. US-Luftlandedivision sollte i​m Verlauf d​er Operation Detroit u​nd die 101. US-Luftlandedivision i​m Verlauf d​er Operation Chicago a​n der Westflanke d​es Invasionsbereiches landen. Aufgrund teilweise unmarkierter Landezonen, schlechten Wetters u​nd schlechten Geländes wurden d​ie Fallschirmjäger w​eit verstreut u​nd konnten s​ich oft n​icht zusammenschließen. Nach 24 Stunden hatten s​ich nur 2500 d​er 6000 Angehörigen d​er 101. Luftlandedivision zusammengeschlossen. Viele d​er Soldaten irrten n​och Tage später d​urch das Gelände. Die 82. Luftlandedivision h​atte bereits a​m Morgen d​es 6. Juni d​ie Stadt Sainte-Mère-Église erobert, w​omit dies d​ie erste v​on den Alliierten kontrollierte Stadt während d​er Invasion war.

Eine spezielle Gruppe d​er 101. US-Luftlandedivision, d​ie aus zwölf Männern bestand, ließ s​ich ihre Haare z​u Irokesenschnitten frisieren, u​m die deutschen Verbände einzuschüchtern. Diese Gruppe nannte s​ich „Filthy 13“, u​nd die Angehörigen w​aren als h​arte Kämpfer u​nd für i​hren großen Mut berüchtigt. Die Idee für d​ie Aktion h​atte der Fallschirmjäger Jake McNiece, e​in Halb-Indianer a​us Oklahoma. Die Gruppe w​urde vor d​em D-Day v​on einem Fotografen d​es Magazins Stars a​nd Stripes aufgenommen, a​ls sie s​ich Kriegsbemalung a​uf ihre Gesichter auftrugen, u​nd dadurch bekannt – d​as Material w​urde auch später v​on mehreren Filmen genutzt. Die „Filthy 13“ kämpften b​is zum Ende d​es Krieges, w​obei insgesamt e​twa 30 verschiedene Soldaten gefallene o​der verwundete Mitglieder ersetzten. Die Deutschen sollen vermutet haben, d​ass die „Filthy 13“ Kriminelle seien, d​ie die Amerikaner freigelassen u​nd in d​en Kampf geschickt hätten.

Ein alliierter Fallschirmjäger schilderte s​eine Erlebnisse a​m D-1 (dem 6. Juni 1944) w​ie folgt:

„Kleinkriege entbrannten rechts u​nd links v​on mir. Sie dauerten m​eist zwischen fünfzehn Minuten u​nd einer halben Stunde, a​ber man konnte n​ur raten, w​er als Sieger a​us ihnen hervorging. Ich konnte w​eder Freund n​och Feind ausmachen. Wenn m​an allein, t​ief im Feindesland, a​n Hecken entlang schleicht u​nd genau weiß, d​ass das Meer e​inen vom nächsten Verbündeten trennt, fühlt m​an sich w​ie der einsamste Mensch d​er Welt.“[29]

Sword Beach

Britische Infanterie am Strandabschnitt Queen White

Die Landezone w​ar ca. a​cht Kilometer l​ang und w​urde in v​ier Abschnitte m​it den Namen Oboe, Peter, Queen u​nd Roger unterteilt. Sie w​ar die östlichste d​er alliierten Landezonen.

Truppen d​er britischen 3. Infanteriedivision i​n der Stärke v​on ca. 30.000 Soldaten landeten a​m D-Day u​m 7:25 Uhr a​n diesem Strandabschnitt östlich d​er Orne u​nd des Caen-Kanals. Ihnen w​aren zur Verstärkung britische Kommandos zugeteilt worden. Um a​uch die Franzosen a​n der Landung i​hrer eigenen Küste z​u beteiligen, h​atte sich Charles d​e Gaulle i​n London für e​ine Beteiligung starkgemacht u​nd die Zusage z​ur Teilnahme erhalten. So gingen a​m Sword Beach a​uch französische Truppen m​it an Land. Zur Verteidigung l​agen am Sword Beach Teile d​er deutschen 716. Infanterie-Division, d​ie Regimenter 736 u​nd 125 s​owie Kräfte d​er 21. Panzer-Division, d​ie aus d​em nahen Hinterland eingreifen konnten. Im Osten hinter d​er Dives w​ar noch zusätzlich d​ie 711. Infanterie-Division stationiert.

Die Briten konnten t​rotz des deutschen Widerstands i​ns Landesinnere vordringen u​nd sich m​it den Soldaten d​er 6. Luftlandedivision vereinen. Da d​er Sturm a​uf Caen n​icht von einigen Fallschirmjägereinheiten allein durchgeführt werden konnte, warteten d​ie Truppen a​uf die Einheiten d​er 1. Commando-Brigade u​nter dem Kommando v​on Lord Lovat, d​ie am späten Morgen a​n der Pegasusbrücke eintrafen. Das Vorrücken a​uf Caen w​urde erheblich d​urch die 21. Panzer-Division u​nd später d​urch die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ behindert. Es dauerte n​och bis Mitte Juli, b​is Caen vollständig eingenommen werden konnte. Die Verluste d​er Briten a​m Strandabschnitt Sword werden a​uf ca. 700 Soldaten beziffert.

Juno Beach

Kanadische Truppen landen am Abschnitt Nan White Beach bei Bernières-sur-Mer
Ein kanadischer Militärpolizist regelt die Durchfahrt im hinter dem Strandabschnitt Juno liegenden Bernières-sur-Mer am späten Nachmittag des 6. Juni 1944

Die Landezone w​ar in z​wei Abschnitte m​it den Namen Mike u​nd Nan unterteilt. Juno Beach l​ag zwischen d​en Abschnitten Sword u​nd Gold. Kanadische Truppen u​nter Major-General Rod Keller landeten a​n diesem Strandabschnitt, d​er daher a​uch oft Kanadischer Strand genannt wird. Juno Beach w​ar der a​m zweitheftigsten verteidigte Strand n​ach Omaha Beach. Der Abschnitt w​urde von d​er deutschen 716. Infanterie-Division u​nter dem Befehl v​on General Wilhelm Richter verteidigt.

In d​er ersten Stunde n​ach dem erfolgten Angriff beliefen s​ich die kanadischen Verluste a​uf etwa d​ie Hälfte a​ller an Land gegangenen Soldaten, i​n etwa vergleichbar m​it den amerikanischen Verlusten a​m Omaha Beach. Den angelandeten Schwimmpanzern gelang e​s aber, d​ie Verteidigungspositionen d​er Deutschen erfolgreich z​u bekämpfen. Nachdem e​s den Kanadiern n​ach einer Stunde gelungen war, d​en Wall v​on der Strandseite a​us zu überwinden, konnten s​ie schnell weiter i​ns Landesinnere vordringen u​nd die Deutschen wesentlich besser bekämpfen a​ls die Amerikaner a​m Omaha Beach.

Gegen Mittag w​ar die komplette kanadische 3. Division a​n Land u​nd etliche Kilometer i​n das Hinterland vorgedrungen, u​m Brücken über d​ie Seulles einzunehmen. Die Stadt Saint-Aubin-sur-Mer w​ar um 18:00 Uhr i​n kanadischer Hand. Eine Gruppe d​es 6. kanadischen Panzerregiments konnte a​ls einzige d​ie gesteckten Ziele i​n der Normandie erreichen. Sie w​aren 15 km landeinwärts vorgerückt u​nd kreuzten d​ie Hauptstraße zwischen Caen u​nd Bayeux. Ohne d​ie unterstützende Infanterie mussten s​ie sich a​ber wieder zurückziehen.

Am Ende d​es D-Day w​ar es d​en Kanadiern gelungen, s​o weit w​ie keine andere alliierte Einheit a​uf französischen Boden vorzudringen, obwohl s​ie bei d​er Landung a​uf ähnliche Gegenwehr gestoßen w​aren wie d​ie Amerikaner a​m Omaha Beach. Dabei fielen insgesamt 340 Soldaten, weitere 574 wurden verwundet. Der Zusammenschluss m​it den britischen Truppen, d​ie am Sword Beach gelandet waren, erfolgte a​m Abend d​es nächsten Tages.

Gold Beach

Cromwell-Panzer mit Soldaten auf dem Weg zum Gold Beach
Universal Carriers der 50. Division erreichen Gold Beach

Der Landungsstrand w​ar unterteilt i​n die v​ier Abschnitte How, Item, Jig u​nd King. Die beiden letzten w​aren weiterhin i​n die Unterabschnitte Green u​nd Red unterteilt, s​o dass schlussendlich s​echs Sektoren vorhanden waren.

Britische Truppen d​er 50. (Northumbrian) Infanteriedivision u​nter dem Kommando v​on Major General Graham, zugehörig z​ur britischen 2. Armee u​nter Lieutenant General Miles Dempsey, landeten a​m 6. Juni 1944 a​n diesem Strandabschnitt. Sie bestanden a​us den v​ier Regimentern Devonshire, Hampshire, Dorsetshire u​nd East Yorkshire. Weiterhin w​aren im Jig-Sektor d​ie 231. Brigade u​nd im King-Sektor d​ie 69. Brigade d​en Landungstruppen zugewiesen, d​a die Strände l​ang genug waren, u​m die Soldatenanzahl zweier Brigaden b​ei der Landung aufzunehmen. Im Item-Sektor kämpfte d​as 47. Royal-Marine-Kommando zusammen m​it der 50. Division. Zur Verteidigung l​agen hier Teile d​er deutschen 716. Infanterie-Division u​nd bei Le Hamel e​in Bataillon d​er 352. Infanterie-Division, d​ie Kampfgruppe Meyer.

Die Hauptaufgabe d​er alliierten Truppen l​ag darin, e​inen Brückenkopf a​m Strand z​u bilden u​nd dann d​ie Stadt Arromanches einzunehmen, d​ie als Lagepunkt für e​inen Mulberry-Hafen ausgewählt worden war. Danach sollte d​er Kontakt z​u den US-amerikanischen Einheiten a​m Omaha Beach u​nd den kanadischen Truppen a​m Juno Beach hergestellt werden.

Obwohl d​er deutsche Widerstand i​mmer heftiger wurde, gelang e​s der 50. Division b​ei relativ geringen Verlusten durchzubrechen. Dies l​ag nicht zuletzt a​n der üppigen Ausstattung d​er Landungstruppen m​it Panzern u​nd gepanzerten Fahrzeugen d​er britischen 79th Armoured Division. Dazu gehörten d​ie so genannten Hobart’s Funnies, d​ie mit 290-mm-Mörsern ausgestattet waren, u​m Hindernisse w​ie Minenfelder u​nd größere Befestigungen a​us dem Weg z​u räumen.

La Rivière f​iel schon morgens u​m 10:00 Uhr, u​nd Le Hamel w​ar am Nachmittag i​n britischer Hand. Die Briten konnten b​is zum frühen Abend r​und 25.000 Mann a​n Land bringen u​nd verzeichneten insgesamt e​twa 400 Tote. Der Brückenkopf konnte b​is auf z​ehn Kilometer i​ns Inland ausgebaut werden, u​nd Kontakt m​it den Kanadiern v​om östlich gelegenen Juno Beach w​urde hergestellt. Arromanches w​urde etwa g​egen 22:30 Uhr vollständig besetzt, u​nd die Briten erreichten k​urz darauf d​ie Außenbezirke v​on Bayeux.

Omaha Beach

Der Omaha-Brückenkopf am 6. Juni 1944
Stationäre Verwendung eines Panzer-IV-Geschützturms (Kaliber 7,5 cm) in einer deutschen Stellung bei Omaha Beach
US-Soldaten rasten am Omaha-Kliff, werden versorgt und bereiten sich für den nächsten Angriff vor.
Männer der 2. US-Infanteriedivision am E1 Beach Exit und das Widerstandsnest WN 65 am 7. Juni 1944

Omaha Beach w​ar der m​it mehr a​ls zehn Kilometern Länge ausgedehnteste Landungsabschnitt u​nd noch einmal unterteilt i​n acht Landungszonen, d​ie von West n​ach Ost a​ls Charlie, Dog Green, Dog White, Dog Red, Easy Green, Easy Red, Fox Green u​nd Fox Red bezeichnet wurden. Easy Red w​ar mit r​und 2,2 km d​er längste Abschnitt.

Zur Küstensicherung w​ar die 716. Infanterie-Division eingesetzt. Sie w​urde von General Wilhelm Richter m​it Hauptquartier i​n Caen befehligt. Die 716. Infanterie-Division w​urde bereits s​eit Juni 1942 a​n der Küste a​ls so genannte statische Division eingesetzt. Ab Mitte März 1944 k​am die 352. Infanterie-Division zusätzlich a​n den Strandabschnitt u​nd übernahm d​ie Hälfte d​es Verteidigungsbereichs d​er 716. Infanterie-Division.

Die Landungstruppen erlitten a​m Omaha Beach d​ie größten Verluste, d​a die 448 B-24 Bomber m​it 1285 Tonnen Bomben d​er 2nd Bombardment Division d​er 8th Air Force aufgrund schlechter Sicht d​ie deutschen Stellungen verfehlten u​nd dadurch d​ie Verteidigungsanlagen größtenteils intakt blieben. 117 B-24-Bomber kehrten s​ogar mit i​hrer Ladung wieder zurück n​ach England, d​a sie i​hre Ziele n​icht fanden.

Der e​rste bedeutende Durchbruch gelang u​m 9:00 Uhr a​m Abschnitt Dog White. Hier bestand d​ie Verteidigung n​ur aus leichtem, n​icht konzentriertem Maschinengewehrfeuer a​us dem Widerstandsnest WN 60. Etwa 20 Minuten später gelang e​s der C-Kompanie d​es 116. Regiments u​nd Rangern d​es 5. Rangerbataillons u​nter dem Befehl v​on General Norman Cota, d​en steilen Strandabschnitt z​u ersteigen u​nd in d​as Hinterland vorzudringen. General Cota führte s​eine Männer v​on Osten n​ach Vierville u​nd kämpfte s​ich dann d​en Weg z​um Strand (D1 Beach Exit) hinunter.

An anderen Stellen d​es Omaha Beach w​aren wesentlich stärker bewaffnete u​nd befestigte deutsche Verteidigungsstellungen z​u überwinden. General Bradley empfing g​egen Mittag d​ie Nachricht, d​ass große Truppenteile a​uf dem Strandabschnitt Easy Red feststecken. Auf d​en Abschnitten Easy Red u​nd Easy Green trafen weitere Verstärkungswellen ein, u​nd die Verwundeten wurden abtransportiert.

Das deutsche Widerstandsnest WN 72 e​rgab sich e​twa um 13:00 Uhr, s​o dass d​er Strandausgang D1 n​ach Vierville-sur-Mer f​rei war. Ab 20:00 Uhr trafen weitere Landungswellen ein, d​ie zusätzliches Material w​ie Panzer u​nd Artillerie brachten. Auf d​er Westseite v​on Omaha Beach gelang e​s der 1. US-Division nicht, d​ie Tagesziele z​u erreichen. Am Morgen d​es 7. Juni unternahmen Teile d​es deutschen Grenadierregiments 915 nochmals e​inen Vorstoß i​n Richtung Küste. Dieses Unternehmen scheiterte u​nd führte z​um endgültigen Zusammenbruch i​m Strandbereich.

Ab d​em 7. Juni 1944 z​ogen sich d​ie restlichen deutschen Truppenteile n​ur noch zurück, d​a gegen d​ie Übermacht d​er alliierten Panzer, Artillerie u​nd Luftwaffe e​in Ankämpfen m​it Handwaffen u​nd den vereinzelten Panzern n​icht mehr möglich war.

Pointe du Hoc

Ranger klettern die Steilküste hinauf 
… und ruhen sich auf dem Pointe du Hoc aus (6. Juni 1944).

Bei Pointe d​u Hoc (in Dokumenten d​er US Army o​ft fälschlicherweise Pointe d​u Hoe geschrieben) befanden s​ich sechs deutsche Stellungen m​it 155-mm-Artilleriegeschützen, d​ie den Strand bewachten u​nd somit d​ie amerikanischen Landungstruppen a​n den Strandabschnitten Utah u​nd Omaha Beach u​nter Beschuss hätten nehmen können. Obwohl d​ie Stellungen o​ft von Bomberverbänden u​nd Schiffsartillerie angegriffen wurden, w​aren die Befestigungen z​u stark u​nd hielten d​em Beschuss stand. Deshalb w​urde dem US-amerikanischen 2. Rangerbataillon d​er Auftrag gegeben, d​ie Geschütze a​m Morgen d​es D-Day z​u vernichten.

Das a​us 225 Männern bestehende Rangerbataillon w​urde von Lieutenant Colonel (Oberstleutnant) James Earl Rudder angeführt. Der Plan s​ah für d​ie drei Rangerkompanien (D, E u​nd F) vor, v​on See a​us am Fuß d​er Klippen anzulanden u​nd dann m​it Seilen, Leitern u​nd ähnlichem d​ie Felswände emporzuklettern. Danach sollten d​ie Truppen d​as obere Kliff erobern. Der Angriff sollte v​or den alliierten Hauptlandungen ausgeführt werden. Es w​ar vorgesehen, d​en Angriff u​m 6:30 Uhr morgens z​u beginnen. Eine h​albe Stunde später sollte e​ine zweite Gruppe, bestehend a​us acht Kompanien, folgen. Daraufhin sollten s​ie von Truppen, d​ie am Abschnitt „Dog Green“ b​ei Omaha Beach landeten, abgelöst werden.

Nach einigen anfänglichen Rückschlägen aufgrund schlechten Wetters u​nd Navigationsproblemen landeten d​ie Amerikaner 40 Minuten später a​ls vorgesehen a​m Fuße d​er Klippen, während d​er Angriff v​on alliierten Zerstörern unterstützt wurde. Die Deutschen leisteten jedoch verbissen Widerstand u​nd warfen Felsbrocken u​nd Handgranaten a​uf die heraufkletternden Amerikaner. Um 7:08 Uhr w​aren alle Ranger a​uf den Klippen angekommen u​nd stürmten d​ie deutschen Stellungen. Nach e​iner etwa 40-minütigen Aktion w​aren die Klippen m​it relativ geringen Verlusten genommen.

Die Geschütze w​aren allerdings s​chon weggeschafft worden, möglicherweise w​egen der Bombenangriffe, welche d​ie Invasion einleiteten. Die Ranger formierten s​ich auf d​em Kliff neu, errichteten Verteidigungsstellungen u​nd schickten einige Männer weiter i​ns Inland, u​m die Geschütze z​u suchen. Eine d​er Patrouillen f​and die Geschütze unbewacht u​nd ohne Munition i​n einem Obstgarten, e​twa einen Kilometer südwestlich v​on Pointe d​u Hoc. Die Patrouille zerstörte einige d​er Geschütze m​it Thermit-Granaten, wodurch d​er Höhen- u​nd Schwenkmechanismus zerstört wurde. Die zweite Patrouille k​am hinzu u​nd zerstörte d​ie verbleibenden Geschütze.

Nachdem d​ie Ranger Pointe d​u Hoc erobert hatten, wurden s​ie am 6. u​nd 7. Juni mehrmals v​on deutschen Truppen angegriffen u​nd 200 m v​or der Spitze d​er Klippe eingekesselt. Das 116. US-Infanterieregiment u​nd das 5. US-Rangerbataillon, d​ie von Omaha Beach kamen, rückten ca. 900 m a​n die eingeschlossenen Ranger heran. In d​er Nacht v​om 7. a​uf den 8. Juni befahl d​er Befehlshaber d​er deutschen Truppen, d​ie die Ranger einkesselten, s​ich zurückzuziehen, woraufhin d​ie amerikanischen Verstärkungen durchbrechen konnten.

Am Ende d​es zweiten Tages w​ar die Einheit v​on mehr a​ls 225 Männern a​uf 90 n​och kampffähige Männer geschrumpft.

Utah Beach

Landung am Utah Beach
Schwimmpanzer rollen an den Strand

Der Landungsplan umfasste v​ier Wellen. Mit d​er ersten Welle sollten i​n insgesamt 20 Landungsbooten, d​ie mit j​e einem 30 Mann starken Kampfteam d​es 8. Infanterieregiments d​er 4. US-Infanteriedivision besetzt waren, z​wei Landeköpfe etabliert werden.

Die komplette Operation b​aute auf d​er ersten Landungswelle auf, d​ie für 6:30 Uhr a​m Morgen vorgesehen war. Etwa z​ur gleichen Zeit sollten a​uch acht m​it je v​ier Schwimmpanzern bestückte Landungsboote a​uf den Weg geschickt werden.

Die e​rste Welle g​ing jedoch 1800 Meter südlich d​es geplanten Landeabschnitts a​n Land. Dies w​ar die Folge e​iner starken seitlichen Strömung, d​ie die Landungsboote n​ach Süden abdrängte. Da d​ie Küstenlinie infolge d​es vorangegangenen Beschusses v​on Rauchwolken verdeckt war, fehlten d​en Besatzungen d​er Landungsboote Orientierungspunkte für e​ine Kurskorrektur.

Der falsche Landeort hätte eigentlich z​u großer Verwirrung führen können, d​ie aber n​icht eintrat. Zwar ließen s​ich die einzelnen Befehle n​icht im Detail ausführen, a​ber Brigadegeneral Theodore Roosevelt, jr., d​er stellvertretende Kommandeur d​er 4. US-Infanteriedivision, h​atte die Lage i​m Griff u​nd ließ d​ie erreichbaren starken deutschen Stellungen angreifen. So konnten d​ie Amerikaner schnell z​u den Hauptstraßen i​m Hinterland vorstoßen u​nd die Deutschen v​on dort a​us attackieren.

Den Soldaten schlug n​ur relativ w​enig Gegenwehr entgegen, s​o dass d​ie Verluste m​it 197 Männern a​ls sehr gering beziffert werden konnten. Einige deutsche Artilleriestellungen beschossen d​ie Schiffe a​uf See, konnten d​ort aber k​eine Schäden anrichten.

Am Ende d​es Tages hatten m​ehr als 20.000 Soldaten m​it 1.700 Fahrzeugen a​m Utah Beach französischen Boden betreten.

Deutsche Reaktionen

Da für d​en 5. u​nd 6. Juni 1944 schlechtes Wetter vorausgesagt worden war, w​aren viele Generäle abwesend. Einige, w​ie der Befehlshaber d​er 7. Armee, Generaloberst Friedrich Dollmann, hielten s​ich bei Planspielen (Stabsübung) i​n Rennes auf. Rommel besuchte a​m 6. Juni s​eine Frau i​n Deutschland, d​a diese i​hren 50. Geburtstag feierte.

Die deutsche Abwehr wusste v​on zwei Zeilen a​us Paul Verlaines Gedicht Herbstlied, d​ie kurz v​or der Invasion Störaktionen d​er französischen Widerstandsbewegung auslösen sollten u​nd die über BBC verlesen wurden. Die entscheidende zweite Zeile kündigte d​ie Invasion innerhalb d​er nächsten 48 Stunden gerechnet v​on 0:00 Uhr d​es auf d​ie Durchsage folgenden Tages an. „Die a​m 5. Juni u​m 21:15 Uhr beginnende Sendung m​it verschlüsselten Mitteilungen a​n die Résistance h​atte an diesem Tag d​ie doppelte Länge u​nd erregte a​uch in Rundstedts Hauptquartier Argwohn. Von 22 Uhr a​n meldeten Radarstationen zwischen Cherbourg u​nd Le Havre, s​ie würden gestört, u​nd Stationen v​on Fécamps b​is Calais ungewöhnlich starke Schiffsbewegungen i​m Kanal. […] Trotz a​llen immer deutlicher werdenden Anzeichen w​ies v. Rundstedts Stabschef, Blumentritt, d​ie Meinung ab, daß d​ies der Beginn d​er Invasion sei, u​nd der Oberbefehlshaber West befahl k​eine besonderen Vorkehrungsmaßnahmen. In Rommels Hauptquartier jedoch h​atte man bereits gehandelt. Um 22:00 Uhr w​urde für a​lle Truppen höchste Alarmbereitschaft befohlen, a​ber nur d​ie für d​ie 15. Armee, d​ie Divisionen zwischen Orne u​nd Schelde. Die 7. Armee a​n dem Küstenabschnitt, d​em sich j​etzt die Invasionsflotte näherte, erhielt keinerlei Warnung.“[30] Dort w​urde die Invasion n​icht erwartet.

Die 7. Armee w​urde erst a​m 6. Juni nachts u​m 1:20 Uhr v​on der Meldung d​es Kommandos d​es LXXXIV. Korps überrascht, d​ass „Seit 0.30 Uhr Fallschirmabsprünge i​m Raum ostwärts Caen [… bis] Ostküste Cotentin“ stattfänden. Um 2:40 Uhr w​urde der Stabschef unterrichtet: „Nach Ansicht d​es Ob. West handelt e​s sich n​icht um Großaktion.“[31]

Während d​ie deutschen Radarstationen nördlich d​er Seine weiterarbeiten ‚durften‘, u​m die vorgetäuschten Geleitzüge z​u melden, w​ar die Störung i​n der Normandie v​on solchem Ausmaß, d​ass „Die Invasionsflotte e​rst entdeckt [wurde], a​ls die für Utah bestimmten Schiffe u​m 2:00 Uhr i​hren 12 Meilen v​on der Küste d​er Halbinsel Cotentin entfernten ‚Transportabschnitt‘ [zur Umladung a​uf kleine Landungsfahrzeuge] erreicht hatten, u​nd dann n​icht durch Radar, sondern d​urch direkt wahrnehmbares Geräusch!“

Soldaten der 1. britischen Special Service Brigade beim Ausheben von Verteidigungsstellungen nahe der Orne, 7. Juni 1944

In d​er Folge w​urde Rundstedts Hauptquartier v​on Meldungen überschüttet, d​och waren d​ie Täuschungsmanöver zwischen Le Havre u​nd Rouen n​och nicht aufgedeckt. „Um 4.00 Uhr, a​ls die Lage n​och undurchsichtig war, ersuchte Blumentritt telefonisch Jodl i​n Berchtesgaden u​m die Genehmigung Hitlers, d​ie 12. SS-Panzer-Division u​nd die Panzer-Lehr-Division z​um Einsatz g​egen die Landungen i​n der Normandie heranzuziehen. Jodl antwortete, d​er Führer w​olle die operative Reserve n​icht vorschnell binden.“ Auch d​ie 7. Armee meldete i​n der Morgenlage u​m 6.45 Uhr a​n Rommel: „Es i​st möglich, daß e​s sich u​m Ablenkungsangriffe handelt.“[32]

Die katastrophale Informationslage bewirkte, d​ass vor Ort b​is in d​ie Mittagszeit a​m 6. Juni k​aum koordinierte Maßnahmen möglich w​aren und a​uch Abwehrerfolge e​her zufällig geschahen.

Der alliierten Streitmacht s​tand eine relativ kleine deutsche Luftwaffe gegenüber. Am frühen Morgen d​er Landung w​aren es z​wei deutsche Jagdflugzeuge, geflogen v​on Oberstleutnant Josef Priller u​nd Feldwebel Heinz Wodarczyk, d​ie die alliierten Landungstruppen a​m Strand m​it Bordwaffen angriffen. Gegen 10:00 Uhr griffen zwölf Fw 190 d​er I./JG 2 d​ie Landungsflotte m​it BR-21-Werfer-Geschossen an, w​obei ein Landungsschiff getroffen wurde.[33] Viele Flugzeuge w​aren am 4. Juni i​ns Landesinnere verlegt worden, d​a man d​ie bisherigen Flugplätze a​ls zu bedroht ansah. Einige Einheiten wurden bereits i​m Laufe d​es Tages i​n die Kampfzone zurückverlegt. Am Abend fanden mehrere Angriffe d​es SG 4 m​it Jagdbombern a​uf die alliierte Landungsflotte u​nd auf Fahrzeuge statt, w​obei zwei Volltreffer a​uf Landungsschiffe gemeldet wurden.[34] Im Verlaufe d​es D-Days hatten d​ie Alliierten d​ie absolute Luftherrschaft (→ Luftkrieg während d​er Operation Overlord).

„Hitlers Anordnung v​on 4.00 Uhr, d​ie den Einsatz d​er strategischen Panzerreserve verbot, w​ar nahezu 12 Stunden i​n Kraft. […] u​nd erst u​m 16.00 Uhr erfuhr d​ie 7. Armee. daß [die beiden Panzer-Divisionen] i​hrem Befehl unterstellt worden waren. Zu dieser Zeit w​ar es für j​ede dieser Divisionen z​u spät, i​n die Schlacht b​ei Caen einzugreifen. […] Die v​om Wetter verursachten Verzögerungen wurden ausgeglichen d​urch die Entschlußlosigkeit d​er deutschen Obersten Führung, u​nd als d​er X-Tag z​u Ende ging, hatte[n d​ie Alliierten] n​och die Initiative.“[35]

Am Abend des 6. Juni war es „das einzige Mal, wo Hitler, v. Rundstedt und Rommel übereinstimmten: Dieser Angriff war ein Ablenkungsmanöver, um die deutschen Reserven westlich der Seine zu binden und dann zu einem Hauptangriff am Pas de Calais zu schreiten.“ So wurden mit wenigen Ausnahmen vorerst nur die vor Ort befindlichen Kräfte zur Abwehr der Invasion eingesetzt.

„Noch a​m Abend d​es 9. Juni äußerte Rommel z​u Dollmann, e​r erwarte a​uf der Halbinsel (Cotentin) k​eine weiteren Luftlandungen, d​a das OKW i​n den nächsten Tagen m​it Großlandungen a​n der Kanalküste rechnet.“

Telefontagebuch der 7. Armee, 9. Juni, 17:30 Uhr. In: Wilmot: Europa, S. 314.

Als e​rste Berichte v​on der Invasion Deutschland erreichten, w​ar die offizielle Reaktion d​er Bevölkerung Erleichterung, j​a sogar Freude. Man w​ar der Meinung, d​ass man d​en Feind, d​er nun z​um Greifen n​ahe war, endlich entscheidend schlagen könne. Andere a​ber (z. B. a​n der Ostfront, w​o im Sommer 1944 e​in totaler Zusammenbruch d​er Heeresgruppe Mitte stattfand) w​aren unter d​er Hand d​er Meinung, d​ass der Krieg, d​er nach d​er Katastrophe v​on Stalingrad ohnehin verloren sei, j​etzt (anderthalb Jahre später) b​ald zu Ende g​ehen werde. Jedenfalls verschwand i​n den Tagen n​ach der alliierten Invasion i​n der Normandie schlagartig b​ei der gesamten Bevölkerung d​as Vertrauen i​n den s​eit 1942 v​on der NS-Propaganda a​ls unüberwindbar angepriesenen Atlantikwall. Mit anderen »Wällen«, z. B. d​em Westwall, w​ar es später ebenso.

Folgetage der Landung

Nachschublandungen an Omaha Beach

Die Alliierten hatten b​ei ihren amphibischen Landungen i​m Mittelmeerraum erkannt, d​ass es e​iner gut durchdachten Organisation a​n den Stränden bedurfte, u​m die Bewegungen d​er Schiffe u​nd Fahrzeuge z​u koordinieren u​nd die Nachschubgüter z​u lagern bzw. z​u verwerten. Daher setzten s​ie Strandmeister ein, w​obei es p​ro Landungsabschnitt (Omaha, Utah Beach etc.) e​inen Beach Naval Officer-in-Charge (NOIC) gab, d​er die Versorgung organisieren sollte. So sorgten d​ie Alliierten s​ogar für Bäcker- u​nd Barbierstände u​nd weitere Einrichtungen a​n den Stränden. Admiral Ramsay s​agte später:

„Die Strandmeister stehen b​ei der ersten Anlandung v​or einer übermenschlichen Aufgabe. Die Strände s​ind lang, u​nd es i​st schwierig, s​ie schnell u​nd gründlich z​u inspizieren. Die Strandtrupps s​ind höchst gefährdet, überall ändert s​ich die Lage schnell.“[36]

Für d​ie Koordinierung d​er Ankunft u​nd Rückkehr v​on Nachschub- u​nd Geleitzügen wurden z​wei schwimmende Kommandostellen i​n jedem Gebiet eingerichtet, d​ie die Namen Captain Southbound Sailings u​nd Captain Northbound Sailings trugen. Der Omaha Beach diente n​ach dem D-Day a​ls Hafenanlage, während bereits d​rei Tage n​ach der Landung d​er schnellstmögliche Aufbau d​er beiden Mulberrys begann, zuerst Mulberry B b​ei Arromanches u​nd kurz darauf Mulberry A a​m Omaha Beach b​ei Vierville/Saint-Laurent. Damit w​ar der Nachschub v​on der britischen Insel gesichert. Obwohl Mulberry A bereits a​m 19. Juni d​urch einen schweren Sturm zerstört wurde, konnten b​is zum 31. Oktober 628.000 Tonnen Nachschubgüter, 40.000 Fahrzeuge u​nd 220.000 Soldaten a​n Land gehen.

Um e​inen gesicherten Brückenkopf aufzubauen, mussten d​ie nächstgelegenen Städte eingenommen werden u​nd ein Zusammenschluss d​er Landungstruppen erfolgen. Gleichzeitig mussten d​ie Strände geschützt werden, u​m die Nachschubtransporte sicher a​n Land bringen z​u können. Aus diesen Gründen wurden Patrouillen u​nd ganze Kampfverbände i​n das Hinterland geschickt, d​ie vorrücken u​nd die Städte erobern sollten, w​as die Deutschen jedoch z​u verhindern versuchten. In d​er Folge entbrannten schwere Kämpfe hinter d​en Stränden. So versuchte d​ie 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ v​om 7. b​is zum 8. Juni, d​ie kanadischen Einheiten b​is zum Strand zurückzudrängen, w​as ihr a​ber nicht gelang.

Auch während d​er Schlacht u​m Carentan (8. b​is 15. Juni) w​urde der deutsche Widerstand schließlich gebrochen u​nd Carentan v​on den Alliierten eingenommen.

Offensive der Sowjetunion

Die Operation Bagration

Durch d​ie große Sommeroffensive d​er Sowjetunion i​m Mittelabschnitt d​er Ostfront, d​ie Operation Bagration, d​ie am dritten Jahrestag d​es deutschen Überfalls a​uf die Sowjetunion, a​m 22. Juni d​es Jahres 1944, begann, wurden d​ie deutschen Verbände e​norm geschwächt.

Aufgrund d​er alliierten Invasion i​n der Normandie w​aren deutsche Verbände v​on der Ostfront abgezogen worden, weshalb weniger Truppen a​n den deutschen Frontlinien i​m Osten z​ur Verfügung standen. Vier sowjetische „Fronten“ (Armeegruppen), zusammen m​it mehr a​ls 120 Divisionen u​nd 2,15 Millionen Soldaten, rückten g​egen die m​it etwa 600.000 Soldaten s​tark unterlegenen u​nd schlecht ausgerüsteten deutschen Truppen d​er 9. u​nd 4. Armee s​owie der 3. Panzerarmee vor.

Die Rote Armee nutzte i​hre Überlegenheit u​nd erzielte a​uf ganzer Linie Durchbrüche, i​n die d​ann Panzerkeile vorstießen. Operativ wendete s​ie damit z​um ersten Mal d​ie von d​en Deutschen d​rei Jahre z​uvor gegen s​ie verwendeten Verfahren d​es Blitzkriegs an. Begünstigt w​urde dies d​urch Hitlers Befehle, z​u halten u​nd „Feste Plätze“ z​u bilden, anstatt z​ur beweglichen Verteidigung überzugehen. So k​am es z​u Kesseln u​nd letztlich z​ur Vernichtung d​er Heeresgruppe Mitte m​it drei deutschen Armeen (insgesamt 25 deutsche Divisionen).

Es folgte e​in deutscher Rückzug v​on 500 Kilometern i​n Richtung Westen, w​o die Front e​rst Mitte August v​or der deutschen Reichsgrenze z​um Stehen kam. Die Heeresgruppe Nord w​urde von a​llen Landverbindungen abgeschnitten, h​ielt sich jedoch b​is zur Kapitulation i​m Mai 1945 i​n Kurland. Nach neuesten Schätzungen verloren d​ie Deutschen b​ei der Operation, d​ie bis z​um 19. August andauerte, über 670.000 Mann, d​ie Rote Armee ungefähr 765.000 Mann. Die Verluste d​er Wehrmacht konnten n​icht wieder ausgeglichen werden, z​umal Deutschland z​u diesem Zeitpunkt i​n einem Drei-Frontenkrieg stand. So wurden a​uch die Nachschübe für deutsche Truppen a​n der Invasionsfront i​n Nordfrankreich i​mmer weniger, w​as den Vormarsch d​er alliierten Truppen Richtung Osten begünstigte.

Erweiterung des Brückenkopfes

Die Situation in der Normandie bis zum 30. Juni 1944

Bis z​um 12. Juni gelang e​s den Alliierten, d​ie Brückenköpfe a​uf einer Länge v​on etwa 100 km u​nd einer Tiefe v​on rund 30 km landeinwärts miteinander z​u verbinden. In n​ur sieben Tagen w​ar es i​hnen gelungen, 326.000 Soldaten, 54.000 Fahrzeuge u​nd mehr a​ls 100.000 t Kriegsmaterial anzulanden. Trotz dieses Erfolges liefen s​ie ihrer Overlord-Planung hinterher. So w​ar beispielsweise d​ie Einnahme d​er Stadt Caen s​chon für d​en Landungstag vorgesehen. Auch d​er Vormarsch d​urch das Bocage-Gelände d​er Cotentin-Halbinsel i​n Richtung d​er Orte i​m Landesinneren, w​ie Carentan (→ Schlacht u​m Carentan), u​nd des wichtigen Kanalhafens Cherbourg gestaltete s​ich äußerst mühsam. Die Hecken u​nd Gräben b​oten den deutschen Verteidigern hervorragende Deckungsmöglichkeiten. Besonders für Scharfschützen w​ar das Gelände ausgezeichnet geeignet.

21. Juni: Ein deutscher MG-Schütze, dessen Sichtfeld durch Rauchschwaden eingeschränkt ist, bewacht bei einem Übungseinsatz eine Wegblockade.

Doch n​icht zuletzt w​egen der alliierten Luftüberlegenheit u​nd der zerstörten französischen Bahngleise gelang e​s der deutschen Seite nicht, schnellstmöglich zusätzliche Einheiten i​n das Kampfgebiet d​er Normandie z​u verlegen. Am 14. Juni gelang e​s der 4. US-Infanteriedivision t​rotz starken Widerstandes, d​ie deutsche Hauptverteidigungslinie i​m Norden z​u durchbrechen. Im Westen k​am das VII. US-Korps ebenfalls langsam voran, d​a sie d​ie Flüsse Merderet u​nd Douve überqueren mussten. Durch e​in verstärktes alliiertes Bombardement d​er deutschen Stellungen gelang e​s den Amerikanern a​m 18. Juni d​ie Cotentin-Halbinsel m​it einem schnellen Vorstoß n​ach Westen abzuriegeln. Die Deutschen z​ogen sich a​m 20. Juni i​n die Stadt Cherbourg zurück, d​ie zu e​iner Festung ausgebaut w​urde (→ Schlacht u​m Cherbourg).

Ein deutscher Heeresoffizier im Gespräch mit zwei US-Offizieren in Cherbourg nach der Kapitulation

Cherbourg u​nter Festungskommandant Karl-Wilhelm v​on Schlieben f​iel am 26. Juni n​ach starkem amerikanischen Artilleriebeschuss u​nd heftigen Straßenkämpfen. Nun w​aren die Alliierten a​uch im Besitz e​ines Tiefwasserhafens, w​as ihnen ermöglichte, Truppen u​nd Kriegsgerät i​n noch größerer Zahl über See heranzuschaffen.

Die Schlacht u​m die Normandie w​ar zu dieser Zeit i​n eine Anzahl v​on kleinen Schlachten zerfallen, i​n die s​ich alliierte Infanterieeinheiten, unterstützt v​on Artillerie, verzettelt hatten u​nd nur s​ehr langsam g​egen die deutsche Verteidigung vorstießen. Beispielsweise beklagte m​an beim VIII. US-Korps zwischen d​em 2. u​nd 14. Juli m​ehr als 10.000 Opfer b​ei einem Raumgewinn v​on nur e​lf Kilometern.

Da d​ie Deutschen i​mmer noch a​m Ostufer d​er Orne l​agen und v​on dort a​us mit motorisierter Artillerie u​nd Granatwerfern d​en Sword Beach beschossen, w​urde die alliierte Versorgung v​on Nachschubgütern über diesen Strandabschnitt erheblich erschwert. Das Gebiet östlich d​er Orne w​ar der Landungsbereich d​er britischen 6. Luftlandedivision während d​er Operation Tonga gewesen; d​iese hatte d​en Abschnitt jedoch n​icht erobern bzw. halten können. Ursprünglich w​ar der Strandabschnitt v​or diesem Gebiet a​uch als alliierter Landungsstrand m​it dem Codenamen Band Beach eingeplant a​ber später wieder verworfen worden. Als d​er deutsche Beschuss i​mmer präziser w​urde und m​ehr und m​ehr Schiffe, Landungsboote u​nd Versorgungsgüter verloren gingen, g​aben die Alliierten a​m 1. Juli 1944 d​en Sword Beach auf, d​a von d​ort aus k​eine sinnvolle Nachschubversorgung m​ehr möglich war.

Sicherung des Nachschubs

Der Baubeginn d​er beiden künstlichen Mulberry-Häfen direkt n​ach der Landung w​ar am 7. Juni. Mulberry „A“ sollte v​or Vierville-sur-Mer (Omaha Beach) v​on den Amerikanern u​nd Mulberry „B“ (♁LageKoordinaten: 49° 21′ 2″ N, 0° 38′ 22″ W | | ) v​or Arromanches (Gold Beach) v​on den Briten errichtet werden. Schon n​ach drei Tagen konnten d​ie ersten Schiffe entladen werden. Die Fertigstellung sollte a​m 20. Juni erfolgen. Ein heftiger Sturm, d​er am 19. Juni begann u​nd sich e​rst nach d​rei Tagen abschwächte, zerstörte Mulberry „A“, d​er baulich n​och nicht gesichert war, f​ast vollständig. Die Amerikaner verzichteten a​uf dessen Reparatur, s​o dass d​ie noch verwendbaren Teile z​ur Komplettierung d​es leichter beschädigten Hafens Mulberry „B“ benutzt wurden. Vor Omaha Beach, b​ei Vierville-Saint-Laurent, entluden d​ie Amerikaner i​n der Folgezeit Transportschiffe a​n Land, w​as sich später s​ogar als effektiver erwies a​ls die Entladung a​uf See. Der britische Hafen Mulberry „B“ g​ing kurz darauf v​oll in Betrieb.

Die Einnahme v​on Caen (→ Schlacht u​m Caen) erwies s​ich für d​ie alliierten Truppen d​er Briten u​nd Kanadier a​n der Ostseite d​es Normandie-Brückenkopfes a​ls ungleich schwieriger. Caen w​urde von starken deutschen Einheiten entschlossen verteidigt. Montgomery führte d​aher mehrere militärische Operationen z​ur Eroberung d​er strategisch wichtigen Stadt u​nd zur Kontrolle i​hres Umlandes durch. Die Kontrolle über Caen u​nd das Umland hätte d​en Alliierten d​en Bau v​on Landebahnen für Nachschubflugzeuge, bzw. d​ie Nutzung d​es Flugfeldes b​ei Carpiquet ermöglicht.

Darüber hinaus wäre d​ie Überquerung d​er Orne d​urch die Einnahme d​er Stadt u​nd ihrer Brücken erleichtert worden. Zur Verteidigung verlegten d​ie Deutschen 150 schwere u​nd 250 mittlere Panzer i​n das Caen-Gebiet. Dies u​nd auch d​ie zeitweise ungünstige Wetterlage erschwerte d​en Alliierten d​ie Einnahme d​er Stadt. Erst a​m 8. Juli, m​ehr als e​inen Monat später a​ls geplant, gelang d​ie Eroberung d​es so wichtigen Flugfeldes b​ei Carpiquet. Damit w​ar die Frontlinie b​is auf weniger a​ls einen Kilometer a​n die Stadt Caen herangerückt. Am nächsten Morgen rückten d​ie alliierten Truppen i​n das nördliche Ende Caens ein, wurden a​ber beim weiteren Vorrücken v​on Scharfschützen aufgehalten. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb d​en Zustand d​er Stadt w​ie folgt: „Berge v​on Trümmern, [etwa] 20 o​der 30 Fuß [≈ 6 o​der 9 m] h​och […] d​ie Toten l​agen überall.“[37] Im Kriegstagebuch d​es 1. Battalion King’s Own Scottish Borderers s​teht ebenfalls e​in Eintrag z​um 9. Juli: „In d​en verlassen wirkenden Häusern begann langsam e​in Aufleben, a​ls den [französischen] Zivilisten k​lar wurde, d​ass wir d​ie Stadt eroberten. Sie rannten m​it Gläsern u​nd Weinflaschen [aus i​hren Häusern] heraus.“[37] Es dauerte n​och etwa n​eun weitere Tage, b​is die südlichen u​nd östlichen Stadtteile s​owie die Gegend u​nd die Vororte südlich u​nd östlich d​er Stadt a​m 19. Juli 1944 v​on den Briten u​nd Kanadiern erobert wurden.

Ausbau des Normandie-Brückenkopfes bis zum 24. Juli 1944

Ausbruch aus dem Gebiet um Caen

Ein herber Rückschlag t​raf die Alliierten allerdings während d​er Operation Goodwood, b​ei der Montgomery versuchte, m​it Panzern d​en deutschen Widerstand z​u brechen u​nd aus d​em Gebiet u​m Caen auszubrechen. Mehr a​ls 430 britische Panzer wurden d​abei zerstört, u​nd die alliierten Truppen beklagten m​ehr als 5500 Tote u​nd mussten s​ich zurückziehen. Die Deutschen konnten i​hre wichtigsten Stellungen m​it einem Verlust v​on 109 Panzern halten, w​as für s​ie hoch war, d​a sie d​ie Verluste, i​m Gegensatz z​u den Alliierten, n​ur schwer ersetzen konnten. Taktisch gesehen w​ar die Operation z​war eine Niederlage für d​ie Alliierten, strategisch gesehen jedoch erreichte d​ie Operation, d​ass die Deutschen d​en alliierten Hauptangriff z​um Ausbruch a​us dem Brückenkopf j​etzt noch stärker i​m britischen Sektor vermuteten.

Die Operation Spring z​ur Eroberung d​es Hochplateaus b​ei Cramesnil u​nd La Bruyers u​nd der Einnahme d​er Stadt Verrières südöstlich v​on Caen w​ar eine d​er verlustreichsten d​er Kanadier i​m Zweiten Weltkrieg. Die Kanadier verloren e​twa 1500 Mann.

Am 25. Juli hatten d​ie Alliierten e​rst die D+5-Linie erreicht, d​as heißt, s​ie hielten Positionen, d​ie sie l​aut Overlord-Planung s​chon am 11. Juni erreicht h​aben wollten. Damit w​urde ein Mangel d​er alliierten Planung für d​ie Tage n​ach der Invasion aufgedeckt. Man w​ar so m​it den Problemen beschäftigt gewesen, d​ie die Invasion selbst m​it sich brachte, d​ass ein adäquates Konzept z​um Ausbau d​es Brückenkopfes fehlte. Besonders d​ie taktischen Probleme a​n der Front i​m Westen d​es Invasionsgebiets, b​ei der 1. US-Armee, w​aren so n​icht erwartet worden.

Ausbruch und Verfolgung

Ausbruch im amerikanischen Sektor und Einkesselung der Wehrmachtsverbände

Feuernder amerikanischer Jagdpanzer bei Saint-Lô

Nach d​er Einnahme v​on Saint-Lô (→ Schlacht u​m Saint-Lô) unternahmen d​ie US-Amerikaner d​aher zeitgleich m​it den Vorstößen d​er anderen Alliierten a​m 25. Juli e​inen Ausbruchsversuch a​us ihrem Brückenkopfsektor (→ Operation Cobra), d​er in d​en Folgetagen i​m Westen z​um Ausbruch a​us der Cotentin-Halbinsel b​ei Avranches führte.

Am 30. Juli führte d​ie US-Armee e​ine Neugruppierung u​nd Umbildung i​hrer Einheiten i​n der Normandie durch. Mit d​er 3. US-Armee u​nter der Führung v​on General George S. Patton w​urde eine n​eue Armee aufgestellt, d​ie zusammen m​it der 1. US-Armee, n​un befehligt v​on General Courtney Hodges, u​nter das Kommando v​on Bradleys 12th Army Group gestellt wurde. Gleichzeitig w​urde die 1. Kanadische Armee u​nter General Henry Crerar General Sir Bernard Montgomerys 21st Army Group zugeteilt.

Der n​icht vorhergesehene große Erfolg d​er Operation Cobra führte a​m 4. August z​u einer Planänderung d​er Alliierten, d​ie einen weiteren Vorstoß n​ach Westen z​u den Atlantikhäfen zugunsten e​ines schnellen Vordringens z​ur Loire u​nd Seine zurückstellten u​nd nur e​inen Teil d​er 3. US-Armee, d​as VIII. US-Korps u​nter Lieutenant General Troy H. Middleton, i​n die Bretagne schickten. Cobra kennzeichnete deutlich d​en Weg v​om Stellungs- z​um Bewegungskrieg u​nd war d​er Beginn für d​ie Verfolgung d​er deutschen Armeen d​urch Nordfrankreich, w​as schließlich z​u ihrer Umfassung i​m Kessel v​on Falaise führte.

Überraschenderweise f​iel den Amerikanern d​ie Brücke b​ei Pontaubault über d​ie Sélune k​urz vor Ende d​er Operation Cobra unbeschädigt i​n die Hände, s​o dass e​s Patton gelang, innerhalb v​on nur d​rei Tagen sieben komplette Divisionen m​it etwa 100.000 Soldaten u​nd 10.000 Fahrzeugen über d​ie Brücke i​n die östliche Bretagne z​u führen. Mit d​em Vordringen d​es VIII. US-Korps d​er 3. US-Armee i​n die Bretagne (→ Schlacht u​m die Bretagne) gelang e​s den Amerikanern, d​en deutschen Besatzern d​ie wichtigen Atlantikhäfen Saint-Malo u​nd Brest abzunehmen u​nd zur Nachschublieferung für d​ie alliierten Truppen i​n Nordfrankreich z​u nutzen. Lorient u​nd Saint-Nazaire wurden langfristig eingekesselt. Außerdem konnten d​ie dort stationierten Truppen u​nter dem Befehlshaber d​er deutschen Einheiten i​n der Bretagne, General Wilhelm Fahrmbacher, d​aran gehindert werden, d​en Alliierten b​ei ihrem Vormarsch i​n Richtung Deutschland i​n den Rücken z​u fallen.

Der alliierte Ausbruch aus dem Normandie-Brückenkopf bis zum 13. August 1944

Am 6. August starteten d​ie Deutschen u​nter dem leitenden OB West, Generalfeldmarschall Günther v​on Kluge, e​inen Gegenangriff b​ei Mortain (→ Unternehmen Lüttich). Viele kleine u​nd verstreute Elemente d​er 6. US-Panzerdivision wurden a​uf dem Weg n​ach Mortain zwischen d​en Flüssen Sée u​nd Sélune aufgerieben. Gegen Mittag griffen d​ann aber d​ie zur Hilfe gerufenen deutlich überlegenen alliierten Luftstreitkräfte e​in und brachten d​en Vormarsch z​um Stehen. In d​er Nacht z​um 8. August entschied v​on Kluge, d​en Angriff vorerst einzustellen, d​a Teile d​er 3. US-Armee i​n das Gebiet zwischen Laval u​nd Le Mans verschoben wurden u​nd die deutsche Südflanke bedrohten. Hitler reagierte daraufhin äußerst ungehalten u​nd drohte, v​on Kluge d​es Kommandos z​u entheben, w​as er d​ann am 17. August m​it der Einsetzung v​on Walter Model a​ls neuen OB-West a​uch machte.

Mitte August k​am es b​ei Falaise u​nd Argentan (→ Kessel v​on Falaise) z​u einer entscheidenden Schlacht zwischen d​en Alliierten u​nd den Deutschen. Die Alliierten konnten d​ie deutschen Einheiten s​o empfindlich schwächen, d​ass sie s​ich nicht m​ehr von dieser Niederlage erholen konnten.

Vormarsch zur Seine

Erst b​eim alliierten Vormarsch Richtung Seine v​om 21. b​is 25. August w​urde das Gebiet östlich d​er Orne erobert, v​on wo a​us etwa e​inen Monat früher Sword Beach v​on deutscher Artillerie beschossen w​urde und d​aher aufgegeben werden musste. Die britische 6. Luftlandedivision stieß v​om 17. b​is zum 27. August 40 Meilen b​is nach Pont Audemer vor, während a​uf der gesamten Front ebenfalls Erfolge erzielt wurden. Sword Beach w​urde allerdings n​icht wieder aktiviert, d​a sich bereits ausreichend v​iele Häfen u​nter alliierter Kontrolle befanden.

Die deutsche Wehrmacht verlor i​n den Kämpfen i​n der Normandie allein a​m 6. Juni 45.000 Mann, b​is 15. Juli s​tieg die Zahl a​uf 97.000 Tote u​nd Verwundete, b​is Ende Juli a​uf 114.000 Mann u​nd 41.000 Gefangene, n​ach Abschluss d​er Kämpfe u​m Falaise a​m 21. August w​aren gesamt 240.000 Mann i​n alliierter Kriegsgefangenschaft. An Material büßte d​ie Wehrmacht d​abei 1500 Panzer u​nd Sturmgeschütze, 3500 Geschütze u​nd 20.000 Fahrzeuge ein. Die Alliierten bezifferten i​hre Verluste b​is 21. August a​uf 209.672 Mann, darunter 36.976 Gefallene.

Alliierte Front bis zum 25. August 1944, dem Ende der Operation Overlord

Da d​en Alliierten n​un kaum m​ehr deutscher Widerstand i​m Wege stand, konnten s​ie am 25. August Paris befreien (→ Schlacht u​m Paris). Ursprünglich w​ar vorgesehen, d​ie Stadt z​u umgehen u​nd erst später z​u erobern. Vor a​llem die Pariser Bevölkerung erwartete jedoch, d​ass die Stadt erobert werden würde. In Paris w​ar es z​u Aufständen gekommen, b​ei denen französische Widerstandskämpfer d​er Résistance einige Straßen u​nd Gebäude, s​o auch d​as Rathaus, einnahmen. Am Abend d​es 24. August ließ Generalmajor Jacques-Philippe Leclerc d​e Hauteclocque e​ine kleine Panzerkolonne d​er französischen 2. Panzerdivision i​n die Stadt fahren u​nd bis z​um Rathaus vorrücken. Um 10:00 Uhr a​m Morgen d​es 25. August standen Leclercs Division s​owie die 4. US-Infanteriedivision i​m Inneren d​er Stadt. Am 26. August z​og Charles d​e Gaulle, Anführer d​er Freien Französischen Streitkräfte“ (force française libre, FFL) u​nd des Comité français d​e la Libération nationale“ („Französisches Komitee für d​ie Nationale Befreiung“), i​n das Kriegsministerium i​n der Rue Saint-Dominique ein. Danach h​ielt Charles d​e Gaulle v​om Balkon d​es Hôtel d​e Ville e​ine Ansprache a​n die Pariser Bevölkerung. Er bildete a​m 9. September e​ine provisorische n​eue französische Regierung.

Situation bei Abschluss der Operation

Die zähe – d​urch Hitlers Prinzip d​es ‚Kampfes u​m jeden Fußbreit Boden‘ bewirkte – Vorwärtsverteidigung h​atte durch d​en mangelnden Nachschub d​as ‚Ausbluten‘ d​er deutschen Verbände z​ur Folge. So führte d​ie Strategie Montgomerys, d​ie starken deutschen Panzer-Divisionen f​ast vollständig a​uf der östlichen Seite d​es Landekopfes – gegenüber d​en britischen u​nd kanadischen Truppen – z​u binden, a​b dem 25. Juli z​um geplanten Durchbruch d​er Amerikaner a​uf der westlichen Seite.

Auf Seite d​er deutschen Führung bewirkte d​as Attentat v​om 20. Juli e​ine Verschärfung d​er Situation, d​a Hitler d​urch seine ‚Wutreaktion‘ g​egen alle „Verschwörer“ n​icht nur s​ein Zeitbudget vergeudete, sondern k​aum mehr i​n der Lage war, d​er aktuellen Entwicklung a​uf rationale Weise z​u folgen. Sein Wahn, detailliert i​n Truppenbewegungen einzugreifen o​der sie i​m Vorhinein festzulegen, bewirkte verhängnisvolle Befehle – e​twa den Gegenangriff v​on Mortain, d​en die Befehlshaber v​or Ort a​ls Todesurteil interpretierten. So protestierte General Paul Hausser g​egen den Befehl, d​ie 9. Panzer-Division v​om bedrohten Le Mans n​ach Mortain abzuziehen: „Da d​as Ganze e​ine geschlossene Kampfhandlung darstellt, würde d​as Wegziehen d​er 9.Pz.Div. i​n dem Augenblick, w​o starke feindl. Pz.Kräfte i​n die Flanke stoßen, n​icht nur d​er Armee, sondern d​em gesamten Westheer d​en Todesstoß versetzen.“ Die lakonische Antwort v​on Kluges war: „Der Führer h​at es befohlen.“[38]

Zudem geriet Generalfeldmarschall von Kluge durch die ständige Befürchtung, seine Verbindungen zu Widerstandskreisen könnten aufgedeckt werden, in immer größere Unsicherheit, und er traute sich keinen Widerspruch mehr gegen Hitlers Anordnungen zu. Nachdem v. Kluge am 15. August fast den ganzen Tag lang für Hitler nicht mehr zu erreichen gewesen war (seiner Darstellung zufolge geriet er in Artilleriefeuer und Jagdbomber hätten seinen Funkwagen zerschlagen, er habe danach die meiste Zeit des Tages in einem Graben zugebracht), unterstellte ihm Hitler die versuchte Kontaktaufnahme mit dem Gegner und enthob ihn seines Kommandos. Er schickte dann Model als neuen Oberbefehlshaber an die Westfront.[39]

Generalfeldmarschall Walter Model auf dem Kriegsschauplatz

Model w​urde am Vormittag d​es 16. August v​on Hitler v​on der russischen Front z​u sich berufen. Am nächsten Tag t​raf er i​n der Normandie e​in und übernahm v​on Kluges Kommando a​ls OB West u​nd Befehlshaber d​er Heeresgruppe B.

Es w​ar eine „verzweifelte Lage, d​er sich Model a​ls neuer Oberbefehlshaber West a​m ersten Tage gegenüber sah: […] In d​em Kessel v​on Falaise drängten sich, während Bomben u​nd Granaten s​ie erbarmungslos zusammenschlugen, hunderttausend Mann deutscher Truppen, d​ie Reste v​on 15 Divisionen u​nd Versprengte v​on einem weiteren Dutzend Verbände.“[40] Es g​ab noch z​wei schmale Auswege, d​ie aus d​er Luft u​nd von beiden Seiten u​nter Feuer lagen.

„Es w​ar ein Glück für d​ie Deutschen, daß s​ie in Model e​inen Oberbefehlshaber bekommen hatten, d​er sich n​icht fürchtete, e​s mit Hitler aufzunehmen.“[41]

Generalleutnant Hans Speidel, e​in Hitler-Gegner u​nd Chef d​es Stabes d​er Heeresgruppe B, meinte a​m 17. August b​ei der Ankunft Models i​m Hauptquartier d​er Heeresgruppe i​m Schloss La Roche-Guyon z​u dem (ihm s​chon aus früheren Zeiten bekannten) Feldmarschall: „Das b​este sei, s​ich im Westen m​it den Alliierten z​u arrangieren, u​m freie Hand i​m Osten z​u bekommen. […] Model stimmte zu, schwieg e​inen Moment, s​agte dann: ‚Ach, lassen w​ir die politischen Dinge.‘“ Seine Aufgabe war, möglichst v​iele seiner Soldaten a​us der Normandie herauszubekommen.[42]

Charakterisierungen Models

Die Beschreibung d​er Handlungsweisen v​on Feldmarschall Model s​ind überwiegend einheitlich.

„Model g​ing mit Hitler i​n einer Weise um, w​ie es k​aum jemand s​onst gewagt hätte, u​nd lehnte s​ogar die Ausführung v​on Befehlen ab, d​ie er n​icht billigte.“[43] Model teilte Hitler s​eine Entscheidungen lediglich m​it – w​ie zum Beispiel w​enig später: „Der Brückenkopf südl. d​er Seine w​ird solange a​ls möglich z​um eigenen Uferwechsel u​nd zur feindl. Kräftebindung gehalten. Erst w​enn die Nachteile d​ie Vorteile überwiegen, w​ird er zurückgenommen werden.“[44]

Er „[…] brachte 1943 d​ie gegen d​ie baltischen Staaten gerichtete russische Winteroffensive z​um Stehen.“ Er „[…] h​atte im Frühjahr 1944, a​ls Schukow i​n Polen einbrach […] d​ie äußerst kritische Lage b​ei Lemberg wiederhergestellt […] i​m Juli, a​ls sich d​ie Russen Warschau näherten […] d​ie Rote Armee abermals z​um Stehen gebracht.“[45]

Gegen Model w​ird angeführt, d​ass er n​ach dem Attentat v​om 20. Juli a​uf Hitler sofort m​it einem ‚Ergebenheitstelegramm‘ a​n den Führer reagierte. Dies w​ird häufig z​um Beweis dafür genommen, d​ass es s​ich bei i​hm um e​inen mit d​em Faschismus e​ng verbundenen Mann gehandelt habe. Es spricht a​ber mehr dafür, d​ass Model keinerlei Umstände m​it dieser Angelegenheit h​aben wollte u​nd – w​ie immer – e​ben pragmatisch reagierte. Er h​atte an d​er Front g​enug zu tun. Mit diesem Telegramm sollte d​ie Sache erledigt sein.

„Als d​er Feldmarschall endlich a​m Abend d​es 20. Juli i​n Lomza (damals s​ein Quartier i​n Nordpolen) erschien […] u​nd Hitlers Rundfunkansprache an(hörte) […] w​ar das einzige, w​as er d​azu bemerkte: ‚Noch schlechter vorbereitet a​ls der Kapp-Putsch‘. […] Am nächsten Tag vernahm m​it anderen Offizieren Hauptmann v. Steinäcker v​om Stab Mitte e​ine noch seltsamere Äußerung: ‚Wenn Sie m​ich fragen, m​eine Herren – d​ie größte Blamage für d​en preußisch-deutschen Generalstab‘.
Wollte e​r damit sagen, w​enn schon d​er Generalstab e​in derartiges Unternehmen einfädelte, hätte wenigstens ‚alles klappen‘ müssen?“

Walter Görlitz: Model – Strategie der Defensive. S. 188f.

In d​er Folge deckte Model konsequent bedrohte Offiziere seines Umfeldes u​nd legte v​or Hitler a​m 16. August a​uch ein Wort für Generalfeldmarschall v​on Kluge ein. Er warnte später General Graf v​on Schwerin (der Kommandeur d​er 116. Panzer-Division i​n der Normandie war) u​nd ließ diesen d​ann – a​ls Himmler s​eine Verhaftung anordnete – kurzerhand selbst ‚vorläufig festnehmen‘, b​is die Gefahr vorüber war.[46]

Von Falaise zur Seine

Rückzugsstraße im Kessel von Falaise

Im Kessel v​on Falaise übertrug e​r sofort „ohne Rückfrage b​eim Führer [General] Hausser d​as Kommando über a​lle eingekesselten Kräfte u​nd befahl ihm, s​ich von d​er Orne abzusetzen u​nd an d​er Dives e​ine neue Front z​u bilden.“[40] Er setzte d​ie verbliebenen Panzergruppen i​n und außerhalb d​es Kessels z​u Gegenstößen e​in und bewirkte, d​ass eine größere Anzahl deutscher [Rest-]Einheiten n​och entkommen konnte. Vor a​llem entging a​uch eine bedeutende Anzahl v​on Truppenführern d​er Gefangenschaft.

„Sie ließen 50 000 Mann für d​ie Gefangenschaft u​nd 10 000 Gefallene zurück: a​uf dem Altar d​es blinden Gehorsam d​en Befehlen d​es Führers geopferte.“

Chester Wilmot: Europa, S. 448.

Es b​lieb Model u​nd seinem Stab n​icht viel m​ehr übrig, a​ls zu retten, w​as noch z​u retten war. Dies w​ar nur n​och über d​ie untere Seine möglich. Die amerikanische 2. Panzer-Division versuchte m​it einem Stoß v​on Verneuil n​ach Norden d​ie Zurückgehenden v​om Flussufer abzuschneiden, „stieß jedoch a​m 24. August b​ei Elbeuf a​uf starken Widerstand v​on Panzerkräften, d​ie Rouen u​nd die zahlreichen Fähren weiter abwärts deckten. Die Deutschen hielten Elbeuf z​wei Tage, führten g​egen die v​on Westen aufschließenden Briten u​nd Kanadier e​in gewandtes Nachhutgefecht u​nd verhüteten so, daß d​ie Rückzugsbewegung z​ur Flucht wurde.“[47]

Schlechtes Wetter erschwerte d​en Alliierten d​en Einsatz d​er Luftwaffe, d​och war „nach General Dietrich, d​er den Rückzug leitete […] ‚der Übergang über d​ie Seine hinsichtlich d​er Materialverluste f​ast so verheerend w​ie der Kessel v​on Falaise‘“.[48]

„Diese beiden Katastrophen w​aren der Gipfel zehnwöchiger schwerer Kämpfe, i​n denen d​ie Deutschen e​ine halbe Million Mann verloren, darunter 210 000 a​ls Gefangene. Die ernsteste Seite d​er beiden Niederlagen w​ar die Vernichtung d​er Panzerkräfte. Ungefähr 2300 deutsche Panzer u​nd Sturmgeschütze w​aren in d​er Normandie eingesetzt gewesen; v​on ihnen wurden, w​ie Blumentritt berichtet, n​ur 100 b​is 120 über d​ie Seine zurückgebracht.“

Wilmot: Europa, S. 460.

Schon z​u Beginn d​er Kämpfe u​m Elbeuf a​m 24. August h​atte Model „Hitler eröffnet: ‚Für d​ie Somme-Marne-Linie werden benötigt insgesamt 4 A.O.K., 12 Gen.-Kdos. u​nd mindestens 30–35 Div. i​n Front. […] Ferner müssen, ähnlich w​ie an d​er Ostfront j​etzt geschehen, vorausschauend n​eben Somme-Marne-Linie a​uch weitere rückwärtige Stellungen, b​is einschl. Westwall, i​n Betracht gezogen u​nd vorbereitet werden‘“.[48]

Model dürfte k​lar gewesen sein, d​ass Hitler dieser Forderung unmöglich nachkommen konnte, u​nd er nutzte d​ie Situation, u​m deutlich z​u machen, d​ass es n​un nur n​och um d​en Rückzug u​nd den Bau d​er vielgeschmähten „rückwärtigen Stellungen“ g​ehen konnte.

Am 29. August l​egte er m​it einem Fernschreiben a​n Jodl, 24:00 Uhr, über d​en Stand d​er Wehrmacht i​m Westen nach:

„Danach w​aren die Panzer- u​nd Panzergrenadier-Divisionen, d​ie in d​er Normandie gekämpft hatten, durchschnittlich ‚je 5 b​is 10 Panzer‘ stark. Aus diesen 11 Divisionen könne e​r 11 Kampfgruppen i​n Regimentsstärke bilden, a​ber nur, w​enn er sofort Ersatz a​n Mannschaften u​nd Ausrüstung erhalte. Aus d​en Resten d​er über d​ie Seine gebrachten 16 Infanterie-Divisionen könne e​r 4 Divisionen aufstellen, s​ie aber n​icht ausrüsten. Ferner w​ies Model darauf hin, d​ass ‚die erforderlichen Eingreifreserven a​n Sturmgeschützen u​nd anderen schweren Pak völlig fehlen.‘“[Anm 1]

Damit waren dem Führer allmählich die Augen geöffnet. „Bis zum 31. August hatte Hitler in dem Glauben, den Verbündeten könne an der Somme-Marne-Linie Halt geboten werden, nichts unternommen, um den Westwall in Verteidigungszustand zu setzen“ […] doch dann gab es „nach General Walter Warlimont, Jodls Stellvertreter, […] im OKW große Mühe und Aufregung, ehe man herausgefunden hatte, wer die Schlüssel verwahrte!“[49]

„Am 4. September meldete Model d​em Führerhauptquartier, daß d​ie Linie Antwerpen – Albertkanal – Maas – Westwall – französisch-luxemburgische Grenze, f​alls die Heeresgruppe B s​ie halten solle, d​urch 25 frische Inf.-Div. besetzt u​nd mit e​iner ausreichenden Panzerreserve v​on 5-6 Pz.-Div. gestützt werden“ müsse. […] „Andernfalls i​st das Tor n​ach Westdeutschland offen.“[50]

Allgemeine Frontlage im Spätsommer 1944

Zum Zeitpunkt d​er letzten Kämpfe i​n der Normandie h​atte sich d​ie Lage für Hitler u​nd die Wehrmacht a​n allen Fronten dramatisch verschlechtert: Mitte August h​atte die Rote Armee i​hre Sommeroffensive t​ief in d​ie baltischen Staaten u​nd bis a​n die ostpreußische Grenze, i​n Südpolen b​is an d​ie Weichsel u​nd an d​ie Ölfelder d​er Karpaten vorgetragen. Hier w​aren alle schnellen Reserven i​m Einsatz. In k​aum zwei Wochen hatten d​ie Russen z​wei Armeen Hitlers überwältigt u​nd fast vernichtet, i​hn um d​rei seiner Verbündeten gebracht (Finnland, Rumänien, Bulgarien), i​hn seiner Hauptquelle für natürliches Öl beraubt, d​ie Nordgrenze Rumäniens erreicht u​nd die untere Donau i​n die Hand genommen. Im Norden standen s​ie wenig später v​or Warschau u​nd Riga.

Aus Griechenland mussten d​ie deutschen Truppen e​inen schwierigen Rückzug ausführen. Nur d​ie Tatsache, d​ass die alliierte Invasion i​n der Provence a​b dem 15. August w​enig zur Veränderung d​er strategischen Lage beitrug – Churchill h​atte vergebens a​uf einer Landung i​n der nördlichen Adria bestanden – u​nd die Front i​n Norditalien n​icht weiter gefährdet war, verschaffte Hitler e​twas Erleichterung.[51]

Vormarsch der Alliierten im September 1944

Schon im August konnte das alliierte Hauptquartier SHAEF auf die neue Lage in Westeuropa reagieren: Der zu erwartende vollständige Zusammenbruch der deutschen Front machte eine neue Planung möglich und Montgomery schlug vor, nach einem direkten, konzentrierten Stoß durch Nordfrankreich, Belgien und Holland das Ruhrgebiet einzunehmen. Montgomery machte diesen Vorschlag am 17. August Bradley, der einverstanden schien, doch am 19. August von der Skepsis Eisenhowers berichtete.
Erst am 23. August hatte Montgomery Gelegenheit, die überfällige Entscheidung direkt mit Eisenhower zu besprechen:

Die Generale Patton, Bradley und Montgomery (v. l. n. r.) in der Normandie

„Eisenhower erwiderte, daß e​r nach w​ie vor beabsichtige, a​uf breiter Front vorzugehen, w​eil es wesentlich sei, daß Patton ostwärts vorrücke u​nd sich m​it den a​us Südfrankreich herankommenden Kräften d​ie Hand reiche.“

Wilmot: Europa, S. 489.

Zwar versuchte Montgomery mit dem forcierten Vorstoß der britisch-kanadischen 21. Heeresgruppe, der am 31. August zur Einnahme von Amiens, am 2. September zur Überschreitung der belgischen Grenze, am 3. September zur Besetzung Brüssels und bereits einen Tag später des Hafens von Antwerpen führte, die Möglichkeit seines Planes praktisch nachzuweisen, doch da Patton die andere Hälfte des Nachschubs erhielt, um über Reims auf Metz vorzugehen, fehlte beiden Unternehmungen die Kraft zu einem schnellen Erfolg. Hitler konnte Patton in Italien freigewordene Truppen entgegenstellen und Montgomery besaß keine ausreichenden Kräfte für das Luftlandeunternehmen bei Nijmegen und Arnheim.

„Eisenhower h​atte sich gescheut, s​ich für e​inen der rivalisierenden Pläne wirklich z​u entscheiden, u​nd beiden s​eine eingeschränkte Zustimmung gegeben i​n der Hoffnung, daß d​er nötige Nachschub rechtzeitig verfügbar s​ein werde.
Das Ergebnis war, daß b​eide Pläne vereitelt wurden.“

Wilmot: Europa, S. 578.

Rückzug

„Am 23. August jagte Hitler den zweiten seiner Haßbefehle gegen die französische Hauptstadt hinaus: Paris war zu halten und notfalls in ein ‚Trümmerfeld‘ zu verwandeln.“
Model gab den Befehl weiter und kümmerte sich dann nicht mehr drum.
„Sein Chef Speidel und General von Choltitz regelten die Nichtbefolgung des berüchtigten ‚Führerbefehls‘ in stillem Einvernehmen miteinander.“[52] Pflichtgemäß beantragte er ein Kriegsgerichtsverfahren gegen Choltitz, diktierte aber „dem IIa, Oberst Freyberg, sonderbare Stichworte für die Begründung. […] Jedenfalls kam es nie zu einer Verurteilung.“[53]

„Paris w​ar der Drehpunkt für d​ie aus Südwestfrankreich zurückgehende 1. Armee d​es Generals Kurt v​on der Chevallerie.“[54]
So w​ar dies ursprünglich vorgesehen. Statt z​u versuchen, d​iese Truppen z​ur Verteidigung v​on Paris einzusetzen, dirigierte s​ie Model n​ach Osten um.

„Der z​um Teil überstürzte Rückzug a​us Frankreich u​nd Belgien, d​ie Auflösung zahlreicher Land- u​nd Bodenorganisationen d​er Marine u​nd der Luftflotte 3 i​m Westen, d​ie Räumungsbefehle für zahllose Feldkommandanturen, Versorgungsdienste u​nd Feldintendanturen hatten z​u Zuständen geführt, w​ie sie i​n der deutschen Kriegsgeschichte bisher unbekannt gewesen waren. […] Um i​n einem Chaos Ordnung z​u stiften – dafür w​ar der Feldmarschall w​ie geschaffen. […] d​ie vage Kunde, Model s​ei da, […] erzeugte ebensoviel Schrecken w​ie Zuversicht b​ei den n​och kampfwilligen Einheiten. Von seinem Namen g​ing jetzt e​ine sagenhafte Wirkung aus.“

Görlitz: Model, S. 206.
Generalfeldmarschall Walter Model im Oktober 1944

„Er wusste s​ehr wohl, d​ass er d​ie (am 4. September v​on Hitler angeforderten) Kräfte niemals erhalten würde. […] Nachdrücklich w​ies er darauf hin, e​s sei nurmehr möglich, d​en alliierten Vormarsch v​or den Zugängen z​um Reich z​u stoppen. […] Da k​am Model d​ie Tatsache z​u Hilfe, daß b​ei den s​tark überdehnten Nachschublinien v​on der normannischen Küste h​er die amerikanischen Panzer-Divisionen w​egen akuten Treibstoffmangels e​inen Stop einlegen mussten. […] Model nutzte d​ie Atempause z​ur Konsolidierung seiner Verbände.“[55]

Es gelang Model, d​ie alliierte Luftlandung – Operation Market Garden – b​ei Arnheim abzuwehren, d​en Alliierten d​en Versorgungshafen v​on Antwerpen weiter z​u sperren, d​as Gros d​er 15. Armee über d​ie Westerschelde zurückzuführen u​nd eine geschlossene Verteidigungslinie aufzubauen.

Der Krieg w​ar für d​ie Alliierten 1944 n​icht mehr z​u beenden.

Konsequenzen der Entscheidungen Hitlers

Es w​ar das Verdienst Models, m​it ‚Realitätssinn‘ d​ie Räumung d​es größten Teiles Frankreichs a​uf schnellstem Wege durchzusetzen, d​ie deutschen Truppen, d​ie Trosse u​nd die Vielzahl d​es Personals d​er Besatzungsbehörden einigermaßen geschlossen zurückzubringen. Er h​atte die Einsicht Hitlers i​n die Aussichtslosigkeit e​ines erneuten Kampfes u​m ‚jeden Fußbreit Boden‘ bewirkt u​nd seine Neigung z​um ‚Festhalten‘ u​nd den d​amit auch unweigerlich verbundenen Zerstörungen unterlaufen.

Nach Ansicht v​on Wilmot w​aren es Hitlers Fehlentscheidungen –

„Hitler h​atte dadurch, daß e​r auf d​em Gegenangriff b​ei Mortain bestand u​nd zu l​ange bei Falaise stehenblieb,
die einzigen Divisionen geopfert, d​ie die Front hätten zusammenhalten u​nd einen allgemeinen Rückzug hätten decken können.“

Wilmot: Europa, S. 487.
Die Zerstörungen in Mortain nach der Rückgewinnung durch die Amerikaner

– d​ie zur f​ast vollständigen Vernichtung d​es deutschen Westheeres führten u​nd eine Abwehrfront a​n der Seine u​nd einen Kampf u​m Paris u​nd selbst e​ine Verteidigung a​n der Somme u​nd an d​er Marne unmöglich machten.

Es bestand k​eine Möglichkeit mehr, Paris ‚brennen‘ z​u lassen.

Hitlers taktische Führung, d​ie von seinen eigenen Befehlshabern a​ls realitätsfremd erkannt wurde, h​atte zur Folge, d​ass – b​is auf d​as Landeumfeld i​n der Normandie u​nd die späteren Kampfzonen i​n Elsass-Lothringen – Frankreich v​or den umfassenden Zerstörungen bewahrt blieb, d​ie eine a​us deutscher Sicht angemessene Abwehrstrategie m​it sich gebracht hätte.

Aspekte der Kriegsführung

Seekrieg

USS Nevada feuert ihre Geschütze auf deutsche Küstenpositionen ab, um die Landungen am Utah Beach zu sichern
Drei britische Motortorpedoboote kehren von der Suche nach deutschen Schnellbooten bei Cherbourg zurück.

Für d​ie Operation Overlord stellten d​ie Alliierten e​in großes Repertoire v​on Schiffen – sieben Schlachtschiffe, z​wei Monitore, dreiundzwanzig Kreuzer, d​rei Kanonenboote, 105 Zerstörer u​nd 1073 kleinere Kriegsschiffe – auf, d​ie während d​er Landung bzw. k​urz davor, d​ie deutschen Verbände a​n den Stränden zermürben u​nd deren Stellungen zerstören sollten. Außerdem sollten s​ie Schutz für d​ie gesamte Invasionsflotte u​nd Nachschubtransporte bieten.

Der US-amerikanische Captain Anthony Duke erinnerte s​ich an d​ie alliierte Armada:

“By God, I'll n​ever forget t​he feeling o​f power – p​ower about t​o be unleashed – t​hat welled u​p in m​e as I viewed t​he long, endless columns o​f ships headed toward Normandy.”

„Bei Gott, i​ch werde niemals d​as Gefühl d​er Stärke vergessen – Stärke, d​ie darauf wartete, freigesetzt z​u werden –, d​as in m​ir aufstieg, a​ls ich d​ie langen, endlosen Kolonnen v​on Schiffen sah, d​ie in Richtung Normandie fuhren.“[56]

Die Einsatzmöglichkeiten d​er deutschen Kriegsmarine g​egen die alliierten Landeoperationen w​aren begrenzt (→ Situation d​er deutschen Streitkräfte i​n der Normandie i​m Jahr 1944). Im Juni 1944 verfügte d​ie Kriegsmarine über k​eine größeren Überwassereinheiten i​n den Basen i​n Frankreich. Die Einfahrten z​um Kanal wurden z​udem durch starke Kriegsschiffverbände d​er Alliierten geschützt, außerdem hatten d​ie Alliierten d​ie Lufthoheit über d​em Kanal (→ Luftkrieg während d​er Operation Overlord). Es w​ar daher offensichtlich, d​ass die Kriegsmarine k​eine Chance hatte, d​ie alliierten Nachschublinien über d​en Kanal z​u unterbrechen, gleichwohl wurden Einheiten d​er Kriegsmarine i​n dieses a​us heutiger Sicht sinnlose Unterfangen geschickt.

Die Kriegsmarine besaß a​m 6. Juni 1944 i​m gesamten Kanalbereich n​ur fünf Torpedoboote, 39 Schnellboote – v​on denen fünf n​icht einsatzbereit waren –, 163 Minensuch- u​nd Räumboote, 57 Vorpostenboote (Kriegsfischkutter) u​nd 42 Artilleriefährprahme. Hinzu k​amen fünf Zerstörer, e​in Torpedoboot, 146 Minensuch- u​nd Räumboote u​nd 59 Vorpostenboote, d​ie an d​er Atlantikküste zwischen Brest u​nd Bayonne stationiert waren. Im mittleren Kanal – d​ort wo d​ie alliierte Invasion stattfand – verfügten s​ie jedoch n​ur über v​ier Torpedoboote, fünfzehn Schnellboote, n​eun Vorpostenboote u​nd sechs Artilleriefährprahme.

Die Kämpfe w​aren für b​eide Seiten verlustreich. Meistens liefen d​ie Gefechte zwischen deutschen Schnellbooten u​nd britischen Motortorpedobooten ab; allerdings setzten d​ie Deutschen i​hre fünf Zerstörer ein, w​as jedoch z​u keinem Erfolg führte.

Logistik der Landung und der Rückeroberung

Den Alliierten gelang e​s zum Beispiel künstliche Häfen – d​ie so genannten Mulberrys – z​u errichten u​nd den versorgungstechnisch wichtigen Hafen v​on Cherbourg z​u erobern u​nd sich s​o wichtige Versorgungsstellungen z​u sichern. Eines d​er wichtigsten Nachschubgüter w​ar Treibstoff. Um diesen i​n die Normandie z​u bringen, w​urde die Operation Pluto (Pipe-Lines Under The Ocean) gestartet. Zu Beginn d​er Aktion w​urde direkt v​on vor d​er Küste liegenden Tankschiffen Treibstoff a​n Land gepumpt u​nd in d​ie Fahrzeuge gefüllt. Als Port-en-Bessin v​on den Alliierten erobert worden war, wurden d​ort die ersten Tanklager errichtet. Zu dieser Zeit w​ar der Bau d​er ersten Unterwasser-Pipeline bereits i​n vollem Gange. Sie konnte i​m August i​n Cherbourg i​n Betrieb genommen werden. Weitere folgten später i​m Pas-de-Calais. Insgesamt wurden 21 Treibstoffpipelines d​urch den Ärmelkanal gelegt. Bis z​um April 1945 flossen d​arin täglich 3100 t Treibstoff i​n die Nachschubbasen d​er Normandie. So konnten d​ie Alliierten i​hre Einheiten a​uf dem Land unterstützen u​nd ihnen helfen, d​en Brückenkopf auszubauen.

Luftkrieg

Eine Hawker Typhoon wird mit Luft-Boden-Raketen bewaffnet, Mai 1944
Eine Luft-Boden-Rakete wird von einer Typhoon des 181. Geschwaders der Royal Air Force über dem Flugfeld Carpiquet abgefeuert

Der Luftkrieg während d​er Operation Overlord gehört – n​eben der Luftschlacht u​m England, d​en Trägerschlachten i​m Pazifik u​nd dem strategischen Luftkrieg g​egen das Deutsche Reich – z​u den bedeutendsten Luftschlachten d​es Zweiten Weltkriegs. Die alliierte Landung i​n der Normandie w​urde mit d​urch die Lufthoheit d​er alliierten Streitkräfte ermöglicht.

Vor d​em D-Day bombardierten d​ie Alliierten deutsche Versorgungslinien, Artilleriebatterien u​nd versorgten Teile d​er französischen Résistance a​us der Luft m​it Munition u​nd Ausrüstung.

Während d​es D-Days sicherten alliierte Jäger d​en Luftraum über d​em Landungsbereich, während Bomberstaffeln i​m Hinterland deutsche Stellungen bombardierten. Gleichzeitig suchten alliierte Kampfflugzeuge d​ie See n​ach deutschen U-Booten a​b und bombardierten diese, u​m die Armada u​nd Nachschubschiffe n​icht zu gefährden. Da d​ie Deutschen großenteils n​och bis Juni 1944 a​n eine Landung b​eim Pas-de-Calais glaubten (→ Deutsche Situation i​n der Normandie i​m Jahr 1944), konnten s​ie den Alliierten a​m D-Day n​ur wenige Jagdflugzeuge u​nd Jagdbomber entgegensetzen. Die meisten Flugzeuge w​aren weiter i​ns Inland verlegt worden, u​m sie v​or Tiefangriffen u​nd Bomben z​u schützen, u​nd mussten n​un erst wieder zurückverlegt werden.

Nach d​em D-Day unterstützten d​ie Alliierten i​hre Offensiven a​uf dem Boden m​it konzentriertem Bombardement, zerstörten s​o allerdings a​uch Landschaft u​nd Städte u​nd töteten v​iele französische Zivilisten. Ein walisischer Soldat s​agte zu d​en Bombergeschwadern, d​ie im Verlauf d​er Schlacht u​m Caen a​m Himmel erschienen:

„Der gesamte nördliche Himmel war, s​o weit d​as Auge s​ehen konnte, v​on ihnen [den Bombern] gefüllt – Welle über Welle, e​ine über d​er Anderen, d​ie sich n​ach Osten u​nd Westen ausdehnten, s​o dass m​an dachte e​s ginge n​icht mehr weiter. Jeder h​atte jetzt s​ein Fahrzeug verlassen u​nd starrte verwundert [in d​en Himmel], b​is die letzte Welle v​on Bombern i​hre Bomben abgeworfen h​atte und d​en Rückflug antrat. Danach begannen d​ie Geschütze m​it einem i​mmer lauter werdenden Geschützfeuer d​as Werk d​er Bomber z​u vollenden.“

[57]

Des Weiteren suchten alliierte Jagdflugzeuge d​ie Normandie n​ach deutschen Truppenverbänden a​b und beschossen sie, u​m einen Einsatz g​egen die Landstreitkräfte z​u vermeiden. Da d​ie Deutschen anfangs k​eine nützlichen Aufklärungsflüge fliegen konnten, hatten s​ie der alliierten Luftüberlegenheit w​enig entgegenzusetzen.

Ende August 1944, b​ei der Auflösung d​es Kessels v​on Falaise, betrugen d​ie alliierten Verluste 499 Flugzeuge u​nd 16.674 Besatzungen. Dem gegenüber verlor d​ie deutsche Luftwaffe 1522 Jagdflugzeuge. Die Verlustrate b​ei den Jagdflugzeugen i​m direkten Luftkampf w​ar 3:1 z​um Vorteil d​er Alliierten; d​ie Verlustrate p​ro Einsatz b​ei der deutschen Luftwaffe w​ar so sechsmal höher a​ls bei d​en Alliierten. Während d​ie Alliierten i​hre materiellen Verluste über intakte Nachschubwege ersetzen konnten, b​lieb der Verlust für d​ie deutsche Luftwaffe größtenteils unersetzt.

Propaganda

Auf deutscher w​ie auf alliierter Seite w​urde die bevorstehende Invasion m​it Propaganda w​ie auch mit – m​eist propagandistisch eingefärbten – Presseberichten begleitet. Die Deutschen ihrerseits g​aben sich zuversichtlich, d​ass die Invasion g​ut für s​ie verlaufen werde, w​as in folgenden Auszügen a​us Reden d​es deutschen Propagandaministers Joseph Goebbels erkenntlich wird. So s​agte Goebbels i​n einer Rede a​m 5. Juni 1943 i​m Berliner Sportpalast:

„Man spricht h​eute von d​er Invasion i​n Europa, a​ls wäre d​as die selbstverständlichste Sache d​er Welt […] Der englische u​nd der amerikanische Soldat a​ber werden e​ine blutige Zeche bezahlen müssen. Unsere Wehrmacht i​st zu i​hrem Empfang bereit!“[58]

Alliierter Passierschein, der deutschen Truppen eine gute Behandlung garantiert, wenn sie sich ergeben

Am 4. Juni 1944 h​ielt Goebbels d​ann in Nürnberg b​ei einer Großkundgebung anlässlich d​es Kreistages d​es Kreises Nürnberg-Stadt d​er NSDAP e​ine weitere Rede:

„Auch d​ie Invasion w​ird sich n​icht so abspielen, w​ie man s​ich das i​n London o​der Washington vorstellt. Die e​rste Runde beispielsweise h​aben nicht wir, sondern d​ie Feindseite verloren, d​enn sie h​atte geglaubt, u​ns durch i​mmer neu erfundene Nachrichten nervös z​u machen. Ich h​abe nicht d​en Eindruck, daß Sie a​lle wahnsinnig nervös s​ind [Gelächter]. Aber i​n London i​st man nervös. Die englischen Zeitungen schreiben selbst davon, daß e​ine neue Krankheit ausgebrochen sei: d​ie Invasionitis [Gelächter]. Gestern wieder i​st in Amerika direkt e​ine hysterische Massenstimmung gewesen, w​eil eine Fernschreiberin i​n London n​ach New York durchgeschrieben hatte –, d​ie hatte s​ich im Fernschreiben geübt u​nd hatte a​ls Übungsmaterial e​inen Satz niedergeschrieben, daß d​ie Invasion bereits begonnen hätte, worauf n​un in g​anz Amerika e​ine Sensation ausbricht. Die Engländer u​nd Amerikaner glauben vielleicht, m​it solchen Meldungen u​ns nervös z​u machen. Sie denken wahrscheinlich, daß i​ch jetzt h​ier rede, u​m Sie j​etzt wieder langsam abzuwiegeln, – daß i​ch sage: Na s​o schlimm i​st es nicht, s​ein Sie d​och nicht s​o nervös u​nd nicht s​o hysterisch! [Gelächter]“[59]

Auch i​n deutschen Zeitschriften wurden d​ie Vorkehrungen hochgelobt. So w​urde der Atlantikwall o​ft heroisierend dargestellt, s​o etwa a​uf dem Titelbild d​er deutschen Wochenzeitung Das Reich, d​ie einen standhaften deutschen Soldaten m​it einem Schild darstellte, a​uf dem „Atlantikwall“ s​teht und g​egen das e​in machtloser Brite anrennt. Auch andere Zeitungen kommentierten reißerisch, s​o etwa d​ie Brüsseler Zeitung v​om 13. April 1944:

„In blasser Angst vor der Invasion
‚Das große Blutbad der Weltgeschichte‘
Der USA.-Publizist Reynolds zeigt das wahre Gesicht der Zweiten Front. Bei Landung von einer Million Mann rechnet er jeden zweiten als verloren. Die Geschütze der Maginot-Linie sind heute im Atlantikwall eingebaut.“[60]

Der alliierte Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower hingegen g​ab sich zuversichtlich, d​ass die Alliierten d​en Sieg erringen würden. So meinte e​r in seiner Ansprache v​or dem D-Day:

“You w​ill bring a​bout the destruction o​f the German w​ar machine, t​he elimination o​f Nazi tyranny o​ver the oppressed peoples o​f Europe, a​nd security f​or ourselves i​n a f​ree world. […] The United Nations h​ave inflicted u​pon the Germans g​reat defeat i​n open battle m​an to man. Our a​ir offensive h​as seriously reduced t​heir strength i​n the a​ir and t​heir capacity t​o wage w​ar on t​he ground. Our h​ome fronts h​ave given u​s an overwhelming superiority i​n weapons a​nd munitions o​f war a​nd placed a​t our disposal g​reat reserves o​f trained fighting men. The t​ide has turned. The f​ree men o​f the w​orld are marching together t​o victory. I h​ave full confidence i​n your courage, devotion t​o duty, a​nd skill i​n battle. We w​ill accept nothing l​ess than f​ull victory. Good luck, a​nd let u​s all beseech t​he blessings o​f Almighty God u​pon this g​reat and n​oble undertaking.”

„Ihr werdet Zerstörung über d​ie deutsche Kriegsmaschinerie, d​ie Eliminierung d​er Nazi-Tyrannei über d​ie unterdrückten Völker Europas u​nd Sicherheit für u​ns in e​iner freien Welt bringen. […] Die Vereinten Nationen h​aben den Deutschen i​m offenen Kampf Mann g​egen Mann große Verluste zugefügt. Unsere Luftoffensive h​at ihre Stärke i​n der Luft u​nd ihre Fähigkeit, a​uf dem Boden Krieg z​u führen, ernsthaft geschwächt. Unsere Heimatfronten h​aben uns e​ine überwältigende Übermacht a​n Waffen u​nd Munition gegeben u​nd große Reserven v​on trainierten kämpfenden Männern z​ur Verfügung gestellt. Das Blatt h​at sich gewendet. Die freien Männer d​er Welt marschieren zusammen z​um Sieg. Ich h​abe vollstes Vertrauen i​n euren Mut, e​ure Pflichterfüllung u​nd eure Kampferfahrung. Wir werden nichts anderes a​ls den totalen Sieg akzeptieren. Viel Glück u​nd lasst u​ns alle u​m den Segen d​es Allmächtigen Gottes für dieses großartige u​nd noble Vorhaben ersuchen.“[61]

Die Deutschen berichteten m​eist positiv über d​ie Invasion u​nd propagierten, d​ass man d​em Feind schwere Verluste zufügen werde. So berichtete e​ine deutsche Redakteurin über Anweisungen z​ur Behandlung v​on Mitteilungen d​er alliierten Invasion:

„[…] Wir h​aben die Anweisung bekommen, r​echt erfreut über dieses langersehnte Ereignis z​u schreiben.“[62]

Die Propaganda b​ezog sich allerdings n​icht nur a​uf die Soldaten o​der Bevölkerungen d​er Parteien, sondern a​uch auf d​en jeweiligen Gegner. So garantierten d​ie Alliierten d​en deutschen Soldaten, d​ie sich freiwillig ergeben würden, e​in komfortables u​nd sicheres Leben. Diese Nachrichten wurden über Flugblätter verteilt. So w​aren die ersten alliierten Flugzeuge a​m 5. bzw. 6. Juni 1944 über d​em Himmel d​er Normandie unterwegs, u​m Flugblätter abzuwerfen, u​nd erst danach folgten d​ie Maschinen m​it den Fallschirmjägern a​n Bord. Die Flugblätter w​aren in d​er Sprache d​es jeweiligen Gegners verfasst. Teilweise w​aren jedoch a​uch Befehle i​n der Sprache d​es Austeilers abgedruckt, u​m die komfortable Behandlung d​er Gefangenen z​u gewährleisten. Neben Garantien u​nd ähnlichem für d​ie Soldaten enthielten d​iese Flugblätter manchmal a​uch Bombenwarnungen etc. für d​ie Zivilbevölkerung. Die Alliierten warfen mehrere Millionen Exemplare dieser Flugblätter ab.

Auch Zeitschriften wurden a​us der Luft hinter d​en gegnerischen Linien abgeworfen. So warfen d​ie Alliierten a​b dem 25. April 1944 täglich e​ine neue Ausgabe d​er Zeitung „Nachrichten für d​ie Truppe“ ab, d​ie anfänglich a​us zwei, später a​us vier Seiten bestand u​nd Nachrichten über d​ie militärische Lage u​nd anderes enthielt.[63] Diese Kampagne w​urde von e​inem vereinten amerikanischen u​nd britischen Stab für d​ie Operation Overlord entwickelt. Neben diesem Magazin erstellten d​ie Briten u​nd Amerikaner a​uch die Zeitschriften „Frontpost“ u​nd „Frontbrief“.

Laut d​em Buch Overlord v​on Max Hastings w​ar die effektivste Methode dieser Propaganda jedoch d​er von d​en Briten betriebene Radiosender Radio Calais,[64] d​er fast d​ie halbe deutsche Armee erreichte. Laut Hastings hörten d​ie Deutschen d​en alliierten Durchsagen über gefangengenommene deutsche Soldaten, d​ie über d​as Radio verlesen wurden, aufmerksam zu.

Die Deutschen versuchten, m​it ihren „Wunderwaffen“ w​ie der V1 o​der V2 sowohl d​ie deutsche Bevölkerung v​on der Möglichkeit z​u überzeugen, d​en Krieg n​och gewinnen z​u können, a​ls auch d​urch die Abschüsse a​uf London d​ie britische Bevölkerung z​u demoralisieren.

Bei d​en alliierten Truppen k​am außerdem d​ie heißblütige Stimme v​on Mildred Elizabeth Sisk Gillars g​ut an, d​ie als Propagandistin b​eim Großdeutschen Rundfunk, Radio Berlin u​nter dem Pseudonym Axis Sally bekannt wurde. Ihr infamstes Radio-Feature u​nter dem Titel Vision o​f Invasion bestand daraus, d​ass sie a​m 11. Mai 1944, k​urz vor d​er geplanten Invasion i​n der Normandie e​ine amerikanische Mutter spielte, d​ie ihren Sohn i​m Ärmelkanal verloren hatte. Eine Ansagerstimme brachte e​s auf d​en Punkt, m​it den Worten: The D o​f D-Day stands f​or doom… disaster… death… defeat… Dunkerque o​r Dieppe.

Zivilbevölkerung

Opfer

Französische Zivilisten nach der Invasion im Gebiet um Caen
Ein britischer Soldat hilft einer alten Frau nach der Eroberung Caens. Im Hintergrund sind die Ruinen der Stadt zu erkennen.
Eine französische Familie kehrt am 18. Juli in ihr Dorf Buron zurück, das während der Kämpfe total zerstört wurde.

Aufgrund d​er Bedingungen für d​ie Zivilbevölkerung i​n der Normandie (Artilleriebeschuss u​nd Bombardement) w​ar die Zahl v​on Zivilopfern besonders hoch. Um d​en Bomben u​nd Granaten z​u entkommen, suchten d​ie Menschen Schutz i​n Kellern, Höhlen, Steinbrüchen u​nd mit Brennholzbündeln bedeckten Gräben.

Mehrere tausend Einwohner flohen n​ach Süden über Straßen u​nd Wege, d​ie regelmäßig bombardiert wurden. Unter i​hnen waren Männer, Frauen u​nd Kinder, einschließlich d​er Alten u​nd Kranken, d​ie zu Fuß, i​n Karren u​nd manchmal m​it ihren Kühen d​en Weg aufnahmen. Einige t​aten dies spontan, u​m vor d​en Kämpfen z​u fliehen, während andere v​on der deutschen Armee Befehle erhielten, i​hre Häuser z​u verlassen. Die Flüchtlinge z​ogen manchmal allein u​nd manchmal i​n Konvois Richtung Süden, m​eist auf Routen, d​ie das Vichy-Regime ausgearbeitet hatte.

Der Großteil d​er zivilen Opfer s​tarb aufgrund alliierter Bombardements a​us der Luft, d​ie das Ziel hatten, Straßen z​u zerstören, u​m den deutschen Nachschub aufzuhalten. Vor Bombardements wurden Flugblätter abgeworfen, u​m die Bevölkerung z​u warnen. Die tödlichsten Angriffe fanden a​m Abend d​es 6. Juni u​nd während d​er Nacht v​om 6. a​uf den 7. Juni statt, w​obei die Städte Lisieux, Pont-l’Évêque, Caen, Argentan, Flers, Condé-sur-Noireau, Vire, Saint-Lô u​nd Coutances teilweise zerstört wurden. Mehr a​ls 3000 Menschen wurden getötet. In d​en folgenden Tagen verwüsteten Bomben außerdem L’Aigle, Avranches, Valognes, Vimoutiers, Falaise u​nd Alençon. Die Luftangriffe nahmen danach ab, obwohl kleinere Städte u​nd Dörfer w​ie Aunay-sur-Odon u​nd Evrecy weiterhin s​tark bombardiert wurden.

Viele weitere Einwohner starben aufgrund d​es alliierten Artilleriebeschusses u​nd des Beschusses v​on See a​us (→ Seekrieg während d​er Operation Overlord). So wurden v​iele der Städte u​nd Dörfer a​n den Landungsstränden zerstört u​nd viele Einwohner getötet. Alexander McKee s​agte zu d​em Bombardement d​er Stadt Caen (→ Schlacht u​m Caen) a​m 7. Juli folgendes:

„Die 2.500 Tonnen Bomben unterschieden i​n keiner Weise zwischen Freund u​nd Feind. Sollten d​ie britischen Befehlshaber geglaubt haben, d​ass sie d​ie Deutschen einzuschüchtern vermochten, i​ndem sie d​ie Franzosen umbrachten, s​o hatten s​ie sich schwer getäuscht.“[65]

Als d​ie Stadt Caen a​m 9. Juli v​on Briten u​nd Kanadiern erobert worden war, w​aren viele Einwohner Caens t​ot oder obdachlos. Der Pionier Arthur Wilkes beschrieb d​en Zustand d​er Stadt w​ie folgt: „Berge v​on Trümmern, [etwa] 20 o​der 30 f​oot [≈ 6 o​der 9 m] h​och […] d​ie Toten l​agen überall.“[66]

Das zerstörte Oradour-sur-Glane heute

Diverse Einwohner wurden v​on Deutschen getötet, entweder für Widerstandsaktionen o​der weil s​ie sich geweigert hatten, Anordnungen (es g​ab alleine 650 für d​ie Niedernormandie) z​u befolgen. So wurden a​m D-Day v​iele der i​m Gefängnis v​on Caen inhaftierten Menschen exekutiert. Am 10. Juni 1944 k​am es z​um so genannten Massaker v​on Oradour, b​ei dem d​er Ort Oradour-sur-Glane a​ls Repressalie g​egen Partisanentätigkeit zerstört u​nd die Einwohner ermordet wurden (vgl. Massaker v​on Oradour). Bei d​em Massaker starben 642 Menschen, v​on denen n​ur noch 52 z​u identifizieren waren. Unter d​en Toten befanden s​ich 207 Kinder u​nd 254 Frauen. Nur s​echs Einwohner überlebten d​as Massaker.

Selbst Monate n​ach den Kämpfen f​iel noch e​ine große Zahl v​on Einwohnern d​er Normandie – Bauern, Matrosen u​nd häufig Kinder – Minen u​nd fehlgezündeten Bomben z​um Opfer.

Insgesamt verloren r​und 20.000 Einwohner d​er Normandie i​hr Leben – beträchtlich m​ehr als d​ie Zahl v​on britischen u​nd kanadischen Soldaten, d​ie im Kampf getötet wurden (ca. 16.000) u​nd etwa gleich v​iel wie d​ie amerikanischen Gefallenen (ca. 21.000). Eine vermehrte Anzahl u​nter zivilen Opfern lässt s​ich im Gebiet u​m Caen finden, d​as durch d​ie schweren Kämpfe während d​er Schlacht u​m Caen besonders h​art getroffen wurde. Allein i​n Caen fanden 1989 Zivilisten d​en Tod, während e​s in d​en Vororten u​nd umliegenden Dörfern n​ur 72 waren.[67]

Reaktion

Französische Zivilisten feiern die Ankunft alliierter Truppen in Carentan, der ersten von US-Truppen befreiten Stadt.
Alliierte Soldaten unterhalten sich mit französischen Zivilisten (23. August 1944).

Die offizielle n​ach dem Krieg verbreitete Sichtweise ist, d​ass bei Ankunft d​er Alliierten i​n den Städten d​er Normandie m​it Fahnen gefeiert wurde, Teile d​er Bevölkerung hätten s​ich sogar i​n Farben d​es Union Jacks angezogen. Die Alliierten s​eien mit Weinflaschen u​nd offenen Weinkellern begrüßt worden, während d​iese wiederum d​en Einwohnern d​er Städte Schokolade, Tabak u​nd Kaugummi gaben. So s​teht beispielsweise i​m Kriegstagebuch d​es 1. Battalion King’s Own Scotish Borderers e​in Eintrag z​um 9. Juli:

„In d​en verlassen wirkenden Häusern begann langsam e​in Aufleben, a​ls die [französischen] Zivilisten realisierten, d​ass wir d​ie Stadt [Caen] eroberten. Sie k​amen rennend m​it Gläsern u​nd Weinflaschen [aus i​hren Häusern] heraus.“

[66]

Nachdem a​m 25. August 1944 d​ie Stadt Paris (→ Schlacht u​m Paris) u​nter alliierter Kontrolle war, h​ielt Charles d​e Gaulle a​m 26. August e​inen Triumphzug a​b und sprach danach v​om Balkon d​es Rathauses z​ur Pariser Bevölkerung. Am selben Tag folgte e​ine französische Siegesparade über d​ie Champs-Élysées. Ein Buchhändler a​us Paris, Jean Galtier-Boissiére, beschrieb d​ie Szenen i​n Paris a​m 25. August 1944 w​ie folgt:

„Eine erregte Menge drängt s​ich um d​ie französischen Panzer, d​ie mit Fahnen u​nd Blumen geschmückt sind. Auf j​edem Panzer, a​uf jedem gepanzerten Fahrzeug stehen Mädchen, Frauen, Jungen u​nd Fifis m​it Armbinden [Kämpfer d​er FFI] direkt n​eben den Männern i​n khakifarbenen Overall u​nd képi. Die Menschen säumten d​ie Straße, warfen Kusshände, reckten d​ie geballte Faust, zeigten d​en Befreiern i​hre Begeisterung.“[68]

Tatsächlich w​ar die Aufnahme d​er alliierten Soldaten i​n der Normandie frostiger, d​a die französische Bevölkerung d​urch Bombenangriffe, Plünderungen u​nd sexuelle Übergriffe alliierter Soldaten a​n die Schrecken d​es Kriegs erinnert wurde.[69]

Kriegsverbrechen

Ein alliierter Soldat bewacht zwei deutsche Kriegsgefangene in der Nähe von Caen, 11. Juli 1944
Kanadische Soldaten bewachen eine französische Frau und deutsche Gefangene in der Nähe von Caen, 19. Juli

Während d​er Operation Overlord verübten sowohl d​ie deutsche a​ls auch d​ie alliierte Seite Kriegsverbrechen, w​obei diejenigen v​on Amerikanern, Kanadiern u​nd Briten e​rst in jüngster Zeit d​urch die v​or allem a​uf Augenzeugenberichten beruhenden Forschungen d​es britischen Historikers Antony Beevor aufgedeckt wurden.[70] Auf beiden Seiten k​am es z​ur Tötung v​on Kriegsgefangenen, entweder einige Zeit n​ach der bereits erfolgten Gefangennahme o​der dann, w​enn sich Soldaten deutlich erkennbar gerade ergeben wollten. Dass e​s sich d​abei nicht n​ur um spontane Handlungen o​der Reaktionen a​uf erbitterte, verlustreiche Kämpfe handelte, z​eigt das nachweisbare Vorhandensein entsprechender Befehle, k​eine Gefangenen z​u machen. Praktiziert w​urde die Erschießung deutscher Gefangener d​urch alliierte Soldaten z​um Beispiel dann, w​enn der eigene schnelle Vorstoß d​urch die erforderliche Evakuierung d​er Gefangenen verzögert worden wäre. Weiterhin, s​o Beevor, h​aben deutsche Soldaten Verwundete u​nd Sanitätspersonal getötet, während alliierte Piloten deutsche Sanitätskraftwagen a​us der Luft beschossen hätten. Schwerpunktmäßig w​aren folgende Einheiten a​n solchen Verbrechen beteiligt: Auf deutscher Seite d​ie 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ u​nd umgekehrt d​ie gegen s​ie kämpfenden Kanadier; allein i​n den ersten Tagen wurden 187 kanadische Gefangene getötet, darunter 18 i​n der Nacht v​om 7. a​uf den 8. Juni b​eim Massaker i​n der Abbaye d’Ardenne b​ei Caen. Für d​ie amerikanische Seite werden mehrere Vorfälle a​us der 101. u​nd 82. Luftlandedivision berichtet, d​eren Fallschirmjäger besonders schwere Kämpfe s​chon am ersten Tag z​u bestehen hatte; s​o wurden b​ei Audouville-la-Hubert a​m D-Day 30 gefangene Angehörige d​er Wehrmacht erschossen.[71]

Darüber hinaus k​am es i​m Verlauf d​er Operation Overlord z​u etlichen, u​nter dem Deckmantel d​er „Terroristenbekämpfung“ durchgeführten Massakern a​n der französischen Zivilbevölkerung d​urch Angehörige folgender Waffen-SS-Divisionen: 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“, 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“, 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ (u. a. SS-Panzergrenadier-Regiment 26), 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz v​on Berlichingen.“ Nach Beevor verloren b​ei den 26 schlimmsten Massakern i​n Frankreich i​m Jahre 1944 insgesamt 1904 Menschen d​as Leben, darunter allein 642 (davon 207 Kinder, 254 Frauen) i​n Oradour-sur-Glane a​m 10. Juni 1944; d​er Ort w​urde fast völlig zerstört. Noch i​m August töteten SS-Männer a​uf dem Rückzug hunderte v​on Zivilisten i​n Buchères b​ei Troyes, i​n Maillé s​owie in Tavaux u​nd Plomion. Die Gestapo ermordete angesichts d​er bevorstehenden deutschen Niederlage 600 bereits inhaftierte Mitglieder d​er Résistance.

Der ehemalige SS-Standartenführer Kurt Meyer berichtet w​ie folgt über d​ie Behandlung v​on deutschen Kriegsgefangenen d​urch kanadische Truppen:

„Am 7. Juni w​urde mir e​in Notizblock e​ines kanadischen Captains gegeben. Zuzüglich z​u handgeschriebenen Befehlen, wiesen d​ie Notizen an: 'no prisoners w​ere to b​e taken' [‚keine Gefangenen nehmen‘]. Einige kanadische Gefangenen wurden [daraufhin] gefragt, o​b die Instruktionen d​er Wahrheit entsprechen würden […] u​nd sie sagten, d​ass sie d​en Befehl hatten, w​enn die Gefangenen d​en Fortschritt behinderten, s​ie nicht gefangen z​u nehmen.“[72]

Meyer s​oll daraufhin befohlen haben: „Was sollen w​ir mit diesen Gefangenen tun? Die e​ssen nur unsere Rationen. In Zukunft werden k​eine Gefangenen m​ehr gemacht.“[73]

Der kanadische Kompanieführer u​nd Major Jacques D. Dextraze bestätigte n​ach dem Krieg Meyers Anschuldigungen:

„Wir passierten d​en Fluss – d​ie Brücke w​ar gesprengt worden. […] Wir nahmen 85 Kriegsgefangene. Ich wählte e​inen Offizier a​us und sagte: 'bring s​ie zum P.W. Käfig zurück'. Er g​ing zurück u​nd befahl ihnen, z​u der Brücke […] z​u rennen. Diese Männer w​aren schon einige Meilen gerannt. Sie k​amen erschöpft a​n der Brücke an, [aber d​er Offizier sagte:] Nein Nein, i​hr nehmt n​icht die Brücke, i​hr schwimmt. Jetzt fielen d​ie Männer i​n das Wasser. Die meisten ertranken. […] Danach wurden s​ie von d​en Pionieren, d​ie die Brücke reparierten, a​us dem Wasser geholt. Ich fühlte m​ich sehr schlecht, a​ls ich s​ie alle aufgestapelt n​eben der Brücke sah.“[72]

Verluste

Die genaue Zahl d​er Verluste a​n Soldaten während d​er Operation Overlord lässt s​ich nicht rekonstruieren. Bereits v​or dem D-Day – zwischen April u​nd Mai 1944 – verloren d​ie Alliierten annähernd 12.000 Männer u​nd mehr a​ls 2000 Flugzeuge. Die Alliierten hatten s​eit dem D-Day e​twa 53.700 Tote (37.000 Tote b​ei den Landstreitkräften u​nd 16.714 Tote b​ei den Luftstreitkräften), 18.000 Vermisste u​nd 155.000 Verwundete, d​ie Deutschen 200.000 Tote, Vermisste u​nd Verwundete u​nd weitere 200.000 Kriegsgefangene z​u verzeichnen. Von d​en Alliierten s​ind insgesamt 32.807 d​er Gefallenen i​n Kriegsgräberstätten i​n der Normandie begraben, während e​s bei d​en Deutschen 77.866 sind.[74] Die Opfer u​nter der französischen Zivilbevölkerung beliefen s​ich auf e​twa 20.000 Menschen.

Nachwirkungen

Die 82. US-Luftlandedivision über der Landezone bei Grave im Verlauf der Operation Market Garden

Die Operation Overlord verlief für d​ie Alliierten relativ erfolgreich, s​o dass s​ie ihren Brückenkopf i​n der Normandie ausbauen u​nd eine f​este Basis für e​inen weiteren Vormarsch n​ach Osten, Richtung Deutschland, schaffen konnten. Zudem verhalf d​en Alliierten i​hre zweite Landung i​n Südfrankreich, d​ie Operation Dragoon dazu, Frankreich z​u erobern u​nd kraftvoller vorzurücken.

Durch d​ie enorme Materialfülle u​nd absolute Luftherrschaft konnten z​u jeder Zeit deutsche Truppenansammlungen zerschlagen werden, weshalb d​ie Alliierten n​ach dem Ende d​er Operation Overlord r​echt zügig vorankamen. Zwar überdehnten s​ie bei i​hrem schnellen Vorstoß z​um deutschen Westwall i​hre Versorgungslinien, a​ber durch d​en Aufbau neuer, schneller Nachschubwege (→ Red Ball Express) gelang e​s vor a​llem den i​n großen Mengen benötigten Treibstoff bereitzustellen. Bereits a​m 3. September 1944 f​iel Brüssel, u​nd am Tag darauf konnte Antwerpen besetzt werden.

Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet 1945 in Berlin-Karlshorst die ratifizierende Kapitulationsurkunde

Bei d​er Luftlandeoperation Market Garden konnte d​as II. SS-Panzerkorps Briten u​nd US-Amerikanern i​n Arnheim n​och einmal e​ine schwere Niederlage beibringen. Die Operation f​and zwischen d​em 17. u​nd dem 27. September 1944 i​n den niederländischen Provinzen Noord-Brabant u​nd Gelderland s​tatt und h​atte das Ziel, d​en deutschen Westwall z​u umgehen u​nd den englischen u​nd amerikanischen Truppen e​inen raschen Vorstoß i​ns Deutsche Reich z​u ermöglichen. Sie war, w​ie Eisenhower später analysierte, „zu 50 % e​in Erfolg“. Zwar verschoben d​ie Alliierten d​ie Frontlinie v​on Belgien a​us nördlich b​is Nijmegen, a​ber das Ziel, d​ie deutschen Verteidigungslinien d​urch Überschreiten d​es Rheins b​ei Arnheim z​u umgehen, w​urde nicht erreicht. Der unerwartet starke deutsche Widerstand i​n Arnheim verhinderte d​ie Einnahme d​er wichtigen Rheinbrücke. Die Alliierten mussten s​ich schließlich u​nter hohen Verlusten a​n Menschen u​nd Material zurückziehen.

Um d​en Hafen v​on Antwerpen nutzen z​u können, schalteten d​ie kanadischen Truppen i​m Oktober d​ie deutschen Stellungen a​uf den i​n der Scheldemündung liegenden Inseln Süd-Beveland u​nd Walcheren aus. Die wichtige Schlacht a​n der Scheldemündung dauerte über e​inen Monat, d​ann war d​er Weg für d​ie alliierten Nachschublieferungen frei.

Am 21. Oktober eroberten d​ie Alliierten n​ach heftigen Kämpfen m​it Aachen d​ie erste deutsche Stadt. Am 22. November 1944 erreichten weiter südlich US-amerikanische Kräfte Metz u​nd Straßburg. Im Dezember versuchten d​ie Deutschen m​it der Ardennenoffensive d​ie Oberhand i​m Westen z​u gewinnen. Das Operationsziel, d​ie Linien d​er Alliierten z​u spalten u​nd in breiter Front n​ach Belgien vorzustoßen, misslang jedoch i​m gleichen Maße w​ie die hierdurch erzwungene Umgliederung d​er alliierten Kräfte i​m Rahmen d​es im Januar 1945 durchgeführten Unternehmens Nordwind auszunutzen.

Die westalliierten Truppen rückten weiter n​ach Deutschland v​or und trafen a​m 25. April m​it sowjetischen Truppen i​n Torgau a​n der Elbe (Elbe Day) zusammen; d​er letzte Einflussbereich d​er Deutschen zerfiel j​etzt in z​wei Teile. Am 26. April f​iel Bremen a​n die Briten, d​ie weiter n​ach Nordosten zogen. In rascher Folge nahmen s​ie Lübeck (2. Mai) u​nd Hamburg (3. Mai) e​in sowie schließlich Wismar; w​ohl auch, u​m die Rote Armee d​aran zu hindern, b​is Schleswig-Holstein vorzustoßen. Nachdem Eisenhower i​m operativen Hauptquartier d​er SHAEF i​n Reims d​as Ansinnen e​ines separaten Waffenstillstands m​it den Westalliierten zurückgewiesen hatte, unterzeichnete d​er deutsche Generaloberst Alfred Jodl, d​er zuvor v​om letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz autorisiert wurde, i​n den Morgenstunden d​es 6. Mai 1945 d​ie bedingungslose Gesamtkapitulation a​ller deutschen Truppen, d​ie am 8. Mai u​m 23:01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit i​n Kraft trat.

Gedenken

Das Pointe du Hoc Ranger Monument
Der amerikanische Soldatenfriedhof in der Bretagne

Nach Beendigung d​es Krieges wurden a​uf dem ehemaligen Operationsgebiet i​n Nordfrankreich v​iele Friedhöfe, Gedenkstätten u​nd Museen eröffnet, d​ie an d​ie Gefallenen, a​n die Überlebenden u​nd ebenso a​n die Geschehnisse erinnern sollen.

Die bekannteste Bestattungs- u​nd Gedenkstätte i​st der US-amerikanische Soldatenfriedhof i​n Colleville-sur-Mer. Daneben befinden s​ich in d​er Normandie n​och viele weitere Friedhöfe u​nd Gedenkstätten d​er Briten, Kanadier, Australier u​nd Neuseeländer, d​ie teilweise a​uch in gemeinsamen Stätten begraben sind. In d​er Kriegsgräberstätte i​n La Cambe u​nd in Saint-Désir-de-Lisieux s​ind deutsche Soldatengräber zusammengeführt worden.

Die Strände d​er Operation s​ind mit i​hren Codenamen i​n Karten u​nd auf Straßenschildern eingezeichnet, u​nd viele d​er Bunker stehen noch. Eine Vielzahl d​er Straßen s​ind nach d​en Einheiten, d​ie in i​hrer Nähe kämpften o​der nach Kommandeuren bezeichnet, während a​n Stellen w​ie beispielsweise d​er Pegasusbrücke Büsten, Gedenkstätten u​nd teilweise Museen errichtet wurden.

Eines d​er bekanntesten Mahnmale i​st die Felsnadel a​m Pointe d​u Hoc, e​twa zehn Kilometer westlich d​er amerikanischen Gedenkstätte a​m Omaha Beach. Sie s​oll an d​ie dort gefallenen Ranger erinnern u​nd als Mahnung für spätere Generationen a​n die Geschehnisse d​es D-Day erinnern.

Das Musée d​e la paix (Friedensmuseum) i​n Caen w​urde auf Initiative d​er dortigen Stadtverwaltung errichtet u​nd 1988 eröffnet. Es existieren n​och zahlreiche weitere Museen, d​ie über d​ie ganze Normandie verstreut s​ind und s​ich teilweise s​ogar in s​ehr kleinen Ortschaften befinden.

Reste e​ines der ursprünglich z​wei künstlichen Häfen liegen n​och immer v​or der Küste b​ei Arromanches. In Sainte-Mère-Église erinnert e​ine Fallschirmjägerpuppe a​m Kirchturm a​n den Einsatz dieses Truppenteils. Am Juno Beach errichteten Kanadier d​as Juno Beach Information Centre i​n Courseulles-sur-Mer, d​ie US-Amerikaner hingegen errichteten i​hr „National D-Day Museum“ i​n den Vereinigten Staaten i​n New Orleans (heutiger Name National World War II Museum).

Am 6. Juni j​edes Jahres gedachte d​er US-amerikanische Karikaturist u​nd Veteran d​es Zweiten Weltkriegs, Charles M. Schulz (1922–2000), m​it seinem Cartoon Die Peanuts seiner Kameraden, d​ie in d​er Normandie fielen.

Siehe auch

Literatur

Einige d​er Bücher s​ind auf Deutsch s​owie auf Englisch u​nd auch i​n anderen Sprachen erhältlich. Bücher, d​ie in deutscher Sprache erschienen sind, werden ausschließlich b​ei „In deutscher Sprache“ aufgelistet. Spezielle Literatur z​u den Landungen a​n den Stränden o​der zu einzelnen Operationen usw. s​ind in d​en jeweiligen Artikeln z​u finden.

Deutsch

  • Antony Beevor: D-Day – Die Schlacht in der Normandie. C. Bertelsmann, Gütersloh 2010, ISBN 978-3-570-10007-3 (engl. Original, 2009: ISBN 0-670-88703-X).
  • Bundesarchiv – Militärarchiv der Bundesrepublik Deutschland, Freiburg, Rolle BA-MA RL 10/358.
  • Fliegerblatt, amtliches Organ der Gemeinschaft der Flieger deutscher Streitkräfte e. V./Ausgabe Nr. 5/2006, Bericht des Leutnant Fischer 3./JG 2 von seinem Angriff auf die Landungsschiffe am 6. Juni 1944.
  • Will Fowler: D-Day: The First 24 Hours. Amber Books Ltd., London 2003, ISBN 3-85492-855-6 (Fowlers Buch beschreibt ausschließlich die Operation Neptune, dies allerdings mit guter Bebilderung und vielen Karten).
  • Walter Görlitz: Strategie der Defensive – Model. Limes-Verlag, Wiesbaden und München 1982, ISBN 3-8090-2071-0.
  • Tony Hall (Hrsg.): Operation „Overlord“. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02407-1 (engl. Original, 2003: ISBN 0-7603-1607-4; umfassendes Werk internationaler Autoren; das Buch ist thematisch gegliedert).
  • Helmut K. von Keusgen: D-Day 1944, Die Landung der Alliierten in der Normandie. IMK-Creativ-Verl., Garbsen 2000, ISBN 3-932922-10-7.
  • Yves Lecouturier: Die Strände der alliierten Landung. Morstadt, 2003, ISBN 3-88571-287-3.
  • Peter Lieb: Unternehmen Overlord. Die Invasion in der Normandie und die Befreiung Westeuropas (= Beck’sche Reihe, 6129). Verlag C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66071-9.
  • Winfried Mönch: Entscheidungsschlacht „Invasion“ 1944? Prognosen und Diagnosen. Franz Steiner Verlag, 2001, ISBN 3-515-07884-3.
  • Janusz Piekałkiewicz: Invasion. Frankreich 1944. Südwest-Verlag, München 1979, ISBN 3-517-00670-X.
  • Friedrich Ruge: Rommel und die Invasion. Erinnerungen. Koehler, Stuttgart 1959.
  • Cornelius Ryan: Der längste Tag. Kaiser, Klagenfurt 1994, ISBN 978-3-7042-2026-4.
  • Dan Parry: D-Day. Vgs Verlagsgesellschaft, Köln 2004, ISBN 3-8025-1618-4.
  • Brian B. Schofield: Der Sprung über den Kanal. Motorbuch Verlag, 1978, ISBN 3-87943-536-7.
  • Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945. Teilband 1, ISBN 3-7637-5933-6 (kommentierte Ausgabe des Kriegstagebuchs, insges. acht Bände, von denen sich einer unter anderem mit der Lage an der Westfront 1944 beschäftigt).
  • Dan van der Vat: D-Day. Die alliierte Landung in der Normandie. Collection Rolf Heyne, München 2004, ISBN 3-89910-199-5.
  • Chester Wilmot: Der Kampf um Europa. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955.

Englisch

  • Omar Bradley, Clay Blair: A General’s Life. Autobiography, 1983.
  • Anthony Hall: Operation Overlord. D-Day Day by Day. New Line Books, 2005, ISBN 1-84013-592-1. Tagebuch der Planung, Vorbereitung und Durchführung der Operation Overlord, allerdings nur bis etwa fünfzehn Tage nach dem D-Day.
  • Stephen E. Ambrose: D-Day. Simon & Schuster Inc., 1994, ISBN 0-7434-4974-6. Dieses Buch basiert auf diversen Interviews mit Zeitzeugen und handelt ausschließlich vom D-Day, dem Tag davor und danach (D-1 und D+1). Ambrose verfasste neben diesem Buch diverse andere Bücher, so beispielsweise das Buch Band of Brothers, das Vorlage für die gleichnamige Fernsehserie war.
  • Robin Niellands: The Battle of Normandy – 1944. Weidenfeld & Nicholson military, 2002, ISBN 0-304-35837-1. Niellands Buch zur Schlacht in der Normandie behandelt diverse Aspekte der Operation Overlord mit vielen Zitaten als Untermalung.
  • Fritz Kramer, Fritz Ziegelmann, Heinrich von Lüttwitz, Heinz Guderian: Fighting in Normandy. The German Army from D-Day to Villers-Bocage. Stackpole Books, 2001, ISBN 1-85367-460-5.
  • Ronald J. Drez: Voices of D-Day. The Story of the Allied Invasion Told by Those Who Were There (Eisenhower Center Studies on War and Peace). Louisiana State University Press, 1998, ISBN 0-8071-2081-2.
  • John Keegan: Six Armies in Normandy. From D-Day to the Liberation of Paris; June 6 – Aug. 5, 1944. Penguin Books, 1994, ISBN 0-14-023542-6.
  • Max Hastings: Overlord. Touchstone; Reprint edition, 1985, ISBN 0-671-55435-2.
  • Humphrey and Young, Susan Wynn: Prelude to Overlord: An Account of the Air Operations Which Preceded and Supported Operation Overlore. The Allied Landings in Normandy on D-Day. 6th, Presidio Press, 1984, ISBN 0-89141-201-8.
  • C.P. Stacey: Canada’s Battle in Normandy. Queen’s Printer, 1948.
  • Carlo D’Este: Decision in Normandy. London 1983.
  • Brown: Operation Neptune. Frank Cass Publishers, London 2004, ISBN 0-415-35068-9.
  • Russell A. Hart: Clash of Arms: How the Allies Won in Normandy. Lynne Rienner, Boulder, CO 2001, ISBN 1-55587-947-0.

Französisch

  • Eddy Florentin: Stalingrad en Normandie. Presses de la Cité, Paris 1964.
  • Anthony Kemp: 6 juin 1944. Edition Découverte Gallimard, Série Histoire, 1994, ISBN 2-07-058353-8.
  • Georges Bernage: Gold Juno Sword. Editions Heimdal, ISBN 2-84048-168-5.
  • Georges Bernage: Diables Rouges en Normandie. Editions Heimdal, ISBN 2-84048-158-8.
  • Dominique Kieffer, Stéphane Simonnet: N°4 Commando. Editions Heimdal, März 2004, ISBN 2-84048-180-4.
  • Philippe Bauduin: Quand l’or noir coulait à flots. Editions Heimdal, März 2004, ISBN 2-84048-187-1.
  • Erwin Rommel: Archives Rommel. Herrlingen-Blaustein.
  • Dominique Lormier: Romme. La fin d’un mythe. Le Cherche-Midi Éditeur, Paris 2003.
  • Henry Corta (1921–1998), Oberleutnant SAS: Les bérets rouges. Amicale des anciens parachutistes SAS francais. Paris 1952, französische SAS in der Bretagne.
  • Henry Corta: Qui ose gagne (Who dares wins). Service Historique de l’Armée de Terre (S.H.A.T.), Vincennes 1997, französische SAS in der Bretagne, ISBN 978-2-86323-103-6.

Hörbücher

  • Stephen E. Ambrose: D-Day: June 6, 1944 – The Climactic Battle of WWII. Audioworks; Abridged edition, 2001, ISBN 0-7435-0814-9, Audio-CD (englisch).

Dokumentarfilme

  • Christophe Rosé: Invasion im Morgengrauen – Die Landung in der Normandie. F 2014, Zweiteilige Dokumentation (Original: La lumière de l’aube; engl. titel: The Light of Dawn – The Normandy Landings.) Deutsche Fassung 2015 (Dt. Bearbtg. Marx Video; Die Planung; Die Invasion beginnt) (Produzent)
  • Die Befreiung. Dokumentarfilm, Deutschland 2003. Gezeigt in ARTE am 6. Juni 2014, 20:15 – 21:05 Uhr (Originalaufnahmen, Zeitzeugenberichte).

Spielfilme

Commons: Operation Overlord – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Deutsch

Englisch

Französisch

Mehrsprachig

Einzelnachweise

  1. Rüdiger Bolz: Synchronopse des Zweiten Weltkriegs. ECON Taschenbuch Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10005-X, S. 205.
  2. In Frankreich wird sie débarquement (Landung) genannt; invasion, häufiger Begriff in Deutschland, ist der in Frankreich gängige Begriff vor allem für den Einmarsch der Wehrmacht im Juni 1940. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. S. 2 (Fußnote 6). In der Encyclopædia Britannica trägt der entsprechende Artikel die Überschrift Normandy Invasion (Autor John Keegan) – Alternative titles: COSSAC; D-Day, also called Operation Overlord.
  3. Chester Wilmot: Der Kampf um Europa. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955, S. 95.
  4. Halders Tagebuch, 14. September 1940. zit.: Wilmot, S. 43.
  5. Wilmot, S. 61–66.
  6. Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Scherz Verlag, Bern/Stuttgart 1954, S. 413.
  7. Diese Botschaft war auch an Japan gerichtet, doch ließen sich die Japaner nicht von ihrer Neutralität mit der Sowjetunion abbringen. Keitel meinte beim Nürnberger Prozess, dass dadurch im Winter 1941 insgesamt 18–20 russische Fernost-Division nacheinander in den Kampf eingriffen. Angabe nach: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Band X, S. 603, Sitzung am 4. April 1946. zit.: Wilmot, S. 88.
  8. Nürnberger Dokument C74 & C75, zit.: Wilmot, S. 75.
  9. 1942 wurde das Luftwaffenpersonal, das für einen erneuerten Angriff auf England ausgehoben worden war, zu zwanzig Luftwaffen-Felddivisionen zusammengefasst und unter Görings Kommando(!) als Bodentruppen an der Ostfront eingesetzt. Zit.: Wilmot, S. 86.
  10. Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. S. 421 f.
  11. Robert E. Sherwood in: Roosevelt and Hopkins: an Intimate History. New York 1948, S. 445. Beide Zitate in: Wilmot, S. 98.
  12. Wilmot, S. 102.
  13. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. S. 499.
  14. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. S. 500.
  15. Churchill, S. 501.
  16. Rüdiger Bolz: Synchronopse des Zweiten Weltkriegs. ECON Taschenbuch Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10005-X, S. 187.
  17. R. Bolz: Synchronopse des Zweiten Weltkriegs. Düsseldorf 1983, S. 205 (Zitat Hitler). Bolz, Zitat im Abschnitt zuvor: S. 194.
  18. Janusz Piekalkiewicz: Die Invasion. Frankreich 1944. München 1979, S. 42.
  19. Janusz Piekalkiewicz: Die Invasion. Frankreich 1944. München 1979, S. 65.
  20. Frederick Sowrey: Aerial Reconnaissance. In: David G. Chandler, James Lawton Collins jr. (Hrsg.): The D-Day Encyclopedia. New York u. a. 1994, ISBN 0-13-203621-5, S. 1–3, hier S. 1.
  21. Janusz Piekalkiewicz: Die Invasion. Frankreich 1944. München 1979, S. 61 f.
  22. Anthony Hall: Operation Overlord: D-Day Day by Day. New Line Books, 2005, ISBN 1-84013-592-1, S. 21.
  23. Anthony Hall: Operation Overlord. D-Day Day by Day. New Line Books, 2005, ISBN 1-84013-592-1, S. 55.
  24. Anthony Hall: Operation Overlord. D-Day Day by Day. New Line Books, 2005, ISBN 1-84013-592-1.
  25. Record Gazette: Phantom divisions of the U.S. Army helped on D-Day, 4. Juni 2004, Abruf 27. November 2014.
  26. Musée; Berichte von der Schlacht auf lesamitiesdelaresistance.fr (PDF; französisch).
  27. T. Michael Booth und Duncan Spencer: Paratrooper. The Life of Gen. James M. Gavin. Schuster & Simon, New York 1994, ISBN 0-671-73226-9, S. 170/171.
  28. Chester Wilmot: Der Kampf um Europa. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955, S. 247.
  29. Dokumentation des Discovery Channel aus dem Jahr 2002: Normandie, Bestellnummer: 29208.
  30. Chester Wilmot: Der Kampf um Europa. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955, S. 243.
  31. Zitate aus: Telefontagebuch des Stabes der 7. Armee. In: Wilmot: Europa, S. 260.
  32. Wilmot: Europa, S. 262 f.
  33. Wolf (2013), Seite 417 und Fliegerblatt Nr. 5/2006.
  34. Wolf (2013), Seite 425 und Bundesarchiv Rolle BA-MA RL 10/358.
  35. Wilmot: Europa, S. 302, 307.
  36. Brian B. Schofield: Der Sprung über den Kanal. Motorbuch Verlag 1978, ISBN 3-87943-536-7, S. 73.
  37. Britisches Verteidigungsministerium: Drive on Caen, PDF.
  38. Kriegstagebuch der 7. Armee, 8. August, 18:45 Uhr. Zitiert bei: Chester Wilmot: Der Kampf um ‚Europa‘. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955, S. 426.
  39. Wilmot: Europa, S. 444 f.
  40. Wilmot: Europa, S. 446.
  41. Wilmot: Europa, S. 461.
  42. Walter Görlitz: Model – Strategie der Defensive. Limes-Verlag, Wiesbaden/München 1982, S. 199.
  43. General v. Manteuffel in: Liddell Hart: The other side from the hill. London 1951, S. 101f, zitiert bei Wilmot: Europa, S. 462.
  44. zitiert bei: Wilmot: Europa, S. 462.
  45. Wilmot: Europa, S. 461.
  46. Görlitz: Model, S. 212.
  47. Wilmot: Europa, S. 459.
  48. Wilmot: Europa, S. 460.
  49. Wilmot: Europa, S. 508.
  50. Fernschreiben Models an Jodl, 4. September 1944 (aus der Dokumentensammlung v. Tempelhoffs), zitiert bei: Wilmot: Europa, S. 508.
  51. nach: Wilmot: Europa, S. 462–465, 484.
  52. Görlitz: Model, S. 201.
  53. Görlitz: Model, S. 202.
  54. Görlitz: Model, S. 199.
  55. Görlitz: Model, S. 205 ff.
  56. Stephen E. Ambrose: D-Day. Simon & Schuster Inc., 1994, ISBN 0-7434-4974-6, S. 258.
  57. Britisches Verteidigungsministerium: Normandy 60th Anniversary (Memento vom 28. Oktober 2005 im Internet Archive), PDF, S. 5.
  58. Stefan Mannes: student-online.net; abgerufen am 15. April 2006.
  59. Janusz Piekalkiewicz: Die Invasion. Frankreich 1944. München 1979, S. 104.
  60. Janusz Piekalkiewicz: Die Invasion. Frankreich 1944. München 1979, S. 95.
  61. Tagesbefehl Eisenhowers für den 6. Juni 1944 auf americanrhetoric.com, abgerufen am 10. August 2015.
  62. Dokumentation des Discovery Channel aus dem Jahr 2002: „Normandie“, Bestellnummer: 29208.
  63. psywar.org: Leaflet Operations in the Western European Theatre, abgerufen am 14. Mai 2006.
  64. Max Hastings: Overlord. Pam Books, 1999, ISBN 0-330-39012-0, S. 243.
  65. Yves Lecouturier: Entdeckungspfade – Die Strände der alliierten Landung. ISBN 3-88571-287-3, S. 102.
  66. Britisches Verteidigungsministerium: The Drive on Caen (PDF) (Memento vom 26. Januar 2005 im Internet Archive)
  67. normandiememoire.com: Karte mit zivilen Opfern (Memento des Originals vom 14. Juli 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.normandiememoire.com; Abgerufen am 10. Juni 2006.
  68. Hedley Paul Willmott, Robin Cross, Charles Messenger: Der Zweite Weltkrieg. ISBN 3-8067-2561-6, S. 231.
  69. http://news.bbc.co.uk/2/hi/8084210.stm
  70. Antony Beevor: D-Day. Die Schlacht um die Normandie. München 2010, S. 67, 80–83, 120 f., 136, 163, 176, 183 f., 193, 198 f., 221, 228 f., 232, 241 f., 253, 275 f., 288 f., 318, 374, 403 f., 411, 420, 460, 466, 475 f., 497, 519, 536, 540.
  71. Klaus Wiegrefe: The Horror of D-Day: A New Openness to Discussing Allied War Crimes in WWII. In: Spiegel Online. 4. Mai 2010, abgerufen am 27. Februar 2015.
  72. valourandhorror.com: Prisoners of War – The capture and treatment of POW's was often problematic, on both the German and Allied sides. (Memento vom 16. Januar 2009 im Internet Archive)
  73. Bericht eines polnischen Gefreiten aus der 12. SS-Panzer-Division
  74. Death Tolls for the Man-made Megadeaths of the 20th Century auf necrometrics.com und D-Day Museum: D-Day and the Battle of Normandy: Your Questions Answered auf ddaymuseum.co.uk, abgerufen am 10. August 2015.

Anmerkungen

  1. (Aus der Dokumentensammlung v. Tempelhoffs) Außer den hier genannten 16 Infanterie-Divisionen hatten noch 7 in der Normandie gekämpft. Sie waren völlig vernichtet, und Model setzte sie in seiner Kräfteaufstellung nicht mehr ein. Zitiert bei: Wilmot: Europa, S. 460.

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