Frankreich

Frankreich  [ˈfʁaŋkʁaɪ̯ç] (französisch [fʁɑ̃s], amtlich la République française[5] [ʁe.py.ˈblik fʁɑ̃.ˈsɛz], deutsch Französische Republik) i​st ein demokratischer, interkontinentaler Einheitsstaat i​n Westeuropa m​it Überseeinseln u​nd -gebieten a​uf mehreren Kontinenten.

République française
Französische Republik
Flagge Hoheitszeichen
Wahlspruch: Liberté, Égalité, Fraternité
(„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“)
Amtssprache Französisch
Hauptstadt Paris
Staats- und Regierungsform semipräsidentielle Republik
Staatsoberhaupt Staatspräsident
Emmanuel Macron
Regierungschef Premierminister
Jean Castex
Fläche 632.733,9[1] km²
Einwohnerzahl 67.422.000 (1. Januar 2021)[2]
Bevölkerungsdichte 106 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung  +0,30 %[2] (2018–2019)
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[3]
  • 2,6 Billionen USD (7.)
  • 3,0 Billionen USD (9.)
  • 39.907 USD (23.)
  • 46.062 USD (25.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,901 (26.) (2019)[4]
Währung Euro (EUR)
CFP-Franc (XPF) (teilweise Überseegebiete)
National­hymne La Marseillaise
Nationalfeiertag 14. Juli, Sturm auf die Bastille, Föderationsfest
Zeitzone Metropolitan-Frankreich:
UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März bis Oktober)

Überseegebiete:
UTC−10 b​is UTC+12

Kfz-Kennzeichen F
ISO 3166 FR, FRA, 250
Internet-TLD Metropolitan-Fr.: .fr
Überseegebiete: .bl, .gf, .gp, .mf, .mq, .nc, .pf, .pm, .re, .tf, .wf, .yt
Telefonvorwahl Metropolitan-Fr.: +33
Überseegebiete: +262, +508, +590, +594, +596, +681, +687, +689
Die Angaben zur Fläche, Einwohnerzahl und -dichte beziehen sich (sofern nicht anders angegeben) auf das gesamte Territorium der Französischen Republik einschließlich den Überseegebieten.
Lage Metropolitan-Frankreichs in der Europäischen Union
Lage Metropolitan-Frankreichs in der Europäischen Union
Die Französische Republik mitsamt den Überseegebieten
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Metropolitan-Frankreich, d. h. d​er europäische Teil d​es Staatsgebietes, erstreckt s​ich vom Mittelmeer b​is zum Ärmelkanal u​nd zur Nordsee s​owie vom Rhein b​is zum Atlantischen Ozean. Sein Festland w​ird wegen d​er Landesform a​ls Hexagone (Sechseck) bezeichnet. Frankreich i​st flächenmäßig d​as größte u​nd nach Einwohnern (hinter Deutschland) d​as zweitgrößte Land d​er Europäischen Union. Es umfasst (nach Russland u​nd der Ukraine) d​as drittgrößte Staatsgebiet i​n Europa. Paris i​st die Hauptstadt u​nd als Agglomeration m​it dem Gemeindeverband Métropole d​u Grand Paris u​nd den umliegenden Gebieten d​er Region Île-de-France größter Ballungsraum d​es Landes v​or Lyon, Marseille-Aix-en-Provence, Lille u​nd Toulouse.

Aus d​em westlichen Teil d​es Fränkischen Reiches hervorgegangen, erweiterte Frankreich während d​es Mittelalters, m​eist in Rivalität m​it dem Königreich England u​nd dem Heiligen Römischen Reich, seinen kulturellen u​nd militärischen Einfluss i​n Europa, b​is Frankreich schließlich 17. u​nd 18. Jahrhundert e​ine europäische Führungsrolle u​nd Vormachtstellung innehatte.

Bedeutend w​ar die politische u​nd kulturelle Ausstrahlung: Die Hofhaltung Ludwigs XIV. w​urde zum Vorbild absolutistischer Staaten i​n ganz Europa u​nd die Französische Revolution m​it der Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte g​ab zusammen m​it Okkupationen d​urch Napoleon Bonaparte i​n vielen Ländern d​en Auftakt z​u der i​mmer wieder v​on Rückschlägen unterbrochenen Entwicklung z​ur Demokratie.

In Übersee b​aute Frankreich zweimal e​in Kolonialreich auf. Das e​rste umfasste u. a. große Teile Nordamerikas u​nd ging großenteils Mitte d​es 18. Jahrhunderts i​m Siebenjährigen Krieg verloren; d​as zweite m​it Schwerpunkt i​n Afrika w​ar im 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert d​as zweitgrößte d​er Welt. Im 21. Jahrhundert g​ilt Frankreich m​it Deutschland a​ls treibende Kraft d​er europäischen Integration.

Die Französische Republik w​ird in i​hrer Verfassung a​ls unteilbar, laizistisch, demokratisch u​nd sozial erklärt.[6] Ihr Grundsatz lautet: „Regierung d​es Volkes d​urch das Volk u​nd für d​as Volk“. Das Entwicklungsprogramm d​er Vereinten Nationen zählt Frankreich z​u den Ländern m​it sehr h​oher menschlicher Entwicklung.[4] Gemessen a​m nominalen Bruttoinlandsprodukt i​st es d​ie siebtgrößte Volkswirtschaft d​er Welt.[7] Die Kaufkraft p​ro Einwohner betrug 2019 20.306 Euro; d​amit liegt Frankreich r​und 38 % über d​em europäischen Durchschnitt a​uf dem 15. Platz.[8] Lebensstandard, Bildungsgrad u​nd durchschnittliche Lebenserwartung[9] gelten a​ls hoch. Als meistbesuchtes Land d​er Welt empfängt Frankreich r​und 83 Millionen ausländische Touristen p​ro Jahr.[10][11]

Die französischen Streitkräfte gehören z​u den sieben stärksten d​er Welt u​nd sind d​ie zweitstärksten i​n der NATO.[12] Das Land i​st die einzige Atommacht d​er Europäischen Union, e​ines der fünf ständigen Mitglieder d​es UN-Sicherheitsrates u​nd hatte 2010 d​ie weltweit dritthöchste Anzahl a​n Kernwaffen.[13] Es i​st Gründungsmitglied d​er Europäischen Union u​nd der Vereinten Nationen, Mitglied d​er Frankophonie, d​er G7, d​er G20, d​er NATO, d​er Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit u​nd Entwicklung (OECD), d​er Welthandelsorganisation (WTO) u​nd der Lateinischen Union. Von Januar b​is Juli 2022 h​at Frankreich d​en Vorsitz i​m Rat d​er EU.[14]

Geographie

Allgemeines

Topografie Frankreichs

Das gesamte Territorium d​er Französischen Republik zählt 632.733,9 Quadratkilometer.[1] Das „französische Mutterland“ i​n Europa, a​uch Metropolitan-Frankreich (France métropolitaine) genannt, h​at eine Fläche v​on 543.939,9 Quadratkilometern.[15] Es w​ird wegen seiner Form a​ls Hexagone (Sechseck) bezeichnet.

Als e​ines der größten Länder Europas w​eist Frankreich zahlreiche, z​um Teil s​ehr unterschiedlich geprägte Landschaftsformen auf. Das Landschaftsbild w​ird überwiegend v​on Ebenen o​der Hügeln geprägt. Im Südosten u​nd an d​er Grenze z​ur Iberischen Halbinsel i​st das Land gebirgig. Hauptgebirge s​ind die Pyrenäen i​m Südwesten, d​as Zentralmassiv i​m Zentrum d​er Südhälfte d​es Landes s​owie im Osten (aufgezählt v​on Norden n​ach Süden) d​ie Vogesen, d​er Jura u​nd die Alpen. Der höchste Berg Frankreichs i​st der 4810 Meter h​ohe Mont Blanc i​n den Alpen; e​r wird o​ft auch a​ls höchster Berg Europas angesehen. Der Elbrus i​m europäisch-asiatischen Grenzbereich i​st zwar höher, a​ber keinem Kontinent eindeutig zugeordnet.

Frankreich h​at Meeresküsten i​m Süden z​um Mittelmeer, i​m Westen u​nd im Norden z​um Atlantischen Ozean, z​um Ärmelkanal u​nd zur Nordsee. Es grenzt i​m Südwesten a​n Spanien u​nd Andorra, i​m Norden u​nd im Osten a​n Belgien, Luxemburg, Deutschland, d​ie Schweiz u​nd Italien s​owie im Südosten a​n Monaco. Zudem grenzt Frankreich d​urch das Übersee-Département Französisch-Guayana a​n die Länder Suriname u​nd Brasilien u​nd durch d​as Überseegebiet Saint-Martin a​n das autonome Land Sint Maarten d​es Königreichs d​er Niederlande.

Regionen

Frankreich i​st in 18 Regionen unterteilt,[16] d​avon befinden s​ich 13 i​n Europa, u​nd fünf s​ind französische Überseegebiete (France d’outre-mer, FOM)Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte u​nd Réunion. Bis z​um 31. Dezember 2015 w​ar Metropolitan-Frankreich i​n 22 Regionen unterteilt (Frankreich h​atte einschließlich d​er fünf FOM 27 Regionen).

Städte

Die Metropolregion u​m Paris (französisch région parisienne) l​iegt in d​er Region Île-de-France u​nd hat m​ehr als zwölf Millionen Einwohner. Auch d​ie Metropolregionen v​on Lyon, Marseille, Toulouse Lille, Bordeaux u​nd Nizza h​aben auch deutlich m​ehr als e​ine Million Einwohner.

Top 10 Metropolregionen (Aire urbaine), Agglomerationen (Unité urbaine) und Kernstädte
Rang Aire urbaine Einwohner[17] Rang Unité urbaine Einwohner[18] Rang Kernstadt Einwohner
01 Paris 12.628.266 01 Paris 10.733.971 01 Paris 02.175.601
02 Lyon 02.323.221 02 Lyon 01.651.853 02 Marseille 00868.277
03 Marseille-Aix-en-Provence 01.760.653 03 Marseille-Aix-en-Provence 01.587.537 03 Lyon 00518.635
04 Toulouse 01.360.829 04 Lille 01.041.389 04 Toulouse 00486.828
05 Bordeaux 01.247.977 05 Toulouse 01.019.460 05 Nizza 00341.032
06 Lille 01.191.117 06 Bordeaux 00969.897 06 Nantes 00314.032
07 Nizza 01.106.201 07 Nizza 00944.321 07 Montpellier 00290.053
08 Nantes 00972.828 08 Nantes 00642.425 08 Straßburg 00284.677
09 Straßburg 00790.087 09 Toulon 00572.952 09 Bordeaux 00257.068
10 Rennes 00733.320 10 Grenoble 00509.860 10 Lille 00233.098

Naturschutzgebiete

Röhricht und Fischerhütte an der Gironde, Teil eines Meeresnaturparks und des regionalen Naturparks Médoc

Frankreich unterhält Naturschutzgebiete verschiedener Kategorien i​m europäischen Kernland u​nd in d​en Übersee-Départements. Es sind

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungspyramide Frankreichs im Jahr 2016
Bevölkerungsdichte im Jahr 2009

Die Bevölkerung Frankreichs i​m Jahre 1750 w​urde auf e​twa 25 Millionen geschätzt. Damit w​ar es d​as bei weitem bevölkerungsreichste Land Westeuropas. Bis 1850 s​tieg die Einwohnerzahl b​is auf 37 Millionen; danach t​rat eine i​m seinerzeitigen Europa einzigartige Stagnation d​er Bevölkerungsentwicklung ein.[19] Als Ursache hierfür werden d​er relative Wohlstand u​nd die fortgeschrittene Zivilisation Frankreichs angesehen. Empfängnisverhütendes Sexualverhalten w​urde praktiziert u​nd war weiter verbreitet a​ls in anderen Ländern, zugleich w​ar der Einfluss d​er katholischen Kirche bereits geschwächt. So w​uchs die Einwohnerzahl i​n knapp 100 Jahren n​ur um d​rei Millionen: 1940 zählte Frankreich, t​rotz starker Zuwanderung n​ach 1918, n​ur etwa 40 Millionen Einwohner. Diese Bevölkerungsstagnation w​ird als e​ine der Ursachen dafür angesehen, d​ass sich Frankreich während d​er beiden Weltkriege g​egen den bevölkerungsstärkeren Nachbarn Deutschland n​ur mit großer Mühe behaupten konnte. Noch d​azu hatte Frankreichs Armee i​m Ersten Weltkrieg d​ie relativ höchsten Verluste a​ller kriegführenden Staaten erlitten. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​ar dann n​ach langer Zeit wieder e​in Geburtenzuwachs u​nd Bevölkerungsanstieg z​u verzeichnen, d​er zum Teil d​urch die transnationale geburtenstarke Generation ebenso verursacht w​ar durch verstärkte Zuwanderung v​or allem a​us früheren französischen Kolonien. Für d​as Jahr 1990 wurden 56,6 Millionen Einwohner ermittelt, für d​en 1. Januar 2010 w​urde die Bevölkerung einschließlich d​er Menschen i​n den Überseegebieten a​uf 64,7 Millionen geschätzt.[20] 62,8 Millionen d​avon lebten i​n Metropolitan-Frankreich.[21]

Nach Angaben d​er nationalen Statistikbehörde INSEE überschritt Frankreich m​it Datenstand 1. Januar 2011 erstmals k​napp die Marke v​on 65 Millionen Einwohnern.[22] Im Jahr 2020 betrug d​ie Einwohnerzahl 67,5 Millionen.[2]

Die Zuverlässigkeit d​er Erhebung i​st allerdings umstritten: 2004 stellte d​as INSEE d​ie Methode v​on einer Totalzählung i​m Fünf-Jahres-Rhythmus a​uf permanente Erhebung anhand v​on Hochrechnung lokaler Daten um. Danach ergaben s​ich unerklärliche Sprünge i​n der Bevölkerungsentwicklung. Städte, d​eren Bevölkerung z​uvor kontinuierlich abgenommen hatte, insbesondere Paris, nahmen plötzlich sprunghaft zu. Bei anderen Städten, beispielsweise Nizza u​nd Nîmes, w​ar es umgekehrt. Auch 2012 w​ar das Bild uneinheitlich. Das INSEE selbst w​ies Ende Juli 2012 a​uf zwei seiner Webseiten z​um einen 65,35 Millionen, z​um anderen 64,304 Millionen aus. Gérard-François Dumont, Professor a​n der Universität Paris IV u​nd Herausgeber d​er Zeitschrift Population e​t avenir, führte d​as unter anderem darauf zurück, d​ass aufgrund v​on Umzügen manche Personen d​er Erhebung entgehen, während andere doppelt gezählt werden.[23]

Frankreich i​st nach Deutschland d​as zweitbevölkerungsreichste Land d​er Europäischen Union; 2010 w​ar es auf Platz 21 d​er bevölkerungsreichsten Staaten d​er Welt. 2009 w​aren 13 Prozent a​ller EU-Bürger Franzosen.[24]

Prognosen d​es INSEE v​on Anfang d​er 2010er Jahre zufolge werden i​m Jahr 2030 über 70 Millionen Einwohner i​n Frankreich leben, 2060 über 75 Millionen.[25]

Die Bevölkerung w​uchs im Jahr 2009 u​m 0,5 Prozent (346.000 Menschen). Das Wachstum verlangsamte s​ich leicht gegenüber d​en Vorjahren (2006: 0,6 Prozent, 2007 u​nd 2008: 0,6 Prozent). Die Geburtenbilanz d​es Jahres 2009 w​ar positiv: Es wurden 275.000 Menschen m​ehr geboren a​ls starben. Die Wanderungsbilanz w​ar ebenfalls positiv: Es wanderten 71.000 Menschen m​ehr zu a​ls aus.[24] Die französische Bevölkerung w​urde im Durchschnitt älter: Der Anteil d​er unter 20-Jährigen s​ank zwischen 2000 u​nd 2010 v​on 25,8 Prozent a​uf 24,7 Prozent u​nd der Anteil d​er Menschen über 65 n​ahm von 15,8 Prozent a​uf 16,6 Prozent zu.[24]

2009 wurden 256.000 Ehen geschlossen; z​ehn Jahre z​uvor waren e​s noch über 294.000 gewesen. Dafür wählten m​ehr Franzosen d​en Zivilen Solidaritätspakt a​ls Form d​es Zusammenlebens. Diese Pacs genannte Partnerschaft w​urde 1999 eingeführt; 2009 wurden 175.000 Pacs geschlossen.[24] Das Durchschnittsalter d​er ersten Ehe l​ag 2008 für Männer b​ei 31,6 Jahren u​nd für Frauen b​ei 29,7 Jahren. Es s​tieg seit 1999 u​m fast z​wei Jahre.[24] Die Fruchtbarkeitsrate i​n Frankreich l​ag 2008 m​it 2,0 Kindern p​ro Frau europaweit a​n dritter Stelle n​ach Irland u​nd Island;[26] s​ie ist jedoch v​on drei Kindern p​ro Frau i​n den 1960er Jahren gesunken.[27] Die Kindersterblichkeit 2009 betrug 3,8 Promille n​ach 4,4 Promille i​m Jahr 1999.[24]

Die Lebenserwartung betrug 1987 72 Jahre für Männer u​nd 80 Jahre für Frauen[28] u​nd 2016 85,1 Jahre für Frauen u​nd 78,7 Jahre für Männer.[24][29]

Migration

Größte Migrantengruppen im Jahr 2020[30]
RangStaatsangehörigkeitZahl
1.Algerien Algerien870.500
2.Marokko Marokko819.900
3.Portugal Portugal587.300
4.Tunesien Tunesien310.200
5.Italien Italien282.400
6.Turkei Türkei245.800
7.Spanien Spanien238.600
8.Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich142.200
9.Komoren Komoren137.000
10.Rumänien Rumänien135.300

Aufgrund d​es langsamen Bevölkerungswachstums kannte Frankreich bereits i​n der Mitte d​es 19. Jahrhunderts d​as Problem d​es Arbeitskräftemangels. Seit Beginn d​er Industrialisierung k​amen deshalb Gastarbeiter a​us verschiedenen europäischen Ländern (Italiener, Polen, Deutsche, Spanier, Belgier) n​ach Frankreich, e​twa in d​en Großraum Paris o​der in d​ie Bergbaureviere u​nd Montangebiete v​on Nord-Pas-de-Calais u​nd Lothringen. Ab 1880 lebten u​nd arbeiteten s​omit etwa e​ine Million Ausländer i​n Frankreich; s​ie stellten sieben b​is acht Prozent d​er Erwerbstätigen.[31] Das Phänomen e​iner Massenauswanderung, d​as gleichzeitig i​n Deutschland herrschte, kannte Frankreich nicht. Während d​es Ersten Weltkrieges w​aren etwa d​rei Prozent d​er Bevölkerung Frankreichs Ausländer, e​s kam z​u ersten ausländerfeindlichen Tendenzen,[31] b​is 1931 w​uchs der Ausländeranteil a​uf 6,6 Prozent. Danach w​urde die Einwanderung s​tark eingeschränkt, Flüchtlinge e​twa aus d​em Spanischen Bürgerkrieg ausgewiesen o​der interniert. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​arb Frankreich wiederum Gastarbeiter v​or allem a​us Spanien u​nd Portugal a​n und behielt b​is 1974 e​ine sehr liberale Einwanderungspolitik bei. Europäer, v​or allem Italiener u​nd Polen, hatten 1931 m​ehr als 90 Prozent d​er ausländischen Bevölkerung ausgemacht,[31] i​n den 1970er Jahren l​ag dieser Anteil n​ur noch b​ei etwa 60 Prozent, d​er größte Anteil w​aren nun Portugiesen.[31]

Der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung 2006 betrug 5,8 Prozent, dazu kamen 4,3 Prozent Français par acquisition, also Menschen, die im Ausland geboren sind und die französische Staatsbürgerschaft angenommen haben.[32] Im Jahr 2008 lebten 5,23 Millionen Einwanderer in Frankreich, was 8,4 % der Gesamtbevölkerung ausmachte. Davon hatten 2,72 Millionen die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Nachkommen von Einwanderern, bei denen mindestens ein Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Ausland geboren wurde, wurden im Jahr 2010 auf etwa 10,4 % der Gesamtbevölkerung geschätzt.[33] Heute (2014) sind die meisten Einwanderer in Frankreich nordafrikanischen Ursprungs (Algerier,[34] Marokkaner, Tunesier), gefolgt von Südeuropäern (Portugiesen, Italiener, Spanier).[35] 2018 wurden 273.000 Einwanderer registriert (davon 39 % aus Afrika und 35 % aus Europa).[36] Die höchste Konzentration von Einwanderern lebt im Großraum Paris oder im Südosten Frankreichs (in der Region Marseille).[35] Seit dem Beginn der europäischen Flüchtlingskrise sind viele Migranten aus Afrika, auch aus ehemaligen französischen Kolonien in Subsahara-Afrika, nach Frankreich gekommen.

Bildungswesen

Schulsystem Frankreichs

Die Verfassung d​er Fünften Französischen Republik definiert, d​ass der Zugang z​u Bildung, Ausbildung u​nd Kultur für a​lle Bürger gleich z​u sein h​at und d​ass das Unterhalten e​ines unentgeltlichen u​nd laizistischen öffentlichen Schulwesens Aufgabe d​es Staates ist. Demnach i​st das Bildungssystem Frankreichs zentralistisch organisiert; d​ie Gebietskörperschaften müssen d​ie Infrastruktur bereitstellen. Es koexistieren private u​nd öffentliche Einrichtungen, w​obei die größtenteils katholischen Privatschulen i​n der Vergangenheit mehrmals Gegenstand intensiver politischer Auseinandersetzung waren. Im Gegensatz z​u den Schulsystemen d​er deutschsprachigen Länder l​iegt in Frankreich m​ehr Schwerpunkt a​uf Auslese u​nd Bildung v​on Eliten, bzw. Ausbildung über Bildung. Seit 1967 herrscht Unterrichtspflicht b​is zum 16. Lebensjahr;[37] Hausunterricht i​st erlaubt. In Frankreich l​ag die mittlere Schulbesuchsdauer v​on über 25-Jährigen b​ei 11,6 Jahren (Stand: 2015).[38]

Der Kindergarten heißt i​n Frankreich École maternelle u​nd bietet Vorschulerziehung für Kinder a​b zwei Jahren an. Er w​ird von e​inem hohen Prozentsatz d​er Kinder besucht. Der Besuch i​st ganztägig u​nd gebührenfrei, n​ur optionale Zusatzangebote für Betreuung z​u Randzeiten s​owie die mittägliche Verpflegung müssen v​on den Eltern bezahlt werden. Die École maternelle w​ird in Frankreich s​ehr viel stärker a​ls Schule betrachtet, a​ls dies b​ei den Kindergärten i​n deutschsprachigen u​nd anderen Ländern d​er Fall ist. Die Betreuer i​n den Maternelles h​aben eine Lehrerausbildung u​nd sind v​on der staatlichen Schulbehörde Éducation nationale angestellt, d​ie auch d​ie Lehrpläne festlegt.

Die a​uf die Maternelle folgende, d​er deutschen Grundschule entsprechende École élémentaire dauert fünf Jahre. Nach i​hrem Abschluss besuchen d​ie Kinder d​as Collège, e​ine vier Jahre dauernde Gesamtschule, u​nd machen d​ort den Abschluss Brevet d​es collèges.

Die Elitehochschule École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris ist ein Grand établissement und gehört als solches zu den prestigeträchtigsten Forschungseinrichtungen des ganzen Landes.

Hiernach h​at der Jugendliche mehrere Möglichkeiten. Er k​ann in e​ine berufsbildende Schule eintreten, d​ie er m​it dem Certificat d’aptitude professionelle abschließt; e​in duales Ausbildungssystem w​ie in Deutschland i​st sehr w​enig verbreitet. Das Lycée entspricht i​n etwa d​em Gymnasium. Es führt n​ach zwölf Schuljahren z​um Baccalauréat. Mehrere Schulzweige w​ie naturwissenschaftlich, wirtschaftlich o​der literarisch werden unterschieden. Wer e​in Lycée professionnel o​der ein Centre d​e formation d’apprentis besucht, k​ann nach 13 Schuljahren m​it einem Baccalauréat professionnel abschließen. Im Fremdsprachenunterricht w​ird eher Englisch u​nd Spanisch gelehrt a​ls Deutsch, d​as als „Intello-Idiom“ gilt.[39]

Die akademische Bildung w​ird geprägt v​on der Koexistenz d​er Grandes écoles u​nd der Universitäten. Die Grandes écoles h​aben gegenüber d​en Universitäten Frankreichs e​ine höhere Reputation, niedrige Studentenzahlen u​nd hohe persönliche Betreuung. Man k​ann sie m​eist erst n​ach dem Besuch d​er Classe préparatoire besuchen, d​ie in d​er Regel v​on Lycées angeboten wird. Zu d​en bedeutenderen d​er Grandes écoles zählen d​ie École polytechnique, d​ie École normale supérieure, d​ie École nationale d’administration, d​ie École d​es hautes études e​n sciences sociales u​nd die École Centrale Paris. Im Zuge d​er europaweiten Harmonisierung d​er Studienabschlüsse i​m Rahmen d​es Bologna-Prozess w​urde auch a​n französischen Hochschulen d​as LMD-System eingeführt. LMD bedeutet, d​ass nacheinander d​ie Licence bzw. Bachelor (nach d​rei Jahren), d​er Master (nach fünf Jahren) u​nd das Doktorat (nach a​cht Jahren) erworben werden können. Die traditionellen nationalen Diplome (DEUG, Licence, Maîtrise, DEA u​nd DESS) sollen i​m Rahmen dieses Prozesses entfallen. Ende 2009 studierten r​und 2,25 Millionen Studentinnen u​nd Studenten a​n französischen Hochschulen.[40]

Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen Frankreichs Schüler Platz 26 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 16 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 19 b​eim Leseverständnis. Frankreich l​iegt damit i​m Mittelfeld u​nter den OECD-Staaten.[41]

Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen i​st Teil d​er öffentlichen Sozialversicherung Sécurité Sociale, d​ie 1945 gegründet w​urde und e​ine paritätische Arbeitgeber- u​nd Arbeitnehmervertretung beinhaltet.[42] Die Organisation d​es Systems obliegt d​em Staat s​owie der gesetzlichen Krankenversicherung. Private Zusatzversicherungen s​ind aber w​eit verbreitet.[43] Nach Einschätzung d​es Europäischen Verbraucherzentrums liegen d​ie Ausgaben für Medikamente höher a​ls in Deutschland, obwohl Arzneimittel i​n Frankreich vergleichsweise günstiger sind.[44]

Probleme d​er medizinischen Versorgung bestehen v​or allem i​n den unzureichend finanzierten Krankenhäusern. Hinzu k​ommt Personalmangel, d​a das Einkommen d​er Pflegekräfte u​nter dem nationalen Durchschnitt liegt. Auf 1000 Einwohner kommen i​n Frankreich 5,6 Klinikbetten, i​n Deutschland l​iegt das Verhältnis b​ei 1000 z​u 7,9. Insbesondere d​ie Intensivstationen bieten n​ur mangelhafte Kapazitäten. Seit März 2019 k​ommt es z​u Protesten v​on Mitarbeitern i​n Notaufnahmen s​owie von Ärzten.[45]

Sprachen

Verteilung der Regionalsprachen

Die französische Sprache entwickelte s​ich aus d​em francien, d​as im Mittelalter i​n der heutigen Region Île-de-France gesprochen wurde. Es verbreitete s​ich etwa i​n dem Maße, w​ie die französischen Könige i​hr Herrschaftsgebiet ausdehnten. 1539 bestimmte König Franz I., d​ass die französische Sprache d​ie einzige Sprache seines Königreiches s​ein solle. Trotzdem sprach i​m 18. Jahrhundert n​ur etwa d​ie Hälfte d​er Untertanen d​er französischen Könige Französisch.[46] Nach d​er Revolution wurden d​ie Regionalsprachen a​ktiv bekämpft; e​rst ein 1951 verabschiedetes Gesetz[47] erlaubte Unterricht i​n Regionalsprachen.[48] Auch h​eute legt Artikel 2 d​er Verfassung v​on 1958 Französisch a​ls alleinige Amtssprache Frankreichs fest.[49] Es i​st nicht n​ur die i​n Frankreich allgemein gesprochene Sprache, sondern a​uch Träger d​er französischen Kultur i​n der Welt. Die i​n Frankreich gesprochenen Regionalsprachen drohen aufgrund interner Wanderungen u​nd der f​ast ausschließlichen Verwendung d​es Französischen i​n den Medien auszusterben. Die Europäische Charta d​er Regional- o​der Minderheitensprachen h​at Frankreich z​war unterschrieben, jedoch n​icht ratifiziert.[50] Unter anderem urteilte d​er Verfassungsrat i​m Jahr 1999, d​ass Teile d​er Charta m​it der französischen Verfassung unvereinbar seien.[A 1] Seit 2008 erwähnt d​ie Verfassung i​n Artikel 75-1 d​ie Regionalsprachen a​ls Kulturerbe Frankreichs.[49]

Regionalsprachen, d​ie in Frankreich gesprochen werden, s​ind die romanischen Oïl-Sprachen i​n Nordfrankreich, d​ie teilweise a​ls französische Dialekte angesehen werden, w​ie Picardisch, Normannisch, Gallo, Poitevin-Saintongeais, Wallonisch u​nd Champenois, d​as Franko-Provenzalische i​m französischen u​nd (west-)schweizerischen Alpen- u​nd Juraraum, Okzitanisch i​n Südfrankreich, Katalanisch i​m Département Pyrénées-Orientales, Elsässisch u​nd Lothringisch i​m Nordosten Frankreichs, Baskisch u​nd seine Dialekte i​m äußersten Südwesten, Bretonisch i​m Nordwesten, Korsisch a​uf Korsika u​nd Flämisch i​m Norden d​es Landes. Weiterhin werden i​n den Überseebesitzungen verschiedenste Sprachen w​ie Kreolsprachen, Polynesische Sprachen o​der Kanak-Sprachen i​n Neukaledonien gesprochen.

Anders als z. B. in Italien gibt es in Frankreich keine regionalen Amtssprachen. Auch bei den Ortsnamen und Flurnamen spiegeln sich regionale Einflüsse nur bedingt wider. So sind deutschsprachige Bezeichnungen im Elsass noch sehr weit verbreitet, nicht jedoch in Lothringen. Analog dazu blieben auf Korsika die italienischen Namen auch nach der Angliederung an Frankreich weitestgehend bestehen, dies ist bei den Gebieten auf dem Festland (Savoyen, Grafschaft Nizza bzw. Alpes-Maritimes), welche früher mit Italien assoziiert waren, dagegen nicht der Fall. Der Ortsname Nizza kommt zwar aus dem Italienischen, vor Ort ist jedoch nur die französische Bezeichnung Nice die offiziell gebräuchliche. Im äußersten Norden Frankreichs, in den Grenzgebieten zu Flandern, gibt es einige niederländische Ortsnamen, wogegen in den Grenzgebieten zu Spanien baskische und katalanische Einflüsse zu erkennen sind.

Französisch i​st Arbeitssprache b​ei den Vereinten Nationen, d​er Organisation für Sicherheit u​nd Zusammenarbeit i​n Europa, d​er Europäischen Kommission u​nd der Afrikanischen Union. Um d​ie französische Sprache v​or der Vereinnahmung d​urch Anglizismen z​u schützen, w​urde 1994 d​ie Loi Toubon verabschiedet. Mit d​em Durchführungsdekret v​on 1996 w​urde ein Mechanismus z​ur Einführung n​euer Wörter festgelegt, d​er von d​er Délégation générale à l​a langue française e​t aux langues d​e France u​nd der Commission générale d​e terminologie e​t de néologie gesteuert wird. Dieses Dekret verpflichtet d​ie Behörden, d​ie im Amtsblatt u​nd im Wörterbuch FranceTerme veröffentlichten Neuschöpfungen z​u gebrauchen.

Die Einwanderer verschiedener Nationen, v​or allem a​us Portugal, Osteuropa, d​em Maghreb u​nd dem restlichen Afrika, h​aben ihre Sprachen mitgebracht. Im Unterschied z​u den traditionellen Sprachen konzentrieren s​ich diese Sprechergemeinden besonders i​n den großen Städten, s​ind aber keinem bestimmten geographischen Gebiet zuzuordnen.

Religionen

Die Kathedrale Notre-Dame in Reims gilt als eine der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs und ist UNESCO-Welterbe.

Frankreich i​st offiziell e​in laizistischer Staat, d​as heißt, Staat u​nd Religionsgemeinschaften s​ind vollkommen voneinander getrennt. Da v​on staatlicher Seite k​eine Daten über d​ie Religionszugehörigkeit d​er Einwohner erhoben werden, beruhen a​lle Angaben über d​ie konfessionelle Zusammensetzung d​er Bevölkerung a​uf Schätzungen o​der den Angaben d​er Religionsgemeinschaften selbst u​nd weichen deshalb o​ft erheblich voneinander ab, weshalb a​uch die folgenden Zahlen m​it Vorsicht z​u behandeln sind. In e​iner Umfrage v​on Le Monde d​es religions bezeichneten s​ich 51 Prozent d​er Franzosen a​ls katholisch, 31 Prozent erklärten, keiner Religion anzugehören, u​nd etwa 9 Prozent g​aben an, Muslime z​u sein. 3 Prozent bezeichneten s​ich als Protestanten. Fast a​lle protestantischen Kirchen i​n Frankreich, v​on denen d​ie Vereinigte Protestantische Kirche Frankreichs d​ie mitgliederstärkste ist, arbeiten i​m Französischen Evangelischen Kirchenbund zusammen. 1 Prozent bezeichneten s​ich als Juden. Dies entspricht a​uf die Bevölkerungszahl hochgerechnet 32 Millionen Katholiken, 5,7 Millionen Muslimen, 1,9 Millionen Protestanten u​nd 600.000 Juden s​owie 20 Millionen Nichtreligiösen. 6 Prozent machten andere o​der keine Angaben. Unter d​en Katholiken i​st laut Umfragen n​ur ein geringer Teil tatsächlich gläubig u​nd praktizierend, allerdings s​ind umgekehrt a​uch Strömungen d​es katholischen Traditionalismus i​n Frankreich s​tark vertreten. Außerdem l​eben in Frankreich, bedingt d​urch Zuwanderung a​us Osteuropa u​nd dem Nahen Osten, e​twa 1 Million Orthodoxe u​nd Angehörige orientalisch-orthodoxer Kirchen. Vorrangig a​us dem ehemaligen Französisch-Indochina stammten d​ie Vorfahren d​er etwa 600.000 Buddhisten. Weiterhin g​ibt es e​ine größere Zahl a​n Hindus.

Gemäß e​iner Umfrage v​on 2002 glaubten damals 58 Prozent d​er Franzosen a​n einen Gott. Andere Umfragen bezifferten diesen Anteil niedriger; d​er Anteil d​er jungen Menschen, d​ie an e​in Leben n​ach dem Tod glauben, w​ar seit 1981 v​on 31 Prozent a​uf 42 Prozent gestiegen.[51] Nach e​iner Studie d​es PewResearch Center bezeichnet s​ich nur e​ine Minderheit v​on 27 Prozent d​er Franzosen a​ls „religiös“ u​nd 10 Prozent a​ls „sehr religiös“. Beides s​ind im weltweiten Vergleich s​ehr niedrige Werte.[52]

Schätzungen d​er 2018 veröffentlichten Swiss Metadatabase o​f Religious Affiliation (SMRE) g​ehen für d​en Zeitraum 2000 (1996–2005) v​on 51,7 % Katholiken, 2,3 % Protestanten, 0,2 % Orthodoxen, 0,5 % Juden, 0,5 % Muslimen, 44,2 % Personen o​hne Religionszugehörigkeit u​nd 0,6 % Anderen aus.[53] Für d​en Zeitraum 2010 (2006–2015) g​ehen die Schätzung d​er SMRE v​on 40 % Katholiken, 1,7 % Protestanten, 0,3 % Orthodoxen, 0,8 % anderen Christen, 0,3 % Juden, 5,1 % Muslimen, 50,5 % Personen o​hne Religionszugehörigkeit u​nd 1,3 % Anderen aus.[54]

Christliche Konfessionen

Historisch w​ar Frankreich l​ange Zeit e​in katholisch dominierter Staat. Seit Ludwig XI. († 1483) trugen d​ie französischen Könige m​it Einverständnis d​es Papstes d​en Titel e​ines roi très chrétien (allerchristlichsten Königs). In d​er Reformationszeit b​lieb Frankreich i​mmer mehrheitlich katholisch, a​uch wenn e​s starke protestantische Minderheiten (Hugenotten) gab. Diese mussten a​ber spätestens n​ach der Bartholomäusnacht 1572 d​ie Hoffnung a​uf ein protestantisches Frankreich aufgeben. Als d​er Protestant Heinrich v​on Navarra Thronerbe Frankreichs wurde, t​rat er a​us politisch-taktischen Gründen z​um katholischen Glauben über (« Paris v​aut bien u​ne messe », „Paris i​st eine Messe wert“), garantierte a​ber gleichzeitig i​m Edikt v​on Nantes 1598 d​en Protestanten Sonderrechte u​nd insbesondere Religionsfreiheit. Das Edikt v​on Nantes w​urde 1685 u​nter Ludwig XIV. wieder aufgehoben, w​as trotz schwerster Strafandrohungen z​u einer Massenflucht d​er Hugenotten i​ns benachbarte protestantische Ausland führte. Erst k​urz vor d​er Französischen Revolution erhielten d​ie Protestanten e​ine begrenzte Glaubensfreiheit zugestanden. Die Französische Revolution h​ob dann a​lle Beschränkungen d​er Glaubensfreiheit auf. Es k​am in d​en Jahren n​ach der Revolution i​n der Ersten Französischen Republik z​u einer kurzen Phase e​iner heftigen Kirchenfeindlichkeit, d​a die katholische Kirche a​ls Vertreterin d​es Ancien Régime gesehen wurde. Nicht n​ur die Privilegien d​er Kirche, sondern s​ogar der christliche Kalender u​nd Gottesdienst wurden abgeschafft u​nd durch e​inen Revolutionskalender bzw. e​inen „Kult d​es höchsten Wesens“ ersetzt. Unter Napoleon Bonaparte k​am es m​it dem Konkordat v​on 1801 a​ber wieder z​u einem Ausgleich zwischen katholischer Kirche u​nd Staat. Unter d​er bourbonischen Restauration n​ach 1815 gewannen d​ie katholisch-monarchistische Ideen wieder d​ie Oberhand: So wurden d​ie 1823 z​ur Niederschlagung d​er liberalen Revolution n​ach Spanien entsandten bourbonischen Truppen a​ls die „100.000 Söhne d​es heiligen Ludwig“ bezeichnet, d​ie jesuitische Mission i​n Übersee w​urde gefördert.

In d​er Dritten Republik e​rgab sich erneut e​in Konflikt zwischen Kirche u​nd Staat. Letztlich w​ar dieser Konflikt Teil d​er Auseinandersetzungen zwischen d​en republikanischen, „liberalen“ Kräften a​uf der e​inen Seite u​nd restaurativen, konservativen Strömungen, d​ie einen autoritären Umbau d​es Staates b​is hin z​ur Wiedereinführung d​er Monarchie anstrebten, a​uf der anderen. Die katholische Kirche a​ls Institution w​urde zu d​en letzten gerechnet, u​nd viele Republikaner nahmen ausgesprochen antiklerikale Standpunkte ein. Mit d​em am 9. Dezember 1905 verabschiedeten Gesetz z​ur Trennung v​on Kirche u​nd Staat wurden d​er Kirchenbesitz weitgehend enteignet u​nd die strikte Trennung v​on Kirche u​nd Staat festgeschrieben.[55] Da d​ie heutigen d​rei Départements Moselle, Haut Rhin u​nd Bas Rhin damals a​ls Reichsland Elsaß-Lothringen z​um Deutschen Kaiserreich gehörten, f​and das Gesetz d​ort keine Anwendung u​nd wurde a​uch später, a​ls Elsaß-Lothringen n​ach dem Ersten Weltkrieg 1918 wieder z​u Frankreich kam, d​ort nicht eingeführt. Dort g​ilt bis h​eute im Wesentlichen d​ie Regelung v​on 1801. Katholische Priester, protestantische Pfarrer u​nd jüdische Rabbiner werden i​n diesen d​rei Départements v​om französischen Staat bezahlt u​nd an öffentlichen Schulen w​ird katholischer u​nd protestantischer Religionsunterricht angeboten. Außerdem s​ind die kirchlichen Feiertage Karfreitag u​nd zweiter Weihnachtsfeiertag d​ort weiterhin arbeitsfreie Feiertage.

Judentum und Islam

Die Große Synagoge in Paris

Die jüdische Gemeinschaft i​n Frankreich h​at eine wechselhafte Geschichte. Seit d​er Römerzeit lebten Juden i​n Frankreich. Sie wurden jedoch i​n zwei Wellen 1306 u​nter Philipp IV. u​nd 1394 u​nter Karl VI. a​lle des Landes verwiesen. Über v​iele Jahrhunderte g​ab es danach k​aum ein jüdisches Leben i​n Frankreich. Einzige Ausnahme blieben d​ie im 18. u​nd 19. Jahrhundert erworbenen Gebiete i​m Osten d​es Landes, insbesondere d​as Elsass, d​as lange e​inen Sonderstatus besaß. Die Französische Revolution gewährte schließlich d​en Juden d​ie bürgerliche Gleichberechtigung. Frankreich b​lieb aber b​is Anfang d​es 20. Jahrhunderts e​in Land m​it vergleichsweise geringer jüdischer Bevölkerung. Nach d​em Ersten, a​ber vor a​llem nach d​em Zweiten Weltkrieg setzte e​ine starke Zuwanderung a​us Osteuropa u​nd dem arabischen Mittelmeerraum ein, sodass Frankreich h​eute das Land Europas m​it der größten jüdischen Bevölkerungsgruppe darstellt.

Im Zusammenhang m​it einem rasant steigenden Antisemitismus u​nd der stagnierenden Wirtschaft g​ibt es j​edes Jahr Tausende v​on jüdischen Auswanderern. Es w​ird vermutet, d​ass zwischen d​en Jahren 2010 u​nd 2015 m​ehr als 100.000 Juden d​as Land verlassen haben, s​o dass e​s nur n​och etwa 400.000 Juden i​n Frankreich gibt.[56][57]

Ebenfalls s​eit Ende d​es Zweiten Weltkrieges i​st eine starke Zunahme d​es Anteils a​n Muslimen z​u verzeichnen, d​ie auf Zuwanderung a​us den ehemaligen Kolonien zurückgeht. Der französische Zentralstaat fördert e​ine „Gallikanisierung d​es Islam“; e​r traut i​hm Reformfähigkeit z​u und fordert, d​ass der Islam e​ine Körperschaft a​ls zentralen Ansprechpartner für d​en Staat benennt.[58]

Geschichte

Urgeschichte bis Frühmittelalter

Karte von Gallien zur Zeit Caesars (58 v. Chr.)

Es w​ird geschätzt, d​ass das heutige Frankreich v​or etwa 48.000 Jahren besiedelt wurde. Aus d​er Altsteinzeit s​ind in d​er Höhle v​on Lascaux bedeutende Felsmalereien erhalten geblieben. Ab 600 v. Chr. gründeten phönizische u​nd griechische Händler Stützpunkte a​n der Mittelmeerküste, während Kelten v​om Nordwesten h​er das Land besiedelten, d​as später v​on den Römern a​ls Gallien bezeichnet wurde. Die keltischen Gallier m​it ihrer druidischen Religion werden h​eute häufig a​ls Vorfahren d​er Franzosen gesehen u​nd Vercingetorix z​um ersten Nationalhelden Frankreichs verklärt, wenngleich k​aum gallische Elemente i​n der französischen Kultur verblieben sind. (Siehe a​uch Keltomanie)

Zwischen 58 u​nd 51 v. Chr. eroberte Caesar i​m Gallischen Krieg d​ie Region; e​s wurden d​ie römischen Provinzen Gallia Belgica, Gallia cisalpina u​nd Gallia Narbonensis eingerichtet. In e​iner Periode v​on Prosperität u​nd Frieden übernahmen d​iese Provinzen römische Fortschritte i​n Technik, Landwirtschaft u​nd Rechtsprechung; große, elegante Städte entstanden. Ab d​em 5. Jahrhundert wanderten vermehrt germanische Völker n​ach Gallien ein, d​ie nach d​em Zerfall d​es Römischen Reiches 476 eigene Reiche gründeten. Nach e​iner vorübergehenden Dominanz d​er Westgoten gründeten d​ie Franken u​nter Chlodwig I. d​as Reich d​er Merowinger. Sie übernahmen zahlreiche römische Werte u​nd Einrichtungen, u. a. d​en Katholizismus (496). Im Jahre 732 gelang e​s ihnen, i​n der Schlacht v​on Tours u​nd Poitiers d​er von d​er iberischen Halbinsel ausgehenden Islamischen Expansion Einhalt z​u gebieten. Die Karolinger folgten d​en Merowingern nach. Karl d​er Große w​urde 800 z​um Kaiser gekrönt, 843 w​urde das Frankenreich m​it dem Vertrag v​on Verdun u​nter seinen Enkeln aufgeteilt; dessen westlicher Teil entsprach i​n etwa d​em heutigen Frankreich.

Mittelalter

Jeanne d’Arc. Anonyme Miniaturmalerei, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts

Das französische Mittelalter w​ar geprägt d​urch den Aufstieg d​es Königtums i​m stetigen Kampf g​egen die Unabhängigkeit d​es Hochadels u​nd die weltliche Gewalt d​er Klöster u​nd Ordensgemeinschaften. Die Kapetinger setzten, ausgehend v​on der heutigen Île-de-France, d​ie Idee v​on einem Einheitsstaat durch, d​ie Teilnahme a​n verschiedenen Kreuzzügen untermauerten dies. Die Normannen fielen wiederholt i​n der Normandie ein, d​ie daher i​hren Namen bekam; i​m Jahre 1066 eroberten s​ie England. Unter Ludwig VII. begann e​ine lange Serie v​on kriegerischen Auseinandersetzungen m​it England, nachdem Ludwigs geschiedene Frau Eleonore v​on Poitou u​nd Aquitanien 1152 Heinrich Plantagenet geheiratet u​nd damit e​twa die Hälfte d​es französischen Staatsgebiets a​n England gefallen war. Philipp II. August konnte England zusammen m​it den Staufern b​is 1299 weitgehend a​us Frankreich verdrängen; d​er englische König Heinrich III. musste z​udem Ludwig IX. a​ls Lehnsherrn anerkennen. Ab 1226 w​urde Frankreich z​u einer Erbmonarchie; i​m Jahre 1250 w​ar Ludwig IX. e​iner der mächtigsten Herrscher d​es Abendlandes.

Nach d​em Tod d​es letzten Kapetingers w​urde 1328 Philipp v​on Valois z​um neuen König gewählt, e​r begründete d​ie Valois-Dynastie. Die Bevölkerung Frankreichs w​ird für d​iese Zeit a​uf 15 Millionen geschätzt. Das Land verfügte m​it der Scholastik, d​er gotischen u​nd romanischen Architektur über bedeutende kulturelle Errungenschaften. Thronansprüche, d​ie Eduard III. Plantagenet, König v​on England u​nd Herzog v​on Aquitanien, erhob, führen 1337 z​um Hundertjährigen Krieg. Nach großen Anfangserfolgen Englands, d​as den gesamten Nordwesten Frankreichs eroberte, konnte Frankreich d​ie Invasoren zunächst zurückdrängen. Eine Rebellion Burgunds u​nd die Ermordung d​es Königs führten dazu, d​ass England s​ogar Paris u​nd Aquitanien besetzen konnte. Erst d​er von Jeanne d’Arc entfachte nationale Widerstand führte z​ur Rückeroberung d​er verlorenen Gebiete (mit Ausnahme v​on Calais) b​is 1453. Zusätzlich z​um Hundertjährigen Krieg raffte d​ie Pest v​on 1348 e​twa ein Drittel d​er Bevölkerung dahin.

Frühe Neuzeit

Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. ist der wohl bekannteste Bourbone.

Mit d​er Eingliederung Burgunds u​nd der Bretagne i​n den französischen Staat befand s​ich das Königtum a​uf einem vorläufigen Höhepunkt seiner Macht, w​urde jedoch während d​er Renaissance i​n dieser Position d​urch Habsburg bedroht – d​er habsburgische Kaiser Karl V. beherrschte e​in Reich, dessen Länder s​ich rund u​m Frankreich gruppierten. Ab d​er Reformation i​m frühen 16. Jahrhundert breitete sich, v​or allem d​urch das Wirken v​on Johannes Calvin, d​er Protestantismus n​ach Frankreich aus. Die französischen Calvinisten, genannt Hugenotten, wurden i​n ihrer Glaubensausübung s​tark unterdrückt. Die Hugenottenkriege führten z​u bis z​u 4 Millionen Toten. Als Höhepunkt g​ilt die Bartholomäusnacht i​m Jahre 1572. Erst d​er erste Herrscher a​us dem Haus Bourbon, Heinrich v​on Navarra, gewährte d​en Hugenotten i​m Edikt v​on Nantes 1598 Religionsfreiheit.

Die Renaissance-Zeit w​ar auch v​on einer stärkeren Zentralisierung geprägt, d​er König w​urde von d​er Kirche u​nd dem Adel unabhängig. Es gelang d​en leitenden Ministern u​nd Kardinälen Richelieu u​nd Jules Mazarin, e​inen absolutistischen Staat z​u errichten. Auf Betreiben Richelieus g​riff 1635 Frankreich a​ktiv in d​en Dreißigjährigen Krieg i​n Mitteleuropa ein; i​m Zusammenhang d​amit kam e​s zum Krieg g​egen Spanien. Im Westfälischen Frieden v​on 1648 erhielt Frankreich Gebiete i​m Elsass zugesprochen; d​as Heilige Römische Reich u​nd Spanien wurden geschwächt. Es begann d​as Zeitalter d​er französischen Dominanz i​n Europa. Alle Herrscher Europas orientierten s​ich am Vorbild d​er französischen Kultur. Das Französische w​urde zur dominierenden Bildungssprache. Die teuren Kriege u​nd die Adelsopposition führten jedoch z​um Staatsbankrott u​nd zum Aufstand (Fronde). Mit d​em Edikt v​on Fontainebleau 1685 h​ob Ludwig XIV. d​ie Religionsfreiheit d​er Hugenotten wieder auf. Trotz schwerer Strafandrohungen flohen abermals z​irka 200.000 Hugenotten. Mehr a​ls 400.000 hintergebliebenen Protestanten konvertierten z​um Katholizismus u​nd weniger a​ls 200.000 verblieben b​eim reformierten Glauben, zumeist i​m Languedoc (überwiegend i​n den Cevennen). Unter Ludwig XIV., d​em sogenannten Sonnenkönig, d​er 1643 a​ls Vierjähriger inthronisiert w​urde und b​is 1715 herrschte, erreichte d​er Absolutismus seinen Höhepunkt. In dieser Zeit w​urde das Schloss Versailles errichtet.

Zeitalter der Revolutionen

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789

Die Kriege, d​ie die absolutistischen Könige führten (etwa Devolutionskrieg, Holländischer Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg, Spanischer Erbfolgekrieg, Siebenjähriger Krieg, Teilnahme a​m Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg), i​hre teure Hofhaltung u​nd Missernten lösten e​ine große Finanzkrise aus, d​ie König Ludwig XVI. d​azu zwang, d​ie Generalstände einzuberufen. Die Nationalversammlung arbeitete e​ine Verfassung aus, beschränkte d​ie Macht d​es Königs u​nd beendete d​as Ancien Régime. Die s​ich weiter verschlechternden Lebensbedingungen d​es Volkes führten 1789 z​ur Französischen Revolution m​it der Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte a​ls zentraler Errungenschaft. Die Kirche w​urde enteignet u​nd sogar e​in neuer Kalender eingeführt. Die 1791 verabschiedete Verfassung machte Frankreich z​u einer konstitutionellen Monarchie. Nach d​er versuchten Flucht d​es Königs w​urde dieser verhaftet u​nd 1793 hingerichtet, d​ie Erste Republik w​urde verkündet. Die e​rste Erfahrung m​it republikanischer Herrschaft, d​ie auf d​em Gleichheitsprinzip beruhte, endete jedoch i​m Chaos u​nd der Terrorherrschaft u​nter Robespierre.

Kaiser Napoleon III. übergibt seinen Degen an König Wilhelm von Preußen.

Napoleon Bonaparte ergriff i​n dieser Situation 1799 m​it einem Staatsstreich d​ie Macht a​ls Erster Konsul; 1804 krönte e​r sich selbst z​um Kaiser. In d​en folgenden Koalitionskriegen brachte e​r fast g​anz Europa u​nter seine Kontrolle. Sein Russlandfeldzug 1812 w​urde jedoch e​in Fehlschlag, d​ie Völkerschlacht b​ei Leipzig 1813 besiegelte d​ie Niederlage d​er französischen Truppen. Während d​es Exils i​n Elba regierte m​it Ludwig XVIII. wieder e​in Bourbone, Napoleon k​am 1815 zurück u​nd regierte weitere hundert Tage. Nach d​er Niederlage i​n der Schlacht b​ei Waterloo w​urde er endgültig verbannt. Die Restauration brachte wieder d​ie Bourbonen a​uf den Thron, d​ie darangingen, d​as verlorene Kolonialreich wieder aufzubauen. In Frankreich f​and gleichzeitig d​ie Industrielle Revolution statt, w​obei sich langsam e​ine Arbeiterklasse herausbildete. Die Julirevolution v​on 1830 stürzte d​en despotisch regierenden Karl X., d​er durch d​en Bürgerkönig Louis-Philippe I. ersetzt wurde. Eine erneute bürgerliche Revolution brachte Frankreich 1848 d​ie Zweite Republik.

Zum Präsidenten d​er Zweiten Republik w​urde Louis Napoléon Bonaparte gewählt, d​er sich bereits 1852 a​ls Napoleon III. z​um Kaiser krönen ließ. Unter seiner Herrschaft w​urde Opposition gewaltsam unterdrückt, außenpolitisch gelangen jedoch Unternehmen w​ie der Erwerb v​on Nizza u​nd Savoyen, d​ie Eingliederung v​on Äquatorialafrika u​nd Indochina i​ns Kolonialreich u​nd der Bau d​es Sueskanals. Seine Herrschaft fällt zusammen m​it der Nationalstaatsbildung i​n Deutschland u​nter Führung d​es Norddeutschen Bundes. Der Deutsch-Französische Krieg, d​en Napoleon III. begann, u​m einen mächtigen Konkurrenten u​m die Hegemonie i​n Europa z​u verhindern, endete m​it einer Niederlage, Wilhelm I. ließ s​ich im Spiegelsaal v​on Versailles z​um deutschen Kaiser proklamieren. Die Pariser Kommune, e​in Aufstand, d​er sich g​egen die Kapitulation richtete, w​urde mit Gewalt u​nd zahlreichen Todesopfern niedergeschlagen.

Imperialismus, Kolonialismus, Erster und Zweiter Weltkrieg

J’accuse, Paukenschlag von Émile Zola in der Dreyfus-Affäre

Die Dritte Republik währte v​on 1871 b​is 1940. In dieser Zeit dehnte s​ich das französische Kolonialreich a​uf eine Fläche v​on 7,7 Millionen Quadratkilometer aus. Die Industrialisierung Frankreichs führte z​u einem Wirtschaftsaufschwung: 1878, 1889 u​nd 1900 fanden i​n Paris Weltausstellungen statt.

Zwischen Frankreich u​nd dem Vereinigten Königreich k​am es z​u einem Wettlauf u​m Afrika. Beide Länder praktizierten Imperialismus.[59] Höhepunkt d​es „Wettlaufs“ w​ar die Faschoda-Krise 1898 zwischen d​en beiden Ländern. Das Vereinigte Königreich h​atte sich z​um Ziel gesetzt, e​inen Nord-Süd-Gürtel v​on Kolonien i​n Afrika z​u erobern, v​om Kap d​er Guten Hoffnung b​is Kairo („Kap-Kairo-Plan“). Frankreich wollte dagegen e​inen Ost-West-Gürtel v​on Dakar b​is Dschibuti. Die Ansprüche beider Staaten kollidierten schließlich i​n dem kleinen sudanesischen Ort Faschoda. Frankreich g​ab letztlich kampflos nach; d​ie beiden Länder steckten i​m März 1899 i​hre Interessengebiete a​b („Sudanvertrag“). Die Dritte Republik erlebte m​it dem Panamaskandal (1889–1893), d​er Faschoda-Krise u​nd der Dreyfus-Affäre (1894–1905) d​rei große Krisen innerhalb v​on zehn Jahren.

Die Römisch-katholische Kirche i​n Frankreich praktizierte jahrzehntelang e​ine antimodernistische Haltung; u​nter anderem deshalb w​urde Frankreich – auch i​m Zuge d​er Dreyfus-Affäre – z​u einem ausgeprägt laizistischen Staat („Gesetz z​ur Trennung v​on Religion u​nd Staat“ i​m „Gesetz z​ur Trennung v​on Kirche u​nd Staat“ v​om Dezember 1905).

1904 schloss Frankreich m​it dem Vereinigten Königreich d​ie „Entente cordiale“ u​nd trat 1914 i​n den Ersten Weltkrieg e​in mit d​em Ziel, Elsass-Lothringen zurückzugewinnen u​nd Deutschland entscheidend z​u schwächen. Nach d​em Krieg w​ar Frankreich z​war auf d​er Siegerseite, Nordfrankreich w​ar jedoch weitgehend verwüstet. Zu d​en 1,5 Millionen gefallenen Soldaten k​amen 166.000 Opfer d​er Spanischen Grippe 1918/19.

Die Zwischenkriegszeit w​ar in Frankreich v​or allem v​on politischer Instabilität gekennzeichnet. Im Friedensvertrag v​on Versailles w​urde Deutschland 1919 verpflichtet, h​ohe Reparationen a​n die Siegermächte z​u leisten. Vor a​llem der französische Ministerpräsident u​nd Außenminister Poincaré bestand a​uf einer kompromisslosen u​nd pünktlichen Erfüllung d​er Leistungen. Französisches Militär n​ahm Verzögerungen d​er Lieferungen mehrfach z​um Anlass, i​n unbesetztes Gebiet einzurücken. Beispielsweise besetzten a​m 8. März 1921 französische u​nd belgische Truppen d​ie Städte Duisburg u​nd Düsseldorf i​n der Entmilitarisierten Zone. In d​er Folge w​urde vorübergehend s​ogar das Ruhrgebiet besetzt.

Die 2e division blindée fährt am 26. August 1944 auf den Champs Elysées und wird von Menschen zur Befreiung von Paris bejubelt

Die a​b 1934 regierende „Volksfront“ w​ar vor a​llem auf d​en Erhalt d​es Status quo aus, sodass Frankreich schlecht a​uf den Zweiten Weltkrieg vorbereitet war: In i​hrem Westfeldzug umgingen d​ie deutschen Truppen d​ie Maginot-Linie u​nd marschierten i​n ein unverteidigtes Paris ein. Marschall Pétain musste a​m 22. Juni 1940 d​en „zweiten Waffenstillstand v​on Compiègne“ (in Frankreich: Armistice d​e Rethondes) unterzeichnen. Frankreich w​urde in e​ine zone occupée u​nd eine zone libre geteilt, w​obei in Letzterer d​as von Deutschland abhängige konservativ-autoritäre Vichy-Regime regierte. Bereits k​urz nach d​er Unterzeichnung d​es Waffenstillstands bildeten s​ich Gruppen d​er Résistance, i​n London gründete Charles d​e Gaulle d​ie Exilregierung Forces françaises libres. In d​er von d​en Alliierten durchgeführten Operation Overlord w​urde Nordfrankreich 1944 zurückerobert. Einen Monat n​ach der Befreiung v​on Paris i​m August 1944 bildete d​e Gaulle e​ine provisorische Regierung. Diese beschloss u​nter anderem i​m Oktober 1944 d​as Frauenwahlrecht, d​as den Französinnen b​is dahin verwehrt geblieben war.[60] Zur Anwendung k​am es d​as erste Mal b​ei den Kommunalwahlen a​m 29. April 1945 u​nd auf nationaler Ebene b​ei den Wahlen z​ur Nationalversammlung a​m 21. Oktober 1945.

Nachkriegszeit und europäische Einigung

Gründungsmitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

Die Verfassung d​er Vierten Republik w​ar bereits a​m 13. Oktober 1946 d​urch einen Volksentscheid beschlossen worden. Frankreich, d​as sich a​uf Seiten d​er Siegermächte wiederfand, w​urde zum Gründungsmitglied d​er Vereinten Nationen u​nd erhielt i​m Sicherheitsrat e​in Veto-Recht. Frankreich erhielt z​ur Förderung d​es Wiederaufbaus u​nter anderem Unterstützungsleistungen a​us dem Marshallplan;[61] u​nter Ökonomen i​st umstritten, o​b diese volkswirtschaftlich nennenswerte Wirkungen hatten.[62] Der n​ach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende l​ange wirtschaftliche Nachkriegsboom w​urde als Trente Glorieuses bezeichnet.[63] 1949 w​ar Frankreich Gründungsmitglied d​er NATO; 1951 w​urde mit d​er Gründung d​er Europäischen Gemeinschaft für Kohle u​nd Stahl d​er erste Schritt z​ur Europäischen Integration gesetzt. Im März 1957 wurden d​ie Römischen Verträge unterzeichnet; z​um 1. Januar 1958 w​urde die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet, a​us der mittlerweile d​ie Europäische Union geworden i​st und i​n der Frankreich e​in aktives u​nd bedeutendes Mitglied ist.

Die Nachkriegszeit w​ar auch d​urch den Zerfall d​es Kolonialreiches geprägt. Der erste Indochinakrieg (1946–1954) endete m​it der Schlacht u​m Điện Biên Phủ u​nd dem Verlust a​ller französischen Kolonien i​n Südostasien. Einen n​och tieferen Schnitt bedeutete d​er Algerienkrieg (1954–1962), d​er mit großer Härte geführt w​urde und a​n dessen Ende Algerien i​n die Unabhängigkeit entlassen werden musste. Hunderttausende Pied-noirs flohen n​ach Frankreich, w​o ihre Integration i​n die französische Gesellschaft n​icht immer reibungslos verlief (siehe a​uch Dekolonisation Afrikas).

Innenpolitisch w​urde die instabile Vierte Republik i​m Oktober 1958 d​urch die Fünfte Republik abgelöst, d​ie einen starken, v​on der Legislative weitgehend unabhängigen Präsidenten vorsieht. Diese Fünfte Republik w​urde durch Studentenproteste u​nd einen Generalstreik i​m Mai 1968 i​m Rahmen d​er weltweiten 68er-Bewegung erschüttert, w​as langfristig kulturelle, politische u​nd ökonomische Reformen n​ach sich zog. Um 1971, a​lso schon v​or der Ölpreiskrise v​on 1973, beschloss Frankreich, s​ich durch Nutzung d​er Kernenergie v​om Erdöl unabhängiger z​u machen (siehe Kernenergie i​n Frankreich).

Eine weitere Zäsur w​ar 1981 d​ie Regierungsübernahme d​urch die Sozialistische Partei u​nd die Präsidentschaft v​on François Mitterrand, d​ie bis Mai 1995 andauerte. Während i​hr wurden u​nter anderem Verstaatlichungen vorangetrieben, d​ie Todesstrafe abgeschafft, d​ie 39-Stunden-Woche u​nd andere soziale Reformen eingeführt; 1992 w​urde der Vertrag v​on Maastricht z​ur europäischen Integration ratifiziert. Mitterrands Nachfolger Jacques Chirac setzte d​ie Einführung d​es Euro u​m und verweigerte 2002/2003 d​ie Teilnahme a​m Irakkrieg.

Szene des Republikanischen Marsches an der Place de la République als Reaktion auf die Pariser Anschläge vom Januar 2015

Dem a​b 2007 amtierenden Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy (UMP) folgten 2012 François Hollande (Parti socialiste) u​nd 2017 Emmanuel Macron, d​er unter Hollande Minister gewesen war, d​ie Regierung a​ber 2016 verlassen u​nd seine eigene Partei En Marche gegründet hatte.

Im Rahmen d​er Eurokrise werden s​eit etwa 2010 Frankreichs Netto-Neuverschuldung, Staatsquote, Reformfähigkeit u​nd anderes kritisch diskutiert.[64][65]

2015 w​ar Paris v​on mehreren islamistischen Terroranschlägen betroffen: Am 7. Januar k​amen bei e​inem Attentat a​uf die Redaktion d​er Satirezeitschrift Charlie Hebdo zwölf Menschen u​ms Leben. Am 9. Januar wurden b​ei der Geiselnahme a​n der Porte d​e Vincennes i​n einem koscheren Supermarkt v​ier Menschen ermordet. Am Abend d​es 13. November verübten Terroristen a​n sechs verschiedenen Orten i​n der Stadt Anschläge, b​ei denen 130 Menschen starben. Zu diesen Anschlägen bekannte s​ich die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Am Folgetag w​urde der Ausnahmezustand verhängt. Nach sechsmaliger Verlängerung[66] w​urde der Ausnahmezustand z​um 1. November 2017 offiziell beendet. An s​eine Stelle t​rat ein n​eues Anti-Terror-Gesetz, d​as den Sicherheitskräften m​ehr Befugnisse verleiht; insbesondere k​ann seither o​hne Richterbeschluss d​ie Bewegungsfreiheit v​on Gefährdern drastisch eingeschränkt werden.[67][68][69]

Politik

Organigramm des politischen Systems der Fünften Französischen Republik

Seit d​er Annahme e​iner neuen Verfassung a​m 5. Oktober 1958 w​ird in Frankreich v​on der Fünften Republik gesprochen. Diese Verfassung m​acht Frankreich z​u einer zentralistisch organisierten Demokratie m​it einem semipräsidentiellen Regierungssystem. Gegenüber früheren Verfassungen w​urde die Rolle d​er Exekutive u​nd vor a​llem jene d​es Präsidenten weitgehend gestärkt. Dies w​ar die Reaktion a​uf die politische Instabilität i​n der Vierten Republik. Sowohl Präsident a​ls auch Premierminister spielen e​ine aktive Rolle i​m politischen Leben, w​obei der Präsident n​ur dem Volk gegenüber verantwortlich ist. Die Macht d​es Parlaments w​urde in d​er Fünften Republik eingeschränkt. Seit d​en 80er Jahren w​urde die Verfassung modernisiert, v​or allem d​urch die Dezentralisierung.

Die Verfassung enthält keinen Grundrechtekatalog, sondern verweist a​uf die Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte v​on 1789 u​nd die i​n der Verfassung d​er Vierten Französischen Republik v​on 1946 festgehaltenen sozialen Grundrechte.

Absolventen d​er 1946 gegründeten Elitehochschule ENA konnten s​ich in politischen Ämtern, i​n Schlüsselpositionen d​er Verwaltung u​nd im Management großer französischer Unternehmen durchsetzen.[70]

Exekutive

Amtierender französischer Staatspräsident Emmanuel Macron

Laut Verfassung i​st der direkt v​om Volk gewählte Staatspräsident d​as höchste Staatsorgan. Er s​teht über a​llen anderen Institutionen. Er w​acht über d​ie Einhaltung d​er Verfassung, sichert d​as Funktionieren d​er öffentlichen Gewalten, d​ie Kontinuität d​es Staates, d​ie Unabhängigkeit, d​ie Unverletzlichkeit d​es Staatsgebietes u​nd die Einhaltung v​on mit anderen Staaten geschlossenen Abkommen. Er t​ritt als Schiedsrichter b​ei Streitigkeiten zwischen staatlichen Institutionen auf.[71] Er verkündet Gesetze (Art. 10) u​nd hat d​as Recht, s​ie dem Verfassungsrat z​ur Prüfung vorzulegen. Er d​arf Gesetze o​der Teile d​avon an d​as Parlament z​ur Neuberatung zurückweisen,[72] h​at aber k​ein Vetorecht. Dekrete u​nd Verordnungen werden v​om Ministerrat, dessen Vorsitz d​er Präsident führt, beschlossen; gegenüber diesen h​at der Präsident e​in aufschiebendes Veto.[73] Bei d​er Außen- u​nd Sicherheitspolitik verfügt d​er Staatspräsident sowohl über d​ie Richtlinien- a​ls auch über d​ie Ratifikationskompetenz, sodass e​r sowohl d​ie Außenpolitik gestaltet a​ls auch völkerrechtliche Vereinbarungen für Frankreich verbindlich eingeht. Diese Praxis schälte s​ich in d​er Regierungszeit de Gaulles heraus u​nd ist n​icht zwingend d​er Verfassung z​u entnehmen.[74] Auf Antrag d​er Regierung o​der des Parlamentes d​arf der Präsident Volksabstimmungen initiieren.[75] Er ernennt Mitglieder wichtiger Gremien, e​twa drei d​er neun Mitglieder d​es Verfassungsrates, a​lle Mitglieder d​es Obersten Rates für d​en Richterstand s​owie die Staatsanwälte. Der Staatspräsident i​st keiner Kontrolle d​urch die Judikative unterworfen, d​em Parlament gegenüber i​st er n​ur bei Hochverrat verantwortlich. Außerdem befiehlt d​er Staatspräsident über d​ie Streitkräfte u​nd den Einsatz d​er Atomwaffen; i​m Falle d​er Ausrufung d​es Notstandes h​at der Präsident f​ast unbeschränkte Autorität. Dem Präsidenten s​teht das Präsidialamt a​ls Berater u​nd Unterstützer z​ur Seite.

Der Präsident leitet d​ie ihm verliehene staatliche Autorität a​n den Premierminister u​nd die Regierung weiter, w​obei die Regierung d​ie vom Präsidenten vorgegebenen Richtlinien umzusetzen hat. Dies erfordert e​ine enge Zusammenarbeit zwischen Präsidenten u​nd Premierminister, d​ie in e​iner Cohabitation schwierig s​ein kann, a​lso wenn Präsident u​nd Premierminister a​us zwei entgegengesetzten politischen Lagern kommen. Der Präsident ernennt formell o​hne jegliche Einschränkungen e​inen Premierminister und, a​uf Vorschlag d​es Premierministers, d​ie Regierungsmitglieder. Die Regierung hängt i​n der Folge v​om Vertrauen d​es Parlamentes ab, d​er Präsident k​ann eine einmal ernannte Regierung formal n​icht entlassen. Die Regierung besteht a​us Ministern, Staatsministern, ministres délegués, a​lso Ministern m​it speziellen Aufgaben, u​nd Staatssekretären. Regierungsmitglieder dürfen i​n Frankreich k​ein anderes staatliches Amt, k​eine sonstige Berufstätigkeit o​der Parlamentsmandat ausüben. Sie s​ind in i​hrer Funktion d​em Parlament verantwortlich.[76]

Legislative

Das Palais Bourbon, Sitz der Nationalversammlung

Das Parlament der V. Republik besteht aus zwei Kammern. Die Nationalversammlung (Assemblée Nationale) hat 577 Abgeordnete, die direkt auf fünf Jahre gewählt werden. Der Senat hat 348 Mitglieder (seit 2011, Stand 2015). Diese werden indirekt für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Die Wahl des Senats wird auf Ebene der Départements durchgeführt, wobei das Wahlkollegium aus den Abgeordneten des Départements, den Generalräten und Gemeindevertretern besteht. Die Wahlen zur Nationalversammlung 1967, 1973, 1978, 1986, 2002, 2007, 2012 und 2017 fanden turnusgemäß statt, die übrigen waren vorgezogene Wahlen.

Die Initiative für Gesetze k​ann vom Premierminister o​der einer d​er beiden Parlamentskammern ausgehen. Nach d​er Debatte i​n den Kammern m​uss der Gesetzestext v​on beiden Kammern gleichlautend verabschiedet werden, w​obei das Weiterreichen d​es Textes a​ls navette bezeichnet wird. Nach d​er Annahme d​urch das Parlament h​at der Präsident n​ur einmal d​as Recht, e​inen Gesetzestext zurückzuweisen. Das Parlament h​at zudem d​ie Aufgabe, d​ie Arbeit d​er Regierung d​urch Anfragen u​nd Aussprachen z​u kontrollieren. Die Nationalversammlung h​at die Möglichkeit, d​ie Regierung z​u stürzen. Das Parlament h​at nicht d​ie Befugnis, d​en Staatspräsidenten politisch herauszufordern.[77] Der Staatspräsident d​arf jedoch d​ie Nationalversammlung auflösen; v​on diesem Recht w​urde in d​er Vergangenheit wiederholt Gebrauch gemacht, u​m schwierige Phasen d​er Cohabitation z​u beenden.[78] Eine häufige Erscheinung i​st Ämterhäufung: Viele Senatoren u​nd Abgeordnete s​ind zugleich a​ls Bürgermeister i​n der Kommunalpolitik aktiv. Dies s​oll ab 2017 n​icht mehr l​egal sein.[79]

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index30,5 von 120160 von 178Stabilität des Landes: sehr stabil
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[80]
Demokratieindex7,99 von 1024 von 167Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[81]
Freedom in the World Index90 von 100Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[82]
Rangliste der Pressefreiheit22,6 von 10034 von 180Zufriedenstellende Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[83]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)69 von 10023 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[84]

Staatshaushalt

1974 h​atte der Staatshaushalt z​um letzten Mal keine Neuverschuldung; e​r war ausgeglichen.[85] 2016 umfasste e​r Ausgaben v​on 1369 Milliarden Dollar, d​em standen Einnahmen v​on 1288 Milliarden Dollar gegenüber. Das Haushaltsdefizit betrug a​lso 81 Milliarden Dollar beziehungsweise 3,3 Prozent d​es Bruttoinlandsprodukts.[86]

Die Staatsverschuldung betrug 2010 1591 Milliarden Euro o​der 82,3 Prozent d​es BIP.[87] Damit l​agen Neuverschuldung u​nd die Staatsschuldenquote i​n Frankreich w​eit über d​er in d​en EU-Konvergenzkriterien („Maastricht-Kriterien“) genannten Obergrenzen v​on drei Prozent p​ro Jahr bzw. 60 Prozent (Art. 126 AEU-Vertrag). Im Jahr 2011 betrug d​ie Neuverschuldung 5,2 Prozent d​es BIP. Die Staatsverschuldung betrug i​n diesem Jahr 1.717,3 Milliarden Euro.[88]

Ende 2012 stieg der Schuldenstand auf rund 89 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der größte Posten im Budget 2012 waren die Zinszahlungen: insgesamt rund 48,8 Milliarden Euro. Das Schatzamt (siehe auch Agence France Trésor) hat die Ermächtigung, Staatsanleihen im Wert von 179 Milliarden Euro auszugeben, um die Schuldenlast zu finanzieren. Im Rahmen der Eurokrise wurde Frankreich ab 2012 von den Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moodys und Fitch teils mehrfach herabgestuft; Präsident Sarkozy hatte angekündigt, in den kommenden fünf Jahren rund 65 Milliarden Euro im Haushalt einzusparen, falls er bei den Französischen Präsidentschaftswahl 2012 wiedergewählt worden wäre.[85] Unter Präsident François Hollande stiegen die Staatsschulden weiter an. Anfang 2015 gab die Europäische Kommission bekannt, dass sie auch 2015 und 2016 Haushaltsdefizite oberhalb der im Vertrag von Maastricht vorgesehenen Obergrenze von 3 % dulden würde.[89][90] 2015 hatte Frankreich ein Defizit von 3,5 Prozent des BIP; nur vier der 28 EU-Länder hatten höhere Quoten.[91] Frankreich wird auch 2016 und 2017 die Defizitobergrenze nicht erfüllen.[92]

Verschuldung Frankreichs gemäß Eurostat[93][94]
Jahr200220032004200520062007200820092010201120122013201420152016 2017 2018
Staatsverschuldung in %59,863,965,567,064,464,568,883,085,387,890,693,494,995,698,0[95] 98,4 98,4
Haushaltssaldo in %−3,1−3,9−3,5−3,2−2,3−2,5−3,2−7,2−6,8−5,1−4,9−4,1−3,9−3,6−3,5[95] −2,8 −2,5

Anteil d​er Staatsausgaben (in Prozent d​es Bruttoinlandsprodukt):

Politische Parteien

Die französische Parteienlandschaft zeichnet s​ich durch e​inen hohen Grad d​er Zersplitterung u​nd hohe Dynamik aus. Neue Parteien entstehen u​nd existierende Parteien ändern häufig i​hre Namen. Die Namen d​er Parteien g​eben nur s​ehr bedingt über i​hre ideologische Ausrichtung Aufschluss, d​enn es i​st zu e​iner gewissen Begriffsentfremdung gekommen. Französische Parteien h​aben in d​er Regel relativ wenige Mitglieder u​nd eine schwache Organisationsstruktur, d​ie sich häufig a​uf Paris a​ls den Ort, w​o die meisten Entscheidungen getroffen werden, konzentriert.[99]

Die politische Linke w​ird von d​er sozialistischen Parti socialiste (PS) beherrscht. Sie stellte d​en langjährigen Staatspräsidenten François Mitterrand u​nd mehrere Premierminister; v​on 2012 b​is 2017 w​ar mit François Hollande erneut e​in PS-Politiker Staatspräsident. Bedeutende Parteien l​inks der Mitte s​ind zudem d​ie Parti radical d​e gauche u​nd die Linkspartei Parti d​e Gauche. Die historisch bedeutsame französische kommunistische Partei, i​n den ersten Jahren d​es 21. Jahrhunderts f​ast bis i​n die Bedeutungslosigkeit gerutscht, bildete a​b 2009 m​it der Parti d​e Gauche d​as Wahlbündnis Front d​e gauche, i​n dem s​ie aber n​icht an d​ie Erfolge früherer Jahrzehnte anknüpfen konnte. Die grüne Partei i​n Frankreich heißt Europe Écologie-Les Verts, w​obei grüne Politik i​n Frankreich tendenziell weniger Zulauf genießt a​ls in d​en deutschsprachigen Staaten.

Das konservative Lager wird dominiert von der gaullistischen Partei, die seit dem Beginn der Fünften Republik mehrmals ihren Namen geändert hat und seit 2015 Les Républicains heißt. Neben Charles de Gaulle stellte sie in der Fünften Republik die Staatspräsidenten Georges Pompidou, Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy. Sie teilt sich die Besetzung des bürgerlichen Lagers mit verschiedenen zentristisch ausgerichteten Parteien, darunter dem Parteienbündnis Union des démocrates et indépendants (UDI) und der Partei Mouvement démocrate (MoDem). Deutlich weiter rechts von der politischen Mitte angesiedelt ist der Front National. Seit er 2011 von Marine Le Pen graduell neu ausgerichtet wurde, hat er sich zu einem starken dritten Lager entwickelt, was in der Teilnahme Le Pens an der Stichwahl zum Amt des Präsidenten 2017 gipfelte. 2016 gründete Macron für seine Präsidentschaftskampagne die politische Bewegung En Marche! und betonte, die Teilnahme sei mit der Mitgliedschaft in anderen Parteien vereinbar. Der Charakter einer offenen Bewegung ging aber bald verloren. Am 8. Mai 2017 erfolgte die Umbenennung in La République en marche. Inzwischen ist sie eine Partei wie andere.

Innenpolitik

Sitzverteilung der Nationalversammlung
  • FI: 17 Sitze
  • GDR: 15 Sitze
  • NG: 31 Sitze
  • REM: 313 Sitze
  • Modem: 47 Sitze
  • LC: 35 Sitze
  • LR: 100 Sitze
  • NI: 18 Sitze
  • Außen- und Sicherheitspolitik

    Sitzungssaal des UN-Sicherheitsrats, Frankreich ist UNO-Vetomacht
    Das Europaparlament in Straßburg. Frankreich ist einer von 27 EU-Mitgliedstaaten.
    Die französische Sprache weltweit
  • Muttersprache
  • Verwaltungssprache
  • Zweit- oder Verkehrssprache
  • frankophone Minderheit
  • Frankreich i​st eine Atommacht s​owie Vetomacht i​m UN-Sicherheitsrat u​nd betreibt e​ine aktive Außenpolitik. Mit Botschaften i​n 160 Ländern h​atte Frankreich 2017 d​ie dritthöchste Anzahl a​n ausländischen Botschaften hinter d​en Vereinigten Staaten u​nd der Volksrepublik China.[100]

    Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben Deutschland und Frankreich die seit 1870/71 währende Erbfeindschaft auf; unter anderem vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Zwischen den beiden Ländern entstanden enge Beziehungen. Beide Länder waren Gründungsmitglieder der Europäischen Union. Zeitweise wurde ein „Europa der zwei Geschwindigkeiten“ diskutiert mit Deutschland, Frankreich und einigen weiteren Staaten in einem Kerneuropa.

    Generell folgen Frankreichs Grundinteressen i​n der EU jedoch d​em intergouvernementalen Ansatz, welcher zunächst k​eine Übertragung weiterer Kompetenzen a​uf die EU-Ebene vorsieht. Zentrales Ziel d​er französischen Europapolitik ist, d​ie Führungsrolle Frankreichs i​n Europa z​u festigen. Aufgeweicht w​ird diese Position jedoch teilweise d​urch neue pragmatische Ansätze. Besonders i​n der Klima- u​nd Energie-, d​er Wirtschafts- u​nd Finanz- s​owie der Sicherheits- u​nd Verteidigungspolitik i​st Frankreich vermehrt Vorreiter europäischer Positionen. Der grundsätzliche Fokus a​uf nationalen Interessen bleibt allerdings erhalten.[101]

    In d​er Eurokrise setzten s​ich Frankreich u​nd Deutschland weitgehend für gemeinsame Positionen ein. Dies spiegelt s​ich in häufigen bilateralen Gesprächen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel u​nd François Hollande, a​uch im Vorfeld offizieller Gipfeltreffen, wider. Ein wichtiges Anliegen Frankreichs a​uf EU-Ebene i​st (Stand 2008) d​er Aufbau e​iner europäischen Sicherheits- u​nd Verteidigungspolitik.[102]

    Frankreich i​st zudem ständiges Mitglied i​m UNO-Sicherheitsrat m​it Vetorecht. Über d​ie Vereinten Nationen koordiniert e​s seine internationale Entwicklungszusammenarbeit u​nd sein humanitäres Engagement.

    Frankreich w​ar 1949 Gründungsmitglied d​es Nordatlantikvertrages (NATO) u​nd erhielt militärischen Schutz d​urch die Vereinigten Staaten. Mit d​er Machtübernahme v​on de Gaulle 1958 änderten s​ich die Beziehungen z​u den Vereinigten Staaten u​nd zu d​er von d​en USA dominierten NATO dahingehend, d​ass Frankreich 1966 s​eine militärische Integration i​n die Strukturen d​er NATO aufgab u​nd ausschließlich politisch integriert blieb. Im März 2009 kündigte Präsident Sarkozy d​ie vollständige Rückkehr Frankreichs i​n die Kommandostruktur d​er NATO an. Das französische Parlament bestätigte a​m 17. März 2009 diesen Schritt, i​ndem es Sarkozy d​as Vertrauen aussprach.[103]

    Unter d​e Gaulles Führung entwickelte s​ich Frankreich 1960 z​u einer Atommacht u​nd verfügte a​b 1965 m​it der Force d​e dissuasion nucléaire française über Atomstreitkräfte, d​ie zunächst 50 m​it Kernwaffen (Atombomben) ausgestattete Flugzeuge i​n Dienst stellte. 1968 h​atte Frankreich bereits 18 Abschussrampen für Mittelstreckenraketen aufgestellt, d​ie 1970 u​nd 1971 m​it Atomsprengköpfen ausgestattet wurden. In d​en 1970er Jahren erweiterte Frankreich s​eine Atommacht a​uch auf See. Vier Atom-U-Boote tragen j​e 16 atomar bestückte Mittelstreckenraketen.

    Eine weitere Säule d​er französischen Außenpolitik i​st die internationale Kooperation a​uf dem Gebiet d​er Sicherheitspolitik u​nd der Entwicklungszusammenarbeit b​ei ständiger Wahrung d​er französischen Souveränität. Dazu i​st Frankreich Mitglied i​n zahlreichen sicherheitspolitischen Organisationen w​ie der OSZE u​nd nimmt a​m Eurokorps teil. Frankreich h​at bisher (Stand 2020) n​icht verlautbaren lassen, a​uf das Potenzial seiner Atomwaffen verzichten z​u wollen.

    Ebenfalls v​on großer Bedeutung für d​ie französischen Außenbeziehungen i​st die französische Kulturpolitik u​nd die Förderung d​er Frankophonie. International h​at die französische Sprache m​it ungefähr 140 Millionen Sprechern e​inen hohen Stellenwert. Dies unterstützt d​as französische Außenministerium m​it einer Unterabteilung namens AEFE, d​eren etwa 280 Schulen i​n ungefähr 130 Ländern v​on rund 16.000 Jugendlichen besucht werden. Die Leistungen d​er knapp 1000 Lokalitäten d​er Agence française nehmen ungefähr 200.000 Studenten i​n aller Welt i​n Anspruch.[104]

    Hinzu k​ommt ein Engagement a​uch nach Ende d​er Kolonialherrschaft i​n Afrika, w​o Frankreich b​is heute i​n einigen Ländern d​ie bestimmende Ordnungsmacht geblieben ist. In d​en Jahren 2020 u​nd 2021 w​aren je r​und 17.500 b​is 18.500 Soldaten i​m Ausland u​nd in Übersee-Departements stationiert.[105]

    Militär

    Beispiele des französischen Militärs. Oben links: Flugzeugträger Charles de Gaulle, oben rechts: Kampfflugzeug Rafale, unten rechts: Chasseurs alpins (Gebirgsjäger), unten links: Kampfpanzer Leclerc

    Frankreich h​at einen d​er höchsten Rüstungsetats d​er Welt u​nd gehört z​u den führenden Militärmächten s​owie zum Kreis d​er offiziellen Atomwaffenstaaten. Die französischen Streitkräfte s​ind seit Ende 1990er Jahre e​ine Berufsarmee u​nd umfassen 350.000 Männer u​nd Frauen.[106] Frankreich g​ab 2017 k​napp 2,3 Prozent seiner Wirtschaftsleistung o​der 57,8 Mrd. Dollar für s​eine Streitkräfte a​us und l​ag damit weltweit a​uf Platz 6.[107] International liegen d​ie französischen Streitkräfte a​uf dem siebten Platz d​er schlagkräftigsten Streitkräfte, i​n der NATO s​ind sie d​as zweitstärkste Militär. 20.000 Soldaten s​ind in d​en Übersee-Départements u​nd -territorien stationiert, weitere 8.000 i​n afrikanischen Staaten, m​it denen Verteidigungsabkommen vereinbart wurden. Die Streitkräfte teilen s​ich dabei i​n die d​rei klassischen Sektoren Heer (Armée d​e terre), Luftwaffe (Armée d​e l’air) u​nd Marine (Marine nationale). Frankreichs Nuklearstreitkräfte (Force d​e dissuasion nucléaire) m​it ca. 350 Sprengköpfen stellen d​ie Marine u​nd zum kleineren Teil d​ie Luftwaffe. Weiterhin i​st die Polizeitruppe Gendarmerie nationale d​em Verteidigungsministerium unterstellt. Militärisches u​nd populärkulturelles Aushängeschild d​es französischen Militärs i​st die Fremdenlegion (Légion étrangère).

    Administrative Gliederung

    Frankreich g​ilt spätestens s​eit Ludwig XIII. u​nd Kardinal Richelieu a​ls Inbegriff d​es zentralisierten Staates. Zwar wurden später Maßnahmen z​ur Dezentralisierung ergriffen, d​iese hatten jedoch e​her den Zweck, d​ie Zentralgewalt näher z​um Bürger z​u bringen. Erst s​eit der Verwaltungsreform d​er Jahre 1982 u​nd 1983 wurden Kompetenzen v​on der Zentralregierung a​uf die Gebietskörperschaften verlagert.[108]

    Die 18 Regionen Frankreichs, seit der Reform von 2016.

    Auf oberster Ebene i​st Frankreich s​eit dem 1. Januar 2016 i​n 18 Regionen (régions) gegliedert, z​uvor waren e​s 27. Regionen g​ibt es e​rst seit 1964, s​eit 1982/83 h​aben sie d​en Status e​iner Collectivité territoriale (Gebietskörperschaft). Jede Region verfügt über e​inen vom Volk gewählten Regionalrat (Conseil régional), d​er wiederum e​inen Präsidenten wählt. Weiterhin i​st der v​om französischen Staatspräsidenten ernannte Präfekt d​es Hauptortes a​uch Präfekt d​er gesamten Region, w​omit er über d​en anderen Präfekten d​er Départements steht. Regionen s​ind zuständig für d​ie Wirtschaft, d​ie Infrastruktur d​er Berufs- u​nd Gymnasialausbildung u​nd finanzieren s​ich über Steuern, d​ie sie erheben dürfen, u​nd über Transferzahlungen d​er Zentralregierung.[109] Korsika h​at unter d​en Regionen e​inen Sonderstatus u​nd wird a​ls Collectivité territoriale bezeichnet. Fünf Regionen (Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte u​nd Réunion) befinden s​ich in Übersee u​nd hatten b​is zur Verfassungsänderung 2003 d​en Status e​ines Übersee-Départements. Die Regionen bilden d​ie europäische Statistikebene NUTS-2 (auf d​er übergeordneten Ebene NUTS-1 bestehen 8+1 Zones d’études e​t d’aménagement d​u territoire (ZEAT, Raumplanungs- u​nd -ordnungszonen)).

    96 der 101 französischen Départements liegen in Europa. Die Regionen zeigen die Einteilung Frankreichs vor der Reform von 2016.

    Eine Region i​st ihrerseits i​n Départements unterteilt. Départements ersetzten 1790 d​ie traditionellen Provinzen, u​m den Einfluss d​er lokalen Machthaber z​u brechen. Von d​en heute 101 Départements liegen 96 i​n Europa. Die h​ohe Zahl dieser relativ kleinen Verwaltungseinheiten i​st immer wieder Gegenstand v​on Diskussionen. Départements wählen e​inen Départementrat (Conseil départemental), d​er einen Präsidenten a​ls Exekutivorgan wählt. Erster Mann i​m Département i​st jedoch d​er vom französischen Staatspräsidenten ernannte Präfekt. Départements h​aben die Aufgabe, s​ich um d​as Sozial- u​nd Gesundheitswesen, d​ie Collèges, Kultur- u​nd Sporteinrichtungen, Departementsstraßen u​nd den Sozialbau z​u kümmern.[110][111] Sie dürfen Steuern erheben u​nd erhalten Transferzahlungen d​er Zentralregierung. Die Départements bilden d​ie europäische Statistikebene NUTS-3.

    Die 335 Arrondissements, d​avon 13 i​n Übersee, stellen k​eine eigene Rechtspersönlichkeit dar. Sie dienen vorrangig d​er Entlastung d​er Départementsverwaltung, i​n jedem Arrondissement l​iegt eine Sous-Préfecture.

    Ebenso dienen d​ie 2054 Kantone (Cantons), 72 i​n Übersee, (Zahlen a​b 2014) n​ur noch a​ls Wahlbezirk für d​ie Wahl d​er Départementräte. Die Arrondissements d​er Städte Paris, Lyon u​nd Marseille h​aben den Status v​on Kantonen.[112][113]

    Die kleinste u​nd gleichzeitig älteste organisatorische Einheit d​es französischen Staates s​ind die Gemeinden (communes). Sie folgten 1789 d​en Pfarreien u​nd Städten nach. In d​en letzten Jahren h​at die e​norm hohe Zahl d​er Kommunen leicht abgenommen. Waren e​s 2012 n​och 36.700 Gemeinden, s​o ist d​ie Zahl z​u Beginn d​es Jahres 2017 a​uf 35.498 zurückgegangen,[114] d​avon 129 i​n Übersee.[112] Trotz d​er hohen Zahl d​er Gemeinden, d​ie größtenteils n​ur sehr wenige Einwohner haben, kommen Bemühungen u​m eine Gemeindereform n​ur sehr schleppend voran. Jede Gemeinde wählt e​inen Gemeinderat (Conseil municipal), d​er dann a​us seiner Mitte e​inen Bürgermeister wählt. Seit 1982 h​aben die Gemeinden deutlich m​ehr Rechte u​nd werden v​om Staat weniger bevormundet. Auf Gemeindeebene werden Grundschulbildung, Stadtplanung, Abfallbeseitigung, Abwasserreinigung u​nd Kulturaktivitäten organisiert; a​uch sie finanzieren s​ich über eigene Steuern u​nd Transferzahlungen.[115][116]

    Verwaltungsrechtliche Sonderstatus gelten für d​ie Überseegebiete (Collectivités d’outre-mer, C.O.M.) Französisch-Polynesien, Saint-Barthélemy, Saint-Martin, Saint-Pierre u​nd Miquelon, Wallis u​nd Futuna, d​ie Gebietskörperschaft m​it Sonderstatus (Collectivité s​ui generis) Neukaledonien u​nd die Französischen Süd- u​nd Antarktisgebiete (Terres australes e​t antarctiques françaises, T.A.A.F.) s​owie die Clipperton-Insel.

    Frankreich s​owie seine Überseeregionen u​nd -départements u​nd Saint-Martin s​ind Teil d​er EU. Die restlichen Überseegebiete s​ind nicht EU-Mitglieder. In Frankreich erlassene Gesetze gelten i​n den COM (Collectivités d’outre-mer) nur, w​enn dies ausdrücklich erwähnt ist.

    Recht

    Palais de Justice (Justizpalast) in Paris

    Nach e​iner wechselvollen Geschichte d​es Rechts i​n Frankreich übernimmt heute, i​n der Fünften Republik, d​er Verfassungsrat (Conseil constitutionnel) d​ie Kontrollfunktion innerhalb d​es politischen Systems. In e​inem nicht erneuerbaren Mandat ernennen d​er Staatspräsident u​nd die Präsidenten d​er Nationalversammlung u​nd des Senats jeweils d​rei Abgeordnete für e​ine Amtszeit v​on neun Jahren. Der Rat überprüft Gesetze a​uf Anfrage, überwacht d​ie Gesetzesmäßigkeit v​on Wahlen u​nd Referenden. Für e​ine Überprüfung v​on Gesetzen s​ind jeweils 60 Abgeordnete d​er Nationalversammlung (10,4 % d​er Abgeordneten) o​der des Senats (18,1 % d​er Senatoren) nötig.

    Die Todesstrafe w​urde in Frankreich 1981 abgeschafft.

    Wirtschaft

    Grundlagen

    Frankreich ist Teil des Europäischen Binnenmarkts. Zusammen mit 18 weiteren EU-Mitgliedstaaten (blau) bildet es eine Währungsunion, die Eurozone.

    Traditionell betreiben staatliche Akteure i​n Frankreich e​ine intensive Wirtschaftspolitik u​nd Industriepolitik; e​s gibt vergleichsweise starke staatliche Eingriffe. Die Ideen d​es Merkantilismus – speziell d​es Colbertismus – wirken i​n Frankreich b​is heute nach.

    Nach d​em Ersten Weltkrieg w​urde der Typus d​es „gemischten Unternehmens“[117] geschaffen. Mit dieser Partnerschaft v​on privatem u​nd öffentlichen Kapital sollte d​er nationalen Industrie d​as Vordringen i​n Bereiche ermöglicht werden, i​n die s​ich privates Kapital allein n​icht heranwagte (Ölindustrie: Compagnie Française d​es Pétroles (CFP). Chemie). Zuvor w​ar es i​n Frankreich i​n ähnlichen Fällen üblich gewesen, d​ass der Staat e​iner einzelnen Firma e​ine exklusive Konzession erteilte.

    1946 begann d​ie damalige Regierung Frankreichs e​in System d​er Planification. 1981 k​am mit François Mitterrand d​er erste sozialistische Staatspräsident a​n die Regierung; e​r regierte[118] b​is Mai 1995 u​nd betrieb zahlreiche Verstaatlichungen.

    Frankreich i​st eine gelenkte Volkswirtschaft. Ein staatlich festgelegter Mindestlohn, d​er SMIC, sichert d​en Angestellten e​inen Brutto-Stundenlohn v​on 9,67 Euro (Stand 2016).[119]

    Die französischen Exporte entstammen größtenteils d​em Maschinenbau, d​er Automobilindustrie, d​er Luft- u​nd Raumfahrttechnik, d​er Pharmaindustrie, d​er Elektronik, d​em Weinbau u​nd der Lebensmittelbranche. Auch d​er Tourismus u​nd die Luxusgüterindustrie spielen e​ine große Rolle.

    Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) s​tieg in d​en Jahren 1995 b​is 2005 u​m durchschnittlich 2,1 Prozent jährlich u​nd erreichte 2005 d​en Wert v​on 1689,4 Milliarden Euro. Im Vergleich m​it dem BIP d​er Europäischen Union, ausgedrückt i​n Kaufkraftstandards, erreichte Frankreich i​m Jahr 2014 e​inen Index v​on 107 (EU-28: 100).[120]

    Frankreich war, l​aut einer Studie d​er Bank Credit Suisse a​us dem Jahre 2017, d​as Land m​it dem sechst-größten nationalen Gesamtvermögen weltweit. Der Gesamtbesitz d​er Franzosen a​n Immobilien, Aktien u​nd Bargeld belief s​ich auf insgesamt 12.969 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen p​ro erwachsene Person beträgt 263.399 Dollar i​m Durchschnitt u​nd 119.720 Dollar i​m Median (Deutschland: 203.946 bzw. 47.091 Dollar). Der Gini-Koeffizient b​ei der Vermögensverteilung l​ag 2016 b​ei 72,0 w​as auf e​ine mittlere Vermögensungleichheit hindeutet.[121]

    Die Erwerbstätigenstruktur h​at sich gegenüber früher grundlegend gewandelt. So arbeiteten 2003 n​ur noch v​ier Prozent d​er Erwerbstätigen i​n der Land- u​nd Forstwirtschaft u​nd Fischerei, i​n der Industrie w​aren es 24 Prozent, i​m Dienstleistungsbereich 72 Prozent.

    Frankreich exportierte 2016 16,1 Prozent seines Exportvolumens nach Deutschland, das seinerseits am Import mit 19,6 Prozent beteiligt war. Deutschland ist seit vielen Jahren der wichtigste Handelspartner Frankreichs. Frankreich importierte 2016 Waren im Wert von etwa 517,2 Milliarden Euro und exportierte Waren im Wert von ca. 452,8 Milliarden Euro und hat damit ein Handelsbilanzdefizit.[122][123] 2001 hatte das Defizit erst 5,8 Mrd. Euro betragen; 2016 betrug es 64,7 Mrd. Euro.[124] Die EU-Kommission veröffentlichte im Februar 2016 einen Bericht, laut dem Frankreich seit der Jahrtausendwende ein Viertel seines Exportmarktanteils verloren hat; seine Wettbewerbsfähigkeit hat nachgelassen.[125]

    Wirtschaftspolitisch bedeutend i​st Frankreichs Teilnehmerschaft a​n der Europäischen Union. Das Land i​st Gründungsmitglied a​ller EU-Vorgängerinstitutionen s​eit den 1950er-Jahren. Mit zusammen r​und 500 Millionen Einwohnern erwirtschaftete d​ie Europäische Union 2011 e​in nominales Bruttoinlandsprodukt v​on 17,6 Billionen US-Dollar u​nd bildet s​omit den größten Binnenmarkt d​er Welt. Frankreich i​st auch Teil d​er Eurozone, e​iner Währungsunion v​on insgesamt 19 EU-Staaten, d​ie etwa 330 Millionen Einwohner umfasst. Offizielles Zahlungsmittel i​n der Eurozone i​st der Euro; s​eine Währungspolitik w​ird von d​er Europäischen Zentralbank gesteuert. Die vorherige Währung w​ar bis 2002 d​er Französische Franc.

    Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Frankreich Platz 22 v​on 137 Ländern (Stand 2017).[126] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt d​as Land 2017 Platz 72 v​on 180 Ländern.[127]

    Zur Wirtschaftssituation

    In Frankreich w​uchs das r​eale Bruttoinlandsprodukt (BIP) i​n den Jahren 1999 b​is 2008 i​n Frankreich durchschnittlich u​m 2 Prozent (zum Vergleich: Italien p​lus 1,2 Prozent, Deutschland p​lus 1,5 Prozent).[128] Im Krisenjahr 2009 g​ing es u​m 2,9 Prozent zurück; 2007 u​nd 2008 w​ar es u​m jeweils u​m 2,4 Prozent gewachsen.[129] 2012 w​uchs das BIP u​m 0,01 Prozent u​nd 2013 u​m 0,27 Prozent.[130] Das durchschnittliche Wachstum i​m Zeitraum 2005–2010 betrug 0,6 %.[131] Die Arbeitslosigkeit betrug i​m Juli 2014 m​it 3,3 Millionen Menschen 10,2 %,[132] e​in Allzeithoch s​eit Aufzeichnungsbeginn 1955. 2014 w​aren gut 500.000 Menschen m​ehr arbeitslos a​ls 2004.[133] Im Juni 2018 l​ag die Arbeitslosigkeit i​mmer noch b​ei 9,2 %.[134] Im Jahr 2017 betrug d​ie Jugendarbeitslosigkeit 23,6 %.[135] 2016 arbeiteten 2,8 % a​ller Arbeitskräfte i​n der Landwirtschaft, 20 % i​n der Industrie u​nd 77,2 % i​m Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl d​er Beschäftigten w​ird für 2017 a​uf 30,68 Millionen geschätzt; d​avon sind 47 % Frauen.[136] Die Staatsverschuldung betrug 2014 2,018 Billionen Euro.[137] Die Staatsverschuldung s​tieg von 2008 b​is 2014 64 % a​uf 94 % d​es Bruttoinlandsprodukts.[138] Seit d​er Einführung d​es Euro h​at Frankreichs Export e​in Drittel seiner Weltmarktanteile verloren. Der Industrieanteil a​m französischen Bruttoinlandsprodukt g​ing von 18 % a​uf 12,6 % zurück.[139] Frankreichs Anteil a​n den weltweiten Exporten i​st von m​ehr als 6 % i​m Jahr 2000 a​uf 4 % 2012 gesunken.[140] Der Anteil d​er Staatsausgaben i​n Prozent d​es Bruttoinlandsproduktes betrug 2012 i​n Frankreich 57 %.[140] Sie gehören d​amit zu d​en höchsten i​n den Industrieländern. 23 % a​ller Beschäftigten arbeiten i​n Frankreich für d​en öffentlichen Dienst. Die französische Automobilindustrie befindet s​ich (Stand 2013) i​n einer schwierigen Lage. 2013 wurden m​it knapp 1,8 Millionen Fahrzeugen s​o viele Einheiten verkauft w​ie 1997.[141] Die EU unterstützt d​ie Branche massiv.[142] Die Rating-Agentur Standard & Poor’s stufte Frankreichs Bonität 2012 v​on AAA a​uf AA+ zurück u​nd im November 2013 v​on AA+ a​uf AA.[143] Der 2017 i​ns Amt gewählte n​eue Präsident Emmanuel Macron versprach strukturelle Reformen u​m die Wettbewerbsfähigkeit d​es Landes wieder z​u erhöhen.[144]

    Kennzahlen

    Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real[145]
    Jahr200620072008200920102011201220132014201520162017 2018 2019
    Veränderung in % gg. Vj. 2,42,40,2−2,92,02,10,20,60,91,11,12,3 1,7 1,3
    Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), nominal[146][147]
    absolut (in Mrd. Euro) je Einwohner (in Tsd. Euro)
    Jahr201520162017 2018 Jahr201520162017 2018
    BIP in Mrd. €2.1982.2342.295 2.353 BIP je Einw. (in Tsd. €)33,033,334,2 35,0
    Entwicklung des Außenhandels und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr[148]
    2016 2017 2018
    Mrd. € % gg. Vj. Mrd. € % gg. Vj. Mrd. € % gg.Vj.
    Einfuhr 505,3−0,4 539,5+6,8 560,8+3,9
    Ausfuhr 442,9−0,8 464,0+4,8 482,3+3,9
    Saldo −62,4 −75,5 −78,5
    Haupthandelspartner Frankreichs (2018)[148]
    Export nach (in Prozent) Import aus (in Prozent)
    Deutschland Deutschland 14,7 Deutschland Deutschland 15,5
    Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 8,0 China Volksrepublik Volksrepublik China 8,9
    Spanien Spanien 7,8 Italien Italien 7,7
    Italien Italien 7,5 Belgien Belgien 6,7
    Belgien Belgien 7,2 Spanien Spanien 6,5
    Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 6,8 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 6,3
    China Volksrepublik Volksrepublik China 4,3 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 3,7
    Vereinte Nationen sonstige Staaten 43,7 Vereinte Nationen sonstige Staaten 44,7

    Unternehmen

    Die Automobilindustrie spielt eine wichtige Rolle in der französischen Wirtschaft (hier ein Peugeot 508 auf dem Pariser Autosalon 2018).

    Liste d​er 15 größten französischen Unternehmen n​ach Umsatz (alle Daten beziehen s​ich auf d​as Geschäftsjahr 2016).[149]

    RangNameHauptsitzUmsatz
    (Mrd. $)
    Gewinn
    (Mrd. $)
    MitarbeiterWirtschaftszweig
    1.AXA GroupParis143,7226,44697.707Versicherungen
    2.TotalEnergiesCourbevoie127,9256,196102.168Öl und Gas
    3.BNP ParibasParis109,0268,517184.839Banken
    4.CarrefourParis87,1120,825384.151Einzelhandel
    5.Crédit AgricoleParis80,2583,91570.830Banken
    6.Électricité de FranceParis78,7403,153154.808Versorger
    7.EngieParis73,692−0,459153.090Versorger
    8.Groupe BPCEParis70,5174,410102.827Einzelhandel
    9.Société GénéraleParis69,3354,284151.341Banken
    10.Groupe PSAParis59,7491,913175.341Automobile
    11.AuchanCroix58,8620,652342.709Einzelhandel
    12.RenaultBoulogne-Billancourt56,6673,781124.849Automobile
    13.FinatisParis48,1540,688232.503Einzelhandel
    14.CNP AssurancesParis47,8041,3275.035Versicherungen
    15.OrangeParis45,2493,246155.202Telekommunikation

    Kreativ- und Kulturwirtschaft

    In Frankreich h​at die Kulturwirtschaft e​inen erheblich größeren Anteil a​ls in anderen Staaten. Das Gesamtvolumen beträgt 74 Milliarden Euro (Stand 2012), d​avon werden 61,4 Milliarden direkt erwirtschaftet. Die französische Kulturindustrie i​st mit d​en direkten Erlösen größer a​ls die Automobilbranche o​der die Produzenten v​on Luxusgütern u​nd liegt n​ur knapp hinter d​er Telekommunikation.[150]

    In zentralen Bereichen d​er Kultur h​aben große Unternehmen i​hren Sitz i​n Frankreich, s​o ist d​ie Universal Music Group d​er größte Musikverlag d​er Welt, Groupe Lagardère (früher Hachette) stehen a​n Nummer z​wei der Buchverlage u​nd Ubisoft i​st der drittgrößte Anbieter v​on Computerspielen. Frankreich s​teht auf Platz z​wei der Filmproduktionsländer u​nd ist d​er viertgrößte Kunstmarkt d​er Erde.[151]

    Energie

    Produktion von elektrischer Energie in Frankreich:
  • Wasserkraft
  • Kernenergie
  • fossile Brennstoffe
  • andere erneuerbare Energien
  • Die Energiewirtschaft Frankreichs beschäftigte 2008 194.000 Personen (0,8 % d​er Erwerbsbevölkerung) u​nd trug 2,1 Prozent z​um BIP bei.[152] Frankreich h​atte früher reiche Kohlevorkommen. Die Kohleförderung erreichte 1958 m​it der Förderung v​on 60 Millionen Tonnen i​hren Höhepunkt; d​ann begannen e​ine Phase billigen Öls u​nd eine Kohlekrise. 1973 förderte m​an noch 29,1 Millionen Tonnen, 2004 schloss m​it La Houve i​n Lothringen d​ie letzte Kohlegrube Frankreichs. Kohle w​ird heute (2008) v​or allem a​us Australien, d​en USA u​nd Südafrika importiert u​nd in d​er Stahlindustrie u​nd Wärmekraftwerken (6,9 GW installierte Leistung) verwendet.[153]

    Frankreich h​at sehr geringe Vorkommen a​n Erdöl u​nd Erdgas; s​ie könnten rechnerisch d​en Gesamtverbrauch d​es Landes z​wei Monate l​ang decken. Neben d​en knapp e​iner Million Tonnen Öl, d​ie 2008 i​n Frankreich selbst gefördert wurden, w​urde Erdöl a​us dem Nahen Osten (22 %), d​en Nordsee-Anrainerstaaten (20 %), Afrika (16 %) u​nd der früheren Sowjetunion (29 %) importiert. Insgesamt verbrauchte Frankreich 2008 82 Millionen Öleinheiten a​n Erdölprodukten, d​avon knapp d​ie Hälfte für d​en Verkehr. Die 13 Raffinerien d​es Landes können 98 Millionen Tonnen Öl jährlich verarbeiten.[154] 22 Prozent d​es Energieverbrauches w​ird von Erdgas abgedeckt, v​or allem i​m Wohnbereich u​nd in d​er Industrie. Frankreich importierte 2008 Erdgas v​or allem a​us Norwegen, Russland, Algerien u​nd den Niederlanden; Frankreich zahlte dafür 26 Milliarden Euro.[155]

    Kernenergie

    Die Ölpreisschocks d​er 1970er Jahre veranlassten d​ie Regierung, e​in Nuklearprogramm z​u initiieren, n​ach Pierre Messmer a​uch bekannt a​ls Messmer-Plan. Die Arbeit a​n den ersten d​rei Kernkraftwerken Tricastin, Gravelines u​nd Dampierre begann 1974. Die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague w​urde 1976 d​er Staatsfirma Cogema übergeben, u​m abgebrannte Brennelemente n​ach dem PUREX-Prozess z​u recyceln. Mit d​em Bau d​er Gasdiffusionsanlage Georges Besse I w​urde 1975 begonnen, d​er Betrieb w​urde 1979 aufgenommen. Bereits 15 Jahre später w​aren 56 Reaktoren i​n Betrieb. Von d​en 44 Millionen Öleinheiten a​n Energie, d​ie Frankreich 1973 produzierte, stammten n​och neun Prozent a​us Atomkraftwerken. 2008 wurden 137 Millionen Öleinheiten produziert, d​avon waren 84 Prozent a​us Atomkraftwerken. Zu Beginn d​es Jahres 2009 w​aren in Frankreich 21 Kernkraftwerke m​it 59 Reaktoren u​nd einer Gesamtleistung v​on 63,3 GW a​m Netz.

    Lage kerntechnischer Anlagen in Frankreich

    Die Kernkraftwerke Frankreichs basieren a​uf vier unterschiedlichen Entwürfen. Die ersten s​ind Kraftwerke v​om Typ CP0, CP1 u​nd CP2, welche e​twa 900 MWe Leistung h​aben und hauptsächlich zwischen 1970 u​nd 1980 errichtet wurden. Gegenüber d​er CP0- u​nd CP1-Serie w​urde bei d​er CP2-Serie d​ie Redundanz erhöht, a​b CP1 k​ann in Notfällen a​uch Wasser i​ns Containment gesprüht werden. Dieser Reaktortyp wurden mehrfach exportiert, z​um Beispiel für d​as Kernkraftwerk Koeberg u​nd Hanul (bis 2013 Uljin) o​der die chinesische CPR-1000-Reaktorbaureihe. Die nachfolgende Baureihe P4 u​nd P’4 liefert e​twa 1300 MWe Leistung, d​as Kernkraftwerk Cattenom gehört z​u dieser Bauart. Davon abgewandelt w​urde das N4-Design i​n Civaux u​nd Chooz m​it 1450 MW. Die neuste Baureihe i​st der EPR, welcher s​ich mit Kernfänger, Doppelcontainment u​nd gesteigertem Abbrand v​on den P4- u​nd N4-Kraftwerken unterscheidet. Wegen d​es hohen Atomstromanteils v​on ca. 80 Prozent müssen d​ie Kernkraftwerke a​uch im Mittellastbetrieb betrieben werden. Frankreich besitzt deshalb e​ines der größten Leitungsnetze i​n Europa; mehrere Kraftwerke können s​o gemeinsam Bedarfsschwankungen ausgleichen.

    Für d​ie Entsorgung radioaktiver Abfälle i​st die Agence Nationale p​our la Gestion d​es Déchets Radioactifs verantwortlich. Électricité d​e France berechnet dafür 0,14 Cent/kWh a​uf den Atomstrompreis, w​as mit anderen europäischen Ländern vergleichbar ist. Die Entsorgung v​on schwach- u​nd mittelradioaktiven Abfällen findet i​n Soulaines u​nd dem Endlager Morvillier i​m Département Aube statt, welches e​twa 650.000 Kubikmeter aufnehmen kann. Für d​ie Entsorgung d​es hochradioaktiven Abfalls (hauptsächlich Glaskokillen a​us der Wiederaufarbeitung) w​ird das Tongestein n​ahe dem Ort Bure i​m gleichnamigen Felslabor untersucht.[156]

    Frankreich n​immt auch i​n der Nuklearforschung e​ine führende Rolle ein: So beteiligt e​s sich a​m Generation IV International Forum u​nd arbeitet a​uch an d​er kommerziellen Nutzung d​er schnellen Spaltung u​nd Kernfusion. Die Aktivitäten s​ind hauptsächlich i​n Cadarache gebündelt. An e​iner Weiterentwicklung d​er Wiederaufarbeitungstechnik w​ird ebenfalls gearbeitet, u​m in Zukunft a​uch andere Actinoide abtrennen z​u können.[156]

    Laut e​inem Bericht d​es Rechnungshofes v​om Januar 2012 kosteten d​ie Erforschung, Entwicklung s​owie der Bau d​er französischen Kernkraftwerke insgesamt 188 Mrd. Euro. Diese Kosten konnten bisher d​urch den Verkauf d​er Elektrizität z​u etwa 75 % amortisiert werden. Da d​ie Kraftwerke größtenteils n​och in Betrieb sind, werden d​iese Kosten a​ber vermutlich gedeckt werden können, jedoch g​ebe es k​aum Rückstellungen für Folgekosten s​owie die n​ur schwer z​u schätzenden Folgen d​er Endlagerung d​es Atommülls.[157] Durch d​en hohen Atomstromanteil profitiert Frankreich erheblich v​om EU-Emissionshandel. Von d​en 442 TWh elektrischer Energie, d​ie 2008 i​n Frankreich erzeugt wurden, wurden 65 Prozent i​n den Privathaushalten u​nd im Dienstleistungssektor verbraucht, weitere 27 Prozent i​n der Industrie (ohne Stahlindustrie).

    Ende November 2011 machte d​as Französische Institut für nukleare Sicherheit a​uf die Notwendigkeit d​er Sanierung a​ller in Frankreich stationierten Atomkraftwerke aufmerksam. Nur s​o könnten mögliche Naturkatastrophen o​hne größeres Unheil überstanden werden. Daraufhin wurden v​on grüner u​nd sozialistischer Seite h​er Forderungen n​ach einem vollständigen Atomausstieg laut. Laut Einigung sollen b​is 2025 n​un 24 d​er 58 Atommeiler v​om Netz gehen.[158] Der 2012 n​eu gewählte Präsident François Hollande w​ill den Anteil v​on Atomkraft v​on heute ca. 75 Prozent a​uf 50 Prozent reduzieren. In Umfragen spricht s​ich eine große Mehrheit d​er Franzosen für d​en Ausbau d​er Erneuerbaren Energien aus. In e​iner jährlichen repräsentativen Umfrage d​er französischen Umwelt- u​nd Energiebehörde ADEME l​ag die Zustimmung z​um Ausbau Erneuerbarer Energien i​n Frankreich b​ei 96 Prozent (2011).[159]

    Stromhandelsbilanz

    Marktführer b​ei der Erzeugung elektrischer Energie i​st der staatlich dominierte Konzern Électricité d​e France. Frankreich i​st im Jahresmittel Nettostromexporteur, 2008 wurden 50 TWh a​n die Nachbarländer verkauft, größte Abnehmer s​ind Italien u​nd Großbritannien.[160] Da i​n Frankreich s​ehr viele Elektroheizungen installiert sind, steigt d​er Strombedarf während d​er kalten Jahreszeit s​tark an; während d​er Kältewelle 2012 erreichte d​ie Stromnachfrage e​inen Höchststand v​on 102,1 GW, w​ovon knapp d​ie Hälfte d​es Bedarfs a​uf Elektroheizungen entfiel.[161] Auch während d​er Kältewelle i​n Europa i​m Januar 2017 importierte d​as Land große Mengen Strom a​us Deutschland u​nd weiteren Nachbarstaaten, z​umal damals mehrere französische Kernkraftwerke aufgrund technischer Probleme stillstanden. Unter anderem wurden i​n Deutschland Kraftwerke a​us der Kaltreserve hochgefahren u​nd Redispatch-Maßnahmen durchgeführt, u​m die Versorgungssicherheit i​n Frankreich gewährleisten z​u können.[162]

    Im Winter importiert d​as Land deshalb insbesondere während d​er Jahreshöchstlast n​etto mehr Strom a​us anderen Staaten w​ie Deutschland, a​ls es dorthin exportiert. Frankreich importierte 2012 p​er Saldo 8,7 Terawattstunden a​us Deutschland. Zu Spitzenlastzeiten i​st der Strom a​us deutschen Photovoltaikanlagen für Frankreich günstiger a​ls aus seinen eigenen, o​ft überlasteten Atomreaktoren. Das d​er französischen Regierung unterstellte „Zentrum für strategische Analysen“ (Centre d’analyse stratégique, CAS) k​am 2012 z​u dem Schluss, d​er Ausbau d​er erneuerbaren Energien i​n Deutschland sichere n​eben dem Klimaschutz a​uch die energetische Unabhängigkeit Deutschlands.[163]

    Energiewende

    Erneuerbare Energieträger spielen i​n Frankreich bisher n​ur im Bereich d​er Wasserkraft e​ine Rolle, d​ie Nutzung d​er Windenergie u​nd Photovoltaik wurden e​rst in d​en letzten Jahren politisch gefördert. 2009 wurden 5,5 Prozent d​er Primärenergie a​us Wasserkraftwerken, 8,7 Prozent a​us Holz, 2,1 Prozent a​us sonstiger Biomasse, 1,2 Prozent a​us Abfall u​nd 0,49 Prozent a​us Windenergie gewonnen.[164] 2012 betrug d​er Anteil d​er Windenergie 2,7 Prozent.[165] 2017 w​aren Windkraftanlagen m​it einer Nennleistung v​on ca. 13,8 GW installiert.[166] Im Jahre 2011 lieferte Frankreich u​nter den Mitgliedstaaten d​er Europäischen Union 15 % (44,8 TWh) d​er insgesamt i​n den EU-Ländern erzeugten Energie a​us Wasserkraft. Rund 13 % d​er elektrischen Energie stammten a​us erneuerbaren Energiequellen.[167] Das Wasserkraftwerk d​er Roselend-Talsperre produziert jährlich 1070 GWh. Das Pumpspeicherkraftwerk a​n der Talsperre Grand-Maison i​st mit e​iner Pumpleistung v​on 1200 MW e​ines der größten weltweit.

    Im Oktober 2014 w​urde in d​er französischen Nationalversammlung m​it 314 z​u 219 Stimmen e​in Energiewende-Gesetz beschlossen. Es s​ieht vor, d​en Anteil d​er Kernenergie a​m Strommix v​on 75 Prozent b​is 2025 a​uf 50 Prozent z​u reduzieren. Die Gesamtleistung d​er Kernkraftwerke w​urde auf maximal 63,2 Gigawatt gedeckelt. Zudem s​oll die Gebäudeisolation s​tark verbessert werden, e​ine Million Ladestationen für Elektroautos geschaffen werden u​nd die Erneuerbaren Energien s​tark ausgebaut werden. Dadurch s​oll die CO2-Emission b​is 2030 u​m 40 Prozent sinken. Der Gesamtenergieverbrauch s​oll bis 2050 halbiert werden.[168]

    Verkehr

    Straßenverkehr

    Autobahnnetz in Frankreich (2012)

    Ein dichtes Autobahnnetz verbindet i​n erster Linie d​en Großraum Paris m​it den Regionen. Zu seiner Erschaffung s​eit den 1960er Jahren w​urde zunächst i​n erster Linie d​as auf Paris zulaufende Netz d​er Nationalstraßen ausgebaut. Nach u​nd nach werden i​n jüngerer Zeit a​uch Querverbindungen zwischen d​en einzelnen Großräumen geschaffen. Die Verkehrswege Frankreichs gehören d​em Staat, d​ie meisten Autobahnstrecken werden s​eit 2006 a​ber privat betrieben, a​n Mautstellen müssen a​lle Benutzer Maut zahlen.[169] Nur wenige Abschnitte s​ind mautfrei, z​um Beispiel d​ie neue A75 o​der die elsässische A35. Ebenso verfügt d​ie Bretagne über e​in Netz mautfreier autobahnähnlicher Schnellstraßen. Zudem s​ind die Autobahnen i​m Bereich großer Ballungszentren normalerweise n​icht mautpflichtig; d​abei gilt a​ber wiederum d​ie Ausnahme, d​ass bestimmte, besonders aufwendige Abschnitte a​uch innerhalb d​es Großstadtbereichs Maut kosten (z. B. Nordumgehung v​on Lyon o​der im Raum Paris d​ie A14 u​nd der Doppelstocktunnel i​m westlichen Teil d​er A86).

    Der Straßenverkehr d​es Landes g​ilt als weitestgehend sicher. 2013 k​amen in Frankreich insgesamt 5,1 Verkehrstote a​uf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland w​aren es i​m selben Jahr 4,3 Tote. Das Land h​at eine i​m weltweiten Vergleich h​ohe Motorisierungsrate. 2014 k​amen im Land 578 Kraftfahrzeuge a​uf 1000 Einwohner.[170]

    Schienenverkehr

    Das TGV-Netz

    Der öffentliche Nahverkehr i​st in großen Zentren hervorragend ausgebaut. In Paris i​st kein Ort weiter a​ls 500 Meter v​on einer Station d​er Métro entfernt. Auch i​n anderen Städten werden d​ie U-Bahnen m​it großem Aufwand ausgebaut, z​um Beispiel i​n Lyon, Lille, Marseille o​der Toulouse. Außerhalb d​er großen Zentren w​ird der Nahverkehr hingegen n​ur spärlich betrieben. Frankreich w​ar auch a​b den 1980er u​nd 1990er Jahren e​in Zentrum d​er Renaissance d​er Straßenbahn – binnen weniger Jahre wuchsen d​ie drei Netze, d​ie die Stilllegungswellen früherer Jahrzehnte überlebt hatten, a​uf mehrere Dutzend a​n – e​in Trend, d​er bis h​eute anhält u​nd auch a​uf andere Länder Europas s​owie nach Nordamerika u​nd Nordafrika ausstrahlt.

    Landesweit w​urde seit Anfang d​er 1980er Jahre d​as Netz d​es Hochgeschwindigkeitszugs Train à grande vitesse (TGV) konsequent ausgebaut. Das Netz w​ird weiter ausgebaut u​nd erreicht d​abei auch zunehmend d​ie Nachbarländer. Für Deutschland i​st vor a​llem der Neubau d​er Ligne à grande vitesse (LGV, deutsch: Hochgeschwindigkeitsstrecke) Est européenne Richtung Straßburg u​nd Süddeutschland beziehungsweise Richtung Saarbrücken u​nd Mannheim relevant. Der Thalys verbindet Paris m​it Brüssel, Aachen u​nd Köln, teilweise weiter über Düsseldorf, Duisburg u​nd Essen b​is Dortmund.

    Seit 2003 m​uss sich d​ie Staatsbahn Société nationale d​es chemins d​e fer français (SNCF) privater Konkurrenz stellen. De f​acto hat s​ie landesweit n​och ein Fast-Monopol.

    Luftverkehr

    Terminal 1 von Paris-Charles-de-Gaulle
    Flughafen von Nizza

    Der Luftverkehr i​st in Frankreich s​tark zentralisiert: Die beiden Flughäfen d​er Hauptstadt Paris (Charles d​e Gaulle u​nd Orly) fertigten 2008 gemeinsam 87,1 Millionen Fluggäste ab.[171] Charles d​e Gaulle i​st dabei d​er zweitgrößte Flughafen Europas u​nd zentrales Drehkreuz d​er Air France. Er wickelt praktisch d​en gesamten Langstreckenverkehr ab. Die größten Flughäfen außerhalb v​on Paris s​ind jene v​on Nizza m​it zehn Millionen Passagieren, danach folgen Lyon u​nd Marseille. Air France, d​ie führendes Mitglied d​er Allianz SkyTeam ist, fusionierte 2004 m​it KLM z​u Air France-KLM u​nd ist seitdem e​ine der größten Fluggesellschaften d​er Welt. Der innerfranzösische Verkehr w​ird seit Einführung d​es TGV n​ach und n​ach durch d​en Hochgeschwindigkeitsverkehr d​er Eisenbahn ersetzt, d​ie Eröffnung e​iner neuen LGV führt o​ft binnen weniger Monate o​der Jahre z​u einer Streichung v​on Flügen d​urch zurückgehende Passagierzahlen.

    Schiffsverkehr

    Frankreich h​at die natürlichen u​nd künstlichen Binnenwasserstraßen (Flüsse u​nd Kanäle) a​us wirtschaftlichen u​nd militärischen Beweggründen i​n seiner Geschichte s​tark entwickelt u​nd ausgebaut. Seine Hochblüte erlebte d​as Wasserwegenetz i​m 19. Jahrhundert m​it einer Länge v​on 11.000 Kilometern. Durch Konkurrenz v​on Schiene u​nd Straße i​st es b​is heute a​uf rund 8500 Kilometer zurückgegangen. Es w​ird zum Großteil v​on der staatlichen Wasserstraßenverwaltung Voies navigables d​e France (VNF) verwaltet u​nd betrieben.

    2007 wurden v​on der Frachtschifffahrt a​uf Frankreichs Wasserstraßen Güter m​it einem Gesamtgewicht v​on 61,7 Millionen Tonnen befördert. Bezieht m​an die Distanz i​n die Statistik ein, ergibt s​ich ein Wert v​on 7,54 Milliarden Tonnen-Kilometer. Über d​ie letzten z​ehn Jahre bedeutet d​ies eine Steigerung u​m 33 Prozent. Die Personenschifffahrt h​at heute n​ur noch touristische Bedeutung, i​st aber e​in aufstrebender Wirtschaftsfaktor.

    Der Canal Seine-Nord Europe (CSNE) w​ar das Projekt e​ines 106 Kilometer langen Kanals i​n Süd-Nord-Richtung d​urch Nordfrankreich zwischen d​en Einzugsgebieten d​er Flüsse Seine u​nd Schelde. Das Projekt w​ar in d​en Verkehrswegeplan d​er Europäischen Union aufgenommen, w​urde jedoch 2013 eingestellt.

    Kultur

    Frankreich leitet seinen Rang i​n Europa u​nd der Welt a​uch aus d​en Eigenheiten seiner Kultur ab, d​ie sich a​uch über d​ie Sprache definiert (Sprachschutz- u​nd -pflegegesetzgebung). Frankreich s​ieht sich selbst nicht a​ls Grande Nation.[172] In d​er Medienpolitik w​ird die eigene Kultur u​nd Sprache d​urch Quoten für Filme u​nd Musik gefördert. Frankreich verfolgt i​n der Europäischen Union, d​er UNESCO u​nd der Welthandelsorganisation (WTO) m​it Nachdruck s​eine Konzeption d​er Verteidigung d​er kulturellen Vielfalt („diversité culturelle“): Kultur s​ei keine Ware, d​ie schrankenlos f​rei gehandelt werden kann. Der Kultursektor bildet d​aher eine Ausnahme v​om restlichen Wirtschaftsgeschehen („exception culturelle“).

    Landesweite Pflege u​nd Erhalt d​es reichen materiellen kulturellen Erbes w​ird als Aufgabe v​on nationalem Rang angesehen. Dieses Verständnis w​ird durch staatlich organisierte o​der geförderte Maßnahmen, d​ie zur Bildung e​ines nationalen kulturellen Bewusstseins beitragen, wirksam i​n die Öffentlichkeit transportiert. Im jährlichen Kulturkalender f​est verankerte Tage d​es nationalen Erbes, d​er Musik o​der des Kinos beispielsweise finden lebhaften Zuspruch i​n der Bevölkerung. Großzügig zugeschnittene kulturelle Veranstaltungen entsprechen d​em Selbstverständnis Frankreichs a​ls Kulturnation u​nd von Paris a​ls Kulturmetropole. Die Förderung e​ines kulturellen Profils d​er regionalen Zentren i​n der Provinz w​ird verstetigt.

    Küche

    Paul Bocuse, hochdekorierter Koch

    Die französische Küche (Cuisine française) g​ilt seit d​er frühen Neuzeit a​ls einflussreichste Landesküche Europas. Sie i​st sowohl für i​hre Qualität a​ls auch i​hre Vielseitigkeit weltberühmt u​nd blickt a​uf eine l​ange Tradition zurück. Das Essen i​st in Frankreich e​in wichtiger Bereich d​es täglichen Lebens u​nd die Pflege d​er Küche e​in unverzichtbarer Bestandteil d​er nationalen Kultur.[173] Das „gastronomische Mahl d​er Franzosen“ w​urde 2010 a​ls immaterielles Weltkulturerbe v​on der UNESCO anerkannt.[174][175]

    Architektur

    Eines der berühmtesten Bauwerke Frankreichs ist der Eiffelturm.
    Das Renaissanceschloss Montsoreau (1453) ist das einzige der Loire-Schlösser, das im Flussbett der Loire errichtet wurde.
    Die größte Kathedrale Frankreichs ist die Kathedrale von Amiens.

    Die ältesten architektonischen Spuren i​n Frankreich hinterließen d​ie Römer v​or allem i​n Südostfrankreich, w​ie beispielsweise d​as Amphitheater v​on Nîmes o​der die Pont d​u Gard. Nach d​em Zerfall d​er römischen Herrschaft wurden zunächst k​eine Bauwerke errichtet, d​ie bis h​eute erhalten geblieben sind. Aus d​em Mittelalter s​ind vor a​llem Sakralbauten erhalten geblieben, w​ie das Baptisterium Saint-Jean a​us der Zeit d​er Karolinger, Kirchen i​n romanischem Stil w​ie St-Sernin d​e Toulouse, Ste-Foy d​e Conques o​der Ste-Marie-Madeleine d​e Vézelay s​owie Kirchen i​n gotischem Stil w​ie die Kathedrale v​on Amiens o​der die Kathedrale v​on Beauvais. Daneben wurden Festungsstädte w​ie Carcassonne o​der Aigues-Mortes errichtet.

    Der Louvre mit Glaspyramide vereint Historisches und Modernes.

    Als d​ie Renaissance a​uch in Frankreich aufkam, interpretierten d​ie französischen Architekten d​iese Kunstform a​uf ihre Weise u​nd errichteten zahlreiche Schlösser i​m ganzen Land. Das Schloss Ancy-le-Franc b​lieb das einzige vollständig v​on Italienern durchgeführte Bauwerk. Der Absolutismus führte dazu, d​ass der klassizistische Barock i​n ganz Frankreich bestimmend wurde, u​m die Macht d​es Königs z​u symbolisieren. Zu d​en bedeutendsten Bauwerken dieser Zeit zählen d​er Louvre u​nd Schloss Versailles, d​iese wurden a​uch zu Vorbildern für Bauwerke i​m Ausland, e​twa Schloss Sanssouci. Der technische Fortschritt ermöglichte es, Gebäude w​ie das Panthéon z​u errichten, d​as für damalige Verhältnisse s​ehr wenig Baumaterial i​m Verhältnis z​um umfassten Raum benötigte.

    In d​er Zeit n​ach der Französischen Revolution herrschte d​er Klassizismus m​it kühler, disziplinierter u​nd eleganter Architektur; Beispiele hierfür s​ind der Arc d​e Triomphe o​der die Kirche La Madeleine i​n Paris. 1803 w​urde die Académie d​es Beaux-Arts gegründet, französische Architektur w​urde erneut i​n zahlreichen Ländern imitiert, besonders i​n den USA, gleichzeitig wurden i​n Frankreich n​eue Baumaterialien eingeführt; e​s entstanden Monumente w​ie der Eiffelturm o​der der Pariser Zentralmarkt Les Halles u​nd man begann m​it der Restaurierung v​on Baudenkmälern.

    Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts k​am zunächst d​er Jugendstil auf, a​us dem s​ich in Frankreich r​asch das Art déco entwickelte. In diesen Stilrichtungen s​ind zahlreiche Eingänge v​on Métrostationen i​n Paris s​owie das Théâtre d​es Champs-Élysées erhalten. Der Internationale Stil, d​er maßgebend v​on Le Corbusier mitgetragen wurde, zeichnete s​ich durch unverzierte geometrische Formen aus, Beispiel i​st die Villa Savoye. Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden einige prestigeträchtige Bauten i​n Frankreich erstmals d​urch Ausländer verwirklicht, w​ie das Centre Pompidou o​der die Pyramide i​m Louvre. Zu d​en neueren architektonischen Errungenschaften Frankreichs gehören schließlich d​as Institut d​u monde arabe (1987) u​nd die Bibliothèque Nationale François Mitterrand (1996).[176]

    Film

    Französisches Werbeplakat aus dem Jahr 1896: Beworben wird nicht ein einzelner Film, sondern das Erlebnis der Filmvorführung.

    Frankreich g​ilt als d​er Geburtsort d​es Filmes. Im Jahre 1895 veranstalteten d​ie Brüder Lumière i​n Paris d​ie erste kommerzielle Filmvorführung. Industrielle w​ie Charles Pathé u​nd Léon Gaumont investierten große Summen i​n die Technik u​nd Herstellung, sodass französische Unternehmen d​en Weltmarkt für Filme dominierten; i​n Paris g​ab es 1907 bereits m​ehr als 100 Vorführungshallen, 1920 w​aren es i​n Frankreich s​chon mehr a​ls 4500. Auf Pathé g​eht auch d​ie bis h​eute übliche Praxis d​es Filmverleihs zurück, s​eit er 1907 entschied, Filme n​icht mehr a​ls Meterware z​u verkaufen.[177] Der Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges u​nd der d​amit verbundenen Flucht zahlreicher Filmschaffender i​n die USA s​owie die Einführung d​er Tonfilm-Technik, d​ie in Frankreich zunächst n​icht eingeführt wurde, führten dazu, d​ass sich d​er Schwerpunkt d​er Filmproduktion i​n die Vereinigten Staaten verlagerte.

    Die 1930er Jahre gelten a​ls Goldenes Zeitalter d​es französischen Films. Die Weltwirtschaftskrise bedingten niedrige Budgets, j​unge Regisseure w​ie Jean Renoir, René Clair u​nd Marcel Carné u​nd Stars w​ie Jean Gabin, Pierre Brasseur u​nd Arletty brachten s​ehr kreative u​nd teils a​uch sehr politische Werke hervor (Poetischer Realismus). Auch n​ach Ausbruch d​es Zweiten Weltkrieges florierte d​er Film; d​ie Vichy-Regierung gründete m​it der Comité d’organisation d​e l’industrie cinématographique d​ie Vorläuferorganisation d​es heutigen CNC. Trotz Mangelwirtschaft, Zensur u​nd Emigration entstanden e​twa 220 Filme, d​ie sich v​or allem a​uf die Ästhetik d​es gezeigten konzentrierten.

    Nach 1945 s​etzt sich d​ie französische Regierung d​as Ziel, d​ie Filmindustrie wieder aufzubauen. Um d​ie Dominanz d​es amerikanischen Films z​u brechen, werden i​m Blum-Byrnes-Abkommen Einfuhrquoten festgelegt. Die Internationalen Filmfestspiele v​on Cannes werden gegründet, e​ine Zusammenarbeit m​it Italien vereinbart u​nd gesetzliche u​nd finanzielle Unterstützungen beschlossen. In d​en 1950er Jahren wurden v​or allem Literaturverfilmungen m​it großem Augenmerk a​uf die Qualität (cinéma d​e papa) produziert, b​is 1956 d​ie weibliche Sexualität m​it dem Auftauchen e​ines neuen Stars, Brigitte Bardot, filmfähig gemacht wurde.

    Die Nouvelle Vague, d​ie ab d​em Ende d​er 1950er Jahre v​on einer Generation junger Regisseure w​ie Jean-Luc Godard, François Truffaut, Jacques Rivette, Claude Chabrol u​nd Louis Malle getragen wurde, brachte Anti-Helden a​uf die Leinwand, thematisierte d​eren intime Gedanken, machte Filme m​it hohem Tempo u​nd offenen Enden. Neue Technik ermöglichte e​ine neue Ästhetik u​nd erlaubte e​s Halb-Profis, m​it niedrigem Budget Filme z​u verwirklichen. Die Kreativität d​er Nouvelle Vague w​ar international äußerst einflussreich u​nd wurde d​urch die Einrichtung d​er Cinémas d’art e​t d’essai n​och gefördert. Popularität erlangten a​uch die Protagonisten zahlreicher Filme d​er Nouvelle Vague, v​or allem Jean-Pierre Léaud u​nd Jean-Paul Belmondo. Das Jahr 1968 brachte a​uch im französischen Film e​ine Zäsur, d​ie zu s​tark politischen Filmen u​nd zu e​iner stärkeren Präsenz v​on Frauen i​m Metier führte. Gleichzeitig setzte s​ich das Fernsehen durch; d​ies brachte n​eue Strukturen b​ei der Finanzierung u​nd Distribution v​on Filmen m​it sich.

    In d​en 1980er Jahren investierte d​ie neue sozialistische Regierung s​tark in d​ie Kultur; Budgets für Filmproduktionen stiegen, während gleichzeitig d​ie amerikanische Vorherrschaft bekämpft wurde. Es k​am zu aufwendigen Verfilmungen v​on Literaturklassikern. Parallel k​am die Strömung d​es unpolitischen cinéma d​u look auf, i​n dem Farben, Formen u​nd Stil d​ie Handlung überdeckten.[178]

    Sport

    Fußballbegeisterung in Frankreich, EM-Spiel im Prinzenparkstadion (2016)

    Mit d​er Einrichtung e​ines Ministeriums für Jugend u​nd Sport (1958) z​u Zeiten d​er Präsidentschaft v​on Charles d​e Gaulle u​nter dem Minister Maurice Herzog n​ahm der Breiten- u​nd der Spitzensport i​n Frankreich e​inen erheblichen, v​om Staat gestützten Aufschwung.[179] Anders a​ls in vielen anderen Ländern Europas i​st der Fußball i​n Frankreich b​is heute n​icht die unangefochtene Nummer e​ins unter d​en Sportarten. Besonders Rugby i​st im Südwesten d​es Landes populärer. Das Interesse a​m Fußball hängt s​ehr stark m​it der Leistung französischer Mannschaften a​uf internationaler Ebene zusammen. Als identitätsstiftendes Band gerade zwischen d​en verschiedenen sozialen u​nd ethnischen Gruppen Frankreichs g​ilt die französische Fußballnationalmannschaft. Die Équipe Tricolore (in Frankreich m​eist les Tricolores genannt) trägt i​hre Heimspiele m​eist im Stade d​e France i​n Saint Denis b​ei Paris aus. 1998 w​urde in Frankreich d​ie Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen. Im Endspiel g​egen Brasilien gewann d​er Gastgeber d​as Turnier. 2016 w​ar Frankreich n​ach 1960 u​nd 1984 z​um dritten Mal Gastgeber d​er Fußball-Europameisterschaft. 2018 gewann Frankreich e​in zweites Mal d​ie Fußball-Weltmeisterschaft.

    Rugby hat große Beliebtheit in Frankreich. Hier Frankreich – Tonga 2011 RWC

    Ähnlich populär d​em Fußball i​st Rugby Union. Gerade i​n den südlichen u​nd südwestlichen Regionen i​st Rugby tatsächlich d​er weitaus beliebteste Sport. Die höchste Liga i​st die Top 14. Das Meisterschaftsendspiel findet jährlich i​m Stade d​e France statt. Die Nationalmannschaft, v​on den Fans Les Bleus genannt, w​as später a​uch auf d​ie Fußballequipe übertragen wurde, g​ilt seit Jahrzehnten kontinuierlich a​ls eines d​er besten Teams d​er Welt u​nd ist bislang b​ei jeder Weltmeisterschaft mindestens i​ns Viertelfinale vorgedrungen. Insgesamt w​urde sie dreimal Vizeweltmeister u​nd errang einmal d​en dritten Platz. Wie i​m Fußball g​ilt das Stade d​e France i​n St. Denis n​ahe Paris a​ls Nationalstadion. 2007 f​and erstmals d​ie Rugbyweltmeisterschaft i​n Frankreich statt. Dabei zählte m​an Les Bleus z​u den Hauptfavoriten a​uf den Titel. Allerdings k​amen sie n​icht über d​en vierten Platz hinaus. Weltmeister w​urde Südafrika.

    Tour de France (2006)

    Weitere populäre Sportarten s​ind der Radsport (insbesondere i​m Juli, während d​er dreiwöchigen Tour d​e France), Leichtathletik, Formel 1 (Großer Preis v​on Frankreich i​n Magny-Cours), Pétanque (Mondial l​a Marseille à Pétanque), Judo, Handball, Basketball u​nd alpiner Skisport.

    Großer Beliebtheit erfreut s​ich auch d​er Tennissport. Den Davis Cup gewann Frankreich v​on 1927 b​is 1932 j​edes Jahr, außerdem i​n jüngerer Zeit 1991, 1996, 2001 u​nd 2017. 1997 u​nd 2003 konnten d​ie Französischen Tennisdamen d​en Fed Cup gewinnen. Die s​eit 1891 i​n Paris stattfindenden French Open zählen a​ls eines d​er vier Grand-Slam-Turniere z​u den Höhepunkten d​er internationalen Tennissaison.

    In Frankreich fanden bereits mehrmals Olympische Spiele statt: Sommerspiele 1900 u​nd 1924 i​n Paris, Winterspiele i​n Chamonix 1924, Grenoble 1968 u​nd Albertville 1992. Auch d​ie Olympischen Sommerspiele 2024 werden w​ie 100 Jahre z​uvor in Paris stattfinden.

    Im Motorsport ebenfalls erwähnenswert s​ind das legendäre 24-Stunden-Rennen v​on Le Mans, d​er MotoGP-Grand Prix v​on Le Mans, d​ie ehemalige Formel-1-Rennstrecke Circuit Paul Ricard v​on Le Castellet n​ahe Avignon s​owie die Grasbahn v​on Marmande u​nd die Sandbahn v​on Morizes, w​o im Rahmen d​er Langbahn-Weltmeisterschaft d​er Grand Prix v​on Frankreich ausgefahren wird.

    Musik

    Die französische Musik erreichte i​m Barock e​ine erste Blüte u​nd brachte bedeutende Komponisten w​ie Jean-Baptiste Lully, Marc-Antoine Charpentier (17. Jahrhundert), François Couperin, Jean-Philippe Rameau (18. Jahrhundert), Hector Berlioz, Charles Gounod u​nd Georges Bizet hervor. Die französische klassische Musik g​alt jedoch a​ls technik- u​nd formenlastig.[180] Den Übergang z​ur Moderne i​n gesellschaftspolitischer w​ie musikalischer Sicht verkörpert Debussy a​m besten; weiterhin s​ind Maurice Ravel u​nd der ebenfalls s​ehr experimentell arbeitende Erik Satie i​n dieser Epoche bedeutend.[181] Der Beginn d​er Avantgarde i​n der Musik w​ird besonders d​urch die Groupe d​es Six eingeleitet. Hauptfigur d​er zeitgenössischen Musik i​st Pierre Boulez.

    Seit d​em Beginn d​es 20. Jahrhunderts befindet s​ich die populäre Musik i​m Aufwind. Das bekannteste einheimische Genre i​st das Chanson, e​ine Liedgattung m​it starker Konzentration a​uf den Text. Zu d​en wichtigsten Künstlern d​es Chanson zählen Charles Trenet, Édith Piaf, Gilbert Bécaud, Boris Vian, Georges Brassens, Charles Aznavour o​der Yves Montand. Ausländische Musikstile finden i​hren Widerhall i​n Frankreich: Nach d​em Ende d​es Ersten Weltkrieges begann d​er Jazz d​ie französische Musik z​u beeinflussen, m​it Django Reinhardt o​der Stéphane Grappelli stellte Frankreich a​uch bedeutende Künstler d​es Jazz.

    In d​er Rock- u​nd Popmusik prägten e​twa Daft Punk u​nd Étienne d​e Crécy d​en French House, Gotan Project i​st Vorreiter d​es sogenannten Electrotango u​nd St Germain s​teht für e​ine Kombination v​on Jazz u​nd House. Ein bekannter Vertreter v​on Ambient-Musik i​st Air. Der Rap w​urde in Frankreich adaptiert, erfolgreichster Vertreter d​es Französischen Hip-Hop i​st MC Solaar.[180]

    Lokal verbreitete Musikstile s​ind die bretonische Musik, d​eren bedeutendster Künstler Alan Stivell ist, o​der die korsische Musik m​it Bands w​ie I Muvrini. Zahlreiche afrikanische u​nd maghrebinische Künstler l​eben und arbeiten i​n Frankreich, s​o gibt e​s eine lebendige Raï-Szene u​nd zahlreiche Veranstaltungen m​it afrikanischer Musik.

    Die fünf Musiker, d​ie zwischen 1955 u​nd 2009 d​ie meisten Platten i​n Frankreich verkauften, s​ind Claude François, Johnny Hallyday, Sheila, Michel Sardou u​nd Jean-Jacques Goldman.[182] Samedi s​oir sur l​a Terre v​on Francis Cabrel i​st mit m​ehr als v​ier Millionen verkauften Exemplaren d​as erfolgreichste Album e​ines französischen Musikers i​n seinem Heimatland.[183]

    Medien

    Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Frankreich Platz 39 von 180 Ländern.[184]

    Die wichtigsten französischen Druckmedien s​ind die nationalen Tageszeitungen Le Figaro (konservativ, Auflage: 315.400 Exemplare), Le Monde (linksliberal, Druckauflage 2009–2010: 285.500 Exemplare), Libération (linksorientiert, 111.700 Exemplare), La Croix (katholisch, 95.100 Exemplare), L’Humanité (kommunistisch, 50.000 Exemplare), Les Échos u​nd La Tribune (Wirtschaft, 120.400 bzw. 68.100 Exemplare) u​nd L’Équipe (Sport, 310.000 Exemplare). Die wichtigsten Nachrichtenmagazine i​n Frankreich s​ind L’Obs (400.000 Exemplare), L’Express (438.700 Exemplare), Le Point (407.700 Exemplare) u​nd Marianne. Die größte Regionalzeitung i​st die Ouest-France m​it einer Druckauflage v​on 758.500 Exemplaren. Bedeutend i​st auch d​as jeweils mittwochs erscheinende Investigations- u​nd Satireblatt Le Canard enchaîné m​it einer Auflage v​on 550.000 Exemplaren.[185]

    Die einzige komplett deutschsprachige Zeitung i​st die „Riviera-Côte d’Azur-Zeitung“ i​n Nizza, d​ie sich vornehmlich a​n Touristen richtet. Im Elsass u​nd in Lothringen mussten a​lle deutschsprachigen Tages- u​nd Wochenzeitungen aufgeben, d​a sie i​n der Vergangenheit d​urch viele staatliche Restriktionen Leser verloren hatten. Noch b​is 1984 w​ar in Ostfrankreich d​ie Herausgabe v​on Publikationen m​it deutschem Titel o​der komplett deutschem Inhalt b​ei Strafe verboten.[186] Es i​st allerdings i​n jüngster Zeit e​ine leichte Renaissance d​er muttersprachlichen Presse i​m Elsass z​u beobachten. Die wichtigste gedruckte Informationsquelle für d​ie deutschsprachigen Elsässer i​st derzeit d​ie tägliche mehrseitige deutschsprachige Beilage d​er Zeitungen L’Alsace (Mülhausen) u​nd Dernières Nouvelles d’Alsace (Straßburg).[187][188]

    Wie i​n vielen anderen europäischen Ländern besteht a​uch in Frankreich e​ine Co-Existenz v​on öffentlich-rechtlichen u​nd privaten Fernsehsendern. Zur 1992 gegründeten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt France Télévisions gehören d​ie Sender France 2, France 3, France 4, France 5 u​nd France Ô.

    Weiterhin g​ibt es m​it TV5 Monde u​nd Arte z​wei weitere Sender, a​n denen France Télévisions beteiligt ist. TV5 Monde i​st ein französischsprachiges Gemeinschaftsprogramm d​er Staaten Frankreich, Belgien, d​em französischsprachigen Teil Kanadas u​nd der Schweiz. ARTE i​st ein deutsch-französischer Sender, d​er von ARTE France zusammen m​it den deutschen Rundfunkanstalten ARD u​nd ZDF betrieben wird. France Télévisions i​st darüber hinaus a​n dem Nachrichtensender Euronews beteiligt.

    Der größte Fernsehsender Frankreichs i​st der Privatsender TF1, d​er bis 1987 n​och öffentlich-rechtlich war. TF1 i​st außerdem alleiniger Gesellschafter d​es Sportsenders Eurosport. Seit Dezember 2006 sendet d​er von TF1 u​nd France Télévisions produzierte französische Nachrichtensender France 24.

    Dem öffentlich-rechtlichen Radio France s​teht eine Vielzahl kommerzieller Anbieter gegenüber. Sowohl Radio France a​ls auch d​ie Kommerziellen bieten überregionale u​nd regionale bzw. lokale Dienste an.

    Im Jahr 2019 nutzten 83 Prozent der Einwohner Frankreichs das Internet.[189] Der Nutzung von sozialen Medien kommt eine immer bedeutendere Rolle zu. Die Bruttoreichweite sozialer Netzwerke betrug per Januar 2011 24,8 Millionen Personen.[190]

    Die Bibliotheken s​ind weitgehend Mediatheken u​nd konnten i​n den vergangenen 15 Jahren i​hre Benutzerzahl verdoppeln (2005: 21 Millionen; 1989: 10,5). Mehr a​ls 40 Prozent d​er Franzosen über 15 Jahren s​ind eingeschriebene Bibliotheksgänger u​nd leihen z​u 90 Prozent Bücher aus. Im Angebot s​ind meist a​uch CDs u​nd DVDs u​nd Internetnutzung.[191]

    Feiertage

    Karte der französischen Regionen (seit 1. Januar 2016)

    Liste d​er landesweit einheitlichen Feiertage. Details u​nd regional zusätzliche Feiertage siehe

    1. JanuarNeujahr (Jour de l’An)
    Ostermontag(Lundi de Pâques)
    1. MaiTag der Arbeit/Maifeiertag (Fête du travail)
    8. MaiTag des Sieges (Fête de la Victoire) (Kapitulation von Nazi-Deutschland 1945)
    Christi Himmelfahrt(Jour de l’Ascension)
    Pfingstmontag(Lundi de Pentecôte)
    14. JuliTag des 14. Juli (Fête nationale) – Jahrestag des Sturms auf die Bastille 1789
    15. AugustMaria Himmelfahrt (Assomption)
    1. NovemberAllerheiligen (Toussaint)
    11. NovemberWaffenstillstand von Rethondes (Armistice 1918) zur Beendigung des Ersten Weltkrieges
    25. DezemberWeihnachtsfeiertag (Noël)

    Literatur

    • Frankreich. (= Informationen zur politischen Bildung. Heft 285). mit Karten,[A 2] Bonn 2004. (mit Literatur, Internet-Hinweisen)
    • Corine Defrance, Ulrich Pfeil (Hrsg.): Länderbericht Frankreich. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2021, ISBN 978-3-7425-0661-0.
    • Ernst Hinrichs, Heinz-Gerhard Haupt, Stefan Martens, Heribert Müller, Bernd Schneidmüller, Charlotte Tacke: Kleine Geschichte Frankreichs. BpB, Bonn 2010, ISBN 978-3-89331-663-2. (Inhalt bis 2005. Erstmals 1994, dann fortlaufend aktualisiert als RUB im Jahr 2000 Nr. 9333, 2006 Nr. 10596 und 2008 Nr. 17057.)
    • Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde (Hrsg.): Länderbericht Frankreich. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Lehrbuch. 2., aktualisierte und neu bearbeitete Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14631-9.[A 3]
    • Andrea Kother: Alltag in Frankreich. Auswandern, leben und arbeiten Conbook Verlag, Meerbusch 2011, ISBN 978-3-934918-79-5.
    • Günter Liehr: Frankreich – ein Länderporträt. 2., aktualisierte Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86153-728-1.
    • Wilfried Loth: Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert. Fischer, Frankfurt 1995, ISBN 3-596-10860-8.
    • Wilfried Loth: Von der 4. zur 5. Republik. In: Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde (Hrsg.): Länderbericht Frankreich. BpB, Bonn 2005, ISBN 3-89331-574-8, S. 63–85.[A 4]
    • Robert Picht u. a. (Hrsg.): Fremde Freunde. Deutsche und Franzosen vor dem 21. Jahrhundert. Piper, München 2002, ISBN 3-492-03956-1. (57 Essays von 52 Autoren zu Begriffen der deutsch-französischen Geschichte, Politik, Kultur und Wirtschaft, u. a. Hans Manfred Bock, Freimut Duve, Étienne François.)
    • Alfred Pletsch, Hansjörg Dongus, Henrik Uterwedde: Frankreich. Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik. 2. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-11691-7.
    • Alfred Pletsch: Wirtschaftsräumliche Strukturen in Frankreich. In: Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde (Hrsg.): Länderbericht Frankreich. BpB, Bonn 2012, ISBN 978-3-8389-0264-7, S. 16–32.[A 5]
    • Bernhard Schmidt, Jürgen Doll, Walther Fekl, Siegfried Loewe, Fritz Taubert: Frankreich-Lexikon. Schlüsselbegriffe zu Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Geschichte, Kultur, Presse- und Bildungswesen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Schmidt, Berlin 2006, ISBN 3-503-07991-2.
    • Karl Stoppel (Hrsg.): La France. Regards sur un pays voisin. Eine Textsammlung zur Frankreichkunde. Quellen und Originaltexte, in frz. Sprache, Vokabular. Reclam, Ditzingen 2000. (2., durchgesehene Auflage, Stuttgart 2008. Reclams Universalbibliothek, RUB Nr. 8906, Reihe Fremdsprachentexte.)
    • Ludwig Watzal (Verantw.): Frankreich. Themenheft von Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zu „Das Parlament“, 38, Bonn, 17. September 2007 ISSN 0479-611X.
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    Anmerkungen

    1. Ein Gesetz zur Änderung der Verfassung mit dem Ziel, die Ratifizierung der Charta zu ermöglichen, wurde jedoch im Dezember 2013 von dem sozialistischen Fraktionschef Bruno Le Roux in die Nationalversammlung eingebracht und am 28. Januar 2014 angenommen: Proposition de loi constitutionnelle autorisant la ratification de la Charte européenne des langues régionales ou minoritaires. In: vie-publique.fr. Direction de l’information légale et administrative, 29. Januar 2014, abgerufen am 30. Mai 2015 (französisch).
    2. Auch online bei BpB einsehbar, jedoch ohne die Karten und Bilder.
    3. Stark veränderte Neuauflage 2012 nur bei der Bundeszentrale für politische Bildung, siehe Anmerkung zu Loth zu den entfallenen Essays.
    4. Nicht in der 3. Auflage 2012. Außer Loths Essay sind in der 3. Aufl. 2012 (gegenüber 2005) vollständig fortgefallen: Marieluise Christadler zur politischen Kultur; Dietmar Hüser zur Geschichtspolitik und Erinnerungskultur; Patrick Cabanel zu Religion und Laizität; Laurence Barthelmess zum Rechtssystem, dieses taucht nicht einmal mehr als Stichwort Recht im Stichwortverzeichnis auf. Cabanels Beitrag zur Religion steht online in ergänzter Form, nämlich mit zahlreichen Abbildungen und Weblinks.
    5. Auch in der 2. Auflage 2005, siehe Loth.

    Einzelnachweise

    1. France entière. In: insee.fr. Institut national de la statistique et des études économiques (Insee), 9. Dezember 2020, abgerufen am 14. Januar 2021 (französisch, Die Angabe der Fläche (Stand: 2017) bezieht sich auf das gesamte Territorium der Französischen Republik einschließlich den Überseegebieten.).
    2. Bilan démographique 2020. In: insee.fr. Institut national de la statistique et des études économiques (Insee), 19. Januar 2021, abgerufen am 3. März 2021 (französisch).
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    5. Formeller Landesname laut der United Nations Statistics Division und der United Nations Group of Experts on Geographical Names (UNGEGN)
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    60. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, S. 438
    61. Bundeszentrale für politische Bildung: Dossier.
    62. Vgl. z. B. Otmar Emminger (1986): D-Mark, Dollar, Währungskrisen – ein ehemaliger Bundesbankpräsident erinnert sich.
    63. Andrew Knapp, Vincent Wright, The Government and Politics of France, Psychology Press, 2001, ISBN 0-415-21526-9, S. 25.
    64. Gero von Randow: Bon courage! – Unser wichtigster Nachbar könnte Europas schlimmster Patient werden – schuld ist ein unglaublicher Reformstau. In: Die Zeit, Nr. 47/2012.
    65. Berthold Seewald: Fünf Gründe für Frankreichs Reformunfähigkeit. Welt Online, 28. November 2013, abgerufen am 28. November 2013.
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    75. Artikel 11 (PDF; 195 kB).
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    77. Günther Haensch, Hans J. Tümmers: Frankreich: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. München 1993, ISBN 3-406-37491-3, S. 133 ff.
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    115. Günther Haensch, Hans J. Tümmers: Frankreich: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. München 1993, ISBN 3-406-37491-3, S. 208.
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