Wilhelm I. (Deutsches Reich)
Wilhelm I., mit vollem Namen Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen (* 22. März 1797 in Berlin; † 9. März 1888 ebenda), aus dem Haus Hohenzollern war von 1861 bis zu seinem Tod König von Preußen und seit der Reichsgründung 1871 erster Deutscher Kaiser.
Nach der Herrschaftsübernahme für seinen erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. wandelte Wilhelm sich 1858 vom konservativen Kartätschenprinz der Märzrevolution zum liberalen Prinzregenten der Neuen Ära. Am 18. Oktober 1861 krönte er sich im Königsberger Schloss zum König von Preußen. Die Regierungsgeschäfte überließ er seit 1862 weitgehend seinem Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzler Otto von Bismarck. Nach den Einigungskriegen und der Reichsgründung wurde Wilhelm am 18. Januar 1871 im Schloss Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert. In den folgenden Jahren gewann er im jungen Nationalstaat große Popularität.
Herkunft und frühe Jahre
Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen war der zweite Sohn des Kronprinzenpaares Friedrich Wilhelm von Preußen und Luise von Mecklenburg-Strelitz, Tochter des Herzogs Karl II. von Mecklenburg-Strelitz. Der Vater bestieg noch im Jahr von Wilhelms Geburt den preußischen Königsthron. Die Erziehung des Prinzen übernahm Johann Friedrich Gottlieb Delbrück, der zuvor Rektor des Magdeburger Pädagogiums gewesen war.
Bis zum Krieg mit Frankreich verbrachte Wilhelm an der Seite seines älteren Bruders Friedrich Wilhelm eine glückliche Kindheit. Die Idylle zerbrach 1806 infolge der verheerenden Niederlage Preußens und der winterlichen Flucht der Herrscherfamilie nach Ostpreußen. Sein Vater stellte Wilhelm traditionsgemäß an seinem zehnten Geburtstag als Fähnrich in das Regiment Garde zu Fuß ein. Der frühe Tod seiner Mutter Luise traf den 13-jährigen Wilhelm tief.
Ab März 1813 hatte Wilhelm einen neuen Erzieher in Gestalt des preußischen Oberst Johann Georg Emil von Brause erhalten, der ihm auch nach dem Ausscheiden aus der Gouverneursstellung im September 1817 in väterlicher Freundschaft lebenslang verbunden blieb.[1] Seit Mai 1814 im Rang eines Majors begleitete Wilhelm seinen Vater im Feldzug in Frankreich, wobei er an den Schlachten bei La Rothière Arcis-sur-Aube, Bar-sur-Aube und Paris teilnahm. Bei Bar-sur-Aube hatte Wilhelm am 26. Februar 1814 zum ersten Mal im feindlichen Feuer gestanden. Für seinen Mut verlieh ihm am 38. Geburtstag seiner Mutter der Vater das Eiserne Kreuz II. Klasse.[2]
Am 31. März zog Wilhelm mit seinem Vater in Paris ein. Er begleitete ihn auch beim Besuch in England und folgte ihm nach der endgültigen Niederlage Napoleons im Juli 1815 nach Paris. Am 1. Januar 1816 erhielt er das Kommando des Stettiner Gardelandwehrbataillons, 1818 als Generalmajor das Kommando einer Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai 1820 den Oberbefehl über die 1. Gardedivision und wurde zum Generalleutnant befördert. Am 22. März 1824 übernahm Wilhelm die Führung des III. Armeekorps, schließlich kommandierte er von 30. März 1838 bis 22. Mai 1848 das Gardekorps.
Auch in Staatsangelegenheiten wurde er vom König zur Beratung herangezogen. Wiederholt wurde er in Staats- und Familienangelegenheiten an den Petersburger Hof gesandt.
Ehe und Kinder
Nachdem er 1826 auf die Heirat mit der Prinzessin Elisa Radziwiłł verzichtet hatte, weil diese vom König nicht als ebenbürtige Partnerin eines preußischen Prinzen angesehen wurde, vermählte er sich am 11. Juni 1829 mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, der Tochter des Großherzogs Karl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach, deren Schwester Maria die Gemahlin seines jüngeren Bruders Karl war.
Die Ehe kam letztendlich auf Betreiben seines Vaters zustande und verlief nicht sonderlich glücklich. Ihm gelang es jedoch, seine Liebschaften sowohl vor seiner Frau als auch vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten.
Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor:
- Friedrich Wilhelm (1831–1888) ⚭ 1858 Prinzessin Victoria von Großbritannien und Irland (Tochter von Königin Victoria)
- Luise (1838–1923) ⚭ 1856 Großherzog Friedrich I. von Baden
Zwei Fehlgeburten verhinderten weitere Kinder.
Als Sommerresidenz diente Wilhelm und Augusta seit 1835 das Schloss Babelsberg in Potsdam, als Winterresidenz seit 1837 das heutige Alte Palais in Berlin.
Prinz von Preußen
Einsetzung als preußischer Thronfolger
Nachdem die Frau des Kronprinzen, Elisabeth Ludovika von Bayern, in Folge einer 1828 erlittenen Fehlgeburt, unfruchtbar geworden war,[3] hatte Friedrich Wilhelm III. seinen zweitgeborenen Sohn, Wilhelm, zum vorläufigen Nachfolger des späteren Königs bestimmt.[4] Mit dem Tod seines Vaters im Jahr 1840 erhielt Wilhelm als präsumtiver Thronfolger seines Bruders, des nunmehrigen Königs Friedrich Wilhelm IV., den Namen und Titel Prinz von Preußen.[5] Bald darauf wurde er zum General der Infanterie befördert.
Märzrevolution und „Kartätschenprinz“
Wilhelm von Preußens politische Haltung war von einem spätabsolutistischen Herrscherverständnis geprägt.[6] Während der revolutionären Unruhen 1848/49 zählte er darum zum Kreis jener ultra-konservativen Hardliner, die den Forderungen nach demokratischen Reformen ablehnend bis feindlich gegenüberstanden. Seine unnachgiebige Haltung brachte dem preußischen Thronerben bei seinen Kritikern den unrühmlichen Beinamen „Kartätschenprinz“ ein. Der konkrete Anlass der Namensgebung fußt allerdings auf einer irrtümlichen Überschätzung seiner Rolle während der Berliner Barrikadenkämpfe vom 18. auf den 19. März 1848. Trotzdem hält sich die Bezeichnung „Kartätschenprinz“ bis heute. Dies sicherlich auch aufgrund der wichtigen Funktion, die Wilhelm von Preußen ein Jahr später dann wirklich einnahm, als er die pfälzische und badische Revolutionsbewegung niederschlug.
Urheber des Beinamens war der 1849 hingerichtete Auskultator Maximilian Dortu, der ihn in einer Rede am 12. Mai 1848 erstmals öffentlich verwendete. Dortu reagierte damit auf Gerüchte, die Wilhelm die Verantwortung für den blutigen Militäreinsatz in Berlin, am 18./19. März 1848, zugeschrieben hatten. Der Spottname wurde bald von regierungskritischen Zeitungen aufgegriffen und verbreitet. Im Juli 1849 erklärte Dortu, er habe Wilhelm von Preußen irrtümlich als Kartätschenprinz bezeichnet, da er fälschlich angenommen habe, dass der Prinz-General bei der Niederschlagung des Berliner Aufstandes das Kommando innegehabt habe.
Tatsächlicher Befehlshaber während der Berliner Märzrevolution war Generalleutnant Karl von Prittwitz gewesen, wie der Prinz von Preußen ein konservativer Monarchist. Wilhelm von Preußen besaß während der Berliner Barrikadenkämpfe am 18./19. März keine Kommandogewalt über die dortigen Truppen, da er am 10. März 1848 zum Generalgouverneur der Rheinarmee ernannt worden war. Am Nachmittag des 18. März hatte von Prittwitz seinen Vorgänger Ernst von Pfuel als Gouverneur von Berlin abgelöst. Von Pfuel war abgesetzt worden, weil er Gewalt gegen die bis dahin meist unbewaffneten Aufständischen abgelehnt hatte. Nachdem sich im Verlauf des 18. März eine immer größer werdende Menschenmenge auf dem Schlossplatz versammelte, befahl Friedrich Wilhelm IV. Generalleutnant von Prittwitz am frühen Nachmittag, den Platz zu räumen. Dies sollte ohne Waffengewalt geschehen. Als sich dennoch, vermutlich versehentlich, zwei Schüsse lösten, ohne aber jemanden zu verletzen, unterstellte die dort versammelte Menschenmenge dem König Verrat und bewaffnete sich. Nach der Erstürmung des nahen Zeughauses und von Waffenhandlungen lieferten sich rund 4000 Aufständische heftige Schießereien und Barrikadenkämpfe mit dem Militär. Die Auseinandersetzungen währten vom Nachmittag des 18. März bis zum Morgen des nächsten Tages. Von Prittwitz hatte dabei den preußischen Truppen den Einsatz der, wegen ihrer auf kurze Distanz verheerenden Streuwirkung, gefürchteten Kartätschenmunition genehmigt.
Friedrich Wilhelm IV. unentschlossenes Lavieren zwischen militärischer und diplomatischer Lösung hatte maßgeblich zur Eskalation der Lage beigetragen. In der öffentlichen Wahrnehmung galt jedoch Wilhelm von Preußen als die hinter dem zaudernden König agierende Graue Eminenz. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit dem König floh Wilhelm am 19. März in die Spandauer Zitadelle und ging in den folgenden Tagen ins Londoner Exil. Gleichzeitig kursierte in Regierungskreisen der Vorschlag, Wilhelm solle zu Gunsten seines Sohnes, des späteren Kaisers Friedrich III., von der Thronfolge ausgeschlossen werden.[7]
Wilhelms Außerlandesgehen wurde ihm von Kritikern mitunter als kopflose „Flucht“ oder gar als eine vom König ausgesprochene „Verbannung“ ausgelegt. Viel wahrscheinlicher ist jedoch ein mehr oder weniger kalkuliertes politisches Manöver. So betonte Wilhelm etwa, dass sein Schritt Preußen und der Monarchie diene: eine Aufgabe, für die – seiner Ansicht nach – „kein Opfer groß genug“ sein könne. Zuvor hatte er allerdings noch seinem willensschwachen Bruder, dem König von Preußen, seine Verachtung ausgedrückt.[8]
Flucht nach London
Als Kaufmann verkleidet floh der Prinz mit Hilfe des Majors im Stab des Gardekorps August Oelrichs (1801–1868) aus Berlin und reiste unter dem Decknamen Wilhelm Oelrichs am 23. und 24. März unter Mithilfe von William O’Swald nach London. Bei der Abreise soll Augusta den Major schriftlich instruiert haben, „welche Ansichten“ er „dem Prinzen gegenüber geltend zu machen habe“.[9] In London verkehrte Wilhelm mit Prinzgemahl Albert, Robert Peel, John Russell, Henry John Palmerston und anderen Staatsmännern und klärte seine politischen Anschauungen. An den deutschen Einheitsbestrebungen nahm er lebhaften Anteil. Die Berliner sangen derweil Spottlieder auf ihn:
- Schlächtermeister Prinz von Preußen
- komm doch, komm doch nach Berlin!
- Wir wollen dich mit Steinen schmeißen
- und die Barrikaden ziehn.
Der Berliner Barrikadenkampf gehörte mit 300 toten Demonstranten zu den verlustreichsten Unruhen der Märzrevolution. König Friedrich Wilhelm IV. wies später jede Verantwortung von sich und verbreitete im Manifest An meine lieben Berliner stattdessen das abstruse Gerücht von einer angeblichen ausländischen Verschwörung.[10]
Rückkehr nach Berlin
Prinzessin Augusta weilte derweil mit den zwei Kindern in Potsdam. Anfang Juni 1849 kehrte Wilhelm nach Berlin zurück. Zuvor, am 30. Mai, hatte sich der Prinz in Brüssel öffentlich und schriftlich zur konstitutionellen Regierungsform für Preußen bekannt und so auf die Demonstration von 10.000 Berlinern gegen seine geplante Rückkehr reagiert. Die Wahl zum Abgeordneten der preußischen Nationalversammlung nahm er zwar an, legte dann aber sein Mandat nieder, nachdem er in einer kurzen Rede seine konstitutionellen Grundsätze dargelegt hatte. Anschließend kehrte er nach Potsdam zurück. Auf seinen Vorschlag hin ernannte der König im September einige Minister des neuen gegenrevolutionären Ministeriums, unter dem vormaligen Berliner Gouverneur, General Ernst von Pfuel.
Oberbefehlshaber gegen die pfälzische und badische Revolutionsbewegung
Am 8. Juni 1849 ernannte der Reichsverweser Johann von Österreich Wilhelm zum Oberkommandierenden der „Operationsarmee in Baden und in der Pfalz“, die aus den preußischen Korps Hirschfeld und Groeben und dem Neckarkorps des Deutschen Bundes bestand. Aufgabe war die Niederschlagung der Revolutionen in der Pfalz und in Baden. Nachdem Wilhelm am 12. Juni bei Ingelheim einem ersten Attentat entgangen war, unterwarf die Operationsarmee in wenigen Wochen die Aufständischen. Seit dem Feldzug gehörte der damalige Stabschef Hirschfelds und spätere Heeresreformer Albrecht von Roon zu Wilhelms persönlichem Umkreis. Mit der Einnahme der Festung Rastatt, der letzten Bastion der Revolutionäre, wurde zugleich auch die Märzrevolution in Deutschland endgültig niedergeschlagen. Die Siegesfeier fand mit dem gemeinsamen Einzug des Großherzogs Leopold von Baden und Wilhelms am 19. August in Karlsruhe statt.
Koblenzer Jahre
Am 12. Oktober zog er an der Spitze von Truppen, die in Baden gekämpft hatten, in Berlin ein und wurde zum Generalgouverneur der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen ernannt. Seinen Wohnsitz nahm er in Koblenz, der Hauptstadt der Rheinprovinz.[5] 1854 wurde er zugleich Generaloberst der Infanterie mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls und Gouverneurs der Festung Mainz.
In Koblenz residierten Augusta und Wilhelm von Preußen gemeinsam von 1850 bis 1858 im Kurfürstlichen Schloss. Insbesondere Prinzessin Augusta fühlte sich in dieser Stadt wohl; hier hatte sie endlich die Gelegenheit, ein Hofleben zu gestalten, wie sie es aus ihrer Kindheit am Weimarer Hof gewöhnt war. Ihr Sohn Friedrich studierte im nahen Bonn Rechtswissenschaften und war damit der erste preußische Thronfolger, der eine akademische Ausbildung erhielt. Auch daran war Augustas Einfluss maßgeblich beteiligt.
Am Koblenzer Hof verkehrten insbesondere auf das Betreiben von Prinzessin Augusta hin liberale Menschen wie der Historiker Maximilian Duncker, die Rechtsprofessoren Moritz August von Bethmann-Hollweg und Clemens Theodor Perthes sowie Alexander von Schleinitz.[5] Auch Wilhelm nahm unter dem Eindruck der 1848er Revolte eine politisch gemäßigtere Haltung an, die bei seinem regierenden Bruder auf Unwillen stieß. Kritisch wurde Prinzessin Augustas tolerante Haltung gegenüber dem Katholizismus beobachtet, die in der Koblenzer Zeit besonders offensichtlich wurde – eine Haltung, die man in einer Zeit, als die religiöse Konfession noch eine große Bedeutung hatte, bei einer preußisch-protestantischen Prinzessin als unpassend empfand.
Neue Ära
Die früher dem Prinzen ungünstige Stimmung war infolge seiner Zurückhaltung gegenüber den extremen Positionen der politischen und kirchlichen Reaktion und des Junkertums so sehr in das Gegenteil umgeschlagen, dass er, besonders seit den Verwicklungen mit Österreich und seit dem Krimkrieg, als Hauptvertreter der Machtstellung Preußens galt, und dass alle Hoffnungen der patriotischen und liberalen Partei sich ihm zuwandten, als er während der Erkrankung des Königs am 23. Oktober 1857 als dessen Stellvertreter und ab 7. Oktober 1858 als Prinzregent an die Spitze der Regierung trat. Nachdem er am 26. Oktober gemäß Art. 58 der Preußischen Verfassung den Eid auf die Verfassung geleistet hatte, berief er am 5. November das liberale Ministerium Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen („Neue Ära“) und legte am 8. November in einem Erlass an dieses seine Regierungsgrundsätze und Ziele dar.
Zwar betonte er, dass von einem Bruch mit der Vergangenheit nicht die Rede sein könne; er erklärte sich aber entschieden gegen alle Scheinheiligkeit und Heuchelei; ebenso sprach er sich dagegen aus, dass Preußen sich in der auswärtigen Politik fremden Einflüssen hingebe, vielmehr müsse es durch eine weise Gesetzgebung, Hebung aller sittlichen Elemente und Ergreifung von Einigungsmomenten in Deutschland Eroberungen zu machen suchen. Diese Aussagen fanden im Volk und bei dem neu gewählten, überwiegend liberalen Abgeordnetenhaus Beifall, da vor allem der Einfluss der kirchlichen Reaktion und die russische Politik Friedrich Wilhelms IV. Unwillen hervorgerufen hatten, und wurden fast allein beachtet; viel zu wenig dagegen die Worte des Prinzen, in denen er von der notwendigen Heeresreform und den dazu erforderlichen Geldmitteln sprach, da Preußens Heer mächtig und angesehen sein müsse, wenn Preußen seine Aufgabe erfüllen solle.
Dies sah der Prinz als seine Hauptaufgabe an, und der Verlauf der Ereignisse von 1859, als die Mobilmachung auf große Schwierigkeiten stieß und bedeutende Mängel im Heerwesen aufdeckte, konnte ihn nur darin bestärken. Die Majorität des Abgeordnetenhauses war jedoch nicht bereit, im Vertrauen auf des Prinzen konstitutionelle und deutsch-nationale Gesinnung und Politik die Mehrkosten der 1860 eingebrachten durchgreifenden Heeresreorganisation definitiv zu bewilligen.
Freimaurerei
Wilhelm wurde als Prinz von Preußen am 22. Mai 1840 in einer gemeinsamen Veranstaltung aller preußischer Großlogen (Große Landesloge, Große National-Mutterloge, Royal York zur Freundschaft) in die Freimaurerei aufgenommen. Die Aufnahme leitete der damalige Ordens-Unterarchitekt Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel von Donnersmarck im Namen der Großen Landesloge. Wilhelms Vater stimmte dem unter der Bedingung zu, dass er auch das Protektorat über die drei Großlogen übernahm, das 1774 Friedrich der Große begründet hatte.
Am 22. Oktober 1840 wurde Prinz Wilhelm in das Ordenskapitel „Indissolubilis“ aufgenommen, ebenfalls durch Graf Henckel von Donnersmarck, da der amtierende Ordensmeister erkrankt war.
Am 26. Dezember 1841 wurde Prinz Wilhelm zum Ordens-Unterarchitekten, dem dritthöchsten Amt innerhalb der Großen Landesloge, ernannt. Er legte das Amt aber am 15. Juli 1842 nieder, um seine Neutralität als Protektor gegenüber den anderen beiden Großlogen nicht zu gefährden.
König von Preußen
Krönung in Königsberg
Nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. am 2. Januar 1861 bestieg Wilhelm den preußischen Thron. Mit der von ihm selbst auf eigene Kosten veranstalteten Krönung meinte Wilhelm einen Kompromiss zwischen der nicht in der Verfassung vorgesehenen, aber von ihm gewünschten Erbhuldigung, und der dort vorgeschriebenen Eidesleistung im Parlament gefunden zu haben.[11] Im Aufruf an mein Volk vom 8. Januar 1861 bekräftigte er seine Treue zum Eid auf die Verfassung, den er bereits 1858 als Prinzregent abgelegt hatte. Am 18. Oktober 1861 fand die prachtvolle Krönungsversammlung in Königsberg in der Schlosskirche statt.
Wilhelm setzte sich selbst die Krone aufs Haupt, nahm das Zepter und das Reichsschwert vom Altar und hob sie mit ausgestreckten Armen in die Höhe. Diesen Moment, den Höhepunkt der Krönung, stellte Adolph Menzel in seinem Gemälde „Krönung Wilhelms I.“ dar (in gleicher Weise zeigte später eine Statue den König auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz in Königsberg). Eine Salbung hatte nicht stattgefunden. Danach krönte er seine Frau zur Königin. Zum Abschluss der Feiern sagte Wilhelm im Thronsaal des Königsberger Schlosses: „Von Gottes Gnaden tragen Preußens Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem durch zeitgemäße Einrichtungen der Thron umgeben ist, besteige ich als erster König denselben. Aber eingedenk, daß die Krone nur von Gott kommt, habe ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, daß ich sie in Demut aus seinen Händen empfangen habe.“[12]
Politik als König
Die Neuwahlen am 6. Dezember 1861 wurden durch die neu gegründete liberale Deutsche Fortschrittspartei sehr deutlich gewonnen (auf Anhieb mit 104 Abgeordneten in der Kammer). Mit dem Rücktritt des Ministeriums der Neuen Ära (17. März 1862), das der König fallen ließ, weil es im Abgeordnetenhaus die Bewilligung der Mittel für die tatsächlich bereits durchgeführte Heeresreorganisation nicht erreichen konnte, begann der Verfassungskonflikt. Der König hielt zäh an der Heeresreform fest, auch weil er die staatsrechtliche Grundsatzfrage des Verhältnisses von König und Parlament berührt sah. Da er sich in seinen Machtbefugnissen als souveräner Herrscher in Frage gestellt sah, dachte er zeitweise sogar an Abdankung. Die entsprechende Urkunde war bereits unterzeichnet, als Otto von Bismarck – auf Initiative des Kriegsministers Albrecht von Roon – den König von diesem Schritt abhielt. Bismarck erklärte sich bereit, als Ministerpräsident auch ohne genehmigten Haushalt (Lückentheorie) zu regieren und die Heeresreform durchzusetzen.
Durch die Ernennung Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten am 23. September 1862 und die Unterstützung seines Ministeriums gegen das Abgeordnetenhaus verlor der König seine frühere Popularität, wie sich besonders bei den 50-jährigen Erinnerungsfesten an die Befreiungskriege 1863 und an die Vereinigung verschiedener Provinzen mit Preußen 1865 zeigte. Während zugleich die Reformen im Innern völlig stockten, ja vielfach ein schroffes Polizeiregiment zur Herrschaft kam, ließ sich der König von Bismarck zu einer entschiedenen Politik in der deutschen Frage bestimmen. Erfolge in der Deutschlandpolitik sollten von dem autoritären Regiment im Inneren ablenken und die politischen Gegner mit der Zeit ins eigene Lager ziehen.
Im Jahr 1866 bot die durch den gewonnenen Deutschen Krieg ausgelöste patriotische Begeisterung eine günstige Gelegenheit zur Beendigung des Verfassungskonflikts. Durch die Indemnitätsvorlage von 1866 genehmigte der preußische Landtag nachträglich die Staatshaushalte seit 1862. Wilhelm lenkte wieder stärker in liberale Bahnen ein. Die verhassten Minister der Konfliktsperiode wurden entlassen und machten Anhängern einer freisinnigen Reform Platz. Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes vom 1. Juli 1867 wurde Wilhelm der Inhaber des Bundespräsidiums.
Einigungskriege
Die erste Gelegenheit zu Erfolgen in der Deutschlandpolitik bot der Deutsch-Dänische Krieg von 1864, in dem Preußen und Österreich gemeinsam als Wahrer deutscher Interessen in den mit Dänemark verbundenen Herzogtümern Schleswig und Holstein auftraten. Wie von Bismarck kalkuliert, kam es nach dem Sieg über Dänemark zum Konflikt mit Österreich über die weitere Behandlung Schleswig-Holsteins, mit dem Preußen damals noch immer um die Führung im Deutschen Bund konkurrierte. Der König erhielt das Siegestelegramm von der Schlacht bei Düppel auf der Rückfahrt von einer Truppeninspektion auf dem Tempelhofer Feld. Augenblicklich kehrte er um, um den Soldaten die Siegesbotschaft zu verkünden. Im Anschluss fuhr er zum Kriegsschauplatz, wo er am 21. April 1864, bei einer Parade auf einer Koppel zwischen Gravenstein und Atzbüll, den „Düppelstürmern“ persönlich dankte.[13]
Obwohl Wilhelm zunächst nur widerstrebend Bismarcks Politik gefolgt war, eine kriegerische Entscheidung gegen Österreich zu suchen, übernahm er im Deutschen Krieg von 1866 selbst den Oberbefehl über das Heer und errang dank der überlegenen strategischen Planung des Generalstabschefs Helmuth von Moltke den kriegsentscheidenden Sieg in der Schlacht von Königgrätz. Bei den Friedensverhandlungen folgte er wiederum Bismarcks Rat und verzichtete, wenn auch ungern, auf die Annexion Sachsens, um Bismarcks deutsche Einigungspläne nicht zu durchkreuzen. Auch der Friedensvertrag mit Österreich war relativ gemäßigt, was später die österreichisch-deutsche Allianz im Zweibund ermöglichen sollte. Gleichzeitig gelang dem 1866 mit Preußen verbündeten Königreich Italien durch die österreichische Niederlage ein entscheidender Schritt zur Einigung Italiens.
Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, dem die Emser Depesche in Bad Ems vorausgegangen war, übernahm Wilhelm wieder den Oberbefehl über die gesamte in Frankreich einrückende Armee, befehligte selbst bei Gravelotte und bei der Schlacht bei Sedan; zudem leitete er von Oktober 1870 bis März 1871 von Versailles aus nominell die militärischen Operationen und die politischen Verhandlungen über die Gründung des Deutschen Reichs. Tatsächlich spielte auch hierbei Bismarck die wesentliche Rolle. Im November 1870 unterzeichnete der bayerische König Ludwig II. den von Bismarck verfassten Kaiserbrief. Wilhelm war nur schwer davon zu überzeugen, Preußen künftig in einem gesamtdeutschen Nationalstaat aufgehen zu lassen, auch wenn er selbst an dessen Spitze treten sollte. Der Annahme des Titels Deutscher Kaiser widersetzte er sich noch bis zum Vorabend der Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles, die am 18. Januar 1871 stattfand.
Deutscher Kaiser
Proklamation in Versailles
Durch die Kaiserproklamation, die am 18. Januar 1871, dem 170. Jahrestag der Königskrönung Friedrichs III. von Brandenburg, im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles stattfand, nahm Wilhelm für sich und seine Nachfolger zur Krone Preußens den Titel eines Deutschen Kaisers an und versprach, „allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung“. Der Proklamation war ein erbitterter Streit über den Titel zwischen Bismarck und König Wilhelm vorausgegangen. Wilhelm fürchtete, dass die deutsche Kaiserkrone die preußische Königskrone überschatten würde. Am Vorabend der Proklamation meinte er:
„Morgen ist der unglücklichste Tag meines Lebens! Da tragen wir das preußische Königtum zu Grabe.“
Wilhelm war wenig motiviert, Kaiser zu werden; er achtete den Titel des preußischen Königs höher. Ob er nun „Deutscher Kaiser“ oder „Kaiser von Deutschland“ heißen sollte, blieb unentschieden. Der badische Großherzog Friedrich I., sein Schwiegersohn, löste das Problem, das noch am Morgen der Proklamation ungeklärt war, indem er einfach ein Hoch auf „Kaiser Wilhelm“ ausbrachte und die heikle Titelfrage umging.[14] Letztlich blieb es bei der von Bismarck mit Rücksicht auf die deutschen Fürsten gewählten Bezeichnung „Deutscher Kaiser“. Der Kaiser war so verbittert, dass er Bismarck nicht einmal die Hand gab. Am 16. Juni 1871 hielt er seinen glänzenden Einzug in Berlin.
Politik als Kaiser
Wilhelm akzeptierte aber letztlich, dass die Politik des neuen Deutschen Reiches von Bismarck bestimmt wurde. Das zeigen ihm zugeschriebene Aussprüche wie „Bismarck ist wichtiger“ oder:
„Es ist nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein.“
In Übereinstimmung mit Bismarck war er bemüht, den äußeren Frieden durch Bündnisse mit den Nachbarmächten (außer Frankreich) zu sichern. Zu diesem Zweck brachte er im September 1872 in Berlin im sogenannten Dreikaisertreffen den Dreikaiserbund zwischen dem Deutschen Reich, Russland und Österreich-Ungarn zustande, der die beiden letzteren Mächte einander annäherte und Frankreich politisch isolierte. Besuche des Kaisers in St. Petersburg und Wien 1873 und in Mailand 1875 dienten der weiteren Unterstützung dieser außenpolitischen Annäherung.
Eine andere – vor allem ehrenvolle – außenpolitische Aufgabe fiel dem Kaiser 1871 zu, als er um Vermittlung zwischen den USA und Großbritannien im sogenannten Schweinekonflikt gebeten wurde. Mit seiner Entscheidung vom 21. Oktober 1872 zugunsten der USA beendete er den bereits seit 13 Jahren andauernden Grenzkonflikt zwischen dem US-Bundesstaat Washington und dem kanadischen British Columbia. 1878 begründete Wilhelm die Generalstabsstiftung.
Späte Jahre und Tod
Zu seinen privaten Vergnügen gehörte die Jagd, die er unter anderem jährlich im Staatsforst Göhrde ab 1871 im Schloss Königs Wusterhausen, südlich von Berlin, ausrichten ließ. So waren im Dezember 1883 der Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach und der Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg Gäste einer Hofjagd in Königs Wusterhausen.[16] Als häufiger Kurgast verweilte er unter anderem in Bad Ems, in Baden-Baden und in Bad Gastein.
Wilhelm, der im hohen Alter hohe Popularität genoss und für viele das alte Preußen verkörperte, starb nach kurzer Krankheit im Dreikaiserjahr am 9. März 1888 im Alten Palais Unter den Linden und wurde am 16. März im Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg beigesetzt.
Aus Sympathie der Deutschen zu Kaiser Wilhelm wurde die Zeile „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben“ zur Melodie des 1875 von Richard Henrion komponierten Fehrbelliner Reitermarschs gesungen.
Sein Ausspruch „Ich habe keine Zeit müde zu sein“ wurde zum Synonym für Pflichterfüllung bis zum letzten Augenblick und wurde später zum geflügelten Wort. Dies sollen die letzten zusammenhängenden Worte gewesen sein, die Wilhelm I. an seinem Todestag äußerte.
Michel Lock schuf 1891 eine Skulpturen-Gruppe mit dem in einem Lehnstuhl sitzenden und sterbenden Wilhelm I.
Ziel von Attentaten
Am 12. Juni 1849 entging Wilhelm bei Ingelheim einem ersten Attentat.
Am 14. Juli 1861 verübte der Student Oskar Becker in Baden-Baden ein Attentat auf Wilhelm, verwundete ihn aber nur leicht am Hals.
Am 11. Mai 1878 feuerte der arbeitslose, sich in Berlin aufhaltende Klempnergeselle Max Hödel, als der Kaiser mit seiner Tochter, der Großherzogin von Baden, in offenem Wagen durch die Straße Unter den Linden fuhr, mit einem Revolver mehrere Schüsse gegen ihn ab, von denen nicht einer traf.[17] Weil sich unter den Mitgliedskarten mehrerer politischer Parteien, die er bei seiner Festnahme bei sich hatte, auch eine der Sozialdemokratie befand, nahm Bismarck dies am 24. Mai zum Anlass, im Reichstag ein „Gesetz zur Abwehr sozialdemokratischer Ausschreitungen“ zu beantragen. Dieser Gesetzesantrag fand jedoch keine Mehrheit im Reichstag. Kronprinz Friedrich, der für den nach dem Nobiling-Attentat am 2. Juni 1878 schwer verletzten Kaiser die Stellvertretung übernommen hatte, bestätigte im August das Todesurteil gegen Hödel.[18]
Drei Wochen später am Sonntag, dem 2. Juni 1878, feuerte ein anderer Attentäter an fast der gleichen Stelle, noch bevor sich die Aufregung über das vorherige Attentat gelegt hatte, aus einem Fenster des Hauses Unter den Linden Nr. 18 zwei Flintenschüsse gegen Wilhelm ab, als dieser allein in den Tiergarten fuhr. Der Kaiser wurde von dreißig Schrotkörnern an Kopf und Armen getroffen und so schwer verwundet, dass er zwei Tage später den Kronprinzen Friedrich Wilhelm zum Stellvertreter ernannte. Er überlebte nur durch die sein Haupt schützende Pickelhaube. Der Täter, Karl Eduard Nobiling, ein junger promovierter Landwirt, wurde gefasst, nachdem er sich bei einem Selbstmordversuch schwer verletzt hatte.[19]
Die Empörung über diese Attentate nutzte Bismarck, um im Reichstag das Sozialistengesetz durchzubringen, indem er verbreiten ließ, dass für beide Attentate letzthin die Sozialdemokratie verantwortlich sei. Die Wahrscheinlichkeit, dass Nobiling geistesgestört war, wurde von vielen als hoch eingeschätzt. Nach seinen eigenen Angaben war ihm nur daran gelegen, bekannt zu werden.
Wilhelm I. erholte sich nur langsam und kehrte nach längerem Aufenthalt in Baden und Wiesbaden am 5. Dezember nach Berlin zurück, wo er die Regierung wieder übernahm. Im Juli wurde aus Anlass seiner „glücklichen Errettung“ im ganzen Reich die Kaiser-Wilhelms-Spende aus den Gaben von knapp 12 Millionen Spendern gesammelt. Der Ertrag von über 1,7 Millionen Mark bildete das Stammkapital einer freiwilligen Altersrenten- und Kapitalversicherung für „gering bemittelte Klassen“. Der Schock des Attentats stärkte wider Erwarten die schwächelnde Gesundheit des Kaisers. Wilhelm nannte Nobiling später „seinen besten Arzt“.
Bei der Einweihung des Niederwalddenkmals am 28. September 1883 in Rüdesheim bereiteten Anarchisten um August Reinsdorf ein Attentat mit Dynamit auf Wilhelm I. vor. Wegen des feuchten Wetters versagte aber der Zünder.
Denkmäler und Ehrungen
Zwischen 1867 und 1918 wurden im deutschsprachigen Raum mehr als 1000 Kaiser-Wilhelm-Denkmäler errichtet, die primär oder sekundär dem Andenken des Kaisers gewidmet waren. Zu den bekanntesten und größten gehören das Kyffhäuserdenkmal (1896), das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica (1896) und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz (1897). Bei vielen dieser Denkmäler geht es allerdings nicht allein um die Person Wilhelms I., sondern oft auch darum, ihn in seiner Rolle als „Reichsgründer“ und ersten Deutschen Kaiser zu verherrlichen. Beim offiziellen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal in Berlin (1897) steht Wilhelm I. schließlich stellvertretend für den monarchischen Nationalstaat im Sinne des Wilhelminismus.[20]
Carl Koldewey, der Leiter der Ersten Deutschen Nordpolar-Expedition, benannte eine Insel in der Hinlopenstraße (Spitzbergen) 1868 Wilhelm-Insel.
1869 wurde dem preußischen Kriegsmarinehafen an der Nordsee der Name Wilhelmshaven gegeben, die Drehbrücke über den Hafen wurde Kaiser-Wilhelm-Brücke genannt. Der 1895 eröffnete Nord-Ostsee-Kanal hieß bis 1948 Kaiser-Wilhelm-Kanal. Der Sporntunnel bei Cochem auf der Moselstrecke heißt seit seiner Eröffnung 1877 Kaiser-Wilhelm-Tunnel. Im selben Jahr wurde die 1872 in Straßburg gegründete Kaiser-Wilhelms-Universität nach ihm benannt.
Verschiedene Schiffe erhielten seinen Namen: Kombischiff König Wilhelm I. (1871), Salonschiff auf dem Bodensee Kaiser Wilhelm (1871), Raddampfer Kaiser Wilhelm (1887), Passagierschiff Kaiser Wilhelm der Große (1897), Panzerschiff SMS Kaiser Wilhelm der Große (1898).
Vom 21. bis 23. März 1897 fand die sogenannte Centenarfeier (Hundertjahrfeier) zum einhundertsten Geburtstag statt.[21] Anlässlich dieses Jubiläums wurde unter anderem die Zentenarmedaille verliehen, das „Deutsche Centenar-Sportfest“ veranstaltet und der Grundstein für das Sportdenkmal Berlin-Grünau gelegt. Aus diesem Anlass wurde auch der Spandauer Ortsteil Potsdamer Vorstadt in Wilhelmstadt umbenannt.
Der Versuch seines Enkels Kaiser Wilhelm II., seinen Großvater mit dem Titel „der Große“ auszuzeichnen, fand in der Bevölkerung ebenso wenig Widerhall wie in der Historiographie.[22]
- Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Königsberger Schloss
- Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica
- Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz
- Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal am Berliner Schloss
- Skulptur Ich habe keine Zeit müde zu sein im Schloss Monbijou
- Standbild auf der Burg Hohenzollern (ehemals in der Berliner Ruhmeshalle)
Abstammung
Friedrich Wilhelm I. (König in Preußen) ⚭ Sophie Dorothea | Ferdinand Albrecht II. (Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel) ⚭ Antoinette Amalie | Ludwig VIII. (Landgraf von Hessen-Darmstadt) ⚭ Charlotte | Christian III. (Herzog von Pfalz-Zweibrücken) ⚭ Karoline | Adolf Friedrich II. (Herzog von Mecklenburg-Strelitz) ⚭ Christiane Emilie Antonie | Ernst Friedrich I. (Herzog von Sachsen-Hildburghausen) ⚭ Sophia Albertine | Ludwig VIII. (Landgraf von Hessen-Darmstadt) ⚭ Charlotte | Christian Karl Reinhard ⚭ Katharina Polyxena | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
August Wilhelm (Prinz von Preußen) | Luise Amalie (Prinzessin von Preußen) | Ludwig IX. (Landgraf von Hessen-Darmstadt) | Karoline | Karl (Prinz von Mecklenburg-Strelitz) | Elisabeth Albertine | Georg Wilhelm (Prinz von Hessen-Darmstadt) | Maria Luise | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Friedrich Wilhelm II. (König von Preußen) | Friederike Luise (Königin von Preußen) | Karl II. (Herzog zu Mecklenburg-Strelitz) | Friederike Caroline (Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auguste (Kurfürstin von Hessen-Kassel) | Wilhelmine (Königin der Niederlande) | Friedrich Wilhelm III. (König von Preußen) | Luise (Königin von Preußen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Friedrich Wilhelm IV. (König von Preußen) | Wilhelm I. (Deutscher Kaiser) | Charlotte (Kaiserin von Russland) | Carl (preußischer General) | Alexandrine (Erbgroßherzogin von Mecklenburg-Schwerin) | Luise (Prinzessin der Niederlande) | Albrecht (preußischer General) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur
- Franz Herre: Kaiser Wilhelm I. Der letzte Preuße. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1980, ISBN 3-462-01409-9.
- Karl-Heinz Börner: Wilhelm I. Deutscher Kaiser und König von Preußen. Eine Biographie. Akademie, Berlin 1984.
- Günter Richter: Kaiser Wilhelm I. In: Wilhelm Treue (Hrsg.): Drei deutsche Kaiser. Wilhelm I. – Friedrich III. – Wilhelm II. Ihr Leben und ihre Zeit 1858–1918. Ploetz, Freiburg, Würzburg 1987, ISBN 3-87640-192-5, S. 14–75.
- Hellmut Seier: Wilhelm I. Deutscher Kaiser 1871–1888. In: Anton Schindling, Walter Ziegler (Hrsg.): Die Kaiser der Neuzeit, 1519–1918: Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland. C. H. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34395-3, S. 395–409 (Vorschau).
- Jürgen Angelow: Wilhelm I. (1861–1888). In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Preußens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II. Beck, München 2006, S. 242–264.
- Guntram Schulze-Wegener: Wilhelm I. Deutscher Kaiser, König von Preußen, Nationaler Mythos. Mittler, Hamburg 2015, ISBN 978-3-8132-0964-8 (Rezension).
- Robert-Tarek Fischer: Wilhelm I. Vom preußischen König zum ersten Deutschen Kaiser. Böhlau, Köln 2020, ISBN 978-3-412-51926-1
- Heinz Ohff: Preußens Könige. Piper Verlag, München 2016, ISBN 978-3-492-31004-8. (S. 259–306)
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm I. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Wilhelm I. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Zeitungsartikel über Wilhelm I. in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- Dorlis Blume: Wilhelm I.. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG) , 10. September 2014
- Wilhelm <Deutsches Reich, Kaiser, I.>; 1797–1888, Eintrag in der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften
- Wilhelm I. – Deutsche Biographie
- Wilhelm I. von Preußen – rbb Preußen-Chronik
- Christian Feldmann: Kaiser Wilhelm I. - Der letzte Preuße Bayern 2 Radiowissen. Ausstrahlung am 18. Januar 2021 (Podcast)
- Jörg Beuthner: 22.03.1797 - Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. WDR ZeitZeichen vom 22. März 2017. (Podcast)
Einzelnachweise
- Kurt Jagow: Wilhelm und Elisa. Die Jugendliebe des Alten Kaisers. K. F. Koehler, Leipzig 1930, passim.
- Zur „Feuertaufe“ Wilhelms siehe Franz Herre: Kaiser Wilhelm I. Der letzte Preuße. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1980, ISBN 3-462-01409-9, S. 70 f.
- Wolfram Letzner: Berlin – eine Biografie. Menschen und Schicksale von den Askaniern bis Helmut Kohl und zur Hauptstadt Deutschlands. Nünnerich Asmus, Mainz 2016, ISBN 978-3-945751-37-4.
- Jürgen Angelow: Wilhelm I. (1861–1888). In: Frank-Lothar Kroll (Hrsg.): Preußens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46711-3, S. 242–264, hier: S. 248.
- Dorlis Blume: Wilhelm I.. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- vgl. Karl-Heinz Börner: Kaiser Wilhelm I., 1797 bis 1888: deutscher Kaiser und König von Preußen. Akademie Verlag, Berlin 1984, S. 246.
- Guntram Schulze-Wegener: Wilhelm I. Deutscher Kaiser – König von Preußen – Nationaler Mythos. Mittler, Berlin 2015, S. 189–191.
- Günter Richter: Kaiser Wilhelm I., in: Wilhelm Treue (Hrsg.): Drei Deutsche Kaiser, Wilhelm I. – Friedrich III. – Wilhelm II. Ihr Leben und ihre Zeit. Köln, (Ploetz Handbücher der Geschichte) S. 15–80, hier: S. 27 ff.
Peter Mast: Wilhelm I. In: Gerhart Hartmann, Karl Schnith (Hrsg.): Die deutschen Kaiser. 1200 Jahre europäische Geschichte. Wiesbaden 2006, S. 747–761.
Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. München 2007, S. 536–582. - Gerd Heinrich (Hrsg.): Karl Ludwig von Prittwitz. Berlin 1848. de Gruyter, Berlin/New York 1985 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Band 60), ISBN 3-11-008326-4, S. 421.
- Günter Richter: Zwischen Revolution und Reichsgründung. In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. Band 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart. Beck, München 1987, S. 616.
- Zu Sinn, Vorbereitung und Ablauf der Krönung Wilhems I. siehe Iselin Gundermann: Via Regia. Preußens Weg zur Krone. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz 1998. Duncker und Humblot, Berlin 1998, ISBN 3-428-09454-9, S. 95–175.
- Hermann Robolsky: Das Testament Kaiser Wilhelms I. Eine Festschrift zum hundertjährigen Geburtstage des ersten Hohenzollern-Kaisers. Berlin 1897, S. 21.
- Theodor Fontane: Der schleswig-holsteinische Krieg im Jahr 1864, Berlin 1866, (S. 254 ff. books.google); Alfred Cramer: Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15. Verlag R. Eisenschmid, Verlagsbuchhandlung für Militärwissenschaft, Berlin 1910.
- Hermann Oncken: Grossherzog Friedrich I. von Baden und die deutsche Politik von 1854 bis 1871. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1898, abgedruckt in: Martin Wein (Hrsg.): Ich kam, sah und schrieb – Augenzeugenberichte aus fünf Jahrtausenden. DTV, München 1964.
- Ludwig Bamberger: Bismarck posthumus. Berlin 1899, S. 8 (books.google).
- Zeitpunkt NRW: Wochenrundschau 1883
- Der Mordversuch gegen den deutschen Kaiser Wilhelm I. am 11. Mai 1878. Wikisource
- Zur Bestätigung des Todesurteils durch den Kronprinzen sowie zur Position des Kaisers, der sich bei seinem Sohn hierfür bedankte, siehe Marcus Mühlnikel: „Fürst, sind Sie unverletzt?“ Attentate im Kaiserreich 1871–1914. Schöningh Verlag, Paderborn 2014, S. 143 f.
- Der Mordversuch gegen den deutschen Kaiser Wilhelm I. am 2. Juni 1878. Wikisource
- Thomas Nipperdey: Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert. In: Theodor Schieder, Walther Kienast (Hrsg.): Historische Zeitschrift. Bd. 206, München 1968, S. 543–544.
- Feier des hundertsten Geburtstages Seiner Majestät des hochseeligen Kaisers Wilhelms des Großen (Ministerialerlass vom 3. d. M. [März 1897] – IVa A 1547). In: Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter. Jg. 1897, Bekanntmachung Nr. 23, S. 59.
- Andreas Rose: Wilhelm I. – ein Großer? Die „verweigerte Größe“ Kaiser Wilhelms I. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Friedrich Wilhelm IV. | König von Preußen 1861–1888 | Friedrich III. |
./. | Deutscher Kaiser 1871–1888 | Friedrich III. |