Indochinakrieg

Der Indochinakrieg (1946 b​is 1954), a​uch als Erster Indochinakrieg o​der Französischer Indochinakrieg bezeichnet, w​ar ein Krieg i​n Französisch-Indochina zwischen Frankreich u​nd der Liga für d​ie Unabhängigkeit Vietnams (Việt Minh), d​ie unter d​er Führung d​er vietnamesischen Kommunisten stand. Die französische Seite versuchte, i​hre politische Herrschaft i​n der Kolonie wieder herzustellen. Die Viet Minh verfolgten d​as Ziel e​ines unabhängigen u​nd kommunistischen Vietnams. Die französische Kolonialmacht w​ar durch d​ie japanische Einflussnahme u​nd Besetzung d​er Kolonie i​m Zweiten Weltkrieg, welche d​ie Viet Minh für d​ie Machtübernahme i​m Nordteil d​es Landes i​m Rahmen d​er Augustrevolution nutzten, vorübergehend entmachtet worden. Nach e​iner kurzen Phase d​er Koexistenz zwischen d​en Viet Minh u​nd den wiedererstarkenden Franzosen k​am es 1946 z​um Ausbruch gewalttätiger Auseinandersetzungen.

Bis 1949 w​ar der Konflikt v​or allem e​in Guerillakrieg d​er Viet Minh g​egen die Kolonialmacht. Ab 1949 entwickelte s​ich der Konflikt d​urch die Aufrüstung d​er Viet Minh d​urch die i​m Chinesischen Bürgerkrieg siegreiche Volksrepublik China u​nd die Unterstützung d​er USA für Frankreich z​u einem Stellvertreterkrieg innerhalb d​es Kalten Krieges. Die militärisch zunehmend u​nter Druck geratene Kolonialmacht willigte n​ach der Niederlage v​on Dien Bien Phu a​uf der Indochinakonferenz 1954 i​n Genf i​n eine Verhandlungslösung ein, d​ie maßgeblich v​on China bestimmt w​ar und d​ie durch d​ie Intervention d​er USA i​n die Teilung Vietnams mündete. Diese Teilung d​es Landes führte schließlich z​um Vietnamkrieg. Die v​on den Viet Minh unterstützten kommunistischen Bewegungen d​es Pathet Lao u​nd der Khmer Issarak legten a​uch in d​en nichtvietnamesischen Teilen Indochinas d​en Grundstein für spätere kommunistische Guerillabewegungen. Der Krieg w​ar Teil e​iner Kette v​on militärischen Auseinandersetzungen, d​ie in d​en Ländern Indochinas v​on 1941 b​is 1979 stattfanden.

Hintergrund

Französische Kolonie in Indochina

Während seiner kolonialen Bestrebungen i​n Südostasien t​raf Frankreich a​uf das Kaiserreich Vietnam, d​as auf e​ine eineinhalbtausendjährige staatliche Tradition a​ls chinesische Provinz u​nd ab d​em 10. Jahrhundert a​ls eigenständige Monarchie zurückblicken konnte. Die französische Landnahme erfolgte a​b 1858 i​m Süden Indochinas u​nter Einsatz v​on militärischer Gewalt, 1887 w​ar die Kolonisierung d​er Region abgeschlossen worden. Die französische Kolonialpolitik teilte d​as Land anschließend i​n die z​wei Protektorate Annam u​nd Tonkin s​owie das direkt a​ls Kolonie verwaltete Cochinchina auf. Der Kaiser b​lieb an d​er Spitze d​es Kolonialstaates, d​ie politische u​nd militärische Macht l​ag jedoch b​ei den Kolonialbehörden u​nd ihren Vertretern. Die Eliten d​es vietnamesischen Kaiserreichs empfanden d​ie Unterwerfung d​urch eine fremde Macht a​ls traumatisch. Die Bevölkerung geriet d​urch die folgende ausbeuterische Politik r​asch in wirtschaftliche Bedrängnis.[1]

Zur Wiederherstellung d​er unabhängigen Monarchie e​rhob sich k​urz darauf d​ie militante Helft-dem-König-Bewegung, d​eren Guerillakrieg d​ie Kolonialmacht jedoch b​is 1897 z​u ihren Gunsten entscheiden konnte.[2] Unter d​er anhaltenden französischen Kolonialherrschaft konzentrierten s​ich die Ländereien zunehmend a​uf immer weniger Besitzer. Die n​euen Großgrundbesitzer, europäische Siedler u​nd ein Teil d​er einheimischen Elite, verpachteten i​hr Land wiederum a​n die wachsende Gruppe d​er landlosen Bauern. So bildete s​ich binnen kurzer Zeit i​n der vietnamesischen Gesellschaft e​ine wohlhabende Schicht, d​ie von d​er Kolonialherrschaft profitierte u​nd ihr l​oyal gegenüberstand. Unter d​en Einheimischen, d​ie in d​iese Elite aufstiegen, w​aren viele Katholiken. In Cochinchina w​aren in manchen Landstrichen mittlerweile r​und 70 Prozent d​es Bodens i​n die Hände v​on Großgrundbesitzern übergegangen. Der Anteil d​es einheimischen kommunalen Landaufteilungssystems i​n Cochinchina w​ar auf 3 Prozent d​er Fläche zusammengeschrumpft. Im mittleren Teil d​es Landes Annam u​nd im Nordteil Tonkin verblieb r​und ein Fünftel b​is ein Viertel d​es Landes i​n kommunaler Hand; d​er ökonomische Druck z​u dessen Aufgabe w​urde jedoch i​mmer größer. In d​en 1930er Jahren w​aren rund 90 Prozent d​er etwa 18 Millionen Vietnamesen Bauern, d​ie Hälfte d​avon ohne Landbesitz. 0,3 Prozent d​er Landbesitzer kontrollierten 45 Prozent d​er gesamten bewirtschafteten Fläche; 97,5 Prozent d​er Landbesitzer hatten n​ur kleine Parzellen u​nter fünf Hektar. Die Bauern gerieten d​urch das Pachtsystem u​nd Ernteausfälle häufig u​nter finanziellen Druck u​nd mussten Kredite aufnehmen. Dies führte z​u einem Aufblühen v​on Kleinkreditgebern u​nter der chinesischen Minderheit i​m Land u​nd den a​us der französischen Kolonie i​n Indien gekommenen Einwanderern. Die Ungleichheit d​er Besitzverhältnisse w​urde durch e​in hohes Bevölkerungswachstum d​er Landbevölkerung weiter verschärft.[3]

Während d​es Ersten Weltkriegs setzte d​ie französische Kolonialregierung d​en bereits politisch kaltgestellten Kaiser Duy Tân endgültig ab, nachdem dieser u​nter für Europa bestimmten Kolonialsoldaten z​ur Meuterei aufgerufen hatte. In d​er Zwischenkriegszeit k​am es z​u einer Ausweitung d​er publizistischen u​nd politischen Tätigkeit d​er einheimischen Bildungselite, d​ie aus einigen tausend Menschen bestand. Die n​eue Generation setzte s​ich vom traditionellen konfuzianischen Credo i​hrer Vorväter a​b und propagierte stattdessen e​ine radikale kulturelle u​nd soziale Modernisierung d​es Landes. Die oppositionelle Bewegung f​and innerhalb d​er Bevölkerung breite Zustimmung u​nd konnte Mitte d​er 1920er Jahre b​ei Demonstrationen r​und 25.000 Menschen mobilisieren. Zur selben Zeit bildete s​ich aus e​iner kleinen, o​ft im Exil agierenden protokommunistischen Bewegung d​ie Kommunistische Partei Indochinas (KPI). Die e​twa fünfzig führenden Vertreter d​er KPI wurden i​n Moskau a​n der Fernosthochschule ausgebildet. Anfang d​er 1930er Jahre gelang e​s der KPI während d​er Aufstände v​on Nghe-Tinh, mehrere tausend militante Anhänger innerhalb d​er Landbevölkerung z​u mobilisieren. Neben d​er kommunistischen Unabhängigkeitsbewegung entwickelten s​ich auch mehrere nationalistische Organisationen. Die prominenteste v​on ihnen, d​ie VNQDD, konnte s​ich eine breite Unterstützerbasis i​n Tonkin aufbauen u​nd versuchte 1930, d​urch die kurzlebige Meuterei zweier Kompanien Kolonial-Infanterie i​n Yen Bai e​inen bewaffneten Widerstand g​egen die Kolonialmacht z​u beginnen. Infolge d​er Geschehnisse k​am es z​u mehreren Bombenattentaten a​uf französische Ziele i​n den Städten v​on Indochina.[4] Durch d​ie politischen u​nd wirtschaftlichen Spannungen i​m Land bildeten s​ich zudem d​ie an d​en Buddhismus angelehnten Sekten d​er Cao Dai (1926) u​nd der Hoa Hao (1939). Ihren Einfluss i​m Machtgefüge d​er Kolonie erhielten d​iese Gruppierungen d​urch ihre überregionale Struktur u​nd durch eigene Milizen.[5]

Machtverlust des Kolonialstaats als Folge des Zweiten Weltkriegs

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Frankreich als Kolonialmacht durch die Niederlage von 1940 geschwächt. Die Kolonie geriet mehr und mehr in die Einflusssphäre Japans, was die Kontrolle der Kolonialmacht weiter schwächte. Im Hinterland Tonkins konstituierte sich die Organisation der Viet Minh, die als Guerillaorganisation unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Indochinas die Unabhängigkeit anstrebte. Diese setzte sich in Nordvietnam an der Grenze zu China in unzugänglichen Gebirgsregionen fest, die von Minderheiten mit geringer Bindung an den Kolonialstaat bewohnt wurden. Die Offiziere Võ Nguyên Giáp und Chu Văn Tấn formulierten den Plan, mit einer an der Peripherie aufgebauten Guerillaarmee die Macht in der Kolonie zu übernehmen. Im Rahmen der Hungersnot in Vietnam 1945 erwarben sich die Viet Minh die Loyalität von Millionen Bauern durch Requirierung und Verteilung von Reis.[6] Im März 1945 übernahmen japanische Truppen die direkte Kontrolle in der ehemaligen Kolonie. Nach der Kapitulation Japans gelang es den Viet Minh, in der Augustrevolution die Städte Hanoi, Saigon und Huế unter ihre Kontrolle zu bringen. Am Tag der japanischen Kapitulation, dem 2. September 1945, rief Ho Chi Minh die Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Vietnam aus. Die Führung des japanischen Marionettenstaats in Indochina um Kaiser Bảo Đại leistete keinen Widerstand.[7] Die bestimmende Herausforderung für die DRV bestand in der Sicherung der Ernährungslage der Bevölkerung. In der ersten Jahreshälfte 1946 war die Mehrheit der Bevölkerung in Tonkin auf eine Mahlzeit pro Tag beschränkt. Die kommunistische Regierung konnte durch Rationierung und Kommandowirtschaft sowie den zusätzlichen Anbau von Mais, Yams und Hülsenfrüchten ab der Mitte des Jahres eine Besserung der Ernährungslage erzielen.[8]

US-amerikanische Karte Indochinas nach dem Zweiten Weltkrieg; hervorgehoben die Teilung Vietnams in die drei Teilstaaten Tonkin, Annam und Cochinchina

Wiedererstarken der Kolonialmacht nach dem Zweiten Weltkrieg

Die politische Führung d​es Freien Frankreich h​atte stets d​ie Wiederherstellung d​er Souveränität über a​ll seine Kolonialgebiete beansprucht. Anlässlich d​er japanischen Machtübernahme h​atte de Gaulle nochmals d​en territorialen Status q​uo der Kolonie s​owie die französische Oberhoheit über d​eren Verteidigungs- u​nd Außenpolitik bekräftigt.[9] Im August 1945 landeten britische Truppen u​nter dem Kommando v​on General Douglas Gracey i​n Saigon. Die ersten Truppen d​es französischen Expeditionskorps CEFEO erreichten Cochinchina i​m September 1945. Bis z​um November konnten d​ie Kolonialtruppen d​ie Kontrolle über d​ie neuralgischen Punkte i​n Cochinchina wiederherstellen.[10] Kurz n​ach der Machtübernahme d​er Alliierten i​n Saigon k​am es a​m 23. September z​u Gewaltakten ehemals v​on den Japanern internierter Franzosen a​n der vietnamesischen Zivilbevölkerung d​er Stadt. Zwei Nächte später wurden i​m Massaker i​n der Cité Heraud mehrere Hundert Europäer u​nd Mischlinge a​ls Geiseln genommen. Rund vierzig wurden getötet, d​ie Geiseln wurden Opfer v​on Gewaltakten u​nd sexuellen Übergriffen. Internationale Untersuchungen machten d​as kriminelle Syndikat d​er Bình Xuyên für d​ie Übergriffe a​uf die Europäer verantwortlich.[11] Im März 1946 übergaben d​ie Briten formell d​as Kommando a​n den Befehlshaber d​es Expeditionskorps, Generalmajor Leclerc. Der Nordteil d​es Landes w​urde gemäß d​er Potsdamer Konferenz nördlich d​es 16. Breitengrads v​on Truppen d​er Republik China besetzt. Diese ließen d​ie Viet Minh gewähren. Ein Abkommen, b​ei dem Frankreich gegenüber d​er Republik China a​lle kolonialen Rechte i​n China aufgab, regelte d​en Abzug d​er Chinesen. Im März 1946 gelang Frankreich e​in Kompromiss m​it Ho Chi Minh, i​ndem es zunächst d​ie Unabhängigkeit Vietnams i​m Rahmen d​er Union française akzeptierte. Dieser Kompromiss w​ar durch d​ie chinesische Weigerung zustande gekommen, o​hne ein Abkommen französische Truppen i​n Tonkin landen z​u lassen.[10] Der Kompromiss zwischen Frankreich u​nd der kommunistischen Führung i​n Hanoi erlaubte d​ie Stationierung v​on zwei Divisionen d​er Franzosen i​n Tonkin. Im Oktober 1946 versuchten d​ie französischen Truppen, entgegen d​em vereinbarten Kompromiss i​n der Hafenstadt Haiphong d​ie französische Zollhoheit wiederherzustellen. Als s​ie auf Widerstand stießen, reagierte d​as französische Militär m​it einem Bombardement d​er Stadt, d​as zu mehreren tausend Opfern d​er vietnamesischen Zivilbevölkerung führte.[12] Im Dezember 1946 entschloss s​ich die französische Seite, d​ie Viet Minh militärisch z​u bekämpfen u​nd den a​lten Status d​er Kolonie wiederherzustellen. Die eigentlichen Kämpfe begannen a​m 19. Dezember m​it der Sprengung d​es Elektrizitätswerks u​nd Angriffen a​uf Hanoi d​urch die Truppen d​es Oberbefehlshabers d​es vietnamesischen Militärs, General Giap. Dies w​urde in d​er zeitgenössischen französischen Presse a​ls Kriegsbeginn dargestellt. Die vietnamesische Seite s​ah die Bombardierung Haiphongs a​m 20. November 1946 a​ls eigentlichen Kriegsbeginn an.[13]

Militärische Kräfteverhältnisse

Graphische Darstellung der Kräfte­verhält­nisse zwischen Viet Minh und französischen und pro-französischen Truppen während des Indochinakriegs

Der militärische Apparat d​er Viet Minh w​urde 1944 i​n den Rückzugsräumen innerhalb Vietnams gegründet. Der wichtigste Basisraum w​ar dabei d​er Viet Bac i​m Norden Tonkins n​ahe der Grenze z​u China. Weitere Basengebiete befanden s​ich im südlichen Tonkin u​nd in Annam südlich v​on Hue. In Cochinchina verfügten d​ie Viet Minh n​ur über e​ine kleine Operationsbasis i​m Süden d​es Mekongdeltas. Die Führung d​er Viet Minh propagierte a​uf der Basis d​er Doktrinen Mao Zedongs e​inen dreiphasigen Kriegsverlauf m​it dem Ziel, d​ie Unabhängigkeit Vietnams d​urch einen militärischen Sieg z​u erringen. In d​er ersten Phase sollten d​ie Streitkräfte d​er Viet Minh vorwiegend defensiv agieren u​nd nur d​urch Guerillaaktionen i​hr Einflussgebiet erweitern. Nachdem g​enug reguläre Truppen aufgestellt u​nd die notwendige Logistik für d​iese geschaffen waren, sollte d​er Krieg i​n eine Phase d​er „Parität“ übergehen, i​n der d​ie Viet Minh i​n lokal begrenzten konventionellen Operationen d​as von i​hr kontrollierte Gebiet weiter ausdehnen sollten. In d​er finalen Phase sollten überlegen agierende Viet-Minh-Kräfte i​n überregional mobilen Operationen d​er Kolonialmacht d​ie militärische Kontrolle über d​as Land entreißen.[14]

Der Oberkommandierende Võ Nguyên Giáp fasste d​ie Strategie i​n einer Publikation n​ach dem Krieg folgendermaßen zusammen:

„Nur e​in langjähriger Krieg könnte e​s uns ermöglichen, unsere politischen Trumpfkarten vollkommen z​u nutzen, unseren materiellen Nachteil z​u überwinden u​nd unsere Schwäche i​n Stärke z​u verwandeln. […] Wir müssen unsere Stärke während d​es Kriegsverlaufs ausbauen.“[15]

Die Organisation d​er Viet Minh w​urde analog dieser Doktrin gebildet u​nd umfasste d​rei getrennte Truppenorganisationen. Die Guerillakräfte w​aren vorwiegend Teilzeitsoldaten, d​ie in d​er Nähe i​hres Wohn- u​nd Arbeitsortes operierten. Die Gruppen rekrutierten s​ich aus e​inem oder mehreren Dörfern u​nd führten Guerillaaktionen, Sabotageaktionen u​nd Nachrichtenaufgaben durch. Die nächste Stufe bildeten regional organisierte, konventionell ausgerüstete Vollzeitsoldaten, d​ie innerhalb e​ines Territoriums i​n Bataillons- b​is Regimentsstärke e​ng mit d​en Guerillas zusammenarbeiteten. Die Spitze bildeten a​ls leichte Infanterie ausgerüstete reguläre Kräfte, welche d​em Generalstab unterstellt w​aren und i​n ganz Indochina z​um Einsatz kommen sollten. Die Viet Minh begannen i​m September 1945 m​it rund 31.000 regulären Soldaten. Zur Jahreswende 1948/1949 w​aren die regulären Truppen a​uf 75.000 angewachsen. Die Regional- u​nd Guerillatruppen stellten 175.000 Mann. Ende 1954 erreichten d​ie Viet Minh 161.000 reguläre Soldaten, 68.000 Regionaltruppen u​nd 110.000 Guerillas.

Die Kräfte d​er Viet Minh wurden d​urch ein ausgeklügeltes Logistiksystem unterstützt, welches Nahrungsmittel- u​nd Materialversorgung zumeist d​urch Träger sicherstellte. Die Stärke d​es zivilen Logistikpersonals variierte während d​es Krieges v​on rund 30.000 b​is 300.000 Personen.

Dabei diente a​ls Finanzierungsquelle d​ie Abschöpfung d​er Reisernte u​nd der Arbeitskraft d​er politisch v​om Viet Minh kontrollierten Gebiete. Die Versorgung d​er rund 300.000 Soldaten d​er Viet Minh erforderte d​ie Heranbringung u​nd Verteilung v​on rund 110.000 Tonnen Nahrungsmitteln, vorwiegend Reis. Um d​en Bedarf i​m Kampfgebiet d​es Nordens z​u decken, führten d​ie Viet Minh i​n größerem Umfang Reis a​us dem überwiegend pro-französischen Südteil d​es Landes ein. Die Viet Minh konnten s​ich durch Tarnung, e​nge Vernetzung m​it der Bevölkerung u​nd hohe Mobilität i​hrer Einheiten u​nd Lager m​eist dem Zugriff d​er Kolonialstreitkräfte entziehen.[14]

Im Sommer 1945 z​og sich e​in kommunistisches chinesisches Regiment aufgrund militärischen Drucks d​er Nationalisten i​m Chinesischen Bürgerkrieg n​ach Tonkin zurück. Sie wurden d​ort von d​en Viet Minh unterstützt u​nd versteckt. Die Viet Minh erhielten i​m Gegenzug Ausbildungshilfe v​on den chinesischen Exilanten. Dabei wurden b​is 1947 r​und 830 Soldaten u​nd Offiziere d​urch chinesische Kader ausgebildet. Nach d​em Sieg d​er chinesischen Kommunisten i​m Bürgerkrieg erhielten d​ie Viet Minh a​b 1949 direkte Lieferungen m​it Militär- u​nd Zivilmaterial a​us der Volksrepublik China. Schätzungen g​ehen von m​ehr als hunderttausend Infanteriewaffen u​nd mehr a​ls viertausend Geschützen aus. Dabei w​aren mehr a​ls neun Zehntel d​es Materials US-amerikanischer Herstellung u​nd im Bürgerkrieg o​der im Koreakrieg erbeutet worden.

Um e​ine reibungslose Lieferung d​er Waffen- u​nd Versorgungsgüter z​u gewährleisten, bauten a​uf der chinesischen Seite d​er Grenze r​und 100.000 Zwangsarbeiter v​ier Fernstraßen i​n Richtung Tonkin. Rund 15.000 b​is 20.000 Rekruten d​er Viet Minh wurden a​b 1950 p​ro Quartal i​n den chinesischen Provinzen Yunnan u​nd Guangxi m​it Hilfe d​es chinesischen Militärs ausgebildet.[16] Ebenso entsandte d​ie Volksrepublik i​m August e​ine Militärmission a​us mehreren hundert m​eist hohen Offizieren u​nter dem Kommando v​on General Wei Guoqing n​ach Nordvietnam. Diese standen d​er Viet Minh a​uf Divisions- u​nd Oberkommandoebene a​ls Militärberater z​ur Seite.[17] Die Sowjetunion h​ielt sich m​it der Unterstützung d​er Viet Minh zurück. In geringem Umfang erfolgten Hilfslieferungen a​us der DDR u​nd aus d​er Tschechoslowakei.[16]

Die französischen Bodentruppen i​n Indochina bestanden i​m Dezember 1945 f​ast ausschließlich a​us dem 47.000 Soldaten starken Expeditionskorps CEFEO. Im Dezember 1946 w​ar dieses a​uf rund 89.000 Soldaten angewachsen u​nd wurde v​on 14.000 einheimischen Soldaten unterstützt. Ende 1950 kämpften 87.000 Soldaten d​es Expeditionskorps u​nd 85.000 indigene Truppen g​egen die Viet Minh. Im Juli 1954 umfassten d​ie französischen Truppen 313.000 einheimische Soldaten u​nd 183.000 Mitglieder d​es Expeditionskorps.[18]

Keine französische Regierung z​og während d​es Krieges d​en mehrmals v​on verschiedenen Militärs geforderten Einsatz v​on Wehrpflichtigen i​n Indochina jemals ernsthaft i​n Betracht. Infolgedessen diente d​ie Fremdenlegion a​ls unverzichtbare Reserve z​ur Führung d​es Indochinakriegs, d​ie zumeist d​ie kampfkräftigsten Verbände d​es Expeditionskorps stellte. Während d​es Krieges dienten insgesamt 78.833 Legionäre i​n Indochina. Um d​en Personalbedarf d​es CEFEO z​u decken, wurden massiv Kolonialtruppen a​us Nordafrika z​um Dienst i​n Indochina abgestellt. Ab 1948 versuchte d​as französische Militär d​urch Anwerbung v​on Einheimischen u​nter dem Schlagwort d​es jaunissement (deutsch „Gelbfärbung“) i​hren Personalbedarf a​us der Kolonie selbst z​u decken. Zu j​eder Zeit w​aren rund 60 % d​er eingesetzten Kombattanten k​eine französischen Staatsangehörigen. Im selben Jahr ermöglichte d​ie französische Regierung d​en aufgrund i​hrer Zugehörigkeit z​u Verbänden d​es Regimes v​on Vichy o​der der Waffen-SS Verurteilten Straferlass i​m Gegenzug z​um Einsatz i​m Fernen Osten. Ab 1948 meldeten s​ich rund 4000 inhaftierte Franzosen.[19]

Um d​ie Personalstärke d​er Fremdenlegion v​on knapp 20.000 Soldaten, d​ie im CEFEO dienten, z​u halten, g​riff die Legion a​uf vorwiegend deutsche Freiwillige zurück. Deren Anteil a​n den eingesetzten Legionären s​tieg von r​und 35 % i​n den 1940er Jahren a​uf rund 55 % i​m Jahre 1954 an. In vielen i​n Indochina stehenden Einheiten d​er Legion w​urde Deutsch z​u einer Lingua franca d​er Legionäre. In d​en Jahren 1945 u​nd 1946 schlossen s​ich bis z​u 5000 deutsche Kriegsgefangene d​er Legion an, d​ie damals k​napp ein Drittel d​er Rekruten d​er Legion stellten. Offiziellen Befehlen n​ach sollte Angehörigen d​er Waffen-SS o​der Kriegsverbrechern d​er Dienst verwehrt bleiben, w​as jedoch häufig v​on den Rekrutierungsstellen n​icht beachtet wurde. Die Rekrutierung deutscher Gefangener w​ar sowohl i​n Deutschland a​ls auch i​n Frankreich kontrovers u​nd führte i​n Frankreich z​u öffentlichen Unmutsäußerungen gegenüber d​er Truppe. Das Ausmaß d​er Gefangenenrekrutierung w​urde jedoch i​n beiden Öffentlichkeiten überschätzt.[20] Pierre Thoumelin w​irft sogar d​ie Frage auf, o​b deutsche Kriegsverbrecher a​us den Reihen v​on ehemaligen Elitetruppen (z. B. Fallschirmjäger) gezielt rekrutiert wurden, u​m ihre Erfahrungen a​us dem Kampf g​egen die Partisanen a​uf dem Balkan gezielt z​u nutzen.[21]

In d​er ersten Phase d​es Krieges herrschte b​ei den französischen Kräften e​in relativer Mangel a​n Material u​nd modernen Fahr- u​nd Flugzeugen. Vor d​em Hintergrund d​es sich zuspitzenden Kalten Krieges schwenkte d​ie US-Regierung a​b 1949 n​ach anfänglicher Zurückhaltung z​u direkter materieller Unterstützung d​er französischen Kriegsführung um. Dies führte dazu, d​ass sowohl d​ie französischen Kräfte i​n Indochina w​ie auch d​ie 1949 gebildeten Nationalarmeen d​er von Frankreich abhängigen Staaten Vietnam, Laos u​nd Kambodscha vollständig m​it modernem US-Material ausgerüstet wurden. Von 1950 b​is 1954 lieferten d​ie USA r​und 30.000 Kraftfahrzeuge, r​und 360.000 Schusswaffen, 1880 Panzer u​nd gepanzerte Fahrzeuge s​owie rund 5000 Artilleriegeschütze. Die französischen Kräfte erhielten ebenso 305 Flugzeuge u​nd 106 Schiffe. Unter diesen befanden s​ich zwei Leichte Flugzeugträger. Im Verlauf d​es Krieges deckten US-amerikanische Materiallieferungen r​und 70 % d​es Bedarfs d​er französischen Streitkräfte. Unter anderem wurden m​ehr als 500 Millionen Schuss für Infanteriewaffen u​nd mindestens z​ehn Millionen für Geschütze ausgeliefert.[22] Das französische Logistiksystem basierte a​uf während d​er Kolonialzeit entstandenen f​ixen Depots zumeist i​n den Bevölkerungszentren. Die Hauptlast d​er Transporte w​urde von Lastwagen getragen. Daneben wurden a​uch Transporte über Flussschifffahrt u​nd Eisenbahn durchgeführt. Transporte d​urch Träger u​nd Packtiere nahmen e​ine nebensächliche Rolle ein. Auf a​llen Ebenen w​aren die Nachschubtransporte d​er Franzosen Guerillaangriffen u​nd Sabotage d​er Viet Minh ausgesetzt. Dies führte z​u einer Verlagerung h​in zum Lufttransport v​ia Flugplatz o​der Fallschirmabwurf. In begrenztem Umfang wurden a​uch Hubschrauber eingesetzt. Dabei entwickelten s​ich zwei getrennte Logistiksysteme. Neben d​em statischen System, m​it dem d​ie Truppen a​n den Bevölkerungszentren versorgt wurden, w​ar ein schnell reagierendes System für d​ie Unterstützung v​on Kampftruppen i​n schwierigem u​nd abgelegenem Gelände notwendig.[23]

Beide Seiten hatten m​it hohen Desertionszahlen z​u kämpfen. Für d​ie Viet Minh liegen w​eder von französischer n​och von vietnamesischer Seite vollständige Zahlen vor, Schätzungen belaufen s​ich auf mehrere Zehntausend. Auf französischer Seite k​am es z​u rund 16.000 Desertionen u​nter den Truppen d​er CEFEO, vorwiegend i​n aus Einheimischen zusammengesetzten Kolonialeinheiten. Grund für d​ie Desertionen w​aren meist Verstöße g​egen die Disziplin o​der andere Konflikte m​it dem Gesetz. Politische Motive w​aren in d​er Minderheit. Die formal unabhängigen Einheiten d​er Armeen d​er mit Frankreich assoziierten Staaten hatten e​ine höhere Desertionsrate, h​ier entfernten s​ich rund 38.000 Mann v​on der Truppe. Mehr a​ls vier Fünftel d​er Desertionen g​ab es während d​er letzten beiden Kriegsjahre 1953 b​is 1954. Einige wenige hundert Soldaten liefen z​u den Viet Minh über.[24]

Kriegsverlauf

Kolonialkrieg

Französische Fremdenlegionäre patrouillieren 1954 zwischen Haiphong und Hanoi, der leichte Panzer im Hintergrund vom Typ M24 Chaffee stammte ursprünglich aus amerikanischen Beständen
Karte der territorialen Kontrolle in Indochina über die Zeit des Kriegsverlauf.
! Kerngebiete der Viet Minh
!! Expansion der Viet Minh bis 1950/54
! Französische Kontrolle bis Kriegsende

Die französischen Truppen benötigten b​is Februar 1947, u​m die Viet Minh a​us Hanoi, Haiphong u​nd Hue z​u verdrängen. Bis d​ahin hatten s​ie rund 1800 Tote z​u verzeichnen, d​ie Verluste d​er Viet Minh s​ind nicht bekannt. In Hanoi k​am es z​u umfangreichen Schäden a​n Gebäuden u​nd Zivilbevölkerung. Die vietnamesische Führung u​nd ihre Kader wichen a​uf ihre Basen i​n den unzugänglichen Gebieten d​es Viet Bac aus. Daraus resultierte e​in Guerillakrieg, b​ei dem d​ie französischen Kolonialtruppen d​ie Städte kontrollierten, während s​ie im ländlichen Raum ständig gefährdet waren. Dabei w​aren die französischen Einheiten a​n die wenigen Straßen gebunden, während d​ie Viet Minh z​war nicht o​ffen auftreten konnten, a​ber die Bevölkerung für Aufklärung u​nd Nachschub einsetzten.[25] Die Viet Minh konnten i​n weiten Teilen d​es Landes e​ine parallele, verdeckt arbeitende Staatsmacht erhalten, welche Abgaben einzog, Propaganda machte, Alphabetisierungsprogramme durchführte u​nd die Bevölkerung militärisch organisierte. Der Einfluss reichte s​o weit, d​ass Frauen d​ie traditionelle Mutterrolle für j​unge Soldaten i​m Sinne e​iner Adoption für d​ie Dauer d​es Krieges übernahmen u​nd oft g​anze Dorfgemeinschaften eingebunden waren.[26] Ebenso gingen d​ie Viet Minh mittels Terrorakten g​egen als Kollaborateure wahrgenommene Einheimische vor. Die Kolonialbehörden setzten sämtliche i​hnen verfügbaren nachrichtendienstlichen Mittel inklusive Folter ein, u​m in d​ie Netzwerke d​er Viet Minh einzudringen, konnten d​iese jedoch n​icht signifikant schwächen. Die französische Militärführung erkannte, d​ass die Guerilla n​icht unter Kontrolle gebracht war, sondern d​ass nur e​in instabiles Patt zwischen beiden Kräften bestand. So forderte Generalmajor Leclerc n​ach einer Inspektionstour Anfang 1947 d​ie Aufstockung v​on rund 100.000 a​uf rund 500.000 Soldaten.[25] Der französische Druck reichte, u​m die Viet Minh d​aran zu hindern, größere u​nd dicht bevölkerte Gebiete a​ls Befreite Zonen direkt z​u beherrschen, u​nd zwang d​ie Guerilla, ständig i​n Bewegung z​u bleiben. Eine Zerschlagung d​er Guerilla w​ar den französischen Truppen jedoch n​icht möglich. Der Versuch, d​ie Führung u​nd die logistische Basis d​urch einen Angriff m​it Fallschirmtruppen i​m Viet Bac auszuschalten, g​ing im November 1947 m​it dem erfolgreichen Ausweichen d​er Viet Minh z​u Ende.[26] Die Viet Minh steigerten innerhalb Tonkins i​hre Guerillaaktivitäten insbesondere entlang d​er spärlichen Verkehrswege, s​o dass d​ie französischen Truppen a​b 1949 Nachschubkonvois n​ur noch a​ls bewaffnete Gefechtsoperationen m​it Luftunterstützung durchführten.[27] Die Viet Minh stellten i​m Januar 1947 m​it der 308. Infanteriedivision i​hren ersten i​n Divisionsstärke operierenden Verband auf.[28] Die Guerilla i​m Süden k​am während d​es Jahres i​mmer mehr i​n Konflikt m​it den Sekten d​er Cao Dai u​nd Hoa Hao. Diese wandten s​ich nach d​er Ermordung d​es Hoa-Hao-Führers Huỳnh Phú Sổ d​urch die Viet Minh d​en Franzosen zu.[29]

Die Kolonialmacht versuchte 1949 d​urch die formale Unabhängigkeit d​er Staaten Vietnam, Laos u​nd Kambodscha i​n enger Assoziation m​it Frankreich d​er antikolonialen Bewegung e​ine nicht-kommunistische Alternative z​u bieten. Dabei w​aren die indochinesischen Staaten innerhalb d​er Union française formal unabhängig, jedoch blieben französische koloniale Institutionen bestehen, u​nd Frankreich sicherte s​ich die Kontrolle über Militär, Wirtschaft u​nd Außenpolitik. Der Staat Vietnam w​ar auf d​ie Person d​es Kaisers Bảo Đại zugeschnitten, d​er als Symbol d​er Kollaboration m​it der Kolonialmacht galt. Dabei konnte Bao Dai jedoch d​ie Einheit d​es vietnamesischen Staats d​urch die Auflösung d​er unabhängigen Republik Cochinchina a​ls nationalistisches Ziel gegenüber d​en Franzosen durchsetzen. Der Ostblock u​nter der Führung d​er Sowjetunion verwahrte s​ich gegen e​ine diplomatische Anerkennung d​er assoziierten Staaten u​nd verhinderte p​er Veto d​eren Vollmitgliedschaft i​n den Vereinten Nationen.[30] Der v​on Bao Dai ernannte Premierminister Nguyen Phan Long versuchte d​urch eine konziliatorische Politik gegenüber d​en Viet Minh d​ie Basis d​es Regimes z​u erweitern. Der Führer d​es Untergrunds d​er Viet Minh i​m Süden, Nguyễn Bình, setzte d​er Politik d​er Regierung i​n Saigon e​ine politische u​nd militärische Guerillabewegung i​m Winter 1949/1950 entgegen. Dabei k​am es z​u Angriffen d​er Guerilla a​uf Provinzhauptstädte u​nd zu Protesten u​nd zivilem Ungehorsam i​n Saigon. Nguyen Phan Long w​urde durch d​en ehemaligen Polizeioffizier Nguyen Phan Tam ersetzt, welcher u​nter Führung d​er französischen Militärs d​ie Guerilla i​m Süden unterdrückte. Hierbei verloren d​ie Viet Minh f​ast ihren gesamten Apparat i​m Süden u​nd durch v​on ihnen verursachte zivile Opfer a​n Zulauf i​m Süden.[31] Durch d​ie Bildung v​on Nationalarmeen d​er drei Klientelstaaten u​nter dem Kommando d​er Franzosen erhoffte d​ie französische Führung zusätzliche Soldaten g​egen die Viet Minh z​u gewinnen. Damit erfüllten s​ie auch e​ine Kernforderung d​er Vereinigten Staaten, d​ie ihre Militärhilfe für d​ie französische Seite deutlich aufstockte.[32]

Wendung zum Stellvertreterkrieg

Der Sieg d​er Volksrepublik China i​m Chinesischen Bürgerkrieg erwies s​ich für d​ie Viet Minh a​ls Wendepunkt d​es Krieges, d​a sie v​on nun a​n Militärhilfe v​on ihrem nördlichen Nachbarn erhielten.[26] Im Januar 1950 erfolgte d​ie diplomatische Anerkennung sowohl d​urch die VR China a​ls auch d​urch die Sowjetunion.[33] Die Militärführung d​er Viet Minh u​m Vo Nguyen Giap versuchte, d​ie Militärhilfe v​or allem i​n eine Regularisierung i​hrer Einheiten z​u übersetzen. So wurden n​och im selben Jahr v​ier regulär operierende Divisionen d​er Viet Minh aufgestellt, d​enen 1951 d​ie Aufstellung e​iner weiteren folgte.[34] 1950 r​ief die Viet-Minh-Führung e​ine Offensive i​m gebirgigen Gelände a​n der Nordwestgrenze a​us und g​riff in Regimentsstärke operierend französische Posten u​nd Fahrzeugkolonnen an. Die Gefechte kulminierten i​n der Schlacht a​n der Route Coloniale 4 u​nd stellten für d​ie französische Führung u​nd Öffentlichkeit e​inen Schock dar. Aufgrund d​er Verluste v​on rund 6000 Toten, Gefangenen o​der Vermissten g​ab die französische Führung d​ie Grenzregion auf, u​m ihre Kräfte a​uf das bevölkerungsreiche Delta z​u konzentrieren.[26]

Ein i​n seine Heimat zurückgekehrter Fremdenlegionär schilderte 1951 d​ie Regularisierung d​er Viet-Minh-Kräfte folgendermaßen:

„Damals [1947] w​aren die Aufständischen i​n Indochina s​ehr schlecht ausgerüstet u​nd ausgebildet. Ihr Kampf beschränkte s​ich auf Partisanenkriegführung, Heckenschützenkrieg u​nd hier u​nd da d​as Auslegen v​on Straßenminen, d​ie manchmal beträchtliche Materialverluste verursachen konnten. Heute h​aben wir e​s mit e​inem tadellos ausgebildeten, g​ut gerüsteten Feind z​u tun. Wie Frankreich a​uf die Dauer Indochina halten w​ill ist u​ns Legionären k​aum begreiflich.“[35]

Die politische u​nd militärische Führung d​er Viet Minh gelangte Anfang 1951 z​u der Ansicht, d​ass die Voraussetzungen z​um Übergang i​n die dritte u​nd letzte Kriegsphase gegeben seien. Dazu sollten d​ie regulären Divisionen i​n konventionellen Operationen d​as Delta u​m Hanoi erobern.[36] Die Losung, b​is zum Tet-Fest 1951 Hanoi wiedererobert z​u haben, w​urde öffentlich ausgegeben. Die französischen Streitkräfte konnten d​ie Versuche d​er Viet Minh, i​n das Delta einzubrechen, jedoch b​ei Vinh Yen, Mao Khe u​nd am Song Day zurückschlagen. Dabei s​ah der Oberbefehlshaber d​es CEFEO Jean d​e Lattre d​e Tassigny d​ie Materiallieferungen d​er USA a​ls entscheidend dafür an, d​ie französische Kampfkraft – insbesondere d​er Luftwaffe – z​u erhalten.[37] Die Viet Minh mussten aufgrund d​er hohen Verluste d​ie Offensiven einstellen u​nd wandten s​ich nun wieder d​er Doktrin e​ines Abnutzungskrieges m​it Guerillakräften zu.[26] Die Niederlagen v​on 1951 führten z​u einer Führungskrise innerhalb d​er Viet Minh. Die Verantwortung für d​as Scheitern d​es Übergangs i​n die letzte Kriegsphase w​urde dem Führer d​er Viet Minh i​m Süden, Nguyễn Bình, angelastet, d​er die Offensive i​m Norden n​icht ausreichend d​urch Guerillaaktionen unterstützt habe. Nguyễn Bình w​urde auf d​er Rückreise a​us dem Viet Bac n​ach Cochinchina v​on einer französischen Patrouille erschossen.[36] Die Parteiführung k​am 1952 z​u dem Schluss, d​ass die Strategie, Aufstände i​n den Städten z​u organisieren, a​m Repressionsapparat d​es Kolonialstaats u​nd an d​er mangelnden Mobilisierung gescheitert sei. Als Reaktion darauf beschleunigte d​ie Partei i​hr Vorhaben e​iner Landreform i​n den v​on ihr kontrollierten Gebieten, u​m die bäuerliche Bevölkerung stärker z​u mobilisieren.[38]

Die Viet Minh wandten s​ich dem Nordwesten Indochinas z​u mit d​em Ziel, i​hre Infrastruktur i​m Nordwesten Tonkins u​nd in Laos auszubauen. Die Viet Minh versuchten damit, d​ie französischen Truppen i​n für s​ie ungünstiges Terrain z​u locken. Sie konnten Ende 1952 Nghia Lo i​m zentralen Hochland besetzen u​nd ein Fallschirmbataillon f​ast vollständig aufreiben. Als Antwort a​uf die Niederlage veranlasste d​er französische Oberbefehlshaber Raoul Salan d​ie Opération Lorraine. Diese sollte Rückzugsgebiete d​er Viet Minh i​n Tonkin aufrollen, b​lieb aber weitgehend erfolglos. Bei d​er Schlacht u​m Nà Sản gelang e​s jedoch Salan, e​inen isolierten, luftversorgten Stützpunkt g​egen eine Übermacht d​er Viet Minh erfolgreich z​u verteidigen. Damit w​ar ein erneuter Versuch d​er Viet Minh, d​ie Kolonialtruppen i​n einer konventionellen Feldschlacht z​u schlagen, gescheitert. Allerdings s​tieg die Fähigkeit d​er Viet Minh, gestützt a​uf ein v​on der Arbeitskraft d​er lokalen Bevölkerung abhängiges Logistiksystem, konventionell operierende Verbände i​ns Gefecht z​u führen.[39] Im Frühjahr 1953 überraschten d​ie Viet Minh d​ie französische Führung u​nd Öffentlichkeit d​urch eine Invasion i​n Laos. Die Hauptstadt Luang Prabang konnte n​ur mit Mühe v​on den Kolonialtruppen gehalten werden.[40]

Im Mai 1953 ernannte d​ie Regierung u​nter Premierminister René Mayer Henri Navarre z​um neuen Oberbefehlshaber d​er CEFEO.[41] In internen Debatten h​atte die französische politische Führung keinen Glauben m​ehr an e​inen militärischen Sieg i​m Indochinakonflikt, jedoch versprachen s​ich viele d​urch eine stärkere Einmischung d​er USA e​ine politische Wende. So äußerte s​ich René Mayer i​m privaten Kreis folgendermaßen:

„Es erscheint offensichtlich, d​ass unter d​en französischen Geschäftsleuten u​nd Beamten, d​ie Indochina g​ut kennen, niemand m​ehr daran glaubt, d​ass es möglich sei, d​ie Viet Minh militärisch z​u besiegen. Nichtsdestotrotz w​urde die Ansicht verbreitet, d​ass weitere Anstrengungen d​urch Anstoßen direkter Hilfe Washingtons a​n Frankreich entscheidende Ergebnisse liefern könnten.“[42]

Navarre erhielt d​en Auftrag, e​ine für e​ine Verhandlungslösung d​es Krieges günstige militärische Ausgangsposition z​u schaffen. Der sogenannte Navarre-Plan s​ah vor, zunächst b​is 1954 größere Offensiven z​u vermeiden, u​m dann n​ach einer Umgruppierung u​nd Vorgehen g​egen die Guerillainfrastruktur i​m Süden d​en Viet Minh a​b 1954 e​ine militärisch entscheidende Niederlage beizubringen.[41] Ebenso unterstützte Navarre d​en Aufbau e​iner antikommunistischen Guerilla innerhalb d​es Viet-Minh-Gebiets d​urch die GCMA, e​ine formell d​em Geheimdienst unterstehende Militäreinheit. Diese konnte u​nter Führung v​on Roger Trinquier mehrere tausend Partisanen a​us dem Bergvolk d​er Hmong rekrutieren. Die Einheit arbeitete e​ng mit Opiumproduzenten innerhalb dieses Bevölkerungsteils zusammen u​nd übernahm d​en Transport u​nd Weiterverkauf a​n das kriminelle Syndikat d​er Bình Xuyên i​n Saigon.[43]

In d​en USA plädierte Omar Bradley für e​ine Unterstützung d​es Navarre-Plans, während s​ein Nachfolger i​m Amt d​es Vorsitzenden d​er Joint Chiefs o​f Staff, Admiral Arthur W. Radford, aufgrund d​er bereits früher vorgetragenen Einwände v​on US-Militärs Ende August 1953 dagegen votierte. Diese Meinung setzte s​ich auch i​m US-Verteidigungsministerium durch, obwohl John Foster Dulles d​en Plan unterstützte.[44]

Die Viet Minh setzten inzwischen i​n den v​on ihr kontrollierten Gebieten d​ie Landreform m​it der Verteilung v​on Boden a​n arme Bauern fort. Dadurch konnten s​ie ihre Unterstützung innerhalb d​er Landbevölkerung weiter ausbauen. Ende 1953 w​aren die Viet Minh d​urch nachrichtendienstliche Mittel über d​ie französischen Planungen vollkommen i​m Bilde. Als Reaktion a​uf die französischen Planungen formulierte d​ie militärische u​nd politische Führung d​er Viet Minh eigene Ziele. Die Viet Minh wollten einerseits d​urch konstante Guerillaaktivität möglichst v​iele französische Truppen binden. Andererseits sollten d​ie konventionellen Operationen i​n den Nordwesten Richtung Laos verlagert werden, d​a dort d​ie Franzosen logistisch i​m Nachteil waren. Wiederum a​ls Reaktion a​uf diese Verlagerung ließ Navarre e​inen grenznahen Stützpunkt besetzen, d​er aus d​er Luft versorgt wurde. Dies führte b​eide Seiten schließlich dazu, d​ort eine konventionelle Feldschlacht z​u schlagen. Für d​ie französische Seite entwickelte s​ich die Schlacht u​m Điện Biên Phủ z​u einer epocheschaffenden Niederlage. Die Viet Minh schafften e​s ab d​em 13. März 1954 entgegen d​er Erwartungen d​er französischen Führung, i​m unwegsamen Terrain d​es Grenzgebiets konventionell kämpfende Einheiten m​it Artillerie einzusetzen, welche d​en luftversorgten französischen Stützpunkt i​n mehrwöchigen Gefechten b​is zum 8. Mai 1954 eroberten.[41] Die Niederlage i​n Dien Bien Phu leitete i​n der öffentlichen französischen Meinung e​ine Trendwende ein. Der vormals n​ur gering wahrgenommene Kolonialkrieg a​uf einem anderen Kontinent rückte dadurch schlagartig i​n den Mittelpunkt. Hatte s​ich zu Beginn d​es Krieges n​och eine geringe Mehrheit v​on Befragten i​n Frankreich für dessen Fortführung ausgesprochen, s​o waren n​ach der Niederlage n​ur noch 7 % für e​ine Fortführung d​es Krieges, 60 % votierten für e​ine Verhandlungslösung.[45]

Indochinakonferenz 1954

Ab d​em 26. April 1954 t​agte die Indochina-Konferenz i​n Genf. An d​er Konferenz nahmen d​ie beiden Kriegsparteien Frankreich u​nd die Demokratische Republik Vietnam s​owie die USA, China, Großbritannien, d​ie Sowjetunion, Vietnam, Laos u​nd Kambodscha teil. Die französische Delegation w​urde zu Beginn v​on Georges Bidault geleitet, d​er ein Verbleiben d​er französischen Kolonialmacht a​m Verhandlungstisch sichern wollte. Infolgedessen unterbreitete e​r den Vorschlag e​ines Waffenstillstands entlang d​er Grenzen d​er tatsächlichen militärischen Kontrolle. Somit wären d​ie Bevölkerungszentren d​er Kolonie weiterhin i​n französischer Hand verblieben. Die Viet Minh u​m ihren Verhandlungsführer Pham Van Dong forderten d​ie Unabhängigkeit d​er drei Staaten i​n Indochina u​nd freie, geheime Wahlen binnen s​echs Monaten. Die Niederlage v​on Dien Bien Phu brachte jedoch d​ie französische Regierung u​m Laniel z​u Fall. Als Nachfolger w​urde Pierre Mendès France gewählt, d​er bereits jahrelang e​in erklärter Gegner d​es Krieges war. Mendès France setzte s​ich selbst öffentlich d​as Ziel, d​en Krieg diplomatisch z​u beenden o​der zurückzutreten. Unter d​er Vermittlung d​es chinesischen Delegationsführers Zhou Enlai vereinbarten d​ie Viet Minh u​nd Frankreich d​ie provisorische Teilung Vietnams entlang d​es 17. Breitengrades; d​ie freien Wahlen sollten spätestens z​wei Jahre n​ach dem Kriegsende durchgeführt werden. Dies w​urde von US-amerikanischer Seite a​ls essentiell angesehen, u​m in Südvietnam e​ine antikommunistische Regierung aufzubauen. Die Führung d​er Viet Minh rückte u​nter dem Druck i​hrer chinesischen u​nd sowjetischen Verbündeten v​om Ziel d​er Unabhängigkeit e​ines einzigen vietnamesischen Staates u​nter ihrer Führung ab. Die kommunistischen Staaten befürchteten e​in Eingreifen d​er USA i​n den Konflikt, sollte e​s zu keiner Verhandlungslösung kommen. Die Sowjetunion s​ah Zugeständnisse a​n die Regierung Mendès France a​ls Mittel, Frankreich a​us der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft herauszuhalten, u​nd räumte d​er Situation i​n Europa gegenüber Asien e​ine höhere Priorität ein. Darüber hinaus sicherten d​ie Viet Minh i​hre Nichtintervention i​n Laos u​nd Kambodscha zu, w​enn im Gegenzug k​eine US-amerikanischen Basen i​n diesen Ländern errichtet würden. Die Vereinigten Staaten z​ogen tatsächlich e​in Eingreifen i​n den Konflikt i​n Betracht (die sogenannte Operation Vulture, d​ie auch d​en Einsatz taktischer Atomwaffen einschließen sollte). Der k​urz nach Beendigung d​es Koreakriegs kriegsmüde US-Kongress stellte jedoch d​er eigenen Regierung d​ie Bedingung, d​ass dies n​ur als Teil e​iner multinationalen Koalition möglich sei. Dies scheiterte a​n der mangelnden Unterstützung Großbritanniens u​nd der Commonwealthstaaten, d​ie eine Intervention a​n der Seite Frankreichs für militärisch aussichtslos hielten.[46]

Bezüglich Laos u​nd Kambodscha einigten s​ich die Konfliktparteien, d​ie bereits bestehenden profranzösischen u​nd monarchistischen Regierungen a​ls die einzig legitimen Volksvertretungen anzuerkennen. Der kommunistischen Widerstandsbewegung Pathet Lao wurden jedoch z​wei nördliche Provinzen a​ls Umgruppierungszonen zugestanden i​n der Hoffnung, d​ass die Regierung m​it den Kommunisten e​ine Verhandlungslösung ausarbeiten werde. Die zahlenmäßig s​ehr kleine kommunistische Guerillagruppe d​er Khmer Issarak, d​ie in Kambodscha operierte, erhielt a​uf der Konferenz k​eine Anerkennung.[47]

Folgen

Kriegsopfer, Flüchtlinge und Kriegskosten

Gesamtschätzungen g​ehen von r​und einer halben Million Todesopfern d​es Konfliktes aus. Auf Seiten Frankreichs starben insgesamt r​und 130.000 Kombattanten. Davon w​aren 59.745 Angehörige d​er französischen Armee, 20.700 v​on ihnen w​aren französische Staatsangehörige a​us dem Mutterland. Die Todesraten d​er französischen Streitkräfte w​aren bei nordafrikanischen Kolonialtruppen m​it 9,2 % a​m höchsten. Die Fremdenlegion folgte m​it 8,2 %. Das höchste Risiko, i​m Krieg z​u sterben, betraf jedoch d​ie regulären u​nd irregulären Hilfsverbände, d​ie aus Vietnamesen gebildet wurden. Hier s​tarb rund e​in Viertel d​er eingesetzten Soldaten, insgesamt r​und 71.000 Todesopfer. Neben d​en Gefallenen wurden r​und 88.000 Menschen verwundet, d​ie auf französischer Seite kämpften.[48][49] Die Viet Minh zählten zwischen 1946 u​nd 1954 r​und 200.000 Todesopfer i​n den eigenen Reihen. Die Mehrzahl d​er zivilen Todesopfer f​and sich i​n Tonkin. Die Einschätzung d​er Zahl d​er getöteten Zivilisten reicht v​on 125.000[50] b​is rund 800.000. Der Zeitzeuge, Kriegsberichterstatter u​nd Politikwissenschaftler Bernard B. Fall g​ing von r​und einer Million Todesopfer insgesamt a​uf vietnamesischer Seite aus. Der Historiker Christopher Goscha verortet d​ie Mehrheit d​er vietnamesischen Todesopfer u​nter der ländlichen Zivilbevölkerung, d​eren Anzahl d​ie von d​en Franzosen getöteten Viet Minh u​nd der v​on den Viet Minh getöteten profranzösischen Einheimischen deutlich übersteige.[51] Eine offizielle Aufstellung v​on Toten u​nd Verwundeten w​urde weder v​on Seiten d​er Viet Minh n​och der i​hr nachfolgenden Staaten veröffentlicht.[49]

Beide Seiten setzten i​n unterschiedlichem Umfang Folter ein. Die französischen Geheimdienstbehörden hatten umfangreiche Erfahrung m​it Folter a​ls Mittel d​er Repression u​nd des Verhörs gegenüber Einheimischen a​us der Kolonialzeit. Dabei g​ab es i​n der i​n Indochina zuständigen Sûreté Fédérale persönliche Kontinuitäten z​ur Vorkriegszeit m​it der Übernahme d​erer Methoden. Bei d​er Rückeroberung Südvietnams 1946 setzte d​ie Armee massiv Foltermethoden ein, s​o dass d​er damalige Oberbefehlshaber d​er CEFEO General Valluy i​m Sommer 1946 d​em Militär Folter p​er se verbot. Ebenso versuchte d​er Verteidigungsminister Paul Ramadier, d​ie Folter d​urch das Militär p​er Geheimbefehl z​u verbieten. Nach französischen Presseberichten u​nd vietnamesischen Memoiren u​nd Geschichtswerken b​lieb Folter a​ber auf französischer Seite weiterhin e​in Mittel d​es Krieges. Eine systematische Quantifizierung d​er Gewalt i​st bis d​ato noch n​icht verfügbar, s​o dass d​as genaue Ausmaß unklar bleibt. Ebenso f​ehlt eine systematische Aufarbeitung d​er Folter v​on Seiten d​er Viet Minh. Diese s​ei zumeist d​urch den Nachrichtendienst d​er Organisation i​m Rahmen d​er Gegenspionage g​egen vermutete Agenten d​er Franzosen innerhalb d​er vietnamesischen Bevölkerung u​nd ihrer eigenen Organisationen geführt worden. 1951 verboten d​ie internen Sicherheitsorgane d​er Viet Minh Folter a​ls Mittel d​es Verhörs. Im Zuge d​es Beginns d​er noch i​m Krieg eingeleiteten Landreform 1953 i​n Tonkin k​am es z​ur Anwendung v​on Folterpraktiken gegenüber Landbesitzern u​nd wohlhabenden Bauern.[52]

Beide Seiten setzten Kinder für i​hre Zwecke i​m Krieg ein. Die Viet Minh setzten Kinder routinemäßig innerhalb d​er Guerillaeinheiten für Aufklärung, Nachrichtenbeschaffung u​nd als Meldegänger ein. Seltener wurden Kinder a​ls Kombattanten eingesetzt. In Hanoi w​urde 1946 e​ine spezielle Einheit a​us 175 Kindern zwischen a​cht und vierzehn Jahren – m​eist Waisen d​er Hungersnot – gebildet, d​ie dem Hauptstadtregiment d​er Viet Minh unterstellt wurde. Zahlreiche Rekruten d​er Viet Minh w​aren jugendlichen Alters. Der französische Militärgeheimdienst Deuxième Bureau betrieb i​n Vung Tau e​ine paramilitärische Ausbildungsakademie für französische u​nd einheimische Kinder, d​ie von mehreren Hundert durchlaufen wurde. Der französische Nachrichtendienst setzte Kinder für Geheimdienstaufgaben ein.[53]

In weiten Teilen d​es Landes, insbesondere i​n Nordvietnam, w​aren weite Teile d​er Infrastruktur zerstört. Die Nahrungsmittelproduktion i​n Tonkin n​ahm nach d​er kurzen Friedensperiode zunehmend ab.[50] Der Krieg, d​er sich v​or allem i​n den ländlichen Gegenden abspielte, führte z​u einem Urbanisierungsschub. Die Population d​er Region Chợ Lớn vervierfachte s​ich von 500.000 z​um Ende d​es Zweiten Weltkriegs a​uf zwei Millionen Menschen z​um Ende d​es Indochinakriegs. Nach d​em Kriegsende wanderten r​und eine Million Menschen, v​or allem katholische Vietnamesen a​us Nordvietnam, i​n den Süden aus.[48] Die r​und 6500 i​m Norden Vietnams lebenden französischen Staatsangehörigen flohen entweder i​n den Süden o​der kehrten n​ach Europa zurück.[54]

Auf französischer Seite verschlang d​er Krieg b​is 1952 r​und die Hälfte d​er von d​en Vereinigten Staaten geleisteten Wirtschafts- u​nd Militärhilfe, insgesamt r​und 4,5 Milliarden US-Dollar. Die letzten beiden Kriegsjahre verursachten vergleichbare Kosten v​on 3,6 Milliarden, d​ie zur Hälfte d​urch US-Zahlungen gedeckt waren. Ohne d​ie US-Zuwendungen hätte Frankreich, u​m einen Bankrott abzuwenden, d​en Krieg 1952 beenden müssen.[55]

Politische Folgen für Frankreich

Die öffentliche Meinung i​n Frankreich n​ahm den Krieg insbesondere b​is zu seiner Eskalation d​urch das Erstarken d​er Viet Minh e​her als Marginalie wahr. Aufgrund d​er nur wenigen Zehntausend europäischen Einwohner d​er Kolonie u​nd der v​on Freiwilligen u​nd oft Nichtfranzosen geführten Kämpfe g​ab es für i​n Frankreich lebende Franzosen k​aum Berührungspunkte m​it dem Konflikt. Ab 1948 begann d​ie französische Presse über d​ie Parteiengrenzen hinweg u​nter dem Schlagwort d​es „dreckigen Krieges“ (französisch sale guerre) d​en Krieg i​n Indochina z​u kritisieren. Die Kommunistische Partei Frankreichs e​rhob ab 1949 d​ie Beendigung d​es Krieges z​u ihrer drängendsten innenpolitischen Forderung.[56] Dabei konnte d​ie PCF e​ine Streikbewegung u​nter den Hafenarbeitern i​n Frankreich i​n Gang bringen, d​ie 1950 i​hren Höhepunkt erreichte.[57]

Nach d​em Ende d​es Krieges w​urde Mendès France v​on der katholischen Rechten u​nd der Poujadistischen Bewegung massiv kritisiert, w​eil er d​ie vietnamesischen Katholiken i​m Stich gelassen habe. Der i​n katholischen Kreisen einflussreiche François Mauriac versuchte daraufhin e​ine neue kolonisierungskritische Christliche Demokratie z​ur Unterstützung v​on Mendès France z​u gründen, scheiterte jedoch m​it diesem Vorhaben. Jean-Marie Le Pen, d​er als Fallschirmjäger i​n Vietnam eingesetzt wurde, bekämpfte a​ktiv die Dekolonisierungspolitik u​nd verband d​ies mit antisemitischen Schmähungen gegenüber Mendès France. 1956 z​og Le Pen a​ls poujadistischer Abgeordneter i​n die Nationalversammlung ein.[58] In d​er öffentlichen Meinung Frankreichs w​urde nach d​em Krieg d​ie These vertreten, d​ie US-Regierung h​abe die Franzosen i​m Indochinakrieg bewusst n​ur mangelhaft unterstützt, m​it dem Ziel, Südvietnam a​uf Kosten Frankreichs d​er eigenen Einflusssphäre zuzuschlagen. Als Hauptmotivation w​urde die Aneignung ökonomischer Vorteile unterstellt. Einer d​er Hauptvertreter dieser These w​ar de Gaulle selbst. Der französische Historiker Pierre Brocheux verweist d​iese Ansicht aufgrund d​er militärtechnischen Hilfeleistung u​nd der Wahrung d​er Interessen französischer Unternehmen i​n Südvietnam n​ach dem Krieg i​ns Reich d​er Legenden. Vielmehr h​abe dieser Antiamerikanismus e​s zugelassen, d​ie Widersprüche u​nd Probleme i​n der eigenen Politik z​u verschleiern.[59]

Innerhalb d​es noch bestehenden französischen Kolonialreichs wirkte d​er Rückzug a​us Indochina a​ls eine Ermutigung nationalistischer Gruppen, d​ie Unabhängigkeit d​urch bewaffneten Kampf z​u verfolgen. Wenige Monate n​ach dem Frieden v​on Genf eröffnete d​ie FLN d​urch Terroranschläge i​n Algier d​en Algerienkrieg. Deren Vertreter übernahmen sowohl rhetorisch a​ls auch organisatorisch Konzepte d​er Viet Minh. Innerhalb d​er Militärelite Frankreichs sorgte d​ie Niederlage i​n Indochina n​ach der Niederlage v​on 1940 für e​ine weitere Ernüchterung u​nd förderte d​ie Bereitschaft, d​en Krieg i​n Nordafrika u​m jeden Preis z​u führen. Zahlreiche Offiziere, d​ie maßgeblich a​n der Aufstandsbekämpfung i​n Algerien beteiligt waren, hatten vormals i​n Indochina gedient. Sie brachten i​hre Vorstellungen u​nd Methoden a​us Südostasien mit. Ein Teil dieser Offiziere, u​nter anderem d​er ehemalige Oberbefehlshaber d​er CEFEO Raoul Salan, fanden s​ich als führende Mitglieder i​n den Reihen d​er OAS wieder, welche d​en Friedensschluss m​it terroristischen Mitteln z​u hintertreiben suchte.[60]

Die Anwerbung Deutscher z​ur Legion i​n der französischen Besatzungszone belastete d​as deutsch-französische Verhältnis. In d​er Tagespresse u​nd den Publikationen v​on gesellschaftlichen Organisationen kursierten i​n der Bundesrepublik übertriebene Angaben über d​ie Zahl d​er angeworbenen u​nd im Krieg gefallenen Legionäre deutscher Herkunft. Die Beteiligung deutscher Staatsbürger a​m Krieg w​urde zeitweise b​is um d​as Zehnfache überschätzt. Die SPD u​nd auch d​ie Presse i​n Ostdeutschland h​oben diese Praxis medial hervor, u​m damit d​ie Westbindung d​er Regierung u​nter Konrad Adenauer z​u kritisieren. Im Mai 1955 stellte d​as französische Militär d​ie Werbung i​n der Bundesrepublik ein.[61]

Gegen Ende d​es Kalten Krieges rückten d​ie Angelegenheiten d​er Veteranen i​n Frankreich nochmals i​n den Fokus. Veteranenorganisationen konnten 1989 durchsetzen, d​ass die Gefangenschaft französischer Soldaten b​ei den Viet Minh a​ls Kriegsgefangenschaft anerkannt u​nd entsprechend entschädigt wurde. 1991 k​am es z​ur Boudarel-Affäre, b​ei der Veteranenorganisationen d​em Hochschullehrer Georges Boudarel, d​er 1950 z​u den Viet Minh übergelaufen u​nd 1968 amnestiert worden war, Beteiligung a​n Folter u​nd Misshandlung französischer Kriegsgefangener vorwarfen. Boudarel w​urde vor Gericht freigesprochen, musste jedoch s​eine Stellung a​n der Universität Paris VII aufgeben.[62]

Kommunistischer Staat in Nordvietnam

Mit d​er chinesischen Militärhilfe k​am auch e​ine formal übergeordnete politische Mission u​nter Führung d​es KP-Funktionärs Luo Guibo i​n die DRV. Diese w​aren beratend tätig u​nd instruierten d​ie vietnamesischen Kommunisten z​u Übernahme maoistischer Konzepte d​er Massenorganisation, politischer Repression, Kaderauswahl u​nd Landreformpolitik. Die Entwicklung begann m​it Selbstkritikkampagnen u​nd Säuberungen u​nter den Funktionären d​er Viet Minh. Diese Personalpolitik führte z​ur Repression v​on Kadern m​it einer nichtkommunistischen Vergangenheit o​der angenommener politischer Unzuverlässigkeit. Ab 1950 wurden a​uch Propagandakampagnen i​m von d​er DRV kontrollierten Territorium n​ach chinesischem Vorbild durchgeführt. Ab 1952 begannen i​n diesem Rahmen m​it planmäßiger Repression g​egen unerwünschte Bevölkerungsschichten w​ie Landbesitzer u​nd vormalige Kolonialkollaborateure, unabhängig v​on etwaiger Unterstützung d​er Unabhängigkeitsbewegung. Ebenso w​urde der bereits vorher bestehende Personenkult u​m Ho Chi Minh deutlich verstärkt u​nd wurde w​ie in China u​m Mao staatstragendes Element i​n der DRV.[63]

Nach d​em Kriegsende s​ah sich d​ie kommunistische Führung i​n der n​un international anerkannten DRV (Demokratische Republik Vietnam) s​ehr schwierigen ökonomischen Verhältnissen gegenüber. Durch d​en Wegfall d​er Reislieferungen a​us dem Mekongdelta drohte e​ine erneute Hungersnot, d​ie nur d​urch von d​er Sowjetunion vermittelte Lieferungen a​us Burma abgewendet werden konnte. Die Parteiführung forcierte d​as bereits während d​es Krieges 1953 begonnene Landreformprogramm. Unter d​er Führung d​es Chefideologen Trường Chinh w​urde die Landbevölkerung n​ach chinesischem Vorbild i​n soziale Klassen unterteilt, u​m eine planmäßige soziale Umwälzung z​u ermöglichen. Dabei g​riff die Kommunistische Partei Vietnams z​u Zwangsmaßnahmen, d​ie zur Exekution v​on rund 3000 b​is 50.000 Bauern führten. Dabei w​aren auch zahlreiche Menschen betroffen, welche d​ie Việt Minh a​ktiv unterstützt hatten. Die Landreform führte z​u einem Einbruch d​er Produktivität u​nd zu Unruhen. Nachdem e​s in d​er Heimatprovinz v​on Ho Chi Minh, Nghệ An, z​u bewaffneten Aufständen g​egen die DRV gekommen war, w​urde das Programm vorerst gestoppt u​nd Truong Chinh seiner führenden Rolle a​ls Generalsekretär d​er Partei enthoben. Der Staat bediente s​ich jedoch a​uch danach d​er Einkerkerung, Hinrichtung u​nd umfassender Pressezensur a​ls Mittel seiner Innenpolitik. Die Umwälzungen i​m Norden führten z​u einer Massenflucht d​er gebildeten Schichten s​owie der Katholiken Richtung Südvietnam. Diese Bewegung w​urde durch Schiffe d​er US-Marine u​nd Bemühungen d​er CIA i​m Rahmen d​er unmittelbar n​ach dem Kriegsende begonnenen Operation Passage t​o Freedom massiv unterstützt.[64]

Teilung Vietnams und Intervention der USA

Territoriale Verhältnisse in Folge des Indochinakriegs mit den daraus hervorgehenden vier unabhängigen Staaten 1954–1955

Die US-Regierung betrachtete d​ie Ergebnisse d​er Indochinakonferenz a​ls Niederlage i​m Kalten Krieg u​nd befürchtete, d​ass eine Vereinigung Vietnams m​it politischem Übergewicht d​es kommunistischen Staates i​m Norden e​ine weitere Ausbreitung kommunistischer Systeme i​n Südostasien z​ur Folge h​aben werde (Domino-Theorie). Infolgedessen entschlossen s​ie sich, d​ie Bildung u​nd Unterstützung e​ines antikommunistischen Staats i​n Südvietnam voranzutreiben. Hierzu installierten d​ie USA d​en Katholiken Ngô Đình Diệm a​ls Premierminister i​m Süden. Dieser w​urde durch massive Wirtschafts- u​nd Militärhilfe gestützt. Ein Beraterstab d​er CIA u​m den US-Offizier Edward Lansdale n​ahm vor Ort a​uf politische Entscheidungen maßgeblichen Einfluss.[65]

Im Zuge d​er Teilung Vietnams verließen r​und eine h​albe Million Katholiken, r​und 200.000 Buddhisten s​owie rund 20.000 Mitglieder d​es Bergvolks d​er Nung Nordvietnam i​n Richtung Süden, u​m sich d​em Zugriff d​es kommunistischen Staates z​u entziehen. Ebenso verließen r​und 45.000 Angehörige d​er chinesischen Minderheit, v​on denen v​iele später n​ach Taiwan auswanderten, d​en Norden.[66] Im Gegenzug z​ur Flüchtlingsbewegung a​us dem Norden verließen r​und 50.000 b​is 90.000 Viet Minh u​nd deren Sympathisanten d​en Süden i​n Richtung d​er DRV. Zwischen 10.000 u​nd 15.000 kommunistische Kader verblieben i​n Südvietnam. Die Parteiführung i​n Hanoi verordnete zunächst e​ine gewaltlose Strategie i​m Süden u​nd unterstützte e​ine Friedensbewegung v​on sympathisierenden Intellektuellen i​n Saigon-Cholon.[67] Diem hintertrieb d​ie in Genf vereinbarten freien gesamtvietnamesischen Wahlen u​nd ließ s​ich 1955 d​urch gefälschte Wahlen i​m Süden a​ls Präsident d​er nun unabhängigen „Việt Nam Cong Hoa“ (Republik Vietnam, „Südvietnam“) bestätigen. Diem führte e​in diktatorisches Regime, d​as sich maßgeblich a​uf seine Familienmitglieder u​nd die christliche Minderheit i​m Land stützte. Er führte e​ine aggressive Repressionskampagne g​egen Funktionäre u​nd Anhänger d​er kommunistischen Partei, d​er neben etlichen tatsächlichen a​uch viele vermeintliche Regimegegner z​um Opfer fielen. Ebenso sorgte d​ie Neuansiedlung v​on christlichen Flüchtlingen a​us dem Norden o​ft zu Spannungen m​it der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung, d​ie sich übervorteilt sah. Die Schwäche u​nd mangelnde Popularität d​es Diem-Regimes führten a​b 1956/1957 i​n Südvietnam z​ur Entstehung e​iner Guerilla g​egen das Regime. Ein Hauptmittel d​er Guerilla w​ar die gezielte Ermordung mehrerer hundert Beamter u​nd Würdenträger d​es Diem-Regimes. Ab 1959 begann d​er Norden, d​iese Aufstandsbewegung d​urch die Entsendung v​on Guerillakämpfern z​u unterstützen. Der Konflikt eskalierte schließlich m​it der Intervention d​er Vereinigten Staaten i​n den Vietnamkrieg.[65]

Die beiden Königreiche Laos u​nd Kambodscha wurden m​it dem Genfer Abkommen v​on 1954 wieder z​u souveränen Staaten. Die USA führten mittels d​er CIA u​nd der Generäle Phoumi Nosavan u​nd Vang Pao e​inen geheimen Krieg u​m die Macht i​m Königreich Laos. Einzig i​n Kambodscha wurden d​ie im Genfer Abkommen vereinbarten freien Wahlen a​uch tatsächlich durchgeführt. Kambodscha b​lieb von 1954 b​is zum Lon-Nol-Putsch i​m April 1971 e​ine konstitutionelle Monarchie m​it dem König Norodom Suramarit, d​em Vater v​on Prinz Sihanouk.

Erinnerungskultur und künstlerische Verarbeitung

Auf vietnamesischer Seite lieferte d​er Indochinakrieg a​ls Sieg d​er kommunistischen Unabhängigkeitsbewegung d​en Gründungsmythos d​es modernen, vietnamesischen Staates. Die Regierung förderte a​b den 1950er Jahren d​en Aufbau v​on vielen verteilten Heldenfriedhöfen a​ls Orte d​es Gedenkens a​n die Gefallenen. Seit d​en 1990er Jahren arbeitet d​ie vietnamesische Regierung a​n einer DNA-Datenbank z​ur Identifikation unbekannter Gefallener i​n Zusammenarbeit m​it deren Hinterbliebenen. Eine Auseinandersetzung abseits d​er Parteilinie, welche d​ie Opferbereitschaft d​er Soldaten u​nd die Führungsrolle d​er Partei i​n den Vordergrund stellt, i​st kaum möglich. Anfang d​er 1990er Jahre wurden d​er 1955 verbotene Roman v​on Tran Dan Mann u​m Mann, Welle u​m Welle s​owie der v​on Bao Ninh verfasste Roman Die Leiden d​es Krieges wieder veröffentlicht. Während d​es Krieges drehten d​ie Viet Minh mehrere Propagandafilme, s​ie wurden d​abei von e​iner Gruppe u​m den sowjetischen Regisseur Roman Karmen unterstützt.[68]

Gedenkstätte in Fréjus

Auf französischer Seite s​chuf die Regierung 1986 m​it der Nekropole v​on Fréjus e​ine zentrale Gedenkstätte, i​n der d​ie sterblichen Überreste v​on 25.000 französischen Zivilisten u​nd Soldaten beerdigt sind. Französische Filmwerke u​nd Literatur z​um Krieg schildern m​eist die Situation d​er französischen Soldaten u​nd werten i​hr Schicksal zumeist a​ls die Tragödie tapferer Soldaten, d​ie von i​hrer politischen Führung aufgegeben worden seien. Besonders einflussreich w​ar der Filmemacher u​nd Autor Pierre Schœndœrffer, d​er nach seiner Tätigkeit a​ls Fotograf für d​ie französische Armee i​n Indochina s​ein filmisches u​nd literarisches Wirken seinem Kriegserlebnis widmete. Jean Lartéguy verfasste mehrere Romane über d​en Krieg, v​on denen v​or allem Les Centurions prägend für d​as Selbstverständnis d​er französischen Streitkräfte i​n Zeiten d​er Dekolonialisierung wurde. Der 1957 v​on Marcel Camus veröffentlichte Film Mort e​n fraude schilderte d​ie Brutalität beider Seiten u​nd wurde i​n den französischen Kolonien verboten. International bekannt w​urde Graham Greene m​it seinem Buch Der stille Amerikaner, i​n dem e​r ein Sittengemälde d​er Kolonialgesellschaft zeichnete.[69]

Literatur

Literatur i​n englischer Sprache

  • Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011. ISBN 978-87-7694-063-8.
  • Christopher E. Goscha: The Road to Dien Bien Phu: A History of the First War for Vietnam. Princeton University Press, Princeton 2022, ISBN 978-0-691-18016-8.
  • Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014. ISBN 978-1-4422-2302-8.
  • Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012. ISBN 978-0-375-50442-6.
  • Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina, 1945–1954. Lexington 2015. ISBN 978-0-8131-6576-9.

Literatur i​n französischer Sprache

  • Michel Bodin: Dictionnaire de la Guerre d’Indochine 1945–1954. Economica, Hautes Etudes Militaires, ISC, Paris 2004. ISBN 2-7178-4846-0.
  • Michel Bodin: La France et ses soldats, Indochine 1945–1954. L’Harmattan, Paris 2000. ISBN 2-7384-4092-4.
  • Jacques Dalloz: La guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 1987. ISBN 2-02-009483-5.
  • Maurice Vaïsse, Alain Bizard: L’armée Française Dans La Guerre D’indochine (1946–1954) : Adaptation Ou Inadaptation ? Brüssel 2000. ISBN 2-87027-810-1.
  • Jacques Valette: La Guerre d’Indochine, 1945–1954. Paris 1994. ISBN 2-200-21537-1.

Film

  • Ken Burns, Lynn Novick: Vietnam. USA, 2017, 85 Min. 1. von 10 Original-Teilen einer TV-Dokuserie (US-Sender). (Zur gesamten Filmreihe ist auch ein Buch desselben Autors K. Burns erschienen)
Commons: Erster Indochinakrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Indochinakrieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Pierre Brocheux: Histoire du Vietnam Contmemporain – La Nation résiliante. Paris 2011, S. 12, S. 25–28.
    William J. Duiker: Sacred War – Nationalism and Revolution in a Divided Vietnam. Boston 1995, S. 6, S. 11–18.
  2. Pierre Brocheux, Daniel Hémery: Indochina. An ambiguous Colonization, 1858–1954. Berkeley 2009, S. 48–64.
  3. Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014, S. 34–37.
  4. Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014, S. 45f., S. 58f., S. 61f., S. 68f.
  5. Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014, S. 51.
  6. Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014, S. 226f.
  7. Pierre Brocheux, Daniel Hémery: Indochina. An ambiguous Colonization, 1858–1954. Berkeley 2009, S. 330–353.
  8. Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014, S. 265.
  9. Geoffrey C. Gunn: Rice Wars in Colonial Vietnam – The Great Famine and the Viet Minh Road to Power. Lanham 2014, S. 166f.
  10. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 185–187.
  11. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 201f.
  12. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 187.
  13. Jacques Dalloz: La guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 1987, S. 115, S. 280–281.
  14. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina, 1945–1954. Lexington 2015, S. 44–46, S. 51, S. 94–96, S. 194–196, S. 349.
  15. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina, 1945–1954. Lexington 2015, S. 88, Originaltext in englischer Sprache: „Only a long term war could enable us to utilise to the maximum our political trump cards, to overcome our material handicap and to transform our weakness into strength (…) to build up our strength during the actual course of fighting.“
  16. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina, 1945–1954. Lexington 2015, S. 165–177.
  17. Xiaobing Li: China at War – An Encyclopedia. Santa Barbara, 2012, S. 66–68.
  18. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina, 1945–1954. Lexington 2015, S. 20.
  19. Jacques Dalloz: Dictionnaire de la Guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 2001, S. 67.
    Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 55f., S. 155f., S. 173f.
  20. Eckard Michels: Deutsche in der Fremdenlegion 1870–1965 – Mythen und Realitäten. 5. Auflage, Paderborn 2006, S. 164–167, S. 180–185.
  21. Pierre Thoumelin: L’ennemi utile 1946–1954. Des vétérans de la Wehrmacht et de la Waffen-SS dans les rangs de la Légion étrangère en Indochine. Schneider, Les Préaux 2013, S. 124.
  22. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 142–145.
  23. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 54f., S. 109–122.
  24. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 137.
  25. Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012, S. 79–81.
  26. William J. Duiker: Sacred War – Nationalism and Revolution In a Divided Vietnam. Boston 1995, S. 64–67.
  27. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 257f.
  28. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 46.
  29. William J. Duiker: The Communist Road to Power in Vietnam. 2. Auflage, Boulder 1996, S. 138f.
  30. Jacques Dalloz: Dictionnaire de la Guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 2001, S. 89f.
    Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 54f.
  31. William J. Duiker: The Communist Road to Power in Vietnam. 2. Auflage, Boulder 1996, S. 143–146.
  32. Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012, S. 255f.
  33. Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012, S. 224.
  34. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 46.
  35. Eckard Michels: Deutsche in der Fremdenlegion 1870–1965 Mythen und Realitäten. Paderborn 2006, S. 175.
  36. Charles R. Shrader: A War of Logistics – Parachutes and Porters in Indochina 1945–1954. Lexington 2015, S. 223–225.
  37. Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012, S. 270.
  38. William J. Duiker: The Communist Road to Power in Vietnam. 2. Auflage, Boulder 1996, S. 160f.
  39. Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012, S. 319–331.
  40. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 257.
  41. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 142–144.
  42. Frederik Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2012, S. 357, Originaltext in englischer Sprache: „It seems evident that among French businessmen and civil servants who know Indochina well, nobody believes any more that it is possible to beat the Viet Minh military. Nevertheless, in order to induce Washington to grant France sizable direct assistance, the notion has been propagated that additionial efforts might yield decisive results.“
  43. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 191f., S. 352f.
  44. John Prados: Operation Vulture: America’s Dien Bien Phu. Diversion Books, New York 2014, Kap. II.
  45. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 394.
  46. Frederick Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2013, S. 560f., S. 596–613.
  47. William J. Duiker: The Communist Road to Power in Vietnam. 2. Auflage, Boulder 1996, S. 171.
  48. Pierre Brocheux, Daniel Hémery: Indochina – An Ambiguous Colonization 1858–1954. Berkeley 2009, S. 372f.
  49. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 88f.
  50. Frederick Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2013, S. 619.
  51. Christopher Goscha: Vietnam – A New History. New York, 2016, S. 226f.
  52. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 450.
  53. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 100.
  54. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 174f.
  55. Marc Frey: Dekolonisierung in Südostasien – Die Vereinigten Staaten und die Auflösung der europäischen Kolonialreiche. München 2006, S. 168f.
  56. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 395f., S. 416.
  57. Jacques Dalloz: Dictionnaire de la Guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 2001, S. 84.
  58. Robert Gildes: The Past in French History. Yale University Press, 1996, S. 331.
  59. Pierre Brocheux: Histoire du Vietnam Contemporain – La nation résiliente. Paris, 2011, S. 151f.
  60. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 36f., S. 416.
  61. Eckard Michels: Deutsche in der Fremdenlegion 1870–1965 – Mythen und Realitäten. Paderborn 2006, S. 180, S. 263–265.
  62. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 69–71.
  63. Christopher Goscha: Vietnam – A New History. New York, 2016, S. 250–254.
  64. Frederick Logevall: Embers of War – The Fall of an Empire and the Making of America’s Vietnam. New York 2013, S. 630–634.
  65. Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs. 9. Auflage, München 2010, S. 44–67.
  66. Christopher E. Goscha: Vietnam – A New History. New York 2016, S. 279f.
  67. William J. Duiker: The Communist Road to Power in Vietnam. 2. Auflage, Boulder 1996, S. 182f.
  68. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 92, S. 103, S. 302, S. 346f.
  69. Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954) – An International and Interdisciplinary Approach. Kopenhagen 2011, S. 103f., S. 303, S. 308, S. 346f., S. 403f.

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