Abtei Prüm
Die spätere Fürstabtei Prüm in Prüm (Eifel-Ardennen) wurde 721 von Bertrada der Älteren, der Urgroßmutter Karls des Großen, gestiftet. Von Karls Eltern, Pippin dem Jüngeren und dessen Frau Bertrada der Jüngeren, wurde die Abtei 752 mit Mönchen des Benediktinerordens besetzt und als Hauskloster der Karolinger neugegründet. Die Abtei war stets eng verbunden mit der Familie der Karolinger und genoss deren besondere Gunst. Nach seiner Abdankung als Kaiser verbrachte Lothar I. in Prüm die letzten Tage seines Lebens und erhielt sein Grab in der Prümer Abteikirche.
Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Reichsabtei Prüm | |
Wappen | |
Herrscher/ Regierung | Fürstabt |
Heutige Region/en | DE-RP |
Reichsmatrikel | 4 Reiter, 30 Fußsoldaten, 50 Gulden (1521) |
Reichskreis | oberrheinisch |
Kreistag | Reichsfürstenrat: 1 Kuriatsstimme auf der Rhein. Prälatenbank |
Hauptstädte/ Residenzen | Prüm |
Konfession/ Religionen | römisch-katholisch |
Aufgegangen in | 1576: Kurtrier |
Bedeutung
Der Besitz der Abtei war riesig und reichte vom Rhein bis zur Bretagne und in die Niederlande. Hunderte Orte unter anderem in der Eifel und an der Ahr, auf dem Taunus, in der Umgebung von St. Goar, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind im Güterverzeichnis der Abtei, dem Prümer Urbar, erstmals urkundlich erwähnt.
Um den weitläufigen Besitz zu verwalten, waren der Abtei Prüm Vogteien und Filialklöster unterstellt, unter anderem: Revin (Frankreich), Güsten bei Jülich, Münstereifel, Kesseling an der Ahr und Altrip.
Berühmt war die Abtei auch durch ihre Klosterschule, in der Söhne des Herrscherhauses und des karolingischen Adels ausgebildet wurden. In Prüm lebten unter anderem St. Markward, der Berater Ludwigs des Frommen, die heiliggesprochenen Ado von Vienne, Ansbald und Hungerus Frisus sowie der Dichter Wandalbert.
Von der Abtei wurde, wie eine Urkunde von 762 n. Chr. bezeugt, ein Armenhospital unterhalten. Hier wurden zwölf mittellose und körperlich hilfsbedürftige Personen auf Lebenszeit aufgenommen, die als Gegenleistung leichtere Arbeiten (Glockenläuten usw.) im Kloster zu verrichten hatten. Außerdem wurden im Hospital vorüberziehende Arme kurzzeitig beherbergt und versorgt.
Der herausragende mittelalterliche Geschichtsschreiber Regino war Abt von Prüm.
Außer Lothar I. verbrachten auch andere Karolinger mehr oder weniger freiwillig einige Zeit in der Abtei:
- Pippin der Bucklige (Sohn Karls des Großen) † 811 in Prüm
- Karl der Kahle, der als erster König Frankreichs gilt, wurde als Zehnjähriger nach Prüm verbannt und in der Klosterschule ausgebildet.
- Hugo (Sohn Lothars II.) † 895 in Prüm
Geschichte
Die Erstgründung des Klosters erfolgte 721 durch Bertrada die Ältere und Charibert (von Mürlenbach) mit Mönchen aus dem Kloster Echternach, scheiterte jedoch, da bereits 752 eine Neugründung des Klosters durch König Pippin mit Benediktinermönchen aus St. Faron in Meaux bei Paris folgte. Er übergab dem Kloster Teile der Sandalen Christi, die er seinerseits von Papst Zacharias für die Hilfe bei der Gründung des römischen Kirchenstaates erhalten hatte. Abtei und -kirche erhielten den Namen „Zum allerheiligsten Erlöser“ – St. Salvator. Diese besondere Auszeichnung war außergewöhnlich. Sie dokumentierte, dass Prüm damals die bedeutendste Abtei des Reiches war. Die Sandalen Christi werden noch heute in einem kostbaren Reliquienschrein in der Basilika aufbewahrt.
Die Einweihung der Klosterkirche St. Salvator durch Papst Leo III. fand 799 im Beisein von Karl dem Großen statt. Sein Enkel, Kaiser Lothar I., trat 855 nach der Teilung von Prüm ins Kloster ein und starb kurz darauf. Er fand in der Stiftskirche seine letzte Ruhestätte.
Beim ersten Normannensturm im Jahr 882 wurden die Klostergebäude verwüstet und die Bibliothek niedergebrannt. Dabei wurden 90 % der vorhandenen Handschriften vernichtet. Zehn Jahre später erfolgte der zweite Normannensturm. Die Mönche flohen nach der Überlieferung nach Dasburg. In die Zeit von 891 bis 919 fällt die Entstehung des Liber aureus von Prüm, der bedeutendsten Urkundensammlung aus der Karolingerzeit, die im Rheinland erhalten ist.[1]
Die Abtei Prüm wurde 1222 von Kaiser Friedrich II. zum Fürstentum erhoben. Die verbliebene Schriftensammlung der Abtei Prüm ging 1511 bei einem Transport zur Auslagerung in das Kloster Malmedy komplett verloren, die genauen Umstände sind nicht bekannt. Lediglich die Chroniken des Regino von Prüm und des Mönches Wandelbert sind als Abschrift von den mittelalterlichen Schriften des Prümer Skriptorium erhalten, da diese zuvor in anderen Klöstern kopiert worden waren.
Im Jahr 1576 kam die Abtei gegen ihren Willen zum Kurfürstentum Trier. Als der letzte Fürstabt Christoph von Manderscheid-Kayl 1576 starb, erschien der Erzbischof Jakob III. von Eltz in Prüm und ließ sich gegen den Widerstand der Mönche als Nachfolger einführen. Der ehemalige Besitz des Klosters wurde in Kurtrier als Amt Prüm verwaltet. Im 18. Jahrhundert erfolgte der Neubau der Klosterkirche (1721 durch Johann Georg Judas) unter Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, sowie 1748 der Abteigebäude durch Andreas Seitz nach Plänen von Balthasar Neumann unter Kurfürst Franz Georg von Schönborn.
Die alte Ordnung endete mit der Inbesitznahme des Linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen im Jahre 1794. Es folgte die Auflösung der Abtei und die Vertreibung der Mönche (Säkularisation) durch die Franzosen. Danach war das Gebäude zeitweise Sitz diverser Ämter. Heute befindet sich in den Abteigebäuden das Regino-Gymnasium. Die Abteikirche wurde 1802 zur Pfarrkirche St. Salvator, Prüm 1827 wurde Sitz eines Dekanates.
Beim Abbau des alten Hochaltares wurden 1860 die Gebeine Kaiser Lothars aufgefunden. Für sie wurde 1874/1875 ein Grabmal mit finanzieller Unterstützung Kaiser Wilhelms I. errichtet. Die Prümer Ärzte und Apotheker stifteten 1891 einen neuen Reliquienschrein für die Reliquien der Heiligen Drei Ärzte, 1896 wurde ein kostbarer Schreinaltar für die Sandalen Christi gestiftet. Im Jahr 1927 erhielt die Kirche den Barockaltar aus der Karmeliterkirche in Bad Kreuznach.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Prüm ab dem 16. September 1944 Ziel von US-amerikanischem Artilleriebeschuss. Vor allem seit dem 23. Dezember nahmen die Bombenangriffe zu (Ardennenoffensive). Die ehemaligen Abteigebäude wurden stark beschädigt. Am Heiligabend 1945, eine Stunde vor der Christmette, stürzte das Gewölbe des gesamten Lang- und rechten Seitenschiffes infolge dieser Kriegseinwirkungen ein.
Nach dem Krieg war der Wiederaufbau der Kirche bis 1950 weitgehend abgeschlossen. Gleichzeitig verlieh Papst Pius XII. der Klosterkirche den Titel „Basilica minor pontificia“. Der Wiederaufbau der Abteigebäude wurde bis 1952 durchgeführt.
Äbte von Prüm
- Angloardus 720–762
- Assuerus 762–804
- Tankrad 804–829
- Markward 829–853
- Eigil 853–860
- Ansbald 860–886
- Farabert I. 886–892
- Regino 892–899
- Richar (Richard) von Hennegau 899–921 (920–945 Bischof von Lüttich)
- Ruotfried 921–935
- Farabert II. von St. Paul 935–947
- Ingelram von Limburg 947–976
- Eberhard von Salm 976–986
- Childerich 986–993
- Stephan von Saffenberg 993–1001
- Udo von Namur 1001–1003
- Immo von Sponheim 1003–1006
- Urold von Thaun 1006–1018
- Hilderad von Burgund 1018–1026
- Ruprecht von Arberg 1026–1068
- Rizo aus Jülich 1068–1077
- Wolfram von Bettingen 1077–1103
- Poppo de Beaumont 1103–1119
- Lantfried von Hessen 1119–1131
- Adalbero von Basel 1131–1136
- Gottfried I. von Hochstaden 1136–1155
- Rother von Malberg 1155–1170
- Robert I. von Kleve 1170–1174
- Gregor I. aus Geldern 1174–1184
- Gerhard von Vianden 1184–1212
- Caesarius von Milendonk 1212–1216
- Kuno von Ahr 1216–1220
- Friedrich I. von Fels 1220–1245
- Gottfried II. von Blankenheim 1245–1274
- Walter von Blankenheim 1274–1322
- Heinrich I. von Schönecken 1322–1342
- Diether von Katzenelnbogen 1342–1350
- Johann I. Zandt von Merl 1350–1354[2]
- Dietrich von Kerpen 1354–1397
- Friedrich II. von Schleiden 1397–1427
- Heinrich II. von Are-Hirstorff 1427–1433
- Johann II. von Esche 1433–1476
- Robert II. von Virneburg 1476–1513
- Gregor II. von Homburg 1513
- Wilhelm von Manderscheid-Kayl 1513–1546
- Christoph von Manderscheid-Kayl 1546–1576
- Seit 1576 fungierten die Kurfürsten und Erzbischöfe von Trier an Stelle des Abtes als „Administratoren“ der Abtei
Denkmalschutz
Die Abtei Prüm ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Sie liegt in Prüm in der Denkmalzone Katholische Pfarrkirche St. Salvator und ehemaliges Kloster.[3]
Des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention und mit dem blau-weißen Schutzzeichen gekennzeichnet.
Literatur
- Bernd Isphording, Prüm. Studien zur Geschichte der Abtei (721-855). (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Band 116) ISBN 3-929135-50-7, Mainz 2005.
- Gerd Althoff: Die Beziehungen zwischen Fulda und Prüm im 11. Jahrhundert. In: Karl Schmid (Hrsg.): Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter 2, 2: Untersuchungen. Fink, München 1978, ISBN 3-7705-1684-2, (Münstersche Mittelalter-Schriften 8), (Societas et fraternitas), S. 888–930.
- Wolfgang Haubrichs: Die Kultur der Abtei Prüm zur Karolingerzeit. Studien zur Heimat des althochdeutschen Georgsliedes. Röhrscheid, Bonn 1979, ISBN 3-7928-0401-8, (Rheinisches Archiv 105), (Zugleich: Universität des Saarlandes, Habil.-Schrift, 1975).
- Martina Knichel: Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm in den heutigen Niederlanden, in der Picardie, in Revin, Fumay und Fépin sowie in Awans und Loncin. Verlag der Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte u. a., Mainz u. a. 1987, (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd. 56, ISSN 0480-7480), (Zugleich: Bonn, Univ., Diss., 1985).
- Peter Neu: Die Eifelabtei Prüm. Aufstieg, Glanz und Niedergang einer Benediktinerabtei in der Eifel. In: Vor-Zeiten. Geschichte in Rheinland-Pfalz, Bd. 4. Hrsg. von Dieter Lau und Franz-Josef Heyen. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1988, S. 47–68, ISBN 3-87439-177-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- Michael Embach: Hundert Highlights. Kostbare Handschriften und Drucke der Stadtbibliothek Trier. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2750-4, Nr. 92.
- Johannes / Zandt von Merl / –1354. In: RPPD. 16. Dezember 2010, abgerufen am 22. Juni 2021.
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): .pdf Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Eifelkreis Bitburg-Prüm. Mainz 2021[Version 2022 liegt vor.], S. 100 (PDF; 4,4 MB).