Deutsche Zentrumspartei
Die Deutsche Zentrumspartei (Kurzbezeichnung Zentrum, früher Z und DZP) ist eine deutsche Partei. Ihre größte Bedeutung erlangte sie zwischen 1871 und 1933, also im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Sie war die Partei der Katholiken und des politischen Katholizismus im stark protestantisch dominierten Kaiserreich. Zwischen 1917 und 1932 stellte das Zentrum viermal den Reichskanzler.
Deutsche Zentrumspartei | |
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Parteivorsitzender | Klaus Brall |
Generalsekretär | Christian Otte |
Stellvertretender Vorsitzender | Andreas Erkes Dirk Horhäuser |
Bundesgeschäftsführer | Thomas Hebben |
Bundesschatzmeister | Hans-Joachim Woitzik |
Ehrenvorsitzender | Gerhard Woitzik |
Gründung | 13. Dezember 1870 |
Gründungsort | Berlin |
Hauptsitz | Am Alten Bach 18 41470 Neuss[1] |
Jugendorganisation | Windthorstbund (ehemalig); Jugend im Zentrum |
Zeitung | Germania (ehemalig)
Kölnische Volkszeitung (ehemalig) Rhein-Mainische Volkszeitung (ehemalig) |
Ausrichtung | Christdemokratie Konservatismus Zentrismus Politischer Katholizismus Soziale Demokratie |
Farbe(n) | blau |
Bundestagssitze | 1/736 |
Mitgliederzahl | 300 (Stand: Januar 2022)[2] |
Mindestalter | 16 Jahre[3] |
Europaabgeordnete | keine |
Website | www.zentrumspartei.de |
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Zentrum wiedergegründet. Doch wegen der CDU als überkonfessioneller Sammlungspartei verlor das Zentrum den größten Teil seiner früheren Wähler und Mitglieder. Seit Mitte der 1950er Jahre ist es nur noch eine Kleinpartei. Nach jahrzehntelanger Abwesenheit aus dem Parlament ist das Zentrum seit 2022, durch den Parteieintritt des früheren AfD-Abgeordneten Uwe Witt, wieder im Deutschen Bundestag vertreten.[4][5]
Geschichte
Ende 1870 bzw. Anfang 1871 schlossen sich katholische Abgeordnete im Reichstag und im preußischen Abgeordnetenhaus zu Fraktionen mit dem Namen Zentrum zusammen. Die Partei entwickelte sich zur stärksten oder zweitstärksten (erst nach den Liberalen, dann nach den Sozialdemokraten) im Kaiserreich. In der Weimarer Republik war sie eine der republiktragenden Parteien der Weimarer Koalition. Sie musste sich 1933 auflösen. Im Jahr 1945 wurde sie wiedergegründet, konnte sich aber gegenüber der neuen, konfessionsübergreifenden CDU nicht behaupten.
Im Bundestag war sie von 1949 bis 1957 vertreten, beteiligte sich aber nicht an den christlich-liberal-konservativen Regierungen Adenauers. Landtagsabgeordnete hatte sie in NRW und Niedersachsen (bis 1959). Teilweise war sie auch in den Landesregierungen vertreten. Seitdem ist sie eine Kleinpartei, die nur vereinzelt in kommunale Volksvertretungen gelangen konnte. Im Januar 2022 trat der aus der AfD ausgetretene Bundestagsabgeordnete Uwe Witt der Zentrumspartei bei, sodass diese erstmals seit 1957 wieder im Bundestag vertreten ist.
Politische Ziele
Das Zentrum versteht sich als eine christlich, sozial und konservativ orientierte Partei in Deutschland. Die Ziele sind laut übereinstimmender Aussage aller Flügel und Vorstände der Partei, die „freiheitlich-demokratische Grundordnung zu erhalten und auszubauen“, eine weltweite Friedenspolitik zu fördern und ein Europa zu schaffen, das sozial ausgeglichen und als Konföderation eigenständiger Staaten aufgebaut ist, dies alles unter dem Leitsatz „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“, der der Präambel des Grundgesetzes (GG) entnommen ist.
Die Zentrumspartei versteht sich als Partei, die jegliche radikalen Tendenzen, sowohl von rechts als auch von links, ablehnt. Die Programmatik soll inhaltlich ausgewogen, werteorientiert und differenziert sein. Die Programmatik steht heute auf der Basis des am 4. Oktober 2008 neu beschlossenen Grundsatzprogrammes.[6] Im Gegensatz zu früher sind die Mitglieder der Partei heute nicht mehr ausschließlich katholisch. Das Zentrum war Mitglied der Europapartei European Christian Political Movement (ECPM).
Die Zentrumspartei ist gegen jede Form des Schwangerschaftsabbruchs. Sie hat sich außerhalb ihrer eigentlichen politischen Arbeit und Wahlkampfarbeit als Teil der sogenannten Lebensrechtsbewegung engagiert und bediente sich dabei teilweise provozierender Methoden.[7][8] Später distanzierte sich der Parteivorstand vom extremen Teil der Lebensrechtsbewegung. Nach dem Eintritt des Bundestagsabgeordneten Uwe Witt in das Zentrum widmet sich die Partei wieder verstärkt sozialpolitischen Themen wie Altersarmut, Mindestlohn, Obdachlosigkeit und der Integration von Menschen mit Behinderungen.
Bundesvorstand
Vorsitzender | Klaus Brall |
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Stellvertretende Vorsitzende |
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Schatzmeister | Hans-Joachim Woitzik |
Generalsekretär | Christian Otte |
Geschäftsführer | Thomas Hebben |
Beisitzer |
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Ferner gehören dem Bundesvorstand der Zentrumspartei laut Satzung auch die Vorsitzenden der einzelnen Landesverbände an.[1]
Landesverbände und deren Vorsitzende
Es existieren derzeit vier Landesverbände. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen entstand am 10. Mai 2008 durch den Zusammenschluss der beiden Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.[9] Außerdem existieren mit Neuss, Düsseldorf und Cloppenburg-Vechta als gemeinsamer Kreisverband[10] insgesamt drei Kreisverbände. Hinzu kommen mehrere Orts- und Stadtverbände in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Landesverband | Vorsitzender[11] (Stand: 18. Januar 2022) |
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Niedersachsen | Udo Anfang |
Nordrhein-Westfalen | Christian Otte |
Hessen | Hans Mohrmann |
Baden-Württemberg | Björn Schneider |
Kommunale Mandate
Das Zentrum ist mit je einem Mandat in den Kreistagen des Rhein-Kreises Neuss und des Landkreises Cloppenburg vertreten. In Dormagen[12] hat sie drei sowie in Korschenbroich und in Cloppenburg[13] einen Sitz im Stadtrat. Des Weiteren hat die Partei vier Sitze im Rat der Gemeinde Molbergen.[14] Die Sitze in den Stadträten von Mönchengladbach und Neuss gingen 2014 verloren, die Sitze im Stadtrat von Meerbusch und in Kaarst mit der Wahl 2020.
Einzelnachweise
- Angaben zum Bundesvorstand in: ZENTRUM. Abgerufen am 19. April 2021 (deutsch).
- Frank Jansen: „Ich finde es schwierig, permanent Krieg zu führen“. In: Tagesspiegel Online. Verlag Der Tagesspiegel, 18. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022.
- Satzung der Zentrumspartei, Abschnitt 1, § 4 (PDF; 507 KB)
- Beitritt von Uwe Witt: Deutsche Zentrumspartei wieder im Bundestag vertreten. Deutsche Zentrumspartei, 18. Januar 2022, abgerufen am 18. Januar 2022.
- Zentrumspartei kehrt in den Bundestag zurück. In: Spiegel Online. 18. Januar 2022, abgerufen am 18. Januar 2022.
- Unser Grundsatzprogramm. Abgerufen am 14. November 2018 (deutsch).
- Abtreibungsgegner verteilen ekliges Pizza-Flugblatt in München. TZ, 27. November 2017.
- Rechtliche Schritte vorbehalten. Erzbistum Köln distanziert sich von Anti-Abtreibungsaktion. In: domradio.de. domradio.de, 27. Juni 2018, abgerufen am 29. Juni 2018: „Über einem Foto einer Abtreibungsklinik ist der Schriftzug „Abtreiben macht frei“ zu lesen – in Anlehnung an die Aufschrift „Arbeit macht frei“ über dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.“
- Petra Schiffer: Dormagen: Zentrum will bei Landtagswahl antreten. In: ngz-online.de. 12. Mai 2008, abgerufen am 28. Februar 2015.
- Deutsche Zentrumspartei Kreisverband Cloppenburg-Vechta. Abgerufen am 14. November 2018.
- Die Landesverbände. Abgerufen am 14. November 2018 (deutsch).
- Ratswahl – Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Dormagen – Gesamtergebnis. Abgerufen am 14. September 2020.
- CDU-FDP-Zentrum Gruppe – Stadt Cloppenburg. Abgerufen am 14. September 2020.
- Bürgermeister / Gemeinderat – Gemeinde Molbergen. Abgerufen am 14. September 2020.