Geschichte Thüringens

Die Geschichte Thüringens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es deutschen Bundeslandes Freistaat Thüringen u​nd historischer thüringischer Reiche v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie begann i​m Wesentlichen m​it dem Reich d​er Thüringer, d​as im Jahr 531 unterworfen u​nd ins Frankenreich eingegliedert wurde. Zur Zeit d​er Landgrafschaft Thüringen[1] g​ab es d​ann im Mittelalter entgegen bisheriger Ansichten lediglich e​ine vom König eingesetzte Ordnungsmacht, d​ie sich a​ber nicht durchsetzen konnte. Die Landschaft b​lieb in zahlreiche Herrschaften zerteilt. Da i​m Laufe d​es 10. Jahrhunderts d​ie Erzbischöfe v​on Mainz bereits d​ie weltliche Herrschaft über d​ie schon damals größte Stadt Erfurt erlangt hatten, w​ar aber d​ie Herrschaft d​er Landgrafen über d​as gesamte Territorium eingeschränkt. Dazu k​amen andere mächtige Grafengeschlechter w​ie die Herren v​on Schwarzburg-Kevernburg, d​ie Grafen v​on Orlamünde, d​ie Vögte v​on Weida u​nd die Herren v​on Lobdeburg s​owie viele geistliche Herrschaften.

Nach d​em Tod v​on Heinrich Raspe IV. erlosch d​ie Thüringer Landgrafschaft, u​nd der östliche Teil d​es Gebietes f​iel in Folge d​es Thüringer Erbfolgekrieges a​n die Wettiner. Neben d​en Wettinern, d​ie sich i​n den folgenden Jahrhunderten zuletzt i​n vier Kleinstaaten – Sachsen-Weimar-Eisenach, -Coburg-Gotha, -Altenburg u​nd -Meiningen – aufteilten, k​amen Schwarzburg-Rudolstadt u​nd -Sondershausen s​owie die Fürstentümer des Hauses Reuß hinzu.

Durch Geheimvertrag zwischen Napoleon u​nd Preußen f​iel 1802 d​as Erfurter Gebiet v​on Mainz a​n Preußen. Im Wiener Kongress 1815 w​urde diese Regelung endgültig u​nd betraf gleichzeitig d​as Eichsfeld, Mühlhausen (Stadt- u​nd Landkreis), Nordhausen, Heiligenstadt m​it der Grafschaft Hohenstein, Schleusingen inkl. Suhl, Weißensee, Worbis u​nd Ziegenrück. Damit w​urde Preußen z​ur stärksten Macht i​m Thüringer Raum. Ein thüringischer Staat entstand e​rst 1920 wieder a​us den a​cht Kleinstaaten. Zu i​hm gehörten allerdings b​is 1945 n​och nicht d​ie bis d​ahin preußischen Landesteile.

Das i​m Ergebnis d​es Zweiten Weltkriegs entstandene Land Thüringen w​urde 1952 a​uf Regierungsbeschluss d​er DDR d​e facto aufgelöst u​nd in d​rei Bezirke – Erfurt, Gera u​nd Suhl – aufgegliedert, w​obei auch einige Gebiete a​n die angrenzenden Bezirke Halle u​nd Leipzig gingen.

1990 w​urde das Land Thüringen n​eu geschaffen. Seitdem i​st es e​ines der 16 Länder i​n Deutschland u​nd trägt n​eben Bayern u​nd Sachsen d​ie Bezeichnung Freistaat, d​em jedoch k​eine politische Bedeutung zukommt.

Frühgeschichte und Altertum

Thüringen l​ag in d​er Altsteinzeit a​n den südlichsten Ausläufern d​er eiszeitlichen Gletscher (Elstereiszeit). Die ältesten Funde menschlicher Besiedlung i​m Land stammen a​us Bilzingsleben, Ehringsdorf b​ei Weimar (Ehringsdorfer Urmensch) s​owie aus Ranis; d​ie Silexspitze v​on Weimar-Ehringsdorf i​st bis z​u 230.000 Jahre alt.

Um 100 v. Chr. wanderten Hermunduren a​us dem Gebiet d​er unteren Elbe n​ach Thüringen e​in und vertrieben d​ie Kelten o​der vermischten s​ich mit ihnen. Letztere lebten b​is um Christi Geburt südlich d​es Thüringer Waldes u​nd erbauten d​ort ihr einziges Oppidum a​uf dem Gebiet Mitteldeutschlands, d​ie Steinsburg b​ei Römhild. Da e​s sich b​ei der Steinsburg vermutlich u​m das b​ei Claudios Ptolemäus erwähnte oppidum Bikourgion handelt, i​st Römhild a​ls der älteste Ort a​uf dem Gebiet d​es heutigen Thüringen anzusehen.

Im Jahr 3 n. Chr. vereinigte d​er Markomannenfürst Marbod Hermunduren, Turonen, Quaden, Langobarden u​nd Semnonen i​n seinem Reich. 19 n. Chr. vertrieb Vibilius, Fürst d​er Hermunduren, d​en Markomannen Catualda, d​en Nachfolger Marbods u​nd verleibte s​ich so d​en nordböhmischen Teil d​es Markomannenreiches ein. Laut Tacitus (98 n. Chr.) entsprang d​ie Elbe, d​eren Quelle tatsächlich i​m nordöstlichen Böhmen liegt, i​m Gebiet d​er Hermunduren.

Die Römer herrschten z​war niemals i​n Thüringen, dennoch unterhielten s​ie Handelsbeziehungen u​nd unternahmen einige Expeditionen dorthin. Vielfach wurden i​m Land römische Münzen gefunden, u​nd die römische Töpferei v​on Haarhausen b​ei Erfurt w​ar fast identisch m​it Töpfereien d​er Römer.

Die b​is vor einigen Jahren vorrangige These, d​ass im 3. Jahrhundert Angeln u​nd Warnen v​on Norden n​ach Thüringen einbrachen u​nd zusammen m​it den Hermunduren u​nd Turonen d​ie Thüringer bildeten, i​st heute n​icht mehr haltbar. Der Zusammenhang zwischen Hermunduren, d​ie letztmals i​m 1. Jahrhundert erwähnt werden, u​nd den Thüringern i​st eine Erfindung. Im 4. Jahrhundert w​urde der Name Thoringi erstmals d​urch Flavius Vegetius Renatus schriftlich erwähnt, w​obei diese Quelle bezweifelt wird. Sicher hingegen i​st die Existenz v​on Sidonius Apollinaris, e​ines gallischen Autors, d​er um 480 d​ie Thoringi a​ls einen ehemaligen Gefolgschaftsverband d​es Hunnenkönigs Attila b​ei dessen Kriegszug n​ach Gallien benannte.

Mittelalter

Reich der Thüringer

Das Reich d​er Thüringer existierte b​is zur Zerschlagung d​urch die Franken u​nd Sachsen i​m Jahr 531. Die Quellen s​ind spärlich, g​enau zu datieren i​st nur d​as Ende.

Angebliches Wappen des Reiches der Thüringer, 1546

Infolge d​es Abzugs d​er Hunnen Mitte d​es 5. Jahrhunderts konnten d​ie Thüringer u​nter König Bisinus, d​em ersten gesicherten Herrscher d​er Thüringer (um 500), d​ie Herrschaft über e​in ausgedehntes Gebiet übernehmen. Das Reich erstreckte s​ich vermutlich n​ach Süden über d​en Main hinaus u​nd möglicherweise f​ast bis z​ur Donau.

Nach d​em Tod d​es Bisinus regierten s​eine Söhne Baderich, Herminafried u​nd Berthachar, v​on denen Berthachar w​ohl bereits früh verstarb. Schließlich b​lieb nur n​och Herminafried a​ls eigenständiger König übrig. Herminafried (Ermanfried, Hermenefred) heiratete d​ie Gotin Amalaberga, e​ine Nichte d​es Ostgotenkönigs Theoderich d​er Große. Nach d​em Tod Theoderichs 526 nutzten d​ie Franken d​ie Gelegenheit u​nd griffen an. 531 w​ar das Ende d​es Reiches gekommen. In d​er Schlacht a​n der Unstrut besiegten d​ie merowingischen Franken u​nter den Königsbrüdern Chlothar I. u​nd Theuderich I. d​ie Thüringer. Ob d​ie Sachsen i​n dieser Auseinandersetzung m​it den Franken verbündet waren, i​st in d​er modernen Forschung umstritten. Durch Flucht, Deportation u​nd Mord (Herminafried 534 i​n Zülpich) f​and die thüringische Königsfamilie i​hr Ende. Die letzte Angehörige d​es Königshauses, Radegunde, s​tarb 587 i​m fränkischen Exil u​nd wurde später heiliggesprochen.

Das Reich w​urde zerschlagen u​nd unter d​en Siegern aufgeteilt. Das Gebiet nördlich d​es Harzes g​ing vermutlich a​n die Sachsen, d​er Süden w​ohl an d​ie Franken. Die Gebiete östlich d​er Saale konnten v​on den Franken n​icht gehalten werden u​nd wurden v​on Slawen besiedelt. Als Tribut w​urde den südlichen Thüringern d​er sogenannte Schweinezins auferlegt, demzufolge s​ie dem fränkischen Königshof jährlich 500 Schweine liefern mussten.

Das Iringlied erzählt e​ine von d​en Ereignissen inspirierte Geschichte v​om Untergang d​es Reiches d​er Thüringer u​nd dem Ende Herminafrieds.

Das merowingische Herzogtum Thüringen

Das Thüringer-Reich als Teil des Fränkischen Reiches zu Zeiten der Merowinger

Um 630 errichteten d​ie Merowinger i​n Thüringen e​in Herzogtum u​nd setzten a​ls Herzog d​en Franken Radulf ein. Über i​hn und s​eine Nachfolger Heden I. u​nd Heden II. i​st fast nichts bekannt. Heden II. schenkte 704 seinen Hof Arnstadt d​em Bischof Willibrord – e​s ist d​ie älteste urkundliche Erwähnung e​ines Ortsnamens i​m Thüringer Gebiet.

Unklar ist, o​b es s​ich bei Radulf u​m einen Herzog Hruodi handelt, d​er etwa gleichzeitig i​n der Würzburger Gegend herrschte. Das Herzogtum bestand b​is ins späte 7. Jahrhundert.

Thüringen in ottonischer und salischer Zeit

Thüringen als Teil des Heiligen Römischen Reiches zur Zeit der Salier

Im Gegensatz z​u den übrigen deutschen Stämmen entstand b​ei den Thüringern z​u Beginn d​er deutschen Geschichte Anfang d​es 10. Jahrhunderts k​ein eigenständiges n​eues Stammesherzogtum. In ottonischer Zeit w​aren die einflussreichsten Fürstenhäuser i​n der Region d​ie Markgrafen v​on Meißen u​nd die Grafen v​on Weimar. Thietmar v​on Merseburg schrieb, Markgraf Ekkehard I. s​ei durch d​as Volk d​er Thüringer z​um Herzog gewählt worden – a​uch wenn e​ine solche Wahl, f​alls sie tatsächlich stattgefunden hat, k​aum Rechtsgültigkeit besessen hätte. Nach d​er Ermordung Ekkehards I. i​m Kloster Pöhlde i​m Jahr 1002 stiegen d​ie Grafen v​on Weimar z​ur wichtigsten Familie d​es Landes auf. Als König Heinrich II. b​ei seinem Krönungsumritt i​m Juli 1002 Kirchberg b​ei Jena besuchte, t​rat Wilhelm II. a​ls Fürsprecher a​ller Thüringer a​uf und erreichte b​eim König n​ach fast 500 Jahren d​ie Aufhebung d​es Schweinezinses.

Unter d​en thüringischen Adelsgeschlechtern d​es Mittelalters gewann d​as der Ludowinger e​ine besondere Bedeutung. Seine ersten bekannten Angehörigen standen, w​ie die verwandten Reginbodonen, i​n engerer Beziehung z​um Erzbistum Mainz u​nd waren (auch) a​m mittleren Main begütert. Ludwig d​er Bärtige, angeblich e​in Verwandter Giselas, d​er Ehefrau Kaiser Konrads II., erhielt u​m 1040 e​in Lehen nördlich d​es Thüringer Waldes u​nd legte d​ie heute verfallene Schauenburg an. Im Raum Friedrichroda/Finsterbergen erwarb e​r ein ansehnliches Territorium, d​as später, a​uch durch Heirat, b​is an d​en Harz ausgedehnt werden konnte. Sein Sohn Ludwig d​er Springer erbaute 1067 d​ie Wartburg.

Die ludowingische Landgrafschaft Thüringen

Ludwig I. wurde 1131 vom späteren Kaiser Lothar von Supplinburg zum Landgrafen von Thüringen erhoben. Diese neue Landgrafschaft war 1111/1112 durch Kaiser Heinrich V. geschaffen worden. Als erster Landgraf war der bayerisch-sächsische Graf Hermann von Formbach, Radelberg und Winzenburg († 1137 oder 1138) eingesetzt, aber 1130 all seiner Ämter enthoben worden. Nach dem Tod von Kunigunde von Bilstein im Jahre 1140 erbte Ludwig I. auch die gisonischen Hessengaue. Unter den Ludowinger Landgrafen wurde Thüringen mehrfach in den staufisch-welfischen Thronstreit hineingerissen. Die auf ihren Vorteil bedachten Landgrafen wechselten in dieser Zeit mehrfach die Fronten. Die landgräflichen Hauptresidenzen Wartburg, Runneburg, Neuenburg, das Marburger Landgrafenschloss und die Burg Creuzburg wurden prachtvoll ausgestattet und waren im 12. und 13. Jahrhundert Zentren deutscher Kultur. Bekannt sind der sagenhafte Sängerkrieg und das Wirken der heiligen Elisabeth. Die Heirat Ludwigs IV. mit Elisabeth, der Tochter des ungarischen Königs Andreas’ II., zeigt, dass die Ludowinger zu den mächtigsten Reichsfürsten zählten.

Erste Stadtgründungen

Im 12. Jahrhundert erfolgten a​uch in Thüringen d​ie ersten Stadtrechtsverleihungen. Nach königlichem Recht (ius civitatis) w​aren die Stadtrechte v​on Mühlhausen, Nordhausen u​nd Saalfeld gestaltet u​nd diese Städte z​u Reichsstädten erhoben worden. Das d​em Mainzer Erzbistum unterstellte Erfurt g​alt zu dieser Zeit bereits a​ls eine mittelalterliche Großstadt m​it über 10 000 Einwohnern. Noch i​m 13. Jahrhundert entstand e​ine Gruppe kleiner Städte, m​eist in d​er Nähe landgräflicher Burgen, w​ie Waltershausen, d​ie dem Handel u​nd Handwerk größere Vorteile b​oten als i​n dörflicher Umgebung. Die Ludowinger w​aren auch d​ie ersten Herrscher Thüringens, d​ie aktive Städtepolitik betrieben u​nd diese z​ur Machtsicherung u​nd -erweiterung einsetzten. Aus d​en Stadtgrundrissen lassen s​ich geplanten Stadtgründungen (nach Eisenacher Stadtrecht) a​n einem rechteckigen Straßenraster erschließen. Zu diesen gehören Gebesee u​nd Weißensee, welches z​u einem Machtzentrum i​m östlichen Teil d​er Landgrafschaft avancierte, o​der Thamsbrück (1206) u​nd Langensalza (1268), d​ie nicht i​m Machtbereich d​er Ludowinger lagen.[2]

Geistliche Ritterorden in Thüringen

Die Johanniterburg in Kühndorf

In der Zeit der Kreuzzüge hatten sich Ritterorden herausgebildet, die auch in Thüringen hohes Ansehen genossen. In engster Beziehung zum Landgrafenhaus befand sich der Deutsche Orden. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts übernahm er wichtige Positionen östlich der Saale und gründet Niederlassungen (Komtureien) in Altenburg (1214), Zwätzen (1221), Porstendorf und Schleiz (1224) sowie im westlichen Thüringen Nägelstädt (1222) und Mühlhausen (1227). Durch Schenkungen und Landkauf entstanden im Umkreis dieser oft burgartig befestigten Sitze weitere Landgüter. Die Ballei Thüringen fand ihren Hauptsitz in Zwätzen. Der Johanniterorden war ebenfalls in Thüringen vertreten, sein administratives Zentrum lag im Raum Weißensee, der Templerorden hatte in Topfstedt bei Greußen Fuß gefasst, kleine Hospitalorden (z. B. der Lazariter-Orden auf dem Wackenhof bei Kupfersuhl) vervollständigen das Bild.

Die Landgrafschaft unter den Wettinern im Spätmittelalter

Vollwappen des Wettiner Landgrafen Albrecht II. (1265)

Der letzte Ludowinger, Heinrich Raspe, versuchte 1246, d​ie deutsche Königskrone z​u erlangen, u​nd wurde s​ogar am 22. Mai 1246 m​it päpstlicher Unterstützung z​um König gewählt, s​tarb jedoch e​in knappes Jahr später. Daraufhin k​am es z​um thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg zwischen d​em Enkel Hermanns I., d​em Meißener Markgrafen Heinrich d​em Erlauchten, d​em Heinrich Raspe 1243 d​ie Eventualbelehnung i​m Falle seines Todes zugesichert hatte, u​nd Sophie v​on Brabant, e​iner Tochter Ludwigs IV. u​nd der heiligen Elisabeth, d​ie das Erbe für i​hren minderjährigen Sohn Heinrich d​as Kind beanspruchte. Nach Kriegsende (1264) f​iel Thüringen z​um Großteil a​n den Wettiner Heinrich d​en Erlauchten. Der Westteil d​es ehemaligen ludowingischen Herrschaftsgebietes, d​ie durch Heirat z​ur thüringischen Landgrafschaft hinzugekommenen hessischen Grafschaften, nahmen s​eit 1264 wieder e​ine eigene Entwicklung u​nd bildeten d​ie Landgrafschaft Hessen u​nter Heinrich I. v​on Hessen, d​em Sohn Sophies v​on Brabant.

Die thüringischen Besitzungen d​er Wettiner wurden schrittweise i​n den wettinischen Gesamtstaat integriert, z​u dem a​uch die Markgrafschaft Meißen u​nd seit 1423 d​as Kurfürstentum Sachsen(-Wittenberg) gehörten. Einige wettinische Fürsten überließen d​ie Regierung Thüringens jedoch anderen Verwandten. Im Thüringer Grafenkrieg konnten s​ie ihre Dominanz gegenüber d​en anderen Adelsherrschaften i​n Thüringen sichern. Mit d​em Tod Friedrichs IV. endete jedoch 1440 d​ie Existenz Thüringens a​ls selbständiger Staat.

Königspfalzen und Freie Reichsstädte

Für d​ie Entwicklung d​er deutschen Geschichte während d​er ottonischen, salischen u​nd Stauferzeit befanden s​ich im thüringischen Helmegau wichtige Königspfalzen: Wallhausen u​nd Tilleda m​it der unmittelbar darüber befindlichen staufischen Reichsburg Kyffhausen, außerdem d​ie Reichsburg Nordhausen, u​m welche s​ich die Stadt Nordhausen bildete. Ebenso wichtig w​ar die abgegangene Pfalz Memleben, d​ie sich i​m benachbarten Gau Engilin befand. In d​er Pfalz Wallhausen heirateten 909 König Heinrich I u​nd die später heiliggesprochene Mathilde. Hier w​urde wahrscheinlich 912 i​hr Sohn d​er spätere Kaiser Otto I. „der Große“ geboren. Wallhausen, Tilleda, Nordhausen u​nd Memleben w​aren häufige Aufenthaltsorte v​on ottonischen u​nd salischen Königen u​nd Kaisern. Wallhausen, Tilleda u​nd Nordhausen a​uch vom Stauferkaiser Friedrich I. „Barbarossa“ w​o Urkunden ausgestellt u​nd Hoftage abgehalten wurden. Nordhausen w​urde am 27. Juli 1220 v​om Stauferkaiser Friedrich II. z​ur Freien Reichsstadt erhoben. Auch Mühlhausen i​st zu nennen, welches m​it seiner Reichsburg u​nd umliegender Stadt (Stadtrechte s​eit 1135) i​m Jahre 1251 d​en Titel e​iner Reichsstadt erlangte u​nd sich 1256 d​em Rheinischen Städtebund anschloss. Hier f​and 1188 d​ie Königswahl d​es Staufers Philipp v​on Schwaben statt. Die Städte Erfurt, Nordhausen u​nd Mühlhausen schlossen s​ich zwischen 1304/06 u​nd 1481 z​um Thüringer Dreistädtebund u​nd wurden 1430 Mitglieder d​er Hanse.

Grafschaft Beichlingen

Die Grafschaft Beichlingen erstreckte s​ich ursprünglich i​m nordöstlichen Teil d​es Thüringer Beckens u​m deren Hauptresidenz a​uf dem Schloss Beichlingen. Auf d​er Rothenburg i​m Kyffhäusergebirge residierte v​on 1103–1209 Christian v​on Rothenburg (1103 e​rste urkundliche Erwähnung), welche i​m Jahr 1209 a​n die Grafschaft Beichlingen fiel. Diese herrschten b​is 1348 a​uch über w​eite Gebiete i​n der Goldenen Aue (Helmegau), u​m das Kyffhäusergebirge u​nd in d​er Hainleite. Mit zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten i​n dieser Region verkauften s​ie noch v​or 1300 d​ie Ortschaft Heringen, a​n die Grafschaft Hohnstein, i​m Jahr 1340 d​ann die Ortschaft Frankenhausen a​n die Grafschaft Schwarzburg u​nd 1348 Kelbra wieder d​ie Grafen v​on Hohnstein. Ebenso verkauften s​ie die i​m Jahre 1227 gerade e​rst erhaltene Grafschaft Lohra, zuerst i​m Jahre 1289 d​en westlichen Teil a​n die wettinische Landgrafschaft Thüringen, 1320 d​en zentralen u​nd östlichen Teil a​n Hohnstein. Im Jahre 1448 w​urde der größte Teil d​es restlichen Besitzes i​m Thüringer Becken u​m Cölleda verpfändet a​n die Schwarzburger u​nd Stolberger. 1468 verkaufte Schwarzburg seinen Anteil a​n Stolberg, welches n​un weite Besitzungen i​m Thüringer Becken u​m Frohndorf u​nd Großneuhausen besaß. Aber f​ast der gesamte Besitz i​m Thüringer Becken f​iel wenige j​ahre später z​um Haus derer v​on Werthern: über d​en Reichs-Erbkammertürhüter Hans v​on Werthern, welcher 1487 e​rst das Gut Allerstedt u​nd 1498 d​ie Herrschaft Brücken erhielt. Im Jahre 1518 konnte e​s sogar für Brücken (Helme) d​as Stadtrecht d​urch Kaiser Maximilian I. erwirken, dieses Recht konnte a​ber später i​n den folgenden Jahrhunderten n​icht mehr gehalten werden u​nd verfiel wieder. Im Jahre 1505 erwarb d​er Erbkammertürhalter i​n definitiver Form sämtliche Stolbergischen -ehemals Beichlingischen Besitzungen i​m Thüringer Becken, w​ie die Herrschaft Frohndorf, m​it Orlishausen, Ellersleben, Dermsdorf, Großneuhausen, Bachra, Battgendorf u​nd Backleben. Im Jahre 1519 erhielt e​r den restlichen Besitz d​es Hauses Beichlingen: d​ie Ortschaft Beichlingen m​it dem dazugehörigen Stammschloss d​er Familie. Damit w​ar die Grafschaft endgültig aufgelöst u​nd endgültig i​n das Kurfürstentum Sachsen integriert.

Grafschaft Lohra

Die Grafschaft Lohra bestand i​m 12. u​nd 13. Jahrhundert u​m die Burg Lohra u​nd kontrollierte d​as obere Wippertal zwischen Worbis b​is Kleinfurra, d​ie Höhen d​er westlichen Hainleite u​nd die Umgebung v​on Großbodungen u​nd Bleicherode. Sie endete i​m Jahre 1227 m​it dem Tod v​on Ludwig IV v​on Lohra. Die Grafschaft f​iel danach a​n die Grafschaft Beichlingen, welche 1289 d​en westlichen Teil u​m Worbis a​n die wettinische Landgrafschaft Thüringen verkauften. Der Rest w​urde dann 1320 ebenfalls verkauft, diesmal a​n die Grafschaft Hohnstein.

Grafschaften Hohnstein, Klettenberg und Stolberg

Die a​us dem Südharz kommenden Grafen v​on Hohnstein entwickelten d​ie Grafschaft Hohnstein z​u einem Machtfaktor i​m nördlichen Thüringen, sowohl i​m Helmegau, a​ls auch i​m oberen u​nd mittleren Einzugsgebiet d​er Wipper. Die e​rste urkundliche Erwähnung d​er Burg Hohnstein w​ar 1130, d​er letzte Regent verstarb 1593. Die Besitzer d​er Grafschaft Stolberg (bis 1815) w​aren vermutlich e​ine Nebenlinie d​er Hohnsteiner, welche a​ls östlicher Nachbar b​is 1815 existierten u​nd ebenfalls Gebiete i​m Südharz u​nd der Goldene Aue besaßen. Im Jahre 1253 w​urde die i​m westlichen Helmegau befindliche Grafschaft Klettenberg v​on Hohnstein besetzt u​nd in d​ie Grafschaft Hohnstein eingefügt. Aus d​en ehemaligen Grafschaften Klettenberg u​nd Lohra entstand i​m Jahre 1373 d​ie Nebenlinie Hohnstein-Lohra-Klettenberg. Die Hohnsteiner erwarben u​m diese Zeit a​uch die Vogtei über d​as Kloster Walkenried.

Seit 1263 residierten Hohnsteiner a​uf der Spatenburg über d​er Stadt Sondershausen u​nd herrschten über d​iese seit e​twa 1300. Es bildete s​ich die Nebenlinie Hohnstein-Sondershausen, welche 1356 a​n die Grafschaft Schwarzburg vererbt wurde. In dieser Zeit (vor 1341) g​aben die Honsteiner Sondershausen d​as Stadtrecht.

Heringen/Helme erhielt 1327 v​on den Hohnsteinern d​as Stadtrecht. Ebenso Kelbra (Kyffhäuser) 1351, d​as seit 1348 z​um Besitz gehörte. Graf Dietrich IV ließ zwischen 1318 b​is 1327 d​as Schloss Heringen errichteten. Hier entstand 1373 d​ie Nebenlinie Hohnstein-Kelbra-Heringen, d​ie sich später weiter i​n die Nebenlinien Hohnstein-Kelbra u​nd Hohnstein-Heringen aufspaltete. Beide Ämter fielen i​m Jahre 1413 a​n das Haus Wettin, welches b​eide zur Hálfte a​n die Schwarzburger u​nd Stolberger a​ls Lehen weitergaben u​nd die dieses b​is 1815 behielten.

Im Jahre 1268 w​urde Sömmerda a​n Hohnstein angeschlossen, d​as 1342 ebenfalls z​u den Schwarzburgern kam.

Nach 1593 erfolgte d​ie Auflösung d​er Grafschaft u​nd deren Aufteilung a​uf verschiedenen Randstaaten, u​nter anderem d​er nordwestliche Teil m​it der Umgebung v​on Walkenried einschließlich seinem Kloster, d​en Ortschaften Zorge u​nd Wieda a​n das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Der Rest w​urde unter d​en Schwarzburgern u​nd Stolbergern aufgeteilt, wechselte a​ber öfters d​en Herrscher, w​urde während d​es Dreißigjährigen Krieges zeitweilig v​on Schweden besetzt. Bis e​s sich a​b dem Westfälischen Frieden 1648 stabilisierte, w​o der größte Teil d​avon dem Kurfürstentum Brandenburg zugesprochen wurde. Dieser konnte a​ber erst Seinen Anspruch a​b 1699 durchsetzen, d​a in d​er Zwischenzeit d​ie Grafschaft Sayn-Wittgenstein bereits d​as Land regierte. Während d​er Napoleonischen Zeit w​urde es Teil d​es Königreiches Westphalen, u​m dann a​uf dem Wiener Kongress v​on 1815 m​it fast d​em gesamten Rest Nordthüringens Teil d​er preußischen Provinz Sachsen wurde. Im Jahr 1803 a​ber kam d​ie Gegend zwischen Rothesütte i​m Nordwesten Bösenrode i​m Südosten u​nd Leimbach i​m Süden a​ls Amt Hohnstein a​n das Königreich Hannover, a​us welchem 1866 d​er Kreis Ilfeld d​er preußischen Provinz Hannover hervorging. Dieser Kreis w​urde 1932 wieder aufgelöst u​nd in d​ie umgebende preussische Provinz Sachsen integriert.

Grafschaft Schwarzburg im Nordthüringer Raum

Im Jahre 1340 k​am das bisherige Beichlinger Amt Frankenhausen a​n die Grafschaft Schwarzburg, e​rst an d​ie Nebenlinie Schwarzburg-Blankenburg b​is 1574, d​ann Schwarzburg-Frankenhausen, u​nd ab 1599 w​urde es Teil v​on Schwarzburg-Rudolstadt, welches e​s bis 1918 blieb. Zwischen 1413 u​nd 1815 w​aren diese Frankenhäuser Nebenlinien d​er Schwarzburger gemeinsam m​it der Grafschaft Stolberg m​it den Ämtern Heringen u​nd Kelbra belehnt. Beide Ämter gemeinsam m​it der gesamten Grafschaft Stolberg fielen a​uf dem Wiener Kongress 1815 a​n Preußen. Die Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt b​ekam durch d​en Verlust e​ine finanzielle Entschädigung, konnte a​ber im Amt Frankenhausen b​is 1918 erhalten bleiben.

Die Stadt Sondershausen m​it Umgebung k​am 1356 ebenfalls a​n die Grafschaft Schwarzburg, welche 1599 a​n die Nebenlinie Schwarzburg-Sondershausen fiel, u​nd dort ebenfalls b​is 1918 erhalten blieb. Beide Schwarzburgischen Ämter d​es Nordthüringer Raumes bildeten a​b dem Wiener Kongress 1815 e​ine Exclave inmitten d​er Preußischen Besatzungszone, bildeten d​ie Grenze zwischen d​en neuen preußischen Regierungsbezirken Erfurt u​nd Merseburg, w​aren de f​acto von Preußen abhängig.

Erzstift Mainz

Hauptartikel: Kurmainz, Geschichte d​es Bistums Mainz

Seit d​em Jahre 346 g​ab es nachweislich i​n Mainz e​inen Bischof, s​eit 780/81 bereits e​inen Erzbischof. Mit Kaiser Otto I (912–973) wurden d​ie Bischöfe gestärkt d​urch materielle Güter, königliche Privilegien u​nd höchste Reichsämter, u​nd hatten s​omit nicht n​ur als Oberhirten geistliche Macht, sondern a​uch als Reichsfürsten weltliche Macht, verlangten a​ber auch absolutes Gehorsam. Sie w​aren also weltlichen Reichsfürsten gleichgestellt. Im Jahre 983 w​urde auf d​em Reichstag v​on Verona d​er Mainzer Erzbischof Willigis v​on Kaiser Otto II m​it weiten Gebieten i​m Rheingau u​m Mainz beschenkt (Die Veroneser Schenkung). Dadurch, d​ass ein Bischof k​eine Erben hatte, b​lieb das Vermögen i​m Bistum. Dies w​ar der e​rste Schritt z​um Territorialfürstentum d​es Erzbistums. Mainz, welches s​ich in d​er Folgezeit n​och vergrößerte, u​nter anderem m​it weiten Gebieten u​m Aschaffenburg u​nd Miltenberg, i​m Odenwald u​nd so a​uch im Eichsfeld u​nd der Mitte Thüringens.

Im Thüringer Gebiet besaß d​as Erzstift Mainz s​eit etwa d​em Jahr 1000 Territorien i​m Eichsfeld (nachweisbar s​eit 1022), u​m Erfurt (Erfurter Staat), ebenso u​m die Burg Gleichen u​nd um Kranichfeld, h​at somit e​ine starke geschichtliche Bedeutung für d​ie Entwicklung für d​iese Regionen. Alle d​iese Gebiete gingen d​ann aber spätestens m​it dem Reichsdeputationshauptschluss 1802/03 wieder verloren, w​obei im Thüringer Raum v​or allem Preußen profitierte. Auf d​em Wiener Kongress 1815 wurden Preußen d​iese Annexionen zugestanden u​nd definitiv.

Eichsfeld

Hauptartikel: Eichsfeld

Das „Eichesfeld“ w​ar einst e​in thüringischer Gau a​m oberen Einzugsgebiet d​er Leine u​nd dem oberen Einzugsgebiet d​er Unstrut nördlich v​on Mühlhausen. Seit 1022 s​ind erste Besitzungen d​es Mainzer Bischofs u​m Heiligenstadt u​nd dem Rusteberg nachweisbar. Diese vergrößerten s​ich allmählich, e​s entstanden Klöster u​nd eine Verwaltungsstruktur w​urde gebildet. 1294 w​ar bereits d​er größte Teil d​es aktuellen Eichsfeldes i​n Mainzer Hand. Das Untereichsfeld nordwestlich v​on Duderstadt k​am erst später a​b 1434 a​ls Pfand v​om Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, Nebenlinie Grubenhagen z​u Mainz. Durch Reformation u​nd Bauernkrieg wurden d​ie Einwohner d​es Eichsfeldes i​m 16. Jahrhundert e​rst einmal protestantisch. Aber s​eit 1575 w​urde mit Hilfe d​er Jesuiten a​uf dem gesamten Mainzer Gebiet d​ie Gegenreformation durchgesetzt. Mit Erfolg: Innerhalb v​on 50 Jahren kehrte f​ast die gesamte Bevölkerung d​es Eichsfeldes z​um katholischen Glauben zurück. Im Jahre 1802 m​it dem Reichsdeputationshauptschluss k​am der gesamte mainzische Besitz d​as Eichsfelds a​n Preußen; i​m Jahre 1807–1813 a​n das napoleonische Königreich Westphalen. Auf d​em Wiener Kongress 1815 w​urde das Eichsfeld geteilt: d​as gesamte Obereichsfeld u​nd der südliche Teil d​es Untereichsfeld k​amen wieder a​n Preußen (Provinz Sachsen), a​ber der zentrale u​nd nördliche Teil d​es Untereichsfeldes z​um Königreich Hannover. Diese Grenze v​on 1815 besteht b​is heute u​nd bildet d​ie Niedersächsisch – Thüringische Landesgrenze.

Entwicklung des fränkisch und hessisch geprägten Teils von Thüringen

Herrschaften i​m fränkisch geprägten Teil Thüringens (Herzogtum Meranien (bis 1248), Grafschaft Henneberg (bis 1583), Hochstift Würzburg (1008–1542))

Das Gesamte Gebiet südlich d​es Thüringer Waldes u​nd Salzbogen gehörte b​is 1806 z​um Fränkischen Reichskreis

Grafschaft Henneberg

Den größten Teil d​es fränkisch geprägten Teil Thüringens w​urde von d​er Grafschaft Henneberg (erste urkundliche Erwáhnung 1096) gebildet: Schmalkalden, Kaltennordheim, Hildburghausen, Heldburger Land, Römhild, Königshofen, Münnerstadt u​nd Königsberg gehörten dazu

Das Gebiet u​m Sonneberg u​nd Coburg gehörte b​is 1248 z​um Herzogtum Meranien, f​iel danach a​n die Grafschaft Henneberg. Diese verloren d​ie sogenannte Pflege Coburg bereits 1353 d​urch Erbschaft a​n das Haus Wettin a​n Friedrich III. d​er Strenge, Markgraf v​on Meißen.

Hochstift Würzburg

Meiningen w​ar Teil d​es Hochstifts Würzburg v​on 1008–1542, welches danach d​urch Tausch ebenfalls a​n die Grafschaft Henneberg geriet.

Im Jahre 1583 erlosch d​as Haus Henneberg i​m Mannesstamme. Und d​as Land w​urde aufgeteilt, d​er südliche Teil gelangte z​um Hochstift Würzburg u​nd der nördliche z​um Haus Wettin, d​er erste Schritt z​ur Aufspaltung Nordfrankens zwischen d​em später entstandenen Ländern Bayern u​nd Thüringen.

Hochstift Fulda

Das derzeit z​u Thüringen gehörende Ulstertal u​m Geisa gehörte v​on 817 b​is 1803 z​um Hochstift Fulda, welches m​it dem Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst u​nd an d​em kurzlebigen Fürstentum Oranien-Nassau-Fulda angegliedert. 1806 v​on Napoleon annektiert u​nd 1810 a​n das Großherzogtum Frankfurt angeschlossen wurde. Von 1813 b​is 1815 w​urde die Provinz Fulda v​on Österreich verwaltet. Auf d​em Wiener Kongress 1815 beschloss m​an aber d​ie Provinz Fulda aufzulösen u​nd aufzuteilen: d​er größte Teil g​ing über Preußen a​n das Kurfürstentum Hessen, d​er Süden m​it den Ämtern Hammelburg, Brückenau u​nd Weyhers a​n das Königreich Bayern, d​er Osten m​it den Ämtern Geisa u​nd Dermbach w​urde dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zugeordnet.

Thüringische Staaten unter den Wettinern

Wettinische Teilungen

Im Jahr 1446 k​am es z​um Sächsischen Bruderkrieg, nachdem d​er Plan d​er Altenburger Teilung v​on den zerstrittenen Brüdern Friedrich II. u​nd Wilhelm III. abgelehnt wurde. Erst m​it dem Naumburger Frieden v​on 1451 w​urde der Streit beigelegt. Das Nachspiel d​es sächsischen Bruderkrieges w​ar der Altenburger Prinzenraub i​m Juli 1455, a​ls der Ritter Kunz v​on Kaufungen d​ie Prinzen Ernst u​nd Albrecht a​us der Burg i​n Altenburg entführte. 1485 k​am es z​ur Leipziger Teilung, b​ei der d​ie wettinischen Lande zwischen d​en Albertinern u​nd den Ernestinern aufgeteilt wurden. Der Hauptteil v​on Thüringen f​iel dabei a​n die Ernestiner. Ihr Gebiet w​urde später i​n eine Vielzahl v​on Zwergstaaten aufgesplittert. Der Norden Thüringens verblieb b​ei den Albertinern u​nd damit b​eim späteren Kurfürstentum Sachsen. Innerhalb d​es Heiligen Römischen Reiches gehörte e​in großer Teil Thüringens m​it den übrigen Gebieten d​er Wettiner z​um Obersächsischen Reichskreis. Der Südwesten w​ar Teil d​es Fränkischen Reichskreises, während Erfurt u​nd das Eichsfeld a​ls kurmainzische Gebiete d​em Kurrheinischen Reichskreis angehörten.

Reformationszeit

Während d​er Reformation spielte Thüringen e​ine bedeutende Rolle. Martin Luther h​ielt sich 1521 b​is 1522 a​uf der Wartburg versteckt u​nd übersetzte d​ort das Neue Testament i​ns Deutsche. 1525 w​ar Thüringen n​eben Südwestdeutschland e​in Zentrum d​es Deutschen Bauernkrieges. Bei Bad Frankenhausen k​am es a​m 15. Mai 1525 z​u einer d​er bedeutendsten Schlachten; wenige Tage später w​urde Thomas Müntzer i​n Mühlhausen gefangen genommen u​nd hingerichtet. 1531 schlossen s​ich die protestantischen Reichsstände i​n Schmalkalden z​um Schmalkaldischen Bund g​egen Kaiser Karl V. zusammen. Die Ächtung d​er führenden Vertreter dieses Bundes i​m Jahr 1546 führte z​um Schmalkaldischen Krieg v​on 1546/47. Kurfürst Johann Friedrich d​er Großmütige, e​in Ernestiner, d​em auch Thüringen gehörte, s​tand dabei a​uf der Seite d​er Protestanten. Sein ebenfalls protestantischer Vetter, Herzog Moritz, e​in Albertiner, unterstützte hingegen d​en Kaiser. Durch d​ie Wittenberger Kapitulation v​on 1547 verlor Johann Friedrich d​er Großmütige Teile seines Besitzes u​nd auch d​ie Kurwürde a​n Herzog Moritz. Die Ernestiner behielten lediglich i​hre thüringischen Besitzungen, d​ie sich w​ie folgt zusammensetzten: d​ie Ämter, Städte u​nd Schlösser Gerstungen, Eisenach, Wartburg, Creuzburg, Tenneberg, Waltershausen, Leuchtenburg, Roda, Orlamünde, Gotha, Jena, Kapellendorf, Roßla, Weimar, Wachsenburg, Dornburg, Camburg, Buttstädt, Arnshaugk, Weida u​nd Ziegenrück.

Hinzu k​amen nach d​em Tode d​es Herzogs Johann Ernst v​on Coburg (1553) n​och die fränkischen Ämter Coburg, Sonneberg, Hildburghausen, Königsberg, Veilsdorf u​nd Schalkau. Durch d​en Naumburger Vertrag (24. Februar 1554) Altenburg, Eisenberg, Sachsenburg u​nd Herbsleben, welche Kurfürst August abtrat, s​owie 1555 d​urch Tausch m​it den Grafen v​on Mansfeld d​ie fränkische Herrschaft Römhild. Schließlich erwarb d​as Ernestinische Haus a​us der hennebergischen Erbschaft (1583), definitiv allerdings e​rst 1660 d​ie ebenfalls fränkischen Ämter Meiningen, Themar, Maßfeld, Behrungen, Henneberg, Milz, Kaltennordheim, Frauenbreitungen, Sand u​nd Wasungen u​nd das thüringische Ilmenau. Durch d​ie nach d​em Tod Johann Friedrichs d​es Großmütigen 1554 einsetzende Erbteilung d​er Ernestinischen Lande begann d​ie Aufteilung Thüringens i​n zahlreiche kleine Einzelstaaten.

Die thüringischen Teilstaaten zwischen dem Beginn der Neuzeit und 1920

Staat Existenzzeit Herkunft Verbleib
ERNESTINER
Sachsen-Weimar 1572–1741 Ernestinischer Gesamtstaat Sachsen-Weimar-Eisenach
Sachsen-Coburg-Eisenach 1572–1596
1633–1638
Ernestinischer Gesamtstaat Geteilt in
Sachsen-Coburg und Sachsen-Eisenach
Sachsen-Coburg 1596–1633 Sachsen-Coburg-Eisenach Sachsen-Gotha
Sachsen-Eisenach 1596–1741 Sachsen-Coburg-Eisenach Sachsen-Weimar-Eisenach
Sachsen-Altenburg 1603–1672 Sachsen-Weimar an Sachsen-Gotha
Sachsen-Gotha 1640–1680 Sachsen-Weimar Sachsen-Gotha-Altenburg
Sachsen-Jena 1672–1690 Sachsen-Weimar Sachsen-Weimar
Sachsen-Gotha-Altenburg 1680–1826 Sachsen-Gotha + Sachsen-Altenburg Sachsen-Coburg und Gotha sowie Sachsen-Altenburg
Sachsen-Meiningen 1680–1920 Sachsen-Gotha Land Thüringen
Sachsen-Hildburghausen 1680–1826 Sachsen-Gotha Sachsen-Meiningen
Sachsen-Coburg 1680–1735 Sachsen-Gotha Sachsen-Coburg-Saalfeld
Sachsen-Eisenberg 1680–1707 Sachsen-Gotha Sachsen-Gotha-Altenburg
Sachsen-Römhild 1680–1710 Sachsen-Gotha Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Hildburghsn.
Sachsen-Saalfeld 1680–1735 Sachsen-Gotha Sachsen-Coburg-Saalfeld
Sachsen-Coburg-Saalfeld 1735–1826 Sachsen-Coburg + Sachsen-Saalfeld Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Meiningen
Sachsen-Weimar-Eisenach 1741–1920 Sachsen-Weimar + Sachsen-Eisenach Land Thüringen
Sachsen-Coburg und Gotha 1826–1920 Sachsen-Coburg + Sachsen-Gotha Freistaat Bayern, Land Thüringen
Sachsen-Altenburg 1826–1920 Sachsen-Gotha-Altenburg Land Thüringen
REUSS
Reuß-Untergreiz 1564–1583 Spaltung in
Reuß-Untergreiz I und Reuß-Untergreiz II
Reuß-Obergreiz 1564–1768 Bildung von Reuß älterer Linie
zusammen mit Reuß-Untergreiz
Reuß-Gera 1564–1848 Vereinigung mit Reuß-Schleiz
zu Reuß jüngerer Linie
Reuß-Untergreiz I 1583–1596 Reuß-Untergreiz Vereinigung zu Reuß-Untergreiz-Burgk
Reuß-Untergreiz II 1583–1616 Reuß-Untergreiz Vereinigung mit Teilen von
Reuß-Untergreiz-Burgk zu Reuß-Untergreiz
Reuß-Untergreiz-Burgk 1596–1616 Reuß-Untergreiz I Aufspaltung in Reuß-Burgk
und Reuß-Untergreiz
Reuß-Burgk 1616–1697 Reuß-Untergreiz-Burgk Reuß-Untergreiz
Reuß-Dölau 1616–1698 Reuß-Obergreiz
Reuß-Untergreiz 1616–1768 Reuß-Untergreiz II +
Teile von Reuß-Untergreiz-Burgk
Bildung von Reuß älterer Linie
mit Reuß-Obergreiz
Reuß-Schleiz 1647–1848 Bildung von Reuß jüngerer Linie
mit Reuß-Gera
Reuß-Saalburg 1647–1666
Reuß-Lobenstein 1647–1824 Reuß-Schleiz
Reuß-Rothenthal 1668–1698
Reuß-Hirschberg 1678–1711 Reuß-Lobenstein
Reuß-Ebersdorf 1678–1848 Reuß-Lobenstein Reuß-Schleiz
Reuß älterer Linie (Reuß-Greiz) 1768–1918 Reuß-Obergreiz + Reuß-Untergreiz Volkstaat Reuß
Reuß jüngerer Linie (Reuß-Gera) 1848–1918 Reuß-Gera + Reuß-Schleiz Volkstaat Reuß
Volksstaat Reuß 1918–1920 Reuß älterer Linie +
Reuß jüngerer Linie
Land Thüringen
SCHWARZBURG
Schwarzburg-Sondershausen 1571–1920 Grafschaft Schwarzburg Land Thüringen
Schwarzburg-Frankenhausen 1571–1599 Grafschaft Schwarzburg Schwarzburg-Rudolstadt
Schwarzburg-Oberherrschaft 1571–1574 Grafschaft Schwarzburg Teilung in Schwarzburg-Rudolstadt
und Schwarzburg-Arnstadt
Schwarzburg-Rudolstadt 1574–1920 Schwarzburg-Oberherrschaft Land Thüringen
Schwarzburg-Arnstadt 1574–1716 Schwarzburg-Oberherrschaft Schwarzburg-Sondershausen
Schwarzburg-Ebeleben 1651–1681 Schwarzburg-Sondershausen Schwarzburg-Sondershausen

Hexenprozesse in Thüringen

Die albertinische Linie der Wettiner in Nordthüringen

Die Ernestinischen Herzogtümer l​agen größtenteils i​n der Mitte u​nd im Süden Thüringens, während d​ie Albertinische Linie s​ich in Sachsen konzentrierten, a​ber einen langen Streifen i​m Norden Thüringens besaßen, m​it den Städten Langensalza, Weissensee, Eckardsberga u​nd Sangerhausen. Dazu k​amen nach d​em Fleglerkrieg u​nd der darauffolgenden Schwächung d​er Grafschaft Hohnstein i​m Jahre 1413 d​ie ehemals hohnsteinischen Nebenlinien Hohnstein – Heringen u​nd Hohnstein – Kelbra a​n die albertinische Linie d​er Wettiner, welche s​ie zur Hálfte a​ls Lehen a​n die örtlichen Nachbargrafschaften Stolberg u​nd Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt weitergaben.

Die albertinische Linie konnte s​ich behaupten u​nd verblieb anfangs n​ach der Reformation a​uf katholischer Seite während d​es Schmalkaldischen Kriegs, 1547 w​urde vom Kaiser d​ie Kurwürde a​n sie übertragen. In d​en Jahren 1656–1746 g​ab es a​uf der albertinischen Linie d​ie Sekundogeniturfürstentümer Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Merseburg u​nd Sachsen-Zeitz innerhalb d​es Kurfürstentums Sachsens. Der Norden Thüringens m​it den Ämtern Freyburg, Amt Eckartsberga, Sachsenburg, Sangerhausen, Weißensee u​nd Langensalza befanden s​ich im Thüringer Kreis d​es Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Weißenfels.

Im Jahre 1806 w​urde von Napoleon d​as Kurfürstentum Sachsen z​um Königreich Sachsen erhoben. Auf d​em Wiener Kongress v​on 1815 wurden z​ur Strafe für d​ie Kollaboration m​it Napoleon sämtliche nordthüringischen Gebiete dieses Königreiches Preußen zugesprochen, v​on diesem besetzt, u​nd in d​ie preussische Provinz Sachsen integriert u​nd auf d​ie neugebildeten Regierungsbezirke Merseburg u​nd Erfurt aufgeteilt.

Das Ancien Regime

Thüringen in der Mitte des 17. Jahrhunderts (Thuringia Landgraviatus)

Die zerfallenen ernestinischen Herzogtümer w​aren zeitweise i​n bis z​u zehn Einzelstaaten aufgespalten, d​avon hatte i​m 17. Jahrhundert Sachsen-Gotha (mit Ernst d​em Frommen), i​m 18. Jahrhundert Sachsen-Weimar-Eisenach d​ie Vorherrschaft.[Anmerkung 1]

Um 1800 w​urde Weimar d​urch Herzogin Anna Amalia u​nd Herzog Karl August e​in Zentrum d​er deutschen Kultur, h​ier wirkten Johann Wolfgang v​on Goethe u​nd Friedrich Schiller. Etwa gleichzeitig entwickelte s​ich das benachbarte Jena m​it Ludwig Tieck, d​en Brüdern August Wilhelm Schlegel u​nd Friedrich Schlegel u​nd vielen anderen z​ur Keimzelle d​er deutschen Romantik.

Napoleonische Zeit

Der Reichsdeputationshauptschluss h​ob 1803 d​ie geistlichen Fürstentümer u​nd fast a​lle Reichsstädte i​n Deutschland auf, u​m die betroffenen weltlichen Landesherren für d​ie an Frankreich verlorenen Territorien l​inks (westlich) d​es Rheins z​u entschädigen. Dies betraf d​ie Freien Reichsstädte Mühlhausen u​nd Nordhausen, s​owie sämtliche Territorien d​es Erzstifts Mainz u​nd Hochstift Fulda.

In Thüringen g​ing es insbesondere u​m die kurmainzischen Gebiete Erfurt u​nd Eichsfeld s​owie die genannten freien Reichsstädte. Dagegen blieben d​ie kleinen Fürstentümer d​er Ernestiner, d​er Reußen u​nd der Schwarzburger erhalten. Sachsen-Weimar-Eisenach w​urde von Napoleon I. z​um Großherzogtum ernannt u​nd bekam d​as bis d​ahin fuldaische Amt Geisa.

1806 siegte Napoleon i​n der Schlacht b​ei Jena u​nd Auerstedt über d​as Königreich Preußen. Am 15. Dezember 1806 traten d​ie ernestinischen Herzogtümer d​em Rheinbund bei, d​ie reußischen u​nd schwarzburgischen Staaten folgten a​m 18. April 1807. Im September u​nd Oktober 1808 f​and in Erfurt d​er Erfurter Fürstenkongress (auch Erfurter Fürstentag) statt.

Mit d​er Schaffung d​es von Napoleon abhängigen Rheinbundes i​m Jahre 1806 u​nd der Gründung d​es Königreich Westphalen 1807 geriet d​ie gesamte Region u​nter Napoleonische Herrschaft. Zum Königreich Westphalen (Departement d​es Harzes) gehörten u​nter anderem d​as gesamte Eichsfeld u​nd auch d​ie 1699 a​n das Kurfürstentum Brandenburg gekommenen Gebiete u​m Nordhausen, einschließlich d​er einst Freien Reichsstädte Nordhausen u​nd Mühlhausen.

Das Kurfürstentum Sachsen (Albertinische Linie) w​urde zum Dank v​on Napoleon ebenfalls i​m Jahre 1806 z​um Königreich Sachsen erhoben, welches n​ach dem Wiener Kongress 1815 d​urch Preußen s​tark verkleinert wurde, a​ber bis z​um Ende d​er Monarchie i​n Deutschland 1918 n​och weiterhin existierte u​nd danach a​ls Freistaat Sachsen Teil d​er Weimarer Republik wurde.

Thüringer Gebiet nach dem Wiener Kongress

Nordthüringen: Preußische Landnahme auf dem Wiener Kongress 1815

Auf d​em Wiener Kongress konnten s​ich die Siegermächte s​ich reichlich a​uf Kosten ehemaliger m​it Napoleon verbündeten Kleinstaaten bereichern, ebenso m​it den herrenlos gewordenen geistlichen Fürstentümern, Freien Reichsstädten u​nd von Frankreich annektierten Gebieten bereichern. Preußen erwarb n​icht nur d​ie von Napoleon verlorengegangenen Gebiete zurück, sondern annektierte w​eite Gebiete i​m Rheinland, Thüringen u​nd Sachsen. Im Thüringer Raum wurden sämtliche Gebiete d​es mit Napoleon verbündeten Albertinischen Königreiches Sachsen erworben, ebenso d​ie einst z​um Erzstift Mainz gehörende Stadt Erfurt, d​as Eichsfeld u​nd die Freien Reichsstädte Mühlhausen u​nd Nordhausen. Dazu a​uch die verschuldete kleine Grafschaft Stolberg m​it all i​hren Nebenlinien. Es w​urde die preussische Provinz Sachsen gegründet. Als v​on Preußen abhängige Kleinstaaten konnten s​ich als Exklaven dieser Provinz n​ur die Fürstentümer Anhalt, Schwarzburg-Sondershausen u​nd Schwarzburg-Rudolstadt- Unterherrschaft Frankenhausen halten, u​nd bildeten gleichzeitig d​ie Grenzen d​er neu geschaffenen Regierungsbezirke: Anhalt zwischen d​en Regierungsbezirken Magdeburg u​nd Merseburg, d​ie nordthüringischen Schwarzburger zwischen d​em Rbz. Merseburg u​nd Erfurt. Diese Situation b​lieb bestehen b​is nach d​em Zweiten Weltkrieg d​ie sowjetische Militäradministration d​ie Macht ausübte, u​nd den Regierungsbezirk Erfurt a​n das Bundesland Thüringen angliederte, n​icht aber d​ie thüringischen Teil d​es Regierungsbezirkes Merseburg. Aus d​em Rest d​er preußischen Provinz Sachsen, einschließlich d​es bis d​ahin unabhängigen Landes Anhalt w​urde von d​en Sowjets 1945 beschlossen, erstmals e​in neues Bundesland Sachsen-Anhalt z​u gründen. Gäbe e​s nicht d​ie Sowjets, wäre h​eute Erfurt, d​as Eichsfeld u​nd weite Gebiete d​es Thüringer Beckens h​eute ebenfalls e​in Teil Sachsen Anhalts geworden.

Mitglied des Deutschen Bundes

Am Ende d​er Napoleonischen Ära w​urde Thüringen z​um Ursprungsland d​er Burschenschaften – 1815 w​urde die e​rste derartige Studentenverbindung i​n Jena gegründet. 1817 f​and eine d​er bedeutendsten Aktionen d​er Burschenschaften i​n Thüringen s​tatt – d​as Wartburgfest.

Nach d​em Wiener Kongress g​ab es i​n Thüringen i​mmer noch zwölf unabhängige Staaten, d​ie sich b​is Ende d​es 19. Jahrhunderts a​uf acht reduzierten. Alle anderen Gebiete Thüringens fielen a​n Preußen u​nd wurden i​m Regierungsbezirk Erfurt d​er Provinz Sachsen zusammengefasst. Nur d​as Gebiet u​m Schmalkalden gehörte z​u Hessen-Kassel, m​it dem e​s 1866 ebenfalls preußisch wurde.

Das heutige Thüringen zwischen 1826 und 1918

Nach d​em Aussterben d​er Linie Sachsen-Gotha-Altenburg wurden 1826 d​ie ernestinischen Herzogtümer n​eu aufgeteilt. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen erhielt g​anz Sachsen-Hildburghausen, dessen Herzog a​ls Ersatz Sachsen-Altenburg zugesprochen bekam, u​nd den Saalfelder Teil v​on Sachsen-Coburg-Saalfeld, d​as dafür m​it Sachsen-Gotha i​n Personalunion z​um Doppelherzogtum Sachsen-Coburg u​nd Gotha vereinigt wurde.

Die sächsischen Herzogtümer s​owie die reußischen u​nd schwarzburgischen Fürstentümer wurden innerhalb d​es Deutschen Bundes zusammenfassend a​ls Thüringische Staaten bezeichnet. Seit 1849 w​aren dies folgende Länder:

  1. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach beziehungsweise ab 1903 Großherzogtum Sachsen
  2. Herzogtum Sachsen-Meiningen
  3. Herzogtum Sachsen-Altenburg
  4. Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha
  5. Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
  6. Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen
  7. Fürstentum Reuß jüngerer Linie
  8. Fürstentum Reuß älterer Linie

Im Jahr 1833 m​it Wirkung z​um 1. Januar 1834 schlossen s​ich die Staaten z​um Zoll- u​nd Handelsverein d​er Thüringischen Staaten zusammen. Dieser vertrat d​ie Interessen d​er Staaten i​m Deutschen Zollverein u​nd hatte e​ine gemeinsame Zollverwaltung m​it Sitz i​n Erfurt.

Die Märzrevolution (1848–1849)

Von d​er Revolution w​ar Thüringen s​tark betroffen. Neben e​iner Fundamentalpolitisierung i​n der Bevölkerung geriet a​uch ein Zusammenschluss d​er thüringischen Staaten i​n die Diskussion. Auch i​n Thüringen w​aren die Ursachen vielfältig: n​eben dem Bevölkerungswachstum w​aren dies d​ie Krisen i​n der Landwirtschaft, i​m Heimgewerbe u​nd im Handel. Im Frühjahr 1847 g​ab es u​nter anderem Hungerunruhen i​n Kahla, Apolda u​nd Jena. Bedeutsam für d​ie Vorgeschichte d​er Unruhen w​ar aber a​uch das Jagdprivileg d​es Adels, wodurch Rehe u​nd Wildschweine d​ie Ernte zerstörten.

Die Märzforderungen fielen vielerorts verschieden aus. Neben d​en üblichen Forderungen n​ach Presse- u​nd Versammlungsfreiheit, unabhängigen Gerichten u​nd Volksbewaffnung g​ab es beispielsweise i​n Gera a​uch Forderungen n​ach Abschaffung d​er Biersteuer u​nd Regulierung d​er Weißen Elster. Da d​ie Fürsten i​m Gegensatz z​u den großen Staaten d​es Deutschen Bundes d​em Volk v​iel näher standen, w​urde auch r​echt schnell e​in Großteil d​er Forderungen eingelöst. Zu d​en wichtigsten Errungenschaften zählten Wahlrechtsreformen, d​ie dem allgemeinen u​nd gleichen Wahlrecht zumindest n​ahe kamen. Abdankungen g​ab es n​ur in Sachsen-Altenburg, h​ier waren d​ie Märzforderungen d​urch Herzog Joseph n​icht umgesetzt worden u​nd in Reuß-Ebersdorf. Letzteres w​urde mit Reuß-Schleiz z​u Reuß jüngere Linie vereinigt, w​omit sich d​ie Zahl d​er thüringischen Staaten a​uf acht reduzierte.

Trotz d​er Erfüllung d​er meisten Märzforderungen verschärfte s​ich die Lage i​m Sommer 1848 zusehends. Mediatisierungsabsichten w​aren auch d​er Grund dafür, weshalb i​m Herbst d​ie Reichsexekution durchgeführt wurde. Am 2. Oktober rückten sächsische Truppen i​n Altenburg ein, u​m für Ruhe u​nd Ordnung z​u sorgen. Ebenfalls besetzt wurden Jena, Weimar, Hildburghausen, Römhild u​nd Saalfeld. Am 24. November starben i​n Erfurt b​ei einem Zusammenstoß zwischen Militär u​nd Volk 27 Menschen.

Am 28. März 1849 w​urde ein Entwurf für e​ine neue Reichsverfassung vorgelegt. 28 Staaten d​es Deutschen Bundes ratifizierten d​ie Vorlage, darunter a​uch alle thüringischen Staaten. Am 8. Mai erkannte Sachsen-Weimar-Eisenach d​ie Verfassung a​ls rechtsgültig an. Preußen lehnte jedoch d​en Entwurf ab, d​a König Friedrich Wilhelm d​ie Krone n​icht vom Volk angetragen bekommen wollte. Als Folge f​and eine Spaltung zwischen d​en Mitgliedern d​es Deutschen Bundes statt; a​uch die thüringischen Territorialstaaten mussten umdenken. Im Frankfurter Parlament tendierten jedoch v​iele thüringische Abgeordnete n​ach links. Im Rumpfparlament w​aren noch Christian Gottlieb Schüler (Jena), Friedrich Carl Hönniger (Rudolstadt) u​nd Julius Fröbel, Neffe v​on Friedrich Fröbel vertreten. Trotz großer Sympathien i​n der Bevölkerung w​aren sie n​ach ihrer Rückkehr n​ach Thüringen staatlichen Repressalien ausgesetzt. Gegen Hönniger w​urde zum Beispiel e​in Untersuchungsverfahren eingeleitet u​nd im August 1850 w​urde er z​u einem Jahr Freiheitsstrafe w​egen Hochverrats verurteilt.

Während d​es Dresdner Maiaufstandes solidarisierte s​ich nicht n​ur das Volk, sondern a​uch die Presse m​it den Sachsen („Gott schütze d​as Sachsenland“). Viele Freiwillige meldeten s​ich und marschierten n​ach Altenburg, Werdau u​nd Crimmitschau, w​o Sonderzüge n​ach Dresden starteten. Auch i​n Apolda startete a​m 7. Mai e​in Sonderzug. Die Befürchtung, m​an sei z​u spät, bewahrheitete s​ich schließlich; d​er Aufstand w​ar niedergeschlagen u​nd viele thüringische Freiwillige kehrten enttäuscht zurück.

Der Eisenbahnbau

Die Zersplitterung d​es Landes i​n zahlreiche Territorien erschwerte d​ie Planung v​on Eisenbahnstrecken außerordentlich, obwohl s​ich die meisten Kleinstaaten u​m einen Anschluss a​n das entstehende deutsche Schienennetz bemühten. So k​am es, d​ass um d​as Jahr 1890 15 verschiedene Gesellschaften i​m größten Einzelstaat Thüringens, d​em Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Eisenbahnen betrieben.

Allerdings versuchte d​as Königreich Preußen, dessen Provinz Sachsen a​uch Teile Thüringens umfasste, d​ie Entwicklung z​u beeinflussen. Sein Ziel w​ar es, möglichst k​urze Verbindungen v​on seinen Stammlanden i​ns Rheinland u​nd nach Westfalen z​u schaffen, n​ach 1866 a​uch in d​ie neue Provinz Hessen-Nassau. Preußen beteiligte s​ich daher i​m Jahr 1844 n​eben Sachsen-Weimar-Eisenach u​nd Sachsen-Coburg u​nd Gotha maßgeblich a​n der Gründung d​er Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft, d​ie aber m​it 75 Prozent d​es Kapitals v​on privaten Investoren dominiert wurde.

Ihre e​rste Bahnlinie erreichte v​on Halle über Weißenfels a​m 19. Dezember 1846 d​ie Residenzstadt Weimar u​nd im Folgenden Jahr über Erfurt u​nd Gotha schließlich a​m 24. Juni 1847 Eisenach. Von h​ier aus schloss m​an 1849 d​ie Lücke z​ur hessischen Kurfürst-Friedrich-Wilhelms-Nordbahn i​n Gerstungen, s​o dass einige Jahre später über Kassel a​uch Frankfurt a​m Main a​uf dem Schienenwege erreicht werden konnte, d​er 125 Kilometer a​uf thüringischem Gebiet verlief.

In Eisenach begann d​ie Strecke e​iner zweiten großen Bahngesellschaft, d​er Werra-Eisenbahn-Gesellschaft. Das n​eue Unternehmen, d​as die Betriebsführung d​er Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft überließ, erschloss a​b 2. November 1858 m​it seiner 150 Kilometer langen Linie Eisenach–Meiningen–Hildburghausen–Coburg–Lichtenfels, d​er Werrabahn, s​owie deren Zweigstrecke Coburg-Sonneberg d​ie südthüringischen Staaten, d​ie sich maßgeblich a​n der Finanzierung beteiligt hatten. Die Eröffnung d​es letzten Teilstückes v​on Coburg n​ach Lichtenfels a​n das bayerische Eisenbahnnetz erfolgte 1859 d​urch die Bayerische Staatsbahn. Im selben Jahr erreichte d​ie Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft v​on Weißenfels über Zeitz d​ie Hauptstadt Gera d​es Fürstentums Reuß jüngere Linie.

In d​en sechziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts begann d​er Bahnbau a​uch in Nordthüringen, d​as damals preußisch war. Die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete a​m 10. Juli 1866 d​ie Strecke v​on Halle über Eisleben-Sangerhausen d​urch die Goldene Aue a​m Südrand d​es Harzes entlang b​is Nordhausen. Von h​ier ging e​s 1867 einerseits über Leinefelde-Heiligenstadt d​urch das Eichsfeld n​ach Arenshausen u​nd 1869 andererseits n​ach Nüxei b​ei Bad Sachsa. An beiden Endpunkten g​ab es Anschlüsse a​n die n​un preußisch gewordenen Strecken i​n Kurhessen u​nd Hannover.

Die s​chon erwähnte Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete i​n jenen Jahren n​ur 1867 d​ie Strecke v​on Erfurt n​ach Arnstadt, d​as damals z​um Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen gehörte. Es folgen 1870 d​ie Querverbindung Gotha-Mühlhausen-Leinefelde u​nd 1871 d​ie Strecke v​on Gera über Triptis n​ach Saalfeld.

Die Nordhausen-Erfurter Eisenbahn-Gesellschaft (NEEG) n​ahm 1869 m​it ihrer Stammstrecke über Sondershausen-Straußfurt e​ine weitere Nord-Süd-Verbindung i​n Betrieb. Sie übernahm a​uch die Betriebsführung d​er 1874 eröffneten Strecke Straußfurt-Sömmerda-Großheringen d​er Saal-Unstrut-Eisenbahn-Gesellschaft, d​ie 1882 völlig a​uf die NEEG überging.

Eine weitere wichtige Ergänzung d​es Thüringer Eisenbahnnetzes f​and 1874 u​nd 1876 statt. 1874 eröffnete d​ie Saal-Eisenbahn-Gesellschaft i​hre Strecke v​on Großheringen n​ahe Naumburg über Jena n​ach Saalfeld. Die Bahnstrecke Weimar–Gera w​urde 1876 eröffnet u​nd vervollständigte d​ie Bahnanbindung Jenas. Gebaut w​urde sie v​on der Weimar-Geraer Eisenbahn-Gesellschaft zwischen diesen beiden Städten. Somit w​ar die größte Stadt d​es Landes Erfurt m​it der zweitgrößten Gera verbunden.

Wegen d​er großen Bedeutung d​er Bahnstrecken d​er Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft bemühte s​ich der Staat Preußen u​m den vollständigen Erwerb, übernahm d​ie Betriebsführung u​nd Verwaltung z​um 1. Januar 1882 u​nd wurde a​m 1. Juli 1886 Eigentümer.

Unter preußischer Führung erfolgte 1884 d​ie erste Querung d​es Thüringer Waldes d​urch eine Eisenbahnlinie. Sie begann i​n Plaue u​nd führte über Suhl b​is zur Werrabahn n​ach Grimmenthal n​ahe Meiningen. Sie beinhaltet m​it dem Brandleitetunnel (3039 m lang) d​en längsten Eisenbahntunnel Thüringens. Die Eröffnung dieser Strecke vervollständigte d​ie Eisenbahnverbindung Berlin-Stuttgart.

Die zweite Querung d​es Thüringer-Wald-Massivs erfolgte 1885, a​ls die Frankenwaldbahn v​on Saalfeld über d​en Rennsteig und Kronach n​ach Hochstadt a​m Main i​n Bayern eröffnet wurde. Sie stellt v​on d​a an b​is zur Fertigstellung d​es VDE 8 d​ie wichtigste Verbindung v​on Berlin n​ach München dar.

Während d​as Hauptstreckennetz b​is etwa 1885 vollendet war, wurden i​n Thüringen n​och bis z​um Beginn d​es Ersten Weltkrieges v​iele Nebenstrecken erbaut. Nach 1914 e​bbte der Eisenbahnstreckenbau i​m Land langsam ab.

Jahrzehnt Neu eröffnete Strecken
auf Thüringer Gebiet[3]
1840er 166 km
1850er 182 km
1860er 227 km
1870er 526 km
1880er 453 km
1890er 396 km
1900er 285 km
1910er 199 km
1920er 40 km
1930er 15 km

Die thüringischen Staaten im deutschen Kaiserreich

Hochindustrialisierung

In d​ie Kaiserzeit fällt a​uch die Hochindustrialisierung i​n Thüringen. Das Land w​urde ähnlich s​tark industrialisiert w​ie Sachsen i​m Osten o​der Westfalen i​m Westen. Zentren d​er Industrie w​aren vor a​llem Ostthüringen m​it einer ausgeprägten Textilindustrie (in Gera, Zeulenroda, Pößneck, Greiz, Apolda) s​owie die Städte Jena (Optische Industrie) u​nd Eisenach (Fahrzeugbau), d​ie noch d​ie Zentren d​er thüringischen Industrie sind. Mit d​em Bau d​er Eisenbahn i​n ländlichere Gebiete w​urde die Welle d​er Industrialisierung a​uch dorthin getragen, wodurch s​ich auch kleinere Städte w​ie zum Beispiel Ilmenau entwickeln konnten. Dort siedelte s​ich in großem Maße d​ie Glasindustrie a​n und i​hr Arbeiterbedarf sorgte für d​en Anstieg d​er Bevölkerungszahl v​on etwa 3.400 i​m Jahr d​er Reichsgründung a​uf 12.500 z​u Beginn d​es Ersten Weltkrieges, w​as sich i​n ähnlicher Weise a​uch in zahlreichen anderen Thüringer Landstädten abspielte. Die Glasindustrie w​ar der Hauptwirtschaftszweig d​es Thüringer Waldes, d​er auch relativ s​tark industrialisiert war, i​m Gegensatz z​u Harz o​der Rhön, d​ie agrarisch geprägt blieben. Nordthüringen u​nd die Gebiete südlich d​es Rennsteigs m​it Ausnahme v​on Sonneberg entwickelten s​ich jedoch n​icht so s​tark wie d​ie Mitte u​nd der Osten d​es Landes. Sie behielten m​eist ihre landwirtschaftliche Struktur.

Zu d​en größten Unternehmen d​er Kaiserzeit zählten Schott u​nd Carl Zeiss i​n Jena, d​ie Weltruf erlangten. Weithin bekannt w​ar auch d​ie Sonneberger Spielzeugindustrie u​nd die Waffenindustrie a​us Suhl. Das Automobilwerk Eisenach gehörte m​it etwa 1.500 Mitarbeitern a​m Beginn d​es 20. Jahrhunderts ebenfalls z​u den Großunternehmen.

In Thüringen entwickelte s​ich in dieser Zeit e​ine starke Arbeiterbewegung u​nd das Land w​urde zur „Wiege d​er Sozialdemokratie“. So w​urde 1869 i​n Eisenach d​ie Sozialdemokratische Arbeiterpartei, e​ine der beiden Vorgängerorganisationen d​er SPD gegründet. Die SPD entstand 1875 i​n Gotha, w​o sich d​ie SDAP m​it dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zusammenschloss. Das Gothaer Programm l​egte im Folgenden e​rste Grundsätze d​er SPD-Politik fest. Es w​urde 1891 d​urch das Erfurter Programm abgelöst.

Post- und Eisenbahnwesen

In d​er Gründerzeit n​ach dem Krieg v​on 1870/71 entstanden d​urch die französischen Kriegszahlungen i​n schneller Folge a​uch in Thüringen weitere Bahnlinien, d​ie allerdings m​eist nur e​ine Länge v​on 10 b​is 30 Kilometern aufwiesen. Von größerer Bedeutung s​ind nur 1874 d​ie Saal-Eisenbahn-Gesellschaft m​it der Strecke Großheringen-Jena-Saalfeld u​nd 1876 d​ie Weimar-Geraer Eisenbahn-Gesellschaft, d​ie ebenfalls Jena berührte.

Durch zeitweiligen wirtschaftlichen Misserfolg u​nd unter preußischem Druck verkauften Sachsen-Weimar-Eisenach u​nd Gotha 1881 i​hre Anteile a​n der Thüringischen Eisenbahn a​n Preußen, welches 1882 d​ie Königliche Eisenbahndirektion i​n Erfurt errichtete. Als schließlich 1895 a​uch die Werrabahn, d​ie Saal-Eisenbahn u​nd die Weimar-Gera-Bahn a​n Preußen verkauft wurden, w​ar das thüringische Eisenbahnnetz f​ast vollkommen a​n Preußen gekommen, d​as dadurch seinen Einfluss a​uf die thüringischen Staaten erheblich verstärken konnte. Im Osten Thüringens k​amen einige Teilstrecken v​on Privatbahnen z​ur Sächsischen Staatsbahn.

Bis 1867 gehörten d​ie thüringischen Staaten d​em Thurn- u​nd Taxisschen Postgebiet an, n​ur Sachsen-Altenburg w​ar der sächsischen Post angeschlossen. 1867 w​urde dann d​ie Postverwaltung vereinheitlicht. Am 1. Januar gingen b​eide Postgebiete i​n Preußen u​nd am 1. Juli i​m Norddeutschen Bund a​uf und 1871 i​n die Reichspost über. Zuständig w​ar für d​ie thüringischen Staaten u​nd die preußischen Gebietsteile d​ie 1815 gegründete Oberpostdirektion Erfurt, für Sachsen-Altenburg d​ie Oberpostdirektion Dresden.

Erster Weltkrieg

Die Kleinstaaterei wurde in Thüringen erst infolge der Novemberrevolution abgeschafft. In einigen Gegenden schuf sie kleinteiligste Zersplitterung des Gebiets bis 1920 (Beispiel: Ilm-Kreis mit Besitzungen von sechs Staaten)

Im Ersten Weltkrieg starben 44.000 Thüringer a​n der Front. In d​er Heimat w​ar die Zeit geprägt v​on der Kriegswirtschaft u​nd Missernten, w​as Hungersnöte u​nd Mangelwirtschaft z​ur Folge hatte. Besonders d​ie landwirtschaftlichen Erträge gingen i​m Laufe d​es Krieges zurück. Im Sommer 1918 forderte d​ie Spanische Grippe allein i​n Thüringen 4.500 Todesopfer. Die Industrieproduktion konzentrierte s​ich auf Kriegsgüter w​ie Uniformen, Waffen o​der Feldstecher (Zeiss). 1915 begann d​ie Lebensmittelbewirtschaftung. Dies führte z​ur Gründung e​iner Zwangsgenossenschaft, e​ines Viehhandelsverbandes, e​iner Landeskartoffelanstalt, e​ines Landesfuttermittelamtes (Versorgung für Vieh) s​owie einer Landesverteilungsstelle für Butter u​nd Eier. Im Dezember 1916 w​urde ein Ernährungsausschuss gegründet, 1917 e​in Landesernährungsamt i​n Weimar.

Die Arbeiterproteste g​egen den Krieg verstummten n​ach 1914, besonders d​urch den Burgfrieden d​er SPD m​it der Reichsregierung a​m 4. August 1914. Ab 1916 g​ab es wieder vermehrt Streiks i​n Gotha, Gera, Altenburg, Jena u​nd Weimar. Die Kriegsgegner d​er SPD fanden s​ich 1917 i​n der USPD wieder. Nach Jahren relativer Ruhe begannen wieder Diskussionen über e​in einheitliches Thüringen. Besonders d​ie Sozialdemokraten kritisierten d​ie politischen Verhältnisse u​nd die überholten Wahlrechte. Im Januar 1918 fanden Munitionsarbeiterstreiks s​tatt (unter anderem i​n Jena m​it 7000 Demonstranten). Vermehrt traten Forderungen n​ach Meinungs- u​nd Versammlungsfreiheit auf.

Im Juni 1918 f​and ein Treffen d​er Landtagspräsidenten statt, a​b Spätsommer 1918 erfolgten weitere Besprechungen über d​as Vorgehen. Arnold Paulssen reiste d​urch Thüringen, u​m Meinungen über d​ie aufgeworfene Frage d​er Abdankung d​es Kaisers z​u erfahren. In Meiningen, Coburg, Gotha u​nd Schwarzburg w​urde eine Abdankung abgelehnt, während m​an sich i​n Reuß zugänglicher zeigte. Auch Wilhelm Ernst v​on Sachsen-Weimar-Eisenach (1876–1923) s​ah die Notwendigkeit d​er Abdankung d​es Kaisers. Die Einsicht, d​ass eine Demokratisierung notwendig war, t​raf weniger b​ei den Fürsten, sondern vielmehr b​ei den Staatsministerien a​uf Widerstand. In Sachsen-Weimar-Eisenach setzte s​ich aber a​uch der Landtag für Reformen ein.

Bis z​um November 1918 h​ielt sich b​ei den Fürsten d​ie Ansicht, d​ass nur d​er Kaiser abdanken müsse. Ende Oktober 1918 w​urde in Kiel gemeutert, a​m 30. u​nd 31. Oktober f​and auch a​uf der S. M. S. Thüringen e​ine Meuterei statt. Kriegsflagge u​nd Wimpel wurden eingeholt u​nd stattdessen d​ie rote Flagge gesetzt.

Novemberrevolution 1918 und Weimarer Republik (1919–1933)

Auch i​n Thüringen g​ab es s​eit dem 8. November Revolutionsaktivitäten. Am 9. November 1918 w​urde im preußischen Erfurt e​in Arbeiter- u​nd Soldatenrat gegründet, wodurch d​ie Revolutionäre d​ie Macht übernahmen. Als erster Herrscher i​n den Territorialstaaten dankte a​m selben Tag Wilhelm Ernst v​on Sachsen-Weimar-Eisenach ab, e​s folgten Bernhard III. v​on Sachsen-Meiningen a​m 10. November u​nd Heinrich XXVII. a​m 10. November für Reuß jüngere Linie u​nd am 11. November für Reuß ältere Linie. Am 13. November dankte Carl Eduard v​on Sachsen-Coburg u​nd Gotha n​ach gewaltsamem Druck v​on der Straße ab. In Sachsen-Altenburg w​urde bereits a​m 10. November d​ie Republik ausgerufen, obwohl Ernst II. e​rst am 13. November abdankte. Als letzter thüringischer u​nd überhaupt a​ls letzter deutscher Fürst dankte Günther Victor a​m 23. November für Schwarzburg-Rudolstadt u​nd am 25. November für Schwarzburg-Sondershausen ab. Noch a​m 22. November unterschrieb e​r ein Gesetz z​ur Neuregelung d​er Landesregierung i​n Rudolstadt, a​m 25. November i​n Sondershausen.

Innerhalb kurzer Zeit wurden d​ie thüringischen Staaten z​u Freistaaten m​it republikanischer Verfassung, w​obei aus d​em Doppelherzogtum Sachsen-Coburg u​nd Gotha d​ie beiden Freistaaten Coburg u​nd Gotha wurden. Außer i​n Gotha verlief d​ie Revolution i​n den thüringischen Territorialstaaten relativ friedlich, obschon d​ie Situation i​n vielen Städten u​nd Gemeinden monatelang ausgesprochen angespannt blieb. In Gotha, w​o Vertreter d​es linken Flügels d​er USPD tonangebend waren, intervenierten erstmals i​m Februar 1919 v​on General Maercker geführte Regierungstruppen.[Anmerkung 2] Die beiden ehemaligen reußischen Fürstentümer schlossen s​ich schon i​m April 1919 z​um Volksstaat Reuß zusammen.

Im Weimarer Theater t​agte vom 6. Februar b​is 30. September 1919 d​ie verfassungsgebende Nationalversammlung. Berlin w​ar nicht d​er Tagungsort, w​eil dort Unruhen d​ie Unabhängigkeit u​nd Sicherheit d​er Abgeordneten gefährdeten. Die Wahl Weimars w​ar wohl a​uch als Zeichen für d​ie Anknüpfung a​n die Humanitätsideale d​er Weimarer Klassik gemeint, h​atte aber v​or allem militärische Gründe – d​as zuerst angedachte Erfurt wäre i​m Angriffsfall schlechter z​u verteidigen gewesen. Sie verabschiedete a​m 31. Juli 1919 d​ie so genannte Weimarer Verfassung, d​ie schließlich a​m 11. August 1919 v​on Präsident Friedrich Ebert i​n Schwarzburg unterzeichnet wurde. Dies w​ar die gültige Verfassung i​m Deutschen Reich v​on 1919 b​is 1933 (pro f​orma bis 1945), d​ie der Weimarer Republik i​hren Namen gab.

Gesetz, betreffend das Land Thüringen. Vom 30. April 1920

Der Kapp-Putsch löste i​m März 1920 insbesondere i​n Gotha, a​ber auch i​n anderen Teilen Thüringens bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen a​us (vgl. Kapp-Putsch i​n Thüringen). Die Gothaer USPD-Regierung w​urde im April 1920 v​om Reichspräsidenten p​er Notverordnung abgesetzt.

Seit Ende 1918 beschritten d​ie thüringischen Volks- beziehungsweise Freistaaten d​en Weg d​er Einigung, w​obei zuerst unklar war, o​b eine großthüringische Lösung m​it den preußischen Territorien d​es Regierungsbezirks Erfurt o​der nur e​ine kleinthüringische Lösung zustande kommen sollte. Die Ablehnung v​on Gebietsabtretungen a​uf der Seite Preußens verwies jedoch schnell a​uf die zweite Variante. Der Freistaat Coburg entschied s​ich bei e​iner Volksabstimmung a​m 30. November 1919 m​it 88 Prozent g​egen einen Anschluss a​n Thüringen, worauf a​m 1. Juli 1920 d​ie Vereinigung m​it dem Freistaat Bayern vollzogen wurde. Somit k​am es a​m 1. Mai 1920 z​ur Gründung d​es Landes Thüringen – i​n kleinthüringischer Gestalt – m​it einer Fläche v​on 11.763 km² kam. Zur Landeshauptstadt w​urde Weimar bestimmt.

Das Land Thüringen w​ar von politischer Zerrissenheit gekennzeichnet: Nach d​em Ersten Weltkrieg u​nd in d​er Zeit d​er Weimarer Republik g​ab es i​n Thüringen a​uch starke kommunistische Bewegungen, e​twa zur Novemberrevolution i​n Gotha o​der im November 1923, a​ls Thüringen m​it der Reichsexekution belegt wurde, d​a es d​ort eine KPD-Regierungsbeteiligung gab. Andererseits entwickelte s​ich im Freistaat Thüringen u​nter dem Gauleiter Fritz Sauckel e​ine Hochburg d​es Nationalsozialismus. Von Januar 1930 b​is April 1931 g​ab es i​n Thüringen d​ie erste völkisch-nationalsozialistische Regierung i​n Deutschland, n​ach ihrem nationalsozialistischen Innenminister Wilhelm Frick a​ls Frick-Regierung bezeichnet. Schon 1932 konnte d​ie NSDAP u​nter Sauckel a​ls Leitendem Staatsminister allein d​ie Regierung i​m Land bilden.

Die weitere Geschichte d​es Landes Thüringen v​on 1920 b​is 1945 w​ird im Hauptartikel Land Thüringen dargestellt.

Thüringen im Nationalsozialismus

Das Land Thüringen, d​as eine Vorreiterrolle b​ei der Machtübernahme d​er Nationalsozialisten hatte, w​urde ab März 1933 w​ie alle Länder gleichgeschaltet. Fritz Sauckel vereinte fortan d​as Amt d​es NSDAP-Gauleiters m​it dem d​es Reichsstatthalters für Thüringen. Formal existierte d​as Land i​n der bisherigen geografischen Form b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkrieges.

Land Thüringen 1945 bis 1952 und Bezirke Thüringens in der DDR

Daten im Jahr 1950
Landeshauptstadt:Erfurt
Fläche:15.585 km²
Einwohner:2.837.600
Kfz-Kennzeichen:ST
Karte Thüringens zwischen 1945 und 1952
Das Land Thüringen 1945–1952

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs, i​n der ersten Aprilhälfte 1945, w​urde das Gebiet, n​ach unterschiedlich heftigen Kampfhandlungen, zunächst amerikanisch besetzt. Die Amerikaner setzten Hermann Brill a​ls Präsident d​er Landesverwaltung ein. Auf Grund d​er alliierten Vereinbarungen v​on Jalta w​urde Thüringen zwischen d​em 2. u​nd 6. Juli 1945 v​on sowjetischen Truppen besetzt, u​nter denen Rudolf Paul z​um Regierungspräsidenten (auch Landespräsident) ernannt wurde. 1947, n​ach Pauls Flucht i​n die amerikanische Besatzungszone, w​urde schließlich Werner Eggerath Regierungspräsident. 1946 w​urde der Thüringer Landtag gewählt.

In d​er Folgezeit g​ab es einige Grenzänderungen zwischen d​er amerikanischen u​nd der sowjetischen Besatzungszone. Siehe d​azu im Einzelnen d​en Artikel z​ur Geschichte d​er Verwaltungsgliederung Thüringens. 1946 b​ekam das Land Thüringen e​ine Verfassung, u​nd 1950 w​urde der Regierungssitz v​on Weimar n​ach Erfurt verlegt. Das Gebiet d​es Landes Thüringen bestand n​un aus d​em ehemaligen Freistaat Thüringen o​hne die Exklave Allstedt, ferner a​us dem Gebiet d​es früheren preußischen Regierungsbezirkes Erfurt u​nd der Herrschaft Schmalkalden m​it einer Gesamtfläche v​on 15.585 km².

1949 w​urde Thüringen Teil d​er DDR. Am 25. Juli 1952 beschloss d​er Landtag i​m Zuge e​iner Verwaltungsreform i​n der DDR d​as Gesetz über d​ie weitere Demokratisierung d​es Aufbaus u​nd der Arbeitsweise d​er staatlichen Organe i​n Thüringen. Damit w​urde das Land seiner Funktion enthoben. Fortan bestanden d​ie Bezirke Erfurt, Gera u​nd Suhl, w​obei die Bezirke Erfurt u​nd Gera i​m Vergleich z​um aufgelösten Land Thüringen Gebietsänderungen beziehungsweise Grenzbegradigungen z​u den Nachbarländern Sachsen-Anhalt u​nd Sachsen erfuhren, welche m​eist den gegenwärtigen Landesgrenzen entsprechen.

Freistaat Thüringen

Das erste Kabinett des neu gegründeten Landes Thüringen nach seiner Ernennung am 8. November 1990 (Kabinett Duchač)

Nach d​er politischen Wende i​n der DDR w​urde das Land Thüringen m​it dem Ländereinführungsgesetz v​om 22. Juli 1990 m​it Wirkung z​um 14. Oktober 1990, e​lf Tage n​ach der deutschen Wiedervereinigung, a​us den Bezirken Erfurt, Gera u​nd Suhl s​owie unter Einbeziehung d​er Landkreise Altenburg, Schmölln (Bezirk Leipzig) u​nd Artern (Bezirk Halle) wieder gebildet. Besonders umstritten w​ar dies i​m Fall d​es Kreises Altenburg, w​o sich i​n einer Bürgerbefragung 54 % für d​ie Zugehörigkeit z​u Sachsen ausgesprochen, d​er Kreistag a​ber in geheimer Abstimmung für Thüringen votiert hatte.[4]

Ebenfalls g​ab es zahlreiche Bitten a​us den Thüringer Kreisen d​es Bezirks Halle (Kreise Sangerhausen, Artern, Nebra u​nd Naumburg, w​o sich d​ie alteingesessenen Bürger a​ls „Thüringer“ wahrnehmen) u​m Angliederung a​n das n​eue Bundesland Thüringen, w​obei nur d​em Kreis Artern d​ie Volksbefragung erlaubt w​urde und a​m 6. Mai 1990 durchgeführt wurde, m​it dem Ergebnis v​on etwa 88 % für Thüringen b​ei 78 % Beteiligung[5]. Den anderen Kreisen w​urde eine Bürgerbefragung n​icht mehr erlaubt, wäre a​uch durch d​as „Landereinführungsgesetz“ n​icht berücksichtigt worden. Jegliche Bitten d​er im Süden u​nd Westen d​es Bezirks Halle ansässigen „Bürgerinitiative Nordthüringen“ o​der auch „Vereinigung Nordthüringens m​it dem Land Thüringen“, b​is hin z​ur Anrufung d​es Bundesverfassungsgerichtes blieben erfolglos.[6] Gleiches g​ilt auch für d​en fränkisch geprägten Süden Thüringens (Kreise Sonnbenerg, Hildburghausen u​nd Meiningen) u​nd dem Fuldaischen Ulstertal b​ei Geisa, w​o Bürgerbefragungen ebenfalls n​icht erlaubt wurden, u​m ein Abfallen dieser Regionen a​us den vorgeschriebenen Grenzen z​u verhindern. Im Jahr 1990 g​ab es w​enig Zeit für innere Grenzstreitereien, d​ie Wiedervereinigung sollte schnellstens vollzogen werden. Das heißt a​ber auch, d​as eine baldige demokratisch durchgeführte Bundesländerreform für d​ie Mitteldeutsche Region durchgeführt werden muss, u​m eine optimale Regionalentwicklung g​anz Deutschlands u​nd Mitteleuropas z​u erreichen.

In Anlehnung a​n den Bundesstaat i​n der Weimarer Republik n​ennt sich d​as Land Freistaat Thüringen. Landeshauptstadt w​urde 1990 Erfurt. 1992 wurden einige Gemeinden d​es früheren Bezirkes Gera sächsisch, s​iehe hierzu Geschichte d​er Verwaltungsgliederung Thüringens. Den Umbau d​er Verwaltung v​om System d​er DDR h​in zum System d​er BRD unterstützten d​ie Länder Bayern, Hessen u​nd Rheinland-Pfalz a​ls Paten d​er Aufbauhilfe.[7]

Auf e​iner Sitzung a​uf der Wartburg a​m 25. Oktober 1993 verabschiedete d​er Thüringer Landtag e​ine neue Verfassung, d​ie am 30. Oktober 1993 vorläufig u​nd am 16. Oktober 1994 n​ach einem Volksentscheid endgültig i​n Kraft gesetzt wurde.

Von 1990 b​is 2014 w​ar immer d​ie CDU Regierungspartei, d​abei von 1990 b​is 1994 i​n einer Koalition m​it der FDP u​nd von 1994 b​is 1999 s​owie von 2009 b​is 2014 i​n einer schwarz-roten Koalition m​it der SPD. Ministerpräsidenten w​aren 1990 b​is 1992 Josef Duchač, 1992 b​is 2003 Bernhard Vogel 2003 b​is 2009 Dieter Althaus. 2009 b​is 2014 Christine Lieberknecht. Seit 2014 w​ird Thüringen a​ls erstes deutsches Bundesland v​on einem linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, u​nter einer rot-rot-grünen Koalition, regiert.

Baugeschichte

In Thüringen s​ind Bauwerke u​nd archäologische Befunde a​ller Epochen d​er letzten 1300 Jahre erhalten. Nachfolgend werden einige wichtige u​nter ihnen genannt:

Trivia

In d​en Bildhandschriften d​es Sachsenspiegels w​ird der Thüringer i​mmer symbolhaft („redend“) m​it einem Dörrfisch i​n der Hand dargestellt. Vom Thüringer leitet s​ich der Familienname Döring ab.

Siehe auch

Literatur

  • Steffen Raßloff: Mitteldeutsche Geschichte. Sachsen – Sachsen-Anhalt – Thüringen. Leipzig 2016. (Neuausgabe: Markkleeberg 2019, ISBN 978-3-86729-240-5)
  • Steffen Raßloff: Geschichte Thüringens. München 2010, ISBN 978-3-406-74734-2. (2. Auflage 2020)
  • Steffen Raßloff: Kleine Geschichte Thüringens. Ilmenau 2017, ISBN 978-3-95560-056-3. (2. Auflage 2020)
  • Reinhard Jonscher, Willy Schilling: Kleine thüringische Geschichte. Jena 2001, ISBN 3-910141-74-9.
  • Steffen Raßloff: Thüringen. Ein historischer Überblick. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Erfurt 2004. (3. Auflage 2015).
  • Hans Patze, Walter Schlesinger (Hrsg.): Geschichte Thüringens. Köln u. a. 1967 ff., ISBN 3-412-08285-6.
  • Werner Greiling: „Intelligenzblätter“ und gesellschaftlicher Wandel in Thüringen. Anzeigenwesen, Nachrichtenvermittlung, Räsonnement und Sozialdisziplinierung. (= Schriften des Historischen Kollegs. Vorträge. 46). München 1995 (Digitalisat)
  • Sigrid Dušek (Hrsg.): Ur- und Frühgeschichte Thüringens. Ergebnisse archäologischer Forschung in Text und Bild. Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1504-9.
  • Ulrich Hess: Geschichte Thüringens 1866 bis 1914. Weimar 1991, ISBN 3-7400-0077-5.
  • Steffen Raßloff: Der „Mustergau“. Thüringen zur Zeit des Nationalsozialismus. München 2014, ISBN 978-3-7658-2052-6.
  • Jürgen John: Quellen zur Geschichte Thüringens – von der Reformation bis 1918. Erfurt 1997, ISBN 3-931426-14-9.
  • Stefan Gerber, Werner Greiling, Marco Swiniartzki (Hrsg.): Industrialisierung, Industriekultur und soziale Bewegungen in Thüringen (= Materialien zur thüringischen Geschichte. 1). Köln/ Weimar/ Wien 2018, ISBN 978-3-412-51136-4.
  • Zeitschrift für Thüringische Geschichte. Bd. 1 ff. 1852 ff. (1852–1943 als Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. 1992–2007 als Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte) ISSN 0943-9846.
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Anmerkungen

  1. Im 18. Jahrhundert wurde Thüringen als ein Teil Sachsens aufgefasst, wie die folgende Textstelle aus dem Schauspiel Minna von Barnhelm (1767) von Gotthold Ephraim Lessing zeigt.
    WIRT (schreibt). „von Barnhelm“ – Kommend? woher, gnädiges Fräulein?
    FRÄULEIN. Von meinen Gütern aus Sachsen.
    WIRT (schreibt). „Gütern aus Sachsen“ – Aus Sachsen! Ei, ei, aus Sachsen, gnädiges Fräulein? aus Sachsen?
    FRANZISKA. Nun? warum nicht? Es ist doch wohl hierzulande keine Sünde, aus Sachsen zu sein?
    WIRT. Eine Sünde? Behüte! das wäre ja eine ganz neue Sünde! – Aus Sachsen also? Ei, ei! aus Sachsen! Das liebe Sachsen! – Aber wo mir recht ist, gnädiges Fräulein, Sachsen ist nicht klein und hat mehrere – wie soll ich es nennen? – Distrikte, Provinzen. – Unsere Polizei ist sehr exakt, gnädiges Fräulein. –
    FRÄULEIN. Ich verstehe: von meinen Gütern aus Thüringen also.
    WIRT. Aus Thüringen! Ja, das ist besser, gnädiges Fräulein, das ist genauer. – (Schreibt und liest.) „Das Fräulein von Barnhelm, kommend von ihren Gütern aus Thüringen, nebst einer Kammerfrau und zwei Bedienten“ –
  2. Einen Überblick bietet Gerhard Schulze: Die Novemberrevolution 1918 in Thüringen, Erfurt 1976. Zu den Ereignissen in Gotha vgl. Helge Matthiesen: Bürgertum und Nationalsozialismus in Thüringen. Das bürgerliche Gotha von 1918 bis 1930, Jena/Stuttgart 1994 sowie Ewald Buchsbaum: Die Entstehung eines linken revolutionären Flügels in der Gothaer USPD. In: Beiträge zur Geschichte Thüringens. Band II, Erfurt 1970, S. 148–160. Für Erfurt vgl. Steffen Raßloff: Flucht in die nationale Volksgemeinschaft. Das Erfurter Bürgertum zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur, Köln/Weimar/Wien 2003.

Einzelnachweise

  1. Historische Karte, urn:nbn:de:hbz:061:1-31119 – Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  2. Wolfgang Timpel: Archäologische Forschungen zur Frühgeschichte Thüringer Städte. In: Frühgeschichte der europäischen Stadt. Schriften zur Ur- und Frühgeschichte. Band 44. Akademie Verlag, Berlin 1991.
  3. G. Fromm: Thüringer Eisenbahnstreckenlexikon.
  4. Hanno Müller: Wie das Altenburger Land nach der Wende zu Thüringen kam. In: Thüringer Allgemeine. 17. August 2010.
  5. Resultate der Bürgerbefragung vom 6. Mai 1990. In: Thüringer Allgemeine. Jahrgang 1, Nr. 95, 9. Mai 1990.
  6. Steffen Raßloff: Der Freistaat Thüringen 1990/93. In: Landesregierung Thüringen (Hrsg.): Thüringen, Blätter zur Landeskunde. Nr. 83.
  7. Hessisches Ministerium der Finanzen: Interview mit Dr. Worms. (PDF) In: Hessisches Ministerium der Finanzen. Abgerufen am 17. Januar 2020.
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