Heinrich II. (Frankreich)
Heinrich II. (französisch Henri II; * 31. März 1519 auf Schloss Saint-Germain-en-Laye; † 10. Juli 1559 im Hôtel des Tournelles, Paris) war von 1547 bis 1559 König von Frankreich. Er entstammte der Dynastie der Valois-Angoulême.
Leben bis zum Herrschaftsantritt
Herkunft
Heinrich wurde am 31. März 1519 im Schloss von Saint-Germain-en-Laye geboren. Er war der Sohn von König Franz I. und Königin Claudia. Zur Thronfolge war zunächst sein älterer Bruder Franz III., der Herzog der Bretagne, vorgesehen. Als Herzog von Orléans verfügte aber auch der junge Heinrich über eine bedeutende Stellung im Königreich.
Gefangenschaft
Nachdem König Franz I. in der Schlacht bei Pavia (1525) in spanische Kriegsgefangenschaft geraten war, mussten sich entsprechend dem Frieden von Madrid die beiden ältesten Söhne des Königs als Geisel des spanischen Königs in kastilische Festungen in Haft begeben, um die Rückkehr von Franz I. zu ermöglichen. Um einen Fluchtversuch der französischen Thronfolger auszuschließen, war der junge Heinrich dort Bedingungen ausgesetzt, die nicht seinem Rang entsprachen.[1] Diese Ehrverletzung sollte Heinrich dem römischen Kaiser Karl V., der als Karl I. zugleich spanischer König war, niemals verzeihen.
Ehe
Für die Rückeroberung italienischer Besitzungen war Franz I. auf ein Bündnis mit dem Papsttum angewiesen. Zu diesem Zweck ließ er seinen Sohn am 28. Oktober 1533 mit Katharina de Medici, einer Verwandten von Papst Clemens VII., verheiraten. Der frühe Tod von Clemens VII. vereitelte jedoch das französisch-päpstliche Bündnis. Da Katharina keinen politischen Wert für Frankreich mehr hatte und ihr Rang nicht dem eines französischen Thronprinzen angemessen war, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen ihr und Heinrich.
Aufstieg zum ersten Thronprinzen
Am 10. August 1536 starb der ältere Bruder Franz im Alter von nur 18 Jahren. Daraufhin rückte Heinrich in die unmittelbare Position des Thronfolgers auf. In dieser Zeit machte er Diana von Poitiers zu seiner Geliebten, während seine Ehefrau Katharina nicht mehr in Erscheinung trat.
Protest gegen den Frieden von Crépy
Im Frieden von Crépy vereinbarten Franz I. und Karl V. am 18. September 1544, sich die gegenseitig eroberten Territorien zurückzugeben. Frankreich gab zudem Ansprüche auf das Königreich Neapel und die Grafschaften von Asti, Flandern und Artois auf. Heinrich legte gegen diesen Friedensvertrag vor ausgesuchten Zeugen einen geheimgehaltenen Protest ein. Das Verhältnis zu seinem Vater Franz I. blieb politisch distanziert.
Heinrich II. als König
Am 25. Juli 1547 wurde er in der Kathedrale Notre-Dame de Reims zum König gesalbt.
Innenpolitisch setzte er die zentralistischen Bestrebungen seines Vaters fort. Mit den Edikten von Châteaubriant (1552) und Écouen (1559) verfolgte er die Hugenotten, erlebte den Ausbruch der Religionskriege (1562) jedoch nicht mehr.
Heinrichs Außenpolitik war vor allem durch Kriege mit dem Haus Habsburg (Kaiser Karl V. und dessen Sohn König Philipp II. von Spanien) geprägt, die um die Vorherrschaft in Mitteleuropa geführt wurden und überwiegend auf italienischem Boden stattfanden. 1552 verbündete er sich mit den im „Fürstenaufstand“ gegen Karls Religionspolitik aufbegehrenden protestantischen Reichsfürsten, die ihm für Geldzahlungen widerrechtlich die Bistümer Metz, Toul und Verdun überließen, wo Heinrich formal als Vikar fungieren sollte.
1548 schloss er eine Allianz mit der schottischen Königinwitwe Marie de Guise, deren Tochter Maria Stuart seinen Sohn, den Thronfolger Franz (II.), heiratete; dafür ließ er den Schotten französische Militärhilfe gegen die Engländer zuteilwerden. 1554 gelang es ihm, die Engländer aus Boulogne und 1558 auch aus Calais zu vertreiben, die ihnen nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges als letzte Brückenköpfe in Frankreich verblieben waren.
Heinrich war ein begeisterter Jäger und beteiligte sich gern an Turnieren. Seine Mätresse Diana von Poitiers bestärkte ihn in dieser Leidenschaft. Während eines Tjost am 30. Juni 1559 anlässlich der Feier des Friedensvertrags mit Habsburg (Frieden von Cateau-Cambrésis) durchbohrte ein Splitter des zerbrochenen Lanzenstumpfes von Graf Montgomery das Visier von Heinrichs Helm und drang durch das Auge in sein Gehirn ein. Trotz einer Notoperation durch die besten Ärzte seiner Zeit starb er nach entsetzlichen Leiden am 10. Juli 1559 und wurde in der Basilika St. Denis beigesetzt. Bei der Plünderung der Königsgräber von Saint-Denis während der Französischen Revolution wurde sein Grab am 18. Oktober 1793 geöffnet und geplündert, seine Überreste wurden in einem Massengrab außerhalb der Kirche beerdigt. Während der Restauration nach 1815 wurden alle noch vorhandenen Überreste aus dem Massengrab exhumiert. Da keine genaue Zuordnung zu einzelnen Individuen mehr möglich war, wurden sie in einem gemeinsamen Ossarium in der Krypta der Kathedrale beigesetzt.
Nach Heinrichs Tod verfiel Frankreich unter seinen drei als Könige aufeinander folgenden Söhnen Franz II., Karl IX. und Heinrich III. in eine mehr als vierzigjährige Periode dynastischer Instabilität und religiöser Auseinandersetzungen.
Ehe und Nachkommen
Heinrich wurde am 28. Oktober 1533 mit Katharina von Medici (1519–1589) verheiratet, als beide 14 Jahre alt waren. 1536 rückte er nach dem Tod seines älteren Bruders Franz zum Thronfolger (Dauphin) und Herzog der Bretagne auf.
Heinrich und Katharina hatten zusammen die Kinder:
- Franz II. (1544–1560, ab 1559 König von Frankreich) ⚭ Maria Stuart, Königin von Schottland (24. April 1558)
- Isabelle (Elisabeth von Valois) (1545–1568) ⚭ Philipp II., König von Spanien
- Claudia (1547–1575) ⚭ Herzog Karl III. von Lothringen
- Ludwig (3. Februar 1549–1550)
- Karl IX. (1550–1574, ab 1560 König von Frankreich)
- Heinrich III. (1551–1589, ab 1574 König von Frankreich)
- Margarete, la reine Margot (1553–1615) ⚭ 1572 Heinrich, König von Navarra, ab 1589 als Heinrich IV. König von Frankreich
- Franz Herkules später Franz (1555–1584), Herzog von Alençon und Château-Thierry, Graf von Perche, Mantes, Meulan (1566–1584), Herzog von Évreux und Graf von Dreux (1569–1584), Graf von Maine, Herzog von Anjou, Touraine und Berry (1576–1584)
- Johanna (24. Juni 1556 – 24. Juni 1556)
- Victoria (24. Juni 1556 – 26. Juli 1556)
Zudem war er Vater der unehelichen Kinder Diane (1538–1619), Heinrich von Angoulême (1550–1586) und Heinrich von Saint-Rémi (1557–1621).
Vorfahren
Jean de Valois, comte d’Angoulême (1399–1467) | |||||||||||||
Charles de Valois Hzg. von Angoulême (1459–1496) | |||||||||||||
Marguerite de Rohan (gest. 1496) | |||||||||||||
Franz I., Kg. von Frankreich (1494–1547) | |||||||||||||
Philipp II. Von Savoyen (1438–1497) | |||||||||||||
Luise von Savoyen (1476–1531) | |||||||||||||
Marguerite de Bourbon (1438–1483) | |||||||||||||
Heinrich II. König von Frankreich | |||||||||||||
Charles de Valois, duc d’Orléans (1394–1465) | |||||||||||||
Ludwig XII. Kg. von Frankreich (1462–1515) | |||||||||||||
Maria von Kleve (1426–1486) | |||||||||||||
Claude de France (1499–1524) | |||||||||||||
Franz II. Herzog der Bretagne (1435–1488) | |||||||||||||
Anne de Bretagne (1477–1514) | |||||||||||||
Margarete von Foix (gest. 1486) | |||||||||||||
Siehe auch
Literatur
- Rainer Babel: Heinrich II. In: Peter Claus Hartmann (Hrsg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38506-0, S. 71–90.
Weblinks
Anmerkungen
- Rainer Babel: Die französischen Könige und Kaiser der Neuzeit. C. H. Beck Verlag, München 2006, S. 74.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Franz I. | König von Frankreich 1547–1559 | Franz II. |