Raugrafen
Die Raugrafen, lateinisch comites hirsuti („Graf über unbebautes Land“),[1] waren ein Adelsgeschlecht mit Besitzschwerpunkt im ehemaligen Nahegau. Sie stammten von den Emichonen (Nahegaugrafen) ab.
Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Raugrafschaft | |
Wappen | |
Entstanden aus | Wildgrafschaft |
Herrscher/ Regierung |
Graf |
Heutige Region/en | DE-RP |
Hauptstädte/ Residenzen |
Altenbaumburg, Stolzenburg, Neu Baumburg |
Dynastien | Emichonen |
Aufgegangen in | 1358: Stolzenberg 1385: Altenbaumburg 1457: Neuenbaumburg alle an Kurpfalz |
Geschichte
Erstes Geschlecht im 12. bis 15. Jahrhundert
Das Geschlecht der Raugrafen stammte aus einer Teilung der Wildgrafen um das Jahr 1148 (Erben der Emichonen). Erster Raugraf war Emich I. (ca. 1128–1172), zweiter Sohn des Wildgrafen Emich VI. und Bruder des Wildgrafen Konrad. Die auch bei anderen Grafen vorkommende Bezeichnung „Raugraf“ lässt verschiedene Deutungen zu.[2]
Die andere aus einer ersten Erbteilung der Nahegaugrafschaft 1113 hervorgegangene Linie war die der Grafen von Veldenz.
Stammburg der Raugrafen war vermutlich die Baumburg bei dem heutigen Ort Altenbamberg südlich von Bad Münster am Stein. Allerdings nennt sich Emich I. 1146 in einer Urkunde „Graf von Naumburg (Nuenburc)“.
Die Söhne des Raugrafen Emich II. teilten ihren Besitz in eine Stolzenberger und Baumburger Linie. 1253 entstand die Neuen-Baumburg (Neubamberg) als Sitz einer weiteren Linie. Bereits 1358 starb die Linie Stolzenberg aus. Im gleichen Jahr kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen um die Stolzenburg. Die Herren von Bolanden beerbten die erloschene Linie Stolzenberg und verkauften 1359 Simmern an die Pfalzgrafen. 1385 starb die Linie Altenbaumburg aus. 1457 erlosch die letzte raugräfliche Linie Neuenbaumburg. Der meiste Besitz gelangte an Kurpfalz.
Zweites Geschlecht im 17. Jahrhundert
Nachdem die Besitzungen des raugräflichen Geschlechts nach seinem Aussterben an die Kurpfalz gekommen waren, erhob Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz 1667 seine ihm 1658 morganatisch angetraute Frau Marie Luise von Degenfeld zur Raugräfin; ihre dreizehn gemeinsamen Kinder erhielten denselben Titel.
Besitz
Die Hauptbesitzungen der Raugrafen lagen südlich der Nahe an der Alsenz, südlich von Kirn, wo sich das Becherbacher Gericht befand, um Alzey herum, wo sie Truchsessen der Pfalzgrafen waren, sowie um Simmern.
Ihre Burgen waren die Altenbaumburg, die Ebernburg, die Stolzenburg, die Naumburg, die Neu Baumburg (Neue Baumburg), die Burg Imsweiler und eine Burg in Simmern.
Wappen
Das Stammwappen der Raugrafen war von Gold (Gelb) und Rot gespalten.[3]
Siehe auch
Quellen
- Friedrich Toepfer (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. I. Jacob Zeiser, Nürnberg 1866 (Google-Books); Bd. II. Jacob Zeiser, Nürnberg 1867 (Google-Books); Bd. III. Fr. Campe, Nürnberg 1872 (Google-Books)
Literatur
- Friedrich Toepfer: Beilagen. I. Die Raugrafen. In: ders. (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. II. Jacob Zeiser, Nürnberg 1867, S. 383–414 (Google-Books)
- Winfried Dotzauer: Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfängen bis zur Französischen Revolution. Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07878-9 (Google Books)
- Wilhelm Fabricius: Die Herrschaften des Unteren Nahegebietes. (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz. Erläuterungen 6). Behrendt, Bonn 1914, Landesgeschichtlicher Teil, bes. S. 80*-91* (Digitalisat des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz Koblenz), (Google-Books; eingeschränkte Vorschau)
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter von Mittalter bis zur Gegenwart. 6., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44333-8.
Einzelnachweise
- Raugraf. In: Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 11, Heft 1/2 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2003, ISBN 3-7400-0991-8 (adw.uni-heidelberg.de).
- Raugraf. In: Brockhaus Conversations-Lexikon, Band 4. Amsterdam 1809, S. 74–75
- Jean Claude Loutsch: Armorial du Pays de Luxembourg. Luxemburg 1974, S. 663.