Pius VII.
Pius VII. (* 14. August 1742[1] in Cesena, Kirchenstaat als Graf Luigi Barnaba Niccolò Maria Chiaramonti; † 20. August 1823 in Rom) war von 1800 bis zu seinem Tod Papst.
Biografie
Luigi Barnaba Chiaramonti trat 13-jährig in das Benediktinerkloster Santa Maria del Monte bei Cesena ein und nahm Gregorio als Ordensnamen an. Nach Studien der Philosophie und Theologie lehrte er ab 1766 als Professor in Seminarien seines Ordens in Parma und Rom.
Papst Pius VI., ein Freund seiner Familie, setzte ihn als Abt des Klosters San Callisto in Rom ein. In der Folge wurde Abt Chiaramonti 1782 zum Bischof von Tivoli ernannt, dann war er ab 1784 Bischof von Imola und am 14. Februar 1785 erhob ihn der Papst schließlich zum Kardinalpriester von S. Callisto. Nach mehreren Aufständen musste Kardinal Chiaramonti, der eine Politik des Ausgleichs verfolgte, Imola verlassen und kehrte in seine Heimatstadt Cesena zurück.
Bei der französischen Invasion in Oberitalien 1797 (Italienfeldzug) trat Kardinal Chiaramonti öffentlich gegen nutzlosen Widerstand auf. Als die Stadt Lugo sich dennoch widersetzte und zur Plünderung freigegeben wurde, machte der Kardinal einen Kniefall vor dem französischen General Augereau und setzte damit der Plünderung ein Ende.
Nach dem Tod von Pius VI. 1799, Pius „dem Letzten“ (Spott der revolutionären Kräfte), in Valence kam es 1800 zu einem Konklave in der Abtei San Giorgio Maggiore in Venedig unter österreichischem Schutz. Es dauerte drei Monate, da mehrere Kandidaten den Österreichern oder Franzosen politisch nicht genehm waren. Schließlich wurde Barnaba Chiaramonti als neutraler und kurienferner Kandidat vorgeschlagen, durch Unterstützung des Sekretärs des Konklaves und einflussreichen Vatikan-Politikers Ercole Consalvi am 14. März 1800 zum neuen Pontifex gewählt und am 21. März 1800 zu Papst Pius VII. gekrönt.
Pontifikat
Seine Zeit als Papst war dominiert von der Situation in Frankreich, in der die Kirche durch die Revolution weitgehend enteignet und völlig zerschlagen worden war. Durch Verhandlungen mit Napoleon Bonaparte, in denen er auf die Ergebnisse der Revolution einging, soweit sie für die Kirche annehmbar waren, kam es zum historischen Konkordat von 1801, das das Verhältnis der katholischen Kirche zum französischen Staat für die nächsten 104 Jahre regelte. In ihm musste der Papst anerkennen, dass die katholische Kirche nicht mehr Staatsreligion war, obgleich die Mehrheit der Franzosen dieser Kirche angehörte.
Konflikte mit Napoleon
Pius VII. versuchte vergeblich, Napoleon zur Wiederherstellung des Kirchenstaates zu bewegen. Seine Versuche führten 1804 sogar zu der Demütigung, an der Kaiserkrönung Napoleons in Paris mitwirken zu müssen. Als Gegenleistung erhielt Pius VII. nur die Zulassung einiger Orden und die Aufhebung des republikanischen Kalenders.
1806 eskalierte der Streit zwischen Kaiser und Papst: Napoleon erklärte, der Papst sei de facto sein Untertan, und er erwartete, dass der Papst offen gegen Napoleons Feinde Maßnahmen ergreife. Der Papst protestierte diplomatisch – aber deutlich – gegen beides und weigerte sich, in einem Krieg Partei zu nehmen. Am 2. Februar 1808 rückte eine französische Division unter General Miollis in Rom ein, am 16. Mai verfügte ein kaiserliches Dekret, dass Rom direkt mit dem französischen Territorium vereint wurde. Nachdem der Papst Napoleon am 10. Juni 1809 exkommuniziert hatte, wurde Pius VII. durch General Radet, Kommandeur der kaiserlichen Gendarmerie, in der Nacht vom 5. auf den 6. Juli verhaftet und als Gefangener nach Savona in Ligurien gebracht.[2] Nach seiner Abführung nach Frankreich wurde er 1812 auf Schloss Fontainebleau interniert. Trotz starken Drucks blieb Pius auch im Exil gegenüber den Forderungen Napoleons fest; er weigerte sich auch, in Frankreich neue Bischöfe einzusetzen, solange er gefangen war. Einmal trat er sogar in den Hungerstreik. Einer Anekdote nach habe Napoleon dem Papst gedroht, er habe die Macht, die römische Kirche zu zerstören. Daraufhin soll Pius VII. mit mildem Lächeln geantwortet haben: „Das haben zweihundert Päpste vor mir nicht geschafft. Warum sollte es ausgerechnet Ihnen gelingen?“
Nach der Abdankung Napoleons konnte Pius am 24. Mai 1814 wieder in Rom einziehen. Er erhielt 1815 durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses den Kirchenstaat zurück. Trotz der schlechten Behandlung durch Napoleon gewährte Pius VII. der Familie Napoleons in Rom Asyl und intervenierte bei den Engländern zugunsten Napoleons.
Durch sein diplomatisches Geschick und seine Anpassungsfähigkeit sorgte er für die Wiedererstarkung des Papsttums als Zentrum der katholischen Kirche und als moralische Autorität. Im selben Jahr restaurierte der Papst auch den Jesuitenorden. Er versprach sich davon die Überwindung der Aufklärung und ein Wiederaufblühen des religiösen und kirchlichen Lebens. Zudem initiierte Pius VII. die Restauration des Kirchenstaates, die insbesondere durch Kardinal Agostino Rivarola ausgeführt wurde. Auf dem diplomatischen Parkett wurde er von Kardinalstaatssekretär Ercole Consalvi unterstützt, der bereits das Konkordat von 1801 ausgehandelt hatte. Mit dem Abschluss des Konkordats mit dem Königreich Sizilien im Februar 1818 gelang es Pius, politische und religiöse Spannungen zwischen dem Kirchenstaat und Sizilien beizulegen. Nach Verhandlungen mit König Ludwig XVIII. erreichte er 1819 die Wiedererrichtung der päpstlichen Nuntiatur in Paris.
Kunstmäzen und Lebensabend
Pius förderte besonders die Künste, er ließ durch den Bildhauer Antonio Canova, den er zum Oberaufseher über die Kunstschätze des Kirchenstaates bestellte, ab 1807 das nach ihm benannte Museo Chiaramonti einrichten, das antiken Skulpturen vorbehalten war. Der neue Flügel Braccio Nuovo wurde zwischen 1817 und 1822 vom Architekten Raphael Stern quer zur bestehenden Galerie eingezogen.[3] Zur Rückführung der von den Franzosen verschleppten Kunstschätze des Vatikan wurde Canova bestimmt, der am 28. August 1815 in Paris eintreffend seine berechtigten Forderungen durchsetzen konnte.
1818 wurde Pius VII. in Rom im Auftrag des Prinzregenten Georg (ab 1820 Georg IV.) durch den englischen Maler Thomas Lawrence porträtiert. De salute animarum ist der Titel der Zirkumskriptionsbulle des am 16. Juli 1821 mit Preußen abgeschlossenen Konkordats zur Neuordnung der kirchlichen Organisation in Preussen.
Pius VII. starb im August 1823. Das Grabmal des Papstes von Bertel Thorvaldsen befindet sich in der Cappella Clementina des Petersdoms.
Literatur
- Philippe Boutry: Pio VII. In: Massimo Bray (Hrsg.): Enciclopedia dei Papi. Band 3: Innocenzo VIII, Giovanni Paolo II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2000 (treccani.it).
- Bernd Blisch: Pius VII.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 670–673.
- Michael Matheus, Lutz Klinkhammer (Hrsg.): Eigenbild im Konflikt. Krisensituationen des Papsttums zwischen Gregor VII. und Benedikt XV. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20936-1.
Weblinks
- Literatur von und über Pius VII. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Pius VII. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Chiaramonti, O.S.B.Cas., Gregorio Barnaba. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 21. August 2016.
Einzelnachweise
- Das Jahr 1740 bei Bernd Blisch: Pius VII.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 670–673.
- Philipp Müller: Die römischen Päpste, Band 17, Wien 1856, S. 175 f.
- Yvonne zu Dohna: Canova und die Tradition. Kunstpolitik am päpstlichen Hof. Lang, Frankfurt am Main, ISBN 3-631-55116-9, S. 119–140.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Pius VI. | Papst 1800–1823 | Leo XII. |