Glashütte
Eine Glashütte ist eine Produktionsstätte für Glas und Glasprodukte. Spezielle Berufe sind dabei Glasmacher und Glasbläser. Nicht hinzu zählen Weiterverarbeitungsstätten wie Glasschleifereien.
Beschreibung
Eine Glashütte besteht aus Lagern für die Rohstoffe Quarzsand, Soda (Natriumcarbonat, Na2CO3), Pottasche (Kaliumcarbonat, K2CO3), Manganoxid und Metalloxid, einem sogenannten Gemengebunker zum Mischen dieser Rohstoffe nach genauen individuellen Rezepten, Ofenanlagen zum Schmelzen des Gemenges, Verarbeitungsstätten, Kühlöfen zum langsamen kontrollierten Abkühlen der Werkstücke zur Vermeidung von Spannungsrissen, und sonstigen Hilfseinrichtungen für die Produktion sowie Lagerstätten für Fertigwaren.
In industriell betriebenen Glashütten (z. B. Flachglas-, Behälterglaserzeugung) stellen Sortier-, Dekorations- und Verpackungsanlagen einen bedeutenden Teil der hüttentechnischen Ausstattung dar.
Bei den Ofenanlagen wird unterschieden zwischen Schmelzwannen, die überwiegend bei der maschinellen Produktion von Massenware zum Einsatz kommen, und Hafenöfen für die manuelle Produktion von hochwertigen Glasgegenständen, wobei letztere allerdings zunehmend durch Klein- und Kleinstwannen abgelöst werden.
Glashütten, die Behälterglas produzieren, kennzeichnen ihre Produkte in der Regel am unteren Rand oder auf dem Boden mit der Glasmarke der jeweiligen Hütte. Die Herstellung von mund-/handgearbeitetem Flachglas ist sehr selten geworden.
Geschichte
Die älteste bekannte Glashütte, sie stammt aus dem 13. vorchristlichen Jahrhundert, wurde in Qantir-Piramesses (Ägypten) gefunden[1].
In Europa fanden die Glasherstellung und die Glasverarbeitung bis ins 11. Jahrhundert in separaten Werkstätten statt. Im Mittelalter entstanden nördlich der Alpen in stark bewaldeten Gebieten (zum Beispiel Böhmerwald) sogenannte Waldglashütten, die zur Gewinnung der für die Glasherstellung benötigten Pottasche in Aschenhäusern und zur Befeuerung der Schmelzöfen große Mengen an Brennholz verbrauchten und ihren Standort entsprechend dem Holzangebot wechselten.
Ab dem 17. Jahrhundert wurden die Glashütten sesshaft. In England fand damals die Umstellung auf Koksbefeuerung statt. In Deutschland gab es seit der industriellen Revolution bis zur Deutschen Wiedervereinigung besonders viele Glashütten in der Lausitz, die durch ihre reichen Kohle-, Wald- und Sandvorkommen besonders gute Bedingungen hatten und dadurch viele Glasmacher anzogen und auch ausbildeten. In Weißwasser/Oberlausitz gab es dadurch mit elf an der Zahl eine besonders hohe Dichte an Glashütten. Ein Technikmuseum, das die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Glasbranche im Zeitalter der Industrialisierung dokumentiert, ist die Glashütte Gernheim. Ein weiteres historisches Beispiel ist die Glashütte Silberhütte. Im 19. Jahrhundert äußerten Mediziner wie Andreas Röschlaub und Anton Dorn[2] ökologische Bedenken hinsichtlich umweltschädlicher Emissionen von Glashütten.[3]
Literatur
- Otto Bloss: Die älteren Glashütten in Südniedersachsen (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen. Bd. 9). Lax, Hildesheim 1977, ISBN 3-7848-3639-9.
- Walter Greiner: Auf den Spuren der Glasmacher. Von der Neuzeit bis in die Antike. Greiner, Sonthofen 2005, ISBN 3-00-017027-8.
- André Wilger, Marion Leschinsky, Werner Busch: 4711 aus Oberhausener Fläschchen. In: Schichtwechsel. Journal für die Geschichte Oberhausens. Jg. 2, Heft 1, 2007, ZDB-ID 2260526-5, S. 6–9.
- Rudolf Bergmann: Historische Glaserzeugung in Westfalen. In: Westfalen regional. Die landeskundliche Online-Dokumentation über Westfalen. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2009.
- Lukas Clemens, Peter Steppuhn (Hrsg.): Glasproduktion. Archäologie und Geschichte (= Interdisziplinärer Dialog zwischen Archäologie und Geschichte. Bd. 2). Kliomedia, Trier 2012, ISBN 978-3-89890-162-8.
- Georg Paulus: Glasindustrie bei Painten (1630-1932). In: DIE OBERPFALZ, Jg. 98, Heft 4, S. 230–239, ISSN 0342-9873, Kallmünz 2010
Einzelnachweise
- Thilo Rehren, Edgar B. Pusch: Late Bronze Age Glass Production at Qantir-Piramesses, Egypt. In: Science. Bd. 308, Nr. 5729, 17. Juni 2005, S. 1756–1758.
- Anton Dorn: Das Schädliche der projektirten Glashütte in der Weiden zu Bamberg: besonders in Hinsicht auf ihre Feuerung mit Bambergischen Steinkohlen, nach medizinischen Grundsätzen geprüft und erwiesen. 1802.
- Urban Wiesing: Die Bamberger Glashüttengeschichte. Ein Beispiel für Medizin und Umweltschutz im frühen 19. Jahrhundert. In: Sudhoffs Archiv. Band 73, 1989, S. 200–207.