Ziegelei
Eine Ziegelei (Tonwerk) ist eine Fabrik zur Herstellung von Baumaterialien aus Mauerziegeln. Gebrannt wird Tonmineral oder Lehm, ein Gemisch von Sand und Ton.
Einzelheiten
Der Standort dieser Unternehmen liegt meist am Ort des Rohstoffvorkommens an Ton. Früher waren es meist Kleinbetriebe, die unter freiem Himmel die noch feuchten Ziegel in der Sonne vortrockneten und anschließend in einem Ofen brannten. Je nach Trocknungsart war als Rohstoffquelle noch das naheliegende Brennmaterial notwendig. So richtete sich nicht nur der Standort, sondern die gesamte Infrastruktur danach. Beispielsweise südlich von Wien, wo große Tonvorkommen waren, wurde der Wiener Neustädter Kanal errichtet, um das Holz aus dem Wienerwald zu bringen. In diesem Fall war das die billigste Energiequelle. Um 1900 entstanden z. B. im Gebiet der Lausitz oder im Leipziger Raum große Ziegeleien, da dort infolge des Aufschlusses von Braunkohletagebauen große Ton- und Sandvorkommen anfielen und die Braunkohle die benötigte Energie lieferte.
Der meist im Tagebau gewonnene Ton ist im Rohzustand noch nicht verformbar und wird in Nass- oder Trockenaufbereitung stufenweise zerkleinert und gemischt. Die verformbaren Massen werden dann in Mauerziegel, Strangdachziegel, Hohlkörper, heute industriell meist mit Strangpressen, verformt.
Pressdachziegel werden aus vorgeformten Batzen auf Revolverpressen geformt. Bodenplatten werden im Trockenpressverfahren hergestellt. Dabei wird das Wasser in warmluftgeheizten Trockenanlagen entzogen.
Die Formlinge werden auf Ofenwagen gesetzt und in Durchlauföfen in einem genau auf die Rohmasse abgestimmten Verfahren bei Temperaturen um 950 oder 1200 °C (Sinterbrand) gebrannt.
Als Brennstoff dient meist Gas oder Öl. Durch die Steuerung des Sauerstoffanteils im Brennraum lässt sich durch chemische Vorgänge vor allem der Eisenoxide im Rohstoff – oxidierender (rot) oder reduzierender (schwarz) Brand – die Farbe des Brenngutes beeinflussen.
Geschichte
Ursprünglich wurden Ziegel in Feldbrandziegeleien und in Schachtöfen gebrannt. Im Jahre 1859 erhielt der Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann (1818–1900) in Preußen und Österreich ein Patent auf den Hoffmannschen Ringofen, das ihm die Rechte an der Erfindung eines ringförmigen Ofens zum ununterbrochenen Brennen aller Arten von Ziegeln, Tonwaren, Kalk, Gips und dergleichen sicherte. Der Ringofen revolutionierte die Ziegelindustrie des 19. Jahrhunderts und ermöglichte eine vorher nie gekannte Steigerung der Ziegelproduktion. Seitdem änderte sich das Bild der Häuser von grau (Schilf- und Strohdach, Strauch-, Holz-, Lehmwände) zu rot (Dachpfannen, Ziegelhaus, weniger Feuergefahr). Ziegelrohre ermöglichen Kanalisation sowie unterirdische Drainage und Entwässerung von Feldern.
Heute werden die verschiedenen Ziegelprodukte überwiegend in Tunnelöfen kontinuierlich gebrannt. Hierbei werden die getrockneten Formlinge in einem durchströmbaren Verbund auf feuerfeste Tunnelofenwagen gesetzt und in einem definierten Brennprozess gebrannt.
Der weltweit größte Ziegelhersteller ist der österreichische Konzern Wienerberger. Die größten Hersteller in Deutschland sind Creaton, Braas, Erlus und die Dachziegelwerke Nelskamp. Neben diesen großen Herstellern gab es viele mittelständischer Ziegelhersteller, deren Anzahl jedoch rückläufig ist. Dazu gehören Gebr. Laumans Ziegelwerke oder die Dachkeramik Meyer-Holsen GmbH.
Alle Hersteller sind im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V. organisiert. Der Bundesverband gliedert sich in die Fachverbände Nord, Nordwest, Südwest, Ziegel Zentrum Süd und den Bayrischen Ziegelindustrieverband.
Herstellung in einer Dampfziegelei
Nachfolgend wird der Produktionsablauf in einer Dampfziegelei zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben. Die Produktion läuft in modernen Anlagen im Wesentlichen noch immer so ab.
Alle Geräte einer mechanisierten Ziegelei wurden früher von Dampfmaschinen angetrieben. Nachdem der Ton in der nahe der Ziegelei befindlichen Grube gefördert wurde, wurde dieser auf einer Schräge mittels Aufzug und Aufzugbrücke dem Brechwalzwerk zugeführt. Innerhalb der Ziegelei wurde der Ton zur Sümpfe transportiert, wo er mit Wasser vermischt und unerwünschte Bestandteile wie Wurzeln, Pflanzenteile und Geröll ausgewaschen wurden. Der Ton setzte sich als Tonschlamm am Boden der Sümpfe ab. Der gereinigte Ton wurde im Weiteren geschnitten, ausgewalzt und zu Ziegeln gepresst. Mit einem Aufzug wurden die feuchten Ziegel in Trockenräume oberhalb des Ringofens transportiert. Nach der Trocknung wurden diese mit dem Aufzug dem Ringofen zugeführt.[1][2]
Weblinks
Belege
- Ziegelfabrikation (Zeno.org)
- Als Beispiel für den Betrieb einer Dampfziegelei im Landkreis Altenkirchen vgl. Thomas A. Bartolosch: Die Ringofen-Dampfziegelei Christian Sohn, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 59 (2016), S. 211–218.