Epona (Mythologie)
Epona, seltener auch Epana genannt, ist eine keltische Göttin der Fruchtbarkeit sowie die römische Göttin der Pferde. Der Name leitet sich vom gallischen Wort epos „Pferd“ (verwandt mit gleichbedeutendem irisch ech und kymrisch ebol „Fohlen“) ab. Sie trägt auf Inschriften mehrmals den Titel Regani.[1]
Verbreitung und Mythologie
Die Verehrung Eponas war zu Zeiten der Kelten und Gallo-Römer in der Antike bis Spätantike im gesamten keltischen Raum (Celticum) verbreitet, was durch rund 60 Weiheinschriften bezeugt ist. Epona wurde meist mit Pferden, oft auch mit einer Schale, Früchten oder einem Füllhorn abgebildet, was auf eine zusätzliche Funktion als Fruchtbarkeitsgöttin schließen lässt. In Norditalien wird sie in einer Inschrift mit den Kalenden (Monatserster) des Ianuarius (Januar) in Verbindung gebracht.[2]
Die römischen Truppen übernahmen Epona als Göttin der Pferde und der Reiterei, wobei sie nicht nur als Schutzgöttin der Kavallerie, sondern auch der Wagenführer verehrt wurde. In der Spätantike wurde das Fest der Epona in der Umgebung von Mantua am 18. Dezember begangen. Nach Angaben bei Juvenal (Satiren 8,155–157) und Apuleius (Metamorphosen 3,27,2) wurden Figuren der Göttin in kleinen Schreinen bei Pferdeställen verehrt. Juvenal verspottet die römische Nobilität, weil sie wie Pferdeknechte bei Epona, der „Figur auf stinkenden Stallwänden“, schwören würde; Apuleius erwähnt die Rose als Schmuck der Kultbilder.[3] Minucius Felix (Octavius 28,7) nennt ebenfalls mit Rosen geschmückte Pferde und Esel, die Epona zu Ehren manchmal auch geopfert würden. Auch bei Tertullian (Apologeticum 16,3; Ad nationes 1,11) wird die Göttin genannt.
Als Mutter- und Landesgöttin wird sie in ihrer Funktion als Nothelferin gesehen. Epona wird zwar immer wieder mit der walisischen Göttin Rhiannon verglichen,[4] doch lässt sich ein derartiger Bezug weder anhand der literarischen noch der archäologischen Quellen belegen.[5] Bei Plutarch (mor. 312E) wird die Zeugung Eponas durch die Vereinigung eines misogynen (frauenhassenden) Römers namens Fulvius Stella mit einer Stute erklärt.[3]
In einer künstlichen Höhle in Marquínez einem Ortsteil der Gemeinde Bernedo Álava in der Region Montaña Alavesa in Spanien, gibt es eine Felsgravur, die von einigen Gelehrten als Göttin Epona identifiziert wurde. Das Relief zeigt einen Mann und eine Frau auf dem Pferderücken. Letztere wird als eine Darstellung der Göttin Epona und ersterer als Beter oder Anhänger gedeutet.
Siehe auch
Literatur
- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
- Stéphanie Boucher: Epona. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band V, Zürich/München 1990, S. 985–999.
- Marion Euskirchen: Epona. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 4, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01474-6, Sp. 2.
- Marion Euskirchen: Epona. In: Berichte der Römisch-Germanischen Kommission. Band 74, 1993, S. 607–850.
- Roland Gschlössl: Im Schmelztiegel der Religionen. Göttertausch bei Kelten, Römern und Germanen. von Zabern, Mainz 2006, ISBN 978-3-8053-3655-0, S. 47–59.
- Johann Baptist Keune: Epona. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,1, Stuttgart 1907, Sp. 228–243.
- Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5, S. 114 f.
- Rudolf Peter: Epona. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 1286–1293 (Digitalisat).
Weblinks
- Epona.net – Weiterführende Informationen zu Epona (englisch)
- Informationen zu Epona (spanisch)
Einzelnachweise
- AE 1993, 01370 [3 dea]e(?) Eponae / Reg(inae) pro salu(te) d(omini) / n(ostri) M(arci) Aur(eli) Antonini [Pii] / Fel(icis) Aug(usti) Valerius Ruf(us?) / b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) leg(ionis) / XI Cl(audiae) Anto/ninianae V[3] / Lae(to) II et Ceria[le co(n)s(ulibus)];
CIL I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Epon(a)e Regin(ae) / Genio loci / P(ublius) Bennius Eg/regius mil(es) / coh(ortis) vol(untariorum) adiu[t(or)] / princ(ipis) b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) v(otum) s(olvit); III, 12679
CIL Epon(a)e Regin[ae] / sac[tae] C(aius) III, 077503 / [[S[3]]] leg(atus) / Aug(usti) pr(o) pr(aetore) co(n)s(ularis) / Dac(iarum) III [3] / [6] / [1]V[3]/nus [3]sale / [3]ienti[ - AE 1892, 00083 ] / XIII / XII / XI / [X] / VIIII / VIII / VII / VI / V / IIII / III / pr[id(ie)] // X[V] / XIIII / XIII / XII / XI / X / VIIII / VIII / VII / VI / V / IIII / III / prid(ie) // [II]I Idus [I]u[l(ias)] / Apolli[nar(ia)] / X K(alendas) Aug(ustas) / Neptun[al(ia)] / Idibus Au[g(ustis)] / Diana(e) / X K(alendas) Septem(bres) / Volkanalia / III Idus Decem(bres) / Septimontiu(m) / XVI K(alendas) Ianuar(ias) / Saturnalia / XV K(alendas) Ia[n]uar(ias) / Epon(a)e
- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 526 f.
- Erstmals von Henri Hubert: Le mythe d’Epona. In: Jules Bloch (Hrsg.): Mélanges linguistiques offerts à M. Joseph Vendryes. Librairie Ancienne Edouard Champion, Paris 1925, S. 189–198.
- Gerhard Bauchhenß: Epona – Archäologisches zu einer Gallorömischen Göttin. In: Bernhard Maier, Stefan Zimmer (Hrsg.): 150 Jahre „Mabinogion“ – deutsch-walisische Kulturbeziehungen (= Buchreihe der Zeitschrift für celtische Philologie. Band 19). Niemeyer, Tübingen 2001, S. 11–22, hier bes. 18–22.