Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (* 24. Juli 1664 in Neuburg an der Donau; † 18. April 1732 in Breslau) war von 1683 bis zu seinem Tod Fürstbischof von Breslau, 1685 bis 1719 Oberlandeshauptmann in Schlesien, seit 1694 auch Bischof von Worms, Hochmeister des Deutschen Ordens und Fürstpropst von Ellwangen, 1716 bis 1729 Kurfürst und Erzbischof von Trier und seit 1729 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Seine Schwester Eleonore (1655–1720) war die Ehefrau des Kaisers Leopold.
Leben
Herkunft und Jugend
Franz Ludwig wurde als neuntes von siebzehn Kindern des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz und Elisabeth Amalie Magdalena von Hessen-Darmstadt geboren. Er war ein Bruder der Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm (1658–1716) und Karl III. Philipp (1661–1742), sowie des Fürstbischofs von Augsburg, Alexander Sigismund von Pfalz-Neuburg (1663–1737). Seine älteste Schwester Eleonore von Pfalz-Neuburg war die Gemahlin Kaiser Leopolds I. und die Mutter der späteren Kaiser Joseph I. und Karl VI. Andere Schwestern wurden Königinnen von Spanien und Portugal.
Seine humanistische Erziehung wurde von den Barmherzigen Brüdern und den Jesuiten am väterlichen Hofe in Düsseldorf und Neuburg geprägt. Im Alter von 14 Jahren erhielt er ein Kanonikat in Olmütz, ein Jahr später solche in Münster, Speyer und Straßburg. Eine Priesterweihe hatte er nie erhalten. Weitere hohe Kirchenämter folgten:
Fürstbischof von Breslau
Für dieses Amt war eigentlich Franz-Ludwigs Bruder Wolfgang Georg Friedrich vorgesehen, dieser starb jedoch noch vor der Wahl. Mit Unterstützung des Wiener Hofes – Franz Ludwigs Schwester Eleonore Magdalene war die dritte Gemahlin Kaiser Leopolds I. – wurde er 1683 zum Fürstbischof von Breslau gewählt, das sein Lebensmittelpunkt werden sollte. Schon zwei Jahre später wurde er kaiserlicher Oberlandeshauptmann von Schlesien, womit er für Jahrzehnte die oberste geistliche und weltliche Macht besaß. Erst 1687 erfolgte die Subdiakonatsweihe. Für das Fürstbistum Breslau führte er 1694 eine Neuordnung des Priesterseminars durch, gründete 1702 die Universität Breslau „Leopoldina“, 1711 das Hospital der Barmherzigen Brüder und 1702 das kurfürstliche Waisenhaus „Orphanotropheum“. In Neisse ließ er das Kreuzherrenstift und 1729 den Neubau der bischöflichen Residenz errichten. In Ottmachau wurde unter seiner Herrschaft die baufällige Pfarrkirche St. Nikolaus abgerissen und eine neue Barockkirche erbaut sowie 1706–1707 das sogenannte Niederschloss errichtet.
Bischof von Worms
In der Nachfolge seines 1694 verstorbenen Bruders Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg wurde er Bischof von Worms. Er veranlasste u. a. die Restaurierung des Wormser Doms und stiftete ein Waisenhaus. Auch dieses Amt behielt er bis an sein Lebensende.
Hochmeister des Deutschen Ordens
Das Amt des Hochmeisters erhielt er 1694 ebenfalls in der Nachfolge seines Bruders Ludwig Anton. Er veranlasste die Reorganisation des Ordens und kämpfte gegen die widerrechtliche Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum König von Preußen, das ein Lehen des Deutschen Ordens war. In der Position des Hochmeisters stiftete Franz Ludwig das kaiserliche Infanterie-Regiment „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“. Im Jahr 1710 ließ er das etwa 400 Jahre alte Deutschordenshaus in Weinheim als Barockbau neu aufbauen, 1730 das Deutschordenshaus in Mainz als prachtvolles Barockpalais errichten. Obwohl Oberhaupt des Ordens, legte er niemals Profess ab.
Fürstpropst von Ellwangen
Auch hier wurde er 1694 Nachfolger seines verstorbenen Bruders Ludwig Anton. Er führte eine Justizreform durch, veranlasste eine neue Wald- und Jagdordnung und erneuerte die Hofratsordnung. 1702–1729 wurde das Jesuitenkolleg und die Jesuitenkirche errichtet. 1709–1729 wurde die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg wieder aufgebaut, die im Jahr 1709 nach einem Blitzschlag ausgebrannt war.
Erzbischof von Trier
1716–1729 bekleidete er das Amt des Kurfürsten und Erzbischofs von Trier und ordnete insbesondere die Gerichtsbarkeit des Bistums. Unter seiner Herrschaft wurde das zerstörte Trier wieder aufgebaut, die Moselbrücke errichtet und der Trierer Dom barockisiert.
Erzbischof von Mainz
Nachdem Franz Ludwig bereits 1710 zum Koadjutor des Reichserzkanzlerstiftes Mainz bestellt worden war, wurde er 1729 in der Nachfolge von Lothar Franz von Schönborn Kurfürst und Erzbischof von Mainz, damit auch Erzkanzler und somit der höchste Würdenträger des Reiches nach dem Kaiser. Da beide Kurfürstenämter in einer Hand zu vereinen gegen Reichsrecht verstieß, musste er ein Kurfürst-Erzbistum aufgeben; Franz-Ludwig entschied sich gegen Trier und für das prestigeträchtigere Mainz. Auch in Mainz begann er mit Reformen im administrativen und rechtlichen Bereich.
Von einer Wienreise zurückgekehrt, starb Franz Ludwig überraschend am 18. April 1732 in Breslau. Schon 1716 bis 1724 ließ er am Breslauer Dom nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach die Kurfürsten-Kapelle als sein Mausoleum errichten, in der er bestattet wurde.
Wappen
Die Prunkwappen des Franz Ludwig von der Pfalz-Neuburg dokumentieren in beeindruckender Weise den Umfang seines territorialen Besitzes.[1]
- Bischofswappen
- Deutschordenshaus in Weinheim
- Pfarrhaus in Ellwangen, erbaut 1717
Bedeutung
Obwohl er – bei gleichzeitigem Besitz von fünf geistlichen Würden – keine höheren Weihen erlangte, gehört Franz Ludwig zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Reichskirche des frühen 18. Jahrhunderts. In allen Gebieten, denen er vorstand, veranlasste er zahlreiche administrative und juristische Reformen, kämpfte für die Belange der Kirche und unterstützte die gegenreformatorischen Maßnahmen. 1724 beteiligte er sich an der Wittelsbacher Hausunion. Daneben war er ein großer Kunstförderer.
Vorfahren
Philipp Ludwig (Pfalz-Neuburg) (1547–1614) | |||||||||||||
Wolfgang Wilhelm (Pfalz-Neuburg) (1578–1653) | |||||||||||||
Anna von Jülich-Kleve-Berg (1552–1632) | |||||||||||||
Philipp Wilhelm (Pfalz) (1615–1690) | |||||||||||||
Wilhelm V. (Bayern) (1548–1626) | |||||||||||||
Magdalene von Bayern (1587–1628) | |||||||||||||
Renata von Lothringen (1544–1602) | |||||||||||||
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg | |||||||||||||
Ludwig V. (Hessen-Darmstadt) (1577–1626) | |||||||||||||
Georg II. (Hessen-Darmstadt) (1605–1661) | |||||||||||||
Magdalena von Brandenburg (1582–1616) | |||||||||||||
Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt (1635–1709) | |||||||||||||
Johann Georg I. (Sachsen) (1585–1656) | |||||||||||||
Sophie Eleonore von Sachsen (1609–1671) | |||||||||||||
Magdalena Sibylle von Preußen (1586–1659) | |||||||||||||
Literatur
- Leopold von Eltester: Franz Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 307 f.
- Anton Brück: Franz Ludwig, Pfalzgraf von Neuburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 369 f. (Digitalisat).
- Karl Kastner: Breslauer Bischöfe. Ostdeutsche Verlags-Anstalt, Breslau 1929.
- Friedrich Maria Illert: Fürstbischof Franz Ludwig, der Erneuerer des Bistums Worms. Zu seinem Gedächtnis an seinem 200. Todestag. In: Der Wormsgau 1, 1926/33, S. 340–343
- Josef Johannes Schmid: Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 1231–1237.