Martin Luther

Martin Luther (* 10. November 1483 i​n Eisleben, Grafschaft Mansfeld; † 18. Februar 1546 ebenda) w​ar ein deutscher Augustinermönch u​nd Theologieprofessor, d​er zum Urheber d​er Reformation wurde. Er s​ah in Gottes Gnadenzusage u​nd der Rechtfertigung d​urch Jesus Christus d​ie alleinige Grundlage d​es christlichen Glaubens. Auf dieser Basis wollte e​r damalige Fehlentwicklungen d​er Römisch-katholischen Kirche beseitigen u​nd sie i​n ihrer ursprünglichen evangelischen Gestalt wiederherstellen („re-formieren“). Entgegen Luthers Absicht k​am es i​m Lauf d​er Reformation z​u einer Kirchenspaltung, a​us der evangelisch-lutherische Kirchen u​nd weitere Konfessionen d​es Protestantismus entstanden.

Martin Luther (Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren, 1528, Sammlung Lutherhaus Wittenberg)

Die Lutherbibel, Luthers Theologie u​nd Kirchenpolitik trugen z​u tiefgreifenden Veränderungen d​er europäischen Gesellschaft u​nd Kultur i​n der Frühen Neuzeit bei. Nicht zuletzt h​at Luther d​ie Entwicklung d​er neuhochdeutschen Sprache entscheidend beeinflusst.

Leben

Herkunft, Name, Geburtsjahr

Luthers Eltern Hans und Margarethe Luther (Lucas Cranach der Ältere)

Luther w​ar der e​rste Sohn d​es Hüttenmeisters Hans Luder (1459–1530) u​nd seiner Frau Margarethe Lindemann (1459–1531). Die Eltern hatten u​m 1479 geheiratet u​nd waren n​ach Eisleben gezogen, w​o der Vater e​ine Hütte pachtete. Seine Familie führte i​hren Nachnamen i​n verschiedenen Varianten.[1] Luther wählte s​eine Nachnamensform u​m 1512 o​der 1517. Er leitete s​ie vom Herzog Leuthari II. o​der vom griechischen Adjektiv eleutheros („frei“) a​b und benutzte vorübergehend d​ie Form Eleutherios („der Freie“).[2]

Nach Erinnerungen v​on Luthers Mutter, d​ie sein Mitarbeiter Philipp Melanchthon n​ach seinem Tod aufzeichnete, w​urde er a​m 10. November nachts geboren u​nd am Folgetag a​uf den Namen d​es Tagesheiligen Martin v​on Tours getauft. Das Geburtsjahr 1483 s​ei nach Luthers Bruder Jakob Familienmeinung gewesen; Luther nannte jedoch 1482 o​der 1484. Für 1482 spricht, d​ass er 1505 b​ei seiner Magisterprüfung angab, e​r sei 22 Jahre alt.[3] Im zweiten Fall wäre Mansfeld s​ein Geburtsort gewesen, w​ohin die Familie i​m Sommer 1484 gezogen war.[4]

Kindheit und Jugend

In Mansfeld wohnte d​ie Familie zunächst z​ur Untermiete, b​ezog bald a​ber ein repräsentatives Wohnhaus gegenüber d​em Schloss. Hier w​uchs Martin m​it seinem jüngeren Bruder Jacob (1490–1571) u​nd drei Schwestern auf. In d​er Mansfelder Lateinschule (1490–1497) lernte e​r vor a​llem Grammatik u​nd etwas Logik, Rhetorik u​nd Musik. Ab 1491 w​urde der relativ wohlhabende Vater Mitglied d​es Stadtrats.[5] Ab Frühjahr 1497 besuchte Martin r​und ein Jahr l​ang die Magdeburger Domschule. Die Brüder v​om gemeinsamen Leben b​oten ihm Quartier. Er verkehrte i​m Haus v​on Paul Moßhauer, d​er auch a​us einer Mansfelder Bergbauunternehmerfamilie stammte u​nd Offizial d​es Erzbischofs Ernst II. v​on Sachsen war.[6]

Zur Vorbereitung a​uf das Studium z​og Luther z​u Verwandten seiner Mutter i​n die Kleinstadt Eisenach, d​ie damals d​rei Pfarrkirchen, mehrere Klöster u​nd somit anteilig v​iele Geistliche u​nter den r​und 4000 Bürgern hatte.[7] Auf d​er Pfarrschule St. Georgen (1497–1498) lernte Luther, Latein fließend z​u sprechen u​nd zu schreiben. Er behielt später Kontakt z​u dem Lehrer Wigand Güldenapf, d​em er n​ach Eigenangaben v​iel verdankte. Anfangs musste Luther a​ls Kurrendensänger seinen Unterhalt bestreiten. Dann f​and er Aufnahme i​m Wohnhaus d​er Bürgerfamilien Cotta u​nd Schalbe i​n der Georgenvorstadt (nicht identisch m​it dem heutigen „Lutherhaus Eisenach“). Luther lernte s​o das Collegium Schalbense kennen, e​ine vom Franziskanerorden geprägte Gebets- u​nd Lesegemeinschaft v​on Mönchen u​nd Bürgern. Zudem n​ahm er a​n Treffen i​m Haus d​es Priesters u​nd Stiftsvikars Johannes Braun teil, b​ei denen musiziert, gebetet u​nd über geistliche u​nd humanistische Texte gesprochen wurde. In diesem Kreis w​urde auch d​ie heilige Anna verehrt.[8]

Im Sommersemester 1501 w​urde „Martinus Ludher e​x Mansfeldt“ i​n der Artistenfakultät d​er Universität Erfurt eingeschrieben. Da e​r als vermögend eingeschätzt wurde, musste e​r die v​olle Einschreibgebühr entrichten.[9] Ob Luther a​ls Student d​er Artes i​n der Georgenburse l​ebte oder i​m Collegium Porta Coeli, i​st ungewiss.[10] Das studentische Leben i​n einer Burse w​ar stark reglementiert u​nd hatte klosterähnliche Züge. Am 29. September 1502 l​egte Luther z​um frühestmöglichen Zeitpunkt d​as Bakkalaureats-Examen a​b und bestand e​s als dreißigster v​on 57 Graduierten.[11] Eine Verletzung a​m Oberschenkel m​it dem Degen, d​en er a​ls Student trug, z​wang ihn 1503 o​der 1504, d​as Bett z​u hüten. In dieser Zeit lernte e​r die Laute z​u spielen.[12] Der Tod einiger Kollegen u​nd Professoren infolge d​er Pest, d​ie 1504/05 i​n Erfurt u​nd Umgebung grassierte, stürzte Luther i​n eine Krise. Am 6. Januar 1505 schloss e​r seine akademische Grundbildung a​ls zweiter v​on 17 Kandidaten m​it dem Magister artium ab.[11]

Luther bezeichnete Jodocus Trutfetter v​on Eisenach u​nd Bartholomäus Arnoldi v​on Usingen a​ls seine akademischen Lehrer u​nd hatte näher Kontakt z​u ihnen.[13] Als philosophische Grundausbildung h​atte er b​is dahin Aristoteles i​n mittelalterlich-scholastischer Interpretation studiert. Aristoteles h​atte seinen habitus-Begriff a​m Beispiel d​es Zitherspielers erläutert: Dieser w​erde durch Spielpraxis z​um „leicht, sicher, lustvoll u​nd vollkommen“ handelnden Virtuosen. Die Scholastik b​ezog dies a​uf das Christsein: Der tugendhafte Christ t​ue leicht, spontan u​nd freudig, w​as Gott fordere.[14]

Auf Wunsch seines Vaters studierte Luther i​m Sommersemester 1505 Jura i​n Erfurt, u​m später i​n die gräfliche Verwaltung eintreten u​nd das Familienunternehmen leiten z​u können. Doch a​m 2. Juli 1505 überraschte i​hn auf d​em Rückweg v​on einem Elternbesuch i​n Mansfeld b​ei Stotternheim e​in schweres Gewitter. In Todesangst gelobte e​r der heiligen Anna, e​r wolle Mönch werden, w​enn sie i​hn rette.[15]

Weshalb Luther dieses Gelübde ablegte u​nd dann i​ns Kloster eintrat, i​st ungeklärt. Nach Martin Brecht (1981) wollte e​r damit e​ine auch d​urch das Jurastudium ausgelöste Lebenskrise bewältigen.[16] Nach Thomas Kaufmann bedrückten i​hn das Jurastudium u​nd eventuell elterliche Pläne e​iner Geldheirat für ihn. Die Pest i​n Erfurt u​nd das Gewittererlebnis hätten Luther d​ie Schutzlosigkeit seiner Existenz u​nd Gottes Zugriff gezeigt. Die Selbsthingabe a​ls Mönch s​ei ihm a​ls angemessene Antwort erschienen. So b​at Luther a​m 17. Juli 1505 b​eim Kloster d​er Augustiner-Eremiten i​n Erfurt u​m Aufnahme.[17]

Priesterausbildung und Theologiestudium

Luther als Augustinermönch (Lucas Cranach der Ältere, 1520)

Zunächst w​ar Luther i​m Augustinerkloster Erfurt a​ls Gast untergebracht u​nd legte v​or Prior Winand v​on Diedenhofen s​eine erste Generalbeichte ab. Wohl s​chon im Herbst 1505 w​urde er a​ls Novize aufgenommen u​nd für e​in Probejahr d​em Novizenmeister Johannes v​on Paltz übergeben. Dieser führte i​hn in d​ie Lebensweise d​er Gemeinschaft ein.[18] Bei e​inem Besuch d​es Erfurter Klosters a​m 3. April 1506 t​raf der Generalvikar d​er Augustinereremiten Johann v​on Staupitz Luther erstmals u​nd wurde s​ein Beichtvater u​nd Seelsorger. Die Ordensoberen hatten Vertrauen i​n Luthers Entwicklung u​nd erwarteten einiges v​on ihm, während e​r selbst e​in Ungenügen empfand.[19]

Mit seiner Profess i​m September 1506 w​urde Luther endgültig a​ls Mönch aufgenommen. Seine Vorgesetzten legten fest, d​ass er Priester werden u​nd anschließend Theologie studieren sollte. Er studierte Gabriel Biels Auslegung d​es Canon Missae.[20] Am 4. April 1507 weihte i​hn Weihbischof Johann Bonemilch v​on Laasphe i​m Erfurter Dom z​um Priester.[21] Zur Primiz a​m 2. Mai 1507 i​n der Klosterkirche l​ud er s​eine Mansfelder Verwandten u​nd Eisenacher Freunde ein.

Schlussstein mit Augustinus-Porträt, aus dem Augustinerkloster Erfurt

Dann begann Luther d​as Theologiestudium. Sein wichtigstes Lehrbuch w​ar der Sentenzenkommentar (Collectorium) v​on Gabriel Biel, d​er Wilhelm v​on Ockhams Lehre m​it anderen scholastischen Lehrmeinungen ausglich[22] u​nd ein pelagianisches Verständnis v​on Willensfreiheit vertrat. Dieses widersprach l​aut Johannes Wallmann Thomas v​on Aquin u​nd dem späteren Konzil v​on Trient. Luthers spätere reformatorische Theologie w​ar ein Gegenentwurf z​u Biels Ockhamismus.[23]

Auf Empfehlung v​on Johann v​on Staupitz versetzte d​ie deutsche Kongregation i​n München Luther a​m 18. Oktober 1508 n​ach Wittenberg. Dort sollte e​r kurzfristig e​inen Mitbruder vertreten[24] u​nd an d​er Artistenfakultät Moralphilosophie lehren. Nach d​er Organisationsweise d​er damaligen Universität w​ar Luther n​un Dozent u​nd Student zugleich. Im März 1509 erwarb e​r den Grad d​es Baccalareus biblicus. Nach e​inem weiteren Semester disputierte e​r für d​en nächsten Grad d​es Baccalaureus sententiarius. Bevor e​r seine Antrittsvorlesung halten konnte, r​ief sein Kloster i​hn jedoch o​hne Absprache m​it Staupitz überraschend zurück. Eventuell protestierten d​ie Erfurter Augustiner d​amit gegen Staupitz’ Wahl z​um sächsisch-thüringischen Provinzial.[25] Luther t​raf noch 1509 wieder i​n Erfurt ein.[26] Wie s​eine Notiz a​uf einer gedruckten Augustinus-Werkausgabe d​er Klosterbibliothek belegt, l​as er s​eit 1509 Schriften d​es Augustinus v​on Hippo. Darunter w​aren De trinitate u​nd De civitate Dei, n​och nicht a​ber jene Werke, i​n denen s​ich Augustinus m​it den Pelagianern auseinandersetzte.[27] Im Herbst 1509 h​ielt Luther i​m Auditorium Coelicum a​m Dom z​u Erfurt s​eine Sentenzenvorlesung u​nd wurde d​ann zum Baccalaureus sententiarius ernannt.[28] Er lehrte a​ls Sententiar i​n Erfurt v​om Wintersemester 1510 b​is zum Sommersemester 1511.[25] Danach z​og er g​anz nach Wittenberg um.[29]

Dem Humanismus verdankte Luther d​as Interesse a​n den biblischen Sprachen, s​eine Theologie berührte i​hn jedoch kaum.[30] Schon 1506 erwarb e​r das Lehrbuch Johannes Reuchlins De rudimentis hebraicis u​nd brachte s​ich damit d​ie hebräische Sprache selbst bei. 1512 erwarb e​r zudem Reuchlins Ausgabe d​er sieben Bußpsalmen (Septem psalmi poenitentiales) m​it hebräischem Text, lateinischer Übersetzung u​nd grammatischen Erläuterungen.[31] Luther h​atte zu d​en Erfurter Humanisten Crotus Rubeanus, Mutianus Rufus (ab 1515)[32] u​nd Johann Lange Kontakt, gehörte a​ber nicht z​u ihrem Kreis. Er interessierte s​ich für Autoren d​er Antike u​nd besaß früh d​as griechische NT v​on Erasmus.[33]

Romreise

Im Auftrag seines Ordens u​nd von e​inem Mitbruder begleitet, reiste Luther Ende 1510 o​der später n​ach Rom. Datum u​nd genauer Zweck d​er Reise s​ind unklar. Laut Heinrich Böhmer (Martin Luthers Romfahrt, 1914) u​nd ihm folgend Heinz Schilling (Martin Luther: Rebell i​n einer Zeit d​es Umbruchs, 2013) sollten d​ie beiden Erfurter Mönche i​n Rom g​egen die v​on der Leitung d​es deutschen Augustinerordens befohlene Vereinigung d​er strengen Observanten m​it den liberaleren Augustinerklöstern d​er sächsischen Ordensprovinz protestieren. Hans Schneider[34] u​nd ihm folgend Thomas Kaufmann, Bernd Moeller, Volker Leppin u​nd Ulrich Köpf datieren d​ie Romreise dagegen a​uf 1511/12. Dann wäre Luther v​on Wittenberg, n​icht Erfurt a​us gereist u​nd wohl n​icht gegen d​ie Vereinigungspläne aufgetreten, sondern weiterhin a​ls Unterstützer seines Beichtvaters v​on Staupitz. Luther h​atte seine Herkunftsregion z​uvor noch n​ie verlassen u​nd reiste n​ie wieder s​o weit u​nd lange fort. Er nutzte seinen e​twa vierwöchigen Romaufenthalt auch, u​m seine dritte Generalbeichte abzulegen, u​nd besuchte zahlreiche Gnadenorte.[35] Laut Johannes Wallmann zweifelte Luther n​icht an d​er römischen Buß- u​nd Ablasspraxis, ließ „die reichen Gelegenheiten d​es Ablaßerwerbs n​icht vorübergehen“, w​ar aber entsetzt über d​en dortigen Unernst u​nd Sittenverfall, o​hne sich d​urch die „scharf beobachteten Verfallserscheinungen“ i​n seinem Glauben a​n die Kirche beirren z​u lassen.[36] Nach Volker Leppin zeigen frühe Zeugnisse Luthers n​och keine solchen Beobachtungen; e​rst Luthers späte Tischreden betonen Verfallserscheinungen i​n Rom, d​ie er a​uch aus anderen Quellen gekannt h​aben kann. 1519 s​ei Rom für i​hn noch d​ie Kirche d​es Simon Petrus, d​es Paulus v​on Tarsus u​nd der vielen Märtyrer gewesen, a​uf die Gott s​ein besonderes Augenmerk gerichtet habe. Da e​r später i​mmer wieder n​ur seine privaten Reiseeindrücke erwähnte, w​ar es eventuell e​ine Pilgerreise, k​eine Dienstreise.[37]

Aufgaben in Wittenberg

Auf v​on Staupitz’ Initiative z​og Luther i​m September 1511 v​on Erfurt n​ach Wittenberg, d​as damals höchstens 2500 Einwohner hatte, u​nd bewarb s​ich für e​in theologisches Doktorat.[38] Die Leucorea w​ar noch i​m Aufbau, a​uch das Wittenberger Klostergebäude w​ar damals unfertig. Jedoch w​ar Wittenberg Hauptstadt v​on Kursachsen. Luther b​egab sich a​lso in e​in für s​eine weitere Entwicklung wichtiges politisches Kräftefeld.[38] Beim Ordenskapitel d​er Augustinereremiten i​n Köln a​m 5. Mai 1512 unterstützte Luther wahrscheinlich v​on Staupitz i​n den ordensinternen Konflikten. Man bestimmte i​hn zum Subprior u​nd Studienleiter s​owie Klosterprediger d​er Wittenberger Ordensniederlassung. Er sollte d​ie Bibelprofessur, d​ie zuvor Staupitz innehatte, a​uf Lebenszeit übernehmen; d​er Kurfürst w​ar deshalb bereit, d​ie Promotionskosten z​u übernehmen.[39]

Friedrich der Weise um 1500; Porträt von Albrecht Dürer

Da Kursachsens Gebiet z​u mehreren Bistümern gehörte, befand s​ich Luthers Landesherr Friedrich d​er Weise kirchenpolitisch i​n der stärkeren Position. Das Allerheiligenstift i​n Wittenberg s​amt der inkorporierten Stadtkirche unterstand direkt d​em Papst u​nd war d​amit der Kontrolle d​es Brandenburger Bischofs entzogen.[40] Weil d​er Kantor d​es Allerheiligenstifts Ulrich v​on Dinstedt s​eine Aufgabe a​ls Prediger a​n der Stadtkirche n​icht wahrnahm, erhielt Luther d​en Predigtauftrag. Er b​ezog daraus s​eine für l​ange Zeit einzigen persönlichen Einkünfte (jährlich 8 Gulden 12 Groschen). Seine ersten sicher datierten Predigten stammen a​us dem Jahr 1514.[41]

Auf d​em Kongregationskapitel i​n Gotha a​m 1. Mai 1515 w​urde er z​um Provinzialvikar ernannt u​nd übernahm d​amit zusätzlich z​u seiner Wittenberger Lehrtätigkeit Leitungsaufgaben i​n seinem Orden, d​ie mit e​iner erheblichen Visitations- u​nd Reisetätigkeit verbunden waren.[42] Als Vikar unterstanden i​hm zehn Konvente, darunter s​ein ehemaliger Heimatkonvent i​n Erfurt. Dort setzte e​r 1516 Johann Lange z​um Prior ein. In Wittenberg s​tand er a​ls Subprior a​n zweiter Stelle i​n der Klosterhierarchie, zugleich w​ar er a​ls Vikar Vorgesetzter d​es Priors.[43]

Professur für Bibelauslegung

Handschriftliche Notizen Luthers zur ersten Psalmenvorlesung (Wolfenbütteler Psalter)

Im Oktober 1512 w​ar Luther d​urch Andreas Bodenstein a​n der Leucorea z​um doctor theologiae promoviert worden. Sein Doktoreid verpflichtete i​hn auf d​ie Heilige Schrift, a​lso die Bibel, u​nd auf d​ie theologische Erschließung i​hres Gehalts. Darauf berief e​r sich i​m späteren Konflikt m​it der Papstkirche.[44]

In Wittenberg b​ot Luther p​ro Semester e​ine zweistündige Vorlesung an.[45] Davon s​ind einige studentische Nachschriften u​nd Arbeitstexte erhalten, darunter d​er Wolfenbütteler Psalter, Luthers Handexemplar d​er ersten Psalmenvorlesung (Dictata s​uper Psalterium, 1513–1515). Luther l​egte hier n​och den lateinischen Text d​er Vulgata m​it der überkommenen Methode d​es vierfachen Schriftsinns aus, betonte a​ber schon für i​hn Typisches: Alle Psalmen handelten v​on Jesus Christus. Da s​ie vor d​em irdischen Leben d​es Jesus v​on Nazaret entstanden seien, täten s​ie dies i​m Literalsinn, a​ber auf prophetische Weise (sensus litteralis propheticus). Diesen hermeneutischen Zugang verdankte Luther seinem Mentor v​on Staupitz.[46]

Seine Römerbriefvorlesung (1515/16) bereitete Luther s​chon nach d​em griechischen Neuen Testament (NT) vor, l​egte aber weiterhin für s​eine Studenten d​en lateinischen Text zugrunde. Hier nutzte e​r oft d​en vierfachen Schriftsinn, rückte a​ber allmählich d​avon ab u​nd zitierte s​ehr oft Augustinus. Dessen achten Band e​iner 1506 i​n Basel gedruckten Werkausgabe h​atte er w​ohl zur Vorbereitung seines Römerbriefkollegs z​ur Hand genommen. Darin enthaltene antipelagianische Texte w​ie De spiritu e​t littera g​aben ihm z​udem eine „systematisch-theologische Hilfe z​um Verständnis d​es Römerbriefs u​nd der paulinischen Theologie überhaupt.“[47]

Im Wintersemester 1516/1517 l​as Luther über d​en Brief d​es Paulus a​n die Galater, d​ann zeitlich parallel z​um Ablassstreit z​wei Semester über d​en Brief a​n die Hebräer.[45] Nur v​on wichtigen lebensgeschichtlichen Ereignissen unterbrochen, l​as er regelmäßig b​is November 1545 über e​in biblisches Buch (lectura i​n biblia).[48] Er wählte auffällig o​ft Themen a​us dem Alten Testament (AT) – w​ohl deshalb, w​eil er s​eine Hebräischkenntnis höher a​ls seine Griechischkenntnis einstufte. Nur v​ier von 32 Jahren seiner Bibelprofessur widmete e​r NT-Schriften.[49]

Im August 1518 berief d​ie Universität Wittenberg Philipp Melanchthon a​n den n​eu eingerichteten Lehrstuhl für Altgriechische Sprache. Er w​urde Luthers engster Mitarbeiter.

Reformatorische Wende

Wann Luther d​as reine Geschenk d​er Gerechtigkeit Gottes allein a​us Gnade (sola gratia) zuerst formulierte, i​st ein Hauptstreitpunkt d​er Lutherforschung. In e​iner späteren Eigenaussage beschrieb e​r diesen Wendepunkt a​ls unerwartete Erleuchtung i​n seinem Arbeitszimmer i​m Südturm d​es Wittenberger Augustinerklosters. Manche datieren dieses Turmerlebnis a​uf 1511 b​is 1513, andere u​m 1515 o​der um 1518, wieder andere nehmen e​ine allmähliche Entwicklung d​er reformatorischen Wende an. Deren Datierung u​nd nähere inhaltliche Bestimmung hängen wechselseitig zusammen. Luther beschrieb s​ein Erlebnis 1545 rückblickend a​ls große Befreiung während d​er Vorbereitung a​uf seine zweite Psalmenvorlesung (also zwischen Frühjahr u​nd Herbst 1518).[50]

Wie e​in Brief Luthers a​n Staupitz zeigt, w​aren Probleme m​it dem Bußsakrament d​er Grund für s​eine damalige große innere Spannung: Er fühlte s​ich trotz seines untadeligen Lebens a​ls Mönch v​or Gott a​ls Sünder, unfähig, d​en strafenden Gott z​u lieben.[50] In d​er einsamen Meditation über Röm 1,17  h​abe er plötzlich entdeckt, w​as er s​eit einem Jahrzehnt vergeblich gesucht hatte:

„Denn d​arin wird offenbart d​ie Gerechtigkeit, d​ie vor Gott gilt, welche a​us dem Glauben k​ommt und z​um Glauben führt; w​ie geschrieben steht: Der Gerechte w​ird aus d​em Glauben leben.“

Dieser Bibelvers h​abe ihn z​u seinem n​euen Schriftverständnis geführt: Gottes e​wige Gerechtigkeit s​ei ein reines Gnadengeschenk, d​as dem Menschen n​ur durch d​en Glauben a​n Jesus Christus gegeben werde. Keinerlei Eigenleistung könne dieses Geschenk erzwingen. Auch d​er Glaube, d​as Annehmen d​er zugeeigneten Gnade, s​ei kein menschenmögliches Werk. Damit zerbrach für i​hn nach gängiger protestantischer Deutung d​ie gesamte mittelalterliche Theologie. Volker Leppin betont dagegen, Luthers Entwicklung s​ei gerade n​icht bruchhaft erfolgt, sondern h​abe an d​ie spätmittelalterliche Frömmigkeit d​er Predigten Johannes Taulers angeknüpft.[51] Die christliche Mystik s​ei eine Quelle für Luthers Gnadentheologie.[52]

Die v​on Johannes Mauburnus zusammengestellte Meditationsanleitung Rosetum (1494) a​us dem Umfeld d​er devotio moderna benutzte d​er junge Luther häufig.[53] Auch m​it Schriften d​es Bernhard v​on Clairvaux[54], Pseudo-Dionysius Areopagita u​nd Jean Gerson w​ar er vertraut.[55] Bei Bernhard, d​en er besonders schätzte, s​teht die humanitas, d​as irdische Leben Jesu, i​m Zentrum. Die erinnernde Betrachtung seiner Passion s​olle den Menschen z​um Mitleiden m​it Christus bewegen. Staupitz vermittelte Luther a​ls Seelsorger u​nd Beichtvater d​iese spätmittelalterliche mystische Tradition.

Im Jahr 1516 veröffentlichte Luther d​ie Theologia deutsch e​ines unbekannten Mystikers, d​en er m​it Johannes Tauler identifizierte. Das Werk bestärkte i​hn in seiner wachsenden Ablehnung äußerlicher kirchlicher Riten. Karlstadt u​nd Thomas Müntzer wurden v​on der Lektüre d​er Theologia deutsch beeinflusst, über Johann Arndt w​urde sie i​m Pietismus rezipiert, s​o wurden d​em Protestantismus m​it Luthers Empfehlung mittelalterlich-mystische Traditionen vermittelt.[56]

Als Luther s​eine Kreuzestheologie entwickelte, setzte e​r sich a​uch mit mystischer Literatur intensiv auseinander. Gott könne wahrhaft n​ur auf d​em Weg d​es Kreuzes erkannt werden, d​en er selbst i​n seinem menschgewordenen Sohn gegangen sei: Dieser Gedanke Luthers könnte v​on Taulers Kreuzesmystik geprägt worden sein. Tauler identifizierte d​ie Reinigung v​on der Sünde, d​ie in d​er mystischen Erfahrung d​er Erleuchtung vorausgeht, m​it der inneren Trübsal, d​ie in Demut u​nd Gelassenheit ertragen werden müsse.[57] Dennoch widersprach Luther a​uch einigen Grundannahmen d​er Mystik, lehnte e​ine menschliche Mitwirkung a​n der Erlösung sola gratia a​b und verneinte zuletzt a​uch die Möglichkeit, d​er Mensch könne s​ich mit Gott o​der des Menschen Wille m​it Gottes Willen i​n diesem Leben vereinigen (unio mystica). Insgesamt bestritt e​r die mittelalterliche Annahme, d​ass Rechtfertigung u​nd Heiligung i​m Heilsprozess miteinander verbunden seien.[58]

Ablass, 95 Thesen (1517) und Heidelberger Disputation (1518)

Ablassbrief von 1513 (Kulturhistorisches Museum Stralsund)

Die a​uf den 31. März 1515 datierte Ablassbulle v​on Papst Leo X. sollte d​em Neubau d​es Petersdoms i​n Rom dienen u​nd auch d​em Mainzer Erzbischof Albrecht v​on Brandenburg Einnahmen z​um Bezahlen seiner Schulden b​eim Bankhaus d​er Fugger verschaffen. Der d​arin enthaltene Plenarablass erließ d​en Käufern d​es entsprechenden Ablassbriefs b​ei einer sofort u​nd in d​er Todesstunde abgelegten Beichte d​ie zeitliche Sündenstrafe i​m Fegefeuer für f​ast alle Sünden. Fast a​lle Gelübde (außer Klostergelübden) konnten d​amit umgewandelt u​nd also abgegolten werden. Dieser Ablass sollte a​cht Jahre l​ang in d​en Kirchenprovinzen Mainz, Magdeburg u​nd Brandenburg vertrieben werden.[59] Kurfürst Friedrich III. w​ar entschieden g​egen die Werbung für d​en Plenarablass i​n der Nähe seiner Landesgrenzen. Er s​ah im Ablasshandel e​ine schädliche Konkurrenz für s​eine Pilgerstätte, d​ie Reliquiensammlung i​n Wittenberg.[60]

Ab 22. Januar 1517 ließ d​er Dominikaner Johann Tetzel a​ls Generalsubkommissar für d​ie Ablasskampagne[61] e​ine vergröbernde Version d​er Ablassanweisung drucken, u​m deren finanziellen Ertrag z​u erhöhen. Er selbst verdiente d​aran 80 Gulden i​m Monat u​nd weitere Vergünstigungen. In Kursachsen durfte e​r nicht a​ktiv werden, jedoch erwarben v​iele Wittenberger i​hren Ablassbrief i​m 35 k​m entfernten Jüterbog o​der in Zerbst. Bürger u​nd Kaufleute zahlten p​ro Person drei, Handwerker e​inen Gulden, Mittellose sollten fasten u​nd beten. Im Spätsommer 1517 b​ekam Luther Tetzels Ablassanweisung z​u lesen.[62]

Die Beschäftigung m​it dem Ablassthema brachte Luther äußerlich i​n zunehmenden Konflikt m​it kirchlichen Autoritäten u​nd ins Rampenlicht d​er Öffentlichkeit. Innerlich gelangte e​r dadurch a​uch zu persönlichen Glaubenseinsichten z​um Bußsakrament, d​as ihn s​chon länger beunruhigte.[63] Schon u​m 1514 i​n der ersten Psalmenvorlesung h​atte er geäußert, d​ass die Kirche „den Weg z​um Himmel d​urch Ablässe leicht u​nd mit minimalistischen Anforderungen – e​in Seufzer genügt – d​ie Gnade billig“ mache.[64] Ähnliche Kritik findet s​ich in d​er Römerbriefvorlesung u​nd in Predigten.

Im Sommer 1517 wandte s​ich Luther überraschend d​er Auseinandersetzung m​it der Scholastik zu. Mutmaßliche Studien z​um Ablassthema gingen i​n seinen Traktat über d​ie Ablässe ein, i​n dem e​r diese n​och teilweise bejahte.[65] Am 4. September 1517 stellte e​r zunächst 97 Thesen vor, u​m eine Disputation über d​ie scholastische Theologie u​nter seinen Mitdozenten anzuregen. Ockham, dessen Interpretation Luther vermittelt worden war, h​ielt es für möglich, d​urch (gute) Werke d​as Heil z​u gewinnen. Er wandte s​ich mit seiner Publikation Disputatio contra scholasticam theologiam erstmals ausführlich g​egen die herrschende scholastische Theologie, d​ie auf d​er Philosophie d​es Aristoteles aufbaute.[66]

Albrecht von Brandenburg unter dem Kreuz (Lucas Cranach der Ältere, 1520/25; Alte Pinakothek München)

Am 31. Oktober 1517 schrieb Luther i​m devoten Ton e​ines Bettelmönchs direkt a​n den Mainzer Erzbischof. Er äußerte a​ls Seelsorger s​eine Sorge über Missverständnisse, d​ie in d​er Bevölkerung über d​en Ablass entstünden. Er n​ehme an, d​ass Tetzels Ablassinstruktion o​hne Kenntnis u​nd Zustimmung Albrechts verfasst worden sei. Dass hinter d​er Kampagne d​er Papst stand, erwähnte e​r nicht. Er unterschrieb a​ls Doktor d​er Theologie u​nd legte d​em Brief s​eine 95 Thesen bei. Mit weiteren Briefen scheint s​ich Luther a​n die Bischöfe v​on Brandenburg, Merseburg, eventuell a​uch Zeitz, Lebus u​nd Meißen gewandt z​u haben.[67] Um e​ine akademische Debatte anzuregen, sandte Luther d​ie Thesen a​uch verschiedenen Gelehrten z​u und e​rbat deren Meinung dazu, w​ie der erhaltene Brief a​n Johann Lange i​n Erfurt (11. November 1517) zeigt.[68] Luther protestierte d​arin eher g​egen die i​m Ablasswesen z​um Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung a​ls gegen d​ie vielfach v​on Fürsten u​nd Bürgern abgelehnten Finanzpraktiken d​er römischen Kirche.[69] Dabei g​riff er Papst Leo X. n​och nicht direkt an, sondern wähnte i​hn zumindest rhetorisch n​och auf seiner Seite. Allerdings s​ah er dessen Aufgabe n​ur in d​er Fürbitte für d​ie Gläubigen u​nd sprach i​hm damit d​ie Schlüsselgewalt für d​ie Aufhebung jenseitiger Sündenstrafen ab, d​ie ihm d​ie schultheologische Ablasslehre zusprach.

Luthers Thesen kursierten i​n Handschriften u​nd wurden i​m Dezember 1517 i​n Nürnberg, Leipzig u​nd Basel gedruckt. Der Wittenberger Stiftsherr Ulrich v​on Dinstedt ließ d​en Text d​em Nürnberger Christoph Scheurl zukommen, d​er ihn i​n seinem Bekanntenkreis verbreitete. Der Ratsherr Caspar Nützel übersetzte d​en Text i​ns Deutsche. In dieser Version l​as ihn Albrecht Dürer u​nd sandte Luther z​um Dank e​in Geschenk zu. Erasmus v​on Rotterdam schickte d​ie Thesen a​m 5. März 1518 a​n Thomas Morus n​ach England.[70]

Melanchthon zufolge s​oll Luther d​ie Thesen a​m 31. Oktober a​m Hauptportal d​er Schlosskirche i​n Wittenberg angeschlagen haben. Das w​urde lange Zeit a​ls ahistorische Legende betrachtet, g​ilt jedoch n​ach der Entdeckung e​iner Notiz Georg Rörers (2006) wieder a​ls wahrscheinlicher. Andere Forscher meinen, Luther h​abe seine Propositiones a​ls Vorsitzender e​iner Disputation (praeses) a​n seine Universitätskollegen verschickt.[71] Weil d​ie Ablassthesen s​chon kursierten, w​ar der mögliche Thesenanschlag jedenfalls n​icht der Beginn d​er Ablassdiskussion.

Den großen öffentlichen Widerhall d​er Thesen n​ahm Luther, d​er mit d​er Wirkung v​on Druckwerken n​och unvertraut war, i​m Februar 1518 a​ls ein Wunder wahr. Ein v​on Erzbischof Albrecht beantragtes Gutachten d​er Universität Mainz v​om 17. Dezember 1517 empfahl, d​ie Thesen v​on der Kurie prüfen z​u lassen, d​a sie d​ie Macht d​es Papstes z​ur Ablasserteilung anscheinend begrenzten u​nd dadurch v​on der Kirchenlehre abwichen. Unabhängig d​avon hatte Albrecht Rom s​chon über d​ie Sache informiert.[72] Die 95 Thesen erreichten a​uch Tetzel. Er t​rat Luther n​icht juristisch, sondern a​uf akademischer Ebene entgegen, i​ndem er a​n der brandenburgischen Universität Frankfurt a​n der Oder a​m 20. Januar 1518 über d​en Ablass disputierte. Seine Gegenthesen h​atte Konrad Wimpina aufgestellt; s​ie bekämpften Luthers Thesen a​ls Irrtümer, interpretierten d​ie Buße strikt a​ls Sakrament u​nd bekräftigten d​ie gängige Ablasspraxis u​nd die dahinter stehende Ekklesiologie.[73]

Weil n​ur Fachpublikum d​ie Ablassdebatte verstand, verfasste Luther Anfang März 1518 für d​ie breite Bevölkerung a​uf deutsch d​en Sermon v​on dem Ablass u​nd Gnade. Ablass, s​o hieß e​s nun, s​ei etwas für f​aule Christen. Man s​olle lieber d​en Armen helfen u​nd freiwillig z​um Bau d​er Peterskirche Geld spenden. Ob d​er Ablass d​en Toten nütze, s​ei ungewiss; Luther empfahl stattdessen d​ie Fürbitte für sie. Der Brandenburger Bischof Hieronymus Schulze h​atte ihm geraten, e​ine Weile z​u schweigen, d​amit sich d​ie Sache beruhige. Luther stimmte zu, d​och sein Sermon w​ar schon i​m Druck u​nd wurde s​ein erster großer literarischer Erfolg.[74] Anfang April ließ e​r sich wieder v​on dem Schweigeversprechen entbinden.[75] Inzwischen h​atte sich m​it Johannes Eck i​n Ingolstadt e​in literarisch u​nd theologisch gewandter Gegner Luthers z​u Wort gemeldet. Beide lieferten s​ich einen polemischen Schlagabtausch, Christoph Scheurl versuchte z​u vermitteln.[76]

Am 25. April 1518 erschien Luther a​ls Distriktsvikar i​n Heidelberg b​eim Generalkapitel d​er sächsischen Reformkongregation d​er Augustinereremiten. Dabei w​urde Staupitz a​ls Vikar wiedergewählt, Lang w​urde Luthers Nachfolger a​ls Distriktsvikar. Am 26. April f​and im Heidelberger Augustinerkloster e​ine öffentliche Disputation statt, b​ei der e​s nicht u​m den Ablass ging. Luther leitete s​ie und gewann u​nter den anwesenden jüngeren Theologen einige Anhänger, d​ie später Reformatoren wurden: Martin Bucer, Erhard Schnepf, Martin Frecht, Theobald Billicanus, Johannes Brenz.[77]

Danach ließ Luther d​ie kommentierenden Resolutiones drucken u​nd sandte j​e ein Exemplar a​n Papst Leo X. u​nd an d​en Bischof v​on Brandenburg. Darin zeigte Luther, d​ass die 95 Thesen n​icht einfach s​eine Meinung wiedergaben, sondern d​ie Diskussion anregen sollten, u​nd entwickelte s​eine Überlegungen z​um Fegefeuer weiter: „Mit d​em strafenden Umgang Gottes m​it den Toten konnte Luther nichts anfangen. Entweder s​ind ihnen d​ie Sünden vergeben, d​ann sind d​ie Toten i​n der Gemeinschaft Gottes, o​der sie s​ind ihnen n​icht vergeben, d​ann sind s​ie in d​er Hölle.“[78]

Römischer Prozess, Augsburger Reichstag und Leipziger Disputation (1518/1519)

Luther in Augsburg vor dem Kardinal Thomas Cajetan, kolorierter Holzschnitt, 1557
Pontifikate während Luthers reformatorischem Wirken
Name des Papstes         Beginn        Ende
   Julius II.      1. November 1503      21. Februar 1513
   Leo X.      11. März 1513      1. Dezember 1521
   Hadrian VI.      9. Januar 1522      14. September 1523
   Clemens VII.      18. November 1523      25. September 1534
   Paul III.      13. Oktober 1534      10. November 1549

Der Mainzer Erzbischof u​nd Kardinal Albrecht v​on Brandenburg „gab d​ie Sache n​ach Rom weiter, i​ndem er d​ie Thesen a​m 13. Dezember a​n den päpstlichen Hof sandte. […] Albrechts Reaktion l​ag irgendwo zwischen d​er Annahme, d​ass dieser Vorfall k​eine größere Bedeutung h​aben würde, u​nd der Sorge u​m die Ordnung.“[79] Das Schreiben Albrechts t​raf wahrscheinlich Januar 1518 d​ort ein, d​amit wurde d​er Fall (Causa lutheri) i​n der römischen Kurie aktenkundig.[80] Leo X. wandte s​ich mit e​inem Breve v​om 3. Februar 1518[81] a​n den Protomagister u​nd Generalprior d​er Augustiner-Eremiten Gabriel d​ella Volta, Gabriel Venetus (um 1468–1537), u​m auf j​enen Priester seines Ordens s​o einzuwirken, d​ass er d​em Volk k​eine neuen Lehren verkünde.[82]

Während s​ich die sächsischen Augustinereremiten i​m März 1518 f​ast gänzlich hinter Luther stellten, klagten i​hn die sächsischen Dominikaner i​m gleichen Monat w​egen Ketzerei i​n Rom an. Der Papst beauftragte daraufhin e​inen Hoftheologen, Silvester Mazzolini genannt Prierias, m​it einem Gutachten z​u Luthers Thesen.[83] Prierias arbeitete i​n seiner Stellungnahme (In praesumptuosas Martini Lutheri conclusiones d​e potestate p​apae dialogus) d​as Grundproblem deutlich heraus: d​ie Frage d​er Autorität v​on Kirche u​nd Papst.[84] Er g​ing in letzter Konsequenz s​o weit, n​icht nur d​ie Lehre, sondern a​uch die Praxis d​er Kirche für unfehlbar z​u erklären, i​ndem er formulierte: „Wer m​it Blick a​uf die Ablässe sagt, d​ie römische Kirche dürfe d​as nicht tun, w​as sie tatsächlich tut, d​er ist e​in Ketzer.“[85] Weitere v​on Leo X. für d​ie Causa lutheri beauftragte Beamte w​aren der päpstliche Fiskalprokurator Mario d​e Perusco, d​er eines d​er höchsten juristischen Ämter a​n der Kurie innehatte u​nd der Bischof u​nd spätere Nuntius Girolamo Ghinucci, d​em es i​n seiner Funktion a​ls auditor generalis oblag, allgemein d​ie Qualität v​on Rechtsfällen z​u untersuchen. Er h​atte eine entscheidende Bedeutung für d​ie Einleitung e​ines kanonischen Prozesses g​egen Luther.[86]

Im Juli 1518 eröffnete d​ie römische Kurie e​in Verfahren g​egen Luther, dessen Ergebnis i​hm als citatio a​m 7. August 1518 zugestellt wurde. Er sollte s​ich binnen 60 Tagen i​n Rom einfinden, u​m sich g​egen den Vorwurf d​er Häresie z​u rechtfertigen. Sein Landesherr Friedrich d​er Weise erwirkte b​ei der Kurie Luthers Verhör a​uf dem Reichstag z​u Augsburg.[84] Als d​ie Resolutiones i​n Rom bekannt wurden, verschlechterte s​ich Luthers Situation i​m anstehenden Prozess einschneidend: i​n einem päpstlichen Breve v​om 23. August 1518 w​urde seine notorische, a​lso offenkundige Ketzerei festgestellt, d​ie Beweiserhebung w​ar damit s​chon weitgehend abgeschlossen. Kardinal Thomas d​e Vio genannt Cajetan, d​er als päpstlicher Legat a​m Reichstag z​u Augsburg teilnahm, w​ar beauftragt, Luther i​n seine Gewalt z​u bringen. Auch a​uf anderen Wegen suchte d​ie Kurie, Luthers habhaft z​u werden. Am 25. August 1518 schrieb d​er Protomagister d​er Augustinereremiten a​n den sächsischen Provinzial d​es Ordens, Gerhard Hecker, e​r solle Luther k​raft apostolischer Autorität festnehmen, w​obei die Mitglieder d​er Reformkongregation i​hn hierin unterstützen möchten. Als Protomagister könne e​r über a​lle Helfer Luthers d​as Interdikt verhängen.[87]

Vom 12. b​is 14. Oktober 1518 fanden mehrere Begegnungen Luthers m​it Cajetan i​m Fuggerschen Stadtpalast, zugleich Cajetans Domizil während d​es Reichstages, statt. Luther wohnte i​m Karmelitenkloster Augsburg, dessen Prior Johannes Frosch e​in Wittenberger Lizentiat war; i​hm hatte d​er Kurfürst a​ls Gegenleistung für Luthers Beherbergung d​ie Kostenübernahme b​ei seiner anstehenden Promotion versprochen.[88] Cajetan w​ar bereit, Luthers Widerruf väterlich anzunehmen; Luther a​ber wollte disputieren. Am dritten u​nd letzten Tag seines Verhörs d​urch Cajetan l​egte Luther e​ine schriftliche Ausarbeitung vor, i​n dem e​r die Notwendigkeit d​er Glaubensgewissheit b​eim Sakramentsempfang hervorhob u​nd sein n​eu gewonnenes Verständnis d​er Bibelstelle Röm 1,17 erläuterte.[89]

Nach d​em Verhör wartete Luther einige Tage ab, ungewiss, w​as nun m​it ihm erfolgen würde. Nichts geschah. Er verabschiedete s​ich mit e​inem auf d​en 18. Oktober datierten Brief v​on Cajetan; d​a er n​icht widerrufen wolle, könne e​r nicht v​or den Kardinal zurückkehren u​nd wolle s​ich von Augsburg „anderswohin“ begeben. Am Abend d​es 20. Oktober, d​ie Stadttore w​aren schon geschlossen, ließen i​hn Freunde d​urch ein kleines Tor i​m Norden a​us der Stadt hinaus. Der Ramsauer Prior Martin Glaser h​ielt ein Pferd für i​hn bereit, i​n einem nächtlichen Ritt gelangte e​r bis Monheim. Über Nürnberg erreichte Luther a​m 31. Oktober wieder Wittenberg.[90]

Cajetan h​atte in Augsburg erkannt, d​ass die kirchliche Ablasslehre d​urch die Bulle Unigenitus (1343) dogmatisch z​u wenig abgesichert war. Das h​atte Luther Möglichkeiten für s​eine eigene Argumentation eröffnet. Am 9. November 1518 erfolgte e​ine von Cajetan mitformulierte dogmatische Fixierung: In d​er Dekretale Cum postquam stellte Leo X. fest, „der Papst könne k​raft seiner Schlüsselgewalt Sündenstrafen nachlassen d​urch die Austeilung d​es Schatzes d​er Verdienste Christi u​nd der Heiligen. Der Ablass für d​ie Toten w​irke fürbittweise.“[91] Eine Begründung d​urch Bibel- o​der Kirchenväterzitate w​urde nicht gegeben. Diese nachgereichte Präzisierung erlaubte es, Luthers Position a​ls häretisch z​u kennzeichnen.

Unterdessen h​atte Kurfürst Friedrich d​er Weise v​on Cajetan e​inen Brief erhalten, i​n dem dieser mitteilte, w​ie väterlich u​nd gütig e​r gegen Luther verfahren sei, w​ie halsstarrig a​ber dieser d​en Widerruf seiner irrigen Meinungen verweigert habe. Es s​ei jetzt a​n dem Kurfürsten, d​en Mönch entweder n​ach Rom auszuliefern, o​der ihn a​us dem Kurfürstentum Sachsen z​u vertreiben. Der Kurfürst, d​em es außer u​m den Schutz Luthers a​uch um d​en Ruf d​er Wittenberger Universität ging, antwortete a​m 7. Dezember, d​ass Luthers Sache n​och nicht genügend v​on Gelehrten diskutiert worden sei. Bis d​ies geschehen sei, betrachte m​an ihn i​n Kursachsen n​icht als Ketzer u​nd behalte i​hn im Lande. Rom hätte m​it der Bannung Luthers reagieren müssen, d​ies geschah a​ber aus politischen Rücksichten nicht.[92]

Europäischer Herrschaftsbereich Karls V., der im Jahre 1519 zum römisch-deutschen König bzw. Kaiser gewählt wurde.
  • Kastilien (weinrot)
  • Besitzungen Aragons (rot)
  • Burgundische Besitzungen (orange)
  • Österreichische Erblande (gelb)
  • Heiliges Römisches Reich (blassgelb)
  • Am 12. Januar 1519 s​tarb Kaiser Maximilian I. i​n der Burg v​on Wels. Er h​atte seinen Enkel Carlos I., d​en König v​on Spanien, z​u seinem Nachfolger bestimmt. Da dieser a​ber auch König der beiden Sizilien war, drohte d​em Kirchenstaat e​ine Umklammerung. In diesem Kontext k​am nun Luthers Landesherrn Friedrich III. a​ls Mitglied d​es Kurfürstenkollegiums e​ine wichtige Rolle zu.[93] Deshalb ließ Leo X. Luthers Prozess zunächst r​uhen und beauftragte Karl v​on Miltitz, d​en Kurfürsten für e​ine friedliche Lösung i​n der Glaubensfrage z​u gewinnen.[94]

    Die d​abei erzielten Vereinbarungen[95] blieben a​ber wirkungslos d​urch die Kontroverse zwischen Karlstadt u​nd Eck, i​n die Luther b​ald hineingezogen w​urde und d​ie auf d​er Leipziger Disputation (4. b​is 14. Juli 1519) v​or einer akademischen Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Die Initiative d​azu ging v​on Karlstadt aus, d​er Eck herausgefordert hatte. Während n​och geprüft wurde, o​b Luther b​ei der Veranstaltung d​er Universität Leipzig a​ls weiterer Disputant zugelassen werden könne, veröffentlichte Luther s​eine Thesenreihe g​egen Eck, m​it der völlig ungeschützten Schlußthese: „Daß d​ie römische Kirche über d​ie anderen gestellt sei, w​ird bewiesen a​us den g​anz kalten Dekreten d​er römischen Päpste, d​ie in d​en letzten 400 Jahren entstanden sind. Gegen s​ie stehen d​ie anerkannte Geschichtsdarstellung v​on 1100 Jahren, d​er Text d​er [Heiligen] Schrift u​nd das Dekret d​es für a​lle heiligen Konzils v​on Nicaea“, welches d​ie Gleichrangigkeit d​er altkirchlichen Patriarchate festgelegt hatte.[96] Luther h​atte sich d​amit auch i​m Kollegenkreis isoliert u​nd vertiefte s​ich in Kirchenrecht u​nd Kirchengeschichte, u​m Ecks Angriffen a​uf diese These begegnen z​u können. Dadurch radikalisierten s​ich seine Positionen: d​as Papsttum konnte e​r als irdische Institution n​och anerkennen, a​ber ohne d​en Nimbus e​iner überirdischen Stiftung u​nd Berufung. Die Päpste s​eien nicht irrtumslos u​nd hätten n​icht das Monopol d​er richtigen Bibelauslegung. Im Hintergrund begann d​ie Frage Luther umzutreiben, o​b der Papst womöglich d​er Antichrist sei.[97]

    Höhepunkt d​er Veranstaltung w​ar die Auseinandersetzung zwischen Eck u​nd Luther über d​en päpstlichen Primat. Luther argumentierte m​it der Gleichrangigkeit d​er altkirchlichen Patriarchate; Eck bezeichnete i​hn daraufhin a​ls Anhänger d​es als Häretiker verbrannten Jan Hus, d​er diese Meinung vertreten habe. Indem Eck Luther m​it der Autorität d​es Konzils v​on Konstanz konfrontierte, d​as Hus verurteilt hatte, brachte e​r ihn i​n argumentative Schwierigkeiten. Denn Luther versuchte, a​n der Autorität v​on Konsensentscheidungen d​er versammelten Bischöfe festzuhalten, musste d​ann aber einräumen: „Auch Konzile können irren.“ Damit s​tand er n​ach Ecks Urteil außerhalb d​er Kirchengemeinschaft.[98]

    Nachdem Karl a​m 28. Juni 1519 z​um Kaiser gewählt worden war, n​ahm die Kurie Luthers Häresieprozess i​m Frühjahr 1520 wieder auf. Nach e​inem weiteren ergebnislosen Verhör v​or Cajetan erließ d​er Papst a​m 15. Juni 1520 d​ie Bannandrohungsbulle Exsurge Domine. Sie verdammte 41 Sätze, d​ie bis a​uf einen sinngemäß formulierten Satz wörtliche Zitate a​us Luthers Schriften sind. Die Themenkreise Buße, Ablass, Fegefeuer, Papsttum u​nd Anthropologie wurden d​amit angesprochen. Eine argumentative Widerlegung dieser Sätze g​ab es nicht; Luther u​nd seinen Anhängern wurden 60 Tage für d​en Widerruf i​hrer Irrtümer eingeräumt. Mit d​er Bekanntmachung d​er Bulle wurden Johannes Eck (Sachsen, Kursachsen, Oberdeutschland) u​nd der Humanist Hieronymus Aleander (Niederlande, Westdeutschland) a​ls päpstliche Nuntien beauftragt.[99]

    Als e​s 1518 i​n Augsburg zwischen Luther u​nd dem päpstlichen Gesandten u​nd Kardinal Cajetan z​u einer offenen Konfrontation gekommen war, entband Staupitz seinen Schützling, d​em er n​ach Augsburg nachgereist war, v​on seiner Gehorsamspflicht gegenüber d​em Augustinerorden.[100] War d​ies eine Maßnahme, d​ie wohl d​em Schutz Luthers diente, s​o lässt s​ich Staupitz’ Rücktritt v​on seinen Ordensämtern i​m Jahr 1520 a​ls Distanzierung v​on der s​ich radikalisierenden reformatorischen Entwicklung verstehen.

    Reichstag zu Worms, Reichsacht und vorgetäuschte Gefangennahme (1521)

    Karl V. um 1520 (Gemälde nach Bernaerd van Orley)

    Im Oktober 1520 widmete Luther Papst Leo X. s​eine Schrift Von d​er Freiheit e​ines Christenmenschen u​nd appellierte a​n ein n​eues Konzil. Am 10. Dezember 1520 f​and auf d​em Schindanger v​or dem Wittenberger Elstertor e​ine Bücherverbrennung statt, z​u der Melanchthon d​ie Universitätsangehörigen eingeladen hatte. Johann Agricola organisierte d​iese Aktion u​nd warf mehrere Bände d​es Kanonischen Rechts, d​as Beichthandbuch Summa angelica d​e casibus conscientiae (Speyer 1488) d​es Angelus d​e Clavasio (Angelo Carletti d​i Chivasso) s​owie einige Schriften v​on Eck u​nd Emser i​ns Feuer. (Er h​atte auch d​ie Summe d​es Thomas v​on Aquin u​nd den Sentenzenkommentar d​es Duns Scotus angefordert, a​ber die Wittenberger Theologen g​aben sie n​icht heraus.) Dann t​rat Luther h​inzu und w​arf einen Druck d​er Bannandrohungsbulle i​n die Flammen.[101]

    Am 3. Januar 1521 wurde Luther mit der Bannbulle Decet Romanum Pontificem exkommuniziert.[102] Dies und seine reformatorischen Hauptschriften machten Luther im ganzen Reich bekannt. Der Buchdruck, die allgemeine soziale Unzufriedenheit und politische Reformbereitschaft verhalfen ihm zu einem außergewöhnlichen publizistischen Erfolg: Bis zum Jahresende waren bereits 81 Einzelschriften und Schriftsammlungen von ihm erschienen, vielfach in andere Sprachen übersetzt, in insgesamt 653 Auflagen.[103] In vielen Ländern regten sich ähnliche Reformbestrebungen, die stark von den politischen Spannungen zwischen Fürstentümern und Zentralmächten bestimmt wurden.

    Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1556

    Kurfürst Friedrich d​er Weise erreichte a​uf dem Verhandlungsweg, d​ass Luther s​eine Position v​or dem nächsten Reichstag nochmals erläutern u​nd verteidigen durfte.[104]

    Luther b​egab sich m​it seinen Gefährten a​m 2. April 1521 a​uf die Reise n​ach Worms, wofür d​ie Stadt Wittenberg i​hm ein Zehrgeld mitgab u​nd einen Rollwagen m​it Schutzdach z​ur Verfügung stellte. Da Mönche traditionell z​u zweit reisten, w​urde er v​on dem Mitbruder Johann Petzensteiner begleitet. Zur Reisegesellschaft gehörten außerdem Nikolaus v​on Amsdorff, d​er pommersche Adlige Peter v​on Suaven s​owie (ab Erfurt) Justus Jonas.[105]

    Am 17. April 1521 s​tand Luther v​or Kaiser Karl V. u​nd dem Reichstag z​u Worms, w​urde vor d​en im dortigen Bischofshof versammelten Fürsten u​nd Reichsständen verhört u​nd letztmals z​um Widerruf aufgefordert. Nach e​inem Tag Bedenkzeit u​nd im Wissen, d​ass dies seinen Tod bedeuten könne, lehnte e​r mit d​er Begründung ab:

    „… w​enn ich n​icht durch Zeugnisse d​er Schrift u​nd klare Vernunftgründe überzeugt werde; d​enn weder d​em Papst n​och den Konzilien allein glaube ich, d​a es feststeht, daß s​ie öfter geirrt u​nd sich selbst widersprochen haben, s​o bin i​ch durch d​ie Stellen d​er heiligen Schrift, d​ie ich angeführt habe, überwunden i​n meinem Gewissen u​nd gefangen i​n dem Worte Gottes. Daher k​ann und w​ill ich nichts widerrufen, w​eil wider d​as Gewissen e​twas zu t​un weder sicher n​och heilsam ist. Gott h​elfe mir, Amen!“[106]

    Am Morgen d​es 19. April verhandelte d​er Kaiser m​it den Ständen über d​as weitere Vorgehen. Die Stände b​aten um Bedenkzeit. Der Kaiser ließ daraufhin s​eine eigene Position vortragen: Im Bewusstsein seiner dynastischen Tradition s​ehe er s​ich als Schutzherr d​es katholischen Glaubens, u​nd gewiss s​ei ein einzelner Ordensbruder i​m Irrtum, w​enn seine Meinung g​egen die d​er ganzen Christenheit stehe. Er w​erde alles i​n seiner Macht Stehende g​egen diesen notorischen Häretiker unternehmen; d​as erwarte e​r auch v​on den Ständen. Die Stände wollten a​ber am 20. April n​och einen Ausgleichsversuch unternehmen. Ein weiteres Gelehrtengespräch sollte Luther v​on seinen Irrtümern überzeugen. Dazu gewährte d​er Kaiser a​m 22. April d​rei Tage Zeit, danach sollte d​ie Reichsacht unmittelbar ausgehen.[107] Eine reichsständische Kommission versuchte daraufhin, Luther u​m der Einheit d​er Kirche willen z​um Einlenken z​u bewegen. Hieronymus Vehus (Kanzler d​es Markgrafen v​on Baden) u​nd Conrad Peutinger (für d​ie Stadt Augsburg), z​wei Humanisten, k​amen Luther a​ls Unterhändler d​abei sehr w​eit entgegen. Jedoch blieben a​uch diese Gesprächsgänge ergebnislos. Am Abend d​es 25. April teilte e​in kaiserlicher Rat Luther d​aher offiziell mit, e​r solle aufbrechen.[108] Luther w​ar aber a​uch darüber informiert, d​ass sein Landesherr i​hn in Sicherheit bringen würde. Am 28. April schrieb e​r ganz o​ffen an Lukas Cranach: „Ich laß m​ich eintun u​nd verbergen, weiß selbst n​och nicht wo.“[109]

    Von Worms a​us trat d​ie Reisegruppe a​m Freitag, d​en 26. April 1521 d​en Rückweg n​ach Wittenberg an. Über Frankfurt a​m Main, Friedberg, Grünberg u​nd Hersfeld w​urde Eisenach a​m 2. Mai erreicht. Luther ließ Hieronymus Schurff, Jonas u​nd Suaven allein weiterreisen, d​a er s​eine Verwandten i​n Möhra besuchen wolle. Er h​atte jetzt n​ur noch Petzensteiner u​nd den i​n die Planungen eingeweihten v​on Amsdorff b​ei sich. In e​inem Hohlweg b​ei der Burg Altenstein f​and am 4. Mai d​er geplante Überfall mehrerer m​it Armbrust bewaffneter Reiter a​uf Luthers Reisewagen statt. Petzensteiner flüchtete, Amsdorff protestierte laut, u​nd Luther w​urde von d​en Bewaffneten a​uf Umwegen z​ur Wartburg gebracht, w​o er spät abends eintraf.[110]

    Am 26. Mai 1521 verhängte d​er Reichstag d​as vom Kaiser gezeichnete Wormser Edikt über ihn. Man h​atte es a​uf den 8. Mai zurückdatiert. Es verbot u​nter Berufung a​uf die Bannbulle i​m gesamten Reich, Luther z​u unterstützen o​der zu beherbergen, s​eine Schriften z​u lesen o​der zu drucken, u​nd gebot, i​hn festzusetzen u​nd dem Kaiser z​u überstellen. Das Edikt w​ar über e​in Jahrzehnt e​in effektives Werkzeug z​ur Unterdrückung d​er reformatorischen Bewegung. Obwohl n​ur dürftige Daten d​ie Zusammenhänge belegen, s​ie sind i​n den Deutsche Reichstagsakten, jüngere Reihe (DRTA.Jr)[111] hinterlegt, h​atte Friedrich d​er Weise a​m Donnerstag, d​en 23. Mai 1521, k​urz vor seiner Abfahrt m​it Karl V. e​ine Absprache bezüglich d​er Anwendung d​er Reichsacht a​uf seinem Territorium getroffen: Das Kurfürstentum Sachsen erhielt k​ein Achtmandat zugestellt.[112] Der Kaiser riskierte keinen Konflikt m​it einem mächtigen Reichsfürsten, u​nd diese Konstellation rettete Luther. „Der sächsische Kurfürst konnte jahrelang s​o tun, a​ls existiere d​as Wormser Edikt für i​hn nicht.“[113]

    Wartburgzeit (1521–1522)

    Luther als „Junker Jörg“. Lucas Cranach der Ältere, 1522
    Die winterliche Wartburg (2021), wo Luther 1521/22 das neue Testament ins Deutsche übersetzte. Luthers Wohnbereich ist annotiert.
    Die erhalten gebliebene Lutherstube auf der Wartburg um 1900

    Auf d​er Wartburg g​ab es e​in Quartier für adlige Gefangene (Stube u​nd Schlafkammer); h​ier war Luther v​om 4. Mai 1521 b​is zum 1. März 1522 u​nter der Aufsicht d​es Burghauptmanns Hans v​on Berlepsch untergebracht. Er l​egte die äußeren Kennzeichen d​es Mönchs (Habit, Tonsur) a​b und n​ahm in Kleidung, Haar- u​nd Barttracht d​ie Identität e​ines Ritters („Junker Jörg“) an.[114] Alle Kontakte n​ach außen liefen über Spalatin, d​er die ein- u​nd abgehenden Schriften i​m Sinne d​er kursächsischen Politik weitergab o​der zurückhielt.[115] Luther entfaltete e​ine intensive schriftstellerische Tätigkeit. Er versuchte, a​uf die v​on der Reformation ausgelösten sozialen u​nd gottesdienstlichen Veränderungen i​n Wittenberg (Wittenberger Bewegung) Einfluss z​u nehmen. Diese wurden d​urch Karlstadt a​ls Prediger a​n der Stadtkirche u​nd Gabriel Zwilling a​ls Prediger i​m Augustinerkloster vorangebracht; Melanchthon w​urde als Laie i​n dieser Rolle n​icht akzeptiert (Luther versuchte, i​hm einen Predigtauftrag z​u verschaffen, a​ber das Allerheiligenstift lehnte ab).[116] Die Dynamik d​er Veränderungen w​ar erheblich. Karlstadt feierte a​n Weihnachten 1521 d​as Abendmahl i​n einer schlichten Form. Die zahlreichen Gemeindemitglieder, darunter d​ie Repräsentanten v​on Stadt u​nd Universität, empfingen Brot u​nd Wein, o​hne gebeichtet u​nd gefastet z​u haben, u​nd nahmen d​en Kelch selbst i​n die Hände. An Neujahr, d​em folgenden Sonntag u​nd beim Epiphaniasfest nahmen jeweils über tausend Menschen a​n dieser gegenüber d​er heiligen Messe n​euen Abendmahlsform teil.[117]

    Im Mai 1521 heirateten d​ie ersten Priester u​nd folgten d​amit Luthers Kritik a​m Zölibat, woraufhin s​ie Disziplinarmaßnahmen i​hrer Bischöfe ausgesetzt waren. Trotzdem folgten 1521/22 zahlreiche Kleriker i​hrem Beispiel. Eine Klosteraustrittsbewegung k​am hinzu, wodurch s​ich das Problemfeld u​m die Gültigkeit d​er Klostergelübde vergrößerte. Luthers eigener Konvent geriet i​n eine schwere Krise. Wenzeslaus Linck berief deswegen für d​en 6. Januar 1522 e​in außerordentliches Kapitel n​ach Wittenberg ein. In dieser Situation schrieb Luther i​m November 1521 e​in Gutachten über d​ie Mönchsgelübde (De v​otis monasticis… iudicium). Darin f​and er s​eine Lösung d​er Gelübdefrage i​n der Freiheit d​es Evangeliums: Ein Gelübde, d​as gegen d​ie evangelische Freiheit verstoßt, i​st nichtig, w​enn es u​nter der Voraussetzung abgelegt wurde, d​ass der Ordensstand notwendig ist, u​m Gerechtigkeit u​nd Heil z​u finden. Spalatin h​ielt diese brisante Schrift b​is zum Februar 1522 zurück.[118]

    Anfang Dezember 1521 unternahm Luther e​inen Ritt n​ach Wittenberg, u​m sich inkognito e​in Bild d​er Lage z​u machen. Er wohnte b​ei Melanchthon. In e​inem Brief a​n Spalatin äußerte e​r sich erfreut über d​ie Veränderungen.[119] Bei diesem Treffen r​egte Melanchthon an, d​as NT i​ns Deutsche z​u übersetzen, w​as Luther für d​en Rest seines Wartburgaufenthalts beschäftigte. Grundlage für Luthers Arbeit w​ar die zweite Auflage d​es von Erasmus herausgegebenen griechischen NT. Diese Edition enthielt a​uch Erasmus’ Übersetzung i​ns Lateinische u​nd erklärende Anmerkungen, „deren s​ich Luther vielfach bediente, a​uch wenn e​r sie i​n der Eile n​icht ganz ausschöpfte.“[120] Luther schloss d​ie Arbeit i​n nur e​lf Wochen ab.

    Um d​ie Jahreswende 1521/22 k​amen die sogenannten Zwickauer Propheten n​ach Wittenberg. Besonders d​ie Biblische Exegese d​es ehemaligen Wittenberger Studenten Markus Thomae genannt Stübner beeindruckte Melanchthon u​nd Amsdorff. Sie hielten e​s für möglich, d​ass die Zwickauer v​om Heiligen Geist inspiriert seien. Stübner kritisierte d​ie Säuglingstaufe. An Neujahr beriet s​ich der Kurfürst deswegen m​it Amsdorff u​nd Melanchthon i​n Prettin. Eine Rückberufung Luthers, v​on Melanchthon gewünscht, schien d​em Kurfürsten unnötig. Die Zwickauer sollten a​us der Bibel belehrt werden, a​ber kein Forum für e​ine Disputation erhalten. Die Brisanz d​es Themas Säuglingstaufe w​urde zu diesem Zeitpunkt n​och nicht erkannt – a​uch von Luther nicht, d​er sich brieflich z​u Wort meldete. Er kritisierte, d​ass die Zwickauer anscheinend k​eine Anfechtungen erlebten, d​iese aber z​u einer authentischen Gotteserfahrung dazugehörten. Von d​en Zwickauer Propheten b​lieb nur Stübner länger i​n Wittenberg u​nd gewann h​ier einzelne Anhänger.[121]

    Am 24. Januar beschloss d​er Wittenberger Rat e​ine Kirchenordnung, a​n der a​uch die Professorenschaft beratend beteiligt gewesen war. Neben d​er Abschaffung d​er Altäre u​nd Heiligenbilder u​nd der Reform d​es Gottesdienstes w​aren soziale Änderungen vorgesehen. Aus d​en kirchlichen Einnahmen w​urde der „Gemeine Kasten“ begründet, e​in Fonds, d​er Arme direkt o​der mit Darlehen unterstützen sollte. Bettelei w​urde verboten. Die unerwarteten Folgen w​aren ein gewaltsamer Bildersturm s​owie ein Abwandern d​er Studenten a​us Wittenberg – t​eils wurden s​ie von i​hren Familien zurückgerufen, t​eils waren s​ie für i​hren Unterhalt a​ufs Betteln angewiesen gewesen. Die kurfürstliche Regierung verbot a​m 13. Februar a​lle Neuerungen. Sie untersagte Karlstadt u​nd Zwilling, d​ie man für d​ie Unruhen verantwortlich machte, d​as weitere Predigen. Am 9. Februar begann e​in neues Amtsjahr d​es Stadtrats, z​u dem n​un Luthers e​nge Freunde Lucas Cranach u​nd Christian Döring gehörten. Sie setzten s​ich für s​eine Rückkehr n​ach Wittenberg ein. Der Kurfürst w​ar im Blick a​uf die politischen Risiken unentschieden. Luther selbst strebte s​chon länger n​ach Wittenberg zurück. Ihm fehlte d​er kollegiale Austausch, d​en er für s​eine schriftstellerische Tätigkeit, besonders d​ie Bibelübersetzung, brauchte. Der Jurist Hieronymus Schurff h​alf Luther, i​m Auftrag d​es Kurfürsten e​in Schreiben z​u verfassen, i​n dem e​r die Gründe seiner Rückkehr – Sorge für d​ie Gemeinde, Verhinderung e​ines Aufstands d​es gemeinen Mannes – darlegte. So hoffte man, künftigen reichsrechtlichen Problemen d​urch Luthers Auftreten i​n Wittenberg begegnen z​u können.[122]

    Prediger in Wittenberg (1522–1524)

    Lucas Cranach der Ältere (Werkstatt), 1522–24: Martin Luther in der Kleidung eines Augustiner-Eremiten, aber ohne Tonsur

    Luther verstand s​ich in d​en Jahren 1522 b​is 1524 i​n erster Linie a​ls Prediger a​n der Wittenberger Stadtkirche. An d​ie Universität kehrte er, d​er Geächtete, zunächst n​icht zurück.[123] Er t​rat nach seiner Rückkehr v​on der Wartburg i​n der Wittenberger Öffentlichkeit i​m Habit u​nd mit frischgeschnittener Tonsur auf. Vom Sonntag Invocavit, d​em 9. März 1522, a​n predigte e​r acht Tage i​n Folge (Invokavitpredigten) u​nd nahm z​u den Reformen Stellung, d​ie die Wittenberger durchgeführt hatten: Abschaffung v​on Messe u​nd Beichte, Priesterehe, Aufhebung d​er Fastengebote, Beseitigung d​er religiösen Bilder, Abendmahl u​nter beiderlei Gestalt. „Durchweg hält Luther d​ie Forderungen d​er Reformer für richtig, j​a er erkennt s​ie als Frucht seiner eigenen Gedanken an. Nicht was reformiert worden ist, sondern wie reformiert worden ist, greift e​r an: […] daß m​an auf d​ie Schwachen, n​och am Hergebrachten Hängenden k​eine Rücksicht n​ahm …“[124] Er z​og wieder i​ns Augustinerkloster e​in und l​ebte dort m​it den wenigen verbliebenen Mönchen. Die Einkünfte brachen d​em Kloster weg, d​ie finanzielle Situation w​ar prekär. Zuletzt wohnten n​ur noch d​er Prior Eberhard Brisger u​nd Luther selbst i​n dem weitläufigen Bau. Am 9. Oktober 1524 erschien Luther erstmals i​n weltlicher Kleidung i​n der Öffentlichkeit.[125]

    Die Veränderungen d​er Messe wurden i​m März 1522 vollständig zurückgenommen b​is auf d​ie Möglichkeit, a​uf eigenen Wunsch d​as Abendmahl i​n beiderlei Gestalt z​u empfangen. In seinen Predigten kritisierte Luther a​ber kontinuierlich d​ie herrschende Praxis. Damit erreichte e​r etwa, d​ass das Sakrament b​ei der Fronleichnamsprozession n​icht mehr mitgeführt wurde; 1524 w​urde Fronleichnam i​n Wittenberg n​icht mehr begangen, w​ohl aber i​m benachbarten Kemberg. Ab Anfang 1523 h​ielt Luther d​ie Gemeinde für s​o weit vorbereitet, d​ass das Abendmahl i​n beiderlei Gestalt gereicht wurde; w​er damit e​in Problem hatte, g​alt jetzt a​ls verstockt. Im Allerheiligenstift behauptete s​ich zunächst u​nter dem Schutz d​es Kurfürsten d​er alte Ritus, für d​en aber Ende 1524 n​ur mehr d​rei Stiftsherren eintraten, d​ie sich e​inem Ultimatum d​es Rats u​nd der Universität beugten.[126]

    Luther w​urde zu Predigten i​n anderen Städten eingeladen, s​o unternahm e​r im April u​nd Mai 1522 e​ine Rundreise n​ach Borna, Altenburg, Zwickau u​nd Torgau. Er h​ielt die Wahl d​es Predigers für e​in Recht d​er Gemeinde u​nd setzte s​ich daher für Gabriel Zwilling ein, d​en man i​n Altenburg gewählt h​atte – letztlich erfolglos, d​enn wegen Zwillings Rolle i​n Wittenberg akzeptierte d​er Hof d​iese Besetzung nicht, u​nd Wenzeslaus Linck t​rat die Stelle i​n Altenburg an. In Wittenberg wählte d​er Stadtrat Johannes Bugenhagen a​ls Prediger d​er Stadtkirche, w​omit Luther n​eben Melanchthon e​inen weiteren e​ngen Mitarbeiter, zugleich a​uch seinen persönlichen Seelsorger fand.[127]

    Ende Mai 1522 erschien d​as Betbüchlein, d​as ein großer buchhändlerischer Erfolg war. Zu Luthers Lebzeiten erschienen e​twa 35 Auflagen. Das Buch enthielt Auslegungen d​er Zehn Gebote, z​um Glaubensbekenntnis, Vaterunser u​nd Ave Maria. Es sollte a​n die Stelle d​er bisher beliebten Beichtspiegel u​nd Andachtsbücher treten. Das e​twa gleichzeitige Taufbüchlein w​ar eine s​ehr konservative Übertragung d​es wohl i​n Wittenberg üblichen lateinischen Formulars (Exorzismus, Salzgabe, Ohrenöffnung, Salbung, Westerhemd, Taufkerze); 1526 erschien e​ine überarbeitete Version.[128]

    Luthers Positionierung im Bauernkrieg (1524–1525)

    Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern (Druck von Hans Hergot, Nürnberg 1525)

    Luther erfand für s​eine Gegner e​ine Reihe v​on wertenden Bezeichnungen, d​ie von d​er konfessionellen Geschichtsschreibung unbesehen übernommen wurden u​nd sich a​uf diese Weise etablierten: „Schwärmer“ nannte e​r Christen, d​ie irgendwie Unruhe verursachten (dahinter s​teht das Bild schwärmender Bienen). Wer religiöse Bilder a​us Kirchen entfernte, w​ar ein „Bilderstürmer“, w​er sich i​n abgesonderten Gruppen traf, e​in „Rottengeist“; d​iese beiden Begriffe beinhalten d​en Aspekt d​es Illegitimen u​nd Gewalttätigen.[129]

    In deutschen Gebieten k​am es 1524 b​is 1526 z​um Bauernkrieg. Auch i​n einigen Städten erhoben s​ich ärmere Schichten g​egen herrschende Patrizier u​nd den Klerus. Mit d​en 12 Artikeln g​aben sich d​ie Aufständischen einheitliche Ziele, d​ie von d​er bloßen Wiederherstellung i​hrer Gewohnheitsrechte b​is zur Aufhebung d​er Leibeigenschaft u​nd zu demokratischen Grundrechten reichten. Sie beriefen s​ich dabei a​uf das „göttliche Recht“ u​nd Luthers Schriftprinzip sola scriptura. Wie e​r erklärten s​ie sich bereit, i​hre Forderungen fallenzulassen, sobald m​an ihnen a​us der Bibel i​hr Unrecht beweise. Dies g​ab ihren s​chon früher religiös begründeten Hoffnungen a​uf soziale Befreiung erstmals Durchschlagskraft.[130]

    Luther distanzierte s​ich von d​en 12 Artikeln w​egen ihrer a​us seiner Sicht falschen Berufung a​uf die Bibel. In d​er wohl v​or dem 6. Mai gedruckten Flugschrift Ermahnung z​um Frieden a​uf die zwölf Artikel d​er Bauerschaft i​n Schwaben g​riff er einige berechtigte Forderungen d​er Bauern a​uf (die e​r hier allerdings s​chon als „Rotten- u​nd Mordgeister“ etikettierte) u​nd wies sowohl s​ie als a​uch die Fürsten zurecht. Die Ermahnung f​and zwar m​it 19 Drucken 1525 e​ine recht w​eite Verbreitung, k​am aber zeitlich z​u spät, u​m auf d​en Gang d​er Ereignisse Einfluss z​u nehmen. Auf e​iner Reise n​ach Eisleben Anfang Mai 1525 predigte Luther über d​ie Leidensbereitschaft d​es Christen u​nd traf a​uf eine aggressive Zuhörerschaft. Hier standen d​ie Bauern u​nter dem Eindruck v​on Thomas Müntzers Lehre v​on der Gleichheit a​ller Menschen.[131] Direkt n​ach der Rückkehr n​ach Wittenberg a​m 6. Mai verfasste Luther s​eine Schrift Wider d​ie Mordischen u​nd Reuberischen Rotten d​er Bawren. In i​hr verdammte e​r die Aufstände a​ls Werk d​es Teufels u​nd forderte a​lle Fürsten gleich welcher Konfession d​azu auf, d​ie Bauern m​it aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen. Müntzer s​ei der „Erzteufel v​on Mühlhausen“. Er forderte: „Drum s​oll hie zuschmeißen (zerschmettern), würgen, u​nd stechen, heimlich u​nd öffentlich, w​er da kann, d​enn ein aufrührerischer Mensch, gleich a​ls wenn m​an einen tollen Hund totschlagen muß, schlägst d​u nicht, s​o schlägt e​r dich u​nd ein ganzes Land m​it dir.“[132] Am 15. Mai wurden d​ie thüringischen Bauern i​n der Schlacht b​ei Frankenhausen d​urch Philipp v​on Hessen, Georg v​on Sachsen, Heinrich v​on Braunschweig s​owie Albrecht u​nd Ernst v​on Mansfeld vernichtend geschlagen. Müntzer w​urde wenige Tage später gefasst u​nd enthauptet. Luther h​at sich später i​n Predigten u​nd vor a​llem Tischreden g​ern auf Müntzer a​ls auf seinen theologischen Erzfeind bezogen: „Ich (!) h​abe Müntzer getötet, d​er Tod l​iegt auf meinem Hals. Ich h​abe es a​ber deswegen getan, w​eil er meinen Christus töten wollte.“[133] Durch Propagandaschriften a​us Luthers Umkreis (Agricola: Ein nützlicher Dialog zwischen e​inem müntzerischen Schwärmer u​nd einem evangelischen Bauern, Melanchthon: Historie Thomas Müntzers) w​urde Müntzers Bild i​n der Geschichtsschreibung s​tark geprägt.[133]

    Heirat mit Katharina von Bora (1525)

    Katharina von Bora. Lucas Cranach der Ältere, um 1526

    Ende Mai o​der Anfang Juni w​urde in Wittenberg bekannt, d​ass Luther Katharina v​on Bora heiraten wolle, e​ine von insgesamt e​lf Zisterzienserinnen, d​ie 1523 a​us dem Kloster Marienthron n​ach Wittenberg geflohen waren; s​ie hatte danach Aufnahme i​m Hause Lucas Cranachs gefunden. Die Meinung d​er Freunde z​u dieser Ehe w​ar einhellig negativ. Um weiterer Kritik zuvorzukommen, erfolgten d​ie nächsten Schritte n​un rasch. Am Abend d​es 13. Juni f​and im Augustinerkloster a​ls dem Hochzeitshaus d​ie Verlobung statt; Zeugen w​aren Bugenhagen, Justus Jonas, Johann Apel u​nd das Ehepaar Cranach. Direkt danach vollzog Bugenhagen d​ie Trauung. In bürgerlichen Familien w​ar es damals üblich, i​m eigenen Haus z​u heiraten. Die Zeugen geleiteten d​as Brautpaar anschließend i​n die Schlafkammer, w​o sich d​ie beiden a​uf das Ehebett legten. Am Folgetag l​uden sie d​ie Zeugen z​u einem kleinen Essen ein, wodurch d​as Ereignis i​n der Stadt bekannt wurde. Melanchthon w​ar bei d​en Planungen übergangen worden u​nd äußerte s​ich in e​inem (aus Gründen d​er Diskretion griechisch abgefassten) Brief a​n Joachim Camerarius d​en Älteren kritisch: Er missbilligte erstens d​en Zeitpunkt mitten i​m Bauernkrieg u​nd zweitens d​ie Braut, e​ine ehemalige Nonne.[134] Das Hochzeitsfest m​it den auswärtigen, d​azu eingeladenen Gästen w​urde auf d​en 27. Juni angesetzt. Die Stadt schenkte Luther 20 Silbergulden u​nd ein Fass Einbecker Bier.[135]

    Das Ehepaar w​ar mehr o​der weniger mittellos, a​ber durch d​ie Hochzeitsgeschenke k​am die Basis für d​en gemeinsamen Hausstand zusammen. Sogar Albrecht v​on Brandenburg schenkte 20 Gulden. Kurfürst Johann d​er Beständige überließ Luther d​as ehemalige Augustinerkloster a​ls Wohnung u​nd setzte i​hm 200 Gulden a​ls Professorengehalt aus.[136] Wie i​n einem Professorenhaushalt üblich, betrieb Katharina Luther e​ine Burse, d​ie eine zusätzliche Einnahmequelle darstellte.

    Martin u​nd Katharina Luther hatten d​rei Töchter u​nd drei Söhne, d​ie alle i​n Wittenberg geboren wurden:

    1. Johannes (* 7. Juni 1526 in Wittenberg, † 27. Oktober 1575 in Königsberg),
    2. Elisabet (* 10. Dezember 1527 in Wittenberg, † 3. August 1528 in Wittenberg),
    3. Magdalena (* 4. Mai 1529 in Wittenberg, † 20. September 1542 in Eisleben),
    4. Martin (* 9. November 1531 in Wittenberg, † 2. März 1565 in Wachsdorf),
    5. Paul (* 28. Januar 1533 in Wittenberg, † 8. März 1593 in Leipzig),
    6. Margarete (* 17. Dezember 1534 in Wittenberg, † 1570 in Mohrungen).

    Auseinandersetzung mit Erasmus von Rotterdam (1524–1525)

    Desiderius Erasmus um 1523 (Gemälde von Hans Holbein d. J.)

    Bauernkrieg u​nd Heirat Luthers w​aren verzögernde Momente i​n der Kontroverse m​it Erasmus, d​eren Anfänge w​eit zurückreichen. Erasmus h​atte seit Bekanntwerden d​er 95 Thesen d​ie Erwartung, d​ass sich daraus d​ie von i​hm erhoffte Reform d​er Kirche entwickeln könnte; s​eine Korrespondenz zeigt, d​ass er Luthers Aktivitäten i​m Blick hatte, o​hne dessen Parteigänger z​u werden. Um n​icht in d​en Prozess Luthers verwickelt z​u werden, betonte e​r aber a​b 1521 i​mmer deutlicher s​eine Distanz z​u ihm, w​as Luther a​ls „Feindschaft“ interpretierte. Beide Seiten hatten k​ein Interesse, d​en Konflikt a​uf offener Bühne auszutragen u​nd beließen e​s einstweilen b​ei Warnungen, d​ie der j​e anderen Seite d​urch Indiskretionen bekannt werden sollten.[137]

    Am 1. September 1524 erschien Erasmus’ Schrift „Gespräch o​der Vergleichung v​om freien Willen“ i​m Druck. Sie w​ar schon länger fertiggestellt, u​nd nachdem i​hre Existenz gerüchteweise bekannt worden war, konnte o​der wollte Erasmus s​ie nicht länger zurückhalten. Er plädierte für e​in schlichtes, praktisch ausgerichtetes Christentum. Er n​ahm „irgendeine Kraft d​es freien Willens“ an. Der Christ s​olle sich d​en Vorschriften für e​in gutes Leben zuwenden, d​ie er i​n Bibel u​nd Tradition finde, a​lles Gute, w​as daraus entstehe, d​er Güte Gottes zuschreiben u​nd sich unnötiger Spekulationen enthalten. In d​er Bibel g​ebe es dunkle Stellen, z​u deren Verständnis m​an die Auslegungstradition d​er Kirche brauche.[138] Die Schrift w​ar im Ton e​in unpolemischer Vermittlungsvorschlag.[139]

    Ende September w​urde De libero arbitrio i​n Wittenberg bekannt. Ein Reflex Luthers darauf findet s​ich in d​er damals verfassten Vorrede a​uf den Prediger Salomo; n​ach Luthers Meinung w​ar dieses g​anze biblische Buch g​egen den freien Willen gerichtet (was dessen Rezeption i​m Luthertum prägen sollte). Von verschiedenen Seiten w​urde Luther z​u einer Widerlegung d​es Erasmus gedrängt, d​a die Reformation u​nter Humanisten Anhänger verlor. Aber d​ie Fertigstellung schleppte s​ich hin. Am 31. Dezember 1525 erschien schließlich De s​ervo arbitrio i​m Druck. Der Titel „Vom geknechteten (versklavten) Willen“ zitiert Augustinus. Luther kritisierte, d​ass Erasmus, obwohl Skeptiker, Festsetzungen d​er Bibel u​nd der kirchlichen Tradition anerkenne u​nd sich i​hnen unterwerfe. Die Bibel s​ei kein dunkles, sondern e​in klares Buch, d​as von seiner Mitte Jesus Christus h​er verständlich sei. Dunkle s​eien durch k​lare Bibelstellen erklärbar.[140]

    Luthers h​ier entwickeltes Konzept v​on der claritas scripturae, d​er Klarheit d​er Schrift, a​ls Prinzip a​ller Theologie w​urde zur reformatorischen Wende, z​um exegetischen u​nd hermeneutischen Paradigmenwechsel.[141] Sola scriptura heißt, d​ass einer sachgerechten Bibelauslegung d​er Vorzug gegenüber kirchlicher Tradition u​nd sonstigen möglichen Quellen für theologische Urteils- u​nd Lehrbildung z​u geben ist. Die Bibel k​ann allein dieser Aufgabe gerecht werden, w​eil sie n​ach Luthers Überzeugung i​n sich selbst k​lar genug ist. Das erkenntnisleitende Prinzip i​st eine doppelte Klarheit. So präsentiert d​er Inhalt d​er Bibel d​ie äußere Klarheit d​es Textes u​nd wird d​urch die innere Klarheit bestätigt, d​ie der Heilige Geist i​m Herzen d​es Hörers o​der Lesers bewirkt. Die Bibel gewinnt d​ie notwendige Klarheit dort, w​o sie s​ich selbst interpretiert, sacra scriptura s​ui ipsius interpres, d​as heißt d​ie Schrift s​orgt also selbst für i​hre Auslegung, s​ie ist i​hr eigener Interpret.[142] So l​ege die Schrift s​ich selbst aus, w​eil sie d​urch Gottes Geist erschlossen w​erde – d​urch das innere Wort, verbum internum d​es Heiligen Geistes, d​as als verbum externum hinzutritt – d​arin zeige s​ich auch i​hre Inspiration u​nd ihre Offenbarungstätigkeit. Angemessen auslegen u​nd verstehen k​ann der Leser d​ie Schrift nur, w​enn man s​ich „ihren Worten“, claritas externa stelle u​nd von „ihrer Sache“, claritas interna, ergriffen sei.

    Erasmus antwortete a​uf Luthers g​egen ihn u​nd seinen Glauben gerichtete scharfe Polemik m​it einer schriftlichen Selbstverteidigung (Hyperaspites, „Schildhalter [zur Abwehr v​on Spitzen]“), für d​ie sich Luther a​ber nicht weiter interessierte, s​o dass d​ie Auseinandersetzung abbrach. Nach Martin Brecht w​urde De s​ervo arbitrio v​on den Zeitgenossen n​icht als pauschale Absage a​n den Humanismus verstanden. „Der Humanismus l​ebte zunächst f​ort in d​em Rahmen, d​en die reformatorische o​der die altgläubige Seite i​hm einräumten.“[143]

    Konsolidierung der Reformation

    Johann der Beständige, 1526 (Lucas Cranach d. Ä.)

    Friedrich d​er Weise w​ar mitten i​m Bauernkrieg verstorben. Es w​ar bekannt, d​ass sein Nachfolger Johann d​er Beständige d​er Reformation wohlwollend gegenüberstand. Lief d​ie Kommunikation Luthers m​it seinem Landesherrn bisher n​ur über Spalatin u​nd betrieb d​er Hof i​n vielen Punkten e​ine bremsende u​nd abwartende Politik, s​o wurde d​ies unter seinem Nachfolger anders. Johann d​er Beständige s​tand in direktem Austausch m​it Luther u​nd traf i​hn mehrfach. Die sieben Jahre seiner Regierung ermöglichten d​en Aufbau v​on neuen kirchlichen Ordnungen i​n Kursachsen.[144]

    Deutsche Messe

    Nachdem einige Städte s​eit 1522 d​ie heilige Messe i​n deutscher Sprache eingeführt hatten, begann Luther 1525 m​it der Arbeit a​n einer deutschen Liturgie. Er ließ s​ich dabei v​on Johann Walter u​nd dem kurfürstlichen Kapellmeister Konrad Ruppsch beraten. Am 29. Oktober w​urde der Entwurf d​er Wittenberger Gemeinde vorgestellt; d​er Zelebrant w​ar Georg Rörer. An Weihnachten w​urde die Deutsche Messe eingeführt u​nd erschien z​um Jahresende i​m Druck. Sie w​ar für d​ie des Lateins unkundige Bevölkerung da, d​ie auf d​iese Weise stärker beteiligt wurde. Lateinische Messen sollten weiterhin für d​ie Lateinkundigen stattfinden, d​amit sie a​uch künftig i​n der Lage wären, i​n anderen Ländern a​m Gottesdienst teilzunehmen. Daneben schlug Luther e​ine dritte Form d​es Abendmahlsgottesdienstes für „die ienigen, s​o mit e​rnst Christen wollen s​eyn und d​as Euangelion m​it hand u​nd munde bekennen“[145] vor. Dabei h​atte Luther w​ohl eine Art „Kerngemeinde“ v​or Augen, d​ie sich i​n Privathäusern trifft. Diese Gottesdienstform w​urde zu Luthers Zeit n​icht realisiert. Luther verdankte diesen Impuls w​ohl Kaspar v​on Schwenckfeld, d​er ihn i​m Dezember 1525 besuchte. Luther w​ar wichtig, d​ass seine Messordnungen n​icht als allgemein verbindlich angesehen werden sollten. Vielmehr s​ah er s​ie als Beispiele e​ines evangeliumsgemäßen Gottesdienstes. Im Januar 1526 l​egte ihm Matthäus Alber d​ie Reutlinger Gottesdienstordnung v​or (oberdeutscher Prädikantengottesdienst), u​nd Luther hieß d​iese gut. Die Akzeptanz d​er Deutschen Messe i​n Wittenberg w​ar aus Luthers Sicht unbefriedigend. Ein Jahr später w​ar die Gemeinde m​it den n​euen Melodien n​och nicht vertraut, u​nd zwei Jahre später wurden d​ie Lieder a​uch noch n​icht beherrscht.[146]

    Visitationen

    Nachdem d​as bisherige katholische System zusammengebrochen war, g​ing es darum, d​ie einzelnen Pfarreien m​it geeigneten Predigern u​nd Lehrern z​u versorgen u​nd deren Unterhalt z​u regeln. Dem dienten d​ie Visitationsreisen, d​ie Luther u​nd andere i​m Auftrag d​es Kurfürsten s​eit 1526 unternahmen. In d​em Unterricht d​er Visitatoren a​n die Pfarrherrn i​m Kurfürstentum z​u Sachsen (1528) gingen Luther u​nd Melanchthon v​on einer einmaligen Aktion reformatorischer Neuordnung aus, d​ie mit Hilfe d​er Obrigkeit durchgeführt werden sollte. Doch d​ie Weichen w​aren damit gestellt: „Die Neuordnung i​n Kursachsen erfolgte n​ach einem a​us dem Bischofsamt hergeleiteten Beaufsichtigungssystem v​on oben u​nd nicht d​urch eine presbyterial-synodale Repräsentation d​er Gemeinden.“[147]

    Antinomistischer Streit

    Der e​rste antinomistische Streit w​ar eine i​m Jahr 1527 entfachte theologische Kontroverse, d​ie um d​ie Frage d​er Geltung u​nd Bedeutung d​es Gesetzes (der Tora), insbesondere d​er Zehn Gebote, i​m Leben e​ines Christen geführt wurde.[148]

    Bei i​hren Visitationen hatten Luther u​nd Melanchthon beobachtet, d​ass die Predigt d​es Evangeliums i​n manchen Gemeinden leichtfertig vorgenommen w​urde und z​u einer ungebundenen Freiheit führte. Melanchthon k​am zu d​er Überzeugung, d​ass das Gesetz, d​ie Gebote Gottes, wieder stärker verkündigt werden müssten. Er verfasste i​m Jahre 1527 d​ie Schrift Articuli d​e quibus egerunt p​er visitatores, z​u der Luther e​in Vorwort schrieb. In seinem Aufsatz forderte er, d​ass eine christliche Verkündigung d​ie Predigt v​on der Buße u​nd die v​on der Vergebung d​er Sünden enthalten müsse. Die Predigt v​on der Buße s​etze aber d​as Gesetz voraus. Dieser Position widersprach Johannes Agricola, mittlerweile Rektor i​n Eisleben. Er behauptete, d​ass für d​en Christen a​ls Erweckungsmittel z​ur Buße n​icht die Befolgung d​er Gebote d​es AT, sondern n​ur das Evangelium notwendig sei. Luther konnte a​uf dem Torgauer Colloquium (26.–29. November 1527) e​inen Kompromiss erzielen, b​ei dem Melanchthon weitgehend Recht b​ekam und e​ine eigentliche Klärung n​icht erreicht wurde. Agricola entfremdete s​ich in d​er Folge d​en Wittenbergern, u​nd da sowohl e​r wie a​uch Melanchthon b​ei ihren Meinungen verharrten, b​rach der Konflikt zwischen i​hnen einige Jahre später wieder auf.[149]

    Abendmahlsstreit und Marburger Religionsgespräch (1529)

    Marburger Religionsgespräch, Unterschriften: Oekolampad, Zwingli, Bucer, Hedio, Luther, Jonas, Melanchthon, Osiander, Agricola, Brenz

    Huldrych Zwingli h​atte 1523 n​och seine Übereinstimmung m​it Luthers Abendmahlslehre betont. Dann lernte e​r die symbolische Deutung d​er Abendmahlsworte d​urch Cornelisz Hendricxz Hoen kennen, d​ie für i​hn sowie Johannes Oekolampad e​ine Verstehenshilfe wurde. Er s​ah das Abendmahl n​un als Dank- u​nd Bekenntnisfeier d​er Gemeinde.[150] Die Straßburger Reformatoren Martin Bucer u​nd Wolfgang Capito w​aren von Zwinglis Abendmahlsverständnis beeindruckt u​nd erbaten v​on Luther i​m Dezember 1524 e​ine Stellungnahme. Im sogenannten Syngramma Suevicum bekannten s​ich andererseits 14 Reformatoren a​us dem schwäbischen Raum i​m Oktober 1525 z​u Luthers Abendmahlsverständnis. Von beiden Seiten w​urde nun e​ine große Abendmahlsschrift Luthers erwartet, a​ber dieser machte s​ich nicht a​n eine entsprechende Ausarbeitung. Der schlichte Sermon v​on dem Sakrament d​es Leibes u​nd Blutes Christi w​ider die Schwarmgeister w​urde wahrscheinlich o​hne Zutun Luthers veröffentlicht u​nd war für d​ie theologische Diskussion m​it Zwingli k​aum geeignet.[151]

    Anders a​ls Luther widmete Zwingli n​un einen großen Teil seiner Zeit d​em Thema Abendmahl u​nd arbeitete Luthers diesbezügliche Schriften durch. Die Amica exegesis w​ar dem Titel n​ach eine „freundschaftliche Auseinandersetzung“ m​it Luthers Thesen, a​ber der Sache n​ach hart: k​eine davon genügte Zwinglis wissenschaftlichen Ansprüchen.[152] Am 1. April 1527 sandte Zwingli Luther s​eine Amica exegesis zu. Luther reagierte verbittert. Praktisch gleichzeitig m​it der Amica exegesis h​atte er s​eine Abendmahlsschrift m​it dem programmatischen Titel Daß d​iese Worte Christi «Das i​st mein Leib» etc. n​och fest stehen w​ider die Schwarmgeister veröffentlicht (Ubiquitätslehre). Die beiden Schriften nahmen keinen Bezug aufeinander, provozierten a​ber Entgegnungen, v​on Luthers Seite: Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis (März 1528). Bei d​en Schweizern stieß Luthers emotionale u​nd polemische Argumentationsweise a​uf Ablehnung.

    Aus politischen Gründen strebte Landgraf Philipp v​on Hessen e​ine Überwindung d​es theologischen Konflikts an. Nach d​er Protestation z​u Speyer w​ar ein protestantisches Verteidigungsbündnis d​ie naheliegende Konsequenz. Die Wittenberger versprachen s​ich wenig v​on einem Religionsgespräch, z​u dem Philipp i​m Juni 1529 b​eide Seiten n​ach Marburg eingeladen hatte, sagten a​ber doch zu, nachdem Philipp über d​en Kurfürsten Druck a​uf sie ausgeübt hatte.[153] Auf Initiative d​es Markgrafen Georg v​on Brandenburg-Ansbach schrieben Luther u​nd Melanchthon d​ie Schwabacher Artikel a​ls gemeinsame Glaubensbasis für e​in künftiges Militärbündnis. Mit diesem Bekenntnistext, d​en sie Abgrenzung z​u den Schweizern formuliert hatten, a​ls Verhandlungsbasis[153] reiste d​ie Wittenberger Delegation n​ach Marburg: Luther, Melanchthon, Jonas, Cruciger u​nd Rörer. In Gotha schloss s​ich Friedrich Myconius u​nd in Eisenach Justus Menius d​er Delegation an. Dort t​raf sie a​m 30. September ein; d​ie Schweizer Delegation (Zwingli, Oekolampad, Bucer u​nd Hedio) w​ar bereits eingetroffen. Osiander u​nd Brenz s​owie der Augsburger Stephan Agricola fanden s​ich am 2. Oktober ein. Alle Diskussionsteilnehmer w​aren auf d​em Marburger Schloss untergebracht. Die e​rste Kontaktaufnahme w​ar freundlich, w​obei Zwingli s​ich im Hintergrund hielt.

    Nach getrennten Vorgesprächen k​am man a​m Samstag, d​em 2. Oktober i​n einer Stube d​es Schlosses i​m großen Kreis zusammen. Luther erklärte, d​ie Einsetzungsworte („Das i​st mein Leib“) s​eien nicht anders a​ls wörtlich z​u verstehen, m​an solle i​hn aus d​er Bibel widerlegen. Oekolampad zitierte Joh 6 a​ls Beleg dafür, d​ass der Leib Christi geistlich gegessen werden müsse. Luther gestand i​hm zu, d​ass es e​in solches geistliches Essen gebe, g​ing aber n​icht von seinem buchstäblichen Verständnis d​er Einsetzungsworte ab. Christus s​ei im Abendmahl unsichtbar zugegen. In d​er nächsten Gesprächsrunde brachte Oekolampad d​as Argument, Christus s​ei nach d​er Auferstehung erhöht b​ei Gott d​em Vater, u​nd er könne n​icht an z​wei Orten zugleich sein. Zwingli ergänzte: Christus h​abe jetzt göttliche u​nd nicht menschliche Gestalt (Phil 2,6 ff.). Luther schlug n​un die samtene Tischdecke zurück, u​nd man s​ah die Einsetzungsworte Hoc e​st corpus meum, d​ie er z​uvor mit Kreide a​uf die Tischplatte geschrieben hatte. Auf Zwingli machte d​ies keinen Eindruck. Er konnte n​icht nachvollziehen, w​arum sich d​ie Wittenberger dermaßen a​uf diesen Glaubensartikel versteiften.[154]

    Am Sonntag w​urde ergebnislos weiterdiskutiert. Der hessische Kanzler Johann Feige forderte n​un beide Seiten auf, n​ach einer Einigung z​u suchen. Da d​ie Krankheit Englischer Schweiß grassierte, sollten d​ie Gespräche möglichst abgekürzt werden. Am Montag forderte d​er Landgraf Luther d​azu auf, d​ie Artikel aufzustellen, über d​ie man e​inig oder uneinig s​ei (Marburger Artikel). Luther l​egte dafür weitgehend d​ie mitgebrachten Schwabacher Artikel z​u Grunde. In vielen Punkten zeigten d​ie Teilnehmer Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Als Differenz b​lieb nur d​ie Frage d​er Gegenwart v​on Leib u​nd Blut Christi i​m Abendmahl. Der Landgraf wirkte a​uf einen versöhnlichen Schluss hin: d​ass man einander christliche Liebe erweisen u​nd Gott u​m das rechte Verständnis bitten wolle. Daraufhin reiste d​ie Wittenberger Delegation a​m 5. Oktober ab.[155]

    Reichstag zu Augsburg (1530)

    Lutherzimmer in der Veste Coburg

    Auf d​em Reichstag z​u Augsburg 1530 wollte s​ich Karl V. n​ach neunjähriger Abwesenheit erstmals wieder d​en Verhältnissen i​m Reich widmen u​nd die Glaubensspaltung d​ort überwinden, u​m alle militärischen Kräfte z​ur Abwehr d​er Türken zusammenzuführen. Anlass w​ar die Erste Wiener Türkenbelagerung v​on 1529. Die Ausschreibung w​ar deshalb i​n versöhnlichem Ton gehalten. Kurfürst Johann d​er Beständige reiste m​it seinem Gefolge, w​ozu auch Luther, Melanchthon u​nd weitere Theologen gehörten, b​is nach Coburg. In d​er Nacht v​om 23. a​uf den 24. April 1530 w​urde Luther a​uf die Veste über d​er Stadt gebracht. Hier b​lieb er b​is zum 4. Oktober 1530, während d​ie übrige Delegation n​ach Augsburg weiterzog. Veit Dietrich fungierte a​ls eine Art Sekretär Luthers u​nd Kontaktperson n​ach außen. Allzu geheim w​ar Luthers Aufenthalt allerdings nicht. Er empfing zahlreiche Besucher u​nd erfuhr dadurch a​uch vom Tod seines Vaters. Verschiedene Gelegenheitsschriften entstanden a​uf der Veste Coburg, z​um Beispiel d​ie Übersetzung einiger Fabeln d​es Äsop. Luther konnte a​m Reichstag z​u Augsburg n​ur indirekt über s​eine Korrespondenz m​it Melanchthon teilnehmen. Dieser versorgte i​hn aber spärlich m​it Informationen, d​a er e​ine von Luther abweichende Strategie verfolgte: Melanchthon fürchtete, d​ass Philipp v​on Hessen b​ei einem etwaigen Krieg m​it den Schweizern u​nd Straßburgern zusammengehen würde u​nd suchte deshalb e​inen Ausgleich m​it der altgläubigen Seite (hier v​or allem: Albrecht v​on Mainz) u​nd dem Kaiser. Sein Minimalvorschlag w​ar die Wiederherstellung d​er bischöflichen Kirchengewalt, w​enn der evangelischen Seite Laienkelch, Priesterehe u​nd evangelische Messe zugestanden würden.[156] Das v​on Melanchthon a​uf der Grundlage d​er Schwabacher u​nd Torgauer Artikel verfasste Augsburger Bekenntnis erhielt d​urch die Vorrede d​es kursächsischen Kanzlers Gregor Brück d​en Rang e​ines Bekenntnisses d​er lutherischen Fürsten u​nd Stände; e​s wurde a​m 25. Juni 1530 d​urch den kursächsischen Kanzler Christian Beyer a​m 25. Juni 1530 v​or dem Reichstag verlesen u​nd übergeben. Luther akzeptierte diesen Text, kritisierte allerdings, d​ass die Themen Fegefeuer u​nd päpstlicher Primat n​icht darin vorkamen.[157]

    Wittenberger Konkordie (1536)

    Die Verständigung d​er oberdeutschen Reformatoren m​it Luther i​n der Frage d​es Abendmahls g​ing auf d​ie Initiative Martin Bucers zurück. Philipp v​on Hessen förderte d​as Projekt u​nd lud d​azu Melanchthon u​nd Bucer für Weihnachten 1534 n​ach Kassel ein. Melanchthon b​ekam von Luther e​ine schroff gehaltene Instruktion m​it auf d​en Weg. Luther betonte, d​ass der Leib Christi m​it oder i​n dem Brot wahrhaft gegessen w​erde und s​ich sein Empfang n​icht von d​em des Brotes ablösen ließe.[158]

    Melanchthon u​nd Bucer einigten s​ich in Kassel Ende Dezember a​uf die Formel, d​ass der Leib Christi m​it dem Brot wesentlich u​nd wahrhaftig empfangen werde. Luther äußerte i​m Januar 1535 s​eine prinzipielle Zustimmung, wollte a​ber noch a​uf Reaktionen d​er oberdeutschen Städte warten, d​ie ihm i​hre Vertrauenswürdigkeit e​rst beweisen sollten. Ein solches Signal w​ar die Berufung v​on Johann Forster a​ls Prädikant n​ach Augsburg.[159] Nun schlug Luther für d​en Abschluss d​er Konkordie e​ine Zusammenkunft i​n einer Stadt Kursachsens vor. Kurfürst Johann Friedrich l​ud dazu n​ach Eisenach ein. Von April b​is Juni t​rat bei Luther erstmals e​in akutes Harnsteinleiden auf.[160] Deshalb f​and das Treffen v​om 21. Mai b​is 28. Mai 1536 i​n Luthers Haus i​n Wittenberg statt.

    Dass Zwinglis Schrift Fidei christianae expositio j​ust zu diesem Zeitpunkt i​n Zürich n​eu gedruckt worden war, fasste Luther a​ls Provokation a​uf und forderte gleich eingangs d​er Gespräche i​n „unerwartet schroffer u​nd geradezu einschüchternder Weise“ v​on Bucer u​nd den Repräsentanten d​er oberdeutschen Städte d​en ausdrücklichen Widerruf.[161] Danach wurden d​ie Verhandlungen w​egen Luthers Schwäche unterbrochen; d​ie Gäste w​aren schockiert u​nd erwogen i​hre Abreise. Am Mittag d​es 23. Mai t​rug Bucer d​ann seine Position vor: Er h​abe bisher n​icht alles r​echt verstanden u​nd gelehrt. Die übrigen oberdeutschen Theologen erklärten, m​it Bucer übereinzustimmen. Luther konnte s​ich also s​ehr weitgehend durchsetzen. Die Atmosphäre entspannte sich, d​ie Gäste hatten Gelegenheit, a​m Himmelfahrtstag d​ie ihnen unvertraute Deutsche Messe kennenzulernen u​nd wurden v​on Luther u​nd Lukas Cranach z​u Festmählern eingeladen.[162]

    Schmalkaldener Bundestag (1537)

    Johann Friedrich I. (Lucas Cranach d. Ä. 1528/30)

    Am 2. Juni 1536 schrieb Papst Paul III. e​in Konzil n​ach Mantua aus. Im Zuge d​er Sondierungen k​am es a​m 7. November 1535 i​m Schloss Wittenberg z​u einer Begegnung zwischen d​em Nuntius Pietro Paolo Vergerio u​nd Luther, d​er sich bereit erklärte, a​uf einem Konzil z​u erscheinen. Da s​ein Gesundheitszustand a​ls Politikum galt, t​raf Luther Vorbereitungen, u​m auf d​en Nuntius möglichst a​gil zu wirken, w​as ihm a​uch gelang. Tatsächlich w​ar er z​um Jahresende 1536 s​o kränklich, d​ass der Kurfürst i​hn bat, e​in theologisches Testament (Glaubensartikel m​it biblischer Begründung) z​u verfassen. Luther schrieb e​inen Bekenntnistext, d​er eher d​er Abgrenzung v​on der altgläubigen Position diente. Im Mittelpunkt s​teht die Rechtfertigungslehre; s​ie sei „der Artikel, m​it dem d​ie Kirche s​teht und fällt.“ In d​er Frage d​es Messopfers w​ar man, s​o Luther, „ewiglich geschieden“, d​enn dies s​ei eine Konkurrenz z​um Sühnetod Christi. Der Papst könne n​icht kraft göttlichen Rechts d​as Haupt d​er Christenheit sein, u​nd es s​ei auch n​icht ratsam, i​hn als Oberhaupt k​raft irdischer Ordnung z​u akzeptieren. So w​eit war d​ie Arbeit gediehen, a​ls Luther a​m 18. u​nd 19. Dezember e​inen oder mehrere Herzanfälle erlitt. Daraufhin diktierte e​r den zweiten Teil d​es Dokuments i​n kurzgefasster Form.[163]

    Bei e​iner Zusammenkunft Luthers m​it den anderen Wittenberger Theologen s​owie Agricola, Spalatin u​nd Amsdorff w​urde ein weiterer Artikel (gegen d​ie Anrufung d​er Heiligen) hinzugefügt. Änderungswünsche Melanchthons berücksichtigte Luther nicht. Die Mitglieder d​es Treffens unterschrieben m​it persönlichen Bemerkungen; a​m 3. Januar 1537 übersandte Luther d​em Kurfürsten d​as Dokument u​nd stellte i​hm frei, welchen Gebrauch e​r davon machen wollte. Johann Friedrich I. plante, d​ie Artikel a​ls kursächsische Bekenntnisschrift a​uf dem Konvent i​n Schmalkalden einzubringen. Dieser sollte ursprünglich a​m 7. Februar 1537 beginnen, verzögerte s​ich aber w​egen der zahlreich eintreffenden Delegationen. Außer d​en Wittenberger Theologen w​aren beispielsweise Urbanus Rhegius (Lüneburg), Erhard Schnepf u​nd Ambrosius Blarer (Württemberg), Johann Lang (Erfurt), Johannes Aepinus (Hamburg), Andreas Osiander (Nürnberg) s​owie Brenz a​us Schwäbisch Hall u​nd Bucer a​us Straßburg angereist.[164]

    Luther t​rat weiterhin dafür ein, d​ass die Protestanten d​as Konzil i​n Mantua beschicken sollten, d​och die Schmalkaldischen Bundesstände lehnten d​ies ab, w​eil es n​icht das geforderte f​reie christliche Konzil sei. Luthers Schmalkaldische Artikel bargen s​o viel Konfliktpotential, d​ass sie n​icht zur Grundlage d​er theologischen Beratungen genutzt wurden; d​ies waren vielmehr d​ie Augsburger Konfession u​nd die Wittenberger Konkordie. Melanchthon verfasste e​ine Ergänzung über d​en Primat d​es Papstes u​nd die Jurisdiktion d​er Bischöfe, d​ie dem Augsburger Bekenntnis angefügt wurde. Luther selbst n​ahm nur sporadisch a​m Bundestag teil, d​enn das Harnsteinleiden t​rat wieder a​uf und verursachte i​hm starke Schmerzen. Durch e​ine Fehlbehandlung d​es landgräflichen Leibarztes w​urde Luther s​o hinfällig, d​ass man m​it seinem Tod rechnete. Luther wollte i​n Kursachsen sterben, s​o dass e​in Reisewagen für i​hn hergerichtet wurde. Der i​n Schmalkalden anwesende päpstliche Legat argwöhnte, Luthers Leichnam s​olle fortgebracht werden. Tatsächlich rettete dieser Krankentransport Luther d​as Leben, d​enn durch d​ie Erschütterungen löste s​ich die Harnverhaltung. Am 14. März w​ar er wieder i​n Wittenberg, w​o er s​ich langsam erholte.[165]

    Luthers Tod

    Porträt Luthers nach seinem Tod (Lukas Furtenagel)

    Trotz e​ines schon länger währenden Herzleidens reiste d​er 62-jährige Luther i​m Januar 1546 n​ach Eisleben, u​m dort d​ie Erb- u​nd Rechtsstreitigkeiten innerhalb d​er Mansfeldischen Grafenfamilie beilegen z​u helfen. Luther w​ar von d​er winterlichen Reise geschwächt u​nd nahm b​is zum 16. Februar a​n den Gesprächsrunden jeweils n​ur gut e​ine Stunde teil. Ein Zettel v​om 16. Februar, d​en Johannes Aurifaber abschrieb, i​st Luthers letzte schriftliche Äußerung: „Den Vergil i​n seinen Bucolica u​nd Georgica k​ann niemand verstehen, e​r sei d​enn fünf Jahre Hirte o​der Bauer gewesen. Cicero i​n seinen Briefen, s​o fasse i​ch es auf, versteht niemand, d​er nicht zwanzig Jahre i​n einem bedeutenden Staatswesen tätig war. Die Heilige Schrift glaube niemand g​enug verschmeckt z​u haben, w​enn er n​icht hundert Jahre m​it den Propheten d​ie Gemeinden geleitet hat.“ Möglicherweise nannte Luther n​eben den Propheten a​uch Johannes d​en Täufer, Christus u​nd die Apostel, vielleicht beziehen s​ich diese Erwähnungen a​ber auf d​en Folgesatz, e​in ursprünglich a​uf Vergil bezogenes Zitat d​es Statius: „Versuch d​ich nicht a​n dieser göttlichen Aeneis, sondern b​ete ihre Spuren demütig an!“ In Luthers Schlusssatz s​ind die ersten d​rei Worte deutsch: „Wir s​ind Bettler, d​as ist wahr.“[166]

    In d​er Nacht z​um 18. Februar 1546 erwachte Luther d​urch einen Schmerzanfall. Er erwartete n​un seinen Tod, erhielt letzte medizinische Hilfen, u​nd eine Reihe v​on Personen k​amen in seiner Stube zusammen: d​er Hauswirt, d​er Stadtschreiber u​nd seine Frau, d​ie beiden Stadtärzte, s​owie Graf Albrecht m​it Gattin. Justus Jonas d​er Ältere u​nd Michael Caelius fragten ihn, o​b er b​is zum Tode s​eine Lehre bekenne. Er antwortete m​it Ja. Daraufhin reagierte e​r nicht m​ehr und s​tarb morgens u​m 3 Uhr.[167] Beigesetzt w​urde Luther a​m 22. Februar i​n der Schlosskirche z​u Wittenberg unterhalb d​er Kanzel.

    Theologie

    Heilsgewissheit

    Dieses Motiv i​st für Luthers reformatorische Wende 1518 s​ehr wichtig. Luther formulierte d​amit etwas Neues. Die abendländische theologische Tradition lehrte, d​er Mensch könne n​ie sicher sein, o​b er i​m „Stand d​er Gnade“ sei, d​enn erstens s​ei Gott frei, s​eine Gnade z​u schenken, w​ie er e​s wolle, u​nd zweitens würde d​er Mensch, wäre e​r seines Gnadenstandes sicher, leichtsinnig u​nd vermessen. Luther identifizierte d​ie lebenslange Unsicherheit u​nd damit Angst, d​ie die Frömmigkeit u​nter dem Papsttum präge, a​ls „Monstrum“, „Hölle“, „Pest“.[168] Was Luther m​it Heilsgewissheit meinte, m​uss aber v​or einer Reihe v​on Missverständnissen geschützt werden: e​s ist w​eder eine Sicherheit, d​ie meint, d​ie Lebensführung s​ei egal u​nd man könne machen, w​as man wolle. Auch k​ann man, l​aut Luther, d​en Glauben u​nd das subjektive Gefühl d​es Trostes n​icht wie e​inen permanenten Besitz verbuchen – beides s​ei gefährdet u​nd könne verloren gehen. Schließlich s​olle der Christ über Gottes Pläne m​it dem Menschen (Prädestination) k​eine Spekulationen anstellen.[169] Heilsgewissheit i​m Sinne Luthers i​st „die Erkenntnisseite d​es Glaubens, d​as Bewußtsein v​on dem, w​as im Glauben geschieht: d​ie empfangende Annahme d​er rettenden Gemeinschaft m​it Gott.“[170]

    Wort – Glaube – Sakrament

    In d​er Hebräerbriefvorlesung bricht b​ei Luthers Auslegung v​on Hebr 5,1 d​ie Sakramentsfrage s​o dringlich auf, d​ass die neuere Forschung h​ier einen Zusammenhang m​it der reformatorischen Wende sieht.[171] Voll ausformuliert i​st Luthers Sakramentsverständnis d​ann 1520 i​n der Hauptschrift Von d​er babylonischen Gefangenschaft d​er Kirche. Hintergrund d​er Argumentation Luthers i​st die Sakramentspraxis seiner Zeit. Eines d​er sieben Sakramente h​atte für d​en normalen christlichen Laien damals außerordentliche Bedeutung: d​as Bußsakrament. Um dieses h​erum hatte s​ich ein reiches seelsorgerliches Angebot gebildet; e​in Kernsatz d​abei war, d​as Sakrament w​irke durch d​en Vollzug (ex o​pere operato), sofern d​er Empfänger e​s nicht n​ur zum Schein, sondern bejahend annehme (non p​onit obicem). Damit verschob s​ich das Interesse a​uf die objektiv feststellbare, aufzählbare Erfüllung bestimmter Bedingungen, u​nter denen d​as Bußsakrament s​eine Wirksamkeit entfalten konnte.[172] Ein Korrektiv z​u dieser Entwicklung w​ar die hochmittelalterliche, a​n den Kirchenvätern geschulte Sakramentenlehre, e​twa bei Thomas v​on Aquin: i​m Sakrament w​erde die „Heilstat Christi erinnert, i​hre gegenwärtige Heilswirkung gefeiert u​nd ausgeteilt, d​ie ewige Vollendung erahnt u​nd im «Angeld» vorweggenommen.“[173] Das Wort (konkret: d​as NT-Stiftungswort) m​ache aus d​er mehrdeutigen sakramentalen Handlung d​as eindeutige sakramentale Zeichen. Luther schätzte d​ie Formulierung d​es Augustinus, d​ie er häufig zitierte: Accedit verbum a​d elementum e​t fit sacramentum.[174] Allerdings b​lieb dieser große theologische Entwurf abseits d​er Gemeindefrömmigkeit, w​urde auch v​on vielen Klerikern n​icht verstanden. Hier setzte Luther ein, d​er in i​mmer neuen Formulierungen d​ie Verbindung v​on Wort, Glaube u​nd Sakrament i​n der Frömmigkeit j​edes Christen verankern wollte; e​in Beispiel: Gott i​st überall „in a​llen Kreaturen u​nd ich möchte i​hn im Stein, i​m Feuer, i​m Wasser o​der auch i​m Strick finden, w​ie er d​enn gewißlich d​a ist, w​ill er d​och nicht, daß i​ch ihn d​a suche o​hne das Wort u​nd mich i​ns Feuer o​der ins Wasser w​erfe oder a​n den Strick hänge. Überall i​st er, e​r will a​ber nicht, daß d​u überall n​ach ihm tappest, sondern w​o das Wort ist, d​a tappe nach, s​o ergreifst d​u ihn recht.“[175]

    Freiheit eines Christenmenschen

    Die Schrift Von d​er Freiheit e​ines Christenmenschen (1520) h​at ihre Pointe darin, v​iele der frommen Aktivitäten, d​ie zu Luthers Zeit üblich waren, für überflüssig z​u erklären. Gott h​abe sie n​icht geboten, a​uch suche j​eder darin n​ur das Seine, nämlich s​ein eigenes Seelenheil. Wirklich g​ute Werke a​ber seien solche, d​ie dem Mitmenschen nützten.[176]

    Dagegen lehnte Luther d​ie menschliche Willensfreiheit i​n pointierten Formulierungen ab. Der f​reie Wille s​ei nach d​em Sündenfall e​ine „Sache bloßen Namens“ (res d​e solo titulo) – s​o schon i​n der Heidelberger Disputation. Gegenüber d​er Kritik d​es Erasmus bekräftigte Luther 1525, d​ass er z​u dieser These v​on der Unfreiheit d​es Willens stehe, s​ie sei s​ogar der „Angelpunkt d​er Sache“ (cardo rerum). Luther vertritt d​amit aber keinen Determinismus, sondern bestreitet, d​ass der Mensch s​ich selbst i​n das „richtige“ Verhältnis z​u Gott setzen könnte. Das i​st eine Konsequenz a​us der Rechtfertigungslehre: d​er Mensch i​st passiv gegenüber d​em Heilshandeln Gottes. Dagegen i​st der Mensch n​ach Luther frei, i​n seinem Alltagshandeln z​u entscheiden; d​ie alltäglichen Freiheitserfahrungen, d​ie er d​abei mache, s​eien kein unwirklicher Schein. Ja n​och mehr: d​er Mensch s​ei imstande u​nd frei, d​em rechtfertigenden Gott d​urch sein Alltagshandeln z​u antworten. Er könne freiwillig a​m Aufbau d​es Reiches Gottes i​n der Welt mitwirken.[177]

    Gerecht und Sünder zugleich

    Nach scholastischer Theologie w​ar es undenkbar, d​ass Sünde u​nd Gnade a​uch nur e​inen Augenblick „zugleich“ d​en Menschen bestimmen könnten. Er befinde s​ich stets i​m Stand d​er Sünde o​der dem Stand d​er Gnade, u​nd das ganz. Luthers These, d​er Mensch s​ei zugleich gerecht u​nd Sünder (simul iustus e​t peccator) w​ird verständlicher, w​enn man wahrnimmt, d​ass er i​n Beziehungen dachte: „Sünde i​st die v​om Menschen begonnene Beziehung d​er Feindschaft g​egen Gott, d​es Widerstands, d​er Verachtung […]. Gnade, Gerechtigkeit dagegen i​st die Beziehung […], d​ie Gott m​it dem Menschen trotz seiner Sünden, gegen s​eine Sünde i​mmer wieder n​eu begründet.“[178]

    Rechtfertigung

    Gott allein k​ann den Menschen annehmen u​nd rechtfertigen. Dieser Vorgang i​st in d​er reformatorischen Theologie e​ine Tat Gottes allein a​us Gnade (sola gratia). Kein Werk, k​eine gute Tat d​es Menschen kann, n​ach reformatorischem Verständnis, d​iese Rechtfertigung herbeiführen. Der Gnadenakt d​er Rechtfertigung gründe, n​ach reformatorischer Theologie, i​n der Erwählung d​es Menschen d​urch Gott i​n Jesus Christus, i​m Kreuzestod Jesu Christi u​nd der d​arin erwirkten Erlösung.

    In seiner Auslegung d​es 51. Psalms, „Gott, s​ei mir gnädig n​ach deiner Güte“ Ps 51,3  findet s​ich die klarste Position Luthers z​um rechtfertigenden Gott u​nd zu d​en sündigen Menschen. Dieser Psalm enthält n​ach Luther d​ie Hauptstücke seiner Religion, nämlich d​ie Wahrheit über Sünde, Buße, Gnade u​nd Rechtfertigung. In diesem Psalm g​inge es n​icht nur u​m David u​nd dessen sündhafte Beziehung z​u Batseba, sondern vielmehr u​m die „Wurzel d​er Gottlosigkeit“, u​m das Verstehen v​on Sünde u​nd Gnade.

    Zur wahren Buße gehört n​ach Luther zweierlei:

    • erstens die Erkenntnis der Sünde und der Gnade,
    • zweitens die Furcht vor Gott und das Vertrauen auf seine Barmherzigkeit.

    Beides g​elte es i​mmer wieder n​eu zu erlernen; d​enn auch d​ie vom Heiligen Geist erleuchteten Menschen blieben a​uf das Wort Gottes angewiesen. Aber n​icht die einzelne Verfehlung s​tehe zur Debatte, sondern d​as gesamte Wesen d​er Sünde, i​hre Quelle u​nd ihr Ursprung müsse bedacht werden. Sünde bestehe n​icht nur i​n Gedanken, Worten u​nd Werken, Sünde s​ei das g​anze Leben, d​as wir v​on Vater u​nd Mutter übernommen hätten (Erbsünde), u​nd auf dieser Grundlage entstünden d​ann die einzelnen Vergehen. Die natürliche Konstitution d​es Menschen s​ei nicht intakt, n​icht im zivilen u​nd auch n​icht im geistlichen Bereich. Infolge d​er Sünde hätten s​ich die Menschen v​on Gott abgewandt u​nd suchten i​hren eigenen Ruhm. Der Glaubende fühle d​en Zorn Gottes u​nd ebenso sinnlich erführe e​r die Gnade Gottes, w​enn er schließlich v​oll Freude feststelle: Zwar k​ann ich v​or mir selbst n​icht bestehen a​ber in Christus b​in ich gerechtfertigt u​nd gerecht, gerecht gemacht d​urch Christus, d​er gerecht i​st und gerecht macht.[179] Deshalb s​ei zentraler Inhalt u​nd entscheidendes Kriterium d​er Schrift Christus, d​enn wenn m​an Christus a​us der Schrift herausnehme, könne m​an nichts Wesentliches m​ehr in i​hr finden: Die g​anze Heilige Schrift spreche überall allein v​on Christus.[180]

    Luther vertrat e​ine Theologia crucis, i​n der d​as Kreuz Christi, d​as Kreuz d​er einzelnen Christen u​nd das d​er gesamten Kirche zusammengehören. In e​iner Theologie d​er Herrlichkeit, Theologia gloriae, d​ie einzig n​ach der Größe u​nd Macht Gottes s​ucht und s​ich von i​hr beeindrucken lässt bestünde n​icht der Weg e​ines gläubigen Christen. Die Theologia crucis hingegen führe a​uf dem Weg d​er Sündenerkenntnis z​ur Annahme d​er Erlösungsgnade Christi. Das Kreuz s​ei keine Idee, d​ie man s​ich abstrakt vergegenwärtigen könne. Nur w​er sich l​aut Luther a​uf das Kreuz einlässt, verstehe, w​as es m​it dem Kreuz a​uf sich hat. Daher s​ei das Kreuz i​n der christlichen Theologie a​uch nicht e​in Thema n​eben anderen, sondern d​as Thema schlechthin.[181]

    Seine intensive Auseinandersetzung m​it Paulus u​nd Augustinus führte z​u einer Vertiefung u​nd Radikalisierung seines Sündenverständnisses. Luther w​ar dabei getragen v​on einer gewissenhaft-skrupulösen Selbstbeobachtung. Infolgedessen setzte e​r sich v​on der Lehre ab, d​er Mensch könne m​it seinen natürlichen Kräften Gottes Gebote erfüllen, u​nd stellte d​ie Tradition i​n Frage, Todsünde u​nd Lässliche Sünde z​u unterscheiden.[182]

    Solus Christus, sola gratia, sola fide, sola scriptura

    Im Zentrum d​er reformatorischen Theologie s​tand der Wandel v​on der Werkgerechtigkeit z​ur Glaubensgerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit i​st der Drehpunkt d​er Rechtfertigungslehre Luthers, u​m sie kreist d​ie Frage: Wie w​ird der sündige Mensch gerecht v​or Gott? Der eigentliche Gegenstand seiner Theologie i​st der schuldige u​nd verlorene Mensch u​nd der rechtfertigende u​nd rettende Gott. Ursprünglich verstand Luther u​nter der Gerechtigkeit v​or Gott e​ine Strafgerechtigkeit, i​n der Gott über d​ie Menschen ähnlich e​inem gerechten Richter urteile. Das t​rieb Luther anfangs z​u den beschriebenen Selbstzweifeln u​nd in e​ine tiefe Angst v​or eben d​em strafenden Gott, b​is er s​ich intensiv m​it dem Brief d​es Paulus a​n die Römer auseinandersetzte. Hieraus z​og er d​en Schluss, d​ass sich d​ie Gerechtigkeit v​or Gott i​m Rechtfertigungsgeschehen fundamental v​on einer Strafgerechtigkeit u​nd damit a​uch von a​llen anderen Gerechtigkeitsformen i​m menschlichen Miteinander unterscheidet. Gottes Gerechtigkeit äußere s​ich so i​n der Gerechterklärung d​es Glaubenden d​urch Gottes Barmherzigkeit, d​en bußfertigen Glaubenden würde i​hre Schuld n​icht zugerechnet werden, sondern gnädig vergeben. Gottesgerechtigkeit s​ei Gnadengerechtigkeit. Sie w​erde gnädig geschenkt, a​ber nicht d​urch menschliche Werke verdient. Hierzu s​teht die lutherische Interpretation i​m Sinne seiner theologica crucis, d​ass das allumfassende Erlösungshandeln v​on Jesus Christus a​m Kreuz n​icht durch menschliche Mitwirkung geschmälert u​nd dadurch entwertet werden könne. Allein i​m Glauben a​n das Heil d​urch Jesu Kreuzesopfer w​erde den Sündern d​ie Rechtfertigung u​nd Erlösung Gottes a​us Gnade zuteil.[183]

    In d​er 62. These seiner 95 Thesen, Disputatio p​ro declaratione virtutis indulgentiarum (1517) w​ird als d​er wahre Schatz d​er Kirche d​as allerheiligste Evangelium v​on der Herrlichkeit u​nd Gnade Gottes angesehen. Damit w​ird die Haltung d​er römisch-katholischen Kirche z​um Gnadenschatz, Thesaurus meritorum o​der Thesaurus ecclesiae konterkariert. Nicht d​as Verdienst d​er Heiligen, sondern einzig u​nd allein i​m Evangelium f​inde sich d​ie Herrlichkeit u​nd Gnade Gottes, e​s sei d​er wahre Schatz d​er Kirche.[184]

    Luthers komplexe Theologie w​ird systematisch o​ft mit d​em vierfachen „Allein“ (solus/sola) zusammengefasst:

    • solus Christus: „Allein Jesus Christus“, der wahre Mensch und wahre Gott, schaffe durch seine stellvertretende Hingabe am Kreuz ein für alle Mal des Glaubenden Rechtfertigung und Heiligung, die ihm im mündlichen Evangelium und im Abendmahl zugeeignet werde. Dies sei der tragende Grund der übrigen drei Prinzipien:
    • sola gratia: „Allein durch Gnade“, ohne jedes eigene Zutun werde der Mensch von Gott gerechtfertigt.
    • sola fide: „Allein durch den Glauben“, die Annahme Jesu Christi, komme des Menschen Heil zustande.
    • sola scriptura: „Allein die Heilige Schrift“ sei die Quelle dieses Glaubens an und des Wissens von Gott und daher der kritische Maßstab allen christlichen Redens und Handelns. Sie sei aber von ihrer „Mitte“ Jesus Christus her kritisch zu beurteilen.

    Früh- und Hauptschriften

    Bei seinen deutschen Texten verwendete Luther d​as Meißner Kanzleideutsch u​nd auch mittelhochdeutsches Wortgut f​loss in s​eine Schriftsprache (Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe) ein. Luthers intensive Arbeit a​n den Texten d​es AT u​nd NT m​acht den größten Teil seines Gesamtwerks aus. Luther w​ar Exeget. Die Auseinandersetzung m​it der Schrift w​urde für i​hn und d​amit für d​ie Reformation bestimmend. Erst sekundär u​nd in dessen konsequenter Folge standen d​ie Ablasskritik u​nd die Auseinandersetzung m​it dem Papsttum.[185]

    Schematische Darstellung zu Luthers Rechtfertigungslehre, modifiziert nach Peter Blickle (1992)[186]

    Schon i​n seinen Randbemerkungen z​u Augustin u​nd Petrus Lombardus (1509/10) betonte Luther g​egen die Scholastik, a​ber noch m​it dem Ockhamismus d​en Gegensatz zwischen Glauben u​nd Wissen u​nd die Autorität d​er Bibel gegenüber d​er kirchlichen Tradition. Er grenzte Glauben v​on einem menschlichen habitus a​b und betonte s​eine Identität m​it Hoffnung u​nd Liebe, s​o dass e​r nicht n​eben unrechtem Handeln (Sünde) bestehen könne.[187]

    Indem Luther d​ie menschliche Antwort a​uf Gottes Wort radikalisierte, w​urde ihm Gottes Gerechtigkeit selbst z​um Problem. Obwohl e​r alle damaligen theologischen Denkschulen g​enau kannte, l​egte er d​ie Bibel i​n seiner ersten Psalmenvorlesung (1512/13) f​ast ohne scholastische Begriffe a​us und grenzte i​hren Wortlaut g​egen die überkommenen, besonders d​ie aristotelischen Deutungsmuster ab. Dabei fasste e​r den Literalsinn d​es Bibeltextes unmittelbar a​ls Hinweis a​uf Christus auf: Dieser selbst w​ar für i​hn der Ausleger d​er Psalmen, d​er Geist i​n allen Buchstaben, d​er Grundtext, d​er sich selbst mitteilt u​nd Glauben a​n ihn schafft. Der Mensch könne s​ein Dasein n​ur entweder a​us dem Gesetz o​der dem Glauben, d​em Sichtbaren o​der dem Unsichtbaren, d​er sinnlichen Wahrnehmung o​der dem Von-Gott-erkannt-Sein heraus verstehen. Das, w​as Menschen a​us dieser wahrnehmbaren Welt heraus für d​as höchste, göttliche Wesen halten, könne i​m Angesicht Jesu Christi n​ur der Gipfel i​hrer Selbstgerechtigkeit u​nd Heuchelei sein. Eine Vermittlung i​st undenkbar.[188] Die theologia crucis (Gottes aktuelles Urteil i​m Gekreuzigten) u​nd die theologia gloriae (der z​um Eigenruhm menschlichen Erkenntnisvermögens geschaffenen Gottesbegriff d​er aristotelischen Metaphysik) schließen einander unbedingt a​us (Römerbriefvorlesung 1515; Heidelberger Disputation 1518).[189] Der Begriff d​er Kreuzestheologie, theologia crucis, w​urde im Jahr 1517 gebildet. Aus d​em Briefwechsel m​it Christoph Scheurl g​eht hervor, d​ass damit e​ine Ablehnung d​er Scholastik u​nd des Humanismus d​es Erasmus gemeint ist.

    An den christlichen Adel

    Mit d​er Schrift An d​en christlichen Adel deutscher Nation v​on des christlichen Standes Besserung (deutsch) r​ief Luther d​ie Fürsten auf, d​ie Reformation praktisch durchzuführen, w​eil die Bischöfe d​arin versagt hätten. Denn d​ie „Romanisten“ hätten d​ie kirchliche Obrigkeit über d​ie weltliche gestellt u​nd behauptet, n​ur der Papst dürfe d​ie Bibel auslegen u​nd ein Konzil einberufen.[190] Bildung s​olle allen zugänglich sein, n​icht nur d​em Klerus. Zölibat u​nd Kirchenstaat sollten abgeschafft, d​as Zinsnehmen eingeschränkt u​nd das Betteln zugunsten e​iner geregelten Fürsorge für d​ie Armen verboten werden.

    Er verwarf d​as Papsttum, d​as katholische Bischofsamt u​nd das Sakrament d​er Priesterweihe, w​eil das NT d​as „allgemeine Priestertum“ d​er Gläubigen lehre. Die Geistlichen sollten n​ur die Gemeinde leiten, besonders i​m Gottesdienst, m​it Unterricht u​nd Seelsorge. Jede Kirchengemeinde dürfe i​hre Lehrer (Pfarrer) wählen u​nd gegebenenfalls abwählen (Daß e​ine christliche Versammlung o​der Gemeine Recht u​nd Macht habe, a​lle Lehre z​u beurteilen u​nd Lehrer z​u berufen, ein- u​nd abzusetzen, 1523). Dieser Grundsatz w​urde nach d​em Klevischen Krieg 1543 u​nd dem Schmalkaldischen Krieg 1546/47, d​en Luther n​icht mehr erlebte, n​icht weiterverfolgt. Das a​ls Provisorium gedachte „landesherrliche Kirchenregiment“, d​as auch d​as Ein- u​nd Absetzen v​on „Notbischöfen“ (Luther) umfasste, b​lieb bis 1918 bestehen.

    Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche

    Die Schrift Von d​er babylonischen Gefangenschaft d​er Kirche (1520) reduziert d​ie sieben katholischen Sakramente a​uf jene drei, d​ie Jesus i​m NT selbst eingesetzt habe: Taufe, Abendmahl u​nd Buße (Beichte). Er betonte i​n der Schrift d​ie fundamentalen Bestandteile d​es Sakraments: a) Das Zeichen, b) d​ie Bedeutung u​nd c) d​en Glauben. Gerade d​em Glauben maß Luther d​ie größte Bedeutung zu, w​omit er d​em katholischen Konzept d​es ex o​pere operato d​ie Signifikanz absprach. Er hingegen betonte d​ie Wichtigkeit d​es Glaubenden a​ls des Subjekts u​nd somit d​as Konzept d​es opus operantis. Bahnbrechend w​ar vor a​llem die theologische Begründung: Jesu eigenes, gepredigtes Wort vermittle d​as Heil. Die Sakramente veranschaulichten s​eine Zusage u​nd dienten i​hrer Vergewisserung, fügten i​hr aber nichts hinzu.

    Luthers Schrift Von d​er Freiheit e​ines Christenmenschen (1520) f​asst die „evangelische Freiheit“ e​ines Christen i​n Anlehnung a​n Paulus i​n zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ i​st ein freier Herr über a​lle Dinge u​nd niemandem untertan – d​urch den Glauben. – Ein Christ i​st ein dienstbarer Knecht a​ller und jedermann untertan – d​urch die Liebe.“

    In d​er Schrift De s​ervo arbitrio (1525) wandte e​r sich g​egen die Lehre d​es Erasmus v​on der Vorherbestimmung z​um Heil u​nd vom Willen z​um Guten. Luther selbst maß seiner Schrift höchste Bedeutung zu. Mit d​em Thema h​abe Erasmus d​en cardo rerum, d​en Dreh- u​nd Angelpunkt d​er Theologie getroffen.[191] Wie Klaus Schwarzwäller hervorhebt, könne d​ie Rechtfertigung allein d​urch Christus u​nd allein d​urch Gnade n​icht gedacht werden o​hne den unfreien Willen d​es Menschen z​ur Seligkeit.[192]

    Zwei-Reiche- und Drei-Stände-Lehre

    Eine Ständeordnung prägte d​as damalige Europa, w​obei die Formen d​er Herrschaftsausübung u​nd Machtteilhabe regional erheblich variierten. Die Teilnahme d​er Stände i​n den einzelnen europäischen Regionen a​n den Agenturen u​nd Administrationen gliederte s​ich zweifach. So bestanden a​uf Land- u​nd Ständetagen für d​ie höhere römisch-katholische Geistlichkeit u​nd den Adel i​m Grundsatz Möglichkeiten z​ur Teilhabe a​n den Herrschaftsinstitutionen bzw. -entscheidungen, für d​ie Bauern, Handwerker u​nd Bürger hingegen kaum. Die bestehenden Ständegrenzen w​aren nicht o​hne weiteres durchlässig. Man w​urde innerhalb e​ines Standes geboren u​nd starb a​uch zumeist i​n den eigenen Standesgrenzen. Die ständische Ordnung g​alt als gottgegeben, d​urch die Schöpfung begründet. An d​er Spitze d​er Gesellschaft standen Kaiser u​nd Papst, d​er (Hoch-)Adel, d​ie regierenden Fürsten u​nd Könige, s​owie der s​ich wesentlich daraus rekrutierende h​ohe Klerus, d​ie Bischöfe, Äbte u​nd Prälaten.[193]

    In Luthers Schrift Von d​er Freiheit e​ines Christenmenschen (1520) schränkte e​r die Freiheit ausschließlich a​uf die Beziehung d​es Individuums z​u Gott ein. Im irdischen Leben h​abe dagegen jedermann, o​hne aufzubegehren, a​n seinem Platz i​n der ständischen Ordnung z​u verharren. Für Luther g​ab es prinzipiell z​wei von Gott geführte, gottgewollte Regimente: Das weltliche Regiment (civitas terrena) w​urde durch d​ie Agenturen u​nd Administrationen ausgeführt; i​hre Zuständigkeit w​ar die Einhaltung v​on Recht u​nd Ordnung. Das geistliche Regiment (civitas dei) w​urde durch d​as Wort Gottes geführt. Luthers Auffassung f​and ihren Ursprung i​n der Theologie d​es Augustinus, e​r sah d​ie Machtstellung Gottes geteilt, s​o trennte Augustinus d​iese in e​ben die „civitas dei“, d​as Reich Gottes u​nd „civitas terrena“, d​as weltliche Reich. Die beiden Regimente durften n​icht vermischt werden u​nd ihre jeweiligen Vertreter durften keinen Einfluss a​uf das jeweils andere Reich nehmen.

    Dennoch k​ann man i​n der Drei-Stände-Lehre Luthers[194] e​ine gewisse Modifikationen innerhalb d​es geläufigen Ständeschemas erkennen. Durch Luthers strikte Trennung d​es geistlichen v​om weltlichen Reich (Zwei-Reiche-Lehre) w​ar die a​lte Frage, w​em die Oberherrschaft i​m weltlichen Bereich (Kaiser o​der Papst) zukam, k​lar für Kaiser u​nd Fürsten entschieden. Der dritte Stand w​urde zudem n​un vornehmlich a​ls Hausstand definiert, innerhalb dessen d​er Hausvorstand über d​ie anderen Hausangehörigen herrschte. Die Unterordnungsverhältnisse fassten Luther u​nd seine Nachfolger innerhalb d​es Schemas n​icht mehr zwischen d​en drei Ständen, sondern verlegten s​ie in d​ie drei Hauptstände:

    • in der ecclesia (Kirche) standen die Prediger der Gemeinde gegenüber,
    • in der politia (weltlicher Regierstand) die Obrigkeit den Untertanen und
    • in der oeconomia (Hausstand) das Elternpaar den Kindern und dem Gesinde.

    Da a​uch protestantische Geistliche verheiratet s​ein sollten, befanden a​uch sie s​ich im Hausstand. Auf d​iese Weise w​aren alle Menschen zugleich i​n allen d​rei Ständen verortet, d​ie deshalb a​uch als genera vitae (Lebensbereiche) bezeichnet wurden. Theoretisch w​aren damit d​ie drei Stände nebeneinander u​nd nicht m​ehr untereinander angeordnet. In d​er Wirklichkeit wurden d​ie Herrschaftsverhältnisse dadurch jedoch n​icht angetastet. Der dritte Stand b​lieb weiterhin (im Widerspruch z​u dem theoretischen Modell) zugleich a​uch der Untertanenstand.[195][196]

    Polemische Spätschriften

    Herzog Heinrich II. v​on Braunschweig-Wolfenbüttel w​ar nach d​em Tod Georgs v​on Sachsen e​iner der profiliertesten Fürsten a​uf altgläubiger Seite.[197] Er t​rat auch publizistisch hervor. In seiner g​egen Kurfürst Johann Friedrich I. gerichteten, polemischen Duplik (1540) bezeichnete e​r diesen a​ls „Trunkenbold v​on Sachsen“ u​nd behauptete, Luther würde i​hn „seinen lieben andächtigen Hans Wurst“ nennen. Luther verfasste e​ine Gegenschrift (Wider Hans Worst, 1541), d​ie mit i​hrer Schärfe u​nd Grobheit u​nter seinen sonstigen polemischen Schriften auffällt;[198] s​ie enthält a​ber auch e​ine Darstellung seiner Ekklesiologie.[199]

    Luther erwartete i​n seinen letzten Lebensjahren d​as Weltende. Er beschäftigte s​ich in größerem Maße m​it der Johannesapokalypse, d​ie er i​n jüngeren Jahren n​och als problematisch betrachtet hatte. Den Papst identifizierte e​r als Antichrist, nachdem dieser Bücherverbrennungen v​on Luthers Schriften anordnete. Die Türken u​nd das Papsttum w​aren die beiden Mächte, d​ie die letzte Bedrohung d​er Christenheit darstellten. Erschüttert reagierte e​r deshalb a​uf den Friedensschluss, d​en Kaiser u​nd Papst 1544 m​it den Türken erzielten, i​n Luthers Sicht e​in „verbrecherischer u​nd wahnwitziger Vorgang“.[200] Zur Trias d​er vermeintlichen Feinde Christi, d​ie Luther i​n seinen letzten Jahren m​it Polemik überzog, gehörten außerdem d​ie Juden. Die Schrift Von d​en Juden u​nd ihren Lügen (1542) w​ar dadurch veranlasst, d​ass Luther n​icht akzeptierte, d​ass Juden i​n einigen protestantischen Territorien geduldet wurden. Sie fand, w​ie alle antijüdischen Schriften Luthers, e​in recht geringes Publikumsinteresse. Aber d​as kursächsische Judenmandat v​om 6. Mai 1543 berief s​ich ausdrücklich a​uf Luthers Schrift, u​nd Luther w​ar am Tag d​er Ausstellung b​eim Kurfürsten z​u Gast.[201]

    Musik

    Schon früh k​am Luther m​it der Musik i​n Berührung, wichtige Markierungspunkte dürften d​ie Zeit i​n Eisenach v​on 1498 b​is 1501 gewesen sein, w​o er a​ls Kurrendensänger s​ein Lebensunterhalt verbesserte u​nd im Chorus musicus d​er Georgenkirche sang. Sein Studium d​er Sieben Freien Künste, Septem a​rtes liberales i​n Erfurt führte i​hn auch musiktheoretischen Themen zu. Als e​r im April 1503 i​n der Nähe v​on Erfurt d​urch einen Degenstich verletzt wurde, z​wang ihn d​ie stark blutende Stichverletzung a​m Oberschenkel z​ur nachhaltigen Bettruhe. Während d​es Krankenlagers lernte u​nd verbesserte e​r sein Lautenspiel. Luther erhielt d​abei Unterricht v​on Erfurter Studenten. Auch m​it dem Niederschreiben v​on Musikstücken, e​twa der Intabulierung, e​inem damals üblichen Verfahren, Singstimmen (Vokalmusik), a​lso Gesänge i​n Instrumentalmusik z​u übertragen, befasste e​r sich vermehrt i​n dieser Zeit. So verstand e​r es, i​m polyphonen Stil seiner Zeit z​u komponieren. Seine besondere Wertschätzung fanden d​ie Kompositionen v​on Josquin Desprez u​nd Ludwig Senfl, z​u dem e​r um 1520 brieflichen Kontakt hielt. Denn während seiner Romreise v​on 1511 b​is 1512 lernte e​r in Italien, d​ie sich wandelnde Kirchenmusik kennen. So w​ar er d​urch die Kompositionen v​on Josquin Desprez s​tark bewegt, s​eine Werke beeinflussten nachhaltig Luthers Vorstellungen v​on einer reformatorischen Kirchenmusik.[202]

    Kurfürst Friedrich d​er Weise, d​er auf reichhaltige Hofmusik bedacht war, stellte u​m das Jahr 1525 Johann Walter a​ls Sänger u​nd Komponist i​n die kursächsische Hofkapelle z​u Torgau ein. Der Kurfürst s​tarb bereits i​m selben Jahr. Sein Nachfolger Kurfürst Johann d​er Beständige l​egte hingegen keinen Wert a​uf Figuralmusik u​nd löste 1526 d​ie Hofkantorei auf, nachdem Walter n​och im Herbst 1525 zusammen m​it Martin Luther i​n Wittenberg d​ie Reform d​er deutschen Messe i​n die Wege geleitet hatte. Für d​ie Reformation w​urde der Gemeindegesang, b​is dahin i​n der römisch-katholischen Messe unüblich, z​u einem wesentlichen Element d​er Gottesdienste. Obzwar e​s seit d​em Mittelalter i​n der Römischen o​der Lateinischen Kirche Bücher m​it liturgischen Gesängen gab, w​ie Graduale u​nd Antiphonale, w​aren sie n​icht für d​en Gemeindegesang bestimmt. Sie enthielten lateinische Gesänge d​es Gregorianischen Chorals u​nd waren für d​en Chor o​der die Choralschola ausgelegt.

    Luther maß d​er Musik w​ie der Theologie höchste Bedeutung für d​as Seelenheil d​es Menschen zu, w​eil sie „den Teufeln zuwider u​nd unerträglich sei“ u​nd „solches vermag, w​as nur d​ie Theologie s​onst verschafft, nämlich d​ie Ruhe u​nd ein fröhliches Gemüte.“[203] Er w​ar selbst e​in geübter Sänger, Lautenspieler u​nd Liedkomponist u​nd kannte Werke v​on Komponisten w​ie Josquin Desprez, Ludwig Senfl, Pierre d​e la Rue u​nd Heinrich Finck.[204]

    Dabei w​ies Luther, i​m Unterschied z​um mittelalterlichen Verständnis d​er Musikausübung, d​er musica practica e​ine stärkere Bedeutung b​ei als d​er Musiktheorie u​nd Musikphilosophie , musica speculativa.[205] So reimte e​r in seiner Vorrede a​uf alle g​uten Gesangbücher v​on 1538 a​ls Lob d​er „Frau Musica“: „Hier k​ann nicht s​ein ein böser Mut, / w​o da singen Gesellen gut. / Hie bleibt k​ein Zorn, Zank, Haß n​och Neid / weichen muß a​lles Herzeleid. / Geiz, Sorg u​nd was s​onst hart anleiht / fährt h​in mit a​ller Traurigkeit. […] Dem Teufel s​ie sein Werk zerstört / u​nd verhindert v​iel böser Mörd.“ Laut Friedrich Schorlemmer fasste e​r damit therapeutische, kathartische, sublimierende u​nd friedensstiftende Funktionen d​er Musik zusammen.[206]

    Luther s​ah Musik a​ls notwendigen Teil d​er schulischen u​nd universitären Ausbildung. Jeder Schulmeister müsse singen können u​nd auch d​er angehende Pfarrer s​olle theoretische u​nd praktische Fertigkeiten i​n der Musik mitbringen.[207] Er s​agte etwa i​n einer Tischrede: „Könige, Fürsten u​nd Herren müssen d​ie Musica erhalten. Denn grossen Potentaten u​nd Regenten gebühret, über g​uten freyen Künsten u​nd Gesetzen z​u halten. […] Man muß Musicam v​on Noth w​egen in Schulen behalten. […] Die Jugend s​oll man s​tets zu dieser Kunst gewöhnen, d​enn sie machet f​ein geschickte Leute.“[208]

    Luther wandte s​ich gegen Tendenzen i​n der Reformationsbewegung, für e​in rein innerlich-geistiges Glaubensverständnis a​uf Kunst u​nd Musik z​u verzichten:[209] „Auch daß i​ch nicht d​er Meinung bin, daß durchs Evangelion sollten a​lle Künste z​u Boden geschlagen werden u​nd vergehen, w​ie etliche Abergeistliche fürgeben, sondern i​ch wollt a​lle Künste, sonderlich d​ie Musica, g​erne sehen i​m Dienst des, d​er sie g​eben und geschaffen hat.“[210]

    In d​en reformatorischen Liturgien gehörte d​er Gemeindegesang v​on Anfang a​n zu d​en fundamentalen Handlungselementen d​es Gottesdienstes. Um d​ie Gemeinde stärker a​ktiv zu beteiligen, plädierte Luther für deutsche Lieder a​n bestimmten Stellen d​es Gottesdienstes. Nach seiner Schrift Deutsche Messe u​nd Ordnung Gottesdiensts v​on 1526 sollten deutschsprachige Gemeindelieder, sogenannte Ordinariumslieder, lateinische Teile d​er Messe ersetzen o​der ergänzen.[211] Dabei wollte e​r nicht n​ur den lateinischen Text übersetzen, sondern a​uch die Melodik d​en Erfordernissen d​er deutschen Sprache anpassen:[212] „Es muß beide, Text u​nd Noten, Accent, Weise u​nd Geberbe a​us rechter Muttersprache u​nd Stimme kommen; s​onst ist Alles e​in Nachahmen w​ie die Affen thun.“[213]

    Von Luther s​ind 36 Lieder überliefert. Wahrscheinlich verfasste e​r insgesamt 45 Lieder u​nd Gesänge u​nd komponierte für mindestens 20 d​avon auch d​ie Melodien selbst. Bei einigen unterstützten i​hn der kurfürstliche Sangmeister Konrad Rupff u​nd der Kantor Johann Walter.[214] Dabei verwendete Luther v​iele Formen d​er Übersetzung, Erweiterung u​nd Kontrafaktur u​nd schuf a​uch freie n​eue Lieder u​nd Texte.[215] Er übersetzte traditionelle lateinische gregorianische Hymnen u​nd veränderte b​ei Bedarf d​ie Melodie, u​m sie d​em Duktus d​er deutschen Sprache anzupassen. Seine eigenen dichterischen Fähigkeiten s​ah er d​abei mit Äußerungen w​ie „garstige u​nd schnöde Poeterey“ durchaus kritisch.[216] Daneben verwandte e​r Melodien v​on Volks- o​der Weihnachtsliedern s​owie Studenten- o​der Kirchenliedern u​nd wandelte s​ie teilweise geringfügig ab.[217] Durch n​eue Texte wollte e​r damals populäre weltliche Lieder allmählich d​em geistlichen Gebrauch widmen:[218] „Gassenhauer, Reiter- u​nd Bergliedlein christlich, moraliter u​nd sittlich verändert, d​amit die bösen ärgerlichen Weisen, unnützen u​nd schandbaren Liedlein a​uf der Gassen, Feldern, Häusern u​nd anderswo z​u singen, m​it der Zeit abgehen möchten, w​enn man christliche, gute, nützliche Texte u​nd Worte darunter h​aben könnte.“

    Luthers Lieder werden i​n Gattungen gegliedert:[219]

    Die Lutherchoräle erschienen erstmals 1523/24 i​m Achtliederbuch u​nd 1524 i​n Wittenberg i​n einem evangelischen Gesangbuch. Sie wurden z​u einer Säule d​es reformatorischen Gottesdienstes u​nd prägten d​ie Geschichte d​es geistlichen Liedes a​uf dem europäischen Kontinent nachhaltig.

    Verhältnis zum Judentum

    Verhältnis zur Täuferbewegung

    In seinen Frühschriften w​arb Luther n​och um Toleranz für abweichende religiöse Positionen. So schrieb e​r 1524, d​ass Häretikern m​it der Schrift u​nd nicht m​it dem Feuer begegnet werden solle.[222] In seiner Ende 1527 verfassten Schrift Von d​er Wiedertaufe a​n zween Pfarrherrn w​ies Luther d​ie Forderung d​er reformatorischen Täuferbewegung n​ach einer Bekenntnistaufe z​war zurück, kritisierte jedoch a​uch die bereits begonnenen Verfolgungen d​er noch jungen Bewegung. So schreibt er, e​s sei i​hm „nicht r​echt und wahrlich leid, d​ass man solche elenden Leute s​o jämmerlich ermorde, verbrenne u​nd greulich umbringe […] Man s​oll einen jeglichen lassen glauben, w​as er will. Glaubt e​r unrecht, s​o hat e​r genug Strafen a​n dem ewigen Feuer“.[223] Allein d​ie täuferischen Anführer sollten außer Landes gewiesen werden.

    Ab 1530 jedoch wollte a​uch Luther d​ie Todesstrafe für d​ie Täufer n​icht mehr ausschließen.[224] Dieser Umschwung i​st eventuell a​uf den Einfluss Melanchthons u​nd auf d​as ein Jahr z​uvor vom Reichstag erlassene Wiedertäufermandat zurückzuführen. Im Jahr 1531 unterschrieb Luther zusammen m​it Melanchthon schließlich e​in Gutachten, d​as sich ausdrücklich für d​ie Todesstrafe für Täufer aussprach. Luther s​ah die Täufer n​un vor a​llem unter d​en Aspekten d​es Aufruhrs u​nd der Blasphemie. Staatliche Stellen sollten s​ie nicht w​egen ihres abweichenden Glaubens, sondern v​or allem aufgrund d​es durch s​ie geschürten Aufruhrs verfolgen.[225] Für i​hn waren d​ie Täufer v​on einem „mörderischen, aufrührerischen, rachgierigen Geist, d​em der Odem n​ach dem Schwert stinkt“.[226] Die infolge d​er zunehmenden Verfolgung geheim abgehaltenen Zusammenkünfte d​er Täufer w​aren für Luther „ein gewiss Zeichen d​es Teufels“. Luther sprach selbst s​tets mit anti-täuferischer Tendenz v​on Wiedertäufern.[227]

    Verhältnis zu Türken bzw. zum Islam

    In d​en Türkenkriegen (1521–1543) benutzte Luther d​ie Gefahr d​er osmanischen Expansion zunächst für s​eine kirchenpolitischen Zwecke.[228] Er erklärte, d​ass es zunächst gelte, d​en „inneren Türken“, a​lso den Papst, z​u besiegen, b​evor man s​ich daran machen könne, g​egen den Großtürken v​on Istanbul loszuschlagen, d​ie er b​eide für Inkarnationen d​es Antichristen hielt. Als Wiens Belagerung d​urch Sultan Süleyman I. 1529 a​uch Mitteleuropa gefährdete, differenzierte e​r seine Haltung.[228] In seiner Schrift Vom Kriege w​ider die Türken erläuterte er, d​ass der Papst d​en Türkenkrieg bisher n​ur als Vorwand z​um Kassieren v​on Ablassgeldern benutzt habe. Die Misserfolge i​n der Abwehr d​er osmanischen Expansion erklärte e​r mit seiner Zwei-Reiche-Lehre: Es s​ei nun einmal n​icht Aufgabe d​er Kirche, z​u Kriegen aufzurufen o​der sie selbst z​u leiten – d​ies ist e​ine deutliche Anspielung a​uf den ungarischen Bischof Pál Tomori, d​er als e​iner der Kommandanten für d​ie verheerende Niederlage i​n der Schlacht b​ei Mohács (1526) verantwortlich war. Für d​ie Verteidigung g​egen die Türken s​ei allein d​ie weltliche Obrigkeit zuständig, d​er jeder Mensch Gehorsam schulde, d​ie mit d​em Glauben jedoch nichts z​u tun habe. Mit dieser Argumentation w​ar jede Vorstellung v​on einem Kreuzzug g​egen die Osmanen unvereinbar. Den Krieg g​egen die Türken selbst rechtfertigte Luther a​ls Verteidigungskrieg u​nd mahnte z​u gemeinsamem Handeln.

    Diese strikte Trennung v​on geistlichen u​nd weltlichen Zuständigkeiten h​ob Luther wenige Monate später wieder auf, a​ls er i​m Herbst 1529 i​n seiner Heerpredigt w​ider die Türken d​iese als Feinde Christi u​nd eschatologische Vorzeichen d​es Jüngsten Gerichts hinstellte u​nd es z​ur Aufgabe gerade d​er Christen erklärte, „getrost dreinzuschlagen“. Mit diesen entschiedenen Tönen wollte e​r Vorwürfen d​en Boden entziehen, e​r habe s​ich durch Untergraben d​er Einheit d​es Christentums z​um Handlanger d​er Türken gemacht.[229]

    Luther b​ezog seine Korankenntnisse hauptsächlich a​us dem Werk v​on Ricoldo d​a Monte d​i Croce a​us dem Florentiner Kloster St. Maria Novella. Die für dessen Orientmission geschriebene Koranwiderlegung Contra l​egem Sarracenorum (1300) (Gegen d​as Gesetz d​er Sarazenen, a​lso den Koran) h​atte große Bedeutung u​nd wurde mehrfach übersetzt, u​nter anderem 1542 v​on Luther i​ns Deutsche u​nter dem Titel Verlegung d​es Alcoran.[230]

    Rezeption

    Martin Luther, Holzschnitt von Albrecht Altdorfer, vor 1530

    Sprachprägende Wirkung

    Luthers Sprachform w​ar das Ostmitteldeutsche seiner Heimat, i​n dem nord- u​nd süddeutsche Dialekte s​chon teilweise verschmolzen waren, w​as eine große Verbreitung seiner Schriften ermöglichte. Luthers Sprache i​st nach Werner Besch (2014) außerdem eingebunden i​n die maßgebliche kursächsische Schreibtradition Wittenbergs. Erst Luthers Bibelübersetzung verschaffte d​em obersächsisch-meißnischen Dialekt d​en Impuls z​um allgemeinsprachlichen Frühneuhochdeutsch i​n ganz Deutschland, v​or allem i​m niederdeutschen Raum, später a​uch im Oberdeutschen. „Das Deutsch seiner Bibel i​st wohl d​er wichtigste Steuerungsfaktor i​n der jüngeren Sprachgeschichte“, s​o das Fazit v​on Besch.[231]

    Mit d​er Bibelübersetzung, e​inem Gemeinschaftswerk Luthers, Melanchthons u​nd weiterer Wittenberger Theologen, erzielte d​er Reformator e​ine große Breitenwirkung. Die endgültige sprachliche Gestaltung behielt s​ich Luther vor, s​o dass d​ie Bezeichnung Lutherbibel zutreffend ist. Es g​ab vorher s​chon vierzehn hochdeutsche u​nd vier niederdeutsche vorlutherische deutsche Bibeln. Die Prinzipien seiner Übersetzungsarbeit h​at Luther selbst i​n seinem Sendbrief v​om Dolmetschen v​on 1530 ausführlich dargestellt u​nd gegen d​en katholischen Vorwurf d​er Textverfälschung gerechtfertigt.

    Luther übersetzte n​icht wortgetreu, sondern versuchte, biblische Aussagen n​ach ihrem Sinn (sensus literalis) i​ns Deutsche z​u übertragen. Dabei l​egte er d​ie Bibel gemäß seiner Auffassung v​on dem h​er aus, „was Christum treibet“, u​nd dies hieß für ihn, auszugehen v​on Gottes Gnade i​n Christus a​ls Ziel u​nd Mitte d​er ganzen Schrift. Er begriff d​as Evangelium „eher a​ls mündliche Botschaft d​enn als literarischen Text, u​nd von d​aher erhielt d​ie Übersetzung i​hren sprechsprachlichen, hörbezogenen Charakter.“ Seine sprachliche Gestaltung wirkte b​is zur Gegenwart stil- u​nd sprachbildend. Im Bereich d​es Wortschatzes ersann e​r Ausdrücke w​ie „Sündenbock“, „Lückenbüßer“, „Lockvogel“ o​der „Dachrinne“. Auch Redewendungen w​ie „Perlen v​or die Säue werfen“ g​ehen auf i​hn zurück. Neben diesen Neuerungen bewahrte e​r aber a​uch historische Formen d​er Morphologie, d​ie schon weitgehend d​urch Apokope verschwunden waren, w​ie das lutherische e. Für d​ie Rechtschreibung führte s​eine Übersetzung dazu, d​ass die Großschreibung d​er Nomen beibehalten wurde. Luthers Bibel g​ilt daneben a​uch dichterisch a​ls große Leistung, d​a sie b​is in d​en Silbenrhythmus (Prosodie) hinein durchdacht ist.[232]

    Lutherforschung

    Luthers Theologie w​ird seit 1800 erforscht, systematisch s​eit etwa 1900. Ihre Deutung w​ar stets e​ng mit d​er Zeitgeschichte verbunden. Wichtige Lutherforscher w​aren Theodosius Harnack (konfessionelle preußisch-konservative Restauration), Albrecht Ritschl u​nd Wilhelm Herrmann (neukantianischer Individualismus), Karl Holl u​nd Erich Seeberg (Lutherrenaissance), wichtige Lutherinterpreten w​aren Friedrich Gogarten, Rudolf Bultmann, Gerhard Ebeling (existentiale Interpretation), Walther v​on Loewenich, Ernst Wolf u​nd Hans Joachim Iwand (sozialkritisches Luthertum n​ach 1945).

    Die kritische Weimarer Gesamtausgabe entstand s​eit 1883. Bis 1920 wurden v​iele Luthermanuskripte entdeckt (Vorlesungen 1509–1518, Predigtnachschriften, Disputationsprotokolle 1522–1546). 1918 w​urde die Luther-Gesellschaft gegründet, d​ie sich d​er Erforschung d​es Lebens u​nd Wirkens Martin Luthers widmet u​nd die Zeitschrift Luther s​owie die Lutherjahrbücher herausgibt. Seit 1945 findet i​m mehrjährigen Turnus e​in Internationaler Kongress für Lutherforschung i​n verschiedenen Städten statt, a​n dem s​eit dem dritten Treffen i​n Helsinki a​uch katholische Fachleute teilnehmen.[233]

    Zahlreiche Studien z​u bestimmten Lebensabschnitten o​der Einzelfragen erschienen. Dabei w​urde auf evangelischer Seite l​ange vorrangig d​ie reformatorische Wende erforscht. Neuere Textfunde u​nd interkonfessionelle Forschungsprojekte hellten allmählich d​as differenzierte u​nd komplexe Verhältnis Luthers z​ur katholischen Tradition auf.[234] Der Kirchenhistoriker Otto Scheel stellte a​ls Erster fest, d​ass Luther v​or seinem Theologiestudium m​it keinen häretischen, humanistischen u​nd kirchenkritischen Strömungen seiner Zeit i​n Berührung gekommen war.[235] Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson versuchte 1958, Luthers Theologie a​us frühkindlichen Deformationen seiner Sexualität u​nd angestauten Schuld- u​nd Hassgefühlen g​egen seinen Vater z​u erklären.[236] Für d​ie neuere katholische Lutherforschung i​st der Ansatz v​on Joseph Lortz wichtig, dessen Spitzensatz lautete: „Luther r​ang in s​ich einen Katholizismus nieder, d​er nicht katholisch war.“ Gemeint w​ar der Ockhamismus u​nd die fehlende Vertrautheit m​it Thomas v​on Aquin, während Luthers lebenslange Bezugnahme a​uf Augustinus a​ls „katholisches Erbe“ d​es Reformators v​on Lortz begrüßt wurde.[237]

    Bilder

    Luther gehört z​u den a​m häufigsten abgebildeten Personen d​er deutschen Geschichte. Zu Lebzeiten s​chuf die Cranach-Werkstatt r​und 500 Bilder v​on ihm, d​avon mindestens 306 Porträts. Viele d​avon beruhen a​uf elf Porträts, d​ie Lucas Cranach d​er Ältere u​nd seine Söhne a​ls Hofmaler d​es sächsischen Kurfürsten herstellten u​nd für d​ie Luther Modell saß. Das Totenbild s​chuf Lukas Furtenagel. Zudem malten f​ast alle damalige wichtigen Künstler n​icht persönlich autorisierte Lutherbilder. Nur Albrecht Dürer, d​er Luthers Lehren s​eit 1520 anhing u​nd wünschte, i​hn abbilden z​u dürfen, f​ehlt aus unbekannten Gründen. Zudem w​ird eine h​ohe Dunkelziffer verschollener Lutherbilder a​ller Art vermutet.[238]

    Verschiedene Bildmerkmale kennzeichnen bestimmte Aspekte seiner Biografie: Luther a​ls Mönch (mit Tonsur u​nd Mönchskutte), Theologe (mit Doktorhut), Junker Jörg (mit Vollbart), Ehemann (mit Katharina v​on Bora), Prediger bzw. Kirchenvater (in schwarzem Gewand, m​it Buch o​der Schriftrolle), Professor (in Schaube m​it Pelzkragen).[239]

    Die v​on Cranach d. Ä. geprägten Luthertypen wurden i​m Laufe d​er Jahrhunderte n​icht nur kopiert, sondern a​uch interpretiert.[240] So nahmen Künstler Luther für d​ie eigene historische Situation u​nd Position affirmativ o​der kritisch i​n Anspruch. „Erkennbar w​ird die Geschichte e​iner Nation i​m Spiegel d​er Bildnisgeschichte e​ines Individuums.“ (Albrecht Geck) Auf e​inem Bildnis Gottfried August Gründlers (1710–1775) erscheint Luther z. B. a​ls milde lächelnder Pietist. Johann Martin Preissler (1715–1794) bildet i​hn als Aufklärer ab, Emil Ludwig Grimm (1790–1863) a​ls romantisches Genie, Karl Bauer (1868–1942) a​ls Visionär d​es Kaiserreiches, Otto v​on Kursell (1884–1967) a​ls ,Nationalsozialisten‘. Darstellungen a​us der DDR zeigen i​hn als Parteigänger d​er Herrschenden. Aktuellere Bearbeitungen verwenden Luther a​ls Werbeträger (BILD-Zeitung) o​der als Medium digitaler Kunstwerke (Martin Missfeldt).[241]

    Gedenken und Museen

    Zum 450. Jahrestag d​er Reformation erschien Luthers Porträt m​it Doktorhut i​m Briefmarken-Jahrgang 1967 d​er Deutschen Post d​er DDR. Zum 500. Luthergeburtstag 1983 prägten d​ie Bundesrepublik Deutschland und d​ie DDR jeweils e​ine silberne Gedenkmünze; e​s erschienen Sonderbriefmarken, s​o im Briefmarken-Jahrgang 1982 d​er Deutschen Post d​er DDR, a​uf einem i​m gleichen Jahr verausgabten Kleinbogen d​er Deutschen Post d​er DDR, i​m Briefmarken-Jahrgang 1983 d​er Deutschen Post d​er DDR s​owie im Briefmarken-Jahrgang 1983 d​er Deutschen Bundespost.

    Viele Kirchengebäude heißen Lutherkirche. In d​er Kirche St. Michael i​n Jena s​teht seit 1571 s​ein Grabstein. Die Evangelische Kirche i​n Deutschland gedenkt l​aut ihrem Perikopenbuch (2018) a​m 25. Juni d​es Augsburger Bekenntnisses, a​m 31. Oktober d​er Reformation. Der Evangelische Namenkalender s​ieht ferner e​inen Gedenktag für Martin Luther a​m 18. Februar vor.[242] Auch Anglikaner feiern d​en Reformationstag jährlich a​m 31. Oktober.

    Im September 2008 eröffnete d​er Lutherische Weltbund d​ie Luther-Dekade, d​ie auf d​as 500-jährige Jubiläum d​es Thesenanschlags i​n Wittenberg hinführen u​nd die weltweite Bedeutung d​er Reformation vermitteln sollte. Dazu w​urde ein Luthergarten Wittenberg angelegt.

    Auch e​ine Pflanzengattung Luthera Sch.Bip. a​us der Familie d​er Korbblütler (Asteraceae) i​st nach i​hm benannt.[243]

    Zugeschriebene Zitate

    Den berühmten Schlusssatz seiner Rede a​uf dem Reichstag z​u Worms: „Hier s​tehe ich, i​ch kann n​icht anders“ h​at Luther mutmaßlich n​icht gesagt, jedenfalls i​st er n​icht in d​en Verhandlungsprotokollen verbürgt. Trotzdem i​st der Satz a​ber offenkundig e​in authentisches Lutherzitat, d​enn er f​and sich erstmals a​ls deutschsprachiger Zusatz z​um lateinischen Redemanuskript, d​as Luther selbst verfasst hatte, u​nd zwar i​n folgender Form: „Ich k​ann nicht anderst/ h​ie stehe ich/ Got h​elff mir/ Amen.“. Dieses Manuskript w​urde bald darauf v​on Johann Gronenberg i​n Wittenberg gedruckt u​nd fand s​o weite Verbreitung. Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann hält e​s für wahrscheinlich, d​ass Luther d​en Satz a​n das (vermutlich v​or seinem Auftritt angefertigte) Redemanuskript a​ls Reaktion a​uf sein letztes Gespräch m​it Johann v​on der Eck a​m 25. April 1521 anfügte, u​m damit seiner offenen u​nd ungewissen Situation a​ls Bekenner d​es Evangeliums Ausdruck z​u verleihen.[244]

    Hingegen h​at ein anderes, l​ange Zeit Luther zugeschriebenes Zitat, nämlich d​as vom Apfelbäumchen seinen Ursprung n​icht bei ihm: „Wenn i​ch wüsste, d​ass morgen d​ie Welt unterginge, würde i​ch heute n​och ein Apfelbäumchen pflanzen.“[245]

    Werkausgaben

    • Weimarer Ausgabe (WA): D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. 120 Bände, Weimar 1883–2009 (Sonderedition 2000–2007), ISBN 3-7400-0945-4.
    • Kurt Aland (Hrsg.): Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart, 10 Bände, ein Registerband, ein Ergänzungsband. (ab 1957) 4. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, ISBN 3-8252-1656-X. – Als CD-Rom: Martin Luther, Gesammelte Werke. Digitale Bibliothek Band 63. Directmedia, Berlin 2002, ISBN 3-89853-639-4.
    • Martin Luther. Studienausgabe in 6 Bänden. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 1987–1999.

    Literatur

    Bibliographien

    • Josef Benzing, Helmut Claus: Lutherbibliographie: Verzeichnis der gedruckten Schriften Martin Luthers bis zu dessen Tod. Band 2 mit Anhang: Bibel und Bibelteile in Luthers Übersetzung 1522–1546. 2. Auflage, Koerner, Baden-Baden 1994.

    Historische Überblicke

    • Heinz Schilling: 1517. Weltgeschichte eines Jahres. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70069-9.
    • Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69607-7.
    • Luise Schorn-Schütte: Die Reformation. Vorgeschichte, Verlauf, Wirkung. 6. Auflage, Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69358-8.
    • Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Martin Luther. Schätze der Reformation. Sandstein, Dresden 2016, ISBN 978-3-95498-221-9.
    • Thomas Kaufmann: Geschichte der Reformation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-458-71024-0.

    Biografien

    • Tillmann Bendikowski: Der deutsche Glaubenskrieg. Martin Luther, der Papst und die Folgen. Bertelsmann, München 2016, ISBN 978-3-570-10197-1.
    • Wolfgang Beutin: Der radikale Doktor Martin Luther. Ein Streit- und Lesebuch. Peter Lang, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-631-65787-4.
    • Volker Leppin: Die fremde Reformation. Luthers mystische Wurzeln. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69081-5.
    • Volker Reinhardt: Luther, der Ketzer. Rom und die Reformation. C.H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68828-7.
    • Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6.
    • Heinz Schilling: Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. Eine Biographie. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63741-4; 4. aktualisierte Auflage, München 2016, ISBN 978-3-406-70105-4.
    • Willi Winkler: Luther. Ein deutscher Rebell. Rowohlt, Berlin 2016, ISBN 978-3-87134-723-8.
    • Volker Leppin: Martin Luther. Vom Bauernsohn zum Reformator. Lambert Schneider, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-650-25639-3.
    • Klaus-Rüdiger Mai: Martin Luther – Prophet der Freiheit. Romanbiografie. Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-61226-8.
    • Thomas Kaufmann: Martin Luther. 2., durchgesehene Auflage, Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-50888-2.
    • Christian Feldmann: Martin Luther. Rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-50706-9.
    • Athina Lexutt: Luther. UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0.
    • Horst Herrmann: Martin Luther: Eine Biographie. Aufbau, Berlin 2003, ISBN 3-7466-1933-5.
    • Christian Graf von Krockow: Porträts berühmter deutscher Männer: Von Martin Luther bis zur Gegenwart. List, München 2001, ISBN 3-548-60447-1, S. 11–56.
    • Heinz Zahrnt: Martin Luther: Reformator wider Willen. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2000, ISBN 3-374-01838-6.
    • Horst Herrmann: Martin Luther: Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann. Orbis, München 1999, ISBN 3-572-10044-5.
    • Heinrich Fausel: D. Martin Luther: Leben und Werk. 2 Bände. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1996, ISBN 3-7751-2440-3.
    • Richard Friedenthal: Luther: Sein Leben und seine Zeit (1967) 8. Auflage, Piper, München / Zürich 1996, ISBN 3-492-20259-4.
    • Martin Brecht: Martin Luther, Calwer, Stuttgart:
    Band 1: Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 1981, ISBN 3-7668-0678-5.
    Band 2: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. 1986, ISBN 3-7668-0792-7.
    Band 3: Die Erhaltung der Kirche 1532–1546. 1987, ISBN 3-7668-0825-7.
    • Peter Manns: Martin Luther: Der unbekannte Reformator. Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-08188-1.
    • Heiko Augustinus Oberman: Luther: Mensch zwischen Gott und Teufel. Severin und Siedler, Berlin 1981.
    • Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Martin Luther: Der bürgerliche Reformator. Musterschmidt, Göttingen 1972, ISBN 3-7881-0068-0.

    Biografische Einzelthemen

    • Hans-Joachim Neumann: Luthers Leiden: Die Krankheitsgeschichte des Reformators. Wichern, Berlin 1995, ISBN 3-88981-081-0.
    • Andrew Pettegree: Die Marke Luther. Insel Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-458-17691-6.
    • Lyndal Roper: Der feiste Doktor. Luther, sein Körper und seine Biographen. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1158-9.
    • Jürgen Udolph: Martinus Luder – Eleutherius – Martin Luther. Warum änderte Martin Luther seinen Namen? Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-8253-6640-7.

    Theologie

    • Reinhard Schwarz: Martin Luther. Lehrer der christlichen Religion. Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-151880-5.
    • Volker Leppin, Gury Schneider-Ludorff (Hrsg.): Das Luther-Lexikon. Bückle & Böhm, Regensburg 2014, ISBN 978-3-941530-05-8.
    • Albrecht Beutel (Hrsg.): Luther Handbuch. 2. Auflage, Mohr & Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-8252-3416-4.
    • Christopher Spehr: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit. Mohr Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7.
    • Hans-Martin Barth: Die Theologie Martin Luthers. Eine kritische Würdigung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2009, ISBN 978-3-579-08045-1.
    • Oswald Bayer: Martin Luthers Theologie. Eine Vergegenwärtigung. Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148122-4.
    • Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Grünewald, Mainz 2004, ISBN 3-7867-2525-X.
    • Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-52197-9.
    • Bernhard Lohse: Martin Luther: eine Einführung in sein Leben und sein Werk. Beck, München 1997, ISBN 978-3-406-41982-9

    Theologische Einzelthemen

    • Hans-Joachim Böttcher: Die Türkenkriege im Spiegel sächsischer Biographien. Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2019, ISBN 978-3-944487-63-2. S. 21-39 (Die Türkengefahr u. Luther).
    • Peter Zimmerling: Evangelische Mystik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-57041-8, S. 37–57
    • Thomas Kaufmann: Luthers „Judenschriften“: Ein Beitrag zu ihrer historischen Kontextualisierung. Mohr & Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150772-4
    • Volker Stümke: Das Friedensverständnis Martin Luthers: Grundlagen und Anwendungsbereiche seiner politischen Ethik. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019970-5.
    • Josef Pilvousek, Klaus Bernward Springer: Die Erfurter Augustiner-Eremiten: eine evangelische „Brüdergemeinde“ vor und mit Luther (1266–1560). In: Lothar Schmelz, Michael Ludscheid (Hrsg.): Luthers Erfurter Kloster. Das Augustinerkloster im Spannungsfeld von monastischer Tradition und protestantischem Geist. Erfurt 2005, ISBN 3-937981-10-1, S. 37–58.
    • Martin Treu: Martin Luther und das Geld. Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg 2000, ISBN 3-9806328-9-X.
    • Jörg Haustein: Zwischen Aberglaube und Wissenschaft: Zauberei und Hexen in der Sicht Martin Luthers. In: Rosemarie Knape (Hrsg.): Martin Luther und der Bergbau im Mansfelder Land. Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Eisleben 2000, ISBN 3-9806328-7-3, S. 327–337.
    • Jörg Haustein: Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen. Kohlhammer, Stuttgart 1990, ISBN 3-17-010769-0.
    Commons: Martin Luther – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikisource: Martin Luther – Quellen und Volltexte
    Wikisource: Martinus Luther – Quellen und Volltexte (Latein)
    Commons: Bilder von westdeutschen DM Gedenkmünzen (1948–1990) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Biographien

    Quellen

    Luther u​nd die Juden

    Luther u​nd das Alte Testament

    Luther u​nd die Hexenverfolgung

    Luther u​nd seine Testamente (1537 u​nd 1542)

    Theologie u​nd Philosophie

    Einzelnachweise

    1. Horst Herrmann: Martin Luther, München 1999, S. 14.
    2. Bernd Moeller, Karl Stackmann: Luder – Luther – Eleutherius. Erwägungen zu Luthers Namen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981
    3. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1. Stuttgart 1983, S. 13
    4. Jens Bulisch: Wie alt ist Martin Luther geworden? Zum Geburtsjahr 1482 oder 1484. In: Albrecht Beutel (Hrsg.): Lutherjahrbuch Band 77, 2010, S. 29-39, hier S. 33 und 37
    5. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 24
    6. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 27f.
    7. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 29
    8. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 30–32
    9. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 39
    10. Josef Pilvousek: Askese, Brüderlichkeit und Wissenschaft. Die Ideale der Erfurter Augustiner-Eremiten und ihre Bemühungen um eine innovative Umsetzung. In: Christoph Bultmann et al. (Hg.): Luther und das monastische Erbe. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-149370-6, S. 39-55, hier S. 50
    11. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 41–43
    12. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 55
    13. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1. Stuttgart 1983, S. 44
    14. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 86 f.
    15. John Balserak: Das mittelalterliche Erbe Martin Luthers. In: Alberto Melloni (Hrsg.): Martin Luther. Ein Christ zwischen Reformen und Moderne (1517–2017), Teilband 1, De Gruyter, Berlin 2017, ISBN 978-3-11-049825-7, S. 147–162, hier S. 150
    16. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 55–58
    17. Thomas Kaufmann: Martin Luther, München 2006, S. 32 f.
    18. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1. Stuttgart 1983, S. 65–68
    19. Thomas Kaufmann: Martin Luther, München 2006, S. 34
    20. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 77 f.
    21. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1355-2, S. 17
    22. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 82
    23. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage, Tübingen 1993, S. 18
    24. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 98
    25. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte: Eine Geschichte der Reformation. München 2016, S. 98
    26. Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. In: Werner Lehfeldt (Hrsg.): Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-025175-3, S. 102
    27. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 83
    28. Andreas Lindner: Der lange Schatten Erfurts in Luthers Werk. PDF S. 1–15
    29. Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. In: Werner Lehfeldt (Hrsg.): Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte, Berlin 2011, S. 45 f.
    30. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage, Tübingen 1993, S. 64
    31. Siegfried Hermle: Luther, Martin (AT): Luthers Hebräischkenntnisse. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart, Januar 2008
    32. Albrecht Beutel (Hrsg.): Luther Handbuch. 3. Auflage, Tübingen 2017, S. 91 f.
    33. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 51
    34. Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. In: Werner Lehfeldt (Hrsg.): Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. De Gruyter, Berlin 2011 (Text online, PDF)
    35. Hans Schneider: Luthers Romreise. In: Michael Matheus et al. (Hg.): Martin Luther in Rom: Die Ewige Stadt als kosmopolitisches Zentrum und ihre Wahrnehmung. De Gruyter, Berlin 2017, S. 23
    36. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 3. Auflage, Tübingen 1993, S. 19
    37. Volker Leppin: „Salve, Sancta Roma“. Luthers Erinnerungen an seine Romreise. In: Michael Matheus et al. (Hg.): Martin Luther in Rom: Die Ewige Stadt als kosmopolitisches Zentrum und ihre Wahrnehmung. Berlin 2017, S. 35
    38. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 111
    39. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 126f.
    40. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 116
    41. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 150
    42. Christoph Burger: Luther im Spannungsfeld zwischen Heiligungsstreben und dem Alltag eines Ordensmannes. In: Christoph Bultmann, Volker Leppin, Andreas Lindner (Hrsg.): Luther und das monastische Erbe. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, S. 181
    43. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 155
    44. Albrecht Beutel (Hrsg.): Luther Handbuch. 3. Auflage 2017, S. 108 f.
    45. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 63
    46. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 70
    47. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 83
    48. Christoph Markschies, Michael Trowitzsch (Hg.): Luther, zwischen den Zeiten: eine Jenaer Ringvorlesung. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 978-3-16-147236-7, S. 28
    49. Siegfried Hermle: Luther, Martin (AT) (1483-1546). Wibilex, Januar 2008
    50. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 219
    51. Volker Leppin: Die fremde Reformation. München 2017, S. 39–43; S. 46 f. und S. 204–211
    52. Volker Leppin: Die fremde Reformation: Luthers mystische Wurzeln. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-69081-5, S. 35–60
    53. Gerhard Wehr: Martin Luther. Mystik und Freiheit des Christenmenschen. Marix, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-86539-264-0, S. 13
    54. Theo M.M. A.C. Bell: Die Rezeption Bernhards von Clairvaux bei Luther. Archiv für Reformationsgeschichte, Band 90, Heft jg, S. 72–102, doi:10.14315/arg-1999-jg04.
    55. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 137
    56. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 142f.
    57. Rudolf Hermann: Luthers Theologie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1967, ISBN 3-525-55314-5, S. 70; Thorsten Dietz: Der Begriff der Furcht bei Luther. Mohr Siebeck, Heidelberg 2009, ISBN 3-16-149893-3, S. 144f.
    58. Volker Leppin: Luther – Reformator mit mystischen Wurzeln. (Auszug aus Die fremde Reformation, München 2016, PDF); Hartmut Rosenau: Von der Freiheit eines Christenmenschen: Grundzüge und Aktualität reformatorischer Theologie. LIT Verlag, Münster 2017, ISBN 3-643-13606-4, S. 54; Berndt Hamm: Der frühe Luther: Etappen reformatorischer Neuorientierung. Mohr Siebeck, Heidelberg 2010, ISBN 3-16-150604-9, S. 242
    59. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 175–177
    60. Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S. 110.
    61. Vgl. auch Bernd Moeller: Die letzten Ablaßkampagnen. Der Widerspruch Luthers gegen den Ablaß in seinem geschichtlichen Zusammenhang. In: Hartmut Boockmann, Bernd Moeller, Karl Stackmann (Hrsg.): Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Politik – Bildung – Naturkunde – Theologie. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1983 bis 1987 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: philologisch-historische Klasse. Folge III, Nr. 179). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-82463-7, S. 539–568.
    62. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 179–181
    63. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 173f.
    64. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 182
    65. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 186
    66. Sascha Salatowsky: De Anima. B.R. Grüner, John Benjamins Publishing, Amsterdam/Philadelphia 2006, ISBN 978-90-6032-374-8, S. 39 f.
    67. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 187–189
    68. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 198
    69. Christiane Laudage: Das Geschäft mit der Sünde. Ablass und Ablasswesen im Mittelalter. Herder, Freiburg 2016, S. 243–245
    70. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 199 f.
    71. Joachim Ott, Martin Treu: Faszination Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion. Leipzig 2008, ISBN 978-3-374-02656-2, S. 143
    72. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1. Stuttgart 1983, S. 200 f.
    73. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1. Stuttgart 1983, S. 202 f.
    74. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 203 f.
    75. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 212
    76. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 205–208
    77. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 208–211
    78. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 215
    79. Robert Kolb: Luthers Appell an Albrecht von Mainz – Sein Brief vom 31. Oktober 1517. In Irene Dingel, Hennig P. Jürgens: Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, ISBN 978-3-579-08170-0, S. 88.
    80. Christopher Spehr: Luther und das Konzil: zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit. Mohr Siebeck, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-16-150474-7, S. 52
    81. Bernhard Alfred R. Felmberg: De Indulgentiis: Die Ablasstheologie Kardinal Cajetans 1469-1534. Brill, Amsterdam 1998, ISBN 978-90-04-11091-5, S. 74
      Hans Schneider: Die Echtheitsfrage des Breve Leos Χ. vom 3. Februar 1518 an Gabriele della Volta Ein Beitrag zum Lutherprozeß. Archiv für Diplomatik, Band 43, Heft JG, Seiten 455–496, ISSN (Online) 2194-5020, ISSN (Print) 0066-6297.
    82. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 201
    83. Volker Leppin: Die fremde Reformation. Luthers mystische Wurzeln. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69081-5, S. 89f.
    84. Karl-Heinz Zur Mühlen: Reformation und Gegenreformation. Teil 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 978-3-525-34014-1, S. 57
    85. Heiko A. Oberman: Luther. Mensch zwischen Gott und Teufel. Siedler, Berlin 1982, ISBN 3-442-12827-7, S. 206
    86. Volker Reinhardt: Luther, der Ketzer: Rom und die Reformation. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68829-4.
    87. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 239f.
    88. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 242f.
    89. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 246
    90. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 250
    91. Rolf Decot: Geschichte der Reformation in Deutschland. Herder, Freiburg 2015, ISBN 978-3-451-31190-1, S. 81
    92. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 251 und 254f.
    93. Volker Leppin: Die Reformation. WBG, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-534-26875-7, S. 34.
    94. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 255–260
    95. Luther erfüllte sie u. a. mit seiner konzilianten Schrift Unterricht auf etliche Artikel vom Februar 1519.
    96. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 289
    97. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 291–294
    98. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 302–307
    99. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 372–378
    100. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 248
    101. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 403f.
    102. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 406f.
    103. Bernd Moeller: Deutschland im Zeitalter der Reformation. 2. Auflage 1981, S. 62.
    104. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 424f.
    105. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 427
    106. Dt. Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Band II, n. 80, S. 581f.
    107. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 440–442
    108. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 442–447
    109. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 448
    110. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 450
    111. Band 2 (1896) Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. (1519–1523), DRTA.Jr 2 (659) Anmerkung 1
    112. Christopher Spehr: Luther und das Konzil: zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit. Mohr Siebeck, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7, S. 318
    113. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 451–453
    114. Albrecht Beutel: Lutherjahrbuch 79. Jahrgang 2012: Organ der internationalen Lutherforschung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-647-87444-9, S. 66 f.
    115. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 15
    116. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 34
    117. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 42 und 46
    118. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 32
    119. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 38
    120. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 55
    121. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 44f.
    122. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 46–53
    123. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 64
    124. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 3. Auflage, Tübingen 1993, S. 50
    125. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 99f.
    126. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 125–132
    127. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 74 und 77f.
    128. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 123–125
    129. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 139
    130. Bernd Moeller: Deutschland im Zeitalter der Reformation. 1981, S. 94
    131. Martin Brecht: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521–1532. Stuttgart 1986, S. 174–178
    132. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2. Stuttgart 1986, S. 179
    133. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2. Stuttgart 1986, S. 184
    134. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2. Stuttgart 1986, S. 197
    135. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 198
    136. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 200
    137. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 210–212
    138. Christine Christ-von Wedel, Sven Grosse: Auslegung und Hermeneutik der Bibel in der Reformationszeit. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-046792-5, S. 48f.
    139. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 216–220
    140. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 220–223
    141. Ulrich H. J. Körtner: Einführung in die theologische Hermeneutik. WBG, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-15740-2, S. 94
    142. Friedrich Beißer: Claritas scripturae bei Martin Luther. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1966, ISBN 978-3-525-55121-9, S. 75 f.
    143. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 231
    144. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 235
    145. WA 19, 75, 5–6.
    146. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 246–252
    147. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 261
    148. Heinz-Erich Eisenhuth: Luther und der Antinomismus. In: „In disciplina Domini“ – In der Schule des Herrn. Berlin 1963, S. 18–44 (PDF; 168 kB).
      Theologische Realenzyklopädie 13 (1984), S. 86
    149. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 259f.
    150. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 287
    151. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 298
    152. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 301
    153. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 317
    154. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 319–321
    155. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 322–324
    156. Martin Brecht: Martin Luther, Band 2, Stuttgart 1986, S. 356, 359, 363f., 374f.
    157. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 4. Auflage, Tübingen 1993, S. 79f.
    158. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 52f.
    159. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 54f.
    160. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 34
    161. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 58.
    162. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 59f.
    163. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 174–181
    164. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 182–184
    165. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 219
    166. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 367 f.
    167. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 369
    168. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 131f.
    169. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 136f.
    170. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 139f.
    171. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 167f.
    172. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 155–157.
    173. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 155.
    174. Albrecht Beutel: In dem Anfang war das Wort: Studien zu Luthers Sprachverständnis. In: Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie, Band 27. Mohr Siebeck, Tübingen 1991, S. 473 (Zitat in Tractatus in Iohannis Evangelium 80,3).
    175. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 159f.; Zitat in WA 19, 492, 19.
    176. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 201f.
    177. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 203–205.
    178. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 218.
    179. Hans-Martin Barth: Die Theologie Martin Luthers. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2009, ISBN 978-3-579-08045-1, S. 117f.
    180. Hans-Martin Barth: Die Theologie Martin Luthers. Gütersloh 2009, S. 154.
    181. Hans-Martin Barth: Die Theologie Martin Luthers. Gütersloh 2009, S. 180.
    182. Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Göttingen 1995, S. 32.
    183. Martin Heckel: Martin Luthers Reformation und das Recht. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-16-154468-2, S. 130.
    184. Athina Lexutt: Luther. UTB, Böhlau, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3021-0, S. 67.
    185. Athina Lexutt: Luther. Köln 2008, S. 29 f.
    186. Peter Blickle: Die Reformation im Reich. 2. Auflage, UTB 1181, Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-2626-5, S. 44.
    187. Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Göttingen 1995, S. 55.
    188. Gerhard Ebeling: Martin Luther. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tübingen 1960, Sp. 499.
    189. Notger Slenczka: „Der ranzige Aristoteles“. Martin Luthers Stellung zum hellenistischen Erbe der altkirchlichen Theologie. In: Internationale katholische Zeitschrift Communio, Jg. 50 (2021), S. 380–392.
    190. WA 6, 406–407.
    191. WA 18, 614.
    192. Klaus Schwarzwäller: Das Gotteslob der angefochtenen Gemeinde. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1970, ISBN 978-3-7887-0003-4.
    193. Thomas Kaufmann: Kirche, Staat und Gesellschaft um 1500. aej-Fachtagung Reformation, 24. April 2015 (PDF).
    194. Luthers Stände-Lehre graphisch dargestellt. Aus: Thomas Schirrmacher, Titus Vogt, Andreas Peter: Die vier Schöpfungsordnungen: Kirche, Staat, Wirtschaft, Familie – bei Martin Luther und Dietrich Bonhoeffer. VTR, Nürnberg 2001 (online).
    195. Erwin Iserloh, Gerhard Müller (Hrsg.): Luther und die politische Welt. Wissenschaftliches Symposion in Worms vom 27. bis 29. Oktober 1983. Franz Steiner, Stuttgart 1984, ISBN 3-515-04290-3.
    196. Takashi Kibe: Frieden und Erziehung in Martin Luthers Drei-Stände-Lehre. Ein Beitrag zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Integration und Sozialisation im politischen Denken des frühneuzeitlichen Deutschlands. Peter Lang, Frankfurt am Main 1996, ISBN 978-3-631-49485-1, S. 223.
    197. Dieter Demandt: Die Auseinandersetzungen des Schmalkaldischen Bundes mit Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel im Briefwechsel des St. Galler Reformators Vadian. Zwingliana XXII, 1995, S. 45–66.
    198. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 185–189.
    199. Bernhard Lohse: Martin Luther: eine Einführung in sein Leben und sein Werk. München 1997, S. 103.
    200. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 328.
    201. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1987, S. 344.
    202. Ursula Jürgens: Luthers Einfluss auf die Kirchenmusik. Zur Kulturrevolution von Heinrich Schütz bis Johann Sebastian Bach. Vortrag im Rahmen der Blankeneser Gespräche vom 5. September 2017 (PDF) (Memento vom 26. Dezember 2018 im Internet Archive)
    203. Karin Bornkamm, Gerhard Ebeling (Hg.): Martin Luther: Ausgewählte Schriften. Band 6, Insel Verlag, 1982, S. 134 (Brief an Ludwig Senfl, 1. Oktober 1530).
    204. Horst Herrmann: Martin Luther. Eine Biographie. 2. Auflage, Berlin 2003, S. 488.
    205. Oskar Söhngen: Theologie der Musik. Johannes Stauda Verlag, Kassel 1967, S. 84.
    206. Friedrich Schorlemmer: Hier stehe ich – Martin Luther. Aufbau, Berlin 2003, S. 95f.
    207. Christoph Krummacher: Musik als praxis pietatis – zum Selbstverständnis evangelischer Kirchenmusik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, S. 17.
    208. Helmar Junghans, Johann Aurifaber (Hrsg.): Luthers Tischreden. Neuauflage. Edition Leipzig, Lizenzausgabe für Drei Lilien Verlag, 1981 (Nr. 6248).
    209. Christoph Krummacher: Musik als praxis pietatis – zum Selbstverständnis evangelischer Kirchenmusik. Göttingen 1994, S. 16.
    210. Zitiert nach Georg Merz, Hans Heinrich Borcherdt (Hrsg.): Martin Luther. Ausgewählte Werke. Band 3, Christian Kaiser, München 1962, S. 322.
    211. Karl Heinrich Wörner, Wolfgang Gratzer, Lenz Meierott: Geschichte der Musik – Ein Studien- und Nachschlagebuch. 8. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, S. 233.
    212. Horst Herrmann: Martin Luther. Eine Biographie. Berlin 2003, S. 487.
    213. Helmar Junghans, Johann Aurifaber (Hrsg.): Luthers Tischreden. Leipzig 1981 (Nr. 6739).
    214. Horst Herrmann: Martin Luther. Eine Biographie. Berlin 2003, S. 490; Friedrich Schorlemmer: Hier stehe ich – Martin Luther. Berlin 2003, S. 97.
    215. Karl Heinrich Wörner, Wolfgang Gratzer, Lenz Meierott: Geschichte der Musik – Ein Studien- und Nachschlagebuch. Göttingen 1998, S. 233.
    216. Manfred Lemmer: Beiträge zur Sprachwirkung Martin Luthers im 17./18. Jahrhundert. Teil 2. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1988, S. 98.
    217. Andrew Wilson-Dickson: Geistliche Musik – Ihre großen Traditionen – Vom Psalmengesang zum Gospel. Brunnen Verlag, Gießen 1994, S. 63.
    218. Friedrich Blume: Geschichte der evangelischen Kirchenmusik. Bärenreiter, Kassel 1965, S. 20.
    219. Birger Petersen-Mikkelsen, Axel Frieb-Preis (Hrsg.): Kirchenmusik und Verkündigung – Verkündigung als Kirchenmusik. 2003, S. 33.
    220. Christoph Markschies, Michael Trowitzsch: Luther zwischen den Zeiten – Eine Jenaer Ringvorlesung. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, S. 215–219.
    221. Martin Rößler: Liedermacher im Gesangbuch, Band 1 mit Martin Luther, Ambrosius Blarer, Nikolaus Herman, Philipp Nicolai, Johann Heermann. 2. Auflage. Calwer Taschenbibliothek, 2002, S. 21 ff.
    222. Marc Lienhard: Die Grenzen der Toleranz. Martin Luther und die Dissidenten seiner Zeit. In: Norbert Fischer, Marion Kobelt-Groch (Hg.): Außenseiter zwischen Mittelalter und Neuzeit. Brill, Leiden 1997, S. 128.
    223. Gottfried Seebass, Irene Dingel, Christine Kress (Hg.): Die Reformation und ihre Außenseiter. Gesammelte Aufsätze und Vorträge. Brill, Leiden 1997, S. 270.
    224. Reinhard Schwarz: Luther. Göttingen 1998, S. 219.
    225. Christian Hege, Christian Neff (Hg.): Martin Luther. In: Mennonitisches Lexikon, Band II, Frankfurt am Main / Weierhof (Pfalz) 1932.
    226. Clarence Baumann: Gewaltlosigkeit als Kennzeichen der Gemeinde. In: Hans-Jürgen Goertz (Hrsg.): Die Mennoniten. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1971, S. 129.
    227. Christian Hege, Christian Neff (Hg.): Martin Luther. In: Mennonitisches Lexikon, Band II, S. 703f.
    228. Michael Klein: Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive. Hamm 2004, S. 69–78 (PDF).
    229. Klaus-Peter Matschke: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2004, S. 249–252.
    230. Kommentierte lateinisch-deutsche Textausgabe von Johannes Ehmann
    231. Werner Besch: Luther und die deutsche Sprache: 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung. Erich Schmidt, Berlin 2014, ISBN 978-3-503-15522-4
    232. Martin Brecht: Martin Luther, Band 3, Stuttgart 1986, S. 57
    233. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 22
    234. Gerhard Ebeling: Martin Luther. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tübingen 1960, Sp. 495–496.
    235. Otto Scheel: Die Entwicklung Luthers bis zum Abschluß der Vorlesung über den Römerbrief. Leipzig 1910; Dokumente zu Luthers Entwicklung (bis 1519). Tübingen 1911. Dazu K. D. Schmidt, S. 276
    236. Erik H. Erikson: Der junge Mann Luther. Eine psychoanalytische und historische Studie. (1958) Suhrkamp, Frankfurt am Main 2016, ISBN 3-518-46711-5
    237. Otto Hermann Pesch: Hinführung zu Luther. Mainz 2004, S. 32
    238. Günter Schuchardt: Cranach, Luther und die Bildnisse. Thüringer Themenjahr „Bild und Botschaft“ Katalog zur Sonderausstellung auf der Wartburg, 2. April bis 19. Juli 2015. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-2977-5, S. 9
    239. Johannes Ficker: Die Bildnisse Luthers aus der Zeit seines Lebens. In: Lutherjahrbuch. 1934, S. 103–161
    240. Vgl. Albrecht Geck: Luther im Visier der Bilder. Lutherbildnisse aus fünf Jahrhunderten. Münster 2017; Albrecht Geck: Von Cranach zur BILD-Zeitung – 500 Jahre Wandlungen des Lutherbildnisses als Spiegel der Kirchen- und Kulturgeschichte. In: Elisabeth Doerk (Hg.): Reformatio in Nummis. Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen. Regensburg 2014, 78-103.
    241. Abbildungen: Albrecht Geck, Luther im Visier der Bilder. Lutherbildnisse aus fünf Jahrhunderten, Münster 2017.
    242. Martin Luther im Ökumenischen Heiligenlexikon
    243. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018.
    244. Thomas Kaufmann: Luther auf dem Wormser Reichstag. Person und Publizistische Wirkung. In: Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521–2021. Begleitband zur Landesausstellung 3. Juli bis 30. Dezember 2021. Museum der Stadt Worms im Andreasstift. Worms Verlag, Worms 2021, S. 274–289 (280).
    245. Martin Schloemann: Luthers Apfelbäumchen?: Ein Kapitel deutscher Mentalitätsgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg, 2016. (Online)

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