Trense
Eine Trense ist Bestandteil des Zaumzeugs für Pferde. Eine Trense ist ein gebrochenes Gebiss mit Ringen an jeder Seite zum Einschnallen der Zügel.
Umgangssprachlich wird oft die ganze Trensenzäumung als Trense bezeichnet.
Geschichte
Als älteste Trensenknebel (Psalien oder Psalii) wurden durchbohrte Geweihstangen, die so genannten Knebel vom Typ Sabatinovka der Sredni Stog-, Gumelnita- und Cucuteni-Tripolje Kultur sowie die Ostorfer Spitzen der späten Trichterbecherkultur diskutiert, die in das Spätneolithikum und die frühe Kupferzeit zu datieren sind. Ihre Verwendung als Trensenknebel ist allerdings umstritten.
Als mögliche frühe Psalien sind außerdem noch Objekte aus der kupferzeitlichen Botai-Kultur Kasachstans (etwa 3500–3000 v. Chr.) zu erwähnen. Ein Fundort erbrachte etwa 300.000 Pferdeknochen, die jedoch überwiegend von Wildpferden stammen. Da die gesicherte, bronzezeitliche Knebelentwicklung dieses Raumes jedoch mit Platten- und Scheibenknebeln beginnt, bestände demnach keine Kontinuität.
Sichere Belege von Knebeln, die zu Trensen aus organischem, nicht erhaltenem Material gehören, stammen erst aus der frühen Bronzezeit (Ende des 3./Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr.). In den verschiedenen Gebieten werden dabei zunächst ganz unterschiedliche Formen aus Knochen oder Geweih verwendet. In dem osteuropäisch-zentralasiatischen Raum zwischen Griechenland bzw. dem Karpatenbecken (allerdings in einer Nebenrolle) bis Usbekistan handelt es sich um Platten- und Scheibenknebel (rueda calada).
- Die Plattenknebel sind langrechteckig, in der Längsrichtung gewölbt, mit einem großen Loch in der Mitte. Eine zusätzliche Durchbohrung liegt seitlich. Das nach Fundlage obere Ende der Platte ist abgesetzt und trägt mehrere kleine Löcher.
- Die Scheibenknebel sind rund mit einem großen Durchzug in der Mitte. Eine Variante hat seitlich dazu zwei Löcher, eine andere, häufigere, besitzt eine abgesetzte, gerade oder dreieckige Seite mit mehreren kleinen Löchern, in denen manchmal Fixierstifte erhalten sind.
Platten- als auch die Scheibenknebel haben meist Zacken oder Spitzen auf der Innenseite, sind also geschärft. Die Verwendung solcher Platten und Scheiben als Trensenknebel ist gesichert durch Gräber aus dem Südural. Dort wurden sie am Maul von Pferdeskletten gefunden. Einen weiteren Hinweis geben bildliche Darstellungen auf mykenischen Fresken. Während die Plattenknebel in diesem Gebiet nur kurzzeitig verwendet wurden, blieben Scheibenknebel bis in die entwickelte Bronzezeit in Gebrauch. Die Knebelseite mit mehreren Löchern war an dem Nasenriemen befestigt, während alle weiteren Einrichtungen (andere Riemen und die Zügel) mit der Trense verknüpft gewesen sein dürften, die durch den großen Durchzug führte.
Eine eigenständige Provinz für Trensenknebelfunde ist China. Hier wurden in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. metallene Plattenknebel verwendet. Diese bestehen, aus einer rechteckigen Platte mit zentralem Loch, seitlichem Bügel und zwei hohlen Rippen oder zusätzlichen Ösen. Im Unterschied zu den eurasischen Platteknebeln aus Geweih oder Knochen sind sie ungeschärft.
Im Gegensatz dazu wurde im Karpatenbecken und im Alten Orient seit der Frühbronzezeit (Ende des 3./Anfang des 2. Jahrtausend v. Chr.) der
- Stangenknebel aus Geweih verwendet. Im Karpatenbecken trafen die Scheiben- und Stangenknebeltraditionen aufeinander und es entstanden vereinzelte Mischformen. Im Verlauf der Bronzezeit (Mitte bis Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.) verbreiteten sich die Stangenknebel weiter nach Westen und wurden in Italien, West- und Nordeuropa, einschließlich der Britischen Inseln bis in die Spätbronzezeit (Anfang 1. Jahrtausends v. Chr.) verwendet. Während dieser Zeit ersetzten sie allmählich auch im Osten die älteren Platten- und Scheibenknebel und sind in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. bis China nachweisbar. Es fällt auf, dass in Westeuropa, auf der Iberischen Halbinsel und in Westfrankreich, archäologisch kein frühes Zaumzeug überliefert ist. Die Geweihknebel aus Frankreich sind vorwiegend spätbronzezeitlich, obwohl dort das Pferd in der Zeit der Glockenbecherkultur (3. Jahrtausend v. Chr.) wahrscheinlich redomestiziert worden war.
Bei der Entwicklung der Stangenknebel finden sich schon von Anfang an sowohl biplan (der große Durchzug liegt in einer anderen Ebene als die kleineren Löcher) als auch monoplan (alle Löcher liegen in einer Ebene) eingerichtete Knebel. Diese beiden Systeme existierten bis in die Spätbronzezeit weiter, es entstanden jedoch auch andere Varianten. Schon aus der Frühen und Mittleren Bronzezeit kennen wir Stangenknebel mit zwei mittleren Durchzügen, manchmal mit zusätzlichen Zapfen an einem Ende.
In frühneuzeitlichen Texten findet sich die Bezeichnung „das Biss“ für die Pferdetrense, so etwa in einem mit Abbildungen und Erläuterungen verschiedener Trensen versehenem „pisbuech“ (Teil einer in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenen Handschrift im Stadtarchiv Augsburg).[1]
Wirkung von Gebissen
Gebisse liegen im Pferdemaul in dem zahnfreien Raum zwischen Schneidezähnen und Backenzähnen, der Laden genannt wird.
Gebisse ohne Anzüge wirkt im Unterschied zu Kandaren nur auf das Pferdemaul. Sie erzeugt – je nach Stärke des ausgeübten Zugs – Druck auf Zunge und Laden des Pferdes.
Die Dicke des Gebisses ist mitentscheidend für seine Schärfe. Je dünner das Gebiss ist, desto schärfer wirkt es auf das Pferdemaul, da es die Stellen des Mauls punktuell anspricht. Der Umkehrschluss, dass ein dickeres Gebiss immer weicher wirkt, gilt nur eingeschränkt, da ein zu dickes Gebiss das Pferd auch stören kann, wenn es zu viel Platz im Maul einnimmt. Die Dicke des Gebisses muss auf das Pferdemaul angepasst werden, damit das Pferd unbehindert mit dem Gebiss im Maul kauen kann.[2]
Materialien
Metallgebisse können entweder hohl oder massiv sein. Ein massives Gebiss liegt ruhiger im Maul und kann nicht durchgebissen werden. Ein Vorteil hohler Gebisse ist bei kaltem Wetter ihre rasche Erwärmung im Maul. Gebisse können auch vorgewärmt werden, beispielsweise mit warmen Wasser.
- Edelstahl: Edelstahlgebisse sind wegen ihrer Glätte und Haltbarkeit beliebt und außerdem unproblematisch in der Pflege.
- Eisen: Fördert den Speichelfluss durch den Geschmack des Metalles.
- Kupfer: Kupfer selbst ist zu weich als Gebissmaterial, wird wegen seines guten Geschmacks aber gerne von Pferden angenommen. Daher wird es in vielen Gebissen entweder eingebettet oder als Grundlage für Legierungen verwendet.
- Argentan: Argentan ist eine handelsübliche Legierung, auch bekannt als „Neusilber“ oder „German silver“, und besteht aus Kupfer, Nickel und Zink. Sie enthält meist 47–65 % Kupfer, 12–25 % Nickel und Zink. Der Nickelanteil im Argentan kann Allergien auslösen.
- Aurigan: Aurigan ist eine patentierte Messing-Legierung aus 85 % Kupfer, 11 % Zink und 4 % Silizium. Nickel wird durch ein spezielles Reinungsverfahren vom Kupfer getrennt, dadurch ist die Legierung Nickel-frei und für Allergiker geeignet. Die Legierung enthält kein Aluminium, das die Oxidation des Kupfers beeinträchtigen würde. Durch oxidiertes Kupfer entsteht ein süßlicher Geschmack („Sweet Iron“), welchen die Pferde gerne annehmen und deshalb auch besser darauf abkauen. Da Kupfer sehr weich ist, wurde die Legierung mit Silizium härter gemacht, um die Abnutzung zu reduzieren.[3]
- Sensogan: Sensogan ist eine patentierte Messing-Legierung aus Kupfer, Zink und Mangan, die seit 2014 erhältlich ist. Der Mangangehalt dient der Härtung der Legierung und verringert das Anlaufen. Der Kupferanteil ist gegenüber Aurigan verringert, die Oxydation des Kupfers erfolgt langsamer und es wird weniger Kupfer abgegeben. Stattdessen wird Mangan an den Speichel abgegeben.[4]
- Titan: Titan ist leicht, fest, korrosionsbeständig, bioverträglich und ist ein schlechter Wärmeleiter. Die Gebisse verschleißen wenig und sind für Allergiker geeignet.
- Leder: Wenn gut gepflegt, wird es von manchen Pferden gerne angenommen. Bei schlechter Pflege wird es hart und rau.
- Kunststoff: Für Kunststoff-Gebisse wird häufig der thermoplastische Kunststoff Nathe verwendet. Nathe gleitet auch trocken sehr gut im Pferdemaul und wird meist gerne angenommen. Nathe ist sehr weich, wenig haltbar und wird recht schnell „durchgekaut“. Da Nathegebisse einen Drahtkern besitzen, sollte man regelmäßig auf abgenutzte Stellen kontrollieren.
- Gummi: Gut eingespeichelt ist es ein weiches pferdefreundliches Material. Bei schlecht kauenden Pferden hat es die Wirkung eines Radiergummis, der auf Dauer abstumpfend wirken kann, so dass sie schlechter auf die Reiterhilfen reagieren. Ein Gummigebiss sollte immer einen Metallkern haben, sonst kann es durchgebissen werden.
- Schaumstoff: Diese Gebisse mit einem Metallkern und einer dicken Schaumstoffummantelung werden im Rennsport verwendet.
Seitenteile
- Durchlaufende Gebissringe, wie bei der Wassertrense erlauben dem Pferd etwas mehr Bewegungsfreiheit.
- Bei der Knebeltrense sitzt an den Enden des Mundstücks je eine Querstange, die eine ruhige Lage im Maul bewirken. Die Knebel verhindern ein seitliches Verrutschen der Knebeltrense im Maul und schützen die Maulwinkel, ähnlich wie die Olive bei der Olivenkopftrense. Bei manchen Knebeltrensen sind die Knebel etwas nach außen gebogen, damit der obere Teil der Knebel dem Pferdekopf nicht zu nah kommt und Druck auf die Backenzähne erzeugt.
- Bei der D-Ringtrense ist der Ring zum Maul hin abgeflacht. Sie liegt wie die Knebeltrense ruhig im Maul.
- Beim Olivenkopfgebiss sind die Enden des Mundstückes olivenförmig verdickt, diese Linie wird von den Ringen fortgesetzt. So wird verhindert, dass die Mundwinkel des Pferdes eingeklemmt werden oder das Gebiss durchs Maul gezogen wird. Da das Mundstück nicht wie bei der Wassertrense auf den Gebissringen gleitet, hat ein Olivenkopfgebiss eine geringe Hebelwirkung.
Gebissformen
- Das Stangengebiss ist ein ungebrochenes Mundstück. Es ist meist durch einen leichten Bogen oder mehrfache Biegungen dem Pferdemaul angepasst. Ein Zug am Zügel übt Druck auf die jeweilige Seite des Unterkiefers, aber auch auf die gegenüberliegende Seite des Oberkiefers aus. Daher kann diese Gebissform insbesondere für junge Pferde verwirrend sein. Ein rein einseitige Zügelhilfe ist nicht möglich. Bei beidhändiger Zügelführung kann sich die Stange im Maul verkanten. Sie ist besonders geeignet für einhändige Zügelführung.
- Die Wassertrense ist einfach gebrochen. Sie wird in Österreich Wischzaum und beim Westernreiten Snaffle Bit genannt. Sie besteht aus zwei gleich langen Mundstückteilen, die über ein Gelenk miteinander verbunden sind. Aufgrund der einfachen Bauweise gehört sie zu den ersten historisch belegten Trensentypen. Zum Beispiel wurde bei einer Ausgrabung im keltischen Oppidum von Manching eine Wassertrense gefunden. Zur Schonung der Maulwinkel können Gummischeiben verwendet werden. Dort wo die Ringe das Mundstück durchbohren, kann sich durch Ausleiern ein Grat bilden, der den Maulwinkel einklemmen kann. Röntgenbilder widerlegen die Annahme, dass das Gelenk der Wassertrense gegen den Gaumen des Pferdes drückt. Stattdessen wurde festgestellt, dass Trensengebisse auf die Zunge drücken.[5]
- Die doppelt gebrochene Trense hat drei Teile, die beweglich miteinander verbunden sind. Das mittlere Teil ist dabei meist kürzer als die beiden äußeren Teile. Wegen ihrer weichen Wirkung wird die doppelt gebrochene Trense häufig als Ausbildungsgebiss eingesetzt. Pferde nehmen diese meist gerne an, da sie sich der Anatomie des Pferdemauls gut anpasst. Es gibt doppelt gebrochene Trensen mit abgerundetem bzw. olivenförmigem Mittelglied und solche die als Mittelteil ein flaches Plättchen haben (Scharniertrense, Dr.-Bristol-Gebiss). Ein plättchenförmiges Mittelglied kann jedoch bei Zügelzug mit der schmalen Kante auf Zunge und Gaumen drücken. Das Mittelteil wird außerdem gerne mit Spielern (Zungenspieler) versehen, um das Pferd zu verstärkter Kautätigkeit anzuregen, sie werden jedoch von manchen Pferden als störend empfunden.
- Die Unterlegtrense, auch Filet genannt, wird zusammen mit einer Kandare verwendet. Sie ist einfach oder doppelt gebrochen. Sie ist dünner als eine Wassertrense und hat kleinere Trensenringe.
Von der FN nicht zugelassene Gebisse sind:[6]
- Aufziehtrense: Backenstück und Zügel sind hier aus einem Riemen, der durch zwei Ösen oben und unten am Trensenring verläuft. Beim Annehmen des Zügels werden dem Pferd die Maulwinkel mit Hebelwirkung hochgezogen. Wegen seiner scharfen Einwirkung wird sie sehr gern im Polosport eingesetzt, oft zusätzlich mit Schlaufzügeln oder Ausbindern.
- Die Löffeltrense hat ein doppelt gebrochenes Trensengebiss mit flachen, runden Metallplättchen am Mittelstück des Mundstückes. Diese sollen verhindern, dass das Pferd die Zunge über die Trense legen und sich auf diese Weise der Einwirkung weitgehend entziehen kann. Die Löffeltrense wird auch Zungenstreckertrense genannt.
- die Crescendotrense ist eine sehr scharfe Trense und wird im Rennsport bei übermäßig lauffreudigen und schwer kontrollierbaren Pferden verwendet.
- Die Rollentrense ist mit Rollen ausgestattet. Kupferrollen erzeugen zusammen mit anderen Metallen winzige Spannungen, die durch ihr leichtes Kribbeln zur Maultätigkeit anregen sollen. Sind die Rollen so in die Trense integriert, dass die Oberfläche glatt ist, ist die Trense nur leicht schärfer, bilden die Rollen aber Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche, so wirkt die Trense sehr stark und kann bei groben Reiterhänden dem Pferd Schmerzen bereiten.
- Zusatzketten für Gebisse werden oft bei Rennpferden verwendet. Einerseits als Sicherheit, falls die Trense bricht, andererseits wird diese Kette oft als "Spielkette" für Pferde verwendet, die eher nervös sind und sich durch das Spielen mit der Kette im Maul ein wenig abreagieren können.
- Das Schlangengebiss ist ein Ledermundstück. Ein Lederriemen wird dem Pferd um den unteren Laden gelegt und mit den Zügeln verbunden. Je nach Krafteinwirkung der Reiterhand liegt die Schlinge locker oder wird enger zugezogen.
- Kettentrense: Hier hat das Pferd ein Stück Metallkette im Maul. Sie wirkt extrem scharf und ist daher als tierquälerisch einzuordnen.
- Doppeltrense: Zwischen den Trensenringen sind zwei Gebisse übereinander angebracht, beide sehr dünn und asymmetrisch gebrochen, das eine Gebiss links, das andere rechts. Damit wirkt das Gebiss sehr punktuell und scharf auf Gaumen, Laden und Zunge ein.
- Aufziehtrense Ringform
- Aufziehtrense halber Ring
- Löffeltrense
- Crescendotrense
- Zusatzkette
Siehe auch
Literatur
- Ch. Eger: Debellator Hostium: Zur Reiterdarstellung auf dem Scheibenknebel von Puente Genil, 2007, doi:10.11588/propylaeumdok.00000032
- H. G. Hüttel: Bronzezeitliche Trensen in Mittel- und Osteuropa, 1981, ISBN 978-3-406-04003-0
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans-Peter Hils: Meister Albrants Roßarznei. Über eine unbekannte Abschrift von Meister Albrants Roßarznei aus dem 16. Jahrhundert. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 3, 1985, S. 77–99, hier: S. 77–79.
- Gebisskontrolle: Das könnte Ihrem Pferd passen, Kristina Glaser, Cavallo, 31. Januar 2020
- Archived copy. Archiviert vom Original am 16. Juni 2012. Abgerufen am 19. Dezember 2012.
- Pferdesport 2019, Sprenger
- Gebisskontrolle: Das könnte Ihrem Pferd passen, Kristina Glaser, Cavallo, 31. Januar 2020
- Austauschseiten, Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO) 2013 - Änderungen/Ergänzungen zum 1. Januar 2013, FN, Seite 287 ff.