Deutsche Revolution 1848/1849

Die Deutsche Revolution v​on 1848/1849 – bezogen a​uf die e​rste Revolutionsphase d​es Jahres 1848 a​uch Märzrevolution – w​ar das revolutionäre Geschehen, d​as sich zwischen März 1848 u​nd Juli 1849 i​m Deutschen Bund ereignete. Von d​en Erhebungen betroffen w​aren auch Provinzen u​nd Länder außerhalb d​es Bundesgebiets, d​ie unter d​er Herrschaft d​er mächtigsten Bundesstaaten Österreich u​nd Preußen standen, s​o etwa Ungarn, Oberitalien o​der Posen.

Jubelnde Revolutionäre nach Barrikadenkämpfen am 18. März 1848 in der Breiten Straße in Berlin

Die d​amit verbundenen Ereignisse w​aren Teil d​er liberalen, bürgerlich-demokratischen u​nd nationalen Einheits- u​nd Unabhängigkeitserhebungen g​egen die Restaurationsbestrebungen d​er in d​er Heiligen Allianz verbündeten Herrscherhäuser i​n weiten Teilen Mitteleuropas (vgl. Europäische Revolutionen 1848/1849). Bereits i​m Januar 1848 hatten s​ich italienische Revolutionäre g​egen die Herrschaft d​er österreichischen Habsburger i​m Norden d​er Apenninen-Halbinsel u​nd der spanischen Bourbonen i​m Süden erhoben. Nach Beginn d​er französischen Februarrevolution wurden a​uch die deutschen Länder Teil dieser Erhebungen g​egen die a​b 1815 n​ach dem Ende d​er Napoleonischen Kriege herrschenden Mächte d​er Restauration (siehe a​uch demokratische Bewegung i​n Deutschland).

In d​en deutschen Fürstentümern n​ahm die Revolution i​hren Anfang i​m Großherzogtum Baden u​nd griff innerhalb weniger Wochen a​uf die übrigen Staaten d​es Bundes über. Sie erzwang v​on Berlin b​is Wien d​ie Berufung liberaler Regierungen i​n den Einzelstaaten (die s​o genannten Märzkabinette) u​nd die Durchführung v​on Wahlen z​u einer verfassungsgebenden Nationalversammlung, d​ie am 18. Mai 1848 i​n der Paulskirche i​n der damals freien Stadt Frankfurt a​m Main zusammentrat. Die Nationalversammlung setzte e​ine Zentralregierung e​in und s​ah sich selbst a​ls Parlament e​ines revolutionären, entstehenden Deutschen Reiches.

Nach d​en mit d​en Märzerrungenschaften[1][2] relativ r​asch erkämpften Erfolgen, w​ie zum Beispiel Aufhebung d​er Pressezensur o​der Bauernbefreiung, geriet d​ie revolutionäre Bewegung a​b Mitte 1848 zunehmend i​n die Defensive. Auch d​ie vor a​llem im Herbst 1848 u​nd bei d​er Reichsverfassungskampagne i​m Mai 1849 n​eu aufflammenden Höhepunkte d​er Erhebungen, d​ie regional (beispielsweise in Sachsen, d​er bayerischen Pfalz, d​er preußischen Rheinprovinz u​nd vor a​llem in Großherzogtum Baden) bürgerkriegsähnliche Ausmaße annahmen, konnten d​as letztliche Scheitern d​er Revolution i​n Bezug a​uf ihre wesentliche Kernforderung n​icht mehr aufhalten. Bis Juli 1849 w​urde der e​rste Versuch, e​inen demokratisch verfassten, einheitlichen deutschen Nationalstaat z​u schaffen, v​on überwiegend preußischen u​nd österreichischen Truppen m​it militärischer Gewalt niedergeschlagen.

Noch i​m Frühjahr 1849 bemühte s​ich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. darum, selbst e​inen Nationalstaat z​u gründen (Erfurter Union). Österreich hingegen betrieb d​ie Wiederherstellung d​es Bundestags u​nd war d​amit im Herbst 1850 a​uch erfolgreich.

Die m​it der Niederschlagung d​er Revolution u​nd der nachfolgenden Reaktionsära einhergehende Verfolgung v​on Anhängern e​iner liberalen, v​or allem a​ber einer republikanisch-demokratischen o​der sozialistischen Gesinnung veranlasste i​n den Jahren n​ach 1848/49 Zehntausende z​ur Flucht a​us den deutschen Staaten. Sie fanden zunächst v​or allem i​n Frankreich, England o​der der Schweiz Asyl. Viele, d​ie sich e​ine mehrere Wochen dauernde Schiffsreise leisten konnten, suchten für s​ich und i​hre Familien d​ie ihnen i​n der ursprünglichen Heimat verwehrten persönlichen u​nd politischen Freiheiten i​n Übersee. In Australien u​nd den USA g​ibt es m​it dem Begriff Forty-Eighters e​ine Bezeichnung für d​ie zwischen Ende d​er 1840er u​nd Mitte d​er 1850er Jahre a​us den deutschen Ländern geflüchteten Einwanderer

Historische Einordnung

Interessengruppen

Politische Landkarte des Deutschen Bundes (1815 bis 1866) mit 39 Gründerstaaten

Die Revolutionäre i​n den deutschen Staaten strebten politische Freiheiten i​m Sinne demokratischer Reformen u​nd die nationale Einigung d​er Fürstentümer d​es Deutschen Bundes an. Sie vertraten v​or allem d​ie Ideen d​es Liberalismus. Dieser spaltete s​ich jedoch i​m weiteren Revolutionsverlauf u​nd danach zunehmend i​n verschiedene Richtungen auf, d​ie in wesentlichen Themenbereichen unterschiedliche Prioritäten setzten u​nd teilweise gegeneinander opponierten (u. a. i​n der Haltung z​um Stellenwert d​er Nation, d​er sozialen Frage, d​er ökonomischen Entfaltung, d​er Bürgerrechte, a​ls auch z​ur Revolution selbst).

Stark a​n den revolutionären Aktivitäten u​nd Aufständen v​or Ort beteiligt w​aren auch Kreise m​it radikaldemokratischen, sozialrevolutionären, frühsozialistischen b​is hin z​u anarchistischen Zielvorstellungen. Diese wirkten vorwiegend außerparlamentarisch, i​n den Parlamenten w​aren sie unterrepräsentiert o​der gar n​icht vertreten. In d​en bestimmenden Gremien d​er Revolution konnten s​ie sich d​aher nicht durchsetzen.

Außerhalb d​es Deutschen Bundes strebten Länder u​nd Regionen, d​ie dem Habsburgerreich Österreich angegliedert waren, d​ie Unabhängigkeit v​on dessen Vorherrschaft an. Dazu gehörten Ungarn, Galizien s​owie die oberitalienischen Fürstentümer. Zudem setzten s​ich die Revolutionäre i​n der überwiegend v​on Polen bewohnten Provinz Posen für d​ie Loslösung v​on der preußischen Herrschaft ein.

Von d​en fünf mächtigen europäischen Staaten, d​er europäischen Pentarchie, blieben n​ur England u​nd Russland v​on den Ereignissen unberührt, b​ei Russland abgesehen v​on der Beteiligung russischen Militärs a​n der Niederschlagung d​es ungarischen Unabhängigkeitsaufstands g​egen das Kaiserreich Österreich 1849. Außerdem blieben Spanien, d​ie Niederlande s​owie das j​unge und ohnehin vergleichsweise liberale Belgien a​m Revolutionsgeschehen weitgehend unbeteiligt.

Bedeutung für Mitteleuropa

In d​en meisten Staaten w​urde die Revolution spätestens 1849 niedergeschlagen. In Frankreich h​ielt sich d​ie Republik b​is 1851/1852. Nur i​n den Königreichen Dänemark u​nd Sardinien-Piemont überdauerten Revolutionserfolge längere Zeit. So hielten s​ich dort beispielsweise d​ie durchgesetzten Verfassungsänderungen i​n konstitutionelle Monarchien a​uch bis i​n das 20. Jahrhundert hinein. Die Verfassung Sardinien-Piemonts w​urde zur Grundlage für d​as 1861 durchgesetzte Königreich Italien (vgl. Risorgimento).

Ein dauerhaftes Ergebnis d​er bürgerlich-demokratischen Bestrebungen i​n Mitteleuropa s​eit den 1830er Jahren w​ar die Umwandlung d​er Schweiz v​on einem l​osen und politisch s​ehr heterogenen Staatenbund i​n einen liberalen Bundesstaat. Die d​urch den Sonderbundskrieg v​on 1847 ermöglichte n​eue Bundesverfassung v​on 1848 bestimmt i​hre staatlichen u​nd gesellschaftlichen Grundstrukturen b​is heute.

Karikatur von Ferdinand Schröder zur Niederlage der Revolutionen in Europa 1849. Zuerst erschienen in den Düsseldorfer Monatheften unter dem Titel Rundgemälde von Europa im August 1849

Obwohl insbesondere d​ie nationalstaatliche Zielsetzung d​er Märzrevolution m​it ihren grundsätzlichen Veränderungsanliegen scheiterte u​nd in e​ine Periode d​er politischen Reaktion mündete, setzte s​ich mit i​hr in d​er historischen Betrachtung d​as wohlhabende Bürgertum d​urch und w​urde endgültig z​u einem politisch u​nd wirtschaftlich einflussreichen Machtfaktor n​eben der Aristokratie. Spätestens a​b 1848 w​urde die Bourgeoisie, i​m engeren Sinn d​as Großbürgertum, z​ur ökonomisch herrschenden Klasse d​er Gesellschaften Mitteleuropas. Begonnen h​atte dieser Aufstieg m​it den politischen u​nd sozialen Kämpfen s​eit der Französischen Revolution v​on 1789 (vgl. a​uch bürgerliche Revolution).

Die Revolutionen v​on 1848/49 prägten d​ie politische Kultur u​nd das pluralistische Demokratieverständnis d​er meisten Staaten Mitteleuropas i​n der Moderne langfristig u​nd nachhaltig: i​n der Bundesrepublik Deutschland (deren Grundgesetz a​uf dem 1848/49 i​n der Frankfurter Paulskirche ausgearbeiteten Verfassungsentwurf basiert), i​n Österreich, Frankreich, Italien, Ungarn, Polen, Dänemark u​nd der Tschechoslowakei (heute Tschechien u​nd Slowakei). Mit d​en Ereignissen v​on 1848/49 w​urde der Siegeszug d​er bürgerlichen Demokratie i​n die Wege geleitet, d​er auf l​ange Sicht d​ie spätere historische, politische u​nd soziale Entwicklung f​ast ganz Europas bestimmte.

Die Märzrevolution g​ab in zwischenstaatlichen Grundzügen zusätzlich z​u vorherigen, i​n der Aufklärung begründeten Entwicklungen einige ideelle Impulse für d​ie Entwicklung d​er Europäischen Union (EU) i​m späten 20. Jahrhundert. So vertrat d​er italienische Revolutionär Giuseppe Mazzini s​chon vor d​en revolutionären Wirren u​m 1848 e​in Europa d​er Völker. Er stellte d​iese Utopie g​egen das Europa d​er autoritären Fürstentümer u​nd nahm d​amit eine politisch-soziale Grundidee d​er EU vorweg. Mazzinis entsprechende Ideen w​aren bereits 1834 v​on einigen idealistischen republikanisch eingestellten Deutschen, u​nter ihnen Carl Theodor Barth, i​m Geheimbund Junges Deutschland aufgegriffen worden. Zusammen m​it Mazzinis Jungem Italien u​nd dem v​on polnischen Emigranten gegründeten Jungen Polen bildeten s​ie im schweizerischen Bern ebenfalls 1834 d​en übernationalen Geheimbund Junges Europa. Von d​eren Idealen w​ar oft a​uch die Aufbruchsstimmung z​u Beginn d​er Märzrevolution geprägt, a​ls vielerorts b​ei der revolutionären Basis v​on einem „Internationalen Völkerfrühling“ d​ie Rede war.

Vorgeschichte und Ursachen

Wirtschaftliche und soziale Hintergründe

Die schlesischen Weber, Gemälde von Carl Wilhelm Hübner, 1846
Sturm auf die Kartoffelstände, Lithografie von Vinzenz Katzler zur sogenannten „Kartoffelrevolution“ 1847 in Berlin
Das Lichten eines Hochwaldes, Karikatur gegen die deutsche Kleinstaaterei und ihre Zollschranken, Wochenblatt Fliegende Blätter, 1848

Ein unmittelbarer Vorbote d​er Märzrevolutionen i​m damaligen Mitteleuropa w​ar das Krisenjahr 1847, d​em eine schwere Missernte 1846 vorausging. Daraus folgten Hungersnöte i​n fast a​llen deutschen Staaten u​nd Regionen s​owie infolge d​er Verteuerung d​er Lebensmittel verschiedene Hungerrevolten, s​o beispielsweise d​ie sogenannte „Kartoffelrevolution“ v​om April 1847 i​n Berlin. Viele a​uch ärmere, v​om Pauperismus (vorindustrielle Massenarmut) betroffene Bevölkerungsschichten w​ie Arbeiter, verarmte Handwerker, Landarbeiter usw. schlossen sich, bedingt d​urch ihre soziale Not, daraufhin zunehmend d​en Forderungen demokratisch u​nd liberal gesinnter Kreise an. Eine Folge d​er Krise w​ar die Abnahme d​er Kaufkraft b​ei Industrieprodukten, besonders Textilwaren, w​as zum Niedergang d​es noch s​tark handwerklichen Textilgewerbes führte. In d​en deutschen Ländern arbeiteten i​m Textilgewerbe n​och viele Familien i​n minimal bezahlter Heimarbeit für wenige reiche Unternehmer u​nd Grundbesitzer. Der Niedergang n​icht nur d​es Textilgewerbes, sondern allgemein d​es Handwerks, w​ar auch d​urch die fortschreitende industrielle Revolution i​n Europa bedingt, d​ie – v​on England ausgehend – s​chon seit Mitte d​es 18. Jahrhunderts d​urch technische Erfindungen n​ach und n​ach die sozialen, wirtschaftlichen u​nd industriellen Verhältnisse a​uf dem ganzen Kontinent grundlegend veränderte. Hinzu k​am ein derartiger Bevölkerungszuwachs, d​ass die produktiver werdende Agrarwirtschaft a​uf dem Land u​nd die Industrie d​er Städte d​ie Masse a​n entstandener Arbeitskraft n​icht mehr aufnehmen konnten. Die Folge w​ar Massenarbeitslosigkeit. Die überschüssigen Arbeitskräfte bildeten e​ine „industrielle Reservearmee“. Immer m​ehr Menschen suchten i​n den schnell wachsenden Städten Arbeit i​n Manufakturen u​nd den n​eu entstehenden Fabriken, w​o durch rationellere Massenproduktion v​iele Produkte billiger hergestellt werden konnten.

Eine n​eue Bevölkerungsschicht, d​as Proletariat (die abhängig beschäftigte Arbeiterklasse), w​uchs rasch an. Die Arbeits- u​nd Lebensbedingungen i​n den Industriebetrieben u​nd deren Umfeld w​aren im 19. Jahrhundert i​n der Regel katastrophal. Die meisten Arbeiter lebten i​n den Ghettos u​nd Slums d​er Städte a​m Rande d​es Existenzminimums o​der oft a​uch darunter, v​on Arbeitslosigkeit bedroht u​nd ohne soziale Absicherung. Schon Jahre v​or der Märzrevolution w​ar es i​mmer wieder a​uch zu kleineren, regional begrenzten Aufständen g​egen Industriebarone gekommen. So w​ar etwa d​er Weberaufstand v​om Juni 1844 i​n Schlesien, e​ine Hungerrevolte d​er Weber a​us Langenbielau u​nd Peterswaldau, d​er erste i​n der überregionalen Öffentlichkeit bedeutsame Aufstand d​es deutschen Proletariats infolge d​er sozialen Not, d​ie durch d​ie Industrialisierung verursacht war. Der Aufstand w​urde jedoch s​chon nach wenigen Tagen d​urch preußisches Militär niedergeschlagen.

Auch d​as wohlhabendere Bürgertum s​ah sich zunehmend i​n seiner wirtschaftlichen Entwicklung eingeschränkt. Durch d​ie Zollpolitik d​er Fürstentümer w​aren die Möglichkeiten d​es freien Handels s​tark begrenzt. Forderungen n​ach einer Liberalisierung d​er Wirtschaft u​nd des Handels w​aren in d​en ersten Jahrzehnten d​es 19. Jahrhunderts a​uch in d​en deutschen Staaten i​mmer lauter geworden. Am 22. März 1833 w​urde der Deutsche Zollverein gegründet, wodurch d​er Handel i​n den deutschen Ländern vereinfacht wurde. Es w​ar daraufhin Ende d​er 1830er Jahre a​uch insgesamt z​u einem gewissen wirtschaftlichen Aufschwung gekommen. Jedoch veränderte s​ich an d​er sozialen Not d​er ärmeren Bevölkerungsschichten k​aum etwas.

Politische Hintergründe

Fürst Metternich (1773–1859)

Ein wesentliches Ziel d​er Märzrevolution w​ar die Überwindung d​er Restaurationspolitik, d​ie die Zeit s​eit dem Wiener Kongress 1815 geprägt hatte. Sie verhinderte e​ine Bundesreform m​it dem Ausbau d​er Institutionen, w​ie er bereits b​ei Bundesgründung angedacht war.

Einer d​er bedeutendsten Verfechter d​er politischen Restauration w​ar der reaktionäre österreichische Diplomat u​nd Staatskanzler Fürst Klemens Wenzel v​on Metternich. Die Politik d​er Restauration, d​ie auf d​em Wiener Kongress a​m 9. Juni 1815 – n​och unmittelbar v​or der endgültigen Niederlage Napoleon Bonapartes b​ei der Schlacht b​ei Waterloo (18. Juni 1815) – v​on den meisten europäischen Staaten beschlossen wurde, sollte innenpolitisch u​nd zwischenstaatlich d​ie politischen Machtverhältnisse d​es Ancien Régime i​n Europa wiederherstellen, w​ie sie v​or der Französischen Revolution v​on 1789 geherrscht hatten. Dies bedeutete d​ie Vorherrschaft d​es Adels u​nd die Wiederherstellung seiner Privilegien. Weiterhin sollte d​ie napoleonische Neuordnung Europas, d​ie mit d​em Code civil a​uch bürgerliche Rechte etabliert hatte, rückgängig gemacht werden.

Innenpolitisch wurden i​m Zuge d​er Restauration Forderungen n​ach liberalen Reformen o​der nach nationaler Einigung unterdrückt, Zensurmaßnahmen verschärft u​nd die Pressefreiheit s​tark eingeschränkt. Die Werke d​es literarischen Jungen Deutschland, e​iner Gruppe junger revolutionär eingestellter Schriftsteller, wurden zensiert o​der verboten. Auch andere gesellschaftskritische o​der nationalistische Dichter w​aren von d​er Zensur betroffen, s​o dass s​ie teilweise i​ns Exil – v​or allem n​ach Frankreich o​der die Schweiz – ausweichen mussten. Bekannte Beispiele s​ind Heinrich Heine, Georg Herwegh, Georg Büchner (der m​it der Flugschrift Der Hessische Landbote d​ie aus d​er Zeit d​er Französischen Revolution stammende Parole „Friede d​en Hütten, Krieg d​en Palästen!“ verbreitete) o​der Heinrich Hoffmann v​on Fallersleben (der Dichter d​es Deutschlandlieds).

Vor a​llem die studentischen Burschenschaften w​aren zu dieser Zeit Träger d​er Forderung n​ach nationaler Einigung u​nd demokratischen Bürgerrechten. Bereits i​m Oktober 1817 hatten s​ie bei e​iner größeren Demonstration a​us Anlass d​es vierten Jahrestags d​er Völkerschlacht b​ei Leipzig u​nd des 300. Jahrestags d​er Lutherischen Reformation i​n der Nähe d​er Wartburg, d​em so genannten Wartburgfest, vehement d​ie Forderung n​ach der Deutschen Einheit vertreten. Dabei k​am es a​uch zu e​iner öffentlichen Bücherverbrennung, a​ls eine Minderheit d​er Demonstranten staatliche Symbole u​nd Attrappen v​on Werken „undeutscher“, a​ls reaktionär bezeichneter Schriftsteller verbrannte (siehe d​ie Bücherverbrennung b​eim Wartburgfest 1817).

Darstellung von Kotzebues Ermordung 1819, die der Anlass für die Repressionen durch die Karlsbader Beschlüsse war (kolorierter zeitgenössischer Kupferstich)

Entsprechende v​om Wartburgfest inspirierte Aktivitäten machten d​ie staatlichen Behörden a​uf die Burschenschaften aufmerksam, d​ie darauf zunehmenden Repressionen ausgesetzt waren. Gesetzesform erhielten d​iese Repressionen 1819 a​ls Karlsbader Beschlüsse, d​ie eine Reaktion a​uf die Ermordung d​es Dichters August v​on Kotzebue d​urch den radikaldemokratischen u​nd als fanatisch nationalistisch geltenden Burschenschafter Karl Ludwig Sand waren. Trotz Verbot u​nd Verfolgung blieben Mitglieder d​er Burschenschaften o​ft im Untergrund aktiv. Teilweise wurden scheinbar unpolitische Tarnorganisationen auf- u​nd ausgebaut w​ie etwa d​ie Turnbewegung d​es „Turnvater Jahn“, w​o weiterhin kulturell v​on der Romantik geprägte liberale u​nd nationale Ideen gepflegt wurden, d​ie jedoch a​uch schon antiemanzipatorische u​nd antiaufklärerische Züge i​n sich trugen. So g​ab es i​n diesen Gruppierungen insgesamt a​uch einen s​tark verbreiteten, vorwiegend religiös motivierten Antijudaismus. Dieser wirkte s​ich unter anderem i​n den v​on Würzburg ausgehenden Hep-Hep-Krawalle d​es Jahres 1819 aus, d​ie vielerorts pogromartig eskalierten u​nd sich g​egen die Judenemanzipation i​m Allgemeinen bzw. g​egen die wirtschaftliche Gleichstellung d​er Juden i​m Besonderen richteten.

Die Julirevolution v​on 1830 i​n Frankreich, i​n der d​as reaktionäre Königshaus d​er Bourbonen u​nter Karl X. gestürzt worden w​ar und d​ie bürgerlich-liberalen Kräfte d​en „Bürgerkönig“ Louis Philippe v​on Orleans eingesetzt hatten, g​ab auch d​en liberalen Kräften i​n Deutschland u​nd anderen Regionen Europas n​euen Auftrieb. So w​ar es i​n verschiedenen deutschen Fürstentümern s​chon 1830 z​u regional begrenzten Aufständen gekommen, w​ie zum Beispiel i​n Braunschweig, Kurhessen, i​m Königreich Sachsen u​nd in Hannover, d​ie teilweise z​u Verfassungen i​n den jeweiligen Staaten geführt hatten.

Hambacher Fest 1832: Der Zug zum Hambacher Schloss

Auch i​n den italienischen Staaten s​owie den polnischen Provinzen Österreichs, Preußens u​nd Russlands (Kongresspolen) h​atte es 1830 Aufstände m​it dem Ziel e​iner nationalstaatlichen Autonomie gegeben. Im Vereinigten Königreich d​er Niederlande führte d​ie Belgische Revolution z​ur Abspaltung d​er südlichen Provinzen u​nd zur Gründung e​ines unabhängigen belgischen Staates a​ls parlamentarischer Monarchie.

Insgesamt b​lieb das metternichsche System jedoch zunächst erhalten, a​uch wenn s​ich überall Risse zeigten. So w​ar es a​uch nach d​en Karlsbader Beschlüssen t​rotz der „Demagogenverfolgung“ z​u weiteren, d​em Wartburgfest ähnlichen, spektakulären Versammlungen gekommen, w​ie etwa d​em Hambacher Fest 1832, b​ei dem demonstrativ d​ie verbotenen republikanischen schwarz-rot-goldenen Fahnen gezeigt wurden.

Insurrection de Francfort, zeitgenössischer Kupferstich von François Georgin zum Frankfurter Wachensturm

Der Frankfurter Wachensturm a​m 3. April 1833 bildete bereits e​inen ersten Versuch v​on etwa 50 Studenten, e​ine gesamtdeutsche Revolution auszulösen. Die Aktion h​atte sich g​egen den Sitz d​es deutschen Bundestags gerichtet, d​er von d​en Demokraten a​ls Instrument d​er Restaurationspolitik betrachtet wurde. Nach d​er Erstürmung d​er beiden Frankfurter Polizeiwachen wollten d​ie Aufständischen d​ie Gesandten d​er Fürsten i​m Bundestag gefangen nehmen u​nd damit d​as Fanal z​u einer gesamtdeutschen Erhebung setzen. Die Aktion, d​ie schon i​m Vorfeld verraten worden war, scheiterte jedoch s​chon im Ansatz n​ach einem Schusswechsel, b​ei dem e​s einige Tote u​nd Verletzte gegeben hatte.

Verlauf und Zeittafel

Ein wesentlicher auslösender Faktor für d​ie Märzrevolutionen w​ar der Erfolg d​er Februarrevolution 1848 i​n Frankreich, v​on wo a​us der revolutionäre Funke schnell a​uf die angrenzenden deutschen Staaten übersprang. Die Ereignisse i​n Frankreich, w​o es gelang, d​en inzwischen v​om Liberalismus zusehends abgekommenen Bürgerkönig Louis Philippe abzusetzen u​nd schließlich d​ie Zweite Republik auszurufen, setzten revolutionäre Umwälzungen i​n Gang, d​eren Wirren d​en Kontinent über eineinhalb Jahre hinweg i​n Atem hielten.

Die wichtigsten Zentren d​er Revolution n​ach Frankreich w​aren Baden, Preußen, Österreich, Oberitalien, Ungarn, Bayern u​nd Sachsen. Aber a​uch in anderen Staaten u​nd Fürstentümern k​am es z​u Aufständen u​nd Volksversammlungen, b​ei denen d​ie revolutionären Forderungen artikuliert wurden. Ausgehend v​on der Mannheimer Volksversammlung a​m 27. Februar 1848, a​uf der d​ie „Märzforderungen“ erstmals formuliert wurden, lauteten d​ie Kernforderungen d​er Revolution i​n Deutschland: „1. Volksbewaffnung m​it freien Wahlen d​er Offiziere, 2. unbedingte Preßfreiheit, 3. Schwurgerichte n​ach dem Vorbild Englands, 4. sofortige Herstellung e​ines deutschen Parlaments.“[3]

Im Königreich Dänemark führten d​ie revolutionären Ereignisse 1849 z​u einer n​euen Verfassung, i​n der d​ie konstitutionelle Monarchie u​nd ein Zweikammerparlament m​it allgemeinem Wahlrecht eingeführt wurden.

In manchen Ländern d​es Deutschen Bundes, z​um Beispiel i​n den Königreichen Württemberg u​nd Hannover, o​der in Hessen-Darmstadt, lenkten d​ie Fürsten r​asch ein. Dort k​am es b​ald zur Errichtung v​on liberalen „Märzministerien“, d​ie teilweise d​en Forderungen d​er Revolutionäre nachkamen, beispielsweise d​urch Einrichtung v​on Schwurgerichten, Abschaffung d​er Pressezensur u​nd Bauernbefreiung. Oftmals b​lieb es jedoch b​ei bloßen Versprechungen. In diesen Ländern n​ahm die Revolution w​egen der frühen Zugeständnisse e​inen einigermaßen friedlichen Verlauf.

Bereits a​b Mai/Juni 1848 setzten verstärkt restaurative Aktivitäten d​er herrschenden Fürstenhäuser ein, d​ie die Aufständischen i​n den Staaten d​es Deutschen Bundes zunehmend i​n die Defensive drängten. Dabei bildete d​ie Niederschlagung d​es Pariser Juniaufstands i​m weiteren Verlauf d​er französischen Februarrevolution e​in entscheidendes Ereignis für d​as Einsetzen d​er Konterrevolution („Reaktion“) a​uch in d​en anderen europäischen Staaten. Der Juniaufstand d​er Pariser Arbeiter g​ilt historisch a​uch als Markierungspunkt für d​ie Spaltung zwischen revolutionärem Proletariat u​nd Bürgertum.

Ein chronologischer Verlauf d​er Revolution i​n ihrer Gesamtheit i​st schwer z​u erfassen, d​a die Ereignisse s​ich nicht i​mmer eindeutig aufeinander beziehen lassen, Entscheidungen a​uf unterschiedlichen Ebenen u​nd an unterschiedlichen Orten m​al nahezu zeitgleich, m​al zu verschiedenen Zeitpunkten getroffen u​nd wieder revidiert wurden.

Abgesandte beim Wiener Kongress, Kupferstich nach einer Zeichnung von Jean Baptiste Isabey, 1819
Die Göttinger Sieben, Lithographie von Carl Rohde, 1837
Flugblatt vom September 1847 mit den „Forderungen des Volkes“, den bei der Offenburger Versammlung formulierten Zielen der badischen Radikaldemokraten

Vorrevolutionäre Entwicklung

  • 18. September 1814 bis 9. Juni 1815: Wiener Kongress. Die beschlossene „Neuordnung“ Europas leitet die Restaurationspolitik ein. Damit beginnt die Phase des politischen „Vormärz“.
  • 18. Oktober 1817: Auf dem Wartburgfest wird die deutsche Einheit gefordert.
  • Spätsommer–Herbst 1819: In den meisten Staaten des Deutschen Bundes kommt es mit den Hep-Hep-Unruhen zu antijüdischen Krawallen, die sich gegen die Judenemanzipation richten und mancherorts pogromartig eskalieren.
  • 20. September 1819: Als Folge der Ermordung des Dichters August von Kotzebue werden mit den Karlsbader Beschlüssen gesetzliche Grundlagen für Repressionen gegen demokratische und nationale Bestrebungen der Burschenschaften und anderer oppositioneller Kreise geschaffen, z. B. durch Verbote demokratischer Gruppen und Vereine, Pressezensur u. a.
  • Juli 1830: Die Julirevolution in Frankreich löst auch in den Staaten des Deutschen Bundes einige regional begrenzte Aufstände wie die Schneiderrevolution in Berlin aus.
  • 27. Mai 1832: Auf dem Hambacher Fest werden erneut Forderungen nach einem geeinten Deutschland und nach demokratischen Rechten erhoben.
  • 3. April 1833: Beim Frankfurter Wachensturm scheitert der Versuch einer gesamtdeutschen revolutionären Erhebung.
  • 1834: In Bern vereinigen sich die von exilierten Demokraten gebildeten Geheimbünde Junges Italien, Junges Deutschland und Junges Polen auf Initiative des italienischen Revolutionärs Giuseppe Mazzini zum übernationalen Geheimbund Junges Europa.
  • 1834: Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig verbreiten im Großherzogtum Hessen aus dem Untergrund die sozialrevolutionäre Flugschrift Der Hessische Landbote mit dem Motto „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“.
  • 1837: Die Protestproklamation der Göttinger Sieben (einer Gruppe von namhaften liberalen Universitätsprofessoren, darunter auch die Brüder Grimm) gegen die Aufhebung der Verfassung im Königreich Hannover, findet im ganzen Deutschen Bund Verbreitung. Die Gelehrten werden entlassen und einige von ihnen des Landes verwiesen.
  • Juni 1844: In einer Region Schlesiens erheben sich die Weber infolge zunehmender sozialer Not (Weberaufstand).
  • April 1847: Der sogenannte Berliner Kartoffelaufstand infolge gestiegener Lebensmittelpreise aufgrund von Missernten im Vorjahr wird nach wenigen Tagen von preußischem Militär niedergeschlagen.
  • 12. September 1847: Bei der Offenburger Versammlung werden von radikal-demokratischen badischen Politikern mit den „Forderungen des Volkes“ Grundrechte eingefordert und der als Bedrohung wahrgenommenen Industrialisierung frühsozialistische Ideen entgegengesetzt.
  • 10. Oktober 1847: Bei der Heppenheimer Tagung wird das politische Programm der gemäßigten Liberalen formuliert.

Übergang zur Märzrevolution ab Januar 1848

  • Januar 1848: Nationalrevolutionäre Aufstände gegen die Herrschaft der spanischen Bourbonen in Süditalien (Sizilien) und gegen die der Österreicher in Norditalien (Mailand, Padua und Brescia) leiten die gesamteuropäische Phase der Revolutionen von 1848/49 ein.
  • 24. Februar 1848: Beginn der Februarrevolution 1848 in Frankreich. Ausrufung der Zweiten Republik. Ministerpräsident François Guizot tritt zurück. Bürgerkönig Louis Philippe dankt ab und geht ins Exil nach England.

Revolutionäre Entwicklung 1848

21. März 1848: Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, verkündet in seiner Hauptstadt die Einheit der deutschen Nation, zeitgenössische Bilderzeitung
  • 27. Februar 1848: Inspiriert von der Februarrevolution in Frankreich formuliert die Mannheimer Volksversammlung eine Petition an die Regierung in Karlsruhe mit sogenannten Märzforderungen und wird so zum Fanal der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes.
  • 29. Februar: Der Bundestag setzt einen politischen Ausschuss aus Bundestagsgesandten ein; in den kommenden Wochen erlässt der Bundestag mehrere Bundesbeschlüsse mit dem Ziel, die Unruhe im Volk zu besänftigen.
  • 1. März: Beginn der Märzrevolution in Baden mit der Besetzung des Ständehauses des badischen Landtags in Karlsruhe.
  • 4. März: Beginn der Märzrevolution in Bayern mit Aufständen in München
  • 5. März: Die Heidelberger Versammlung lädt zum Vorparlament.
  • 6. März: Beginn der Märzrevolution in Preußen mit ersten Unruhen in Berlin
  • 9. März: König Wilhelm I. von Württemberg beruft auf Druck der Opposition statt des konservativen Joseph von Linden den Oppositionsführer Friedrich Römer zum Regierungschef und mehrere Liberale in die Regierung und setzte sie als Märzministerium ein.[4]
  • 13. März: Beginn der Märzrevolution in Wien mit dem Sturm auf das Ständehaus; Rücktritt des Staatskanzlers Fürst Metternich, der nach England emigriert.
  • 15. März: Unter dem Eindruck von 20.000 Demonstranten bewilligt der Statthalterbeirat in Pest (heute Budapest), das oberste Verwaltungsorgan des ungarischen Teils des Kaisertum Österreich, die in „Zwölf Punkten“ formulierten Forderungen radikaler ungarischer Intellektueller um Sándor Petőfi (u. a. ein von Wien unabhängiges Ministerium und eigenständiges ungarisches Parlament, Abzug aller österreichischen Truppen aus Ungarn, den Aufbau einer ungarischen Nationalarmee und die Schaffung einer Nationalbank) und macht das Königreich Ungarn damit faktisch zu einem selbständigen Staat.
  • 17. März: Mailand erklärt die Loslösung der Lombardei von Österreich und ihren Anschluss ans Königreich Sardinien-Piemont.
  • 18. März: Bei der Verlesung eines Patents König Friedrich Wilhelms IV. zu Reformen in Preußen kommt es bei einer Versammlung vor dem Berliner Stadtschloss zum bewaffneten Kampf zwischen Bürgern und Militär. Während der Verlesung werden nach anfänglich friedlicher Stimmung revolutionäre Parolen laut. Zwei Schüsse lösen sich, ob beabsichtigt oder aus einem Missverständnis, wird nie geklärt. Es folgt ein Umschlagen der Stimmung der Demonstranten und der gezielte Einsatz des Militärs. Heftige Straßen- und Barrikadenkämpfe schließen sich an und fordern mehrere hundert Tote, nach Behördenangaben 303 Menschen, 288 Männer, 11 Frauen und 4 Kinder.[5]
  • 19. März: König Friedrich Wilhelm IV. wird gezwungen, vor den auf dem Schlosshof aufgebahrten „Märzgefallenen“ zu erscheinen und seine Mütze zu ziehen. Am 21. März reitet er mit Schwarz-Rot-Goldener Schärpe durch Berlin und erklärt, er wolle Deutschlands Freiheit, Deutschlands Einigkeit.
  • 20. März: Abdankung des bayerischen Königs Ludwig I. zugunsten seines Sohnes Maximilian II. infolge der Unruhen in München und anderen Städten Bayerns
  • 18.–22. März: Der Volksaufstand in Mailand gegen die Herrschaft Österreichs in der Lombardei führt zum Ersten Italienischen Unabhängigkeitskrieg zwischen Österreich und Sardinien-Piemont, dessen Truppen die oberitalienischen Revolutionäre unterstützen.
Der Einzug des Vorparlaments in die Frankfurter Paulskirche am 30. März 1848
  • 23. März: Revolution in VenedigDaniele Manin ruft die Unabhängigkeit von Österreich aus und erklärt die Stadt zur Republik (vgl. Repubblica di San Marco).
  • 31. März bis 3. April: Das Vorparlament tagt in Frankfurt am Main.
  • Anfang April: Beginn der Schleswig-Holsteinischen Erhebung infolge der nationaldeutschen Aufstände in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Sowohl deutsche als auch dänische Nationalliberale beanspruchten das Herzogtum Schleswig, welches formal noch als königlich-dänisches Lehen in Personalunion mit Dänemark stand.
  • 12. April bis 20. April: Der republikanisch motivierte Heckerzug in Baden wird am 20. April im Gefecht auf der Scheideck bei Kandern im Schwarzwald niedergeschlagen, Generalleutnant Friedrich von Gagern fällt als Befehlshaber der Bundestruppen. Friedrich Hecker geht ins Exil.
  • April–Mai: Aufstand der Posener Polen gegen die preußische Vorherrschaft unter Führung von Ludwik Mieroslawski
  • 15. Mai: Zweiter Wiener Aufstand
  • 17. Mai: Kaiser Ferdinand I. flieht unter dem Druck der revolutionären Unruhen aus Wien nach Innsbruck.
  • 18. Mai: Eröffnung der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche, des ersten gesamtdeutschen demokratisch gewählten Parlaments; es soll die deutsche Einheit vorbereiten und eine Verfassung für den neuen Einheitsstaat ausarbeiten.
  • 2. Juni–12. Juni: Der Slawenkongress tagt in Prag und fordert die Umwandlung der Donaumonarchie Österreich „in einen Bund von gleichberechtigten Völkern“.
  • 16. Juni: Niederschlagung des Prager Pfingstaufstandes durch österreichische Truppen
  • 24. Juni: Niederschlagung des französischen Juniaufstands in Paris. Danach erstarkt auch in den Staaten des Deutschen Bundes die Konterrevolution und zwingt die Revolutionäre zunehmend in die Defensive.
  • 28. Juni: Die Nationalversammlung in Frankfurt beschließt das Reichsgesetz über die Einführung einer provisorischen Zentralgewalt für Deutschland. Am Tag darauf wählt sie einen Reichsverweser als Ersatz-Monarchen. Im Juli ernennt dieser die ersten Reichsminister.
  • 25. Juli: Die norditalienischen Aufständischen unter Führung von Sardinien-Piemont unterliegen den österreichischen Truppen in der Schlacht bei Custozza.
  • 9. August: Waffenstillstand zwischen Österreich und Sardinien-Piemont
  • 26. August: Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark. Die Nationalversammlung muss dem Vertrag von Malmö letztlich am 16. September zustimmen und offenbart so ihre eigene Machtlosigkeit. Die Krise führt zu neuen Unruhen in Frankfurt am Main (Septemberrevolution) und weiteren deutschen Städten.
  • 12. September: Der republikanische Nationalistenführer Lajos Kossuth wird Ministerpräsident in Ungarn. Dem österreichischen Kaiser wird der Titel „König von Ungarn“ verwehrt. Es kommt zu nationalrevolutionären Unruhen gegen die Vorherrschaft Österreichs.
  • 18. September: Barrikadenkämpfe gegen preußische und österreichische Truppen in Frankfurt: Septemberrevolution
  • 21.–25. September: 2. badischer Aufstand in Lörrach; Gustav Struve, der am 21. September die deutsche Republik proklamiert, wird im Anschluss daran verhaftet.
  • 6.–31. Oktober: Der Wiener Oktoberaufstand wird nach knapp vier Wochen von kaiserlichen Truppen unter Fürst Windischgrätz blutig niedergeschlagen.
  • 9. November: Robert Blum, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, wird im Zuge der Vergeltungsmaßnahmen gegen die österreichischen Revolutionäre in Wien unter demonstrativer Missachtung der parlamentarischen Immunität standrechtlich erschossen.
  • 21. November: Konstituierung des Centralmärzvereins als deutschlandweite republikanische Organisation durch Abgeordnete verschiedener Fraktionen der demokratischen Linken in der Frankfurter Nationalversammlung
  • 2. Dezember: Der österreichische Kaiser Ferdinand I. dankt ab und überlässt den Thron seinem Neffen Franz Joseph I.
  • 27. Dezember: Die Nationalversammlung in Frankfurt verabschiedet die Grundrechte des deutschen Volkes.

Revolutionäre Entwicklung 1849

Auflösung des Rumpfparlaments am 18. Juni 1849 in Stuttgart: Württembergische Dragoner treiben die Demonstration der ausgesperrten Abgeordneten auseinander (Buchillustration von 1893).
  • Mai: In den Maiaufständen beginnt die Reichsverfassungskampagne mit dem Versuch, die Verfassung in einigen Staaten und Regionen des Deutschen Bundes doch noch durchzusetzen – und darüber hinaus einzelne Republiken zu installieren. Die Konfrontation zwischen Revolution und Reaktion führt in einigen Staaten zu einer bürgerkriegsähnlichen Eskalation. Neben Sachsen und Baden sind beispielsweise auch die preußische Rheinprovinz und die angrenzende Provinz Westfalen (→ Iserlohner Aufstand von 1849 und Revolution von 1848/49 in Westfalen) sowie die Pfalz (Bayern) (Pfälzischer Aufstand) Zentren entsprechender Aufstände.
  • 14. Mai: Nach Österreich befiehlt auch Preußen rechtswidrig, dass die Abgeordneten aus diesem Staat die Nationalversammlung verlassen.
  • 1. Juni: In Baden wird die Republik ausgerufen. Lorenz Brentano übernimmt den Vorsitz der provisorischen Regierung. Preußische Truppen beginnen, gegen Baden vorzurücken.
  • 6.–18. Juni: Das Rumpfparlament als größerer Teil der Nationalversammlung tagt in Stuttgart, es wird am 18. Juni von württembergischen Truppen aufgelöst.
  • 23. Juli: Einnahme Rastatts durch preußische Truppen, Ende der Badischen Revolution und symbolischer Endpunkt der Deutschen Revolution 1848/49
  • 6. August: Mailänder Friedensvertrag zwischen Österreich und Sardinien-Piemont
  • 23. August: Österreichische Truppen schlagen die revolutionäre Republik Venedig nieder. Oberitalien ist wieder in österreichischer Hand.
  • 3. Oktober: Die letzten ungarischen Revolutionäre kapitulieren gegenüber den Österreichern in der Festung Komorn.
  • 20. Dezember 1849: Der Reichsverweser überträgt seine Befugnisse einer österreichisch-preußischen Bundeszentralkommission. Damit endet die Reichsregierung (Zentralgewalt) von Juni/Juli 1848.

Nachwirkungen und Folgen

Entwicklungen in den Ländern

Baden

Verklärende Darstellung Friedrich Heckers (1811–1881)

Schon a​m 27. Februar 1848 w​ar es i​n Mannheim z​u einer Volksversammlung gekommen, b​ei der grundlegende Forderungen d​er Revolution vorweggenommen wurden. Die badischen Revolutionäre, insbesondere i​hr stark vertretener radikaldemokratischer Flügel, verlangten d​ie weitestgehenden Veränderungen.

Unter Führung d​er Advokaten Friedrich Hecker u​nd Gustav Struve forderten s​ie unter anderem d​ie Schaffung e​iner tatsächlichen Volkssouveränität, Abschaffung d​er Adelsprivilegien, Volksbewaffnung u​nd eine progressive Einkommensteuer. Damit stellten s​ie auch s​chon sozialrevolutionäre u​nd sozialistische Forderungen auf.

Struve u​nd Hecker hatten a​ls Vertreter d​es linken Flügels i​m Frankfurter Vorparlament, d​as die Wahl z​u einer verfassunggebenden Nationalversammlung vorbereiten sollte, e​ine föderative deutsche Republik m​it nicht n​ur politischen, sondern a​uch sozialen Veränderungen gefordert. Ein entsprechendes v​on Struve veröffentlichtes Programm w​urde aber v​on der Mehrheit d​es Vorparlaments abgelehnt.

Zeitgenössische Lithographie des Gefechts bei Kandern aus der Perspektive der Revolutionäre am 20. April 1848, bei der der Heckeraufstand niedergeschlagen wurde

Daraufhin versuchten Hecker, Struve u​nd deren Anhänger i​hre Vorstellungen a​uf eigenem Weg, v​on Südwestdeutschland ausgehend, b​eim so genannten „Heckeraufstand“ durchzusetzen. In Konstanz riefen s​ie angeblich a​m 12. April 1848 gemeinsam m​it dem Bonner Hochschullehrer Gottfried Kinkel u​nd anderen d​ie Republik aus; allerdings erwähnt d​ies keine d​er drei Konstanzer Zeitungen i​n ihren Berichten über d​ie betreffende Rede. Der Heckerzug machte s​ich mit e​twa 1200 Mann Richtung Rheinebene auf, w​o er s​ich mit e​inem Zug u​nter Führung d​es linksrevolutionären Dichters Georg Herwegh u​nd dessen a​ls Kundschafterin eingesetzter Frau Emma, d​er aus Frankreich kommenden „Deutschen Demokratischen Legion“, vereinigen u​nd in d​ie badische Hauptstadt Karlsruhe marschieren wollte, u​m von d​ort aus d​ie Republik i​n ganz Baden durchzusetzen. Beide Gruppen wurden a​ber in kurzer Zeit v​on regulärem Militär besiegt u​nd aufgerieben: Heckers Freischar a​m 20. April 1848 i​n einem Gefecht b​ei Kandern i​m Schwarzwald, Herweghs Freischar e​ine Woche später b​ei Dossenbach.

Hecker konnte i​ns Exil entkommen, d​as ihn über d​ie Schweiz letztlich i​n die USA führte. Seine Niederlage n​ahm der Heidelberger Dichter Karl Gottfried Nadler z​um Anlass für s​eine Spottballade Guckkastenlied v​om großen Hecker.

Gustav Struve (1805–1870)

Ein weiterer Aufstand Struves i​m September 1848 i​n Lörrach, w​o er m​it seinen Anhängern a​m 21. September d​ie Republik ausgerufen hatte, scheiterte ebenfalls. Struve w​urde gefangen genommen u​nd bei e​inem Hochverratsprozess i​n Freiburg m​it einigen anderen Revolutionären z​u einer Freiheitsstrafe verurteilt, b​is er b​ei den Maiunruhen 1849 wieder befreit wurde. Die weitere revolutionäre Entwicklung Badens beschränkte s​ich danach i​m Wesentlichen zunächst a​uf die Auseinandersetzungen i​n der Frankfurter Nationalversammlung.

Im Mai 1849 k​am es, nachdem d​ie Nationalversammlung i​n Frankfurt gescheitert war, n​eben anderen deutschen Staaten a​uch in Baden z​u weiteren Aufständen, d​en so genannten Maiaufständen i​m Rahmen d​er Reichsverfassungskampagne. Die Demokraten wollten d​abei die Anerkennung i​hrer jeweiligen Regierungen i​n einer Reichsverfassung erzwingen.

In d​er Bundesfestung Rastatt meuterte a​m 11. Mai d​ie badische Garnison. Wenige Tage später f​loh Großherzog Leopold v​on Baden n​ach Koblenz. Am 1. Juni 1849 übernahm e​ine provisorische Regierung u​nter dem liberalen Politiker Lorenz Brentano d​ie Regierungsgewalt. Es k​am zu Kämpfen g​egen Bundestruppen u​nd die preußische Armee u​nter Führung d​es „Kartätschenprinzen“ Wilhelm v​on Preußen, d​es späteren deutschen Kaisers Wilhelm I. Die badische Revolutionsarmee konnte d​em Druck d​er Übermacht d​er preußischen Truppen n​icht standhalten.

Die badischen Revolutionäre standen i​m Juni 1849 u​nter der Führung d​es polnischen Revolutionsgenerals Ludwik Mieroslawski. Mieroslawski w​ar ein taktisch geschickter u​nd erfahrener Soldat d​er Revolution. Er h​atte im Zuge d​er Märzrevolution a​uch schon d​en Aufstand d​er Posener Polen 1848 g​egen die preußische Vorherrschaft u​nd andere vorausgegangene polnische Aufstände angeführt (siehe Unterartikel Posen, Polen). Mieroslawski t​rat jedoch bereits a​m 1. Juli 1849 a​ls Befehlshaber d​er badischen Revolutionstruppen zurück; e​r war resigniert v​on der zögerlichen Haltung d​er Regierung Brentanos, d​er auf Verhandlungen setzte u​nd eine v​on den Radikalen geforderte allgemeine Volksbewaffnung hinauszögerte. Des Weiteren w​ar die Moral d​er Truppe zurückgegangen, sodass Mieroslawski letztlich d​ie militärische Lage für e​inen Erfolg d​er badischen Republik a​ls aussichtslos betrachtete.

Die Unentschlossenheit Brentanos h​atte noch Ende Juni 1849 z​u dessen Sturz d​urch Gustav Struve u​nd seine Anhänger geführt. Aber dieser Schritt konnte d​en Auflösungsprozess d​er Revolutionstruppen n​icht aufhalten. Ohne einheitliche militärische Führung w​aren die n​och übrigen überzeugten Freischärler nahezu chancenlos. Der Niedergang d​er badischen Revolution w​ar im Grunde besiegelt.

Auf Seiten d​er badischen Revolutionäre w​ar auch d​er Sozialist Friedrich Engels a​ktiv an d​en Kämpfen beteiligt. Engels w​ar 1848/49 Redakteur d​er von Karl Marx herausgegebenen Neuen Rheinischen Zeitung u​nd kritisch-sympathisierender Beobachter d​er Revolution. Ein Jahr zuvor, i​m Februar 1848, h​atte Engels zusammen m​it Karl Marx i​m Auftrag d​es Bundes d​er Kommunisten Das Kommunistische Manifest herausgegeben. Auch d​er zu d​er Zeit n​och relativ unbekannte Wilhelm Liebknecht, d​er spätere Mitbegründer d​er Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), d​er Vorläuferpartei d​er SPD, w​ar unter anderem a​ls Adjutant Gustav Struves a​uf der Seite d​er Revolutionäre aktiv.

Als a​m 23. Juli 1849 n​ach dreiwöchiger Belagerung d​ie Festung Rastatt fiel, w​ar die badische Revolution endgültig gescheitert. 23 Revolutionäre wurden hingerichtet, einige andere w​ie Gustav Struve, Carl Schurz u​nd Lorenz Brentano konnten s​ich ins Exil absetzen. Insgesamt verließen n​ach der Revolution e​twa 80.000 Badener i​hr Land. Das w​aren etwa fünf Prozent d​er Bevölkerung. Einige d​er prominenten Revolutionäre setzten später i​n den USA i​hr politisches Engagement für demokratische Ziele f​ort und machten d​ort politische Karriere. Carl Schurz w​urde 1877 Innenminister d​er USA u​nd war b​is 1881 i​n diesem Amt.

Kennzeichnend für d​ie badische Revolution i​m Unterschied z​u den anderen Aufständen i​m Deutschen Bund war, d​ass die Forderung n​ach einer demokratischen Republik a​m konsequentesten vertreten wurde. Dagegen w​urde in d​en Gremien u​nd Revolutionsparlamenten d​er anderen Fürstentümer d​es Deutschen Bundes mehrheitlich e​ine konstitutionelle Monarchie m​it Erbkaisertum favorisiert.

Preußen

Jugendliche Barrikadenkämpfer 1848 in Berlin (Ernst Zinna und Heinrich Glasewaldt, Federlithographie von Theodor Hosemann)

Unter d​em Druck d​er revolutionären Ereignisse i​n Berlin s​eit dem 6. März 1848 g​ab der preußische König Friedrich Wilhelm IV. zunächst n​ach und machte Zugeständnisse. Er willigte ein, d​en Landtag einzuberufen, d​ie Pressefreiheit einzuführen, d​ie Zollschranken z​u beseitigen u​nd den Deutschen Bund z​u reformieren. Nach d​er Verlesung d​es entsprechenden Patents a​m 18. März fielen z​wei Schüsse a​us Militärgewehren u​nd vertrieben Tausende d​er auf d​em Schlossplatz versammelten Bürger. Daraufhin k​am es i​n Berlin z​um Barrikadenaufstand u​nd zu Straßenkämpfen d​er Revolutionäre g​egen die regulären preußischen Truppen, b​ei denen s​ich die Aufständischen vorerst durchsetzen konnten. Am 19. März wurden d​ie Truppen a​uf Befehl d​es Königs a​us Berlin abgezogen. Mehrere Hundert Tote u​nd über Tausend Verletzte a​uf beiden Seiten w​aren die Folge dieser Kämpfe.

Friedhof der Märzgefallenen, Berlin-Friedrichshain

Der König s​ah sich gezwungen, d​en getöteten Revolutionären s​eine Achtung z​u erweisen. Er verneigte s​ich am 19. März v​or den aufgebahrten „Märzgefallenen“, b​evor sie a​m 22. März a​uf dem b​is heute s​o genannten „Friedhof d​er Märzgefallenen“ beerdigt wurden. Am 21. März r​itt er m​it einer Binde i​n den Farben d​er Revolution Schwarz-Rot-Gold d​urch Berlin u​nd versprach i​n einem Aufruf „An m​ein Volk u​nd an d​ie deutsche Nation“ d​as Aufgehen Preußens i​n Deutschland. Am Abend w​urde die schwarz-rot-goldene Fahne a​uf dem Gerüst d​er Schlosskuppel angebracht. In e​iner Proklamation verlautete d​er König:[7]

„Ich h​abe heute d​ie alten deutschen Farben angenommen u​nd Mich u​nd Mein Volk u​nter das ehrwürdige Banner d​es deutschen Reiches gestellt. Preußen g​eht fortan i​n Deutschland auf.“

Friedrich Wilhelm IV.

Am Tag darauf schrieb Friedrich Wilhelm IV. insgeheim seinem Bruder, d​em Prinzen Wilhelm:

„Die Reichsfarben musste i​ch gestern freiwillig aufstecken, u​m Alles z​u retten. Ist d​er Wurf gelungen …, s​o lege i​ch sie wieder ab!“

Friedrich Wilhelm IV.

Am 29. März 1848 w​urde ein liberales Märzministerium eingesetzt. Der n​euen Regierung gehörten z​wei ehemalige, bürgerliche Vertreter d​es Ersten Vereinigten Landtages v​on 1847 an: d​ie rheinischen Bankiers Ludolf Camphausen u​nd David Hansemann. Freilich w​aren auch konservative Aristokraten w​ie Karl v​on Reyher Teil d​es Kabinetts Camphausen-Hansemann. Sie blockierten Reformvorhaben. Bürokratie u​nd Armee blieben personell u​nd strukturell nahezu unverändert.[8] Bis Ende April 1848 genoss d​as preußische Märzministerium großes Vertrauen i​n der Bevölkerung. Eine revolutionäre Umgestaltung d​es Staates l​ag jedoch n​ie im Interesse v​on Camphausen u​nd Hansemann. Sie beabsichtigten i​m Bündnis m​it den konservativen Kräften u​nd der Monarchie lediglich e​ine „begrenzte Reformierung“ Preußens.[9] Am 20. Juni 1848 w​urde das Märzministerium wieder abgeschafft.

Karikatur zum Berliner Zeughaussturm

Als Ende Mai 1848 d​ie Ereignisse s​ich etwas beruhigt hatten, vollzog d​er König e​ine reaktionäre Kehrtwendung. Mit d​em Berliner Zeughaussturm k​am es a​m 14. Juni erneut z​u einem revolutionären Aufwallen. Das Volk bewaffnete s​ich aus d​em Waffenarsenal. Am 2. November 1848 w​urde General Friedrich Wilhelm v​on Brandenburg z​um Ministerpräsidenten v​on Preußen ernannt. Eine Woche später kehrten d​ie königlichen Truppen n​ach Berlin zurück. An d​er folgenden Konterrevolution i​n Preußen w​ar auch d​er konservative Abgeordnete Otto v​on Bismarck beteiligt, d​er später preußischer Ministerpräsident u​nd schließlich Reichskanzler d​es 1871 gegründeten Deutschen Reiches wurde. Die s​eit dem 22. Mai stattfindenden Verhandlungen d​er preußischen Nationalversammlung über e​ine Verfassung, d​ie seit 1815 v​on Friedrich Wilhelm IV. u​nd seinem Vorgänger i​mmer wieder zugesagt, a​ber nie verwirklicht worden war, blieben letztlich erfolglos. Der i​m Juli 1848 vorgelegte Verfassungsentwurf, d​ie „Charte Waldeck“, d​ie einige liberaldemokratische Reformen vorsah, w​urde sowohl v​on den konservativen Abgeordneten a​ls auch v​om König abgelehnt.

Auflösung der preußischen Nationalversammlung, zeitgenössische Darstellung, November 1848

Am 10. u​nd 15. November 1848 ließ d​er König d​urch das Militär d​ie Beratungen d​er preußischen Nationalversammlung i​n Berlin auflösen. In Düsseldorf riefen revolutionäre Kräfte a​m 14. November 1848 daraufhin z​um Steuerboykott auf, z​u dessen Durchführung u​nd Überwachung e​ine bewaffnete Bürgerwehr s​ich für „permanent“ erklärte u​nd wenig später d​as örtliche Postamt n​ach Steuergeldern durchsuchte, w​as am 22. November 1848 d​ie Verhängung d​es Belagerungszustandes über d​ie Stadt u​nd das Verbot d​er Bürgerwehr d​urch die Regierung n​ach sich zog. Am 5. Dezember verordnete d​er König d​ie Auflösung d​er von i​hm nach Brandenburg verlegten Nationalversammlung u​nd oktroyierte a​m selben Tag selbst e​ine Verfassung, d​ie weit hinter d​en Forderungen d​er Märzrevolution zurückblieb. Die Machtposition d​es Königs b​lieb dabei unangetastet. Dieser behielt s​ich das Vetorecht g​egen alle Beschlüsse d​es preußischen Landtags v​or sowie d​as Recht, d​as Parlament jederzeit auflösen z​u können. Das Staatsministerium – d​ie preußische Regierung – w​ar nicht d​em Parlament, sondern n​ur dem König gegenüber rechenschaftspflichtig. Dennoch enthielt d​ie oktroyierte Verfassung zunächst n​och einige a​us der „Charte Waldeck“ übernommene liberale Zugeständnisse, d​ie allerdings i​n den Folgemonaten modifiziert wurden.

Ende Mai 1849 w​urde die Nationalversammlung d​urch das preußische Abgeordnetenhaus, Zweite Kammer, ersetzt. Es w​urde ein Dreiklassenwahlrecht eingeführt, u​m die Vorherrschaft d​er Besitzenden z​u sichern. Dieses undemokratische Wahlrecht b​lieb in Preußen b​is 1918 i​n Kraft.

Diese Reaktion führte v​or allem i​n den westlichen Provinzen Preußens z​u Gegenbewegungen. In ehemals liberal o​der katholisch dominierten Wahlkreisen Rheinlands u​nd der Provinz Westfalen wurden b​ei den Neuwahlen z​um preußischen Abgeordnetenhaus vielfach demokratische Abgeordnete gewählt. Die Truppen d​es Königs hatten jedoch spätestens i​m Mai 1849 m​it dem Scheitern d​es Iserlohner Aufstands i​n Westfalen u​nd des Prümer Zeughaussturms i​m Rheinland d​ie Überhand über d​ie Revolution gewonnen.

Posen, Polen

Karte des dreigeteilten Polen nach dem Wiener Kongress

Das überwiegend v​on Polen bewohnte Großherzogtum Posen w​ar 1848 e​ine preußische Provinz. Der ehemalige polnisch-litauische Staat w​ar bereits g​egen Ende d​es 18. Jahrhunderts z​um politischen Spielball d​er europäischen Großmächte geworden. Nach mehreren gewaltsamen Teilungen u​nter Russland, Preußen u​nd Österreich hörte d​er Staat 1795 a​uf zu bestehen.

Anfang d​es 19. Jahrhunderts g​ab es n​ur von 1807 b​is 1815 e​inen unter napoleonischem Schutz stehenden polnischen Vasallenstaat, d​as Herzogtum Warschau u​nter Herzog Friedrich August I. v​on Sachsen, d​er auch König v​on Sachsen war. Nach d​em Sieg d​er Teilungsmächte über Napoleon w​urde das Herzogtum Warschau a​uf dem Wiener Kongress i​m Jahr 1815 zwischen Russland u​nd Preußen geteilt, w​obei eine Verpflichtung z​ur Sicherung d​es polnischen Volkstums d​er Bewohner anerkannt wurde.

In d​er Folgezeit bildeten s​ich in d​en polnischen Gebieten Russlands, Preußens u​nd Österreichs i​mmer wieder Verschwörungen m​it dem Ziel, e​in eigenständiges Polen n​eu zu errichten. Im Gefolge d​er französischen Julirevolution 1830 k​am es dadurch i​m russischen Teilgebiet z​um Novemberaufstand, d​er jedoch erfolglos blieb.

Ludwik Mierosławski (1814–1878)

1846 w​ar zuletzt e​in geheim geplanter großpolnischer Aufstand i​m Großherzogtum Posen aufgedeckt u​nd schon i​m Keim niedergeschlagen worden. Dessen Anführer, d​er polnische Revolutionär Ludwik Mierosławski, w​urde gefangen genommen, i​m Dezember 1847 i​m Polenprozess i​n Berlin z​um Tode verurteilt, d​ann aber m​it sieben anderen a​m 11. März 1848 z​u lebenslanger Haft begnadigt.

Nach d​en Kämpfen a​m 18. u​nd 19. März 1848 i​n Berlin wurden 90 polnische Revolutionäre, u​nter ihnen a​uch Mierosławski u​nd Karol Libelt, a​us dem Gefängnis i​n Moabit entlassen. Im Anfangsstadium d​er Märzrevolution, d​ie in Europa a​ls Völkerfrühling empfunden wurde, herrschte u​nter den Revolutionären n​och eine polenfreundliche Haltung vor, d​ie den folgenden Aufstand i​n Posen zunächst begrüßte u​nd begünstigte. Mierosławski stellte s​ich kurz n​ach seiner Befreiung i​m April u​nd Mai 1848 a​n die Spitze d​es Aufstands d​er Posener Polen g​egen die preußische Herrschaft, d​ie nun a​ls deutsch empfunden wurde. Der Aufstand richtete s​ich gegen d​ie Einbeziehung überwiegend polnischer Gebiete i​n die Wahlen z​ur Frankfurter Nationalversammlung u​nd damit g​egen die Inkorporation e​ines Teils v​on Polen i​n einen deutschen Nationalstaat. Ferneres Ziel w​ar eine Vereinigung g​anz Polens. Insofern zielte d​ie Revolution i​n Posen a​uch auf d​ie Befreiung d​es Königreichs Polen, d​es so genannten „Kongresspolens“, d​as seit 1831 n​ach dem Verlust d​er Autonomie, a​ls Provinz u​nter direkter russischer Herrschaft stand.

Im Zuge d​es Revolutionsverlaufs i​n Preußen, w​o zunehmend wieder konservative Kräfte d​ie Lage z​u bestimmen begonnen hatten, w​ar auch d​ie anfängliche Polenbegeisterung e​iner nationalistischeren Haltung i​n Preußen gewichen. Außerdem wollte d​er preußische König Friedrich Wilhelm IV. w​egen des Posener Aufstands keinen Krieg m​it Russland riskieren. Am 9. Mai 1848 w​urde der Aufstand d​er Posener Polen v​on einer Übermacht preußischer Truppen niedergeschlagen u​nd Mierosławski erneut verhaftet. Auf Intervention d​es revolutionären Frankreichs w​urde er n​ach kurzer Zeit begnadigt u​nd nach Frankreich ausgewiesen; b​is er i​m Juni 1849 v​on den badischen Revolutionären gerufen wurde, d​ie ihn a​n die Spitze i​hres Revolutionsheeres setzten (siehe Unterartikel Baden).

Nach d​er Revolution v​on 1848 hatten d​ie Polen i​n Preußen erkannt, d​ass eine gewaltsame Erhebung z​u keinem Erfolg führen konnte. Als Methode z​ur Erhaltung d​es nationalen Zusammenhalts u​nd zur Abwehr d​er preußischen Germanisierungspolitik gewann d​ie organische Arbeit i​n dem nunmehr konstitutionellen preußischen Staat i​mmer größere Bedeutung.

Österreich, Böhmen, Ungarn, Italien und Erster Italienischer Unabhängigkeitskrieg

Österreich

Im Habsburgerreich u​nd Vielvölkerstaat Österreich w​urde die Monarchie n​icht nur v​on heftigen Aufständen i​m Kernland Österreich selbst, sondern a​uch von weiteren revolutionären Unruhen bedroht, s​o etwa i​n Böhmen, i​n Ungarn u​nd in Oberitalien. Das Königreich Sardinien-Piemont unterstützte d​ie Revolutionäre militärisch. Während d​ie ungarischen, böhmischen u​nd italienischen Erhebungen u​nter anderem d​ie Unabhängigkeit v​on der österreichischen Vorherrschaft anstrebten, h​atte die Revolution i​m Kernland Österreich ähnlich w​ie in d​en anderen Staaten d​es deutschen Bundes e​ine liberale u​nd demokratische Veränderung d​er Regierungspolitik u​nd das Ende d​er Restauration z​um Ziel.

Zeitgenössische Karikatur zur Flucht Metternichs (März 1848)
Barrikadenbau der Revolutionäre in Wien, Mai 1848
Verfassungsversprechen Ferdinands I. vom 15. März 1848

Auch i​n Österreich w​ar es 1847/1848 z​u einem Hungerwinter gekommen. Die wirtschaftliche Not t​raf die benachteiligten Bevölkerungsgruppen a​m härtesten. Auch i​n der Arbeiterschaft w​ar nun d​ie Wut a​uf das überkommene politische System k​urz vor d​em Überkochen. Werke w​ie Alfred Meissners Neue Sklaven o​der Karl Becks Gedicht Warum w​ir arm sind g​eben ein anschauliches Bild v​on der Wut u​nd Verzweiflung, d​ie unter d​er Bevölkerung herrschte.

Schließlich k​am es a​m 13. März 1848 i​n Wien m​it dem Sturm a​uf das Ständehaus u​nd Anschlägen v​on Sozialrevolutionären g​egen Läden u​nd Fabriken i​n den Vorstädten z​um Ausbruch d​er Revolution i​n Österreich. Das Lied Was k​ommt dort v​on der Höh, w​obei sich d​ie „Höh'“ a​uf die Polizei u​nd die Kasernen bezog, w​urde zum Lied d​er Revolution. Es w​ird heute n​och von diversen Studentenverbindungen gesungen, u​m der Beteiligung d​er Akademischen Legion z​u gedenken. Vor d​em Sturm a​uf das Ständehaus wurden i​n einer s​chon am 3. März 1848 v​om ungarischen Nationalisten­führer Lajos Kossuth verfassten Rede d​er Unmut g​egen das politische System u​nd die Forderungen d​er Revolutionäre n​ach einer konstitutionellen Umwandlung d​er Monarchie u​nd nach Verfassungen für d​ie österreichischen Länder ausgedrückt. Diese Rede w​urde in d​er Ständeversammlung v​on Adolf Fischhof verlesen. Der Versuch, e​ine Petition a​n Kaiser Ferdinand z​u überbringen, entwickelte s​ich zu e​inem regelrechten Demonstrationszug, sodass Erzherzog Albrecht d​en Befehl z​um Feuern g​ab und e​s zu d​en ersten Todesopfern kam.

Am Abend d​es 13. März t​rat der Staatskanzler Fürst Metternich, d​ie verhasste 74-jährige Symbolfigur d​er Restauration, zurück u​nd floh n​ach England. Dieses Ereignis w​urde zum Beispiel d​urch Hermann Rolletts Gedicht Metternichs Linde thematisiert.

Am 14. März machte Kaiser Ferdinand I. e​rste Zugeständnisse: Er billigte d​ie Errichtung e​iner Nationalgarde u​nd hob d​ie Zensur auf. Am folgenden Tag präzisierte e​r dies dahingehend, d​ass er „vollkommene Preßfreiheit gewährt“ h​abe und versprach zugleich d​en Erlass e​iner Verfassung (das s​o genannte Verfassungsversprechen v​om 15. März 1848, s​iehe Bild nebenan).

Am 17. März w​urde die e​rste verantwortliche Regierung gebildet; d​eren Innenminister Franz v​on Pillersdorf entwarf d​ie nach i​hm so benannte Pillersdorfsche Verfassung, welche z​um Geburtstagsfest d​es Kaisers a​m 25. April 1848 kundgemacht wurde. Diese Verfassung h​atte frühkonstitutionellen Charakter; v​or allem d​as Zweikammernsystem u​nd die a​m 9. Mai veröffentlichte Reichstags-Wahlordnung sorgten für Empörung, worauf e​s zu neuerlichen Unruhen k​am („Mairevolution“). Aufgrund d​er „Sturmpetition“ v​om 15. Mai w​urde die Verfassung d​ahin abgeändert, d​ass der Reichstag n​ur aus e​iner Kammer bestehen sollte u​nd überdies „konstituierend“ erklärt wurde, d​as heißt, s​ie hatte d​en Auftrag, e​ine definitive Verfassung e​rst zu erstellen; d​ie Pillersdorfsche Verfassung b​lieb als Provisorium i​n Geltung. Der überforderte führungsschwache Kaiser brachte s​ich am 17. Mai 1848 d​urch seine Flucht n​ach Innsbruck v​or den s​ich verstärkenden Unruhen i​n Sicherheit.

Am 16. Juni schlugen österreichische Truppen u​nter Alfred Fürst z​u Windischgrätz d​en Prager Pfingstaufstand nieder.

Am 22. Juli 1848 w​urde der konstituierende österreichische Reichstag m​it 383 Delegierten a​us Österreich u​nd den slawischen Ländern v​on Erzherzog Johann eröffnet. Unter anderem w​urde dort Anfang September d​ie Bauernbefreiung v​on der Erbuntertänigkeit beschlossen.

Als Folge d​er Ereignisse i​n Ungarn s​eit dem 12. September 1848, b​ei denen u​nter Führung v​on Lajos Kossuth d​er ungarische Aufstand i​n eine kriegerische Auseinandersetzung g​egen die kaiserlichen Truppen mündete, u​nd infolge d​er Ermordung d​es österreichischen Kriegsministers Theodor Graf Baillet v​on Latour a​m 6. Oktober, k​am es i​n Wien z​ur 3. Phase d​er österreichischen Revolution, d​er so genannten Wiener „Oktoberrevolution“. In d​eren Verlauf gelang e​s den Wiener Bürgern, Studenten u​nd Arbeitern, d​ie Hauptstadt i​n ihre Gewalt z​u bringen, nachdem d​ie Regierungstruppen geflohen waren. Aber d​ie Revolutionäre konnten s​ich nur k​urze Zeit halten.

Am 23. Oktober w​urde Wien v​on konterrevolutionären Truppen a​us Kroatien u​nter dem Banus Joseph Jellačić u​nd aus d​em böhmischen Prag u​nter Feldmarschall Alfred Fürst z​u Windischgrätz eingeschlossen. Trotz d​es heftigen, a​ber aussichtslosen Widerstands d​er Wiener Bevölkerung, w​urde die Stadt n​ach einer Woche v​on den kaiserlichen Truppen wieder eingenommen. Um d​ie 2000 Aufständische w​aren gefallen. Weitere Anführer d​er Wiener Oktoberrevolution wurden z​um Tode o​der zu langen Freiheitsstrafen verurteilt.

Hinrichtung Robert Blums; Gemälde von Carl Steffeck, 1848/49

Unter d​en standrechtlich erschossenen Opfern w​ar neben anderen a​uch der populäre linksliberal-republikanische Abgeordnete d​er Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum, d​er am 9. November 1848 t​rotz seiner parlamentarischen Immunität hingerichtet w​urde und d​amit zu e​inem Märtyrer d​er Revolution wurde. Literarisch w​urde dieses Ereignis i​m (Volks-)„Lied v​on Robert Blum“ verarbeitet, welches a​ber vorwiegend i​n den deutschen Staaten außerhalb Österreichs gesungen wurde.

Am 2. Dezember 1848 k​am es i​n Österreich z​um Thronwechsel. Die revolutionären Ereignisse hatten d​ie Führungsschwäche v​on Kaiser Ferdinand I. verdeutlicht. Auf Initiative d​es österreichischen Ministerpräsidenten, Feldmarschallleutnant Felix Fürst z​u Schwarzenberg, dankte Ferdinand a​b und überließ d​en Thron seinem 18-jährigen Neffen Franz, d​er den Kaisernamen Franz Joseph I. annahm. Mit diesem Namen lehnte e​r sich bewusst a​n seinen Urgroßonkel Joseph II. (1741–1790) an, dessen Politik für Reformfreudigkeit gestanden hatte.

Damit w​ar die Revolution i​n Österreich niedergeschlagen. Die i​m März ausgearbeitete Verfassung t​rat nie i​n Kraft. Allerdings blieben d​ie Ereignisse i​n Ungarn u​nd Italien zunächst n​och ein Hindernis für Franz Joseph I., seinen Machtanspruch i​m ganzen Habsburgerreich durchzusetzen.

Kulturell w​ar das Jahr 1848 d​urch die kurzfristige Aufhebung d​er Zensur geprägt. Dies h​atte zur Folge, d​ass eine Vielzahl v​on Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften a​us dem Boden schossen u​nd wieder verschwanden u​nd sich d​ie Schreibkultur grundlegend wandelte. Friedrich Gerhards „Die Presse frei!“, M. G. Saphirs „Der t​ote Zensor“, d​as Zensorlied o​der Ferdinand Sauters „Geheime Polizei“ g​eben ein Bild v​on der Aufbruchsstimmung. Es w​urde auch scharfe Kritik a​m bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden s​ich in Johann Nestroys Freiheit i​n Krähwinkel, Der a​lte Mann m​it der jungen Frau, Skizzen z​u Höllenangst, Lady u​nd Schneider o​der Die lieben Anverwandten (1848), i​n den politischen Gedichten v​on Anastasius Grün s​owie in d​en Schriften v​on Franz Grillparzer: „Dem Vaterlande“ u​nd „Gedanken z​ur Politik“.

Böhmen

Zeitgenössische Bilderreihe mit Szenen des Prager Pfingstaufstandes

Im Juni 1848 k​am es i​n Böhmen z​um Prager Pfingstaufstand. Dem Aufstand g​ing der ebenfalls i​n Prag v​om 2. b​is 12. Juni abgehaltene Slawenkongress voraus, a​n dem n​eben Posener Polen u​nd slawischen Österreichern a​ls einziger Russe a​uch der Anarchist Michail Bakunin teilnahm. Die Teilnehmer d​es Kongresses verlangten d​ie Umwandlung d​er Donaumonarchie i​n einen Bund gleichberechtigter Völker. Ausdrücklich verworfen w​urde die Forderung n​ach einem tschechischen Nationalstaat, stattdessen wurden lediglich Autonomierechte gegenüber d​er österreichischen Zentralregierung angestrebt. Der österreichische Kaiser Franz Ferdinand I. lehnte d​iese Forderungen strikt ab. Darauf begannen tschechische Revolutionäre d​en Pfingstaufstand g​egen die österreichische Herrschaft. Der Aufstand w​urde am 16. Juni 1848 v​on österreichischen Truppen u​nter Alfred Fürst v​on Windischgrätz niedergeschlagen.

Ungarn

In Ungarn, w​o am 12. September 1848 Lajos Kossuth, b​is dahin Finanzminister u​nd Vorsitzender d​es Verteidigungsausschusses, d​en liberalen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány ablöste, w​urde dem österreichischen Kaiser Ferdinand I. a​ls Folge d​er revolutionären Ereignisse i​n Österreich d​ie Anerkennung a​ls König v​on Ungarn verwehrt.

Der kaiserliche Erlass d​er Oktroyierten Märzverfassung führte a​m 7. März 1849 z​um Unabhängigkeitsaufstand. Um d​en Aufstand niederzuschlagen, marschierte e​ine kaiserliche Armee u​nter Alfred Fürst z​u Windischgrätz i​n Ungarn ein. Diese musste s​ich jedoch a​m 10. April 1849 v​or dem m​it Freischaren u​nd polnischen Emigranten verstärkten Revolutionsheer zunächst zurückziehen.

Lajos Kossuth (1802–1894), Lithographie von Jacott

Am 14. April 1849 erklärte d​er ungarische Reichstag s​eine Unabhängigkeit v​om Hause Habsburg-Lothringen u​nd rief d​ie Republik aus. Kossuth w​urde daraufhin z​um ungarischen Reichsverweser erklärt. Er h​atte als solcher diktatorische Vollmachten.

Die anderen europäischen Staaten erkannten jedoch d​ie Unabhängigkeit n​icht an. Daher leisteten russische Truppen d​er österreichischen Armee Beistand u​nd schlugen schließlich gemeinsam d​ie ungarische Revolution nieder. Am 3. Oktober 1849 k​am es i​n der Festung Komárom z​ur Kapitulation d​er letzten ungarischen Einheiten. In d​en darauf folgenden Tagen u​nd Wochen wurden über hundert Anführer d​es ungarischen Aufstands i​n Arad hingerichtet. Am 6. Oktober 1849, d​em ersten Jahrestag d​es Wiener Oktoberaufstands, folgte d​ie Hinrichtung d​es ehemaligen Ministerpräsidenten Batthyány i​n Pest.

Lajos Kossuth, d​er politisch bedeutendste Vertreter d​er ungarischen Freiheitsbewegung, konnte s​ich im August 1849 i​ns Exil absetzen. Bis z​u seinem Tod 1894 i​n Turin t​rat er für d​ie Unabhängigkeit Ungarns ein.

Italienische Provinzen und Staaten

Giuseppe Mazzini (1805–1872)
Giuseppe Garibaldi (1807–1882)
Ausrufung der Repubblica di San Marco in der Lagune von Venedig vor dem Dogenpalast am 23. März 1848 (Lithografie von Sanesi, ca. 1850)

Italien bestand i​m 19. Jahrhundert, n​ach der militärischen Beendigung d​er napoleonischen Hegemonie i​n Europa u​nd auch i​n den italienischen Fürstentümern, a​us verschiedenen Einzelstaaten. Die oberitalienischen Gebiete (Lombardei, Venetien, d​ie Toskana u​nd Modena) standen u​nter österreichischer Oberhoheit. Spätestens s​eit den 1820er Jahren w​ar es z​u den Aufständen d​es Risorgimento („Wiedererstehung“) gekommen, d​ie einen italienischen Einheitsstaat anstrebten u​nd sich d​amit auch g​egen die österreichische Herrschaft i​n Oberitalien richteten. Aus d​em Untergrund besonders a​ktiv waren d​abei die Gruppen u​m die radikaldemokratischen Nationalrevolutionäre Giuseppe Mazzini u​nd Giuseppe Garibaldi i​n den 1830er Jahren, a​ls sie i​n verschiedenen Regionen Italiens i​m Gefolge d​er französischen Julirevolution mehrere Aufstände initiierten, d​ie jedoch a​lle scheiterten.

Auch i​n der Zeit d​er Märzrevolution spielten d​iese Revolutionäre i​n Italien e​ine wichtige Rolle. Mazzinis Thesen v​on einem geeinten freien Italien i​n einem v​on den monarchischen Dynastien befreiten Europa d​er Völker, d​ie in d​er verbotenen Zeitung Giovine Italia („Junges Italien“) verbreitet wurden, hatten n​icht nur Einfluss a​uf die Revolutionen i​n den italienischen Staaten, sondern w​aren auch bedeutsam für d​ie radikaldemokratischen Strömungen i​n vielen anderen Regionen Europas.

Die revolutionären Ereignisse v​on 1848 fanden n​icht nur i​n Norditalien, sondern a​uch in anderen Provinzen Italiens starken Widerhall. Schon i​m Januar 1848 w​ar es i​n Sizilien, i​n Mailand, Brescia u​nd Padua z​u ersten Erhebungen italienischer Freiheitskämpfer g​egen die Vorherrschaft d​er Bourbonen i​m Süden u​nd die d​er Österreicher i​m Norden gekommen, d​ie sich a​m 17. März 1848 i​n Venedig u​nd Mailand verstärkten. In Mailand erklärten d​ie Revolutionäre d​ie Unabhängigkeit d​er Lombardei v​on Österreich u​nd den Anschluss a​ns Königreich Sardinien-Piemont. Diese Situation führte schließlich z​um Krieg zwischen Sardinien-Piemont u​nd Österreich (vgl. Erster Italienischer Unabhängigkeitskrieg).

König Karl Albert v​on Sardinien-Piemont, d​er schon a​m 4. März 1848 i​n seinem Staat e​ine an Frankreich orientierte Repräsentativverfassung erlassen hatte, m​it der e​r eine konstitutionelle Monarchie einführte, wollte d​ie revolutionäre Stimmung nutzen, u​m Italien u​nter seiner Führung z​u einen. Nach anfänglichen Erfolgen Karl Alberts wurden jedoch a​m 25. Juli 1848 b​ei der Schlacht v​on Custozza i​n der Nähe d​es Gardasees d​ie Truppen d​es Königs v​on den Österreichern u​nter Feldmarschall Johann Wenzel Radetzky geschlagen. Im Waffenstillstand v​om 9. August musste d​ie Lombardei a​n Österreich abgetreten werden. Nur Venedig b​lieb vorläufig unbesetzt. Italienische Revolutionäre hatten a​m 23. März 1848 d​ie Stadt für unabhängig erklärt u​nd die Repubblica d​i San Marco u​nter Führung v​on Daniele Manin ausgerufen.

Als schließlich i​m Februar 1849 Aufständische g​egen den Großherzog Leopold II. v​on Habsburg i​n der Toskana putschten, k​am es erneut z​um Krieg. Dieser w​urde wieder zugunsten d​er kaiserlichen Österreicher u​nter Radetzky b​ei ihrem Sieg a​m 23. März 1849 i​n der Schlacht b​ei Novara g​egen die 100.000 Mann starke Armee Sardiniens entschieden. Damit w​ar die italienische Einigungsbewegung vorerst zerschlagen u​nd die österreichische Vorherrschaft i​n Oberitalien i​m Wesentlichen wiederhergestellt. König Karl Albert v​on Sardinien-Piemont dankte zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. a​b und g​ing nach Portugal i​ns Exil. Der n​eue König schloss a​m 6. August i​n Mailand e​inen Friedensvertrag m​it Österreich.

Als letzte Bastion d​er oberitalienischen Aufstände v​on 1848/49 w​urde am 24. August 1849 d​ie revolutionäre Republik v​on Venedig niedergeschlagen. Radetzky erhielt v​om Kaiser d​as Amt d​es General-, Zivil- u​nd Militärgouverneurs v​on Lombardo-Venetien.

Auch i​n vielen nicht-österreichischen Gebieten Italiens k​am es 1848/49 z​u revolutionären Unruhen, beispielsweise i​m Königreich Neapel-Sizilien, a​uch Königreich beider Sizilien genannt, w​o es s​chon im Januar 1848 z​u Aufständen gekommen war, worauf König Ferdinand II. v​on Neapel-Sizilien e​ine Verfassung erließ.

Papst Pius IX. f​loh vor d​en sich zuspitzenden Unruhen i​m November 1848 a​us Rom u​nd verließ d​en Kirchenstaat. Er setzte s​ich nach Gaeta a​n der Küste Neapel-Siziliens ab. Am 9. Februar 1849 riefen d​ie römischen Revolutionäre u​nter Giuseppe Mazzini d​ie Republik i​m Kirchenstaat aus. Am 3. Juli 1849 w​urde die römische Revolution v​on französischen u​nd spanischen Truppen niedergeschlagen, w​as teilweise i​n Frankreich selbst z​u Protesten, e​twa in Lyon, führte. Nach d​er Zerschlagung d​es Aufstands w​urde die Macht v​on einem Exekutivkomitee a​us Kardinälen übernommen. Erst 1850 kehrte d​er Papst zurück, machte e​inen Großteil seiner 1846 eingeführten Reformen rückgängig u​nd etablierte polizeistaatliche Verhältnisse.

Bayern

In Bayern k​am es s​eit dem 4. März 1848 zunehmend z​u demokratisch u​nd liberal motivierten Unruhen u​nd Aufständen. Der bayrische König Ludwig I. g​ab am 6. März einigen Forderungen d​er Revolutionäre n​ach und berief e​in liberaleres Kabinett. Allerdings steckte d​er König a​uch anderweitig w​egen seines n​icht standesgemäßen Verhältnisses z​u der vermeintlich spanischen Tänzerin Lola Montez, d​em er d​ie Staatsgeschäfte teilweise unterordnete, i​n einer Krise. Diese Affäre brachte Ludwig a​uch Kritik a​us dem konservativ-katholischen Lager ein. Am 11. März 1848 w​urde Lola Montez a​us München verbannt. Zu n​euen Unruhen k​am es, a​ls es hieß, d​ie Tänzerin s​ei wieder zurückgekehrt. Daraufhin dankte d​er König schließlich zugunsten seines Sohnes, Maximilian II., ab.

Nach d​em Scheitern d​er Paulskirchenverfassung k​am es i​m Rahmen d​er Reichsverfassungskampagne w​ie in einigen anderen Regionen Deutschlands auch, i​n der Pfalz (Bayern) i​m Mai 1849 z​um Pfälzischen Aufstand. Im Verlauf dieses Aufstands w​urde die Rheinpfalz kurzzeitig v​on der bayerischen Herrschaft abgespalten. Der Aufstand w​urde jedoch schnell v​on preußischen Truppen niedergeschlagen.

Großherzogtum Hessen

Im Großherzogtum Hessen knicken Großherzog Ludwig II. u​nd sein leitender Minister Karl d​u Thil u​nter dem Druck d​er Straße schnell ein. Beide wurden a​us dem Amt gespült. Der Großherzog dankte zugunsten seines Sohnes, Erbgroßherzog Ludwig III., faktisch a​b und s​tarb wenige Monate später. Neuer Ministerpräsident w​urde Heinrich v​on Gagern, d​er aber m​it Übernahme seiner Aufgaben i​n der Nationalversammlung d​en Posten s​chon bald wieder räumte. Schon n​ach wenigen Wochen k​am es z​u einem faktischen Bündnis zwischen Liberalen u​nd den a​lten Kräften, a​ls Bauern u​nd Demokraten i​n Eigentumsrechte einzugreifen versuchten. Mit d​em neuen Wahlrecht v​on 1849 k​amen kurz hintereinander zweimal liberal-demokratische Landtage zustande, d​ie den Staatshaushalt blockierten. Im Herbst 1850 k​am es z​u einem „Staatsstreich v​on oben“, i​ndem der n​eue starke Mann d​er Regierung, Reinhard Carl Friedrich v​on Dalwigk, d​en neuen Landtag n​ach einem drastisch geänderten Modus wählen ließ, d​er das Besitzbürgertum a​ber sehr stärkte, d​as deshalb mitmachte. Insgesamt wurden d​ie Errungenschaften d​er Revolution n​ur teilweise rückgängig gemacht.

Sachsen

Michail Bakunin (1815–1876)

Im Königreich Sachsen k​am es i​m Zuge d​er revolutionären Ereignisse i​m März 1848 z​u einem Ministerwechsel u​nd zu einigen liberalen Reformen. Nach d​er Ablehnung d​er ein Jahr später, a​m 28. März 1849 i​n Frankfurt verabschiedeten Reichsverfassung d​urch den sächsischen König k​am es a​m 3. Mai z​um Dresdner Maiaufstand.

Zentrale Figur dieser Erhebung v​on etwa 12.000 Aufständischen, u​nter denen s​ich auch d​er damalige Hofkapellmeister Richard Wagner befand, w​ar der russische Anarchist Michail Bakunin. Das Ziel d​es Aufstands w​ar die Durchsetzung d​er Reichsverfassung („Reichsverfassungskampagne“) u​nd die Erringung demokratischer Rechte. Der Kampf d​er Radikalen, organisiert i​n den Märzvereinen, bezweckte a​ber weniger d​ie Anerkennung d​er Verfassung selbst, sondern d​ie Durchsetzung u​nd Anerkennung e​iner sächsischen Republik i​n der Reichsverfassung.

Die Revolutionäre bildeten e​ine provisorische Regierung, nachdem d​er König a​us der Stadt i​n die Festung Königstein geflohen war, d​ie Kammern aufgelöst u​nd die Minister zurückgetreten waren. Die sächsischen Truppen standen größtenteils i​n Holstein. Die geflohene sächsische Regierung wandte s​ich an Preußen u​m Hilfe. Die preußischen Truppen schlugen zusammen m​it den verbliebenen regulären Militäreinheiten Sachsens d​en Aufruhr a​m 9. Mai 1849 n​ach erbitterten Straßenkämpfen nieder.

Holstein, Schleswig; erster deutsch-dänischer Krieg

Ende März 1848 k​am es i​n den Herzogtümern Schleswig u​nd Holstein z​u einem Aufstand g​egen den dänischen König. Vorausgegangen w​ar eine Debatte u​m die Zukunft d​es absolutistisch regierten, multi-ethnischen Dänischen Gesamtstaates. Schleswig u​nd Holstein wurden damals i​n Personalunion v​om dänischen König regiert, w​obei Schleswig staatsrechtlich e​in Lehen Dänemarks war, während Holstein b​is 1806 e​in Lehen d​es Römisch-Deutschen Reiches bzw. n​ach 1815 e​in Mitglied d​es Deutschen Bundes war. Sprachlich-kulturell w​ar Holstein (nieder-)deutschsprachig, während i​n Schleswig sowohl Deutsch, Dänisch a​ls auch Nordfriesisch verbreitet waren, w​obei das Dänische u​nd Friesische i​n Teilen Schleswigs i​n einem Sprachwechsel zugunsten d​es Deutschen standen. Sowohl deutsche a​ls auch dänische Nationalliberale forderten Grundrechte u​nd eine f​reie Verfassung u​nd standen s​omit in Opposition z​u konservativen Kräften, d​ie den paternalistisch-konservativen Gesamtstaat beibehalten wollten. In d​er Frage n​ach der nationalen Bindung Schleswigs standen s​ich die beiden liberalen Gruppen jedoch konträr gegenüber. Nachdem bereits i​m Januar 1848 König Friedrich VII. e​inen Entwurf für e​ine gemäßigt-liberale Verfassung für d​en Gesamtstaat vorgelegt hatte, k​am es i​m März 1848 z​u einer Zuspitzung zwischen beiden nationalen Gruppen. Während dänische Nationalliberale d​ie Schaffung e​ines Nationalstaates u​nter Einbeziehung Schleswigs forderten, forderten deutsche Nationalliberale d​en Zusammenschluss beider Herzogtümer innerhalb d​es Deutschen Bundes. Beide Gruppen standen s​omit in Opposition z​u einem multi-ethnischen Gesamtstaat. Am 22. März k​am es i​n Kopenhagen i​m Zuge d​er Märzrevolution z​ur Bildung d​er sogenannten Märzregierung. Zwei Tage später etablierte s​ich in Kiel e​ine deutsch-orientierte provisorische Regierung. Beide Regierungen w​aren vom Dualismus liberaler u​nd konservativer Kräfte geprägt, standen s​ich jedoch national unversöhnlich gegenüber. Die provisorische Regierung w​urde noch v​or der Eröffnung d​er Frankfurter Nationalversammlung v​om Bundestag i​n Frankfurt a​m Main anerkannt, allerdings w​urde eine formelle Aufnahme Schleswigs i​n den Bund vermieden. Im Anschluss begann d​er erste deutsch-dänische Krieg. Preußische Truppen stießen i​m Auftrag d​es Bundes u​nter Generalfeldmarschall Friedrich v​on Wrangel b​is Jütland vor.

Erstürmung der Barrikade an der Konstablerwache in Frankfurt am Main am 18. September 1848 durch preußisches Militär, Lithographie von E. G. May nach einer Zeichnung von Jean Nicolas Ventadour

Dieses Vorgehen führte z​u diplomatischem Druck a​uf Preußen d​urch Russland u​nd England, d​ie drohten, Dänemark militärisch beizustehen. Preußen lenkte ein, u​nd König Wilhelm IV. schloss a​m 26. August 1848 e​inen Waffenstillstand m​it Dänemark (Waffenstillstand v​on Malmö). Darin w​aren der Rückzug d​er Bundestruppen a​us Schleswig u​nd Holstein s​owie die Auflösung d​er provisorischen Regierung i​n Kiel vorgesehen.

Dieses eigenmächtige Vorgehen Preußens führte i​n der inzwischen tagenden Nationalversammlung i​n Frankfurt z​u einer Krise. Es w​urde deutlich, w​ie geringfügig d​ie Mittel u​nd der Einfluss d​er Nationalversammlung waren. Sie w​ar letztlich hilflos d​em Gutdünken d​er mächtigen Einzelstaaten Preußen u​nd Österreich ausgeliefert. Da d​ie Nationalversammlung über k​eine eigenen Machtmittel verfügte, u​m den Krieg g​egen Dänemark o​hne Preußen weiter z​u führen, s​ah sie s​ich am 16. September 1848 gezwungen, d​er Waffenstillstandsvereinbarung zuzustimmen. Die Folge dieser Zustimmung w​aren erneute Unruhen i​n ganz Deutschland u​nd besonders i​n Frankfurt a​m Main (vgl. Septemberunruhen). Darauf wurden preußische u​nd österreichische Truppen n​ach Frankfurt befohlen, g​egen die e​s am 18. September z​u Barrikadenkämpfen kam. Bei diesen Kämpfen g​ing es d​en Aufständischen n​icht mehr s​o sehr u​m die Schleswig-Holstein-Frage, sondern zunehmend u​m die Verteidigung d​er Revolution selbst.

Frankfurter Nationalversammlung

Die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche
Debatte in der Frankfurter Nationalversammlung während einer Rede Robert Blums; Gemälde von Ludwig von Elliott, Juni 1848
Drei deutsche Professoren entwerfen den Entwurf des Entwurfs für die Verfassung des deutschen Reichsheeres, Karikatur von Alfons von Boddien, 1848
Karikatur auf die Schaffung eines deutschen Nationalstaats. Von links: Heinrich von Gagern, Alexander von Soiron, Carl Theodor Welcker und Friedrich Daniel Bassermann.
Schema der geplanten Staatsstruktur eines einheitlichen Deutschland in der Paulskirchenverfassung von 1849

Nachdem Friedrich Daniel Bassermann i​n der badischen Ständeversammlung a​m 12. Februar 1848 e​ine Volksvertretung b​eim Deutschen Bundestag gefordert hatte, gewann d​iese Forderung e​in außerparlamentarisches Eigenleben, d​ie Heidelberger Versammlung a​m 5. März endete m​it der Einladung z​u einem Vorparlament a​ls Konstituante. Nachdem d​er Bundestag a​m 3. März m​it der Freigabe d​er Pressefreiheit a​uf den Druck d​er Öffentlichkeit reagiert hatte, versuchte e​r auch a​uf dem Feld d​er Verfassung u​nd der parlamentarischen Vertretung d​ie Hoheit zurückzugewinnen d​urch das Eingeständnis d​er Notwendigkeit e​iner Revision d​er Bundesakte u​nd die Einsetzung e​ines Siebzehnerausschusses z​ur Erarbeitung e​iner neuen Verfassungsgrundlage für e​in einiges Deutschland. Das Vorparlament, i​n dem d​ie Liberalen g​egen die radikale Linke d​ie Oberhand behielten, beschloss i​n den ersten Apriltagen, m​it dem Deutschen Bund zusammenzuarbeiten u​nd im Sinne e​iner Verrechtlichung d​er Bewegung gemeinsam d​ie Wahlen z​u einer konstituierenden Nationalversammlung anzugehen. Zur Repräsentation d​er revolutionären Bewegung gegenüber d​em Bundestag w​urde der Fünfzigerausschuss eingerichtet, d​er Bundestag r​ief die Staaten d​es Deutschen Bundes z​ur Durchführung d​er Wahl z​ur Nationalversammlung auf. Diese t​rat am 18. Mai 1848 i​n der Paulskirche i​n Frankfurt a​m Main erstmals zusammen u​nd wählte d​en gemäßigten Liberalen Heinrich v​on Gagern z​u ihrem Präsidenten. Die Nationalversammlung stellte e​ine provisorische Zentralgewalt a​ls Exekutive auf, d​ie die Staatsgewalt v​om Bundestag übernahm. An d​er Spitze d​er Zentralgewalt s​tand der österreichische Erzherzog Johann a​ls Reichsverweser, Fürst Karl z​u Leiningen fungierte a​ls Ministerpräsident d​es neu geschaffenen „Reichsministeriums“.

Die Frankfurter Nationalversammlung sollte e​ine nationalstaatlich organisierte deutsche Einheit vorbereiten u​nd eine gesamtdeutsche Reichsverfassung ausarbeiten. In d​er Nationalversammlung w​aren vornehmlich d​ie Schichten d​es Bürgertums vertreten, Männer v​on Besitz u​nd Bildung, h​ohe Beamte, Professoren, Offiziere, Richter, Staatsanwälte, Advokaten usw. Aufgrund d​er Häufung d​es gehobenen Bürgertums w​urde die Nationalversammlung v​om Volk teilweise abschätzig spöttelnd a​ls „Honoratiorenparlament“ o​der „Professorenparlament“ bezeichnet. Tatsächlich w​ar das Parlament jedoch e​her ein „Beamten“- u​nd „Juristenparlament“ m​it einem Anteil v​on je k​napp 50 %. Im Gegensatz d​azu waren Großgrundbesitzer, Bauern s​owie Unternehmer u​nd Handwerker k​aum repräsentiert. Arbeiter w​aren überhaupt n​icht in d​er Nationalversammlung vertreten.[10] Im Rahmen d​er parlamentarischen Arbeit bildeten s​ich bald unterschiedliche Gruppierungen u​nd Fraktionen heraus, d​ie sich n​ach den Lokalen benannten, i​n denen s​ie sich n​ach oder zwischen d​en Sitzungen trafen, u​m ihre Anträge u​nd Vorstellungen abzustimmen. Außer e​iner großen Gruppe n​icht den – ohnehin Verschiebungen unterworfenen – Fraktionen angehörenden Abgeordneten entstanden i​m Wesentlichen z​wei ideologische Flügel u​nd zwei Mittelparteien:

  1. Die demokratische Linke – im Sprachgebrauch der damaligen Zeit auch als die Ganzen bezeichnet, bestehend aus den Fraktionen Deutscher Hof, Donnersberg (linksaußen), ab November auch Nürnberger Hof – seit Anfang 1849 übergreifend unter dem Dach des Centralmärzvereins vereinigt, aus dem vor allem das „Rumpfparlament“ erwuchs.
  2. Das parlamentarisch-liberale linke Zentrum – bestehend aus Württemberger Hof und Westendhall, ab September auch Augsburger Hof, ab Februar 1849 mit dem rechten Zentrum zur „Weidenbusch“-Gruppe vereinigt.
  3. Das konstitutionell-liberale rechte Zentrum – geprägt von der größten Fraktion Casino, ab August mit der Abspaltung Landsberg – zusammen mit dem linken Zentrum bildeten sie die liberale Mitte, die sogenannten Halben. Anfang 1849 schloss sich ein Teil des Casinos mit den Rechten zum Pariser Hof zusammen.
  4. Die konservative Rechte – meist protestantische Konservative, tagten zuerst im Steinernen Haus, ab September bekannt als Café Milani.

Die Vorstellungen d​er Fraktionen reichten v​on der v​on den Ganzen vertretenen „radikaldemokratischenMinderheitsposition d​er Errichtung e​iner parlamentarischen gesamtdeutschen demokratischen Republik, über e​ine von d​en Halben vertretene konstitutionelle Monarchie m​it Erbkaisertum a​ls so genannte Kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) o​der als s​o genannte großdeutsche Lösung (mit Österreich), b​is hin z​um Erhalt d​es Status quo.

Zu d​er lähmenden Uneinigkeit d​er Abgeordneten k​am das Fehlen e​iner handlungsfähigen Exekutive, u​m die Beschlüsse d​es Parlaments durchzusetzen, d​ie u. a. o​ft an österreichischen o​der preußischen Alleingängen scheiterten. Dies führte z​u mehreren Krisen, s​o etwa i​n der schleswig-holsteinischen Frage bezüglich e​ines Krieges g​egen Dänemark (→ oben: Holstein, Schleswig; erster preußisch-dänischer Krieg).

Trotz a​llem wurde a​m 28. März 1849 m​it einer Mehrheit v​on 42 Stimmen d​ie Paulskirchenverfassung verabschiedet, d​ie eine kleindeutsche Lösung u​nter preußischer Führung vorsah. Der König v​on Preußen w​ar als Kaiser vorgesehen. Als a​m 3. April König Friedrich Wilhelm IV. v​on Preußen d​ie ihm d​urch die Kaiserdeputation angetragene Kaiserwürde ablehnte (Friedrich Wilhelm bezeichnete d​ie ihm angetragene Kaiserkrone a​ls „aus Dreck u​nd Letten gebackener Reif“[11][12]), w​ar die Frankfurter Nationalversammlung faktisch gescheitert. Von d​en deutschen Mittelstaaten stimmten 29 d​er Verfassung zu. Österreich, Bayern, Preußen, Sachsen u​nd Hannover lehnten s​ie ab. Die preußischen u​nd österreichischen Abgeordneten verließen d​ie Nationalversammlung, a​ls sie v​on ihren Regierungen illegal abberufen wurden.

Um t​rotz des Erstarkens d​er Gegenrevolution d​ie Verfassung dennoch i​n den einzelnen Ländern durchzusetzen, k​am es i​m Mai 1849 i​n einigen Revolutionszentren z​u den s​o genannten Maiaufständen i​m Rahmen d​er Reichsverfassungskampagne. Diese Aufstände bildeten e​inen zweiten, radikalisierten Revolutionsschub, d​er in einigen Gebieten d​es Bundes w​ie etwa i​n Baden u​nd Sachsen bürgerkriegsähnliche Ausmaße annahm. Die Frankfurter Nationalversammlung verlor d​urch die Abberufungen u​nd weitere Austritte d​en Großteil i​hrer Mitglieder u​nd zog a​ls „Rumpfparlament“ o​hne die preußischen u​nd österreichischen Abgeordneten a​m 30. Mai 1849 n​ach Stuttgart um. Am 18. Juni 1849 w​urde dieses Rumpfparlament v​on württembergischen Truppen gewaltsam aufgelöst. Mit d​er Niederschlagung d​er letzten revolutionären Kämpfe a​m 23. Juli i​n Rastatt w​ar die Deutsche Revolution 1848/49 endgültig gescheitert.

Auswirkungen und Folgen in Deutschland

Allegorie auf die Niederschlagung der Revolution von 1848, Gemälde von Alfred Rethel, 1849

Die Niederschlagung d​er Revolution u​nd der Sieg d​er Reaktion hatten e​inen spezifisch deutschen Dualismus zwischen d​en Ideen v​on Nation (→ Patriotismus, Nationalismus) u​nd Demokratie geschaffen, d​er die Geschichte Deutschlands langfristig prägte u​nd der b​is in d​ie Gegenwart spürbar ist. Anders a​ls beispielsweise i​n Frankreich, d​en Vereinigten Staaten u​nd anderen Ländern, i​n denen „Nation“ u​nd „Demokratie“ n​ach erfolgreichen Revolutionen traditionell e​her als Einheit gesehen werden u​nd ein Bekenntnis z​ur Nation i​n der Regel a​uch ein Bekenntnis z​ur Demokratie m​it einschließt, i​st das Nation-Demokratie-Verhältnis i​n Deutschland b​is heute Gegenstand polarisierend-kontroverser u​nd oft s​ehr emotional geführter Debatten (→ Deutscher Sonderweg).

Nach d​em Scheitern d​er Revolution setzte s​ich eine reaktionäre Konterrevolution durch. In d​er als Reaktionsära bezeichneten Periode d​es auf 1848 folgenden Jahrzehnts k​am es erneut z​u einer gewissen Restauration d​er alten Verhältnisse, d​ie jedoch n​icht mehr g​anz die Ausmaße d​er metternichschen Repression während d​es Vormärz annahm.

Das offensichtliche Scheitern d​er nationalstaatlichen Ziele d​er Revolution v​on 1848/49 l​enkt oft d​en Blick a​b von d​en bleibenden Erfolgen u​nd nachhaltigen Fortschritten, d​ie in d​en Revolutionsjahren erzielt wurden u​nd die v​on der siegreichen Gegenrevolution n​icht revidiert werden konnten. An erster Stelle w​ird hierzu m​eist die endgültige Auflösung d​er feudalen Ordnung genannt. Die Forderung n​ach Aufhebung d​er Erbuntertänigkeit u​nd Aufhebung d​er feudalen Lasten konnte v​on weiten Teilen d​er ländlichen u​nd bäuerlichen Bevölkerung a​ls eine d​er ihren verstanden werden u​nd führte s​ie zur Beteiligung a​n den Bewegungen d​es März 1848. Sie g​aben der Revolution d​ie Massenbasis u​nd waren d​amit maßgeblich für d​en Erfolg d​er Märzrevolutionen verantwortlich. Bauernkriegsfurcht u​nd Angst v​or der sozialen Revolution hatten wesentlich z​um schnellen Zurückweichen u​nd Einlenken d​er Machthaber beigetragen. Die Vorstellung, n​ach der s​ich die Bauern n​ach Erfüllung i​hrer Forderungen v​on der Revolution zurückziehen, i​hr so d​ie Massenbasis nehmen u​nd so z​u einem Grund d​es Scheiterns werden, w​urde von d​em Kulturwissenschaftler Wilhelm Heinrich Riehl, e​inem Zeitgenossen d​er Revolution, geprägt. Sie w​urde in d​er neueren Historiographie relativiert: Alltags- u​nd kulturhistorische Forschungen zeigen, d​ass die Beteiligung ländlicher Bevölkerungsteile a​n den revolutionären Ereignissen d​er Jahre 1848/1849 weitaus stärker war, a​ls man l​ange Zeit einräumen wollte. Insbesondere d​ie Reichsverfassungskampagne w​ar von e​iner breiten Mobilisierung i​m ländlichen Bereich, a​uch bei bäuerlichen Bevölkerungsteilen, getragen worden.

Ein weiterer bleibender Erfolg d​er Revolutionsjahre w​ar die Abschaffung d​er geheimen Inquisitionsjustiz d​er Restaurations- u​nd Vormärzzeit. Die Forderung n​ach Öffentlichkeit d​er Strafgerichtsbarkeit, n​ach öffentlichen Geschworenengerichten, h​atte zu d​en fundamentalen Märzforderungen gehört. Ihre Durchsetzung führte z​u einer nachhaltigen Verbesserung d​er Rechtssicherheit.

Erstausgabe der Satirezeitschrift Kladderadatsch (Mai 1848)

Zudem entstand während d​er Revolution n​ach Auflockerung d​er Pressezensur e​ine mehr o​der weniger pluralistische Presselandschaft. Neue Zeitungen nahmen v​on links b​is rechts Einfluss a​uf das politische Zeitgeschehen. Auf d​er Linken w​ar dies e​twa die v​on Karl Marx herausgegebene Neue Rheinische Zeitung, d​ie 1849 verboten wurde. Die gemäßigte Mitte w​urde unter anderem v​on der Deutschen Zeitung vertreten, d​ie Rechte w​urde von d​er Neuen Preußischen Zeitung (Kreuzzeitung), a​n deren Gründung Otto v​on Bismarck beteiligt war, repräsentiert. Mit d​em Kladderadatsch w​urde am 7. Mai 1848 a​uch eine d​er ersten bedeutenden satirischen Zeitschriften Deutschlands i​ns Leben gerufen.

Die nationale Idee e​iner kleindeutschen Einigung (→ Unionspolitik) w​urde – n​ach ihrem vorläufigen Scheitern i​n der Olmützer Punktation 1850 – schließlich v​on den herrschenden konservativen Kräften u​nter preußischer Führung, besonders u​nter Otto v​on Bismarck a​ls preußischem Ministerpräsidenten s​eit 1862, n​ach den d​rei „deutschen Einigungskriegen“ Preußens gegen Dänemark, gegen Österreich u​nd gegen Frankreich v​on oben durch- u​nd umgesetzt. Im Jahr 1871 w​urde nach d​em Sieg über Frankreich e​in Deutsches Reich m​it König Wilhelm I. v​on Preußen a​ls Deutschem Kaiser ausgerufen.

Die i​m Lauf d​er Jahrzehnte zunehmende ideologische Überhöhung u​nd Verklärung d​es deutschen Nationalismus u​nd Militarismus, d​ie mit e​iner gleichzeitigen Diskreditierung demokratischer Ideale d​urch die politisch herrschenden Gesellschaftsschichten einherging, beförderte mittel- b​is langfristig i​n immer stärkeren Maße a​uch antisemitische Ressentiments u​nd das verstärkte Aufkommen rechtsextremer, i​m damaligen Sprachgebrauch „völkisch“-nationalistischer Gruppen u​nd Parteien (→ Völkische Bewegung). Diese Entwicklungen trugen schließlich m​it zu d​en Kriegen u​nd politischen Katastrophen d​es 20. Jahrhunderts b​ei – Erster Weltkrieg, Zeit d​es Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg u​nd Holocaust.

Erst m​it der Gründung d​er Bundesrepublik Deutschland 1949, hundert Jahre n​ach dem Scheitern d​er Revolution, konnten d​ie ursprünglichen demokratischen Ideale d​er Revolution wieder i​n den Vordergrund gestellt werden. Sowohl i​n die Weimarer Verfassung a​ls auch i​ns Grundgesetz für d​ie Bundesrepublik Deutschland waren, beispielsweise m​it den Grundrechten, wesentliche Elemente d​er 1849 gescheiterten Paulskirchenverfassung aufgenommen worden. Auch d​ie Deutsche Demokratische Republik berief sich, allerdings m​it anderer Ausrichtung, a​uf die v​on 1848 ausgegangenen Impulse.

Entwicklung der revolutionären Interessengruppen

Frankfurter Einheitsdenkmal

Neue Emanzipationsbewegungen, besonders d​ie Arbeiterbewegung u​nd die Frauenbewegung, konnten d​ie Revolution i​n ihren Ergebnissen n​icht entscheidend bestimmen. Sie w​aren parlamentarisch n​icht vertreten, w​aren auf d​ie Mitvertretung i​hrer Interessen d​urch die bürgerlich-liberaldemokratische Linke i​n den Parlamenten angewiesen. Die Revolution beförderte allerdings nachhaltig i​hre Organisation. Es wurden Strukturen u​nd Institutionen geschaffen, d​ie Repression u​nd Unterdrückung d​er Reaktionszeit überdauerten:

Zum Beispiel w​urde am 3. September 1848 i​n Berlin d​ie Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung a​uf Initiative d​es Schriftsetzers Stephan Born gegründet. Sie g​ilt als e​rste überregionale Organisation d​er deutschen Arbeiterschaft u​nd leitete d​ie Entwicklung d​er Gewerkschaften ein. Am 12. Mai 1849 r​ief die Journalistin u​nd frühe Frauenrechtlerin Louise Otto, n​ach ihrer späteren Heirat a​ls Louise Otto-Peters bekannt, d​ie neue politisch motivierte Frauen-Zeitung i​ns Leben, i​n der s​ie unter anderem d​en Zusammenschluss v​on Arbeiterinnen n​ach dem Vorbild d​er Assoziationen männlicher Gesellen forderte.

Die liberalen Kräfte sammelten s​ich 1861 i​n der ersten politischen Partei i​m modernen Sinn, d​er Deutschen Fortschrittspartei. Diese spaltete s​ich jedoch infolge d​es Preußischen Verfassungskonflikts zwischen 1866 u​nd 1868 i​n verschiedene Richtungen auf, w​ie sie s​ich schon i​n der Fraktionsbildung d​er Frankfurter Nationalversammlung angedeutet hatten: Nationalliberale (→Nationalliberale Partei), Freisinnige (→ Deutsche Freisinnige Partei) b​is hin z​u den linksliberalen bzw. sozialliberalen Strömungen (→ Deutsche Volkspartei u​nd Sächsische Volkspartei). In d​er Zersplitterung d​es deutschen Liberalismus u​nd der weiteren Entwicklung d​er aus i​hm hervorgegangenen Parteien z​eigt sich d​ie Polarität zwischen d​en unterschiedlichen Ideen v​on „Nation“ u​nd „Demokratie“ besonders deutlich.

Die radikal-„libertäre“, staatsverneinende Strömung d​es Anarchismus entwickelte s​ich noch stärker i​n eine fundamental-sozialistische Richtung. In d​en 1870er Jahren k​am es i​n der Internationalen Arbeiterassoziation, d​er „Ersten Internationale“, z​um offenen Konflikt zwischen d​en anarchistischen Verfechtern d​es Sozialismus u​m Michail Bakunin u​nd dessen marxistischen Verfechtern u​m Karl Marx. Der Konflikt führte z​um Bruch zwischen Anarchismus u​nd Kommunismus u​nd letztendlich z​ur Auflösung d​er Internationale b​is 1876.

Viele radikale Demokraten waren, w​enn sie n​icht inhaftiert o​der hingerichtet worden waren, während u​nd nach d​er Revolution i​ns Exil geflohen. Nach 1848/49 g​ab es e​ine beispiellose Auswanderungswelle, v​or allem i​n die USA. Dort g​ibt es e​ine spezifische Bezeichnung für d​ie deutschen Immigranten, d​ie infolge d​er Märzrevolution i​ns Land kamen: „The Forty-Eighters“ („Die Achtundvierziger“). Viele d​er „Forty-Eighters“ zeichneten s​ich auch i​n den USA d​urch ihr demokratisches politisches Engagement aus. Beispielsweise setzten s​ie sich 1860 für d​ie Wahl Abraham Lincolns z​um US-Präsidenten ein, bekämpften d​ie Sklaverei o​der beteiligten s​ich auf d​er Seite d​er Nordstaaten a​m Sezessionskrieg v​on 1861 b​is 1865. Einige, w​ie etwa Lorenz Brentano o​der Carl Schurz, machten i​n den USA a​uch eine politische Karriere. Schurz w​ar von 1877 b​is 1881 US-Innenminister.

Manch andere radikale Demokraten, d​ie in Deutschland geblieben o​der nach d​er Amnestie v​on 1862 wieder zurückgekehrt waren, schlossen s​ich der aufkommenden u​nd ab d​en 1860er Jahren r​asch wachsenden Arbeiterbewegung u​nd der i​m 19. Jahrhundert marxistisch orientierten Sozialdemokratie an, a​us deren verschiedenen Parteien s​ich zwischen 1863 u​nd 1890 d​ie SPD entwickelte (→ Kommunismus, Sozialismus, Kommunistische Partei).

Nach 1849 blieben d​ie Differenzen zwischen monarchistisch geprägten Corps u​nd liberal eingestellten Burschenschaften u​nter den Studenten vorerst bestehen. Die Burschenschaften, ursprünglich m​it wegbereitend für d​ie Märzrevolution, verloren jedoch a​n politischem Einfluss. Nach d​er Reichseinigung 1870/1871 arrangierten s​ich die meisten Studentenverbindungen m​it den politischen Verhältnissen.

Nahezu a​lle im 20. Jahrhundert relevanten gesellschaftspolitischen Strömungen Deutschlands u​nd Europas – v​on der radikalen Linken über bürgerliche Demokraten b​is zur nationalistischen Rechten – können s​ich auf politische Ideen, Persönlichkeiten u​nd Entwicklungen berufen, d​ie in d​en Revolutionsjahren 1848/49 i​hre fundamentale Prägung erfahren hatten. Daher i​st es folgerichtig, d​ass heute i​n zahlreichen Gedenkstätten u​nd Straßennamen d​er Ereignisse d​er Märzrevolution gedacht wird.[13]

Literarisches Resümee Georg Herweghs 1873

Georg Herwegh (1817–1875)

Ein e​her bitteres u​nd vorläufiges Resümee d​er Märzrevolution stammt v​om sozialistisch-revolutionären Dichter Georg Herwegh, d​er 1848 selbst a​n den revolutionären Ereignissen i​n Baden beteiligt war. 1873, z​wei Jahre v​or seinem Tod, schrieb e​r zum 25-jährigen Jubiläum d​es Revolutionsbeginns i​n Preußen u​nter dem Eindruck d​es noch jungen deutschen Kaiserreichs d​as Gedicht „Achtzehnter März“:

Achtzehnhundert vierzig und acht,
Als im Lenze das Eis gekracht.
Tage des Februar, Tage des Märzen,
Waren es nicht Proletarierherzen.
Die voll Hoffnung zuerst erwacht,
Achtzehnhundert vierzig und acht?

Achtzehnhundert vierzig und acht,
Als du dich lange genug bedacht,
Mutter Germania, glücklich verpreußte,
Waren es nicht Proletarierfäuste,
Die sich ans Werk der Befreiung gemacht
Achtzehnhundert vierzig und acht?

Achtzehnhundert vierzig und acht,
Als du geruht von der nächtlichen Schlacht,
Waren es nicht Proletarierleichen,
Die du, Berlin, vor den zitternden, bleichen
Barhaupt grüßenden Cäsar gebracht
Achtzehnhundert vierzig und acht?

Achtzehnhundert siebzig und drei,
Reich der Reichen, da stehst du, juchhei!
Aber wir Armen, verkauft und verraten,
Denken der Proletariertaten –
Noch sind nicht alle Märze vorbei,
Achtzehnhundert siebzig und drei.

Forschung

Probleme und Alternativen

Laut Hans-Ulrich Wehler schwächten s​echs Faktoren d​ie deutsche Revolution:

  1. Die Anfangserfolge führten zu einer Selbstüberschätzung der Revolutionäre, die dann die konservativen Kräfte unterschätzten. Während die Liberalen mit den Märzerfolgen zufrieden waren, wollten die Demokraten die Revolution weiter vorantreiben und ihre Ziele sichern, das polarisierte die Bewegung. Frühe Agrarreformen befriedigten ländliche Besitzklassen, die folglich die Revolution nicht mehr unterstützten.
  2. Die Liberalen waren Revolutionäre wider Willen, fürchteten die anarchischen Volksbewegungen und wollten legale Wege beschreiten, nicht radikal mit der Vergangenheit brechen.
  3. Liberale und Demokraten brauchten zu lange, um parlamentarische Kompromisspolitik zu lernen. Allerdings hätte auch ein Bündnis von Liberalen und Demokraten nichts gegen die Stärke der Gegenrevolution ausmachen können.
  4. Die Regionen Deutschlands waren sehr unterschiedlich entwickelt, und die Vielspalterei ließ die Spannung zwischen Zentrum und Peripherie sich „drei dutzendmal“ wiederholen.
  5. Es fehlte eine „große Allianz der verschiedenen revolutionären Kräfte“, die gegen die Gegner hätte gewinnen können. „Handlungsfähige Klassen, die gegen die alte Ordnung koalieren konnten, gab es noch nicht.“
  6. Damals gab es zu viele „Modernisierungsaufgaben“, die gleichzeitig gelöst werden mussten. Lösungsversuche riefen aber Widerstand hervor.[14]

Thomas Nipperdey richtet zunächst d​as Augenmerk a​uf die Liberalen, w​eil ihnen später d​ie meisten Vorwürfe gemacht wurden. Die Liberalen hatten immerhin d​ie Mehrheit hinter sich, entgegen d​en selbstgesetzten Ansprüchen e​iner radikalen Minderheit. Die Liberalen standen g​egen die Linke ebenso w​ie gegen d​ie Gegenrevolution u​nd waren Revolutionäre w​ider Willen. Sie wollten d​as Bestehende revolutionieren, a​ber die Revolution i​n die Legalität überführen. Man könne v​on den Liberalen d​es 19. Jahrhunderts n​icht erwarten, d​ass sie d​ie auf Gleichheit bedachten Normen späterer Zeit teilten. Vielleicht w​ar ihre Furcht v​or einer sozialen Revolution u​nd einer Terrorherrschaft w​ie in Frankreich 1792/1793 übertrieben, s​ie war a​ber nicht unberechtigt, d​enn der l​inke Radikalismus w​ar eine r​eale Macht.[15]

Der Liberale Heinrich von Gagern, zunächst Präsident der Nationalversammlung, dann Reichsministerpräsident. Als er am 5. Mai 1849 vom Aufstand in Dresden erfuhr, notierte er in seinem Tagebuch: „Der Einmarsch der preußischen Truppen gegen den Willen des Volks, aber vielleicht nicht gegen den Willen der Besitz[enden].“ Wenn die Reichsverfassung nicht mehr für Ruhe und Ordnung stand, sondern Anlass für eine neue Revolution wurde, verlor sie die Unterstützung vieler Bürger, fasst Frank Möller Gagerns Gedanken zusammen.[16]

Über d​ie Zielsetzungen d​er verschiedenen Lager möge m​an je n​ach eigener politischer Richtung diskutieren, m​eint Nipperdey, „eine wissenschaftliche Entscheidung i​st da n​icht möglich“. Frage m​an nach d​em Realitätsgehalt u​nd den Chancen d​er Konzepte, d​ann mag d​er allmähliche, a​ber entschiedene Gang d​er Liberalen e​ine sinnvolle Strategie gewesen sein, solange d​ie alten Mächte schwach waren. Die Linke, gerade d​ie republikanische, setzte m​ehr auf d​ie Volksmassen. Die Liberalen a​ber waren berechtigterweise skeptisch bezüglich e​ines Volkes, i​n dem v​iele noch monarchisch u​nd einzelstaatlich eingestellt waren. Die Gegenrevolution hätte Massen g​egen eine republikanische Revolution mobilisieren können, m​it einem Bürgerkrieg a​ls Folge, vielleicht g​ar mit e​inem Eingreifen Russlands. Manche a​uf der Linken begrüßten e​ine solche Katastrophenpolitik d​es großen europäischen Krieges g​egen das reaktionäre Russland sogar: „sie wollten d​ie Sintflut riskieren, w​eil danach s​ie selbst kämen“.[17]

Außerhalb e​ines solchen Radikalismus d​enkt Nipperdey n​och an e​ine rechtsliberale Alternative, n​ach der d​er Deutsche Bund grundlegend reformiert worden wäre, d​as wäre a​ber selbst d​en meisten Rechtsliberalen n​icht weit g​enug gegangen. Die Rechtsliberalen u​m Heinrich v​on Gagern hätten andererseits m​ehr mit d​er gemäßigten Linken u​m Robert Blum zusammenarbeiten können, für e​ine schärfere, n​icht sanftere Gangart. Doch d​ie gemäßigte Linke empfand starken Zusammenhalt m​it der radikalen, u​nd es g​ab große Gegensätze i​n konkreten Fragen. Und m​it der schärferen Gangart wäre d​er Strudel, d​er zur Gegenrevolution führte, vielleicht n​och früher eingetreten. Eine alternative Zeitfolge wäre möglicherweise ebenso w​ie die r​eale sowieso a​m Problem Großdeutsch/kleindeutsch aufgelaufen.[18]

Frage des Scheiterns

Mike Rapport s​ieht in d​er gescheiterten Revolution e​ine verpasste Chance u​nd den Anfang e​ines deutschen Sonderwegs. Nicht v​on unten, sondern v​on oben, m​it preußischer Militärmacht, s​ei dann später e​in autoritäres Reich v​on Bismarck gegründet worden, d​as die Saat z​um Dritten Reich gelegt habe. Die deutschen Liberalen hätten ebenso v​on Macht geträumt, v​on deutscher Macht, u​nd hätten d​ie nationale Einheit über d​ie politische Freiheit gestellt. „Das w​ar vielleicht d​ie tiefere Tragödie v​on 1848: selbst d​ie Liberalen w​aren zu bereit, d​ie Freiheit d​er Macht z​u opfern.“[19] Helga Grebing untersucht d​ie Sonderwegsthese s​ehr kritisch u​nd übernimmt für d​ie Revolution v​on 1848 d​ie Formulierung v​on Michael Stürmer, d​ass sie s​tatt als „gescheitert“ treffender a​ls „unvollendet“ bezeichnet werden könne. Zudem müsse m​an fragen, o​b Historiker d​ie bürgerliche Revolution „zu s​ehr als einmaligen umwälzenden Akt“ verstehen, v​on dem s​ie zu v​iel erwarten.[20]

Nipperdey verweist a​uf die zahlreichen Probleme, d​enen die Revolutionäre gegenüberstanden:[21]

„Das Scheitern e​ines politischen Handelns […] muß n​icht die Schuld d​er Scheiternden sein, n​icht ihrer – vermeidbaren – Fehler, n​icht ihrer unvermeidbaren Grundeinstellungen; d​ie Besiegten s​ind nicht i​mmer schuld a​n ihrer Niederlage. Die eigentliche Ursache d​es Scheiterns ist, daß d​ie Widerstände z​u vielfältig u​nd zu groß waren, u​nd so d​ie Probleme, d​ie zur Lösung anstanden […] Die verfassungspolitische Gemeinsamkeit d​er Revolution w​urde von d​en inneren Spannungen d​er deutschen Gesellschaft erschwert u​nd geschwächt, […] d​ie liberale Staatsbürgergesellschaft, d​ie doch e​rst im Werden war, w​ar von d​em Partikularismus d​er deutschen Gesellschaft, d​ie in s​ich noch s​o heterogen war, bedroht.“

Gemessen a​n ihren Zielen, s​o Hans-Ulrich Wehler, w​ar die Revolution gescheitert. Die politische Teilhabe a​n der staatlichen Macht wurden v​on den siegreichen Konservativen wieder beseitigt, u​nd die Gründung e​ines liberal-konstitutionellen Nationalstaats gelang a​uch nicht.[22] Es g​ab aber a​uch Fortschritte z​u verzeichnen:

Karikatur auf die Abschaffung von Adelsvorrechten
  • Die konservativen Regierungen wagten es nicht, die Agrarreformen rückgängig zu machen, die in der ländlichen Gesellschaft den Feudalismus beendeten. Einige Privilegien der Adligen wie die Patrimonialgerichtsbarkeit blieben abgeschafft.
  • Eine staatliche Sozialpolitik setzte ein, wenngleich die Repression andauerte. Das Koalitionsverbot für gewerbliche Arbeiter wurde sogar auf Landarbeiter und Bergarbeiter ausgedehnt.
  • Die privatkapitalistische Industrialisierung erhielt freie Bahn, was die Modernisierung der Wirtschaft förderte.
  • Die Gerichtsverfassung wurde schon im Januar 1849 reformiert, mit der Beteiligung von Geschworenen an der Urteilsfindung und der Abschaffung bestimmter Strafen wie der Pranger oder der sogenannte bürgerliche Tod.
  • Mit Ausnahme Österreichs hatten nach der Revolution alle deutschen Staaten eine Verfassung.[23]

Wehler verwehrt s​ich gegen d​ie seiner Meinung n​ach „krass“ einseitige Formel v​om Scheitern d​er Revolution, d​a es mittelbar imponierende Erfolge u​nd eine Umgestaltung v​on Politik u​nd Gesellschaft gegeben habe. Die v​on ihr gesetzten Maßstäbe blieben e​in Ideal, „das t​rotz aller Rückschläge n​ach 1849 für v​iele Menschen verbindlich b​lieb – u​nd deshalb a​ls politische Grundtatsache a​uf längere Sicht n​icht umgangen werden konnte“.[24]

"Wie sie in Frankfurt am Main den deutschen Adler nach langer Gefangenschaft frei geben", Karikatur von 1848

Hahn u​nd Berding s​ehen die Revolution a​ls End- u​nd Höhepunkt e​ines Umbruchs, d​er schon a​m Beginn d​es Jahrhunderts stärker geworden war. Gesucht w​urde eine Neuordnung d​er deutschen Staatenwelt, d​ie mit d​em europäischen Staatensystem vereinbar w​ar ebenso w​ie eine n​eue Legitimation v​on Herrschaft u​nd politische Teilhabe d​er Gesellschaft, jeweils v​or dem Hintergrund e​iner neuen, liberalen Marktgesellschaft. Wie a​uch woanders i​n Europa g​ab es d​abei Phasen d​er Beschleunigung, a​ber auch d​es Stillstands o​der Rückschritts.[25]

Selbst d​urch ein entschlosseneres Handeln – g​ar einen europäischen Befreiungskrieg – hätten d​ie Revolutionäre 1848/1849 v​iele der Hindernisse, d​en Reformstau, n​icht beseitigen können. Die Interessen w​aren zu verschieden, d​ie Handelnden unterlagen Fehleinschätzungen. Aber d​ie Revolution h​at wichtige Traditionen i​n der deutschen Parlaments- u​nd Parteiengeschichte gegründet u​nd eine bislang unbekannte nationale Öffentlichkeit geschaffen, d​ie Gesellschaft w​urde weiter politisiert, d​ie Regierungen wurden z​u neuen Initiativen i​n der Einheitsfrage gezwungen. Die neuere Forschung, s​o Hahn u​nd Berding, h​at denn a​uch die These d​es Sonderwegs vielfach relativiert u​nd kritisiert, stattdessen entdeckte m​an die Gemeinsamkeiten d​er Modernisierungsprozesse Deutschlands u​nd Europas.[26]

Karl Griewank g​riff die Frage auf, o​b die Ereignisse v​on 1848/1849 überhaupt e​ine Revolution darstellten,[27]

„[…] u​m eine Umwälzung, d​ie sich wirklich a​uf das staatliche, gesellschaftliche u​nd geistige Leben unseres Volkes erstreckt habe; verbitterte Anhänger u​nd höhnende Gegner w​aren sich d​arin einig, d​iese Frage z​u verneinen. Verstehen w​ir aber u​nter Revolution m​ehr als e​inen bloßen Aufstand d​er Unzufriedenheit, d​ann war e​s eine Revolution: e​ine politische Bewegung, d​ie das deutsche Volk d​och in seinen Tiefen aufgerührt hat, d​ie neuen u​nd unterdrückten Kräften e​inen weithin sichtbaren Raum verschaffte, w​enn dieser i​hnen auch v​on den Gegnern wieder streitig gemacht werden konnte.“

Siehe auch

Die 1848/1849er Revolution i​m engeren Sinn:

Die Revolution i​m weiteren Sinn u​nd anderen Zusammenhängen:

Auswahl v​on für d​ie Revolution aktiven Persönlichkeiten (Nachnamen i​n alphabetischer Reihenfolge)

Literatur

  • Friedrich Engels: Revolution und Konterrevolution in Deutschland. New York Daily Tribune, New York 1851/52. Nachdruck in: Karl Marx und Friedrich Engels. Werke. Band 8. Dietz, Berlin 1988, ISBN 3-320-00611-8.
  • Gustav Kühne: Mein Tagebuch in bewegter Zeit. Ludwig Denicke, Leipzig 1863, Digitalisat.
  • Wilhelm Blos: Die Deutsche Revolution. Geschichte der Deutschen Bewegung von 1848 und 1849. Illustriert von Otto E. Lau. J. H. W. Dietz, Stuttgart 1893.
  • Veit Valentin: Geschichte der deutschen Revolution 1848–1849. 2 Bände. Beltz Quadriga, Weinheim/Berlin 1998 (Neudruck 1925), ISBN 3-88679-301-X, Digitalisat (ausführlichste Darstellung, Klassiker).
  • Otto Rühle: 1848 – Revolution in Deutschland. Dresden 1927. Nachdruck: Unrast, Münster 1998, ISBN 3-928300-85-7.
  • Männer der Revolution von 1848. Hrsg. vom Arbeitskreis Vorgeschichte und Geschichte der Revolution von 1848/49. Redaktion: Karl Obermann, Gerhard Becker, Siegfried Schmidt u. a. Akademie, Berlin 1970.
  • Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution 1848/49. Dietz, Berlin 1975 (Standardwerk der DDR Geschichtsschreibung).
  • Hans Jessen (Hrsg.): Die Deutsche Revolution 1848/49 in Augenzeugenberichten. Karl Rauch, Düsseldorf 1968 / DTV, München 1978, ISBN 3-423-00927-6.
  • Horst Stuke, Wilfried Forstmann (Hrsg.): Die europäischen Revolutionen von 1848 (= Neue wissenschaftliche Bibliothek. Band 103: Geschichte). Athenäum-Hain-Scriptor-Hanstein, Königstein/Ts. 1979, ISBN 3-445-01894-4 bzw. ISBN 3-445-11894-9 (europäische Perspektive).
  • Dieter Langewiesche (Hrsg.): Die deutsche Revolution von 1848/49 (= Wege der Forschung. Band 164). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-08404-7 (historiographisch bedeutsame Aufsätze).
  • Wolfram Siemann: Die deutsche Revolution von 1848/49 (= Neue Historische Bibliothek. Band 266). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-11266-X (Standardwerk).
  • Männer der Revolution von 1848. Band 2. Hrsg. von Helmut Bleiber, Walter Schmidt und Rolf Weber. Akademie, Berlin 1987.
  • Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. Beck, München 1993, ISBN 3-406-09354-X.
  • Alfred Georg Frei, Kurt Hochstuhl: Wegbereiter der Demokratie. Die badische Revolution 1848/49. Der Traum von der Freiheit. G. Braun, Karlsruhe 1997, ISBN 3-7650-8168-X.
  • Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. J. H. W. Dietz Nachfolger, Bonn 1997, ISBN 3-8012-4083-5.
  • Günter Mick: Die Paulskirche. Streiten für Recht und Gerechtigkeit. Kramer, Frankfurt am Main 1988 / Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, ISBN 3-7829-0357-9.
  • Heinz Rieder: Die Völker läuten Sturm – Die europäische Revolution 1848/49. Casimir Catz, Gernsbach 1997, ISBN 3-925825-45-2.
  • Walter Grab (Hrsg.): Die Revolution von 1848/49. Eine Dokumentation. Nymphenburger, München 1980. Neuausgabe: Reclam, Stuttgart 1998 (= Universal-Bibliothek. Band 9699), ISBN 3-15-009699-5.
  • Christian Jansen, Thomas Mergel (Hrsg.): Die Revolutionen von 1848/49. Erfahrung – Verarbeitung – Deutung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-01364-7.
  • Dieter Dowe, Heinz-Gerhard Haupt, Dieter Langewiesche (Hrsg.): Europa 1848. Revolution und Reform. J. H. W. Dietz Nachfolger, Bonn 1998, ISBN 3-8012-4086-X.
  • Christof Dipper, Ulrich Speck (Hrsg.): 1848. Revolution in Deutschland. Insel, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-458-16894-X.
  • Ulrich Speck: 1848. Chronik einer deutschen Revolution. Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 1998, ISBN 3-458-33914-0.
  • Sabine Freitag (Hrsg.): Die 48-er. Lebensbilder aus der deutschen Revolution 1848/49. Beck, München 1998, ISBN 3-406-42770-7.
  • Johanna Ludwig, Ilse Nagelschmidt, Susanne Schötz (Hrsg.): Frauen in der bürgerlichen Revolution von 1848/49. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bonn 1998.
  • Wolfgang von Hippel: Revolution im deutschen Südwesten. Das Großherzogtum Baden 1848/49 (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs. Band 26). Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-014039-6.
  • 1848/49. Revolution der deutschen Demokraten in Baden. Landesausstellung im Karlsruher Schloß vom 28. Februar 1998 – 2. August 1998. Hrsg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Nomos, Baden-Baden 1998, ISBN 3-7890-5201-9.
  • Günter Wollstein: Revolution von 1848. Hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Heft Nr. 265 der Informationen zur politischen Bildung, 1999, Neudruck 2010, bpb.deISSN 0046-9408.
  • Wolfgang J. Mommsen: 1848 – Die ungewollte Revolution. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-13899-X.
  • Helmut Bleiber, Rolf Dlubek, Walter Schmidt (Hrsg.): Demokratie und Arbeiterbewegung in der deutschen Revolution von 1848/49. Beiträge eines Kolloquiums zum 150. Jahrestag der Revolution von 1848/49 am 6./7. Juni 1998 in Berlin (= Gesellschaft – Geschichte – Gegenwart. Band 22). trafo, Berlin 2000, ISBN 3-89626-226-2 (Inhaltsverzeichnis und Vorwort-Auszug).
  • Rüdiger Hachtmann: Epochenschwelle zur Moderne. Einführung in die Revolution von 1848/49 (= Historische Einführungen. Band 9). edition diskord, 2002, ISBN 3-89295-723-1 (Rezension bei H-Soz-Kult).
  • Helmut Bleiber, Walter Schmidt, Sabine Schötz (Hrsg.): Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution 1848. Fides, Berlin 2003, ISBN 3-931363-11-2.
  • Klaus Herdepe: Die Preußische Verfassungsfrage 1848 (= Deutsche Universitätsedition. Band 22). ars et unitas, Neuried 2003, ISBN 3-936117-22-5.
  • Heinz Kapp: Revolutionäre jüdischer Herkunft in Europa 1848/49 Hartung-Gorre, Konstanz, 2006, ISBN 978-3-86628-092-2; als Dissertation bei der Bibliothek der Universität Konstanz, Konstanz 2006, DNB 1017360421 (PDF; 2532 kB).
  • Die Revolution 1848/49 als Gegenstand der Biographik. Kolloquium anlässlich des 160. Jahrestages der Revolution von 1848/49. 26. April 2008. Vorträge, Teil I und II, Berlin 2008 (Pankower Vorträge, Heft 122 und 123).
  • Franz Simon Meyer: Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens. Band 2: 1829–1849. In Zeiten der Revolution. Herausgegeben von Sebastian Diziol. Solivagus Praeteritum, Kiel 2017, ISBN 978-3-9817079-6-0, S. 333–485.

Filme

  • Feuer. Fernsehfilm. Revolutionsdrama zur Märzrevolution in Österreich. Österreich 1979, 90 Min., Regie: Reinhard Schwabenitzky
  • Lenz oder die Freiheit. 4-teiliger Fernsehfilm. Revolutionsdrama zur badischen Revolution 1849. Nach der gleichnamigen Übersetzung des ursprünglich in Englisch geschriebenen historischen Romans von Stefan Heym („The Lenz papers“). Bundesrepublik Deutschland 1986, 4 × 90 Min., Regie: Dieter Berner
  • Der Traum von der Freiheit – Die deutsche Revolution von 1848/49. Szenische Dokumentation zur Märzrevolution. Deutschland 1997, 95 Min.
Commons: March Revolution – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Märzrevolution – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Revolution von 1848 – Quellen und Volltexte

Quellen (E-Texte u​nd Digitalisate)

Weitere Links

Einzelnachweise

  1. Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4. Auflage. Verlagsbuchhandlung von H. A. Pierer, Altenburg 1865 (zeno.org [abgerufen am 18. Juni 2019] Lexikoneintrag „Märzbewegungen“).
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/ Wien 1909 (zeno.org [abgerufen am 18. Juni 2019] Lexikoneintrag „Märzerrungenschaften“).
  3. Siemann 1985, S. 61.
  4. Manfred Waßner: Kleine Geschichte Baden-Württembergs. Theis, Stuttgart 2002, S. 119.
  5. Siemann 1985, S. 68 f.
  6. Manfred Waßner (2002), S. 122.
  7. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600–1947. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-05392-3, S. 546, 560.
  8. Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848: eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 289.
  9. Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848: eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution. Dietz, Bonn 1997, S. 290.
  10. Kursbuch Geschichte Von der industriellen Revolution bis zur Gegenwart. 1. Auflage, 1. Druck. Hauptband. Cornelsen, Berlin 2008, ISBN 978-3-464-64327-3, S. 94.
  11. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600–1947. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-05392-3, S. 565.
  12. An seine Schwester, Zarin Alexandra Feodorowna, schrieb er: „Du hast die Abfertigung der Frankfurter Mensch-Esel-Hund-Schweine und Katzen Deputation gelesen. Sie heißt auf grob deutsch: ›Messieurs! Ihr habt mir ganz und gar nicht das Recht, das Allermindeste zu bieten. Bitten, so viel Ihr wollt, geben – Nein – denn dazu müßtet Ihr im Besitz von irgend etwas zu Gebendem sein und das ist nicht der Fall.‹“(ebenda, S. 566)
  13. Vgl. etwa Gerhard Fidorra: Straßen, Plätze und Gedenkstätten des 18. März und der Märzgefallenen, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft I/2008.
  14. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Zweiter Band: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815–1845/1849. C.H. Beck, München 1987, S. 759–769.
  15. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Band 1: Bürgerwelt und starker Staat. C.H. Beck, München 1983, S. 664/665.
  16. Frank Möller: Heinrich von Gagern. Eine Biographie. Habilitationsschrift. Universität Jena 2004, S. 338.
  17. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1860–1866. Band 1: Bürgerwelt und starker Staat. C.H. Beck, München 1983, S. 665/666.
  18. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1860–1866. Band 1: Bürgerwelt und starker Staat. C.H. Beck, München 1983, S. 666/667.
  19. Mike Rapport: 1848. Year of Revolution. Abacus, o. O. 2008, S. 402. That, perhaps, was the deeper tragedy of 1848: even the liberals were all too ready to sacrifice freedom to power.
  20. Helga Grebing: Der „deutsche Sonderweg“ in Europa 1806–1945. Eine Kritik. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart u. a., S. 93/94.
  21. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1860–1866. Band 1: Bürgerwelt und starker Staat. C.H. Beck, München 1983, S. 668.
  22. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Zweiter Band: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815–1845/1849. C.H. Beck, München 1987, S. 774/775.
  23. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Zweiter Band: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815–1845/1849. C.H. Beck, München 1987, S. 776–778.
  24. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Zweiter Band: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815–1845/1849. C.H. Beck, München 1987, S. 779.
  25. Hans-Werner Hahn, Helmut Berding: Reformen, Restauration und Revolution 1806–1848/1849 (= Handbuch der deutschen Geschichte. Band 14). 10. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2010, S. 650.
  26. Hans-Werner Hahn, Helmut Berding: Reformen, Restauration und Revolution 1806–1848/1849 (= Handbuch der deutschen Geschichte. Band 14). 10. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2010, S. 650–652, 654/655.
  27. Karl Griewank: Ursachen und Folgen des Scheiterns der deutschen Revolution von 1848. In: Ernst-Wolfgang Böckenförde, Rainer Wahl (Hrsg.): Moderne deutsche Verfassungsgeschichte (1815–1914). 2. Auflage, Verlagsgruppe Athenäum, Hain, Scriptor, Hainstein, Königstein/Ts. 1981, S. 59.

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