Schlacht bei Waterloo
Die Schlacht bei Waterloo [ˈvɑːtɐloː] vom 18. Juni 1815 war die letzte Schlacht Napoleon Bonapartes. Sie fand rund 15 km südlich von Brüssel in der Nähe des Dorfes Waterloo statt, das damals zum Königreich der Vereinigten Niederlande gehörte und heute in Belgien liegt.
Frühjahrsfeldzug 1813
Lüneburg – Möckern – Halle – Großgörschen – Gersdorf – Bautzen – Reichenbach – Nettelnburg – Haynau – Luckau
Herbstfeldzug 1813
Großbeeren – Katzbach – Dresden – Hagelberg – Kulm – Dennewitz – Göhrde – Altenburg – Wittenberg – Wartenburg – Liebertwolkwitz – Leipzig – Torgau – Hanau – Hochheim – Danzig
Winterfeldzug 1814
Épinal – Colombey – Brienne – La Rothière – Champaubert – Montmirail – Château-Thierry – Vauchamps – Mormant – Montereau – Bar-sur-Aube – Soissons – Craonne – Laon – Reims – Arcis-sur-Aube – Fère-Champenoise – Saint-Dizier – Claye – Paris
Sommerfeldzug von 1815
Quatre-Bras – Ligny – Waterloo – Wavre – Paris
Die Niederlage der von Napoleon geführten Franzosen gegen die alliierten Truppen unter dem englischen General Wellington und dem preußischen Feldmarschall Blücher beendete Napoleons Herrschaft der Hundert Tage und führte mit dessen endgültiger Abdankung am 22. Juni 1815 zum Ende des Französischen Kaiserreichs.
Nach dieser zweiten völligen militärischen Niederlage innerhalb kurzer Zeit wurden Frankreich im Zweiten Pariser Frieden verschärfte Friedensbedingungen auferlegt. Napoleon selbst wurde als Kriegsgefangener der Briten auf die Atlantikinsel St. Helena gebracht, wo er als Verbannter am 5. Mai 1821 starb.
Die Redewendung „sein Waterloo erleben“ als Synonym für eine totale Niederlage hat ihren Ursprung in dieser Schlacht.
In der französischen Sprache wird sie Bataille de Waterloo (oder seltener Bataille de Mont-Saint-Jean) genannt; im Englischen Battle of Waterloo. In Deutschland war bis ins 20. Jahrhundert auch die Bezeichnung Schlacht bei Belle-Alliance üblich.
Vor der Schlacht bei Waterloo endete am 9. Juni 1815 der Wiener Kongress mit der Unterzeichnung der Kongressakte.
Vorbereitungen
Napoleon übernahm das Oberkommando über die Armee, konnte aber nicht mehr auf seine alte Mannschaft zurückgreifen: Marschall Louis Alexandre Berthier, sein ehemaliger Generalstabschef, war tot, den Marschall Joachim Murat sah er als Verräter an. Andere Marschälle weigerten sich zu dienen, entweder aus Altersgründen oder weil sie dem neuen König Ludwig XVIII. einen Treueeid geleistet hatten. Napoleons Ernennungen im Jahre 1815 werden von Historikern oft kritisiert. Marschall Nicolas-Jean de Dieu Soult, ein fähiger Befehlshaber in selbständiger Stellung, wurde Generalstabschef, obwohl er keine Ausbildung dafür hatte. Marschall Emmanuel de Grouchy sollte erst die Kavallerie führen, wofür er besonders geeignet war. Ihm wurde später der Befehl über den rechten Armeeflügel übertragen, obwohl er nie auch nur ein Korps befehligt hatte. Der linke Flügel wurde Marschall Michel Ney anvertraut, dessen Abfall von den Bourbonen und Übergang zu Napoleon für dessen Triumphzug nach Paris von größter Bedeutung gewesen war. Ney galt als ein Kämpfer, aber nicht als Denker. Marschall Louis-Nicolas Davout, der wohl fähigste der Marschälle, blieb als Kriegsminister zurück, um Paris für den Kaiser zu halten.
Über französische Sympathisanten in den Niederlanden hatte Napoleon eine klare Vorstellung von der Truppendisposition seiner Feinde. Die Armeen waren in loser Korpsformation gruppiert. Die Preußen lagen im Gebiet Lüttich – Dinant – Charleroi – Tienen. Wellingtons Armee, die neben britischen auch niederländische, hannoversche, braunschweigische und nassauische Einheiten umfasste, befand sich im Gebiet Brüssel – Gent – Leuze – Mons – Nivelles. Das Zusammenziehen einer solchen Armee konnte Tage dauern. Die Versorgungslinien beider Armeen führten auseinander, die von Wellington verliefen nach Norden, diejenigen Blüchers ostwärts nach Deutschland. Bei einem etwaigen Überraschungsangriff, der sie zum Rückzug gezwungen hätte, würden die Verbündeten auf diesen Wegen zurückgehen. Napoleon wollte erst die eine, dann die andere Armee schlagen, ohne sich um die jeweils andere kümmern zu müssen. Die Aufstellung Napoleons war für eine solche Bewegung ideal ausgerichtet. Zwei Flügel unter Ney und Grouchy sollten der Armee vorausgehen und Napoleon in der Mitte folgen, wobei er das Gewicht wahlweise auf die eine oder andere Flanke werfen konnte.
Am 15. Juni überschritt die französische Armee die Grenze zu den Niederlanden, bei Anbruch der Nacht nahm Napoleon Quartier in Charleroi. Seine Armee war zusammengezogen und stand zwischen den Verbündeten. Während des Abendessens erfuhr Wellington vom Kronprinzen der Niederlande, dass französische Aufklärer Quatre-Bras (19 km südlich von Waterloo) erreicht hatten, eine wichtige Straßenkreuzung auf dem Wege der Armee zum Treffen mit Blücher. Er hatte mit einer Umgehung an seiner rechten Flanke gerechnet und daher damit begonnen, seine Armee bei Nivelles zusammenzuziehen (Nivelles liegt 11 km westlich von Quatre Bras, 22 km westlich von Sombreffe und 16 km südwestlich von Waterloo). Der niederländische Befehlshaber bei Quatre Bras hatte die Bedeutung der Straßenkreuzung erkannt und sich über die Befehle, nach Nivelles zu gehen, hinweggesetzt. Zwei Brigaden hielten jetzt diese Kreuzung, die 33 km von Brüssel entfernt liegt. Sie konnte durch die Niederländer, die Nassauer und nach und nach eintreffende britische und braunschweigische Verstärkungen den ganzen 16. Juni hindurch gehalten werden (Schlacht bei Quatre-Bras).
Ney, der vor sich einen leichten Hang sah, der bis zur Kreuzung führte, nahm an, dass dieser zwar nur von schwachen Kräften gehalten werde, dass aber dahinter verborgen die verbündete Armee in voller Stärke liege. Seine Erfahrungen in Spanien hatten Ney gelehrt, Angriffe auf Wellington in vorbereiteten Stellungen zu unterlassen. So führte er am Vormittag nur Aufklärungsangriffe durch und verpasste die Chance, die Kreuzung vor dem Eintreffen der Verstärkungen zu nehmen. Am selben Tag stellten sich die Preußen in einer vorher erkundeten Stellung dem französischen Angriff und wurden in der Schlacht bei Ligny geschlagen. Napoleon konnte jedoch keinen entscheidenden Sieg erringen, da das französische I. Korps auf dem Marsch von Quatre Bras nach Ligny widersprüchliche Befehle erhielt und damit weder in der Schlacht von Quatre Bras noch bei Ligny eingesetzt werden konnte. So war es der preußischen Armee möglich, sich einer Vernichtung zu entziehen und weitgehend intakt den Rückzug anzutreten.
Feldmarschall Blücher war in der Schlacht verwundet und beinahe gefangen genommen worden. Das Kommando führte deshalb in der folgenden Nacht sein Generalstabschef, Generalleutnant von Gneisenau, der dafür sorgte, dass der Rückzug nicht wie von den Franzosen erwartet in östlicher, sondern in nördlicher Richtung auf Wavre erfolgte, von wo die Preußen entweder Wellington zur Hilfe kommen oder sich nach Osten zurückziehen konnten – ein für den Ausgang der späteren Schlacht entscheidender Faktor.
Nachdem Wellington am Morgen des 17. Juni von der Niederlage der Preußen in der Schlacht bei Ligny und deren Rückzug auf Wavre erfahren hatte, brach er um 10 Uhr von Quatre-Bras auf und bezog Stellung zwischen dem Städtchen Braine-l’Alleud und dem Meierhof Papelotte. Seine Hauptmacht hatte er bis zum Morgen des 18. Juni in zwei Abteilungen beiderseits der Straße von Charleroi nach Brüssel auf einem von Westen nach Osten laufenden Höhenzug aufgestellt. Vor der Front des rechten Flügels lag das Schloss Hougoumont, in der Mitte die befestigte Farm La Haye Sainte, vor dem äußersten linken Flügel die Gehöfte Papelotte, La Haye und Fichermont.
Wellington musste nach dem unglücklichen Ausgang der Schlacht bei Ligny erwarten, von Napoleons Hauptmacht angegriffen zu werden, und beschränkte sich daher bis zur Ankunft der Preußen gänzlich auf die Verteidigung. Napoleon hatte die Stellung seines Gegners sorgfältig bedacht und die Truppen erst gegen 10 Uhr vormittags aus ihren Nachtlagern aufbrechen lassen. Er stellte sie ungefähr 2 km von dem Feind entfernt so in Schlachtordnung auf, dass die Infanterie zwei Treffen, die Kavallerie ein drittes bildete.
Die Schlacht
Kampf zwischen der französischen und der britischen Armee
Napoleons Plan war, den Hauptangriff auf den linken Flügel Wellingtons zu richten; ein Sturm auf Hougoumont sollte von dieser Bewegung ablenken und einen Teil der feindlichen Kräfte dorthin ziehen. Des Regens wegen, der die ganze Nacht hindurch gefallen war, konnte der Angriff erst um 11:30 Uhr beginnen. Napoleon verschob den Angriff von 9:00 auf 11:30 Uhr, angeblich damit das Erdreich trocken wurde, was der Artillerie die Möglichkeit gab, leichter Stellungswechsel vorzunehmen, und zudem die Wirkung abprallender Kugeln erhöhte. Dies wird allerdings angezweifelt, da seine Truppen erst gegen 11 Uhr ihre Angriffspositionen gegenüber den Alliierten einnahmen und manche gar nicht vor 13 Uhr. Es scheint daher, dass der befohlene Verzug weniger auf feuchtes Erdreich zurückzuführen ist als auf die Aufstellung der Einheiten am Abend zuvor, auf die Erschöpfung der französischen Truppen und auf die Verstopfung der einzigen vorhandenen Anmarschstraße. Außerdem unterließ er es, frühzeitig die Befehle an Grouchy zu senden, so schnell wie möglich in Richtung Wavre vorzugehen und mit ihm Fühlung zu halten.
Der Angriff auf Hougoumont, mit dem Wellington dazu verleitet werden sollte, Truppen vom linken Flügel abzuziehen, so dass der französische Hauptstoß ihn durchbrechen konnte, sollte durch das II. Korps unter General Reille geführt werden. Mit dem Vorstoß selbst wurde Jérôme Bonaparte mit seiner 6. französischen Infanteriedivision beauftragt, der in vergangenen Feldzügen als Feldherr versagt hatte und mit einer erfolgreichen Eroberung des stark befestigten Gutshofes seinen Ruf wieder festigen wollte.[1] Dies widersprach aber Napoléons Taktik, für den der Kampf um Hougoumont nur britische Truppen aus dem Zentrum und dem linken Flügel anziehen sollte. Um 11:30 Uhr ließ Jérôme Bonaparte angreifen, doch die Attacke blieb im davor liegenden Lustwäldchen, verteidigt von niederländischen und hannoverschen Soldaten, stecken. Von Ney ermutigt, schickte nun Bonaparte seine gesamte Division und erhielt von Reille auf Anfrage weitere Truppen, die sich am Sturm auf das Gehöft beteiligten. Wellington hingegen vertraute darauf, dass der Hof gehalten werden konnte und sandte keine Unterstützung. So war Napoléons Plan ins Gegenteil verkehrt: Anstatt britische Truppen zu binden, zog der Angriff auf Hougoumont zahlreiche französische Infanteristen an, die beim Hauptstoß auf La Haye Sainte fehlten.[2]
Dennoch gelang es der französischen Übermacht gegen 12:30 das Lustwäldchen zu besetzen, doch dies führte zu umso hartnäckigerer Verteidigung des Vorhofes und des Gehöfts selbst durch ein britisches Gardeinfanterieregiment mit Verstärkung durch braunschweigische und nassauische Abteilungen. Britische Offiziere schrieben später wütend, dass die niederländischen Soldaten, die das Lustwäldchen verteidigt hatten, nach dessen Fall in Panik davonliefen. Stattdessen gilt es als gesichert, dass diese, da es keinen offenen Eingang zum Vorhof gab, zum Gehöft liefen und dort die Verteidiger unterstützen.[3] Es gelang den Franzosen weder, die Mauern beim Vorhof noch beim Gehöft zu durchbrechen. Zwar gelang es einer Einheit von etwa 100 Soldaten das Tor aufzubrechen, doch auch dieser Vorstoß blieb erfolglos und nur ein einziger Mann kam lebend wieder heraus. Gegen Mittag begannen die Franzosen, den Hof mit Haubitzen zu beschießen, woraufhin die Scheune Feuer fing. Viele Verwundete starben in den Flammen.
Der Angriff auf den linken Flügel der Alliierten wurde durch das Feuer von 70 Geschützen eröffnet, doch verzögerte er sich etwas, da Napoleon gegen 13:30 Uhr die unerwartete Nachricht vom Anmarsch der Preußen in seiner rechten Flanke erhielt. Darauf reagierte er aber nur zögerlich und unzureichend.
Der linke Flügel der Alliierten zwischen La Haye Sainte und Papelotte lag wie der rechte Flügel auf einem Höhenzug. Auf der Hügelkuppe lag ein Weg, der zu beiden Seiten von einer Ilexhecke flankiert war. Entlang dieses Weges waren die 95th Rifles (eine Scharfschützeneinheit ausgerüstet mit Baker Rifles) und daneben niederländische Truppen postiert. Unmittelbar hinter den Niederländern stand Pictons schottische Infanterie. Ungefähr 200 Meter dahinter stand General Ponsonbys Union-Kavalleriebrigade, bestehend aus Inniskillings, Royals und den Scots Greys. Wegen der französischen Kanonade beorderte Wellington die Infanterie zeitweise 100 Meter hinter den Hügel. Gegen 14:00 Uhr griff Marschall Michel Ney mit der Infanterie des I. Korps unter General Drouet d’Erlon La Haye Sainte an. Dieser Hof wurde von knapp 400 Mann aus dem 2. Leichten Bataillon der King’s German Legion (KGL) unter Major Georg Baring, später verstärkt durch Schützen des 5. Linienbataillons KGL, des 1. Leichten Bataillons KGL und eine Kompanie Nassauer, gehalten.
Die Franzosen konnten La Haye Sainte nicht erobern, sondern drangen unter großen Opfern um den Hof herum vor und versuchten die Hügel zu stürmen. Dort wurden sie von der Rifle-Brigade heftig beschossen. Zu deren Unterstützung griff Picton mit seinen Highlandern und dann noch zwei Infanteriebrigaden (die 8. unter Sir James Kempt und die 9. unter Sir Denis Pack) die Franzosen an, als diese noch versuchten, mit dem Ilex fertigzuwerden. Da griff auch Ponsonby mit der Union-Kavalleriebrigade an, gefolgt von der Household-Kavallerie. Sie warfen die Franzosen zurück und verfolgten sie bis unter ihre Batterien, die Generäle Picton, Kommandeur 5. Division und Ponsonby, Kommandeur der 2. (schweren) Brigade (Union Brigade) fanden dabei den Tod. Die französische Kavallerie startete einen vernichtenden Gegenangriff. Von der britischen Kavallerie blieb fast die Hälfte auf dem Schlachtfeld. Aber der erste große Angriff war abgeschlagen, und 3.000 Franzosen waren in Gefangenschaft geraten.
Um 15:00 Uhr unternahm Ney mit d’Erlons Korps erneut einen Angriff auf das Zentrum der Verbündeten, diesmal nur gegen La Haye Sainte. Die Franzosen mussten sich zurückziehen, doch die KGL hatte große Verluste und pro Soldat nur noch 4–5 Kugeln.
Nach einer Pause, nach der die Franzosen eine schwere Kanonade mit 84 Geschützen eröffneten und in Hougoumont das Feuer auf das Haupthaus übergriff, unternahm die französische Reiterei mit 40 Schwadronen einen zweiten Angriff, um zwischen La Haye Sainte und Hougoumont durchzubrechen. Um der französischen Kavallerie etwas entgegenzusetzen, bildete die alliierte Infanterie nun sogenannte Karrees. Trotz des Kartätschenhagels erklomm die Kavallerie die Höhe; erst als sie auf 30 Schritt an die britischen Karrees herangekommen war, eröffneten diese ein verheerendes Feuer. Zugleich stürmte die verbündete Kavallerie hervor und warf die französische Reiterei zurück. Auch deren zweiter Versuch scheiterte am Widerstand der Alliierten, ebenso ein dritter, der mit mehr Nachdruck unternommen wurde und bei dem die französische Reiterei durch Kellermanns schwere Reiterei und Einheiten der Kaiserlichen Gardekavallerie auf 77 Schwadronen verstärkt worden war. Der Kampf der Kavallerie um die Karrees war mörderisch, aber nicht eines konnte von den französischen Kavalleristen aufgebrochen werden.[4] An der Kavallerieattacke beteiligten sich im Laufe der Schlacht mehrfach Einheiten, die möglicherweise nicht an diesem Angriff hatten mitwirken sollen, sondern sich von der Masse der stürmenden Kavallerie mit in den Kampf reißen ließen. Dies ergibt sich jedenfalls aus französischen Quellen und Aussagen, deren Wahrheitsgehalt allerdings unterschiedlich bewertet wird. Die Angriffe scheiterten unter anderem daran, dass die Infanterie nicht rechtzeitig und in ausreichender Stärke nachgeführt wurde, um Unterstützung zu geben.
Unterdessen tobte der Kampf der Infanterie um den Besitz der Dörfer und Gehöfte. Hougoumont wurde trotz immer neuer Angriffe von den Alliierten behauptet. Als schlachtentscheidend jedoch erwiesen sich die Kämpfe um den Hof von La Haye Sainte, er musste aber zwischen 17 und 18 Uhr geräumt werden, da die Munition trotz mehrfacher Anforderungen nicht geliefert worden war. Die dort eingesetzten Einheiten der KGL waren mit Baker Rifles ausgerüstet, die ein anderes Kaliber hatten als die Gewehre der Linientruppen, deren Munition daher nicht benutzt werden konnte. Von den Männern waren nur noch 42 einsatzfähig.[4] Wellingtons Heer war fast bis auf die Hälfte zusammengeschmolzen. Auch die Franzosen hatten große Verluste erlitten, aber sie waren bis dicht an die Linie der Verbündeten vorgedrungen und durften hoffen, sie durch immer neue Vorstöße zu ermüden und endlich zu bezwingen. Doch im Vertrauen auf die von Blücher zugesagte preußische Hilfe hielt Wellington stand. Die Überlieferung seiner Worte – ins Deutsche meist übersetzt als „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen“ – schwankt zwischen dem optimistischen “Either night or the Prussians will come.” und dem militärisch kürzeren “I want night or Blucher!”. Der Herzog von Wellington wurde seit 10 Uhr über eine eigens eingerichtete Kurierkette laufend über die preußischen Bewegungen und Planungen informiert.
Die Preußen erreichen das Schlachtfeld
Trotz der durch den Regen aufgeweichten Wege erreichten die Spitzen von Bülows Korps nach 13 Uhr den östlichen Rand des Schlachtfeldes bei St. Lambert. Gegen 16 Uhr geriet die Spitze des Husaren-Regiments „Graf Goetzen“ (2. Schlesisches) Nr. 6 östlich des Bois de Paris unter Artilleriebeschuss; dabei wurde Oberst Wilhelm Graf von Schwerin getötet. Um 16:30 Uhr konnte Bülow zunächst mit zwei Brigaden, ab 17:30 Uhr mit seinem ganzen Korps bei Frichemont zum Angriff auf General Mouton, Graf von Lobau, übergehen, der mit zwei Divisionen den Preußen entgegen geschickt worden war, um sie aufzuhalten. Doch dazu waren die Truppen des Grafen von Lobau bereits zu schwach. Diese mussten sich auf Plancenoit, ein Dorf ungefähr im Rücken des französischen Zentrums, zurückziehen, um dessen Besitz nun ein hitziger Kampf entbrannte.
Napoleon schickte dem Korps des Grafen von Lobau zwölf Bataillone der Jungen Garde mit 24 Geschützen zu Hilfe, um Plancenoit in jedem Fall gegen die inzwischen auf 45.000 Mann verstärkten Preußen zu halten. Er selbst beschloss, mit einem letzten großen Schlag, ehe Plancenoit gefallen war, Wellingtons Schlachtlinie zu durchbrechen und so eine Niederlage abzuwenden. Die verbleibende einsatzbereite Infanterie von Drouet d’Erlons I. Korps und zehn Bataillone der Kaisergarde gingen zum Angriff vor, doch sie wurden von den Verbündeten unter Wellingtons persönlicher Führung zurückgeschlagen. Überall waren die Franzosen nun im Weichen begriffen und sammelten ihre Reste bei Belle-Alliance, einem am Schlachtfeld gelegenen Gasthaus. Nur die Truppen der Alten Garde unter den Generalen Morand und Friant bewahrten einigermaßen ihre Haltung. Das am Schluss zum Angriff angesetzte 1. Garde-Chasseur-Regiment hatte schwere Verluste, dessen Kommandeur General Pierre Étienne Cambronne wird das Zitat « la vieille garde meurt, mais elle ne se rend pas » (deutsch: „Die (alte) Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht“) zugeschrieben. In manchen Quellen wird allerdings behauptet, Cambronne habe angesichts des drohenden Todes durch eine in unmittelbarer Nähe aufgefahrene britische Batterie lediglich « Merde » (deutsch: „Scheiße“) gebrüllt (danach auch « le mot de Cambronne » genannt). Der General ergab sich, überlebte die Schlacht schwer verwundet und schwieg sich bis zu seinem Tod im Jahr 1842 über das „Wort“ beharrlich aus.
Kampf um Plancenoit
Zu dieser Zeit eroberten die Preußen schließlich Plancenoit, drängten dem geschlagenen Feind energisch nach, drückten seinen rechten Flügel völlig ein und schnitten damit dem größten Teil der französischen Truppen den Rückzug ab. Es kam zu Chaos. Blücher und Wellington trafen schließlich gegen 21 Uhr am Gasthaus Belle-Alliance zusammen. Die Verfolgung betrieben die Preußen unter Gneisenaus Leitung nachdrücklich die ganze Nacht hindurch. Die Flucht der Franzosen ging über Charleroi und Philippeville nach Laon, wo sich etwa 2.000 Mann zusammenfanden. Napoleon floh Richtung Süden, nach dem Bericht von Jean-Baptiste Decoster zu Pferde. Das Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15 fand am nördlichen Ortseingang von Genappe den sechsspännigen Wagen des Kaisers im Graben. Major von Keller verbreitete die Geschichte, dass ihm der Kaiser knapp entwischt sei. Der Major erklärte die Kutsche zu seinem Besitz und schickte sie zu seiner Frau nach Düsseldorf. Die Kutsche wurde 1842 an das Museum Madame Tussauds in London verkauft und verbrannte dort 1925. Die zweite Kutsche Napoleons wurde sechzehn Kilometer südlich von Le Caillou bei dem Dorf Villiers von preußischer Kavallerie gefunden. Blücher brachte die Kutsche auf Schloss Krieblowitz. 1944 wurde sie nach Süddeutschland gebracht. 1973 übergaben Blüchers Nachfahren die Kutsche dem Museum von Schloss Malmaison.[5] In der ersten Kutsche fand man Hut, Schwert, Teleskop und eine Uniform, in deren Futter Diamanten im Wert von einer Million Goldfranken genäht waren. Blücher schrieb später seiner Frau:
„Napoleon ist in der Nacht ohne Huth und Degen entwischt, seinen Huth und Degen schicke ich heute am [sic!] König" [E]r war im Wagen um sich zurückzubegeben, als er von unseren Truppen überrascht wurde, er sprang heraus, warf sich ohne Degen zu Pferde, wobei ihm der Huth abgefallen, und so ist er wahrscheinlich durch die Nacht begünstigt entkommen, aber der Himmel weiß, wohin.“
Der Hut kann heute noch im Historischen Museum in Berlin besichtigt werden.[6]
Folgen und Bewertung
Es ist kaum möglich den exakten Ablauf der Ereignisse in ihrem zeitlichen Kontext zu rekonstruieren. Dies war schon Wellington klar, als er seinem Freund John Wilson Croker schrieb:
„Die Geschichte einer Schlacht ist nicht anders als die Geschichte eines Balls. Einige Personen können sich an all die kleinen Ereignisse erinnern, deren großes Ergebnis die gewonnene oder verlorene Schlacht ist, aber keine Person kann sich an die Reihenfolge oder den genauen Zeitpunkt erinnern, in dem sie stattfanden, was den ganzen Unterschied in Bezug auf ihren Wert oder ihre Bedeutung ausmacht.“
Napoleon
„Bonaparte, sowohl wie seine Verfechter unter den Schriftstellern, haben immer das Bestreben gehabt, die großen Katastrophen, die ihn getroffen, als Werke des Zufalls zu betrachten, und den Leser glauben zu machen, dass durch die höchste Weisheit aller Kombinationen und durch die seltenste Energie das Werk mit der größten Sicherheit so weit geführt worden sei, dass am vollkommensten Gelingen nur ein Haar breit fehlte, dass dann Verräterei, Zufall oder auch wohl das Geschick, wie sie es zuweilen nennen, alles verdarb. Er und sie wollen nicht einräumen, dass große Fehler, großer Leichtsinn und vor allem ein Überschreiten und Überschrauben aller natürlichen Verhältnisse die Ursache davon gewesen.“
Wellington
„Die Stellung Wellingtons war nach der Aussage aller Zeugen sehr vorteilhaft. Was man von der Gefahr gesagt hat, welche das nahe im Rücken liegende Holz von Soigne geben sollte, so müsste man den Zustand der Nebenwege untersucht haben, um ein Urteil fällen zu können. […] Ein Hauptverdienst in den Maßregeln des Herzogs sind die zahlreichen Reserven, oder mit andern Worten: die für die Stärke des Heeres geringe Ausdehnung der Stellung, welche viel Truppen zur Reserve übrig ließ. Für die Einrichtung und Befestigung der drei vorgeschobenen Punkte hätte etwas mehr geschehen können.“
Blücher
„Über Blüchers Verdienst bei diesem Siege braucht man nicht viel Worte zu machen; es liegt hauptsächlich in dem Entschluss zum Marsch; wir haben davon gesprochen, so wie von der Einfachheit und Zweckmäßigkeit der Ausführung. Ein besonderes und sehr großes Verdienst aber liegt in der rastlosen Verfolgung die ganze Nacht hindurch. Es lässt sich gar nicht berechnen, in welchem Maße dies zur größeren Auflösung des feindlichen Heeres und zu der Größe und dem Glanze der Trophäen beigetragen hat, die diese Schlacht verherrlichen.“
Die unmittelbaren Ergebnisse der Schlacht waren bedeutend. Der gesamte Artilleriepark, die Geschütze und die Feldequipage des Kaisers fielen in die Hände der Sieger. Die Franzosen verloren mit allen Toten, Verwundeten und Gefangenen mehr als die Hälfte der Armee, außerdem 182 Geschütze. Der Verlust auf Seiten der Verbündeten betrug 1.120 Offiziere und 20.877 Mann. Auf St. Helena schrieb Napoleon später dem scheinbar willkürlichen Vordringen der Reservekavallerie und dem Nichteintreffen des Marschall Grouchy die Schuld an seiner Niederlage zu. Grouchy behauptete später, den von Napoleon am 18. Juni vormittags gegebenen Befehl erst nach 19 Uhr erhalten zu haben; seine Generäle Girard und Vandamme widersprachen dem allerdings, und auch Soult bestätigte, auf Napoleons Aufforderung mehr als nur einen Kurier geschickt zu haben.
Zum scheinbar „willkürlichen“ Vordringen der Kavallerie ab etwa 16 Uhr bemerken Historiker: Selbst wenn der erste Angriff nicht unmittelbar von Napoleon befohlen gewesen sein sollte, unternahm er in der Folge nichts, um entweder diese Kavallerieattacken hinreichend mit Infanterie (Garde) zu unterstützen oder aber den Angriff abzubrechen, der immerhin über einen Zeitraum von rund zwei Stunden erfolgte und schließlich etwa 9.000 Reiter umfasste. Im Gegenteil, es wird als gewiss betrachtet (Houssaye, 1815), dass Napoleon persönlich der zunächst zurückgehaltenen Brigade Kellermann befahl, anzureiten und die allgemeine Kavallerieattacke zu unterstützen, was aus heutiger Sicht ebenfalls militärisch sinnlos war und spätere Gegenargumente und Vertuschungsversuche bezüglich eines persönlichen „Unbeteiligtseins“ Napoleons ausreichend entkräftet.
Zum Fragenkomplex „Grouchy“ wird meist kommentiert, dass Grouchy nur von Nutzen hätte sein können, wenn er die Befehle am 18. Juni früh erhalten hätte, da die zurückzulegende Entfernung seiner Truppen von Gembloux zum Schlachtfeld weit länger war als der Weg der Preußen von Wavre. Für eine rechtzeitige Intervention hätten entsprechende Nachrichten und Befehle bereits am 17. Juni nachts an Grouchy ergehen müssen.
Es besteht aber kein Zweifel an der Tatsache, dass Napoleon der Ernst seiner Lage am 18. Juni erst gegen 13:30 Uhr klar wurde und er zunächst auch annahm, mit Bülows Korps fertigwerden zu können. Er wusste nicht, dass von Zieten auf dem Marsch war, um Wellingtons wankende linke Flanke zu unterstützen. Ebenso wenig ahnte Napoleon, dass schließlich General von Pirchs Brigaden, die hinter Bülow aufmarschierten, Plancenoit flankierend nehmen und alsbald die direkte Rückzugslinie der Franzosen unterbrechen würden. Als dann gegen 18:30 Uhr die ersten Salven preußischer Zwölfpfünder auf der Straße von Charleroi nach Brüssel niedergingen, war Napoleons fehlerhafte Strategie offenkundig.
Napoleon selbst hatte an diesem Tag seine gewohnte feste und kaltblütige Haltung verloren und durch den letzten verzweifelten Angriff die Vernichtung seines Heeres und damit den Verlust seiner hunderttägigen Herrschaft militärisch zu verantworten. Aus historischer Sicht werden meist drei Fehler Napoleons genannt, die er vor der Schlacht beging:
- Am Morgen des 17. Juni hätte Napoleon mit seiner Übermacht an Infanterie und vor allem Artillerie Wellington erdrücken können, während die Preußen sich nach Ligny noch auf dem Rückzug befanden. Stattdessen besuchte er an diesem Morgen Verwundete. Außerdem unterließ er es, Ney den sofortigen Angriffsbefehl zu geben.
- Sein zweiter Fehler war, dass er das taktische Geschick Wellingtons und die Kaltblütigkeit der Briten unterschätzte.
- Der dritte Fehler war sein übergroßes Selbstvertrauen. Entsprechend den Informationen seines Bruders Jérôme, der von den Plänen der Preußen durch einen Kellner des Gasthofes Roi d’Espagne erfahren hatte, hätte er Grouchy sofort nach Wavre beordern müssen. In diesem Fall wäre es lediglich dem Korps v. Bülow gelungen, auf dem Schlachtfeld zu erscheinen. Napoleon war der Ansicht, dass es den Preußen nach der Schlacht bei Ligny nicht gelingen würde, sich schnell von der Schlacht zu erholen und wieder anzugreifen.[11]
Rezeption
Unter den Alliierten kam bald eine gewisse Uneinigkeit über den Anteil der verschiedenen Heere der Verbündeten am Sieg auf. Auf britischer Seite, besonders auch bei Wellington selbst, bestanden Neigungen, sich das alleinige Verdienst am Sieg beizumessen.[12] Von preußisch-deutscher Seite wurde dagegen behauptet, dass den Preußen unter Blücher ein ebenso großer Anteil zukomme wie dem Wellingtonschen Heer, und außerdem wurde darauf hingewiesen, dass jenes fast zur Hälfte aus deutschen Truppen bestand. Zweifellos war Wellingtons taktische Leistung brillant und die Tapferkeit seines Heeres bei der Verteidigung enorm. Die entscheidende Frage jedoch, ob es gelungen wäre, den heftigen Angriffen der Franzosen auch ohne die preußische Unterstützung standzuhalten, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten.
Wellington erhielt für seine Verdienste in der Schlacht den niederländischen Titel eines Fürsten von Waterloo.
Gedenkstätten
1826 wurde der künstlich aufgeschüttete Löwenhügel (niederländisch Leeuwenheuvel, französisch Butte du Lion) mit dem Löwendenkmal darauf eröffnet. Das Denkmal markiert die vermutliche Stelle, an welcher der Kronprinz der Niederlande während der Schlacht am 18. Juni 1815 verwundet wurde. Am Fuße des Hügels befindet sich heute ein Museum.
Nahe bei Waterloo, auf dem Schlachtfeld in der Gemarkung des Weilers Mont St.-Jean, steht der von König Wilhelm I. der Niederlande errichtete Löwenhügel, ein über 40 m hoher künstlicher Hügel, der an einen Tumulus der antiken Belger erinnern soll und von einem kolossalen gusseisernen Löwen auf steinernem Sockel bekrönt wird. Bei Plancenoit, südlich von Waterloo, befindet sich in der Nähe der Ortsmitte, unweit des Meierhofs Belle-Alliance, ein vom König von Preußen errichtetes eisernes Schinkel-Tabernakel von Belle-Alliance. Diese beiden Denkmäler wurden 1832 von den Franzosen bei Gelegenheit ihrer Intervention zu Gunsten Belgiens stark beschädigt.
Außerdem stehen in direkter Nähe zu La Haye Sainte zwei Denkmäler; das Denkmal für den Obersten Gordon und das 1818 für die gefallenen Offiziere errichtete Denkmal für die Hannoveraner der Königlich Deutschen Legion (King’s German Legion). Entlang der Stellungen der Alliierten und Franzosen verteilt befinden sich Gedenktafeln für die verschiedensten Einheiten und Ereignisse, ebenso in und bei Hougoumont.
Im folgenden Zweiten Pariser Frieden kam es zu Gebietseinbußen für Frankreich.
Würdigungen und Widmungen
In der preußischen und deutschen Geschichtsschreibung wurde bis ins 20. Jahrhundert auch der Name „Schlacht bei (oder von) Belle Alliance“ verwendet. Dies ist auf Blücher zurückzuführen, der schon in seinen Berichten am 21. Juni 1815 diesen Namen benutzte. Belle Alliance ist der Name einer Gastwirtschaft, die sich zu Beginn der Schlacht hinter dem Zentrum der französischen Linien befand. Dass sich Blücher und Wellington am Abend der Schlacht dort begegnet sind, wird bezweifelt, obwohl bildliche Darstellungen eines solchen Treffens existieren.
Der Name des Dorfes Waterloo wurde schon in den Tagen vor der Schlacht sowohl von Wellington als auch von Napoleon für die Beschreibung der alliierten Stellung benutzt. In der Namenswahl bemüht sich der preußische Marschall also, die preußische Leistung neben der der alliierten Armee gleichberechtigt zur Geltung kommen zu lassen. Der Name Waterloo setzte sich jedoch international durch.
Wie präsent die Bezeichnung „Belle Alliance“ einmal war, illustrieren folgende Beispiele von Straßen und Plätzen in Berlin, die nach den Befreiungskriegen nach herausragenden Ereignissen und Schlachten der Jahre 1813–1815 benannt wurden. Am bekanntesten sind der Pariser Platz am Brandenburger Tor zur Erinnerung an den siegreichen Einmarsch der Preußen in Paris, der Leipziger Platz für die Völkerschlacht bei Leipzig und der „Belle-Alliance-Platz“ und die „Belle-Alliance-Straße“ am Halleschen Tor. Der ehemalige Belle-Alliance-Platz und die gleichnamige Straße wurden 1947 in Mehringplatz und -damm umbenannt. Damit verschwand auch die Bezeichnung eines U-Bahnhofes (Belle-Alliance-Straße) in Berlin. Auf dem Mehringplatz erinnert eine kleine Siegessäule mit einer Victoria noch heute an die Schlacht. In der Nähe befinden sich auch die Straße „Waterloo-Ufer“, „Gneisenaustraße“ und „Blücherstraße“ (mit „Blücherplatz“). Das sich auf dem Kreuzberg im Viktoriapark befindende Nationaldenkmal, das an jene Schlachten erinnert, an denen die preußische Armee in den Befreiungskriegen beteiligt war, trägt die Inschrift „Belle Alliance den 18. Juni 1815“.
In Rostock steht vor der Universität das Blücherdenkmal von 1819. Auf der rechten Seite des Sockels erinnert ein Relief an die Schlacht von Ligny und auf der linken Seite ein Relief an den Sieg von „Belle Alliance“.
In Hannover wurde in zentraler Lage der Waterlooplatz mitsamt der Waterloosäule errichtet. Dieser war anfangs ein Exerzier- und Militärparadeplatz, heute ist er Treffpunkt bei Veranstaltungen.
In Altona/Elbe – an den Kämpfen mit seinen freiwilligen Jägern beteiligt – gab es um 1827 an der Straße Schulterblatt das Timm’sche Wirthshaus Belle Alliance und 350 Meter weiter nördlich im damals selbständigen Hamburg-Eimsbüttel eine „Belle Aliance Straße“, heute die „Bellealliancestraße“ und in deren Verlängerung später eine „Waterloostraße“.
In Osnabrück steht am Heger-Tor das von Johann Christian Sieckmann (1787–1861) konzipierte Waterloo-Tor und erinnert an die Osnabrücker Angehörigen des Landwehr-Bataillon Osnabrück, des Leichten Feldbataillon Osnabrück und der King’s German Legion in der Schlacht bei Waterloo. Es wurde von Gerhard Friedrich von Gülich gestiftet und 1817 am Heger Tor an der Stelle eines Teils der 1815 abgerissenen Wehranlage, bestehend aus Turm, Tor, Bastion, Zwinger und Durchfahrt zur stadtauswärts liegenden Heger Laischaft, errichtet.
Heutige Sicht der französischen Regierung
Es gab in den letzten Jahren mehrere Vorstöße der französischen Regierung, den Bahnhof London Waterloo umzubenennen, um nicht an die Niederlage erinnert zu werden.[13][14]
2015 verhinderte die französische Regierung die Prägung von belgischen 2-Euro-Gedenkmünzen mit einem Waterloo-Motiv. Solche Münzen würden „zu unnötigen Spannungen“ in Europa und „ungünstigen Reaktionen in Frankreich“ führen, verkündete die französische Regierung und erhob ihr Veto. Die Belgier mussten 180.000 geprägte Münzen wieder einschmelzen.[15]
Film
Die Schlacht wurde verfilmt:
- 1928 bis 1929 drehte Karl Grune Waterloo aus Sicht der Preußen.
- 1940 Die Rothschilds – Aktien auf Waterloo
- Im Film Waterloo von 1970 stellte Regisseur Sergei Bondartschuk Ereignisse der Schlacht szenisch dar.
2014 erschien der belgische Dokumentar-Historienfilm Waterloo. Das Ende unter der Regie von Hugues Lanneau, der sich mit der für den Film namensgebenden Schlacht bei Waterloo vom 18. Juni 1815 befasst.
Computerspiele
Die Schlacht kann aus französischer und britischer Sicht im Computerstrategiespiel Napoleon: Total War nachgespielt werden.
Literatur
- Frank Bauer: Waterloo 18. Juni 1815. Das Ende der Herrschaft Napoleons, Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813–1815, H. 10, Potsdam 2005.
- Jeremy Black: The Battle of Waterloo. A New History. Icon Books, London 2010, ISBN 978-1-84831-155-8.
- Klaus-Jürgen Bremm: Die Schlacht. Waterloo 1815. Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-3041-3.
- Mike Chappell: The King’s German Legion (2) 1812–1816. London 2000.
- David G. Chandler, Waterloo. The Hundred Days. London 1998.
- Colonel Charles C. Chesney: Waterloo Lectures. A Study of the Campaign of 1815. Introduction by Peter Hofschröer. London 1868, Nachdruck 1997, ISBN 1-85367-288-2. (herausragendes Meisterwerk).
- Marian Füssel: Waterloo 1815 (= C.H. Beck Wissen. 2838). Beck, München 2015, ISBN 3-406-67672-3.
- David Hamilton-Williams: Waterloo. New Perspectives. The Great Battle Reappraised, London 1994, ISBN 0-471-05225-6.
- Peter Hofschröer: 1815, the Waterloo Campaign. 2 Bände. London 1998 und 1999.
- David Howarth: Waterloo – Schlachtfeldführer, der offizielle Führer des Waterloo-Komitees. Pitkin Pictorials, 1992, ISBN 0-85372-543-8.
- John Keegan: Das Antlitz des Krieges. Die Schlachten von Azincourt 1415, Waterloo 1815 und an der Somme 1916. Frankfurt/Main 1991, ISBN 3-593-34513-7.
- Helmut Konrad von Keusgen: Waterloo 1815 – Meilenstein europäischer Geschichte. Garbsen 1999, ISBN 3-932922-04-2.
- Jens Mastnak, Michael-Andreas Tänzer: Diese denckwürdige und mörderische Schlacht. Die Hannoveraner bei Waterloo, Hg. Bomann-Museum Celle, Celle 2003, ISBN 3-925902-48-1
- Josef Johannes Schmid (Hrsg.): Waterloo – 18. Juni 1815. Vorgeschichte, Verlauf und Folgen einer europäischen Schlacht (= Studia academica historica. Band 1). Nova & Vetera, Bonn 2008, ISBN 978-3-936741-55-1.
- Friedrich Sieburg: Napoleon – Die hundert Tage. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1956.
- Brendan Simms: The Longest Afternoon. The 400 Men Who Decided the Battle of Waterloo. Penguin 2014.
- deutsche Übersetzung von Wiebke Meier: Der längste Nachmittag. 400 Deutsche, Napoleon und die Entscheidung von Waterloo. C. H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-67003-9.
- Johannes Willms: Waterloo. Napoleons letzte Schlacht. C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67659-8.
Weblinks
- Suche nach Schlacht bei Waterloo In: Deutsche Digitale Bibliothek
- Literatur zur Schlacht bei Waterloo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Suche nach Schlacht, Waterloo im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - Die Schlacht von Waterloo
- Offizieller Standort des Schlachtfeldes von Waterloo
- Battlefieldtouren (englisch)
- Kaiserliche Garde – Waterloo 1815
- Pierre de Wit: The campaign of 1815: a study
Anmerkungen
- Bernard Cornwell: Waterloo – Eine Schlacht verändert Europa. Rowohlt Verlag, Hamburg 2015, S. 220.
- Bernard Cornwell: Waterloo – Eine Schlacht verändert Europa. Rowohlt Verlag, Hamburg 2015, S. 223.
- Bernard Cornwell: Waterloo – Eine Schlacht verändert Europa. Rowohlt Verlag, Hamburg 2015, S. 225.
- Brendan Simms: Waterloo – Bis zur letzten Kugel. In: Die Zeit, Nr. 2/2015
- Thomas Schuler: Auf Napoleons Spuren: Eine Reise durch Europa, C. H. Beck; 2., überarbeitete Edition (28. Januar 2021), ISBN 3-406-73529-0
- Historisches Museum Berlin
- Duke of Wellington Quote. Abgerufen am 18. November 2021.
- Hinterlassene Werke des Generals Carl von Clausewitz über Krieg und Kriegführung. Achter Band. Der Feldzug von 1815 in Frankreich Zweite Auslage. Berlin, Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung Harrwiß und Goßmann 1862, S. 4
- Hinterlassene Werke des Generals Carl von Clausewitz über Krieg und Kriegführung. Achter Band. Der Feldzug von 1815 in Frankreich Zweite Auslage. Berlin, Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung Harrwiß und Goßmann 1862, S. 110–111
- Hinterlassene Werke des Generals Carl von Clausewitz über Krieg und Kriegführung. Achter Band. Der Feldzug von 1815 in Frankreich Zweite Auslage. Berlin, Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung Harrwiß und Goßmann 1862, S. 110–111
- Vincent Cronin: Napoleon: Stratege und Staatsmann. Heyne, München 1983, S. 523 f.
- Peter Hofschroer: The Prussians and Wellington at Waterloo in 1815 „Waterloo – the German Victory“. napoleonistyka.atspace.com
- Stichelnde Engländer und wehrlose Franzosen. nzz.ch
- Grundprobleme der EU-Vermittlung (IV). online-dissertation.de
- Franzosen verlieren neue Schlacht um Waterloo FAZ.net