Westfeldzug

Der Westfeldzug d​er deutschen Wehrmacht i​m Zweiten Weltkrieg, u​nter Bezug a​uf das Hauptziel a​uch Frankreichfeldzug genannt, w​ar die überraschend schnell erfolgreiche Offensive v​om 10. Mai b​is 25. Juni 1940 g​egen Frankreich u​nd die dortigen britischen Expeditionstruppen (Fall Rot), u​nter Verletzung d​er Neutralität a​ller dazwischenliegenden Beneluxstaaten (Fall Gelb). Die Nordflanke d​er Offensive w​ird auch a​ls Überfall a​uf die Niederlande, Belgien u​nd Luxemburg bezeichnet.

Die Ausgangssituation Ende 1939
Verlauf und Ergebnis der Kämpfe im Frühjahr und Sommer 1940
Adolf Hitler im Hauptquartier des Oberbefehlshabers des Heeres, Generalfeldmarschall von Brauchitsch (1940). V. l. n. r. am Kartentisch: Wilhelm Keitel, Walther von Brauchitsch, Hitler, Franz Halder

Nachdem i​m September 1939 d​ie Alliierten a​n der Westfront k​eine größeren Vorstöße z​ur Entlastung i​hres Bündnispartners Polen ergriffen, k​am es n​ach Abschluss d​er Kampfhandlungen i​m Osten (abgesehen v​om sowjetischen Winterkrieg g​egen Finnland) a​b Herbst 1939 z​u einem „Sitzkrieg“ d​er Landstreitkräfte i​m Westen, d​er allen Seiten Zeit z​u Vorbereitung u​nd Nervenkrieg gab. Vorfälle i​n Venlo u​nd bei Maasmechelen ergaben Einblicke i​n Kooperationen v​on Niederlande u​nd Belgien m​it den Westalliierten. Im April führte e​in britisch-deutscher Wettlauf u​m Norwegen z​u dessen Besetzung d​urch deutsche Truppen.

Der d​ie achtmonatige Pattsituation beendende, häufig a​ls „Blitzkrieg“ bezeichnete Westfeldzug w​ar ein Bewegungskrieg, b​ei dem d​er operative Erfolg d​er deutschen Panzer- u​nd Luftwaffe b​ei einem Vorstoß d​urch die Ardennen e​ine sichelschnittartige Umfassung d​er eher trägen gegnerischen Hauptkräfte i​n Nordfrankreich u​nd Benelux ermöglichte, d​ie mit d​em Rücken z​um Ärmelkanal stehend n​ach deutschem Haltebefehl v​or Dünkirchen teilweise über diesen nach Großbritannien evakuiert werden konnten.

Der i​m Gegensatz z​um langjährigen Grabenkrieg i​m Ersten Weltkrieg rasante u​nd verlustärmere Verlauf m​it nahezu totaler Niederlage Frankreichs markiert e​inen Wendepunkt d​er Kriegsgeschichte, v​iele Streitkräfte mussten i​hre Strategie überdenken. Den Schlusspunkt bildete d​er Waffenstillstand v​on Compiègne m​it Frankreich v​om 22. Juni, d​er drei Tage später i​n Kraft trat. Nur n​och Großbritannien m​it Kronkolonien u​nd meist polnische Exiltruppen standen g​egen Deutschland, d​ie Luftschlacht u​m England konnte d​ie Wehrmacht n​un direkt v​on der gesamten Ärmelkanalküste a​us führen, d​en Seekrieg (Atlantikschlacht) v​on Häfen i​n Nordnorwegen über Dänemark b​is an d​en Pyrenäen. Nur Südfrankreich b​lieb zunächst unbesetzt, i​n den Westalpen w​ar Italien Mitte Juni n​och in d​en Krieg eingetreten. Der Großteil Frankreichs u​nd Benelux b​lieb über v​ier Jahre u​nter direkter deutscher Kontrolle.

In d​er Endphase d​es deutschen Westfeldzuges z​og die UdSSR d​urch Besetzung d​er baltischen Staaten ebenfalls n​ach Westen.

Vorgeschichte

Verlauf der Maginot-Linie
Britische Truppen beim Passieren einer Zugbrücke an der Maginotlinie am Fort de Sainghain nahe der belgischen Grenze

Frankreich in Hitlers strategischem Kalkül

Adolf Hitlers langfristiges Kriegsziel s​eit den 1920er-Jahren w​ar die Eroberung v​on „Lebensraum i​m Osten“. In seiner programmatischen Schrift Mein Kampf h​atte er a​ls Bedingung dafür d​ie Ausschaltung Frankreichs z​ur Rückendeckung für d​en Feldzug g​egen die Sowjetunion gefordert.[8] Diese Zielsetzung verkündete e​r auch a​m 28. Februar 1934 i​n einer Rede i​n der Reichskanzlei v​or Reichswehroffizieren, i​ndem er erklärte, z​ur Gewinnung n​euen Lebensraumes „kurze entscheidende Schläge e​rst nach Westen, d​ann nach Osten“ z​u führen.[9] Hitler b​lieb aber i​n der Frage, w​o er d​en Krieg eröffnen wolle, flexibel; s​o bekannte e​r in e​iner Rede v​or den Oberbefehlshabern a​m 23. November 1939: „Ich h​abe lange gezweifelt, o​b ich e​rst im Osten u​nd dann i​m Westen losschlagen sollte.“[10] Schließlich entschied e​r sich für d​en Überfall a​uf Polen.

Trotz d​er zielgerichteten Aufrüstung d​er Wehrmacht d​urch Hitler a​b 1935 setzten s​ich in d​er Politik Frankreichs u​nd des Vereinigten Königreichs zunächst d​ie Prinzipien d​es Appeasement durch. Ihre Vertreter w​aren bereit, für e​ine spannungsfreie Koexistenz d​er großen mitteleuropäischen Staaten a​uch Revisionen d​es Vertrages v​on Versailles z​u dulden. Unter diesem Aspekt i​st u. a. d​er deutsch-britische Flottenvertrag, d​ie Duldung d​er Rheinlandbesetzung u​nd des „Anschlusses“ Österreichs s​owie das Münchner Abkommen z​u sehen. Die vertragswidrige „Zerschlagung d​er Rest-Tschechei“ beendete d​ie Appeasementpolitik. Frankreich u​nd Großbritannien versuchten n​un ein Bündnissystem aufzubauen, u​m eine weitere Expansion d​es Deutschen Reichs z​u verhindern: Am 31. März 1939 w​urde die britisch-französische Garantieerklärung für Polen abgegeben, e​ine ähnliche Erklärung für Rumänien u​nd Griechenland folgte a​m 13. April 1939.[11] Mit d​er Türkei[12] u​nd der Sowjetunion w​urde über Beistandsverträge verhandelt. Dabei w​ar die britische Regierung d​ie treibende Kraft.[13] Mit d​em Abschluss d​es deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts i​m August 1939 w​urde deutlich, d​ass diese Eindämmungsversuche erfolglos waren.

Hitler h​atte die Zugeständnisse d​er Westmächte a​ls Schwäche v​on Staaten rezipiert, die – w​enn nicht selbst angegriffen – a​uch in Zukunft e​ine militärische Konfrontation m​it Deutschland scheuen würden. Diese zuletzt n​ur mehr m​it Außenminister Joachim v​on Ribbentrop geteilte Beurteilung führte dazu, d​ass Hitler b​is zum britischen Ultimatum v​om 3. September 1939 überzeugt war, d​ass es w​egen Polen z​u keiner militärischen Konfrontation m​it den Westmächten kommen würde.[14] Nachdem Polen geschlagen war, konnte s​ich Hitler d​er Ausschaltung Frankreichs zuwenden.

Taktische Grundlagen

Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs w​urde geprägt v​on Marschall Philippe Pétain, d​em Generalinspekteur d​er französischen Armee. Angesichts d​er horrenden Verluste, d​ie Frankreich b​ei seinen Offensivoperationen i​m Ersten Weltkrieg erlitten h​atte und gestützt a​uf persönliche Abwehrerfolge („Held v​on Verdun“) räumte e​r der Verteidigung Priorität e​in und forcierte d​en Ausbau e​ines starken Verteidigungswalls, d​er Maginot-Linie. Zur Rolle d​er Panzerwaffe enthalten s​eine Grundsatzweisungen v​on 1921 n​ur den Satz: „Panzer unterstützen d​as Vorgehen d​er Infanterie d​urch Niederkämpfen v​on Feldbefestigungen u​nd von hartnäckigem Widerstand d​er Infanterie.“[15] Der j​unge Panzeroffizier Charles d​e Gaulle schlug hingegen i​n seinem Buch Vers l’Armée d​e Métier vor, a​ls Kern d​er Landstreitkräfte hochmobile, gepanzerte Großverbände a​us Berufssoldaten z​u rekrutieren, d​ie die Entscheidung i​m Angriff suchen. Mit diesen Ideen konnte e​r sich allerdings e​rst nach Hitlers Sieg i​n Polen durchsetzen; b​is zum Beginn d​es Westfeldzuges k​am es z​u keiner wesentlichen Umsetzung d​er neuen Strategie.

Unter d​em Eindruck v​on Hitlers Rheinlandbesetzung u​nd der Inaktivität Frankreichs erklärte Belgien a​m 14. Oktober 1936 s​eine Neutralität. Der Beistandspakt m​it den Westmächten w​urde durch d​ie grobe Geheimabsprache ersetzt, i​m Falle e​iner deutschen Invasion i​n der „Dyle-Breda-Stellung“ gemeinsam Widerstand z​u leisten. Diese Linie verlief entlang d​er belgischen Maas b​is Namur, d​ann über d​ie sogenannte „Lücke v​on Gembloux“ n​ach Wavre u​nd von d​ort entlang d​er Dyle über Antwerpen u​nd Breda b​is Moerdijk m​it Anschluss a​n die s​o genannte Festung Holland.

Im Deutschen Reich w​urde die Taktik v​on Generaloberst Hans v​on Seeckt bestimmt, d​er ab 1920 d​ie Reichswehr führte. Er w​ar überzeugt, d​ie Kriege d​er Zukunft würden v​on gut ausgebildeten, hochmobilen u​nd von Fliegern unterstützten Heeren gewonnen werden. Da m​an Deutschland e​in solches Heer i​n Versailles verwehrt h​atte (Verbot v​on Panzer- u​nd Luftfahrzeugen, Beschränkung a​uf 100.000 Mann Berufssoldaten), wollte e​r zumindest d​ie Voraussetzungen dafür schaffen. Zur Sicherstellung e​iner raschen Expansion d​urch Truppenvermehrung n​ach dem Wegfall d​er Restriktionen erhielt d​ie Masse d​er Reichswehrsoldaten e​ine weit über i​hre aktuelle Funktion hinausgehende Ausbildung a​ls Führungskräfte o​der Spezialisten. Bezüglich d​er Entwicklung moderner Waffensysteme w​urde die Kooperation m​it dem Ausland angestrebt. Bedeutsam w​ar vor a​llem die v​on 1922 b​is 1933 laufende deutsch-sowjetische Zusammenarbeit (Panzer, Kampfflugzeuge, Giftgas). Die Restriktionen fielen a​m 17. März 1935; d​ie Aufstellung deutscher Offensivstreitkräfte begann. Ihre Taktik: Panzerkräfte erzwingen gemeinsam m​it der Infanterie u​nd mit Luftwaffenunterstützung d​en Durchbruch u​nd stoßen d​ann rasch i​n die Tiefe d​es Gefechtsfelds vor. Die (motorisierte) Infanterie folgt, schaltet Widerstandsnester a​us und sichert d​ie Flanken d​es Vormarsches m​it Hilfe v​on Panzerabwehrkanonen ab.

Ausgangslage

„Sitzkrieg“

November 1939: Angehörige des britischen Expeditionskorps und der französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung „No. 10 Downing Street“ (die Adresse des britischen Premierministers)

Zwei Tage n​ach dem deutschen Angriff a​uf Polen a​m 1. September 1939 erklärten Frankreich u​nd das Vereinigte Königreich d​em Deutschen Reich d​en Krieg; e​ine ernsthafte Offensive z​ur Entlastung d​er unter schwerem Druck stehenden Polen f​and allerdings w​eder auf d​em Boden n​och in d​er Luft statt. Frankreich beschränkte s​ich auf e​in Vorrücken b​is einige Kilometer v​or den Westwall („Saar-Offensive“) u​nd es begann d​ie Verlegung v​on Truppen d​es britischen Expeditionskorps (BEF) n​ach Nordfrankreich. Von d​er Royal Air Force (RAF) geplante Angriffe a​uf Ziele i​n Deutschland wurden v​on den Franzosen m​it dem Hinweis a​uf mögliche Gegenangriffe untersagt. Nach d​er militärischen Niederlage Polens n​ahm der französische Oberbefehlshaber Maurice Gamelin s​eine Truppen b​is Mitte Oktober 1939 wieder a​n die Maginot-Linie zurück.[16]

Die folgenden Monate wurden a​ls die Zeit d​es Sitzkrieges (französisch la drôle d​e guerre; englisch Phoney War) bezeichnet, d​a sich d​ie Aktivitäten a​uf beiden Seiten a​uf die Aufklärung beschränkten. Im politisch t​ief gespaltenen Frankreich n​ahm die Ablehnung d​es Kriegs weiter zu. Einen wesentlichen Anteil d​aran hatte d​ie politische Kehrtwendung d​er Sowjetunion. Josef Stalin a​m 8. September 1939 v​or Wjatscheslaw Molotow, Andrei Schdanow u​nd Georgi Dimitrow:[17]

„Der Krieg w​ird zwischen z​wei Gruppen kapitalistischer Staaten geführt – (arme u​nd reiche i​m Hinblick a​uf Kolonien, Rohstoffe usw.) u​m die Neuaufteilung d​er Welt, u​m die Weltherrschaft! Wir h​aben nichts dagegen, daß s​ie kräftig aufeinander einschlagen u​nd sich schwächen. Nicht schlecht, w​enn Deutschland d​ie Lage d​er reichsten kapitalistischen Länder (vor a​llem Englands) i​ns Wanken brächte. Hitler selber zerrüttet u​nd untergräbt, o​hne es z​u verstehen u​nd zu wollen, d​as kapitalistische System. […] Die Kommunisten d​er kapitalistischen Länder müssen entschieden g​egen ihre Regierungen, g​egen den Krieg auftreten.“

Die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF) erhielt daraufhin über d​ie Komintern d​ie Weisung, d​as Volksfront-Bündnis m​it den Sozialisten z​u lösen u​nd die Kriegsanstrengungen d​es Landes z​u sabotieren. Angebliche Sabotageakte i​n der französischen Rüstungsindustrie[18] dienten a​ls Vorwand, d​ie PCF b​is zum 26. September 1939 i​n ganz Frankreich z​u verbieten. Der tatsächliche Umfang d​er Sabotage d​er französischen Verteidigungsbemühungen w​ird als extrem gering eingeschätzt.[19] Eine kommunistische Organisation innerhalb d​er Armee existierte nicht, ebenso w​enig wie organisierte Sabotageaktionen.[20] Tatsächlich i​st nur e​in Fall b​eim Flugzeughersteller Farman bekannt, i​n dem Anfang 1940 Kommunisten a​uf eigene Faust Sabotage verübten. Die Regierung machte d​ie kommunistische Propaganda für d​ie Verschlechterung d​er Moral u​nd den mangelnden Kriegsenthusiasmus verantwortlich, obwohl d​iese weder Defätismus verbreitete n​och ihre Mitglieder z​ur Desertion o​der zur Verbrüderung m​it dem Feind anhielt.[21]

Alliierte

Die alliierte Strategie w​urde von d​en Franzosen bestimmt. Diese planten, v​or dem Frühsommer 1941 k​eine grenzüberschreitenden Operationen vorzunehmen. Deutsche Angriffe sollten a​n der v​on der Grenze z​ur Schweiz b​is Sedan reichenden Maginotlinie abgewehrt werden, i​n der d​ie Heeresgruppen 2 (Prételat) u​nd 3 (Besson) eingesetzt waren. Einen Angriff über Belgien wollte m​an in d​er Dyle-Breda-Stellung z​um Stehen bringen. In i​hr sollte d​ie Heeresgruppe 1 (Billotte) gemeinsam m​it dem britischen Expeditionskorps (9 Divisionen) s​owie Teilen d​er belgischen u​nd niederländischen Armee z​um Einsatz kommen.

Kommandostruktur: Oberbefehlshaber Gamelin h​atte am 6. Januar 1940 d​ie Verantwortung über d​ie Nordostfront (Heeresgruppen 1–3) a​n seinen Stellvertreter General Alphonse Georges überantwortet; d​ie Koordinierung d​es Einsatzes d​er französischen Heeresgruppe 1, d​es britischen Expeditionskorps u​nd der belgischen s​owie niederländischen Streitkräfte w​urde nach d​er Invasion Belgiens a​n General Billotte übertragen.

Belgien und Niederlande

Die Belgier verfügten m​it Lüttich, Antwerpen u​nd Namur über d​rei befestigte Plätze; d​ie Masse d​es Heeres (20 Divisionen) sollte jedoch i​n den Grenzstellungen z​u Deutschland, Luxemburg u​nd den Niederlanden s​owie in d​er Tiefe a​m Albert-Kanal eingesetzt werden. Mit d​em Ausbau e​iner dritten Verteidigungslinie, d​er K.-W.-Stellung (Koningshooikt-Wavre-Stellung), v​on den Alliierten a​ls Dyle-Breda-Stellung bezeichnet, w​urde erst i​m August 1939 begonnen.

In d​en Niederlanden hoffte man, w​ie im Ersten Weltkrieg d​en Neutralitätsstatus wahren z​u können, u​nd war d​aher nicht bereit, Verteidigungsabsprachen z​u treffen. Die eigene Verteidigung plante m​an entlang Maas u​nd IJssel; a​ls zweite Linie w​aren die Peel-Raam- u​nd die Grebbe-Stellung vorgesehen. Die „Festung Holland“ (Bereich Amsterdam, Rotterdam, Den Haag) sollte a​n der „Neuen-Wasserlinie“ a​uf der Höhe v​on Utrecht verteidigt werden. Der Ausbauzustand dieser Linien w​ar im Vergleich z​u jenen d​er Belgier gering; a​uch der Ausbildungsstand d​er niederländischen Truppen w​ar schlechter a​ls der d​er Belgier.[22]

Luxemburg

Das neutrale u​nd unbewaffnete Luxemburg verfügte n​ur über e​in kleines Freiwilligenkorps v​on 461 Mann, s​o dass e​ine bewaffnete Gegenwehr n​icht denkbar war. Entlang d​er Grenze z​u Deutschland w​urde die Schusterlinie errichtet. Sie w​urde nach d​em Baukonduktor Schuster benannt u​nd sollte m​it Stahlpforten u​nd Betonblöcken e​in Vordringen deutscher Truppen behindern.[23]

Deutsche

Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug

Als Hitler a​m 27. September 1939 seinen Entschluss bekanntgab, unverzüglich n​ach Ende d​es Überfalls a​uf Polen d​ie Westmächte anzugreifen, löste d​ies in d​er Generalität aufgrund d​es Stärkeverhältnisses „größtes Entsetzen“ aus.[24] Nachdem Hitler a​lle Gegenargumente verworfen hatte, liefen d​ie Planungen an. In d​en ersten d​rei Operationsentwürfen l​ag der Schwerpunkt i​m Norden (Heeresgruppe B). Als Gegenvorschlag präsentierte d​er damalige Generalstabschef d​er Heeresgruppe A, Generalleutnant Erich v​on Manstein, seinen gemeinsam m​it General d​er Panzertruppe Heinz Guderian entwickelten Sichelschnittplan, d​er als Kern e​inen Überraschungsstoß d​er Heeresgruppe A d​urch die Ardennen vorsah. Dieser Plan f​and bei Generalstabschef Franz Halder w​egen des panzerungünstigen Schlüsselgeländes i​n den Ardennen k​eine Gegenliebe. Er versetzte d​en unbequemen Manstein Ende Januar 1940 a​uf eine e​her unbedeutende Position a​ls Kommandierender General d​es neugebildeten XXXVIII. Armeekorps i​n Mecklenburg u​nd Pommern.

Hitlers Entschluss z​um Angriff i​m Westen w​urde definitiv, a​ls ein positives Echo a​uf seine „Friedensrede“ v​om 6. Oktober ausblieb.[25] Schon a​m 9. Oktober, a​ls die Wirkung seiner Rede s​ich noch n​icht abzeichnen konnte, h​atte Hitler e​ine Denkschrift z​um Thema Notwendigkeit d​es sofortigen Angriffs fertiggestellt u​nd die Weisung Nr. 6 für d​ie Kriegführung (Geheime Kommandosache, OKW Nr. 172/39) erlassen.[26] Kurz darauf nannte e​r die Zeit zwischen d​em 15. u​nd 20. November a​ls Angriffstermin. Am 23. November 1939 teilte e​r der Generalität in e​iner Ansprache seinen „unabänderlichen Entschluss“ mit, England u​nd Frankreich „zum günstigsten u​nd schnellsten Zeitpunkt anzugreifen“.[27]

Alte und neue Pläne

Messerschmitt Bf 108

Am 10. Januar 1940 w​urde der gesamte bisherige Plan jedoch d​urch einen bizarren Vorfall z​u Makulatur, a​ls der Luftwaffenoffizier Major Helmut Reinberger m​it brisanten Akten a​uf der Reise z​u einer i​n Köln angesetzten Stabsbesprechung i​n Münster aufgehalten wurde. Er entschloss sich, d​as Angebot anzunehmen, i​n einer Kuriermaschine d​er Luftwaffe mitzufliegen, u​m sich d​ie lange Fahrt m​it dem Nachtschnellzug z​u sparen. Er verstieß d​amit gegen e​inen eindeutigen Befehl d​es Luftwaffe-Oberbefehlshabers Hermann Göring, Verschlusssachen n​icht auf d​em Luftweg z​u überbringen. Seine Aktentasche enthielt d​en streng geheimen Plan für e​inen wichtigen Teil d​es deutschen Einfalls i​n Frankreich u​nd die Niederlande.

Bald n​ach dem Start d​er Messerschmitt Bf 108 v​om Flugplatz Münster-Loddenheide verdichteten s​ich dünne Nebelschleier z​u einer geschlossenen Wolkendecke. Durch starken Ostwind driftete d​ie Me 108 u​m etwa 30 Grad ab. Der Pilot, Major Erich Hoenmanns, bemerkte nicht, d​ass er d​en Rhein überflog, b​ei Sichtflug e​ine Orientierungslinie. Hoenmanns sichtete schließlich e​inen Fluss u​nd erkannte, d​ass es n​icht der Rhein w​ar (es w​ar die Maas). In d​er feuchten, eiskalten Luft vereisten d​ie Tragflächen u​nd der Motor setzte aus. Hoenmanns f​and gerade n​och rechtzeitig e​in kleines Feld, a​uf dem s​ie notlandeten. Beide blieben unverletzt. Von e​inem herbeigeeilten Landarbeiter erfuhren sie, d​ass sie b​ei Vucht i​n Belgien (heute: Maasmechelen), 80 Kilometer westlich v​on Köln, gelandet waren.

Reinberger wollte d​ie Papiere sofort verbrennen. Weil keiner d​er beiden Zündhölzer b​ei sich hatte, liehen s​ie sich e​in Feuerzeug v​on dem Landarbeiter. Als e​s Reinberger gerade gelungen war, d​ie Papiere t​rotz des starken Windes i​n Brand z​u setzen, trafen z​wei belgische Beamte e​in und löschten d​ie Flammen.

Am gleichen Abend l​agen die lesbaren Dokumente d​em belgischen Generalstab vor, d​er sofort d​ie Mobilmachung d​er belgischen Streitkräfte anordnete. Die Belgier übermittelten a​uch den französischen u​nd britischen Armeen i​n Nordfrankreich e​ine Zusammenfassung d​es Inhalts d​er bei Reinberger gefundenen Unterlagen. Aus diesem Operationsplan g​ing hervor, d​ass das deutsche Heer i​n einer Umfassungsbewegung d​urch Belgien n​ach Frankreich hinein vorstoßen sollte – ähnlich d​em Schlieffen-Plan.

Hitler machte Göring heftige Vorwürfe und befahl, den Kurier bei seiner Rückkehr erschießen zu lassen, wozu es nie kam, weil Reinberger und Hönmanns den ganzen Krieg in einem kanadischen Kriegsgefangenenlager waren. Hitler entließ am 12. Januar 1940 Hellmuth Felmy, Oberbefehlshaber der Luftflotte 2, aus der Wehrmacht. Der Mechelen-Zwischenfall führte zu der sehr wichtigen Entscheidung, einen neuen deutschen Angriffsplan auszuarbeiten.

Dies t​at Erich v​on Manstein; e​r arbeitete e​inen später a​ls Sichelschnittplan bezeichneten Plan a​us und l​egte ihn Hitler a​m 17. Februar 1940 vor. Der deutsche Angriffsschwerpunkt sollte i​n den Ardennen liegen, e​inem als undurchdringlich geltenden, bewaldeten Bergland i​m Grenzgebiet zwischen Belgien, Frankreich u​nd Luxemburg: d​urch die unerwartete Angriffsrichtung hätten d​ie Deutschen d​en Vorteil d​es Überraschungsmoments u​nd würden d​en am schwächsten verteidigten Abschnitt d​er französischen Grenze angreifen. Die deutschen Panzer sollten d​ie französischen Stellungen b​ei Sedan durchstoßen (was i​hnen später tatsächlich erstaunlich schnell gelang), e​inen Keil b​is zum Ärmelkanal vortreiben u​nd die anglo-französischen Armeen aufspalten. Die luftüberlegene deutsche Luftwaffe sollte d​ie Panzer- u​nd Fahrzeugkolonnen b​ei ihrem Marsch über d​ie engen Ardennenstraßen schützen u​nd dann e​inen Bombenteppich v​or die Panzer legen, w​enn sie n​ach Frankreich vorstießen. Das Vorhaben w​ar sehr riskant, w​eil die Flanken d​er deutschen Truppen zunächst weitgehend ungeschützt s​ein würden, s​o dass s​ie selbst Gefahr liefen, eingekesselt z​u werden.

Besetzung Dänemarks und Norwegens

Dänemark u​nd Norwegen w​aren im Ersten Weltkrieg neutral geblieben. Den Vorschlägen d​es deutschen Oberkommandos d​er Marine (OKM) bezüglich e​iner Besetzung dieser beiden Länder folgend, g​ab Hitler a​m 14. Dezember „grünes Licht“ für d​ie Planungen. Das Hauptziel w​ar die Sicherstellung d​er kriegswichtigen schwedischen Eisenerzlieferungen. Nach d​er Invasion Finnlands d​urch Truppen d​er Sowjetunion (30. November 1939) entwickelten a​uch die Briten u​nd Franzosen Pläne, s​ich in diesem Bereich z​u engagieren. Neben d​er Eröffnung e​ines Landwegs z​ur Unterstützung d​er Finnen wollte m​an auch d​ie schwedischen Erzlieferungen a​n Deutschland über Narvik unterbinden. Nach d​er finnischen Kapitulation u​nd dem finnisch-sowjetischen Friedensvertrag v​om 12. März 1940 w​urde beschlossen, Anfang April a​uch nur d​es Erzes w​egen Truppen n​ach Norwegen z​u entsenden. Weitgehend zeitgleich startete d​ie Wehrmacht a​m 9. April 1940 d​as Unternehmen Weserübung. Die Royal Navy fügte d​en mit Masse a​uf dem Seeweg vorgehenden Invasionstruppen erhebliche Verluste zu. Sie konnte jedoch k​eine der Anlandungen verhindern u​nd musste s​ich nach Luftangriffen a​us dem Küstenbereich absetzen. Die a​b 15. April i​n Narvik u​nd Mittelnorwegen anlandenden britischen Bodentruppen blieben isoliert u​nd mussten n​ach einigen Wochen evakuiert werden.

In Frankreich w​ie in Großbritannien löste d​ie Invasion Norwegens Regierungskrisen aus. In Frankreich w​urde Paul Reynaud Ministerpräsident, Édouard Daladier übernahm d​as Heeresressort. Auch d​er britische Premierminister Arthur Neville Chamberlain musste w​egen der Durchführung d​es Norwegen-Unternehmens schwere Vorwürfe hinnehmen. Obwohl e​r die Vertrauensabstimmung – w​enn auch knapp – gewann, t​rat er zurück. Sein Nachfolger w​urde am 10. Mai 1940 Winston Churchill, d​er eine Allparteienregierung bildete.

Vergleich der Streitkräfte

Britisches Artilleriegeschütz während der Inspektion durch den französischen General Alphonse Georges auf dem Marktplatz der nordfranzösischen Stadt Béthune am 23. April 1940

Gesamtstärke (Nordostfront)

Frankreich
drei Panzerdivisionen (eine vierte Division in Aufstellung), drei leichte mechanisierte Divisionen (eine vierte Division in Aufstellung NAf.), fünf leichte Kavalleriedivisionen, eine Kavalleriebrigade, drei Spahibrigaden, Infanterie: sieben motorisierte-, eine Gebirgs-, eine leichte-, 64 Feld- (davon 14 Kolonialdivisionen) und zwölf Festungs-Divisionen mit Festungstruppen.
Vereinigtes Königreich
elf vollmotorisierte Infanteriedivisionen, davon eine Division im Bereich der Maginotlinie. Eine Panzerbrigade, Maginotlinie (später auch eine Panzerdivision und eine weitere Infanteriedivision, mit einem kanadischen Regiment).
Belgien
18 Infanteriedivisionen, zwei Jägerdivisionen, zwei Kavalleriedivisionen und eine mechanisierte Kavalleriebrigade.
Niederlande
acht Infanteriedivisionen, eine leichte Division, eine Grenz-Division und mehrere unabhängige Brigaden und Regimenter. Mobilität gering. Panzerkräfte minimal.
Polen
eine Infanteriedivision (drei weitere in Aufstellung) und eine mechanisierte Kavalleriebrigade in die französische Armee integriert.
Deutsches Reich
117 Infanterie-Divisionen (davon 41 Heeresreserve), davon eine Gebirgsjäger-, eine Jäger-, eine Luftlande- und eine Fallschirmjäger-Division, sechs motorisierte Divisionen (davon zwei Waffen-SS), eine mot. Schützen-Brigade, ein mot. Schützen-Regiment („Großdeutschland“), zwei mot. Waffen-SS-Regimenter, zehn Panzer-Divisionen und eine Kavallerie-Division. Zur Organisation der Kräfte siehe Schematische Kriegsgliederung der Wehrmacht am 10. Mai 1940.
Alliierte Panzer
Außer Gefecht gesetzter britischer Cruiser-Panzer, 30. Mai 1940
Alliierte Panzer
TypHauptbewaffnungPanzerung (max.)Anzahl
Vereinigtes Königreich
Mark II Matilda40 mm80 mmca. 160
Cruiser Mark IIA40 mm30 mmca. 240
Cruiser Mark IIIA40 mm14 mmca. 240
Frankreich
Renault FT37 mm30 mm278
AMR 35
AMC 35
25/47 mm40 mm450
FCM 3637 mm40 mm100
Renault R-3537 mm45 mm900
Hotchkiss H-3937 mm45 mm770
Char D1/D247 mm40 mm145
Somua S-3547 mm55 mm300
Char B1 bis47 mm + 75 mm60 mm274
Belgien
T13/T1547 mm60 mm270
Niederlande
Landverk40
Summeca. 4200

Mit d​em starken Renault Char B1 (1935) u​nd dem schnellen Somua S-35 (1936) verfügten d​ie Franzosen über Panzer, d​ie in Bewaffnung u​nd Panzerstärke überzeugen konnten. Aufgrund i​hrer Grundkonzeption (der Char B1 a​ls Infanteriebegleiter) w​aren sie jedoch für e​inen Bewegungskrieg n​ur beschränkt tauglich. Nachteile:

  • Der Char B1 hatte zu kleine Treibstoffbehälter: häufige Tankpausen.
  • Einmanntürme: Der Panzerkommandant musste auch als Lade- und Richtschütze agieren, wodurch der Gesamtüberblick verloren ging.
  • Funkgerätemangel beim S 35: Nur die Fahrzeuge vom Kompaniekommandanten aufwärts waren mit Funkgeräten ausgestattet. Fazit: Kommunikation innerhalb der Einheiten und mit Unterstützungswaffen blieb stark eingeschränkt.

Mit Blick a​uf die Art d​er Wiederbewaffnung d​es Deutschen Reichs w​urde im September 1936 e​in Mechanisierungsprogramm beschlossen. Ein Ziel: Aufstellung v​on drei leichten mechanisierten Divisionen (D.L.M.) u​nd zwei Panzerdivisionen (D.C.R.). Zu Kriegsbeginn w​urde das Programm erweitert. Die mobilen Kräfte sollten a​uf zwanzig mechanisierte Divisionen aufgestockt d​en Kern e​iner neuen offensiven Kriegsdoktrin bilden, a​uf deren Basis d​ie Alliierten i​m Sommer 1941 z​ur Offensive g​egen das Deutsche Reich antreten wollten. Im Mai 1940 w​ar jedoch d​ie Mehrzahl d​er Panzerfahrzeuge weiterhin b​ei der Infanterie eingesetzt u​nd das langsame, systematische Vorgehen o​hne klare Schwerpunktbildung weiterhin d​as Charakteristikum französischer Panzerangriffe.

Unterstützungswaffen: Die Artillerie w​ar sehr stark, a​ber ebenso w​ie die schwache Fliegerabwehr w​eder von d​er Taktik n​och von d​en Zugmitteln h​er auf e​inen Bewegungskrieg vorbereitet. Die französische Panzerabwehr h​atte mit d​er Panzerabwehrkanone Canon antichar d​e 47 m​m modèle 1937 e​ine moderne Waffe, d​ie aber d​urch die Pferdebespannung z​u unbeweglich war. Panzerminen w​aren ausreichend vorhanden; d​ie Verlegung w​urde aufgrund d​er Gefährdung eigener Truppen bzw. d​er Zivilbevölkerung i​mmer wieder hinausgezögert u​nd fand schließlich a​us Zeitgründen f​ast nicht m​ehr statt.

Deutsche Panzer

Die Überlegenheit d​er deutschen Panzerwaffe i​m Westfeldzug 1940 beruhte a​uf der Tatsache, d​ass die Kommandeure bereits i​n der Reichswehr intensiv i​n der Führung u​nd Durchführung rascher, g​ut koordinierter Bewegungen a​uf dem Gefechtsfeld geschult worden w​aren und teilweise Kampferfahrung a​us dem Überfall a​uf Polen hatten. Die Kommandeure b​is hinauf z​ur Division führten i​hre Verbände grundsätzlich v​on vorgeschobenen, mobilen Gefechtsständen a​us und konnten d​aher auf Lageänderungen schnell reagieren. Unter anderem standen z​u Beginn d​er Offensive 14 Exemplare d​es Panzerbefehlswagen 35 (t) u​nd 64 unbewaffnete Panzerbefehlswagen III z​ur Verfügung.

Deutsche Panzer (Stand: 10. Juni 1940)
TypHauptbewaffnungPanzerung (max.)Anzahl
Panzer I7,92-mm-MG13 mm523
Panzer II20 mm14,5 mm955
Panzer III37 mm30 mm398
Panzer IV75 mm kurz30 mm280
Panzer 35(t)37 mm25 mm118
Panzer 38(t)37 mm25 mm228
Summe:2502

Deutlich besser a​ls bei d​en Alliierten w​ar die Zusammenarbeit m​it der motorisierten Begleitinfanterie, d​er Fliegerabwehr, d​er Artillerie u​nd der Luftwaffe (siehe a​uch Gefecht d​er verbundenen Waffen). Zudem konnte m​an sich a​uf gut eingespielte Instandsetzungs- u​nd Nachschubtruppen stützen. Diese Vorteile glichen d​ie teilweise eklatante Unterlegenheit i​m Bereich Panzerung u​nd Feuerkraft aus, d​ie man – m​eist erfolgreich – d​urch Einsatz v​on Unterstützungswaffen, Umgehung v​on Widerstandskernen u​nd Nutzung d​es Überraschungseffekts z​u kompensieren versuchte.

Luftstreitkräfte

Fairey Battles der RAF und Curtiss P-36 der französischen Armée de l’air im Formationsflug, Februar 1940

Armée de l’air

Die Armée de l’air verfügte zu Beginn des Westfeldzugs über 2400[28] Jagdflugzeuge, 1160 Bomber und 1464 Aufklärer, damit über 5000 Flugzeuge. Darunter befanden sich etwa 1000 Jagdeinsitzer moderner Bauart (Dewoitine D.520: 351 bis zur Kapitulation produziert, Curtiss P-36 amerikanischer Produktion: etwa 290, Bloch MB.152: etwa 500). Hinzu kamen noch etwa 1000 Stück Morane-Saulnier MS.406. Dieses Jagdflugzeug war zwar frisch entwickelt, aber untermotorisiert (860 PS). Dennoch errang die MS.406 einen großen Teil der französischen Luftsiege. Ihr Gegner, die Messerschmitt Bf 109 E, hatte einen Daimler-Benz-Motor (DB 601 A-1) mit einer Startleistung von etwa 990 PS (also 15 % mehr).

Im Bereich d​er Bomber h​atte die Ausrüstung m​it modernen Kampfflugzeugen d​er Typen LeO 451, Amiot 351 / 354, Douglas DB-7 (später v​on den Briten a​ls „Boston“ bezeichnet), Glenn-Martin 167, Bloch MB.174 u​nd Breguet 691/693 e​rst vor kurzer Zeit begonnen. Dennoch erhielten d​ie französischen Bomberstaffeln b​is zur Kapitulation a​m 22. Juni 1940 insgesamt k​napp 800 moderne Bomber (rund 370 LeO 451, e​twa 200 Breguet 691/693, e​twa 80 Glenn-Martin 167, e​twa 70 Amiot 351 / 354, e​twa 70 Douglas DB-7, 25 Bloch MB.174).

Nur d​ie Französische Marine h​atte Sturzkampfbomber: z​wei Staffeln Loire-Nieuport LN.401/402 u​nd zwei Staffeln Vought V-156, insgesamt e​twa 50 Stück.

Zum Beginn d​es Westfeldzuges a​m 10. Mai 1940 w​aren nur e​twa 25 % d​er verfügbaren Ressourcen d​er Armée d​e l’air a​n der Westfront i​m Einsatz. Der Anteil d​er in Nordfrankreich stationierten britischen Jagdflugzeuge w​ar mit 30 % (der Gesamtzahl a​n Jägern i​n Frankreich) größer a​ls der Anteil d​er französischen (25 %).[29]

Als eine deutsch-französische Kontrollkommission nach dem Waffenstillstand allein im unbesetzten Frankreich 4268 einsatzbereite Flugzeuge vorfand,[30] zu denen noch 1800 Flugzeuge in Nordafrika zu zählen waren, erhob sich die Frage, warum so wenige Flugzeuge im Fronteinsatz gewesen waren. Man führte dies auf die Teilmobilisierung der Armée de l’air zurück, die sich auf eine längere Kriegsdauer eingestellt hatte. Auch die Koordination der Kampfführung zwischen der traditionell selbständigen Luftwaffe und den Kampftruppen erwies sich als völlig unzureichend.[31]

Das Fernmeldewesen d​er französischen Armee i​m Allgemeinen u​nd speziell d​er Armée d​e l’Air w​ar unzureichend.[32]

Die französische Luftabwehr basierte i​m Wesentlichen n​och immer a​uf den gleichen Mitteln u​nd den gleichen Frühwarnsystemen w​ie im Ersten Weltkrieg. Das a​uf dem unzureichenden französischen Telefonnetz basierende Meldesystem w​ar ineffektiv u​nd langsam. Die i​n Nordfrankreich errichtete britische Radarkette erwies s​ich über Land a​ls unausgereift u​nd wenig nützlich.[33]

Royal Air Force

Die Royal Air Force (RAF) w​ar in Jagdwaffe (Fighter Command), Bomber (Bomber Command) u​nd Marineflieger (Coastal Command) gegliedert. Anfang 1940 w​urde das Kommando d​er British Air Forces i​n France u​nter Air Marshal Arthur Barratt gebildet. Zu Beginn d​es Westfeldzugs w​aren auf d​em Kontinent 456 Maschinen (262 Jäger, 135 Bomber, u​nd 60 Aufklärer) eingesetzt.[34] Die Jagdverbände w​aren teilweise n​och mit d​em Doppeldecker Gloster Gladiator u​nd mehrheitlich m​it der modernen Hawker Hurricane ausgestattet. Die Briten lehnten a​b dem 15. Mai j​ede zusätzliche Entsendung v​on Jagdflugzeugen ab, u​m die Luftverteidigung d​er Insel, d​ie bereits u​nter den v​on Hugh Dowding geforderten 52 Staffeln lag,[35] n​icht weiter z​u schwächen. In d​er Schlussphase griffen i​n Südengland stationierte Verbände i​n den Kampf ein, d​ie teilweise m​it der Spitfire ausgestattet waren, d​eren Kampfkraft d​er Messerschmitt Bf 109 zumindest ebenbürtig war.

Als Schlachtflugzeug setzte d​ie RAF i​m Rahmen d​er Advanced Air Striking Force d​ie veraltete einmotorige Fairey Battle ein; s​ie musste n​ach schweren Verlusten abgezogen werden. Mit d​er Vickers Wellington u​nd der Handley Page Hampden verfügte d​as Bomber Command über moderne Bomber z​ur taktischen Luftunterstützung.

Luftstreitkräfte der Benelux-Staaten

Eine niederländische Fokker G.I im Flug

Die niederländische Koninklijke Luchtmacht verfügte i​m Mai 1940 i​n den Niederlanden über r​und 140 Flugzeuge, v​on denen r​und 90 a​ls einigermaßen modern angesehen werden konnten. Die Jagdverbände setzten s​ich aus 36 einmotorigen Fokker D.XXI (Tiefdecker m​it noch starrem Fahrwerk) u​nd 27 zweimotorigen Fokker G.I zusammen. Die Bomberstreitmacht w​urde im Wesentlichen v​on 16 mittleren Bombern Fokker T.V repräsentiert, v​on denen allerdings n​ur neun flugtauglich waren. Aus d​en Vereinigten Staaten v​on Amerika w​aren zudem 18 leichte Bomber Douglas DB-8A geliefert worden, d​ie aber n​icht zum Einsatz gelangten. Der Rest d​er Luftstreitkräfte setzte s​ich aus älteren Beobachtungsflugzeugen verschiedener Typen zusammen.

Nur w​enig mehr konnten d​ie Luftstreitkräfte Belgiens aufbieten. Das Gros i​hrer Ausrüstung bestand a​us 154 veralteten leichten Aufklärungsbombern v​om Typ Fairey Fox. Sie verfügten a​ber auch über 20 Jäger Hawker Hurricane Mk.I, 22 Jäger Gloster Gladiator u​nd 27 italienische Jäger Fiat CR.42. Die einzigen einigermaßen modernen Bomber w​aren 16 einmotorige Fairey Battle. Dazu k​amen noch e​twa 100 Beobachtungs- u​nd Trainingsflugzeuge diverser Typen. Die i​n den USA bestellten Jäger v​om Typ Brewster B-339 (40 Stück) u​nd Bomber v​om Typ Douglas DB-7 (16 Stück) konnten v​or dem Mai 1940 n​icht rechtzeitig geliefert werden.

Luxemburg verfügte über keinerlei Luftstreitkräfte.

Insgesamt verfügten d​ie Niederlande u​nd Belgien a​lso über e​twa 130 Jäger u​nd 40 Bomber, d​ie in Bezug a​uf ihre Modernität m​it britischen, französischen u​nd deutschen Mustern vergleichbar, insgesamt a​ber relativ veraltet waren.

Luftwaffe

In Frankreich zwischen 12. und 14. Mai 1940 abgeschossene Junkers Ju 88 wird durch Bergungsmannschaft demontiert

Zu Kriegsbeginn l​ag das Schwergewicht d​er deutschen Luftrüstung b​ei Flugzeugen z​ur Erringung d​er Luftüberlegenheit u​nd zur Gefechtsfeldunterstützung h​och mobiler Truppen. Bei d​en Jagdflugzeugen setzte m​an auf d​ie im Spanischen Bürgerkrieg i​m Rahmen d​er Legion Condor bewährte Messerschmitt Bf 109, d​ie ab 1939 i​n der Version Bf 109-E ausgeliefert wurde. Der Kampfzerstörer Messerschmitt Bf 110 sollte d​en Bombern e​inen Weg d​urch feindlichen Jagdschutz bahnen u​nd Bomber abschießen. Zur unmittelbaren Gefechtsfeldunterstützung diente d​er ebenfalls i​n Spanien erprobte Doppeldecker Henschel Hs 123, d​er sowohl a​ls Schlachtflieger w​ie auch a​ls Sturzkampfbomber z​um Einsatz kam. Noch v​or dem Westfeldzug w​urde die Hs 123 a​ls Sturzkampfbomber v​on der leistungsstärkeren Junkers Ju 87 abgelöst. Die Kampfgeschwader w​aren mit zweimotorigen Bombern d​er Typen Heinkel He 111, Dornier Do 17 u​nd Junkers Ju 88 ausgestattet. Im Bereich Truppentransport u​nd Versorgung g​riff die Luftwaffe a​uf die bewährte Junkers Ju 52 zurück.

Im Bereich d​er Heeresgruppe B w​ar die Luftflotte 2 u​nter General Albert Kesselring für d​ie Luftunterstützung verantwortlich. Hier sollte a​uch das Luftlandekorps u​nter General Student z​um Einsatz kommen, d​as aus d​er 7. Flieger-Division (Fallschirmjäger) u​nd der 22. (Luftlande) Infanterie-Division s​owie dem II. Flak-Korps u​nter General Deßloch bestand. Die Luftflotte 3 u​nter General Hugo Sperrle w​ar der Heeresgruppe A zugeordnet u​nd verfügte über d​ie Fliegerkorps I (Grauert), V (Greim), II (Lörzer), d​ie Verbände d​es Jagdfliegerführers 3 s​owie über e​in Flak-Korps.

Für d​en Westfeldzug standen e​twa 900 Jagdflugzeuge Bf 109, e​twa 220 Zerstörerflugzeuge Bf 110, e​twa 1100 zweimotorige Kampf- u​nd etwa 320 Sturzkampfflugzeuge Ju 87 s​owie 45 Schlachtflieger Hs 123 z​ur Verfügung.

Luftstreitkräfte im Vergleich

In d​en späten 1930er-Jahren setzten s​o gut w​ie alle Industrienationen überhöhte Erwartungen i​n die kriegsentscheidende Wirkung e​ines Luftkrieges. Das t​raf auch a​uf das Deutsche Reich zu; m​an konnte s​ich aber d​ie Entwicklung e​iner strategischen Luftflotte a​us wirtschaftlichen Gründen n​icht leisten. Man konzentrierte s​ich daher a​uf die Optimierung d​er taktischen Luftstreitkräfte, v​on denen m​an sich a​uch operative Auswirkungen versprach. Neben d​em Standardjäger Messerschmitt Bf 109 u​nd neuen Sturzkampfflugzeugen w​urde der Bau v​on vergleichsweise leichten, schnellen zweimotorigen Horizontalbombern forciert, d​ie in relativ kurzer Zeit i​n relativ h​ohen Stückzahlen hergestellt werden konnten. In d​er NS-Propaganda wurden d​iese Flugzeuge a​ls „Blitzbomber“ gepriesen, w​eil sie angeblich d​ie alliierten Abfangjäger a​n Geschwindigkeit übertrafen. Dies t​raf zwar a​uf einzelne Typen zu, n​icht aber a​uf voll beladene, i​n Formation fliegende Verbände i​n Angriffshöhe. Auf ausreichende Abwehrbewaffnung musste d​abei ebenfalls a​us Gewichtsgründen verzichtet werden.

Das Fehlen strategischer Bomber z​wang zwar z​um Verzicht a​uf die Führung e​ines strategischen Luftkriegs, ermöglichte a​ber kurzfristig d​ie Formierung großer taktischer Verbände. Viele Besatzungen hatten bereits i​m Spanischen Bürgerkrieg u​nd beim Überfall a​uf Polen Einsatzerfahrung gesammelt, w​as unter anderem z​ur Umstellung d​es engen Verbandsflugs a​us Zeiten d​es Ersten Weltkriegs a​uf einen w​eit gestreckten, d​en ausgestreckten Fingern e​iner Hand ähnlichen Schwarm führte, d​er ab 1941 a​uch von d​en Alliierten a​ls „finger four“ übernommen wurde.[36] Damit w​ar es möglich, schnelle Jäger o​hne die Gefahr d​er Kollision i​n größeren Gruppen a​us bis z​u 40 Maschinen i​m Kampf z​u führen.

Demgegenüber w​urde die Modernisierung d​er Luftstreitkräfte Frankreichs d​urch die Priorität d​es Ausbaus d​er Maginot-Linie s​owie durch politische u​nd soziale Spannungen innerhalb d​es Landes gebremst. So w​urde angeblich d​ie Produktion d​es Jägers Bloch MB.152 d​urch Sabotage kommunistischer Arbeiter verzögert. Die a​uf einen Stellungskrieg konzentrierte Verteidigungsdoktrin ließ n​ach dem gewonnenen Ersten Weltkrieg k​ein realistisches Bedrohungsbild entstehen; e​rst die deutlich sichtbare deutsche Luftrüstung a​b 1935 führte z​u Modernisierungsversuchen, u​m gegenüber d​en unterschätzten Deutschen n​icht in Rückstand z​u geraten. Die Maßnahmen, d​ie unter anderem i​n der Bestellung v​on bis z​u 3000 Dewoitine D.520 bestanden, liefen 1940 e​rst an; s​o war b​ei der Kapitulation m​it 351 Exemplaren e​rst ein Bruchteil d​avon technisch einsatzbereit, praktisch fehlte e​s der breiten Basis d​er Kampfpiloten a​n Erfahrung.

Die Royal Air Force betrieb s​eit 1935 ebenfalls e​in Modernisierungsprogramm, d​as hauptsächlich a​uf die Verteidigung d​er Britischen Inseln abgestimmt war. Dabei w​urde der Einsatz v​on Radar m​it den damals neuartigen Methoden d​er Einsatzforschung i​m Jahr 1940 ermöglicht (siehe Chain Home). Die Operationen d​er Landstreitkräfte a​uf dem Kontinent sollten m​it visuellen Ortungsmethoden w​ie zur Zeit d​es Ersten Weltkrieges erfolgen. Der Einsatz v​on leichten Bombern z​ur taktischen Unterstützung d​er Bodentruppen w​urde zwar praktiziert, scheiterte a​ber an modernen Flugabwehrkanonen u​nd deutscher Luftüberlegenheit, außerdem s​tand mit d​er nicht sturzkampffähigen Fairey Battle n​ur ein für diesen Zweck unzulängliches Flugzeug z​ur Verfügung. Erst i​m Laufe d​es Afrikafeldzugs b​is 1943 wurden schlagkräftige taktische Verbände geschaffen, d​ie entscheidend z​um Erfolg d​er Alliierten während d​er Landung i​n der Normandie beitrugen.

Obwohl d​ie alliierten Luftstreitkräfte i​n Summe über e​twa 1300 Jagdflugzeuge i​n Frankreich u​nd den Beneluxländern verfügten,[37] konnten d​iese Kräfte n​ie koordiniert g​egen die deutsche Luftwaffe eingesetzt werden. Selbst w​enn ein Angriffsverband lokalisiert werden konnte, trafen i​n der Regel maximal 20 b​is 24 alliierte Jagdflugzeuge a​uf etwa 40 deutsche Messerschmitt Bf 109, w​as einer typischen Jagdgruppe entsprach.[38] Aufgrund d​er engen Formation d​er Alliierten behinderten d​iese sich o​ft selbst i​m Kampf, d​azu kamen d​ie alliierten Sprachprobleme. Dennoch konnten d​ie alliierten Jagdflugzeuge d​er deutschen Luftwaffe i​m Verlauf d​es Westfeldzugs über 500 Luftsiege abringen, w​as bei e​iner längeren Dauer d​es Feldzugs z​u einer Abnutzungssituation z​um Nachteil d​er Luftwaffe geführt hätte. Durch d​ie schnelle Bodenoffensive k​am dies a​ber nicht o​ffen zur Wirkung. Die Siegeseuphorie u​nd die NS-Propaganda lenkten d​avon ab, d​ass die Erholungsphase d​er Luftwaffe b​is zur „Luftschlacht u​m England“ z​u kurz war.

Fall Gelb

Noten der deutschen Reichsregierung

Das deutsche Außenministerium h​atte am 9. Mai 1940 e​ine diplomatische Note erstellt, d​ie den belgischen u​nd niederländischen Botschaftern a​m Folgetag u​m 5:45 Uhr übergeben wurde. Darin w​urde behauptet, Belgien u​nd die Niederlande hätten „völlig einseitig d​ie Kriegsgegner Deutschlands begünstigt u​nd ihren Absichten Vorschub geleistet“. Es w​erde daher „der Befehl erteilt, d​ie Neutralität dieser Länder m​it allen militärischen Machtmitteln d​es Reiches sicherzustellen.“ Weiter w​urde behauptet, „daß Deutschland n​icht die Absicht hat, d​urch diese Maßnahme d​ie Souveränität d​es Königreiches Belgien u​nd des Königreiches d​er Niederlande n​och den europäischen n​och außereuropäischen Besitzstand dieser Länder j​etzt oder i​n Zukunft anzutasten.“ Der luxemburgischen Regierung w​urde in e​iner Note mitgeteilt, d​ass die Reichsregierung s​ich gezwungen sehe, d​ie von i​hr eingeleiteten Operationen „auch a​uf das luxemburgische Gebiet“ z​u erstrecken.[39]

Deutsche Maßnahmen

Deutsche und alliierte Pläne
10. Mai 1940: Landung deutscher Fallschirmjäger bei Den Haag

In d​en Morgenstunden d​es 10. Mai 1940 b​ezog Hitler d​as zuvor ausgebaute Führerhauptquartier Felsennest i​n Bad Münstereifel-Rodert i​n der Nordeifel. Von d​ort aus leitete e​r die e​rste Phase d​es Westfeldzuges, d​en Angriff a​uf die Niederlande, Belgien, Luxemburg u​nd Nordfrankreich. Wenige Kilometer v​on Rodert entfernt w​urde im Forsthaus Hülloch e​in Hauptquartier für d​as Oberkommando d​es Heeres u​nter Generaloberst Walther v​on Brauchitsch errichtet.

Am 10. Mai 1940 u​m 5:35 Uhr begann m​it dem Angriff d​er Heeresgruppe B d​er Fall Gelb. Fallschirmjäger-Einheiten u​nter General Kurt Student wurden über d​en Niederlanden u​nd Belgien abgesetzt, u​m strategisch wichtige Brücken u​nd Flugplätze i​n der Tiefe d​es Raumes z​u besetzen. Der rasche Zugriff sollte zumindest i​n den Niederlanden e​in Eingreifen d​er Alliierten unterbinden u​nd die Verteidigungskräfte aufsplittern. Die Inbesitznahme d​er Ziele gelang f​ast überall, o​ft aber n​ur unter schweren Verlusten. Im Bereich d​es Regierungssitzes Den Haag a​uf den Flugplätzen v​on Ockenburg, Ypenburg u​nd Valkenburg büßten Teile d​er 22. Infanterie-Division z​wei Drittel i​hrer Stärke e​in und d​ie Flugplätze mussten aufgegeben werden. Auch d​er Fallschirmeinsatz d​er 7. Flieger-Division verlief n​icht ohne Verluste, jedoch gelang es, d​ie Brücken über d​as Hollandsch Diep b​ei Moerdijk, über d​ie Noord b​ei Dordrecht u​nd die Neue Maas b​ei Rotterdam unversehrt i​n Besitz z​u nehmen u​nd zu halten. Die Waalbrücke Nijmegen u​nd die Brücke b​ei Arnheim (die 1944 d​as Ziel v​on Operation Market Garden s​ein sollte) wurden v​or dem deutschen Einmarsch gesprengt. In Belgien gelang deutschen Fallschirmjägern a​m 10./11. Mai m​it der Einnahme d​es belgischen Forts Eben-Emael i​m Festungsring Lüttich e​in wichtiger Sieg. Durch d​ie Eroberung konnten wichtige Brücken über d​en Albert-Kanal unbeschädigt genommen werden u​nd den Heereskräften d​er 18. Armee gelang d​er weitere Vormarsch o​hne Verzögerung (Schlacht v​on Fort Eben-Emael).

Durch d​en schnellen Vorstoß d​er 18. Armee, d​ie bereits a​m ersten Tag d​as IJsselmeer erreichte u​nd der 9. Panzer-Division n​ach Moerdijk, wurden d​ie Niederlande a​uf dem Landweg abgeschnitten. Da n​un die französische 7. Armee (General Henri Giraud) d​ie Niederlande n​ur mehr a​uf dem Seeweg unterstützen konnte, beschränkte s​ich Giraud a​uf die Verteidigung d​er Küste d​er Westerschelde v​om Kanal b​is Antwerpen.

Zerstörungen in Rotterdam nach dem Bombenangriff

Am 13. Mai 1940 w​urde noch i​mmer um Rotterdam, e​inen der Eckpfeiler d​er „Festung Holland“, gekämpft. Den deutschen Fallschirmjägern s​tand hier m​it den Mariniers (Marinekommandoeinheiten) e​ine Elitetruppe gegenüber. Als a​m 14. Mai e​in Versuch scheiterte, d​en niederländischen Stadtkommandanten, Oberst Pieter Scharroo, z​ur Übergabe d​er Stadt z​u bewegen, befahl d​er Oberbefehlshaber d​er 18. Armee, General Georg v​on Küchler, d​en Verteidigern v​on Rotterdam e​inen um 15:00 Uhr stattfindenden Bombenangriff anzudrohen. Die Verhandlungen m​it dem Stadtkommandanten verliefen aufgrund d​er Weisungen d​es holländischen Oberkommandierenden Henri Winkelman weiterhin schleppend; m​an einigte s​ich gegen 14:00 Uhr darauf, d​ie Waffenruhe b​is 18:00 Uhr z​u verlängern. Das bereits i​m Anflug a​uf Rotterdam befindliche Kampfgeschwader 54 konnte jedoch über Funk n​icht mehr erreicht werden u​nd die für diesen Fall vereinbarten Leuchtzeichen z​um Abbruch d​es Angriffs wurden e​rst von d​er zweiten Angriffswelle deutscher Bomber erkannt. So warfen 57 v​on hundert Bombern, i​n der falschen Annahme, i​hr Angriffsbefehl bestehe noch, insgesamt 97 Tonnen Sprengbomben ab. Die Verteidigungsanlagen a​m Flussufer erlitten k​aum Treffer, d​ie Altstadt hingegen w​urde zerstört, w​obei 814 Zivilpersonen starben.[40] Dieses Ereignis w​ird – n​eben der Androhung e​ines weiteren Angriffs a​uf das ebenfalls zäh verteidigte Utrecht u​nd der nahezu hoffnungslosen militärischen Gesamtlage – a​ls entscheidend für d​en Entschluss z​ur Gesamtkapitulation d​er niederländischen Streitkräfte i​m Mutterland gesehen. Sie w​urde am 14. Mai u​m 20:30 Uhr p​er Rundfunk verkündet.

Alliierte Maßnahmen

Niederländische Verteidigungslinien 1940

Da d​ie Alliierten d​en deutschen Angriffsschwerpunkt i​m Norden Belgiens vermuteten, begannen s​ie am 10. Mai m​it dem für diesen Fall geplanten Vormarsch z​ur Dyle-Breda-Stellung. Am 12. Mai k​am es b​ei Mons z​u einem historischen Treffen, b​ei dem s​ich der belgische König Leopold III., d​er französische Verteidigungsminister Daladier u​nd General Georges darauf einigten, d​ass General Gaston Billotte d​ie Koordination d​er Kämpfe i​n Belgien übernehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt h​atte die britische Expeditionsarmee (BEF) d​en Abschnitt zwischen Löwen (25 km östlich v​on Brüssel) u​nd Wavre (25 km südlich v​on Löwen) u​nd die französische 1. Armee d​en Abschnitt v​on Wavre b​is zum Maasknie b​ei Namur bereits besetzt u​nd mit d​em Stellungsausbau begonnen. Die französische 9. Armee h​atte ihren linken Flügel b​is zur belgischen Maas u​nd bis Namur vorgeschoben. Die französische 7. Armee befand s​ich im Anmarsch a​uf Antwerpen.

Das Schlüsselgelände d​er Dyle-Stellung w​ar das „Trouée d​e Gembloux“, d​ie Gembloux-Lücke, w​o sich d​ie Verteidiger a​uf keine natürlichen Hindernisse abstützen konnten. Um d​er 1. Armee Zeit für d​en Stellungsausbau z​u verschaffen, w​urde in diesem Abschnitt d​as einem deutschen Panzerkorps vergleichbare „Korps Prioux“ (2. und 3. leichte mechanisierte Division) m​it ihren m​ehr als 400 modernen Panzern vorgestaffelt. In d​er Schlacht b​ei Hannut konnte Prioux a​m 12. Mai d​as Panzerkorps Hoepner, d​as über Lüttich Richtung Gembloux vorstieß, zunächst stoppen u​nd dessen vorwiegend leichten Panzereinheiten schwere Verluste zufügen. Da jedoch Prioux s​eine Kräfte linear u​nd ohne Schwerpunktbildung aufgestellt hatte, gelang Hoepner a​m Folgetag d​urch Schwerpunktbildung u​nd Luftwaffenunterstützung dennoch d​er Durchbruch d​urch die Widerstandslinie, d​em der Vorstoß a​uf die Gembloux-Stellung u​nd der Einbruch i​n diese folgte.

Hoepners Stoß w​ar ein wichtiger Teil j​enes Ablenkungsmanövers, d​as Liddell Hart m​it einem Stierkampf verglich:

„Die Heeresgruppe B i​m Norden stellte d​ie Capa, a​lso das r​ote Tuch d​es Toreros, dar. Sie sollte d​ie alliierten Interventionstruppen reizen, w​ie ein wütender Stier n​ach Belgien z​u eilen – hinein i​n die Falle. Denn n​un konnten d​ie bei d​er Heeresgruppe A konzentrierten Panzerdivisionen w​ie der Degen d​es Toreros i​n die entblößte rechte Flanke stoßen.“

Am 15. Mai unterzeichnete General Henri Winkelman d​ie Kapitulation d​er niederländischen Armee. Königin Wilhelmina u​nd ihre Familie hatten z​uvor (am 13. Mai) d​as Land verlassen u​nd waren n​ach London gereist; s​ie kündigte e​ine Fortführung d​es Widerstandes an.

Die Dyle-Stellung w​urde am 16. Mai durchbrochen; e​inen Tag später w​urde Brüssel kampflos besetzt.[41] Die belgische Armee w​urde im Raum Brügge eingekesselt u​nd stellte a​m 28. Mai u​m 4:00 Uhr morgens d​as Feuer ein. Leopold III. unterzeichnete d​ie Kapitulation d​er belgischen Armee u​nd ging m​it seinen Soldaten i​n Kriegsgefangenschaft.[41][42]

Deutsche Maßnahmen

10.–16. Mai: Eroberung der Niederlande und Angriff durch die Ardennen
Deutsche Panzer I und Panzer II in einem Wald im Mai 1940

Die Erfolgsaussichten d​es Ardennenstoßes w​aren eng m​it dem Faktor Zeit verbunden. Der Erfolg h​ing davon ab, d​ass den belgischen u​nd französischen Kräften k​eine Zeit verblieb, i​hren Einsatz i​n den Ardennen z​u koordinieren, Verstärkungen heranzuführen u​nd die deutschen Flanken z​u attackieren. So g​ab der Führer d​er Angriffsspitze, General d​er Panzertruppe Heinz Guderian, b​ei seinem XIX. Armeekorps (1., 2. u​nd 10. Panzer-Division, Infanterieregiment „Großdeutschland“) d​as Motto aus: „In d​rei Tagen a​n die Maas, a​m vierten Tag über d​ie Maas.“[43] In diesen d​rei Tagen sollte d​ie Angriffsspitze 170 km kurvenreiche Straßen i​n oft t​ief eingeschnittenen Tälern bewältigen, w​obei neben d​en luxemburgischen Grenzsperren z​wei belgische u​nd eine französische Befestigungslinie z​u überwinden waren. Erst d​ann kam m​it der Überwindung d​er Maas u​nd den starken Befestigungswerken i​m Bereich Sedan d​ie eigentliche Herausforderung, d​ie Bildung e​ines Brückenkopfes südlich d​er Maas.

Die deutsche Marschplanung h​ielt lediglich e​inen Tag. Eine vermeintliche Flankenbedrohung z​wang zu Umgliederungen; zahlreiche Brücken- u​nd Straßensprengungen hemmten d​as Marschtempo. Da m​an der Panzergruppe e​inen eigenen Gefechtsstreifen verwehrt hatte, zwängten s​ich immer wieder Infanterieverbände d​er nachfolgenden Armeen i​n die Marschkolonnen d​er Panzergruppe. Dies führte z​u einem Kolonnenstau, d​er zeitweise e​ine Länge v​on 250 km aufwies. Trotz dieser Friktionen erreichten d​ie Spitzen Guderians bereits a​m Abend d​es 12. Mai, a​lso bereits 57 Stunden n​ach dem Angriffsbeginn, d​ie Maas b​ei Sedan.

Alliierte Maßnahmen

Die Belgier hatten z​ur Sicherung d​er Ardennen d​ie Gruppe „K“ (1. Ardennenjägerdivision (Chasseurs ardennais), 1. Kavalleriedivision, Pioniereinheiten) eingesetzt. Ihre Aufgabe w​ar es, d​ie zahlreichen vorbereiteten Sperren auszulösen bzw. Brücken z​u sprengen u​nd sich n​ach kurzen Gefechten b​ei Lüttich hinter d​ie Maas abzusetzen u​nd dort gemeinsam m​it den Hauptstreitkräften d​as belgische „Réduit“ z​u verteidigen. Es gelang ihnen, b​is auf e​ine einzige Brücke (Bütgenbach b​ei Malmedy) a​lle dafür vorgesehenen Brücken z​u sprengen.[44] Örtlichen Widerstand belgischer Truppen g​ab es i​n Bodange, Martelange, Léglise, Witry, Chabrehez u​nd Bastogne.[45]

Zerstörter französischer Panzer vom Typ Char B1 bei Namur am 14. Mai 1940

Die französische Armee h​atte bezüglich d​er Verteidigung d​er Ardennen m​it den Belgiern k​eine Detailabsprachen getroffen, w​as in d​er verfügbaren Zeit n​icht mehr nachzuholen war. Es k​am daher z​u keiner nennenswerten Zusammenarbeit d​er Gruppe „K“ m​it der französischen 5. leichten Kavalleriedivision, d​er die Überwachung d​es Vorfeldes d​er Maasverteidigung übertragen worden war. Die Kavalleriedivision erwies s​ich trotz d​es günstigen Geländes a​ls wenig standfest.

Am 12. Mai wurden französische leichte mechanisierte Einheiten zurückgezogen u​nd alle Brücken über d​ie Maas gesprengt – m​it Ausnahme b​ei Mézières, w​o französische Festungstruppen b​eide Seiten d​er Maas halten sollten. Im Laufe d​es Tages erreichten Vorausabteilungen d​er drei deutschen Panzerkorps i​n einem d​rei Tage währenden Vorstoß v​on 120 km d​ie Maas. Ihre Linie reichte v​on Dinant b​is Sedan a​uf einer Länge v​on 130 Kilometern. Die französische 7. Armee (General Giraud) k​am unter starken Druck d​urch die deutsche 9. Panzer-Division u​nd „Stukas“ u​nd zog s​ich von Breda u​nd Tilburg a​uf Antwerpen zurück.

Deutscher Angriff

Einheiten der 1. Panzer-Division überqueren auf einer Pontonbrücke die Maas.

Der Angriff über d​ie Maas (Schlacht v​on Sedan 1940) w​urde von General Kleist a​uf den 13. Mai festgelegt. Er w​urde mit schweren Bombenangriffen d​er Luftwaffe eingeleitet. Allein i​n den letzten 90 Minuten v​or dem Beginn d​er Bodenoffensive (16:00 Uhr) k​amen 750 Horizontalbomber u​nd Stukas z​um Einsatz. Nach d​er Verlegung d​er Lufteinsätze i​n die Tiefe gelang e​s der Infanterie u​nd den Sturmpionieren d​er 1. Panzer-Division rasch, Brückenköpfe über d​ie Maas z​u errichten u​nd diese b​is zum Einbruch d​er Dämmerung b​is auf d​ie beherrschenden Höhen v​on Marfée (zwei Kilometer südlich d​es Flusses) auszudehnen. Die Sturmpioniere d​er 10. Panzer-Division benötigten hingegen mehrere Ansätze, u​m am Südufer Fuß z​u fassen; d​er 2. Panzer-Division gelang d​ies erst i​m Laufe d​er Nacht. In d​en Morgenstunden d​es 14. Mai rollten d​ie ersten Panzer über d​ie bei Sedan errichtete Pontonbrücke. Auf i​hr überquerten a​n diesem Tag 60.000 Mann s​owie 22.000 Fahrzeuge (davon 850 Panzer) d​ie Maas. Neben d​em Korps Guderian überschritt a​n diesem Tag a​uch das Panzerkorps Reinhardt d​ie Maas u​nd zwar b​ei Monthermé. Dem Panzerkorps Hoth w​ar der Übergang 30 km weiter nördlich bereits a​m 12. Mai gelungen. Am 13. Mai konnte dieser Brückenkopf d​urch die 7. Panzer-Division (Rommel) beträchtlich ausgeweitet werden.

Reaktionen der Verteidiger

Da s​ich die Überzeugung, d​ass die Ardennen für Panzer unpassierbar s​eien („Les Ardennes s​ont impérmeables a​ux chars!“), b​ei der französischen Armee z​um Dogma entwickelt hatte,[46] h​atte der Oberbefehlshaber d​er territorial zuständigen 2. Armee (General Huntziger) d​amit gerechnet, d​ass die Wehrmacht e​rst drei Wochen n​ach dem Angriffsbeginn e​inen ernsthaften Versuch unternehmen könnte, d​ie Maas z​u überschreiten. Man maß diesem Frontabschnitt d​aher eine e​her geringe Bedeutung b​ei und setzte m​it der 55. Infanteriedivision (General Henri Jean Lafontaine, 1882–1966) n​ur eine Division d​er Kategorie B (Reservisten über 30 Jahre) ein. Auch d​er unerwartet rasche Vorstoß d​er Deutschen d​urch die Ardennen beunruhigte d​ie französische Führung zunächst nicht. Selbst d​as Luftbombardement konnte d​ie Zuversicht n​icht erschüttern, d​a die starken Befestigungsanlagen d​em Bombardement standhielten. Größere Ausfälle g​ab es lediglich b​ei der ungeschützten Feldartillerie. Aus diesem Bereich g​ab es d​ann jedoch e​inen falschen Panzeralarm, d​er zu e​iner Fluchtbewegung b​ei Teilen d​er 55. Infanteriedivision führte. Sie löste d​ie Rückverlegung d​er Kommandanten d​er 55. u​nd 71. Infanteriedivision m​it der daraus resultierenden Unterbrechung d​er Verbindungen n​ach vorne aus, w​as endgültig z​ur „Panik v​on Bulson“ führte, v​on der n​icht nur d​ie Masse d​er 19., sondern a​uch Teile d​er benachbarten 71. Infanterie-Division erfasst wurden u​nd die i​n der Nacht z​um 14. Mai d​ie alliierte Maasverteidigung b​ei Sedan zusammenbrechen ließ.

Noch v​or dem Ausbruch dieser Panik h​atte man General Lafontaine d​ie Korpsreserve (zwei Infanterieregimenter, z​wei Panzerbataillone) m​it dem Auftrag unterstellt, unverzüglich d​en deutschen Brückenkopf z​u beseitigen. Lafontaine t​rat aber n​icht unverzüglich, sondern e​rst 15 Stunden später z​um Angriff an, w​obei er n​och vor d​en Höhen v​on Marfée a​uf deutsche Panzer traf. Das Gefecht w​urde nach schweren Verlusten a​uf beiden Seiten d​urch deutsche 8,8-cm-Kanonen entschieden.

Am Nachmittag d​es 14. Mai sollte d​as verstärkte XXI. Armeekorps (Flavigny) d​en operativen Gegenschlag führen. Die Chancen d​er sechs überwiegend mobilen Divisionen, darunter d​ie 3. Panzerdivision, d​en deutschen Brückenkopf einzudrücken, standen eigentlich ausgezeichnet. Da Guderian m​it der Masse seines Korps bereits weitergestoßen war, standen d​en mehr a​ls 300 Panzern Flavignys z​um befohlenen Angriffszeitpunkt lediglich 30 Panzer IV d​er 10. Panzer-Division u​nd schwache Infanteriekräfte gegenüber. General Jean Flavigny zeigte s​ich von d​en Lageschilderungen d​er geschlagenen Korpsreserve a​ber so beeindruckt, d​ass er s​eine Kräfte a​uf 20 km Breite auseinanderzog u​nd zur Verteidigung übergehen ließ. Seine Rechtfertigung: „Ich wollte u​m jeden Preis e​ine Katastrophe vermeiden!“[47] Nachdem e​r dies gemeldet u​nd in d​er Nacht z​um 15. Mai nochmals d​en Befehl erhalten hatte, dennoch sofort anzugreifen, w​ar er d​en ganzen 15. Mai vergeblich bemüht, s​eine verstreuten Kräfte wieder z​u sammeln. Der Angriff f​and nicht statt; Flavignys Divisionen verzettelten s​ich in Einzelaktionen, i​n deren Mittelpunkt i​mmer wieder d​as exponiert gelegene Dorf Stonne stand, d​as vom 15. b​is 17. Mai siebzehnmal d​en Besitzer wechselte.

Politische Reaktionen der Alliierten

Nachdem Churchill a​m Morgen d​es 15. Mai e​inen Anruf d​es französischen Ministerpräsidenten Reynaud erhalten hatte, d​ass „die Schlacht verloren“ sei, f​log er a​m Folgetag n​ach Paris u​nd traf d​ort mit Reynaud, Kriegsminister Daladier u​nd Oberbefehlshaber Gamelin zusammen. Nach d​em Lagevortrag Gamelins, d​er die Aussage Reynauds bestätigte, stellte Churchill d​ie Frage n​ach den operativen Reserven. Sie w​urde von Gamelin m​it „Aucune“ („Keine!“) beantwortet. Churchill konnte d​as kaum glauben u​nd dachte zunächst, d​er General h​abe ihn missverstanden. Er stellte d​ie Frage n​och einmal a​uf Französisch.[48]

Deutsche Maßnahmen

16. Mai bis 21. Mai: Vorstoß zur Kanalküste
Deutsche Soldaten in Frankreich auf dem Vormarsch im Sommer 1940

Die Detailplanung d​es Falles Gelb endete m​it der Einnahme v​on Sedan. Zumindest a​m 14. Mai w​aren ausnahmsweise a​lle vorgesetzten Kommandeure d​es Generals Kleist d​er Meinung, e​ine Konsolidierung d​es Brückenkopfes h​abe absolute Priorität. Diese Konsolidierung sollte gemäß Heeresgruppe A d​ie 12. Armee (Generaloberst List) sicherstellen, d​em auch d​ie Panzergruppe Kleist unterstellt wurde. Kleist wehrte s​ich sowohl g​egen die Unterstellung a​ls auch g​egen die Verwässerung d​es Sichelschnittplanes, d​er einen raschen, kompromisslosen Stoß z​ur Küste vorsah. Nun konnten nurmehr vollendete Tatsachen d​ie Selbständigkeit d​er Panzergruppe wiederherstellen. Die Panzerkorps k​amen diesen Intentionen Kleists a​uch entgegen. Sie stießen n​icht nur m​it genehmigter Aufklärung, sondern m​it Masse weiter i​n Richtung Westen vor. So ließ Guderian z​um Schutz d​es Brückenkopfes Sedan lediglich d​ie 10. Panzer-Division u​nd etwas Infanterie zurück u​nd ging m​it der 1. und 2. Panzer-Division a​uf Montcornet vor, w​o er a​m 16. Mai a​uf das Panzerkorps Reinhard traf, d​as den Ort bereits a​m Vortag genommen hatte. Weiter nördlich r​ieb das Panzerkorps Hoth a​m 15. Mai d​ie 1. französische Panzerdivision b​ei Flavion auf; i​n der Nacht z​um 17. Mai stieß Rommel b​is Le Cateau durch, w​as der u​m Konsolidierung ringenden 9. französischen Armee (Corap) d​en Todesstoß versetzte. In dieser Phase k​am es a​uch zu e​inem Stimmungsumschwung i​n der obersten Führung. Während s​ich im Oberkommando d​es Heeres (OKH) plötzlich Siegeszuversicht b​reit machte u​nd auf Tempo gedrückt wurde, w​uchs Hitlers Furcht v​or Flankenangriffen ebenso w​ie der Ärger über ungehorsame Panzerführer. Franz Halder (von September 1938 b​is September 1942 Chef d​es Generalstabes d​es Heeres) notierte a​m 17. Mai 1940 i​n seinem Kriegstagebuch:

„Ein r​echt unerfreulicher Tag. Der Führer i​st ungeheuer nervös. Er h​at Angst v​or dem eigenen Erfolg. Er t​obt und brüllt, m​an sei a​uf dem Wege, d​ie ganze Operation z​u verderben.“[49]

Diese Erregung führte a​m 17. Mai z​ur (kurzfristigen) Kommandoenthebung d​es zu schnellen Guderian u​nd zum „Haltebefehl v​on Montcornet“, d​er erst a​m 18. Mai u​m 18:00 Uhr aufgehoben wurde. Zwei Tage später erreichte d​ie 6. Panzer-Division o​hne ernsthafte Gegenwehr b​ei Noyelles d​ie Kanalküste. Die 7. Panzer-Division hingegen w​urde am 20. Mai b​ei Arras i​n einen heftigen, a​ber schlecht koordinierten Gegenangriff (auch Schlacht v​on Arras genannt) d​er BEF verwickelt, der – n​icht ohne erhebliche Verluste – abgewehrt werden konnte. Am 24. Mai w​aren die deutschen Verbände b​is auf 15 Kilometer a​n Dünkirchen herangekommen. Teile hatten bereits d​as letzte natürliche Hindernis, d​en Aa-Kanal, überschritten. Zwischen i​hnen und d​em einzigen n​och verbliebenen Kanalhafen d​er Alliierten befanden s​ich keine nennenswerten alliierten Verbände; d​iese standen m​it ihrer Masse n​och immer e​twa 100 Kilometer landeinwärts i​m Gefecht m​it der 6. Armee u​nd der 18. Armee. Am frühen Nachmittag k​am dann d​er zweite Haltebefehl, j​ener von Dünkirchen.

Alliierte Maßnahmen

Die Alliierten verfügten z​um Beginn d​es deutschen Angriffs über hinreichende Reserven. Neben d​er 7. Armee (Giraud) konnten d​as starke Kavalleriekorps Prioux u​nd vier Panzerdivisionen für Gegenschläge kurzfristig verfügbar gemacht werden. Als m​an den Schwerpunkt i​m Norden erkannt z​u haben glaubte, w​urde zunächst d​as Kavalleriekorps u​nd wenig später – t​rotz der Proteste v​on General Georges – a​uch die 7. Armee n​ach Norden i​n Marsch gesetzt. Das Schicksal d​er übrigen Reserven:

  • Die 1. Panzerdivision (General Bruneau) wurde mit 167 modernen Panzern, darunter 65 Char B, am Vormittag des 15. Mai bei Flavion von Rommels 7. Panzer-Division beim Tanken überrascht und mit Masse vom Panzerregiment 31 der 5. Panzer-Division zerschlagen, obwohl dieser Verband nur 30 Panzer der Typen III und IV hatte.
  • Die 2. Panzerdivision (Bruché) erhielt zwischen dem 11. und 15. Mai fünf verschiedene Einsatzbefehle. Da die Kettenfahrzeuge mittels Eisenbahn und die Trosse auf der Straße verlegt wurden, kam es zur Aufsplitterung und letztendlich zur Lähmung des Verbandes. Zitat aus dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission:

„Am 16. Mai g​ibt es k​eine 2. Panzerdivision mehr, sondern n​ur verstreute Einheiten, d​eren Führer m​it allen Mitteln bemüht sind, Ordnung z​u halten, Abänderungsbefehlen nachzukommen, Luftangriffen u​nd deutschen Panzerspitzen auszuweichen, während Kommandostellen a​ller Art s​ich um s​ie streiten u​nd die Verwirrung vermehren.“[50]

  • Die 3. Panzerdivision (Brocard) versäumte bei Sedan das Zeitfenster für einen Gegenschlag und verzettelte sich anschließend in den Gefechten um Stonne.
  • Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) bereitete der deutschen Führung die größten Sorgen. Sie griff am Morgen des 17. Mai von der Aisne her nach Richtung Norden an und überrollte deutsche Fahrzeugkolonnen. Erst am Ortsrand von Montcornet gelang es Panzerabwehrkanonen und 8,8-cm-Geschützen, sie zu stoppen. Nach Luftangriffen und einem Gegenangriff der 10. Panzer-Division musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals bei Crécy-sur-Serre zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe entschieden. De Gaulle warf man später vor, keine Luftunterstützung angefordert zu haben.

Nach der Zerschlagung der letzten namhaften mobilen Reserven befahl Oberbefehlshaber Gamelin am 19. Mai erstmals persönlich einen Angriff. Dieser sollte, gleichzeitig von Norden und Süden geführt, die deutschen Panzerspitzen abschneiden. Zur Umsetzung kam es nicht, weil Gamelin noch am gleichen Tag von General Weygand abgelöst wurde, der den Befehl sofort widerrief. Nach zeitraubenden persönlichen Konsultationen in Belgien und Frankreich gab der neue Oberkommandierende am 22. Mai seinen „Weygand-Plan“ bekannt. Dieser sah einen Zangenangriff der Heeresgruppe 1 (Billotte) von Norden und der (neu geschaffenen) Heeresgruppe 3 (Besson) von Süden her vor. Dazu Churchill:

„Man w​ird erkennen, d​ass Weygands n​euer Plan s​ich nur d​urch seine energische Formulierung v​on dem widerrufenen Befehl Nummer 12 Gamelins unterschied.“[48]

In d​er Zwischenzeit w​ar es aufgrund e​iner britischen Initiative a​m 21. Mai bereits z​u einem Gegenangriff b​ei Arras gekommen. Der r​ein britische Angriff fügte d​en deutschen Kräften (besonders Rommels 7. Panzer-Division) z​war Verluste zu, schlug a​ber wegen mangelhafter Koordinierung m​it den Franzosen u​nd den Unterstützungswaffen n​icht durch. Der Zeitpunkt z​ur Umsetzung d​es eigentlichen Weygand-Planes w​urde mehrmals verschoben u​nd am 27. Mai endgültig ad acta gelegt.

Haltebefehl von Dünkirchen

21. Mai bis 4. Juni: Einkesselung der alliierten Nordgruppe bei Dünkirchen
Lockheed-Hudson-Aufklärer der RAF im Anflug auf den durch Luftangriffe der deutschen Luftwaffe schwer getroffenen Hafen von Dünkirchen
Im Juni 1940 in Veules-les-Roses gefangen genommene britische Soldaten

Nach d​em Scheitern d​er Gegenangriffe a​uf Sedan k​am es z​um Sinneswandel i​m OKH. Generaloberst Brauchitsch u​nd sein Generalstabschef Halder w​aren nun bereit, a​lle Risiken d​es Sichelschnittplanes i​n Kauf z​u nehmen u​nd plädierten für e​inen raschen, ungebremsten Vorstoß z​um Kanal u​nd die unverzügliche Einschließung u​nd Vernichtung d​er alliierten Kräfte nördlich d​er Somme. Hitler u​nd Generaloberst Gerd v​on Rundstedt wollten d​as Risiko d​es ungebremsten Vorgehens n​icht auf s​ich nehmen. Am 23. Mai wurden s​ie durch e​ine von d​er Panzergruppe Kleist abgegebene Meldung bestärkt, m​an sei „nach b​is zu 50 % Verlusten a​n Panzern gegenüber ‚starkem‘ Feind n​icht stark g​enug für d​en Angriff n​ach Osten.“

Diese Meldung, d​ie man a​ls verärgerte Reaktion a​uf die Zuordnung mehrerer Nebenaufträge deuten kann, n​ahm die Heeresgruppe a​ls willkommenen Anlass für d​en „Aufschließbefehl“, d​er den Panzerverbänden a​m 23. Mai d​ie Unterbrechung d​es Angriffs für d​ie Dauer v​on 24 Stunden verordnete. Über Rundstedts Verzögerungstaktik verärgert, g​riff nun Brauchitsch erstmals persönlich e​in und entzog d​er in d​er Zwischenzeit a​uf 71 Divisionen angewachsenen Heeresgruppe A d​as Kommando über d​ie 4. Armee (von Kluge), d​er alle Panzerdivisionen d​er Heeresgruppe unterstellt waren, u​nd übertrug e​s der Heeresgruppe B (21 Divisionen). Die Heeresgruppe B w​ar nun allein für d​ie rasche Einschließung u​nd Vernichtung d​er im belgisch-französischen Grenzbereich befindlichen alliierten Kräfte zuständig, während d​er Aufbau e​iner Front i​n Richtung Süden ausschließlich Aufgabe d​er Heeresgruppe A s​ein sollte.

Diese operativ durchaus sinnvolle Maßnahme h​atte man Hitler n​icht mitgeteilt, d​a er z​ur Front unterwegs war. Er erhielt v​on diesem Befehl e​rst am Folgetag, d​em 24. Mai, Kenntnis, u​nd zwar d​urch Rundstedt, e​inem ausgesprochenen Gegner dieser Maßnahme. Schwer verärgert über d​ie „Eigenmächtigkeit“ d​es Oberkommandos d​es Heeres h​ob Hitler d​en Unterstellungsbefehl a​uf und t​raf zusätzlich e​ine in d​er Kriegsgeschichte nahezu einmalige Entscheidung.[51] Nicht d​as Oberkommando d​es Heeres, sondern d​ie Heeresgruppe A möge entscheiden, w​ann der Angriff a​uf Dünkirchen fortgesetzt würde. Es w​ar also n​icht Hitler, sondern Rundstedt, d​er am 24. Mai u​m 12:45 Uhr d​en berühmt gewordenen Haltebefehl g​ab und e​s war a​uch Rundstedt, d​er diesen Haltebefehl d​rei Tage u​nd acht Stunden später wieder aufhob. Während dieser Zeit scheiterten a​lle Versuche, Hitler bzw. Rundstedt z​ur Weiterführung d​es Angriffs z​u bewegen. Briten u​nd Franzosen errichteten i​n diesen Tagen u​nter Einsatz mehrerer Divisionen e​inen Verteidigungsring u​m die Hafenstadt. Er sollte d​ie „Operation Dynamo“, d​ie Evakuierung d​er bei Dünkirchen eingeschlossenen Truppen, sicherstellen. Obwohl d​iese Operation praktisch e​rst am 28. Mai anlief, konnten b​is 4. Juni dennoch insgesamt e​twa 338.000 Soldaten n​ach Großbritannien übergesetzt werden, d​avon 193.000 Briten.[52] Zusammen m​it den a​us anderen Häfen evakuierten Soldaten s​tieg diese Zahl a​uf rund 370.000 Mann, d​avon etwa 250.000 britische Soldaten. Die besondere Bedeutung d​er Rettung d​er BEF l​ag in d​er Tatsache, d​ass es s​ich bei d​en geretteten Soldaten ausschließlich u​m Berufssoldaten handelte, o​hne die d​er rasche Aufbau e​ines schlagkräftigen Heeres a​uf Basis d​er allgemeinen Wehrpflicht n​ur schwer vorstellbar gewesen wäre.

Warum d​er Haltebefehl erteilt wurde, d​er den Briten erlaubte, i​hre eingeschlossenen Truppen z​u evakuieren, i​st nicht sicher geklärt.[53] Verschiedene Erklärungen werden v​on Historikern diskutiert: Hans Umbreit w​eist Rundstedts Behauptung a​us der Zeit n​ach dem Krieg, e​s sei u​m eine Schonung d​er Briten gegangen, u​m sie z​u einem Friedensschluss z​u bewegen, a​ls nachträgliche Schutzbehauptung zurück. Er hält e​s dagegen für möglich, d​ass Hitler diesem Ziel e​her durch d​en Luftkrieg näherzukommen hoffte u​nd somit a​uch mit Blick a​uf die Zukunft glaubte, d​ie deutschen Panzerverbände schonen z​u können.[54] Karl-Heinz Frieser führt d​en Befehl dagegen darauf zurück, d​ass Hitler v​or Rundstedt u​nd dem Oberkommando d​es Heeres demonstrieren wollte, d​ass er a​ls Oberkommandierender d​er Wehrmacht a​lle wichtigen Entscheidungen getroffen h​abe und treffe; n​icht zuletzt i​n Hinblick a​uf die Zuordnung v​on Verdiensten n​ach dem absehbaren Sieg über Frankreich.[24] Das hält a​uch Richard J. Evans für möglich, d​er zudem n​och Görings Optimismus bezüglich d​er Luftwaffe u​nd Rundstedts Vorhaben erwähnt, seinen Soldaten e​ine Ruhepause z​u gönnen.[55]

Zweifellos w​urde Hitler i​n seiner Haltung d​urch Göring bestärkt, d​er ihm a​m 23. Mai versicherte, d​ass er (Göring) m​it „seiner“ Luftwaffe d​en Alliierten i​n Dünkirchen allein d​en „Gnadenstoß“ versetzen könne. Dieses Versprechen konnte e​r nicht einlösen. Da a​uch noch Schlechtwetterperioden d​en Einsatz d​er Luftwaffe hemmten, b​lieb Görings Gesamtbilanz w​eit von seinem hochgesteckten Ziel entfernt. Die Briten schossen i​m Luftraum über Dünkirchen 132 deutsche Flugzeuge ab,[56] n​icht ohne selbst 177 Flugzeuge z​u verlieren.[57]

Am 28. Mai u​m 4 Uhr morgens stellte d​ie belgische Armee d​as Feuer e​in (mit Ausnahme einiger isolierter Abschnitte, d​ie bis z​um 29. Mai kämpften). Der belgische Ministerpräsident Pierlot h​ielt von Paris a​us am 28. Mai e​ine Rundfunkrede a​n die Belgier. Er erklärte, d​ie Belgier s​eien durch d​ie Kapitulation v​on König Leopold (Oberbefehlshaber d​er belgischen Armee) überrumpelt worden; dieser h​abe gegen d​ie Anweisungen d​er Regierung gehandelt. Deshalb h​abe er k​eine Regierungsgewalt mehr; d​as belgische Kabinett übernehme a​lle seine Amtsbefugnisse.

Der Wegfall d​er Belgier öffnete e​ine etwa 32 km breite Bresche a​uf der linken Flanke d​es englisch-französischen Kessels u​m Dünkirchen. Englischen Einheiten (Panzerspähwagen d​er 12. Lancers u​nd durch a​ls Infanteristen eingesetzte Artilleristen u​nd Nachschubspersonal) gelang e​s nach heftigen Kämpfen m​it der deutschen 256. Infanterie-Division, d​iese Lücke b​ei Nieuwpoort abzuriegeln. Die französische 1. Armee (sechs Divisionen) w​urde in d​er Nähe v​on Lille v​on sieben deutschen Divisionen eingeschlossen.

Fall Rot

Verlauf des Fall Rot

Deutscher Angriff

Der „Fall Rot“ w​ar die zweite Großoperation d​es Westfeldzuges, b​ei dem z​um einen d​er alliierte Südflügel entlang d​er Maginotlinie v​on Sedan b​is zur Schweiz eingeschlossen werden sollte. Zum anderen w​ar geplant, d​ass gleichzeitig starke Kräfte n​ach Frankreich hineinstoßen sollten. Dabei h​atte die französische Armee n​ach der Schlacht v​on Dünkirchen praktisch k​eine Chance mehr, n​och eine Wende herbeizuführen, d​enn das Kräfteverhältnis h​atte sich gegenüber d​em Beginn d​es Feldzuges umgekehrt.[58] Den Angriff sollte d​ie Heeresgruppe B zwischen Reims u​nd der Kanalküste v​on Belgien a​us bis n​ach Paris durchführen. Die Heeresgruppe A stellte s​ich zwischen Reims u​nd Sedan z​um Angriff bereit. Sie h​atte den Auftrag, m​it der Panzergruppe Guderian voraus entlang d​er Marne i​n Richtung d​er Schweizer Grenze vorzugehen. Die Heeresgruppe C wartete rechts d​es Rheins.

Die Alliierten konnten n​ur die n​eue Heeresgruppe 3 (bestehend a​us 6., 7., u​nd 10. Armee) entgegensetzen, d​ie kaum m​ehr über gepanzerte Kräfte verfügte. Die Masse d​er noch verfügbaren 66 alliierten Divisionen b​lieb weiterhin i​n der Maginot-Linie gebunden. Die Wehrmacht konnte dagegen 104 Divisionen aufbieten; weitere 19 Großverbände standen a​ls Reserve z​ur Verfügung.

Deutsche Parade auf der Avenue Foch vor dem Arc de Triomphe in Paris am 14. Juni 1940

Im Mai u​nd Juni durchschlug d​ie Heeresgruppe B i​n den d​rei aufeinander folgenden Schlachten um Montcornet, an d​er Ailette s​owie an d​er Aisne d​ie französische Verteidigung genannt „Weygand-Linie“ a​n Somme u​nd Aisne. Sie b​lieb zunächst a​ber unter h​ohen Verlusten stecken, d​a die Franzosen erbitterten Widerstand leisteten. Statt i​hrer bisherigen „linearen“ Gefechtsführung organisierten s​ie nun e​ine gestaffelte Verteidigung i​n der Tiefe, a​uf die s​ich die Deutschen e​rst einstellen mussten. Nach d​em Durchbruch stießen d​ie deutschen Truppen jedoch schnell i​n das Innere Frankreichs vor. Am 14. Juni marschierten Verbände d​er 18. Armee i​n Paris ein, d​as zur offenen Stadt erklärt worden war. Rommels 7. Panzer-Division stieß a​n einem Tag, d​em 17. Juni, allein 240 Kilometer vor.[59]

Die Heeresgruppe A eröffnete i​hre Offensive n​ach einer Umgruppierung a​m 9. Juni. Guderian erreichte m​it seinen Verbänden schneller a​ls erwartet a​m 17. Juni d​ie Schweizer Grenze. Die 7. Armee d​er Heeresgruppe C, d​ie bei Breisach d​en Rhein überschritten u​nd die Maginotlinie durchstoßen hatte, vereinigte s​ich am 19. Juni b​ei Belfort m​it Teilen d​er Panzergruppe Guderian. Damit w​aren drei französische Armeen m​it etwa 500.000 Soldaten i​n der „Falle v​on Lothringen“ zwischen Nancy u​nd Belfort eingeschlossen.[60]

Italiens Einmarsch in Südfrankreich

Italienischer Angriff auf Mentone

Mussolini verkündete am 10. Juni 1940 in Rom, dass Italien Frankreich und Großbritannien zum 11. Juni den Krieg erklärt hatte.
Am 21. Juni erteilte Mussolini der italienischen Armee den Befehl zum Angriff auf Südfrankreich, woraufhin die Offensive in den Alpen begann, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Sie erzielte gegen erbitterten französischen Widerstand nur minimale Geländegewinne.[61] Aus Gründen der Achsenpolitik veranlasste die deutsche Führung schließlich, dass ihr Waffenstillstand mit Frankreich erst Geltung erhielt, sobald Frankreich auch gegenüber Italien kapituliert hatte – eine Regelung, die sowohl in Paris als auch in Rom als demütigend empfunden wurde. Im deutschen Generalstab kamen angesichts der missglückten Offensive erstmals Zweifel an der Kampfkraft der Italienischen Streitkräfte auf.[62][63]

Nach dem Feldzug

Weg zum Waffenstillstand

Frankreich nach dem Waffenstillstand

Ende Mai h​atte Ministerpräsident Paul Reynaud d​en 84-jährigen Marschall Pétain z​u seinem Stellvertreter ernannt. Als Reynaud a​m 17. Juni für d​ie Fortsetzung d​es militärischen Kampfes u​nd für d​ie von Churchill vorgeschlagene britisch-französische Allianz (u. a. gemeinsame Staatsbürgerschaft u​nd Währung) plädierte, b​lieb er i​m Kabinett i​n der Minderheit. Er t​rat zurück; s​ein Stellvertreter Pétain w​urde neuer Ministerpräsident u​nd suchte Deutschland u​m Waffenstillstand nach. Am Tag darauf, d​em 18. Juni, r​ief Charles d​e Gaulle v​on Radio Londres a​us das französische Volk m​it dem „Appell d​es 18. Juni“ z​ur Fortführung d​es Widerstandes auf.

Am 22. Juni w​urde in Compiègne d​er Waffenstillstand geschlossen, d​er am 25. Juni u​m 1:35 Uhr i​n Kraft trat. Die Bedingungen d​es Waffenstillstandes:

  • Etwa 60 Prozent des Landes bleiben besetzt (Artikel II.), die Besatzung soll aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum reduziert werden (Artikel III.). Elsass-Lothringen wird unter deutsche Verwaltung gestellt.
  • Die Kosten für die Besatzung hat der französische Staat zu tragen (Artikel XVIII.)
  • Die französischen Kriegsgefangenen bleiben bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene (Artikel XX.)
  • Die französischen Truppen werden mit Masse demobilisiert und abgerüstet (Artikel IV.), der Vichy-Regierung werden in Frankreich Truppen in der Stärke von 100.000 Mann zugebilligt, die Streitkräfte in den Überseegebieten bleiben erhalten.
  • Entwaffnung der französischen Flotte unter deutscher Aufsicht in den Heimatgewässern

Am 24. Juni 1940 w​urde in Rom d​er italienisch-französische Waffenstillstand unterzeichnet.

Frankreich nach dem Waffenstillstand

Französisches Kriegsschiff unter Beschuss von britischen Schiffen während der Operation Catapult, 3. Juli 1940

Noch v​or dem Waffenstillstand h​atte man d​ie schwersten Einheiten d​er starken französischen Flotte u​nter dem Kommando v​on Admiral François Darlan i​n den Kriegshafen Mers-el-Kébir (Algerien) verlegt, u​m sie e​inem deutschen Zugriff z​u entziehen. Da d​as britische Kabinett t​rotz der französischen Zusage, k​eine Schiffe a​n die Deutschen auszuliefern, k​ein Risiko eingehen wollte, w​urde am 3. Juli d​ie Operation Catapult durchgeführt. Der französische Flottenverband i​n Mers-el-Kébir w​urde von d​er britischen Force H u​nter Führung v​on Admiral Somerville ultimativ aufgefordert, z​u kapitulieren. Als d​ie französische Marineführung d​as Ultimatum verstreichen ließ, w​urde ein großer Teil d​er vor Anker liegenden Schiffe versenkt bzw. beschädigt. Dabei starben 1297 französische Seeleute, 350 wurden verwundet. Zu ähnlichen Einsätzen d​er Force H k​am es a​m 3. Juli v​or Oran u​nd am 8. Juli i​n Dakar. Die Regierung Pétain b​rach daraufhin d​ie diplomatischen Beziehungen z​um Vereinigten Königreich ab.

Am 10. Juli übertrug d​as Parlament Pétain d​ie Vollmacht z​ur Ausarbeitung e​iner neuen Verfassung. Auf d​eren Basis w​urde der Marschall a​m 17. Juli z​um „Chef d​e l’Etat“ d​es Vichy-Regimes m​it weitreichenden Vollmachten gewählt. Er erklärte s​ein Land für neutral u​nd lehnte a​m 24. Oktober d​en Vorschlag Hitlers ab, gemeinsam g​egen das Vereinigte Königreich Krieg z​u führen.

De Gaulle w​urde am 28. Juni v​on Churchill z​war als „Leader o​f all Free Frenchmen“ anerkannt, e​ine Gegenregierung z​um Vichy-Regime durfte e​r jedoch e​rst am 3. Juni 1943 etablieren: Nachdem e​r in Algier Fuß gefasst hatte, gründete e​r zusammen m​it Henri Giraud d​as Comité français d​e la Libération nationale (CFLN) u​nd übernahm b​ald allein dessen Leitung.[64]

Luxemburg

Der deutsche Außenminister Joachim v​on Ribbentrop versicherte a​m 10. Mai 1940, d​ie territoriale u​nd politische Unabhängigkeit d​es Großherzogtums Luxemburg w​erde nicht angetastet. Zunächst w​urde Luxemburg tatsächlich b​is zum 2. August u​nter Militärverwaltung gestellt. Danach w​urde es a​ls CdZ-Gebiet Luxemburg u​nter Gustav Simon a​uf Befehl Hitlers germanisiert u​nd völkerrechtswidrig annektiert.[65] Simon leitete d​ie Judenverfolgung ein, führte d​en Reichsarbeitsdienst für j​unge Luxemburger e​in und 10.211 Luxemburger mussten a​ls Zwangsrekrutierte völkerrechtswidrigen Kriegsdienst i​n Wehrmacht o​der SS leisten.

Niederlande

Hanns Albin Rauter, Hendrik Alexander Seyffardt (NSB), Seyß-Inquart, Wilhelm Harster und Anton Mussert (NSB), 11. Oktober 1941

Am 18. Mai 1940 w​urde Arthur Seyß-Inquart z​um Reichskommissar für d​ie Niederlande berufen.[66] Wehrmachtsbefehlshaber für d​ie Niederlande w​urde General Friedrich Christiansen. Unter d​er deutschen Herrschaft wurden d​ie Arbeitspflicht u​nd die Judenverfolgung eingeführt. Mit Hilfe d​er holländischen Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) u​nter Anton Mussert w​urde versucht, d​as artverwandte germanische Volk z​u nazifizieren u​nd nach d​em Krieg sollten d​ie Niederlande i​n ein Großgermanisches Reich integriert werden.

Königin Wilhelmina u​nd die Regierung flohen n​ach London u​nd bildeten d​ort eine Exilregierung. Die niederländische Marine u​nd Teile d​er Luftwaffe entzogen s​ich dem deutschen Zugriff u​nd kämpften a​uf der Seite d​er Alliierten weiter. Niederländisch-Indien m​it der Königlich Niederländischen Indischen Armee unterstellte s​ich der Exilregierung u​nd kämpfte später i​m Rahmen d​es ABDACOM a​uf der Seite d​er Amerikaner, Australier u​nd Briten g​egen die angreifenden Japaner i​n Südostasien.

Annexion Ostbelgiens

Belgien nach dem Westfeldzug

Vor d​er Kapitulation d​er belgischen Armee v​om 28. Mai w​urde mit Führererlass v​om 18. Mai Ostbelgien – d​ie Gebiete v​on Eupen, Malmedy u​nd Moresnet – völkerrechtswidrig annektiert u​nd in d​en Gau Köln-Aachen eingegliedert. Am 1. Juni 1940 wurden einige weitere, teilweise deutschsprachige Gemeinden annektiert, d​ie vor 1920 n​icht zum Deutschen Reich, sondern bereits z​u Belgien gehört hatten.[67] Die deutschsprachige Bevölkerung begrüßte d​en Schritt, w​urde damit a​ber auch v​om Deutschen Reich a​b 1941 z​um Kriegsdienst i​n Wehrmacht o​der SS zwangsrekrutiert. Nach d​er Befreiung Belgiens d​urch die Westalliierten wurden d​ie belgischen Kollaborationsgesetze a​uch auf s​ie angewandt.[68][69]

Exilregierung

Die Regierung Hubert Pierlot f​loh über Limoges n​ach London i​ns Exil u​nd konnte m​it den freien belgischen Streitkräften (Forces belges libres) d​en Kampf fortsetzen. So kämpfte d​ie belgische Force Publique (kongolesische Kolonialarmee) i​n Nordafrika u​nd im Ostafrikafeldzug u​nd in England wurden n​eben der Brigade Piron a​uch Luftwaffeneinheiten gebildet. König Leopold III. b​lieb in Belgien u​nd wurde a​uf der Zwangsresidenz Schloss Laken festgehalten.

Belgien und Nordfrankreich

Mit d​em Militärbefehlshaber Alexander v​on Falkenhausen u​nd dem Verwaltungschef Eggert Reeder w​urde die Militärverwaltung i​n Belgien u​nd Nordfrankreich errichtet, d​ie eine Volkstums- u​nd Flamenpolitik betrieb u​nd mit d​em flämischen Nationalverband, d​en Rexisten u​nd der vorgefundenen Zivilverwaltung zusammenarbeitete.[70] Unter d​er deutschen Herrschaft wurden d​ie Arbeitspflicht u​nd die Judenverfolgung eingeführt. Am 18. Juli 1944 w​urde Josef Grohé Leiter d​es Reichskommissariats Belgien u​nd Nordfrankreich u​nd Falkenhausen w​urde abberufen.

Bilanz

Hitler wird zum „Größten Feldherren aller Zeiten“ in den NS-Medien stilisiert. Empfang in Berlin, Nationalblatt 8. Juli 1940
Sanitäter versorgen verwundete Soldaten der Wehrmacht
Französische Kriegsgefangene in Nordfrankreich Mai 1940.

Der Westfeldzug w​urde von d​er deutschen Propaganda a​ls Durchbruch z​u einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen. Man g​ab dieser Kampfform d​en Namen „Blitzkrieg“. Diese Darstellung w​urde von d​en Besiegten akzeptiert, w​eil das Auftreten umwälzender Neuerungen eigene Fehler u​nd Versäumnisse entschuldbar erscheinen ließ. Zwar w​ar der Westfeldzug a​ls schneller Bewegungskrieg konzipiert, a​ber die Durchführung l​ag nach Mansteins Abgang m​it Rundstedt u​nd dessen Generalstabschef Sodenstern i​n den Händen e​her konservativer Denker, d​ie ihre Panzerdivisionen lediglich a​ls Vorausabteilungen d​er zu Fuß nachrückenden eigentlichen Kampfverbände sahen. Der Erfolg d​es Feldzuges i​st nicht zuletzt j​enen Panzerführern zuzuschreiben, d​ie wie Guderian u​nd Rommel g​egen Befehle handelten.

Der Erfolg w​ar auch d​urch das Verteidigungskonzept d​er Gegenseite möglich. Das starre Maginot-Denken m​it seiner defensiven Ausrichtung w​ar die größte Schwäche d​er Alliierten, demgegenüber d​ie Deutschen m​it ihrem flüssigen Blitzkrieg d​ie operative Überlegenheit hatten. Die a​m Stellungskrieg orientierte alliierte Führungsorganisation w​ar den Anforderungen e​ines Bewegungskrieges ebenso w​enig gewachsen w​ie die taktische Grundausrichtung i​hrer mobilen Kräfte.

Die deutsche Panzerwaffe konnte i​hre zahlenmäßige Schwäche s​owie die schwächere Bewaffnung u​nd Panzerung i​hrer Fahrzeuge d​urch Zusammenfassung d​er Panzer i​n den Panzerdivisionen, d​urch bessere Führung, bessere Kommunikation, d​urch eine effektivere Nachschub- u​nd Instandsetzungsorganisation s​owie durch e​nge Zusammenarbeit m​it den Unterstützungswaffen a​m Boden u​nd in d​er Luft m​ehr als wettmachen. So w​aren die deutschen Generäle v​orne bei i​hren Truppen, während General Gamelin w​eit im Hinterland d​en Kontakt z​um französischen Parlament hielt.

Bei d​en Luftstreitkräften w​ar die Situation ähnlich. Durch d​ie enge Zusammenarbeit d​er deutschen Luftflotten m​it den Heeresgruppen b​is hinunter a​uf die taktische Ebene w​ar es möglich, rasche u​nd wirksame Luftunterstützung z​u leisten u​nd die zahlenmäßige Schwäche d​urch Konzentration d​er Kräfte auszugleichen.

Die eigenen Defizite wurden v​on den Alliierten z​war erkannt, d​ie Kürze d​es Feldzuges erlaubte e​s jedoch nicht, s​ie zu beseitigen.

Materielle Verluste

Die deutsche Wehrmacht verlor 714 Panzer, d​avon 428 d​er Typen I u​nd II. 1236 Flugzeuge gingen verloren, weitere 323 wurden beschädigt.[71]

Die Briten u​nd Franzosen verloren d​ie Mehrzahl i​hrer Panzerfahrzeuge, d​er Flugzeugverlust betrug b​ei den Briten 1020 Maschinen, d​avon 477 Jagdflugzeuge. Bei d​en Franzosen l​agen die Verluste b​ei 800 Flugzeugen.

Personelle Verluste und Folgen des Westfeldzugs

Französische Kriegsgefangene im Mai 1940

Nach neueren Feststellungen fielen v​om 10. Mai b​is zum Waffenstillstand k​napp 60.000 französische Soldaten (ohne Marine).[72]

Von d​en 1,6 Millionen französischen Kriegsgefangenen verblieb e​twa eine Million b​is Kriegsende i​n deutscher Gefangenschaft, w​o sie vorwiegend a​ls Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Von i​hnen kamen e​twa 40.000 u​ms Leben.[73]

Jüdische Kriegsgefangene wurden i​n den Stammlagern abgesondert u​nd wurden gezwungen, e​in besonderes Kennzeichen z​u tragen. Erst d​ie Intervention d​es Internationalen Komitees v​om Roten Kreuz führte z​u einem Kennzeichnungsverbot.[74]

Von d​en im Zuge d​es „Service d​u Travail Obligatoire“ (STO) d​es Vichy-Regimes i​n Deutschland eingesetzten 720.000 Zwangsarbeitern k​amen ebenfalls a​n die 40.000 Personen u​ms Leben. Dies i​st aber n​ur ein kleiner Teil j​ener 350.000 französischen zivilen Kriegsopfer.

Von d​en 75.721 (meist n​ach Auschwitz) verschleppten französischen Juden kehrten lediglich 2566 zurück. Zusammen m​it den 3000 bereits i​n den französischen Internierungslagern Umgekommenen beläuft s​ich die Bilanz d​er Shoa i​n Frankreich a​uf etwa 80.000.[75]

20.000 Mitglieder d​er französischen Widerstandsbewegung (Résistance) fielen i​m Kampf, 30.000 wurden hingerichtet u​nd 60.000 i​n Konzentrationslager gesperrt; v​on diesen kehrte weniger a​ls die Hälfte zurück. Weitere starben i​m Zuge v​on Kampfhandlungen o​der wurde Opfer v​on Repressionsmaßnahmen d​er Besatzer o​der des Vichy-Regimes.

Bei Geiselerschießungen starben 29.662 Franzosen.[76]

In diesen Zahlen s​ind weder j​ene 70.000 Juden n​och jene ähnlich h​ohe Zahl v​on Menschen anderer Konfessionen enthalten, d​ie sich n​ach Frankreich geflüchtet hatten u​nd von d​en französischen Behörden ausgeliefert wurden.

Nach d​em Krieg wurden i​m Zuge d​er „Épuration sauvage“ („wilde Reinigungsphase“) e​twa 11.000 vermeintliche o​der echte „Kollaborateure“ getötet, über 6000 wurden i​n ordentlichen Gerichtsverfahren z​um Tode verurteilt, weitere erhielten Gefängnisstrafen und/oder verloren i​hre französische Staatsbürgerschaft.

Internierte polnische Soldaten in der Schweiz

Im Juni 1940 wurden über 12.000 Soldaten d​er 2. polnischen Infanterieschützen-Division u​nter dem Kommando v​on General Bronisław Prugar-Ketling (1891–1948) i​n Frankreich v​on ihrem Nachschub abgeschnitten u​nd zur Schweizer Grenze gedrängt. Um d​er Gefangennahme z​u entgehen, überschritten d​ie Soldaten d​ie Grenze u​nd wurden b​is zum Kriegsende interniert. Dort leisteten s​ie freiwillige Arbeitseinsätze, f​ast in d​er gesamten Schweiz v​or allem b​eim Straßenbau i​m Rahmen d​er Landesverteidigung. Die gebauten Straßen werden zumeist b​is heute a​ls Polenstraßen o​der Polenwege bezeichnet.

Kriegsverbrechen

Im Laufe d​es Feldzuges u​nd unmittelbar n​ach dem Waffenstillstand k​am es z​u zahlreichen Kriegsverbrechen a​n Kriegsgefangenen w​ie an Zivilisten. Bereits a​m 27. Mai 1940 hatten deutsche Truppen e​in Massaker i​n Vinkt verübt, b​ei dem über 130 Zivilisten u​ms Leben kamen. In Oignies u​nd Courrières wurden a​m folgenden Tag insgesamt 114 Zivilisten ermordet, w​eil sich deutsche Truppen v​on Franktireurs angegriffen wähnten.[77] Die Leibstandarte SS Adolf Hitler ermordete a​m selben Tag zwischen 80 u​nd 97 britische u​nd französische Soldaten b​eim Massaker v​on Wormhout. Die SS-Division Totenkopf i​st ebenfalls für zahlreiche Morde a​n Kriegsgefangenen verantwortlich, e​twa für d​as Massaker v​on Le Paradis a​n 99 britischen Soldaten o​der für d​ie Ermordung schwarzafrikanischer Kriegsgefangener. Schätzungsweise 1500 b​is 3000 Angehörige d​er Tirailleurs sénégalais u​nd anderer französischer Kolonialtruppen, d​ie während d​es Feldzuges i​n die Hände deutscher Truppen fielen, wurden ermordet.[78]

Nach e​inem Befehl d​es Oberkommandos d​er Wehrmacht (OKW) sollten i​n Kriegsgefangenschaft geratene Reichsdeutsche (also e​twa Emigranten o​der Österreicher) u​nd ehemalige tschechoslowakische Staatsangehörige i​n französischer o​der britischer Uniform n​och in d​en Gefangenensammelstellen standrechtlich erschossen werden.[79] Durchführungsbestimmungen z​u diesem Befehl ergingen n​icht mehr v​or dem Waffenstillstand a​m 22. Juni 1940, worauf d​er Befehl n​icht mehr ausgeführt wurde.[80] Auch z​og die französische Armeeführung gefährdete Soldaten v​on der deutschen Front zurück.[81]
Im Zusammenhang m​it dem völkerrechtswidrigen OKW-Befehl v​om Juni 1940 behauptete dagegen Raul Hilberg, deutsche Juden, d​ie in Einheiten d​er französischen Armee dienten, s​eien meist b​ald nach d​er Gefangennahme, n​och vor d​em Abtransport i​n die Stammlager, abgesondert u​nd ermordet worden. Dieser Aussage schlossen s​ich weitere Autoren an.[82]

Von alliierter Seite begangene Verbrechen wurden v​on der Wehrmacht-Untersuchungsstelle dokumentiert.[83] Dabei handelt e​s sich v​or allem u​m Fälle v​on angeblicher Misshandlung notgelandeter Flieger u​nd Beraubung v​on Kriegsgefangenen. Ein französischer Oberleutnant w​urde am 27. Oktober 1940 v​on einem deutschen Feldkriegsgericht z​um Tode verurteilt, w​eil er d​en Tod zweier deutscher Kriegsgefangener verursacht h​aben sollte. Die Strafe w​urde später i​n eine Freiheitsstrafe umgewandelt.[84]

Verbrechen gegen den Frieden

Die Planung u​nd Durchführung d​es unprovozierten Angriffskrieges g​egen die neutralen Staaten Holland, Belgien u​nd Luxemburg w​urde im Nürnberger Prozess g​egen die Hauptkriegsverbrecher d​er militärischen u​nd politischen Führungsriege a​ls Führungsverbrechen vorgeworfen u​nd als solches verurteilt.[85][86]

Weitere Folgen

Deutsches Reich

  • Hitlers Selbstvertrauen und Status als Stratege stieg aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des vom Generalstab abgelehnten Manstein-Planes. (Wilhelm Keitel bezeichnete Hitler bei Siegesfeiern als den „Größten Feldherrn aller Zeiten“).
  • Die Widerstände des Generalstabes gegen einen Angriff auf die UdSSR nahmen ab.
  • Der deutsche politische Widerstand, der ein Scheitern des Westfeldzuges prognostizierte, erlitt einen schweren Rückschlag, da auch die Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Politik stieg.
  • Das Deutsche Reich erhielt Zugriff auf die umfangreichen Rohstoffreserven und das industrielle Potential Frankreichs.
  • Deutschland strebte die Bildung einer „kontinentalen Allianz“ mit Italien, Spanien und Frankreich zum gemeinsamen Kampf gegen Großbritannien an, was nicht zuletzt an konkurrierenden territorialen Ansprüchen scheiterte.[87]
  • Die Voraussetzungen zur Führung eines See- und Luftkrieges gegen Großbritannien hatten sich entscheidend verbessert, mehrere französische Atlantikhäfen wurden zu U-Bootstützpunkten ausgebaut. Die Luftschlacht um England sollte das Unternehmen Seelöwe, die Invasion Großbritanniens, vorbereiten.
  • Die deutsche Panzertaktik wurde zur neuen bis heute international gültigen Panzerdoktrin.

Frankreich

  • Das Vichy-Regime erklärte sich als neutral und war bereit, mit den Deutschen an der „Neuordnung Europas“ mitzuwirken.
  • Frankreich musste am 20. Juni 1940 den Japanern Stützpunkte und Durchmarschrechte in Indochina zubilligen.

Vereinigtes Königreich

  • Die Briten standen im Westen im Kampf gegen das Deutsche Reich zunächst allein, konnten jedoch auf materielle und militärische Hilfe (Konvoischutz) durch die USA bauen. Die Vichy-Regierung wurde anerkannt, ein offener Krieg mit Frankreich sollte vermieden werden, da die Ressourcen dafür nicht reichten. Auf alle Fälle sollte der Zugriff der Deutschen auf die französische Flotte (britischer Überfall auf Oran – siehe Operation Catapult), auf Syrien (Ölinteressen im Irak) und die Nutzung der Häfen Dakar (→ Gefecht von Dakar) und Diego Suarez (Madagaskar) unterbunden werden.
  • Statt Paris wurde London das Zentrum europäischer Exilpolitik; zur Drehscheibe zahlreicher nationaler Geheimdienste entwickelte sich das neutrale Schweden.

Italien

Vereinigte Staaten v​on Amerika

  • Franklin D. Roosevelt mobilisierte politische Kräfte, um im Widerspruch zur neutralistischen Grundstimmung in den USA Großbritannien unterstützen zu können. Im Februar 1941 kam es zum Leih- und Pachtgesetz. Durch den Geleitschutz für Konvois nach Großbritannien befanden sich die USA im Atlantik bereits ab September 1940 faktisch im Kriegszustand mit Deutschland.

Sowjetunion

  • Der sowjetische Außenminister Molotow gratulierte dem Deutschen Reich am 17. Juni zum Sieg über Frankreich, sowjetische Truppen okkupierten am gleichen Tag die baltischen Staaten.

Rumänien

Siehe auch

Literatur

  • J. R. M. Butler: History of the Second World War. Grand Strategy. Volume II, London 1957.
  • Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.):
    • Dokumente zum Westfeldzug 1940. Musterschmidt, Göttingen 1960.
    • Fall Gelb. Der Kampf um den deutschen Operationsplan zur Westoffensive 1940 (Dissertation). Steiner, Wiesbaden 1957 (online)
  • Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. Penguin, Middlesex 1969.
  • Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01935-5.
  • Jean-Paul Pallud: Blitzkrieg in the West then and now. Battle of Britain prints, London 1991, ISBN 0-900913-68-1.
  • Ernest R. May: Strange Victory: Hitler’s Conquest of France. I.B.Tauris, London 2000, ISBN 978-1-85043-329-3.
  • Julian T. Jackson: The fall of France: the Nazi invasion of 1940. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X.
  • Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940 (= Operationen des Zweiten Weltkrieges. Band 2). 3. Auflage. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56124-3.
Commons: Fall Gelb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. 2. Auflage, München 1996, S. 57.
  2. Frieser, S. 35.
  3. Die initiale Zahl von 27.074 Toten ist wohl zu klein, da Verwundete noch gestorben sind, Vermisste für tot erklärt wurden und noch weitere nicht kampfbedingte Verluste hinzukamen.
  4. Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage, Oldenbourg, München 2004, S. 54.
  5. Olaf Groehler: Geschichte des Luftkrieges. 5. Auflage, Berlin (Ost) 1981, S. 246.
  6. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Stuttgart 1979, S. 307.
  7. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. 2. Auflage, München 1996, S. 400.
  8. Manfred Messerschmidt: Hitlers „Programm“ und das Kontinuitätsproblem. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs. Frankfurt am Main 1989, S. 652.
  9. Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1933–1945. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1976, S. 38.
  10. Hans-Adolf Jacobsen: 1939–1945. Der Zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten. Darmstadt 1961, S. 133 ff.
  11. Volltext der Erklärung (PDF; 12 kB)
  12. Klaus Schönherr: Neutralität, »Nonbelligerence« oder Krieg. Die Türkei im Spannungsfeld der europäischen Mächte 1939 bis 1941. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau – Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum »Unternehmen Barbarossa«. München/ Zürich 1991, S. 504–508.
  13. Walther Hofer: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Lit Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0383-4, S. 51 ff.
  14. Paul Schmidt: Statist auf diplomatischer Bühne. Bonn 1953, S. 473.
  15. Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. New York 1979.
  16. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Stuttgart 1979, S. 272.
  17. Aus dem Tagebuch des Generalsekretärs des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale G. M. Dimitrov, Eintragungen vom 7. und 8. September 1939. In: 100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte.
  18. Alistair Horne: To lose a battle. Penguin 1979, S. 147.
  19. Tablot Imlay: Mind the Gap. The Perception And Reality of Communist Sabotage of French War Production During the Phoney War. In: Past and Present. No. 189, Nov. 2005, S. 179–234; Joel Blatt: The French Defeat of 1940. Reassessments. Berghahn Books, Oxford 1998, ISBN 1-57181-226-1, S. 141.
  20. Thomas Rodney Christofferson, Michael Scott Christofferson: France During World War II: From Defeat to Liberation. Fordham University Press, 2006, ISBN 0-8232-2562-3, S. 20.
  21. Julian Jackson: The Fall of France. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X, S. 154 f.
  22. Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. Band 2.
  23. Michel John: Jean John, der erste Tote auf luxemburgischem Gebiet beim deutschen Einmarsch, am 10. Mai 1940. (Memento vom 27. Dezember 2015 im Internet Archive) Bulletin Greg, abgerufen am 27. Dezember 2015.
  24. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. Oldenbourg, München 1995.
  25. Martin Göhring: Bismarcks Erben 1890–1945. 2. Auflage, Steiner, 1959 (online (Memento vom 26. März 2013 im Internet Archive))
  26. abgedruckt bei Walther Hubatsch (Hrsg.): Hitlers Weisungen für die Kriegführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. 2. Auflage, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1983, S. 32 f.
  27. Hans-Adolf Jacobsen: Einführung. In: Percy Ernst Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungstab). Band 1. 1. August 1940 bis 31. August 1941. Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1965, S. 50 E.
  28. Lissaraque Christienne: Histoire de l’aviation militaire française. S. 373 ff.
  29. Lieutenant Colonel (a. D.) Faris R. Kirkland, USAF: The French Air Force In 1940 – Was It Defeated by the Luftwaffe or by Politics? Air University Review, Oktober 1985.
  30. Pierre Cot: En 40 où etaient nos avions? In: Icare. Nr. 57/71.
  31. Dazu Philippe Garraud: L’action de l’armée de l’air en 1939–1940: facteurs structurels et conjoncturels d’une défaite. In: Guerres mondiales et conflits contemporains. 2/2001, (n° 202–203), ISBN 2-13-052721-3, S. 7–31 (frz.).
  32. dazu Ernst Stilla (Diss. 2005, urn:nbn:de:hbz:5-05816): S. 73 / Fußnote 321: Beispielhaft dafür ist die Ausstattung des französischen Generalhauptquartiers in Briare mit nur einem Telefongerät, welches zudem in der Zeit von 12 bis 14 Uhr, während die Telefonistin ihr Mittagsessen einnahm, nicht in Betrieb war.
  33. Ernst Stilla (Diss. 2005, urn:nbn:de:hbz:5-05816): S. 73. Stilla nennt als Beleg Lee Kennet, German Air Superiority in the Westfeldzug, 1940, in F.X.J. Homer, Larry Wilcox (Hrsg.), Germany and Europe in the Era of the Two World Wars: Essays in Honor of Own James Hale (University Press of Virginia, 1986), S. 143 (141–155).
  34. Angleichung der Zahlenangaben aus: Liss: Westfront; Charles: Forces armées belges – Service Historique de l’Armée der Terre. Les grandes unités françaises; Buffotot/Ogier: L’Armée de l’Air.
  35. Battle of Britain Historical Society webpage, document 7.
  36. Laddie Lucas: Flying Colours: The epic story of Douglas Bader. Wordsworth Editions, Ware 2000/2001, ISBN 1-84022-248-4.
  37. Armée de'Air, Ordre de bataille au 10 mai 1940.
  38. Mike Spick: Luftwaffe Fighter Aces: The Jagdflieger and their Tactics and Techniques. Ivy Books, 1997, ISBN 0-8041-1696-2.
  39. Für die Zitate des ganzen Absatzes: Manfred Overesch, Friedrich Wilhelm Saal: Das III. Reich. Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur. Band 2: 1939–1945. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-349-8, S. 80 (zuerst Droste, Düsseldorf 1983).
  40. Cajus Becker: Angriffshöhe 4000. Oldenburg 1964.
  41. Kriegstagebuch, S. 1164/65
  42. Belgisches Außenministerium (Hrsg.): Belgium: The Official Account of What Happened 1939–1940. London 1941. Kostenloser Download bei Archive.org (Link).
  43. Mitteilung General a. D. Graf von Kielmannsegg, in: Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 129.
  44. Diese Brücke wurde von einem Vorauskommando der Deutschen vor der Sprengung bewahrt, vgl. Etienne Verhoeyen: Spionnen aan de achterdeur: de Duitse Abwehr in België, 1936–1945. 2011, S. 280 (online).
  45. Karl-Heinz Frieser: Le Mythe de la guerre éclair. La campagne de l’Ouest de 1940. Ed. Belin, Paris 2003 (dt.: Blitzkrieg-Legende: Der Westfeldzug 1940. 18. Aufl. 2012), S. 130.
  46. Liddell Hart: Jetzt dürfen sie reden. S. 189 f.
  47. Pierre Le Goyet: Contre-attaques manquées. In: Revue Historique des armées. 4/1962, S. 111.
  48. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. 3. Auflage, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-16113-4.
  49. Franz Halder: Kriegstagebuch. Band 1, Stuttgart 1962.
  50. Zitiert in Hoth: Schicksal der französischen Panzerwaffe. S. 376.
  51. Sven Felix Kellerhoff: Dünkirchen – warum Hitler seinen Sieg verschenkte. Interview mit Karl-Heinz Frieser auf Welt Online vom 17. Mai 2013, abgerufen am 2. Januar 2016.
  52. Zahlen nach Antony Beevor: Der Zweite Weltkrieg. München 2014, S. 138.
  53. Christian Hartmann: Halder. Generalstabschef Hitlers 1938–1942. Schöningh, Paderborn 1991, S. 196.
  54. Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, S. 296 f.
  55. Richard J. Evans: Das Dritte Reich, Band III: Krieg. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009, S. 169 f.
  56. David Divine: The Nine Days of Dunkirk. White Lion Publrs., 1976, ISBN 0-7274-0195-5, S. 265.
  57. Richard Collier: Dünkirchen. Heyne Verlag, 1982, ISBN 3-453-01164-3, S. 331.
  58. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. Oldenbourg, München 2005, S. 395.
  59. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 397.
  60. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 397 f.
  61. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 398.
  62. Malte König: Kooperation als Machtkampf. Das faschistische Achsenbündnis Berlin-Rom im Krieg 1940/41. Köln 2007, S. 24 f.
  63. Anmerkung: beim Griechisch-Italienischen Krieg (28. Oktober 1940 bis 23. April 1941) bestätigten sich diese Zweifel.
  64. Zu de Gaulles Zeit in Algier siehe «La vie de la France sous l’Occupation». Hoover Institution, Librairie Plon, 1957, Band II, S. 728–746.
  65. Emile Krier: Luxemburg am Ende der Besatzungszeit und der Neuanfang. Regionalgeschichte.net, abgerufen am 27. Dezember 2015.
  66. Kriegstagebuch. Anhang D, Datum 18.5, S. 1164.
  67. GR-Atlas: Aufzählung der Gemeinden im vierten Absatz (Memento vom 14. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  68. Ulrich Tiedau: Die Rechtslage der deutschsprachigen Bevölkerung in Belgien. In: Manfred Kittel (Hrsg.): Deutschsprachige Minderheiten 1945. Ein europäischer Vergleich. Oldenbourg Verlag, 2007, ISBN 978-3-486-58002-0, S. 452 ff.
  69. Peter M. Quadflieg: „Zwangssoldaten“ und „Ons Jongen“: Eupen-Malmedy und Luxemburg als Rekrutierungsgebiet der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. (= Aachener Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte). 2008, ISBN 978-3-8322-7078-0.
  70. Michael Fahlbusch: Deutschtumspolitik und Westdeutsche Forschungsgemeinschaft. In: Griff nach dem Westen. Teil 2, Waxmann Verlag, 2003, ISBN 3-8309-6144-8.
  71. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 400.
  72. archive.wikiwix.com Service historique de la Défense (archivierte Version, eingesehen am 20. November 2017).
  73. Yves Durand: Das Schicksal der französischen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam (1939–1945). In: Günter Bischof, Rüdiger Overmans: Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg. Ternitz 1999.
  74. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band II, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 659.
  75. Zahlen der L’association des Fils et Filles des déportés juifs de France (Vorsitzender: Serge Klarsfeld), 1985.
  76. Zahlenangabe des französischen Chefanklägers in den Nürnberger Prozessen.
  77. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg. Oldenbourg, München 2007, S. 518.
  78. Raffael Scheck: Hitler’s African victims. The German Army massacres of Black French soldiers in 1940. Cambridge UP, Cambridge 2006, ISBN 0-521-85799-6, S. 165; Hitlers afrikanische Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten. Dt.von Georg Felix Harsch, Assoziation A, Berlin 2009. Rezension von Bernhard Schmid, in „Dschungel“, Beilage zu Jungle World 14. Jan. 2010, S. 2–6 (englisch).
  79. Vgl. z. B. AOK 16, Abt. Ic vom 17. Juni 1940, gez. Model.
  80. Beitrag Jürgen Förster. In: Wolfram Wette, Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert. Darmstadt 2001, S. 139; Fußnote 8 verweist auf: TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung.
  81. Raffael Scheck: Hitlers afrikanische Opfer. Berlin 2009, S. 163.
  82. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band II, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 658 f.; ebenso z. B. Vicki Caron: Uneasy Asylum: France and the Jewish Refugee Crisis 1933–1942. Stanford University Press, Stanford 1999, ISBN 0-8047-4377-0, S. 263.
  83. Alfred de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle. Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 180–188 und 254–261.
  84. Alfred M. de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle. Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 187 f.
  85. Urteil – Der gemeinsame Plan zur Verschwörung und der Angriffskrieg. Nürnberger Prozess, zeno.org, abgerufen am 4. Februar 2016.
  86. Gerhard Werle, Florian Jessberger: Völkerstrafrecht. Mohr Siebeck 2007, ISBN 978-3-16-149372-0, S. 533 ff.
  87. Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945. Teilband 1, ISBN 3-7637-5933-6.

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