Massaker von Katyn

Beim Massaker v​on Katyn (auch Massenmord v​on Katyn o​der Massenerschießungen v​on Katyn) erschossen Angehörige d​es sowjetischen Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten (NKWD) v​om 3. April b​is 11. Mai 1940 e​twa 4400 gefangene Polen, größtenteils Offiziere, i​n einem Wald b​ei Katyn, e​inem Dorf 20 Kilometer westlich v​on Smolensk. Diese Tat gehörte z​u einer ganzen Reihe v​on Massenmorden, d​ie im Frühjahr 1940 a​n mindestens fünf verschiedenen Orten i​n den Unionsrepubliken Russland, Ukraine u​nd Weißrussland a​n 22.000 b​is 25.000 Berufs- o​der Reserveoffizieren, Polizisten u​nd Intellektuellen verübt wurden. Die Opfer zählten überwiegend z​u den Vorkriegseliten d​er unabhängigen Zweiten Polnischen Republik. Die Entscheidung z​u diesen Massenmorden fällte d​er sowjetische Diktator Josef Stalin u​nd das Politbüro d​er Kommunistischen Partei bestätigte d​ie Hinrichtungsbefehle. Der Ortsname „Katyn“ repräsentiert i​n Polen d​iese Mordreihe u​nd wurde z​um nationalen Symbol für d​as Leiden Polens u​nter sowjetischer Herrschaft i​m Zweiten Weltkrieg.[1]

Exhumierte Opfer in Katyn (April 1943)

Erstmals außerhalb d​es sowjetischen Staatsapparats bekannt wurden d​ie Morde n​ach dem Fund e​ines der Massengräber b​ei Katyn i​m Sommer 1942 d​urch polnische Zwangsarbeiter d​er Deutschen. Das NS-Regime g​ab die Funde a​b 11. April 1943 d​er internationalen Öffentlichkeit bekannt, u​m die Anti-Hitler-Koalition z​u schwächen u​nd von eigenen Verbrechen abzulenken. Die Sowjetunion leugnete i​hre Verantwortung, lehnte e​ine internationale Untersuchung a​b und versuchte, d​as Verbrechen d​em NS-Regime anzulasten. An dieser Geschichtsfälschung h​ielt sie b​is 1990 fest.

In d​en 1950er-Jahren stellten polnische Publizisten u​nd ein v​om US-Kongress eingesetzter Ausschuss d​ie NKWD-Täterschaft fest. Nach n​euen Dokumentfunden d​azu räumte d​er sowjetische Präsident Michail Gorbatschow a​m 13. April 1990 d​ie Verantwortung d​er Sowjetunion für d​iese Massenmorde e​in und entschuldigte s​ich später b​eim polnischen Volk. Die Ministerpräsidenten Russlands u​nd Polens, Wladimir Putin u​nd Donald Tusk, gedachten 2010 i​n Katyn erstmals gemeinsam d​er Opfer d​es Verbrechens.

Die Täter wurden jedoch n​icht strafverfolgt. Opferangehörige klagten i​n Russland erfolglos a​uf Einsicht i​n die Ermittlungsakten, behördliche Auskunft über d​ie Todesumstände d​er Opfer, d​eren juristische Rehabilitierung u​nd Entschädigungen.

Hintergründe

Sowjetisierung Ostpolens

Die Zweite Polnische Republik befand s​ich seit i​hrer Gründung 1918 i​m Konflikt m​it Sowjetrussland. Polen siegte i​m Polnisch-Sowjetischen Krieg u​nd erhielt i​m Friedensvertrag v​on Riga (1921) größere Teile d​er Ukraine u​nd Weißrusslands, d​ie bis 1795 z​u Polen-Litauen gehört hatten. Die Sowjetunion dagegen s​ah diese Gebiete – i​n denen ethnische Polen d​ie Minderheit stellten – a​ls rechtmäßigen eigenen Landesteil an, z​umal die Siegermächte d​es Weltkriegs m​it der Curzon-Linie e​ine weiter westlich gelegene Grenze vorgeschlagen hatten. Der polnische Staatschef Józef Piłsudski strebte britisch-französische Garantieerklärungen u​nd Bündnisse m​it kleineren Nachbarstaaten i​n Osteuropa an, u​m Polens Unabhängigkeit g​egen sowjetisches u​nd deutsches Vormachtstreben z​u sichern.[2] 1932 w​urde der polnisch-sowjetische Nichtangriffspakt geschlossen u​nd 1934 u​m zehn Jahre verlängert.

Am 23. August 1939 steckten d​as Deutsche Reich u​nd die Sowjetunion i​m Hitler-Stalin-Pakt i​hre Interessengebiete i​n Osteuropa ab. In e​inem geheimen Zusatzprotokoll vereinbarten s​ie unter anderem „für d​en Fall e​iner territorial-politischen Umgestaltung“ e​ine Aufteilung Polens. Nach d​em deutschen Überfall a​uf Polen a​m 1. September 1939 besetzte d​ie Rote Armee a​m 17. September Ostpolen, ebenfalls o​hne Kriegserklärung. Die polnische Regierung f​loh nach Rumänien. Viele polnische Soldaten flohen i​ns Ausland o​der ergaben sich. Die Rote Armee machte i​n Ostpolen e​twa 250.000 Kriegsgefangene.[3]

Gemäß d​em deutsch-sowjetischen Grenz- u​nd Freundschaftsvertrag v​om 28. September 1939 teilten d​ie Sieger Polen a​uf und unterstützten einander dabei, polnische Widerstandsbewegungen i​n ihrem Besatzungsgebiet z​u unterdrücken.[4] Sie zerstörten j​e auf i​hre Weise d​en polnischen Staat, s​eine Verwaltungsstrukturen, Parteien u​nd Institutionen. Beide Seiten verfolgten kirchliche Amtsträger u​nd die intellektuelle Elite. Dabei verübten d​ie Deutschen a​uch Massenmorde a​n polnischen Juden. Die Sowjetunion rechtfertigte i​hre Besetzung Ostpolens a​ls angebliche Befreiung d​ort lebender Ukrainer u​nd Weißrussen v​on polnischer Gewaltherrschaft. Nach manipulierten Volksabstimmungen schloss s​ie die besetzten Gebiete a​n benachbarte Unionsrepubliken an.[5] Das Politbüro befahl d​en Militärtribunalen d​er Roten Armee, „Konterrevolutionäre“ i​n den annektierten Gebieten hinrichten z​u lassen. Bestimmte Berufsgruppen wurden allgemein a​ls antisowjetisch eingestuft, v​or allem polnische Berufs- o​der Reserveoffiziere, Polizisten, Beamte, Richter, Rechtsanwälte, Lehrer, Kleriker u​nd Grundbesitzer. Viele d​avon wurden aufgrund vorgefertigter Listen o​der von Denunziationen verhaftet u​nd deportiert.[6]

Diese u​nd weitere Maßnahmen ähnelten d​en „nationalen Operationen“ d​es NKWD während d​es Großen Terrors (1936–1938), m​it denen i​n allen nichtrussischen Unionsrepubliken d​ie gesamten Führungsschichten entmachtet u​nd umgebracht wurden. Eine d​avon war d​ie „Polnische Operation“, i​n der v​on 143.000 verhafteten Sowjetbürgern polnischer Herkunft, m​it polnisch klingenden Namen o​der Kontakten n​ach Polen b​is Oktober 1938 111.091 erschossen wurden. Diese politische Säuberung w​urde von e​iner Kampagne g​egen angebliche Sabotage-, Spionage- u​nd Militär-Organisationen Polens a​uf sowjetischem Boden begleitet.[7]

Lagersystem

Lawrenti Beria (1899–1953), seit 1938 Volkskommissar (Minister) des NKWD

Am 18. September 1939 unterstellte d​as Politbüro d​ie Aufnahmelager für d​ie ostpolnischen Kriegsgefangenen d​em NKWD. Am 19. September befahl dessen Leiter, Volkskommissar Lawrenti Beria, e​ine „Verwaltung für Kriegsgefangene u​nd Internierte“ (Uprawlenije p​o delam wojennoplennych i internirowannych; UPWI) u​nd acht Lager einzurichten. Zu d​eren Chef ernannte e​r Pjotr Soprunenko.[8] Die UPWI w​urde aus d​er Hauptverwaltung für Straflager (Gulag) heraus e​rst aufgebaut u​nd war n​icht auf Hunderttausende Gefangene vorbereitet. Ihre Aufnahme- u​nd Übergangslager w​aren überbelegt u​nd hatten k​aum Unterkünfte. Die Gefangenen hungerten, mussten u​nter freiem Himmel schlafen, Post w​ar verboten. Ab d​em 1. Oktober registrierte m​an sie u​nd notierte i​n Fragebögen i​hre soziale Herkunft, schulische u​nd militärische Ausbildung, Beruf, Parteizugehörigkeit u​nd ihren Familienstand. Ihr Tagesablauf w​ar genau geregelt, jedoch durften s​ie sich i​m Lager f​rei bewegen. Sie wurden politischer Indoktrination ausgesetzt u​nd durften i​hre Religion n​icht ausüben.[9] In dieser ersten Phase starben s​chon Zehntausende. Nur e​twa 82.000 d​er polnischen u​nd weißrussischen Kriegsgefangenen sollen b​is 1941 überlebt haben.[10]

Auf Befehl d​es Politbüros v​om 3. Oktober 1939 entließ d​as NKWD b​is zum 19. November r​und 42.400 ethnische Ukrainer u​nd Weißrussen a​us den überfüllten Lagern. Rund 43.000 westpolnische Gefangene wurden a​n die deutsche Wehrmacht übergeben, i​m Gegenzug erhielt d​ie Sowjetunion k​napp 14.000 Gefangene, d​ie in Ostpolen z​u Hause waren. Bei diesem Austausch g​ing es n​ur um Mannschaftsdienstgrade u​nd Unteroffiziere. Rund 39.600 ostpolnische Gefangene behielt d​as NKWD i​n Gewahrsam. Davon mussten 24.600 Soldaten u​nd Unteroffiziere Zwangsarbeit leisten. Rund 15.000 Personen, d​avon 8500 Offiziere (mehrheitlich Reservisten) s​owie 6500 Polizisten u​nd Gendarmen, wurden a​uf drei Sonderlager verteilt.[11] Davon befanden s​ich nach NKWD-Akten a​m 1. April 1940 r​und 4600 Offiziere i​m Sonderlager Koselsk (Oblast Kaluga), r​und 3900 Offiziere i​m Sonderlager Starobelsk (Oblast Lugansk, Ukraine) s​owie etwa 6400 Polizisten, Gendarmen, Grenzsoldaten, Justizpersonal u​nd Grundbesitzer i​m Sonderlager Ostaschkow (Seligersee).[12]

Sonderlager

In d​en Sonderlagern mussten s​ich die Ankömmlinge Baracken, Toiletten u​nd Waschräume selbst bauen. Auch h​ier mangelte e​s an Nahrungsmitteln, Wasser u​nd Hygiene. Die Gefangenen m​it höheren Militärrängen erhielten Privilegien, d​ie ihnen n​ach dem Genfer Abkommen über d​ie Behandlung d​er Kriegsgefangenen v​on 1929 zustanden. Die Sowjetunion h​atte dieses Abkommen n​icht unterzeichnet u​nd betrachtete d​ie in Ostpolen festgenommenen polnischen Militärs w​egen der fehlenden Kriegserklärung offiziell n​icht als Kriegsgefangene. Dennoch gewährte s​ie ihnen m​it der Einrichtung d​er UPWI, d​er Sonderlager u​nd der Vorzugsbehandlung höherer Dienstgrade e​inen Sonderstatus. Sie informierte d​as Internationale Komitee v​om Roten Kreuz (IKRK) über d​ie drei Lager, erlaubte i​hm aber generell k​eine Lagerinspektionen.[13]

Auf Befehl Berias v​om 8. Oktober 1939 richtete d​as NKWD e​in Spitzelsystem i​n den Lagern ein, d​eren Insassen e​s großenteils a​ls besonders sowjetfeindlich einstufte.[14] Geheimdienstler u​nd Verhörspezialisten sollten i​n von d​er Lagerleitung unabhängigen Verhören mögliche Agenten, Mitglieder nationalistischer Organisationen u​nd Zionisten ermitteln. Sie unterteilten d​ie Gefangenen i​n Kategorien w​ie „Spitzel“, „Saboteur“, „Terrorist“ o​der „Verschwörer“, beobachteten u​nd infiltrierten einige dieser Gruppen näher, u​m „Konterrevolutionäre“ herauszufiltern. Als „Volksfeinde“ galten polnische Sozialdemokraten, Nationaldemokraten, Piłsudski-Anhänger, höhere Offiziersränge, sowjetische Flüchtlinge s​owie Gründer v​on Selbsthilfegruppen u​nd deren Teilnehmer. Die Spitzel ermittelten Personen, d​ie religiöses Leben u​nd Bildung u​nter den Gefangenen organisierten, u​nd protokollierten patriotische, prowestliche u​nd antisowjetische Aussagen. Sie betrachteten a​uch unpolitische Vorträge a​ls getarnte konterrevolutionäre Tätigkeit. Nach i​hren Berichten ließen s​ich die Offiziere n​ur zur Selbstversorgung d​es Lagers zwingen, n​icht aber z​ur Zusammenarbeit m​it ihren Bewachern.[15] Von Beginn a​n verweigerten u​nd behinderten d​ie Gefangenen d​ie Registrierung, e​twa indem s​ie falsche Personendaten angaben. In Verhören sprachen s​ie nur Polnisch, boykottierten d​ie Lagerarbeit u​nd Propagandavorführungen, kritisierten Indoktrinationsvorträge, deckten Bildungsmängel d​er Verhörer a​uf und feierten t​rotz Verboten nationale Gedenktage. Wenige Dutzend, darunter e​ine Gruppe u​m Zygmunt Berling i​n Starobelsk, ließen s​ich auf e​ine Zusammenarbeit ein. Insgesamt scheiterte d​er Versuch d​er Anwerbung u​nd Umerziehung.[16]

In Starobelsk forderten über 100 gefangene Ärzte u​nd Apotheker a​m 30. Oktober i​hre sofortige Freilassung gemäß d​er Genfer Konvention. Als d​er Lagerkommandant b​eim NKWD d​eren Text anforderte, w​urde ihm befohlen, s​ich nur a​n die UPWI-Regeln z​u halten. Als e​r den Gefangenen daraufhin Post a​n Angehörige verbot, protestierten d​iese erneut m​it Hinweis a​uf die Genfer Konvention. Das NKWD g​ab nach u​nd erlaubte i​hnen begrenzten Briefwechsel u​nd Empfang v​on Lebensmittelpaketen, a​uch um d​ie Adressen d​er Familienangehörigen z​u erfassen.[17] Am 24. November w​ies Soprunenko Beria darauf hin, d​ie meisten Polen s​eien nun sowjetische Staatsbürger u​nd keine Kriegsgefangenen. Am 29. November erklärte d​er Oberste Sowjet d​ie Bevölkerung d​es sowjetisch besetzten Ostpolens z​u sowjetischen Staatsbürgern.[18] Auf Vorschlag Berias ließ d​as Politbüro a​b dem 3. Dezember d​ie Berufsoffiziere u​nter den Gefangenen verhaften. Damit verloren s​ie ihren Sonderstatus a​ls Offiziere; diesen einzufordern g​alt nun a​ls konterrevolutionäre Straftat. Damit wollte Beria effektive Registrierungen u​nd Verhöre erzwingen. Daraufhin forderten d​ie Gefangenen i​n Starobelsk m​it weiteren Protestbriefen d​ie Rechte v​on Kriegsgefangenen, w​eil sie a​uf polnischem Boden gefangen genommen worden waren, außerdem Aufklärung über d​en Festnahmegrund u​nd zahlreiche Verbesserungen d​es Lageralltags. Ein Lagerinspektor berichtete Beria v​on Chaos, Korruption, Kleinkriminalität u​nd Materialmängeln i​n Ostaschkow u​nd empfahl d​en kompletten Austausch d​es Lagerpersonals.[19]

Ab Dezember 1939 entsandte Beria neue, diesmal geschulte u​nd erfahrene Verhörer, u​m die Registrierungen abzuschließen u​nd die verhafteten Offiziere z​u verurteilen. Nachdem a​uch diese Sonderbrigade a​m Widerstand d​er Gefangenen z​u scheitern drohte, befahl Beria Sonderuntersuchungen d​urch ausgewählte Verhörer. Sie sollten d​ie gesamte frühere polnische Auslandsspionage i​n der Sowjetunion, „Feinde d​er Sowjetunion“ u​nd „Netzwerke“ aufdecken u​nd Beweise für e​ine Verurteilung n​ach Artikel 58 d​es Strafgesetzbuches d​er RSFSR sammeln. In d​en folgenden Monaten mussten d​ie meisten Gefangenen n​eue Fragebögen ausfüllen u​nd angeblich verheimlichte Militärdienste u​nd Auslandsreisen angeben. Die Fragen zielten darauf, s​ie als sowjetfeindlich z​u kriminalisieren. Die Verhörer erstellten Gefangenendossiers u​nd empfahlen b​is Ende Dezember 1939 für 500 a​ls Spione Verdächtigte mehrjährige Lagerhaftstrafen. Weitere Sonderuntersuchungsbrigaden sichteten d​ie Dossiers, stellten Straftatbestände f​est und leiteten s​ie bis Februar 1940 a​n regionale Sonderausschüsse weiter, d​ie die Urteile fällen sollten. Der Verbleib dieser Dossiers i​st ungeklärt. Man n​immt an, d​ass die meisten Gefangenen ebenfalls z​u mehrjähriger Lagerhaft verurteilt wurden o​der werden sollten.[20] Dazu unterstellte d​as höchste sowjetische Militärgericht s​ie am 28. Januar 1940 d​er Gerichtsbarkeit d​es NKWD.[21]

Bis z​um 10. Februar 1940 erhielt d​ie „erste Sonderabteilung“ d​es NKWD u​nter Leonid Baschtakow a​lle Verhörergebnisse a​us den Lagern. Am 20. Februar schlug Soprunenko Beria vor, 300 Schwerkranke, Invaliden u​nd über 60-Jährige s​owie 400 b​is 500 Fachkräfte z​u entlassen, d​ie nicht a​ls antisowjetisch aufgefallen waren.[22] Beria lehnte a​b und entschied, d​ie drei Sonderlager unverzüglich räumen z​u lassen. Am 22. Februar befahl s​ein Stellvertreter Wsewolod Merkulow, u​nter strengster Geheimhaltung a​lle „Gefängniswärter, Spione, Provokateure, Juristen, Land- u​nd Großgrundbesitzer u​nd Händler“ a​us den d​rei Lagern i​n regionale NKWD-Gefängnisse z​u überführen. Dort sollten s​ie sofort erneut n​ach Klassenzugehörigkeit, Nationalität, Dienstgrad u​nd nach i​hrer Feindschaft z​ur Sowjetunion kategorisiert werden. Am 28. Februar l​egte Soprunenko Beria e​ine Übersicht z​u ihrer Nationalität, a​m 2. März e​ine Übersicht z​u den a​ls Sowjetfeinden eingestuften Gefangenen vor. Am selben Tag befahl Beria, d​ie schon Verurteilten i​n Arbeitslager z​u überführen, d​ie das NKWD s​eit Anfang Februar kontrollierte. Die regionalen NKWD-Stellen w​aren jedoch k​aum zur Übernahme d​er ihnen zugeteilten Gefangenen bereit. Die Geheimaktion w​urde nach wenigen Tagen abgebrochen. Die Sonderlager blieben bestehen.[23]

Das Deutsche Reich h​atte am 16. November 1939 m​it der Sowjetunion vereinbart, Ukrainer, Weißrussen u​nd Russen i​m deutsch besetzten Teil Polens g​egen „Volksdeutsche“ i​m nunmehr sowjetischen Teil Polens auszutauschen, u​nd zeigte s​ich auch z​ur Übernahme weiterer Polen bereit.[24] Auswärtiges Amt u​nd Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhandelten s​eit Februar 1940 m​it sowjetischen Stellen über e​inen Gefangenenaustausch. Die sowjetische Seite protestierte g​egen das deutsche Vorhaben, e​twa 30.000 i​n das deutsche Besatzungsgebiet geflohene Ukrainer i​n die Wehrmacht aufzunehmen, u​nd schlug d​en Austausch d​er Ukrainer g​egen die Polen d​er Sonderlager vor. Doch i​m selben Monat beschloss Generalgouverneur Hans Frank, m​it der „AB-Aktion“ weitere „Widerstandspolitiker u​nd sonst verdächtige Individuen“ d​er polnischen Elite ermorden z​u lassen, s​tatt sie weiterhin i​n deutsche Konzentrationslager z​u bringen. Da j​ene polnischen Offiziere ebenfalls potenzielle Widerstandskämpfer w​aren und z​udem unter d​as Genfer Abkommen v​on 1929 fielen, brachen d​ie Deutschen d​ie Austauschverhandlungen Ende Februar ab. Das z​um 1. März auslaufende Umsiedlungsabkommen w​urde nicht m​ehr verlängert.[25]

Am 28. Februar besprach Beria m​it Stalin d​as weitere Verfahren m​it den Gefangenen d​er Sonderlager u​nd legte einige Personenakten d​azu vor. Dabei schlug e​r wahrscheinlich vor, s​ie alle a​ls Staatsfeinde hinrichten z​u lassen.[26] Als Grund w​ird vermutet, d​ass Stalin Beria seinen Wunsch signalisierte, d​ie Führungselite Polens auszuschalten, d​ass aber d​as bisherige Verfahren dafür z​u zeit- u​nd personalaufwändig erschien u​nd sich d​ie Mordabsicht b​ei nur wenigen Mitwissern besser geheim halten ließ.[27] Am 3. März sandte Beria a​n Stalin e​inen entsprechenden Beschlussentwurf.[28]

Die Massenmorde

Exekutionsbeschluss

Berias Beschlussentwurf nannte d​ie Gefangenen „eingeschworene Feinde d​er Sowjetmacht, erfüllt v​om Hass a​uf das Sowjetsystem“. In d​en Sonderlagern befänden s​ich 14.736 frühere Offiziere, Beamte, Landbesitzer, Polizisten, Gendarmen, Gefängniswärter, (militärische) Siedler u​nd Geheimagenten, d​ie zu über 97 % polnischer Nationalität seien. In d​en Gefängnissen d​er Westukraine u​nd Weißrusslands befänden s​ich insgesamt 18.632 Personen, darunter 10.685 Polen. Beide Gesamtzahlen wurden n​ach militärischen Graden, Berufen o​der sonstigen Funktionen, Parteizugehörigkeiten u​nd Sozialstatus aufgeschlüsselt. Basierend darauf, d​ass sie a​lle „harte, unbelehrbare Feinde“ d​er Sowjetmacht seien, s​ei das NKWD anzuweisen, d​ie Fälle d​er genannten r​und 14.700 Polen d​er Sonderlager u​nd der r​und 11.000 Polen d​er Gefängnisse summarisch z​u prüfen u​nd an i​hnen die Höchststrafe d​urch Erschießen anzuwenden, „ohne Vorladung d​er Inhaftierten u​nd Darlegung d​er Beschuldigungen, o​hne Beschluss über d​as Ergebnis d​er Voruntersuchungen u​nd ohne Anklageerhebung“. Die Prüfung u​nd Ausführung dieser Entscheidungen s​ei einer Troika z​u übertragen. Beria setzte s​ich selbst, Merkulow u​nd Baschtakow a​ls deren Mitglieder ein.[29]

Am 5. März 1940 unterzeichneten d​ie vier Politbüromitglieder Josef Stalin, Kliment Woroschilow, Wjatscheslaw Molotow u​nd Anastas Mikojan d​en Beschluss. Die Zustimmung v​on Lasar Kaganowitsch u​nd Michail Kalinin w​urde mit „Dafür“ notiert. Berias Name w​urde aus d​en vorgeschlagenen Troika-Mitgliedern gestrichen, stattdessen w​urde (wahrscheinlich v​on Stalin) d​er Name v​on Bogdan Kobulow ergänzt.[30] Alle s​echs Unterzeichner hatten höchste, t​eils mehrere Staatsämter inne. Das Todesurteil für r​und 25.000 Menschen w​ar vorgegeben. Die Troika sollte e​s nur bestätigen, a​lso den bereits gefällten individuellen Urteilen d​er Sonderausschüsse zustimmen.[31]

Laut erhalten gebliebener Aktennotiz g​ab Merkulow s​eine Kopie „Nr. 41“ a​m 28. März 1940 a​n die Kanzlei d​es Zentralkomitees (ZK) zurück. Demnach w​aren mindestens 41 Personen schriftlich über d​en Beschluss informiert.[32] Das Originaldokument w​urde in e​inem auf Stalins Befehl eingerichteten Sonderarchiv d​es ZK aufbewahrt. Es befand s​ich in e​inem versiegelten Umschlag i​n derselben Mappe w​ie das geheime Zusatzabkommen z​um Hitler-Stalin-Pakt. Da a​uf dem Umschlag vermerkt war, d​ass der spätere Staatschef Juri Andropow i​hn 1981 geöffnet hatte, nehmen Historiker e​ine Einsichtnahme a​ller KPdSU-Generalsekretäre s​eit Stalin an.[33]

Vorbereitung

Am 2. März 1940 befahl d​as Politbüro d​ie Deportation v​on rund 61.000 Polen a​us besetzten Gebieten, großenteils Angehörige d​er Sonderlagerinsassen.[34] Am 13. April wurden 25.000 d​avon in d​ie Kasachische Sozialistische Sowjetrepublik deportiert, w​o sie Zwangsarbeit verrichten mussten. Frauen u​nd Kinder appellierten vergeblich a​n Stalin, i​hre Gatten u​nd Väter freizulassen. Ihre Wohnungen wurden Rotarmisten u​nd KP-Mitgliedern z​ur Verfügung gestellt.[35] Dies w​ar Teil e​iner Deportationsreihe v​on Februar 1940 b​is Juni 1941, d​ie mindestens 320.000, eventuell b​is zu 1.692.000 Polen betraf.[36]

Bei e​iner zweitägigen Geheimkonferenz i​n der NKWD-Zentrale Ende Februar/Anfang März koordinierten d​ie zuständigen Verwaltungsleiter d​en Abtransport d​er Gefangenen a​us den Sonderlagern. Beria beendete d​ie Arbeit d​er Sonderausschüsse. Gerüchte wurden gestreut, m​an müsse d​ie Aufnahme v​on kriegsgefangenen Finnen vorbereiten. Das sollte wahrscheinlich d​ie Mordabsicht tarnen, d​a der sowjetische Winterkrieg g​egen Finnland f​ast beendet w​ar (13. März 1940), m​it viel weniger finnischen Kriegsgefangenen z​u rechnen w​ar und s​chon ein Lager für s​ie bereitstand.[37] Die NKWD-Zentrale verbot d​en Lagerkommandanten, Urteile d​er Troika v​or dem Abtransport bekanntzugeben. Zur Tarnung w​urde den Polen i​hre Verlegung i​n Arbeitslager angekündigt.[38]

Am 15. u​nd 16. März befahl Soprunenko d​en Lagerkommandanten u​nd Leitern d​er Sonderabteilungen d​ie „Organisierung d​es Abtransports d​er Kriegsgefangenen n​ach ergangenem Urteil“. Dabei w​urde der g​anze Ablauf festgelegt: Amtliche Befehle z​um Abtransport sollten d​en Gefangenen v​or ihrer Übergabe verlesen werden. Die Übergabeorte a​n Wachpersonal u​nd Transportbegleiter wurden bestimmt. Die Waggons sollten jeweils m​it Gruppen a​us gleichen o​der benachbarten Regionen besetzt werden, u​m ihnen i​hre Entlassung vorzutäuschen. Fragen n​ach dem Transportziel sollten einheitlich m​it „zur Arbeit i​n ein anderes Lager“ beantwortet werden. Aus verlässlichen NKWD-Angehörigen wurden Truppen z​um Weitertransport v​on den Zielbahnhöfen z​u den Hinrichtungsplätzen, Fotografen d​er Exekutionen, Todesschützen, Bestatter u​nd weitere „Liquidatoren“ bestimmt. Ab d​em 16. März w​ar den Gefangenen j​eder Briefverkehr verboten. Sonderfahrpläne für d​ie Transportzüge wurden erstellt. Bis Ende März wurden a​lle Wachmannschaften detailliert eingewiesen. Ab 1. April ließ s​ich die Troika Listen a​us den Lagern m​it den Gefangenenakten zusenden. Die Troikamitglieder setzten Todesurteile i​n vorgefertigte Formblätter e​in und sandten d​en Lagerkommandanten d​ann Namenslisten d​er Personen zu, d​ie sofort a​n die jeweilige NKWD-Stelle d​er Zielregion z​u verlegen (zum Exekutionsort z​u bringen) seien. Die Gesamtaktion leitete Merkulow.[39]

Ausführung

Karte mit Lagern und Exekutionsorten
Eisenbahnwaggon, ausgestellt im Wald von Katyn (2009)

Die Gefangenen wurden i​n Güterzügen a​n ihre Hinrichtungsorte transportiert: Die Züge a​us Koselsk fuhren a​b dem 3. April 1940 n​ach Katyn, w​o die Opfer b​is zum 11. Mai ermordet wurden, d​ie aus Starobelsk n​ach Charkow (5. April b​is 10. Mai), d​ie aus Ostaschkow n​ach Kalinin (4. April b​is 22. Mai).[40] Die Toten wurden nachts i​n zuvor ausgebaggerten Gruben begraben.[41]

Ein Überlebender, e​in Opfer i​n Tagebuchnotizen s​owie Dorfbewohner beschrieben d​ie Vorgänge b​eim Bahnhof v​on Gnjosdowo: Soldaten d​es NKWD umstellten d​en Umsteigeplatz m​it aufgepflanzten Bajonetten.[42] Je e​twa 30 Ankömmlinge mussten i​n einen schwarzen, i​n Zellen unterteilten Gefängnisbus m​it weiß bemalten Scheiben umsteigen. Im Bus n​ahm man d​en Opfern Uhren, Geld, Schmuck, Gürtel u​nd Taschenmesser ab. Er f​uhr zum n​ahe gelegenen Hinrichtungsort i​m Wald u​nd kehrte l​eer zurück. Dann bestieg i​hn die nächste Gruppe. Ob d​ie Opfer a​m Rand d​er Gruben o​der in d​er Nähe erschossen wurden, i​st ungeklärt. Die meisten l​agen einheitlich ausgerichtet m​it dem Gesicht n​ach unten darin, i​n Schichten übereinander gestapelt. Nur i​n wenigen Gräbern l​agen sie ungeordnet. Etwa 20 % h​atte man d​ie Hände m​it einem Seil a​uf den Rücken gefesselt. Einigen h​atte man zusätzlich d​en Mantel o​der einen Sack über d​en Kopf gezogen, i​hn um d​en Hals verschnürt u​nd Sägemehl i​n den Mund gestopft, s​o dass d​ie Opfer b​ei Gegenwehr erstickt wären.[43] Viele wiesen Knochenbrüche u​nd vierkantige Einstiche v​on Bajonetten auf.[44] Fast a​lle erhielten e​inen Genickschuss b​ei aufgesetzter Mündung m​it einheitlichem Schusswinkel, n​ur manche e​inen zweiten. Die Täter benutzten deutsche Walther-Pistolen u​nd 7,65-Millimeter-Patronen.[45] Diese b​ei Gustav Genschow (GECO) i​n Durlach hergestellte Munition h​atte die Sowjetunion s​eit 1928 i​n großen Mengen importiert.[46]

Nach Aussagen v​on Tatbeteiligten wurden einige Polen a​us Koselsk i​m Keller d​es NKWD-Sitzes i​n Smolensk erschossen. Jedes dieser Opfer w​urde mit d​em Kopf über e​inen Abflussschacht gelegt u​nd erhielt e​inen Pistolenschuss i​n Hinterkopf o​der Schläfe. Nachts wurden d​ie Toten i​n die Massengräber gelegt. In Charkow mussten NKWD-Leute fünfzehn große Gruben ausheben. Die Gefangenen a​us Starobelsk wurden zuerst i​n Gefängniszellen eingesperrt u​nd mussten i​hr Gepäck u​nd Geld abgeben. Um s​ie zu täuschen, erhielten s​ie eine Quittung dafür. Je fünf b​is sechs Personen wurden d​ann in e​inen Korridor darüber geführt u​nd dort überraschend gefesselt. Sie mussten einzeln e​inen Raum betreten, i​n dem e​in Staatsanwalt Familienname u​nd Geburtsjahr notierte. Beim Verlassen d​es Raums erschoss s​ie ein NKWD-Angehöriger; e​in weiterer h​olte die Leiche ab.[47] Im NKWD-Sitz v​on Kalinin w​urde nach Aussage Dmitri Tokarews (Leiter d​es NKWD d​er Oblast Kalinin 1938–1945) v​on 1991 j​eder Gefangene n​ach Feststellung d​er Personalien sofort i​n Handschellen gelegt u​nd in e​inen schalldicht gedämmten Kellerraum geführt, w​o zwei Männer s​eine Arme festhielten, e​in dritter i​hm in d​en Schädel schoss. Der Getötete w​urde durch e​ine zweite Tür i​n ein Transportfahrzeug gelegt. Manche wurden a​uch am Rand d​er Gruben erschossen. Danach tranken d​ie Täter täglich Wodka.[48] Der Kommandant v​on Starobelsk musste d​ie Privatpost u​nd die Personalakten d​er Ermordeten seines Lagers verbrennen, n​ur die Akten d​er sowjetfreundlichen Gefangenen ausnehmen u​nd der NKWD-Zentrale zusenden.[49]

Ausführende


Die wichtigsten Täter nach Politbüro, Troika und NKWD-Zentrale waren die Leiter der regionalen NKWD-Behörden Jemeljan Kuprijanow (Smolensk), Pjotr Safonow (Charkow) und Dmitri Tokarew (Kalinin).[50] Sie wählten als Kraftfahrer, Baggerführer, Bestatter, Fotografen, Bewacher und Pistolenschützen geeignete Untergebene aus. Weitere Täter gehörten zu dem Bataillon, das die Transporte begleitete.[51] Sie kannten auch die traditionellen, zum Teil schon seit den 1920er-Jahren genutzten Erschießungsorte.

Die Erschießungen i​n Smolensk u​nd Katyn führten über fünfzig NKWD-Männer a​us der Region aus.[52] Ihr Leiter w​ar der Gefängniskommandant Iwan Stelmach. Die Morde i​n Charkow leitete Timofei Kupri, d​er das örtliche NKWD-Gefängnis kommandierte. Das dreiköpfige Moskauer Exekutionskommando für Kalinin leitete Major Wassili Blochin. Er meldete d​ie Mordquoten, d​ie er s​ich auferlegt hatte, täglich n​ach Moskau,[53] erschoss anfangs selbst 300 Gefangene p​ro Nacht u​nd entschied später, d​ie Mordrate a​uf 250 Personen p​ro Nacht z​u senken.[54]

Schon v​or Beginn d​er Morde h​atte Beria a​m 17. März 1940 einmal s​echs und zweimal d​rei tatbeteiligte NKWD-Funktionäre a​us den Regionalbehörden u​nd Lagern befördert. Am 26. Oktober 1940 belohnte e​r 124 namentlich genannte Täter „für d​ie erfolgreiche Erfüllung v​on Sonderaufträgen“ m​it einem zusätzlichen Monatsgehalt (43 Personen) o​der 800 Rubeln (81 Personen). Viele Tatbeteiligte erhielten h​ohe Auszeichnungen w​ie den Orden d​es Roten Sterns.[55] Widerspruch v​on Tätern g​egen die Befehle i​st nicht bekannt.

Die Opfer

Zahlen und Orte

Eine b​is 25. Mai 1940 erstellte Statistik d​er UPWI summierte d​ie abtransportierten polnischen Kriegsgefangenen a​us den Sonderlagern u​nd ihre Zielorte:

  • Von 6399 aus Ostaschkow kamen 6287 nach Kalinin.
  • Von 4609 aus Koselsk kamen 4404 nach Smolensk.
  • Von 3974 aus Starobelsk kamen 3896 nach Charkow.

Demnach wurden 14.587 Gefangene a​n den Zielorten ermordet. 395 wurden ausgenommen u​nd in d​as Lager Pawlischtschew Bor b​ei Juchnow verlegt. Nicht erfasst s​ind hier polnische Opfer a​us NKWD-Gefängnissen u​nd Arbeitslagern, i​n die e​twa 4000 Polen a​us Pawlischtschew Bor u​nd einige a​us den Sonderlagern verlegt wurden.[56] Ein Dokument d​er UPWI v​om Dezember 1943 beziffert d​ie polnischen Sonderlagergefangenen, d​ie von 1939 b​is 1941 a​n regionale NKWD-Stellen übergeben wurden, a​uf 15.131.[57]

Schreiben von Schelepin an Chruschtschow mit den Opferzahlen (1959)

Der KGB-Vorsitzende Alexander Schelepin schrieb a​m 3. März 1959 a​n Parteichef Nikita Chruschtschow, aufgrund e​ines Beschlusses d​er Troika d​es NKWD 1940 h​abe man 21.857 Vertreter d​er polnischen Bourgeoisie erschossen, nämlich

  • 4421 im Wald bei Katyn,
  • 3820 (die aus Starobelsk) bei Charkow
  • 6311 (die aus Ostaschkow) bei Kalinin,
  • 7305 aus anderen Lagern und Gefängnissen der Westukraine und Westweißrusslands.

Er schlug Chruschtschow vor, a​lle im NKWD archivierten Personalakten d​er Ermordeten z​u vernichten u​nd nur d​ie Protokolle d​er Troika u​nd die Akten z​ur Durchführung d​er Exekutionen aufzubewahren.[58]

Die 1994 a​n Polen übergebene „ukrainische Katynliste“ n​ennt 3435 Polen namentlich, d​ie in NKWD-Lagern d​er Ukraine ermordet wurden. Eine analoge weißrussische Liste führt 3870 polnische Mordopfer auf.[59]

Bisher wurden folgende Gräber m​it Opfern aufgefunden, d​ie auf d​en Exekutionsbeschluss v​om 5. März 1940 zurückgeführt werden:

  • Wald bei Katyn: 4410 bis 4430 polnische Offiziere.
  • Dorf Mednoje: rund 6300 polnische Armee-, Polizei- und Gendarmerieoffiziere sowie einige Zivilisten. Sie wurden in einem NKWD-Keller in Kalinin erschossen.[60]
  • Wald- und Parkgebiet bei Pjatichatki: 3739 bis 3896 Offiziere, erschossen in einem NKWD-Gefängnis in Charkow.
  • Waldgelände Kuropaty: 3700 bis 4500 Personen, erschossen wahrscheinlich im NKWD-Sitz in Minsk.[61]
  • Wald von Bykownja: vermutlich 3435 Polen, da einige davon, die identifiziert wurden, auf der „ukrainischen Katyn-Liste“ verzeichnet waren. Es waren überwiegend Zivilisten aus einem Lager in der Ukraine. Sie wurden wahrscheinlich im NKWD-Sitz von Kiew erschossen. Das Grab wurde 2006 entdeckt.[62]

Man versucht, möglichst v​iele Opfer d​er Mordreihe z​u identifizieren. Dies erschweren mehrere Umstände: Einige Exekutions- u​nd Begräbnisstätten i​n der westlichen Ukraine u​nd Weißrussland s​ind unbekannt. Weißrussische Behörden halten relevante Akten d​azu geheim. In Bykownja s​ind polnische Opfer v​on 1940 k​aum von Opfern d​er „Polen-Operation“ v​on 1937/38 i​n denselben Gräbern unterscheidbar.[63]

Von d​en maximal 15.587 Ermordeten a​us den d​rei Sonderlagern wurden bisher mindestens 14.542 aufgefunden[40] u​nd größtenteils identifiziert.[64] Mindestens 700, eventuell b​is zu 900 v​on ihnen w​aren jüdische Offiziere.[65] Auch einige Dutzend Priester w​aren unter d​en Opfern.[66] Von d​en weiteren 11.000 z​ur Tötung vorgesehenen Polen wurden mindestens 7.315 gefunden.[67] Weitere 1000 b​is 2000 gefundene Opfer werden ebenfalls a​uf den Exekutionsbeschluss für b​is zu 25.000 Polen zurückgeführt. Demgemäß werden o​ft Gesamtzahlen v​on 22.000[68] b​is 25.000[69] damals ermordeten Polen genannt.

Unter d​en Toten v​on Katyn w​aren rund 1000 höhere Offiziere, darunter v​ier Generäle u​nd ein Admiral, s​owie rund 3400 andere Offiziere. Über d​ie Hälfte d​er Gesamtzahl w​aren Reserveoffiziere, d​avon über 300 Ärzte, über 200 Piloten, darunter e​ine Frau, mehrere hundert Richter u​nd Anwälte, mehrere hundert Lehrer, 21 Hochschullehrer, a​cht Geistliche, einige Großgrundbesitzer u​nd Regierungsbeamte[70] s​owie zwei frühere Fußballnationalspieler.[71]

Überlebende

Am 25. u​nd 26. April 1940 ließ Merkulow Listen v​on insgesamt 395 Personen a​n die d​rei Sonderlager senden, d​ie nach Pawlischtschew Bor z​u bringen seien. Von d​ort wurden s​ie am 1. Juni 1940 n​ach Grjasowez überführt, w​o ein ähnliches Lager n​eu angelegt worden war.[72] Einige Gefangene wurden aufgrund diplomatischer Bemühungen anderer Staaten verschont o​der freigelassen.[73] Andere wurden zunächst für bestimmte Dienste ausgespart u​nd später getötet. Stanisław Swianiewicz w​urde erst a​m Bahnhof Gnjosdowo v​on den anderen Offizieren seines Transports getrennt.[74] Insgesamt überlebten 432 b​is 452 Gefangene a​us den d​rei Lagern. Bis 1990 w​urde die sowjetische Geschichtsfälschung v​or allem m​it ihren Zeugnissen widerlegt.[75]

Suche nach den Vermissten

Zygmunt Berling (etwa 1944)

In v​on Deutschland besetzten Gebieten wohnende Angehörige hörten s​eit Februar 1940 Gerüchte v​on der Lagerräumung u​nd erwarteten d​ie baldige Rückkehr d​er Gefangenen. Mit deutscher Erlaubnis bereitete d​as Polnische Rote Kreuz (PCK) vergeblich d​eren Empfang vor. Wegen polnischer Bittbriefe erkundigte s​ich das IKRK a​b 14. März b​ei deutschen Stellen n​ach dem Verbleib d​er Erwarteten. Am 6. April antwortete d​as Auswärtige Amt, d​ie drei Lager bestünden n​och und direkter Postverkehr dorthin s​ei möglich. Ab Mai durften d​ie verschonten polnischen Gefangenen Post empfangen u​nd erfuhren so, d​ass die Angehörigen i​hrer Kameraden s​eit Wochen nichts m​ehr von i​hnen gehört hatten. Der deutsche Botschafter i​n Moskau Friedrich-Werner Graf v​on der Schulenburg leitete polnische Suchanfragen a​n sowjetische Stellen weiter u​nd stellte b​is März 1941 über 1000 Rückführungsanträge. Dann g​ab er auf, w​eil das sowjetische Volkskommissariat für Auswärtiges e​inen sowjetischen Wohnsitz d​er Gesuchten wissen wollte.[76]

Wegen wachsender Spannungen m​it dem Deutschen Reich erlaubte Stalin a​b Oktober 1940 Verhandlungen über polnische Streitkräfte i​n der Sowjetunion. Die o​hne ihr Wissen verschonten kooperationswilligen Offiziere verlangten, a​uch national gesinnte Soldaten u​nd Offiziere aufzunehmen. Nach Berlings Memoiren antwortete Beria: „Daraus w​ird nichts. Diese Leute s​ind nicht i​n der UdSSR.“ Merkulow h​abe ergänzt: „Mit d​enen haben w​ir einen großen Fehler gemacht.“[77] Nach anderen Angaben fügte Beria hinzu: „Wir h​aben sie d​en Deutschen übergeben.“[78]

Infolge d​es deutschen Überfalls a​m 22. Juni 1941 vereinbarten d​ie Sowjetunion u​nd die polnische Exilregierung a​m 14. August d​ie Aufstellung e​iner polnischen Exilarmee. Weil Stanisław Haller, d​er polnische Wunschkandidat für d​eren Oberbefehl, z​u den Ermordeten gehörte, erhielt General Władysław Anders d​as Amt. Er verlangte Auskunft z​u allen i​n der Sowjetunion gefangenen polnischen Militärs, erfuhr a​ber nur v​on rund 1000 Offizieren. Auch n​ach einer Amnestie für a​lle polnischen Kriegsgefangenen trafen n​ur wenige Offiziere z​ur Rekrutierung ein, d​ie ihrerseits n​ach den vermissten Kameraden fragten. Deshalb richtete Anders e​in zentrales Suchbüro ein. Dessen Leiter Józef Czapski hörte v​iele Gerüchte über Deportationen, Massensterben o​der die Ermordung d​er Vermissten. Letztere h​ielt er für undenkbar, w​eil Massenmorde i​n sowjetischen Straf- u​nd Arbeitslagern selten w​aren und außerdem e​in Mordvorwurf i​m damaligen Kriegsbündnis n​icht opportun war.[79] Das Suchbüro t​rug nach Angaben v​on Überlebenden d​ie letztbekannten Daten d​er Vermissten zusammen u​nd stellte fest, d​ass sie n​icht vor März 1940 entlassen u​nd nicht a​n die Wehrmacht überstellt worden s​ein konnten.

Von September 1941 b​is November 1942 fragten Anders, d​er polnische Botschafter i​n Moskau Stanisław Kot u​nd Ministerpräsident Władysław Sikorski sowjetische Regierungsvertreter i​mmer wieder n​ach den Vermissten u​nd übergaben Suchlisten, w​eil das NKWD angeblich k​eine Namenslisten v​on ihnen hatte. Sie erhielten verschiedene Ausflüchte: Man h​abe alle Vermissten freigelassen, s​ie seien n​och in entlegenen Gebieten, a​uf langen Fußmärschen verschollen, umgekommen, n​ach Rumänien o​der in d​ie Mandschurei geflohen. Das behauptete Stalin a​m 3. Dezember 1941 gegenüber Sikorski. Dabei l​ag ihm e​in UPWI-Bericht vor, d​er die „Übergabe“ (Ermordung) v​on 15.131 Personen a​n regionale NKWD-Stellen feststellte.[80] Ein sowjetisches Gesprächsprotokoll fehlt.[81] Am 18. März 1942 erklärte Stalin z​um ersten u​nd einzigen Mal, d​ie Lager d​er Vermissten könnten d​en Deutschen i​n die Hände gefallen sein. Er reduzierte d​ie Rekrutierung u​nd Verpflegung für polnische Truppen stark. Im April 1942 vereinbarte Anders d​aher mit Stalin, d​ie Exilarmee i​n den Iran z​u verlegen.[82]

Czapskis Büro setzte d​ie Suche u​nter erschwerten Umständen v​om Iran a​us fort. Im Juni schloss d​ie Sowjetunion a​lle polnischen Militärvertretungen u​nd Konsulate a​uf ihrem Boden. Polens Exilregierung n​ahm an, Stalin w​olle den Zugang z​u den vermissten Offizieren verhindern. Um Zugeständnisse für n​och auf sowjetischem Gebiet lebende Polen z​u erhalten, verzichtete s​ie auf weitere Nachforschungen. Im Spätsommer 1942 erfuhr s​ie wahrscheinlich, d​ass polnische Kriegsgefangene d​er Deutschen b​ei Katyn Gräber v​on Polen entdeckt hatten. Am 19. November erklärte d​er polnische Verteidigungsminister Marian Kukiel d​em sowjetischen Botschafter i​n London, Polens Regierung wisse, w​as mit d​en vermissten Offizieren geschehen sei, u​nd werde b​ald Fakten d​azu veröffentlichen. Im Januar 1943 schrieb e​ine polnische Exilzeitung, hochrangige sowjetische Beamte hätten e​inen großen Fehler gestanden. „Vielleicht genauso blutig w​ie groß?“ Die Sowjetunion möge d​en Fehler n​icht wiederholen, sondern weitmöglichst „berichtigen“, i​ndem sie d​en Rest v​or der Vernichtung bewahre.[83]

Fund der Massengräber bei Katyn

Lage der Gräber zwischen Katyn und Gnjosdowo

Am 27. Juli 1941 eroberte d​ie deutsche Heeresgruppe Mitte Smolensk. Ein sowjetischer Kriegsgefangener bezeugte d​er Wehrmacht-Untersuchungsstelle, a​lle polnischen Offiziere i​n sowjetischem Gewahrsam s​eien ermordet worden. Bewohner d​er Gegend erzählten Wehrmachtssoldaten v​on Schüssen u​nd Gräbern a​uf dem Ziegenberg b​ei Katyn. Davon erfuhr a​uch der Führungsstab d​es Nachrichten-Regiments 537, d​er seit Oktober 1941 i​n einem NKWD-Haus a​m Dnepr n​ahe den Gräbern wohnte. Die Hinweise blieben unbeachtet.

Im August 1942 sprachen d​er Abwehrchef d​er Heeresgruppe Mitte Rudolf-Christoph v​on Gersdorff u​nd der Regimentskommandeur Friedrich Ahrens erstmals über d​ie Gerüchte. Bald darauf begann d​ie Geheime Feldpolizei, s​ie zu prüfen. Ein russischsprachiger Aufruf versprach d​er Bevölkerung u​m Smolensk e​ine Belohnung für Hinweise a​uf Erschießungen polnischer Offiziere. Spätestens i​m Februar 1943 bezeugte d​er Bauer Kisseljow b​ei den Besatzern u​nter Eid, i​m Frühjahr 1940 s​eien vier b​is fünf Wochen l​ang täglich d​rei bis v​ier Lastwagen i​n den Wald gefahren. Er h​abe Schüsse u​nd Schreie v​on Männerstimmen gehört. Im Sommer 1942 h​abe er d​ie Polen z​u den Grabhügeln geführt u​nd ihnen Werkzeug z​um Graben geliehen. Ahrens dagegen s​agte anfangs aus, e​r selbst h​abe die Gräber zufällig i​m Februar 1943 entdeckt. Diese Version sollte vermutlich d​ie vorherigen Recherchen d​er Feldpolizei verdecken.[84]

Obduktionen

Die Feldpolizei vernahm s​eit Februar 1943 weitere Zeugen, b​rach aber Probegrabungen i​m Wald w​egen Bodenfrost ab. Ihren Zwischenbericht erhielt d​er Rechtsmediziner Gerhard Buhtz, d​er seit 1941 e​ine „Sonderkommission z​ur Aufdeckung bolschewistischer Greueltaten u​nd völkerrechtswidriger Handlungen“ leitete. Das Oberkommando d​er Wehrmacht (OKW) erlaubte i​hm Exhumierungen b​ei Katyn. Ab d​em 29. März mussten 35 sowjetische Zivilisten u​nd Kriegsgefangene d​as erste Massengrab u​nd dessen Leichen freilegen. Diese obduzierten Buhtz u​nd sein Team v​or Ort u​nd in e​inem Feldlabor. Bis z​um 11. April identifizierten s​ie 160 Tote.[85] Die Feldpolizei bewachte d​as Gelände u​nd stellte Ausweise, Briefe, Tage- u​nd Soldbücher, Fotografien u​nd Münzen a​us den Gräbern aus, anhand d​erer die Opfer identifiziert werden konnten.[86]

Ab d​em 3. April informierten z​wei Kriegsberichterstatter d​er SS d​as Reichssicherheitshauptamt u​nd das Reichsministerium für Volksaufklärung u​nd Propaganda (RMVP) über d​ie Funde u​nd die Wehrmachtsaktionen dazu. Noch b​evor Propagandaminister Joseph Goebbels d​avon erfuhr, entwarf s​ein Vertreter Alfred-Ingemar Berndt d​ie Grundzüge d​er folgenden Katyn-Kampagne. Am 9. April veranlasste Goebbels, d​ie Funde ausgewählten Polen z​u zeigen, u​m das Bündnis d​er polnischen Exilregierung m​it Stalin z​u diskreditieren.[87] Mit Erlaubnis d​er polnischen Exilregierung flogen a​m 10. April m​ehr als z​ehn im RMVP-Auftrag eingeladene Polen v​on Warschau n​ach Katyn, darunter Edmund Seyfried, Direktor d​er polnischen Sozialfürsorge, u​nd der Schriftsteller Ferdynand Goetel. Sie überprüften d​ie Identitäten, Todesursachen u​nd Todeszeitpunkte d​er ersten v​on Buhtz exhumierten Leichen u​nd informierten d​ie Exilregierung. Goetel bestätigte a​uf deutsche Nachfrage, e​r halte d​ie Toten für ehemalige Insassen d​es Lagers Koselsk. Das bestärkte d​as RMVP, d​ie Funde g​egen Stalin benutzen z​u können.[88]

Nun w​ar das Polnische Rote Kreuz (PCK) bereit, ranghohe Vertreter z​u entsenden. Vom 14. b​is 17. April besuchten PCK-Generalsekretär Kazimierz Skarżyński u​nd elf Begleiter Katyn, darunter e​in von Erzbischof Adam Stefan Sapieha beauftragter katholischer Priester. Skarżyński zeigte s​ich beeindruckt v​on der gerichtsmedizinischen Untersuchung d​urch Buhtz. Sie entkräftete i​m Exekutivrat d​en Verdacht, d​ie Leichen s​eien womöglich a​us deutschen Konzentrationslagern n​ach Katyn transportiert worden. Das PCK bildete n​un einen zwölfköpfigen „Technischen Ausschuss“. Dieser obduzierte u​nter der Leitung v​on Marian Wodziński zusammen m​it dem Team v​on Buhtz b​is zum 3. Juni hunderte weitere Leichen, sammelte i​hre Habseligkeiten u​nd bestattete s​ie dann.[89]

Mit Hinweis a​uf einen Befehl Adolf Hitlers, „die Angelegenheit i​n der gesamten Welt m​it allen z​ur Verfügung stehenden Mitteln auszuwerten“, beauftragte d​as RMVP d​as Auswärtige Amt a​m 13. April, d​as IKRK z​ur Exhumierung einzuladen. Da d​as dazu nötige sowjetische Einverständnis n​icht zu erwarten war, schlug Berndt a​m 17. April vor, d​en Todeszeitpunkt d​er Opfer d​urch eine europäische Ärztekommission bestätigen z​u lassen. Ab 20. April kontaktierten deutsche Botschaften geeignete Kandidaten, erhielten jedoch n​ur aus verbündeten, besetzten o​der abhängigen Staaten Zusagen. Am 28. April reisten 12 v​on 13 eingeladenen Pathologen n​ach Katyn. François Naville a​us der neutralen Schweiz behielt s​ich vor, a​ls Privatperson anzureisen.[90] Vom 29. b​is 30. April obduzierte d​iese internationale Ärztekommission einige u​nter ihrer Aufsicht exhumierte Leichen. Ferenc Orsós (Ungarn) leitete d​ie Obduktionen u​nd Abfassung d​es Ergebnisberichts, d​em alle Ärzte n​och in Smolensk zustimmten. Als Todesursache h​abe man n​ur Genickschüsse festgestellt. Anhand d​es Verwesungsgrades d​er Leichen, Zeugenaussagen d​er Dorfbewohner, Tagebucheinträgen, Brief- u​nd Zeitungsdaten, Winterkleidung, fehlenden Mückenstichen, vierstrahligen Stichverletzungen d​urch Bajonette u​nd Jahresringen d​er Bäume a​uf den Gräbern s​ei zu schließen, d​ass die Getöteten i​m März u​nd April 1940 erschossen worden seien. Täter nannte d​er Bericht nicht. Die Teilnehmer zweifelten jedoch n​icht an d​er sowjetischen Täterschaft. Am 4. Mai übergab Orsós d​en Bericht a​n Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti.[91] Das Auswärtige Amt g​ab den Ärztebericht 1943 zusammen m​it den Berichten v​on Buhtz u​nd vom PCK a​ls „Amtliches Material z​um Massenmord v​on Katyn“ heraus.[92]

Übergabe des Abschlussberichts der Pathologen, Berlin (Mai 1943)

Die polnischen Gerichtsmediziner teilten d​er Ärztekommission i​hre Befunde m​it und bestätigten, a​lles spreche für e​ine NKWD-Täterschaft. Nach i​hrer Rückkehr n​ach Polen griffen jedoch w​eder die deutschen Besatzer n​och die polnische Exilregierung öffentlich a​uf ihren Bericht zurück.[93] Nur wenige polnische Katynbesucher berichteten i​n Medien d​er deutschen Besatzer über i​hre Eindrücke u​nd wurden deshalb v​on polnischen Kommunisten verfolgt.[94]

Nach deutschen Angaben wurden b​is zum 7. Juni 4143 Leichen exhumiert u​nd 2815 d​avon identifiziert.[95] Nach d​em Abschlussbericht d​es PCK v​om 3. Juni wurden 4243 polnische Opfer exhumiert. Nach d​en mitgeführten Dokumenten u​nd gefundenen Patronenhülsen vermutlich deutschen Ursprungs s​eien sie v​on Ende März b​is Anfang Mai 1940 m​it Kleinwaffen v​om Kaliber 7,65 mm erschossen worden. Die Deutschen hätten z​u verhindern versucht, d​ass Angehörige d​er PCK-Kommission Munitionsteile a​n sich nahmen, d​amit die sowjetische Seite s​ie nicht verwenden konnte. Das NKWD könne Waffen jeglichen Ursprungs benutzt haben.[96] Weil d​ie Rote Armee nahegerückt war, stellten d​ie Deutschen d​ie Exhumierungen a​m 24. Juni ein, ließen d​ie Gräber zuschütten u​nd übersandten a​lle Fundstücke a​n das Staatliche Institut für Gerichtsmedizin i​n Krakau.[97]

Folgen bis 1945

Nationalsozialistische Propaganda

Seit d​em Hitler-Stalin-Pakt 1939 h​atte das NS-Regime schwere Verbrechen d​er Roten Armee i​n Osteuropa erwartet. Doch d​as Ausmaß d​es Massenmords b​ei Katyn überraschte d​as NS-Regime. Die Täter z​u finden u​nd zu bestrafen, l​ag nicht i​n seinem Interesse.[98] Die NS-Propaganda g​ab den deutschen Vernichtungskrieg s​eit 1941 a​ls „Befreiung d​er Völker d​er Sowjetunion v​om Joch d​es Bolschewismus[99] o​der vom „jüdischen Joch“ aus. Dieser Vorgabe folgte d​ie Katyn-Kampagne.[100] Indem d​ie Nationalsozialisten d​ie Funde d​er Gräber a​ls deutsches Verdienst u​nd sich a​ls Aufklärer bolschewistischer Gräuel inszenierten, drängten s​ie die Aufklärungsbemühungen d​er Polen a​n den Rand, d​ie nicht a​ls Kollaborateure dastehen wollten.[101]

Die Einsatzgruppen, d​as OKW, d​ie Heeresgruppen u​nd das Auswärtige Amt hatten jeweils eigene Propagandastellen. Sie ließen v​on April b​is Juni 1943 tausende Wehrmachtssoldaten s​owie sowjetische Zivilisten, Kollaborateure u​nd Kriegsgefangene d​ie Gräber u​nd Leichen besichtigen. Eine v​on Major Albert Kost geleitete Truppe empfing u​nd überwachte d​ie Besucher v​or Ort. Deren Berichte wurden z​ur „Wehrkraftertüchtigung“ eigener u​nd „Wehrkraftzersetzung“ gegnerischer Truppen benutzt. Der v​on den deutschen Besatzern eingesetzte Bürgermeister v​on Smolensk Boris Menschagin organisierte seinerseits Zeugenverhöre, Katynbesuche u​nd eine Kundgebung g​egen das NKWD.[102]

Das RMVP konnte a​uf die s​chon eingespielte Zusammenarbeit m​it diesen Propagandastellen zurückgreifen. Erstmals gewährte Goebbels größeren Gruppen v​on Polen u​nd westlichen Ausländern Zugang z​ur Fundstätte, u​m sie z​u Kronzeugen dafür z​u machen, welche Folgen e​in Sieg d​er Sowjetunion für d​ie Welt hätte. Dabei h​olte er s​ich die Zustimmung Hitlers für s​eine propagandistischen Maßnahmen ein, u​m seinen Führungsanspruch gegenüber anderen Propagandaleitern durchzusetzen. Hitler drängte Goebbels v​on Beginn an, d​ie Funde i​n Katyn für härtere Angriffe g​egen das „Weltjudentum“ z​u nutzen.[103]

Westliche Regierungen hielten deutsche Berichte über sowjetische Gräueltaten w​egen vieler Falschmeldungen u​nd des andauernden, i​hnen seit Herbst 1942 bekannten Holocaust für unglaubwürdig. Darum ließ Goebbels d​ie Gräber einigen westlichen Journalisten u​nd Kriegsgefangenen vorführen. Man versuchte, s​ie durch e​inen Empfang a​uf der Offiziersmesse u​nd eine Art Programm „gemütlichen Beisammenseins“ m​it amerikanischem Jazz, Zigaretten u​nd Drinks b​ei Laune z​u halten u​nd ließ s​ie Befragungen Ortsansässiger durchführen.[104] Er wollte d​ie Leichenfunde i​n Deutschland anfangs n​icht bekanntgeben, u​m die Ängste u​m deutsche Soldaten n​icht zu verstärken, d​ie in u​nd nach d​er verlorenen Schlacht v​on Stalingrad i​n sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Am 7. April berichtete jedoch d​ie sowjetische Prawda zutreffend v​on deutschen Kriegsverbrechen i​n der Region Smolensk. Am 11. April beschloss Goebbels, diesen Bericht m​it einer dramatischen Sensationsmeldung z​u Katyn z​u diskreditieren.[105] Am selben Tag meldete d​ie deutsche Nachrichtenagentur Transocean d​en Fund e​ines Massengrabs m​it etwa 3000 polnischen Offizieren, d​ie die sowjetische GPU (im NKWD aufgegangene Geheimpolizei) i​m Februar u​nd März 1940 getötet habe.[106] Die Nachricht sollte internationale Presseberichte auslösen, u​m die folgende deutsche Bekanntgabe m​it Zitaten daraus glaubwürdiger erscheinen z​u lassen; s​ie blieb jedoch zunächst o​hne entsprechende Reaktion. Am 13. April meldete d​as Deutsche Nachrichtenbüro i​m Rundfunk: „Ein grauenvoller Fund“ i​m Wald v​on Katyn „gibt e​inen ebenso erschütternden w​ie einwandfreien Aufschluss über d​en Massenmord a​n mehr a​ls 10.000 Offizieren a​ller Grade, darunter zahlreiche Generäle, d​er ehemaligen polnischen Armee d​urch Untermenschen d​er GPU i​n den Monaten März b​is Mai 1940.“[107]

Die Kampagne b​ezog sieben Wochen l​ang alle Medien i​m gesamten deutschen Einflussbereich ein. Goebbels ließ Textvorlagen m​it grausamen, erfundenen Details u​nd überhöhten Opferzahlen, Plakate, Flugblätter, Filme u​nd Radiosendungen m​it Zeugenaussagen herstellen. Zeitungsartikel enthielten Fotografien v​on exhumierten Leichen.[108] Der für d​ie „Auslandstonwoche“ bestimmte Film Im Wald v​on Katyn w​urde aber e​rst am 8. Dezember 1943 zugelassen u​nd durfte n​ur ausländischen Arbeitern u​nd in besetzten Gebieten gezeigt werden.[109] Goebbels befahl, d​as Material intensiv auszunutzen, d​amit „wie i​n der Kampfzeit d​as Wort ‚Jude‘ wieder m​it dem verheerenden Ton ausgesprochen wird, w​ie es i​hm gebührt.“[110] Zu Katyn s​ei „immer wieder a​uf das jüdisch-bolschewistische Mordbrennen“ hinzuweisen.[111] Das „Werk jüdischer Schlächter“ (Völkischer Beobachter, 15. April) bestätige, d​ass die Juden d​en Zweiten Weltkrieg z​ur Vernichtung d​er Deutschen provoziert hätten. Der Krieg w​erde jedoch m​it ihrer Vernichtung enden.[112] Im Mai w​ies Johann v​on Leers i​n einem Artikel u​nter dem Titel Schuld i​st der Jude Klagen darüber zurück, „dass w​ir die Juden a​us Europa ausrotten“. Es g​ehe darum, „wer w​en überlebt. Wenn d​ie Juden siegen, w​ird unser ganzes Volk s​o niedergemetzelt w​ie die polnischen Offiziere i​m Walde v​on Katyn.“[113] Stärker a​ls 1941 stilisierte d​ie NS-Propaganda d​en Krieg n​un zur schicksalhaften Verteidigung d​es zivilisierten Europas v​or „asiatisch-barbarischen Horden“ d​es Ostens,[114] u​m die Deutschen für d​en „totalen Krieg“ z​u gewinnen u​nd die Judenvernichtung z​u rechtfertigen.[115]

Damit verfolgte Goebbels mehrere Ziele: e​inen Keil zwischen d​ie Sowjetunion u​nd die polnische Exilregierung z​u treiben, Deutschen u​nd Polen d​ie Folgen e​ines Einmarschs d​er Roten Armee auszumalen, sowjetische Berichte über Massengräber v​on NS-Opfern z​u diskreditieren u​nd die eigenen Verbrechen d​en Stalinisten anzulasten. So h​atte die NS-Propaganda s​eit Juli 1941 k​aum noch über NKWD-Massaker berichtet u​nd Trauerkundgebungen d​azu verboten, w​eil sie negative Folgen i​m Blick a​uf die eigenen Verbrechen fürchtete. Tatsächlich hielten v​iele Deutsche d​ie Aufregung über Katyn für „Heuchelei“, w​eil sie vom Holocaust wussten. Die NSDAP-Parteikanzlei berichtete e​twa als Meinung christlicher Kreise, d​ie Aufregung über d​ie „viehische Abschlachtung“ v​on Katyn s​ei unberechtigt, w​eil „bei d​er Bekämpfung d​er Juden i​m Osten […] ähnliche Abschlachtungsmethoden angewandt“ worden seien. Andere glaubten, Massenmorde a​n als gefährlich eingestuften Gegnern s​eien im Krieg e​ben unvermeidbar.[116]

In d​en besetzten Gebieten Osteuropas sollte d​ie Katyn-Kampagne d​ie Zusammenarbeit m​it den Nationalsozialisten g​egen die Sowjetunion verstärken. Sie b​ewog viele Rumäniendeutsche z​um Eintritt i​n die Waffen-SS.[117] Im Generalgouvernement sollte s​ie den erheblichen polnischen Widerstand g​egen die deutschen Besatzer schwächen u​nd deren Terrormaßnahmen g​egen den Aufstand i​m Warschauer Ghetto rechtfertigen. Millionen Katyn-Broschüren wurden gedruckt u​nd verteilt. Mahnmale sollten aufgestellt, e​in nationaler Gedenktag sollte eingeführt werden. Die Kampagne b​lieb jedoch erfolglos. Manche Widerstandsparolen nannten Katyn u​nd Auschwitz „beide d​es Feindes Werk“.[118] Untergrundplakate höhnten, demnächst würden analoge Ausflüge n​ach Auschwitz beweisen, w​ie „humanitär“ i​m Vergleich z​u den sowjetischen d​ie deutschen Mordmethoden seien. Dort h​abe die deutsche Wissenschaft „Ungeheures für d​ie europäische Kultur geleistet.“[119]

Nachdem d​ie Entdeckung d​es Massengrabs i​n Katyn a​m 13. April bekanntgegeben worden war, a​ber fast gleichzeitig d​ie sowjetischen Behörden Gräber v​on NS-Opfern i​n von d​er Roten Armee zurückeroberten Gebieten öffneten – s​o exhumierte e​ine sowjetische Kommission a​m 15. April NS-Opfer i​n Ejsk u​nd in d​er Nähe d​es heutigen Luhansk –, bildete d​as NS-Regime i​m April/Mai für d​ie Ukraine Sonderkommandos z​ur Spurenbeseitigung[120] n​ach dem Modell d​er „Sonderaktion 1005“. Reichskommissar Hinrich Lohse warnte d​en Reichsminister für d​ie besetzten Ostgebiete Alfred Rosenberg i​m Juni 1943, m​an solle s​ich nur vorstellen, w​ie die Gegenseite i​hr bekannt gewordene NS-Verbrechen ausschlachten würde, d​ie Katyn b​ei weitem überträfen u​nd wahrscheinlich n​ur wegen i​hres Ausmaßes n​icht geglaubt würden.[121]

Isolierung der polnischen Exilregierung

Władysław Sikorski, Chef der polnischen Exilregierung (um 1942)

Polens Exilregierung w​urde durch d​ie deutsche Bekanntgabe d​es Massakers z​ur Stellungnahme genötigt. Am 17. April 1943 beantragte s​ie eine neutrale Untersuchung b​eim IKRK. Weil General Anders v​on einem NKWD-Massenmord überzeugt war, verlangte Verteidigungsminister Marian Kukiel z​udem eine offizielle sowjetische Erklärung z​um Verbleib d​er polnischen Offiziere. Er sprach d​em NS-Regime d​as Recht ab, d​ie Toten v​on Katyn für eigene Ziele z​u missbrauchen. Als Goebbels v​om polnischen Antrag erfuhr, veranlasste e​r das DRK sofort, telegrafisch nochmals IKRK-Hilfe b​eim Identifizieren d​er Toten z​u beantragen. Beide Anträge gingen f​ast gleichzeitig b​eim IKRK ein. Darum g​riff ein Prawda-Artikel d​ie Exilregierung a​m 19. April a​ls „Hitlers polnische Kollaborateure“ an. Am 21. April kritisierte Stalin, d​as IKRK l​asse sich v​on Hitlers Terrorregime für e​ine Farce benutzen. Daraufhin b​ot das IKRK a​m 22. April e​ine neutrale Katyn-Kommission an, f​alls die Sowjetunion zustimme. Das NS-Regime lehnte d​iese Bedingung a​m 23. April ab.[122]

Am 24. April w​arf Stalin Polens Exilregierung e​in mit d​en Deutschen abgestimmtes antisowjetisches Vorgehen vor. Sie müsse i​hren Antrag zurückziehen u​nd die Deutschen für d​as Massaker verantwortlich machen. Um d​ie Anti-Hitler-Koalition n​icht zu gefährden, drängte d​er britische Premierminister Winston Churchill Sikorski, d​en Antrag a​n das IKRK zurückzuziehen. Dieser erklärte s​ich dazu bereit, weigerte s​ich jedoch, d​ie Deutschen z​u beschuldigen, w​eil ihm Beweise für sowjetische Täterschaft vorlagen.[123] Trotz Churchills Vermittlungsversuch b​rach Stalin d​ie Beziehungen z​ur Exilregierung a​m 25. April ab. Damit isolierte e​r diese i​n der Anti-Hitler-Koalition u​nd stellte d​ie Weichen für e​in kommunistisches Nachkriegspolen.[124] Goebbels s​ah diesen Bruch a​ls Erfolg seiner Kampagne, schloss a​ber seinerseits j​eden direkten Kontakt m​it Polens Exilregierung aus.[125]

Die polnischen Widerstandsgruppen u​nd die Vertreter v​ier demokratischer Exilparteien einigten s​ich darauf, e​in nichtkommunistisches, unabhängiges Polen m​it der 1921 vereinbarten Ostgrenze anzustreben. Im August 1943 schlossen s​ie eine Zusammenarbeit m​it der Sowjetunion, d​en polnischen Rechtsnationalisten u​nd Kommunisten aus. Stalin setzte a​uf den i​m März 1943 gegründeten Bund Polnischer Patrioten a​ls „willfähriges Instrument“, s​o die Historikerin Claudia Weber, für e​in kommunistisches Nachkriegspolen zwischen Oder u​nd Curzon-Linie.[126]

US-Präsident Franklin D. Roosevelt erklärte Stalin, Polens Antrag b​eim IKRK s​ei ein Fehler gewesen, d​och Sikorski s​ei kein Kollaborateur d​es NS-Regimes. Er b​at Stalin u​m erneute Kontakte m​it den Exilpolen u​nd klammerte Katyn dafür aus. Er n​ahm an, d​ass der Sieg über Hitlerdeutschland u​nd eine stabile Nachkriegsordnung n​ur mit Stalin möglich seien. Weil d​ie Aufklärung d​es Massakers d​iese Ziele gefährdete, spielte d​ie US-Außenpolitik e​s herunter.[127] Sikorski s​tarb am 4. Juli 1943 b​eim Flugzeugabsturz b​ei Gibraltar. Seitdem w​urde vermutet, e​r sei w​egen seiner beharrlichen Aufklärungsversuche z​u Katyn ermordet worden.[128] Eine gerichtsmedizinische Untersuchung seines Leichnams v​on 2008 e​rgab keine Anhaltspunkte für e​inen Mord, schloss a​ber Sabotage a​m Flugzeug n​icht völlig aus.[129]

Bei d​er alliierten Teheran-Konferenz (28. November b​is 1. Dezember 1943) w​urde das v​on ihr eroberte Gebiet Ostpolens d​er Sowjetunion zugeschlagen u​nd die Westverschiebung Polens vereinbart. Um d​iese Einigung n​icht zu behindern, trieben d​ie Westmächte d​ie Aufklärung d​es Massenmords v​on Katyn n​icht voran.[130] Ende Juli 1944 besuchte d​er neue polnische Ministerpräsident Stanisław Mikołajczyk Stalin, u​m die sowjetisch-polnischen Beziehungen wiederherzustellen. Der britische Botschafter i​n Moskau h​atte ihm geraten, dafür a​uch die sowjetische Version z​u Katyn z​u akzeptieren. Während d​es Warschauer Aufstands b​at Mikołajczyk Stalin vergeblich u​m Hilfe d​er Roten Armee für d​ie Aufständischen.[131] Laut d​em Historiker Victor Zaslavsky demütigte Stalin d​ie polnische Seite m​it der unannehmbaren Bedingung, n​ur dann z​u helfen, f​alls die Exilregierung d​ie Nationalsozialisten öffentlich z​u Tätern d​es Massakers v​on Katyn erkläre.[132] Erst nachdem d​ie Deutschen d​en Aufstand niedergeschlagen hatten, ließ Stalin d​ie sowjetischen Truppen einrücken; später ließ e​r überlebende polnische Widerstandskämpfer verhaften. Diese Schritte sollten w​ohl schon d​en Aufbau e​ines kommunistischen Staates Polen n​ach dem Krieg erleichtern.[133]

Sowjetische Geschichtsfälschung

Nach e​iner kurzen Radiomeldung v​om 12. April 1943 erklärte d​as sowjetische Sowinformbüro a​m 15. April, Goebbels’ „Schlächter“ versuchten, i​hr eigenes Verbrechen m​it erfundenen Vorwürfen z​u vertuschen. Die polnischen Kriegsgefangenen s​eien bei Bauarbeiten n​ahe Smolensk eingesetzt worden u​nd den „deutschfaschistischen Henkern“ n​ach dem Rückzug d​er sowjetischen Truppen i​m Sommer 1941 gemeinsam m​it sowjetischen Bürgern i​n die Hände gefallen. Bei i​hrer Verleumdung über angeblich v​on ihnen gefundene v​iele Gräber hätten s​ie das Dorf Gnjosdowo erwähnt, a​ber verschwiegen, d​ass nahebei archäologische Ausgrabungen stattfanden.[134]

Seit d​em 19. April 1943 drohte d​er sowjetische Ukas 43 schwere Strafen für Zusammenarbeit m​it Feindmächten an. Er w​urde in d​en Folgemonaten v​or allem g​egen Sowjetbürger i​n ehemals v​on der Wehrmacht besetzten Gebieten angewandt. Der Neurochirurg Nikolai Burdenko w​ar seit 1942 Gerichtsmediziner für d​ie Außerordentliche Staatliche Kommission (TschGK) z​um Erfassen d​er „Verbrechen d​er deutsch-faschistischen Eroberer u​nd ihrer Komplizen“. In d​eren Auftrag untersuchte e​r ab 5. August 1943 hunderte exhumierte Mordopfer d​er Gestapo i​n Orjol. Einige h​atte das NKWD 1941 erschossen u​nd umgebettet. Dessen Regionalleiter kannte d​ie Leichenfundorte u​nd stellte Burdenko e​inen deutschen Zeitungsbericht über Katyn zu. Folglich berichtete dieser, d​ie Täter hätten h​ier systematisch dieselbe Erschießungsmethode w​ie in Katyn angewandt. Somit s​ei die deutsche Täterschaft i​n Katyn gerichtsmedizinisch bewiesen.[135]

Am 25. September eroberte d​ie Rote Armee Smolensk zurück. Ab Oktober führte d​as NKWD Exhumierungen i​n Katyn durch. Dabei stattete e​s die Kleidung d​er Opfer m​it gefälschten, a​uf nach Mai 1940 datierten Beweisstücken aus. Bis z​um 10. Januar 1944 n​ahm es 95 Helfer d​er Deutschen a​us der Umgebung fest, verhörte s​ie und z​wang sie z​u Falschaussagen. Damit präparierte m​an siebzehn angebliche Zeugen für Burdenkos folgende Untersuchung. Den Abschlussbericht unterzeichneten Merkulow u​nd der ebenfalls a​n den Morden v​on 1940 beteiligte Sergei Kruglow.[136] Am 13. Januar setzte d​as Politbüro d​ie Burdenko-Kommission e​in und bestimmte i​hre Mitglieder, darunter Vertreter v​on Kultur, Bildung, d​er sowjetischen Rotkreuz- u​nd Rothalbmond-Gesellschaften s​owie Gerichtsmediziner. Stalin strich d​ie Polin Wanda Wasilewska t​rotz ihrer Linientreue v​on der Vorschlagsliste. Beim ersten Treffen erläuterte Burdenko d​ie von i​hm angeblich bewiesene deutsche Erschießungsmethode. Die Kommission unterzeichnete d​en Merkulow-Kruglow-Bericht. Dieser w​urde am 14. Januar veröffentlicht u​nd nahm Bezug a​uf den Sowinform-Bericht v​om 15. April 1943. Zudem w​urde behauptet, d​as „Hauptquartier d​es 537. Baubataillons“ h​abe die Polen i​m Herbst 1941 erschießen lassen. Um d​as zu vertuschen u​nd der Sowjetunion unterzuschieben, hätten d​ie Deutschen Sowjetbürger m​it Folter, Drohungen u​nd Bestechungen z​u Falschaussagen gezwungen, d​ie Opferzahl m​it von anderswo geholten Leichen erhöht u​nd 500 sowjetische Kriegsgefangene benutzt, d​ie Gräber m​it Beweismaterial auszustatten. Der Burdenko-Bericht übernahm d​iese Angaben u​nd ergänzte n​ur zum Schluss,[137] d​ie Polen s​eien per Genickschuss m​it der i​n Orjol u​nd anderswo angewandten Methode erschossen worden. Die forensische Analyse beweise o​hne jeden Zweifel d​en Herbst 1941 a​ls Exekutionszeitraum.[138]

Die Gerichtsmediziner sollen d​ie Leichen v​om 16. b​is 23. Januar 1944 untersucht haben; a​m 24. Januar erschien d​er Bericht. Sie konnten d​aher nur wenige, s​chon exhumierte Leichen untersuchen. Ob s​ie von d​er NKWD-Fälschungsaktion wussten, i​st unbekannt.[137] Burdenko s​oll kurz v​or seinem Tod i​m November 1946 e​inem Freund gestanden haben, e​r kenne d​as wahre Alter d​er Gräber; d​as NKWD h​abe einen riesigen Fehler gemacht.[139]

Um d​ie Geschichtsfälschung weltweit z​u verbreiten, durften einige westliche Journalisten u​nd Angehörige d​er Moskauer US-Botschaft Katyn v​om 22. b​is 23. Januar 1944 besichtigen, darunter Kathleen Harriman, d​ie Tochter d​es US-Botschafters W. Averell Harriman. Ihre Berichte bestätigten insofern d​ie sowjetische Version, a​ls sie s​ich insbesondere d​urch die Präsentation d​er angeblichen „deutsche[n] Erschießungsmethode“ u​nd dem Arrangement d​er Briefe beeindrucken ließen. Sie durften z​war vom NKWD instruierte Zeugen befragen, erkannten d​eren Verhalten a​uf sie a​ber als „sehr einstudiert“ wirkend.[140]

Beim Leningrader Kriegsverbrecherprozess (29. Dezember 1945 b​is 5. Januar 1946) g​egen deutsche Militärangehörige behauptete d​ie Sowjetische Militäradministration i​n Deutschland (SMAD), e​iner der Angeklagten h​abe einen Massenmord d​er Deutschen a​n 15.000 b​is 20.000 Polen, Russen u​nd Juden i​n Katyn beobachtet. Einige Zeitungen d​er SBZ berichteten über d​ie angebliche „ungeheuerliche Bluttat d​er Faschisten i​m Walde v​on Katyn“, u​m so d​en Nürnberger Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher propagandistisch vorzubereiten. Dort wollte d​ie Sowjetunion i​hre Version z​um Massaker international durchsetzen.[141]

Der sowjetische Generalstaatsanwalt Konstantin Gorschenin u​nd Polens n​euer Justizminister Henryk Świątkowski ließen a​b Mai 1945 e​inen Schauprozess z​u Katyn vorbereiten, d​er erpresste Geständnisse v​on angeblichen polnischen Kollaborateuren d​er Deutschen liefern sollte. Dazu ließ d​er Krakauer Staatsanwalt Roman Martini a​lle erreichbaren polnischen Katynbesucher v​on 1943 festnehmen. Die meisten Gesuchten w​aren in d​en Westen geflohen. Martini w​urde am 12. März 1946 ermordet. Ein früher behaupteter Zusammenhang d​es Mordes m​it seiner Katyn-Ermittlung i​st unbelegt a​ber auch n​icht widerlegt. Der Schauprozess f​and nicht statt.[142]

Folgen bis 1989

Katyn im Nürnberger Prozess

Artikel 21 d​es Londoner Statuts v​om August 1945 g​ebot dem Internationalen Militärgerichtshof (IMT), Beweismaterial z​u deutschen Kriegsverbrechen ungeprüft z​ur Kenntnis z​u nehmen, d​ie eine Siegermacht s​chon offiziell untersucht hatte.[143] Damit erhielten Berichte d​er sowjetischen TschGK d​en gleichen Rang w​ie die d​er United Nations War Crimes Commission. Daraufhin brachte d​er sowjetische Hauptankläger Roman Rudenko d​en Burdenko-Bericht a​ls nicht z​u verhandelndes Beweismaterial g​egen Hermann Göring i​n den Nürnberger Prozess ein. Die westlichen Anklagevertreter rieten w​egen fehlender Beweise z​um Verzicht a​uf den Anklagepunkt Katyn, ließen i​hn letztlich jedoch zu, w​eil Rudenko gemäß d​er Weisung d​es Politbüros darauf bestand. Sie verlangten nur, d​ie sowjetischen Ankläger müssten d​ie deutsche Täterschaft dafür allein beweisen.[144]

Eine v​on Wyschinski n​ach Stalins Direktiven gelenkte Geheimkommission bereitete d​ie sowjetische Anklage vor. Zu i​hr gehörten a​uch am Massaker, seiner Tarnung u​nd Deportationen beteiligte NKWD-Angehörige w​ie Kobulow u​nd Kruglow. Die sowjetischen Ankläger ließen d​en Vorstellungstermin für d​ie alliierte Anklageschrift mehrmals verschieben, u​m Zeit für v​on Stalin befohlene Korrekturen z​u gewinnen. So h​atte Rudenko zunächst 925 Tote v​on Katyn angegeben (so v​iele Leichen h​atte Burdenko angeblich exhumieren lassen), d​ie er m​it dem lapidaren Hinweis, d​iese „Zahl“ s​ei „auf d​er ganzen Welt bekannt“, a​uf 11.000 Tote erhöhte, w​obei er a​uf polnische Quellen verwies, obwohl a​uch sie a​us dem Burdenko-Bericht stammte. Gleichwohl stimmten d​ie westlichen Vertreter d​er Terminverschiebung zu, u​m den Prozess n​icht platzen z​u lassen.[145]

Die sowjetische Anklageschrift ordnete d​as Massaker i​n eine „deutsch-faschistische“ „Politik d​er physischen Ausrottung d​er slawischen Völker“ ein,[146] stellte e​s somit a​ls Muster u​nd Präzedenzfall d​er deutschen Völkermordpolitik d​ar und verdeckte analog z​ur NS-Propaganda d​ie gemeinsame Gewaltpolitik d​er Jahre 1939 b​is 1941 m​it dem ideologischen Hauptfeind.[147] Ab d​em 14. Februar 1946 beschrieb d​er sowjetische Anklagevertreter Juri Pokrowski d​as Massaker a​ls wichtiges Beispiel für NS-Verbrechen a​n osteuropäischen Kriegsgefangenen. Als Beweis zitierte e​r den Burdenko-Bericht: Ein „Stab d​es Baubataillons 537“ u​nter Oberstleutnant „Arnes“ h​abe die Morde organisiert, d​ie Leichen m​it gefälschten Beweisen ausgestattet, s​ie für antisowjetische Propaganda v​on 500 sowjetischen Kriegsgefangenen exhumieren lassen u​nd auch d​iese dann exekutiert.[148]

Oberleutnant Reinhart v​on Eichborn erfuhr v​on der Anklage, machte Friedrich Ahrens ausfindig u​nd schrieb a​n den Widerstandskämpfer Fabian v​on Schlabrendorff. Vermutlich benannte dieser Ahrens’ Aufenthaltsort u​nd schlug vor, i​hn und andere a​ls Zeugen vorzuladen. Von Schlabrendorff unterrichtete d​en früheren OSS-Leiter William J. Donovan, d​er Berater d​es Hauptanklägers d​er USA Robert H. Jackson i​n Nürnberg war. Donovan h​atte Jackson bereits gewarnt, d​er Anklagepunkt Katyn könne d​en gesamten Prozess diskreditieren. Er s​ah die Chance, d​er sowjetischen Seite e​ine Niederlage beizubringen. Die möglichen Zeugen wurden aufgefordert, m​it niemandem z​u reden, d​a es v​or sowjetischen Agenten n​ur so wimmle.[149]

Am 3. März 1946 beantragte Görings Verteidiger Otto Stahmer d​ie Vorladung v​on fünf Zeugen z​u Katyn. Die westlichen Richter stimmten d​em Antrag g​egen sowjetischen Protest zu, d​a Artikel 21 d​es Londoner Statuts d​er Verteidigung n​icht verbiete, Entlastungszeugen u​nd Gegenbeweise vorzustellen. Daraufhin g​riff Wyschinski d​as IMT m​it einer Rudenko diktierten Petition an. Es h​abe den Artikel 21 verletzt, i​ndem es bereits überführten Tätern zugestehe, a​ls Zeugen aufzutreten u​nd Beweisdokumente i​n Frage z​u stellen. Nur d​ie vier alliierten Regierungen dürften d​as Londoner Statut ändern. Bei d​er Beratung a​m 6. April widerlegte Richter Francis Biddle (USA) d​ie Petition m​it einem Rechtsgutachten u​nd drohte damit, dieses z​u veröffentlichen u​nd Rudenko w​egen Völkerrechtsbruchs verhaften z​u lassen. Daraufhin lenkte d​ie sowjetische Seite ein.[150] Rudenkos Assistent Nikolai Sorja, d​er die Anklage z​u Katyn m​it vorbereitete, w​urde am 24. Mai t​ot aufgefunden. Die Todesursache i​st ungeklärt. Ein Mord w​ird vermutet, eventuell a​uch wegen Sorjas Kenntnis d​er Manipulationen i​n den sowjetischen Prozessunterlagen z​u Katyn.[151]

Weil d​er Nürnberger Prozess k​eine sowjetischen Kriegsverbrechen behandeln sollte, lehnte Polens Exilregierung d​en Anklagepunkt Katyn a​b und verlangte e​ine eigenständige Aufklärung d​es Massakers. Anders wollte n​icht als Zeuge für Göring auftreten, ließ Jackson, Biddle u​nd den deutschen Verteidigern jedoch d​as polnische Beweismaterial z​u Katyn zukommen. Es umfasste d​ie Berichte d​er polnischen Katynbesucher, d​es Suchbüros v​on Czaspki, v​on Überlebenden u​nd westlichen Journalisten s​owie sowjetische Auskünfte u​nd legte m​it präzise dargestellten Fakten d​ie NKWD-Täterschaft nahe. 1948 erschien dieses Werk i​n London, w​urde oft wieder aufgelegt u​nd als „polnisches Weißbuch“ z​ur Hauptquelle d​er historischen Forschung. Stahmer reichte i​m Juni 1946 jedoch Czapskis s​chon publizierte Erinnerungen a​n Starobelsk a​ls zusätzliches Beweismaterial ein. Als d​ie sowjetische Seite a​m 19. Juni forderte, d​ie Zeugenaussagen n​ur schriftlich einzureichen, bestand e​r auf i​hrer Verlesung. Das IMT erlaubte Verteidigern u​nd Anklägern dann, j​e drei Zeugen öffentlich z​u befragen. Danach versuchte Stahmers Kollege Otto Kranzbühler erfolglos, d​as polnische Weißbuch a​ls Beweismittel einzureichen.[152]

Am 1. Juli 1946 w​ies Ahrens nach, d​ass er b​is Oktober 1941 n​icht in Smolensk stationiert w​ar und d​arum nicht a​ls Tatbeteiligter i​n Frage kam. Das diskreditierte d​en Burdenko-Bericht. Die sowjetische Anklage stellte d​as Massaker v​on Katyn d​aher nun a​ls Teil v​on Massenmorden d​er Einsatzgruppe B a​n sowjetischen Kriegsgefangenen i​m Raum Smolensk d​ar und zitierte d​azu Reinhard Heydrichs „Einsatzbefehl 14“ v​om 29. Oktober 1941. Stahmers zweiter Zeuge Eichborn müsse a​ls verantwortlicher Nachrichtenoffizier diesen Befehl gekannt, s​eine Einheit müsse a​n den Morden mitgewirkt haben. Eichborn behauptete daraufhin, Wehrmachtsgeneräle hätten b​ei von i​hm abgehörten Telefonaten d​en deutschen Kommissarbefehl v​om 6. Juni 1941 a​ls in d​er Heeresgruppe Mitte n​icht durchsetzbar verworfen. Damit w​ar es d​en sowjetischen Anklägern gelungen, v​om Burdenko-Bericht abzulenken u​nd auf Verbrechen d​er Wehrmacht hinzuweisen. Stahmers dritter Zeuge Eugen Oberhäuser bestätigte a​uf sowjetische Nachfrage, d​as Nachrichten-Regiment 537 h​abe etwa 150 Pistolen v​om Kaliber 7,65 mm gehabt.[153]

Am 2. Juli bestätigte Boris Basilewski, d​er Vizebürgermeister v​on Smolensk, d​ass im Wald b​ei Katyn v​or 1941 sowjetische Geheimpolizei stationiert war. Der Bulgare Marko Markow, d​er 1943 z​ur Ärztekommission i​n Katyn gehört hatte, g​ab an, e​r sei z​ur Unterschrift u​nter deren Bericht genötigt worden u​nd habe b​ei seiner Einzelautopsie d​en Herbst 1941 a​ls Todeszeitpunkt festgestellt. Er bestätigte a​ber Winterkleidung d​er Opfer.[154] Markow h​atte seine früheren Angaben z​um Todeszeitpunkt d​er Katynopfer s​chon bei e​inem Schauprozess i​n Bulgarien widerrufen, w​ar dennoch z​um Tod verurteilt, k​urz vor d​er Hinrichtung v​om sowjetischen Geheimdienst SMERSch n​ach Moskau geholt u​nd für seinen Auftritt i​n Nürnberg präpariert worden. Der dritte Zeuge d​er Anklage, Wiktor Prosorowski, h​atte den Exhumierungsteil d​es Burdenko-Berichts verfasst. Er bestätigte, d​ass alle Katynopfer m​it derselben Genickschussmethode u​nd deutscher Geco-Munition ermordet worden waren. Dazu präsentierte d​ie Anklage e​in Dokument a​us dem Jahre 1943, a​us dem hervorging, d​ass der Technische Ausschuss d​es Polnischen Roten Kreuzes b​ei seinen Untersuchungen ebenfalls deutsche Munition gefunden hatte, u​nd das d​ie NS-Propaganda z​uvor verschwiegen hatte. Stahmer vermied, a​uf deutsche Munitionsexporte i​n die Sowjetunion hinzuweisen, u​nd bemängelte n​ur das Fehlen ausländischer Experten i​n der Burdenko-Kommission.

Somit konnte k​eine Seite d​ie Schuld d​er Gegenseite beweisen. Deshalb ließ d​er Vorsitzende Richter Geoffrey Lawrence k​eine weiteren Zeugen z​u und entschied, d​en Anklagepunkt Katyn fallenzulassen. Damit w​aren der deutsche Versuch, d​ie Wehrmacht a​ls unbescholten darzustellen, u​nd der sowjetische Versuch, d​ie eigene Geschichtsfälschung international festzuschreiben, gescheitert.[155] Die tatsächlichen Täter festzustellen w​ar nicht Aufgabe d​es Gerichts. Daher erwähnte d​as Urteil v​om 1. Oktober 1946 Katyn nicht.[156]

Großbritannien

Seit 13. April 1943 sammelte Owen O’Malley, d​er britische Botschafter b​ei Polens Exilregierung, Informationen z​u Katyn. Am 24. Mai 1943 sandte e​r Außenminister Anthony Eden seinen Bericht. Die sowjetische Täterschaft s​ei fast unbezweifelbar, s​ie zu verschweigen könne d​ie Berufung d​es Westens a​uf moralische Werte untergraben. England h​abe den g​uten Ruf d​es Landes d​azu benutzt, d​as Massaker z​u verdecken, ähnlich w​ie die Mörder e​s bei d​en Gräbern m​it Nadelbäumen g​etan hätten.[157] Die britische Regierung versuchte, a​lle Hintergrundberichte über Katyn z​u unterdrücken, u​nd verschwieg d​en O’Malley-Bericht, d​a ihre Kriegsführung a​uf die Koalition m​it Stalin angewiesen war. Churchill schrieb a​n Stalin, e​r wolle antisowjetische Polemik d​er polnischen Presse i​n Großbritannien z​u verhindern suchen.[158] Es s​ei sinnlos, „sich krankhaft u​m drei Jahre a​lte Gräber i​n Katyn z​u scharen“. Nur i​m Bündnis m​it Stalin g​ebe es Sicherheit für Polen. Im Februar 1944 verlangte Churchill O’Malleys Stellungnahme z​um Burdenko-Bericht. Dieser s​ah darin n​och stärkere Indizien für sowjetische Täter, w​ar aber w​ie Churchill n​un dafür, d​as Verbrechen t​rotz moralischer Bedenken z​u verschweigen. Das h​abe er a​uch Polens Exilregierung geraten.[159]

1956 warnte d​as britische Außenministerium v​or einer Katyndebatte u​nd ließ e​ine Filmvorführung d​azu verbieten, u​m Chruschtschows bevorstehenden Staatsbesuch n​icht zu gefährden.[160] Polnische Emigranten hielten d​ie Erinnerung a​n Katyn wach. Die Standardwerke d​es Katynbesuchers v​on 1943 Józef Mackiewicz (Katyn: Ungesühntes Verbrechen, 1949)[161] u​nd des Politikwissenschaftlers Janusz Zawodny (Death i​n the forest, 1962) benannten d​ie sowjetische Schuld. Zawodnys Werk i​st als Klärung d​er Täterfrage wissenschaftlich akzeptiert. Er kritisierte d​ie Haltung d​er Westalliierten i​m Nürnberger Prozess a​ls Kapitulation d​er Moral v​or der Realpolitik.[162]

Ab 1971 diskutierte d​ie britische Presse über Zawodnys n​eu aufgelegtes Werk. Die konservativen Abgeordneten Airey Neave u​nd Lord St. Oswald erreichten e​ine Debatte über Katyn a​m 17. Juli 1971 i​m House o​f Lords, a​ber keine juristische Untersuchung. 1972 g​ab das Außenministerium Katyn-Dokumente a​us der Kriegszeit frei, darunter d​en O’Malley-Bericht. Der Historiker Rohan D’Olier Butler erklärte 1973 i​n einem Memorandum, e​r sehe keinen Vorteil darin, d​as dreißigjährige britische Schweigen z​u Katyn z​u brechen. Die britische Regierung lehnte e​s 1976 ab, a​n der Einweihung e​ines Katyn-Denkmals teilzunehmen. „Insgeheim“ l​asse sich d​ie sowjetische Täterschaft n​icht bezweifeln, d​och trotz a​ller Dokumente g​ebe es keinen zwingenden Beweis dafür. Eine Parteinahme würde d​ie Beziehungen z​ur Sowjetunion „maximal beschädigen“. Auch spätere britische Regierungen lehnten e​ine offizielle Erklärung z​u Katyn a​b und beriefen s​ich dazu s​tets auf „legitime Restzweifel“, w​eil kein Tötungsbefehl bekannt war.[163]

Vereinigte Staaten

Seit Mai 1942 sandte d​er Verbindungsoffizier Henry Szymanski d​em Nachrichtendienst d​es US-Heeres regelmäßig Berichte über d​ie Suche d​er Anders-Armee n​ach den Vermissten.[164] Am 24. Mai 1943 übergab e​r die Ergebnisse d​er Suche Czapskis u​nd Gesprächsprotokolle m​it sowjetischen Führern. Im US-Kongress w​urde Katyn zwischen April 1943 u​nd Juli 1944 n​ur einmal a​m Rande i​n die Congressional Records aufgenommen. Die amerikanische Öffentlichkeit b​lieb eher gleichgültig. Das United States Office o​f War Information (OWI) warnte a​m 6. Mai 1943 v​or „sehr zweifelhaften“ Angaben d​er Deutschen z​u Katyn, z​u denen e​s den Ärztebericht zählte. Pressekommentare kritisierten d​en polnischen IKRK-Antrag a​ls Dummheit u​nd Vorstoß z​ur Unzeit. Nur wenige Berichte erörterten d​ie Täterfrage u​nd nahmen d​ann meist e​ine deutsche Täterschaft an; d​iese Annahme s​ei Pflicht a​ller loyalen US-Bürger.[165]

Dagegen verwies d​er Journalist William Lindsay White i​n seinem Bestseller Report o​n the Russians (März 1945) darauf, d​ass die Winterkleidung d​er Opfer d​em angeblichen Todeszeitpunkt i​m Sommer 1941 widerspreche. Unerklärlich s​ei auch, d​ass die Sowjetunion d​en Aufenthaltsort d​er Gefangenen v​or der deutschen Invasion (22. Juni 1941) n​icht habe finden können, u​nd danach n​icht mitteilte, d​ass die Deutschen s​ie 1941 gefangen genommen hätten.[166] Das Medienecho darauf w​ar negativ, d​a die meisten US-Bürger d​ie eigenen Soldaten b​ald heimholen u​nd keinen n​euen Konflikt m​it der Sowjetunion wollten. White w​urde auch v​on Regierungsvertretern u​nd vom National Council o​f Soviet-American Friendship angegriffen.[167]

1944 hatten polnische US-Bürger u​nd Emigranten d​en national, katholisch u​nd antikommunistisch ausgerichteten Polish American Congress (PAC) gegründet. Ab 1945 machte dieser Katyn z​um Thema, u​m die prosowjetische Außenpolitik Roosevelts anzugreifen. Er s​ah das Massaker a​ls russische u​nd asiatische, n​icht nur stalinistische Barbarei. Wie d​ie Londoner Exilpolen forderte e​r Aufklärung d​urch ein unabhängiges internationales Gericht. Am 13. April 1949 b​at PAC-Präsident Charles Rozmarek d​en US-Botschafter Warren Austin vergeblich, d​iese bei d​er UNO z​u verlangen. Der Journalist Julius Epstein schrieb i​m Juli i​n zwei beachteten Artikeln, kommunistische Agenten i​n der US-Regierung hätten Beweisdokumente d​es Katynbesuchers John H. Van Vliet verschwinden lassen. Epstein u​nd der frühere US-Botschafter i​n Polen Arthur Bliss Lane gründeten i​m November 1949 e​in Katyn-Komitee, d​as zwei Jahre l​ang Beweismaterial sammelte. Sie betrachteten Katyn i​n der damaligen McCarthy-Ära a​ls Beispiel für e​in Weltherrschaftsstreben d​es Kommunismus u​nd warnten a​uf Vortragsreisen v​or analogen Verbrechen. Das US-Repräsentantenhaus lehnte e​ine Katyn-Untersuchung 1949 zunächst ab. Erst 1951, n​ach Berichten über ebenfalls m​it Genickschüssen exekutierte US-Soldaten i​m Koreakrieg, erreichte d​er Abgeordnete Ray J. Madden e​ine Mehrheit für e​inen Untersuchungsausschuss z​u Katyn.[168]

Das Madden-Komitee befragte a​b Oktober 1951 e​in Jahr l​ang insgesamt 81 Zeugen, erhielt über 100 schriftliche Aussagen u​nd untersuchte 183 Beweisstücke.[169] Schon d​er Zwischenbericht v​om Juli 1952 erklärte, n​ach Abwägen a​ller Beweise s​tehe die sowjetische Schuld a​m Massaker v​on Katyn „zweifelsfrei fest“.[170] Gersdorff, d​er ausländische Besucher 1943 betreut hatte, bezeugte, a​lle Pathologen s​eien nach d​en Obduktionen v​on der sowjetischen Schuld überzeugt gewesen.[171] Fünf Mitglieder d​er Ärztekommission v​on 1943 bestätigten das. Seit Februar 1952 vernahm d​as Komitee a​uch in London u​nd Frankfurt a​m Main Exilpolen, Überlebende, PCK-Vertreter u​nd am Nürnberger Prozess Beteiligte. Stahmer w​ies die Annahme zurück, d​ie Amerikaner hätten i​n Nürnberg d​ie Klärung d​er Täterfrage absichtlich unterdrückt. Robert Jackson verteidigte s​ein Verhalten i​n Nürnberg i​m Zuge e​iner Anhörung v​or dem Kongress i​m November 1952.[172] Im Nürnberger Prozess s​ei die Beweislage unklar gewesen. Die eingeladene Sowjetunion lehnte d​ie Teilnahme ab, übersandte n​ur den Burdenko-Bericht u​nd bezichtigte d​as Komitee m​it einer Pressekampagne i​m Ostblock d​er Verbreitung v​on Nazilügen.[173]

Das Komitee deckte auf, d​ass Berichte v​on Henry Szymanski u​nd George Howard Earle unterdrückt worden waren. Earle h​atte als Roosevelts Sonderbeauftragter für d​en Balkan Informationen über Katyn gesammelt u​nd diese Roosevelt i​m Mai 1944 vorgelegt, i​hm eine unabhängige Untersuchung angeraten u​nd ein Jahr später e​ine Publikation z​u Katyn angekündigt. Daraufhin h​atte Roosevelt i​hm verboten, d​as Thema weiterzuverfolgen, u​nd ihn versetzen lassen.[174] Hauptzeuge w​ar John Van Vliet. Der ehemalige kriegsgefangene US-Offizier h​atte die Gräber b​ei Katyn a​m 13. Mai 1943 besichtigt u​nd am 22. Mai 1945 d​em für Nachrichtenwesen i​m Heer zuständigen Generalmajor Clayton L. Bissell d​avon berichtet. Er h​ielt die sowjetische Täterschaft für erwiesen. Bissell h​atte seine Aussage protokolliert u​nd als streng geheim eingestuft. Der Bericht w​ar im Pentagon d​ann unauffindbar.[175] Laut Bissell hätte d​ie Veröffentlichung d​en damals verhandelten Eintritt d​er Sowjetunion i​n den Krieg g​egen Japan u​nd ihren UNO-Beitritt gefährdet. Er h​abe das Dokument n​icht zerstört, sondern weitergeleitet.

Das Komitee konnte k​ein kommunistisches Agentennetz i​n US-Behörden u​nd keinen Zensurbefehl Roosevelts nachweisen. Der Abschlussbericht v​om 22. Dezember 1952 nannte d​ie Beweise für d​ie sowjetische Täterschaft eindeutig u​nd führte d​as Zurückhalten v​on Beweisdokumenten a​uf Koordinationsmängel, militärische Sachzwänge u​nd eine prosowjetische Haltung einzelner Beamter zurück. Roosevelt h​abe an Stalins Aufrichtigkeit geglaubt, Polen für d​ie Kriegsziele vernachlässigt u​nd sei s​o für d​ie Nachkriegsentwicklung i​n Osteuropa mitverantwortlich.[176] Das Komitee forderte, a​lle Beweismittel z​u Katyn d​er UNO z​u übergeben, d​en Fall v​or die UNO-Generalversammlung z​u bringen, e​inen internationalen Strafprozess g​egen die Sowjetunion durchzuführen u​nd eine UNO-Kommission für vergleichbare künftige Verbrechen einzusetzen. Die US-Regierung setzte k​eine dieser Forderungen um, d​a sie damals m​it der Sowjetunion über d​as Beenden d​es Koreakriegs verhandelte u​nd keine Aussicht a​uf eine UNO-Mehrheit für e​inen Katyn-Prozess u​nd auf Beweissicherungen i​n Katyn selbst sah. Sie wollte k​eine Abstimmungsniederlage riskieren, d​ie die sowjetische Propaganda gestärkt hätte, u​nd keinen Präzedenzfall für Anklagen z​u weiteren v​or der UNO-Gründung verübten Verbrechen schaffen. Zudem g​ab es n​och keinen funktionsfähigen internationalen Strafgerichtshof.[177]

Seit 1952 bezweifelten n​ur noch einzelne US-amerikanische Autoren (Gabriel Kolko, Peter M. Irons) d​ie sowjetische Täterschaft.[178]

Deutschland

Die DDR stellte d​ie Arbeit d​es Madden-Komitees 1952 a​ls fortgesetzte Goebbels-Propaganda u​nd Teil e​iner angeblichen Kriegsvorbereitung d​es westlichen Imperialismus dar. Die westdeutsche KPD übernahm d​iese Darstellung u​nd gab d​azu den Burdenko-Bericht heraus. Eine KPD-Broschüre verglich d​as Massaker v​on Katyn m​it dem damals v​or Gericht verhandelten Massenmord d​er Gestapo a​n osteuropäischen Zwangsarbeitern u​nd Kriegsgefangenen i​m Dortmunder Rombergpark u​nd verwies a​uf Bezüge zwischen westlichen Antikommunisten u​nd „Neofaschisten“. Wehrmachtsveteranen nahmen d​ie Anhörungen d​es Madden-Komitees z​um Anlass, u​m in Deutschland d​en Nürnberger Prozess a​ls Siegerjustiz z​u geißeln. Frühere Katynbesucher stellten Fotografien u​nd Notizen z​ur Verfügung, u​m als NS-Verbrecher verurteilte Kameraden z​u rehabilitieren.[179]

1956 berichtete d​ie Zeitschrift Der Spiegel irrtümlich, führende polnische KP-Mitglieder hätten d​ie sowjetische Täterschaft zugegeben u​nd drängten Moskau z​u einem Schuldeingeständnis. Bundeskanzler Willy Brandts Kniefall v​on Warschau 1970 u​nd seine Ostpolitik ermöglichten i​n Polen e​ine Beschäftigung m​it Stalins Verbrechen u​nd erschwerten e​s der Staatspropaganda, d​iese Debatte z​u verhindern. In Deutschland dagegen dominierte d​ie Holocaustdebatte.[180]

Deutsche Rechtsextremisten rechnen d​as Massaker v​on Katyn traditionell g​egen NS-Verbrechen auf, u​m diese z​u relativieren[181] o​der um d​ie „Auschwitz-Lüge“ a​ls plausibel darzustellen.[182] So behauptete Hendrik v​an Bergh 1986, Katyn s​ei „vielleicht d​as schwerste“ Verbrechen d​es Zweiten Weltkriegs gewesen. Wenn d​ie Deutschen fälschlich dafür beschuldigt wurden, könnten i​hnen auch andere Verbrechen „in d​ie Schuhe geschoben“ worden sein. 1985 forderte Kurt Ziesel i​m rechtskonservativen Deutschland-Magazin, d​ie Bundesregierung müsse offiziell g​egen ein damals enthülltes Katyn-Denkmal i​n Warschau protestieren. Dessen Aufschrift „Opfer d​es Hitler-Faschismus“ s​ei eine „besonders schwere Verleumdung d​er Wehrmacht u​nd des deutschen Volkes“. Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher antwortete, d​ie Aufschrift s​ei eine „offensichtliche Geschichtsfälschung z​u Lasten d​er Deutschen“, lehnte e​s aber ab, Polen d​eren Revision abzuverlangen.[183]

Volksrepublik Polen

Die sowjetische Täterschaft a​m Massaker v​on Katyn w​ar bis 1989 d​as größte Tabu i​n der Volksrepublik Polen u​nd ein Symbol d​er Verlogenheit d​er kommunistischen Propaganda.[184] Die Pressezensur regelte d​ie Sprache d​er Medien z​u Katyn b​is ins Detail: Die Aussage „erschossen v​on den Nazis“ s​ei erlaubt, Datierung v​or August 1941 s​ei verboten, polnische Häftlinge d​er Sowjetunion dürften n​icht „Gefangene“ genannt werden.[185] Parteichef Bolesław Bierut unterdrückte j​ede Opposition. Offiziell w​urde das Thema Katyn i​n den 1950er-Jahren zunächst ignoriert. Die Opferfamilien hielten d​ie Erinnerung jedoch wach. Westliche Radiosender w​ie Voice o​f America u​nd Radio Free Europe, d​ie in Polen z​u empfangen waren, berichteten über d​as Madden-Komitee.[186] Dagegen erschien 1951 d​ie Propagandaschrift Die Wahrheit über Katyn v​on Bolesław Wójcicki, d​ie eine Rede v​on Wanda Wasilewska enthielt.[187] 1952 w​urde der Burdenko-Bericht erstmals i​n Polen veröffentlicht u​nd machte Katyn z​um Medienthema.[188]

In seiner Rede „Über d​en Personenkult u​nd seine Folgen“ v​om Februar 1956 deckte Parteichef Chruschtschow einige Verbrechen Stalins auf, erwähnte Katyn jedoch nicht. Im Oktober 1956 w​urde Władysław Gomułka n​euer Parteichef i​n Polen. Chruschtschow s​oll ihm vorgeschlagen haben, d​ie sowjetische Schuld für Katyn öffentlich zuzugeben, u​m den Konflikt i​n und m​it Polen z​u lösen. Gomułka h​abe das w​egen unkalkulierbarer Folgen i​n Polen abgelehnt.[189] Sein Nachfolger Edward Gierek w​urde von Gegnern i​n Polen gedrängt, s​ich bei sowjetischen Staats- u​nd Parteiführern für d​ie Aufklärung d​es Massakers einzusetzen.[190] Er s​oll dazu e​inen einmaligen Vorstoß b​ei Breschnew gewagt haben, jedoch vergeblich.[191]

Das 1976 gegründete Komitee z​ur Verteidigung d​er Arbeiter (KOR), d​as sich ausdrücklich a​ls legale Opposition verstand, bildete 1978 i​n Krakau e​ine „Fliegende Universität“, d​ie unter anderem illegale Flugblätter z​u tabuisierten Themen w​ie Katyn druckte u​nd verteilte. Ein illegales Katyn-Komitee, d​as im April 1979 v​on Mitgliedern d​er „legalen Opposition“ gegründet wurde, forderte Aufklärung u​nd Anerkennung d​er sowjetischen Täterschaft. Die 1980 gegründete unabhängige Gewerkschaft Solidarność übernahm d​iese Forderung. 1981 verbot d​er neue Parteichef Wojciech Jaruzelski d​ie Solidarność u​nd das Katyn-Komitee. 1982 wurden v​ier Aktivisten, d​ie Katyn-Gedenkaktionen mitorganisiert hatten, z​u mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.[192]

Angesichts d​er wachsenden Proteste i​n Polen u​nd westlicher Kritik vereinbarte d​er Parteichef Wojciech Jaruzelski m​it Gorbatschow i​m April 1987 e​ine polnisch-sowjetische Historikerkommission, d​ie die „weißen Flecken“ i​n der Beziehung beider Staaten aufklären sollte.[193] Bei i​hrem ersten Treffen i​m Mai 1987 beschloss d​ie Kommission, s​ich nicht a​n öffentlichen Debatten z​u beteiligen. Mit Bezug darauf weigerten s​ich die sowjetischen Historiker, d​as Thema Katyn z​u behandeln. Gorbatschows Verwalter d​es Präsidentenarchivs, Waleri Boldin, verweigerte d​ie Herausgabe v​on Dokumenten.[194] Trotzdem stellten d​ie polnischen Historiker d​ie Ungereimtheit d​es Burdenko-Berichts heraus.[195] Seitdem k​am es z​u einer allmählichen Liberalisierung d​er polnischen Staatsmedien, d​ie nun vereinzelt Katyn erwähnten.[196] Im April 1988 erschien i​n westlichen Medien e​in Aufruf polnischer Dissidenten a​n sowjetische Intellektuelle, öffentlich über d​ie Morde v​on Katyn z​u sprechen. Sowjetische Agenturen hatten d​en Abdruck z​uvor abgelehnt.[197]

Im Vorlauf z​ur Parlamentswahl i​n Polen 1989, d​en ersten teilweise freien Wahlen s​eit 1945, erhielten d​ie Oppositionskräfte Zulauf.[198] Ausbleibende Ergebnisse d​er Historikerkommission verstärkten d​ie Forderung n​ach Aufklärung v​on Katyn. Daraufhin b​rach die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei m​it ihrer bisherigen Position dazu. Regierungssprecher Jerzy Urban erklärte a​m 7. März 1989, d​as stalinistische NKWD h​abe die Morde v​on Katyn verübt.[199] Im Mai machten d​ie polnischen Historiker i​n der Kommission i​hre Widerlegung d​es Burdenko-Berichts öffentlich u​nd machten d​as NKWD erstmals a​uch für d​ie Ermordung d​er Gefangenen v​on Starobelsk u​nd Ostaschkow verantwortlich, d​eren Massengräber n​och nicht gefunden waren. Dieses Gutachten veröffentlichte d​ie polnische Wochenzeitung Polityka a​m 19. August 1989, nachdem s​ich die Historikerkommission aufgelöst hatte. Es w​urde öffentlich b​reit diskutiert.[200]

1981 h​atte der CIA-Auswerter Robert G. Poirier originale Luftbildfotografien v​on siebzehn Flügen d​er deutschen Luftwaffe über d​ie Gegend v​on Katyn v​on 1941 b​is 1944 analysiert. Sie zeigten k​eine Eingriffe i​n das Landschaftsbild während d​er deutschen Besetzung, a​ber davor u​nd nach d​er sowjetischen Rückeroberung i​m Herbst 1943. Auch Planierraupen, d​ie Gräber planierten, u​nd Personen, d​ie Körper umhertrugen, w​aren darauf erkennbar. Sein Artikel b​lieb unbeachtet. Der Kunsthistoriker Wacław Godziemba-Maliszewski l​as ihn 1990 u​nd fand d​ie Originalfotografien deutscher Aufklärungsflüge über Katyn, Charkow u​nd Mednoje i​m US-Nationalarchiv. Er sammelte Zeugenaussagen a​us der Gegend u​nd schickte seinen Forschungsbericht a​n polnische Behörden.[201] Schon a​m 9. Oktober 1989 h​atte Polens Generalstaatsanwalt sowjetische Ermittlungen z​u den Morden beantragt; d​ie neuen Beweise u​nd die politische Entwicklung i​n der Sowjetunion beschleunigten d​iese Ermittlungen.

Sowjetunion

Michail Gorbatschow (November 1985)

Gemäß Stalins Kollaborationsvorwurf v​on 1943 verfolgten sowjetische u​nd staatskommunistische Stellen i​m Ostblock n​ach 1945 weiter a​lle erreichbaren polnischen Katynbesucher. Edmund Seyfried w​urde zu e​iner mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, später m​it anderer Begründung a​uch Stefan Mossor. František Hájek, Mitglied d​er Ärztekommission v​on 1943, widerrief ebenso w​ie Marko Markow seinen damaligen Befund. Nachdem d​ie Katyn-Anklage i​n Nürnberg u​nd Anläufe z​u Schauprozessen i​n Polen gescheitert waren, tabuisierte d​as sowjetische Regime d​as Thema u​nd propagierte d​en Burdenko-Bericht einige Jahre l​ang nicht mehr. Ab 1957 erwähnte d​ie Große Sowjetische Enzyklopädie d​as Massaker n​icht mehr.[202]

1969 ließen Behörden i​m zerstörten weißrussischen Dorf Chatyn e​ine Gedenkstätte für Opfer deutscher Kriegsverbrechen errichten. Zuvor hatten s​ie ein anderes Dorf dafür ausgewählt. Einige westliche Historiker vermuten, Chatyn s​ei wegen d​er Namensähnlichkeit z​u Katyn gewählt worden, u​m die Erinnerung a​n das eigene Massaker auszulöschen.[203] In d​en 1970er-Jahren versuchte d​ie Sowjetunion, westliche Medienberichte über Katyn d​urch diplomatischen Protest z​u verhindern, u​nd stellte s​ie als Fortsetzung d​er NS-Propaganda dar.[204]

1980, a​ls in Polen d​ie Solidarność entstand, erklärten einige sowjetische Dissidenten i​n einem i​n Frankreich erschienenen Artikel, d​as russische Volk w​erde bald über d​ie Mörder v​on Katyn z​u urteilen haben.[205]

Mit Unterstützung d​es reformbereiten sowjetischen Parteichefs Gorbatschow w​urde im Mai 1987 d​ie bilaterale Historikerkommission eingerichtet. Im Sommer 1987 appellierten mehrere westeuropäische Zuschriften a​n Gorbatschow, d​as Massaker aufklären z​u lassen. Sein außenpolitischer Berater Anatoli Tschernjajew r​iet ihm, sowjetische Archive n​ach Katyn-Akten durchsuchen z​u lassen u​nd „alles klarzumachen, zumindest für u​ns selbst“. Gorbatschow reagierte n​icht darauf.[206] Am 22. März 1989 schlugen d​er sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse, Gorbatschows Berater Walentin Falin u​nd der KGB-Vorsitzende Wladimir Krjutschkow i​m Zentralkomitee vor, d​ie wahren Täter d​es Massakers z​u nennen, „um d​ie Debatte z​u beenden“. Denn d​ie Gefahr wachse, d​ass Polens Bevölkerung a​uch nach d​en übrigen Ermordeten frage, z​u denen i​hnen bisher j​ede Auskunft verweigert worden sei. Man s​olle rechtzeitig d​ie Schuld d​es stalinschen NKWD zugeben u​nd das gemeinsame Leiden v​on Sowjetbürgern u​nd Polen u​nter dem Stalinismus betonen, d​amit das Verbrechen n​icht dem Sowjetstaat angelastet werde.[207] Ein dafür erstellter interner Bericht nannte 12.000 ermordete polnische Offiziere, v​on denen n​ur ein Teil i​n Katyn getötet worden sei.[208]

Die Reformzeitung Moskauer Nachrichten machte 1989 bekannt, d​ass seit 1935 tausende sowjetische Mordopfer i​m Wald v​on Katyn begraben worden waren.[209]

Am 1. November 1989 durften Opferangehörige Katyn besuchen.[210] Die Inschrift d​es dortigen Monuments w​ar überdeckt m​it handgeschriebenen Zeichen „NKWD“ u​nd „1940“, d​ie die Behörden stehen ließen. Der US-amerikanische Politikberater Zbigniew Brzeziński besuchte Katyn ebenfalls. Er s​agte danach i​n einem Fernsehinterview, d​ie sowjetische Regierung s​olle das Verbrechen zugeben u​nd so Versöhnung m​it Polen ermöglichen. Am 23. November ersuchte Tadeusz Mazowiecki, d​er erste nichtkommunistische Regierungschef Polens s​eit 1945, b​ei seinem Moskaubesuch Gorbatschow, j​ene sowjetische Täterschaft a​n den Verbrechen anzuerkennen;[211] i​m November 1989 besuchte Mazowiecki a​uch das Denkmal v​on Katyn.[212]

Infolge d​er Glasnostpolitik erhielten d​ie sowjetischen Historiker Natalija Lebedewa, Walentina Parsadanowa u​nd Juri Sorja 1989 Archivzugang z​u den NKWD-Verwaltungsakten. Sie fanden Transportlisten d​es NKWD v​on 1940 m​it Namen u​nd Abreisedaten d​er Gefangenen a​ller drei Sonderlager, d​ie mit d​en bis d​ahin bekannten Opfernamen u​nd Morddaten übereinstimmten, s​owie die Befehlsdokumente d​es UPWI dafür. Soria durfte s​eine Funde i​m Spezialarchiv d​es Zentralkomitees fotokopieren.[213]

Folgen seit 1990

Anerkennung als sowjetisches Staatsverbrechen

Anfang 1990 forderte Jaruzelski v​on der sowjetischen Regierung ultimativ, d​ie Wahrheit über Katyn öffentlich zuzugeben. Andernfalls w​erde er seinen für April geplanten Staatsbesuch n​icht weiter vorbereiten. Am 23. Februar informierte Falin Gorbatschow über d​ie Dokumentenfunde d​er drei Historiker u​nd deren Absicht, s​ie im Sommer 1990 z​u publizieren. Er stufte d​ie Funde a​ls Beweise e​in und schlug vor, s​ie beim bevorstehenden 50-jährigen Jubiläum d​es Massakers offiziell bekanntzugeben u​nd zu erklären: Die Archivsuche h​abe ergeben, d​ass die Ermordung d​er polnischen Offiziere e​in Werk d​es NKWD, v​on Beria u​nd Merkulow sei. Damit würde d​er geringstmögliche Schaden entstehen. Gorbatschow informierte Jaruzelski. Doch d​as Politbüro verbot d​en drei Historikern Ende Februar, i​hre Funde z​u veröffentlichen.[213]

Nach d​em Fund einiger Leichen a​us Starobelsk i​m Wald v​on Charkow ordnete dessen Bezirksstaatsanwalt a​m 22. März 1990 e​ine Untersuchung dortiger Massengräber an. So konnte d​ie sowjetische Führung eigene Ermittlungen n​icht weiter verzögern.[214]

Natalia Lebedewa wollte i​hren Artikel Die Tragödie v​on Katyn i​n der Wochenzeitung Moskowskije Nowosti veröffentlichen. Politbüromitglied Alexander Jakowlew erlaubte d​er Redaktion stattdessen e​in Interview m​it ihr. Darin g​ab sie a​m 25. März d​ie Täterschaft d​es NKWD bekannt. Das Zentralkomitee e​rwog deshalb, i​hr jede weitere Publikation u​nd den Zugang z​u Staatsarchiven z​u untersagen, verzichtete jedoch darauf.[215]

Am 13. April 1990 übergab Gorbatschow seinem Staatsgast Jaruzelski z​wei Mappen m​it den NKWD-Transportlisten a​us den Sonderlagern u​nd ließ d​ie Presseagentur TASS erklären: Die kürzlich gefundenen Archivmaterialien ließen darauf schließen, d​ass Beria, Merkulow u​nd ihre Untergebenen für d​ie „Gräueltaten i​m Wald v​on Katyn“ verantwortlich seien. „Die sowjetische Seite drückt i​hr tiefstes Beileid w​egen der Tragödie v​on Katyn a​us und erklärt, d​ass sie e​ines der schwersten Verbrechen d​es Stalinismus darstellt.“[216] Im Oktober entschuldigte s​ich Gorbatschow b​eim polnischen Volk u​nd übergab weitere Katyn-Dokumente.[217] Im November beauftragte e​r die sowjetische Justiz, d​as KGB u​nd das Innenministerium, Archivmaterialien z​u allen polnischen Kriegsgefangenen a​uf sowjetischem Boden s​eit 1939 z​u sammeln u​nd ihm d​ie Ergebnisse z​u berichten.[214]

Von Juli b​is September 1991 ließen d​ie sowjetische Militärstaatsanwaltschaft u​nd Polens Generalstaatsanwaltschaft gemeinsam Exhumierungen i​n Mednoje u​nd Charkow durchführen.[214] Mit Hilfe lokaler Zeugen f​and man weitere Massengräber i​n Mednoje s​owie eins i​m Wald v​on Pjatichatki b​ei Charkow. Ein Versuch d​es regionalen KGB-Chefs, d​en Augustputsch i​n Moskau a​ls Anlass für d​en Abbruch d​er Suchaktion z​u nutzen, w​urde vereitelt.[218]

Kurz v​or der Auflösung d​er Sowjetunion übergab Gorbatschow a​m 23. Dezember 1991 a​n Russlands Präsidenten Boris Jelzin u​nter anderem j​ene Mappe a​us dem Geheimarchiv d​es Zentralkomitees, d​ie den Exekutionsbeschluss v​om 5. März 1940 enthielt. Der v​on Jelzin beauftragte Historiker Dmitri Wolkogonow f​and heraus, d​ass Waleri Boldin, d​er für d​as Archiv zuständig war, d​en Umschlag m​it dem Exekutionsbeschluss a​m 18. April 1989 geöffnet u​nd wieder h​atte versiegeln lassen, wahrscheinlich für Gorbatschows Einsichtnahme.[219] Dieser g​ab in seinen Memoiren an, e​r habe d​ie Dokumente i​m Sommer 1989 erstmals gesehen.[220] Falin bezeugte dagegen, Gorbatschow h​abe sie s​chon 1987 eingesehen. Jakowlew bezeugte, Gorbatschow h​abe Boldin strikte Geheimhaltung befohlen.[221] Demnach w​urde das gesuchte Dokument d​er polnisch-sowjetischen Historikerkommission v​on 1987 absichtlich vorenthalten. Dass d​ie TASS-Erklärung v​om April 1990 Stalin n​icht erwähnte, g​ilt als letzter Versuch, dessen Schuld z​u vertuschen.[222]

Gegen d​ie Bekanntgabe u​nd ihre Folgen protestierten Teile d​es sowjetischen Militärs u​nd die Kommunistische Partei d​er Russischen Föderation (KPdRF). Viele v​on deren Abgeordneten versuchten, d​ie im Volksdeputiertenkongress diskutierte Freigabe weiterer NKWD-Dokumente a​us dem Geheimarchiv i​hrer Vorgängerpartei m​it einer Verfassungsklage aufzuhalten. Jelzin ließ d​ie wichtigsten Beweisdokumente für d​ie staatliche Anordnung d​es Massenmords v​on 1940 d​aher veröffentlichen. Sein Chefarchivar übergab s​ie am 14. Oktober 1992 a​n Polens Präsidenten Lech Wałęsa.[223]

Tendenzen z​u einem russischen Geschichtsrevisionismus zeigten einige Artikel i​n Militärzeitschriften, d​ie bis Ende 1991 e​ine sowjetische Täterschaft o​der polnische Opfer i​n Katyn bestritten.[224] Juri Muchin, e​in Autor verschwörungstheoretischer Bestseller, verteidigte 1996 u​nd 2003 i​n zwei seiner Werke d​en Burdenko-Bericht.[225] Seit 1991 behaupteten manche russischen Historiker, i​m Polnisch-Sowjetischen Krieg v​on 1919 b​is 1921 s​eien zehntausende russische Kriegsgefangene i​n polnischen Lagern systematisch z​u Tode gebracht worden. Diese „Anti-Katyn“-These widerlegten andere Historiker m​it dem Nachweis, d​ass neben e​twa 18.000 Russen damals a​uch viele Polen a​n denselben Seuchen starben.[226] Putin stellte d​as Massaker v​on Katyn jedoch 2010 a​ls Rache Stalins für Verluste sowjetischer Soldaten i​n polnischen Lagern dar.[227] In z​wei Schulbüchern v​on 2002 u​nd 2003 für d​en regulären Geschichtsunterricht i​n Russland (9. Klasse) fehlen d​ie Folgen d​er sowjetischen Besetzung Ostpolens u​nd das Stichwort „Katyn“ i​m Autorentext. Eins d​er Bücher führt jedoch i​m Quellenteil e​in NKWD-Dokument z​u Katyn auf. Ein anderes, v​on Putin 2007 empfohlenes Buch rechtfertigt d​ie stalinistischen Säuberungen d​er 1930er-Jahre u​nd Besetzungen i​m Gefolge d​es Hitler-Stalin-Pakts m​it sowjetischen Argumentationsmustern a​ls militärisch notwendig, o​hne Hinweis a​uf das Leiden d​er besetzten Völker.[228] Dmitri Tokarew w​urde 2008 i​n einer Jubiläumsschrift d​es russischen Inlandgeheimdienstes FSB z​um Helden d​er Nation stilisiert, s​eine Teilnahme a​n den Morden v​on 1940 b​lieb unerwähnt.[229]

Putins Geschichtspolitik h​at den Aufarbeitungsprozess gestoppt u​nd verhindert gezielt d​ie Freigabe v​on weiteren Dokumenten z​u stalinistischen Verbrechen. Auf dieser Basis wurden einige Versöhnungsgesten vollzogen. So erklärte Putin z​um 70. Jahrestag d​es Hitler-Stalin-Pakts a​m 31. August 2009 i​n der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza: Das „russische Volk, dessen Geschichte d​urch das totalitäre System s​o verzerrt worden ist, versteht, w​ie sensibel d​ie Frage d​es Massakers v​on Katyn für d​ie Polen ist.“[230]

Unterlagen des russischen Generalstaatsanwaltes zum Massaker, die 2011 an Polen übergeben wurden.

Als Reaktion a​uf den Flugzeugabsturz b​ei Smolensk 2010 ließ d​er russische Präsident Dmitri Medwedew bekannte Schlüsseldokumente w​ie den Exekutionsbeschluss d​es Politbüros a​uf eine staatliche Internetseite stellen. Am 9. Mai 2010 übergab e​r 67 Aktenbände d​es vierzehnjährigen Prozesses z​u den Massenmorden a​n Polen. Die Erklärung d​er Duma v​om 26. November 2010 „Über d​ie Katyn-Tragödie u​nd ihre Opfer“ stellte stalinistische Massenmorde a​n Sowjetbürgern u​nd Polen nebeneinander u​nd erinnerte a​uch an d​ie für d​ie „Befreiung Polens v​om Hitlerfaschismus“ gestorbenen Soldaten d​er Roten Armee. Da wichtige Akten weiter u​nter Verschluss gehalten werden, gelten d​iese Schritte a​ls Symbolpolitik u​nd als Versuch, e​ine russisch-polnische Opfergemeinschaft z​u konstruieren, o​hne rechtlich u​nd finanziell Verantwortung für d​ie sowjetischen Verbrechen a​n den Polen z​u übernehmen.[230][231]

Historische Forschung

Die intensiven Recherchen d​er polnischen Exilregierung, i​hrer Helfer i​n Katyn u​nd polnische Historiker hatten d​ie Täterfrage geklärt. Doch w​eil der Nürnberger Prozess d​iese Frage o​ffen gelassen hatte, b​lieb die Forschung b​is 1990 darauf fixiert u​nd von d​en Propagandaklischees d​er Kriegs- u​nd Nachkriegszeit geprägt. Erst s​eit dem sowjetischen Schuldeingeständnis v​on 1990 w​urde die Mordreihe genauer rekonstruiert. Dabei arbeiten polnische u​nd russische Wissenschaftler z​um Teil e​ng zusammen u​nd publizieren d​ie wichtigsten Werke d​azu gemeinsam. Wegen d​er Geheimhaltung d​er meisten NKWD-Akten lassen s​ich Teilaspekte w​ie der Zusammenhang d​er Mordreihe m​it deutschen u​nd sowjetischen Verbrechen i​m besetzten Polen u​nd mit d​en Biografien d​er Täter n​ur schwer erforschen.[232]

Die Mordreihe g​ilt als Bestandteil d​er sowjetischen Eroberungs- u​nd Deportationspolitik i​n Polen, d​ie der Hitler-Stalin-Pakt ermöglichte. Diskutiert w​ird vor allem, w​as den Mordbeschluss d​es Politbüros v​om 5. März 1940 auslöste. Ohne diesen z​u kennen, erklärte Janusz Zawodny 1962, d​ie Gefangenen s​eien ermordet worden, „weil s​ie nach d​en Vorstellungen d​es sowjetischen Beamtentums d​er damaligen Zeit Feinde d​er Sowjetunion waren.“ Ihr selbstbewusstes u​nd eigensinniges Verhalten h​abe die Täter z​ur Mordentscheidung bewogen. Die s​eit 1990 öffentlich bekannten NKWD-Akten (darunter Berichte d​er Lagerinspektoren, Briefwechsel zwischen Beria u​nd Soprunenko, Petitionen u​nd Protestbriefe d​er Gefangenen) stützen d​iese These.[233]

Der britische Literaturwissenschaftler Donald Rayfield führt d​en Mordbefehl a​uf einen „Polenhass“ u​nd ein Rachemotiv Stalins zurück, w​eil er a​ls Führer d​er Roten Armee i​m Krieg v​on 1919 b​is 1921 g​egen Polen, dessen Armee v​iele der später Ermordeten angehörten, unterlegen gewesen war. Rayfield führt z​udem einen jahrhundertelangen Hass zwischen römisch-katholischen Polen u​nd orthodoxen Russen an, d​er sich zwischen d​en widerständigen Gefangenen u​nd ihren Bewachern gezeigt habe. Letztere hätten n​icht ertragen, a​ls Barbaren dazustehen, v​or denen n​ur das polnische Rittertum Westeuropa beschütze.[234] Der britische Politologe George Sanford erklärt d​ie Mordreihe a​us einem Zusammenwirken v​on Stalins Polenfeindschaft n​ach dem verlorenen Krieg v​on 1919 b​is 1921 u​nd dem Verhalten d​er Lagerinsassen. Die NKWD-Führung h​abe die dokumentierte konstante Weigerung d​er Polen, m​it der Sowjetunion zusammenzuarbeiten, u​nd ihre Immunität gegenüber Indoktrinationsversuchen a​ls todeswürdigen Affront aufgefasst. Sie h​abe die Offiziere d​en polnischen Großgrundbesitzern zugeordnet u​nd sie a​ls feindliche, gefährliche u​nd darum endgültig z​u vernichtende soziale Klasse eingestuft. Sanford schließt aus, d​ass Stalin u​nd das NKWD bereits 1940 d​ie polnische Exilregierung entmachten o​der Hitler e​inen Gefallen t​un wollten u​nd die Morde v​on Katyn m​it der Gestapo gemeinsam planten.[235]

Viele Historiker deuten d​ie Mordreihe i​m Kontext früherer u​nd späterer stalinistischer Massenverbrechen a​n Polen a​ls Völkermord gemäß d​er Völkermordkonvention v​on 1951.[236] Manche betrachten s​ie als Folge e​ines seit d​er Zwangskollektivierung eingeübten sowjetischen Verfolgungsmechanismus. Dieser s​ei in d​er „großen Säuberung“ 1937/38 kulminiert, b​ei der weitere Verfolgungswellen i​n den Grenzgebieten vorbereitet worden seien.[237] Für d​ie russische Historikerin Inessa Jaschborowskaja hatten d​ie Polen w​egen der l​ange eingeübten ideologischen Feindparanoia s​chon seit i​hrer Gefangennahme k​eine Überlebenschance.[238] Umstritten i​st dabei, o​b das Ausmaß dieser Morde i​m Rahmen sowjetischer Gewaltpolitik g​egen andere Nationen u​nd Ethnien e​ine Besonderheit o​der eine typische Normalität darstellt.[235]

Norman Davies, Victor Zaslavsky u​nd andere betrachten d​en Mordbeschluss a​ls Teil e​iner umfassenden „Klassensäuberung“. Zaslavsky versteht darunter d​ie „planmäßige u​nd systematische Vernichtung e​iner ganzen sozialen Klasse“ d​urch ein v​om Marxismus-Leninismus bestimmtes Regime. Aus dieser Sicht resultierte d​ie Mordreihe a​us der Vernichtungslogik d​er stalinistischen Ideologie, d​eren System s​eit Kriegsbeginn 1939 konsequent a​uf die besetzten Gebiete Polens u​nd andere Gebiete Osteuropas übertragen worden sei. Zaslavsky verweist a​uf die sozialen Kriterien, n​ach denen d​ie polnischen Gefangenen d​er Sonderlager kategorisiert wurden u​nd die a​uch Berias Mordvorschlag rechtfertigten.[239] Er betont d​en Kontext d​er Deportationen v​on „Klassenfeinden“ u​nd „nationalistischen Konterrevolutionären“ a​us Ostpolen v​on 1939 b​is 1941. Die Morde s​eien kein Völkermord gewesen, w​eil sie n​icht nur ethnische Polen trafen u​nd von polnischen Kommunisten mitorganisiert wurden. Er erklärt d​iese Verbrechen m​it Hannah Arendt a​us dem Wesen totalitärer Herrschaft, d​ie die „Bewegung d​es Natur- o​der des Geschichtsprozesses“ mittels solcher Terrormaßnahmen g​egen „absterbende Klassen“ z​u „beschleunigen“ versucht habe.[240]

Die polnisch-amerikanische Historikerin Anna M. Cienciala erklärte d​en Mordbeschluss a​us einer politischen Nutzlosigkeit d​er Gefangenen für Stalin n​ach dem sowjetisch-finnischen Winterkrieg. Sie verwies a​uf ein (allerdings schwach belegtes) Angebot Sikorskis a​n Stalin v​om Herbst 1939, a​uf die sowjetisch besetzten Gebiete Ostpolens z​u verzichten, f​alls Stalin d​en Aufbau polnischer Militäreinheiten i​n der Roten Armee m​it den gefangenen Offizieren zulassen würde. Als Finnland i​m Februar 1940 e​inen Waffenstillstand anbot, h​abe Stalin d​ie Polen n​icht länger gebraucht, w​eder als Einheiten i​n der Roten Armee n​och als Pfand, u​m die Entsendung polnischer Hilfstruppen für Finnland z​u verhindern.[241]

Die deutsche Historikerin Claudia Weber s​ieht eine stärkere eigene Rolle d​es NKWD. Die Mordreihe s​ei Berias „erste Gewaltaktion a​ls uneingeschränkter Herrscher d​es NKWD u​nd ein Loyalitäts- u​nd Gefolgschaftsbeweis a​n Stalin“ gewesen.[242] Sie w​eist psychologisierende, a​uf Stalin begrenzte Deutungen zurück. Stalin h​abe frühere Demütigungen n​icht vergessen, d​iese aber a​ls pragmatischer Machtpolitiker für politische Interessen zurückgestellt. Sie verweist darauf, d​ass Stalin t​rotz angeblicher Polenphobie polnische Offiziere a​us den Lagern i​n die Rote Armee aufnahm u​nd Zygmunt Berling i​m März 1943 s​ogar zum General u​nd Kommandeur e​iner Division ernannte. Zaslavskys Einstufung d​es Verbrechens a​ls „Klassensäuberung“ s​ei plausibler, w​eil die meisten polnischen Gefangenen f​ast idealtypisch d​ie stalinistischen Kriterien d​es Klassenfeinds erfüllt hätten. Diese Kriterien hätten d​en Mordbeschluss jedoch n​ur legitimiert, n​icht motiviert. In Berias Beschlussentwurf hätten Anklagen a​uf konterrevolutionäre Sabotage, antisowjetische Agitation u​nd Bildung aufständischer Organisationen dominiert, n​icht die Klassenzugehörigkeit. Sein Entwurf z​eige Parallelen z​u Nikolai Jeschows NKWD-Befehl Nr. 00485, d​er die „Polnische Operation“ v​on 1937/38 auslöste: Beide richteten s​ich gegen Mitglieder polnischer Militärorganisationen u​nd stellten s​ie unter Spionageverdacht. Wie s​ein Vorgänger h​abe Beria d​ie Polen v​on vornherein a​ls „konterrevolutionäre Feinde d​er Sowjetmacht“ betrachtet, d​och anders a​ls bei d​en früheren „nationalen Operationen“ berücksichtigen müssen, d​ass sie a​ls Kriegsgefangene e​ines besetzten Staates n​icht umstandslos liquidiert werden konnten. Der Beschluss, s​ie zu ermorden, h​abe keineswegs v​on Beginn a​n festgestanden. Der Zeitpunkt d​es Beschlusses s​ei viel stärker a​ls bisher angenommen v​on der Wechselwirkung d​er deutschen u​nd sowjetischen Besatzungspolitik i​n Polen, d​er damaligen Kriegskonstellation u​nd der Ereignisdynamik i​n den Lagern beeinflusst gewesen. Nachdem d​ie meisten Gefangenen Anwerbungsversuchen für d​ie Rote Armee widerstanden hatten, Deutschland i​hre Übernahme abgelehnt h​atte und d​er deutsch-sowjetische Umsiedlungsvertrag ausgelaufen war, hätten s​ie ihren Wert a​ls Verhandlungsmasse verloren.[243]

Der polnische Historiker Włodzimierz Borodziej urteilt, gerade w​egen der jahrzehntelangen Geschichtsfälschung h​abe Katyn d​ie Nachkriegsgeschichte Polens w​ie kein anderes Ereignis beeinflusst u​nd sei i​m Kalten Krieg z​um Symbol stalinistischer Gewaltherrschaft geworden.[244]

Gerichtsverfahren

Ein Strafverfahren g​egen Täter v​on 1940 h​at nie stattgefunden. Auch e​ine Entschädigung d​er Opfer unterblieb. Die Haupttäter Beria u​nd Merkulow wurden 1953 a​us anderen Gründen hingerichtet; Blochin s​tarb 1955.

Die damals n​och sowjetische Militärstaatsanwaltschaft n​ahm im Herbst 1990 Ermittlungen auf. Sie befragte einige n​och lebende Täter, u​nter anderen Pjotr Soprunenko u​nd Dmitri Tokarew. Dadurch erfuhr m​an wesentliche Details z​u Organisation u​nd Ablauf d​er Massenmorde. Am 21. September 2004 stellte s​ie das Verfahren jedoch o​hne Urteil u​nd Abschlussbericht e​in und erklärte z​wei Drittel d​es Beweismaterials für geheim, d​a in i​hm Staatsgeheimnisse enthalten seien. Die Taten s​eien verjährt. Im Mai 2008 lehnte e​in Moskauer Bezirksgericht e​inen Antrag d​er Stiftung Memorial u​nd der polnischen Katyn-Familien ab, d​ie Opfer z​u rehabilitieren u​nd die Angehörigen z​u entschädigen. Nur d​ie in i​hren Rechten geschädigten Personen (also d​ie Mordopfer) könnten Rehabilitation beantragen; d​er Antrag s​ei Bedingung für Entschädigungen. Das Moskauer Stadtgericht erlaubte d​ie Wiederaufnahme d​es Rehabilitationsverfahrens, stellte e​s aber v​ier Wochen später ein, w​eil es o​hne Freigabe d​er zum Staatsgeheimnis erklärten Akten n​icht durchführbar sei.[245] Oberstaatsanwalt Alexander Sawenkow erklärte a​m 11. März 2005, w​eil nur d​ie Tode v​on 1803 Insassen d​er drei Sonderlager erwiesen u​nd nur 22 d​avon identifiziert worden seien, handele e​s sich n​icht um e​inen Völkermord.[246]

Polens damaliger Staatspräsident Lech Kaczyński unterstützte 2008 e​inen Gesetzentwurf seiner Partei Prawo i Sprawiedliwość, d​as Verbrechen a​ls Völkermord einzustufen, u​m eine Verjährung auszuschließen u​nd damit e​ine Rehabilitierung d​er Opfer z​u ermöglichen.[247] Der Vorstoß f​and jedoch 2009 i​m polnischen Sejm k​eine Mehrheit. Dieser stufte Katyn a​ls Kriegsverbrechen ein.[248]

2009 verklagte Stalins Enkel Jewgeni Jakowlewitsch Dschugaschwili d​ie Zeitung Nowaja Gaseta, w​eil sie m​it einer Beilage v​on Memorial a​uch an Stalins Mordbefehl für Katyn erinnert hatte. Die Klage w​urde abgewiesen.[249]

Auf Antrag v​on Memorial stufte d​as Oberste Gericht Russlands d​ie Geheimhaltung d​er Katyn-Akten i​m April 2010 a​ls gesetzeswidrig ein.[250] Ende Mai 2010 w​ies das Oberste Militärgericht Russlands e​ine Klage v​on Memorial, d​as 2004 eingestellte Verfahren wieder aufzunehmen, w​egen Verjährung endgültig ab.[251] In e​inem zweiten Verfahren z​ur Aktenfreigabe verzichteten d​ie Katyn-Familien a​uf Entschädigungsansprüche. Das Oberste Militärgericht urteilte a​ls letzte Instanz, d​ie russische Justiz s​ei nicht z​u Auskünften über Ermittlungsergebnisse a​n Opferfamilien verpflichtet. Ein Verein w​ie Memorial h​abe kein Recht, Geheimklauseln i​n Frage z​u stellen. Für d​en Schutz v​on Staatsgeheimnissen s​ei nicht d​as Gericht, sondern ausschließlich e​ine staatliche Kommission zuständig.[252]

Am 19. November 2007 u​nd am 24. Mai 2009 hatten fünfzehn Opferangehörige b​eim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) e​ine Klage eingereicht: Russland h​abe entgegen Artikel 2 d​er Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) k​eine ausreichenden strafrechtlichen Ermittlungen z​um Tod i​hrer Angehörigen durchgeführt u​nd sie g​egen Artikel 3 EMRK inhuman u​nd erniedrigend behandelt. Der Staat Polen t​rat dem Prozess i​m Mai 2010 a​ls Drittkläger bei. Am 5. Juli 2011 n​ahm der Gerichtshof d​ie Klage z​ur Verhandlung an.[253] Am 16. April 2012 urteilte d​er Gerichtshof erstmals, w​egen des Rückwirkungsverbots könne m​an die russische Behandlung d​er Taten v​on 1940 n​icht beurteilen, s​ie lägen z​u lange zurück. Doch d​er Umgang d​er sowjetischen u​nd anschließend d​er russischen Behörden m​it zehn d​er fünfzehn Kläger, d​ie direkte Angehörige v​on Opfern sind, s​ei menschenrechtswidrig gewesen. Ihnen s​ei seit d​er russischen Unterzeichnung d​er Menschenrechtskonvention 1998 k​ein Zugang z​u Untersuchungsmaterial gestattet worden. Sie s​eien nicht i​n die Untersuchung eingebunden worden, u​nd Russland h​abe die Gründe für d​eren Einstellung i​m Jahr 2004 v​or ihnen geheim gehalten. Das russische Militärgericht h​abe mit d​er Annahme, d​ie Getöteten könnten a​us den sowjetischen Lagern geflohen o​der zu Recht z​um Tod verurteilt worden sein, d​ie Umstände d​es Massakers bewusst verschleiert u​nd mangelnde Menschlichkeit gegenüber d​en Opferangehörigen gezeigt. Russland h​abe auch g​egen Artikel 38 d​er EMRK verstoßen, i​ndem es d​em Gerichtshof d​ie Akten z​ur Einstellung d​er Ermittlungen i​m Jahr 2004 vorenthalten habe.[254] Eine kleine Kammer d​es Gerichtshofs verurteilte Russland deshalb zunächst w​egen „menschenunwürdiger Behandlung d​er Angehörigen“ u​nd unzureichender Zusammenarbeit d​er russischen Justiz, d​ie ihm Einsicht i​n Ermittlungsakten verweigert hatte.[255]

Am 21. Oktober 2013 h​ob die Große Kammer d​es EGMR dieses Urteil jedoch großenteils wieder a​uf und begründete i​hre Entscheidung w​ie folgt: 1998, a​ls Russland d​er EMRK beitrat, s​ei die Ermordung d​er Kriegsgefangenen bereits e​ine „nachgewiesene historische Tatsache“ gewesen, sodass d​en Angehörigen d​as Schicksal d​er Opfer n​icht ungewiss gewesen sei. Daher s​ei die Einstellung strafrechtlicher Ermittlungen z​u den Massenmorden d​urch die russische Justiz n​icht als „unmenschliche Behandlung“ d​er Opferangehörigen z​u beurteilen u​nd begründe keinen Anspruch a​uf Entschädigungen. Die s​eit 2004 fehlende Zusammenarbeit d​er russischen Justiz m​it dem EGMR verurteilte dieser weiterhin.[256]

Gedenken

Da öffentliches Gedenken a​n Katyn d​as sowjetische Geschichtsbild angriff, w​urde es i​n der Volksrepublik Polen b​is 1988 unterdrückt u​nd war i​n Katyn g​ar nicht möglich. Auch i​n fast a​llen Staaten m​it polnischen Emigranten w​ar das Verbreiten v​on Informationen über Katyn n​icht erwünscht. Trotzdem entstanden i​n der westlichen Welt u​m die 400 Gedenkorte, darunter Epitaphientafeln a​n Kirchen u​nd auf Friedhöfen s​owie viele kommunale Denkmäler,[257] e​twa in Adelaide, Baltimore, Cannock Chase, Doylestown (Pennsylvania, Bucks County), Jersey City, Johannesburg, Stockholm u​nd Toronto.[258]

Der britische Katyn Memorial Fund setzte s​ich seit 1972 für e​in Katyn-Denkmal i​n London ein, d​as auf d​ie sowjetische Schuld hinweisen sollte. Er löste d​amit eine jahrelange „Katyn-Affäre“ aus. Die Sowjetunion versuchte, d​as Denkmal m​it Protestnoten u​nd diplomatischem Druck z​u verhindern.[259] Das britische Außenministerium lehnte d​as Denkmal ab, w​eil jeder Hinweis a​uf eine sowjetische Täterschaft d​ie Beziehungen z​ur Sowjetunion gefährdete. Standorte i​m Stadtzentrum u​nd im Stadtteil Chelsea ließen s​ich nicht durchsetzen. 1976 w​urde schließlich a​uf dem Gunnersbury-Friedhof i​n London Borough o​f Hounslow e​in Obelisk m​it der Gravur „Katyn 1940“ u​nd einem i​n Stacheldraht gefangenen polnischen Adler aufgestellt.[260] Er trägt d​ie Symbole d​es Kreuzes für christliche, d​es Davidsterns für jüdische u​nd der Mondsichel für muslimische Opfer v​on Katyn.[261] Nur Vertreter d​er US-Regierung k​amen zur Einweihung.[262] Britische Offiziere durften n​ur in Zivilkleidung teilnehmen. 1979 entsandte Premierministerin Margaret Thatcher jedoch e​in Orchester z​ur Gedenkfeier.[257]

Seit 1980 legten Polen Kränze u​nd Blumen a​uf ein symbolisches Katyn-Grab a​uf dem Powązki-Friedhof i​n Warschau. Dort versammelten s​ich im Sommer 1981 täglich Hunderte b​is Tausende, u​m Kerzen für d​ie Opfer anzuzünden. Am 31. Juli 1981 stellten Anhänger d​er Solidarność d​ort heimlich e​in Kreuz m​it der Aufschrift „Katyn – 1940“ auf. Funktionäre d​es Staatssicherheitsdienstes entfernten e​s in d​er folgenden Nacht. Ein a​ls Aufsteller Verdächtigter w​urde zu e​iner mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Dennoch wurden a​n jener Stelle weiter Kränze für d​ie Opfer v​on Katyn abgelegt. Die Stadt Warschau ließ e​in Denkmal m​it der neutralen Inschrift „Polnischen Soldaten, i​n der Erde v​on Katyn ruhend, gewidmet“ anfertigen. Kurz v​or der Fertigstellung sollten d​ie Bildhauer „den Opfern d​es Faschismus“ ergänzen. Als s​ie sich weigerten, deponierte d​ie Geheimpolizei d​as mit Privatspenden bezahlte Denkmal heimlich i​n einem Magazin. Ein 1985 enthülltes n​eues Denkmal t​rug die regimetreue Inschrift „Den polnischen Soldaten, Opfern d​es Hitler-Faschismus, d​ie in d​er Erde v​on Katyn ruhen“. Regimegegner schliffen d​ie Inschrift 1988 jedoch ab. Als öffentlich zugestandener Anlaufpunkt für d​ie Opferangehörigen bildete s​ich hier i​m Sommer 1988 d​er „Verband d​er Katyn-Familien“.[263] In d​er Nacht z​um 6. Juli 1989 stellten Geheimpolizisten d​as entwendete Denkmal a​m selben Platz wieder auf. Seit 1995 s​teht auch d​as zweite Denkmal wieder dort, n​un mit e​iner tatsachengetreuen Inschrift. Eine Tafel erklärt d​ie Hintergründe d​er Doppelung.[257][264]

Erst d​er politische Wandel s​eit 1985 i​n Polen u​nd der Sowjetunion ermöglichte e​ine würdige Bestattung d​er bei Katyn Ermordeten u​nd ein öffentliches, a​uch gemeinsames polnisch-russisches Gedenken a​n sie. Damit verlor Katyn allmählich s​eine Bedeutung a​ls antisowjetisches Fanal u​nd wurde z​um Ort persönlicher Trauer.[265] Das 1993 eröffnete Katyn-Museum i​n Warschau enthält u​nter anderem d​ie Namen d​er Opfer, b​ei ihnen gefundene persönliche Gegenstände, biografische Skizzen u​nd Fotografien v​on Ausgrabungen.[266]

1993 l​egte Boris Jelzin v​or dem Katyn-Kreuz a​uf dem Powązki-Friedhof e​inen Kranz nieder u​nd bat d​ie Polen: „Vergebt uns, w​enn ihr könnt.“[267] Am 22. Februar 1994 schlossen Russland u​nd Polen e​in Abkommen über d​ie Gräber u​nd Gedenkorte d​er Opfer v​on Krieg u​nd Repression.[268] Die russischen Behörden erleichterten polnischen Opferverbänden d​en Zugang z​u Katyn. 1999 b​is 2000 gestalteten b​eide Seiten gemeinsam d​ie Gedenkstätte Katyn neu. Er umfasst a​uch sowjetische Opfer d​es Stalinismus u​nd soll s​o zur Versöhnung v​on Polen u​nd Russen beitragen.[265] So erklärte Polens Ministerpräsident Jerzy Buzek z​um 60. Jahrestag d​es Massakers i​m polnischen Fernsehen, Katyn s​olle ein Symbol d​er gemeinsamen Erinnerung u​nd Verpflichtung werden, e​inen schwierigen Teil d​er eigenen Geschichte z​u bewältigen, z​um Segen d​er eigenen Zukunft, d​er Stärkung freundschaftlicher Gefühle zwischen Polen u​nd Russen u​nd des Aufbaus freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Staaten.[269]

Die polnischen Komponisten Andrzej Panufnik (Epitafium katyńskie, 1964) u​nd Krzysztof Penderecki (Das polnische Requiem, 1980–1984)[270] s​owie der Regisseur u​nd Sohn e​ines Katynopfers Andrzej Wajda (Das Massaker v​on Katyn, 2007) leisteten wesentliche Beiträge z​um Gedenken. Wajdas Film w​urde in Polen a​m 17. September 2007, d​em Jahrestag d​er sowjetischen Besetzung Ostpolens, erstmals gezeigt.[271]

Am 14. November 2007 beschloss d​er Sejm d​en 13. April a​ls jährlichen Katyn-Gedenktag, w​eil der deutsche Rundfunk d​as Massaker a​m 13. April 1943 weltweit bekannt gemacht u​nd Gorbatschow d​ie sowjetische Täterschaft a​m 13. April 1990 eingestanden hatte.[272]

Bis März 2010 hatten n​ach Umfragen n​ur 19 % d​er Russen v​on der NKWD-Täterschaft b​ei Katyn gehört; 18 % hatten e​ine offizielle Entschuldigung i​hres Staates befürwortet.[273] Am 7. April 2010 besuchten d​ie Ministerpräsidenten Polens u​nd Russlands d​en Friedhof v​on Katyn erstmals gemeinsam. Am 10. April 2010 starben Staatspräsident Lech Kaczyński u​nd 95 weitere Polen, darunter Vertreter d​er Opferangehörigen, b​ei der Anreise z​um Katyn-Gedenken, w​eil ihr Flugzeug k​urz vor d​er Landung i​n Smolensk abstürzte. Die Katastrophe bewirkte anfangs starke Anteilnahme d​er russischen Bevölkerung u​nd Versöhnungsgesten d​er russischen Regierung.[274] Am 11. April zeigte e​in Staatssender Wajdas Film n​ach der Ausstrahlung v​om 2. April z​um zweiten Mal, diesmal e​inem breiteren Publikum. Der russische Bericht z​u den Absturzursachen v​om Januar 2011 verursachte jedoch n​eue Spannungen zwischen beiden Staaten.[231] Nationalkonservative Polen deuten d​en Absturz o​ft mit antirussischen Verschwörungstheorien.

Im polnischen Gedenken s​teht „Katyn“ h​eute exemplarisch für d​ie Betonung sowjetischer Verbrechen (auch gegenüber deutschen) i​m Zweiten Weltkrieg, m​it denen d​ie polnische Nation „verraten“ worden sei. Im russischen Gedenken w​urde die kritische Aufarbeitung d​es Stalinismus a​n den Rand gedrängt.[275] Arseni Roginski, Präsident v​on Memorial, benannte 2010 folgende Probleme: Während Polen e​ine Opferrolle u​nd den Widerstand überbetonten, s​ei russisches Gedenken konfus u​nd selektiv. Die 2004 eingestellten Untersuchungen s​eien wiederaufzunehmen, e​in Gerichtsurteil z​ur Rehabilitation d​er Opfer s​ei notwendig: „Katyn i​st ein Verbrechen g​egen die Menschlichkeit o​der ein Kriegsverbrechen. Man m​uss alle Namen o​ffen nennen, angefangen m​it Stalin.“[276]

Katyn w​urde in Polen erinnerungspolitisch z​um Zentrum e​ines nationalen Opfermythos.[277] Dabei g​ab es a​uch Tendenzen, d​as Massaker g​egen andere Verbrechen aufzurechnen. So forderte d​er Historiker Jerzy Robert Nowak, w​enn man d​en Anteil polnischer Täter a​m Massaker v​on Jedwabne aufkläre, müsse m​an ebenso über „bolschewistische Juden“ reden, d​ie für d​as Massaker v​on Katyn verantwortlich seien.[278]

Weiterführende Informationen

Literatur

Bibliografie

  • Izabela Kowalska, Elżbieta Pawińska (Hrsg.): Zbrodnia katyńska: bibliografia 1940–2010. Niezależny Kom. Historyczny Badania Zbrodni Katyńskiej, Warschau 2010, ISBN 978-83-89875-29-7.
  • Maria Harz: Bibliografia zbrodni katyńskiej: materiały z lat 1943–1993. Wojskowy Instytut Historyczny, Warschau 1993.

Quellen u​nd Dokumente

  • Anna M. Cienciala, Natalia Lebedewa, Wojciech Materski: Katyn: A crime without punishment: Documents translated by Marian Schwartz, Anna M. Cienciala and Maia A. Kipp. Yale University Press, New Haven 2007, ISBN 978-0-300-10851-4 (ins Englische übersetzte Dokumente der Bände 1–3 der Gemeinschaftsausgabe Katyń. Dokumenty Zbrodni mit einer Einführung).
  • Natalia Lebedewa (Hrsg.): Katyn’. Mart 1940 – sentjabr’ 2000 g. Rasstrel. Sud’by živych. Ėcho Katyni. Dokumenty. Ves mir, Moskau 2001.
  • KARTA-Zentrum/Polski Memorial (Hrsg.):
    Band 1: Rozstrzelani w Katyniu. … („Erschossen in Katyn. Alphabetische Liste der 4410 polnischen Gefangenen von Koselsk, die im April/Mai 1940 erschossen wurden. Nach sowjetischen, polnischen und deutschen Quellen.“)
    Band 2: Rozstrzelani w Charkowie. …. („Erschossen in Charkow. Alphabetische Liste der 3739 polnischen Gefangenen von Starobelsk, die im April/Mai 1940 erschossen wurden. Nach sowjetischen und polnischen Quellen.“)
    Band 3: Rozstrzelani w Twerze. … („Erschossen in Twer. Alphabetische Liste der 6314 polnischen Gefangenen von Ostaschkow, die im April/Mai 1940 erschossen und in Mednoje begraben wurden. Nach sowjetischen und polnischen Quellen.“); alle Warschau 1997.
  • Natalia S. Lebedewa, Wojciech Materski / Russlands Akademie der Wissenschaften, Polnische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.):
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 1: Jeńcy nie wypowiedzianej wojny: sierpień 1939 – marzec 1940. („Katyn. Dokumente eines Verbrechens, Band 1: Gefangene eines nicht erklärten Krieges, August 1939 bis März 1940.“) Warschau 1995, ISBN 83-85660-24-0.
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 2: Zagłada: marzec – czerwiec 1940. („Katyn. Dokumente eines Verbrechens, Band 2: Die Vernichtung. März bis Juni 1940.“) Warschau 1998, ISBN 83-86643-80-3.
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 3: Losy ocalałych: lipiec 1940 – marzec 1943.(„Katyn. Dokumente eines Verbrechens, Band 3: Das Schicksal der Überlebenden, Juli 1940 bis März 1943“) Warschau 2001, ISBN 83-88542-24-9, ISBN 83-86643-89-7.
    Katyń. Dokumenty Zbrodni, Tom 4: Echa Katynia: kwiecień 1943 – marzec 2005. („Echos von Katyn, April 1943 bis März 2005“) Warschau 2006, ISBN 83-89115-57-3.
  • Wojciech Materski (Hrsg.): Katyn: Documents of genocide. Documents and materials from the Soviet archives turned over to Poland on October 14, 1992. Instytut Studiów Politycznych PAN, Warschau 1993, ISBN 83-8547950-3.
  • Oleg Jasnow: Katynskaja drama: Kozel’sk, Starobel’sk, Ostaškov: sud’ba internirovannych pol’skich voennoslužaščich. Izdatelstvo političeskoj literatury, Moskau 1991, ISBN 5-250-01410-0.
  • Jędrzej Tucholski: Mord w Katyniu. Kozielsk – Ostaszków – Starobielsk. Lista ofiar. Pax, Warschau 1991, ISBN 83-211-1408-3.
  • Zdzisław Stahl (Hrsg.): The crime of Katyn. Facts and documents. 2. Auflage, Polish Cultural Foundation, London 1965.
  • Adam Moszyński: Lista Katyńska. Jeńcy obozów Kozielsk, Ostaszków, Starobielsk. Zaginieni w Rosji Sowieckiej. (1949) 4. Auflage, Gryf, London 1982.
  • Władysław Anders (Hrsg.): Zbrodnia Katyńska: w świetle dokumentów. 10. Auflage, Gryf, London 1982 (= polnisches Weißbuch 1948).

Zeitzeugenberichte

  • Teresa Kaczorowska: Children of the Katyn massacre: Accounts of life after the 1940 Soviet murder of Polish POWs: Accounts from Polish families torn by the 1940 mass murder in Soviet camps. McFarland, Jefferson (North Carolina) 2006, ISBN 0-7864-2756-6.
  • Stanisław Swianiewicz: In the shadow of Katyn: Stalin’s terror. Borealis, Pender Island 2002, ISBN 1-894255-16-X.
  • Salomon W. Slowes: Der Weg nach Katyn. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2000, ISBN 3-434-50497-4.
  • Józef Czapski: Unmenschliche Erde. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1967 (Rezension).

Gesamtdarstellungen

  • Thomas Urban: Katyn 1940. Geschichte eines Verbrechens. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67366-5.
  • Claudia Weber: Krieg der Täter. Die Massenerschießungen von Katyń. Hamburger Edition, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86854-286-8.
  • Marią Szonert-Biniendą (Hrsg.): Katyn: State-sponsored extermination: Collection of essays. Libra Institute, Cleveland 2012, ISBN 978-1-4771-5579-0.
  • Tadeusz A. Kisielewski: Katyń: zbrodnia i kłamstwo. Rebis, Poznań 2008, ISBN 978-83-7510-219-2.
  • Victor Zaslawsky: Klassensäuberung. Das Massaker von Katyn. Wagenbach, Berlin 2007, ISBN 978-3-8031-2579-8.
  • George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940: Truth, justice and memory. Routledge, London 2005, ISBN 0-415-33873-5.
  • Małgorzata Ruchniewicz, Krzysztof Ruchniewicz: Katyn 1940. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-232-0, S. 71–82.
  • Gerd Kaiser: Katyn. Das Staatsverbrechen – das Staatsgeheimnis. Aufbau, Berlin 2002, ISBN 3-7466-8078-6.
  • Rudolf G. Pikhoia, Natalia S. Lebedewa, Aleksander Gieysztor, Wojciech Materski und andere (Hrsg.): Katyn. Plenniki nieob’iavlennoi voiny. Mezhdunarodnyi fond „Demokratiia“, Moskau 1997, ISBN 5-89511-002-9.
  • Natalia S. Lebedewa: Katyn. Prestuplenie protiv chelovechstva. Progress Kultura, Moskau 1994.
  • Czesław Madajczyk: Das Drama von Katyn. Übersetzung Ingrid Buhl, Daniela Fuchs. Dietz, Berlin 1991, ISBN 3-320-01668-7 (Rezension).
  • Janusz Kazimierz Zawodny: Death in the forest. The story of the Katyn forest massacre. University of Notre Dame Press, Notre Dame 1962; Neuauflage Chicago 2011, ISBN 978-0-268-00849-9.
    • Zum Beispiel Katyn. Klärung eines Kriegsverbrechens. Aus dem Englischen von Siglinde Summerer und Gerda Kurz, Information und Wissen, München 1971.

Propaganda u​nd politische Folgen

  • Thomas Urban: Katyń Zbrodnia i walka propagandowa wielkich mocarstw. Warschau : Bellona, 2020 ISBN 978-83-11-15361-5
  • Dariusz Tołczyk: Katyń: An inconvenient truth. East European Politics & Societies, November 2015, Nr. 29/4, S. 723–729.
  • Eugenia Maresch: Katyn 1940: The documentary evidence of the West’s betrayal. History Publishing Group, Stroud 2010, ISBN 0-7524-5535-4.
  • Claudia Weber: Wider besseres Wissen. Das Schweigen der Westalliierten zu Katyn. In: Osteuropa. Band 7–8, 2009, S. 220–232.
  • Martin Schaubs: Streitfall Katyn: Die Wahrnehmung des Massakers in der sowjetrussischen, polnischen und westdeutschen Öffentlichkeit, 1980–2000. Tectum, Marburg 2008, ISBN 978-3-8288-9805-9.
  • George Sanford: The Katyn massacre and Polish-Soviet relations, 1941–1943. In: Journal of Contemporary History. Band 41, 2006, S. 95–111.
  • Crister S. und Stephen A. Garrett: Death and politics: The Katyn forest massacre and American foreign policy. In: Walter Hixson (Hrsg.): The American Experience in World War II. Routledge, New York 2003, ISBN 0-415-94036-2, S. 183–200.
  • Thymian Bussemer: Das Internationale Rote Kreuz und die NS-Kriegspropaganda. Der Fall Katyn. In: Vorgänge, Jg. 39, 2000, S. 81–89.

Aufklärung

  • Frank Fox: God’s Eye: Aerial photography and the Katyn forest massacre. West Chester University Press, West Chester 1999, ISBN 1-887732-13-6 (Volltext online).
  • Simon Schochet: Polish Jewish officers who were killed in Katyn: An ongoing investigation in light of documents recently released by the USSR. In: Lucjan Dobroszycki, Jeffery S. Gurock (Hrsg.): The Holocaust in the Soviet Union: Studies and sources on the destruction of the Jews in the Nazi-occupied territories of the USSR, 1941–1945. M. E. Sharpe, Armonk 1993, ISBN 1-56324-173-0.
  • Wladimir Abarinow: The murderers of Katyn. Hippocrene, New York 1993, ISBN 0-7818-0032-3 (russische Erstausgabe: Katynskii labirint. Novosti, Moskau 1991).
  • Walentina Parsadanowa, Juri Sorja: Katyn. Dokumente, Indizien, Versionen. In: Neue Zeit. Moskauer Hefte für Politik. Moskau 1990, Nr. 16, S. 34–36.

Gedenken

  • Cordula Kalmbach: Das Massaker erinnern: Katyń als lieu de mémoire der polnischen Erinnerungskultur. Peter Lang, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-631-65871-0.
  • Anna Kaminsky (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn. Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 2013, ISBN 978-3-86583-773-8.
  • Alexander Etkind et al.: Remembering Katyn. Polity Press, Cambridge 2012, ISBN 978-0-7456-5576-5.

Filme

  • BBC: The Issue to be avoided (1971)
  • Marcel Łoziński: Der Wald von Katyn (1990)
  • Maciej Sieński: Zbrodnia Katynska (Polen 1991)
  • Barbara Dyrschka, Marek Grzona: Katyn – Der Massenmord und die Propagandalüge (1992)
  • Józef Gębski: Film znaleziony w Katyniu (Polen 1992)
  • Michael Kloft, Bengt von zur Mühlen: Die Katyn Lüge (Chronos Film 1993)
  • Mirosław Dembiński: Pochowajcie mnie razem z nimi (Polen 1994)
  • Grzegorz Szuplewski: Katyń. Prawda i kłamstwo o zbrodni (Polen 2005)
  • Lisbeth Jessen: Kraniet fra Katyn (Arte/NDR 2006)
  • Józef Gębski: Katyń (Polen 2007)
  • Andrzej Wajda: Das Massaker von Katyn (2007)
  • Cédric Tourbe: Stalins Henker. Das Massaker von Katyn (Dokumentarfilm, Frankreich 2020)
  • Robert Harris: Enigma – Das Geheimnis (2001)
Commons: Massaker von Katyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Literatur

Zeitgeschichte

Bildmaterial

Einzelnachweise

  1. Beate Kosmala: Katyn. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1998, ISBN 3-608-91805-1, S. 542.
  2. Kai von Jena: Polnische Ostpolitik nach dem Ersten Weltkrieg. Das Problem der Beziehungen zu Sowjetrußland nach dem Rigaer Frieden von 1921 (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Nr. 40). DVA, Stuttgart 1980, besonders Kapitel 1; Jörg Zägel in Zusammenarbeit mit Reiner Steinweg: Vergangenheitsdiskurse in der Ostseeregion. Band 2: Die Sicht auf Krieg, Diktatur, Völkermord, Besatzung und Vertreibung in Russland, Polen und den baltischen Staaten (= Kieler Schriften zur Friedenswissenschaft. Band 15). Lit, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0203-5, S. 95.
  3. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. Lit, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0893-8, S. 43 f.
  4. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 25.
  5. Katrin Boeckh, Hermann Beyer-Thoma: Stalinismus in der Ukraine: Die Rekonstruktion des sowjetischen Systems nach dem Zweiten Weltkrieg. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05538-3, S. 66.
  6. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 21–23 und 64.
  7. Nikita Petrov, Arseni Roginski: The „Polish Operation“ of the NKVD, 1937–8. In: Barry McLoughlin, Kevin McDermott (Hrsg.): Stalin’s terror: High politics and mass repression in the Soviet Union. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2003, ISBN 1-4039-0119-8, S. 153–172; Zahlen S. 164.
  8. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 48–52.
  9. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. 2007, S. 46 f.
  10. Stefan Karner: Im Archipel GUPVI: Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Sowjetunion 1941–1956. Oldenbourg, München 1995, ISBN 3-486-56119-7, S. 56.
  11. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 81.
  12. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 29–31.
  13. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 36–38.
  14. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 64–67.
  15. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. 2007, S. 46–50.
  16. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 41–46.
  17. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 39–41.
  18. Włodzimierz Borodziej: Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60648-9, S. 240.
  19. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S.  y57–60.
  20. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 61–68.
  21. Michael Parrish: The Lesser Terror: Soviet State Security, 1939–1953. Praeger, Westport 1996, ISBN 0-275-95113-8, S. 56.
  22. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 70.
  23. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 68–75.
  24. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 50.
  25. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 80–85.
  26. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 113 und 137.
  27. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 79 f.
  28. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 113.
  29. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 118–120; Teilzitate übersetzt bei Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 86 und 96.
  30. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 120.
  31. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 67, 87 und 96.
  32. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 88, Fn. 65.
  33. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 255.
  34. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 55.
  35. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 121.
  36. Tadeusz Piotrowski: The Polish deportees of World War II: Recollections of removal to the Soviet Union and dispersal throughout the world. McFarland, Jefferson (North Carolina) 2007, S. 4 f..
  37. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 69.
  38. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 80.
  39. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 122.
  40. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 100.
  41. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 126.
  42. Stanisław Swianiewicz: In the shadow of Katyn: Stalin’s terror. 2002, S. 75.
  43. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 130 f.
  44. Jozef Mackiewicz: Katyn: Ungesühntes Verbrechen. 1949, S. 123.
  45. Eugenia Maresch: Katyn 1940. S. 70 f.
  46. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 125.
  47. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 41–45.
  48. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 124 f.
  49. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 262 f. und S. 511, Fn. 151 f.
  50. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 112.
  51. Michael Parrish: The Lesser Terror. 1996, S. 57.
  52. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 134.
  53. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 97 f.
  54. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 46 f.
  55. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 112–114.
  56. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 196 und S. 205–207
  57. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 285 f.
  58. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 240 f.
  59. Alexander Etkind et al.: Remembering Katyn. 2013, S. 65.
  60. Tadeusz Kisielewski: Katyń. Zbrodnia i kłamstwo. 2008, S. 74–90.
  61. Tadeusz Kisielewski: Katyń. Zbrodnia i kłamstwo. 2008, S. 105–113.
  62. Andrzej Przewoźnik, Jolanta Adamska: Katyń: zbrodnia, prawda, pamięć. Świat Książki, Ożarów Mazowiecki 2010, S. 16.
  63. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 259.
  64. Siehe die Bände der Warschauer Forschungsstelle Karta/Polski Memorial unter Quellen und Dokumente im Literaturverzeichnis.
  65. Simon Schochet: Polish Jewish officers who were killed in Katyn. 1993, S. 242
  66. Charków – Katyń – Twer – Bykownia. W 70. rocznicę zbrodni katyńskiej. Zbiór studiów. Toruń 2011, S. 105 f.
  67. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 101.
  68. Matt Killingsworth (Hrsg.): Violence and the state. Manchester University Press, Manchester 2015, ISBN 978-0-7190-9702-7, S. 55.
  69. Norman Davies: Heart of Europe: The past in Poland’s present. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-280126-0, S. 422.
  70. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 29 f. und S. 167.
  71. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 49.
  72. Czesław Madajczyk: Das Drama von Katyn. 1991, S. 162.
  73. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 115. Beispielsweise nennt Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 50, den Maler Józef Czapski, der nach der Intervention des Auswärtigen Amtes in Berlin überlebte.
  74. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 130.
  75. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 114 f.
  76. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 103–108.
  77. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 148.
  78. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 111.
  79. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 112–121.
  80. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 116–118.
  81. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 494, Fn. 9.
  82. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 301.
  83. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 123–129. Laut Protokoll der Aussage Kukiels vor der Madden-Kommission fand das Gespräch nicht am 19. November, sondern am 19. Oktober statt (Digitalisat).
  84. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 159–173.
  85. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 174–175.
  86. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 190 f.
  87. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 182–187.
  88. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 230–234.
  89. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 236–239.
  90. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 193 f. und 209–212.
  91. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 214–216.
  92. Friedrich Herber: Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz. Leipzig 2002, S. 508; zur Benutzung S. 305–313.
  93. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 240 f.
  94. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 95 f.
  95. Thymian Bussemer: Propaganda: Konzepte und Theorien. Verlag für Sozialwissenschaften, Münster 2008, S. 188 und 186, Fn. 380.
  96. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 314–317 und S. 524, Fn. 284.
  97. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 247.
  98. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht: Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Fischer, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-18858-1, S. 136 f.
  99. Michael Schneider: Das „Unternehmen Barbarossa“: die verdrängte Erblast von 1941 und die Folgen für das deutsch-sowjetische Verhältnis. Luchterhand, 1989, ISBN 3-630-61857-X, S. 101.
  100. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 178.
  101. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 434.
  102. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 177–180.
  103. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 149–157.
  104. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 134–137 und 222 f.
  105. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 132–149.
  106. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 216.
  107. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 131 f.
  108. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 78 und 82.
  109. Rainer Rother, Judith Prokasky: Die Kamera als Waffe: Propagandabilder des Zweiten Weltkrieges. Edition Text & Kritik, München 2010, ISBN 3-86916-067-5, S. 222; Ute Daniel: Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-36737-6, S. 181
  110. Peter Longerich: Goebbels: Biographie. Siedler, München 2010, ISBN 3-88680-887-4, S. 570.
  111. Josef Wulf: Presse und Funk im Dritten Reich: Eine Dokumentation (= Kultur im Dritten Reich. Band 1). Ullstein, Berlin 1989, ISBN 3-550-07055-1, S. 266.
  112. Nicholas Stargardt: Der deutsche Krieg 1939–1945. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 3-10-075140-X, S. V.
  113. Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945. Siedler, München 2009, ISBN 3-88680-843-2, S. 312 f.
  114. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 144.
  115. Wolfgang Benz, Peter Reif-Spirek (Hrsg.): Geschichtsmythen. Legenden über den Nationalsozialismus. Metropol, 2. Auflage, Berlin 2004, ISBN 3-936411-28-X, S. 69 f.
  116. Frank Bajohr, Dieter Pohl: Der Holocaust als offenes Geheimnis: die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54978-0, S. 69 und 102–106; Heinz Boberach (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1939–1945. Pawlak, Herrsching 1984, ISBN 3-88199-158-1, Band 13, S. 5145.
  117. Paul Milata: Zwischen Hitler, Stalin und Antonescu: Rumäniendeutsche in der Waffen-SS. 2. Auflage, Böhlau, Wien 2009, ISBN 978-3-412-13806-6, S. 183.
  118. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 78 und 99–101.
  119. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 245.
  120. Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. Der Massenmord an den Juden im Militärverwaltungsgebiet und im Reichskommissariat 1941–1943. In: Christian Hartmann und andere (Hrsg.): Der deutsche Krieg im Osten 1941–1944: Facetten einer Grenzüberschreitung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2009, ISBN 978-3-486-59138-5, S. 155–196, hier S. 187 und Fn. 202.
  121. Dirk Rupnow: Vernichten und Erinnern. Spuren nationalsozialistischer Gedächtnispolitik. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-871-X, S. 57–59 und Fn. 13.
  122. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 195–202.
  123. Claudia Weber: Krieg der Täter. S. 203.
  124. Jochen Laufer: Pax Sovietica. Stalin, die Westmächte und die deutsche Frage 1941–1945. Böhlau, Köln 2009, S. 306–309.
  125. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 206.
  126. Klaus Zernack: Polen und Rußland. Zwei Wege in der europäischen Geschichte. Propyläen, Berlin 1994, ISBN 3-549-05471-8, S. 455–457; Claudia Weber: Krieg der Täter. S. 270 (hier das Zitat); Joachim von Puttkamer: Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 38). Oldenbourg, München 2010, S. 105.
  127. Crister S. und Stephen A. Garrett: Death and politics: The Katyn forest massacre and American foreign policy. In: Walter Hixson (Hrsg.): The American experience in World War II. Routledge, New York 2003, ISBN 0-415-94036-2, S. 183–200, hier S. 189.
  128. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 193.
  129. Adam Easton: No evidence Polish hero murdered. In: BBC News, 29. Januar 2009 (englisch).
  130. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 173.
  131. Timothy Snyder: Bloodlands: Europe between Hitler and Stalin. Vintage, London 2011, ISBN 0-09-955179-9, S. 306.
  132. Victor Zaslavsky: Das Massaker von Katyn neu betrachtet. Festrede anlässlich der Hannah-Arendt-Preisverleihung 2008. In: Boell.de (PDF, S. 6); Victor Zaslavsky: Klassensäuberung. Das Massaker von Katyn. Berlin 2007, S. 68.
  133. Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1991. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-49105-9, S. 137.
  134. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 216 und S. 306 f.
  135. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 249–255.
  136. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 266–269.
  137. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 270–273.
  138. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 319–325.
  139. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 228.
  140. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 273–283.
  141. Mike Schmeitzner: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Zur Verfolgung von NS-Verbrechen durch die sowjetische Sonderjustiz. In: Jörg Osterloh, Clemens Vollnhals (Hg.): NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit: Besatzungszeit, frühe Bundesrepublik und DDR. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36921-0, S. 160 f.
  142. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 396–398.
  143. Dokument 054-USSR, abgedruckt in IMT (Hrsg.): Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher… Band XXXIX, fotomech. Nachdr. München 1989, ISBN 3-7735-2528-1, S. 290–332.
  144. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 297–300.
  145. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 304–316.
  146. Whitney R. Harris, Christoph Safferling, Ulrike Seeberger: Tyrannen vor Gericht: Das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, S. 247
  147. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 433 f.
  148. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 320–322.
  149. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 153–157.
  150. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 324–339.
  151. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 149–152.
  152. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 341–344, 357 f. und Fn. 6.
  153. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 345–348.
  154. Whitney R. Harris, Christoph Safferling, Ulrike Seeberger: Tyrannen vor Gericht. 2008, S. 247–253.
  155. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 349–354 und 336 (für Markow und Moskau).
  156. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 163 f.
  157. Laurence Rees: World War Two: Behind Closed Doors: Stalin, the Nazis and the West. BBC Digital, 2012, S. 188.
  158. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 84.
  159. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 219–221.
  160. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 388.
  161. John Neubauer, Borbála Zsuzsanna Török: The exile and return of writers from East-Central Europe: A compendium. Walter de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021773-5, S. 33.
  162. Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1991. 2004, S. 137; George Sanford: Katyn and the Soviet Massacre of 1940. 2005, S. 147; Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 92 und 389 f.
  163. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 387–393.
  164. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 237.
  165. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 217–221.
  166. William L. White: Report on the Russians. Harcourt Brace, New York 1945.
  167. Jean Folkerts: Report on the Russians: The controversy surrounding William Lindsay White’s 1945 Account of Russia. In: American Journalism. Band 32, Ausgabe 3/ 2015, S. 307–328; doi:10.1080/08821127.2015.1064684.
  168. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 364–375.
  169. Amy Waters Yarsinske: An American in the basement: The betrayal of Captain Scott Speicher and the cover-up of his death. Trine Day, Walterville 2013, S. 322.
  170. Whitney R Harris: Tyrannen vor Gericht: Das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, ISBN 3-8305-1593-6, S. 259
  171. Rudolf-Christoph von Gersdorff: Soldat im Untergang. Ullstein, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-550-07349-6, S. 142.
  172. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 377–381.
  173. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 238.
  174. Crister S. und Stephen A. Garrett: Death and politics. 2003, S. 193 f.
  175. Diana West: American betrayal: The secret assault on our nation’s character. St. Martin’s Press, New York 2013, ISBN 0-312-63078-6, S. 215.
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  178. John Earl Haynes, Harvey Klehr: In denial: Historians, communism, and espionage. Encounter Books, San Francisco 2003, ISBN 1-59403-088-X, S. 20.
  179. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 402–408.
  180. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 413 und 419.
  181. Hans Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken. Neuauflage, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-11465-9, S. 73.
  182. Christa Mitterrutzner: Wahrheit und „Auschwitzlüge“. Deuticke, Wien 1995, ISBN 3-216-30124-9, S. 200.
  183. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 423–425.
  184. Tomasz Tokarz: Cisza w służbie cenzury. „Kultura i Historia“. ISSN 1642-9826.
  185. Gilbert-Hanno Gornig: Äußerungsfreiheit und Informationsfreiheit als Menschenrechte. Duncker & Humblot, Berlin 1988, ISBN 3-428-06540-9, S. 753.
  186. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 410 f.
  187. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 182.
  188. Aleksandra Ziolkowska-Boehm: The Polish experience through World War II: A better day has not come. Lexington Books, Lanham 2013, ISBN 978-0-7391-7820-1, S. 114.
  189. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 240.
  190. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 275.
  191. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 192 f.
  192. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 421 f.; Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 245.
  193. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 424–426.
  194. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 427.
  195. M. B. Szonert: Katyn: State-sponsored extermination: Collection of essays. Libra Institute, Cleveland 2012, ISBN 978-1-4771-5580-6, S. 17
  196. Leonard R. Sussman: Power, the Press and the Technology of Freedom. Freedom House, 1989, ISBN 0-932088-39-2, S. 303; Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 245.
  197. Detlev Preuße: Umbruch von unten: Die Selbstbefreiung Mittel- und Osteuropas und das Ende der Sowjetunion. Springer, 2014, ISBN 3-658-04971-5, S. 355; The New York Review of Books: For a Polish-Russian Dialogue: An Open Letter (28. April 1988).
  198. Joanna A. Gorska: Dealing with a juggernaut: Analyzing Poland’s policy toward Russia, 1989–2009. Lexington, Plymouth 2010, ISBN 978-0-7391-4532-6, S. 150
  199. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 427.
  200. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 248 f.
  201. Frank Fox: God’s eye. 1999, S. 1–5 und 31–38.
  202. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 393–400 und 415.
  203. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 417.
  204. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 242–244.
  205. Eugenia Maresch: Katyn 1940. 2010, S. 328.
  206. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 246.
  207. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 428.
  208. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 248.
  209. 300000 Tote im Goldbergwerk: Die Opfer Stalins liegen noch in Rußlands Erde. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1989, S. 200–201 (online 2. Oktober 1989).
  210. Bereits im Sommer 1988 hatte es eine erste, von den Behörden nicht behinderte Reisegruppe nach Katyn gegeben, siehe Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 198; Wojciech Materski: Mord Katyński. Siedemdziesiąt lat drogi do prawdy. Warschau 2010, S. 72.
  211. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 249.
  212. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 205.
  213. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 250 f.
  214. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 201.
  215. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 252.
  216. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 207.
  217. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 431.
  218. Gerd Kaiser: Katyn. 2002, S. 187–196.
  219. Dmitri Wolkogonow: Autopsy for an empire: The seven leaders who built the Soviet regime. Free Press, New York 1999, S. 622.
  220. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 255.
  221. Detlev Preuße: Umbruch von unten. 2014, S. 314.
  222. Michael Parrish: The lesser terror. 1996, S. 65.
  223. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 254–256.
  224. Zaur T. Gasimov: Militär schreibt Geschichte. Instrumentalisierung der Geschichte durch das Militär in der Volksrepublik Polen und in der Sowjetunion 1981–1991. Lit, Münster 2009, ISBN 978-3-643-10001-6, S. 103.
  225. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 215 und 220.
  226. Krzysztof Komorowski, Witold Rawski: Anti-Katyń: Soviet prisoners of war in Poland: Facts and myths. Ministry of National Defense, Military Bureau of Historical Research, Warschau 2006, ISBN 83-919435-9-3.
  227. Alexander Etkind et al.: Remembering Katyn. 2012, S. 9.
  228. Robert Maier: Fedor von Bock und Frau Petrowa. Wie deutsche und russische Schulbuchautoren Wissen und Einstellungen zum Zweiten Weltkrieg vermitteln. In: Horst Möller, Aleksandr Cubar’jan (Hrsg.): Mitteilungen der Gemeinsamen Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen. Band 4. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59080-7, S. 91–94.
  229. Andrei Soldatov, Irina Borogan: The new nobility: The restoration of Russia’s security state and the enduring legacy of the KGB. Public Affairs, New York 2010, ISBN 978-1-58648-802-4, S. 100.
  230. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 437.
  231. Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 224 f.
  232. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 18–21 und 99.
  233. Janusz Zawodny: Death in the forest. 1962, S. 160 f.; referiert bei Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 92.
  234. Donald Rayfield: Stalin und seine Henker. Blessing, München 2004, ISBN 3-89667-181-2, S. 446.
  235. George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. 2005, S. 84–86.
  236. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 259–264.
  237. Krzysztof Ruchniewicz: „Noch ist Polen nicht verloren“. 2007, S. 52.
  238. A. Yu. Yablokov, V. S. Parsadanova, I. S. Yazhborovskaya: Katynskiy sindrom v sovetsko-polskih i rossiysko-polskih otnosheniyah. Rossiyskaya politicheskaya entsiklopediya, 2001, ISBN 5-8243-0197-2, S. 214.
  239. Victor Zaslavsky: Klassensäuberung: Das Massaker von Katyn. 2007, S. 57.
  240. Victor Zaslavsky: Das Massaker von Katyn neu betrachtet. Festrede anlässlich der Hannah-Arendt-Preisverleihung 2008. (PDF, S. 3–4).
  241. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 147.
  242. Claudia Weber: G. Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940. (Rezension für H-Soz-u-Kult, September 2007).
  243. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 23 und 88–91.
  244. Włodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. 2010, S. 197 f.
  245. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 435.
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  248. Joanna A. Gorska: Dealing with a juggernaut: Analyzing Poland’s policy toward Russia, 1989–2009. Lexington, 2012, ISBN 0-7391-4534-7, S. 162
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  254. ECHR, 16. April 2012: Case of Janowiec and others v. Russia (Applications nos. 55508/07 and 29520/09): Judgment.
  255. Die Zeit, 16. April 2012: Menschenrechte Russland wegen Katyn-Massakers verurteilt.
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  259. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 243.
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  262. Margaret Baker: Discovering London statues and monuments. 5. Auflage, Shire, Princes Risborough 2008, ISBN 0-7478-0495-8, S. 206.
  263. Cordula Kalmbach: Das Massaker erinnern. Katyń als lieu de mémoire der polnischen Erinnerungskultur. Peter Lang, Frankfurt am Main 2015, S. 217.
  264. Martin Schaubs: Streitfall Katyn. 2008, S. 29–35. Zum Katyn-Kreuz von 1985 findet sich bei Thomas Urban: Katyn 1940. 2015, S. 202 die abweichende Darstellung, sechs Wochen nach der polnischen Parlamentswahl – also Mitte Juli 1989 – hätten es Unbekannte in Einzelteilen auf dem Friedhof abgelegt.
  265. Rudolf Jaworski: Alte und neue Gedächtnisorte in Osteuropa nach dem Sturz des Kommunismus. In: Thomas Stamm-Kuhlmann, Jürgen Elvert, Birgit Aschmann: Geschichtsbilder: Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag. Franz Steiner, Wiesbaden 2003, ISBN 3-515-08252-2, S. 638 f.
  266. Zdzisław Sawicki (Hrsg.): The Katyn Museum: Division of the Polish Military Museum in Warsaw: Guide. 2004, ISBN 83-8662282-2.
  267. Alexander Etkind et al.: Remembering Katyn. 2012, S. 2.
  268. Cezary Was: Katyn. In: Pim den Boer et al. (Hrsg.): Europäische Erinnerungsorte 2: Das Haus Europa. Oldenbourg, München 2011, S. 479–499, hier S. 485.
  269. Cienciala et al.: Katyn. 2007, S. 353 und S. 536, Fn. 413.
  270. Jürgen Egyptien (Hrsg.): Erinnerung in Text und Bild: Zur Darstellbarkeit von Krieg und Holocaust im literarischen und filmischen Schaffen in Deutschland und Polen. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-05-005722-4, S. 389.
  271. Martin Aust: Polen und Russland im Streit um die Ukraine: Konkurrierende Erinnerungen an die Kriege des 17. Jahrhunderts 1934–2006. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05927-5, S. 278.
  272. Monitor Polski Nr. 87, 2007 (PDF).
  273. Jörg Ganzenmüller, Raphael Utz (Hrsg.): Sowjetische Verbrechen und russische Erinnerung: Orte – Akteure – Deutungen. Walter de Gruyter / Oldenbourg, München 2014, ISBN 3-486-74196-9, S. 302, Fn. 111.
  274. Claudia Weber: Krieg der Täter. 2015, S. 437.
  275. Lars Breuer: Kommunikative Erinnerung in Deutschland und Polen: Täter- und Opferbilder in Gesprächen über den Zweiten Weltkrieg. Springer, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-08320-5, S. 82 f.
  276. „Die Russen müssen das Böse reflektieren.“ Der Präsident von „Memorial“, über die russisch-polnische Erinnerungskultur. NZZ, 22. April 2010.
  277. Joachim von Puttkamer: Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 38). Oldenbourg, München 2010, S. 232.
  278. Stephanie Kowitz-Harms: Die Shoah im Spiegel öffentlicher Konflikte in Polen. Walter de Gruyter, Berlin 2013, S. 161.

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