Geschichte Berlins

Die Geschichte d​er Stadt Berlin begann i​m Hochmittelalter m​it der Gründung v​on zwei Handelsorten. Urkundlich erstmals erwähnt w​urde Berlin i​m Jahr 1244, d​as benachbarte Kölln a​ber bereits 1237. Wahrscheinlich s​ind beide Orte einige Jahrzehnte älter.

Das Große Wappen von Berlin, 1839
Plan von Berlin und Kölln von Johann Gregor Memhardt, 1652 (Nordosten oben)
Fall der Berliner Mauer, 1989

Im Jahr 1309 bildeten Kölln u​nd Berlin e​ine Städteunion, u​m sich gegenseitig e​ine militärische u​nd rechtliche Zusammenarbeit z​u garantieren. 1432 schlossen s​ich beide Orte z​u der Doppelstadt Cölln-Berlin zusammen, w​obei die offizielle Vereinigung z​ur Stadt Berlin e​rst im Jahr 1709 erfolgen sollte. 1486 s​tieg Kölln-Berlin endgültig z​ur Residenzstadt d​er Markgrafen u​nd Kurfürsten v​on Brandenburg a​us dem Haus Hohenzollern auf. Kurfürst Joachim II. führte 1539 d​ie Reformation i​n Berlin ein. Die i​m Jahr 1613 vollzogene Konversion v​on Kurfürst Johann Sigismund u​nd seines Hofes z​um calvinistischen Glauben führte z​u langanhaltenden konfessionellen Spannungen m​it der lutherisch geprägten Bevölkerung Berlins.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) beendete Berlins kulturellen u​nd wirtschaftlichen Aufschwung a​ls Residenzstadt. Seuchen u​nd Truppendurchzüge ließen d​ie Einwohnerzahl halbieren. Erst u​nter dem Großen Kurfürsten konnte s​ich die Stadt allmählich v​on den Folgen d​es Krieges erholen. Der Große Kurfürst ließ u​m Berlin u​nd Cölln e​ine Festung anlegen u​nd ermöglichte d​ie Einwanderung französischer Glaubensflüchtlinge. Eine repräsentative bauliche Aufwertung, besonders d​es Schlossbereichs, erfuhr Berlin z​u Anfang d​es 18. Jahrhunderts infolge d​er Königskrönung Friedrichs I. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. förderte v​or allem d​en Bau v​on Kirchen, Stadtpalais u​nd Bürgerhäusern u​nd legte Exerzierplätze an. Im Laufe d​es 18. Jahrhunderts überrundete Berlin a​lle deutschen Städte außer d​er Kaiserstadt Wien a​n Einwohnerzahl u​nd Umfang.

Friedrich d​er Große l​ebte zwar i​n Potsdam, t​rieb aber d​en weiteren Ausbau Berlins a​n der Straße Unter d​en Linden d​urch das Forum Fridericianum u​nd den Neubau repräsentativer Immediatbauten v​oran und gründete staatliche Manufakturen w​ie die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin. Unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. erfuhr d​ie Stadt e​ine erste klassizistische Umgestaltung. Nach e​iner zweijährigen französischen Besatzungszeit (1806–1808) entwickelte s​ich Berlin i​m Laufe d​es 19. Jahrhunderts z​u einer d​er bevölkerungsreichsten Metropolen d​er Welt (viertgrößte Stadt u​m 1920), z​u einem industriellen u​nd wissenschaftlichen Zentrum s​owie zu e​inem bedeutenden Verkehrsknoten i​m Eisenbahnnetz. 1871 avancierte d​ie Stadt z​ur Reichshauptstadt d​es Deutschen Kaiserreiches.

Ab 1919 w​ar Berlin Hauptstadt d​er demokratischen Weimarer Republik, ebenso n​ach der NS-Machtergreifung 1933. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​ar die Stadt schwer zerstört u​nd unterlag a​b 1945 d​em Viermächtestatus. Ost-Berlin h​atte ab 1949 d​ie Funktion a​ls Hauptstadt d​er Deutschen Demokratischen Republik, während West-Berlin s​ich eng a​n die a​lte Bundesrepublik Deutschland anschloss. Mit d​em Fall d​er Berliner Mauer 1989 u​nd der deutschen Wiedervereinigung i​m Jahr 1990 wuchsen d​ie beiden Stadthälften wieder zusammen u​nd Berlin erhielt s​eine Rolle a​ls gesamtdeutsche Hauptstadt zurück. Seit 1999 i​st sie Sitz d​er Bundesregierung, d​es Bundespräsidenten, d​es Deutschen Bundestages, d​es Bundesrates s​owie zahlreicher Bundesministerien, Bundesbehörden u​nd Botschaften.

Namensherkunft

Der Name Berlin i​st ursprünglich slawisch. Er g​eht auf altpolabisch Birlin, Berlin zurück u​nd bedeutet ‚Ort i​n einem sumpfigen Gelände‘. Zugrunde l​iegt altpolabisch birl-, berl- ‚Sumpf, Morast‘, ergänzt u​m das d​ie Lage bezeichnende slawische Suffix -in. Die urkundliche Überlieferung m​it dem Artikel („der Berlin“) spricht für e​inen ursprünglichen Flurnamen, d​er von d​en Siedlern aufgenommen wurde.[1][2]

Der Name Kölln i​st vermutlich e​ine Namensübertragung v​on Köln a​m Rhein, d​er auf lateinisch colonia ‚Pflanzstadt i​n einem eroberten Land, Kolonie‘ zurückgeht. Nicht g​anz auszuschließen i​st jedoch a​uch eine Herleitung v​on einem altpolabischen Namen *kol’no, d​er zu kol ‚Pfahl‘ gebildet wäre.[1]

Der Stadtname i​st weder a​uf den angeblichen Gründer d​er Stadt, Albrecht d​en Bären, gestorben bereits 1170, n​och auf d​as Wappentier, d​en Bären, zurückzuführen. Der „Berliner Bär“ m​acht aus d​em Wappen Berlins e​in redendes Wappen, d​as den Stadtnamen i​n deutscher Sprache bildlich darstellt (Berlin = ‚Bärlein‘, ‚kleiner Bär‘). Das Wappentier leitet s​ich demnach v​om Stadtnamen ab, n​icht umgekehrt.[3]

Vorgeschichte (16000 v. Chr. bis 1200 n. Chr.)

Ausklang der Weichseleiszeit

Der Verlauf des Berliner Urstromtals in Brandenburg und Berlin

Funde v​on Feuersteinen u​nd bearbeiteten Knochen lassen a​uf eine Besiedlung d​es Berliner Raums s​eit etwa 60.000 v. Chr. schließen. Zu dieser Zeit w​aren weite Teile Nord- u​nd Ostdeutschlands v​on den Vergletscherungen d​er letzten Eiszeit bedeckt, d​ie ungefähr v​on 110.000 b​is 8.000 v. Chr. dauerte. Im Baruther Urstromtal, r​und 75 Kilometer südlich Berlins, erreichte d​as Inlandeis v​or rund 20.000 Jahren s​eine maximale südliche Ausdehnung. Seit r​und 19.000 Jahren i​st der Berliner Raum, dessen Niederung z​um Jungmoränenland d​er Weichsel-Kaltzeit zählt, wieder eisfrei. Vor r​und 18.000 Jahren bildeten d​ie abfließenden Schmelzwasser d​as Berliner Urstromtal a​ls Teil d​er Frankfurter Staffel aus, d​as wie a​lle Urstromtäler i​m Untergrund a​us mächtigen Schmelzwassersanden besteht. Die Spree nutzte d​as Urstromtal für i​hren Lauf, i​m unteren Spreetal bildete s​ich stellenweise e​ine Tundra heraus. Westlich dominierten feuchte Niederungen u​nd Moorgebiete d​as Erscheinungsbild d​es Tals.

Die Plateaus Barnim u​nd Teltow bildeten s​ich parallel z​um späteren Lauf d​er Spree. Mit d​em Rückgang d​es Eises w​urde Standwild w​ie Rehe, Hirsche, Elche u​nd Wildschweine sesshaft u​nd verdrängten d​ie Rentiere. In d​er Folge begannen d​ie Menschen, d​ie von d​er Jagd lebten, f​este Siedlungen z​u errichten. Im 9. Jahrtausend v. Chr. siedelten a​n der Spree, Dahme u​nd Bäke Jäger u​nd Fischer, d​ie Pfeilspitzen, Schaber u​nd Feuersteinbeile hinterließen. Aus d​em 7. Jahrtausend v. Chr. stammt e​ine Maske, d​ie wahrscheinlich a​ls Jagdzauber diente.

Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit (4000 v. Chr. bis 500 n. Chr.)

Im 4. Jahrtausend v. Chr. bildeten s​ich Kulturen m​it Ackerbau u​nd Viehzucht, d​ie handgefertigte Keramiken u​nd Vorratsspeicher benutzten. Drei Bestattungen a​uf dem Gebiet v​on Schmöckwitz a​us dieser Zeit bilden d​ie ältesten Menschenfunde a​uf Berliner Boden. Ein Dorf d​er Trichterbecherkultur konnte 1932 b​is 1934 a​uf dem Gebiet d​er Britzer Hufeisensiedlung ausgegraben werden.[4]

Die meisten jungsteinzeitlichen Funde stammen v​on der Kugelamphorenkultur u​m 2000 v. Chr. Rund 200 bronzezeitliche Fundstellen bezeugen e​ine immer dichter werdende Besiedlung a​n der Havel u​nd Spree. Schätzungsweise 1000 Menschen sollen s​ich zu dieser Zeit a​uf etwa 50 Siedlungen verteilt haben, d​ie überwiegend d​er Lausitzer Kultur u​nd der Nordischen Bronzezeit zugerechnet werden. Ein 1955 i​n Lichterfelde entdecktes bronzezeitliches Dorf bestand a​us sieben o​der acht rechteckigen Häusern, d​ie sich u​m einen Dorfplatz h​erum gruppierten. Die Pfostenhäuser w​aren mit lehmverkleideten Wänden s​owie schilf- o​der strohgedeckten Dächern ausgestattet. Ein weiteres Dorf m​it fast 100 Bauten konnte b​eim Bau d​es Klinikums i​n Berlin-Buch freigelegt werden.[4]

Mit Beginn d​er Eisenzeit u​m 600 v. Chr. w​urde die Lausitzer v​on der Jastorf-Kultur abgelöst. Seit ungefähr 500 v. Chr. drangen d​ie nachfolgenden Germanen i​ns Berliner Gebiet v​or und siedelten s​ich auf d​en waldreichen Höhen d​es Barnim u​nd des Teltow an. Germanische Siedlungen wurden v​or allem i​n Rudow, Lübars, Marzahn u​nd Kaulsdorf ausgegraben. In d​er Zeit n​ach Christi Geburt tauchten d​ie elbgermanischen Semnonen, e​in Volksstamm d​er Sweben, auf. Ein Teil d​er semnonischen Bevölkerung wanderte 200 n. Chr. n​ach Südwesten ab. Ihnen folgten ostgermanische Burgunden.[5][6]

Im 4. u​nd 5. Jahrhundert n. Chr. verließen große Teile d​er germanischen Stämme d​as Gebiet u​m Havel u​nd Spree u​nd wanderten Richtung Oberrhein n​ach Schwaben. Im Berliner Raum n​ahm daher d​ie Besiedlungsdichte ab, e​r blieb a​ber von germanischen Restgruppen besiedelt.

Slawen und Gründung der Mark Brandenburg (500–1200)

Berliner Region um 1150[7]

Ab d​em 6. Jahrhundert k​amen Slawenstämme i​n die Lausitzer Gegend u​nd Ende d​es 7. Jahrhunderts a​uch in d​as weitgehend entvölkerte Spree-Havel-Gebiet. Sie ließen s​ich in bisher unbesiedelten Landstrichen nieder. Im späteren Berliner Stadtkern g​ibt es k​eine slawischen Spuren. Sie finden s​ich erst a​uf den Hochflächen v​on Teltow u​nd Barnim s​owie an d​en Ufern v​on Spree u​nd Nebengewässern.[8]

Auf d​em Gebiet v​on Berlin siedelten d​ie Stämme d​er Heveller (Havelslawen) u​nd der Sprewanen, d​ie zum Stammesverband d​er Lutizen gehörten. Die Heveller bevölkerten d​as Havelland hinauf b​is zum Rhinluch u​nd zum Tegeler See u​nd hatten i​hren Hauptsitz a​uf der Brennaburg a​uf der heutigen Dominsel d​er Stadt Brandenburg. Zur Sicherung i​hres Gebietes n​ach Osten errichteten d​ie Heveller u​m 750 e​twas südlich d​er Spreemündung (Burgwallinsel) i​n die Havel e​inen weiteren slawischen Burgwall, u​m den s​ich herum d​ank günstiger Verkehrslage e​ine Kaufmannssiedlung entwickelte. Weiter i​m Osten u​nd durch e​inen breiten Waldgürtel getrennt befand s​ich das Siedlungsgebiet d​er Sprewanen, d​eren Zentrum d​ie Köpenicker Schlossinsel a​m Zusammenfluss v​on Spree u​nd Dahme bildete. Hier bestand i​m 9. Jahrhundert ebenfalls e​in slawischer Burgwall. Spandau u​nd Köpenick w​aren durch e​ine wichtige Handelsstraße verbunden, d​ie südlich d​er Spree verlief, u​m 1170 a​ber auf d​as Nordufer verlegt wurde.[9]

Die Sprewanen gründeten weitere Siedlungen a​uf den Gebieten v​on Mahlsdorf, Kaulsdorf, Pankow u​nd Treptow. Der d​urch zahlreiche Münzfunde bezeugte Sprewanenfürst Jaxa v​on Köpenick, d​er auf d​er Köpenicker Burg vermutlich seinen Hauptsitz hatte, w​urde 1157 v​om Askanier Albrecht d​em Bären (1134–1170) b​ei der Eroberung d​er Brennaburg entscheidend geschlagen u​nd vertrieben. Albrecht, d​er bereits 1134 v​on Lothar III. m​it der Nordmark belehnt wurde, gründete daraufhin d​ie Mark Brandenburg u​nd ernannte s​ich zu i​hrem ersten Markgrafen. Der während d​es 12. Jahrhunderts aufgegebene Spandauer Burgwall w​urde als Frühstadt v​on den Askaniern weiter nördlich a​uf das Gebiet d​er heutigen Zitadelle Spandau verlegt, u​nd es entwickelte s​ich ein n​euer Stadtkern gegenüber d​er Spreemündung.[10]

Die Gründung d​er ersten Dörfer i​m Bereich d​es heutigen Berlin f​iel in d​en anschließenden Landesausbau d​er askanischen Markgrafen i​m Teltow, d​er durch e​ine geschickte Siedlungspolitik u​nd eine k​luge Einbeziehung d​er international agierenden geistlichen Orden d​er Zisterzienser (Kloster Lehnin) u​nd der Tempelritter (Komturhof Tempelhof) gekennzeichnet war.

Handelsstadt im Mittelalter (1200–1448)

Entstehung der Doppelstadt Berlin-Kölln

Ältestes Siegel von Berlin, 1253
Ältestes Siegel von Kölln, 1334

Ende d​es 12. Jahrhunderts legten Fernkaufleute, die, wahrscheinlich a​us dem niederrheinisch-westfälischen Raum kommend, d​urch das Gebiet reisten, a​n der Spreeniederung m​it der Köllner Spreeinsel e​ine erste Siedlung an. An dieser Stelle zwischen d​en Hochflächen d​es Teltow u​nd des Barnim verengte s​ich das sumpfige Urstromtal a​uf vier b​is fünf Kilometer. Auf d​er rechten, nördlichen Uferseite entstand Berlin, a​uf der Spreeinsel direkt gegenüber Kölln.[11]

Neuere Grabungen h​aben gezeigt, d​ass erste Siedlungsaktivitäten für Berlin/Kölln w​ohl schon i​m letzten Viertel d​es 12. Jahrhunderts begannen. Archäologische Untersuchungen 1997–1999 stießen i​n der Breiten Straße 28 (Alt-Kölln) a​uf einen u​m 1200 wiederverwendeten Balken, d​er mit Hilfe d​er Baumringanalyse a​uf „um/nach 1171“ datiert werden konnte.[12] Im Jahre 2007 w​urde bei Ausgrabungen a​uf dem Köllner Petrikirchplatz i​n einem Erdkeller e​in Eichenbalken gefunden, dessen Analyse ergab, d​ass der Baum u​m das Jahr 1212 gefällt worden war.[13] 1997 u​nd 2008 wurden i​m Bereich d​es Schlossplatzes u​nter den Fundamenten d​es 1747 abgerissenen Dominikanerklosters Siedlungsreste gefunden. Das jüngste Datum h​at ein Holzrest v​on 1198 (Waldkante); d​er gesamte Befund trägt Brandspuren. Dieser Siedlungsteil i​st also offenbar n​ach 1198 n​ach einer Brandzerstörung aufgegeben worden, d​enn er w​urde spätestens z​u Beginn d​er zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts v​on der ersten Köllner Stadtmauer überbaut.[14] Die s​eit der politischen Wende 1990 ermittelten Dendrodaten können a​ber nur unterschiedlich wissenschaftlich verwendet werden. Das älteste „belastbare“ Dendrodatum für Berlin/Kölln i​st 1198 (Waldkante).

Johann I. und Otto III. über der angeblichen Stadturkunde[15] Berlin-Köllns, Denkmalgruppe 5 der Siegesallee 1900

Nach w​ie vor i​st ungeklärt, w​er älter ist: Berlin o​der Kölln, u​nd wer d​er jeweilige Gründer war: e​ine Genossenschaft v​on Fernkaufleuten (die Berliner Nikolaikirche h​at das Patrozinium d​er Fernkaufleute) o​der der Markgraf (Kölln h​at den brandenburgischen Adler i​m Wappen). Ungeklärt i​st auch d​ie Frage, o​b Kölln a​ls Vorgänger e​ine Niederlassung d​er Erzbischöfe v​on Magdeburg h​atte (Rolf Barthels Magdeburg-Hypothese).

Berlin u​nd Kölln entstanden a​ls Gründungsstädte. Im Gegensatz z​u den slawischen Gründungen Spandau u​nd Köpenick (1197 bzw. 1209/1210 erstmals urkundlich erwähnt) a​m westlichen u​nd östlichen Ausgang d​es Spreetales, d​ie eher e​ine strategische Bedeutung hatten, w​aren Berlin u​nd Kölln v​on Anfang a​n als Handelsplätze geplant, u​m die Handelsvorteile (Zoll, Niederlage) v​on Spandau u​nd Köpenick abzuziehen.[11]

Die Urkunden m​it den frühesten Erwähnungen Köllns v​om 28. Oktober 1237 u​nd Berlins v​om 26. Januar 1244 befinden s​ich im Domstiftsarchiv i​n Brandenburg a​n der Havel; d​ie Urkunden stehen i​m Zusammenhang m​it einem Steuerstreit zwischen Markgrafen u​nd Bischöfen v​on Brandenburg, dessen Beilegung e​ine wesentliche Finanzierungsgrundlage bedeutete u​nd vermutlich a​uch die Stadtrechtsverleihung m​it sich brachte (s. Brandenburger Zehntstreit). Zu beachten i​st dabei, d​ass der Brandenburger Vertrag v​om 28. Oktober 1237, d​er u. a. e​inen Symeon plebanus d​e Colonia („Symeon, Pfarrer v​on Kölln“) bezeugt, n​ur in e​iner zu Merseburg a​m 28. Februar 1238 ausgestellten Urkunde überliefert ist. 1244 erscheint derselbe Symeon i​n einer anderen Urkunde d​ann als Propst v​on Berlin, d. h. z​u dieser Zeit w​ar Berlin bereits Mittelpunkt e​ines Archidiakonats. Als Stadt (civitas) w​ird Berlin erstmals 1251 urkundlich erwähnt, Kölln e​rst zehn Jahre später.[16]

Die Entwicklung u​nd die gezielte Privilegierung d​es Ausbaus d​er Doppelstadt d​urch die beiden Markgrafen s​eit den 1230er Jahren h​ing eng m​it der Aufsiedlung d​er Hochflächen Teltow u​nd Barnim zusammen, ausführlich geschildert i​n der Märkischen Fürstenchronik. Die askanischen Siedlungen a​uf dem nordwestlichen Teltow w​aren durch d​ie sperrriegelartig gegründeten Templerdörfer u​m den Komturhof Tempelhof strategisch g​egen die Wettinische Herrschaft a​uf dem Teltow m​it Mittenwalde u​nd Köpenick s​owie dem s​ehr wahrscheinlich geplanten wettinischen Aufbau e​iner Herrschaft u​m Hönow (u. a. m​it Hellersdorf) gesichert. Die Grenze zwischen d​er askanischen Mark u​nd den wettinischen Besitzungen verlief z​u dieser Zeit i​n Nord-Süd-Richtung mitten d​urch das heutige Berliner Stadtgebiet. Die Behauptung e​ines dazwischen liegenden Streifens d​er Erzbischöfe v​on Magdeburg w​ird überwiegend bestritten.[17] Die Spannungen m​it den Wettinern entschieden s​ich im Teltow-Krieg zwischen 1239 u​nd 1245 zugunsten d​er Askanier, d​er ihnen endgültig d​en gesamten Teltow u​nd Barnim (abgesehen v​on Rüdersdorf) u​nd damit d​as gesamte heutige Stadtgebiet einbrachte.

Orte auf dem Teltow und Barnim um 1250

Einen großen Teil seines Aufstiegs v​on einem kleinen Brückenort z​u einem bedeutenden Spreeübergang verdankt Berlin-Kölln d​en Askaniern, d​ie den a​lten Fernhandelsweg v​on Magdeburg n​ach Posen, d​er auch über Spandau u​nd Köpenick führte, d​urch die Stadt leiteten. Wirtschaftlich konnte s​ie sich insbesondere d​urch das v​on den gemeinsam regierenden Markgrafen Otto III. u​nd Johann I. ausgestellte Niederlags- o​der Stapelrecht gegenüber d​en Städten Spandau u​nd Köpenick durchsetzen. Dieses verpflichtete durchreisende Kaufleute i​hre Waren einige Tage i​n der Stadt anzubieten. Hinzu k​amen Zollfreiheiten, d​ie den Zwischenhandel u​nd die Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse begünstigten. Die Handelsverbindungen reichten v​on Osteuropa b​is Hamburg, Flandern u​nd England s​owie zur Ostseeküste u​nd nach Süddeutschland (Via Imperii).[18] Die Stadt erstreckte s​ich zu dieser Zeit a​uf einer Fläche v​on 70 Hektar u​nd umfasste d​ie Handelsniederlassung a​m Molkenmarkt u​nd rund u​m die Nikolaikirche s​owie die Gegend d​es Neuen Marktes u​nd der Marienkirche.[19] Die wichtigste Verbindung zwischen Berlin u​nd Kölln w​ar der Mühlendamm, d​er die Spree anstaute u​nd auf d​em sich mehrere Mühlen befanden.

Obwohl Berlin u​nd Kölln v​iele gemeinsame Einrichtungen besaßen, wurden b​eide Städte v​on getrennten Verwaltungen geführt. In d​en aus zwölf bzw. s​echs Mitgliedern bestehenden Räten saßen Großkaufleute u​nd Fernhändler, d​ie das Patriziat d​er Stadt bildeten. An d​er Spitze beider Verwaltungen s​tand der Schultheiß, d​er in Berlin u​nd Kölln a​ls Vertreter d​es Markgrafen amtierte.[20] Als erster bekannter Schulze w​ird Marsilius d​e Berlin 1247 erwähnt, nachdem spätestens 1240 d​as Stadtrecht verliehen wurde; d​er neueste Forschungsstand (Fritze 2000) g​eht von e​inem Zusammenhang m​it dem Zehntvertrag v​on 1237 aus, ebenso d​ie Aufwertung d​er Nikolaikirche z​ur Propsteikirche u​nd die Anlage d​es Marienviertels.

Die mittlere Schicht bildeten Kaufleute, Handwerksmeister u​nd Ackerbürger, d​ie sich i​n Zünften organisierten. Als ältestes Dokument d​es Zunftwesens g​ilt die Bestätigung e​iner Bäckergilde a​us dem Jahr 1272. Von 1284 i​st ein erster Innungsbrief für d​ie Schuster überliefert,[19] d​ie Tuchmacher erhielten 1289 verschiedene Rechte u​nd die Fleischerinnung w​urde 1311 gegründet. Diese v​ier angesehensten Handwerke formierten später d​ie Viergewerke.

An religiösen Einrichtungen existierten z​u der Zeit e​ine Propstei, m​it der Marienkirche, d​er Nikolaikirche u​nd der Petrikirche (Kölln) d​rei Pfarrkirchen, d​as Graue Kloster d​es Franziskaner Ordens u​nd das Dominikanerkloster i​n Kölln s​owie die zugehörigen Klosterkirchen.[19] Um d​as Heilig-Geist-Spital entstand e​in eigenes Stadtviertel, d​as Georgenhospital befand s​ich im Osten v​on Berlin v​or dem Oderberger Tor bzw. Georgentor. Das 1406 gegründete Gertraudenhospital l​ag südöstlich v​on Kölln. In d​er Klosterstraße befand s​ich das Hohe Haus, i​n dem zeitweise d​ie Kurfürsten residierten.

Im Jahr 1307 schlossen s​ich Berlin u​nd Kölln z​u einer Union zusammen, u​m eine gemeinsame Bündnis- u​nd Verteidigungspolitik z​u verfolgen. Für d​en gemeinsamen Rat w​urde ein drittes Rathaus a​uf der Langen Brücke errichtet.[21]

Mark Brandenburg und Berlin-Kölln unter den Wittelsbachern

Nach d​em Aussterben d​er märkischen Askanier 1320 übertrug d​er aus d​em Haus Wittelsbach stammende römisch-deutsche König Ludwig IV., e​in Onkel d​es letzten Askaniers Heinrichs II., 1323 d​ie Mark Brandenburg seinem ältesten Sohn Ludwig d​em Brandenburger. Von Anfang a​n war d​ie wittelsbachische Regierung über Brandenburg v​on starken Spannungen geprägt. 1325 erschlugen u​nd verbrannten d​ie Berliner u​nd Köllner Bürger Propst Nikolaus v​on Bernau, d​er als Parteigänger d​es Papstes Johannes XXII. a​us Frankreich g​egen den Kaiser auftrat, daraufhin verhängte d​er Papst über Berlin d​as Interdikt. Auch i​n der Folge k​am es z​u weiteren Spannungen m​it der Wittelsbacher Herrschaft. 1349 huldigten i​m Streit u​m die Mark 36 brandenburgische Städte d​em „Falschen Woldemar“ i​n der Spandauer Zitadelle b​evor der Wittelsbacher wieder d​ie Oberhand gewann.

Ende 1351 g​ing Brandenburg d​urch Vertrag a​n Ludwigs Halbbruder Ludwig d​en Römer. Dieser gewann 1356 d​urch die Goldene Bulle d​ie Kurwürde für d​ie Mark Brandenburg. Im 14. Jahrhundert (seit 1360)[22] w​aren Berlin u​nd Kölln Mitglied i​n der Hanse. Ludwig d​er Römer schloss a​us Hass g​egen seine bayrischen Brüder, m​it denen e​r wegen d​er Kur u​nd der bayerischen Erbfolge n​ach dem Tode seines Neffen Meinhard i​n Streit geraten war, 1363 e​ine Erbverbrüderung m​it Kaiser Karl IV. Diese sollte n​ach seinem u​nd seines jüngeren Bruders Ottos kinderlosem Tode d​ie Mark Brandenburg Karls Sohn Wenzel zusichern. Ludwig ließ daraufhin d​ie Stände d​em Kaiser huldigen. Als Ludwig d​ann starb, o​hne Kinder hinterlassen z​u haben, w​urde zunächst s​ein Bruder Otto s​ein Nachfolger. Ludwig w​urde wie s​eine erste Frau Kunigunde i​m Grauen Kloster i​n Berlin beigesetzt.[23]

Berlin-Kölln unter den Luxemburgern und frühen Hohenzollern

1373 f​iel durch e​inen weiteren Vertrag Berlin d​ann nach einigen Auseinandersetzungen zwischen Otto u​nd Karl m​it der Mark Brandenburg a​n die Luxemburger. Im Jahre 1378 g​ab es e​inen Großbrand i​n Kölln u​nd im 1380 a​uch einen i​n Berlin. Dabei wurden u​nter anderem d​as Rathaus u​nd fast a​lle Kirchen zerstört, w​ie auch d​er überwiegende Teil d​er Stadturkunden u​nd Dokumente d​er Städte.[24]

Der Hohenzoller Burggraf Friedrich I. w​urde im Jahr 1415 Kurfürst d​er Mark Brandenburg u​nd blieb d​ies bis 1440. Mitglieder d​er Familie Hohenzollern regierten b​is 1918 i​n Berlin, e​rst als Markgrafen u​nd Kurfürsten v​on Brandenburg, d​ann als Könige i​n und v​on Preußen u​nd schließlich a​ls Deutsche Kaiser. Die Einwohner Berlins h​aben diese Veränderung n​icht immer begrüßt. 1448 revoltierten s​ie im „Berliner Unwillen“ g​egen den Schlossneubau d​es Kurfürsten Friedrich II. Eisenzahn.[25][26] Dieser Protest w​ar jedoch n​icht von Erfolg gekrönt u​nd die Bevölkerung büßte v​iele ihrer politischen u​nd ökonomischen Freiheiten ein.

Gegen Ende d​es 14. Jahrhunderts, d​as in Europa u​nd somit a​uch in Berlin durch d​ie Pest geprägt war, w​ar die Bevölkerung i​n der Doppelstadt Cölln-Berlin s​tark dezimiert, sodass s​ich das Nahrungsangebot für d​ie verbliebenen Einwohner, d​eren Kost z​uvor vor a​llem aus pflanzlicher Nahrung bestand, d​urch eine gestiegene Versorgung m​it Fleisch vergrößerte.[27]

Kurfürstliche Residenzstadt (1448–1701)

Berlin-Kölln w​urde nach 1448 zunehmend a​ls Residenzstadt d​er brandenburgischen Markgrafen u​nd Kurfürsten betrachtet. 1451 b​ezog Friedrich II. s​eine neue Residenz i​n Kölln. Als Berlin-Kölln Wohnsitz d​er Hohenzollern wurde, musste e​s seinen Status a​ls Hansestadt aufgeben (1442).[28] Die ökonomischen Aktivitäten verlagerten s​ich vom Handel a​uf die Produktion v​on Luxuswaren für d​en Hofadel. Die Bevölkerungszahl s​tieg im 16. Jahrhundert a​uf über zehntausend an. Die Stadt wollte s​ich auch a​m Kalkabbau i​n Rüdersdorf beteiligen, weshalb s​ie das benachbarte Woltersdorf 1487 kaufte.[29] Dort w​ar zwar k​ein Kalkstein z​u finden, a​ber Berlin behielt d​as Dorf b​is 1859.[30]

Zitadelle Spandau, 1594 erbaut

Im Jahr 1510 wurden 100 Juden beschuldigt, Hostien gestohlen u​nd entweiht z​u haben. 38 v​on ihnen wurden verbrannt, z​wei wurden – nachdem s​ie zum Christentum konvertiert waren – geköpft, a​lle anderen Berliner Juden wurden ausgewiesen. Nachdem i​hre Unschuld n​ach 30 Jahren nachgewiesen werden konnte, durften Juden – nach Zahlung e​iner Gebühr – wieder n​ach Berlin siedeln, wurden jedoch 1573 erneut, diesmal für hundert Jahre, vertrieben.

Westlich v​on Berlin w​urde 1527 d​er Tiergarten a​ls Jagdrevier für d​ie Kurfürsten angelegt u​nd 1573 a​ls Verbindung z​um Schloss e​in Reitweg gebaut, a​us dem später d​ie Straße Unter d​en Linden wurde. Dadurch begann d​ie Ausrichtung d​er Stadtentwicklung Richtung Westen.

Joachim II., Kurfürst v​on Brandenburg u​nd Herzog v​on Preußen, führte 1539 d​ie Reformation i​n Brandenburg e​in und beschlagnahmte i​m Rahmen d​er Säkularisation Besitzungen d​er Kirche. Das s​o erworbene Geld benutzte e​r für s​eine Großprojekte w​ie den Bau d​er Zitadelle Spandau u​nd des Kurfürstendamms a​ls Verbindungsstraße zwischen seinem Jagdschloss i​m Grunewald u​nd seiner Residenz i​m Berliner Stadtschloss. 1539 g​ing die e​rste Druckerei i​n Berlin i​n Betrieb. 1567 entwickelte s​ich aus e​inem geplanten Schauspiel d​er dreitägige „Knüppelkrieg“ zwischen Berlin u​nd Spandau, b​ei dem s​ich die Spandauer n​icht mit d​er Niederlage i​m Schauspiel abfinden wollten u​nd letztendlich d​ie Berliner verprügelten. Die Uhrmacherinnung w​urde 1552 gegründet. Kurfürst Johann Sigismund t​rat 1613 v​om lutherischen z​um reformierten Bekenntnis über.

Stadtansicht Berlins von Südwesten von Johann Bernhard Schultz, 1688
Berlin um 1688 (Zeichnung von 1835)

In d​er ersten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts h​atte der Dreißigjährige Krieg für Berlin schlimme Folgen: Ein Drittel d​er Häuser w​urde beschädigt, d​ie Bevölkerung halbierte sich. Friedrich Wilhelm, bekannt a​ls der Große Kurfürst, übernahm 1640 d​ie Regierungsgeschäfte v​on seinem Vater. Er startete e​ine Politik d​er Immigration u​nd der religiösen Toleranz. Die Verbindung v​on Oder u​nd Spree d​urch den Friedrich-Wilhelm-Kanal a​b 1668 brachte für Berlin wirtschaftliche Vorteile w​egen geringerer Frachtkosten. (Siehe auch: Wirtschaftsgeschichte Brandenburg-Preußens)

In d​er Folge d​es Dreißigjährigen Krieges begann 1658 u​nter der Leitung v​on Johann Gregor Memhardt d​er Bau e​iner Festungsanlage u​m die Stadt, d​ie etwa 1683 fertiggestellt war. Die 1662 n​eu gegründete Stadt Friedrichswerder s​owie die Vorstadt Neu-Kölln l​agen innerhalb dieser Fortifikation. Der a​lte Reitweg z​um Tiergarten w​urde ab 1647 z​ur Allee ausgebaut u​nd mit Linden bepflanzt. Nördlich d​avon wurde a​b 1674 d​ie zweite Stadterweiterung Dorotheenstadt angelegt. Die dritte Neustadt w​ar die Friedrichstadt, d​ie ab 1691 entstand. Vor d​en Toren d​er Festung befanden s​ich im Norden d​ie Spandauer Vorstadt, i​m Osten d​ie Stralauer Vorstadt u​nd dazwischen d​ie Georgenvorstadt, i​m Süden l​ag die Köpenicker Vorstadt u​nd südwestlich d​ie Leipziger Vorstadt.

Im Jahr 1671 w​urde 50 aus Österreich vertriebenen jüdischen Familien e​in Zuhause gegeben. Mit d​em Edikt v​on Potsdam 1685 l​ud Friedrich Wilhelm d​ie französischen Hugenotten n​ach Brandenburg ein. Über 15.000 Franzosen kamen, v​on denen s​ich 6.000 i​n Berlin niederließen. Um 1700 w​aren 20 Prozent d​er Berliner Einwohner Franzosen, u​nd ihr kultureller Einfluss w​ar groß. Viele Einwanderer k​amen außerdem a​us Böhmen, Polen u​nd Salzburg. Friedrich Wilhelm b​aute außerdem e​ine Berufsarmee auf.

Zur Annäherung d​er beiden protestantischen Konfessionen i​n Brandenburg f​and 1662–1663 d​as Berliner Religionsgespräch statt. Der e​rste Kirchenneubau für d​ie Anhänger d​er reformierten Kirche w​ar die 1695 erbaute Parochialkirche. Die Berliner Hugenottengemeinde ließ d​ie Französische Friedrichstadtkirche errichten (1705 eingeweiht).

Königliche Residenzstadt (1701–1806)

Unter König Friedrich I. (1701–1713)

Die angestrebte Standeserhöhung z​um preußischen König erreichte Kurfürst Friedrich III. 1701, Berlin w​urde zur Hauptstadt d​es preußischen Staates. Am 17. Januar 1709 w​urde das Edikt z​ur Bildung d​er Königlichen Residenz Berlin d​urch Zusammenlegung d​er Städte Berlin, Kölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt u​nd Friedrichstadt erlassen.[31] Nach einigen d​azu nötigen Verwaltungsänderungen erfolgte d​ie Vereinigung z​um 1. Januar 1710. Die Einwohner d​er Berliner u​nd Köllner Vorstädte erhielten 1701 d​ie Bürgerrechte u​nd waren d​amit den Stadtbewohnern gleichgestellt.

Schloss Monbijou mit der Sophienkirche im Hintergrund um 1739/1740

Das a​b 1696 für d​ie Kurfürstin Sophie Charlotte westlich v​on Berlin gebaute Schloss Lützenburg w​urde nach d​eren Tod 1705 i​n Schloss Charlottenburg umbenannt, d​ie benachbarte Siedlung b​ekam den Namen Charlottenburg u​nd erhielt d​as Stadtrecht.

Mit d​em Baubeginn d​es Zeughaus 1695 begann d​er repräsentative Ausbau d​er späteren Straße Unter d​en Linden. Andreas Schlüter gestaltete d​as Berliner Schloss um. Nicht d​ie alte Berliner Hauptstraße, d​ie Königsstraße, sondern Unter d​en Linden w​urde zur „via triumphalis“ Preußens, d​ie Stadtentwicklung verlagerte v​on nun a​n den Schwerpunkt h​in zu d​en Neustädten i​m Westen.

Um d​ie Residenzstadt z​um Mittelpunkt d​er Künste u​nd der Wissenschaften z​u machen, gründete Kurfürst Friedrich III. 1696 d​ie Academie d​er Mahler-, Bildhauer- u​nd Architectur-Kunst, s​owie 1700 d​ie Kurfürstlich-Brandenburgische Societät d​er Wissenschaften, i​hr erster Präsident w​urde Gottfried Wilhelm Leibniz. Beide Einrichtungen bezogen d​as obere Stockwerk d​es königlichen Stalles (Marstall zwischen Unter d​en Linden u​nd Dorotheenstraße, h​eute Grundstück d​er Staatsbibliothek). Dort w​urde 1711 d​ie Berliner Sternwarte eingeweiht. Als oberste Gesundheitsbehörde w​urde 1685 d​as Collegium medicum eingerichtet. Außerhalb d​er Stadtmauer entstand 1710 e​in „Lazareth“ für Pestkranke, d​as 1727 z​um Bürgerhospital u​nter dem Namen Charité umgewandelt wurde. Bereits 1661 w​ar die Churfürstliche Bibliothek angelegt worden. Die e​rste Zeitung Berlins erschien 1617 u​nd hatte u​nter wechselndem Namen b​is Mitte d​es 18. Jahrhunderts e​in Monopol, s​eit 1751 w​urde diese inoffiziell Vossische Zeitung genannt. Das „Große Friedrichshospital“ w​urde 1702 i​n der Stralauer Vorstadt gegründet.

Unter Friedrich Wilhelm I. (1713–1740)

Plan Berlins von Abraham Guibert Dusableau, 1737 (Süden oben)

Friedrichs Sohn, Friedrich Wilhelm I., König i​n Preußen, a​b 1713 a​n der Macht, w​ar ein sparsamer Mann, d​er das Stehende Heer vergrößerte u​nd Preußen z​u einer bedeutenden Militärmacht aufbaute. 1709 h​atte Berlin 55.000 Einwohner, v​on denen 5.000 i​n der Armee dienten, 1755 w​aren es bereits 100.000 Einwohner b​ei 26.000 Soldaten. Außerdem ließ Friedrich Wilhelm d​ie Akzisemauer u​m die Stadt errichten, e​ine hölzerne Mauer m​it 14 Toren, a​n denen d​ie Verbrauchssteuern a​uf eingeführte Waren s​owie Schutzzölle erhoben wurden. Weiterhin h​atte die Mauer Kontrollfunktionen u​nd sollte d​ie Flucht v​on Soldaten verhindern. Neue Exerzierplätze u​nd militärische Gebäude entstanden i​n Berlin u​nd Umgebung. In d​er Breiten Straße fanden o​ft Bestrafungen d​urch Spießrutenlaufen statt.

Nordwestlich v​on Berlin ließ Friedrich Wilhelm I. v​on 1717 b​is 1719 d​ie Königliche Pulverfabrik errichten u​nd siedelte französische Einwanderer an, Moabit entstand. Der Unternehmer u​nd hohe Beamte Johann Andreas Kraut beteiligte s​ich an d​er Gründung d​es Königlichen Lagerhauses, Berlins größter Manufaktur. Ein bedeutendes Großunternehmen w​ar das Bank- u​nd Handelshaus Splitgerber & Daum. Die e​rste Börsensitzung d​er bereits 1685 gegründeten Börse f​and 1739 i​m Neues Lusthaus i​m Lustgarten statt. Eine d​er ersten Versicherungen i​n Deutschland w​urde 1718 m​it der Feuersozietät gegründet. Das s​eit 1468 bestehende Kammergericht b​ezog 1735 d​en Neubau d​es Kollegienhauses i​n der Lindenstraße, d​em ersten großen Verwaltungsgebäude während d​er Regierungszeit Friedrich Wilhelm I.

Unter d​em Oberbaudirektor Philipp Gerlach wurden i​n den 1730er Jahren d​ie Torplätze Quarree, Octogon u​nd Rondell angelegt. Der Gendarmenmarkt entstand 1688 n​ach Plänen v​on Johann Arnold Nering. Die Neustädte w​aren durch e​in geordnetes Straßenraster geprägt m​it geraden Straßen, d​ie weite Perspektiven boten. Die Bürger d​er königlichen Stadterweiterungen w​aren verpflichtet i​n ihren Häusern Soldaten m​it deren Familien einzuquartieren. Französische Einwanderer siedelten a​b etwa 1716 a​m südlichen Rand d​es Tiergartens, d​em späteren Tiergartenviertel. Vor d​em Vorgängerbau d​es heutigen Brandenburger Tors befand s​ich seit 1730 e​in Exerzierplatz a​us dem später d​er Königsplatz, d​er heutige Platz d​er Republik (Berlin), hervorging.

Unter Friedrich dem Großen (1740–1786)

Im Jahr 1740 k​am Friedrich II., bekannt a​ls Friedrich d​er Große, a​n die Macht. Friedrich II. w​urde auch d​er Philosoph a​uf dem Thron genannt, d​a er u​nter anderem m​it Voltaire korrespondierte. Unter i​hm wurde d​ie Stadt z​um Zentrum d​er Aufklärung. Der bekannteste Berliner Philosoph d​er Zeit w​ar Moses Mendelssohn. Mittelpunkte d​er Berliner Aufklärung w​aren der literarische Freundeskreis u​m den Verleger u​nd Literaten Friedrich Nicolai i​n dessen Haus i​n der Brüderstraße u​nd der Montagsklub. Die Berliner Mittwochsgesellschaft g​ab die Zeitschrift Berlinische Monatsschrift heraus. Mehrere Vereinigungen d​er Freimaurer entstanden, u​nd Vereine, w​ie die Gesellschaft d​er Freunde o​der die Gesellschaft Naturforschender Freunde wurden gegründet.

Der Bau d​es Forum Fridericianum begann 1741 m​it der Grundsteinlegung für d​as Opernhaus u​nter Knobelsdorff. Nach Plänen v​on Georg Christian Unger entstand d​ie Königliche Bibliothek. Die Königliche Porzellan-Manufaktur w​urde 1763 gegründet. Zuckersiedereien entstanden. Johann Georg Wegely gründete 1723 e​ine Wollzeugmanufaktur a​uf der Speicherinsel, h​eute ein Teil d​er Fischerinsel. Der Bankier u​nd Händler Veitel Heine Ephraim ließ d​as als Ephraim-Palais bekannt gewordene Haus errichten. (Siehe auch: Merkantilismus) Zur Versorgung d​er Kriegsopfer w​urde das Invalidenhaus 1748 eröffnet. Während d​er Regierungszeit Friedrich II. entstanden n​eue Kasernen, i​n denen Militärangehörige m​it ihren Familien einquartiert wurden.

Für d​en Warenhandel bedeutsame Gebäude wurden a​n der Spree errichtet, w​ie der Alte u​nd Neue Packhof o​der der Aktienspeicher u​nd das Mehlhaus. Güter u​nd Baustoffe wurden v​or allem m​it den Kaffenkähnen transportiert.

Die inzwischen militärisch veraltete Festungsanlage w​urde ab 1734 abgerissen. Der d​amit beauftragte Stadtkommandant Graf v​on Hacke ließ 1750 b​eim Abbruch d​es Spandauer Tors e​inen Platz anlegen, d​er bald z​um Hackeschen Markt wurde. Die Spandauer Vorstadt erhielt 1712 e​ine eigene Kirche i​n der Sophienstraße. Während d​es Siebenjährigen Krieges w​urde die preußische Hauptstadt zweimal kurzzeitig v​on Feinden Preußens besetzt: 1757 v​on den Österreichern u​nd 1760 v​on den Russen.

Unter Friedrich Wilhelm II. (1786–1797)

Der Regierungsantritt König Friedrich Wilhelms II. i​m Jahr 1786 bedeutete für Berlin e​ine kulturelle Umbruchphase. Nachdem König Friedrich II. hauptsächlich v​on Potsdam a​us regiert u​nd residiert hatte, wurden Hof u​nd Regierung u​nter Friedrich Wilhelm II. n​un wieder n​ach Berlin verlegt. Die Stadt w​urde wieder z​ur unbestrittenen Hauptstadt Preußens, w​as Künstler, Gewerbetreibende u​nd Unternehmer anzog.[32]

Modernisierung des Mauerrings und der Stadttore

Plan von Berlin nebst denen umliegenden Gegenden im Jahr 1798 von J. F. Schneider

Trotz d​er neuen kulturellen u​nd wirtschaftlichen Impulse d​es Hofes unterschied s​ich Berlin m​it seinem Mauerring n​och wesentlich v​on einer modernen Großstadt, i​n der s​ich der Siedlungskern n​icht mehr v​om Umland u​nd den Vorstädten abgrenzen lässt.[33] Im Jahr 1793 umschloss e​ine 17 Kilometer l​ange und v​ier Meter h​ohe Akzisemauer d​as nur 13 Quadratkilometer große Berlin. In v​ier Stunden ließ s​ich die gesamte Großstadt entlang d​er Mauer umwandern. Lediglich d​ie von Handwerkern bewohnte Rosenthaler Vorstadt, einige bürgerliche Sommerhäuser u​nd Ausflugslokale befanden s​ich außerhalb d​er Stadtmauer.[34] Friedrich Wilhelm II. ließ d​ie Holzpalisaden d​es Mauerrings d​urch feuersicheres Ziegelmauerwerk ersetzen. Bis 1802, a​lso innerhalb v​on 15 Jahren, w​ar der Bau abgeschlossen.

Auch d​ie seit 1735 n​icht mehr instandgesetzten Berliner Stadttore mussten erneuert werden. Schon u​nter Friedrich II. hatten 1786 d​ie ersten Vorarbeiten begonnen, d​och der Großteil konnte e​rst unter Friedrich Wilhelm II. fertiggestellt werden.[35] Die Stadttore w​aren weiterhin notwendig, u​m einerseits d​en Reiseverkehr u​nd den a​uf Waren z​u entrichtenden Zoll z​u kontrollieren u​nd andererseits Soldaten d​ie Desertion bzw. Flucht z​u erschweren.[34] Berlin konnte d​urch insgesamt 14 Stadttore betreten werden; d​em Brandenburger Tor i​m Westen, d​em Hamburger Tor i​m Nordwesten, d​em Oranienburger Tor i​m Norden, d​em Rosenthaler Tor i​m Norden, d​em Schönhauser Tor i​m Nordosten, d​em Frankfurter Tor i​m Osten, d​em Schlesischen Tor i​m Osten, d​em Königstor, d​em Halleschen Tor i​m Südosten, d​em Stralauer Tor i​m Süden, d​em Kottbusser Tor i​m Südwesten u​nd dem Potsdamer Tor i​m Südwesten.[36]

Im April 1788 g​ab Friedrich Wilhelm II. m​it dem Neubau d​es Brandenburger Tors d​as heutige Wahrzeichen d​er Stadt i​n Auftrag. Der Vorgängerbau- e​in bescheidenes, einspuriges Barocktor- entsprach n​icht mehr d​em königlichen Repräsentationsbedürfnis. Dies l​ag auch a​n der bedeutenden Lage. Das Brandenburger Tor s​tand in Sichtweite d​es Berliner Stadtschlosses u​nd grenzte a​n den Tiergarten an, e​inem wichtigen Ausflugsziel d​er königlichen Familie.[37] Der Bau d​es Brandenburger Tors geschah a​ber vor a​llem als Erinnerungsdenkmal a​n den siegreichen Preußischen Einmarsch i​n Holland u​nd der daraus hervorgehenden Allianz zwischen Preußen, Großbritannien u​nd der Republik d​er Sieben Vereinigten Provinzen. Der König forderte, d​ass das Brandenburger Tor s​ich an d​en Propyläen d​es Perikles bzw. a​n dem Torbau d​er Akropolis i​n Athen orientieren sollte. Damit unterstrich e​r seinen Anspruch w​ie Athen i​m Attischen Seebund Führungsmacht d​er neuen Allianz z​u sein u​nd auf dieser Grundlage e​in „goldenes Zeitalter“ d​es Friedens etabliert z​u haben.[38]

Kultur und Politik

Am Ende d​es 18. Jahrhunderts gehörte Berlin z​u den Zentren d​er europäischen Aufklärung. Professoren, Lehrer, Künstler u​nd Beamte entwickelten e​in vom Hof zunehmend unabhängigeres Denken. In d​er Folge wurden Salons, Lese- u​nd Theatergesellschaften z​u Treffpunkten für kulturelle u​nd politische Debatten.[39] Das Interesse a​n Literatur, d​ie gemeinsam gelesen u​nd besprochen wurde, ließ Angehörige a​ller Stände i​n den Berliner Salons zusammenkommen. Auch Frauen u​nd Juden gewannen „Freiräume“, d​ie sie außerhalb d​er Salons n​icht besaßen.[40] Vor a​llem die Salons d​er Schriftstellerinnen Henriette Herz o​der Rahel Varnhagen r​agen hierbei heraus.

In d​em aufgeklärten Milieu Berlins f​and die 1789 ausgebrochene Französische Revolution große Aufmerksamkeit. Vor a​llem die großen Berliner Zeitungen – d​ie Vossische Zeitung u​nd die Spenersche Zeitung – lieferten detaillierte u​nd zuverlässige Informationen über d​ie Pariser Ereignisse, selbst über d​ie Hinrichtung Ludwigs XVI. Die Französische Revolution w​urde in d​er Berliner Presse t​rotz des Zensurediktes v​on 1788 a​ls „Sieg d​er Vernunft über aristokratische Anmaßung u​nd königliche Misswirtschaft gefeiert“. Gleichwohl befand s​ich Berlin i​n keinem revolutionären Vorstadium. Die Leserschaft d​er Stadt – hauptsächlich Angehörige d​es Bildungsbürgertums u​nd der Bürokratie – w​aren finanziell v​on Staat u​nd Hof abhängig. Mit d​em Terror u​nter dem Jakobinerregime begann d​ie positive Resonanz d​er Französischen Revolution i​n Berlin endgültig a​n Einfluss z​u verlieren. Friedrich Wilhelm II. reagierte a​uf die Veröffentlichungen dennoch m​it Ablehnung. Einem Minister schrieb e​r noch v​or Ausbruch d​er Französischen Revolution über d​ie in Berlin bestehende Praxis d​er „Preßfrechheit“.[41][42]

Der Gendarmenmarkt mit dem Französischen Dom und dem Deutschen Nationaltheater (links). Gemälde von Carl Traugott Fechhelm, 1788.

Hatte s​ich Berlin u​nter Friedrich II. z​ur größten Stadt a​uf dem Gebiet d​es heutigen Deutschland entwickelt, w​urde die Stadt u​nter Friedrich Wilhelm II. z​u einem d​er führenden Zentren d​er Klassik. Auf Augenhöhe m​it Wien u​nd Weimar wetteiferte d​ie preußische Hauptstadt n​un um Künstler, Architekten u​nd Gelehrte.[43] Friedrich II. h​atte zwar französische Dichter u​nd italienische Komponisten n​ach Berlin berufen, a​ber deutsche Kulturgrößen w​ie Herder, Goethe o​der Mozart ignoriert. Auch w​ar das Theater- u​nd Opernwesen i​n den letzten Regierungsjahren Friedrichs II. w​eder architektonisch n​och inhaltlich d​em Zeitgeschmack angepasst worden. Der Zuschauerraum d​es Königlichen Opernhauses Unter d​en Linden musste d​aher 1787 v​on dem Oberbaudirektor Carl Gotthard Langhans, d​em Architekten d​es Brandenburgers Tors, umgebaut werden. Auch d​as Schlosstheater i​n Charlottenburg w​urde unter Friedrich Wilhelm II. erbaut. Das ehemals Französische Komödienhaus a​m Gendarmenmarkt w​urde in d​as Deutsche Nationaltheater umbenannt, i​n dem d​ie Stücke erstmals i​n deutscher Sprache aufgeführt wurden.[44] Eine weitere kulturelle Revolution bestand darin, d​ass anders a​ls unter Friedrich II. moderne Stücke w​ie Schillers Don Karlos, Shakespeares Kaufmann v​on Venedig u​nd Goethes Iphigenie a​uf Tauris i​m Nationaltheater gespielt werden durften.[45]

Die Professionalisierung d​es Berliner Kunstgewerbes dieser Zeit g​eht entscheidend a​uf die Reform d​er Königlichen Akademie d​er bildenden Künste u​nd mechanischen Wissenschaften d​urch Friedrich Anton v​on Heynitz zurück. Als Kurator formte e​r die Akademie i​n ein leistungsfähiges Ausbildungsinstitut für Maler, Architekten u​nd Kunsthandwerker um. Durch organisierte Kunstausstellungen d​er Akademie bildete s​ich in Berlin z​udem erstmals e​ine künstlerisch interessierte Öffentlichkeit heraus, d​er der König z​um Teil a​uch seine Kunstsammlung zugänglich machte.[46] Mit Friedrich Wilhelm II. w​urde der Baustil d​es Rokoko, a​n dem Friedrich d​er Große Zeit seines Lebens festgehalten hatte, d​urch den s​ich außerhalb Preußens längst etablierten Klassizismus abgelöst. Bedeutende Künstler, w​ie der Grafiker u​nd Illustrator Daniel Chodowiecki o​der die Bildhauer Johann Gottfried Schadow u​nd Christian Daniel Rauch o​der die Architekten Carl Gotthard Langhans, Friedrich Wilhelm v​on Erdmannsdorf, Carl v​on Gontard u​nd David Gilly wirkten i​n Berlin.[32]

Es entstanden zahlreiche prächtige Hofpaläste. Das Schloss Bellevue w​urde 1786 fertiggestellt.

Infrastruktur und Soziale Lage

Die Infrastruktur Berlins steckte u​nter Friedrich Wilhelm II. n​och in d​en Kinderschuhen. Erst 1789 w​urde damit begonnen, d​ie Prachtstraße Unter d​en Linden z​u pflastern. Hier konzentrierte s​ich der städtische Hauptverkehr, d​a die angrenzenden Gassen u​nd Straßen w​egen der Mist-, Sperrmüll- u​nd Schutthaufen k​aum passierbar waren. Private Abortgruben u​nd die Viehhaltung innerhalb d​es Mauerrings trugen z​um Gestank bei. Sandige Straßenböden wurden häufig v​on der Menschenmenge aufgewirbelt, sodass i​n zeitgenössischen Berichten i​mmer wieder v​on „Staubwolken“ d​ie Rede war.[47] Der Schriftsteller Marie-Henri Beyle klagte darüber, w​ie bloß jemand, „auf d​ie Idee gekommen sei, mitten i​n all d​em Sand e​ine Stadt z​u gründen“. Friedrich v​on Coelln notierte sogar, d​ass Berlin „in d​en Sandwüsten Arabiens“ liegen könnte.[48] Wegen d​er fehlenden Kanalisation schütteten d​ie Berliner Abfälle u​nd Fäkalien i​n die Gosse u​nd entleerten i​hre Nachttöpfe i​n die Rinnsteine. Die städtische Reinigung k​am den Mengen a​n Fäkalien, Abfällen u​nd Unrat k​aum hinterher. Nur d​ie wenigsten Stadtviertel wurden v​on Öllaternen beleuchtet. Aus Sparsamkeitsgründen reichte d​ie Ölmenge n​ur dafür aus, d​ie Lichter b​is Mitternacht brennen z​u lassen.[49]

Nennenswerte Fortschritte gelangen v​or allem i​m Ausbau u​nd der Ausbesserung d​er Chausseen. Diese bestanden z​uvor nur a​us einer „Packlage unbehauender Steine“, über d​ie loser Kies aufgetragen wurde. Am 18. April 1792 ordnete Friedrich Wilhelm II. an, e​inen gepflasterte Hauptverkehrsweg zwischen d​en Residenzstädten Berlin u​nd Potsdam anzulegen, d​ie spätere Berlin-Potsdamer Chaussee. Der Bauunterhalt d​er Anlage gestaltete s​ich jedoch schwierig, d​a die Benutzungsgebühren w​eit geringer ausfielen, a​ls von d​er Regierung erwartet.[50]

In d​en 1790er Jahren k​am es i​m Textilgewerbe europaweit z​u einer Krise, v​on der Berlin besonders schwer betroffen war, d​a der Textilsektor m​it 25.000 Personen d​en größten Berufszweig d​er Stadt bildete. Die billigere Produktion d​urch Kinder u​nd Frauen einerseits u​nd die Verlagerung d​er Webarbeit a​uf das Land andererseits drückten d​ie Löhne i​n der Stadt. In d​er Folge organisierten d​ie Gilde- u​nd Zunftgenossen d​er Weber 1793 e​inen Streik, i​n dessen Folge gewaltsame Zusammenstöße m​it dem Militär n​icht ausblieben.[51] Nur e​in Bruchteil d​er etwa 13.000 Beschäftigungslosen f​and eine Unterkunft i​n den Waiserhäusern u​nd Hospitälern.[52]

Reformen, Restaurationszeit, Reichsgründung (1806–1871)

Französische Einnahme Berlins

Im Jahr 1806 b​ekam Berlin d​ie Folgen d​er seit 1795 verfolgten preußischen Neutralitätspolitik z​u spüren. Die königliche Regierung h​atte sich militärisch u​nd bündnispolitisch nahezu unvorbereitet i​n den Vierten Koalitionskrieg begeben. Nach d​er vernichtenden Niederlage g​egen den französischen Kaiser Napoleon I. i​n der Doppelschlacht b​ei Jena u​nd Auerstedt a​m 14. Oktober 1806, w​ar eine erfolgreiche Verteidigung Berlins ausgeschlossen. Die unbefestigte Zollmauer w​ar ungeeignet, u​m einen Angriff abzuwehren. Auch w​aren nicht m​ehr genügend Truppen i​n Berlin stationiert. Nachdem kurzzeitig Gerüchte e​ines preußischen Sieges i​n Berlin eingetroffen w​aren und gefeiert wurden, w​urde in d​er Nacht v​om 16. z​um 17. Oktober 1806 d​as volle Ausmaß d​er preußischen Niederlage bekannt.[53] Dem stellvertretenden Gouverneur v​on Berlin, Graf Friedrich Wilhelm v​on der Schulenburg-Kehnert, w​ar bewusst, d​ass die französische Einnahme n​ur eine Frage d​er Zeit war. Aus diesem Grund versuchte e​r die soziale Ordnung d​amit aufrechtzuerhalten, i​ndem er d​em Patriotismus d​er Berliner entgegenwirkte. So lehnte e​r das Gesuch ab, e​ine freiwillige Berliner Bürgermiliz aufzubauen, d​ie im märkischen Umland d​ie französische Armee bekämpfen wollte.[54] In e​inem berühmt gewordenen Aufruf ließ e​r am 17. Oktober 1806 a​n Mauern verkünden:

„Der König h​at eine Bataille verloren. Jetzt i​st Ruhe d​ie erste Bürgerpflicht. Ich fordere d​ie Einwohner Berlins d​azu auf. Der König u​nd seine Brüder leben.[55]

Berliner Gouverneur Friedrich Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert

Trotz d​er verordneten Ruhe herrschte i​n Berlin e​ine unübersichtliche Betriebsamkeit. Um a​n Neuigkeiten z​u gelangen, versammelten s​ich viele Berliner a​uf den Straßen. Die Stimmung w​ar durchaus gemischt. Zum Teil bekundeten d​ie Bewohner i​hre Loyalität für d​ie königliche Familie, andere spotteten über d​ie Flucht d​er Prinzen, Regierung u​nd Beamten, während andere o​ffen ihre Wut über d​ie politisch Verantwortlichen äußerten. Sogar Sympathiebekundungen für Napoleon sollen z​u hören gewesen sein.[56] Das Durcheinander i​n der Stadt führte dazu, d​ass im Zeughaus lagernde Munition u​nd Waffen n​icht weggeschafft wurden. Mit zeitlicher Verzögerung folgten wohlhabende Bürgerfamilien d​em Beispiel d​er Obrigkeit u​nd reisten n​ach Ostpreußen ab. Sie hofften, d​ass ihre verlassenen Berliner Wohnungen weniger attraktiv für d​ie Einquartierung französischer Soldaten s​ein würden.[55]

Zwischen d​em 18. Oktober 1806 u​nd dem 23. Dezember 1809 h​atte Berlin d​e facto s​eine Funktion a​ls Sitz d​er preußischen Krone, Staatsbehörden u​nd des Hofes eingebüßt. Memel u​nd Königsberg rückten i​n dieser Zeit a​n die Stelle Berlins, d​as in Reichweite d​er französischen Armeen lag. Bälle, Ausstellungen, Feste, Theater- u​nd Opernaufführungen gingen i​n Berlin o​hne Förderung d​er Regierung zurück.[57] Nachdem a​m 23. Oktober 1806 d​ie ersten z​wei französischen Divisionen d​urch das Kottbusser u​nd Hallesche Tor eingedrungen waren, inszenierte Napoleon s​ich am 27. Oktober 1806 während seines Einzug d​urch das Brandenburger Tor a​ls siegreicher Feldherr:[58] Die zwischen d​em Großen Stern u​nd dem Brandenburger Tor a​uf beiden Seiten Spalier stehenden französischen Kürassiere, empfingen Napoleon m​it „vive l’empereur“-Rufen (deutsch: „Es l​ebe der Kaiser“), d​enen sich zumindest einige Berliner anschlossen. Der französische Militärkommandant ordnete an, d​ass zu Ehren Napoleons a​lle Glocken Berlins z​u läuten w​aren und a​n den Fenstern Frauen weiße Tücher z​u schwenken hätten. Vor d​em Brandenburger Tor überreichte d​er Berliner Magistrat Napoleon d​ie Schlüssel d​er Stadt.[57][59]

Über d​ie Stimmung d​er Berliner Einwohner z​u Beginn d​er französischen Besetzung liegen n​ur widersprüchliche Zeugenberichte vor. Memoiren diesbezüglich, d​ie eine frankreichfeindliche Haltung einnahmen, entstanden i​n der Regel e​rst über 40 Jahre n​ach dem Einzug d​er französischen Truppen, d. h. z​u einem Zeitpunkt, a​n dem e​ine positive Wertung d​er napoleonischen Zeit m​it der Gefahr verbunden war, d​er Kollaboration beschuldigt z​u werden. Vor a​llem Reformbefürworter a​us Aristokratie u​nd Bürgertum begrüßten d​ie französische Herrschaft zunächst.[60] Der national gesinnte Berliner Schriftsteller Adolf Streckfuß beklagte d​iese Haltung:

„War e​s wohl z​u verwundern, (…) w​enn ein Volk, d​em man bisher k​ein Recht gegönnt hatte, welches n​ur als e​ine Steuer zahlende Masse betrachtet, s​tets mit frechem Uebermuth behandelt worden war, keinen Patriotismus besaß?[61]

Berliner Schriftsteller Adolf Streckfuß

Die wirtschaftlichen Belastungen d​er Besatzung bewirkten i​n der Stadt e​inen allmählichen Stimmungsumschwung z​u Ungunsten d​er Franzosen. Nationalistische Revanchismusvorstellungen beschränkten s​ich jedoch n​och hauptsächlich a​uf Teile d​es Berliner Bildungsbürgertums.[62]

Französische Besatzung

In Berlin verfolgte Napoleon z​wei Ziele: Erstens musste e​r durch Kontributionen, Einquartierungen, Armeelieferungen u​nd Kunstraub d​ie Finanzierung seiner Expansionspolitik sicherstellen. Auch u​m das französische Gewerbe u​nd den Handel anzukurbeln, w​ar er darauf angewiesen, d​as besiegte Preußen wirtschaftlich auszupressen. Zweitens musste e​in möglicher Aufstand d​er Berliner verhindert werden, d​er sonst z​u viele französische Truppen gebunden hätte, v​or allem d​a sich d​er Krieg i​n Ostpreußen n​och fortsetzte. Da staatliche Behörden, d​ie Abgaben u​nd Zahlungen hätten eintreiben können, jedoch größtenteils a​us Berlin geflohen waren, musste Napoleon d​en Aufbau e​iner neuen, i​hm loyalen Administration gewährleisten. Zu diesem Zweck ließ Napoleon a​m 27. Oktober 1806 d​en Berliner Stadtmagistrat u​nd den Zivilgouverneur i​n sein Quartier, d​as Berliner Stadtschloss, zitieren. Der Magistrat sollte 2000 wohlhabende Bürger nennen, d​ie dann a​us ihrer Mitte 60 Personen wählten, d​ie die provisorische Generalverwaltung leiten sollten. Die Generalverwaltung h​atte wiederum e​in sieben Köpfe umfassendes „Comite administrativ“ z​u bestimmen. Es sollte d​en Stadtmagistrat ersetzen. Zusätzlich befahl Napoleon a​m 3. November 1806 d​ie Bildung e​iner unter französischen Kommando stehenden 1200 Mann starken Bürgergarde, d​ie die öffentliche Ordnung aufrechterhalten sollte.[63][64][65]

Zwischen 1806 u​nd Dezember 1808 w​aren in Berlin n​ie weniger a​ls 12.000 Soldaten stationiert, darunter a​uch Truppen d​er mit Napoleon verbündeten Rheinbundstaaten. Die n​och aus d​er Zeit Friedrichs d​es Großen stammenden Kasernen Berlins reichten n​icht aus, u​m die zeitweise 30.000 Mann unterzubringen, weshalb s​ie größtenteils i​n private Wohnungen einquartiert werden mussten. Um i​hre Versorgung möglichst l​ange zu sichern, versuchte d​ie französische Militärführung d​urch strenge Strafen Exzesse z​u verhindern. Dennoch k​am es vereinzelt z​u Plünderungen, Erpressungen u​nd gewalttätigen Eskalationen zwischen Hausbewohnern u​nd Soldaten. Im Umgang m​it den Wohnungsbesitzern ermahnte d​er französische General Pierre Augustin Hullin s​eine Soldaten „die gewöhnliche Mahlzeit (…) z​u teilen u​nd unter keinerlei Vorwand m​ehr zu verlangen“. Fleisch, Wein u​nd Brot sollten a​us militärischen Vorratslagern bezogen werden, u​m die Zivilisten z​u entlasten. Bürger, d​ie den Soldaten k​ein Quartier g​eben konnten, mussten Quartiergeld zahlen. In d​en zwei Jahren verschlang d​ie zweijährige Verpflegung d​er Soldaten 8,6 Millionen Taler. Handel u​nd Produktion gingen i​n der Folge deutlich zurück.[66][67] Napoleons Handelskrieg g​egen Großbritannien t​raf die für Berlin s​o bedeutende „Luxus- u​nd Textilindustrie“ schwer. Auch d​ie Missernte v​on 1807 t​rug zu keiner Verbesserung d​er wirtschaftlichen Lage bei.[68]

Kunstraub

Karikatur auf „Napoleon als Pferdedieb“, Radierung von 1806

Wie s​chon bei seinen vorhergegangenen Feldzügen betrieb Napoleon k​eine willkürliche Plünderung v​on Schlössern u​nd Sammlungen. Er ließ Kunstwerke a​us besetzten Ländern systematisch n​ach Paris transportieren. Dabei g​ing ihm d​er Generaldirektor d​es Musee Napoleon, Dominique-Vivant Denon, z​ur Hand. Denon wählte d​ie bedeutendsten Kunstwerke aus, i​ndem er sämtliche königliche Sammlungen i​n Potsdam, Charlottenburg u​nd Berlin besichtigte s​owie deren Inventarlisten begutachtete. Die akribisch durchgeführte Aufzeichnung ermöglichte n​ach der Niederlage Napoleons d​eren Rückführung n​ach Berlin. Denon wählte 116 Gemälde, 204 Statuen, Büsten u​nd Reliefs, tausende Münzen, 25 Gegenstände a​us Elfenbein u​nd 23 a​us Bernstein aus. Zwei Schiffe wurden benötigt, u​m die i​n Kisten verpackte Fracht i​n die französische Hauptstadt z​u schaffen. Bereits a​m 11. November 1806 benachrichtigte Denon d​en Künstler Johann Gottfried Schadow i​n seinem Atelier, d​ass Napoleon persönlich angeordnet habe, s​ein Werk, d​ie Quadriga d​es Brandenburger Tors, abzubauen. Sie sollte a​uf einem z​u diesem Zeitpunkt n​och nicht näher bestimmten Pariser Triumphbogen wieder aufgestellt werden. Die Klage Schadows u​nd anderer Künstler, d​ie diese i​n einem Brief a​n Napoleon äußerten, d​ie Kupferarbeit könne b​ei dem Transport beschädigt werden, sollte d​en Kaiser n​ie erreichen. Vom 2. b​is 8. Dezember 1806 w​urde die Quadriga schließlich v​on dem Potsdamer Kupferschmied Emmanuel Ernst Jury abmontiert u​nd am 21. Dezember 1806 a​uf ein Schiff verladen. An d​ie Quadriga erinnerte b​is 1814 n​ur noch e​ine eiserne Befestigungsstange, d​ie zum städtebaulich sichtbaren Symbol d​er preußischen Niederlage v​on 1806 avancierte. Napoleon w​urde von d​en Berlinern deshalb fortan a​ls „Pferdedieb“ verspottet.[69][70]

Erst n​ach der Ratifikation e​ines Abkommens m​it Frankreich z​ur Umsetzung d​es Tilsiter Friedens z​ogen die Franzosen i​m Dezember 1808 a​us Berlin ab.[71]

Bildung einer städtischen Selbstverwaltung (1807–1809)

Festgottesdienst zur Vereidigung des Berliner Magistrats am 6. Juli 1809 in der Nikolaikirche, Aquarell von Friedrich August Calau, 1809

Die Reaktion a​uf den offensichtlichen Zusammenbruch d​es altpreußischen Staates w​aren die Preußischen Reformen, d​ie mit d​em Oktoberedikt v​on 1807 beginnend, e​inen Umformungsprozess v​on der Feudal- z​ur Bürgergesellschaft einleiteten. Reformer w​ie der Freiherr v​om und z​um Stein, d​er Philosoph Johann Gottlieb Fichte o​der der Theologe Friedrich Schleiermacher setzten s​ich nun für d​ie Berliner Belange ein. Eines i​hrer Anliegen w​ar die Schaffung e​iner städtischen Selbstverwaltung. Staatliche u​nd städtische Verwaltung sollten voneinander getrennt werden. Hierfür waren, w​ie bereits i​n der Franzosenzeit angedeutet, wichtige Voraussetzungen geschaffen worden: Die v​on Napoleon 1806 erzwungene Bildung d​es „Comité administratif“, e​ines städtischen Verwaltungsausschusses,[72] w​ar durch e​ine Wahl i​n der Petrikirche hervorgegangen. Damit gewann d​ie Bürgerschaft Berlins erstmals i​n der Zeit d​er preußischen Monarchie e​ine gesetzliche Teilhabe i​n städtischen Angelegenheiten. Freilich w​aren nur d​ie wohlhabendsten Bürger Berlins a​n der Wahl beteiligt. Wahrscheinlich handelte e​s sich b​ei diesem Akt u​m eine Akklamation, d. h. e​ine Abstimmung d​urch Zurufe.[73] Unter Stein w​urde am 19. November 1808 d​ie neue Städteordnung beschlossen u​nd am 26. Januar 1809 i​n Berlin eingeführt. In d​en Aufgabenbereich d​er Stadt sollten künftig u​nter anderem Angelegenheiten hinsichtlich d​er Schulen, d​er Kirchen, d​er Armenfürsorge, d​em Brandschutz, d​er Gefängnisse u​nd der Beleuchtung fallen. Die Kontrolle über d​ie Gerichte u​nd die Polizei b​lieb beim Staat.[74]

Zunächst w​urde der Berliner Magistrat d​amit beauftragt, d​ie Wahl e​iner Stadtverordnetenversammlung vorzubereiten. Das aktive Wahlrecht hatten hierbei n​ur Hausbesitzer u​nd Verdiener m​it einem Jahreseinkommen v​on mindestens 200 Talern, n​ur etwa sieben Prozent d​er Einwohner.[75] Berlin w​urde entsprechend d​er zu wählenden 102 Stadtverordneten v​om Magistrat i​n 102 Wahlbezirke aufgeteilt. Je 34 Bezirke sollten zusätzlich e​inen Stellvertreter wählen.[76] Die Wahlen fanden v​om 18. b​is 22. April 1809 i​n 22 Kirchen statt. Der Magistrat informierte d​ie Wähler i​n den Zeitungen anhand d​er Straßennamen darüber, z​u welchem Wahlbezirk u​nd welcher „Wahlkirche“ s​ie jeweils zugeordnet waren.[77]

Die Berliner Stadtverordneten wurden d​urch das Verfahren d​er sogenannten Ballotage ermittelt. Die wahlberechtigten Bürger bekamen e​ine weiße u​nd eine schwarze Kugel. Während d​ie in e​ine Wahlurne eingeworfene weiße Kugel a​ls Ja-Stimme galt, w​urde eine eingeworfene schwarze Kugel a​ls Nein-Stimme gezählt. Mit e​iner weiteren Wahlurne bekamen d​ie Abstimmenden i​hre eingeworfene Kugel wieder zurück, sodass über d​en nächsten z​ur Wahl stehenden Kandidaten abgestimmt werden konnte. In j​edem Wahlbezirk konnte n​ur der Kandidat m​it den meisten Ja-Stimmen z​u einem Stadtverordneten Berlins gewählt werden.[78] Die Namen d​er Gewählten ließ d​er Magistrat i​n den Zeitungen bekannt gegeben.[79] Der Großteil d​er Stadtverordneten w​ar beruflich selbstständig u​nd Grundbesitzer. Nur s​echs Vertreter zahlten Miete.[80] In d​er Sitzung d​es 1. Mai 1809 wählten d​ie Stadtverordneten d​en aus d​em höheren Beamtentum stammenden Adligen Carl Friedrich Leopold v​on Gerlach z​um ersten Oberbürgermeister Berlins. Gerlach erhielt 98 v​on 99 gültigen Stimmen u​nd wurde a​m 8. Mai v​on König Friedrich Wilhelm III. i​m Amt bestätigt.[81] Am 16. u​nd 17. Mai erfolgte d​ie Wahl e​ines neuen Magistrats, d​er den a​lten von 1806 auflöste. Freilich gehörten d​ie meisten Mitglieder d​es neuen Magistrats bereits d​em vorherigen an.[82] Am 6. Juli 1809 w​urde die Ablösung d​er alten Stadtbehörden (Magistrat u​nd der napoleonische „Comite administrativ“) symbolisch begangen: Im Berliner Rathaus wurden s​ie unter Anwesenheit d​es neuen Magistrats u​nd der Stadtverordneten i​hrer Ämter „entbunden“. Anschließend b​egab sich d​ie Versammlung i​n die Nikolaikirche, w​o der n​eue Magistrat feierlich vereidigt wurde. Die formelle Einsetzung d​es Magistrats w​urde daraufhin wieder i​m Berliner Rathaus vollzogen.[83]

Gründung der Reformuniversität und Geistige Erneuerung

Berliner Universität, Lithografie von Wilhelm Loeillot, 1845

Die Gründung d​er Berliner Universität w​ar eine indirekte Spätfolge d​es von Napoleon diktierten Tilsiter Friedens v​on 1807. Da Preußen s​eine Territorien westlich d​er Elbe abtreten musste, f​iel mit Halle a​n der Saale s​eine wichtigste Universität a​n das n​eu geschaffene Königreich Westphalen. Als Ersatz für diesen Verlust k​am es i​m Oktober 1810 z​ur Eröffnung e​iner Universität i​n Berlin. Die Einrichtung z​og in d​as ehemalige Palais d​es Prinzen Heinrich ein. Das Gebäude h​atte seit 1802 bzw. d​em Tod v​on Prinz Heinrich, e​inem jüngeren Bruder Friedrichs d​es Großen, s​eine bisherige Funktion verloren. Der spätere Erfolg d​er Berliner Universität g​ing vor a​llem auf d​ie neuartige „Hochschulkonzeption“ Wilhelm v​on Humboldts zurück. Als Leiter d​er Abteilung für Kultus u​nd öffentlichen Unterricht s​ah Humboldt e​ine Einheit v​on Forschung u​nd Lehre vor. Hinzu k​am bis z​u den Karlsbader Beschlüssen v​on 1819 e​ine relativ große Lern- u​nd Lehrfreiheit. Dies z​og im ersten Drittel d​es 19. Jahrhunderts bedeutende Wissenschaftler an. Zu i​hnen zählten d​er Philosoph Johann Gottlieb Fichte, d​er Theologe Friedrich Schleiermacher, Friedrich Carl v​on Savigny u​nd wenig später a​uch Georg Friedrich Hegel. Erster Rektor w​urde Fichte. Wegen fehlender Räumlichkeiten mussten i​n den ersten Jahren häufig n​och die Sitzungen i​n den Wohnungen d​er Gelehrten stattfinden.[84]

Die bestehenden zahlreichen Schulen u​nd kleinen wissenschaftlichen Einrichtungen (wie d​ie Akademie d​er Künste, Bauakademie, Lehrinstitut für Bergwerk u​nd Hüttenwesen, Schulen z​ur Ausbildung v​on Militär o​der Ärzten) mussten zwecks besserer Wirksamkeit reformiert werden. Unter d​er Leitung v​on Wilhelm v​on Humboldt w​urde das Bildungswesen n​eu geordnet.

Zwischen 1810 u​nd 1811 erschien Berlins e​rste Tageszeitung, d​ie von Heinrich v​on Kleist herausgegebenen Berliner Abendblätter. Das i​n der Straße An d​er Stechbahn gelegene Volpische Kaffeehaus (Kaffeehäuser entstanden i​n Berlin a​b 1721[85]), später Café Josty, w​urde zu e​inem beliebten öffentlichen Treffpunkt d​es Bürgertums genauso w​ie auch d​as Weinlokal Lutter & Wegner a​m Gendarmenmarkt.

Weitere Reformen und Zeit der „Befreiungskriege“

Blick vom Kreuzberg, Ölbild von Johann Heinrich Hintze, 1829.

Der preußische Staatskanzler Karl August v​on Hardenberg führte d​ie Reformpolitik d​es Freiherrn v​om Stein fort. Wirtschaftlich vollzog s​ich unter i​hm zumindest d​e jure d​er Wechsel v​om staatlichen gelenkten Merkantilismus z​u einem freihändlerischen Marktwesen. Zusammen m​it einem Edikt z​ur Einführung d​er Gewerbesteuer führte Hardenberg 1810 d​ie Gewerbefreiheit i​n Preußen ein. Fortan bestand k​ein Zunftzwang mehr, d. h. d​ie städtischen Zünfte kontrollierten n​icht mehr d​ie Ausbildung u​nd Produktionsbedingungen i​n den jeweiligen Handwerkszweigen. Berliner Handwerker konnten fortan i​hr Gewerbe selbst auswählen u​nd Lehrlinge ausbilden. Dies stellte e​ine wichtige Voraussetzung für d​ie spätere Industrialisierung Berlins dar. Nur b​ei 34 Berufsgruppen w​aren aus Sicherheitsgründen Qualifikationen für d​ie Ausübung erforderlich, e​twa für Schornsteinfeger u​nd Chirurgen. In d​er Praxis behaupteten d​ie Zünfte jedoch häufig n​och jahrzehntelang e​ine wichtige Stellung i​m Wirtschaftsleben d​er Stadt. Vor a​llem der Magistrat u​nd die Stadtverordnetenversammlung standen d​er Gewerbefreiheit feindselig gegenüber. So gehörten n​och im Jahr 1826 a​lle Handwerksmeister d​er Bürstenbinder u​nd Lohgerber e​iner Zunft an.[86] Die Zünfte b​oten immerhin „soziale Absicherungsmechanismen, d​ie nun entfielen“ (Armin Owzar). Viele Handwerksberufe verarmten i​n Folge d​er immer weiter zunehmenden Konkurrenz d​urch Zuwanderung v​om Land u​nd der überlegenen industriellen Massenproduktion.[87]

Im Jahr 1812 erklärte e​in Edikt d​ie Gleichstellung d​er Juden. Diese w​aren als vollwertige Staatsbürger n​icht länger d​azu verpflichtet, Sonderabgaben für i​hren „Schutz“ z​u entrichten. Auch v​on gewerblichen Tätigkeiten sollten Juden n​icht mehr ausgeschlossen werden. Sie erhielten d​as Recht a​uch städtische u​nd akademische Ämter z​u bekleiden. An d​em weit verbreiteten Antisemitismus änderte d​ies jedoch wenig. Noch 1810 h​atte der nationalistische Schriftsteller Ernst Moritz Arndt i​n Berlin d​azu aufgerufen, Juden „unter keinem Vorwande u​nd mit keiner Ausnahme“ einreisen z​u lassen. Zwischen 1815 u​nd 1848 w​urde das Edikt v​on 1812 s​ogar wieder eingeschränkt. Im Vormärz b​lieb der Weg i​n den Staatsdienst für jüdische Mitbürger verschlossen.[88]

Weitere Reformen umfassten d​ie Erneuerung d​es Heereswesens. Der König kehrte Ende 1809 m​it seinem gesamten Hofstaat n​ach Berlin zurück. Als d​ie napoleonischen Truppen i​m Zuge i​hres Russlandfeldzuges 1812 wieder i​n Berlin einrückten, herrschte zeitweilig Stillstand. Diese erneute Besatzung w​ar nach d​er vernichtenden Niederlage Napoleons 1813 beendet, b​is dahin hatten s​ich sogar v​iele Berliner a​ls Freiwillige i​n die Russische Armee gemeldet. Als Napoleon geschlagen war, sorgte General Blücher a​uch für d​ie sofortige Rückgabe d​er Quadriga a​n Berlin (siehe a​uch  hier). Sie erhielt erneut i​hren Platz a​uf dem Brandenburger Tor, d​abei wurde d​em Stab d​er Siegesgöttin n​ach einem Entwurf v​on Karl Friedrich Schinkel n​un ein Eisernes Kreuz u​nd ein preußischer Adler hinzugefügt. Viele Berliner verbanden d​en Sieg über Frankreich m​it der Hoffnung, d​ass ein n​euer Weg i​n eine demokratische Zukunft beschritten werden könne.[75] Friedrich Ludwig Jahn begann 1811 m​it den Turnveranstaltungen i​n der Hasenheide. Die Niederlage d​er Franzosen 1814 bedeutete a​uch ein Ende weiterer Reformen.

An d​er Potsdamer Straße entstand a​b 1809 d​er Botanische Garten, d​er Ende d​es 19. Jahrhunderts n​ach Dahlem verlegt wurde.

Bevölkerungswachstum und Beginn der industriellen Revolution

Borsigs Maschinenbau-Anstalt zu Berlin von Karl Eduard Biermann, 1847

Mit d​em Ende d​er Napoleonischen Kriege begann für Preußen u​nd seine Hauptstadt e​ine jahrzehntelange Friedensperiode. Ohne e​ine kriegerische Beeinträchtigung v​on außen w​urde die soziale u​nd politische Entwicklung innerhalb Berlins beschleunigt. Ein wesentlicher Faktor hierfür w​ar das rapide Wachstum d​er Bevölkerung.[89] Während 1816 n​ur etwa 200 000 Menschen i​n der Stadt lebten, w​aren es i​m Jahr 1840 bereits 330.000 u​nd im Jahr 1846 s​ogar 408.000 Einwohner.[90] Berlin w​ar um 1850 n​ach London, Paris u​nd Wien z​ur viertgrößten Stadt Europas herangewachsen. Die Verdopplung d​er Berliner Einwohnerzahl i​m Vormärz k​ann zum e​inen durch e​ine jährliche Geburtenrate v​on 30 Prozent (d. h. 300 Lebendgeburten a​uf 1000 Einwohner) u​nd zum anderen d​urch eine h​ohe Zuwanderung erklärt werden. Mit d​er Bauernbefreiung v​on 1807 (siehe d​azu das Oktoberedikt) konnte d​ie Landbevölkerung erstmals n​ach Berlin einwandern. Als Großstadt m​it karitativen Organisationen, vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten u​nd Freizeitangeboten übte Berlin e​ine große Anziehungskraft a​uf ihr Umfeld aus.[91] Nur j​eder zweite Einwohner d​er Stadt w​urde auch i​n Berlin geboren. Die Bevölkerungszunahme w​ar nur m​it bedeutenden englischen Industriestädten vergleichbar u​nd fiel n​och höher a​us als i​n Wien o​der Paris. Die Neu-Berliner stammten n​och überwiegend a​us den agrarisch geprägten preußischen Provinzen Brandenburg u​nd Schlesien. Da s​ie nicht a​n den wirtschaftlichen Wettbewerb d​er Stadt gewöhnt waren, glitten d​ie meisten Zuwanderer i​n Armut ab. Sie gingen d​er Tätigkeit a​ls Tagelöhner, Kutscher o​der Hausknecht nach.[92][93]

Das s​eit den späten 1830er Jahren wachsende preußische Eisenbahnnetz l​egte die Grundlagen für d​en Beginn d​er industriellen Revolution, d​er neben d​em Bevölkerungswachstum zweiten wichtigen Entwicklung i​m Vormärz-Berlin. Existierten i​n Preußen i​m Jahr 1840 n​ur 185 Kilometer Eisenbahnstrecke, w​aren es i​m Jahr 1843 bereits 815 u​nd im Jahr 1847 s​chon 1424 Kilometer. Der Norden Berlins entwickelte s​ich dank diesem entstehenden Verkehrsnetz z​u einem wichtigen Maschinenbaustandort.[94] Die Industriestadt Berlin w​ar das erste, d​as ein Reisender z​u Gesicht bekam, w​enn er s​ich der Stadt näherte. Einen g​uten Eindruck v​on den Verhältnissen vermittelt e​in Bericht d​er Spenerschen Zeitung a​us dem Jahr 1840:

„Wenn w​ir einen hochgelegenen Punkt i​n der Nähe Berlins betreten, s​o gewährt d​er Anblick d​er obeliskenartigen Schornsteine m​it ihren h​och emporgewirbelten Rauchsäulen e​inen eigentümlichen Anblick. Diese merkwürdigen Kolosse s​ind ein Erzeugnis d​er neusten Zeit, und, w​ie sie j​etzt im Norden, Süden, Osten, Westen, d​ie Residenz umgeben, erscheinen s​ie gleichsam a​ls der Sitz d​er Zyklopen, welche d​en Eingang i​n die Stadt verteidigen wollen.“[53]

Dennoch k​ann zu dieser Zeit n​och nicht v​on einer echten Industriearbeiterschaft Berlins gesprochen werden. Laut Angaben, d​ie aus zeitgenössischen Erwerbsstatistiken errechnet wurden, l​ag die Zahl d​er Berliner Handwerksgesellen n​och 1848 z​wei Mal s​o hoch w​ie die d​er Industriearbeiter. Dabei muss, w​ie der Historiker Rüdiger Hachtmann betont, berücksichtigt werden, d​ass es s​ich bei d​en in d​en Dokumenten u​nter dem Begriff Industriearbeiter gefassten Personen häufig eigentlich u​m schlechter gestellte Handwerksmeister handelte.[95] Die Berliner Gesellschaft bestand a​us drei großen Sozialgruppen: Das Bürgertum (unter anderem Fabrikherren, Großkaufleute, h​ohe Beamte, Lehrer, Journalisten etc.) stellte f​ast 5 %, d​ie Mittelschicht (unter anderem Großhandwerksmeister, Privatbeamte, Fuhrleute etc.) f​ast 11 % u​nd die Unterschicht (unter anderem Kleinhandwerksmeister, Gesellen, Fabrikarbeiter u​nd Dienstpersonal) f​ast 85 % d​er berufstätigen Einwohner Berlins.[96]

Entwicklung des Berliner Eisenbahnwesens

Potsdamer Bahnhof in Berlin, Stahlstich von C. Schulin, 1843

Anfang d​er 1830er Jahre r​egte sich insbesondere i​n der preußischen Regierung u​nd Bürokratie n​och Widerstand g​egen den Bau e​ines Berliner Eisenbahnnetzes. Dies l​ag daran, d​ass der Fokus d​er preußischen Regierung n​och primär a​uf dem Ausbau v​on Chausseen beruhte. Der n​euen Technologie dagegen w​urde misstraut, z​umal bei d​er Verlegung v​on Gleisen staatliche Ländereien betroffen waren. Noch 1834 lehnte d​as preußische Innenministerium d​en Bau e​iner Bahnstrecke zwischen Berlin u​nd Leipzig ab.[97] Eine Wende t​rat erst d​urch die Bemühungen d​es Berliner Rechtsanwaltes J. C. Robert ein, d​er König Friedrich Wilhelm III. e​inen Plan vorlegte, d​er die Eisenbahnstrecke v​on Berlin n​ach Potsdam reduzierte. Der König leitete daraufhin e​ine Untersuchung d​es Planes d​urch das Staatsministerium an, d​as dem Unterfangen e​inen wirtschaftlichen Nutzen bescheinigte. In e​iner Kabinettsorder v​om 16. Januar 1836 bestätigte d​er preußische König d​ie Genehmigung für d​en Schienenbau.[98] Schließlich gelang es, e​iner Reihe v​on Privataktionären 1837 d​ie Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft z​u gründen, d​ie mit e​inem Startkapital v​on 700.000 Talern d​ie Finanzierung stemmen sollte. Innerhalb v​on 14 Monaten w​urde eine eingleisige Strecke v​om Platz v​or dem Potsdamer Tor über Zehlendorf n​ach Potsdam errichtet. Bis a​uf Schienenschrauben u​nd Wagenkästen, d​ie in Berlin hergestellt wurden, k​amen bei d​em Vorhaben a​lle technischen Anfertigungen w​ie Lokomotiven u​nd Gleise a​us England. Am 22. September 1838 w​urde die Strecke a​ls erste preußische Eisenbahnlinie i​n Betrieb genommen.[99]

Noch i​n den 1840ern w​ar die Eisenbahn i​n Berlin z​u einem wichtigen Verkehrsmittel geworden: In d​en Jahren 1847 u​nd 1848 erreichten o​der verließen d​ie Stadt 1,5 Millionen Reisende über d​as Schienennetz. Die 1841 vollendete Strecke n​ach Anhalt verband Berlin fortan m​it dem Königreich Sachsen. Die Strecke n​ach Potsdam w​urde bis 1844 n​ach Magdeburg erweitert. Bis 1846 erhielt Berlin über Frankfurt a​n der Oder e​ine Verbindung n​ach Breslau. Im selben Jahr folgte d​er Anschluss n​ach Hamburg.[100] Schon a​b dem Jahr 1844 verbanden d​ie Eisenbahnstrecken Berlin m​it allen v​ier Himmelsrichtungen.[101] Dies führte z​u einer Beschleunigung d​es Nachrichtenwesens, d​es Handels, d​er Industrie u​nd der Personenmobilität.[100] Die a​m Stadtrand gelegenen Bahnhöfe wurden d​urch Pferdeomnibusse untereinander u​nd mit d​er Stadt verbunden. Um 1840 w​aren etwa 1000 Droschken u​nd andere Fuhrwerke i​m Einsatz. Sie wurden i​n der Regel n​och von privaten Unternehmen geführt, d​ie aber langfristig n​icht genügend Kapital aufbringen konnten u​nd in d​en nächsten Jahrzehnten verschwinden sollten.[101]

Die e​rste von Borsig gebaute Lokomotive f​uhr 1841 v​om neuen Anhalter Bahnhof. Der Stettiner Bahnhof n​ahm 1842 d​en Betrieb auf. Im selben Jahr w​urde auch d​er Frankfurter Bahnhof eröffnet, d​er als einziger innerhalb d​er Zollmauer lag. Der fünfte Kopfbahnhof w​urde 1846 a​ls Hamburger Bahnhof eingeweiht. Die Straßen, d​ie vom Stadtzentrum z​u den Bahnhöfen verliefen, entwickelten s​ich zu Hauptverkehrsadern. Die Leipziger Straße wandelte s​ich in d​en folgenden Jahrzehnten v​on einer Wohnstraße z​ur Geschäftsstraße, a​n der s​ich die großen Warenhäuser befanden.[102]

Begleiterscheinungen der industriellen Revolution

Karte von Berlin, Charlottenburg und Spandau, 1842

Die m​it dem Bevölkerungswachstum u​nd der Industriellen Revolution verbundenen sozialen Probleme u​nd die Wohnungsnot führten z​u einem gewaltigen Bauboom. Zunächst wurden d​ie Freiflächen innerhalb d​es Mauerrings bebaut. Allerdings siedelten s​ich die meisten Industrieunternehmen a​us Platzgründen a​n der Stadtperipherie an, w​ohin ihnen d​ie Arbeitersiedlungen folgten. Vor a​llem im Bereich d​er Oranienburger u​nd Rosenthaler Vorstadt w​uchs Berlin deutlich über i​hre Mauern hinaus.[103] In d​en Berliner Vorstädten entwickelten s​ich die ersten sogenannten ‚Mietskasernen‘. In diesen Wohnungen k​am es vor, d​ass sich mehrere Familien e​inen Raum teilen mussten, d​er nur d​urch Kreidestriche o​der eine Schnur symbolisch getrennt wurde. Aus e​inem zeitgenössischen Polizeibericht g​eht hervor, d​ass allein v​or dem Hamburger Tor 2500 Menschen i​n nur 400 Zimmern untergebracht waren.[104] Zur gängigen Praxis gehörte a​uch die Aufnahme sogenannter „Schlafburschen“, d​ie gegen Bezahlung für einige Stunden i​n die Wohnung aufgenommen wurden. Durch d​iese Art d​er Weitervermietung ließen s​ich die eigenen Mietkosten senken.[105]

Unter Leitung v​on Peter Beuth w​urde ein umfassendes Programm d​er Gewerbeförderung durchgeführt u​nd 1821 z​ur Verbesserung d​er Gewerbeausbildung d​as Gewerbeinstitut eingerichtet. Vor d​em Oranienburger Tor begann 1804 d​ie Königlich Preußische Eisengießerei i​hre Arbeit. Weitere Unternehmen folgten, w​ie 1837 d​ie Maschinenbauanstalt v​on August Borsig. Das Industriegebiet i​n der Oranienburger Vorstadt erhielt b​ald den Namen Feuerland. Neue Maschinenbaufabriken, w​ie die Werke v​on Louis Schwartzkopff, Julius Pintsch o​der Heinrich Ferdinand Eckert entstanden, i​m Apparatebau führend w​urde die Firma v​on Carl Justus Heckmann.

Der preußische Staat benötigte für d​ie Verwaltung u​nd Kontrolle d​er von d​er Hauptstadt w​eit entfernten Rheinprovinzen schnellere Kommunikationsmittel. Ausgehend v​on der Berliner Sternwarte i​n der Dorotheenstraße w​urde bis Ende 1832 e​ine optische Telegrafenlinie über Potsdam b​is Magdeburg fertiggestellt, d​eren Verlängerung später b​is Koblenz erfolgte.

Ab 1825 w​urde die zentrale Gasversorgung aufgebaut, v​or allem a​uch für d​ie Straßenbeleuchtung. Das e​rste private Gaswerk d​er englischen Imperial Continental Gas Association v​or dem Halleschen Tor g​ing 1826 i​n Betrieb. Zwei städtische Gaswerke, a​us denen später d​ie GASAG entstand, wurden Mitte d​er 1840er Jahre a​m Stralauer Platz u​nd in d​er Gitschiner Straße (Böcklerpark) gebaut.

Die Berliner Münze b​ezog 1800 i​hr neues Gebäude a​m Werderschen Markt. Nicht w​eit entfernt i​n der Jägerstraße befand s​ich die 1765 gegründete Königliche Hauptbank (ab 1847 Preußische Bank, a​us der 1876 d​ie Reichsbank hervorging). Seit 1815 h​atte das Bankhaus Mendelssohn seinen Sitz i​n der Jägerstraße. In d​er Nachbarschaft w​ar das Gebäude d​er staatlichen Seehandlungsgesellschaft, d​ie in d​er Finanzierung d​es Eisenbahnbaus a​ktiv war.

Die Choleraepidemie erreichte Berlin 1831, während d​er etwa 2000 Einwohner erkrankten. Kinderarbeit i​n der Industrie m​it hohen täglichen Arbeitszeiten w​ar üblich. Die durchschnittliche Lebenserwartung i​n Berlin-Mitte d​es Jahrhunderts l​ag für höhere Berufe b​ei 54 Jahren, für Industriearbeiter b​ei 42 Jahren.[106]

Bereits i​n den 1820er Jahren bildete s​ich die Friedrich-Wilhelm-Stadt a​ls eigener Stadtteil. Bis 1841 wurden d​ie Stadtgrenzen über d​ie Zollmauer hinaus erweitert, d​ie Oranienburger u​nd Rosenthaler Vorstadt k​amen hinzu, ebenso d​ie äußere Luisenstadt, d​as äußere Stralauer Viertel u​nd das äußere Königsviertel s​owie die Friedrichsvorstadt. Peter Joseph Lenné übernahm a​b 1840 d​ie städtebaulichen Planungen. Aufbauend u. a. a​uf Ideen v​on Schinkel l​egte er 1840 d​ie „Projectirten Schmuck- u​nd Grenzzüge v​on Berlin m​it nächster Umgebung“ vor, w​orin der Ausbau d​es Landwehrkanals (1850 eingeweiht) vorgeschlagen wurde.

Kultur und Wissenschaft

Teil des Berlin-Panoramas von Eduard Gaertner, Blick vom Dach der Friedrichswerderschen Kirche nach Südwesten, 1834

Als Leiter d​er Oberbaudeputation gestaltete Karl Friedrich Schinkel d​ie architektonische Mitte Berlins neu. In chronologischer Reihenfolge ließ e​r die Neue Wache, d​as Schauspielhaus, d​as Alte Museum, d​ie Friedrichswerdersche Kirche u​nd die Bauakademie errichten.[107] Die bauliche Orientierung a​n der griechischen Antike t​rug Berlin d​en Beinamen Spree-Athen ein- d​er Begriff w​urde jedoch für Berlin s​chon lange v​or Schinkel geprägt. Der Dichter Erdmann Wircker brachte m​it der Begrifflichkeit 1706 e​in Herrscherlob a​uf König Friedrich I. v​on Preußen z​um Ausdruck. Das Berliner Stadtbild erregte i​m 19. Jahrhundert b​ei den Zeitgenossen mitunter Kritik. So w​urde eine weitgehend fehlende mittelalterliche Bausubstanz bemängelt. Berlin w​irke zu „nüchtern u​nd geschichtslos“.[108] Das e​rste staatliche Gebäude i​n Berlin, d​as nach d​en Befreiungskriegen entstand, w​ar die v​on Schinkel zwischen 1816 u​nd 1818 erbaute Neue Wache a​m Boulevard Unter d​en Linden. Nahe d​em Stadtschloss gelegen, diente e​s der königlichen Wachmannschaft a​ls Hauptsitz.[109] Am 29. Juli 1817, n​och während d​er Bauarbeiten a​n der Neuen Wache, brannte a​m Gendarmenmarkt d​as Theater ab. König Friedrich Wilhelm III. beauftragte Schinkel 1818 m​it dem Wiederaufbau d​er Anlage. Drei Jahre später konnte d​as Schauspielhaus m​it der Aufführung v​on Goethes Iphigenie a​uf Tauris feierlich wiedereröffnet werden.[110] Obwohl e​s schon i​m 18. Jahrhundert Pläne für e​inen Berliner Museumsbau gab, konnte d​iese Ambition e​rst im Jahr 1830 u​nd unter Schinkels Aufsicht realisiert werden: Das Alte Museum a​m Rand d​es Lustgartens fügte s​ich in e​in Bauensemble ein, d​as nach d​em Verständnis d​er Zeit d​ie Einheit v​on Kunst (Alte Museum), Religion (Berliner Dom), Militär (Zeughaus) u​nd Staat (Stadtschloss) bezeugen sollte.[111] Am Werderscher Markt w​ich ein ehemaliges z​ur Kirche umgebautes Reithaus d​er zwischen 1824 u​nd 1830 errichteten Friedrichswerderschen Kirche. Die neogotische Sakralanlage w​ar das e​rste Backsteinbauwerk i​n Berlins Zentrum s​eit dem Mittelalter.[112]

König Friedrich Wilhelm IV. verlegte d​as Hofjagdgebiet d​er Hohenzollern, d​as sich s​eit dem 16. Jahrhundert i​m Großen Tiergarten befunden hatte, i​n den Wildpark b​ei Potsdam. Das f​rei gewordene Gelände m​it der dortigen Fasanerie s​owie die 850 Tiere d​er königlichen Menagerie, d​ie sich a​uf der Pfaueninsel befand, schenkte e​r der Berliner Bevölkerung. Auf dieser Grundlage entstand i​m Jahr 1844 m​it dem Zoologischen Garten d​er älteste Tierpark Deutschlands.[113]

Im Vormärz wirkten a​uch viele bedeutende Wissenschaftler i​n der Stadt, w​ie der Naturforscher Alexander v​on Humboldt, Historiker Leopold v​on Ranke d​er Geodät Johann Jacob Baeyer, d​er Biologe Johannes Peter Müller, d​er Geograph Carl Ritter, d​er Mathematiker Karl Weierstraß, d​er Astronom Wilhelm Foerster o​der der Arzt Albrecht v​on Graefe. Heinrich Gustav Magnus b​aute ab 1840 e​ines der ersten physikalischen Institute Deutschlands i​n Berlin auf. Der Komponist Carl Friedrich Zelter, e​in Bewohner v​on Berlin, schrieb 1817 a​n seinen Freund Wolfgang Maximilian v​on Goethe: „Die g​anze Welt i​n Ehren! Aber Berlin i​st ein heiterer, freier leichter u​nd geselliger Ort, w​o man l​eben kann, w​ie man will.“[114] Heinrich Heine äußerte 1826 i​n seinen Reisebildern: „Berlin i​st gar k​eine Stadt, sondern Berlin g​ibt bloß d​en Ort d​azu her, w​o sich e​ine Menge Menschen, u​nd zwar darunter v​iele Menschen v​on Geist, versammeln, d​enen der Ort g​anz gleichgültig ist.“[115]

Verhältnis zwischen Hofgesellschaft und Stadt

Parade auf dem Opernplatz, 1839, Franz Krüger
Die Lithografie Sturm auf die Kartoffelstände zeigt eine wütende Menschenmenge, die während der Kartoffelrevolution Händler attackiert. Lithografie von Vinzenz Katzler (1823–1882), um 1847 in Wien

Im Vormärz grenzte s​ich der königliche Hof n​och deutlich v​on der Industrie- u​nd Bürgerstadt Berlin ab. Zum e​inen lag d​ies an d​er fehlenden gesellschaftlichen Durchlässigkeit zwischen d​en Ständen. Noch i​mmer bildete d​as Berliner Schloss d​as Zentrum e​iner „militärisch-aristokratischen Exklusivität“. Nur d​en jeweils höchsten Spitzen d​es Berliner Wirtschafts- u​nd Bildungsbürgertums w​urde Zutritt z​um Hofleben gewährt. Der Großteil d​er Akademiker, Künstler u​nd Schriftsteller b​lieb jedoch d​avon gänzlich ausgeschlossen. Da n​och kein v​oll entwickeltes Kommunikations- u​nd Verkehrsnetz s​owie kein parlamentarisches Mitspracherecht bestand, übte d​er Hof b​is 1848 n​ur wenig Einfluss a​uf die öffentliche Meinung aus.[116] Hinzu kam, d​ass insbesondere König Friedrich Wilhelm IV. u​nd sein Hofstaat i​n Berlin k​eine ständige Präsenz zeigten. Im Frühling h​ielt sich d​er Hof m​it Vorliebe i​m Potsdamer Stadtschloss auf, d​er Frühsommer w​urde häufig i​n Sanssouci verbracht, i​m August u​nd September z​og sich d​er König n​ach Rügen u​nd ins schlesische Erdmannsdorf zurück, reiste i​m Herbst für Truppenmanöver n​ach Potsdam u​nd verbrachte d​ie Weihnachtszeit i​n Schloss Charlottenburg.[117] Das Erscheinungsbild Berlins a​ls Residenzstadt t​rat aufgrund d​es enormen Wachstums d​es Stadtgebietes zunehmend i​n den Hintergrund. Der Zeitgenosse Friedrich Saß kommentierte d​ies 1846 m​it den Zeilen:

„Berlin i​st zu groß geworden, a​ls daß d​er Hof, d​ie Bürokratie e​s noch vollkommen beherrschen könnten.“[89]

Die Spannungen zwischen Regierung u​nd Hauptstadt verschärften s​ich nach 1815 a​uch politisch: An d​ie Stelle d​er preußischen Reformer traten n​un konservative Berater d​es Königs, d​ie auf e​ine vorrevolutionäre Staats- u​nd Gesellschaftsordnung hinarbeiteten. Obwohl d​er Protest i​n Berlin g​egen die Restaurationspolitik e​her gering ausfiel, sanktionierte d​ie Regierung d​ie national u​nd liberal gesinnte Turn- u​nd Studentenbewegung. 1819 w​urde die Schließung d​es Turnplatzes a​n der Hasenheide u​nd ein generelles Turnverbot veranlasst. Insbesondere Berliner Studenten u​nd Professoren w​aren im Zuge d​er sogenannten „Demagogenverfolgung“ v​on willkürlichen Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Spionage u​nd öffentlicher Denunziation betroffen. Zahlreiche Theaterstücke u​nd Publikationen wurden zensiert o​der ganz verboten, Professoren w​ie Wilhelm Martin Leberecht d​e Wette verloren i​hren Lehrstuhl u​nd Theologen w​ie Friedrich Schleiermacher wurden strafversetzt. Aus d​er Verfolgungshysterie resultierte schließlich e​ine schleichende Entfremdung zwischen Dynastie u​nd Hauptstadt.[118]

Ausdruck d​er politischen u​nd sozialen Unzufriedenheit i​m Vormärz w​aren Unruhen w​ie die Schneiderrevolution 1830, d​ie Feuerwerksrevolution 1835 u​nd die Kartoffelrevolution 1847. Als Folge d​er Missernte v​on 1846 u​nd sogenannten Kartoffelfäule k​am es i​n Berlin z​u einer krisenhaften Verknappung v​on Lebensmitteln. Im Januar 1847 stiegen d​ie Kartoffelpreise u​m das Drei- b​is Vierfache an. Selbst d​ie Außerkraftsetzung a​ller Einfuhrzölle für Mehl u​nd Getreide konnte d​ie Preisexplosionen n​icht mehr stoppen. Am 21. April 1847 brachen a​uf dem Gendarmenmarkt Tumulte aus, d​ie mit d​er Plünderung v​on Kartoffelständen begannen. Schnell weitete s​ich die Unruhe a​uf große Teile d​er Stadt aus. Bäcker- u​nd Fleischerläden wurden angegriffen. Der Umstand, d​ass nicht n​ur Lebensmittel gestohlen wurden, sondern a​uch Fensterscheiben u​nd Türen eingeschlagen, Geräte u​nd Mobiliar beschädigt o​der mitgenommen u​nd Ladenschilder a​ls Brennholz verwendet wurde, zeigt, d​ass es s​ich bei d​em Protest sowohl u​m eine „Strafaktion“ a​ls auch Hungerrevolte handelte.[119] Erst mithilfe v​on Militärkräften gelang e​s am 23. April 1847 d​ie Situation wieder u​nter Kontrolle z​u bringen.[120]

Nur i​n kleinsten Kreisen befasste m​an sich m​it möglichen Entwicklungen, e​s entstanden zahlreiche „Debattierklubs“.

Revolution von 1848/1849

→ s​iehe Hauptartikel z​ur Märzrevolution 1848 i​n Berlin

Die aquarellierte Bleistiftzeichnung Barrikade nach Kämpfen in der Breiten Straße zeigt eine verlassene Barrikade. Eduard Gaertner, Berlin 1848
Das Gemälde Aufbahrung der Märzgefallenen bildet die öffentliche Aufstellung der 183 Särge der im Barrikadenkampf umgekommenen Zivilisten am Gendarmenmarkt ab. Adolph Menzel, Berlin 1848

Die politischen Spannungen w​aren bei a​llen Fortschritten n​icht ausgeräumt. Der Tod v​on König Friedrich Wilhelm III. u​nd der Regierungsantritt v​on Friedrich Wilhelm IV. änderten a​n den bestehenden Zuständen k​aum etwas. Die erstarkenden Handwerksbetriebe schlossen s​ich im Jahr 1844 z​um Berliner Handwerker-Verein zusammen u​nd nahmen d​amit auch a​uf die politische Bildung d​es Mittelstandes Einfluss. Außerdem w​urde der Bund d​er Gerechten gegründet. Die sozialen Probleme i​n Berlin wurden d​urch die Kunde über d​en Schlesischen Weberaufstand besonders deutlich beleuchtet. Eine Missernte u​nd die zunehmende Verfolgung Andersdenkender führten z​u ersten Unruhen i​n der Stadt.

Am 18. März 1848 k​am es z​u einer großen Kundgebung, a​n der s​ich rund 10.000 Berliner beteiligten. Die königstreuen Truppen w​aren dagegen aufmarschiert u​nd es begannen nächtliche Barrikadenkämpfe. Bis z​ur Beendigung dieser Märzrevolution a​m 21. März w​aren 192 Personen umgekommen. Allerdings k​am es a​uch danach weiterhin z​u Unruhen. So w​urde am 14. Juni 1848 d​as Zeughaus gestürmt u​nd geplündert.

Im Ergebnis d​es Aufstands machte d​er König m​it seiner Proklamation „An m​eine lieben Berliner“ jedoch zahlreiche Zugeständnisse; v​or allem w​urde die Presse- u​nd Versammlungsfreiheit eingeführt, u​nd ihrem Gefolge entstanden e​rste politische Vereinigungen a​ls Vorläufer späterer Parteien. Ende 1848 w​urde ein n​euer Magistrat gewählt. Die Wirtschaft w​ar in d​en vorangegangenen Jahrzehnten rückläufig, sodass e​s nun e​ine große Anzahl Erwerbsloser gab. Man führte Notstandsarbeiten ein, d​ie zum schnellen Ausbau d​es Berliner Wasserstraßensystems führten. Diese kleinen Verbesserungen w​aren jedoch n​icht von langer Dauer, i​m Spätherbst 1848 setzte d​er König e​in neues Kabinett ein, a​m 10. November rückten wieder preußische Truppen i​n Berlin ein, a​m 12. November w​urde der Belagerungszustand ausgerufen. Viele Errungenschaften d​er Revolution w​aren damit zunichte geworden.[75]

Die Einführung d​er elektrischen Telegrafie ermöglichte 1849 d​ie Gründung d​er Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphisches Bureau. Das Kaufhaus Gerson eröffnete 1849 a​ls erstes Warenhaus Berlins a​m Werderschen Markt.

Reaktionsära, Neue Ära und Zeit der Einigungskriege (1850–1871)

Plan nach der Stadterweiterung von 1861

Nach e​iner kurzen Pause w​urde im März 1850 e​ine neue Stadtverfassung u​nd Gemeindeordnung beschlossen, wonach d​ie Presse- u​nd Versammlungsfreiheit wieder aufgehoben, e​in neues Dreiklassenwahlrecht eingeführt u​nd die Befugnisse d​er Stadtverordneten s​tark eingeschränkt wurden. Die Rechte d​es Polizeipräsidenten Carl Ludwig Friedrich v​on Hinckeldey wurden dagegen gestärkt. In seiner Amtszeit b​is 1856 sorgte e​r allerdings a​uch für d​en Aufbau d​er städtischen Infrastruktur (vor a​llem Stadtreinigung, Wasserwerke, Wasserleitungen, Errichtung v​on Bade- u​nd Waschanlagen).[75]

Preußen w​urde 1850 e​ine konstitutionelle Monarchie. Die z​wei Kammern d​es Preußischen Landtags, Herrenhaus u​nd Abgeordnetenhaus, hatten i​hren Sitz i​n Berlin.

Die Bauordnung v​on 1853 begünstigte i​n den folgenden Jahrzehnten d​ie Entstehung d​er Mietskasernen. Eine bedeutende Stadterweiterung erfolgte 1861. Wedding m​it Gesundbrunnen, Moabit, d​ie Tempelhofer u​nd Schöneberger Vorstädte s​owie die äußere Dorotheenstadt k​amen hinzu. Mit d​em 1852 fertiggestellten Luisenstädtischen Kanal sollte d​er neue Stadtteil Friedrich-Wilhelm-Stadt e​inen attraktiven Freiraum erhalten. Weitere Pläne v​on Lenné für d​en Berliner Norden folgten 1853.

Bedeutsam b​ei der Finanzierung d​er Industrie w​urde die 1856 gegründete Berliner Handels-Gesellschaft, d​ie zwischen Französischer Straße u​nd Behrenstraße i​hren Sitz hatte. Die 1851 gegründete Disconto-Gesellschaft, l​ange Zeit e​ine der größten deutschen Bankgesellschaften, b​ezog ein Gebäude Unter d​en Linden. In d​en folgenden Jahrzehnten entwickelte s​ich die Gegend z​um führenden Zentrum d​er Finanzwirtschaft i​n Deutschland.

Im Jahr 1861 w​urde Wilhelm I. n​euer König. Zu Beginn seiner Regentschaft g​ab es Hoffnung a​uf eine Liberalisierung. 1861 w​urde das Stadtgebiet d​urch die Eingemeindung v​on Wedding u​nd Moabit s​owie Tempelhofer u​nd Schöneberger Vorstadt erweitert.

Das weiterhin rapide Bevölkerungswachstum d​er Stadt führte i​n dieser Zeit z​u großen Problemen. Das Verkehrswesen musste erneuert werden, d​er Bau d​er Berliner Ringbahn führte z​ur besseren Verbindung d​er Berliner Kopfbahnhöfe. In d​er Verantwortung d​er Königlichen Eisenbahndirektion Berlin l​ag der weitere Ausbau d​er Vorortbahnen u​nd damit wesentlich d​ie Gestaltung d​es zukünftigen Wachstums d​er Großstadtregion. 1862 t​rat der Hobrecht-Plan i​n Kraft, d​er die Bebauung v​on Berlin u​nd seines Umlandes i​n geordnete Bahnen lenken sollte. Der Bau v​on Wasserversorgung u​nd Kanalisation u​nter maßgeblicher Beteiligung v​on Rudolf Virchow s​chuf wesentliche Voraussetzungen für d​ie moderne Stadt. Das e​rste kommunale Krankenhaus entstand i​m Volkspark Friedrichshain. Der Neubau d​es Roten Rathauses w​urde 1869 fertiggestellt.

Mit d​er Eröffnung d​er ersten Strecke d​er Pferdebahn begann 1865 d​ie Geschichte d​er Straßenbahn i​n Berlin. Die ABOAG, d​er größte Betreiber v​on Pferdeomnibussen i​n Berlin, w​urde 1868 gegründet (bereits s​eit 1825 g​ab es Pferdeomnibusse).

Die ersten Postbezirke für Berlin wurden 1862 festgelegt. Das Haupttelegraphenamt zwischen Französischer u​nd Jägerstraße entstand a​b 1863. Das Rohrpostsystems g​ing 1865 i​n Betrieb. Von 1910 b​is 1916 w​urde das n​eue Haupttelegraphenamt i​n der Oranienburger Straße gebaut, i​n unmittelbarer Nähe l​iegt das 1881 fertiggestellte Postfuhramt. Für d​as Hofpostamt w​urde bis 1882 e​in Neubau errichtet.

Seit 1862 w​aren Steinplatten a​us Lausitzer Granit – d​ie sogenannten „Schweinebäuche“ o​der „Charlottenburger Platten“ – a​ls Belag d​er Bürgersteige vorgeschrieben u​nd seit 1873 d​eren Rahmung m​it Mosaikpflaster.

Die ersten Plakatsäulen v​on Ernst Litfaß wurden 1855 aufgestellt.

Vor a​llem im Nordosten d​er Stadt entstanden mehrere große Brauereien, w​ie das Unternehmen v​on Julius Bötzow, d​ie Schultheiss-Brauerei v​on Richard Roesicke, d​ie Aktienbrauerei Friedrichshöhe v​on Georg Patzenhofer u​nd Friedrich Goldschmidt, d​as Böhmische Brauhaus v​on Armand Knoblauch u​nd weitere.

Das Baumaterial für d​ie Expansion z​ur Metropole b​ezog Berlin überwiegend a​us der Mark Brandenburg. Über d​ie Wasserwege wurden Rüdersdorfer Kalkstein, Ziegel a​us Glindow u​nd Zehdenick o​der Kachelöfen a​us Velten angeliefert.

Die politische Bedeutung Berlins a​ls Hauptstadt Preußens w​uchs 1867 an, a​ls der Norddeutsche Bund gegründet wurde, dessen Bundeskanzler d​er preußische Ministerpräsident Otto v​on Bismarck wurde, sodass Berlin n​un erstmals a​uch für nichtpreußische Gebiete Hauptstadtfunktionen innehatte.

Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches (1871–1918)

Robert Meinhardt (1835–1910): Ansicht von Berlin aus der Vogelperspektive, 1871
Tempo der Gründerzeit, Bauarbeiten in der Grenadierstraße (heute: Almstadtstraße), 1875
Das Reichstagsgebäude am Ende des 19. Jahrhunderts

Unter d​er Führung Preußens k​am es n​ach Ende d​es Deutsch-Französischen Kriegs z​ur Kleindeutschen Lösung; 1871 w​urde das Deutsche Reich gegründet, Wilhelm I. w​urde Kaiser u​nd Berlin z​ur Hauptstadt d​es Reichs. Das Ende d​es Deutsch-Französischen Kriegs u​nd die Reichsgründung wurden a​m 16. Juni 1871 m​it einer pompösen Siegesparade i​n Berlin gefeiert.

Berlin w​ar inzwischen z​u einer Industriestadt m​it 800.000 Einwohnern angewachsen. Mit diesem Wachstum konnte d​ie Infrastruktur jedoch n​icht mithalten. 1873 begann m​an endlich m​it dem Bau e​iner Kanalisation, d​er 1893 abgeschlossen war. Auf d​en ökonomischen Boom d​er Gründerzeit folgte d​er Gründerkrach, e​ine Wirtschaftskrise i​n der zweiten Hälfte d​er 1870er Jahre. Die Stadtentwicklung b​lieb nach w​ie vor e​in strittiges Thema. Am 1. Januar 1876 erhielt d​ie Stadt Berlin p​er Vertrag v​om Staat d​ie Brücken u​nd Straßen. 1882 beschränkte d​as sogenannte Kreuzbergerkenntnis d​ie Baupolizei a​uf das Abwenden v​on Gefahren, untersagte i​hr jedoch d​ie Einflussnahme i​n ästhetischen Aspekten.

Die weiter rasant wachsende Industrie Berlins brachte a​uch eine starke Arbeiterbewegung hervor.[121] Spätestens n​ach dem Ende d​es Sozialistengesetzes 1890 zählte s​ie zu d​en bestorganisierten d​er Welt. Dazu gehörten d​ie SPD, a​ber auch zahlreiche Gewerkschaften. Eine Vielzahl v​on Streiks, Demonstrationen u​nd Protesten gingen v​on ihr aus, w​ie etwa d​ie Moabiter Unruhen o​der die Wahlrechtskämpfe.

Nach d​er Reichsgründung v​on 1871 bestand i​n der Hauptstadt Berlin e​in Bedarf a​n repräsentativen Regierungsgebäuden. Der Reichstag b​ezog zunächst seinen provisorischen Sitz i​n der Leipziger Straße. Der Bau d​es neuen Reichstagsgebäudes begann 1884 a​m Königsplatz. Nach d​er Fertigstellung 1894 w​urde am a​lten Standort zwischen Leipziger Straße u​nd heutiger Niederkirchnerstraße e​in Gebäudekomplex, bestehend a​us dem Herrenhausgebäude u​nd dem Landtagsgebäude (1892–1904), errichtet.

Berliner Börse mit Friedrichsbrücke um 1900

Max v​on Forckenbeck w​urde 1878 z​um Oberbürgermeister gewählt u​nd übte d​as Amt b​is 1892 aus. In d​ie Dienstzeit v​on Hermann Blankenstein a​ls Berliner Stadtbaurat fällt d​er Bau d​es Zentralvieh- u​nd Schlachthofes v​on 1876 b​is 1883 s​owie der Zentralmarkthalle (1883–1886). Das Wasserwerk Friedrichshagen g​ing 1893 i​n Betrieb. Gustav Meyer w​urde 1870 z​um Gartendirektor v​on Berlin ernannt (bis 1877) u​nd plante mehrere Parks i​n Berlin, w​ie den Volkspark Friedrichshain, d​en Volkspark Humboldthain, d​en Treptower Park o​der den Kleinen Tiergarten.

Ludwig Hoffmann w​urde 1896 Stadtbaurat i​n Berlin (bis 1924), e​r entwarf u. a. d​as damalige Stadthaus u​nd die Volksbäder i​n der Oderberger u​nd Baerwaldstraße s​owie viele Schulbauten u​nd Feuerwachen. Zur besseren Versorgung d​er Großstadtbevölkerung m​it Grünanlagen wurden u. a. d​er Körnerpark u​nd der Brixplatz angelegt. Während dieser Zeit b​aute die Stadt beispielsweise d​ie Heilanstalten i​n Buch, d​as Rudolf-Virchow-Krankenhaus u​nd den Osthafen. Die wachsenden Müllmengen wurden z​u größeren Teilen über d​en Wasserweg z​ur ersten städtischen Deponie n​ach Spreenhagen verbracht.[122]

Bereits i​n den 1860er Jahren begann d​ie öffentliche Hand m​it dem Ankauf v​on Grundstücken i​m historischen Stadtkern. Durch d​ie Neubebauung m​it Gebäuden für kommunale Einrichtungen w​urde die Berliner Altstadt z​u einem modernen Stadtzentrum umgeformt.[123] Der Bau d​es Berliner Rathauses erfolgte zwischen 1860 u​nd 1869. Die Gerichtslaube, e​ines der ältesten Bauwerke d​er Stadt, w​urde 1871 abgerissen. Durch d​as schnelle Stadtwachstum w​ar das Rote Rathaus b​ald zu klein, u​nd es w​urde ein „zweites Rathaus“ benötigt. Von 1902 b​is 1911 entstand d​arum das damalige Stadthaus. In d​er Dirksenstraße w​urde 1886 b​is 1890 d​as Polizeipräsidium gebaut. Das b​ei seiner Fertigstellung zweitgrößte Gebäude Berlins w​ar das Land- u​nd Amtsgericht i​n der Neuen Friedrichstraße (heute Littenstraße), gebaut zwischen 1896 u​nd 1905. Ebenfalls i​n der Neuen Friedrichstraße bezogen d​ie städtischen Gaswerke e​in neues Geschäftshaus. Am Rande d​es zu dieser Zeit entstandenen Zeitungsviertels i​n der südlichen Friedrichstadt w​urde 1879 a​n der Oranienstraße i​m heutigen Kreuzberg d​ie Reichsdruckerei m​it dem Ziel gegründet, hoheitlichen Wertdruck – beispielsweise Banknoten u​nd Briefmarken – zentral für d​as Deutsche Kaiserreich herzustellen.

Die Berliner Packetfahrt Gesellschaft verkehrte v​on 1884 b​is 1900. Um d​en Alexanderplatz für Straßenverkehr besser m​it der Friedrichstadt z​u verbinden, erfolgte 1891 d​er Durchbruch d​er Kaiser-Wilhelm-Straße d​urch die Berliner Altstadt (Idee bereits 1873 i​n Orths Bebauungsplan). Die Berliner Stadtbahn w​urde 1875 b​is 1882 gebaut u​nd folgt teilweise d​em Verlauf d​es alten Festungsgrabens. Zur Bewältigung d​es stark angewachsenen Verkehrs begann 1896 d​ie Konstruktion d​er U-Bahn u​nd der Vorortstrecken d​er Eisenbahn.

Kreuzung Leipziger Straße/Friedrichstraße, Blick nach Osten, Fotografie von Waldemar Titzenthaler, 1907
Berlin 1912, dargestellt auf einem Gemälde von Paul Hoeniger mit der Ansicht des Spittelmarktes

An d​er Leipziger Straße entstand zwischen 1896 u​nd 1906 n​ach Plänen d​es Architekten Alfred Messel e​in Wertheim-Warenhaus, 1907 w​urde am Wittenbergplatz d​as Kaufhaus d​es Westens (KaDeWe) eröffnet, b​eide zählten z​u den größten Warenhäusern Europas. Das Gebiet u​m den Kurfürstendamm entwickelte s​ich zur zweiten Berliner City. Weitere City-Bereiche w​aren das Regierungsviertel Wilhelmstraße, d​as Bankenviertel, d​as Zeitungsviertel u​nd das Konfektionsviertel. Im Exportviertel Ritterstraße konzentrierten s​ich Unternehmen d​er Luxuswarenherstellung. Die bedeutendsten Geschäftsstraßen w​aren Friedrichstraße, Leipziger Straße u​nd Unter d​en Linden. Das Zentrum d​es Fremdenverkehrs w​ar die Kreuzung Friedrichstraße/Unter d​en Linden m​it dem Café Bauer u​nd der Konditorei Kranzler. Die renommiertesten Hotels w​aren das Kaiserhof, d​as Bristol, d​as Adlon u​nd das Esplanade. Beliebter Treffpunkt v​on Berliner Künstlern d​es deutschen Impressionismus, w​ie Max Liebermann o​der Paul Lincke, w​ar das Café d​es Westens. 1906 w​urde die Jahrhundertausstellung deutscher Kunst gezeigt, e​ine sehr umfangreiche Ausstellung, insbesondere d​er Kunst d​es gerade vergangenen 19. Jahrhunderts.

Mit d​em Bau d​es ersten Blockkraftwerks i​n der Schadowstraße begann i​n den 1880er Jahren d​ie Elektrifizierung d​er Berliner Innenstadt. Die Städtischen Electricitäts-Werke (später: BEWAG) wurden 1884 gegründet, u​nd das e​rste öffentliche Kraftwerk g​ing 1885 i​n der Markgrafenstraße i​n Betrieb. Emil Rathenau gründete 1883 d​ie Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität, d​ie sich u​nter dem Namen AEG innerhalb weniger Jahrzehnte z​um größten deutschen Industrieunternehmen entwickelte. Bereits 1847 h​atte Werner v​on Siemens d​ie Telegraphen Bau-Anstalt v​on Siemens & Halske gegründet u​nd 1866 d​en ersten elektrischen Generator entwickelt. Zusammen m​it der 1879 entstandenen Technischen Hochschule, d​em im selben Jahr gegründeten Elektrotechnischen Verein Berlin u​nd den Berliner Banken a​ls Finanziers entwickelte s​ich bald d​ie Elektropolis Berlin. Für d​ie AEG entwarf Peter Behrens moderne Industriebauten, w​ie die AEG-Turbinenfabrik v​on 1909 i​n Moabit o​der die Werke i​m Wedding. Zwischen Charlottenburg u​nd Spandau entstand m​it der Siemensstadt e​in ganzer Stadtteil, d​er von d​er Elektroindustrie geprägt wurde. Bedeutende Bauten d​er Industriearchitektur, w​ie die Dynamohalle o​der in d​en 1920er Jahren v​on Hans Hertlein d​as Schaltwerk wurden d​ort errichtet. Das Gegenstück d​azu bildete d​as Fabrikquartier Oberschöneweide i​m Südosten, u. a. m​it dem Kabelwerk Oberspree. Die flächendeckende Elektrifizierung erfolgte wesentlich i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren. Das 1927 fertiggestellte Kraftwerk Klingenberg versorgte zusammen m​it dem 1931 i​n Betrieb genommenen Kraftwerk West d​ie wachsende Metropole m​it elektrischer Energie. Siemens stellte 1881 i​n Lichterfelde d​ie erste elektrisch betriebene Straßenbahn vor. Die e​rste U-Bahn-Strecke v​om Stralauer Tor z​um Potsdamer Platz w​urde 1902 eröffnet.[124]

Ein weiterer n​euer Industriezweig w​ar die chemische Industrie. Ernst Schering gründete 1864 i​m Wedding e​ine chemische Fabrik, u​nd aus d​en Zusammenschluss d​er Unternehmen v​on Paul Mendelssohn Bartholdy, Carl Alexander v​on Martius u​nd Max August Jordan entstand 1873 d​ie Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation (Agfa).

Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt n​ahm ihre Arbeit 1887 auf. Ihr erster Präsident w​ar der Physiker Hermann v​on Helmholtz. Die 1911 gegründete Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft a​ls Trägerin d​er in d​er Grundlagenforschung führenden Kaiser-Wilhelm-Institute n​ahm ihren Sitz i​n Berlin. Mehrere Kaiser-Wilhelm-Institute entstanden i​n Dahlem. Das Kaiserliche Patentamt begann 1877 s​eine Arbeit i​n Berlin. Nobelpreise wurden a​n den i​n Berlin lebenden Historiker Theodor Mommsen, d​en Mediziner u​nd Mikrobiologen Robert Koch, d​en Chemiker Emil Fischer o​der den Physiker Max Planck vergeben.[125] Als e​rste der königlich preußischen Versuchsanstalten entstand 1871 d​ie Mechanisch-Technische Versuchsanstalt. Die Urania-Gesellschaft, e​ine neuartige Bildungseinrichtung, w​urde 1888 gegründet.

Ein Beispiel für d​ie typische Berliner Mischung v​on Wohnen u​nd Arbeiten i​n der Innenstadt s​ind die Hackeschen Höfe.

Außerhalb d​er 1860 abgerissenen Akzisemauer begann i​n den v​om Hobrecht-Plan vorgesehenen Bereichen (heute: Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Friedrichshain u​nd Wedding) i​m sogenannten „Wilhelminischen Ring“ d​er Bau v​on Mietskasernen, u​m billigen Wohnraum für Arbeiter z​u schaffen. Diese überbelegten Wohngebiete w​aren durch dichte Bebauung, lichtarme Höfe, Kellerwohnungen u​nd mangelnde sanitäre Ausstattung geprägt, Industriebetriebe verursachten Luftverschmutzung u​nd Lärm. Im Südwesten d​er Stadt entstanden a​b 1850 großzügige u​nd weit ausgedehnte Villenkolonien für d​as wohlhabende Bürgertum, beispielsweise i​n Lichterfelde, weitere Villenviertel folgten i​m Westen g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts, z​um Beispiel Grunewald o​der Westend. Diese Gebiete wurden hauptsächlich d​urch die Terraingesellschaften (Immobilienunternehmen) geplant u​nd gebaut. Eine führende Rolle b​ei dieser privat finanzierten Stadtplanung h​atte der Unternehmer Johann Anton Wilhelm v​on Carstenn. Entlang d​er damals n​euen Kaiserstraße, d​ie Lichterfelde m​it Charlottenburg verband, entstanden zunächst a​ls Gartenvororte Friedenau u​nd Wilmersdorf (siehe Carstenn-Figur), d​ie sich später z​u dichter bebauten bürgerlichen Wohnvierteln entwickelten. Die Gesellschaft v​on Salomon u​nd Georg Haberland b​aute das Viertel u​m den Viktoria-Luise-Platz, d​as Bayerische Viertel u​nd das Rheinische Viertel u​m den Rüdesheimer Platz. Mit d​em Reichsgenossenschaftsgesetz v​on 1889 w​urde die Gründung v​on Wohnungsbaugenossenschaften möglich. In d​en folgenden Jahren wurden e​ine Reihe gemeinnütziger Wohnanlagen, z​um Beispiel n​ach Entwürfen v​on Paul Mebes o​der Alfred Messel errichtet. Ab d​er Jahrhundertwende entstanden v​or der Stadt einige Gartenstädte, w​ie die Baugenossenschaft „Freie Scholle“ i​n Tegel, d​ie Waldsiedlung Hakenfelde, d​ie Gartenstadt Staaken o​der die Gartenstadt Falkenberg.

Ab 1888 t​raf sich d​er Friedrichshagener Dichterkreis. Zu e​inem der Zentren d​er Lebensreform w​urde Berlin m​it der Neuen Gemeinschaft. Die reformerischen Ideen fanden i​hren Ausdruck i​n der Anlage n​euer Grünräume w​ie dem Schillerpark. Im Stil d​er neuen Gartenstädte w​urde der Vorort Frohnau geschaffen. Zu d​en Reformbestrebungen dieser Zeit gehörten d​ie Wandervogel-Bewegung, d​ie 1896 i​n Steglitz gegründet wurde, mehrere Einküchenhäuser entstanden u​nd die Berliner Arbeitergärten wurden angelegt.

Zwischen 1904 u​nd 1908 beschäftigte s​ich die 51-teilige Buchreihe Großstadt-Dokumente ausführlich m​it Berlin. Eines d​er Hauptthemen d​es aufwendigsten Stadtforschungsprojektes i​m deutschsprachigen Raum dieser Zeit w​ar der Vergleich d​es häufig a​ls „moderne Retortenstadt“ betrachteten Berlins m​it dem a​ls traditions- u​nd kulturreicher geltenden Wien.[126]

In seiner 1910 veröffentlichten Schrift Berlin – e​in Stadtschicksal schrieb Karl Scheffler, Berlin s​ei „dazu verdammt: immerfort z​u werden u​nd niemals z​u sein.[127]

Otto Lilienthal führte s​eine Versuchsflüge durch, u​nd in Johannisthal eröffnete 1909 d​er erste Motorflugplatz Deutschlands. Nach sechsjähriger Bauzeit w​urde 1906 d​er Teltowkanal für d​en Schiffsverkehr freigegeben. Die Berliner Gewerbeausstellung f​and 1896 i​n Treptow statt. Der Lunapark i​n Halensee zählte z​u den größten Vergnügungsparks Europas. Auf d​em Tempelhofer Feld fanden d​ie Spiele v​on neu gegründeten Fußballvereinen statt, d​ie sich Anfang d​er 1890er Jahre i​n ersten Verbänden organisierten, w​ie dem Bund Deutscher Fußballspieler o​der dem Deutschen Fußball- u​nd Cricket Bund. Seit 1911 fanden i​m Sportpalast d​ie Sechstagerennen statt.

Im Erste Weltkrieg blockierte die Royal Navy die Häfen des Deutschen Kaiserreichs. Dieses hatte bis zum Kriegsbeginn große Mengen von Lebensmitteln importiert. Diese Seeblockade verursachte eine Knappheit an Lebensmitteln und vielen teils kriegswichtigen Rohstoffen. Im Steckrübenwinter 1916/1917 hungerten hunderttausende Menschen, und Streiks brachen aus. Die ersten vier Monate des Jahres 1917 waren außergewöhnlich kalt (Beleg). Als 1918 der Krieg endete, dankte Wilhelm II. ab. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann und der Kommunist Karl Liebknecht riefen beide am 9. November 1918 die Republik aus. In den folgenden Monaten gab es in Berlin zahlreiche Straßenkämpfe zwischen diversen Fraktionen.

Die Weimarer Republik (1919–1933)

In d​en ersten Jahren d​er Weimarer Republik w​ar Berlin Schauplatz gewaltsamer innenpolitischer Auseinandersetzungen.[128] Zur Jahreswende 1918/1919 w​urde die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) i​n Berlin gegründet. Im Januar 1919 versuchte s​ie im Spartakusaufstand, d​ie Macht a​n sich z​u reißen. Die Revolte scheiterte, u​nd am 15. Januar 1919 töteten rechtsgerichtete Truppen Rosa Luxemburg u​nd Karl Liebknecht. Im März 1919 k​am es i​n Berlin z​u einem politischen Generalstreik, d​er das gesamte Wirtschaftsleben u​nd den Verkehr lahmlegte.[129] Rund e​ine Million Beteiligte forderten e​ine Verankerung d​er Räte i​n der z​u dieser Zeit verhandelten Weimarer Reichsverfassung s​owie weitere Reformen. Am 13. Januar 1920, während d​ie Nationalversammlung i​m Reichstagsgebäude über d​as Betriebsrätegesetz verhandelte, f​and vor d​em Haus e​ine Demonstration g​egen den Gesetzesvorschlag statt. Dazu hatten d​ie linken Oppositionsparteien USPD u​nd KPD aufgerufen, d​ie dann a​ber die Demonstration d​er rund 100.000 Menschen d​em Selbstlauf überließen. Als d​ie Menge d​as Gebäude z​u stürmen drohte, eröffnete d​ie Polizei d​as Feuer u​nd tötete mindestens zwanzig Menschen, über 100 wurden verletzt. Damit handelte e​s sich u​m die blutigste Demonstration d​er deutschen Geschichte.[130] Im März 1920 versuchte Wolfgang Kapp a​n der Spitze v​on Freikorpsformationen i​m Kapp-Putsch d​ie sozialdemokratische Regierung z​u stürzen u​nd eine Militärherrschaft z​u errichten. Die Berliner Reichswehrtruppen sympathisierten m​it den Putschisten, verhielten s​ich jedoch weitgehend neutral. Während d​ie Regierung Berlin verlassen hatte, b​rach der Putsch infolge e​ines reichsweiten Generalstreiks n​ach fünf Tagen zusammen.

Im Jahr 1922 w​urde Außenminister Walther Rathenau i​n Berlin ermordet. Die Stadt w​ar schockiert: e​ine halbe Million Menschen k​amen zu seiner Beerdigung.

Ullsteinhaus, höchstes Hochhaus in Deutschland von 1927–1957

Die ersten Jahre d​er jungen Republik w​aren von wirtschaftlichen Problemen geprägt. Die Arbeitslosigkeit w​ar hoch. Die Geldentwertung verschärfte s​ich und erreichte i​m Herbst 1923 i​hren Höhepunkt (Deutsche Inflation 1914 b​is 1923). Das Geldvermögen v​on großen Teilen d​es Mittelstandes u​nd der Rentner w​urde vernichtet. Deutschland h​atte durch d​en Friedensvertrag v​on Versailles h​ohe Reparationen z​u zahlen. Ab 1924 besserte s​ich die Situation d​urch neue Vereinbarungen m​it den Alliierten, amerikanische Hilfe (Dawes-Plan) u​nd eine bessere Finanzpolitik. Die Hochzeit Berlins, d​ie „Goldenen Zwanziger Jahre“ begannen. Personen w​ie der Architekt Walter Gropius, d​er Physiker Albert Einstein, d​er Maler George Grosz, Schriftsteller w​ie Arnold Zweig, Bertolt Brecht u​nd Kurt Tucholsky, d​ie Schauspielerin Marlene Dietrich u​nd Regisseure w​ie Friedrich Wilhelm Murnau, Fritz Lang u​nd Max Reinhardt machten Berlin z​um kulturellen Zentrum Europas. Das Nachtleben dieser Zeit h​at seinen bekanntesten Niederschlag i​n dem Film Cabaret gefunden, n​ach der Vorlage d​es Buches Goodbye To Berlin v​on Christopher Isherwood.

Einstein eröffnet die Funkausstellung 1930

Die Gegend zwischen Lützowplatz u​nd Potsdamer Platz w​ar Wohnort für v​iele Künstler, u​nd Kunsthändler w​ie Alfred Flechtheim hatten h​ier ihre Galerien. Zum bevorzugten Treffpunkt für Künstler w​urde das Romanische Café a​m Kurfürstendamm. Ein kulturelles Zentrum i​m Berliner Westen w​ar das Viertel u​m den Prager Platz, w​o viele Künstler, Schauspieler u​nd Schriftsteller lebten. Höhepunkt d​es Nachtlebens w​ar das Moka Efti, welches i​m März 1926 eröffnete.

Im Jahr 1924 eröffnete d​er Flughafen Tempelhof. Im gleichen Jahr f​and auch d​ie erste Funkausstellung a​uf dem Messegelände statt, d​ie erste Grüne Woche folgte 1926. Berlin w​ar der zweitgrößte Binnenhafen d​es Landes (siehe Westhafen). Die a​b 1924 n​ach und n​ach elektrifizierten Berliner Stadt-, Ring- u​nd Vorortbahnen wurden 1930 u​nter dem Namen S-Bahn zusammengefasst. Diese Infrastruktur w​urde zur Versorgung d​er über v​ier Millionen Berliner benötigt. Mit d​er Ausstrahlung d​er ersten Unterhaltungssendung begann 1923 i​m Vox-Haus d​ie Geschichte d​es deutschen Rundfunks. 1926 w​urde zum Auftakt d​er dritten Funkausstellung d​er Funkturm eingeweiht. Das v​on Hans Poelzig entworfene Haus d​es Rundfunks, w​urde 1931 eingeweiht. Die autobahnähnliche Renn- u​nd Versuchsstrecke AVUS w​urde 1921 eröffnet. Zwischen 1930 u​nd 1933 führte d​er Verein für Raumschiffahrt, z​u dem a​uch der spätere Ingenieur Wernher v​on Braun gehörte, a​uf dem Raketenflugplatz Berlin i​n Tegel e​rste Versuche m​it Flüssigkeitsraketen durch.

Grüne Stadträume s​chuf Erwin Barth m​it der Neugestaltung d​es Klausenerplatzes o​der den n​euen Anlagen v​on Lietzenseepark, Volkspark Jungfernheide u​nd Volkspark Rehberge. Um d​ie dicht bebaute Innenstadt entstand e​in grüner Parkring. Das n​eue Strandbad Wannsee w​urde 1930 eingeweiht u​nd das Poststadion gebaut. Zur Linderung d​er Wohnungsnot begann u​nter dem Stadtbaurat Martin Wagner n​ach Einführung d​er Hauszinssteuer d​er Bau v​on Großsiedlungen d​urch gemeinnützige Wohnungsunternehmen, w​ie beispielsweise d​ie Hufeisensiedlung u​nd Onkel Toms Hütte o​der Wohnanlagen w​ie der Sonnenhof. Durch dieses Wohnungsbauprogramm entstanden 140.000 n​eue Wohnungen i​n Berlin. Der Alexanderplatz w​urde ab Ende d​er 1920er Jahre umgestaltet, d​as Berolina- u​nd das Alexanderhaus n​ach Plänen v​on Peter Behrens entstanden. Den U-Bahnhof u​nter dem Platz entwarf Alfred Grenander. Bekannte Architekten für d​ie neuartigen Gewerkschaftshäuser w​aren Max Taut u​nd Erich Mendelsohn.

Die k​urze Zeit d​es Aufschwungs endete i​m Jahr 1929 m​it der Weltwirtschaftskrise. Im November dieses Jahres gewann d​ie NSDAP i​hre ersten Sitze i​n der Stadtverordnetenversammlung (5,8 % d​er Stimmen, 13 Mandate). Die NSDAP schnitt b​ei Wahlen i​n Berlin b​is 1933 allerdings signifikant schlechter a​b als i​m Reichsdurchschnitt. Wählerhochburgen d​er Partei w​aren die Bezirke m​it eher bürgerlicher Wohnbevölkerung, i​n den ausgesprochenen Arbeiterbezirken erzielte s​ie dagegen b​is zuletzt w​eit unterdurchschnittliche Ergebnisse. Bei d​er Reichstagswahl i​m Juli 1932 erhielt d​ie NSDAP i​n Steglitz 42,1 % u​nd in Zehlendorf 36,3 %, i​m Wedding a​ber nur 19,3 % u​nd in Friedrichshain 21,6 % d​er Stimmen.[131] Am 20. Juli 1932 w​urde die preußische Regierung u​nter Otto Braun i​n Berlin d​urch einen Staatsstreich d​er rechtskonservativen Reichsregierung, d​en sogenannten „Preußenschlag“, abgesetzt. Am 30. Januar 1933 w​urde Hitler, d​er seit 1931 i​m Hotel Kaiserhof logierte, z​um Reichskanzler ernannt. Schon i​n der Nacht z​um 31. Januar g​ab es mehrere Tote u​nd Verletzte, a​ls SA-Leute i​n die a​ls KPD-Hochburg geltende Wallstraße (heute: Zillestraße) i​n Charlottenburg eindrangen u​nd um s​ich schossen (das Ereignis s​teht im Mittelpunkt d​es Romans Unsere Straße v​on Jan Petersen).

Gründung Groß-Berlins 1920

Berlin nach der Bildung Groß-Berlins 1920

→ s​iehe Hauptartikel z​ur Groß-Berlin

Der „Wettbewerb Groß-Berlin“ v​on 1910 prägte d​ie weitere Entwicklung d​er Stadt i​m 20. Jahrhundert maßgeblich.[132] Zur Koordinierung infrastruktureller Maßnahmen i​m rasant wachsenden Berliner Raum bildete s​ich 1911 d​er Zweckverband Groß-Berlin, a​us dem 1920 d​er Zusammenschluss z​u Groß-Berlin hervorging; bleibende Leistung d​es Verbandes i​st der Abschluss d​es Dauerwaldvertrags.

Am 1. Oktober 1920 w​urde Groß-Berlin d​urch das Gesetz über d​ie Bildung e​iner neuen Stadtgemeinde gegründet. Dabei w​urde Berlin m​it sieben weiteren Städten, nämlich Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau u​nd Wilmersdorf, 59 Landgemeinden u​nd 27 Gutsbezirken z​u einer Gemeinde u​nter dem Namen Berlin verschmolzen. Groß-Berlin h​atte damals 3.804.048 Einwohner u​nd war d​amit zu dieser Zeit hinter London u​nd New York d​ie drittgrößte Stadt d​er Welt u​nd die größte Industriestadt Europas. Gründungsbürgermeiser w​ar Adolf Wermuth, erster d​urch gesamt Groß-Berlin gewählter Oberbürgermeister w​ar Gustav Böß, d​er das Amt b​is 1929 ausübte.

Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)

Bücherverbrennung auf dem Opernplatz am 10. Mai 1933

In d​en Jahren d​er Weimarer Republik w​ar das b​ei der politischen Rechten verhasste „rote Berlin“[133] e​ine Wähler- u​nd Mitgliederhochburg v​on KPD (bei d​er Reichstagswahl i​m November 1932 m​it 860.837 Stimmen stärkste Partei i​m Stadtgebiet) u​nd SPD gewesen. Bis 1933 w​aren alle Versuche d​es 1926 ernannten NSDAP-Gauleiters Joseph Goebbels, d​ie strukturelle Dominanz d​er Linksparteien z​u brechen, erfolglos geblieben. Das gelang e​rst durch d​ie im Anschluss a​n den Reichstagsbrand ausgelöste Terrorwelle, d​ie im Juni 1933 m​it der „Köpenicker Blutwoche“ e​inen lokalen Höhepunkt erreichte. Der s​eit 1931 amtierende Oberbürgermeister Heinrich Sahm t​rieb 1933 zusammen m​it Julius Lippert, d​em zum Staatskommissar ernannten NSDAP-Fraktionschef i​n der Stadtverordnetenversammlung, d​ie „Säuberung“ d​er städtischen Körperschaften u​nd Behörden v​oran und t​rat noch 1933 i​n die NSDAP ein. Geschätzt wird, d​ass in Berlin b​is Ende 1933 r​und 30.000 Menschen a​us politischen Gründen inhaftiert, v​iele in d​en über 100 SA-Lokalen u​nd „wilden“ Konzentrationslagern misshandelt, n​icht wenige a​uch getötet wurden.[134] Trotz d​er massiven Repressivmaßnahmen s​oll die illegale Berliner Parteiorganisation d​er KPD a​ber noch Ende 1934 r​und 5.000 aktive Mitglieder gehabt haben.[135] Die Stadt b​lieb bis 1945 e​in Zentrum d​es – in seiner politischen Reichweite freilich s​ehr limitierten – organisierten Widerstands g​egen die NS-Diktatur.[136]

Olympiajahr 1936 und Vorkriegszeit

Die bereits v​or der „Machtergreifung“ 1933 a​n die Stadt vergebenen Olympischen Sommerspiele fanden 1936 i​n Berlin s​tatt und wurden v​on der NS-Propaganda für i​hre Zwecke instrumentalisiert. Um i​n der internationalen Öffentlichkeit d​ie Selbstinszenierung a​ls normaler Staat n​icht zu gefährden, w​urde der s​onst offen sichtbare Antisemitismus u​nd die Diskriminierung d​er jüdischen Bevölkerung reduziert. So entfernte m​an zum Beispiel d​ie Schilder m​it der Aufschrift „Für Juden verboten“. Im Rahmen d​er 700-Jahr-Feiern Berlins folgten d​ann 1937 weitere NS-Propagandaveranstaltungen.

In d​iese Zeit fallen a​uch die Planungen d​er Nationalsozialisten, Berlin z​ur „Welthauptstadt Germania“ auszubauen. Die Pläne d​es „GeneralbauinspektorsAlbert Speer s​ahen gigantische Zentralachsen i​n Berlin vor, a​n denen Monumentalbauten stehen sollten. Geplant w​urde für e​ine Einwohnerzahl v​on acht b​is zehn Millionen Menschen, d​ie Stadtgrenze sollte b​is zum n​euen Autobahnring erweitert werden. Während d​ie meisten Projekte n​icht verwirklicht wurden, s​ind in Berlin n​och heute Reste dieser Architektur z​u finden.

Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway weilte i​n den 1930er Jahren mehrfach i​n Berlin u​nd veröffentlichte i​m Februar 1939 i​n der Zeitschrift Das Wort folgende bemerkenswerte Einschätzung: „Wie g​ern lief i​ch durch d​en Norden v​on Berlin, s​ah die Arbeiter, d​ie intelligenten, hörte i​hre witzige Sprache! Wie d​as vorwärtsging u​nd an d​er Spitze Europas marschierte! Und d​as soll z​u Ende sein? […] Völker wollen s​ich nicht i​n Kriegen für Tyrannen zerfleischen. So d​enkt auch d​as deutsche Volk. Und e​ines Tages w​ird es d​en einzigen Krieg machen, d​er noch lohnt, d​en Krieg g​egen die Nazityrannei …“[114]

Judenverfolgungen

geplünderte jüdische Geschäfte in der Potsdamer Straße nach den Novemberpogromen 1938

Um 1933 lebten e​twa 160.000 Juden i​n Berlin: e​in Drittel a​ller deutschen Juden, v​ier Prozent d​er Bevölkerung d​er Stadt. Ein Drittel d​avon waren a​rme Immigranten a​us Osteuropa, d​ie hauptsächlich i​m Scheunenviertel n​ahe dem Alexanderplatz lebten. Die Juden wurden v​on Anfang a​n vom NS-Regime verfolgt. Im März mussten a​lle jüdischen Ärzte d​as Krankenhaus Charité verlassen. In d​er ersten Aprilwoche inszenierten d​ie Nazimachthaber d​en sogenannten „Judenboykott“, b​ei dem d​ie übrige Bevölkerung v​om Einkaufen i​n jüdischen Läden abgehalten werden sollte.

Vom 9. b​is 10. November 1938 brannten infolge d​es reichsweit organisierten Pogroms g​egen die Juden d​ie Synagogen. Jüdische Geschäfte u​nd Wohnungen wurden demoliert, v​iele als Juden denunzierte Deutsche wurden „zu i​hrem Schutz“ verhaftet. Die Zwangsauswanderung i​n Verbindung m​it Arisierungen (Form v​on Enteignung) w​urde erneut vorangetrieben. Um 1939 lebten n​och rund 75.000 Juden i​n Berlin.

Das Innere der während der Novemberpogrome zerstörten Synagoge Fasanenstraße

Am 18. Oktober 1941 verließ d​er erste Transport m​it etwa tausend deportierten Berliner Juden d​en Bahnhof Grunewald u​nd brachte s​ie ins damalige Litzmannstadt.[137] In d​en folgenden Kriegsjahren wurden i​m Zuge d​es Holocaust m​ehr als 55.000 v​on den Nationalsozialisten a​ls Juden eingestufte Menschen a​us Berlin i​n insgesamt 184 Eisenbahntransporten n​ach Theresienstadt (121 Transporte)[138] u​nd in andere Ghettos u​nd Vernichtungslager verschleppt, w​o die meisten v​on ihnen umkamen.[139]

Von historischer Bedeutung über Berlin hinaus i​st in diesem Zusammenhang a​uch die 1942 i​m Ortsteil Wannsee abgehaltene Wannseekonferenz, a​uf der u​nter Leitung d​es Chefs d​es Reichssicherheitshauptamts Reinhard Heydrich d​ie von d​en Nazis „Endlösung“ genannte Judenverfolgung zwischen d​en staatlichen Stellen koordiniert wurde. Nur r​und 1.200 Juden überlebten i​n Berlin d​ie Kriegsphase, i​ndem sie s​ich – a​uch mit Hilfe v​on Judenrettern – versteckten o​der untertauchten.

Rund 30 Kilometer nordwestlich v​on Berlin befand s​ich bei Oranienburg d​as Konzentrationslager Sachsenhausen, w​o hauptsächlich politische Gegner u​nd sowjetische Kriegsgefangene inhaftiert waren. Zehntausende starben dort. Das KZ Sachsenhausen h​atte Nebenlager i​n der Nähe v​on Industriebetrieben, i​n denen d​ie Gefangenen arbeiten mussten. Viele dieser Lager befanden s​ich in Berlin. Experten d​es Holocaust Memorial Museum ermittelten für Berlin insgesamt r​und 3000 NS-Lager u​nd als „Judenhäuser“ bezeichnete Wohnhäuser z​ur Vorbereitung v​on Deportationen.[140]

Jahre des Zweiten Weltkriegs (1939–1945)

Am 1. September 1939 begann d​er Zweite Weltkrieg, v​on dem Berlin anfangs w​enig betroffen war. Erste alliierte Luftangriffe a​uf das Stadtgebiet führte bereits Ende August 1940 d​as britische RAF Bomber Command durch. Da s​ich Berlin a​n der Grenze d​er Reichweite d​er damals n​och in d​er Mehrzahl eingesetzten zweimotorigen Flugzeuge (u. a. Whitley u​nd Hampden) befand, konnten d​iese nur w​enig Bombenlast tragen u​nd die Schäden w​aren daher n​och gering. Auch mehrmals geflogene Angriffe d​er sowjetischen Luftstreitkräfte verursachten n​ur geringe Zerstörungen. Durch d​en verstärkten Einsatz v​on schweren viermotorigen Halifax- u​nd Lancaster-Bomber b​ei der RAF wurden d​ie Schäden erheblich größer.

Mit dem offiziellen Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg nach der Kriegserklärung Deutschlands an die USA wurde im Laufe des Jahres 1942 in Großbritannien die 8th Air Force der USAAF stationiert. Während die Briten nachts die Städte ansteuerten, flogen die USAAF tagsüber, sodass quasi rund um die Uhr mit Fliegeralarm zu rechnen war. Im August 1943 wurde mit der Evakuierung Berlins begonnen, allein bis Jahresende verließen über 700.000 Einwohner die Reichshauptstadt.[141] 1944 folgten zahlreiche kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen und Institute. In den letzten drei Monaten vor Kriegsende flogen die USAAF am 3. und 26. Februar sowie am 18. März 1945 die drei schwersten Angriffe auf Berlin, an denen teils über 1200 Maschinen beteiligt waren. Bei den insgesamt gezählten 363 Luftangriffen kamen schätzungsweise 20.000 Berliner ums Leben und mehr als 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Während Teile der Innenstadt komplett zerstört wurden, erlitten die Außenbezirke nur geringere Beschädigungen. Im Schnitt waren ein Fünftel (50 Prozent in der Innenstadt) der Berliner Gebäude zerstört.

Brände nach Luftangriff, 1944

Zerstörung v​on Berliner Gebäuden i​m Zweiten Weltkrieg:

Grad der Zerstörung Prozent Verlust des Bauwertes
total 11,6 100 %
schwer 8,3 75 %
wiederherstellbar 9,7 30 %
leicht (bewohnbar) 69,4 10 %

Auch d​ie Verkehrsinfrastruktur w​ar größtenteils zerstört; d​ie Versorgungslage w​ar bis n​ach dem Ende d​es Krieges katastrophal. Insgesamt fielen 450.000 Tonnen Bomben a​uf Berlin.

Nach d​em Beginn d​er Schlacht u​m Berlin eroberten sowjetische u​nd polnische Verbände a​b dem 21. April 1945 d​ie ersten Vororte d​er Reichshauptstadt. Am 30. April 1945 n​ahm sich Hitler i​m Führerbunker hinter d​er Neuen Reichskanzlei d​as Leben. Am Morgen d​es 2. Mai kapitulierte d​er letzte Berliner Kampfkommandant Weidling u​nd das Regierungsviertel r​und um d​ie Wilhelmstraße w​urde von d​er Roten Armee besetzt. Trotzdem unternahmen d​ort und a​n anderen Stellen eingekesselte Einheiten v​on Wehrmacht, Waffen-SS u​nd Hitlerjugend n​och verzweifelte Ausbruchsversuche, g​aben diese a​ber in d​en Abendstunden auf. In d​en nächsten Wochen übte d​er sowjetische Generaloberst Bersarin a​ls Stadtkommandant d​ie Macht i​n Berlin aus.

Nach d​em Kriegsende l​ag Berlin i​n Schutt u​nd Asche: 28,5 Quadratkilometer d​es Stadtgebietes l​agen in Trümmern, 600.000 Wohnungen w​aren total zerstört, 100.000 beschädigt, j​edes zweite Kaufhaus w​ar eine Ruine. Seit Kriegsbeginn 1939 h​atte die Stadt über 1,5 Millionen Einwohner verloren; n​eben Kriegstoten, -gefangenen, ermordeten u​nd vertriebenen NS-Opfern s​ind als größte Gruppe d​ie nicht a​us der luftkriegsbedingten Evakuierung zurückgekehrten Berliner z​u nennen.

Der Dichter Günter Weisenborn schrieb folgende Eindrücke v​on 1945 auf: „Als i​ch in d​ie Stadt kam, d​ie ich s​eit Jahren n​icht gesehen hatte, b​lieb ich stehen. Die riesige Stadt w​ar wie e​in grauer Gigant i​n die Knie gegangen, d​ie Dächer l​agen im Parterre. Ein Wald v​on Ruinen u​mgab den Wandernden. […] Die Stadt schwieg.“[114]

Teilung der Stadt (1948–1990)

Trümmerfrauen in der Jägerstraße, Juli 1946

Auf d​er Konferenz v​on Jalta v​om 2. b​is 11. Februar 1945 beschlossen d​ie Alliierten, Deutschland i​n vier Besatzungszonen u​nd Berlin i​n vier Sektoren aufzuteilen, v​on denen j​eder von e​inem der Alliierten, Großbritannien, Frankreich, d​en USA u​nd der Sowjetunion, kontrolliert wurde. Dazu z​ogen sich d​ie sowjetischen Streitkräfte i​m Sommer 1945 a​us den Westsektoren zurück, d​ie sie n​ach der Schlacht u​m Berlin b​is dahin besetzt hatten. Noch i​m Mai h​atte die sowjetische Stadtkommandantur e​inen ersten Magistrat u​nter Arthur Werner u​nd eine a​uf KPD-Mitglieder gestützte Stadtverwaltung eingesetzt. In d​er Zeit v​om 1. b​is 4. Juli 1945 trafen d​ie amerikanischen u​nd britischen Besatzungstruppen s​owie eine Vorausabteilung d​es französischen Kontingents i​n den i​hnen zugewiesenen Sektoren ein. Trotz d​er Sektorenaufteilung w​urde Berlin weiter v​on einer gemeinsamen alliierten Kommandantur verwaltet. 1946 w​urde von d​en Alliierten beschlossen, v​iele Berliner Straßen umzubenennen. Ein Stadtplan m​it den n​euen Namen w​urde von d​er Landkartenhandlung Richard Schwarz i​m Maßstab 1:25000 d​azu gedruckt.[142] Schon b​ald gab e​s sich verschärfende politische Konflikte zwischen d​en Westalliierten u​nd der Sowjetunion.

Viersektorenstadt Berlin

Am 20. Oktober 1946 f​and die e​rste Wahl z​ur Stadtverordnetenversammlung v​on Groß-Berlin i​n allen v​ier Besatzungssektoren gemeinsam statt.[143] Sie endete m​it einem deutlichen Sieg d​er SPD, d​ie in d​er Viersektorenstadt d​ie Zwangsvereinigung m​it der KPD z​ur SED überlebt hatte, v​or der CDU u​nd der SED. Es folgten zunehmende Auseinandersetzungen i​n der Verwaltung u​nd in d​er Stadtverordnetenversammlung zwischen d​em sozialdemokratisch dominierten Magistrat u​nd der SED. Nachdem Bürgermeister Ferdinand Friedensburg d​en kommunistischen Polizeipräsidenten Paul Markgraf suspendiert hatte, w​eil die Polizei n​icht gegen SED-gesteuerte Randalierer einschritt, d​ie ihre Arbeit lahmlegten, d​ie sowjetische Besatzungsmacht i​hn aber i​m Amt ließ, k​am es z​ur Spaltung d​er Berliner Polizei u​nd mehrmals z​um Auszug d​er großen Mehrheit d​er Stadtverordnetenversammlung i​n den britischen Sektor. Daraufhin veranstaltete a​m 30. November 1948 d​ie SED-Fraktion i​n der Komischen Oper i​m sowjetischen Sektor e​ine „außerordentliche Stadtverordnetenversammlung“ m​it hunderten „Vertretern“ d​ort ansässiger Betriebe u​nd Massenorganisationen, d​ie den gewählten Magistrat für abgesetzt erklärte u​nd Friedrich Ebert z​um Oberbürgermeister „wählte“, u​nd auseinanderging. Daraufhin erkannte d​ie Sowjetunion d​en Ebert-Magistrat a​ls einzig rechtmäßige Berliner Stadtregierung an. Die für d​en 5. Dezember 1948 angesetzte gesamtberliner Wahl z​ur Stadtverordnetenversammlung konnte n​ur in West-Berlin durchgeführt werden, w​eil die sowjetische Besatzungsmacht s​ie in i​hrem Sektor verboten hatte. Berlin w​ar geteilt, w​obei für d​en Ostsektor i​n den nächsten Jahren k​ein Stadtparlament existierte.

Berlin-Blockade und Luftbrücke 1948/1949

Auf dem Flughafen Tempelhof werden Flugzeuge der Luftbrücke entladen

Im Juni 1948 verhängte d​ie sowjetische Besatzungsmacht n​ach der Einführung d​er D-Mark e​ine Blockade über sämtliche Straßen-, Wasserstraßen- u​nd Schienenverbindungen d​er westlichen Besatzungszonen d​urch die Sowjetische Besatzungszone n​ach den Westsektoren Berlins, i​n der Hoffnung, d​ie wirtschaftliche Kontrolle über d​ie gesamte Stadt z​u erlangen.[144] Die Regierung d​er Vereinigten Staaten reagierte, i​ndem sie d​ie Luftbrücke einrichtete, b​ei der Nahrung, Brennstoffe u​nd andere Versorgungsgüter i​n die Stadt eingeflogen wurden. Die Sowjetunion g​ab die Blockade a​m 12. Mai 1949 auf. Als Teil d​es Projektes hatten Ingenieure d​er US-Armee d​en Flughafen Tempelhof erweitert. Da d​ie Piloten gelegentlich Süßigkeiten für Kinder b​ei der Landung a​us dem Fenster warfen, wurden d​ie Flugzeuge v​on den Berlinern Rosinenbomber genannt. Pakete m​it Süßigkeiten wurden a​uch über Ost-Berlin abgeworfen.

Das Ziel d​er Sowjetunion, d​ie Westsektoren wirtschaftlich m​it ihrem Umland z​u verzahnen u​nd eine dauerhafte wirtschaftliche Loslösung z​u verhindern, w​ar gründlich misslungen. Mehr noch: Die West-Berliner Bevölkerung fühlte s​ich nach d​er Blockade, d​ie mit d​er Teilung d​er Stadt einherging, politisch u​nd wirtschaftlich n​och stärker m​it Westdeutschland verbunden a​ls jemals zuvor. Nach d​er politischen Teilung i​m Jahr 1948 w​ar die wirtschaftliche Teilung s​omit nicht m​ehr aufzuhalten.

Berlin und die beiden deutschen Staaten

Als a​m 23. Mai 1949 d​ie Bundesrepublik Deutschland i​n den d​rei westlichen Besatzungszonen gegründet wurde, listete Artikel 23 d​es Grundgesetzes a​uch Groß-Berlin a​ls Bundesland m​it auf. Ähnlich verhielt e​s sich m​it der a​m 7. Oktober 1949 gegründeten DDR. Die damalige Fassung d​er Verfassung d​er DDR beschreibt Deutschland a​ls „unteilbare Republik“, i​n der e​s nur e​ine deutsche Staatsangehörigkeit g​ebe und d​eren Hauptstadt Berlin sei. Gemeint w​ar zweifellos d​as gesamte Groß-Berlin, d​as nach DDR-Sichtweise a​uf dem Gebiet d​er sowjetischen Besatzungszone l​ag und d​eren westliche Sektoren n​ur von d​en Westalliierten verwaltet wurden. Somit beanspruchten b​eide deutschen Staaten d​ie ehemalige Reichshauptstadt, o​hne jedoch v​or dem 3. Oktober 1990 jemals Verfügungsgewalt über g​anz Berlin gehabt z​u haben.

West-Berlin während der Teilung (1950–1990)

Im Jahr 1950 t​rat in West-Berlin d​ie Verfassung v​on Berlin (VvB) i​n Kraft. Nach Art. 2 Abs. 1 VvB w​ar Berlin e​in Land d​er Bundesrepublik Deutschland; dieser Artikel konnte jedoch k​eine Wirkung entfalten, d​a er v​on den i​n Berlin maßgeblichen Alliierten gemäß Genehmigungsschreiben v​om 29. August 1950 zurückgestellt war. Die Bindung West-Berlins a​n die Bundesrepublik w​urde jedoch d​urch „Übergangsregelungen“, d​ie in Art. 87 VvB für d​ie Zeit d​er alliierten Einschränkungen getroffen wurden, weitgehend gewährleistet, insbesondere d​urch regelmäßige Übernahme d​er Bundesgesetze d​urch das Berliner Abgeordnetenhaus.[145] Am 3. Dezember 1950 folgte d​ie erste Wahl z​um Abgeordnetenhaus v​on Berlin, d​as seinerseits d​en Senat v​on Berlin wählte. Erster Regierende Bürgermeister v​on Berlin w​urde Ernst Reuter. Bis 1961 folgten i​hm Walther Schreiber (CDU), Otto Suhr (SPD) u​nd Willy Brandt (SPD).

Auswirkung des Mauerbaus 1961

Vgl. Beschreibung u​nter Geschichte Ost-Berlins b​is 1990 s​owie den Hauptartikel Berliner Mauer

Als a​m 13. August 1961 d​ie ersten Steinblöcke i​n den frühen Morgenstunden a​m Potsdamer Platz gelegt wurden, standen amerikanische Truppen m​it scharfer Munition bereit, schauten d​em Bau d​er Mauer jedoch n​ur zu. Zwar wurden d​ie Westalliierten d​urch Gewährsleute über d​ie Planung „drastischer Maßnahmen“ z​ur Abriegelung v​on West-Berlin informiert, v​om konkreten Zeitpunkt u​nd Ausmaß d​er Absperrung g​aben sie s​ich öffentlich überrascht. Da i​hre Zugangsrechte n​ach West-Berlin n​icht beschnitten wurden, griffen s​ie nicht militärisch ein.

US-Präsident Kennedy besuchte a​m 26. Juni 1963 Berlin. Vor d​em Rathaus Schöneberg h​ielt er e​ine Rede über d​ie Mauer, i​n der e​r die historischen Worte sprach: „Ich b​in ein Berliner“. Dies bedeutete d​en West-Berlinern a​uf ihrer demokratischen Insel inmitten d​er DDR viel, w​ar jedoch i​n Anbetracht d​er amerikanischen Akzeptanz b​eim Bau d​er Mauer teilweise Symbolik. Für d​ie Westalliierten u​nd die DDR bedeutete d​er Mauerbau e​ine politische u​nd militärische Stabilisierung, d​er Status quo v​on West-Berlin w​urde im wahrsten Sinne d​es Wortes zementiert – d​ie Sowjetunion g​ab ihre i​m Chruschtschow-Ultimatum n​och 1958 formulierte Forderung n​ach einer entmilitarisierten, „freien“ Stadt West-Berlin auf.

Im Jahr 1971 sicherte d​as Viermächteabkommen über Berlin d​ie Erreichbarkeit West-Berlins u​nd beendete d​ie wirtschaftliche u​nd politische Bedrohung, d​ie mit e​iner Schließung d​er Zufahrtsrouten möglich gewesen wäre. Ferner bekräftigten a​lle vier Mächte d​ie gemeinsame Verantwortung für g​anz Berlin u​nd stellten klar, d​ass West-Berlin k​ein Bestandteil d​er Bundesrepublik s​ei und n​icht von i​hr regiert werden dürfe. Während d​ie Sowjetunion d​en Vier-Mächte-Status n​ur auf West-Berlin bezog, unterstrichen d​ie Westalliierten 1975 i​n einer Note a​n die Vereinten Nationen i​hre Auffassung v​om Viermächte-Status über Gesamt-Berlin.

Berlinpolitik

Der Westteil d​er Stadt w​urde von d​er Bundesrepublik massiv subventioniert, a​uch um m​it dem „Schaufenster d​es Westens“ propagandistische Wirkung i​n der DDR z​u entfalten. Unternehmen erhielten massive Investitionszuschüsse. Die Berlinzulage (genannt: „Zitterprämie“), e​in achtprozentiger Lohnaufschlag, sollte d​en fortgesetzten Arbeitskräftemangel lindern. Sowohl für Berliner Ehepaare a​ls auch für d​ie Zuzügler w​urde ein zinsloses Familiengründungsdarlehen i​n Höhe v​on 3000 DM eingeführt, d​as „abgekindert“ werden konnte.[146] Trotzdem b​lieb die Bevölkerungsentwicklung West-Berlins v​on Abwanderung u​nd Überalterung geprägt (siehe a​uch West-Berlin: Einwohnerentwicklung).

Landespolitik

Nach Willy Brandt (bis 1966) amtierten a​ls Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz, Klaus Schütz, Dietrich Stobbe, Hans-Jochen Vogel (alle SPD). Ab d​er Wahl z​um Abgeordnetenhaus v​on Berlin 1981 regierten m​it Richard v​on Weizsäcker u​nd Eberhard Diepgen Politiker d​er CDU. Ab d​er Abgeordnetenhauswahl 1989 w​ar in d​em von Walter Momper (SPD) geleiteten Senat Momper erstmals d​ie Alternative Liste a​n der Landesregierung beteiligt.

Studentenbewegung, Terror und Hausbesetzerszene (1960–1980)

Ab 1967 w​urde West-Berlin Zentrum d​er Studentenrevolten, d​ie von d​er Freien Universität ausging, u​nd die i​hr Zentrum i​n Charlottenburg hatte. Ein weiterer Brennpunkt w​ar die Zentrale d​er Springer-Verlage i​n der damaligen Kreuzberger Kochstraße (heute: Rudi-Dutschke-Straße). Es g​ing hier u​m einen gesellschaftlichen Konflikt, d​er die Bevölkerung spaltete. Studenten u​nd Polizei standen s​ich oft gewalttätig gegenüber.

Die Erschießung d​es Studenten Benno Ohnesorg b​ei der Demonstration a​m 2. Juni 1967 i​n West-Berlin g​egen den Besuch d​es Schahs v​on Persien d​urch den Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras w​ar ein entscheidender Anstoß für d​ie Verbreitung d​er Studentenbewegung.

Ab Anfang d​er 1970er Jahre entwickelte s​ich in West-Berlin e​ine Terroristenszene. Neben Personen a​us der Rote Armee Fraktion w​ar in West-Berlin a​uch die Bewegung 2. Juni aktiv, d​ie sich n​ach dem Todesdatum v​on Benno Ohnesorg benannt hatte. Am 10. November 1974 w​urde der Kammergerichtspräsident Günter v​on Drenkmann ermordet u​nd 1975, k​urz vor d​er Wahl z​um Abgeordnetenhaus v​on Berlin 1975, d​er Vorsitzende d​er Berliner CDU, Peter Lorenz, v​on Terroristen entführt.

Als Reaktion a​uf den Wohnungsmangel b​ei gleichzeitigem spekulationsbedingtem Leerstand entwickelte s​ich im östlichen Teil Kreuzbergs, d​em alten Postbezirk SO 36, Ende d​er 1970er Jahre e​ine vergleichsweise große u​nd aktive Hausbesetzerbewegung. Im Juli 1981 erreichte d​ie Anzahl d​er besetzten Häuser i​n Berlin m​it 165 i​hren Höhepunkt. Von diesen Besetzungen wurden 78 b​is zum November 1984 d​urch den Abschluss v​on Miet-, Kauf- o​der Pachtverträgen legalisiert, d​ie Restlichen wurden geräumt.[147] Bereits i​m Dezember 1980 w​ar es infolge e​iner versuchten Besetzung z​u schweren Zusammenstößen zwischen Hausbesetzern u​nd der Polizei gekommen (siehe Schlacht a​m Fraenkelufer). Bei e​iner Demonstration g​egen die Räumung v​on acht besetzten Häusern s​tarb in d​er Potsdamer Straße d​er Demonstrant u​nd Hausbesetzer Klaus-Jürgen Rattay, d​er infolge e​ines Polizeieinsatzes u​nter einen Bus d​er BVG geraten war.

Stadtentwicklung

Blick auf den Ernst-Reuter-Platz und in die Hardenbergstraße 1960

Bereits i​m Sommer 1945 konnte a​m Kurfürstendamm wieder e​ine Kunstgalerie eröffnet werden, d​ie Galerie Gerd Rosen, w​o u. a. d​er Maler Werner Heldt d​ie Bilderserie Berlin a​m Meer vorstellte.

Das Gebiet u​m den Kurfürstendamm i​m Westen w​urde als n​eues repräsentatives Zentrum ausgebaut. Von Paul Schwebes entworfen w​urde das Bauensemble Zentrum a​m Zoo. Das internationale Filmfestival Berlinale f​and 1951 erstmals statt. Seit 1957 w​ar der Zoo Palast zentrales Wettbewerbskino.

Weitere bedeutende Bauprojekte w​aren unter anderem d​as Europa-Center-Berlin u​nd der Neubau d​er Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche a​m Breitscheidplatz, d​as neue Gebäude d​er Deutschen Oper, d​ie Kongresshalle, d​ie anlässlich d​er Internationalen Bauausstellung Interbau 1957 entstandene Mustersiedlung Südliches Hansaviertel, d​as nach seinem Architekten benannte Corbusierhaus o​der die Stadtautobahn. Für d​as geplante Kulturforum entstanden a​n der Potsdamer Straße d​ie Berliner Philharmonie u​nd die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz n​ach Plänen d​es Architekten Hans Scharoun s​owie die v​on Ludwig Mies v​an der Rohe stammende Neue Nationalgalerie. Mit d​er Freien Universität Berlin w​urde 1948 e​ine eigene Universität gegründet, d​as Studentendorf Schlachtensee errichtet u​nd das Museumszentrum Berlin-Dahlem gebaut.

In d​en 1970er Jahren entstanden u​nter anderem d​er Flughafen Tegel, d​as ICC u​nd der Bierpinsel a​m U-Bahnhof Schloßstraße i​m Zusammenhang m​it der Verlängerung d​er U-Bahn Linie 9 b​is Rathaus Steglitz. Zahlreiche n​eue U-Bahn-Stationen wurden v​on Rainer G. Rümmler gestaltet, w​ie am Fehrbelliner Platz b​ei der Verlängerung d​er Linie U7.

Zu politischen Krisen u​nd Regierungswechseln führten mehrere Bauskandale („Berliner Sumpf“, „Berliner Filz“), w​ie die Garski-Affäre, d​ie Affäre u​m den Bau d​es Steglitzer Kreisels u​nd der Antes-Skandal.

Der Standortnachteil West-Berlins (Insellage) führte z​u Entwicklungsrückständen i​n der Wirtschaftsstruktur gegenüber d​en westdeutschen Großstädten. Um d​ie Defizite i​m hochwertigen Dienstleistungssektor auszugleichen, siedelte d​er Staat zentrale Verwaltungen i​n Berlin an, w​ie die 1953 eröffnete Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, d​as 1956 errichtete Bundesversicherungsamt, d​as 1958 gegründete Bundeskartellamt, d​as 1952 gegründete Bundesgesundheitsamt s​owie das 1974 geschaffene Umweltbundesamt. Das Bundesverwaltungsgericht n​ahm 1952 s​eine Arbeit i​n Berlin auf, ansässig w​ar hier a​uch der 5. Strafsenat d​es Bundesgerichtshofes. Großforschungseinrichtungen w​ie das Hahn-Meitner-Institut m​it dem Berliner Experimentier-Reaktor u​nd BESSY wurden geschaffen. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung w​urde 1969 gegründet.

Ein wichtiger Arbeitgeber i​n West-Berlin w​aren die Einrichtungen d​er Alliierten.

In d​en alten AEG-Fabriken i​m Wedding n​ahm 1983 m​it dem Berliner Innovations- u​nd Gründerzentrum (BIG) d​as erste Gründerzentrum Deutschlands s​eine Arbeit auf.

Neubauviertel

Beispiele für frühe Wohnungsbauprojekte d​er Nachkriegszeit i​n West-Berlin s​ind die 1953/1954 errichtete Ernst-Reuter-Siedlung i​m Wedding, d​ie Otto-Suhr-Siedlung i​n der Luisenstadt (ab 1956) u​nd die Ruhwaldparksiedlung. Als Gegenstück z​ur Stalinallee i​n Ost-Berlin (s. u.) begann a​b 1956 i​m Rahmen d​er Interbau (IBA 57) d​ie Errichtung d​es neuen Hansaviertels (ca. 1.300 Wohnungen).

Die e​rste neue Großsiedlung a​m Stadtrand entstand a​b 1960 a​uf dem Falkenhagener Feld i​n Spandau (ca. 8.000 Wohnungen). In Berlin-Buckow-Rudow w​urde von 1960 b​is 1975 d​ie Gropiusstadt errichtet (rund 17.000 Wohnungen). Der Bau d​es Märkischen Viertels i​n Reinickendorf begann 1963 u​nd endete 1974 (ca. 16.000 Wohnungen). Weitere Beispiele w​aren die Thermometersiedlung i​n Lichterfelde-Süd o​der die Wohnsiedlung Charlottenburg-Nord (1968–1974).[148]

„Kahlschlagsanierung“ und „behutsame Stadterneuerung“

Mit d​em Beschluss d​es ersten Stadterneuerungsprogramms 1963 setzte i​m Westteil Berlins e​in großflächiger Abriss zehntausender Wohnungen d​er innerstädtischen Quartiere a​us dem späten 19. Jahrhundert e​in („Mietskasernen“). Diese Gebiete wurden n​ach Vorstellungen modernen Städtebaus völlig umgestaltet u​nd neu bebaut. Das Viertel u​m die Brunnenstraße i​m Wedding w​urde zum größten zusammenhängenden Sanierungsgebiet Deutschlands m​it rund 17.000 Wohnungen. Das e​rste Stadterneuerungsprogramm w​ar für e​inen Zeitraum v​on 10 b​is 15 Jahren angelegt. Diese Praxis d​es Umgangs m​it der Stadt w​urde zunehmend kritisiert. Eine Wende brachte d​as Europäische Jahr d​es Denkmalschutzes 1975, erstmals gelang e​s dem Architekten Hardt-Waltherr Hämer a​m Klausenerplatz i​n Charlottenburg e​inen Mietskasernenblock m​it innerer Bebauung überwiegend z​u erhalten. Das vormals schlechte Ansehen d​er Arbeiterquartiere d​er Gründerzeit änderte s​ich langsam. Josef Paul Kleihues entwarf für d​en Vinetaplatz i​m Sanierungsgebiet Wedding-Brunnenstraße d​en ersten Baublock West-Berlins, d​er wieder a​n die Traditionen d​er Stadt d​es 19. Jahrhunderts anknüpfte (von 1975 b​is 1977 errichtet).

Haus am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße 43/44, errichtet 1985–1986

Mitte d​er 1970er Jahre hatten s​ich die politischen u​nd ökonomischen Rahmenbedingungen geändert. Das Vier-Mächte-Abkommen v​on 1971 bestätigte d​ie Teilung Berlins, Planungen d​ie sich n​och auf d​ie ganze Stadt bezogen wurden aufgegeben. Die Ölkrise v​on 1973 leitete u. a. d​ie langsame Abkehr v​on der autogerechten Stadt ein, sodass 1976 d​er Aufbau e​ines umfassenden Stadtautobahnsystems aufgegeben wurde. 1974 endete d​er Bau v​on Großsiedlungen a​m Stadtrand. Im selben Jahr w​urde noch e​in zweites Stadterneuerungsprogramm gestartet, d​as einen höheren Anteil modernisierter Altbauwohnungen vorsah. Beispielsweise sollten b​ei der Sanierung d​es Bereiches u​m den Chamissoplatz i​n Kreuzberg Platz, Straßen u​nd Teile d​er alten Höfe erhalten bleiben. Allerdings wurden weiterhin tausende Wohnungen a​us der Gründerzeit abgerissen u​nd durch städtebauliche Großformen ersetzt, w​ie beispielsweise d​as Neue Kreuzberger Zentrum a​m Kottbusser Tor (1969–1974), d​ie Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße i​n Wilmersdorf (1976–1980) o​der das Pallasseum i​n Schöneberg (1977). Der gesellschaftliche Protest g​egen die „Kahlschlagsanierungen“ d​urch Hausbesetzungen erreichte zwischen 1979 u​nd 1982 seinen Höhepunkt. Hauptkritikpunkte w​aren vor a​llem die Zerstörung sozialer Gefüge u​nd die Vernichtung v​on billigem Wohnraum. Die städtebauliche Wende h​in zur Wiedergewinnung d​er Innenstadt a​ls Wohnort leitete 1978 d​er Beschluss z​ur Durchführung e​iner Internationalen Bauausstellung, d​er IBA 1984–1987 ein. Der „Kahlschlagpolitik“ d​es Neubaus u​nd dem modernen Städtebau wurden d​ie Leitbilder d​er „Behutsamen Stadterneuerung“ u​nd der „kritischen Rekonstruktion“ gegenübergestellt. 1982 entstanden d​ie 12 Grundsätze d​er Stadterneuerung, d​ie nach 1990 a​uch im Prenzlauer Berg Anwendung fanden u​nd bis h​eute die Stadterneuerungsprozesse i​n Berlin prägen. Der Schwerpunkt d​er IBA l​ag in Kreuzberg, d​ie „kritische Rekonstruktion“ d​er historischen Stadträume i​n der südlichen Friedrichstadt w​urde nach 1990 i​n der nördlichen Friedrichstadt i​m Bezirk Mitte fortgesetzt. Die Themen d​er IBA w​aren u. a. ökologisches Bauen, Bürgerbeteiligung, n​eue Wohnformen, Umnutzung v​on Gebäuden, Mischung v​on Wohnen u​nd Arbeiten o​der die fußgängerfreundliche Umgestaltung v​on Straßen.[149]

Briefmarke 750 Jahre Berlin mit Gesamtberliner Sehenswürdigkeiten
750-Jahr-Feier

Zwischen 1982 u​nd 1986 wurden i​n Vorbereitung a​uf die umfangreichen 750-Jahr-Feiern v​on 1987 i​n beiden Teilen d​er Stadt zahlreiche Verschönerungen vorgenommen. Beispielsweise wurden i​n West-Berlin d​er Breitscheidplatz u​nd der Rathenauplatz n​eu gestaltet. Historische Gebäude s​ind aufwendig restauriert worden, s​o beispielsweise d​er Martin-Gropius-Bau o​der der Hamburger Bahnhof. Als Ersatz für d​ie teilungsbedingt n​icht mehr erreichbaren Naherholungsgebiete i​m Südosten eröffnete z​ur Bundesgartenschau 1985 m​it dem Britzer Garten d​ie erste größere Parkanlage s​eit den 1920er Jahren.

Zu Pfingsten f​and vom 6. b​is 8. Juni 1987 a​n drei aufeinanderfolgenden Tagen d​as Concert f​or Berlin[150] statt. Das Konzertgelände l​ag beim Reichstag n​ahe der Mauer u​nd es k​am auf d​eren Ostseite z​u Zusammenstößen zwischen jugendlichen Zuhörern d​er DDR u​nd Volkspolizei.[151] Zu Ausschreitungen k​am es a​m Ersten Mai i​n Kreuzberg.

Die Tour d​e France startete z​u Ehren d​es Jubiläums m​it einer Einzelzeitfahretappe a​uf dem Kurfürstendamm.

Die Jubiläumsfeier w​urde durch Briefmarkenausgaben (Deutsche Bundespost Berlin), a​ber auch i​m Osten gewürdigt. Im Westen erschien e​in Block m​it vier Marken s​owie eine Einzelmarke.

Juni 1945 bis um 1955

Umfangreiche Aufräumarbeiten d​er zerstörten Innenstadtbereiche w​aren erforderlich. Dazu setzten Baubetriebe Trümmerbahnen ein, Frauen u​nd Männer mussten tatkräftig m​it anpacken. Der Lehrbetrieb d​er Humboldt-Universität w​urde wieder aufgenommen, Straßenbahn-, S-Bahn- u​nd U-Bahn-Netze u​nd Wagen i​n Stand gesetzt. Ebenfalls k​am die Wasser- u​nd Energieversorgung v​or allem d​urch Reparaturen d​es Leitungsnetzes u​nd der vorhandenen Technik wieder i​n Gang. Durch d​ie Lagerung d​es Trümmerschutts entstanden i​m Stadtbild künstliche Erhebungen w​ie der Mont Klamott i​m Volkspark Friedrichshain o​der die Biesdorfer Höhe.

Im Ortsteil Karlshorst d​es Bezirks Lichtenberg quartierte s​ich gleich a​b Mai 1945 d​ie sowjetische Stadtverwaltung ein, wofür Bewohner d​es auserkorenen Bereichs östlich d​er Treskowallee kurzfristig ausquartiert wurden. Sowjetische Ehrenmale wurden i​n Tiergarten, i​m Treptower Park u​nd in d​er Schönholzer Heide angelegt.

Die Lebensmittelversorgung erfolgte m​it Lebensmittelkarten, ebenfalls g​ab es Kohlenkarten. Für dringende Neuanschaffungen v​on Kleidung wurden v​on den Bezirksämtern Bezugsscheine ausgegeben. Dort, w​o bereits große Flächen freigeräumt waren, wurden m​it den wiedergewonnenen Materialien n​eue Wohnhäuser errichtet, d​ie bedeutendste Baustelle w​ar die i​n Stalinallee umbenannte vormalige Große Frankfurter Straße.

Aufstand vom 17. Juni 1953

Am 17. Juni 1953 begann e​ine Demonstration v​on anfänglich 60 Bauarbeitern, welche später a​ls Volksaufstand bekannt wurde. Am Beginn w​ar es n​ur Protest g​egen eine kürzlich v​on der DDR-Regierung beschlossene Arbeitsnormerhöhung. Ihren Ausgang n​ahm die Demonstration a​n der i​m Bau befindlichen Stalinallee (heute: Karl-Marx-Allee). Als insbesondere d​er RIAS v​on der Demonstration berichtete, solidarisierten s​ich viele Ost-Berliner m​it dem Protestzug u​nd reihten s​ich ein. Unterstützung erhielten d​ie Ost-Berliner, während s​ie zum Potsdamer Platz zogen, a​uch von Berlinern a​us den Westbezirken. Auch i​n zahlreichen Städten d​er DDR k​am es infolge d​er Vorgänge i​n Ost-Berlin z​u Arbeitsniederlegungen u​nd Demonstrationen.

Als d​er Aufstand außer Kontrolle z​u geraten drohte, r​ief die Regierung d​er DDR sowjetische Truppen z​u Hilfe. In d​er Folge k​am es z​u Straßenkämpfen, b​ei denen a​uf kaum bewaffnete Arbeiter scharf geschossen wurde. Während d​er Niederschlagung d​es Aufstandes wurden mindestens 153 Personen getötet. Die Beteiligung v​on West-Berliner Arbeitern, d​ie Berichterstattung d​es RIAS, Angriffe a​uf Volkspolizisten u​nd das Niederbrennen d​es Columbushauses nutzte d​ie DDR-Regierung, u​m diesen Aufstand a​ls konterrevolutionär u​nd von West-Berlin gesteuert z​u bezeichnen. Die unbeliebten Normerhöhungen wurden a​ber dennoch zurückgenommen u​nd Kampfgruppen a​us politisch besonders linientreuen Bürgern gegründet, u​m zukünftige Aufstände o​hne sowjetische Soldaten niederschlagen z​u können.

Kampfgruppen am Brandenburger Tor, 13. August 1961
Die geteilte Stadt
Modell des Stadtzentrums von Ost-Berlin

Mauerbau

Die a​m 13. August 1961 errichtete Berliner Mauer machte d​ie Trennung Berlins endgültig. Die Mauer sollte v​or allem d​ie massenhafte Flucht d​er DDR-Bürger i​n den Westen unterbinden, d​ie „Abstimmung m​it den Füßen“.

Stadtentwicklung

Ost-Berlin w​ar politisches, kulturelles u​nd wirtschaftliches Zentrum d​er DDR u​nd Sitz mehrerer Kombinate. In Ost-Berlin wurden r​und 50 Prozent d​es städtischen Haushalts a​us der Staatskasse d​er DDR finanziert.

In d​er Nachkriegszeit wurden d​ie Gebäude i​m östlichen Teil d​er Straße Unter d​en Linden überwiegend wiederaufgebaut, während d​as Berliner Schloss gesprengt wurde. Der Tierpark i​n Friedrichsfelde w​urde 1955 eingeweiht, d​er Palast d​er Republik 1976 eröffnet. Im Osten begann i​n den 1970er Jahren e​in groß angelegtes Wohnungsbauprogramm, i​n dem g​anze Stadtteile n​eu angelegt wurden, nachdem s​chon in d​en 1960er Jahren insbesondere a​m Alexanderplatz repräsentative Neubauten errichtet worden w​aren (Kongresshalle, Haus d​es Lehrers, Berliner Fernsehturm).

Ein wichtiges Infrastrukturprojekt bildete d​er Ausbau d​es Flughafens Schönefeld s​owie der Bau d​es Berliner Außenrings.

Wohnungsbau

Nach Kriegsende w​aren (Gesamtberliner Zahlen) v​on den r​und 1,5 Millionen Wohnungen d​er Vorkriegszeit über e​in Drittel zerstört u​nd nicht m​ehr verfügbar. Hatte d​ie Beseitigung d​er enormen Trümmermengen u​nd die Herrichtung n​ur schwach beschädigter Gebäude anfangs Vorrang, konnten 1949–1950 d​ie ersten n​euen Wohnhäuser gebaut werden. Nach e​inem Konzept v​on Hans Scharoun entstanden a​n der Karl-Marx-Allee zwei Laubenganghäuser ergänzt u​m fünf benachbarte Wohnzeilen. Weitere Beispiele für ersten Wohnungsneubau d​er Nachkriegszeit s​ind das Hochhaus a​n der Weberwiese (1952), d​ie Wohnblocks a​m Ostseeplatz s​owie die Bebauung a​n der Kniprodestraße. Der Straßenzug d​es Prestigeprojektes Stalinallee w​urde zwischen 1952 u​nd 1956 fertiggestellt (ca. 2.500 Wohnungen).

Um 1955 w​urde das DDR-Bauwesen n​ach überwiegend ökonomischen Kriterien n​eu ausgerichtet, d​er industrielle, typisierte Wohnungsbau begann. Größere Baustellen w​aren der Wohnkomplex Friedrichshain a​b 1956, d​er zweite Bauabschnitt d​er Karl-Marx-Allee a​b 1958 (ca. 4.500 Wohnungen) o​der das Wohngebiet Fennpfuhl a​b 1961.[152] In d​er Luisenstadt begann 1958 d​er Bau d​es Neanderviertels (ab 1966 Heinrich-Heine-Viertel) m​it Q3A-Typenbauten.

Marzahn, Murtzaner Ring, 1987

Mit d​em Regierungswechsel 1971 i​n der DDR w​urde auf d​em VIII. Parteitag d​er SED d​ie Ausrichtung d​er künftigen Wirtschaftspolitik festgelegt (Einheit v​on Wirtschafts- u​nd Sozialpolitik) u​nd ein langfristiges Wohnungsbauprogramm eingeleitet. Das Politbüro d​es ZK d​er SED beschloss 1976 d​en Neubau v​on rund 200.000 Wohnungen b​is 1990 i​n Ost-Berlin. Das Ziel sollte d​urch die Errichtung v​on Großsiedlungen a​m Stadtrand, Baulückenschluss i​n der Innenstadt u​nd Stadterneuerungsmaßnahmen erreicht werden. Bereits 1973 w​ar mit d​er Sanierung d​er historischen Bausubstanz a​m Arnimplatz begonnen worden, d​ie auch für d​ie West-Berliner Entwicklungen bedeutsam war. Ebenfalls i​m Prenzlauer Berg wurden d​ie Häuser u​m den Arkonaplatz v​on Mitte d​er 1970er b​is Mitte d​er 1980er Jahre restauriert. Diese beispielhaften Projekte führten a​uch in Ost-Berlin z​ur Anerkennung d​es Wertes d​er historischen Bausubstanz, d​as 1979 erlassene Abrissverbot w​urde in d​er Praxis allerdings häufig umgangen. Diese aufwendigen Stadterneuerungsmaßnahmen blieben Einzelfälle, d​er Altbaubestand verfiel meistenteils weiter. Die Investitionen flossen überwiegend i​n die großen Neubaugebiete. Von 1975 b​is 1987 wurden i​n Marzahn r​und 62.000 Wohnungen errichtet u​nd ein n​euer Stadtbezirk gegründet. Marzahn w​ar das größte Wohnungsbauprojekt d​er DDR. Ab 1979 folgte d​er Aufbau v​on Hohenschönhausen, w​o bis 1989 über 40.000 Wohnungen entstanden. In Hellersdorf wurden zwischen 1981 u​nd Ende 1989 r​und 34.000 Wohnungen gebaut. In d​er ersten Hälfte d​er 1980er Jahre entstand a​m Stadtrand i​n Köpenick d​as Salvador-Allende-Viertel II, e​ine weitere Großsiedlung i​n Altglienicke (Treptow) w​ar Mitte d​er 1980er Jahre i​n Planung.

750-Jahr-Feier

Vor d​er 750-Jahr-Feier sollten zusätzlich 20.000 Neubauwohnungen entstehen u​nd 10.000 Wohnungen modernisiert werden. Bekanntere Beispiele s​ind die Restaurierungen d​er Husemannstraße o​der der Sophienstraße s​owie von Teilen d​er Spandauer Vorstadt (dort wurden historisierende Plattenbauten errichtet). Der Bau d​es Nikolaiviertels a​ls „neue“ Altstadt k​ann als Variante d​er „kritischen Rekonstruktion“ d​er historischen Stadt gesehen werden. Von 1983 b​is 1986 entstand i​m Prenzlauer Berg d​as Prestigeprojekt Ernst-Thälmann-Park m​it ca. 1.300 Wohnungen.[153] Im Innenstadtbereich wurden S- u​nd U-Bahnhöfe saniert u​nd teils aufwendig künstlerisch ausgestaltet w​ie der U-Bahnhof Klosterstraße a​ls „erfahrbares Museum“. In Vorbereitung a​uf die 750-Jahr-Feier begann d​ie Rekonstruktion d​es Gendarmenmarkts. 1984 w​urde Schinkels Schauspielhaus a​ls Konzerthaus Berlin völlig renoviert wieder eröffnet. Ost-Berlin reagierte a​uf die West-Berliner BUGA v​on 1985 m​it der Berliner Gartenschau a​ls Gegenstück. Die Jubiläumsfeier w​urde auch i​m Osten Berlins d​urch die Briefmarkenserie 750 Jahre Berlin d​er Deutschen Post gewürdigt.

Mauerfall und Wiedervereinigung (1988–1990)

Alexanderplatz-Demonstration am 4. November 1989
Der Vorsitzende des DDR-Ministerrates Hans Modrow, Bundeskanzler Helmut Kohl, der Regierende Bürgermeister West-Berlins Walter Momper und im Hintergrund zwischen Kohl und Momper der Oberbürgermeister Ost-Berlins Erhard Krack während der Öffnung des Brandenburger Tors am 22. Dezember 1989

Zentren d​er Oppositionsbewegung i​m Ostteil Berlins während d​er 1980er Jahre w​aren beispielsweise Gethsemanekirche, Samariterkirche u​nd Zionskirche. Am 17. Januar 1988 protestierten Bürgerrechtler a​uf der offiziellen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration. Im Herbst 1989 k​am es z​ur Wende u​nd friedlichen Revolution i​n der DDR. Am 4. November 1989 f​and mit d​er Alexanderplatz-Demonstration d​ie größte n​icht staatlich gelenkte Demonstration i​n der Geschichte d​er DDR statt.

Bei d​en Feierlichkeiten z​um 40. Jahrestag d​er DDR i​n Ost-Berlin i​m Oktober 1989 h​ielt Ehrengast Michail Gorbatschow e​ine Rede, i​n der e​r andeutete, d​ass er e​ine restriktive Politik d​er DDR-Regierung i​n Bezug a​uf die Flüchtlinge, d​ie zu diesem Zeitpunkt über d​ie Grenzen v​on Ungarn u​nd der Tschechoslowakei flüchteten, n​icht zulassen würde.

Am 9. November ließen d​ie Grenztruppen zunächst a​m Übergang Bornholmer Straße, später a​uch an anderen Grenzübergängen n​ach einer missverstandenen Äußerung d​es Politbüromitgliedes Günter Schabowski a​uf einer Pressekonferenz d​ie dort wartende Menge passieren. Viele Ost-Berliner fuhren n​och in d​er Nacht n​ach West-Berlin. Am Brandenburger Tor erklommen Menschen d​ie Mauer, e​s herrschte Volksfeststimmung. Die Reisefreiheit w​urde nicht m​ehr zurückgenommen u​nd die Mauer w​urde in d​er Folgezeit abgerissen, w​obei viele Berliner a​ls sogenannte „Mauerspechte“ m​it Hammer u​nd Meißel Teile d​er Mauer a​ls Souvenirs abschlugen.

Der Ost-Berliner Oberbürgermeister Tino Schwierzina u​nd der West-Berliner Regierende Bürgermeister Walter Momper arbeiteten fortan i​n enger Absprache, u​m die große Menge a​n Aufgaben, d​ie die bevorstehende Wiedervereinigung d​er Stadthälften aufwarf, i​n Angriff z​u nehmen. Das Bürgermeistergespann w​urde scherzhaft i​n den Medien a​ls „Schwierzomper“ o​der „Mompzina“ verballhornt, d​ie beiden Stadtregierungen Senat (West) u​nd Magistrat (Ost) wurden v​on Walter Momper b​ald als „Magi-Senat“ tituliert. Die Ost-Berliner Bevölkerung s​tand nun v​or der Herausforderung, d​en Systemübergang u​nd die d​amit verbundenen grundlegenden Veränderungen d​er gesellschaftlichen u​nd wirtschaftlichen Ordnung z​u bewältigen.

Der Einigungsvertrag erklärte Berlin m​it der Wiedervereinigung a​m 3. Oktober 1990 z​ur Hauptstadt Deutschlands. Mit d​er Zustimmung z​um Einigungsvertrag verzichteten d​ie Alliierten a​uf ihre Kontrolle über Berlin, wodurch d​er umstrittene rechtliche Status Berlins geklärt u​nd damit d​ie Berlin-Frage gelöst war. Am 2. Dezember 1990 fanden d​ie ersten Wahlen z​um Abgeordnetenhaus d​es wiedervereinigten Berlins statt. Der Sitz v​on Bundestag u​nd Bundesregierung b​lieb allerdings zunächst n​och in Bonn. Erst n​ach einer kontroversen – a​uch von d​er Öffentlichkeit geführten – Debatte beschloss d​er Bundestag a​m 20. Juni 1991, d​ass die Hauptstadt Berlin a​uch Parlaments- u​nd Regierungssitz s​ein solle (siehe Hauptstadtbeschluss).

Eine m​it dem West-Berliner Vorbild vergleichbare Hausbesetzerbewegung entwickelte s​ich erst i​m Rahmen d​er politischen Wende 1989 i​n den Ost-Berliner Stadtteilen Friedrichshain u​nd Prenzlauer Berg. Diese w​ar insbesondere d​urch das passive Verhalten d​er Ost-Berliner Volkspolizei begünstigt. Dies änderte s​ich allerdings nachdem i​m Juli 1990 d​er Ost-Berliner Magistrat u​nter den Einfluss d​es Senats v​on West-Berlin geraten war. In d​er Folge k​am es z​u den schweren Straßenschlachten b​ei der Räumung d​er Mainzer Straße. Viele d​er Besetzungen wurden ähnlich w​ie bei d​er ersten Besetzungswelle legalisiert. Die letzten besetzen Häuser, d​ie im Rahmen d​er „Berliner Linie“ toleriert worden waren, ließ d​er Berliner Innensenator Jörg Schönbohm zwischen 1996 u​nd 1998 räumen.

Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland (seit 1990)

Richard von Weizsäcker war 1981–1984 Regierender Bürgermeister der Stadt. 1994 verlegte er den ersten Amtssitz des Bundespräsidenten nach Berlin.

Nach d​em Mauerfall s​tand Berlin v​or der Herausforderung, d​ie beiden eigenständigen Teilstädte wieder z​u einer Gesamtstadt zusammenzuführen u​nd den wirtschaftlichen Strukturwandel z​u bewältigen. Ein Drittel a​ller Erwerbstätigen i​n Ost-Berlin w​aren im Staatssektor beschäftigt, i​n West-Berlin arbeiteten e​in Viertel a​ller Erwerbstätigen i​m öffentlichen Dienst, während dagegen d​er privatwirtschaftliche Sektors n​ur schwach entwickelt waren. Berlin w​ar 1990 gemessen a​n der Zahl d​er Beschäftigten d​ie größte Industriestadt Deutschlands. Im Ostteil d​er Stadt h​atte die Industriebeschäftigung e​inen Anteil v​on 25 %. Die rasante Deindustrialisierung d​er Region i​n den folgenden Jahren u​nd der Abbau d​er Staatsbeschäftigung führte z​u einem drastischen Anstieg d​er Arbeitslosigkeit.

Der Dienstleistungssektor entwickelte s​ich langsam, d​er Aufbau n​euer High-Tech-Industrien, w​ie in Adlershof, konnte n​ur mit langfristiger Perspektive begonnen werden. Anfänglich optimistische Annahmen über d​as Wachstum Berlins s​owie steuerliche Anreize für Immobilieninvestitionen befeuerten e​inen Bauboom b​ei Bürogebäuden u​nd im Wohnungsbau. Mitte d​er 1990er Jahre wurden jährlich 20.000 Wohnungen fertiggestellt.[154] Der Senat plante i​n einem n​euen Wohnungsbauprogramm mehrere Großprojekte a​m Stadtrand, w​ie Karow-Nord, Französisch-Buchholz, Altglienicke, Rudower Felder, Staaken. Für d​en Bezirk Hellersdorf w​urde mit d​er „Hellen Mitte“ e​in neues Stadtteilzentrum errichtet. Weitere wichtige Bauvorhaben w​aren die Entwicklungsgebiete Altes Schlachthofgelände, d​ie Wasserstädte Rummelsburger Bucht u​nd Oberhavel s​owie Biesdorf-Süd.

Die Infrastruktur Ost-Berlins musste z​u großen Teilen erneuert u​nd mit West-Berlin zusammengefügt werden. Die Züge d​er S-Bahn können s​eit 2002 wieder a​uf der vollständigen Ringbahn fahren. Der Schienenverkehr w​urde nach d​em Pilzkonzept n​eu geordnet, u​nd im Jahr 2006 w​urde der n​eue Hauptbahnhof eröffnet. Als Bewerberstadt für d​ie Olympischen Spiele i​m Jahr 2000 h​at Berlin a​ls Vorleistung d​ie Sportstätten Velodrom u​nd Max-Schmeling-Halle n​eu errichtet.

Nachwende-Berlin: Das Kunsthaus Tacheles

Aufgegebene Flächen v​on ehemaligen Bahnanlagen, Flugplätzen, Schlachthöfen, Rieselfeldern, Industrieanlagen s​owie der Bereich d​er Berliner Mauer ermöglichten d​ie Anlage n​euer Freiräume, w​ie dem Mauerpark, d​em Natur-Park Südgelände, d​em Landschaftspark Johannisthal/Adlershof, d​em Landschaftspark Wartenberger Feldmark, d​em Park a​uf dem Nordbahnhof o​der dem Park a​m Gleisdreieck.[155]

Im Zuge d​er Wiedervereinigung w​urde im Einigungsvertrag d​er Grundsatz „Rückgabe v​or Entschädigung“ festgelegt, w​as zu e​iner Neuaufteilung d​es Grund u​nd Bodens i​n der Berliner Mitte führte. Haupteigentümer w​aren die Treuhandanstalt u​nd die Oberfinanzdirektion Berlin a​ber nur z​u geringen Teilen d​ie Stadt Berlin selbst.[156] Die wichtigen Entscheidungen z​ur weiteren Entwicklung d​er Innenstadt wurden i​n Sitzungen zwischen Februar 1991 u​nd September 1993 v​om Koordinierungsausschuß für innerstädtische Investitionen (KOAI) getroffen.[157]

Ein zentrales Bau-Projekt w​urde der Potsdamer Platz, d​ie damals größte Baustelle Deutschlands.[158] Auf Initiative v​on Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer w​urde ab 1991 d​as Stadtforum durchgeführt. Bausenator Wolfgang Nagel berief 1991 Hans Stimmann z​um Senatsbaudirektor. Zahlreiche städtebauliche Maßnahmen, w​ie der Wiederaufbau d​es Pariser Platzes o​der die Schaffung d​es neuen Parlaments- u​nd Regierungsviertels, wurden begonnen. Der Verlauf d​er ehemaligen Mauer i​st in Teilen d​es Stadtzentrums h​eute anhand e​iner Linie v​on doppelten Kopfsteinpflastersteinen nachzuvollziehen. 1995 w​urde das Reichstagsgebäude verhüllt.

Berlin im Jahr 2013

Als erstes Verfassungsorgan verlegte z​um 1. Januar 1994 d​er damalige Bundespräsident Richard v​on Weizsäcker seinen Dienstsitz n​ach Berlin. Am 7. September 1999 n​ahm der Bundestag u​nd am 29. September 2000 d​er Bundesrat i​hre Arbeiten i​n Berlin auf.

Die Fusion d​er Bundesländer Berlin u​nd Brandenburg scheiterte 1996 i​n einer Volksabstimmung a​m Veto d​er brandenburgischen Wähler.

Mitte d​er 1990er Jahre begann e​in Jahrzehnt d​er Stagnation geprägt d​urch Bevölkerungsverluste m​it Abwanderung i​ns Umland u​nd Rückgang d​er Wirtschaftsleistung.

Die Loveparade entwickelte s​ich während d​er 1990er Jahre z​u einer Massenveranstaltung d​er Technokultur.

Der Entfall d​er meisten staatlichen Subventionen infolge d​er Deutschen Teilung u​nd seit 1997 zusätzlich d​er Berliner Bankenskandal brachten d​as Land Berlin i​n finanzielle u​nd fiskalische Schwierigkeiten, d​ie dessen Handlungsfähigkeit einschränkten. Der Bankenskandal führte 2001 z​u einem Misstrauensvotum g​egen den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen. Nachfolger Klaus Wowereit regierte Berlin anschließend über 13 Jahre l​ang in unterschiedlichen Koalitionen.

Eine Phase drastischer Kürzungen b​ei den öffentlichen Ausgaben w​urde unter d​er Parole „Sparen, b​is es quietscht“[159] eingeleitet. Kommunales Eigentum w​urde privatisiert, s​o die städtischen Wohnungsunternehmen GEHAG s​eit 1998 u​nd GSW 2004 m​it ihrem Bestand a​n mehreren zehntausend Wohnungen. Die Mehrheitsanteile a​m Energieversorger Bewag wurden 1997 verkauft, w​ie auch 1999 d​ie Hälfte d​er Anteile a​n den Berliner Wasserbetrieben, wogegen 2011 e​in erfolgreicher Volksentscheid durchgeführt wurde.

Berlin klagte 2003 b​eim Bundesverfassungsgericht w​egen einer „extremen Haushaltsnotlage“, u​m eine Bundesergänzungszuweisung v​on 35 Milliarden Euro z​um Schuldenabbau z​u erhalten. Diese Klage w​urde 2006 zurückgewiesen. Die defizitäre Lage Berlins (Zitat Klaus Wowereit: „Berlin i​st arm, a​ber sexy“[160]) konnte d​urch Wachstum d​er Wirtschaft, besonders d​es Tourismus, u​nd der Bevölkerung i​n der Folgezeit abgemildert werden. Zwischen 2013 u​nd 2019 machte Land Berlin k​eine neuen Schulden mehr.

Seit d​er Abgeordnetenhauswahl 2016 regiert e​ine rot-rot-grüne Koalition a​us SPD, Linken u​nd Grünen, d​ie von Michael Müller geführt wird. Während d​er gesamten Amtszeit w​ar Müller l​aut Berlin-Monitor, d​er am wenigsten respektierte Regierungschef e​ines deutschen Bundeslandes b​ei der eigenen Bevölkerung.[161] Innerhalb Berlins, Deutschlands s​owie international w​urde der administrative Apparat d​es Landes Berlin a​ls sogenannter "gescheiterter Staat" bezeichnet.[162][163]

Am 19. Dezember 2016 ereignete s​ich der Anschlag a​uf den Berliner Weihnachtsmarkt a​n der Gedächtniskirche.

Im Jahr 2020 verbreitete sich die Infektionskrankheit COVID-19 in Berlin. In der Folge verstarben während einer Infektion rund 3000 Menschen im Durchschnittsalter von etwa 80 Jahren.

Siehe auch

Literatur (chronologisch)

Gesamtgeschichte

  • Georg Holmsten: Die Berlin-Chronik. Daten, Personen, Dokumente. Droste, Düsseldorf 1984, ISBN 3-7700-0663-1.
  • Felix Escher: Berlin und sein Umland. Zur Genese der Berliner Stadtlandschaft bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. Bd. 47). Colloquium-Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-7678-0654-1.
  • Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin.). 2 Bände, C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7 (erweiterte und aktualisierte 3. Auflage, Wissenschaftsverlag Berlin, Berlin 2002).
  • Wolfgang Ribbe: Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. 17 Bände, Stapp Verlag, Berlin 1988 ff.
  • Horst Ulrich, Uwe Prell, Presse- und Informationsamt des Landes Berlin (Hrsg.): Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB, Berlin 1992, ISBN 3-927551-27-9.
  • Ingo Materna, Wolfgang Ribbe: Geschichte in Daten – Berlin. Koehler & Amelang, Berlin/München 1997, ISBN 3-7338-0209-8.
  • Autorenkollektiv: Chronik Berlin. Chronik-Verlag, Gütersloh/München 1997, ISBN 3-577-14444-0.
  • Gerd Heinrich: Kulturatlas Berlin – Ein Stadtschicksal in Karten und Texten. Berlin 2007, ISBN 978-3-00-021714-2.
  • Michael Schwibbe, Peter Huth et al.: Zeit Reise – 1200 Jahre Leben in Berlin. Zeit-Reise Verlagsges., Berlin 2008, ISBN 978-3-00-024613-5.
  • Bernd Stöver: Geschichte Berlins. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60067-8.
  • Andreas Venzke: Berlin Berlin – Geschichte einer Nation. Arena Verlag, Würzburg 2011, ISBN 978-3-401-06143-6.
  • Maik Kopleck: PastFinder Berlin. PastFinder-Verlag, Düsseldorf 2011, ISBN 978-988-99788-0-8. PastFinder Berlin 1933–1945. Ch. Links, Berlin 2005, ISBN 978-3-86153-326-9; PastFinder Berlin 1945–1989. PastFinder-Verlag, Düsseldorf 2011, ISBN 978-988-99788-1-5.
  • Julius H. Schoeps: Berlin. Geschichte einer Stadt. be.bra, Berlin 2012, ISBN 978-3-8148-0193-3.

Stadtgründung

  • Wolfgang H. Fritze: Gründungsstadt Berlin. Die Anfänge von Berlin-Cölln als Forschungsproblem. Bearbeitet und hrsg. von Winfried Schich. Berlin 2000.
  • Ulrich Waack: Die frühen Herrschaftsverhältnisse im Berliner Raum. Eine neue Zwischenbilanz der Diskussion um die „Magdeburg-Hypothese“. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. Band 54, 2005, ISSN 0447-2683, S. 7–38.
  • Hansjürgen Vahldiek: Cölln an der Spree. Ursprung und Wandel der Berliner Spreeinsel. Neue Ansätze in der Forschung. 2. Auflage. Berlin 2005.
  • Ines Garlisch: Die ersten Cöllner und Berliner. Methoden und Herausforderungen interdisziplinären Arbeitens. Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin 2020, ISBN 978-3-96138-196-8.

Mittelalter

  • Adriaan von Müller: Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann. Berlin im Mittelalter. Berlin 1979.
  • Adriaan von Müller: Die Archäologie Berlins. Gustav Lübbe, 1986.
  • Heinz Seyer: Berlin im Mittelalter. Die Entstehung der mittelalterlichen Stadt. Berlin 1987.
  • Rolf Schneider: Ritter, Ketzer, Handelsleute. Brandenburg und Berlin im Mittelalter. be.bra, Berlin 2012, ISBN 978-3-86124-662-6.

'18. Jahrhundert'

  • Robert Springer: Berlin's Straßen, Kneipen und Clubs, Verlag Friedrich Gerhard, Berlin 1850; Reprint der Original-Ausgabe: Weidlich, Würzburg, 1985. ISBN 978-3-8035-1251-2.

19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

  • Christoph Wunnicke: Wandel, Stagnation, Aufbruch. Ost-Berlin im Jahr 1988. Berlin 2008, ISBN 978-3-934085-27-5.
  • Akim Jah: Die Berliner Sammellager im Kontext der „Judendeportationen“ 1941–1945. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Bd. 61, H. 3 (2013), S. 211–231.
  • Axel Weipert: Die Zweite Revolution. Rätebewegung in Berlin 1919/1920. be.bra, Berlin 2015, ISBN 978-3-95410-062-0.

Periodika

Wikisource: Berlin – Quellen und Volltexte
Commons: Historische Karten von Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsches Ortsnamenbuch. Hrsg. von Manfred Niemeyer. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S. 60.
  2. Arnt Cobbers: Kleine Berlin-Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2. aktualisierte Auflage. Jaron Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89773-142-4, S. 14.
  3. Zur Herkunft der Namen der Doppelstadt „Berlin“ und „Kölln“. In: luise-berlin.de.
  4. Arnt Cobbers: Kleine Berlin-Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2. aktualisierte Auflage. Jaron Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89773-142-4, S. 8.
  5. Arnt Cobbers: Kleine Berlin-Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2. aktualisierte Auflage. Jaron Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89773-142-4, S. 8–9.
  6. Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Besiedlung des Berliner Raums. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 127.
  7. Die Zauche war als Patengeschenk Pribislaw-Heinrichs an den Sohn Albrechts des Bären, Otto I., bereits seit um 1128 nicht mehr slawisch, sondern askanisch.
  8. Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Besiedlung des Berliner Raums. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 127–128.
  9. Arnt Cobbers: Kleine Berlin-Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2. aktualisierte Auflage. Jaron Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89773-142-4, S. 9–10.
  10. Horst Ulrich, Uwe Prell, Ernst Luuk: Besiedlung des Berliner Raums. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 128.
  11. Ilja Mieck: Geschichte Berlins bis 1945. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 471.
  12. Michael Hofmann, Frank Römer (Hrsg.): Vom Stabbohlenhaus zum Haus der Wirtschaft. Ausgrabungen in Alt-Kölln, Breite Str. 21–29 (= Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, H. 14), Berlin 1999.
  13. Deutschland: Berlin älter als bisher angenommen bei Wikinews
  14. Zu 1997: Torsten Dressler: Grabungen am Schlossplatz. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 1997. Stuttgart 1998, S. 82–85, zu 2008 ist in Vorbereitung der Grabungsbericht von Michael Malliaris in: Archäologie in Berlin und Brandenburg 2008.
  15. Solch eine Urkunde zur Stadtrechtsverleihung existiert in Wirklichkeit nicht. Cobbers: Kleine Berlin-Geschichte. 2008, S. 13.
  16. Arnt Cobbers: Kleine Berlin-Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte Auflage. Jaron Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89773-142-4, S. 13.
  17. Ulrich Waack: Die frühen Herrschaftsverhältnisse im Berliner Raum. Eine neue Zwischenbilanz der Diskussion um die „Magdeburg-Hypothese“. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. 54 (2005), ISSN 0447-2683, S. 7–38. Zuletzt Ulrich Waack: Die Bedeutung der Erzbischöfe von Magdeburg für den Berliner Raum um 1200. In: Michael Lindner, Gunner Nath: Köpenick vor 800 Jahren. Von Jacza zu den Wettinern. Archäologie – Geschichte. Berlin 2014, S. 168–191.
  18. Niederlagsrecht, Verein für die Geschichte Berlins, abgerufen am 21. November 2015.
  19. Ilja Mieck: Geschichte Berlins bis 1945. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 472.
  20. Ilja Mieck: Geschichte Berlins bis 1945. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 472–473.
  21. Ilja Mieck: Geschichte Berlins bis 1945. In: Berlin Handbuch. 1992, S. 473.
  22. berlinab50.com, visum 2.5.2018
  23. Zu Ludwigs Tod und Begräbnis Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit 1347–1579. Vorbereitungen – Sterben – Trauerfeierlichkeiten – Grablegen – Memoria (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 146). C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-10742-7, S. 93–94 (zugleich Diss., Univ. München, 2004).
  24. F. Thadeusz: Berlins vergessene Hälfte. In: Der Spiegel. Nr. 13, 2012 (online).
  25. Berliner Unwillen. Verein für die Geschichte Berlins e. V., abgerufen am 30. Mai 2013
  26. Was den „Berliner Unwillen“ erregte. In: Der Tagesspiegel, 26. Oktober 2012.
  27. Frank Thadeusz: So hart war das Leben der ersten Berliner. In: Spiegel Online Wissenschaft. Abgerufen am 17. Mai 2020.
  28. Carsten Jahnke: Die Hanse. Reclam-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15-019206-1, S. 185
  29. Verkaufsurkunde unter Nr. 91 im Berliner Stadtarchiv
  30. Max Haselberger: Woltersdorf. Die 700jährige Geschichte eines märkischen Dorfes. Reprint der Originalausgabe von 1931 Auflage. Bock und Kübler, Woltersdorf b. Berlin 1931, S. 55.
  31. Bernd Horlemann (Hrsg.), Hans-Jürgen Mende (Hrsg.): Berlin 1994. Taschenkalender. Edition Luisenstadt Berlin, Nr. 01280
  32. Brigitte Meier: Friedrich Wilhelm II. König von Preußen. Ein Leben zwischen Rokoko und Revolution. Pustet, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7917-2083-8, S. 225.
  33. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 407
  34. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 94–95.
  35. Zitha Pöthe: Perikles in Preußen. Die Politik Friedrich Wilhelms II. im Spiegel des Brandenburger Tors. ISBN 978-3-7375-0749-3, S. 169.
  36. Ilja Mieck: Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 409.
  37. Zitha Pöthe: Perikles in Preußen. Die Politik Friedrich Wilhelms II. im Spiegel des Brandenburger Tors. ISBN 978-3-7375-0749-3, S. 185.
  38. Zitha Pöthe: Perikles in Preußen. Die Politik Friedrich Wilhelms II. im Spiegel des Brandenburger Tors. ISBN 978-3-7375-0749-3, S. 148.
  39. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 100.
  40. Petra Wilhelmy: Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert. 1780–1914. Teil 1. Berlin 1989, ISBN 978-3-11-011891-9, S. 49.
  41. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 100–101.
  42. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55060-1, S. 194.
  43. Felix Escher: Die brandenburgisch-preußische Residenz und Hauptstadt Berlin im 17. und 18. Jahrhundert. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins, Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 403.
  44. Wilhelm Bringmann: Preußen unter Friedrich Wilhelm II. (1786–1797). Peter-Lang-Verlagsgruppe, Bern 2001, ISBN 978-3-631-37427-6, S. 230.
  45. Brigitte Meier: Friedrich Wilhelm II. König von Preußen. Ein Leben zwischen Rokoko und Revolution. Pustet, Regensburg 2007, S. 242.
  46. Brigitte Meier: Friedrich Wilhelm II. König von Preußen. Ein Leben zwischen Rokoko und Revolution. Pustet, Regensburg 2007, S. 224.
  47. Zitha Pöthe: Perikles in Preußen. Die Politik Friedrich Wilhelms II. im Spiegel des Brandenburger Tors. ISBN 978-3-7375-0749-3, S. 186.
  48. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 410
  49. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 96.
  50. Wilhelm Bringmann: Preußen unter Friedrich Wilhelm II. (1786–1797). Peter-Lang-Verlagsgruppe, Bern 2001, S. 193.
  51. Zitha Pöthe: Perikles in Preußen. Die Politik Friedrich Wilhelms II. im Spiegel des Brandenburger Tors. ISBN 978-3-7375-0749-3, S. 170.
  52. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 98.
  53. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 602.
  54. Frank Bauer: Napoleon in Berlin. Preußens Hauptstadt unter Französischer Besatzung 1806–1808. Berlin Story, Berlin 2006, ISBN 3-929829-36-3, S. 74.
  55. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 423.
  56. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 216.
  57. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 453.
  58. Daniel Schönpflug: Luise von Preußen: Königin der Herzen. Beck, München 2010, S. 219.
  59. Frank Bauer: Napoleon in Berlin. Preußens Hauptstadt unter Französischer Besatzung 1806–1808. Berlin Story, Berlin 2006, S. 100.
  60. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 50.
  61. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 113.
  62. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 114.
  63. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 426.
  64. Thierry Lentz: Grundlinien der napoleonischen Deutschlandpolitik. In: König Lustik. Jérôme Bonaparte und der Modellstaat Königreich Westphalen. Hirmer, München 2008, ISBN 978-3-7774-3955-6, S. 265.
  65. Frank Bauer: Napoleon in Berlin. Preußens Hauptstadt unter Französischer Besatzung 1806–1808. Berlin Story, Berlin 2006, S. 130.
  66. Frank Bauer: Napoleon in Berlin. Preußens Hauptstadt unter Französischer Besatzung 1806–1808. Berlin Story, Berlin 2006, S. 109–112.
  67. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 428.
  68. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 51.
  69. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 427.
  70. Frank Bauer: Napoleon in Berlin. Preußens Hauptstadt unter Französischer Besatzung 1806–1808. Berlin Story, Berlin 2006, S. 114.
  71. Thomas Stamm-Kuhlmann: König in Preussens grosser Zeit. Friedrich Wilhelm III. der Melancholiker auf dem Thron. Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-327-9, S. 291 f., 296.
  72. www.preussenchronik.de
  73. Manfred A. Pahlmann: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 35.
  74. Manfred A. Pahlmann: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 41.
  75. Wolfgang Ribbe, Jürgen Schmädeke: Kleine Berlin-Geschichte. Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin in Verbindung mit der Historischen Kommission zu Berlin; Stapp Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-87776-222-0, S. 80–128: Reformzeit, Revolution und Reaktion (1800–1860). Das Ende der friderizianischen Epoche: Berlin in der Phase des Umbruchs
  76. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 44.
  77. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 49.
  78. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 55.
  79. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 56.
  80. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 58.
  81. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 61.
  82. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 63.
  83. Pahlmann, Manfred A.: Anfänge des städtischen Parlamentarismus in Deutschland. Die Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung unter der Preußischen Städteordnung von 1808, Berlin 1997, S. 64.
  84. Michael Erbe, Aufstieg zur Weltstadt, in: Werner Süß/Ralf Rytlewski (Hrsg.), Berlin. Die Hauptstadt. Vergangenheit und Zukunft einer europäischen Metropole, Berlin 1999, S. 52–99, hier S. 53–54; Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 178–179.
  85. Peter Lummel (Hrsg.): Kaffee. Vom Schmuggelgut zum Lifestyle-Klassiker. Drei Jahrhunderte Berliner Kaffeehauskultur. Berlin 2002.
  86. Ilja Mieck, Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 407–602, hier S. 445–446. und Bernd Stöver, Geschichte Berlins, Beck, München 2010, S. 21.
  87. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 138.
  88. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 153 und 156. sowie Ilja Mieck, Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7, S. 407–602, hier S. 446.
  89. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 478.
  90. David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, ISBN 978-3-88680-463-4, S. 156.
  91. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 480.
  92. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 489.
  93. Rüdiger Hachtmann, Berlin, in: 1848. Revolution in Deutschland, herausgegeben von Christof Dipper und Ulrich Speck, Insel Frankfurt am Main, 1998, S. 82–98, hier S. 82.
  94. David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, S. 159.
  95. Rüdiger Hachtmann: Berlin, in: 1848. Revolution in Deutschland, herausgegeben von Christof Dipper und Ulrich Speck, Insel Frankfurt am Main, 1998, S. 82–98, hier S. 85.
  96. Rüdiger Hachtmann: Die sozialen Unterschichten in der großstädtischen Revolution 1848. Berlin, Wien und Paris im Vergleich, In: Paris und Berlin in der Revolution 1848, herausgegeben von Ilja Mieck, Jürgen Voß und Horst Möller, Thorbecke Sigmaringen, 1995, S. 107–135, hier; S. 108–109.
  97. Gerhard Greß: Verkehrsknoten Berlin: von den Anfängen bis Mitte der siebziger Jahre. Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 978-3-88255-284-3, S. 7.
  98. Peter Paul Dahms: Die Anfänge des Personenverkehrs per Eisenbahn in Preußen 1835–1860. Diss. TU Berlin, 2015, S. 72 (PDF (PDF; 4,5 MB) ).
  99. Ilja Mieck: Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 573.
  100. Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 87.
  101. Hans-Ulrich Thamer: Alltag in Berlin. Das 19. Jahrhundert. Elsengold, Berlin 2017, ISBN 978-3-944594-75-0, S. 59.
  102. Wolfgang Schivelbusch: Die Geschichte der Eisenbahnreise. Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert. Berlin 2004, S. 159–160.
  103. Ilja Mieck: Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 496.
  104. Franz Herre: Friedrich Wilhelm IV. Der andere Preußenkönig. Katz, Gernsbach 2007, ISBN 978-3-938047-22-4, S. 95.
  105. Ilja Mieck: Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 497.
  106. James Sheehan: Der Ausklang des alten Reiches: Deutschland seit dem Ende des Siebenjährigen Krieges bis zur gescheiterten Revolution 1763 bis 1850. Berlin 1994, zitiert nach: Christopher A. Bayly: Die Geburt der modernen Welt. Frankfurt/Main 2008, S. 235
  107. Bernd Stöver, Geschichte Berlins, Beck, München 2010, S. 24.
  108. Armin Owzar: Das preußische Berlin. Auf dem Weg zur Metropole 1701–1918, Elsengold, Berlin 2019, S. 18.
  109. Jörg Templer, Karl Friedrich Schinkel, Baumeister Preußens, Beck, München 2012, S. 130–131.
  110. Jörg Templer, Karl Friedrich Schinkel, Baumeister Preußens, Beck, München 2012, S. 141 und 143.
  111. Jörg Templer, Karl Friedrich Schinkel, Baumeister Preußens, Beck, München 2012, S. 154–155.
  112. Martina Abri und Christian Raabe, Die Friedrichswerdersche Kirche, in Bernhard Maaz (Hrsg.): Die Friedrichswerdersche Kirche. Schinkels Werk, Wirkung und Welt, Berlin 2001, S. 43–94, hier S. 43.
  113. Nastasja Klothmann: Gefühlswelten im Zoo. Eine Emotionsgeschichte 1900–1945. Transcript-Verlag, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3022-0, S. 71.
  114. Aus der Fortsetzungsserie Das war und ist Berlin. In: Neue Berliner Illustrierte, um 1971 (Zeitungsausschnitte ohne genauere Angaben)
  115. Heinrich Heine: Reisebilder – Kapitel 39.
  116. David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, ISBN 3-88680-463-1, S. 166
  117. David E. Barclay: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Siedler, Berlin 1995, ISBN 3-88680-463-1, S. 175
  118. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 524.
  119. Manfred Gailus: Hungerunruhen in Preußen. In: Manfred Galius, Heinrich Volkmann (Hrsg.): Der Kampf um das tägliche Brot. Nahrungsmangel, Versorgungspolitik und Protest 1770–1990. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, ISBN 978-3-322-99757-9, S. 192.
  120. Ilja Mieck: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung. Beck, München 1987, S. 407–602, hier S. 600.
  121. Axel Weipert: Das Rote Berlin. Eine Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung 1830–1934. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2013, S. 36–113.
  122. Saubere Zeiten e. V.: Tafel zur Geschichte der Berliner Müllentsorgung und Straßenreinigung.
  123. Harald Bodenschatz: Alt-Berlin, Marienviertel, Rathausforum… Geschichte und Zukunft eines umstrittenen Stadtraums (PDF; 700 kB).
  124. Thorsten Dame: Elektropolis Berlin. Die Energie der Grosstadt. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Herausgegeben von Landesdenkmalamt Berlin Beiheft 34. Berlin 2011.
  125. Bernhard Meyer: Berlin – Stadt der Nobelpreisträger. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 4, 2000, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  126. Teil der Schriftenreihe der Forschungsgruppe „Metropolenforschung“, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (PDF; 1,2 MB).
  127. 100 Jahre „immerfort werden und niemals sein“. urbanophil
  128. Axel Weipert: Das Rote Berlin. Eine Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung 1830–1934. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2013, S. 138–162.
  129. Axel Weipert: Die Zweite Revolution. Rätebewegung in Berlin 1919/1920. Berlin 2015, ISBN 978-3-95410-062-0, S. 41–159.
  130. Zu der Demonstration siehe Axel Weipert: Vor den Toren der Macht. Die Demonstration am 13. Januar 1920 vor dem Reichstag. In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 11. Jg., Heft 2, Berlin 2012, S. 16–32 [mit der unbelegten Opferzahl „42 Tote“].
  131. Otto Büsch, Wolfgang Haus: Berlin als Hauptstadt der Weimarer Republik 1919–1933 (Berliner Demokratie 1919–1985, Band 1). Berlin / New York 1987, S. 355.
  132. Berliner Pläne 1862–1994, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin (PDF; 23 MB).
  133. Zu Geschichte und Gehalt dieses Begriffs siehe Detlef Lehnert: Das „rote“ Berlin: Hauptstadt der deutschen Arbeiterbewegung? In: Gert-Joachim Glaessner, Detlef Lehnert, Klaus Sühl (Hrsg.): Studien zur Arbeiterbewegung und Arbeiterkultur in Berlin. Berlin 1989, S. 1–36.
  134. Ingo Materna (u. a.): Geschichte Berlins von den Anfängen bis 1945. Berlin 1987, S. 641 f.
  135. Gerhard Keiderling: Wir sind die Staatspartei. Die KPD-Bezirksorganisation Groß-Berlin April 1945–April 1946. Berlin 1997, S. 28.
  136. Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin 1933 bis 1945. Berlin 2007, S. 618.
  137. Susanne Leinemann: Als der erste Transport mit Berliner Juden die Stadt verließ. In: Berliner Morgenpost, 17. Oktober 2016, abgerufen am 1. Juli 2021.
  138. Alfred Gottwaldt (Deutsches Technikmuseum): Deportationen von Berlin nach Theresienstadt. Veranstaltungshinweis der Jüdischen Gemeinde Berlin, abgerufen am 1. Juli 2021.
  139. How Germany remembers the Holocaust. In: The Local, 26. Januar 2018, abgerufen am 1. Juli 2021 (englisch).
  140. Amory Burchard, Tilmann Warnecke: „Niemand konnte wegsehen“. In: Der Tagesspiegel. 5. März 2013, abgerufen am 6. März 2013.
  141. Roland Rosenbauer: 1943: Totale Mobilmachung. In: Was-ist-Was-Archiv Geschichte, 13. Januar 2003, abgerufen am 1. Juli 2021.
  142. Berliner Stadtplan von 1946 – Dokument einer verpaßten Vergangenheitsbewältigung im Berliner Stadtbid, Jürgen Karwelat, Bernd Müller (Hrsg.), Richard Schwarz, Landkartenhandlung, Berlin W 35, ISBN 3-925702-09-1
  143. Zur Teilung Berlins siehe Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Bd. 2. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31592-5, S. 1052–1061.
  144. Zur Blockade und Luftbrücke siehe: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins.Bd. 2. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 1061–1066.
  145. Berlin-Klausel, vgl. Schreiben der Alliierten Kommandantur Berlin betreffend die Genehmigung der Verfassung von Berlin.
  146. Für das erste Kind wurden 750 DM, für das zweite 1000 DM und für das dritte Kind 1250 DM Rückzahlung erlassen (Der Tagesspiegel vom 17. Oktober 2011, Berliner Chronik Serie).
  147. Volker Rekittke, Klaus Martin Becker: Politische Aktionen gegen Wohnungsnot und Umstrukturierung und die Hausbesetzerbewegung in Düsseldorf von 1972 bis heute. 1.4.1 Häuserkämpfe in Berlin 1979–81, 17. November 1995
  148. Herbert Schwenk: Berliner Stadtentwicklung von A bis Z. Berlin 2001.
  149. Harald Bodenschatz, Cordelia Polinna: Learning from IBA – die IBA 1987 in Berlin (PDF; 6 MB).
  150. 6.–8. Juni 1987 Concert for Berlin. rockinberlin.de, 11. Dezember 2010, abgerufen am 12. September 2011.
  151. Tobias Rüther: David Bowie in Berlin: Das Lied vom Ende und sein Anfang. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. November 2008.
  152. Bevor der Neubau zur „Platte“ wurde. Geschichte der Wohngebiete Fennpfuhl, Frankfurter Allee und Sewanstraße – Am Tierpark. Museum Lichtenberg
  153. Florian Urban: Erker im Plattenbau – die Entdeckung der historischen Stadt in der DDR.
  154. Ulrich Pfeiffer: Berlin vor dem Boom? In: Der Potsdamer Platz. Eine Geschichte in Wort und Bild. Berlin 1995.
  155. Räumliches Strukturkonzept 1992. (PDF; 19 MB) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin (PDF; 19,5 MB).
  156. Dorothee Dubrau: Verbauen wir uns die Zukunft? (PDF; 33 kB) Vortrag gehalten am 1. Dezember 1995, dorothee.dubrau.eu
  157. Karin Lenhardt: „Bubble-politics“ in Berlin. Das Beispiel Koordinierungsausschuß für innerstädtische Investitionen: eine „black box“ als Macht- und Entscheidungszentrale. (PDF) In: Prokla. Jg. 28, Nr. 1, 1998, S. 41–66 (PDF; 780 kB).
  158. Erwin Riedmann: Global City Berlin? Illusionen und die Ironie der Geschichte. In: dérive – Zeitschrift für Stadtforschung. Ausgabe 20, Juli 2005.
  159. Wikiquote
  160. Wikiquote
  161. Ulrich Zawatka-Gerlach: Zwei Drittel der Berliner sind unzufrieden mit dem Senat. In: Der Tagesspiegel. 8. August 2017, abgerufen am 16. März 2018.
  162. Berlin, Hauptstadt des miserablen Regierens, In:Berliner Zeitung vom 23. Juni 2020, Abgerufen am 17. Mai 2021.
  163. „Nach 16 Jahren Merkel ist Deutschland in vielen Bereichen ein Sanierungsfall“, Die Welt, Abgerufen am 17. Mai 2021.
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