Sächsisches Palais
Das Sächsische Palais (polnisch Pałac Saski) war ein Barockschloss in Warschau vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Das Palais und die Gartenanlage sind während der Sachsenzeit an der Sächsischen Achse zwischen dem barocken Sächsischen Garten und dem Sächsischen Platz (heute Piłsudski-Platz) nach 1715 im Stile des Spätbarock und Rokoko umgestaltet und erweitert worden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ging das Palais 1944 unter im Rahmen der planmäßigen Zerstörung Warschaus durch die deutsche Wehrmacht. Ein Wiederaufbau ist vorgesehen.
Geschichte
Um 1600 befand sich an der Stelle des Sächsischen Palais die von König Sigismund III. Wasa errichtete Stadtbefestigung von Warschau. Ein erstes Schloss wurde dort von Tobias Morsztyn im Stil des Frühbarock errichtet. Sein Sohn Jan Andrzej Morsztyn ließ Tylman van Gameren das Morsztyn-Palais von 1661 bis 1664 ausbauen, wofür er die Genehmigung von König Johann II. Kasimir erhielt. Bereits 1669 bis 1673 wurde das Schloss erneut umgebaut. König August II. erwarb das Schloss im Jahre 1713 und ließ es im Zuge der Errichtung der Sächsischen Achse umgestalten. Der Ausbau wurde von den sächsischen Architekten Carl Friedrich Pöppelmann und Joachim Daniel von Jauch bis 1724 vorgenommen. August II. ließ auch den Sächsischen Platz und den Sächsischen Garten, letzteren 1713 durch Johann Christoph von Naumann anlegen.
1748 wurden zwei neue Flügel des Schlosses errichtet. In dieser Zeit wurde auch das Brühlsche Palais nördlich des Sächsischen Gartens erbaut. Bis 1817 verblieb das Palais im Eigentum der Wettiner und beherbergte danach bis 1831 die Regierungsbehörden Kongresspolens. 1837 wurde es an den russischen Kaufmann Iwan Skwarzow verkauft und von Wacław Ritschel und Adam Idzkowski im klassizistischen Stil im Geiste des russischen Klassizismus umgebaut, insbesondere wurde der Mittelteil abgetragen und durch eine Säulenwand ersetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Generalstab der polnischen Armee hier seinen Sitz und insbesondere das Biuro Szyfrów (BS) (deutsch: „Chiffrenbüro“), dem es bereits im Jahre 1932 gelang, den von der deutschen Reichswehr und später von der Wehrmacht mithilfe der Rotor-Schlüsselmaschine ENIGMA verschlüsselten Nachrichtenverkehr zu entziffern (siehe auch: Entzifferung der ENIGMA).
Nach dem Warschauer Aufstand 1944 wurde das Palais von der deutschen Wehrmacht planmäßig zerstört. Erhalten geblieben ist nur ein Fragment der Säulenfassade, in dem sich seit 1918 das Grabmal des unbekannten Soldaten befindet.
Wiederaufbaupläne
Der Wiederaufbau des Gebäudes sollte ursprünglich von 2007 bis 2009 erfolgen und etwa 75 Millionen Euro kosten. Die hitzige Debatte über die Nutzungsalternativen trug allerdings zur Verzögerung der Realisierung bei. Der geplante Einzug der Stadtverwaltung in die Räumlichkeiten des rekonstruierten Palais wurde von vielen als Ausschluss der Öffentlichkeit kritisiert, alternative Vorschläge umfassten ein Konferenzzentrum, museale Nutzungen sowie Luxuswohnungen und -restaurants. 2006 wurden archäologische Arbeiten in den freigelegten Kellern des Palastes durchgeführt. Dabei wurden etwa 19.000 historische Gegenstände gefunden, unter anderem Münzen und Porzellan. Die meisten Fundamente sollten abgebaut und durch neue ersetzt werden.[1] In das Palais sollte letztlich doch die Stadtverwaltung Warschaus einziehen. 2009 gab der Warschauer Magistrat die Aufbaupläne vorläufig auf und verschob sie auf unbestimmte Zeit.
2018 kündigte die polnische Regierung an, das Sächsische Palais als zukünftigen Sitz des Senats wiederaufzubauen.[2] 2021 wurde eine staatliche Gesellschaft gegründet, die das Projekt realisieren soll. Die Kosten wurden auf 2,4 Milliarden Zloty veranschlagt, zum damaligen Kurs rund 520 Millionen Euro. Kritiker sprachen indes von einer „Luxuslaune“ einer kleinen Gruppe und nannten das Projekt eine Fassade, die überdies dem Grab des unbekannten Soldaten seine herausgehobene Stellung im Stadtbild nehmen werde; denn es sei die letzte Ruine der Stadt, die von deren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch die deutschen Besatzer Zeugnis ablege.[3]
Siehe auch
Literatur
- Hentschel, Walter: Die sächsische Baukunst des 18. Jahrhunderts in Polen. 2 Bde., Berlin, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, 1967.
Quellen
- http://histmag.org/?id=734
- PiS chce przenieść Senat i MSZ do pałaców. (rp.pl [abgerufen am 21. September 2018]).
- Ekspertom nie podoba się odbudowa Pałacu Saskiego. "To luksusowy kaprys" onet.pl, 3. Dezember 2021.