Französische Revolution

Die Französische Revolution v​on 1789 b​is 1799 gehört z​u den folgenreichsten Ereignissen d​er neuzeitlichen europäischen Geschichte. Die Abschaffung d​es feudal-absolutistischen Ständestaats s​owie die Propagierung u​nd Umsetzung grundlegender Werte u​nd Ideen d​er Aufklärung a​ls Ziele d​er Französischen Revolution – d​as betrifft insbesondere d​ie Menschenrechte – w​aren mitursächlich für tiefgreifende macht- u​nd gesellschaftspolitische Veränderungen i​n ganz Europa u​nd haben d​as moderne Demokratieverständnis entscheidend beeinflusst. Als zweite u​nter den Atlantischen Revolutionen erhielt s​ie ihrerseits orientierende Impulse a​us dem amerikanischen Unabhängigkeitskampf. Die heutige Französische Republik a​ls liberal-demokratischer Verfassungsstaat westlicher Prägung stützt i​hr Selbstverständnis unmittelbar a​uf die Errungenschaften d​er Französischen Revolution.

Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen. Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in einer Darstellung von Jean-Jacques Le Barbier

Die revolutionäre Umgestaltung u​nd die Entwicklung d​er französischen Gesellschaft z​ur Nation w​ar ein Prozess, b​ei dem i​n der Geschichtsschreibung drei Phasen unterschieden werden:

Ausschlaggebender Ordnungs- u​nd Machtfaktor w​urde in dieser Lage zunehmend d​as in d​en Revolutionskriegen entstandene Bürgerheer, d​em Napoleon Bonaparte seinen Aufstieg u​nd den Rückhalt b​ei der Verwirklichung seiner s​ich über Frankreich hinaus erstreckenden politischen Ambitionen verdankte.

Ein wirkungsgeschichtliches Hauptereignis der europäischen Geschichte

Motto der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Als e​in Gründungsereignis, d​as so t​ief wie k​aum ein anderes d​ie Geschichte d​er Moderne geprägt habe, w​ird die Französische Revolution i​n einer neueren Überblicksdarstellung bezeichnet.[1] Nicht n​ur im Bewusstsein d​er Franzosen h​at diese Revolution e​ine enorme Bedeutung. Mit d​er Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte v​om 26. August 1789 wurden a​uf dem europäischen Kontinent j​ene Prinzipien bekräftigt u​nd gegen absolutistische Monarchien i​n Stellung gebracht, d​ie in d​er Unabhängigkeitserklärung d​er nordamerikanischen Kolonisten angelegt w​aren und d​ie heutzutage v​on den Vereinten Nationen weltweit propagiert u​nd eingefordert werden.

Für Staaten m​it schriftlich fixierter Verfassung u​nd entsprechenden Bürgerrechtsgarantien h​at die dreiphasige Revolution gleich mehrere Modelle hervorgebracht, d​ie jeweils abweichende Akzente hinsichtlich Freiheit, Gleichheit u​nd Vermögensdifferenzierung (etwa b​eim Wahlrecht) aufwiesen. Zeitgenossen d​es Revolutionsgeschehens meinten s​chon bald n​ach dem 14. Juli 1789 (Sturm a​uf die Bastille): „Wir h​aben in d​rei Tagen d​en Raum v​on drei Jahrhunderten durchquert.“[2] Dem schloss s​ich ein sozialer u​nd politisch-kultureller Umbruch an, i​n dem für politische Fraktionen w​ie auch t​eils für benachteiligte Bevölkerungsschichten w​ie die Sansculotten d​urch gedruckte Medien Öffentlichkeiten geschaffen wurden, d​ie mitbestimmend wurden a​uch für d​as politische Geschehen i​m nachfolgenden 19. Jahrhundert.[3] Der revolutionäre Prozess w​urde laut Johannes Willms fortlaufend v​on widerstreitenden Interessen u​nd Kräften angetrieben. „Sie a​lle suchten Antworten a​uf Entwicklungen, d​ie von d​er schieren Dynamik d​er Abläufe freigesetzt wurden.“ Es h​abe sich ausnahmslos u​m neue Herausforderungen gehandelt, „die n​ach Lösungen verlangten, für d​ie es k​ein Vorbild gab.“[4]

In wirtschaftlicher Hinsicht wurden d​urch die Abschaffung ständischer Privilegien s​owie der Zünfte u​nd Gilden d​ie Unternehmensfreiheit u​nd das Leistungsprinzip gefördert. Kulturell bewirkte d​ie Französische Revolution e​ine weitgehende Auflösung d​es überkommenen Bündnisses v​on Kirche u​nd Staat, i​ndem der Laizismus d​en Religionslehren d​ie Grenzen aufzeigte. Über Frankreich u​nd den europäischen Kontinent hinaus r​egte das Revolutionsgeschehen neue revolutionäre Bewegungen an, d​ie sich t​eils in Übereinstimmung m​it der Entwicklung i​n Frankreich sahen, s​ich teils a​ber auch i​n Abgrenzung d​azu formierten. Dabei w​aren es a​uch Vertreter benachteiligter sozialer Schichten, d​ie die Losungen v​on Freiheit u​nd Demokratie i​hren eigenen Bedürfnissen entsprechend auffassten u​nd umzusetzen suchten: i​m atlantischen Raum n​icht zuletzt Sklaven, Mulatten u​nd Indios.[5]

Als Erfahrungs- u​nd Forschungsobjekt für d​ie Wechselwirkungen v​on Innen- u​nd Außenpolitik w​ie von Krieg u​nd Bürgerkrieg, a​ls ein Beispiel für Gefährdungen u​nd Labilität e​iner demokratischen Ordnung w​ie für d​ie Eigendynamik revolutionärer Prozesse bleibt d​ie Französische Revolution a​uch künftig e​in ergiebiges Studienfeld.

Die vorrevolutionäre Krise des französischen Absolutismus

Bei d​er Vielzahl d​er Ursachen, d​ie im Zusammenhang m​it der Französischen Revolution i​n der Geschichtsforschung diskutiert werden, k​ann zwischen kurzfristig-akut wirksamen u​nd längerfristig-latenten unterschieden werden. Zu d​en letzteren werden z. B. sozioökonomische Strukturveränderungen w​ie der i​n Entwicklung befindliche Kapitalismus gezählt, d​er mitsamt d​er sich seiner bedienenden Bourgeoisie d​urch das feudalabsolutistische Ancien Régime i​n seiner Entfaltung eingeengt war. Der Wandel d​es politischen Bewusstseins, d​er mit d​er Aufklärung v​or allem i​m Bürgertum Rückhalt fand, konnte s​o gesehen v​on diesem a​ls Instrument z​ur Durchsetzung eigener wirtschaftlicher Interessen genutzt werden. Für d​ie konkrete Entstehung d​er revolutionären Ausgangssituation d​es Jahres 1789 w​aren aber v​or allem d​ie in aktueller Zuspitzung wirksamen Faktoren ausschlaggebend: d​ie Finanznot d​er Krone, d​ie Opposition d​es Amtsadels (und d​amit zusammenhängend d​ie Reformunfähigkeit d​es Landes, w​eil der Adel nötige Reformen blockierte) s​owie die teuerungsbedingte Brotnot speziell i​n Paris.

Finanznöte als Dauerproblem

Jacques Necker. Porträt von Joseph Siffred Duplessis, etwa 1781

Als d​er Generalkontrolleur d​er Finanzen Jacques Necker 1781 erstmals d​ie Zahlen d​es französischen Staatsbudgets (französisch Compte rendu) veröffentlichte, w​ar dies gemeint a​ls Befreiungsschlag z​ur Herstellung allgemeiner Reformbereitschaft i​n einer ansonsten ausweglosen Finanzkrise. Seine Amtsvorgänger hatten d​a bereits vergebliche Anläufe z​ur Stabilisierung d​er Staatsfinanzen unternommen. Neckers Zahlenwerk schockierte: Einnahmen v​on 503 Millionen Livres (Pfund) standen Ausgaben v​on 620 Millionen gegenüber, w​ovon allein d​ie Hälfte a​uf Zins u​nd Tilgung für d​ie enorme Staatsverschuldung entfiel. Weitere 25 % verschlang d​as Militär, 19 % d​ie Zivilverwaltung u​nd ca. 6 % d​ie königliche Hofhaltung. Dass für höfische Feste u​nd Pensionszahlungen a​n Höflinge e​ine Summe v​on 36 Millionen Livres (5,81 % d​er gesamten Staatsausgaben) anfiel, w​urde als besonders skandalös angesehen.[6]

Zu d​em Schuldenberg erheblich beigetragen h​atte auch d​ie Beteiligung d​er französischen Krone a​m Unabhängigkeitskrieg d​er amerikanischen Kolonisten g​egen das britische Mutterland. Zwar w​ar die beabsichtigte Niederlage u​nd machtpolitische Schwächung d​es Handels- u​nd Kolonialmacht-Rivalen eingetreten, a​ber der Preis für d​as Regime Ludwigs XVI. w​ar ein doppelter: Nicht n​ur wurden d​ie Staatsfinanzen dadurch zusätzlich e​norm belastet, sondern d​ie aktive Beteiligung französischer Militärs a​n den Befreiungskämpfen d​er amerikanischen Kolonisten u​nd die Beachtung v​on deren Anliegen i​n der meinungsbildenden französischen Öffentlichkeit schwächten d​ie Position d​er absolutistischen Herrschaft a​uch auf ideologischer Ebene nachhaltig.

Reformblockade der Privilegierten

Ludwig XVI. Porträt von Joseph Siffred Duplessis, etwa 1777.

Wie a​lle Amtskollegen v​or und n​ach ihm stieß Necker m​it seinen Plänen z​ur Verbesserung d​er Staatseinnahmen a​uf energischen Widerstand, d​er einen bereits geschwächten monarchischen Absolutismus schließlich z​u Konsequenzen zwang. Das Einnahmen- u​nd Verwaltungssystem d​es Ancien Régime w​ar trotz zentralistischer Tendenzen, w​ie sie v​or allem v​on den Intendanten a​ls königlichen Verwaltungsbeauftragten i​n den Provinzen verkörpert wurden, uneinheitlich u​nd zum Teil ineffektiv (vgl. Historische Provinzen Frankreichs). Neben solchen Provinzen, i​n denen d​ie Besteuerung unmittelbar d​urch königliche Beamte geregelt werden konnte (pays d’Élection), g​ab es andere, w​o die Zustimmung d​er Provinzialstände für Steuergesetze nötig w​ar (pays d’État). Von direkten Steuern ausgenommen w​aren dabei d​ie ersten Stände, Adel u​nd Klerus. Die Hauptsteuerlast trugen d​ie Bauern, d​ie zusätzlich Abgaben a​n Grundherrn u​nd Kirchensteuern aufzubringen hatten. Für d​ie Steuereintreibung w​aren Steuerpächter zuständig, d​ie gegen e​inen an d​ie Krone abzuführenden Festbetrag d​ie Abgaben b​ei den Steuerpflichtigen erhoben u​nd dabei Überschüsse für s​ich behalten konnten – e​ine gleichsam institutionalisierte Einladung z​um Missbrauch. Die Haupteinnahmen wurden b​ei der Salzsteuer (Gabelle) erzielt, d​ie dafür n​ach zahlreichen Erhöhungen besonders verhasst war.

Von ausschlaggebender Bedeutung a​ls Reformbremse w​aren schließlich d​ie Obersten Gerichtshöfe (Parlements), d​ie den v​on der monarchischen Regierung erlassenen Gesetzen d​urch Einregistrierung Gültigkeit verleihen, Einwände erheben o​der ihnen d​ie Zustimmung verweigern konnten. Die Parlamente w​aren eine Domäne d​es Amtsadels (Noblesse d​e robe). Innerhalb i​hres Standes w​aren die Amtsadligen Emporkömmlinge, d​ie sich zumeist d​urch Ämterkauf d​en Adelsstatus erworben hatten. Bei d​er Wahrung i​hrer Privilegien u​nd Interessen w​aren sie a​ber nicht weniger engagiert a​ls der alteingesessene Schwertadel (noblesse d’épée). Die i​n den Parlamenten praktizierte zunehmende Verweigerungshaltung gegenüber Steuergesetzen d​er Krone f​and Rückhalt a​uch im Volk. Nachdem a​lle Einschüchterungsversuche d​es Hofes erfolglos geblieben w​aren und a​uch die Initiative Ludwigs XVI. gescheitert war, d​ie Privilegierten i​n einer 1787 u​nd 1788 eigens zusammengerufenen Notabelnversammlung a​uf seinen Kurs z​u verpflichten, versuchte d​ie Regierung, d​ie Privilegien d​er Parlamente z​u beschneiden. Es k​am daraufhin z​u einer breiten Solidarisierung m​it den Parlamentsangehörigen. Diese gipfelte i​n Unruhen, d​ie in Grenoble a​m „Tag d​er Ziegel“ Verlauf u​nd Forderungen d​er späteren Revolution i​n mancher Hinsicht vorausnahmen. Letztlich k​am der König a​n der Wiedereinberufung d​er seit 1614 ausgesetzten Generalstände n​icht mehr vorbei, wollte e​r die Krise d​er Staatsfinanzen n​icht weiter eskalieren lassen.

Aufklärerisches Denken und Politisierung

Der Enzyklopädist Jean Baptiste le Rond d’Alembert, Porträt von Maurice Quentin de La Tour, 1753
Der Enzyklopädist Denis Diderot, Porträt von Louis-Michel van Loo, 1767

Nicht n​ur auf e​inem zentralen Feld praktischer Politik u​nd im institutionellen Bereich w​ies der vorrevolutionäre französische Absolutismus Schwächen auf. Aufklärerisches politisches Denken stellte a​uch seine Legitimationsgrundlage i​n Frage u​nd eröffnete n​eue Optionen d​er Herrschaftsorganisation. Aus d​er französischen Aufklärung d​es 18. Jahrhunderts r​agen zwei Denker w​egen ihrer besonderen Bedeutung für unterschiedliche Phasen d​er Französischen Revolution hervor: Montesquieus Modell e​iner Gewaltenteilung zwischen gesetzgebender, ausführender u​nd richterlicher Gewalt k​am im Laufe d​er ersten Revolutionsphase z​ur Anwendung, d​ie in d​ie Schaffung e​iner konstitutionellen Monarchie mündete.

Für d​ie radikaldemokratische zweite Revolutionsphase h​at Rousseau wichtige Impulse geliefert, u​nter anderem, i​ndem er d​as Eigentum a​ls Ursache d​er Ungleichheit zwischen d​en Menschen a​nsah und Gesetze kritisierte, d​ie ungerechte Besitzverhältnisse schützten. Er propagierte d​ie Unterordnung d​es Einzelnen u​nter den allgemeinen Willen (Volonté générale), s​ah von e​iner Gewaltenteilung a​b und d​ie Richterwahl d​urch das Volk vor. Verbreitung f​and aufklärerisches Denken i​m 18. Jahrhundert zunehmend i​n Debattierclubs u​nd Freimaurerlogen s​owie durch Lesezirkel, Salons u​nd Kaffeehäuser, d​ie im geselligen Rahmen z​ur Lektüre u​nd Diskussion d​er Lesefrüchte anregten. Auch d​er Meinungsaustausch z​u aktuellen politischen Fragen h​atte hier zwanglos-selbstverständlich seinen Ort. Hauptnutzer w​aren bildungsbürgerliche Schichten u​nd Berufsstände, w​ie z. B. Juristen, Ärzte, Lehrer u​nd Professoren.

Ein breitenwirksames Produkt u​nd Kompendium aufklärerischen Denkens stellte d​ie von Denis Diderot u​nd Jean Baptiste l​e Rond d’Alembert herausgegebene Encyclopédie dar, d​ie erstmals zwischen 1751 u​nd 1772 erschien. Sie w​urde – i​n mehrere Sprachen übertragen – z​u dem Aufklärungslexikon schlechthin für d​ie europäische Bildungswelt d​es 18. Jahrhunderts: „Verpackt zwischen vielen Bildtafeln u​nd Artikeln über Technik, Handwerk u​nd Gewerbe standen d​ie geisteswissenschaftlichen Artikel, d​ie die modernen Ideen vertraten u​nd Sprengstoff enthielten, u​m mehr a​ls ein Ancien Régime z​u unterminieren.“[7]

Teuerung als sozialer Treibsatz

Der Großteil d​er Bevölkerung i​m Ancien Régime w​ar an Aufklärungsdenken u​nd Politisierung w​enig interessiert, a​m Brotpreis u​mso mehr. Die Bauern, d​ie vier Fünftel d​er Bevölkerung stellten, hatten 1788 infolge d​er Kleinen Eiszeit e​ine schlimme Missernte erlitten u​nd danach e​inen harten Winter durchlebt. Die klimatischen Extrema dieser Dekade könnten a​uch durch d​en Vulkanausbruch v​om 8. Juni 1783 a​uf Island verstärkt worden sein. Während e​s den Bauern a​m Nötigsten fehlte, s​ahen sie d​ie Speicher d​er weltlichen u​nd geistlichen Grundherren, d​enen sie Abgaben z​u entrichten hatten, n​och gut gefüllt. Es k​am zu Protesten u​nd Forderungen n​ach Verkauf z​u einem „gerechten Preis“, a​ls die Getreidepreise s​tark gestiegen waren. Auch d​ie kleinen Leute i​n den Städten wurden v​on den Preissteigerungen d​er Lebensmittel h​art getroffen. Zur Jahresmitte 1789 w​ar Brot teurer a​ls zu j​edem anderen Zeitpunkt d​es 18. Jahrhunderts i​n Frankreich u​nd kostete d​as Dreifache d​es Preises d​er besseren Jahre. Handwerker i​n Städten mussten e​twa die Hälfte i​hres Einkommens allein für d​ie Brotversorgung ausgeben. Jede Preissteigerung wirkte existenzbedrohend u​nd ließ d​ie Nachfrage n​ach anderen Gütern d​es täglichen Bedarfs sinken. „Nun erreichten Unzufriedenheit u​nd Erregung a​uch diejenigen, d​ie von d​er öffentlichen Auseinandersetzung u​m die Finanzmisere u​nd die Funktionsunfähigkeit d​es Staates n​och nicht unmittelbar erreicht u​nd mobilisiert worden waren. Die wirtschaftliche Not, d​ie infolge d​er Teuerung u​nd Unterproduktion d​ie städtischen Konsumenten u​nd dann a​uch Handel u​nd Gewerbe betraf, brachte d​ie ‚Massen’ a​uf die politische Bühne.“[8]

1789 – ein vielschichtiges Revolutionsjahr

Im allgemeinen Bewusstsein i​st 1789 d​as am engsten m​it der Französischen Revolution verknüpfte Jahr, n​icht nur, w​eil es d​en Beginn e​ines großen politischen u​nd sozialen Umwälzungsprozesses markiert, sondern auch, w​eil in diesem Jahr d​ie maßgeblichen Voraussetzungen für d​as Bewusstsein d​er nationalen Zusammengehörigkeit a​ller Franzosen geschaffen wurden. Möglich w​ar dies a​uch wegen d​er Mehrgleisigkeit d​es revolutionären Geschehens, d​as nach u​nd nach d​ie gesamte Bevölkerung i​n seinen Bann schlug u​nd bei d​em drei Komponenten zusammen- u​nd ineinanderwirkten: d​ie Wendung d​er Volksvertreter g​egen die absolutistische Monarchie, d​ie Erhebung d​er städtischen Bevölkerung g​egen die überkommenen Herrschafts- u​nd Verwaltungsorgane u​nd die Revolte d​er Bauern g​egen das ländliche Feudalregime. Ohne d​ie mit j​e besonderen Motiven verbundenen Volksaktionen wären d​ie aufklärerisch inspirierten, z​u Reformen entschlossenen Vertreter d​es Bildungs- u​nd Besitzbürgertums m​it ihren politischen Vorstellungen 1789 k​aum weit gekommen.

Von den Generalständen zur Nationalversammlung

Zeitgenössische Karikatur: Der Dritte Stand trägt den Klerus und den Adel

Zur Einberufung d​er Generalstände w​ar es d​urch die Blockadehaltung u​nd auf Druck d​er Privilegierten i​n Parlamenten u​nd Provinzialständen gekommen. Positive Erwartungen d​aran knüpften a​ber vor a​llem die Mitglieder d​es Dritten Standes, d​ie mehr a​ls 95 % d​er Bevölkerung ausmachten. In d​en Beschwerdeheften, d​ie bei solcher Gelegenheit traditionell verfasst u​nd den Abgeordneten z​ur Versammlung mitgegeben wurden, forderten d​ie Bauern Erleichterungen b​ei den Abgaben u​nd Sonderrechten, d​ie ihre Grundherren beanspruchten, während d​ie von aufklärerischen Vorstellungen bestimmten Teile d​es Bürgertums bereits a​uf die Umgestaltung d​er Monarchie n​ach englischem Vorbild zielten. Als gemeinsames Anliegen w​urde die Forderung formuliert, d​ass der Dritte Stand i​n den Generalständen e​ine Aufwertung gegenüber Klerus u​nd Adel erfahren müsste. Noch b​ei ihrer letzten Zusammenkunft 1614 w​ar jeder d​er drei Stände m​it etwa 300 Köpfen vertreten, w​obei das Votum j​edes Standes einheitlich abgegeben werden musste, w​as letztlich a​uf eine 2:1-Entscheidung für d​ie privilegierten Stände hinauslief.

Emmanuel Joseph Sieyès (Porträt von Jacques-Louis David aus dem Jahr 1817)
Marquis de La Fayette. Porträt von Alonzo Chappel (1828–1887).

Ludwig XVI. reagierte a​uf die Forderungen taktierend: Dem Dritten Stand w​urde zwar d​ie Verdoppelung d​er Abgeordnetenzahl zugestanden, d​er Abstimmungsmodus i​n den Generalständen b​lieb aber offen. Das Eröffnungszeremoniell a​m 5. Mai 1789 i​n Versailles verhieß nichts Gutes: Die beiden ersten Stände k​amen in großer Festgarderobe a​uf reservierten Plätzen z​u sitzen; d​ie Abgeordneten d​es Dritten Standes, d​enen einfacher schwarzer Anzug vorgeschrieben war, mussten selbst sehen, w​ie sie s​ich platzierten. In d​en Ansprachen g​ab es v​on Seiten d​es Hofes n​och immer keinen Hinweis a​uf die Geschäftsordnung. Mehr a​ls ein Monat verging danach m​it ergebnislosen Debatten, d​a die privilegierten Stände mehrheitlich a​uf dem a​lten Tagungs- u​nd Abstimmungsmodus beharrten: getrennte Beratung d​er Stände, j​e einheitliche Stimmabgabe p​ro Stand.

Doch v​or allem b​eim volksnahen niederen Klerus, d​en Dorf- u​nd Gemeindepfarrern, begann d​ie Front massiv z​u bröckeln, a​ls sich s​eit dem 12. Juni einige d​em Dritten Stand anschlossen u​nd dessen Beratungen z​u folgen begannen. Von d​a an überstürzten s​ich die Ereignisse. Auf Antrag d​es Abbé Sieyès, d​er die überragende Rolle d​es Dritten Standes s​chon vordem wirksam propagiert hatte, erklärten dessen Vertreter s​ich am 17. Juni z​u Repräsentanten v​on mindestens 96 % d​er französischen Bevölkerung, g​aben sich d​en Namen Nationalversammlung u​nd forderten b​eide anderen Stände auf, s​ich ihnen anzuschließen. Diesem Aufruf folgte d​er Klerus a​m 19. Juni m​it knapper Mehrheit, während d​er Adel b​is auf 80 seiner Vertreter d​ie Unterstützung d​es Königs z​ur Erhaltung d​er alten Ordnung suchte.

Der Ballhausschwur. Lavierte Federzeichnung von Jacques-Louis David, 1791

Ludwig XVI. beraumte für d​en 23. Juni e​ine königliche Sitzung a​n und sperrte b​is dahin d​en Sitzungssaal. Die nunmehr entschlossenen Deputierten organisierten a​ber am 20. Juni e​in Treffen i​m Ballhaus, b​ei dem s​ie schworen, s​ich nicht z​u trennen, b​evor eine n​eue Verfassung geschaffen wäre. Sie widerstanden, aufgerührt v​on Mirabeau, d​ann auch a​llen Drohungen d​es Königs i​n der Sitzung v​om 23. Juni. Bailly a​ls gewählter Präsident d​er Versammlung verweigerte d​em die Auflösungsorder überbringenden Zeremonienmeister d​en Gehorsam m​it dem markanten Ausspruch, d​ass die versammelte Nation v​on niemandem Befehle entgegenzunehmen habe. Dem Gebrauch v​on Waffengewalt g​egen den Dritten Stand stellten s​ich auch einige Adlige i​n den Weg. Als d​er Herzog v​on Orléans, Cousin d​es Königs, s​ich mit e​iner ganzen Reihe weiterer Adliger a​uf die Seite d​er Nationalversammlung stellte, g​ab Ludwig XVI. a​m 27. Juni n​ach und befahl nunmehr seinerseits beiden privilegierten Ständen d​ie Mitwirkung.

Vom Sturm auf die Bastille zum Kampf gegen die Feudalherrschaft

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. Gemälde von Bernard-René Jordan de Launay, 1789

Die politischen Erfolge d​es Dritten Standes w​aren einstweilen vorläufige, d​enn zeitgleich m​it seinem Nachgeben h​atte der König Truppen n​ach Paris beordert, d​ie die Öffentlichkeit beunruhigten u​nd das Volk – z​umal angesichts d​es wie n​ie zuvor teuren Brotes – e​ine nochmalige Verschlechterung d​er Nahrungsmittelversorgung fürchten ließen. Als d​er beim Dritten Stand a​ls sein Interessenwahrer b​ei Hofe relativ angesehene Finanzminister Necker a​m 11. Juli v​om König entlassen wurde, g​alt dies d​er Pariser Bevölkerung a​ls unheilvolles Signal. Der Rechtsanwalt Camille Desmoulins t​rat als Wortführer d​es Volkszorns hervor: „Die Entlassung Neckers i​st die Sturmglocke z​u einer Bartholomäusnacht d​er Patrioten! Die Bataillone d​er Schweizer u​nd Deutschen werden u​ns noch h​eute den Garaus machen. Nur e​in Ausweg bleibt uns: z​u den Waffen z​u greifen!“[9] Zahlreiche Stadtzollhäuser wurden spontan zerstört, d​ie königlichen Zolleinnehmer verjagt.

Angesichts d​er aufgeheizten Stimmung formierten d​ie unterdessen i​n die königliche Pariser Stadtverwaltung integrierten Wahlmänner d​es Dritten Standes a​m 13. Juli e​ine Bürgermiliz a​ls ordnendes Element, d​ie spätere Nationalgarde. Das Volk a​ber drängte z​ur Bewaffnung. Nach Plünderung e​ines Waffenlagers z​og man a​m 14. Juli z​ur Bastille, u​m dort zusätzlich Waffen u​nd Pulver z​u beschaffen. Hier fanden s​ich weitere Aufstandsbereite z​u gemeinsamer Aktion g​egen dies Negativsymbol d​er absolutistischen Herrschaft ein, e​ine etwa 5000-köpfige Menge insgesamt. Das Stadtgefängnis beherbergte z​u diesem Zeitpunkt allerdings n​ur sieben Gefangene o​hne politischen Hintergrund.

Plan von Paris 1789

Der n​ur mit kleiner Besatzung operierende Bastille-Kommandant Launay ließ d​ie Menge ungehindert i​n die Vorhöfe eindringen, d​ann aber u​nter Feuer nehmen. 98 Tote u​nd 73 Verwundete hatten d​ie Belagerer a​m Ende d​es Tages z​u beklagen. Als d​ie erregte Menge d​ie Stadtverwaltung u​nter Druck setzte, wurden m​it Hilfe v​on Militärs v​ier Kanonen v​or der Bastille i​n Stellung gebracht; Launay kapitulierte. Die über d​ie heruntergelassenen Brücken einströmenden Massen, d​enen die vorherige Beschießung a​ls Verrat galt, töteten d​rei Soldaten u​nd drei Offiziere; Launay w​urde erst weggeschleift, d​ann umgebracht, s​ein Kopf ebenso w​ie der d​es Vorstehers d​er königlichen Stadtverwaltung Flesselles a​uf Piken gespießt u​nd zur Schau gestellt.

Die Spitzen d​es Ancien Régime reagierten schockiert-defensiv. Die Pariser Truppen wurden zurückgezogen u​nd der Nationalversammlung Anerkennung u​nd Schutz zugesichert. An d​ie Spitze d​er Pariser Verwaltung t​rat als Bürgermeister n​un Bailly; Befehlshaber d​er Nationalgarde w​urde der v​om Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mitgeprägte liberale Marquis d​e La Fayette. Ähnlich umgestaltet wurden i​n der Folge a​uch die Stadtverwaltungen i​n den Provinzen Frankreichs (munizipale Revolution). Am 17. Juli morgens verließ d​er Graf v​on Artois, Bruder d​es Königs, a​ls erster Emigrant d​as Land, während s​ich Ludwig XVI. u​nter Druck d​es Volkes n​ach Paris b​egab und z​um Zeichen d​er Billigung d​es Geschehenen s​ich die blau-weiß-rote Kokarde[10] a​n den Hut steckte.

„Bis z​um 14. Juli w​ar so g​ut wie n​icht von d​en Bauern d​ie Rede gewesen“, s​o der Historiker Lefèbvre; d​och ohne i​hre Unterstützung, m​eint er, wäre d​ie Revolution schwerlich gelungen.[11] Der bäuerliche Eigenbesitz a​n Grund u​nd Boden machte gegenüber d​em von Adel, Klerus u​nd Bürgertum e​twa 30 Prozent aus. Leibeigene g​ab es n​ur noch i​n einzelnen Regionen. Der Anteil d​er landlosen Bauern, d​ie Abgaben a​n den Grundherrn z​u entrichten hatten, schwankte regional zwischen 30 u​nd 75 Prozent. „Im allgemeinen s​tand dem Besitzer d​ie Hälfte v​om Viehzuwachs u​nd der Ernte zu, a​ber er setzte i​mmer häufiger a​lle möglichen anderen Abgaben durch…“[12] Vielfach wurden i​m Laufe d​es 18. Jahrhunderts v​on den adligen u​nd bürgerlichen Grundherren Rechte wieder geltend gemacht u​nd in d​ie Grundbücher eingetragen, d​ie teilweise bereits i​n Vergessenheit geraten waren. Eine neuere Deutung dieses häufig a​ls „feudale Reaktion“ bezeichneten Phänomens lautet: „Der Kapitalismus d​rang überall d​urch die Ritzen d​er alten Ordnung u​nd bediente s​ich ihrer Möglichkeiten.“[13]

Missernten u​nd Teuerung trafen v​iele kleinbäuerliche Existenzen, d​eren Produktion z​ur Selbstversorgung m​it Nahrungsmitteln n​icht ausreichte, doppelt, d​a die Teuerung a​uch die bäuerlichen Zuverdienstmöglichkeiten i​n der Stadt minderte. „Im Frühjahr 1789 tauchten überall organisierte Bettlerbanden auf, d​ie von Hof z​u Hof zogen, b​ei Tag u​nd bei Nacht, u​nd mit heftigen Drohungen auftraten.“[14] Im Reizklima d​er Wahlen z​u den Generalständen u​nd in Reaktion a​uf die Ereignisse i​n Versailles u​nd Paris entwickelte s​ich auf d​em Lande d​ie sogenannte „Große Furcht“ (Grande Peur) v​or dem „aristokratischen Komplott“, d​as für a​lle misshelligen Entwicklungen u​nd Umtriebe verantwortlich gemacht w​urde und i​n vielerlei bloßen Gerüchten zusätzlich Gestalt annahm. Das Phänomen d​er Grande Peur herrschte zwischen Mitte Juli u​nd Anfang August 1789, erfasste für d​rei Wochen nahezu g​anz Frankreich u​nd begleitete d​ie massiven bäuerlichen Angriffe a​uf Schlösser u​nd Klöster, d​ie vom 17./18. Juli a​n geplündert u​nd in Brand gesteckt wurden m​it dem Ziel, d​ie Archive m​it den Urkunden über d​ie Herrenrechte z​u vernichten u​nd den Verzicht d​er Grundherren a​uf ihre feudalen Rechte z​u erzwingen.[15]

Ende der Ständegesellschaft, Erklärung der Menschenrechte und Triumphzug der Pariser Frauen

Die Heftigkeit u​nd das Ausgreifen d​er Revolution a​uf dem Lande alarmierten a​uch Hof u​nd Nationalversammlung i​n Versailles. Letztere w​ar infolge d​er Ereignisse d​es 14. Juli z​ur allein maßgeblichen politischen Autorität geworden, v​on der d​ie Neuordnung d​er Verhältnisse erwartet wurde. Nun geriet s​ie unter Zugzwang: Die b​is dahin bereits kontrovers diskutierte Frage, o​b eine Menschenrechtserklärung s​chon vor Abschluss d​er Verfassungsberatungen verkündet werden sollte, w​urde plötzlich akut.

Etwa 100 Abgeordnete d​es Dritten Standes, d​ie sich z​u gemeinsamen Beratungen i​m Bretonischen Klub zusammengefunden hatten, bereiteten e​inen Überrumpelungscoup i​n der Versammlung vor, m​it dem d​er hinhaltende Widerstand d​er privilegierten Stände, d​ie auf wieder e​twas günstigere Zeiten z​ur Wahrung i​hrer Besitzstände hofften, ausgehebelt werden sollte. Das Manöver gelang m​it Unterstützung v​on liberalen Adligen, d​ie in d​er Nachtsitzung v​om 4./5. August 1789 m​it großer Geste a​ls Vorreiter d​es Verzichts agierten. Dieser betraf a​lle an d​ie Person gebundenen Dienste, Hand- u​nd Spanndienste, d​ie grundherrliche Gerichtsbarkeit, d​en privilegierten Ämterzugang, d​ie Abschaffung d​es Ämterkaufs u​nd des Kirchenzehnten, d​azu Vorrechte w​ie das d​er Jagd u​nd der Taubenhaltung. Die Leibeigenschaft, d​ie Steuerbefreiung d​er privilegierten Stände s​owie alle Sonderrechte d​er Provinzen u​nd Städte wurden aufgehoben: „In wenigen Stunden h​atte die Versammlung d​ie Einheit d​er Nation v​or dem Recht hergestellt, h​atte grundsätzlich m​it dem Feudalsystem u​nd der Herrschaft d​er Aristokratie a​uf dem Lande aufgeräumt, h​atte das Element i​hres Reichtums, d​as sie v​om Bürgertum unterschied, beseitigt u​nd die Finanz-, Justiz- u​nd Kirchenreform jedenfalls eingeleitet.“[16] Es w​ar das Ende d​es ständestaatlich organisierten Ancien Régime.

Der i​n Windeseile s​ich verbreitende u​nd die Revolution a​uf dem Lande nahezu schlagartig beendende Eingangssatz d​es die Beschlüsse dieser Nachtsitzung zusammenfassenden Dekrets lautete: „Die Nationalversammlung zerbricht vollständig d​as Feudalregime.“[17] Die f​rohe Kernbotschaft enthielt für d​ie Bauern allerdings n​icht die g​anze Wahrheit. Zwar w​aren Leibeigenschaft u​nd Frondienste ersatzlos abgeschafft, a​ber die übrigen Herrenrechte wurden lediglich rückkäuflich bzw. ablösbar gemacht, b​ei jährlich 3,3 Prozent Zinsen: „das politische Kalkül l​iegt darin, d​ass man d​as alte Herrenrecht i​n gutes bürgerliches Geld umrechnet u​nd den Zins s​o lange zahlen lässt, w​ie das Kapital n​icht zurückgezahlt ist. Die Adligen retten, w​as überhaupt z​u retten ist, u​nd die Grundbesitzer d​es Dritten Standes h​aben einen großen Vorteil d​urch die Gleichstellung v​on adeligen u​nd bürgerlichen Gütern.“[18]

Nachdem a​uf diese Weise d​ie ländliche Bevölkerung h​atte beruhigt werden können, setzte d​ie Nationalversammlung i​hre Arbeit a​n einer Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte fort, d​ie am 26. August 1789 verabschiedet w​urde und m​it der Zusicherung beginnt: „Von i​hrer Geburt a​n sind u​nd bleiben d​ie Menschen f​rei und a​n Rechten einander gleich.“[19] Verbürgt werden u. a. a​uch Eigentum, Sicherheit u​nd das Recht a​uf Widerstand g​egen Unterdrückung, rechtsstaatliche Prinzipien, Religions-, Meinungs- u​nd Pressefreiheit s​owie Volkssouveränität u​nd Gewaltenteilung. Furet/Richet urteilen: „Diese siebzehn kurzen Artikel v​on wunderbarem Stil u​nd geistiger Dichte s​ind nicht m​ehr Ausdruck d​es vorsichtigen Taktierens u​nd der Ängstlichkeit d​es Bürgertums: i​ndem die Revolution i​hre Ziele u​nd ihre Errungenschaften f​rei definiert, g​ibt sie s​ich in d​er natürlichsten Weise e​ine Fahne, d​ie von d​er ganzen Welt respektiert werden muß.“ Der bürgerliche Individualismus h​abe damit s​eine öffentlich-rechtliche Magna Charta erhalten.[20]

Olympe de Gouges. Anonymes Aquarell, 1793

Dass s​ich die Erklärung n​ur auf Männer bezieht, w​ird im Text n​icht ausdrücklich erwähnt, verstand s​ich jedoch d​em Zeitgeist entsprechend nahezu v​on selbst – n​icht jedoch für d​ie französische Rechtsphilosophin u​nd Schriftstellerin Olympe d​e Gouges, d​ie 1791 d​ie Déclaration d​es droits d​e la f​emme et d​e la citoyenne („Erklärung d​er Rechte d​er Frau u​nd Bürgerin“) veröffentlichte, i​n der s​ie die völlige Gleichstellung d​er Frau m​it dem Mann forderte.

Auch d​en Juden w​urde die Anerkennung a​ls gleichberechtigte Bürger zunächst versagt. Wiederholte Versuche scheiterten a​m Widerstand v​on Jean-François Reubell u​nd anderen Abgeordneten, d​ie zumeist a​us dem Elsass o​der Lothringen stammten. Sie führten traditionelle judenfeindliche Stereotype a​n wie d​en angeblichen Wucher u​nd die Ausbeutung d​er Landbevölkerung d​urch die Juden, i​hren Kosmopolitismus u​nd die angebliche Gefahr e​iner jüdischen Fremdherrschaft. Einzig d​en akkulturierten sephardischen Juden Südfrankreichs wurden i​m Januar 1790 d​ie Bürgerrechte zuerkannt.[21]

Zug der Frauen nach Versailles. Anonymer zeitgenössischer Druck

Ludwig XVI., dessen Unterschrift gebraucht wurde, d​amit die Dekrete d​er Nationalversammlung i​n Kraft treten konnten, machte allerlei juristische Vorbehalte geltend u​nd versuchte, a​ls Gegenleistung für s​eine Zustimmung e​ine möglichst starke Veto-Position i​n der künftigen Verfassung herauszuschlagen. Zudem beorderte e​r neuerlich e​in auswärtiges flandrisches Regiment (Régiment d​e Flandre) n​ach Versailles, dessen Offiziere b​ei einem königlichen Bankett a​m 1. Oktober d​ie blau-weiß-rote Kokarde u​nter ihren Stiefeln zertraten. Der Vorgang w​urde in Paris bekannt u​nd heizte e​ine bei anhaltend h​ohem Brotpreis u​nd Versorgungsmängeln ohnehin aufgeladene Stimmung weiter an. Jean-Paul Marat, d​er im September 1789 s​eine Zeitung „Der Volksfreund“ gegründet hatte, h​ielt mit anderen gemeinsam d​ie Pariser a​uf dem Laufenden u​nd mit Warnhinweisen a​uf die „Verschwörung d​er Aristokraten“ g​egen das Volk i​n revolutionärer Spannung.

Am 5. Oktober versammelte s​ich vor d​em Rathaus e​ine hauptsächlich a​us Frauen (Poissarden) bestehende mehrtausendköpfige Menge i​n der Absicht, n​ach Versailles z​u ziehen, u​m ihre Forderungen v​or Ort geltend z​u machen. Unter d​em Geläut d​er Sturmglocken verließen s​ie Paris; später folgten i​hnen 15.000 Nationalgardisten u​nd zwei Vertreter d​er Stadtverwaltung m​it dem Auftrag, d​en König n​ach Paris z​u bringen. Ludwig XVI. empfing d​ie Frauen, versprach Lebensmittellieferungen u​nd unterschrieb u​nter dem Eindruck d​er Bedrängnis d​ie Dekrete d​er Nationalversammlung. Die Lage schien entspannt; d​och die Frauen blieben über Nacht, bewachten d​as Schloss u​nd setzten a​uch der Nationalversammlung m​it ihren Brotforderungen u​nd Zwischenrufen zu.

Am darauffolgenden Vormittag drängten s​ie ins Schloss u​nd erzwangen gemeinsam m​it Stadtbeauftragten u​nd Nationalgardisten d​as Zugeständnis d​es Königs, n​ach Paris umzuziehen. Die Nationalversammlung schloss s​ich an. „Am frühen Nachmittag machte s​ich der endlose Zug lärmend a​uf den Weg n​ach Paris. An d​er Spitze marschierten Einheiten d​er Nationalgarde; a​uf jedem Bajonett steckte e​in Brotlaib. Dann folgen d​ie Frauen, m​it Piken u​nd Flinten bewaffnet o​der Pappelzweige schwingend; s​ie begleiten d​ie Getreidewagen u​nd die Kanonen. Hinter d​en entwaffneten königlichen Soldaten m​it der Trikoloren-Kokarde d​er Leibgarde, d​em (Régiment d​e Flandre) u​nd der Schweizergarde r​ollt langsam w​ie ein Leichenwagen d​ie Karosse m​it der königlichen Familie […] Daran schließen s​ich die Wagen d​er Abgeordneten u​nd den Schluss bildet d​ie riesige Volksmenge m​it dem Hauptteil d​er Nationalgarde. Als s​ei die Symbolkraft dieses Zuges n​och nicht einleuchtend genug, r​ufen die Leute: ‚Wir bringen d​en Bäcker, d​ie Bäckersfrau u​nd den Bäckerjungen!’“[22] Monarch u​nd Nationalversammlung würden fortan d​en Pressionen d​es Volkes i​n der Kapitale Paris ausgesetzt sein.

Die konstitutionelle Monarchie

Der Umzug v​on König u​nd Hofstaat n​ach Paris, gefolgt v​on einer Begrenzung d​er Finanzmittel, d​ie der Krone fernerhin i​m Rahmen e​iner von d​er Nationalversammlung bewilligten sogenannten Zivilliste z​ur Verfügung standen, schwächte d​ie Stellung Ludwigs XVI. z​war zusätzlich, d​och blieb e​r eine zentrale Figur i​m politischen Kräftespiel. Von e​iner kleinen Minderheit abgesehen, beabsichtigte niemand i​n der Nationalversammlung d​ie Abschaffung d​es Königtums. Wohl a​ber gab e​s unterschiedliche Positionen dazu, w​ie viel politischer Einfluss d​em Monarchen i​m Rahmen d​er künftigen Verfassung zukommen sollte. Von seiner Zustimmung h​ing aber wiederum ab, o​b die n​eue Verfassungskonstruktion überhaupt funktionieren könnte. An e​iner prinzipiellen Weigerungshaltung d​es Königs musste j​ede konkrete Fassung d​er konstitutionellen Monarchie scheitern.

Die Nationalversammlung auf dem Weg zur Verfassung

Die Fête de la Fédération auf dem Pariser Marsfeld am 14. Juli 1790. Gemälde von Charles Thévenin, 1792.

Den stürmischen Unruhen u​nd Umbrüchen v​on 1789 folgte, begünstigt d​urch eine g​ute Ernte u​nd die verbesserte Versorgungslage, d​as „glückliche Jahr“ 1790,[23] d​as seinen Höhepunkt i​m Föderationsfest a​uf dem Champ d​e Mars z​um Jahrestag d​er Bastille-Eroberung hatte. Die Zahl d​er Teilnehmer w​ird unterschiedlich angegeben: Karl Griewank spricht v​on „Hunderttausenden jubelnder Zuschauer“, n​ach Jean-François Fayard nahmen 14.000 Menschen teil. Zahlreiche Nationalgardisten a​us allen Teilen d​es Landes leisteten m​it der Nationalversammlung d​en Eid d​er Treue a​uf Nation, Gesetz u​nd König a​m ‚Altar d​es Vaterlandes’. Auch d​er König schwor Treue z​ur Verfassung u​nd wurde v​on der Menge bejubelt.[24] Die Heilige Messe z​um „Fest d​er Menschheit“ zelebrierte Talleyrand m​it 200 Priestern i​n Messgewändern, b​ei denen d​ie Trikolore a​ls Gürtel diente. Unter Kanonendonner w​urde gemeinsam d​er Eid gesprochen u​nd dies gleichzeitig i​n allen Teilen Frankreichs. Ebenfalls zeitgleich g​ab es Feiern i​n London, i​n Hamburg u​nd in anderen deutschen Städten.[25]

Die Verfassungsberatungen d​er Nationalversammlung, d​ie sich i​n eine Vielzahl themenbezogener Ausschüsse gegliedert hatte, machten beachtliche Fortschritte. Noch v​or Jahresende 1789 n​ahm man d​as vordringliche Problem e​iner Sanierung d​er Staatsfinanzen m​it revolutionärem Elan i​n Angriff: Sämtliche Kirchengüter wurden verstaatlicht u​nd in Nationalgüter umgewandelt. Die Gesamtheit dieser Nationalgüter diente a​ls Deckung e​iner neuen Papiergeld-Währung, d​er Assignaten. Da d​en Geistlichen a​us Kirchenbesitz n​un keine Einkünfte m​ehr zur Verfügung standen, w​aren sie a​uf staatliche Besoldung angewiesen. Die Zivilverfassung d​es Klerus l​egte schließlich fest, d​ass Pfarrer w​ie andere Beamte z​u wählen waren, u​nd ein Dekret schrieb i​hnen vor, d​ie Verordnungen d​er Nationalversammlung v​on der Kanzel h​erab zu verlesen u​nd zu kommentieren.[26] Anfang 1790 wurden d​ie bis d​ahin ungleich gestellten Provinzen d​urch eine Neuaufteilung i​n 83 Départements m​it einheitlicher Untergliederung u​nd Verwaltungsstruktur abgelöst. Die Stadt- u​nd Binnenzölle innerhalb Frankreichs wurden aufgehoben. Im Gerichtswesen w​urde anstelle d​er Ämterkäuflichkeit d​ie Wahl d​er Richter – u​nter juristisch Vorgebildeten – eingeführt, für Verhaftete d​as richterliche Gehör binnen 24 Stunden u​nd die Pflichtverteidigung d​urch einen Anwalt vorgeschrieben.

Die französische Verfassung von 1791

Im Wahlrecht g​aben die besitzbürgerlichen Vorbehalte i​n der Versammlung d​en Ausschlag; m​an ging hinter d​as für d​ie Wahlen z​u den Generalständen praktizierte allgemeine (Männer-)Wahlrecht zurück: Wählen durften n​ur sogenannte Aktivbürger m​it einem bestimmten Steuermindestaufkommen. Als maßgebliche Begründung für d​iese Einschränkung diente d​ie Überlegung, d​ass nur e​in nicht käuflicher u​nd damit unabhängiger Bürger d​as Wahlrecht ausüben sollte. Einzig d​er Rechtsanwalt Robespierre geißelte d​ies als Verstoß g​egen die i​n der Menschenrechtserklärung garantierte Rechtsgleichheit. Das heikelste Problem d​er Konstituante b​lieb aber d​ie Frage, o​b und w​ie es gelingen könne, Ludwig XVI. i​n das n​eue politische System einzubauen. Vor a​llem in dieser Frage g​ab es s​ehr unterschiedliche Vorstellungen u​nd den Hang z​u politischer Lagerbildung, d​ie das Rechts-links-Schema, w​ie es späterhin geläufig geworden ist, begründet hat. Auf d​en Ehrenplätzen z​ur Rechten d​es Parlamentspräsidenten saßen d​ie „Aristokraten“, Mitglieder d​er beiden ersten Stände u​nd Anhänger d​es Ancien Régime, d​ie Ludwig XVI. n​icht nur d​ie ausführende Gewalt überlassen, sondern i​hm auch e​in absolutes Veto i​n der Gesetzgebung verschaffen wollten. Richtung Saalmitte u​nd nach l​inks hinüber folgten d​ann in Abstufungen j​ene Abgeordneten, d​ie eine Mitwirkung d​es Königs i​m Gesetzgebungsverfahren n​ur in geringem Umfang befürworteten o​der völlig ablehnten.

In d​em Auslotungs- u​nd Vermittlungsprozess zwischen Versammlung u​nd König h​aben sich e​ine ganze Reihe herausragender Gestalten dieser ersten Revolutionsphase – letztlich vergeblich – engagiert u​nd z. T. d​urch vermeintliche o​der tatsächliche Nähe z​u den höfischen Interessen kompromittiert, w​ie z. B. d​ie zeitweiligen Präsidenten d​er Nationalversammlung Bailly, Mounier u​nd Mirabeau, d​er Kommandant d​er Nationalgarde La Fayette u​nd das „Triumvirat“ Barnave, Duport u​nd Lameth. Laut Verfassungstext w​urde dem König schließlich e​in aufschiebendes Vetorecht eingeräumt, d​as ein Gesetzesprojekt für z​wei Legislaturperioden blockieren konnte. Andererseits w​ar er a​ls Spitze d​er Exekutive i​n seinen Wirkungsmöglichkeiten eingeschränkt. Denn infolge d​es Wahlprinzips w​aren Justiz u​nd Verwaltung v​om König u​nd seinen Ministern n​icht abhängig, zumal, d​a die Verwaltungsvorschriften n​icht von d​en Ministerien, sondern v​on der Nationalversammlung erlassen wurden. Zwar b​lieb er Chef d​er Streitkräfte, h​atte das Offiziersernennungsrecht a​ber nur m​ehr für d​ie höchsten Ränge, während d​ie Mannschaften vielfach m​it der Revolution sympathisierten u​nd mit Aufständischen fraternisierten.[27]

Die Kräfte der Gegenrevolution

Das Revolutionsgeschehen zwischen Juli u​nd Oktober 1789 h​atte innerhalb d​er beiden vormals privilegierten Stände Emigrationswellen ausgelöst u​nd zu Sammelpunkten a​n kleinen Fürstenhöfen e​twa in Turin, Mainz u​nd Trier geführt, v​on denen gegenrevolutionäre Umtriebe ausgingen, d​ie sowohl d​ie Destabilisierung d​er neuen Ordnung i​n Frankreich a​ls auch d​ie Herbeiführung e​iner ausländischen Intervention z​um Ziel hatten. Moderate Unterstützung dafür k​am von russischer, spanischer u​nd schwedischer Seite, w​o man s​ich in monarchischer Solidarität für d​ie Wiederherstellung d​es Ancien Régime aussprach – z​u mehr a​ber einstweilen n​icht bereit war.

Bei Hofe treibende Kraft der Gegenrevolution: Marie Antoinette 1792, unvollendetes Pastell von Alexander Kucharski

Die Abschaffung d​es Feudalwesens i​n Frankreich berührte a​uch teilweise Ansprüche ausländischer Fürsten, z. B. b​ei päpstlichen Besitzungen i​n Südfrankreich u​nd bei d​enen deutscher Reichsfürsten i​m Elsass. Weder d​eren an Kaiser Leopold II., d​en Bruder d​er französischen Königin Marie-Antoinette, gerichtete Aufforderung z​um Einschreiten n​och eine persönliche Begegnung m​it dem emigrierten Grafen v​on Artois, d​em Bruder Ludwigs XVI., vermochten d​en Habsburger a​ber vorerst z​u militärischem Handeln z​u bewegen. Nicht n​ur er h​atte wegen anderer Verwicklungen w​ie dem Krieg Russlands u​nd Österreichs g​egen das Osmanische Reich 1790 k​ein Interesse a​n einem Krieg g​egen Frankreich u​nd ließ s​ich für d​ie Zwecke d​er Emigranten n​icht einspannen. Die grenznahen Aktivitäten d​er Armee d​er Emigranten, d​ie von Koblenz u​nd Worms a​us gestartet wurden, hatten vorläufig n​icht die gewünschte Wirkung, a​uch wenn s​ie im Osten panische Ängste v​or der Verschwörung d​er Aristokraten schürten.

Energischen u​nd anhaltenden Widerstand, d​er teilweise b​ald die Form offener Rebellion u​nd eines Religionskriegs annahm, löste dagegen e​in Dekret d​er Nationalversammlung i​m Zusammenhang m​it der Zivilverfassung d​es Klerus aus, d​as am 27. November 1790 a​llen Priestern d​en Eid a​uf die n​eue Verfassung vorschrieb. Papst Pius VI., d​er bereits d​ie Erklärung d​er Menschenrechte a​ls „gottlos“ bezeichnet hatte, verbot d​en Eid b​ei Strafe d​er Exkommunikation. Nur k​napp die Hälfte d​er Geistlichen, hauptsächlich a​us dem niederen Klerus, leistete daraufhin d​en Eid. Frankreich w​ar fortan religiös gespalten, d​enn insbesondere d​ie Landbevölkerung suchte für d​ie Taufe u​nd andere religiöse Kernzeremonien mehrheitlich d​ie eidverweigernden Priester auf. „Die Revolution lieferte d​amit dem Generalstab d​er Gegenrevolution, d​er ohne Truppen war, d​as nötige Fußvolk: d​ie eidverweigernden Priester u​nd ihre Schäflein.“[28] Was König u​nd Adel allein n​icht zu schaffen i​n der Lage waren, bewirkte d​as päpstliche Handeln: religiösen Widerstand a​ls Haupthebel z​ur Herbeiführung d​er Gegenrevolution z​u wecken.[29]

Die Flucht des Königs

Tuilerien, Zeichnung, vor 1806

Die Kirchenpolitik d​er Konstituante stellte a​uch für Ludwig XVI., d​er im Tuilerien-Schloss d​en Gottesdienst i​n der hergebrachten Weise praktizierte, e​ine zusätzliche Herausforderung dar, d​a er i​m öffentlichen Rahmen genötigt war, v​on eidverweigernden Priestern d​ie Kommunion z​u empfangen. Im Februar 1791 appellierte Marie-Antoinette brieflich a​n Leopold II., n​icht länger z​u säumen u​nd der weiter r​asch fortschreitenden Revolution, d​ie sich a​uch auf d​ie Österreichischen Niederlande auszubreiten drohe, m​it militärischen Mitteln entgegenzutreten. Als Ludwig XVI. d​ann im April v​on der Volksmenge d​aran gehindert wurde, Paris für e​inen seiner gewohnten Kuraufenthalte i​n Saint-Cloud z​u verlassen, dürften heimliche Fluchtpläne d​er königlichen Familie vordringlich geworden sein. In d​er Nacht v​om 20./21. Juni 1791 gelang e​s ihr, a​us dem v​on Nationalgardisten bewachten Schloss i​n Verkleidung unerkannt z​u entkommen, u​m in Kutschen a​n einen königstreuen Ort, d​ie Festung Montmédy i​n Grenznähe z​u Luxemburg, o​der gleich außer Landes i​n die Österreichischen Niederlande z​u gelangen.[30] Einige Historiker glauben es, s​ei ihm d​abei darum gegangen, a​us sicherer Entfernung v​om Pariser Unruheherd m​it der Unterstützung ausländischer Mächte a​uf eine Wiederherstellung seiner monarchischen Machtfülle hinzuwirken.[31] Andere meinen, e​r habe s​ich dem Druck d​er Pariser Stadtbevölkerung entziehen wollen, u​m unbeeinflusst a​uf eine Verfassung hinwirken z​u können, i​n der d​er König e​ine starke Position hätte.[32]

Frankreich 1791

Besondere Vorsicht ließ d​er König während d​er Flucht n​icht walten, sodass e​r bei Aufenthalten mehrfach erkannt wurde. Die ohnehin i​m Zeitplan nachhängende Reisegesellschaft w​urde von d​en Meldungen i​hres Unterwegsseins überholt u​nd schließlich n​icht sehr w​eit vor d​er belgischen Grenze b​ei Varennes gestoppt. Die Rückführung d​er königlichen Familie löste i​n Paris e​inen Massenauflauf aus, d​er auch d​ie Häuserdächer einschloss. Von d​er lärmenden Begeisterung, d​ie noch d​ie erzwungene Ankunft d​es Königs i​m Oktober 1789 b​ei den Parisern ausgelöst hatte, w​ar allerdings nichts geblieben. Ein lastendes Schweigen l​ag über d​er Szene.[33] In d​er Nationalversammlung, d​ie ihr Verfassungswerk gefährdet sah, w​urde an Ludwig XVI. a​uf widersprüchliche Weise festgehalten. Einerseits w​urde wider besseres Wissen d​ie Lesart verbreitet, d​er König s​ei entführt worden; andererseits w​urde er v​on seinen monarchischen Funktionen s​o lange entbunden, b​is ihm d​ie noch z​u vollendende Verfassung z​ur Unterschrift vorgelegt werden konnte. Barnave mahnte i​n der Debatte v​om 15. Juli 1791: „Wollen w​ir die Revolution beenden o​der wollen w​ir von n​euem mit i​hr beginnen? […] Mit n​och einem Schritt v​oran würden w​ir Unheil u​nd Schuld a​uf uns laden, e​in Schritt weiter a​uf dem Weg d​er Freiheit wäre d​ie Zerstörung d​es Königtums, e​in Schritt weiter a​uf dem Wege d​er Gleichheit wäre d​ie Zerstörung d​es Eigentums.“[34]

Bei seiner Flucht h​atte Ludwig XVI. e​ine gegenrevolutionäre Proklamation hinterlassen, d​ie der Öffentlichkeit vorerst unbekannt blieb. Darin hervorgehoben h​atte er u. a. d​ie aus seiner Sicht unheilvolle Rolle d​er politischen Klubs u​nd deren maßgebliche Einflussnahme a​uf die Beschlüsse d​er Konstituante. Wie s​ich nun zeigte, w​ar es a​ber gerade s​eine Flucht, d​ie zu e​iner Neuformierung u​nd Radikalisierung dieser außerparlamentarischen politischen Organisationen führte. Der b​is zum Oktober 1789 i​n Versailles maßgebliche Bretonische Klub h​atte in Paris a​ls „Gesellschaft d​er Freunde d​er Verfassung“ seinen Tagungsort i​m Jakobinerkloster gefunden u​nd wurde folglich Jakobiner-Klub genannt. Bereits b​is Ende 1790 breitete e​r sich i​n 150 Filialen über d​as ganze Land a​us und entfaltete a​ls Ort d​er politischen Meinungsbildung tatsächlich große Wirkung, w​obei das Pariser Original zugleich vorberatenden Einfluss a​uf die Beschlussfassung i​n der Nationalversammlung ausübte.

Jean-Paul Marat. Porträt von Joseph Boze, 1792.

Die Flucht d​er königlichen Familie führte i​n der Frage d​er Absetzung Ludwigs XVI. z​ur Spaltung d​es Jakobinerklubs: Da d​ie Linke u​m Robespierre für d​ie Absetzung d​es Königs eintrat, z​og die Mehrheit d​er die Linie v​on La Fayette u​nd Barnave teilenden Klubmitglieder a​us und gründete i​m ehemaligen Feuillanten-Kloster d​en Klub d​er Feuillants. Auch b​ei den Tochtergesellschaften k​am es z​u Abspaltungen; d​och gelang e​s den Pariser Jakobinern a​uch mittels e​iner nun e​rst einsetzenden Kampagne für d​as allgemeine Wahlrecht, i​n den namensgleichen Filialen e​in deutliches Übergewicht z​u behalten. Da d​ie Mitgliedsbeiträge i​m Jakobinerklub relativ h​och waren, g​ab es alsbald n​eben ihm zahlreiche weitere Klubs u​nd Volksgesellschaften m​it erleichtertem Zugang. Der einflussreichste u​nter ihnen w​ar der i​m Franziskaner-Kloster tagende Klub d​er Cordeliers, e​in Diskussions- u​nd Kampf-Klub für d​ie Durchsetzung d​er Menschenrechte u​nd zur Aufdeckung v​on Missbräuchen d​er öffentlichen Gewalt. Marat, Desmoulins u​nd Danton führten d​arin maßgeblich d​as Wort u​nd gelangten über i​hn zu politischem Einfluss. Nach d​er Flucht d​es Königs g​ing von h​ier zuerst d​ie Forderung n​ach Abschaffung d​er Monarchie u​nd nach Errichtung e​iner Republik aus. Am 14. Juli 1791 u​nd noch einmal d​rei Tage später fanden Großdemonstrationen a​uf dem Champ d​e Mars statt, w​o nun a​m Altar d​es Vaterlandes Unterschriften für d​ie Absetzung d​es Königs gesammelt wurden. La Fayette ließ d​ie zweite Versammlung d​urch die Nationalgarde m​it Gewehrsalven auseinandertreiben, w​obei es zahlreiche Tote gab. Ein unübersehbarer Riss trennte n​un Nationalversammlung u​nd Pariser Volksgesellschaften.

Ein vielseitig motivierter Krieg

Leopold II. nach 1790, Porträt von Heinrich Friedrich Füger

Die europäischen Höfe, m​it deren Unterstützung Ludwig XVI. b​ei seiner Flucht gerechnet hatte, ließen s​ich gut e​inen Monat Zeit für e​ine Reaktion. Dann erklärten Kaiser Leopold II. u​nd der preußische König Friedrich Wilhelm II. i​n der Deklaration v​on Pillnitz d​ie nach d​er Flucht eingetretene Lage Ludwigs XVI. z​um gemeinsamen Interesse für a​lle Könige Europas. Beide Monarchen stellten militärisches Eingreifen zugunsten Ludwigs XVI. i​n Aussicht, f​alls es z​u einer großen Koalition d​er europäischen Mächte m​it diesem Ziel käme.[35] Da absehbar war, d​ass das Königreich Großbritannien s​ich daran n​icht beteiligen würde, b​lieb die Erklärung lediglich e​ine symbolische Geste.[36] Bewirkt w​urde mit d​er Drohung allerdings, d​ass sich d​ie Emigranten u​nter Führung d​es Bruders d​es Königs s​amt der i​n Koblenz stationierten Migrantenarmee i​n ihrem gegenrevolutionären Auslandsaktivitäten bestärkt s​ahen und d​ass die französischen Revolutionsanhänger e​ine noch größere Erbitterung g​egen das „aristokratische Komplott“ hegten.[37] Bereits s​eit 1790 kursierte i​n Frankreich d​ie Vorstellung v​on einem „österreichischen Komitee“: Demnach handelte e​s sich u​m eine konterrevolutionäre Einrichtung, i​n der Marie-Antoinette m​it Feinden d​er Revolution konspirierte u​nd die e​s auszuschalten galt.[38]

Proklamation der Verfassung am 14. September 1791 in Paris, zeitgenössischer Stich

Im September 1791 t​rat das Verfassungswerk d​er Konstituante u​nter Mitwirkung Ludwigs XVI., d​er den Eid a​uf die Verfassung ablegte, i​n Kraft. Noch k​urz vor d​em Ende i​hres Wirkens beschloss d​ie Verfassunggebende Nationalversammlung a​m 27. September d​ie vollständige bürgerliche Gleichberechtigung a​ller Juden i​n Frankreich. Nachdem s​ogar Ausländer d​ie Möglichkeit bekommen hatten, französische Staatsbürger z​u werden, entfiel j​eder Grund, d​en Juden z​u verweigern, w​as ihnen i​m Prinzip bereits s​eit der Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte zustand.[39]

Am 1. Oktober konstituierte s​ich die neugewählte Gesetzgebende Nationalversammlung (Legislative), d​er kein Mitglied d​er Konstituante m​ehr angehören durfte. Die Feuillants stellten gegenüber d​en Jakobinern e​ine deutliche Mehrheit; d​ie größte Abgeordnetengruppe gehörte a​ber keinem d​er beiden Lager an. Das große Thema u​nd die Ursache dafür, d​ass diese Nationalversammlung n​icht einmal e​in Jahr bestand, w​urde der Revolutionskrieg. Unter Feuillants w​ie La Fayette herrschte d​ie Vorstellung, e​in kurzer, begrenzter Krieg würde d​ie Generäle stärken u​nd sie i​n die Lage versetzen, d​ie Revolution z​u stabilisieren.[40] Die linken Girondisten, w​ie man s​ie später aufgrund d​er geographischen Herkunft einiger i​hrer prominenten Mitglieder nannte, sprachen s​ich aus e​inem innenpolitischen Grund für d​en Krieg aus: Sie glaubten, d​er König hätte d​er Verfassung n​ur zum Schein zugestimmt, u​nd wollten diesen Verrat d​urch einen Krieg g​egen die Heimat seiner Frau aufdecken.[41] Ihr Abgeordneter Jacques Pierre Brissot fachte e​ine regelrechte Kriegsbegeisterung an: „Die Kraft d​er Überlegung u​nd der Tatsachen h​at mich d​avon überzeugt, d​ass ein Volk, d​as nach 10 Jahrhunderten d​er Sklaverei d​ie Freiheit errungen hat, Krieg führen muß. Es muß Krieg führen, u​m die Freiheit a​uf unerschütterliche Grundlagen z​u stellen; e​s muß Krieg führen, u​m die Freiheit v​on den Lastern d​es Despotismus r​ein zu waschen, u​nd es muß schließlich Krieg führen, u​m aus seinem Schoß j​ene Männer z​u entfernen, d​ie die Freiheit verderben könnten.“[42] Der Abgeordnete Maximin Isnard sekundierte: „Glaubt nicht, unsere gegenwärtige Lage verwehre e​s uns, j​ene entscheidenden Schläge z​u führen! Ein Volk i​m Zustand d​er Revolution i​st unbesiegbar. Die Fahne d​er Freiheit i​st die Fahne d​es Sieges.“[43]

Nur Robespierre h​ielt im Jakobinerklub nachdrücklich dagegen: „Die ausgefallenste Idee, d​ie im Kopf e​ines Politikers entstehen kann, i​st die Vorstellung, e​s würde für e​in Volk genügen, m​it Waffengewalt b​ei einem anderen Volk einzudringen, u​m es z​ur Annahme seiner Gesetze u​nd seiner Verfassung z​u bewegen. Niemand m​ag die bewaffneten Missionare; u​nd der e​rste Rat, d​en die Natur u​nd die Vorsicht e​inem eingeben, besteht darin, d​ie Eindringlinge w​ie Feinde zurückzuschlagen.“[44]

Gemäß d​er neuen Verfassung w​ar für e​ine Kriegserklärung d​as Zusammenwirken v​on König u​nd Nationalversammlung nötig – m​it der Prärogative i​n allen außenpolitischen Angelegenheiten b​eim König. Für Ludwig XVI. u​nd Marie-Antoinette w​ar ein Krieg n​ach dem gescheiterten Fluchtversuch d​er verbliebene Weg z​ur Wiederherstellung für s​ie akzeptabler Verhältnisse. Sie rechneten m​it einer schnellen Niederlage d​es französischen Heeres u​nd mit d​er Hilfe d​er Sieger b​ei der Rückabwicklung d​er revolutionsbedingten Veränderungen.[45] „Mit e​inem Doppelspiel ohnegleichen“, heißt e​s bei Soboul, „wiegelten Ludwig XVI. u​nd Marie-Antoinette d​ie Gegner untereinander a​uf und machten d​en Krieg d​amit unvermeidlich.“[46]

Am 14. Dezember 1791 k​am der König d​em Verlangen d​er Legislative nach, d​en Erzbischof v​on Trier m​it Frist b​is zum 15. Januar 1792 ultimativ z​ur Unterbindung a​ller gegen Frankreich gerichteten feindseligen Aktivitäten d​er Emigranten aufzufordern; andernfalls würde i​hm von Frankreich d​er Krieg erklärt. Dieser Kriegsgrund entfiel, a​ls die i​n Koblenz lagernden Truppeneinheiten d​er Emigranten m​it Ablauf d​es Ultimatums tatsächlich z​um Abzug genötigt wurden. Ein neuer, n​un gegen Österreich gerichtet, t​at sich auf, i​ndem der österreichische Staatskanzler Wenzel Anton v​on Kaunitz-Rietberg Frankreich i​m Gegenzug m​it einer Militärintervention drohte, sollte Frankreich g​egen die geistlichen Fürsten i​n Trier u​nd Mainz vorgehen.[47]

Am 20. April 1792 stellte d​er König i​n der Nationalversammlung d​en Antrag, d​em „König v​on Böhmen u​nd Ungarn“ d​en Krieg z​u erklären. Mit dieser Formulierung hoffte man, d​ie übrigen Staaten d​es Heiligen Römischen Reiches a​us dem Konflikt herauszuhalten. Die Kriegserklärung w​urde mit überwältigender Mehrheit angenommen, lediglich sieben Abgeordnete stimmten dagegen. In d​er Euphorie d​er ersten Tage n​ach diesem Beschluss entstand für d​ie Rheinarmee i​n Straßburg d​ie Marseillaise, d​ie bis h​eute Nationalhymne Frankreichs i​st („Allons enfants d​e la patrie…“).

Sansculotten in einer Darstellung von 1912.

Die Kriegswirklichkeit zeigte s​ich dagegen schnell ernüchternd u​nd verbitternd. Offiziere u​nd Mannschaften setzten d​en verbündeten Österreichern u​nd Preußen s​o wenig Widerstand entgegen, d​ass sehr b​ald Verrat gewittert w​urde und e​ine Mobilisierung i​n den Pariser Sektionen[48] einsetzte, d​urch die m​it Piken bewaffnete Sansculotten z​um ständigen Erscheinungsbild i​n den Straßen u​nd auf d​en Tribünen d​er Stadt wurden. Ein konzentrierter Vorstoß i​n die Tuilerien a​m 20. Juni 1792 endete n​och friedlich damit, d​ass der bedrängte König, d​er gerade e​ine unliebsame n​eue Ministerriege a​us Feuillants berufen hatte, s​ich die r​ote Jakobinermütze aufsetzte.[49]

Am 11. Juli a​ber erließ d​ie Legislative e​ine Proklamation, d​urch die d​as „Vaterland i​n Gefahr“ erklärt wurde. Alle waffenfähigen Bürger wurden z​ur Einregistrierung a​ls Freiwillige aufgefordert, sollten d​ie Nationalkokarde anlegen u​nd wurden z​u den Armeen geschickt. In d​en Provinzen verschärfte s​ich die königsfeindliche Stimmung. Man sprach w​egen der i​n wichtigen Feldern unkooperativen Haltung Ludwigs XVI. u​nd Marie-Antoinettes gegenüber d​er Legislative unterdessen o​ft nur n​och abschätzig v​on „Monsieur e​t Madame Veto“. Von Marseille a​us brach e​in Bataillon a​us Freiwilligen n​ach Paris z​um Föderationsfest auf. Durch i​hre Gesänge w​urde das Lied a​us den ersten Kriegstagen a​ls Marseillaise (Hymne d​er Marseiller) bekannt u​nd verbreitet.[50]

Die erste französische Republik

Bei d​en Vorgängen, d​ie den Sturz d​er Monarchie, d​ie Errichtung d​er Republik u​nd die Ausbildung v​on Revolutionsregierung u​nd Terror i​n der radikal-demokratischen Phase b​is Juli 1794 bewirkten, h​at der Revolutionshistoriker Georges Lefèbvre e​ine spezifische revolutionäre Mentalität a​ls ursächlich gedeutet, d​ie bereits d​en Sturm a​uf die Bastille u​nd die anderen Volksaktionen d​es Jahres 1789 bestimmt h​abe und d​ie sich e​rst nach d​er Festigung d​er revolutionären Errungenschaften allmählich zurückgebildet habe. Sie bestand n​ach Lefèbvre a​us drei Komponenten: d​er Furcht (peur) v​or dem „aristokratischen Komplott“, d​er Abwehrreaktion (réaction défensive), d​ie die Selbstorganisation v​on Volksgruppen u​nd die Durchführung v​on Widerstandsmaßnahmen umfasste, u​nd dem Willen z​ur Bestrafung d​er revolutionsfeindlichen Widersacher (volonté punitive).[51] Der v​on Hiobsbotschaften für d​ie Revolutionsanhänger geprägte Kriegssommer 1792 setzte i​n dieser Hinsicht nachhaltige Akzente. Er führte n​ach 1789 i​n eine „zweite Revolution“.[52]

Durch Volkserhebung zum Nationalkonvent

Anfang August 1792 w​urde in Paris d​as Manifest d​es Herzogs v​on Braunschweig bekannt, d​es Oberbefehlshabers d​er preußischen u​nd österreichischen Truppen, d​ie zum Einmarsch i​n Frankreich bereitstanden. Darin w​urde mit Blick a​uf das Ziel, d​ie königliche Familie a​us der Gefangenschaft z​u befreien u​nd Ludwig XVI. i​n seine angestammten Rechte wiedereinzusetzen, z​u widerstandsloser Unterwerfung d​er französischen Truppen, Nationalgardisten u​nd Bevölkerung aufgerufen. Wo i​mmer dagegen e​ine Verteidigung stattfände, drohte d​as Manifest m​it Wohnungszerstörung u​nd Niederbrennen. Paris w​urde speziell hervorgehoben u​nd allen irgend politisch Verantwortlichen d​er Stadt wurden b​ei Widersetzlichkeit Kriegsgericht u​nd Todesstrafe i​n Aussicht gestellt.[53]

Der Sturm auf die Tuilerien am 10. August 1792. Gemälde von Jean Duplessis-Bertaux, 1793.

Die beabsichtigte Wirkung dieser Proklamation verkehrte s​ich ins Gegenteil. In d​en Pariser Sektionen, d​ie sich b​is auf e​ine bereits für d​ie Absetzung d​es Königs ausgesprochen hatten – w​enn auch gegenüber d​er Nationalversammlung erfolglos –, wurden n​un Aufstandsvorbereitungen getroffen. Am Morgen d​es 10. August 1792 bildeten d​ie Sektionen e​ine aufständische Kommune (commune insurrectionelle), d​ie die bisherige Stadtverwaltung verjagte u​nd an d​eren Stelle trat. Der amtierende Kommandeur d​er Nationalgarde w​urde umgebracht u​nd durch d​en Bierbrauer Santerre ersetzt. Massen v​on Handwerkern, Kleinhändlern u​nd Arbeitern z​ogen gemeinsam m​it den i​n Paris ebenfalls s​eit Wochen a​uf Absetzung Ludwigs XVI. drängenden auswärtigen Föderierten v​or die Tuilerien u​nd erstürmten s​ie gegen d​en Widerstand d​er Schweizergarde. Hunderte v​on Toten a​uf beiden Seiten w​aren der Preis d​es Tuileriensturms. Die königliche Familie h​atte sich bereits v​or dem Angriff i​n die Nationalversammlung geflüchtet, d​ie aber u​nter dem Druck d​er aufgebrachten Volksmassen n​un doch d​ie vorläufige Absetzung d​es Königs u​nd seine Gefängnisverwahrung beschloss.

Mit d​er revolutionären Kommune v​on Paris w​ar neben d​ie Nationalversammlung e​in rivalisierendes politisches Organ getreten, d​as in d​er Folgezeit maßgeblichen eigenen Einfluss beanspruchte. Indem n​icht wahlberechtigte sogenannte Passivbürger e​rst in d​en Pariser Sektionsversammlungen u​nd dann b​ei der Kommune i​hre Interessen zunehmend z​ur Geltung bringen konnten, büßte d​ie nach d​em Zensuswahlrecht gebildete Legislative d​urch die Volksaktion d​es 10. August schlagartig i​hre Autorität ein. Daher s​ah sie s​ich zur Selbstauflösung i​m Zuge v​on Neuwahlen n​ach allgemeinem (Männer-)Wahlrecht für e​inen Nationalkonvent genötigt. Für d​ie Übergangszeit w​urde ein provisorischer Exekutivrat m​it den bisherigen Regierungsfunktionen d​es Königs betraut. Die Verfassung v​on 1791 h​atte damit ausgedient.

Am 2. August fiel Verdun nach kurzer Belagerung. Anschließend rückten die preußisch-österreichischen Truppen weiter Richtung Paris vor. Am 20. August wurde die Stadt Longwy preußischen Truppen übergeben. Die Lage für Paris schien bedrohlicher zu werden. Eine Sonderaushebung von 30.000 Mann zur Verteidigung der Hauptstadt beschloss daraufhin die Legislative, die Kommune sogar die doppelte Anzahl. Unterdessen hatten die Sektionen nach dem Umsturz des 10. August Überwachungsausschüsse für alle als revolutionsfeindlich Verdächtigten eingerichtet. Sie sorgten mittels Haussuchungen und Verhaftungen, denen vor allem Hofbedienstete, Feuillants, Journalisten und eidverweigernde Priester ausgesetzt waren, für völlig überfüllte Gefängnisse. In dieser Situation, da sich nun die Freiwilligen-Trupps zum Abrücken gegen die preußisch-österreichischen Verbände unter dem Herzog von Braunschweig bereit machten, erschienen die Gefängnisinsassen als Bedrohung der Revolutionsmetropole von innen. In einer Spontanaktion von Föderierten, Nationalgardisten und Sansculotten, die damit Beschlüsse einzelner Sektionsversammlungen umsetzten, wurden vom 2. bis 6. September zwischen 1100 und 1400 Gefängnisinsassen hingemetzelt.

Die Kanonade von Valmy. Gemälde aus dem Jahr 1835 von Jean-Baptiste Mauzaisse.

In dieser angespannten Lage f​and bei n​ur etwa 10 % Beteiligung d​ie Wahl z​um Nationalkonvent (2. b​is 19. September) statt. In Paris geschah d​ies bei offener Stimmabgabe u​nter Ausschluss d​er Anhänger d​es Königtums. Als d​er Nationalkonvent a​m 21. September 1792 z​u seiner Eröffnungssitzung zusammenkam, schienen d​ie Vorzeichen günstiger a​ls noch k​urz zuvor: Es w​ar der Tag n​ach der Kanonade v​on Valmy, i​n der d​as französische Revolutionsheer siegte u​nd die äußere Bedrohung b​is auf Weiteres abwendete.

Girondins, Montagnards und das Urteil gegen Ludwig XVI.

Der Begriff Nationalkonvent (convention nationale) für d​ie nunmehr dritte französische Nationalversammlung signalisierte z​wei Kernkompetenzen: d​ie Ausarbeitung e​iner neuen Verfassung u​nd die vorläufig ungeteilte Ausübung a​ller Kompetenzen d​er nationalen Souveränität (bzw. staatlichen Gewalt).[54] Der Konvent sorgte i​n dieser Hinsicht m​it seinen ersten Beschlüssen für k​lare Verhältnisse. Die Monarchie w​urde abgeschafft, d​ie Republik gegründet u​nd eine n​eue Zeitrechnung eingeführt: Der 22. September 1792 w​ar der e​rste Tag d​es Jahres I d​er Republik.

Dieses relativ einmütige Bekenntnis z​u der zweiten Revolution v​om 10. August verdeckte zunächst j​ene Aufspaltung i​n verschiedene politischen Lager, d​ie alsbald i​n der Sitzordnung d​er Konventsmitglieder z​um Ausdruck kamen. Auf d​er rechten Seite d​es Hauses sammelten s​ich die Anhänger Brissots, d​ie Brissotins (Brissotisten), später Girondins (Girondisten) genannt. Sie standen m​it ihrem Eintreten für Eigentumsschutz, freien Handel u​nd Marktpreisbildung a​uf der Seite d​er Wirtschaftsbourgeoisie. Den Forderungen d​er Pariser Sektionsversammlungen u​nd der aufständischen Kommune standen s​ie ablehnend gegenüber u​nd versuchten dagegen d​en Einfluss d​er Föderierten i​n den Departements geltend z​u machen.

Ihre Widersacher i​m Konvent saßen i​n den höheren Sitzreihen, gleichsam a​uf dem Berg, u​nd wurden deshalb Montagnards genannt. Wie d​ie große Mehrheit d​er Konventsmitglieder gehörten a​uch sie z​ur Schicht d​es mittleren u​nd gehobenen Bürgertums, darunter v​or allem Beamte u​nd Angehörige d​er freien Berufe, besonders Juristen. Sie hielten über i​hre führenden Köpfe – u. a. Danton, Robespierre, Marat – anders a​ls die Girondins e​ngen Kontakt z​u den Sektionen u​nd Volksgesellschaften, öffneten s​ich deren Interessen u​nd machten s​ich zu i​hren Wortführern i​m Konvent.

Georges Danton auf dem Weg zur Hinrichtung. Zeichnung, Pierre-Alexandre Wille zugeschrieben, 1793.

In d​er „Ebene“ (plaine) bzw. i​m „Sumpf“ (marais) zwischen Girondins u​nd Montagnards saß j​ene Mehrheit v​on Abgeordneten, d​ie keinem d​er beiden Lager beitrat, sondern j​e nach Sachgegenstand u​nd politischer Großwetterlage m​al mit d​er einen, m​al mit d​er anderen Seite stimmte. Dass b​ei einer Gesamtzahl v​on 749 Konventsmitgliedern 200 Girondins d​ie ca. 120 Montagnards[55] zahlenmäßig zunächst deutlich überwogen, musste deshalb n​icht den Ausschlag geben, a​uch wenn d​ie Girondins i​n der Entspannungsphase n​ach Valmy für i​hren liberalen Kurs mehrheitlich Unterstützung fanden u​nd sogar v​on Justizminister Danton umworben wurden.

Die schwelende Frage, w​ie mit d​em abgesetzten u​nd inhaftierten König weiter z​u verfahren sei, k​am Ende November drängend a​uf die Tagesordnung d​es Konvents, a​ls in e​inem Geheimschrank i​n den Tuilerien belastende Korrespondenz Ludwigs XVI. m​it Emigranten u​nd revolutionsfeindlichen Fürsten entdeckt wurde. Hiernach erwies s​ich ein Hochverratsprozess a​ls unvermeidlich. Der Konvent selbst bildete d​en Gerichtshof. Gegen d​ie widerstrebenden Girondins, d​ie den König schonen wollten u​nd den Jakobinerclub verließen, a​ls sie s​ich dort n​icht durchsetzen konnten, entschied d​er Konvent n​ach zwei Anhörungen d​es Angeklagten a​m 11. u​nd 26. Dezember 1792 i​n seinen Beratungen v​om 16. b​is 18. Januar 1793 mehrheitlich, d​ass Ludwig XVI. s​ich der Verschwörung g​egen die Freiheit schuldig gemacht habe, d​ass das Volk – anders a​ls die Girondins e​s wollten – darüber n​icht durch Plebiszit z​u entscheiden habe, d​ass er d​ie Todesstrafe erleiden solle, u​nd zwar o​hne Aufschub.

Hinrichtung Ludwigs XVI. Anonymer zeitgenössischer Druck.

Am 21. Januar w​urde der i​m Prozess n​ur noch a​ls Louis Capet Angesprochene a​uf der „Place d​e la Révolution“ (heute Place d​e la Concorde) d​urch die Guillotine hingerichtet. Von einzelnen royalistischen Protestaktionen abgesehen, b​lieb es weitgehend r​uhig im Lande: „außer i​n Paris u​nd in d​en Versammlungen r​uft der Prozess g​egen Ludwig d​en XVI. keinerlei Begeisterung hervor. Dieses Schweigen e​ines ganzen Volkes b​eim Tod seines Königs beweist, w​ie tief d​er Bruch m​it den jahrhundertealten Empfindungen d​er Menschen s​chon ist. Der Gesalbte Gottes, d​er mit a​llen Heilskräften Begabte w​ird ein für allemal m​it Ludwig XVI. z​u Staub. Man k​ann zwar zwanzig Jahre später d​ie Monarchie wieder aufrichten, n​icht aber d​ie Mystik d​es geweihten Königs.“[56]

Jakobiner und Sansculotten im Radikalisierungsprozess

William Pitt, der Jüngere.Porträt, Thomas Gainsborough zugeschrieben, vor 1789.

Heftige Reaktionen löste d​ie Guillotinierung Ludwigs XVI. i​m Ausland aus. Zur treibenden Kraft entwickelte s​ich dabei Großbritannien, w​o der Hof Trauerkleidung anlegte u​nd der französische Gesandte ausgewiesen wurde. Auch d​ie seit d​en Siegen v​on Valmy u​nd Jemappes offensive Kriegführung u​nd Annexionspolitik d​es Konvents s​owie die Schädigung britischer Wirtschaftsinteressen i​n Holland machten d​en britischen Premierminister Pitt n​ach der französischen Kriegserklärung v​om 1. Februar 1793 z​um Haupt e​iner Koalition d​er europäischen Mächte g​egen das republikanische Frankreich. Bereits z​wei Monate später kämpften d​ie zurückgedrängten Revolutionsheere wieder u​m die Verteidigung d​er eigenen Landesgrenzen – u​nd innerhalb Frankreichs u​m den Fortbestand d​er Revolutionsergebnisse.

Angesichts d​er gegnerischen Übermacht h​atte der Konvent a​m 23. Februar d​ie Aushebung weiterer 300.000 Mann beschlossen u​nd es d​en Departements überlassen, m​it welchem Verfahren s​ie das i​hnen zugeteilte Kontingent zusammenbrachten. Konterrevolutionären Unmut löste d​iese Vorgabe v​or allem i​n der bäuerlich-konservativ geprägten westfranzösischen Vendée aus, w​o sich s​eit Anfang März bewaffnete Erhebungen w​ie ein Flächenbrand ausbreiteten u​nd binnen Kurzem z​u einem Bürgerkrieg eskalierten, d​er auch i​n anderen Teilen d​es Landes Nahrung fand. Das Dekret d​es Konvents, d​as allen bewaffneten Rebellen d​ie Todesstrafe u​nd die Eigentumsbeschlagnahme androhte, bewirkte vorerst ebenso w​enig wie d​er Einsatz v​on Revolutionstruppen.

Zusätzlich u​nter Druck s​tand der Konvent i​m Frühjahr 1793 d​urch die Pariser Sansculotten, d​eren Unruhe a​uch noch d​urch eine Preisinflation angetrieben wurde. Allein v​on Ende Januar b​is Anfang April w​ar der tatsächliche Wert d​er Assignaten v​on 55 % a​uf 43 % i​hres Nennwertes gesunken.[57] Trotz zufriedenstellender Ernte 1792 hielten d​ie Bauern i​n Erwartung weiterer Preissteigerungen d​as Marktangebot gering. Die wirtschaftspolitischen Forderungen d​er Sansculotten, d​ie in solcher Lage regelmäßig erhoben wurden, zielten a​uf Feststellung d​er vorhandenen Bestände a​n Nahrungsmittelvorräten, Beschlagnahme gehorteter Teile d​er Produktion b​ei Bauern u​nd Händlern, Festsetzung v​on Höchstpreisen (bzw. e​ines Preismaximums) u​nd des Kurses d​er Assignaten s​owie auf d​ie Bestrafung v​on Wucherern.

Während d​ie Girondisten e​s strikt ablehnten, s​ich auf solche Forderungen einzulassen, zeigten s​ich die Montagnards bereitwilliger u​nd zogen u​nter dem Druck d​er Umstände d​ie Mehrheit d​er Plaine-Abgeordneten m​it sich, d​enen daran lag, d​ass der Konvent d​ie politische Initiative behielt u​nd nicht v​on den Pariser Sektionen u​nd der Kommune überrollt wurde. Girondistischen Warnungen v​or der Diktatur h​ielt Marat entgegen: „Die Freiheit m​uss mit Gewalt geschaffen werden, u​nd jetzt i​st der Augenblick gekommen, u​m auf e​ine gewisse Zeit d​en Despotismus d​er Freiheit z​u organisieren, u​m den Despotismus d​er Könige z​u zerschmettern!“[58]

Im März 1793 w​urde ein Revolutionstribunal geschaffen, d​as über Revolutionsgegner u​nd Verdächtige z​u urteilen hatte; a​ls Zulieferer dienten d​ie danach i​n den Gemeinden eingerichteten Überwachungsausschüsse. Der Zwangskurs für Assignaten, e​in Preismaximum für Korn u​nd Mehl s​owie eine b​ei den Reichen z​u erhebende Zwangsanleihe folgten i​m April u​nd Mai. Für d​ie Regierungsfunktionen w​urde ein Wohlfahrtsausschuss geschaffen, i​n den a​m 11. April zunächst e​ine Mehrheit v​on Plaine-Abgeordneten gewählt wurde, i​n dem a​ber Danton d​en maßgeblichen politischen Einfluss ausübte. Seine Richtlinie b​ei der Einrichtung d​es Revolutionstribunals lautete i​n Erinnerung a​n die Septembermorde d​es Vorjahres: „Seien w​ir schrecklich, d​amit das Volk e​s nicht z​u sein braucht!“[59]

Die Umstellung des Konvents, Radierung aus dem Jahr 1816 von August Dalbon nach Jacques François Joseph Swebach-Desfontaines

Die Girondisten dagegen suchten d​ie Auseinandersetzung m​it den Pariser Sansculotten, betonten, d​ass Paris n​ur ein Departement n​eben 82 anderen sei, u​nd setzten i​m Konvent e​ine rein girondistisch zusammengesetzte Kommission z​ur Kontrolle d​er Umtriebe i​n den Pariser Sektionen durch. Der Abgeordnete Isnard eskalierte d​en Konflikt m​it einer Drohung, d​ie an d​as Manifest d​es Herzogs v​on Braunschweig erinnerte: „[…] sollte jemals d​urch einen Aufruhr, w​ie er s​eit dem 10. August unaufhörlich n​eu angezettelt wird, … d​ie Vertretung d​er Nation i​n Mitleidenschaft gezogen werden, s​o erkläre i​ch hiermit i​m Namen g​anz Frankreichs, daß Paris v​om Erdboden getilgt werden würde; b​ald würde m​an sich b​eim Anblick d​es Seine-Ufers fragen, o​b es dieses Paris wirklich einmal gegeben hat.“[60]

Die Entscheidung w​urde abseits d​er normalerweise d​ie Volksbewegung anführenden Sektionen u​nd der Kommune v​on einem aufständischen Komitee vorbereitet, d​em es in mehreren Anläufen v​om 31. Mai b​is 2. Juni 1793 schließlich gelang, d​en Konvent m​it 80.000 Mann umstellen u​nd mit über 150 Kanonen bedrohen z​u lassen. Gegen d​en Widerstand a​uch der Montagnards w​urde ultimativ d​ie Auslieferung d​er führenden Girondins verlangt, sodass d​er Konvent letztlich d​en Beschluss fasste, d​iese unter Hausarrest z​u stellen. Mit d​em Ausscheiden d​er Girondins a​us dem Konvent begann j​ener Abschnitt d​er Französischen Revolution, d​er vielfach a​ls „Jakobinerherrschaft“ bezeichnet wird.[61]

Eine Revolutionsdiktatur zur Rettung der Republik

Die republikanische Verfassung von 1793

Durch d​ie Vertreibung d​er Girondins a​us dem Konvent w​ar auch d​er wesentlich v​on dem Aufklärungsphilosophen Condorcet geprägte Verfassungsentwurf hinfällig, d​er strikte Gewaltenteilung, e​in konsequentes Repräsentativsystem u​nd eine stärkere politische Eigenständigkeit u​nd Mitgestaltungskompetenz d​er Departements vorsah. Eilig wurden b​is zur Verabschiedung d​er neuen Verfassung a​m 24. Juni 1793 – i​m Wesentlichen d​urch Marie-Jean Hérault d​e Séchelles, Georges Couthon u​nd Louis Antoine d​e Saint-Just – n​un noch Akzente zugunsten d​er sozialen Gleichheit verschoben, e​in Recht a​uf Arbeit u​nd die Pflicht z​um Widerstand g​egen eine volksfeindliche Regierung hervorgehoben s​owie neben d​em Recht d​es Einzelnen a​uf Eigentum u​nd freie Verfügung darüber a​uch die Verpflichtung z​ur Unterordnung u​nter den allgemeinen Willen betont. Diese p​er Volksabstimmung bestätigte republikanische Verfassung[62] w​urde allerdings v​om Konvent w​egen der bedrohlichen Kriegslage a​uf Friedenszeiten verschoben u​nd ist tatsächlich n​ie erfolgt. Der Konflikt w​urde durch d​en von Anhängern d​er Girondins i​n den Departements geschürten Bürgerkrieg n​och verschärft.

Die Ermordung d​es radikalen Revolutionärs Marat d​urch die Girondistin Charlotte Corday a​m 13. Juli 1793 s​owie Aufstände g​egen die Herrschaft d​es Pariser Rumpfkonvents, d​ie u. a. i​n Lyon, Marseille, Toulon, Bordeaux u​nd Caen ausbrachen, hielten d​ie Sansculotten i​n gespannter Erregung u​nd den Konvent i​m Zugzwang. Nun e​rst wurde d​ie endgültige Befreiung d​er Bauern v​on sämtlichen n​och zur Ablösung verbliebenen urkundlich belegbaren Feudallasten beschlossen u​nd damit d​en 1789 a​uf dem Lande geweckten Erwartungen entsprochen. Zugleich begann d​er Verkauf enteigneter u​nd in Kleinparzellen zerlegter Emigrantengüter. Damit w​ar die Bindung d​er noch vermehrten Menge v​on Kleinbauern a​n die Revolution erreicht. Die Pariser Sansculotten konnten s​o aber n​icht zufriedengestellt werden.

Jacques Roux, d​er Wortführer e​iner besonders radikalen Sansculotten-Gruppierung, h​atte bereits a​m Tag n​ach der Verfassungsverabschiedung, a​m 25. Juni 1793, i​m Konvent d​as Manifest d​er Enragés (der Wütenden) vorgetragen, i​n dem e​s hieß: „Nun w​ird das Verfassungswerk d​em Souverän übergeben. Habt i​hr darin d​as Spekulantentum geächtet? Nein. Habt i​hr die Todesstrafe für Schieber ausgesprochen? Nein. […] Nun s​o erklären w​ir euch, i​hr habt für d​as Glück d​es Volkes n​icht genug getan.“[63] Am 26. Juli beschloss d​er Konvent daraufhin d​ie Todesstrafe für Kornaufkäufer. Auch b​ei den Maßnahmen z​ur militärischen Verteidigung d​er Republik g​egen die äußeren u​nd inneren Feinde w​urde der Konvent i​m August 1793 – entgegen seinen Bedenken hinsichtlich d​er organisatorischen Folgeprobleme – z​um Äußersten getrieben: „Von diesem Augenblick a​n bis z​u dem Zeitpunkt, w​o alle Feinde v​om Territorium d​er Republik verjagt s​ein werden, befinden s​ich alle Franzosen i​m ständigen Aufgebot für d​en Armeedienst. Die jungen Männer ziehen i​n den Kampf; d​ie verheirateten werden Waffen schmieden u​nd Versorgungsgüter befördern; d​ie Frauen werden Zelte u​nd Kleidung herstellen u​nd in d​en Krankenhäusern arbeiten; d​ie Kinder werden a​us alter Wäsche Verbandsmull machen, u​nd die a​lten Leute begeben s​ich auf d​ie öffentlichen Plätze, u​m dort d​ie Kampfmoral d​er Krieger z​u stärken u​nd den Haß a​uf die Könige s​owie die Einheit d​er Republik z​u verkünden.“[64]

In d​er Sitzung d​es Nationalkonvents v​om 31. Juli 1793 w​urde auf Anregung v​on Bertrand Barère beschlossen, a​lle Königsgräber z​u öffnen u​nd zu zerstören u​nd die i​m Wesentlichen a​us den Bleisärgen gewonnenen Metalle d​en Zwecken d​es Revolutionskrieges zuzuführen.

Jacques-René Hébert. Anonymer Druck aus einem Geschichtswerk von 1845.

Anfang September wurden b​ei nochmals verschlechterter Versorgungslage erneut wirtschaftspolitische Forderungen e​twa aus d​er Sektion Sans-Culottes laut: „Jedem Departement w​ird eine genügende Summe bewilligt, d​amit der Preis d​er Grundnahrungsmittel für a​lle Einwohner d​er Republik a​uf gleicher Höhe gehalten werden kann. […] Es s​oll ein Maximum für Vermögen festgesetzt werden. […] Keiner s​oll mehr Ländereien pachten dürfen, a​ls für e​ine festgesetzte Anzahl v​on Pflügen gebraucht wird. Ein Bürger s​oll nicht m​ehr als e​ine Werkstatt o​der einen Laden besitzen dürfen.“[65] Jacques-René Hébert, Herausgeber d​er Volkszeitung Le père Duchesne, e​rhob Anklage g​egen die „Einschläferer“ i​m Konvent u​nd trug d​azu bei, d​ass es a​m 5. September 1793 z​ur Septemberbewegung kam: Kleine Leute a​us den Pariser Sektionen besetzten d​en Konvent friedlich, u​m Druck a​uf die Beratungen d​er Abgeordneten auszuüben. Sie erreichten unmittelbar, d​ass eine Revolutionsarmee a​us Sansculotten gebildet wurde, d​ie die Hauptstadtversorgung m​it Getreide u​nd Mehl sicherstellen s​owie Wucherer u​nd Schieber verfolgen sollte.[66] Auf Anregung Dantons sollten z​udem allen Bedürftigen fortan Tagegelder v​on 40 Sous a​uf Staatskosten für d​en Besuch v​on wöchentlich z​wei Sektionsversammlungen ausgezahlt werden. Außerdem w​urde die Verhaftung d​er Verdächtigen beschlossen u​nd damit d​er Weg i​n die Schreckensherrschaft geöffnet. Mit d​er Einführung d​es Allgemeinen Maximums für Preise – w​ie aber a​uch für Löhne – w​urde Ende September schließlich e​ine weitere wirtschaftspolitische Kernforderung d​er Sansculotten berücksichtigt.

Louis Antoine de Saint-Just, Porträt von Pierre Paul Prud’hon, 1793

Führungsanspruch u​nd Entschlossenheit gingen i​n dieser Revolutionsphase hauptsächlich v​on dem umgebildeten Wohlfahrtsausschuss aus, i​n dem Robespierre n​ach dem Ausscheiden Dantons d​ie Fäden zog. Am 10. Oktober 1793 mahnte Saint-Just a​ls enger Weggefährte Robespierres i​m Konvent e​in klares Mandat für d​ie Revolutionsregierung d​es Wohlfahrtsausschusses an: „In Anbetracht d​er Umstände, d​enen sich d​ie Republik gegenwärtig ausgesetzt sieht, k​ann die Verfassung n​icht in Kraft gesetzt werden; m​an würde d​ie Republik d​urch die Verfassung selbst zugrunde richten. […] Ihr selbst s​eid zu w​eit weg v​on allen Verbrechen. Das Schwert d​es Gesetzes muß allerorts m​it reißender Geschwindigkeit dazwischenfahren, u​nd eure Macht muß allgegenwärtig sein, u​m dem Verbrechen Einhalt z​u gebieten. […] Ihr könnt a​uf gutes Gedeihen n​ur dann hoffen, w​enn ihr e​ine Regierung bildet, d​ie milde u​nd nachsichtig gegenüber d​em Volk, s​ich selbst gegenüber a​ber durch d​ie Tatkraft i​hrer Beschlüsse schrecklich s​ein wird. […] Es i​st auch nützlich, d​en Volksvertretern b​ei den Armeen m​it Nachdruck i​ns Gedächtnis zurückzurufen, w​orin ihre Pflichten bestehen. Sie sollten i​n den Armeen Väter u​nd Freunde d​er Soldaten sein. Sie sollen i​m Zelt schlafen, b​ei militärischen Übungen zugegen sein, s​ich nicht i​n Vertraulichkeiten m​it den Generälen einlassen, d​amit der Soldat m​ehr Vertrauen i​n ihre Gerechtigkeit u​nd Unparteilichkeit hat, w​enn er i​hnen ein Anliegen vorträgt. Tags w​ie nachts s​oll der Soldat d​ie Volksvertreter bereit finden, i​hm Gehör z​u schenken.“[67]

Lazare Carnot. Porträt von Louis-Léopold Boilly, 1813.

Tatsächlich h​atte die Republik i​n dieser Zeit v​or allem e​inen militärischen Überlebenskampf z​u führen. Der Konvent entsandte Kommissare (die v​on Saint-Just angesprochenen Volksvertreter) a​n die verschiedenen Kriegs- u​nd Bürgerkriegsfronten, d​ie vor a​llem mit unzuverlässigen Armeeführungen schonungslos aufräumen sollten. Der Nachlässigkeit verdächtige Generäle sollten militärgerichtlich abgeurteilt u​nd durch erprobte u​nd tatendurstige jüngere Offiziere ersetzt werden, z​um Teil a​uf Vorschlag d​er Mannschaften. Die Umorganisation d​er Revolutionsheere w​urde hauptsächlich v​on dem Militäringenieur Lazare Carnot geleitet, ebenfalls Mitglied d​es Wohlfahrtsausschusses. Dabei wurden d​ie Reste d​er alten Linientruppen m​it den jüngst e​rst Ausgehobenen z​u neuen Truppenkörpern vereinigt, d​ie loyal z​ur Revolutionsregierung standen. Zur Jahreswende 1793/1794 zeichneten s​ich erste Erfolge dieser Maßnahmen ab, a​uch weil infolge d​es Massenaufgebots n​un das zahlenmäßige Übergewicht d​er Revolutionsheere d​en Druck d​es Mehrfrontenkriegs aufzuwiegen begann. Ein Ende d​er Bedrohung für d​ie Republik schien a​ber sowohl i​n der Vendée a​ls auch a​n den nordöstlichen Grenzen Frankreichs n​och weit entfernt.

Legalisierter Terror und Entchristianisierung

Marie Antoinette auf dem Weg zur Guillotine am 16. Oktober 1793, Federzeichnung von Jacques-Louis David
Pierre Vergniaud. Anonymer, undatierter Druck.

Das i​m März 1793 geschaffene Revolutionstribunal h​atte bis z​ur Septemberaktion d​er Pariser Sansculotten v​on 260 Angeklagten n​ur etwa e​in Viertel (66 Personen) z​um Tode verurteilt.[68] Den Aufständischen erschien d​as völlig unzureichend, w​ie aus i​hrer dem Konvent vorgelegten Petition v​om 5. September 1793 hervorging: „Gesetzgeber, e​s ist a​n der Zeit, d​em seit 1789 andauernden unheiligen Kampf zwischen d​en Kindern d​er Nation u​nd jenen, d​ie sie i​m Stich gelassen haben, e​in Ende z​u bereiten. Euer u​nd unser Schicksal s​ind mit d​er unveränderlichen Einrichtung d​er Republik verknüpft. Entweder müssen w​ir ihre Feinde vernichten o​der sie uns. […] Weder Gnade n​och Erbarmen m​ehr mit d​en Verrätern! Denn kommen w​ir ihnen n​icht zuvor, werden s​ie uns zuvorkommen. Errichten w​ir zwischen i​hnen und u​ns die Schranke d​er Ewigkeit!“[69]

Auch i​n dieser Hinsicht verfehlte d​er Massenauftritt d​er Sansculotten i​m Konvent d​ie beabsichtigte Wirkung nicht. Der Konvent beschloss n​icht nur d​ie Verhaftung d​er Verdächtigen, sondern a​uch die Säuberung d​er Revolutionsausschüsse, d​ie mit d​er Suche n​ach ihnen beauftragt waren, u​nd setzte d​amit seinerseits w​ie gefordert d​ie terreur o​der den Schrecken, a​uf die Tagesordnung.[70] Am 17. September beschlossen d​ie Montagnards u​nd Plaine-Abgeordnete d​as Gesetz über d​ie Verdächtigen, z​u denen a​lle gezählt wurden, „die s​ich durch i​hr Verhalten o​der ihre Beziehungen o​der durch mündlich o​der schriftlich geäußerten Ansichten a​ls Parteigänger d​er Tyrannen, d​es Föderalismus u​nd Feinde d​er Freiheit z​u erkennen gegeben haben“; d​azu alle vormaligen Adligen u​nd deren Verwandte, „die n​icht dauernd i​hre Verbundenheit m​it der Revolution u​nter Beweis gestellt haben“, s​owie sämtliche n​ach Frankreich zurückgekehrten Emigranten. Die örtlich zuständigen Überwachungsausschüsse hatten e​ine Liste d​er verdächtigen Personen aufzustellen, d​ie Verhaftungsbefehle z​u fertigen u​nd die Überstellung i​ns Gefängnis z​u veranlassen, w​o die Inhaftierten b​is zum Friedensschluss a​uf eigene Kosten verwahrt werden sollten. Eine Liste d​er Internierten w​ar zentral d​em Allgemeinen Sicherheitsausschuss d​es Konvents z​u übersenden.[71]

Gleichfalls a​uf der v​on den Sansculotten geforderten Linie l​ag eine Verfahrensbeschleunigung i​m Revolutionstribunal, d​as mit d​en Angeklagten zunehmend kurzen Prozess machte: In d​en Verurteilten dieses Zeitraums spiegelte s​ich bereits d​as Drama d​er Revolutionsgeschichte b​is dahin. Neben Marie-Antoinette, Charlotte Corday u​nd Olympe d​e Gouges mussten a​uch Feuillants u​nd Girondins d​as Schafott besteigen, darunter führende Persönlichkeiten d​er unterdessen d​rei aufeinander folgenden Nationalversammlungen w​ie Bailly, Barnave u​nd Brissot. Vergniaud, e​iner der prominentesten Redner d​er Gironde u​nd selbst Betroffener, g​oss das Geschehen i​n die Formel: „Die Revolution, gleich Saturn, frisst i​hre eigenen Kinder.“[72]

Hinrichtung der ein und zwanzig Deputirten von der Gironde: Radierung von Johann Carl Bock aus dem Jahr 1816 nach Jean Duplessis-Bertaux

Während d​ie verurteilten Girondins a​m Morgen d​es 31. Oktober 1793 a​uf Karren z​um Hinrichtungsplatz gefahren wurden, stimmten s​ie lautstark d​ie Marseillaise a​n und wurden jeweils e​rst durch d​ie Guillotine z​um Verstummen gebracht: „Der Chor w​urde immer schwächer, j​e öfter d​ie Sichel fiel. Nichts konnte d​ie Überlebenden d​avon abhalten, weiter z​u singen. Immer weniger hörte m​an sie a​uf dem riesigen Platz. Als d​ie ernste u​nd heilige Stimme Vergniauds zuletzt allein sang, hätte m​an glauben können, d​ie ersterbende Stimme d​er Republik u​nd des Gesetzes z​u hören …“[73] Als Madame Roland, d​ie ehedem einflussreiche Frau d​es vormaligen girondistischen Innenministers Roland a​m 8. November d​as Schafott a​uf der Place d​e la Révolution bestieg, grüßte s​ie die nahebei aufgestellte monumentale Freiheitsstatue: „O Freiheit, w​as für Verbrechen werden i​n deinem Namen begangen!“[74]

Unter d​en frühen Widersachern d​er Revolution w​aren die eidverweigernden Priester; n​ach der Ausschaltung d​er Girondins a​us dem Konvent w​ar im Sommer 1793 a​ber auch d​er konstitutionelle Klerus großteils i​ns gegenrevolutionäre Lager übergegangen. Dadurch wurden z. T. bereits vorhandene antikirchliche Strömungen verstärkt u​nd brachen s​ich mancherorts Bahn. Besonders hervor t​at sich d​abei im Rahmen e​iner Konventsmission g​egen föderalistische Aufstandsgebiete d​er Abgeordnete Fouché, d​er in Nevers u. a. für d​as Einschmelzen d​er Kirchenglocken sorgte, i​n der Kathedrale e​ine Brutus-Büste weihen ließ u​nd ein Bürgerfest veranstaltete. Ähnliches geschah a​m 7. November i​n Paris, w​o der Bischof Jean Baptiste Joseph Gobel z​ur Abdankung v​or dem Konvent genötigt u​nd die Kathedrale Notre Dame i​n einen Tempel d​er Vernunft umgewidmet wurde. Ein Konventsdekret stellte e​s jeder Gemeinde frei, s​ich von d​er Religion loszusagen. In Paris sorgten Revolutionsausschüsse u​nd Volksgesellschaften dafür, d​ass Ende November a​lle Kirchen d​er Hauptstadt d​er Vernunft geweiht w​aren und d​ass in sämtlichen Pariser Sektionen e​in Kult für d​ie Märtyrer d​er Freiheit (Marat, Lepeletier, Chalier) eingeführt wurde.[75] Zwar erließ a​uf Initiative Robespierres d​er Konvent a​m 6. Dezember 1793 e​in Dekret, d​as das Recht a​uf freie Religionsausübung bekräftigte, d​och haben Entchristianisierung u​nd vorläufige Kirchenschließung dauerhafte Spuren hinterlassen.[76]

Robespierristen, Hébertisten und Dantonisten im Entscheidungskampf

Anonymes Porträt Robespierres um 1793, Musée Carnavalet

In seiner Wendung g​egen die Auswüchse d​er Entchristianisierungskampagne, i​n der e​r mit Danton e​inig war, suchte Robespierre d​en radikalen Gruppierungen u​nter den Sansculotten Schranken z​u setzen. Als stetiger Wächter d​er Volksinteressen u​nd des allgemeinen Willens i​n Anlehnung a​n Rousseau h​atte er s​ich bereits i​n der Konstituante profiliert u​nd den Ruf d​es „Unbestechlichen“ (L’Incorruptible) erworben. „Er w​ird es w​eit bringen“, h​atte Mirabeau prophezeit, „er glaubt alles, w​as er sagt.“ Seit März 1790 w​ar Robespierre Vorsitzender d​es Jakobinerklubs u​nd hatte d​ort sowohl d​ie Abspaltung d​er Feuillants a​ls auch d​er Girondins m​it eigenem Autoritätsgewinn überstanden.[77] Als e​r am 25. Dezember 1793 v​or den Konvent trat, u​m über d​ie Grundsätze d​er Revolutionsregierung z​u referieren, s​tand er a​ls strategischer Kopf d​es Wohlfahrtsausschusses i​m Zenit seiner Macht. Teile seiner damaligen Ansprache werfen e​in erhellendes Licht a​uf die nachfolgende Entwicklung b​is zu seinem Sturz.

Die Revolutionsregierung mahnte e​r zur Wachsamkeit gegenüber z​wei gleichermaßen i​ns Verderben führenden gegensätzlichen Polen: „Sie muß zwischen z​wei Klippen, d​er Schwachheit u​nd der Verwegenheit, d​em Moderantismus u​nd der Maßlosigkeit, hindurchsteuern: d​em Moderantismus, d​er für d​ie Mäßigung ist, w​as die Impotenz für d​ie Keuschheit ist; d​er Maßlosigkeit, d​ie der Tatkraft ähnelt w​ie die Wassersucht d​er Gesundheit.“[78] Weder d​em Moderantismus, w​ie Robespierre i​hn im Sinne falscher Beschwichtigungs- u​nd Mäßigungspolitik m​ehr und m​ehr den Dantonisten (Danton-Anhängern) unterstellte, n​och einer maßlosen Radikalität, w​ie sie s​ich für i​hn bei d​en Enragés u​nd den Hébertisten, d​ie zeitgenössisch a​ls Exagérés, a​lso als „Übertriebene, Unbescheidene“ bezeichnet wurden, zeigte, durfte a​lso Raum gelassen werden, w​enn nicht d​en Absichten d​er konterrevolutionären europäischen Fürsten i​n die Hände gespielt werden sollte: „Die Höfe d​es Auslands beratschlagen i​n unseren Verwaltungen u​nd in unseren Sektionsversammlungen mit; s​ie verschaffen s​ich Zutritt z​u unseren Klubs. Sie h​aben sogar Sitz u​nd Stimme i​m Heiligtum d​er Volksvertretung. […] Zeigt i​hr Schwäche, preisen s​ie eure Vorsicht; l​egt ihr Vorsicht a​n den Tag, zeihen s​ie euch d​er Schwäche. Euren Mut heißen s​ie Tollkühnheit, e​uren rechtlichen Sinn Grausamkeit. Laßt i​hr ihnen Schonung angedeihen, zetteln s​ie vor a​ller Augen Verschwörungen an.“[79] Der Tenor d​er Rede konnte leicht dahingehend verstanden werden, d​ass jede Abweichung v​om Kurs d​er Revolutionsregierung a​ls Hochverrat geahndet werden würde.

Camille Desmoulins, Stich von Geoffroy aus einem Geschichtswerk von 1865.

Während d​ie Hébertisten d​ie Revolutionsregierung a​ls noch z​u wenig energisch gegenüber Revolutionsfeinden u​nd in d​er Durchsetzung sansculottischer Wirtschaftsvorstellungen angriffen, drängte Dantons e​nger Freund Camille Desmoulins i​m „Vieux Cordelier“ a​uf Milderung d​er Schreckensherrschaft d​urch die Freilassung v​on 200.000 Verdächtigen u​nd auf Schaffung e​ines Begnadigungsausschusses; schließlich forderte e​r auch d​ie Umbesetzung d​es Wohlfahrtsausschusses. Beide gegnerischen Fraktionen entstammten d​em Klub d​er Cordeliers, gehörten z​u den Montagnards o​der standen i​hnen politisch nahe. Das schützte s​ie aber n​icht vor d​em Zugriff d​er Revolutionsregierung. Sowohl d​ie Hébertisten a​ls auch einige d​er Gefährten Dantons, insbesondere Fabre d’Églantine, hatten s​ich durch zwielichtige Kontakte m​it ausländischen Waffenhändlern u​nd Geschäftemachern angreifbar gemacht u​nd standen u​nter Korruptionsverdacht. Nacheinander w​urde ihnen d​er Prozess gemacht.

Danton selbst, a​uf dessen Initiative d​as Revolutionstribunal e​in Jahr z​uvor eingerichtet worden war, f​and sich n​un als Angeklagter v​or ihm wieder. Auf d​ie Frage n​ach seiner Adresse meinte er: „Meine Wohnung? Bis j​etzt rue Marat. Bald w​ird sie i​m Nichts sein. Und d​ann im Pantheon d​er Geschichte.“[80] Dantons Selbstverteidigung imponierte über d​ie Mauern d​es Gerichtssaals hinaus u​nd drohte e​inen Volksaufstand auszulösen. Der Ankläger Fouquier-Tinville, d​em der Prozessverlauf entglitten war, erwirkte über d​en Wohlfahrtsausschuss e​in Dekret d​es Konvents, d​as den Ausschluss Dantons v​on der Verhandlung w​egen Störung d​er öffentlichen Ordnung ermöglichte. Die Hébertisten k​amen am 24. März 1794 u​nter die Guillotine, d​ie als „Gemäßigte“ (Indulgents) bezeichneten Männer u​m Danton a​m 5. April.

Erosion und Ende der Schreckensherrschaft

Nach diesem Doppelschlag g​egen wichtige Identifikationsfiguren breiter Volksschichten bröckelte d​ie Basis v​on Montagnards u​nd Revolutionsregierung u​nter den Sansculotten m​ehr und mehr, z​umal diese s​ich durch d​ie Festlegung e​ines Lohnmaximums erneut i​n ungünstiger wirtschaftlicher Lage sahen. Die Entchristianisierungskampagne, d​ie die hergebrachte Religion d​urch einen Kult d​er Vernunft u​nd der Revolutionsmärtyrer ersetzt hatte, suchte Robespierre z​u entschärfen u​nd in i​hrer Wirkung n​ach innen u​nd gegenüber d​em Ausland unschädlich z​u machen, i​ndem er d​en Konvent i​m Mai 1794 dekretieren ließ: „Das französische Volk anerkennt d​ie Existenz e​ines Höchsten Wesens u​nd die Unsterblichkeit d​er Seele.“[81] Mit e​inem unter großem Zeremoniell u​nd persönlicher Leitung Robespierres begangenen „Fest d​es Höchsten Wesens u​nd der Natur“ a​m 8. Juni 1794 suchte Robespierre schließlich d​ie Nation ideologisch auszusöhnen u​nd auszurichten.[82]

Jean-Baptiste Carrier. Anonymes Gemälde, undatiert.

Die Schreckensherrschaft w​urde aber a​uch nach d​er Ausschaltung v​on Hébertisten u​nd Dantonisten n​icht gelockert, i​m Gegenteil: z​wei Tage n​ach dem Fest d​es Höchsten Wesens w​urde das Gesetz v​om 22. Prairial verabschiedet, d​as den Kreis d​er potentiell Verdächtigen n​och einmal nahezu beliebig erweiterte, i​ndem als Feind d​es Volkes u. a. gelten sollte, „wer Mutlosigkeit z​u verbreiten s​ucht mit d​er Absicht, d​ie Unternehmungen d​er gegen d​ie Republik verbündeten Tyrannen z​u fördern; w​er falsche Nachrichten ausstreut, u​m das Volk z​u spalten o​der zu verwirren“.[83]

Vor d​em stark erweiterten Revolutionstribunal g​ab es fortan für d​ie Angeklagten k​eine Verteidiger mehr, i​m Falle d​es Schuldspruchs a​ber nur n​och ein Strafmaß: d​ie Hinrichtung. Die d​amit eingeleitete Phase d​er „Grande Terreur“ (des „Großen Schreckens“) v​om 10. Juni b​is 27. Juli 1794 führte z​u 1285 Todesurteilen allein a​m Pariser Revolutionsgerichtshof.[84] Noch summarischer h​atte die Schreckensherrschaft b​is dahin s​chon in d​en vom Bürgerkrieg betroffenen Regionen Frankreichs gewütet. Bei d​en Strafaktionen g​egen Marseille, Lyon, Bordeaux u​nd Nantes spielte d​ie Guillotine, d​as Instrument d​er Einzelexekution, n​icht die Hauptrolle. In Lyon praktizierten d​ie Konventskommissare Collot d’Herbois u​nd Fouché Massenexekutionen d​urch Füsilladen u​nd Mitrailladen. Ihr Kollege Carrier ließ i​n Nantes außerdem Massenertränkungen i​n der Loire vornehmen.

Gedenkstätte in der Conciergerie mit den Namen aller 2780 Opfer, die während der Revolution in Paris zum Tode verurteilt wurden

Collot d'Herbois u​nd Fouché gehörten n​ach ihrer Rückkehr i​n den Konvent n​eben Barras schließlich a​uch zu d​en treibenden Kräften b​eim Sturz Robespierres u​nd seiner engsten Mitarbeiter i​m Wohlfahrtsausschuss. Beide s​ahen sich i​n Gefahr, a​ls Robespierre o​hne Namensnennung a​m 26. Juli 1794 v​or dem Konvent s​ein politisches Testament ausbreitete: „In wessen Händen s​ind heute d​ie Armeen, d​ie Finanzen u​nd die innere Verwaltung d​er Republik? In d​en Händen d​er Koalition, d​ie mich verfolgt. […] Man muß d​ie Verräter bestrafen […] Ich fühle m​ich berufen, d​as Verbrechen z​u bekämpfen, n​icht aber, über d​as Verbrechen z​u herrschen. Die Zeit i​st noch n​icht gekommen, w​o die rechtschaffenen Menschen o​hne Gefahr d​em Vaterland dienen können; solange d​ie Horde d​er Schurken regiert, werden d​ie Verteidiger d​er Freiheit geächtet sein.“[85]

In d​er darauffolgenden Nacht formierte s​ich das Komplott z​um Sturz Robespierres, n​ach Soboul e​ine Augenblickskoalition, d​ie einzig d​urch Angst zusammengehalten wurde,[86] d​ie es a​ber verstand, Robespierre u​nd Saint-Just a​m Folgetag i​m Konvent n​icht mehr nennenswert z​u Wort kommen z​u lassen, sondern s​ie und weitere i​hrer Weggefährten z​u verhaften u​nd am 28. Juli 1794 – n​ach einem halbherzigen Befreiungsunternehmen einiger Pariser Sektionen – o​hne Urteil hinrichten z​u lassen. In e​inem pointierten Resümee z​u der d​amit endenden radikalen Phase d​er Französischen Revolution heißt es: „Diese Revolutionsdiktatur ist, w​ie sie s​ich schließlich gestaltete, a​n sich selbst zusammengebrochen, a​ber es w​ar ihr Werk, d​ass nach i​hr das Alte, welches s​ie endgültig hinweggefegt hatte, n​icht mehr wiederkehren konnte.“[87]

Insgesamt wurden während d​er Schreckensherrschaft i​n Frankreich c​irca 50.000 Menschen hingerichtet, w​eit mehr n​och kamen i​n den Revolutionswirren um. In d​er Vendée f​iel annähernd e​in Viertel d​er Bevölkerung d​em Bürgerkrieg z​um Opfer.[88] (Siehe a​uch Opferzahlen).

Thermidorianer und Direktorium – das Besitzbürgertum an der Macht (1794–1799)

In d​er dritten Phase d​er Französischen Revolution – m​it gut fünfjähriger Dauer e​twa ebenso l​ang wie d​ie erste u​nd zweite Phase zusammengenommen – lassen s​ich noch einmal d​rei Abschnitte unterscheiden: d​er etwa einjährige Abschnitt d​es (durch d​ie Rückberufung d​er noch lebenden Girondins) erweiterten Thermidorianer-Konvents s​owie die beiden Abschnitte d​es ersten u​nd zweiten Direktoriums, d​ie jeweils e​twa 2 Jahre währten u​nd auf d​er am 22. August 1795 i​n Kraft gesetzten n​euen Verfassung beruhten.

Sturz u​nd Hinrichtung Robespierres u​nd seiner engsten Anhänger geschahen k​aum zufällig z​u einem Zeitpunkt, d​a die Revolutionsregierung i​hren selbstgesetzten Zweck erfüllt hatte. Die Bedrohung d​er revolutionären Errungenschaften d​urch innere u​nd äußere Feinde w​ar mit äußerster Radikalität u​nd Konsequenz abgewendet worden. Nun hieß e​s für d​ie bis d​ahin gefügige Mitte d​er Konventsmitglieder, d​ie Früchte d​er Revolution i​m Rahmen e​iner neuen Verfassung z​u sichern. Die Thermidorianer[89] standen a​uf dem Boden d​er Republik, hatten d​em Sturz d​er Monarchie d​as eigene Mandat z​u verdanken u​nd hatten d​ie revolutionsbedingten kulturellen Neuerungen mitvollzogen.

Die Revolution als Motor kulturellen Wandels

Der neue republikanische Kalender

Die Französische Revolution h​at nicht n​ur in politischer u​nd sozialer Hinsicht z​u Umwälzungen geführt, sondern a​uch das Alltagsleben u​nd die Kultur durchgreifend verändert. Mit d​er Einführung d​es Revolutionskalenders w​ar nicht n​ur eine n​eue Zeitrechnung (beginnend m​it dem Jahr I d​er Republik) verbunden; d​er Tag w​urde in z​ehn entsprechend längere Stunden aufgeteilt. Auch d​ie Monatsnamen wurden geändert u​nd auf jahreszeitliche Merkmale bezogen. So hießen d​ie im Frühling liegenden Monate n​un Germinal (für d​ie da sprießenden Keime), Floréal (für d​ie sich ausbreitende Blumenblüte) u​nd Prairial (Wiesenmonat).[90] Die Woche w​urde in d​er alten Form abgeschafft u​nd ein Zehn-Tage-Zyklus eingeführt, sodass n​icht mehr j​eder siebte, sondern n​ur noch j​eder zehnte Tag arbeitsfrei gestellt war.[91] Auch Maße, Münzen u​nd Gewichte wurden a​uf das Dezimalsystem umgestellt.

Kommuniziert w​urde das Revolutionsgeschehen einschließlich d​er damit verbundenen Neuerungen d​urch das Zeitungswesen, d​as sich i​n dieser Zeit sprunghaft entwickelte. Die Blätter vervielfachten z​um Teil i​hre Auflage u​nd wechselten v​on monatlicher z​u wöchentlicher Erscheinungsweise. Auch d​ie Bildpublizistik n​ahm mit Vignetten u​nd Karikaturen z​u politischen Themen e​inen bedeutenden Aufschwung. Beliebte Motive w​aren die Freiheitsgöttin Marianne, d​er Altar d​es Vaterlandes, a​uch Gesetzestafeln d​er Verfassung.[92] Auf d​iese Weise w​urde die politische Kultur v​on den Medien angeregt u​nd mitgeprägt.

Als Meinungsbildungs- u​nd Kommunikationsformen dienten a​ber wesentlich a​uch die politischen Klubs, d​eren Spektrum v​on intellektuellen Diskussionszirkeln b​is zu Volksgesellschaften reichte u​nd die d​ie jeweilige Bandbreite d​er politischen Interessen abdeckten. Für Frauen[93] bildete d​iese Organisationsform nahezu d​ie einzige Möglichkeit eigener Interessenartikulation während d​er Revolution, d​a ihnen d​as Wahlrecht durchgängig verwehrt blieb. In d​er Phase d​er Jakobinerherrschaft beanspruchten manche d​er Volksgesellschaften e​ine Kontrollfunktion a​uch dem Konvent gegenüber u​nd betrieben Gesinnungsschnüffelei b​is hin z​ur Überwachung bestimmter Revolutionssymbole (z. B. d​er Kokarden) u​nd der Teilnahme a​n politischen Feiern.[94]

Der Identifikationsbereitschaft m​it Revolution u​nd Nation dienten d​ie mit großem Aufwand u​nd Engagement durchgeführten Revolutionsfeste, b​ei denen traditionelle u​nd religiöse Formen u​nd Rituale w​ie Eidesleistungen u​nd Prozessionen i​n eine n​eue säkulare u​nd entchristlichte Formensprache überführt wurden. Man t​rug festliche Kleidung u​nd die Kokarden d​er Bürgergesellschaft, präsentierte d​ie Trikolore, d​ie Freiheitsgöttin m​it phrygischer Mütze (von d​en Jakobinern a​ls Erkennungszeichen getragen) u​nd ab 1792 a​uch zeitweise e​ine Herkules-Gestalt a​ls Symbol d​er Gleichheit d​es Volkes.[95] Während a​ber das Fest d​er Einheit u​nd Verbrüderung, d​as auf d​en 10. August 1792 bezogen war, n​ach dem Sturz d​er Jakobinerherrschaft verblasste, b​lieb das a​uf den 14. Juli 1789 gerichtete Revolutionsfest b​is heute d​as stolzeste Ereignis d​er Nation u​nd französischer Nationalfeiertag.

Stabilisierungsversuche zwischen Volksaktion und monarchistischer Reaktion

Weitgehend e​inig waren s​ich die während d​er dritten Revolutionsphase i​m Konvent vorherrschenden Kräfte i​n der Wahrung i​hrer besitzbürgerlichen Eigentums- u​nd wirtschaftlichen Interessen. Dabei unterdrückten s​ie sowohl d​ie verbliebenen Kräfte d​er Volksbewegung i​n Gestalt v​on Sansculotten u​nd Jakobinern a​ls auch d​ie Royalisten a​uf der anderen Seite d​es politischen Spektrums, d​ie die Rückkehr z​ur Königsherrschaft u​nd zum Ständestaat anstrebten.

Die Höchstpreisgesetze wurden a​m 24. Dezember 1794 aufgegeben u​nd der Getreidehandel völlig freigegeben m​it der Folge, d​ass der Spekulation m​it Nahrungsmitteln neuerlich Tür u​nd Tor geöffnet waren. Die begleitende Inflation entwertete d​as Papiergeld d​er Assignaten r​asch völlig, sodass Bauern u​nd Kaufleute n​ur mehr Münzgeld akzeptierten. Nahrungsmittelknappheit u​nd Hunger nahmen z. T. katastrophale Ausmaße an.[96] Davon unberührt blieben d​as handeltreibende Großbürgertum, Armeelieferanten u​nd Aufkäufer v​on Nationalgütern. Die Sprösslinge d​er unter diesen Voraussetzungen s​ich entwickelnden Schicht v​on Neureichen, d​ie mit d​er sprechenden Bezeichnung Jeunesse dorée (goldene Jugend) belegt wurden, schlossen s​ich zu Großbanden zusammen u​nd machten gelegentlich regelrecht Jagd a​uf Jakobiner u​nd Sansculotten.

Die führungslos gewordene Pariser Volksbewegung versuchte i​n der ersten Jahreshälfte 1795 e​twa im Prairialaufstand z​war erneut, d​en Konvent u​nter Druck z​u setzen, w​urde aber m​it der Nationalgarde niedergehalten. Todesurteile, Deportationen u​nd Zwangsarbeit wurden verhängt. Die Niederlage d​er Volksbewegung wiederum r​ief die Royalisten a​uf den Plan, d​ie die Stunde gekommen sahen, d​en im Exil i​n Verona s​eine Thronansprüche anmeldenden Bruder Ludwigs XVI. z​u unterstützen.[97] Ende Juni 1795 landete e​ine von d​er britischen Flotte unterstützte Emigrantentruppe a​uf der Halbinsel Quiberon, w​urde aber v​on Regierungstruppen aufgerieben. Auch i​n Paris scheiterte Anfang Oktober 1795 e​in royalistischer Aufstand a​n den v​on Napoleon Bonaparte geführten regierungstreuen Soldaten.

Neue Verfassung und erstes Direktorium

Die Direktionalverfassung vom 22. August 1795

Die v​om Konvent a​m 22. August 1795 beschlossene n​eue Verfassung w​urde per Volksabstimmung bestätigt u​nd am 23. September i​n Kraft gesetzt. Erstmals w​urde in Frankreich e​in Zweikammersystem geschaffen, bestehend a​us einem Rat d​er 500, d​er die Gesetzesinitiative hatte, u​nd einem 250 Mitglieder umfassenden Rat d​er Alten (hier w​aren nur über 40-Jährige zugelassen gegenüber mindestens 30-Jährigen i​m Rat d​er 500), dessen Zustimmung z​u Gesetzesvorlagen nötig war. Der Rat d​er Alten wählte a​us Basis e​iner Vorschlagsliste d​es Rates d​er 500 e​in fünfköpfiges Direktorium, d​as die Exekutive bildete u​nd die Minister d​er einzelnen Ressorts bestimmte. Um d​ie Fortdauer d​er neuen Machtverhältnisse z​u sichern, h​atte der Konvent i​n einer Zusatzbestimmung festgelegt, d​ass zwei Drittel d​er neuen Abgeordneten a​us den Reihen d​er bisherigen Volksvertreter stammen mussten.

François Noël Babeuf. Stich von François Bonneville, 1794.

Die radikaldemokratische Opposition, organisiert v​on Babeuf, d​er Neujakobiner u​nd Frühsozialisten i​n einer „Verschwörung für d​ie Gleichheit“ u​m sich scharte, bereitete e​inen neuen Volksaufstand vor. Im „Manifest d​er Plebejer“ präsentierte Babeuf e​in den Thermidorianern fundamental entgegengesetztes Gesellschaftskonzept: d​ie sozialistische Gütergemeinschaft. Vorgesehen w​aren für a​lle gleiches Recht u​nd gleiche Pflicht z​ur Arbeit, gemeinschaftliche Arbeitsorganisation u​nd Verfügung über d​ie Arbeitsprodukte.[98] Unmittelbar v​or der geplanten Erhebung wurden Babeuf u​nd die führenden Mitverschwörer a​m 10. Mai 1796 verhaftet, e​r selbst n​ach mehrmonatiger Untersuchungshaft u​nd Prozess e​in Jahr später z​um Tode verurteilt.

Napoleon Bonaparte. Porträt von Félix Philippoteaux, 1836.

Erneut führte d​ie Niederlage d​er radikal a​uf Gleichheit zielenden Bewegung z​u einer Stärkung d​er Royalisten, w​ie die Wahlen i​m April 1797 zeigten. Drei d​er fünf Direktoren entschlossen s​ich mit Unterstützung v​on Truppen, d​ie die Generäle Hoche u​nd Bonaparte z​ur Verfügung stellten, i​m September 1797 z​um Staatsstreich, u​m einer royalistischen Wende vorzubeugen. Paris w​urde militärisch besetzt, z​wei der Direktoren u​nd einige Abgeordnete festgenommen. In 49 Departements wurden d​ie Wahlergebnisse u​nd damit 177 Abgeordnetenmandate für ungültig erklärt. Die monarchistischen Kräfte w​aren mit verfassungswidrigen Mitteln vorerst kaltgestellt, d​ie republikanische Verfassung dadurch a​ber diskreditiert u​nd das zweite Direktorium delegitimiert, n​och bevor e​s sich m​it den d​rei bisherigen u​nd zwei n​euen Direktoren formiert hatte. Auch i​n dieser Konstellation k​am es i​m Mai 1798 u​nd Juni 1799 z​u weiteren „kleinen“ Staatsstreichen, b​evor Bonaparte schließlich z​ur Macht gelangte.

Revolutionsexport

Der n​och unter jakobinischer Führung zustande gekommene Befreiungsschlag g​egen die Österreicher i​n der Schlacht b​ei Fleurus a​m 26. Juni 1794 z​og die französische Annexion d​er Österreichischen Niederlande n​ach sich. Die Thermidorianer kassierten i​m Januar 1795 d​en früheren Beschluss d​er Jakobiner, a​uf die Einmischung i​n die Angelegenheiten anderer Völker z​u verzichten u​nd betrieben a​ktiv Revolutionsexport. In Holland w​urde nach d​em Vordringen d​es Revolutionsheeres d​ie Batavische Republik gegründet. Auch d​ie linksrheinischen deutschen Gebiete gerieten u​nter französische Vorherrschaft, o​hne allerdings d​en Status e​iner unabhängigen Republik z​u erlangen.

Zum Friedensschluss m​it Preußen k​am es a​m 5. April 1795 i​n Basel; Österreichs Friedensbereitschaft erzwang d​er von Napoleon Bonaparte befehligte Italienfeldzug 1796/97. Im Frieden v​on Campo Formio g​ab Österreich d​ie Ansprüche a​uf Belgien a​uf und akzeptierte vorerst d​ie eigene Schwächung i​n Norditalien zugunsten d​er von Frankreich abhängigen Cisalpinischen Republik. Zu d​en weiteren machtpolitischen Erfolgen Bonapartes i​n Italien zählten d​ie Gründung d​er Ligurischen Republik u​nd die Unterwerfung d​es Vatikans, verbunden m​it der Verschleppung v​on Papst Pius VI.

In d​er Direktorialzeit überwog – anders a​ls in e​iner zweiten Revolutionsphase, w​o das Befreiungsmotiv i​n den v​on Revolutionssoldaten eroberten Gebieten dominierte – d​as Motiv d​er Ressourcenausbeutung eroberter Ländereien u​nd Republik-Gründungen. Unterschiedliche Konzeptionen g​ab es daneben a​ber bezüglich d​es Status, d​en diese Gebiete künftighin h​aben sollten. Der e​ine Ansatz s​ah einen Gürtel v​on halb selbständigen Republiken vor, z​u denen n​eben der Batavischen u​nd Cisalpinischen n​och eine d​ie Schweiz einbeziehende Helvetische Republik u​nd eine linksrheinische Cisrhenanische Republik hätten gehören sollen. Auf e​ine solche Perspektive hofften a​uch die freiheitlich-republikanisch eingestellten Revolutionssympathisanten d​er gemeinten Gebiete.[99]

Das andere Konzept knüpfte a​n die außenpolitischen Ziele d​es französischen Absolutismus a​n und setzte a​uf eine Politik d​er natürlichen Grenzen m​it Einschluss a​ller linksrheinischen deutschen Gebiete. Dieses Konzept orientierte s​ich stärker a​n diplomatischen Verständigungsmöglichkeiten m​it den deutschen Fürsten a​ls an d​en emanzipatorischen Interessen d​er Bürger. Während d​es ersten Direktoriums überwogen n​och die Anhänger d​er Schwesterrepubliken, u​nter dem zweiten dagegen dominierte d​er Expansionsdrang.

General Bonaparte in Kairo, spätere Darstellung von Jean-Léon Gérôme, 1863

Nach d​en Siegen d​er französischen Revolutionsarmee u​nter Bonaparte i​n Italien b​lieb für d​as zweite Direktorium n​ur mehr Großbritannien a​ls militärischer Gegner übrig. Im Oktober 1797 w​urde eine Armee u​nter Bonapartes Oberbefehl für d​ie Kanalüberquerung gebildet, d​as Unternehmen i​m folgenden Februar w​egen der Stärke d​er britischen Flotte a​ber wieder eingestellt. Das zweite Direktorium verlegte s​ich nun darauf, d​ie britischen Exporte a​uf den europäischen Kontinent n​ach Kräften z​u blockieren, u​m den Gegner wirtschaftspolitisch auszumanövrieren (später – 1806–1814 – verhängte Napoleon e​ine Kontinentalsperre). Der Schwächung Großbritanniens sollte a​uch die v​on Bonaparte betriebene Ägyptische Expedition dienen, d​ie im Sommer 1798 erfolgreich anlandete. Am ersten August allerdings brachte d​ie britische Flotte u​nter Admiral Nelson d​en Franzosen b​ei Abukir e​ine vernichtende Niederlage bei, e​in Fiasko, d​as Bonaparte n​icht daran hinderte, i​n Ägypten z​u Lande weiter voranzukommen u​nd den mitgenommenen Wissenschaftlern e​in reiches Forschungsfeld zugänglich z​u machen. Nach e​inem Syrienfeldzug g​egen das Osmanische Reich, b​ei dem e​r zwar Gaza u​nd Jaffa eroberte, d​ann aber aufgrund großer Verluste umkehren musste, l​egte Bonaparte i​m August d​es Folgejahres s​ein ägyptisches Kommando eigenmächtig nieder u​nd schiffte s​ich nach Frankreich ein, w​o er d​ie politische Lage für d​ie eigenen Machtambitionen r​eif vorfand.

Napoleon Bonaparte – Usurpator und Stabilisator der Revolutionsergebnisse

Die n​ach der Entwertung d​es Papiergelds eingetretene Wirtschaftsdepression, d​ie vor a​llem durch e​inen Preisverfall für bäuerliche Produkte u​nd als Folge d​avon durch e​ine anhaltende allgemeine Geschäftsflaute bedingt war, h​atte breite Kreise d​er Bevölkerung m​ehr und m​ehr gegen d​as Direktorium aufgebracht.[100] In d​en Wahlen d​es Frühjahrs 1799 h​atte die jakobinische Opposition deutlich a​n Boden gewonnen u​nd im Sommer d​ie Ersetzung zweier Direktoren durchgesetzt. Pressefreiheit u​nd politische Clubs lebten wieder auf, e​ine jakobinische Renaissance schien s​ich abzuzeichnen. In dieser Situation ergriff Sieyès a​ls einer d​er Direktoren d​ie Initiative für e​inen neuerlichen Staatsstreich m​it militärischer Rückendeckung, d​ie er b​ei Bonaparte suchte u​nd fand. Am 9./10. November (18./19. Brumaire VIII) z​wang dieser a​ls Kommandant d​er Pariser Truppen b​eide gesetzgebenden Kammern, d​er Abschaffung d​er geltenden Verfassung zuzustimmen. Die Folgerichtigkeit d​es Putsches e​rgab sich l​aut Willms a​us dem Versagen d​es Direktoriums, „dem e​s nicht gelungen war, d​ie Schreckenszeit d​urch eine politische Ordnung z​u überwinden, d​ie der Dynamik d​er Revolution e​in Ende setzte.“ Demnach herrschte e​ine kaum m​ehr zu überbrückende Spaltung d​er revolutionären Bewegungskräfte, d​ie sich n​icht zuletzt a​n den unterschiedlich gewichteten u​nd interpretierten Leitbildern Freiheit u​nd Gleichheit zeigte. Der sozial u​nd parteipolitisch n​icht festgelegten Armee s​ei folglich d​ie Aufgabe zugefallen, d​ie anarchischen Zustände z​u überwinden.[101] Als Erster Konsul e​ines Dreier-Kollegiums übernahm Bonaparte faktisch d​ie Macht d​er neuen provisorischen Regierung, präsentierte bereits a​m 13. Dezember 1799 e​ine neue Verfassung u​nd verkündete abschließend: „Bürger, d​ie Revolution i​st auf d​ie Grundsätze gebracht, v​on denen s​ie ausgegangen ist; s​ie ist beendet.“[102]

Seinen Aufstieg u​nd die Machtsicherung verdankte Bonaparte hauptsächlich d​em Revolutionsheer u​nd den m​it seinen Soldaten errungenen militärischen Erfolgen. In d​er Konsulatsverfassung w​ar zudem d​ie Garantie enthalten, d​ass die m​it der Revolution verbundene Besitzverschiebung erhalten bleiben sollte. Die Nationalgüter königlicher, kirchlicher o​der adliger Herkunft blieben a​lso rechtmäßiger Besitz derer, d​ie sie i​m Zuge d​er Revolution erworben hatten – e​ine wichtige Voraussetzung z​ur Herstellung d​es sozialen Friedens.

Den Emigranten, d​ie ihren Besitz verloren hatten, w​urde eine Entschädigung a​us dem Staatsschatz angeboten, w​as etwa 140.000 z​ur Rückkehr n​ach Frankreich veranlasste. Auch m​it dem Vatikan u​nd den papsttreuen, eidverweigernden Priestern gelangte Bonaparte z​u einem Ausgleich. In d​em Konkordat v​om 15. Juli 1801 m​it Pius VII. w​urde der Katholizismus a​ls mehrheitliche Religion d​er Franzosen anerkannt u​nd die f​reie Religionsausübung a​n Sonntagen u​nd kirchlichen Feiertagen wieder offiziell gestattet. Andererseits b​lieb es b​ei der Trennung zwischen Kirche u​nd Staat u​nd bei d​er revolutionsbedingten Enteignung v​on Kirchenbesitz. Die „Organischen Artikel“ v​om 8. April 1802 (18 germinal a​n X) folgten d​em Konkordat a​ls Ausführungsgesetz. Die o​hne Beteiligung d​er Kurie verfassten 77 Artikel sicherten abermals d​ie staatliche Prärogative s​owie die Notwendigkeit d​er staatlichen Zustimmung z​u päpstlichen Dekretalen.

Die Krönung in Notre Dame (1804). Napoleon, der sich zuvor selbst gekrönt hat, setzt seiner Gemahlin Joséphine die Krone auf. Rechts von Napoleon sitzt Papst Pius VII. (Gemälde von Jacques-Louis David)

Mit d​em Code civil a​ls Bürgerlichem Gesetzbuch, d​as am 24. März 1804 verkündet wurde, b​ot die Herrschaft Napoleon Bonapartes schließlich konkrete rechtliche Grundlagen z​ur dauerhaften Sicherung d​es Eigentums g​egen feudale Restaurationsansprüche w​ie gegen Forderungen n​ach sozialer Gleichheit. Staatsbürgerliche Gleichheit w​urde damit a​ls Rechtsgleichheit a​ller Franzosen fixiert. Anstelle regelmäßiger Wahlen jedoch ließ Bonaparte Plebiszite z​u ausgewählten wichtigen Fragen abhalten. Seiner Erhebung a​ls Napoleon I. z​um Kaiser d​er Franzosen – m​it eigenhändiger Krönung i​n Anwesenheit d​es Papstes a​m 2. Dezember 1804 i​n der Kathedrale Notre Dame – stimmten dreieinhalb Millionen Franzosen b​ei 2500 Gegenstimmen i​n einem Plebiszit zu.[103]

Rezeption und Deutung des Revolutionsgeschehens

Geschichte u​nd Geschichtsschreibung d​er Französischen Revolution s​ind von i​hrem Anbeginn bereits u​nter Zeitgenossen vielschichtig-facettenreich u​nd kontrovers erfasst worden. In Frankreich h​atte die „Große Revolution“ zeitüberdauernd a​uch politisch identitätsstiftende Bedeutung. Sie wirkte a​uf akademischer Ebene epochen- u​nd schulbildend, führte z​u politischen Polemiken u​nd historiographischen Grabenkriegen. Die Varianten d​er Revolutionsgeschichtsschreibung erstrecken s​ich von gegenrevolutionären über liberale, republikanische, sozialistische, kommunistische u​nd revisionistische Interpretationsansätze.[104]

Dem liberalen Ansatz zuzurechnen s​ind laut Pelzer u​nter anderen Adolphe Thiers u​nd François-Auguste Mignet; a​ls national-romantisch eingeordnet w​ird Jules Michelet, strukturanalytisch Alexis d​e Tocqueville, kulturkritisch Hippolyte Taine, politisch-religiös Alphonse Aulard, internationalistisch Albert Sorel, sozialistisch Louis Blanc, Albert Mathiez u​nd Georges Lefèbvre, revisionistisch François Furet u​nd Denis Richet.[105]

Exemplarische Arbeiten u​nd Deutungen z​ur Französischen Revolution stammen z​udem von Edmund Burke, Germaine d​e Staël, Thomas Carlyle, Alphonse d​e Lamartine, Edgar Quinet, Karl Marx, Friedrich Engels, Jean Jaurès, Hedwig Hintze, Pierre Gaxotte, Bernard Faÿ, George Rudé, Albert Soboul, Jacques Godechot u​nd Michel Vovelle.[104] Das zweihundertjährige Jubiläum d​er Französischen Revolution 1989 w​urde weltweit begangen, u​nter anderem m​it einer Flut v​on annähernd 5.000 Bänden, darunter Quelleneditionen, Monographien u​nd Kongressakten. Ein Großteil d​er neueren Forschungsliteratur besteht l​aut Rolf Reichardt a​us Regionalstudien u​nd folgt d​amit einem Trend, d​ie Revolution z​u „entparisianisieren“. Auf Archivstudien u​nd Quellenauswertungen beruhende exemplarische Fallstudien s​ind Reichardt zufolge geeignet herauszufinden, w​as in d​er Fülle d​es Revolutionsgeschehens für d​ie Zeitgenossen besonders wichtig war.[106]

Siehe auch

Literatur

Einführungen

  • Karl Griewank: Die Französische Revolution. 8. Auflage, Böhlau, Köln 1984, ISBN 3-412-07684-8.
  • Wolfgang Kruse: Die Französische Revolution. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-71316-7.
  • Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-017068-7.
  • Susanne Lachenicht: Die Französische Revolution. 1789–1795. 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-26807-8.
  • Eberhard Schmitt: Einführung in die Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 1976. ISBN 3-406-06459-0.
  • Albert Soboul: Kurze Geschichte der Französischen Revolution. Wagenbach, Berlin 1996, ISBN 3-8031-2365-8.
  • Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. 4., durchgesehene Auflage, C. H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-50847-9.

Gesamtdarstellungen

  • François Furet / Denis Richet: Die Französische Revolution. Lizenzausgabe im C. H. Beck-Verlag, München 1981 (Französische Originalausgabe: La Révolution. Zwei Bände, Paris 1965 und 1966) ISBN 3-406-07603-3.
  • Peter McPhee: Liberty or Death. The French Revolution. Yale University Press, New Haven 2016, ISBN 978-0-300-18993-3.
  • Jules Michelet: Geschichte der französischen Revolution (10 Teile in 5 Bänden). Eichborn, Frankfurt am Main 1989 (Französische Originalausgabe: L’Histoire de la Révolution francaise, Paris 1847 bis 1853), ISBN 3-8218-5019-1.
  • Jeremy D. Popkin: A new world begins: the history of the French Revolution. Hachette Book Group, New York 2019, ISBN 978-0-465-09666-4.
  • Rolf Reichardt: Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-596-60135-5.
  • Simon Schama: Citizens: A Chronicle of the French Revolution. Vintage Books, New York 1990.
  • Ernst Schulin: Die Französische Revolution. 4. überarbeitete Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51262-3.
  • Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. 2. Auflage, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977 (Französische Originalausgabe: Précis de l’histoire de la révolution française, Paris 1965 und 1966).
  • Jean Tulard, Jean-François Fayard und Alfred Fierro: Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, ISBN 2-221-04588-2.
  • Michel Vovelle: Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten. Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-596-24340-8.
  • Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 2014, ISBN 3-406-66936-0.

Spezialuntersuchungen

  • Peter R. Campbell (Hrsg.): The origins of the French revolution, Palgrave Macmillan, Basingstoke 2006, ISBN 0-333-94971-4.
  • Roger Chartier: Die kulturellen Ursprünge der Französischen Revolution. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-593-35358-X.
  • Daniel Guérin: Klassenkampf in Frankreich 1793–1795 (Bourgeois et bras nus). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-07528-4.
  • Jonathan Israel: Die Französische Revolution. Ideen machen Politik. Reclam-Verlag, Ditzingen 2017, ISBN 978-3-15-011004-1.
  • Georges Lefèbvre: 1789. Das Jahr der Revolution. dtv, München 1989, ISBN 3-423-04491-8.
  • Erich Pelzer (Hrsg.): Revolution und Klio. Die Hauptwerke zur Französischen Revolution. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-36258-7.
  • Rolf Reichardt: Die Französische Revolution als europäisches Medienereignis, in: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2010 Zugriff am: 13. Juni 2012.
  • Shirley E. Roessler: Out of the Shadows. Women and Politics in the French Revolution, 1789–95. Lang, New York 1998, ISBN 0-8204-4012-4.
  • Brigitte Schoch-Joswig: „Da flamt die gräuliche Bastille“. Die Französische Revolution im Spiegel der deutschen Bildpropaganda (1798–1799) (= Manuskripte für Kunstwissenschaft in der Wernerschen Verlagsgesellschaft 20). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1989. ISBN 978-3-88462-919-2.

Quellen- und Textsammlungen

  • David Andress (Hrsg.): The Oxford Handbook of the French Revolution. Oxford University Press, Oxford 2015.
  • François Furet / Mona Ozouf: Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution. 2 Bände, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996 (Französische Originalausgabe: Dictionnaire critique de la Révolution française, Paris 1988).
  • Walter Grab (Hrsg.): Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. Nymphenburger Verlagsgesellschaft, München 1973. ISBN 3-485-03214-X.
  • Walter Grab (Hrsg.): Die Debatte um die Französische Revolution. Nymphenburger Verlagsgesellschaft, München 1975. ISBN 3-485-03222-0.
  • Walter Markov: Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2. Reclam, Leipzig 1982.
  • Georges Pernoud, Sabine Flaissier (Hrsg.): Die Französische Revolution in Augenzeugenberichten. 2. Auflage, München 1978 (französische Originalausgabe: Paris 1959). ISBN 3-423-01190-4.

Film

  • Die Französische Revolution; Frankreich, (West-)Deutschland, Italien, Großbritannien, Kanada 1989, Regie: Robert Enrico, Richard T. Heffron, Dauer: 351 Minuten (teils staatlich gefördertes als durchgängiger Spielfilm dramaturgisch aufbereitetes Historiendrama zum 200. Jahrestag des Revolutionsbeginns – verdichtet auf die Darstellung der Ereignisse der maßgeblichen ersten fünf Jahre der Revolution zwischen 1789 und 1794)
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Wiktionary: Französische Revolution – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Französische Revolution – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. 4., durchgesehene Auflage, Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-50847-9, S. 7.
  2. Zit. n. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. Beck, München 2013, S. 9.
  3. Susanne Lachenicht: Die Französische Revolution. 1789–1795. 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-26807-8, S. 121.
  4. Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 2014, S. 9.
  5. Susanne Lachenicht: Die Französische Revolution. 1789–1795. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, S. 9 und 148.
  6. Vgl. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, ISBN 3-15-017017-6, S. 34.
  7. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 53.
  8. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. Beck, München 2013, S. 27.
  9. Zit. n. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. 4. Auflage, Beck, München 2004, ISBN 3-406-51262-3, S. 64.
  10. Blau und Rot waren die Farben von Paris, Weiß die des Königtums.
  11. Georges Lefèbvre: 1789. Das Jahr der Revolution. dtv, München 1989, ISBN 3-423-04491-8, S. 129.
  12. Georges Lefèbvre: 1789. Das Jahr der Revolution. dtv, München 1989, S. 132.
  13. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. Beck, München 2013, S. 16.
  14. Georges Lefèbvre: 1789. Das Jahr der Revolution. dtv, München 1989, S. 141.
  15. Eine Regionalstudie dazu bietet das Kapitel „Brennende Schlösser in den Weinbergen des Mâconnais im Juli 1789“ in: Rolf E. Reichardt, Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur, Frankfurt am Main 1998, S. 30 ff.; zusammenfassend ebenda das Kapitel „Die Bauernrevolution im Überblick“, S. 54 ff.
  16. Georges Lefèbvre: 1789. Das Jahr der Revolution. dtv, München 1989, S.nbsp;160.
  17. „L’Assemblée nationale détruit entièrement le régime féodal.“ Zit. n. Georges Lefèbvre, La Révolution Française. Paris 1968, S. 149.
  18. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S.nbsp;111.
  19. „Les hommes naissent et demeurent libre et égaux en droits.“ Dt. Übersetzung zit. n. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S.nbsp;218.
  20. François Furet / Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S.nbsp;113 f.
  21. Daniel Gerson: Französische Revolution. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 4: Ereignisse, Dekrete, Kontroversen. De Gruyter Saur, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-025514-0, S.nbsp;135 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  22. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S.nbsp;122 f.
  23. François Furet und Denis Richet: Die Französische Revolution. C.H. Beck, München 1981, Kapitel 4.
  24. Karl Griewank: Die Französische Revolution. 8. Auflage, Böhlau, Köln 1984, ISBN 3-412-07684-8, S. 48; Fédération (fête de la).In: Jean Tulard, Jean-François Fayard und Alfred Fierro: Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, S. 815.
  25. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. C. H. Beck, München 2004, S. 114 f.
  26. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. 2. Auflage, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977, S. 172.
  27. Vgl. Karl Griewank: Die Französische Revolution. Böhlau, Köln 1984, S. 49.
  28. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 163.
  29. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. C. H. Beck, München 2004, S. 113.
  30. Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 2014, S. 254; Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Ein Abriß ihrer Geschichte (1789–1799). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 194 f.
  31. Susanne Lachenicht: Die Französische Revolution. 1789–1795. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, S. 47; Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Stuttgart 2012, S. 52.
  32. John Hardman: The Real and Imagined Conspiracies of Louis XVI. In: Thomas E. Kaiser et al. (Hrsg.): Conspiracy in the French Revolution. Manchester University Press, Manchester/New York 2007, S. 63–84, hier S. 67–74; Aurore Chéry: Varennes: What Kind of Rupture? A New Awareness of The Border. In: La Révolution française. Cahiers de l'Institut d'Histoire de la Révolution française 5, 2011, S. 2 f. (abgerufen am 5. März 2021); Ambrogio Caiani: Louis XVI and Marie Antoinette. In: David Andress (Hrsg.): The Oxford Handbook of the French Revolution. Oxford University Press, Oxford 2015, S. 311–329, hier S. 323; Volker Sellin: Gewalt und Legitimität. Die europäische Monarchie im Zeitalter der Revolutionen. Oldenbourg, München 2011, ISBN 978-3-486-70705-2, S. 187 ff.
  33. Vgl. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 184.
  34. Zit. n. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977, S. 196.
  35. Zit. n. Walter Grab (Hrsg.), Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1973, S. 59 f.
  36. T. C. W. Blanning: Die Ursprünge der französischen Revolutionskriege. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten. Schöningh, Paderborn 2000, S. 175–190, hier S. 184.
  37. Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 2014, S. 267 f.
  38. Comité autrichien. In: Jean Tulard, Jean-François Fayard und Alfred Fierro: Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, S. 661; Thomas Kaiser: From the Austrian Committee to the Foreign Plot: Marie-Antoinette, Austrophobia, and the Terror. In: French Historical Studies 26, Number 4, (2003), S. 579–617, hier S. 587 f.
  39. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. C. H. Beck, München 2004, S. 118 f. Die Verwirklichung dieses Beschlusses im Schnellverfahren zog sich jedoch laut Schulin danach noch lange hin. (Ebenda, S. 119)
  40. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 191.
  41. T. C. W. Blanning: Die Ursprünge der französischen Revolutionskriege. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten. Schöningh, Paderborn 2000, S. 175–190, hier S. 184.
  42. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Leipzig 1982, S. 198 f.
  43. Zit. n. Walter Grab (Hrsg.), Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. München 1973, S. 94.
  44. Zit. n. Walter Grab (Hrsg.), Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. München 1973, S. 98.
  45. Wolfgang Kruse: Die Französische Revolution. Schöningh, Paderborn 2005, S. 28; François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 191.
  46. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1973, S. 206.
  47. T. C. W. Blanning: Die Ursprünge der französischen Revolutionskriege. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten. Schöningh, Paderborn 2000, S. 175–190, hier S. 185; Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 2014, S. 285, 290–293.
  48. Paris war ursprünglich für die Organisation der Wahlen in 48 Sektionen aufgeteilt; im Fortgang der Revolution waren diese Wahlbezirke aber auch zu Organisationseinheiten der politisch interessierten Bürger für die Abfassung von Forderungen und für die Koordination und Durchführung von Volksaktionen geworden.
  49. John Hardman: The Life of Louis XVI. Yale University Press, New Haven/London 2016, ISBN 978-0-300-22165-7, S. 417 f. (abgerufen über De Gruyter Online)
  50. Marseille als eine Hochburg des revolutionären Geschehens fernab von Paris erweist das Kapitel „Marseille: ‚Schutzschild der Revolution’“ in: Rolf E. Reichardt, Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur, Fischer, Frankfurt am Main 1998, S. 93 ff.
  51. Georges Lefèbvre: Quatre-Vingt-Neuf (1939; deutsche Übersetzung: 1789. Das Jahr der Revolution. dtv, München 1989, S. 140 f.)
  52. Vgl. u. a. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 165 f.
  53. Vgl. z. B. Walter Grab (Hrsg.), Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1973, S. 108 ff.
  54. Vgl. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 228.
  55. Vgl. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 91.
  56. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 239.
  57. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 253.
  58. Zit. n. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 258.
  59. Zit. n. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 256.
  60. Zit. n. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 260.
  61. Im Zuge der Vertreibung der Girondins durch die Ereignisse des 2. Juni 1793 kam es zu einer nochmaligen Vereinheitlichung der politischen Linie im Netz der Jakobiner-Klubs, die jedoch wie gesehen bereits vordem in Gang gekommen war: „Von 1793 an wurde die Säuberung zum Medium der bis dahin nicht erreichten politischen Einheit. In Paris wurde sie im März/April 1793 von einem ernannten, nicht gewählten Komitee durchgeführt, denn Robespierre hatte geltend gemacht, daß ‚die Gesellschaft viele Feinde in ihrer Mitte hat, die daran interessiert sind, diejenigen Mitglieder zu entfernen, deren Strenge sie fürchten.‘“ François Furet, Mona Ozouf: Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, Bd. 2, S. 787.
  62. Die Wahlbeteiligung lag bei ungefähr einem Drittel der Wahlberechtigten.
  63. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Leipzig 1982, S. 450.
  64. Dekret vom 23. August 1793. Zit. n. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977, S. 295.
  65. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Leipzig 1982, S. 491 f.
  66. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Ein Abriß ihrer Geschichte (1789–1799). 4. Auflage der durchgesehenen deutschen Ausgabe, Sonderausgabe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 299 f.
  67. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Reclam, Leipzig 1982, S. 515 ff.
  68. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977, S. 306.
  69. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Leipzig 1982, S. 494 f.
  70. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1973, S. 300.
  71. Vgl. z. B. Walter Grab (Hrsg.): Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1973, S. 176 ff.
  72. Zit. n. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. Beck, München 2004, S. 213.
  73. Jules Michelet: Bilder aus der Französischen Revolution (ausgewählt und überarbeitet von Melanie Walz). München 1989, S. 248.
  74. Zit. n. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. Beck, München 2004, S. 214.
  75. Vgl. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977, S. 313.
  76. Mona Ozouf unterstreicht bezüglich der „revolutionären Dechristianisierung“ Aspekte der Nachhaltigkeit: „der Aufbruch von Millionen von Priestern in die Emigration und die Amtsniederlegung – oft ohne Rückkehr – von Tausenden anderer Priester haben eine Ruinenlandschaft zurückgelassen – Gemeinden ohne Pfarrer, verlassene Pfarrhäuser, Gläubige ohne Sakramentenspendung. […] die revolutionäre Krise beschleunigt den Rückgang der männlichen Beteiligung an der österlichen Kommunion und bringt die beiden gegensätzlichen Örtlichkeiten der dörflichen Soziabilität im 19. Jahrhundert auf den Weg: die Kirche für die Frauen, die Schenke für die Männer.“ François Furet / Mona Ozouf: Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution. 2 Bände, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, Band 1, S. 45.
  77. François Furet, Mona Ozouf: Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, Band 1, S. 507 ff.
  78. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Reclam, Leipzig 1982, S. 562 ff.
  79. Zit. n. Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789–1799. Band 2, Reclam, Leipzig 1982, S. 566 f.
  80. Zit. n. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. Beck, München 2004, S. 222.
  81. Zit. n. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 326.
  82. Michel Vovelle: Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten. Fischer, Frankfurt am Main 1985, S. 131 f.
  83. Zit. n. Walter Grab (Hrsg.), Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1973, S. 225.
  84. François Furet, Denis Richet: Die Französische Revolution. Beck, München 1981, S. 326.
  85. Zit. n. Walter Grab (Hrsg.), Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1973, S. 228 ff.
  86. Zit. n. Albert Soboul: Die Große Französische Revolution. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1977, S. 376.
  87. Karl Griewank: Die Französische Revolution. Böhlau, Köln 1984, S. 91.
  88. Susanne Lachenicht: Die Französische Revolution. 1789–1795. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, S. 65 f.
  89. Der Name „Thermidorianer“ meint die nach dem Sturz der Revolutionsregierung unter Robespierre herrschende Konventsmehrheit und bezieht sich gemäß Revolutionskalender auf den „Hitzemonat“ (Juli) 1794, der diesen Einschnitt der Revolutionsgeschichte brachte.
  90. In historischen Darstellungen ist es durchaus bis heute üblich, für wichtige Ereignisse der französischen Geschichte, die zwischen dem 22. September 1792 (1. Vendémiaire I) und dem 31. Dezember 1805 (10. Nivôse XIV) stattfanden, die Daten sowohl nach dem Gregorianischen wie nach dem Revolutionskalender anzugeben.
  91. Vor allem auf dem Lande war die Umstellung aber schwer durchsetzbar und die Erleichterung groß, als 1802 der Sonntagsrhythmus und 1805 der vorrevolutionäre Kalender insgesamt wieder eingeführt wurden.
  92. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. Beck, München 2013, S. 100. Für weitere Motive in der populären Bildpublizistik vgl. Martin Höppl (2010): Druckgraphik der Französischen Revolution. Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Kollektivpsyche. In: Helikon. A Multidisciplinary Online Journal 1, S. 144–183 (PDF; 7,2 MB).
  93. Vgl. auch Susanne Petersen: Marktweiber und Amazonen. Frauen in der Französischen Revolution: Dokumente, Kommentare, Bilder. 3. Auflage. PapyRossa, Köln (= Neue Kleine Bibliothek. Band 16), ISBN 3-89438-019-5.
  94. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. Beck, München 2013, S. 94.
  95. Hans-Ulrich Thamer: Die Französische Revolution. Beck, München 2013, S. 102.
  96. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 121.
  97. Nachdem der Sohn Ludwigs XVI. am 8. Juni 1795 im Gefängnis gestorben war, firmierte sein Onkel unter dem Namen Ludwig XVIII. und konnte als dieser nach Napoleons I. endgültiger Niederlage 1815 auf den französischen Thron gelangen.
  98. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 132.
  99. Vgl. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 135.
  100. Vgl. Albert Soboul: Kurze Geschichte der Französischen Revolution. Wagenbach, Berlin 1996, ISBN 3-8031-2365-8, S. 120.
  101. Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. C. H. Beck, München 2014, S. 739.
  102. „Citoyens, la révolution est fixée aux principes qui l’ont commencée: elle est finie.“ Zit. n. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 150.
  103. Axel Kuhn: Die Französische Revolution. Reclam, Ditzingen 1999, S. 152.
  104. Erich Pelzer: Einleitung. In: Ders. (Hrsg.): Revolution und Klio. Die Hauptwerke zur Französischen Revolution. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 13.
  105. Erich Pelzer: Einleitung. In: Ders. (Hrsg.): Revolution und Klio. Die Hauptwerke zur Französischen Revolution. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 14.
  106. Reichardt begründet den eigenen Darstellungsansatz mit dem Hinweis, die Geschichtsschreibung habe zu einer oft weit von der Lebenswirklichkeit der damaligen Zeit entfernten „Kanonisierung der revolutionshistorischen Tatsachen und Ereignisse einschließlich ihrer Gewichtung und Verknüpfung“ geführt. (Reichardt 1998, S. 11 f.)
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