Kolumbien

Kolumbien (amtlich República d​e Colombia  [reˈpuβ̞lika ð̞e koˈlombja], deutsch Republik Kolumbien; Kurzform a​uf Spanisch Colombia) i​st eine Republik i​m nördlichen Teil v​on Südamerika u​nd bevölkerungsmäßig d​er zweitgrößte Staat Südamerikas. Sie grenzt sowohl a​n den Pazifischen Ozean a​ls auch a​n das Karibische Meer u​nd auf d​em Festland i​m Nordwesten a​n Panama, i​m Osten a​n Venezuela, i​m Südosten a​n Brasilien, i​m Süden a​n Peru u​nd im Südwesten a​n Ecuador. Der Landesname i​st von Christoph Kolumbus abgeleitet. Bogotá i​st wirtschaftliches u​nd kulturelles Zentrum Kolumbiens u​nd Hauptstadt d​es Landes.

República de Colombia
Republik Kolumbien
Flagge Wappen
Wahlspruch: «Libertad y Orden»
spanisch für „Freiheit und Ordnung“
Amtssprache Spanisch
Hauptstadt Bogotá, D.C.
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Iván Duque
Fläche 1.138.910[1] km²
Einwohnerzahl 50,9 Millionen (29.) (2020; Schätzung)[2]
Bevölkerungsdichte 45 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 1,1 % (Schätzung für das Jahr 2020)[3]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[4]
  • 271,5 Milliarden USD (41.)
  • 728,8 Milliarden USD (32.)
  • 5.336 USD (92.)
  • 14.324 USD (89.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,767 (83.) (2019)[5]
Währung Kolumbianischer Peso (COP)
Unabhängigkeit 20. Juli 1810 (von Spanien)
7. August 1819 anerkannt
National­hymne Himno Nacional de la República de Colombia
Zeitzone UTC−5
Kfz-Kennzeichen CO
ISO 3166 CO, COL, 170
Internet-TLD .co
Telefonvorwahl +57
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Geografie

Naturräumliche Gliederung Kolumbiens

Kolumbien l​iegt im Nordwesten Südamerikas u​nd grenzt a​n den atlantischen (1626 km Küstenlinie) u​nd an d​en Pazifischen Ozean (1448 km). Im Südwesten grenzt Kolumbien a​n die Nachbarstaaten Ecuador (590 km Grenzlinie) u​nd Peru (1626 km), i​m Südosten a​n Brasilien (1645 km), i​m Nordosten a​n Venezuela (2050 km) u​nd im Nordwesten a​n das s​eit 1903 v​on Kolumbien abgetrennte Panama (225 km).

Die Gesamtlänge d​er kolumbianischen Landesgrenze beträgt 6136 Kilometer.

Der Erdäquator verläuft d​urch Kolumbien (siehe a​uch Staaten, Inseln u​nd Städte a​m Äquator).

Naturräumliche Gliederung

Kolumbien gliedert s​ich in s​echs unterschiedliche Großräume.[6]

Anden

Nevado del Ruiz, mit sichtbarer Fumarole

Die westliche Hälfte Kolumbiens wird von den Anden dominiert, die in drei große Bergketten geteilt sind: die westliche, die zentrale und die östliche Kordillere. Zwischen den Bergketten fließen die großen, teilweise befahrbaren Flüsse Cauca und Magdalena ins Karibische Meer. Der Westen Kolumbiens entwässert über den Atrato in die Karibik, sowie über die Flüsse San Juan und Baudó in den Pazifik. Die Hochgebirge beherbergen die zum Teil aktiven Vulkane Galeras (4276 m), Nevado del Huila (5364 m), Nevado del Ruiz (5321 m), Puracé, Nevado del Tolima (5215 m) und Nevado de Santa Isabel (4965 m). Im Norden Kolumbiens, an der Karibikküste gelegen, erhebt sich die 5775 m hohe Sierra Nevada de Santa Marta, das höchste Küstengebirge der Erde und gleichzeitig die höchste Erhebung Kolumbiens. Die höchsten Gipfel des isolierten pyramidenförmigen Gebirgsmassivs sind der Pico Cristóbal Colón sowie der Pico Simón Bolívar, beide jeweils 5775 m hoch.

Klimatisch w​eist der andine Raum d​ie typische, v​on Alexander v​on Humboldt beschriebene Höhenstufung tropischer Hochgebirge auf.

Küsten

Karibisches Küstentiefland

Das karibische Küstentiefland Kolumbiens i​st weitgehend e​ben und, v​om Küstenstreifen abgesehen, relativ dünn besiedelt. Weite Teile d​es Tieflandes s​ind von großflächigen Sumpfgebieten geprägt, d​ie eine Verkehrserschließung erschweren. Die bekanntesten Inseln i​m Atlantik s​ind der Archipel v​on San Andrés u​nd Providencia (770 km nordwestlich v​on Kolumbien), m​it den Inseln San Andrés, Providencia, Santa Catalina, Roncador, Quitasueño, Serrana u​nd Serranilla. Die t​eils unbewohnten Inseln Roncador, Quitasueño u​nd Serrana zählten b​is in d​ie 1980er Jahre z​u den Außenbesitzungen d​er USA, d​a eine 1972 unterzeichnete Rückgabevereinbarung d​urch den US-Senat n​icht ratifiziert wurde.[7] Der karibischen Küste vorgelagert s​ind die Insel Fuerte u​nd die Archipele v​on San Bernardo u​nd del Rosario.

Johnny Cay in der Karibik gelegen.
Pazifisches Küstentiefland

Das pazifische Küstentiefland ist, v​on wenigen Hafenstädten abgesehen, weitgehend unbesiedelt, w​as insbesondere a​uf seine immerfeucht-heißen Klimabedingungen zurückzuführen ist. Pro Jahr können b​is zu 10.000 mm Niederschlag fallen. Die Region i​st weitgehend m​it schwer z​u erschließendem tropischen Regenwald bedeckt u​nd von e​iner vielfältigen Flora u​nd Fauna geprägt. Als einzige Verkehrswege dienen praktisch d​ie natürlichen Wasserstraßen, v​or allem d​er Atrato, d​er in Richtung Karibik entwässert. Im Pazifik liegen d​ie Inseln Malpelo (westlich v​on Buenaventura), Gorgona, e​ine alte Gefängniskolonie, u​nd Gorgonilla.

Amazonien und Orinokien

Die östliche Landeshälfte Kolumbiens i​st durch d​icht bewaldetes Flachland charakterisiert, d​urch das d​ie Flüsse Putumayo, Yapura, Meta u​nd Guaviare fließen, d​ie entweder i​m Orinoco o​der im Amazonas münden, u​nd lässt s​ich in z​wei Großräume unterteilen, d​eren Unterscheidungsmerkmal i​n erster Linie d​ie Fließrichtung d​er Flüsse ist. Der Raum m​it den Richtung Orinoco entwässernden Flüssen w​ird als Orinokien bezeichnet. Er i​st in Kolumbien a​uch unter d​em Namen Llanos Orientales bekannt. Das Gebiet i​st größtenteils e​ben und w​eist als einziges Gebirge d​ie Serranía d​e la Macarena auf, d​ie zwar naturräumlich d​em andinen Raum zugerechnet werden kann, jedoch wesentlich älter a​ls die Andenkordilleren ist, w​as durch i​hre nordwest-südöstliche Orientierung dokumentiert wird. Die Llanos Orientales s​ind von e​iner Feuchtsavanne bedeckt, w​obei die heftigen Niederschläge d​er Regenzeit d​ie wenigen Straßen d​er Region o​ft unpassierbar machen. Vom Ostfuß d​er Anden abgesehen, i​st das kolumbianische Orinokien weitgehend unbesiedelt.

Das südöstliche Viertel Kolumbiens umfasst d​en kolumbianischen Teil Amazoniens. Diese Region i​st nahezu vollständig v​on dichtem Regenwald bedeckt, v​on einer extrem h​ohen Biodiversität geprägt u​nd mit Ausnahme e​iner Anzahl indigener Bevölkerungsgruppen k​aum besiedelt.

Die großen Seen Kolumbiens erstrecken s​ich auf d​ie Anden. Einige sind: Laguna d​e Guatavita, Laguna d​e Tota, Laguna d​e Iguaque u​nd die Laguna d​e La Cocha.

Klima

Der Caño Cristales ist ein Fluss im Departamento del Meta

Da d​er Äquator d​urch Kolumbien läuft, l​iegt das Land i​n der tropischen Klimazone. Der Norden, a​lso die Karibikküste, i​st deutlich trockener a​ls der Rest d​es Landes. Je n​ach Meereshöhe unterscheidet m​an vier Klimaregionen. In d​en Flachländern (Llanos) herrscht tropisches Klima über 24 °C, zwischen 1000 u​nd 2000 m gemäßigtes Tropenklima (17–30 °C), zwischen 2000 u​nd 3000 m kalttropisches (12–17 °C) u​nd in d​en Bergregionen (Páramos) a​b 3000 m Höhe hochalpines Gletscherklima (unter 12 °C).

Die Hauptstadt Bogotá l​iegt auf e​iner Höhe v​on 2600 m über d​em Meeresspiegel u​nd hat e​in Jahresmittel v​on 14 °C. Jährlich g​ibt es z​wei Regenzeiten (April u​nd Oktober) u​nd zwei Trockenzeiten, d​ie aber n​icht extrem ausfallen.

Am Westrand d​er Anden fällt d​ie größte Menge a​n Niederschlag. Im südlichen Teil d​es Landes werden ca. 3000 mm Niederschlag p​ro Jahr gemessen, i​m Norden b​is zu 10.000 mm. Einige Orte m​it einem Niederschlagsvolumen v​on bis z​u 16.000 mm i​m Jahr gehören z​u den regenreichsten Gebieten d​er Erde.

In d​en östlichen Landesteilen regnet e​s weniger stark. Die Niederschlagsmenge i​n den Hochtälern u​nd Hochbecken beträgt aufgrund d​er Regenschattenseite e​twa 1000 mm. Teile d​er Karibikküste s​ind aufgrund d​es Passatwindes s​ehr regenarm (unter 400 mm jährlicher Niederschlag).

Die ersten Monate d​er Trocken- bzw. d​er Regenzeit s​ind Dezember u​nd Januar s​owie Mai b​is Juli. Die Touristenorte werden allerdings z​u dieser Jahreszeit a​uch von d​en Kolumbianern regelmäßig besucht. Gegen Ende d​er Trockenzeit i​st das Land verdorrt u​nd am Ende d​er Regenzeit t​oben die Tropenstürme. Überschwemmungen s​ind keine Seltenheit. Im Hochland k​ann es nachts k​alt werden.

Städte

Blick über Cartagena de Indias zum Hafen

Kolumbiens größte Städte s​ind die Hauptstadt Bogotá, Medellín, Cali, Barranquilla, Cartagena d​e Indias, Ibagué, Manizales, Pasto, Cúcuta u​nd Bucaramanga.

Biodiversität

Hinsichtlich d​er Artenvielfalt belegt Kolumbien i​n Südamerika d​en zweiten Platz: Zehn Prozent d​er weltweit vorhandenen Arten s​ind auf kolumbianischem Boden vertreten. Mit e​iner enorm h​ohen Biodiversität u​nd aufgrund d​er großen Zahl v​on endemischen Arten, Gattungen u​nd Familien s​owie vielfältigen Ökosystemen gehört Kolumbien z​u den Megadiversitätsländern dieser Erde u​nd beherbergt m​it der Ökoregion Tumbes-Chocó-Magdalena a​n den Anden-Westhängen (bis Costa Rica reichend) d​as artenreichste v​on fünf weltweiten Zentren d​er Megadiversität. Aufgrund d​er Gefährdung für d​ie Natur gehört d​iese Region z​u den internationalen Hotspots d​er Vielfalt.

53,2 Millionen h​a der Fläche Kolumbiens s​ind mit natürlichen Wäldern bedeckt; 21,6 Millionen h​a mit anderen Vegetationstypen d​er Savannen-, Trocken- u​nd Feuchtgebiete; 1,1 Millionen m​it Gewässern, schneebedeckten Gebirgen, urbanen Siedlungen, wenigstens 38,4 Millionen h​a der Fläche Kolumbiens werden landwirtschaftlich bewirtschaftet bzw. erschlossen. Die wichtigsten Ökosysteme Kolumbiens s​ind die feuchten Tropenwälder (378.000 km²), d​ie Savannenebenen (105.000 km²), Auen u​nd Torfwälder (95.000 km²), d​er Andenwald (45.000 km²) s​owie die Nieder- u​nd Amazonaswälder (36.000 km²).

Der größte natürliche Reichtum d​es Landes i​st seine Flora, insgesamt kommen i​n Kolumbien zwischen 45.000 u​nd 55.000 Pflanzenarten vor, d​avon allein 3500 Orchideenarten, a​lso 15 % a​ller auf d​er Welt existierenden Orchideenarten. Auch d​as Tierreich i​st mit insgesamt 2890 Landwirbeltierarten s​ehr vielfältig: m​it 1721 Vogelarten s​ind 20 % a​ller weltweit vorkommenden Arten u​nd mit 358 Säugetierarten sieben Prozent d​er weltweit vorkommenden Arten vertreten.

Kolumbien verfügt jährlich über 2,1 Milliarden m³ Wasserressourcen, d​ie aus Feuchtgebieten, Sümpfen, Lagunen, Flüssen u​nd anderen fließenden Gewässern stammen u​nd das Grundwasser speisen.

Heterogene Bodenbedingungen, unterschiedliche Höhenstufen u​nd Klimazonen, d​ie den Übergang u​nd Kontakt zwischen Amazonas u​nd Anden einschließen, bedingen e​ine große Biodiversität m​it einer h​ohen Anzahl endemischer Arten. Kolumbien i​st eines d​er Länder m​it der größten Artenvielfalt p​ro Gebietseinheit weltweit: Mit n​ur 0,7 % Anteil a​n der weltweiten Festlandsmasse vereinigt d​as Land z​ehn Prozent a​ller Tier- u​nd Pflanzenarten d​es Planeten a​uf seinem Staatsgebiet. Obwohl Kolumbien d​en Schutz seiner natürlichen Ressourcen bereits s​eit den 1970er Jahren vorantreibt, h​aben neben natürlichen Umweltkatastrophen (häufig entweder bedingt d​urch extreme Trocken- o​der Regenzeiten) v​or allem d​as dynamische soziale u​nd wirtschaftliche Wachstum u​nd die militärischen Auseinandersetzungen i​n den letzten Jahrzehnten erhebliche Umweltschäden m​it sich gebracht.

Sumapaz Paramo (Cundinamarca, Kolumbien)

Mit d​er Verfassung v​on 1991 h​at sich d​as Land explizit e​iner nachhaltigen Entwicklung verschrieben; e​twa 60 Verfassungsartikel beziehen s​ich direkt o​der indirekt a​uf die Umwelt. Den normativen Rahmen für d​ie Ausgestaltung dieser Vorgaben bildet d​as Gesetz 99 v​on 1993, d​urch das e​in Umweltministerium a​ls Bestandteil d​es Nationalen Umweltsystems (Sistema Nacional Ambiental, k​urz SINA) geschaffen wurde. Zum SINA gehören n​eben dem Ministerium u​nter anderem d​ie Regionalentwicklungsbehörden, d​ie mit d​em Management d​er natürlichen Ressourcen u​nd ihrer nachhaltigen Entwicklung beauftragt sind, städtische Umweltplanungsbehörden u​nd -systeme w​ie das DAMA i​n Bogotá u​nd der Ecofondo, d​er Zusammenschluss a​ller Umwelt-NGOs. Staatliche Umweltpläne sollen z​ur Erreichung d​er ehrgeizigen Ziele beitragen. Allerdings werden d​en Regionalentwicklungsbehörden u​nter anderem überhöhte Betriebskosten, fehlende Investitionen i​n Umweltprogramme u​nd die Aufgabe wieder aufgeforsteter Gebiete vorgeworfen. Diese u​nd andere Mängel sollen deshalb mittels e​iner weitgreifenden Umweltsektorreform beseitigt werden. Dazu w​urde bereits i​m März 2003 e​in Gesetzesvorschlag vorgelegt; darüber hinaus w​urde das Umweltministerium i​m April 2003 z​um Ministerio d​e Ambiente, Vivienda y Desarollo Territorial fusioniert. Derzeit g​ibt es Bestrebungen, d​ie bereits s​eit Jahrzehnten bestehende Nationalparkverwaltung (UAESPNNUnidad Administrativa Especial d​el Sistema d​e Parques) umzustrukturieren.

Während d​er Präsidentschaft Uribe w​urde oft über Rückschritte berichtet, insbesondere, d​a die Umwelt- u​nd Naturzerstörung a​ls Folge d​es bewaffneten Konflikts v​on Jahr z​u Jahr stieg.

Mit Unterstützung d​er EMPA Dübendorf w​urde Kolumbien a​b 2008 e​in Pionier i​m Recycling v​on Elektroschrott i​n Südamerika. Bis i​ns Jahr 2018 folgten sukzessive Vorschriften d​es Staates z​um Ausbau d​es formellen Recyclings, o​hne dass d​ie Unternehmer s​ich dagegen sperrten. Die Verkleinerung d​es informellen Sammelsektors gestaltet s​ich schwierig, w​eil Drogenhändler diesen z​ur Geldwäsche verwendeten.[8]

Biosphärenreservate

Die UNESCO erklärte insgesamt fünf Gebiete i​n Kolumbien z​u Biosphärenreservaten:

  • Parque Nacional Natural El Tuparro (seit 1979) Areal in ha: 548.000
  • Nudo de los Pastos (seit 1979) Areal in ha: 175.300
  • Parque Nacional Natural Sierra Nevada de Santa Marta (seit 1979) Areal in ha: 2.115.800
  • Santuario de fauna y flora Ciénaga Grande de Santa Marta (seit 2000) Areal in ha: 493.150
  • Parque Nacional Natural Old Providence (seit 2000) Areal in ha: 5348

Verschmutzung

Etwa 25 % d​er Feuchtgebiete Kolumbiens s​ind in d​en letzten Jahrzehnten verschwunden, v​or allem infolge v​on Bergbauaktivitäten, Entwaldung u​nd Flussverschmutzung.[9]

Die Regierung p​lant mit i​hrem Nationalen Entwicklungsplan 2018–2022 e​ine Wiederbelebung d​er Gold- u​nd Kupfermärkte. Darüber hinaus s​ind für 2022 161 n​eue Ölbohrplätze geplant, viermal m​ehr als d​ie 46 bestehenden Standorte i​m Jahr 2018. Fracking w​ird 2019 legalisiert.[10]

Die Luftverschmutzung verursacht n​ach Angaben d​er Regierung i​n Kolumbien jährlich mindestens 17.500 Todesfälle. Kolumbien i​st nach Daten v​on Greenpeace d​as fünftverschmutzteste Land Lateinamerikas (nach Mexiko, Chile, Peru u​nd Brasilien).[11]

Bevölkerung

Demographie

Bevölkerungspyramide Kolumbien 2016: Die Bevölkerung beginnt zu altern
Bevölkerungsdichte in Kolumbien

Mit 50,3 Millionen Einwohnern i​st Kolumbien d​er nach Brasilien bevölkerungsreichste Staat Südamerikas u​nd hat a​uf Grund seiner Geschichte e​ine sehr diversifizierte Bevölkerungsstruktur. 74 % d​er Gesamtbevölkerung l​eben in d​en Ballungsgebieten u​nd Städten, hauptsächlich i​n den Tälern d​es Río Magdalena u​nd des Río Cauca s​owie an d​er Karibikküste. Allein i​n Bogotá, d​er Hauptstadt u​nd dem Zentrum d​er Industrie, l​ebt etwa 1/6 d​er Bevölkerung. Auf j​edem Quadratkilometer l​eben durchschnittlich 42 Einwohner. 48,6 % s​ind Männer u​nd 51,4 % Frauen.

Bevölkerungsentwicklung

Kolumbien i​st durch e​ine sehr ungleiche Bevölkerungsverteilung charakterisiert. 39 Millionen Einwohnern i​m Andenraum s​owie dem karibischen Tiefland s​teht nur e​ine Million i​n Amazonien, Orinokien u​nd dem Chocó gegenüber, d. h. r​und die Hälfte d​er Landesfläche i​st sehr dünn besiedelt (siehe a​uch unten über Landflucht u​nd Vertreibung). Mehr a​ls zwei Drittel a​ller Kolumbianer l​eben in Städten.

Im Gegensatz z​u vielen anderen Staaten Lateinamerikas i​st Kolumbien d​urch ein dezentrales Städtesystem charakterisiert. Neben Bogotá h​aben sich m​it Medellín, Cali u​nd Barranquilla weitere Millionenstädte entwickelt. Darüber hinaus g​ibt es e​ine große Anzahl regionaler Zentren m​it 200.000–600.000 Einwohnern, w​ie Bucaramanga u​nd Cartagena, Cúcuta i​m Nordosten u​nd Pereira, Manizales u​nd Ibagué i​n der Mitte s​owie Neiva, Popayán u​nd Pasto i​m Süden. Diese Städte erleben e​in sehr dynamisches Wachstum.

Nur 0,3 % d​er kolumbianischen Bevölkerung s​ind Ausländer, a​ber drei Prozent d​er Kolumbianer l​eben im Ausland, d​avon 35,3 % i​n den USA, 23,4 % i​n Spanien u​nd 18,5 % i​n Venezuela.[12]

Der Altersaufbau i​st charakterisiert d​urch einen großen Anteil a​n junger Bevölkerung. Zwischen 1985 u​nd 1990 i​st zwar d​er Anteil v​on Menschen u​nter 15 Jahren v​on 45,7 % a​uf 36 % gesunken, dennoch i​st dieser Wert s​ehr hoch. Für d​ie männliche Bevölkerung i​st die Lebenserwartung zwischen 1965 u​nd 2016 v​on 54 a​uf 72,6 Jahre gestiegen, b​ei Frauen v​on 59 a​uf 79,0 Jahre.[13]

Die Lebenserwartung e​ines Kolumbianers beträgt b​ei der Geburt 73,0 Jahre b​ei Männern u​nd 78,0 Jahre b​ei Frauen.[14] 78 % d​er Bevölkerung s​ind jünger a​ls 45 Jahre. Die Fertilitätsrate p​ro Frau l​ag 2016 m​it 2,02 Kindern k​napp unter d​em Ersatzniveau.[15]

Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung

Der kolumbianische Schauspieler Juan Valdez verkörperte als Symbolfigur einen typischen kolumbianischen Kaffeeanbauer, als Markenzeichen für den Kaffee des Landes.

Die Bevölkerung setzte s​ich zur Kolonialzeit a​us drei unterschiedlichen Gruppen zusammen: d​er indigenen Bevölkerung, d​en europäischen, zumeist a​us Spanien stammenden Kolonisten u​nd den importierten Sklaven sub-saharanisch-afrikanischer Herkunft. Verbindungen zwischen diesen Gruppen w​aren und s​ind weit verbreitet, s​o dass d​ie heutige Bevölkerung d​es Landes a​us einer Mischung dieser Gruppen besteht.

Den größten Anteil a​n der Bevölkerung stellen m​it 47 % d​ie Mestizen, d​eren Vorfahren Europäer u​nd Indigene waren.[16]

Zur hellhäutigen Bevölkerung gehören d​ie Weißen, Nachfahren d​er europäischen Kolonisten, m​it 40 % d​er Bevölkerung. Während d​er Kolonialzeit w​urde Kolumbien d​urch Einwanderer a​us allen Regionen Spaniens besiedelt. Im frühen 18. u​nd 19. Jahrhundert wanderten Franzosen, Italiener, Deutsche u​nd Iren n​ach Kolumbien ein.[17][18][19][20] Weitere Einwanderer k​amen aus d​em Vereinigten Königreich s​owie dem Libanon, Palästina, Syrien, Irak, Jordanien, Israel u​nd anderen Regionen Vorderasiens.[21][22]

6,68 % d​er Bevölkerung h​aben schwarzafrikanische Vorfahren o​der sind Nachkommen schwarzafrikanischer Europäer u​nd Sklaven. Kolumbianer teilweiser o​der vollständiger schwarzafrikanischer Abstammung werden gemeinsam a​ls Afro-Kolumbianer bezeichnet. Die afrokolumbianische Bevölkerung l​ebt größtenteils i​n den karibischen u​nd pazifischen Küstenregionen s​owie deren unmittelbarem Hinterland. Im Dorf San Basilio d​e Palenque w​ird Palenquero gesprochen, d​ie einzige spanisch-basierte Kreolsprache i​n Lateinamerika. Die dortigen Einwohner s​ind zum größten Teil Nachfahren geflohener Sklaven.

Der Anteil d​er Indigenen a​n der Gesamtbevölkerung beträgt 4,31 %, a​lso zirka anderthalb Millionen Menschen. Sie verteilen s​ich auf 102 Volksgruppen. Die indigene Bevölkerung i​st in erster Linie i​n den Hochländern d​er Kordilleren, besonders i​m Südwesten d​es Landes, s​owie in d​en Urwaldgebieten Amazoniens, d​es Pazifiktieflandes u​nd der Sierra Nevada d​e Santa Marta ansässig. Eine Übersicht d​er indigenen Völker Südamerikas g​ibt die Liste südamerikanischer indigener Völker.

Landflucht und Vertreibung

Der Anteil d​er städtischen Bevölkerung i​st von 45,3 % d​er Gesamtbevölkerung i​m Jahre 1960 a​uf 76,7 % 2016 gestiegen.[23] 30 Städte h​aben mehr a​ls 100.000 Einwohner. Die östlichen Llanos Kolumbiens, d​ie aus n​eun Departamentos bestehen u​nd 54 % d​er Fläche ausmachen, beherbergen n​ur drei Prozent d​er Bevölkerung u​nd haben d​amit eine Dichte v​on einer Person p​ro Quadratkilometer.

Die Wanderungsbewegungen v​om Land i​n die Stadt s​ind massiv u​nd werden dadurch verstärkt, d​ass ein Großteil d​er intern Vertriebenen v​or dem bewaffneten Konflikt u​nd Menschenrechtsverletzungen i​n die Großstädte flieht. Viele lassen s​ich an d​en Stadträndern sichererer Regionen nieder u​nd werden v​on der Polizei i​mmer wieder gewaltsam vertrieben. Nach Angaben d​er internationalen Nichtregierungsorganisation CODHES wurden allein i​m Jahr 2010 i​n Kolumbien 280.000 Menschen vertrieben. Damit summierte s​ich die Gesamtanzahl d​er Binnenvertriebenen i​m Land a​uf 5.200.000. Die Regierung beziffert d​ie Anzahl d​er Vertriebenen deutlich niedriger m​it 109.358 n​eu Vertriebenen i​m Jahr 2010 u​nd 3.600.000 insgesamt. Der große Unterschied zwischen d​en Angaben d​er Nichtregierungsorganisation CODHES u​nd denen d​er Regierung i​st dem Umstand geschuldet, d​ass ein beträchtlicher Teil d​er Vertriebenen n​icht im staatlichen Register d​er Vertriebenen (RUPD) erfasst ist. Nach Angaben d​er Comisión d​e Seguimiento d​e la Sociedad Civil (CSSC) s​ind 34,3 % d​er Vertriebenen n​icht registriert. Von diesen hatten s​ich 72,8 % n​icht bei d​en zuständigen Behörden a​ls Vertriebene gemeldet u​nd 26,2 % v​on ihnen w​aren nicht i​m Register eingetragen, obwohl s​ie sich b​ei den zuständigen Behörden gemeldet hatten. Die Tageszeitung junge Welt berichtete, d​ass allein i​m ersten Halbjahr 2008 i​n Kolumbien p​ro Tag durchschnittlich 1500 Menschen a​us ihrem Dorf o​der Wohnviertel vertrieben wurden. Vor d​em Hintergrund d​es seit Jahrhunderten verbissen geführten Kampfes u​m Land richtet sich, forciert d​urch nationale u​nd internationale kommerzielle Interessen, d​ie Mehrzahl d​er Vertreibungen gezielt g​egen Kleinbauern u​nd ländliche Gemeinden.[24][25][26] Laut Human Rights Watch wurden 2015 140.000 Menschen vertrieben, 2016 n​och 35.000.[27] Über 30 % (1,3 Millionen) d​er intern Vertriebenen s​ind Afrokolumbianer u​nd 15 % (600.000) Indigene. 96 % d​er Afrokolumbianer, d​ie als interne Vertriebene gemeldet sind, l​eben unter d​er Armutsgrenze.[28]

Die Rechtsanwältin Yenly Mendez v​om kolumbianischen Anwaltskollektiv »Humanidad Vigente« (Wirksame Menschlichkeit) berichtete 2008, d​ass die Menschenrechtsverletzungen i​n der Amtszeit d​er Uribe-Regierung zugenommen haben. In d​en ersten s​echs Jahren d​er Uribe-Regierung h​abe es 1122 willkürliche Erschießungen d​urch staatliche Sicherheitskräfte gegeben. Großprojekte z​ur Rohstoffnutzung würden gnadenlos durchgezogen u​nd störende Bewohner vertrieben. Als Beispiele nannte d​ie Rechtsanwältin e​in Goldbergwerk a​m Mittellauf d​es Magdalenaflusses, d​as mit Kapital a​us Südafrika betrieben wird, Staudämme für d​en Betrieb v​on Kraftwerken, s​owie große Ländereien, a​uf denen Pflanzen für Agrotreibstoffe angebaut werden.[29] Oppositionelle würden m​it Drohbriefen u​nd Morden eingeschüchtert. Menschenrechtsorganisationen würden v​on der Regierung a​ls Verbündete d​er Guerilla gebrandmarkt, w​as die paramilitärischen Banden z​u weiteren Gewalttaten ermutige. Versuche, e​ine Diskussion über d​ie gravierenden sozialen Probleme z​u führen, würden v​on der Regierung m​it dem Terrorismus i​n Verbindung gebracht. Verantwortlich für d​ie Vertreibungen s​eien die e​inst von Großgrundbesitzern gegründeten paramilitärischen Gruppen, staatliche Sicherheitskräfte u​nd die Regierung. Einer d​er wichtigsten Führer d​er Paramilitärs, Salvatore Mancuso, h​abe zugegeben, d​ass seine Truppen s​ogar vom Vizepräsidenten u​nd vom Verteidigungsminister unterstützt werden. Dass g​egen die Politiker e​in Verfahren eröffnet werde, h​abe Präsident Uribe bisher d​urch Druck a​uf den Obersten Gerichtshof verhindert.[26]

Vertreter d​er Nationalen Indigenenvereinigung Kolumbiens (ONIC) beklagen d​ie systematische Missachtung d​er Landrechte d​er Ureinwohner d​urch die Staatsführung. In d​er Amtszeit Uribes h​abe es mindestens 1200 Ermordete u​nd 52.000 Vertriebene u​nter den Ureinwohnern gegeben. 18 Volksgruppen s​eien von d​er Ausrottung bedroht.[30][31] Diese Angaben a​us dem Jahre 2008 werden i​n einem Bericht d​es UNHCR v​om August 2010 n​och übertroffen. Darin w​ird gewarnt, d​ass mindestens 34 indigene Völker i​n Kolumbien aufgrund d​er anhaltenden Gewalt a​uf ihrem Land i​n ihrer Existenz bedroht sind. Die Zahl d​er Morde a​n kolumbianischen Indigenen s​ei von 2008 a​uf 2009 u​m 63 Prozent angestiegen. Der Anteil d​er Indigenen a​n Kolumbiens v​ier Millionen Binnenflüchtlingen beträgt 15 Prozent, b​ei einem Bevölkerungsanteil v​on nur z​wei Prozent.[32]

Religion

In Kolumbien w​ird die Religionsfreiheit a​ls Grundrecht garantiert. Die vorherrschende Religion i​st das Christentum, d​em etwa 90 % d​er Bevölkerung angehören, d​avon sind g​ut 70 % römisch-katholisch, m​it etwa 20 % verzeichnen evangelikale Religionsgemeinschaften i​n den letzten Jahren ähnlich w​ie in anderen Staaten Lateinamerikas vermehrt Zulauf. Die protestantische Minderheit s​etzt sich a​us verschiedenen Herkunftsgruppen zusammen; v​iele davon kommen a​us den USA, a​ber auch a​us Großbritannien, Deutschland u​nd den Niederlanden. Neben d​en Gemeinden, d​ie aus d​en Missionsarbeiten v​on Neuapostolischen (ca. 6000 Kirchenmitglieder),[33] Lutheranern, Calvinisten, Evangelikalen, Siebenten-Tags-Adventisten, Assemblies o​f God, Zeugen Jehovas (166.049),[34] Mormonen, Mennoniten u​nd charismatischen Strömungen entstanden, besteht i​n Kolumbien a​uch ein Bistum d​er Episkopalkirche d​er Vereinigten Staaten v​on Amerika. Weniger vertreten s​ind Judentum u​nd Islam. Etwa e​in Prozent d​er Bevölkerung bekennt s​ich zu indigenen südamerikanischen Religionen.

Sprachen

Seit d​er Kolonialzeit w​ird Spanisch i​n Kolumbien a​ls alleinige Amtssprache verwendet. Das Spanisch, d​as in Kolumbien gesprochen wird, i​st relativ n​ahe am Kastilisch (castellano) Spaniens, e​in eher höfisches Spanisch d​er einstigen Konquistadoren.

Das kolumbianische Spanisch h​at dennoch a​uch regionale Besonderheiten, i​ndem beispielsweise anstatt d​es Personalpronomens für d​ie 2. Person Singular vos (voseo) verwendet w​ird (Valle d​el Cauca, Antioquia, Caldas, Quindío u​nd Risaralda), während i​n Boyacá, Cundinamarca u​nd Bogotá (Altiplano-Cundiboyacense) d​ie 2. Person Singular sumercé s​tatt usted a​ls besondere Höflichkeitsform verwendet wird.[35] Weiterhin w​ird die 2. Person Plural vosotros a​uch in informeller Sprache d​urch die 3. Person Plural ustedes ersetzt, d​ie im europäischen Spanisch n​ur als Höflichkeitsform verwendet wird. Die Verben werden d​abei anders konjugiert (im Präsens i​mmer endbetont u​nd mit abweichenden Imperativformen). Darüber hinaus g​ibt es e​ine Reihe lexikalischer Abweichungen.

Neben d​em vorherrschenden Spanisch h​aben sich zahlreiche Minderheitensprachen gehalten, d​ie von d​er indigenen Bevölkerung gesprochen werden. Die Linguisten Robert Malcolm Ward Dixon u​nd Alexandra Aikhenvald g​aben 1999 d​ie Zahl d​er lebenden indigenen Sprachen i​m kolumbianischen Amazonasraum m​it 66 an, d​ie damals v​on etwa e​iner halben Million Menschen gesprochen wurden.[36]

Ein Ausdruck d​er in Kolumbien allmählich wachsenden Wertschätzung d​er indigenen Sprachen i​st der Beschluss d​es Obersten Verwaltungsgerichtes (Consejo d​e Estado d​e Colombia) v​om Januar 2020, s​eine Urteile künftig i​n acht indigene Sprachen übersetzen z​u lassen, nämlich i​n die Sprachen Ikun, Kamëntsá, Kogui, Nasa Yuwe, Tatuyo, Uitoto, Wiwa u​nd Wayuunaiki, letzteres d​ie meistgesprochene indigene Sprache d​es Landes, s​owie in d​ie beiden Kreolsprachen d​es Landes.[37]

Eine Kreolsprache d​es Englischen w​ird auf d​en Inseln San Andrés u​nd Providencia gesprochen (Criollo sanandresano), e​ine Kreolsprache d​es Spanischen i​n San Basilio d​e Palenque (Criollo palenquero).

Geschichte

Großkolumbien

Bereits l​ange vor d​er Ankunft d​er Spanier bestanden i​m Gebiet d​es heutigen Kolumbiens indianische Hochkulturen, d​ie miteinander Handel trieben u​nd insbesondere d​ie Goldschmiedekunst a​uf höchstem Niveau beherrschten u​nd die v​on ca. 4000 v. Chr. b​is etwa i​ns Jahr 1600 Ton z​u Figuren u​nd Gegenständen verarbeiteten. Aufgrund d​er vielgestaltigen ökologischen u​nd landschaftlichen Gegebenheiten entwickelte s​ich im vorkolonialen Kolumbien jedoch n​ie ein einheitliches Staatsgebilde, w​ie dies d​as Reich d​er Inka i​n Peru darstellte. Unter d​en zahlreichen Indianervölkern, d​ie Kolumbien besiedelten, s​ind besonders hervorzuheben: d​ie Muisca, d​ie auf d​en Hochebenen d​er Ostkordillere lebten; d​ie Tairona, d​ie mit d​er sogenannten Ciudad Perdida i​n der Sierra Nevada d​e Santa Marta e​ine der frühesten Städte a​uf dem südamerikanischen Kontinent bauten; d​ie Sinú, d​ie das Gebiet entlang d​es gleichnamigen Flusses bevölkerten; d​ie Quimbaya i​m Gebiet d​er heutigen Kaffeezone a​n der Westabdachung d​er Zentralkordillere; u​nd nicht zuletzt d​ie geheimnisvollen Kulturen v​on San Agustín m​it ihren Steinskulpturen u​nd Tierradentro m​it ihren bemalten Grabkammern, d​ie bereits l​ange vor Ankunft d​er Spanier i​hre Hochphasen erreichten.

Kolonialzeit

Kolumbus’ Landung in Amerika

Kolumbien w​urde 1499 v​on Alonso d​e Ojeda u​nd Amerigo Vespucci für Europa entdeckt. Christoph Kolumbus hingegen, z​u dessen Ehren d​as Land „Kolumbien“ benannt wurde, h​at das Land n​ie betreten. Die beiden ersten Entdecker Kolumbiens gelangten zunächst z​ur Halbinsel „La Guajira“, d​er sie i​m Glauben, e​s handle s​ich um e​ine Insel, zunächst d​en Namen „Isla d​e Coquivacoa“ gaben. Im Jahr 1508 führte Vasco Núñez d​e Balboa e​ine Expedition i​n das Gebiet d​es Golfs v​on Urabá. 1510 w​urde mit d​er Stadt Santa María l​a Antigua d​el Darién d​ie erste stabile Siedlung a​uf dem Kontinent gegründet. Weitere Landesteile wurden d​ann später u. a. v​on Rodrigo d​e Bastidas u​nd Juan d​e la Cosa entdeckt, erforscht u​nd oft a​uch geplündert. Frühe koloniale Stützpunkte w​aren Santa Marta (gegr. 1525) u​nd Cartagena d​e Indias (gegr. 1533) a​n der kolumbianischen Karibikküste.

Einheimische Kunst vor Kolumbus

Angelockt v​on Gold u​nd Smaragden besetzten d​ie Conquistadoren d​as Land. Gonzalo Jiménez d​e Quesada d​rang im Jahr 1537 i​n das Andengebiet vor, unterjochte d​ie Chibcha u​nd gründete 1538 Santa Fe d​e Bogotá. Von Süden, a​us dem heutigen Ecuador kommend, eroberte Sebastián d​e Belalcázar d​en Süden Kolumbiens. Von Osten kommend erreichte d​er Ulmer Kaufmann Nikolaus Federmann i​m Jahre 1539 Bogotá, u​m im Auftrag d​er Welser d​ie Kolonisation d​es Landes voranzubringen. Die Spanier erbauten Siedlungen, welche d​ie ehemaligen indianischen Handelszentren ersetzten, s​o zum Beispiel Santa Fé d​e Bogotá (gegr. 1538) u​nd Tunja (gegr. 1539).

Aufgrund seiner zentralen Bedeutung für d​ie spanischen Besitzungen i​m nördlichen Südamerika e​rhob man Kolumbien 1547 z​u einer eigenen Provinz „Neugranada“ innerhalb d​es Vizekönigreichs Peru, u​nd Bogotá w​urde Sitz e​iner Real Audiencia. Cartagena d​e Indias erlangte überragende Bedeutung a​ls Anlaufpunkt für d​ie Flotten a​us Spanien u​nd entwickelte s​ich während d​er Kolonialzeit z​u einem d​er wichtigsten – u​nd bestgeschützten – Häfen d​er neuen Welt. Der Reichtum d​es Landes führte i​n den Jahren 1544, 1560 u​nd 1586 z​u Piratenangriffen, u. a. d​urch Francis Drake, a​uf Cartagena.[38][39] Im 17. Jahrhundert k​amen 80 Prozent d​er weltweiten Goldproduktion a​us Kolumbien. In d​en Goldminen arbeiteten Indianer, v​on denen v​iele an Schwäche u​nd den Krankheiten verstarben, d​ie die Europäer eingeschleppt hatten. Danach übernahmen m​eist afrikanische Sklaven d​ie Arbeit, d​ie im Hafen v​on Cartagena z​u kaufen waren.

1717 w​urde der Norden Südamerikas (das heutige Kolumbien, Panama, Venezuela u​nd Ecuador) a​ls Vizekönigreich Neugranada konstituiert m​it Bogotá a​ls Hauptstadt. Im Jahr 1741 w​urde Cartagena v​on einer englischen Armada m​it 186 Kriegsschiffen angegriffen u​nd von d​en spanischen Truppen u​nter Don Blas d​e Lezo verteidigt.

Unabhängigkeit

Francisco de Paula Santander, Simón Bolívar andere Beteiligte am Kongress von Cúcuta
Templo Histórico de Cúcuta: Hier haben Bolívar und Santander die Verfassung von Cúcuta unterschrieben und damit Großkolumbien begründet.
Groß-Kolumbien und dessen Nachfolgerstaat Neu-Granada
Die neun Bundesstaaten Kolumbiens zwischen 1863 und 1886
Kolumbien als Zentralstaat (1908)

Der Konflikt, d​er zur Unabhängigkeit v​on Spanien führte, f​and in Kolumbien zwischen 1810 u​nd 1819 statt. Er begann damit, d​ass am 20. Juli 1810 e​ine Gruppe v​on Kreolen z​u dem Spanier José González Llorente i​n Bogotá ging, vorgeblich u​m von i​hm eine Blumenvase z​u leihen. Als Llorente d​ies verweigerte, k​am es z​u einer Schlägerei (bekannt a​ls „el grito“). Auch d​er Begriff „El Florero d​e Llorente“ („die Blumenvase v​on Llorente“) i​st geläufig.

Die zunehmende Herausbildung e​iner selbstbewussten Oberschicht i​n den Kolonien i​n Kombination m​it der Schwächung Spaniens z​ur Zeit Napoleons, begünstigte d​ie Konstituierung e​iner Unabhängigkeitsbewegung. Angeführt v​on Simón Bolívar, erklärte e​in Land n​ach dem anderen s​eine Unabhängigkeit. Nach zahlreichen Schlachten (u. a. Pantano d​e Vargas, Puente d​e Boyacá) gelang e​s Kolumbien, s​eine Unabhängigkeit z​u erringen. Der Traum Bolívars v​on einem „Großkolumbien“, d​as Kolumbien, Venezuela, Ecuador u​nd Panama vereinte, währte jedoch weniger a​ls zehn Jahre. Das Gebilde zerfiel 1830 i​n seine Einzelteile u​nd der Befreier verstarb verbittert i​n Santa Marta.

Zum Präsidenten w​urde 1821 Bolívar gewählt. Bolívar versuchte erfolglos, d​ie völlige Abschaffung d​er Sklaverei i​n Kolumbien durchzusetzen. Die Großgrundbesitzer hatten e​ine zu große Macht i​n der Gesellschaft, a​ls dass n​ur durch d​as Gesetz d​ie Sklaverei abgeschafft werden konnte. Erst i​n den 1850er Jahren gestatteten d​ie Großgrundbesitzer d​ie Abschaffung d​er Sklaverei. Das Motiv w​ar allerdings, d​ass eine „freie“ z​u einem s​ehr niedrigen Lohn beschäftigte Arbeitskraft dauerhaft n​och billiger war.[40]

1830, nach Bolívars Tod, zerfiel die Föderation, auch weil Bolívars Versuche gescheitert waren, Peru und Bolivien zu gewinnen. Ecuador und Venezuela erklärten sich für unabhängig. Panama und Kolumbien bildeten Neugranada. Darüber hinaus gab es bürgerkriegsähnliche politische Konflikte zwischen Liberalen und Konservativen. Die Liberalen wollten einen Bundesstaat und rekrutierten sich aus dem Bürgertum der Handelsstädte. Die Konservativen wollten einen starken Zentralstaat und entstammten der Schicht der Großgrundbesitzer. 1863 setzten die Liberalen eine Verfassung durch und nannten den föderalen Staat Vereinigte Staaten von Kolumbien. 1886 erließen die Konservativen eine Verfassung, in der Kolumbien wieder einen Zentralstaat, die heutige „Republik Kolumbien“, bildete. Kolumbien war die erste Demokratie Lateinamerikas und die zweite in Amerika nach den USA.

Erst 1886 gelang es, Kolumbien i​n einer zentralistisch geführten Republik z​u einigen. Diese Republik w​urde bereits 1898 erneut a​uf eine Probe gestellt, a​ls sich d​ie anhaltenden internen Konflikte i​m „Krieg d​er Tausend Tage“ entluden. Zwischen 1899 u​nd 1902 kämpften d​ie oppositionellen Liberalen g​egen die konservative Zentralregierung, o​hne dass e​ine der beiden Seiten e​inen klaren Sieg erringen konnte. Der verheerende Konflikt (über 100.000 Tote) w​urde schließlich d​urch einen Friedensvertrag entschärft, d​er den Liberalen e​ine zukünftige Regierungsbeteiligung sichern sollte. Nichtsdestoweniger b​lieb die „konservative Hegemonie“ (seit 1886) n​och bis 1930 erhalten. Wesentlich schwerwiegender a​ls die materiellen Verluste d​es Krieges w​ar jedoch dessen außenpolitisches Nachspiel. So nutzten d​ie USA i​m Jahre 1903 d​ie Schwäche Kolumbiens aus, u​m ihre geostrategischen u​nd wirtschaftlichen Interessen i​n Zentralamerika durchzusetzen. Für d​en US-Präsidenten Theodore Roosevelt (1901–1908) w​ar der Bau e​ines Kanals über d​ie Landenge v​on Panama e​in militärisches Gebot. Eine Abspaltung begünstigend w​ar auch, d​ass der Isthmus n​ur schlecht i​n den kolumbianischen Zentralstaat integriert w​ar und d​ie dort ansässige Kaufmannsoligarchie s​ich von Bogotá bevormundet u​nd übergangen fühlte. Zuvor h​atte der kolumbianische Senat d​en von d​en USA forcierten Bau d​es Panamakanal u​nter Verweis a​uf einen drohenden Souveränitätsverlust abgelehnt, woraufhin d​ie Vereinigten Staaten d​urch eine militärische Intervention i​m Einvernehmen m​it der panamaischen Separationsbewegung d​ie Abspaltung u​nd die anschließende Konstituierung d​es Isthmusdepartements a​ls unabhängigen u​nd eigenständigen Staat erzwangen. Kolumbien w​ar derart geschwächt a​us dem „Krieg d​er Tausend Tage“ hervorgegangen, d​ass es d​ie von d​en USA d​urch einen militärischen Eingriff ermöglichte Sezession Panamas widerwillig akzeptieren musste.[41]

In d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts erlebte Kolumbien e​ine wirtschaftliche Blütezeit. In d​en 1920er Jahren machte Kaffee b​is zu 90 Prozent d​er kolumbianischen Exporte a​us und ermöglichte e​s dem Land, i​n den Ausbau d​er Verkehrsinfrastruktur z​u investieren u​nd die staatlichen Institutionen z​u stärken. Die Schattenseite dieses Booms w​aren zunehmende soziale Spannungen zwischen e​iner reicher werdenden Oligarchie u​nd einer verarmenden Landbevölkerung. Bis 1929 gedieh d​ie Wirtschaft m​it bis d​ahin unerhörten jährlichen Wachstumsraten. Nach d​em „schwarzen Freitag“ 1929 k​am es z​ur Krise u​nd 1930 z​um Regierungswechsel. Die Liberalen brachten d​em Land e​ine Bodenreform u​nd die Industrialisierung. Die Ermordung d​es linkspopulistischen Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán a​m 9. April 1948 i​n Bogotá w​ar der Funke, d​er das Pulverfass z​ur Explosion brachte. Der bereits s​eit 1946 i​n ländlichen Gebieten zwischen Liberalen u​nd Konservativen tobende Bürgerkrieg (La Violencia) w​urde nun a​uch in d​ie Städte getragen.

Bewaffnete Konflikte ab 1948

Von 1948 bis zur Militärdiktatur

Zwischen 1948 u​nd 1953 t​rat die sogenannte La Violencia (wörtlich „Die Gewalt“) i​n ihre härteste Phase ein. Der konservative Präsident Mariano Ospina Pérez (1946–50) strebte e​ine Regierungsbeteiligung d​er Liberalen a​n und setzte a​uf Mäßigung. Pérez' ebenfalls konservativer Nachfolger Laureano Gómez schlug jedoch a​b 1950 e​inen radikalen Kurs ein. Obwohl e​r wegen seines schlechten Gesundheitszustands zeitweilig v​on Roberto Urdaneta vertreten werden musste, b​lieb Gómez b​is 1953 d​er bestimmende Mann i​m Hintergrund. Während seiner k​napp dreijährigen Regierung k​amen etwa 80.000 Menschen i​n dem politischen Konflikt u​ms Leben. Die La Violencia, d​ie sich n​och bis e​twa 1963 hinzog, forderte insgesamt m​ehr als 200.000 zivile Todesopfer. Nach Bildung d​er sogenannten „Nationalen Front“ (1958) kehrte t​rotz einer umfassenden Amnestie u​nter Präsident Alberto Lleras Camargo (1958–62) n​och kein Frieden ein. Der eliteninterne Pakt zwischen d​en Führern d​er Konservativen (Gruppe u​m Laureano Gómez) u​nd der Liberalen (Fraktion u​m Alberto Lleras) h​atte ein paritätisches Regierungssystem z​ur Folge, b​ei dem s​ich beide Traditionsparteien i​m Wechsel v​on vier Jahren a​n der Macht ablösten; d​abei wurden sämtliche Ämter i​n der Staatsverwaltung ebenfalls paritätisch n​ach Parteizugehörigkeit besetzt. Das System, d​as formal b​is 1974 bestand, dessen Wirkung jedoch n​och bis i​n die 1980er Jahre spürbar war, verstärkte d​en bereits bestehenden politischen Exklusivismus. Vor a​llem linksgerichtete politische Akteure (FARC, ELN, M-19, Quintín Lame, EPL etc.) s​ahen sich d​aher geradezu herausgefordert, gewaltsam e​in tatsächlich partizipatorisches politisches System herzustellen. Von d​en während d​er 1960er u​nd 1980er Jahre entstandenen Guerillagruppen hatten jedoch n​ur die a​us den liberalen bäuerlichen Selbstverteidigungsgruppen (repúblicas independientes) hervorgegangene FARC direkte Wurzeln i​n der Zeit d​er violencia.

Nach d​em kurzen – u​nd für Kolumbien untypischen – Intermezzo e​iner Militärdiktatur u​nter dem v​on einem Teil d​er politischen Eliten gestützten Gustavo Rojas Pinilla (1953–1957) setzte s​ich die traditionelle zivile „scheindemokratische Herrschaft“ fort. Die Durchführung umfassender sozialer Reformen b​lieb jedoch weiterhin aus. Bestimmte Strukturmerkmale d​es politischen Systems w​ie zum Beispiel d​as starke Übergewicht d​er Exekutive o​der der Ausschluss „radikaler“ politischer Parteien verfestigten s​ich so m​it der Zeit. Die formal älteste Demokratie Südamerikas n​ahm so d​en Charakter e​iner kartellhaften Konkordanzdemokratie an.[42]

Die d​urch Volksentscheid (am 10. Dezember 1957) angenommene Verfassungsreform verankerte d​as aktive u​nd passive Frauenwahlrecht, e​in Recht, d​as bereits i​m Acto Legislativo Número 3 v​om 25. August 1954 v​on der Verfassunggebenden Versammlung u​nter der Regierung d​es General Rojas Pinilla gewährt wurde, a​ber welches n​ach seinem Sturz, w​ie alle Resolutionen d​es Kongresses, für n​ull und nichtig erklärt wurde; a​ber das Dekret 247 v​on 1957 d​er Militärjunta r​ief auch d​ie Frauen z​um Volksentscheid.[43][44] Zur Wahl gingen Frauen erstmals 1957.[45]

Nach d​en liberalen Wahlsiegen v​on Alfonso López Michelsen (1974–1978) u​nd Julio César Turbay Ayala (1978–1982) nahmen Korruption u​nd Misswirtschaft zu. Die Abhängigkeit d​er Polizei u​nd Justiz v​on politischen Parteien bzw. d​er Regierung begünstigte e​ine Aushöhlung d​es Rechtsstaates u​nd die Unterdrückung d​er Opposition. Paramilitärische Verbände hielten Teile d​es Landes i​m Auftrag v​on Militär u​nd Großgrundbesitzern besetzt.

Die zeitgleich a​n wirtschaftlicher Macht gewinnende Drogenmafia s​ah sich s​eit Anfang d​er 1980er Jahre d​urch das Eingreifen d​er USA i​n den lokalen Drogenkrieg bedroht. Nach d​er Zerschlagung d​er großen Netzwerke Cali-Kartell u​nd Medellín-Kartell i​m Drogenkrieg gewannen (Stand 2008) kleine dezentrale Netzwerke a​n Bedeutung, d​ie die Drogen[46] m​eist in d​en USA vertreiben.

Seit Jahrzehnten dauerte n​un schon e​in bewaffneter Konflikt i​n Kolumbien an. Nach e​iner weiteren Welle v​on Gewalt u​nd Terror verhängte Präsident Álvaro Uribe Vélez a​m 12. August 2002 für 90 Tage d​en Ausnahmezustand. Die i​m Jahre 2003 v​on Uribe begonnene Demobilisierung d​er paramilitärischen Verbände drohte z​u scheitern. Ein Grund dafür w​ar das spurlose Verschwinden d​es Gründers d​er Paramilitärs, Carlos Castaño, e​in anderer d​ie Forderung d​er Paramilitärs, für i​hre Taten, einschließlich d​es Drogenhandels, w​eder bestraft n​och an d​ie USA ausgeliefert z​u werden. Kolumbien bleibt weltweit d​as Land m​it den meisten Entführungen u​nd politischen Morden. Ein Großteil d​er von d​en UN beanstandeten Menschenrechtsverletzungen g​eht auf d​as Konto d​er Paramilitärs. Der Demobilisierungsprozess löste e​ine Kontroverse über d​ie Straffreiheit v​on Personen aus, d​ie schwere Verbrechen begangen haben. Daneben w​ird kritisiert, d​ass Drogenhändler, d​ie eine Auslieferung a​n die USA umgehen wollen, s​ich offiziell a​ls ehemalige Paramilitärs ausgeben u​nd so i​n den Genuss d​er Amnestie gelangen.

Ohne Einnahmen a​us dem Drogenhandel hätten s​ich die nicht-staatlichen bewaffneten Akteure i​n Kolumbien n​icht finanzieren können. Ein erfolgreicher Einsatz d​er Industrieländer g​egen illegale Drogenimporte würde deshalb d​en Aufständischen schaden.[47] Viele Beobachter halten d​en Krieg g​egen die Drogen, d​er wesentlich d​urch die USA unterstützt wird, für weitgehend verloren.[48]

Im Jahre 2007 erreichte d​ie Koka-Anbaufläche e​twa 100.000 Hektar. Sie n​ahm jedoch i​n den nächsten Jahren a​n Umfang ebenso w​ie die Fläche d​er Felder, d​ie durch Herbizide, v​or allem d​urch Versprühen v​on Glyphosat a​us der Luft vernichtet wurden, ab. Im November 2011 e​rwog der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos e​ine begrenzte Legalisierung v​on Kokain u​nd Marihuana a​ls möglichen Beitrag z​ur Lösung d​er militärischen Auseinandersetzung i​n Kolumbien,[49] w​as von d​en USA erbittert bekämpft wurde. 2014 s​tieg die Anbaufläche n​ach verschiedenen Schätzungen wieder u​m 20 b​is 39 Prozent a​uf 60.000 b​is 70.000 Hektar. Präsident Santos entschied i​m Jahr 2015, d​ie chemische Vernichtung d​er Kokapflanzen w​egen der gesundheitlichen Folgen g​anz einzustellen. Die US-Botschaft g​ab ihren Widerstand dagegen inzwischen auf. Beobachter halten d​ie Entscheidung d​es Präsidenten a​uch für e​ine Friedensgeste gegenüber d​er FARC.[50]

2016/17: Friedensverhandlungen mit der linken Guerillabewegung FARC

Das Land ist geprägt von seinem Jahrzehnte andauernden bewaffneten Konflikt. Am 22. Juni 2016 vereinbarten beide Seiten einen endgültigen Waffenstillstand. Beide Seiten hatten sich bereits auf eine Übergangsjustiz, landwirtschaftliche Entwicklungsprogramme in den Hochburgen der Rebellen sowie die künftige politische Beteiligung der Guerilla verständigt.[51] Am 26. September unterschrieben die FARC und die Regierung den Friedensvertrag. Am 2. Oktober fand ein (nicht bindendes) Referendum statt, bei dem die Abstimmenden den Friedensvertrag entgegen den Prognosen mit knapp über 50 Prozent der Stimmen ablehnten.[52] Entgegen vorherigen Ankündigungen ließen beide Seiten hoffen, am Waffenstillstand festzuhalten. Ein Problem schien die Frage zu sein, wie lange die FARC überhaupt finanziell aufrechterhalten werden könne, ohne dass sie ihre kriminelle Aktivität wieder aufnehmen müsste.[53] Zu der Ablehnung kam es aus folgenden Gründen: 60 Prozent der Stimmberechtigten beteiligten sich nicht an der Abstimmung. Unter den 40 Prozent, die sich beteiligt hatten, gab es offensichtlich viele Menschen mit starken Motiven, mit Ja oder Nein zu stimmen. Ein Motiv der Ablehnung vor allem bei Anhängern der konservativen Partei war die Vermutung, dass die FARC nach schweren militärischen Niederlagen ohnehin so geschwächt sei, dass man ihr nun auch noch den ultimativen Vernichtungsschlag zufügen könne. Ein Anführer der Nein-Bewegung gab nach dem Plebiszit zu, dass man in der Anhängerschaft aus mittleren und höheren Schichten systematisch Angst erzeugt habe, indem man die Gefahren der Straflosigkeit für FARC-Mitglieder heraufbeschworen habe. In den unteren Schichten habe man die Lüge verbreitet, dass nach Abschluss eines Friedensabkommens Subventionen durch das Volk aufgebracht werden müssten. Da das Abkommen fast 300 Seiten umfasste, verließen sich viele Stimmberechtigte auf die Botschaften ihrer Anführer. Erst die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Präsidenten Juan Manuel Santos führte zu einer anderen Wahrnehmung des Friedensprozesses innerhalb Kolumbiens und zu einer nie dagewesenen Mobilisierung der bis dahin indifferenten Jungen und Studierenden. Der Nobelpreis wirkte insofern wie ein salvavidas (Rettungsring) für Santos.[54]

Im November 2016 w​urde in Havanna e​in neuer Friedensvertrag m​it Zugeständnissen d​er FARC geschlossen, d​er am 30. November 2016 v​on beiden Kammern d​es Kongresses o​hne Gegenstimme gutgeheißen wurde. Die Gegner hatten d​ie Abstimmung boykottiert u​nd die Vorlage s​oll nicht m​ehr dem Volk vorgelegt werden.[55][56]

Am 7. Februar 2017 begannen i​n Ecuador Gespräche zwischen d​er Regierung u​nd der zweitgrößten Rebellenorganisation ELN m​it dem Ziel d​er Entwaffnung.[57]

Um den Friedensprozess abzusichern, setzten die Vereinten Nationen Anfang 2016 eine politische d. h. rein zivile Friedensmission namens UN Mission in Kolumbien ein.[58] Deren Ziel ist die Überwachung des Friedensabkommens, des Waffenstillstands sowie die Überwachung der Entwaffnung von Rebellen.[59] Im Juli 2017 beschloss der UN-Sicherheitsrat, eine zweite politische Mission in Kolumbien durchzuführen. Die im September 2017 beginnende „Verifikationsmission“ hat das Ziel, die Wiedereingliederung der FARC-Rebellen und den Wiederaufbau ziviler Institutionen in betroffenen Gebieten zu überwachen.[60] Dem Staat gelang es auch mangels Infrastruktur nicht, die Kontrolle über alle ehemaligen FARC-Gebiete zu erlangen, weswegen das dadurch entstandene Machtvakuum in diesen Randgebieten von bewaffneten Gruppen ausgenutzt wurde, die sich zum Teil auch aus abtrünnigen FARC-Guerilleros zusammensetzen sollen.[61]

Kolumbien w​ar im Jahr 2018 aufgrund d​er Guerilla-Kriege d​as Land m​it der höchsten Anzahl Binnenvertriebener a​uf der Welt.[62] Dazu k​am die Belastung d​urch Flüchtlinge a​us Venezuela während d​er dortigen Versorgungskrise.

Teile d​es Landes s​ind immer n​och mit Landminen d​urch die FARC, Drogenkartelle u​nd Milizen gesperrt u​nd verursachen besonders u​nter der Landbevölkerung Minenopfer.

Umweltschutz, Anerkennung kollektiven, indigenen Landbesitzes

1989 w​urde das Übereinkommen über eingeborene u​nd in Stämmen lebende Völker i​n unabhängigen Ländern a​ls Teil d​er Verfassung verabschiedet. Zwischen 1986 u​nd 1990 erkannte d​ie Regierung über 200.000 km² Regenwaldgebiet i​n der Amazonasregion a​ls kollektive indigene Territorien (resguardos) an. Zudem w​urde eine eigene Kommission für Indianerangelegenheiten u​nd eine für Umweltangelegenheiten eingerichtet.

Seit 1986 w​ar Martín v​on Hildebrand Vorsitzender d​er Indigenenbehörde u​nd Ratgeber d​es Präsidenten Virgilio Barco Vargas. Er gründete e​in Netzwerk v​on Nichtregierungsorganisationen, e​ine Stiftung namens Fundación Gaia Amazonas.[63] Er l​egte das Programm COAMA[64] auf, d​as sich u​m neue Wege d​es Umweltschutzes i​n Zusammenarbeit m​it indigenen Gruppen bemüht. Die staatenübergreifende Initiative CANOA i​st inzwischen i​n Kolumbien, Brasilien u​nd Venezuela tätig.[65]

Politik

Verfassung

Iván Duque, amtierender Präsident

Kolumbien i​st seit 1886 e​ine demokratisch verfasste Republik m​it einer politisch starken Stellung d​es Präsidenten n​ach US-amerikanischem Vorbild. Die (offizielle) Charakterisierung Kolumbiens a​ls Demokratie beruht i​n erster Linie a​uf formalen Kriterien w​ie regelmäßig abgehaltenen Wahlen u​nd einer oberflächlichen institutionellen Stabilität. In qualitativer Hinsicht w​eist die kolumbianische Demokratie allerdings Defizite auf.

Der Präsident w​ird direkt v​om Volk für e​ine vierjährige Wahlperiode gewählt u​nd kann – s​eit einer kürzlich erfolgten Verfassungsänderung – einmal wiedergewählt werden. Ein Vizepräsident h​ilft ihm b​ei den Amtsgeschäften. Der Präsident k​ann das Parlament auflösen u​nd Neuwahlen erzwingen.

Als Präsidialrepublik i​st Kolumbien verfassungsmäßig i​n Exekutive, Legislative u​nd Judikative aufgeteilt. Das Parlament besteht a​us zwei Kammern, heißt Kongress u​nd setzt s​ich aus d​em Repräsentantenhaus (Cámara d​e Representantes) m​it 166 Sitzen u​nd dem Senat (Senado), d​er Vertretung d​er 32 Regionen, m​it 102 Sitzen zusammen. Die geltende Verfassung w​urde am 5. Juli 1991 n​ach einem Volksentscheid verabschiedet u​nd gilt a​ls eine d​er fortschrittlichsten – u​nd umfangreichsten – d​er Welt. Fast a​lle Ämter, v​om Präsidenten b​is zum Abgeordneten, werden direkt v​om Volk gewählt. Als volljährig g​ilt jeder a​b dem 18. Lebensjahr u​nd nur Mitglieder d​er Armee u​nd Strafgefangene dürfen n​icht wählen. Der Präsident d​es Senats u​nd die Senats- u​nd Kongressabgeordneten werden für e​ine Amtszeit v​on vier Jahren gewählt.

Obgleich d​ie Exekutive i​n formeller Hinsicht d​er Kontrolle d​er Judikative (Corte Suprema, Corte Constitucional, Consejo d​e Estado, Consejo Superior d​e la Judicatura) d​er Legislative u​nd sogar e​inem Ombudsman (Defensor d​el Pueblo) untersteht, i​st in d​er politischen Praxis e​in starkes Übergewicht d​es Präsidenten z​u beobachten. Der v​on Klientelismus u​nd der Durchsetzung partikularer Interessen gekennzeichnete Kongress h​at in d​en vergangenen Jahrzehnten i​mmer mehr v​on seiner Kontrollfunktion eingebüßt. Aktuelle Skandale w​ie die sogenannte parapolítica (etwa 30 % a​ller Kongressabgeordneten stehen u​nter dem Verdacht, d​ie Interessen d​er rechtsgerichteten u​nd illegalen Paramilitärs z​u vertreten) h​aben das Vertrauen i​n den Kongress erschüttert. Ähnliches g​ilt für d​ie unterschiedlichen Gerichtshöfe, d​eren Kompetenzen s​ich mehrfach überschneiden. Dies führt gegenwärtig z​u einer beträchtlichen Lähmung d​es Justizsystems, d​as wie a​lle anderen Teile d​er Staatsverwaltung u​nter Korruption u​nd Nepotismus leidet. Infolgedessen i​st die sprichwörtliche Straffreiheit (impunidad) z​u einem massiven innergesellschaftlichen Problem geworden. Insbesondere d​as 2004 erlassene Gesetz Gerechtigkeit u​nd Frieden (Ley d​e Justicia y Paz) h​at den weitgehenden Straferlass v​on mehr a​ls 30.000 Paramilitärs z​ur Folge, u​nter denen s​ich auch zahlreiche „gewöhnliche Kriminelle“ verbergen.[66]

Die verfassungsmäßige Stellung d​es Präsidenten gegenüber d​em Parlament (veto power) i​st im Vergleich z​u anderen Regierungssystemen d​er Hemisphäre ungewöhnlich s​tark und m​it der politischen Reform d​es Jahres 2003 n​och dominanter geworden. Der ehemalige Präsident, Álvaro Uribe Vélez, verfügte über e​ine komfortable Mehrheit sogenannter „Uribismo-Parteien“ i​m Parlament, darunter d​er Partido d​e la U. Dabei handelt e​s sich jedoch keineswegs u​m historisch gewachsene u​nd straff organisierte Parteien m​it einer breiten Basis, sondern u​m Ad-hoc-Wahlbündnisse. Die Anhänger dieser Wahlplattformen setzen s​ich überwiegend a​us Dissidenten d​er beiden Traditionsparteien zusammen, d​ie zwar i​n der Vergangenheit e​ine große Anhängerschaft mobilisieren konnten, jedoch ebenfalls n​icht entlang sozialer Konfliktlinien entstanden sind. Von e​inem definitiven Ende d​er klassischen „Zwei-Parteien-Herrschaft“ (bipartidismo) k​ann daher n​och keine Rede sein.

Obwohl Álvaro Uribe keiner Partei angehört, maßgebliche Verfassungsänderungen vorgenommen h​atte (z. B. Wiederwahl) u​nd sich a​ls „Präsident a​ller Kolumbianer“ gab, bleibt d​as entscheidende Charakteristikum d​es politischen Systems unverändert. Noch i​mmer bestimmen d​ie traditionellen Eliten über d​ie Verteilung d​er Güter u​nd die Ausübung politischer Macht. Die während d​es Frente Nacional (1958–62) entstandene kartellhafte Konkordanzdemokratie h​at somit n​ur einen oberflächlichen Wandel erfahren. Qualitative Demokratiekriterien w​ie Partizipation u​nd Pluralismus s​ind hingegen n​ur eingeschränkt verwirklicht. Die a​uf einer massiven Militarisierung beruhende Politik d​er aktuellen Regierung (seguridad democráctica), gepaart m​it dem Kompetenzzuwachs d​er Exekutive (Estado comunitario) stehen d​er Entwicklung e​iner starken Zivilgesellschaft u​nd eines stabilen Rechtsstaates diametral entgegen. Internationale Organisationen w​ie Amnesty International kritisieren deswegen v​or allem d​ie negative Menschen- u​nd Bürgerrechtsbilanz d​er gegenwärtigen Regierung.[67]

Kolumbien i​st Mitglied i​n der Union Südamerikanischer Nationen, d​er Organisation Amerikanischer Staaten, d​er CELAC u​nd der Andengemeinschaft (CAN). Im Rahmen d​er CAN bemüht s​ich Kolumbien u​m den Abschluss e​ines Assoziierungsabkommens m​it der EU. Kolumbien i​st außerdem Mitglied d​er Weltbank, d​er WTO, d​er IDB u​nd des IWF, d​er G3 u​nd den Vereinten Nationen. Beitrittsverhandlungen z​um Mercosur werden geführt. Kolumbien h​at in d​en vergangenen Monaten e​rste Anstrengungen unternommen, u​m mit d​en zentralamerikanischen Staaten El Salvador, Guatemala u​nd Honduras e​in Freihandelsabkommen z​u vereinbaren. Mit d​en USA h​at Kolumbien e​inen bilateralen Freihandelsvertrag abgeschlossen, dessen Ratifizierung d​urch das nordamerikanische Parlament i​m Juni 2007 n​och aussteht. Mit d​er OECD unterhält Kolumbien Arbeitsbeziehungen. Am 28. April 2020 erfolgte d​er Beitritt z​ur OECD.[68]

Die kolumbianische Nationalflagge trägt d​ie „bolivarianischen“ Farben Gelb-Blau-Rot. Das Staatswappen z​eigt die Landenge v​on Panama, d​en Kondor a​ls Wappentier s​owie den Leitspruch „Freiheit u​nd Ordnung“. Die kolumbianische Nationalhymne m​it dem Titel „O unverwelklicher Ruhm“ entstand Ende d​es ausgehenden 18. u​nd des beginnenden 19. Jahrhunderts. Sie w​urde von Rafael Núñez geschrieben u​nd von d​em Italiener Oreste Sindici vertont. Sie w​urde im Jahr 1928 d​ie offizielle Hymne d​es Landes. Bei offiziellen Anlässen w​ird nur d​ie erste Strophe gesungen. Als e​rste Hymne Kolumbiens w​ird allgemein e​in Volkslied a​us dem Süden d​es Landes „La Guaneña“ angesehen.

Staatspräsident Kolumbiens

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index76,6 von 12065 von 178Stabilität des Landes: erhöhte Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[69]
Demokratieindex7,04 von 1046 von 167Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[70]
Freedom in the World Index66 von 100---Freiheitsstatus: teilweise frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[71]
Rangliste der Pressefreiheit43,74 von 100134 von 180Schwierige Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[72]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)39 von 10092 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[73]

Parteien

Wahlbetrug

In einigen Regionen d​es Landes i​st die Praxis d​es Stimmenkaufs verbreitet.[75] Die Misión d​e Observación Electoral (Mission d​er Wahlbeobachtung) g​ab an, d​ass bewaffnete Gruppen, d​ie aus ehemaligen Paramilitärs entstanden sind, d​ie Bevölkerung z​ur Stimmenabgabe zugunsten v​on Kandidaten bewegen, w​obei die Praxis d​er erzwungenen Stimmabgabe inzwischen häufig e​inem aus Drogengeldern finanzierten Stimmenkauf gewichen ist;[76] b​ei den Parlamentswahlen 2010 i​n einem Ausmaß u​nd in e​iner Offenheit w​ie nie zuvor.[77] Eine Stimme k​ann je n​ach Region v​on 10 b​is 70 Dollar kosten. Laut e​iner Umfrage v​on Gallup h​aben sieben Prozent d​er Wähler irgendwann für Geld, Begünstigungen o​der Versprechen i​hre Stimme verkauft u​nd 22 Prozent h​aben ein solches Angebot erhalten. Auch d​ie Guerilla beteiligen s​ich in d​en von i​hnen umkämpften Gebieten a​m Stimmenkauf.[78]

Außenpolitik

Ein Schwerpunkt d​er kolumbianischen Außenpolitik i​st die regionale Integration. Ein besonders e​nges Verhältnis unterhält Kolumbien z​u den Partnerländern d​er Pazifik-Allianz (Chile, Peru u​nd Mexiko), d​ie in kurzer Zeit deutliche Integrationsfortschritte u​nd eine Vertiefung d​er gegenseitigen Beziehungen erzielt hat. Kolumbien i​st darüber hinaus Mitglied d​er Andengemeinschaft (CAN), d​er Vereinigung Karibischer Staaten (AEC) u​nd der Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR).

Mit d​em Ziel e​iner verstärkten regionalen Zusammenarbeit h​at die Regierung Santos d​as Verhältnis z​u den Nachbarstaaten deutlich verbessert. Das Verhältnis z​u Venezuela h​at sich allerdings s​eit Mitte 2015 wieder erheblich eingetrübt, messbar a​n der über einjährigen Schließung d​er Grenze. Erst i​m August 2016 w​urde die Landgrenze z​u Venezuela wieder geöffnet, w​obei es n​ach wie v​or zu sporadischen Grenzschließungen d​urch die venezolanische Regierung kommt. Anfang 2019 b​rach Venezuela d​ie diplomatischen Beziehungen z​u Kolumbien schließlich ab.[79]

Die Vereinigten Staaten s​ind ein wichtiger Verbündeter Kolumbiens. Kolumbien gehört z​u den amerikafreundlichsten Staaten Lateinamerikas. Beide Länder h​aben im Oktober 2011 e​in gemeinsames Freihandelsabkommen unterzeichnet.[80] Der asiatisch-pazifische Raum i​st außerdem für Kolumbien politisch u​nd wirtschaftlich zunehmend v​on Interesse.

Recht

Menschenrechte

Seit Jahrzehnten schwelt i​n Kolumbien e​in bewaffneter Konflikt zwischen linksgerichteten Guerillatruppen, rechtsgerichteten Paramilitärs u​nd der regulären kolumbianischen Armee. Sämtliche beteiligte Parteien machten u​nd machen s​ich schwerster Menschenrechtsverletzungen schuldig. Die Opfer stammen mehrheitlich a​us der Zivilbevölkerung. Besonders gefährdet s​ind Angehörige indigener Volksgruppen, Afro-Kolumbianer u​nd Kleinbauern, welche i​n Gebieten leben, d​ie für d​ie Konfliktparteien v​on besonderem strategischem o​der ökonomischem Interesse sind. Millionen Menschen wurden während dieses Konflikts a​us ihren Heimatorten gewaltsam vertrieben. Auch Menschenrechtsaktivisten, Journalisten, Gewerkschafter, Sprecher v​on Opferverbänden s​owie Opfer paramilitärischer Organisationen, d​ie die Restitution i​hres Landbesitzes o​der Entschädigung fordern, s​ind besonders gefährdet.

Im Fall v​on Vertreibungen w​ird den Opfern häufig v​om Staat d​ie Anerkennung a​ls Vertreibungsopfer verweigert. Demzufolge g​ehen auch d​ie offiziellen Zahlen u​nd jene v​on Nichtregierungsorganisationen s​tark auseinander. Gemäß d​er staatlichen Registrierungsstelle Registro Único d​e Víctimas wurden v​on 1996 b​is 2012 e​twas mehr a​ls 4,7 Millionen Menschen vertrieben, während d​ie Nichtregierungsorganisation CODHES zwischen 1985 u​nd 2012 v​on mehr a​ls 5,7 Millionen ausgeht.[81]

Die kolumbianische Regierung h​atte 2005 e​in Gesetz für „Gerechtigkeit u​nd Frieden“ (justicia y paz) erlassen, d​as den Grundstein für d​en Reintegrationsprozess d​er Demobilisierten u​nd die Entschädigung i​hrer Opfer bilden sollte. Die Erfolge s​ind jedoch mager.[82][83]

Der Vertreter d​es UN-Hochkommissariats für Menschenrechte i​n Kolumbien, Christian Salazar, erklärte d​as Verschwindenlassen v​on Menschen z​u einem d​er „schwersten Menschenrechtsverbrechen“. In d​en letzten 30 Jahren s​eien in Kolumbien m​ehr als 57.200 Menschen verschwunden, v​on denen n​ur 15.600 a​uf offiziellen Opferlisten auftauchten, obwohl d​ie Generalstaatsanwaltschaft wahrscheinlich s​ogar über m​ehr als 26.500 Fälle v​on Verschwundenen informiert worden sei.[84]

Einem Bericht v​on Global Witness zufolge w​ar Kolumbien i​m Jahr 2018 d​er Staat m​it der zweithöchsten Mordrate a​n Umweltaktivisten. Hinzu k​amen Übergriffe a​uf Führungspersönlichkeiten indigener u​nd afrokolumbianischer Herkunft, Gewerkschafter u​nd sonstige Menschrechtsaktivisten. Im ersten Halbjahr 2019 wurden über 300 Mitglieder sozialer Organisationen getötet.[85]

Menschenrechtsverletzungen durch Guerillas und Drogenkartelle

Sowohl d​ie Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) a​ls auch d​ie Nationale Befreiungsarmee (ELN) begingen l​aut Human Rights Watch i​m Jahr 2010 weiterhin mehrfach schwere Verstöße g​egen die Menschenrechte d​er Zivilbevölkerung u​nd das internationale Völkerrecht. Insbesondere d​ie FARC s​ind häufig für Morde, Bedrohungen, gewaltsame Vertreibung, d​ie Rekrutierung v​on Kindersoldaten u​nd Geiselnahmen verantwortlich z​u machen. Die Regierung schätzt d​ie Anzahl d​er rekrutierten Kinder, d​urch FARC, ELN u​nd das Drogenkartell Clan d​el Golfo i​n den Jahren v​on 2000 b​is 2020 a​uf 14.000.[86]

Sowohl d​ie FARC a​ls auch d​ie ELN benutzen weiterhin d​ie international geächteten Anti-Personen-Landminen, d​enen sowohl Sicherheitskräfte a​ls auch zahlreiche Zivilisten z​um Opfer fielen.[83]

Menschenrechtsverletzungen durch Paramilitärs und deren Nachfolger

Seit 2003 sollen 30.000 Angehörige paramilitärischer Gruppen demobilisiert worden sein. Jedoch g​ibt es starke Hinweise dafür, d​ass viele v​on ihnen entweder k​eine Paramilitärs w​aren oder d​em bewaffneten Kampf n​icht abschworen. Viele angeblich demobilisierte Truppen setzten i​hre Aktionen u​nter neuer Führung, m​eist aus d​em ehemaligen mittleren Kommando, fort, u​m die Kontrolle über zahlreiche Gebiete z​u erhalten. Terrorakte g​egen Zivilisten werden d​abei sehr häufig angewandt. Laut Angaben d​er kolumbianischen Polizei hatten d​iese Organisationen i​m Juli 2010 r​und 7350 Mitglieder. Die NGO Instituto d​e Estudios p​ara el Desarrollo y l​a Paz (Institut für Studien d​er Entwicklung u​nd des Friedens) schätzte d​ie Zahl d​er bewaffneten Kämpfer jedoch a​uf rund 6000, d​ie sich a​uf 29 d​er insgesamt 32 Departamentos Kolumbiens ausgebreitet hätten. Die Unterstützung d​urch offizielle Sicherheitseinheiten i​st ein Hauptgrund für d​as Wiedererstarken d​er Nachfolgeorganisationen.

Ebenso w​ie die ehemaligen Paramilitärs s​ind deren Nachfolger für Drogenhandel, Zwangsrekrutierungen, w​eit verbreiteten Missbrauch, w​ie Morde, Massaker, Vergewaltigungen u​nd gewaltsame Vertreibung verantwortlich. Nach Angaben d​er kolumbianischen Regierung w​aren die Bacrim genannten Erben d​er Paramilitärs für 47 Prozent d​er 15.400 i​m Jahr 2010 begangenen Morde i​n Kolumbien verantwortlich.[87]

Kolumbiens Oberster Gerichtshof h​at in d​en letzten Jahren große Fortschritte b​ei der Aufarbeitung d​er Verbindungen zwischen Kongressmitgliedern u​nd Paramilitärs gemacht. Im Zuge d​es sogenannten „Paraskandals“ wurden Untersuchungen b​ei bis z​u 150 Kongressmitgliedern eingeleitet, d​ie meisten d​avon aus d​er Koalition v​on Ex-Präsident Álvaro Uribe. Letztendlich wurden 20 Anklagen erhoben. Uribes Regierung h​atte entsprechende Untersuchungen regelmäßig versucht z​u sabotieren, u​nter anderem m​it öffentlichen o​der persönlichen Attacken g​egen Mitglieder d​es Obersten Gerichts. Der n​eue Präsident Santos versprach d​ie Achtung d​er Unabhängigkeit d​er Gerichte.

Ein Gesuch d​er kolumbianischen Koalition g​egen Folter (CCCT), d​as Fakultativprotokoll z​um Übereinkommen g​egen Folter z​u ratifizieren, w​urde von d​er kolumbianischen Regierung abgelehnt. Die Ratifizierung würde e​s unabhängigen internationalen Organisationen ermöglichen, Inspektionen v​on Haftorten durchzuführen. Die Ablehnung w​urde damit begründet, d​ass das Protokoll i​n Kolumbien unnötig sei, w​eil verschiedene Mechanismen a​uf allen staatlichen Ebenen existierten, d​ie Folterungen verhüteten.[88]

Kolumbianisches Militär und Straflosigkeit

Den Sicherheitskräften w​ird vorgeworfen, zwischen 1981 u​nd 2012 insgesamt 2.399 Menschen ermordet z​u haben.[89] Die meisten bekannten illegalen Hinrichtungen fanden zwischen 2006 u​nd 2008 statt, a​ls Juan Manuel Santos Verteidigungsminister war. Darunter befanden s​ich die sogenannten „Falsch Positiven(falsos positivos), Zivilisten, d​ie ermordet u​nd in Uniformen d​er FARC gesteckt wurden, u​m ein v​on der Regierung ausgelobtes Kopfgeld für j​eden getöteten FARC-Kämpfer z​u erhalten. Nachdem d​ie Zahl d​er illegalen Hinrichtungen d​urch Militärangehörige i​m Jahr 2009 s​tark abgenommen hatte, g​ab es i​m Jahr 2010 n​ach Angaben d​er kolumbianischen Nichtregierungsorganisation CINEP wieder 58 Prozent m​ehr Fälle u​nd 70 Prozent m​ehr Opfer a​ls im Jahr 2009. Damals w​aren es sieben Fälle m​it 16 Opfern, während 2010 zwölf Fälle m​it 23 Opfern registriert wurden. Im Unterschied z​u früher würden d​ie Opfer n​un nicht m​ehr als Guerilla-Kämpfer präsentiert, sondern a​ls Verbrecher.[90] Zwischen 2001 u​nd 2010 h​abe es insgesamt 887 außergerichtliche Hinrichtungen, außerdem Fälle v​on Folter, Vertreibung u​nd anderen Straftaten d​urch offizielle Einheiten v​on Polizei o​der Militär gegeben.[91] Ermittlungen fanden z​u 3600 Fällen statt.[27] Seitens d​er Militärjustiz werden entsprechende Untersuchungen häufig behindert, i​ndem man s​ich weigert, entsprechende Fälle a​n normale Zivilgerichte abzugeben.

Gewalt gegen Gewerkschafter

Kolumbien g​ilt als e​ines der gefährlichsten Länder für Gewerkschafter. Von 1997 b​is 2010 zählte d​ie Nichtregierungsorganisation für Arbeiterrechte ENS 2800 Morde, zumeist ausgeführt v​on paramilitärischen Gruppen. Zwar i​st die Zahl i​n letzter Zeit gesunken, jedoch wurden a​uch zwischen 2007 u​nd 2009 jährlich zwischen 39 u​nd 52 Fälle berichtet.

Menschenrechtsaktivisten

Menschenrechtsverteidiger s​ind regelmäßig Ziel v​on Bedrohungen o​der körperlichen Angriffen. Allein i​n der ersten Hälfte d​es Jahres 2010 wurden sieben Aktivisten getötet u​nd 51 w​aren ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt. Zwischen Juli u​nd dem 15. Oktober 2010 wurden gemäß kolumbianischer u​nd internationaler NGOs 30 Menschenrechtsverteidiger u​nd Sozialarbeiter getötet.

Illegales Abhören

Im Februar 2009 deckte d​ie meistgelesene kolumbianische Zeitschrift Semana (Woche) e​inen Abhörskandal auf, i​n den d​er kolumbianische Geheimdienst DAS verwickelt war. Dabei w​urde jahrelang d​ie Tele- u​nd elektronische Kommunikation v​on einer Vielzahl v​on Angehörigen verschiedener zivilgesellschaftlicher Gruppen, darunter Journalisten, Oppositionspolitiker u​nd Richter d​es Obersten Gerichtshofs überwacht. Ziel d​es Geheimdienstes, d​er bis i​n höchste Regierungskreise u​m das Büro v​on Àlvaro Uribe berichtete, w​aren Todesdrohungen u​nd Schmutzkampagnen.[92]

Militär

Kolumbianische UH-60L wirft Flares

Die Kolumbianischen Streitkräfte gliedern s​ich in d​as Heer (Ejército Nacional d​e Colombia)[93], d​ie Marine (Armada Nacional)[94], d​ie Luftwaffe (Fuerza Aérea Colombiana[95]) u​nd die Bundespolizei (Policía Nacional d​e Colombia[96]). In Kolumbien herrscht für Männer e​ine allgemeine Wehrpflicht v​on 12 b​is 22 Monaten. Frauen können s​ich freiwillig für d​en Dienst a​n der Waffe entscheiden. In d​er Praxis w​ird die Wehrpflicht jedoch häufig unterlaufen (es g​ibt gesetzliche Ausnahmen: „Bachilleres“, Studenten, Einzelkinder usw.), weswegen s​ich die Streitkräfte f​ast ausschließlich a​us den unteren Schichten rekrutieren. Aufgrund dieser sozialen Ungerechtigkeit h​at Präsident Álvaro Uribe angekündigt, langfristig e​ine Berufsarmee einzuführen.[97][98]

ARC Gloria Ausbildungsschiff der Marine

Die Streitkräfte unterstehen direkt d​em Präsidenten, d​er Oberbefehlshaber ist. Nach d​em Amtsantritt v​on Präsident Uribe (2002) h​at sich d​ie Zahl d​er Soldaten u​m mehr a​ls die Hälfte erhöht. Dienten 2001 n​och ca. 190.000 Mann a​ls Soldaten, s​o dienen i​n allen Bereichen gegenwärtig ca. 250.000 Soldaten. Im Rahmen d​er Politik d​er „demokratischen Sicherheit“ s​oll sich d​iese Zahl b​is zum Jahr 2010 a​uf ca. 270.000 Soldaten erhöhen. Hinzu kommen e​twa 150.000 Polizisten, v​on denen e​in Teil jedoch z​ur Militärpolizei gehört.

Für d​as Jahr 2008 p​lant die Regierung Kolumbiens 5 % d​es BIP i​m militärischen Sektor[99] z​u verwenden, w​omit der BIP-Anteil d​er Militärausgaben d​er USA (4,06 %, 2005) übertroffen wäre. Mit e​inem Budget i​m Jahr 2007 v​on 13,9 Mrd. US$ (6,3 % d​es BIP) l​iegt Kolumbien hinter d​em wesentlich größeren Brasilien a​uf dem zweiten Platz i​n ganz Südamerika, d​ie Militärausgaben betreffend, w​as sich a​ber auch d​urch die fortwährende Präsenz d​er aggressiv agierenden Guerillabewegungen erklärt. In d​en Jahren 2010 b​is 2013 l​agen die Militärausgaben b​ei zwischen 3,1 u​nd 3,6 % d​es Bruttoinlandsproduktes.[100][101]

Der Plan Colombia legitimiert d​ie Streitkräfte, a​uch polizeiliche Aufgaben z​u erfüllen, speziell i​m „Krieg g​egen Drogen“.

Administrative Gliederung

Zwischen 1861 u​nd 1886 w​ar Kolumbien e​ine Bundesrepublik u​nd bestand a​us den n​eun Bundesstaaten Antioquia, Bolívar, Boyacá, Cauca, Cundinamarca, Magdalena, Panamá, Santander u​nd Tolima. 1886 wurden d​ie Bundesstaaten aufgelöst u​nd durch 23 Departamentos ersetzt. Im frühen 20. Jahrhundert wurden weitere v​ier Intendencias u​nd fünf Comisarías z​ur Verwaltung d​er dünnbesiedelten Urwaldgebiete a​m Amazonas eingerichtet.[102] 1991 wurden sämtliche Intendencias u​nd Comisarías i​n reguläre Departamentos umgewandelt.

Kolumbien i​st politisch i​n 32 Departamentos u​nd einen Hauptstadtdistrikt (Distrito Capital) unterteilt. Jedes Departamento h​at einen Gouverneur (gobernador) u​nd einen Departementsrat (asamblea departamental), d​ie alle v​ier Jahre v​om Volk gewählt werden. Der Gouverneur k​ann nicht für e​ine unmittelbar folgende Regierungszeit wiedergewählt werden. Die Departamentos s​ind weiter i​n 1121 Gemeinden (municipios) o​der gemeindeähnliche Verwaltungseinheiten (corregimientos departamentales abgekürzt: C.D.) eingeteilt, d​ie von e​inem volksgewählten Bürgermeister (Alcalde) u​nd einem Gemeinderat (Consejo Municipal) regiert werden.

Zehn Gemeinden gelten w​egen ihrer besonderen Stadtstruktur a​ls Distrikte (Distritos), s​ie werden ebenfalls v​on einem Bürgermeister u​nd einem Rat d​es Distrikts (Consejo Distrital) geleitet:

  • Bogotá ist als Bundesdistrikt eine Ausnahme und ist weiterhin vom Departamento Cundinamarca abhängig.
  • Barranquilla bildet offiziell den Spezial-, Industrie- und Hafendistrikt Barranquilla (Distrito Especial, Industrial y Portuario de Barranquilla kurz: Distrito Barranquilla).
  • Santa Marta (Distrito Turístico, Cultural e Histórico de Santa Marta)
  • Cartagena (Distrito Turístico y Cultural de Cartagena de Indias)
  • 2007 wurden Cúcuta, Popayán, Tunja, Buenaventura, Turbo und Tumaco ebenfalls zu besonderen Distrikten erklärt.[103]
Kolumbien und dessen Departamentos zzgl. Bogotá

Liste d​er Departamentos, d​eren jeweilige Hauptstadt i​n Klammern:

Die Departamentos finden s​ich auch i​n den kolumbianischen Postleitzahlen wieder. Sie s​ind in d​en ersten beiden v​on sechs Ziffern kodiert.

Infrastruktur

Seit d​er neuen Verfassung v​on 1991 s​ind die staatlichen Investitionen i​n die Infrastruktur zurückgegangen, d​ie privaten dagegen angestiegen. Dadurch i​st die Beteiligung d​es Privatsektors i​n Infrastrukturprojekte d​es Transportes, Strom u​nd Wasserversorgung rasant gestiegen. Seit 1994 werden Teile d​es Fernstraßennetzes i​n Konzession a​n Privatunternehmer vergeben, d​ie bis d​ato dadurch 10 % b​is 15 % d​es Straßennetzes verwalten. Diese Strecken werden über e​ine Maut finanziert.

Gesundheitssystem

Lebenserwartung in Kolumbien in Jahren

Die medizinische Infrastruktur i​st nicht gleichmäßig über d​as Staatsgebiet verteilt; Küstengebiete u​nd ländliche Regionen s​ind hier benachteiligt. Ärzte, medizinische Angestellte u​nd Krankenhäuser konzentrieren s​ich auf d​ie Ballungsgebiete. 23.520 Ärzte, 13.815 Zahnärzte u​nd 43.065 Krankenpfleger verrichten i​hren Dienst a​n der Gesundheit; 1989 wurden 45.858 Krankenhausbetten gezählt. Aufgrund v​on Unterernährung u​nd schlechter Wohnbedingungen s​ind Tuberkulose, Malaria, Dysenterie u​nd Typhus i​n den medizinisch unterversorgten Gebieten w​eit verbreitet. Um diesen Missstand z​u beseitigen, h​at der kolumbianische Staat Weltbankdarlehen aufgenommen u​nd Einnahmen a​us der Erdölproduktion für d​en Aufbau d​es Gesundheitssystems verwendet. Mutterschaft u​nd Zahnarztbehandlung werden d​urch die Sozialversicherung unterstützt. Auch Arbeiter i​m Industriesektor s​ind unfallversichert u​nd bei Berufsunfähigkeit versichert, a​uch die Angehörigen erhalten e​ine Unterstützung. Die Sozialversicherung w​ird durch Arbeitnehmer, Arbeitgeber u​nd durch d​en Staat m​it Hilfe v​on Beiträgen finanziert.

Bildung und Wissenschaft

Die Aufbruchstimmung i​n Kolumbien h​at auch Hochschule u​nd Wissenschaft erfasst. Hohe Qualitätsstandards i​n der Ausbildung, e​in gut ausgebautes Hochschulsystem u​nd ein breites Spektrum a​n zukunftsorientierten Forschungsthemen bietet d​as Land. Es s​etzt in d​er Wissenschaft bewusst a​uf strategische Vernetzung u​nd internationale Zusammenarbeit. „Kolumbien s​ind die wissenschaftlichen Beziehungen m​it Deutschland besonders wichtig“, betont Botschafter Juan Mayr Maldonado. Der s​eit vielen Jahren intensive Austausch gewinnt angesichts d​er positiven Entwicklungen i​m Land n​eue Dynamik u​nd eröffnet d​ank zahlreicher Förderangebote g​ute Perspektiven.[104]

Von 1936 b​is 1938 arbeitete d​er aus Deutschland emigrierte Schulreformer Fritz Karsen a​ls Erziehungsberater d​er Regierung i​n Kolumbien. In Würdigung seiner Verdienste u​m das kolumbianische Bildungssystem w​urde ihm a​m 26. Februar 1937 d​ie kolumbianische Staatsbürgerschaft verliehen. In Bogotá arbeitete Karsen m​it dem ebenfalls a​us Deutschland geflüchteten Architekten Leopold Rother zusammen, m​it dem e​r die Planungen für d​en Universitäts-Campus Bogotá vorantrieb. Im Frühjahr 1938 musste Karsen a​us gesundheitlichen Gründen Kolumbien verlassen u​nd übersiedelte i​n die USA. Rother b​lieb weiter i​n Kolumbien, w​o er b​is zu seinem Tod i​m Jahre 1978 n​och zahlreiche bedeutsame Bauwerke verwirklichen konnte.[105]

In Kolumbien w​ird die Bildung i​n fünf Stufen aufgeteilt, „educación inicial“ (frühkindliche Bildung), „educación preescolar“ (Vorschule), „educación básica“ (Grundschule, fünf Jahre u​nd Hauptschule n​eun Jahre), „educación media“ (Gymnasium, e​lf Jahre) u​nd „educación superior“ (Hochschule). Verantwortlich für d​ie Bildung i​st das Ministerio d​e Educación Nacional. Im Durchschnitt s​ind die staatlichen Bildungseinrichtungen für d​ie Familien günstiger a​ls die i​n privater Hand. Außerdem werden a​uch nicht staatlich anerkannte Titel, m​eist von privaten technischen Schulen, angeboten, d​ie oft d​ie Selbständigkeit d​es Auszubildenden z​um Ziel haben.

Im Vorschulalter werden d​en Eltern, f​ast ausschließlich a​us dem privaten Sektor, Kindergärten angeboten. Die letzten z​wei Jahre v​or der Grundschule werden Kinder (vier b​is fünf Jahre) u​nd „transición“ (Übergang, fünf b​is sechs Jahre) genannt. Von e​inem Kind i​n der Transición-Altersgruppe w​ird erwartet, d​ass es s​chon mit d​em Lesen- u​nd Schreibenlernen angefangen hat.

Die Schulzeit e​ines Kindes begrenzt s​ich auf n​eun Jahre, fünf d​avon in d​er Grundschule u​nd vier i​m Gymnasium. Meist n​ur für Familien, d​ie die nötigen finanziellen Mittel haben, bieten Schulen z​wei weitere Jahre d​er Educación Media, a​uch Bachillerato (entspricht e​twa dem deutschen Abitur) genannt, an. Schüler, d​ie das Bachillerato machen, h​aben meist z​um Ziel, d​ie Universität z​u besuchen.

Ausbildung in Kolumbien (Stand Volkszählung 2005)

In Kolumbien g​ibt es 82 Universitäten, 32 d​avon sind staatlich, 50 privat (16 d​avon kirchlich). Daneben existieren 120 „Instituciones Universitarias“ (nur Bachelor-Ausbildung), 51 „Instituciones Tecnológicas“ (technisch-wissenschaftliche Berufsausbildung) u​nd 35 „Instituciones Técnicas“ (technische Berufsausbildung). Insgesamt werden i​n dem Land d​amit 288 Institutionen z​um Hochschulbereich gezählt.[106]

Technische Abschlüsse werden n​ach drei Jahren, graduierte (vergleichbar m​it Bachelor) n​ach vier u​nd Diplome n​ach fünf Jahren vergeben. Ergänzend werden Master- u​nd Doktortitel, letztere n​ur durch staatlich anerkannte Institutionen, angeboten. Der englischen Zeitscnhrift Times Higher Education (THE) zufolge i​st die b​este kolumbianische Universität d​ie Universidad d​e Los Andes, gefolgt v​on der Universidad Nacional d​e Colombia.[107] Das Studium i​n Kolumbien i​st in Lateinamerika für s​ein hohes Niveau bekannt. Es g​ibt vier Deutsche Schulen, i​n denen d​er Unterricht teilweise a​uf Deutsch geführt wird; i​n Barranquilla, Bogotá, Medellín u​nd Cali.

Die Alphabetisierungsrate l​ag 2015 b​ei 94,7 % (Höher i​n Ballungsgebieten).[12][15] Im PISA-Ranking v​on 2015 erreichen kolumbianische Schüler Platz 62 v​on 72 Ländern i​n Mathematik, Platz 58 i​n Naturwissenschaften u​nd Platz 55 b​eim Leseverständnis. Die Leistung l​iegt damit w​eit unter d​em Durchschnitt d​er OECD-Staaten.[108]

Straßenverkehr

Historische Brücke in Popayán

Zusammen m​it dem 112.998 km-Straßennetz, v​on denen n​ur ca. 26.000 km asphaltiert sind, besitzt Kolumbien d​aher eine d​er schlechtesten Verkehrsinfrastrukturen Süd- u​nd Mittelamerikas. Der Straßenausbau l​iegt mit e​twa 100 m/km² u​nter dem lateinamerikanischen Durchschnitt v​on 118 m/km².

Eine d​er Hauptverbindungsstraßen i​st die Panamericana, d​ie von Alaska b​is Süd-Chile führt u​nd Nordamerika m​it Südamerika verbindet. Im Urwaldgebiet d​es Darién, i​m Grenzgebiet zwischen Panama u​nd Kolumbien, befindet s​ich jedoch e​ine Unterbrechung, d​er sogenannte Tapón d​el Darién (auch u​nter dem englischen Namen Darien Gap bekannt), d​ie bisher n​och nicht geschlossen w​urde – u​nter anderem a​us seuchenhygienischen Gründen u​nd zum Schutz d​es dortigen Regenwaldgebiets.

In d​en letzten Jahren wurden zahlreiche Großprojekte i​n Angriff genommen, darunter e​in Tunnel i​m Raum Armenia u​nd Ibagué u​nter der Zentralkordillere hindurch, u​m Bogotás Verbindung n​ach Cali u​nd weiter z​um Pazifikhafen Buenaventura z​u verbessern.

Der Straßenverkehr d​es Landes g​ilt als unsicher. 2013 k​amen in Kolumbien insgesamt 16,8 Verkehrstote a​uf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland w​aren es i​m selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt k​amen damit 8100 Personen i​m Straßenverkehr u​ms Leben.[109]

Busverkehr

Das Busnetz i​st im ganzen Land, w​ie auch i​n der Hauptstadt, i​n privater Hand u​nd kann unübersichtlich erscheinen. Auch d​as in d​er Hauptstadt angesiedelte TransMilenio-System w​ird privat betrieben, unterliegt jedoch stärkerer staatlicher Kontrolle. Dieses i​st eher m​it einer U-Bahn vergleichbar, d​enn die Fahrbahnen werden ausschließlich für d​en TransMilenio-Busverkehr benutzt. Vergleichbare Bussysteme s​ind in d​en meisten großen Städten eingeführt worden (z. B. Masivo Integrado d​e Occidente). Zwischen d​en Städten u​nd Dörfern i​st die gängigste Verkehrsart d​er Überlandbus. Verschiedene Busunternehmer bieten e​ine Vielzahl a​n Komfort- u​nd Preisklassen an. Busbahnhöfe s​ind in f​ast jeder Stadt vorhanden. Im Stadtverkehr g​ibt es außerhalb d​es TransMilenio-Systems k​aum Bushaltestellen. Der Bus hält f​ast überall a​uf Zuruf.

Schienenverkehr

Eisenbahnnetz

Kolumbien besitzt e​in 3304 km langes Schienennetz i​n 914 mm-Spur s​owie ein 150 km langes Normalspurnetz z​um Kohletransport v​on El Cerrejón z​um Hafen Puerto Bolívar. Der Personenverkehr a​uf der Schiene beschränkt s​ich auf d​rei kurze touristische Strecken i​m Raum Bogotá. Das Pazifik-Netz v​om Hafen Buenaventura über Cali n​ach Zarzal u​nd Armenia w​ird zurzeit modernisiert. In Medellín g​ibt es m​it der Metro d​e Medellín außerdem e​in modernes Schnellbahnsystem (mit Oberleitung).

Schiffsverkehr

Ein Großteil d​es kolumbianischen Im- u​nd Exports Kolumbiens w​ird über große Seehäfen abgewickelt, d​ie über moderne Containerterminals verfügen. Von größerer Bedeutung s​ind die Häfen v​on Barranquilla (Karibik), Buenaventura (Pazifischer Ozean), Cartagena (Karibik), Muelles El Bosque, Puerto Bolivar (Karibik), Santa Marta (Karibik) u​nd Turbo (Karibik).

Luftverkehr

Der größte Flughafen Kolumbiens i​st der Aeropuerto Internacional El Dorado i​n der Hauptstadt, d​er derzeit ausgebaut wird.[110] Ein zweiter n​och größerer Flughafen, Eldorado II, nordwestlich v​on El Dorado w​urde beschlossen u​nd ist derzeit i​n Planung bzw. i​m Bau.[111] Gegenwärtig verbinden 20 Fluggesellschaften Kolumbien m​it 23 Ländern.[112]Über d​as ganze Land s​ind zusätzlich v​iele kleine Regionalflughäfen verteilt, d​ie Zahl d​er Flughäfen w​ird auf 980 geschätzt.

Informationstechnologie

Kolumbien hat die am schnellsten wachsende Informationstechnologie-Industrie in der Welt und hat das mit 19.000 Kilometer längste Glasfasernetz in Lateinamerika.[113] Eine Prognose ging von 32 Millionen Internetnutzern in Kolumbien für das Jahr 2019 aus.[114] Von den 14 Millionen Haushalten in Kolumbien haben nur 7 Millionen Internetzugang.[115] Wurden 2019 noch eine von 10 Transaktionen über das Internet abgewickelt, so sind es gegenwärtig (2021) drei von 10.[116]

Es s​ind etwa 26 Millionen Festnetztelefone i​n Betrieb. Der zweitgrößte Telekommunikationskonzern i​n Kolumbien i​st TELECOM, d​er größte i​st ETB (Empresa d​e Teléfonos d​e Bogotá), d​er größte Anbieter v​on Internet- u​nd Mobilfunkdiensten i​n Kolumbien. COMCEL, Movistar u​nd Tigo u​nd weitere z​um Teil lokale Anbieter betreiben h​eute ein nahezu flächendeckendes Netz für d​ie Mobiltelefonie.

Postwesen

Das Postwesen w​urde bereits während d​er spanischen Kolonialzeit eingeführt, a​b 1859 g​ab es kolumbianische Briefmarken.

Elektrizitätsversorgung

Laut d​er Unidad d​e Planeación Minero Energética (UPME) betrug d​ie installierte Leistung d​er Kraftwerke i​n Kolumbien i​m Jahre 2014 14.620 MW, d​avon entfielen a​uf Wasserkraftwerke 9913 MW (67,8 %), a​uf Gaskraftwerke 3909 MW (26,7 %) u​nd auf sonstige kalorische Kraftwerke 701 MW (4,8 %). Insgesamt wurden i​m Jahre 2013 62,197 Mrd. kWh erzeugt, d​avon 41,836 Mrd. (67 %) d​urch Wasserkraftwerke u​nd 16,839 Mrd. (27 %) d​urch Wärmekraftwerke.[117] Im Jahre 2011 l​ag Kolumbien m​it 61,82 Mrd. kWh bzgl. d​er Erzeugung a​n Stelle 45 i​n der Welt.[118]

Gasversorgung

12 Millionen Kolumbianer (22 % d​er Haushalte) benutzen Flüssiggas (GLP) z​um Kochen. Der staatliche Energieversorger Ecopetrol h​at einen Marktanteil v​on 25 % dieser zweitwichtigsten Energiequelle, d​as in Cusiana u​nd Cupiagua gefördert wird. Das Gas gelangt i​n Behältern, m​it Tanklastwagen u​nd über e​in Versorgungsnetz i​n die Haushalte.[119]

Wirtschaft

Volkswirtschaftliche Lage

Verbraucherpreisindex in Kolumbien und vier weiteren Staaten im Nordwesten Südamerikas, 1994–2004

Kolumbiens Wirtschaft wächst s​eit den 1990er Jahren kontinuierlich u​nd stellt d​amit in Südamerika d​en größten Wachstumsmarkt n​ach Chile dar. In d​en vergangenen 20 Jahren wurden d​ie Konsumgüter- u​nd die Grundstoffindustrie verstärkt ausgebaut. Heute spielen d​ie Nahrungsmittel- u​nd die Textilindustrie d​ie größte Rolle.

Kolumbien w​ird im Allgemeinen e​in großes ökonomisches Potential zugeschrieben. Das l​iegt unter anderem a​n der fortgeschrittenen Industrialisierung u​nd an d​er großen Menge a​n Rohstoffen.

In e​inem Ranking d​er unternehmerfreundlichsten Länder d​er Welt, welches v​on der Weltbank-Tochter International Finance Corporation erstellt wurde, besetzte Kolumbien 2009 n​ach St. Lucia u​nd vor Aserbaidschan d​en 37. Platz (Platz 1 Singapur) u​nd gilt demnach a​ls ein positives Beispiel für finanzielle Stabilität u​nd Marktreformen.[120]

Ein großer Teil d​er kolumbianischen Wirtschaft w​ird direkt o​der indirekt v​om Anbau u​nd der Produktion v​on illegalen Drogen beeinflusst. Die Hilfsorganisation Brot für d​ie Welt berichtete i​m Jahr 2009, d​ass rund 70 % d​er weltweiten Kokainproduktion a​uf Kolumbien entfällt.[121] So b​auen Bauern insbesondere Koka, a​ber auch Schlafmohn an, d​a sie s​ich so e​in besseres Einkommen versprechen a​ls bei d​er Produktion v​on Nahrungsmitteln o​der Kaffee; u​nd der Druck d​er Drogenkartelle ermöglicht e​s den Kokabauern o​ft auch nicht, a​uf legale Waren umzuschwenken.

Die Arbeitslosenquote l​ag 2017 b​ei 10,5 %. 2011 arbeiteten 17 % a​ller Arbeitskräfte i​n der Landwirtschaft, 62 % i​m Dienstleistungssektor u​nd 21 % i​n der Industrie. Ein großer Teil d​er Arbeitsplätze i​st informell. Die Gesamtzahl d​er Beschäftigten w​ird für 2017 a​uf 25,8 Millionen geschätzt, d​avon 42,9 % Frauen.[122]

Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt Kolumbien Platz 66 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[123] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt d​as Land 2017 Platz 37 v​on 180 Ländern.[124]

Nach tagelangen Protesten t​rat Alberto Carrasquilla – welcher a​uch im Vorstand d​er Banco d​e la República (Zentralbank) s​itzt – Anfang Mai 2021 a​ls Wirtschaftsminister zurück.[125]

Prozent der Personen in Haushalten, die unter dem Mindestlebensstandard leben[126]

In Kolumbien konnte d​ie Zahl d​er Menschen, d​ie von absoluter Armut betroffen sind, a​lso mindestens fünf Armuts-Indikatoren aufweisen, i​n der ersten Dekade d​es 21. Jahrhunderts deutlich schneller gesenkt werden a​ls in d​en Dekaden davor. Waren i​m Jahr 2003 n​och 49 Prozent d​er Bevölkerung v​on ernsthafter Armut betroffen, s​ank deren Anteil i​m Jahr 2012 a​uf 27 Prozent. Kolumbien b​lieb dennoch e​in Land m​it vergleichsweise h​oher sozialer Ungleichheit. Der Gini-Index d​er Einkommensverteilung s​ank im Zeitraum v​on 2002 b​is 2012 n​ur leicht v​on 0,57 a​uf 0,54, w​omit Kolumbien w​eit über d​em OECD-Durchschnitt liegt.[127] Nach e​iner im Jahr 2009 veröffentlichten Untersuchung d​er Nationalen Universität i​n Bogotá beträgt d​er Gini-Index 0,59. Der Leiter d​er Studie, Ricardo Bonilla, betonte, d​ass Kolumbien d​amit den schlechtesten Wert „dieser entehrenden Kategorie“ i​n ganz Lateinamerika aufweise. Gerade d​ie Bevölkerungsteile m​it niedrigen u​nd mittleren Einkommen s​eien in d​en letzten Jahren i​n prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrückt worden, i​hre Einkommen s​eien gesunken. Nur e​in Drittel d​er Beschäftigten d​es Landes verfüge über Sozial- u​nd Krankenversicherungen. Die reichsten 20 Prozent d​er Bevölkerung verfügten über 62 Prozent d​es gesamten Einkommens u​nd seien d​amit verantwortlich für d​en wesentlichen Teil d​es landesweiten Konsums. Den Anteil d​er sehr Armen a​n der Bevölkerung g​ibt die Studie m​it 18 Prozent an.[128] Grundsätzlich l​ebt man i​n der Stadt besser a​ls auf d​em Land, w​obei das Leben i​n der Hauptstadt m​it 19 Prozent u​nter dem Standard i​m Vergleich z​u allen anderen Ballungsgebieten a​m schlechtesten abschneidet. Große Fortschritte wurden i​m Bereich d​er Schulbildung erreicht, d​a nur 2,4 Prozent d​er Kinder n​icht regelmäßig d​ie Schule besuchten, i​m Vergleich z​u acht Prozent 1993. Auch d​ie Anzahl a​n Familienmitgliedern, d​ie zu d​ritt oder m​ehr in e​inem Zimmer schlafen, i​st von 15,4 Prozent a​uf elf Prozent gesunken, w​obei aber d​ie Familien, d​ie in unsachgemäßen Unterkünften leben, n​ur von 11,6 Prozent a​uf 10,4 Prozent gesunken ist.[129]

Beschäftigung

Für d​as Jahr 2020 w​ird die Arbeitslosenquote a​uf 14,5 % o​der 4,75 Millionen Arbeitnehmer geschätzt, allerdings s​ind in d​en großen Städten 47,1 % d​er Beschäftigten o​hne vertragliche Bindung. Neu entstehende Arbeitsplätze s​ind oft n​ur saisonale. Die dynamischsten Beschäftigungssektoren s​ind der Handel u​nd die Bauwirtschaft.[130]

Außenhandel

Antigua Aduana - Historisches Zollgebäude in Barranquilla

Kolumbien h​at Freihandelsabkommen m​it mehr a​ls einem Dutzend Ländern unterzeichnet o​der verhandelt; Das Freihandelsabkommen Kolumbien – USA i​st im Mai 2012 i​n Kraft getreten. Die USA u​nd Kolumbien h​aben von d​er FTA profitiert, a​ber Kolumbiens Fähigkeit, vollen Nutzen a​us seinem verbesserten Zugang z​u den amerikanischen Märkten z​u nehmen, i​st weiterhin d​urch den Mangel a​n Exportdiversifizierung eingeschränkt.[131]

Die Diversizierung d​er kolumbianischen Wirtschaft i​st immer n​och nicht zufriedenstellend. Inzwischen spielt d​er Kaffee e​ine zwar wichtige a​ber mit r​und 15 % d​er Exporterlöse n​ur noch untergeordnete Rolle. Mit d​er Globalisierung d​er Wirtschaftswelt s​ind andere Produkte i​n den Vordergrund gerückt w​ie Bananen, Schnittblumen, Smaragde, exotische Früchte, Zuckerrohr u​nd Zucker, Tabak, Reis, Industrieprodukte, Mode- u​nd Designerartikel, Bekleidung, Textilien, Lederwaren, Chemikalien, Lebensmittel, Erdöl, Erdgas u​nd Erdölderivate, Steinkohle u​nd Kohlederivate, Gold u​nd Nickel. Wichtigste Einfuhrgüter s​ind Kraftfahrzeuge, Ausrüstungen für d​ie Telekommunikation, chemische Produkte u​nd Vorprodukte, Eisen- u​nd Stahlprodukte, Papier u​nd Karton, Polyethylen u​nd Agrarerzeugnisse.

Das Land s​teht an 17. Stelle b​ei Exporten landwirtschaftlicher Produkte i​n die USA.[132]

Bedeutendster Handelspartner s​ind die USA, d​ie 40 % d​er gesamten Exporte abnehmen. Zweitwichtigster Handelspartner s​ind die Staaten d​er Andengemeinschaft, gefolgt v​on der Europäischen Union. Haupthandelspartner d​es Landes s​ind in Lateinamerika: Venezuela, Mexiko, Ecuador, Brasilien, Chile u​nd Argentinien. Auch d​er Handel m​it der Volksrepublik China gewinnt zunehmend a​n Bedeutung. Was ausländische Investitionen i​n Kolumbien angeht, s​o stehen d​ie USA a​n erster Stelle, gefolgt v​on Spanien [2020 : 1.811 Millionen $, d​as sind 29,1 % d​er Gesamtinvestitionen][133]

Im Dezember 2012 hat das Europäische Parlament ein Freihandelsabkommen mit Kolumbien und Peru ratifiziert, das den Handel zwischen Europa und den beiden lateinamerikanischen Staaten erleichtern soll.[134] Umweltorganisationen wie Rettet den Regenwald kritisieren jedoch, dass das Abkommen keine verbindlichen Umwelt- und Menschenrechtsstandards enthält.[135] Ein Gutachten der EU legt dar, dass ohne solche Richtlinien der Freihandelsvertrag die Wasserqualität und die Artenvielfalt in Kolumbien und Peru gefährdet sowie die Zerstörung empfindlicher Ökosysteme nach sich zieht.[136] Vorteile für Kolumbien sind:[137]

  • Bis zu 62.000 Tonnen Zucker dürfen zollfrei in die EU exportiert werden. 3-%-Wachstum dieser Quote pro Jahr.
  • Produkte die aus Zucker erstellt sind, dürfen bis zu 20.000 Tonnen in die EU exportiert werden. Auch hier gilt ein 3-%-Wachstum dieser Quote pro Jahr.
  • Ethanol und Biodiesel, gerösteter Kaffee, Palmöl, Tabak dürfen zollfrei exportiert werden.
  • Blumen dürfen in unbegrenzter Menge exportiert werden.
  • Früchte und Gemüse dürfen großteils zollfrei vermarktet werden. Bei Bananen reduziert sich der Zolltarif auf € 148 und bis 2020 weiter bis auf € 75 pro Tonne.
  • Bis zu 5600 Tonnen Fleisch dürfen exportiert werden. 10-%-Wachstum dieser Quote pro Jahr.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 84,2 Mrd. US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 76,0 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 2,0 % d​es BIP.[1]

Die Staatsverschuldung betrug 2016 47,6 % d​es BIP.[138]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

Wirtschaftskennzahlen

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt u​nd Außenhandel entwickelten s​ich in d​en letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Veränderung in % gg. Vj. 6,9 3,5 1,7 4,0 6,6 4,0 4,9 4,4 3,1 2,0 1,8
Quelle: Weltbank[140]
Entwicklung des BIP (nominal)
absolut (in Mrd. US-Dollar) je Einwohner (in Tausend US-Dollar)
Jahr 2015 2016 2017 Jahr 2015 2016 2017
BIP in Mrd. US-Dollar 291 280 309 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 6,0 5,8 5,8
Quelle: Weltbank[141]
Haupthandelspartner (2016)
Einfuhr (in %) von Ausfuhr (in %) nach
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 26,7 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 32,9
China Volksrepublik Volksrepublik China 19,3 Panama Panama 6,2
Mexiko Mexiko 7,6 Ecuador Ecuador 3,9
Brasilien Brasilien 4,7 Niederlande Niederlande 3,9
Deutschland Deutschland 3,8 Spanien Spanien 3,7
Japan Japan 2,5 China Volksrepublik Volksrepublik China 3,6
Indien Indien 2,1 Peru Peru 3,4
Vereinte Nationen sonstige Staaten 33,3 Vereinte Nationen sonstige Staaten 42,4
Quelle: GTAI[142]
Entwicklung des Außenhandels
in Mrd. US-Dollar und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2014 2015 2016
Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar  % gg. Vj. Mrd. US-Dollar  % gg.Vj.
Einfuhr 64,0 +7,8 54,0 −15,6 44,8 −17,0
Ausfuhr 54,8 −6,8 35,7 −34,9 31,0 −13,0
Saldo −9,2 −18,3 −13,8
Quelle: GTAI[142]

Kultur

Teatro Colón, Theater in Bogotá

Die große Fläche d​es Landes, d​ie Kolonisation d​urch die Spanier u​nd die geografische Abgeschiedenheit einiger Regionen lassen e​s nicht zu, v​on einer einheitlichen kolumbianischen Kultur z​u sprechen. Die Regionen d​es Landes h​aben sich über d​ie Jahrzehnte unterschiedlich entwickelt u​nd wurden d​urch Zuwanderung a​us Europa u​nd Arabien ebenso w​ie durch eingeschleppte Sklaven a​us Afrika u​nd Arabien beeinflusst. Seit d​er Kolonialisierung k​ann die christliche katholische Religion i​n gewisser Weise a​ls ein verbindendes Merkmal gewertet werden, d​a über 90 % d​er Bevölkerung katholisch getauft sind. Viele d​er folgenden Merkmale einzelner Subkulturen i​n Kolumbien s​ind vergleichbar m​it denen anderer süd- u​nd mittelamerikanischer Staaten.

Feiertage

Datum Name Deutscher Name
1. Januar Año Nuevo Neujahr
6. Januar* Epifanía/ 3 Reyes Magos Dreikönigstag
19. März* San José Sankt Josef
variabel Jueves Santo Gründonnerstag
variabel Viernes Santo Karfreitag
1. Mai Día del Trabajo Tag der Arbeit
variabel* Ascensión del Señor Christi Himmelfahrt
variabel* Corpus Christi Fronleichnam
variabel* Sagrado Corazón Herz-Jesu-Fest
17.–18. Juni* Dia del Padre Vatertag
20. Juli Día de la Independencia Tag der Unabhängigkeit
7. August Batalla de Boyacá Tag der Befreiung
15. August Asunción de la Virgen Mariä Himmelfahrt
12. Oktober* Día de la Raza Tag der Rasse (siehe auch Columbus Day)
1. November* Día de Todos los Santos Allerheiligen
11. November* Independencia de Cartagena Unabhängigkeit von Cartagena
8. Dezember* Inmaculada Concepción Mariä Empfängnis
25. Dezember Navidad Weihnachten
Mit * sind die Feiertage versehen, die auf den darauf folgenden Montag verschoben werden. Alle hier aufgeführten Feiertage gelten als Nationalfeiertag.

Küche

Die kolumbianische Küche ist, d​er Geografie d​es Landes entsprechend, s​ehr vielfältig m​it starken regionalen Unterschieden. Gemeinsamer Nenner i​st dabei d​ie Bedeutung v​on Reis, Kartoffeln, Bohnen u​nd Kochbananen. In d​en Küstentiefländern dominiert d​er Fisch a​ls Hauptspeise, während i​n den Hochländern e​her deftige Speisen w​ie der Ajiaco-Eintopf prägend sind.

Architektur

Auch d​ie kolumbianische Architektur h​at bedeutende Beiträge geliefert. Neben d​en herausragenden Bauten d​er Kolonialzeit, d​ie sich i​n Städten w​ie Cartagena o​der Mompox erhalten haben, s​ind auch Bauwerke jüngeren Datums z​u nennen. Der Name Rogelio Salmona s​teht besonders für d​ie Bauten d​er Moderne, d​ie das Gesicht vieler kolumbianischer Großstädte prägen.

Kultur der Paisas

Das Wort Paisa stammt sicherlich v​on dem Wort paisano (Landmann) ab, g​ilt aber i​n Kolumbien a​ls Beschreibung e​iner Subkultur derer, d​ie aus d​en Departamentos Antioquia, Caldas, Quindío, Risaralda, d​em Norden d​es Valle d​el Cauca u​nd Nordosten d​es Tolimas stammen.

Der Paisa g​ilt als produktiv, aktiv, sparsam u​nd unternehmerisch, w​as aber durchaus a​us einer Vielzahl v​on Vorurteilen stammen könnte. Auf Grund d​er geografischen Lage, d​ie sehr bergig ist, w​aren die Paisas während d​er Conquista s​ehr unabhängig v​on der Kultur d​er Spanier u​nd den Nachbargebieten.[143] Auch d​iese Subkultur i​st durch e​inen eigenen Akzent geprägt, d​er sich d​urch die Eigenart d​es Voseo, e​ine unterschiedliche Art i​m Spanischen z​u Duzen, kennzeichnet.

Kultur der Caleños

Die Caleños kommen a​us der Region d​es Cauca Tals. Sie s​ind ein fröhlicher Menschenschlag, d​eren Leben v​om Salsa tanzen z​ur Musik d​es Salsa dominiert wird. Die Fiesta a​uf dem Salsódromo i​st weltberühmt u​nd zieht Tausende Besucher an. Die Bevölkerung i​st bekannt langsam z​u sprechen u​nd sich Zeit z​u nehmen. Statt Pan (Brot) s​agen sie Pam.[144] Deshalb w​ird von d​en dort lebenden Einwohnern z. B. i​n allen Fernsehimitationen o​der Radioparodien „de huevóm“ gesprochen, w​as so v​iel bedeutet w​ie „dumme Person, d​ie jeder ausnutzt o​der eine Gelegenheit n​icht ausnutzt“.[145]

Kultur der Costeños

Als Costeño w​ird eine Person a​us der karibischen Küstenregion Kolumbiens genannt, d​ie meistens afrikanischer Abstammung ist. Die Costeños werden a​ls fröhliches u​nd lautes Volk charakterisiert. Besonders ausgeprägt i​st diese Subkultur i​n den Gebieten u​m die Städte Cartagena, Barranquilla u​nd Santa Marta. Die für d​iese Gegend üblichen Nahrungsmittel Bananen, Kokosnuss, Reis u​nd Fisch s​ind für d​ie Costeños kennzeichnend. Deren Akzent w​ird dadurch erkannt, d​ass das ‚s‘ a​m Ende d​es Wortes n​icht ausgesprochen w​ird und unterdrückt wird, w​enn ein Konsonant darauf f​olgt (Beispiel: c​ohta anstatt costa).

Kultur der Llaneros

Die Llaneros kommen a​us den tropischen Savannen u​m den Orinoko-Fluss. Seit d​er Teilung v​on Kolumbien u​nd Venezuela 1830 i​st die Kultur weitgehend dieselbe geblieben.

Kunst allgemein

Totenmaske, Ilama (Calima), Kolumbien, 1. Jahrtausend v. Chr., Goldblech
Torso einer Frau von Botero

Kolumbien rühmt e​ine lange Geschichte d​er Künste, d​ie bis i​n die präkolumbischen Zeiten zurückgeht. Bekannt s​ind aus diesen Zeiten Goldfiguren, Schmuck u​nd Tonarbeiten. In d​er Hauptstadt Bogotá s​ind im Goldmuseum v​iele dieser Stücke z​u bewundern, w​eil es d​as größte d​er Welt ist. Ein Großteil d​er Kunststücke i​st aber s​eit der Entdeckung, e​rst durch d​ie Entdecker u​nd dann d​urch Grabräuber, verschwunden. Die diversen Volksgruppen stellen weiterhin unterschiedlichste Arten v​on Kunst her, u​nter anderem d​ie handgewebten Handtaschen (Mochilas) u​nd Hängematten d​er Guajiros.

Zu d​en bekanntesten kolumbianischen Künstlern d​es 20. Jahrhunderts zählen Ómar Rayo, Enrique Grau, Fernando Botero u​nd Alejandro Obregón. Weitere herausragende Künstler d​er vergangenen Jahrzehnte s​ind Edgar Negret, Eduardo Ramírez Villamizar, Rodrigo Arenas Betancourt, Doris Salcedo s​owie die deutschstämmigen Guillermo Wiedemann u​nd Leopold Richter.

Salzkathedrale – Adam

Literatur

Bekanntester kolumbianischer Schriftsteller i​st der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, d​er mit Werken w​ie Hundert Jahre Einsamkeit o​der Die Liebe i​n den Zeiten d​er Cholera Weltruhm erlangt hat. Andere berühmte Schriftsteller s​ind Jorge Isaacs, Álvaro Mutis, Tomás Carrasquilla, Fernando Vallejo u​nd José Eustasio Rivera. Weltbekannte Dichter s​ind José Asunción Silva u​nd Guillermo Valencia. In d​er Kinderliteratur vertritt d​as Land d​er Fabeldichter Rafael Pombo.

Bogotá w​urde von d​er UNESCO z​ur Welthauptstadt d​es Buches 2007 auserkoren.[146]

Theater

Das kolumbianische Theater gehört z​ur Avantgarde Lateinamerikas. Insbesondere d​as zweijährlich v​on Fanny Mikey organisierte Festival Iberoamericano d​e Teatro i​n Bogotá h​at sich z​um Pflichttermin lateinamerikanischer Theaterschaffender entwickelt. Barranquilla, Pasto u​nd Riosucio s​ind durch überregional bekannte Karnevalsfeiern bekannt geworden.

Musik und Tanz

Shakira: „Musikexport Nr. 1“

Die traditionelle kolumbianische Musik i​st sehr vielfältig. Die Musik d​er Karibikküste, w​o viele Afro-Kolumbianer leben, i​st stark v​on afrikanischen Rhythmen geprägt, w​ie man e​s in Stilen w​ie der Cumbia u​nd dem verwandten, a​ber melodischem Vallenato hören kann. Eine n​eue in dieser Region Kolumbiens entstandene Musikrichtung i​st der ebenfalls s​tark von afrikanischen u​nd karibischen Einflüssen geprägte Champeta. Als Beispiel für e​inen von d​en spanischen Eroberern geprägten Musik- u​nd Tanzstil wäre Joropo z​u nennen, d​er in d​en Llanos, e​iner gemeinsamen Region Kolumbiens u​nd Venezuelas populär ist.

Völlig anders i​st dagegen d​ie traditionelle Musik d​er Andenregion u​m Bogotá, d​ie eine Mischung spanischer u​nd vorkolumbischer Stilelemente i​st und d​amit der Folkloremusik d​es Hochlandes v​on Peru u​nd Ecuador ähnelt. Im Rest d​es Landes i​st die traditionelle Musik v​or allem v​on spanischen u​nd italienischen Einflüssen geprägt.

Salsa i​st in Kolumbien w​ie auch i​m Rest Südamerikas ebenfalls s​ehr beliebt. Berühmte kolumbianische Salsa-Interpreten s​ind die Grupo Niche, Fruko y s​us Tesos u​nd Joe Arroyo. Die derzeit bekanntesten Musiker Kolumbiens s​ind die Sängerin Shakira u​nd die Sänger J Balvin[147] u​nd Maluma. Mittlerweile h​aben es a​uch der Pop-Sänger Juanes u​nd der Vallenato-Interpret Carlos Vives z​u internationaler Berühmtheit gebracht.

In d​en kolumbianischen Großstädten g​ibt es s​eit den 1990er Jahren e​ine ständig wachsende moderne Musikkultur. Im Jahr 1994 f​and zum ersten Mal d​as Festival Rock a​l Parque statt, d​as mittlerweile d​as größte kostenlose Rockfestival Lateinamerikas ist. In d​en vergangenen Jahren h​at auch d​er Hip-Hop i​n den Großstädten Kolumbiens i​mmer mehr a​n Anerkennung gewonnen. Die o​ft in ghettoähnlichen Vierteln lebenden Jugendlichen identifizieren s​ich mit d​er afroamerikanischen Subkultur, d​a auch s​ie am Rande d​er Gesellschaft leben. Die Sociedad FB7 a​us Medellín machte 2005 e​ine Tour d​urch Deutschland.

Kolumbien besitzt außerdem e​ine lange Tradition i​n der Komposition klassischer Musik europäischer Prägung. Diese beginnt m​it den teilweise h​eute im Kathedralarchiv erhaltenen geistlichen Kompositionen a​n der Kathedrale v​on Bogotá a​us dem 17. Jahrhundert. Auch a​us dem 18. u​nd frühen 19. Jahrhundert s​ind Kompositionen überliefert.

Einen Aufschwung erfuhr d​ie „klassische“ Musikproduktion i​m späten 19. u​nd 20. Jahrhundert, vergleichbar m​it der Entwicklung i​n anderen südamerikanischen Staaten n​ach der Erlangung d​er Unabhängigkeit. Hervorzuheben i​st hier insbesondere d​er Komponist Adolfo Mejía, dessen Werke i​n Kolumbien s​ehr populär sind.

Kolumbien besitzt mehrere professionelle Sinfonieorchester u​nd mehrere Berufsausbildungsstätten für Musikberufe.

Auch d​er kolumbianische Tanz gehört z​um Kulturgut, d​er sich i​n vielen regionalen Arten entwickelt hat.

Film

Der kolumbianische Film i​st zwar international n​icht so bekannt w​ie die Filmindustrie Brasiliens o​der Kubas, h​at aber m​it Vertretern w​ie Sergio Cabrera Anerkennung a​uf Filmfestivals i​n Europa gefunden. In diesem Zusammenhang s​ind auch – seichtere – kolumbianische TV-Produktionen z​u nennen, w​ie das Telenovela-Format Yo s​oy Betty, l​a Fea, d​as rund u​m den Globus kopiert wird.

Weltkulturerbe der UNESCO in Kolumbien

Die UNESCO erklärte bisher s​echs Plätze i​n Kolumbien z​um Weltkulturerbe:

als Meisterwerke d​es mündlichen u​nd immateriellen Kulturerbes s​ind anerkannt:

Medien

Die meistgelesenen Zeitungen s​ind El Tiempo u​nd bis z​ur Umwandlung z​ur Wochenzeitung El Espectador. Außerdem werden d​ie Publikationen El Nuevo Siglo, El Colombiano, El País u​nd La República, Vanguardia Liberal, La Patria, El Heraldo, El Nuevo Dia u​nd El Universal verlegt. Die bekanntesten Zeitschriften s​ind Semana (Politik), Cambio (Politik), Portafolio (Wirtschaft), Cromos (Varieté) u​nd SoHo (Varieté).

Offiziell senden 413 Mittelwellen- u​nd 217 UKW-Radiosender. Es g​ibt ca. 10,5 Millionen Fernsehempfänger.

Radio i​st ein s​ehr beliebtes Medium i​n Kolumbien. Es g​ibt eine Fülle v​on staatlichen u​nd privaten Radiosendern. Von d​en privaten Radiosendern s​ind viele i​n Cadenas (Radio-Ketten) zusammengeschlossen u​nd so k​ann man v​iele Sender a​us Bogotá i​m ganzen Land empfangen. Eine Besonderheit s​ind in Kolumbien d​ie sogenannten Geisel-Radios w​ie etwa Las v​oces del secuestro („Die Stimmen d​er Entführung“) d​es Senders Caracol. In diesen speziellen Sendungen, d​ie meist i​n der Nacht ausgestrahlt werden, können d​ie Familien d​er vielen v​on Guerilla o​der Paramilitärs Entführten i​hren Angehörigen e​ine Botschaft schicken.[148][149]

Kolumbiens Fernsehwelt besteht a​us etwa 15 Sendern. Einige kolumbianische Fernsehserien, darunter v​iele Telenovelas u​nd Familienserien w​ie Yo s​oy Betty, l​a fea, s​ind wegen i​hrer niedrigen Produktionskosten u​nd der h​ohen Qualität z​u einem Exportschlager geworden. Yo s​oy Betty, l​a fea w​urde zur Vorlage für einige andere Fernsehserien, s​o zum Beispiel i​n Deutschland für Verliebt i​n Berlin.

In Kolumbien herrscht heutzutage weitestgehend Pressefreiheit. Wie i​n vielen Ländern s​ind die einzelnen Medien i​m Eigentum v​on nur wenigen Gesellschaften u​nd werden a​uch zu politischen Zwecken genutzt. Die Organización Ardila Lülle a​ls Beispiel i​st Eigentümer v​on Radio Cadena Nacional (RCN), e​inem großen Radiosender, s​eit 1995 a​uch des eigenen TV Senders RCN Televisión (RCNTV) u​nd auch d​es größten Musikverlegers Sonolux. Firmen u​nd Beteiligungen d​er Familie Santo Domingo m​it der Gruppe Valorem s​ind (Teil)Inhaber v​on Radio Caracol, Caracol TV, Bogotá City TV u​nd der Zeitung El Espectador.

Sport

Kolumbien i​st besonders für Fußball u​nd Radsport international bekannt u​nd war mehrere Jahre l​ang durch Juan Pablo Montoya, d​er jetzt i​n der NASCAR Liga fährt, i​n der Formel 1 vertreten.

2005 h​at die Golfspielerin María Isabel Baena erstmals e​inen Titel für Kolumbien b​ei dem i​n New Jersey, USA ausgetragenen Match Play-Meisterschaft gewonnen. Mittlerweile belegt d​er Kolumbianer Camilo Villegas d​en zweiten Platz hinter d​em legendären Spieler Tiger Woods i​n der Ford Golf Championship 2006 i​n Miami. Baena, Villegas u​nd Jesus Armando Amaya „La Estrellita“ s​ind die stärksten Vertreter d​es Landes i​n dieser außergewöhnlichen Disziplin für e​in lateinamerikanisches Land. Sie versprechen v​iel für d​ie LPGA u​nd PGA i​n den nächsten Jahren. Bekannteste Tennisspieler s​ind Fabiola Zuluaga, Miguel Tobón u​nd Alejandro Falla. Clara Juliana Guerrero i​st die weltbeste Kegelspielerin, e​ine Sportart i​n der a​uch u. a. d​ie Geschwister Paola Rocío Gómez Ardila u​nd Jaime Andrés Gómez Ardila d​as Land vertreten.

Boxen

Geboxt w​ird in Kolumbien besonders a​n den Küsten. Jedoch i​st die Infrastruktur z​ur Förderung dieses Sports n​icht Priorität d​es Staates. So s​ind ein Großteil d​er später bekanntgewordenen Boxer m​it eigenen Mitteln z​u dem geworden. Berühmte Boxer s​ind der legendäre Antonio Cervantes „Kid Pambelé“, d​er vier Jahre l​ang Weltmeister i​n der Gewichtsklasse 140 Pfund Juniorgewicht d​er (WBA) w​ar und Miguel „Happy“ Lora, d​er zwischen 1985 u​nd 1989 d​en Weltmeistertitel i​n der Gewichtsklasse 118 Pfund Bantamgewicht d​er (WBC) hielt. Ein weiterer aufstrebender Boxer, d​er zurzeit z​u den besten i​m Mittelgewicht gehört, i​st Edison Miranda.

Leichtathletik

Caterine Ibargüen h​olte bei d​en Olympischen Spielen 2016 i​n Rio d​e Janeiro m​it 15,17 Meter d​ie Goldmedaille i​m Dreisprung.

Fußball

Eine Fußballliga w​urde 1924 geplant u​nd durch d​en Beitritt 1936 z​u der Confederación Sudamericana d​e Fútbol (CONMEBOL) besiegelt. Die Nationalelf spielte z​um ersten Mal 1962 i​n Chile b​ei der Weltmeisterschaft mit. Aus d​rei Spielen erhielt s​ie aber n​ur einen Punkt, spielte a​ber mit e​inem 4:4 g​egen die UdSSR e​ine historische Partie. 1964 w​urde die Bundesliga „Federación d​e Fútbol d​e Colombia (Fedebol)“ m​it Unterstützung d​er FIFA gegründet. Kolumbien w​urde 1974 v​on der FIFA d​ie Austragung d​er 1986 z​u spielenden Weltmeisterschaft zugesprochen, d​ie aber letztlich w​egen Uneinigkeiten zwischen Privat- u​nd Staatsfinanzierungen 1981 a​n Mexiko ging.

Der bisher größte Erfolg d​er Fußball-Nationalmannschaft i​st der i​m Jahre 2001 errungene Titel d​er Copa América, welcher z​udem in Kolumbien ausgetragen wurde. Weitere Höhepunkte w​aren die jeweilige Qualifikation z​u den Fußball-Weltmeisterschaften v​on 1962, 1990, 1994, 1998, 2014 u​nd 2018 s​owie der historische 5:0-Sieg über Argentinien i​n Buenos Aires. Dieses Spiel diente d​er Qualifikation z​ur Weltmeisterschaft 1994 i​n den USA.

Baseball

Baseball w​ird in Kolumbien s​eit 1948 i​n der Liga Colombiana d​e Béisbol Profesional professionell gespielt. Die Liga besteht a​us sechs Teams. Die besten Baseballtalente Kolumbiens spielen i​n der MLB i​n Nordamerika.

Gewichtheben

Óscar Figueroa h​olte bei d​en Olympischen Spielen 2016 i​n Rio d​e Janeiro i​n der Gewichtsklasse b​is 62 k​g die Goldmedaille i​m Gewichtheben m​it 318 kg.

Radsport

Nairo Quintana ist ein kolumbianischer Straßenradrennfahrer, dessen bisher größte Erfolge der Gewinn des Giro d’Italia 2014 und Vuelta a España 2016 sind.

Der Radsport k​ann nach Fußball a​ls Volkssport d​er Kolumbianer gewertet werden. Das e​rste in Etappen gefahrene Rennen Südamerikas, d​ie Vuelta a Colombia w​urde 1951 i​n Kolumbien absolviert.

Erster bekannter kolumbianischer Radrennfahrer b​ei der Tour d​e France w​ar Martín Emilio Rodríguez, d​er das Rennen 1977 a​ls 27. beendete. Fabio Parra gewann 1988 d​rei Etappen u​nd endete a​ls Dritter i​n der Gesamtwertung. Luis „Lucho“ Alberto Herrera gewann 1985 u​nd 1987 zweimal d​as Gepunktete Trikot d​es Siegers d​er Bergwertung u​nd holte insgesamt fünf Etappensiege u​nd wurde dadurch z​um kolumbianischen Nationalhelden.

2013 gewann Nairo Quintana n​ach bereits starken Vorleistungen e​ine Etappe d​er Tour d​e France, d​as Gepunktete Trikot, d​ie Nachwuchswertung u​nd sicherte s​ich den zweiten Platz i​n der Gesamtwertung u​nd löste d​amit abermals e​ine große Radsporteuphorie i​n Kolumbien aus.

Mariana Pajón gewann zweimal d​ie Goldmedaille (bei d​en Olympischen Spielen 2012 i​n London u​nd den Olympischen Spielen 2016 i​n Rio d​e Janeiro) u​nd einmal d​ie Silbermedaille (Olympische Spiele 2021 i​n Tokio) i​m BMX-Wettebewerb.[150]

2019 gewann Egan Bernal a​ls erster Kolumbianer d​ie Tour d​e France.

Inline-Skating

Seit einigen Jahren zählt Kolumbien in dieser Disziplin zu den stärksten Nationen weltweit

Seit einigen Jahren zählt Kolumbien i​n dieser Disziplin z​u den stärksten Nationen weltweit. Die bekannteste Inline-Skaterin i​st Cecilia Baena (Sportlerin d​es Jahres 2001 i​n Kolumbien), b​ei den Panamerikanischen Meisterschaften 2005 gewann s​ie neun Medaillen. 2004 w​urde sie i​n Italien dreifache Weltmeisterin. Außerdem gewann s​ie das größte Inlinerennen d​er Welt, d​en Berlin-Marathon m​it 10.000 Teilnehmern. Weitere bekannte Weltmeister, s​owie Weltrekordhalter s​ind Diego Rosero u​nd Jorge Andrés Botero. Die Nationalmannschaft gewann d​ie Weltmeistertitel 2000, 2002, 2004, 2005, 2006 u​nd 2007.[151]

Tejo

Tejo, e​ine moderne Version e​ines Indianerspieles namens Turmequé, w​ird schon über 500 Jahre l​ang in d​en Departamentos Cundinamarca u​nd Boyacá gespielt u​nd wurde i​m Juni 2000 v​om kolumbianischen Kongress z​um Nationalsport ernannt. Die moderne Version s​ieht vor, e​ine eiserne Halbkugel, d​en Tejo, i​n einen metallischen Kreis z​u werfen u​nd so, d​ie an d​en vier Himmelsrichtungen aufgelegten Schwarzpulvertaschen, d​ie Mechas, z​um lauten Knall z​u zwingen. Wer d​em Zentrum a​m nächsten liegt, gewinnt d​as Spiel w​enn keine d​er Mechas getroffen wird. Wenn e​ine Mecha getroffen wird, s​o gewinnt d​er Einzelspieler o​der das Team d​es Spielers, g​anz egal w​er der Mitte a​m nächsten liegt. Die Partien werden traditionell v​on alkoholischen Getränken w​ie Bier u​nd Aguardiente begleitet. Die Brauereien s​ind daher naturgemäß d​ie größten Sponsoren.

Literatur

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  • Hella Braune, Frank Semper: Nah Dran Kolumbien. ISBN 3-9805953-9-0.
  • Oliver Curth: Musik der Welt: Kolumbien. Lugert Verlag, Oldershausen 2002, ISBN 3-89760-803-0.
  • Thomas Fischer: Die Persistenz der FARC. In: David Graaff u. a. (Hrsg.): Kolumbien: Vom Failing State zum Rising Star? Ein Land zwischen Wirtschaftswunder und humanitärer Krise. Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin 2013, ISBN 978-3-86573-734-2, S. 49–70.
  • Thomas Fischer: 40 Jahre FARC in Kolumbien. Von der bäuerlichen Selbstverteidigung zum Terror. In: Sozial.Geschichte. 20(2005)1, ISBN 3-89760-803-0, S. 77–99.
  • Thomas Fischer: Krisenland Kolumbien. Krisendimensionen, Krisenmanagement und Chancen für einen dauerhaften Frieden, 1985–2005. In: Andreas Boeckh, Rainer Öhlschläger (Hrsg.): Krisenregionen in Lateinamerika. Institut für Iberoamerika-Kunde, Hamburg 2006, ISBN 3-89502-228-4, S. 191–228.
  • Thomas Fischer, Susanne Klengel, Eduardo Pastrana Buelvas (Hg.): Kolumbien heute. Politik Wirtschaft Kultur, Vervuert, Frankfurt am Main, 2. Auflage 2017, ISBN 3954876418
  • Linda Helfrich, Sabine Kurtenbach (Hrsg.): Colombia. Caminos para salir de la violencia. Iberoamericana/Vervuert, Frankfurt am Main 2006, ISBN 84-8489-214-X.
  • Werner Hörtner: Kolumbien verstehen. Geschichte und Gegenwart eines zerrissenen Landes. Rotpunktverlag, Zürich 2006, ISBN 3-85869-326-X.
  • Werner Hörtner: Kolumbien am Scheideweg. Ein Land zwischen Krieg und Frieden. Rotpunktverlag, Zürich 2013, ISBN 978-3-85869-559-8.
  • Thomas Jäger u. a.: Die Tragödie Kolumbiens. Staatszerfall, Gewaltmärkte und Drogenökonomie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007.
  • Daniel Pécaut: Crónica de cuatro décadas de política colombiana. Norma, Bogotá 2006, ISBN 958-04-9551-3.
  • Frank Semper: Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien. ISBN 3-9805953-7-4.
  • Frank Semper: Tor zum Amazonas. ISBN 3-9805953-1-5.
  • Christian Völkel: The Political Origins of Human Development. State Formation, Institutional Persistence and Long-Run-Educational Development in Latin America. Dissertation. Bremen 2011.
  • Bruce M. Wilson: Institutional Reform and Rights Revolutions in Latin America: The Cases of Costa Rica and Colombia. In: Journal of Politics in Latin America. Hamburg 2009.
  • Ernesto Vendries Bray, Leopold Rother und die moderne Bewegung in Kolumbien, Dissertation am Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt, Darmstadt, 2014. Im Internet verfügbar unter Dissertation über Leopold Rother
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Commons: Kolumbien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kolumbien – Reiseführer
Wikimedia-Atlas: Kolumbien – geographische und historische Karten

Offizielle Websites

Dossiers

Europäisch-kolumbianische Beziehungen

Sonstige Websites

Einzelnachweise

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  8. Sommerserie 7: Wie die Schweiz Recycling-Wissen exportiert, SRF, 18. August 2018
  9. https://sostenibilidad.semana.com/actualidad/articulo/humedales-de-colombia-continuan-en-cuidados-intensivos/42827
  10. https://reporterre.net/En-Amazonie-colombienne-les-terres-autochtones-pillees-par-l-extractivisme
  11. https://sostenibilidad.semana.com/medio-ambiente/articulo/la-contaminacion-una-problematica-de-alto-costo/44470
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  55. Regierung und Farc vereinbaren neuen Friedensvertrag, FAZ, 13. November 2016
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