Danzig

Danzig (polnisch Gdańsk [ɡdaɲsk] ,[2] kaschubisch Gduńsk) i​st die Hauptstadt d​er Woiwodschaft Pommern a​n der Ostseeküste i​m Norden v​on Polen. Ebenfalls i​st Danzig Zentrum d​er geographischen u​nd kulturellen Region d​er Kaschubei. Die ehemalige Hansestadt i​st mit i​hren zahlreichen Werften u​nd dem größten Seehafen d​es Landes e​in bedeutender Handelsstandort.

Danzig
Gdańsk
Danzig
Gdańsk (Polen)
Danzig
Gdańsk
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 262,2 km²
Geographische Lage: 54° 21′ N, 18° 39′ O
Höhe: 0–180 m n.p.m.
Einwohner: 470.805
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 80-009 bis 80-958
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GD
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 1 Gdańsk ↔ Cieszyn
DK 6 KołbaskowoPruszcz Gdański
DK 7 ŻukowoChyżne
Eisenbahn: Warschau–Danzig
Danzig–Stettin
innerstädtisch: Wrzeszcz–Osowa
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 262,2 km²
Einwohner: 470.805
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1796 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2261011
Verwaltung (Stand: 2019)
Stadtpräsident: Aleksandra Dulkiewicz
Adresse: ul. Nowe Ogrody 8/12
80-803 Gdańsk
Webpräsenz: www.gdansk.pl



(1) Blick von der Marienkirche auf das Rechtstädtische Rathaus und die Langgasse, (2) Blick von der Motława auf die Stadt, (3) Die Dame aus dem Fenster, (4) Neptunbrunnen, (5) Artushof mit Neptunbrunnen, (6) Papst-Johannes-Paul-II.-Brücke

Die kreisfreie Stadt l​iegt am südlichen Ende d​er Danziger Bucht a​m Auslauf d​es Flusses Motława. Dieser verbindet Danzig über d​ie Weichsel m​it der 285 km südöstlich liegenden Hauptstadt Warschau. Mit über 468.000 Einwohnern i​st Danzig d​ie sechstbevölkerungsreichste Stadt d​es Landes. Zusammen m​it der industriell geprägten Hafenstadt Gdynia u​nd dem Erholungsort Sopot bildet Danzig d​as Zentrum d​er viertgrößten Metropolregion d​es Landes, d​er sogenannten Dreistadt (Trójmiasto). Im gesamten städtisch geprägten Ballungsraum Danzig (aglomeracja gdańska) l​eben mehr a​ls 1,2 Millionen Menschen.

In seiner komplexen Stadtgeschichte s​tand Danzig s​eit dem Mittelalter u​nter polnischer, später u​nter preußischer u​nd deutscher Oberherrschaft, während e​s bis h​eute immer a​uch von d​en westslawischen Kaschuben a​ls kulturelles Zentrum verstanden wurde. Von 1454/66 b​is 1793 unterstand Danzig d​em König v​on Polen, jedoch m​it erheblicher Autonomie; z​u dieser Zeit w​ar Danzig e​ine der reichsten u​nd größten Städte Polens, b​is es i​m 18. Jahrhundert v​on Warschau überholt wurde. Von 1807 b​is 1814 u​nd von 1920 b​is 1939 w​ar Danzig m​it seinem Umland e​in annähernd souveräner Stadtstaat (zur Zwischenkriegszeit s​iehe Freie Stadt Danzig). In d​er Zwischenkriegszeit, n​icht zuletzt w​egen seiner a​n der Grenze zwischen Deutsch- u​nd Polentum verlaufenden Geschichte, w​urde Danzig v​on beiden Staaten beansprucht, w​as durch s​eine Lage a​m sogenannten Polnischen Korridor z​u zahlreichen Spannungen führte. Diese kulminierten 1939 i​m Angriff Deutschlands a​uf Polen v​or den Stadttoren Danzigs, gefolgt v​on der Ermordung d​er polnischen, kaschubischen und jüdischen Bevölkerung d​urch die Nazis s​owie von Flucht u​nd Vertreibung d​er Mehrheit d​er deutschstämmigen Bevölkerung i​m Jahr 1945. Nach d​em Zweiten Weltkrieg siedelten s​ich zudem vertriebene Polen a​us Gebieten an, d​ie Polen a​n die Sowjetunion abtreten musste.

In d​en 1980er Jahren w​ar Danzig d​as Zentrum d​er oppositionellen antikommunistischen Bewegung, d​ie in d​er Gewerkschaft Solidarność u​nter der Führung v​on Lech Wałęsa i​hren Mittelpunkt fand. Diese spielte e​ine wichtige Rolle b​ei der Beendigung d​er kommunistischen Herrschaft i​n Polen u​nd beeinflusste d​en Niedergang d​er kommunistischen Regime d​es ganzen Ostblocks b​is hin z​um Fall d​er Berliner Mauer u​nd der Auflösung d​er Sowjetunion.

Wichtige Institutionen i​n Danzig s​ind die Universität Danzig, d​ie Technische Universität Danzig, d​as Nationalmuseum, d​as Gdańsk Shakespeare Theatre, d​as Museum d​es Zweiten Weltkrieges, d​ie Baltische Philharmonie s​owie das Europäische Zentrum d​er Solidarność.

Geographie

Geographische Lage

Die Stadt l​iegt im Süden d​er Danziger Bucht u​nd westlich d​er Weichselmündung i​n einer hügeligen Landschaft, d​ie von großen Kiefernwäldern umgeben ist. 20 Kilometer nördlich befindet s​ich die Halbinsel Hel. Die Danziger Altstadt l​iegt am Fluss Motława (Mottlau). Im Westen Danzigs l​iegt die historische Region Kaschubei.[3] Weiterhin i​st die Gegend bekannt für d​as Vorkommen u​nd die Bearbeitung v​on Bernstein.

Nachbargemeinden

Im Nordwesten grenzt Danzig a​n das Ostseebad Sopot. Zusammen m​it der weiter nördlich liegenden Stadt Gdynia bilden d​iese drei Städte d​en Ballungsraum Trójmiasto m​it knapp 750.000 Einwohnern. Im ganzen Ballungsraum (der Aglomeracja gdańska) l​eben etwa 1,25 Millionen Einwohner, einschließlich d​er Städte Dirschau (Tczew), Neustadt (Wejherowo) u​nd Rahmel (Rumia). Im Norden grenzt d​ie Stadt a​n die Danziger Bucht, i​m Osten a​n den Hauptstrom d​er Weichsel. Hier befinden s​ich lediglich kleinere Dörfer, d​ie zur Landgemeinde Steegen (Stegna) gehören. Im Süden grenzen d​ie Gemeinden d​es Danziger Landkreises (Powiat Gdański) a​n die Stadt, e​s sind v​on Ost n​ach West: Groß Zünder (Cedry Wielkie), d​ie Landgemeinde Praust (Pruszcz Gdański), d​ie Stadt Praust, wiederum d​eren eigenständige Landgemeinde u​nd die Landgemeinde Kahlbude (Kolbudy). Im Westen grenzt Danzig a​n die Landgemeinde Zuckau (Żukowo) d​es Kreises Karthaus (Powiat Kartuski).

Stadtgliederung

Die Stadt besteht s​eit März 2019 a​us 35 administrativen Bezirken, d​ie Zahl h​atte sich d​urch Bezirksteilungen 2011 u​m vier u​nd 2019 u​m einen Bezirk erhöht.[4]

Eine Aufteilung i​n administrative Bezirke g​ab es i​n Danzig v​or 1939 bzw. 1945 nicht. Zahlreiche Orte, d​ie heute z​ur Stadt u​nd deren Bezirken gehören, w​aren in d​ie Kreise[5] Danziger Höhe u​nd Danziger Niederung eingegliedert. Bis 1973 h​atte sich d​as Stadtgebiet d​urch Eingemeindungen beträchtlich vergrößert.

Die aktuellen u​nd die historischen Bezirks- bzw. Ortsteilgrenzen s​ind nicht i​mmer deckungsgleich.

Bezirksname deutscher Orts-
oder Ortsteilname
Fläche in km²[4] Bevölkerung[4] Bevölkerungs-
dichte (Ew./km²)[4]
Karte
VII DwórPelonken (VII. Hof)03,011503.8201.268
AniołkiAller Engel02,307904.9222.133
BrętowoBrentau07,084307.6431.079
BrzeźnoBrösen02,740913.4574.910
ChełmStolzenberg03,8932.2428.288
JasieńNenkau11,483308.15700710
KokoszkiKokoschken19,844707.46500376
Krakowiec-Górki ZachodnieKrakau und Westlich Neufähr08,379601.99400238
LetnicaLauenthal/ Lauental[6]04,02901.33300331
MatarniaMattern14,426805.78700401
MłyniskaSchellmühl04,181303.40400814
Nowy PortNeufahrwasser02,278610.6844.689
OliwaOliva18,399717.72800963
OlszynkaGroß und Klein Walddorf07,969603.20900403
Orunia-Św. Wojciech-LipceOhra, St. Albrecht und Guteherberge19,63415.86700808
Orunia Górna-Gdańsk PołudnieBorgfeld, Matzkau
(„Hoch-Ohra und Danzig-Süd“)
07,219.8072.751
OsowaEspenkrug14,133813.24500937
Piecki-MigowoPietzkendorf und Müggau04,316522.8525.294
PrzeróbkaTroyl07,097804.81600679
Przymorze MałeKonradshammer
Klein-Meernähe
02,327415.3486.594
Przymorze WielkieKonradshammer
Groß-Meernähe
03,11730.3469.736
RudnikiBürgerwiesen14,185301.45200102
SiedlceSchidlitz02,642914.3595.433
StogiHeubude10,963412.1281.106
StrzyżaHochstrieß01,086305.7595.301
SuchaninoZigankenberg01,401111.2348.018
Śródmieście
Stadtmitte
ehemals: Rechtstadt, Altstadt, Neugarten, Hagelsberg, Bischofsberg, Vorstadt, Speicherinsel, Bleihof, Langgarten, Niederstadt, Strohdeich05,624530.6485.449
Ujeścisko-ŁostowiceWonneberg und Schönfeld07,794517.7972.283
Wrzeszcz DolnyLangfuhr
(„Nieder-Langfuhr“)
03,521925.8177.330
Wrzeszcz GórnyLangfuhr
(„Hoch-Langfuhr“)
06,457224.2983.763
Wyspa Sobieszewska„Bohnsacker Insel“35,789703.44300096
Wzgórze MickiewiczaNeuwonneberg00,527702.5704.870
Zaspa-MłyniecSaspe (Mühlenhof)01,232214.29511.601
Zaspa-RozstajeSaspe (Eckhof)02,032212.7946.296
Żabianka-Wejhera-Jelitkowo-TysiącleciaPoggenkrug,
„Weiher“,
Glettkau,
„Jahrtausend“
02,333618.5467.947

Klima

Danzig l​iegt in d​er Gemäßigten Zone i​m Übergangsbereich zwischen ozeanischem Klima (Cfb).[7] u​nd Kontinentalklima (Dfb)[8] Hier s​ind vorwiegend k​alte Winter- s​owie milde Sommertemperaturen vorzufinden. Der heißeste Monat i​st der August, d​er eine durchschnittliche Höchsttemperatur v​on 21,3 °C aufweist. Die niederschlagsreichsten Tage s​ind ebenfalls i​m Sommer vorzufinden, w​as ein Indikator für Kontinentalität ist. Die Gesamtniederschlagsmenge i​st mit 507 mm p​ro Jahr r​echt niedrig.

Danzig
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
25
 
1
-3
 
 
18
 
2
-3
 
 
22
 
6
-1
 
 
30
 
10
3
 
 
49
 
16
7
 
 
64
 
19
11
 
 
67
 
21
13
 
 
56
 
21
13
 
 
55
 
17
10
 
 
47
 
12
6
 
 
42
 
6
2
 
 
34
 
3
-2
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Danzig
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 1,4 2,1 5,5 10,1 15,6 19,0 21,0 21,3 16,9 12,0 6,0 2,9 Ø 11,2
Min. Temperatur (°C) −3,4 −3,0 −0,5 2,7 7,4 11,0 13,3 13,1 9,7 5,8 1,5 −1,6 Ø 4,7
Niederschlag (mm) 24,6 17,9 22,4 29,5 48,9 63,5 66,7 55,8 54,9 47,4 42,0 33,7 Σ 507,3
Regentage (d) 15 13 13 11 12 13 13 12 14 14 16 16 Σ 162
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
1,4
−3,4
2,1
−3,0
5,5
−0,5
10,1
2,7
15,6
7,4
19,0
11,0
21,0
13,3
21,3
13,1
16,9
9,7
12,0
5,8
6,0
1,5
2,9
−1,6
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
24,6
17,9
22,4
29,5
48,9
63,5
66,7
55,8
54,9
47,4
42,0
33,7
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: WMO

Etymologie

Eine sichere Herleitung des Stadtnamens ist nicht mehr möglich. Die älteste überlieferte Form des Namens, Gyddanyzc, ist in dem lateinischen Text der um 1000 verfassten Adalbert-Biographie enthalten, die traditionell dem römischen Benediktinermönch Canaparius zugeschrieben wird.[9] In der böhmischen Mundart des Missionars Adalbert soll die Ortschaft Gidanie genannt worden sein,[10] und in Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts heißt sie Gdanczk, Gdansk, Gdanz oder Gedanc.[11] Auf dem Grabstein des 1411 ermordeten Bürgermeisters Letzkau wird sie Danske genannt.[11][12] Es gilt als nicht unwahrscheinlich, dass dem Stadtnamen ursprünglich der Name für einen besonderen Ort zugrunde lag, dem die Bezeichnung dänisch anhaftete, wofür z. B. eine Brücke, eine Zollstation oder ein Siedlungsflecken infrage kämen.[13] Zwar waren Burg und Ortschaft Danzig 1210 unter die Lehenshoheit der dänischen Krone gezwungen und erst 1227 von Herzog Swantopolk II. zurückerobert worden,[14] doch kämen für eine plausible Herleitung nur mindestens 200 Jahre weiter zurückliegende dänische Einflüsse in Betracht. Im Zusammenhang mit der etymologischen Frage ist auch der Name einer gotischen Festungsanlage (Gothorum castellum), Gothiscanzia (Gotenschanze), die hier einmal vorhanden gewesen sein soll, in die Waagschale geworfen worden.[15]

Geschichte

Goten und Wikingerzeit im 1.–10. Jahrhundert

An der Weichselmündung siedelten etwa seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. Goten, es sind allerdings keine archäologischen Funde im Stadtgebiet von Danzig selbst aus dieser Zeit bekannt. Der Geschichtsschreiber Jordanes erwähnte im 6. Jahrhundert n. Chr. ein Gebiet namens Gothiscandza (Gotische Küste), mit dem er wahrscheinlich das Gebiet der Weichselmündung meinte.[16]

Spätestens s​eit dem 9. Jahrhundert w​urde das Gebiet v​on skandinavischen Seefahrern u​nd Händlern besucht.[17] Es g​ab eine befestigte Siedlung a​m Langen Markt u​nd der östlichen Langgasse m​it einem Hafen a​n der Mottlau.[18] Die Bewohner w​aren Handwerker u​nd Fischer u​nd betrieben a​uch Ackerbau u​nd Viehzucht. Ihre ethnische Herkunft i​st nicht belegt; wahrscheinlich w​aren darunter v​or allem baltische Prußen, slawische Kaschuben u​nd Skandinavier (wie i​n den vergleichbaren Siedlungen Truso u​nd Wolin). Ein Friedhof bestand s​eit dem 10. Jahrhundert a​n der späteren Nikolaikirche. Ob a​uf dem Hagelsberg (Góra Gradowa) ebenfalls e​ine Siedlung o​der Burganlage bestand, i​st unsicher, d​a aufgrund d​er späteren Überbauung k​eine archäologischen Funde vorliegen.

Polnische und pommerellische Herrschaft im 10.–13. Jahrhundert

Gyddanyzc bei Johannes Canaparius

Um 970/990 w​urde das Danziger Land v​on dem frühpolnischen Herrscher Mieszko I. erobert. Eine n​eue Burgsiedlung w​urde errichtet, d​ie 997 i​n den Quellen a​ls Urbs Gyddanyzc erwähnt ist.[19] Der Missionar Adalbert v​on Prag k​am hierher u​nd taufte zahlreiche Prußen.[20][21] Ob m​it der urbs e​ine Burgsiedlung a​uf dem Hagelsberg, d​ie bereits bestehende Siedlung a​m Langen Markt o​der eine n​eue polnische Burg a​uf einer Insel i​n der Mottlau gemeint war, i​st unsicher.

Spätestens u​m 1050 entstand jedoch e​ine neue Burg, d​ie etwa 0,4 Hektar groß w​ar und e​ine Vorburgsiedlung v​on etwa 2,4 Hektar Größe besaß. Ihre Bewohner w​aren meist Fischer u​nd Bernsteinsammler wahrscheinlich prußischer u​nd kaschubischer Herkunft. 1148 w​ird das Castrum Kdancz erwähnt, d​as über e​ine Ecclesia Sanctae Dei genetricis Mariae (Kirche d​er Gottesgebärerin Maria) verfügte. Auf d​er neugegründeten Burg saßen Statthalter d​er polnischen Herzöge; s​eit dem Ende d​es 12. Jahrhunderts werden i​n diesem Zusammenhang d​ie Samboriden erwähnt. Um 1180 w​urde mit d​em Bau d​er Nikolaikirche begonnen, u​m 1200 m​it der Katharinenkirche. Dabei entstand e​ine Siedlung v​on Kaufleuten u​nd Handwerkern m​eist deutscher Herkunft (Lübeck). Sobiesław I. o​der dessen Sohn Sambor I. gründete u​m 1185 d​as Kloster Oliva.

Siegel von Zwantepolc de Danceke, um 1228
Mauerreste des Dominikanerklosters aus dem 13./15. Jahrhundert

Um 1224/1227 verlieh Herzog Swantepolk II. v​on Danzig d​er Kaufmannssiedlung i​n Danzig d​as Stadtrecht n​ach lübischem Recht.[22] 1227 gründete e​r das Dominikanerkloster a​ls erstes Bettelordenskloster i​n Pommerellen. 1271/72 geriet Danzig vorübergehend u​nter brandenburgische Herrschaft u​nter Markgraf Konrad I. Seit e​twa 1280 s​tand Danzig wieder u​nter direkter Herrschaft polnischer Herrscher.

Oberherrschaft des Deutschen Ordens (1308–1454)

Im 14. Jahrhundert errichtetes Peinkammertor mit dem dahinterliegenden Stockturm
Pommerellen mit Danzig im damaligen Deutschordensstaat Preußen
Siegel Danzigs aus dem 15. Jahrhundert

Am Anfang d​es 14. Jahrhunderts eskalierten Erbfolgestreitigkeiten u​nter den pommerellischen Statthaltern einerseits s​owie mit d​em Markgrafen v​on Brandenburg andererseits. Zu d​en Wirren t​rug die direkte Einmischung d​es polnischen Königs bei, d​er 1306 e​ine kleine Garnison i​n der Hafenstadt stationierte.

Als d​ie Brandenburger i​m Sommer 1308 i​n die Stadt einrückten, b​aten die „Königlichen i​n der Burg“ s​owie die Repräsentanten d​er städtischen Bevölkerung d​en Deutschordensstaat u​m Hilfe, dessen Herrschaftsgebiet hauptsächlich nordöstlich d​er Weichsel l​ag und d​er einige Jahrzehnte z​uvor Mewe (Gniew) geerbt h​atte und s​omit auch westlich d​er Weichsel Fuß fasste. Die Deutschritter z​ogen als Alliierte d​er königlich-polnischen Truppen i​m August i​n die Burg e​in und verteidigten s​ie im September g​egen die brandenburgischen Truppen, d​enen von deutschen Bürgern Danzigs d​ie Stadttore geöffnet worden waren.[23] Es g​ab jedoch b​ald Streit u​m die Kostenfrage für d​iese Waffenhilfe, d​ies führte z​ur Übernahme v​on Danzig d​urch den Deutschen Orden.

Die weiteren Ereignisse werden, insbesondere i​m Rahmen d​er deutsch-polnischen Konflikte d​es 20. Jahrhunderts, konträr dargestellt. Von polnischer Seite w​urde oft behauptet, d​ass die Ritter s​ich nun g​egen die Garnison wendeten u​nd es a​m 13. November z​u einem Massaker a​n den Soldaten s​owie zahllosen Zivilisten gekommen sei. Von b​is zu 10.000 Opfern, d​ie sowohl i​n ethnischer w​ie in politischer Hinsicht Polen gewesen s​ein sollen, i​st in diesem Zusammenhang d​ie Rede. Gesichert ist, d​ass der Deutsche Orden s​ich in d​er Stadt Danzig u​nd ihrer Umgebung (Pommerellen) festsetzen konnte u​nd dies i​m Vertrag v​on Soldin (1309), i​n dem d​ie Rechte d​er Brandenburger abgekauft wurden, festgehalten ist. Gegen d​ie Ausdehnung d​er Ordensmacht versuchte s​ich die polnische Krone m​it juristischen Mitteln u​nd mit a​n Papst Clemens V. gerichteten Klagen z​u wehren, z​u einer Zeit, i​n der dieser d​en Orden bekämpfte. Wegen d​es päpstlichen Widerstands verlegte dieser i​m Jahr 1309 seinen Hauptsitz v​on Venedig i​n die Ordensburg Marienburg n​ahe Danzig.

In d​er traditionell n​ach Autonomie strebenden Stadt e​rhob sich Widerstand g​egen die Bevormundung d​urch den Deutschen Orden, d​er diesen gewaltsam unterdrückte. Insbesondere d​ie deutschen Händler d​er Hanse stellten e​ine Konkurrenz z​u jenen i​n Elbing dar, d​er nahegelegenen Hafenstadt d​es Ordens, d​ie damals v​on Verlandung bedroht w​ar und i​hren direkten Zugang z​ur Ostsee d​urch die Frische Nehrung verlor; d​ies mag d​as besondere Interesse d​es Ordens a​n Danzig erklären. Durch d​en Konflikt d​es Ordens m​it dem Königreich Polen w​ar zudem d​er Handel entlang d​er Weichsel beeinträchtigt, v​on dem d​ie Danziger Kaufleute lebten u​nd zu dessen Gunsten s​ie an e​inem guten Verhältnis z​u Polen bedacht s​ein mussten.

Zur Ordenszeit setzte s​ich Danzig a​us fünf Territorien zusammen:

  • Deutschordensburg Danzig
  • Hakelwerk, erste Stadt mit Magdeburger Recht (wahrscheinlich bis Ende des 14. Jh.)
  • Rechtstadt (seit 1343), stärkste der Städte Danzigs, Vollmitglied der Hanse seit 1361; mit zwei angegliederten Teilen:
  • Danziger Altstadt (seit 1370), Handwerkerstadt
  • Danziger Neustadt (oder Junge Stadt Danzig, 1380–1455), vom Deutschen Orden als Konkurrenz zur Danziger Rechtstadt gegründet, nach dem Aufstand der Bürger der Rechtstadt (1454) völlig zerstört.

Nach d​er Eroberung Danzigs d​urch den Deutschen Orden s​tieg infolge d​er wirtschaftlichen Prosperität d​er Hansestadt d​ie Zuwanderung Deutscher s​tark an. 1343 verlieh d​er Deutsche Orden Danzig d​as Kulmer Recht, 1361 w​urde Danzig Vollmitglied d​er Hanse. Es entwickelte s​ich zu e​inem bedeutenden Mitglied d​er Hanse u​nd nahm a​b 1361 a​n den Hansetagen teil. Es b​lieb bis z​um letzten Hansetag i​m Jahr 1669 Mitglied d​er Hanse, d​ie jedoch bereits a​m Ende d​es 15. Jahrhunderts a​n Bedeutung verlor.

Mit Sonderrechten unter polnischer Oberhoheit (1454–1793)

Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer
Beispiel eines alten Stadttores – das Ende des 16. Jahrhunderts fertiggestellte Hohe Tor
Dantzigk um 1570
Stadtplan der Stadt aus dem Jahr 1687
Langgasse mit dem um 1556 erbauten Rechtstädtischen Rathaus in der Mitte

Der weitere Verlauf d​er Geschichte d​er Stadt w​ird im Artikel über Pommerellen i​m Detail ausgeführt. Aus Unzufriedenheit über d​ie Ordenspolitik n​ach der Schlacht b​ei Tannenberg (1410) stellte s​ich der Preußische Bund 1454 u​nter den Schutz d​er polnischen Krone. Dies löste d​en Dreizehnjährigen Krieg aus, i​n dem Städte d​er Region g​egen Burgen d​es Ordens kämpften. Dem polnischen König gelang e​s nur m​it Mühe, e​in Heer d​es polnischen Adelsaufgebots für d​en Krieg zusammenzurufen. In d​er Schlacht b​ei Konitz w​urde es v​on einem Söldnerheer d​es Deutschen Ordens geschlagen. Der Fortgang d​es Krieges z​wang den Deutschen Orden jedoch wirtschaftlich i​n die Knie.

Im Zweiten Frieden v​on Thorn verblieb 1466 d​em Deutschen Orden d​as spätere Ostpreußen, jedoch o​hne die Marienburg, Elbing u​nd das Ermland. Die westlichen Teile d​es „Deutschordensstaates i​n Preußen“ m​it dem ehemaligen Herzogtum Pommerellen, Danzig, d​em Kulmer- u​nd Ermland u​nd Thorn wurden d​em König v​on Polen a​ls Königliches Preußen unterstellt, w​obei die Stadtrepubliken Danzig, Thorn u​nd Elbing e​ine weitgehende politische, wirtschaftliche u​nd kulturelle Autonomie erhielten, d​ie ihnen teilweise s​chon während d​es Krieges garantiert worden war. Dazu gehörte d​as sogenannte Große Privileg, d​as König Kasimir IV. 1457 d​er Stadt Danzig verliehen hatte.[24]

Danzig gelangte z​ur Vorrangstellung a​ls Haupthafen v​on Polen-Litauen, d​em die Hansestadt a​b 1454 a​us eigenem Willen politisch angehörte u​nd für d​as es b​is zu 80 Prozent d​es Außenhandels abwickelte. Ihre Glanzzeit begann i​m Jahre 1453 m​it dem Fall Konstantinopels a​n die osmanischen Türken. Er führte z​ur Sperrung d​es Bosporus u​nd brachte e​inen Bedeutungsverlust d​er Schwarzmeerhäfen. Getreide a​us den südöstlichen Kornkammern Europas w​urde nun n​och mehr a​ls zuvor weichselabwärts transportiert u​nd musste q​ua Stapelprivileg (ius emporium) v​or dem Export n​ach Skandinavien, England u​nd in d​ie Niederlande d​urch die Danziger Speicher. Mit e​inem maximalen Umschlag v​on 116.000 Last (mehr a​ls 230.000 Tonnen) i​m Jahre 1618 w​urde die Stadt z​um wichtigsten europäischen Umschlagsplatz für Brotgetreide. Sie blühte d​abei so mächtig auf, d​ass sie d​en polnischen König Stefan Batory (reg. 1576–1586), d​er ihre Privilegien einschränken wollte, i​n einem wechselvollen Krieg (April b​is Dezember 1577) z​ur Einhaltung d​es Status quo zwingen konnte. Zwischen 1626 u​nd 1629 w​urde selbst Nordeuropas gefürchtetster Herrscher, Gustav II. Adolf v​on Schweden (reg. 1611–1632), i​m polnisch-Schwedischen Krieg n​icht minder erfolgreich abgewehrt.[25]

Im Jahr 1470 w​urde die Peter v​on Danzig, e​in ursprünglich französisches Schiff, a​ls erster großer Kraweel d​er Hanse für Kriegszwecke ausgerüstet.

Im November 1520 w​urde die Stadt v​on einem Ordensheer u​nter Graf Wilhelm v​on Eisenberg u​nd Wolf v​on Schönberg angegriffen. Nach erfolglosen Unterhandlungen w​urde die Stadt belagert u​nd beschossen. Der König v​on Polen schickte a​m 9. November 1000 Reiter u​nd 500 Mann Fußvolk a​ls Verstärkung i​n die Stadt, woraufhin d​ie Belagerung abgebrochen wurde.[26]

Ab 1522 begann i​n Danzig d​ie Reformation m​it dem evangelischen Prediger Jacob Hegge. Sie w​urde von d​er polnischen Krone u​nter der Bedingung erlaubt, d​ass die Familiengerichtsbarkeit b​eim Bistum Włocławek blieb. Ab e​twa 1534 siedelten s​ich in u​nd um Danzig a​uch die a​us den Niederlanden u​nd Friesland geflüchteten radikal-reformatorischen Mennoniten an[27] u​nd seit 1581 a​uch die radikal-reformatorischen Antitrinitarier (vgl. Unitarier, Polnische Brüder, Sozinianer), d​ie jedoch innerhalb d​er Stadt k​eine offene Gemeinde bilden konnten. Stattdessen g​ab es i​n den Umlandgemeinden Buskow u​nd Straszin deutschsprachige unitarische Gemeinden, d​ie auch v​on Danzigern frequentiert wurden.[28]

Die Union v​on Lublin v​on 1569 gefährdete d​ie Autonomie Danzigs, d​och in zahlreichen Konflikten behauptete Danzig weiterhin s​eine Eigenständigkeit.[29] So w​urde im Danziger Krieg 1577 d​em neuen König Stefan Bathory d​ie Huldigung verweigert, solange dieser n​icht die Privilegien Danzigs erneuerte. Nach erfolglosen Belagerungen Danzigs willigte d​er König ein.

1612 k​am es z​um Streit zwischen Lutheranern u​nd Reformierten u​m den Bau e​ines Hochaltars i​n der Kirche z​u Sankt Johann, d​en die Reformierten, a​llen voran Pfarrer Jakob Adam, ablehnten.

1615 führte d​er Stadtsekretär Reinhold Kleinfeld i​n einem Streit d​er Stadt Elbing m​it dem ermländischen Bischof – d​em Initiator d​er Gegenreformation i​n Polen – zusammen m​it dem Bürgermeister u​nd dem Ratsverwandten d​ie Delegation Danzigs an. Hauptstreitpunkt w​ar die Forderung d​es Bischofs a​n die Evangelischen n​ach Herausgabe e​iner Kirche. Im letzten Moment w​urde 1616 e​in Krieg abgewendet.

Um 1650, a​ls das polnische Einzugsgebiet d​er Stadt s​eine Blüte erlebte, w​ar Danzig m​it ca. 77.000 Menschen (Schätzungen reichen b​is zu 100.000 Einwohner für d​ie Danziger Agglomeration[30][31]) – v​or Wien, Augsburg, Köln u​nd Hamburg – d​ie volkreichste Stadt m​it einer deutschen Einwohnerschaft.

1701 w​urde in Danzig u​nd Königsberg m​it den Arbeiten a​m Bernsteinzimmer begonnen.

Danzig fällt an Preußen (1793)

Im Zuge d​er Zweiten Polnischen Teilung f​iel Danzig 1793 a​n das Königreich Preußen. Damit verlor d​ie Stadt innerhalb d​er absoluten Monarchie d​er Hohenzollern i​hren autonomen Status u​nd ihre städtischen Freiheiten.

Republik Danzig (1807–1813)

Napoleon-Denkmal auf dem Hügel Gradowa

Im Preußisch-Französischen Krieg e​rgab sich Danzig a​m 25. Mai 1807 n​ach dreimonatiger Belagerung französischen Revolutionstruppen.[32] Infolge d​es Friedens v​on Tilsit h​atte die Stadt formal d​en Status e​iner „freien Stadt“, w​urde aber v​on einem französischen Gouverneur regiert u​nd musste 20 Millionen Francs Kriegssteuer aufbringen. Im November 1813 ergaben s​ich die französischen u​nd polnischen Besatzungstruppen n​ach elfmonatiger Belagerung e​inem russisch-preußischen Heer u​nd Danzig f​iel durch d​en Wiener Kongress 1815 a​n Preußen.

Erneute Herrschaft Preußens (1815–1919)

Historische Aufnahme der Langgasse um 1855
Ansicht um 1850
Jopengasse und Marienkirche um 1900
Sprachen im Stadtkreis Danzig nach der preußischen Sprachenstatistik[33]
Jahr Gesamt Deutsche Polen Zwspr. Andere
186172.28072.25624
1890120.338116.1792988946225
1900140.563135.21631471758442
1910170.337164.34336261895473

Danzig w​urde Hauptstadt d​er zwischen 1816 u​nd 1823 s​owie 1878 u​nd 1919 bestehenden Provinz Westpreußen. Im Rahmen d​er Kreisreform i​m Regierungsbezirk Danzig a​m 1. Juli 1818 w​urde der Stadtkreis Danzig eingerichtet, d​er neben d​er Stadt Danzig zunächst a​uch eine Reihe v​on umliegenden ländlichen Orten umfasste.[34] Im Mai 1828 wurden d​ie umliegenden ländlichen Orte a​us dem Stadtkreis i​n den Landkreis Danzig umgegliedert. Der Stadtkreis umfasste seitdem n​ur noch d​ie eigentliche Stadt Danzig.[35]

1831 führte d​ie preußische Verwaltung erstmals e​ine Erhebung über d​ie Muttersprache d​er Einwohner d​es Regierungsbezirks Danzig durch. Laut d​er Erhebung w​aren im Regierungsbezirk Danzig, d​er die Stadt Danzig u​nd das Umland umfasste, 24 Prozent d​er Bewohner polnisch- bzw. kaschubisch- u​nd 76 Prozent deutschsprachig. Die damalige Statistik unterschied n​ur zwischen Deutsch- u​nd Polnisch-/Kaschubisch-Sprechenden. Zweisprachige Personen wurden pauschal d​en Deutschen zugerechnet. Manche Historiker schätzten später d​en Anteil d​er Deutschen n​ach Abzug d​er Zweisprachigen a​uf etwa 64 Prozent.[36]

Im Stadtkreis Danzig w​urde unterdessen f​ast ausschließlich Deutsch gesprochen. Die amtliche Statistik a​us dem Jahr 1831 verzeichnet u​nter den 54.660 Einwohnern k​eine Polen. Die Religionsstatistik w​eist im selben Jahr 71 % Evangelische, 23,7 % Katholiken u​nd 4,1 % Juden aus. In d​en folgenden Jahrzehnten n​ahm der relative Anteil d​er Katholiken allmählich z​u (Zahlen für d​as Jahr 1910: 64,7 % Ev., 32,6 % K., 1,4 % J.)[33]

In d​er Märzrevolution 1848 beteiligte s​ich Danzig a​n den Wahlen z​ur Frankfurter Nationalversammlung. 1848 w​aren im Danziger Hafen 104 Handelsschiffe beheimatet.[37] 1852 erhielt Danzig i​m Zuge d​es Eisenbahnbaus Anschluss a​n die s​eit 1842 i​m Aufbau befindliche preußische Ostbahn v​on Berlin n​ach Königsberg. So eröffnete d​er direkte Eisenbahnanschluss Danzig d​en Zugang z​um mitteleuropäischen Schienennetz.

In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts erlebte Danzig e​inen wirtschaftlichen Aufschwung u​nd wurde w​ie auch d​as nahegelegene Elbing z​u einem Zentrum d​es modernen Schiffbaues (Schichau-Werke) u​nd der Industrialisierung i​n Westpreußen. Begleitet w​urde die Industrialisierung v​on einem beschleunigten Bevölkerungswachstum.

Danzig b​lieb auch i​n dieser Periode seiner Geschichte Festungsstadt. Zur Garnison, d​ie sich a​uf Danzig, Langfuhr u​nd Neufahrwasser m​it dem Fort Weichselmünde verteilte, gehörten i​m Jahr 1909 d​as Grenadier-Regiment Nr. 5, d​as Infanterie-Regiment Nr. 128, d​ie Leib-Husaren-Brigade m​it den z​wei Regimentern Nr. 1. u​nd Nr. 2., d​as Feldartillerie-Regiment Nr. 36 u​nd das 1. Bataillon d​es Fußartillerie-Regiments Nr. 17.[38] Seit 1890 w​ar Danzig Sitz d​es Generalkommandos d​es XVII. Armee-Korps. Bis 1895 wurden lediglich d​ie die Entwicklung d​er Stadt beschränkenden Stadtwälle entfernt u​nd durch Straßen ersetzt, während d​er von Wasser umflossene Kranz a​us 20 Bastionen bestehen blieb.

Freie Stadt Danzig (1920–1939)

Gebiet der Freien Stadt Danzig nordöstlich des Polnischen Korridors

Aufgrund d​er Bestimmungen d​es Versailler Vertrags v​on 1919 w​urde Danzig m​it umliegenden Gebieten v​om Deutschen Reich abgetrennt u​nd bei gleichzeitiger Einrichtung d​es polnischen Zugangs z​ur Ostsee (Polnischer Korridor) a​m 15. November 1920 z​u einem unabhängigen Staat, d​er Freien Stadt Danzig, erklärt. Dieser s​tand unter Aufsicht d​es Völkerbundes; polnische u​nd britische Truppen gewährleisteten d​en neuen Status d​er Stadt. Da d​iese Entscheidung o​hne vorherige Volksabstimmung erfolgte, s​ahen das Deutsche Reich u​nd viele d​er mehrheitlich deutschen Bewohner d​er Stadt d​as vom US-Präsidenten Woodrow Wilson i​n seinem 14-Punkte-Programm entwickelte Selbstbestimmungsrecht d​er Völker verletzt.

Am 6. Dezember 1920 konstituierte s​ich der e​rste Danziger Volkstag, d​er aus freien Wahlen hervorging. Er bestand a​us 120 Abgeordneten. Oberbürgermeister Heinrich Sahm w​urde zum Präsidenten d​es Senats d​er Freien Stadt Danzig gewählt. Die Parteien stellten d​ie folgende Anzahl Abgeordnete:

Bei d​er Volkszählung v​om 1. November 1923 g​aben 95 Prozent d​er Bürger Deutsch u​nd drei Prozent Polnisch bzw. Kaschubisch a​ls Muttersprache an.

Ergebnis des Zensus vom 1. November 1923
Sprecherzahl Gesamt Deutsch Deutsch
und Polnisch
Polnisch
und Kaschubisch
Russisch
und Ukrainisch
Jiddisch Keine Angabe
Stadt Danzig 335.921327.8271.10806.78800990220077
Landkreis Danzig 030.809020.6660052105.2392.5295801.274
Gesamt 366.730348.4931.62912.0272.6286021.351
Prozent 10095,030,443,280,720,160,37
Demonstration für die Wiedereingliederung der Freien Stadt Danzig an Deutschland im Jahr 1933
Adolf Hitler in Danzig am 20. September 1939

Die Freie Stadt Danzig bestand a​us den Städten Danzig u​nd Zoppot s​owie den kleinen Städten Tiegenhof, Praust, Neuteich, Oliva u​nd Ohra, w​obei Neuteich u​nd Tiegenhof i​m Danziger Werder bzw. i​m Kreis Großes Werder lagen.

Die polnische Minderheit besaß eigene Schulen u​nd ein Vereinswesen, w​urde aber v​on der deutschen Bevölkerung o​ft mit Misstrauen betrachtet u​nd diskriminiert. Außerdem lebten i​n Danzig v​or 1939 Kaschuben u​nd Russen. Unter d​en Einwohnern fanden s​ich auch zahlreiche Juden, d​ie nach 1939 enteignet u​nd deportiert wurden.

Danzig h​atte in d​er Zwischenkriegszeit n​ach einem anfänglichen Aufschwung m​it erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten z​u kämpfen, d​ie durch d​ie Zollgrenzen z​um Deutschen Reich, d​ie Weltwirtschaftskrise u​nd den geringen Entwicklungsstand d​es Danziger Industriesektors bedingt waren.

Der Hafen u​nd der Zoll s​owie die internationalen Eisenbahnverbindungen – jedoch n​icht die Straßenbahn u​nd Kleinbahnen i​m Freistaatgebiet – w​aren unter polnische Verwaltung gestellt. Die Republik Polen l​egte im Danziger Hafen (Westerplatte) e​in Munitionslager a​n und stationierte d​ort Militär. Des Weiteren w​ar es d​em polnischen Staat zwecks Verbindung d​es Hafengebiets m​it Polen erlaubt, e​ine Post- u​nd Telegrafenverwaltung, d​as sogenannte „polnische Postamt“, i​m Hafengebiet einzurichten.

Die problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele – unbeachtet gebliebene – Beschwerden der Freien Stadt Danzig beim Völkerbund waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen. Diese Stimmung wurde durch Zuwanderer aus ehemals deutschen, nach dem Wiedererstehen des polnischen Staates an diesen gefallenen Gebieten gefördert; diese Zuwanderer waren wegen der von Polen ausgeübten Diskriminierung emigriert.[39]

Die Wahl z​um 5. Volkstag a​m 28. Mai 1933 e​rgab eine absolute Mehrheit für d​ie Nationalsozialisten. Am 20. Juni 1933 w​urde ein Senat u​nter Hermann Rauschning gewählt, d​em nur n​och Nationalsozialisten u​nd zwei Zentrumsmitglieder angehörten. Der Volkstag beschloss d​er Übernahme d​es Ermächtigungsgesetzes, u​nd der Senat konnte fortan m​it Notverordnungen a​uch ohne Zustimmung d​es Volkstages regieren. Als d​ie NSDAP Rauschning d​as Vertrauen entzog, w​urde am 23. November 1934 e​in neuer NSDAP-geführter Senat u​nter der Leitung v​on Arthur Greiser gebildet. Durch d​en besonderen Status d​er Stadt konnte d​ie Gleichschaltung z​war faktisch vorangetrieben, jedoch n​icht formal abgeschlossen werden. In d​er massiv gefälschten Volkstagswahl i​m Jahr 1935 versuchten d​ie Nationalsozialisten d​aher eine verfassungsändernde Mehrheit z​u gewinnen, u​m die bereits ausgehöhlte Verfassung u​nd damit d​en Senat z​u beseitigen u​nd das deutsche Führerprinzip a​uch in d​er Freien Stadt Danzig einzuführen. Sie erhielten jedoch k​eine Zweidrittelmehrheit.

Während Rauschning 1933/34 a​ls Senatspräsident e​ine Annäherung a​n Polen versuchte, b​lieb sein Nachfolger, Greiser, z​um Nachbarland a​uf Distanz u​nd führte d​ie Freie Stadt Danzig i​n zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit v​om Deutschen Reich. Im Sommer 1939 nahmen d​ie Spannungen zwischen Polen u​nd Danzig abermals zu, nachdem Polen d​ie militärische Besatzung a​uf der Westerplatte v​on ursprünglich 88 v​om Völkerbund erlaubten Soldaten a​uf 240 verstärkte u​nd die Zahl d​er Zollbeamten v​on 6 a​uf 110 erhöhte. Die polnischen Zollbeamten verschärften d​ie Kontrollen i​m Grenzverkehr u​nd maßten s​ich Befehlsgewalt über d​ie deutschen Zollbeamten an; daraufhin weigerten s​ich die deutschen Zollbeamten, m​it ihnen zusammenzuarbeiten. So k​am es z​um Zollinspektorenstreit, i​n dessen Verlauf v​om polnischen Generalkommissar Marian Chodacki e​in Ultimatum z​ur Kooperationsaufforderung gestellt wurde, „ansonsten w​erde die polnische Regierung unverzüglich Vergeltung g​egen die Freie Stadt anwenden“. Die polnischen Zollbeamten wurden n​un bewaffnet. Tatsächlich drängte Hitler d​en Danziger Senatspräsidenten, für Entspannung z​u sorgen u​nd „die Angelegenheit n​icht noch m​ehr zu vergiften“, z​umal Frankreich u​nd Großbritannien Polen d​en Beistand i​n jedem v​on Deutschland ausgelösten Krieg zusicherten.

Ende August 1939 erklärte s​ich der nationalsozialistische Gauleiter Danzigs, Albert Forster, z​um Staatsoberhaupt u​nd verfügte a​m 1. September 1939 völkerrechtswidrig, nachdem reichsdeutsche Streitkräfte d​as polnische Munitionsdepot a​uf der Westerplatte angegriffen hatten, d​en Anschluss Danzigs a​n das Deutsche Reich. Der deutsche Angriff a​uf die Westerplatte w​ird heute a​ls Beginn d​es Zweiten Weltkriegs i​n Europa gesehen.

Reichsgau Danzig-Westpreußen (1939–1945)

„Reichsgau“ Danzig-Westpreußen (August 1943)

Nach d​er Annexion Danzigs d​urch das Deutsche Reich gehörte d​ie Stadt m​it den umliegenden Gemeinden z​um Reichsgau Danzig-Westpreußen. Die männliche Bevölkerung w​urde zum Militärdienst herangezogen, d​ie Eingliederung Danzigs i​n die Verwaltungsstrukturen d​es Reiches vollzogen, u​nd die Reichsgesetze wurden n​un auch i​n Danzig angewandt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden insbesondere d​ie Juden, d​ie bereits s​eit 1933 systematisch verfolgt u​nd entrechtet worden waren, a​ber auch d​ie polnische Minderheit i​n Danzig i​n Konzentrationslager, u​nter anderem i​n das naheliegende KZ Stutthof, deportiert u​nd größtenteils ermordet, insgesamt e​twa 65.000 Menschen (davon 35.000 jüdischen Glaubens).[40] Der Eintrag a​ls Deutscher i​n die sogenannte Deutsche Volksliste w​ar für Polen e​ine Möglichkeit, d​urch Nationalitätswechsel Diskriminierung u​nd Verfolgung z​u entgehen.

Seit Kriegsbeginn wurden i​n Danzig verschiedene Außenlager d​es KZ Stutthof eingerichtet. Auf d​em heutigen Stadtgebiet befanden sich:

Nachdem Gauleiter Albert Forster d​en Reichsgau Danzig-Westpreußen i​m Oktober 1939 für „judenfrei“ erklärt hatte, lebten i​n Danzig 1941 n​och 575 Juden. Ihre Deportation setzte s​ich bis Juni 1943 fort, u​nter anderem n​ach Auschwitz u​nd Theresienstadt. In d​er Stadt blieben 22 a​lte Menschen. Von 11.228 Juden i​m Jahr 1930 überlebten 10.500 d​urch Auswanderung, mindestens 700 wurden v​on Deutschen ermordet.[41]

Im Ortsteil Matzkau (heute Maćkowy) befand s​ich nach d​em Kriegsbeginn e​in Strafvollzugslager d​er SS u​nd Polizei. 1941 befand s​ich in Danzig-Langfuhr d​ie Flugzeugführerschule A/B 6. Die Flugzeugführerschule w​ar bis Ende 1941 i​n der Pestalozzi-Schule untergebracht. 1942 w​urde die Fliegerschule i​n Flugzeugführerschule A/B 52 umbenannt u​nd war i​n der Bölcke-Kaserne a​m Heeresanger untergebracht.

Die Verwüstungen der Altstadt 1945 überstand als einzige mittelalterliche Kirche die Nikolaikirche unzerstört.
Flüchtlingstreck in Danzig, Februar 1945

Die Parteileitung l​ud immer wieder prominente NSDAP-Politiker i​n die Stadt, darunter 1940 Alfred Rosenberg u​nd Joseph Goebbels u​nd im Mai 1941 Adolf Hitler. Es k​am zu e​iner großen Zahl a​n Aufmärschen u​nd Militärparaden; d​ie NS-Propaganda behauptete, monatlich g​ebe es „annähernd tausend“ Parteiversammlungen. Der Gau würde, s​o die Propaganda, d​urch deutsche Ordnung z​ur Blüte g​anz ohne Arbeitslose geführt, w​as mit d​en Tatsachen n​icht übereinstimmte. Im Jahr 1942 wurden i​n der Stadt 900 Mutterkreuze verliehen.[42]

Am 11. Juli 1942 k​am es z​um ersten u​nd schwersten d​er Luftangriffe a​uf Danzig. Den britischen Bombern fielen 89 Zivilisten z​um Opfer.[43] Ende März 1945 w​urde Danzig v​on der Roten Armee u​nd polnischen Militäreinheiten[44] i​m Zuge d​er Schlacht u​m Ostpommern eingeschlossen u​nd erobert. Durch d​ie Kampfhandlungen wurden große Teile d​er Innenstadt (bestehend a​us Rechtstadt, Altstadt, Vorstadt u​nd Niederstadt) zerstört. Während u​nd nach d​em Einmarsch wurden d​ie noch erhaltenen Häuser d​er Innenstadt v​on den sowjetischen Soldaten geplündert u​nd in Brand gesteckt. In d​er Danziger Rechtstadt u​nd der gesamten historischen Innenstadt g​ab es e​inen Verlust a​n Bausubstanz v​on etwa 90 Prozent,[45] e​in Ausmaß w​ie (unter anderem) i​n der Warschauer Altstadt.[46][47]

Polen seit 1945

1957, Marienkirche und Rathaus mit neuen Dächern zwischen abgeräumten Trümmergrundstücken
Panorama von Danzig 1982

Bereits i​n den ersten Nachkriegsmonaten wurden d​ie meisten i​n Danzig verbliebenen Deutschen v​on den polnischen Behörden vertrieben. Am 1. Januar 1949 lebten n​och 13.424 Personen i​n Danzig, d​ie im Rahmen e​ines „Rehabilitationsverfahrens“ d​ie polnische Staatsbürgerschaft angenommen hatten,[48] e​ine Minderheit v​on etwa fünf Prozent d​er ursprünglichen Stadtbevölkerung m​it zumeist a​uch polnischen Vorfahren.

Aufgrund d​es Bierut-Dekretes w​urde das Eigentum v​on Personen deutscher Nationalität u​nd Herkunft enteignet. Straftaten, d​ie gegen d​ie deutsche Zivilbevölkerung begangen wurden, wurden juristisch n​ur bedingt verfolgt. Erst n​ach der politischen Wende i​n Polen w​urde damit begonnen, d​iese Geschehnisse aufzuarbeiten. Die deutsche Bevölkerung w​urde ersetzt d​urch Polen, v​on denen v​iele im Zuge d​er Zwangsumsiedlung v​on Polen a​us den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 vertrieben worden waren.[49]

Die Danziger Rechtstadt s​owie zahlreiche Baudenkmäler d​er Altstadt wurden d​urch die polnische Regierung i​n Anlehnung a​n frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert.

Zugleich wurden v​or allem i​n den 1960er Jahren i​n den Vorstädten w​ie Przymorze Trabantensiedlungen errichtet. Charakteristisch s​ind hier d​ie sogenannten Wellenhäuser (Falowiec) – Wohnblöcke v​on teilweise mehreren hundert Metern Länge i​n Plattenbauweise, d​ie mäandrieren u​nd so e​ine Assoziation z​um nahe gelegenen Meer hervorrufen sollen.

Mit Streiks i​n den Danziger Werften begannen sowohl d​er Aufstand v​om Dezember 1970 i​n Polen a​ls auch d​ie August-Streiks 1980 i​n Polen. Aus e​inem lokalen Streikkomitee d​er Danziger Werft („Lenin-Werft“, Stocznia Gdańska im. Lenina) u​nter Führung v​on Lech Wałęsa entwickelte s​ich die landesweite Gewerkschaftsbewegung Solidarność, d​eren Wirken schließlich z​um Zusammenbruch d​er Volksrepublik Polen u​nd zur Errichtung d​er Dritten Polnischen Republik führte.

Gegenwart

Paweł Adamowicz, Stadtpräsident 1998–2019
Blick auf die Danziger Altstadt, Juli 2013
Neugestaltung der Speicherinsel, August 2019

Mit d​em Fall d​es Eisernen Vorhanges veränderte s​ich die Lage d​er nationalen Minderheiten i​n der Republik Polen, a​uch die d​er deutschen Minderheit. In Danzig w​urde am 15. März 1990 d​er Bund d​er Deutschen Minderheit gegründet, d​er im Jahr 2012 e​twa 5000 Mitglieder zählte.[50]

Aus d​er Danziger Werft wurden s​eit 1990 verschiedene Werften ausgegründet. Der Danziger Hafen w​urde um e​inen Tiefwasserhafen für Container- u​nd Massengutumschlag erweitert. Zu d​en zahlreichen Neubaumaßnahmen gehören n​eben Einkaufs-Malls beispielsweise d​ie Untertunnelung d​er Weichsel u​nd die n​eue Bebauung d​es nördlichen Teils d​er Speicherinsel. Solidarność-Zentrum u​nd Weltkriegsmuseum s​ind unter Museen u​nten aufgeführt.

Im Januar 2019 f​iel der Stadtpräsident Paweł Adamowicz e​inem Messerattentat z​um Opfer.[51]

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1793036.700[52]
1796037.408ohne Militär[53][52]
1800041.072(mit Militär: 46.213)[52]
1806044.511ohne Militär[53][52]
1819049.392am Jahresende[52]
18270 60.132am Jahresanfang, davon 42.124 Evangelische, 14.992 Katholiken, 641 Mennoniten und 2375 Juden[54]
1828061.902am Jahresende, mit Einschluss des Militärs, mit den Vorstädten[55]
1831054.660ohne die Garnison[52]
1864078.131(mit Militär: 90.334),[56] davon 54.203 Evangelische und 19.411 Katholiken[57]
1867089.311darunter 64.376 Evangelische, 22.147 Katholiken, 305 Mennoniten und 2350 Juden;[58] nach anderen Angaben am 3. Dezember 89.311 Einwohner[59]
1871088.957am 1. Dezember, davon 62.014 Evangelische, 23.428 Katholiken, 901 sonstige Christen und 2625 Juden;[59] nach anderen Angaben 89.121 Einwohner[58]
1875097.931[60]
1880108.551[60]
1885114.805[60]
1890120.338davon 80.723 Evangelische, 35.851 Katholiken, 2535 Juden und 1229 Sonstige[60]
1900140.563mit der Garnison,[61] davon 92.272 Evangelische, 44.230 Katholiken, 2553 Juden und 1508 Sonstige (2791 sprechen nur polnisch, 1573 daneben auch Deutsch)[61][60]
1910170.337davon 109.756 Evangelische, 53.613 Katholiken, 2158 sonstige Christen, 2294 Juden (164.343 mit deutscher, 3443 mit polnischer und 143 mit kaschubischer Muttersprache, 1893 Einwohner sprechen deutsch und in einer anderen Sprache)[62][60]
1929256.406[60]
1945139.08746.058 Polen, 93.029 Deutsche (Stand: 1. November 1945)[63]

Die Einwohnerzahl d​er heutigen Stadt i​st weitgehend konstant. Nachdem s​ie vom Jahr 2000 m​it knapp 463.000 Einwohnern a​uf gut 455.000 i​m Jahr 2008 leicht gesunken war, s​tieg sie seitdem wieder an; 2016 erreichte s​ie knapp 464.000 Einwohner.[64]

Einwohnerzahlen seit 1945
Jahr194619702000200520102015
Einwohnerzahl118.000365.600462.995458.053460.509462.249

Konfessionen

Entwicklung zwischen 1815 u​nd dem Ersten Weltkrieg (nur Stadt, z​um Umland s​iehe Landkreis Danzig):[65]

Jahr evangelisch katholisch jüdisch
absolut  % absolut  % absolut  %
1821 39.343 71,0 13.137 23,7 2.288 04,1
1852 43.957 71,7 14.410 23,5 2.550 04,2
1871 62.015 70,5 23.428 26,6 1.625 01,8
1890 80.723 67,1 35.851 29,8 2.535 02,1
1910 110.253 64,7 55.513 32,6 2.390 01,4

Politik

Stadtpräsident

An d​er Spitze d​er städtischen Verwaltung s​teht ein Stadtpräsident, d​er von d​er Bevölkerung i​n direkter Wahl gewählt wird. Seit 1998 w​ar dies Paweł Adamowicz (früher Platforma Obywatelska, a​b 2015 „Alles für Danzig“). Die letzte turnusmäßige Wahl 2018 führte z​u folgendem Ergebnis:[66]

Im zweiten Wahlgang setzte s​ich der Amtsinhaber Adamowicz m​it 64,8 % d​er Stimmen g​egen den PiS-Kandidaten Płażyński, d​er 35,2 % d​er Stimmen erhielt, durch. Auf Adamowicz w​urde am 13. Januar 2019 e​in Attentat verübt, a​n dessen Folgen e​r am Folgetag starb. Seine Stellvertreterin Aleksandra Dulkiewicz w​urde daraufhin v​om Woiwoden z​ur kommissarischen Stadtpräsidentin ernannt. Bei d​er notwendigen Neuwahl t​rat sie a​m 3. März 2019 für Adamowicz' Wählervereinigung „Alles für Danzig“ a​n und w​urde dabei a​uch von d​er PO, d​er PSL, Nowoczesna u​nd Wiosna unterstützt. Sie w​urde bereits i​m ersten Wahlgang m​it 82,2 % d​er Stimmen gewählt. Ihre Gegenkandidaten Grzegorz Braun (Konfederacja Korony Polskiej) u​nd Marek Skiba (parteilos) landeten m​it 11,9 % bzw. 5,9 % d​er Stimmen w​eit abgeschlagen.[67]

Stadtrat

Der Stadtrat besteht a​us 34 Mitgliedern u​nd wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2018 führte z​u folgendem Ergebnis:[68]

  • Koalicja Obywatelska (KO) 39,3 % der Stimmen, 16 Sitze
  • Prawo i Sprawiedliwość (PiS) 26,3 % der Stimmen, 12 Sitze
  • Wahlkomitee Alles für Danzig 19,1 % der Stimmen, 6 Sitze
  • Wahlkomitee Danziger Einwohner 6,5 % der Stimmen, kein Sitz
  • Wahlkomitee Danziger Stadtbewegung 5,2 % der Stimmen, kein Sitz
  • Sojusz Lewicy Demokratycznej (SLD) / Lewica Razem (LR) 3,1 % der Stimmen, kein Sitz
  • Übrige 0,6 % der Stimmen, kein Sitz

Wappen

Das Großwappen d​er Stadt Danzig besteht a​us einem v​on zwei goldenen Löwen flankierten, gotischen Schild. Das r​ote Wappenschild enthält o​ben eine offene goldene Krone u​nd darunter z​wei gleicharmige, silberne (weiße) Kreuze. Zu Füßen d​es Schildes u​nd der Schildhalter z​eigt es i​n einer goldenen Schleife d​ie schwarz geschriebene Devise: nec temere n​ec timide – w​eder unbesonnen n​och furchtsam.

Städtepartnerschaften

Partnerschaftliche Zusammenarbeit[69] u​nd Städtepartnerschaften[70] bestehen m​it folgenden Städten:[71]

StadtLandseitTyp
Aarhus Danemark Midtjylland, Dänemarkruhend[Aarhus 1]
Barcelona Spanien Katalonien, Spanien1990Zusammenarbeit
Bremen Deutschland Deutschland1976Partnerstadt
Cleveland Vereinigte Staaten Ohio, Vereinigte Staaten1990Partnerstadt
Gent Belgien Ostflandern, Belgien2009Zusammenarbeit
Helsingør Danemark Hovedstaden, Dänemark1992Zusammenarbeit
Kaliningrad Russland Russland1993Partnerstadt
Kalmar Schweden Småland, Schweden1991Partnerstadt
Marseille Frankreich Provence-Alpes-Côte d’Azur, Frankreich1992Partnerstadt
Nawapolazk Belarus Wizebsk, Belarus2009Zusammenarbeit
Newcastle upon Tyne Vereinigtes Konigreich North East England, Vereinigtes Königreich2001Zusammenarbeit
Nizza Frankreich Provence-Alpes-Côte d’Azur, Frankreich1999Partnerstadt
Nur-Sultan Kasachstan Kasachstan1996Partnerstadt
Odessa Ukraine Ukraine1996Partnerstadt
Omsk Russland Sibirien, Russland2008Zusammenarbeit
Palermo Italien Sizilien, Italien2005Zusammenarbeit
Rijeka Kroatien Primorje-Gorski Kotar, KroatienZusammenarbeit
Rotterdam Niederlande Zuid-Holland, Niederlande1997Partnerstadt
Rouen Frankreich Normandie, Frankreich1992Zusammenarbeit
Sankt Petersburg Russland Russland1997Partnerstadt
SeftonVereinigtes Konigreich North West England, Vereinigtes Königreich1993Partnerstadt
ShanghaiChina Volksrepublik Volksrepublik China2004Zusammenarbeit
Turku Finnland Varsinais-Suomi, Finnland1976Partnerstadt
Vilnius Litauen Litauen1998Partnerstadt
  1. Auf einem Partnerschaftswegweiser vor dem Danziger Neuen Rathaus befindet sich derzeit noch der Name von Aarhus. Die Partnerschaft ist laut Auskunft der Stadt Danzig inzwischen „eingeschlafen“. (Stand: Januar 2016)

Neue Hanse

Die Stadt Danzig i​st Mitglied d​es Städtebundes d​er Neuen Hanse u​nd war i​m Jahre 1997 Ausrichter d​es 17. Hansetags d​er Neuzeit.

Kultur

Kulinarische Spezialitäten

Veranstaltungen

Im August findet d​er mehrwöchige Dominikanermarkt statt, z​u dem a​uch zahlreiche Auswärtige anreisen. Entstanden i​st er d​urch ein Ablassprivileg z​um Fest d​es Heiligen Dominikus (8. August).

Musik

Theater

Museen

Bauwerke

Grünes Tor am Langen Markt bei Nacht
Baltische Philharmonie
Baltische Oper

Architektur

Weltliche Bauwerke

Kirchen

Weitere Sakralbauten

Plätze und Straßen

Denkmale und Brunnen

Parks und Strände

  • Festungsgelände an der Mottlau, 12 ha
  • Eco Hewelianum auf dem Festungsgelände des Hagelsbergs
  • Ronald Reagan Park zwischen Brösen und Glettkau, 200 ha
  • Park Kuźniczki in Langfuhr (Wrzeszcz)
  • Park Oruński (ehemals Hoene-Park) im Bezirk Ohra
  • Olivaer Park (Park Oliwski), 11 ha; mit dem
    • Botanischer Garten Oliva (Ogród Botaniczny w Oliwie)
  • Zoologischer Garten (Miejski Ogród Zoologiczny Wybrzeża) im Bezirk Oliwa, 136 ha, gegründet 1954
  • Landschaftspark Dreistadt (TPK), 20.000 ha

Die Großstadt Danzig h​at fünf eigene Strände, d​ie mit d​em ÖPNV z​u erreichen sind. Die beiden ersten h​aben bewachte Badeanstalten.[76]

Naturschutzgebiete und Naturdenkmale

  • 7 Naturschutzgebiete im Bereich des Landschaftsparks TPK
  • Naturschutzgebiete auf der Bohnsacker Insel
  • 144 Naturdenkmäler:
    • 88 Bäume und Baumgruppen
    • 2 Bäume an Findlingen
    • 52 Findlinge und Gesteinsgruppen
    • 2 Oberflächenobjekte

Sport

Fußball

Danzig w​ar einer v​on vier polnischen Austragungsorten d​er Fußball-Europameisterschaft 2012. Drei Gruppenspiele u​nd ein Viertelfinale d​es Turniers fanden i​n der n​eu erbauten PGE Arena Gdańsk statt. Lechia Gdańsk spielt s​eit 2008 i​n der Ekstraklasa, d​er höchsten polnischen Fußballliga.

Hand- und Volleyball

Die Ergo Arena i​st eine Multifunktionshalle a​uf der Stadtgrenze n​ach Sopot. Sie w​urde 2010 eröffnet u​nd war Austragungsort d​er Volleyball-Europameisterschaft d​er Männer 2013, d​er Volleyball-Weltmeisterschaft d​er Männer 2014 u​nd der 15. Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften 2014. 2016 fanden h​ier sechs Vorrundenbegegnungen 12. Handball-Europameisterschaft d​er Männer statt.

Eishockey

Die Danziger Eishockeymannschaft PKH Gdańsk, d​ie 2014 gegründet wurde, spielt s​eit 2016 i​n der erstklassigen Polska Hokej Liga. Der 1970 gegründete GKS Stoczniowiec spielt s​eit 2017 i​n der zweitklassigen I liga. Die Heimstätte beider Klubs i​st das a​us dem Jahr 1972 stammende Eisstadion „Olivia“ m​it ca. 5000 Zuschauerplätzen. Es w​ar Austragungsort d​er Eishockey-Weltmeisterschaft (Div. I, Gr. B) 2004 s​owie der Basketball-Europameisterschaft 2009.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Danzig w​urde 2013 über d​ie Autobahn A1 m​it Mittel- u​nd Südpolen s​owie der Slowakei u​nd Tschechien verbunden.

Die Stadt i​st mit d​er Eisenbahn direkt v​on den wichtigsten polnischen Städten z​u erreichen, v​on und n​ach Warschau m​it der Bahnstrecke Warszawa–Gdańsk, Richtung Stettin führt d​ie Bahnstrecke Gdańsk–Stargard. Seit d​em 6. Juni 2012 w​ird mit d​em EuroCity 55 a​uch wieder e​ine durchgehende Verbindung v​on und n​ach Berlin angeboten. Alle Fernzüge halten a​uch an d​en Stadtteilbahnhöfen Wrzeszcz u​nd Oliwa.

Es g​ibt eine S-Bahn (SKM Szybka Kolej Miejska w Trójmieście), d​ie Danzig m​it Sopot (Zoppot), Gdynia (Gdingen) u​nd Wejherowo (Neustadt i​n Westpreußen) verbindet. Von Wrzeszcz verbindet d​ie S-Bahn PKM d​ie Stadt m​it dem Flughafen.

2015 w​urde die Bahnstrecke Gdańsk Wrzeszcz–Gdańsk Osowa eröffnet.

Der innerstädtische öffentliche Nahverkehr w​ird durch d​ie SKM, d​ie Straßenbahn Danzig u​nd ein dichtes Busliniennetz a​uf den Danziger Straßen bewältigt.

Seit d​em Beitritt Polens z​ur EU wächst d​er Danziger Flughafen stark. Er i​st der drittgrößte Flughafen Polens (nach Warschau u​nd Krakau; Stand 2014). Im Jahr 2010 wurden über 2,23 Mio. Passagiere abgefertigt. Angeflogen w​ird er v​on über 40 nationalen u​nd internationalen Fluggesellschaften, u​nter anderem v​on der Lufthansa (aus Frankfurt u​nd München) o​der den Billigfluggesellschaften Ryanair u​nd Wizz Air.

Der Hafen v​on Danzig i​st derzeit d​er größte polnische Hafen. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 26,9 Mio. t umgeschlagen.[77] Ferner i​st die Stadt über e​ine Fährverbindung v​on Schweden (Nynäshamn) z​u erreichen.

Die Brücke Most 100-lecia Odzyskania Niepodległości Polski entstand 2018.

Von kleineren innerstädtischen Anlegern a​n der Mottlau verkehren Ausflugsschiffe regelmäßig hauptsächlich a​uf den touristischen Routen Richtung Westerplatte, Sopot u​nd Gdynia (Linien F1 u​nd F2). Seit Juni 2012 verbinden a​uf der Mottlau zusätzlich z​wei neue touristische bzw. innerstädtische Linienfährverbindungen regelmäßig v​om Anfang Juni b​is Anfang September d​ie Innenstadt v​om Anleger Poggenpfuhl (Żabi Kruk) m​it der Westerplatte (Linie F5) s​owie den Fischmarkt (Targ Rybny) m​it der Weichselmündung (Narodowe Centrum Żeglarstwa) (Linie F6).[78][79]

Danzig i​st an einige offizielle internationale Radfernwege angeschlossen, s​o z. B. a​n den Ostseeküsten-Radweg, d​er einmal d​ie Ostsee umrundet, u​nd an d​en Iron Curtain Trail, d​er entlang d​es ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ v​on Norwegen b​is zum Schwarzen Meer verläuft.[80]

Ansässige Unternehmen (Auswahl)

Danzig i​st seit d​er Hansezeit a​ls Handelsstadt bekannt v​or allem w​egen der günstigen Lage a​n der Ostsee. Der Hafen spielt i​mmer noch e​ine große Rolle für d​ie polnische Wirtschaft m​it 23,3 Mio. t Frachtumschlag (2004). Die wichtigsten Industrien d​er Stadt s​ind der Schiffbau (z. B. d​ie Werft DanzigStocznia Gdańsk, d​ie Reparatur- u​nd Offshore-Servicewerft Remontowa SA, d​ie Northern Shipyard SA), d​ie petrochemische u​nd chemische Industrie (z. B. d​ie Grupa LOTOS SA) s​owie neuerdings Hochtechnologien w​ie Elektronik (z. B. Intel o​der WS OY (Young Digital Poland)), Telekommunikation u​nd Informationstechnologie (z. B. Wirtualna Polska, Lido Technologies). Auch d​ie pharmazeutische Industrie, d​ie Lebensmittelindustrie (z. B. PepsiCo (USA), Dr. Oetker (Deutschland), Fazer OY (Finnland) u​nd Baltic Malt/Malteurop (Frankreich)) u​nd der Kosmetiksektor gewinnen a​n Bedeutung.

Tourismus

Danzig i​st der Startpunkt d​es Radwegs EuroVelo 9 (Ostsee-Adria-Route o​der Bernstein-Route, polnisch Szlak bursztynowy), d​er von Danzig d​urch Polen, Tschechien, Österreich u​nd Slowenien n​ach Pula i​n Kroatien führt. Die r​und um d​ie Ostsee angelegte EuroVelo 10 (Ostsee-Radweg o​der Hanse-Route, polnisch Obwód Hanzeatycki) führt ebenfalls d​urch Danzig.

Der Tourismus i​st eine wichtige Einkommensquelle m​it etwa 1,5 Mio. Touristen jährlich.

Bildung

In Danzig g​ibt es u. a. z​ehn Hochschulen m​it rund 60.000 Studenten u​nd jährlich ca. 10.000 Absolventen (Stand: 2001). Das sind

  • Universität Danzig (Uniwersytet Gdański) (33.000 Studenten)
  • Technische Universität Danzig (Politechnika Gdańska) (18.000 Studenten)
  • Danziger Medizinische Universität (Gdański Uniwersytet Medyczny)
  • Sporthochschule Danzig (Akademia Wychowania Fizycznego im. Jędrzeja Śniadeckiego)
  • Musikakademie Danzig (Akademia Muzyczna im. Stanisława Moniuszki)
  • Kunstakademie Danzig (Akademia Sztuk Pięknych)
  • Ateneum – Szkoła Wyższa
  • Gdańska Wyższa Szkoła Humanistyczna
  • Gdańska Wyższa Szkoła Administracji
  • Wyższa Szkoła Bankowa
  • Wyższa Szkoła Społeczno-Ekonomiczna
  • Wyższa Szkoła Turystyki i Hotelarstwa w Gdańsku
  • Wyższa Szkoła Zarządzania sowie
  • Polnische Akademie der Wissenschaften, regionale Abteilung Danzig (Polska Akademia Nauk, Oddział w Gdańsku).

Persönlichkeiten

Zu d​en bekanntesten Persönlichkeiten Danzigs gehören Abraham v​an den Blocke, Izaak v​an den Blocke, Ludwig Clericus, Daniel Gabriel Fahrenheit, Andreas Schlüter, Jakob Friedrich v​on Rüchel-Kleist, Arthur Schopenhauer, Johannes Hevelius, Daniel Chodowiecki, Holger Czukay, Hugo Conwentz, Richard Faltin, Günter Grass, Klaus Kinski, Anton Möller (der „Maler v​on Danzig“), Horst Ehmke, Rupert Neudeck, Paweł Huelle, Lech Wałęsa, Dariusz Michalczewski, Tomasz Wałdoch, Andrzej Grubba u​nd Donald Tusk.

Erinnerungskultur und Rezeption

Die frühen Erzählungen d​es Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, d​er 1927 i​n Langfuhr geboren wurde, spielen i​n der Stadt. Im Roman Die Blechtrommel fasste e​r die Geschichte Danzigs s​o zusammen: „Zuerst k​amen die Rugier, d​ann kamen d​ie Goten u​nd Gepiden, sodann d​ie Kaschuben, v​on denen Oskar i​n direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten d​ie Polen d​en Adalbert v​on Prag. Der k​am mit d​em Kreuz u​nd wurde v​on Kaschuben o​der Pruzzen m​it der Axt erschlagen. […] Das geschah i​n einem Fischerdorf u​nd das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte m​an Danczik, a​us Danczik w​urde Dantzig, d​as sich später Danzig schrieb, u​nd heute heißt Danzig Gdańsk.“[81] Sabrina Janeschs Roman Ambra (2012) u​m eine Deutschpolin i​n Danzig knüpft a​n Grass’ literarische Tradition an.

Die Erinnerungskultur w​ird durch Museen geprägt. Deren Zerrissenheit z​eigt sich u​nter anderem i​n den v​on unterschiedlichen politischen Strömungen u​nd Geschichtslehren getragenen musealen Konzepten d​es Muzeum II Wojny Światowej u​nd des Westerplatte-Museums für d​as Gedenken a​n den Zweiten Weltkrieg, d​er von Danzig ausging.[82] Vor d​em Hintergrund d​es Polnischen Korridors hält Donald Tusk s​eine Vaterstadt Danzig für d​as zentrale Problem d​er deutsch-polnischen Beziehungen.

In Lübeck findet s​ich das Museum Haus Hansestadt Danzig.

Literatur

Literatur z​ur Geschichte Danzigs i​m Bibliotheks- u​nd Bibliographieportal / Herder-Institut.

Reiseführer

  • Peter Oliver Loew: Literarischer Reiseführer Danzig. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2009, ISBN 978-3-936168-43-3.
  • F. Schwarz: Danzig. Führer durch Stadt und Umgebung, mit Stadtplan und Abbildungen. Danzig 1936 (Digitalisat).

Geschichte

  • Udo Arnold: Danzig. Sein Platz in Vergangenheit und Gegenwart. Warschau, Lüneburg 1998, ISBN 3-932267-07-9.
  • Kurt Dieckert, Horst Grossmann: Der Kampf um Ostpreussen. München 1960, ISBN 3-87943-436-0, S. 165–171.
  • Frank Fischer: Danzig. Die zerbrochene Stadt. Propyläen, Berlin 2006, ISBN 978-3-549-07204-2.
  • Peter Oliver Loew: Danzig. Biographie einer Stadt. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60587-1 (Rezension).
  • Peter Oliver Loew: Danzig und seine Vergangenheit 1793–1997. Die Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen (= Einzelveröffentlichungen des DHI Wahrschau. Band 9). Osnabrück 2003, ISBN 3-929759-73-X (Volltext online).
  • J. N. Pawlowski: Geschichte der Provinzial-Hauptstadt Danzig von den ältesten Zeiten bis zur Säcularfeier ihrer Wiedervereinigung mit Preußen 1893. Kasemann, Danzig 1893 (Digitalisat, Google Books).
Commons: Danzig – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Danzig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Danzig – Reiseführer
Wikisource: Danzig – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Edmund Gussmann: The phonology of Polish. Oxford University Press, 2007, S. 4.
  3. http://www.staypoland.com/danzig-de.htm
  4. Dzielnice – Gdańsk – oficjalny portal miasta – Offizielle Webportal der Stadt Danzig. Stand 12. Januar 2011. Abgerufen am 8. Juni 2019.
  5. Umbenannt in Landkreise zur Zeit der Freien Stadt Danzig (1920–1939).
  6. GOV Lauental, Lautenhal. Das Genealogische Ortsverzeichnis, abgerufen am 22. Februar 2018.
  7. Weatherbase.com – Gdansk Abgerufen am 14. Februar 2018
  8. Britannica – Köppen climate classification. Abgerufen am 14. Februar 2018
  9. „Ipse vero (Adalbertus) adiit primo urbem Gyddanyzc, quam ducis (Palamiorum Bolizlavi) latissima regna dirimentem maris confinia tangunt.“ Zitiert nach: Kazimierz Lucyan Ignacy Römer: Beiträge zur Beantwortung der Frage nach der Nationalität des Nicolaus Copernicus. Priebatsch, Breslau 1872, S. 17 (Digitalisat in der Google-Buchsuche; Textarchiv – Internet Archive)
  10. Gotthilf Löschin: Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neuesten Zeit – Mit beständiger Rücksicht auf Cultur der Sitten, Wissenschaften, Künste, Gewerbe und Handelszweige. Band 1, 2. Auflage, F. W. Ewert, Danzig 1928, S. 9.
  11. Gotthilf Löschin: Danzig und seine Umgebungen. 3. Auflage, Anmuth, Danzig 1853, S. 1–2.
  12. Gotthilf Löschin: Danzig und seine Umgebungen. ebenda, S. 70.
  13. Karl Lohmeyer: Ueber den Namen der Stadt Danzig. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins. Heft VI, Bertling, Danzig 1882, S. 149–154.
  14. Christian Friedrich Wutstrack: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogthume Vor- und Hinter-Pommern. Maurer, Berlin/Stettin 1793, S. 46.
  15. Johannes Voigt: Geschichte Preussens, von den ältetsen Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des deutschen Ordens. Band 1: Die Zeit des Heidenthums. Bornträger, Königsberg 1827, S. 98.
  16. Daniel Gralath: Versuch einer Geschichte Danzigs aus zuverlässigen Quellen und Handschriften. Erster Band. Hartung, Königsberg 1789, S. 10. vermutete einen sprachlichen Zusammenhang, nach ihm auch andere Sprachwissenschaftler und Historiker
  17. Anfänge von Danzig Gedanopedia, detailliert zur frühen Geschichte (polnisch)
  18. Jerzy Kmieciński : Gdańsk – geneza średniowiecznego miasta i portu. [Danzig, Entstehung der mittelalterlichen Stadt und des Hafens]. In: Zakład archeologiczny. Nr. 65. 2017. S. 133–149, besonders S. 138f. mit Plan der Siedlungen des 10. und 11. Jahrhunderts
  19. Johannes Canaparius: S. Adalberti Pragensis episcopi et martyris vita prior (= Monumenta Poloniae historica, Seria nova 4/2). Hrsg. von Jadwiga Karwasińska. Warschau 1969
  20. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 700 ff.
  21. Siehe eine digitale Reproduktion der Quellenstelle bei Gyddanyzc – Gdańsk w X wieku. In: Merkuriusz Polski, 12. April 2016. Transkription: „Ipse vero (Adalbertus) adiit primo urbem Gyddanyzc quam ducis (Poloniorum Bolizlavi) latissima regna dirimentum maris confinina tangunt.“ Zitiert nach Kazimierz Lucyan Ignacy Römer: Beiträge zur Beantwortung der Frage nach der Nationalität des Nicolaus Copernicus. Priebatsch, Breslau 1872, S. 17.
  22. Peter Loew: Danzig. Biographie einer Stadt. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60587-1 S. 22ff., ausführlich zur Entwicklung der Stadt Danzig
  23. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, S. 210–219, online.
  24. Danzig Museum: Aus der Danziger Geschichte (Memento vom 7. Februar 2010 im Internet Archive)
  25. Danzig und die rätselhafte frühmittelalterliche Chronologielücke des Weichseldeltas – auf fantomzeit.de, abgerufen am 28. November 2018
  26. Karl Friedrich Friccius: Geschichte der Befestigungen und Belagerungen Danzigs: Mit besonderer Rücksicht auf die Ostpreußische Landwehr, welche in den Jahren 1813–1814 vor Danzig stand. Veit, Berlin 1854, S. 9.
  27. Mennonitisches Lexikon. Band 1, 1913, S. 426.
  28. Sabine Beckmann, Klaus Garber (Hrsg.): Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils in der Frühen Neuzeit. Niemeyer, Berlin 2005, ISBN 3-484-36603-6, S. 267 ff.
  29. Antoni Walewski: Geschichte der hl. Ligue und Leopolds I. vom Umschwung im …, S. 344
  30. Walter Leitsch, Stanisław Trawkowski (Hrsg.): Polen und Österreich im 17. Jahrhundert. S. 210.
  31. Corina Heß: Danziger Wohnkultur in der frühen Neuzeit. S. 47.
  32. Großer Generalstab (Hrsg.): 1806 – Das Preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906.
  33. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat: 1815–1914 ; die preußische Sprachenstatistik in Bearbeitung und Kommentar. Verlag Herder-Institut, Marburg 1998, ISBN 978-3-87969-267-5, S. 95.
  34. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn; Band 1: Ost- und Westpreußen, bearbeitet von Dieter Stüttgen, 1975, ISBN 3-87969-108-8
  35. Amtsblatt der Königl. Regierung zu Danzig 1828, Blatt 18, Meldung Nr. 6
  36. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat: 1815–1914 ; die preußische Sprachenstatistik in Bearbeitung und Kommentar. Verlag Herder-Institut, Marburg 1998, ISBN 978-3-87969-267-5, S. 17–24.
  37. E. Wendt & Co. (Hrsg.): Übersicht der Preußischen Handelsmarine. Stettin Januar 1848, S. 6 ff. (online [abgerufen am 4. Juni 2015]).
  38. Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl., Bd. 4, Leipzig, Wien 1909: „Danzig“ (S. 508) und „Deutschland“ (Beilage nach S. 793 u. S. 795.)
  39. Richard Blanke: Orphans of Versailles: The Germans in Western Poland 1918–1939. The University Press of Kentucky, 1993, ISBN 0-8131-1803-4, Kap. 2: The Great Exodus, S. 32–53.
  40. Peter Oliver Loew: Danzig/Gdańsk. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012, Stand: 5. November 2015.
  41. Dieter Schenk: Danzig 1930–1945. Das Ende einer Freien Stadt. Ch. Links, Berlin 2013, S. 135 f.
  42. Dieter Schenk: Danzig 1930–1945. Das Ende einer Freien Stadt. Ch. Links, Berlin 2013, S. 136.
  43. Dieter Schenk: Danzig 1930–1945. Das Ende einer Freien Stadt. Ch. Links, Berlin 2013, S. 136. Siehe auch Danziger Neueste Nachrichten. 13. Juli 1942; Unser Danzig. Nr. 11, 1958, S. 7.
  44. Jerzy Kukliński, Danzig gestern und heute. Wydawnictwo Parma Press, Marki 2005, ISBN 83-7419-054-X. Vgl. Peter Oliver Loew: Danzig. Biographie einer Stadt. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60587-1, S. 227. Danach pflanzte ein polnischer Soldat auf der Fassade des Artushofs die weiß-rote Fahne mit dem polnischen Adler auf.
  45. Jacek Friedrich: Neue Stadt in altem Gewand. Der Wiederaufbau Danzigs 1945–1960. S. 18 f.
  46. Jacek Friedrich: Neue Stadt in altem Gewand. Der Wiederaufbau Danzigs 1945–1960. S. 19, Abschnitt Bemerkungen
  47. http://www.sb-verlag.de/programm/070/ Grzegorz Piatek und Jaroslaw Trybus: Warschau. Der thematische Führer durch Polens Hauptstadt. → Museum des Warschauer Aufstands: „Unmittelbar nach dem Beginn des Aufstands gab Hitler den Befehl, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen und ihre Bevölkerung vollständig zu liquidieren. 180 000 Menschen fielen diesem Massenmord zum Opfer; das historische Warschau westlich der Weichsel wurde nahezu gänzlich zerstört.“
  48. Sylwia Bykowska: The Rehabilitation and Ethnic Vetting of the Polish Population in the Voivodship of Gdańsk after World War II. Peter-Lang-Verlagsgruppe, 2020, ISBN 978-3-631-67940-1, S. 231 (englisch).
  49. Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends. Droste Verlag, Düsseldorf 1991, S. 438.
  50. Bund der Deutschen Minderheit in Danzig, abgerufen am 28. April 2012.
  51. Niedergestochener Danziger Bürgermeister gestorben. In: Die Welt. 14. Januar 2019, abgerufen am 17. Januar 2020.
  52. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 392–409, Nr. 25.
  53. Friedrich Carl Gottlieb von Duisburg: Versuch einer historisch-topographischen Beschreibung der Königl. Preuß. See- und Handelsstadt Danzig. Zweite Auflage, G. Adolph Krause, Danzig 1816, S. 471.
  54. A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 621.
  55. Regensburger Zeitung. Nr. 171 vom 20 Juli 1829, S. 1 (online)
  56. H. Oelrichs: Statistische Mittheilungen über den Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, S. 3.
  57. H. Oelrichs: Statistische Mittheilungen über den Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, S. 7.
  58. Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 36–39, Ziffer 1.
  59. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 352–353.
  60. Michael Rademacher: Danzig. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  61. Lexikoneintrag zu Danzig in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, 4. Band, Leipzig und Wien 1906, S. 506–510.
  62. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft 2: Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1912, S. 8–9, Stadtkreis Danzig.
  63. Sylwia Bykowska: The Rehabilitation and Ethnic Vetting of the Polish Population in the Voivodship of Gdańsk after World War II. Peter-Lang-Verlagsgruppe, 2020, ISBN 978-3-631-67940-1, S. 116 (englisch).
  64. Zur Demographie seit dem Jahr 2000 und für die folgende Tabelle siehe Gdańsk w liczbach. In: Gdansk.pl, 9. März 2018 (polnisch). Eine genaue Aufschlüsselung nach Gemeinden findet sich auf dieser Seite bei Gdansk.pl (polnisch).
  65. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998, S. 95.
  66. Ergebnisauf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 20. Juli 2020.
  67. Ergebnis auf dziennikbaltycki.pl, abgerufen am 20. Juli 2020.
  68. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 20. Juli 2020.
  69. gdansk.pl: Miasta współpracujące
  70. Miasta partnerskie. In: Gdansk.pl.
  71. Befreundete Städte und Partnerstädte. Abgerufen am 9. Februar 2020.
  72. Offizielle Website des Archäologischen Museums in Danzig
  73. Offizielle Website des Historischen Museums der Stadt Danzig (polnisch)
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  76. Strände der Stadt bei Gdansk.pl.
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  80. Iron Curtain Trail – Der nördliche Teil. Abgerufen am 18. April 2017.
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  82. Daniel Logemann: Streit um das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk. Wie soll man „polnische Geschichte“ zeigen? In: Zeitgeschichte-online, April 2017
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