Altkatholische Kirche in Polen
Die Altkatholische Kirche in der Republik Polen (polnisch Kościół Starokatolicki w Rzeczypospolitej Polskiej) ist eine selbstständige katholische Kirche in Polen.
Altkatholische Kirche in Polen | |
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Basisdaten | |
Fläche: | 312.685 km² |
Leitung: | Leitender Bischof, Synode und Priesterrat |
Leitender Bischof: | Waldemar May |
Generalvikar: | vacat |
Priester: | 1 |
Pfarreien: | 1 |
Mitglieder: | 10 |
Kathedralkirche: | Keine |
Geschichte
Es war das Anliegen von Bischof Franciszek Hodur, dem Leitender Bischof der Polish National Catholic Church (PNCC) in den USA, eine von Rom unabhängige Kirche im polnischen Heimatland zu gründen. Zum Bischof dieser Kirche wurde 1928 in Warschau Władysław Marcin Faron gewählt, der 1930 in Scranton durch Franciszek Hodur die Bischofsweihe empfing. Nachdem es 1932 innerhalb dieser Kirche zum Bruch gekommen war, wurde am 13. April 1947 in Lódź Zygmunt Szypold von den Bischöfen Jakub R.M. Próchniewski, Bartłomiej Przysiecki, Wladysław M. Faron und Thomas Czernohorski-Fehrervary aus Budapest geweiht. Kurz zuvor, am 26. Dezember 1946, hatte Bischof Faron noch um die Aufnahme in die Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen ersucht. Sein Klerus bestand zu jener Zeit nach eigenen Angaben aus neun Priestern und zwei Diakonen. Faron kehrte später in die römisch-katholische Kirche zurück, sein weiteres Schicksal ist unbekannt.[1]
Bischof Szypold führte die Kirche von 1948 bis 1964 und starb am 19. Februar 1964 in Breslau. Nach seinem Tode hat die kommunistische Regierung die Altkatholische Kirche delegalisiert und den Kirchenbesitz der Polnisch-Katholischen Kirche, die sich als legitime Nachfolgerin der von Hodur begründeten Kirche sieht, übereignet.
Die Geistlichen haben jedoch, ungeachtet der Bedrohung der Verfolgung durch die Staatssicherheit, weiter im Untergrund gearbeitet und die Gläubigen betreut. Wegen der politischen Situation war die Wahl eines neuen Bischofs unmöglich. In dieser schwierigen Zeit wurde die Kirche vom Mariavitenbischof Maria Paulus Norbert Maas aus Zittau betreut.
Nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft entschlossen sich die altkatholischen Gläubigen sowie die noch lebenden Geistlichen dazu, die Kirche zu reaktivieren. Im Jahr 1993 fand hierzu in Jelenia Góra/Hirschberg eine Synode statt, welche die Repräsentanten der polnischen Altkatholiken und das neue Oberhaupt wählte. Zum Oberhaupt wurde Pfarrer Wojciech Zdzisław Kolm aus Warschau gewählt, der seine Bischofsweihe im Jahre 1999 vom Vagantenbischof Maria Udo Norbert Szuwart aus Köln erhielt. Von 2006 bis 2016 war Marek Kordzik Leitender Bischof.
Die im Jahre 1976 von der PNCC getrennten, aber weiterhin bestehenden Teile der Kirche unterstellten sich im Jahr 2016 dem geistlichen Primat des Leitenden Bischofs der Altkatholischen Kirche Polens. Bischof Marek Kordzik war somit auch Leitender Bischof der Gemeinden in Weißrussland, Spanien, Rumänien, Italien, Kamerun, Kongo, Ghana, Brasilien, Venezuela und Argentinien. Um diesen Primat auszudrücken, trug er seit 2016 den Titel Erzbischof. Nach dem Tod von Erzbischof Marek Kordzik im Dezember 2016 wählte die Synode im Januar 2017 den Priester Artur Wiecinski zum Administrator. Im März 2017 trat Erzbischof Willian Da Silva zur Polnischen Altkatholischen Kirche über. Auch in Polen ist eine Gemeinde der PNKK in Polen zu den Polnischen Altkatholiken gewechselt. In Neuwedell (Drawno) werden Heilkuren im gemeinsamen Dienst verrichtet. Seit 2016/17 hat die Kirche einen regen Kontakt zum Lazarus-Orden.
Am 22. Juli 2017 erhielt der theologische Autodidakt Artur Robert Wieciński seine Bischofsweihe durch den ehemals leitenden Bischof der altkatholischen Kirche in Polen, Wojciech Zdislaw Kolm und wurde gem. Beschluss der Synode vom 22. Februar 2017 zum leitenden Bischof der Glaubensgemeinschaft mit dem Titel Erzbischof. Artur Robert Wieciński ist mit gerade einmal 26 Jahren zum Zeitpunkt seiner Bischofsweihe der jüngste amtierende Bischof aller christlichen Glaubensgemeinschaften.[2]
Am 29. Juli 2017 gab der Erzbischof der altkatholischen Kirche in Polen, Artur Robert Wieciński eine öffentliche Bekanntmachung heraus, wonach er erklärte, dass entgegen anderen Behauptungen an seiner Bischofsweihe der LGBT-Aktivist Szymon Niemiec, der als Vagantenbischof die nicht anerkannte Glaubensgemeinschaft "Vereinigte ökumenische Kirche" in Polen vertritt, keinen Anteil gehabt habe und dass keine offizielle Zusammenarbeit zwischen den Glaubensgemeinschaften bestehe. In der offiziellen Bekanntmachung zur Bischofsweihe von Artur Robert Wieciński war bekanntgegeben worden, dass die Bischöfe aller christlichen Glaubensgemeinschaften im Sinne eines ökumenischen Dialoges eingeladen sind, die Beteiligung des deutschen Vagantenbischofs Maria Udo Norbert Szuwart aus Köln, Vertreter des Ordens der Mariaviten in Deutschland – Auslandsjurisdiktion war angekündigt, Szuwart blieb den Festlichkeiten aber fern.[3]
Kontroversen und Skandale
Der leitende Bischof Wojciech Zdzislaw Kolm wurde im Jahre 2003 in Hirschberg (Jelenia Gora) wegen des mehrfachen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Jungen festgenommen und zu 6 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Er wurde im Jahre 2006 wegen dieser Delikte durch das Konsistorium der Kirche in Abwesenheit seines Amtes enthoben und exkommuniziert. Im Jahre 2008 wurde er wegen ähnlicher Delikte zu einem weiteren Jahr Freiheitsstrafe verurteilt. Nach seiner Haftentlassung im Jahre 2011 legte er Widerspruch gegen seine Exkommunikation ein, was ihm eine Rückkehr in die Kirchenorganisation ermöglichte.[4]
Am 18. September 2016 kam es zu einem Eklat, nachdem Bischof Marek Kordzik die hochverschuldete, denkmalgeschützte evangelischen Kirche von Aleksandrow in Übereinkunft mit dem Verwalter des Gebäudes, dem aus der römisch-katholischen Kirche exkommunizierten Pfarrer Jacek Stasiak, als seinen Bischofssitz registrieren ließ.[5] Durch die Registrierung des Gebäudes als neuen Hauptsitz der Kirche hätte eine Zwangsversteigerung des Gebäudes abgewendet werden können. Die örtliche Presse deckte den Skandal auf und der polnischen altkatholischen Kirche unter Leitung von Bischof Marek Kordzik wurde das Nutzungsrecht für das Gebäude im Oktober 2016 entzogen.[6][7]
Am 26. Oktober 2016 wurde der Subdiakon Marek N. in Lodz verhaftet, nachdem es in einer von Ihm betriebenen, gewerblichen Obdachlosenunterkunft, die als Einrichtung der Kirche ausgewiesen war, zu mehreren Todesfällen gekommen war. Marek N. ist bereits mehrfach wegen Betruges und Misshandlung von Schutzbefohlenen in verschiedenen Alten- und Pflegeheimen, die er allesamt als Vertreter der Kirche mit Genehmigung des leitenden Bischofs Marek Kordzik betrieben hatte, vorbestraft. Er befindet sich seither in Untersuchungshaft und erwartet seinen Prozess. Marek N. nutzte seine Soutane, um in Krankenhäusern und in sozialen Einrichtungen Kunden für seine Alten- und Pflegeheime zu rekrutieren, bei denen er sich als katholischer Priester ausgab. N. betrieb seine profitablen Pflegeheime, obwohl ihm ein Gericht wegen der Misshandlung von Schutzbefohlenen eine solche Tätigkeit verboten hatte.[8][9][10]
Leitender Bischof
Im Unterschied zur Polnisch-Katholischen Kirche gibt es in der Altkatholischen Kirche Polens einen Leitenden Bischof. Leitende Bischöfe waren:
- Erzbischof Władysław Marcin Faron (1932–1948)
- Erzbischof Zygmunt Szypold (1948–1965)
- Erzbischof Piotr Bogdan Filipowicz (1965–1993)
- Bischof Wojciech Zdzisław Kolm (1993–2006)
- Bischof Marek Kordzik (2006–2016), seit 2016 mit dem Titel Erzbischof, verstorben
- Erzbischof Artur Wiecinski
- Erzbischof Willian Da Silva (inzwischen Polnische Kirche in Brasilien)
Kirchengemeinden
- Altkatholische Kirchengemeinde Warschau
Weblinks
Einzelnachweise
- Adolf Küry: Die Lage der altkatholischen Kirchen. In: Internationale Kirchliche Zeitschrift. Band 38, 1948, S. 103.
- Komunikat Sekretariatu Kurii Biskupiej Kościoła Starokatolickiego w Rzeczypospolitej Polskiej nt. święceń biskupich w dn. 22 lipca 2017 r. Abgerufen am 30. Juli 2017.
- Oświadczenie Zwierzchnika Kościoła Starokatolickiego w Rzeczypospolitej Polskiej. Abgerufen am 30. Juli 2017.
- Piotr Kanikowski: „Ksiądz“ czyhał na chłopców. (polnisch, online [abgerufen am 19. Juli 2017]).
- PLATFORMA-EKUMENIZMU. Abgerufen am 19. Juli 2017 (polnisch).
- „PRZYJACIELE“ PEDOFILAy. Abgerufen am 19. Juli 2017 (polnisch).
- Pedofil na uroczystościach miejskich w Aleksandrowie? In: Narodowa Łódź. (polnisch, [abgerufen am 19. Juli 2017]).
- Ksiądz Marek N. z domu grozy aresztowany. 27. Oktober 2016 (polnisch, [abgerufen am 19. Juli 2017]).
- Fakt.pl: Ten „ksiądz“ gnębił babcie. Cewnikował, więził, okradał… 19. März 2016 (polnisch, fakt.pl [abgerufen am 19. Juli 2017]).
- Dom opieki w Zgierzu. Dlaczego pomoc przyszła za późno? | Oficjalna strona programu UWAGA! TVN. Abgerufen am 19. Juli 2017 (polnisch).