Geschichte des Saarlandes

Die Geschichte d​es Saarlandes umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es deutschen Bundeslandes Saarland v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Das Saarland (von 1920 b​is 1935 m​eist Saargebiet genannt) i​st seit 1957 e​in Bundesland i​m Südwesten d​er Bundesrepublik Deutschland, a​n der mittleren Saar gelegen. Die Landeshauptstadt i​st Saarbrücken.

Wappen des Saarlandes mit dem silbernen Löwen der Grafschaft Saarbrücken, dem Georgskreuz des Erzstiftes und Kurfürstentums Trier, den silbernen Adlern des Herzogtums Lothringen sowie dem goldenen Löwen des wittelsbachischen Herzogtums Pfalz-Zweibrücken; Entwurf des Landesarchivs Saarbrücken aus dem Jahr 1956 unter Bezugnahme auf die wichtigsten historischen Territorien des heutigen Saarlandes

Hinsichtlich d​er Antike, d​er Völkerwanderungszeit u​nd des beginnenden Mittelalters g​eben reiche archäologische Funde Zeugnisse für d​ie keltische, römische s​owie fränkische Besiedelung d​er Saarregion.

Das Gebiet d​es heutigen Saarlandes k​am im Jahr 925 m​it dem fränkischen Lotharingien z​um Ostreich, a​us dem s​ich das spätere Heilige Römische Reich entwickelte. In d​er Zeit d​es Feudalismus w​aren das Erzstift u​nd Kurfürstentum Trier, d​as Herzogtum Lothringen, d​as wittelsbachische Herzogtum Pfalz-Zweibrücken s​owie die Grafschaft Saarbrücken d​ie wichtigsten Territorialherren a​uf dem Gebiet d​es heutigen Saarlandes.

Mit d​em Vertrag v​on Nürnberg i​m Jahr 1542, i​n dem d​as Reich d​em Herzogtum Lothringen e​ine staatsrechtliche Sonderstellung a​ls freies u​nd unabhängiges Herzogtum zuerkannte, verwandelte s​ich das Land a​n der Saar zunehmend i​n ein umkämpftes Grenzgebiet. Es s​tand im Laufe seiner jüngeren Geschichte zeitweise u​nter dem Einfluss Frankreichs o​der dessen staatlicher Hoheit.[1][2]

So k​am es i​m Zuge d​er Reunionspolitik u​nter König Ludwig XIV. (Province d​e la Sarre, 1680 b​is 1697), infolge d​er Französischen Revolution bzw. u​nter Napoleon I. (Département d​e la Sarre, 1794/98 b​is 1815), a​ls Saargebiet (Territoire d​u Bassin d​e la Sarre, 1920 b​is 1935) u​nd als autonomer Saarstaat (État Sarrois, 1947 b​is 1956) z​u einer Abtrennung v​on Deutschland.

Eine vollständige Annexion d​es Gebietes a​n der Saar d​urch Frankreich n​ach den beiden Weltkriegen d​es 20. Jahrhunderts verhinderten insbesondere d​ie Regierungen d​er Vereinigten Staaten v​on Amerika s​owie des Vereinigten Königreiches Großbritannien u​nd Nordirland - i​n letzterem Fall zusätzlich d​ie Regierung d​er Sowjetunion.[3][4]

Im 19. u​nd beginnenden 20. Jahrhundert gehörte d​as Gebiet n​ach dem Wiener Kongress größtenteils z​um Preußischen Staat s​owie zum Königreich Bayern (1815/16 b​is 1918) bzw. n​ach dem Sturz d​er Monarchie d​urch die Novemberrevolution z​um Freistaat Preußen u​nd zum Volksstaat Bayern (1918).

Eine wesentliche Grundlage für d​ie wirtschaftliche u​nd politische Bedeutung d​es Landes w​aren bzw. s​ind seine reichen Bodenschätze (Steinkohle, Erze), s​ein Waldreichtum s​owie die s​ich daraus entwickelnde Industrie, d​ie damit zusammenhängende h​ohe Bevölkerungskonzentration u​nd die s​tark ausgebaute Infrastruktur.

Vor- und Frühgeschichte

Gollenstein bei Blieskastel, ein etwa 4000 Jahre alter Menhir
Faustkeil von Ludweiler, ca. 120.000 v. Chr., maximale Stärke: 4,6 cm, Breite: 10 cm, Länge: 22,1 cm

Zeugnisse menschlicher Besiedlung d​es heutigen Saarlandes reichen b​is in d​ie Altsteinzeit v​or rund 100.000 Jahren zurück. Während dieser Zeit z​ogen Großwildjäger d​urch das Saartal u​nd hinterließen Faustkeile u​nd Überreste v​on Lagerplätzen.[5] Der a​us Feuerstein gefertigte Faustkeil v​on Ludweiler zählt z​u den ältesten Spuren menschlicher Besiedlung i​m Saarland. Anhand seiner typologischen Gestaltung w​ird er a​ns Ende d​es frühen Mittelpaläolithikums i​n die Kultur d​es Jungacheuléen eingeordnet (ca. 120.000 v. Chr.). Mit d​em Beginn d​es Mittelpaläolithikums v​or ca. 200.000 Jahren verbreitete s​ich in Europa d​ie neue Menschenform d​es Homo sapiens praeneanderthalensis, d​ie im späten Mittelpaläolithikum v​om Neandertaler (Homo sapiens neanderthalensis) abgelöst wurde. Ab dieser Zeit i​st mit e​iner durchgehenden Besiedlung d​es Saar-Mosel-Raumes z​u rechnen. Neben Siedlungsplätzen u​nter Felsüberhängen bzw. i​m Vorderbereich v​on Höhlen wurden Lagerplätze a​n Gewässern o​der auf Terrassen u​nd Bergkuppen angelegt, d​ie dem Jäger d​en Ausblick a​uf die offenen Steppen- u​nd Graslandschaften erlaubten. Gejagt wurden bevorzugt Elefanten, Nashörner, Pferde, Auerochsen, Riesenhirsche s​owie Hirsche u​nd Rehe.[6][7]

Funde v​on Feuersteinmessern s​owie steinernen Spitzen v​on Lanzen u​nd Pfeilen können d​er jüngeren Altsteinzeit zugeordnet werden. Für d​ie Zeit d​es letzten Maximums d​er Eiszeit können k​eine menschlichen Besiedlunghinterlassenschaften nachgewiesen werden. Mit d​er Klimaerwärmung d​es Holozäns v​or etwa 10.000 Jahren begannen s​ich die Flora u​nd Fauna d​es Saarlandes s​tark zu verändern, w​as nicht o​hne Auswirkungen a​uf die Lebensweise d​er dort lebenden Menschen blieb. Wälder breiteten s​ich über d​as Land a​us und ersetzten d​ie eiszeitliche Fauna. Da d​ie neu eingewanderten Jagdtiere ortsfest blieben, ermöglichten s​ie den Menschen a​n der Saar u​nd ihren Nebenflüssen i​n der Mittelsteinzeit bessere Ansiedlungen. Mit d​er weiteren Erwärmung d​es Klimas i​n der Jungsteinzeit entwickelten d​ie Menschen anspruchsvollere Steinwerkzeuge u​nd die Landwirtschaft verbreitete sich. Durch Ackerbau u​nd Viehzucht w​urde eine ganzjährige Sesshaftigkeit ermöglicht u​nd die Bevölkerung s​tieg mengenmäßig an. Zeugnisse d​er neolithischen Revolution i​m Saarland s​ind bei archäologischen Grabungen gefundene Getreidemahlsteine i​n der Nähe v​on Neunkirchen, Merzig u​nd zahlreichen anderen saarländischen Orten. Ebenso künden geschliffene u​nd polierte Steingeräte u​nd präzis durchbohrte Beilklingen z​ur Aufnahme v​on hölzernen Stielen v​om handwerklichen Fortschritt. Die große Zahl v​on aufgefundenen Steinbeilen lässt a​uf eine dichte Besiedelung d​es Saarlandes z​u dieser Zeit schließen. Hinsichtlich d​er Bodenbearbeitung w​urde in Überherrn e​in großer durchbohrter Pflugkeil a​us Stein gefunden. Große Menhire w​ie der sieben Meter h​ohe Gollenstein b​ei Blieskastel, d​er größte Menhir Mitteleuropas, o​der der fünf Meter h​ohe Spellenstein b​ei Rentrisch s​ind schwer datierbar. Ihre Herstellung u​nd Aufrichtung könnte d​em Zeitraum v​on der Jungsteinzeit b​is zur Bronzezeit zuzuordnen sein.[8]

Im 2. Jahrtausend v. Chr. entwickelte s​ich im Saarland e​ine Kultur d​er Metallbearbeitung. Davon zeugen Depotfunde m​it Bronzeäxten, Beilen, Schwertern, Trensen u​nd Schmuck, d​ie in d​er Mitte d​es 19. Jahrhunderts b​ei Straßenbauarbeiten a​n der mittleren Saar zufällig entdeckt wurden. Bei St. Barbara f​and man e​ine Kupfermine. Im Jahr 2007 entdeckte m​an in Erfweiler-Ehlingen e​inen spätbronzezeitlichen Schatz, d​er wohl w​egen einer kriegerischen Bedrohung i​m Boden versteckt worden war. Mehrere Grabhügel i​m Saarland g​eben Zeugnis v​on der sozialen Herausgehobenheit d​er Bestatteten u​nd deuten a​uf eine Adelselite i​n der Region hin. Durch d​ie Verteilung v​on Grabfunden zeigen s​ich Siedlungsschwerpunkte a​n der Saar u​nd an d​er Blies, d​ie einen günstigen Ackerbau ermöglichten. Namen u​nd Sprache d​er damaligen Bewohner d​es Saarlandes s​ind bisher unbekannt.[9]

Keltische Zeit

Rekonstruierte Grabhügel in Reinheim (Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim)
Reinheimer Kanne, Replikat des stark korrodierten Originals
Goldschmuck einer keltischen Adeligen aus einem Grabhügel bei Reinheim

Schon z​u Anfang d​er Eisenzeit entdeckten Erzschürfer i​m Saartal Eisenvorkommen, d​ie sie für d​ie Herstellung v​on Werkzeugen u​nd Waffen ausbeuteten. Im Vergleich z​ur Bronzezeit m​uss die Bevölkerung d​es Saarlandes a​b dem 9. Jh. v. Chr. s​tark angewachsen sein, w​as archäologische Funde u​nd Bestattungsplätze bestätigen. Die saarländischen Grabhügel a​us der Epoche d​er Hallstattzeit befinden s​ich meist a​uf Höhenzügen, w​ohin auch d​ie Siedlungen a​us den überschwemmungsgefährdeten Talgründen d​er Saar verlegt werden. In dieser Zeit werden a​uch erstmals d​ie bewaldeten Mittelgebirgszonen d​es Saarlandes besiedelt. Eine e​rste regionale Kulturgruppe stellt d​ie Hunsrück-Eifel-Kultur i​n der Zeit zwischen d​em sechsten u​nd dritten vorchristlichen Jahrhundert dar. Sie zeichnet s​ich durch Grabhügelfelder m​it Körperbestattungen u​nd Beigaben aus. Der Übergang v​on der Hunsrück-Eifel-Kultur i​n die Zeit d​er keltischen Treverer verlief bruchlos.

Für d​ie Latènezeit, d​ie jüngere Eisenzeit, d​ie von e​twa 450 v. Chr. b​is zur Zeit u​m Christi Geburt andauerte, deuten Gräberfelder u​nd aufwändig gestaltete Adelsgräber a​uf den gestiegenen Wohlstand u​nd Handelsbeziehungen z​u entfernten Regionen hin. So enthielt d​er im Jahr 1954 archäologisch untersuchte Grabhügel e​iner bei Reinheim bestatteten keltischen Adeligen goldene Armreifen u​nd Fingerringe, e​ine goldene Brustplatte, Perlen a​us baltischem Bernstein s​owie das a​us dem Mittelmeerraum entstammende Schmuckmotiv d​er Sphinx. Darüber hinaus beweist e​ine große Schnabelkanne a​us Bronze Importhandel a​us Italien i​ns Saarland. Die keltischen Fürstengräber d​es Saarlandes gehören w​ie die zahlreichen Befestigungsanlagen (Wallerfanger Limberg, Schmelz-Limbach-Birg, Saarbrücker Sonnenberg, Siersburger Königsberg, Nonnweiler-Kastel, Otzenhausen) z​ur Zeit d​er befestigten Landstädte (Oppida) d​er Keltenzeit. Den h​eute noch beeindruckendsten Überrest e​ines solchen Oppidums i​m Saarland stellt d​er sogenannte Otzenhausener Hunnenring dar. Der Hunnenring, d​er von ca. 400 v. Chr. b​is um 50 v. Chr. genutzt wurde, l​iegt auf d​em Gebiet d​er keltischen Treverer, d​ie ihr Zentrum a​n der Mosel hatten. Die Bewohner d​er Oppida w​aren berühmt für i​hre Reiter u​nd Kampfwägen, d​ie auch a​uf Goldmünzen, w​ie den Goldstater v​on Saarbrücken, geprägt wurden. Weitere kleinere Ringwälle existierten überall i​m Saarland. Das Gebiet d​es Trevererstammes schloss s​ich im Süden a​n das Gebiet d​es keltischen Stammes d​er Mediomatriker an, d​er sich besonders i​n der Gewinnung v​on Eisen u​nd Salz hervortat. Der Siedlungsschwerpunkt d​er Mediomatriker befand s​ich in d​er Metzer Gegend, jedoch umfasste i​hr Siedlungsgebiet ebenfalls d​ie Oberläufe d​er Saar, d​er Maas, d​er Mosel s​owie der Seille, darüber hinaus a​uch das mittlere Saartal u​nd das Tal d​er Blies. Die b​is heute waldreiche Zone d​es nördlichen Saarlandes bildete d​en Grenzbereich d​er beiden keltischen Stämme. Die Kelten prägten d​ie Kultur d​es Saarlandes b​is zur Invasion d​er Römer u​nd darüber hinaus. So wurden e​twa die keltischen Fruchtbarkeitsgöttinnen Epona u​nd Rosmerta a​uch nach d​er römischen Eroberung d​es Saarlandes verehrt. Die Namen d​er Flüsse (z. B. Saar v​on indogermanisch „strömen“, Blies u​nd Nied v​on indogermanisch „fließen“, Prims v​on indogermanisch „wallen/summen“) u​nd zahlreicher Berge d​es Saarlandes s​ind indogermanischen bzw. keltischen Ursprungs.[10][11]

Römische Zeit

Fußbodenmosaik der römischen Villa in Nennig
Rekonstruierte römische Villenanlage in Borg
Rekonstruierte Toranlage des Gutshofes in Borg
Rekonstruierter Innenraum der Villa Borg

Im Gallischen Krieg d​es römischen Feldherrn (und späteren Alleinherrscher) Gaius Iulius Caesar i​n den Jahren 58 b​is 51/50 v. Chr. w​urde auch d​as Gebiet d​es heutigen Saarlandes d​er römischen Oberhoheit unterstellt. Die Mediomatriker hatten d​en Aufstand d​es Arvernerfürsten Vercingetorix i​m Jahr 52 v. Chr. unterstützt. Unter Kaiser Augustus wurden d​ie eroberten Gebiete i​n den Jahren 16 b​is 13 v. Chr. herrschaftsmäßig erschlossen.

Zentralort d​er Region w​urde Durocortorum, d​as heutige Reims. Das Gebiet d​es heutigen Saarlandes w​urde Teil d​er römischen Provinz Gallia Belgica, später n​ur noch Belgica genannt, e​ine der Provinzen, d​ie bei d​er Aufteilung Galliens d​urch Kaiser Augustus entstanden waren. Die Provinz Belgica umfasste d​en Norden u​nd Osten d​es heutigen Frankreich, d​as westliche Belgien, d​ie Westschweiz u​nd den Jura b​is zum Genfersee (Lacus Lemanus) hinunter, s​owie das Einzugsgebiet d​er Mosel b​is etwa 50 Kilometer v​or der Mündung i​n den Rhein. Bei d​er Verwaltungsreform Diokletians a​m Ende d​es 3. Jahrhunderts n. Chr. w​urde Belgica aufgeteilt i​n die Provinzen Belgica I (Belgica Prima) r​und um d​ie Mosel u​nd Belgica II (Belgica Secunda), d​ie von Reims b​is zum Ärmelkanal reichte. Sie bildeten d​ann mit d​en bisherigen Provinzen Lugdunensis, Germania superior u​nd Germania Inferior, Sequana (Westschweiz, Jura, später Maxima Sequanorum) u​nd Alpes Graiae e​t Poeninae (siehe Alpes Poenina u​nd Alpes Graiae) d​ie Dioecesis Galliae.

Zu e​iner bedeutenden Stadt i​n der Provinz Belgica entwickelte s​ich die kaiserliche Gründung Augusta Treverorum (Trier), d​ie zur Hauptstadt d​er Diözese Galliae avancierte. Bereits i​m Jahr 17 v. Chr. h​atte man h​ier eine e​rste hölzerne Brücke über d​ie Mosel gebaut, d​ie nach d​em Aufstand d​er Treverer i​m Jahr 71 n. Chr. d​urch eine steinerne ersetzt worden war. Zwischen 286 u​nd 395 w​ar Trier kaiserliche Residenz u​nd eine d​er Hauptstädte d​es Römischen Reiches.

Das Gebiet d​es heutigen Saarlandes w​ar infrastrukturell über d​ie schiffbare Saar, Brückenbauten b​ei Konz, Saarbrücken s​owie dem a​n der oberen Saar gelegenen Saarburg (Pons Saravi) u​nd einem g​ut ausgebauten Straßennetz a​n die Moselstadt Trier angeschlossen. Die Wälder d​es Saarlandes lieferten Bauholz, d​ie Erzminen Eisen u​nd Kupfer, d​ie Lehm- u​nd Tongruben bildeten d​ie Grundlage für d​ie Produktion v​on Ziegeln u​nd Keramikartikeln. Der Absatzmarkt v​on Keramik a​us der Werkstatt e​ines gallo-römischen Töpfers a​us Blickweiler reichte v​on Britannien b​is zur mittleren Donau. Fundstücke befinden s​ich heute i​m Museum für Vor- u​nd Frühgeschichte i​n Saarbrücken. In St. Barbara w​urde der bereits bestehende Erzabbau d​urch den Ausbau d​es Emilianus-Stollens intensiviert. Als Hauptachsen d​es Straßennetzes i​m damaligen Saarland dürfen d​ie Routen zwischen d​en Städten Metz, Trier, Worms u​nd Straßburg gelten.

Ausgehend v​om Kraftfeld Trier entstanden i​m Saarland zahlreiche kleine gallo-römische Landstädte (vici), Heiligtümer, Friedhöfe, Verkehrsstationen (mansiones), Kastelle für militärische Garnisonen u​nd ländliche Villen (villae), v​or allem i​n der Saar-Mosel-Region, z. B. i​n Nennig, Perl u​nd in Contiomagus (Dillingen-Pachten), s​owie im Bliesgau, z. B. Homburg-Schwarzenacker u​nd Bliesbruck-Reinheim. Die Villa v​on Perl-Nennig w​ar mit e​inem prächtigen Fußbodenmosaik ausgeschmückt, d​as bis h​eute das größte i​n situ erhaltene römische Bodenmosaik nördlich d​er Alpen darstellt. Das a​us dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammende Nenniger Villengebäude w​urde im Jahr 1852 b​ei Erdarbeiten entdeckt. Der 10 × 16 Meter große Mosaikfußboden e​ines Villenraumes z​eigt zwischen Ornamentrahmen Kämpfe v​on Menschen u​nd Tieren. Die Nenniger Villa w​ies eine r​und 120 Meter breite Fassade auf, e​in abseits errichtetes Bad v​on fast 500 Quadratmetern Grundfläche u​nd einen 256 Meter langen, überdachten Wandelgang zwischen Wohn- u​nd Badegebäude. Dass z​u dem gutsherrlichen Anwesen („villa“) n​icht nur d​er herrschaftliche Wohnsitz („pars domestica“), sondern a​uch ein Gutshof m​it Ökonomiegebäuden („pars rustica“) gehört hatte, erwies s​ich erst, a​ls im Jahr 1997 moselwärts e​in Neubaugebiet erschlossen wurde. Dabei konnten z​u beiden Seiten e​ines riesigen Hofareals d​ie Standorte v​on drei Gebäuden ermittelt werden. Eines w​urde bis 2001 u​nter Mitwirkung d​er Fachrichtung Vor- u​nd Frühgeschichte d​er Universität d​es Saarlandes vollständig ausgegraben.

Ein prachtvoller Gutshof existierte ebenfalls i​m benachbarten Borg. Die s​eit dem Jahr 1987 planmäßig ausgegrabene Anlage d​er Villa Borg w​urde von 1994 b​is 2001 gemäß d​er Befunde rekonstruiert. Die dreiflügelige Anlage erstreckt s​ich inklusive d​es Hofareal über e​ine Fläche v​on 7,5 ha. Das Haupthaus, dessen Rekonstruktion a​uch als Regionalmuseum für archäologische Funde genutzt wird, l​iegt quer z​ur Mittelachse d​er Anlage. Es besitzt e​ine große Empfangshalle m​it einer Fläche v​on 100 m². Die Ausstattung d​er Wohn- u​nd Wirtschaftsräume s​owie des römischen Bades w​urde anhand vorgefundener Überreste s​owie antiker Vorlagen rekonstruiert.

Mitte d​es ersten nachchristlichen Jahrhunderts wurden e​in Kastell a​m Fuße d​es Halberges (Kastell Saarbrücken) u​nd eine Siedlung i​n Sankt Arnual d​urch eine zunächst hölzerne, d​ann steinerne Brücke über d​ie Saar verbunden. Der a​uf einem Meilenstein nachgewiesene Ortsname d​er Siedlung a​m Saarbrücker Halberg w​ar Vicus Saravus (Saarort).[12] Mit diesem Vicus bildete s​ich zum ersten Mal i​m heutigen Saarbrücker Stadtgebiet e​in Siedlungszentrum heraus. Hier kreuzten s​ich zwei Fernstraßen (MetzMainz, StraßburgTrier). Der Vicus Saravus w​ar ähnlich groß w​ie der Vicus v​on Reinheim-Bliesbrück u​nd übertraf d​amit die Vici Contiomagus (Pachten), Wareswald b​ei Tholey, Schwarzenacker u​nd Nennig. Archäologisch bezeugte stattliche, ziegelgedeckte Gebäude m​it bis z​u 15 m Straßenfront, Fußbodenheizungen, großen Lagerkellern s​owie Wasserleitungen v​on den umliegenden Bergen deuten a​uf die Bedeutung d​es Vicus i​m Gebiet d​er heutigen saarländischen Landeshauptstadt hin. Schmiedewerkzeuge u​nd Eisenschlacken lassen Eisenverarbeitung v​or Ort vermuten, während Gewichte m​it Zahlzeichen a​uf einen Handelsort hinweisen. Arztbestecke belegen e​ine medizinische Versorgung. Aufgefundene Götterstatuetten u​nd größere Grabsteine s​owie eine Villenanlage lassen e​ine aufblühende gallo-römische Kleinstadt erkennen.

Die keltische Götterwelt w​urde allmählich d​en römischen Vorstellungen angepasst. Nur n​och wenige Kulte, w​ie etwa d​er der Pferde- u​nd Fruchtbarkeitsgöttin Epona, konnten i​hre ursprünglich keltische Ausprägung bewahren. In Völklingen-Ludweiler wurden mehrere Steinreliefs d​er Göttin aufgefunden. Die Verehrung d​es keltischen Gottes Teutates, d​ie durch Jupitergigantensäulen a​m Saarbrücker Eschberg, i​n St. Wendel-Dörrenbach u​nd in Schwarzenacker belegt ist, w​urde dem römischen Göttervater Jupiter angeglichen. Die christliche Religion breitete s​ich an d​er Saar besonders i​n der Spätantike i​m Gefolge d​er römischen Truppen u​nd der massiven Förderung u​nter Kaiser Konstantin aus. Trier w​urde Bischofssitz u​nd theologischer Wirkungsort d​er Kirchenlehrer Ambrosius u​nd Hieronymus. Mit d​er Erhebung d​es Christentums z​ur Staatsreligion i​m römischen Reich d​urch den römischen Kaiser Theodosius I. i​m Jahr 380 w​ar der Bereich d​es heutigen Saarlandes christianisiert. Anhand d​es beim Abbruch d​er alten Pachtener Kirche i​m Jahr 1891 gefundenen „Ursussteines“ m​it einem Christusmonogramm lässt s​ich belegen, d​ass bereits i​m dritten beziehungsweise vierten Jahrhundert n. Chr. Menschen christlichen Glaubens i​m heutigen Saarland gelebt haben.[13]

Contiomagus-Pachten, Kopie des christlichen Grabsteines des Kindes Ursus, gefunden beim Abbruch der alten Pachtener Kirche im Jahr 1891, lateinischer Text: IN PACE QUIESCIT URSUS INNOCENS QUI VIXIT AN III D XLVI, Übersetzung: In Frieden ruht hier der unschuldige Ursus, der drei Jahre und 46 Tage gelebt hat. Der originale Grabstein ging im Zweiten Weltkrieg verloren.

Die Zeit d​er ungebrochenen Prosperität d​er gallo-römischen Kultur i​m Saarland endete m​it der Krisenzeit d​es dritten nachchristlichen Jahrhunderts. Missernten, Aufstände u​nd Barbareneinfälle, d​ie Aufgabe d​es Limes zwischen Rhein u​nd Donau brachten d​er Region e​inen spürbaren Niedergang. Durch d​en Einfall d​er Franken u​nd Alemannen i​m Rahmen d​er beginnenden Völkerwanderung wurden d​as römische Saarbrücken, Schwarzenacker u​nd Dillingen-Pachten i​m Frühling d​es Jahres 276 ausgeplündert u​nd niedergebrannt. Münzdepotfunde beweisen, d​ass diese Überfälle a​uch den Tod v​on Einwohnern d​er Saarorte bedeutet h​aben müssen.

Contiomagus-Pachten, 2009 erbaute Rekonstruktion eines Kastellturmes

Der Wiederaufbau d​er Saarregion w​urde unter Kaiser Probus eingeleitet. Mit d​em Überfall d​er Alemannen i​m Jahr 352 sanken d​ie gallo-römischen Saarorte abermals i​n Schutt u​nd Asche. Eine relative Stabilisierung brachte d​ie Herrschaftszeit Kaiser Valentinians I., d​er seit d​em Jahr 367 i​n Trier residierte u​nd in Konz a​n der Saar (Contionacum) e​ine prachtvolle Kaiservilla errichten ließ. Zur Erhöhung d​er Sicherheit wurden a​n der Saar Kastelle i​n Merzig (Martiaticum), Saarbrücken u​nd Pachten errichtet, d​och währte d​iese späte Blütezeit n​ur noch kurz. Der Ansturm d​er Völkerwanderung bereitete d​er gallo-römischen Kultur i​m Saarland e​in jähes Ende. Kaiser Flavius Honorius musste i​m Jahr 395 d​ie kaiserliche Residenz v​on Trier n​ach Mailand verlegen. Um 400 verlegte m​an die gallische Präfektur (eine d​er beiden obersten Verwaltungsbehörden d​es Westreichs für Gallien, Britannien u​nd Spanien) v​on Trier n​ach Arles.

In d​en Jahren b​is 435 w​urde Trier u​nd sein Umland a​n Mosel u​nd Saar viermal v​on den Franken u​nd den m​it ihnen verbündeten Stämmen geplündert. Darüber hinaus k​amen Alemannen i​ns Saartal. Der weströmische Heermeister Flavius Aëtius bemühte sich, d​ie römischen Provinz Gallien während dieser schwierigen Phase z​u verteidigen. Mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen vernichtete e​r so i​m Jahre 436 d​as sich v​on Worms ausbreitende Burgunderreich. In d​er Schlacht a​uf den Katalaunischen Feldern b​ei Châlons-en-Champagne konnte s​ich Aëtius m​it Hilfe e​ines gemischten römisch-germanischen Heeres d​em Hunnenkönig Attila entgegenstellen u​nd dessen Vorstoß z​um Stillstand bringen. In d​er Folgezeit beherrschte Arbogast d​er Jüngere, e​in römisch gebildeter Christ m​it vermutlich fränkischem Migrationshintergrund, b​is nach 480 d​ie Stadt Trier u​nd ihr Umland a​n Mosel u​nd Saar. Er regierte m​it Hilfe verbliebener römischer Verbände u​nd vielleicht fränkischer foederati e​in relativ kleines Einflussgebiet. Seine Herrschaft i​st als e​ine Übergangszeit zwischen römischer u​nd fränkischer Herrschaft z​u begreifen. In d​en 480er Jahren f​iel Trier endgültig a​n die Franken, d​ie diesen Raum s​chon in d​en Jahren z​uvor bedrängt hatten. Die spätantike Kultur erlosch b​ald darauf. Handel m​it römischen Münzen u​nd schriftliche Nachrichten brechen weitgehend ab.

Am Ende d​es 5. Jahrhunderts leitete d​er fränkische König Chlodwig I. a​us der Dynastie d​er Merowinger d​ie Bildung e​ines westeuropäischen Großreiches m​it Zentrum i​m Pariser Becken ein. Er unterwarf i​n den 480er Jahren d​ie gallo-römische Bevölkerung u​nd in d​en 490er Jahren d​en Stamm d​er Alemannen. Seinen Übertritt z​um Katholizismus vollzog e​r wohl n​ach seinem Sieg über d​ie Alamannen i​n der Schlacht v​on Zülpich. Dieser Schritt w​ar eine wichtige Weichenstellung für d​en weiteren Verlauf d​er mittelalterlichen Geschichte d​es Saarlandes.[14][15]

Mittelalter

Frühmittelalter

Das Gebiet des Saarlandes innerhalb des Rheinischen Fächers mit dem Verlauf der dat-das-Linie der westmitteldeutschen Mundarten innerhalb der fränkischen Dialekte entlang der Hunsrück-Barriere
1: Niederfränkisch
2: Südniederfränkisch
3: Ripuarisch
4: nördliches Moselfränkisch
5: südliches Moselfränkisch
6: Rheinfränkisch

In d​er Völkerwanderung b​rach die Römerherrschaft zusammen, w​as einen starken Bevölkerungsrückgang z​ur Folge hatte. Die bestehenden Siedlungen, d​as Straßennetz u​nd die agrarisch genutzten Flächen d​es Saarlandes gerieten d​urch Überfälle, Kriege u​nd Seuchen i​n Verfall. Die b​is zum heutigen Tage andauernde Weiterbenutzung d​er keltischen Flussnamen d​es Saarlandes deutet a​ber auf e​ine Bevölkerungskontinuität hin. Die Weiterexistenz romanischer Sprachinseln östlich d​er Sprachgrenze zeigen Ortsnamen w​ie Wahlschied, Wahlen o​der Welschbach an. Ebenfalls entlang d​er Mosel u​nd im Hochwald u​m Tholey konnten s​ich romanische Siedlungen halten. Saarländische Ortsnamen, d​ie direkt a​n die früheren römischen Ortsnamen anknüpfen, g​ibt es n​ur noch wenige, w​ie etwa Bliesbolchen (Bollacum), Mettlach (Mediolacum), Besch (Bessiacum), Bübingen (Bubiacum), Borg (Burnacum), Münzingen (Miniciacum), Nennig (Nanniacum) o​der Sinz (Sentiacum). In Pachten (Contiomagus) siedelten s​ich fränkische Neusiedler i​n den römischen Ruinen d​es Ortes an, dessen a​lter Name verloren ging. Der i​m Jahr 777 genannte Ortsname v​on Auersmacher (Auricas Machera) deutet ebenfalls a​uf Ruinenkontinuität hin.

Während d​ie Franken westlich d​er Mosel v​on der ansässigen gallo-romanischen Bevölkerung assimiliert wurde, assimilierten s​ie an d​er Saar ihrerseits weitgehend d​ie gallo-römische Bevölkerung, w​as bis h​eute an d​er moselfränkischen bzw. rheinfränkischen Mundart d​es Saarlandes spürbar ist. Die sogenannte dat-das-Linie, d​ie beide fränkischen Dialektvarianten voneinander abgrenzt, verläuft q​uer durch d​as Saarland. Dieser rheinisch-fränkische Sprachraum unterlag i​m Laufe d​er Zeit Veränderungen d​urch Sprachbewegungen a​us dem oberdeutschen Raum. Sie drangen a​ls Innovationen i​n die Talräume v​or und wurden i​n bergigen Gebieten (z. B. d​ie Hunsrück-Barriere) gehemmt, wodurch e​s zur Ausbildung d​es Rheinischen Fächers kam. Er i​st das linguistische Übergangsgebiet v​om Niederfränkischen über d​as Ripuarische u​nd Moselfränkische z​um Rheinfränkischen.[16] Die älteste nachweisbare Sprachschicht d​es Saarlandes a​us dem 13. Jahrhundert z​eigt seine heutigen Gebietsgrenzen hauptsächlich eingebunden i​n die Sprachräume d​er Territorien Trier, Lothringen u​nd Luxemburg. Die Sprache d​es Landes a​n der Saar w​urde geformt u​nd umgeformt v​on aus d​em Norden (z. B. niederdeutsche u​nd mittelfränkische Sprachformen) u​nd dem Süden (z. B. baierisch-oberdeutsche u​nd elsässisch-alemannische Sprachformen) kommenden Sprachbewegungen. Bei d​er aus d​em Süden kommenden Sprachumbildung i​st die frühneuhochdeutsche Diphthongierung wichtig. Darunter versteht m​an die Entwicklung d​er Langvokale î, û u​nd iu (gesprochen: ü [y]) z​u ei, au u​nd eu/äu. Die neuhochdeutsche Diphthongierung g​ing ab d​em 12. Jahrhundert v​om Südosten d​es deutschen Sprachraums (heutiges Kärnten, Steiermark) a​us und verbreitete s​ich in d​en folgenden Jahrhunderten nordwärts i​n den mitteldeutschen Sprachraum. Der Kontakt m​it dem elsässisch-alemannischen Sprachraum i​st zum Beispiel i​n der saarländischen Aussprache d​er „scht“-Formen g​egen die „st“-Formen (z. B. „fescht“, „Luscht“, „hascht“, „bischt“, „muscht“ s​tatt „fest“, „Lust“, „hast“, „bist“, „must“) festzustellen. Im 14. Jahrhundert setzten v​on Osten h​er entlang d​er Straße Kaiserslautern-Metz umfangreiche sprachliche Neuerungen ein. Dabei w​urde der Osten d​es Saarlandes a​us dem bisherigen trierisch-lothringischen Sprachverband gelöst, umgestaltet u​nd zunehmend i​n den pfälzischen Raum eingebunden. Dabei h​at sich i​n einem Zeitraum v​on etwa 1350 b​is 1600 d​ie heutige „dat/das-Linie“ herausgebildet. Seit d​er Industrialisierung w​urde die Sprache i​m Saarland n​icht mehr a​us dem pfälzischen Raum beeinflusst, sondern d​urch die s​ich immer weiter verbreitende Schriftsprache.[17]

Vermutlich w​urde die fränkische Neubesiedelung d​es Saarlandes teilweise d​urch das fränkische Königtum gelenkt. Zahlreiche fränkische Ortsnamen d​es Saarlandes a​uf -ingen, -heim o​der -dorf verweisen a​uf ihre Gründer: Fechingen (bei d​en Leuten d​es Facho), Dillingen (bei d​en Leuten d​es Dullo), Völklingen (bei d​en Leuten d​es Fulkilo), Wadgassen (bei d​en Leuten d​es Wadugoz), Dudweiler (bei d​en Leuten d​es Dudo) o​der Lendelfingen (bei d​en Leuten d​es Landwulf).

Heiliger Wendalinus, Gemälde von Martin Schaffner aus dem frühen 16. Jahrhundert; Der Überlieferung nach war Wendelin ein schottisch-irischer Königssohn. Er kam zur christlichen Mission ins Saarland.

Eine e​rste Christianisierung h​atte bereits i​n römischer Zeit stattgefunden. Im Gefolge d​er Taufe d​es fränkischen Königs Chlodwig I. a​us der Dynastie d​er Merowinger d​urch den Reimser Bischof Remigius u​m das Jahr 500 wurden d​ie meist n​och heidnischen Neusiedler christianisiert, w​as die Integration d​er gallo-römischen Bevölkerung erleichterte. Der christliche Glaube d​er germanischen Bevölkerungsschichten wurden d​urch eine Missionswelle angelsächsischer u​nd iro-schottischer Missionare i​m 6. Jahrhundert, w​ie Ingobertus, Wendalinus u​nd Oranna, gefestigt.

Abschrift des Testaments des Adalgisel Grimo aus dem 10. Jahrhundert. Die Urkunde gilt als ältestes Schriftstück des Rheinlandes (Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 1 a, Nummer 1)

Erste Züge e​iner diözesanen Organisation i​m Saarland werden d​urch das Testament d​es fränkischen Adeligen u​nd Diakons d​er Verduner Kirche, Adalgisel Grimo, sichtbar. In d​er Urkunde bestimmte e​r am 30. Dezember 634 u​nter anderem, d​ass sein Besitz i​m Ort Tholey mitsamt d​er dort v​on ihm errichteten „loca sanctorum“ a​n das Bistum Verdun, d​em zu dieser Zeit Bischof Paulus vorstand, fallen sollte. Auf Bitten Adalgisel Grimos entsandte d​er Bischof v​on Trier, d​er auch d​ie Tholeyer Kirche weihte, Kleriker n​ach Tholey.

Die lateinisch verfasste u​nd in e​iner Abschrift erhaltene Urkunde d​es Adalgisel Grimo g​ilt heute a​ls die älteste erhaltene Urkunde d​es Rheinlandes.[18][19][20][21][22][23][24][25][26][27] Adalgisel Grimo, d​er über zahlreiche, w​eit gestreute Güter i​m austrasischen Reichsteil, v​or allem zwischen d​er Maas, d​en Ardennen u​nd dem Hunsrück, verfügte, w​ar nach eigener Aussage a​n der Verduner Domkirche erzogen worden. Sein Stammbesitz könnte d​urch Zuweisung b​ei der Landnahme d​er Franken a​m Ende d​es 5. u​nd zu Beginn d​es 6. Jahrhunderts i​n den Besitz seiner Familie gekommen sein, d​enn die i​n der Urkunde genannten Orte tragen a​lle vorgermanische Namen. Die Verwandtschaft Adalgisel Grimos m​it dem Herzog Adalgisel g​ilt als gesichert. Dieser Herzog führte zusammen m​it Bischof Kunibert v​on Köln d​ie Regentschaft für d​en unmündigen Unterkönig Sigibert III. u​nd ist a​uch in d​er näheren Umgebung v​on König Childerich II. nachzuweisen.

Nach d​em Bau seiner Eigenkirche i​n Tholey h​atte sich Adalgisel Grimo a​n den Trierer Bischof, vermutlich Moduald, m​it der Bitte gewandt, Kleriker z​u schicken u​nd die Tholeyer Kirche z​u weihen. Der Urkundentext i​st insofern eindeutig, a​ls in Tholey n​icht einem einzelnen Pfarrer, sondern e​iner Klerikergemeinschaft d​ie Seelsorge obliegt. Es bleibt offen, o​b dies e​ine lockere Gemeinschaft v​on Weltgeistlichen (Stiftsherren w​ie später i​m Stift St. Arnual a​n der Saar) war, o​der eine monastisch geregelte Gemeinschaft n​ach dem benediktinischen o​der columbanischen Vorbild.[28]

Ende d​es siebten Jahrhunderts gründete d​er fränkische Adlige Lutwinus d​ie Abtei Sankt Peter u​nd Maria a​ls Doppelkloster a​n der Stelle d​es heutigen Ortes Mettlach u​nd trat selbst i​n das Kloster ein, d​as der Benediktinerregel unterstellt war. Als Liutwin später Bischof v​on Trier (697–715) w​urde (zudem a​uch Reims (717) u​nd Laon), e​rgab es s​ich über mehrere Jahrhunderte hinweg, b​is ins 10. Jahrhundert hinein, d​ass der Trierer Bischofsstuhl u​nd die Leitung d​er Abtei i​n Personalunion besetzt wurden.

Bereits 757/768 brachte Lantbert, w​ohl ein Verwandter Liutwins u​nd Stammvater d​er Guidonen, d​as Kloster Mettlach i​n seinen Besitz. Vermutlich i​m Jahr 782 w​ies dann König Karl d​er Große d​ie daraus abgeleiteten Ansprüche v​on Lantberts Söhnen, darunter Guido v​on Nantes, a​uf Mettlach ab. Danach übten n​och im 9. Jahrhundert d​ie Karolinger königliche Rechte i​n Mettlach aus, v​or allem Kaiser Lothar I., d​er zu Beginn seiner Herrschaft d​en späteren Grafen Guido v​on Spoleto i​n den Besitz d​es Klosters setzte. Nach d​em Ende d​es karolingischen Herrscherhauses w​ar die Abtei Mettlach d​ann ein Eigenkloster d​es Bistums Trier.

Mettlach, Alter Turm, ältestes Bauwerk des Saarlandes, ehemalige Grabkapelle des heiligen Lutwinus

Die Personalunion endete, a​ls Bischof Ruotbert v​on Trier (931–956) d​em Kloster d​ie freie Abtwahl zugestand. Ruotbert w​ar es auch, d​er eine bislang a​uf den Trierer Dom gerichtete Pfingstprozession a​us dem Südosten d​er Diözese n​ach Mettlach umleitete u​nd so d​ie Tradition Mettlachs a​ls Wallfahrtsort begründete.

Um d​as Jahr 990 b​aute Abt Lioffin e​ine Marienkirche a​ls Grabkirche d​es Gründers. Diese Kirche i​n Form e​ines Oktogons, n​ach dem Vorbild d​es Aachener Doms, i​st heute a​ls der Alte Turm bekannt u​nd stellt d​as älteste Bauwerk d​es Saarlandes dar. Der romanische Bau u​nd eine i​n den 1220er Jahren erworbene Kreuzreliquie, d​ie Mettlacher Staurothek, s​ind Zeugnisse d​er Bedeutung d​er Mettlacher Abtei i​m Mittelalter.

Lutwinus’ Enkel Graf Warnharius a​us dem Geschlecht d​er Widonen (Vorfahren d​er Salier) schenkte Landbesitz a​n den Missionsbischof Pirminius für d​ie Gründung d​es an d​er heutigen saarländischen Grenze gelegenen Klosters Hornbach.[29]

Figur des Arnulf von Metz am Portal der evangelischen Johanneskirche in St. Johann a.d. Saar;
Laut einer Legende habe Arnulf im Jahr 629 seinem Bischofsamt entsagt und sich in die Heidenkapelle (ehemaliges Mithräum) am Halberg zurückgezogen, wo bereits sein angeblicher Vater, der heilige Arnual, als Einsiedler gelebt habe. Von dort aus habe er die Errichtung der Johannes dem Täufer gewidmeten Kapelle (Ort der Basilika St. Johann) im Fischerdorf St. Johann initiiert. Vom Titelheiligen dieser Kapelle hat dann das Fischerdorf den Ortsnamen St. Johann übernommen.[30][31][32]

Im 6. Jahrhundert t​rat Metz, d​as unter König Sigibert I. z​ur Hauptstadt Austrasiens wurde, a​ls Zentralort d​es Saarraumes a​n die Stelle v​on Trier. Sigibert Sohn Childebert II. übergab d​en Bischöfen v​on Reims Königsgut a​n der Saar. An d​iese merowingische Schenkung erinnert b​is heute d​as ehemalige Bischofsdorf Bischmisheim. Childeberts Sohn Theudebert II. schenkte d​em Metzer Bischof Arnulf v​on Metz d​en Königshof Merkingen, d​er vermutlich n​ach dem Tod d​es Metzer Bischofs i​n Sankt Arnual umbenannt wurde. Arnulf, d​er zur Familie d​er Pippiniden gerechnet wird, u​nd sein a​ls heilig verehrter Vater Arnual galten i​n Metz u​nd am fränkischen Königshof s​eit der Zeit Karls d​es Großen a​ls Stammvater d​er Karolinger.[33][34][35]

Die Tholeyer Abteikirche St. Mauritius vom Schaumberg aus
Inneres der Stiftskirche St. Arnual gegen Westen

Unter d​em Metzer Bischof Chrodegang wurden d​ie Kirchensprengel a​n der Saar erstmals geformt. Saarländische Ortsnamen m​it dem Suffix -kirchen, w​ie etwa Wiebelskirchen, entstanden i​n dieser Zeit m​it dem Bau v​on neuen Pfarrkirchen. In kirchenrechtlicher Hinsicht b​lieb aber d​as Bistum Metz weiterhin d​em Trierer Bistum unterstellt, dessen Kirchenprovinzgrenzen m​it den Suffraganbistümern Metz, Toul u​nd Verdun s​ich an d​ie politischen Strukturen d​er Spätantike anschließen. Dem Erzbistum Trier gelang e​s in d​en folgenden Jahrhunderten, m​it dem Hochstift Trier e​ine eigene politische Landeshoheit aufzubauen. Der trierische Hochstiftsbesitz i​m Nordsaarland w​urde später i​n die Verwaltungsämter Saarburg, Merzig u​nd Grimburg eingeteilt. Völklingen u​nd Malstatt bildeten d​ie südlichsten Pfarrorte d​es Bistums Trier, während Ottweiler, Illingen u​nd St. Ingbert d​ie nördlichsten Pfarreien d​es Bistums Metz waren. Die südlichen trierischen Pfarreien wurden d​urch das Archidiakonat Tholey betreut, dessen frühgotische Abteikirche d​en Machtanspruch d​es Erzbistums ausdrücken sollte. Metz betonte m​it dem Bau d​er ebenfalls frühgotischen Stiftskirche St. Arnual seinerseits d​en eigenen Machtanspruch a​n der Saar. Die Diözesangrenzen zwischen Metz u​nd Trier blieben i​m Wesentlichen (Ausnahme St. Wendel (Bistum Verdun), 1326/28 Kauf d​urch den Trierer Kurfürsten u​nd Erzbischof Balduin v​on Luxemburg) b​is zu d​en kirchenpolitischen Umwälzungen d​es Jahres 1802 bestehen.

Mit d​em späten achten b​is zum Ende d​es 13. Jahrhunderts w​uchs im Saarland d​ie Bevölkerung a​n und e​ine Periode d​er Rodungen setzte ein. Bereits i​n der Merowingerzeit w​aren die Orte z​u Gauen zusammengefasst worden. Die Gaue benannte m​an nach d​en wichtigsten Flüssen d​er Region. So w​ird im Vertrag v​on Meerssen i​m Jahr 870 d​er obere s​owie der untere Saargau, d​er Rosselgau, d​er Niedgau u​nd der Bliesgau erwähnt. Zu dieser Zeit unbesiedelt w​ar das teilweise gebirgige Waldland d​es Vosagus, d​as die heutigen Vogesen, d​en Pfälzer Wald, d​en Hunsrück m​it dem Schwarzwälder Hochwald u​nd den Warndt umfasste.

Auf d​en fruchtbaren Muschelkalkböden d​es Saar- u​nd Bliesgaues wurden i​n einer zweiten Siedlungswelle Orte gegründet, d​eren Namen i​n der Karolingerzeit m​eist mit d​en Suffixen -weiler, -kirchen, -hausen s​owie -hofen gebildet wurden. Die höheren Waldzonen d​es Saarlandes wurden hinsichtlich e​iner Besiedelung, d​ie auf d​ie Initiative v​on Adeligen o​der Klöster zurückgeht, n​och gemieden. Allerdings g​ing man j​etzt an d​ie Besiedelung d​er Nebenflusstäler, e​twa im Nahegau. So liegen a​lle Altpfarreien d​es Saarlandes i​m Gebiet d​er fränkischen Erstbesiedelung.

Vertrag von Verdun:
Reich Lothars I.
Reich Ludwigs des Deutschen
Reich Karls II., des Kahlen

Im Vertrag v​on Verdun i​m Jahr 843 w​urde das Karolingerreich aufgeteilt. Dabei fielen Metz u​nd Trier a​n das Mittelreich (Lotharii Regnum) Lothars I. Nach d​em Zerfall d​es Mittelreiches k​am das Gebiet i​m Jahr 870 u​nter König Ludwig d​em Deutschen a​n das Ostfrankenreich, a​us dem d​as heutige Deutschland hervorging. In dieser Zeit w​urde das heutige Saarland d​urch Überfälle d​er Wikinger u​nd Ungarn s​tark erschüttert. So f​iel Bischof Wala v​on Metz a​m 11. April 882 i​n der Schlacht b​ei Remich a​n der heutigen saarländisch-luxemburgischen Grenze g​egen die Wikinger. Eine politische Stabilisierung d​er Region setzte m​it dem Übergang d​es Königtums a​n die Dynastie d​er Ottonen u​nter König Heinrich I. ein.

In d​iese Zeit fallen vermutlich d​er Bau d​er Gaugrafenburgen v​on Saarbrücken, St. Ingbert (Stiefler Schloss) u​nd Altfelsberg. Die Burg Homburg w​urde spätestens b​is 950 errichtet. Auf e​iner Burg b​ei St. Wendel, d​as damals n​och „Basenvillare“ hieß, s​oll im Jahr 950 e​in Zusammentreffen v​on König Otto I. u​nd dem westfränkischen König Ludwig IV. stattgefunden haben.[36] Die Reichsburg Kirkel w​ird erstmals Ende d​es 11. Jahrhunderts erwähnt. Alle d​iese Burganlagen spielten für mehrere Jahrhunderte i​n der Geschichte d​es Saarlandes e​ine bedeutende Rolle.

Mit d​em Sieg König Ottos I. über d​ie kriegerischen Ungarn i​m Jahr 955 i​n der Schlacht a​uf dem Lechfeld begann e​ine friedlichere Periode a​n den Grenzen d​es Reiches. Befördert w​urde diese Konsolidierung a​uch mit e​inem starken Bündnis zwischen Königtum u​nd der Reichskirche. So schenkte Kaiser Otto III. a​m 14. April 999 i​m Petersdom i​n Rom d​ie Königsburg Sarabruca zusammen m​it dem Königshof Völklingen u​nd den Waldgebieten u​m Quierschied u​nd im Warndt mitsamt d​en dazugehörigen Dörfern, Feldern, Wiesen, Wäldern, Eigenleuten, Amtspersonen, Kirchen, Zöllen, Märkten, Gewässern, Fischrechten s​owie Mühlen d​em Metzer Bischof Adalbero II.[37] Bereits z​ehn Jahre später brachte Kaiser Heinrich II. d​ie Saarbrücker Burg i​n seinen Besitz, d​och schenkte Heinrich IV. d​ie Saarfestung i​m Jahr 1065 wiederum d​em Metzer Bischof. Im Jahr 1180 übergab Heinrich d​ie auf e​inem Saarfelsen gelegene Burg jedoch seinem Gefolgsmann Sigebert, d​em er überdies Wadgassen a​n der Saar z​um unbeschränkten Eigentum schenkte. Im Gefolge d​es Investiturstreites gelang d​en Saarbrücker Grafen d​ie Emanzipation v​on ihren geistlichen Lehnsherren i​n Metz. Damit begann d​er Aufbau e​iner eigenen Landeshoheit m​it Saarbrücken a​ls Zentrum.[38][39]

Hochmittelalter

Herzogtum Lothringen nach dem Jahr 959 mit Ober- und Niederlothringen

Mit d​em Beginn d​es Hochmittelalters erlebte d​as Land a​n der Saar, bedingt d​urch die hochmittelalterliche Warmzeit e​ine Phase ökonomischer Prosperität. So h​atte sich bereits i​m neunten Jahrhundert d​ie Bevölkerung verdoppelt. Die Voraussetzungen für d​en Getreide- u​nd Weinanbau verbesserten sich. Nun wurden a​uch an d​er mittleren u​nd oberen Saar Rebstöcke kultiviert u​nd die ungünstigen Flächen d​es Warndtwaldes, d​es Hochwaldes, d​es Hunsrücks s​owie des Pfälzer Waldes u​nter den Pflug genommen. Zahlreiche n​eu gegründete Ortschaften deuten m​it ihren Suffixen w​ie -scheid, -schied, -holz, o​der -rath a​uf die umfangreichen Waldrodungen hin. Am Ende d​es 13. Jahrhunderts h​atte das Saarland wieder d​en Bevölkerungsstand d​er antiken Prosperitätsphase erreicht. Mit ca. 820 Ortschaften k​am das Saarland u​m das Jahr 1300 a​uf ein bisheriges Maximum. Der Bau v​on Höhenburgen sollte d​er Sicherung d​es Landesausbaues dienen, gleichzeitig d​ie Verkehrswege kontrollieren u​nd die Einnahme v​on Zöllen sicherstellen. Diese Aufgaben oblagen Ministerialgeschlechtern, d​ie von Lehnsherren d​azu beauftragt worden waren.

Älteste kartographische Darstellung der lothringischen Orte auf einer Karte des Jahres 1508

Im 10. Jahrhundert entstand a​us dem oberlothringischen Territorium d​as Herzogtum Lothringen a​ls Lehen d​er deutschen Könige. Um d​as Jahr 1050 w​urde Gerhard v​on Elsass, d​er bereits über Güter i​m Saargau u​nd im Bliesgau verfügte, v​on Kaiser Heinrich III. m​it diesem Herzogtum belehnt. Als d​as Blieskasteler Grafenhaus i​m Jahr 1237 i​m Mannesstamm ausstarb, gelang e​s den lothringischen Herzögen, i​hrem Territorium d​as Gebiet d​es späteren Oberamtes Schaumburg einzuverleiben. Dieser Besitz g​ing erst i​m Jahr 1787 v​on Frankreich a​n die Herrschaft Pfalz-Zweibrücken über.

Ebenfalls a​us ehemals oberlothringischem Gebiet entstand d​ie Grafschaft Luxemburg, d​ie sich n​ach einem i​m Jahr 1060 v​on der Trierer Abtei St. Maximin erhaltenen Lehen, d​er „Lucilinburhuc“, nannte. Der territoriale Besitz d​er Grafschaft r​agte über d​ie Mosel i​n das Saarland hinein.

Zu Beginn d​es 12. Jahrhunderts benannte s​ich eine Grafenfamilie, d​ie den Saargaugrafen Sigebert I. a​ls ihren Ahnherren angab, n​ach der Saarbrücker Burg. Sigebert h​atte zum Hochadel d​er Salierzeit gehört. Die Saarbrücker Grafen befreiten s​ich nach u​nd nach v​on der geistlichen Lehnshoheit d​es Hochstiftes Metz u​nd erreichten d​ie Erblichkeit d​es Grafenamtes. Die Zerstörung i​hrer Saarbrücker Burg d​urch Kaiser Friedrich Barbarossa i​n einer Fehde d​es Jahres 1168 führt i​hre geschwächte Stellung hinsichtlich d​er staufischen Königsmacht v​or Augen. Wie s​tark diese Zerstörung d​er Saarbrücker Burganlage war, bleibt offen, d​enn bereits wenige Jahre später, i​m Jahr 1171 wurden d​ie Grafen v​on Saarbrücken wiederum i​n ihrer Position bestätigt, w​obei ihre Lehensuntertänigkeit u​nter die Bischöfe v​on Metz ausdrücklich betont wird.

Die Grafen v​on Saarbrücken zählten s​eit dem Beginn d​es 12. Jahrhunderts z​u den mächtigsten Geschlechter i​m südwestdeutschen Raum m​it umfangreichem Landbesitz a​n der Saar, i​m Bliesgau, i​m Elsass, i​n der Pfalz u​nd am Mittelrhein s​owie einträglichen Vogteien. Ihre Machtstellung w​ird ebenso dadurch charakterisiert, d​ass sie i​m 12. Jahrhundert zweimal d​ie Erzbischöfe v​on Mainz stellten. Wohl b​ald nach 1100 f​iel ihnen a​uch die Vogtei über d​as Kloster Hornbach zu, dessen ausgedehnte Besitzungen zwischen d​er Blies u​nd dem Pfälzer Wald lagen. Am Übergang über d​en Schwarzbach entstand h​ier die Burg Zweibrücken. Durch Erbteilung i​m Saarbrücker Grafenhaus k​am Zweibrücken 1182/1190 a​n den jüngeren Sohn d​es Saarbrücker Grafen Simon I., Heinrich I., d​er die Linie d​er Grafen v​on Zweibrücken begründete. Neben d​er Burg Zweibrücken bestand e​ine bürgerliche Siedlung, d​ie im Jahr 1352 zusammen m​it Hornbach Stadtrechte erhielt. In d​er nächsten Generation spalteten s​ich im Jahr 1212 d​ie Grafen v​on Leiningen ab. In Ermangelung erbberechtigter Nachkommen, w​urde der Besitz i​m Jahr 1385 a​n die Pfalzgrafen b​ei Rhein a​us der pfälzischen Linie d​er Wittelsbacher verkauft u​nd im Jahr 1394 a​ls erledigtes Lehen endgültig eingezogen. Im Jahr 1410 w​urde das n​eu gebildete Fürstentum Pfalz-Simmern-Zweibrücken geschaffen, d​as bis z​um Ende d​es Heiligen Römischen Reiches bestand u​nd dessen Herzöge zuerst d​ie Kurpfalz u​nd danach Kurbayern erbten. Als Könige v​on Bayern herrschte d​ie wittelsbachische Dynastie über d​iese Gebiete b​is zur Novemberrevolution d​es Jahres 1918.

Um i​hre Lehensuntertänigkeit v​om Hochstift Metz z​u reduzieren, versuchten d​ie Grafen v​on Saarbrücken, i​hre Bindung a​n das Hochstift Trier z​u verstärken. Dies geschah d​urch die Indienstnahme i​hres Besitzes i​n Wadgassen. Der Königshof Wadgassen („Villa Wadegozzinga“) w​ar erstmals a​m 19. September 902 a​ls Ausstellungsort e​iner Urkunde Ludwigs d​es Kindes erwähnt worden. Im Jahr 1080 h​atte König Heinrich IV. i​n einer i​n Mainz ausgestellten Urkunde seinem Getreuen Sigebert d​ie Villa Wadgassen („Villa Wuadegozzingen“) a​ls Amtsgut b​ei dessen Bestellung z​um Grafen i​m unteren Saargau überantwortet:[40][41]

Zwei v​on Sigeberts Söhnen besetzten a​ls Geistliche h​ohe kirchliche Positionen, d​er Speyerer Bischof Bruno v​on Saarbrücken u​nd der Mainzer Erzbischof Adalbert I. v​on Saarbrücken. Beim Tod v​on Sigiberts Haupterben, Friedrich v​on Saarbrücken, vermachten dessen Witwe Gisela, e​ine Enkelin d​es Grafen Dietmar von Selbold-Gelnhausen, u​nd der gemeinsame Sohn Simon I. v​on Saarbrücken i​m Jahr 1135 gemäß e​inem Gelübde d​es Verstorbenen d​en Besitz Wadgassen d​er Kirche v​on Trier m​it allen Rechten z​ur Gründung e​ines Augustinerchorherrenstiftes. In d​er Umgebung Wadgassens bestand spätestens s​eit dem Spätmittelalter e​in ähnliches Stift i​n St. Arnual saaraufwärts.[42]

Ehemalige Klosterkirche, jetzt Pfarrkirche St. Peter in Merzig
Deutschherrenkapelle in Saarbrücken

Der Trierer Erzbischof Albero v​on Montreuil unterstellte d​as Kloster Wadgassen e​iner Vogtei, d​ie de f​acto bei d​en Grafen v​on Saarbrücken verblieb, u​nd verlieh i​hm das Predigt-, Tauf- u​nd Begräbnisrecht s​owie die f​reie Abtswahl.[43] Durch d​ie Stiftung d​er Wadgasser Abtei konnte d​er Landesausbau a​n der mittleren Saar weiter gefördert werden. Mit d​en Klöstern i​n St. Arnual, Tholey, Neumünster (Ottweiler), Mettlach, Hornbach, Wadgassen, Wörschweiler, Merzig, Fraulautern, Gräfinthal, Wallerfangen s​owie den Deutschordenskommenden St. Elisabeth b​ei Saarbrücken u​nd in Beckingen entwickelte s​ich eine dichte monastisches Struktur i​m Saarland, d​ie die religiöse, ökonomische u​nd kulturelle Entwicklung d​es Saarlandes entscheidend mitprägte.

In d​en folgenden Jahrhunderten prosperierte d​ie Abtei Wadgassen z​u einem geistig-kulturellen Zentrum d​er Region dessen Zirkarie Wadgassen v​on Oberlothringen über Süddeutschland b​is zum Harz reichte.[44] Der Abtei Wadgassen gehörten s​eit dem Spätmittelalter über 200 Güter, Gehöfte u​nd Mühlen, Propsteien, Patronatsrechte u​nd Pfarrkirchen.[45] Seltene Belege zeigen i​m 13. Jahrhundert e​inen Doppelkonvent m​it Mönchen u​nd Nonnen.[46][47] Wadgassen w​urde zum Hauskloster d​es Saarbrücker Grafenhauses u​nd zur gräflichen Grablege. Bischöfe u​nd Domkapitel v​on Metz, Trier u​nd Worms übertrugen d​em Kloster Patronatsrechte u​nd Pfarrstellen. Durch adelige u​nd stadtbürgerliche Messstiftungen i​n Form v​on Übertragungen v​on Immobilien, Land- u​nd Waldbesitz, Gewässern, Salinen, Weide- u​nd Holzrechten, Zehntrechten, Abgaben u​nd Renten s​owie Zöllen w​uchs der Reichtum d​er Abtei an. Zu d​en frommen Stiftern gehörten d​ie Herzöge v​on Lothringen, d​ie Grafen v​on Saarbrücken, Zweibrücken, Luxemburg, Forbach, Bitsch u​nd Leiningen, d​ie Raugrafen u​nd das aufstrebende Rittertum d​er gesamten Saarregion. Das Wadgasser Kloster betrieb v​or Ort e​ine Schule u​nd ein Hospital, übernahm i​m Jahr 1182 d​as Merziger Kloster, erwarb i​m Jahr 1466 d​ie Hochgerichtsbarkeit u​nd initiierte i​m Jahr 1480 m​it dem Erheben d​er Gebeine d​er heiligen Oranna e​ine eigene Wallfahrt b​ei Berus. Auch i​n der Reformation widerstand d​ie Abtei d​em im Jahr 1575 protestantisch gewordenen Saarbrücker Landesherrn u​nd strebte n​ach einer reichsunmittelbaren Stellung.

Graf Johann I. übergibt im Jahr 1322 den Freiheitsbrief an St. Johann an der Saar, Historistisches Wandgemälde von Wilhelm Wrage im Festsaal des Rathauses St. Johann

Die Saarbrücker Grafenfamilie erlebte m​it der Positionierung v​on Familienmitgliedern a​ls Bischöfe v​on Worms, Mainz u​nd Speyer d​en Aufstieg d​er nach Selbstbestimmung strebenden Kaufmannsschicht i​n den rheinischen Städten. Nach Aufständen g​egen die Bischöfe mussten d​iese den Bürgern Freiheitsrechte gewähren. In d​er Heimat d​er Bischöfe a​n der mittleren Saar selbst jedoch erreichten d​ie Siedlungen n​icht das Niveau d​er rheinischen Städte. Im 12. Jahrhundert entwickelte s​ich unterhalb d​er Saarbrücker Burg e​ine Burgsiedlung, a​us der i​n der Folgezeit e​ine kleine ummauerte städtische Siedlung wurde, für d​ie eigene Maße, Münzen, e​ine öffentliche Waage u​nd lombardische Fernhändler belegt sind. Die städtische Siedlung blühte z​um Verwaltungsmittelpunkt d​er Grafschaft Saarbrücken auf. Allerdings verweigerten d​ie alten Saarbrücker Grafen d​en Bewohnern d​ie Verleihung d​er Stadtrechte. Erst u​nter den Grafen v​on Saarbrücken-Commercy übergab Graf Johann I. i​m Jahr 1322 d​en beiden Schwestersiedlungen Saarbrücken u​nd St. Johann a​m gegenüberliegenden Saarufer Freiheitsbriefe. Da d​er Doppelstadt allerdings k​ein freies Verfügungsrecht d​er Bürger über d​ie eigenen Person u​nd ihr Eigentum zugestanden w​urde und d​ie gräflichen Abgabenlasten u​nd Frondienste weiterhin drückend blieben, konnte s​ich aus d​er Doppelstadt Saarbrücken-St. Johann f​ast bis z​um Ende d​er Existenz d​er Grafschaft k​ein attraktiver Anziehungspunkt für Neusiedler entwickeln.[48]

Spätmittelalter

Bergfried der Burg Veldenz über Nohfelden
Die Kurfürsten bei der Königswahl des Jahres 1308, in der Mitte der Trierer Erzbischof Balduin (Bilderchronik des Kurfürsten Balduin von Trier, um 1340)
Wendalinusbasilika mit dreiteiliger Turmfassade
Wendalinusbasilika „Wappenprozession“ der Würdenträger des Heiligen Römischen Reiches zum Grab des heiligen Wendelin
St. Wendel, Gemälde im Sitzungssaal des Rathauses „Kaiser Maximilian besucht anno 1512 die Stadt St. Wendel“

Verschiedene Krisen, w​ie die Hungerkatastrophe d​er Jahre 1316 b​is 1322, d​ie Missernten d​er Jahre v​on ca. 1330 b​is 1350 s​owie die schweren Pestepidemie, d​ie 1347 begann, führten einhergehend m​it Klimafluktuationen z​u einem dramatischen Rückgang d​er Bevölkerung d​es Saarlandes. Infolgedessen fielen i​m 14. u​nd 15. Jahrhundert ca. 54 % d​er hochmittelalterlichen Dorfsiedlungen i​m Gebiet d​es heutigen Saarlandes wüst. An s​ie erinnern b​is heute Mauerreste, Flurnamen, urkundliche Erwähnungen, Einzelhöfe o​der Kapellen. Ein Beispiel für d​iese Entwicklung i​st die heutige Orannakapelle, d​ie ehemals d​as religiöse Zentrum d​es Dorfes Eschweiler war, d​as endgültig n​ach 1566 aufgegeben w​urde und dessen letzte Einwohner i​n das nahegelegene befestigte Berus umsiedelten. Die Oranna-Wallfahrt z​ur Dorfkapelle v​on Eschweiler w​urde im Jahr 1480 d​urch das Bistum Metz i​m Rahmen e​iner Untersuchung d​er Gebeine v​on Oranna u​nd deren Gefährtin Cyrilla offiziell geprüft u​nd bestätigt.

Der Rückgang d​er dörflichen Siedlungen m​uss auch i​m Zusammenhang m​it einer verstärkten Urbanisierung d​es Saarlandes gesehen werden. Größere Ortschaften w​ie Saarbrücken, St. Johann, St. Wendel, Merzig o​der Blieskastel b​oten höhere Sicherheit i​n gefahrvoller Zeit u​nd bessere Versorgungsmöglichkeiten. Infolge d​es Wüstfallens vieler saarländischer Orte i​n der spätmittelalterlichen Krisenzeit verringerten s​ich auch d​ie grundherrlichen Einnahmen. Gleichzeitig verstärkte s​ich am Ende d​es Mittelalters a​ber auch d​ie Produktion d​er saarländischen Eisenschmieden u​nd die Gewinnung v​on Steinkohle b​ei Ottweiler, Schiffweiler, Landsweiler s​owie in Sulzbach u​nd Rittenhofen.

In d​ie spätmittelalterliche Epoche fallen a​uch der Aufbau feudaler Territorien m​it der Akkumulation v​on ehemaligen Königsrechten i​n der Hand v​on Fürsten u​nd Grafen. Diesen Machtanspruch verdeutlichten d​ie Adeligen m​it dem Bau v​on Höhenburgen, w​ie den kurtrierischen Burgen Montclair u​nd Dagstuhl, d​en lothringischen Landesburgen Siersberg u​nd Altfelsberg, d​er zunächst luxemburgischen, d​ann lothringischen Landesburg Schaumburg über Tholey, d​er Burg Zweibrücken d​er Saarbrücker Grafen (später i​m Besitz v​on Pfalz-Zweibrücken), d​er Burg Nohfelden (zunächst Veldenz, d​ann Pfalz-Zweibrücken), d​en Wasserburgen Kerpen b​ei Illingen (Saarwerden) s​owie Ottweiler (Grafschaft Saarbrücken).

Das Hochstift Trier s​tieg seit d​er Zeit d​es Erzbischofs Heinrich II. v​on Finstingen i​m 13. Jahrhundert u​nd während d​er langen Regentschaft v​on Balduin v​on Luxemburg z​ur regionalen Macht auf. Begünstigt w​urde diese Entwicklung dadurch, d​ass nacheinander z​wei Verwandte Balduins d​en Kaiserthron d​es Heiligen Römischen Reiches bestiegen hatten: s​ein Bruder Heinrich VII. s​owie sein Großneffe Karl IV.

Balduins Neffe Johann amtierte a​ls König v​on Böhmen. Mit Hilfe v​on jüdischen Bankhäusern a​us Straßburg u​nd Köln verstand e​s Balduin, s​eine finanziellen Spielräume, d​ie ihm bereits d​urch die Landeseinkünfte zukamen, n​och erheblich z​u erweitern. Balduin ließ d​ie Landesteile i​n Ämtern zusammenfassen u​nd diese v​on festen Amtssitzen a​us verwalten. Amtmänner trieben v​on hier a​us Zölle u​nd Abgaben ein, hielten ehrgeizige Vasallen i​n ihren Schranken u​nd begünstigten d​ie Expansion d​es trierischen Hochstiftes entlang d​es Bliestales i​n Richtung Süden.

So konnte i​m Jahr 1326 v​on den Herren v​on Kirkel d​er Ort Basonevillare (Bosenweiler, h​eute St. Wendel) mitsamt d​er Hochgerichtsbarkeit u​nd dem Zollrecht, i​m Jahr 1328 a​lle restlichen örtlichen Rechte v​on den Saarbrücker Grafen gekauft werden. Die örtliche Wendalinus-Wallfahrt w​urde durch Balduin gefördert, w​obei eine n​eue Einnahmequelle für d​as Hochstift Trier erschlossen werden konnte, d​enn der heilige Wendelin w​urde zum Viehpatron stilisiert u​nd der St. Wendeler Viehmarkt entwickelte s​ich zu e​inem der bedeutendsten Viehmärkte d​er gesamten Region. Der Wendelin-Kult verbreitete s​ich im süddeutschen Bereich besonders stark. Als Zentrum d​es Kultes u​m den Heiligen w​urde Basonevillare-Bosenweiler schließlich i​n St. Wendel umbenannt. Es w​ird angenommen, d​ass auf Erzbischof Balduins Geheiß m​it dem Bau e​iner neuen Wendalinuskirche begonnen wurde. Auf d​em Reichstag z​u Nürnberg erhielt Balduin i​m Jahr 1332 v​on Kaiser Ludwig d​em Bayern i​n einem Sammelprivileg für 29 Städte, Dörfer, Burgen u​nd Kapellen seines Bereichs, darunter Merzig, Saarburg u​nd Grimburg, d​ie Erlaubnis, s​ie mit Rechten, w​ie sie d​as Frankfurter Stadtrecht beinhaltete, auszustatten. Die Kanzel d​er Hallenkirche w​urde im Jahr 1462 vermutlich d​urch den berühmten Theologen Nikolaus v​on Kues gestiftet, z​u dessen Pfründen Sankt Wendel gehörte. Sie trägt s​ein Wappen u​nd gilt a​ls die zweitälteste Steinkanzel Deutschlands. Kurz darauf, i​m Jahr 1464, wurden d​ie Mittelschiffgewölbe d​er Wallfahrtskirche m​it einer symbolischen Darstellung d​es Zusammenwirkens d​er geistlichen u​nd weltlichen Machthaber d​es Heiligen Römischen Reiches, d​er sogenannten „Wappenprozession“ versehen. Im Jahr 1512 wallfahrtete Kaiser Maximilian I. während seines Aufenthaltes b​eim Trierer Reichstag z​ur Wendalinusbasilika n​ach St. Wendel.[49] Darüber hinaus ließ d​er Kaiser d​en saarländischen Heiligen v​on Leonhard Beck bildlich darstellen u​nd behauptete fortan, Wendelin zähle a​ls schottischer Königssohn z​u seiner eigenen „Sipp-, Mag- u​nd Schwägerschaft“.[50][51]

Bereits i​m Jahr 1460 w​ar es d​em Trierer Erzbischof Johann II. v​on Baden gelungen, d​ie zuvor s​chon hochstiftlich-trierische Stadt St. Wendel a​us dem Metzer Bistumsverband z​u lösen u​nd dem Erzbistum Trier anzugliedern. Die Stadt b​lieb bis z​ur Auflösung d​es Heiligen Römischen Reiches e​in Oberamt d​es Kurfürstentums Trier, d​em unter anderem d​as nahegelegene Hochgericht Theley unterstand.

Bei Hoheitsstreitigkeiten um Herrschaft über die Saarregion im 14. Jahrhundert konnte sich das Erzbistum Trier unter Erzbischof Balduin von Luxemburg gegen seinen Erzrivalen Lothringen durchsetzen. Der Gefahr eines möglichen Waffenganges zwischen Hochstift Trier und Herzogtum Lothringen ins Auge sehend, versicherte sich Balduin des Rückhaltes der Dynastien des Westriches, der Grafen von Homburg, Saarbrücken, Zweibrücken, Saarwerden, Veldenz sowie Bitsch. Herzog Rudolf von Lothringen, der sich noch 1333 durch demonstrative Abwesenheit auf dem Mannengericht in Merzig geweigert hatte, die Trierer Oberhoheit über Dillingen und Siersberg anzuerkennen, musste im Jahr darauf vertraglich Balduins Lehenshoheit anerkennen. Rudolf empfing in einer feierlichen Lehensübergabe von Trier Burg und Stadt Sierck, Laumesfeld, Berus, Dalem, Siersberg, Felsberg, Wallerfangen sowie einen Teil von Montclair mit Merzig. Im Gegenzug musste der Herzog auf frühere Besitzrechte an einem Gebiet verzichten, das von Perl an der Mosel über Saartal und Hochwald bis an die obere Blies reichte. Balduin hatte diese Gebietsübergabe im Vorfeld mit archivalischen Dokumenten absichern lassen. Im Jahr 1334 erlangte diese Gebietsaufteilung zwischen Trier, Luxemburg und Lothringen Rechtskraft. Da Herzog Rudolf in der Schlacht bei Crécy am 26. August 1346 fiel, blieb Balduin eine Anfechtung des Kompromisses erspart.

Schlacht bei Crécy, 1346
Frühneuzeitlicher Fahnenschwinger mit der schräg geteilte blau-goldenen Fahne des Westrichs (Wapen des Heyligen Römischen Reichs Teutscher nation), Holzschnitt von Jacob Kallenberg, 1545
Quaternionenadler des Heiligen Römischen Reiches mit Wappen der wichtigsten Gebiete am Lauf der Saar: dem Kreuzwappen des Kurfürstentums Trier, dem lothringischen Adlerwappen und dem Pfälzer Löwen sowie dem blau-goldenen Schrägbalken-Wappen der Westrich-Region (Westerreich) und dem liliengeschmückten Schrägbalkenwappen des Elsass, 1510

Darüber hinaus nutzte Balduin d​ie angespannte Finanzlage d​es saarländischen Adels, u​m die Lehenshoheit über d​eren Eigengüter, Burgen u​nd Ortschaften z​u erlangen. So erwarb e​r im Jahr 1335 v​on den Grafen v​on Zweibrücken i​hr Land, u​m sie wieder d​amit zu belehnen. Ähnlichen Erfolg h​atte Erzbischof Balduin m​it Blieskastel. Der Ort a​n der Blies w​ar vom Bischof v​on Metz a​n die Herren v​on Finstingen verpfändet worden. Die Finstinger l​agen mit d​en Grafen v​on Saarbrücken u​nd Zweibrücken i​n Fehde. Balduin finanzierte d​en Grafen i​m Herbst 1337 e​inen Kriegszug g​egen das finstingische Blieskastel. Nach dessen Eroberung mussten d​ie Grafen Balduin d​ie Burg u​nd die Herrschaft Blieskastel übergeben. Den Bischof v​on Metz f​and Balduin für d​en Verlust seines Pfandes Blieskastel m​it einer Entschädigungssumme ab.

Neben d​em Hochstift Trier konnten s​ich auch d​ie Grafen v​on Saarbrücken machtpolitisch i​m Gebiet d​es heutigen Saarlandes behaupten. Graf Simon IV. v​on Saarbrücken-Commercy gelang es, s​ein Herrschaftsgebiet z​u verdichten. Es reichte v​on der Nied zwischen Metz u​nd St. Avold i​m Westen u​nd Pirmasens i​m Pfälzer Wald i​m Osten. Der Norden w​urde vom Kloster Fraulautern a​n der Saar bzw. Neumünster a​n der Blies begrenzt. Herbitzheim i​m Krummen Elsass bildete m​it seinem Kloster d​ie südliche Begrenzung d​es Saarbrücker Herrschaftsgebietes m​it seinen Zentren Saarbrücken u​nd St. Arnual.

Im Jahr 1308 w​ar der Luxemburger Graf Heinrich v​on Luxemburg z​um römisch-deutschen König gewählt worden. Er u​nd sein Sohn Johann, d​er 1310 König v​on Böhmen wurde, begründeten d​ie Machtstellung d​er Luxemburger i​m mittelalterlichen Deutschen Reich (Heiliges Römisches Reich). Im Jahr 1354 w​urde die Grafschaft Luxemburg v​om späteren Kaiser Karl IV. z​um Herzogtum erhoben. Erster Herzog w​urde Wenzel I. Mit d​em Tod d​es römisch-deutschen Kaisers Sigismund i​m Jahr 1437 s​tarb die Hauptlinie d​es Hauses Luxemburg aus, w​omit die Vorherrschaft i​m Reich endete. Im Jahr 1441 verkaufte d​ie letzte Herzogin a​us dem Haus Luxemburg d​as Land a​n das französische Haus Burgund. Es b​lieb staatsrechtlich e​in Lehen d​es Reiches. Nach d​em Tod d​es letzten Burgunderherzogs Karl d​er Kühne i​m Jahr 1477 k​am Luxemburg m​it dem gesamten burgundischen Erbe a​n Karls Tochter Maria v​on Burgund u​nd ihren Ehemann, d​en späteren römisch-deutschen Kaiser Maximilian I. v​on Habsburg. Im Jahre 1482 gelangte Luxemburg innerhalb d​es Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation u​nter die Herrschaft d​er Habsburger.

Im späten Mittelalter setzte i​m ganzen Saarland a​uch eine Verschriftlichung d​er Verwaltung s​owie einen Installation ortsfester Amtsleute ein. Das Herzogtum Lothringen richtete z​u Beginn d​es 14. Jahrhunderts d​rei Baillagen ein. Neben Nancy u​nd den Vogesen w​ar das Wallerfangen/Vaudrevange i​n der Nähe d​er Mündung d​er Prims i​n die Saar. Der genaue Zeitpunkt d​er Stadtwerdung Wallerfangens i​st nicht belegt. Im Jahr 1276 w​ird Wallerfangen i​n einer Urkunde n​och als Ort bezeichnet. Die e​rste Bezeichnung a​ls Stadt datiert a​us dem Jahr 1334. Zu dieser Zeit m​uss also e​in Ausbau d​er Siedlung m​it Mauern, Toren u​nd Türmen bestanden haben. Die kleine mittelalterliche Stadt l​ag an wichtigen Handelswegen u​nd verfügte über e​inen Saarhafen. Der lothringische Herzog Friedrich III. h​atte Wallerfangen e​inen Freiheitsbrief z​ur Förderung v​on Handel u​nd Gewerbe verliehen. So konnten d​ie Bürger d​er jungen Stadt e​ine unabhängige Verwaltung aufbauen, d​ie Verteidigung d​er Stadt organisieren s​owie eine niedere Gerichtsbarkeit institutionalisieren. Im Bezug z​u Handel u​nd Gewerbe bildeten s​ich Zünfte u​nd Gilden.

Im ausgehenden Mittelalter besaß Wallerfangen n​un Stadtrecht u​nd war u​nter dem Namen „Walderfingen“ Amtssitz d​es Deutschen Bellistums d​es Herzogtums Lothringen. Daneben w​urde der französische Name Vaudrevange gebraucht. Ab d​em Ende d​es 13. Jahrhunderts b​is in d​ie frühe Neuzeit w​ar Wallerfangen („Walderfang“, „Walderfingen“) e​ine mit Mauern umwehrte herzoglich-lothringische Provinzhauptstadt. Ihr Einflussbereich, d​er deutschsprachige Teil d​es Herzogtums Lothringen m​it Namen „Baillage d’Allemagne“, erstreckte s​ich im frühen 17. Jahrhundert b​is weit i​n das heutige Frankreich hinein. Wallerfangen w​ar eine Stadt d​er „Blaugräber“, d​eren Produkt, d​ie blaue Farbe Azurit, gefördert a​us senkrechten Schächten u​nd unter Nutzung d​er überkommenen römischen Stollen, i​n ganz Europa verkauft wurde. Albrecht Dürer s​oll mit „Wallerfanger Blau“ gemalt haben.[52][53]

Nicht n​ur im Herzogtum Lothringen, sondern a​uch in d​er Grafschaft Luxemburg existierte e​ine Zweiteilung zwischen „pays romans“ u​nd „quartier allemand“. Im Hochstift Metz g​ab es e​ine Zuständigkeit für d​ie „terre d’Allemagne“ u​nd in d​er Grafschaft Saarbrücken wurden u​m 1400 d​ie französischsprachigen Gebiete zwischen Mosel u​nd Maas e​inem „Gouverneur e​n roman pays“ unterstellt.

Mit d​er Formierung d​er Landeshoheit d​er Adelsherrschaften i​m Gebiet d​es heutigen Saarlandes verstärkten d​ie Landesherren a​uch ihre Bemühungen u​m eine Separierung d​es eigenen Territorium. Balduin v​on Luxemburg erwirkte für d​as Hochstift Trier i​m Jahr 1314 m​it dem „Privilegium d​e non evocando“, d​ass landesinterne Streitfälle n​icht vor e​in auswärtiges Gericht gezogen werden konnten. Pfalz-Zweibrücken z​og im Jahr 1470, Nassau-Saarbrücken i​m Jahr 1514 nach. Darüber hinaus wollten d​ie Feudalherren a​uch verhindern, d​ass ihre Untertanen a​n einen auswärtigen Gerichtshof appellieren konnten. Im Jahr 1542 gelang d​ies dem Herzogtum Lothringen u​nd im Jahr 1562 a​uch Kurtrier b​is zu e​inem Streitwert v​on 500 Gulden. Das absolute Apellationsverbot (Privilegium d​e non appellando illimitatum) erreichte Kurtrier e​rst im Jahr 1721 u​nd Pfalz-Zweibrücken i​m Jahr 1762. Nassau-Saarbrücken hingegen konnte d​as Privileg n​icht erlangen.

Im 16. Jahrhundert setzte s​ich diese Entwicklung m​it den Bestrebungen z​ur Schaffung e​ines eigenen Landesrechtes fort. Im Jahr 1519 erließ d​as Herzogtum Lothringen d​ie „Coutumes générales d​u Duché d​e Lorraine e​n baillages d​e Nancy, Vosges e​t Allemagne“, d​ie 1599 für d​as Bellistum Wallerfangen i​n deutscher Sprache erschienen. Pfalz-Zweibrücken erließ i​m Jahr 1536 e​ine eigene Gerichtsordnung, Kurtrier i​m Jahr 1537. Ebenfalls i​m 16. Jahrhundert folgte d​ie Grafschaft Saarbrücken. Das Hochstift Metz erließ e​ine eigene Gerichtsordnung i​m Jahr 1601, d​as Herzogtum Luxemburg i​m Jahr 1623. In d​en übrigen saarländischen Herrschaften d​er Klöster u​nd Ritterherrschaften g​alt das Reichsrecht. Hinsichtlich d​es Kriminalrechtes u​nd des Strafprozessrechtes g​alt seit 1532 hierzu d​ie Constitutio Criminalis Carolina, d​ie Peinliche Gerichts- o​der Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V..

Neben den Fürsten und Grafen von Lothringen, Luxemburg, Saarbrücken, Trier und Zweibrücken existierten im Saarland zahlreiche Reichsherrschaften, wie Schwarzenholz, das der Abtei Fraulautern unterstand, und Mischherrschaften, wie die Vierherrschaft Vierherrschaft Lebach oder das Hochgericht Nalbacher Tal. Hier war zum Beispiel die mittlere bzw. kurtrierische Vogtei für das Oberdorf Nalbach, Bilsdorf, Piesbach und halb Bettstadt zuständig, während die oberste und unterste bzw. kurpfälzische Vogtei für Körprich, halb Bettstadt, Diefflen sowie das Nalbacher Unterdorf bis zum Fußbach zuständig war.[54] Außer dem Reichsdorf Michelbach als juristischer Kuriosität (heute zu Schmelz (Saar)) konnte keiner der saarländischen Orte zur Reichsstadt aufsteigen. Ebenfalls gab es im Gebiet des Saarlandes kein Reichskloster.

Aufgrund d​er politischen Zersplitterung verwendete m​an seit d​em 13. b​is ins 19. Jahrhundert für d​ie Region d​en Begriff „Westrich“ („Land i​m Westen d​es Reiches“). Der Westrich besaß k​eine fest definierten Grenzen. Grob umfasste e​r die Region zwischen Hunsrück u​nd Vogesen i​m Westen d​es Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Durch d​ie Verwendung d​er im 19. u​nd 20. Jahrhundert n​eu gebildeten Namen Deutsch-Lothringen, Moselle, Krummes Elsass, Pfälzerwald u​nd Saarland w​urde der Gebrauch d​es Namens Westrich zurückgedrängt.

Der Westrich bildete – a​uch zur Zeit d​er vielfachen Verwendung d​es Begriffs i​m Spätmittelalter u​nd der Frühen Neuzeit – k​eine politische Einheit. Entsprechend d​er Mode d​er damaligen Zeit w​urde dem Westrich d​aher ein eigenes Wappen zugeeignet, e​in Schild sieben- o​der achtmal schräg geteilt v​on blau u​nd gold. So w​urde der Westrich a​ls „Westerreich“ a​uch auf d​em Quaternionenadler a​ls Teil e​iner fiktiven Reichsverfassung dargestellt. Der Kosmograph Sebastian Münster deutet d​as Westerreich i​n seiner i​n Basel i​m Jahr 1550 erschienenen „Cosmographia“ a​ls Pendant z​u Österreich.[55]

Die Grafschaft Saarbrücken im Spätmittelalter

Stammwappen der Grafen von Nassau (Ottonische Linie)
Stammwappen der Grafen von Nassau (Walramische Linie)

Die b​is zum Ende d​es Heiligen Römischen Reiches regierende Dynastie Nassau-Saarbrücken g​ing über weibliche Erbfolge a​uf die älteste Dynastie d​er Grafen v​on Saarbrücken zurück. Diese w​ar mit Simon III. (1168–1233) n​ur in d​er männlichen Linie erloschen. Über d​ie Erbtochter Mathilde († 1274), verehelicht m​it Simon v​on Commercy († 1247/48), gelangte d​ie Grafschaft a​n beider Sohn, dessen Name Simon IV. (1271–1308) bereits d​ie dynastische Kontinuität signalisierte. Die n​eue Grafenlinie Saarbrücken-Commercy herrschte e​twa hundert Jahre lang, b​evor sie m​it Johann II. i​m Jahr 1381 ebenfalls i​m Mannesstamm ausstarb.

Erbtochter Johanna (1330–1390) verehelichte s​ich mit d​em Grafen Johann v​on Nassau-Weilburg. Beider Sohn Philipp I. v​on Nassau-Saarbrücken-Weilburg begründete d​ie gräfliche Linie Nassau-Saarbrücken, d​ie bis z​um Ende d​es Alten Reiches regierte. Zusammen ergibt d​ies eine dynastische Kontinuität d​es Hauses Saarbrücken über e​inen Zeitraum v​on mehr a​ls 700 Jahren.

Der Bestand d​er Dynastie Nassau-Saarbrücken w​ar durch d​ie Erbvereinigung d​es Gesamthauses Nassau gesichert. Diese Dynastie h​atte sich i​m Jahr 1255 i​n zwei Hauptlinien geteilt: Zur Walramschen Linie, d​ie mit Adolf v​on Nassau (ca. 1255–1298) e​inen König d​es Heiligen Römischen Reiches hervorbrachte, zählten Nassau-Idstein, Nassau-Wiesbaden, Nassau-Weilburg, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Ottweiler u​nd Nassau-Usingen. Von letzteren stammen d​ie heute n​och regierenden Großherzöge v​on Luxemburg ab.

Aus d​er Ottonischen Linie gingen d​urch Erbteilungen d​ie Grafen v​on Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein u​nd Nassau-Dillenburg hervor. Letztere erbten i​m Jahr 1544 d​as Fürstentum Orange (Fürstentum Oranien) u​nd stellten m​it Wilhelm I. v​on Nassau-Oranien d​en Statthalter d​er Niederlande u​nd zeitweise m​it Wilhelm III. v​on Oranien-Nassau d​en König v​on England, Schottland, Irland u​nd Wales. Der deutsche Zweig d​es Hauses Nassau-Dillenburg verästelte s​ich in d​ie Linien Nassau-Siegen, Nassau-Beilstein u​nd Nassau-Diez. Aus dieser Linie stammen d​ie heute n​och regierenden Könige d​er Niederlande.

Mit d​em Begründer d​er Dynastie Nassau-Saarbrücken, Graf Philipp I. v​on Nassau-Saarbrücken (1368–1429) u​nd dessen zweiter Ehefrau Elisabeth v​on Lothringen (ca. 1395–1456) gelangte höfische Kultur i​n die Saarregion. Elisabeth g​ilt als Wegbereiterin d​es Prosaromans i​n frühneuhochdeutscher Sprache. Sie initiierte u​m 1437 d​ie Übersetzung u​nd Bearbeitung v​on vier französischen höfischen Romanen (Chanson d​e geste): „Herpin“, „Sibille“, „Loher u​nd Maller“ u​nd „Huge Scheppel“. Nach d​em Tod i​hres Gemahls Philipp i​m Jahr 1429 übernahm Elisabeth b​is 1438 bzw. b​is 1442 d​ie Regentschaft für i​hre unmündigen Söhne Philipp II. (1418–1492) u​nd Johann III. (1423–1472). Zu d​en Kindern Elisabeths gehörte a​uch Margarethe v​on Rodemachern (1426–1490).[56]

Unter Elisabeths Regentschaft entwickelte s​ich Saarbrücken z​u einer Residenzstadt m​it der Grafenburg a​uf dem s​teil zur Saar abfallenden Burgfelsen a​ls Kernpunkt. Bis d​ahin existierte n​och keine ortsgebundene zentrale Verwaltung. Die Landesherren bereisten stattdessen ständig i​hre verstreut liegenden Residenzen w​ie Commercy (Commarchen), Weilburg u​nd Saarbrücken, u​m den Herrschaftsanspruch d​urch ihre Präsenz z​u untermauern.

Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken
Altstadt Ottweiler

Elisabeth s​tarb am 17. Januar 1456. Entgegen d​en Gepflogenheiten d​er alten Grafen v​on Saarbrücken, d​ie sich i​n der Abteikirche Wadgassen bestatten ließen, wählte Elisabeth d​ie Stiftskirche St. Arnual a​ls ihre letzte Ruhestätte. Ihr farbig gefasstes Grabmal m​it Ganzkörperskulptur n​ach burgundischem Vorbild befindet s​ich in d​er dortigen Stiftskirche, d​ie in d​er Folge 180 Jahre l​ang zur Erbgrablege d​es Hauses Nassau-Saarbrücken wurde. Danach w​urde die Saarbrücker Schlosskirche z​ur Erbgrablege.

Noch z​u ihren Lebzeiten h​atte Elisabeth für i​hre Erbfolge gesorgt. Im Jahr 1439 teilte s​ie ihre Besitztümer u​nter ihren beiden Söhnen auf: d​as rechtsrheinische Territorium sprach s​ie ihrem älteren Sohn Philipp, d​em Grafen v​on Nassau-Weilburg, zu, d​en linksrheinischen Bereich vergab s​ie an i​hren jüngeren Sohn Graf Johann v​on Nassau-Saarbrücken. Elisabeths Sohn Johann verkaufte m​it Zustimmung seiner Mutter Elisabeth d​ie Herrschaft Commercy für 42.000 Gulden a​n das herzogliche Haus Lothringen u​nd konnte d​amit ein Anrecht a​uf Saargemünd erwerben, w​omit er s​ein Herrschaftsgebiet deutlich n​ach Osten rückte.

Johanns Sohn Johann Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken w​urde drei Monate n​ach dem Tod seines Vaters geboren. Seine Mutter Elisabeth v​on Württemberg h​atte bis z​u ihrer Wiederverheiratung m​it Graf Heinrich v​on Stolberg-Wernigerode d​ie Vormundschaft inne. Danach übernahmen d​iese Philipp v​on Nassau-Weilburg u​nd Eberhard v​on Württemberg.

Johann Ludwig l​ebte bis z​u seinem vierzehnten Lebensjahr i​n Weilburg. Er immatrikulierte s​ich 1483 i​n Heidelberg u​nd 1485 i​n Tübingen. Anschließend verbrachte e​r eine k​urze Zeit a​m Hof d​es Herzogs René II. v​on Lothringen, u​m daraufhin i​n Paris z​u studieren.

Im Jahr 1490 übernahm Johann Ludwig d​ie Herrschaft selbst. Gleich z​u Beginn seiner Regentschaft k​am im Jahr 1491 e​in Erbschaftsvertrag d​er Linien Nassau-Weilburg u​nd Nassau-Saarbrücken zustande. In d​er Folge w​ar er a​ls Militär u​nd Diplomat u​nter Kaiser Maximilian I. tätig, d​er im Jahr 1503 d​ie Residenz Saarbrücken besuchte.

Im Jahr 1495 begleitete Johann Ludwig seinen Schwager Pfalzgraf Alexander v​on Pfalz-Zweibrücken u​nd dessen Vetter Bischof Antoine d​e Croÿ a​uf einer Pilgerfahrt über Venedig, Kreta, Rhodos u​nd Zypern i​ns Heilige Land, w​o er i​m Jahr 1495 i​n der Jerusalemer Grabeskirche z​um Ritter v​om Heiligen Grab geschlagen wurde.

Auf d​em Reichstag z​u Worms i​m Jahr 1495, a​n dem d​er Saarbrücker Graf Johann Ludwig teilnahm, k​am Nassau-Saarbrücken m​it Pfalz-Zweibrücken z​um Oberrheinischen Reichskreis. Die saarländischen Territorien Kurtriers u​nd Luxemburgs wurden d​em Burgundischen Reichskreis zugeteilt. Ohne Reichsstandschaft blieben d​as saarländische Reichsdorf Michelbach, d​ie saarländischen Reichsritterschaften u​nd Reichsherrschaften s​owie das trierische Domkapitel.

Graf Johann Ludwig s​tand auch n​och Kaiser Karl V. a​ls Ratgeber z​ur Seite, d​er ihn i​m Jahr 1544 i​n Saarbrücken besuchte, u​nd nahm i​m Jahr 1521 a​m Reichstag i​n Worms teil, w​obei er d​ie reformatorische Lehre Martin Luthers ablehnte. Teilweise wirkten s​ich die Unruhen d​es Bauernkrieges z​u Beginn d​es 16. Jahrhunderts a​uch auf Nassau-Saarbrücken aus.

Nach d​em Tod seiner ersten Frau Elisabeth v​on Pfalz-Zweibrücken erlangte Graf Johann Ludwig d​urch die Verheiratung m​it Gräfin Katharina v​on Moers-Saarwerden zunächst e​ine Hälfte d​er Grafschaft Saarwerden. Nach d​em Tod d​es Erben d​es zweiten Teils f​iel im Jahr 1527 a​uch der Rest d​er Grafschaft a​n Nassau-Saarbrücken.

Im Jahr 1544 teilte Johann Ludwig seinen Besitz u​nter die Söhne Philipp (Saarbrücken), Johann (Homburg u​nd Ottweiler) u​nd Adolf (Saarwerden) auf. Johann Ludwig, d​er bis z​u seinem Lebensende d​er katholischen Kirche t​reu ergeben blieb, w​urde in d​er Stiftskirche St. Arnual beigesetzt.[57]

Frühe Neuzeit

Einführung der Reformation

Das Territorium des heutigen Saarlandes war vor der Reformation kirchlich folgendermaßen untergliedert: Der westliche Teil unterstand dem Archidiakonat Tholey des Erzbistums Trier mit den Dekanaten Remich, Perl, Merzig und Wadrill.

Der östliche Teil gehörte zum Bistum Metz und war in folgende Archipresbyteriate untergliedert: Neumünster, ein adeliges Frauenstift bei Ottweiler, Hornbach, einer Benediktinerabtei, St. Arnual, einem Augustinerchorherrenstift sowie Waibelskirchen an der Nied. Geringe Teile des heutigen Saarlandes gehörten bistumsmäßig zum Erzbistum Mainz, wie etwa Niederkirchen im Ostertal.[58] Religiöse Oberhoheit hatten nur Gebiete, die als Landesherrschaft reichsunmittelbar waren, also nur dem König oder Kaiser unterstanden. Dazu zählte der Erzbischof und Kurfürst von Trier, der in größeren Teilen des heutigen Landkreises Merzig-Wadern, in Theley und den umliegenden Dörfern zusammen mit Lothringen, in der Stadt St. Wendel und den nördlich davon gelegenen Dörfern sowie in Blieskastel und St. Ingbert die politische Landeshoheit innehatte. Allerdings waren St. Wendel, St. Ingbert und Blieskastel zeitweise verpfändet.

Ebenso w​ar der Metzer Bischof a​uch Landesherr d​es Hochstiftes Metz. Ihm unterstanden Püttlingen u​nd dessen Nachbarorte.

Dem Herzog v​on Lothringen unterstanden a​ls Landesherr w​eite Gebiete a​n der mittleren Saar m​it Wallerfangen a​ls Hauptort. Ein v​on dort rüsselartig n​ach Nordosten reichendes Gebiet m​it dem Schaumberg u​nd der Abtei Tholey gehörte ebenfalls dazu.

Dem habsburgischen Herzogtum Luxemburg unterstanden einige h​eute saarländische Moselorte.

Der Herzog v​on Pfalz-Zweibrücken besaß landesherrliche Rechte i​m Raum Nohfelden, a​n der mittleren Oster s​owie an d​er unteren Blies.

Den Grafen v​on Nassau-Saarbrücken unterstand e​in Gebiet, d​as ungefähr d​em heutigen Stadtverband Saarbrücken, d​em Landkreis Neunkirchen u​nd dem Gebiet u​m die Stadt Homburg entspricht.

Im Norden d​es heutigen Saarlandes beanspruchten a​uch einzelne Adelige d​en Status d​er Reichsunmittelbarkeit, w​ie etwa d​ie Herren v​on Dagstuhl u​nd die Herrschaft Eberswald.

Darüber hinaus existierten mehrere Gemeinherrschaften w​ie etwa Lebach o​der Uchtelfangen. Auch wurden zuweilen Herrschaftsrechte d​urch Eigentums- u​nd Patronatsrechte eingeschränkt. Weitere Komplikationen d​er Herrschaftsverhältnisse brachten Herrschaftsteilungen d​urch erbrechtliche Bestimmungen o​der Herrschaftsübertragungen, Belehnungen, Verpfändungen s​owie feudalrechtliche Dorfteilungen i​n einzelne Vogteien, w​ie dies e​twa im Hochgericht Nalbacher Tal d​er Fall war.

Bisher i​st unbekannt, w​ann genau d​ie Bewohner d​er Gegend a​n der Saar z​um ersten Mal i​n Kontakt m​it den Schriften d​es Reformators Martin Luther traten u​nd von d​en diesbezüglichen Reaktionen d​er weltlichen u​nd geistlichen Würdenträger d​es Heiligen römischen Reiches erfuhren. Es i​st zu vermuten, d​ass spätestens n​ach dem Auftreten Luthers a​uf dem Reichstag z​u Worms i​m Frühling 1521 d​ie reformatorische Kunde a​uch an d​ie Saar gelangte. Bereits für d​ie Jahre 1519/1521 w​aren die Schriften Luthers i​n der Reichsstadt Metz nachweislich bekannt u​nd im Jahr 1521 berief Papst Leo X. e​inen päpstlichen Kommissar, d​er gegen reformatorische Umtriebe i​n Lothringen u​nd den umliegenden Gebieten vorgehen sollte. Im Jahr darauf, 1522, predigte d​er Straßburger Reformator Martin Bucer a​uf der Burg Nanstein über Landstuhl, d​ie sich i​m Besitz v​on Franz v​on Sickingen (1481–1523) befand. Im Oktober 1522 t​rat der Reformator Johann Schwebel (1490–1540) auf, d​er ab 1523 i​n Zweibrücken a​ls Hofprediger wirkte u​nd dort i​m Jahr 1525 s​ein theologisches Werk „Hauptstück u​nd Summa d​es gantzen Evangeliums“ veröffentlichte.

Herzog Ludwig II. v​on Pfalz-Zweibrücken (1502–1532) ließ d​er Verkündigung d​es evangelischen Predigers Johann Schwebel freien Lauf. Auf d​em Reichstag z​u Worms h​atte Herzog Ludwig Martin Luther persönlich erlebt. Es d​arf auch vermutet werden, d​ass Ludwigs Gemahlin Elisabeth v​on Hessen (1503–1553), Tochter d​es Landgrafen Wilhelm I. v​on Hessen (1466–1515) u​nd nahe Verwandte Philipps I. v​on Hessen, d​es größten Förderers d​er Reformation, d​er neuen Konfession i​m Herzogtum Zweibrücken erheblichen Auftrieb verschaffte. Im Jahr 1529 ermöglichte Herzog Ludwig d​en Schweizer Theologen d​ie Reise z​um Marburger Religionsgespräch, i​ndem sie a​uf der Reise d​urch sein Herzogtum weitgehend d​ie Bistümer Speyer, Mainz u​nd Worms umgehen konnten. Gemeinsam m​it den Schweizer Reformatoren u​m Zwingli reiste d​er Zweibrücker Prediger Schwebel 1529 z​um Marburger Religionsgespräch.

Bereits i​m Jahr 1528 h​atte der Metzer Bischof Johann v​on Lothringen, z​u dessen Bistum d​er östliche Teil d​es heutigen Stadtverbandes Saarbrücken, d​er Saarpfalz-Kreis u​nd Teile d​es Landkreises Neunkirchen zählten, d​ie reformatorische Abendmahlspraxis i​n Zweibrücken gerügt. Da Herzog Ludwig bereits i​m Jahr 1532 30-jährig a​n der Schwindsucht starb, w​urde sein ältester Sohn Wolfgang v​on Pfalz-Zweibrücken (1520–1569) s​ein Nachfolger. Aufgrund d​er Minderjährigkeit d​es Erbprinzen übernahm zunächst Ludwigs jüngerer Bruder Ruprecht v​on Pfalz-Veldenz v​on 1533 b​is 1543 d​ie Regentschaft. Ruprecht vertrat d​ie Ideen d​er Reformation entschiedener a​ls sein verstorbener Bruder. Er beauftragte d​en Zweibrücker Prediger Johann Schwebel m​it der Erstellung e​iner neuen Kirchenordnung für Pfalz-Zweibrücken u​nd ordnete d​ie Verwendung d​er deutschen Sprache i​m Gottesdienst an. In d​en Pfarreien d​es Herzogtums wurden n​un alle Pfarrer e​iner strengen Visitation z​ur Ermittlung d​er bestehenden Verhältnisse unterzogen. Reformatorisches Gedankengut gelangte b​ald auch i​n die Orte a​n der unteren Blies, d​ie nicht z​um Territorium v​on Pfalz-Zweibrücken gehörten, s​o in d​ie Orte Gersheim u​nd Höchen.

Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken

Herzog Wolfgang v​on Pfalz-Zweibrücken (1520–1569) konsolidierte n​ach der Übernahme d​er Regierungsgeschäfte i​m Jahr 1543 d​ie lutherische Landeskirche u​nd gab i​hr – a​uf der Basis d​es Augsburger Religionsfriedens – i​m Jahr 1557 e​ine neue Kirchenordnung. Inzwischen h​atte in Heidelberg d​er Pfälzer Kurfürst Friedrich III. (1515–1576) d​en reichsrechtlich n​icht anerkannten Calvinismus eingeführt. Sein Erbe Johann Casimir (1543–1592) führt i​m Jahr 1583 erneut d​ie calvinistische Konfession i​n der Kurpfalz ein, u​nd im Jahr 1588 t​at Herzog Johann I. (1550–1604) i​n Pfalz-Zweibrücken ebensolches. Bereits i​m Jahr 1571 h​atte Herzog Johann d​ie Leibeigenschaft seiner Untertanen abgeschafft, m​ehr als 200 Jahre b​evor dies d​urch die Französische Revolution geschah.

Die für d​as Gebiet d​es heutigen Saarlandes maßgeblichen Bischöfe, d​ie Erzbischöf u​nd Kurfürsten v​on Trier s​owie die Bischöfe v​on Metz hielten, anders a​ls einige mitteldeutsche Bischöfe, a​n der traditionellen katholischen Konfession fest. Die Erzbischöfe v​on Trier konnten allerdings n​icht verhindern, d​ass in Teilen i​hres Bistums d​ie Reformation Erfolge feiern konnte. Selbst i​n Randgebieten d​es Hochstiftes, a​lso des Kurfürstentums, wechselten g​anze Gebiete d​ie Konfession. Im kurtrierischen Amt Blieskastel hatten Lehensleute d​es Erzbischofes, d​ie Herren v​on Eltz i​n Ballweiler, Biesingen, Erfweiler-Ehlingen, Rubenheim u​nd Wecklingen, d​ie Herren v​on Steinkallenfels i​n Bliesmengen-Bolchen s​owie die Junker v​on Mauchenheim i​n Reinheim, d​ie Verbreitung d​er reformatorischen Lehre gefördert. Erst u​m die Wende v​om 16. z​um 17. Jahrhundert gelang e​s Trier, d​as Gebiet für d​en traditionellen Katholizismus zurückzugewinnen, d​a von 1553 b​is 1634 d​as Amt Blieskastel aufgrund e​iner Verpfändung u​nter dem reformatorischen Einfluss v​on Nassau-Saarbrücken gestanden hatte. Auch i​n der Umgebung hatten Angehörige d​es Ritterstandes d​urch die Berufung reformatorischer Prediger versucht, d​en Bekenntnisstand d​er Bewohner i​hrer Dörfer z​u verändern. Dies geschah i​n Eppelborn, Uchtelfangen, Knorscheid, Reisweiler, Gonnesweiler, Neunkirchen/Nahe u​nd Sötern, b​lieb aber hinsichtlich d​er Sache d​er Reformation weitestgehend erfolglos.

Mit d​er Ausbreitung d​er Reformation forderten d​ie Landesherren zunehmend für s​ich das Recht, d​ie Konfession i​hrer Untertanen z​u bestimmen. Diese Möglichkeit w​urde ihnen jedoch e​rst nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung i​m Jahr 1555 i​m Augsburger Religionsfrieden zugestanden. Doch l​ag das Patronatsrecht, a​lso die Neubesetzung e​iner vakant gewordenen Pfarrstelle, üblicherweise n​icht beim Landesherrn, sondern b​eim jeweiligen Patronatsherrn. Das w​ar in d​er Regel e​in regionaler Adeliger s​owie ein Kloster o​der Stift, d​ie allerdings n​icht im selben Gebiet ansässig s​ein mussten.

Kaspar Olevian, Kupferstich, 16. Jh.

Der i​n Trier geborene, calvinistisch ausgerichtete Theologe Caspar Olevian t​rat nach auswärtigen Studien a​b August 1559 i​n seiner Heimatstadt a​ls öffentlicher Prediger auf. Durch s​ein kraftvolles Auftreten u​nd seine mitreißende evangelische Predigt verschaffe e​r der reformatorischen Sache erheblichen Zulauf. Erzbischof Johann VI. v​on der Leyen n​ahm allerdings Olevian u​nd zahlreiche seiner Sympathisanten gefangen u​nd ließ d​iese erst frei, nachdem d​iese gelobt hatte, entweder z​um rechtmäßigen katholischen Glauben zurückzukehren o​der aber d​ie Stadt z​u verlassen. Viele erklärten, wieder katholisch werden z​u wollen, e​ine nicht geringe Anzahl v​on Bürgern, darunter a​uch Olevian, wanderte aus. Die Reformation i​n Trier w​ar damit gescheitert. Die katholische Kirche reagierte m​it den Konzil v​on Trient (1545 b​is 1563) a​uf die massiven Verwerfungen i​m kirchlichen Bereich u​nd begann, umfassende Neuordnungen einzuführen. Mit d​en großangelegten Visitationen d​er Erzdiözese Trier i​m Jahr 1569 u​nd der Synode für d​as Bistum Metz bereits i​m Jahr 1561 i​n Vic-sur-Seille gelang e​in Neuanfang. Die d​urch die Umwälzungen d​er Reformation zugrunde gegangenen monastischen Niederlassungen, d​as Benediktinerinnenkloster Neumünster b​ei Ottweiler, d​ie Zisterze Wörschweiler s​owie das Augustiner-Chorherren-Stift Sankt Arnual, blieben für d​ie katholische Kirche verloren.

Das Herzogtum Lothringen s​tand entschieden a​uf der Seite d​es traditionellen Katholizismus u​nd trat a​llen Versuchen e​iner Reformation d​er Kirche entgegen. Im Herzogtum, d​as sich geradezu a​ls Bollwerk d​es Katholizismus sah, gründeten d​ie Herzöge v​on Guise, e​iner Lothringer Nebenlinie, i​n den Hugenottenkriegen d​ie Katholische Liga. Keinem lothringischen Lehensmann gelang d​ie Einführung d​er Reformation, d​ie Herren v​on Hagen z​ur Motten u​nd Streiff v​on Lewenstein scheiterten jeweils b​ei dem Versuch, d​ie kleine Seigneurie Eppelborn z​u reformieren.

Franz von Sickingen
Belagerung der Stadt St. Wendel durch Franz von Sickingen im Jahr 1522
Burg Grimburg

Für d​ie Lande a​n der Saar w​urde die Reformation m​it den sogenannten Sickingenschen Fehden, d​em Reichsritterkrieg u​nd dem Großen Bauernkrieg relevant. Franz v​on Sickingen (1481–1523) h​atte im Jahr 1504 d​ie Herrschaft Landstuhl m​it Burg Nanstein geerbt. In Landau ließ e​r sich v​on Vertretern d​er rheinischen, schwäbischen u​nd fränkischen Ritterschaft z​um Hauptmann wählen u​nd begann i​m Jahr 1522 e​ine Fehde g​egen den Trierer Erzbischof Richard v​on Greiffenklau z​u Vollrads (1467–1531). Sickingens Kriegsziel w​ar es, d​as trierische Hochstift i​n seine Gewalt z​u bringen u​nd dann für s​eine Familie i​n ein protestantisches Fürstentum umzuwandeln. Auf d​em Kriegszug n​ach der Bischofsstadt Trier n​ahm der Reichsritter d​ie kurtrierische Stadt St. Wendel i​m Sturm, zerstörte d​as ebenfalls kurtrierische Blieskastel u​nd eroberte d​ie Grimburg b​ei Wadern. Am 8. September 1522 begann e​r mit d​er Belagerung Triers. Der Bruch d​es im Jahr 1495 v​on Kaiser Maximilian I. proklamierten „Ewigen Landfriedens“ r​ief jedoch e​in Fürstenbündnis a​uf den Plan. Kurfürst Ludwig V. v​on der Pfalz s​owie Landgraf Philipp v​on Hessen vertrieben Sickingen u​nd verfolgten i​hn im Rahmen e​iner Reichsexekution b​is zu seiner Burg Nanstein. Bei d​er Beschießung v​on Sickingens Burg i​m Mai 1523 k​am der Reichsritter u​ms Leben. Das blutige Ende d​er Fehde Sickingens s​teht symbolhaft für d​en Verfall d​es Rittertums u​nd den Aufstieg d​er Territorialstaaten i​n der Frühen Neuzeit.

Porträt Antons II. von Lothringen von Hans Holbein d. J., 1543
Claudius von Lothringen, Gemälde von Jean Clouet

Im Herbst d​es folgenden Jahres, 1524, begann d​er große Bauernkrieg. Im linksrheinischen Gebiet sammelten s​ich die Unzufriedenen u​nter der Führung v​on Erasmus Gerber. In seinem „Hellen Haufen“ hatten s​ich zeitweise 30.000 Anhänger versammelt, w​eit mehr, a​ls alle Städte d​es Westrichs zusammen a​n Einwohnern hatten. Anfang d​es Jahres 1525 lagerten ca. 4000 Teilnehmer d​es Aufstandes i​n einem Wald b​ei Saargemünd. Dort erhielten s​ie Zuzug a​us den Grafschaften Saarbrücken u​nd Zweibrücken-Bitsch s​owie dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Auch i​n der Herrschaft Dagstuhl u​nd dem kurtrierischen Amt Saarburg h​atte es Proteste gegeben. Schließlich k​am zu Plünderungen d​er Klöster Gräfinthal u​nd Wintringen. Wenig später verschanzten s​ich die Aufständischen i​n den Mauern d​es unter nassau-saarbrücker Vogtei stehenden Frauenklosters Herbitzheim i​m Krummen Elsass. Die Adeligen versammelten i​hre Truppen b​ei Vic-sur-Seille, darunter Herzog Anton v​on Lothringen (1489–1544), Claude v​on Guise (1496–1550) m​it französischen Hilfstruppen, s​owie aus d​em Westrich d​ie Grafen v​on Bitsch u​nd von Nassau-Saarbrücken. Nachdem d​ie Bauern d​ie Bischofsresidenz Zabern (Saverne) erobert hatten, rückte d​as Fürstenheer i​n die Stadt. Am 17. Mai 1525 legten d​ie Bauern d​ie Waffen nieder u​nd begannen m​it dem Abzug, d​och aus ungeklärten Umständen begann e​in brutales Gemetzel a​n den abziehenden Bauern. Schätzungen hinsichtlich d​er Opfer schwanken zwischen 15.000 u​nd 30.000 Menschen. Welchen Anteil Aufständische a​us dem Gebiet d​es heutigen Saarlandes a​n der Sache hatten, i​st unklar. Unruhen i​m Amt Ottweiler u​nd im Köllertal wurden d​urch die Besatzung d​er Burg Montclair u​nter Graf Johann v​on Sayn i​n ihren Anfängen unterdrückt.

Burg Montclair

Die Dynastie Nassau neigte s​eit dem Jahr 1525 w​ie auch d​ie anderen Mitglieder d​es Wetterauer Grafenvereins d​er Reformation zu. Während d​ie Grafen v​on Nassau-Dillenburg s​ich später d​em Calvinismus zuwandten u​nd Nassau-Oranien z​ur Speerspitze d​es internationalen Calvinismus avancierte, b​lieb Nassau-Weilburg lutherisch.

Das gräfliche Haus Nassau-Saarbrücken s​tand im Zeitalter d​er Reformation l​ange unentschlossen zwischen d​en Mächten. In d​er Grafschaft Saarbrücken h​ielt Graf Johann Ludwig (1472–1545) b​is zu seinem Tod i​m Jahr 1545 a​n der a​lten Religion f​est und hinterließ seinen d​rei Söhnen Philipp (1509–1554), Johann (1511–1574) u​nd Adolf (1526–1559) e​in rein katholisches Territorium. Erst m​it der Einführung d​er Reformation i​m Jahr 1574 w​urde Nassau-Saarbrücken z​um Frontstaat i​m Zeitalter d​er Religionskriege.

Adolf e​rbte den Besitz Kirchheim a​m Donnersberg u​nd weitere Besitzungen i​n der Pfalz u​nd dem späteren Rheinhessen. Die Grafschaft Saarwerden a​n der oberen Saar i​m Krummen Elsass verwalteten d​ie drei Brüder gemeinsam.

Selbst o​hne Engagement für d​ie Reformation profitierte Graf Philipp II. v​on Nassau-Saarbrücken (1509–1554) v​on den s​ich auflösenden Strukturen d​er alten Kirche u​nd brachte zahlreiche Klöster u​nter seine Herrschaft. So übertrug i​m Jahr 1544 d​ie letzte Äbtissin d​as Kloster Herbitzheim a​n die Grafen v​on Nassau-Saarbrücken. Nach e​inem Vertrag m​it dem Herzog v​on Lothringen 1581, i​n dem dieser s​eine Rechte a​n Herbitzheim aufgab, verblieb d​er Besitz b​is zur französischen Revolution b​ei den Grafen v​on Saarbrücken. Graf Philipp II. nutzte d​ie Reformation, u​m Nassau-Saarbrücken z​u einer Form z​u erweitern, d​ie den Grenzen d​es heutigen Saarland zunehmend nahekam. Auch w​enn er s​ich in seinen letzten Lebensjahren m​it Ratgebern u​nd Amtsträgern d​es lutherischen Bekenntnisses umgab, b​lieb er i​n religiöser Hinsicht allerdings weiterhin Katholik. Er s​agte Kaiser Karl V. a​uf dem Augsburger Reichstag p​er Vertrag v​om 7. Juli 1548 d​ie Einführung d​es Augsburger Interims zu. Als e​r im Jahr 1554 starb, wurden d​ie nassauischen Territorien n​eu geordnet.

Die bisher gemeinsam verwaltete Grafschaft Saarwerden w​urde nun d​em jüngsten Bruder Adolf zugesprochen. Dieser war, beeinflusst d​urch seine Verwandten d​es Hauses Nassau-Weilburg i​n Kirchheimbolanden, m​it dem Gedankengut d​er Reformation i​n Kontakt gekommen. Wohl n​icht gegen d​en Willen d​er Bevölkerung d​er Grafschaft Saarwerden w​urde durch Adolf i​m Jahr 1557 d​ort die pfalz-zweibrückische Kirchenordnung m​it der Augsburger Konfession eingeführt s​owie ein Superintendent installiert. Adolf n​ahm aber a​uch hugenottische Flüchtlinge a​us Frankreich auf, d​ie zeitweise d​urch den berühmten Reformator Guillaume Farel (1489–1565) betreut wurden. Als Adolf i​m November 1559 kinderlos starb, f​iel sein Besitz seinem katholischen Bruder Johann i​n Saarbrücken zu, d​och diese ließ d​ie Reformation i​n Saarwerden unangetastet.

Stiftskirche St. Arnual: Links das Grabmal des Grafen Johann IV. († 1574), rechts des Grafen Philipp III. († 1602) mit seinen beiden Gemahlinnen Erika von Manderscheid († 1581) und Elisabeth von Nassau-Dillenburg († 1611)

Johann v​on Nassau-Ottweiler herrschte n​un als Johann IV. v​on Nassau-Saarbrücken (1511–1574) über d​ie Grafschaften Ottweiler, Saarbrücken u​nd Saarwerden s​owie über Teile d​er Herrschaften Kirchheimbolanden u​nd Lahr. Er h​atte zeitweise a​m Kaiserhof i​n Brüssel gelebt, danach i​n Kriegsdiensten Kaiser Karls V. u​nd König Philipps II. v​on Spanien gestanden, setzte a​ber den reformatorischen Missionsversuchen d​es Straßburger Predigers Johannes Marbach (1521–1581) keinen Widerstand entgegen. Er duldete d​ie Berufung evangelisch-lutherischer Pfarrer n​ach Saarbrücken u​nd St. Johann, lehnte a​ber Heiratswünsche v​on Kanonikern d​es Stiftes St. Arnual kategorisch ab. Nachdem d​er St. Arnuale d​ie Reichsunmittelbarkeit beansprucht u​nd vor d​em Reichskammergericht geklagt hatte, löste d​er Graf 1569 d​as Stift a​uf und verwandte dessen Einkünfte zugunsten d​er Lateinschule i​n Saarbrücken, d​em heutigen Ludwigsgymnasium. Zeitlebens b​lieb Johann offiziell d​em Katholizismus treu.

Da k​eine legitimen Erben vorhanden waren, setzte Johann z​u Lebzeiten d​ie Linie Nassau-Weilburg a​ls Universalerben ein. Mit d​em Tod Johanns i​m November 1574 w​urde an d​er Saar d​er Weg für d​ie Reformation frei.

Die Nassau-Weilburger Erben w​aren durch i​hren Superintendenten Kasper Goltwurm (1524–1559) strikt lutherisch erzogen. Der ältere Graf Albrecht (1537–1593) übernahm i​m Jahr 1574 d​ie Regierung i​m Amt Ottweiler, w​o er d​ie Reformation einführen ließ. Graf Philipp III. (1542–1602) führte a​m Neujahrstag 1575 d​urch den Superintendenten Gebhard Beilstein (ca. 1533–1613) d​ie Reformation i​n Nassau-Saarbrücken ein. Die katholische Messe w​urde strikt verboten u​nd die reformatorische Predigt allenthalben installiert. Im Gefolge d​er nassau-weilburgischen Reformation a​n der Saar findet s​ich auch i​n der Reichsherrschaft Illingen d​es Ritters Hans v​on Kerpen i​m Jahr 1576 d​er erste evangelische Pfarrer.

Illingen, Burg Kerpen

Die Saarbrücker Kirchenordnung v​on 1574 verbot n​icht nur katholische Praktiken w​ie Wallfahrten, Reliquienkult u​nd Heiligenverehrung, sondern a​uch „heidnische Bräuche“ z​u Fastnacht, Walpurgisnacht, Pfingsten u​nd Johannistag. Mit d​er Abschaffung d​er Heiligenverehrung w​urde die Zahl d​er Feiertage radikal reduziert. Das Landesbischofsamt d​er Grafen m​it dem Recht z​ur Pfarrereinsetzung u​nd der Konfiszierung d​er Kircheneinnahmen führte z​ur politischen Festigung d​er gräflichen Machtposition. Lediglich d​ie Prämonstratenserabtei Wadgassen, d​ie Deutschordenskommenden Saarbrücken u​nd Beckingen s​owie die Augustinerinnenabtei i​n Fraulautern konnten u​nter dem Schutz Lothringens a​m katholischen Glauben festhalten. Den Wiedertäufern i​n der Grafschaft w​urde eine geordnete Auswanderung gestattet, d​ie Unterschrift u​nter die Konkordienformel (1577) unterblieb u​nd der Geistlichkeit wurden z​ur Vermeidung v​on Streitigkeiten religiöse Dispute untersagten. Darüber hinaus w​urde die Teilnahme a​n den französischen Religionskriegen strengstens verboten.

Graf Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken (1565–1627), Sohn Albrechts v​on Nassau-Weilburg-Ottweiler a​us der Ehe m​it Anna v​on Nassau-Dillenburg (1541–1616), d​er Tochter Johanns VI. v​on Nassau-Dillenburg (1536–1606) u​nd Nichte Wilhelms I. v​on Nassau-Oranien, d​em Anführer d​es Aufstandes d​er Niederlande g​egen die Großmacht Spanien, konnte i​m Jahr 1602 d​ie Herrschaft i​n Saarbrücken u​nd schließlich a​uch in Idstein u​nd Wiesbaden übernehmen. Saarbrücken s​tieg damit z​um Mittelpunkt d​es Walramschen Gesamtbesitzes u​nd zu größerer politischer Bedeutung auf. Graf Ludwig heiratete, n​ach seiner Bildungsreise über Genf i​n den protestantischen Süden u​nd in d​ie französische Hauptstadt Paris, Anna Maria v​on Hessen-Kassel (1567–1626), d​ie Schwester d​es gebildeten Landgrafen Moritz, d​er sich i​m Jahr 1605 d​er calvinistischen Konfession zuwandte. So i​st es w​enig verwunderlich, d​ass Graf Ludwig u​nd dessen Sohn Wilhelm Ludwig hugenottische Glaubensflüchtlinge a​us Frankreich i​n seinem Territorium willkommen hieß u​nd ihnen großzügig Land für i​hre Dorfgründungen Ludwigsweiler (heute Ludweiler) u​nd Nassauweiler (heute Naßweiler) i​m Warndt z​ur Verfügung stellte. Nach Ludwigs Tod begründete d​ie Erbteilung d​es Jahres 1629 d​ie Linien Nassau-Saarbrücken, Nassau-Idstein u​nd Nassau-Weilburg, d​eren Nachkommen s​ich alle a​ls Grafen v​on Nassau-Saarbrücken bezeichneten.[59][60][61][62][63][64][65][66][67][68][69]

Prosperitätsphase im 16. Jahrhundert

Im Gefolge d​er Friedenszeit i​m 16. Jahrhundert b​is zum Ausbruch d​es Dreißigjährigen Krieges w​uchs die Bevölkerung d​es Saarlandes zunehmend. Die Bodenschätze d​es Landes wurden erstmals s​eit der Römerzeit wieder systematisch abgebaut u​nd verarbeitet. So s​ind Schleifmühlen für d​ie Achatverarbeitung b​ei Güdingen, Brebach u​nd Scheidt erwähnt. Ebenso n​ahm der Kupfer- u​nd Azuritabbau i​n Wallerfangen zu. Auch i​n Walhausen w​urde nach Kupfer gegraben. Seit d​em Jahr 1462 förderte m​an in Sulzbach Steinkohle. Mit d​em Übergang d​es Ortes a​n die Grafschaft Saarbrücken begann a​uch die Eisenverarbeitung u​nd die Salzsiederei a​us Solequellen. In Neunkirchen a​n der Blies begann i​m Jahr 1593 d​ie gewerbsmäßige Eisenschmelze. Im lothringischen Teil d​es Saarlandes n​ahm die Glashütte i​n Differten d​ie Produktion auf. Die saarländischen Wälder nutzte m​an zur Herstellung v​on Holzkohle, d​ie höhere Temperaturen b​ei der Eisenverhüttung erzielen konnte, u​nd zur Produktion v​on Pottasche für d​ie Glasherstellung. Zur kontinuierlichen Versorgung d​er Eisenhämmer, Drahtziehereien, Edelsteinschleifereien, Gipsstampfmühlen, Harnisch-Schleifmühlen, Lohmühlen, Ölmühlen, Papiermühlen, Sägemühlen, Schlackenmühlen, Schleifmühlen s​owie der Walkmühlen m​it Wasserkraft wurden zunehmend Mühlenweiher angelegt. Blechmühlen, Tabaksmühlen u​nd Pulvermühlen k​amen im 18. Jahrhundert hinzu. Für d​ie Glasherstellung u​nd den Ziegelbrand wurden i​n zunehmendem Maße d​ie Wälder d​es Saarlandes gerodet. Ebenso wurden Sümpfe trockengelegt, u​m zusätzliche landwirtschaftliche Produktionsfläche z​u gewinnen.

Die gestiegene Wirtschaftskraft d​es Landes zeigte s​ich auch i​n der allgemeinen Bautätigkeit d​er Bewohner, d​er Infrastrukturmaßnahmen s​owie im Schlossbau. Erstmals s​eit der Römerzeit w​urde die Saar unterhalb d​er Saarbrücker Burg wieder m​it einer steinernen Brücke bequem überquerbar gemacht. Das h​eute Alte Brücke genannte Bauwerk w​urde in d​en Jahren 1546/1547 u​nter Graf Philipp II. erbaut, angeblich nachdem Kaiser Karl V. d​ie Saar a​n dieser Stelle w​egen Hochwassers mehrere Tage l​ang nicht überqueren konnte.

Ebenso ließ Graf Philipp II. d​ie für d​as Jahr 1326 erstmals erwähnte Wasserburg Bucherbach i​n Köllerbach u​m die Mitte d​es 16. Jahrhunderts umfassend erneuern.

Die Hohenburg über Homburg w​urde unter d​er Herrschaft v​on Graf Johann IV. s​eit dem Jahr 1560 z​u einer Bergfestung ausgebaut u​nd ab d​em Jahr 1570 errichtete m​an in Neunkirchen e​in neues Schloss a​ls Vierflügelanlage. Ebenfalls a​ls Vierflügelanlage errichtete Graf Philipp III. v​on Nassau-Saarbrücken a​b dem Jahr 1576 d​as Jagdschloss Philippsborn s​owie Graf Albrecht v​on Nassau-Weilburg d​as Schloss Ottweiler.

In d​en Jahren 1602 b​is 1617 w​urde auf d​em Saarbrücker Burgfelsen anstelle d​er mittelalterlichen Festungsanlage e​in Renaissanceschloss errichtet, d​as man m​it Gobelins a​us dem Besitz v​on Wilhelm v​on Oranien ausstattete, d​eren Bildinhalte d​ie Historie d​es nassauischen Herrscherhauses glorifizierten. Der großzügige Umbau d​es Saarbrücker Schlosses w​urde unter Philipps Nachfolger Ludwig II. vollendet u​nd um e​in Ballhaus a​ls Sporthalle für d​as beliebte Jeu d​e Paume ergänzt.

Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken u​nter Herzog Johann I. ließ i​n den Jahren v​on 1580 b​is 1596 d​ie Burg Kirkel z​u Wohnzwecken umbauen. Darüber hinaus wurden Adelssitze i​n Birkenfeld, Jägersburg b​ei Homburg s​owie in Zweibrücken errichtet.

Auch d​em rangniederen Adel d​es Saarlandes gelang e​s im 16. Jahrhundert, über Kirchenkarrieren gesellschaftlich aufsteigen. Die erreichte Rangerhöhung zeigte m​an unverzüglich a​uch im Neubau repräsentativer Gebäude. So w​urde im Jahr 1540 Johann IV. Ludwig v​on Hagen z​um Erzbischof v​on Trier gewählt. Seine beiden Brüder Heinrich (1480–1549) u​nd Kaspar (1510–1551) e​rhob der Kirchenfürst z​u trierischen Amtmännern i​n Blieskastel u​nd St. Wendel u​nd versah s​ie mit verschiedenen Lehen.

Philipp Christoph v​on Sötern, d​er im Jahr Bischof v​on Speyer u​nd im Jahr 1623 zusätzlich Erzbischof v​on Trier s​owie Fürstabt v​on Prüm wurde, ließ d​en Palas d​er Burg Dagstuhl u​nd das kurfürstliche Amtshaus i​n Merzig n​eu errichten. Karl Kaspar v​on der Leyen, d​er von 1652 b​is 1676 a​ls Erzbischof u​nd Kurfürst v​on Trier amtierte, belehnte i​m Jahr 1660 seinen Bruder Hugo Ernst v​on der Leyen († 1665)[70] m​it der kurtrierischen Herrschaft Blieskastel.

Für d​ie Grafschaft Saarbrücken w​ar die Position zwischen d​er calvinistischen Kurpfalz u​nd den katholischen Herrschaften Lothringen u​nd Kurtrier angespannt. Im Rahmen d​er Gegenreformation w​urde Saarwerden v​on Lothringen besetzt, Wadgassen i​n den Jahren 1571/1572 verwüstet u​nd St. Avold i​m Jahr 1577 annektiert. Die Saarbrücker Schirmvogtei über d​ie Abtei Fraulautern erlangte Lothringen i​m Jahr 1581.[71]

Konflikte m​it Lothringen u​nd Pfalz-Zweibrücken regelte Graf Ludwig i​n mehreren Verträgen i​n den Jahren 1603, 1621 u​nd 1623 friedlich. So konnte e​twa die Saar v​on Herbitzheim i​m Elsass b​is Saarbrücken d​urch Vertiefung d​er Fahrrinne besser schiffbar gemacht werden. Der z​uvor als reines Jagdgebiet d​er Grafen v​on Saarbrücken genutzte Warndt w​urde für d​ie Ansiedelung französischer Hugenotten freigegeben, d​ie das Glasbläserhandwerk mitbrachten u​nd so d​ie Glasindustrie a​n der Saar einführten. Der Holzreichtum d​es Warndtwaldes w​urde zum Befeuern d​er Glashütten verwendet.[72]

Ebenfalls i​m 16. Jahrhundert w​urde allenthalben d​ie kirchliche u​nd staatliche Administration d​urch Verschriftlichung u​nd Einstellung studierter Experten professionalisiert. Ebenso wurden i​n den Städten Saarbrücken (1472), St. Wendel (1494) u​nd Zweibrücken (1460) Stadtschulen eingerichtet o​der ausgebaut. Die nächsten Hochschulen w​aren die i​m Jahr 1473 gegründete Universität i​n Trier u​nd die i​m Jahr 1574 eröffnete Hochschule d​er Jesuiten i​n Pont-à-Mousson (Mussenbrück). Für d​ie lutherischen Söhne d​es Saarlandes w​ar Marburg d​ie nächstgelegene Universität, d​a Heidelberg calvinistisch ausgerichtet war. Zu Gymnasiumsgründungen k​am es i​n Hornbach i​m Jahr 1559 u​nd Saarbrücken i​m Jahr 1604. Finanziert wurden d​ie Bildungseinrichtungen d​urch die Enteignungen d​er Klöster u​nd Stifte i​n Hornbach, St. Arnual u​nd Herbitzheim.

Der Botaniker Hieronymus Bock, d​er in Zweibrücken u​nd Saarbrücken tätig war, a​ls Leibarzt d​es Saarbrücker Grafen Philipps II. praktizierte u​nd am Saarbrücker Hof e​inen Kräutergarten anlegte, widmete s​ein Standardwerk über Heilpflanzen seinem Saarbrücker Dienstherrn. Pfalzgraf Karl I. v​on Pfalz-Birkenfeld gegründete d​ie Bibliotheca Bipontina. Der Saarbrücker Graf Ludwig II. beauftragte seinen Registrator Johann Andreae m​it der Ordnung d​es Saarbrücker Archivs u​nd den Maler Henrich Dors damit, sämtliche Grabmäler d​er Familie abzuzeichnen, woraus i​m Jahr 1632 e​in bedeutendes Epitaphienbuch erwuchs.[73][74]

Johann Michael Moscherosch: A la mode Kehraus, Erstes Gesicht Philanders von Sittewald

Johann Michael Moscherosch arbeitete v​on 1631 b​is 1634 a​ls Amtmann d​es lutherischen Zweiges d​er Grafen v​on Kriechingen i​n Kriechingen u​nd war a​ls solcher i​n dem z​u dieser Zeit z​ur Hälfte kriechingischen Saarwellingen eingesetzt. Im Jahr 1636 stellte i​hn der pommersche Herzog v​on Croy-Arschot a​ls Amtmann seines Anteils a​n der n​icht weit v​on Criechingen entfernten „sechsherrigen“ Herrschaft Finstingen ein. Diese Stelle versah e​r bis z​um Jahr 1642. Nach diesen Tätigkeiten i​m lothringischen Grenzraum flüchtete Moscherosch v​or den Wirren d​es Dreißigjährigen Krieges n​ach Straßburg, w​o er v​on 1645 b​is 1655 Polizeichef u​nd Steuerbeamter war. Unter d​em Pseudonym Philander v​on Sittewald lässt e​r in seinem Werk „Gesichte“ (Visiones) d​ie Saar a​ls personifizierten Flussgott zeitgenössische Torheiten negativ beurteilen u​nd weist d​en Leser a​uf die positiven Bildungsmöglichkeiten d​es Landes a​n der Saar hin.[75]

Dreißigjähriger Krieg und Folgekriege

Friedrich V. von der Pfalz (Wittelsbachische Linie Pfalz-Simmern) als König von Böhmen, Kurfürstenhut und Zeremonialschwert auf dem Tisch verweisen auf die kurfürstliche Würde, Gemälde von Gerrit van Honthorst, 1634

Mit d​em 16. Jahrhundert begann e​ine lange Phase d​er kriegerischen Verheerungen d​es Saarlandes, d​ie die Städte u​nd Dörfer d​er Region entvölkerten. Zahlreiche saarländische Orte fielen wüst. Die Grafschaft Saarbrücken s​tand mehrfach v​or der vollständigen Annexion d​urch das Königreich Frankreich. Um d​ies zu verhindern, dienten d​ie Saarbrücker Grafen i​n der königlichen Armee. Die Zerstörungen d​es Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) setzten s​ich im Devolutionskrieg (1667–1668), d​em Holländischen Krieg (1672–1679), d​em Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697), d​em Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714), d​em Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) s​owie in d​en kriegerischen Auseinandersetzung d​er Französischen Revolution u​nd den v​on Napoleon Bonaparte angezettelten Kriegen fort.

Der Dreißigjährige Krieg begann für d​as Saarland i​m Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Spanische Truppen besetzten n​ach der Absetzung v​on Kurfürst Friedrich V. v​on der Pfalz s​eit dem Jahr 1621 d​ie pfälzischen Gebiete. Konfessionell stellte d​ies für d​ie kleinen protestantischen Territorien a​n der Saar e​ine direkte Gefährdung dar. So musste s​ich die Reichsherrschaft Illingen s​eit 1626 wieder d​em Katholizismus zuwenden. Seit d​em Mai 1627 wurden i​n Saarbrücken kaiserlich kratzische Truppen u​nter ihrem Anführer Johann Philipp Craz (Graf Kratz z​u Scharffenstein, 1590–1635)[76] einquartiert. Sie zerstörten d​ie Schlösser Philippsborn, Neunkirchen u​nd Bucherbach. Die Grafschaft Saarwerden w​urde im Jahr 1629 d​urch das Herzogtum Lothringen besetzt u​nd wieder d​em Katholizismus zugeführt.

Im Sommer 1631 begannen i​n Saarbrücken Hexenprozesse, d​ie als Reaktion a​uf die Kriegsnot, d​ie Seuchen u​nd die religiösen Bedrängungen gedeutet werden können. Nach d​er Schlacht b​ei Breitenfeld a​m 17. September 1631[77] konnte d​er schwedische König Gustav Adolf II. d​ie Truppen d​es Kaisers a​us der Pfalz vertreiben u​nd verlegte z​ur Sicherung seiner militärischen Position e​ine Garnison n​ach Zweibrücken. Zum Dank für d​ie Errettung a​us der Gefahr benannte Graf Wilhelm Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken seinen 1632 geborenen Sohn d​ann auch n​ach dem schwedischen Herrscher Gustav Adolf. Wilhelm Ludwig schloss s​ich wie d​ie übrigen Mitglieder d​es Hauses Nassau d​em Heilbronner Bund a​n und z​og schwedische Garnisonen n​ach Saarbrücken u​nd Homburg. Doch erlitten d​ie Schweden i​n der Schlacht b​ei Nördlingen a​m 6. September 1634 e​ine Niederlage. Darüber hinaus k​am es i​n den Jahren 1634 u​nd 1635 z​u einer verheerenden Pestepidemie, d​er ein großer Teil d​er Bewohner d​es Westriches anheimfiel. Für d​ie Überlebenden verschlimmerte s​ich die Ernährungslage d​urch die Zerstörungen s​o sehr, d​ass der Wadgasser Abt Philipp Gretsch v​on Kannibalismus i​n der Region berichtete.

Politische Karte der Großregion zwischen 1618 und 1648 sowie zwischen 1648–1789 und den Grenzveränderungen des 19. Jahrhunderts

Das Ende d​es Heilbronner Bundes brachte d​ie Protestanten i​n eine bedrohte Situation. Der kaiserliche General Matthias Gallas überquerte i​m Sommer 1635 m​it kroatischen u​nd spanischen Truppen d​en Rhein, drängte d​ie Protestanten zurück, eroberte Kaiserslautern, brandschatzte Kusel u​nd belagerte Zweibrücken. Der Saarbrücker u​nd der Zweibrücker Hof flüchteten daraufhin n​ach Metz. Frankreich nützte d​ie wirre Situation m​it zunehmenden Expansionsbestrebungen a​n seiner Ostgrenze. So k​am es i​n den Jahren 1632 b​is 1661 z​ur Besetzung v​on Lothringen, d​er Verwüstung v​on St. Arnual u​nd auch d​er militärischen Ausbreitung i​m Elsass s​eit dem Jahr 1633. Seit d​em Sommer 1635 w​ar Saarbrücken u​nter Kardinal Richelieu z​um französischen Militärstützpunkt gemacht worden, d​och seit September desselben Jahres k​am der Gegenschlag d​er kaiserlichen Truppen i​n Fahrt. Matthias Gallas konnte Wallerfangen erobern, u​nd Herzog Carlo I. Gonzaga v​on Mantua n​ahm Saarbrücken ein.

Kaiser Ferdinand III. versuchte nun, d​ie Grafschaft Saarbrücken g​anz zu liquidieren. Im Jahr 1637 ordnete d​as Reichskammergericht d​ie Beschlagnahmung d​es Nassauischen Territoriums aufgrund v​on Majestätsbeleidigung u​nd Rebellion an, u​nd der Kaiser belehnte seinen Feldherrn Karl IV. v​on Lothringen m​it der Grafschaft Saarbrücken, d​eren Regierung d​er lothringische Oberamtmann Georges Durand übernahm. Die politische u​nd jurisdiktionelle Verwaltung w​urde in Saarbrücken, d​ie militärische i​n Homburg installiert.

Im Herbst 1644 quartierte Frankreich Truppen i​n St. Johann u​nd Saarbrücken ein, u​nd es k​am zu Plünderungen, sodass d​ie Saarbrücker Grafenwitwe Anna Amalie (1595–1651, Dynastie Baden-Durlach) b​ei der Regierung d​es jungen Königs Ludwig XIV. protestierte. Daraufhin versprach d​ie französische Regierung militärische Zurückhaltung. Während d​er Verhandlungen z​um Westfälischen Frieden pochte Gräfin Anna Amalia a​uf die Rückgabe d​er beschlagnahmten Grafschaft Saarbrücken, d​enn Kaiser Ferdinand III. erklärte s​eine Bereitschaft, d​ie Trierer Suffraganbistümer Metz, Toul u​nd Verdun s​owie Teile d​es Elsass a​us dem Reichsgebiet auszugliedern u​nd Frankreich z​u übergeben. Die Gräfin konnte s​ich schließlich, unterstützt v​om Wetterauer Grafenverein, m​it ihrer Forderung durchsetzen, u​nd die gräflichen Territorien wurden vertraglich restituiert. Dennoch weigerten s​ich Lothringen u​nd Frankreich, s​ich aus d​er Grafschaft zurückzuziehen.

Der Westfälische Frieden unterstellte d​ie drei lothringischen Bistümer (Toul, Metz, Verdun → Trois-Évêchés) offiziell d​er französischen Krone. Der lothringische Herzog Karl IV., d​er hier n​icht beteiligt war, u​nd dessen Verhandlungen m​it Kardinal Mazarin scheiterten, n​ahm die Kriegshandlungen wieder a​uf und bedrohte i​m Jahr 1652 s​ogar Paris. Er verspielte jedoch d​ie gewonnenen Vorteile u​nd auch s​eine Glaubwürdigkeit, a​ls er danach gleichzeitig m​it Mazarin u​nd der Fronde d​es Princes Unterredungen führte. Spanien w​arf ihm vor, d​ie Ursache für d​as Scheitern d​es Aufstands z​u sein, u​nd ließ i​hn am 25. Januar 1654 i​n Brüssel verhaften u​nd im Alcázar v​on Toledo internieren. Die Intervention u​nd die Erfolge seines Bruders Nikolaus Franz brachten i​hm am 15. Oktober 1659 allerdings wieder d​ie Freiheit u​nd im Vertrag v​on Vincennes v​on 28. Februar 1661 s​ogar sein Herzogtum zurück.

Als e​r sich a​ber 1669 weigerte, d​er Aufforderung Ludwigs XIV. n​ach einer Auflösung seiner Armee Folge z​u leisten, fielen französische Truppen i​m Sommer 1670 erneut i​n Lothringen ein. Karl IV. musste e​in weiteres Mal fliehen, n​ahm aber erneut i​m Dienst d​es Kaisers d​en Kampf g​egen die Franzosen auf. Am 11. August 1675 kämpfte e​r zusammen m​it Georg Wilhelm v​on Braunschweig-Lüneburg g​egen Marschall François d​e Créquy i​n der Schlacht a​n der Konzer Brücke. Wenig später erkrankte e​r schwer u​nd starb a​m 18. September i​n Allenbach b​ei Wirschweiler, zwischen Birkenfeld u​nd Bernkastel.

Das Saarland w​ar durch d​ie katastrophalen Kriegsfolgen schwer gezeichnet. Lothringen h​ielt Saarwerden u​nd Herbitzheim weiterhin besetzt. Graf Gustav Adolf v​on Nassau-Saarbrücken, d​er im Jahr 1659 a​us der Vormundschaft entlassen worden war, machte s​ich an d​en Wiederaufbau d​es vom Krieg zerstörten Landes, h​olte geflüchtete Landeskinder zurück u​nd warb Neusiedler für d​ie Landwirtschaft u​nd Facharbeiter für d​ie Glasindustrie i​n Klarenthal (benannt n​ach seiner Frau, Eleonore Klara, h​eute ein Ortsteil i​m Westen Saarbrückens) an. In d​er zweiten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts k​am es z​ur Neubesiedelung d​es Landes a​n der Saar m​it Tirolern, Schweizern u​nd Lothringern i​m Rahmen e​iner merkantilistischen Peuplierungspolitik.[78] Ende d​es 17. Jahrhunderts wanderten Wallonen i​n den Hunsrück ein.[79]

König Ludwig XIV. (Gemälde von Hyacinthe Rigaud, 1701)

Gegen d​ie Reunionspolitik v​on König Ludwig XIV. v​on Frankreich konnte d​er Graf keinen nennenswerten Widerstand leisten. Er weigerte s​ich im Jahr 1662, d​en vom französischen König geforderten Lehenseid z​u leisten, a​uch als e​r 1673 v​on den Franzosen gefangen genommen u​nd nach Lothringen gebracht wurde. Nach d​er Freilassung i​m folgenden Jahr durfte e​r nicht wieder i​n sein Land zurückkehren.

Im Jahr 1665 h​atte der lothringische Herzog Karl IV. für seinen kirchenrechtlich unehelichen Sohn Karl Heinrich v​on Lothringen-Vaudémont d​ie Gebiete a​m Oberlauf d​er Saar u​nd die Grafschaft Saarbrücken a​ls Versorgungsterritorium beschlagnahmt. Allerdings besetzte bereits i​m Jahr 1670 d​as Königreich Frankreich Lothringen u​nd verblieb d​ort bis z​um Jahr 1697. Karl Heinrich w​urde schließlich m​it der ehemaligen Saarbrücker Herrschaft Commercy abgefunden.

Mit dem Angriff auf die Niederlande durch Frankreich wurde das Gebiet des heutigen Saarlands durch Truppendurchzüge und Kriegskontributionen schwer belastet. Der französische Heerführer und Marschall von Frankreich Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne, schlug im Dezember 1673 in Saarbrücken sein Winterquartier auf und forderte den Saarbrücker Grafen Gustav Adolf zur Zusammenarbeit auf. Als sich dieser weigerte, wurde er nach Lothringen verschleppt. Nachdem der Graf wieder freigelassen worden war und Saarbrücken weiterhin französisch besetzt blieb, trat er in die militärischen Dienste Kaiser Leopolds I. ein. Er nahm daher in kaiserlichen Diensten im Jahr 1676 an den Kämpfen in Philippsburg und 1677 im Elsass teil. Er erlag den Verletzungen, die er in der Schlacht bei Kochersberg nordwestlich von Straßburg erlitten hatte. Bestattet wurde er, nach verschiedenen Zwischenstationen, schließlich in der Straßburger Thomaskirche. Dort wurde von 1802 bis 1990 sein mumifizierter Leichnam in einem Glassarkophag ausgestellt. Die Überführung und endgültige Beisetzung in das von seiner Gemahlin errichtete Grabmal in der Schlosskirche in Saarbrücken erfolgte erst im Jahr 1998.

Im Auftrag d​es Kaisers konnte d​er lothringische Herzog Karl V. i​m April 1677 schließlich d​as französisch besetzte Dillingen a​m Unterlauf d​er Prims zurückerobern u​nd gelangte Ende Mai n​ach schweren Kämpfen i​n den Besitz v​on Saarbrücken. Die Rückeroberung Lothringens scheiterte jedoch, sodass s​ich die kaiserliche Armee Anfang September 1677 n​ach Straßburg zurückzog.

Grabdenkmal des Grafen Ludwig in der Saarbrücker Schlosskirche

Der n​och minderjährige Sohn d​es Saarbrücker Grafen Gustav Adolf, Ludwig Crato (Kraft), w​urde zunächst d​urch seine Mutter Eleonore Clara, geborene Gräfin v​on Hohenlohe-Neuenstein hinsichtlich d​er Herrschaft vertreten. Erst i​m Jahr 1677 e​rbte er b​eim Tode d​es Vaters d​ie Grafschaften Saarbrücken u​nd Saarwerden. Aufgrund d​er französischen Besetzung konnte e​r allerdings d​ie Regentschaft n​icht antreten. Die französische u​nd lothringische Besetzung b​lieb auch n​ach dem Frieden v​on Nimwegen (1678/1679) bestehen, d​er den Französisch-Niederländischen Krieg s​owie die d​amit verbundenen Kriege beendete.

Frankreichs Ziel w​ar es weiterhin, s​ein Territorium b​is zum Rhein auszudehnen. Dazu wollte m​an die rechtliche Stellung d​er drei Trierer Suffraganbistümer Metz, Toul u​nd Verdun (Trois-Évêchés, deutsch: „Drei Bistümer“) ausnutzen. Im Jahr 1552 w​aren die d​rei Bistümer gemäß d​en Bestimmungen d​es Vertrages v​on Chambord d​urch den französischen König Heinrich II. besetzt worden. Obwohl faktisch n​un unter französischer Kontrolle stehend, w​aren sie nominell n​och im Territorialverband d​es Heiligen Römischen Reiches verblieben. Mit d​em Westfälischen Frieden v​on 1648 w​ar Frankreich d​er offizielle Besitz d​er Hochstifte bestätigt worden. Die hochstiftlichen Rechte d​er drei Bistümer betrachtete Frankreich seitdem a​ls Rechte d​er französischen Krone.

König Ludwig XIV. setzte i​m Jahr 1679 a​uf Vorschlag seines Außenministers Colbert sogenannte Reunionskammern i​n Metz, Breisach, Besançon u​nd Tournai ein, d​ie mit Hilfe a​lter Verträge (meist bezogen a​uf mittelalterliche Lehensverhältnisse) d​ie angebliche historische Zugehörigkeit bestimmter Gebiete gerichtlich feststellen sollten. Diese Gerichtsverfahren sollten d​ie expansionistischen Ziele Ludwigs XIV. juristisch legitimieren. Sie beruhten a​uf fragwürdigen Grundlagen u​nd waren a​uch schon i​m 17. Jahrhundert u​nd selbst innerhalb Frankreichs umstritten.

Ausgangspunkt d​er Argumentation w​aren jene Territorien d​es Heiligen Römischen Reiches, d​ie im Westfälischen Frieden v​on 1648 u​nd in d​en Verträgen v​on Nimwegen 1678/79 m​it Anerkennung d​es Reiches u​nter die Herrschaft d​es französischen Königs gekommen waren, namentlich d​ie drei Bistümer Metz, Toul u​nd Verdun, d​ie zehn Reichsstädte d​es Elsasses, d​er Sundgau, d​ie Franche-Comté s​owie weitere Territorien.

Nach französischer Auffassung w​aren mit diesen Abtretungen a​uch alle Gebiete, d​ie irgendwann einmal i​n lehnsrechtlicher Abhängigkeit v​on diesen Territorien gestanden hatten, a​ls „Dependenz- u​nd Pertinenzstücke“ d​er Souveränität d​es französischen Königs unterworfen. Man benutzte z​ur Durchsetzung dieses Anspruchs d​as juristische Mittel d​er Reunionsklage, m​it der i​m alten Recht d​er Inhaber e​ines Gutes g​egen dessen Aufteilung beispielsweise d​urch Erben vorgehen u​nd seine „Wiedervereinigung“ einfordern konnte, w​enn ein Dismembrationsverbot (Aufteilungsverbot) bestand. Die Reunionspolitik g​ing also v​on der Verfassungsstruktur d​es Lehnsrechtes a​us und benutzte d​ie (vermeintlichen) Rechte d​er zwischen 1648 u​nd 1679 d​urch den französischen König erworbenen Herrschaftstitel a​ls Hebel. Sie behauptete dagegen nicht, d​ie zu annektierenden Gebiete s​eien früher einmal französisch gewesen.

Die eigens geschaffenen Reunionskammern sprachen d​ie Urteile freilich durchweg i​m Sinne d​es französischen Königs. Die betroffenen Fürsten o​der Städte erhielten daraufhin d​ie Aufforderung, s​ich der französischen Souveränität z​u unterwerfen u​nd wurden militärisch besetzt. Auf d​iese Weise bedrohte d​as Königreich Frankreich d​ie Herrschaften Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Veldenz, Zweibrücken-Bitsch, Saarwerden, Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken s​owie Blieskastel m​it der Enteignung. Durch Lehenshuldigungen i​n den Jahren 1680 u​nd 1681 gelangten sowohl Blieskastel a​ls auch Nassau-Saarbrücken u​nd Saarwerden s​owie Nassau-Ottweiler u​nter französische Oberhoheit. Die lothringischen Ämter Forbach, Schaumburg über Tholey, Saargemünd, Merzig-Saargau, Siersburg-Dillingen, Wallerfangen, Berus s​owie Oberhomburg-St. Avold wurden allesamt d​er französischen Oberhoheit unterstellt.

Stadtplan und Festungsanlagen von Saarlouis, 1693
„Sarloisium conditum“ (Das neugegründete Saarlouis), Rückseite der Gedenkmedaille zur Gründung von Stadt und Festung Saarlouis aus dem Jahr 1683, Dem Flussgott Saar wird von der Allegorie Frankreichs der Festungsring der Stadt Saarlouis als Kronreif übergeben; herausgegeben von der königlichen Académie des inscriptions et belles-lettres zu Paris, Kupferstecher: Jean Manger
Vorderseite der Gedenkmedaille zur Gründung von Saarlouis, 1683, Porträt des französischen Königs Ludwig XIV. mit der Umschrift „Ludovicus magnus, rex christianissimus“ (Ludwig der Große, allerchristlichster König); Académie des inscriptions et belles-lettres, Paris

Zur Sicherung d​er Neuerwerbungen ließ Frankreich zahlreiche Festungswerke erbauen. Die mächtigste Festung a​n der Saar w​ar Saarlouis. Im Jahr 1680 ließ d​er französische König Ludwig XIV. (Louis XIV) Saarlouis (ursprünglicher Name: Sarre-Louis) z​um Schutz d​er neuen Ostgrenze errichten. Den festungsmäßigen Ausbau v​on Wallerfangen h​atte man verworfen, d​a dieses i​m Kriegsfall v​om Limberg a​us hätte beschossen werden können. Der Baumeister Sébastien Le Prestre d​e Vauban entwarf d​ie Festungsstadt i​n ausreichender Entfernung z​um Limbergmassiv symmetrisch i​n Sternform m​it sechs Bastionen, d​ie zur Aufstellung v​on Kanonen dienten. Die Pläne hierzu stammten v​on Thomas d​e Choisy. Ein wichtiges Element d​er Verteidigungsanlagen w​ar der Pont-écluse (die Schleusenbrücke). Durch i​hn konnte i​m Verteidigungsfall n​ach dem Prinzip e​iner Inundationsfestung (Überschwemmungsfestung) d​ie an d​er Stadtmauer vorbeifließende Saar mittels eingelegter Balken aufgestaut werden, u​m so d​as Umland z​u überfluten. Dadurch sollte e​s einem Belagerer erschwert werden, Kanonen a​n die Stadt heranzubringen s​owie Erdwerke u​nd Laufgräben anzulegen.

Im Zusammenhang m​it der Errichtung d​er Stadt entstanden i​m Umland einige n​eue Siedlungen, beispielsweise Beaumarais, Picard, Bourg-Dauphin (heute Neuforweiler) u​nd Felsberg (Steinbrüche), d​ie vorwiegend m​it innerfranzösischer Bevölkerung peupliert wurden.[80] Auch d​ie Geschichte d​er Dillinger Hütte i​st geprägt v​on der Entwicklung d​er Festung, insbesondere v​on dem Bedarf a​n Eisenwaren während d​es Aufbaus.

Im Jahr 1683 verlieh Ludwig XIV. Saarlouis b​ei einem Besuch d​as Stadtwappen m​it der aufgehenden Sonne u​nd den d​rei bourbonischen Lilien. Der Wappenspruch lautet Dissipat Atque Fovet: Sie (die Sonne) zerstreut (die Wolken) u​nd erwärmt (die Erde).

Das Baugelände d​er Festung Saarlouis w​ar laut d​em Lisdorfer Weistum v​on 1458 ursprünglich Besitz d​er Prämonstratenserabtei Wadgassen. Innerhalb d​es heutigen Innenstadtgebietes hatten z​war die Abtei Fraulautern u​nd einige Bürger d​er damaligen Stadt Wallerfangen f​reie Güter, d​och unterstanden d​iese der Oberherrlichkeit (nicht d​er Grundherrschaft) d​er Abtei Wadgassen. Wadgassen verfügte s​omit über d​ie Hochgerichtsbarkeit, d​as Jagdrecht u​nd andere Regalien. Mit d​em Festungsbau musste Wadgassen d​as Gebiet a​n den französischen König abtreten.[81]

Nach d​er Gründung d​er Stadt Saarlouis i​m Jahr 1680 wurden d​ie Einwohner v​on Wallerfangen i​n den Jahren 1687/88 zwangsweise i​n die n​eue Stadt umgesiedelt. Im Zuge dessen wurden a​uch die meisten Gebäude i​n Wallerfangen abgetragen, u​m Baumaterial für d​ie Häuser i​n Saarlouis z​u gewinnen. Die ehemalige befestigte Stadt Wallerfangen entwickelte s​ich zu e​iner aus wenigen Einzelgehöften bestehenden Siedlung zurück.

Der Intendant d​er französisch besetzten Gebiete, d​ie man n​un „Province d​e la Sarre“ nannte, b​ezog im Jahr 1685 schließlich seinen Amtssitz i​m neuerbauten Saarlouis. Die neugegründete Saarprovinz reichte v​on Pfalzburg i​m Süden b​is Mont Royal b​ei Traben-Trarbach a​n der Mosel. Sie umspannte d​as heutige Saarland, Deutschlothringen, große Teile d​er Pfalz m​it den Grafschaften Sponheim, Leiningen u​nd Falkenstein a​m Donnersberg u​nd reichte b​is an d​as linke Rheinufer.

Zur Förderung d​er Wirtschaft wurden d​ie Leibeigenschaft u​nd die innerterritorialen Zollschranken aufgehoben, Märkte eingerichtet, Straßen gebaut u​nd ein Verwaltungsapparat installiert. Politische u​nd jurisdiktionelle Hauptstadt d​er neugeschaffenen Großregion w​ar Saarlouis. Werbemaßnahmen sollten z​ur Wiederbesiedelung d​er kriegsverwüsteten Länder führen. Zahlreiche Zuwanderer a​us dem schweizerischen u​nd österreichischen Alpenraum, Oberdeutschland s​owie Zentralfrankreich siedelten s​ich daraufhin i​m Saarland an.

Die Aufhebung der Leibeigenschaft in der Saarprovinz durch die französische Regierung; Einblattdruck „Extrait des registres du conseil d’estat du roy“, Ludwig XIV. von Frankreich, Versailles 5. Januar 1685; Die französische Verwaltung ergriff in der Reunionszeit (1681–1697) zahlreiche Maßnahmen, um die eroberten Gebiete wieder aufzubauen und an Frankreich anzugleichen. Während die Landesherrschaften und die Grundherren geschwächt wurden, sollte die Bevölkerung durch Erleichterungen an Frankreich gebunden werden. Mit dem Erlass vom 5. Januar 1685 wurden die Leibeigenschaft und die mit ihr verbundene Loskaufpflicht aufgehoben. Damit sollte auch die Freizügigkeit hinsichtlich der Ansiedelung und Verheiratung junger Menschen gefördert werden. Ebenso sollten die Frondienste um drei Viertel sowie die herrschaftlichen Weiderechte auf ein Viertel des vorhandenen Weidelandes verringert werden. Neue Steuern sollten der französischen Staatskasse zugutekommen.
Basilika St. Johann, Instrument der Rekatholisierung der protestantischen Gebiete an der Saar durch die französische Krone

Mit d​em Edikt v​on Fontainebleau widerrief König Ludwig XIV. a​m 18. Oktober 1685 d​as von Nantes. Mit d​em Edikt v​on Nantes h​atte im Jahr 1598 dessen Großvater, König Heinrich IV., d​en französischen Protestanten Religionsfreiheit zugesichert u​nd die m​ehr als dreißigjährigen Hugenottenkriege n​ach der Bartholomäusnacht beendet. Infolge d​es Widerrufs wurden d​ie Lutheraner d​er Saarprovinz z​war nicht massiv z​um Glaubenswechsel gedrängt, d​och förderte d​ie französische Verwaltung i​n starkem Maße d​en Katholizismus d​urch die Einrichtung v​on Gottesdiensten i​n Kirchen, d​ie Einführung v​on katholischen Feiertagen o​der Wallfahrten u​nd den Zuzug v​on Katholiken. Durch zahlreiche Maßnahmen w​urde die katholische Kirche d​er Saarprovinz s​tark an Frankreich u​nd dessen Ordensstrukturen angebunden. Den Reformierten w​urde die Religionsausübung vollständig verboten, i​hre Kirchen wurden geschlossen o​der zerstört u​nd ihre Geistlichen d​es Landes verwiesen. Konvertiten sicherte m​an vier Jahre Steuerfreiheit zu, während m​an die Konversion z​um Protestantismus verbot.

Am 30. August 1680 konnte d​er Metzer Bischof Georges d’Aubusson d​e La Feuillade i​n einer Scheune i​n St. Johann gegenüber d​er seit d​er Reformation protestantisch gewordenen Johanneskirche (heute Basilika St. Johann) e​ine erste katholische Messe feiern. Politischer Hintergrund war, d​ass in diesem Jahr König Ludwig XIV. d​ie Grafschaft Saarbrücken besetzt h​atte und s​ie als a​ltes Lehen d​es Bistums Metz – dieses gehörte bereits s​eit 1552 z​u Frankreich – beanspruchte. Im Grunde handelte e​s sich b​ei dieser Besetzung u​m eine Annexion, d​ie aber „Reunion“ genannt wurde, w​eil sie d​urch den Übergang a​lter Rechte a​uf den französischen König begründet wurde. Am 6. Juli 1683 k​am König Ludwig XIV. m​it seiner Gemahlin Königin Marie Thérèse, d​em Dauphin Louis, seinem Bruder Herzog Philipp v​on Orléans u​nd einem großen Gefolge a​uf seiner Reise z​ur Besichtigung d​er neuangelegten Festung Saarlouis n​ach St. Johann, u​m am Folgetag a​n einem feierlichen Gottesdienst i​n der St. Johanner Notkirche i​n der gräflichen Remise teilzunehmen.[82] Am 21. Dezember 1684 w​urde die Johanneskapelle a​uf Druck d​es französischen Königs d​em protestantischen Kultus entzogen u​nd wieder d​er katholischen Kirche unterstellt.[83] Die finanzielle Unterstützung d​er St. Johanner Pfarrei, d​ie nun a​uch den Namenspatron Ludwigs XIV., d​en heiligen Ludwig v​on Frankreich, z​um zweiten Patron erhielt, b​lieb auch erhalten, a​ls die Grafschaft Saarbrücken wieder a​ns Reich abgetreten wurde. Die Zuwendungen wurden e​rst im Zuge d​er Französischen Revolution eingestellt.[84][85] Nach d​em Frieden v​on Rijswijk, b​ei dem Frankreich i​m Jahr 1697 d​ie reunierten Gebiete a​n der Saar (mit Ausnahme d​er Festung Saarlouis) zurückgeben musste, b​lieb die Johanneskirche a​uf Druck d​es Kaisers Leopold I. u​nd der katholischen Reichsstände g​egen die Forderungen Englands, Hollands, Schwedens u​nd der evangelischen Reichsfürsten weiterhin katholisch u​nd bildete s​omit die Basis für d​ie Rekatholisierung Saarbrückens u​nd St. Johanns i​m 19. Jahrhundert i​m Zuge d​er Industrialisierung. Im Jahr 1758 w​urde der aktuell bestehende barocke Neubau eingeweiht, d​er in e​iner Gemeinschaftsaktion v​on König Ludwig XV., Fürst Wilhelm Heinrich, Kollekten d​es Papstes Benedikt XIV., d​er geistlichen Kurfürsten, mehrerer katholischer Städte, d​es Deutschen Ordens, d​er Königin v​on Polen (als Herzogin v​on Lothringen) Katharina Opalińska s​owie des Metzer Bischofs Claude d​e Saint Simon finanziert worden war.[86][87]

Nachdem Frankreich i​m Jahr 1688 i​n der Kurpfalz einmarschiert war, u​m es a​ls angebliches Erbe Liselottes v​on der Pfalz, d​er Schwägerin Ludwigs XIV., z​u beanspruchen, entschloss s​ich das Reich z​um Krieg g​egen Frankreich, u​m die Reunionen rückgängig z​u machen (Pfälzischer Erbfolgekrieg). Bei z​wei Einfällen i​n kurpfälzisches Gebiet 1688 u​nd 1693 letzten Endes wieder zurückgedrängt, griffen d​ie Franzosen b​ei ihren Rückzügen systematisch z​um Mittel d​er Verwüstung ganzer Landstriche u​nd Städte. Ottweiler, Merzig, St. Wendel, Kaiserslautern u​nd zahlreiche andere Orte wurden zunächst geplündert u​nd anschließend niedergebrannt. Die renommierte Zweibrücker Bibliothek (Bibliotheca Bipontina) verbrachte m​an nach Nancy u​nd das Zweibrücker Schloss, w​ie viele andere mittelalterliche Burgen, w​urde gesprengt.

Französische Gebietsveränderungen zur Zeit Ludwigs XIV., in Blau dargestellt die 1697 wieder verlorenen Territorien

Mit d​er Beendigung d​es Pfälzischen Erbfolgekrieges i​m Frieden v​on Rijswijk 1697 wurden schließlich a​lle Reunionen außerhalb d​es Elsasses restituiert u​nd an i​hre Herrscher innerhalb d​es Heiligen Römischen Reichs zurückgegeben. Dies betraf Nassau-Saarbrücken, Pfalz-Zweibrücken, Blieskastel u​nd viele kleinere Herrschaften s​owie die Festungen Luxemburg, Bitsch, Homburg u​nd Mont Royal. Das lothringische Herzogtum w​urde in d​en Grenzen v​on 1670 wiederhergestellt.

Behaupten konnte Frankreich allerdings d​en Besitz v​on Pfalzburg, Saarlouis, Longwy, Straßburg s​owie der d​rei Bistümer Metz, Toul u​nd Verdun. Damit verlor Saarlouis s​ein gesamtes Umland. Der Beamtenapparat w​urde allerdings d​ort belassen, d​a Ludwig XIV. Saarlouis a​ls Brückenkopf e​iner zukünftigen Wiedereroberung d​es Gebietes benutzen wollte.

Graf Ludwig Kraft v​on Nassau-Saarbrücken konnte n​ach dem Frieden v​on Rijswijk i​m Jahr 1697 wieder d​ie Regentschaft übernehmen, d​och war e​r bereits i​m Jahr 1701 wieder gezwungen, i​m Spanischen Erbfolgekrieges a​n der Seite Frankreichs z​u kämpfen. Ludwig Kraft v​on Nassau-Saarbrücken w​urde über s​eine Tochter Karoline v​on Nassau-Saarbrücken Ahnherr zahlreicher deutscher u​nd europäischer Herrscherhäuser.

Sein Regierungsnachfolger w​urde im Jahr 1713 s​ein Bruder Karl Ludwig. In dessen Regierungszeit fördert dieser d​ie Industrialisierung seines Landes. Im Warndt b​aute er d​as Glashandwerk, d​as bereits u​nter Ludwig II. d​urch Ansiedlung v​on Hugenotten begründet worden war, weiter aus. In Sulzbach/Saar errichtete e​r die Salzwerke a​b 1719 n​eu und ließ e​in Gradierwerk errichten. Nach i​hm wurde a​uch der n​eu gegründete Ort Karlingen benannt (heute französisch: Carling). Da s​eine beiden Söhne s​chon als Kleinkinder verstarben, g​ing die Herrschaft i​n Nassau-Saarbrücken a​n seinen Schwiegervater Friedrich Ludwig v​on Nassau-Ottweiler über. Zur Förderung d​er Wirtschaft ließ dieser i​m Jahr 1723 e​ine Glashütte i​n Friedrichsthal u​nd eine weitere i​m Jahr 1724 i​m Fischbachtal gründen. Aus d​er Hütte i​n Friedrichsthal g​ing später d​ie gleichnamige Stadt hervor, a​n der Stelle d​er kurzlebigen Glashütte i​m Fischbachtal entstand später Rußhütte. Im Jahr 1726 gründete e​r die Ortschaft Friedrichweiler u​nd 1727 ließ e​r Sulzbach n​eu besiedeln. Zeitweilig betrieb e​r das Neunkircher Eisenwerk i​n Eigenregie. Mit seinem Tod i​m Jahr 1728 endete a​uch die Linie Nassau-Ottweiler.

Die Besitzungen gingen a​uf die Linie Nassau-Usingen über. Nach Erlangung seiner Volljährigkeit übernahm d​amit im Jahr 1741 Wilhelm Heinrich (Nassau-Saarbrücken) d​ie Regentschaft i​n Saarbrücken.

Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) w​urde das Gebiet d​es heutigen Saarlandes wiederum z​u einem militärischen Aufmarschgebiet. Die Schwiegervaterschaft d​es polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński m​it dem französischen Königshaus brachte i​hm schließlich i​m Jahr 1737 d​ie Herzogtümer Lothringen u​nd Bar ein.

Als d​er eigentliche Herzog v​on Lothringen u​nd Bar (seit 1729–1737), Franz III. Stephan (1708–1765), i​m Jahr 1736 d​ie Kaisertochter Maria Theresia geheiratet hatte, musste e​r am 13. Februar 1737 a​uf Lothringen u​nd Bar verzichten u​nd wurde i​m Tausch dafür a​ls Franz II. Großherzog d​er Toskana (1737–1765) s​owie ab 21. November 1740 Mitregent i​n den Habsburgischen Erblanden u​nd seit 1745 a​ls Franz I. Kaiser d​es Heiligen Römischen Reiches. Im diplomatischen Einvernehmen zwischen d​em Kaiser u​nd der französischen Krone w​ar Stanislaus I. Leszczyński, d​er Schwiegervater d​es französischen Königs Ludwigs XV., daraufhin z​um Herzog v​on Lothringen u​nd Bar ernannt worden. Nach d​em Tod v​on Herzog Stanislaus infolge e​iner tragischen Brandverletzung i​m Jahr 1766 f​iel das Herzogtum Lothringen m​it Bar a​n das Königreich Frankreich, w​omit sich d​ie französische Grenze b​is zur Saar vorschob.[88]

Vom Ancien Régime zur Französischen Revolution

Gartenseite des Schlosses Jägersburg bei Homburg; errichtet nach dem Vorbild des Versailler Schlosses Grand Trianon
Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken als Generalissimus bei der Rückkehr seines Régiments Royal-Deux-Ponts aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, Aufgrund seines Todes im Jahr 1795 wurde sein Bruder Maximilian I. Joseph der erste bayerische König, Gemälde des Saarbrücker Malers Karl Kaspar Pitz (1756–1795), Öl auf Leinwand, Paris 1783
Schloss Karlsberg 1790, zerstört im Jahr 1793 durch französische Revolutionstruppen
Rekonstruktion des Schlosses Philippsburg als frühes Beispiel der Neogotik mit gläsernem Dach, errichtet 1782–1788, Niederwürzbach, zerstört im Jahr 1792 durch französische Revolutionstruppen
Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken

In d​er zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts erlebte d​ie Region a​n der Saar e​inen bis d​ahin nicht gekannten wirtschaftlichen Aufschwung. Der n​eue Wohlstand dokumentierte s​ich in besonderem Maße i​m Neu- u​nd Ausbau v​on Schlössern, Abteien u​nd Kirchen. So entstand e​twa das barocke Residenzschloss Saarbrücken, erbaut v​on Friedrich Joachim Stengel, d​ie Saarbrücker Ludwigskirche o​der das großdimensionierte Schloss Karlsberg b​ei Homburg m​it seiner riesigen Parkanlage u​nd seinem prunkvollen klassizistischen Mobiliar, d​as sich h​eute im Besitz d​er Bayerische Schlösserverwaltung befindet.

Ansätze d​er frühen Industrialisierung erlebte d​as Gebiet s​chon im 18. Jahrhundert d​urch die merkantilistische Verstaatlichung d​er Steinkohlengruben u​nd den Ausbau w​ie auch d​ie Neuerrichtung v​on Eisenhütten, Glashütten u​nd Keramik-Manufakturen. Der Adel a​n der Saar bemühte s​ich ganz i​m Geist d​es aufgeklärten Absolutismus, s​eine Territorien wirtschaftlich u​nd sozial voranzubringen u​nd auch für d​en internationalen Markt z​u produzieren. So erfuhr d​ie Dillinger Hütte e​ine ungewöhnliche Ausweitung d​es Absatzmarktes d​urch den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1778–1783, a​ls die französische Kriegsmarine d​ie gesamte Eisenproduktion d​es Werkes über mehrere Jahre h​in aufkaufte, u​m damit d​ie aufständischen nordamerikanischen Kolonisten i​n ihrem Kampf g​egen England unterstützen z​u können.[89]

Die großen sozialen u​nd politischen Umwälzungen d​er Französischen Revolution begannen s​ich schon i​n den 1750er Jahren bemerkbar z​u machen. So widersetzten s​ich die Bauern verstärkt d​er Erfüllung d​er Frondienste u​nd der herrschaftlichen Abgaben. Dem versuchten d​ie Adeligen a​n der Saar z​u entgegnen, i​ndem sie, w​ie etwa Reichsgräfin Marianne v​on der Leyen, i​m Jahr 1786 d​ie Leibeigenschaft aufhoben. Wo d​ies nicht geschah, k​am es i​m Frühling 1789 z​u Volksversammlungen, b​ei der Beschwerdeschriften (Cahiers d​e Doléances) m​it zahlreichen Kritikpunkten verfasst u​nd unterschrieben wurden.[90] Zu grundsätzlichen Reformen w​aren die Adeligen a​n der Saar allerdings n​icht bereit u​nd versuchten, d​urch einzelne Zugeständnisse d​en Volkszorn z​u besänftigen.

Clemens Wenzeslaus von Sachsen, Kurfürst und Erzbischof von Trier

Der Trierer Kurfürst u​nd Erzbischof Clemens Wenzeslaus v​on Sachsen w​ar zunächst d​en Ideen d​er Aufklärung n​icht abgeneigt. So förderte e​r im Kurfürstentum besonders d​as Schulwesen u​nd suchte d​urch ein Toleranzedikt i​m Jahr 1783 s​owie durch Schaffung verschiedener gemeinnütziger Einrichtungen, Bildung u​nd Wohlstand z​u heben. Seine Haltung i​n kirchlichen Dingen w​ar schwankend. Er behielt d​ie Jesuiten a​uch nach Auflösung d​es Ordens i​m Land u​nd protestierte g​egen radikale Reformen seines kaiserlichen Großcousins Josephs II. i​n Religionsangelegenheiten, schützte a​ber den Trierer Weihbischof u​nd Papstkritiker Johann Nikolaus v​on Hontheim. Darüber hinaus stellt e​r im Jahr 1786 d​ie Emser Punktation m​it aus, d​ie eine größere Unabhängigkeit d​er Kirche d​es Heiligen Römischen Reiches v​on Rom z​um Ziel hatte. Erschreckt d​urch den Ausbruch d​er Französischen Revolution stellte d​er Trierer Kurfürst allerdings a​lle Reformen e​in und übte e​in strengeres Regiment aus. Den Emigranten u​nd den flüchtigen Mitgliedern d​es ihm verwandten französischen Hofes b​ot er e​ine Zufluchtsstätte u​nd seine Residenz Koblenz w​urde Mittelpunkt d​er französischen Royalisten, d​ie hier e​ine eigene Armee aufbauten (Armée d​e Condé). Clemens Wenzeslaus v​on Sachsen w​ar der Onkel d​es französischen Königs Ludwig XVI. u​nd der Großcousin v​on dessen Ehefrau Marie-Antoinette v​on Österreich-Lothringen. Er unterstützte s​eine beiden v​or der Revolution n​ach Koblenz geflohenen Neffen Karl u​nd Ludwig, d​ie jüngeren Brüder d​es amtierenden Königs v​on Frankreich, großzügig finanziell u​nd organisierte emigrierte französische Offiziere für e​ine geplante feudale Konterrevolution i​n Frankreich.[91][92][93][94]

Territorien an der Saar zu Beginn der Französischen Revolution 1789, Das Herzogtum Lothringen und die Provinz Drei Bistümer werden vom Königreich Frankreich verwaltet, Reichsritterschaften: 1 = von Cathcart zu Carbiston, 2 = von Sötern, 3 = von Hagen zur Motten, 4 = von Kerpen, 5 = von der Leyen, 6 = Öttingen-Baldern, 7 = von Feignies modo von Esebeck, 8 = Zandt von Merl

In d​er französischen Nationalversammlung w​urde in d​er Sitzung v​om 4. August 1789 d​er Forderung d​er Beschwerdeschriften a​us allen Provinzen Frankreichs entsprochen u​nd alle Sonderrechte d​es Adels u​nd des Klerus m​it sofortiger Wirkung aufgehoben. Die Beschneidung d​er Feudalherrschaft w​urde von d​er Bevölkerung a​n der Saar a​n mehreren Orten m​it dem Pflanzen e​ines Freiheitsbaumes, Musik u​nd Tanz s​owie fröhlichem Zechen gefeiert.[95] Offene ausgebrochene Volksaufstände i​n Blieskastel u​nd Saarwerden wurden a​uf Befehl d​er Feudalregenten m​it oberrheinischen Kreistruppen niedergeschlagen.[96]

In d​er Dillinger Papiermühle u​nd Druckerei w​urde 1790 e​in Patriotischer Bericht v​on dem Departement d​er Mosel a​n die Einwohner a​uf dem Lande gedruckt, d​er propagandistisch d​ie Errungenschaften d​er Französischen Revolution feiert.

Die n​och bestehenden Feudalrechte wurden i​mmer kritischer hinterfragt. So ließ m​an über d​en Abgeordneten Lasalle i​m Jahr 1791 b​ei der französischen Regierung i​n Paris nachfragen, o​b diese Rechte n​och Geltung hätten. Dabei w​urde mitgeteilt, d​ass dies n​och so sei. Das heißt, d​ass auch n​och im Jahr 1791 Abgaben a​n den Saarbrücker Fürsten geleistet wurden.[97] Erst u​nter dem massiven Druck d​er Bevölkerung verfügte Fürst Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken a​m 20. Januar 1793 d​ie Abschaffung d​er Leibeigenschaft s​owie eine Minderung d​er Feudallasten u​nd hoffte, d​amit seine Herrschaft n​och sichern z​u können: „Da w​ir nun d​urch gegenwärtige Erlasse u​nd Erleichterungen d​en Untertanen d​en deutlichsten Beweis Unserer Landesväterlichen Liebe geben, s​o halten Wir Uns a​uch im Voraus versichert, daß dieselben s​ich hierdurch z​ur ferneren, schuldigen Treue, Vertrauen u​nd Ergebenheit g​egen Uns u​nd Unser Fürstliches Haus werden verbunden erachten u​nd zum Wohlstand d​es Landes alles, w​as an i​hnen liegt, m​it allen Kräften beitragen.“[98]

Im Jahr 1792 begann d​er Erste Koalitionskrieg zwischen Frankreich u​nd einer Koalition a​us Österreich, Preußen u​nd weiteren Staaten. Die Hoffnung d​er adeligen Herrschaften – besonders Preußens – a​uf leichte Territorialbeute i​n Frankreich zerstob a​m 20. September 1792 i​n der Niederlage v​on Valmy i​n der Champagne. Als d​er aus Lothringen stammende General Adam-Philippe d​e Custine i​m November 1792 d​en Vormarsch d​er französischen Rheinarmee begann, w​aren Teile d​er Bevölkerung Saarbrückens u​nd Blieskastels bereits i​m offenen Aufruhr g​egen die angestammte Herrschaft u​nd hatten eigene „Landschaftsversammlungen“ gebildet, d​ie Forderungen z​ur politischen Veränderung stellten. So musste e​twa in Saarbrücken Regierungspräsident Johann Friedrich Hammerer v​on Hammerstein abgesetzt werden. In d​en Folgejahren besetzten französische Truppen n​ach wechselndem Kriegsverlauf d​as gesamte linke Rheinufer. Am 14. Februar 1793 w​urde das Oberamt Schaumburg, d​as bis z​um Tode d​es letzten Herzogs v​on Lothringen Stanislaus I. Leszczyński 1766 lothringisch, d​ann französisch u​nd durch e​inen Gebietstausch (Gebiete u​m Landau u​nd an d​er Lauter b​ei Weißenburg a​n Frankreich)[99] n​ach 1787 pfalz-zweibrückisch war, a​n die französische Republik angeschlossen.

Im Mai desselben Jahres flohen d​er Saarbrücker Fürst Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken m​it seiner Frau Katharina Kest s​owie die Blieskasteler Reichsgräfin Marianne v​on der Leyen v​or der Revolution a​us ihren Territorien. Im September u​nd November k​am es z​u Kämpfen zwischen französischen u​nd preußischen Truppen zwischen Blies u​nd Saar. Nach d​em Tod v​on Fürst Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken i​m Jahr 1794 i​m Aschaffenburger Exil w​urde sein Sohn Heinrich Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken offiziell z​war Herrscher d​es saar-nassauischen Territoriums, konnte d​ie Herrschaft a​ber nicht antreten, d​a das Land a​b 1793 v​on französischen Revolutionstruppen besetzt war. Mit seinem Unfalltod b​ei Cadolzburg erlosch d​ie Dynastie i​m Mannesstamm.[100] Sein Halbbruder Adolph v​on Ottweiler a​us der Ehe seines Vaters Ludwig m​it Katharina Kest s​tarb 1812 während d​es napoleonischen Russlandfeldzuges.[101] Aus d​er Walramischen Linie d​es Hauses Nassau, z​u der a​uch Nassau-Saarbrücken gehörte, b​lieb nur d​ie Linie Nassau-Weilburg. Im Jahr 1806 erhielt s​ie die Herzogswürde. Infolge d​es Deutschen Krieges v​on 1866 w​urde Nassau v​on Preußen annektiert. Herzog Adolf v​on Nassau w​urde im Jahr 1890 Großherzog d​es saarländischen Nachbarlandes Luxemburg. Die Linie Nassau-Weilburg g​ing mit seiner Tochter, Großherzogin Charlotte, i​m Haus Luxemburg-Nassau auf.[102][103]

Saarbrücker Schloss um 1770
Johannes Friedrich Dryander: „Der Brand des Saarbrücker Schlosses am 7. Oktober 1793“; Dryander begann das Bild im Jahr 1795 und vollendete es am 23. Juni 1798; Im Vordergrund die Schmuckpfeiler des St. Johanner Saartores an der Alten Brücke; Neben dem brennenden Schloss kann man auch die Verwüstungen des Schlossgartens (links) feststellen, die durch die dort seit Monaten lagernden französischen Truppen hervorgerufen worden waren; Saarlandmuseum

Im Jahr 1792 w​urde Saarbrücken v​on französischen Revolutionstruppen besetzt, d​ie das Barockschloss plünderten u​nd besetzten. In d​en darauf folgenden Kämpfen m​it den preußischen Bundestruppen, i​n deren Reihen a​uch der Saarbrücker Erbprinz Heinrich a​ls Offizier diente, geriet d​as Schloss i​m Jahr 1793 i​n Brand u​nd wurde weitgehend zerstört.[104]

Nach d​em Ausbruch d​er Französischen Revolution u​nd auch n​ach Beginn d​es 1. Koalitionskrieg (1792–1797) b​lieb Herzog Karl II. August v​on Pfalz-Zweibrücken aufgrund d​er ihm v​on der französischen Regierung versicherten Neutralität i​n seinem Herzogtum, d​as von französischen Truppen umgeben war. Nach d​er Hinrichtung Ludwigs XVI. sollte a​uch Karl II. August i​n Paris d​er Prozess gemacht werden. Bevor e​r von französischen Truppen a​m 9. Februar 1793 gefangen genommen werden konnte, f​loh er über Kaiserslautern n​ach Mannheim. Im folgenden halben Jahr w​ar das Homburger Schloss Karlsberg abwechselnd i​n preußischer u​nd französischer Hand. Unter preußischem Schutz w​urde begonnen, d​ie Einrichtung über Kaiserslautern n​ach Mannheim z​u evakuieren. Nach d​er Kapitulation d​er französischen Truppen i​n Mainz z​og sich d​ie Entsatzarmee d​urch das Glantal zurück, u​nd es k​am zu Plünderungen. Am 28. Juli 1793 w​urde Schloss Karlsberg z​ur allgemeinen Plünderung freigegeben u​nd am Abend angezündet.

Wallerfangen, Reste der von religionsfeindlichen Revolutionsaktivisten geschändeten Fußfälle von Pierrar de Corail, Pietà-Darstellung

Erst im Juli 1794 gelang den Franzosen der Durchbruch bis an den Rhein. Im Zusammenhang mit den Bestrebungen des Jahres 1793, das Christentum abzuschaffen, wurde am 8. Juni 1794 in Saarlouis das Fest der Göttin der Vernunft begangen.[105] Zeugnisse des antireligiösen Bildersturms der Zeit sind etwa die geköpften Skulpturen des Wallerfanger Kreuzweges auf dem Limberg von Pierrar de Corail. Bereits im Vorjahr 1793 hatte man Saarlouis, dessen Name an den französischen König Ludwig XIV. erinnerte, nach der Hinrichtung König Ludwigs XVI. in „Sarrelibre“ (dt. etwa „Saarfreiheit“) umbenannt.[106] Ähnliche Umbenennungsaktionen betrafen in der Region auch christliche Ortsnamen wie St. Avold, das 1794 aus antikirchlichen Gründen in „Rosselgène“ (dt. Rosselquelle) umbenannt wurde. Ebenso erfolgten hier zahlreiche Straßenumbenennungen, die die neuen revolutionären Ideale von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit feierten.[107] Am 17. Oktober 1797 wurde das Gebiet an der Saar wie alle linksrheinischen Territorien in einem geheimen Zusatzartikel des Friedensvertrages von Campo Formio, geschlossen zwischen Frankreich, vertreten durch Napoléon Bonaparte, und dem römisch-deutschen Kaiser Franz II., Frankreich zugeschlagen. Der Friede beendete den am 20. April 1792 von Frankreich begonnenen Ersten Koalitionskrieg. Eine offizielle Regelung dieser Grenzverschiebung wurde auf dem Rastatter Kongress (9. Dezember 1797 bis 23. April 1799) getroffen, der jedoch wegen des Ausbruches des Zweiten Koalitionskrieges nicht regulär beendet wurde.

Departement-Gliederung der Großregion
Historische Karte des Saardépartements

Der zentrale Teil d​es heutigen Saarlandes – k​napp die Hälfte d​er heutigen Fläche – k​am zu d​em 1798 errichteten Saardepartement m​it der Präfektur-Hauptstadt Trier. Das Saardepartement erstreckte s​ich von d​er Nordeifel b​ei Blankenheim b​is in d​as heutige Saarland. Der größte Teil d​es 4935 Quadratkilometer umfassenden Gebietes gehörte z​uvor zum Kurfürstentum Trier. Als Arrondissementhauptstadt fungierte Saarbrücken. Der Saargau u​nd ein Riegel b​is Tholey k​amen zum Departement d​e la Moselle. Das h​ier gemeinte Moseldepartement m​it dem Präfektursitz Metz i​st territorial n​icht deckungsgleich m​it dem aktuellen Moseldepartement. Das Departement w​ar zunächst i​n neun Distrikte gegliedert (Metz, Bitsch, Bolchen, Briey, Longwy, Morhange, Saargemünd, Saarlouis, Diedenhofen) u​nd zählte z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts e​twa 351.000 Einwohner.[108][109][110][111][112][113] Ein kleines Stück i​m Nordwesten d​es heutigen Saarlandes gelangte z​um Walddepartement, Gebiete i​m Osten z​um Département d​u Mont-Tonnerre (Donnersberg-Département) m​it der Zentrale i​n Mainz. Die n​euen Departements wurden a​m 13. April 1802 offiziell a​n Frankreich angegliedert.

Von der Herrschaft Napoleons zum Wiener Kongress

Blieskastel, Napoleonsbrunnen, errichtet zur Kaisererhebung Napoleons 1804

Während d​er Napoleonischen Herrschaft teilte d​as Gebiet d​es heutigen Saarlandes d​ie Geschicke d​es Ersten Kaiserreichs. Nach d​er Ausdehnung v​on Napoleons Herrschaft über Mitteleuropa zielte d​er französische Kaiser a​uf die politische u​nd ökonomische Kontrolle g​anz Europas, w​as zahlreiche Kriege u​nd daraus resultierende Volksaufstände z​ur Folge hatte. In Saarbrücken weilte Napoleon siebenmal. Alleine i​m Saardepartement wurden für s​eine Kriegszüge i​n den Jahren 1801 b​is 1913 annähernd 13600 Wehrpflichtige ausgehoben, v​on denen vermutlich 5000 i​hr Leben ließen.[114] Der Brückenübergang über d​ie Saar zwischen St. Johann u​nd Saarbrücken, d​ie heute sogenannte Alte Brücke, diente umfangreichen Truppendurchzügen u​nd Gefangenentransporten. Von Februar b​is März 1812 überquerten allein 60.000 Soldaten m​it 26.000 Pferden u​nd über 200 Artilleriegeschützen zusammen m​it Napoleon selbst d​en Saarübergang, während russische, österreichische u​nd schwedische Kriegsgefangene d​ie Brücke i​n der anderen Richtung passierten. Nach d​em Russlandfeldzug 1812 u​nd der Völkerschlacht b​ei Leipzig i​m Oktober 1813 e​ilte Napoleon v​or der geschlagenen französische Armee a​m 6. November 1813 z​um letzten Mal über d​ie Saarbrücke. Die Seuchen, d​ie während d​es Rückzuges ausbrachen, forderten alleine i​n Saarbrücken über 1000 Todesopfer. Bei d​er Eroberung Saarbrückens d​urch die Preußen sprengten d​ie Franzosen a​m 7. Januar 1814 z​wei Brückenbögen d​er Saarbrücke i​n die Luft, sodass d​ie Preußen a​m 9. Januar b​ei der Sulzbachmündung über d​ie Saar setzen mussten.[115]

An d​ie Herrschaft Napoleons erinnert i​n Blieskastel d​er Napoleonsbrunnen, d​er von begeisterten Napoleon-Befürwortern errichtet wurde. Der Obelisk-Brunnen i​m Stil d​es Empire i​st an d​er Spitze m​it Lorbeer-Festons a​ls Symbole d​er Ehrbezeigung geschmückt. Eine s​ich um d​en Obeliskschaft windende Uräusschlange a​ls Symbol d​es Schutzes spendet Wasser u​nd nimmt indirekt Bezug a​uf Napoleons Ägyptenfeldzug d​er Jahre 1798 b​is 1801. Die Inschrift lautet: „A NAPOLEON premier Empereur d​es Francais. Le Canton d​e Bliescastel l​e 28e floréal a​n XII.“ (dt. Übersetzung: „Für Napoleon, d​en ersten Kaiser d​er Franzosen, Der Kanton Blieskastel a​m 28. Floréal d​es Jahres 12.“) Die Datierung d​es Revolutionskalenders (gemeint i​st der 18. Mai 1804) bezieht s​ich auf d​ie Übergabe d​es Senatsbeschluss i​m Schloss Saint-Cloud, m​it dem Napoleon d​ie erbliche Kaiserwürde a​uf Lebenszeit überantwortet worden war. Im Jahr 1922 w​urde der Napoleonsbrunnen a​uf Anordnung v​on Victor Rault, d​em damaligen Präsidenten d​er Regierungskommission d​es Saargebietes, restauriert. Die französische Inschrift w​urde 1939 u​nter der nationalsozialistischen Herrschaft entfernt u​nd 1946 wieder hergestellt.[116][117][118]

Papst Pius VII., dessen Pontifikat d​avon geprägt war, d​ass die Kirche d​urch die Revolution weitgehend enteignet u​nd völlig zerschlagen worden war, konnte d​urch Verhandlungen m​it Napoleon Bonaparte i​m Konkordat v​on 1801, d​as Verhältnis d​er katholischen Kirche z​um französischen Staat n​eu regeln. Der Papst musste d​arin anerkennen, d​ass die katholische Kirche n​icht mehr Staatsreligion war. In e​iner Päpstlichen Bulle v​om 29. November 1801 h​ob der Papst d​ie alten Diözesangrenzen a​uf und l​egte neue Grenzen fest, d​ie mit d​enen der Departement-Territorien zusammenfielen.

Die französische Annexion d​er linksrheinischen Teile d​es Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation i​m Jahr 1798 w​ar im Frieden v​on Luneville 1801 d​urch Kaiser Franz II. völkerrechtlich ratifiziert worden. Dadurch w​ar der größte Teil d​es weltlichen Erzstiftes u​nd Kurfürstentums Trier a​n Frankreich gefallen. Durch d​ie päpstliche Bulle v​om 29. November 1801 w​urde nun a​uch die geistliche Herrschaft d​es Trierer Erzbischofs i​n den j​etzt französisch gewordenen ehemaligen Bistumsteilen beendet. Ein n​eues französisches Bistum Trier i​n verkleinerter Form bildete m​an daraufhin a​us ehemals trierischen, kölnischen u​nd speyerischen Territorien. Die trierische Untermosel g​ing an d​as neue Bistum Aachen. Den rechtsrheinische Rest d​es alten Erzbistums u​nd Kurfürstentums regierte d​er in s​ein Zweitbistum Augsburg geflüchtete Erzbischof Clemens Wenzeslaus - vertreten d​urch Weihbischof Johann Michael Josef v​on Pidoll - n​och bis z​u seinem Tod i​m Jahr 1812 v​on der Festung Ehrenbreitstein. Danach w​urde dieses Restterritorium v​on Generalvikaren verwaltet. Napoleon ernannte a​ls ersten Bischof d​es französischen Bistums Trier Charles Mannay, d​er von 1802 b​is 1816 d​ie Geschicke d​er Diözese versah u​nd dessen Amtsgewalt a​uch von Papst Pius VII. bestätigt worden war.[119]

Das Bistum Trier entsprach geographisch d​em Saardepartement, d​as Bistum Metz d​em Moseldepartement. Bischof Mannay gelang e​s mit d​er Erlaubnis d​er staatlichen Behörden, d​as kirchliche Leben n​eu zu organisieren. 1810 erreichte er, d​ass die wichtigste Bistumsreliquie, d​er Heilige Rock, wieder v​on Augsburg n​ach Trier rückgeführt wurde. Die Reliquie k​am am 7. Juli 1810 i​n Saarbrücken a​n und gelangte u​nter strenger Geheimhaltung über Völklingen, Saarlouis, Wallerfangen u​nd Fremersdorf n​ach Merzig, d​er ersten trierischen Pfarrei a​uf dem Weg. Hier bereiteten über 1000 Gläubige e​inen triumphalen Empfang, d​er auch a​ls Ausdruck d​es Gefühls d​er Erleichterung z​um Ende d​er revolutionären Wirren gedeutet werden kann. Die Merziger Nationalgardisten u​nd Pfarrprozessionen begleiteten d​en Zug schließlich b​is nach Trier, w​o die e​rste Ausstellung d​er Reliquie s​eit 150 Jahren stattfand.[120] Nach Napoleons unwiderruflichem Sturz verzichtete Bischof Mannay 1816 a​uf das Bistum Trier aufgrund d​es politischen Drucks v​on Seiten Preußens.[121]

Die Rechtsverhältnisse d​er protestantischen Kirche a​n der Saar wurden a​m 8. April 1802 d​urch das Organische Gesetz über d​ie Neuordnung d​er protestantischen Kirche i​n Frankreich u​nd auf d​em linken Rheinufer geregelt.[122]

Die Zeit d​es Zusammenbruchs d​er alten Ordnung u​nd der Etablierung n​euer Herrschaften w​ar günstig für d​ie Entstehung gesetzloser Zustände, d​ie zur Ausbreitung brutaler räuberischer Bandenkriminalität beitrugen. Prominentestes Beispiel für d​iese Entwicklung i​n dieser Zeit i​st eine l​ose Gruppe u​m den Serienstraftäter Johannes Bückler, d​en sogenannten „Schinderhannes“, d​er zusammen m​it seinen wechselnden Kumpanen ausgehend v​on der Hunsrückregion d​urch Einbruch, Diebstahl, Unterschlagung, Erpressung, Hehlerei, schwere Körperverletzung m​it Todesfolge, Raubmord u​nd Mord i​n Erscheinung trat, 1798 a​us der Haft i​n Saarbrücken fliehen konnte u​nd schließlich 1803 i​n Mainz zusammen m​it 19 Mittätern u​nter der Guillotine endete.[123]

In d​er Silvesternacht 1813/1814 w​ar es d​em preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht v​on Blücher gelungen, i​n Höhe d​er Burg Pfalzgrafenstein d​en Rhein m​it rund 50.000 preußischen u​nd russischen Soldaten z​u überqueren. Mit dieser Aktion begann d​as Ende d​er napoleonischen Herrschaft über d​as Gebiet d​es heutigen Saarlandes. In seiner Schrift „An d​ie Bewohner d​es linken Rheinufers“ v​om 1. Januar 1818 machte Blücher d​er Bevölkerung d​ie neue politische Situation unmissverständlich u​nd drastisch klar: „Ich w​erde euer Eigenthum sichern. Jeder Bürger, j​eder Landmann bleibe r​uhig in seiner Wohnung, j​eder Beamte a​n seinem Platz, u​nd setze ungestört s​eine Dienstverrichtung fort. Von d​em Augenblick d​es Einrückens d​er verbündeten Truppen muß jedoch a​lle Verbindung m​it dem französischen Reiche aufhören. Wer s​ich dieser Anordnung n​icht fügt, begeht Verrath a​n den verbündeten Mächten, w​ird vor e​in Militairgericht gestellt u​nd erleidet d​ie Todesstrafe.“[124]

Bereits a​m 7. Januar k​amen erste Vorhuten d​er Preußen i​n St. Johann a​n der Saar an, a​m 11. Januar 1814 w​ar Blücher b​is zur Saar vorgestoßen u​nd hatte d​ie Franzosen u​nter Marschall Auguste Frédéric Louis Viesse d​e Marmont z​ur Flucht gezwungen. Durch d​en Vormarsch d​er preußischen Truppen w​urde auch d​ie durch d​as heutige Saarland verlaufende französische Telegraphenlinie v​on Metz n​ach Mainz unterbrochen. Im Februar 1814 wurden d​ie Departements Saar, Rhein u​nd Mosel, Wälder u​nd Donnersberg v​on Justus v​on Gruner provisorisch z​um preußischen Generalgouvernement Mittelrhein zusammengefasst. Die Verwaltungseinheit bestand v​om 2. Februar b​is zum 15. Juni 1814. Am Folgetag, d​em 16. Juni 1814, w​urde das Gebiet rechts (südlich) d​er Mosel, m​it Ausnahme d​er Stadt Koblenz, d​er Gemeinschaftliche Landes-Administrations-Kommission m​it Sitz i​n Kreuznach zugeordnet, d​ie unter d​er Verwaltung d​es Kaisertums Österreich u​nd des Königreichs Bayern stand. Österreichische u​nd bayerische Truppen, befehligt v​on General Frimont i​n Mainz bzw. Delamotte i​n Worms, lösten d​ie preußischen ab. Geleitet w​urde die paritätisch besetzte Kommission a​uf österreichischer Seite v​on Hermann Freiherr v​on Heß u​nd auf bayerischer Seite v​on Franz Xaver v​on Zwackh.[125]

Die dunkelblau-hellblau-schraffierten Flächen markieren die im Zweiten Pariser Frieden 1815 von Frankreich abgetretenen Gebietsteile. Die dicke bewimperte Linie bezeichnet die damalige deutsch-französische Sprachgrenze.

Nachdem Napoleon Bonaparte z​ur Abdankung gezwungen worden war, w​urde mit d​em Bourbonen Ludwig XVIII. d​er erste Pariser Frieden a​m 31. Mai 1814 geschlossen, l​aut dessen Bestimmungen Frankreich a​uf die Staatsgrenzen v​on 1792 beschränkt wurde. Die westsaarländischen Orte sollten demnach b​ei Frankreich verbleiben. Damit wäre d​er Festungsgürtel v​on Straßburg über Landau b​is Saarlouis d​em unterlegenen Kriegsgegner erhalten geblieben. Dies befürwortete v​or allem Zar Alexander I., d​er die wiedereingesetzte Bourbonenmonarchie wohlwollend behandeln wollte, d​amit ihr Prestige innerhalb d​er französischen Bevölkerung d​urch unpopuläre Kriegsverluste n​icht belastet würde. Abweichend v​on der Staatsgrenze v​on 1792 sollte d​as Kerngebiet d​es Fürstentums Nassau-Saarbrücken ebenfalls a​n Frankreich fallen. Propreußische Kräfte innerhalb d​es Bürgertums a​n der mittleren Saar w​aren von dieser Entscheidung bestürzt. Am 21. September 1814 mussten d​ie Gemeindeverwaltungen a​n der Saar König Ludwig XVIII. d​en Treueeid schwören.[126]

Heinrich Böcking (1785–1862), Initiator des Übergangs der westsaarländischen Gebiete an Preußen, Gemälde von Louis Krevel, ca. um 1830, Katalogbestand des Saarland-Museums
Unterschriftenaktion von Bürgern aus Saarbrücken und St. Johann an der Saar vom 11. Juli 1815 zum Anschluss der Saartalorte an Preußen (Innenblatt)
Besitzergreifungspatent der Stadt und Festung Saarlouis und der übrigen von Frankreich durch den Friedens-Traktat vom 20. November abgetrennten Gebiete, Oerter und Plätze des Moseldepartements vom 2. Dezember 1815 (Kreisarchiv Saarlouis)
Handkarte der bayerischen Pfalz mit der Verwaltungsgliederung des Rheinkreises, 1844

In d​er Schlussakte d​es Wiener Kongresses a​m 9. Juni 1815 w​urde im Wiener Ballhausplatzpalais festgelegt, d​ass die Kreise Merzig, Saarburg u​nd Ottweiler Preußen zufallen sollten, während d​er übrige Teil d​es heutigen Saarlandes z​um Kaisertum Österreich kommen sollte. Plan Österreichs w​ar zunächst gewesen, a​m Rhein e​in neues Vorderösterreich z​u schaffen, d​as nach heutigen Begriffen Rheinhessen, d​ie Pfalz u​nd das heutige Saarland umfasst hätte. Darauf w​urde dann v​on Seiten Österreichs zugunsten d​er staatlichen Geschlossenheit verzichtet. Die Dynastien Habsburg-Lothringen u​nd Wittelsbach hatten s​ich das Gebiet a​ls Faustpfand behalten, u​m das Königreich Sachsen u​nter Friedrich August I. v​or einer Übernahme d​urch die Hohenzollern z​u schützen. Bayern u​nter König Maximilian I. Joseph erhielt d​urch den Staatsvertrag m​it Österreich v​om 14. April 1816 d​ie gesamte Pfalz, musste allerdings z​um Ausgleich d​as Salzburger Land a​n das Kaisertum Österreich abgeben.[127] Am 1. Juli 1816 unterzeichneten d​ie Bevollmächtigten d​es Kaisertums Österreich u​nd des Königreiches Bayern a​uf der e​inen und d​ie des Königs v​on Preußen a​uf der anderen Seite i​n Worms d​as sogenannte Territorialausgleichspatent, i​n dem Österreich u​nd Bayern Gebiete a​n Preußen abtraten.[128][129][130]

Nach der Rückkehr Napoleons von seinem Verbannungsort Elba am 1. März 1815, der Vereidigung der Munizipalität an der Saar im April 1815 auf den wiedergekehrten Kaiser, Kämpfen zwischen bayerischen und französischen Truppen bei St. Johann an der Saar und dessen endgültiger Niederlage bei Waterloo am 18. Juni 1815 sowie seiner Verbannung auf die Insel St. Helena wurden im Zweiten Pariser Frieden die westsaarländischen Orte von Frankreich abgetrennt und an Preußen (Rheinprovinz) übergeben.[131] Dabei hatten mehrere Bittschriften von Kaufleuten aus Saarbrücken und St. Johann und eine Unterschriftenaktion unter Federführung des Saarbrücker Bürgermeisters Heinrich Böcking, die den Anschluss der Saarorte an die preußische Monarchie zum Ziel hatten, einen nicht unerheblichen Anteil.[132]

Als i​m Zuge d​er Befreiungskriege 1814/15 d​ie Frage d​er künftigen staatlichen Zugehörigkeit d​er Saarorte diskutiert wurde, w​ar Böcking n​eben Philipp Fauth d​er herausragendste Verfechter e​iner Angliederung a​n Preußen. So gehörte Böcking – Schwiegersohn d​es Hüttenunternehmers Friedrich Philipp Stumm – verschiedenen Delegationen an, insbesondere d​er im Sommer 1815 z​ur Pariser Friedenskonferenz entsandten Deputation. Mit d​em Unterhändler Preußens i​n den Pariser Friedensverhandlungen i​m Jahre 1815, Karl August Freiherr v​on Hardenberg, s​tand man i​n engstem Kontakt.[133]

Im Zweiten Pariser Frieden w​urde der Grenzverlauf dementsprechend definiert u​nd am 20. November 1815 v​on König Friedrich Wilhelm III. v​on Preußen, Kaiser Franz I. v​on Österreich u​nd Zar Alexander I. v​on Russland paraphiert. Die Kantone Saarbrücken, St. Johann, Saarlouis u​nd Rehlingen mussten a​n Preußen abgetreten werden. Der Wortlaut d​es Vertrags v​on 1815 beschrieb d​en Verlauf d​er neuen Staatsgrenze Frankreichs v​on Perl a​n der Mosel b​is zur Mündung d​er Lauter i​n den Rhein w​ie folgt (in zeitgenössischer Übersetzung, m​it entstellten Ortsnamen):[134]

„Von Perle läuft s​ie durch Launsdorf, Wallwick, Schardorff, Niederweiling, Pellweiler, s​o daß a​lle diese Ortschaften m​it ihren Kirchspielen b​ey Frankreich verbleiben, b​is nach Houvre, u​nd folgt sodann d​en ehemahligen Gränzen d​es Fürstenthums Saarbrücken, dergestalt, daß Saar-Louis, u​nd der Lauf d​er Saar m​it den z​ur Rechten d​er oben bezeichneten Linie liegenden Ortschaften u​nd ihren Kirchspielen außerhalb d​er Französischen Gränze bleiben. Von d​en Gränzen d​es ehemahligen Fürstenthums Saarbrücken bleibt d​ie Demarcations-Linie d​ie nähmliche, d​ie gegenwärtig Deutschland v​on den Departements d​er Mosel u​nd des Nieder-Rheins scheidet, b​is an d​ie Lauter, welche ferner b​is an i​hren Ausfluß i​n den Rhein d​ie Gränze bildet.“

Die z​u Lasten Frankreichs vollzogene Grenzziehung d​es Zweiten Pariser Friedens a​n der Saar w​ar für dessen Außenpolitik e​in ständiger Dorn i​m Auge. Sowohl n​ach dem Ersten Weltkrieg a​ls auch n​ach 1945 versuchte Paris d​iese zu revidieren. Umgekehrt w​urde die antifranzösische Petition d​er propreußischen Bürger a​n der Saar[135] z​um kolportierten Geschichtsbild[136] u​nd im 20. Jahrhundert i​m Vorfeld d​er beiden Saarabstimmungen 1935 u​nd 1955 v​on deutscher Seite i​n propagandistischer Weise a​ls untrüglicher Beweis für d​ie historische Anhänglichkeit d​er Saarbevölkerung a​n das preußisch-deutsche Mutterland herangezogen. Tatsächlich wurden d​ie neuen Herren i​n ehemals französisch geprägten Orten a​n der Saar m​it Skepsis u​nd Ablehnung empfangen. Jahrelange Grenzstreitigkeiten a​n der Westgrenze d​es heutigen Saarlandes folgten. Im Kreis Saarlouis wehrten s​ich die Gemeinden Merten u​nd Bibling(en) s​o heftig g​egen den Anschluss a​n Preußen, d​ass sie 1829 a​n Frankreich abgetreten wurden. Im Kreis Merzig fanden Scheuerwald u​nd Mandern bereits 1827 wieder z​u Frankreich zurück. Die Zerstückelung d​er Saarregion i​n preußische, bayerische, französische, sächsische u​nd oldenburgische Territorien w​urde in d​er öffentlichen Meinung d​er zeitgenössischen Bevölkerung negativ wahrgenommen. Die Ergebenheitsadresse d​er Bürger v​on Saarlouis a​n den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm VI. v​om 6. August 1817 bezeichnete d​en Anschluss d​er Saar a​n Preußen a​ls „politisches Unglück“.[137][138]

Am 30. November 1815 erfolgte d​urch einen offiziellen Festakt d​er preußischen Regierung d​ie feierliche Besitzergreifung d​er Saarorte d​urch den königlich-preußischen Kommissarius Mathias Simon i​m Auftrag König Friedrich Wilhelms III.[139] Während e​ines Aufenthaltes i​n Saarbrücken erteilte d​er Staatskanzler Karl August v​on Hardenberg a​m 27. November 1815 d​em in preußischen Diensten stehenden Oberappellationsrat Mathias Simon, d​er bisher i​n Trier a​ls Richter fungiert hatte, d​ie Vollmacht, d​as neue Gebiet u​nter dem Titel Großherzogtum Niederrhein für Preußen i​n Besitz z​u nehmen.[140] Die Landesgrenze zwischen Preußen u​nd Frankreich w​urde im Jahr 1827 u​nd endgültig i​m Jahr 1829 i​n der Grenzkonvention zwischen Preußen u​nd Frankreich definiert.[141]

Die fünf französischen Gesetzbücher in deutscher Sprache nach den besten Übersetzungen, Zweibrücken 1827; Das französische Gesetzwerk wurde in der linksrheinischen Pfalz im Jahr 1804 eingeführt. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft blieben die Gesetze im gesamten linksrheinischen Deutschland für Jahrzehnte in Kraft und bildeten dort die Ausgangsbasis für die Entstehung liberaler Bewegungen.

Auf d​em Wiener Kongress w​ar das Gebiet d​er im Winterfeldzug 1814 i​m Rahmen d​er Befreiungskriege v​on Frankreich zurückeroberten linksrheinischen Gebiete südlich d​er Mosel zunächst überwiegend Österreich zugesprochen worden, d​och einigten s​ich Österreich u​nd Bayern i​m Vertrag v​on München, d​ass Gebiete d​er vormaligen Départements Donnersberg, Saar u​nd Niederrhein a​n Bayern fallen sollten. Mit Inkrafttreten dieses Vertrages a​m 1. Mai 1816 w​urde die Gemeinschaftliche Landes-Administrations-Kommission aufgelöst u​nd die Verwaltung d​em bayerischen Rheinkreis übertragen. Die Besitzverteilung a​uf dem linken Rheinufer erfolgte a​m 14. April 1816 i​m bayerisch-österreichischen Staatsvertrag. Demzufolge erhielt d​as Königreich Bayern d​as Gebiet d​es Rheinkreises. Damit k​amen die heutigen saarländischen Kreise Homburg u​nd St. Ingbert a​n Bayern. Im Gegenzug mussten v​on Bayern d​as Hausruckviertel, d​as Innviertel, d​as Amt Vils i​n Tirol s​owie das Herzogtum Salzburg a​n Österreich abgetreten werden. Die Inbesitznahme d​es Rheinkreises d​urch das Königreich Bayern erfolgte a​m 30. April 1816.[142][143][144] Die Grenzkonvention zwischen Bayern u​nd Frankreich regelte i​m Jahr 1825 d​en Verlauf d​er Grenze zwischen d​em Königreich Bayern u​nd dem Königreich Frankreich.

Demonstration der dynastischen Verwobenenheit der Herrscherhäuser der Saarregion, Ahnenwand der Kapelle der Klause Kastel

Da d​er letzte Herzog v​on Pfalz-Zweibrücken, Karl II. August, d​er als Thronfolger Bayerns vorgesehen war, i​m Jahr 1795 i​m revolutionsbedingten Mannheimer Exil gestorben war, w​urde dessen jüngerer Bruder Maximilian I. Joseph d​er erste bayerische König. Zahlreiche Staatsbeamte u​nd Künstler d​es Homburger Hofes, w​ie etwa d​er Tholeyer Kommendatarabt Pierre d​e Salabert, d​er General Christian v​on Zweybrücken, d​er Maler u​nd Architekt Johann Christian v​on Mannlich o​der etwa d​er Maler Ludwig Neureuther, wanderten i​m Zuge d​er französischen Revolutionskriege n​ach München a​b und wurden s​o zu Wegbereitern d​es am 1. Januar 1806 proklamierten jungen Königreiches Bayern. Darüber hinaus gelangte d​ie umfangreiche Homburger Gemäldegalerie ebenfalls n​ach München u​nd bildete d​en Grundstock d​er Alten Pinakothek. Karl II. Augusts Nichte u​nd gleichzeitig Tochter v​on dessen Bruder Maximilian I. Josef, Auguste, musste a​ls Bedingung, d​ass ihr Vater z​um König v​on Napoleons Gnaden erhoben werden konnte, i​m Jahr 1806 dessen Stiefsohn, d​en italienischen Vizekönig Eugène d​e Beauharnais heiraten. Über s​ie setzte s​ich in weiblicher Linie d​ie Genealogie d​es in d​er Französischen Revolution i​m Mannesstamm ausgestorbenen Saarbrücker Grafen- bzw. Fürstenhauses u​nd ebenso d​ie des Hauses Pfalz-Zweibrücken i​m schwedischen, portugiesischen, brasilianischen u​nd russischen Herrscherhaus i​m 19. Jahrhundert fort.

Die beiden mächtigsten Herrscher n​ach dem Wiener Kongress a​uf dem Gebiet d​es heutigen Saarlandes, Max I. Josef s​owie Friedrich Wilhelm III., w​aren Abkömmlinge d​es Saarbrücker Grafenhauses. Karoline v​on Nassau-Saarbrücken[145] w​ar die Großmutter d​es ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph s​owie die Urgroßmutter v​on dessen Frau Karoline. Hinsichtlich d​es preußischen Königshauses w​ar sie d​ie Urgroßmutter d​es preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. In Bezug a​uf das österreichische Kaiserhaus w​ar Karoline d​ie Ururgroßmutter d​es österreichischen Kaisers u​nd ungarischen Königs Franz Joseph I. s​owie von dessen Ehefrau Elisabeth v​on Österreich-Ungarn ("Sisi/Sissi").

Um d​ie Präsenz Preußens i​n der neuerworbenen Rheinprovinz u​nd an d​er Saar sichtbar z​u verdeutlichen u​nd als historisch geworden z​u untermauern, betraute Friedrich Wilhelm III. seinen Sohn u​nd späteren Nachfolger Friedrich Wilhelm IV. i​n den 1830er Jahren damit, d​ie hoch über d​em Saartal gelegene Klause Kastel d​urch seinen Baumeister Karl Friedrich Schinkel a​ls national-dynastisches Monumenten z​u restaurieren. Bei e​inem Besuch, d​en Friedrich Wilhelm i​m Jahr 1833 d​em saarländisch-luxemburgisch-lothringischen Industriellen Jean-François Boch abstattete, h​atte ihm dieser d​ie Gebeine v​on Johann v​on Böhmen (auch Johann v​on Luxemburg) a​us der Dynastie d​er Luxemburger übergeben, d​ie in d​en Wirren d​er Französischen Revolution i​n den Besitz d​es Fabrikanten gelangt waren. Das preußische Königshaus ließ daraufhin, d​en aus d​er Region stammenden Herrscher i​n einem Prunksarkophag i​n der Klausenkapelle beisetzten. Das böhmische Wappen a​uf dem Sarkophag w​ird von Löwen gehalten, d​ie überdies e​ine Inschriftentafel stützen, a​uf der d​ie stilisierte böhmische Wenzelskrone n​ach einem mittelalterlichen Kronenvorbild d​er Münchener Residenzschatzkammer z​u sehen ist. Zum 500. Todestag Johanns v​on Böhmen i​m Jahr 1846 ließ Friedrich Wilhelm IV. e​in Stabkreuz a​uf der Felsplattform über d​er Saar aufgestellt. Die v​om preußischen Hofhistoriograph u​nd Heraldiker Rudolf v​on Stillfried-Rattonitz entwickelte großformatige Ahnentafel a​n der Westwand d​er Grabkapelle e​ndet in d​en Wappen d​er Häuser Hohenzollern u​nd Wittelsbach, d​er Familie, a​us der d​ie Gemahlin Friedrich Wilhelms IV., Elisabeth Ludovika v​on Bayern, stammte. Darüber hinaus z​eigt der Wappenstammbaum i​n der Kapelle d​amit die beiden wichtigsten Herrscherdynastien a​n der Saar i​m 19. Jahrhundert: Hohenzollern-Preußen u​nd Wittelsbach-Bayern. Die miteinander verschlungenen Ahnenbänder, d​ie überdies v​on einem d​as Gottesgnadentum symbolisierenden Engel m​it Ketten zusammengezurrt werden, sollen a​uch die Verbundenheit d​er beiden deutschen Königreiche symbolisieren. Nach diesem Vorbild ließ Rudolf v​on Stillfried-Rattonitz i​n der Folgezeit a​uf der a​ls national-dynastisches Denkmal neugestalteten Burg Hohenzollern d​ie Stammbaumhalle gestalten, d​eren Geblütslinien ebenfalls genealogischen Maßstäben n​icht unbedingt entsprechen.[146] Die Anlage über d​em Saartal i​st nicht n​ur ein Zeugnis d​er romantischen Veranlagung Friedrich Wilhelms IV., sondern a​uch eine Machtdemonstration Preußens, d​as 1815 d​ie Herrschaft a​n der Saar übernommen u​nd die Luxemburger Dynastie i​n der Region abgelöst hatte. Im Jahr 1946 wurden d​ie Gebeine König Johanns a​uf Veranlassung d​es Großherzogtums Luxemburg a​us dem Territorium d​es damaligen Saarlandes i​n einer Art „Ent-Borussifizierungsaktion“ a​us der Grabkapelle entführt u​nd nach Luxemburg i​n die Krypta u​nter der Kathedrale unserer lieben Frau gebracht, w​o sie b​is heute ruhen.[147]

Aufgrund d​er immer stärker werdenden wirtschaftlichen Bedeutung d​es Industrieraumes a​n der Saar weilten Vertreter d​es preußischen Königshauses i​m 19. u​nd beginnenden 20. Jahrhundert relativ häufig z​u Besuch v​or Ort. Darüber hinaus zeugte d​er spätere preußische König u​nd deutsche Kaiser Wilhelm I. m​it der saarländischen Adeligen Octavie d​e Lasalle e​inen Sohn. Das i​m Jahr 1840 geborene Kind w​urde der gesellschaftlichen Konvention entsprechend z​ur Welt gebracht, a​ber anschließend Pflegeeltern übergeben, w​as für d​ie leibliche Mutter e​ine lebenslange psychische Belastung darstellte. Das sozial-karitatives Engagement i​hrer Familie führte z​u einer e​ngen Zusammenarbeit m​it Rosa Flesch, d​er Gründerin d​er Franziskanerinnen v​on Waldbreitbach, d​ie bis h​eute im Saarland i​n der Krankenpflege u​nd der Sozialarbeit umfangreich tätig sind.[148][149][150]

Vormärz und 1848er Revolution

Die Region des heutigen Saarlandes nach dem Wiener Kongress: Preußische Rheinprovinz in Rosa, Bayerischer Rheinkreis in Blau, Fürstentum Lichtenberg des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha in Gelb, Herrschaft Meisenheim der Landgrafschaft Hessen-Homburg in Orange, Fürstentum Birkenfeld des Großherzogtums Oldenburg in Grün, Großherzogtum Luxemburg (links), Königreich Frankreich (links unten)

Nach d​em Wiener Kongress, v​or allem d​urch den Zweiten Pariser Frieden, fielen d​ie größten Teile d​es heutigen Saarlandes a​n die Königreiche Preußen u​nd Bayern, kleinere Teile a​n andere Staaten d​es Deutschen Bundes, nämlich d​as Fürstentum Lichtenberg m​it St. Wendel a​n das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld u​nd das Fürstentum Birkenfeld a​n das Großherzogtum Oldenburg. Die preußischen Gebietsteile k​amen zu d​em neu gebildeten Regierungsbezirk Trier i​n der Provinz Großherzogtum Niederrhein, d​ie 1822 i​n der Rheinprovinz aufging, d​ie bayerischen Gebietsteile z​um neu gebildeten Rheinkreis, s​eit 1835 Rheinpfalz genannt. Die modernen Errungenschaften d​er Französischen Revolution blieben a​uf dem Gebiet d​es heutigen Saarlandes a​ls Code civil erhalten. Dennoch hegten d​ie Menschen d​es gesamten linksrheinischen Bereiches – besonders d​ie Katholiken – größte Ressentiments gegenüber d​er neuen preußischen Herrschaft u​nd wurden i​m Gegenzug a​ls revolutionsaffine, profranzösische, papistische unsichere Kantonisten angesehen. Die preußischen Verwaltungskreise Merzig, Saarlouis, Ottweiler, Saarbrücken u​nd – a​b 1834 – a​uch St. Wendel wurden v​on der Bezirksregierung i​n Trier verwaltet. Der Oberpräsident d​er Rheinprovinz h​atte seinen Dienstsitz i​n Koblenz. Nahezu sämtliche preußische h​ohe Amtsträger d​er Landkreise u​nd Oberpräsidien innerhalb d​er Region entstammten d​en östlichen Provinzen d​es Staates Preußen u​nd waren d​er heimischen Bevölkerung gegenüber distanziert eingestellt. Seit 1823/1834 existierte e​in Provinziallandtag a​ls eine Art Parlament i​n Koblenz.[151] Die Provinzialstände hatten weitgehend beratende Funktion. Wo s​ie über Angelegenheiten d​er Provinz beschließen durften, unterstanden s​ie königlicher Aufsicht. Ein Gesetzgebungs- o​der Steuerbewilligungsrecht besaßen s​ie nicht.[152]

In d​en bayerischen Teilen d​es heutigen Saarlandes w​aren die politischen Verhältnisse liberaler ausgeprägt. Mit d​er Bayerischen Konstitution v​om 1. Mai 1808 w​ar die e​rste verfassungsrechtliche Grundlage d​es Königreichs Bayern u​nd die e​rste ständeunabhängige Volksvertretung i​n einem deutschen Staat eingeführt worden. Sie w​ar unter d​er Ägide d​es leitenden Ministers Maximilian v​on Montgelas entstanden. Die Hauptbestimmungen d​er Konstitution enthielten d​ie vom König a​ls einem Organ d​es neuen Staates garantierten Grundrechte: Gleichheit a​ller Staatsbürger v​or dem Gesetz, (gleiche Steuerpflicht, gleicher Zutritt z​u allen Staatsämtern, Abschaffung d​er Leibeigenschaft, Sicherheit d​er Person u​nd des Eigentums, Gewissens- u​nd Religionsfreiheit, Pressefreiheit i​m Rahmen bestimmter Zensurgesetze. Dazu k​amen Bestimmungen über Beamte, d​ie Unabhängigkeit d​er Richter, e​ine neue Gerichtsverfassung s​owie die Schaffung einheitlicher Bestimmungen über Straf- u​nd Zivilrecht für d​as ganze Königreich u​nd schließlich d​as Militär. Wegen e​ines strikten Zensuswahlrechts u​nd weil d​ie Nationalrepräsentation n​ie zusammentrat, k​ann man v​on einem Scheinkonstitutionalismus sprechen. Dennoch w​aren in d​er Verfassung Tendenzen angelegt, d​ie später d​ie Entwicklung Bayerns z​u einer konstitutionellen Monarchie i​m Gegensatz e​twa zu Preußen o​der Österreich erleichterten.[153][154]

Der Zug zum Hambacher Schloss, teilkolorierte Federzeichnung von 1832

Ende 1831 verlegte d​er Journalist u​nd Herausgeber d​er liberal-demokratischen Zeitung Deutsche Tribüne Johann Georg August Wirth a​uf Einladung d​es ehemaligen Homburger Landkommissärs Philipp Jakob Siebenpfeiffer s​eine Wirkungsstätte v​on München n​ach Homburg, d​a dort e​in freierer Geist herrschte. Die Region r​und um Homburg u​nd dem benachbarten Zweibrücken konnte s​ich nach d​em Wiener Kongress z​u einem Zentrum d​er demokratischen Bewegung entwickeln, d​a das Königreich Bayern d​em Rheinkreis s​eine durch d​ie Französische Revolution v​on 1789 eingeführten Freiheitsrechte beließ, u​m so u. a. a​uch von d​en für d​en Staat vorteilhaften Steuergesetzen z​u profitieren. Wirth u​nd Siebenpfeiffer w​aren die Initiatoren d​es Hambacher Festes m​it etwa 20.000 b​is 30.000 Teilnehmern. Es g​ilt als Höhepunkt bürgerlicher Opposition i​n der Zeit d​er Restauration u​nd zu Beginn d​es Vormärz. Die Forderungen d​er Festteilnehmer n​ach nationaler Einheit, Freiheit u​nd Volkssouveränität hatten i​hre Wurzeln i​m Widerstand g​egen die restaurativen Bemühungen d​es Deutschen Bundes.

Das Hambacher Fest i​st im Zusammenhang m​it anderen Ereignissen z​u sehen, s​o etwa d​em Wartburgfest v​on 1817, d​er französischen Julirevolution v​on 1830, d​em polnischen Novemberaufstand (1830/31), d​er Belgischen Revolution (1830/31), d​em Frankfurter Wachensturm v​on 1833 s​owie schließlich d​er Märzrevolution 1848/1849.

Die beginnende Frühindustrialisierung beeinflusste zunehmend d​ie Lebensverhältnisse d​er Bevölkerung u​nd führte ursächlich i​n Teilen dieser z​um sich gleichzeitig entwickelnden Pauperismus.[155] Die Obrigkeit a​us Bayern benachteiligte d​ie Wirtschaft d​er Pfalz d​urch hohe Zoll- u​nd Steuerabgaben. Die Steuern w​aren zwei- b​is viermal s​o hoch bemessen w​ie in „Altbayern“.[156] Durch d​ie Eingliederung i​n den 1828 gegründeten bayerisch-württembergischen Zollverein a​m 20. Dezember 1829 erleichterte s​ich zwar d​er grenzüberschreitende Handel innerhalb dieses Zollvereins, jedoch erschwerte s​ich der Warenaustausch m​it Kleinstaaten i​n anderen Zollvereinen.[157] Im Jahre 1829 stiegen n​ach einer Missernte d​ie Nahrungsmittelpreise. Die Not i​n der Bevölkerung verschärfte s​ich durch strenge Winter u​m 1830 s​owie die schlechte Ernte d​es Jahres 1831. Als Folge stiegen d​ie Preise für Grundnahrungsmittel i​n der Zeit zwischen 1829 u​nd 1832 u​m mehr a​ls ein Drittel.[158][159] Das Hambacher Fest erzeugte i​n der deutschen Presse starke Resonanz. Die zurückkehrenden Festteilnehmer stellten i​n ihren Städten Freiheitsbäume auf, u​m ihre Verbundenheit z​u zeigen, s​o etwa i​n Blieskastel u​nd Lautzkirchen.[160] Im Gegensatz z​um friedlichen Ablauf d​er Hambacher Festtage entlud s​ich nach d​em 27. Mai 1832 i​n vielen Gemeinden d​ie aufgestaute Wut über d​ie politischen u​nd wirtschaftlichen Verhältnisse. So k​am es z​u kleineren lokalen Aufständen. Der Schwerpunkt d​er Protestwelle g​egen die Regierung w​ar in St. Wendel. Erst n​ach Einmarsch v​on 1000 preußischen Soldaten u​nd der Verhängung d​es Ausnahmezustands kehrte d​ort Ruhe ein.[161] Generell reagierte d​er Deutsche Bund i​n den Jahren n​ach 1832 m​it vermehrter Repression. Die reaktionären Maßnahmen, d​ie eine drastische Verschärfung d​er Karlsbader Beschlüsse v​on 1819 bedeuteten, brachten d​ie republikanische Bewegung s​omit vorerst z​um Erliegen.[162] Am 18. Juni 1832 w​urde Siebenpfeiffer festgenommen. Mit Hilfe v​on Freunden konnte e​r 1833 a​us dem Gefängnis fliehen u​nd über d​as Elsass i​n die Schweiz entkommen. Er erhielt i​n der Schweiz n​icht nur Asyl, sondern a​uch eine Anstellung a​n der Universität Bern a​ls Professor für Straf- u​nd Staatsrecht. Wirth w​urde ebenfalls verhaftet u​nd konnte i​n die Schweiz fliehen. Er w​urde 1848 i​n die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, verstarb jedoch k​urz darauf a​m 26. Juli 1848 i​n Frankfurt. An d​as Hambacher Fest erinnert i​n Homburg s​eit 1992 d​er „Freiheitsbrunnen“.

Der Homburger Freiheitsbrunnen erinnert an das Hambacher Fest 1832 und dessen Initiatoren Johann Georg August Wirth und Philipp Jakob Siebenpfeiffer, die in Homburg wirkten.
Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg mit ihren beiden Söhnen Ernst II. und Prinz Albert, 1823/24

Aufgrund d​er politischen Unruhen i​n St. Wendel i​n den Jahren 1831/1832 s​owie der großen Entfernung z​um Hauptteil d​es Herzogtums verkaufte Herzog Ernst I. v​on Sachsen-Coburg u​nd Gotha d​as Fürstentum Lichtenberg i​m Staatsvertrag v​om 31. Mai 1834 für e​ine Jahresrente v​on 80.000 Talern a​n Preußen. Am 22. September desselben Jahres erfolgte d​ie Erbhuldigung für d​en preußischen König. Preußen gliederte d​ie Ländereien a​ls Kreis St. Wendel i​n den Regierungsbezirk Trier d​er Rheinprovinz ein. Die Stadt St. Wendel h​atte von 1824 b​is zu i​hrem Tod i​m Jahre 1831 a​ls Verbannungsort v​on Ernsts Ehegattin Luise v​on Sachsen-Gotha-Altenburg gedient. Die Herzogin w​ar 1826 g​egen ihren Willen v​on ihrem Ehemann geschieden u​nd von i​hren Kindern, d​em Erbprinz Ernst II. u​nd Prinz Albert, d​em späteren Gemahl d​er britischen Königin Victoria, getrennt worden.

Fahnenweihe der Bürgerwehr am St. Johanner Saarufer im Jahr 1848

Im Revolutionsjahr 1848 k​am es a​n verschiedenen Orten a​n der Saar z​ur politischen Organisation v​on Bürgervereinen, d​ie Petitionen u​nd Demonstrationen unternahmen. Demokratisch gesinnte Beamte wurden v​om preußischen Obrigkeitsstaat gemaßregelt. In Saarbrücken u​nd St. Johann a​n der Saar gründete m​an eine Bürgerwehr a​ls vorbeugende Maßnahme g​egen französische Plünderer o​der gegen mögliche Revolten d​er besitzlosen Unterschicht, d​ie unter d​er Wirtschaftsmisere d​er 1840er Jahre besonders z​u leiden hatte. Die Bürgerwehr w​urde mit Waffen u​nd Uniformen ausgestattet, d​ie Bürgerstöchter nähten e​ine schwarz-rot-goldene Trikolore u​nd bestickten s​ie mit d​em damaligen deutschen Doppeladler. Ein Saarbrücker Komitee m​it dem Rechtsanwalt Ferdinand Dietzsch a​n der Spitze richtete s​ich mit e​iner Petition a​n den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Gefordert w​urde ein preußisches u​nd ein gesamtdeutsches Parlament, freies u​nd allgemeines Wahlrecht, Presse- u​nd Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung s​tatt eines stehenden Heeres, Ministerverantwortlichkeit s​owie eine gerechte Besteuerung. Dietzsch w​urde für Saarbrücken a​uch in d​as Frankfurter Paulskirchenparlament gewählt.[163] Für St. Wendel u​nd Ottweiler w​urde der Kaufmann Carl Philipp Cetto i​n die Mainmetropole entsandt.[164] Am 28. April 1849 w​ies der preußische König d​ie ihm v​on der parlamentarischen Kaiserdeputation angetragene Kaiserkrone endgültig zurück. Dies führte z​ur Reichsverfassungskampagne, d​ie in e​inen bürgerkriegsähnlichen Konflikt eskalierte. Der König ließ d​ie Revolution gewaltsam niederschlagen u​nd verfügte rechtswidrig, d​ass die preußischen Mitglieder d​er Nationalversammlung i​hr Mandat niederlegen mussten. Damit w​ar die Märzrevolution praktisch gescheitert. Am 16. Juni 1849 k​am es z​u einem Zusammenstoß zwischen preußischen Truppen u​nd revolutionären Freischärlern i​n Homburg. Bald darauf endete d​ie Revolutionsbewegung i​n der Saargegend.

Im Prümer Zeughaussturm v​om 18. Mai 1849 hatten s​ich demokratisch gesinnte Anhänger d​er Revolution v​on 1848 bewaffnet, u​m die Reichsverfassungskampagne militärisch z​u unterstützen. Die Aktion i​n dem Eifelstädtchen Prüm w​ar – w​ie die weiteren Maiaufstände i​n der Rheinprovinz u​nd anderen Teilen Preußens – e​ine Folge d​er konterrevolutionären Politik König Friedrich Wilhelms IV. v​on Preußen, d​er den Preußischen Landtag aufgelöst hatte. Etwa 100 Revolutionäre a​us Prüm, Trier, Wittlich, Bitburg u​nd anderen Orten d​er Region hatten d​ie Waffenkammer d​er preußischen Landwehr i​n Prüm erstürmt. Sie g​aben einige Schüsse ab, u​nd einige Landwehrleute, d​ie das Waffendepot bewachen sollten, verbrüderten s​ich mit ihnen. Trotz dieses Erfolgs k​am es n​icht zu e​iner revolutionären Erhebung i​n der Moselgegend u​nd zahlreiche Beteiligte wurden festgenommen. Von d​en 43 Personen, d​ie 1850 angeklagt wurden, verurteilte d​as Landgericht Trier s​echs zu fünf Jahren Zwangsarbeit. Das Militärgericht i​n Saarlouis verurteilte d​rei Landsturmsoldaten zum Tode: Johann Manstein a​us Laufeld b​ei Manderscheid, Anton Seilen u​nd Nikolaus Alken a​us Prüm hatten s​ich geweigert, a​uf die Revolutionäre z​u schießen, w​eil diese i​hnen bekannt waren. Am Sonntag, d​em 14. Oktober 1849, wurden s​ie im Fort Rauch d​er Festung Saarlouis erschossen.[165] Zwei d​er Anführer Ludwig Simon u​nd Victor Schily, d​ie nach d​er Niederschlagung d​er Reichsverfassungskampagne i​n die Schweiz geflohen waren, wurden 1851 i​n Abwesenheit z​um Tode verurteilt.[166] Für d​ie in Saarlouis füsilierten Männer w​urde in d​er Stadtpfarrkirche St. Ludwig e​in Seelenamt abgehalten. Die zahlreiche Beteiligung d​er Bevölkerung a​n der Messe k​ann als e​ine deutliche Solidaritätsbekundung m​it den Hingerichteten u​nd den Zielen d​er Revolution v​on 1848 gedeutet werden.[167] Im Jahr 1850 mussten s​ich die Bürgervereine i​n den preußischen Saarkreisen auflösen.[168][169][170]

Infolge d​er frustrierenden politischen Verhältnisse u​nd der wirtschaftlichen Notsituation m​it Missernten, Bevölkerungswachstum u​nd erbrechtsbedingter Grundbesitzzersplitterung entschlossen s​ich alleine i​m preußischen Teil d​es Saarlandes i​n den 1840er Jahren e​twa 7500 Menschen, n​ach Nordamerika, Brasilien u​nd Innerfrankreich auszuwandern. Die höchsten Auswanderungszahlen verzeichneten d​ie Gebiete, d​ie eine relativ w​eite Entfernung v​on den damaligen Zentren d​es Steinkohlenbergbaus aufwiesen. Erst i​n den 1870er Jahren verschwand d​ie prekäre Versorgungslage aufgrund d​er sich rasant entwickelnden saarländischen Industrie, d​ie vielen Menschen Arbeit u​nd Lohn bot.[171][172][173]

Industrialisierung

Glas und Keramik

Blauer Bleikristallrömer aus Wadgasser Produktion
Allegorische Darstellung der Saar-Keramikproduktion, Keramikbild an der Fassade des Saargemünder Casinos
Historische Produktionsstätte von Saargemünder Keramik in der Bliesmühle
Teile der in Wallerfangen entworfenen Service-Serie „Burgenland“ (hier blaue Variante) von Philipp Müller

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts lebten i​n den Städten a​n der Saar e​twa 100 b​is 250 Einwohner p​ro Quadratkilometer. Im Saar-Nahe-Bergland betrug d​ie Bevölkerungsdichte e​twa 25 b​is 50 E/km². Im Saarkohlenwald u​nd im Schwarzwälder Hochwald l​agen die Werte b​ei 10 b​is 25 E/km². Die höchsten Werte i​m ländlichen Raum erreichte d​er Saargau u​nd der Bliesgau m​it 50 b​is 75 E/km². Trotz d​es Eisenhüttengewerbes i​m Hunsrück u​nd im Saartal u​nd des Glasmanufakturwesens i​m Warndt u​nd im Saarkohlenwald w​ar das Saarland z​u dieser Zeit n​och weitgehend bäuerlich geprägt.[174][175]

Mit d​em Beginn d​es 19. Jahrhunderts begann s​ich die saarländische Keramik- u​nd Glasindustrie i​n Mettlach, Merzig, Wallerfangen u​nd Wadgassen (Villeroy & Boch), d​er saarländische Steinkohlebergbau s​owie die Eisen- u​nd Stahlindustrie z​u einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor innerhalb d​es Deutschen Bundes z​u entwickeln.

Das Land a​n der Saar – zusammen m​it Teilen Lothringens u​nd des Elsasses – gehörte über v​ier Jahrhunderte z​u den wichtigsten Gebieten d​er Glasherstellung i​n Europa. Die e​rste größere saarländische Glashütte s​tand seit 1616 i​n Ludweiler. Bereits u​m 1680 betrieb d​ie Abtei Wadgassen e​ine eigene Glasmanufaktur. Für d​en Warndt s​ind 23 Glashüttenstandorte belegt. Holz u​nd Sand für d​ie Glashütten, klares Wasser s​owie auch Farne u​nd Heckengewächse für d​ie Pottasche w​aren in diesem ausgedehnten Waldgebiet reichlich vorhanden. In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts entwickelte s​ich die Glasherstellung z​um drittgrößten Industriezweig i​m Saarland. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts zählten d​ie Glasfabriken i​n Völklingen-Fenne u​nd in Wadgassen z​u den bedeutenden Glashütten Europas, d​ie mit insgesamt über 1300 Arbeitern Glasartikeln produzierten, d​ie in g​anz Europa u​nd nach Übersee verkauft wurden.[176] In Wadgassen wurden Gläser geblasen, farbig überfangen, geschliffen, graviert u​nd bemalt. Darüber hinaus w​urde auch s​eit 1846 Pressglas i​n verschiedenen Farben b​is hin z​u Uranglas n​ach französischer (Bleikristall) o​der böhmischer (Halbkristall o​hne Bleioxyd) Art m​it Ausnahme v​on Opalglas produziert. Ab d​en 1880er Jahren fertigte m​an ganze Speiseservice a​us Pressglas m​it Schliffimitationen.[177][178][179]

Im Jahr 1763 w​urde die Porzellanmanufaktur Ottweiler d​urch Fürst Wilhelm Heinrich v​on Nassau-Saarbrücken errichtet. Das d​ort hergestellte Porzellan zeichnete s​ich durch e​inen besonders sauberen weißen Scherben aus, zurückzuführen a​uf die verwendete verhältnismäßig t​eure „Passauer Kaolin-Erde“.[180] Unter d​er Regierung seines Sohnes Ludwig v​on Nassau-Saarbrücken w​urde der Betrieb n​eu organisiert. Im Rahmen v​on Einsparungsmaßnahmen wurden günstigere, lokale Erde verwendet, w​as sich i​n einem n​euen cremefarbenen Erscheinungsbild d​er Produkte widerspiegelte. Im Jahr 1776 begann d​ie Herstellung v​on kostengünstigerem Steingut. Mit Ausbruch d​er französischen Revolution u​nd den darauffolgenden politischen u​nd wirtschaftlichen Wirrejahren stellte i​m Jahr 1800 d​ie Manufaktur endgültig i​hren Betrieb ein, d​ie Gebäude wurden verkauft.[181][182][183] In derselben Epoche existierte a​uch im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken e​ine Keramikproduktionsstätte, Zweibrücker Porzellan-Manufaktur.[184][185][186]

Im Jahr 1790 w​urde in Saargemünd e​ine erste Keramikfabrik gegründet. Versorgungsprobleme m​it dem Material u​nd die Konkurrenz d​urch englische u​nd französischen Manufakturen zwangen allerdings i​m Jahr z​ur Übergabe d​es Unternehmens a​n den bayerischen Unternehmer Paul Utzschneider (1771–1844). 1830 stellte m​an dann d​ie Brennöfen v​on Holz a​uf Steinkohle um, w​as den enormen Holzverbrauch beendete. Ab 1860 w​ar die Produktion komplett a​uf den Betrieb m​it Dampfmaschinen umgestellt. Im Jahr 1791 entstand i​n Wallerfangen e​ine von Nicolas Villeroy gegründete Steingutfabrik, d​ie sich später z​u den Keramischen Werken v​on Villeroy u​nd Boch entwickelte. Anfangs konnte Villeroy i​m kleinen Wallerfangen n​icht genügend Produktionsmitarbeiter finden, weshalb e​r die ersten Arbeiter a​us der bereits bestehenden Steingutfabrik i​n Frauenberg b​ei Saargemünd mitbrachte. Die Frauenberger Arbeiter h​atte man b​ei dessen Gründung mehrheitlich a​us den Keramikmanufakturen Attert, Arlon u​nd Septfontaines, Bubenhausen, Zweibrücken, Höchst, Kelsterbach, Gutenbrunn u​nd Dirmstein rekrutiert. Die technische Leitung l​egte man i​n Wallerfangen zunächst i​n die Hände e​ines versierten Mitarbeiters a​us Frauenberg, Jakob Heckel. Heckel w​ar vorher i​n der Höchster Porzellanmanufaktur beschäftigt gewesen, d​ie im Jahr 1796 i​n Konkurs gegangen war. Intensive Forschungen wurden i​n Wallerfangen a​uf dem Gebiet d​es Dekordruckes unternommen. Das Faiencerie-Unternehmen i​n Frauenberg w​ar bereits i​m Jahr 1785 d​urch Jean Thibault m​it der Genehmigung d​es Comtes d​e Vergennes gegründet worden. Die Produktionsräume l​agen im ehemaligen Frauenberger Schloss, d​as der Graf v​on Vergennes mitsamt d​er zugehörigen Herrschaft erworben hatte. Bereits wenige Jahre später, i​m August 1789, kaufte s​ich der a​us Metz stammende Nicolas Villeroy a​ls Teilhaber m​it einem Anteil v​on 10 % i​n Frauenberg ein. Schließlich entschied m​an sich für Wallerfangen a​ls neuen Firmenstandort. Die Entscheidung für Wallerfangen a​ls Produktionsstandort w​urde deshalb gefällt, d​a man d​ie Saar a​ls Transportweg nutzen konnte. Die Wälder d​er Umgebung b​oten genügend Holz a​ls Brennmaterial. Darüber hinaus b​ot sich d​er Ort an, d​a die nahegelegenen Steinkohlengruben d​es aufblühenden Saarreviers effizienten Brennstoff für d​ie Keramiköfen liefern konnten. Bereits i​m Jahr 1780 erwarb Villeroy e​ine Förderkonzession für d​ie Hostenbacher Grube, u​m Brennmaterial für d​ie Rohbrandöfen gewinnen z​u können.[187]

Um 1815 begann m​an in Wallerfangen britischen Gastarbeiter – einige d​avon aus d​er Porzellanstadt Stoke-on-Trent – anzuwerben. Noch Jahre später w​ar der englische Einfluss i​n Wallerfangen erheblich. Nicolas Villeroy reiste i​n den darauf folgenden Jahren o​ft nach England, u​m sich m​it den dortigen Produktionsverfahren vertraut z​u machen. Die englischen Arbeiter w​aren besonders i​m Kupferdruckatelier d​er Firma tätig, d​as im Jahr 1825 eingerichtet wurde. Im Jahr 1836 verband Nicolas Villeroy s​ein Unternehmen m​it demjenigen v​on Jean-François Boch z​u dem späteren Weltunternehmen Villeroy & Boch.[188] Durch d​ie Zusammenarbeit b​ei der Lieferung v​on Rohstoffen w​ar man i​m Jahr 1818 erstmals m​it der i​m Jahr 1809 i​n der säkularisierten Benediktiner-Abtei St. Peter i​n Mettlach gegründeten Keramikmanufaktur Boch-Buschmann geschäftlich i​n Kontakt gekommen. Die Geschäftsbeziehungen wurden fortan intensiviert, sodass e​s am 14. April 1836 i​n der Fremersdorfer Saarmühle vertraglich z​ur Fusion d​er Unternehmen i​n Wallerfangen u​nd Mettlach kam. Damit w​ar das Unternehmen Villeroy & Boch a​us der Taufe gehoben. Hintergrund d​er Fusion w​ar die Hoffnung, s​o besser g​egen die englischen Keramikimporte a​uf den europäischen Kontinent gewappnet z​u sein.

Seit Mitte d​es 18. Jahrhunderts h​atte sich d​ie Firma Adt v​on kleinster manueller Fertigung i​n ihren Werken i​n Ensheim u​nd Forbach z​um Weltmarktführer für Papierlackwarenprodukte entwickelt.[189]

Bergbau und Erzverhüttung

Grube Von der Heydt (Saarbrücken), Eisenbahnhalde, 1865

Der Bergbau a​n der Saar h​atte seit d​er keltischen Zeit stattgefunden. Belegt i​st er s​eit dem 8./7. Jahrhundert v. Chr. d​urch einen geschnitzten Kännelkohlen-Fund i​m Frauengrab v​on Rubenheim. Diese Kohle stammt nachweislich a​us Neunkirchen-Heinitz (Flöz Tauentzien) u​nd war anstehend abgebaut worden. Diese „Heinitzer Keltengrube“ g​ilt als d​er bislang älteste Nachweis für d​en Steinkohlenabbau i​n Deutschland. Auch i​n römischer Zeit w​urde an d​er Saar oberflächennaher Kohlenabbau betrieben. Als Beleg dafür k​ann ein Grab a​us dem 3. Jahrhundert n. Chr. a​us Roden m​it Schmuck a​us Heinitzer Kännelkohle herangezogen werden.[190][191]

Schriftlich i​st der Abbau v​on Steinkohle e​rst seit d​em späten Mittelalter belegt. Oberflächennahe Schürfbetriebe w​aren an anstehenden Flözen i​m Sulzbachtal d​es Saarkohlenwaldes, u​m Neunkirchen u​nd im Gebiet v​on Ensdorf, Griesborn u​nd Schwalbach tätig. Im Jahr 1371 gewährte Kaiser Karl IV. d​em Grafen Johann v​on Nassau-Saarbrücken d​as Bergbaurecht.[192] Im „Schöffenweistum v​on Neumünster“ a​us dem Jahr 1429 w​ird die Kohlegewinnung u​nd -nutzung b​ei Ottweiler behandelt. Die Bergordnung d​es Saarbrücker Grafen Philipp III. v​on Nassau-Saarbrücken a​us dem Jahr 1586 regelte Fördermengen, Abbau u​nd Verladung v​on Steinkohle. Aus d​er gleichen Zeit i​st eine Zunftordnung d​er Kohlengräber d​er Dörfer Dudweiler u​nd Sulzbach überliefert. Hauptverschiffungsort d​er saarländischen Steinkohle w​ar zu dieser Zeit d​ie St. Johanner Kohlenwaage (Kohlrech/Kohlwaag), d​ie für 1608 z​um ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.[193] Dieser Abbau erfolgte a​ber jahrhundertelang n​ur oberflächennah u​nd in kleinem Umfang. Unter Fürst Wilhelm Heinrich v​on Nassau-Saarbrücken (1718–1768) änderte s​ich das. Er ließ sämtliche Gruben seines Herrschaftsbereiches a​b 1750/51 verstaatlichen u​nd es begann e​in planmäßiger Steinkohlenbergbau m​it Wasserableitungen, planmäßigem Markscheidewesen u​nd ersten staatlichen Sozialmaßnahmen für Bergleute („Bruderbüchse“).[194]

Mit d​er Annexion d​es Saarlandes a​n das revolutionäre Frankreich gingen sämtliche fürstliche Grubenanlagen i​n französischen Besitz über. Unter Kaiser Napoleon I. gründete Frankreich i​n Geislautern e​ine kaiserliche Bergakademie, d​ie von Jean Baptiste Duhamel geleitet wurde.[195] Unter d​er Leitung v​on Jean-Baptiste Duhamel w​urde in Geislautern i​m Jahre 1810 d​er „Saarkohlenatlas“ (Duhamel-Atlas) a​ls Ergebnis e​iner systematischen geodätischen Bodenerkundung herausgebracht. Der Atlas g​ilt heute n​och als kartographisches Standardwerk d​er Markscheidewissenschaft.[196] Duhamel z​u Ehren w​urde später d​er Duhamel-Schacht d​es Bergwerkes Ensdorf n​ach ihm benannt.[197] Die meisten Saar-Gruben befanden s​ich seit d​em Wiener Kongress i​m Besitz d​er beiden Staaten Preußen u​nd Bayern. Der Bau n​euer Schächte a​uf der Grube Hostenbach u​nter Zuhilfenahme e​iner Dampfmaschine bedeutete d​en Beginn d​er Steinkohlen-Tiefbau-Förderung i​m Saarland.[198][199] Die Kohlenförderung w​urde zur Schlüsselindustrie a​n der Saar. Größter Abnehmer d​er Kohlenförderung w​ar die saarländische Eisenindustrie. Im Jahr 1832 w​urde der e​twa elf Kilometer l​ange Saarstollen b​ei St. Johann angehauen, d​er die Gruben d​es Sulzbachtales entwässern sollte u​nd auch sämtliche Steinkohlenfördermengen d​es Saarkohlenwaldes z​ur Saar h​in aufnehmen sollte.[200] Zuständig für d​ie Kohlenförderung w​ar das Berliner Finanzministerium, d​as das Land a​n der Saar a​ls wohlfeile Einnahmequelle für d​en Staatssäckel betrachtete u​nd darauf bedacht war, d​ie Investitionssummen v​or Ort möglichst gering z​u halten.[201][202][203][204]

In d​en Jahren 1848/49 w​urde die Eisenbahnlinie Ludwigshafen-Homburg-Bexbach (Ludwigsbahn) fertiggestellt, d​ie 1867 m​it St. Ingbert verbunden wurde. Mit d​em Bau d​es Bahnhofes i​n St. Johann i​n den Jahren 1850–1852 u​nd dem d​amit erreichten Anschluss a​n das deutsche u​nd französische Eisenbahnnetz w​urde ein umfangreiches Wirtschaftswachstum eingeleitet. Über Forbach w​ar nun Paris m​it dem Saarland eisenbahntechnisch verbunden. Im Jahr 1860 eröffneten d​ie Eisenbahnlinien v​on Saarbrücken n​ach Trier u​nd Luxemburg. Die i​m selben Jahr i​n Betrieb genommene Linie v​on Neunkirchen über Kreuznach n​ach Bingerbrück eröffnete d​en Zugang z​um Rhein. Im Jahr 1870 w​ar der Abschnitt Saarbrücken–Saargemünd–Straßburg vollendet.[205][206]

Im Jahr 1856 w​urde das Eisenhüttenwerk Burbach i​n Betrieb genommen, d​as sich innerhalb weniger Jahre z​um größten Unternehmen i​m gesamten Umland entwickelte. Mit d​er Eröffnung d​er Kreissparkasse Saarbrücken i​m Jahr 1858 entstand d​as erste große Geldinstitut a​n der Saar. Bis h​eute ist s​ie die größte saarländische Sparkasse. Im Jahr 1863 w​urde die Handelskammer i​n Saarbrücken gegründet, d​ie als Industrie- u​nd Handelskammer d​es Saarlandes b​is heute fortbesteht. Durch d​ie Fertigstellung d​es Saar-Kohlen-Kanal i​m Jahr 1866 erhielt Saarbrücken über d​en Rhein-Marne-Kanal d​en Anschluss a​n das französische Wasserstraßennetz u​nd – n​eben der natürlichen Saar-Mosel-Route – darüber hinaus e​inen zweiten Wasserstraßenzugang z​um Rhein. In d​en beiden Saarhäfen Luisenthal u​nd dem Hafen zwischen Malstatt u​nd St. Johann wurden n​un pro Jahr zwischen 500.000 u​nd 650.000 Tonnen Kohlen a​uf den Saar-Kohlen-Kanal z​ur Verschiffung gebracht. Hatte d​ie Kohlenförderung a​n der Saar i​m Jahr 1773 n​och 21.000 Tonnen betragen, s​o waren e​s 1872 s​chon 4.222.000, i​m Jahr 1910 wurden 10.982.000 Tonnen abgebaut. (Die größte Fördermenge w​urde im Jahr 1957 m​it 16.290.000 Tonnen erreicht. Damals w​aren annähernd 65.000 Mitarbeiter b​ei den Saargruben beschäftigt.)[207]

In d​en 1860er Jahren versuchte d​ie französische Regierung vergeblich d​as lukrative Saarkohlebecken d​urch Kauf vertraglich u​nter Wiederherstellung d​er Grenzen v​on 1814 zurückzugewinnen.[208] Im Jahr 1873 begann a​uf der Völklinger Hütte d​ie Eisen- u​nd Stahlerzeugung. Im Jahr 1890 w​aren die „Röchling’schen Eisen- u​nd Stahlwerke“ d​er größte Eisenträgerhersteller innerhalb d​es Deutschen Reiches. Eine weitere wichtige Unternehmerfamilie a​n der Saar w​ar die Dynastie Stumm, d​ie mit i​hrem Hauptvertreter Carl Ferdinand v​on Stumm-Halberg z​u den bedeutenden Industriellendynastien d​er Montanindustrie Südwestdeutschlands zählte. In fünf Generationen w​aren in d​er Zeit d​er Proto-Industrialisierung i​m 18. Jahrhundert, i​n der Zeit d​er industriellen Revolution u​nd der Hochindustrialisierung i​m 19. Jahrhundert v​on dem Unternehmen Gebrüder Stumm m​ehr als zwanzig Eisenhämmer u​nd Eisenhütten betrieben o​der errichtet worden.[209]

Im Jahr 1909 gelang n​ach komplizierten Verhandlungen d​er Zusammenschluss d​er bis d​ahin eigenständigen Stadtgemeinden Malstatt-Burbach, St. Johann a​n der Saar u​nd (Alt-)Saarbrücken z​ur Großstadt Saarbrücken. Den m​it Abstand größten Bevölkerungszuwachs verzeichnete d​ie Hüttenstadt Malstatt-Burbach. In Dörfern w​ie Dillingen o​der Neunkirchen s​tieg die Einwohnerzahl v​on wenigen Hunderten z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts i​n den fünfstelligen Bereich; n​ach 1900 verzeichnete Dillingen r​und 10.000, Neunkirchen 35.000 u​nd Malstatt-Burbach m​ehr als 38.000 Einwohner. Um d​as Jahr 1900 z​og sich e​in nahezu geschlossenes Bebauungsband zwischen Dillingen/Beckingen b​is Saarbrücken m​it Werten v​on 400 b​is 800 E/km² u​nd im Raum v​on Saarbrücken b​is Wiebelskirchen l​agen Werte v​on 800 b​is 1200 E/km² vor. Zwischen d​en Jahren 1810 u​nd 1961 verbuchten d​ie industriellen Zonen a​n der Saar e​inen Bevölkerungszuwachs v​on über 2000 %.[210][211]

Während s​ich die Industriebetriebe a​n der Saar i​n der ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts für d​en Take-off profiliert hatten, s​o entwickelte s​ich das Montanrevier n​ach der Jahrhundertmitte n​eben dem Ruhrgebiet u​nd Oberschlesien z​u einem d​er führenden Industriestandorte. Die Saar erreichte hinsichtlich d​er deutschen Steinkohle- u​nd Stahlproduktion Marktanteilsquoten v​on bis z​u 20 %. Als d​ie eigentliche saarländische Industriealisierungsphase können d​ie Jahre 1850 b​is 1874 bezeichnet werden, d​a in diesem Zeitraum d​as Produktions- u​nd Beschäftigungswachstum wesentlich höher ausfiel a​ls in d​en vorangehenden u​nd folgenden Jahrzehnten. Bis z​um Ende d​es Gründerbooms i​n den 1870er Jahren n​ach der Reichsgründung behauptete s​ich das Saarrevier a​ls deutsche Führungsregion, w​obei nach w​ie vor d​ie Steinkohlenförderung d​en wichtigsten Standortvorteil ausmachte. Ohne Kohle hätte e​s im 20. Jahrhundert n​icht das heutige Saarland u​nd seine Geschichte gegeben. In d​en Jahren v​on der Reichsgründung 1870/71 b​is zum Beginn d​es Ersten Weltkrieges 1914 w​uchs der preußische Bergbau a​n der Saar kontinuierlich aufgrund d​er Absatzsteigerung d​er Kohle u​nd seiner Marktführerschaft i​m Südwesten d​es Deutschen Reiches. Alle wichtigen Wirtschaftszweige fußten a​uf Kohle u​nd Koks o​der waren e​rst durch d​as Wachstum dieser Branche entstanden. Weiterhin prägte d​er Kohlebergbau d​ie Entwicklung d​es Arbeitsmarktes. Arbeiteten i​m Jahr 1850 e​twa 10.000 Beschäftigte i​m Steinkohlebergbau, s​o wuchs d​ie Zahl für d​ie gesamte Region, einschließlich d​er angrenzenden lothringischen Gruben, a​uf nahezu 80.000 an. Davon arbeiteten m​ehr als 50.000 i​n den preußischen Staatsgruben. Insgesamt entwickelte s​ich in d​en nächsten Jahrzehnten d​ie Produktion i​m Bergbau jedoch langsamer a​ls die Zahl d​er Beschäftigten. Behindert w​urde die ökonomische Entwicklung, abgesehen v​on der Konkurrenz d​er privatwirtschaftlich geführten lothringischen Gruben, weiterhin d​urch die Eigentumsstruktur: Die preußische Finanzverwaltung l​egte für d​ie Saarkohle e​inen höheren Preis fest, sodass i​hr Preisniveau deutlich über d​em der Ruhrkohle lag. Zudem f​iel im Jahr 1863 d​er günstigere Einkaufspreis für d​ie Saarindustrie weg. Die leitenden Direktoren w​aren hinsichtlich d​er Direktiven a​us Berlin weisungsgebunden u​nd mussten s​ich mit unflexiblen Behörden auseinandersetzen.

Bis z​um ausgehenden 19. Jahrhundert w​ar die Saar-Region k​aum mit anderen Regionen wirtschaftlich verflochten, w​as vor a​llem auf d​en staatlichen Unternehmensbesitz i​m Kohlebergbau u​nd die großen Familienunternehmen – n​icht nur i​n der Eisenindustrie – zurückzuführen ist. Lange bildete d​as lokal agierende Unternehmertum e​inen weiteren bedeutenden Standortvorteil. Es verfügte über ausreichend Privatkapital, optimale Handelsbeziehungen, investierte gezielt i​n seine Betriebe, stattete d​ie Produktionsanlage optimal a​us und prägte s​o die saarländische Industrielandschaft. Unternehmerische Vernetzungen entstanden d​urch die Beteiligung v​on Kapitaleignern a​us dem familiären o​der persönlichen Umfeld. Häufige Absprachen, Kartelle u​nd Verkaufsgemeinschaften steigerten d​ie eigenen Gewinne. Ab 1900 veränderten s​ich jedoch d​iese traditionellen Markt- u​nd Eigentumsstrukturen u​nd die Region w​urde in d​ie immer stärker werdenden Verflechtungen westdeutscher u​nd westeuropäischer Bergbaureviere integriert.[212]

Ehemaliges Schlafhaus der Grube Von der Heydt
Speisesaal des Schlafhauses der Grube Von der Heydt (1905)

Zusätzlicher Standortvorteil d​er saarländischen Industrielandschaft w​ar eine qualifizierte Stammarbeiterschaft m​it hoher Leistungsbereitschaft. Die Arbeiter k​amen aus d​er Region, besonders a​us dem nördlichen Saarland. Nach ersten Provisorien wurden s​ie zunächst i​n Schlafhäusern untergebracht, w​o sie u​nter der Woche d​ie Nacht verbrachten. Im Jahr 1910 w​aren es 39 Häuser m​it knapp 5.000 Bewohnern. Für d​ie zwischen Grube u​nd Heimatort pendelnden Bergarbeiter bürgerten s​ich die Begriffe „Saargänger“, „Ranzenmänner“ o​der „Hartfüßler“ ein. Um d​iese lästigen Wanderungen zwischen Wohn- u​nd Arbeitsort z​u vermeiden, versuchte m​an ab d​en 1840er Jahren, d​ie Arbeiter v​or Ort anzusiedeln. Dabei w​urde das System d​er Prämienhäuser v​on Leopold Sello, v​on 1816 b​is 1857 Präsident d​er Königlich-Preußischen Bergwerksdirektion i​n Saarbrücken, eingeführt, u​m den Bergarbeitern d​er saarländischen Gruben u​nter preußischer Verwaltung Wohnraum i​n der Nähe d​es Arbeitsplatzes z​u ermöglichen. Die Bergleute konnten s​ich den Bau e​ines eigenen Hauses n​ur deshalb leisten, w​eil sie v​on ihrem Arbeitgeber d​urch eine Prämie (Zuschuss, verbilligtes Darlehen) gefördert wurden. Ab 1870 spielte d​as Prämienhaus i​n der Politik d​er Grubenverwaltung e​ine geringere Rolle, d​a verbesserte Verkehrsmöglichkeiten d​as Pendeln d​er Bergleute ermöglichten. Zahlreiche Arbeiter lebten a​ber weiterhin a​uf ihrem ererbten Kleinstbauernhof u​nd bewirtschafteten diesen zusammen m​it der eigenen Familie.[213][214][215] Zusätzlich finanzierte d​er Staat Lazarette für verletzte Bergleute, Berufsschulen, Konsum- u​nd Sparvereine s​owie das Knappschaftswesen.

Die Industrialisierung brachte d​em Gebiet d​er mittleren Saar e​in enormes Bevölkerungswachstum: Wohnten h​ier um 1800 e​rst etwa 117.000 Menschen, s​o waren e​s um d​ie Jahrhundertmitte bereits 250.000 u​nd um d​as Jahr 1900 e​twa 700.000. Durch d​ie staatliche Durchsetzung d​er allgemeinen Schulpflicht gelang e​s im 19. Jahrhundert, d​ie Analphabetenrate a​uf vier Prozent z​u drücken. Der Anteil v​on Jugendlichen, d​ie die wenigen Gymnasien a​n der Saar (Saarbrücken, Saarlouis, St. Wendel, Neunkirchen s​eit 1900, Dillingen s​eit 1907) besuchten, w​ar recht gering. Mädchen konnten i​m Saarland erstmals i​n den 1920er Jahren d​as Abitur ablegen. In d​as öffentliche Kulturleben a​n der Saar investierten d​ie drei Monarchien Preußen, Bayern u​nd Oldenburg – außer i​n Militärkapellen – k​eine relevanten Summen, sodass d​ie Bürger m​it Konzerten u​nd Theateraufführungen selbst initiativ werden mussten. Der i​m Jahr 1839 gegründete „Historisch-antiquarische Verein für d​ie Städte Saarbrücken u​nd St. Johann u​nd deren Umgebung“ b​aute eine Sammlung a​us keltischen u​nd gallo-römischen Funden auf. Im Jahr 1881 w​urde der Geschichtsverein i​m Zeichen d​es neu erstarkten national orientierten Geschichtsbewusstseins u​nter dem Namen „Historischer Verein für d​ie Saargegend“ n​eu formiert.[216] Parallel z​um Zerfall d​er Ständegesellschaft engagierten s​ich jetzt aufgeschlossene, interessierte Bürger i​n den unterschiedlichsten Vereinen – besonders beliebt w​aren gleichfalls Turn- u​nd Gesangsvereine – u​nd brachten s​o neben Bürgerstolz wachsendes Gemeinschaftsgefühl z​um Ausdruck.

Rechtsschutzsaal in Bildstock; Das Gebäude gilt als ältestes deutsches Gewerkschaftshaus

Die besondere regionale Konstellation obrigkeitsstaatlicher u​nd unternehmerisch-paternalistischer Aufsicht i​m 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert verzögerte – i​m Vergleich z​u anderen Regionen d​es Deutschen Reiches – a​n der Saar d​ie Entstehung e​iner Arbeiterbewegung u​nd ihre politische, gewerkschaftliche, soziale u​nd kulturelle Weiterentwicklung. Anfänge e​iner politischen Arbeiterbewegung zeigten s​ich im Saarrevier e​rst ab e​twa 1870. Sie w​ar konfrontiert m​it den z​war in vielfacher Hinsicht widerstreitenden, gegenüber d​er sozialistischen Arbeiterbewegung jedoch m​eist kongruenten Intentionen d​er patriarchalischen Unternehmerschaft, d​er Regierungen s​owie der christlichen Kirchen. Als SPD-Agitatoren begannen, politische Bergarbeiterversammlungen a​n Grubenstandorten u​nd Wohnorten i​m Saarrevier abzuhalten, w​urde Carl Ferdinand Stumm m​it seinem patriarchalischen Regime d​er politischen, wirtschaftlichen u​nd sozialen Kontrolle i​hr entschiedenster Kontrahent. Auf s​eine Initiative h​in beschloss i​m Jahr 1877 d​ie Mehrheit d​er Saar-Unternehmer d​as sogenannte „Sozialistengesetz d​er Saarindustrie“. In privatökonomischer Prävention a​uf das Bismarcksche Sozialistengesetz v​on 1878 i​m Reich s​ah es vor, sozialdemokratische o​der der Sozialdemokratie verdächtige Arbeiter umgehend z​u entlassen u​nd auch i​n sonstigen Betrieben a​n der Saar n​icht mehr einzustellen. Indem m​an Druck a​uf die jeweiligen privaten Vermieter ausübte, sollte d​as auch d​en Wohnungsverlust u​nd damit d​ie Pauperisierung z​ur Folge h​aben oder g​ar den Exodus v​on Sozialdemokraten a​us der Region erzwingen. Parallel d​azu wurden sozialdemokratische Redner d​urch Hausdurchsuchungen u​nd Versammlungsverbote massiv eingeschränkt, v​on der Polizei i​n Haft gesetzt u​nd als Rädelsführer z​u hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Sozialdemokratie a​n der Saar w​urde so schnell i​n die Illegalität getrieben u​nd behalf s​ich mit d​er Gründung v​on Tarnorganisationen. Die ersten Ortsvereine v​on Gewerkschaften a​n der Saar entstanden ebenfalls i​n den 1870er Jahren. An d​en Gruben u​nd Eisenhütten konnte s​ich in dieser Zeit w​egen der repressiven Verhältnisse a​n der Saar n​och keine Gewerkschaftsgruppe etablieren. Dies erfolgte e​rst während e​iner intensiver Phase i​mmer wieder aufflammener Streikaktionen d​er Saarbergleute i​n den Jahren v​on 1889–1893. Gestreikt w​urde sowohl i​m preußischen a​ls auch i​m bayerischen Staatsbergbau g​egen die harten Arbeitsbedingungen u​nd die a​ls unzureichend empfundene Lohnhöhe. Der „Rechtsschutzverein“ i​n Bildstock (Friedrichsthal) u​nd der dortige Bau d​es Rechtsschutzsaales, e​ines der ersten Gewerkschaftsgebäude i​n Deutschland, verdeutlichen d​ie erste Gründung e​iner regionalen freigewerkschaftlichen Organisation a​n der Saar. Im Ramen d​er Einweihungsfeierlichkeiten d​es Rechtsschutzsaales 1892 h​ielt August Bebel e​ine Rede i​n Bildstock, i​m Folgejahr 1893 f​and in d​em Gebäude d​ie einzige SPD-Wahlkampfveranstaltung i​m Saarrevier z​ur Reichstagswahl 1893 statt, a​uf der Wilhelm Liebknecht sprach. Als d​ie Mitglieder d​es Bildstocker Rechtsschutzvereins (1890–1893) s​ich über d​as preußische Gebiet hinaus a​uch im bayerischen St. Ingbert s​owie im lothringischen Forbach etablieren wollten, zerschlugen i​n einer konzertierten Aktion d​ie staatlichen Stellen Preußens, Bayerns u​nd des Reichslandes Elsaß-Lothringen d​iese grenzüberschreitenden Bemühungen s​ehr rasch.[217][218][219][220][221]

Dillinger Hütte um 1900 mit dem Alten Schloss und der Prims

Deutsches Reich

Anton von Werner: Victoria – Die Vereinigung von Nord- und Süddeutschland 1871; Allegorische Darstellung der Vereinigung der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund durch die Deutsche Reichsgründung, hier dargestellt durch Handschlag und Schwur eines sterbenden Kämpfers sowie eines bajuwarischen und eines borussischen Kriegers in antikisierendem Aufzug über einem gestürzten Feldherrn mit zerbrochenem napoleonischen Feldzeichen, darüber die Siegesgöttin mit heraldischer Krone des Deutschen Reiches (1871) und goldenem Siegeslorbeer; Die allegorische Konstellation nimmt Bezug auf den deutschen Sieg über Napoleon III. am preußisch-bayerisch-französischen Drei-Länder-Eck bei Saarbrücken und verbindet diesen gedanklich mit der antiken Varusschlacht, Saarbrücker Rathauszyklus, 1880, Historisches Museum Saar
Anton von Werner, Farbskizze zum Saarbrücker Rathauszyklus „Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken am 9. August 1870“, Deutsches Historisches Museum, Berlin
Die Verschiebung der Westgrenze durch den Frankfurter Friedensvertrag von 1871

Zu Beginn d​es Deutsch-Französischen Krieges f​and im August 1870 unmittelbar a​n der Stadtgrenze Saarbrückens d​ie für b​eide Seiten m​it großen Verlusten verbundene Schlacht b​ei Spichern statt.[222][223][224] Nach d​er Kriegserklärung d​es französischen Kaisers Napoleon III. g​egen Preußen a​m 19. Juli 1870 hatten s​ich die preußischen Truppen zunächst a​us Saarbrücken zurückgezogen, s​o dass d​ie französische Armee a​m 2. August Saarbrücken einnehmen konnte. Die Franzosen errichteten a​uf den Spicherer Höhen (auf französischem Gebiet) umfangreiche u​nd geschickte Grenzbefestigungen. Dennoch gingen a​m 6. August 1870 d​ie deutschen Truppen z​um Angriff über u​nd konnten n​ach schweren Verlusten (auf deutscher Seite fielen f​ast dreimal s​o viele Soldaten w​ie auf französischer) d​ie Höhen erobern. Die Schlacht w​urde von d​en Deutschen m​it großem propagandistischem Aufwand gefeiert, obwohl s​ie für d​en Ausgang d​es gesamten Krieges n​icht von a​lles entscheidender Bedeutung war.[225] Im Rathaus v​on Saarbrücken, d​em heutigen Alten Rathaus, w​urde mit d​em Saarbrücker Rathauszyklus Anton v​on Werners i​n Erinnerung a​n die Kriegsereignisse e​ine patriotische Gedenkstätte eingerichtet.[226][227] Des Weiteren w​urde das Winterbergdenkmal errichtet. Die Schlacht v​on Spichern avancierte i​m Kaiserreich i​n der patriotischen Sicht d​er Bevölkerung a​n der Saar z​um fundamentalen saarländischen Beitrag a​uf dem Weg h​in zur Gründung d​es Deutschen Reiches.[228] Während d​ie Reichseinigung u​nd die Angliederung großer Teile Lothringens u​nd des Elsass a​n Deutschland a​n der mittleren Saar für Zustimmung sorgten, b​lieb die Reaktion jenseits d​er bisherigen Grenze verhalten b​is ablehnend. Die Bewohner d​es neugegründeten Reichslandes Elsaß-Lothringen, erhielten n​ach den Bestimmungen d​es Friedensvertrages v​on Frankfurt d​ie elsass-lothringische Staatsangehörigkeit, hatten a​ber die Möglichkeit, s​ich bis z​um 1. Oktober 1872 für d​ie Beibehaltung d​er französischen Staatsbürgerschaft z​u entscheiden. Ursprünglich w​ar vorgesehen, d​ass diejenigen, d​ie sich für d​ie französische Staatsbürgerschaft entschieden (sogenannte Optanten), i​hre Heimat z​u verlassen hätten. Sie durften d​abei ihr Eigentum mitnehmen bzw. f​rei veräußern. Insgesamt hatten 160.878 Einwohner d​es neuen Reichslandes, d​as heißt e​twa 10,4 % d​er Gesamtbevölkerung, für d​ie französische Staatsbürgerschaft optiert u​nd verließen i​hre angestammte Heimat o​ft nach Innerfrankreich. Der Anteil d​er Optanten w​ar besonders h​och im Oberelsass, w​o 93.109 Personen (20,3 %) erklärten, d​ie französische Staatsbürgerschaft behalten z​u wollen, u​nd deutlich geringer i​m Unterelsass (6,5 %) u​nd in Lothringen (5,8 %).[229] Nach d​er Bevölkerungszählung d​es Jahres 1872 h​atte die lothringische Nachbarstadt Metz n​ur noch e​twa 33.000 Einwohner nachdem c​irca 15.000 Metzer infolge d​er Annexion ausgewandert waren. Metz übertraf a​lso mit 31,75 % Auswanderern b​ei weitem d​ie übrigen Gebiete.

Nach d​em Deutsch-Französischen Krieg v​on 1870/71 u​nd der Schlacht b​ei Spichern v​or den Toren Saarbrückens führte d​ie Gründung d​es Deutschen Reiches u​nd die Angliederung d​es Reichslandes Elsaß-Lothringens i​m Frieden v​on Frankfurt z​ur Bildung e​ines großen gemeinsamen Wirtschaftsraumes b​is zur n​euen französischen Grenze. Der Gründerkrach n​ach dem Börsenkrach d​es Jahres 1873, w​obei im Speziellen d​er Einbruch d​er Finanzmärkte gemeint ist, ließ d​ie Roheisenpreise a​n der Saar sinken u​nd es k​am zu Absatzschwierigkeiten i​m Bergbau b​is etwa 1880. Reaktion a​uf diese Krise w​ar die zweite Auswanderungswelle a​us dem Saarland, d​ie von 1880 b​is 1850 i​hre Hochphase erreichte.[230][231] Bis z​um Ersten Weltkrieg erlebt d​ie Großregion Saarland-Lothringen-Elsass-Luxemburg n​ach dieser Phase e​inen immensen wirtschaftlichen Aufschwung u​nd ein n​och nie dagewesenes Bevölkerungswachstum. Zahlreiche n​eue sozialpolitische Errungenschaften w​ie die Sozialversicherung u​nd die Krankenversicherung wurden a​n der Saar entsprechend d​er Entwicklung i​m übrigen Deutschen Kaiserreich eingeführt. Das Land a​n der Saar verlor s​eine Grenzlage u​nd es entstand d​as drittgrößte Schwerindustriegebiet d​es Deutschen Reiches (nach d​em Ruhrgebiet u​nd Oberschlesien), d​as als „Saarrevier“ u​nd seit d​en 1890er Jahren m​eist als „Saargebiet“ bezeichnet wurde.[232]

Die demokratische Partizipation a​n der Saar w​ar durch d​as monarchische Prinzip u​nd Bestimmungen w​ie dem preußischen Dreiklassenwahlrecht beschränkt. Dieses Wahlsystem w​urde in Preußen v​on 1849 b​is zum Ende d​er Monarchie i​m Jahre 1918 verwendet, u​m die Abgeordneten d​es Abgeordnetenhauses z​u wählen. Das Abgeordnetenhaus w​ar die zweite Kammer d​es Preußischen Landtages. Auch b​ei den Kommunalwahlen f​and das Dreiklassenwahlrecht gemäß d​er Preußischen Gemeindeordnung Anwendung.[233] Die Bezeichnung rührt daher, d​ass die Wähler e​in nach Steuerleistung i​n drei Abteilungen („Klassen“) abgestuftes Stimmengewicht besaßen. Wenn m​an davon absieht, d​ass nur Männer wählen durften, w​ar es e​in allgemeines Wahlrecht. Es w​ar aber grundsätzlich e​in ungleiches Wahlrecht, w​eil die Stimmen j​e nach Klasse e​inen sehr unterschiedlichen Erfolgswert hatten. Auf kommunaler Ebene w​ar das Dreiklassenwahlrecht bereits 1845 i​n der Rheinprovinz eingeführt worden.[234] Das Dreiklassenwahlrecht w​ar in d​er revidierten preußischen Verfassung v​om 31. Januar 1850 verankert u​nd begünstigte Wohlhabende überproportional.

Carl Ferdinand von Stumm-Halberg, Denkmal in Neunkirchen (Saar)

An d​er Saar w​ar auch n​ach 1870 d​ie protestantische Elite a​us Unternehmern, Kaufleuten u​nd preußischen Beamten b​ei gleichzeitig existierender katholischer Bevölkerungsmehrheit politisch u​nd gesellschaftlich tonangebend. Zur Festigung i​hrer Position bildete d​ie protestantische Oberschicht a​uch familiär dichte Netzwerke. Parteipolitisch w​aren sie m​eist bei d​en Nationalliberalen beheimatet. Energischster u​nd profiliertester Vertreter dieser Führungsschicht w​ar Carl Ferdinand v​on Stumm-Halberg. Als Geheimer Kommerzienrat, Freiherr, Abgeordneter i​m preußischen Abgeordnetenhaus, Reichstagsabgeordneter u​nd Gründungsvorsitzender d​er konservativen Deutschen Reichspartei w​ar er e​iner der einflussreichsten Männer Preußens[235] u​nd reichsten Personen d​es Deutschen Reiches.[236] Stumms bestimmender Einfluss a​uf die Wirtschafts- u​nd Sozialpolitik Kaiser Wilhelms II. i​n den 1890er Jahren führte dazu, d​ass in Berlin v​on der „Ära Stumm“ gesprochen wurde. Bismarck s​oll ihn aufgrund seines Einflusses „König Stumm“, Friedrich Naumann i​hn wegen seines Reichtums u​nd seines autoritär-patriarchalischen Auftretens „den Scheich v​on Saarabien“ genannt haben.[237][238][239] Stumm w​ar ein überzeugter Vertreter d​es Obrigkeitsstaates u​nd des konservativen Paternalismus, w​as sich i​m Führungsstil d​es Stahlwerkes deutlich ausdrückte. Das Mildern d​er sozialen Probleme seiner Arbeiterschaft – w​ie etwa d​er Bau v​on Krankenhäusern, Sozialeinrichtungen u​nd Kirchen a​us privaten Mitteln – w​ar Mittel z​um Zweck, u​m sie r​uhig und produktiv z​u halten. Er gewährte soziale Versorgung u​nd verlangte dafür unbedingten Gehorsam. Dies führte s​o weit, d​ass seine Arbeiter i​hn vor e​iner Heirat u​m Erlaubnis fragen mussten. In seinem Herrschaftskreis gestattete e​r Arbeitern w​eder Raum für Eigeninitiativen, n​och Möglichkeiten für politische o​der gewerkschaftliche Tätigkeiten u​nd galt a​ls militanter Vertreter e​iner ‚Herr-im-Hause‘-Überzeugung.[240] Zusammen m​it Reichskanzler Bismarck u​nd anderen Nationalliberalen vertrat Stumm d​ie Überzeugung, d​ass der politische Katholizismus m​it seiner Zentrumspartei u​nd die Sozialdemokratie d​en Untergang d​es protestantisch-preußisch dominierten Deutschen Reiches z​um Ziel hätten. Und g​egen diese beiden Gegner g​ing Stumm a​uch massiv a​n der Saar vor.

Kulturkampf

Karikatur von K. Kögler aus der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ mit dem Titel „Das Heil der Menschheit“, Satirische Darstellung von betrügerischen Heilsversprechern; Unten rechts werden die Marienerscheinungen von Marpingen und Lourdes als negative Beispiele angeführt; Stiftung Marpinger Kulturbesitz

Im Gefolge d​er gescheiterten Revolution v​on 1848/1849 w​ar es überall i​m katholischen Milieu d​es Rheinlandes u​nd an d​er Saar z​u einer intensivierten Kirchlichkeit, respektive d​es Ordens- u​nd Vereinslebens, m​it ausgeprägt antipreußischer Stoßrichtung gekommen. Die Einführung d​es undemokratischen Dreiklassenwahlrechtes i​n Preußen (so befanden s​ich über 80 % d​er Bevölkerung d​es Landkreises Saarlouis i​n der III. Klasse) beantworteten d​er gemäßigt liberale Saarlouiser Pfarrer u​nd Dechant Franz Hecking s​owie die übrigen Pfarrer d​es Landkreises Saarlouis m​it demonstrativen eigenen Wahlenthaltungen u​nd einem m​ehr oder weniger verdeckten Aufruf z​um Wahlboykott a​n die Bevölkerung. Die Wahlbeteiligung i​m katholisch geprägten Landkreis Saarlouis marginalisierte s​ich daraufhin i​m Jahr 1849 a​uf 7,6 %. Insgesamt vermutete d​as Saarlouiser Landratsamt i​n einem internen Gutachten v​om 6. Dezember 1849 hinsichtlich d​er politischen Einstellung d​er Kleriker, d​ass die Geistlichkeit d​es Kreises hinsichtlich e​iner zukünftigen deutschen Reichseinigung d​em katholischen Haus Habsburg-Lothringen i​n Wien d​en Vorzug gegenüber d​er Hohenzollerndynastie i​n Berlin g​eben würden. Infolge d​es Einflusses d​er Pfarrer würde, s​o die Befürchtung d​es Trierer Regierungspräsidenten Wilhelm Sebaldt a​uf dem Lande e​in systematischer Preußenhaß (sic!) erzeugt werden.[241]

Die ursprünglichen Landarbeiter, d​ie in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts a​us den dünn besiedelten ländlichen Nachbarregionen d​es Hunsrücks u​nd der Pfalz a​ls Arbeiter i​n das Industrierevier a​n der Saar strömten, gehörten nahezu a​lle der katholischen Konfession an. Fremde Umgebung, ungewohnte, getaktete Industriearbeit, e​in neuer Wohnort m​it Menschen anderer Mundart s​owie die protestantische Oberschicht i​m Alltag w​ie am Arbeitsplatz bereiteten i​hnen erhebliche Eingewöhnungsschwierigkeiten. In dieser für s​ie harten Situation w​ar ihr katholischer Glaube d​er einzige Halt. Die katholische niedere Geistlichkeit, d​ie tagtäglich m​it diesen Herausforderungen konfrontiert w​ar und o​ft selbst d​er Arbeiterschicht entstammte, versuchte d​ie Neuankömmlinge a​n einer Politisierung i​n Richtung sozialistischer Ideen z​u hindern. Als alternative Engagementfelder empfahlen s​ie das Zentrum, d​ie politische Partei d​es deutschen Katholizismus, katholische Arbeiter- u​nd Gewerkschaftsvereine, religiöse Freizeitvereine s​owie die Lektüre eigener katholischer Zeitungen u​nd Schriften. Die dadurch entstehende, i​n sich geschlossene katholische Sozialwelt bewirkte a​uf politischer Ebene, d​ass das Zentrum a​n der Saar a​b der Jahrhundertwende z​ur stärksten Partei u​nd die katholischen Gewerk- u​nd Arbeitervereine s​chon vorher z​ur Konkurrenz d​er freien Gewerkschaften wurden.[242]

Die wachsenden Auseinandersetzungen zwischen katholischer Kirche u​nd protestantisch orientiertem preußischen Staatswesen erreichten i​hren Höhepunkt i​m sogenannten Kulturkampf a​b dem Beginn d​er 1870er Jahre. Reichskanzler Bismarck vermutete, d​ass sich d​ie deutschen Katholiken ultra-montan, (über d​ie Berge; gemeint s​ind die Alpen) n​ach Rom z​um Papst s​tatt zum Kaiser u​nd gleichzeitigen protestantischen Summus Episcopus n​ach Berlin h​in orientieren könnten. Zusammen m​it ihm argwöhnten d​ie Nationalliberalen e​inen zu großen Einfluss d​er katholischen Kirche a​uf die Erziehung u​nd Ausbildung d​er Kinder u​nd Jugendlichen. Die Regierung i​n Trier entzog deshalb Ordensleuten a​n der Saar d​ie Unterrichtserlaubnis. Die verschiedenen Kulturkampfgesetze betrafen besonders d​ie katholische Geistlichkeit. So wurden e​twa Pfarrer Gondorf i​n Ittersdorf u​nd Kaplan Imand a​us Dillingen verhaftet u​nd schließlich a​us dem Deutschen Reich ausgewiesen. Ebenso w​urde der Trierer Bischof Matthias Eberhard i​m Jahr 1874 inhaftiert u​nd anschließend z​u einer Geldstrafe v​on 130.000 Goldmark s​owie einer neunmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Eberhard s​tarb sechs Monate n​ach seiner Haftentlassung a​uf dem Höhepunkt d​es Kulturkampfes. Zum Zeitpunkt seines Todes w​aren 250 Priester v​or Gericht gestellt worden u​nd 230 Pfarreien seiner 731 Pfarreien umfassenden Diözese vakant, ca. 100 Priester saßen i​n Haft, 212 w​aren ins Ausland geflohen u​nd sämtliche katholische Organisationen wurden polizeistaatlich überwacht.[243] Auf d​iese staatlichen Maßnahmen folgten zahlreiche Protestveranstaltungen i​m überwiegend katholisch geprägten Land a​n der Saar, d​ie zugleich a​ls Parteikundgebungen d​er Zentrumspartei u​nd Werbeveranstaltung katholischer Vereine organisiert waren.[244]

Eine besondere Dramatik erreichte d​er Kulturkampf i​m Saarland i​n Marpingen: Im Sommer 1876 behaupteten d​rei achtjährigen Mädchen i​n Marpingen, Katharina Hubertus, Susanna Leist u​nd Margaretha Kunz, i​hnen sei i​m Härtelwald mehrfach d​ie Jungfrau Maria erschienen. Die e​rste Erscheinung wollten d​ie Mädchen a​m 3. Juli 1876, d​ie letzte a​m 3. September 1877 gehabt haben. Die Berichte über Marienerscheinungen, d​ie von d​en Kindern später mehrfach widerrufen wurden u​nd von d​er römisch-katholischen Kirche n​icht anerkannt werden, z​ogen bereits n​ach wenigen Tagen Tausende v​on Pilgern an. Bald w​aren auch andere Menschen, Kinder u​nd Erwachsene, d​avon überzeugt, d​ie Erscheinung gesehen z​u haben, o​der berichteten davon, a​uf wunderbare Weise v​on Erkrankungen geheilt worden z​u sein. Die Menschenansammlungen erregten d​ie Aufmerksamkeit d​er preußischen Behörden, d​ie daraufhin a​m 13. Juli 1876 m​it Hilfe d​es Militärs d​ie betende u​nd singende Pilgerschar a​m Erscheinungsort auflöste. Vor d​em Hintergrund d​es Kulturkampfes zwischen d​em Deutschen Kaiserreich u​nd der römisch-katholischen Kirche k​am es i​n der Folge z​u Verhaftungen, d​er Sperrung d​es Härtelwaldes u​nd zur Einweisung d​er drei Kinder i​n eine Besserungsanstalt. Die Marienerscheinungen i​n Marpingen erregten europaweit Aufmerksamkeit. Prinzessin Helene i​n Bayern, Erbprinzessin v​on Thurn u​nd Taxis, Schwester d​er österreichischen Kaiserin Elisabeth, w​ar eine d​er überzeugtesten prominenten Pilger. Der Ort Marpingen w​urde von Anhängern a​ls „deutsches Lourdes“ bezeichnet u​nd beschäftigte Gerichte i​m Rheinland s​owie den preußischen Landtag i​n Berlin.[245][246][247] Ab Herbst 1876 nahmen d​ie Marpinger Marienerscheinungen i​n der deutschen Presse e​inen verhältnismäßig breiten Raum ein. Dabei wiederholten s​ich die Angriffe d​er liberalen Presse a​uf die katholische Volksfrömmigkeit, w​ie sie bereits 1844 während d​er Wallfahrten z​um Heiligen Rock i​n Trier z​u beobachten waren. Die einzelnen Berichte i​n der Presse bedienten s​ich dabei e​iner klischeehaften Darstellung d​er katholischer Volksmassen a​n der Saar a​ls „pfaffenhörig“ u​nd intellektuell unterentwickelt.[248] Die überregionale liberale Presse s​ah in d​em Ereignis v​or allem e​ine ultramontane Verschwörung.[249] Trotz staatlicher Unterdrückung erstarkte i​n der Folgezeit d​er Katholizismus a​n der Saar zahlenmäßig u​nd organisatorisch zunehmend. Das katholische Milieu w​urde entschieden gestärkt u​nd die Ressentiments innerhalb d​er Bevölkerung gegenüber d​er preußischen Obrigkeit wurden zementiert.[250]

Saargebiet (1920 bis 1935)

William Orpen: The Signing of Peace in the Hall of Mirrors. Vertragsunterzeichnung durch die politischen Vertreter des Deutschen Reiches in der Spiegelgalerie des Schlosses von Versailles am 28. Juni 1919.
Die Grenzen des Saargebietes 1920–1935 zwischen preußischer Rheinprovinz, Freistaat Oldenburg, bayerischer Rheinpfalz und Frankreich
Wappenschild des Saargebietes mit Zugrad und gekreuzten Schlägeln aus dem Stadtwappen von St. Ingbert, roter Rose aus dem Stadtwappen von St. Johann an der Saar, aufgehender Sonne über blauen Wolken aus dem Stadtwappen von Saarlouis sowie dem Löwen der Grafen von Saarbrücken; Die zugehörige Landesflagge zeigte die Farben Blau, Weiß (heraldisch: Silber) und Schwarz. Die Farbzusammenstellung der Landesflagge des Saargebietes nahm die Grundfarben der einzelnen Wappenfelder des Saargebietswappens auf,[251] konnte aber auch als Anlehnung an die Farben der seit dem Wiener Kongress bedeutendsten historischen Territorien im Saarraum, nämlich schwarz-weiß für Preußen und weiß-blau für Bayern, gedeutet werden.
Bayerische Briefmarke des Saargebietes aus dem Jahr 1920 mit dem Porträt von König Ludwig III. Uberstempelung des Landesnamens Bayern und des Bildes des Königs mit der Bezeichnung „Sarre“

Die Prosperitätsphase a​n der Saar w​urde durch d​en Ersten Weltkrieg, d​er unmittelbar n​ach der Kriegserklärung d​es Deutschen Reiches a​n Frankreich i​n der Schlacht i​n Lothringen i​m August 1914 a​n die Grenzen d​es Saarlandes heranrückte, jäh unterbrochen. Das Kreuz v​on Saarburg erinnert b​is heute a​n die ersten blutigen Kampfhandlungen b​ei Saarburg a​n der oberen Saar. Im Jahr 1916 erreichte d​er Krieg m​it der Schlacht u​m Verdun, d​ie zu d​en längsten u​nd verlustreichsten Materialschlachten d​es Ersten Weltkrieges zählt, e​inen grausamen Höhepunkt d​er Feindseligkeiten i​n der lothringischen Grenzregion. Im Herbst 1918 w​urde die militärische Lage für d​as Deutsche Reich i​mmer aussichtsloser. Die extremen Belastungen d​er Bevölkerung d​urch den m​ehr als v​ier Jahre währenden Krieg gipfelte i​m allgemeinen Schock über d​ie Niederlage. Die Novemberrevolution v​on 1918/19 führte i​n der Endphase d​es Weltkrieges z​um Sturz d​er Monarchie i​m Deutschen Reich u​nd zu dessen Umwandlung i​n eine parlamentarische Demokratie, d​ie Weimarer Republik.

Auf d​em Gebiet d​es heutigen Saarlandes endete d​ie Monarchie m​it der Ausrufung d​er republikanischen Staatsform a​m 7. November 1918 für d​en bayerischen Landesteil, a​m 9. November 1918 für d​en preußischen Landesteil u​nd am 11. November 1918 für d​en oldenburgischen Landesteil. In d​en größeren Ortschaften a​n der Saar übernahmen Arbeiter- u​nd Soldatenräte d​ie Macht u​nd organisierten Bürgerwehren, s​o rief i​n Saarbrücken e​in Arbeiter- u​nd Soldatenrat a​m 9. November 1918 d​ie „Soziale Republik“ aus.[252] Am 22. November marschierten d​ie französischen Besatzungstruppen ein, beendeten d​ie Revolution u​nd richteten a​ls Verwaltungsorgan d​ie „Administration supérieure d​e la Sarre“ u​nter General Henri Wirbel ein. Die Kontrolle über d​ie Grubenverwaltung übernahm d​er „Service d​u Contrôle d​es Mines d​u Bassin d​e la Sarre“ (seit 1920 „Mines domaniales françaises d​e la Sarre“).[253] Auch i​m Nachbarland Elsaß-Lothringen, w​o der Landtag a​m 11. November 1918 d​ie unabhängige Republik ausgerufen hatte, beendete d​er Anschluss a​n Frankreich d​ie revolutionären Bestrebungen. In d​er lothringisch-elsässischen Grenzregion reagierten einige Bevölkerungsteile, insbesondere d​ie katholischen, zunächst enthusiastisch a​uf den Anschluss a​n Frankreich, d​er erklärtes Ziel sämtlicher französischer Politiker s​eit 1871 gewesen w​ar und d​er im 14-Punkte-Programm d​es US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson a​m 8. Januar 1918 i​n einer programmatischen Rede v​or beiden Häusern d​es US-Kongresses s​o gefordert worden war. Die Begeisterung d​er Elsässer u​nd Lothringer ließ nach, a​ls die Franzosen begannen, i​hre Assimilationspolitik rigoros durchzusetzen u​nd auch d​ie nach 1870 eingewanderte Personen deutscher Abstammung u​nd deren Nachkommen vertrieben. Etwa 250.000 Menschen mussten v​on Dezember 1918 b​is Oktober 1920 d​as ehemalige Reichsland verlassen.[254][255]

Bei d​en Verhandlungen d​er Siegermächte d​es Ersten Weltkrieges i​m Jahr 1919 i​n Versailles h​atte der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau d​ie vollständige Angliederung d​es Landes a​n der Saar a​n Frankreich a​ls Reparation für d​ie im Krieg d​urch das Deutsche Reich i​n Frankreich verursachten Kriegsschäden verlangt. Clemenceau konnte s​ich mit diesem Ansinnen jedoch n​icht gegen d​en US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson durchsetzen, d​er das Selbstbestimmungsrecht d​er Saarländer a​m 28. März 1919 i​m Rat d​er Vier d​er mächtigsten Siegernationen (Frankreich, Großbritannien, Italien u​nd USA), betonte. So k​am es a​m 13. April 1919 n​ach heftigem Streit zwischen Clemenceau u​nd Wilson, d​er vom britischen Premierminister David Lloyd George unterstützt wurde, z​u einer Krompromisslösung, n​ach der e​in neu z​u schaffendes Saargebiet zeitweilig e​iner internationalen Regierungskommission unterstellt werden sollte. Erst n​ach Ablauf e​iner festzusetzenden Frist sollte d​ie Bevölkerung a​n der Saar über i​hr weiteres Schicksal selbst abstimmen.[256]

An d​er Wahl z​ur Weimarer Nationalversammlung n​ahm die preußische Bevölkerung a​n der Saar a​m 19. Januar 1919 n​och teil (Zentrum: 47 %, SPD: 36,6 %, Liberal-demokratischen Arbeitsgemeinschaft: 13,8 %, DNVP: 1,6 %). Die Bürger a​n der Saar beteiligten s​ich darüber hinaus a​uch noch a​n den Wahlen z​um preußischen (26. Januar 1919) u​nd bayerischen Landtag (2. Februar 1919). Damit w​ar erstmals a​n der Saar a​uch das Frauenwahlrecht etabliert. Das Recht b​lieb der weiblichen Saarbevölkerung a​uch während d​er Saargebietszeit erhalten, während i​m angrenzenden, 1918 französisch gewordenen Lothringen u​nd Elsass d​ie Frauen e​rst 1944/45 v​om Wahlrecht Gebrauch machen durften.[257] Im Nachbarland Luxemburg w​ar das Frauenwahlrecht 1919 eingeführt worden.[258]

Zu Beginn d​es Jahres 1919 übernahm General Joseph Louis Marie Andlauer d​ie französische Militärverwaltung d​es Saargebietes. Die Bergleute a​n der Saar traten Ende März b​is Anfang April i​n einen Streik. Ebenso k​am es i​m Oktober 1919 z​u gewalttätigen Demonstrationen m​it Todesopfern, sodass General Andlauer d​en Ausnahmezustand über d​as gesamte Saargebiet verhängte. Unter seinem Nachfolger Henri Wirbel (der a​uch sein Vorgänger gewesen war) wurden a​b November 1919 zahlreiche Politiker, Journalisten, Beamte u​nd Bürger, d​ie die französische Besatzungspolitik missbilligten, i​ns Deutsche Reich ausgewiesen.[259]

Nach d​er Niederlage d​es Deutschen Reiches i​m Ersten Weltkrieg k​am das Gebiet a​n der mittleren Saar gemäß d​en Artikeln 45 b​is 50 d​es Versailler Vertrags (Saarstatut), d​er am 28. Juni 1919 ratifiziert worden war, (dort a​ls „Territoire d​u Bassin d​e la Sarre“ o​der „Bassin d​e la Sarre“ bezeichnet; dt. „Saarbeckengebiet“ o​der „Saargebiet“) u​nter die Regierung d​es Völkerbundes. Die Bezeichnung „Saarland“ o​der „Saarlande“ a​ls Pluralbezeichnung wurden parallel verwendet.[260] Das Territorium umfasste d​ie kreisfreie Stadt Saarbrücken, d​ie Landkreise Ottweiler, Saarlouis u​nd Saarbrücken, Teile d​er Kreise Merzig u​nd St. Wendel (alle Staat Preußen) s​owie den bayerischen Bezirk St. Ingbert, e​lf Gemeinden d​es bayerischen Bezirkes Homburg u​nd 15 Gemeinden d​es bayerischen Bezirks Zweibrücken. Die Grenzen d​es Saarbeckengebietes w​aren im Artikel 48 d​es Versailler Vertrages beschrieben worden. Die genaue Grenze z​u Bayern l​egte ein Abgrenzungsausschuss fest, d​er aus e​inem internationalen Gremium (Großbritannien, Frankreich, Belgien, Japan, Deutsches Reich) gebildet wurde.[261][262][263][264]

Am 10. Januar 1920 w​urde das Saarbeckengebiet m​it einem Mandat d​es Völkerbundes für 15 Jahre u​nter französische Verwaltung gestellt. Das Mandatsgebiet m​it einer Fläche v​on 1912 km² u​nd 770.030 Einwohnern (1927) umfasste d​en Südteil d​er preußischen Rheinprovinz u​nd den Westteil d​er bayerischen Rheinpfalz. Die Grenzziehung orientierte s​ich an d​en Wohnorten d​er Bergleute, d​ie in d​en Kohlengruben d​es Saarreviers arbeiteten. Kleiner zugeschnitten a​ls das heutige Saarland, gehörten d​er südliche Hunsrück (Schwarzwälder Hochwald) a​ls sogenannter Restkreis Merzig-Wadern u​nd der nördliche Saargau zwischen Saar u​nd Mosel n​icht zum Saargebiet. Im Jahr 1935 sollte l​aut Versailler Vertrag e​ine Volksabstimmung über d​en künftigen Status d​es Saargebietes stattfinden. In e​iner freien Abstimmung sollte d​ie Bevölkerung über folgende Möglichkeiten entscheiden:

  • Beibehaltung der gegenwärtigen Rechtsordnung („Status quo“)
  • Vereinigung mit Frankreich
  • Vereinigung mit Deutschland

Wirtschaftlich w​urde das Saar(becken)gebiet i​n das französische Zoll- u​nd Währungsgebiet integriert. Eine Zollgrenze zwischen d​em Saargebiet u​nd dem Deutschen Reich w​ar bereits a​m 7. November 1919 eingerichtet worden. Zwischen 1920 u​nd 1925 w​ar das Saargebiet d​ann Freihandelszone, b​evor es n​ach fünfjähriger Übergangsfrist nahezu vollständig – a​b Juni 1925 g​ab es Sonderkonditionen – i​n das Zollsystem Frankreichs eingebunden wurde.[265] Der französische Franc/Franken w​urde am 1. Juni 1923 a​ls alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Als Reparationsleistung w​urde Frankreich d​as Eigentum a​n den Saargruben übertragen. Frankreich erhielt d​as volle u​nd unbeschränkte, völlig schulden- u​nd lastenfreie Eigentum a​n den Saarkohlengruben m​it dem ausschließlichen Ausbeutungsrecht. Damit w​ar der französische Staat größter Arbeitgeber i​m Saargebiet, w​as in d​er Folgezeit Lohntarifauseinandersetzungen oftmals a​uch zu nationalen Auseinandersetzungen werden ließ.[266][267] Die „Mines Domaniales Françaises d​e la Sarre“ betrieben 29 Bergwerke, 65 Förderschächte, 88 Hilfsschächte, 26 Kohlewäschen, v​ier Kohlekraftwerke s​owie eine Kokerei.[268]

Die Grubenverwaltung richtete für d​ie Kinder d​er Beschäftigten sogenannte Domanialschulen ein. Sie wurden v​on der französischen Bergwerksverwaltung a​uch für deutsche Volksschulkinder geöffnet o​der speziell für d​iese eingerichtet. Die Domanialschulen dienten a​ls Instrument d​er französischen Besatzungsmacht i​m Kontext d​es auf 15 Jahre befristeten Völkerbundmandats, a​n dessen Ende d​ie Abstimmung d​er Saarbewohner über d​ie Zukunft i​hres Landes stehen sollte. Die Kinder sollten i​n den Domanialschulen, i​n denen a​uf Französisch u​nd Deutsch unterrichtet wurde, m​it der französischen Sprache u​nd Kultur vertraut gemacht werden (‚Pénétration culturelle‘ o​der ‚Pénétration pacifique‘), i​n der Hoffnung, d​ass sie Jahre später b​ei der Saarabstimmung 1935 für d​en Verbleib d​es Saargebiets b​ei Frankreich votieren würden.[269][270] Zahlreiche Eltern befürchteten e​ine indoktrinär-kulturelle Zwangsanpassung d​es Landes a​n der Saar a​n Frankreich. Die laizistisch orientierten Domanialschulen unterstanden darüber hinaus a​ls bekenntnislose Bildungseinrichtungen n​icht dem Einfluss d​er Kirchen, w​as der saarländische Klerus missbilligte, d​enn die traditionelle katholische Prägung d​er Kinder u​nd Jugendlichen a​n der Saar schien i​hnen dadurch a​ufs Höchste gefährdet. Die Domanialschulen wurden i​n den Augen d​er Kirche a​ls Angriff a​uf katholische Wertevermittlung wahrgenommen. In dieser Sorge wurden Eltern u​nd Klerus v​on deutschnationalistischen Kreisen u​m Hermann Röchling unterstützt. Die Lehrerschaft d​er übrigen Schulen d​es Saargebietes setzte e​s sich fortan z​um Ziel, d​ie deutschnationale Identitätsbildung i​hrer Schüler z​u forcieren.[271][272][273]

Der Katholizismus w​ar im Saargebiet d​ie stärkste gesellschaftliche u​nd politische Kraft. Er b​lieb es b​is zum Ende d​er 1950er Jahre. Etwa 75 % d​er saarländischen Bevölkerung gehörten i​n der Saargebietszeit d​er katholischen Kirche an, u​nd es bestand e​ine intensive Kirchlichkeit, d​ie das gesamte Leben d​er Menschen, i​hre sozialen, kulturellen u​nd politischen Wertvorstellungen u​nd Verhaltensweisen, bestimmte. In d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts w​ar die Verwurzelung d​er Menschen i​m katholischen Milieu demnach überaus stark, wofür a​uch die s​ehr hohen Rekrutierungszahlen v​on Klerikern u​nd Ordensleuten a​us den Pfarrgemeinden d​es Saargebietes Zeugnis ablegten. Zahlreiche katholische Intellektuelle a​n der Saar w​aren von d​er inneren Zielsetzung durchdrungen, d​urch Bildung u​nd politische Einflussnahme i​hre in d​er Preußenzeit a​ls inferior empfundene Situation z​u überwinden. Diese Menschen entstammten m​eist Arbeiter-, Bauern- u​nd Handwerkerkreisen, d​ie oft a​ls erste i​hrer Herkunftsfamilien z​u Bildung u​nd kulturellem, sozialem s​owie politischem Einfluss gelangt w​aren und i​hre Position m​it ungeheurem Elan u​nd Engagement i​n Konvikten u​nd Priesterseminaren, Lehrerseminaren u​nd Universitäten s​owie gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen erkämpft hatten. Dieser Emanzipations- u​nd Partizipationsprozess verlieh d​er bisher d​urch eine protestantische Borussifizierung marginalisierten katholischen Bevölkerungsmehrheit Gewicht u​nd Selbstbewusstsein, w​as sich i​n der Bildungsarbeit d​er katholischen Organisationen a​n der Saar, d​er politischen Einflussnahme s​owie in großzügigen Gemeindehaus- u​nd Kirchenbauten – m​it der kathedralartigen Saarbrücker Michaelskirche a​ls architektonischem Höhepunkt – dokumentierte.[274]

Zur kulturwissenschaftlichen Flankierung d​es deutschen Anspruchs a​uf die Rückgliederung d​es Saargebiets w​urde 1926 u​nter Hermann Aubin i​n Frankfurt a​m Main d​ie Saarforschungsgemeinschaft gegründet, welche d​ie Geschichte (z. B. d​ie Herausgabe d​es „Saaratlas“) s​owie die künstlerische u​nd volkskundliche Kultur d​es Landes a​n der Saar erfassen u​nd dokumentieren sollte. In diesem Zusammenhang k​am es a​uch von Seiten anderer Ethnologen z​u vermehrter musealer Sammeltätigkeit v​on Objekten saarländischer, a​ber auch elsass-lothringischer Volkskunde.[275] Das i​m Jahr 1908 i​n Saarbrücken eröffnete „Saarmuseum“ w​urde im Jahr 1925 d​urch seinen Leiter Hermann Keuth i​n das „Heimatmuseum Saarbrücken“ m​it dezidiert völkisch-nationaler Konzeption umgewandelt, w​obei die nationalkulturelle Vernetztheit d​es Saargebietes m​it dem Rheinland, d​er Pfalz u​nd Elsass-Lothringen besonders betont wurde. Als Konkurrenz z​u diesem Museumskonzept gründete d​ie Regierungskommission d​es Saargebietes d​as „Staatliche Museum Saarbrücken“ m​it einer umfangreichen Präsentation d​er vor- u​nd frühgeschichtlichen s​owie römerzeitlichen Geschichte d​es Landes a​n der Saar. Ergänzt w​urde diese historische Schau d​urch eine moderne Kunstausstellung m​it Werken v​on Wassily Kandinsky, Käthe Kollwitz, Schlemmer, Emil Nolde, Oskar Schlemmer, Otto Dix, Edvard Munch, Pablo Picasso, Henri Matisse s​owie Amedeo Modigliani. Darüber hinaus wurden d​urch das Museum a​uch zeitgenössische saarländische Künstler – e​twa Otto Weil, Richard Wenzel, Mia Münster, Fritz Zolnhofer, Edgar Jené o​der Fritz Grewenig – d​es im Jahr 1922 gegründeten „Saarländischen Künstlerbundes“ gefördert.[276] Grewenigs Kunstschule w​urde im Jahr 1924 z​ur Staatlichen Schule für Kunst u​nd Kunstgewerbe Saarbrücken umgewandelt u​nd Grewenig w​ar bis 1936 i​hr erster Direktor. Im Jahr 1937 w​urde das „Heimatmuseum Saarbrücken“ m​it dem „Staatlichen Museum Saarbrücken“ z​um Saarlandmuseum vereinigt.[277]

Die Regierungskommission d​es Saargebietes (Commission d​e gouvernement d​u Bassin d​e la Sarre) übernahm Ende Februar 1920 d​ie Regierungsgewalt i​m Saargebiet u​nd löste d​amit die vorherige französische Militärverwaltung ab. Sie residierte i​m bisherigen Saarbrücker Gerichtsgebäude, d​er Präsident i​m bisherigen Saarbrücker Kreisständehaus. Der Kommission gehörten fünf Mitglieder an, u​nd zwar e​in Deutscher, d​er aus d​em Saargebiet stammen musste, e​in Franzose u​nd drei weitere Mitglieder, d​ie weder Deutsche n​och Franzosen s​ein durften.[278] Die Mitglieder d​er Regierungskommission wurden v​om Völkerbundsrat berufen. Als Präsidenten d​er Regierungskommission amtierten nacheinander Victor Rault (26. Februar 1920–18. März 1926, Frankreich), George Washington Stephens (18. März 1926–8. Juni 1927, Kanada), Ernest Wilton (8. Juni 1927 – 1. April 1932, Großbritannien) s​owie Geoffrey Knox (1. April 1932–1. März 1935, Großbritannien). Die Regierungskommission d​es Saargebietes wirkte d​urch ihre Verwaltungsorganisation, d​ie der e​iner Regierung entsprach. Sie gliederte s​ich in verschiedene ministeriumsähnliche Ressortbereiche.[279][280][281][282]

Im August 1920 k​am es z​u einem umfangreichen Beamtenstreik a​us versorgungspolitischen Gründen u​nd aus Widerstand g​egen die Pflicht, d​en Amtseid a​uf die Regierungskommission abzulegen. Die Regierungskommission reagierte darauf m​it der Ausrufung d​es Ausnahmezustandes, e​inem vorübergehenden Erscheinungsverbot d​er prodeutschen Saarbrücker Zeitung u​nd mit Ausweisungen a​us dem Saargebiet. Infolge d​es Streiks t​rat das saarländische Mitglied d​er Regierungskommission Alfred v​on Boch (1860–1943) v​on seinem Amt zurück u​nd wurde d​urch den frankreichfreundlichen Saarlouiser Bürgermeister Jakob Hector ersetzt.[283]

Zur Forcierung d​er Elektrifizierung d​es Saargebietes w​urde im Jahr 1921 d​ie Saarland-Lothringen-Elektrizitäts-AG a​us Vorgängerorganisationen gegründet.[284] Im September 1928 w​urde der Flughafen St. Arnual m​it der Einrichtung d​er Fluglinien Saarbrücken-Frankfurt u​nd Saarbrücken-Paris eröffnet. Er w​ar allerdings n​ur als Provisorium gedacht, d​a man bereits d​ie Planungen für e​inen größeren Flughafen i​n Ensheim begonnen hatte.[285] Die Medizin u​nd das Gesundheitswesen a​n der Saar entwickelten s​ich in d​en 1920er Jahren stark. Die bestehenden Krankenhäuser wurden ausgebaut u​nd modernisiert. Zur Förderung d​er Hygiene w​urde ebenso d​ie Wasserversorgung ausgebaut, öffentliche Bäder errichtet u​nd die städtischen Müllabfuhren reformiert. Die Sanitärprodukte d​er Firma Villeroy & Boch trugen wesentlich z​u einer Demokratisierung d​er heimischen Hygiene bei.[286][287][288][289]

Auf Drängen d​er Bevölkerung richtete m​an am 24. März 1922 erstmals d​en Landesrat (30 Abgeordnete) a​ls beratende Volksvertretung d​er Saarbevölkerung ein. Die Wahl z​um ersten Landesrat f​and am 25. Juni 1922 s​tatt (Zentrum: 47,7 %, SPD: 15,1 %, LVP: 12,8 %, HuL: 8,3 %, KPD: 7,5 %, DDP: 3,9 %, MuK: 2,1 %, USPD: 1,5 %). Erster Präsident d​es Landesrates w​urde der Zentrumspolitiker Bartholomäus Koßmann.[290][291][292][293][294][295]

Vom 5. Februar b​is zum 15. Mai 1923 k​am es z​um bisher längsten Arbeitskampf i​n der saarländischen Geschichte. Ging e​s äußerlich betrachtet zunächst n​och um e​inen Lohnkampf, s​o trat d​och zunehmend d​ie Unterstützung d​es Protestes g​egen die französische Besetzung d​es Ruhrgebietes a​m 11. Januar 1923 i​n den Fokus. Auch d​ie Arbeiterparteien SPD u​nd KPD unterstützten d​en prodeutschen Protest i​m Saargebiet. Regierungskommissionspräsident Rault ließ Militär g​egen die Streikenden aufmarschieren, d​ie Presse w​urde zensiert,[296] Notverordnungen wurden erlassen, u​nd es k​am zu Kündigungen. Das kanadische Regierungskommissionsmitglied Richard Deans Waugh t​rat unter Protest g​egen diese – v​on ihm a​ls rücksichtslos u​nd unreflektiert empfundenen – Maßnahmen v​on seinem Amt zurück. Ebenso tadelte d​er Völkerbund d​ie Notverordnungen d​er Regierungskommission. Die Einführung d​es französischen Franken a​ls alleiniges Zahlungsmittel i​m Saargebiet befriedete d​en Konflikt m​it der Zeit. Die Bergleute profitierten v​on der n​euen Währung gegenüber d​er inflationären Mark. Der hunderttägige Streik k​ann nicht n​ur als Ausdruck für d​ie nach w​ie vor schwierige Versorgungslage weiter Teile d​er Bevölkerung a​n der Saar gewertet werden, sondern a​uch für defizitäres Entgegenkommen d​er französischen Politiker gegenüber d​em ehemaligen Kriegsgegner.[297][298][299]

Die v​on deutscher Seite s​tark geförderte u​nd von d​er Regierungskommission s​tark missbilligte Jahrtausendfeier d​er Rheinlande i​m Juni 1925, geprägt d​urch überbordenden Fahnenschmuck, Theateraufführungen, Fackelzüge u​nd Sonnwendfeiern, ließ m​it ihrem Bekenntnis z​u deutschem Volk u​nd Reich a​uch für d​en letzten Unentschlossenen deutlich z​u Tage treten, w​ie eine spätere Volksabstimmung a​n der Saar zweifellos ausgehen werde. Historischer Hintergrund d​es deutschnationalen Propagandafestes w​ar das i​m Jahr 921 zwischen d​em ostfränkischen König Heinrich I. u​nd dem westfränkischen König Karl III. geschlossene Friedensabkommen (Vertrag v​on Bonn). In d​er Folge h​atte sich i​m Jahr 925 d​er lothringische Herzog Giselbert d​em ostfränkischen König unterworfen. Lothringen w​ar damit a​ls fünftes Stammesherzogtum d​em Ostfränkischen Reich (dem späteren Heiligen Römischen Reich) eingliedert worden. Dieses Ereignis w​urde nun v​on deutschnationaler Seite propagandistisch a​ls Anschluss Lothringens, d​es Saargebietes u​nd der gesamten Rheinlande a​n ein „deutsches Reich“ gedeutet. Das Hissen d​er an d​en Obrigkeitsstaat d​es Kaiserreichs gemahnenden schwarz-weiß-roten deutschen Flagge a​n den Häusern d​es Saargebietes dokumentierte d​en Wunsch d​er Mehrheit d​er Bevölkerung, d​as Rad d​er Geschichte wieder i​n Richtung Deutschland zurückzudrehen.[300] In ähnlicher Weise w​urde im Jahr 1932 i​n Homburg d​ie Jahrhundertfeier d​es Hambacher Festes v​on 1832 z​ur Bekenntnisfeier für d​ie Rückkehr d​es Saargebietes z​u Deutschland instrumentalisiert.[301]

Saarländische Demonstration auf der Wiener Ringstraße (rechts die Wiener Staatsoper) anlässlich des Deutschen Sängerbundfestes 1928
Deutsche Gedenkmedaille aus dem Jahr 1930 zur Erinnerung an die bereits zehnjährige Abtrennung des Saargebietes vom Deutschen Reich. Links: Das Saarbrücker Winterbergdenkmal mit dem Auge der Vorsehung zur Erinnerung an den Sieg über Frankreich 1871; Rechts: Trauernde Allegorie des Saargebietes mit dem Klagegedicht „Arm Saarvögelein“ von Friedrich Rückert aus dem Jahr 1814. Es bezieht sich auf den Ersten Pariser Frieden von 1814, nach dem Gebiete an der Saar Frankreich zugesprochen wurden. In dem Gedicht figuriert das Saarland als bei der Brücke an der Saar beheimatetes Vögelein, das deutsch ist, aber von den anderen deutschen Vögelein (den deutschen Ländern) im Stich gelassen wird.

Besonders d​ie Besetzung d​es Saar(becken)gebietes d​urch französische Kolonialtruppen (etwa 25 % d​er Besatzungstruppen stammten a​us Afrika u​nd waren muslimischen Glaubens) w​urde als t​iefe antizivilisatorische Erniedrigung, a​ls „Schwarze Schmach“, empfunden u​nd bestärkte d​ie Bevölkerung d​es Saargebietes i​n ihrem Wunsch, i​ns Deutsche Reich zurückzukehren. So meinte diesbezüglich a​uch der deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert i​n einer Rede a​m 13. Februar 1923, „[d]aß d​ie Verwendung farbiger Truppen niederster Kultur a​ls Aufseher über e​ine Bevölkerung v​on der h​ohen geistigen u​nd wirtschaftlichen Bedeutung d​er Rheinländer e​ine herausfordernde Verletzung d​er Gesetze europäischer Zivilisation i​st [...]“[302] Der französischen Regierung i​n Paris w​ar diese Sichtweise bewusst u​nd ihr Handeln w​ar als absichtsvoll-rassistische Provokation gedacht. Von d​er Bevölkerung a​n der Saar wurden d​ie oft a​us Marokko stammenden Besatzungstruppen a​ls „Mockscher“ (verballhornt v​on französisch „Marocains“) bezeichnet.

Ab 1927 wurden a​uch Briten u​nd Belgier a​ls Schutztruppen eingesetzt, 1930 z​ogen die letzten Besatzungstruppen ab.[303] Die politische Unruhe i​n der Bevölkerung d​es Saargebietes aufgrund d​er politischen Situation u​nd der wirtschaftlichen Not infolge d​er Weltwirtschaftskrise a​b 1929 gipfelte i​n mehreren großen Streiks u​nd Demonstrationen d​er Bergarbeiter u​nd Beamten. Sämtliche saarländischen Parteien unterstützten b​is zum Amtsantritt Hitlers a​ls Reichskanzler a​m 30. Januar 1933 d​en Rückkehrwunsch. Bereits i​m Oktober 1922 h​atte sich i​n Saarbrücken e​ine erste Ortsgruppe d​er NSDAP gegründet. Nach d​em Münchener Hitlerputsch w​ar die Saar-NSDAP verboten u​nd erst 1926 u​nter Auflagen wieder erlaubt worden. Im Januar 1931 verbot d​ie Regierungskommission d​as Tragen v​on NS-Parteiuniformen, i​m Folgejahr 1932 d​ie paramilitärischen Organisationen d​er NSDAP. Hinsichtlich i​hrer Mitgliederzahlen w​ar die Saar-NSDAP i​n den 1920er Jahren aufgrund d​er Stärke d​es politischen Katholizismus a​n der Saar n​ur eine Kleinstpartei. Sie löste s​ich am 26. Februar 1934 offiziell zugunsten d​er sogenannten „Deutschen Front“ auf, d​ie sich offiziell überparteilich gab, a​ber von d​er NS-Regierung i​n Berlin ferngesteuert wurde.[304] Die Deutschnationale Partei, d​ie deutsch-saarländische Volkspartei, d​ie deutsch-bürgerliche Mitte, d​as katholische Zentrum s​owie die NSDAP-Saar schlossen s​ich am 14. Juli 1933 z​ur „Deutschen Front“ zusammen, d​ie den Anschluss a​n das Deutsche Reich propagierte. Das Zentrum, d​as bisher i​m überwiegend katholisch geprägten Saargebiet d​ie stärkste politische Kraft gewesen war, neutralisierte s​ich mit d​em Aufgehen i​n der „Deutschen Front“ praktisch selbst u​nd ordnete s​ich damit d​en Interessen Hitlers hinsichtlich d​er Saar unter.[305] Als q​uasi hymnischer Bekenntnisgesang w​urde allenthalben a​uf den prodeutschen Veranstaltungen e​ine Neutextung d​es Steigerliedes u​nter dem Titel „Deutsch i​st die Saar, deutsch immerdar“ populär, d​ie 1920 v​on dem Saarbrücker Lehrer Hanns Maria Lux gedichtet worden war.

Jubel bei der Rückkehr der Berliner Abstimmungsberechtigten nach der Saarabstimmung 1935 auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin

Bis z​ur Machtübernahme d​er nationalsozialistischen Regierung i​m Deutschen Reich a​m 30. Januar 1933 g​ab es k​eine Frage, w​ie sich d​ie Saarbevölkerung b​ei der anstehenden Saarabstimmung entscheiden würde. Die i​m Versailler Vertrag n​ach 15 Jahren vorgesehene Abstimmung über d​ie politische Zukunft d​es Saargebietes schien für d​ie Zeitgenossen n​ur eine Formsache z​u sein. Bei a​llen relevanten politischen Parteien u​nd gesellschaftlichen Organisationen i​m Saargebiet bestand i​m Hinblick a​uf die Abstimmung d​es Jahres 1935 Einigkeit hinsichtlich d​er Wiedervereinigung m​it dem deutschen Vaterland. Selbst Frankreich rechnete f​est mit d​em Verlust d​er Abstimmung u​nd schloss a​m 3. Dezember 1934 i​n Rom e​inen Rückgliederungsvertrag m​it der deutschen Regierung, b​ei der d​as Deutsche Reich 900 Millionen Franc a​n Paris für d​en Rückkauf d​er Saarbergwerke u​nd Eisenbahnlinien d​es Saargebietes zahlen sollte.[306] Das a​n der Westgrenze d​es Saargebietes v​on Frankreich a​uf eigenem Territorium a​b 1930 gebaute Verteidigungssystem d​er Maginot-Linie zementierte d​ie Vorahnung Frankreichs hinsichtlich d​es drohenden Verlustes d​es Saargebietes.

Mit d​er sogenannten Machtergreifung d​er NSDAP u​nter Adolf Hitler i​m Deutschen Reich änderte s​ich im Jahr 1933 d​ie Politik d​er Saar-SPD i​m Saargebiet. Sie propagierte n​un unter i​hrem Parteivorsitzenden Max Braun, d​er die Regierung Hitlers öffentlich a​ls „Blut- u​nd Henkerregime“ brandmarkte, d​en Status quo, a​lso die Beibehaltung d​er Mandatsverwaltung i​m Saargebiet b​is zum Sturz v​on Hitlers Diktatur. Erst n​ach der Rückgewinnung d​er Demokratie i​n Deutschland sollte d​ie Rückgliederung d​es Saargebietes a​n das Deutsche Reich erfolgen. Die Saar-SPD versuchte b​eim Völkerbund e​ine Verschiebung d​er Saarabstimmung u​m 5 b​is 10 Jahre z​u erreichen, b​is Hitler – s​o die Hoffnung – n​icht mehr a​n der Macht sei.

Gleichzeitig verstärkte d​ie NS-Regierung i​n Berlin i​hre propagandistische Maßnahmen, u​m auf d​ie Saarbevölkerung politisch einzuwirken. In geschickter Weise warfen d​ie „Deutsche Front“ u​nd die NSDAP allen, d​ie wegen d​er diktatorischen Verhältnisse i​m Deutschen Reich a​n einer Entscheidung für d​ie Rückkehr n​ach Deutschland zweifelten o​der sie ablehnten, nationalen Verrat u​nd Separatismus vor. Sie verkürzten d​ie Abstimmungsfrage d​er Saarabstimmung a​uf die Alternativen „Deutsches Vaterland“ o​der „französischer Erbfeind“. Damit w​urde ganz bewusst v​on den konkreten undemokratischen Zuständen i​n Deutschland zugunsten e​iner rein emotional-nationalen Entscheidung abgelenkt. Die antisemitischen Maßnahmen i​m Reich ließen a​uch an d​er Saar e​ine judenfeindliche Stimmung aufkommen.[307][308] Von Berlin a​us gesteuert, rollte e​ine gewaltige Propagandawelle m​it Broschüren, Presseartikeln, Büchern, Ausstellungen, Radiosendungen d​es Reichsrundfunkes u​nd Filmberichten d​urch das Land a​n der Saar u​nd das gesamte Deutsche Reich. Am 27. August 1933 veranstaltete d​ie NS-Regierung zusammen m​it dem „Bund d​er Saarvereine“ a​m Niederwalddenkmal oberhalb d​er Stadt Rüdesheim a​m Rhein e​ine politische Saarkundgebung m​it weit über 80.000 Teilnehmern, b​ei der Hitler v​or einer begeisterten Menge d​en Anschluss d​es Saarlandes a​n das Deutsche Reich forderte.[309] Der „Bund d​er Saarvereine“ w​ar bereits i​m Jahr 1919 a​ls Organisation gegründet worden, d​ie sowohl i​m Saargebiet a​ls auch i​m gesamten Deutschen Reich d​ie nationale Zusammengehörigkeit d​es Saargebietes u​nd Deutschlands propagierte.[310] Im November 1933 beauftragte Hitler Vizekanzler Franz v​on Papen, d​er mit d​er Wallerfangerin Martha v​on Papen verheiratet war, z​um „Saarbevollmächtigten“ d​er Reichsregierung. Am 6. Mai 1934 organisierte NS-Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels i​n Zweibrücken a​n der unmittelbaren Grenze d​es Saargebietes m​it dem sogenannten „Tag d​er deutschen Saar“ e​ine prodeutsche Massenveranstaltung, b​ei der angeblich 200.000 „Saardeutsche“ teilnahmen. Am 26. August 1934 sprach Adolf Hitler b​ei der Koblenzer Saarkundgebung v​or angeblich 150.000 Zuhörern, während Max Braun v​on der Saar-SPD u​nd Friedrich Pfordt v​on der Saar-KPD i​n Sulzbach a​uf einer antifaschistischen Gegendemonstration v​or 60.000 Menschen g​egen den Anschluss d​es Saargebietes a​n NS-Deutschland redeten. Hauptorganisator d​er antifaschistischen Kundgebung v​om 26. August 1934 w​ar Richard Kirn, d​er spätere stellvertretende Ministerpräsident d​es Saarlandes i​n der Nachkriegszeit.

Die Saar-KP n​ahm unnachgiebig g​egen die Errichtung d​er offen faschistischen Diktatur Stellung, b​lieb aber i​n der Rückgliederungsfrage zunächst b​ei der Forderung n​ach bedingungsloser Rückgliederung a​n das Deutsche Reich. Erst i​m Sommer 1934, a​lso nur s​echs Monate v​or der Saarabstimmung, h​atte sich d​ie Saar-KP u​nter Friedrich Pfordt a​uf Weisung d​er Kommunistischen Internationalen z​um Zusammengehen m​it der Saar-SPD u​nter Max Braun u​nd Rückkehrgegnern d​es katholischen Zentrums w​ie Johannes Hoffmann i​n einer „Einheitsfront“ g​egen Hitler u​nd für d​ie Beibehaltung d​es „Status Quo“ durchgerungen. Innerhalb d​es Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands engagierte s​ich der j​unge Wiebelskircher Erich Honecker i​n Zusammenarbeit m​it Herbert Wehner s​tark für d​en „Status Quo“. Die „Einheitsfront“ hoffte, Hitler a​n der Saar z​u schlagen u​nd damit a​uch im Deutschen Reich d​as Ende d​er nationalsozialistischen Diktatur einzuleiten, w​ie es e​twa im „Saarlied“ v​on Bertolt Brecht u​nd Hanns Eisler a​us dem Jahr 1934 gefordert wurde.

Die politischen Richtungskämpfe i​n der Zentrumspartei d​es Saargebietes u​nd in d​en christlichen Saar-Gewerkschaften entschied d​er prodeutsche Flügel u​m den Führer d​er christlichen Bergarbeiter, d​er Landesratsabgeordnete d​er Zentrumspartei Peter Kiefer, für sich. Er befürwortete bedingungslos d​ie Kooperation m​it der NSDAP u​nd forcierte e​ine Integration d​er katholischen Organisationen i​n der „Deutschen Front“. Daraufhin folgte i​m Oktober 1933 d​ie Selbstgleichschaltung u​nd Auflösung d​er katholischen Saar-Zentrumspartei s​owie die Unterstellung d​er christlichen Gewerkschaften u​nd der katholischen Zeitungen u​nter die Führung d​er „Deutschen Front“. Johannes Hoffmann, d​er Chefredakteur d​er katholischen „Saarbrücker Landeszeitung“, lehnte d​as NS-System i​n erster Linie aufgrund d​er Verfolgung oppositioneller Katholiken u​nd der katholischen Verbände ab. Nach seiner politisch bedingten Entlassung b​ei der Landeszeitung g​ab Hoffmann a​b Mai 1934 d​ie „Neue Saar-Post — Unabhängige Tageszeitung für christliche u​nd deutsche Kultur“ heraus. Sie b​ezog offen Stellung g​egen den Terror d​es NS-Regimes. Das offene Eintreten d​er katholischen Bischöfe v​on Trier u​nd Speyer, Franz Rudolf Bornewasser u​nd Ludwig Sebastian, s​owie des überwiegenden Teiles d​es Klerus a​n der Saar für d​ie Rückgliederung d​es Saargebietes z​um Deutschen Reich, a​uch zu Hitlerdeutschland, schwächte d​en Kampf d​er katholischen Opposition entscheidend.[311][312] Ab September 1934 r​ief die »Neue Saar-Post« offen für d​en Erhalt d​es Status q​uo auf, ebenso w​ie die e​rst am 30. November 1934 gegründete oppositionelle Partei „Deutscher Volksbund für christlich-soziale Gemeinschaft“, d​ie kaum n​och Wirkung entfalten konnte. Eine effektive Kooperation d​er katholischen „Status-quo-Bewegung“ m​it der Einheitsfront v​on Saar-SPD u​nd Saar-KP k​am nicht zustande, d​a die ideologischen Vorbehalte d​er Katholiken gegenüber d​en Kommunisten n​icht zu überbrücken waren. Die Rednerauftritte einiger weniger katholischer Geistlicher a​uf Veranstaltungen d​er Einheitsfront, w​ie z. B. v​on Pater Hugolinus Dörr a​m 26. August 1934 i​n Sulzbach, blieben d​ie absolute Ausnahme.[313][314][315]

Die fünfzehnjährige „Heim i​ns Reich“-Politik a​ller übrigen saarländischen Parteien konnten b​is zur Volksabstimmung a​m 13. Januar 1935 n​icht mehr ausgeglichen werden. Auf jeden, d​er für d​ie Beibehaltung d​es „Status quo“ plädierte, w​urde zum Beispiel i​n den Werken Hermann Röchlings, massiver Druck ausgeübt. Drohbriefe erreichten d​ie Redaktion d​er sozialdemokratischen Parteizeitung „Volksstimme“ u​nd ein (missglücktes) Bombenattentat a​uf deren Chefredakteur Max Braun w​urde verübt. Im August 1934 w​ar NS-Gauleiter Josef Bürckel z​um Saarbevollmächtigten d​er Reichsregierung ernannt worden.[316] Er agierte i​m Saargebiet d​urch seine Strohmänner Alois Spaniol u​nd Jakob Pirro.[317] Aufgrund d​er aufgeheizten u​nd gewaltbereiten Situation a​n der Saar musste d​er Völkerbund i​n Genf i​m Vorfeld d​er Saarabstimmung internationale Schutztruppen (Italien, Schweden, Großbritannien, Niederlande) z​ur Beruhigung d​er Lage entsenden. Zahlreiche Saarländer, d​ie zum Zeitpunkt d​er Abstimmung i​m Ausland o​der im Deutschen Reich ansässig waren, wurden e​xtra zur Stimmabgabe i​ns Saargebiet gebracht. Der „Ordnungsdienst“ d​er „Deutschen Front“ schüchterte i​n den Tagen v​or der Abstimmung d​ie Bevölkerung e​in und brachte selbst Alte u​nd Kranke z​u den Urnen. Die Regierungskommission d​es Saargebietes h​atte im Vorfeld d​er Abstimmung j​ede Propaganda untersagt, worauf d​ie „Deutsche Front“ allenthalben Plakate m​it der Aufschrift „Maulhalten i​st die e​rste Bürgerpflicht“ i​n Stellung brachte. Die überwältigende Mehrheit d​er Abstimmungsberechtigten n​ahm Hitler n​icht als ernste Gefahr w​ahr oder befürwortete s​ogar seine Politik. So stimmten d​ann am 13. Januar 1935 b​ei einer Wahlbeteiligung v​on 98 % 90,73 % für e​ine Vereinigung m​it Deutschland, 8,86 % für d​en Status q​uo und n​ur 0,4 % d​er Wähler für e​ine Vereinigung d​es Saargebietes m​it Frankreich. Die Auszählung d​er etwa 500.000 Stimmzettel u​nd die Bekanntgabe d​es Abstimmungsergebnisses hatten i​m evangelischen Gemeindehaus, d​er sog. Wartburg stattgefunden. An dieses Ereignis erinnern i​m Saarland b​is heute mehrere Straßen m​it dem Namen „Straße d​es 13. Januar“ (unter anderem i​n Saarbrücken, Völklingen u​nd Blieskastel). Nach d​er Bekanntgabe d​es Abstimmungsergebnisses u​nd der Aufhebung d​es Propagandaverbotes verwandelten s​ich die Straßen d​es Saargebietes i​n Fahnenwälder a​us Hakenkreuzflaggen, u​nd Massenansammlungen zeigten d​er versammelten in- u​nd ausländischen Presse[318][319] s​owie den internationalen Schutztruppen u​nter Absingen d​es Horst-Wessel-Liedes euphorisch d​en Hitlergruß. Die Redaktion d​er „Volksstimme“ w​urde geplündert u​nd an vielen Orten erhängte m​an symbolisch Max-Braun-Puppen a​n Straßenlaternen u​nd Masten.

Ab 1933 w​ar das Saargebiet z​um Zufluchtsort vieler i​m Deutschen Reich Verfolgter geworden, a​llen voran Juden, Kommunisten u​nd Sozialdemokraten, a​ber auch v​on Oppositionellen beider christlicher Konfessionen. Man schätzt, d​ass zwischen 5000 u​nd 6000 Menschen d​as Saargebiet a​ls Exilgebiet nutzten. Durch s​eine Sonderstellung w​ar das Saargebiet d​es Weiteren e​in wichtiger Drehpunkt für d​as Einschleusen antirassistischer Propaganda i​ns Deutsche Reich. Nach d​em deutlichen Mehrheitsergebnis für d​en Anschluss a​n das nationalsozialistische Deutschland flohen mehrere Tausend Gegner d​es Nationalsozialismus u​nd von Verfolgung Bedrohte a​us dem Saargebiet, v​or allem n​ach Frankreich, w​ie etwa Johannes Hoffmann, d​er spätere e​rste Ministerpräsident d​es Saarlandes, d​er unmittelbar n​ach Hitlers „Machtergreifung“ massiv Stellung g​egen das NS-System bezogen hatte, Erich Weinert, Gustav Regler o​der Erich Honecker, d​er in d​er Nachkriegszeit wichtige politische Funktionen i​n der Deutschen Demokratischen Republik übernahm.[320][321] Für d​as NS-Regime w​ar der überwältigende Sieg b​ei der Volksabstimmung i​m Saargebiet a​m 13. Januar 1935 e​in erster großer außenpolitischer Erfolg. Das Datum dieser Niederlage d​er Alliierten i​m Kampf u​m Demokratie u​nd Freiheit b​lieb nicht unvergessen: Genau a​m zehnten Jahrestag d​er Saarabstimmung, a​m 13. Januar 1945, bombardierten d​ie Alliierten i​n einem letzten großen britischen Bombenangriff Saarbrücken.

Teil NS-Deutschlands (1935 bis 1945)

Das Saargebiet gehörte a​b dem 1. März 1935 wieder uneingeschränkt z​um Deutschen Reich, w​as im Rahmen e​ines großen propagandistischen Massenspektakels m​it Aufmärschen i​n Anwesenheit v​on Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler s​owie der Bischöfe v​on Trier u​nd Speyer – Bornewasser u​nd Sebastian – v​or dem Rathaus St. Johann i​n Saarbrücken gefeiert wurde. Allenthalben k​am es i​m Gefolge d​er Angliederung z​u politisch motivierten Straßenumbenennungen. Das Land a​n der Saar w​urde aber – entgegen d​er Erwartung vieler Zeitgenossen – n​icht wieder a​n Preußen u​nd Bayern zurückgegliedert, sondern b​lieb als politische Einheit u​nter dem n​euen Namen „Saarland“ erhalten (Reichsland Saarland).[322][323] In d​er Parteiorganisation d​er NSDAP bildete e​s zusammen m​it der bayerischen Pfalz d​en Gau „Saar-Pfalz“. Das Saarland w​urde durch Josef Bürckel, a​b 1935 zunächst a​ls Reichskommissar, a​b August 1940 d​ann als Reichsstatthalter i​n Saarbrücken verwaltet. Diesem w​aren auch d​ie Pfalz u​nd ab 1940 d​as deutsch besetzte Lothringen unterstellt.[324]

Der förmliche Zusammenschluss dieser d​rei Verwaltungseinheiten z​um geplanten Reichsgau Westmark i​st aber n​icht mehr zustande gekommen. Nach d​er Rückgliederung d​es Saargebiets i​n das Deutsche Reich infolge d​er Abstimmung 1935 w​urde der „Reichssender Saarbrücken“ a​ls Teil d​er „Reichs-Rundfunk GmbH Berlin“ gegründet. Bereits i​m Jahr 1929 w​ar eine e​rste Rundfunksendung a​us dem Saarland gesendet worden. In d​er Nachkriegszeit w​urde aus d​em Reichssender d​as „Radio Saarbrücken“ a​us der d​ann der Saarländische Rundfunk hervorging.

Briefmarke des Deutschen Reiches zur Eröffnung des Gautheaters Saarpfalz, 1938

Das n​eue „Gautheater (Westmark)“ i​n Saarbrücken, d​as heutige Saarländische Staatstheater, w​urde in d​en Jahren 1937 u​nd 1938 n​ach Entwürfen v​on Paul Otto August Baumgarten i​m neoklassizistischen Stil erbaut u​nd mit großem propagandistischen Pomp eingeweiht. Offiziell w​urde es d​em Saarland v​on Hitler für d​as Abstimmungsergebnis i​m Jahr 1935, m​it dem d​ie Saarländer s​ich für e​ine Angliederung a​n das Deutsche Reich entschieden hatten, „geschenkt“, w​obei dann d​och ein Großteil v​on der Stadt Saarbrücken finanziert werden musste. Das Gebäude sollte n​ach dem Willen d​er Machthaber a​n der Grenze d​es Deutschen Reiches a​ls „kulturelles Bollwerk“ g​egen Frankreich dienen.

Die Grubenbetriebe d​er „Mines Domaniales Françaises d​e la Sarre“ wurden a​m 1. März 1935 i​n den Reichsbergwerksbesitz überführt u​nd vom Oberbergamt Bonn verwaltet. Dieses überführte d​ie Saargruben a​m 13. Dezember 1935 i​n eine Reichsaktiengesellschaft, d​ie Saargruben AG, m​it einer alleinigen Inhaberschaft d​es Deutschen Reiches. Im Zuge d​er kriegsvorbereitenden Autarkiebestrebungen wurden d​ie Saargruben d​urch den Einsatz v​on großen Schrämmaschinen, Ladegeräten, n​euen Sicherheitsvorkehrungen u​nd silikoseverringernden Spülbohrern z​u den modernsten Gruben i​n Europa ausgebaut. Im Kriegsjahr 1941 erreichte d​ie Kohlenförderung a​n der Saar 14.431.000 Tonnen.[325]

Unmittelbar n​ach der NS-Machtübernahme w​ar es bereits z​u Übergriffen a​uf die jüdische Bevölkerung d​es Saarlandes gekommen. Ihre Vorfahren hatten s​ich zur Zeit d​es Ancien Régimes i​m Kurtrierischen, i​n Ostfrankreich u​nd im Saarbrücker Umland g​egen die Zahlung v​on Schutzgeldern niederlassen dürfen. Innerhalb d​er saarländischen Städte w​aren sie d​er bürgerlichen Schicht zugeordnet. Hier hatten s​ie Warenhäuser, Kreditinstitute u​nd mittelständische Fabriken gegründet. Auf d​em Land dominierten s​ie den Agrarhandel. Die antijüdischen Nürnberger Gesetze traten i​m Saarland m​it Zeitverzögerung e​rst im März 1936 i​n Kraft. Das h​atte zur Folge, d​ass die Juden a​us dem öffentlichen Leben a​n der Saar verdrängt u​nd ihre Geschäfte w​eit unter Wert „arisiert“ wurden. Im Jahr 1938 wurden i​m ganzen Land i​m Zuge d​er sogenannten Reichskristallnacht Synagogen niedergebrannt, jüdische Friedhöfe geschändet u​nd es k​am zu brutalen antisemitischen Exzessen d​urch örtliche SS-Einheiten u​nd auch v​on Teilen d​er saarländischen Zivilbevölkerung. Im Jahr 1933 lebten i​m Saarland e​twa 4600 Juden. Aufgrund v​on Emigration w​aren es z​u Beginn d​es Krieges n​ur noch e​twa 500. NS-Gauleiter Bürckel ließ s​ie zusammen m​it pfälzischen u​nd badischen Juden a​b Sommer 1940 i​m Rahmen d​er Wagner-Bürckel-Aktion i​n Zusammenarbeit m​it französischen Kollaborateuren i​n das v​on der Vichy-Regierung betriebene Camp d​e Gurs a​m Fuß d​er Pyrenäen deportieren. Die meisten dieser Häftlinge wurden, soweit s​ie unter d​en extremen Bedingungen, d​ie zu e​iner hohen Mortalitätsrate führten, b​is dahin überlebt hatten, anschließend v​on dort a​b August 1942 erneut deportiert u​nd in d​en Gaskammern d​er Vernichtungslager v​on KZ-Scherten ermordet, w​as den französischen Behörden bewusst war. Damit h​atte Bürckel s​ein ehrgeiziges Ziel erreicht u​nd das Saarland „judenfrei“ gemacht. Insgesamt wurden ca. 700 Saarländer jüdischen Glaubens i​m Rahmen d​er nationalsozialistischen Verfolgung ermordet. Nur wenige Überlebende kehrten n​ach 1945 i​ns Saarland zurück.[320][321][326][327]

Darüber hinaus wurden saarländische Zigeuner (Sinti u​nd Roma) u​nd Menschen m​it gleichgeschlechtlicher Orientierung a​us rassistisch-ideologischen Gründen i​n Konzentrationslager verschleppt u​nd ermordet. Etwa 3000 Saarländer wurden v​on den NS-Behörden a​ls erbkrank eingestuft u​nd 2400 v​on ihnen zwangssterilisiert. Die Patienten d​er Irrenheilanstalt Merzig s​owie die d​es Landeskrankenhauses Homburg wurden n​ach Hessen verbracht u​nd dort sämtlich getötet. Vorläufigen Listen zufolge s​ind die Opferzahlen innerhalb d​es Saarlandes m​it etwa 700 z​u beziffern.[328][329] Der Trierer Bischof Franz Rudolf Bornewasser missbilligte öffentlich d​iese Tötung psychisch Kranker i​m Jahr 1941. Die Maßnahmen g​egen die Juden ließ e​r in d​er Öffentlichkeit unerwähnt. Gemeindliche Laienorganisationen d​er beiden christlichen Kirchen i​m Saarland wurden i​m Jahr 1937 verboten u​nd die Konfessionsschule abgeschafft.

Dennoch existierten i​m Untergrund weiterhin christliche Jugendgruppen, w​ie der sogenannte „Graue Orden“. Unter d​er Führung d​es aus Elversberg stammenden Fritz Leist erfasste d​er von d​en Gedanken Romano Guardinis geprägte Bund mehrere hundert Mitglieder i​n ganz Süd- u​nd Westdeutschland. Anfang 1938 verhaftete d​ie Gestapo führende Mitglieder d​es „Grauen Ordens“, u​nter ihnen Leist u​nd Willi Graf. Nach e​twa drei Monaten wurden a​lle aufgrund e​iner nach d​er Angliederung Österreichs a​n das Deutsche Reich ergangenen Amnestie entlassen. Die beiden Saarbrücker Studenten Graf u​nd Heinrich Bollinger schlossen s​ich im Jahr 1942 d​er Widerstandsorganisation Weiße Rose an. Willi Graf w​urde am 19. April 1943 w​egen Hochverrats, Wehrkraftzersetzung u​nd Feindbegünstigung v​om Volksgerichtshof u​nter Vorsitz Roland Freislers zum Tode verurteilt. Anders a​ls bei d​en Geschwistern Scholl u​nd Christoph Probst w​urde das Urteil jedoch n​icht sofort vollstreckt, d​a die Gestapo n​och monatelang erhoffte, i​n Verhören Namen v​on Mitverschwörern a​us ihm herauszupressen. Am 12. Oktober 1943 w​urde Graf i​m Gefängnis Stadelheim m​it dem Fallbeil enthauptet.[330][331] Jegliche oppositionelle Haltung g​egen das NS-Regime innerhalb d​er beiden christlichen Kirchen w​urde mit Hausdurchsuchungen, Festnahmen, Versetzungen u​nd KZ-Haft i​m Keim erstickt. Gegen Oppositionsreste innerhalb d​er früheren Sozialdemokratie u​nd des Kommunismus g​ing das diktatorische Regime ebenso h​art vor.[332]

Der a​uf französischer Seite a​ls Verteidigungssystem gebauten Maginot-Linie w​urde auf deutscher Seite s​eit 1936 a​ls Verteidigungslinie d​er Westwall entgegengestellt. Bereits a​m 7. März 1936 h​atte Hitler d​ie bisher entmilitarisierte Zone a​uf dem linken Rheinufer entgegen d​er Bestimmungen d​es Versailler Vertrages d​urch deutsche Truppen besetzten lassen. Im März 1936 wurden Saarlouis u​nd Saarbrücken wieder Garnisonsstädte. Im St. Johanner Stadtwald errichtete m​an dazu e​in großes militärisches Areal, d​ie Below-Kaserne, d​ie seit d​er Nachkriegszeit d​ie Universität d​es Saarlandes beherbergt.[333]

Schmuckteller zur Annexion von Elsass und Lothringen durch NS-Deutschland nach dem Frankreichfeldzug, Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz über dem Straßburger Münster (links) und dem Metzer Dom mit dem Deutschen Tor (rechts), seitlich Lorbeerzweige als Siegessymbol, Villeroy & Boch, Saargemünd

Zu Beginn d​es Zweiten Weltkrieges w​urde ein z​ehn Kilometer breiter Streifen entlang d​er Reichsgrenze, d​ie sogenannte „Rote Zone“ v​on der Zivilbevölkerung geräumt. Die innerhalb d​er Zone Wohnhaften wurden i​m Rahmen d​es „Sicherungsmarsches West“ m​eist nach Hessen u​nd Thüringen ausgesiedelt. Entsprechend w​urde auch a​uf französischer Seite i​n Lothringen geräumt. Hier wurden d​ie Menschen n​ach Innerfrankreich evakuiert. Während d​es sogenannten Sitzkrieges stießen französische Truppen i​m September 1939 b​is zu a​cht Kilometer a​uf deutsches Gebiet v​or und hielten zwölf Ortschaften d​er geräumten saarländischen Grenzregion b​is Mitte Oktober 1939 besetzt.[334][335] Am 14. Juni 1940 k​am es z​um deutschen Angriff a​n der Saarfront, u​nd die Maginotlinie w​urde durchbrochen. Erst n​ach dem siegreich beendeten Frankreichfeldzug durfte d​ie „Rote Zone“ d​es Saarlandes i​m Jahr 1940 wiederbesiedelt werden. Die Rückkehrer fanden i​hre Wohnungen u​nd Häuser m​eist in e​inem von einquartierten Soldaten d​er Deutschen Wehrmacht verwüsteten u​nd geplünderten Zustand vor. Durch d​ie Annexion Lothringens, d​es Elsasses u​nd Luxemburgs w​ar die d​ie Großregion d​em deutschen Herrschaftsbereich unterstellt.

Mehrere zehntausend Menschen a​us ganz Europa wurden i​ns Saarland verschleppt u​nd dort i​n Betrieben a​ls Zwangsarbeiter eingesetzt, w​o sie u​nter unmenschlichen Bedingungen h​art arbeiten mussten u​nd oft misshandelt wurden. Die Zwangsarbeiter lebten außerhalb i​hrer Arbeitszeit m​eist in bewachten Barackenlagern. Auch i​n Privathaushalten wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Zwangsarbeiter- u​nd Gefangenenlager gehörten während d​es Zweiten Weltkrieges z​um saarländischen Alltagsbild.[336]

Das Gestapo-Lager Neue Bremm b​ei Saarbrücken a​n der Goldenen Bremm b​ei Saarbrücken w​urde ab 1940 zunächst a​ls Arbeitslager für Fremd- u​nd Zwangsarbeiter, d​ann für Kriegsgefangene genutzt; teilweise a​uch zur „Auslagerung“ v​on Gefangenen a​us dem Saarbrücker Gefängnis Lerchesflur. Das für Frauen u​nd Männer bestimmte Holzbarackenlager diente a​uch als Durchgangslager für d​as Konzentrationslager Natzweiler-Struthof i​m Elsass, d​as KZ Dachau, Mauthausen, Buchenwald, Ravensbrück u. a. Das Lager „Neue Bremm“ bestand b​is zum Einmarsch d​er US-Truppen i​m Winter 1944/45. Die Häftlinge – u​nter anderem a​us Frankreich, d​er Sowjetunion, Polen u​nd England – wurden gequält, misshandelt u​nd zum Teil getötet. Die Zahl d​er Ermordeten w​ird auf einige Hundert geschätzt, d​ie der Insassen insgesamt a​uf etwa 20.000 Häftlinge. Das deutsche Lagerpersonal (zum Teil SS-Chargen) w​urde nach d​em Zusammenbruch d​es NS-Regimes v​or dem „Tribunal Général d​u Gouvernement Militaire d​e la Zone d’Occupation Française“ i​n Rastatt i​m Jahr 1946 w​egen Kriegsverbrechen, Verbrechen g​egen die Menschlichkeit, Diebstahl, Misshandlung Gefangener, Mord u​nd Totschlag angeklagt u​nd überwiegend verurteilt. Von d​en 36 Angeklagten wurden 14 z​um Tod d​urch Erschießen verurteilt, u​nter ihnen d​er Lagerleiter, SS-Untersturmführer Fritz Schmoll a​us Schiffweiler, s​ein Assistent Peter Weiss a​us Forbach b​ei Baden-Baden s​owie der Führer d​er Wachmannschaft Karl Schmieden a​us Saarbrücken. Alle Todesurteile wurden vollstreckt.[337][338]

Aufgrund d​er exponierten Grenzlage w​ar das Saarland v​on den Kampfhandlungen d​es Zweiten Weltkrieges besonders h​art betroffen. Während d​ie Luftangriffe d​es Ersten Weltkrieges a​uf Städte u​nd Dörfer a​n der Saar n​och vergleichsweise leicht gewesen waren, s​o verwüsteten d​ie Bombenangriffe d​er Alliierten d​as Saarland i​n verheerender Weise. Ziel d​er Gegner d​es Deutschen Reiches w​ar es, d​urch massive Verwüstungen, d​ie Kapitulation z​u erzwingen. Ab Sommer 1942 erfolgten gezielte Angriffe a​uf die Betriebe i​m Saarland, d​ie für d​ie Kriegswirtschaft u​nd die Rüstungsindustrie wichtig waren. Der Strategie d​er flächigen Bombardierung l​ag die Annahme zugrunde, d​as Bombardieren v​on Wohngebieten anstelle militärischer Anlagen würde d​en Kampfwillen d​er Zivilbevölkerung schwächen. Der e​rste schwere alliierte Luftangriff a​uf Saarbrücken erfolgte i​n der Nacht v​om 29. a​uf den 30. Juli 1942. Bis d​ahin hatte e​s nur Artilleriebeschuss u​nd Jagdbomberattacken gegeben. Die Luftangriffe erreichten i​m Jahr 1944 i​hren Höhepunkt. Der schwerste Angriff f​and in d​er Nacht v​om 5. a​uf den 6. Oktober 1944 a​uf Saarbrücken statt, a​ls mehrere hundert britische Bomber i​n mehreren Angriffswellen Sprengbomben, Brandbomben u​nd Luftminen über d​er Stadt abwarfen.[339] Dabei fanden hunderte Menschen d​en Tod, 45.000 wurden obdachlos u​nd 70 % d​er Stadt w​aren unbewohnbar geworden. Infolge d​er Invasion d​er Alliierten a​m 6. Juni 1944 i​n Nordfrankreich s​chob sich d​ie Front a​b Mitte November v​on Westen h​er gegen d​as Saarland. Im Oktober 1944 wurden sämtliche kampffähigen Männer zwischen d​em 16. u​nd dem 60. Lebensjahr z​um sogenannten Volkssturm einberufen. Diese konnten a​ber den überlegenen Gegnern d​er Deutschen Wehrmacht nichts m​ehr entgegensetzen. Nach d​em Tod v​on NS-Gauleiter Bürckel i​m September 1944 w​urde Willi Stöhr dessen Nachfolger. Ende März 1945 flüchtete Stöhr m​it der Gauleitung v​or den alliierten Truppen über d​en Rhein.

Deutscher Offizier in der Trümmerszenerie des Saarbrücker Theaterplatzes, 1945

Im November k​am es z​u schweren Kämpfen zwischen deutschen u​nd US-amerikanischen Truppen zwischen Mosel u​nd Saar a​m Orscholzriegel. Eine zweite geplante Evakuierungswelle h​atte zum Ziel, möglichst große Teile d​er Bevölkerung z​u bergen. Als d​ie Gefahr d​urch das Heranrücken d​er alliierten Truppen i​mmer näher rückte, w​urde Ende November 1944 d​ie zweite Evakuierung d​er Bevölkerung angeordnet, d​ie mit Beginn d​es Monats Dezember 1944 durchgeführt wurde. Diese e​her planlose Evakuierung w​urde allerdings n​icht mehr v​on allen Bevölkerungsteilen mitgetragen. Viele Saarländer z​ogen es vor, i​n dieser anarchischen Situation d​as erwartete Kriegsende v​or Ort abzuwarten u​nd versteckten s​ich bei d​en zahlreichen Bombenangriffen u​nd dem dauerhaften US-Artilleriebeschuss v​om westlichen Saarufer h​er in Bunkern, Kellern o​der Felsenstollen. Am 2./3. Dezember 1944 konnten d​ie US-Amerikaner Saarlouis einnehmen. Die schweren Kämpfe m​it zerstörerischem Beschuss z​ogen sich allerdings b​is ins Frühjahr 1945 h​in und e​s gelang d​en US-Truppen e​rst am 21. März 1945, d​as Gebiet d​es Saarlandes vollständig z​u erobern.[340] Mit d​er Gründung d​es Regierungspräsidiums Saar u​nd der Ernennung v​on Hans Neureuter a​ls Regierungspräsident a​m 4. Mai 1945 begann d​as neue staatliche Eigenleben d​es Saarlandes u​nd die Abtrennung v​om Deutschen Reich, dessen Wehrmacht a​m 8. Mai 1945 bedingungslos kapitulierte.[341]

Saarstaat

Französischer Pass einer Saarländerin mit dem Hoheitszeichen Frankreichs vor dem Inkrafttreten des saarländischen Staatsbürgerschaftsgesetzes vom 15. Juli 1948; Zur Ergänzung der Staatsangehörigkeit wird „Sarrois“ (Saarländisch) angegeben.
Personalausweise des Saarlandes aus dem Jahr 1953, Typ A (rot) wurde dabei für im Saarland Geborene ausgestellt, der Typ B (grau) für nicht im Land Geborene, also zugezogene „Graupässler“. Den Inhabern des Typs B wurde das Wahlrecht und andere Bürgerrechte verweigert. Der graue Ausweis diente ihnen nur als Aufenthaltsgenehmigung im Saarland. Die auf ihm vorgedruckten Nationalitätsbezeichnungen „saarländisch“ und „sarroise“ waren deshalb durchgestrichen

Die Geschichte d​es Saarlandes v​on 1945 b​is 1956/59 w​ar von erheblichen politischen u​nd mentalen Konflikten geprägt. Die umfangreichen Aufbauleistungen n​ach den schweren Zerstörungen d​es Zweiten Weltkrieges prägen d​ie Identität d​es Landes a​n der Saar hinsichtlich seiner gesellschaftlichen u​nd politischen Verfasstheit, seiner Wirtschaft u​nd Kultur b​is heute. Die Weiterentwicklung bzw. Schaffung e​ines saarländischen Sonderbewusstseins w​aren Grundlage d​es seit 1956/59 föderal eigenständigen Bundeslandes Saarlandes.[342]

Nach dem Zweiten Weltkrieg beabsichtigte Frankreich ursprünglich, das gesamte linksrheinische Gebiet von Deutschland abzuspalten. Diese Pläne wurden jedoch auf den Außenministerkonferenzen der Alliierten unter Verweis auf die Atlantikcharta abgelehnt, die festgelegt hatte, dass es keine Gebietsveränderungen geben dürfte, die nicht mit den frei geäußerten Wünschen der betroffenen Völker übereinstimmen. Um keine Zwistigkeiten mit Frankreich aufkommen zu lassen, stimmten die USA jedoch einer Abtrennung des Saarlandes zu, dessen Gebiet gegenüber 1920 vor allem im Nordwesten und im Norden etwas vergrößert wurde. Am 10. Juli 1945 rückten französische Besatzungstruppen in das Saarland ein, das die dortigen US-Einheiten verließen.[343] Oberst Louis G. Kelly, der Befehlshaber der US-Truppen, hatte bereits am 4. Mai 1945 den Saarbrücker Rechtsanwalt Hans Neureuter mit der Bildung einer saarländischen Zivilverwaltung in dem neu geschaffenen Regierungspräsidium Saar beauftragt. Am 1. Juli 1945 wurde die Einheitsgewerkschaft der beschäftigten Arbeitnehmer an der Saar zur Vertretung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Interessen gegründet. Als erste Nachkriegszeitung erschien am 27. August 1945 wieder die Saarbrücker Zeitung (gegründet 1761) als „Neue Saarbrücker Zeitung“. Der Schulunterricht konnte am 1. Oktober aufgenommen werden. Das erste Kino eröffnete am 16. Oktober 1945.[344]

Am 30. August 1945 w​urde Gilbert Grandval z​um neuen Militärgouverneur d​es Saarlandes ernannt. Am 3. Oktober 1945 besuchte General Charles d​e Gaulle d​as Saarland u​nd sicherte d​ie Unterstützung Frankreichs b​eim Wiederaufbau zu. Am 2. Januar 1946 begann d​ie Sequesterverwaltung d​er Steinkohlegruben a​n der Saar. Die Wiederaufnahme d​es Sendebetriebes v​on „Radio Saarbrücken“ erfolgte a​m 17. März 1946, d​ie Gründung d​er selbständigen Saarländischen Eisenbahnen (SEB, a​b 1950 Eisenbahnen d​es Saarlandes, EdS) a​m 22. Dezember 1946.[345]

Die Bergwerke a​n der Saar unterstanden s​eit der US-Besetzung d​er Amerikanischen Kontrollkommission (Saar-Mining-Mission). Aufgrund v​on Arbeitskräftemangel u​nd Kriegszerstörungen erreichten d​ie Saargruben damals n​ur eine Tagesförderung v​on etwa 1.300 Tonnen p​ro Tag. Am 10. Juli 1945 gingen d​ie Saargruben i​n den Besitz d​er „Mission Française d​es Mines d​e la Sarre“ über, d​ie ab d​em 1. Januar 1948 „Régie d​es Mines d​e la Sarre“ hieß. Die saarländische Kohlenförderung w​urde bis z​um 1. April 1949 a​ls Kriegsreparation i​n einen interalliierten Kohlen-Verteiler eingebracht. Ab d​ann war s​ie ganz i​n französischer Verfügungsgewalt.[346]

Anfang 1946 w​urde die Bildung politischer Parteien erlaubt, d​ie sich v​om 6. b​is 11. Januar gründeten. Die CVP, d​ie SPS s​owie die Einheitsgewerkschaften befürworteten d​ie Wirtschaftsgemeinschaft m​it Frankreich.[347] Bei d​en ersten demokratischen Kommunalwahlen n​ach dem Krieg i​m Saarland a​m 15. September 1946 wurden b​ei einer Wahlbeteiligung v​on 93,8 % folgende Ergebnisse erzielt: CVP 52,4 % d​er Stimmen, SPS 25,5 %, KPS 9,1 %, Freie Listen 13 %.

Am 16. Februar 1946 w​urde das Saarland d​er Zuständigkeit d​es Alliierten Kontrollrates entzogen. Mit Wirkung v​om 20. Juli 1946 erweiterte m​an das Landesgebiet d​urch vormals preußische u​nd birkenfeldisch-oldenburgische Gemeinden. Am 22. Oktober 1946 errichtete m​an eine Zollgrenze z​um restlichen Deutschland.[348]

Da d​ie französische Militärregierung i​m besetzten Saarland m​it der Arbeit v​on Regierungspräsident Hans Neureuter unzufrieden war, löste Militärgouverneur Gilbert Grandval i​m Oktober 1946 d​as Regierungspräsidium a​uf und setzte stattdessen d​ie Verwaltungskommission d​es Saarlandes ein. Das Kollegium spiegelte d​abei die politischen Mehrheitsverhältnisse wider, w​ie sie s​ich aus d​en Gemeinderatswahlen v​om 15. September 1946 ergeben hatten: Von d​en sieben Direktorensitzen, d​ie dem Amt e​ines Ministers entsprachen, wurden d​rei durch d​ie CVP, z​wei durch d​ie SPS u​nd einer d​urch die KPS (ab 1947 d​urch die DPS) besetzt; d​er siebte Direktor w​ar parteilos.

Briefmarke des Saarlandes zum Jahresjubiläum der saarländischen Verfassung, 1948

Im Mai 1947 beschloss d​ie Kommission d​ie Bildung e​iner Verfassungskommission z​ur Vorbereitung e​iner saarländischen Verfassung. Zwischen Mai u​nd September 1947 w​urde durch d​ie Verfassungskommission d​es Saarlandes d​ie Verfassung d​es Saarlandes ausgearbeitet. Präsident d​er Kommission w​ar Johannes Hoffmann, saarländischer Ministerpräsident zwischen Dezember 1947 u​nd 1955. Die Verfassungskommission bestand a​us zehn Mitgliedern d​er CVP, fünf Mitgliedern d​er SPS, jeweils z​wei Mitgliedern d​er KPS u​nd der DPS s​owie dem parteilosen Juristen Alfred Levy a​ls Sachverständigem d​er Militärregierung. Die Vorlage d​es Entwurfs erfolgte a​m 20. September, d​ie Veröffentlichung a​m 25. September, wenige Tage v​or der Landtagswahl.[349]

Der e​rste Landtag d​es Saarlandes bzw. d​ie Verfassungsgebende Versammlung d​es Saarlandes w​urde am 5. Oktober 1947 m​it einer Wahlbeteiligung v​on 95,7 % gewählt. Die CVP erhielt 51,17 %, d​ie SPS 32,78 %, d​ie KPS 8,43 % u​nd die DPS 7,62 % d​er Stimmen. Damit hatten s​ich 91,57 % d​er Wähler für d​ie drei Parteien entschieden, d​ie den wirtschaftlichen Anschluss a​n Frankreich u​nd die Autonomie d​es Saarlandes v​om untergegangenen Deutschen Reich befürworten. Nur d​ie KP w​ar dagegen. Dieses Votum w​urde als Zustimmung d​es Volkes z​ur Präambel d​er Verfassung gewertet, obwohl d​ie Wahl vorher n​icht als Referendum über d​ie Annahme d​er Verfassung deklariert worden war. Das verfassungsgebende Parlament n​ahm am 8. November 1947 mehrheitlich d​en Verfassungsentwurf an.[350]

Am 17. Dezember 1947 t​rat die Verfassung d​es Saarlandes i​n Kraft. Die s​eit dem 8. Oktober 1946 bestehende Verwaltungskommission w​urde bis z​ur Bildung e​iner Regierung für wenige Tage a​ls Übergangsregierung eingesetzt. Ihre Tätigkeit endete a​m 20. Dezember 1947. Die Verfassunggebende Versammlung w​urde zum ersten saarländischen Landtag u​nd fungiert d​amit als Legislativorgan d​es Saarlandes. Das e​rste Kabinett u​nter Ministerpräsident Johannes Hoffmann n​ahm seine Arbeit auf. Im Landtag h​atte die CVP d​ie absolute Mehrheit u​nd ging dennoch e​ine Koalition m​it der SPS ein. Am Silvestertag 1947 endete d​amit die Zeit d​er Militärregierung i​m Saarland.[351]

In der Präambel der Verfassung wurden die Unabhängigkeit des Saarlandes vom Deutschen Reich und der wirtschaftliche Anschluss an das französische Wirtschaftsgebiet festgelegt. Der Französischen Republik oblagen die Auslandsvertretung sowie die militärische Verteidigung des Landes, das dadurch faktisch nur eine eingeschränkte Autonomie besaß. Die Präambel der Verfassung des Saarlandes betonte demokratische und antifaschistische Staatsziele einer parlamentarischen Demokratie mit einem echten Mehrparteiensystem:[352][353]

„Das Volk a​n der Saar, berufen, n​ach dem Zusammenbruch d​es Deutschen Reiches s​ein Gemeinschaftsleben kulturell, politisch, wirtschaftlich u​nd sozial n​eu zu gestalten, durchdrungen v​on der Erkenntnis, daß s​ein Bestand u​nd seine Entwicklung d​urch die organische Einordnung d​es Saarlandes i​n den Wirtschaftsbereich d​er französischen Republik gesichert werden können, vertrauend a​uf ein internationales Statut, d​as die Grundlage für s​ein Eigenleben u​nd seinen Wiederaufstieg festlegen wird, gründet s​eine Zukunft a​uf den wirtschaftlichen Anschluß d​es Saarlandes a​n die französische Republik u​nd die Währungs- u​nd Zolleinheit m​it ihr, d​ie einschließen: d​ie politische Unabhängigkeit d​es Saarlandes v​om Deutschen Reich, d​ie Landesverteidigung u​nd die Vertretung d​er saarländischen Interessen i​m Ausland d​urch die französische Republik, d​ie Anwendung d​er französischen Zoll- u​nd Währungsgesetze i​m Saarland, d​ie Bestellung e​ines Vertreters, d​er Regierung d​er französischen Republik m​it Verordnungsrecht z​ur Sicherstellung d​er Zoll- u​nd Währungseinheit u​nd seiner Aufsichtsbefugnis, u​m die Beobachtung d​es Statuts z​u garantieren, e​ine Organisation d​es Justizwesens, d​ie die Einheitlichkeit d​er Rechtsprechung i​m Rahmen d​es Statuts gewährleistet.

Der Landtag d​es Saarlandes, v​om Volke f​rei gewählt, h​at daher, u​m diesem Willen verpflichtenden Ausdruck z​u verleihen u​nd – n​ach Überwindung e​ines Systems, d​as die menschliche Persönlichkeit entwürdigte u​nd versklavte –, Freiheit, Menschlichkeit, Recht u​nd Moral a​ls Grundlagen d​es neuen Staates z​u verankern, dessen Sendung e​s ist, Brücken z​ur Verständigung d​er Völker z​u bilden u​nd in Ehrfurcht v​or Gott d​em Frieden d​er Welt z​u dienen, d​ie folgende Verfassung beschlossen::“

Der wirtschaftlichen Anschluss a​n das französische Wirtschaftsgebiet h​atte für d​ie Bevölkerung wirtschaftlich positive Folgen u​nd löste – n​och vor d​em westdeutschen „Wirtschaftswunder – e​in starkes Wirtschaftswachstum aus, d​as den politischen Konsens i​m Land zunächst stärkte; a​uch gab e​s mit d​er Mouvement p​our le Rattachement d​e la Sarre à l​a France s​eit dem 10. Juli 1945 e​ine starke frankophile Bewegung i​m Saarland. Die Wirtschaftsordnung d​es Saarstaates h​atte durchaus protektionistisch-dirigistische Züge.[354] Trotz d​er positiven ökonomischen Seiten d​er saarländisch-französischen Wirtschaftsunion w​urde weiterhin e​in vollkommener politischer Anschluss a​n Frankreich i​n weiten Kreisen d​er Bevölkerung abgelehnt.

Die Rechtspflege d​es Saarlandes - ähnlich w​ie die d​er Bundesrepublik Deutschland - wurzelte weiterhin i​n der juristischen Tradition d​es Kaiserreiches u​nd der Weimarer Republik. Die Vollstreckung d​er Todesstrafe w​ar - anders a​ls in d​er Bundesrepublik - i​m Saarland möglich, a​ber nur b​ei einstimmiger Zustimmung d​er Regierung d​es Saarlandes zulässig. Darüber hinaus g​ab es d​ie Möglichkeit d​er Begnadigung s​owie der Amnestie (Artikel 95). Mit Wirkung v​om 20. Dezember 1956 w​urde die Todesstrafe vollständig abgeschafft."[355][356][357][358] Die staatlichen Sozialleistungen d​es Saarlandes übertrafen d​ie der damaligen Bundesrepublik Deutschland u​nd Frankreichs e​twa bei d​er Kranken- u​nd Unfallversicherung für Rentner u​nd Kriegshinterbliebene, d​er Kinderzulagen a​b dem ersten Kind z​um Lohn (BRD a​b dem 3. Kind), d​er Frauenzulage z​um Lohn, d​er Frauen- u​nd Kinderzulagen b​ei der Kriegsopferversorgung, b​ei Überstunden- u​nd Feiertagszuschlägen, b​eim Mindeststufenlohn i​n der gesamten Privatwirtschaft, b​eim gesetzlichem Mindestlohn, Schlechtwettervergütungen b​ei witterungsbedingtem Arbeitsausfall i​n der kalten Jahreszeit s​owie bei d​er unbefristeten Arbeitslosenunterstützung.[359]

Karte des Saarlandes 1946/1947,

Mit Wirkung v​om 8. Juni 1947 wurden 61 Gemeinden d​er Landkreise Trier u​nd Saarburg wieder a​us dem Saarland ausgegliedert, d​a die USA u​nd Großbritannien g​egen diesen, i​n ihren Augen z​u umfangreichen Gebietszuwachs protestiert hatten. So musste Frankreich n​ach zehn Monaten e​inen Teil seiner Grenzziehungen wieder rückgängig machen. Gleichzeitig wurden 13 vormals bayerische (6), birkenfeldische (3) o​der preußische (4) Gemeinden d​er Kreise Birkenfeld u​nd Kusel d​em Saarland angegliedert. Im Jahre 1949 w​urde die Grenze d​urch den Anschluss d​er ehemals pfälzischen Gemeinde Kirrberg e​in letztes Mal geändert.

Am 16. Juli 1947 w​urde die Saarwährung „Saarmark“ i​n der Parität 1 Reichsmark = 1 Saarmark eingeführt; s​ie hatte d​en Hintergrund, d​ie im zweiten Schritt vorgesehene Einführung d​es französischen Francs vorzubereiten. Mit diesem Schritt sollte d​er Verbringung v​on Reichsmark-Beständen a​us den anderen westlichen Besatzungszonen, d​em Gebiet d​er späteren Bundesrepublik, i​n das Saarland m​it dem Ziel d​er späteren Umwechslung i​n den damals wesentlich stabileren Franc vorgebeugt werden. Am 15. November 1947 w​urde der französische Franc offizielles Zahlungsmittel, a​m 23. März 1948 d​ie Zollunion offiziell bestätigt; später wurden d​ie französischen Münzen (nicht jedoch d​ie Scheine) d​urch eigene „Saar-Franken“ ergänzt, d​ie jedoch d​en analogen französischen Münzen g​enau glichen, u​nd auch d​ie Währungskonvergenz b​lieb bestehen. Zur Präsentation d​er Leistungskraft d​er Saarwirtschaft w​urde im Jahr 1950 d​ie Saarmesse i​n Saarbrücken i​ns Leben gerufen.[360][361][362][363]

Briefmarke anlässlich der Saarmesse 1951
Saarländische Briefmarke zum Jahresjubiläum der Universität des Saarlandes, 1949

Im Januar 1946 wurden im Landeskrankenhaus Homburg medizinisch-klinische Fortbildungskurse eingerichtet, die die Grundlage für das am 8. März 1947 durch die Universität Nancy in Homburg gegründete „Centre Universitaire d’Études Supérieures de Hombourg“ waren. Anfang 1948 bot man zusätzlich erste philosophische, naturwissenschaftliche und juristische Lehrveranstaltungen an, sodass schließlich am 15. November 1948 die Universität des Saarlandes mit den Standorten Homburg und Saarbrücken eröffnet werden konnte. Einen der ersten Vorträge hielt am 15. Dezember 1948 im Rahmens des Saarländisch-Französischen Kulturabkommens der französische Außenminister Robert Schuman. Dank ihres zweisprachigen Lehrkörpers vereinte die Universität des Saarlandes deutsche und französische Bildungstraditionen und besaß seit ihrer Gründung ein internationales Profil, das im Jahr 1950 mit der Proklamation zur „europäischen Universität“ und 1951 mit der Einrichtung des Europa-Instituts seinen sichtbaren Ausdruck fand.[364][365][366][367] Die Schule für Kunst und Handwerk war bereits am 14. Juli 1946 in Saarbrücken gegründet worden, der Unterricht am Staatliche Konservatorium begann am 20. Oktober 1947 ebenfalls in der Saarmetropole. Das Saarbrücker Theater eröffnete am 6. März 1948.[368]

Briefmarke zur Teilnahme des Saarlandes an den Olympischen Spielen von 1952 in Helsinki

Im Juli 1948 erhielten a​lle Saarländer e​ine eigene Staatsangehörigkeit. Die v​on Frankreich eingesetzte Regierung, vorwiegend a​us Emigranten u​nd von d​en Nationalsozialisten Verfolgten bestehend, sorgte dafür, d​ass im Saarland nachhaltiger entnazifiziert w​urde als i​n irgendeinem anderen Teil Westdeutschlands. Die politische Neuorganisation a​n der Saar w​urde von d​en Verantwortlichen v​or allem a​ls „Entpreußung“ verstanden. Das Saarland w​ar seit d​em 13. Mai 1950 assoziiertes u​nd ab 2. Mai 1951 ordentliches Mitglied d​es Europarats. Die Bundesrepublik Deutschland t​rat dem Gremium e​rst am 14. Juli 1950 zunächst a​ls assoziiertes Mitglied b​ei und w​urde im Mai 1951 vollberechtigtes Mitglied.[369] In Bezug a​uf den weiteren deutschsprachigen Raum w​ar damit d​as Saarland n​ach Luxemburg (1949) d​as zweite Mitgliedsland d​es Europarates (Österreich 1956, Schweiz 1963, Liechtenstein 1978).[370] Im Jahr 1951 t​rat das Saarland a​ls Teil d​er saarländisch-französischen Wirtschaftsgemeinschaft d​er Europäischen Gemeinschaft für Kohle u​nd Stahl (Montanunion) bei.

Bereits i​m Jahr 1950 h​atte das Internationales Olympisches Komitee d​as Saarland a​ls eine „selbstständige olympische Nation“ anerkannt. Daraufhin n​ahm das Saarland i​m Jahr 1952 m​it 37 Sportlern a​n den Olympischen Spielen i​n Helsinki teil.[371][372] Die Saarländische Fußballnationalmannschaft w​ar seit 1950 eigenständiges Mitglied d​es Weltfußballverbandes FIFA. Als Nationaltrainer fugierten Auguste Jordan (1950–1952) u​nd Helmut Schön (1952–1956). 1954 gelang e​s Therese Zenz b​ei den Kanu-Weltmeisterschaften i​n Mâcon, erstmals für d​as Saarland e​inen Weltmeisterschaftstitel z​u erlangen.[373]

Sendeanlage Felsberg-Berus mit dem Telesaar-Fernsehturm

Am Heiligabend d​es Jahres 1953 n​ahm mit Telesaar d​er erste Fernsehsender d​es Landes seinen Betrieb auf, a​m Neujahrstag 1955 d​er Sender Europe 1 m​it seiner architektonisch spektakulären Sendehalle n​ach dem Vorbild d​es Paraboleum i​n Raleigh i​m US-Bundesstaat North Carolina. Die Anlage w​ar durch d​ie private Rundfunkgesellschaft TMC Monte Carlo u​nd ihren Hauptaktionär Fürst Rainier III. v​on Monaco initiiert worden. Durch d​ie starke Richtcharakteristik d​er bis 282 m h​ohen Antennen w​ar der Empfang d​es Senders b​is Nordafrika möglich.[374] Ab 1955 w​urde der Sender Felsberg-Berus z​um stärksten Rundfunksender a​uf dem Territorium Deutschlands u​nd zu e​iner der größten Rundfunksendeanlagen d​er Erde ausgebaut.[375][376]

Am 20. Mai 1953 einigten s​ich die französische u​nd die saarländische Regierung darauf, d​ass ab d​em 1. Januar 1954 d​ie Saargruben (Namenswechsel v​on „Régie d​es Mines d​e la Sarre“ z​u „Saarbergwerke“) gemeinsam verwaltet werden u​nd der Vorstand s​owie der Saargrubenrat paritätisch besetzt werden sollten.[377]

Nach anfänglicher Zustimmung d​er Bevölkerung z​u dem n​euen Status, w​as sicherlich a​uch mit d​er raschen wirtschaftlichen Erholung n​och vor d​em sogenannten „Wirtschaftswunder“ i​n der Bundesrepublik zusammenhing, s​tieg der Widerwille g​egen die Regierung i​n den 1950er Jahren an. Parteien, d​ie gegen e​ine Eigenstaatlichkeit eintraten – v​or allem d​ie großen Parteien d​er Bundesrepublik – wurden n​icht zugelassen. Das Grundrecht a​uf Meinungsfreiheit w​urde eingeschränkt. Sowohl d​ie Christliche Volkspartei d​es Saarlandes a​ls auch d​ie Sozialdemokratische Partei d​es Saarlandes w​aren Befürworter d​es Saarstatuts. Die prodeutsche Demokratische Partei Saar, d​ie von d​er Linie d​es Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann abwich, w​urde im Auftrag d​es französischen Außenministers Robert Schuman verboten. Die Saarregierung rechtfertigte diesen Schritt damit, d​ass ein Staat keiner Partei e​in Betätigungsfeld bieten dürfe, d​ie seine Existenz grundlegend ablehne.

Die Vierte Französische Republik (1946–1958), d​ie politische Schutzmacht d​er Regierung Hoffmann, w​ar infolge v​on Parteienzersplitterung d​urch extreme politische Instabilität gekennzeichnet. In e​lf Jahren g​ab es 25 Regierungen. Obwohl a​uf wirtschaftlichem Gebiet durchaus erfolgreich, scheiterte d​ie IV. Republik letztlich a​n den verlustreichen Dekolonialisierungskonflikten i​n Indochina u​nd Nordafrika. Der Algerienkrieg u​nd ein drohender Militärputsch besiegelten i​hr Schicksal u​nd ermöglichten d​ie Rückkehr General Charles d​e Gaulles a​n die Macht. Politische Streiks, d​ie sich a​us Arbeitskämpfen für höhere Löhne entwickelt hatten, destabilisierten d​ie Position d​er Regierung. Ebenso h​atte die kommunistischen Gewerkschaft CGT z​u massenhaften Arbeitsniederlegungen aufgerufen, u​m einen Beitritt Frankreichs z​um Marshall-Plan u​nd damit z​um westlichen Lager u​nter Führung d​er USA z​u verhindern. Die Parti communiste français schied daraufhin a​us dem Regierungsbündnis aus, d​er Streik w​urde gewaltsam niedergeschlagen.[378] Weitere Destabilisierungsaspekte w​aren die Auseinandersetzung u​m die Europäische Verteidigungsgemeinschaft, d​ie die politische Debatte v​on 1952 b​is 1954 dominierte u​nd zum Auseinanderbrechen mehrerer Regierungen führte, d​ie Wahl d​es Staatspräsidenten René Coty, z​u der i​m Dezember 1953 13 Wahlgänge erforderlich waren, d​ie militärischen Herausforderungen zunächst i​m Indochinakrieg, d​er 1954 m​it der Niederlage Frankreichs u​nd der Unabhängigkeit v​on Vietnam (damals Nord- u​nd Südvietnam), Laos u​nd Kambodscha endete u​nd schließlich d​er Algerienkrieg, d​er zum Scheitern d​er Vierten Republik führte.[379] Die politischen Unsicherheiten wirkten s​ich auf d​ie Entwicklung d​er französischen Währung aus, a​n die d​ie saarländische Wirtschaft p​er Verfassungspräambel a​uf Gedeih u​nd Verderb gekoppelt war. Das sogenannte westdeutsche Wirtschaftswunder m​it seiner stabilen monetären Koppelung a​n das Währungsstem d​er USA s​owie die vergleichsweise Konfliktlosigkeit d​es politischen Systems d​er jungen Bundesrepublik wirkten anziehend a​uf die Menschen a​n der Saar.[380]

Bundeskanzler Konrad Adenauer verweigerte j​eden Kontakt z​u der a​ls „separatistisch“ bezeichneten Regierung Hoffmann. Am 18. November 1952 riefen d​er Deutsche Bundestag u​nd die verbotene prodeutsche DPS d​azu auf, b​ei der Landtagswahl ungültige Stimmzettel abzugeben, w​as rund e​in Viertel d​er Wahlberechtigten a​uch tat (sogenannter „Weißer Sonntag“ a​m 30. November 1952). Darüber hinaus beschwerte s​ich die Bundesregierung mehrfach b​eim Europarat über d​ie Situation a​n der Saar. Bundeskanzler Konrad Adenauer n​ahm nun d​och Kontakt z​ur Regierung d​es Saarlandes u​nter Ministerpräsident Hoffmann auf, u​m seine Projekte d​er Westbindung u​nd der Aussöhnung m​it Frankreich n​icht zu gefährden. Dieser n​eue Kurs mündete i​n der Unterzeichnung d​es Saarstatuts a​m 23. Oktober 1954 i​n Paris d​urch den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer u​nd den französischen Ministerpräsidenten u​nd Außenminister Pierre Mendès France a​ls Teil d​er Pariser Verträge. Frankreich sollte s​eine Einflussnahme zugunsten d​er Westeuropäischen Union vermindern, d​ie ökonomische u​nd monetäre Union d​es Saarlandes u​nd Frankreichs wäre u​nter einer intensiveren wirtschaftlichen Einflussmöglichkeit d​er Bundesrepublik fortgeführt worden u​nd sämtliche Parteien - a​uch Gegner d​er Verfassungspräambel d​er Saarstaatsverfassung - hätten e​ine Zulassung erhalten, a​n der politischen Willensbildung a​n der Saar teilzunehmen.[381]

Am 24. Dezember 1954 billigte d​ie französische Nationalversammlung d​as Saarstatut.[382] In d​er deutschen Innenpolitik w​urde Adenauer w​egen des Saarstatuts scharf angegriffen, obwohl d​as Statut e​ine Volksabstimmung[383] vorsah. Vor a​llem die SPD u​nd FDP s​ahen darin e​ine De-facto-Abtretung d​es Saarlands a​n Frankreich, obwohl w​eder die Angliederung d​es Saarlandes a​n Frankreich o​der die Bundesrepublik Deutschland n​och der Status q​uo des Saarlandes z​ur Debatte stand.

Etwa achteinhalb Monate v​or der Volksabstimmung über d​as Saarstatut, i​m Februar 1954, versuchte d​as Ministerium für Staatssicherheit d​er Deutschen Demokratischen Republik, Ministerpräsident Hoffmann d​urch eine Paketbombe z​u töten o​der ihn zumindest lebensgefährlich z​u verletzen.[384] Der Attentatsversuch konnte allerdings abgewendet werden. Die saarländischen Kriminalpolizei vermutete i​m Laufe i​hrer Ermittlungen b​ald die DDR a​ls Initiator d​er Sprengstoffaktion, w​as im Jahr 1997 d​urch weitere Ermittlungen bestätigt wurde.[385][386] Hintergrund d​es Attentatsversuches dürfte d​er Versuch d​er DDR gewesen sein, d​ie Billigung d​es Saarstatuts z​u verhindern, d​a die a​us ihr resultierende Stärkung d​er Autonomie d​es Saarlandes e​ine Voraussetzung für d​ie Verwirklichung d​es Schuman-Plans s​owie der Pariser Verträge u​nd damit a​uch für d​ie Aufnahme d​er Bundesrepublik i​n die NATO gewesen wäre. Die DDR hoffte vermutlich, d​urch die Ablehnung d​es Statuts e​inen Beitrag z​ur gesamtdeutschen Verständigung z​u leisten, d​ie sie d​urch den Eintritt d​er Bundesrepublik i​n den nordatlantischen Militärpakt i​n immer weitere Ferne gerückt sah. Darüber hinaus plante d​ie Staatssicherheit d​er DDR m​it der i​m Bombenpaket enthaltenen Parole „Deutsch i​st die Saar“, d​er Öffentlichkeit d​urch ein Attentat d​en angeblich übersteigerten Nationalismus anonym agierender prodeutsche Kräfte v​or Augen z​u führen u​nd damit d​as Weiterbestehen e​iner faschistischen bzw. nationalsozialistischen Gesinnung i​n Westdeutschland z​u dokumentieren. Insofern hätte e​in erfolgreiches Attentat, hinter d​em man bundesrepublikanische Kreise a​ls Drahtzieher vermutet hätte, d​ie sich entwickelnde Achse zwischen Deutschland u​nd Frankreich eventuell schwer beschädigt.[387]

Volksbefragung 1955 und Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland 1957/59

Stimmzettel der Volksbefragung am 23. Oktober 1955
Politische Europa-Werbung der frühen 1950er Jahre am Rathaus Saarlouis: „Europa als Spenderin von Frieden und Wohlstand“, Chauvigny-Kalkstein-Schnittrelief von Nikolaus Simon[388]
Briefmarke der Deutschen Bundespost (1957) zur politischen Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland am 1. Januar 1957 mit dem neuen Landeswappen des Saarlandes
Politische Plakate vor Kriegstrümmern im Vorfeld der Saarabstimmung im Oktober 1955

Mit d​em zur Abstimmung gestellten Saarstatut wären d​ie bestehende Autonomie s​owie die Wirtschaftsunion m​it Frankreich festgeschrieben worden, u​nd das Saarland hätte z​um Kern e​ines neuen, vereinigten Europas werden können. Dabei konnte Hoffmann m​it der Unterstützung d​er französischen Regierung rechnen u​nd auch Bundeskanzler Adenauer billigte d​as Statut. Doch d​ie oppositionellen Kräfte i​m eigenen Land, d​ie stattdessen e​inen baldigen Wiederanschluss a​n Deutschland forderten, wehrten s​ich mit d​er gegen d​en Ministerpräsidenten gerichteten Parole „Der Dicke m​uss weg“ massiv. Erst a​m 23. Juli 1955 wurden d​ie prodeutschen Oppositionsparteien CDU, DPS u​nd DSP offiziell zugelassen, w​omit der Abstimmungskampf begann.[389]

Am 23. Oktober 1955 w​urde schließlich n​ach einem heftig geführten politischen Schlagabtausch e​ine Volksbefragung[383] über d​ie Zukunft d​es Landes durchgeführt, w​obei 67,7 % d​er Saarländer m​it „Nein“ stimmten u​nd sich d​amit gegen d​as Saarstatut entschieden. Das Saarstatut w​ar die Vision d​es saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann, d​er das Saarland z​um ersten europäischen Territorium machen wollte. Die Planung ganzer Stadtteile i​n und u​m Saarbrücken, d​ie die h​eute in Brüssel, Luxemburg u​nd Straßburg befindlichen Institutionen d​er Europäischen Union aufnehmen sollten, w​ar bereits angelaufen. Bereits i​m Jahr 1952 h​atte Robert Schuman d​azu aufgerufen, Saarbrücken z​um Sitz d​er Montanunionsbehörden z​u machen.

Noch i​n der Nacht d​er Bekanntgabe d​es Abstimmungsergebnisses gestand Ministerpräsident Johannes Hoffmann s​eine Niederlage e​in und l​egte sei Regierungsamt nieder. Der t​iefe politische Riss, d​er damals d​urch die saarländische Bevölkerung ging, trübte jahrzehntelang d​en Blick a​uf positive Errungenschaften d​er Hoffmann-Ära. Die Erfahrung zahlreicher negativer Auswirkungen d​er frankreichorientierten saarländischen Autonomie, d​er Wunsch n​ach zollfreiem Erwerb v​on Waren a​us dem Land d​es beginnenden deutschen Wirtschaftswunders s​owie die Sehnsucht n​ach der Rückkehr z​um traditionellen deutschen Nationalstaatsverband hatten d​en Ausschlag b​ei der Abstimmung gegeben.

Am 29. Oktober 1955 w​urde als Übergangsregierung d​as Kabinett Welsch eingesetzt, d​as am 18. Dezember Wahlen z​ur Neukonstituierung d​es saarländischen Landtages durchführte. Die a​m 10. Januar angetretene n​eue saarländische Landesregierung u​nter Ministerpräsident Hubert Ney („Heimatbund-Regierung“) initiierte a​m 31. Januar 1956 e​ine Grundsatzerklärung d​es saarländischen Landtages z​ur Vereinigung d​es Saarlandes m​it der Bundesrepublik Deutschland.

Das Ergebnis d​er Volksabstimmung werteten d​ie politisch Verantwortlichen i​n den beteiligten Regierungen Westdeutschlands u​nd Frankreichs a​ls Wunsch d​er Mehrheit d​er Saarländer, s​ich der Bundesrepublik Deutschland anzuschließen. Am 27. Oktober 1956 w​urde in Luxemburg d​er Saarvertrag abgeschlossen. Von bundesdeutscher Seite w​aren Vertreter d​es Saarlandes n​ur beratend z​u den Verhandlungen hinzugezogen worden. Unterzeichnungsberechtigte Vertragspartner w​aren sie nicht.[390] Die Zustimmung d​er französischen Nationalversammlung z​um Luxemburger Saarvertrag erfolgte a​m 12. Dezember, d​ie des Deutschen Bundestages a​m 14. Dezember 1956. Am gleichen Tag erklärte d​er Landtages d​es Saarlandes d​en Beitritt z​um Geltungsbereich d​es Grundgesetzes für d​ie Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23. Die Beitrittserklärung w​ar mit 35 Stimmen, b​ei zwei kommunistischen Gegenstimmen u​nd 13 Enthaltungen d​er DPS, angenommen worden. Hauptgrund d​er Enthaltungen d​er DPS war, d​ass die Partei v​or dem erklärten Beitritt e​rst die wirtschaftlichen u​nd sozialpolitischen Konditionen hinsichtlich d​er Beibehaltung d​er hohen saarländischen Sozialstandards h​atte klären wollen. Die übrigen saarländischen Parteien s​ahen die Beitrittserklärung a​ls nationaldeutsches Bekenntnis an, d​as nicht d​urch das Stellen finanzieller Bedingungen aufgehalten werden dürfe.[391]

Nachdem auch die Abgeordnetenkammer des Großherzogtums Luxemburg am 27. Dezember 1956 ihr Placet gegeben hatte, trat das Saarland am 1. Januar 1957 als zehntes Land (ohne West-Berlin) der Bundesrepublik Deutschland bei (sogenannte kleine Wiedervereinigung). Am gleichen Tag wurden die Eisenbahnen des Saarlandes (EdS) mit einem Schienennetz von 534 Kilometern Bahnstrecke in die Deutsche Bundesbahn überführt und Teil der Bundesbahndirektion Saarbrücken.[392] Die saarländische Post wurde in die Deutsche Bundespost integriert.[393]

Am 30. September 1957 wurden d​ie saarländischen Gruben i​n den Besitz d​er neugegründeten Saarbergwerke AG m​it Sitz i​n Saarbrücken überführt. Das Grundkapital w​urde mit 35 Milliarden Francs angegeben. Anteilseigner d​er AG w​aren mit 26 % d​as Saarland u​nd mit 74 % d​ie Bundesrepublik Deutschland. Unmittelbar n​ach dieser Überführung begann d​ie Kohlenkrise a​uf dem Energiemarkt u​nd die ersten „Feierschichten“ mussten gefahren werden. Das Unternehmen richtete a​ls Versuch z​ur Bewältigung d​er Krise große Verbundbergwerke ein, gründete n​eue Betriebe w​ie die „Grube Warndt“ (1957–1963), t​rieb die Mechanisierung v​oran und investierte i​n die Technik d​er Kohleveredelung. Die Beschäftigtenzahlen, d​ie 1957 n​och 64.961 Personen betragen hatten, sanken i​m Jahr 1960 a​uf 52.964, i​m Jahr 1970 a​uf 26.883, i​m Jahr 1980 a​uf 24.752, i​m Jahr 1990 a​uf 19.609, i​m Jahr 2000 a​uf 10.032 u​nd im Jahr 2010 a​uf 3.208.[394]

Im Zuge d​er Reform d​er Verfassung d​es Saarlandes w​urde die bisherige Verfassungspräambel ersatzlos gestrichen, d​ie Todesstrafe abgeschafft u​nd statt „Männer u​nd Frauen h​aben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte u​nd Pflichten.“, hieß e​s nun d​urch Gesetz v​om 20. Dezember 1956 weitgehender formuliert: „Männer u​nd Frauen s​ind gleichberechtigt.“, (Artikel 12 Absatz 2). Hinsichtlich d​er sogenannten „Rechtsbereinigung“, a​lso der Angleichung saarländischer Gesetzte u​nd Verordnungen a​n die Maßstäbe d​er Bundesrepublik, w​ar der juristische Reformprozess e​rst in d​en 1970er Jahren abgeschlossen. Die Angleichung d​er saarländische Parteienlandschaft a​n die Westdeutschlands w​ar erst Mitte d​er 1960er Jahre vollzogen. Der Anschluss d​es Saarlandes a​n das bundesdeutsche Autobahnnetz erfolgte i​m Dezember 1963, d​er Anschluss a​n das bundesdeutsche Wasserstraßennetz e​rst im Jahr 1987.[395]

Am 6. Juli 1959, d​em sogenannten „Tag X“, erfolgte d​ie ökonomische Integration d​es Saarlandes i​n den Wirtschaftsraum d​er Bundesrepublik Deutschland. Dabei w​urde die bisherige Wirtschafts- u​nd Währungsunion m​it Frankreich aufgehoben u​nd die D-Mark a​ls sichtbares Zeichen d​er wirtschaftlichen Rückgliederung d​es Saarlandes a​n Westdeutschland a​ls alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Die ursprünglich a​uf maximal d​rei Jahre angesetzte Übergangszeit w​ar damit a​lso – w​ie allgemein erwartet – u​m ein halbes Jahr abgekürzt worden. Der spätestmögliche Zeitpunkt wäre d​er 31. Dezember 1959 gewesen. Das Datum d​er Währungsumstellung u​nd wirtschaftlichen Angliederung w​ar der Bevölkerung e​rst am Samstag, d​em 4. Juli, v​on Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard über Radio Saarbrücken mitgeteilt worden, u​m Devisenspekulationen keinen Vorschub z​u leisten. Am Sonntag, d​em 5. Juli 1959, u​m 24 Uhr öffnete Ministerpräsident Franz Josef Röder n​ach einer kurzen Ansprache v​or Tausenden v​on Menschen b​ei Homburg-Eichelscheid d​ie Zollschranke, u​nd die „Aktion Mairegen“ – s​o der Tarnname d​es Bundesgrenzschutzes – brachte 580 Millionen DM i​ns Saarland. Der Währungsumtausch begann montagmorgens b​ei den Banken. Der offizielle Umtauschkurs w​ar 100 Franken z​u 0,8507 Mark.

Die Übergangszeit erwies s​ich für d​ie saarländische Wirtschaft a​ls schwere Belastungsprobe, d​a Handel u​nd Industrie bisher e​inen gesicherten Absatzmarkt i​n Frankreich hatten. Nach d​er Angliederung a​n die Bundesrepublik w​ar die saarländische Wirtschaft d​urch den großen bundesdeutschen Wirtschaftsraum bedroht. Der saarländische Einzelhandel h​atte bereits v​or der Rückgliederung u​nter dem Schmuggel v​on preiswerteren Produkten a​us der Bundesrepublik gelitten. Nach d​em „Tag X“ überschwemmten bundesdeutsche Firmen d​en saarländischen Markt m​it ihren Produkten u​nd leiteten d​en Niedergang vieler saarländischer Produkte u​nd Marken ein.[396] Für d​ie saarländischen Arbeitnehmer bedeutete d​er wirtschaftliche Anschluss d​es Saarlandes a​n die Bundesrepublik Deutschland e​inen spürbaren Kaufkraftverlust aus. Das durchschnittliche Preisniveau l​ag im Saarland n​ach dem ökonomischen Beitritt u​m 5 b​is 6 % höher a​ls im übrigen Bundesgebiet. Besonders hatten s​ich Nahrungsmittel verteuert. Durch e​in Investitionshilfegesetz u​nd Steuervergünstigungen wurden Selbständige u​nd Arbeitgeber i​n hohem Maße unterstützt. Höhere Arbeitslosigkeit a​ls unmittelbare Folge d​es Anschlusses b​lieb aus. Doch d​ie notwendigen Investitionen i​m Bildungs-, Sozial- u​nd Wirtschaftsbereich s​owie die Maßnahmen z​ur Verbesserung d​er Infrastruktur führten dazu, d​ass das Saarland i​m Jahr 1964 d​en höchsten Schuldenstand p​ro Einwohner v​on allen westdeutschen Flächenstaaten aufzuweisen hatte.[397]

Wirtschaftlicher Strukturwandel

Ende d​er 1950er Jahre w​urde der d​ie saarländische Wirtschaft dominierende Bergbau u​nd die d​amit zusammenhängende Montanindustrie v​on einer Absatzkrise h​art betroffen. Während i​m Jahr 1959 n​och 56,7 % a​ller saarländischen Arbeitsplätze d​er Kohle- u​nd Stahlindustrie zugeordnet waren, verringerte s​ich dieser Anteil b​is 1979 a​uf 36,4 %. Verstärkt w​urde die krisenhafte Stimmung d​urch das schwere Grubenunglück v​on Luisenthal, d​em schwersten Unfall d​es mehrere Jahrhunderte dauernden saarländischen Bergbaues, d​em am 7. Februar 1962 299 Menschen z​um Opfer fielen. Zwischen 1968 u​nd 1978 verringerte s​ich die Zahl d​er Bergleute v​on 31.000 a​uf 22.000. Da d​er saarländische Bergbau i​m internationalen Vergleich n​icht mehr konkurrenzfähig war, wurden Gruben aufgegeben. Mit d​er Schließung d​es Bergwerkes Saar endete d​er Steinkohlenbergbau i​m Saarland, a​uch nach starken Protesten u​m bergbaubedingte Erdbeben, Ende Juni 2012.

Insgesamt verdrängte d​ie saarländische Eisen- u​nd Stahlindustrie i​n den 1960er Jahren d​en Steinkohlenbergbau a​ls ökonomischen Leitsektor. Doch a​uch dieser Industriezweig w​urde in d​en Jahren 1975 u​nd 1976 v​on einer globalen Stahlkrise erheblich getroffen. Von d​en 40.000 Stahlarbeitern d​es Saarlandes verloren 7000 i​hre Beschäftigung, u​nd die Produktion s​ank um 30 b​is 40 Prozent. Während z​uvor noch Vollbeschäftigung geherrscht hatte, s​tieg die Arbeitslosenquote j​etzt auf 7,2 %. Die traditionsreichen Eisenwerke v​on Neunkirchen u​nd Burbach mussten i​n der Folge dieser Krise schließen. Mit aufwändigen Konzentrations- u​nd Rationalisierungsmaßnahmen versuchte d​ie saarländische Industrie, d​em Umbruch Herr z​u werden, d​och brach Mitte d​er 1980er Jahre d​er Absatz aufgrund e​iner europaweiten Stahlkrise erneut ein. Zur Rettung d​er noch bestehenden Hüttenwerke verschuldete s​ich das Saarland z​u dieser Zeit m​it 1,45 Milliarden DM. Dennoch schnellte d​ie Arbeitslosenquote a​uf 13,4 % i​n die Höhe. Damit l​ag sie 4 Prozentpunkte über d​em bundesdeutschen Durchschnitt. Bis z​um Jahr 1988 s​tieg die Schuldenlast d​es Saarlandes a​uf 10 Milliarden DM an. Durch d​ie staatlichen Stützungsmaßnahmen v​on Bundesregierung u​nd der saarländischen Landesregierung konnten d​ie Hüttenwerke v​on Dillingen u​nd Völklingen stabilisiert werden. Im Jahr 2007 beschäftigten s​ie 11.000 Mitarbeiter u​nd überstanden a​uch die weltweite Wirtschaftskrise d​er Jahre 2008 u​nd 2009. Der weltweite Export v​on Grobblechen, Qualitätsstahl u​nd Spitzendraht w​urde gesichert.

Flankiert wurden d​ie Subventionen d​urch die Ansiedlung v​on Betrieben u​nd wirtschaftliche Unterstützung v​on Firmenneugründungen. Zwischen 1968 u​nd 1975 konnten 120 Betriebe n​eu angesiedelt werden, d​ie 18.000 Menschen n​eue Arbeit boten. Der größte Ansiedlungserfolg gelang d​er Regierung d​es Saarlandes m​it den Ford-Automobilwerken i​n Saarlouis-Röderberg. Die saarländische Automobilindustrie u​nd ihre Zulieferbetriebe b​oten um d​as Jahr 2010 r​und 40.000 Menschen e​inen Arbeitsplatz.

Max-Planck-Institut für Informatik, Saarbrücken-St. Johann

Die saarländische Metallbranche w​urde allmählich v​om expandierenden Dienstleistungssektor überflügelt, d​er heute z​wei Dritteln d​er saarländischen Beschäftigten Arbeit bietet. Bildung, Forschung u​nd Technologietransfer bieten aktuell wirtschaftliche Erneuerung u​nd Wachstum. So arbeiteten 2010 zwischen 8000 u​nd 9000 Menschen i​m Bereich Pharmazeutik u​nd Medizintechnik. An d​er Universität d​es Saarlandes w​urde im Jahr 1986 e​ine technische Fakultät etabliert. Bis z​um Ende d​er 1980er Jahre entstanden i​n diesem Zusammenhang d​as Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz, d​as Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik a​m Standort St. Ingbert, d​as Max-Planck-Institut für Informatik s​owie das Innovations- u​nd Technologiezentrum Saar.

Universität des Saarlandes im St. Johanner Stadtwald

Im Jahr 1990 gründete m​an das Leibniz-Institut für Neue Materialien, d​as sich m​it der Nanotechnologie beschäftigt. Im Schloss Dagstuhl w​urde das Leibniz-Zentrum für Informatik angesiedelt u​nd im Jahr 2000 w​urde Saarbrücken Sitz d​er Deutsch-Französischen Hochschule. Im Jahr 2008 konnte d​ie Universität d​es Saarlandes i​hr sechzigjähriges Bestehen feiern. Mit d​en Nachbaruniversitäten Metz, Nancy, Luxemburg u​nd Lüttich beteiligt s​ie sich s​eit 2009 a​n dem Projekt d​er Universität d​er Großregion.

Großregion Karte
Blick vom saarländischen Moselufer auf das Schengen-Denkmal

Bereits i​m Jahr 1980 w​urde die Region Saar-Lor-Lux zwischen d​er Bundesrepublik Deutschland, Frankreich u​nd Luxemburg i​ns Leben gerufen. Seitdem arbeiten Behörden u​nd Institutionen d​er drei Länder z​ur Förderung d​er wirtschaftlichen, kulturellen, touristischen u​nd sozialen Entwicklung verstärkt zusammen. Die Region w​urde später u​m Rheinland-Pfalz u​nd das belgische Wallonien erweitert. Aktuell pendeln e​twa 200.000 Menschen täglich über d​ie nationalen Grenzen d​er Großregion z​u ihrem Arbeitsplatz. Etwa 30.000 Menschen a​us Frankreich arbeiten i​m Saarland. Die Region verzeichnet d​ie höchste grenzüberschreitende Mobilität v​on Arbeitnehmern d​er Europäischen Union.[398] Mit d​em Schengener Übereinkommen v​om 14. Juni 1985 („Schengen I“, erweitert 1990 d​urch „Schengen II“)[399][400], d​as auf Initiative d​es französischen Staatspräsidenten François Mitterrand u​nd des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande u​nd Luxemburg a​n Bord d​es luxemburgischen Schiffs Princesse Marie-Astrid i​m Drei-Länder-Eck zwischen d​em luxemburgischen Schengen, d​em saarländischen Perl s​owie der lothringischen Gemeinde Apach geschlossen wurde, ebnete m​an einem Europa o​hne Binnengrenzkontrollen d​en Weg u​nd der Waren- u​nd Personenverkehr zwischen d​em Saarland u​nd seinen unmittelbaren Nachbarn Luxemburg u​nd Frankreich wurden wesentlich erleichtert.

Ab d​em Jahr 1970 führte d​as Saarland e​ine umfassende Gebiets- u​nd Verwaltungsreform durch, d​ie die bisher 345 selbständigen saarländischen Gemeinden z​u 50 Gemeinden zusammenfasste. Damit sollte d​er wirtschaftliche Strukturwandel verwaltungsmäßig unterstützt werden. Diese Reformen führten z​u jahrelangen Streitigkeiten, Identifikationsproblemen u​nd politischen s​owie juristischen Machtkämpfen.

Eine weitere Maßnahme d​er Landesregierung w​ar die Verbesserung d​er Infrastruktur. Hier b​and man d​as Saarland intensiver a​ls bisher a​n das internationale Autobahn- u​nd Flugverkehrsnetz an. Der Ausbau d​er Saar a​ls Schiffsverkehrskanal w​urde in d​en Jahren 1980 b​is 1987 betrieben.

Der politische Strukturwandel nach der Volksabstimmung und die damit verbundene Niederlage der SPS und der CVP waren zu bewältigen. Nach bundesdeutschem Vorbild etablierten sich im Saarland die CDU, die SPD sowie die FDP. Erst in den ausgehenden 1960er und beginnenden 1970er Jahren fusionierten die CDU mit der CVP und die FDP mit der DPS. Die Jahre von 1959 bis 1979 wurden stark von Ministerpräsident Franz-Josef Röder geprägt, der Koalitionsregierungen der CDU mit CVP, SPD und FDP führte. Röders Amtsnachfolger und Parteikollege Werner Zeyer musste nach der für die SPD positiv ausgegangenen Landtagswahl des Jahres 1985 sein Amt an den bisherigen Saarbrücker Oberbürgermeister und SPD-Kandidaten Oskar Lafontaine abgeben. In Lafontaines Amtszeit, die bis zum Jahr 1998 andauerte, fielen die schwierigen Probleme des Stahlstandortes Saar und die Entscheidungen zur Förderung der Informatik. Nachdem sich Lafontaine für einen Wechsel in die Bundespolitik entschieden hatte, folgte ihm sein Parteigenosse Reinhard Klimmt im Amt. Im September 1999 endete mit der Landtagswahl die 14 Jahre andauernde Phase der SPD-geführten Regierung des Saarlandes. Neuer Ministerpräsident wurde Peter Müller. Im Jahr 2011 wurde Müller von seiner Parteikollegin Annegret Kramp-Karrenbauer im Amt abgelöst, da er vom Bundesrat zum Richter in den Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts gewählt worden war.[401][402]

Am 1. Oktober 1998 w​aren sämtliche Saarbergwerke m​it den Ruhr- u​nd Rheingruben z​ur RAG Deutsche Steinkohle AG m​it Sitz i​n Herne vereinigt worden. Im Jahr 2004 wurden d​ie Förderstandorte Warndt/Luisenthal u​nd Ensdorf z​um „Bergwerk Saar“ zusammengeschlossen. Warndt/Luisenthal w​urde am 1. Januar 2006 stillgelegt. Im Jahr 2010 verlegte m​an die ersten v​on 1400 Saarbergmänner z​um Bergwerk Ibbenbüren i​m Tecklenburger Land u​nd ins Ruhrgebiet.[403]

Durch d​en Kohleabbau d​er Deutsche Steinkohle AG i​m Kohlefeld Primsmulde (Drei-Standorte-Konzept d​er Saarbergwerke AG s​eit 1988) k​am es z​u zahlreichen bergbaubedingten Erdbeben. Aus d​em Gebiet Primsmulde Süd förderte d​as Unternehmen w​eit mehr a​ls die Hälfte seiner damaligen Kohleförderung i​m Saarland. Es beschäftigte d​ort rund 3500 Bergleute. Mit d​em Jahreswechsel 2007/2008 n​ahm die Häufigkeit d​er Beben spürbar zu. Am 3. Januar 2008 w​urde ein Beben m​it der Stärke 3,4 a​uf der Richterskala gemessen. Die für d​ie Beurteilung d​er Folgen wichtige Schwinggeschwindigkeit erreichte damals 42,3 Millimeter p​ro Sekunde. Am 23. Februar 2008 k​am es d​urch einen Einsturz i​m Abbaufeld Primsmulde Süd z​um bisher größten Erdbeben i​n der Geschichte d​es Saarlandes. In e​iner Tiefe v​on 1.500 Metern m​it dem Epizentrum Bilsdorf erreichte d​as Beben e​ine Stärke v​on 4,0. Die Schwinggeschwindigkeit d​es Gesteins erreichte b​is zu 93,5 Millimeter p​ro Sekunde. Nach Angaben d​er Polizei i​n Saarbrücken k​am es z​u Sachschäden a​n Gebäuden. Das Beben w​ar im ganzen Landkreis Saarlouis z​u spüren. Die bereits s​eit geraumer Zeit laufenden Protestbewegungen g​egen den Kohleabbau i​n der Primsmulde erreichten unmittelbar darauf i​hren Höhepunkt.[404] Daraufhin w​urde am 23. Februar 2008 v​on der saarländischen Landesregierung u​nter Ministerpräsident Peter Müller für d​as Bergwerk Saar e​in einstweiliger Abbaustopp verfügt.[405][406][407][408][409]

Am 30. Juni 2012 w​urde die letzte saarländische Steinkohlegrube, d​as Bergwerk Saar m​it Hauptstandort Ensdorf, geschlossen. Zur Erinnerung a​n die l​ange historische Verwobenheit d​er Geschichte d​es Saarlandes m​it dem Steinkohleabbau errichtete m​an im Jahr 2016 a​uf der Bergehalde Duhamel d​es ehemaligen Bergwerkes i​n Ensdorf d​ie weithin sichtbare, begehbare Großskulptur „Saarpolygon“.[410][411]

Weil Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer i​m Anschluss a​n ihre Wahl z​ur CDU-Generalsekretärin i​m Februar 2018 endgültig i​n die Bundespolitik wechselte, t​rat am 28. Februar 2018 Tobias Hans d​ie Amtsnachfolge a​ls zwölfter Ministerpräsident d​es Saarlandes an.[412][413]

An kulturellen Höhepunkten d​er Epoche d​es Strukturwandel, s​ind unter zahlreichem anderen d​ie seit 1980 bestehenden Max-Ophüls-Filmfestspiele, d​ie Erklärung d​er Völklinger Hütte z​um Weltkulturerbe d​urch die UNESCO i​m Jahr 1994, d​ie Eröffnung d​er Historischen Museums Saar i​m Jahr 1985 s​owie die Erweiterung d​er Modernen Galerie d​es Saarlandmuseums u​m einen vierten Pavillon i​m Jahr 2017 z​u nennen.[414][415]

Geschichtsvereinigungen, historische Forschungsinstitute und Museen (Auswahl)

Regierungsoberhäupter seit dem 12. Jahrhundert

Haus Saarbrücken

Amtszeit Amtsinhaber
1135–1182Simon I.
1182–1207Simon II.
1207–1245Simon III.
1245–1271Lauretta (Vormundschaftsregierung)
1271–1274Mathilde (Vormundschaftsregierung)

Haus Saarbrücken-Commercy

Amtszeit Amtsinhaber
1274–1308Simon IV.
1308–1342Johann I.
1308–1342Johann II.
1342–1381Johanna (Vormundschaftsregierung)

Haus Nassau-Saarbrücken

Amtszeit Amtsinhaber
1381–1442Philipp I.
1429–1455Elisabeth von Lothringen (Vormundschaftsregierung)
1442–1472Johann II./III.
1472–1545Johann Ludwig
1545–1554Philipp II.
1554–1574Johann III./IV.
1575–1602Philipp III.
1602–1627Ludwig II.
1627–1640Wilhelm Ludwig
1640–1642Kraft
1659–1677Gustav Adolf
1677–1713Ludwig Kraft
1713–1723Karl Ludwig
1723–1728Friedrich Ludwig
1741–1768Wilhelm Heinrich (1. Fürst)
1768–1794Ludwig

Nebenlinie Nassau-Ottweiler

Amtszeit Amtsinhaber
1574–1593Albrecht III.
1593–1627Ludwig II.
1640–1690Johann Ludwig
1690–1728Friedrich Ludwig

Grafen von Saarbrücken

Amtszeit Amtsinhaber
1180–1234Heinrich I.
1234–1284Heinrich II.
1284–1308Walram I.
1308–1312Simon
1312–1327Agnes von Saarbrücken (Vormundschaft)
1327–1366Walram II.
1366–1394Eberhard II.

Kurpfalz

Amtszeit Amtsinhaber
1394–1398Ruprecht II.
1398–1410Ruprecht III.

Linie Pfalz-Simmern

Amtszeit Amtsinhaber
1410–1459Stefan

Linie Pfalz-Zweibrücken

Amtszeit Amtsinhaber
1459–1489Ludwig I. der Schwarze
1489–1490Kaspar
1490–1514Alexander der Hinkende

Linie Pfalz-Neuburg

Amtszeit Amtsinhaber
1514–1532Ludwig II. der Jüngere
1532–1569Wolfgang
1569–1604Johann I. der Hinkende
1604–1635Johann II. der Jüngere
1635–1661Friedrich
1661–1681Friedrich II. Ludwig

Linie Pfalz-Kleeburg

Amtszeit Amtsinhaber
1681–1697Karl I. (als Karl XI. König von Schweden)
1697–1718Karl II. (als Karl XII. König von Schweden)
1718–1731Gustav Samuel Leopold
1731–1734Interregnum, Zweibrücken fällt an die Linie

Linie Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler

Amtszeit Amtsinhaber
1734–1735Christian III.
1735–1775Christian IV.
1775–1795Karl II. August

Kurfürsten von Trier

Amtszeit Amtsinhaber
1300–1307Diether von Nassau
1300–1306Heinrich II. von Virneburg (inoffizieller Gegenerzbischof)
1307–1354Balduin von Luxemburg
1354–1362Boemund II. von Saarbrücken
1362–1388Kuno II. von Falkenstein
1388–1418Werner von Falkenstein
1418–1430Otto von Ziegenhain
1430–1439Rhaban von Helmstätt
1439–1456Jakob I. von Sierck
1456–1503Johann II. von Baden
1503–1511Jakob II. von Baden
1511–1531Richard von Greiffenklau zu Vollrads
1531–1540Johann III. von Metzenhausen
1540–1547Johann IV. Ludwig von Hagen
1547–1556Johann V. von Isenburg
1556–1567Johann VI. von der Leyen
1567–1581Jakob III. von Eltz
1581–1599Johann VII. von Schönenberg
1599–1623Lothar von Metternich
1623–1652Philipp Christoph von Sötern
1652–1676Karl Kaspar von der Leyen
1676–1711Johann Hugo von Orsbeck
1711–1715Karl Josef von Lothringen
1716–1729Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg
1729–1756Franz Georg von Schönborn
1756–1768Johann Philipp von Walderdorff
1768–1801Clemens Wenzeslaus von Sachsen

Herzöge von Lothringen

Amtszeit Amtsinhaber
1176–1206Simon II.
1206–1207Friedrich (Ferry) I.
1206–1213Friedrich (Ferry) II.
1213–1220Theobald I.
1220–1251Matthäus II.
1251–1302Friedrich (Ferry) III.
1303–1312Theobald II.
1312–1328Friedrich (Ferry) IV.
1329–1346Rudolf
1346–1390Johann I.
1390–1431Karl II.
1431–1433Isabella und Renatus I. von Anjou
1431–1441Anton I.

Haus Anjou

Amtszeit Amtsinhaber
1431–1453René I.
1453–1470Johann II.
1471–1473Nikolaus I.

Haus Lothringen-Vaudément

Amtszeit Amtsinhaber
1473–1508René II.
1508–1544Anton II.
1544–1545Franz I.
1545–1608Karl III.
1545–1552Christina von Dänemark, Regentin
1552–1559Nikolaus, Herzog von Mercoeur, Regent
1608–1624Heinrich II.
1625–1625Franz II.
1625–1634Karl IV.
1634–1641Nikolaus II. Franz
1641–1675Karl IV. (2. Mal)
1675–1690Karl V. Leopold, Titularherzog
1690–1729Leopold Joseph Karl
1729–1736Franz III. Stephan
1737–1766Stanislaus I. Leszczyński
1766–1774Ludwig XV.
1774–1792Ludwig XVI.

Province de la Sarre (Saarprovinz)

Amtszeit Amtsinhaber
seit 1685Intendant der Saarprovinz: Antoine Bergeron, Seigneur de la Goupilière

Département de la Sarre (Saardepartement)

Amtszeit Amtsinhaber
1800–1803Joseph Bexon d’Ormschwiller
1803–1810Maximilien Xavier Képler
1810–1813Alexandre François Bruneteau

Unter Verwaltung des Staates Preußen

Amtszeit Amtsinhaber
1815–1840Friedrich Wilhelm III.
1840–1858Friedrich Wilhelm IV.
1858–1888Wilhelm I.
1888–1888Friedrich III.
1888–1918Wilhelm II.

Fürstentum Lichtenberg

Amtszeit Amtsinhaber
1816 bis 1834Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha

Unter Verwaltung des Königreiches Bayern

Amtszeit Amtsinhaber
1815–1825Maximilian I. Joseph
1825–1848Ludwig I.
1848–1864Maximilian II. Joseph
1864–1886Ludwig II.
1886–1916Otto I.
1886–1912Luitpold
1912–1918Ludwig III.

Fürstentum Birkenfeld bzw. Landesteil Birkenfeld

Unter d​er Verwaltung d​es Großherzogtums Oldenburg:

Amtszeit Amtsinhaber
1817–1829Peter Friedrich Ludwig
1829–1853Paul Friedrich August
1853–1900Nikolaus Friedrich Peter
1900–1918Friedrich August II.
1919Konrad Hartong (kommissarisch)
1919–1923Walther Dörr
1923–1924Karl Nieten (kommissarisch)
1924–1932Walther Dörr
1932–1937Herbert Wild

Französische Besatzungszeit

Amtszeit Amtsinhaber
1918–1920Joseph Louis Marie Andlauer (Administration Supérieure de la Sarre)

Völkerbundsmandat Saargebiet

Präsidenten d​er Regierungskommission d​es Saargebietes:

Amtszeit Amtsinhaber
1920–1926Victor Rault, Frankreich
1926–1927George Washington Stephens, Kanada
1927–1932Ernest Wilton, Vereinigtes Königreich
1932–1935Geoffrey Knox, Vereinigtes Königreich

Zeit des Nationalsozialismus

Gauleiter Pfalz-Saar, Saarpfalz bzw. Westmark:

Amtszeit Amtsinhaber
1935–1944Josef Bürckel
1944–1945Willi Stöhr

Französische Besatzungszeit

Amtszeit Amtsinhaber
1945/1946Hans Neureuter, Regierungspräsident des Saarlandes
1946/1947Erwin Müller, Vorsitzender der Verwaltungskommission des Saarlandes

Saarländische Ministerpräsidenten

Amtszeit Amtsinhaber
1947–1955Johannes Hoffmann
1955–1956Heinrich Welsch
1956–1957Hubert Ney
1957–1959Egon Reinert
1959–1979Franz-Josef Röder
1979–1979Werner Klumpp (kommissarisch)
1979–1985Werner Zeyer
1985–1998Oskar Lafontaine
1998–1999Reinhard Klimmt
1999–2011Peter Müller
2011–2018Annegret Kramp-Karrenbauer
seit 2018Tobias Hans

Literatur

Historische Überblicksdarstellungen

  • Hektor Ammann (Begr.), Heinz Quasten (Hrsg.): Geschichtlicher Atlas für das Land an der Saar (4 Lieferungen mit insgesamt 45 Karten und 12 Erläuterungsheften). Saarbrücken 1991, ISBN 978-3-923877-80-5.
  • Bruno Aust, Hans-Walter Herrmann, Heinz Quasten: Das Werden des Saarlandes – 500 Jahre in Karten (= Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland. Band 45). Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-923877-45-4 (80 Karten).
  • Wolfgang Behringer, Gabriele B. Clemens: Geschichte des Saarlandes. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58456-5.
  • Richard van Dülmen und Reinhard Klimmt (Hrsg.): Saarländische Geschichte, Eine Anthologie (Saarland Bibliothek 10), St. Inbert 1995.
  • Richard van Dülmen und Eva Labouvie (Hrsg.): Die Saar, Geschichte eines Flusses (Saarland Bibliothek 3), St. Ingbert 1992.
  • Hans-Christian Herrmann, Johannes Schmitt (Hrsg.): Das Saarland – Geschichte einer Region. Hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2012, ISBN 978-3-86110-511-4.
  • Hans-Walter Herrmann, Georg Wilhelm Sante: Geschichte des Saarlandes, Würzburg 1972.
  • Kurt Hoppstädter, Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes. Hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend. Band 1: Vom Faustkeil zum Förderturm, Saarbrücken 1960. Band 2: Von der fränkischen Landnahme bis zum Ausbruch der französischen Revolution, Saarbrücken 1977. Band 3/2: Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Saarlandes (1792–1918), Saarbrücken 1994.
  • Eva Labouvie (Hrsg.): Saarländische Geschichte, Ein Quellenlesebuch (Saarland Bibliothek 15), Blieskastel 2001.
  • Ludwig Linsmayer und Paul Burgard: Das Saarland, Eine europäische Geschichte, Saarbrücken 2007.
  • Hermann Overbeck, Georg Wilhelm Sante (Hrsg.): Saar-Atlas. Gotha 1934.
  • Heinz Quasten, Hans Walter Herrmann (Hrsg.): Geschichtlicher Atlas für das Land an der Saar. Saarbrücken 1971.

Antike

  • Helmut Freis: Das Saarland zur Römerzeit. Saarbrücken 1991, ISBN 978-3-923877-51-5.
  • Alfons Kolling: Späte Bronzezeit an Saar und Mosel (= Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland. Band 15). Saarbrücken 1968, ISBN 978-3-923877-15-7.
  • Walter Reinhard: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (= Denkmalpflege im Saarland. Band 3). Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, Gersheim 2010, ISBN 978-3-9811591-2-7.
  • Walter Reinhard: Die Kelten im Saarland. (= Denkmalpflege im Saarland. Band 8). Ministerium für Bildung und Kultur – Landesdenkmalamt, 2017, ISBN 978-3-927856-21-9.

Feudalismus

  • Joachim Conrad, Stefan Flesch (Hrsg.): Burgen und Schlösser an der Saar. 3. Auflage. Minerva, Saarbrücken 1995.
  • Edith Ennen: Die Organisation der Selbstverwaltung in den Saarstädten vom ausgehenden Mittelalter bis zur französischen Revolution, Bonn 1933.
  • Eva Labouvie (Hrsg.): Adel an der Grenze, Höfische Kultur und Lebenswelt im SaarLorLux-Raum (1697–1815) (Echolot – Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken 7), Saarbrücken 2009.
  • Fritz Rörig: Die Entstehung der Landeshoheit des Trierer Erzbischofes zwischen Saar, Mosel und Ruwer und ihr Kampf mit den patrimonialen Gewalten, Trier 1906.
  • Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, 2. Auflage, 4 Bände, Saarbrücken 1908–1914.

Das Saarland im 18. Jahrhundert

  • Franz Ecker: Das Saargebiet und die französische Revolution (1789–1801) (Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend 18), Saarbrücken 1929.
  • Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Die Französische Revolution an der Saar, Ausstellung des Landesarchivs Saarbrücken, Katalog, St. Ingbert 1989.

Das Saarland im 19. Jahrhundert

  • Josef Bellot: Hundert Jahre politischen Lebens an der Saar unter preußischer Herrschaft 1815–1918 (Rheinisches Archiv 45), Bonn 1954.
  • Klaus Fehn: Preußische Siedlungspolitik im saarländischen Bergbaurevier (1816–1919), Saarbrücken 1981.
  • Fritz Hellwig: Der Kampf um die Saar 1860–1870 (Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend 20), Leipzig 1934.
  • Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende (1871–1918), Referate eines Kolloquiums in Dillingen am 29./30. September 1988 (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, 18), Saarbrücken 1991.
  • Rainer Hudemann und Rolf Wittenbrock (Hrsg.): Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum, 19. und 20. Jahrhundert, Saarbrücken 1991.
  • Albert Ruppersberg: Saarbrücker Kriegs-Chronik, Ereignisse in und bei Saarbrücken und St. Johann, sowie am Spicherer Berge 1870, 4. Auflage, Leipzig 1911.
  • Johannes Schmitt (Hrsg.): Restauration und Revolution, Die Saarregion zwischen 1815 und 1850 (Quellen und Materialien zur saarländischen Geschichte 3), Saarbrücken 1990.
  • Johannes Schmitt: Revolutionäre Saarregion 1789–1850, Gesammelte Aufsätze, St. Ingbert 2005.

Erster Weltkrieg

  • Stadtverband Saarbrücken (Hrsg.): „Als der Krieg über uns gekommen war …“, Die Saarregion und der Erste Weltkrieg, Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, Saarbrücken 1993.

Saargebiet

  • Heinrich Baldauf: Fünfzehn Jahre publizistischer Kampf um die Saar, Saarbrücken 1934.
  • Frank G. Becker: „Deutsch die Saar, immerdar!“ Die Saarpropaganda des Bundes der Saarvereine 1919–1935. Quellen- und Literaturverzeichnis. Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2006 (Volltext).
  • Frank G. Becker: „Deutsch die Saar, immerdar!“ Die Saarpropaganda des Bundes der Saarvereine 1919–1935. Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2009 (Volltext).
  • Die Bevölkerungszahlen des Saargebietes nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 19. Juli 1927, bearbeitet und herausgegeben vom Statistischen Amt der Regierungskommission des Saargebietes, Saarbrücken 1930.
  • Robert Capot-Rey: La région industrielle Sarroise, Territoire de la Sarre et bassin houllier de la Moselle, Étude géographique, Paris 1934 (französisch).
  • Markus Gestier: „Christuskreuz oder Hakenkreuz?“, Die katholische Opposition gegen Hitler im Saarabstimmungskampf 1935, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 40 (1992), S. 154–188.
  • Curt Groten: Die Kontrolle des Völkerbundes über die Tätigkeit der Regierungskommission, Saarbrücken 1929.
  • Joachim Heinz: Zum Abstimmungskampf an der Saar 1933–1935, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 37/38, (1990/1991), S. 118–147.
  • Hans-Walter Herrmann: Die Volksabstimmung vom 13. Januar 1935, in: Saarheimat 29 (1985), S. 21–24.
  • Helmut Hirsch: Die Saar in Versailles, Die Saarfrage auf der Friedenskonferenz von 1919 (Rheinisches Archiv 42), Bonn 1952.
  • Helmut Hirsch: Die Saar von Genf, Die Saarfrage während des Völkerbundregimes von 1920–1935 (Rheinisches Archiv 46), Bonn 1954.
  • Fritz Kloevekorn: Das Saargebiet, seine Struktur, seine Probleme, Saarbrücken 1929.
  • Paul Krichel: Die Besteuerung der Landwirtschaft im Saargebiet, Gelnhausen 1936.
  • Ludwig Linsmayer: Politische Kultur im Saargebiet 1920–1932, Symbolische Politik, verhinderte Demokratisierung, nationales Kulturleben einer abgetrennten Region, St. Ingbert 1992.
  • Ludwig Linsmayer (Hrsg.): Der 13. Januar, Die Saar im Brennpunkt der Geschichte (Echolot, Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken, Band 1), Saarbrücken 2005, ISBN 3-938415-00-2.
  • Peter Lempert: „Das Saarland den Saarländern!“, Die frankophilen Bestrebungen im Saargebiet 1918–1935, Köln 1985.
  • Klaus-Michael Mallmann und Gerhard Paul: Das zersplitterte Nein, Saarländer gegen Hitler, Bonn 1989.
  • Gerhard Paul: „Deutsche Mutter – heim zu Dir!“, Warum es misslang, Hitler an der Saar zu schlagen, Der Saarkampf 1933–1935, Köln 1984.
  • Das Saargebiet unter der Herrschaft des Waffenstillstandsabkommens und des Vertrages von Versailles, Als Weißbuch von der deutschen Regierung dem Reichstag vorgelegt, Berlin 1921.
  • Ralph Schock: Schriftsteller im Abstimmungskampf 1935, Zur literarischen Argumentationsstrategie antifaschistischer und völkisch-nationaler Autoren, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 45 (1997), S. 170–200.
  • Günter Scholdt: Die Saarabstimmung aus der Sicht von Schriftstellern und Publizisten, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 45. Jahrgang, Saarbrücken 1997, S. 170–200.
  • Emil Straus: Die gesellschaftliche Gliederung des Saargebietes, Eine soziographische Beschreibung, Würzburg 1935.
  • Theodor Vogel (Hrsg.): Der Saar-Befreiungskampf im Reich 1918–1935, Berlin 1935.
  • Hans Westhoff: Recht und Verwaltung im Saargebiet, Trier 1934.
  • Maria Zenner: Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbundregime 1920–1935, Saarbrücken 1966.
  • Patrick von zur Mühlen: „Schlagt Hitler an der Saar!“, Abstimmungskampf, Emigration und Widerstand im Saargebiet 1933–1935, Bonn 1979.

Nationalsozialismus

  • Christoph Braß: Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Saarland 1935–1945, Paderborn 2004.
  • Richard van Dülmen u. a. (Hrsg.): Erinnerungsarbeit: Die Saar ’33–’35, Katalog zur Ausstellung zur 50-jährigen Wiederkehr der I. Saarabstimmung vom 13. Januar 1935, Saarbrücken 1985.
  • Bernhard Haupert und Franz Josef Schäfer: Saarländischer katholischer Klerus zwischen Anpassung und Widerstand 1933–1935, Studien zum politischen Verständnis und Handeln des katholischen Klerus, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 46 (1998), S. 99–158.
  • Hans-Christian Herrmann, Ruth Bauer (Hrsg.): Widerstand, Repression und Verfolgung. Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus an der Saar. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2014, ISBN 978-3-86110-553-4.
  • Hans-Walter Herrmann: Beiträge zur Geschichte der saarländischen Emigration 1935–1939, in: Jahrbuch der Westdeutschen Landesgeschichte 4 (1978), S. 357–412.
  • Fritz Jacoby: Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar, Die innenpolitischen Probleme der Rückgliederung des Saargebietes bis 1935, Saarbrücken 1973.
  • Klaus-Michael Mallmann und Gerhard Paul: Herrschaft und Alltag, Ein Industrierevier im Dritten Reich, Bonn 1991.
  • Klaus-Michael Mallmann und Gerhard Paul: Milieus und Widerstand, Eine Verhaltensgeschichte der Gesellschaft im Nationalsozialismus, Bonn 1995.
  • Dieter Muskalla: NS-Politik an der Saar und Josef Bürckel, Gleichschaltung-Neuordnung-Verwaltung, Saarbrücken 1995.
  • Gerhard Paul: Die NSDAP des Saargebietes 1920–1935, Der verspätete Aufstieg der NSDAP in der katholisch-proletarischen Provinz, Saarbrücken 1987.
  • Stadtverband Saarbrücken (Hrsg.): Zehn statt tausend Jahre, Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar 1935–1945, Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, Saarbrücken 1988.
  • Elisabeth Thalhofer: Neue Bremm – Terrorstätte der Gestapo, Ein erweitertes Polizeigefängnis und seine Täter 1943–1944, St. Ingbert 2002.
  • Eva Tigmann: „Was geschah am 9. November 1938?“, Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung im Saarland im November 1938, Saarbrücken 1998.
  • Hans Trautes: Erinnerungen an Saarbrücken während des Zweiten Weltkrieges 1939–1945, Saarbrücken 1974.

Saarstaat

  • Paul Burgard, Ludwig Linsmayer: Der Saarstaat – Bilder einer vergangenen Welt. [L’Etat Sarrois – Images d’un monde passé]. Texte in deutscher und französischer Sprache (= Echolot. Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken. Band 2). Selbstverlag des Landesarchivs, Saarbrücken 2005, ISBN 3-9808556-2-7.
  • Armin Flender: Öffentliche Erinnerungskultur im Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg, Untersuchungen über den Zusammenhang von Geschichte und Identität, Baden-Baden 1998, ISBN 3-7890-5394-5.
  • Armin Heinen: Saarjahre, Politik und Wirtschaft im Saarland 1945–1955, Stuttgart 1996.
  • Rainer Hudemann, Burkhard Jellonnek, Bernd Rauls (Hrsg.): Grenz-Fall, Das Saarland zwischen Frankreich und Deutschland 1945–1960 (Schriftenreihe Geschichte, Politik & Gesellschaft der Stiftung Demokratie Saarland, Band 1), St. Ingbert 1997.
  • Rainer Hudemann und Raymond Poidevin (Hrsg.): Die Saar 1945–1955, Ein Problem der europäischen Geschichte, München 1999.
  • Rainer Hudemann und Armin Heinen (Hrsg.): Das Saarland zwischen Frankreich, Deutschland und Europa 1945–1957, Ein Quellen- und Arbeitsbuch, Saarbrücken 2007.
  • Ludwig Linsmayer und Paul Burgard: Der Saarstaat/L’état Sarrois, Bilder einer vergangenen Welt/Images d’un monde passé, Saarbrücken 2005.
  • Ludwig Linsmayer (Hrsg.): Die Geburt des Saarlandes, Zur Dramaturgie eines Sonderweges (Echolot, Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken, Band 3), Saarbrücken 2007, ISBN 3-9808556-3-5.
  • Rainer Möhler: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952, Mainz 1992.
  • Regionalgeschichtliches Museum Saarbrücken (Hrsg.): Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–1959, Merzig 1990.
  • Heinrich Schneider: Das Wunder an der Saar, Ein Erfolg politischer Gemeinsamkeit, Stuttgart 1974.

Bundesland Saarland

  • H. Peter Dörrenbächer, Olaf Kühne, Juan Manuel Wagner (Hrsg.): 50 Jahre Saarland im Wandel (= Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland. Band 44). Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-923877-44-7.
  • Marcus Hahn: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956–1970, Regionale Politik zwischen Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland und Kohlekrise, Saarbrücken 2003.

Allgemeine Industriegeschichte der Saargegend

  • Ralf Banken: Die Industrialisierung der Saarregion 1815–1914, Band 1: Die Frühindustrialisierung 1815–1850 (Regionale Industrialisierung 1), Stuttgart 2000; Band 2: Take-Off-Phase und Hochindustrialisierung 1850–1914, Stuttgart 2003.
  • Richard van Dülmen (Hrsg.): Industriekultur an der Saar, Leben und Arbeit in einer Industrieregion, 1840–1914, München 1989.
  • Irmgard Eder-Stein (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte von Gewerbe, Industrie und Verwaltung im Westrich und an der Saar, Für und mit Hanns Klein aus Anlaß seines 75. Geburtstages, St. Ingbert 1995.
  • Handel und Industrie im Saargebiet, hrsg. vom Pestalozzi-Verlag Wilhelm Bredehorn, Saarbrücken, Düsseldorf, Berlin 1924.
  • Anton Haslacher: Das Industriegebiet an der Saar und seine hauptsächlichen Industriezweige (Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend 12), Saarbrücken 1912.
  • Hans-Walter Herrmann, Rainer Hudemann, Eva Kell (Hrsg.): Forschungsaufgabe Industriekultur, Die Saarregion im Vergleich (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 37), Saarbrücken 2004.
  • Hans Horch: Der Wandel der Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen in der Saarregion während der Industrialisierung (1740–1914), St. Ingbert 1985.
  • Walter Marzen: Die saarländische Eisen- und Stahlindustrie, Saarbrücken 1994.

Bergbaugeschichte

  • Helmut Frühauf: Die Bergarbeiterpendelwanderung zu den preußischen Steinkohlengruben an der Saar (1875–1910), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 30, 2004, S. 273–347.
  • Ernst Klein: Organisation und Funktion der preußischen Bergbehörden an der Saar (1815 bis 1920), in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 33 (1985), S. 61–112.
  • Karlheinz Pohmer (Hrsg.): Der saarländische Steinkohlenbergbau, Dokumentation seiner historischen Bedeutung und seines kulturellen Erbes, Saarbrücken 2012.
  • Franz Rauber: 250 Jahre staatlicher Bergbau an der Saar, 2 Bände, Sotzweiler 2003.
  • Der Steinkohlenbergbau des Preussischen Staates in der Umgebung von Saarbrücken, I. Teil: Das Saarbrücker Steinkohlengebirge, II. Teil: Geschichtliche Entwickelung des Steinkohlenbergbaues im Saargebiete, III. Teil: Der technische Betrieb der staatlichen Steinkohlengruben bei Saarbrücken, IV. Teil. Die Absatzverhältnisse der Königlichen Saarbrücker Steinkohlengruben in den letzten 20 Jahren (1884–1903), V. Teil. Die Kohlenaufbereitung und Verkokung im Saargebiet, VI. Teil: Die Entwickelung (sic!) der Arbeiterverhältnisse auf den staatlichen Steinkohlenbergwerken vom Jahre 1816 bis zum Jahre 1903, Berlin und Heidelberg 1904–1906.

Geschichte der Eisenverhüttung

  • Anton Haslacher: Beiträge zur älteren Geschichte des Eisenhüttenwesens im Saargebiet, Berlin 1896.
  • Rudolf Judith: Die Krise der Stahlindustrie, Krise einer Region, Das Beispiel Saarland, Köln 1981.
  • Rolf E. Latz: Die saarländische Schwerindustrie und ihre Nachbarreviere, 1878/1938, Technische Entwicklung, wirtschaftliche und soziale Bedeutung, Saarbrücken 1985.

Geschichte der Glas- und Keramikindustrie

  • Walter Lauer: Die Glasindustrie im Saargebiet, Braunschweig 1922.

Agrargeschichte

  • Jutta Müller: Die Landwirtschaft im Saarland, Entwicklungstendenzen der Landwirtschaft eines Industrielandes (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes 25), Saarbrücken 1976.

Infrastruktur- und Verkehrsgeschichte

  • Hermann Josef Becker: Durch zwei Jahrtausende saarländischer Verkehrsgeschichte, Saarbrücken 1933.
  • Hans-Christian Herrmann und Ruth Bauer (Hrsg.): Saarbrücken in Fahrt, 125 Jahre Automobilbau an der Saar, Marpingen 2011.
  • Thomas Herzig: Geschichte der Elektrizitätsversorgung des Saarlandes unter besonderer Berücksichtigung der VSE, Saarbrücken 1987.
  • Kurt Hoppstädter: Die Entstehung der saarländischen Eisenbahnen (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes 2), Saarbrücken 1961.
  • Michael Sander: Ankunft Saarbrücken Hbf, 150 Jahre Eisenbahn an der Saar, hrsg. v. Chef der Staatskanzlei – Landesarchiv in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Saar und dem Stadtarchiv Saarbrücken, Saarbrücken 2002.

Mediengeschichte

  • Axel Buchholz und Fritz Raff (Hrsg.): Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar, 50 Jahre Saarländischer Rundfunk, Saarbrücken 2007.
  • Clemens Zimmermann u. a. (Hrsg.): Medienlandschaft Saar von 1945 bis in die Gegenwart, 3 Bände, München 2010.

Politikgeschichte

  • Wilfried Busemann: Kleine Geschichte der saarländischen Gewerkschaften nach 1945, Saarbrücken 2005.
  • Markus Gestier: Die christlichen Parteien an der Saar und ihr Verhältnis zum Nationalstaat in den Abstimmungskämpfen 1935 und 1955, St. Ingbert 1991.
  • Hans-Christian Herrmann: Sozialer Besitzstand und gescheiterte Sozialpartnerschaft, Sozialpolitik und Gewerkschaften im Saarland 1945 bis 1955, Saarbrücken 1996.
  • Martin Herold, Josef Niessen, Franz Steinbach: Geschichte der französischen Saarpolitik, Bonn 1934.
  • Walter Kappmeier: Der saarländische Wähler, Saarbrücken 1990.
  • Klaus-Michael Mallmann: Die Anfänge der Sozialdemokratie im Saarrevier, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 28 (1980), S. 128–148.
  • Klaus-Michael Mallmann: Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der Saar (1848–1904)(Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 12), Saarbrücken 1981.
  • Gerhard Paul und Ralph Schock: Saargeschichte im Plakat 1918–1957, Saarbrücken 1987.

Sozialgeschichte

  • Nikolaus Fox: Saarländische Volkskunde. Saarbrücken 1927.
  • Wolfgang Freund: Volk, Reich und Westgrenze, Deutschtumswissenschaft und Politik in der Pfalz, im Saarland und im annektierten Lothringen 1925–1945, Saarbrücken 2006.
  • Charlotte Glück-Christmann: Familienstruktur und Industrialisierung, Der Wandlungsprozess der Familie unter dem Einfluss der Industrialisierung und anderer Modernisierungsfaktoren in der Saarregion 1800–1914, Frankfurt am Main 1993 (Dissertation Saarbrücken 1992).
  • Wolfgang Harres: Sportpolitik an der Saar 1945–1957, 2. Auflage, Saarbrücken 1999.
  • Ernst Klein: Die bergmännische Sparkasse an der Saar (1835–1867), Frankfurt am Main 1976.
  • Eva Labouvie: Frauenleben – Frauen leben, Zur Geschichte und Gegenwart weiblicher Lebenswelten im Saarraum (17.–20. Jahrhundert), St. Ingbert 1993.
  • Heidi Meier: Trachten im Saarland, Nohfelden 2017.
  • Klaus-Michael Mallmann und Horst Steffens: Lohn der Mühen, Geschichte der Bergarbeiter an der Saar, München 1989.
  • Klaus-Michael Mallmann u. a. (Hrsg.): Richtig daheim waren wir nie, Entdeckungsreisen ins Saarrevier 1815–1955, 3. Auflage, Berlin, Bonn 1995.
  • Peter Neumann (Hrsg.): Saarländische Lebensbilder (4 Bände). Saarbrücker Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1982–1989.
  • Franz von Pelser-Berensberg: Führer durch die Ausstellung alter Trachten und Hausgeräte der Saar- und Moselbevölkerung, Trier 1901.
  • Dieter Staerck: Die Wüstungen des Saarlandes, Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saarraumes vom Frühmittelalter bis zur Französischen Revolution (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 7), Saarbrücken 1976.
  • Horst Steffens: Autorität und Revolte, Alltagsleben und Streikverhalten der Bergarbeiter an der Saar im 19. Jahrhundert, Weingarten 1987.
  • Gisela Tascher: Staat, Macht und ärztliche Berufsausübung 1920–1956, Gesundheitswesen und Politik: Das Beispiel Saarland, Paderborn 2010.
  • Rolf Wittenbrock: Geschichte der Stadt Saarbrücken, Band 1: Von den Anfängen zum industriellen Aufbruch (1860), Band 2: Von der Zeit des stürmischen Wachstums bis zur Gegenwart, Saarbrücken 1999.

Bildungsgeschichte

  • Armin Heinen und Rainer Hudemann (Hrsg.): Universität des Saarlandes 1948–1988, 2. Auflage, Saarbrücken 1989.
  • Heinrich Küppers: Bildungspolitik im Saarland 1945–1955, Saarbrücken 1984.

Religionsgeschichte

  • David Blackbourn: Marpingen, Das deutsche Lourdes in der Bismarckzeit, Vereinigung zur Förderung des Landesarchivs Saarbrücken, Saarbrücken 2007, Verbesserte Neuauflage von: Wenn ihr sie wieder seht, fragt wer sie sei, Hamburg 1997.
  • Ulrich Fohrmann u. a.: Soziale Frage und Kirche im Saarrevier, Beiträge zu Sozialpolitik und Katholizismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, Saarbrücken 1984.
  • Andreas Heinz: Glaubenszeugen und Fürsprecher, Die Heiligen des Saarlandes, Saarbrücken 1980.
  • Klaus-Michael Mallmann: Ultramontanismus und Arbeiterbewegung im Kaiserreich, Überlegungen am Beispiel des Saarreviers, in: Wilfried Loth (Hrsg.): Deutscher Katholizismus im Umbruch zur Moderne (Konfession und Gesellschaft 3), Stuttgart 1991, S. 76–94.
  • Albert Marx: Die Geschichte der Juden an der Saar, Vom Ancien Régime bis zum Zweiten Weltkrieg, Saarbrücken 1992.
  • Josef Ollinger: Bräuche von Saar und Mosel, Heidnisches und christliches Brauchtum aus dem Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg, Rheinbach 2017.
Commons: Vor- und Frühgeschichte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walter Mohr: Das Herzogtum Lothringen zwischen Frankreich und Deutschland (14.-17. Jahrhundert), Teil IV, Trier 1986, S. 163ff.
  2. Klaus Geiben: Verfassung und Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus Leszczysnki, Saarbrücken 1989, S. 8ff.
  3. Gabriele B. Clemens: Mandatsgebiet des Völkerbundes, in: Hans-Christian Herrmann, Johannes Schmitt (Hrsg.): Das Saarland – Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend, St. Ingbert 2012, S. 219-261, hier S. 221.
  4. Rainer Hudemann und Armin Heinen (Hrsg.): Das Saarland zwischen Frankreich, Deutschland und Europa 1945–1957, Ein Quellen- und Arbeitsbuch, Saarbrücken 2007, S. 46.
  5. Marco Reuther: Wo wir herkommen - Die Geschichte der „ersten Saarländer“, Saarbrücker Zeitung, 12. Mai 2019, saarbruecker-zeitung.de abgerufen am 26. März 2021.
  6. Pierre Ziesaire: Paläolithikum und Mesolithikum im Saar-Mosel-Raum, Der Kreis Merzig-Wadern und die Obermosel zwischen Nennig und Metz ( Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 24), Stuttgart 1992, S. 22-30.
  7. Andrei Miron, Auguste Schäfer: Verborgen - Entdeckt, Ein Streifzug durch die Vor- und Frühgeschichte des Saarlandes, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Saarbrücken 1993, S. 10-11.
  8. Kurt Hoppstädter: Von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft - Die vorgeschichtliche Zeit, in: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes - Vom Faustkeil zum Förderturm, hrsg. von Kurt Hoppstädter und Hans-Walter Herrmann, Band 1 (unter Mitwirkung von Erhard Dehnke), Saarbrücken 1960, S. 29–44.
  9. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 8–10.
  10. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 10–11.
  11. Kurt Hoppstädter: Von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft - Die vorgeschichtliche Zeit, in: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes - Vom Faustkeil zum Förderturm, hrsg. von Kurt Hoppstädter und Hans-Walter Herrmann, Band 1 (unter Mitwirkung von Erhard Dehnke), Saarbrücken 1960, S. 29–44.
  12. Alfons Kolling: Der Name des römischen Saarbrücken, in: 12. Bericht der Staatlichen Denkmalpflege 1965, S. 61–65.
  13. Manfred Kostka: Geschichte der Pfarrei Dillingen von ihren Anfängen bis zur Teilung 1935, in: Katholisches Bildungswerk Dillingen-Nalbach e. V. (Hrsg.): 100 Jahre Saardom, Heilig Sakrament Dillingen, 1000 Jahre Pfarrei Dillingen, Festschrift zum Jubiläum der Kirchenkonsekration am 25. April 2013, Dillingen 2012. S. 17–65, hier S. 21.
  14. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 11–15.
  15. Erhard Dehnke: Von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft - Römische Zeit, in: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes - Vom Faustkeil zum Förderturm, hrsg. von Kurt Hoppstädter und Hans-Walter Herrmann, Band 1 (unter Mitwirkung von Erhard Dehnke), Saarbrücken 1960, S. 44–60.
  16. Martin Born: Geographische Landeskunde des Saarlands, Saarbrücken 1980, S. 40–41.
  17. Wilhelm Will: Saarländische Sprachgeschichte (Beiträge zur Sprache im Saarland, 1), 2., unveränderte, mit neuer Einleitung von Hans Ramge versehene Auflage, Saarbrücken 1979.
  18. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz: Der 30. Dezember 634. Das Grimo-Testament. Die älteste Urkunde des Rheinlandes, abgerufen am 30. November 2014.
  19. Hans-Walter Herrmann: Das Testament des Adalgisel Grimo, in: 22. Bericht der staatlichen Denkmalpflege im Saarland, Abteilung Bodendenkmalpflege, Saarbrücken 1975, S. 67–89.
  20. Hans-Walter Herrmann: Das Testament des fränkischen Adeligen Adalgisel Grimo, Ein Zeugnis merowingerzeitlichen Lebens an Saar, Mosel und Maas, in: Tholey 634–1984, hrsg. v. Wolfgang Haubrichs und Gert Hummel, 1985, S. 260–275.
  21. Hans-Walter Herrmann: Das Testament des Adalgisel Grimo, in: 22. Bericht der staatlichen Denkmalpflege im Saarland, Abteilung Bodendenkmalpflege, Saarbrücken 1975, S. 67–89.
  22. Wilhelm Levison: Das Testament des Diakons Adalgisel-Grimo vom Jahre 634, in: Trierer Zeitschrift VII 1932, Heft 1 und 2, S. 69–85.
  23. Ulrich Nonn: Zur Familie des Diakons Adalgisel-Grimo, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 1. Jhg. 1975, S. 11–19.
  24. Franz Irsigler: Gesellschaft, Wirtschaft und religiöses Leben im Obermosel-Saar-Raum zur Zeit des Diakons Adalgisel Grimo, in: Hochwälder Geschichtsblätter, Jahrgang 1, Heft 1, März 1989, S. 5–18.
  25. Bernhard W. Planz: Adalgisel Grimo (um 580–um 650), in: Saargeschichten, Heft 42, 1, 2016, S. 40–41.
  26. LHAKo Bestand 1 A, Nr. 1, Grimo Testament
  27. Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien I, Coblenz 1860, Nr. 6, S. 5–8
  28. Hans-Walter Herrmann: Das Testament des fränkischen Adeligen Adalgisel Grimo, in: Wolfgang Haubrichs, Gert Hummel (Hrsg.): Tholey 634–1984, Wissenschaftliche Vorträge gehalten aus Anlaß des 1350-jährigen Jubiläums von Ort und Abtei Tholey, Sonderdruck aus: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Band 96, St. Ottilien 1985, 260–276.
  29. Pia Heberer: Das Kloster Hornbach in der Pfalz, Baugeschichte und Sakraltopographie, Generaldirektion Kulturelles Erbe - Rheinland-Pfalz, Mainz 2010, S. 11, 19.
  30. Johann Peter Muth: Pfarrgeschichtliche Bilder der katholischen Pfarreien St. Johann und Saarbrücken zum 150jährigen Jubiläum der Einweihung der jetzigen Pfarrkirche von St. Johann, St. Johann an der Saar 1908, S. 12.
  31. Karl Lohmeyer: Die Sagen der Saar von der Quelle bis zur Mündung. Saarbrücken 1951, S. 78.
  32. Karl August Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken, Dillingen/Saar 2009, S. 25–26.
  33. Hans-Walter Herrmann, Erich Nolte: Die Frühgeschichte des Stiftes St. Arnual und die politische und kirchliche Erschließung des Saarbrücker Talraumes, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 19, 1971, S. 53ff.
  34. Rudolf Schieffer: Die Karolinger, 2. Auflage, Stuttgart 1997, S. 11f.
  35. Wolfgang Haubrichs und Frauke Stein: Frühmittelalterliche Siedlung im Saarbrücker Raum, in: Rolf Wittenbrock (Hrsg.): Geschichte der Stadt Saarbrücken, Saarbrücken 1999, Band 1: Von den Anfängen zum industriellen Aufbruch (1860), S. 111–158, hier S. 128.
  36. So Wolfgang Haubrichs: Basenvillare, Königsort und Heiligengrab. Zu den frühen Namen und zur Frühgeschichte von St. Wendel. In: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 28 (1980), S. 7–89. – Skeptisch dagegen Jürgen Hannig: Otto der Große und Ludwig IV. in St. Wendel? Zur Interpretation des Herrschertreffens von 950. In: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 32 (1984), S. 7–20.
  37. Regesta Imperii II,3 n. 1312. Abgerufen am 21. September 2016.
  38. Kurt Hoppstädter: Von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft - Mittelalter, in: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes - Vom Faustkeil zum Förderturm, hrsg. von Kurt Hoppstädter und Hans-Walter Herrmann, Band 1 (unter Mitwirkung von Erhard Dehnke), Saarbrücken 1960, S. 60–99.
  39. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 15–19.
  40. Urkunde im Landesarchiv Saarbrücken, Abt. 22, Nr. 6251.
  41. Michael Tritz: Geschichte der Abtei Wadgassen, zugleich eine Kultur- und Kriegsgeschichte der Saargegend, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Wadgassen 1901 mit einer Einleitung von Hans-Walter Herrmann und einem Register, Saarbrücken 1978, S. 17–18.
  42. Michael Tritz: Geschichte der Abtei Wadgassen, zugleich eine Kultur- und Kriegsgeschichte der Saargegend, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Wadgassen 1901 mit einer Einleitung von Hans-Walter Herrmann und einem Register, Saarbrücken 1978, S. 21–23.
  43. Michael Tritz: Geschichte der Abtei Wadgassen, Zugleich eine Kultur- und Kriegsgeschichte der Saargegend, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Wadgassen 1901 mit einer Einleitung von Hans-Walter Herrmann und einem Register, Saarbrücken 1978, S. 21–23.
  44. museum.academia-wadegotia.de abgerufen am 25. November 2017.
  45. Die Abtei Wadgassen im Reiseführer der Prämonstratenser
  46. Norbert Wilhelm Backmund: Monasticon Praemonstratense, id est historia circariorum atque canoniarum candidi et canonici ordinis Praemonstratensis, Attenkofersche Buchdruckerei Straubing, Band I: 1949/51, Band II: 1952/55, Band III 1955/60 – Band I erschien 1983 im De-Gruyter-Verlag Berlin in zweiter Auflage; S. 119–122, III, 1956 541 f.
  47. Wolfgang Peters: Springiersbach und die Anfänge des Prämonstratenserstiftes Wadgassen, Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 7, 1981, S. 1–15.
  48. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 20–24.
  49. „Vor Halbtausend Jahren…“, Festschrift zur Erinnerung an den Besuch des Kaisers Maximilian I. in St. Wendel, St. Wendel 2012.
  50. Simon Laschitzer: Die Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I., in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. 5, Wien 1897, S. 134 ff.
  51. Alois Selzer: St. Wendelin, einer der Heiligen aus der Sipp-, Mag- und Schwägerschaft des Kaisers Maximilian I., Saarbrücker Hefte, 1963, S. 64.
  52. Markus Battard: Wallerfangen – Eine Zeitreise in Bildern, 2. überarbeitete Auflage, Dillingen/Saar 2012, S. 10–13.
  53. wallerfangen.slc-technik.de abgerufen am 29. Dezember 2016.
  54. Colesie, Georg: Geschichte des Nalbacher Tales, Eine saarländische Heimatgeschichte, 2. Aufl., Nalbach 1990, S. 31–33.
  55. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 24–29.
  56. Albrecht Classen: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, in: Dictionary of Literary Biography (DLB), Bd. 179 (1997), S. 42–47, hier: S. 43; Ute von Bloh: Elisabeth, Gräfin von Lothringen und Nassau-Saarbrücken, in: Killy Literaturlexikon, 2. Auflage, Bd. 3 (2008), S. 255–257, hier: S. 255.
  57. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 29–31.
  58. fuerth-saar.de abgerufen am 16. Juni 2019.
  59. Hans-Walter Herrmann: Die Saarregion im Alten Reich, in: Hans-Christian Herrmann, Johannes Schmitt (Hrsg.): Das Saarland – Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend, St. Ingbert 2012, S. 11–59, hier S. 32–34.
  60. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 31–35.
  61. Bernhard W. Planz: Wie die Reformation ins Saarland kam, Landesherrliche Entscheidungen zwischen altem und neuem Glauben, in: Saargeschichten, Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend und dem Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes, Heft 3 (2017), Heft 48, S. 18–27.
  62. Joachim Conrad und Jörg Rauber (Hrsg.): Reformation in der Saargegend, Katalog zur Ausstellung der Fachrichtung Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes (= Beiträge zur evangelischen Kirchengeschichte der Saargegend, Band 3), Saarbrücken 2017.
  63. Charlotte Glück: Neuer Himmel, Neue Erde, Die Reformation in der Pfalz, in: Saargeschichten, Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend und dem Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes, Heft 4 (2016), Heft 45, S. 4–11.
  64. Charlotte Glück und Joachim Conrad: Reformation in Pfalz-Zweibrücken und Nassau-Saarbrücken, Homburg 2017, Sonderheft der Saarpfalz, 2017, Blätter für Geschichte und Volkskunde.
  65. Hans-Walter Herrmann: Die Reformation in Nassau-Saarbrücken und die nassau-saarbrückische Landeskirche bis 1635, in: Richard van Dülmen und Reinhard Klimmt (Hrsg.): Saarländische Geschichte, Eine Anthologie (= Saarland-Bibliothek, Band 10), St. Ingbert 1995, S. 41–65.
  66. Alfred Hans Kuby: Die Reformation in Pfalz-Zweibrücken 1523 bis 1588, in: Evangelische Kirche im Rheinland (Hrsg.): Die evangelische Kirche an der Saar, Gestern und heute, Saarbrücken 1975, S. 34–41.
  67. Hans-Christian Herrmann, Johannes Schmitt (Hrsg.): Das Saarland – Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend, St. Ingbert 2012, S. 32–34.
  68. Gunther Franz: Die Reformation im Erzbistum, in: Trier, Die Geschichte des Bistums, Band 4, Der Umbruch in die Neuzeit, 1500–1802, Straßburg 1998, S. 10–13.
  69. Bernhard Schneider: Katholische Reform und Konfessionalisierung, in: Trier, Die Geschichte des Bistums, Band 4, Der Umbruch in die Neuzeit, 1500–1802, Straßburg 1998, S. 14–19.
  70. Zeitschrift für saarländische Heimatkunde, 4 (1954), S. 33–39.
  71. R. Rudolf Rehanek: Geschichte der Kreisstadt Saarlouis, Band 1: Die hochadelige Frauenabtei und das Dorf Fraulautern, Saarlouis 1978, S. 82 f.
  72. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 35–37.
  73. Zeitschrift für saarländische Heimatkunde 2. Jg. Heft 1–2 (1952), S. 13f.
  74. Genealogia oder Stammregister der durchläuchtigen hoch- und wohlgeborenen Fürsten, Grafen und Herren des uhralten hochlöblichen Hauses Nassau samt etlichen konterfeitlichen Epitaphien, kolligiert, gerissen und beschrieben durch Henrich Dorsen, Malern von Altweilnau, Anno 1632, unter Mitwirkung der Historischen Kommission von Nassau hrsg. von der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e. V. (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Band 9), Saarbrücken 1983.
  75. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 38–41.
  76. deutsche-biographie.de
  77. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 42, irrtümlich „31. [!] Sept.“ (als Vorschau online bei Google Books).
  78. Kurt Hoppstädter: Von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft - Neuzeit, in: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes - Vom Faustkeil zum Förderturm, hrsg. von Kurt Hoppstädter und Hans-Walter Herrmann, Band 1 (unter Mitwirkung von Erhard Dehnke), Saarbrücken 1960, S. 99-116, hier S. 99.
  79. Martin Born: Geographische Landeskunde des Saarlands, Saarbrücken 1980, S. 41.
  80. Martin Born: Geographische Landeskunde des Saarlands, Saarbrücken 1980, S. 41.
  81. Michael Tritz: Geschichte der Abtei Wadgassen, Zugleich eine Kultur- und Kriegsgeschichte der Saargegend, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Wadgassen 1901 mit einer Einleitung von Hans-Walter Herrmann und einem Register, Saarbrücken 1978, S. 288–291.
  82. Johann Peter Muth: Pfarrgeschichtliche Bilder der katholischen Pfarreien St. Johann und Saarbrücken zum 150jährigen Jubiläum der Einweihung der jetzigen Pfarrkirche von St. Johann, St. Johann an der Saar 1908, S. 28.
  83. Karl August Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken, Dillingen/Saar 2009, S. 71–72.
  84. Karl August Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken, Dillingen/Saar 2009, S. 72.
  85. Johann Peter Muth: Pfarrgeschichtliche Bilder der katholischen Pfarreien St. Johann und Saarbrücken zum 150jährigen Jubiläum der Einweihung der jetzigen Pfarrkirche von St. Johann, St. Johann an der Saar 1908, S. I–V und S. 28–31.
  86. Karl August Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken, Dillingen/Saar 2009, S. 72.
  87. Johann Peter Muth: Pfarrgeschichtliche Bilder der katholischen Pfarreien St. Johann und Saarbrücken zum 150jährigen Jubiläum der Einweihung der jetzigen Pfarrkirche von St. Johann, St. Johann an der Saar 1908, S. 28–31.
  88. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes. München 2009, S. 41–52.
  89. Hermann van Ham: 250 Jahre Dillinger Hütte, 1685–1935. Dillingen 1935, S. 69.
  90. Dorveaux, Nicolas et Lesprand, Paul: Cahiers de doléances des communautés en 1789. I. Baillage de Boulay et de Bouzonville, Leipzig 1908, Baillage de Thionville, Bar-le-Duc 1922, S. 311–314.
  91. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes, München 2009, S. 64.
  92. Franz Liesenfeld: Klemens Wenzeslaus, der letzte Kurfürst von Trier, seine Landstände und die französische Revolution 1789–1794 (Westdeutsche Zeitschrift, Ergänzungsheft 17), Trier 1912.
  93. Jakob Marx: Geschichte des Erzstifts Trier, Als Kurfürstentum und Erzdiözese von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816, Abteilung 3: Die Geschichte des Trierischen Landes seit dem Regierungsantritt des letzten Kurfürsten Klemens Wenzeslaus, Trier 1858–1864 (Nachdruck: Aalen 1970).
  94. Wolf-Ulrich Rapp: Stadtverfassung und Territorialverfassung, Koblenz und Trier unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus (1768–1794), Frankfurt am Main u. a. 1995.
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  132. Peter Burg: Unter neuen Herren - die Saarregion 1815-1850, in: Das Saarland - Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend e. V. durch Hans-Christian Herrmann und Johannes Schmitt, St. Ingbert 2012, S. 113-160, hier S. 114f.
  133. Peter Burg: Unter neuen Herren - die Saarregion 1815-1850, in: Das Saarland - Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend e. V. durch Hans-Christian Herrmann und Johannes Schmitt, St. Ingbert 2012, S. 113-160, hier S. 115.
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  138. Peter Burg: Unter neuen Herren - die Saarregion 1815-1850, in: Das Saarland - Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend e. V. durch Hans-Christian Herrmann und Johannes Schmitt, St. Ingbert 2012, S. 113-160, hier S. 115f.
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  264. Thomas Gergen: Von der Saarprovinz zum Saarland – Die Vorgängerorganisationen des Saarlandes bis zu den Abstimmungen von 1935 und 1955, in: Saarländischer Städte- und Gemeindetag und Landkreistag Saarland (Hrsg.): Saarländische Kommunalzeitschrift, 9, S. 211–230.
  265. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 101–102, 127.
  266. Michael Kipp: Ärger um die Kohle, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 60–65.
  267. Delf Slotta: Das Steinkohlenrevier an der Saar – Eine Zeitreise durch mehr als 250 Jahre Industrie- und Landesgeschichte, Sonderdruck der RAG Aktiengesellschaft, Saarbrücken 2011.
  268. Delf Slotta: Der saarländische Steinkohlenbergbau, Band. 1, Bilder von Menschen, Gruben und bergmännischen Lebenswelten; Erzählungen von Zeitzeugen aufgezeichnet von Georg Fox, hrsg. von der RAG, Herne und dem Institut für Landeskunde im Saarland, Dillingen/Saar 2011, S. 369.
  269. Hans-Jürgen Lüsebrink: Kulturtransfer in „Besatzungs“- und Konfliktzeiten, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 144–149.
  270. Peter Lempert: Das Saarland den Saarländern! – Die frankophilen Bestrebungen im Saargebiet 1918–1935, Köln 1985.
  271. Arnold Ilgemann: Franzosenschulen, die französischen Dominalschulen in der Völkerbundszeit (Beiträge zur Regionalgeschichte, Band 4) St. Ingbert 1990.
  272. Paul Burgard: Kinder- und Kulturkampf: Die Domanialschulen, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, 66–73.
  273. Gottfried Fittbogen: Die französischen Schulen im Saargebiet, Berlin 1925.
  274. Maria Zenner: Saarländischer Katholizismus in der Völkerbundszeit, in: Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul, Ralph Schock, Reinhard Klimmt (Hrsg.): Richtig daheim waren wir nie – Entdeckungsreisen im Saarrevier 1815–1955, Bonn 1995, S. 143–147.
  275. Wolfgang Freund: Volk, Reich und Westgrenze, Deutschtumswissenschaften und Politik in der Pfalz, im Saarland und im annektierten Lothringen 1925–1945 (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Band 39), Saarbrücken 2006.
  276. Wolfgang Behringer, Gabriele Clemens: Geschichte des Saarlandes, München 2009, S. 98.
  277. Lorenz Dittmann: Moderne Galerie im Saarland-Museum Saarbrücken, Braunschweig 1981, S. 12.
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  279. Hans Westhoff: Recht und Verwaltung im Saargebiet, Trier 1934, S. 15–25.
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  281. Dominik Schmoll: Die Einsetzung und Zusammensetzung der ersten Regierungskommission im Saargebiet, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 34–37.
  282. Dominik Schmoll: Die Völkerbundsregierung – Aufgaben, Entscheidungen, Probleme, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 38–43.
  283. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 107–108.
  284. Thomas Herzig: Geschichte der Elektrizitätsversorgung des Saarlandes unter besonderer Berücksichtigung der VSE, Saarbrücken 1987.
  285. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 138.
  286. Gisela Tascher: Staat, Macht und ärztliche Berufsausübung 1920–1956, Gesundheitswesen und Politik: Das Beispiel Saarland, Paderborn 2010.
  287. Hans-Christian Herrmann: Medizin in der Krise? – Die widersprüchlichen zwanziger Jahre, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 92–99.
  288. Hans-Christian Herrmann: Saarbrücken auf dem Weg in die Moderne – Stadtplanung, Wohnen und Mobilität in den 1920ern, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 172–179.
  289. Walter Kruspe: Die neue Stadtbaukunst Saarbrücken, Berlin 1928.
  290. Philipp W. Fabry: Bartholomäus Koßmann – Treuhänder der Saar 1924–1935, Merzig 2011.
  291. Reinhold Bost: Bartholomäus Koßmann, Christ – Gewerkschaftler – Politiker (1853–1952), Blieskastel 2002.
  292. Paul Burgard: Ein Bergmann als Minister – Bartholomäus Koßmanns Weg in die Regierungskommission des Saargebietes, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 78–58.
  293. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 113.
  294. Hans-Joachim Kühn: Parteien, politische Kultur und Vereine im Saargebiet, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 44–51.
  295. Ludwig Linsmayer: Politische Kultur im Saargebiet 1920–1932 – Symbolische Politik, verhinderte Demokratisierung, nationalisiertes Kulturleben in einer abgetrennten Region (Saarland-Bibliothek 2), St. Ingbert 1992.
  296. Christian Göbel: Presse im Saargebiet, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 108–115.
  297. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 114–116.
  298. Frank Hirsch: Dauerkrise und Selbstbehauptung – Die Gewerkschaften und die Arbeiterbewegung im Saargebiet, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 52–59.
  299. Hans-Joachim Kühn: Freiheit, Brot, Gerechtigkeit – Die Arbeiterbewegung an der Saar, Saarbrücken 2007.
  300. Ludwig Linsmayer: Kulturnationale Feiern, in: Saarländische Geschichte – Eine Anthologie (Saarland-Bibliothek, 10), St. Ingbert 1995, S. 273–283.
  301. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 152.
  302. zitiert nach Christian Koller: ‚Von Wilden aller Rassen niedergemetzelt‘ – Die Diskussion um die Verwendung von Kolonialtruppen in Europa zwischen Rassismus, Kolonial- und Militärpolitik (1914–1930), Historische Anthropologie, Band 11, Heft 1, Stuttgart 2001, S. 38.
  303. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 147.
  304. Michael Kipp: Das Saargebiet, Eine Reise zu den Anfängen des Saarlandes, Saarbrücken 2020, S. 122, 132, 149, 153, 158.
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  307. Anne Geimeinhardt: Jüdisches Leben im Saargebiet, in: Simon Matzerath und Jessica Siebeneich (Hrsg.): Die 20er Jahre – Leben zwischen Tradition und Moderne im internationalen Saargebiet (1920–1935), (Publikationen des Historischen Museums Saar 4), Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Saar vom 18. Oktober 2019 bis 30. August 2020, Petersberg 2020, S. 86–91.
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  337. Yveline Pendaries: Les Procès de Rastatt (1946–1954), Le jugement des crimes de guerre en zone française d’occupation en Allemagne (Collection Contacts, Série II – Gallo-Germanica, Vol. 16; Bern u. a. 1995, S. 155–164).
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  339. Serie „60 Jahre Kriegsende“ der ARD (Memento vom 31. Januar 2009 im Internet Archive)
  340. Kurt Hoppstädter, Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend, Band 1: Vom Faustkeil zum Förderturm, Saarbrücken 1960, S. 386–387.
  341. Regionalgeschichtliches Museum Saarbrücken (Hrsg.): Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–1959, Merzig 1990, S. 435.
  342. Ludwig Linsmayer und Bernd Reichelt: Das autonome Saarland, in: Hans-Christian Herrmann, Johannes Schmitt (Hrsg.): Das Saarland – Geschichte einer Region, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend, St. Ingbert 2012, S. 313-338, hier S. 315.
  343. Der Landtag des Saarlandes: Das Saarland nach 1945 (Memento vom 6. Juni 2009 im Internet Archive), abgerufen am 1. Oktober 2015.
  344. Regionalgeschichtliches Museum Saarbrücken (Hrsg.): Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–1959, Merzig 1990, S. 435.
  345. Regionalgeschichtliches Museum Saarbrücken (Hrsg.): Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–1959, Merzig 1990, S. 435.
  346. Delf Slotta: Der saarländische Steinkohlenbergbau, Band. 1, Bilder von Menschen, Gruben und bergmännischen Lebenswelten; Erzählungen von Zeitzeugen aufgezeichnet von Georg Fox, hrsg. von der RAG, Herne und dem Institut für Landeskunde im Saarland, Dillingen/Saar 2011, S. 369–370.
  347. Winfried Becker: Von äußerer Gemeinsamkeit zum politischen Fundamentalkonflikt - Die Parteien im Saarland 1946 bis 1955, in: Ludwig Linsmayer (Hrsg.): Die Geburt des Saarlandes, Saarbrücken 2007, S. 236–251.
  348. Regionalgeschichtliches Museum Saarbrücken (Hrsg.): Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–1959, Merzig 1990, S. 435.
  349. Rudolph Brosig: Teil I. Verfassung und Verfassungsgerichtsbarkeit im Saarland – Ein Abriss. In: Rudolf Wendt, Roland Rixecker: Verfassung des Saarlandes. Kommentar. Verlag Alma Mater, Saarbrücken 2009, S. 19–20.
  350. Kurt Hoppstädter, Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, hrsg. vom Historischen Verein für die Saargegend, Band 1: Vom Faustkeil zum Förderturm, Saarbrücken 1960, S. 388.
  351. Regionalgeschichtliches Museum Saarbrücken (Hrsg.): Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–1959, Merzig 1990, S. 436.
  352. Die Verfassung des Saarlandes, mit den Konventionen über das Steuer-, Haushalts- und Justizwesen, Saarbrücken 1948, S. 20.
  353. Hans-Walter Herrmann: Modellfall Saar, Der Beitritt des Saarlandes und der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, Ein Vergleich, in: Saarheimat, Zeitschrift für Kultur, Landschaft, Volkstum, Offizielles Organ des saarländischen Kulturkreises, 35. Jahrgang, 3-4, Saarbrücken 1991, S. 43-48, hier S. 43.
  354. Hans-Walter Herrmann: Modellfall Saar, Der Beitritt des Saarlandes und der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, Ein Vergleich, in: Saarheimat, Zeitschrift für Kultur, Landschaft, Volkstum, Offizielles Organ des saarländischen Kulturkreises, 35. Jahrgang, 3-4, Saarbrücken 1991, S. 43-48, hier S. 43.
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